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lg-dusseldorf-1984-12-04-4-o-41983
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 419/83
1984-12-04T00:00:00
2019-03-13T15:10:04
2019-03-27T09:42:34
Urteil
ECLI:DE:LGD:1984:1204.4O419.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Beklagte zu 1) wird verurteilt, es bei Meidung ei-nes vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,-- DM &#8211; ersatzweise Ordnungshaft &#8211; oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, im Fall mehrfacher Zuwiderhandlung bis zu 2 Jahren zu unterlassen,Herbizide, die N-Phosphonomethylglycin in Form des Trimethylsulfonium-Salzes enthalten im Inland, einschlie&#223;lich in Feldversuchen, gewerbsm&#228;&#223;ig zu gebrauchen.II. Im &#252;brigen wird die Klage gegen den Beklagten zu 1) abgewiesen.III. Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlussurteil vorbehalten.IV. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 750.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicherheit kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p> <p>[i]</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist eingetragene und alleinberechtigte </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3 -</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Inhaberin des deutschen Patentes X (im folgenden Klagepatent I) betreffend die Verwendung von N-Phosphonomethylglycin und dessen Salze als Herbizide.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieses Patent ist unter Inanspruchnahme amerikanischer Pri&#173;orit&#228;ten vom 1o. M&#228;rz 1971 und 9. August 1971 am 22. Oktober 1971 angemeldet worden. Nach Pr&#252;fung ist die Patentanmeldung am 25. Juli 1974 bekanntgemacht worden und hat anschlie&#223;end zur Erteilung des Patentes gef&#252;hrt. Ausgabetag der Patent&#173;schrift ist der 31. Oktober 1979 (vgl. Anlage 2). Das Patent ist in Kraft.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Klagepatents I ist die Verwendung von</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">N - Phosphonomethylglycin,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">das als solches aus der US-PS X bekannt war (vgl. An&#173;lage 3)j und dessen Salze als Herbizide.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ben erfindungsgem&#228;&#223;en Herbiziden kommt einerseits die vorteil&#173;hafte Eigenschaft zu, ein breites Spektrum von einj&#228;hrigen und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">perennierenden Unkr&#228;utern durch Vernichtung der Wurzeln und des gesamten Blattwerkes wirksam zu erfassen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Andererseits werden diese Herbizide beim Kontakt mit dem Erd&#173;reich schnell inaktiviert, so da&#223; es m&#246;glich wird, sie im we&#173;sentlichen gleichzeitig mit dem Ausbringen der Saat anzuwenden. Hinzukommt ihre niedrige Toxizit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten dieses Verwendungspatents wird auf die als Anlage 2 &#252;berreichte Patentschrift verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der einzige Schutzanspruch des Klagepatents I hat folgenden</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">- 4 -</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das weitere Klagepatent X (im nachfolgenden Klagepatent II) ist f&#252;r die Kl&#228;gerin unter Inanspruchnahme der zum Klagepatent I erw&#228;hnten Priorit&#228;ten am gleichen Anmeldetag angemeldet worden. Diese Patentanmeldung ist am 15. M&#228;rz 1979 bekanntgemacht worden und hat anschlie&#223;end zur Erteilung des Patents gef&#252;hrt. Die Patentschrift ist am 31. Oktober 1979 ausgegeben worden (vgl. Anlage 5). Auch dieses Patent ist in Kraft.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei dem Klagepatent II handelt es sich um ein Stoffpatent. Gesch&#252;tzt werden N-Phosphonomethyl-Derivate und deren Salze.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die beiden Schutzanspr&#252;che geben die Lehr dieses Patentes wie folgt wieder:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5 &#8211;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6 -</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">X</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten dieses Patentes wird auf die als Anlage 5 &#252;berreichte Patentschrift verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 3) befa&#223;t sich mit der Herstellung und dem Vertrieb eines Herbizides, da&#223; sie mit X bezeichnet und unter anderem in England schon auf den Markt gebracht hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit <strong>diesem </strong>Herbizid hat der Beklagte zu 1), der bei der nicht am Rechtsstreit beteiligten Firma X, Genf, im Bereich "Research und Development" t&#228;tig ist, in den Jahren 1982 und 1983 in der Bundesrepublik Deutschland Feldversuche durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 2) ist eine - weitere - europ&#228;ische Tochterge&#173;sellschaft der Beklagten zu 3).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Herbizid der Beklagten zu 3) ist ein Trimethylsulfoniumsalz des von den Beklagten kurz als "PMG" und von der Kl&#228;gerin als "Glyphosat" bezeichneten N-Phosphonomethylglycins. Es enth&#228;lt in w&#228;ssriger L&#246;sung die N-Phosphonomethylglycin-Anionen in Gegen&#173;wart von Trimethylsulfonium-Kationen. Zudem sind organische </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7 -</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ammaonium-Kationen anwesend.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen der n&#228;heren Einzelheiten insbesondere seiner Wirkungs&#173;weise wird auf die von der Kl&#228;gerin mit &#220;bersetzung vorgeleg&#173;ten Kanisteretiketten des in England schon auf dem Markt be&#173;findlichen Herbizids der Beklagten zu 3) verwiesen (vgl. An&#173;lagen 7a.7b).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, da&#223; durch die Feldversuche, die der Beklagte zu 1) f&#252;r die Beklagten zu 2) und 3) durchgef&#252;ht habe, beide Klagepatente - vorrangig das Verwendungspatent -verletzt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Da die Feldversuche zur Einf&#252;hrung des Herbizids der Beklagten auf dem deutschen Markt erfolgt seien, komme ihnen patentver-letzender Charakter zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Herbizid der Beklagten zu 3) sei den in den Klagepatenten genannten Verbindungen glatt aequivalent. Tr&#228;ger der herbizi-den Wirkungen seien bei diesem Herbizid ebenso wie bei den in den Schutzanspr&#252;chen angef&#252;hrten die N-Phosphonomethylglycin-Anionezio. Welche Kationen zur Bildung wasserl&#246;slicher Salze verwendet w&#252;rden, sei f&#252;r die herbizide Wirkung unerheblich, so da&#223; auch die Verwendung von Trimethylsulfonium-Kationen in aequivalenter Weise vom Schutzgegenstand der Klagepatente Ge&#173;brauch mache.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte zu 1) die Feldversuche im Inland unstreitig f&#252;r die im Ausland ans&#228;ssige Firma X verantwortlich durchgef&#252;hrt hat, ist er nach Auffassung der Kl&#228;gerin auch passivlegitimiert, weil er die patentverletzenden Handlungen eigenverantwortlich begangen habe.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">- mit der in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung eingef&#252;hrten Ma&#223;gabe, aa&#223; sich die Antr&#228;ge gegen den Beklagten zu 1) nur auf das gewerbsm&#228;&#223;ige Gebrauchen beziehen -</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">I. Die Beklagten zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">1. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 8 -</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Zuwiderhandlung f&#228;llig werdenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,&#8212; DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, oder einer Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, im Falle mehrfacher Zuwiderhandlung bis zu 2 Jahren zu unterlassen</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Herbizide, die N-Phosphonomethylglycin in Form des Trimethylsulfonium-Salzes enthalten, zur Verwendung im Inland gewerbsm&#228;&#223;ig feilzuhalten oder in den Verkehr zu bringen oder im Inland, einschlie&#223;lich in Feldversuchen, gewerbsm&#228;&#223;ig zu gebrauchen;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">2. der Kl&#228;gerin &#252;ber den Umfang der unter Ziffer I, 1 beschriebenen Handlungen Rechnung zu legen, und zwar unter Angabe der einzelnen Lieferungen unter Nennung der Liefermengen, Typenbezeichnungen, Lieferpreise und Abnehmer und unter Angabe der Angebote unter Nennung der Angebotsmengen, Typen&#173;bezeichnungen, Angebotspreise, Angebotszeiten und Angebotsempf&#228;nger und unter Angabe der Benutzungshandlungen unter Nennung der Benutzungsmengen, Typenbezeichnungen und Benutzungszeitr&#228;ume, wobei den Beklagten hinsichtlich der Nennung der Ab&#173;nehmer und Angebotsempf&#228;nger ein Wirtschaftspr&#252;fervorbeh&#228;lt einger&#228;umt werden mag;</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">II. festzustellen, da&#223; die Beklagten verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der dieser</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">durch die unter Ziffer I, 1 beschriebenen Handlungen entstanden ist und noch entsteht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">ihnen im Fall der Verurteilung zur Rechnungslegung</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">den &#252;blichen Wirtschaftspr&#252;fervorbehalt einzur&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 9 &#8211;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen beantragen sie</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">den Rechtsstreit bis zur rechtskr&#228;ftigen Erle&#173;digung der gegen die Klagepatente X und X erhobenen Nichtigkeitsklagen auszusetzen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">den Aussetzungsantrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind der Ansicht, da&#223; die Feldversuche keine patentverletzende Handlung iSd &#167; 6 PatG 1968 darstellten. Sie seien lediglich zur Erprobung der Wirksamkeit des Herbi&#173;zids in der Bundesrepublik Deutschland durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zudem bestreiten die Beklagten vorsorglich die von der Kl&#228;&#173;gerin behauptete Aequivalenz des Trimethylsulfoniumsalzes des N-Phosphonomethylglycins (PMG) mit den gesch&#252;tzten Verbindungen. Wie sich insbesondere aus der von ihnen eingeholten und vorge&#173;legten gutachtlichen Stellungnahme des X Institut f&#252;r Anorganische Chemie der X in Frankfurt ergebe, lag diese Derivatisierung der patentrechtlich gesch&#252;tzten Verbindungen nicht auf der Hand (vgl. Anlage B 13)</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wegen der wirksamen Beschr&#228;nkung der Klagepatente k&#246;nne sich die Kl&#228;gerin ohnehin nicht auf eine aequivalente Verletzung berufen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem sei der Beklagte zu 1), der lediglich als Angestellte die Versuche durchgef&#252;hrt habe, nicht passivlegitimiert. Es sei kein sch&#252;tzenswertes Interesse der Kl&#228;gerin an seiner Verurteilung erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Zumindest aber fehle dem Schadensersatzbegehren die Berechti&#173;gung, da die Kl&#228;gerin nicht vorgetragen habe, woraus sich die erforderliche Wahrscheinlichkeit eines Schadens ergebe.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Durch Bezugnahme auf die von der Beklagten zu 3) gegen beide Klagepatente erhobenen Nichtigkeitsklagen vom 2. Oktober 1984 (Anlagen B1, B11 mit Anlagen B2 bis B10) begr&#252;nden die Beklagt ihren Aussetzungsantrag.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 10 -</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin h&#228;lt diese Nichtigkeitsklage f&#252;r nicht erfolg&#173;versprechend, da sie im wesentlichen auf im Erteilungsverfah&#173;ren schon eingehend ber&#252;cksichtigte Einwendungen gest&#252;tzt werde.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den m&#252;ndlich vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze nebst &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde :</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Klage gegen den Beklagten zu 1) war entscheidungsreif, insoweit konnte daher ein (Teilurteil gem&#228;&#223; &#167; 301 ZPO ergehen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Klage nur zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht gegen&#252;ber dem Beklagten zu 1) der auf Ver&#173;letzung der Klagepatente gest&#252;tzte Anspruch auf Unterlassung gewerbsm&#228;&#223;igen Gebrauchs gem&#228;&#223; &#167;&#167; 47, 6 PatG 1968 zu.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die begehrte Peststellung des Schadensersatzanspruchs konnte nicht erfolgen, so da&#223; die Klage gegen den Beklagten zu 1) insoweit und hinsichtlich des Rechnungslegungsanspruchs abzu&#173;weisen war.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Eine Aussetzung im Hinblick auf die gegen die Klagepatente anh&#228;ngigen Nichtigkeitsklagen kam nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann von dem Beklagten zu 1) gem&#228;&#223; &#167;&#167; 47, 6 PatG 1968 verlangen, da&#223; er es unterl&#228;&#223;t, Herbizide, die N-Phosphonomethylglyoin in Form des Trimethylsulfoniumsalzes enthalten, im Inland gewerbsm&#228;&#223;ig zu gebrauchen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">1. Die von dem Beklagten zu 1) in der Bundesrepublik Deutsch&#173;land mit dem Herbizid X durchgef&#252;hrten Feldversuche stellen Benutzungshandlungen dar, die gem&#228;&#223; &#167; 6 PatG 1968</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 11 -</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">dem Patentinhaber vorbehalten sind und die daher geeignet sind patentverletzend zu wirken.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber k&#246;nnen sich die Beklagten nicht mit Erfolg darauf berufen, die Feldversuche seien lediglich aus Forschungs- und Versuchsgr&#252;nden durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Da die Anmeldung der Klagepatente vor 1981 erfolgte, richtet sich die Beurteilung der Rechtslage insofern nach &#167; 6 PatG 1968 Eine Anwendung von &#167; 11 Nr. 2 PatG 1981 kommt schon deshalb nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">a) In &#167; 6 PatG 1968 wird dem Schutzrechtsinhaber der gewerbs&#173;m&#228;&#223;ige Gebrauch seiner Erfindung vorbehalten. Unter Gebrauchen ist insofern die bestimmungsgem&#228;&#223;e Verwendung eines Gegenstandes oder Stoffes bzw. die Anwendung eines Ver&#173;fahrens zu verstehen (vgl. Klauer-M&#246;hring, Patentrechtskommen&#173;tar, 3. Auflage, &#167; 6 Rdnr. 113).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Bei den Feldversuchen ist das Herbizid X nach dem eige&#173;nen Vortrag der Beklagten bestimmungsgem&#228;&#223; als Pflanzenschutz&#173;mittel eingesetzt worden.,</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Auch der eingehenden Schilderung der 14 Kleinparzellenversuche des Jahres 1982 und der 9 weiteren Versuche des Jahres 1983, die &#252;berwiegend wiederum auf Kleinparzellen vorgenommen wurden lassen sich keine Umst&#228;nde entnehmen, die eine gegenteilige Annahme rechtfertigen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Das in England schon auf dem Markt befindliche Herbizid X wurde nach Darstellung der Beklagten in verschiedenen Aufwandsmengen bei den Kleinparzellenversuchen mit Hilfe von R&#252;cken&#173;spritzen und bei den Gro&#223;fl&#228;chenversuchen unter ausdr&#252;cklich als praxisgerecht bezeichneten Bedingungen mit Hilfe eines Traktors und einer 12 m langen Spritze aufgebracht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Auch wenn die Aufbringung des Herbizids durch Handspritzen in der Praxis un&#252;blich sein sollte, was allerdings keine der Parteien explizit&#160; behauptet hat, &#228;ndert dies nichts daran, da&#223; auch dann ein Einsatz als Pflanzenschutzmittel und damit ein bestimmungsgem&#228;&#223;er Gebrauch vorliegt?</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 12 -</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Aus entsprechenden Gr&#252;nden kann auch die Gr&#246;&#223;e der "bearbeiteten" Fl&#228;che nicht von einer entscheidender Bedeutung sein.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Gro&#223;fl&#228;chenversuche des Jahres 1983 haben die Be&#173;klagten selbst darauf hingewiesen, da&#223; sie unter Praxisbedin&#173;gungen durchgef&#252;hrt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Da die Feldversuche einen bestimmungsgem&#228;&#223;en Gebrauch des Herbizids zum Gegenstand hatten, liegt die f&#252;r eine Patent&#173;verletzung erforderliche Benutzungshandlung in Form des Ge-brauchmachens vor.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">All dies zeigt, da&#223; der Versuchscharakter als solcher f&#252;r die rechtliche Einordnung nicht von ausschlaggebender Bedeutung ist. <strong>Entscheidend </strong>ist im vorliegenden Fall, da&#223; die Feldver&#173;suche zu einer bestimmungsgem&#228;&#223;en Anwendung und damit zu einer Benutzung iSv &#167; 6 PatG 1968 f&#252;hrten.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">b) Diese Benutzung erfolgte auch gewerbsm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Folgt man der von Klauer-M&#246;hring mit &#252;berzeugenden Argumenten begr&#252;ndeten Ansicht (vgl. aaO &#167; 6 Rdnr. 143), so ergibt sich dies <strong>allein schon </strong>daraus, da&#223; die Feldversuche Benutzungshand&#173;lungen i.S.v. &#167; 6 PatG 1968 darstellten und nicht f&#252;r private Studienzwecke durchgef&#252;hrt wurden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Es kann jedoch offenbleiben, ob dieser Ansicht vor der <strong>bei&#173;spielsweise </strong>von Benkard (vgl. Patentgesetz, 6. <strong>Auflage, </strong>&#167; 6 PatG Rdnr. 24) vertretenen Auffassung grunds&#228;tzlich der Vor&#173;rang zu geben ist. Auch nach der letztgenannten Meinung sind die <strong>Feldversuche </strong>als gewerbsm&#228;&#223;ige Benutzungshandlungen einzu&#173;ordnen, da sie danach nur dann nicht als patent verletzend an&#173;zusehen w&#228;ren, wenn sie ausschlie&#223;lich erfolgten um festzustellen, ob die Erfindung &#252;berhaupt funktioniert (vgl. insoweit auch RG GRUR 33, 292, 294 f., LG Mannheim GRUR 53, 33).</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Da&#223; X &#252;berhaupt herbizide Wirkung hat, war bekannt. Schlie&#223;lich ist es von der Beklagten zu 3) bereits 1977 ent&#173;wickelt, am 4. Dezember 1980 in den USA und am 18. September 1981 beim Europ&#228;ischen Patentamt (vgl. Anlage 8) unter genauer</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 13 -</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Beschreibung der herbiziden Wirkung zum Patent angemeldet worden.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Vor der Einf&#252;hrung in England im August 1983 waren eine ent&#173;sprechende Erprobung und amtliche Zulassung erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die Feldversuche in der Bundesrepublik dienten daher nach dem Vortrag der Beklagten dazu, die genauen Aufwandsmengen, Konzentrationen und Anwendungsbereiche f&#252;r das Inland zu ermitteln. Damit kann nicht mehr die Rede davon sein, da&#223; die Tauglichkeit <u>als solche</u> versuchsweise gepr&#252;ft werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Auch aus allgemeinen Erw&#228;gungen lie&#223;e es sich nicht rechtfertigen, Feldversuche der vorliegenden Art aus dem Bereich des ge&#173;werbsm&#228;&#223;igen Gebrauchs i.S.v. &#167; 6 PatG 1968 herauszunehmen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Mit Hilfe des Patentrechts soll der Patentinhaber als Erfinder</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">mit einem zeitlich befristeten Ausschlie&#223;lichkeitsrecht an seiner Erfindung belohnt werden, damit er sich durch einen rechtlich abgesicherten Vorsprung vor seinen Mitbewerbern eine Gewinn verschaffen kann (vgl. Benkard, Patentgesetz, 7. Auflage Einleitung I Rdnr. 1a).</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Eine nichtgewerbsm&#228;&#223;ige Benutzung durch einen Dritten, der als kein Mitbewerber ist, kann diesem Ausschlie&#223;lichkeitsrecht den gem&#228;&#223; nicht unterfallen.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus mag es in den F&#228;llen, in denen der Patentschutz zu einer Verhinderung von Forschung und damit von neuen Erfin&#173;dungen f&#252;hren kann, aus diesem Gesichtspunkt gerechtfertigt erscheinen, das Ausschlie&#223;lichkeitsrecht des Patentinhabers insofern einzuschr&#228;nken (vgl. Benkard aaO 6. Aufl. &#167; 6 Rdnr.<em>24). </em>Aus dem oben Gesagten folgt jedoch ohne weiteres, da&#223; die ge&#173;schilderten Feldversuche dieser Kategorie nicht zugeordnet werden k&#246;nnen. Vielmehr hat hier ein Mitbewerber - wenn auch im Versuchen - von einer Erfindung bestimmungsgem&#228;&#223; und gewerbs&#173;m&#228;&#223;ig - also grunds&#228;tzlich patentverletzend - Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Dem steht auch die von Beklagtenseite herangezogene Recht-</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 14 -</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">sprechung des BGH zu &#167; 7 PatG 1968 nicht entgegen. </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Europareise-Entscheidung (vgl. BGH GRU&#223; 1969, 35, 36/37) befa&#223;t sich in dem zitierten Teil mit "Veranstaltungen" iSv. &#167; 7 PatG 1968. F&#252;r derartige Handlungen, die gerade noch nicht den Tatbestand einer Benutzungshandlung i.S.v. &#167; 6 PatG 1968 erf&#252;llen, sondern als Vorbereitungshandlung f&#252;r eine Benutzung aufzufassen sind, wird ausgef&#252;hrt, da&#223; sie dann noch nicht ge&#173;eignet sind, ein Vorbenutzungsrecht zu begr&#252;nden, wenn sie erst Klarheit dar&#252;ber schaffen sollen, ob die Erfindung im Inland gewerblich genutzt werden soll.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Da die Veranstaltungen i.S.v. &#167; 7 PatG 1968 im Vorbereitungs&#173;bereich eigentlicher Benutzungshandlungen liegen, kann diese Rechtsprechung jedoch nicht auf die F&#228;lle &#252;bertragen werden,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">in denen schon eine "echte" Benutzung iSv &#167; 6 PatG 1968 gege&#173;ben ist.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch unter weiterer Ber&#252;cksichtigung der Taxilan-Entscheidung (vgl. BGH GRUR 1964, 20 = BGHZ 39, 389 ff).</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Entgegen des Auffassung der Beklagten sind die vom Be&#173;klagten zu 1) durchgef&#252;hrten Feldversuche gerade nicht den in dieser Entscheidung unter dem Gesichtspunkt der Veranstaltungen i.S.v. &#167; 7 PatG 1968 er&#246;rterten Tierversuchen bei medizinische Produkten gleichzustellen. Diese Feldversuche erscheinen, eben weil bei ihnen das Herbizid schon bestimmungsgem&#228;&#223; verwendet wird, eher der klinischen Erprobung von Medikamenten am Men&#173;schen vergleichbar. Bei den Tierversuchen liegt eben noch kein bestimmungsgem&#228;&#223;er Gebrauch des f&#252;r Menschen entwickelten Medikaments vor.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">2. Da der Beklagte zu 1) eine gem&#228;&#223; &#167; 6 PatG 1968 allein dem Patentinhaber vorbehaltene Benutzungshandlung verwirklicht hat ist er auch pers&#246;nlich dem aus dieser Patent Verletzung sich</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">ergebenden Unterlassungsanspruch der Kl&#228;gerin ausgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Bei Patentverletzungen wird ebensowenig wie sonst im allgemei&#173;nen Recht der unerlaubten Handlungen danach differenziert, ob eine Verletzungshandlung im eigenen oder fremden Namen, auf Weisung oder auf eigene Entscheidung erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 15 -</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die Weisung durch einen Dritten nimmt der unmittelbaren Benutzungshandlung nicht den patentverletzenden Charakter, &#167; 47 PatG 1968 stellt ebenso wie &#167; 139 PatG 1981 allein auf die patentverletzende T&#228;tigkeit als solche ab (vgl. Benkard, PatG, <em>7.&#160; </em>Auflage, &#167; 139 Rdnr. 23, a.A. Reimer, PatG, 3. Auf&#173;lage &#167; 47 Rdnr. 73).</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Es sind F&#228;lle denkbar, in denen die Inanspruchnahme eines die Zusammenh&#228;nge nicht &#252;bersehenden, untergeordneten Angestellte oder Arbeiters rechtsmi&#223;br&#228;uchlich erscheinen kann und von da her abzulehnen sein d&#252;rfte. Grunds&#228;tzlich mu&#223; sich der Patent inhaber - zumindest mit dem Unterlassungsbegehren - jedoch gegen denjenigen zur Wehr setzen k&#246;nnen&#171; der das gesch&#252;tzte Recht durch seine Handlung verletzt, auch wenn er nicht auf eigenen Entschlu&#223; und/oder ohne die Rechtslage zu &#252;berblicken handelt (vgl. Benkard PatG, 7. Auflage, &#167; 139 Rdnr. 23; Klaue: M&#246;hring, PatG, 3. Auflage &#167; 47 Rdnr. 10).</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Von einer rechtsmi&#223;br&#228;uchlichen Inanspruchnahme des Beklagten zu 1) kann nicht ausgegangen werden. Zum einen haben die Be&#173;klagten nicht bestritten, da&#223; er f&#252;r die oben schon erw&#228;hnte Tochterfirma der Beklagten zu 3), die Firma X in Genf, leitend t&#228;tig ist. Gesch&#228;ftsgegenstand dieses Unternehmens ist die Vornahme aller Dienstleistungen f&#252;r die Beklagte zu 3), insbesondere auf dem Gebiet der Patente und Lizenzen und der Forschung und Entwicklung (vgl. Anlage 13 mit &#220;bersetzung Bl. 96 G.A.)</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Nach dem gegenw&#228;rtigen Sachstand kommt bisher nur Begr&#252;ndung einer etwaigen patent verletz enden Handlung der Beklagten zu <em>2) </em>und 3) zudem nur das T&#228;tigwerden des Beklagten zu 1) in Betracht. Unter diesen Umst&#228;nden ist &#228;hnlich wie in dem durch das Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf entschiedenen Fall "Inlandsvertreten (GEUR 1978, S. 588) ein hinreichendes schutzw&#252;rdiges Interesse der Kl&#228;gerin anzuerkennen, gegen den im Inland ans&#228;ssigen Be&#173;klagten zu 1) direkt und nicht nur, falls die entsprechende Klage begr&#252;ndet sein sollte, gegen die im Ausland residierenden Be&#173;klagten zu 2) und 3) vorgehen zu k&#246;nnen, um sich insofern die</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 16 -</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">M&#246;glichkeit einer unproblematischen Zwangsvollstreckung offenzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Das von dem Beklagten zu 1) bei seinen Feldversuchen eingesetzte Herbizid X f&#228;llt Jedenfalls unter den Schutz des Klage&#173;patents I (D-PS X - Verwendungspatent), wie noch auszuf&#252;hren ist. Da die gegen&#252;ber dem Beklagten zu 1) geltend gemachten Anspr&#252;che schon auf Grund des Verwendungspatents gerechtfertigt sind, bedarf es einer Er&#246;rterung des zweiten Klagepatents nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung nach dem Klagepatent I betrifft die Verbindung von N-Phosphonomethylglycinen und deren Salze als Herbizide mit breitem Wirkungsspektrum. Diese Verbindungen sind im Patentanspruch durch die dort angegebene allgemeine Formel beschrieben. Die in der Formel mit R, R1 und R2 bezeichneten Reste k&#246;nnen die im Patentanspruch im einzelnen angegebenen Bedeutungen haben.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus den Erl&#228;uterungen ergibt (vgl. Anlage 2, Spalte <em>2 </em>Zeilen 65 ff), war das N-Phosphonomethylglycin bereits aus der US-PS X (vgl. Anlage 3 mit auszugsweiser &#220;bersetzung) bekannt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung besteht in der Erkenntnis der als besonders vor&#173;teilhaft geschilderten herbiziden Wirkung des N-Phosphonometh: glycius und seiner im Patent erw&#228;hnten Derivate (vgl. z.B. Spalte te 3, Zeile 65 <em>ff </em>bis Spalte 4, Zeile 6 J, Spalte 13 Zeile 49 ff bis Spalte 16 Z. 38 sowie die Tabellen I, II, III, IV). Zusam&#173;menfassend sind diese Vorteile schon im Tatbestand erw&#228;hnt worden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die durch den Patentanspruch erfa&#223;ten Verbindungen k&#246;nnen - ausgehend von der allgemeinen Formel - folgenderma&#223;en eingeteilt werden.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">In der 1. Alternative wird N-Phosphonomethylglycin als sogenannte freie S&#228;ure erfa&#223;t. Die Reste R, R1, R2 haben </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 17 -</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">dabei die Bedeutung OH.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Bildhaft l&#228;&#223;t sich die Formel dieser Verbindung wie folgt darstellen:</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">O&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; O</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">"&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">HO &#8211; C &#8211; CH2 &#8211; N &#8211; CH2 &#8211; P &#8211; O &#8211; H &#8211;</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">"</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">OH</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Die n&#228;chste Alternative betrifft sogenannte Amide, die erfindungsgem&#228;&#223; die L&#246;slichkeit des Herbizids verbessern sollen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Da sie &#8211; ebenso wie die Erster der 2. Alternative &#8211; f&#252;r den Rechtsstreit ohne ausschlaggebende Bedeutung sind, wird insoweit von einer n&#228;heren Erl&#228;uterung abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist vielmehr die Gruppe der Salze bei denen eines oder mehrere der Substituenten R, R1 und R2 statt OH die Bedeutung OR6 haben.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Dabei werden im Patentanspruch im einzelnen die Metalle genannt, die den Rest R6 bilden sollen (vgl. Spalte 1 Zeile 34 bis 44). Unter diese Gruppe der Salze f&#228;llt beispielsweise das Trimethylamemoniumsalz des N-Phosphonothylglycins mit der Formel:</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">O&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; O</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">"&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">HO &#8211; C &#8211; CH2 &#8211; N &#8211; CH2&#8211; P &#8211; O &#8211; NHR3 &#8211;</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">"</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">OH</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von der allgemeinen Formel des Patentanspruchs ist R durch OH, R1 durch OH und R2 durch NHR3, ersetzt, wobei in NHR3, dieses "R" das dreifach vertretene Methyl CH3, bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 18-</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der freien S&#228;ure haben die Salze den Vorteil h&#246;here Wasserl&#246;slichkeit (Anlage 2 Spalte 3 Zeile 4- ff). Dabei wird als &#252;berraschend hervorgehoben, da&#223; diese und die anderen im Patentanspruch erfa&#223;ten Verbindungen dieselbe hohe herbizide Wirkung wie der Ausgangsstoff selbst zeigen (vgl. Anlage 2 Spalte 3, Zeile 16 - 20).</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Das Herbizid X verletzt das Klagepatent I, da es in aequivalenter Weise von der Lehre seines Schutzanspruchs Gebrauch macht.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Unstreitig enth&#228;lt das Herbizid SC X als wesentlichen wir samen Bestandteil ein Trisulfoniumsalz des N-Phosphonomethylglycius in w&#228;&#223;riger L&#246;sung. Dessen Formel l&#228;&#223;t sich wie folgt darstellen;</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">O&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; H&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; O</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">"&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; "</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">HO - C - CH2 - N - CH2 - P - 0&#160;&#160;&#160; NHR3</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">OH</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Auch hier ist <em>R&#160; </em>&#171; Methyl &#8211; CH3, so da&#223; das Kation vollst&#228;ndig mit</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks"><img alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." src="http://lvn-itp-105.lds.nrw.de:8880/nrwe/Dateien/30315B7A83C6FDE372E686B4154F659B.4%20O%20419_83.doc.001.png" width="77" height="84" /> </p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">wiedergegeben werden kann.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Dieses Trisulfoniumsalz des N-Phosphonomethylglycins ist den in den Klagepatenten genannten Salzen des N-Phosphonomethyl&#173;glycins aequivalent.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Es ist unstreitig, dea&#223; diesem in dem Herbizid X schon auf den Markt gebrachten Salz die gleiche herbizide Wirkung zukommt wie den von dem Klagepatent I schon nach dem Wortlaut seines Patentanspruchs unmittelbar erfa&#223;ten Salzen. Auch von Beklagtenseite ist nicht substantiiert bestritten worden, da&#223; diese herbizide Wirkung, die im einzelnen auf den Etiketten der in England vertriebenen 5 l Kanister beschrieben wird (vgl. Anlagen 7a, 7b) auf dem ionisierten N-Phosphonomethylglycin beruht.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 19 -</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Die Verwendung des Trisulfoniumsalzes des N-Phosphonomethylglycins statt der im Patentanspruch und den Erl&#228;uterungen ausdr&#252;clich genannten Salze dieser Verbindung konnte von dem Fachmam den Kenntnissen im Priorit&#228;tszeitpunkt dem Inhalt des Patents als naheliegend entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">In der Erl&#228;uterung wird die bis dahin nicht erkannte herbi-zide Wirkung des an sich bekannten N-Phosphonomethylglycins offenbart (vgl. insbes. Anlage 2 Sp 2 Z. 65 ff bis Sp. 3 Z.4)</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Im unmittelbaren Anschlu&#223; daran wird hervorgehoben, da&#223; diese Verbindung relativ unl&#246;slich ist (vgl. Sp. 2 Z. <em>M- </em>ff) und da&#173;her f&#252;r handels&#252;bliche Zubereitungen nicht so gut geeignet is1 wie viele seiner Derivate.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Damit wird die Aufmerksamkeit des Fachmanns in verst&#228;rktem Ma&#223;e wegen ihrer erh&#246;hten Wasserl&#246;slichkeit und der dadurch erreichten verbesserten Einsatzm&#246;glichkeiten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf diese Derivate gelenkt.</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Weiterhin wird dann ausdr&#252;cklich betont, da&#223; "&#252;berraschender&#173;weise" die zuvor genannten Derivate aber auch "andere Verbin&#173;dungen, die von der allgemeinen Formel umfa&#223;t werden", nicht nur wasserl&#246;slich sind, sondern auch die gleiche hohe herbizi Wirkung zeigen wie das weniger l&#246;sliche N-Phosphonomethylglycin selbst.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Da der Fachmann wei&#223;, da&#223; Salze in w&#228;ssriger L&#246;sung dissoziieren, sich also in frei in der w&#228;ssrigen L&#246;sung schwimmende Anionen und Kationen trennen, wird ihm damit zugleich offenbart, da&#223; Tr&#228;ger der eigentlichen herbiziden Wirkung das in der all gemeinten Formel erfa&#223;te N-Phosphonomethylglycin - und zwar bei den gel&#246;sten Salzen als Anion - ist.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Dabei ist der Patentschrift weiterhin zu entnehmen, da&#223; die in der 4. Gruppe des Patentanspruches genannten Salze von den bevorzugt verwendeten erfindungsgem&#228;&#223;en Verbindungen ihrerseits als besonders vorteilhaft angesehen werden (vgl. </p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 20 -</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Spalte 2 Z. 43 ff), wobei in diesem Zusammenhang ausdr&#252;cklich erw&#228;hnt wird, da&#223; der "Salzbildner" ein Kation ist.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Weiterhin war es f&#252;r den Fachmann unter diesen Umst&#228;nden auch naheliegend, statt der erw&#228;hnten Salze das nicht genannte Trifoniumsalz zu verwenden.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Die Patentschrift f&#252;hrt nicht alle &#252;berhaupt denkbaren Salz&#173;bildner auf. Von den theoretisch zus&#228;tzlich in Betracht kom&#173;menden Metallen scheiden aber die meisten entweder wegen ihrer toxischen bzw. strahlenden Wirkung oder aber - wie z.B. die Edelmetalle - auf Grund von Wirtschaftslichkeits&#252;berlegungen aus.</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Das nicht genannte Metall Schwefel unterliegt diesen Bedenken jedoch nicht.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; nicht alle grunds&#228;tzlich in Betracht kom&#173;menden Salze im Patentanspruch aufgef&#252;hrt sind, ergeben sich aus den Erl&#228;uterungen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; bei Ver&#173;wendung eines Schwefelsalzes die herbizide Wirkung nicht ein&#173;treten k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Die schon zitierte Stelle (vgl. Spalte 3 Z. 16 ff), in der die &#220;berraschung &#252;ber die Gleichwirkung anderer Verbindungen, die</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">von der allgemeinen Formel erfa&#223;t werden, deutlich wird, lenkt den Blick vielmehr eher darauf, da&#223; auch andere als die aus&#173;dr&#252;cklich genannten Verbindungen eben diese herbizide Wirkung haben durften, sofern es sich um den im Patentanspruch aus&#173;dr&#252;cklich erfa&#223;ten Verbindungen &#228;hnlich Derivate des N-Phosphonomethylglycins handelt.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen konnte auch kein aus chemischen &#220;berlegungen er&#173;wachsendes Vorurteil gegen die Verwendung des Trisulfonium-salzes festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">So hat der von den Beklagten beauftragte Sachverst&#228;ndige in seiner gutachtlichen Stellungnahme, die sich die Kl&#228;gerin insofern in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu eigen gemacht hat, ausgef&#252;hrt, da&#223; die Sulfonium-Ionen sich bez&#252;glich der L&#246;s&#173;lichkeit ihrer Salze regelm&#228;&#223;ig sehr &#228;hnlich verhalten wie die im Patent u.a. als Salzbildner erw&#228;hnten Ammonium-Ionen (vgl. </p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 21 -</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Anlage B 13 S. 2).</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Da der Fachmann nach dem oben Gesagten den Salzbildner vor&#173;rangig gerade unter dem Gesichtspunkt der L&#246;slichkeit ausw&#228;h&#173;len und beurteilen mu&#223;te, spricht dies daf&#252;r, die Verwendung eines Trisulfoniumsalzes als naheliegend zu betrachten. Zudem hat Prof. Dr. X erw&#228;hnt, da&#223; die oben genannten Ionen auch valenzelektronisch analog sind, so da&#223; auch von daher kein Vorurteil gegen das Trisulfoniumsalz begr&#252;ndet erscheint.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Soweit er im weiteren auf die unterschiedliche Molek&#252;lgeometrie hinweist, ist dies nicht geeignet, die Kammer von einen das Naheliegen ausschlie&#223;enden Vorurteil zu &#252;berzeugen, da er lediglich die <u>abstrakte</u> M&#246;glichkeit unterschiedlicher chemi&#173;scher Eigenschaften allgemein aufzeigt, ohne darzulegen, wieso der Fachmann diese gerade bei der Verbindung mit N-Phosphono-methylglycin erwarten k&#246;nnte und weshalb er ausgerechnet die herbiziden Wirkungen des N-Phosphonomethylglycin-Kations da&#173;durch in erheblichem Umfang gef&#228;hrdet oder gar ausgeschlossen sehen sollte.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r seinen Hinweis auf die "v&#246;llig anders&#173;artige physiologische Wirkung" von Schwefel-Verbindungen gegen&#173;&#252;ber denjenigen der Stickstoffverbindungen.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Auch hier fehlt eine Konkretisierung im Hinblick auf die ent&#173;scheidende herbizide Wirkung des erfindungsgem&#228;&#223;en Kations.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Da der Patentschrift nicht zu entnehmen ist, da&#223; es auf ein irgendwie geartetes S&#228;re/Base Gleichgewicht f&#252;r diese Wirkung ankommt, erscheinen auch die &#220;berlegungen zum etwaigen Fehlen dieses Gleichgewichts beim Trisulfoniumsalz nicht geeignet, ein Vorurteil gegen dieses Salz zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Lediglich erg&#228;nzend sei in diesem Zusammenhang noch darauf hin&#173;gewiesen, da&#223; es der Feststellung der Aequivalenz auch nicht entgegenst&#252;nde, wenn der Fachmann die erforderlichen Kenntnisse erst &#252;ber einfache, erfinderische &#220;berlegungen nicht vorausset&#173;zende Versuche gewinnt (vgl. Benkard PatG, 7. Auflage, &#167; 14 Rdnr 131 m.w.ff.), so da&#223; auch dies dem gewonnenen Ergebnis nicht entgegengehalten werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 22 -</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Insofern liegt auch keine die Verletzung ausschlie&#223;ende Be&#173;schr&#228;nkung des Schutzbereichs der Klagepatente vor. Zwar sind die Schutzanspr&#252;che beider Patente w&#228;hrend des Erteilungsver&#173;fahrens &#196;nderungen unterworfen gewesen (vgl. zum Klagepatent I Bl. 143, 170, -172 der Erteilungsakten und zum Klagepatent II Bl. 69&#187; 85, 87, 91 der Erteilungsakten).</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Diesen &#196;nderungen kann jedoch keine ausdr&#252;ckliche Beschr&#228;nkung der Schutzbereiche auf die in den Anspr&#252;chen ausdr&#252;cklich ge&#173;nannten <u>Salze</u> des N-Phosphonomethylglycins entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Sie betreffen weitestgehend ohnehin andere Gruppen der gesch&#252;tzten Verbindungen oder scheiden genau benannte Verbindungen wie <strong>das </strong>Kaliumsalz einzeln aus (vgl. Bl. 178 Erteilungsakten Klagepatent I; Bl. 87&#187; 89, 91 Erteilungsakten Klagepatent II).</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">1. Dagegen konnte dem Antrag der Kl&#228;gerin, die Schadensersatz&#173;verpflichtung des Beklagten zu 1) festzustellen, nicht entsprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich gen&#252;gt zwar f&#252;r eine derartige Feststellung die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts (vgl. Benkard, PatG 7. Auflage, &#167; 139 Rdnr. 80 m.w.N.). Weiterhin ist auch aner&#173;kannt, da&#223; an den Nachweis dieser Wahrscheinlichkeit keine zu hohen Anforderungen gestellt werden d&#252;rfen (BGH GRUR 74, 735 &#8211;Pharmamedan).</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Dies setzt jedoch voraus, da&#223; der Kl&#228;ger bzw. hier die Kl&#228;gerin die Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts schl&#252;ssig darlegt</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">(vgl. Klauer-M&#246;hring, PatG, 3o Auflage &#167; 47 Rdnr. 26).</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Dabei mag es in vielen F&#228;llen gen&#252;gen, einen oder mehrere Ver&#173;letzungsf&#228;lle darzutun, wenn sich aus ihnen ohne weiteres auf die Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts schlie&#223;en l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall h&#228;tte es dazu jedoch, wie von Beklagten&#173;seite auch betont worden ist, der Darlegung besonderer Umst&#228;nde bedurft. Da die Verletzungshandlungen im Rahmen von Feldversuch</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 23 -</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">erfolgten, ist der Schlu&#223; auf die Wahrscheinlichkeit eines dadurch bei der Kl&#228;gerin verursachten Schadens nicht ohne weiteres gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Es bestehen keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r, ob - insbesondere auf den Fl&#228;chen, die f&#252;r die Kleinparzellenversuche dienten -ohne die Feldversuche &#252;berhaupt Herbizide und wenn dann gerade die der Kl&#228;gerin eingesetzt worden w&#228;ren. Da die Kl&#228;gerin auch in &#252;brigen keine Umst&#228;nde vorgetragen hat, die die Annahme ein Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts rechtfertigen k&#246;nnten war der Antrag auf Feststellung der Schadensersatzpflicht des Beklagten zu 1) abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">2. Daraus folgt zugleich, da&#223; auch der lediglich als Hilfsan&#173;spruch zum Schadensersatzbegehren anzusehende Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch der Kl&#228;gerin gegen&#252;ber dem Beklagten zu 1) nicht gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">V.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Eine Aussetzung dieses Rechtsstreits bis zur rechtskr&#228;ftigen Erledigung der gegen die beiden Klagepatente von der Beklagten zu 3) erhobenen Nichtigkeitsklagen kam nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung der mit Patent- und Gebrauchs&#173;musterverletzungen befa&#223;ten hiesigen Gerichte erfolgt eine Aus&#173;setzung gem&#228;&#223; &#167; 148 ZPO regelm&#228;&#223;ig nur dann, wenn ein nachtr&#228;glicher Wegfall des zun&#228;chst begr&#252;ndeten Patentschutzes nicht nur m&#246;glich, sondern im konkreten Fall auch wahrscheinlich ist (vgl. OLG D&#252;sseldorf, GRUR 1979, 636, 637 - Ventilanbohrvor&#173;richtung; OLG D&#252;sseldorf GRUR 1979, 188 - Flachdachabl&#228;ufe).</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Diese Zur&#252;ckhaltung beruht auf den, bei Aus&#252;bung des dem Gericht durch &#167; 148 ZPO einger&#228;umten Ermessens zu ber&#252;cksichtigenden berechtigten Interessen des Schutzrechtsinhabers. Die durch die Aussetzung bewirkte faktische Suspendierung des dem Patentinhaber mit der Patenterteilung ohnehin nur f&#252;r eine begrenzte</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks"><img alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." src="http://lvn-itp-105.lds.nrw.de:8880/nrwe/Dateien/30315B7A83C6FDE372E686B4154F659B.4%20O%20419_83.doc.002.png" width="1" height="133" />- 24 -</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Zeit verliehenen Ausschlie&#223;ungsrechts erscheint grunds&#228;tz&#173;lich nur dann hinnehmbar, wenn die Vernichtung dieses Rechts mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Beide Klagepatente haben ein Erteilungsverfahren durchlaufen, in dem sie auch auf den mit der Nichtigkeitsklage nunmehr bestrittenen technischen Fortschritt gepr&#252;ft worden sind.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen dieses Erteilungsverfahrene sind die beiden wesent&#173;lichen Entgegenhaltungen (US PS X - Anlage B2 und US PS X - Anlage B3) ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Die Vorver&#246;ffentlichung in der US PS X betrifft Ver&#173;bindungen, die als Weichmacher verwendet werden sollen, liegt also auf einem ganz anderen Gebiet.</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Die weiteren Entgegenhaltungen erscheinen gleichfalls nicht einschl&#228;gig, da sie sich mit der Chelat-Bildung befassen. Sie legen auch in ihrer Zusammenschau die schutzrechtsgem&#228;&#223;e L&#246;sung nicht nahe. Zusammenfassend ist daher festzustellen, da&#223; die Kammer von der f&#252;r eine Aussetzung erforderlichen Vernichtung der Klagepatente auf Grund dieser Entgegenhaltungen nicht aus&#173;zugehen vermag.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">VI.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Rogge&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Plum&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Paulsen</p> <hr /> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">[i] </p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">4. Zivilkammer</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Urteil</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Landes-Intranet und Internet</p>
315,648
lg-bonn-1984-11-29-5-t-14884
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 148/84
1984-11-29T00:00:00
2019-03-13T15:10:06
2019-03-27T09:42:34
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1984:1129.5T148.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschluss wird aufgehoben. </p> <p>Der Antrag der Antragstellerin, dem Antragsgegner aufzugeben, den Unterhalt durch Zahlung einer Geldrente zu erbringen, wird abgelehnt. </p> <p>Eine Erstattung von Kosten findet nicht statt. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:177px"><u>G r &#252; n d e: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am ##.##.19## geborene Antragstellerin ist die Tochter des Antragsgegners. Die Ehe des Antragsgegners mit der Mutter der Antragstellerin ist durch Urteil des Amtsgerichts S vom ##.##.19## geschieden worden. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bis zur Trennung der damaligen Eheleute wohnte die Antragstellerin gemeinsam mit ihren Eltern in der noch jetzt von dem Antragsgegner innegehabten Wohnung N ## in S. Die Antragstellerin hatte dort ein eigenes und voll eingerichtetes Zimmer zur Verf&#252;gung. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Mai 19## zog die Mutter der Antragstellerin aus der gemeinsamen Wohnung aus. Die Antragstellerin lebte weiterhin mit dem Antragsgegner in der Wohnung. Der Antragsgegner gab ihr monatlich 400,-- DM zur freien Verf&#252;gung. Im &#252;brigen f&#252;hrten die Beteiligten den Haushalt gemeinsam, wobei zwischen ihnen Streit dar&#252;ber besteht, in welchem Umfang der Antragsgegner sich an den Hausarbeiten beteiligte. Lebensmittel und Haushaltswaren wurden mit vom Antragsgegner zus&#228;tzlich bereitgestelltem Geld eingekauft. Der Antragsgegner trug weiterhin einen Teil der laufenden Aufwendungen f&#252;r einen der Antragstellerin &#252;berlassenen &#228;lteren Personenkraftwagen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach der Trennung der damaligen Eheleute bestanden zwischen ihnen Spannungen. u.a. w&#252;nschte der Antragsgegner nicht, dass seine Ehefrau wieder die ehemals gemeinsame Wohnung betreten w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Dezember 19## erschien die Ehefrau in der Wohnung, um einige Gegenst&#228;nde abzuholen. Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten. Die Antragstellerin trat hinzu und redete den Antragsgegner an. Daraufhin ereignete sich ein Vorfall, der in den Einzelheiten zwischen den Beteiligten streitig ist. Nach der Darstellung der Antragstellerin griff der Antragsgegner ihr in die Haare, was f&#252;r sie schmerzhaft war, so dass sie laut schrie. Nach Darstellung des Antragsgegners dr&#252;ckte er die Antragstellerin, die mit dem R&#252;cken an der Wand stand und anfing zu schreien, mit der flachen Hand vor die Stirn, so dass der Kopf an die Wand gedr&#252;ckt wurde. Dabei sagte er ihr nach seiner Darstellung, wenn sie nicht aufh&#246;re zu schreien, w&#252;rde er ihr das Maul stopfen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Vorfall verlie&#223; die Antragstellerin die Wohnung. Zwischenzeitlich hat sie sich in C ein Zimmer angemietet. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom ##.##.19## hat die Antragstellerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">dem Antragsgegner aufzugeben, den Unterhalt an sie ausschlie&#223;lich durch Zahlung einer monatlichen Geldrente zu erbringen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Die Geldrente soll 720,-- DM pro Monat betragen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat die Antragstellerin geltend gemacht, sie habe im wesentlichen den gesamten Haushalt f&#252;hren m&#252;ssen. Der Antragsgegner habe nur noch in geringen Mengen Lebensmittel eingekauft. Unabh&#228;ngig davon sei ein zunehmend starkes Spannungsverh&#228;ltnis entstanden, dem psychischen Druck habe sie sich nicht mehr gewachsen gef&#252;hlt. Die Situation sei schlie&#223;lich angesichts des Vorfalls im Dezember 19## so unertr&#228;glich geworden, dass sie aus der Wohnung habe ausziehen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner ist diesem Vorbringen entgegengetreten. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung der Beteiligten und von Zeugen hat das Amtsgericht durch den angefochtenen Beschluss dem Antragsgegner aufgegeben, an die Antragstellerin ab Dezember 19## Barunterhalt zu leisten. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Antragsgegners. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist begr&#252;ndet. Der Antrag der Antragstellerin ist abzulehnen, da besondere Gr&#252;nde im Sinne von &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB nicht vorliegen, um die von den Eltern getroffene Bestimmung &#252;ber die Art der Unterhaltsgew&#228;hrung zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner und seine ehemalige Frau haben als Eltern der Antragstellerin bestimmt, dass die Antragstellerin ab der Trennung der Eheleute im Mai 19## Unterhalt in Form von Naturalleistungen gew&#228;hrt erh&#228;lt. Denn die Bestimmung der Art der Unterhaltsgew&#228;hrung an das Kind braucht von den Eltern nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt zu werden, sondern kann auch durch schl&#252;ssiges Verhalten erfolgen (vgl. BGH FamRZ 1983, 369). Das schl&#252;ssige Verhalten der Eltern ist in der praktischen Durchf&#252;hrung des Unterhalts von Mai 19## an zu sehen. Hierbei ist der Umstand, dass der Antragstellerin zum Teil auch Bargeld ausgeh&#228;ndigt wurde, nicht von Bedeutung. Die &#220;berlassung der 400,-- DM an die Antragstellerin ist ein Teil des in der Form von Naturalleistungen gew&#228;hrten Unterhalts (vgl. BGH a.a.O.). </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Unter "besonderen Gr&#252;nden", aus denen das Vormundschaftsgericht die Bestimmung der Eltern &#252;ber die Art der Gew&#228;hrung des Unterhalts &#228;ndern kann, sind Umst&#228;nde zu verstehen, die im Einzelfall schwerer wiegen als die Gr&#252;nde, derentwegen das Gesetz den Eltern gem&#228;&#223; S 1612 Abs. 2 Satz 1 BGB das Recht einger&#228;umt hat zu bestimmen, dass der Unterhalt in anderer Art als durch eine monatlich im voraus zu zahlende Geldrente zu gew&#228;hren ist (vgl. BayObLG NJW 1977, 680). Das elterliche Bestimmungsrecht muss dann zur&#252;cktreten, wenn es den wohlverstandenen <i> </i>Interessen des Kindes zuwiderl&#228;uft und die elterlichen Einflussnahme in einer die Menschenw&#252;rde oder das Recht des Kindes auf freie Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit verletzenden Weise erfolgt (vgl. OLG Frankfurt NJW 1977, 1297). Die Tatsache allein, dass ein unverheiratetes Kind vollj&#228;hrig geworden ist, stellt danach noch keinen "besonderen Grund" im Sinne des &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB dar (vgl. BayObLG a.a.O.; OLG Bremen NJW 1976, 2265; OLG K&#246;ln NJW 1977, 202). </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine tiefgreifende Entfremdung zwischen Eltern und Kind kann dann einen besonderen Grund zur Ab&#228;nderung der Unterhaltsgew&#228;hrung darstellen, wenn die Entfremdung zu einer Zerst&#246;rung des Vertrauensverh&#228;ltnisses zwischen Eltern und Kind gef&#252;hrt hat und die Ursache der Zerr&#252;ttung jedenfalls nicht in der Sph&#228;re des Kindes liegt (vgl. OLG K&#246;ln a.a.O.; OLG Frankfurt a.a.O.). Auch gelegentliche Erziehungsfehler reichen zur Ab&#228;nderung des Unterhalts nicht aus, nur ungew&#246;hnlich lieblose Behandlung oder h&#228;ufig grundlose Misshandlung des Kindes kann gegebenenfalls die Ab&#228;nderung rechtfertigen (vgl. OLG K&#246;ln a.a.O.; BayObLG a.a.O.). Das Interesse des Kindes an selbst&#228;ndiger Lebensf&#252;hrung muss insoweit hinter die wirtschaftlichen Interessen der unterhaltsverpflichteten Eltern zur&#252;cktreten. Eine &#196;nderung der von den Eltern getroffenen Bestimmung ist somit die Ausnahme, die f&#252;r die Eltern zudem zumutbar sein muss (vgl. OLG K&#246;ln a.a.O.). </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei Anwendung der vorstehenden Grunds&#228;tze kann ein besonderer Grund im Sinne von &#167; 1612 Abs. 2 Satz 2 BGB nicht festgestellt werden. Auf den Vorfall im Dezember 19## kann nicht entscheidend abgestellt werden. Denn es handelte sich um einen einmaligen Vorgang. Aufkl&#228;rung dar&#252;ber, ob der Antragsgegner hierbei einen Erziehungsfehler begangen hat, ist nicht notwendig. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die schrifts&#228;tzlich von der Antragstellerin vorgetragenen Bedenken hinsichtlich der Bereitstellung von Nahrungsmitteln sind bei der Anh&#246;rung der Antragstellerin unbedeutender geworden, da sie selbst einr&#228;umte, dass die Differenzen hierzu u.a. auf eine verschiedene Geschmacksrichtung der Beteiligten zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Im Vordergrund steht ersichtlich der psychische Druck, dem sich die Antragstellerin in der damaligen Situation in der Wohnung ausgesetzt glaubte. Die Kammer verkennt nicht, dass nach der Anh&#246;rung der Beteiligten und der Zeugen festzustellen ist, dass einige Zeit nach dem Auszug der Mutter der Gespr&#228;chskontakt zwischen den Beteiligten gering geworden war. Auf der anderen Seite ist aber auch deutlich geworden, dass diese Kontaktschwierigkeiten zwischen den Beteiligten auf die Spannungen zwischen dem Antragsgegner und seiner ehemaligen Ehefrau zur&#252;ckzuf&#252;hren waren. Dieser Zusammenhang ist der Antragstellerin auch bewusst gewesen, wie sich aus ihrer Anh&#246;rung ergeben hat. Als Studentin besitzt sie im &#252;brigen gen&#252;gend Kenntnisse um solche Auswirkungen zu verstehen</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach der &#220;berzeugung der Kammer reicht die vom Auszug der Mutter bis zum Auszug der Antragstellerin verstrichene Zeit nicht aus, um bereits eine tiefgreifende Entfremdung zwischen den Beteiligten festzustellen. Die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, auch wenn diese bereits vollj&#228;hrig sind, sind Schwankungen unterworfen. Nicht jede Auseinandersetzung, mag sie auch l&#228;ngere Zeit andauern, f&#252;hrt bereits zu einer v&#246;lligen Zerst&#246;rung des Vertrauensverh&#228;ltnisses. Der Antragstellerin ist es als 22j&#228;hriger Studentin auch zuzumuten abzuwarten, wie sich das Verh&#228;ltnis zu ihrem Vater entwickelt, nachdem das Scheidungsverfahren inzwischen durchgef&#252;hrt worden ist. Auf eine m&#246;gliche Verschlechterung des Verh&#228;ltnisses dadurch, dass die Antragstellerin bereits vorzeitig im Dezember 19## die Wohnung verlassen hat, kann sich die Antragstellerin nicht berufen, da sie diesen Umstand selbst zu vertreten hat. Die r&#228;umlichen Verh&#228;ltnisse in der Wohnung des Antragsgegners reichten aus, um der Antragstellerin eine hinreichende eigene Privatsph&#228;re zu sichern. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Nichterstattung von au&#223;ergerichtlichen Kosten beruht auf &#167; 13a FGG. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gesch&#228;ftswert: 5.000,-- DM (&#167;&#167; 94 Abs. 2, 30 Abs. 3 KostO) </p>
315,649
ag-bonn-1984-11-28-11-c-46384
{ "id": 634, "name": "Amtsgericht Bonn", "slug": "ag-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
11 C 463/84
1984-11-28T00:00:00
2019-03-13T15:10:07
2019-03-27T09:42:34
Urteil
ECLI:DE:AGBN:1984:1128.11C463.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p> </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner. </p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p> <p>Den Kl&#228;gern wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung der Beklagten wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 380,-- DM vorl&#228;ufig abzuwenden, falls nicht die Beklagten vor Einleitung der Zwangsvollstreckung Sicherheit in </p> <p>gleicher H&#246;he leisten. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tat b e s t a n d:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer eines Hausgrundst&#252;cks mit Garten. Die Beklagten haben das daneben liegende Hausgrundst&#252;ck gemietet und halten eine Katze.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger behaupten, diese Katze der Beklagten betrete h&#228;ufiger ihr Grundst&#252;ck und dringe auch durch offene Fenster oder T&#252;ren in ihr Haus ein.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, die Hauskatze so zu halten und zu &#252;berwachen, dass sie von dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger fernbleibt und f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von 500,00 DM, ersatzweise Ordnungshaft anzudrohen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht ein Unterlassungsanspruch der St&#246;rung ihres Besitzes durch die Katze der Beklagten nicht zu. Ein solcher sich auf &#167;&#167; 906<i>, </i>1004 BGB st&#252;tzender Unterlassungsanspruch steht den Kl&#228;gern auch dann nicht zur Seite, wenn man unterstellt, dass es tats&#228;chlich die Katze der Beklagten ist, die<i> </i>das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger von Zeit zu Zeit betritt. Die<i> </i>Kl&#228;ger sind n&#228;mlich zur Duldung der m&#246;glichen Beeintr&#228;chtigung, die<i> </i>durch dieses Betreten verursacht wird, verpflichtet. Ma&#223;gebend f&#252;r die Bewertung einer<i> </i>solchen Beeintr&#228;chtigung ist nicht das subjektive, evtl. &#252;berspitzte Empfinden eines<i> </i>Gest&#246;rten, sondern da&#223; eines<i> </i>normalen Durchschnittsb&#252;rgers. Entscheidend kommt es hierbei auch auf die Orts&#252;blichkeit an. Dabei<i> </i>ist<i> </i>festzustellen, da&#223; das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger in einer gemischt bebauten Gegend in einem Vorort von Bonn liegt, in dem das Halten einer Hauskatze durchaus &#252;blich ist. Es w&#252;rde der artgerechten Haltung einer solchen Hauskatze widersprechen, sie<i> </i>ausschliesslich in der Wohnung einzusperren. Wie gerichtsbekannt ist, ist das freie Herumlaufen von Katzen in der Wohngegend der Parteien dabei auch durchaus orts&#252;blich. W&#252;rde man den Abwehranspruch der Kl&#228;ger als begr&#252;ndet ansehen (so AG Passau in<i> </i>NJW 1983 2885), w&#252;rde dies darauf hinauslaufen, den Nachbarn eine artgerechte Katzenhaltung zu verbieten. Ein derartiger Eingriff verst&#246;&#223;t jedoch gegen das nachbarrechtliche Gemein- schaftsverh&#228;ltnis, das soweit wie m&#246;glich die Duldung gegenseitigen leichter Beeintr&#228;chtigungen unbeschadet etwaiger Schadensersatzanspr&#252;che bei Besch&#228;digungen beinhaltet. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die<i> </i>Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711<i> </i>ZPO. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert:</u> 2.000,00 DM</p>
315,650
ag-dusseldorf-1984-11-26-47-c-31884
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
47 C 318/84
1984-11-26T00:00:00
2019-03-13T15:10:08
2019-03-27T09:42:34
Urteil
ECLI:DE:AGD:1984:1126.47C318.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 8. November 1984</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p> 1) Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt,</p> <p> an den Kl&#228;ger DM 198,89 nebst 4 % Zinsen seit 16. Mai</p> <p> 1984 zu zahlen.</p> <p></p> <p> 2) Die Beklagten tragen als Gesamtschuldner die Kosten</p> <p> des Verfahrens.</p> <p></p> <p> 3) Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Am 16. Dezember 1983 gegen 7.50 Uhr befuhr die Tochter des Kl&#228;gers, die Zeugin X, mit dem auf den Kl&#228;ger zugelassenen PKW XXX, amtl. Kennzeichen XX &#150; XX XX, den XXXX in X. Sie war auf der Suche nach einem Parkplatz auf der gegen&#252;berliegenden Stra&#223;enseite. Nachdem sie links in eine auf der gegen&#252;berliegenden Stra&#223;enseite befindlichen Parkbucht abbiegen wollte, fuhr der auf der Gegenfahrbahn in Gegenrichtung befindliche Beklagte zu 1) mit seinem Fahrzeug r&#252;ckw&#228;rts und es kam zum Zusammensto&#223; zwischen den beiden Fahrzeugen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;gerin verlangt Ersatz der Reparaturkosten &#252;ber DM 292,78, Nutzungsausfall f&#252;r 2 Tage &#252;ber DM 65,- - und allgemeine Unkostenpauschale &#252;ber DM 30,- -, insgesamt DM 387,78. Die Beklagten haben hierauf unter K&#252;rzung der Unkostenpauschale auf 20,- - DM den Schaden &#252;ber 50 % reguliert.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an den Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">DM 198,89 nebst 4 % Zinsen ab Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagen beantragen, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagten tragen vor:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Als der Beklagte zu 1) begonnen habe r&#252;ckw&#228;rts zu fahren, sei die Fahrbahn hinter ihm frei gewesen und die Zeugin X sei in diesem Zeitpunkt noch nicht neben seinem Fahrzeug gestanden. Er habe sich ordnungsgem&#228;&#223; in dem R&#252;ckspiegel innen und au&#223;en vergewissert, dass die Stra&#223;e hinter ihm frei gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen X, XX, X, X und X. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte zu 1) hat den Verkehrsunfall verschuldet, indem er sich beim R&#252;ckw&#228;rtsfahren nicht so verhalten hat, dass eine Gef&#228;hrdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist (&#167; 9 Abs. 5 StVO). Die Haftung der Beklagten ergibt sich aus &#167;&#167; 7 StVG, 823 BGB, 3 PflVSG.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Betriebsgefahr des Fahrzeuges des Kl&#228;gers tritt hinter dem Alleinverschulden des Beklagten zu 1) zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Unfall ist unstreitig beim R&#252;ckw&#228;rtsfahren des Beklagten zu 1) zustande gekommen. Es spricht deshalb der Anscheinsbeweis daf&#252;r, dass sich der Beklagte nicht ordnungsgem&#228;&#223; verhalten hat. Auf ein Vorfahrtsrecht kann sich der Beklagte nicht berufen. Die Entscheidung des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 14. November 1983 &#150; 5 Ss OWi 444/83 &#150; 362/83 I und r + s 1984, Seite 88 &#150; ist nicht einschl&#228;gig. Sie bezieht sich ausdr&#252;cklich nur auf Kreuzungen und Einm&#252;ndungen und damit auf die Vorschrift des &#167; 8 StVO, bei der ein Autofahrer immer damit rechnen muss, dass ein anderer Autofahrer &#150; sei es vorw&#228;rts oder r&#252;ckw&#228;rts &#150; sein Vorfahrtsrecht wahrnimmt. Im vorliegenden Fall ist die Situation anders gelagert. Der Beklagte hatte sein Vorfahrtsrecht wahrgenommen dadurch, dass er an der Zeugin X vorbeigefahren war. Damit konnte die Zeugin X gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 3 Satz 1 StVO abbiegen, da sie ordnungsgem&#228;&#223; das entgegenkommende Fahrzeug des Beklagten zu 1) hat durchfahren lassen. Mit einem R&#252;ckw&#228;rtsfahren musste sie nicht rechnen, da die vorgeschriebene Fahrtrichtung f&#252;r den Beklagten zu 1) unter Beachtung des Rechtsfahrgebotes (&#167; 2 Abs. 1 StVO) vorw&#228;rts und nicht r&#252;ckw&#228;rts war. Eine andere Auslegung w&#252;rde nicht nur zu chaotischen Verkehrsverh&#228;ltnissen f&#252;hren, sondern die Vorschrift des &#167; 9 Abs. 5 StVO &#252;ber die bei R&#252;ckw&#228;rtsfahren zu beachtende Sorgfaltspflicht v&#246;llig au&#223;er Kraft setzen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Beklagte zu 1) hat nicht bewiesen, dass er die Sorgfaltspflicht beim R&#252;ckw&#228;rtsfahren beachtet hat. Zwar best&#228;tigen die von ihm benannten Zeugen XX und X, der Beklagte zu 1) habe in den Innen- und Au&#223;enspiegel geschaut, bevor er zur&#252;ckgesetzt habe. Das Gericht vermag diesen Zeugen nicht zu folgen. Abgesehen davon, dass den Aussagen von Beifahrern nur eine sehr geringe Beweiskraft zuzumessen ist, da eine &#150; zumindest unbewusste &#150; Identifizierung mit dem Fahrer nicht v&#246;llig auszuschlie&#223;en ist, handelt es sich bei dem Zeugen XX um den Bruder und bei der Zeugin X um eine Freundin des Beklagten zu 1), so dass beide nicht als neutrale Zeugen anzusehen sind. Unbefriedigend ist nicht nur diese ung&#252;nstige Motivlage, sondern auch der Umstand, dass sich der Zeuge XX nicht einmal an den sehr wichtigen Umstand erinnern konnte, ob sich der Beklagte umgedreht hatte, bevor er das Fahrzeug zur&#252;cksetzte.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Dass die Zeugin X nicht &#150; auch nur teilweise &#150; neben dem Fahrzeug des Beklagen zu 1) eingeordnet gewesen ist, sondern hinter das zur&#252;ckfahrende Fahrzeug des Beklagten von der gegen&#252;berliegenden Seite "herbeihuschte", um m&#246;glichst schnell eine Parkl&#252;cke auf der linken Seite zu erreichen, ist nicht bewiesen. Zwar haben die Zeugen X und XX ausgesagt, in dem Moment, als sie angehalten h&#228;tten, habe kein Fahrzeug neben dem ihrigen gestanden. Abgesehen von den unter Ziffer 2) aufgef&#252;hrten Bedenken gegen die Aussagen dieser Zeugen steht ihren Aussagen die Bekundungen der Zeugen X und XX entgegen. Die Beklagten sind insoweit f&#252;r ihren Vortrag beweisf&#228;llig geblieben. Bei dieser Beweislage musste der Beklagte zu 1) beim Zur&#252;cksto&#223;en darauf achten, dass der Gefahrraum hinter dem Kraftfahrzeug frei war und von hinten wie von den Seiten her frei blieb (vgl. Jagusch/Hentschel, 27. Aufl. Stra&#223;enverkehrsrecht, &#167; 9 StVO RdNr. 51). Er h&#228;tte sich deshalb nicht nur auf den Innen- und Au&#223;enspiegel verlassen d&#252;rfen, sondern h&#228;tte sich insgesamt umdrehen m&#252;ssen, um sicher zu gehen, dass weder von hinten noch von seitlich danebenstehenden Fahrzeugen eine Gefahr ausging.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">4.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Schadensh&#246;he ist zwischen den Parteien bis auf die Unkostenpauschale unstreitig. Gem&#228;&#223; &#167; 287 ZPO sch&#228;tzt das Gericht die im vorliegenden Fall angemessenen Kostenpauschale auf DM 30,--. Dies entspricht bei Unfallregulierungen der &#252;blichen Pauschale.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Zinsforderung ist aus &#167;&#167; 284, 288 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
315,651
olgham-1984-11-23-20-u-18784
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 187/84
1984-11-23T00:00:00
2019-03-13T15:10:10
2019-03-27T09:42:34
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1123.20U187.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 9. M&#228;rz 1984 verk&#252;ndete Urteil der 19. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den Kl&#228;gern auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Den Kl&#228;gern wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.000,- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am ... durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene ... war bei der Beklagten haftpflichtversichert. Dem Versicherungsvertrag lagen u.a. die AHB in der fr&#252;heren Fassung, nach deren &#167;1 Versicherungsschutz f&#252;r den Fall gew&#228;hrt wurde, da&#223; gegen den Versicherungsnehmer wegen eines w&#228;hrend der Wirksamkeit des Vertrages eingetretenen "Ereignisses" (neuere Fassung: "Schadensereignisses") Haftpflichtanspr&#252;che Dritter entstanden, und au&#223;erdem die "Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen zu Privat-, Familien- und Sporthaftpflichtversicherung" zugrunde. Diese letzteren lauten u.a.:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"I.</i> <i>Versichert ist die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers als Privatperson aus den Gefahren des t&#228;glichen Lebens - mit Ausnahme der Gefahren eines Betriebes, ... oder einer ungew&#246;hnlichen, gef&#228;hrlichen Besch&#228;ftigung - ..."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">... hat am ... in Selbstmordabsicht den Stopfen einer stillgelegten Gasleitung in seiner Wohnung entfernt und ist dann durch das austretende Gas t&#246;tlich vergiftet worden. Als ein anderer Mitbewohner des Hauses im Treppenhaus den Lichtschalter bet&#228;tigte, kam es zu einer Explosion, durch die das Haus v&#246;llig zerst&#246;rt wurde. Die Eigent&#252;mer lie&#223;en das Haus wieder aufbauen und machten ihren nicht durch den Feuerversicheer ersetzten Schaden am 9.12.81 und 14.6.82 gegen&#252;ber der Beklagten geltend. Die Beklagte lehnte jede Haftung ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Herrn ... schlug, zugleich f&#252;r ihren minderj&#228;hrigen Sohn, die Erbschaft durch Erkl&#228;rung vom 16.11.1981 - eingegangen beim Nachla&#223;gericht am gleichen Tage - aus. Weitere Erben schlugen im M&#228;rz 1982 aus.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; des Amtsgerichts Gelsenkirchen vom 2.11.1983 wurde Rechtsanwalt ... zum Nachla&#223;pfleger f&#252;r die unbekannten Erben des Herrn ... bestellt. Er hatte die Beklagte bereits mit Schreiben vom 12.7.1983 zur Erteilung von Deckungsschutz aus der Haftpflichtversicherung aufgefordert. Diese hatte mit Schreiben vom 21.7.1983 unter Fristsetzung nach &#167;12 III VVG abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Klage vom 19.1.1984 - zugestellt am 23.1.1984 - hat er dann im Namen der unbekannten Erben Klage auf Deckungsschutz erhoben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, die durch den Nachla&#223;pfleger vertretenen Erben im Deckungsverh&#228;ltnis hinsichtlich des Schadensersatzanspruches des Hauseigent&#252;mers freizustellen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie beruft sich auf Verj&#228;hrung. Sie meint weiterhin, ihre Leistungspflicht bestehe nicht, da der Schaden erst nach dem Tode, also nach Beendigung des Versicherungsverh&#228;ltnisses, entstanden sei. Im &#252;brigen sei der Schaden vors&#228;tzlich herbeigef&#252;hrt worden, so da&#223; eine Einstandspflicht nach &#167;4 II 1 AHB ausscheide. Au&#223;erdem hafte sie auch deshalb nicht, weil es sich um eine ungew&#246;hnliche und gef&#228;hrliche Besch&#228;ftigung handele.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte antragsgem&#228;&#223; verurteilt. Wegen der Begr&#252;ndung wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien wiederholen in der Berufungsinstanz ihre erstinstanzlichen Argumente und Antr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg. Die Beklagte ist aus dem mit dem verstorbenen Herrn ... abgeschlossenen Haftpflichtversicherungsvertrag nicht zur Gew&#228;hrung von Versicherungsschutz verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsschutz entf&#228;llt nicht deshalb, weil der Versicherungsnehmer bereits vor der Explosion verstorben ist. Zwar endete der Vertrag, bei dem es sich um einen personenbezogenen und nicht um einen sachbezogenen Haftpflichtversicherungsvertrag handelte, wegen Wegfalls des versicherten Risikos nach &#167;9 III der damaligen (&#167;9 IV der jetzigen) AHB (Bruck-M&#246;ller-Johannsen, 8. Aufl., Allgemeine Haftpflichtversicherung, Anm. D 28; Wussow, AHB, 8. Aufl., &#167;1 Anm. 20; &#167;9 Anm. 15) mit dem Tode des Versicherungsnehmers. Jedoch war zu diesem Zeitpunkt das die Schadensersatzanspr&#252;che Dritter ausl&#246;sende Ereignis bereits eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist hier nicht die jetzige Fassung der AHB, bei denen das Wort "Ereignis" durch "Schadensereignis" ersetzt wurde. Diese &#196;nderung ist erst durch Verordnung des Bundesaufsichtsamtes f&#252;r Versicherungen vom 15.1.1982 genehmigt worden (VBAAV 82, 65 f, 122 f). Diese &#196;nderung kann nicht schon f&#252;r den Versicherungsfall vom 6.10.1981 gelten. Unabh&#228;ngig davon, ob die &#196;nderung der AHB auch f&#252;r laufende Versicherungsvertr&#228;ge g&#252;ltig wird, kann jedenfalls eine solche &#196;nderung nicht zu Lasten des Versicherungsnehmers bei einem schon eingetretenen Versicherungsfall angewandt werden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aus dem Zweck einer personenbezogenen Haftpflichtversicherung ist "mit R&#252;cksicht auf die prim&#228;r hervorzuhebende Verantwortlichkeit des Versicherungsnehmers f&#252;r die Urs&#228;chlichkeit des Geschehens" grunds&#228;tzlich auf den Versto&#223; selbst abzustellen (Johannsen a.a.O., Anm. B 22). Danach kann es zumindest f&#252;r die fr&#252;here Fassung der AHB nicht auf das Schadensereignis ankommen, wenn darunter allein die Explosion verstanden werden sollte, sondern es mu&#223; auf das Kausalereignis, die schadenstiftende Handlung des Versicherungsnehmers, abgestellt werden. Insoweit folgt der Senat der Auffassung des Bundesgerichtshofs (VersR 81, 173). Die von Pr&#246;lss-Martin (23. Aufl., &#167;149 VVG, Anm. 2 A e) dagegen vorgebrachten Bedenken &#252;berzeugen nicht. Der Versicherungsnehmer darf erwarten, da&#223; er auch f&#252;r die nach Vertragsbeendigung eintretenden Sch&#228;den, deren Ursache in die Vertragszeit f&#228;llt und f&#252;r die er haftpflichtig bleibt, Versicherungsschutz hat. Demgegen&#252;ber hat er bei dieser Auslegung der Bedingungen f&#252;r vor Vertragsbeginn liegende Handlungen keinen Versicherungsschutz. Ein durchschnittlicher und gewissenhafter Versicherungsnehmer wird auch nicht erwarten, da&#223; ein Versicherer bereit sein k&#246;nnte, einen schon von vornherein schadensbelasteten Vertrag abzuschlie&#223;en (BGH VersR 81, 174). Da&#223; der Versicherer bei dieser Auslegung gezwungen ist, Reserven f&#252;r Sch&#228;den nach Vertragsbeendigung anzulegen, ist kein stichhaltiges Gegenargument.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen neigt der Senat im konkreten Fall auch dazu, nicht erst die Explosion, sondern bereits das allm&#228;hliche Anf&#252;llen des Hauses mit Gas als das eigentliche Schadensereignis anzusehen, dessen Folge erst die Explosion war. Bei dieser Auffassung ist auch das Schadensereignis bereits vor dem Tod eingetreten. Dies braucht aber wegen der vorangehenden Darlegungen nicht vertieft zu werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht wegen Vorsatzes des Versicherungsnehmers nach &#167;4 II 1 AHB leistungsfrei. Der Vorsatz mu&#223; nach herrschender Meinung die Schadensfolgen mitumfassen (vgl. Pr&#246;lss-Martin, nach &#167;158 k VVG, &#167;4 AHB, Anm. 7 m.w.N.). Dabei reicht bedingter Vorsatz aus. Der Versicherungsschutz w&#228;re damit nur dann ausgeschlossen, wenn sich der Versicherungsnehmer die Explosion als Folge seines Tuns vorgestellt und billigend in Kauf genommen hat. Das kann die Beklagte nicht beweisen. Vorstellungen und Willensrichtungen eines Selbstm&#246;rders vor seiner Tat sind nicht ohne weiteres nachvollziehbar. M&#246;glicherweise sind seine Vorstellungen und Gedanken auf die eigene Person und auf die bestehende oder angenommene Ausweglosigkeit der eigenen Situation fixiert und eingeschr&#228;nkt, so da&#223; Auswirkungen seines Tuns auf Dritte gar nicht mehr erfa&#223;t und bedacht werden. Daher kann aus der sich in der Tat aufdr&#228;ngenden Gef&#228;hrlichkeit seines Tuns nicht darauf gefolgert werden, da&#223; ihm dies auch bewu&#223;t ist und da&#223; er dar&#252;ber hinaus etwaige Folgen noch billigend in Kauf genommen hat. Hier gibt es keine allgemeinen Erfahrungss&#228;tze. Auch besondere Umst&#228;nde dieses konkreten Falles geben keine besonderen Anhaltspunkte f&#252;r einen Vorsatz des Versicherungsnehmers. Die Aussage seiner Ehefrau vom 6.10.1981 vor der Polizei in ... (vgl. Bl. 69 der Strafakten) spricht eher dagegen, da&#223; er sich eine Explosion und Zerst&#246;rung des Hauses vorgestellt haben k&#246;nnte. Wenn er ihr ank&#252;ndigte, sie k&#246;nne am 7.10.1981 die Polizei benachrichtigen die ihn dann tot in der Wohnung vorfinden werde, spricht das gegen seine Vorstellung, er werde eine Explosion verursachen und so das Haus zerst&#246;ren. Weiteren Beweis hat die Beklagte nicht angetreten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch aus dem Versicherungsvertrag entf&#228;llt aber deshalb, weil die Voraussetzungen der "Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen" nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt schon f&#252;r zweifelhaft, ob es sich hier um Haftpflichtanspr&#252;che handelt, die Herrn Bartel, dem Versicherungsnehmer, aus "Gefahren des t&#228;glichen Lebens" erwachsen sind. Bei lebensnaher Betrachtungsweise und nach dem allgemeinen Sprachgebrauch sind Schadensersatzanspr&#252;che aus Anla&#223; eines Selbstmords keine Verwirklichung der Gefahren des t&#228;glichen Lebens. Dieser Begriff soll die Gesamtheit der sozialen Kontakte und Ber&#252;hrungspunkte des Versicherungsnehmers im menschlichen Zusammenleben, aus denen er schadensersatzpflichtig werden k&#246;nnte, bezeichnen und gleichzeitig eine Abgrenzung zur Betriebshaftpflicht bilden. Nur soweit sich der Versicherungsnehmer nicht bewu&#223;t grundlegende Regeln dieses sozialen Zusammenlebens mi&#223;achtet und f&#252;r sich au&#223;er Kraft setzt, kann er Versicherungsschutz erwarten. Deshalb hat der Senat bei Sch&#228;den, die bei der Begehung eines Einbruchsdiebstahls verursacht wurden, Versicherungsschutz verneint (OLG Hamm, VersR 82, 566). Diese Einschr&#228;nkung ist nicht auf Straftaten zu begrenzen. Auch ein Selbstmord ist eine so weitreichende Abweichung von allgemeinen Regeln und &#252;blichem Verhalten, da&#223; sich f&#252;r den Selbstm&#246;rder damit nicht mehr die Gefahren des t&#228;glichen Lebens verwirklichen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn aber noch von Gefahren des t&#228;glichen Lebens ausgegangen werden sollte, ist hier der Schaden "bei einer ungew&#246;hnlichen, gef&#228;hrlichen Besch&#228;ftigung" entstanden. Erforderlich ist daf&#252;r, da&#223; die schadenstiftende Handlung im Rahmen einer allgemeinen Besch&#228;ftigung erfolgt, die ihrerseits ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich ist (Pr&#246;lss-Martin, nach &#167;&#167;149 ff. VVG, nach &#167;11 AHB, Anm. 3; Bruck-M&#246;ller-Johannsen, Anm. G 271; BGH VersR 56, 283; 81, 271/3; OLG Hamm, VersR 73, 1133; 79, 175; 81, 122; 82, 565). Es kommt nicht darauf an, ob die einzelne schadenstiftende Handlung ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich ist, sondern ob die genannten Merkmale f&#252;r die Besch&#228;ftigung gelten, in deren Rahmen es zu der schadenstiftenden Handlung gekommen ist (BGH VersR 81, 273). Schadenstiftende Handlung ist hier das &#214;ffnen der Gasleitung, so da&#223; Gas ungehindert und unbewacht ausstr&#246;men konnte und im Rahmen der Gesamtplanung auch sollte. Das ist als Einzelhandlung sicher ungew&#246;hnlich und gef&#228;hrlich. Wegen der &#252;bergeordneten allgemeinen Besch&#228;ftigung ist nicht auf das Begehen eines Selbstmords abzustellen. Das ist keine Besch&#228;ftigung des t&#228;glichen Lebens, sondern eine Reaktion in einer wirklichen oder vermeintlichen Ausnahmesituation und im &#252;brigen auch wegen der zahlreichen unterschiedlichen Begehungsm&#246;glichkeiten nicht signifikant. Allgemeine Handlungen sind hier das Manipulieren an einer stillgelesten Gasleitung und deren &#214;ffnen in dem Bewu&#223;tsein, das Gas werde danach ungehindert und unbewacht ausstr&#246;men. Dies ist einmal im hohen Grad ungew&#246;hnlich und un&#252;blich. Nur in seltenen Ausnahme f&#228;llen wird eine solche Handlung vorgenommen werden. Es ist auch gef&#228;hrlich. Es besteht n&#228;mlich die Gefahr, da&#223; dabei Dritte - nur auf diese, nicht auf den Versicherungsnehmer kommt es bei der Haftpflichtversicherung angesch&#228;digt und der Versicherungsnehmer und damit auch der Versicherer deshalb Anspr&#252;chen ausgesetzt werden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Damit entf&#228;llt hier ein Versicherungsanspruch.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Solche Haftpflichtanspr&#252;che w&#228;ren &#252;brigens entgegen der Ansicht der Beklagten nicht verj&#228;hrt gewesen. Ehefrau und Sohn des Versicherungsnehmers haben die Erbschaft rechtzeitig ausgeschlagen (&#167;1944 BGB). Deren etwaige Kenntnis von der Anspruchserhebung durch die Eigent&#252;mer ist damit nicht den jetzigen - unbekannten - Erben zuzurechnen. Damit hat der Lauf der zweij&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist (&#167;12 I VVG), die mit der Geltendmachung der Anspr&#252;che der Gesch&#228;digten beginnt, erst mit der Ernennung des Nachla&#223;pflegers (2.11.1983) begonnen. Selbst wenn der Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist schon fr&#252;her begonnen h&#228;tte, konnte diese erst sechs Monate nach diesem Zeitpunkt ablaufen (&#167;207 BGB).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die am 23.1.1984 zugestellte Klage war damit immer rechtzeitig. -</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>5)</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;91, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 224.563,- DM.</p>
315,652
ag-dusseldorf-1984-11-19-47-c-17184
{ "id": 653, "name": "Amtsgericht Düsseldorf", "slug": "ag-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
47 C 171/84
1984-11-19T00:00:00
2019-03-13T15:10:11
2019-03-27T09:42:34
Urteil
ECLI:DE:AGD:1984:1119.47C171.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 29. Oktober 1984</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p></p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;ger</p> <p> als Gesamtgl&#228;ubiger DM 285,-- nebst 4 %</p> <p> Zinsen seit dem 20.12.1983 zu zahlen.</p> <p></p> <p> Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p> Von den Kosten des Rechtsstreits tragen die</p> <p> Kl&#228;ger 4/7, die Beklagte 3/7.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger buchten bei der Beklagten zu Gesamtpreis von DM 2.850,-- f&#252;r die Zeit vom 4. September 1983 bis 18. September 1983 eine Flugpauschalriese mit Halbpension in dem X nach Gran Canaria. In dem von der Beklagten herausgegebenen Reiseprospekt war die Unterbringung f&#228;lschlicherweise in einem Drei-Sterne-Hotel vorgesehen, w&#228;hrend das Hotel lediglich zu der Zwei-Sterne-Kategorie geh&#246;rte. In dem Prospekt wird ferner geworben mit "viel Animation&#8230; Bodega, Terrassenbar, Poolbar, Discothek, Folklore-Shows, abwechslungsreiches Abendprogramm&#8230;. f&#252;r zwanglose Ferien mit viel Animation in legerer Club-Atmosph&#228;re&#8230;" </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger tragen folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">W&#228;re ihnen bei der Auswahl des Hotels die Einstufung als Zwei-Sterne-Hotel bekannt gewesen, h&#228;tten sie sich f&#252;r ein anderes Hotel entschieden, da mit der Einstufung eines Hotels gewisse Qualit&#228;tsvorstellungen verbunden seien.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das gebuchte Hotel habe die Einstufung als Hotel nicht verdient, da bei einem Hotel &#252;blicherweise vorausgesetzt werde, dass Rezeption und Speiser&#228;ume sich im selben Geb&#228;ude befinden w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das Hotel sei im unteren Bereich (Treppenhaus und Eingangsraum vor dem Aufzug) neu gestrichen worden, so dass es st&#228;ndig nach Farbe gerochen habe. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">4.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Von dem vor dem Hotel liegenden Open-air-Restaurant seien bis 22,30 Uhr jeden Abend unertr&#228;glicher L&#228;rm ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">G&#228;ste h&#228;tten bis drei Uhr morgens t&#228;glich an der Bodega gefeiert und erheblichen L&#228;rm gemacht, der auch noch in ihrem Zimmer im vierten Stock zu h&#246;ren gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">6.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Neben der Club-Anlage in einer Entfernung von ca. 1,5 km habe sich ein Flugplatz f&#252;r Sportflugzeuge und Propellermaschinen befunden. Die Flugzeuge h&#228;tten die gesamte Clubanlage in der Mitte &#252;berquert, wodurch erhebliche L&#228;rmbeeintr&#228;chtigung entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Kl&#228;ger verlangen Reisepreisminderung um 25 % und beantragen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">DM 712,50 nebst 4 % Zinsen seit dem 20.12.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die falsche Einstufung sei auf ein radaktionelles Versehen zur&#252;ckzuf&#252;hren; im &#252;brigen sei damit keine qualitative Beeintr&#228;chtigung f&#252;r die Kl&#228;ger verbunden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Das gebuchte Hotel verdiene die Bezeichnung als Hotel.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte bestreitet, dass in dem von den Kl&#228;gern angegebenen Bereich Anstricharbeiten durchgef&#252;hrt wurden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">4.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Im Bezug auf das Open-air-Restaurant h&#228;lt die Beklagte eine St&#246;rung der Nachruhe f&#252;r nicht gegeben, vielmehr h&#228;tten die Kl&#228;ger aufgrund der Prospektbeschreibung von einem abwechslungsreichen Urlaub ausgehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">5.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte bestreitet, dass sich in der Bodega nachts bis gegen 3.00 Uhr l&#228;rmende G&#228;ste aufgehalten haben sollen. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">6.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte behauptet, der Flugplatz sei einige Kilometer entfernt gewesen, auch habe es sich nur um einen kleinen Sportflugplatz gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Klage ist teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">1.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Beklagte ist im Hinblick auf die falsche Katalogbeschreibung verpflichtet, den Kl&#228;gern 10 % des Reisepreises (= DM 285,--) zur&#252;ckzuerstatten. Unstreitig hat die Beklagte das Hotel mit Drei-Sternen eingestuft, obwohl es sich nur um ein Zwei-Sterne-Hotel gehandelt hat. Unerheblich ist es , ob dies auf ein Verschulden der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren ist und ob damit eine konkrete Qualit&#228;tseinbu&#223;e f&#252;r die Kl&#228;ger verbunden war. Selbst nach dem Prospekt der Beklagten (Seite 3) entspricht die Anzahl der Sterne der "offiziellen staatlichen Einstufung&#8230;des jeweiligen Landes" und muss damit bestimmte Qualit&#228;tsanforderungen erf&#252;llen. Wenn in dem Prospekt der Beklagten weiter ausgef&#252;hrt wird:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">"Die Kategorisierung durch die "Sternchen" soll Ihnen </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">lediglich eine grobe Vorauswahl erleichtern. Wesentlich</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">f&#252;r ihre definitive Entscheidung bei der Wahl ihres Urlaubs-</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">hotels sind unsere sachlichen Beschreibungen der H&#228;user&#8230;" </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">macht diese Aussage in dem Prospekt der Beklagten die Einteilung in "Sternchen" nicht wert- und wirkungslos. Falls dies der Fall sein sollte, k&#246;nnte die Beklagte immer die Hotel-Klassifizierung in "Sternchen" weglassen. Indem sie trotzdem diese Einstufung vornimmt, will sie eine bestimmte Aussage &#252;ber den Standard des betreffenden Hauses machen. F&#252;r den Reisenden ist diese Einstufung das wesentliche Kriterium bei der Auswahl des Reisezieles. Es muss auch ber&#252;cksichtigt werden, dass gerade zwischen zwei und drei Sternen ein gro&#223;er Unterschied in der Qualit&#228;t anzutreffen ist, da ein Zwei-Sterne-Hotel mehr dem sehr einfachen Standard, ein Drei-Sterne-Hotel jedoch mehr dem gehobenen Standard zuzuordnen ist. Der Unterschied liegt deshalb h&#228;ufig in der Qualit&#228;t des Essens und Service. Dies wird jedoch aus der einzelnen Prospektbeschreibung, wie sie die Beklagte vornimmt, nicht deutlich, vielmehr dr&#252;ckt gerade die unterschiedliche Einstufung in "Sternchen" diesen qualitativen Unterschied aus. Nur ein abstrakter Ma&#223;stab kann insoweit der unterschiedlichen Kategorisierung der Hotelangebote gerecht werden, da sowohl aus der Sicht des Reiseveranstalters als auch der des Reisenden bei Kennzeichnung mit einem Stern mehr die Vorstellung von einem besseren Hotel verbunden ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">2.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Im Hinblick auf die Bezeichnung als Hotel gen&#252;gte die den Kl&#228;gern gew&#228;hrte Unterbringung diesen Anforderungen. Nach dem Prospekt mussten die Kl&#228;ger von einem weitl&#228;ufigen Ferienzentrum ausgehen, in dem Hotels, Bungalows und Appartements zusammengefasst sind. Sie konnte deshalb nicht ein f&#252;r das Hotel seperates Restaurant und eine getrennte Rezeption erwarten, zumal da im Prospekt gesondert erw&#228;hnt wird, dass in dem Selbstbedienungsrestaurant auch Bungalows- und Appartementsg&#228;ste essen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">3.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Offenbleiben kann, inwieweit tats&#228;chlich Anstricharbeiten durchgef&#252;hrt wurden. Der Vortrag der Kl&#228;ger l&#228;sst nicht erkennen, dass sie in ihrem Zimmer in der 4. Etage noch durch eventuelle Anstricharbeiten im Erdgeschoss beeintr&#228;chtigt wurden. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">4.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Von dem Open-air-Restaurant mussten die Kl&#228;ger L&#228;rmbeeintr&#228;chtigungen hinnehmen. Der Prospekt spricht von vin Animation und abwechselungsreichen Abendprogramm, so dass mit Vorstellungen bis zu 23.30 Uhr gerechnet werden musste.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">5.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Offenbleiben kann, ob G&#228;ste von der Bodega aus erheblichen L&#228;rm verursachen. Die Kl&#228;ger haben aufgrund der Prospektbeschreibung damit rechnen m&#252;ssen, dass sie keinen ruhigen, sondern einen lebhaften und damit auch mit einigem L&#228;rm verbundenen abwechselungsreichen Urlaub gebucht hatten. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">6.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Der Vortrag der Kl&#228;ger zur Beeintr&#228;chtigung durch Flugl&#228;rm ist unschl&#252;ssig. Die Kl&#228;ger tragen nicht vor, in welcher ungef&#228;hren H&#246;he die Flugzeuge das Gel&#228;nde &#252;berflogen haben und in welchem Zeitabstand sie in der Regel gekommen sind. Da es sich nicht um einen gro&#223;en Flugplatz f&#252;r D&#252;senflugzeuge, sondern um einen reinen Sportflugplatz f&#252;r kleinere Flugzeugtypen gehandelt hat, w&#228;re insoweit ein substantiierter Vortrag erforderlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Zinsforderung ist aus &#167;&#167; 284, 288 Abs. 1 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:23px">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
315,653
olgd-1984-11-15-8-u-2684
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 26/84
1984-11-15T00:00:00
2019-03-13T15:10:14
2019-03-27T09:42:33
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1984:1115.8U26.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 16. Dezember 1983 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Kleve wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war seit Mitte Juni 1981 als Dachdecker bei der H&#8230; C&#8230; Bedachungsgesch&#228;ft GmbH in R&#8230;/W&#8230; besch&#228;ftigt. Am 11. Juli 1981 zog er sich bei einem Unfall ein Sch&#228;delhirntrauma mit intracerebraler Blutung zu. Infolge der Verletzung war er arbeitsunf&#228;hig. Nach station&#228;rer Behandlung wurde er seit dem 06. Oktober 1981 von Dr. med. K&#8230; versorgt, der als niedergelassener Arzt mit Kassenarztzulassung in V&#8230; praktiziert. Am 04. M&#228;rz 1982 suchte der Kl&#228;ger im Rahmen des laufenden Behandlungsverh&#228;ltnisses die Praxis von Dr. K&#8230; auf, der sich damals im Urlaub befand. Dort wurde er von dem Beklagten, der noch keine Kassenarztzulassung besa&#223; und aufgrund Privatdienstvertrages als &#228;rztlicher Vertreter f&#252;r Dr. K&#8230; in der Praxis t&#228;tig war, untersucht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf dem Vordruck f&#252;r die Innungskrankenkasse in R&#8230; als Krankenversicherer nach der Reichsversicherungsordnung vermerkte der Beklagte, dass der Kl&#228;ger arbeitsf&#228;hig sei. Der Kl&#228;ger, der bis zum 04. M&#228;rz 1982 Krankengeld von der Innungskrankenkasse bezogen hatte (Kalendert&#228;glich 65,03 DM), und dessen Arbeitsverh&#228;ltnis gek&#252;ndigt worden war, erhielt ausweislich der Bescheinigung der Innungskrankenkasse vom 19. Januar 1983 (Bl. 47 GA) seit dem 05. M&#228;rz 1982 Arbeitslosengeld in geringer H&#246;he (44,-- DM und sp&#228;ter 46,53 DM Werkt&#228;glich).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vom 31. M&#228;rz bis 28. April 1982 hielt sich der Kl&#228;ger zur Durchf&#252;hrung eines von der Landesversicherungsanstalt angeordneten Heilverfahrens in der Klinik A&#8230; auf. Am 29. April 1982 stellte er sich bei Dr. K&#8230; vor, der nach Untersuchung eine krankheitsbedingte Arbeitsunf&#228;higkeit feststellte und bescheinigte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Rechtsstreit verlangt der Kl&#228;ger vom Beklagten 8.129,60 DM als Schadensersatz. Er hat ausgef&#252;hrt: Aufgrund der Verletzungen aus dem Unfall vom 11. Juli 1981 sei er <u>durchgehend</u> bis zum 14. Januar 1983 arbeitsunf&#228;hig gewesen. Die Stellungnahme des Beklagten vom 04. M&#228;rz 1982 sei &#8211; wie die sp&#228;teren Beurteilungen zeigten &#8211; sachlich unzutreffend. Sie beruhe auf einer schuldhaften Verletzung &#228;rztlicher Sorgfaltspflichten. In Folge dieses &#228;rztlichen Fehlers habe er (der Kl&#228;ger) mit Ablauf des 04. M&#228;rz 1982 das nach dem letzten Arbeitseinkommen berechnete h&#246;here Krankengeld eingeb&#252;&#223;t. bis zum 14. Januar 1983 w&#252;rden auf der Grundlage des h&#246;heren Krankengeldes 20.449,48 DM angefallen sein. Bezogen habe er &#252;ber das Arbeitslosengeld nur 12.419,88 DM, also 8.129,60 DM weniger.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach Abweisung der zun&#228;chst auf 7.183,75 DM beschr&#228;nkten Zahlungsklage durch Vers&#228;umnisurteil vom 16. September 1983 hat der Kl&#228;ger Einspruch eingelegt und beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">das Vers&#228;umnisurteil aufzuheben und den Beklagten zu verurteilen, an ihn 8.129,60 DM zu zahlen nebst 4 % Zinsen seit dem 09. M&#228;rz 1983.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt das Vers&#228;umnisurteil aufrecht zu erhalten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat das Vorbringen zum Grund und zur H&#246;he des Klagebegehrens bestritten und ein vorwerfbares Fehlverhalten geleugnet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 16. Dezember 1983 hat das Landgericht das Vers&#228;umnisurteil aufrecht erhalten und in den Gr&#252;nden ausgef&#252;hrt: Es k&#246;nne dahinstehen, ob der Beklagte den Kl&#228;ger am 04. M&#228;rz 1982 zu Unrecht Gesund geschrieben habe. Finanzielle Einbu&#223;en in Folge einer fehlerhaften Beurteilung der Arbeitsf&#228;higkeit m&#252;sse der Kl&#228;ger alleine tragen, weil er es unterlassen habe, die unrichtige &#228;rztliche Beurteilung und deren Auswirkungen zu beseitigen (&#167; 254 BGB).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers. Er erg&#228;nzt den Sachvortrag und f&#252;hrt aus: Er habe dem Beklagten bei der Untersuchung am 04. M&#228;rz 1982 von der Fortdauer der Unfallverletzungen und Unfallfolgen berichtet. Von der "Gesundschreibung" durch den Beklagten habe er erst nachtr&#228;glich erfahren. Dem Vorwurf eines die Haftung ausschlie&#223;enden Mitverschuldens stehe die durch den Unfall vom 11. Juli 1981 ausgel&#246;ste St&#246;rung des Ged&#228;chtnisses und der Merkf&#228;higkeit entgegen. F&#252;r den Schaden habe der Beklagte jedenfalls nach den Vorschriften &#252;ber die unerlaubte Handlung einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern, das Vers&#228;umnisurteil des Landgerichts vom 16. September 1983 aufzuheben und den Beklagten zu verurteilen ,an ihn 8.129,60 DM zu zahlen nebst 4 % Zinsen seit dem 09. M&#228;rz 1983. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ck zu weisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt den Sachvortrag und tritt dem Klagebegehren mit Rechtsausf&#252;hrungen entgegen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig. In der Sache hat das Rechtsmittel keinen Erfolg. Der Beklagte ist aus keinem rechtlichen Gesichtspunkt zum Ersatz des Verm&#246;gensschadens verpflichtet, der nach der Darstellung des Kl&#228;gers dadurch ausgel&#246;st worden ist, das der Beklagte am 04. M&#228;rz 1982 den Gesundheitszustand des Patienten verkannt, eine Krankheitsbedingte Arbeitsunf&#228;higkeit verneint und durch Mitteilung dieser Beurteilung die Einstellung der nach dem letzten Arbeitseinkommen berechneten Krankengeldzahlungen durch die Innungskrankenkasse herbeigef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><u>1.)</u></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine Haftung des Beklagten wegen schuldhafter Verletzung vertraglicher Sorgfaltspflichten scheidet aus, weil zwischen den Prozessparteien vertragliche Beziehungen nicht bestanden haben. Mit der &#220;bernahme der Heilbehandlung wird zwischen dem Arzt und dem Patienten grunds&#228;tzlich ein privatrechtlicher Dienstvertrag begr&#252;ndet. Das gilt &#8211; nach &#167; 368 b Abs. 4 RVO &#8211; auch f&#252;r die Beziehungen zwischen dem zur kassen&#228;rztlichen Versorgung zugelassenen niedergelassenen Arzt und dem Patienten der Krankenversicherungsschutz nach der Reichsversicherungsordnung in Anspruch nimmt (Laufs Arztrecht 2. Aufl., Rdnr. 18). Mit der 1955 eingef&#252;hrten Regelung, dass der Kassenarzt mit der &#220;bernahme der Behandlung zur Sorgfalt <u>nach den Vorschriften des b&#252;rgerlichen Vertragsrechtes verpflichtet sei, </u>hat der Gesetzgeber klargestellt, dass der Kassenpatient, der in der Arztwahl nach &#167; 368 b Abs. 1 RVO frei ist, mit dem Kassenarzt einen privatrechtlichen Dienstvertrag schlie&#223;t, der sich in der Pflichtenstellung nicht von dem Behandlungsvertrag mit dem sogenannten Selbstzahler unterscheidet (Steffen, Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung zum Arzthaftungsrecht, 1984, Abschnitt A I 2 S. 8 unter dem Stichwort "Kassenpatient"; Haueisen in NJW 1956, 1745). f&#252;r Sch&#228;den, die in einem derartigen Behandlungsvertrag aus Fehlern von Hilfspersonen erwachsen, hat alleine der Kassenarzt einzustehen. Erf&#252;llungsgehilfe des Kassenarztes ist auch der &#228;rztliche Urlaubsvertreter der aufgrund Dienstvertrages in der Praxis des abwesenden Kassenarztes Patienten behandelt (BGH NJW 1956, 1834 Nr. 2). Unterlaufen hierbei Fehler, so hat allein der Kassenarzt selbst unter dem Gesichtspunkt der Verletzung von Sorgfaltspflichten f&#252;r den entstandenen Schaden einzustehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>2.)</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung zur Leistung von Schadensersatz kann auch nicht auf die Vorschriften &#252;ber die unerlaubte Handlung gest&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>a)</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r eine Inanspruchnahme nach &#167; 823 Abs. 1 BGB w&#228;re, dass der im Rechtstreit geltend gemachte Verm&#246;gensnachteil durch eine vom Beklagten als Arzt verschuldete K&#246;rperverletzung oder Gesundheitsbeeintr&#228;chtigung verursacht worden ist. hieran fehlt es nach der eigenen Darstellung des Kl&#228;gers. Sein Vorwurf geht ausschlie&#223;lich dahin, dass der Beklagte am 04. M&#228;rz 1982 die damals noch vorhandenen gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen verkannt und insbesondere deren Auswirkungen auf die Arbeitsunf&#228;higkeit fehlerhaft beurteilt habe.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><u>b)</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers erf&#252;llt die behauptete fehlerhafte Beurteilung des Gesundheitszustandes und der Arbeitsf&#228;higkeit auch nicht den Tatbestand eines haftungsbegr&#252;ndenden Schutzgesetzverstosses im Sinne des &#167; 823 Abs. 2 BGB. Danach ist schadensersatzpflichtig, wer gegen ein den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verst&#246;&#223;t. F&#252;r die Qualifizierung einer Rechtsnorm als Schutzgesetz in diesem Sinn ist ausschlaggebend, ob sie nach ihrem Inhalt und nach dem Willen des Gesetzgebers ein bestimmtes Gebot oder Verbot enth&#228;lt, das neben anderen Zwecken auch gegen eine <u>bestimmte Art</u> der Sch&#228;digung individueller Rechtsg&#252;ter gerichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der vom Kl&#228;ger als Schutzgesetz in Anspruch genommene &#167; 23 des Heilberufsgesetzes f&#252;r Nordrhein-Westfalen (vom 30. Juli 1975) deckt sich nach Wortlaut und Stellung innerhalb des Gesetzes mit der Regelung, die f&#252;r Niedersachsen in &#167; 28 des Kammergesetzes f&#252;r die Heilberufe vom 30. Mai 1980 getroffen worden ist. Beide Gesetze behandeln die Errichtung der &#196;rztekammern die unter anderem zust&#228;ndig sind f&#252;r den Erla&#223; der &#228;rztlichen Berufsordnungen und damit f&#252;r die Normierung der &#228;rztlichen Berufspflichten. Die Bestimmungen (&#167; 23 des Heilberufsgesetzes und &#167; 28 des Kammergesetzes) sind im jeweiligen Gesetz die Einleitung des Abschnittes &#252;ber die "Berufsaus&#252;bung". Mit der Formulierung, die Kammerangeh&#246;rigen (dazu geh&#246;ren unter anderem die &#196;rzte) seien verpflichtet, ihren Beruf gewissenhaft auszu&#252;ben und dem ihnen im Zusammenhang mit dem Beruf entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen, hat der Gesetzgeber lediglich <u>allgemein umschrieben</u>, was zum Berufsethos geh&#246;rt. Ein Gebot oder Verbot zum Schutz der Patienten ist nicht ausgesprochen worden. Das war auch nicht der Wille des Gesetzgebers. Wollte man f&#252;r die &#196;rzte auf den allgemeinen Grundsatz des "nihil nocere" abstellen, so k&#246;nnte allenfalls an ein allgemeines Verbot der Sch&#228;digung von K&#246;rper und Gesundheit durch &#228;rztliche T&#228;tigkeit gedacht werden, nicht aber an den Schutz von Verm&#246;gensinteressen (soweit sie nicht die Folge einer Gesundheitssch&#228;digung oder K&#246;rperverletzung sind).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><u>3.)</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Da das Landgericht somit im Ergebnis richtig entschieden hat, ist die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 713 ZPO. Die Voraussetzungen f&#252;r eine Zulassung der Revision liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Kl&#228;gers: 8.129,60 DM</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Richter am Landgericht W&#8230;.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">K&#8230;. B&#8230;.. ist in seine Planstelle zur&#252;ckge- treten und ist deshalb gehindert</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">zu unterschreiben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">K&#8230;..</p>
315,654
olgham-1984-11-13-2-wf-35984
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 WF 359/84
1984-11-13T00:00:00
2019-03-13T15:10:15
2019-03-27T09:42:33
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1113.2WF359.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben, soweit dem Antragsteller Proze&#223;kostenhilfe versagt worden ist. Die Sache wird insoweit zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen, das angewiesen wird-, von den Bedenken der mangelnden Erfolgsaussicht f&#252;r die beabsichtigte Klage abzusehen,</p> <p></p> <p>2. Der angefochtene Beschlu&#223; wird, soweit der Antrag des Antragstellers auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung zur&#252;ckgewiesen worden ist, wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Die Zwangsvollstreckung aus dem Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengerichts - Halle/Westf&#8226; vom 28. Dezember 1933 (5a F 177/81 UE) wird f&#252;r die Zeit ab 1. Mai 1984 einstweilen eingestellt, und zwar gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he der jeweils beizutreibenden f&#228;lligen Betr&#228;ge.</p> <p>Die Sicherheitsleistung kann durch Beibringung einer selbstschuldnerischen, unwiderruflichen und unbefristeten B&#252;rgschaft der Volksbank Schildesche erbracht werden.</p> <p></p> <p>3. Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden der Antragsgegnerin auferlegt; jedoch werden au&#223;ergerichtliche Kosten nur nach einem Streitwert von 1.500,-.DM erstattet.</p> <p></p> <p>4. Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird wie folgt festgesetzt:</p> <p>f&#252;r die Beschwerde gegen die Versagung der Proze&#223;kostenhilfe auf 1.500,- DM,</p> <p>f&#252;r die Beschwerde gegen die Versagung der einstweiligen Einstellung ebenfalls auf 1.500,- DM,</p> <p></p> <p>5. Das Proze&#223;kostenhilfegesuch der Antragsgegnerin vom 5&#171; November 1984 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig, gegen die Versagung der Proze&#223;kostenhilfe gem&#228;&#223; &#167; 127 II ZPO, gegen die Zur&#252;ckweisung des Antrags auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung als sofortige Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 795 ZPO. Das Rechtsmittel ist auch begr&#252;ndet,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1. Nach Auffassung des Senats kann dem Antragsteller die begehrte Proze&#223;kostenhilfe nicht mit der Begr&#252;ndung versagt werden, die beabsichtigte Peststellungsklage biete keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (vgl. &#167; 114 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Darauf, ob sich wesentliche Ver&#228;nderungen gegen&#252;ber dem Erla&#223; der einstweiligen Anordnung vom 28.12.1983 (5a F 177/81 UE AG Halle/Westf.) ergeben haben - nach der der Antragsteller monatlich 355,60 DM an die Antragsgegnerin zu zahlen hat -, kommt es nicht an. Eine Bindung an diese Entscheidung besteht nicht; denn eine einstweilige Anordnung stellt keine rechtskr&#228;ftige Entscheidung &#252;ber den Unterhaltsanspruch dar (vgl. BGH, FamRZ 1983, 355 NJW 1983,1330). &#167; 323 ZPO ist hier nicht anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach dem derzeitigen Sach- und Streitstand l&#228;&#223;t sich ein Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin allenfalls aus &#167; 1573 BGB herleiten. Ein Unterhaltsanspruch wegen Alters (&#167; 1571 BGB) scheidet bei dem Alter der Antragsgegnerin von 50 Jahren noch aus. Ein Anspruch wegen Krankheit (&#167; 1572 BGB) kommt ebenfalls nicht in Betracht, da keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r vorgetragen sind, da&#223; die Antragsgegnerin aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht arbeiten kann.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1573 BGB kann ein geschiedener Ehegatte Unterhalt verlangen, solange und soweit er nach der Scheidung keine angemessen Erwerbst&#228;tigkeit zu finden vermag. Voraussetzung hierf&#252;r ist, da&#223; er sich intensiv um eine solche T&#228;tigkeit bem&#252;ht hat. Die blo&#223;e Meldung beim Arbeitsamt reicht nicht aus. Die Antragsgegnerin, die f&#252;r ihre Bed&#252;rftigkeit beweispflichtig ist, h&#228;tte im einzelne dartun und unter Beweis stellen m&#252;ssen, was sie an Bem&#252;hungen unternommen hat. Das ist nicht geschehen. Auch im Anordnungsverfahren 5a F 177/81 SH UE hat die Antragsgegnerin im Termin vom 29.7-1982 lediglich <u>zwei</u> Stellen konkret genannt, hei denen sie sich beworben hat (XXX und XXX). Ihre weitere Angabe, sie sei auf Zeitungsanzeigen "unterwegs" gewesen, d&#252;rfte in dieser Form zu allgemein erscheinen. Der Senat hat sich nicht veranla&#223;t gesehen, die Antragsgegnerin im vorliegenden Beschwerdeverfahren noch einmal darauf hinzuweisen, da&#223; ihr Vortrag unzureichend ist, nachdem bereits der Antragsteller in seiner Beschwerdeschrift auf die mangelnden Anstrengungen der Antragsgegnerin hingewiesen hat. Sie wird dadurch nicht gehindert, ihren Vortrag noch im Hauptverfahren zu erg&#228;nzen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist sich dar&#252;ber im klaren, da&#223; die Chancen der Antragsgegnerin, eine Arbeitsstelle zu finden - sei es auch nur f&#252;r eine stundenweise T&#228;tigkeit mit einem Einkommen bis zu 390,- DM -, angesichts der derzeitigen Arbeitsmarktlage und unter Ber&#252;cksichtigung ihrer pers&#246;nlichen Voraussetzungen nicht g&#252;nstig sind. Das, aber entbindet die Antragsgegnerin nicht von der Verpflichtung, sich fortlaufend um eine Erwerbst&#228;tigkeit zu bem&#252;hen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsgegnerin jetzt behauptet, sie habe w&#228;hrend der Ehezeit keine T&#228;tigkeit ausge&#252;bt, ist dieser Vortrag widerspr&#252;chlich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im Verfahren 5a F 177/81 SH UE hat sie selbst vortragen lassen - so in ihrer dortigen Antragsschrift vom 19.8.1981 -, da&#223; sie w&#228;hrend der Ehezeit gearbeitet habe, und zwar bis 1978. Nach dem derzeitigen Sach- und Streitstand wird sich nicht ausschlie&#223;en lassen, da&#223; die Antragsgegnerin, w&#228;re sie ihrer Obliegenheit, sich intensiv um eine T&#228;tigkeit zu bem&#252;hen, fr&#252;hzeitig genug nachgekommen, eine angemessene Stellung gefunden h&#228;tte, die es ihr erm&#246;glichte ein ebenso hohes Einkommen zu erzielen wie zur Zeit der Antragsteller.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Was die Leistungsf&#228;higkeit des Antragstellers anlangt, der zur Zeit Arbeitslosenhilfe in H&#246;he von 219,78 DM w&#246;chentlich bzw.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">952,38 DM monatlich (219,78 DM x 52 : 12) erh&#228;lt, so d&#252;rften seine bisher vorgetragenen Bem&#252;hungen, einen neuen Arbeitsplatz</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zu erlangen, ebenfalls kaum ausreichen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat allerdings durch &#228;rztliche Bescheinigung des Internisten vom 16.10.1984 glaubhaft gemacht,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">da&#223; er an einem cerebralen Anfallsleiden mit Petit-mal-Anf&#228;llen leidet und deshalb in seiner Arbeitsf&#228;higkeit beschr&#228;nkt ist, insbesondere seinen Beruf als Maurer bzw. Dachdecker nicht mehr aus&#252;ben kann. Ob und inwieweit das zutrifft, wird erforderlichenfalls im Hauptverfahren zu kl&#228;ren sein. F&#252;r das vorliegende Beschwerdeverfahren ist davon auszugehen, da&#223; die bescheinigte Beschr&#228;nkung der Arbeitsf&#228;higkeit vorliegt. Aber auch diese Beschr&#228;nkung der Arbeitsf&#228;higkeit entbindet den Antragsteller nicht von der Pflicht, sich intensiv um eine andere T&#228;tigkeit zu bem&#252;hen. Da<i> </i>aber nur noch T&#228;tigkeiten in einem ungelernten Beruf in Betracht kommen, kann - jedenfalls f&#252;r die Frage der</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Erfolgsaussichten im Rahmen des &#167; 114 ZPO - nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der Antragsteller aus einer solchen T&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">ein h&#246;heres Einkommen erzielen k&#246;nnte als die Antragsgegnerin,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">wenn sich diese rechtzeitig und mit der gebotenen Intensit&#228;t um</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">eine Erwerbst&#228;tigkeit bem&#252;ht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Einkommen des Antragstellers ist an sich zu erh&#246;hen um den Nutzungswert der Wohnung - im eigenen Einfamilienhaus. Auf diesen Wert werden aber die monatlichen Schuldraten von 470,- DM f&#252;r den Kredit in H&#246;he von 55.000,- DM anzurechnen sein, den der Antragsteller zur Finanzierung des Zugewinnausgleichs aufgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Schuldraten von 470,- DM wird man nicht deshalb unber&#252;cksichtigt lassen k&#246;nnen, weil das - wie das Amtsgericht meint - dazu f&#252;hren w&#252;rde, da&#223; die Antragsgegnerin selbst die Zugewinnzahlung finanzieren w&#252;rde. Das Unterhaltsrecht unterliegt seinen eigenen Regeln. Wird die Leistungsf&#228;higkeit des Unterhaltsschuldners durch Verbindlichkeiten eingeschr&#228;nkt, so kann es grunds&#228;tzlich keinen Unterschied machen, ob Gl&#228;ubiger dieser Verbindlichkeiten ein Dritter ist - wie in der Regel - oder der Unterhaltsberechtigte selbst (G&#246;ppinger/Wenz, Unterhaltsrecht, 4. Aufl.; Rdnr. 1155). Auch Verbindlichkeiten gegen&#252;ber dem Unterhaltsberechtigten k&#246;nnen deshalb zu einer Verminderung des</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unterhaltsanspruchs f&#252;hren. Entsprechendes gilt, wenn ein Kredit aufgenommen worden ist, um eine Verbindlichkeit gegen&#252;ber dem Unterhaltsberechtigten zu erf&#252;llen- Allerdings gilt das nicht uneingeschr&#228;nkt. Etwas anderes kann sich insbesondere dann ergeben, wenn - wie im vorliegenden Fall - ein Kredit zur Finanzierung des Zugewinns aufgenommen wird. Denn der Zugewinnausgleich ist eine Art <u>Verm&#246;gens</u>ausgleich und regelm&#228;&#223;ig aus vorhandener Verm&#246;genssubstanz zu leisten. Durch die Aufnahme eines Kredits wird diese vom Gesetz zugemutete Verwertung von Verm&#246;gensgegenst&#228;nden abgewendet, sie f&#252;hrt damit zur Erhaltung des (Aktiv-)Verm&#246;gens.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Es erscheint nicht ohne weiteres gerechtfertigt, die Aufwendungen f&#252;r diese Art der Verm&#246;genserhaltung von dem anrechenbaren Einkommen des Unterhaltsverpflichteten abzusetzen. Der Unterhalt darf grunds&#228;tzlich nicht dadurch verk&#252;rzt werden, da&#223; der Verpflichtete einen Teil seines Einkommens der Verm&#246;gensbildung zuf&#252;hrt. Andererseits wird man aber auch die <u>Eink&#252;nfte</u> aus den so erhaltenen Verm&#246;gensgegenst&#228;nden nicht uneingeschr&#228;nkt dem Einkommen zurechnen k&#246;nnen; denn im Falle der Ver&#228;u&#223;erung dieser Gegenst&#228;nde (zum Zwecke der Erf&#252;llung der Zugewinnausgleichsforderung) w&#252;rden diese Eink&#252;nfte - jedenfalls in dieser H&#246;he - ebenfalls nicht mehr anfallen. Es d&#252;rfte deshalb gerechtfertigt erscheinen, die Schuldraten f&#252;r einen Kredit der vorliegenden Art wie Aufwendungen f&#252;r die Eink&#252;nfte aus dem Verm&#246;gen zu behandeln und von diesen Eink&#252;nften abzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den vorliegenden Fall bedeutet das, da&#223; der Nutzungswert des Hauses um diese Schuldraten zu vermindern ist. Ma&#223;gebend ist der Netto-Nutzungswert. Unkosten f&#252;r das Haus einschlie&#223;lich eines angemessenen Betrages f&#252;r die Instandhaltung sind vorab zu ber&#252;cksichtigen. Die n&#228;here Kl&#228;rung dieser Frage hat im Hauptverfahren zu erfolgen. F&#252;r die vorliegende Entscheidung geht der Senat davon aus, da&#223; sich der Nutzungswert und die Schuldraten in etwa die Waage halten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die negative Feststellungsklage bietet damit hinreichende Aussicht auf Erfolg, ohne da&#223; es noch auf die Frage ankommt, ob auf Seiten der Antragsgegnerin der Zugewinnausgleichsbetrag von ca. 49.000,- DM v&#246;llig unber&#252;cksichtigt bleiben kann. Die Antragsgegnerin hat bislang weder <u>im einzelnen</u> dargelegt noch belegt, welche Anschaffungen sie gemacht hat und inwieweit diese Anschaffungen unter Ber&#252;cksichtigung der beengten finanziellen Verh&#228;ltnisse als erforderlich angesehen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Da dem Senat die Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse (&#167; 117 II ZPO) nicht vorliegt, hat er sich darauf beschr&#228;nkt, die angefochtene Entscheidung aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckverwiesen, da&#223; von den Bedenken bez&#252;glich der mangelnden Erfolgsaussicht abzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2. Unter Ber&#252;cksichtigung der vorstehenden Ausf&#252;hrungen h&#228;lt es der Senat f&#252;r gerechtfertigt, entsprechend &#167; 769 ZPO die Zwangsvollstreckung aus der einstweiligen Anordnung vom 28.12.1983 gegen Sicherheitsleistung einstweilen einzustellen. Die Anordnung der Sicherheitsleistung, zu der der Antragsteller angesichts seines unbelasteten Grundst&#252;cks in der Lage ist, erscheint im Interesse der Antragsgegnerin angezeigt, da der. Ausgang des Rechtsstreits noch offen ist, m&#246;gen auch hinreichende Erfolgsaussichten bestehen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht insoweit auf &#167; 91 ZPO.</p>
315,655
ovgnrw-1984-11-12-20-a-39383
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
20 A 393/83
1984-11-12T00:00:00
2019-03-13T15:10:17
2019-03-27T09:42:33
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1984:1112.20A393.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Kl&#228;gerin, ein Gro&#223;unternehmen der Chemie, berechtigt war, die in ihrem Werk xxx anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure als Teil des Gesamtbetriebsabwassers in den Rhein abzuleiten. Die Salzs&#228;ure bildet sich beim Niederschlagen von chlorwasserstoffhaltigen Abgasen, die nicht in die Atmosph&#228;re entlassen werden k&#246;nnen, mit Wasser bzw. Betriebsabwasser. F&#252;r die Abgasw&#228;sche stehen zwei Verfahrensarten zur Verf&#252;gung. Bei der Standard- Abgasw&#228;sche - dem zun&#228;chst entwickelten Verfahren - bleibt eine Fl&#252;ssigkeit mit ca. 5 % Chlorwasserstoffgehalt und einem relativ hohen Gehalt an organischen Verunreinigungen zur&#252;ck, bei der Spezialabgasw&#228;sche entsteht ca. 30-prozentige Salzs&#228;ure, die praktisch frei von organischen Verbindungen ist. Die Kl&#228;gerin, in deren Betrieb im wesentlichen die Spezialabgasw&#228;sche zur Anwendung kommt, verwertete die anfallende 30-prozentige Salzs&#228;ure - soweit m&#246;glich - innerbetrieblich. Den &#252;bersch&#252;ssigen Teil dieser Salzs&#228;ure leitete sie in der Vergangenheit &#252;ber die Werkskanalisation in den Rhein.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Grundlage f&#252;r die Berechtigung zum Ableiten von Betriebsabwasser in den Rhein waren nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG -) vom 27. Juli 1957 (BGBl. I S. 1110) zun&#228;chst die wasserrechtlichen Erlaubnisse des Regierungspr&#228;sidenten xxx vom 23. Juni 1966, verl&#228;ngert durch Bescheid vom 24. Juli 1968, und vom 4. September 1973, verl&#228;ngert durch Bescheid vom 18. M&#228;rz 1974 bis zum 31. M&#228;rz 1978. In der wasserrechtlichen Erlaubnis vom 23. Juni 1966 hei&#223;t es u.a. wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Der Firma xxx in xxx ... wird ... die Erlaubnis ... erteilt: Die auf dem Werkteil xxx anfallenden Abw&#228;sser, die unter a) und b) n&#228;her bezeichnet sind, &#252;ber die Ausl&#228;sse ... in den Rhein einzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">b) H&#228;usliche Abw&#228;sser, K&#252;hlw&#228;sser und Betriebsabw&#228;sser aus einem ca. 156 ha gro&#223;en Einzugsgebiet mit Produktions- und Nebenbetrieben der chemischen Industrie in einer Menge von bis zu </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">... Die Erlaubnis wird unter nachstehenden Bedingungen, Auflagen und Vorbehalten erteilt:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2c) Die Abfalls&#228;uren, insbesondere die D&#252;nns&#228;ure der xxx und die organisch belastete Abfallschwefels&#228;ure der xxx sind gem&#228;&#223; Terminstudie, Blatt b und Verhandlungsniederschrift vom 22.12.1964 ab Ende 1967 in einer Menge von 300.000 t Jahr aus dem Kanalnetz abzutrennen und schadlos zu beseitigen - soweit m&#246;glich durch Verschiffung in die Nordsee - und zwar 200.000 t D&#252;nns&#228;ure der xxx und 100.000 t Abfallschwefels&#228;ure der xxx.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">6. F&#252;r die Abfalls&#228;ure (siehe Ziffer 2c) ist ein Speicherraum zu schaffen, der f&#252;r die Menge ausreicht, die in einem Zeitraum von 10 Tagen anf&#228;llt. Wenn der Abtransport der S&#228;ure wegen Einstellung der Schiffahrt oder aus anderen zwingenden, von der Unternehmerin nicht zu vertretenen Gr&#252;nden nicht m&#246;glich ist, mu&#223; die anfallende S&#228;ure bis zu 10 Tagen gestapelt werden k&#246;nnen. Eine etwaig erforderlich werdende Einleitung in den Rhein ist vorher mit dem Regierungspr&#228;sidenten in xxx abzustimmen. Der Inhalt der Speicherbecken ist nach Wegfall der Hinderungsgr&#252;nde zus&#228;tzlich abzutransportieren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">7. In einer zweiten Ausbaustufe sind bis Ende 1970 der Schiffsraum und der Stapelraum so zu vergr&#246;&#223;ern, da&#223; sie den Gesamtanfall der D&#252;nns&#228;ure der xxx von 200.000 t/Jahr und einen solchen von 300.000 t/Jahr an Abfalls&#228;ure der xxx aufnehmen bzw. 10 Tage stapeln k&#246;nnen. Au&#223;erdem ist gem&#228;&#223; Verhandlungsniederschrift vom 22.12.64 die xxx verpflichtet, in der zweiten Ausbaustufe 300.000 t/Jahr D&#252;nns&#228;ure durch Betriebsverlagerung dem Rhein fernzuhalten. Die Auflage einer dritten Ausbaustufe bleibt vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">8. F&#252;r den Abtransport der Abfalls&#228;ure und den Betrieb der Stapelbeh&#228;lter sowie &#252;ber Beginn, Dauer und Menge einer Noteinleitung von Abfalls&#228;ure in den Rhein ist ein Betriebsbuch zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">9. Eine andere Form der Verh&#252;tung oder schadlosen Beseitigung der Abfalls&#228;ure ist zul&#228;ssig, wenn die genannten Fristen eingehalten werden. Au&#223;erdem hat sich die Unternehmerin st&#228;ndig darum zu bem&#252;hen, den Anfall an Abfalls&#228;ure und anderen fl&#252;ssigen Konzentraten entsprechend dem Stand der Technik zu verringern. &#220;ber die in diesem Zusammenhang erzielten Ergebnisse ist bis zum 1.1.1968 dem Regierungspr&#228;sidenten xxx zusammenfassend zu berichten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">10.2 Nach Abtrennung der organischen Abw&#228;sser mu&#223; das Abwasser an den Ausl&#228;ssen folgenden Richtwerten gen&#252;gen: 1. pH-Wert zwischen 2,0 und 9,0</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">..."</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Unter dem 28. November 1977 beantragte die Kl&#228;gerin die Erneuerung der wasserrechtlichen Erlaubnis zur Abteilung der Abw&#228;sser aus dem Werk xxx in den Rhein und - auf Anraten des Beklagten - am 29. M&#228;rz 1978 die Zulassung des vorzeitigen Beginns. Der Beklagte erteilte ihr durch Bescheid vom 16. August 1978 unter Anordnung einer Reihe von Nebenbestimmungen die Zulassung des vorzeitigen Beginns - u.a. zum Ableiten von Betriebsabw&#228;ssern - r&#252;ckwirkend ab dem 1. April 1978 und befristet bis zum 1. Oktober 1980. Am 14. September 1978 legte die Kl&#228;gerin gegen den Bescheid Widerspruch ein mit der Begr&#252;ndung, sie k&#246;nne einen Teil der Bedingungen und Auflagen nicht erf&#252;llen. In dem Teilwiderspruchsbescheid vom 17. Januar 1980 &#228;nderte der Beklagte einige der Nebenbestimmungen ab und wies im &#252;brigen darauf hin, da&#223; nach der vorzeitigen Zulassung vom 16. August 1978 S&#228;ure oder "S&#228;uremengen" nicht eingeleitet werden d&#252;rften; die vorzeitige Zulassung decke lediglich die Ableitung von Betriebsabwasser, das nat&#252;rlich auch sauer reagieren k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat am 25. Februar 1980 Klage erhoben, mit der sie die Ab&#228;nderung bestimmter, im Bescheid vom 16. August 1980 enthaltener Nebenbestimmungen begehrt hat. Nachdem im Oktober 1980 die zweite Ausbaustufe des Gemeinschaftskl&#228;rwerkes fertiggestellt und der Kl&#228;gerin unter dem 20. M&#228;rz 1981 die (endg&#252;ltige) wasserrechtliche Erlaubnis zum Ableiten ihres Betriebsabwassers in den Rhein erteilt worden war, hat die Kl&#228;gerin einen Fortsetzungsfeststellungsantrag gestellt sowie mit Schriftsatz vom 27. Mai 1982 weiterhin die Feststellung begehrt, da&#223; sie bis zum 31. Juli 1979 berechtigt gewesen sei, die in ihrem Werk xxx zwangsweise anfallende &#252;bersch&#252;ssige nicht anders zu entsorgende, Salzs&#228;ure als Teil des Gesamtbetriebsabwassers des Werkes in den Rhein abzuleiten. Dieses zus&#228;tzliche Feststellungsbegehren ist Gegenstand des Berufungsverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ihrer Feststellungsklage hat sie im wesentlichen vorgetragen: Die Klage sei zul&#228;ssig. Das erforderliche Feststellungsinteresse ergebe sich daraus, da&#223; gegen leitende Personen ihres Betriebes wegen des Verdachts der Gew&#228;sserverunreinigung ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. In diesem Verfahren habe der Beklagte bekundet, da&#223; die im Werk xxx langj&#228;hrig praktizierte Einleitung von &#220;berschu&#223;mengen der zwangsweise anfallenden salzsauren Abw&#228;sser nicht durch wasserrechtliche Erlaubnisse gedeckt gewesen sei. Die Klage sei auch begr&#252;ndet. Die in ihrem Betrieb bei der Abgasw&#228;sche anfallenden Salzs&#228;uren seien Abwasser und nicht Abfall. Es handele sich hierbei um Wasser, das infolge einer Beeinflussung in seiner Brauchbarkeit gemindert worden sei und deshalb abgeleitet werde. Dieses Abwasser sei ein Teil des Betriebsabwassers, das sie entsprechend den seit 1966 erteilten wasserrechtlichen Erlaubnissen in den Rhein habe einleiten d&#252;rfen. Von der Einleitungsbefugnis seien 1966 nur die Abfalls&#228;uren, d.h. die D&#252;nns&#228;ure der Firma xxx und die bei ihr anfallenden Abfallschwefels&#228;uren, ausgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1. festzustellen, da&#223; der Beklagte verpflichtet war, unter teilweiser &#196;nderung der Auflagen 3.2.1 und 4.3 des Bescheides vom 16. August 1978 in der Fassung des Teilwiderspruchsbescheides vom 17. Januar 1980 den Antrag auf Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; sie, die Kl&#228;gerin, in wasser- und abfallrechtlicher Hinsicht bis zum 31. Juli 1979 berechtigt war, die im Werk xxx zwangsweise anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure, die nicht in anderer Weise entsorgt werden konnte, als Teil des Gesamtbetriebsabwassers des Werkes in den Rhein zu leiten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen: Die Feststellungsklage sei unzul&#228;ssig; die Kl&#228;gerin h&#228;tte Verpflichtungsklage erheben m&#252;ssen, hierf&#252;r fehle es aber an einem entsprechenden Vorverfahren. Die Einleitung der anfallenden Salzs&#228;ure mit Ausnahme der bei der Standard-Abgasw&#228;sche entstehenden 4- bis 5-prozentigen S&#228;uren sei durch die erteilten wasserrechtlichen Erlaubnisse nicht gedeckt. Der Bescheid vom 23. Juni 1966 klammere die Abfalls&#228;uren aus, zu denen auch die Salzs&#228;ure geh&#246;re. Die anfallende Salzs&#228;ure, die von der Kl&#228;gerin nicht wiederverwendet werde, sei Abfall und nicht Abwasser. Ihre Entsorgung h&#228;tte nach dem Abfallbeseitigungsgesetz geregelt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf das Bezug genommen wird, der Klage stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 10. Dezember 1982 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 4. Januar 1983 Berufung eingelegt mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern, soweit es die Feststellung beinhaltet, die Kl&#228;gerin sei in wasser- und abfallrechtlicher Hinsicht bis zum 31. Juli 1979 berechtigt gewesen, die im Werk Leverkusen zwangsweise anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure, die nicht in anderer Weise entsorgt werden konnte, als Teil des Gesamtbetriebsabwassers des Werkes in den Rhein abzuleiten, und insoweit die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Parteien vertiefen ihre gegens&#228;tzlichen Standpunkte.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Zum weiteren Sach- und Streitstand wird auf die Gerichtsakte, die vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge sowie die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft xxx sowie xxx Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg. Die Klage ist - soweit der Senat &#252;ber sie noch zu befinden hat - zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 43 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) kann durch Klage die Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverh&#228;ltnisses oder der Nichtigkeit eines Verwaltungsaktes begehrt werden, wenn der Kl&#228;ger ein berechtigtes Interesse an der baldigen Feststellung hat. Unter einem Rechtsverh&#228;ltnis im Sinne des &#167; 43 Abs. 1 VwGO sind die aus einem konkreten Sachverhalt aufgrund einer Rechtsnorm des &#246;ffentlichen Rechts sich ergebenden Beziehungen einer Person zu einer anderen Person oder zu einer Sache zu verstehen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. Redeker/von Oertzen, 7. Aufl., &#167; 43 Anm. 3; Eyermann/Fr&#246;hler, VwGO, 8. Aufl., &#167; 43 Rdnr. 3; Kopp, VwGO, 6. Aufl., &#167; 43 Rdnr. 11.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Begehren der Kl&#228;gerin ist auf die Feststellung eines Rechtsverh&#228;ltnisses gerichtet, n&#228;mlich darauf, ob ihr aufgrund der erteilten Erlaubnisse eine bestimmte Einleitungsbefugnis zustand. Die Kl&#228;gerin hat auch ein berechtigtes Interesse an der baldigen Feststellung ihres Begehrens. Der Beklagte vertritt die Auffassung, die Kl&#228;gerin sei zur Einleitung der &#252;bersch&#252;ssigen Salzs&#228;ure in den Rhein nicht befugt gewesen, und hat diese Auffassung in Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft xxx vertreten, die gegen die Kl&#228;gerin (xxx) bzw. gegen einige ihrer Angestellten (xxx) schweben. Trifft die Auffassung des Beklagten zu, so kann mit dem Einleiten der &#252;bersch&#252;ssigen Salzs&#228;ure in den Rhein der Tatbestand des bis zum 1. Juli 1980 geltenden &#167; 38 WHG (nunmehr &#167; 324 des Strafgesetzbuches - StGB -) verwirklicht worden sein. Zwar kann sich gegen die Kl&#228;gerin als juristische Person kein Strafverfahren richten; auch sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bez&#252;glich des Ableitens der &#252;bersch&#252;ssigen Salzs&#228;ure in den Rhein bislang nicht gegen ein Mitglied eines vertretungsberechtigten Organs der Kl&#228;gerin aufgenommen worden (vgl. &#167; 30 des Gesetzes &#252;ber Ordnungswidrigkeiten - OWiG -). Die Kl&#228;gerin hat aber ein schutzw&#252;rdiges Interesse ideeller sowie - wegen m&#246;glicher gesch&#228;ftlicher Auswirkungen - wirtschaftlicher Art, nicht einer unzul&#228;ssigen Verschmutzung des Rheins bezichtigt zu werden. Sie hat weiterhin ein schutzw&#252;rdiges Interesse daran, ihre Mitarbeiter vor strafrechtlicher Verfolgung zu sch&#252;tzen, deren Anla&#223; auf einer T&#228;tigkeit f&#252;r die Kl&#228;gerin beruht. Die hier (von den Verwaltungsgerichten) zu treffende Entscheidung ist zwar f&#252;r den Strafrichter nicht bindend. Schon der Einflu&#223;, den eine der Kl&#228;gerin g&#252;nstige Entscheidung auf die Beurteilung der strafrechtlichen Schuldfrage aus&#252;ben kann, rechtfertigt aber das Feststellungsbegehren.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 13. Januar 1969 - 1 C 86.64 -, Buchholz 310 Nr. 31 zu &#167; 43 VwGO; auch Urteil vom 24. Oktober 1979 - 8 C 22.78 -, BVerwGE 59, 23.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Klage steht nicht der Grundsatz der Subsidarit&#228;t der Feststellungsklage (&#167; 43 Abs. 2 VwGO) entgegen. Verwaltungsakte, die die Kl&#228;gerin h&#228;tte anfechten k&#246;nnen, sind nicht ergangen. Der im Teilwiderspruchsbescheid vom 17. Januar 1980 enthaltene Hinweis zur Berechtigung der Einleitung von S&#228;uren oder S&#228;uremengen stellt eben nur einen Hinweis auf eine nach Auffassung des Beklagten bereits bestehende Regelung und keine Neuregelung dar. Eine Verpflichtungsklage kam f&#252;r die Kl&#228;gerin, wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin war in wasser- und abfallrechtlicher Hinsicht aufgrund der ab Juni 1966 erteilten Erlaubnisse bis zum 31. Juli 1979 berechtigt, die im Werk xxx anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure, die nicht in anderer Weise entsorgt werden konnte, als Teil des Gesamtbetriebsabwassers in den Rhein abzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin praktizierten S&#228;ureeinleitung stehen die Regelungen des Gesetzes &#252;ber die Beseitigung von Abf&#228;llen (Abfallbeseitigungsgesetz - AbfG -) vom 7. Juni 1972 (BGBl. I S. 873) in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Januar 1977 (BGBl. I S. 41) nicht entgegen. Das Abfallbeseitigungsgesetz findet hier keine Anwendung. Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG gilt das Abfallbeseitigungsgesetz nicht f&#252;r Abwasser, soweit es in Gew&#228;sser oder Abwasseranlagen eingeleitet wird. Die bei der Kl&#228;gerin zwangsweise anfallende, nicht anderweitig verwertbare Salzs&#228;ure ist Abwasser im Sinne dieser Vorschrift.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Begriff "Abwasser" ist im Abfallbeseitigungsgesetz nicht definiert. Die Vorschrift des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG bedarf daher der Auslegung. F&#252;r diese Auslegung ist ma&#223;gebend der objektivierte Wille des Gesetzgebers, so wie er sich aus der Gesetzesbestimmung und dem Sinnzusammenhang ergibt, in dem diese hineingestellt ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. Bundesverfassungsgericht (BVerfG), Beschlu&#223; vom 15. Dezember 1959 - 1 BvL 10/55 -, BVerfGE 10, 234 (244), und Beschlu&#223; vom 17. Mai 1960 - 2 BvL 11/59, 11/60 -, BVerfGE 11, 126 (130 f.).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Hiernach vermag der Senat nicht die Auffassung zu teilen, eine Fl&#252;ssigkeit, deren sich der Besitzer entledigen wolle, sei zun&#228;chst stets als Abfall und erst mit der Einleitung in ein Gew&#228;sser oder eine Abwasseranlage als Abwasser zu qualifizieren.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">So Bickel, D&#214;V 1981, 448 ff.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Auffassung spricht bereits der Wortlaut des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG. Dieser setzt gedanklich die Qualifikation eines Stoffes als Abwasser unabh&#228;ngig davon voraus, ob er in ein Gew&#228;sser oder eine Abwasseranlage eingeleitet wird.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch Henseler, Das Recht der Abwasserbeseitigung, S. 10 f.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Des weiteren kann der Auffassung nicht gefolgt werden, Abwasser liege nur vor, wenn als Ausgangsstoff eines Produktions- oder sonstigen Gebrauchsvorgangs Wasser vorhanden gewesen sei; hierauf m&#252;sse eine aktive, zielgerichtete menschliche Einflu&#223;nahme stattgefunden haben; es gen&#252;ge nicht, da&#223; irgendwann - etwa bei der Herstellung eines Wirtschaftsguts ein Wasserverbrauch stattgefunden habe.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">So Praml, ZfW 1983, 92 (95 f.).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Diese Auffassung steht im Sinn und Zweck der Vorschrift des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG nicht im Einklang. Ziel des Gesetzgebers war es, durch die Regelung des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG Abwasser- und Abfallbeseitigung zu trennen, und zwar dergestalt, da&#223; die Regelungen des Abfallbeseitigungsgesetzes die bislang schon intensiv betriebene Abwasserbeseitigung unber&#252;hrt lassen sollten. Mit dem Erla&#223; des Abfallbeseitigungsgesetzes sollte die bis dahin fehlende Rechtsgrundlage f&#252;r Ma&#223;nahmen zur schadlosen Beseitigung der festen und schlammigen Abfallstoffe geschaffen werden; f&#252;r Abwasser, soweit es in Gew&#228;sser oder Abwasseranlagen eingeleitet wird, sollte es bei der bisherigen wasserrechtlichen Zuordnung verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. BT-Drucks. VI/2401, S. 7, 11; Breuer, Aktuelle Fragen des Wasserrechts, ver&#246;ffentlicht in der Schrift "Umwelt-Immissionsschutz-Wasserrecht" des Deutschen Anwaltsinstitutes e.V. - Fachinstitut f&#252;r Verwaltungsrecht in Bochum - von Mai 1984, S. 103 ff.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Begriff des Abwassers im Sinne des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG umfa&#223;t vielmehr alles, was zum Zeitpunkt des Erlasses des Abfallbeseitigungsgesetzes in wasserwirtschaftsrechtlicher Hinsicht - eine Definition des Abwassers enth&#228;lt auch das Wasserhaushaltsgesetz bislang nicht - unter Abwasser verstanden wurde. Demnach ist Abwasser s&#228;mtliches infolge einer Beeinflussung in seinen Eigenschaften ver&#228;ndertes Wasser bzw. Wassergemisch, hinsichtlich dessen ein Entledigungswille bzw. -bed&#252;rfnis besteht. Unerheblich f&#252;r die Einstufung als Abwasser sind der Ursprung, die Verwaltungsm&#246;glichkeit, der Schadstoffgehalt sowie die H&#246;he des Wasseranteils der Fl&#252;ssigkeit.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. Breuer, a.a.O.; auch die in Einzelheiten allerdings differierenden Umschreibungen des Abwasserbegriffs bei Gieseke-Wiedemann-Czychowski, WHG, 3. Aufl., &#167; 7a Rdnr. 4 und 5, sowie Sieder-Zeitler-Dahme, WHG, Loseblattkommentar, Stand: 8. Erg&#228;nzungslieferung, &#167; 7a Rdnr. 5.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die gegen diesen "weiten" Abwasserbegriff, von dem auch das Verwaltungsgericht in zutreffender Weise ausgegangen ist, erhobene Kritik,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">vgl. Salzwedel, ZfW 1983, 84 ff.; Bickel, D&#214;V 1983, 256 f.; H&#246;sel/von Lersner, Recht der Abfallbeseitigung des Bundes und der L&#228;nder, Loseblattkommentar, Stand: 19. Erg&#228;nzungslieferung, &#167; 1 Rdnr. 26,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">vermag letztlich nicht zu &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Sie kann sich zun&#228;chst nicht auf die Entstehungsgeschichte des Abfallbeseitigungsgesetzes berufen. Da&#223; der Bundesgesetzgeber der Anregung der L&#228;nder, die Regelung des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG auf wasserrechtlich legalisierte Einleitungen von Abwasser zu beschr&#228;nken, nicht gefolgt ist,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu H&#246;sel/von Lersner, a.a.O., &#167; 1 Rdnr. 19,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">gibt f&#252;r eine Einengung des Abwasserbegriffs nichts her. Im Rahmen dieser zwischen dem Bund und den L&#228;ndern kontrovers gef&#252;hrten Auseinandersetzung stand der Begriff des Abwassers als solcher nicht in Frage. Das Argument, nach dem allgemeinen Sprachgebrauch k&#246;nnten wasserhaltige Produkte wie z.B. Salzs&#228;ure, Fruchtsaft, Bier, Kaffee usw. nicht mehr als Wasser und damit nicht als Abwasser bezeichnet werden, verf&#228;ngt nicht. Entscheidend ist allein, ob die Beseitigung dieser Produkte, wenn man sich ihrer entledigen will bzw. ihre Entledigung objektiv geboten ist, herk&#246;mmlicherweise durch R&#252;ckf&#252;hrung in den Wasserhaushalt erfolgt. Dies ist jedoch der Fall. Bei der Beseitigung steht das wasserhaltige Produkt als solches nicht mehr im Vordergrund. Es geht vielmehr um die R&#252;ckf&#252;hrung einer wasserhaltigen Fl&#252;ssigkeit in den Wasserhaushalt, ein Vorgang der &#252;blicherweise mit Abwassereinleitung bezeichnet wird. Die technische Regel DIN 4045 (Abwasserwesen, Fachausdr&#252;cke, Begriffserkl&#228;rung) aus dem Jahre 1964, die Abwasser als "nach h&#228;uslichem oder gewerblichem Verbrauch ver&#228;ndertes, insbesondere verunreinigtes, abflie&#223;endes und von Niederschl&#228;gen stammendes und in die Kanalisation gelangendes Wasser" definiert, vermag den vorgenannten Abwasserbegriff ebensowenig einzuengen wie die in den Landeswassergesetzen (vgl. z.B. &#167; 45a Abs. 2 HessVG, Art. 41a Abs. 1 BayWG, &#167; 51 Abs. 1 LWG NW) enthaltenen Definitionen des Abwassers. Die technische Regel DIN 4045 als nichtnormative Regel kann eine direkte &#196;nderung des Rechtsbegriffs des Abwassers nicht herbeif&#252;hren. Sie verfolgt auch andere Ziele und weist f&#252;r den Anwendungsbereich des Wasserhaushaltsgesetzes L&#252;cken auf - der landwirtschaftliche Bereich ist nicht erfa&#223;t -, so da&#223; ihr Abwasserbegriff f&#252;r den wasserwirtschaftlichen Bereich nicht verbindlich sein kann.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. Czychowski, ZfW 1978, 280; auch Sieder-Zeitler-Dahme, a.a.O., &#167; 7a Rdnr. 5.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die landesrechtlichen Definitionen des Abwassers lassen den Abwasserbegriff unber&#252;hrt, weil dieser bundesrechtlich festgelegt ist und damit nicht durch landesrechtliche Regelungen ausgef&#252;llt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. Breuer, a.a.O.; Czychowski, ZfW 1978, 280; Stortz, ZfW 1978, 257 ff. (269).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Begriff des Abwassers im vorgenannten Sinne hat ferner keine &#196;nderung durch die Definition des. Abwassers in &#167; 2 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber Abgaben f&#252;r das Einleiten von Abwasser in Gew&#228;sser (Abwasserabgabengesetz - AbwAG -) vom 13. September 1976 (BGBl. I S. 2721) erfahren. Der Aufgabenbereich des Abwasserabgabengesetzes deckt sich nicht mit dem des Wasserhaushaltsgesetzes, so da&#223; der abgabenrechtliche Abwasserbegriff mit dem wasserwirtschaftlichen Abwasserbegriff nicht identisch zu sein braucht.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gieseke-Wiedemann-Czychowski, a.a.O., &#167; 7a Rdnr. 4; Sieder-Zeitler- Dahme, a.a.O., &#167; 7a Rdnr. 6; a.A., Breuer, a.a.O., der jedoch durch einschr&#228;nkende Auslegung des &#167; 2 Abs. 1 AbwAG zum selben Ergebnis kommt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich trifft der Einwand nicht zu, die hier vertretene Auslegung des Abwasserbegriffs widerspreche der umweltrechtlichen Systematik. Durch die Regelung des &#167; 1 Abs. 3 Nr. 5 AbfG hat der Gesetzgeber eben zu erkennen gegeben, da&#223; in dem hier in Rede stehenden Bereich dem Abfallrecht kein Vorrang einzur&#228;umen ist. Da&#223; auf der Grundlage der Regelungen des Wasserhaushaltsgesetzes und der entsprechenden Landeswassergesetze auch bei dem vom Senat angenommenen "weiten" Abwasserbegriff eine umweltgerechte Abwasserbeseitigung m&#246;glich ist, d&#252;rfte au&#223;er Zweifel stehen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin war in wasserrechtlicher Hinsicht befugt, die anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure in den Rhein abzuleiten. Die Auslegung der wasserrechtlichen Erlaubnis vom 23. Juni 1966 sowie der nachfolgenden Erlaubnisse (einschlie&#223;lich der vorzeitigen Zulassung vom 16. August 1978) ergibt, da&#223; die fragliche Salzs&#228;ure zu den Betriebsabw&#228;ssern zu z&#228;hlen ist, deren Einleitung in den Rhein der Kl&#228;gerin erlaubt wurde.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung wasserrechtlicher Erlaubnisse ist auf den Willen der jeweiligen Wasserbeh&#246;rde im Zeitpunkt der Erteilung der Erlaubnisse abzustellen, aber unter Ber&#252;cksichtigung dessen, wie der Unternehmer die Regelung nach Treu und Glauben verstehen mu&#223;te. Eine Vermutung des Inhalts, da&#223; die Wasserbeh&#246;rde alles erlaubt hat, was nicht im strengsten Wortsinn von der Erlaubnis ausgeschlossen ist, kann dabei wenig aufgestellt werden, wie eine des Inhalts, da&#223; alles verboten ist, was sie nicht nachweislich und evident als wasservertr&#228;glich &#252;berpr&#252;ft hat.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vgl. Salzwedel, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend war die Kl&#228;gerin - wie die Festsetzung des pH-Wertes zwischen 2,0 und 9,0 in den Erlaubnissen zeigt und was vom Beklagten auch nicht in Abrede gestellt wird - grunds&#228;tzlich berechtigt, s&#228;urehaltiges Abwasser in den Rhein abzuleiten. Eine gesonderte Regelung ist nur hinsichtlich der Abfalls&#228;uren erfolgt (vgl. Nebenbestimmungen Nr. 2c, 6 - 9 des Erlaubnisbescheides vom 23. Juni 1966). Die Abfalls&#228;uren sollten ab Ende 1967 in einer bestimmten Menge aus dem Kanalnetz abgetrennt und - insbesondere durch Verklappung in die Nordsee - schadlos beseitigt werden. Zu den Abfalls&#228;uren ist jedoch das salzs&#228;urehaltige Abwasser und damit auch die anfallende &#252;bersch&#252;ssige Salzs&#228;ure nicht zu z&#228;hlen. Der Senat nimmt insoweit auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts in dem angefochtenen Urteil Bezug. Erg&#228;nzend weist der Senat darauf hin, da&#223; aus den vor Erla&#223; des Bescheides vom 23. Juni 1966 zwischen den damaligen Beteiligten gef&#252;hrten Verhandlungen (vgl. u.a. Verhandlungsniederschrift vom 22. Dezember 1964) nicht ersichtlich ist, da&#223; unter den Begriff Abfalls&#228;uren noch andere S&#228;uren als die D&#252;nns&#228;ure der xxx und die Abfallschwefels&#228;ure der Kl&#228;gerin fallen sollten. Die Kl&#228;gerin hat im &#252;brigen auch in ihrem Antrag vom 4. M&#228;rz 1965, auf dem die Erlaubnis vom 23. Juni 1966 beruht, als Abfalls&#228;ure nur die bei ihr anfallende Abfallschwefels&#228;ure bezeichnet, die ebenso zu betrachten sei wie die D&#252;nns&#228;ure der xxx (vgl. C Nr. 1 des Erl&#228;uterungsberichtes zum Antrag vom 4. M&#228;rz 1965). Wenn der Beklagte sich in diesem Zusammenhang auf die Regelung des &#167; 7a WHG beruft - die Einleitung von Salzs&#228;ure in den Rhein entspreche nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik -, ist ihm entgegenzuhalten, da&#223; die Vorschrift erst durch das vierte Gesetz zur &#196;nderung des Wasserhaushaltsgesetzes vom 26. April 1976 (BGBl. I S. 1109) in das Wasserhaushaltsgesetz eingef&#252;gt worden ist, mithin zur Auslegung der zuvor erteilten Erlaubnisse nicht herangezogen werden kann. Die Zulassung des vorzeitigen Beginns vom 16. August 1978 steht in Kontinuit&#228;t zu den bislang erteilten Erlaubnissen. Eine &#196;nderung des Umfanges der Einleitungsbefugnis der Kl&#228;gerin - m&#246;gliche Anpassung der Erlaubnis an die Regelung des &#167; 7a WHG - h&#228;tte daher ausdr&#252;cklich erfolgen m&#252;ssen. Dies ist jedoch nicht geschehen. Der Beklagte hat auch vor dem hier in Frage stehenden Zeitpunkt - dem 31. Juli 1979 - gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin seine gegenteilige Auffassung nicht deutlich gemacht.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nach &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO zuzulassen, weil der Rechtssache im Hinblick auf die Abgrenzung der Begriffe Abwasser und Abfall grunds&#228;tzliche Bedeutung beizumessen ist.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,656
olgham-1984-11-07-6-uf-44284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 442/84
1984-11-07T00:00:00
2019-03-13T15:10:19
2019-03-27T09:42:33
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1107.6UF442.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 24. Januar 1984 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Detmold abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 800,-- DM (achthundert Deutsche Mark) zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist seit 1970 Inhaberin einer rechtskr&#228;ftig festgestellten Forderung in H&#246;he von 1.772,02 DM nebst Zinsen und Kosten gegen Frau xxx, die jetzige Ehefrau des Beklagten. Frau xxx hat fr&#252;her als Frau xxx selbst&#228;ndig einen Baustoffhandel betrieben. Betr&#228;ge auf die Schuld sind bisher nicht gezahlt worden, auch die Zwangsvollstreckung gegen Frau xxx ist ergebnislos verlaufen. Frau xxx ist nicht berufst&#228;tig. Ihr Ehemann, der Beklagte, ist Prokurist einer Maschinenfabrik und hat nach eigenen Angaben ein monatliches Nettoeinkommen von rund 4.000,-- DM. Nach dem &#252;berreichten Steuerbescheid f&#252;r 1982 liegt es h&#246;her.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat gegen den Beklagten als Drittschuldner den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; vom 20. Juli 1983 erwirkt, dem Beklagten zugestellt am 25. Juli 1983. Gepf&#228;ndet und zur Einziehung &#252;berwiesen wurde "der Unterhaltsanspruch einschlie&#223;lich Taschengeldanspruch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1360 a ff BGB unter Bezugnahme auf die Tabelle zu &#167; 850 c ZPO...".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Mahnbescheid vom 1. Oktober 1983 hat die Kl&#228;gerin den Anspruch auf das gepf&#228;ndete Taschengeld der Ehefrau f&#252;r August/September 1983 in H&#246;he von je 200,-- DM geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen, die Pf&#228;ndung entspreche der Billigkeit. Der Anspruch auf Taschengeld der Ehefrau betrage mindestens 5 % des Nettoeinkommens des Beklagten. Der Beklagte lebe mit seiner Frau in gehobenen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen, der Unterhaltsanspruch der Ehefrau d&#252;rfte allein bei etwa 1.700,-- DM liegen. Eine etwaige G&#252;tertrennung ber&#252;hre den Taschengeldanspruch in keiner Weise.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat - unter Erweiterung ihres urspr&#252;nglichen Antrags - beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 800,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, der Anspruch sei gem&#228;&#223; &#167; 851 ZPO unpf&#228;ndbar. Im &#252;brigen sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; er f&#252;r sein Haus monatlich 1.000,-- DM abzahle und an eine Tochter aus erster Ehe monatlich 350,-- DM leiste. Au&#223;erdem habe seine Frau den Anspruch an ihn abgetreten, weil er f&#252;r sie Schulden aus fr&#252;herer Zeit getilgt habe. Sie habe auch noch vor Erla&#223; des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses auf ihren Taschengeldanspruch verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch das angefochtene Urteil die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Pf&#228;ndung entspreche nicht der Billigkeit, weil es sich um eine voreheliche Verbindlichkeit der Ehefrau des Beklagten handelt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu Zahlung von 800,-- DM zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr Vorbringen erster Instanz und h&#228;lt die Ausf&#252;hrungen des Amtsgerichts zur Frage der Billigkeit f&#252;r verfehlt. Es sei vielmehr unbillig, da&#223; sie, die Kl&#228;gerin, seit 1970 auf die Befriedigung ihrer Forderung warte. Bei einer Pf&#228;ndung der in Rede stehenden Betr&#228;ge k&#246;nne nicht von einer unbilligen Schm&#228;lerung des Familieneinkommens die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt die angefochtene Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Familiensenat des Oberlandesgerichts ist zust&#228;ndig, weil das Amtsgericht in einer Familiensache entschieden hat. Eine Familiensache liegt vor, weil der Rechtsstreit die durch Ehe begr&#252;ndete gesetzliche Unterhaltspflicht (&#167; 23 b Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 GVG) betrifft. Der Rechtsmittelzust&#228;ndigkeit des Oberlandesgerichts steht auch nicht entgegen, da&#223; anstelle des Familiengerichts die Zivilabteilung des Amtsgerichts in erster Instanz entschieden hat. Denn das Oberlandesgericht ist zweite Instanz in allen Familiensachen, unabh&#228;ngig davon, ob das erste Urteil vom Familiengericht oder vom Zivilgericht stammt. Schlie&#223;lich ist der Senat auch durch die Verweisung der Zivilkammer des Landgerichts gem&#228;&#223; &#167; 281 ZPO zust&#228;ndig geworden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist erfolgreich und f&#252;hrt zur antragsgem&#228;&#223;en Verurteilung des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts ist im vorliegenden Verfahren die Frage, ob der Taschengeldanspruch eines Ehegatten als solcher gem&#228;&#223; &#167; 850b Abs. I Nr. 2 Abs. II ZPO bedingt pf&#228;ndbar oder nach &#167; 851 ZPO unpf&#228;ndbar ist, nicht zu pr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des erkennenden Senats hat vielmehr das Gericht im Drittschuldnerproze&#223; die Frage der Pf&#228;ndbarkeit &#252;berhaupt nicht zu entscheiden, sondern ist verpflichtet, den Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; als verbindlich zu betrachten, bis er in dem daf&#252;r vorgesehenen Verfahren aufgehoben ist (so auch der 5. Senat f&#252;r Familiensachen des Oberlandesgerichts Hamm in FamRZ 1978, Seite 602, Oberlandesgericht M&#252;nchen in FamRZ 1981, Seite 449, Palandt-Diederichsen, 43. Aufl., &#167; 1360 a Anm. 1 a.E.). Denn ob die Anspr&#252;che eines Schuldners pf&#228;ndbar sind, ist im Zwangsvollstreckungsverfahren zu entscheiden, das der Gl&#228;ubiger aufgrund des von ihm erwirkten Titels gegen den Schuldner (hier die Ehefrau) betreibt. Insoweit sind auch besondere vollstreckungsrechtliche Rechtsbehelfe vorgesehen. Die Pr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Vollstreckung ist aber nicht Gegenstand des vorliegenden Verfahrens. Im gegebenen Fall steht lediglich die Feststellung der von der Gl&#228;ubigerin des gepf&#228;ndeten vermeintlichen Forderung der Schuldnerin - und zwar ihr Taschengeldanspruch - gegen ihren Ehemann in Rede.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes w&#252;rde nur gelten, wenn der Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; nichtig w&#228;re. Gr&#252;nde hierf&#252;r sind weder ersichtlich noch vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat folglich davon auszugehen, da&#223; aufgrund des Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses vom 20. Juli 1983 die Kl&#228;gerin Inhaberin des der Ehefrau des Beklagten gegen diesen zustehenden angeblichen Taschengeldanspruchs in H&#246;he des eingeklagten Betrages geworden ist (&#167;&#167; 1360, 1360 a BGB, &#167;&#167; 829 Abs. III, 835 Abs. I, III Satz 1 ZPO). Denn gepf&#228;ndet und zur Einziehung &#252;berwiesen worden ist "der Unterhaltsanspruch einschlie&#223;lich Taschengeldanspruch gem&#228;&#223; &#167; 1360 a ff BGB unter Bezugnahme auf die Tabelle zu &#167; 850 c ZPO...".</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch zumindest in dieser H&#246;he steht der Ehefrau des Beklagten gegen diesen zu. Dem Grunde nach folgt er aus &#167; 1360, &#167; 1360 a BGB und ist nicht abh&#228;ngig von den im Haushalt erbrachten Arbeitsleistungen. Er soll als Barbetrag f&#252;r den Anspruchsberechtigten frei verf&#252;gbar sein und zur Befriedigung h&#246;chstpers&#246;nlicher Bed&#252;rfnisse dienen (vgl. RGZ 97, Seite 289).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Taschengeldes bestimmt sich nach den Einkommens- und Lebensverh&#228;ltnissen sowie die dem allgemeinen Lebenszuschnitt der Ehegatten. Im allgemeinen gehen Literatur und Rechtsprechung von einem Regelsatz in H&#246;he von 5 - 7% des Nettoeinkommens des Zahlungspflichtigen aus (vgl. Palandt a.a.O. m.w.N. so wie die Anmerkung von Ackermann in FamRZ 1983, Seite 520).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren ist zwischen den Parteien in erster Instanz ein monatliches Nettoeinkommen des Drittschuldners in H&#246;he von 4.000,-- DM unstreitig geworden. Soweit der Beklagte in zweiter Instanz nunmehr ein niedrigeres Einkommen geltend macht, ist sein Vortrag nicht schl&#252;ssig. In dem von ihm &#252;berreichten Steuerbescheid von 1982 ist das Einkommen im Ergebnis nur deshalb niedriger, weil das versteuerte Einkommen nach Abzug von Steuern und abzugsf&#228;higen Vorsorgeaufwendungen durch die negativen Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung beeinflu&#223;t wird. Unterhaltsrechtlich kann indessen auf solch eine Berechnungsmethode nicht abgestellt werden. Bleiben demnach diese Positionen unber&#252;cksichtigt, liegt das Jahreseinkommen des Beklagten um 20.886,-- DM oder monatlich 1.740,50 DM h&#246;her. Das hat zur Folge, da&#223; sein monatliches Nettoeinkommen &#252;ber 5.000,-- DM anzusetzen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig kann sich der beklagte darauf berufen, da&#223; er f&#252;r sein Hausgrundst&#252;ck monatlich 1.000,-- DM aufzuwenden hat. Diese Belastungen ersetzen sie sonst &#252;blichen Mietaufwendungen, die zur Lebenshaltung geh&#246;ren. Auch der f&#252;r eine Tochter aus erster Ehe gezahlte Unterhalt ist im vorliegenden Verfahren rechtlich unerheblich. Schlie&#223;lich kann der Beklagte auch nicht mit Erfolg einwenden, seine Ehefrau habe den Taschengeldanspruch abgetreten bzw. auf einen solchen verzichtet, weil hierf&#252;r ann&#228;hernd substantiierter Sachvortrag fehlt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167; 91 ZPO, &#167; 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
315,657
olgham-1984-11-05-1-ws-27384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 273/84
1984-11-05T00:00:00
2019-03-13T15:10:20
2019-03-27T09:42:33
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1105.1WS273.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Dem Angeklagten wird Rechtsanwalt Weckm&#252;ller, Bochum, als Pflichtverteidiger beigeordnet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Angeklagten am 30. Januar 1984 Anklage wegen Betruges erhoben. Sie hat gegen ihn den Vorwurf erhoben, er habe am 19. Oktober 1983 im Auftrage einer Bekannten, der Zeugin ..., bei der Firma ... in ... einen Gebrauch Pkw f&#252;r 700,- DM gekauft, jedoch wahrheitswidrig der Zeugin erkl&#228;rt das Fahrzeug habe 1.000,- DM gekostet, worauf die Zeugin ihm dieser Betrag gegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ferner hat die Staatsanwaltschaft Bochum den Angeklagten am 13. M&#228;rz 1984 wegen versuchten Diebstahls in 2 F&#228;llen angeklagt. Er soll einmal zwischen dem 26. und 30. November und zum anderen Mal am 12. Dezember 1983 in einer Spielhalle in der ... in ... sog. Ronden (runde, durchl&#246;cherte Metallscheiben), die in Gr&#246;&#223;e und Gewicht einem 5-DM-St&#252;ck entsprachen, in Geldspielautomaten geworfen haben, um Geld zu gewinnen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt sechs Zeugen benannt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat beide Anklagen zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung miteinander verbunden. In der Hauptverhandlung vom 18. Mai 1984 hat es den die Taten bestreitenden Angeklagten freigesprochen. Im Urteil hat der Strafrichter ausgef&#252;hrt, es k&#246;nne, entsprechend der Einlassung des Angeklagten, nicht ausgeschlossen werden, da&#223; er zun&#228;chst auf eigene Rechnung den Pkw bei dem Gebrauchtwagenh&#228;ndler f&#252;r 700,- DM gekauft und alsdann das Fahrzeug, selbst als Verk&#228;ufer auftretend, einige Tage sp&#228;ter an die Zeugin ... mit Gewinn verkauft habe. Zwar habe die Zeugin ... ausgesagt, f&#252;r sie sei klargewesen, da&#223; der Angeklagte den Pkw in ihrem Auftrage habe kaufen sollen. Die Eheleute ... die Inhaber der Gebrauchtwagenhandlung, h&#228;tten sich nur an den Verkauf des Fahrzeugs zu einem Preise von 700,- DM an den Angeklagten erinnern k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach den Urteilsfeststellungen steht zwar fest, da&#223; die sog. Ronden in einem Geldspielautomaten des Spielsalons gefunden sind und durch sie im zweiten Fall der Betrieb des Apparates blockiert war, ferner, da&#223; am 12. Dezember 1983 zuvor der Angeklagte an dem Automaten gespielt hatte, ohne da&#223; jedoch jemand beobachtet hatte, da&#223; er etwa die Ronden eingeworfen hatte. Doch konnte nach den Urteilsausf&#252;hrungen nicht ausgeschlossen werden, da&#223; nach dem Angeklagten noch ein anderer Kunde, der somit m&#246;glicherweise als T&#228;ter in Frage kommt, an dem Automaten gespielt hat, bevor die Blockierung festgestellt wurde. Wie im Urteil ausgef&#252;hrt, hat in der Hauptverhandlung der Zeuge ... (Aufsicht in dem Spielsalon) bekundet, er k&#246;nne nicht sicher ausschlie&#223;en, da&#223; nach dem Angeklagten noch ein weiterer Kunde an dem Automaten gespielt habe, bevor schlie&#223;lich ein weiterer Spieler ihn auf die Blockierung aufmerksam gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Zur Pr&#252;fung der Frage, ob die Berufung durchgef&#252;hrt werden soll, hat sie durch die Kriminalpolizei die f&#252;r die zwei F&#228;lle des versuchten Diebstahls benannten Zeugen ... und ... nochmals vernehmen lassen. ... hat ausgesagt, er habe, entgegen den Urteilsausf&#252;hrungen, in der Hauptverhandlung vor dem Strafrichter ausgesagt, er k&#246;nne ausschlie&#223;en, da&#223; nach dem Angeklagten vor Feststellung der St&#246;rung des Automaten noch ein anderer Kunde mit dem Ger&#228;t gespielt habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Danach hat die Staatsanwaltschaft die Berufung begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie hat insbesondere ausgef&#252;hrt, durch die Zeugen ... (Mitinhaber des Unternehmens, welches die Spielhalle betreibt) und ... (Hallenleiter des Spielhallenbetriebes) k&#246;nne der Angeklagte der Begehung der versuchten Diebst&#228;hle &#252;berf&#252;hrt werden. Hinsichtlich des Betruges sei die Aussage der Zeugin ... nicht richtig gewertet worden. Auch sei durch Befragen der Zeugen nicht gekl&#228;rt worden, ob der Angeklagte tats&#228;chlich bereits einige Tage vor dem Verkauf des Wagens an die Zeugin ... bei dem H&#228;ndler gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat der Vorsitzende der Strafkammer, die &#252;ber die Berufung verhandeln wird, den Antrag des Angeklagten auf Beiordnung eines Pflichtverteidigers zur&#252;ckgewiesen, da die Voraussetzungen des &#167; 140 Abs. 2 StPO nicht vorl&#228;gen. Weder wegen der Schwe[xxxxx] der Taten noch der Schwierigkeit der Sach- und Rechtslage sei es geboten, da&#223; ein Verteidiger mitwirke.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die in zul&#228;ssiger Weise eingelegte Beschwerde des Angeklagten. Sie ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach der - hier allein in Frage kommenden - Vorschrift des &#167; 140 Abs. 2 StPO ist dem Angeklagten ein Verteidiger zu bestellen. Dieses ist zum jetzigen Zeitpunkt des Verfahrens geboten, nachdem der bisherige Wahlverteidiger mit Schriftsatz vom 31. Oktober 1984 das Mandat niedergelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Mitwirkung eines Verteidigers ist wegen der Schwierigkeit der Sachlage geboten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte wird sich in der Berufungshauptverhandlung vor eine schwierige Beweisw&#252;rdigung gestellt sehen. Sie &#252;berfordert ihn, einer gerade 22 Jahre alt gewordenen Lagerarbeiter. Eine n&#252;chterne und kritische Beweisw&#252;rdigung wird f&#252;r ihn dadurch erschwert, da&#223; er weil da&#223; viel f&#252;r ihn vom Ausgang dieser Berufungshauptverhandlung abh&#228;nge Im Falle der Verurteilung droht ihm eine empfindliche Freiheitsstrafe. Da&#223; in der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht nach dem Hauptverhandlungsprotokoll die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft "nur" eine Freiheitsstrafe von vier Monaten ohne Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung beantragt hat, gibt ihm nicht die Gew&#228;hr, da&#223; die Berufungshauptverhandlung nicht zu einer weit empfindlicheren Strafe f&#252;hren kann. Das ist umso mehr m&#246;glich, als nach dem unklaren Hauptverhandlungsprotokoll des Amtsgerichtes nicht auszuschlie&#223;en ist, da&#223; diese Strafe von vier Monaten nur f&#252;r die F&#228;lle des versuchten Diebstahls beantragt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich wei&#223; der Angeklagte, da&#223; er im Falle der Verurteilung in dieser Sache mit dem Widerruf der Aussetzung der Vollstreckung eines sechsmonatigen Restes einer Jugendstrafe rechnen mu&#223;. Auf die Schwierigkeit der Beweisw&#252;rdigung deutet es schon hin, da&#223; im bisherigen Verfahren der Strafrichter und die Staatsanwaltschaft zu einer unterschiedlichen Bewertung der Beweise gekommen sind. Das rechtfertigt allein allerdings noch nicht ohne weiteres die Beiordnung eines Pflichtverteidigers. In der Berufungshauptverhandlung wird hinzukommen, da&#223; von besonderer Bedeutung die Entwicklung des Aussageverhaltens des Zeugen ... ist, dessen Bekundung f&#252;r die F&#228;lle des versuchten Diebstahls von ausschlaggebender Bedeutung sein d&#252;rfte. Nachdem, nach dem strafrichterlichen Urteil, dieser Zeuge in der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht nicht hat ausschlie&#223;en kennen, da&#223; nach dem Angeklagten m&#246;glicherweise noch ein anderer Kunde die Ronden eingeworfen hat, hat er dieses nach seiner sp&#228;teren polizeilichen Vernehmung mit Sicherheit ausgeschlossen und will vom Strafrichter mi&#223;verstanden worden sein. Zur sinnvollen Vorbereitung f&#252;r die Berufungshauptverhandlung ist deswegen f&#252;r den Angeklagten die Kenntnisnahme von dieser Vernehmung und fr&#252;heren Protokollen &#252;ber die Vernehmung des Zeugen wichtig. Er kann die Kenntnis jedoch nur dadurch, gewinnen, da&#223; ein Verteidiger f&#252;r ihn Akteneinsicht nimmt, da er pers&#246;nlich keinen Anspruch auf Akteneinsicht hat (&#167; 147 StPO). Schlie&#223;lich wird bei der Beweisw&#252;rdigung der nicht einfach zu beurteilende Umstand zu bewerten sein, da&#223; nach der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht die Belastungszeugen - was allerdings entgegen der Ansicht der Verteidigung noch keineswegs rechtlich bedenklich war - nochmals vernommen und hierdurch ganz besonders auf die Umst&#228;nde hingewiesen worden sind, die zu einer &#220;berf&#252;hrung des Angeklagten f&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da aus den aufgef&#252;hrten Gr&#252;nden die Beweisw&#252;rdigung den Angeklagten - unter Ber&#252;cksichtigung seiner pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse - &#252;berfordert, war der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat - ausnahmsweise - davon abgesehen, die Sache zur Bestellung des Verteidigers durch den Vorsitzenden der Strafkammer gem&#228;&#223; &#167; 141 Abs. 4 StPO an das Landgericht zur&#252;ckzugeben, und hat von der ihm als Beschwerdegericht zustehenden Befugnis, selbst den Pflichtverteidiger zu bestellen, Gebrauch gemacht, um das Verfahren zu beschleunigen. Der Senat hat Rechtsanwalt Weckm&#252;ller, den fr&#252;heren Wahlverteidiger, zum Pflichtverteidiger bestellt, da dieser das Vertrauen des Angeklagten hat, er bereits den Akteninhalt kennt und keine Gesichtspunkte ersichtlich sind, die gegen seine Bestellung zum Pflichtverteidiger sprechen.</p>
315,658
lagk-1984-10-31-2-sa-43684
{ "id": 795, "name": "Landesarbeitsgericht Köln", "slug": "lagk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 Sa 436/84
1984-10-31T00:00:00
2019-03-13T15:10:22
2019-03-27T09:42:33
Urteil
ECLI:DE:LAGK:1984:1031.2SA436.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Die Parteien streiten &#252;ber die tarifgerechte Bezahlung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 42 Jahre alte Kl&#228;ger ist seit dem 1.12.1972 als Angestellter bei der dem Bundesministerium f&#252;r R nachgeordneten Bundesforschungsanstalt f&#252;r L besch&#228;ftigt. Auf das Arbeitsverh&#228;ltnis findet kraft Tarifbindung und aufgrund vertraglicher Vereinbarung der Bundesangestelltentarifvertrag in der jeweils g&#252;ltigen Fassung Anwendung. Der Kl&#228;ger erh&#228;lt Verg&#252;tung nach der Gruppe IV b BAT.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bis Mitte Oktober 1977 war der Kl&#228;ger im Referat F 4 "W " t&#228;tig, seit dem arbeitet er im Referat F <em>5</em> "V ". Referatsleiter ist der Zeuge Dr.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">M</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgabe der Bundesforschungsanstalt ist es, im Zusammenwirken mit verwandten Einrichtungen wissenschaftliche und informative Grundlagen zur L&#246;sung der Aufgaben der Bundesregierung im Bereich der R zu schaffen. Im Referat "V " liegen die Arbeitsschwerpunkte nach dem Organisationsplan der Bundesforschungsanstalt auf zwei Ebenen: Zum einen geht es um eine verkehrszweig&#252;bergreifende Betrachtungsweise des Verkehrsverhaltens, der Raumwirksamkeit von Verkehrstechnologien sowie der Ordnungspolitik; zum anderen sind sektoral Fernverkehr sowie Nahverkehr/Stadtverkehr zu beobachten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der 1978 die Qualifikation eines magister artium in Wirtschafts- und Sozialgeographie, historischer Geographie und Statistik erlangt hat, machte mit Schreiben vom 12.6.80 Anspr&#252;che auf Verg&#252;tung nach der Gruppe IV a BAT schriftlich geltend.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Datum vom 6.8.1981 erstellte der Zeuge Dr. M , der Vorgesetzte des Kl&#228;gers, eine Arbeitsplatzbeschreibung, die</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beobachtungszeitraum 1.1.198o bis 3o.5.1981 umfa&#223;te. Auf diese Arbeitsplatzbeschreibung hat der Kl&#228;ger im wesentlichen sein H&#246;hergruppierungsbegehren gest&#252;tzt. Auf den Inhalt der Arbeitsplatzbeschreibung, Bl. 58 bis 65 d.A. und die ausf&#252;hrliche Darstellung im Tatbestand des arbeitsgerichtlichen Urteils, Bl. 145 ff d.A., wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission der Bundesanstalt erstellte unter dem 2o.1o.1981 einen Bericht &#252;ber eine Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fung, in sie die T&#228;tigkeiten des Kl&#228;gers nach den "Bl&#246;cken" statistische Analyse,logische Pr&#252;fverfahren, elektronische Datenverarbeitung, Arbeitsorganisation, F&#252;hrung von Hilfskr&#228;ften, verbale Darstellung der Ergebnisse, graphische Darstellungen und Kenntnis der einschl&#228;gigen wissenschaftlichen und planungspraktischen Aufgaben, denen zugearbeitet wird, aufteilte. Die Pr&#252;fungskommission kam zu dem Ergebnis, der Kl&#228;ger erf&#252;lle mit 4o %, seiner T&#228;tigkeiten die Heraushebungsmerkmale "besondere Schwierigkeit und Bedeutung" im Sinne der Verg&#252;tungsgruppe IV a, Fallgr. 1 b BAT wegen seiner Aufgaben im Bereich Luftverkehr und wegen der eigenverantwortlichen Bearbeitung zweier Einzelthemen zum Atlas zur Raumentwicklung. In einem Begleitschreiben f&#252;hrte die Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission dazu aus, ein H&#246;hergruppierungsanspruch des Kl&#228;gers bestehe nur, wenn ihm nach Abschlu&#223; der Arbeiten zum "Atlas zur Raumentwicklung" gleichwertige T&#228;tigkeiten &#252;bertragen w&#252;rden, bzw. wenn das Themenfeld "Luftverkehr" erhalten bliebe. Wenn das Themenfeld "Luftverkehr" keine dauerhafte Aufgabe sei, seien die Voraussetzungen f&#252;r einen H&#246;herstufungsantrag nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beklagte der Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission mitgeteilt hatte, dem Kl&#228;ger sei niemals ein Themenfeld "Luftverkehr" &#252;bertragen, revidierte die Kommission ihren Bericht vom 2o.1o.1981 durch Vermerk vom 21.12.1981.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf die weiteren Ausf&#252;hrungen der Kommission, Bl. 55 ff d.A. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 17.12.1982 beim Arbeitsgericht eingegangenen Klage hat der Kl&#228;ger sein H&#246;herstufungsbegehren weiterverfolgt und im Hauptantrag den Unterschiedsbetrag zwischen den Verg&#252;tungsgruppen IV b und IV a BAT f&#252;r die Zeit vom 1.1.1980 bis zum 30.6.1982 und die Unterschiedsbetr&#228;ge zwischen den Verg&#252;tungsgruppen IV b und III BAT f&#252;r die Zeit ab 1.7.1982 bis zum 31.12.1982 geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit seinem Hilfsantrag hat der Kl&#228;ger den Unterschiedsbetrag zwischen den Verg&#252;tungsgruppen IV b und IV a BAT f&#252;r die Zeit ab 1.1.198o bis zum 31.12.1982 verlangt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, er erf&#252;lle die Voraussetzungen f&#252;r eine Eingruppierung in die Verg&#252;tungsgruppe III, Fallgr. 1 a BAT, jedenfalls aber f&#252;r eine Eingruppierung in die Gruppe IV a, Fallgr. 1 a BAT ab 17.1 o.1977.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Arbeiten am Atlas zur Raumentwicklung, die ihm nicht nur vor&#252;bergehend &#252;bertragen worden seien und f&#252;r die er 5o <em>%</em> seiner Gesamtarbeitszeit aufgewendet habe, m&#252;&#223;ten in folgende Arbeitsschritte aufgegliedert werden: Externe Datenbeschaffung, Datenpr&#252;fung und Datenbewertung und Einsatz von Methoden der deskriptiven und analytischen Statistik, Schwellenwertbildung nach inhaltlichen und formalen Kriterien, Anfertigung von Dateidokumentationen einschlie&#223;lich kritischer Wertung ihrer Aussagef&#228;higkeit, eigenverantwortliche Entwicklung von Entw&#252;rfen zu thematischen Karten, Anfertigung des Layout der AzR -Karten, Abfassen von Pr&#252;fprotokollen, Anfertigung der Datenbeschreibung, Abstimmungsgespr&#228;che mit dem Abteilungsleiter, Information in Vertretung des zur Kur weilenden Projektleiters, Abfassen von fremdsprachigen Titeln, Anfertigen von wissenschaftlichen Begleittexten zu den Karten 3.02 und 3.03, Korrekturlesen von Atlastexten und Kartenentw&#252;rfen, Arbeitsablaufplanung und Terminplanung sowie Termin&#252;berwachung.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur ordnungsgem&#228;&#223;en Erledigung dieser Aufgaben seien folgende Kenntnisse und F&#228;higkeiten erforderlich: Kenntnisse der Datenlage und Datenquellen, englische Sprachkenntnisse,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Kenntnis der jeweils problemrelevanten Literatur, der raumordnungspolitschen Ziele und Aussagen und der einschl&#228;gigen wissenschaftlichen und planungspraktischen Aufgaben, Kenntnis der elektronischen Datenverarbeitung zur L&#246;sung mathematischer und statistischer Aufgaben, Kenntnis der Methoden der deskriptiven und analytischen Statistik, Kenntnis von Gesetzen, Verordnungen, Entschlie&#223;ungen und Empfehlungen im Bezug auf Raumordnung, Verkehr und Luftfahrt, Kenntnisse der elektronischen Datenverarbeitung zur Datenabspeicherung, Kenntnisse von Pr&#252;fverfahren nach logischen, zeitlichen und r&#228;umlichen sowie inhaltlichen Kriterien, Kenntnis in kartographischer Informationsvermittlung, Kenntnisse der EDV-unterst&#252;tzten Kartographie, Kenntnis der Visualisierung thematischer Inhalte in der Kartographie, Kenntnis der Erhebungstechnik und Kenntnisse von Aussagef&#228;higkeit und Besonderheiten der verwendeten Statistiken und Kenntnisse der englischen und franz&#246;sischen Fachterminologie.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mit den vorgenannten Anforderungen werde belegt, da&#223; der Kl&#228;ger zur ordnungsgem&#228;&#223;en Erf&#252;llung seiner Aufgaben Kenntnisse ben&#246;tige, die durch ein Hochschulstudium vermittelt w&#252;rden, und da&#223; er ein besonderes Ma&#223; an Verantwortung einbringen m&#252;sse. Auch die geforderte Bedeutung der T&#228;tigkeit werde damit nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Arbeit am Atlas sei ein einheitlicher Arbeitsvorgang und rechtfertige f&#252;r sich allein den Anspruch auf h&#246;here Verg&#252;tung. Die Arbeiten an den beiden Atlasbl&#228;ttern, deren wissenschaftliche Betreuung ihm eigenverantwortlich &#252;bertragen sei, k&#246;nne aus dem Gesamtkomplex "Arbeit am Atlas" nicht herausgel&#246;st werden. Die einzelnen Arbeitsschritte seien unl&#246;slich miteinander verbunden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Themenfeld f&#252;r Luftverkehr, das er eigenverantwortlich und im dienstlichen Auftrage strukturiert habe, und aus dem er in Abstimmung mit seinen Vorgesetzten Aufs&#228;tze ver&#246;ffentlich habe, erf&#252;lle die Voraussetzungen f&#252;r eine H&#246;herstufung</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">ebenfalls. Da&#223; die entsprechenden Arbeiten dienstlich veranla&#223;t worden seien, ergebe sich aus vielfachen Gespr&#228;chsprotokollen und Unterlagen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich erf&#252;llten auch seine sonstigen Aufgaben die Merkmalen der in Anspruch genommenen h&#246;heren Veg&#252;tungsgruppe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 15.680,83 DM brutto, nebst 4 <em>%</em> Zinsen seit dem 28.12.1982 zu zahlen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">hilfsweise:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 12.982,82 DM brutto, nebst 4 <em>%</em> Zinsen seit dem 28.12.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt und die Auffassung vertreten, der Kl&#228;ger werde tarifgerecht bezahlt. Er habe die &#252;blichen Aufgaben eines Sachbearbeiters zu erledigen, n&#228;mlich die Beschaffung von Daten aus amtlichen Statistiken, Verbandsstatistiken und beh&#246;rdeninternen Datensammlungen, die Aufbereitung der Daten, die Aufstellung von Tabellen, die Berechnung von Durchschnittswerten, die Anfertigung von H&#228;ufigkeitsdiagrammen, die Festlegung von signifikanten Schwellenwerten, die Anfertigung von Kartenentw&#252;rfen, schriftliche Formulierungen der erf&#252;llten Aufgaben f&#252;r den Projektleiter, Korrekturarbeiten der Tabellen der Bundesforschungsanstalt, die Anwendung logischer Pr&#252;fverfahren, die &#220;berpr&#252;fung von Druckvorlagen und die Mitwirkung an der Farbabstimmung w&#228;hrend des Kartendrucks. T&#228;tigkeiten dieser Art seien bei der Mitarbeit des Kl&#228;gers an den Eigenforschungsprojekten der Referatsleiter Dr. L und K ebenso angefallen wie im Rahmen der Mitarbeit des Kl&#228;gers am Atlas zur Raumentwicklung.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Arbeiten des Kl&#228;gers am Atlas seien im &#252;brigen in den Gesch&#228;ftsverteilungsplan nicht aufgenommen worden, weil es sich nur um vor&#252;bergehende Aufgaben gehandelt habe, so da&#223;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">dieser Aufgabenbereich tarifrechtlich ohnehin f&#252;r die Bewertung der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers unbeachtlich sei.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe f&#252;r seine Arbeiten am Atlas keine Sprachkenntnisse gebraucht. Zur Erf&#252;llung der Aufgaben seien auch keine wissenschaftlichen Qualifikationen notwendig gewesen, auch keine Kenntnisse der elektronischen Datenverarbeitung. F&#252;r entsprechende Spezialbereiche gebe es in der Bundesanstalt spezielle Dienste, deren Hilfe die Sachbearbeiter in Anspruch nehmen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine besonders herausgehobene, aber auch nur vor&#252;bergehend &#252;bertragene T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers sei die eigenverantwortliche Bearbeitung zweier Kartenbl&#228;tter gewesen. Insoweit sei ihm ein Sonderauftrag erteilt worden. F&#252;r die Erledigung dieser Aufgaben habe er 13 <em>%</em> seiner Arbeitszeit aufgewendet. Auch daraus sei ein Anspruch auf h&#246;here Verg&#252;tung mithin nicht herzuleiten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Ver&#246;ffentlichungen des Kl&#228;gers seien Privatangelegenheit gewesen. Er habe dazu keinen dienstlichen Auftrag gehabt. Auch habe die Beklagte den Kl&#228;ger nicht veranla&#223;t, ein Themenfeld Luftverkehr zu strukturieren. Der Kl&#228;ger habe sich diesem Thema aufgrund seiner privaten Interessen zugewandt, weil er Hobbyflieger sei.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat nach Vernehmung des Referatsleiters Dr. M als Zeugen die Beklagte durch Urteil vom 13.12.83 zur Zahlung von 12.982,82 DM brutto, nebst 4 <em>%</em> Zinsen ab 28.12.82 verurteilt und die Klage im &#252;brigen abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In den Entscheidungsgr&#252;nden ist ausgef&#252;hrt, der Kl&#228;ger erf&#252;lle mit seiner T&#228;tigkeit die Voraussetzungen der Verg&#252;tungsgruppe IV a, Fallgr. 1 b BAT, weil er sich zu einem Drittel der Arbeitsvorg&#228;nge durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT heraushebe. Die Heraushebungsmerkmale seien erf&#252;llt bei der eigenverantwortlichen Bearbeitung der beiden Kartenbl&#228;tter des Atlasses</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">zur Raumentwicklung, wobei es sich insoweit um einen gesonderten Arbeitsvorgang handele. Auch die Bearbeitung des Themenfeldes Luftverkehr, die wiederum als ein Arbeitsvorgang zu qualifizieren sei, sei eine T&#228;tigkeit, mit der sich der Kl&#228;ger durch die besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der n&#228;chstniedrigeren Verg&#252;tungsgruppe heraushebe.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten der Entscheidungsgr&#252;nde wird auf Bl. 152 ff d.A. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 3o.3.1984 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 3o.4. durch Schriftsatz ihres Proze&#223;bevollm&#228;chtigten Berufung eingelegt und das Rechtsmittel am 29.5.1984 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Sie f&#252;hrt unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Sachvortrages aus, das Arbeitsgericht sei schon deshalb zu einem unzutreffenden Ergebnis gekommen, weil es die Mitarbeit des Kl&#228;gers am Atlas zur Raumentwicklung nicht nur als vor&#252;bergehende Aufgabe angesehen habe. Die Beklagte habe schon in erster Instanz mehrfach darauf hingewiesen, da&#223; dem Kl&#228;ger ein zeitlich begrenzter Sonderauftrag zur eigenverantwortlichen Entwicklung von zwei Kartenbl&#228;ttern zum Atlas zur Raumentwicklung erteilt worden sei. Der gesamte Atlas sei sozusagen ein Nebenprodukt aus den laufenden Forschungsarbeiten der Beklagten gewesen. Aus den Eigenforschungsprojekten, die von Projektleitern in den Fachreferaten der Bundesforschungsanstalt erarbeitet werden, h&#228;tten kartographische Darstellungen zu einem Atlas zur Raumentwicklung zusammengestellt und durch textliche Ausf&#252;hrungen erl&#228;utert werden sollen. Eigenforschungsprojekte des Referats "V " seien gewesen:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gro&#223;r&#228;umige Erreichbarkeitsverh&#228;ltnisse(Dipl.-Ing. S )</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Bestandsaufnahme "&#214;ffentlicher Verkehr"(Dr. M )</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Modellrechnungen zum Verkehr im l&#228;ndlichenRaum (Dr. K )</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">- Raumwirksamkeit von Fernstra&#223;en (Dr. L )</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger sei <em>ab</em> 17.1 o.1977 beauftragt gewesen, als Sachbearbeiter Zuarbeiten zu den Eigenforschungsprodukten auszuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich die Arbeiten am Atlas &#252;ber l&#228;ngere Zeit hingezogen h&#228;tten als urspr&#252;nglich veranschlagt, stehe nicht der Annahme entgegen, da&#223; es sich nur um eine vor&#252;bergehende T&#228;tigkeit gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Arbeiten des Kl&#228;gers am Atlas seien deshalb f&#252;r die tarifliche Bewertung seiner T&#228;tigkeit nicht von Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe auch niemals einen dienstlichen Auftrag zur Bearbeitung eines Themenfeldes "Luftverkehr" erhalten. Einen solchen Themenbereich gebe es bei der Bundesforschungsanstalt nicht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Verkehrsreferent im Bundesbauministerium, der gewu&#223;t habe, da&#223; der Kl&#228;ger Hobbyflieger sei, habe im Januar 1981 mit dem Kl&#228;ger &#252;ber den Luftverkehr gesprochen. Dar&#252;ber habe der Kl&#228;ger seinen Referatsleiter und den Abteilungsleiter Forschung in Kenntnis gesetzt und einen Vermerk mit Datum vom 22.1.1981 erstellt, der jedoch nirgends in irgendeiner Weise verwandt worden sei. Dar&#252;ber hinaus sei der Kl&#228;ger in der Zeit vom 2.-5.11.1981 als Zuh&#246;rer zu einem Hearing in den hessischen Landtag geschickt worden, bei dem es um die umstrittene Startbahn 18 West gegangen sei. Dar&#252;ber habe er einen Dienstreisebericht erstellt, der jedoch keine f&#252;r die Beklagte relevanten Informationen enthalten habe und dem Bundesministerium nur zur Kenntnis gebracht worden sei. Der Themenbereich Luftverkehr sei danach weder von der Bundesforschungsanstalt noch im Ministerium weiterverfolgt worden. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger den Zeitanteil f&#252;r die Teilnahme am Hearing zu hoch angesetzt. Allenfalls k&#246;nne ein Anteil von 1 <em>%</em> angenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Aus der Bekundung des Zeugen Dr. M ergebe sich, da&#223; &#252;ber Fragen des Luftverkehrs im Rahmen der Aufgabenerf&#252;llungen der Bundesforschungsanstalt nachgedacht worden sei. Da&#223; der Kl&#228;ger ein Konzept &#252;ber eine n&#228;here Strukturierung des Gebietes Luftverkehr erstellt habe, sei dem Zeugen erst durch den Informationsbericht vom 2o.1.1981 bekanntgeworden. Aus dem Umstand, da&#223; der Bericht des Kl&#228;gers zu den Unterlagen des Referats genommen worden sei, k&#246;nne jedoch keineswegs geschlossen werden, der Kl&#228;ger habe nunmehr einen dahingehenden dienstlichen Auftrag zum T&#228;tigwerden gehabt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Im Wege der unselbst&#228;ndigen Anschlu&#223;berufung stellt er den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zur Zahlung weiterer 2.698,o1 DM brutto, nebst 4 <em>%</em> Zinsen ab 28.12.1982 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Er macht erneut geltend, die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers am Atlas zur Raumentwicklung m&#252;sse als ein Arbeitsvorgang gewertet werden. Eine tarifrechtlich gesonderte Bewertung der eigenverantwortlichen Erstellung zweier Atlasbl&#228;tter komme nicht in Betracht. F&#252;r den &#252;berwiegenden Anteil der damit zusammenh&#228;ngenden Arbeiten ben&#246;tige der Kl&#228;ger Kenntnisse, die er durch sein Studium erworben habe.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger sei auch im Aufgabenbereich Luftverkehr t&#228;tig gewesen, der zum Referat 5 geh&#246;re. Deshalb m&#252;sse auch dieser Arbeitsbereich ber&#252;cksichtigt werden. Das Arbeitsgericht h&#228;tte demgem&#228;&#223; von nur zwei Arbeitsvorg&#228;ngen ausgehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Mit beiden Arbeitsbereichen erf&#252;lle der Kl&#228;ger die Heraushebungsmerkmale der besonderen Bedeutung und der besonderen Schwierigkeit.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers k&#246;nne nicht als "Zuarbeit" zu den Eigenforschungsprojekten der Forschungsanstalt gewertet werden. Es stimme auch nicht, da&#223; es sich insoweit nur um einen vor&#252;bergehenden Aufgabenkreis des Kl&#228;gers gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht habe zutreffend auch das Themenfeld "Luftverkehr" in die Bewertung einbezogen. Insoweit habe der Kl&#228;ger auch einen dienstlichen Auftrag gehabt. Die Teilnahme des Kl&#228;gers am Hearing Startbahn West sei zeitlich nicht zu hoch veranschlagt, wenn die Vorbereitung hinzugerechnet werde. Aufgabe des Kl&#228;gers sei die des Zuh&#246;rers gewesen, der anschlie&#223;end mit Fachkompetenz habe berichten m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Formulierung "Aufbau eines Themenfeldes Luftverkehr" habe der Referatsleiter Dr. M erstmals in seiner Arbeitsplatzbeschreibung vom 6.8.1981 benutzt. Bis zum Beginn des vorliegenden Verfahrens sei der Kl&#228;ger immer zu Gespr&#228;chen als Experte herangezogen worden. Es stimme nicht, da&#223; Herr Dr. M von einem Konzept zur Strukturierung des Gebietes Luftverkehr erst erfahren habe, als der Kl&#228;ger den Informationsbericht vom 2o.1.1981 gezeigt habe, denn einleitend hei&#223;e es w&#246;rtlich, der Kl&#228;ger habe die Aufgabe des Berichterstatters f&#252;r die BfLR mit Kenntnis und Billigung von ALF und Referatsleiter Dr. M &#252;bernommen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Sie meint wiederum, die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers am Atlas f&#252;r Raumentwicklung m&#252;sse in zwei Arbeitsvorg&#228;nge aufgeteilt werden, einer davon sei die Mitwirkung (Zuarbeit)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">an der Erarbeitung von Kartenbl&#228;ttern, der andere die eigene Erarbeitung von zwei Kartenbl&#228;ttern zu dem Altlas. Der erste Arbeitsvorgang sei mit einem Arbeitszeitanteil von 33 <em>%</em> zu bewerten, der weitere mit einem Anteil von 13 <em>%.</em></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe f&#252;r seine Arbeiten auch nicht Kenntnisse aus dem Studium der Geographie ben&#246;tigt. Auch das gehe aus der erstinstanzlichen Beweisaufnahme hervor. Ein abgeschlossenes Geographiestudium sei f&#252;r solche Arbeiten zwar n&#252;tzlich, aber nicht notwendig.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Erneut weist die Beklagte darauf hin, da&#223; es ein Themenfeld "Luftverkehr" bei ihr nicht gebe. F&#252;r seine Teilnahme am "Hearing Startbahn West" habe der Kl&#228;ger &#228;u&#223;erstensfalls 1 <em>%</em> seiner Arbeitszeit verwendet.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Vorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Rechtsz&#252;gen gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">E_n_t_s_c_h_e_i_d_u_n_g_s_g_r_&#252;_n_d_e</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist nach dem Wert des&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Beschwerde-gegenstandes an sich statthaft. Das Rechtsmittel&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist form-und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mithin istes zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hatte auch in der Sache erfolgt. Dem Kl&#228;ger steht ein Anspruch auf h&#246;here als die ihm zur Zeit gew&#228;hrte Verg&#252;tung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien sind tarifgebunden. Daher gelten f&#252;r das Anstellungsverh&#228;ltnis die Bestimmungen des Bundesangestelltentarifvertrages und der ihn erg&#228;nzenden Vorschriften unmittelbar und zwingend nach den &#167;&#167; 3, 4 des Tarifvertragsgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Daher k&#246;nnte der Kl&#228;ger Verg&#252;tung nach der Gruppe IV a BAT nur verlangen, wenn die H&#228;lfte seiner Gesamtarbeitszeit oder doch ein Drittel seiner Zeit mit Arbeitsvorg&#228;ngen ausgef&#252;llt gewesen w&#228;re, die den vom Kl&#228;ger beanspruchten tariflichen T&#228;tigkeitsmerkmalen der Verg&#252;tungsgruppe IV a BAT entsprechen, &#167; 22 I und II BAT.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Unter einem Arbeitsvorgang ist eine unter Hinzurechnung der Zusammenhangst&#228;tigkeiten und bei Ber&#252;cksichtigung einer sinnvollen, vern&#252;nftigen Verwaltungs&#252;bung nach tats&#228;chlichen Gesichtspunkten abgrenzbare und rechtlich selbst&#228;ndig zu bewertende Arbeitseinheit der zu einem bestimmten Arbeitsergebnis f&#252;hrenden T&#228;tigkeit eines Angestellten zu verstehen (SAG, Urteil vom 25.11.81, EzA Nr. 5 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT - Verg&#252;tungsgruppe VI b - mit Hinweisen auf die fr&#252;here Rechtsprechung; zuletzt BAG, Urteil vom 6.6.84, 4 AZR 218/82, ebenfalls mit Hinweisen auf die fr&#252;here Rechtsprechung).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Unter Anwendung obiger Grunds&#228;tze stimmt das Landesarbeitsgericht mit dem erstinstanzlichen Urteil &#252;berein, da&#223; die T&#228;tigkeiten des Kl&#228;gers am Atlas zur Raumordnung zwei Arbeitsvorg&#228;nge umfassen. Als ein tarifrechtlich einheitlich zu bewertender Arbeitsvorgang ist anzusehen das Beschaffen, Sichten und Auswerten von Daten und deren vorbereitende Verarbeitung bis zur endg&#252;ltigen wissenschaftlich&#160; verantwortlichen Bearbeitung durch Dritte. Den Ausf&#252;hrungen des Arbeitsgerichts dazu stimmt das Landesarbeitsgericht in vollem Umfang zu (Bl. 12/13 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Als weiterer Vorgang ist die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers im Zu-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">sammenhang des/eigenverantwortlichen Bearbeitung zweier</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Atlasbl&#228;tter anzusehen. Insoweit oblagen dem Kl&#228;ger nicht nur Beschaffung und vorbereitende Verarbeitung der Daten. Er hatte auch die Aufgabe, die Kartenbl&#228;tter in wissenschaftlich verantwortlicher Weise zu erstellen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme des Kl&#228;gers geht es dabei nicht um einen einzigen gro&#223;en Arbeitsvorgang. F&#252;r das Vorliegen zweier Arbeitsvorg&#228;nge spricht die Verwaltungs&#252;bung bei</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">der Beklagten, bei der die oben bezeichneten Arbeitsbereiche unterschiedlich bezahlten Mitarbeitern &#252;bertragen sind. Im &#252;brigen ergibt sich das auch aus dem Umstand, da&#223; die oben bezeichneten beiden Arbeitsbereiche tarifrechtlich unterschiedlich zu bewerten sind. Schon deshalb k&#246;nnen sie nicht als ein einheitlicher Arbeitsvorgang gewertet werden.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht entgegen, da&#223; ein sachlicher Zusammenhang zwischen den sogenannten vorbereitenden Arbeiten und der Erstellung der Kartenbl&#228;tter in wissenschaftlich verantwortlicher Weise besteht, da&#223; insbesondere die letzten Arbeitsg&#228;nge auf den Vorbereitungen aufbauen und ohne sie nicht m&#246;glich sind. Es ist in der Verwaltungspraxis durchaus &#252;blich, einem Mitarbeiter vorbereitende Arbeiten zu &#252;bertragen bis hin z.B. zu einem Entscheidungsentwurf, w&#228;hrend ein anderer Angestellter unter Verwertung der vorbereitenden Arbeiten den Vorgang eigenverantwortlich zum Abschlu&#223; bringt.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die beiden obengenannten Arbeitsvorg&#228;nge, die nach der Arbeitsplatzbeschreibung des Referatsleiters Dr. M und nach dem Vortrag des Kl&#228;gers in der Klageschrift 5o <em>%</em> der Arbeitszeit des Kl&#228;gers ausf&#252;llen, geh&#246;ren zum vertraglichen Aufgabenbereich des Kl&#228;gers und sind daher f&#252;r die tarifrechtliche Bewertung der T&#228;tigkeit heranzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Kammer Kann sich/insoweit nicht der Auffassung der Beklagten anschlie&#223;en, diese Arbeiten seien ihrer Natur nach nur vor&#252;bergehend gewesen , das habe sich f&#252;r den Kl&#228;ger aus den Umst&#228;nden ergeben, weil der Abschlu&#223; der Arbeiten voraussehbar gewesen sei und weil dar&#252;ber hinaus dieser Aufgabenbereich bewu&#223;t in den Gesch&#228;ftsverteilungsplan nicht aufgenommen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Richtig ist allerdings, da&#223; auch eine sich &#252;ber mehrere Jahre hin erstreckende T&#228;tigkeit eine nur vor&#252;bergehende sein kann. Entscheidend ist der bei der &#220;bertragung der T&#228;tigkeit ausdr&#252;cklich erkl&#228;rte oder stillschweigend zum Ausdruck gebrachte</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wille des Arbeitgebers. &#167; 24 BAT enth&#228;lt keine zeitliche Obergrenze f&#252;r die &#220;bertragung einer vor&#252;bergehenden T&#228;tigkeit.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite mu&#223;, worauf das Arbeitsgericht bereits im Auflagenbeschlu&#223; vom 26.8.1983 ausf&#252;hrlich hingewiesen hat, ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; die Beklagte ihre Mitarbeiter typischerweise mit T&#228;tigkeiten im Zusammenhang mit Forschungspro- jekten betraut, die jeweils nur begrenzte Zeit in Anspruch nehmen. W&#228;re die Auffassung der Beklagten richtig, h&#228;tten die an solchen Forschungsprojekten arbeitenden Mitarbeiter &#252;berhaupt keine endg&#252;ltigen vertraglich auszu&#252;benden Aufgaben. Sie w&#228;ren immer nur mit vor&#252;bergehenden T&#228;tigkeiten betraut. Das entspr&#228;che nicht dem Sinn der tariflichen Eingruppierungsnormen und ist im Zweifel von der Beklagten auch nicht beabsichtigt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">N&#228;her liegt deshalb auch nach Auffassung des Landesarbeitsgerichts die Annahme ,&#160; da&#223; die dem Kl&#228;ger im Zusammenhang mit der T&#228;tigkeit am Atlas f&#252;r Raumordnung &#252;bertragenen Arbeitsvorg&#228;nge seiner vertraglich auszu&#252;benden T&#228;tigkeit entsprechen mit der Ma&#223;gabe, da&#223; er Anspruch darauf hat, nach Abschlu&#223; entsprechender Arbeiten mit gleichwertigen Aufgaben betraut zu werden.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das schlie&#223;t nicht aus, da&#223; ein Arbeitgeber einem solchen Angestellten im Rahmen von Sonderauftr&#228;gen einzelne vor&#252;bergehende Arbeiten zuweist, aus denen tarifvertraglich kein Anspruch auf eine h&#246;here Verg&#252;tung hergeleitet werden kann. Allein aus dem Umstand, da&#223; ein &#252;bertragenes Projekt absehbare Zeit sp&#228;ter zum Abschlu&#223; gebracht werden soll, folgt die vor&#252;bergehende &#220;bertragung in einem solchen Fall jedoch nicht.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint nun, alle seine Arbeiten am Atlas zur Raumentwicklung entspr&#228;chen den qualifizierten Merkmalen der Verg&#252;tungsgruppe IV a BAT. Da die insoweit in Anspruch genommene Verg&#252;tungsgruppe auf den Gruppen V b und IV b BAT aufbaut,</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">sind die nachfolgenden T&#228;tigkeitsmerkmale der Verg&#252;tungsgruppen heranzuziehen, wonach zu verg&#252;ten sind</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">nach Verg&#252;tungsgruppe V b BAT Fallgruppe 1 a</span></p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse und selbst&#228;ndige Leistungen erfordert.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">(Gr&#252;ndliche, umfassende Fachkenntnisse bedeuten gegen&#252;ber den in der Fallgruppe 1 a der Verg&#252;tungsgruppen VII, VI b und V c geforderten gr&#252;ndlichen und vielseitigen Fachkenntnissen eine Steigerung der Tiefe und der Breite nach.)</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">nach Verg&#252;tungsgruppe IV b, Fallgruppe 1 a</span></p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit sich dadurch aus der Verg&#252;tungsgruppe V b Fallgruppe 1 a heraushebt, da&#223; sie besonders verantwortungsvoll ist.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">nach Verg&#252;tungsgruppe IV a Fallgruppe 1 a und 1 b</span></p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit sich durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b Fallgruppe 1 a heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit sich mindestens zu einem Drittel durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b Fallgruppe 1 a heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">nach Verg&#252;tungsgruppe III Fallgruppe 1 b</span></p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Angestellte im B&#252;ro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Au&#223;endienst, deren T&#228;tigkeit sich durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b Fallgruppe 1 a heraushebt,</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">nach vierj&#228;hriger Bew&#228;hrung in Verg&#252;tungsgruppe IV a Fallgruppe 1 a.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; es sich um Aufbaufallgruppen handelt, mu&#223;te zun&#228;chst gepr&#252;ft werden, ob der Kl&#228;ger die Voraussetzungen der Gruppe V b BAT erf&#252;llt. Das ist der Fall. Denn der Kl&#228;ger ben&#246;tigt zur Erledigung seiner Aufgaben, auch soweit es um die sogenannten vorbereitenden Arbeiten geht, gr&#252;ndliche und umfassende Fachkenntnisse. Er braucht Kenntnisse auf den Gebieten der Datenbeschaffung und Datenbearbeitung einschlie&#223;lich der Kenntnisse in Statistik. Au&#223;erdem mu&#223; er umfassend &#252;ber die raumpolitische Zielsetzung der Bundesrepublik informiert sein. Er ben&#246;tigt Kenntnisse in Kartographie, in Datenverarbeitung und n&#228;here Kenntnisse von Gesetzen und Verordnungen. Das ergibt sich aus der von dein Referatsleiter Dr. M erstellten Arbeitsplatzbeschreibung, Bl. 58 ff d.A. Der Kl&#228;ger ben&#246;tigt mithin von Umfang und Tiefe her ein beachtliches Fachwissen. Er hat au&#223;erdem unter Einsatz der erforderlichen Fachkenntnisse Gedankenergebnisse selbst&#228;ndig zu erarbeiten, indem er Daten beschafft und bearbeitet und bis zur wissenschaftlich verantwortlichen abschlie&#223;enden Arbeit durch den Referatsleiter vorbereitet. Damit sind die Voraussetzungen der Verg&#252;tungsgruppe V b BAT dargetan. Der Kl&#228;ger ben&#246;tigt gr&#252;ndliche und umfassende Fachkenntnisse und erbringt selbst&#228;ndige Leistungen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hebt sich durch seine T&#228;tigkeit am Atlas zur Raumordnung aus den Merkmalen der Verg&#252;tungsgruppe V Fallgruppe 1 a auch dadurch hervor, da&#223; er eine besonders verantwortungsvolle T&#228;tigkeit hat. Die besondere Verantwortung kann sich aus der Wahrnehmung von Aufsichtsfunktionen, ideellen oder materiellen Belangen des Dienstherrn, aus Gr&#252;nden im Beh&#246;rdenapparat und aus den Auswirkungen der T&#228;tigkeit auf die Lebensverh&#228;ltnisse Dritter ergeben,(BAG, Urteil vom 18.11.75, EzA Nr. 2 zu &#167;&#167; 22, 23 BAT, Verg&#252;tungsgruppe IV b).</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die besondere Verantwortung im Falle des Kl&#228;gers l&#228;&#223;t sich daraus herleiten, da&#223; seine vorbereitenden Arbeiten ohne weitere Nachpr&#252;fungen in Entscheidungshilfen f&#252;r die Bundes-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">regierung im Bereich der Verkehrsplanung einflie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die Heraushebung durch besondere Schwierigkeit erfordert, da&#223; von dem Angestellten eine T&#228;tigkeit auszu&#252;ben ist, die gemessen an der Gesamtheit der T&#228;tigkeitsmerkmale der darunterliegenden Verg&#252;tungsgruppe nach den gestellten fachlichen Anforderungen erheblich schwieriger ist. Die Bedeutung kann sich aus der Gr&#246;&#223;e des Aufgabengebietes ergeben, aus der au&#223;erordentlichen Bedeutung der zu bearbeitenden Materie und den Auswirkungen der T&#228;tigkeit f&#252;r den innendienstlichen Bereich und die Allgemeinheit. Im &#252;brigen mu&#223; es sich jeweils um eine betr&#228;chtliche und gewichtige Heraushebung handeln. Denn der Tarifvertrag verlangt nicht nur eine Heraushebung durch Schwierigkeit und Bedeutung, sondern ein Herausheben durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung (SAG, Urteil vom 6.6.84, 4 AZR 218/82 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Im Sinne der obengenannten Anforderungen ist die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers, soweit er vorbereitende Arbeiten f&#252;r die Herstellung von Atlasbl&#228;ttern ausgef&#252;hrt hat, nicht von besonderer Bedeutung. Die T&#228;tigkeit war gerichtet auf die Erstellung von Atlasbl&#228;ttern aus dem Bereich "V ", wobei der verantwortliche Verfasser unter Verwendung der vom Kl&#228;ger geleisteten .Vorarbeiten die wissenschaftliche Auswertung unternahm. Es mag durchaus angenommen werden, da&#223; die Atlasbl&#228;tter im Ergebnis der Vorbereitung raumpolitischer Entscheidungen durch die Bundesregierung dienen und insofern erhebliche Auswirkungen auf die Allgemeinheit haben k&#246;nnen. Daraus folgt jedoch nicht, da&#223; auch schon die vorbereitenden Arbeiten im Sinne der tariflichen Norm besonders bedeutsam sind,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist auch nicht erkennbar, da&#223; insoweit betr&#228;chtlich gesteigerte Anforderungen hinsichtlich der Schwierigkeit der Arbeiten an den Kl&#228;ger gestellt werden. Zwar hat der Kl&#228;ger auch noch in der Berufungserwiderung und Anschlu&#223;berufungsbegr&#252;ndung behauptet, alle Arbeiten f&#252;r den Atlas seien so schwierig gewesen, da&#223; er das durch sein Hochschulstudium erworbene Fachwissen habe einsetzen m&#252;ssen. Aus der Bekundung des Zeugen Dr. M und den vom Kl&#228;ger vorgelegten Arbeitsproben ist jedoch zu entnehmen, da&#223; der Kl&#228;ger keine deutlich gesteigerten Kenntnisse gegen-</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">&#252;ber denjenigen ben&#246;tigt, die zur Erf&#252;llung der Aufgaben nach der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT erforderlich sind. Der Zeuge hat vor dem Arbeitsgericht bekundet, zu der von ihm sogenannten Zuarbeit geh&#246;re nach seiner Einsch&#228;tzung keine geographische Ausbildung; es handele sich um eine Sachbearbeitert&#228;tigkeit. Dem Kl&#228;ger mag zuzugeben sein, da&#223; er Kenntnisse von einer erheblichen Breite ben&#246;tigt, die in unterschiedliche Gebiete hineinreichen, etwa Kenntnisse aus dem Bereich der Datenverarbeitung, aus dem Bereich der Statistik, der Kartographie und der Geographie. Es ist jedoch nicht ersichtlich, da&#223; es sich um Kenntnisse handeln m&#252;&#223;te von einer Tiefe wie sie etwa durch ein Hochschulstudium vermittelt w&#252;rden. Daf&#252;r, da&#223; solche Kenntnisse nicht erforderlich sind, spricht, da&#223; im Hause der Beklagten vergleichbare Arbeiten durchweg von Sachbearbeitern ausgef&#252;hrt werden, die nicht &#252;ber ein Hochschulstudium verf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger aufgrund seines abgeschlossenen Studiums die F&#228;higkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten hat und da&#223; er diese F&#228;higkeit durch vielf&#228;ltige Ver&#246;ffentlichungen unter Beweis gestellt hat, spielt f&#252;r seine Eingruppierung keine</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Rolle. F&#252;r die Frage, welche Verg&#252;tung er zu beanspruchen</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">hat, kommt es/ausschlie&#223;lich darauf an, welche Kenntnisse er</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">einzusetzen hat, und nicht darauf, &#252;ber welche Kenntnisse er dar&#252;ber hinaus noch verf&#252;gt. Daher er&#252;brigte sich auch, worauf das Arbeitsgericht bereits hingewiesen hat, die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens zur Frage des wissenschaftlichen Zuschnittes der vom Kl&#228;ger gelieferten Arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Mit dem Arbeitsgericht geht auch das Berufungsgericht davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger sich durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung seines Aufgabenbereiches aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b Fallgruppe 1 a BAT herausgehoben hat, soweit er eigenverantwortlich zwei Kartenbl&#228;tter f&#252;r den Atlas hergestellt hat. Insoweit ging es um die verantwortliche Zusammenstellung von Texten und um die Bewertung und Interpretation der bei den vorbereitenden Arbeiten zusammengestellten Daten. Es kann davon ausgegangen werden, da&#223; der Kl&#228;ger hier wissenschaft-</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">liche Arbeiten geleistet hat ebenso wie die verantwortlichen Verfasser der &#252;brigen Bl&#228;tter, denen er zugearbeitet hatte.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Unstreitig f&#252;llten diese Arbeiten jedoch nur 13 % der Arbeitszeit des Kl&#228;gers aus. Das f&#252;r sich allein reicht nicht f&#252;r eine Einstufung in die Verg&#252;tungsgruppe IV a BAT aus.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Nun hat das Arbeitsgericht dar&#252;ber hinaus angenommen, zu der dienstvertraglich auszu&#252;benden T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers geh&#246;re auch die "Bearbeitung eines Themenfeldes Luftverkehr"; dabei handele es sich um einen einheitlichen Arbeitsvorgang, mit dem sich der Kl&#228;ger durch besondere Schwierigkeit und besondere Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT heraushebe. Das Arbeitsgericht hat weiter angenommen, dieser Arbeitsvorgang f&#252;lle 23 <em>%</em> der Arbeitszeit aus. Diesen Ausf&#252;hrungen kann sich das Berufungsgericht nicht anschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Allerdings spricht vieles f&#252;r die Annahme, da&#223; auch die Bearbeitung dieses Themenfeldes zu den dienstlichen Aufgaben des Kl&#228;gers geh&#246;rte. Dagegen spricht nicht, da&#223; es im Gesch&#228;ftsverteilungsplan nicht aufgef&#252;hrt ist. Es ist im Zweifel auch nicht wesentlich, da&#223; der Kl&#228;ger niemals ausdr&#252;cklich in konkreter Form aufgefordert wurde, dieses Themenfeld zu bearbeiten und zu strukturieren. Denn zu den vertraglich auszu&#252;benden T&#228;tigkeiten, die mithin f&#252;r die Bewertung infrage kommen, geh&#246;ren auch solche Aufgaben, die einem Angestellten mit Wissen und Billigung seiner Vorgesetzen zuwachsen. Von einem solchen Sachverhalt ist im Bericht der Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission vom 2o.1o.81 die Rede. Dort hei&#223;t es, die Arbeiten f&#252;r den Bereich Luftverkehr seien dem Kl&#228;ger mit Wissen des Referatsleiters und des Leiters der Bundesforschungsanstalt nach und nach zugewachsen. Auch der Referatsleiter Dr. M hatte in seiner Arbeitsplatzbeschreibung (Bl. 62 d.A.) unter "Sonderauftr&#228;ge" den "Aufbau eines Themenfeldes Luftverkehr" erw&#228;hnt. Vor dem Arbeitsgericht hat der Referatsleiter als Zeuge bekundet, &#252;ber Fragen des Luftverkehrs sei in seinem Referat im Rahmen der Aufgaben-</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">erf&#252;llung nachgedacht worden. Allerdings hat der Zeuge hinzugef&#252;gt, er habe erst durch den Bericht des Kl&#228;gers vom 2o.1.81 erfahren, da&#223; der Kl&#228;ger ein Konzept &#252;ber eine n&#228;here Strukturierung des Gebietes Luftverkehr erstellt habe. &#220;ber den f&#252;r das Gespr&#228;ch mit dem Ministerium am 2o.1.81 erstellten Bericht befindet sich ein Vermerk des Kl&#228;gers vom 22.1.81 bei den Akten (Bl. 2o6 f), aus dem sich ergibt, da&#223; der Kl&#228;ger vom Ministerium um einen Sachstandsbericht &#252;ber die aktuellen Probleme aus den Bereich Luftfahrt, soweit sie die Raumordnung betreffen, gebeten worden war. Letztlich bestehen deshalb keine Bedenken, auch diesen Teil der T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers als eine vertraglich auszu&#252;bende Aufgabe zu bewerten.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Ob sich der Kl&#228;ger mit diesem Aufgabenbereich durch besondere Schwierigkeit und besondere Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT heraushebt, wie es das Arbeitsgericht angenommen hat, kann letztlich offenbleiben. Denn jedenfalls steht nicht mit einer zur Verurteilung der Beklagten hinreichenden Sicherheit fest, da&#223; der Kl&#228;ger mindestens 2o 1/3 <em>%</em> seiner Arbeitszeit f&#252;r die Bearbeitung dieses Themenfeldes einsetzt. Legte man zugrunde, da&#223; der Kl&#228;ger mit der eigenverantwortlichen Erstellung zweier Atlasbl&#228;tter die Heraushebungsmerkmale erf&#252;llt und damit 13 <em>%</em> seiner Arbeitszeit ausgef&#252;llt hat, so m&#252;&#223;ten T&#228;tigkeiten derselben Qualifikation in einem Umfang von mindestens 2o 1/3 <em>%</em> hinzukommen, wenn im Ergebnis festgestellt werden sollte, da&#223; sich der Kl&#228;ger mit 1/3 seiner Arbeitszeit in Anspruch nehmenden Arbeitsvorg&#228;ngen aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung heraushebt.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission in ihrem erg&#228;nzenden Vermerk vom 23.12.81 davon ausgegangen, da&#223; der Kl&#228;ger 27 <em>%</em> seiner Arbeitszeit f&#252;r die Bearbeitung von Themen aus diesem Bereich verwendet hat. Diese gliedern sich wie folgt auf:</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Anfertigung eines Berichtes &#252;ber geplanteNeu- und Ausbauma&#223;nahmen auf Flugpl&#228;tzen,&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Information f. BMBau RS III 3 &#252;ber raumordnungspolitisch bedeutsame Probleme desLuftverkehrs (2o.1.81)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ver&#246;ffentlichungen in BfLR-Mitteilungen</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">IzR, RzR, RuR&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 6 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks"><em>-</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Teilnahme am Hearing F Startbahn 18 West in W (2.-5.2.81)</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">und Berichterstattung an BMBau RS III 3&#160;&#160;&#160;&#160; 8 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks"><em>-</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Bewertung Kap. "Luftverkehr" im Gesamtverkehrsplan B 1980 an RS III 3&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5 <em>%</em></p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Davon sind nicht einzubeziehen die Ver&#246;ffentlichungen in BfLR Mitteilung, die mit 6 <em>%</em> veranschlagt wurden. Denn insoweit steht aufgrund der Bekundung des Zeugen Dr. M fest, da&#223; der Kl&#228;ger keinen dienstlichen Auftrag zur Ver&#246;ffentlichung wissenschaftlicher Beitr&#228;ge hatte, da&#223; vielmehr der Zeuge dem Kl&#228;ger privat geraten hatte zu publizieren, um in Fachkreisen bekanntzuwerden und eine bessere Ausgangsbasis f&#252;r berufliches Fortkommen zu gewinnen .</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Es kann aber auch nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der Kl&#228;ger letztlich 21 <em>%</em> seiner Arbeitszeit f&#252;r dienstliche Aufgaben aus den Themenbereich Luftverkehr verwendet hat. Denn in der Arbeitsplatzbeschreibung des Referatsleiters Dr. M ist aufgef&#252;hrt, da&#223; f&#252;r den Aufbau des Themenfeldes Luftverkehr 1o <em>%</em> der Arbeitszeit aufgewendet wurden. Auch in dieser Arbeitsplatzbeschreibung finden sich der Bericht &#252;ber raumordnungspolitisch bedeutsame Probleme des Luftverkehrs f&#252;r das Ministerium, die Auswertung der Programme und Pl&#228;ne der L&#228;nder im Bezug auf Aussagen &#252;ber Neu-und Ausbauma&#223;nahmen auf Flugpl&#228;tzen; die Bewertung des Abschnitts Luftverkehr im Generalverkehrsplan B 1980 und die Teilnahme am Hearing "Startbahn 18 West" und Berichterstattung an den Bundesbauininister. Au&#223;erdem sind in diesen 1o <em>%</em> auch noch die Beitr&#228;ge zu den institutseigenen Publikationen aufgef&#252;hrt. Diese Zeitangabe hat sich der Kl&#228;ger in</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">der Klageschrift (Bl. 5 d.A) zu eigen gemacht. Damals lag der Bericht der Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission bereits vor. Der Kl&#228;ger hat nicht im einzelnen dargetan, aus welchen Gr&#252;nden nun entgegen seinen urspr&#252;nglichen Angaben und denen seines Referatsleiters ein viel h&#246;herer zeitlicher Anteil zugrundegelegt werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Annahmender Arbeitsplatz&#252;berpr&#252;fungskommission hinsichtlich des Zeitaufwandes insoweit im Zweifel zu hoch gegriffen sind, ergibt sich aus dem Abschnitt "Teilnahme am Hearing Startbahn 18 West mit anschlie&#223;ender Berichterstattung. Daf&#252;r sind 8 <em>%</em> der Arbeitszeit veranschlagt. Unstreitig hat die Anh&#246;rung 4 Arbeitstage in Anspruch genommen. Am 19.2., 2 Wochen sp&#228;ter, war der Bericht des Kl&#228;gers &#252;ber seine Teilnahme am Hearing fertiggestellt. Selbst wenn man 3 weitere Tage f&#252;r die Vorbereitung hinzurechnet und zugunsten des Kl&#228;gers unterstellt, da&#223; er nach Abschlu&#223; des Hearing bis zum 19.2.81 ausschlie&#223;lich an dein Bericht gearbeitet hat, ergeben sich 17 oder 18 Tage als Zeitaufwand. Das sind nicht - bezogen auf einen Zeitraum von etwa 11/2 Jahren - 8 <em>%</em> der Arbeitszeit.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Nach allem bleibt festzustellen, da&#223; sich der Kl&#228;ger nicht nachweislich mit Arbeitsvorg&#228;ngen, die zumindest 1/3 seiner Arbeitszeit ausf&#252;llen, durch besondere Schwierigkeit und Bedeutung aus der Verg&#252;tungsgruppe IV b BAT heraushebt. Er kann daher keine Verg&#252;tung nach der Gruppe IV a BAT verlangen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt zugleich, da&#223; der Kl&#228;ger auch keinen Anspruch auf Verg&#252;tung nach der Gruppe III BAT im Wege des Bew&#228;hrungsaufstieges hat.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung der Beklagten war mithin das arbeitsgerichtliche Urteil abzu&#228;ndern. Der Kl&#228;ger war mit der Klage</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung des Kl&#228;gers ist unbegr&#252;ndet. Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Wegen grunds&#228;tzlicher&#160; Bedeutung wurde die Revision zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">*</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Rechtsmittelbelehrung;</span> Gegen dieses Urteil kann vom Kl&#228;ger Revision eingelegt werden; f&#252;r den Beklagten ist gegen dieses Urteil kein Rechtsmittel gegeben. Die Revision mu&#223; innerhalb einer Notfrist*) von einem Monat nach der Zustellung dieses Urteils schriftlich beim Bundesarbeitsgericht, Graf-Bernadotte-Platz 3, 35oo Kassel-Wilhelmsh&#246;he, eingelegt werden. Die Revision ist gleichzeitig oder innerhalb eines Monats nach ihrer Einlegung schriftlich zu begr&#252;nden. Die Revisionsschrift und die Revisionsbegr&#252;ndung m&#252;ssen von einem bei einem deutschen Gericht zugelassenen Rechtsanwalt unterzeichnet sein.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Hinweis der Gesch&#228;ftsstelle;</span> Das BAG bittet, s&#228;mtliche Schrifts&#228;tz in <em>..6.</em> facher Ausfertigung bei dem BAG einzureichen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">*) Eine Notfrist ist unab&#228;nderlich und kann nicht verl&#228;ngert werden.</p>
315,659
olgk-1984-10-25-7-u-22579
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 225/79
1984-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:10:24
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:1025.7U225.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 27.11.1979 - 5 0 513/76 - abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p><p>Die Beklagte wird verurteilt,</p><p>an den Kl&#228;ger zu 1)&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160; 834,30,</p><p>an die Kl&#228;gerin zu 2) &#160; DM 3.567,15 und</p><p>an beide Kl&#228;ger&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160;&#160;&#160; 448,25 sowie jeweils 4% Zinsen auf diese Betr&#228;ge seit dem 2.2.1977 zu zahlen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt bis auf einen Betrag von 133,02 DM, den der Kl&#228;ger zu 1) zu den Gerichtskosten zu leisten hat.</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon, ob die Beklagte den Kl&#228;gern gem. &#167; 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG schadensersatzpflichtig ist, haftet sie in entsprechender Anwendung der &#167;&#167; 276, 278 BGB wegen schuldhafter Verletzung des zwischen ihr und dem klagenden Ehemann bestehenden &#246;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&#228;ltnisses, das auf dem Anschlu&#223; des Hausgrundst&#252;cks des klagenden Ehemannes an die st&#228;dtische Kanalisation beruht. Die entsprechende Anwendung dieser Bestimmungen auf ein derartiges &#246;ffentlich-rechtliches Schuldverh&#228;ltnis ist seit der Entscheidung des BGH vom 30.9.1970 (NJW 1970, 2208 ff) in st&#228;ndiger Rechtsprechung anerkannt (vgl. auch BGHZ 71, 226 ff und BGH in NJW 1984, 615 ff). Der klagenden Ehefrau haftet die Beklagte in Anwendung der von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tze eines Vertrages mit Schutzwirkung f&#252;r Dritte, weil sie als Ehefrau des Anschlu&#223;nehmers in den Schutzbereich des &#246;ffentlich-rechtlichen Schuldverh&#228;ltnisses einbezogen ist. Sie geh&#246;rt f&#252;r die Beklagte erkennbar zu den Personen, die durch den klagenden Ehemann mit der Leistung der Beklagten in Ber&#252;hrung kommen und bei denen die Beklagte redlicherweise damit rechnen mu&#223;, da&#223; die dem klagenden Ehemann geschuldete Obhut in gleicher Weise auch der klagenden Ehefrau entgegengebracht werden mu&#223;. Durch Einbeziehung der Familienangeh&#246;rigen des Anschlu&#223;nehmers bleibt der Kreis der Beg&#252;nstigten eng gezogen.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet f&#252;r die den Kl&#228;gern durch R&#252;ckstau im Schmutzwasserkanal entstandenen Sch&#228;den.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben eine objektive Pflichtverletzung der Beklagten bewiesen - in Anwendung des &#167; 282 BGB obliegt den Kl&#228;gern nur daf&#252;r, nicht f&#252;r das Verschulden der Beklagten, die Beweislast -, denn schon nach den Grunds&#228;tzen des Anscheinsbeweises beruht ein R&#252;ckstau im Schmutzwasserkanal, verursacht durch eingeleitetes Regenwasser bei Starkregen, auf fehlerhafter Planung der Entw&#228;sserungsanlage.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dies ist durch das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen T best&#228;tigt worden. Dieser Sachverst&#228;ndige hat in Kenntnis der Vorgutachten der Sachverst&#228;ndigen H und N, die der Senat deshalb f&#252;r unbrauchbar h&#228;lt, weil sich nach den Feststellungen dieser Sachverst&#228;ndigen der R&#252;ckstau im Keller des Hauses der Kl&#228;ger gar nicht ereignet haben kann, ausgef&#252;hrt, da&#223; zwar die Entw&#228;sserungsanlage bei der Herstellung im Jahre 1954 korrekt berechnet und ausreichend dimensioniert worden sei, da&#223; aber anl&#228;&#223;lich des Umbaus des Regenausla&#223;bauwerkes RA 6 im Jahre 1960 und des Einbaus eines Schiebers am &#252;berlauf des RA 6 im Jahre 1966 die hydraulischen Verh&#228;ltnisse am RA 6 wegen der Wirkung der Ma&#223;nahme auf die unten folgende Trennentw&#228;sserung h&#228;tte &#252;berpr&#252;ft werden m&#252;ssen. Dazu hat der Sachverst&#228;ndige T zusammenfassend festgestellt, die Regenausla&#223;bauwerke der Mischentw&#228;sserung seien falsch ausgelegt; dadurch flie&#223;e bei Starkregen eine unkontrolliert hohe Wassermenge in den Schmutzwasserkanal der Trennentw&#228;sserung. Die m&#246;gliche &#220;berlastung des Schmutzwassersammlers sei durch die zweimalige &#220;berschwemmung des Kellers des Hauses der Kl&#228;ger in den Jahren 1974 und 1975 nachgewiesen.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Bei Anwendung des Trennverfahrens durfte das Verh&#228;ltnis eines maximalen Mischwasserabflusses aus den vorhandenen Regenausl&#228;ssen Qmax zum Mischwasserabflu&#223; Qu den Wert von 1,2 nicht &#252;bersteigen (S. 30 des Gutachtens). Um dies zu gew&#228;hrleisten, reichte der fest eingestellte Schieber am RA 6 nicht aus, weil bei st&#228;rkeren regenf&#228;llen beim RA 6 infolge eines R&#252;ckstaus eine h&#246;here Wassertiefe entsteht, wodurch sich der Mischwasserabflu&#223; Qu ebenfalls erh&#246;ht. Gerade dies aber verst&#246;&#223;t gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) und h&#228;tte in den Regenausl&#228;ssen durch Installation eines Absperrorgans, das bei steigendem Wasserstand den Abflu&#223;querschnitt weiter einengte, verhindert werden k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Verh&#228;ltnis Qmax zu Qu&lt;1,2 wurde im Kanalnetz der Beklagten weit &#252;berschritten, so da&#223; bei starken Regenereignissen der Schmutzwasserkanal der Trennentw&#228;sserung planm&#228;&#223;ig &#252;berlastet wurde. Die Kanalstrecke ist f&#252;r den Bemessungsregen ausreichend dimensioniert. Bei h&#246;heren Regenspenden wird der Schmutzwasserkanal aber planm&#228;&#223;ig &#252;berlastet. Dies h&#228;tte mit zumutbaren Aufwendungen durch die Beklagte verhindert werden k&#246;nnen. Durch eine solche Sanierung durch Einbau von Absperrorganen in den beiden Regenausl&#228;ssen w&#228;ren relativ niedrige Kosten entstanden, die sich nach Angaben des Sachverst&#228;ndigen auf etwa 30.000,-- DM bis 40.000,-- DM belaufen h&#228;tten. Ein Aufwand in dieser H&#246;he war der Beklagten zumutbar. Die Drosselung des Mischwasserabflusses h&#228;tte zum Schutz des Kanals ausgereicht und h&#228;tte auch nicht zu einer nennenswert st&#228;rkeren Belastung des Vorfluters im Vergleich zum Regen&#252;berlauf ohne Drosselung gef&#252;hrt.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ein weiterer Versto&#223; gegen die a.a.R.d.T. liegt in der Installation eines Schiebers in einem Kanalnetz ohne Schaffung einer Entlastungsm&#246;glichkeit f&#252;r die dann aufgestauten Wassermengen. Dies mu&#223;te klar erkennbar dazu f&#252;hren, da&#223; mit der Verhinderung der &#220;berschwemmung der Kl&#228;ranlage &#8222;F&#8220; ein erheblicher R&#252;ckstau in das Kanalnetz bewirkt wurde. Hinzu kommt, da&#223; bei Stromausfall w&#228;hrend eines katastrophenartigen Regens die Leistung der netzunabh&#228;ngigen Pumpen unzureichend war und dann - wenn die &#220;berschwemmung der Kl&#228;ranlage verhindert werden sollte -der R&#252;ckstau ins Kanalnetz eintreten mu&#223;te.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob weitere objektive Verst&#246;&#223;e der Beklagten gegen die a.a.R.d.T, vorliegen,und inwieweit diese f&#252;r den Schaden der Kl&#228;ger urs&#228;chlich geworden sein k&#246;nnen, bedarf keiner Er&#246;rterung.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den ihr gem. &#167; 282 BGB obliegenden Beweis mangelnden Verschuldens nicht gef&#252;hrt, denn - wie der Sachverst&#228;ndige T ausgef&#252;hrt hat - mu&#223; sie gewu&#223;t haben, da&#223; bei Starkregenereignissen mit einem erh&#246;hten Abwasseranteil zu rechnen war, da sie im Schacht 469 einen Schieber installieren lie&#223;, mit dem der Zuflu&#223; zur Kl&#228;ranlage gedrosselt werden konnte. Der Schieber konnte nur den Zweck haben, eine &#220;berlastung der Pumpen bzw. eine &#220;berschwemmung der Kl&#228;ranlage zu verhindern.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Kl&#228;ranlagepersonal war offenbar auf die Handhabung des Schiebers bei erh&#246;htem Abwasseranfall eingespielt. Durch die Drosselung des Kl&#228;ranlagenzulaufs wurde dann zwar effektiv die &#220;berschwemmung der Kl&#228;ranlage verhindert, aber billigend ein R&#252;ckstau ins Kanalnetz hervorgerufen".</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Diese Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen treffen zu, ihnen ist nichts hinzuzuf&#252;gen.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich nicht darauf berufen, sie habe gem. &#167; 3 Abs. 4 der Satzung der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten vom 2.12.1970 die Haftung f&#252;r Sch&#228;den durch R&#252;ckstau aus dem Abwassernetz wirksam ausgeschlossen. Es ist in st&#228;ndiger Rechtsprechung anerkannt, da&#223; diese Freizeichnung nicht f&#252;r Sch&#228;den gilt, die durch schuldhaft unsachgem&#228;&#223;e Erstellung der Entw&#228;sserungsanlage entstehen, sondern nur f&#252;r solche Sch&#228;den, die unabwendbare Folge eines Naturereignisses sind oder die auf solchen Betriebsst&#246;rungen beruhen, die sich beim Betrieb der Abwasseranlage nicht vermeiden lassen (BGH /WW 1970, 2208 ff, 2210). Dazu geh&#246;rt nicht ein R&#252;ck- stau der durch eine schuldhaft fehlerhaft errichtete/ge&#228;nderte Anlage geradezu planm&#228;&#223;ig herbeigef&#252;hrt wurde und der unschwer und mit zumutbaren Aufwendungen h&#228;tte vermieden werden k&#246;nnen.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet voll f&#252;r den den Kl&#228;gern entstandenen Schaden; die Kl&#228;ger trifft nicht der Vorwurf des Mitverschuldens unter dem Gesichtspunkt, da&#223; der klagende Ehemann entgegen &#167; 3 Abs. 4 der Satzung der Rechtsvorg&#228;ngerin der Beklagten vom 2.12.1970 die tiefer liegenden R&#228;ume des Hauses nicht gegen R&#252;ckstau abgesichert hatte. Es bestand n&#228;mlich keine Verpflichtung, eine R&#252;ckstausicherung einzubauen, solange der klagende Ehemann davon ausgehen konnte, das Trennsystem werde ordnungsgem&#228;&#223; von der Beklagten betrieben. Mit klaren und einleuchtenden Worten sagt dazu der Sachverst&#228;ndige:</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#8222;Im Bauschein des Kl&#228;gers ist festgelegt, da&#223; er Schmutz-und Regenwasser getrennt an das vorhandene st&#228;dtische Kanalnetz (Trennverfahren) anzuschlie&#223;en hat (S. 55 der Bauakte E). Im Arbeitsblatt A 105 von 1962 ist als allgemein anerkannte Regel der Technik dokumentiert, da&#223; <span style="text-decoration:underline">Keller&#252;berschwemmungen</span> durch &#252;berlastete Kan&#228;le bei <span style="text-decoration:underline">Mischverfahren&#160;</span> durch die Installation von R&#252;ckstauverschl&#252;ssen vorzubeugen ist. Beim richtigen Betrieb und der &#220;berwachung des Trennverfahrens sind Keller&#252;berschwemmungen aus dem Schmutzwasserkanal ausgeschlossen. Der Kl&#228;ger hat dadurch, da&#223; er in seinem Kellerablauf keinen R&#252;ckstauverschlu&#223; installiert hatte, nicht gegen die a.a.R.d.T. versto&#223;en. Die Stadt h&#228;tte den Kl&#228;ger darauf hinweisen m&#252;ssen, da&#223; im Ortsteil S durch die Ableitung der Mischwasserabfl&#252;sse aus den Regen&#252;berl&#228;ufen der Schmutzwasserkanal der Trennentw&#228;sserung &#252;berlastet werden kann."</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auch diesen Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen schlie&#223;t der Senat sich an.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger trifft auch nicht deshalb ein Mitverschulden, weil sie es unterlie&#223;en, nach dem ersten &#220;berschwemmungsschaden im Jahre 1974 eine R&#252;ckstausicherung einzubauen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Kl&#228;ger war die eigentliche Ursache der &#220;berschwemmung - schuldhaftes rechtswidriges Verhalten der Beklagten und ihrer Bediensteten - ebensowenig erkennbar, wie die Gefahr einer erneuten &#220;berschwemmung. Die Kl&#228;ger konnten darauf vertrauen, da&#223; die Beklagte das Entw&#228;sserungssystem umgehend <strong>in</strong> Ordnung brachte; umgekehrt durfte die Beklagte nicht erwarten, da&#223; die Anschlu&#223;nehmer sich ihrerseits gegen einen fehlerhaften Betrieb der Entw&#228;sserungsanlage durch Einbau von R&#252;ckstausicherungen sch&#252;tzten.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch der H&#246;he nach begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben ihren Schaden substantiiert dargelegt (Bl.5, 6 GA) und die Schadensh&#246;he bewiesen.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der 66 Jahre alte im Ruhestand lebende Zeuge J hat best&#228;tigt, da&#223; die klagende Ehefrau im Keller des Hauses ein Fotolabor eingerichtet hatte und da&#223; durch die &#220;berschwemmungen die in den Regalen untergebrachten Papiere und Materialien herausgeschwemmt oder durchn&#228;&#223;t wurden. Zweifel an der Glaubw&#252;rdigkeit des Zeugen, der mit den Kl&#228;gern als Nachbar gut bekannt ist, bestehen nicht. Er bekundete ruhig, sachlich und zur&#252;ckhaltend zu den rund 10 Jahre zur&#252;ckliegenden Ereignissen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Zu den Schadensaufstellungen Bl.5 und 6 der Gerichtsakten hat der Senat den klagenden Ehemann gem. &#167; 448 ZPO als Partei vernommen. Die Voraussetzungen dieser Bestimmung lagen vor, weil durch die Aussage des Zeugen J, nach der Lebenserfahrung und nach dem Eindruck des Senats von der Pers&#246;nlichkeit des klagenden Ehemannes eine gewisse Wahrscheinlichkeit f&#252;r die Richtigkeit der Behauptung der Kl&#228;ger bestand (vgl. hierzu Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, 42.Aufl., &#167; 448 Anm.1).</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><strong>Der klagende Ehemann hat eingehend die fr&#252;here T&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin als Berufsfotografin geschildert und deutlich gemacht, da&#223; umfangreiches unwiderbrinaliches Archivmaterial aus einer jahrzehntelangen Berufst&#228;tigkeit der Kl&#228;gerin durch die &#220;berschwemmung des Kellers im Jahre 1974 vernichtet wurde. Er hat auch glaubhaft begr&#252;ndet dargelegt, auf welchen &#220;berlegungen die Wertans&#228;tze beruhen und das Bem&#252;hen der Kl&#228;ger geschildert, auf keinen Fall &#252;berh&#246;hte Anspr&#252;che zu stellen. Dies wird best&#228;tigt durch die Schadensaufstellungen selbst, denn der klagende Ehemann machte nach dem ersten Schaden keine Renovierungskosten geltend, obwohl er das Labor renovierte, wie der Zeuge J bekundete. Kosten f&#252;r Renovierung verlangt er nur f&#252;r die Schadensbeseitigung 1975. F&#252;r die Bekundung, die einzelnen Schadenspositionen seien sorgf&#228;ltig und zur&#252;ckhaltend beziffert worden, spricht auch der Umstand, da&#223; die Kl&#228;ger keinen Schadensersatz daf&#252;r begehren, da&#223; das Labor 4 Wochen nicht betrieben werden konnte und da&#223; sie den Anspruch auf Erstattung von Kosten f&#252;r eine R&#252;ckstausicherung noch vor Antragstellung in erster Instanz fallen lie&#223;en.</strong></p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 I ZPO (zur Zul&#228;ssigkeit der ziffernm&#228;&#223;igen Belastung einer Partei vgl. BaumbachLauterbach-Albers-Hartmann, 42.Aufl., S.92 Anm. 1 C b) bb) gegen Schneider, Kostenentscheidung, 2.Auf1., S.108).</strong></p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr.10, 713 ZPO.</strong></p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><strong>Gegenstandswert:</strong></p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><strong>bis 23.05.1977:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 5.807,57 DM,</strong></p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>ab 24.05.1977:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4.849,70</strong> DM.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r die Beklagte:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <strong>4.849,70 DM.</strong></p>
315,660
olgk-1984-10-25-7-u-baul-484
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U (Baul) 4/84
1984-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:10:25
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:1025.7U.BAUL4.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung gegen <strong>das</strong> am 22. November 1983 verk&#252;ndete Urteil der Kammer <strong>f&#252;r</strong> Baulandsachen des Landgerichts K&#246;ln - 65 0 (Baul) 12/82 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten im Berufungsverfahren findet nicht statt. Im &#252;brigen tr&#228;gt die Antragstellerin die Kosten des Berufungsverfahrens.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<strong><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Mit dem Beschlu&#223; des Oberen Umlegungsausschusses vom 25.6.1981 (B1. 126 ff. der beigezogenen Akte des Umlegungsverfahrens), dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen C vom 26.7.1983 (Bl. 115 ff. GA) und dem angefochtenen Urteil ist davon auszugehen, da&#223; durch die Anlage der</strong> zweiten <strong>Erschlie&#223;ungsstra&#223;e H in Verbindung mit der dadurch hervorgerufenen Verpflichtung der Eheleute S, zweimal Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge zu zahlen (einmal f&#252;r die Stra&#223;e T, zum andern f&#252;r die Stra&#223;e H), wenn auch mit jeweils ein Drittel Eckverg&#252;nstigung, eine Minderung des Verkehrswerts des Grundst&#252;cks eingetreten ist. Der Minderwert ist jedenfalls nicht geringer als der vom Landgericht angesetzte Betrag von 3.115,-- DM.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zwischen den Beteiligten herrscht kein Streit dar&#252;ber, da&#223; die Eheleute S demn&#228;chst tats&#228;chlich zu 2 x 2/3 = 4/3 Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen herangezogen werden. Das ist richtig.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Umstand, da&#223; die Stadt N durch Ratsbeschlu&#223; vom 24.11.1981 u.a. die Stra&#223;en T und H zu einer Erschlie&#223;ungseinheit im Sinne des &#167; 130 Abs.2 Satz 2 BBauG zusammengefa&#223;t hat, ist bedeutungslos. Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts (DVBl 1984, 194, 197) mu&#223; auch in einer Erschlie&#223;ungseinheit bei der Verteilung des Aufwands ber&#252;cksichtigt werden, wenn ein Grundst&#252;ck von mehreren Anlagen</strong> erschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Ebensowenig ist ernstlich zweifelhaft, da&#223; das Grundst&#252;ck, obwohl es bereits durch die Stra&#223;e T voll erschlossen war, zu den durch die Stra&#223;e H erschlossenen Grundst&#252;cken im Sinne des &#167; 131 Abs. 1 BBauG geh&#246;rt mit der Folge der Beitragspflicht. Nach &#167; 129 Abs. 1 BBauG k&#246;nnen Beitr&#228;ge nur insoweit erhoben werden, als die Erschlie&#223;ungsanlagen erforderlich sind, um die Baufl&#228;chen bzw. die gewerblich zu nutzenden Fl&#228;chen entsprechend den baurechtlichen Vorschriften zu nutzen. Das Gesetz bezieht die "Erforderlichkeit" der Anlage nicht auf das einzelne beitragsf&#228;hige Grundst&#252;ck, sondern auf das "gesamte Erschlie&#223;ungsgebiet", d.h. auf die Baufl&#228;chen und die gewerblich zu nutzenden Fl&#228;chen insgesamt (st&#228;ndige Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, vgl. z.B. NJW 1966, 1832; ZMR 1979, 159 f.; s. ferner Ernst-Zinkahn-Bielenberg, BBauG &#167; 129 Rdnr. 6; Schlichter-Stich-Tittel, BbauG &#167; 129 Rdnr. 5). An der so zu bestimmenden Erforderlichkeit der Erschlie&#223;ungsanlage H kann kein Zweifel bestehen; der Bau dieser Stra&#223;e ist Voraussetzung f&#252;r die Bebauung einiger an ihr liegender Grundst&#252;cke, weil diese nicht anderweit erschlossen sind.</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach &#167; 131 Abs. 1 BBauG ist der beitragsf&#228;hige Erschlie&#223;ungsaufwand auf die "durch die Anlage erschlossenen Grundst&#252;cke" zu verteilen. Hierzu geh&#246;rt auch das Grundst&#252;ck der Eheleute S, obwohl es schon durch die Stra&#223;e T voll erschlossen war. Allerdings setzt die Erhebung eines Erschlie&#223;ungsbeitrags voraus, da&#223; der Eigent&#252;mer durch die Erschlie&#223;ungsanlage einen Vorteil erlangt, den sog. Erschlie&#223;ungsvorteil (BVerwGE 25, 147, 149). Dieser ist aber nicht gleichzusetzen mit einer entsprechenden Erh&#246;hung des Verkehrswertes, d.h. des Wertes, den der gesunde Grundst&#252;cksverkehr einem Grundst&#252;ck beimi&#223;t und dementsprechend</strong> bei <strong>dessen Kauf zu zahlen bereit ist. Erschlossen im Sinne des &#167; 131 Abs. 1 BBauG sind Grundst&#252;cke, denen die Anlage in erschlie&#223;ungsbeitragsrechtlich relevanter Weise, d.h. in einer auf die bauliche oder gewerbliche Nutzbarkeit der Grundst&#252;cke gerichteten Funktion, die Zug&#228;nglichkeit (nach neuerer Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts, vgl. etwa KStZ 1983, 225 ff., im Sinne der M&#246;glichkeit einer Zufahrt, nicht eines blo&#223;en Zugangs) vermittelt. In den Kreis der am Aufwand zu beteiligenden Grundst&#252;cke sind all diejenigen einzubeziehen, die eine Zufahrt zu der Anlage erhalten k&#246;nnen, auch wenn diese zur Zeit noch nicht vorhanden ist; die Eigent&#252;mer m&#252;ssen die tats&#228;chliche und rechtliche M&#246;glichkeit haben, von der Erschlie&#223;ungsanlage eine Zufahrt zu ihren Grundst&#252;cken zu nehmen (vgl. BVerwG in NJW 1987, 438; DVBl 1971, 508; KStZ 1983, 225 ff.; Schlichter-Stich-Tittel &#167; 131 Rdnr.3). Diese Voraussetzung ist hier erf&#252;llt. Die Eheleute S k&#246;nnen jederzeit von ihrem Grundst&#252;ck eine Zufahrt zur Stra&#223;e H schaffen. Ob sie von dieser M&#246;glichkeit Gebrauch machen wollen, ist f&#252;r &#167; 131 Abs. 1 BBauG belanglos. Ebensowenig kommt es darauf an, ob die Schaffung einer solchen Zufahrt wirtschaftlich sinnvoll ist und deshalb vom gesunden Grundst&#252;cksverkehr bei der Bewertung des Grundst&#252;cks positiv in Ansatz gebracht wird. Das Gesetz macht die Verteilung des beitragsf&#228;higen Erschlie&#223;ungsaufwands nicht von dem Nachweis abh&#228;ngig, da&#223; im konkreten Einzelfall ein wirtschaftlicher Vorteil tats&#228;chlich entsteht; die vorteilhafte Beziehung und die angestrebte, wenigstens teilweise Absch&#246;pfung der durch die Erschlie&#223;ung auf Kosten der Allgemeinheit entstehenden Wertgewinne sind gesetzgeberisches Motiv der Kostenverteilung, das Eintreten der Vorteile st aber nicht Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzung f&#252;r die Verteilung im Einzelfall (vgl. Ernst-Zinkahn-Bielenberg &#167; 131 Rdnr. 2 m.w.N.).</strong></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>2. Der Obere Umlegungsausschu&#223;, der Sachverst&#228;ndige</strong> C und das Landgericht sind zutreffend davon ausgegangen, da&#223; der Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht keine <strong>sie kompensierende Erh&#246;hung des Verkehrswerts des Grundst&#252;cks gegen&#252;bersteht. Es kann keine Rede davon sein, da&#223; der oben beschriebene, die Beitragspflicht ausl&#246;sende Erschlie&#223;ungsvorteil ohne weiteres einer entsprechenden Verkehrswerterh&#246;hung entspricht. Die generalisierende Betrachtungsweise,</strong> da&#223; <strong>nach der Lebenserfahrung die Erschlie&#223;ung eines Grundst&#252;cks durch eine Anlage - hier: eine Stra&#223;e - eine entsprechende Steigerung des Verkehrswerts bewirkt und deshalb die Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht wirtschaftlich rechtfertigt, ist nicht ang&#228;ngig, wenn es wie hier um</strong> die Berechnung des Sollanspruchs des betroffenen <strong>Grundst&#252;ckseigent&#252;mers im Sinne des &#167; 56 Abs. 1 Satz 1 BBauG geht. Alsdann kommt</strong> es <strong>konkret darauf an, ob der gesunde Grundst&#252;cksverkehr das "Erschlossensein" durch die betreffende Anlage werterh&#246;hend ber&#252;cksichtigt. Entgegen der Ansicht der</strong> Antragstellerin begr&#252;ndet die Regelung der Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht in &#167;&#167; 127 ff. BBauG <strong>keine unwiderlegliche Vermutung f&#252;r</strong> eine entsprechende Verkehrswerterh&#246;hung, die auch bei der Ermittlung des Sollanspruchs im <strong>Umlegungsverfahren ma&#223;gebend ist.</strong> Es handelt sich vielmehr um zwei verschiedene Gesichtspunkte: Voraussetzung der Beitragspflicht ist <strong>zwar</strong> ein Erschlie&#223;ungsvorteil, der aber nicht mit einem entsprechenden wirtschaftlichen <strong>Vorteil gleichzusetzen ist, sondern nur auf der Lebenserfahrung aufbaut, da&#223; &#252;blicherweise eine Grundst&#252;ckserschlie&#223;ung eine Verkehrswerterh&#246;hung zur Folge hat. Im Umlegungsverfahren bedarf es dagegen einer konkreten Festlegung des Verkehrswertes, d.h. des Betrages, den der gesunde Grundst&#252;cksverkehr f&#252;r das betreffende Grundst&#252;ck zu zahlen bereit ist. Auch hierbei kann die Lebenserfahrung durchaus eine Rolle spielen. So wird in aller Regel davon ausgegangen werden m&#252;ssen, da&#223;, wenn ein Grundst&#252;ck erstmals durch eine Stra&#223;e erschlossen wird, die Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht durch eine entsprechende Erh&#246;hung des Verkehrswertes zumindest kompensiert wird. Von einer solchen Lebenserfahrung, die auch der nach &#167; 287</strong> ZPO <strong>vorzunehmenden Sch&#228;tzung des Verkehrswerts im Rahmen des Umlegungsverfahrens zugrundegelegt werden kann, kann aber dann keine Rede sein, wenn &#8209; wie hier - das betroffene Grundst&#252;ck bereits voll erschlossen ist und zudem die zweite Erschlie&#223;ungsstra&#223;e keine zus&#228;tzliche Verkehrsanbindung bewirkt, sondern nur dazu f&#252;hrt, da&#223; die erste Erschlie&#223;ungsstra&#223;e (T) nunmehr statt unmittelbar auch mittelbar &#252;ber die zweite Erschlie&#223;ungsstra&#223;e (H) erreicht werden kann.</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>Ein konkreter Vorteil, der dem gesunden Grundst&#252;cksverkehr Anla&#223; geben k&#246;nnte, die Anlage der zweiten Erschlie&#223;ungsstra&#223;e verkehrswerterh&#246;hend zu ber&#252;cksichtigen - also die Minderung durch die entstehende Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht ganz oder teilweise kompensierend - ist hier nicht ersichtlich und von der Antragstellerin auch nicht substantiiert vorgetragen. Eine Bebauung des Grundst&#252;cks an der Stra&#223;e H ist nach den derzeitigen Rechtsverh&#228;ltnissen nicht m&#246;glich. Der Bebauungsplan, dessen Verwirklichung die Um</strong>legung diente, sieht entsprechende Baugrenzen vor. Unverst&#228;ndlich ist die Behauptung der Antragstellerin S. 4 des Schriftsatzes vom 16.12.1981 (B1. 9 GA), es k&#246;nne damit gerechnet werden, da&#223; diese Beschr&#228;nkung, von der sowieso Ausnahmen gem&#228;&#223; der Baunutzungsverordnung zul&#228;ssig seien, gelockert oder aufgehoben werde, da es kaum denkbar sei, ein an eine neu gebaute Stra&#223;e angrenzendes Grundst&#252;ck auf Dauer von einer zu dieser Stra&#223;e orientierten Bebauung auszuschlie&#223;en. Wenn dem so w&#228;re, ist unverst&#228;ndlich, warum die Antragstellerin im Bebauungsplan entsprechende Baugrenzen vorgesehen und damit eine Bebauung des Grundst&#252;cks der Eheleute S zur Stra&#223;e H hin ausgeschlossen hat. Der gesunde Grundst&#252;cksverkehr orientiert sich jedenfalls nicht an der ungewissen Hoffnung, eine Gemeinde werde, nachdem sie kurz zuvor durch einen entsprechenden Bebauungsplan eine Bebauung zur Erschlie&#223;ungsstra&#223;e hin ausgeschlossen hat, sp&#228;ter doch eine solche Bebauung erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Antragstellerin darauf beruft, die Eheleute S k&#246;nnten die Zufahrtsm&#246;glichkeit zur Stra&#223;e H dadurch wirtschaftlich nutzen, da&#223; sie dort Stellpl&#228;tze oder ggf. Garagen errichteten, setzt sie sich nicht mit der ohne weiteres nachvollziehbaren Darstellung S. 1 des Schriftsatzes der Eheleute S vom 8.3.1982 (Bl. 19 GA) auseinander, sie selbst bed&#252;rften keiner weiteren Garagen, weil diese schon vorhanden und &#252;ber die Stra&#223;e T zu erreichen seien, die Anlage von Stellpl&#228;tzen oder Garagen zwecks Vermietung sei wirtschaftlich unsinnig, weil die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer in dem betreffenden Bereich bei Errichtung von Wohnh&#228;usern erfahrungsgem&#228;&#223; selbst Garagen bauten, eine Vermietung an im Stadtkern wohnende Fahrzeughalter aber wegen der gro&#223;en Entfernung zwischen Stadtkern und dem betroffenen Grundst&#252;ck nicht in Betracht komme.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der S. 6 der Berufungsbegr&#252;ndung (Bl. 186 GA) genannte Gesichtspunkt, die Pflege des Gartens im hinteren Grundst&#252;cksbereich werde dadurch erleichtert, da&#223; dieser nunmehr (auch) von der Stra&#223;e H aus erreicht werden k&#246;nne, ist nicht geeignet, den durch die zus&#228;tzliche Erschlie&#223;ungsbeitragspflicht hervorgerufenen Minderwert ganz oder auch nur zu einem nennenswerten Betrag zu kompensieren. Eine solche zus&#228;tzliche M&#246;glichkeit der Zufahrt f&#228;llt im gesunden Grundst&#252;cksverkehr erfahrungsgem&#228;&#223; nur dann ins Gewicht, wenn andernfalls die Pflege des Gartens u.&#228;. wesentlich erschwert ist. Davon kann hier keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Was schlie&#223;lich die S. 4 unten des Schriftsatzes vom 16.12. 1981 (B1. 9 GA) aufgestellte Behauptung angeht, schon jetzt sei ein seitlicher Anbau an das Wohnhaus zul&#228;ssig, der zur Stra&#223;e H orientiert w&#228;re, so haben die Eheleute S hierauf S. 1 des Schriftsatzes vom 8.3.1982 (B1. 19 GA) erwidert, dies komme ernsthaft nicht in Betracht, weil dadurch der Wohnung des Untergeschosses das Licht genommen, au&#223;erdem die Einfahrt zur Untergescho&#223;-Garage versperrt w&#252;rde. Hierauf hat die Antragstellerin nichts erwidert, obwohl das betreffende Vorbringen erheblich ist. Denn es kommt f&#252;r die Frage des Verkehrswerts nicht nur darauf an, ob ein solcher Anbau baurechtlich zul&#228;ssig ist, sondern auch darauf, ob er wirtschaftlich vern&#252;nftig ist, denn <strong>nur dann</strong> bewertet der gesunde Grundst&#252;cksverkehr eine solche zus&#228;tzliche Bebauungsm&#246;glichkeit werterh&#246;hend. Was <strong>rechtlich machbar, aber wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, spielt f&#252;r den Verkehrswert keine Rolle.</strong></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><strong>3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zu Unrecht beruft sich die Antragstellerin S. 2 ff</strong></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong>der Berufungsbegr&#252;ndung (B1. 182 ff. GA) darauf, da&#223; die Heranziehung zu einem zweiten Erschlie&#223;ungsbeitrag keinen umlegungsbedingten Nachteil darstelle und deshalb gem. &#167; 57 Satz 3 BBauG au&#223;er Betracht bleiben m&#252;sse, weil die Stra&#223;e H schon in dem 1977 verbindlich gewordenen Bebauungsplan vorgesehen war, die - von ihr bestrittene -Verkehrswertminderung daher schon vor dem ma&#223;geblichen Zeitpunkt (Umlegungsbeschlu&#223; vom 14.12.1977) eingetreten sei. Sie verkennt, da&#223; es hier nicht um den Mehrwertausgleich (&#167; 57 Satz 5 BBauG) geht - insoweit findet tats&#228;chlich nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs keine Absch&#246;pfung des Planungsgewinns des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers statt -, sondern um den Sollanspruch gem. &#167; 56 Abs. 1 Satz 1 BBauG. Geht wie hier die Umlegungsstelle f&#252;r die Errechnung der den beteiligten Grundst&#252;ckseigent&#252;mern an der Verteilungsmasse zustehenden Anteile (Sollanspruch) von dem Verh&#228;ltnis der Werte aus, in dem die fr&#252;heren Grundst&#252;cke vor der Umlegung zueinander gestanden haben, so ist die Verteilungsmasse in dem Verh&#228;ltnis zu verteilen, in dem</strong> die <strong>zu ber&#252;cksichtigenden Eigent&#252;mer an der Umlegung beteiligt sind (&#167;&#167; 56 Abs. 1, 57 Satz 1 BBauG). Jedem Eigent&#252;mer ist m&#246;glichst ein Grundst&#252;ck mit dem gleichen Verkehrswert zuzuteilen, den sein fr&#252;heres Grundst&#252;ck im Zeitpunkt des Umlegungsbeschlusses hatte (&#167; 57 Satz 2 BSauG). Gerade um diesen Sollanspruch und um den Anspruch auf wertgleiche Abfindung der Eheleute S geht es hier; diese machen</strong> geltend - und darin sind ihnen der Obere Umlegungsausschu&#223; und das Landgericht zu Recht gefolgt -, durch die Anlage einer zweiten Erschlie&#223;ungsstra&#223;e in Verbindung mit der dadurch hervorgerufenen Beitragspflicht entspreche der Wert <em>des</em> Zuteilungsgrundst&#252;cks nicht mehr dem des Einwurfsgrundst&#252;cks und d&#252;rfe deshalb nicht mit demselben Preis in Ansatz gebracht werden; die Zuteilung bleibe hinter dem Sollanspruch zur&#252;ck. F&#252;r diesen ist in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (NJW 1980, 1633 f.) anerkannt, da&#223; der Zeitpunkt des Umlegungsbeschlusses (&#167; 57 Satz 2 BBauG) nur Bezugspunkt f&#252;r die ma&#223;gebenden Preisverh&#228;ltnisse ist, w&#228;hrend sich die Qualit&#228;tsmerkmale des Einwurfsgrundst&#252;cks grunds&#228;tzlich nicht nach den Festsetzungen des Bebauungsplans richten, dessen Verwirklichung die Umlegung dient, weil sich ansonsten willk&#252;rliche Differenzierungen erg&#228;ben, je nach dem ob die Umlegung vor oder nach Aufstellung des Bebauungsplans (&#167; 45 Abs. 1 bzw. Abs. 2 BBauG) eingeleitet worden ist. Dieser Rechtsprechung schlie&#223;t sich der Senat an.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hier geht es bez&#252;glich der Anlage der zweiten Erschlie&#223;ungsstra&#223;e nicht um die Preisbemessung, also den Bewertungsstichtag (f&#252;r den der Zeitpunkt des Umlegungsbeschlusses ma&#223;gebend ist), sondern um die Ermittlung des Zustands des Grundst&#252;cks (Qualit&#228;tsbestimmung), "Genommen" wurde den Eheleuten S ein Grundst&#252;ck an einer Erschlie&#223;ungsstra&#223;e, zugeteilt erhielten sie eines an zwei Erschlie&#223;ungsstra&#223;en mit dementsprechend erh&#246;hter Beitragspflicht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Allerdings m&#252;&#223;te die Anlage einer zweiten Erschlie&#223;ungsstra&#223;e und damit verbunden der Anfall eines entsprechend h&#246;heren Erschlie&#223;ungsbeitrags bei der Wert- (Qualit&#228;ts-) ermittlung dann ber&#252;cksichtigt werden, wenn im gesunden Grundst&#252;cksverkehr schon vor Aufstellung des Bebauungsplans zugrundegelegt worden w&#228;re, da&#223; in absehbarer Zeit der im hinteren Bereich des Grundst&#252;cks vorhandene Feldweg zu einer Erschlie&#223;ungsstra&#223;e ausgebaut werden w&#252;rde. Daf&#252;r sind jedoch keine hinreichenden Anhaltspunkte ersichtlich. Nach dem vorgetragenen Sachverhalt ist noch nicht einmal klar, wie der seinerzeit vorhandene Feldweg verlief und ob die heutige Stra&#223;e H aus ihm hervorgegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Obere Umlegungsausschu&#223; und das Landgericht</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">sind zutreffend davon ausgegangen, da&#223; die Erkl&#228;rung der Eheleute S vom 22.4.1969 (81. 18 GA) - Anerkennung der k&#252;nftigen Festsetzungen des Bebauungsplans gem. &#167; 33 BBauG - die Geltendmachung des hier in Rede stehenden Nachteils im Umlegungsverfahren nicht ausschlie&#223;t. Auf diesen Gesichtspunkt ist die Stadt in der Berufungsinstanz zu Recht nicht mehr zur&#252;ckgekommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die vom Landgericht im Anschlu&#223; an das Gutachten des</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sachverst&#228;ndigen C angenommene H&#246;he der Wertminderung von 3.115,-- DM, bemessen nach einem (fiktiven) Erschlie&#223;ungsbeitrag von 10,15 DM/qm per 14.12.1977, beschwert die Antragstellerin nicht. Der Sachverst&#228;ndige hat den betreffenden Betrag <strong>anhand</strong> von Vergleichs-Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen ermittelt (S. 6 des Gutachtens, Bl. 120 GA).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der gesunde Grundst&#252;cksverkehr orientiert sich in einem Fall der vorliegenden Art vornehmlich jedoch daran, was f&#252;r das konkrete Grundst&#252;ck zus&#228;tzlich an Erschlie&#223;ungsbeitrag zu zahlen sein wird. Zu diesem Zweck kann und wird der potentielle K&#228;ufer bei der Gemeinde nachfragen. Eine solche Nachfrage h&#228;tte hier mit Sicherheit einen &#252;ber 10,15 DM/qm liegenden Betrag ergeben. Mit Schreiben vom 10.12.1980 (B1. 82 der Akte des Umlegungsverfahrens) hat die Antragstellerin selbst eine Erschlie&#223;ungsbeitragsbelastung von 20,-- DM/qm zugrundegelegt. Zwar mu&#223; dieser Betrag auf den f&#252;r die Preisbemessung ma&#223;gebenden Zeitpunkt 14.12.1977 zur&#252;ckgerechnet werden; es ergibt sich sodann jedoch ein Ansatz von deutlich &#252;ber 10,15 DM/qm. Das zeigen sowohl die R&#252;ckrechnungen des Sachverst&#228;ndigen a.a.O. als auch diejenigen der Antragstellerin in der Anlage zum Schriftsatz vom 24.10.1983 (B1. 144 GA).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schon deshalb kommt es nicht auf die S. 6 der Berufungsbegr&#252;ndung (Bl, 186 GA) aufgestellte Behauptung an, das Grundst&#252;ck habe durch die Umlegung einen besseren Zuschnitt erfahren mit einer entspredhenden Wertverbesserung; es sei urspr&#252;nglich trapezf&#246;rmig gewesen und nunmehr nahezu rechteckig geschnitten. Diese - angebliche - Wertverbesserung liegt n&#228;mlich keinesfalls so hoch, da&#223; der vom Landgericht zuerkannte Betrag von 3.115,-- DM unterschritten w&#252;rde. Schon vor der &#196;nderung des Zuschnitts war das Grundst&#252;ck bebaut. Seine damalige (1972) Form - ersichtlich aus B1.7 der Akte des Umlectingsverfahrens - war keineswegs sonderlich ung&#252;nstig. Nichts spricht daf&#252;r, da&#223; der trapezf&#246;rmige Zuschnitt die Nutzung des bebauten Grundst&#252;cks in irgendeiner Weise behinderte. Wenn sich eine Zuschnitt&#228;nderung der hier in Rede stehenden Art im Grundst&#252;cksverkehr &#252;berhaupt auswirkt - was durchaus in Zweifel gezogen werden kann -, so jedenfalls nur so geringf&#252;gig, da&#223; die angesetzte Wertminderung von 3.115,-- DM nicht ernsthaft in Frage gestellt ist. Von der Einholung des beantragten Sachverst&#228;ndigengutachtens zu diesem Punkt sieht der Senat in Anwendung des &#167; 287 Abs. 1 Satz 2 ZPO ab. Die zwischen den Beteiligten zu 1) und 3) streitige Frage, ob die &#196;nderung des Zuschnitts als umlegungsbedingter Vorteil anzusehen ist &#8212; was durchaus zweifelhaft erscheint, da die &#196;nderung 1972 durchgef&#252;hrt worden ist, d.h. zu einer Zeit, als noch nicht einmal die Aufstellung des Bebauungsplans, dessen sp&#228;terer Verwirklichung die Umlegung dienen sollte, beschlossen war -, kann unter den gegebenen Umst&#228;nden offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Entscheidung &#252;ber die Kosten beruht auf &#167;&#167; 97</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Abs. 1, 168 Abs. 2 BBauG. Die Beteiligten zu 2) bis 4) haben einen Antrag, die Erstattung ihrer au&#223;ergericht&#8209;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">lichen Kosten anzuordnen (&#167; 168 Abs. 2 BBauG), nicht gestellt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Es besteht kein Anla&#223;, die Revision zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragstellerin als grunds&#228;tzlich angesehene Frage des umlegungsbedingten Nachteils, wenn sich die einem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer nachteilige Stra&#223;enf&#252;hrung aus dem Bebauungsplan ergibt (oben zu 3), erachtet der Senat durch die Entscheidung des Bundesgerichtshofs 1JW 1980, 1633 f. f&#252;r hinreichend gekl&#228;rt. Da&#223; es in dem der Entscheidung des Bundesgerichtshofs zugrundeliegenden Fall nicht um <strong>die Lage eines Grundst&#252;cks im Zusammenhang mit einer Stra&#223;enf&#252;hrung ging, sondern um die Einstufung als Gr&#252;nfl&#228;che (gem. Bebauungsplan) oder Bauerwartungsland, spielt f&#252;r die allgemeine Problematik keine Rolle.</strong></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>Streitwert zweiter Instanz</strong></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><strong>und Wert der Beschwer:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 3.115,-- DM</strong></p>
315,661
olgham-1984-10-24-11-u-10384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 103/84
1984-10-24T00:00:00
2019-03-13T15:10:27
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1024.11U103.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 27. Januar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Kl&#228;gerin in H&#246;he von 12.815,61 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Jugoslawe xxx war Kunde der Kl&#228;gerin, er unterhielt bei ihr ein laufendes Konto sowie ein Darlehnskonto; letzteres stand im Mai 1980 mit 4.340,-- DM im Soll.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 28.5.1980 beantragte er bei der Kl&#228;gerin einen Ratenkredit &#252;ber netto 20.000,-- DM, brutto 23.970,-- DM, zur&#252;ckzuzahlen in 24 Monatsraten; in H&#246;he von 4.340,-- DM sollte der Neukredit zur Abl&#246;sung des Altkredits verwendet werden. Am gleichen Tage unterschrieb der Beklagte, ein Landsmann des xxx, bei der Kl&#228;gerin ein B&#252;rgschaftsformular. Nach dessen Inhalt &#252;bernahm er zur Sicherung "aller gegenw&#228;rtigen und k&#252;nftigen Anspr&#252;che und Forderungen aus der Gesch&#228;ftsverbindung, insbesondere aus gew&#228;hrten oder noch zu gew&#228;hrenden Krediten irgendwelcher Art" gegen xxx bis zum H&#246;chstbetrage von 23.970,-- DM die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft; diese sollte "nicht durch eine vor&#252;bergehende Tilgung der Schuld erl&#246;schen und nicht an eine bestimmte Zeit gebunden sein", aus der Gew&#228;hrung weiterer Kredite sollten "Einwendungen nicht erwachsen".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin belastete dann das Darlehnskonto mit insgesamt 23.970,-- DM. Den Betrag von 15.770,56 DM schrieb sie dem laufenden Konto gut, das damals nicht im Soll stand. Der Schuldner verf&#252;gte alsbald &#252;ber diesen Betrag.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mitte April 1982 stand das Darlehnskonto nur noch mit 1.000,-- DM im Soll, das laufende Konto wurde im Haben gef&#252;hrt. Nunmehr beantragte der Schuldner bei der Kl&#228;gerin einen erneuten Ratenkredit &#252;ber netto 10.000,-- DM, brutto 11.850,-- DM, zur&#252;ckzuzahlen in 22 Monatsraten; in H&#246;he von 1.000,-- DM sollte der Neukredit zur Abl&#246;sung des Altkredits verwendet werden. Die Kl&#228;gerin belastete daraufhin das Darlehnskonto mit 11.850,-- DM, w&#228;hrend sie dem laufenden Konto 9.000,-- DM gutschrieb. Der Schuldner verf&#252;gte anschlie&#223;end alsbald &#252;ber diesen Betrag. Der Beklagte erfuhr von dieser Darlehnsgew&#228;hrung nichts.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Herbst 1982 kehrte der Schuldner wieder in seine Heimat zur&#252;ck, von jetzt ab ging sein Lohn nicht mehr auf dem laufenden Konto ein. Nunmehr geriet das laufende Konto durch weitere Abbuchungen, unter anderem zugunsten des Darlehnskontos, immer weiter ins Soll. Am 21.4.1983 buchte die Kl&#228;gerin von dem Darlehnskonto den noch offenen Rest von 5.400,-- DM auf das laufende Konto um, das auf diese Weise mit insgesamt 11.194,-- DM in Soll geriet. Ferner belastete sie ein neu eingerichtetes Abwicklungskonto mit weiteren 1.621,61 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage nimmt die Kl&#228;gerin den Beklagten aus der B&#252;rgschaft auf Zahlung des Gesamtbetrages von 12.815,61 DM nebst Zinsen in Anspruch. Der Beklagte hat demgegen&#252;ber die Auffassung vertreten, die B&#252;rgschaft erstrecke sich nicht auf das neue Darlehen; hilfsweise hat er insoweit mit einem Schadensersatzanspruch wegen schuldhafter Verletzung von Aufkl&#228;rungs- und Hinweispflichten aufgerechnet. Das Landgericht hat die Klage zun&#228;chst durch Vers&#228;umnisurteil abgewiesen; nach Einspruch der Kl&#228;gerin hat es das Vers&#228;umnisurteil aufrechterhalten. Die Kammer hat ausgef&#252;hrt, die B&#252;rgschaft des Beklagten sei mit der Tilgung des ersten Ratenkredits erloschen; soweit die B&#252;rgschaft formularm&#228;&#223;ig auf weitere Forderungen erstreckt sei, seien die entsprechenden Klauseln gem&#228;&#223; &#167; 3 AGB-Gesetz nicht Vertragsbestandteil geworden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie ist weiterhin der Auffassung, die vom Beklagten &#252;bernommene B&#252;rgschaft erstrecke sich auch auf den zweiten Ratenkredit. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">ab&#228;ndernd den Beklagten zu verurteilen, an sie unter Aufhebung des Vers&#228;umnisurteils 12.815,61 DM nebst 14 % Zinsen aus 12.117,39 DM seit dem 28.6.1983 und weiteren 14 % aus 629,22 DM seit dem 14.6.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er behauptet: Der Sachbearbeiter der Kl&#228;gerin habe ihm erkl&#228;rt, er solle die B&#252;rgschaft f&#252;r das Darlehen &#252;ber 23.970,-- DM &#252;bernehmen; von der Haftung f&#252;r andere Schulden sei keine Rede gewesen. Die B&#252;rgschaftsurkunde habe er erstmalig in dem jetzigen Proze&#223; erhalten; im &#252;brigen sei er der deutschen Sprache nicht hinreichend m&#228;chtig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des zweitinstanzlichen Parteivorbringens wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen, wegen der weiteren Angaben der Parteien bei ihrer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung auf den Berichterstattervermerk vom 24.10.1984.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zu Recht angenommen, da&#223; die B&#252;rgschaft des Beklagten mit der Tilgung des vom Hauptschuldner aufgenommenen ersten Ratenkredits erloschen ist und da&#223; die in dem Formularvertrag enthaltene Regelung, die B&#252;rgschaft sichere auch andere gegenw&#228;rtige und zuk&#252;nftige Forderungen gegen den Hauptschuldner aus der Gesch&#228;ftsverbindung, gem&#228;&#223; &#167; 3 AGB-Gesetz nicht Vertragsbestandteil geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob die unter Beweis gestellte Behauptung des Beklagten richtig ist, die Parteien h&#228;tten entgegen dem Wortlaut der Formularurkunde tats&#228;chlich &#252;bereinstimmend die &#220;bernahme einer auf den ersten Ratenkredit begrenzten B&#252;rgschaft gewollt. Denn auch wenn eine derartige Individualabrede im Sinne des &#167; 4 AGB-Gesetz tats&#228;chlich nicht getroffen worden ist, hat die B&#252;rgschaft gem&#228;&#223; &#167; 3 AGB-Gesetz tats&#228;chlich keinen weitergehenden Umfang.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Auszugehen ist davon, da&#223; es grunds&#228;tzlich rechtlich m&#246;glich ist, die B&#252;rgschaft f&#252;r alle gegenw&#228;rtigen und k&#252;nftigen Anspr&#252;che einer Bank gegen den Hauptschuldner aus der bankm&#228;&#223;igen Gesch&#228;ftsverbindung zu &#252;bernehmen; insbesondere ist eine derartige B&#252;rgschaft nicht mangels hinreichender Bestimmtheit unwirksam (BGHZ 25/318; BGH in NJW 1965/965; in NJW 1979/2040; in NJW 1981/761). Wird eine derart umfassende Bankb&#252;rgschaft aber formularm&#228;&#223;ig &#252;bernommen, k&#246;nnen sich im Einzelfall Wirksamkeitsbedenken aus &#167; 3 AGB-Gesetz oder aus &#167; 9 AGB-Gesetz ergeben. Unter welchen Voraussetzungen im Einzelfalle ein Versto&#223; gegen &#167; 3 AGB-Gesetz oder &#167; 9 AGB-Gesetz vorliegt, ist umstritten. Teilweise wird gefordert, die B&#252;rgschaft m&#252;sse bei &#220;bernahme durch eine Privatperson jedenfalls zeitlich und betraglich beschr&#228;nkt sein (z.B. Wolf in Wolf-Horn-Lindacher, AGB-Gesetz, &#167; 9 Rdn. B 12; OLG D&#252;sseldorf in WM 1984/82 = JR 1984/331 mit Anm. Lindacher). Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt; denn die B&#252;rgschaft ist der H&#246;he nach begrenzt, sie sollte sich auch nur auf Forderungen aus der Gesch&#228;ftsverbindung erstrecken. Der Senat ist aber der Auffassung, da&#223; hier auch die Erstreckung der B&#252;rgschaft auf andere Forderungen als die aus dem ersten Ratenkreditvertrag gegen &#167; 3 AGB-Gesetz verst&#246;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 3 AGB-Gesetz werden Bestimmungen in einem Formularvertrag, die nach den Umst&#228;nden, insbesondere nach dem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild des Vertrages, so ungew&#246;hnlich sind, da&#223; der Vertragspartner des Verwenders mit ihnen nicht zu rechnen braucht, nicht Vertragsbestandteil. Hier sollte der Beklagte die B&#252;rgschaft nicht f&#252;r einen Kontokorrentkredit, sondern f&#252;r einen Ratenkredit &#252;ber netto 20.000,-- DM, brutto 23.970,-- DM &#252;bernehmen. Darum hatte ihn der Schuldner gebeten, in dieser f&#252;r die Kl&#228;gerin erkennbaren Vorstellung hat der Beklagte das B&#252;rgschaftsformular unterschrieben. Die B&#252;rgschafts&#252;bernahme erfolgte in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gew&#228;hrung dieses Ratenkredits, der Bruttobetrag wurde maschinenschriftlich in die B&#252;rgschaftsurkunde &#252;bernommen. Die Kl&#228;gerin behauptet selbst nicht, da&#223; dem Beklagten bei Unterzeichnung der B&#252;rgschaftsurkunde erl&#228;utert worden sei, da&#223; er die B&#252;rgschaft nicht nur f&#252;r den Ratenkredit, sondern auch f&#252;r andere Forderungen &#252;bernehmen solle. Der Senat hat keinen Zweifel daran, da&#223; der Beklagte die B&#252;rgschaftsurkunde in der Vorstellung unterschrieben hat, eine auf den Ratenkredit beschr&#228;nkte B&#252;rgschaft zu &#252;bernehmen. Es ist glaubhaft, da&#223; der Beklagte die Urkunde ungelesen unterschrieben hat; er war schon aufgrund seiner sehr begrenzten Deutschkenntnisse kaum in der Lage, den Sinn des Formulartextes zu erfassen. Zwar war die Kl&#228;gerin nicht verpflichtet, dem Beklagten das Formular in einer &#220;bersetzung zur Verf&#252;gung zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">W&#228;hlen Vertragspartner n&#228;mlich die deutsche Sprache als Verhandlungs- und Vertragssprache, mu&#223; der ausl&#228;ndische Vertragspartner grunds&#228;tzlich den gesamten deutschsprachigen Vertragsinhalt einschlie&#223;lich der zugrundeliegenden allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen gegen sich gelten lassen (BGH in BB 1983/1053). Damit ist aber nicht die Frage beantwortet, ob eine einzelne Vertragsklausel "&#252;berraschend" im Sinne des &#167; 3 AGB-Gesetz ist. Diese Frage ist dann zu bejahen, wenn der Vertragspartner des Verwenders nach den gesamten Umst&#228;nden nicht damit zu rechnen braucht, mehr als die Haftung f&#252;r die R&#252;ckzahlung des Ratenkredits zu &#252;bernehmen. So liegt es hier. Unstreitig wurde das laufende Konto des Hauptschuldners damals nicht im Soll gef&#252;hrt, die noch bestehende Belastung auf dem Darlehnskonto sollte in den Neukredit einbezogen werden. Schon deshalb brauchte der Beklagte nicht mit der M&#246;glichkeit zu rechnen, da&#223; die B&#252;rgschaft auch zur Absicherung anderer gegenw&#228;rtiger Forderungen bestellt werden sollte. Es ging um die Gew&#228;hrung eines bestimmten Kredits und um dessen Absicherung. Der Beklagte konnte deshalb darauf vertrauen, da&#223; ihm auch nur insoweit eine B&#252;rgschaft abverlangt wurde; alles andere war ungew&#246;hnlich. Insoweit kommt es nicht auf die Bankenpraxis, sondern darauf an, was allgemein bei Bestellung einer B&#252;rgschaft zur Absicherung eines bestimmten Kredits &#252;blich ist (Lindacher in JR 1984/334). Da&#223; er ein weitergehendes Haftungsrisiko &#252;bernehmen sollte, war auch in der B&#252;rgschaftsurkunde selbst nicht irgendwie drucktechnisch hervorgehoben. Der Beklagte hat deshalb mit der Unterzeichnung der B&#252;rgschaftsurkunde tats&#228;chlich nur eine B&#252;rgschaft f&#252;r den ersten Ratenkredit &#252;bernommen; der weitergehende Inhalt der B&#252;rgschaftsurkunde ist gem&#228;&#223; &#167; 3 AGB-Gesetz nicht Vertragsbestandteil geworden (vgl. BGH in NJW 1982/1035 f&#252;r den Fall einer Sicherungsgrundschuld; OLG Stuttgart in BB 1977/415; Ulmer-Brandner-Hensen, 4. Aufl., AGB-Gesetz, &#167; 3 Rdn. 26; Wolf-Horn-Lindacher, AGB-Gesetz, &#167; 9 Rdn. B 13; a.A. OLG Karlsruhe in WM 1984/1049).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Den ersten Ratenkredit hat der Hauptschuldner unstreitig voll zur&#252;ckgezahlt. Mit der R&#252;ckzahlung dieses Kredits ist die B&#252;rgschaft des Beklagten erloschen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;gerin war deshalb zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 546 Abs. 2, 706 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
315,662
lg-bonn-1984-10-23-5-t-15884
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 158/84
1984-10-23T00:00:00
2019-03-13T15:10:28
2019-03-27T09:42:32
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1984:1023.5T158.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschluss des Amtsgerichts Bonn vom 05.09.1984 - 37 XVI 18/84 - wird aufgehoben. </p> <p>Die Sache wird zur weiteren Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen. </p> <p>F&#252;r den Fall, dass das Amtsgericht die Annahme als Kind ausspricht, wird das Amtsgericht angewiesen, mit dem Ausspruch der Annahme dem neuen Familiennamen des Anzunehmenden dessen bisherigen Familiennamen hinzuzuf&#252;gen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2. ist der Sohn der Beteiligten zu 3. aus deren erster Ehe mit Herrn F. Die Ehe ist rechtskr&#228;ftig geschieden worden. Die Beteiligten zu 1. und 3. haben am ##.##.19## in C geheiratet. Seit dieser Zeit lebt der Beteiligte zu 2. in der Familie der Eheleute X. Der leibliche Vater des Beteiligten zu 2. ist am ##.##.19## verstorben. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In notarieller Urkunde vom ##.##.19## haben die Beteiligten zu 1. und 2. bei Zustimmung der Beteiligten zu 3. beantragt, dass das Vormundschaftsgericht ausspricht, dass der Beteiligte zu 2. von dem Beteiligten zu 1. als Kind angenommen worden ist. Weiter haben sie die Bestimmung des Vormundschaftsgerichts beantragt, dass sich die Wirkungen der Annahme nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines Minderj&#228;hrigen richten und dass das Vormundschaftsgericht f&#252;r das angenommene Kind den Namen X-F zul&#228;sst. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung des Antrags auf Beif&#252;gung des Namens F haben die Beteiligten zu 1. und 2. ausgef&#252;hrt, dass der Beteiligte zu 2. unter den Namen F bekannt sei. Die Beziehungen und der Bekanntenkreis des Beteiligten zu 2. beschr&#228;nke sich nicht auf den n&#228;chsten Bereich, derzeit schlie&#223;e er sein Universit&#228;tsstudium ab. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschluss hat das Amtsgericht den Antrag auf Beif&#252;gung des Namens zur&#252;ckgewiesen. Die hiergegen gerichtete Beschwerde hat Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1767 Abs. 2 gelten f&#252;r die Annahme Vollj&#228;hriger die Vorschriften &#252;ber die Annahme Minderj&#228;hriger sinngem&#228;&#223;. Nach &#167; 1757 Abs. 2 BGB kann das Vormundschaftsgericht dem neuen Familiennamen den bisherigen Familiennamen hinzuf&#252;gen, wenn dies aus schwerwiegenden Gr&#252;nden zum Wohl des Kindes erforderlich ist. Die in &#167; 1767 Abs. 2 BGB angeordnete <u>sinngem&#228;&#223;e</u> Anwendung dieser Vorschrift bei der Annahme eines Vollj&#228;hrigen f&#252;hrt dazu, dass die besonderen Umst&#228;nde, die die Annahme eines Vollj&#228;hrigen von der eines Minderj&#228;hrigen unterscheiden, zu ber&#252;cksichtigen sind. Weiter ist zu beachten, dass der Begriff "aus schwerwiegenden Gr&#252;nden" schon dann erf&#252;llt ist, wenn dem Wohle des Anzunehmenden bei der Hinzuf&#252;gung des Namens erheblich besser gedient ist, als wenn er nur den neuen Familiennamen f&#252;hrt (vgl. hierzu auch KG FamRZ 1978, 208 (209) ). Dies trifft vorliegend zu. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2. hat als Vollj&#228;hriger ein Interesse daran, seine Beziehungen zu seinem bisherigen Lebensbereich, die mit seinem bisherigen Familiennamen verkn&#252;pft sind, aufrecht zu erhalten. Dass dieses Interesse bei einem Vollj&#228;hrigen grunds&#228;tzlich bestehen kann, ergibt sich auch aus der Regelung des &#167; 1355 Abs. 3 BGB, wonach ein Ehegatte dem Ehenamen seinen Geburtsnamen oder den zur Zeit der Eheschlie&#223;ung gef&#252;hrten Namen voranstellen kann. Das Interesse des Beteiligten zu 2. an dem Erhalt seines bisherigen Familiennamens entf&#228;llt nicht deshalb, weil die Beteiligten beantragt haben, dass sich die Wirkungen der Annahme nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines Minderj&#228;hrigen richten. Denn der tats&#228;chliche bisherige Lebensablauf des Beteiligten zu 2. bleibt davon unber&#252;hrt. In diesem Zusammenhang haben nicht nur die vielf&#228;ltigen Beziehungen, die der Beteiligte zu 2. unter seinem bisherigen Namen aufgebaut hat, Bedeutung. Von erheblichem Gewicht ist auch der Umstand, dass die Beziehung zu dem leiblichen Vater des Beteiligten zu 2. nie verleugnet worden ist und der Annahmeantrag erst nach dessen Tod gestellt worden ist. Es ist nachvollziehbar, wenn der Beteiligte zu 2. dieses St&#252;ck seines Lebens auch in seinem Namen aufrechterhalten will. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kammer verkennt nicht, dass bei der Adoption von Vollj&#228;hrigen entsprechend dieser Rechtsauffassung h&#228;ufig schwerwiegende Gr&#252;nde im Sinne von &#167; 1757 Abs. 2 BGB zu bejahen sein werden. Dies rechtfertigt jedoch keine andere Entscheidung. Wie bereits ausgef&#252;hrt ordnet &#167; 1767 Abs. 2 BGB an. Bei der Adoption von Minderj&#228;hrigen mag die Zuf&#252;gung des bisherigen Namens h&#228;ufig der Entwicklung von Kleinkindern und deren Integration in die neue Familie, wie sie in &#167; 1741 Abs. 1 BGB erwartet wird, widersprechen. Im Gegensatz dazu wird bei Vollj&#228;hrigen nicht selten die Annahme begr&#252;ndet sein, dass der v&#246;llige Verlust des bisherigen Namens zu St&#246;rungen im weiteren Leben des Vollj&#228;hrigen f&#252;hren wird. Die Gefahr einer Beeintr&#228;chtigung des Eltern-Kind- Verh&#228;ltnisses durch die Hinzuf&#252;gung des bisherigen Namens ist bei der Annahme eines Vollj&#228;hrigen nicht begr&#252;ndet. Regelm&#228;&#223;ig setzt n&#228;mlich die Annahme eines Vollj&#228;hrigen voraus, dass zwischen dem Annehmenden und dem Anzunehmenden trotz der unterschiedlichen Namen bereits ein Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis entstanden ist (&#167; 1767 Abs. 1 BGB). </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Eine abschlie&#223;ende Entscheidung durch die Kammer war nicht m&#246;glich, da das Amtsgericht bisher nur &#252;ber den Antrag betreffend die Zuf&#252;gung des Namens entschieden hat. Die Sache musste daher an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen werden. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gem. &#167; 131 Abs. 1 Satz 2 KostO geb&#252;hrenfrei. </p>
315,663
olgk-1984-10-23-4-uf-13684
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 136/84
1984-10-23T00:00:00
2019-03-13T15:10:30
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:1023.4UF136.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird - unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen - das am 29. M&#228;rz 1984 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Bonn - Familiengericht - (Az.: 46 F 93/83 ) teilweise dahin abge&#228;ndert, da&#223; der Kl&#228;ger an die Beklagte ab 1. August 1984 nur noch monatliche Unterhaltsbetr&#228;ge von 344,- DM zahlen mu&#223;.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits erster Instanz tragen die Beklagte 1/10 und der Kl&#228;ger 9/10.</p> <p>Von den Kosten der Berufung tragen die Beklagte 2/25 und der Kl&#228;ger 23/25.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p> <p>- Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs.1 ZPO abgesehen. -</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat lediglich einen Teilerfolg, soweit er den Unterhalt ab 1. August 1984 leisten mu&#223;. Im &#252;brigen ist das Rechtsmittel unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt mit der Berufung die eigene Ab&#228;nderungsklage nicht mehr, bittet aber um Abweisung der Widerklage der Beklagten. Diese Ab&#228;nderungswiderklage ist gem&#228;&#223; &#167; 323 Abs.1 ZPO zul&#228;ssig, weil die Beklagte bei Erla&#223; des fr&#252;heren Urteils noch Sch&#252;lerin am Wohnort der Mutter war, w&#228;hrend sie seit Oktober 1983 an der Fachhochschule L. ausw&#228;rts studiert. Es liegt auf der Hand, da&#223; ihr Unterhaltsbedarf</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hierdurch erheblich gestiegen ist. Hinzu kommt, da&#223; sie damals noch nicht vollj&#228;hrig war und sie schon wegen des Eintritts der Vollj&#228;hrigkeit mehr Unterhalt ben&#246;tigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">An der Bed&#252;rftigkeit der Beklagten bestehen keine Zweifel. In der Zeit, die hinsichtlich der H&#246;he des Unterhalts in der Berufungsinstanz noch umstritten ist, also die Zeit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">ab 1.0ktober 1983, hatte sie nur einmal einen Nebenverdienst in H&#246;he von 682,36 DM, weil sie bei der Firma M. in C. vor&#252;bergehend Werkstudentenarbeit leistete. Da&#223; sie danach noch weiteren Nebenverdienst hatte, ist von keiner Partei vorgetragen worden. Da es f&#252;r die Frage der Bed&#252;rftigkeit auf das Durchschnittseinkommen in einem Jahr ankommt, sind diese Einnahmen auf einen Zeitraum von 12 Monaten aufzuteilen. Es ergibt sich, da&#223; sie demnach in den ersten zw&#246;lf Monaten ihres Studiums monatliche Durchschnittseinnahmen von nur 56,86 DM hatte. Eine derartig</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">geringf&#252;gige Werkstudentenarbeit ist nach Randziffer 9.3 der K&#246;lner Unterhaltsrichtlinien, die der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung anwendet, nicht anrechenbar (vgl.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">FamRZ 1982,100 ff).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die<i> </i>H&#246;he des der Beklagten nach den &#167;&#167; 1601, 1602, 1603 BGB zustehenden Unterhaltsanspruchs bestimmt sich gem&#228;&#223; &#167; 1610 Abs.1 BGB nach ihrer Lebensstellung und umfa&#223;t den gesamten Lebensbedarf einschlie&#223;lich der Kosten einer angemessenen Vorbildung zu einem Beruf (vgl. &#167; 1610 Abs.2 BGB). Da ihre Lebensstellung bisher ausschlie&#223;lich vom Einkommen der Eltern gepr&#228;gt worden ist, kommt es f&#252;r die H&#246;he ihres Unterhalts auf die Einkommensverh&#228;ltnisse der Eltern an.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit vom 1.<b> </b>Oktober 1983 bis zum 31.Juli 1984 richtet sich die H&#246;he des Unterhalts allerdings allein nach den Erwerbsverh&#228;ltnissen des Kl&#228;gers, weil die Mutter</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der Beklagten - wie durch Vorlage von Bescheinigungen des Arbeitsamtes nachgewiesen ist - in dieser Zeit als arbeitslos gef&#252;hrt wurde und weniger als den angemessenen Selbstbehalt von 1.200,- DM monatlich verdient hat. Zwar hat die Mutter der Beklagten neben dem Arbeitslosengeld regelm&#228;&#223;ig monatlich 400,- DM &#252;berwiesen bekommen. Die<i> </i>von der Beklagten &#252;berreichten Bankunterlagen zeigen aber, da&#223; dieses Geld zweckentsprechend zur Tilgung des von der Mutter und ihrem getrennt lebenden zweiten Ehemann gemeinschaftlich aufgenommenen Kredit von urspr&#252;nglich 28.797,30 DM verwendet wird. Damit stimmt die eingereichte Bescheinigung des Ehemannes der Mutter der Beklagten vom 23.Juli 1984 &#252;berein, in der er ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, f&#252;r die Mutter der Beklagten keinen Unterhalt zu zahlen und best&#228;tigt, da&#223; die monatlich gezahlten 400,- DM zur Mitbegleichung der Monatsraten des gemeinsamen Anschaffungskredits bestimmt sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das sonach ma&#223;gebende Nettoeinkommen des Kl&#228;gers betrug im Jahre 1983 unstreitig 1.998,82 DM im Monat. Keine der Parteien hat vorgetragen, da&#223; sich dieses Einkommen im Jahre 1984 erh&#246;ht hat. Au&#223;erdem hat er f&#252;r das Jahr 1983 im Jahre 1984 eine Steuerr&#252;ckzahlung von 1.937,- DM erhalten. Legt man diese Steuerr&#252;ckzahlung auf das Jahr um, so betr&#228;gt sein Nettoeinkommen 2.160,24 DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Von diesem Betrag sind zun&#228;chst die Werbungskosten abzuziehen. Nach seinem &#252;berzeugenden Vortrag legt er t&#228;glich von seiner Wohnung zur Arbeitsst&#228;tte 16 km mit dem Pkw zur&#252;ck. Es ist anzunehmen, da&#223; er - wie bei einem vollschichtig Berufst&#228;tigen &#252;blich - an 220 Werktagen im Jahr zur Arbeit fahren mu&#223;. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats wird f&#252;r den Kilometer der berufsbedingten Fahrtkosten</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">ein Betrag von 0,32 DM zugrunde gelegt. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Daten hat er j&#228;hrliche Werbungskosten von 2.252,80 DM, also auf den Monat umgerechnet Fahrtkosten von 187,73 DM. Eine Steuerersparnis ist hiervon nicht abzuziehen, da die ihm f&#252;r das Jahr 1983 zugeflossene Steuerr&#252;ckerstattung bereits die Werbungskosten voll mit enth&#228;lt. Bei der Ermittlung des anrechnungsf&#228;higen Nettoeinkommens sind auch die nachgewiesenen Kosten f&#252;r die Berufskleidung mit zu ber&#252;cksichtigen. Der Kl&#228;ger hat nachgewiesen, da&#223; diese pro Monat 20,90 DM betragen. Nach Abzug der genannten Werbungskosten verbleibt ein Nettoeinkommen des Kl&#228;gers in H&#246;he von 1.951,61 DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach den D&#252;sseldorfer S&#228;tzen, die der Senat in st&#228;ndiger Rechtsprechung anwendet (vgl. dazu FamRZ 1982,100 ff), w&#228;re der Kl&#228;ger bei diesem Einkommen an sich in die Gruppe 2 einzustufen. Da er jedoch nur zwei Kinder, nicht dagegen seine fr&#252;here oder eine zweite Ehefrau zu unterhalten hat, wovon die D&#252;sseldorfer Tabelle ausgeht, stuft der Senat ihn bei dem genannten Einkommen in Gruppe 3 ein. Hiernach betr&#228;gt der Tabellenunterhalt f&#252;r ein Kind im Alter von 12 - 18 Jahren monatlich 340,- DM. Da die Beklagte vollj&#228;hrig ist, ist die Differenz der Altersstufen 2 und 3 von 50,- DM dem Unterhaltsbetrag hinzuzusetzen, so da&#223; sich ein monatlicher Unterhaltsanspruch von 390,- DM ergibt. Hierauf hat das Amtsgericht die H&#228;lfte des der Mutter f&#252;r die Beklagte zuflie&#223;enden Kindergeldes in Abzug gebracht. Gegen diese Anrechnungsmethode haben die Parteien sich nicht gewandt. Deshalb ist der Tabellenunterhalt von 390,- DM um das h&#228;lftige Kindergeld von 37,50 DM auf 352,50 DM zu k&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zu ber&#252;cksichtigen sind weiter die ausbildungsbedingten Fahrtkosten und etwaige sonstige Ausbildungskosten der Beklagten, denn der Tabellenunterhalt ber&#252;cksichtigt nur solche Fahrtkosten, die innerhalb des Wohnortes normalerweise entstehen. Die Beklagte hat durch Vorlage von Wochenkartenabschnitten nachgewiesen, da&#223; sie im Jahre 1983 monatliche Fahrtkosten von etwa 90,- DM und im Jahre 1984 monatliche Fahrtkosten von 106,- DM hatte. Sie hat ferner nachgewiesen, da&#223; sie auch in den Semesterferien Wochenkarten gel&#246;st hat. Jedoch ist ihre Behauptung, da&#223; sie auch in den Semesterferien regelm&#228;&#223;ig die Bibliothek der Fachhochschule benutzen mu&#223;, nicht erwiesen. Wenn sie sich in der Bibliothek die notwendigen Ablichtungen machen oder B&#252;cher borgen w&#252;rde, k&#246;nnte sie in den Semesterferien teilweise zu Hause arbeiten. Der Senat sch&#228;tzt deshalb die Fahrtkosten, die sie w&#228;hrend des Semesters treffen und die sie<i> </i>f&#252;r gelegentliche Fahrten in<i> </i>die Bibliothek hat, auf monatlich etwa 70,- DM, so da&#223; ihr Unterhaltsbedarf sich auf 422,50 DM erh&#246;ht. Hiervon mu&#223; der Beklagte nach dem angefochtenen Urteil f&#252;r die Zeit von Oktober 1983 bis Februar 1984 nur monatlich 291,- DM und f&#252;r die Zeit von M&#228;rz 1984 bis Juli 1984 nur monatlich 396,- DM tragen. Zur Zahlung dieses Unterhalts ist er auch nach Abzug des f&#252;r den 14j&#228;hrigen Sohn der Parteien geleisteten Unterhalt von 259,50 DM in<i> </i>der Lage, ohne seinen angemessenen Selbstbehalt zu gef&#228;hrden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zieht man n&#228;mlich von seinem monatlichen Nettoeinkommen von 2.160,24 DM den Kindesunterhalt von 259,50 DM ab, ferner die genannten Werbungskosten von 208,33 DM, so verbleibt ein Nettoeinkommen von rund 1.692,- DM. Wenn er hiervon von M&#228;rz 1984 bis Juli 1984 monatlich 396,- DM leisten mu&#223;, so verbleibt ihm ein Betrag von 1.296,-- DM, also 96,- DM mehr als der noch g&#252;ltige angemessene Mindestselbstbehalt von 1.200,- DM. Hiervon kann er seine angebliche Zusatzverpflegung bezahlen, wobei aber fraglich bleibt, ob ihm hierdurch wirklich h&#246;here Kosten entstanden sind, weil auch ber&#252;cksichtigt werden mu&#223;, da&#223; er f&#252;r die zus&#228;tzliche</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Milchkost andere Getr&#228;nke oder Lebensmittel erspart haben wird.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit ab 1. August 1984 trifft den Kl&#228;ger eine geringere Unterhaltslast, weil die ebenfalls unterhaltspflichtige Mutter der Beklagten jetzt einer Berufst&#228;tigkeit als Zahnarzthelferin nachgeht. Eine Gehaltsbescheinigung ihres Arbeitgebers, eines Facharztes f&#252;r Kieferorthop&#228;die, ergibt ein Gehalt von monatlich 1.415,04<i> </i>DM. Ob sie</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder sonstige Zusatzgelder erhalten wird, ist nach der eidesstattlichen Versicherung des Kieferorthop&#228;den noch offen, da er sich vorbeh&#228;lt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Zahlung und die H&#246;he der Betr&#228;ge von der Einsatzfreude der Beklagten abh&#228;ngig zu machen. Fehlt es aber an einer vertraglichen Vereinbarung &#252;ber Zusatzleistungen und sind auch derartige Zahlungen bisher nicht erfolgt, so ist eine Ber&#252;cksichtigung derzeit unzul&#228;ssig. Da&#223; andere Mitarbeiter des Arbeitgebers nach mehrj&#228;hrigen Zahlungen von Zusatzleistungen m&#246;glicherweise einen Rechtsanspruch darauf erworben haben, &#228;ndert nichts daran, da&#223; ein Rechtsanspruch der Mutter der Beklagten noch nicht besteht. Einer Vernehmung des Arbeitgebers bedurfte es zu den vom Kl&#228;ger aufgeworfenen Fragen nicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Deshalb ist zun&#228;chst von diesem Einkommen auszugehen, w&#228;hrend das ma&#223;gebende Einkommen des Kl&#228;gers bereits errechnet wurde. Da jetzt beide Eltern unterhaltspflichtig sind, richtet sich der Unterhaltsbedarf der Beklagten nunmehr nach der Summe der beiderseitigen Eink&#252;nfte. Jedoch ist den Eltern ein Freibetrag wegen doppelter Haushaltsf&#252;hrung und den damit verbundenen Mehrkosten zuzubilligen. Der Senat h&#228;lt hier einen monatlichen Gesamtfreibetrag von 500,- DM angesichts der Einkommensverh&#228;ltnisse der Eltern der Beklagten, die wegen doppelter Haushaltsf&#252;hrung zusammen nicht unerhebliche Mehrkosten haben, f&#252;r angemessen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das beiderseitige Nettoeinkommen betr&#228;gt sonach 1.415,04 DM + 1.692,01 DM - 500,- DM = 2.607,05 DM. Bei diesem Einkommen k&#228;me an sich eine Eingruppierung in Gruppe 4 der D&#252;sseldorfer S&#228;tze in Betracht. Da aber die D&#252;sseldorfer Tabelle von einer Unterhaltspflicht gegen&#252;ber dem Ehegatten und 2 Kindern ausgeht, die Eltern aber von dem errechneten Gesamteinkommen nur die Beklagte unterhalten</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">m&#252;ssen, weil die Unterhaltsleistung f&#252;r den 14-j&#228;hrigen B. schon vorweg vom Einkommen des Kl&#228;gers abgezogen worden sind, ist eine H&#246;herstufung in Gruppe 5 notwendig (Eink. zw. 2700 - 3200). Hiernach steht der bei der Mutter lebenden Beklagten ein Unterhaltsanspruch von 420,- DM zuz&#252;glich der Differenz der zweiten und dritten Altersklasse von 60,- DM, also 480,- DM zu.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hinzuzusetzen sind die ausbildungsbedingten Fahrtkosten,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die - wie dargelegt - im Monatsdurchschnitt 70,- DM betragen, so da&#223; sich ein Unterhaltsanspruch von 550,- DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Diesen Betrag m&#252;ssen die Eltern gem&#228;&#223; &#167; 1606 Abs.3 BGB anteilig nach ihren Erwerbs- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen aufbringen. Hier richtet sich der Grad der Haftung, da es an Verm&#246;gen fehlt, allein nach den Einkommensverh&#228;ltnissen der Eltern. Dabei kommt f&#252;r die Beantwortung der Frage, in welchem Verh&#228;ltnis jeder Elternteil der Beklagten haftet, nur das Einkommen in Betracht, das f&#252;r den Unterhalt auch zur Verf&#252;gung steht, weil die Eltern der Beklagten auch nur bis zu dieser Grenze haften. Deshalb ist von dem bereinigten Nettoeinkommen auch der jedem Elternteil zustehende angemessene Selbstbehalt abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#167; 1606 Abs.3 Satz 1 BGB stellt entscheidend auf die Leistungsf&#228;higkeit der Eltern ab. Demnach k&#246;nnen die Anteile, zu denen sie haften, nicht einfach durch das Verh&#228;ltnis der Gesamteink&#252;nfte, sondern nur der unterhaltspflichtigen Einkommensbestandteile zueinander bestimmt werden. Es sind also unter den Erwerbs- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen im Sinne dieser Bestimmung auch ihre sonstigen Verpflichtungen und ihr jeweiliger Eigenbedarf zu ber&#252;cksichtigen. Nur so wird eine gleichm&#228;&#223;ige Belastung erreicht. Von den Eink&#252;nften jedes Elternteils ist daher vorweg sein voller angemessener Unterhalt ebenso in Abzug zu bringen wie andere notwendige Ausgaben, z.B. Werbungskosten und der Unterhalt f&#252;r vorrangige Berechtigte ( so auch Ehlert, FamRZ 1980, 648 <i>f.i </i>G&#246;ppinger, Unterhaltsrecht, 1981, Rz.1230). </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Grunds&#228;tze betr&#228;gt das haftende Nettoeinkommen des Kl&#228;gers 1.692,01 ./. 1.200,- = 492,01 DM und das der Mutter der Beklagten 1.415,04 ./.<i> </i>1.200,- = 215,04 DM, da ihnen der angemessene Mindestselbstbehalt von derzeit noch 1.200,- DM verbleiben mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Von dem Gesamteinkommen der Eltern, das f&#252;r den Unterhalt der Beklagten haftet (707,05 DM), hat der Kl&#228;ger einen Anteil von etwa 70 % und die Mutter der Beklagten einen Anteil von etwa 30 %. Eine Haftung nach diesen Prozents&#228;tzen f&#252;hrt zu einer Unterhaltspflicht des Kl&#228;gers von (70 % von 550,- DM) = 385,- DM. Da jedoch die Mutter der Beklagten das volle Kindergeld f&#252;r beide Kinder erh&#228;lt, Obwohl das</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Kindergeld nach seiner Zwecksetzung beiden Eltern zu gleichen Teilen zusteht, wenn sie beide Unterhalt leisten, mu&#223;te die Mutter der Beklagten an sich die H&#228;lfte des f&#252;r die Beklagte anteilig gezahlten Kindergeldes an den Kl&#228;ger zahlen. Die Parteien sind aber damit einverstanden, da&#223; das Kindergeld anteilig auf den Unterhaltsanspruch verrechnet wird. Zieht man den Kindergeldanteil in H&#246;he von 37,50 DM von dem Unterhaltsanspruch von 385,- DM ab, so bleibt ein Anspruch von 347,50 DM gegen den Kl&#228;ger. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hierdurch wird der errechnete Unterhaltsanspruch der Beklagten insgesamt nicht gesenkt, da sie den Kindergeldanteil von der Mutter erhalten mu&#223;. Der Anspruch der Beklagten von 344,- DM ist also nicht &#252;bersetzt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der angemessene Selbstbehalt beider Eltern wird nicht gef&#228;hrdet, da dem Kl&#228;ger 1.692,01 DM ./. 344,- DM = 1.348,-- DM verbleiben und der Mutter der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1.415,04 DM ./. 165,- DM (30 %) = 1.250,- DM.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ob der angemessene Selbstbehalt der Mutter der Beklagten ab 1. Januar 1985 gef&#228;hrdet wird, wenn dieser auf 1.300,- DM heraufgesetzt wird, bedarf keiner Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten hat also nur Erfolg, soweit die Beklagte ihre Widerklage in zweiter Instanz erm&#228;&#223;igt hat.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 91, 91 a, 92, 97, 273 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das Urteil war gem&#228;&#223; &#167; 708 Ziffer 10 ZPO f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert f&#252;r die Berufung:</u></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">a) bis zum 10. September 1984: 1.638,- DM (136,50 x 12),</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b) ab 11. September 1984: 1.014,- DM (12 x 84,50 DM).</p>
315,664
lg-bonn-1984-10-19-5-t-19584
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 195/84
1984-10-19T00:00:00
2019-03-13T15:10:32
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1984:1019.5T195.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschluss des Amtsgerichts Bonn - Nachlassgericht - vom 19.10.1984 - 35 VI 197/84 E - wird aufgehoben.</p><p>Das Amtsgericht wird angewiesen, unter Zur&#252;ckstellung seiner in dem aufgef&#252;hrten Beschluss ge&#228;u&#223;erten Bedenken &#252;ber den Antrag der Antragstellerin auf Erteilung eines gemeinschaftlichen gegenst&#228;ndlich beschr&#228;nkten Erbteiles nach Ma&#223;gabe der nach- folgenden Gr&#252;nde neu zu entscheiden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p><span class="absatzRechts">2</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I &#160;</p></li></ul><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist die Ehefrau des Erblassers, die weiteren Beteiligten sind die beiden aus der Ehe hervorgegangenen minderj&#228;hrigen Kinder. Die Antragstellerin hat mit dem Erblasser, der bis zu seinem Tode griechischer Staatsangeh&#246;riger war, am ##.##.1974 in C die Ehe geschlossen und seitdem in Deutschland gelebt.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unter dem 28.02.1984 hat die Antragstellerin die Erteilung eines gemeinschaftlichen, gegenst&#228;ndlich auf den in der Bundesrepublik Deutschland befindlichen Nachlass beschr&#228;nkten Erbscheines beantragt, wonach sie zu 1/2 und die beiden anderen Beteiligten gesetzliche Erben zu je 1/4 geworden sind.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Auffassung vertreten, vor Erteilung des Erbscheines in der beantragten Form m&#252;sse durch ein Rechtsgutachten gekl&#228;rt werden, ob das griechische Zivilrecht eine dem &#167; 1371 Abs. 1 BGB entsprechenden Norm beinhalte. Im Einverst&#228;ndnis mit den Vertretern aller Beteiligten, die &#252;bereinstimmend diese Frage nicht f&#252;r ma&#223;geblich gehalten haben, hat es sodann durch den angefochtenen Beschluss vom 19.10.1984 ohne Einholung eines solchen Gutachtens den Antrag abgelehnt und ausgef&#252;hrt, der Erbschein k&#246;nne in der beantragten Form nur unter Anwendung des &#167; 1371 Abs. 1 BGB erteilt werden. Dem stehe jedoch entgegen, da&#223; diese Vorschrift erbrechtliche Bez&#252;ge habe und auf das vorliegende Verfahren griechisches Erbrecht anzuwenden sei.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dieser Auffassung tritt die Antragstellerin mit ihrer am 14.11.1983 eingegangenen Beschwerde entgegen, der das Amtsgericht nicht abgeholfen hat.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten, insbesondere den Rechtsausf&#252;hrungen der Vertreter der Beteiligten im erstinstanzlichen Verfahren wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19, 20 FGG nicht fristgebundene Beschwerde ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Sie f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und Anweisung an das Amtsgericht, &#252;ber den Antrag nach Ma&#223;gabe der nachfolgenden Gr&#252;nde neu zu entscheiden.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist das Amtsgericht davon ausgegangen, da&#223; im vorliegenden Verfahren griechisches Erbrecht Anwendung findet. Dies ergibt sich aus Artikel 25 S. 1 EGBGB, wonach ein Ausl&#228;nder, auch wenn er im Zeitpunkt seines Todes seinen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland hatte, nach den Gesetzen seines Heimatstaates beerbt wird. Die Ausnahmevorschrift des Artikels 25 Satz 2 EGBGB greift nicht ein, weil Artikel 28 des griechischen Zivilgesetzbuches f&#252;r den umgekehrten Fall des Todes eines Deutschen in Griechenland deutsches Erbrecht f&#252;r anwendbar erkl&#228;rt.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das griechische Erbrecht sieht in den Artikeln 1813 und 1820 griechisches ZGH vor, da&#223; Abk&#246;mmlinge des Erblassers zu gleichen Teilen und der &#252;berlebende Ehegatte neben diesen Verwandten der 1. Ordnung zu 1/4 als Erben berufen seien.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das griechische Erbrecht beinhaltet demnach die dem Erbscheinsantrag zugrunde liegende Erbquote von 1/2 zugunsten der Beteiligten zu 1. und je 1/4 zugunsten der Beteiligten zu 2. und 3. nicht.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl ist dem zu erteilenden Erbschein die beantragte Quote zugrundezulegen, weil &#167; 1371 Abs. 1 BGB die Erh&#246;hung der Erbquote des &#252;berlebenden Ehegatten um 1/4 vorsieht und diese Vorschrift im vorliegenden Verfahren Anwendung findet.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es entspricht zun&#228;chst herrschender Auffassung, da&#223; bei fehlendem gemeinschaftlichen Heimatrecht der Ehepartner sich das eheliche G&#252;terrecht nach den Gesetzen des Landes richtet, in dem die Ehegatten zur Zeit der Eheschlie&#223;ung gemeinsam ihren gew&#246;hnlichen Aufenthaltsort hatten (vgl. Palandt-Heldrich, 44. Aufl., Art. 15 EGBGB, Anm. 2b m.w.N.). Abweichende Regelungen des Artikels 15 EGBGB sind nicht mehr anwendbar, nachdem das Bundesverfassungsgericht die hier ma&#223;geblichen Teile dieser Vorschrift durch seinen Beschluss vom 22.02.1983 (NJW 83, 1986) f&#252;r verfassungswidrig und damit nichtig erkl&#228;rt hat. Es ist danach deutsches G&#252;terrecht anzuwenden, weil beide Ehegatten vom Zeitpunkt der Eheschlie&#223;ung in Deutschland gewohnt haben.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung des &#167; 1371 Abs. 1 BGB auf F&#228;lle der vorliegenden Art ist umstritten. Sie h&#228;ngt von der Qualifizierung dieser Norm sowie davon ab, ob die Anwendung dieser Vorschrift wegen ihres engen Bezuges zum Erbrecht voraussetzt, da&#223; auch deutsches Erbrecht zur Anwendung kommt. Die von dem Amtsgericht ins Auge gefasste Einholung eines Rechtsgutachtens zum griechischen Recht kommt danach nicht in Betracht, weil nach dem Vorhergesagten lediglich griechisches Erbrecht zur Anwendung kommt und dessen Regelung dem erw&#228;hnten Artikel 1820 des griechischen Zivilgesetzbuches zu entnehmen ist. In der Literatur werden zu der aufgeworfenen Frage unterschiedliche Standpunkte vertreten. So wird zwar ganz &#252;berwiegend &#167; 1371 Abs. 1 BGB als g&#252;terrechtliche Norm qualifiziert, aber von einigen (Erman-Marquordt, Artikel 15 EGBGB, Anm. 13; BRAGA in FamRZ 57, 341; Staudinger-Firsching, BGB, 12. Auflage, Anm. 227 vor Art. 24-26; M&#252;nchner Kommentar-Birk vor Art. 24-26 EGBGB Rdn. 108, 109) seine Anwendung davon abh&#228;ngig gemacht, da&#223; auch deutsches Erbrecht zur Anwendung kommen m&#252;sse. Dies wird damit begr&#252;ndet, da&#223; &#167; 1371 BGB zwar eine g&#252;terrechtliche Norm sei, jedoch in engem Zusammenhang mit &#167; 1931 BGB stehe und eine Erh&#246;hung des Erbteiles auch dann vorsehe, wenn gar kein Zugewinn entstanden sein k&#246;nne. Seinem Umfang nach sei die Erh&#246;hungsvorschrift des &#167; 1371 BGB auf das deutsche Erbrecht zugeschnitten. Andere (Thiele in FamRZ 58, 393, 397; Staudinger von Bar, BGB, 12. Auflage, Art. 15 EGBGB, Anm. 99ff, Palandt-Heldrich, a.a.O. Anm. 4b, Soergel-Kegel BGB, 11. Auflage, Rdnr. 11 zu Art. 15 EGBGB) halten die Verkn&#252;pfung der Vorschrift des &#167; 1371 BGB mit dem Erbrecht f&#252;r nicht so eng, da&#223; nicht auch ausl&#228;ndisches Erbrecht der Erh&#246;hung der Ehegattenquote um 1/4 zugrundegelegt werden k&#246;nne. Die Vertreter dieser Auffassung sehen kollisionsrechtliche Probleme nur dann entstehen, wenn das ausl&#228;ndische Erbrecht eine h&#246;here Erbquote f&#252;r den &#252;berlebenden Ehegatten als das deutsche Recht vorsieht bzw. wenn das ausl&#228;ndische Erbrecht nach der ausl&#228;ndischen Rechtsordnung auch die g&#252;terrechtlichen Anspr&#252;che des &#220;berlebenden mitausgleicht (vgl. Thiele a.a.O.). In diesen F&#228;llen soll eine Angleichung der beteiligten Rechtssysteme verhindern, da&#223; dem &#252;berlebenden Ehegatten mehr zukommt, als in den jeweils beteiligten Rechtsordnungen vorgesehen ist.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kammer schlie&#223;t sich f&#252;r den vorliegenden Fall der Anwendbarkeit griechischen Erbrechts der letztgenannten Auffassung an und stellt dabei insbesondere darauf ab, da&#223; das griechische gesetzliche Erbrecht in seinem hier ma&#223;geblichen, die Erbquoten der Abk&#246;mmlinge und des &#252;berlebenden Ehegatten betreffenden Teil den deutschen Bestimmungen entspricht (vgl. &#167;&#167; 1924 Abs. 1, 1931 Abs. 1 BGB). F&#252;r einen solchen Fall nimmt auch Siehr in M&#252;nchner Kommentar, Anm. 101 zu Art. 14 EGBGB die Anwendbarkeit der Bestimmung des &#167; 1371 Abs. 1 BGB an.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Es ist kein Grund daf&#252;r ersichtlich, warum in einem solchen Fall die praktische und einfache Regelung des &#167; 1371 Abs. 1 BGB keine Anwendung finden sollte (vgl. Soergel-Kegel a.a.O; Palandt-Heldrich a.a.O). &#167; 1371 Abs. 1 BGB stellt einen pauschalierten Zugewinnausgleichsanspruch dar und ist demnach g&#252;terrechtlicher Natur, was auch bereits seine Stellung im 4. Buch des BGB belegt (vgl. Staudinger von Bar a.a.O.).</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit die Vertreter der erstgenannten Auffassung auf die enge Verzahnung dieser Vorschrift mit dem deutschen Erbrecht hinweisen, hat dies im vorliegenden Fall keine Auswirkung, weil das griechische Erbrecht f&#252;r die Ehefrau dieselbe Erbquote wie das deutsche Erbrecht vorsieht.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Durch die Anwendung des &#167; 1371 Abs. 1 BGB wird der Beteiligten zu 1. auch nicht mehr zugesprochen, als sie nach deutschem Recht erben w&#252;rde. Auch dies ergibt sich daraus, da&#223; die vorgesehenen Erbquoten in beiden Rechtssystemen gleich gro&#223; sind.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei (&#167; 131 Abs. 1 Satz 2 KostO). Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten kommt nicht in Betracht.</p>
315,665
olgham-1984-10-17-20-u-4084
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 40/84
1984-10-17T00:00:00
2019-03-13T15:10:34
2019-03-27T09:42:32
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1017.20U40.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 6. Dezember 1983 verk&#252;ndete Urteil der 22. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; der Zinssatz sich durchgehend auf 4 % erm&#228;&#223;igt.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Halter eines BMW, f&#252;r den er bei der Beklagten seit dem 17.3.1980 eine Fahrzeugvollversicherung abgeschlossen und f&#252;r den der Beklagte der ... Bank in ... einen Sicherungsschein erteilt hatte. Mit diesem Fahrzeug befuhr der Kl&#228;ger am 22.09.1982 um 7.50 Uhr den Parkplatz vor den ... in ... mit &#252;berh&#246;her Geschwindigkeit. Auf diesem Parkplatz befanden sich ca. 80 Schulkinder, die ihre Schultaschen abgestellt hatten. Der Kl&#228;ger fuhr auf die abgestellten Schultaschen zu und &#252;berfuhr diese. Danach verlor er die Gewalt &#252;ber sein Fahrzeug und prallte mit diesem gegen eine Mauer, wobei sein Fahrzeug besch&#228;digt wurde. Da der Kl&#228;ger nach dem Unfall ein anormales Verhalten zeigte, wurde er noch am selben Tag mit Beschlu&#223; des Amtsgerichts Bielefeld - 2 XIV 3626/L - wegen einer akuten Exacerbation einer schizophrenen Psychose in dem Haus ... der ... Anstalten in ... einstweilen untergebracht. Eine entnommene Blutprobe ergab beim Kl&#228;ger einen auf 7.50 Uhr zur&#252;ckgerechneten Blutalkoholgehalt von 0,99 %o.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war schon vor dem 22.9.1982 in station&#228;rer psychatrischer Behandlung gewesen, und zwar 1973 im Hause ... der ... Anstalten und 1976 in .... In der Zeit vom 5.2.1982 bis 10.3.1982 war er aufgrund eines Beschlusses des Amtsgerichts Bielefeld - 2 XIV 3543/L im Hause ... der ... Krankenanstalten wegen einer akuten schizophrenen Psychose untergebracht gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der ... Klage hat der Kl&#228;ger die Beklagte auf Zahlung der Reperaturkosten f&#252;r sein besch&#228;dtiges Fahrzeug abz&#252;glich der vereinbarten Selbstbeteiligung in Anspruch genommen. Der Kl&#228;ger hat behauptet, er sei im Zeitpunkt des Unfalls am 22.09.1982 wegen es akuten schizophrenen Schubes nicht zurechnungsf&#228;hig gewesen; der Blutalkoholgehalt von 0,99 %o habe auf den Unfall keinen Einflu&#223; gehabt ....</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat mit der Behauptung, da&#223; er in H&#246;he der Klageforderung Bankkredit in Anspruch nehme und daf&#252;r 14 % Zinsen zu zahlen habe, beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, auf das Konto des Kl&#228;gers bei der ... Bank in ... Nr. ... 10.506,66 DM nebst 14 % Zinsen seit dem 22.01.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, das er nach &#167;61 VVG von seiner Leistungspflicht freigeworden sei, da der Kl&#228;ger den Unfall zumindest grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe. Der Beklagte hat bestritten, da&#223; der Kl&#228;ger im Zeitpunkt des Unfalls zurechnungsf&#228;hig gewesen sei. Zumindest habe der Kl&#228;ger, so hat der Beklagte behauptet, durch seinen Alkoholgenu&#223; den Zustand mit herbeigef&#252;hrt, in dem er dann den Unfall verursacht habe. Dar&#252;ber hinaus hat sich der Beklagte darauf berufen, da&#223; er wegen einer durch die psychische Krankheit des Kl&#228;gers verursachten Gefahrerh&#246;hung gem&#228;&#223; &#167;&#167;23 ff VVG freigeworden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Zeugenvernehmung und Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens der Sachverst&#228;ndigen Frau Dr. ... der Klage bis auf einen Teil der Zinsforderung stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger den Versicherungsfall vom 22.9.1982 nicht schuldhaft herbeigef&#252;hrt habe, da er infolge eines schizophrenen Schubes zurechnungsf&#228;hig gewesen sei, und zwar auch schon zu der Zeit, als der Kl&#228;ger den Alkohol zu sich genommen habe, der zu einem Blutalkohlgehalt von 0,99 %o gef&#252;hrt habe. Eine Leistungsfreiheit des Beklagten wegen Gefahrerh&#246;hung hat das Landgericht mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, da&#223; der Kl&#228;ger eine etwaige Gefahrerh&#246;hung nicht schuldhaft vorgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Beklagte mit seiner form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung, Er bestreitet zwar nicht mehr, da&#223; der Kl&#228;ger bei Durchf&#252;hrung der Fahrt unzurechnungsf&#228;hig war. Der Beklagte behauptet jedoch weiter, da&#223; der Kl&#228;ger zu der Zeit, als er den Alkohohl zu sich genommen habe, der zu dem Blutalkoholgehalt von 0,99 %o im Zeitpunkt der Fahrt gef&#252;hrt habe noch zurechnungsf&#228;hig gewesen sei und da&#223; dieser Alkohlgenu&#223; zu der Amokfahrt gef&#252;hrt habe. Wie im Senatstermin vom 17.10.1983 zwischen den Parteien unstreitig geworden ist, trank der Kl&#228;ger am Abend des 21.9.1982 1/4 Liter Rotwein. Am Morgen des 22.9.1982 begab sich der Kl&#228;ger ohne Wissen seiner geschiedenen Ehefrau, die mit ihm lebt und ihn versorgt, in den Keller des Hauses, um von dort einen Schlauch heraufzuholen, an dem seine Frau saugen sollte. Der Kl&#228;ger hatte die Vorstellung, da&#223; die Welt unterginge und man nur durch das Saugen am Schlauch am Leben bleiben k&#246;nne. Bei dem Gang in den Keller trank der Kl&#228;ger einige Schlucke Korn aus der Flasche.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus vertritt der Beklagte mit n&#228;herer Begr&#252;ndung die Auffassung, da&#223; der Kl&#228;ger den Versicherungsfall auch dadurch grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt habe, da&#223; er nicht zu einer Zeit, als er noch zurechnungsf&#228;hig gewesen sei, Vorkehrungen gegen eine Benutzung des Fahrzeuges w&#228;hrend eines psychotischen Schubes getroffen habe. Schlie&#223;lich ist der Beklagte auch der Auffassung, da&#223; er nach &#167;25 Abs. 1 VVG freigeworden sei. Die bei dem Kl&#228;ger vorliegende psychische Erkrankung mit den zeitweise auftretenen psychotischen Sch&#252;ben habe, so behauptet der Beklagte, eine Gefahrerh&#246;hung dargestellt, deren sich der Kl&#228;ger auch bewu&#223;t gewesen sei. Denn er habe sich in den zwischen den Sch&#252;ben liegenden Zeit von seiner Ehefrau fahren lassen. Die Berechtigung der geltendgemachten Zinsen bestreitet der Beklagte dem Grund und der H&#246;he nach.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das Urteil der 22. Zivilkammer des Landgerichts vom 06.12.1983 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; f&#252;r die Zeit ab dem 5.9.1983 nur noch 9,5 % Zinsen verlangt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, da&#223; er schon in den Tagen vor dem 22.9.1982, insbesonders am Morgen des 22.9.1982, als er den Alkohol zu sich genommen habe, wegen seines psychotischen Schubes zurechnungsunf&#228;hig gewesen sei. In der Zeit zwischen den Sch&#252;ben sei er seiner beruflichen T&#228;tigkeit nachgegangen und auch stets selbst gefahren. Lediglich w&#228;hrend der psychotischen Sch&#252;be habe ihn seine Ehefrau gefahren. Er selbst habe auch bis zum 22.9.1982 w&#228;hrend solcher Sch&#252;be noch nie das Bed&#252;rfnis gehabt, sich an das Steuer seines Fahrzeuges zu setzen. Auch habe ihn seine Ehefrau w&#228;hrend solcher Zust&#228;nde st&#228;ndig beaufsichtigt und umsorgt. Eine Leistungsfreiheit des Beklagten nach &#167;25 VVG h&#228;lt der Kl&#228;ger f&#252;r deshalb ausgeschlossen, da ... keine wesentliche Gefahrerh&#246;hung vorgelegen habe.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Akten 71 JS 708/82 StA Bielefeld, 2 XIV 3543/L und 2 XIV 3626 L AG Bielefeld, haben vorgelegen und auch Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren. Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Sachverst&#228;ndigen Frau Dr. .... Die Sachverst&#228;ndige Frau Dr. ... hat im Senatstermin vom 17.10.1984 ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger leidet unter einer in Sch&#252;ben verlaufenden schizoaffektiven Psychose.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">.... Bei der Krankheit des Kl&#228;gers handelt es sich um eine sogenannte Mischpsychose, bei der der Patient - im Gegensatz zu einer reinen Schizophrenie - symptomfreie Intervalle zwischen den Sch&#252;ben hat. Ich habe den Kl&#228;ger bereits 1973 in ... behandelt und dann 1982. Der Vorfall vom 22.9.1982 h&#228;tte auch schon 1973 passieren k&#246;nnen. W&#228;hrend eines Schubes besteht bei dem Kl&#228;ger eine krankhaft gehobene Stimmungslage, er hat Wahngedanken und leidet unter Wahneingebungen. In solchen Momenten f&#252;hlt er sich von au&#223;en gesteuert. Zwischen den Sch&#252;ben ist der Zustand des Kl&#228;gers fast normal. Er konnte in der Vergangenheit autofahren und seinen Gesch&#228;ften nachgehen. Da er auch aus ... bis zu dem Vorfall am 22.9.1982 immer medikamentenfrei entlassen worden ist, bestand kein Anla&#223;, ihm den Alkohol zu verbieten. Der Kl&#228;ger hat auch fr&#252;her nicht zu Alkohol gegriffen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><u>Auf Frage des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Beklagten:</u></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Vorfall vom 22.9.1982 h&#228;tte schon bei jedem Schub seit 1973 passieren k&#246;nnen. Bei der Erkrankung des Kl&#228;gers bahnt sich ein Schub immer an, da&#223; hei&#223;t, er kommt nicht pl&#246;tzlich. In station&#228;re Behandlung kommt der Patient aber immer erst zuletzt, wenn er meint, da&#223; es nicht mehr ginge.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte schon im Urlaub auf Elba eine nicht mehr normale gehobene Stimmungslage. Auf der R&#252;ckfahrt verschlimmerte sich dieser Zustand schon so, da&#223; er selbst nicht mehr fahren konnte und deshalb von seiner Frau gefahren worden ist. Seine Frau hat ihn immer nur dann gefahren, wenn ein Schub sich ank&#252;ndigte. Die andere Formulierung in meinem Gutachten ist mi&#223;verst&#228;ndlich. Sie bezieht sich auf die damalige Zeit, als ich das Gutachten erstellte. Zu dieser Zeit wurde der Kl&#228;ger von seiner Frau gefahren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>Auf Frage des Gerichts:</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war mit Sicherheit bereits am Morgen des 22.09.1982 zurechnungsunf&#228;hig, als er in den Keller ging, um den Schlauch heraufzuholen. Diese Handlung war schon wahnhaft, da&#223; hei&#223;t, er "mu&#223;te" es tun.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><u>Auf Frage des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Beklagten:</u></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ob der Kl&#228;ger bereits am 17.09.1982 zurechnungsunf&#228;hig war, ist schwer zu beantworten. Ich w&#252;rde diese Frage aber doch wohl bejahen. Der Schub hat sich schon im Urlaub auf Elba angebahnt. Ich glaube nicht, da&#223; der Kl&#228;ger sich noch am 17.09.1982 im Griff hatte, vielmehr hatte ihn nur noch seine Frau im Griff. Sie hat ihn nach dem Urlaub zum Arzt gefahren, wobei bei dieser Fahrt der Kl&#228;ger auf dem Beifahrersitz einen Kopfstand machte und die Beine zum Schiebedach heraus hielt. Dies war schon eindeutig krankhaft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><u>Auf Frage des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers:</u></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wenn der Kl&#228;ger sich ganz zu Beginn eines Schubes in einer euphorischen Stimmung befindet, hat dies eine Selbst&#252;bersch&#228;tzung zur Folge, da&#223; hei&#223;t, der Kl&#228;ger wird keine prophylaktischen Ma&#223;nahmen treffen. Im Urlaub auf Elba begann schon diese Euphorie.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><u>Auf frage des Gerichtes:</u></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Sch&#252;ben kann ein Patient mit der Krankheit des Kl&#228;gers autofahren.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten ist im wesentlichen unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167;1 VVG, 2 Abs. 1 ff c AKB zur Zahlung der von ihm geforderten Entsch&#228;digung in H&#246;he von 10.506,66 DM verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht wegen Gefahrerh&#246;hung von seiner Verpflichtung zur Leistung frei geworden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungsfreiheit nach &#167;&#167;23 Abs. 1, 25 Abs. 1 VVG scheidet aus, weil eine wesentliche Gefahrerh&#246;hung durch den Kl&#228;ger nicht vorliegt. Die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger am 22.09.1982 w&#228;hrend eines akuten psychotischen Schubes in fahrunt&#252;chtigem Zustand mit dem Auto gefahren ist, ist keine Gefahrerh&#246;nung. Eine Gefahrerh&#246;hung setzt einen Gef&#228;hrungsvorgang voraus, der seiner Natur nach geeignet ist, einen neuen Gefahrenzustand von so langer Dauer zu schaffen, da&#223; er die Grundlage eines neuen Schadensverlaufes bilden kann und damit den Eintritt des Versicherungsfalles generell zu f&#246;rdern geeignet ist (vgl. Pr&#246;lss-Martin, 23. Auflage, &#167;23 Anm. 2 Ac m.w.N.). Eine einmalige Autofahrt in fahrunt&#252;chtigem Zustand, der durch einen psychotischen Schub verursacht worden ist, schafft jedoch noch keinen solchen Gefahrenzustand, was die Rechtssprechung bei einer einmaligen Trunkenheitsfahrt im &#252;brigen seit langem anerkannt hat (vgl. BGH VersR 52, 387, 388; OLG Hamm VersR 54, 458, 459; OLG D&#252;sseldorf VersR 64, 179, 180).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungsfreiheit des Beklagten nach &#167;&#167;27, 28 Abs. 1 VVG scheidet ebenfalls aus. Entgegen der Ansicht des Beklagten bedeutet die in Sch&#252;ben verlaufende schizzo-affektive Psychose des Kl&#228;gers im vorliegenden Fall keine Gefahrerh&#246;hung. Eine Gefahrerh&#246;hung setzt eine nachtr&#228;gliche Ver&#228;nderung der bei Vertragsschu&#223; vorhandenen gef&#228;hrlichen Umst&#228;nde voraus. Wie aufgrund des Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen Dr. ... zur &#220;berzeugung des Senats feststeht, hat sich der krankhafte Zustand des Kl&#228;gers seit Versicherungsbeginn am 17.3.1980 nicht ver&#228;ndert, so da&#223; sich seitdem auch nicht die Gefahrenlage f&#252;r den Beklagten erh&#246;ht hat. Ob der Kl&#228;ger unter Umst&#228;nden verpflichtet war, bei Vertragabschlu&#223; den Beklagten gem&#228;&#223; &#167;16 VVG von seinem Gesundheitszustand Mitteilung zu machen, brauchte der Senat nicht zu entscheiden. Denn der Beklagte hat insoweit keine Konsequenzen gezogen und weder den R&#252;cktritt erkl&#228;rt noch den Versicherungsvertrag angefochten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist auch nicht gem&#228;&#223; &#167;61 VVG von seiner Leistungsverpflichtung frei geworden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kl&#228;ger zur Zeit der Durchf&#252;hrung der Autofahrt am 22.09.1982 wegen seiner Geisteskrankheit zurechnungsunf&#228;hig war und deshalb nicht mehr schuldhaft gehandelt hat, stellt der Beklagte in der Berufungsinstanz nicht mehr in Frage. Entgegen der Ansicht des Beklagten folgt auch nicht aus der Tatsache, da&#223; der Beklagte vor Antritt der Fahrt Alkohol zu sich genommen hat, der zu einem Blutalkoholgehalt von 0,99 %o gef&#252;hrt hat, eine grob fahrl&#228;ssige Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles. Denn der Senat ist aufgrund des Gutachtens der Sachverst&#228;ndigen Frau Dr. ... von der Richtigkeit der Behauptung des Kl&#228;gers &#252;berzeugt, da&#223; dieser bereits am Morgen des 22.9.1982, als er den Korn trank, unzurechnungsf&#228;hig war. Dann hat der Kl&#228;ger aber bereits nicht mehr schuldhaft gehandelt, als er den Alkohol zu sich nahm. Daher kann die weitere Frage, ob ... der Alkoholgenu&#223; ... miturs&#228;chlich f&#252;r die Amokfahrt war, offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Eine grob fahrl&#228;ssige Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles kann entgegen der Ansicht des Beklagten nicht deshalb angenommen werden, weil der Kl&#228;ger nicht in der Zeit zwischen den Sch&#252;ben Vorkehrungen gegen die Benutzung des Fahrzeuges w&#228;hrend eines psychotischen Schubes getroffen hat. Angesichts der vom Beklagten nicht widerlegten Behauptung des Kl&#228;gers, da&#223; dieser bis zum 22.09.1982 w&#228;hrend eines Schubes noch die das Bed&#252;rfnis gehabt habe, sich an das Steuer seines Fahrzeuges zu setzen, liegt in dem Fehlen zu Vorkehrungen gegen die Benutzung des Fahrzeuges w&#228;hrend eines psychotischen Schubes zumindest kein grob fahrl&#228;ssiges Verhalten des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte braucht jedoch nicht mehr als 4 % Zinsen seit dem 6.4.1983 zu zahlen. Insoweit hatte ihre Berufung Erfolg. Da nicht der Kl&#228;ger, sondern - aufgrund der Erteilung des Sicherungsscheines - die ... Bank in ... Inhaber der Entsch&#228;digungsforderung ist, kommt es f&#252;r einen auf &#167;286 BGB gest&#252;tzten Anspruch auf Ersatz eines &#252;ber 4 % hinaus gehenden Zinsschadens nicht darauf an, ob der Kl&#228;ger Bankkredit in Anspruch nimmt und daf&#252;r entsprechende Zinsen zu zahlen hat, sondern darauf, ob der ... Bank durch die Nichtzahlung der Klageforderung ein &#252;ber 4 % hinausgehender Zinsschaden entstanden ist. Dazu hat der insoweit darlegungspflichtige Kl&#228;ger jedoch nichts vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher nach Ma&#223;gabe des Tenors zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167;97 Abs. 1, 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Eines Ausspruchs &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit bedurfte es nach Ansicht des Senates nicht, weil dieses Urteil mit der Revision nicht mehr angegriffen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist durch dieses Urteil in H&#246;he von 10.506,66 DM beschwert.</p>
315,666
olgham-1984-10-12-1-ws-31084
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 310/84
1984-10-12T00:00:00
2019-03-13T15:10:35
2019-03-27T09:42:31
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1012.1WS310.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Der Haftbefehl des Amtsgerichts ... vom ... wird hinsichtlich des Beschuldigten ... unter folgenden Auflagen au&#223;er Vollzug gesetzt.</p> <p> 1. Der Angeklagte hat eine Sicherheit in H&#246;he von 80.000,- DM zu leisten. Sie kann auch durch B&#252;rgschaft eines deutschen Kreditinstitutes erbracht werden.</p> <p> 2. Der Angeklagte hat sich einmal w&#246;chentlich auf der f&#252;r seinen Wohnsitz zust&#228;ndigen Polizeiwache zu melden.</p> <p> 3. Er hat seinen Reisepa&#223; und seinen Personalausweis bei der Staatsanwaltschaft ... zu hinterlegen.</p> <p> 4. Ihm wird untersagt, da&#223; Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zu verlassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte, ... sitzt aufgrund des Haftbefehls ... vom ... seit diesem Tage in Untersuchungshaft. Entsprechend dem gegen ihn im Haftbefehl gerichteten Vorwurf wurde er durch Urteil der 3. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts ... wegen Geldf&#228;lschung zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten verurteilt. Er hat gegen dieses Urteil Revision eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Anl&#228;&#223;lich der Urteilsverk&#252;ndung hat die Strafkammer die Haftfortdauer angeordnet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ... hat beantragt, den Haftbefehl gegen Sicherheitsleistung au&#223;er Vollzug zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschlu&#223; hat die Strafkammer den Antrag abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die zul&#228;ssige Beschwerde des Angeklagten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Haftbefehl und im Haftfortdauerbeschlu&#223; ist zu Recht hinsichtlich des Angeklagten ... in Anbetracht der hohen Straferwartung der auch jetzt noch bestehende Haftgrund der Fluchtgefahr (&#167; 112 Abs. 2 Nr. 2 StPO) angenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese Straferwartung hat sich aufgrund der Verurteilung konkretisiert. Der Angeklagte mu&#223; damit rechnen, da&#223; die gegen ihn gerichtete Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und 9 Monaten rechtskr&#228;ftig wird, zumal aufgrund der von ihm eingelegten Revision das Urteil der Strafkammer nur auf Rechtsfehler hin &#252;berpr&#252;ft werden kann.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berzeugung des Senats kann jedoch die Fluchtgefahr durch eine Sicherheitsleistung und die anderen in der Beschlu&#223;formel angeordneten Ma&#223;nahmen so weit verringert werden, da&#223; die Aussetzung des Vollzuges des Haftbefehls nach &#167; 116 Abs. 1 StPO verantwortet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der bisher nicht vorbestrafte Angeklagte kann die Erwartung hegen, da&#223; gem. &#167; 57 Abs. 1 StPO die Vollstreckung des letzten Drittels der gegen ihn verh&#228;ngten Freiheitsstrafe zur Bew&#228;hrung ausgesetzt werden wird. Auf die Strafe wird die 7monatige bisher erlittene Untersuchungshaft angerechnet. Demgem&#228;&#223; steht ihm voraussichtlich eine Strafverb&#252;&#223;ung von 1 Jahr und 11 Monaten bevor. Diese Straferwartung ist nicht so hoch, da&#223; bef&#252;rchtet werden mu&#223;, der Angeklagte werde unter Hintansetzung aller anderen pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen R&#252;cksichten die Flucht ergreifen. Im Falle einer Flucht w&#252;rde sein Druckereibetrieb, der seit etwa 10 Jahren f&#252;r ihn und seine Familie die wirtschaftliche Grundlage bot und in dem er pers&#246;nlich die wesentliche Arbeitsleistung erbracht hat, untergehen. Stellt er sich jedoch dem weiteren Verfahren und der Strafverb&#252;&#223;ung, hat er die berechtigte Aussicht, den Betrieb zu erhalten. Im Falle einer Haftverschonung kann er vor Strafantritt personelle und organisatorische Ma&#223;nahmen ergreifen, damit der Betrieb auch ohne ihn fortgef&#252;hrt werden kann. Es erscheint auch nicht ausgeschlossen, dass zumindest ein erheblicher Teil der gegen den Angeklagten verh&#228;ngten Freiheitsstrafe in einer Anstalt des offenen Vollzuges nahe dem Sitz seines Unternehmens vollstreckt werden kann und er dann die M&#246;glichkeit haben wird tags&#252;ber in seinem Betrieb zu arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese sich f&#252;r den Angeklagten abzeichnenden Chancen f&#252;r seine sp&#228;tere Lebensgestaltung haben ein gro&#223;es Gewicht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zudem ist nicht zu erwarten, da&#223;, wenn der Angeklagte entsprechend seinem Angebot eine f&#252;r seine Verh&#228;ltnisse hohe, nur mit Hilfe von Verwandten aufgebrachte Kaution hinterlegt hat, er in Kauf nehmen wird, durch Flucht dieser Kaution verlustig zu gehen und hierdurch nicht nur seinen wirtschaftlichen Zusammenbruch, sondern auch den von Verwandten zu verursachen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen des Urteils hat der. Angeklagte zwar Geld des Staates ... gef&#228;lscht. Es ist jedoch nichts aus dem Urteil daf&#252;r ersichtlich, da&#223; er zu jenem Land Beziehungen unterh&#228;lt, die es nahelegen, er werde dorthin fl&#252;chten und dort eine neue Existenz aufbauen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Somit hat der Senat den Vollzug des Haftbefehls unter den in der Beschlu&#223;formel angef&#252;hrten Auflagen au&#223;er Vollzug gesetzt.</p>
315,667
olgham-1984-10-08-3-ss-owi-125484
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ss OWi 1254/84
1984-10-08T00:00:00
2019-03-13T15:10:37
2019-03-27T09:42:31
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:1008.3SS.OWI1254.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens, an das Amtsgericht Herford zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Betroffene wegen einer Vorfahrtsverletzung beim Ausfahren aus einem Grundst&#252;ck (&#167; 10 StVO) zu einer Geldbu&#223;e von 40,- DM verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde, die der Senat zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung zugelassen hat, r&#252;gt ausschlie&#223;lich die Verletzung formellen Rechts. Sie beanstandet, da&#223; die Hauptverhandlung in Abwesenheit des Verteidigers durchgef&#252;hrt worden ist, obwohl dieser wenige Minuten vor der angesetzten Terminsstunde mitgeteilt hatte, er wolle an der Hauptverhandlung teilnehmen, sei jedoch wegen der Wahrnehmung eines zur gleichen Zeit angesetzten anderen Termins in demselben Gerichtsgeb&#228;ude verhindert, rechtzeitig zu erscheinen. Zur weiteren Begr&#252;ndung f&#252;hrt sie aus, der Verteidiger habe den amtierenden Richter davon in Kenntnis gesetzt, er bef&#228;nde sich in Saal 4 desselben Gerichtsgeb&#228;udes in einer Beweisaufnahme und k&#246;nne notfalls aus der Sitzung herausgerufen werden, um an der Verhandlung in vorliegender Sache teilzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsbeschwerde kann der Erfolg nicht versagt werden. Mit dem Generalstaatsanwalt ist der Senat der Auffassung, da&#223; der Amtsrichter das aus dem Rechtsstaatsprinzip folgende Recht der Betroffenen auf ein faires Verfahren (vgl. BVerfG 38, 105 ff) und zugleich die damit korrespondierende Pflicht des Gerichts zur prozessualen F&#252;rsorge verletzt hat. Wie der Senat aus den Akten festgestellt hat, war die Hauptverhandlung am Terminstage auf 14.20 Uhr angesetzt. Mit R&#252;cksicht auf die angek&#252;ndigte Versp&#228;tung des Verteidigers er&#246;ffnete der Amtsrichter die Hauptverhandlung 10 Minuten sp&#228;ter, um 14.30 Uhr, unterbrach dann nach Feststellung der Formalien und der Vernehmung der Betroffenen zur Person die Hauptverhandlung und begann um 14.40 Uhr mit der Vernehmung der Betroffenen zur Sache. Die Hauptverhandlung war um 14.50 Uhr beendet. Kurz danach erschien der Verteidiger.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der vom Senat eingeholten dienstlichen &#196;u&#223;erung des Amtsrichters best&#228;tigt dieser zwar nicht den Vortrag der Rechtsbeschwerde, er sei von dem Verteidiger davon in Kenntnis gesetzt worden, da&#223; jener sich in einem bestimmten Saal desselben Gerichtsgeb&#228;udes befinde und zwecks Teilnahme an der Hauptverhandlung in vorliegender Sache aus der Sitzung herausgerufen werden k&#246;nne. Wohl aber ergibt sich aus dieser &#196;u&#223;erung, da&#223; der Amtsrichter dar&#252;ber informiert war, bei welchem Kollegen der Verteidiger sich in anderer Sache aufhielt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter den gegebenen Umst&#228;nden durfte der Amtsrichter die Hauptverhandlung nicht ohne den Verteidiger durchf&#252;hren. Zwar gibt eine Verhinderung des Verteidigers gem&#228;&#223; &#167; 228 Abs. 2 StPO, der gem&#228;&#223; &#167; 46 OWiG auch im Bu&#223;geldverfahren gilt, dem Betroffenen grunds&#228;tzlich nicht das Recht, die Aussetzung der Verhandlung zu verlangen. Es ist jedoch anerkannt, da&#223; diese Verfahrensvorschrift dann nicht angewendet werden darf, wenn ihre Anwendung mit dem Prinzip eines fairen Verfahrens nicht zu vereinbaren ist (vgl. OLG Hamm VRS 41, 45; VRS 47, 358; OLG K&#246;ln VRS 42, 284; OLG Frankfurt AnwBl. 1977, 423). So liegt es hier. Es besteht &#220;bereinstimmung in der obergerichtlichen Rechtsprechung, da&#223; das Gericht jedenfalls dann, wenn der Verteidiger rechtzeitig mitgeteilt hat, er k&#246;nne aus von ihm nicht zu vertretenden Gr&#252;nden nicht rechtzeitig zur Terminsstunde erscheinen, hierauf R&#252;cksicht zu nehmen hat. (Vgl. OLG Hamm VRS 47, 358 und Beschlu&#223; des hiesigen 2. Senats vom 11.4.1978 in 2 Ss OWi 611/78 sowie die oben angegebene Rechtsprechung). Der hier zu beurteilende Sachverhalt n&#246;tigt nicht zu einer Auseinandersetzung mit der unterschiedlich beantworteten Frage, um welchen Zeitraum das Gericht in solchen F&#228;llen mit dem Beginn der Verhandlung zuzuwarten hat. (vgl. etwa OLG Frankfurt a.a.O.: 15 Minuten Wartepflicht; OLG K&#246;ln a.a.O.: mindestens 30 Minuten). Vorliegend hatte der Verteidiger dem amtierenden Richter noch unmittelbar vor der angesetzten Terminsstunde mitgeteilt, da&#223; er an der Hauptverhandlung teilzunehmen gedachte. Da der Amtsrichter auch Kenntnis davon hatte, bei welchem Kollegen der Verteidiger sich zu dem genannten Zeitpunkt aufhielt, w&#228;re es ohne nennenswerten Aufwand m&#246;glich gewesen, mit dem Verteidiger Verbindung aufzunehmen und Nachfrage zu halten, ob noch und ggfls. wann mit seinem Erscheinen gerechnet werden konnte. Bei dieser Verfahrensweise h&#228;tte, wie sich aus dem zeitlichen Ablauf der Verhandlung zweifelsfrei ergibt, ... ohne &#252;berm&#228;&#223;ige St&#246;rung des &#252;brigen Verhandlungsprogramms dem Verteidiger die Teilnahme an der Hauptverhandlung erm&#246;glicht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auf dem beschriebenen Verfahrensfehler kann das Urteil auch beruhen. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Verteidiger auf den Ablauf und das Ergebnis der Verhandlung in einer f&#252;r die Betroffene vorteilhaften Weise h&#228;tte Einflu&#223; nehmen k&#246;nnen. Das angefochtene Urteil war demnach mit den getroffenen Feststellungen aufzuheben und zur neuen Verhandlung an die Vorinstanz, zur&#252;ckzuverweisen.</p>
315,668
olgk-1984-09-24-12-u-3784
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 37/84
1984-09-24T00:00:00
2019-03-13T15:10:38
2019-03-27T09:42:31
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0924.12U37.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 12. Januar 1984 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 2 0 753/82 - abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p>- Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO abgesehen. -</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:94px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Die Berufung des Beklagten begegnet keinen prozessualen Bedenken; sie ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Abweichend vom Landgericht ist der Senat zu dem Ergebnis gekommen, da&#223; die Kl&#228;gerin vom Beklagten die Bezahlung</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">von Stromrechnungen in H&#246;he von zusammen 1o.997,44 DM nicht fordern kann.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Dabei kann dahintehen, ob die Klage mit dem in erster Linie gestellten Zahlungsantrag &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist ,oder ob mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; die sog. Masseunzul&#228;nglichkeit festzustellen ist, das Rechtsschutzinteresse f&#252;r den Hauptantrag fehlt und deshalb die Kl&#228;gerin nur auf ihren hilfsweise gestellten Peststellungsantrag zur&#252;ckgreifen kann, denn jedenfalls ist die Klage unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Der Senat folgt in dieser Verfahrensweise dem Bundesgerichtshof, der ebenfalls das Zul&#228;ssigkeitsmerkmal Rechtsschutzbed&#252;rfnis offenl&#228;&#223;t, wenn die Klage sachlich keinen Erfolg hat (ECU WM 1978, 935).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Klage ist in H&#246;he von 954,74 DM, also betreffend die Rechnung vom 4 Q Mai 1982 f&#252;r den Monat April 1(382, von vorneherein unbegr&#252;ndet. Unwidersprochen n&#228;mlich hat die Kl&#228;gerin &#252;ber diesen Betrag dem Beklagten eine Gutschrift erteilt (Kopie der Gutschriftsanzeige April bis Juli 1982, 171, 144 d.A.). </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">Die Klage ist aber auch im &#252;brigen unbegr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin kann ihre Forderung nicht auf eine mit. der Beklagten zustandegekommene vertragliche Vereinbarung st&#252;tzen. Sie hat einen entsprechenden Vertrag, der, durch ausdr&#252;ckliche Erkl&#228;rungen zustandegekommen w&#228;re, nicht substantiiert vorgetragen. Ihre Behauptungen ergeben nicht entsprechende Willenserkl&#228;rungen des Beklagten. Nach dem erstinstanzlichen Vortrag soll der Beklagte erkl&#228;rt haben, er werde den Stromverbrauch seit Beginn des Sequestation bezahlen; im &#252;brigen sei er bereit, einen Stromlieferungsvertrag gem&#228;&#223; dem ihm &#252;bermittelten Angebot der Kl&#228;gerin, welches ihm noch schriftlich zugesandt werden solle, abzuschlie&#223;en, Eine solche blo&#223;e Bereitschaftserkl&#228;rung enth&#228;lt nicht zugleich die Erkl&#228;rung von Angebot oder Annahme eines Vertrages nach dem ausdr&#252;cklichen Vortrag der Kl&#228;gerin sollte ein solches Angebot im &#252;rigen auch erst noch dem Beklagten &#252;bersendet</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">Der zweitinstanzliche Vortrag der Kl&#228;gerin bezieht sich auf die Aussage des Zeugen C. und hebt dessen Kernsatz hervor: "Es sei selbstverst&#228;ndlich, da&#223; er (das ist</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:7px">der Beklagte) die Stromkosten &#252;bernehmen werde." Auch diese Erkl&#228;rung besagt nichts &#252;ber Angebot und Annahme eines Vertrages &#252;ber die umfassende Belieferung des Betriebes P. mit Strom zu Lasten der Konkursmasse, denn in dieser Weise konnte die Kl&#228;gerin nach den gegebenen Umst&#228;nden die zitierte Erkl&#228;rung des Beklagten keineswegs verstehen, Der unstreitige Sachverhalt im Zusammenhang mit dem fraglichen Telefonat ergibt n&#228;mlich, da&#223; es damals allein um die Versorgung der Leute des Beklagten ging, die im Betrieb P. Inventurarbeiten ausf&#252;hrten und dazu entsprechend der Jahreszeit - es war Dezember - Strom f&#252;r die Lampen, f&#252;r die B&#252;romaschinen und eventuell auch f&#252;r die Heizung brauchten. Nicht anders als eine Zusage, solche Stromkosten f&#252;r eine &#220;berschaubare Zeit zu bezahlen, konnte die Kl&#228;gerin die jetzt hervorgehobene &#196;u&#223;erung des Beklagten verstehen. An eine Wiederaufnahme der Produktion und die entsprechende Zusage des Beklagten, hierdurch anfallende Stromkosten zu bezahlen, durfte die Kl&#228;gerin redlicherweise nicht denken. Ihre Behauptungen enthalten auch nicht etwa einen Hinweis auf &#196;u&#223;erungen des Beklagten mit einem entsprechenden weitergehenden Inhalt. Im Gegenteil tr&#228;gt die Kl&#228;gerin selbst vor, da&#223; der Beklagte zu Umfang und Dauer der gew&#252;nschten Belieferung keinerlei Angaben gemacht hat. Dann aber ist zu beachten, was auch der Zeuge C. in seiner Aussage best&#228;tigt hat, da&#223; er n&#228;mlich zuvor in einem Telefonat mit einer Angestellten des Beklagten geh&#246;rt habe, der Konkursverwalter lehne es ab, einen Stromlieferungsvertrag abzuschlie&#223;en und empfehle, sich</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">mit der Firma N. in Verbindung zu setzen. Ferner ist f&#252;r das Verst&#228;ndnis der telefonischen &#196;u&#223;erung des Beklagten bedeutsam, da&#223; die Leute des Beklagten, denen die Stromsperre der Kl&#228;gerin drohte, lediglich angek&#252;ndigt hatten, der Beklagte werde selbstverst&#228;ndlich f&#252;r Kosten der Stromversorgung aufkommen, "da er den Betrieb zum Zwecke der Abwicklung weiter betreibe". Es war also hier</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">lediglich von Abwicklung die Rede, nicht aber von der Fortsetzung der Produktion. Anders als die Kl&#228;gerin jetzt darstellen m&#246;chte, ist der Begriff Abwicklung auch damals nicht irref&#252;hrend gewesen. Die Kl&#228;gerin selbst hat n&#228;mlich die damaligen &#196;u&#223;erungen der Mitarbeiter des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:4px">in der Berufungserwiderung dahin zitiert, da&#223; diese gesagt h&#228;tten, man ben&#246;tige den Strom wegen der winterlichen Temperaturen zur Beheizung, zu Beleuchtungszwecken, zum Betrieb von B&#252;romaschinen und &#228;hnlichem. Damit waren die' Inventurarbeiten umschrieben; von irgendwelchen Produktionsmaschinen war ausdr&#252;cklich nicht die Rede.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Die Kl&#228;gerin hat ferner einen vertraglichen Anspruch auch insoweit nicht dargetan, als sie auf den angeblichen Verbrauch durch den Beklagten abstellt, also den Gesichtspunkt des sog. faktischen Vertrages anf&#252;hrt. Dieser ist in Rechtsprechung und einem Teil der Literatur durchaus anerkannt. Die Beiweislast jedoch und damit auch die Vertragslast f&#252;r eine tatschliche Inanspruchnahme der Stromversorgungsanlage liegt in vollem Umfang bei der Kl&#228;gerin. Insofern ist hier lediglich unbestritten, da&#223; im Dezember 1981 einige Mitarbeiter des Beklagten 5 Tage lang bei Inventurarbeiten Strom f&#252;r die Beleuchtung, den Betrieb von B&#252;romaschinen - also etwa Schreibmaschinen und Rechenger&#228;te - verbraucht haben. Darin ist nicht eine Inanspruchnahme der Stromversorgungsanlage zu sehen, wie sie die Kl&#228;gerin f&#252;r den Betrieb in P. zur Verf&#252;gung stellte. Der entscheidende Teil, bei dem der gr&#246;&#223;te Verbrauch m&#246;glich war, lag im Bereich der Produktion. Die wenigen Inventurarbeiten im B&#252;robereich jedoch sind, im Sinne eines sozialtypischen Verhaltens, wie es f&#252;r das Zustandekommen eines faktischen Vertrages gefordert wird, im Blick auf die Stromversorgungsanlage im ganzen nicht relevant.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Die von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrten Indizien f&#252;r einen Verbrauch durch den Beklagten auch im Bereich der Produktion und</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">&#252;ber viele Monate hin, sind nicht zwingend:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Bez&#252;glich der angeblichen &#196;u&#223;erungen der Mitarbeiter des Beklagten sei auf die obigen Ausf&#252;hrungen Bezug genommen. Die Bemerkung der Mitarbeiter, der Beklagte betreibe zum Zwecke der Abwicklung den Betrieb weiter, besagt - wie</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">im einzelnen ausgef&#252;hrt - nichts &#252;ber die Weiterbetreibung der Produktion.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Die von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrten hohen Stromrechnungen f&#252;r die Zeit bis zur Sequestation widerlegen nicht die</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Darstellung des Beklagten, die Gemeinschuldnerin habe schon vor der Sequestration den Betrieb in P. stillqe1egt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Es_ist durchaus m&#246;glich, da&#223; auch schon vor der Sequestration, als die Gemeinschuldnerin aus der Produktion in P. zur&#252;ckgezogen hatte, die Firma N. KG oder eine andere Rechtsperson die Maschinen im Betrieb benutzte. - Damit ist nichts dar&#252;ber ausgesagt, ob die</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Forderung der Kl&#228;gerin f&#252;r Stromlieferungen vor der Sequestration, die sie zur Konkurstabelle angemeldet hat, berechtigt ist oder nicht; der Senat hat hier dar&#252;ber nicht zu befinden. -</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Auch die Behauptung der Kl&#228;gerin, die Firma N. KG habe das Betriebsgrundst&#252;ck in P. nicht genutzt und in den Monaten Dezember 1981 bis April 1982 den in Rechnung gestellten Strom nicht verbraucht, ist nicht erheblich. Selbst wenn die Richtigkeit der Behauptung sich erweisen w&#252;rde, ist damit nicht zugleich erwiesen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">der Beklagte den Strom verbraucht hat. Neben dem Beklagten</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">und der Firma N. KG sind durchaus auch andere Stromverbraucher vorstellbar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Die Mietschuld des Beklagten dem Vermieter Immler gegen&#252;ber (111.14o,86 DM; entnommen der Aufstellung des Beklagten zum Thema Masseunzul&#228;nglichkeit) ist ebenfalls nicht ein Beleg daf&#252;r, da&#223; der Beklagte die Produktion in P. fortgef&#252;hrt habe. &#167; 19 der Konkursordnung n&#228;mlich zeigt, da&#223; der Konkursverwalter Miet- und Pachtverh&#228;ltnisse nur innerhalb der gesetzlichen K&#252;ndigungsfrist k&#252;ndigen kann, falls nicht eine k&#252;rzere Frist bedungen war. Vorliegend handelte es sich um einen Pachtvertrag, so da&#223; nach &#167; 595 BGB f&#252;r die K&#252;ndigung grunds&#228;tzlich die Jahresfrist galt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Schlie&#223;lich ergibt sich aus der Aufnahme von Bankkrediten</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">f&#252;r die Masse ("zum Zweck der Betriebsfortf&#252;hrung) nicht zugleich, da&#223; der Betrieb gerade in P. fortgef&#252;hrt wurde. Die Notwendigkeit der Aufnahme eines Kredites erkl&#228;rt sich zwanglos aus der Ma&#223;nahme der Ver&#228;u&#223;erung des Betriebes in S.; dem entspricht es, da&#223; in der Aufstellung des Beklagten der Verkaufspreis f&#252;r "S." genannt ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Die Zahlungsklage ist auch nicht etwa zu einem Teil begr&#252;ndet, n&#228;mlich insofern, als es um den geringf&#252;gigen Stromverbrauch in den genannten 5 Tagen im Dezember 1981 geht. Die Kl&#228;gerin hat insofern keine Einzelheiten vorgetragen, auf deren Grundlage der Senat von der M&#246;glichkeit einer Sch&#228;tzung nach &#167; 287 ZPO Gebrauch machen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Rechtsstreits ergeht gem. &#167; 91 ZPO, die &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeif gem. den &#167;&#167; 7o8 Nr. 1o, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px"><u>Streitwert</u> f&#252;r die zweite Instanz,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:11px">zugleich Wert der Beschwer: 10.997,41 DM.</p>
315,669
olgham-1984-09-19-20-u-8084
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 80/84
1984-09-19T00:00:00
2019-03-13T15:10:40
2019-03-27T09:42:31
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0919.20U80.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 20. Dezember 1983 verk&#252;ndete Urteil der 9. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 5.894,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11. August 1983 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Beklagte 71 % und der Kl&#228;ger 29 %.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden zu 79 % der Beklagten und zu 21 % dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Eigent&#252;mer und Halter eines bei der Beklagten unter anderem gegen Diebstahl versicherten Motorrades (Teilkaskoversicherung). Er hatte dieses Motorrad um die Jahreswende 1981/82 f&#252;r etwa 5.000,- DM gebraucht gekauft. Am 12.7.1982 zeigte er bei der Polizei in ... an, da&#223; ihm dieses Motorrad auf einem Parkplatz der Universit&#228;t ... entwendet worden sei. Ferner meldete er der Beklagten den Diebstahl. In der hierf&#252;r vorgesehenen Schadensanzeige vom 15.7.1982 gab er als Datum der Erstzulassung (zutreffend) den 6.4.1979 und den Kilometerstand mit ungef&#228;hr 20.000 km an. Die formularm&#228;&#223;ige Frage nach der "H&#246;he der Reparaturkosten" - eine andere Frage ist auch f&#252;r Diebstahlsf&#228;lle nicht vorgesehen - beantwortete er mit "Wiederbeschaffungskosten zwischen 12.000,- bis 13.000,-". Gleichzeitig gab er an, das Motorrad sei mit einer Vollverkleidung der Marke Vetter sowie einem Paar Vetter-Packtaschen mit Top-Case incl. Halterung ausgestattet gewesen. Bez&#252;glich der Vollverkleidung f&#252;gte er eine von dem Zeugen ... ausgestellte Quittung vom 26.6.1982 und f&#252;r die Packtaschen eine Rechnung der Firma ... in ... &#252;ber 2.394,- DM bei. Diese Rechnung tr&#228;gt das Datum 26.9.1982 und als Unterschrift des Verk&#228;ufers den Namenszug " ...". Die Beklagte, der das offensichtlich unzutreffende Rechnungsdatum der Firma ... auffiel lehnte die Schadensregulierung ab und erstattete Strafanzeige wegen Betruges gegen den Kl&#228;ger. Das Ermittlungsverfahren (17 Js 698/82 StA Essen), in dessen Rahmen mehrere Mitarbeiter der Firma ... als Zeugen vernommen wurden, das aber keine Kl&#228;rung der Frage brachte, wer die Rechnung mit dem unzutreffenden Datum 26.9.1982 ausgestellt hatte, wurde mit Bescheid vom 22.4.1983 mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage hat der Kl&#228;ger die Beklagte auf Zahlung von 8.280,- DM nebst Zinsen in Anspruch genommen und zur Begr&#252;ndung dieser Forderung den Wert des Motorrades mit 4.900,- DM, den Wert der Packtaschen mit 2.380,- DM und den Wert der Verkleidung mit 1.000,- DM angegeben. Zum Diebstahlsgeschehen hat er behauptet, er habe das Motorrad am Morgen des 12.7.1982 auf dem f&#252;r Motorr&#228;der vorgesehenen Parkplatz der Universit&#228;t ... verschlossen abgestellt und bei seiner R&#252;ckkehr gegen Mittag den Verlust festgestellt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 8.280,- DM nebst 14 % Zinsen seit dem 1.8.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat den Versicherungsfall und die Schadensh&#246;he bestritten. Sie hat geltend gemacht, der Kl&#228;ger habe keine nachpr&#252;fbaren Tatsachen, die den hinreichend sicheren Schlu&#223; auf einen Diebstahl zulie&#223;en, beweisen k&#246;nnen. Auch sei seine Glaubw&#252;rdigkeit ersch&#252;ttert. Das ergebe sich daraus, da&#223; er in der Schadensanzeige die Wiederbeschaffungskosten zu hoch angesetzt habe, da&#223; er eine offensichtlich manipulierte Rechnung der Firma ... vorgelegt habe und da&#223; er schlie&#223;lich auch einen mit ihr - der Beklagten - verabredeten Termin zum Zwecke n&#228;herer Feststellungen bei der Firma ... nicht eingehalten habe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Zur Schadensh&#246;he hat sie auf ein in ihrem Auftrag erstattetes Sachverst&#228;ndigengutachten verwiesen, in dem der Zeitwert des Motorrades mit brutto 3.500,- DM ermittelt worden ist. Im &#252;brigen hat sie geltend gemacht, da&#223; die vom Kl&#228;ger in Ansatz gebrachte Vollverkleidung vom Versicherungsschutz nicht umfa&#223;t sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, der Kl&#228;ger habe den ihm obliegenden Nachweis des Versicherungsfalls nicht gef&#252;hrt. Wegen weiterer Einzelheiten - auch zum Sach- und Streitstand erster Instanz - wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der hiergegen gerichteten Berufung verfolgt der Kl&#228;ger seinen Anspruch in H&#246;he von 7.394,- DM weiter. Dieser Berechnung legt er einen Zeitwert des Motorrades von 5.000,- DM und den Wert der Packtaschen mit 2.394,- DM zugrunde. Ersatz der Vollverkleidung verlangt er nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit n&#228;herer Begr&#252;ndung greift er die Tatsachenw&#252;rdigung des Landgerichts an und r&#252;gt, da&#223; die von ihm benannten Zeugen nicht vernommen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.394,- DM nebst 14 % Zinsen seit dem 1.8.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verteidigt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung das angefochtene Urteil. Sie ist der Auffassung, der Kl&#228;ger habe den Eintritt des Versicherungsfalls nicht bewiesen, weil aufgrund zahlreicher Indizien der Verdacht begr&#252;ndet sei, da&#223; der Vortrag des Kl&#228;gers nicht stimme. Im &#252;brigen wiederholt sie ihr erstinstanzliches Vorbringen zu Grund und H&#246;he.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Die Ermittlungsakten 17 Js 698/82 StA Essen haben dem Senat vorgelegen und sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen. Der Senat hat den Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167;141 ZPO geh&#246;rt und die vom Kl&#228;ger benannten Zeugen ... und ... uneidlich vernommen. &#220;ber das Ergebnis der Anh&#246;rung des Kl&#228;gers und der Beweisaufnahme verh&#228;lt sich ein Vermerk des Berichterstatters, der den Parteien bekannt ist und auf den Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist in dem aus dem Urteilstenor ersichtlichen Umfang &#252;berwiegend begr&#252;ndet. Die Beklagte ist verpflichtet, den Zeitwert des Motorrades und den Wert der Packtaschen zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Nachweis des Versicherungsfalls gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer, der von einem Diebstahlsschaden betroffen wird, ist in der Regel nicht in der Lage, den Diebstahl unmittelbar durch Zeugen zu beweisen. Es ist daher - wie auch die Beklagte nicht verkennt - in der Rechtsprechung seit langem anerkannt, da&#223; dem Versicherungsnehmer gewisse Beweiserleichterungen zugutekommen m&#252;ssen. In der Regel gen&#252;gt es, wenn der Versicherungsnehmer Tatsachen vortr&#228;gt und, soweit m&#246;glich, unter Beweis stellt, die die hinreichende Wahrscheinlichkeit begr&#252;nden, da&#223; der Versicherungsfall eingetreten ist. Es ist dann Sache des Versicherers, Tatsachen vorzutragen und, soweit m&#246;glich, zu beweisen, die die erhebliche Wahrscheinlichkeit f&#252;r unredliches Verhalten des Versicherungsnehmers begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diese Verteilung der Darlegungs- und Beweislast beruht auf der &#220;berlegung, da&#223; der Versicherer und der Versicherungsnehmer nach Sinn und Zweck des Versicherungsvertrages den versicherten Entwendungsfall schon bei hinreichender Wahrscheinlichkeit als nachgewiesen ansehen wollen und da&#223; im Regelfall von der Redlichkeit des Versicherungsnehmers auszugehen ist (zu diesen Fragen eingehend zuletzt BGH VersR 1984, 29 ff.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger vorgetragenen Tatsachen lassen den Schlu&#223; auf eine Entwendung des Motorrades zu. Teile dieses Sachvortrags sind durch die Beweisaufnahme vor dem Senat bewiesen worden. So haben die vernommenen Zeugen best&#228;tigt, da&#223; der Kl&#228;ger Halter des als gestohlen gemeldeten Kraftrades gewesen ist und da&#223; dieses Kraftrad auch die vom Kl&#228;ger behaupteten Ausstattungsdetails (Packtaschen, Verkleidung) aufgewiesen hat. Bedenken gegen die Glaubw&#252;rdigkeit der Zeugen haben sich nicht ergeben. Ihre Aussagen sind differenziert und widerspruchsfrei. Die Tatsache allein, da&#223; alle Zeugen mit dem Kl&#228;ger bekannt oder sogar befreundet sind, nimmt ihnen nicht die &#220;berzeugungskraft.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat keiner der Zeugen best&#228;tigen k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger das Motorrad am Vormittag des 12.7.1982 ordnungsgem&#228;&#223; verschlossen auf dem Universit&#228;ts-Parkplatz abgestellt hat. In diesem Punkt h&#228;ngt die Entscheidung allein von der Glaubw&#252;rdigkeit des Kl&#228;gers ab. Der Senat h&#228;lt den Kl&#228;ger nach dem pers&#246;nlichen Eindruck, den er von ihm in der m&#252;ndlichen Verhandlung und im Verlauf der Beweisaufnahme gewonnen hat, f&#252;r glaubw&#252;rdig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Glaubw&#252;rdigkeit des Kl&#228;gers w&#228;re nur dann ersch&#252;ttert, wenn aufgrund festgestellter Tatsachen die erhebliche Wahrscheinlichkeit begr&#252;ndet w&#228;re, da&#223; der Kl&#228;ger sich unredlich verhalten und zumindest versucht h&#228;tte, die Beklagte zu &#252;bervorteilen. Die von der Beklagten hierzu vorgetragenen Gesichtspunkte haben Gewicht, begr&#252;nden jedoch - auch in der Zusammenschau - allenfalls gewisse Verdachtsmomente und die M&#246;glichkeit eines manipulierten Versicherungsfalls. Sichere Feststellungen, aus denen sich Schl&#252;sse gegen den Kl&#228;ger ziehen lie&#223;en, erm&#246;glichen sie jedoch nicht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Rechnung &#252;ber die Packtaschen f&#228;llt zun&#228;chst das falsche Datum auf. Dieses Datum ist jedoch so offensichtlich falsch - es liegt mehr als zwei Monate nach dem behaupteten Versicherungsfall und nach dem Zeitpunkt, zu dem die Rechnung bereits bei der Beklagten vorgelegt wurde -, da&#223; sich die M&#246;glichkeit eines Schreibfehlers (z.B. Verdrehung von Zahlen: 26.9. statt 29.6.) geradezu aufdr&#228;ngt. Da&#223; jemand bewu&#223;t das offensichtlich falsche Datum 26.9.82 gew&#228;hlt haben k&#246;nnte, um <u>damit</u> die Beklagte zu t&#228;uschen, kann ausgeschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht, gest&#252;tzt auf die Aussage von Mitarbeitern der Firma ... im gegen den Kl&#228;ger gerichteten Ermittlungsverfahren, weiter geltend, das Rechnungsformular stamme aus einer Serie von Formularen, die nach dem 14.7.1982 und damit erst nach dem Versicherungsfall bei der Firma ... entwendet worden seien. Die von den Mitarbeitern der Firma ... gezogene Schlu&#223;folgerung ist jedoch nicht zwingend. Nach der Aussage des vom Senat vernommenen Zeugen ... erscheint es durchaus m&#246;glich, da&#223; die Rechnungsformulare nicht erst nach dem 14.7.1982, sondern auch schon l&#228;ngere Zeit davor entwendet worden sein k&#246;nnen. Die. M&#246;glichkeit, da&#223; einer der zahlreichen und h&#228;ufig wechselnden Mitarbeiter und Aushilfskr&#228;fte der Firma ... sich bei Gelegenheit einen Vorrat an Formularen angeeignet hat, um damit "auf eigene Rechnung". Waren zu verkaufen und den Kaufpreis zu unterschlagen, ist nicht ausgeschlossen. Zwar besteht die M&#246;glichkeit, da&#223; der Kl&#228;ger selbst, der einmal vor&#252;bergehend bei der Firma ... ausgeholfen hatte, sich diese Rechnungsformulare besorgt haben k&#246;nnte. Dies bleibt aber eine durch nichts bewiesene theoretische M&#246;glichkeit, die durch keine auch nur einen hinreichenden Tatverdacht begr&#252;ndenden Tatsachen erh&#228;rtet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gegen die M&#246;glichkeit, da&#223; das hier verwendete Rechnungsformular erst nach dem Versicherungsfall entwendet worden ist, spricht vor allem die Aussage des bereits im Ermittlungsverfahren und erneut vom Senat vernommenen Zeugen ... der glaubhaft bekundet hat, er sei gemeinsam mit dem Kl&#228;ger bei der Firma ... gewesen, als dieser dort die Packtaschen gekauft habe; er - der Zeuge - habe die Packtaschen dann auch an dem sp&#228;ter entwendeten Motorrad angebracht, wenn das aber zutrifft, dann mu&#223; der Kauf der Packtaschen noch vor dem 12.7.1982, dem Diebstahlstag, erfolgt sein. Der Schlu&#223;, die Rechnungsformulare seien erst nach dem 14.7.1982 bei der Firma ... abhanden gekommen, ist danach nicht mehr zwingend.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis bleibt danach offen, wie es zu der Rechnung &#252;ber die Packtaschen gekommen ist und wer sich hinter dem Aussteller der Rechnung mit Namen " ..." verbirgt. Da&#223; der Kl&#228;ger hiermit in irgendeiner Weise in Verbindung st&#252;nde, l&#228;&#223;t sich nicht mit der n&#246;tigen Sicherheit feststellen. Die Wahrscheinlichkeit, da&#223; der Kl&#228;ger an der Manipulation der Rechnung beteiligt gewesen sein k&#246;nnte, ist angesichts der f&#252;r ihn sprechenden Aussage des Zeugen ... gegen dessen Glaubw&#252;rdigkeit nichts spricht, jedenfalls nicht gr&#246;&#223;er als die Wahrscheinlichkeit, da&#223; die Ursachen f&#252;r die manipulierte Rechnung allein im Bereich der Firma ... zu suchen sind. Da im Regelfall von der Redlichkeit des Versicherungsnehmers auszugehen ist, k&#246;nnen solche Unklarheiten nicht zu Lasten des Kl&#228;gers verwertet werden.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">dd)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auch das Verhalten des Kl&#228;gers anl&#228;&#223;lich der Schadensregulierung ersch&#252;ttert seine Glaubw&#252;rdigkeit nicht. Soweit er in der Schadensanzeige die Wiederbeschaffungskosten f&#252;r das Motorrad mit 12.000,- bis 13.000,- DM beziffert hat, ist er - so seine durch nichts widerlegte Darstellung in der m&#252;ndlichen Verhandlung - hierbei von dem Neupreis einer gleichwertigen und gleich ausgestatteten Maschine ausgegangen. F&#252;r die Annahme, er habe diesen hohen Preis eingesetzt, um von der Beklagten eine &#252;berh&#246;hte Versicherungssumme zu erschleichen, spricht nichts. Zum einen ist das Schadensanzeigeformular der Beklagten, obwohl es auch Diebstahlsf&#228;lle erfa&#223;t, f&#252;r die Diebstahlssch&#228;den nicht geeignet, weil dort nur nach der H&#246;he der Reparaturkosten gefragt wird. Nach dem Wert des entwendeten Fahrzeugs wird nicht gefragt. Es kann daher dem Kl&#228;ger nicht angelastet werden, wenn er - ausdr&#252;cklich als solche bezeichnete - "Wiederbeschaffungskosten" angesetzt und diese mit dem Neupreis eines Neufahrzeugs gleichgesetzt hat. Gegen die Annahme, dies k&#246;nnte in der Absicht geschehen sein, die Beklagte zu &#252;bervorteilen, spricht, da&#223; der Kl&#228;ger an anderer Stelle des Formulars das Alter und die Laufleistung des Fahrzeugs angegeben hat, so da&#223; erkennbar war, da&#223; es sich um ein mehr als 3 Jahre altes Fahrzeug handelte. Auch aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger einen mit der Beklagten abgesprochenen Termin bei der Firma ... nicht eingehalten hat, kann nicht gegen den Kl&#228;ger verwendet werden. Denn der Kl&#228;ger hat sein Fernbleiben alsbald mit einem Versehen entschuldigt und sich zu einem neuen Treffen bereiterkl&#228;rt. Darauf ist die Beklagte nicht eingegangen. Daher ist der Schlu&#223;, der Kl&#228;ger habe sich geweigert, an der Aufkl&#228;rung des Schadens mitzuwirken, nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der H&#246;he nach ist die Klage und damit die Berufung nur zum Teil begr&#252;ndet. Der Zeitwert des Motorrades kann nur mit 3.500,- DM angesetzt werden. Diesen Betrag hat der von der Beklagten beauftragte Sachverst&#228;ndige ermittelt. Der Kl&#228;ger bestreitet die Richtigkeit dieser Wertermittlung, tr&#228;gt aber selbst keine konkreten Tatsachen vor, aufgrund deren eine abweichende Sch&#228;tzung zu seinen Gunsten m&#246;glich w&#228;re. So hat er erstmals in der Berufungsinstanz vorgetragen, er habe das Motorrad f&#252;r ungef&#228;hr 5.000,- DM gebraucht gekauft. Da er es nach seinen Angaben in der m&#252;ndlichen Verhandlung selbst etwa 8.000 km gefahren haben mu&#223; (Kilometerstand beim Erwerb 12.000 km, beim Diebstahl ausweislich der Schadensanzeige 20.000 km), kann der Zeitwert nicht, wie in der Berufungsbegr&#252;ndung angenommen, mit 5.000,- DM angesetzt werden. Zudem haben die polizeilichen Ermittlungen ergeben, da&#223; das Motorrad von einem der Vorbesitzer 1980 unfallbesch&#228;digt f&#252;r lediglich 2.900,- DM angekauft und danach repariert worden war. Dieser Vorbesitzer hat es dann 1980 f&#252;r 5.500,- DM weiter verkauft. Erst etwa 1 Jahr sp&#228;ter hat es dann der Beklagte erworben. Die mehreren Vorbesitzer und die fr&#252;heren Unfallsch&#228;den k&#246;nnen sich nicht werterh&#246;hend ausgewirkt haben, so da&#223; kein Anla&#223; besteht, die Sch&#228;tzung des Sachverst&#228;ndigen nach oben zu korrigieren. Der Senat ist daher von 3.500,- DM ausgegangen. Hinzuzurechnen ist der Wert der Packtaschen, die, da sie nach der Aussage des Zeugen ... fr&#252;hestens im Juni 1982 gekauft sein k&#246;nnen, praktisch noch neuwertig waren. Die Entsch&#228;digungssumme erh&#246;ht sich daher um 2.394,- DM auf insgesamt 5.894,- DM.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Diese Forderung ist ab Rechtsh&#228;ngigkeit (11.8.1983) mit dem gesetzlichen Zinsfu&#223; von 4 % (&#167;291 BGB) zu verzinsen. Einen weitergehenden Zinsschaden hat der Kl&#228;ger weder dem Grunde noch der H&#246;he nach belegen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wegen des teilweisen Erfolgs der Klage und der Berufung folgt die Kostenentscheidung aus &#167;&#167;92, 97 Abs. 1 ZPO. Eines Ausspruchs &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil nicht statthaft ist. Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 5.894,- DM, die des Kl&#228;gers 1.500,- DM.</p>
315,670
olgk-1984-09-14-2-ws-36884
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 368/84
1984-09-14T00:00:00
2019-03-13T15:10:41
2019-03-27T09:42:31
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1984:0914.2WS368.84.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Aus den Gr&#252;nden:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>A.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer wurde vom ... durch Beschlu&#223; vom 19. Mai 1983 (Sten.Ber., 8. Sitzung, Seiten 422 ff (433)) beauftragt, zu klaren, ob - und falls ja, in welcher Weise - es der ... unternommen habe, auf Entscheidungen von Mitgliedern des ..., der ... der ... oder sonstiger Stellen der ... Einflu&#223; zu nehmen; insbesondere soll er feststellen, auf welcher Grundlage der ... die Entscheidungen getroffen hat, die die Voraussetzungen daf&#252;r geschaffen haben, da&#223; der ... Industrieverwaltung KGaG steuerliche Vorteile f&#252;r den Gewinn aus der Ver&#228;u&#223;erung von Anteilen der Firma ... im Hinblick auf gesetzlich beg&#252;nstigte Wiederanlagen zu gew&#228;hren und nach Auftreten von Zweifeln zu belassen waren. Mit Beschlu&#223; vom 27. Oktober 1983 wurde der Untersuchungsauftrag des Beschwerdef&#252;hrers durch den Bundestag erg&#228;nzt. Die weiteren Einzelheiten ergeben sich aus den Bundestagdrucksachen 10/34, 10/520 und 10/521.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung vom 16. Juni 1983 beschlo&#223; der Beschwerdef&#252;hrer u.a., zum Untersuchungsauftrag Beweis durch, Beiziehung der Ermittlungsakten ... zu erheben. Er teilte diesen Beweisbeschlu&#223; dem Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen mit, der ihm daraufhin die &#220;berlassung von Ablichtungen der Ermittlungsakten zusagte. Im November 1983 wurden dem Beschwerdef&#252;hrer Ablichtungen von Band I-XXI der Akten &#252;bersandt; Ablichtungen von den 36 Beweismittelordnern und den Aktenb&#228;nden XXII bis XXIV, die inzwischen durch die Abschlu&#223;verf&#252;gung der Staatsanwaltschaft Bonn und die Erhebung der &#246;ffentlichen Klage entstanden waren, erhielt der Beschwerdef&#252;hrer nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beweismittelordner enthalten folgende Unterlagen - zum Teil Originale, zum Teil Ablichtungen -:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">I-IV</td> <td valign="top">Unterlagen des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">V</td> <td valign="top">Unterlagen des ... und des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">VI</td> <td valign="top">Unterlagen des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">VII-X</td> <td valign="top">Unterlagen des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XI-XII</td> <td valign="top">Unterlagen des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XIII</td> <td valign="top">Unterlagen der ... von ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XIV-XVII</td> <td valign="top">Unterlagen des ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XVIII</td> <td valign="top">Anlagen zum Schreiben des Rechtsanwalts ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XIX-XX</td> <td valign="top">Unterlagen der Firma ... der Firma ... und des Beschuldigten ... betr. ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXI</td> <td valign="top">Kontounterlagen und Belege betreffend die ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXII</td> <td valign="top">Unterlagen betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXIII</td> <td valign="top">Unterlagen aus den Aufzeichnungen der ..., betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXIV</td> <td valign="top">Unterlagen ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXV</td> <td valign="top">Unterlagen betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXVI</td> <td valign="top">Unterlagen ... Zahlungsvorgang betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXVII</td> <td valign="top">Unterlagen Firma ... betreffend ... Unterlagen Firma ... betreffend Unterlagen ... Kontounterlagen ... Unterlagen ... Kontounterlagen ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXVIII</td> <td valign="top">Kontounterlagen ..., Unterlagen Konto ... und ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXIX</td> <td valign="top">Kontounterlagen ... Unterlagen ... betreffend ... Unterlagen ... betreffend ... Unterlagen ... betreffend ... Unterlagen ... betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXX</td> <td valign="top">Unterlage ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXI</td> <td valign="top">Unterlagen Konto ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXII</td> <td valign="top">Unterlagen Konto ..., Konto ... Spendenunterlagen der ... betreffend ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXIII</td> <td valign="top">Unterlagen ..., Unterlagen ..., Unterlagen ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXIV</td> <td valign="top">Unterlagen ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXV</td> <td valign="top">Unterlagen ...; Unterlagen der ..., Spendenhefter der ... Spendenhefter der ... Spendenhefter der ... Spendenhefter der ... Spendenhefter der ... Unterlagen ... Rechnungen ... Unterlagen ... Unterlagen ... Unterlagen ...;</td> </tr> <tr> <td valign="top">BMO</td> <td valign="top">XXXVI</td> <td valign="top">Auswertungsvermerk ... Unterlagen ... Unterlagen ... Darstellung des Verfahrensablaufs in ....</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 1. Dezember 1983 wandte sich der Beschwerdef&#252;hrer an den Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen und bat, ihm auch Ablichtungen von den weiter entstandenen Hauptakten und den Beweismittelordnern I bis XXXVI zu &#252;bersenden. Der Justizminister teilte mit Schreiben vom 10. Dezember 1983 mit, in den Begriff "Ermittlungsakten" habe er die Beweismittelordner nicht eingeschlossen; im Hinblick auf die am 29. November 1983 erfolgte Anklageerhebung sei nunmehr aber auch der Vorsitzende der mit der Sache, befassten Strafkammer des Landgerichts Bonn f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Gew&#228;hrung von Akteneinsicht zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach der Erhebung der &#246;ffentlichen Klage ist die Strafsache gegen ... bei der 7. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts Bonn anh&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende dieser Strafkammer hat es mit Schreiben vom 28. Dezember 1983 abgelehnt, dem Beschwerdef&#252;hrer Ablichtungen der Beweismittelordner I-XXXVI zu erteilen. Dem Antrag auf &#220;berlassung von Ablichtungen der B&#252;nde XXII ff der Strafakten hat er mit Schreiben vom 9. Januar 1984 nur insoweit entsprochen, als dem Beschwerdef&#252;hrer eine Ablichtung des Bandes XXII der Strafakten mit Ausnahme von Blatt 85 bis 136 &#252;bersandt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen diese beiden Verf&#252;gungen richtet sich die am 24. April 1984 eingegangene Beschwerde. Der Beschwerdef&#252;hrer beantragt, ihm durch &#220;bersendung von Ablichtungen Einsicht in die B&#228;nde XXII-XXIV der Hauptakten und I-XXVI der Beweismittelordner des Strafverfahrens KLs 50 Js 36/82 StA Bonn, soweit hierin nicht Vorg&#228;nge der Bundesregierung enthalten sind, zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende der 7. gro&#223;en Strafkammer hat der Beschwerde am 24. April 1984 nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>B.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ihre Statthaftigkeit ergibt sich aus &#167; 304 Abs. 1 StPO. Nach dieser Vorschrift ist u.a. gegen die Verf&#252;gungen des Vorsitzenden die Beschwerde gegeben, soweit das Gesetz sie nicht ausdr&#252;cklich einer Anfechtung entzieht. Die Verf&#252;gungen m&#252;ssen inhaltlich Akte der Rechtspflege und nicht blo&#223;e Justizverwaltungsakte sein, f&#252;r deren Anfechtung &#167; 23 EGGVG ma&#223;gebend ist (Engelhardt in Karlsruher Kommentar, StPO, 1982, &#167; 304 Rdnr. 2; Collwitzer in L&#246;we-Rosenberg, StPO, 23. Aufl., &#167; 304 Rdnr. 9). Zu den nach &#167; 304 Abs, 1 StPO anfechtbaren Akten der Rechtspflege geh&#246;ren alles Ma&#223;nahmen eines Richters, die er im Rahmen eines anh&#228;ngigen Strafverfahrens in richterlicher Unabh&#228;ngigkeit getroffen hat (OLG Hamm NJW 1968, 169; Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg a.a.O.; Engelhardt in KK a.a.O.). Diese Voraussetzungen sind bei den angefochtenen Verf&#252;gungen des Kammervorsitzenden erf&#252;llt. Seine gem&#228;&#223; &#167; 147 Abs. 5 StPO gef&#228;llten Entscheidungen &#252;ber die Versagung der Akteneinsicht betreffen zwar nicht unmittelbar die Durchf&#252;hrung des anh&#228;ngigen Strafverfahrens gegen ..., weil der Beschwerdef&#252;hrer nicht Verfahrensbeteiligter ist. Sie wirken sich aber mittelbar auf die Gestaltung - Art der Akteneinsicht und Leitung des Verfahrens - Vermeidung von Verz&#246;gerungen - (OLG Hamm NJW 1968, 169; OLG Hamburg, NStZ 1982, 482, 483) aus und sind daher im Rahmen des anh&#228;ngigen Strafverfahrens getroffen worden. Nicht entscheidend f&#252;r die Bewertung von Entscheidungen &#252;ber die Gew&#228;hrung von Akteneinsicht als Akte der Rechtspflege ist, ob der Vorsitzende nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zu befinden hat oder ob dem Antragsteller insoweit ein Rechtsanspruch zusteht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die somit nach &#167; 304 Abs. 1 StPO statthafte Beschwerde (vgl. OLG Hamm NStZ 1982; 348; OLG Hamburg NStZ 1983, 482; OLG D&#252;sseldorf NJW 1965, 1033; OLG Hamm NJW 1968, 169; Kleinknecht-Meyer, StPO, 36. Aufl., &#167; 147 Rdnr. 27; Laufh&#252;tte in KK a.a.O. &#167; 147 Rdnr. 21; D&#252;nnebier in L&#246;we-Rosenberg a.a.O. &#167; 147 Rdnr. 29) ist durch &#167; 305 StPO schon deswegen nicht ausgeschlossen, weil es sich bei den angefochtenen Verf&#252;gungen des Vorsitzenden um Entscheidungen handelt, durch die ein Dritter - der Beschwerdef&#252;hrer - betroffen wird.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer ist auch zur Einlegung der Beschwerde befugt. Als parlamentarischer Untersuchungsausschu&#223; ist er Teil des Deutschen Bundestages, des h&#246;chsten Verfassungsorgans der Bundesrepublik Deutschland. Er ist dessen Unterorgan (Maunz-D&#252;rig-Herzog, GG, Art. 44 Rdnr. 9 ff). Durch ihn &#252;bt der Bund ... ag das ihm nach Artikel 44 GG zustehende Untersuchungsrecht aus (Maun-D&#252;rig-Herzog, a.a.O. Art, 44 Rdnr. 10). Da Artikel 44 GG dem Beschwerdef&#252;hrer zur Wahrnehmung seiner Untersuchungsaufgaben hoheitliche Befugnisse einr&#228;umt, hat er die "Eigenschaft einer Beh&#246;rde" (Maunz-D&#252;rig-Herzog, a.a.O. Art. 44 Rdnr. 27; von Mangoldt/Klein, GG, 2. Aufl., Art. 44 Abschnitt III, 3 b jew. m.w.Nachw.), zumindest kommt ihm eine "beh&#246;rden&#228;hnliche Stellung" zu (Maunz-D&#252;rig-Herzog, a.a.O.). Aus dieser Position ist er berechtigt, die zul&#228;ssigen Rechtsmittel und Rechtsbehelfe einzulegen (Schmidt-Bleubtreu-Klein, GG, 6. Aufl., Artikel 35 Rdnr. 8; von M&#252;nch, GG, 2. Aufl., Art. 35 Rdnr. 11).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Untersuchungsausschu&#223; ist durch die angefochtenen Verf&#252;gungen beschwert, da seine Rechte und schutzw&#252;rdigen Interessen (vgl. hierzu: Kleinknecht-Meyer a.a.O. vor &#167; 296 Rdnr. 12) unmittelbar beeintr&#228;chtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem Beschwerdef&#252;hrer ist im Wege der Amtshilfe auch Einsicht in Blatt 85 bis 136 des Bandes XXII, in die B&#228;nde XXIII und XXIV der Hauptakten und in die Beweismittelordner I bis XXXVI des Strafverfahrens KLs 50 Js 36/82 StA Bonn = 27 F 7/83 LG Bon soweit hierin nicht Akten der Bundesregierung enthalten sind, zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdef&#252;hrer hat ein Recht auf Einsicht in diese Akten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Allerdings z&#228;hlt der Beschwerdef&#252;hrer nicht zu dem Kreis der Verfahrensbeteiligten, denen nach den Bestimmungen der StPO (&#167;&#167; 147, 385, 397 StPO) ein solches Recht zusteht.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt jedoch die Auffassung des Bundesverfassungsgerichts (Urteil vom 17.7.1984 - 2 BvE 11/83 und 2 BvE 15/83 - S. 37 ff -), da&#223; sich ein Recht des Untersuchungsausschusses auf Einsicht in die Akten unmittelbar aus Artikel 44 Abs. 3 GG ergibt, wonach Gerichte und Verwaltungsbeh&#246;rden zur Rechts- und Amtshilfe verpflichtet sind (a.A.; Maunz-D&#252;ring-Herzog a.a.O. Art. 44 GG Rdnr. 46). Entsprechend der Regelung in Artikel 34 der Weimarer Reichsverfassung von 1919 ("Die Akten der Beh&#246;rden sind ihnen" - den Untersuchungsaussch&#252;ssen - "auf Verlangen vorzulegen") war das Aktenvorlagerecht w&#228;hrend der Verhandlungen des Verfassungskonvents von Herrenchiemsee und des Parlamentarischen Rates Bestandteil aller Fassungen des Artikels &#252;ber den Untersuchungsausschu&#223; bis in die Schlu&#223;phase der Beratungen (BVerfG a.a.O. Seite 38). Die urspr&#252;ngliche Bestimmung: "Die Gerichte und Verwaltungsbeh&#246;rden sind verpflichtet, einem Ersuchen des Ausschusses um Aktenvorlage und Rechtshilfe Folge zu leisten" ist dann in der ge&#228;nderten - jetzt g&#252;ltigen - Fassung vom Hauptausschu&#223; und vom Parlamentarischen Rat ohne Aussprache angenommen worden (Parl.Rat, Verhandlungen des HA, 57. Sitzung vom 5. Mai 1949 Seite 752 und Parl.Rat, StenBer., 9. Sitzung vom 6. Mai 1949 Seite 182). Dabei hat es sich lediglich um eine redaktionelle &#220;berarbeitung gehandelt, deren Sinn es nicht war, die Befugnisse des Untersuchungsausschusses einzuschr&#228;nken. "Das Recht der Aktenvorlage ist wie nach Artikel 34 WRV selbstverst&#228;ndlicher Bestandteil des Rechtes der Untersuchungsaussch&#252;sse durch alle Stadien der Ver&#228;nderungen des Artikeln 44 GG geblieben" (BVerfG a.a.O. S. 38). Es geh&#246;rt zum "Wesenskern" des Untersuchungsrechts. Daraus folgt, da&#223; hier nicht Wie bei dem Antrag auf Akteneinsicht von anderen nicht am Verfahren Beteiligten eine an den Interessen einer geordneten Rechtspflege orientierte Ermessensentscheidung (vgl. hierzu OLG D&#252;sseldorf NJW 1965, 1033; 1980, 1293) zu treffen ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Verlagen nach Akteneinsicht ist allerdings dann nicht gerechtfertigt, wenn ein Untersuchungsausschu&#223; damit ersichtlich den Rahmen &#252;berschreitet, der ihm durch den Bundestag mit dem erteilten Untersuchungsauftrag gesteckt worden ist. Das ist hier aber nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nicht dagegen h&#228;ngt die Gew&#228;hrung der Akteneinsicht davon ab, ob sie - gemessen an dem Untersuchungsauftrag - auch erforderlich ist. Dies zu entscheiden ist allein Sache des Beschwerdef&#252;hrern; denn <u>er</u> hat die Befugnis, in den Grenzen des seiner T&#228;tigkeit zugrundeliegenden Parlamentsbeschlusses diejenigen Beweise zu erheben, die <u>er</u> f&#252;r erforderlich halt (BVerfG a.a.O. S. 33).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Akteneinsichtsrecht des Beschwerdef&#252;hrers erf&#228;hrt auch weder durch das Steuergeheimnis des &#167; 30 AO in Verbindung mit &#167; 96 StPO (a) noch aus dem Gesichtspunkt des Schutzes von Grundrechten (b) eine Einschr&#228;nkung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Recht auf Wahrung des in &#167; 30 AO gesetzlich umschriebener Steuergeheimnisses ist als solches kein Grundrecht, wenn auch die Geheimhaltung bestimmter steuerlicher Angaben und Verh&#228;ltnisse, deren Weitergabe einen Bezug auf den Steuerpflichtigen oder private Dritte erkennbar werden l&#228;&#223;t, durch eine Reihe grundrechtlicher Verb&#252;rgungen, insbesondere durch Artikel 2 Abs. 1 i.V.m. Artikel 1 Abs. 1 und Artikel 14 i.V.m. Artikel 19 Abs. 3 GG, geboten sein kann (BVerfG a.a.O. S. 51). Ob &#167; 30 AO im engeren Wortsinn zu den "Vorschriften &#252;ber den Strafproze&#223;" geh&#246;rt, die nach Art. 44 Abs. 2 Satz 1 GG auf Beweiserhebungen des Beschwerdef&#252;hrers sinngem&#228;&#223; Anwendung finden, kann dahinstehen. Denn jedenfalls schlie&#223;t der f&#252;r das Vorfahren des Untersuchungsausschusses anwendbare &#167; 96 StPO die Ber&#252;cksichtigung des &#167; 30 AO ein. (BVerfG a.a.O. S. 39). Nach &#167; 96 StPO darf u.a. die Vorlegung von Akten durch Beh&#246;rden und &#246;ffentliche Beamte nicht gefordert werden, wenn deren oberste Dienstbeh&#246;rde erkl&#228;rt, da&#223; das Bekanntwerden des Inhalts dieser Akten dem Wohle des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten w&#252;rde. Da eine solche Erkl&#228;rung der obersten Dienstbeh&#246;rde - das ist hier der Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen - nicht vorliegt, kann schon deswegen die Ablehnung der Gew&#228;hrung von Akteneinsicht nicht auf &#167; 96 StPO gest&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit die Generalstaatsanwaltschaft in ihrer Stellungnahme vom 6. Juli 1984 ausf&#252;hrt, obersten Dienstbeh&#246;rden sei im &#252;brigen auch keine Gelegenheit gegeben worden, von ihrem Rocht nach &#167; 96 StPO Gebrauch zu machen, gilt dies jedenfalls nicht im Hinblick auf den Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In einem von zwei Oberstaatsanw&#228;lten und zwei Staatsanw&#228;lten unterzeichneten Aktenvermerk vom 16. Juni 1983, der nach der Begleitverf&#252;gung dem Leitenden Oberstaatsanwalt in Bonn zur Kenntnis gebracht werden sollte, ist angeregt worden, "auf ein eventuelles Ersuchen des Untersuchungsaussachusses des Deutschen Bundestages um &#220;berlassung der Akten ... eine Erkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 96 StPO dahingehend abzugeben, da&#223; das bekanntwerden des Inhalts der Vorg&#228;nge dem Wohle des Landes Nordrhein-Westfalen Nachteile bereiten w&#252;rde". Der Leitende Oberstaatsanwalt in Bonn und der Generalstaatsanwalt in K&#246;ln haben den Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen gebeten, f&#252;r die Dauer des Ermittlungsverfahrens eine Sperrerkl&#228;rung nach &#167; 96 StPO abzugeben, wie sich aus dessen Schreiben vom 21. Juni 1983 (Seite 2) an den Vorsitzenden des Beschwerdef&#252;hrers ergibt. Der Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen hat zwar Pr&#252;fung zugesagt, eine Sperrerkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 96 StPO ist aber bisher nicht abgegeben worden. Daraus folgt, da&#223; eine solche Erkl&#228;rung auch zur Zeit nicht zu erwarten ist. Anla&#223;, dem Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen vor der Entscheidung Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Parlamentarische Untersuchungsaussch&#252;sse, die &#246;ffentliche Gewalt aus&#252;ben, haben &#252;ber die in Artikel 44 Abs. 2 Satz 2 GG genannten Schranken hinaus gem. Artikel 1 Abs. 3 GG die Grundrechte zu beachten, und diese k&#246;nnen insbesondere das Beweiserhebungsrecht und das Recht auf Aktenvorlage einschr&#228;nken (BVerfG a.a.O., Seite 51). Obwohl die Akten und Beweismittelordner auch Angaben &#252;ber das Privat- und Gesch&#228;ftsleben der Beschuldigten und anderer Betroffener enthalten und in der begehrten Akteneinsicht ein Eingriff in deren Pers&#246;nlichkeittsrechte liegt (vgl. BVerfG NJW 1970, 555), ist dieser Eingriff hier gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Soweit das Grundgesetz dem einzelnen B&#252;rger einen unantastbaren Bereich privater Lebensgestaltung gew&#228;hrt, welcher der Einwirkung der &#246;ffentlichen Gewalt entzogen ist (vgl. BVerfG a.a.O.) k&#246;nnen die hier in Betracht kommenden privaten und gesch&#228;ftlichen Angaben hinsichtlich der Betroffenem diesem - schlechthin unantastbaren - Bereich nicht in dem Sinne zugerechnet werden, da&#223; schon jeder Einblick durch Au&#223;enstehende von vornherein unzul&#228;ssig w&#228;re (vgl. BVerfG a.a.O. betr. die Angaben in Akten eines Ehescheidungsverfahrenes). Der Bereich des privaten Lebens steht nicht unter dem absoluten Schutz des Grundrechts aus Artikel 2 Abs. 1 i.V.m. Artikel 1 Abs. 1 und 19 Abs. 2 GG (vgl. BVerf a.a.O. und NJW 1972, 1123, 1124). Als gemeinschaftsbezogener und gemeinschaftsgebundener B&#252;rger mu&#223; vielmehr jedermann staatliche Ma&#223;nahmen, die im &#252;berwiegenden Interesse der Allgemeinheit unter strikter Wahrung des Verh&#228;ltnisgebots erfolgen, hinnehmen (BVerfG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die somit von der Verfassung geforderte Abw&#228;gung f&#252;hrt hier zu dem Ergebnis, da&#223; das Akteneinsichtsrecht des Beschwerdef&#252;hrers keine Einschr&#228;nkung erf&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Regierung, die nach dem Grundgesetz mehr auf Stabilit&#228;t angelegt ist als unter der Weimarer Reichsverfassung (vgl. BVerfGE 62, 1 (40 f)), bedarf wirksamer Kontrolle. Diese auszu&#252;ben, obliegt wesentlich dem Bundestag, der sich zur Kl&#228;rung von Zweifeln an der "Gesetzlichkeit oder Lauterkeit von Regierungs- oder Verwaltungsma&#223;nahmen" (vgl. &#167; 52 des Preu&#223;ischen Entwurfs zur Weimarer Reichsverfassung in: Triepel, Quellensammlung zum Deutschen Reichsstaatsrecht, 5. Aufl., 1931, S. 14) eines Untersuchungsausschusses als Instrument bedienen kann. Damit kommen dem Untersuchungsausschu&#223; und seiner T&#228;tigkeit von Verfassungswegen &#252;berragende Bedeutung zu. Das gilt hier bei Art, Umfang und Gewicht der gegen fr&#252;here Regierungsmitglieder, leitende Beamte und Politiker erhobenen Vorw&#252;rfe in einem besonderen Ma&#223;e. Bei Nichtaufkl&#228;rung oder Verschleierung der Vorw&#252;rfe kann das parlamentarische Regierungssystem, nicht zuletzt, auch im Ansehen der B&#252;rger, erheblichen Schaden erleiden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Da auch die parlamentarischen Untersuchungsaussch&#252;sse &#246;ffentliche Gewalt aus&#252;ben, haben sie &#252;ber die in Artikel 44 Abs. 2 Satz 2 GG benannten Schranken hinaus gem&#228;&#223; Artikel 1 Abs. 3 GG die Grundrechts zu beachten (BVerfG-Urteil vom 17. Juli 1984 S. 51). In eigener Verantwortung haben die Untersuchungsaussch&#252;sse daher daf&#252;r zu sorgen, da&#223; geheimzuhaltende und schutzw&#252;rdige Angaben aus den Strafakten nicht bekannt werden. Das kann auf verschiedene Weise geschehen: u.a. durch Verhandeln in nicht-&#246;ffentlicher Sitzung, durch die Verwertung von Aktenteilen, ohne sie zum Gegenstand der Verhandlung zu machen, durch die Anwendung der Geheimschutzordnung des .... Die Verschwiegenheitspflicht aufgrund parlamentsrechtlicher Bestimmungen wird durch die strafrechtliche Sanktion des &#167; 353 b Abs. 2 StGB bekr&#228;ftigt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Allerdings wird die Gefahr, da&#223; geheimzuhaltende Aktenbestandteile in der &#214;ffentlichkeit bekannt werden, durch das Recht des Untersuchungsausschusses auf Akteneinsicht vergr&#246;&#223;ert. Das Verst&#228;ndnis von den Aufgaben und der Bedeutung parlamentarischer Untersuchungsaussch&#252;sse hat sich gelindert. Die M&#246;glichkeit, mit Hilfe eines Untersuchungsausschusses Mi&#223;st&#228;nde aufzudecken, war urspr&#252;nglich als Recht des gesamten Parlaments gegen die Regierung und damit allgemein gegen die Verwaltung gerichtet (vgl. Artikel 82 Preu&#223;. Verfassung 1850; von M&#252;nch a.a.O. Artikel 44 Rdnr. 1). In den modernen Demokratien wird darin eher ein Rocht der Opposition gesehen, das sie gegen die Regierung und die sie tragenden Regierungsparteien einsetzen kann (von M&#252;nch, a.a.O.). Das Interesse der Parlamentsmehrheit an einer Untersuchung von zweifelhaften Vorg&#228;ngen innerhalb der von ihr getragenen Regierung oder in den Reihen ihrer eigenen Abgeordneten ist h&#228;ufig geringer als das der Opposition (vgl. Schlu&#223;bericht der Enquetekommission Verfassungsreform 1976 Bundestagdrucksache 7/5924 S. 50). Die Untersuchungsaussch&#252;sse sind zu einem Instrument der politisch Auseinandersetzung zwischen der Parlamentsmehrheit und der Opposition geworden. Die sich daraus ergebende erh&#246;hte Gefahr f&#252;r den Bereich des privaten Lebens vermag jedoch eine andere Entscheidung nicht zu rechtfertigen. Die T&#228;tigkeit des Beschwerdef&#252;hrers ist von so &#252;berragender Bedeutung, da&#223; sie nicht durch die Verweigerung von Akteneinsicht erschwert werden darf.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsanspruch des Beschwerdef&#252;hrers auf Akteneinsicht erf&#228;hrt auch durch die Tatsache, da&#223; das Strafverfahren inzwischen anh&#228;ngig ist, keine Einschr&#228;nkung.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kammervorsitzende seine ablehnenden Verf&#252;gungen mit dem Interesse an einem geordneten und von &#228;u&#223;eren Einfl&#252;ssen m&#246;glichst frei zu haltenden Strafverfahren begr&#252;ndet hat, hat er diesem Verfahren einen gewissen Vorrang vor dem Verfahren des Beschwerdef&#252;hrers einger&#228;umt. Die gebotene Abw&#228;gung von Bedeutung und Gewicht der beiden Verfahren verbietet es, diese Einordnung aufrechtzuerhalten. Das Interesse der Allgemeinheit an der Strafverfolgung Einzelner ist nicht h&#246;her zu bewerten als das an der Erledigung des vom Deutschen Bundestag erteilten Untersuchungsauftrags. Strafverfahren und Ausschu&#223;verfahren k&#246;nnen deshalb nebeneinander durchgef&#252;hrt werden (vgl. Maunz-D&#252;rig-Herzog, a.a.O. Art. 44 Rdnr. 62), wenn auch der Beschwerdef&#252;hrer das Recht hat, seine Ermittlungen bis zum rechtskr&#228;ftigen Abschlu&#223; des Strafverfahrens auszusetzen. Bei der gleichzeitigen Durchf&#252;hrung beider Verfahren ist zu beachten, da&#223; eine im Rechtsstaatsprinzip verankerte grundgesetzliche Pflicht zur Gew&#228;hrung eines rechtsstaatlichen Verfahrens besteht (BGHSt NJW 1980, 464, 465; BVerfGE 38, 105, 111; Pfeiffe in KK a.a.O. Einl. Rdnr. 18). Hierauf hat jeder Beschuldigte Anspruch. Ein rechtsstaatliches Verfahren mu&#223; insbesondere dem Gebot der Fairness (fair trial) entsprechen. Im Hinblick darauf und auf das Gebot der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit staatlicher Ma&#223;nahmen ist der Beschwerdef&#252;hrer gehalten, sein Verfahren so zu gestalten, da&#223; er einerseits seinem Untersuchungsauftrag gerecht wird und da&#223; andererseits die Beeintr&#228;chtigungen und St&#246;rungen des Strafverfahrens auf das nicht vormeidbare Ma&#223; reduziert werden. Sein Recht auf Akteneinsicht wird dadurch nicht ber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung der Antr&#228;ge ist auch nicht deshalb gerechtfertigt, weil ein Untersuchungsausschu&#223; nicht selbst die strafprozessualen M&#246;glichkeiten zur Durchsuchung und Beschlagnahme hat. Denn dem Beschwerdef&#252;hrer steht das Recht zu, im Wege der Rechtshilfe nach Artikel 44 Abs. 3 GG i.V.m. &#167;&#167; 156 ff GVG beim zust&#228;ndigen Gericht Beschlagnahme- und Durchsuchungsbeschl&#252;sse zu erwirken (BVerfG-Vorpr&#252;fungsausschu&#223;- NStZ 1984, 175; StGH Bremen, NJW 1970, 1309; LG Hamburg, NStZ 1982, 391; L&#228;ssig D&#214;V 1976, 727, 728; von M&#252;nch, a.a.O. Art. 44 Rdnr. 19), so da&#223; er sich dir; in dem Beweismittelordnern enthaltenen Beweisunterlagen ebenfalls h&#228;tte beschaffen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das Rocht des Beschwerdef&#252;hrers auf Einsicht in die Akten erstreckt sich nicht nur auf die Hauptakten, sondern auch auf die Beweismittelordner. Soweit sie ausschlie&#223;lich Ablichtungen enthalten, sind sie als Teil der Strafakten anzusehen (Sch&#228;fer NStZ 1984, 203, 205). Der Beschwerdef&#252;hrer kann aber auch Hinsicht in die Beweismittelordner verlangen, die au&#223;er Ablichtungen Originale enthalten. Es kann dahingestellt bleiben, ob diese Beweismittelordner als Teil der Strafakten oder als Beweisst&#252;cke anzusehen sind. Das Recht auf Akteneinsicht erfa&#223;t auch das Recht, die dem Gericht zur Kenntnis gebrachten Beweisgegenst&#228;nde des Verfahrens zu besichtigen, und soweit es sich hierbei um Urkunden und Schriftst&#252;cke handelt, diese einzusehen (vgl. Kleinknecht-Meyer, a.a.O. &#167; 147 Rdnr. 11; D&#252;nnebier in L&#246;we-Rosenberg a.a.O. &#167; 147 Rdnr. 7).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist dem Verlangen des Beschwerdef&#252;hrers nach Akteneinsicht in dem beantragten Umfang zu entsprechen. Die Akteneinsicht kann durch &#220;bersendung von Ablichtungen gew&#228;hrt werden (BGH MDR 1973, 371; OLG Hamburg NJW 1963, 1024; Kleinknecht Meyer, a.a.O. &#167; 147 Rdnr. 14).</p>
315,671
olgham-1984-09-12-11-uf-1884
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 UF 18/84
1984-09-12T00:00:00
2019-03-13T15:10:43
2019-03-27T09:42:31
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0912.11UF18.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Verf&#252;gungskl&#228;gers gegen das Urteil des Amtsgerichts - Familiengerichts - Hamm vom 18. Januar 1984 wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 12. August 1965 die Ehe miteinander geschlossen, aus der zwei noch minderj&#228;hrige Kinder hervorgegangen sind. Sie leben seit dem 1. April 1982 getrennt, nachdem der Verf&#252;gungskl&#228;ger die Ehewohnung verlassen hat. Die Parteien haben Mitte 1983 ihr gemeinsames Hausgrundst&#252;ck ..., ver&#228;u&#223;ert. Der Verf&#252;gungsbeklagten ist der auf sie entfallende Verkaufserl&#246;santeil im Oktober 1983 ausgezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien ist das Scheidungsverfahren AG Hamm mit den Folgesachen "elterliche Sorge, Versorungsausgleich und Zugewinnausgleich" rechtsh&#228;ngig. Der Scheidungsantrag des Verf&#252;gungskl&#228;gers ist der Verf&#252;gungsbeklagten am 13. April 1983 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Begr&#252;ndung, ihm stehe gegen die Verf&#252;gungsbeklagte ein k&#252;nftiger Zugewinnausgleichsanspruch von &#252;ber 20.000,- DM zu, der auf Grund ihres verschwenderischen Verhaltens gesichert werden m&#252;sse, hat der Verf&#252;gungskl&#228;ger erstinstanzlich den Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung auf Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 24.000,- DM begehrt, und zwar nach ihrer Wahl durch die in &#167; 232 Abs. 1 BGB aufgef&#252;hrten Sicherheitsmittel.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 18. Januar 1984, auf dessen Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde im &#252;brigen verwiesen wird, hat das Amtsgericht Hamm den Antrag zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Berufung des Verf&#252;gungskl&#228;gers. Er beantragt, nachdem er den Sicherungsumfang zun&#228;chst durch einen Betrag von 18.912,64 DM angegeben hat,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils der Beklagten im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1389, 232, 262 BGB, 935, 940 ZPO aufzugeben, dem Kl&#228;ger wegen eines voraussichtlichen Zugewinnausgleichsanspruchs in H&#246;he von etwa 10.000,- DM Sicherheit zu leisten, und zwar nach ihrer Wahl</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">- durch Hinterlegung von Geld oder Wertpapieren,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">durch Verpf&#228;ndung von in das Staatsschuldbuch eingetragenen Forderungen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">durch Verpf&#228;ndung beweglicher Sachen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">durch Bestellung von Hypotheken an inl&#228;ndischen Grundst&#252;cken oder Schiffen oder Schiffsbauwerken, die in einem deutschen Register eingetragen sind, durch Verpf&#228;ndung von Forderungen, f&#252;r die eine Hypothek an einem inl&#228;ndischen Grundst&#252;ck besteht, oder durch Verpf&#228;ndung von Grundschulden oder Rentenschulden an inl&#228;ndischen Grundst&#252;cken,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>hilfsweise,</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">gegen die Beklagte den dinglichen Arrest anzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungsbeklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Wegen der Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze und der &#252;berreichten. Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat in der Sache keinen Erfolg. Der Anspruch auf Sicherheitsleistung wegen Gef&#228;hrdung des Anspruchs auf k&#252;nftigen Ausgleich des Zugewinns nach &#167; 1389 BGB kann durch einstweiligen Rechtsschutz gesichert werden. Diese Sicherung erfolgt jedoch nicht durch eine einstweilige Verf&#252;gung, sondern - wie nunmehr auch mit dem zul&#228;ssigen Hilfsantrag begehrt - im Wege der Anordnung eines Arrestes.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die einstweilige Verf&#252;gung und der Arrest schlie&#223;en sich nach der Systematik und ihrer jeweiligen Zweckrichtung gegenseitig aus. Die einstweilige Verf&#252;gung dient der Sicherung eines Individualanspruchs auf gegenst&#228;ndliche Leistung (&#167; 935 ZPO) oder der Regelung eines einstweiligen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis, insbesondere bei Dauerschuldverh&#228;ltnissen zur Abwendung wesentlicher Nachteile (&#167; 940 ZPO). Demgegen&#252;ber sichert der Arrest die k&#252;nftige Zwangsvollstreckung in das bewegliche und unbewegliche Verm&#246;gen wegen einer Geldforderung oder eines Anspruchs, der in eine Geldforderung &#252;bergehen kann (&#167; 916 ZPO). Der Senat marmag nicht der zum Teil in der Rechtsprechung und Literatur vertretenen Auffassung zu folgen, f&#252;r die Sicherung des Anspruchs auf Sicherheitsleistung nach &#167; 1389 BGB seien noch Wahl des die Sicherheitsleistung verlangenden Ehegatten beide Verfahren zul&#228;ssig. Die Frage, ob die Sicherung eines Anspruchs durch den Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung oder durch die Anordnung eines Arrestes zu erfolgen hat (vergl. zum Streitstand OLG K&#246;ln FamRZ 83, 709 ff. m.w.N.), bestimmt sich vielmehr allein nach dem zu sichernden Anspruch. Dabei ist indessen zu beachten, da&#223; es sich nur um eine vorl&#228;ufige Ma&#223;nahme handelt, also die geschuldete Hauptleistung nicht vorweggenommen werden kann bzw. darf.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unter Beachtung dieser Grunds&#228;tze h&#228;lt der Senat die Sicherung des Anspruchs gem&#228;&#223; &#167; 1389 BGB durch die Anordnung eines Arrestes f&#252;r sachgerechter. Der materielle Anspruch auf Sicherheitsleistung ist kein Individualanspruch im Sinne des &#167; 935 ZPO, da gem&#228;&#223; &#167;&#167; 232 ff BGB gerade verschiedene M&#246;glichkeiten in Bezug auf die zu leistende Sicherheit vorgesehen sind. Auch w&#252;rde die Anordnung einer Sicherheitsleistung im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung die geschuldete Hauptleistung aus &#167; 1389 BGB vorwegnehmen. Zwar ist anerkannt, da&#223; trotz des vorl&#228;ufigen Charakters der einstweiligen Verf&#252;gung eine zur Befriedigung des Gl&#228;ubigers f&#252;hrende Leistungsverf&#252;gung m&#246;glich ist. Eine derartige, allein aus der praktischen Notwendigkeit heraus zugelassene Leistungsverf&#252;gung ist indessen nach der Rechtsprechung nur in engen Grenzen und zur Existenzsicherung des Gl&#228;ubigers zul&#228;ssig (vergl. z.B. die nur auf die Sicherung des Notbedarfs gerichtete einstweilige Unterhaltsverf&#252;gung f&#252;r die Dauer von l&#228;ngstens sechs Monaten).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es kommt hinzu, da&#223; der Anspruch auf &#167; 1389 BGB - wie &#167; 916 Abs. 1 ZPO voraussetzt - auch in eine Geldforderung &#252;bergehen kann. Kommt n&#228;mlich der Schuldner dem Titel auf Sicherheitsleistung nicht nach, ist dieser nur &#252;ber &#167; 887 Abs. 2 ZPO durch Verurteilung zur Zahlung vollstreckbar. Die Individualisierung auf eine bestimmte Sicherheit erfolgt erst nach erfolgreicher Vollstreckung der nach &#167; 887 Abs. 2 ZPO bewirkten Zahlungsverurteilung. Danach ist die Sicherung des Anspruchs auf Sicherheitsleistung nach &#167; 1389 BGB durch die Anordnung eines Arrestes aus verfahrensrechtlichen Gr&#252;nden geboten und auch sachgerechter. Dem steht nicht entgegen, da&#223; der Anspruch des Bauunternehmers aus &#167; 648 BGB durch eine einstweilige Verf&#252;gung gesichert werden kann. Denn dieser Anspruch sieht nur eine bestimmte Sicherheit, die Sicherungshypothek, vor.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zudem wird durch die einstweilige Verf&#252;gung lediglich Sicherheit durch eine Vormerkung, also ein Weniger gegen&#252;ber dem Hauptanspruch selbst, gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Anordnung des dinglichen Arrestes ist jedoch unbegr&#252;ndet. Der Verf&#252;gungskl&#228;ger hat einen Arrestanspruch nicht im Sinne der &#167;&#167; 916, 920 Abs. 2 ZPO glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zwar reicht zur glaubhaften Darlegung einer k&#252;nftigen Zugewinnausgleichsforderung aus, da&#223; der Gl&#228;ubiger das Bestehen der Forderung der H&#246;he nach wahrscheinlich macht. Der im Wege der Sch&#228;tzung nach &#167; 287 Abs. 2 ZPO alsdann ermittelte Betrag stellt den Sicherungsumfang dar.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dies vorausgesetzt, vermag der Senat einen k&#252;nftigen Zugewinnausgleichsanspruch des Verf&#252;gungskl&#228;gers jedoch nicht als wahrscheinlich festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sein zum Stichtag am 13. April 1983 gesch&#228;tztes Endverm&#246;gen von rund 78.000,- DM setzt sich aus folgenden Positionen zusammen:</p> <br /><span class="absatzRechts">27</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">1) H&#228;lftiger, nach Abzug gemeinsamer Verbindlichkeiten der Parteien verbleibender Kaufpreisanteil (Hausgrundst&#252;ck ...) = 72.415,65 DM 2) R&#252;ckkaufswert der 1980 abgeschlossenen Lebensversicherung = 357,- DM 3) R&#252;ckkaufswert der Lebensversicherung "Volksf&#252;rsorge" = 3.500,- DM 4) Guthaben "Bausparvertrag" = 700,- DM 5) Kostenforderung gegen&#252;ber der Verf&#252;gungsbeklagten = <u>958,24</u> <u>DM</u> &#160; Summe = 77.930,89 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem steht als Anfangsverm&#246;gen zum Stichtag am 12. August 1965 der Wert des h&#228;lftigen "Miteigentumsanteils" an dem Hausgrundst&#252;ck ... gegen&#252;ber. Dieser ist unter Zugrundelegung des Ende 1968 erzielten Kaufpreises von 80.000,- DM wie folgt anzusetzen:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die nach Eheschlie&#223;ung bis zum Verkauf des Hausgrundst&#252;cks durchgef&#252;hrten Wertverbesserungen (Renovierungskosten) von 30.000,- DM sowie die zu Gunsten der Mutter des Verf&#252;gungskl&#228;gers eingetragene Grundschuldbelastung von 10.000,- DM nebst 4 % Zinsen vom 6. Januar 1961 bis zum 12. August 1965 (= rund 1.800,- DM) und die vom Stichtag bis Ende 1968 zu entrichtende Hypothekengewinnabgabe von rund 7.600,- DM sind von dem Kaufpreis in Abzug zu bringen. Danach betr&#228;gt der Wert des gesamten Hausgrundst&#252;ckes allenfalls 30,600,- DM, so da&#223; f&#252;r den h&#228;lftigen Miteigentumsanteil <u>h&#246;chstens</u> 15.300,- DM angesetzt werden k&#246;nnen. Bei dieser Berechnung ist die &#252;berproportionale Steigerung der Bodenpreise in den Jahren von 1965 bis Ende 1968 unber&#252;cksichtigt geblieben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gungsbeklagte hatte zum Stichtag am 13. April 1983 ein Endverm&#246;gen von rund 63.900,- DM, das sich wie folgt errechnet:</p> <br /><span class="absatzRechts">31</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">H&#228;lftiger Kaufpreisanteil von &#160; 72.415,65 DM abz&#252;glich folgender Verbindlichkeiten &#160; &#160; &#160; 1) Forderungen der Stadtwerke Hamm ./. 1.557,52 DM &#160; ./. 2.118,80 DM 2) Debetsaldo ihres Kontos bei der Sparkasse Hamm ./. 3.923,95 DM 3) Kostenforderung des Verf&#252;gungskl&#228;gers ./. <u>958,24</u> <u>DM</u> &#160; &#160; 63.857,14 DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ihr Anfangsverm&#246;gen zum 12. August 1965 ist nach dem derzeitigen Sach- und Streitstand jedenfalls auf rund die H&#228;lfte des Wertes des Anfangsverm&#246;gens des Verf&#252;gungskl&#228;gers anzusetzen. Nach den Angaben der Parteien vor dem Senat ist davon auszugehen, da&#223; die Verf&#252;gungsbeklagte ein nicht unbedeutendes Verm&#246;gen in Form einer Aussteuer in die Ehe eingebracht hat. Deren Wert ist nicht unter 6.500,- DM zu veranschlagen, da sie - auch nach den Erkl&#228;rungen des Verf&#252;gungskl&#228;gers - zumindest ein neues Schlafzimmer, ein Sideboard und Bettw&#228;sche umfa&#223;te. Die Aussteuer ist - entgegen der Auffassung der Berufung - auch Anfangsverm&#246;gen der Verf&#252;gungsbeklagten. Die Verm&#246;gensgegenst&#228;nde waren vor der Eheschlie&#223;ung allein von ihr angeschafft worden und damit ihr Eigentum (vergl. dazu auch BGH FamRZ 1984, 147 ff). Unter Einbeziehung der unstreitigen Rentenbeitragserstattung von 1.184,40 DM ergibt sich mithin ein gesch&#228;tztes Anfangsverm&#246;gen von rund 7.700,- DM.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nach Hochrechnung des Anfangsverm&#246;gens beider Parteien auf den Stichtag am 13. April 1983 entsprechend den Grunds&#228;tzen des Bundesgerichtshofes zum Kaufkraftschwund des Geldes (BGHZ 61, 385 ff) ergeben sich folgende zu ber&#252;cksichtigende Werte:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Verf&#252;gungskl&#228;ger</p> <br /><span class="absatzRechts">35</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top"><u>15.300,- &#215; 129,3</u> = 31.007,68 DM 63,8</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Verf&#252;gungsbeklagte</p> <br /><span class="absatzRechts">37</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top"><u>7.700,- &#215; 129,3</u> = 15.605,17 DM 63,8</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Danach betr&#228;gt der gesch&#228;tzte Zugewinn des Verf&#252;gungskl&#228;gers - Endverm&#246;gen von 78.000,- DM abz&#252;glich Anfangsverm&#246;gen von 31.000,- DM - rund 47.000,- DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">und der der Verf&#252;gungsbeklagten - Endverm&#246;gen von 63.900,- DM abz&#252;glich Anfangsverm&#246;gen von 15.600,- DM - rund 48.300,- DM.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Da auf seiten des Verf&#252;gungskl&#228;gers indessen die Steigerung der Bodenpreise wie auch die Steigerung der allgemeinen Lebenshaltungskosten bei der Wertermittlung des Hausgrundst&#252;ckes ... unber&#252;cksichtigt geblieben sind, l&#228;&#223;t sich insgesamt ein k&#252;nftiger Zugewinnausgleichsanspruch des Verf&#252;gungskl&#228;gers nicht als wahrscheinlich feststellen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Berufung mit der sich aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO ergebenden Kostenfolge zur&#252;ckzuweisen.</p>
315,672
lg-bonn-1984-09-12-5-t-10984
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 T 109/84
1984-09-12T00:00:00
2019-03-13T15:10:44
2019-03-27T09:42:31
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1984:0912.5T109.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.) Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p>2.) Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat der Antragsteller </p> <p>zu tragen, der der Antragsgegnerin auch eventuelle au&#223;ergerichtliche Kosten zu ersetzen hat. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller lebte in der Vergangenheit eine Zeit lang mit der Antragsgegnerin, der Mutter des betroffenen Kindes, zusammen, nachdem deren Ehemann im M&#228;rz 19## verstorben war. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem sich der Antragsteller und die Antragsgegnerin inzwischen wieder getrennt haben, begehrt der Antragsteller im vorliegenden Verfahren, ihm ein Besuchsrecht f&#252;r das betroffene Kind einzur&#228;umen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt dazu vor, der - nichteheliche - Vater des Kindes zu sein und bei diesem bis zur Trennung von der Antragsgegnerin die Vaterrolle auch tats&#228;chlich eingenommen zu haben. Es seien dabei enge Beziehungen zu dem Kinde entstanden, die trotz seiner Trennung von der Antragsgegnerin auch im Interesse des Kindes aufrechterhalten werden m&#252;ssten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Weiter beruft er sich auf eine auf den ##.##.19## datierte schriftliche "Vereinbarung" mit der Antragsgegnerin , in der festgeschrieben ist, dass N das gemeinsame Kind beider sei, und aus Anlass der Trennung ein Besuchsrecht f&#252;r den Antragsteller vereinbart worden ist. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin ist der Behauptung entgegengetreten, dass der Antragsteller der Vater des Kindes sei, und hat - zutreffend - darauf hingewiesen, dass der Antragsgegner inzwischen mit einer Uerin, einer Landsm&#228;nnin. verheiratet sei. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat nach Anh&#246;rung der Beteiligten den Antrag als unzul&#228;ssig mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, das betroffene Kind sei mangels rechtskr&#228;ftiger Feststellung seiner Nichtehelichkeit als eheliches Kind der Antragsgegnerin und ihres verstorbenen Ehemannes anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des erstinstanzlichen Vorbringens der Beteiligten und der Entscheidung des Amtsgerichts wird auf den Akteninhalt Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit seiner gegen die amtsgerichtliche Entscheidung gerichteten Beschwerde. wegen deren Einzelheiten ebenfalls auf den Akteninhalt Bezug genommen wird, tr&#228;gt der Antragsteller vor, ihm stehe jedenfalls in analoger Anwendung von &#167; 1711 Abs. 2 BGB ein Umgangsrecht mit dem betroffenen Kinde zu. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">II. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem. &#167; 20 Abs. 1 FGG zul&#228;ssig, in der Sache jedoch unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Amtsgericht darauf abgestellt, dass der Antragsteller aus der allein in Betracht kommenden Gesetzesnorm des &#167; 1711 Abs. 2 BGB ein Besuchsrecht nicht ableiten kann, weil nicht feststehe, dass er &#252;berhaupt der - nichteheliche - Vater des betroffenen Kindes ist. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller mag Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme haben, tats&#228;chlich der Vater des betroffenen Kindes zu sein - hierf&#252;r spricht in der Tat z.B. der Text der vorerw&#228;hnten Vereinbarung - er kann indes die vor einer eventuellen Anwendung des &#167; 1711 Abs. 2 BGB notwendige Feststellung der Nichtehelichkeit des betroffenen Kindes nicht selbst herbeif&#252;hren. Das Recht, die Ehelichkeit eines Menschen anzufechten, steht n&#228;mlich aus - trotz der damit im vorliegenden Einzelfall m&#246;glicherweise verbundenen H&#228;rte f&#252;r den Antragsteller - guten Gr&#252;nden lediglich dem Ehemann der Kindesmutter oder unter besonderen Umst&#228;nden dessen Eltern oder dem Kinde selbst zu (&#167;&#167; 1594 - 1596 BGB). </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine analoge Anwendung des &#167; 1711 Abs. 2 BGB auf solche Personen, die zwar nicht der Vater des betreffenden Kindes sind, aber dem Kind und seiner Mutter auf Grund langen Zusammenlebens nahestehen, verbietet sich deswegen, weil der Fall der fehlenden Blutsverwandtschaft mit dem gesetzlichen Anwendungsfall der Beziehungen des nichtehelichen Vaters zu seinem Kinde nicht vergleichbar ist. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn im &#252;brigen &#167; 1711 Abs. 2 BGB- direkt oder analog anwendbar w&#228;re, so st&#252;nde nicht fest, dass die &#252;brigen Voraussetzungen dieser Norm &#252;berhaupt vorliegen. So kann nicht &#252;bersehen werden, dass der Antragsteller aus einem anderen Kulturkreis stammt, dorthin durch die erst vor kurzem erfolgte Eheschlie&#223;ung auch besondere Beziehungen pflegt und mithin nicht ausgeschlossen ist, dass der Antragsteller in absehbarer Zeit die Bundesrepublik Deutschland wieder verl&#228;sst. Vor diesem Hintergrund kann die Aufrechterhaltung der bisher entstandenen Bindungen zu dem betroffenen Kind nicht ohne weiteres als f&#252;r dieses erforderlich angesehen werden, zumal nach der Trennung des Antragstellers von der Antragsgegnerin die Aufrechterhaltung dieser Bindungen gegen den Willen der Antragstellerin zu einer Verunsicherung des heranwachsenden Kindes f&#252;hren m&#252;ssten. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann der Antragsteller ein Besuchsrecht auch aus der erw&#228;hnten Vereinbarung nicht ableiten. Wie das Amtsgericht bereits zutreffend ausgef&#252;hrt hat, kann dieses Schriftst&#252;ck lediglich als eine Absichtserkl&#228;rung der Beteiligten zu 1) und 2) im damaligen Zeitpunkt angesehen werden. Eine weitere Bindungswirkung kann der "Vereinbarung" schon deswegen nicht beigemessen werden, weil die Antragsgegnerin als Mutter des betroffenen Kindes im damaligen Zeitpunkt &#252;ber das zuk&#252;nftige Umgangsrecht mit dem Kind nicht mit Bindungswirkung gegen sich selbst verf&#252;gen durfte. Wollte man der "Vereinbarung" tats&#228;chlich einen derartigen Inhalt beimessen, so w&#252;rde Sie insoweit wegen Sittenwidrigkeit gem. &#167; 138 BGB als nichtig anzusehen sein. Es verst&#246;&#223;t n&#228;mlich gegen die guten Sitten, sich als Mutter vertraglich so zu binden, dass zuk&#252;nftige Entscheidungen &#252;ber das Umgangsrecht nicht mehr allein an dem Kindeswohl ausgerichtet werden k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 1 KostO und 13 a Abs. 1 S. 2 FGG. Eine Anwendung von &#167; 131 Abs. 3 KostO kann nicht erfolgen, weil die Beschwerde - wie sich aus den obigen Ausf&#252;hrungen der Kammer ergibt -nicht im Interesse des Kindes eingelegt worden ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert:5.000, 00 DM (&#167; 30 Abs. , 2 KO). </p>
315,673
olgham-1984-08-22-20-u-2584
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 25/84
1984-08-22T00:00:00
2019-03-13T15:10:46
2019-03-27T09:42:30
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0822.20U25.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 14. November 1983 verk&#252;ndete Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger schlo&#223; am 25. Februar 1981 bei der Beklagten eine Hausrat- und eine Reisegep&#228;ckversicherung ab. Der Reisegep&#228;ckversicherung lagen die allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Versicherung von Reisegep&#228;ck (AVB Reisegep&#228;ck 1980) zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagte wegen eines behaupteten Diebstahlschadens vom 6. Januar 1982 in Anspruch. Der Kl&#228;ger wohnte bis zu diesem Tage in einer Pension in ... in &#214;sterreich. Das Zimmer des Kl&#228;gers war bis zum 8. Januar 1982 angemietet. Als der Kl&#228;ger am 6. Januar 1982 vom Skisport zur&#252;ckkehrte, lag sein Gep&#228;ck auf dem Flur. Der Kl&#228;ger zahlte den Pensionspreis und begab sich zur Gendarmerie, wo er den Verlust zweier Wollpullover, einer goldenen Herrenarmbanduhr der Marke Cartier, einer Lederbrieftasche mit Bargeld, eines Notizbuches und einer Skijacke anzeigte (Bl. 41, 42 d.A.). Das aufgrund der Anzeige des Kl&#228;gers gegen die Pensionswirtin ... eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. Der Kl&#228;ger meldete der Beklagten den Schaden mit Schadensanzeige vom 11. Februar 1982 (Bl. 7 bis 9 d.A.). Die Frage Nr. 10 nach fr&#252;heren Reisegep&#228;cksch&#228;den beantwortete der Kl&#228;ger mit: "Ja, siehe Vertragsakte". Der Kl&#228;ger hatte am 20. Februar 1979, 6. September 1979 und am 10. Dezember 1979 jeweils bei der ... Versicherungsanstalt, am 16. Januar 1980 bei der ... Reiseversicherungs AG und am 24. Juni 1981 bei der Beklagten Reisegep&#228;cksch&#228;den angemeldet. Der Kl&#228;ger forderte die Beklagte letztmalig mit Schreiben vom 21. September 1982 (Bl. 105 d.A.) zur Leistung auf. Diese wurde von der Beklagten mit Schreiben vom 22. Dezember 1982 abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt mit der Klage Schadensersatz wegen des Verlustes der vorstehend angef&#252;hrten Sachen und hat behauptet: S&#228;mtliche abhanden gekommenen Sachen h&#228;tten sich in dem verschlossenen Kleiderschrank seines Zimmers befunden. Den Schl&#252;ssel zu dem Kleiderschrank habe er mit sich gef&#252;hrt. Der Kleiderschrank sei von der Wirtin ... aufgebrochen oder, mit einem falschen Schl&#252;ssel ge&#246;ffnet worden. Er habe der formularm&#228;&#223;igen Schadensanzeige vom 11. Februar 1982 eine maschinengeschriebene Zusatzerkl&#228;rung folgenden Wortlauts beigef&#252;gt gehabt:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Anlage zur Schadensanzeige Nr. ...</i> <i>Die Beantwortung des Punktes 10 der Schadenanzeige soll wie folgt erg&#228;nzt werden:</i> <i>Vorversicherungen mit Reisegep&#228;cksch&#228;den bestanden bei</i> &#160; 1) ... Versicherung, ... &#160; 2) ... Reiseversicherung AG, ... <i>Zeitpunkt und Umfang der Sch&#228;den liegen mir zur Zeit nicht vor.</i> <i>Gegebenenfalls kann bei den vorgenannten Gesellschaften angefragt werden.</i> <i>Sollten dazu noch Fragen bestehen, bitte ich Sie, mich entsprechend zu informieren.</i> 9. Februar 1982 Unterschrift"</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, die die Klage in H&#246;he von 1.850,- DM zur&#252;ckgenommen hat, hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.130,- DM nebst 14,87 % Zinsen seit dem 1. Januar 1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1)</td> <td>die Klage abzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2)</td> <td>widerklagend, den Kl&#228;ger zu verurteilen, an sie 7.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit Widerklagezustellung zu zahlen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat den Versicherungsfall vom 6. Januar 1982 bestritten. Sie hat ferner die Auffassung vertreten, sie sei zur Leistung nicht verpflichtet, da der Kl&#228;ger seine Obliegenheiten aus &#167;&#167;10 Abs. 1, 11 AVB Reisegep&#228;ck vors&#228;tzlich verletzt habe. So habe er in der Schadensanzeige vom 9. Februar 1982 die Frage nach Vorsch&#228;den falsch beantwortet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sein Hinweis auf die Vertragsakte sei nicht ausreichend gewesen. Im &#252;brigen habe der Kl&#228;ger auch bei der an die ...-Versicherungsgesellschaft gerichteten Schadensanzeige vom 16. November 1982 die Frage nach Vorsch&#228;den falsch beantwortet, da er lediglich Reisegep&#228;cksch&#228;den f&#252;r das Jahr 1978 angegeben habe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit der Widerklage hat die Beklagte R&#252;ckzahlung des Betrages von 7.000,- DM verlangt, den sie auf die Schadensanzeige des Kl&#228;gers vom 24. Juni 1981, betreffend den Versicherungsfall vom 13. Juni 1981, am 3. Dezember 1981 an den Kl&#228;ger gezahlt habe. Sie habe ohne Rechtsgrund gezahlt, weil sie auch insoweit infolge einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers gem&#228;&#223; &#167;&#167;10 Abs. 1, 11 AVB Reisegep&#228;ck leistungsfrei sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">&#167;10 Abs. 1 AVB Reisegep&#228;ck lautet:</p> <br /><span class="absatzRechts">16</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"&#167;10 Obliegenheiten</i> &#160; 1) Der Versicherungsnehmer hat ... c) alles zu tun, was zur Aufkl&#228;rung des Tatbestandes dienlich sein kann. &#160; 4) Verletzt der Versicherungsnehmer eine der vorstehenden Obliegenheiten, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, da&#223; die Verletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrl&#228;ssigkeit beruht. Bei grob fahrl&#228;ssiger Verletzung der unter den Nummern 1) a), c), 2) und 3) bestimmten Obliegenheiten bleibt der Versicherer zur Leistung insoweit verpflichtet, als die Verletzung keinen Einflu&#223; auf die Feststellung oder den Umfang der Entsch&#228;digungsleistung gehabt hat. ..."</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die in dem Schadensanzeigeformular vom 24. Juni 1981 vorgedruckte Frage Nr. 10 Abs. 3:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">"Haben Sie bereits bei anderen Gesellschaften Transportversicherungssch&#228;den gehabt? Zutreffendenfalls wann und bei welcher Gesellschaft?" hatte der Kl&#228;ger nicht beantwortet. Die Fragen Nr. 10 Abs. 1 und 2 nach anderweitigem Versicherungsschutz war beantwortet mit: "Hausratversicherung siehe Vertragsakte". Die in dem anh&#228;ngenden "Anlagebogen zur Schadensanzeige f&#252;r Reisegep&#228;cksch&#228;den" vorgedruckte Frage Nr. 6: "Hatten Sie und/oder eine der mitversicherten Personen fr&#252;her bereits einen Reisegep&#228;ckschaden? Wann, wodurch, in welcher H&#246;he? Bei welcher Gesellschaft?" war ebenfalls nicht beantwortet. Mit Schreiben vom 23. Juli 1981 bat die Beklagte um &#220;bersendung von Originalrechnungen, Kaufquittungen und Rechnungsbelegen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ferner bat sie den Kl&#228;ger, den Punkt der Schadensanzeige, der die Beschreibung des Versicherungsfalles betrifft, m&#246;glichst vollst&#228;ndig auszuf&#252;llen. Mit Schreiben vom 31. Juli 1981 &#252;bersandte der Kl&#228;ger die von der Beklagten geforderten Unterlagen und f&#252;gte hinzu: "Sollten Sie bestimmte Ausk&#252;nfte w&#252;nschen, so bitte ich Sie, diese zu detaillieren." Daraufhin regulierte die Beklagte den Diebstahlsschaden durch &#220;bersendung eines Verrechnungsschecks mit Schreiben vom 3. Dezember 1981 (Bl. 227 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unter dem 16. November 1982 meldete der Kl&#228;ger bei der ...-Versicherung einen weiteren Diebstahlsschaden an. Die in der Schadensanzeige vorgedruckte Frage nach Vorsch&#228;den beantwortete der Kl&#228;ger mit: "Ja, 1978." Die Klage des Kl&#228;gers auf Bezahlung dieses Schadens ist abgewiesen worden, seine Berufung ist durch Urteil des Senats vom 27. Juni 1984 zur&#252;ckgewiesen worden (20 U 31/84).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auf die Widerklage erwidert: Sein Hinweis auf die Vertragsakte sei ausreichend gewesen, da die Beklagte ihm bereits im Jahre 1981 f&#252;r einen Reisegep&#228;ckschaden Deckungsschutz gew&#228;hrt und bereits deshalb Kenntnis von den Vorsch&#228;den gehabt habe. Im &#252;brigen habe er den Versicherungsvertreter der Beklagten bei Vertragsschlu&#223; auf die Vorsch&#228;den hingewiesen. Der Beklagten seien die Vorsch&#228;den auch durch den ...-Versicherungsverband (DTV) gemeldet worden. Die Beklagte sei der zentralen Kartei dieses Verbandes angeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht die Klage abgewiesen und der Widerklage stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Der Kl&#228;ger habe den Versicherungsfall vom 6. Januar 1982 nicht bewiesen. Die Beweiserleichterungen des Beweises auf erste Sicht k&#228;men zugunsten des Kl&#228;gers nicht zur Anwendung, weil der Kl&#228;ger das Schadensformular vom 16. November 1982 bez&#252;glich der Vorsch&#228;den falsch ausgef&#252;llt habe und die Zahl der gemeldeten Reisegep&#228;cksch&#228;den Bedenken errege. Die Widerklage sei begr&#252;ndet, weil die Beklagte wegen einer Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers leistungsfrei sei. Der Kl&#228;ger habe die Frage nach Vorsch&#228;den in dem Schadensformular vom 24. Juni 1981 vors&#228;tzlich unbeantwortet gelassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte Berufung des Kl&#228;gers. Der Kl&#228;ger wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und erg&#228;nzt dieses wie folgt: Das Strafverfahren gegen Frau ... sei noch nicht abgeschlossen, sondern nach Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen die Tochter ... erweitert worden. Er, der Kl&#228;ger, habe sofort, nachdem er den Verlust festgestellt habe, Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Beklagte stelle &#252;blicherweise sofort Ermittlungen an, wenn die Frage nach Vorsch&#228;den bejaht werde. Sie frage bei der DTV-Kartei und anderen Versicherern nach. Davon sei er, der Kl&#228;ger, ausgegangen. Die Beklagte habe die Anlage zur Schadensanzeige auch erhalten, da diese in einem Umschlag mit der unstreitig zugegangenen Schadensanzeige abgeschickt worden sei. Zudem seien der Beklagten nach ihrem eigenen Vortrag s&#228;mtliche fr&#252;heren Schadensf&#228;lle bekannt. Auch im Versicherungsfall bei der ... (Schadensanzeige vom 16. November 1982) habe er wahrheitsgem&#228;&#223;e Hinweise auf Vorsch&#228;den gegeben. Der Kl&#228;ger bestreitet, vors&#228;tzlich oder grob fahrl&#228;ssig gehandelt zu haben und behauptet, da&#223; eine eventuelle Obliegenheitsverletzung keinen Einflu&#223; auf die Feststellung des Versicherungsfalles gehabt habe. Er st&#252;tzt seine Anspr&#252;che auch auf die Hausratsversicherung, da die Sachen jedenfalls aus dem verschlossenen Schrank entfernt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Widerklage f&#252;r unbegr&#252;ndet. Eine Obliegenheitsverletzung liege nicht vor. In dem Schadensanzeigeformular vom 26. Juni 1981 (Bl. 69 d.A.) habe die Beklagte - unstreitig - nach Transportversicherungssch&#228;den und nicht nach Reisegep&#228;cksch&#228;den gefragt. Dar&#252;ber hinaus habe er auch dort auf die Vertragsakte verwiesen, ohne da&#223; die Beklagte sich in dem Schriftwechsel auf eine Obliegenheitsverletzung berufen oder weitere Aufkl&#228;rung gew&#252;nscht habe. Im &#252;brigen sei dieser Schaden durch einen Vergleich abgewickelt worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und</p> <br /><span class="absatzRechts">27</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1)</td> <td>die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.130,- DM nebst 14,87 % Zinsen seit dem 1. Januar 1983 zu zahlen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2)</td> <td>die Widerklage abzuweisen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und nimmt auf ein in Ablichtung &#252;berreichtes Urteils des Bezirksgerichts ... (&#214;sterreich) vom 31. Dezember 1983 Bezug, durch das die Klage des Kl&#228;gers gegen den Pensionsinhaberin ... abgewiesen worden ist (Bl. 201 bis 207 d.A.). Im &#252;brigen habe der Kl&#228;ger nicht nur im vorliegenden Fall, sondern auch, wie die Beklagte im einzelnen darlegt, in den geltend gemachten Versicherungsf&#228;llen vom 16. Januar 1980, 13. Juni 1981 (betreffend die Widerklage) und vom 8. Juli 1982 falsche oder unvollst&#228;ndige Angaben gemacht. Der Kl&#228;ger habe in der Schadensanzeige vom 11. Februar 1982 nicht auf eine Anlage hingewiesen. Er habe auf das Ablehnungsschreiben vom 16. Februar 1983 (Bl. 212 f d.A.) auch - unstreitig - nicht geltend gemacht, da&#223; er der Schadensanzeige eine Anlage beigef&#252;gt habe. Im &#252;brigen spr&#228;chen, wie die Beklagte im einzelnen n&#228;her darlegt, mehrere Umst&#228;nde f&#252;r ein unredliches Zusammenwirken des Kl&#228;gers mit seinem Bruder.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zur Widerklage tr&#228;gt die Beklagte vor: Es treffe nicht zu, da&#223; sie sich in jedem Falle an den ... wende. Ausk&#252;nfte w&#252;rden in zweifelhaften F&#228;llen bei den dem DTV angeschlossenen Mitgliedsunternehmen eingeholt. Im vorliegenden Fall habe sie - unstreitig - erst mit Schreiben vom 2. Dezember 1981 (Bl. 226 d.A.) eine entsprechende Anfrage an den DTV gerichtet.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger pers&#246;nlich geh&#246;rt und Beweis durch Vernehmung der Zeugen ... und ... erhoben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat erkl&#228;rt;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Pensionsinhaberin war als rauflustig bekannt. Ich selbst war sechsmal in ... und habe auch wiederholt in der Pension ... gewohnt, auch schon gegen&#252;ber im Hause der T&#246;chter.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ich hatte erst beim Zusammenpacken meiner Sachen festgestellt, da&#223; Sachen fehlten. Es fehlten auch Sachen, die in dem Schrank gewesen waren. Ich war so perplex, da&#223; ich nichts gesagt habe.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ich habe meinem Bruder hin und wieder in seinem B&#252;ro geholfen. Ich bin kein ausgebildeter Versicherungskaufmann. Ich habe die Karteien gef&#252;hrt und die Korrespondenz abgeheftet.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auf Fragen:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Am 11. Februar 1982 habe ich die Schadensunterlagen f&#252;r meinen Bruder zur Post gegeben. Die Schadensanzeige habe ich kuvertiert und als Einschreiben aufgegeben. Die Schadensanzeige hatte mein Bruder, allerdings nicht in meiner Gegenwart, ausgef&#252;llt. An den Vorgang kann ich mich deswegen erinnern, weil meinem Bruder die Uhr abhanden gekommen ist. Die Uhr hat einen besonderen Wert gehabt. Die Anzeige bestand aus einem Schadensformular und einem Begleitschreiben. Es war ein Zusatzpapier, auf dem noch Namen von Versicherungsgesellschaften standen. Ich meine, die Papiere w&#228;ren mit einem sog. Klammeraffen zusammengeheftet gewesen. Ich war seinerzeit in ... gewesen und habe die Uhr auf ihre Echtheit pr&#252;fen lassen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auf Fragen:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ich selbst habe auch schon Reisegep&#228;cksch&#228;den gehabt. Ich wei&#223; nicht, ob ich gegen eine andere Versicherungsgesellschaft noch Anspr&#252;che geltend mache. Soweit ich mich erinnere, ist die andere Sache geregelt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall ist mir gegenw&#228;rtig. Die Sache kam von der Filialdirektion ... Die Schadensanzeige Bl. 7 d.A. ist mir zugesandt worden. Bei der Schadensanzeige war keine Anlage. Ob es ein Anschreiben gab, kann ich nicht sagen. Die Anzeige ist in ... eingegangen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger stehen wegen des behaupteten Versicherungsfalles vom 6. Januar 1982 keine Anspr&#252;che aus der Reisegep&#228;ck- oder Hausratversicherung gegen die Beklagte zu.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den behaupteten Versicherungsfall nicht bewiesen. Allerdings werden in der Diebstahlversicherung an den dem Versicherungsnehmer obliegenden Beweis des Diebstahls im allgemeinen keine gro&#223;en Anforderungen gestellt (z.B. Senat, VersR 75, 749 ff). Der Versicherungsnehmer gen&#252;gt seiner Beweislast zun&#228;chst durch den Nachweis eines Sachverhalts, der nach der Lebenserfahrung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit darauf schlie&#223;en l&#228;&#223;t, da&#223; die versicherte Sache in einer den Versicherungsbedingungen entsprechenden Weise entwendet worden ist. Auch wenn sich der Versicherungsnehmer nicht auf einen typischen Geschehensablauf und damit auf die Grunds&#228;tze des Anscheinsbeweises st&#252;tzen kann, sondern auf einen Anzeichenbeweis angewiesen ist, gen&#252;gt es im Normalfall, wenn sich aus den festgestellten Beweisanzeichen das &#228;u&#223;ere Bild eines Diebstahls mit hinreichender Deutlichkeit erschlie&#223;en l&#228;&#223;t (BGH VersR 77, 610, VersR 84, 29 ff). Bereits an der Darlegung eines solchen Sachverhalts fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Meldung des angeblichen Diebstahls bei der Polizei gen&#252;gt als Grundlage eines Anscheinsbeweises nicht (BGH VersR 77, 368 und 78, 733). Allerdings kann der Tatrichter im Rahmen der freien W&#252;rdigung des Verhandlungsergebnisses (&#167;286 ZPO) den Behauptungen und Angaben des Versicherungsnehmers unter Umst&#228;nden auch dann Glauben schenken, wenn dieser ihre Richtigkeit nicht beweisen kann. Dies kann in Betracht kommen, wenn keine Umst&#228;nde gegen die Darstellung des Versicherungsnehmers sprechen (BGH VersR 78, 733).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier jedoch der Fall. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt - unbestritten - vor, er habe den sogleich bemerkten Verlust seiner Sachen, darunter der nach seiner Behauptung sehr wertvollen Uhr, nicht sofort der Pensionswirtin angezeigt, sondern erst seine Rechnung bezahlt und sich dann zur Polizei begeben, wo er Anzeige erstattet habe. Diese Darstellung erscheint nicht glaubhaft und begr&#252;ndet Zweifel an dem behaupteten Vorgang insgesamt. F&#252;r den Kl&#228;ger bestand kein vern&#252;nftiger Grund daf&#252;r, nicht schon beim Zusammenpacken seiner Sachen auf dem Flur und jedenfalls bei der Bezahlung auf den Verlust hinzuweisen. Der Kl&#228;ger behauptet zwar, er habe dies deswegen nicht getan, weil der Ehemann der Pensionswirtin als rauflustig bekannt gewesen sei, er habe einer eventuell t&#228;tlichen Auseinandersetzung aus dem Wege gehen wollen. Diese Erkl&#228;rung &#252;berzeugt nicht. Der Kl&#228;ger hat im vorliegenden Verfahren wie auch schon in dem Verfahren gegen die Wirtin ... nicht vorzutragen vermocht, worauf sich seine Annahme einer Rauflust und Gef&#228;hrlichkeit des Ehemannes der Wirtin gr&#252;ndete (Urteil des Bezirksgerichts Saalfelden vom 31. Dezember 1983, Bl. 201 bis 207 d.A.). Zudem war der Kl&#228;ger seit Jahren Gast im Hause ..., was die Gefahr einer t&#228;tlichen Auseinandersetzung nicht gerade wahrscheinlicher machte. Au&#223;erdem bestand auch aus der Sicht des Kl&#228;gers die naheliegende M&#246;glichkeit, da&#223; die Wirtin die wertvolle Uhr und einige weitere Sachen wie die Brieftasche und das Notizbuch an sich genommen hatte, um diese Dinge nicht unbeaufsichtigt im Flur liegen zu lassen. Es konnte daher durchaus sein, da&#223; die fehlenden Sachen in den Privatr&#228;umen der Vermieterin oder sonst an einem sicheren Ort aufbewahrt worden waren. Zumindest der Vorgang der Bezahlung h&#228;tte Anla&#223; sein m&#252;ssen, nach dem Verbleib der Sachen zu fragen, was sich um so mehr aufgedr&#228;ngt haben mu&#223;te, als sich darunter die Brieftasche mit dem deutschen Geld des Kl&#228;gers und die wertvolle Uhr befanden. Hinzu kommt noch, da&#223; sich einige fehlende Sachen, ebenso wie andere Sachen, die auf dem Flur lagen, in dem verschlossenen Kleiderschrank befunden hatten, zu dem der Kl&#228;ger den einzigen Schl&#252;ssel mit sich gef&#252;hrt hatte. Es h&#228;tte daher zun&#228;chst einmal gekl&#228;rt werden m&#252;ssen, wie und durch wen der Schrank ge&#246;ffnet worden ist. Diese naheliegende &#220;berlegung will der Kl&#228;ger indessen nicht angestellt haben. Er hat auch nicht vorgetragen, gerade diesen aus seiner Sicht schwerwiegenden Umstand einer Kl&#228;rung durch die Polizei vorbehalten zu haben. Denn die Polizei ist nicht von ihm darauf hingewiesen worden, da&#223; sich die vermi&#223;ten Sachen im Schrank befunden h&#228;tten. Die Polizei hat, wie der Postenkommandant ... als Zeuge in dem Verfahren des Kl&#228;gers gegen Frau ... ausgesagt hat (Bl. 80 d.A.), keine Veranlassung gesehen, das ger&#228;umte Zimmer des Kl&#228;gers und den Kleiderschrank zu besichtigen, was sicherlich der Fall gewesen w&#228;re, wenn der Kl&#228;ger darauf hingewiesen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage ist gem&#228;&#223; &#167;812 BGB begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger ist um den von der Beklagten gezahlten Betrag von 7.000,- DM rechtsgrundlos bereichert. Eine Leistungspflicht der Beklagten bestand gem&#228;&#223; &#167;&#167;10 Nr. 1 c, Nr. 4 AVB Reisegepr&#228;ck, 6 Abs. 3 VVG nicht, weil der Kl&#228;ger seine Aufkl&#228;rungsobliegenheit verletzt hat. Der Versicherungsnehmer hat gem&#228;&#223; &#167;10 Nr. 1 c AVB Reisegep&#228;ck alles zu tun, was zur Aufkl&#228;rung des Tatbestandes dienlich sein kann. Er hat dem Versicherer nach dem Eintritt des Versicherungsfalles insbesondere jede Auskunft zu erteilen, die zur Feststellung des Versicherungsfalles oder des Umfanges der Leistungspflicht des Versicherers erforderlich ist (&#167;34 Abs. 1 VVG). Hiergegen hat der Kl&#228;ger versto&#223;en. Der Kl&#228;ger hat in der Schadensanzeige vom 24. Juni 1981 die Fragen nach fr&#252;heren Reisegep&#228;cksch&#228;den unbeantwortet gelassen. Eine derartige Frage ist in der Reisegep&#228;ckversicherung sachdienlich (Senat, Urteil vom 1. Juli 1981, VersR 82, 695).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob auf die Frage Nr. 10 der Schadensanzeige nach fr&#252;heren Transportversicherungssch&#228;den auch die Reisegep&#228;cksch&#228;den h&#228;tten angegeben werden m&#252;ssen. Dies ist zweifelhaft, weil die Reisegep&#228;ckversicherung seit 1977 nicht mehr als Transportversicherung angesehen wird (Pr&#246;lss-Martin, 23. Aufl. 1984, vor &#167;1 AVB Reisegep&#228;ck). Der Kl&#228;ger hat jedenfalls die Frage Nr. 6 des Anlagebogens der Schadensanzeige (Bl. 72 d.A.) unbeantwortet gelassen. Seine neben Frage Nr. 10 Abs. 1 und 2 der Schadensanzeige: "Besteht f&#252;r die Gegenst&#228;nde ganz oder teilweise anderweitig Versicherungsschutz? Bei welcher Gesellschaft und gegen welche Gefahren?" gemachte Eintragung: "Hausratversicherung, siehe Vertragsakte" bezieht sich ersichtlich nicht auf die Frage des n&#228;chsten Absatzes, ganz abgesehen davon, da&#223; dort, wie oben erw&#228;hnt, nur nach Transportversicherungssch&#228;den gefragt war und der Kl&#228;ger auch nicht vortr&#228;gt, hierunter auch Reisegep&#228;cksch&#228;den verstanden zu haben. Erst recht bezieht sich die Antwort: "Ja, Hausrat, siehe Vertragsakte" neben der Frage 5 des Anlagebogens nicht auch auf die Frage 6, die unbeantwortet geblieben ist. Abgesehen davon war die Beklagte auch nicht in der Lage, aus der Vertragsakte die fr&#252;heren Versicherungsf&#228;lle vom 13. Februar, 5. September und 6. Dezember 1979 bei der Berlinischen und vom 16. Januar 1980 bei der Europ&#228;ischen zu ersehen. Im Versicherungsantrag vom 12. Februar 1981 (Bl. 30 d.A.), der Bestandteil der Vertragsakte ist, ist lediglich die Frage durch Ankreuzen bejaht, da&#223; bisher nur Hausratsch&#228;den unter 1.000,- DM eingetreten seien. Da&#223; die bis dahin eingetretenen Reisegep&#228;ckvorsch&#228;den von der Beklagten mit Hilfe des DTV h&#228;tten ermittelt werden k&#246;nnen, ist unerheblich. Der Versicherungsnehmer hat gestellte Fragen eindeutig zu beantworten. Er darf nicht darauf verweisen, der Versicherer habe durch weitere Ermittlungen die von ihm nicht angegebenen Einzelheiten erfahren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger waren seine drei Reisegep&#228;cksch&#228;den aus dem Jahre 1981 noch bekannt. Die Verletzung der Aufkl&#228;rungsobliegenheit geschah daher vors&#228;tzlich.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist nach Treu und Glauben nicht gehindert, sich auf die Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers zu berufen. Sie hat zwar mit Schreiben vom 23. Juli 1981 (Bl. 214 d.A.) nicht <u>nochmals</u> nach Reisegep&#228;ckvorsch&#228;den gefragt. Dieses Verhalten konnte der Kl&#228;ger, der eine ausdr&#252;cklich gestellte Frage vors&#228;tzlich unbeantwortet gelassen hatte, indessen nicht als Verzicht auf die Beantwortung auffassen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch nicht deshalb an der R&#252;ckforderung des Betrages gehindert, weil sie diesen aufgrund eines Vergleichs geleistet h&#228;tte. Zwar hatte der Kl&#228;ger einen Betrag von 9.156,- DM geltend gemacht. Die Beklagte, hat mit Regulierungsschreiben vom 3. Dezember 1981 (Bl. 96, 97 d.A.) aber die vorgenommenen Abz&#252;ge im einzelnen erl&#228;utert. Es ist auch nicht ersichtlich, da&#223; zwischen den Parteien die gesamte Ersatzforderung im Streit war. Das Regulierungsschreiben der Beklagten vom 3. Dezember 1981 spricht zudem dagegen, da&#223; ein Streit durch gegenseitiges Nachgeben beigelegt werden sollte. Vielmehr wollte die Beklagte nur die bedingungsgem&#228;&#223; vorgesehenen Leistungsausschl&#252;sse und Abz&#252;ge vornehmen und im &#252;brigen den vollen Schaden ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO. Eines Ausspruchs der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil der Rechtsstreit nicht der Revision unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Kl&#228;gers betr&#228;gt 14.130,- DM.</p>
315,674
olgk-1984-08-17-4-uf-6484
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 64/84
1984-08-17T00:00:00
2019-03-13T15:10:47
2019-03-27T09:42:30
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0817.4UF64.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>1)</p> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Rheinbach vom 31.1.1984 (6 F 304/83) abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Zwangsvollstreckung aus dem am 2.5.1977 vor dem Amtsgericht Rheinbach (3 C 348/76) geschlossenen Vergleich wird f&#252;r unzul&#228;ssig er-kl&#228;rt. Die Beklagte hat die vollstreckbare Ausfertigung dieses Vergleichs an den Kl&#228;ger herauszugeben.</p> <p></p> <p>2)</p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p></p> <p>3)</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der 70-j&#228;hrige Kl&#228;ger und die 62-j&#228;hrige Beklagte leben seit Juli 1983 voneinander getrennt, seit Dezember 1983 ist ein Scheidungsverfahren anh&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Schon fr&#252;her war es zwischen den Parteien zu Streitigkeiten gekommen, die zum Verfahren 3 C 348/76 vor dem Amtsgericht Rheinbach f&#252;hrten, wobei beide Parteien anwaltlich vertreten waren. Dieser Rechtsstreit wurde am 2.5.1977 durch folgenden Vergleich beendet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"1. Der Beklagte zahlt ab 1.3.1977 an die Kl&#228;gerin einen Haushaltsvorschu&#223; in H&#246;he von 650,-- DM; davon zahlt die Kl&#228;gerin bis zum f&#252;nften Werktag eines Monats 550,-- DM in bar, daneben stellt der Beklagte der Kl&#228;gerin Naturalien (Gem&#252;se, Getr&#228;nke, Obst, Fleisch oder &#228;hnliches) im Wert von 100,-- DM zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2. ..."</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach der Trennung der Parteien hat die Beklagte am 23.9.1983 die Zwangsvollstreckung aus dem Vergleich in H&#246;he von 11.000,-- DM betrieben. Schon im Juli 1983 hatte sie den Beklagten durch anwaltliches Schreiben auffordern lassen, einen Unterhaltsr&#252;ckstand von 10.750,-- DM an sie zu zahlen, da von Dezember 1979 bis einschlie&#223;lich Juni 1983 monatlich 250,-- DM zu wenig Unterhalt bezahlt worden seien (43 x 250,-- = 10.750,-- DM).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit der Vollstreckungsgegenklage hat der Kl&#228;ger vorgetragen, er habe seine Verpflichtungen aus dem Vergleich voll erf&#252;llt. Soweit in einzelnen Monaten ausnahmsweise geringe Betr&#228;ge gezahlt worden seien, sei dies einverst&#228;ndlich geschehen, weil die gezahlten Betr&#228;ge gen&#252;gt h&#228;tten. Hinsichtlich der Naturalien fehle es an einem vollstreckbaren Titel.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Zwangsvollstreckung aus dem am 2.5.1977 vor dem Amtsgericht Rheinbach &#8211; 3 C 348/76 &#8211; geschlossenen Vergleich f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Beklagten aufzugeben, die vollstreckbare Ausfertigung an ihn herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, es seien regelm&#228;&#223;ig nur 400,-- DM monatlich gezahlt worden. Naturalien habe sie nicht erhalten. Die Reduzierung habe der Kl&#228;ger eigenm&#228;chtig vorgenommen, sie habe sich damit nie einverstanden erkl&#228;rt und die Minderleistung ger&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage durch das angefochtene Urteil abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es hat den Vergleich als Titel &#252;ber 650,-- DM Barunterhalt mit Ersetzungsbefugnis angesehen. Dem Erf&#252;llungseinwand des Beklagten ist es nicht gefolgt, da er weder eine weitergehende Erf&#252;llung noch eine stillschweigende Herabsetzung des zu zahlenden Unterhalts bewiesen habe. Es hat es als unerheblich angesehen, da&#223; es sich um Vorsch&#252;sse zur Versorgung beider Parteien handelte. Da der Kl&#228;ger keine Einschr&#228;nkungen in seiner Versorgung behauptet habe, sei davon auszugehen, da&#223; die Einschr&#228;nkungen durch Teilerf&#252;llung voll die Beklagte habe hinnehmen m&#252;ssen, so da&#223; sie auch nachtr&#228;glich den nicht gezahlten Rest verlangen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit der Regelung des Kl&#228;gers gegen diese Entscheidung macht dieser geltend, da&#223; einer Nachforderung der Beklagten schon der Charakter der geschuldeten Leistung als Vorschu&#223;anspruch entgegenstehe. Das Familiengericht habe die Beweislast verkannt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach seinen erstinstanzlichen Antr&#228;ge zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt insbesondere die vom Familiengericht angenommene Beweislastverteilung. Die Beklagte habe die Minderzahlung des Haushaltsgeldes hingenommen, weil der Kl&#228;ger sie psychisch und physisch massiv eingesch&#252;chtert habe. Sie habe die nicht gezahlten Betr&#228;ge regelm&#228;&#223;ig angemahnt. An einem Tag im Sommer 1982 sei auch ihre Schwester dabeigewesen (Zeugnis: G. P.).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat hat die Beklagte mitgeteilt, da&#223; ihr au&#223;er dem vom Kl&#228;ger gezahlten Unterhaltsbetrag eigene Eink&#252;nfte von 3000,-- bis 4000,-- DM; j&#228;hrlich zuflossen (Gewinnanteile aus dem vom Sohn &#252;bernommenen Gartenbaubetrieb). Das Haus, in dem die Parteien zusammen lebten, stand im Eigentum der Beklagten, die es jedoch unter Einr&#228;umung eines unentgeltlichen Nie&#223;brauchs auf den gemeinsamen Sohn &#252;bertragen hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Kl&#228;gers als Partei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den gesamten vorgetragenen Akteninhalt erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist als Familiensenat zust&#228;ndig (&#167; 119 I Ziff. 1 GVG), auch wenn es sich um eine Vollstreckungsgegenklage (&#167; 767 ZPO) gegen einen seinerzeit noch vor der allgemeinen Zivilabteilung des Amtsgerichts geschlossenen Vergleich handelt, denn der Streit "betrifft" einen ehelichen Unterhaltsanspruch, so da&#223; die Familiengerichte ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig sind (&#167;&#167; 23 Beklagte Abs. 1 Nr. 6 GVG, 621 Abs. 1 Nr. 5 ZPO; vgl. BGH NJW 1978, 1811 ff.).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat die Vollstreckungsgegenklage mit Recht als in vollem Umfang zul&#228;ssig angesehen, denn es liegt in H&#246;he eines Montagsbetrages von 650,-- DM ein vollstreckbarer Titel vor. Der Wortlaut des Vergleiches ergibt, da&#223; der Gesamtbetrag von 650,-- DM, der in erster Linie genannt wird, geschuldet war und tituliert werden sollte und dem Kl&#228;ger &#8211; von Beruf G&#228;rtner &#8211; lediglich die Befugnis einger&#228;umt werden sollte, einen Teilbetrag in Naturalien zu leisten (Ersetzungsbefugnis).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Familiengerichts ist die Vollstreckungsgegenklage aber auch begr&#252;ndet, denn der Kl&#228;ger beruft sich zu Recht darauf, da&#223; die geschuldeten Leistungen durch Erf&#252;llung erloschen sind.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach den &#252;bereinstimmenden Angaben beider Parteien ist durch den Vergleich nicht das "Wirtschaftsgeld" im umfassenden Sinn des &#167; 1360 a Abs. 1, Abs. 2 BGB geregelt worden, sondern lediglich das "Haushaltsgeld" als Teilbereich dieses Unterhaltsanspruchs (vgl. G&#246;ppinger-H&#228;berle, 4. Aufl., Rn. 455), der sich mit Recht gegen die Gleichsetzung der Begriffe Wirtschaftsgeld und Haushaltsgeld wendet. Der Betrag sollte lediglich dazu dienen, die Ausgaben f&#252;r Essen, Trinken, Waschen und kleinere laufende Ausgaben zu decken. Nicht darin enthalten waren Betr&#228;ge f&#252;r Kleidung und gr&#246;&#223;ere Ausgaben und nach den Umst&#228;nden auch nicht das Taschengeld des haushaltsf&#252;hrenden Ehepartners. Die Angabe der Beklagten, sie habe sich vorgestellt, sich davon auch einmal ein St&#252;ck Kuchen kaufen zu k&#246;nnen, steht dem nicht entgegen, denn solche Ausgaben fallen nicht in den Bereich des Taschengeldes, sondern noch in den Bereich der Nahrungskosten. Dieses Verst&#228;ndnis des Vergleichs entspricht auch den objektiven Gegebenheiten, denn die Beklagte hatte laufende Eigeneink&#252;nfte von mindestens 300 &#8211; 400 DM monatlich, aus denen sie ihre pers&#246;nlichen Bed&#252;rfnisse decken konnte. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckung aus dem Titel auf Haushaltsgeldvorschu&#223; ist allerdings nicht schon deshalb ausgeschlossen, weil es sich um einen Vorschu&#223;anspruch handelt, dessen Erf&#252;llung durch Zeitablauf nachtr&#228;glich unm&#246;glich geworden ist (&#167; 275 Abs. 1 BGB). Die Eigenart eines Unterhaltsanspruchs, zur Befriedigung laufender Bed&#252;rfnisse zu dienen, hindert nicht seine nachtr&#228;gliche Geltendmachung, wie schon &#167;&#167; 1613 Abs. 1, 1585 Abs. 2 und 3 BGB zeigen. Erst recht gilt die nachtr&#228;gliche Erf&#252;llbarkeit f&#252;r den titulierten Anspruch, da die Titulierung gerade eine Vollstreckungsm&#246;glichkeit unabh&#228;ngig von der freiwilligen Erf&#252;llung schafft.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; die Beklagte f&#252;r einen zur&#252;ckliegenden Zeitraum keine Leistungen mehr erbringen kann, steht daher der Durchsetzung des Anspruchs nicht entgegen; die Frage ist allenfalls, ob die Beklagte die Erf&#252;llung noch in vollem Umfang verlangen kann, wenn die Leistungen &#8211; die ja das Taschengeld nicht umfa&#223;ten &#8211; zu gleichen Teilen f&#252;r Gl&#228;ubiger und Schuldner zu verwenden waren.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Diese Frage kann jedoch offenbleiben, da die Beklagte die erbrachten Leistungen als Erf&#252;llung angenommen hat und ihrerseits nicht bewiesen hat, da&#223; die Leistung nicht die geschuldete oder unvollst&#228;ndig gewesen sei (&#167; 363 BGB).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Vermutung des &#167; 363 BGB greift allerdings nur ein, wenn der an sich f&#252;r die Erf&#252;llung beweispflichtige Schuldner die Umst&#228;nde dargelegt und bewiesen hat, aus denen sich der Schlu&#223; ergibt, da&#223; der Gl&#228;ubiger die Leistung als im wesentlichen vertragsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung hinnehmen wollte (vgl. schon RGZ 109, 295 f.; Baumg&#228;rtel/Strieder, Handbuch der Beweislast im Privatrecht, Bd. I, &#167; 363, Anm. 3; Rosenberg, Beweislast, 5. Aufl., S. 349).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat hier dargelegt und bewiesen, da&#223; die den Haushalt f&#252;hrende Beklagte jahrelang die Haushaltskosten mit den gezahlten Betr&#228;gen bestritten hat. Ungeachtet der Tatsache, da&#223; die Leistungen des Kl&#228;gers zur laufenden Deckung von Kosten erforderlich waren (insoweit spielt der Vorschu&#223;charakter der Leistungen eine Rolle) und sie aufgrund der von ihr herbeigef&#252;hrten Titulierung der Anspr&#252;che die laufend erforderlichen Mittel h&#228;tte vollstrecken k&#246;nnen, hat sie sich mit den tats&#228;chlich gestellten Betr&#228;gen zur Finanzierung des Haushalts zufriedengegeben. An einer Geltendmachung der Anspr&#252;che ist sie nicht durch Drohung des Kl&#228;gers gehindert worden, denn die behaupteten Drohungen haben sie weder gehindert, die durchaus ungew&#246;hnliche Titulierung des Haushaltsgeldes herbeizuf&#252;hren noch h&#228;tte sp&#228;ter ein Hindernis bestanden, sich bei auftretenden Schwierigkeiten nochmals an die Anw&#228;ltin zu wenden, die sie damals vertreten hat. Bei seiner Parteivernehmung hat der Kl&#228;ger auch glaubhaft Drohungen in Abrede gestellt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Grund f&#252;r die Beweislastumkehr bei Annahme als Erf&#252;llung liegt darin, da&#223; dem Schuldner der Nachweis vollst&#228;ndiger und ordnungsgem&#228;&#223;er Erf&#252;llung nicht mehr zugemutet werden kann, wenn er den geleisteten Gegenstand nicht mehr in H&#228;nden hat, w&#228;hrend der Gl&#228;ubiger noch im Besitz des Leistungsgegenstandes ist (Baumg&#228;rtel/Strieder a.a.O. Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">So ist die Sachlage hier zwar nicht, weil auch die Beklagte nicht mehr im Besitz des Leistungsgegenstandes ist. Dennoch trifft der Sinn der gesetzlichen Regelung auch hier zu, denn bei laufender Leistung von Haushaltsgeldvorsch&#252;ssen w&#228;hrend des Zusammenlebens von Ehepartnern ist es nicht zu erwarten, da&#223; der Unterhaltsschuldner sich Quittungen ausstellen l&#228;&#223;t, w&#228;hrend es umgekehrt vom Unterhaltsgl&#228;ubiger der Vorschu&#223;anspr&#252;che jedenfalls bei Titulierung zu erwarten ist, da&#223; er sich alsbald meldet und die unzureichende Leistung geltend macht. Das gilt umsomehr als der haushaltsf&#252;hrende Ehegatte den Haushalt in eigener Verantwortung f&#252;hrt (&#167; 1356 Abs. 1 BGB) und so allein beurteilen kann, ob die zur Verf&#252;gung gestellten Mittel ausreichen, den laufenden Bedarf zu decken. Ebenso hat er &#252;ber die Verwendung der Vorsch&#252;sse in groben Z&#252;gen Rechnung zu legen und darf eventuelle &#220;bersch&#252;sse jedenfalls nicht ohne weiteres f&#252;r sich behalten (vgl. G&#246;ppinger/H&#228;berle, 4. Aufl., Rn. 459 ff.). Auch diese Umst&#228;nde rechtfertigen es, der Beklagten die Beweislast f&#252;r den Empfang unvollst&#228;ndiger Leistungen aufzuerlegen, wenn restliche Vorschu&#223;anspr&#252;che erst erhebliche Zeit nach den Zeitr&#228;umen, f&#252;r die sie bestimmt waren, geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Diesen Beweis hat die Beklagte nicht erbracht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Parteivernehmung des Kl&#228;gers hat nicht ergeben, da&#223; die zur Haushaltsf&#252;hrung erforderlichen Vorsch&#252;sse nicht ordnungsgem&#228;&#223; geleistet worden sind oder die Beklagte fehlende Betr&#228;ge st&#228;ndig angemahnt hat. Das gibt auch insoweit als der Kl&#228;ger einger&#228;umt hat, nicht immer den vollen Barbetrag geleistet zu haben. Zwar war die H&#246;he des Haushaltsgeldes durch den gerichtlichen Vergleich geregelt, das &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; es sich um Vorschu&#223;anspr&#252;che handelte und die Parteien den tats&#228;chlich erforderlichen Betrag abweichend regeln konnten. In der langj&#228;hrigen Annahme eines Teilbetrages des an sich geschuldeten Betrages liegt daher nach der Natur dieses Anspruchs eine einverst&#228;ndliche Ab&#228;nderung der f&#252;r den jeweiligen Monat zu zahlenden Vorsch&#252;sse. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten noch als Zeugin daf&#252;r, da&#223; sie die Restbetr&#228;ge abgemahnt habe, benannte Schwester der Beklagten brauchte der Senat nicht zu h&#246;ren. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat die Beklagte vorgetragen, sie habe die unvollst&#228;ndige Zahlung im Sommer 1982 in Gegenwart ihrer Schwester ger&#252;gt. Diese Behauptung zu diesem Einzelfall kann als richtig unterstellt werden, denn die Kl&#228;gerin hat sich letztlich doch mit dem gezahlten Betrag zufriedengegeben, so da&#223; von einer nachtr&#228;glichen einverst&#228;ndlichen Ab&#228;nderung der Vorschu&#223;h&#246;he auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Entsprechend &#167; 371 BGB hat der Kl&#228;ger auch einen Anspruch auf Herausgabe des vollstreckbaren Titels (OLG D&#252;sseldorf MDR 1953, 557;M MK-Heinrichs, &#167; 371 Rn. 8). Da der Titel mit der Trennung der Parteien im Juli 1983 erloschen ist, ist der Herausgabeanspruch zur Vermeidung k&#252;nftiger mi&#223;br&#228;uchlicher Verwendung gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r die Revisionszulassung liegen nicht vor; die Beweislastverteilung bei der hier gegebenen Einzelfallgestaltung ist nicht von grunds&#228;tzlicher Bedeutung im Sinne des &#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO.</p>
315,675
ovgnrw-1984-08-08-2-a-18184
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 181/84
1984-08-08T00:00:00
2019-03-13T15:10:59
2019-03-27T09:42:30
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1984:0808.2A181.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten des Kl&#228;gers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Grundsteuer- und Geb&#252;hrenbescheid vom 17. Januar 1983 zog der Beklagte den Kl&#228;ger u.a. zu kommunalen Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 74,16 DM heran. Die nach erfolglosem Widerspruchsverfahren erhobene Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">den Bescheid vom 17. Januar 1983 und den Widerspruchsbescheid vom 6. Mai 1983, soweit er Abwassergeb&#252;hren betrifft, aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht durch Gerichtsbescheid vom 16. Dezember 1983, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers mit der er (sinngem&#228;&#223;) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem in erster Instanz gestellten Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung vertieft der Kl&#228;ger sein erstinstanzliches Vorbringen und macht geltend, die Form der angefochtenen Entscheidung (Gerichtsbescheid statt Urteil aufgrund einer m&#252;ndlichen Verhandlung) verletze seinen Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r. Die streitige Heranziehung versto&#223;e gegen Art. 6 Grundgesetz (GG), weil diese Verfassungsbestimmung eine Beg&#252;nstigung von kinderreichen Familien in s&#228;mtlichen Bereichen, somit auch auf dem Gebiet des Abgabenrechts, gebiete. Daher habe er wegen seiner Familie einen Anspruch auf Herabsetzung der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr. Statt einer Geb&#252;hrendregression f&#252;r Kinderreiche w&#252;rden entgegen dem Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) Landwirten und anderen Gruppen Subventionen zugebilligt. Es versto&#223;e gegen den verfassungsm&#228;&#223;igen Grundsatz des sozialen Rechtsstaates, wenn beispielsweise die Stadt ... 90 % der Kosten f&#252;r das staatliche Opern- und Schauspielhaus subventioniere, somit zu Gunsten finanziell gut gestellter Bev&#246;lkerungskreise &#246;ffentliche Mittel aufbringe, w&#228;hrend nach ihm vorliegenden statistischen Erhebungen 85 % der Kosten kommunaler Entw&#228;sserungseinrichtungen durch deren Benutzer finanziert werden m&#252;&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche Beteiligte haben sich mit einer Entscheidung ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im Einverst&#228;ndnis der Parteien ergeht das Urteil ohne m&#252;ndliche Verhandlung (&#167;101 Abs. 2 Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat durch den mit der Berufung angefochtenen Gerichtsbescheid die Klage zu Recht abgewiesen, weil die in H&#246;he von 74,16 DM streitige Heranziehung zu kommunalen Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren rechtm&#228;&#223;ig ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Entscheidung beruht entgegen der Ansicht des Kl&#228;ger nicht auf einer Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs durch das Verwaltungsgericht, unter welchen Voraussetzungen statt eines Urteils ein Gerichtsbescheid ergehen darf, ist vom Gesetzgeber in Art. 2 &#167;1 des Gesetzes zur Entlastung der Gerichte in der Verwaltungs- und Finanzgerichtsbarkeit vom 31. M&#228;rz 1978, BGBl. I S. 446, jetzt g&#252;ltig in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 22. Dezember 1983, BGBl. I S. 1515 (Entlastungsgesetz - EntlG -) geregelt. Indem der Berichterstatter des Verwaltungsgerichts die Parteien durch Schreiben vom 21. Oktober 1983 darauf hingewiesen hatte, da&#223; &#252;ber die vorliegende Streitsache durch Gerichtsbescheid entschieden werden k&#246;nne, war den aus Art. 2 &#167;1 Satz 3 EntlG sich ergebenden Anforderungen an das Gew&#228;hren rechtlichen Geh&#246;rs entsprochen. Kl&#228;ger und Beklagter konnten sich zu dieser Verfahrensfrage vor Ergehen des Gerichtsbescheides &#228;u&#223;ern; ihres Einverst&#228;ndnisses mit dieser Form der Entscheidung bedurfte es nicht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht zu Recht ausf&#252;hrt, bestehen keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; das der streitigen Heranziehung zugrundeliegende Ortsrecht, die Abwassergeb&#252;hrensatzung der Stadt ... vom 9. Dezember 1980 in der Fassung der Zweiten &#196;nderungssatzung vom 17. Dezember 1982, nicht wirksam zustandegekommen oder in ihren hier anzuwendenden Bestimmungen materiell ung&#252;ltig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung dieser Vorschriften verst&#246;&#223;t auch nicht gegen Art. 6 Abs. 1 GG. Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers hat diese Verfassungsbestimmung nicht zur Folge, da&#223; eine Erm&#228;&#223;igung der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr f&#252;r Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit kinderreicher Familie geboten w&#228;re. Dies ist vom Verwaltungsgericht unter Hinweis auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zutreffend ausgef&#252;hrt worden, worauf verwiesen wird. Im Hinblick auf das Vorbringen des Kl&#228;gers im Berufungsverfahren wird hinzugef&#252;gt:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der in Art. 6 Abs. 1 GG verankerte besondere Schutz der staatlichen Ordnung f&#252;r die Familie beinhaltet zwar nicht nur das Verbot, die Familie zu beeintr&#228;chtigen, sondern auch das Gebot an den Staat, sie durch geeignete Ma&#223;nahmen zu f&#246;rdern. Auf welche Weise er diesen ihm vom Grundgesetz aufgegebenen besonderen Schutz verwirklichen, d.h., die Familie f&#246;rdern will, hat aber der jeweilige Gesetzgeber im Rahmen seiner Gestaltungsfreiheit selbst zu bestimmen. Daher ist es auch eine dem Ermessen des Gesetzgebers anheimgegebene Entscheidung, ob und in welcher Weise diese F&#246;rderung etwa durch Ma&#223;nahmen auf dem Gebiet des Abgabenrechts erfolgen soll.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht (BVerfG), Beschlu&#223; vom 13. Dezember 1966 - 1 BvR 512/65 -, Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) 21, 1 (6).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Hierbei mu&#223; er allerdings ihm durch die Verfassung gezogene Schranken beachten, insbesondere den Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG), der es f&#252;r den Bereich des Geb&#252;hrenrechts gebietet, die Geb&#252;hrenma&#223;st&#228;be und Geb&#252;hrens&#228;tze so zu w&#228;hlen und zu staffeln, da&#223; sie unterschiedlichen Ausma&#223;en in der erbrachten Leistung Rechnung tragen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76 - BVerfGE 50, 217 (226 f.)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wie das Bundesverfassungsgericht in dieser Entscheidung zu Recht bemerkt, unterscheidet sich die Geb&#252;hr von der Steuer dadurch, da&#223; durch sie Einnahmen erzielt werden sollen, um die Kosten der individuell zurechenbaren Leistung zu decken. Art. 3 Abs. 1 GG habe zur Folge, da&#223; bei gleichartig beschaffenen Leistungen, die rechnerisch in Leistungseinheiten erfa&#223;t werden k&#246;nnten, die Geb&#252;hrens&#228;tze so zu staffeln seien, da&#223; sie unterschiedliche Ausma&#223;e in der Leistung ber&#252;cksichtigten, am die verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Gleichheit unter den Geb&#252;hrenschuldnern zu wahren (BVerfG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dieser Rechtslage entspricht es, da&#223; das der Heranziehung des Kl&#228;gers zugrundeliegende Ortsrecht keine Erm&#228;&#223;igung f&#252;r Benutzer der st&#228;dtischen Entw&#228;sserungsanlage vorsieht, die auf ihrem zu Wohnzwecken genutzten Grundst&#252;ck mit ihrer kinderreichen Familie leben. Dies entspricht des weiteren den den Ortsgesetzgeber bindenden Anforderungen der landesrechtlichen Erm&#228;chtigungsnorm an den Inhalt einer solchen ortsrechtlichen Benutzungsgeb&#252;hrenregelung. Hiernach ist bei der ortsrechtlichen Geb&#252;hrensatzung nicht auf die finanzielle Leistungsf&#228;higkeit des Benutzers, sondern auf den Umfang der Inanspruchnahme durch den Benutzer abzustellen (&#167;6 Abs. 3 Satz 1 und 2 Kommunalabgabengesetz NW (KAG)). Eine Staffelung der Geb&#252;hr nach der finanziellen Leistungsf&#228;higkeit des Benutzers w&#228;re mit diesen grundlegenden, den Ortsgesetzgeber bindenden Geb&#252;hrenprinzipien unvereinbar. Die in &#167;6 Abs. 3 Satz 1 und 2 KAG enthaltene Regelung ist Ausdruck des Bundesrechtlichen &#196;quivalenzprinzips, welches besagt, da&#223; die Geb&#252;hr nicht in einem Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der von der Verwaltung erbrachten Leistung stehen darf; sie mu&#223; leistungsbezogen sein. In Verbindung mit dem Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) gebietet dieses Prinzip, die ortsrechtliche Benutzungsgeb&#252;hrenregelung so auszugestalten, da&#223; bei gleicher Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Einrichtung etwa gleich hohe Geb&#252;hren und bei unterschiedlicher Benutzung diesen Unterschieden in etwa angemessene Geb&#252;hren gezahlt werden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 16. September 1981 - 8 C 48.81 -, Die &#246;ffentliche Verwaltung (D&#214;V) 1982, 154 (155) = Kommunale Steuer-Zeitschrift (KStZ) 1982, 69 (71); OVG NW, Beschlu&#223; vom 18. November 1983 - 2 B 2037/83 - Der Gemeindehaushalt (Gemht) 1984, 12 = KStZ 1984, 78; Hessischer Verwaltungsgerichtshof, Beschlu&#223; vom 28. September 1976 - V N 3/75 -, Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 1977, 216 = Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1977, 452.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist das Benutzungsgeb&#252;hrenrecht nicht vergleichbar mit anderen Bereichen des Abgabenrechts wie etwa der Einkommensteuer, bei der die Steuerprogression ein zul&#228;ssiger Nebenzweck ist, um eine Entlastung von sozial schw&#228;cheren oder finanziell stark belasteten Bev&#246;lkerungsgruppen zu erreichen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das schlie&#223;t nicht aus, eine Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung vorzunehmen, wenn das Erheben der vollen Geb&#252;hr im Einzelfall eine das &#220;berma&#223;verbot verletzende Unbilligkeit zur Folge h&#228;tte. Dann besteht auch bei kommunalen Benutzungsgeb&#252;hren die M&#246;glichkeit einer Geb&#252;hrenerm&#228;&#223;igung gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 1 Nr. 4 b und 5 a KAG in Verbindung mit &#167;&#167;163, 227 Abgabenordnung 1977 (AO) wegen pers&#246;nlicher Unbilligkeit. Hierdurch entstehende Geb&#252;hrenausf&#228;lle sind jedoch aus allgemeinen Haushaltsmitteln und nicht durch die &#252;brigen Benutzer der kommunalen Einrichtung zu finanzieren. Da&#223; im vorliegenden Fall das Vorliegen einer solchen pers&#246;nlichen Unbilligkeit in Betracht zu ziehen w&#228;re, ist schon in Anbetracht der geringen H&#246;he der streitigen Geb&#252;hr zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher mit der sich aus &#167;154 Abs. 2 VwGO ergebenden Kostenentscheidung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r nach &#167;132 Abs. 2, &#167;137 Abs. 1 VwGO nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,676
ovgnrw-1984-08-08-2-a-250178
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 2501/78
1984-08-08T00:00:00
2019-03-13T15:11:00
2019-03-27T09:42:30
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1984:0808.2A2501.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Verfahren wird eingestellt, soweit die Hauptsache erledigt ist.</p> <p></p> <p>In diesem Umfang ist das Urteil des Verwaltungsgerichts unwirksam.</p> <p></p> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des Wohn- und Betriebsgrundst&#252;ckes ..., G. Stra&#223;e 14-16 (Gemarkung ..., Flur. und ..., Flurst&#252;cke ... und ...), das an die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage angeschlossen ist. Im Betrieb der Kl&#228;gerin werden Metallveredelungen ausgef&#252;hrt; zu diesem Zweck verf&#252;gt er &#252;ber eine Galvanisierungsanlage, die mit den erforderlichen Neutralisations- und Entgiftungsvorrichtungen ausgestattet ist. F&#252;r das Einleiten der Grundst&#252;cksabw&#228;sser wird die Kl&#228;gerin vom Beklagten zu kommunalen Benutzungsgeb&#252;hren herangezogen. Die Parteien streiten &#252;ber die Frage, ob das dieser Heranziehung zugrundeliegende Ortsrecht der Stadt ... rechtsg&#252;ltig ist, wonach die Geb&#252;hrenbemessung auf der Grundlage des Wasserverbrauchsma&#223;stabes (Frischwasserma&#223;stab) sowohl f&#252;r Schmutz- als auch f&#252;r Regenwasser erfolgt, und des weiteren dar&#252;ber, inwieweit sich die auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin erfolgte Abwasserbehandlung auf die Geb&#252;hrenh&#246;he auswirkt.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die vom Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin eingeleiteten Abw&#228;sser gelangen &#252;ber st&#228;dtische Sammler in den mit "W. sammler" bezeichneten Transportsammler des W.verbandes, von wo aus sie der verbandseigenen Gemeinschaftskl&#228;ranlage in ... zugef&#252;hrt werden. Die Kl&#228;gerin ist Mitglied des W.verbandes, der sie zu Verbandsbeitr&#228;gen heranzieht. Der Zust&#228;ndigkeitsbereich dieses Verbandes erstreckt sich &#252;ber das gesamte Niederschlagsgebiet der W. von der Quelle bis zur M&#252;ndung in den R. Seine Aufgabe ist im wesentlichen die Verwaltung des Wasserschatzes sowie die Reinhaltung und Unterhaltung der W. und ihrer Nebenfl&#252;sse, ferner der Ausgleich von Wassernutzungen sowie die Regelung und Erhaltung der Vorflut (&#167;&#167; 1, 2 W. gesetz vom 8. Januar 1930, PBrGS 5, und Satzung des W.verbandes vom 21. Januar 1957, Amtsblatt f&#252;r den Regierungsbezirk D. 1957, 45).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Gebiet der Stadt ... besteht infolge seiner topografischen Lage aus zwei Entw&#228;sserungsbereichen, die von der das Stadtgebiet durchquerenden Wasserscheide (vgl. Plan Heft 7 der Beiakten, dort mit gelber Farbgebung gekennzeichnet) getrennt werden. Das Gebiet ostw&#228;rts dieser Wasserscheide, in dem das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin liegt, geh&#246;rt zum Einzugsbereich des W.verbandes, der die in diesem Gebiet anfallenden Abw&#228;sser aus den st&#228;dtischen Sammlern &#252;bernimmt und in seinen Kl&#228;rwerken reinigt. Die Stadt ... betreibt weder in diesem &#246;stlichen noch im westlich dieser Wasserscheide gelegenen Bereich eigene Kl&#228;ranlagen. Die im westlichen Stadtgebiet von der st&#228;dtischen Anlage gesammelten Abw&#228;sser werden den Kl&#228;ranlagen des B. Wasserverbandes zugef&#252;hrt, in dessen Einzugsbereich dieses Stadtgebiet liegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte die Kl&#228;gerin f&#252;r das Jahr 1975 (unter Zugrundelegen einer Abwassermenge von 126.167 cbm) bereits zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren in H&#246;he von 88.101,23 DM herangezogen hatte, setzte er durch Berichtigungsbescheid vom 24. November 1975 f&#252;r den Zeitraum vom 1. Mai bis 31. Dezember 1975 eine Geb&#252;hrennachforderung in H&#246;he von 39.700,56 DM fest. Den gegen diesen Berichtigungsbescheid eingelegten Widerspruch wies der Beklagte mit Bescheid vom 4. Februar 1976 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer am 29. Februar 1976 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin vor allem die G&#252;ltigkeit des zur Anwendung des Wasserverbrauchsma&#223;stabes f&#252;hrenden Ortsrechts der Stadt ... verneint und geltend gemacht, da&#223; sie hierdurch als Gro&#223;einleiterin gegen&#252;ber dem Durchschnitt der Benutzungsf&#228;lle in unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223;em Umfang mit den von der Stadt aufgewandten Kosten f&#252;r die Regenwasserbeseitigung belastet werde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 3. Dezember 1977 setzte der Beklagte den streitigen Betrag um 14.887,60 DM herab, worauf beide Parteien insoweit den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben. Das Verwaltungsgericht hat in diesem Umfang das Verfahren eingestellt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dem nunmehr von der Kl&#228;gerin gestellten Antrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den berichtigten Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 24. November 1975 in der nach Erla&#223; des Berichtigungsbescheides vom 3. Dezember 1977 noch bestehenden H&#246;he von 24.812,96 DM und den Widerspruchsbescheid vom 4. Februar 1976 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht in vollem Umfang mit der Begr&#252;ndung stattgegeben, da&#223; die der Heranziehung zugrundeliegende Geb&#252;hrenregelung materiell ung&#252;ltig sei. Auf den Inhalt dieses Urteils und das erstinstanzliche Parteivorbringen wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten, zu deren Begr&#252;ndung er in Erg&#228;nzung seines erstinstanzlichen Vorbringens geltend macht: Entgegen der Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichts seien im Stadtgebiet von ... die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG erf&#252;llt. Die Stadt und beide Wasserverb&#228;nde (W. verband sowie B. Wasserverband) erbr&#228;chten im Sinne dieser Vorschrift gleichartige Leistungen auf dem Gebiet der Ortsentw&#228;sserung. Die Abgrenzung zwischen W. verband und B. Wasserverband durchquere das gesamte Stadtgebiet, und zwar genau auf der Wasserscheide; es gebe keine leistungsm&#228;&#223;ige Verbindung zwischen den Anlagen der beiden Verb&#228;nde. Der W. verband, in dessen Einzugsgebiet das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin liege, unterhalte einmal eine Abwassertransportleitung entlang der Grenze zur Stadt ..., die das aufgenommene Abwasser der Verbandskl&#228;ranlage ... zuf&#252;hre. Sodann unterhalte der W. verband ein Netz von nat&#252;rlichen Gew&#228;ssern, die nicht nur dem Abwassertransport dienten, sondern Sammlerfunktion erf&#252;llten, soweit es sich um sogenannte Direkteinleiter handele. Au&#223;er den ihm bekannten Direkteinleitern gebe es noch eine gro&#223;e Anzahl von f&#252;r ihn nicht ermittelbaren sogenannten Alteinleitern (Einleitungen aus der Zeit vor Inkrafttreten des Landeswassergesetzes NW). Die vom W. verband unterhaltenen Gew&#228;sser h&#228;tten teilweise infolge Verrohrung ihre Gew&#228;ssereigenschaft verloren; auch die noch vorhandenen Gew&#228;sser seien Bestandteil des Kanalisationsnetzes geworden. Er, der Beklagte, teile nicht die vom Senat zu &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG vertretene Rechtsauffassung, an einer Gleichartigkeit der Leistungen fehle es, wenn die Gemeinde im wesentlichen das Abwasser nur einsammele und der Verband (neben der Reinigung) den Abwassertransport betreibe. Denn Ortsentw&#228;sserung beschr&#228;nke sich nie auf das Sammeln der Abw&#228;sser, sondern umfasse stets auch deren Fortleitung; andererseits &#252;bernehme der Verband im Zuge des Abwassertransports auch unmittelbar Abw&#228;sser z.B. von Industriegrundst&#252;cken. Infolgedessen werde Ortsentw&#228;sserung im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG auch in ... von Gemeinde und Wasserverb&#228;nden gemeinsam geleistet. Abgesehen von den Direkteinleitern (in Anlagen der Wasserverb&#228;nde) leiteten die &#252;brigen Mitglieder der Wasserverb&#228;nde ihre Abw&#228;sser zun&#228;chst in das st&#228;dtische Kanalisationsnetz ein. Dadurch l&#228;gen auch die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 1 KAG vor, so da&#223; es unsch&#228;dlich sei, wenn in der dem Geb&#252;hrensatz zugrundeliegenden Geb&#252;hrenbedarfsrechnung &#167; 7 Abs. 2 KAG in Bezug genommen werde. &#220;berdies ergebe sich f&#252;r diesen Veranlagungszeitraum auch kein wesentlicher Unterschied in der H&#246;he des Geb&#252;hrensatzes, wenn dieser unter Anwendung von &#167; 7 Abs. 1 oder von &#167; 7 Abs. 2 KAG errechnet werde. Die Bezugnahme auf &#167; 7 Abs. 2 KAG in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung beeintr&#228;chtige deshalb nicht die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Geb&#252;hrensatzes. Entsprechend den Anforderungen des &#167; 7 Abs. 1 KAG habe die Stadt ihre eigenen Kosten mit den Verbandslasten zu einer einheitlichen Geb&#252;hrenmasse zusammengefa&#223;t und hieraus einen einheitlichen Geb&#252;hrensatz ermittelt. Von der sich dann im einzelnen Veranlagungsfall ergebenden Geb&#252;hrensumme sei (so auch im Fall der Kl&#228;gerin) der vom Benutzer jeweils entrichtete Verbandsbeitrag in Abzug gebracht worden. Gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG d&#252;rfe die Stadt &#252;ber ihre Kanalbenutzungsgeb&#252;hr sowohl die von der Stadt an den W. verband als auch die an den B. Wasserverband erbrachten Verbandsbeitr&#228;ge umlegen, und zwar auch im Verh&#228;ltnis zur Kl&#228;gerin, obwohl deren Grundst&#252;ck im Bereich des W.verbandes liege. Zwar bestehe zwischen dem Einzugsbereich beider Verb&#228;nde keine leitungsm&#228;&#223;ige Verbindung; weil die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage ihre Abw&#228;sser beiden Verb&#228;nden zuleite, bestehe auch die st&#228;dtische Anlage aus zwei leitungsm&#228;&#223;ig getrennten Anlagen. Diese beiden nur technisch voneinander getrennten Anlagen seien aber auch nach der Rechtsprechung des Senats als eine wirtschaftliche Einheit aufzufassen. Das Gew&#228;hren von Vorteilen im Sinne der zweiten Alternative des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG setze keine unmittelbare Nutzung von Verbandseinrichtungen durch den im Einzelfall zu st&#228;dtischen Geb&#252;hren herangezogenen Benutzer voraus. Es gen&#252;ge das Gew&#228;hren von mittelbaren Vorteilen, wie beispielsweise das Erhalten des Gew&#228;ssernetzes im gesamten Stadtgebiet, die der B. Wasserverband (in gleicher Weise wie der W. verband) f&#252;r alle im Gebiet der Abgabenhoheit der Stadt ... liegenden Grundst&#252;cke erbringe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin best&#252;nden auch keine Bedenken gegen die G&#252;ltigkeit des Wasserverbrauchsma&#223;stabes. Insoweit stimme er den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts bis auf die Frage der Notwendigkeit eines Billigkeitserlasses zu. Unter Ber&#252;cksichtigung der vom Senat im Urteil II A 28/70 vom 12.3.1973 aufgestellten Grunds&#228;tze bei Anwenden des Wasserverbrauchsma&#223;stabes auf Wassergro&#223;verbraucher sei eine etwaige Benachteiligung der Kl&#228;gerin durch diesen Ma&#223;stab nicht so schwerwiegend, da&#223; ein grobes Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen st&#228;dtischer Leistung und Geb&#252;hr bestehe. Die vom Verwaltungsgericht durchgef&#252;hrte Berechnung, wonach eine Mehrbelastung der Kl&#228;gerin durch den Wasserverbrauchsma&#223;stab von 21 % vorliege, sei rechnerisch fehlerhaft. Nur h&#246;chst vorsorglich reduziere er, der Beklagte, den bereits in erster Instanz auf 24.812,96 DM herabgesetzten Geb&#252;hrenbetrag nochmals um 5.905,46 DM auf 18.907,50 DM. Auch wenn man von der vom Verwaltungsgericht fehlerhaft errechneten Mehrbelastung von 21 % ausgehe, ergebe sich infolge dieser erneuten Herabsetzung eine Verringerung der Mehrbelastung der Kl&#228;gerin auf 12,4 %; dies entspreche dem, was der Senat im o.a. Urteil vom 12.3.1973 als zul&#228;ssige Mehrbelastung erachtet habe. In H&#246;he des Betrages von 5.905,46 DM erkl&#228;re er den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt (sinngem&#228;&#223;),</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen, soweit die Hauptsache nicht (in H&#246;he von 5.905,46 DM) erledigt ist.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erkl&#228;rt in H&#246;he dieses Betrages ebenfalls die Hauptsache f&#252;r erledigt und beantragt im &#252;brigen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie verweist auf ihr erstinstanzliches Vorbringen und macht erg&#228;nzend geltend: Der Beklagte habe unbeschr&#228;nkt Berufung eingelegt; soweit sie sich gegen die in Abs. 1 des Urteilstenors enthaltene teilweise Einstellung des Verfahrens richte, sei sie unzul&#228;ssig. Im &#252;brigen sei dem angefochtenen Urteil zwar im Ergebnis, nicht aber in allen Teilen seiner Begr&#252;ndung zu folgen. Entgegen der Ansicht des Verwaltungsgerichts sei der Wasserverbrauchsma&#223;stab (Frischwasserma&#223;stab) ung&#252;ltig, weil er gegen das &#196;quivalenzprinzip und den Gleichheitsgrundsatz versto&#223;e. Das vom Verwaltungsgericht festgestellte Mi&#223;verh&#228;ltnis zwischen Leistung und Geb&#252;hr liege nicht nur bei ihr, der Kl&#228;gerin, sondern einer gr&#246;&#223;ere Anzahl von Anschlu&#223;nehmern vor; es sei nicht auf Gewerbebetriebe beschr&#228;nkt, sondern betreffe auch zahlreiche hohe Geb&#228;udekomplexe. Sie schlie&#223;e sich zwar dem vom Beklagten w&#228;hrend des Berufungsverfahrens abgegebenen (teilweisen) Hauptsacheerledigungsantrag an. Die Heranziehung sei aber auch in der nunmehr noch streitigen H&#246;he rechtswidrig, weil der Wasserverbrauchsma&#223;stab im Gebiet der Stadt ... aus vorgenannten Gr&#252;nden ung&#252;ltig sei; hierzu beantrage sie die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens. Die Ung&#252;ltigkeit des Wasserverbrauchsma&#223;stabes wegen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig hoher Belastung der Wassergro&#223;verbraucher ergebe sich bereits aus dem Inhalt des Ortsrechts der Stadt ... Denn nach &#167; 24 Abs. 6 Satz 2 der Entw&#228;sserungssatzung werde nur 40 % der vollen Geb&#252;hr je cbm Abwasser bei einem Anschlu&#223; allein von Schmutzwasser erhoben, jedoch 60 % bei einem Anschlu&#223; allein von Niederschlagswasser. Die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung (Ratsvorlage vom 20.9.1974, Heft 4 der Beiakten Bl. 22) best&#228;tige, da&#223; ein Anteil von 60 % des Aufkommens aus der nach dem Wasserverbrauchsma&#223;stab berechneten Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r die Kosten der Niederschlagswasserableitung bestimmt sei. Ferner werde hiernach (a.a.O. Bl. 23) au&#223;er dem 60 %-Anteil aus dem Geb&#252;hrenaufkommen der Benutzer noch ein Anteil von 15 % der gesamten Entw&#228;sserungskosten von der Stadt f&#252;r das Entw&#228;ssern der &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen selbst getragen, der somit ebenfalls auf die Niederschlagswasserbeseitigung entfalle. Hierdurch erh&#246;he sich der f&#252;r die Niederschlagswasserbeseitigung zu bemessende Gesamtaufwand auf etwa 64 % der Gesamtkosten, sofern dieser Anteil nicht nach anderen Berechnungsmethoden noch wesentlich h&#246;her ausfalle. Die im angefochtenen Urteil vertretene Ansicht, die Kosten der Regenwasserbeseitigung beliefen sich sch&#228;tzungsweise auf nicht mehr als 30 % der f&#252;r die st&#228;dtische Entw&#228;sserungsanlage aufgewandten Unterhaltungskosten, sei nach alledem unzutreffend.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Des weiteren sei die der streitigen Heranziehung zugrundeliegende Geb&#252;hrenregelung (&#167; 24 Abs. 2.1 Entw&#228;sserungssatzung) auch deshalb rechtswidrig, weil f&#252;r die Veranlagung der Fischwasserverbrauch des vorletzten Kalenderjahres zugrundegelegt werde. Diese Regelung versto&#223;e gegen den Bestimmtheitsgrundsatz; denn die Geb&#252;hrenh&#246;he sei im Zeitpunkt der Benutzung nicht vorhersehbar, so da&#223; sich der Benutzer auf Geb&#252;hrenerh&#246;hungen nicht rechtzeitig einrichten k&#246;nne. Es treffe nicht zu, da&#223; durch die regelm&#228;&#223;ig l&#228;ngere Benutzungsdauer ein Ausgleich zwischen den j&#228;hrlichen Veranlagungen stattfinde. Denn bei steigenden Geb&#252;hren w&#252;rden sich Betriebe mit hohem Wasserverbrauch auf Wassersparma&#223;nahmen umstellen, w&#228;hrend Haushalte in der Regel ihren steigenden Wasserbedarf beibehielten. Diese Ma&#223;stabsregelung sei auch nicht aus Gr&#252;nden der Praktikabilit&#228;t gerechtfertigt; vielmehr k&#246;nne durch vorl&#228;ufige Geb&#252;hrenveranlagung den Interessen der Gemeinde entsprochen und zugleich der Bestimmtheitsgrundsatz gewahrt werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsauffassung des Beklagten, von Seiten beider in ... t&#228;tiger Wasserverb&#228;nde werde Ortsentw&#228;sserung im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG betrieben, sei unhaltbar. Die gro&#223;en wasserwirtschaftlichen Verb&#228;nde des R. ...andes betrieben lediglich Abwasserreinigung und h&#228;tten sich im Laufe der Jahre durch &#220;bertragen auch gr&#246;&#223;erer Sammler an die Gemeinden von jeglicher T&#228;tigkeit auf dem Gebiet der Ortsentw&#228;sserung zur&#252;ckgezogen. Seitens der Verb&#228;nde werde durch Unterhalten nat&#252;rlicher Gew&#228;sser auch dann keine Ortsentw&#228;sserung betrieben, wenn von einzelnen Grundst&#252;cken unmittelbar Abwasser in ein Gew&#228;sser eingeleitet werde. Weil das Heranziehen von Gew&#228;sserbenutzern zu kommunalen Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren unzul&#228;ssig sei, brauche die Geb&#252;hrenbedarfsberechnung der Stadt derartige Abwassereinieitungen auch nicht zu erfassen; die gegenteilige Ansicht des Verwaltungsgerichts sei unzutreffend.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat zu der Streitsache nicht Stellung genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche Beteiligte haben sich mit einer Entscheidung ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes, insbesondere des Parteivorbringens in beiden Rechtsz&#252;gen, wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der vom Beklagten vorgelegten Satzungsunterlagen, Verwaltungsvorg&#228;nge und Lagepl&#228;ne Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ergeht die Entscheidung ohne m&#252;ndliche Verhandlung (&#167; 101 Abs. 2 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Verfahren ist in entsprechender Anwendung des &#167; 125 Abs. 1 und des &#167; 92 Abs. 2 VwGO eingestellt worden, soweit die Hauptsache erledigt ist. In diesem Umfang ist das angefochtene Urteil unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die im &#252;brigen zul&#228;ssige Berufung, die sich bei richtiger Auslegung der Berufungsschrift nur auf den der Klage stattgebenden Teil des Urteils vom 30. August 1978 bezieht, ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben, weil die angefochtenen Bescheide rechtswidrig sind.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Als Rechtsgrundlage f&#252;r die Heranziehung der Kl&#228;gerin zur streitigen Benutzungsgeb&#252;hr kommt &#167; 24 der Entw&#228;sserungssatzung der Stadt ... vom 27. Dezember 1972 (Entw&#228;sserungssatzung - ES -) in Betracht. Die zwischenzeitlich in Kraft gesetzte III. &#196;nderungssatzung vom 14. Dezember 1983 zur Entw&#228;sserungssatzung der Stadt ..., die in ihrem Art. II die Benutzungsgeb&#252;hrenregelung neu gefa&#223;t hat, ist erst am 1. Januar 1984 in Kraft getreten und scheidet deshalb schon wegen fehlender R&#252;ckwirkungsanordnung als Rechtsgrundlage der streitigen Heranziehung aus. &#167; 24 ES 1972 verweist in seinem Abs. 6 hinsichtlich der Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes je cbm Abwasser auf eine besondere sogen. Eckgeb&#252;hrensatzung, d.h. eine Satzung, in der der Rat der Stadt ... die Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r verschiedene st&#228;dtische Einrichtungen festgesetzt hat; hier handelt es sich um die Eckgeb&#252;hrensatzung - EGebS - vom 27. Dezember 1972, in der Fassung der VI. &#196;nderungssatzung vom 4. Oktober 1974, die in &#167; 4 Nr. 2 die Kanalbenutzungsgeb&#252;hr bei einem Anschlu&#223; f&#252;r Schmutz- und Niederschlagswasser auf 1,18 DM/cbm festsetzt. Ob diese Satzungsvorschriften formell g&#252;ltiges Ortsrecht sind, kann dahingestellt bleiben. Denn die der Heranziehung der Kl&#228;gerin zugrundeliegende Geb&#252;hrenregelung verst&#246;&#223;t gegen h&#246;herrangiges Recht und ist deshalb materiell ung&#252;ltig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus &#167; 23 Abs. 1 und &#167; 24 Abs. 9 EntwS ergibt und aus der dem Geb&#252;hrensatz des &#167; 4 Nr. 2 EGebS zugrundeliegenden Geb&#252;hrenbedarfsberechnung hervorgeht, beruht die Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes u.a. auf einer Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG (vgl. BA 4 Bl, 15). Hiervon geht auch der Beklagte in seiner Berufungsbegr&#252;ndung aus, der die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG als rechtm&#228;&#223;ig verteidigt. Dem Verwaltungsgericht ist jedoch darin zuzustimmen, da&#223; die tatbestandlichen Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG jedenfalls im hier streitigen Veranlagungszeitraum in ... nicht erf&#252;llt gewesen sind. Die unter Anwendung dieser Vorschrift vom Rat der Stadt ... beschlossene Geb&#252;hrenregelung ist daher nichtig, weil sie gegen &#167; 7 Abs. 2 KAG verst&#246;&#223;t. Infolgedessen fehlt dem angefochtenen Bescheid eine g&#252;ltige Rechtsgrundlage, so da&#223; er auch in seiner jetzigen Fassung (nach Herabsetzen der Geb&#252;hrensumme durch den Beklagten im Berufungsverfahren auf 18.907,50 DM) keinen Bestand haben kann; das der Klage stattgebende Urteil des Verwaltungsgerichts ist daher zu Recht ergangen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt bereits die vom Verwaltungsgericht ge&#228;u&#223;erten Bedenken gegen einen f&#252;r das gesamte Stadtgebiet geltenden, auf einer Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG beruhenden Geb&#252;hrensatz, wenn die Stadt wie hier die Grundst&#252;cksentw&#228;sserung durch zwei leitungsm&#228;&#223;ig voneinander getrennte Entw&#228;sserungssysteme betreibt, die mit ihren Haupt- und Nebensammlern in zwei leitungsm&#228;&#223;ig ebenso v&#246;llig getrennte (hier nach dem Verlauf der das Gebiet der Stadt ... teilenden Wasserscheide; im Plan BA 7, mit gelber Farbgebung gekennzeichnet) Anlagen zweier Entw&#228;sserungsverb&#228;nde einm&#252;nden, die die Abw&#228;sser zwecks endg&#252;ltiger Beseitigung (Reinigung) &#252;bernehmen. Die Anwendung von &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 KAG f&#252;hrt n&#228;mlich dazu, da&#223; die Stadt ... sowohl ihre an den W. verband als auch die an den B. Wasserverband geleisteten Beitr&#228;ge (zusammen mit den Kosten der st&#228;dtischen Einrichtung) als einheitliche Geb&#252;hrenmasse zusammengefa&#223;t hat, um aus dieser einen einheitlichen Geb&#252;hrensatz f&#252;r alle Benutzer des gesamten Stadtgebietes festzusetzen. Durch das Veranlagen nach diesem (einheitlichen) Geb&#252;hrensatz werden jedoch Grundst&#252;ckseigent&#252;mer (Anschlu&#223;nehmer) aus dem Einzugsbereich des W. verbandes auch mit von der Stadt an den P. Wasserverband entrichteten Verbandsbeitr&#228;gen belastet, ohne da&#223; ihnen im Hinblick auf ihre zu entw&#228;ssernden Grundst&#252;cke die Entw&#228;sserungst&#228;tigkeit dieses Verbandes in irgendeiner Weise (mittelbar) zugute kommt. Denn in Anbetracht der &#246;rtlichen Gegebenheiten entw&#228;ssert jeder der beiden Verb&#228;nde nur seinen Bereich der Stadt ... (Vgl. Plan BA 7). Dies wirkt sich umgekehrt in gleicher Weise auf Anschlu&#223;nehmer im Bereich des B. Wasserverbandes aus: Sie werden mit st&#228;dtischen Verbandsbeitr&#228;gen f&#252;r den W. verband belastet, obwohl dieser keine Abwasserbeseitigung in ihrem Stadtgebiet und damit im Hinblick auf ihre dort gelegenen Grundst&#252;cke durchf&#252;hrt. Wie das Verwaltungsgericht zu Recht ausf&#252;hrt, setzt jedoch eine Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG schon nach dem Wortlaut dieser Vorschrift das Vorliegen einer "technischen Einheit" voraus; ist diese vorhanden, dann erbringt die dadurch fingierte Gesamtanlage eine einheitliche (Entw&#228;sserungs- )Leistung. Dann kommt auch dem Einleiter in einen st&#228;dtischen Stra&#223;ensammelkanal durch die Entw&#228;sserungsleistung der Gesamtanlage die T&#228;tigkeit des an dieser technischen Einheit beteiligten Verbandes zugute. Unerl&#228;&#223;liche Voraussetzung hierf&#252;r ist demnach das Vorhandensein einer leitungsm&#228;&#223;igen Verbindung zwischen st&#228;dtischer und Verbandsanlage in dem &#246;rtlichen Bereich, f&#252;r den die Fiktion der einheitlichen Anlage des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG gelten soll.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteile des Senats vom 21. September 1976 - II A 1279/72 - OVGE 33, 1, vom 4. Mai 1979 - II A 578/74 -, OVGE 34, 111 = Gmht 1980, 91 und vom 4. Juni 1981 - 2 A 1069/77 - (n.v.).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">In Anbetracht der Entw&#228;sserungssituation in ... fehlt jedoch - wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausf&#252;hrt - eine solche leitungsm&#228;&#223;ige Verbindung zwischen Anlagen des W.verbandes und des B. Wasserverbandes (vgl. Plan BA 7 und das damit &#252;bereinstimmende Vorbringen des Beklagten in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht, S. 3 des Verhandlungsprotokolls vom 30. August 1978, Bl. 79 G). Da die st&#228;dtischen Sammelkan&#228;le jeweils an die Anlagen eines der beiden Verb&#228;nde angeschlossen sind, um die Grundst&#252;cksabw&#228;sser dorthin abzuleiten, besteht nicht einmal mittels der st&#228;dtischen Stra&#223;ensammelkan&#228;le eine abwassertechnische Verbindung zwischen den beiden Entw&#228;sserungsnetzen (st&#228;dtische Sammelkan&#228;le und die sich an sie anschlie&#223;enden Sammler oder Vorfluter jeweils eines Verbandes).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der Senat in seinem</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 17. November 1975 - II A 203/74 -, OVGE 31, 352 = KStZ 1976, 229,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">f&#252;r das Anschlu&#223;beitragsrecht entschieden, eine Gemeinde sei berechtigt, technisch (leistungsm&#228;&#223;ig) voneinander getrennte Entw&#228;sserungsanlagen i.S. von &#167; 8 Abs. 2 Satz 1 KAG als einheitliche Einrichtung oder Anlage anzusehen und hierf&#252;r einheitliche Entw&#228;sserungsabgaben zu erheben; es bed&#252;rfe hierzu keiner leitungsm&#228;&#223;igen Verbindung der einzelnen Entw&#228;sserungssysteme der Gemeinde; ausreichend sei vielmehr die wirtschaftliche und rechtliche Einheit der Anlage, die im einheitlichen Betrieb der Ortsentw&#228;sserung (z.B. der einheitlichen Wartung und Unterhaltung der Anlage sowie der haushaltsrechtlichen und finanzwirtschaftlichen Einheit) zum Ausdruck komme. Demgegen&#252;ber betrifft aber &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG nicht Anlagen eines, sondern mehrerer Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Verwaltung, wobei diese leitungsm&#228;&#223;ig miteinander verbunden sind und dann kraft gesetzlicher Fiktion f&#252;r den Bereich des Benutzungsgeb&#252;hrenrechts als einheitliche Einrichtung gelten. &#220;ber den Bereich dieser Fiktion hinaus verbleibt es jedoch bei anstaltsrechtlich getrennten Anlagen; es wird nicht etwa die kommunale Anlage im anstaltsrechtlichen Sinne um die (im Gemeindegebiet liegenden Teile) der Verbandsanlage erweitert. Inhalt und Zweck dieser landesrechtlichen Erm&#228;chtigungsnorm sind vielmehr darauf beschr&#228;nkt, f&#252;r den Bereich des Benutzungsgeb&#252;hrenrechts die sich aus &#167;&#167; 4 Abs. 2, 6 KAG f&#252;r den kommunalen Satzungsgeber ergebenden Schranken zum Erla&#223; von Geb&#252;hrenregelungen zu erweitern; &#167; 7 Abs. 2 KAG erm&#228;chtigt ihn, kommunale Benutzungsgeb&#252;hren nicht nur f&#252;r die von der gemeindlichen, sondern auch f&#252;r die von der Verbandsanlage erbrachte Entw&#228;sserungsleistung erheben zu d&#252;rfen. Diese weitergehende Erm&#228;chtigung hat jedoch der Landesgesetzgeber an das Vorliegen der tatbestandlichen Voraussetzung einer technischen Einheit gekn&#252;pft; hierbei ist er von der Annahme ausgegangen, wenn diese vorliege, sei es (abgesehen von weiteren Voraussetzungen) &#252;ber den Anwendungsbereich des &#167; 6 Abs. 1 KAG hinaus gerechtfertigt, kommunale Benutzungsgeb&#252;hren zu erheben, weil dann die gegen&#252;ber den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern erbrachten Entw&#228;sserungsleistungen von Gemeinde einerseits und Verband andererseits nicht mehr getrennt festzustellen und abzurechnen seien.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu im einzelnen das Urteil des Senats vom 4. Mai 1979 - II A 578/74 -, a.a.O., mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser in &#167; 7 Abs. 2 KAG geregelte Lebenssachverhalt liegt jedoch nicht vor, wenn statt der vom Gesetzgeber geforderten technischen Einheit nur eine anstaltsrechtliche Verklammerung zweier technisch getrennter Entw&#228;sserungssysteme (Anlagen des W.verbandes und die an diese angeschlossenen st&#228;dtischen Anlagenteile einerseits, Anlagen des B. Wasserverbandes mit dessen st&#228;dtischen Anlagenteilen andererseits) durch die st&#228;dtische Anlage in Betracht kommen kann. Die Fiktion einer einheitlichen Einrichtung oder Anlage greift vielmehr erst ein, nachdem die in &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG geforderte technische Einheit vorliegt; fehlt diese, dann vermag die blo&#223; anstaltsrechtliche Einheit der st&#228;dtischen Anlage (i.S. der Entscheidung des Senats vom 17. November 1975, a.a.O.) das Fehlen der technischen Einheit i.S. von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG nicht zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Indes bedarf es hier keiner Entscheidung der Frage, ob &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG auch dann anwendbar ist, wenn statt des Vorliegens einer technischen Einheit von st&#228;dtischer und Verbandsanlage das Stadtgebiet zwar von technisch (leitungsm&#228;&#223;ig) getrennten Systemen entw&#228;ssert wird, die an beiden Systemen beteiligte st&#228;dtische Anlage aber als Einheit i.S. des Anstaltsrechts anzusehen ist. Denn wie das Verwaltungsgericht zu Recht ausf&#252;hrt, ist &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG deshalb unanwendbar, weil im Gebiet der Stadt ... (im hier streitigen Veranlagungszeitraum) keine gleichartigen Leistungen i.S. dieser Gesetzesbestimmung erbracht werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat bereits in seinen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Urteilen vom 21. September 1976, vom 4. Mai 1979 (a.a.O.), und vom 4. Juni 1981 - 2 A 1069/77 - (n.v.),</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">entschieden hat, ist der Begriff "Leistung" i.S. von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG nicht (wie in &#167; 4 Abs. 2 KAG) auf das Verh&#228;ltnis Leistender zum Leistungsempf&#228;nger (Grundst&#252;ckseigent&#252;mer) als (Benutzer) bezogen, sondern auf das Verh&#228;ltnis Gemeinde zu Verband. Mit "gleichartigen Leistungen" ist die Summe der technischen Leistungen gemeint, die jeder der beiden Anstaltstr&#228;ger (Gemeinde einerseits, Verband andererseits) zur gemeinsamen Erf&#252;llung des von beiden verfolgten Zweckes (Grundst&#252;cksentw&#228;sserung im Gemeindegebiet) erbringt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. im einzelnen die in vorgen. Urteilen gegebene Begr&#252;ndung (OVGE 34, 113) auf die zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wie des weiteren in den</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Urteilen vom 4. Mai 1979 (a.a.O.) (OVGE 34, 116 ff.) und vom 4. Juni 1981 (n.V.),</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">n&#228;her ausgef&#252;hrt ist, setzt &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG voraus, da&#223; die f&#252;r die Fiktion einer einheitlichen Anlage erforderlichen Leistungen innerhalb der technischen Einheit von Verbands- und Gemeindeanlage erbracht sein m&#252;ssen; die der technischen Einheit zugrundeliegende Fl&#228;che mu&#223; dem Gebiet entsprechen, in dem der Verband im Rahmen seines Verbandszweckes t&#228;tig ist, dessen Leistungen mit denen der Gemeinde als gleichartige Leistungen gelten sollen. Daher m&#252;&#223;ten hier gleichartige Leistungen von Verband und Stadt ... in dem Gebiet erbracht sein, in dem sich das zu entw&#228;ssernde Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin befindet; Verband k&#246;nnte hier nur der W. verband sein, weil dieser &#246;rtliche Bereich in seinem Verbandsgebiet liegt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Stadt ... unterh&#228;lt (jedenfalls im hier streitigen Veranlagungszeitraum) keine eigenen Kl&#228;ranlagen in dem zum Wupperverbandsgebiet geh&#246;renden Bereich der Stadt. Vielmehr erfolgt das Kl&#228;ren der Grundst&#252;cksabw&#228;sser dieses Gebietes ausschlie&#223;lich in Kl&#228;ranlagen des W.verbandes (... und ...). Infolgedessen scheidet die M&#246;glichkeit aus, da&#223; die Stadt ... und der W. verband gleichartige Leistungen i.S. von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG auf dem Gebiet der Abwasserreinigung erbringen. Ob in dem zum B. Wasserverband geh&#246;renden Stadtgebiet gleichartige Leistungen durch Abwasserreinigung erbracht werden, ist nach dem soeben Ausgef&#252;hrten f&#252;r die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG rechtsunerheblich. In Anbetracht des vom Beklagten vorgelegten Planes (BA 7) sei jedoch darauf hingewiesen, da&#223; hiernach im zu diesem Verband geh&#246;renden Stadtgebiet die gleiche Entw&#228;sserungssituation besteht. Auch hier werden die im Stadtgebiet anfallenden Abw&#228;sser ausschlie&#223;lich in verbandseigenen Kl&#228;rwerken (... und ...) gereinigt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Vorliegen gleichartiger Leistungen auf dem Gebiet der Ortsentw&#228;sserung hat der Senat in seinen</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Urteilen vom 21. September 1976 und 4. Mai 1979 (a.a.O.) und vom 4. Juni 1981 (n.v.)</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">als tatbestandlich wesentlich angesehen "das Vorhandensein eines Netzes von Kanalisationsleitungen das sich &#252;ber das ausgeschlossene Gebiet einer Gemeinde nicht unwesentlich ausdehnt und verzweigt, um die in seinem Einzugsbereich auf den angeschlossenen Grundst&#252;cken anfallenden Abw&#228;sser aufzunehmen, zu sammeln und &#252;ber sich jeweils vergr&#246;&#223;ernde Hauptsammler den Abwassertransportleitungen oder Kl&#228;ranlagen zuzuf&#252;hren." Aus dem vom Beklagten vorgelegten Plan (BA 7) geht jedoch hervor, da&#223; im Einzugsbereich des W. Verbandes (gleiches d&#252;rfte f&#252;r den Einzugsbereich des B. ... Wasserverbandes gelten) zwar die Stadt ... nicht aber der Verband ein solches Kanalisationsnetz betreibt. Dies wird f&#252;r den hier ma&#223;geblichen Einzugsbereich, in dem das Grundst&#252;ck der Kl&#228;gerin liegt, durch die vom Verwaltungsgericht eingeholte Auskunft des W.verbandes (GA 68 f.) best&#228;tigt, in der es u.a. hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">"Der W. verband unterh&#228;lt als Wasser- und Bodenverband gem&#228;&#223; &#167;&#167; 48 und 49 LWG und gem&#228;&#223; &#167; 5 seiner Satzung in seinem Verbandsgebiet die nat&#252;rlichen, flie&#223;enden Gew&#228;sser. Dies also auch in ..., allerdings nur in dem Teilgebiet, das ostw&#228;rts der Wasserscheide bzw. der Grenze zwischen den Gebieten des W.verbandes und des ... Wasserverbandes liegt. Seitens des Verbandes werden im Stadtgebiet von ... aber weder die nat&#252;rlichen Gew&#228;sser als Abwassersammler benutzt noch erfolgen durch ihn in diese Einleitungen oder Abschl&#228;ge von behandeltem oder unbehandeltem Schmutz- oder Regenwasser. Das dem W. verband von der Stadt &#252;ber das &#246;rtliche Entw&#228;sserungsnetz &#252;bergebene Abwasser wird teils im Gruppenkl&#228;rwerk K. und teils im Gemeinschaftskl&#228;rwerk L. behandelt. Das mit Vorflut zum Gemeinschaftskl&#228;rwerk L. abgeleitete Abwasser wird in ... in den mit "W.sammler" bezeichneten Transportkanal des W.verbandes &#252;bernommen. Aus den Kl&#228;rwerken des W. verbandes flie&#223;t das behandelte Abwasser im Falle ... auf W. Stadtgebiet in die W.und im Falle ... auf ... Stadtgebiet in die ...als Abwasser des Stadtteiles wird &#252;ber das Gruppenkl&#228;rwerk ... im Stadtgebiet ... der W. zugef&#252;hrt."</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht macht der Beklagte demgegen&#252;ber in seiner Berufungsbegr&#252;ndung geltend, der W. verband unterhalte entlang der Grenze zur Stadt ... einmal eine k&#252;nstliche Transportleistung, die herangef&#252;hrte Abwasser aufnehme, um es der Kl&#228;ranlage ... zuzuleiten. Sodann unterhalte er ein nicht unwesentliches Netz von nat&#252;rlichen Gew&#228;ssern, denen eine Sammlerfunktion zukomme, soweit es sich um Direkteinleiter handele. Dieses Vorbringen wird schon durch die eigene zeichnerische Darstellung des Beklagten im von ihm vorgelegten Lageplan (BA 7) widerlegt, in dem die (mit roter Farbgebung gekennzeichneten) st&#228;dtischen Hauptsammler bereits bei weitem den Umfang der (gr&#252;n gekennzeichneten) Verbandsstrecken &#252;berschreiten. In diesem Plan sind nicht einmal die Streckenl&#228;ngen von Stra&#223;ensammelkan&#228;len mit roter Farbgebung eingetragen, die jedoch ebenfalls zu dem f&#252;r das Betreiben von Ortsentw&#228;sserung erforderlichen Kanalnetz geh&#246;ren und die Streckenl&#228;nge der (vom Beklagten rot gekennzeichneten) st&#228;dtischen Hauptsammler vervielfachen. Desweiteren ergibt sich aus der Auskunft des W. verbandes (a.a.O.), da&#223; nur die im verbandseigenen "W.sammler" gesammelten Abw&#228;sser des ... Stadtgebietes noch einer abwassertechnischen Behandlung (Reinigung) zugef&#252;hrt werden. Au&#223;er diesem Transportkanal unterh&#228;lt der W. verband in ... zwar Verfluter (mit oder ohne Gew&#228;ssereigenschaft), in die m&#246;glicherweise die vom Beklagten mit Schriftsatz vom 29. August 1978 (GA 75) behaupteten "Regen- und Abwassereinleitungen &#252;ber Grundst&#252;ckskl&#228;ranlagen" (nach DIN 4261) erfolgen. Diese Vorfluter dienen aber nach dieser Auskunft des W.verbandes gerade nicht dem Abwassertransport zu Kl&#228;ranlagen, sondern leiten in sie (wie in andere nat&#252;rliche Vorfluter mit oder ohne Gew&#228;ssereigenschaft) etwa eingeleitetes Abwasser endg&#252;ltig in den nat&#252;rlichen Wasserkreislauf ab, so da&#223; das Wasser dieser Vorfluter ohne Kl&#228;rung zun&#228;chst in die W. und dann in den ... gelangt (so Vorbringen des Beklagten, S. 22 des angefochtenen Urteils). In seinen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Urteilen vom 14. September 1977 - II A 700/72 -, OVGE 33, 122 (124) = KStZ 1978, 139, und vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 - Gemht 1983, 113 = Hessische St&#228;dte- und Gemeindezeitung (HSGZ) 1982, 268,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">hat der Senat jedoch entschieden, da&#223; die gemeindliche Kanalisationsanlage auf jeden Fall an der Stelle endet, an der gesammeltes Abwasser ohne weitere Behandlung dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf &#252;bergeben wird. Deshalb kann ein unmittelbares Einleiten von Abwasser jenseits dieser Stelle nicht mehr als Inanspruchnahme der Kanalisation i.S. des Anstaltsrechts und damit auch nicht als Verwirklichung eines kommunalen Geb&#252;hrentatbestandes i.S. von &#167;&#167; 4 Abs. 2 und 6 KAG angesehen werden. F&#252;r das Einleiten in Verbandsvorfluter gilt nichts anderes, wobei dahingestellt bleibt, inwieweit diese &#252;berhaupt (sofern sie Gew&#228;sser sind) einer technischen Einheit i.S. von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG zugeh&#246;ren k&#246;nnen. Selbst wenn daher entgegen den oben dargelegten Bedenken das Vorliegen einer technischen Einheit bejaht werden k&#246;nnte, w&#252;rde die als Folge dieser Einheit fingierte "einheitliche Einrichtung oder Anlage", die i.S. des kummunalen Benutzungsgeb&#252;hrenrechts (&#167;&#167; 6, 7 KAG) in Anspruch genommen werden kann, an der Stelle enden, an der diese Abw&#228;sser dem nat&#252;rlichen Wasserkreislauf zugef&#252;hrt werden, ohne da&#223; im Gemeindegebiet noch eine abwassertechnische Behandlung stattfindet. Ob der Verband f&#252;r derartige Einleitungen Verbandsbeitr&#228;ge erheben kann oder k&#252;nftig Abgaben nach dem Abwasserabgabengesetz erh&#246;ben werden, ist nach dem bereits Ausgef&#252;hrten f&#252;r die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG rechtlich unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf S. 5 ff. der Berufungsbegr&#252;ndung (GA 126 ff.) wonach der Beklagte glaubt, den vom W. verband im Stadtgebiet unterhaltenen Gew&#228;ssern eine das Tatbestandsmerkmal "Ortsentw&#228;sserung" i.S. von &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG erf&#252;llende Funktion zuweisen zu k&#246;nnen (somit auch dann, wenn diese nicht ihre Gew&#228;ssereigenschaft infolge Verrohrung verloren haben), wird ebenfalls auf das genannte</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Urteil des Senats vom 4. Juni 1981 - 2 A 1069/77 - (n.v.)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Bezug genommen. Dort hat der Senat im einzelnen ausgef&#252;hrt, warum nicht unterstellt werden kann, da&#223; &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG den (f&#252;r das Bejahen der technischen Einheit) ma&#223;geblichen Begriff der Anlage auch auf vom Verband unterhaltene Gew&#228;sser ausdehnt. Diese Rechtsfrage bedarf weder damals noch heute einer Entscheidung durch den Senat. Der Beklagte sei jedoch darauf hingewiesen, da&#223; die vom Senat im vorgenannten Urteil ge&#228;u&#223;erten Bedenken gegen eine Einbeziehung der von einem Verband unterhaltenen Gew&#228;sser (i.S. vom &#167; 1 WHG) in den Anlagenbegriff des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG verst&#228;rkt werden durch das W. gesetz vom 8. Januar 1930 (PrGS 5). Denn in dessen &#167;&#167; 2 und 3 wird scharf unterschieden zwischen "Anlagen" des Verbandes, die von ihm "herzustellen und zu betreiben" sind einerseits und den "das Verbandsgebiet durchflie&#223;enden Wasserl&#228;ufen" (i.S. von &#167; 1 Preussisches Wassergesetz) andererseits, die der W. verband "auszubauen und zu benutzen" berechtigt ist (&#167; 2 Abs. 2 a.a.O.). Diese Unterscheidung zwischen "Anlagen" (die herzustellen und zu betreiben sind) und "Wasserl&#228;ufen" (die ausgebaut und benutzt werden) hat auch die als Folge der Umstellung der gesetzlichen Grundlage des W. verbandes vom W. gesetz auf die Erste Wasserverbandsverordnung vom 3. September 1937 (RGBl I. 933) erlassene Satzung des W.verbandes vom 21. Januar 1957 (Regierungsamtsblatt D&#252;sseldorf 1957, 45 ff.) beibehalten (vgl. u.a. &#167;&#167; 5 lit. f, 7, 8 Abs. 1, 9, 10 Abs. 1, 12 Abs. 1 a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Mu&#223; nach alledem das Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG verneint werden, dann ist die unter Anwendung dieser Vorschrift gleichwohl erfolgte Festsetzung des der streitigen Heranziehung zugrundeliegenden Geb&#252;hrensatzes durch den Rat der Stadt ... rechtswidrig, so da&#223; es nicht mehr darauf ankommt, ob bei Anwenden der Abs&#228;tze 2 und 3 dieser Vorschrift weitere Rechtsirrt&#252;mer unterlaufen sind. Dem angefochtenen Bescheid fehlt daher eine g&#252;ltige Rechtsgrundlage. Hieran vermag auch nichts der Umstand zu &#228;ndern, da&#223; - wie vom Beklagten auf S. 6 seines Schriftsatzes vom 13. Januar 1981 vorgetragen - die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG bei Festsetzung des Geb&#252;hrensatzes hier im Ergebnis unsch&#228;dlich sei, weil ohne Anwenden dieser Vorschrift die dann zul&#228;ssige Anwendung des &#167; 7 Abs. 1 KAG rechnerisch zu demselben Ergebnis gef&#252;hrt, d.h. sich derselbe Geb&#252;hrensatz (in DM/cbm) ergeben h&#228;tte. Mit diesem Einwand wird verkannt, da&#223; das Festsetzen des Geb&#252;hrensatzes notwendiger Bestandteil der Geb&#252;hrensatzung ist (&#167; 2 Abs. 1 Satz 2 KAG), die der Rat der Gemeinde zu erlassen hat (&#167; 28 Abs. 2 lit. g GO); er ist das Ergebnis der Teilung der Gesamtkosten durch die Gesamtzahl der Ma&#223;stabseinheiten. Ist aber der Geb&#252;hrensatz das Ergebnis dieses Rechenvorgangs, dann mu&#223; der Rat der Gemeinde ihn auch in seine Beschlu&#223;fassung einbeziehen. Der Rat kann nicht einen Geb&#252;hrensatz unabh&#228;ngig von dessen Zustandekommen beschlie&#223;en; auch das Ermitteln des Geb&#252;hrensatzes f&#228;llt somit in die Kompetenz des Ortsgesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Urteile des Senats vom 21. Juni 1979 - II A 849/77 - KStZ 1979, 220 = MittNWStGB 1979, 298, und vom 15. Oktober 1980 - 2 A 1041/80 - (n.v.).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der Gemeindedirektor bereitet zwar die Beschl&#252;sse des Rates vor (&#167; 47 Abs. 1 Satz 1 GO); hierbei schl&#228;gt er etwa auch vor, die Geb&#252;hr auf der Grundlage von &#167; 7 Abs. 2 oder nur von &#167; 7 Abs. 1 KAG zu ermitteln. Mit der Beschlu&#223;fassung &#252;ber die Geb&#252;hrensatzung einschlie&#223;lich dem Festsetzen des Geb&#252;hrensatzes entscheidet jedoch der Rat in eigener Kompetenz, ob und inwieweit er sich diese Verwaltungsvorlage zu eigen macht, d.h. hier, ob er &#167; 7 Abs. 2 oder &#167; 7 Abs. 1 KAG anwenden will, was ihm nach &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG freigestellt ist ("k&#246;nnen die Gemeinden ..."). Dem Rat der Gemeinde steht des weiteren im Hinblick auf den Kostendeckungsgrundsatz ein Einsch&#228;tzungsermessen bez&#252;glich der voraussichtlichen Kostenentwicklung (Veranschlagungsmaxime) zu; es kann f&#252;r ihn Gr&#252;nde geben, entgegen dem Verwaltungsvorschlag zeitweilig von einer vollen Kostendeckung abzusehen, um etwa ein sprunghaftes Ansteigen der Benutzungsgeb&#252;hr mit R&#252;cksicht auf den B&#252;rger (vgl. &#167; 63 Abs. 2 Nr. 1 GO) zu vermeiden, wenn voraussichtlich alsbald eine gr&#246;&#223;ere Anschlu&#223;dichte mit besserer Auslastung des Kanalnetzes (z.B. Anschlu&#223; von kanalisierten Neubaugebieten) und dadurch eine g&#252;nstigere Einnahmeentwicklung im Verh&#228;ltnis zur Kostenbelastung eintreten wird.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Indem der Rat der Stadt ... bei Beschlie&#223;en des Geb&#252;hrensatzes die von der Verwaltung erstellte Geb&#252;hrenbedarfsberechnung billigte, hat er sich im Rahmen dieses seines Ermessens f&#252;r die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG entschieden. Das Anwenden des &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 ff. KAG f&#252;hrt jedoch zu einer anderen Geb&#252;hrenkalkulation als eine Anwendung des &#167; 7 Abs. 1 KAG. Welche der beiden M&#246;glichkeiten er w&#228;hlt, ist dem Rat &#252;berlassen und daher einer nachtr&#228;glichen Korrektur durch die Verwaltung oder gar durch das Gericht entzogen. Im &#252;brigen vermag auch nicht ohne weiteres zu &#252;berzeugen, da&#223; die Anwendung des &#167; 7 Abs. 2 KAG hier das rechnerische Ergebnis nicht beeinflu&#223;t haben sollte. Denn das w&#252;rde bedeuten, da&#223; die Stadt schon auf der Grundlage des &#167; 7 Abs. 1 KAG zu demselben Geb&#252;hrensatz gelangen und dabei dasselbe Geb&#252;hrenaufkommen erzielen k&#246;nnte. Schlie&#223;lich sei darauf hingewiesen, da&#223; die Stadt zwar ihre eigenen Verbandslasten in die Kosten einbeziehen darf, nicht aber auch die Summe der Verbandsbeitr&#228;ge der im Stadtgebiet ans&#228;ssigen &#252;brigen Verbandsmitglieder (z.B. der Kl&#228;gerin).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu das Urteil des Senats vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Nach alledem fehlt der streitigen Heranziehung schon infolge Nichtvorliegens der Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 KAG eine g&#252;ltige Rechtsgrundlage. Deshalb bedarf es im vorliegenden Rechtsstreit keiner Entscheidung der weiteren Frage, ob der Wasserverbrauchsma&#223;stab (Frischwasserma&#223;stab) in Anbetracht der &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse in der Stadt ... noch ein g&#252;ltiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab ist. Dem Verwaltungsgericht ist darin zuzustimmen, da&#223; zwar im allgemeinen dieser Ma&#223;stab trotz seiner M&#228;ngel als g&#252;ltig angesehen werden kann. Der Wasserverbrauchsma&#223;stab beruht aber auf der Annahme, da&#223; im Durchschnitt der Benutzungsf&#228;lle (d.h. der jeweiligen Inanspruchnahme durch den Eigent&#252;mer des einzelnen angeschlossenen Grundst&#252;cks) eine ungef&#228;hr gleichbleibende Relation besteht zwischen der vom Grundst&#252;ck abgeleiteten Schmutzwassermenge und der Regenwassermenge; deshalb werden in Anwendung dieses Ma&#223;stabes die Kosten auch der Niederschlagswasserbeseitigung im Durchschnitt ungef&#228;hr entsprechend dem Regenwasseranfall der einzelnen Grundst&#252;cke auf die Benutzer der gemeindlichen Entw&#228;sserungsanlage verteilt. Diese f&#252;r die G&#252;ltigkeit des Ma&#223;stabes unverzichtbare Relation kann jedoch bei gr&#246;&#223;eren Gemeinden gest&#246;rt sein, wenn diese eine, intensivere Grundst&#252;cksnutzung in Kerngebieten (z.B. hohe B&#252;ro-, Gesch&#228;fts-, und Verwaltungsgeb&#228;ude auf kleinen Grundfl&#228;chen) sowie in Gewerbe- und Industriegebieten (mit einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von Wassergro&#223;verbrauchern) aufweisen. Bei diesen Grundst&#252;cken entspricht dann der Anteil des abgeleiteten Regenwassers oftmals nicht mehr dem bei den &#252;brigen Benutzern bestehenden Verh&#228;ltnis der Niederschlagswassermenge zu der Menge des abgeleiteten Schmutzwassers. Dann aber reichen Billigkeitsma&#223;nahmen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 163, 227 AO (fr&#252;her &#167; 131 RAO) f&#252;r eine verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringe Anzahl von Wassergro&#223;verbrauchern nicht mehr aus; vielmehr ist der auch auf die Regenwasserableitung angewandte Wasserverbrauchsma&#223;stab f&#252;r diese Gemeinde wegen der &#246;rtlichen Verh&#228;ltnisse ung&#252;ltig. Zwar kann eine solche Benachteiligung von Wassergro&#223;verbrauchern in gewissem Umfang durch eine degressive Geb&#252;hrenstaffelung ausgeglichen werden. Ob die durch die Entw&#228;sserungssatzung der Stadt ... vom 14. Dezember 1983 eingef&#252;hrte Degression hierf&#252;r ausreicht, ist nicht zu &#252;berpr&#252;fen, weil diese Satzung nicht f&#252;r den hier streitigen Heranziehungszeitraum, sondern erst ab 1. Januar 1984 gilt. Es sei aber darauf hingewiesen, da&#223; der Senat den Ausf&#252;hrungen auf S. 8 des angefochtenen Urteils nicht zuzustimmen vermag, wonach eine erhebliche Geb&#252;hrendegression f&#252;r Wassergro&#223;verbraucher hier nicht erforderlich sei, weil (nach der vom Verwaltungsgericht aufgrund des Beklagtenvorbringens aufgestellten Vergleichsberechnung) die Kosten der Regenwasserbeseitigung nur 15 % der gesamten Unterhaltungskosten der Kanalisationseinrichtungen der Stadt ausmachten. Denn nach &#167; 6 Abs. 3 Satz 1 und 2 KAG ist ma&#223;geblicher Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die G&#252;ltigkeit sowohl eines Wirklichkeits- als auch eines Wahrscheinlichkeitsma&#223;stabes nicht die Kostenverursachung, sondern die Inanspruchnahme. Deshalb ist nicht auf das Verh&#228;ltnis der Kosten der Regenwasserbeseitigung zu den Kosten der Schmutzwasserbeseitigung abzustellen, sondern auf das Verh&#228;ltnis Regenwassermenge zu Schmutzwassermenge (Frischwassermenge abz&#252;glich der auf dem Grundst&#252;ck zur&#252;ckgehaltenen Menge). Dem Rat der Stadt ... bleibt es &#252;berlassen zu &#252;berpr&#252;fen, ob die nunmehr eingef&#252;hrte Geb&#252;hrendegression diesen und sonstigen an die G&#252;ltigkeit des Wasserverbrauchsma&#223;stabes zu stellenden Anforderungen gen&#252;gt und ob er weiterhin diesen Ma&#223;stab anwenden will oder es vorzieht, anderen St&#228;dten zu folgen, die nur f&#252;r die Schmutzwasserableitung den Wasserverbrauchsma&#223;stab vorschreiben, f&#252;r die Regenwasserableitung jedoch einen anderen Ma&#223;stab, etwa den der befestigten und &#252;berbauten Fl&#228;che, wie dies beispielsweise von</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Bauernfeind/Zimmermann, KAG NW, 2. Aufl., &#167; 6 Rdnr. 53 (S. 177),</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">f&#252;r derartige F&#228;lle vorgeschlagen wird. Denn diese getrennte Ma&#223;stabsregelung d&#252;rfte die bei gr&#246;&#223;eren Gemeinden sich ergebenden rechtlichen Bedenken gegen die G&#252;ltigkeit der Benutzungsgeb&#252;hrenregelung im Hinblick auf das Verh&#228;ltnis Schmutzwassermenge zu Regenwassermenge und dadurch bestehende Unsicherheitsfaktoren im Hinblick auf das zu erwartende Geb&#252;hrenaufkommen weitgehend ausr&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher zur&#252;ckzuweisen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 und auf &#167; 161 Abs. 2 VwGO; soweit die Hauptsache erledigt ist, hat der Beklagte ebenfalls die Kosten zu tragen, weil er durch Herabsetzen der streitigen Geb&#252;hrenforderung in H&#246;he von 5.905,46 DM die Erledigung selbst herbeigef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Revision konnte nicht zugelassen werden, weil die hierf&#252;r erforderlichen Voraussetzungen (&#167;&#167; 131 Abs. 2, 137 Abs. 1 VwGO) nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,677
ovgnrw-1984-08-07-5-b-125784
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5 B 1257/84
1984-08-07T00:00:00
2019-03-13T15:11:01
2019-03-27T09:42:30
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1984:0807.5B1257.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Verfahren wird eingestellt.</p> <p>Der Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts K&#246;ln vom 3. Mai 1984 ist mit Ausnahme der Streitwertfestsetzung wirkungslos.</p> <p>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r beide Rechtsz&#252;ge - f&#252;r den ersten Rechtszug in &#196;nderung des angefochtenen Beschlusses - auf 4.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beteiligten die Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, ist das Verfahren einzustellen, der angefochtene Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts f&#252;r wirkungslos zu erkl&#228;ren und &#252;ber die Kosten nach dem bisherigen Sach- und Streitstand sowie billigem Ermessen zu entscheiden (&#167; 92 Abs. 2 entsprechend, &#167; 161 Abs. 2, &#167; 173 VwGO; 269 Abs. 3 ZPO entsprechend).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Danach hat die Antragsgegnerin die Kosten des Verfahrens zu tragen. Denn sie w&#228;re ohne den Eintritt der Erledigung der Hauptsache voraussichtlich unterlegen; eine andere Kostenverteilung unter Billigkeitsgesichtspunkten h&#228;lt der Senat f&#252;r nicht geboten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Antragsbegehren richtete sich nach dem Wortlaut auf die einstweilige Verpflichtung der Antragsgegnerin, die jeweils auf Samstag angesetzten Klausurtermine des Praktikums f&#252;r physiologische Chemie des Sommersemesters 1984 auf einen anderen Wochentag zu verlegen, hilfsweise, den Antragstellerinnen Nachklausuren an einem entsprechenden Wochentag zu bewilligen. Zweck und Vorgeschichte des Anordnungsverfahrens lassen aber erkennen, da&#223; diese Alternativen nur beispielhaft f&#252;r jede Pr&#252;fung stehen sollen, in der die Antragstellerinnen ihre erfolgreiche Teilnahme an dem Praktikum nachweisen k&#246;nnen, ohne durch den Pr&#252;fungstermin in Konflikt mit ihrer religi&#246;sen &#220;berzeugung als Siebenten-Tags-Adventisten zu geraten (Sabbatheiligung durch Arbeitsruhe).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Es spricht vieles daf&#252;r, da&#223; die Antragstellerinnen einen Anspruch auf Verlegung der Klausurtermine oder Bewilligung gesonderter Pr&#252;fungen (Nachklausuren, m&#252;ndliche Pr&#252;fungen) glaubhaft gemacht hatten, wobei dieser Anspruch als Gegenst&#252;ck einer entsprechenden Ermessenseinschr&#228;nkung der Antragsgegnerin erscheint (&#167; 123 Abs&#228;tze 1 und 3 VwGO, &#167;&#160;920 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegnerin steht bei der Organisation des Lehr-und Studienbetriebs einschlie&#223;lich der Bestimmung von Klausurterminen ein weites Ermessen zu. Das ist im Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts zutreffend dargelegt. Den dortigen Ausf&#252;hrungen ist auch darin beizupflichten, da&#223; der verantwortliche Hochschullehrer bzw. die Antragsgegnerin nach ihrem Ermessen dar&#252;ber zu entscheiden haben, in welcher Form die erfolgreiche Teilnahme am hier in Rede stehenden Praktikum festzustellen ist. Anders als das Verwaltungsgericht geht der Senat bei summarischer Pr&#252;fung aber von einer Ermessenseinschr&#228;nkung im Sinne des Antragsbegehrens aus. Dem liegen folgende Erw&#228;gungen zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die religi&#246;s motivierte Weigerung der Antragstellerinnen, an den samstags stattfindenden Praktikumsklausuren teilzunehmen, unterliegt dem Schutzbereich des Artikels 4 Abs. 2 GG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BSG, Urteil vom 10. Dezember 1980 - 7 RAr 93/79&#160;-, NJW 1981, 1526.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie stellt ein nicht zu vertretendes Pr&#252;fungshindernis dar, das au&#223;erdem Sperrwirkung f&#252;r die Zulassung der Antragstellerinnen zur &#196;rztlichen Vorpr&#252;fung &#228;u&#223;ert, weil daf&#252;r die erfolgreiche Teilnahme an diesem (Pflicht-)Praktikum vorgeschrieben ist. Dies wiederum ber&#252;hrt den Gew&#228;hrleistungsbereich des Artikels 12 Abs. 1 GG, aufgrund dessen die Antragstellerinnen nicht nur Anspruch auf Teilnahme an den Lehr- und Studienveranstaltungen einschlie&#223;lich der Pr&#252;fungen, sondern auch - als Gegenst&#252;ck des im Pr&#252;fungserfordernis liegenden Eingriffs - Anspruch gegen die Antragsgegnerin auf Ber&#252;cksichtigung eines von ihnen nicht zu vertretenden Pr&#252;fungshindernisses haben. Diese R&#252;cksichtnahme ist vorliegend nur in der Weise m&#246;glich, da&#223; dem Antragsbegehren entsprochen wird, weil anderenfalls die Antragstellerinnen den vorklinischen Studienabschnitt nicht abschlie&#223;en, ihr Berufsziel nicht erreichen und damit &#252;ber die grundrechtlich vertretbare Opfergrenze hinaus belastet w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 13. Juni 1983 - 1 BvR 1239/82 -, NJW 1984, 912; BSG, Urteil vom 23. Juni 1982 - 7 RAr 89/81 -, NJW 1983, 701 (703 f.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerinnen haben die eigenen M&#246;glichkeiten, Abhilfe zu schaffen, ausgesch&#246;pft. Sie haben den verantwortlichen Hochschullehrer schon Ende 1982 &#252;ber die Konfliktsituation unterrichtet, die sich f&#252;r sie aus dem Gebot zur Einhaltung der Sabbatruhe einerseits und der regelm&#228;&#223;igen Terminierung der Praktikumsklausuren auf Samstage andererseits ergab. Der Hochschullehrer hat sich aber, auch nach Einschaltung des Rektors der Universit&#228;t, zu einem Entgegenkommen nicht bereit gefunden. Im Sommersemester 1983, Wintersemester 1983/84 und Sommersemester 1984 sind die Klausurtermine erneut auf Samstage festgelegt worden. Gleiches ist nach dem unwidersprochen gebliebenen Vorbringen der Antragstellerinnen auch f&#252;r das kommende Wintersemester 1984/85 geschehen. Die vom Rektor und von dem Beauftragten f&#252;r Studentenfragen ihrer Religionsgemeinschaft unterst&#252;tzten Bem&#252;hungen der Antragstellerinnen, als Gasth&#246;rer an einer anderen Hochschule in der Bundesrepublik den Praktikumsschein zu erwerben (u. a. Hamburg, D&#252;sseldorf, Aachen, Bonn, Heidelberg, Gie&#223;en), haben nichts erbracht. Ein Hochschulwechsel unter Aufgabe des von der Zentralstelle zugeteilten Studienplatzes erscheint nach den Umst&#228;nden als nicht zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerinnen haben wesentliche Nachteile in Kauf genommen und dadurch sowie durch ihre nachhaltigen Bem&#252;hungen um Abhilfe die Ernsthaftigkeit ihrer religi&#246;sen Bindung glaubhaft gemacht. Die Antragstellerin&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;hat bereits zwei Semester Leerlauf in ihrem Studium aufzuweisen; aufgrund der beibehaltenen Terminierungspraxis der Antragsgegnerin droht ihr und der Antragstellerin&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ein weiterer Studienleerlauf auf nicht absehbare Zeit. Das ist nicht hinzunehmen, zumal es auch dem &#246;ffentlichen Interesse widerspricht, knappe nc - Studienpl&#228;tze organisatorischer Schwierigkeiten wegen faktisch ungenutzt zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im&#160;Spannungsfeld zwischen den Interessen der Antragstellerinnen und den Organisationsinteressen der Antragsgegnerin und des verantwortlichen Hochschullehrers haben letztere zur&#252;ckzutreten. Sie haben mehrere Semester faktisch den Vorrang gehabt und k&#246;nnen zudem in gewisser Weise ber&#252;cksichtigt werden, wenn dar&#252;ber befunden wird, auf welche Art eine erfolgreiche Praktikumsteilnahme der Antragstellerinnen festgestellt werden soll (Terminsverlegung, Nachklausur, m&#252;ndliche Pr&#252;fung). Es<sup>-</sup>mag dahinstehen, ob eine Terminsverlegung tats&#228;chlich unm&#246;glich ist, was die Antragsgegnerin behauptet hat. Denn einer individuellen Leistungskontrolle durch Nachklausur oder m&#252;ndliche Pr&#252;fung steht jedenfalls nichts entgegen. Sie ist wegen der besonderen Umst&#228;nde mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung (Chancengleichheit, Artikel 3 Abs. 1 GG) vereinbar, zumal es hier nur um den schlichten Nachweis einer erfolgreichen Praktikumsteilnahme, nicht um zu benotende Zwischen- oder Endexamina geht. Der Einwand, eine Einzelpr&#252;fung vertrage sich nicht mit dem didaktischen Konzept des verantwortlichen Hochschullehrers, greift ebenfalls nicht durch. Die Wissenschaftsfreiheit (Artikel 5 Abs. 3 GG) findet, soweit es um Pr&#252;fungen geht, in den Grundrechten der Antragstellerinnen aus Artikel 12 Abs. 1 in Verbindung mit Artikel 4 Abs. 2 GG ihre immanente Grenze.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwertes f&#252;r beide Rechtsz&#252;ge beruht auf &#167; 20 Abs. 3,&#160;&#167; 13 Abs. 1, &#167; 25 Abs. 1 Satz 3 GKG.</p>
315,678
olgham-1984-07-24-11-u-17284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 172/84
1984-07-24T00:00:00
2019-03-13T15:11:03
2019-03-27T09:42:30
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0724.11U172.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten, die im &#252;brigen zur&#252;ckgewiesen wird, wird das am 4. April 1984 verk&#252;ndete Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund teilweise abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Beklagte bleibt verurteilt, an die Kl&#228;gerin DM 5.325,95 nebst 21,07 % Zinsen vom 15. M&#228;rz 1983 bis 31. August 1985 und 9 % Zinsen seit dem 1. September 1985 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Es beschwert die Beklagte in H&#246;he von DM 5.325,95, die Kl&#228;gerin um DM 58,--.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lebte von 1976 bis Ende Mai/Anfang Juni 1982 mit dem xxx. Sie ist Hausfrau und Rentnerin. Mit einem am 22. M&#228;rz 1982 bei der klagenden Teilzahlungsbank eingegangenen undatierten Schreiben bat sie darum, xxx 5.000,-- DM zu &#252;berweisen. Dabei sicherte sie zu, da&#223; das Geld p&#252;nktlich in Monatsraten zur&#252;ckgezahlt werde. Unter dem 29. M&#228;rz 1982 beantragten die Beklagte und xxx auf einem Formular der Kl&#228;gerin bei dieser einen Ratenkredit in folgender H&#246;he:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Beantragter Kredit DM 5.475,--</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Restschuldversicherungsbeitrag <u>DM 164,80</u></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Antragssumme DM 5.639,80</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Kreditgeb&#252;hren 0,9% p.M. DM 2.030,40</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Bearbeitungsgeb&#252;hren <u>DM 164,30</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Gesamtkreditbetrag DM 7.834,50</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte und xxx verpflichteten sich in dem mit xxx &#252;berschriebenen Formular zur R&#252;ckzahlung des Gesamtkreditbetrages in 40 Monatsraten, beginnend mit dem 1. Mai 1982. Der effektive Jahreszins wurde in dem Formular mit 22,8 % angegeben. Mit einem an xxx gerichteten Schreiben vom 30. M&#228;rz 1982 teilte die Kl&#228;gerin diesem mit, da&#223; sie dem Kreditwunsch entsprochen und den Kreditbetrag weisungsgem&#228;&#223; ausgezahlt habe. Nach einer auf dem Schreiben befindlichen Kreditabrechnung setzte sich der "beantragte Kredit" von DM 5.475,-- aus einem neuen Kredit von DM 3.000,-- und aus der Abl&#246;sung eines Vorkredits in H&#246;he von restlichen DM 2.475,-- (netto) zusammen. Von dem Schreiben erhielt auch die Beklagte Kenntnis. Am 3. April 1982 wurden per Postanweisung DM 2.981,30 von der Post an xxx ausgezahlt; DM 18,70 hatte die Kl&#228;gerin f&#252;r Postgeb&#252;hren einbehalten. Auch davon erfuhr die Beklagte. Die Barauszahlung war f&#252;r einen xxx des xxx bestimmt. Bis November 1982 wurden die vereinbarten Kreditraten gezahlt. Am 25. Oktober 1982 gab xxx auf Betreiben eines anderen Gl&#228;ubigers die eidesstattliche Versicherung ab. Da weitere Ratenzahlungen ausblieben, k&#252;ndigte die Kl&#228;gerin den Kredit mit einem an xxx gerichteten Schreiben vom 31. Januar 1983 zur sofortigen R&#252;ckzahlung. Sie hat im Anschlu&#223; daran ihre Restforderung auf DM 5.383,95 ermittelt. Insoweit wird auf den &#252;berreichten Kontoauszug per 10. Februar 1983 Bezug genommen (Bl. 20 der Akten). Die Kl&#228;gerin hat &#252;ber diesen Betrag zuz&#252;glich Zinsen und vorgerichtliche Mahnkosten Mahnbescheide gegen die Beklagte und xxx erwirkt. Gegen xxx ist auch am 20. April 1983 Vollstreckungsbescheid ergangen. Im streitigen Verfahren hat die Kl&#228;gerin von der Beklagten Zahlung von DM 5.383,95 nebst 21,07 % Zinsen seit dem 1. Februar 1983 verlangt. Die Beklagte hat sich im wesentlichen damit verteidigt, da&#223; mit ihr ein Darlehnsvertrag nicht zustande gekommen sei, weil die Kl&#228;gerin die Annahme des Darlehnsantrages lediglich gegen&#252;ber xxx erkl&#228;rt habe. Ferner hat sie geltend gemacht, der Darlehnsvertrag sei wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage bis auf einen Teil der Zinsen stattgegeben. Hiergegen richtet sich die Berufung der Beklagten. Sie meint weiterhin, da&#223; der Darlehnsvertrag wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nichtig und da&#223; mangels Erkl&#228;rung der Annahme ihr gegen&#252;ber ein wirksamer Darlehnsvertrag nicht zustande gekommen sei. Ferner wendet sie sich gegen die geltend gemachte Zinsforderung, gegen die berechneten Mahnkosten und gegen die Kosten der Anfrage beim Einwohnermeldeamt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf das angefochtene Urteil sowie auf die im Berufungsverfahren gewechselten Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat nur zu einem geringen Teil Erfolg</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Berufung ist ein wirksamer Darlehnsvertrag auch mit der Beklagten zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Darlehnsvertrag ist nicht wegen Versto&#223;es gegen die guten Sitten nach &#167; 138 Abs. 1 BGB nichtig. Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, der der Senat folgt, ist ein Ratenkreditvertrag als wucher&#228;hnliches Ausbeutungsgesch&#228;ft nach &#167; 138 Abs. 1 BGB nichtig, wenn zwischen den Leistungen des Kreditgebers und den durch einseitige Vertragsgestaltung festgelegten Gegenleistungen des Kreditnehmers ein auff&#228;lliges Mi&#223;verh&#228;ltnis besteht und dar&#252;ber hinaus besondere Umst&#228;nde vorliegen, die dem Vertrag ein sittenwidriges Gesamtgepr&#228;ge geben. Vorliegend fehlt es bereits an einem auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnis, so da&#223; eine Sittenwidrigkeit des Darlehnsvertrages nicht in Betracht kommt. Der vereinbarte effektive Jahreszins - berechnet nach der sog. Uniformmethode - betr&#228;gt ohne Ber&#252;cksichtigung der Kosten der Restschuldversicherung 22,83 %. Der markt&#252;bliche effektive Jahreszins belief sich zur damaligen Zeit - M&#228;rz 1982 - auf 16,62 %. Da der Vertragszins den Marktzins lediglich um 37,36 % &#252;berschreitet, ist die Annahme eines auff&#228;lligen Mi&#223;verh&#228;ltnisses zwischen Leistung und Gegenleistung nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nicht haltbar ist die Auffassung der Berufung, da&#223; Nr. 4 Abs. 1 der Kreditbedingungen der Kl&#228;gerin der Inhaltskontrolle nach &#167; 9 AGBG nicht standhalte und <u>deswegen</u> der gesamte Darlehnsvertrag unwirksam sei. Wie sich aus &#167; 6 Abs. 1 AGBG ergibt, bleibt ein Vertrag bei Unwirksamkeit Allgemeiner Gesch&#228;ftsbedingungen im &#252;brigen wirksam. Nur unter ganz besonderen Umst&#228;nden tritt Unwirksamkeit des ganzen Vertrages ein (vgl. &#167; 6 Abs. 3 AGBG). Die Voraussetzungen dieser Vorschrift sind weder dargetan noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Berufung kann auch nicht darin gefolgt werden, da&#223; ein Darlehnsvertrag mit der Beklagten nicht zustande gekommen sei, weil die Kl&#228;gerin das Schreiben vom 30. M&#228;rz 1982 nur an xxx gerichtet habe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Richtig ist, da&#223; das mit xxx &#252;berschriebene Formular nur einen Antrag der Beklagten und xxx auf Abschlu&#223; eines Darlehnsvertrages enthielt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diesen Vertragsantrag hat die Kl&#228;gerin auch gegen&#252;ber der Beklagten wirksam angenommen. Nach allgemeiner Ansicht kann die Annahme eines Vertragsantrages auch durch konkludente Willenserkl&#228;rung ausgedr&#252;ckt werden (Kramer in M&#252;nchKomm. z. BGB, 2. Aufl., &#167; 151, Rdnr. 3 ). Die Beklagte hat - ebenso wie ihr damaliger Lebensgef&#228;hrte xxx - der Kl&#228;gerin den Abschlu&#223; eines Darlehnsvertrages angeboten. Der Darlehnsbetrag sollte ersichtlich xxx zuflie&#223;en. Das ergibt sich aus dem undatierten, bei der Kl&#228;gerin am 22. M&#228;rz 1982 eingegangenen Schreiben der Beklagten, in dem diese die Kl&#228;gerin um ein Darlehen von DM 5.000,-- f&#252;r xxx bittet (das weitere von der Kl&#228;gerin erstinstanzlich &#252;berreichte Schreiben der Beklagten stammt ausweislich des Eingangsstempels aus dem Jahre 1980 und hat daher mit der vorliegenden Darlehnsgew&#228;hrung nichts zu tun). Wenn die Kl&#228;gerin im Anschlu&#223; an den ihr zugegangenen Darlehnsantrag der Beklagten und des xxx die Darlehnsvaluta (soweit sie nicht zur Abl&#246;sung des Vorkredits ben&#246;tigt wurde) an xxx auszahlte, wovon die Beklagte alsbald Kenntnis erlangte, weil sie mit xxx zusammenlebte, dann beinhaltete die tats&#228;chliche Auszahlung des Darlehnsbetrages zugleich die Annahme des Darlehnsantrages auch gegen&#252;ber der Beklagten. Im &#252;brigen liegen aber auch die Voraussetzungen des &#167; 151 Satz 1 BGB vor. Danach braucht die Annahme dem Antragenden gegen&#252;ber nicht erkl&#228;rt zu werden, wenn eine solche Erkl&#228;rung nach der Verkehrssitte nicht zu erwarten ist oder der Antragende auf sie verzichtet. Aus einer Vielzahl von Ratenkreditsachen ist dem Senat bekannt, da&#223; die Annahme des formularm&#228;&#223;igen Darlehnsantrages vielfach durch die Auszahlung des Darlehns an den Darlehnsnehmer zum Ausdruck gebracht wird, ohne da&#223; die Annahme ausdr&#252;cklich gegen&#252;ber dem Kreditbewerber schriftlich oder m&#252;ndlich erkl&#228;rt wird. Vielfach sehen sogar die Kreditbedingungen der Teilzahlungsbanken vor, da&#223; der Darlehnsvertrag mit der Auszahlung der Darlehnsvaluta an den Kreditnehmer zustande kommt. Diese Handhabung rechtfertigt die Annahme einer entsprechenden Verkehrssitte. Zumindest sprechen die Umst&#228;nde daf&#252;r, da&#223; die Beklagte und xxx auf eine Annahmeerkl&#228;rung ihnen gegen&#252;ber verzichtet haben. Denn ihnen kam es auf eine baldige Auszahlung des beantragten Kredits an. Eine Annahmeerkl&#228;rung seitens der Kl&#228;gerin liegt vor. Sie hat die Darlehnsgew&#228;hrung, wie dem Darlehnsantrag entnommen werden kann, "genehmigt". Ferner hat sie die Darlehnssumme, soweit sie nicht zur Abl&#246;sung des Vorkredits verwendet wurde, ausgezahlt. Deutlicher kann der Annahmewillen nicht bet&#228;tigt werden. Da&#223; der Darlehnsbetrag - abz&#252;glich der Postgeb&#252;hren - an xxx ausgezahlt wurde, entsprach dem Willen der Beklagten. Denn nach dem Schreiben der Beklagten von M&#228;rz 1982 sollte der Darlehnsbetrag im Innenverh&#228;ltnis xxx zur Verf&#252;gung stehen. Er hatte, wie die Beklagte bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat angegeben hat, Kreditbedarf, weil er Geld f&#252;r einen Autokauf ben&#246;tigte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Da hiernach der Darlehnsvertrag wirksam zustande gekommen ist, ist auch die Beklagte zur R&#252;ckzahlung des Darlehns verpflichtet, wenn das Darlehen gew&#228;hrt worden ist (&#167; 607 Abs. 1 BGB). Dar&#252;ber hinaus liegt ein Vereinbarungsdarlehen vor, soweit der Vorkredit aus der Darlehnssumme abgel&#246;st werden sollte (&#167; 607 Abs. 2 BGB). Auch insoweit hat sich die Beklagte zur Darlehnsr&#252;ckzahlung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Bardarlehen hat die Kl&#228;gerin gew&#228;hrt. Es ist, wie bereits im anderen Zusammenhang erw&#228;hnt worden ist, vereinbarungsgem&#228;&#223; an xxx ausgezahlt worden. Die Beklagte war den Umst&#228;nden nach hiermit einverstanden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten Mahnkosten von DM 50,-- und die Kosten f&#252;r die Anfrage beim Einwohnermeldeamt in H&#246;he von DM 8,-- kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten nicht beanspruchen. Die (bestrittenen) Mahnkosten sind nicht belegt. Die Anfrage der Kl&#228;gerin beim Einwohnermeldeamt hat sich auf xxx bezogen. F&#252;r dadurch m&#246;glicherweise veranlagten Kosten hat die Beklagte nicht einzustehen (&#167; 425 Abs. 2 BGB). Nr. 1 der Kreditbedingungen bietet keine Anspruchsgrundlage f&#252;r die Geltendmachung der Kosten der Wohnungsanfrage.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kann die Kl&#228;gerin von der Beklagten als Gesamtschuldnerin mit xxx Zahlung von insgesamt DM 5.325,95 verlangen. Dieser Betrag errechnet sich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">Gesamtkreditbetrag DM 7.834,50</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">abz&#252;glich Zahlungen DM 1.366,50</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">abz&#252;glich R&#252;ckverg&#252;tung von Kreditgeb&#252;hren <u>DM 1.142,05</u></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:43px">DM 5.325,95</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Zinsen von diesem Betrag kann die Kl&#228;gerin in H&#246;he des (bereinigten) effektiven Jahreszinses von 21,07 % lediglich bis 31. August 1983 fordern, also bis zum Ende der urspr&#252;nglich vereinbarten Laufzeit des Darlehens; danach stehen ihr Zinsen lediglich in H&#246;he von 9 % zu.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat die Kl&#228;gerin sich nach Nr. 4 Abs. 2 ihrer Kreditbedingungen ausbedungen, da&#223; die nach R&#252;ckrechnung verbleibende Restforderung vom Eintritt der Gesamtf&#228;lligkeit mit dem vereinbarten Jahreszins verzinst wird, und zwar ohne jede zeitliche Begrenzung. Wie der Senat zwischenzeitlich f&#252;r eine &#228;hnliche AGB-Klausel in seinem nichtrechtskr&#228;ftigen Urteil vom 28. Juni 1985 - 11 U 129/84 - entschieden hat, halten Klauseln der vorliegenden Art nur teilweise der Inhaltskontrolle nach &#167; 11 Nr. 5 AGBG stand. Nach dieser Vorschrift ist in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen die Vereinbarung eines pauschalierten Anspruchs des Verwenders auf Schadensersatz oder Ersatz einer Wertminderung unwirksam, wenn die Pauschale den in den geregelten F&#228;llen nach den gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge zu erwartenden Schaden oder die gew&#246;hnlich eintretende Wertminderung &#252;bersteigt (Nr. 5a) oder dem anderen Vertragsteil der Nachweis abgeschnitten wird, ein Schaden oder eine Wertminderung sei &#252;berhaupt nicht entstanden oder wesentlich niedriger als die Pauschale (Nr. 5b). Im vorliegenden Fall ist den Darlehnsnehmern der Nachweis eines geringeren Schadens durch Nr. 4 Abs. 2 der Kreditbedingungen nicht abgeschnitten. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes, der der Senat folgt, braucht eine Schadenspauschalierungsklausel nicht den ausdr&#252;cklichen Vorbehalt des Rechts des Gegenbeweises zu enthalten, allerdings darf sich auch aus der Formulierung der Klausel nicht konkludent ergeben, da&#223; der Gegenbeweis ausgeschlossen sein soll (BGH WM 1985, 473, 474 mit weiteren Nachweisen). Durch die hier gegebene Formulierung "berechnet die Bank" will sich der Verwender erkennbar nur die Darlegung der Schadensh&#246;he erleichtern und seine Beweislage verbessern; dem Kunden soll aber nicht die M&#246;glichkeit des Gegenbeweises genommen werden (BGH a.a.O). Eine Unwirksamkeit der Klausel nach &#167; 11 Nr. 5b AGBG scheidet deshalb aus.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Klausel ist aber teilweise nach &#167; 11 Nr. 5a AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Nr. 4 Abs. 2 der Kreditbedingungen der Kl&#228;gerin beinhaltet die Vereinbarung eines pauschalierten Anspruchs des Verwender auf Schadensersatz im Falle des Verzuges des Darlehnsnehmers mit der R&#252;ckzahlung des Restdarlehens. Die Klausel betrifft sowohl die Zeit bis zum Ende der urspr&#252;nglich vereinbarten Laufzeit als auch die Zeit nach dem vorgesehenen Vertragsende. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Regelungsgegenst&#228;nde, die zwar in einer Klausel zusammengefa&#223;t und dort sprachlich nicht unterschieden sind, sachlich aber doch voneinander getrennt werden k&#246;nnen. Der Senat h&#228;lt es f&#252;r zul&#228;ssig und geboten, die Klausel nach den beiden Regelungsgegenst&#228;nden getrennt einer Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz zu unterziehen. Es handelt sich dabei nicht um eine (unzul&#228;ssige) sog. geltungserhaltende Reduktion, sondern um eine differenzierende Beurteilung einer teilbaren Klausel.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Klausel ist unbedenklich, soweit sich die Kl&#228;gerin damit Zinsen in H&#246;he des vereinbarten Effektivzinses bis zum Ablauf der urspr&#252;nglich festgelegten Laufzeit des Darlehns ausbedungen hat. Denn f&#252;r diesen Zeitraum entspricht der vereinbarte Effektivzins im Rahmen einer zul&#228;ssigen generalisierenden Betrachtungsweise dem Schaden, der nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge im Verzugsfall zu erwarten ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Mit der wirksamen K&#252;ndigung des Darlehns wird das Schuldverh&#228;ltnis beendet. Es erl&#246;schen dann auch die beiderseitigen Verpflichtungen zur Erf&#252;llung des Darlehns. Der Darlehnsnehmer hat zwar jetzt das empfangene Darlehn zur&#252;ckzuerstatten (&#167; 607 BGB). Er schuldet aber, da das Schuldverh&#228;ltnis in das Abwicklungsstadium getreten ist, keine Vertragszinsen mehr f&#252;r die Nutzung des Kapitals.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Durch eine vom Darlehnsnehmer zu vertretende K&#252;ndigung und durch den Verzug mit der R&#252;ckzahlung des Darlehns entstehen dem Darlehensgeber Verm&#246;gensnachteile, deren Ausgleich dieser beanspruchen kann. F&#252;r die urspr&#252;nglich vereinbarte Laufzeit entsteht dem Darlehnsgeber ein Schaden insoweit, als er wegen der Vorenthaltung des Darlehenkapitals weiterhin mit den Refinanzierungskosten belastet bleibt; diese fallen bei wirtschaftlicher Betrachtung w&#228;hrend der gesamten Laufzeit des Darlehens an, auch wenn die Bank die Refinanzierungskosten im Einzelfall nicht laufend, sondern durch Einmalzahlung oder durch Teilzahlungen in bestimmten Zeitabschnitten aufbringen sollte. Dem Darlehnsgeber entgeht dar&#252;ber hinaus wegen der vom Darlehnsnehmer zu vertretenden K&#252;ndigung und des dadurch bedingten Wegfalls des Anspruchs auf Vertragszinsen der Gewinnanteil, der in den Vertragszinsen typischerweise enthalten ist. Es trifft nicht zu, da&#223; sich der Schaden des Darlehnsgebers lediglich in den Refinanzierungskosten ausdr&#252;ckt (so allerdings Reifner BB 1985, 87, 91); neben diesem Verz&#246;gerungsschaden entsteht vielmehr bei einer hier gebotenen generalisierenden Betrachtungsweise ein Nichterf&#252;llungsschaden. Dieser liegt im wesentlichen in dem Gewinn, den sich der Darlehensgeber von der Durchf&#252;hrung des Vertrages versprochen hat und der jetzt ausbleibt. Bei vertragsgem&#228;&#223;er Abwicklung w&#228;re dieser Gewinn nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge mit der Zahlung der vereinbarten Zinsen dem Darlehnsgeber zugeflossen. Das gilt f&#252;r die gesamte Dauer der vereinbarten Laufzeit und nicht nur bis zu dem Termin, zu dem der Darlehnsnehmer den Darlehnsvertrag fr&#252;hestens h&#228;tte k&#252;ndigen k&#246;nnen. F&#252;r den Ersatz entgangenen Gewinns kommt es auf den gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge an (&#167; 252 BGB). Nach dem gew&#246;hnlichen Verlauf kann davon ausgegangen werden, da&#223; der Darlehnsnehmer den Vertrag nicht vorzeitig k&#252;ndigt, sondern &#252;ber die volle Laufzeit bestehen l&#228;&#223;t (so auch L&#246;wisch BB 1985, 959/960).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gegen den Ansatz des zu erwartenden Gewinns als Schadensposten kann nicht eingewandt werden, mit der Erstattung der Refinanzierungskosten im Rahmen des Schadensersatzes werde die Bank in die Lage versetzt, Kompensationsgesch&#228;fte abzuschlie&#223;en und sich den entgangenen Gewinn auf diese Weise zu verschaffen (so offenbar Reifner a.a.O. S. 91).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dabei wird &#252;bersehen, da&#223; die Bank ohnehin so viele Kreditgesch&#228;fte abschlie&#223;t wie sie meint vertreten zu k&#246;nnen. Trotzdem entgeht ihr bei dem konkreten, notleidend gewordenen Kreditgesch&#228;ft der Gewinn, den sie nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge erwarten durfte. Der Bank kann daher nach Auffassung des Senats der Gewinn nicht mit der Begr&#252;ndung vorenthalten werden, sie k&#246;nne den Gewinnausgleich mit Hilfe der zugebilligten Refinanzierungskosten bei einem anderen Kreditgesch&#228;ft suchen (wobei ohnehin nicht sicher ist, da&#223; der anderweitig erzielbare Gewinn dem Gewinn entspricht, der aus dem notleidend gewordenen Kreditgesch&#228;ft zu erwarten war). Der hier vertretenen Auffassung entspricht auch die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zu AGB-Klauseln, mit denen sich die Bank insbesondere f&#252;r den Fall, da&#223; ein Darlehen nicht abgenommen wird, die Zahlung einer sogenannten Nichtabnahmeentsch&#228;digung ausbedingt (vgl. dazu BGH ZIP 1985, 673, 675 m. w. Nachweisen). Vielfach dient eine solche Nichtabnahmeentsch&#228;digung nicht nur der Abgeltung entstandener Aufwendungen der Bank, sondern auch dem Ausgleich des entgangenen Gewinns. Auch insoweit kann die Bank nicht darauf verwiesen werden, sich den ausgebliebenen Gewinn aus der Ausleihung des freigewordenen Darlehnsbetrages zu verschaffen. Die gleichen &#220;berlegungen gelten, soweit mit den Vertragszinsen die allgemeinen Gesch&#228;ftsunkosten ausgeglichen werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend ist mithin davon auszugehen, da&#223; der Schaden der Bank bei Verzug des Kunden mit der R&#252;ckzahlung des Darlehens w&#228;hrend der Dauer der vereinbarten Laufzeit typischerweise zum einen in den auf das Darlehnskapital entfallenden Refinanzierungskosten und zum anderen in dem entgangenen Gewinn aus dem gek&#252;ndigten Vertrag besteht. Nach Auffassung des Senats ist im Rahmen einer zul&#228;ssigen Schadenspauschalierung der urspr&#252;nglich vereinbarte Effektivzins geeignet, diesen Schaden auszudr&#252;cken, den der Darlehensgeber nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge erleidet, wenn er das Darlehen wegen vertragswidrigen Verhaltens des Darlehnsnehmers - vorzeitig - k&#252;ndigt und der Darlehnsnehmer die Darlehnssumme dann nicht sofort zur&#252;ckzahlt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klausel in Nr. 4 Abs. 2 der Kreditbedingungen der Kl&#228;gerin im Verzugsfall auch &#252;ber die vereinbarte Laufzeit hinaus Zinsen in H&#246;he des vereinbarten Effektivzinses zubilligt, h&#228;lt sie der Inhaltskontrolle nach &#167; 11 Nr. 5a AGB-Gesetz nicht stand. In diesem Falle &#252;bersteigt die Schadensersatzpauschale den Schaden, der nach dem gew&#246;hnlichen Lauf der Dinge zu erwarten ist. Denn nach Beendigung der urspr&#252;nglich vereinbarten Laufzeit des Darlehens besteht der Schaden wegen der Vorenthaltung der Darlehenssumme (und etwaiger anderer Betr&#228;ge) typischerweise nur noch in den Refinanzierungskosten, die erheblich unter dem vereinbarten effektiven Jahreszins liegen k&#246;nnen. Als Schaden kommt ein entgangener Gewinn nach Ende der vereinbarten Laufzeit nicht in Betracht. Denn es ist davon auszugehen, da&#223; die darlehnsgew&#228;hrende Bank sich bei Verzug des Kunden mit der Darlehensr&#252;ckzahlung anderweitig refinanziert und auf diese Weise die M&#246;glichkeit kompensiert, mit dem von dem Kunden geschuldeten Betrag gewinnbringend zu arbeiten.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der teilweise Wegfall der Klausel Nr. 4 Abs. 2 der Kreditbedingungen f&#252;hrt indes nicht dazu, da&#223; die Kl&#228;gerin lediglich Verzugszinsen in H&#246;he von 4 % beanspruchen k&#246;nnte (&#167; 288 Abs. 1 BGB). Vielmehr kann die Kl&#228;gerin grunds&#228;tzlich f&#252;r die Zeit nach der urspr&#252;nglich vereinbarten Laufzeit des Darlehens - also ab 1. September 1985 - nach &#167; 288 Abs. 2 BGB Verzugszinsen in H&#246;he eines markt&#252;blichen und tragbaren Wiederanlagezinses verlangen. Der Senat sch&#228;tzt diesen Zins in st&#228;ndiger Rechtsprechung anhand der in den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank ausgewiesenen durchschnittlichen Sollzinss&#228;tzen f&#252;r Kontokorrentkredite unter 1 Mio. DM. Er betr&#228;gt hier 9 %. Der Ausspruch &#252;ber die k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Verzugszinsen ist nach &#167; 258 ZPO zul&#228;ssig (vgl. auch Wilczorek, ZPO, 2. Aufl., &#167; 258 Anm. B II).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Landgericht der Kl&#228;gerin Verzugszinsen ab 15. M&#228;rz 1983 zugesprochen. Verzug der Beklagten mit der R&#252;ckzahlung des Restdarlehens ist mit der Zustellung des Mahnbescheids xxx eingetreten. Der Zugang des Mahnbescheids enth&#228;lt zugleich die fristlose K&#252;ndigung des Darlehens.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Hiernach ist das angefochtene Urteil in dem aus der Urteilsformel ersichtlichen Umfang abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92 Abs. 2, 97 Abs. 1 ZPO. Die weiteren Nebenentscheidungen ergeben sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713, 546 Abs. 2 Satz 1 ZPO.</p>
315,679
olgham-1984-07-20-7-uf-32784
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 UF 327/84
1984-07-20T00:00:00
2019-03-13T15:11:04
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0720.7UF327.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Antragstellerin gegen das Urteil des Familiengerichts Meschede vom 19. M&#228;rz 1984 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung fallen der Antragstellerin zur Last.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 23. November 1979 geheiratet. Das vorliegende Verfahren ist mit Antrag der Ehefrau vom 11. April 1983 auf Scheidung der Ehe eingeleitet worden. Nachdem in dem Verfahren 3 C 217/82 AG Schmallenberg mit Urteil vom 26.10.1983 rechtskr&#228;ftig festgestellt worden ist, da&#223; das am 28. Februar 1979 geborene Kind xxx kein leibliches Kind des Antragsgegners ist, hat dieser Widerklage auf Aufhebung der Ehe erhoben. Mit dem angefochtenen Urteil, auf das gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO erg&#228;nzend Bezug genommen wird, hat das Familiengericht der Aufhebungsklage stattgegeben. Das Familiengericht sieht das Aufhebungsbegehren des Antragsgegners gem. &#167; 32 EheG als begr&#252;ndet an; dieser habe sich bei Eingehung der Ehe &#252;ber eine wesentliche Eigenschaft der Antragstellerin geirrt. Der Antragsgegner habe die Ehe nur deshalb geschlossen, weil er davon &#252;berzeugt gewesen sei, Vater des Kindes xxx zu sein. Die Bedeutung dieser Annahme f&#252;r die Eheschlie&#223;ung gehe daraus hervor, da&#223; der Antragsgegner sich vor der Heirat immer wieder dahin versichert habe, da&#223; nur er Vater des Kindes sein k&#246;nne. Die Antragstellerin habe dies gegen&#252;ber dem Antragsgegner und auch dessen Eltern st&#228;ndig unterstrichen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung wiederholt die Antragstellerin die Auffassung, da&#223; ein Irrtum &#252;ber die Vaterschaft des Kindes xxx keinen Irrtum &#252;ber eine pers&#246;nliche Eigenschaft ihrer Person im Sinne von &#167; 32 EheG darstelle. Vorsorglich weist sie darauf hin, da&#223; auch der Aufhebungsgrund wegen arglistiger T&#228;uschung gem. &#167; 33 EheG nicht gegeben sei. Sie selbst sei der sicheren &#220;berzeugung gewesen, da&#223; nur der Antragsgegner Vater des Kindes sein k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt demgem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Urteils den Aufhebungsantrag des Antragsgegners zur&#252;ckzuweisen und die Sache zur anderweitigen Entscheidung an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verteidigt die angefochtene Entscheidung und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Berufungsvorbringens wird auf die in der Rechtsmittelinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat pers&#246;nlich vor dem Senat ausgef&#252;hrt: Sie m&#246;chte mit der Berufung erreichen, nicht "als Betr&#252;gerin" dazustehen. Sie sei der festen &#220;berzeugung gewesen, da&#223; nur der Antragsgegner Vater des Kindes sein k&#246;nne. Ihr Verh&#228;ltnis zu diesem habe bis Mai 1973 gedauert. Kontakte seien dann erst wieder nach und wegen der Geburt des Kindes gekn&#252;pft worden. Ihre Mutter habe den Antragsgegner xxx von der Geburt "seines" Kindes unterrichtet, man habe den Bruder des Antragsgegners zum Paten gebeten. Der Antragsgegner sei &#252;ber diese Entwicklung zun&#228;chst ungl&#252;cklich gewesen, er habe ihr gegen&#252;ber gesagt, da&#223; er eigentlich eine Spanierin heiraten wolle. Wegen des Kindes hatten die Beziehungen sich dann aber doch wieder bis zur Heirat verdichtet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Berufung mu&#223; ohne Erfolg bleiben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zu Recht ist das Familiengericht zu der Feststellung gelangt, da&#223; der Antragsgegner die Aufhebung der Ehe wegen Irrtums &#252;ber eine pers&#246;nliche Eigenschaft der Antragstellerin gem. &#167; 32 EheG begehren kann.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift kann ein Ehegatte die Aufhebung der Ehe begehren, wenn er sich bei der Eheschlie&#223;ung &#252;ber solche pers&#246;nlichen Eigenschaften des anderen Ehegatten geirrt hat, die ihn bei Kenntnis der Sachlage und bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung des Wesens der Ehe von der Eingehung der Ehe abgehalten haben w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; die Antragstellerin Mutter eines nicht vom Antragsgegner abstammenden Kindes ist, stellt eine pers&#246;nliche Eigenschaft im Sinne dieser Vorschrift dar. Bereits das Reichsgericht (RGZ 104, 335) hat zu der f&#252;r die Zeit vor Inkrafttreten des Ehegesetzes vergleichbaren Vorschrift, n&#228;mlich &#167; 1333 BGB damaliger Fassung, die Auffassung vertreten, da&#223; bei Beantwortung der Frage, was als pers&#246;nliche Eigenschaft des anderen Ehegatten anzusehen ist, nicht eng am Wortlaut zu haften sei. Als Eigenschaften im Sinne dieser Vorschrift seien auch die dauerhaften pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse anzusehen, die eng mit der Pers&#246;nlichkeit des anderen Ehegatten verbunden sind. Das Reichsgericht hat in dem damals zu entscheidenden Fall einen zur Aufhebung berechtigenden Irrtum bejaht. Dem lag zugrunde, da&#223; dem Ehemann bei Eingehung der Ehe nicht bekannt war, da&#223; die Ehefrau Mutter eines lebenden vorehelichen Kindes war.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit vergleichbarer Begr&#252;ndung hat das Oberlandesgericht Celle ein Recht zur Aufhebung wegen Irrtums f&#252;r den Fall bejaht, da&#223; ein Mann die Ehe in der unzutreffenden Annahme schlie&#223;t, die Braut sei von ihm schwanger, eine Schwangerschaft tats&#228;chlich aber nicht besteht (OLG Celle, FamRZ 1958, 133; abweichend Reichsgericht Juristische Wochenschrift 1927, 1192, wo ohne Auseinandersetzung mit RGZ 104, 335 die Auffassung vertreten wird, da&#223; die Schwangerschaft als solche keine Eigenschaft im Sinne der Aufhebungsvorschrift darstelle).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der 4. Zivilsenat des erkennenden Gerichts hat entschieden, da&#223; ein Irrtum &#252;ber pers&#246;nliche Eigenschaften im Sinne von &#167; 32 EheG vorliege, wenn der Mann bei der Eheschlie&#223;ung f&#228;lschlich annimmt, Vater des (tats&#228;chlich) erwarteten Kindes zu sein (FamRZ 1966, 150). Dieser Auffassung ist der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 4.4.1979 in einem obiter dictum beigetreten (FamRZ 1979, 470, 471).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Literatur vertritt &#252;berwiegend die Auffassung, da&#223; der Irrtum &#252;ber die Vaterschaft einen Aufhebungsgrund darstelle (vgl. z.B. M&#252;ller-Gindullis, M&#252;nchKomm., &#167; 32 EheG, Anm. 41; Erman-Ronke, 7. Aufl., &#167; 32 EheG, Anm. 3; mit Einschr&#228;nkungen Gernhuber, Familienrecht, 3. Aufl., S. 134 Fu&#223;note 9; Palandt-Diederichsen, 43. Aufl., &#167; 32 EheG, Anm. 2, Stichwort "voreheliches geschlechtliches Verhalten"; jeweils m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auf der Grundlage dieser Rechtsprechung ist nach Auffassung des Senats auch der Irrtum &#252;ber die Vaterschaft eines im Zeitpunkt der Eheschlie&#223;ung schon geborenen Kindes als zur Aufhebung berechtigender Irrtum anzusehen. Das Vorhandensein eines von einem anderen Mann abstammenden Kindes pr&#228;gt die pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse der Mutter auf Dauer; insoweit erscheint die vom Reichsgericht in RGZ 104, 335 vertretene Auffassung unver&#228;ndert zutreffend. Es erscheint ferner nicht sachgerecht, den Irrtum &#252;ber die Vaterschaft nur im Falle der im Zeitpunkt der Eheschlie&#223;ung bestehenden Schwangerschaft als Irrtum &#252;ber eine Eigenschaft anzusehen. Ein innerer Grund f&#252;r eine Differenzierung danach, ob das zur Eheschlie&#223;ung f&#252;hrende Kind bereits geboren ist, l&#228;&#223;t sich nicht finden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Demzufolge ist als Irrtum im Sinne von &#167; 32 EheG anzusehen, da&#223; sich der Antragsgegner bei Eingehung der Ehe &#252;ber die Vaterschaft hinsichtlich des Kindes xxx geirrt hat. Das Familiengericht ist unter eingehender W&#252;rdigung insbesondere der Anh&#246;rung der Antragstellerin zu der von der Berufung nicht mehr angegriffenen Feststellung gelangt, da&#223; der Antragsgegner ohne diesen Irrtum die Ehe nicht eingegangen w&#228;re. Dies best&#228;tigen die pers&#246;nlichen Ausf&#252;hrungen der Antragstellerin vor dem Senat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sach- und Rechtslage kommt es nicht entscheidend darauf an, ob der Antragstellerin wegen ihres Verhaltens im Zusammenhang mit der Heirat ein Vorwurf zu machen ist. Es kann also offenbleiben, ob die Antragstellerin in der Lage und verpflichtet war, den Antragsgegner &#252;ber Zweifel an der Vaterschaft aufzukl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Da Reichsgericht und Bundesgerichtshof einen Fall, wie er vorliegend gegeben ist, noch nicht ausdr&#252;cklich entschieden haben und da in der Literatur vereinzelt die Auffassung vertreten wird, der Irrtum &#252;ber die Vaterschaft berechtige nicht zur Aufhebung gem. &#167; 32 EheG (so Soergel-H&#228;berle, 11. Aufl., &#167; 32 EheG, Anm. 5 und D&#246;lle, Familienrecht, Bd. 1 S. 324), l&#228;&#223;t der Senat zu dieser Frage von grunds&#228;tzlichem Interesse die Revision zu. Der Senat geht allerdings davon aus, da&#223; seine Auffassung der Linie entspricht, die durch die Entscheidung des Reichsgerichts in RGZ 104, 335 sowie das Urteil des Bundesgerichtshofs vom 4.4.1979 (FamRZ 1979, 470, 471) vorgezeichnet ist.</p>
315,680
arbg-aachen-1984-07-12-5-ca-85384
{ "id": 754, "name": "Arbeitsgericht Aachen", "slug": "arbg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
5 Ca 853/84
1984-07-12T00:00:00
2019-03-13T15:11:06
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:ARBGAC:1984:0712.5CA853.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Beklagte wird verurteilt, aride Kl&#228;gerin 783,33 DM (i.W.: siebenhundertdreiundachtzig&#160;33/100&#160;DM) nebst 4% Zinsen seit dem 3. 5. 1984 zu zahlen.</p> <p>2.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p>3.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Streitwert wird auf 783,33 DM festgesetzt.</p> <p>4.)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Berufung wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber die H&#246;he des von der Beklagten zu zahlenden Zuschusses zum Mutterschaftsgeld der Kl&#228;gerin nach &#167; 14 Abs. 1 MuSchG.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist bei der Beklagten besch&#228;ftigt und befindet sich derzeit in Mutterschaftsurlaub. Im Jahre 1983 war auf ihrer Lohnsteuerkarte f&#252;r das Jahr 1933 die Lohnsteuerklasse I eingetragen. Auf der ab 1.1.1984 geltenden Lohnsteuerkarte 1984 ist die Lohnsteuerklasse V eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Zeit vom 10.1.1984 bis 24.4. 1984 unterlag die Kl&#228;gerin dem Besch&#228;ftigungsverbot f&#252;r werdende M&#252;tter nach 3 Abs. 2 MuSchG bzw. dem Besch&#228;ftigungsverbot nach der Entbindung gem. &#167; 6 Abs. 1 MuSchG. W&#228;hrend dieser Zeit erhielt sie von ihrer Krankenkasse, derilli ein Mutterschaftsgeld in H&#246;he von 25,-- DM pro Tag. F&#252;r den gleichen Zeitraum zahlte die Beklagte ihr einen Arbeitgeberzuschu&#223; zum Mutterschaftsgeld in H&#246;he von 8,01 DM pro Tag. Bei der Berechnung des Zuschusses zum Mutterschaftsgeld legte die Beklagte den Bruttolohn der Kl&#228;gerin f&#252;r die Monate Oktober, November und Dezember 1983 zugrunde, ging dann jedoch nicht mehr von der in diesen Monaten geltenden Lohnsteuerklasse I aus, sondern ermittelte den Nettolohn der Kl&#228;gerin aus deren Bruttolohn f&#252;r die Monate Oktober bis Dezember 1983 bei gleichzeitiger Ber&#252;cksichtigung der ab dem 1.1.1984 geltenden Lohnsteuerklasse V der Kl&#228;gerin. Wegen der Einzelheiten der Berechnung wird auf die von der Beklagten zu den Akten gereichte Aufstellung ( Bl. 12 d. A. ) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, diese Berechnung stehe nicht in Einklang mit &#167; 14 Abs. 1 Satzl und Satz 2 MuSchG. Danach seien f&#252;r die Errechnung des Nettolohns und des sich daraus ergebenden Arbeitgeberzuschusses zum Mutterschaftsgeld die letzten drei abgerechneten Kalendermonate vor Beginn der Mutterschutzfrist ma&#223;gebend. Da&#223; die Kl&#228;gerin ab Januar 1984 eine andere Lohnsteuerklasse, n&#228;mlich die Lohnsteuerklasse V, habe, k&#246;nne nicht zu ihrem Nachteil ber&#252;cksichtigt werden. Lege man f&#252;r die hier ma&#223;geblichen Monate Oktober bis Dezember 1983 richtigerweise die Lohnsteuerklasse 1 zugrunde, betrage der Arbeitgeberzuschu&#223; der Beklagten pro Tag 15,67 DM, so da&#223; sich unter Verrechnung von unstreitigen &#220;berzahlungen eine noch zu fordernde Differenz zugunsten der Kl&#228;gerin in H&#246;he von 783,33 DM ergebe. Wegen der Einzelheiten der von der Kl&#228;gerin vorgenommenen Berechnung wird auf Blatt 3 der Akten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 783,33 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 3. 5. 1984 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, f&#252;r die Berechnung des Arbeitgeberzuschusses sei die ab Januar 1984 f&#252;r die Kl&#228;gerin geltende Lohnsteuerklasse V zugrunde zu legen. Die f&#252;r den Zuschu&#223; zum Mutterschaftsgeld ma&#223;gebliche Steuerklasse sei nicht gesetzlich festgelegt. Aus Sinn und Zweck des&#160;&#167; 14 Abs. 1 MuSchG ergebe sich jedoch, da&#223; der Arbeitnehmerin w&#228;hrend der Schutzfrist ( nur ) ihre Nettobez&#252;ge zu erhalten seien. Es entspreche nicht dem Schutzzweck dieses Gesetzes, der Arbeitnehmerin ein h&#246;heres Nettoeinkommen zu verschaffen, als sie bei voller Arbeitsleistung im Zeitraum der Mutterschutzfrist haben w&#252;rde. Es komme f&#252;r die zu ber&#252;cksichtigende Steuerklasse nicht darauf an, da&#223; die letzten drei Monate vor Beginn der Schutzfrist Berechnungsgrundlage seien. Vielmehr sei immer diejenige Steuerklasse entscheidend, die im Zeitpunkt der F&#228;lligkeit der Zahlungen auf die betreffende Arbeitnehmerin anzuwenden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze sowie auf die von den Parteien zu den Akten gereichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einen Anspruch auf Zahlung des Arbeitgeberzuschusses der Beklagten zum Mutterschaftsgeld in H&#246;he des rechnerisch insoweit unstreitigen -Restbetrags von</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">733,33 DM.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 MuSchG steht der Kl&#228;gerin ein Anspruch auf Zuschu&#223; zum Mutterschaftsgeld w&#228;hrend der Schutzfristen der &#167;&#167; 3 Abs. 2 und 6 Abs. 1 MuSchG zu. Der Zuschu&#223; bel&#228;uft sich auf den Unterschiedsbetrag zwischen 25,-- DM und dem um die gesetzlichen Abz&#252;ge verminderten durchschnittlichen kalendert&#228;gliohen Arbeitsentgelt. Ma&#223;gebend f&#252;r die Berechnung des durchschnittlichen kalendert&#228;glichen Arbeitsentgelts sind nach &#167; 14 Abs. 1 Satz 2 MuSchG die letzten drei abgerechneten Kalendermonate vor Beginn der Mutterschutzfrist. Diese Regelung l&#228;&#223;t nach Meinung der Kammer nur den Schlu&#223; zu, da&#223; f&#252;r dieerechnung des Arbeitgeberzuschusses zum Mutterschaftsgeld der Nettolohn der Arbeitnehmerin ma&#223;gebend ist - abgesehen von den Sonderf&#228;llen des &#167; 14 Abs. 1 Satz 3 MuSchG -, den diese w&#228;hrend des dreimonatigen Bezugszeitraums erhalten hat. Bereits der Wortlaut des Gesetzes spricht nach Ansicht des Gerichts gegen die von der Beklagten vorgenommene Berechnung und gegen die von der Beklagten ber&#252;cksichtigte und erst ab 1. 1. 1984 geltende Lohnsteuerklasse V der Kl&#228;gerin. Wenn n&#228;mlich nach dem ausdr&#252;cklichen Wortlaut des Gesetzes das um die gesetzlichen Abz&#252;ge verminderte Arbeitsentgelt aus den letzten drei abgerechneten Kalendermonaten zugrunde zu legen ist, dann kann dies nach Ansicht der Kammer nur hei&#223;en, da&#223; f&#252;r die Ermittlung des Nettolohnes auch die in dem dreimonatigen Bezugszeitraum geltende Lohnsteuerklasse ma&#223;gebend ist, hingegen nicht diejenige Lohnsteuerklasse, die im Zeitraum der F&#228;lligkeit des Zuschusses gilt. Andernfalls k&#228;me man dazu, zwar den Bruttolohn vergangenheitsbezogen aus den letzten drei Monaten zu ermitteln, die gesetzlichen Abz&#252;ge jedoch lediglich fiktiv aus einem anderen Zeitraum zu ermitteln. Dies w&#252;rde insbesondere dann zu Verwirrung stiftenden Ergebnissen f&#252;hren, wenn sich beispielsweise zwischen dem Ablauf des dreimonatigen Bezugszeitraums aus &#167; 14 Abs. 1 Satz 2 MuSchG und dem Zeitpunkt der F&#228;lligkeit des Arbeitgeberzuschusses - im vorliegenden Streitfall beispielsweise ab 1. 1. 1954 - der Steuersatz oder der Satz der Sozialabgaben ge&#228;ndert h&#228;tte. Wollte man derartige &#196;nderungen - ebenso wie die &#196;nderung der Lohnsteuerklasse -ber&#252;cksichtigen, st&#252;nde dies nicht mehr im Einklang mit dem " um die gesetzlichen Abz&#252;ge verminderten ... Arbeitsentgelt ... aus den letzten drei abgerechneten Kalendermonaten ... <strong>",</strong> wie dies &#167; 14 Abs. 1 MuSchG ausdr&#252;cklich vorschreibt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Diesem Ergebnis stehen auch nicht Sinn und Zweck des &#167; 14 Abs. 1 MuSchG entgegen. Sinn dieser Berechnungsformel ist es &#8212;insoweit in &#220;bereinstimmung mit der wortgleichen Regelung f&#252;r die Zahlung des Mutterschaftsgeldes durch die Krankenkasse nach &#167; 200 Abs. 2 Satz 1 RVO -, dem Arbeitgeber wie auch der Krankenkasse verl&#228;&#223;liche und von zuf&#228;lligen Schwankungen bereinigte Ausgangswerte zur Verf&#252;gung zu stellen ( ebenso BSG, Urteil vom 22. 2. 1972 - 3 RK 85/69 - ). Durch das strikte Abstellen auf den Dreimonatszeitraum vor Beginn der Mutterschutzfrist soll dem Arbeitgeber eine praktikable Regelung zur Berechnung des Zuschusses an die Hand gegeben werden ( Bulla - Buchner, Mutterschutzgesetz, 5. Auflage, &#167; 14 Rdn. 64 ). Die Lohnsteuer ist daher in der H&#246;he zu ber&#252;cksichtigen, wie sie vom Arbeitgeber nach den gesetzlichen Bestimmungen aufgrund der Eintragung in der Lohnsteuerkarte der Arbeitnehmerin im ma&#223;geblichen Zeitpunkt berechnet und einbehalten worden ist ( ebenso Bulla - Buchner, a. a. 0., &#167; 13 Rdn. 117 ). Die Berechnung des Arbeitgeberzuschusses zum Mutterschaftsgeld ist daher ebenso wie die Berechnung des Mutterschaftsgeldes durch die Krankenkasse strikt vergangenheitsbezogen, so da&#223; es also keine Rolle spielt, was die Frau verdient h&#228;tte, wenn sie gearbeitet h&#228;tte - Lebensstandariprinzip bzw. Bezugsmethode, nicht,rsatz des entgangenen Arbeitsentgelts - ( ebenso T&#246;ns, Muttersrthaftshilfe und Mutterschutzgesetz, &#167; 14 MuSchG, Anm. 2 a (1) ).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kammer verkennt nicht, da&#223; diese gesetzliche Regelung im Einzelfall zu einer vor&#252;bergehenden einkommensm&#228;&#223;igen Beg&#252;nstigung der in Mutterschutz befindlichen Arbeitnehmerin f&#252;hren kann und da&#223; durch eine &#196;nderung der Steuerklasse - wie im vorliegenden Streitfall - in beschr&#228;nktem Umfang ein finanzieller Vorteil der Arbeitnehmerin eintreten kann. Diese im Einzelfall entstehende Beg&#252;nstigung kann nach Ansicht der Kammer aber nicht dazu f&#252;hren, die vom Gesetzgeber geschaffene und nach Ansicht der Kammer eindeutige Bezugsmethode in derartigen F&#228;llen praktisch au&#223;er kraft zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch rechtfertigt sich aus &#167;&#167; 28<sup>1</sup>: Abs. 2, 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Streitwertfestsetzung auf &#167;&#167; 3 ff. ZPO in Verbindung mit &#167; 61 Abs. 1 ArbGG.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Berufung erfolgt nach &#167; 64 Abs. 3 Nr. 1 ArbGG. Soweit ersichtlich ist eine einschl&#228;gige arbeitsgerichtliche oder sozialgerichtliche Rechtsprechung zu der hier aufgeworfenen Rechtsfrage bislang nicht ver&#246;ffentlicht.</p>
315,681
ag-aachen-1984-07-06-14-c-7584
{ "id": 620, "name": "Amtsgericht Aachen", "slug": "ag-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
14 C 75/84
1984-07-06T00:00:00
2019-03-13T15:11:07
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:AGAC1:1984:0706.14C75.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen. </p> <p></p> <p> Die Kosten des Rechtsstreits hat der Kl&#228;ger zu tragen. </p> <p></p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt die Beklagten aus Anla&#223; eines Verkehrsunfalles am 31.10.1983 auf Schadensersatz in Anspruch. Der Kl&#228;ger hatte seinen Pkw seinerzeit im Einm&#252;ndungsbereich N-Stra&#223;e/P-Stra&#223;e geparkt. Der Beklagte zu 2) befuhr mit einem Leichtlastkraftwagen der Beklagten zu 1) die P-Stra&#223;e und bog nach rechts in die NStra&#223;e ein. Dabei kam es zur Ber&#252;hrung beider Fahrzeuge. Dem Kl&#228;ger ist ein Schaden von insgesamt 955,-- DM entstanden. 764,-- DM hat die Beklagte zu 1) dem Kl&#228;ger erstattet. Der Kl&#228;ger meint, die Beklagten m&#252;&#223;ten ihm auch noch die restlichen 20 % seines Schadens ersetzen. Die Beklagten meinen, mehr als 80 % k&#246;nne der Kl&#228;ger nicht ersetzt verlangen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 191,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12.01.1984 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen, </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagten keinen &#252;ber die bereits gezahlten 764,-- DM hinausgehenden Ersatzanspruch. Die dem Grunde nach unstreitige Eintrittspflicht der Beklagten aus &#167;&#167; 823 ff. BGB, 7, 18 StVG beschr&#228;nkt sich auf h&#246;chstens 80 % des dem Kl&#228;ger entstandenen Schadens. Dies ergibt die im Rahmen des &#167; 17 StVG vorzunehmende Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde des vorliegenden Falles. Im Rahmen dieser Abw&#228;gung ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; nicht nur der Beklagte zu 1) den Unfall schuldhaft verursacht hat sondern da&#223; auch dem Kl&#228;ger ein Verschulden an dessen Zustandekommen anzulasten ist. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger durfte sein Fahrzeug seinerzeit nicht so parken, wie er es getan hat. Der Kl&#228;ger verstie&#223; gegen &#167; 12 Abs. 3 Ziffer 1 StVO. Sinn dieses Parkverbotes ist es gerade, Gefahren und Bel&#228;stigungen von Einbiegern abzuhalten (vergl. Geigel, Der Haftpflichtproze&#223;, 18. Aufl., Randnummer 412). Im vorliegenden Falle handelt es sich also um den typischen Fall eines Unfalles, den das Parkverbot nach &#167; 12 Abs. 3 Ziffer 1 StVO verhindern will. Der Kl&#228;ger hat aber nicht nur gegen dieses Parkverbot versto&#223;en sondern den flie&#223;enden Verkehr noch zus&#228;tzlich dadurch behindert, da&#223; er sein Fahrzeug so abstellte, da&#223; dieses in die P-Stra&#223;e hineinragte. Wieso eine Behinderung des flie&#223;enden Verkehrs deshalb nicht vorgelegen haben soll, weil auf der rechten Fahrbahn der P-Stra&#223;e andere Fahrzeuge geparkt waren, ist nicht ersichtlich. Fahrzeuge, die unmittelbar im Einm&#252;ndungsbereich geparkt sind, stellen f&#252;r den flie&#223;enden Verkehr insbesondere f&#252;r den abbiegenden Verkehr ein weitaus gr&#246;&#223;eres Hindernis dar, als Fahrzeuge, die in ausreichender Entfernung von der Einm&#252;ndung geparkt sind. Der Kl&#228;ger kann sich auch nicht mit Erfolg darauf berufen, sein Fahrzeug habe nur geringf&#252;gig in die P-Stra&#223;e hineingeragt. Denn nach seiner eigenen mit der Klageschrift vorgelegten Skizze ragte sein Fahrzeug immerhin ca. 1,5 Meter in die P-Stra&#223;e hinein. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat daher den Verkehrsunfall in einem Ma&#223;e mitverursacht und mitverschuldet, da&#223; es nicht gerechtfertigt w&#228;re, den Kl&#228;ger im Rahmen der Abw&#228;gung gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG von seiner Haftung v&#246;llig freizustellen. Eine Mithaftung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 20 % ist das mindeste, was unter den gegebenen Umst&#228;nden angezeigt ist. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Ziff. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Stritzel </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht </p>
315,682
lg-dusseldorf-1984-06-25-4-o-31084
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 310/84
1984-06-25T00:00:00
2019-03-13T15:11:09
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:LGD:1984:0625.4O310.84.00
<h2>Tenor</h2> <p> I.</p> <p> Die Klageantr&#228;ge zu I. 1a), II. 1) und II. 3) werden abgewiesen. Der Klagean- trag zu I. 2) wird abgewiesen, soweit er sich auf die im Klageantrag zu I. 1a) bezeichneten Handlungen bezieht.</p> <p></p> <p> II.</p> <p> Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin vertreibt in der Bundesrepublik Deutschland die Erzeugnisse der Firma ( &#8230; ) . Die ( &#8230; ) ist Inhaberin des europ&#228;ischen Patents ( &#8230; ) und deren Derivate (Klagepatent I). Das Patent wurde unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t der Vereinigten Staaten von Amerika vom 22. Juli 1977 am 30. Juni 1978 angemeldet. Die Patentanmeldung wurde am 7. Februar 1979 offengelegt; die Erteilung des Patents am 14. Oktober 1981 bekannt gemacht. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die ( &#8230; ) ist ferner Inhaberin des europ&#228;ischen Patents ( &#8230; ) ). Das Klagepatent II beruht auf einer ebenfalls unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t der Vereinigten Staaten von Amerika vom 22. Juli 1977 am 30. Juni 1978 get&#228;tigten Anmeldung, die am 29. Oktober 1980 offengelegt wurde. Die Erteilung des Patents wurde am 2. M&#228;rz 1983 bekannt gemacht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Anspr&#252;che 1 und 2 des Klagepatents II lauten w&#246;rtlich wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">( &#8230; ) </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b> - hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">worin </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">T Sauerstoff oder Schwefel und</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Y H oder C1 bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4-(5-Trifluormethyl-2-pyridyloxy)phenol.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist von der ( &#8230; ) erm&#228;chtigt worden, die sich aus den Klagepatenten I und II ergebenen Unterlassungsanspr&#252;che gegen&#252;ber der Beklagten gerichtlich geltend zu machen. Der Kl&#228;gerin sind ferner von der ( &#8230; ) die sich aus Verletzungen der Klagepatente ergebenden Anspr&#252;che auf Rechnungslegung, Entsch&#228;digung und Schadensersatz abgetreten worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte vertreibt in der Bundesrepublik Deutschland ein Nachauflauf-Grasherbizid mit der Bezeichnung "Fusilade", dessen Wirkstoff Butyl 2-(4-(5-trifluoromethyl-2-pryridyloxy phenoxy) propionat Gegenstand des Anspruchs I des Klagepatents I ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte aus beiden Klagepatenten auf Unterlassung, Rechnungslegung, Entsch&#228;digung und Schadensersatz in Anspruch. Sie behauptet, der Wirkstoff des Erzeugnisses "Fusilade" sei auf dem Wege &#252;ber das Zwischenprodukt 4-(5-Trifluormethyl-2-pryridyloxy)phenol (im folgenden als TFP bezeichnet) gewonnen worden, das den Gegenstand des Anspruchs 2 des Klagepatents II bildet. Diese Verbindung sei auch in einer Menge von 0,4 % in dem von der Beklagten vertriebenen Erzeugnis vorhanden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,-- DM, ersatzweise Ordnungshaft, oder Ord- nungshaft bis zu 6 Monaten, im Wiederholungsfall bis zu 2 Jahren, zu unter- lassen,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nachauflauf-Grasherbizide mit dem die Verbindung 4-(5Trifluoromethyl-2- pyridyloxy)phenol der Strukturformel</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b> - hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">als Zwischenprodukt enthaltenden Wirkstoff</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Buty12-(4-(5-trifluoromethyl-2-pyridyloxy) phenoxy)-propionat (Common name: Fluazifop-butyl) der Strukturformel</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b> - hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">gewerbsm&#228;&#223;ig feilzuhalten oder in den Verkehr zu bringen;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">hilfsweise: Nachauflauf-Grasherbizide der vorstehend angegebenen Struktur- formel in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin ge- werbsm&#228;&#223;ig feilzuhalten oder in den gesch&#228;ftlichen Verkehr zu bringen, die im Ausland unter Verwendung des mit der vorstehend wiedergegebenen Struk- turformel gekennzeichneten Zwischenprodukts gewonnen worden sind;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nachauflauf-Grasherbizide mit dem Wirkstoff Buty12-(4-(5-trifluoromethyl-2- pyridyloxy) phenoxy)propionat (Common name: Fluazifop-butyl) der Struktur- formel</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b> - hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">gewerbsm&#228;&#223;ig feilzuhalten oder in Verkehr zu bringen;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">ihr unter Angabe der Liefermenge, -zeiten, -preise und Abnehmer, wobei der Beklagten mit Bezug auf die Mitteilung der Abnehmer der &#252;bliche Wirtschafts- pr&#252;fervorbehalt bewilligt werden m&#246;ge, sowie unter Angabe ihrer nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungs- und Vertriebskosten sowie des erzielten Gewinns &#252;ber den Umfang der zu I. 1) im bezeichneten, im Fall des Klageantrags I. 1a) seit dem 29. November 1980, im Fall des Kla- geantrags I. 1b) seit dem 7. M&#228;rz 1979 begangenen Handlungen Rechnung zu legen;</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">II. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihr</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die im Klageantrag I. a) bezeichneten, in der Zeit vom 29. November 1980 bis zum 2. April 1983 begangenen Handlungen eine angemessene Entsch&#228;di- gung zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die im Klageantrag I. 1b) bezeichneten, in der Zeit vom 7. M&#228;rz 1979 bis zum 14. November 1981 begangenen Handlungen eine angemessene Ent- sch&#228;digung zu leisten;</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">allen Schaden zu ersetzen, der der Inhaberin der europ&#228;ischen Patente 483 und 17767 durch die im Klageantrag I 1) bezeichneten, seit dem 2. April 1983 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird;</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">allen Schaden zu ersetzen, der der Inhaberin des europ&#228;ischen Patents 483 durch die im Klageantrag I 1b) bezeichneten, seit dem 14. November 1981 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Sie beruft sich gegen&#252;ber dem Klagepatent I auf ein &#228;lteres Recht. Mit Beschlu&#223; vom 27. Februar 1985 hat das Deutsche Patentamt der japanischen ( &#8230; ) , das deutsche Patent ( &#8230; ) betreffend 2-(4-(5-Trifluormethyl-2-pyridyloxy)-phenoxy)-propions&#228;urederivate und Herbicide, die diese Verbindungen enthalten, erteilt; die Ver&#246;ffentlichung der Patentschrift steht noch bevor. Das bevorstehende Patent beruht auf einer Anmeldung vom 22. M&#228;rz 1978, bei der eine japanische Priorit&#228;t vom 21. Juli 1977 in Anspruch genommen wurde. An der japanischen Priorit&#228;tsanmeldung hat die ( &#8230; ) und Lieferantin der Beklagten eine ausschlie&#223;liche Lizenz erteilt. Die Beklagten sind der Auffasung, hieraus ergebe sich nicht nur gegen&#252;ber dem Klagepatent I, sondern auch gegen&#252;ber dem Klagepatent II ein Benutzungsrecht, das im Hinblick auf die bereits am 1. Februar 1979 erfolgte Offenlegung der Patentanmeldung 2812571 auch Schadensersatz- und Entsch&#228;digungsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin wegen des erst seit Mai 1983 in der Bundesrepublik Deutschland vertriebenen Erzeugnisses "Fusilade" ausschlie&#223;e. Von diesem Erzeugnis behauptet die Beklagte, es enthalte lediglich Spuren von TFP, die in dem Bereich von 0,1 % und oft auch darunter l&#228;gen und eine ungewollte und unvermeidliche Verunreinigung des Endproduktes darstellten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Gegen den Einwand des &#228;lteren Rechts wendet sich die Kl&#228;gerin mit der Behauptung, die japanische Priorit&#228;tsanmeldung offenbare kein Verfahren, mit dem die in der Patentanmeldung ( &#8230; ) beanspruchten Verbindungen hergestellt werden k&#246;nnen. Teils seien die Ausgangssubstanzen zum Priorit&#228;tszeitpunkt gar nicht bekannt gewesen, teils f&#252;hrten die angegebenen Verfahrensma&#223;nahmen nur zur Herstellung von anderen Verbindungen, die nicht Gegenstand der Anmeldung seien.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf deren Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit ist zur Endentscheidung reif, soweit die Kl&#228;gerin die Beklagte aus dem europ&#228;ischen Patent ( &#8230; ) (Klagepatent II) auf Unterlassung, Rechnungslegung, Entsch&#228;digung und Schadensersatz in Anspruch nimmt. Insoweit sind die Klageantr&#228;ge unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin stehen die geltend gemachten Anspr&#252;che nicht zu, da die Beklagten durch den Vertrieb des Herbicids "Fusilade" nicht der Vorschrift des &#167; 6 Patentgesetz (PatG) 1968 zuwider den Gegenstand der Erfindung in Verkehr bringen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Eine der Patentinhaberin vorbehaltene Benutzung ergibt sich weder dann, wenn das Herbicid, wie die Kl&#228;gerin behauptet, unter Verwendung der gesch&#252;tzten Verbindung als Zwischenprodukt hergestellt wird, noch bei einem Anteil von 0,4 % der gesch&#252;tzten Verbindung in dem Pflanzenschutzmittel. Es kann deshalb offenbleiben, ob der Hilfsantrag zum Klageantrag I. 1a) nicht bereits von dem Hauptantrag umfa&#223;t ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verletzt das Klagepatent II nicht, wenn sie Herbicide vertreibt, die &#8211; im Ausland &#8211; in einem Verfahren hergestellt worden sind, bei dem die gesch&#252;tzte Verbindung als Zwischenprodukt Verwendung gefunden hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung betrifft nach der Beschreibung in der Patentschrift neue Pyridiyloxy(thio)phenole, die Zwischenprodukte zur Herstellung neuer Substanzen f&#252;r die Kontrolle von unerw&#252;nschtem Pflanzenwachstum, insbesondere von grasartigen Unkr&#228;utern, sind.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung soll eine Trifluormethyl-pyridyl-(oxy/thio)-phenol-Verbindung der Formel</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">schaffen, bei der T Sauerstoff oder Schwefel und Y H oder C1 sind. Die Verbindungen dieser Formel h&#228;tten sich als geeignet erwiesen zur Herstellung neuer Verbindungen, die insbesondere aktiv seien als Herbicide f&#252;r die Kontrolle unerw&#252;nschter Vegetation, wie dies im Detail in der europ&#228;ischen Patentschrift ( &#8230; ) offenbart sei.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Anspruch 2 ist wie Anspruch des 1 des Klagepatents II ein Stoffanspruch. Das Klagepatent II beansprucht, obwohl es die Pyridyloxy(thio)phenole als Zwischenprodukte bezeichnet, weder Schutz f&#252;r ein Verfahren zur Herstellung des Endprodukts noch f&#252;r das Endprodukt selber. Das angegriffene Endprodukt fiele deshalb nur dann als solches in den Schutzbereich des Klagepatents 17767, wenn es die gesch&#252;tzte Trifluormethyl-pyridylthiophenol-Verbindung enthielte. Das ist jedoch, abgesehen von dem, wie noch auszuf&#252;hren sein wird, unerheblichen Restanteil von allenfalls 0,4 %, nicht der Fall. Das von der Beklagten vertriebene Herbicid enth&#228;lt vielmehr den Wirkstoff Buty12-(4-(5-trifluoromethyl-2-pyridyloxy(phenoxy)propionat der Strukturformel</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><b>- hier folgt eine Skizze &#8211;</b></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Dieser Stoff ist mit der gesch&#252;tzten Verbindung weder identisch noch kann er als deren &#196;quivalent bezeichnet werden.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin kann aus dem Trioxanbeschlu&#223; des BGH (BGHZ 57, 1) nicht hergeleitet werden, da&#223; der Vertrieb eines unter Verwendung eines patentierten Zwischenprodukts hergestellten Wirkstoffs stets einen Eingriff in das f&#252;r das Zwischenprodukt bestehende Patent bedeute. Wenn der Bundesgerichtshof in dieser Entscheidung ausf&#252;hrt, der durch einen Stoffanspruch gegebene Schutz, bei dem der Stoff durch das Verfahren zu seiner Herstellung gekennzeichnet sei, reiche weiter als der beschr&#228;nkte Schutz der Erzeugnisse eines Verfahrens nach &#167; 6 Satz 2 PatG 1968 (BGHZ 57, 1, 24), so besagt dies noch nichts dar&#252;ber, in welcher Hinsicht der Schutzbereich eines Stoffanspruchs weiter ist als derjenige eines Verfahrens zur Herstellung des gleichen Stoffes.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Insoweit n&#228;mlich ist der Stoffanspruch weiter, als das Stoffpatent zu einem Schutz des Stoffes unabh&#228;ngig von der Art seiner Herstellung f&#252;hrt (BGHZ 53, 274, 282/283 &#8211;Sch&#228;digungsbek&#228;mpfungsmittel; BGHZ 57, 1, 22 &#8211;Trioxan; Benkard/Ullmann, Patentgesetz, 7. Auflage, &#167; 14, Rdnr. 48) und von dem absoluten Schutz des Stoffes jede Art seiner Verwendung erfa&#223;t wird (BGHZ 51, 378, 389 &#8211; Disiloxan; BGH GRUR 1972, 638, 640 &#8211; Aufhellungsmittel; Benkard-Ullmann a.a.O., &#167; 14, Rdnr. 49). Ist der gesch&#252;tzte Stoff in einem durch Weiterverarbeitung gewonnenen Endprodukt unver&#228;ndert enthalten, so verletzt auch das in Verkehrbringen des Endproduktes das Stoffpatent (Benkard-Ullmann, a.a.O., &#167; 14, Rdnr. 50), auch wenn das Endprodukt kein unmittelbares Erzeugnis des Verfahrens zur Herstellung des Stoffes mehr darstellt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">All dies besagt aber noch nicht, da&#223; der Schutzbereich eines Stoffanspruches auch insoweit &#252;ber denjenigen eines Verfahrensanspruches hinaus ginge, als auch jedes "mittelbar" aus dem Stoff gewonnene Erzeugnis dem Patent unterfiele. Die Kategorie der unmittelbaren und mittelbaren Erzeugnisse ist vielmehr f&#252;r den Stoffanspruch bedeutungslos; seine Reichweite richtet sich nicht nach &#167; 6 Satz 2 PatG 1968, sondern ist unabh&#228;ngig hiervon allein nach den f&#252;r Sachanspr&#252;che geltenden Grunds&#228;tzen zu bestimmen (vgl. BPatG GRUR 1981, 122/123 &#8211; Benzothioxanthene).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Insoweit stellt sich allerdings die Frage, ob der Schutz eines Erzeugnisses mit jeder Weiterverarbeitung endet, bei der der gesch&#252;tzte Gegenstand nicht unver&#228;ndert erhalten bleibt. Hierzu wird die Auffassung vertreten, bei patentierten Zwischenprodukten und Halbfabrikaten erfasse der Schutz auch die Endprodukte, deren Eigenschaften wesentlich durch die Zwischenprodukte oder Halbfabrikate beeinflu&#223;t seien (Benkard/Bruchhausen a.a.O., &#167; 9, Rdnr. 30 a; Moser von Filseck, GRUR 1977, 351, 353 ff, 356). Dies erscheint der Kammer jedoch zumindestens in der Formulierung als zu weit gehend; im Ergebnis k&#246;nnen jedenfalls im vorliegenden Fall die Eigenschaften des Endproduktes die angestrebte Erstreckung des Schutzumfangs des Zwischenproduktes auf das Endprodukt nicht begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Nach dem hier ma&#223;geblichen Artikel 69 Abs. 1 des &#220;bereinkommens &#252;ber die Erteilung europ&#228;ischer Patente (EP&#220;) wird der Schutzbereich des Patents durch den Inhalt des Patentanspruchs bestimmt. Die Rechtsprechung hat stets betont, da&#223; Erfindungen, die auf chemischen Wege hergestellte Stoffe betreffen, nach denselben Regeln zu behandeln sind wie Erfindungen auf allen &#252;brigen Gebieten der Technik (BGHZ 53, 283, 288/289 &#8211; Anthradipyrazol; BGHZ 58, 280, 285 &#8211; Imidazoline; BGHZ 64, 86, 94 &#8211;Metronidazol). F&#252;r die Auslegung eines Stoffanspruchs bedeutet dies, da&#223; sein unmittelbarer Gegenstand nur soweit reichen kann, wie der gesch&#252;tzte Stoff als chemische Verbindung bestimmter Konstitution verwirklicht wird.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">An einer solchen Verwirklichung fehlt es, wenn der gesch&#252;tzte Stoff als solcher nicht mehr vorhanden, sondern durch eine chemische Umsetzung in einen neuen Stoff umgewandelt worden ist, dessen pysikalische Eigenschaften (wie z.B. Schmelzpunkt) und dessen technische Verwendbarkeit andere als diejenigen des Ausgangsstoffes sind (vgl. von Pechmann, GRUR 1977, 377, 383; Utermann, GRUR 1981, 537, 539). Eben dies ist hier der Fall, da sich das TFP und die chemische Verbindung des Endprodukts unstreitig sowohl hinsichtlich ihrer pysikalischen Eigenschaften als auch hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit unterscheiden, da das TFP die herbicide/Wirkung des Endprodukts gerade nicht aufweist.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin kann es nicht ausreichen, da&#223; das Zwischenprodukt bereits diejenige Trifluoromethyl-Gruppe in 5-Stellung des Pyridin-Ringes enth&#228;lt, der das Endprodukt seine &#252;berlegenen herbiciden Eigenschaften v e r - d a n k e n soll.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Zwar hat der BGH in der von der Kl&#228;gerin herangezogenen Entscheidung GRUR 1969, 265 (Disiloxan) ausgef&#252;hrt, Eigenschafteneinen auf chemischen Wege hergestellten, zur Weiterverarbeitung bestimmten neuen Stoffs, die Ursache seien f&#252;r &#252;berlegene Eigenschaften bzw. Wirkungen, die sich bei der Verwendung des durch die Weiterverarbeitung gewonnenen Endprodukts zeigten, k&#246;nnten, falls f&#252;r das Zwischenprodukt Patentschutz begehrt werde, bei der Beurteilung des technischen Fortschritts und der Erfindungsh&#246;he des Zwischenprodukts auch dann heranzuziehen seien, wenn bei der Weiterverarbeitung des Zwischenprodukts zu dem Endprodukt eine chemische Umsetzung erfolge. Auch hat der BGH in dem Dilactame-Beschlu&#223; (GRUR 1970, 506, 508) und in der Entscheidung GRUR 1974, 718 (Chinolizine) erl&#228;uternd dargelegt, da&#223; f&#252;r die Ber&#252;cksichtigung der fortschrittlichen Eigenschaften des Endprodukts der blo&#223;e Kausalzusammenhang zwischen Eigenschaften des Zwischenproduktes und den bei der Verwendung des Endprodukts sich zeigenden &#8211; anderen &#8211; vorteilhaften Eigenschaften ausreiche. Daraus l&#228;&#223;t sich aber nicht herleiten, da&#223; die blo&#223;e Kausalit&#228;t zwischen Eigenschaften des Zwischenprodukts und solchen des Endprodukts bereits ausreicht, auch den S c h u t z b e r e i c h des Zwischenprodukts auf das Endprodukt zu erstrecken. Hierf&#252;r kommt es vielmehr allein auf die Frage an, ob das Endprodukt den gesch&#252;tzten Stoff enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Wenn der BGH (GRUR 1969, 265, 267 &#8211; Disiloxan; GRUR 1974, 718, 719 &#8211; Chinolizine) weiterhin ausf&#252;hrt, es m&#252;sse dem Anmelder &#252;berlassen bleiben, ob er seine Erfindung dort sch&#252;tzen lassen wolle, wo der mit seiner neuen Lehre zu erzielende technische Fortschritt begr&#252;ndet werde (das sei bei dem neuen Zwischenprodukt und dem Verfahren zur Herstellung des neuen Zwischenprodukts) oder dort, wo der technische Fortschritt in Erscheinung trete (das sei bei dem Endprodukt oder seiner Verwendung, eventuell auch bei dem zu dem Endprodukt f&#252;hrenden Gesamtverfahren), so ergibt sich auch hieraus nicht, da&#223; eine Benutzung des Endproduktes zugleich auch einer Benutzung des Zwischenproduktes darstellt. Vielmehr gew&#228;hren die denkbaren unterschiedlichen Patente und Patentkategorien, wie der BGH in dem Disiloxan-Beschlu&#223; ausdr&#252;cklich anspricht, naturgem&#228;&#223; auch unterschiedlichen Schutz. Hierin liegt gerade der Sinn der Wahlm&#246;glichkeit des Anmelders. Auch die Inhaberin des Klagepatents II hat sich diese M&#246;glichkeit zu Nutze gemacht, indem sie mit dem Klagepatent I f&#252;r das Endprodukt Schutz beansprucht hat. Daraus l&#228;&#223;t sich aber nicht herleiten, auch das Klagepatent II m&#252;sse das Endprodukt erfassen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung der Kammer liegt hierin auch keine unbillige Beschr&#228;nkung des Schutzbereichs eines Stoffpatents f&#252;r ein Zwischenprodukt. Der Schutzbereich ist vielmehr demjenigen eines Patents vergleichbar, bei dem Schutz f&#252;r eine Vorrichtung beansprucht wird, mit der in vorteilhafter Weise bestimmte Gegenst&#228;nde hergestellt werden k&#246;nnen. Auch der Schutzbereich eines solchen Patents erstreckt sich nicht auf die Erzeugnisse, die mit Hilfe der gesch&#252;tzten Vorrichtung hergestellt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Es kann im vorliegenden Fall dahinstehen, ob und gegebenenfalls inwieweit der Schutzbereich eines Stoffpatents &#252;ber den Gedanken der &#196;quivalenz auf abgewandelte Stoffe erstreckt werden kann. Jedenfalls k&#246;nnte auch unter diesem Gesichtspunkt nur ein gleichwirkender, mit den erfindungswesentlichen Eigenschaften ausgestatteter Stoff als Verletzung der gesch&#252;tzten Verbindung angesehen werden. Insoweit mag Raum daf&#252;r sein, naheliegende Abwandlungen eines gesch&#252;tzten Stoffes zu erfassen, die seine Gebrauchstauglichkeit zu bestimmten in der Patentschrift offenbarten Zwecken unber&#252;hrt lassen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">An diesen Voraussetzungen fehlt es im vorliegenden Fall, da das Endprodukt, wie bereits ausgef&#252;hrt, gerade nicht mit den Eigenschaften des Zwischenproduktes ausgestattet ist. Das angegriffene Endprodukt ist nicht geeignet zur Herstellung neuer Verbindungen, die insbesondere aktiv sind als Herbicide f&#252;r die Kontrolle unerw&#252;nschter Vegetation (Spalte 1, Zeilen 22 bis 26 der Klagepatentschrift II), sondern stellt selbst eine solche Verbindung dar. Die Kl&#228;gerin behauptet im &#252;brigen auch nicht, da&#223; es nahel&#228;ge, das Zwischenprodukt in der in der EU-PS 483 beschriebenen Weise zu dem Endprodukt weiter zu verarbeiten.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Vertrieb des Herbicids "Fusilade" stellt auch nicht deshalb eine verbotene Benutzung der gesch&#252;tzten Verbindung dar, weil das Endprodukt einen Anteil von 0,1 oder 0,4 % TFP enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Unstreitig stellt das TFP keinen Wirkstoff des Herbicids dar; es ist vielmehr entweder &#8211; wie die Kl&#228;gerin behauptet &#8211; ein Restanteil des bei der Herstellung verwandten und nicht vollst&#228;ndig umgesetzten Zwischenprodukts oder aber eine &#8211; wie die Beklagte behauptet &#8211; unabh&#228;ngig von der Art der Herstellung stets auftretende Verunreinigung des Endprodukts.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">In beiden F&#228;llen wird das TFP a l s s o l c h e s von der Beklagten nicht der Vorschrift des &#167; 6 PatG 1968 zuwider benutzt. Zwar kann nicht in Abrede gestellt werden, da&#223; die Beklagte bei dem Vertrieb des Herbicids gewerbsm&#228;&#223;ig handelt. Mit der Beschr&#228;nkung des Ausschlie&#223;lichkeitsrecht auf die gewerbsm&#228;&#223;ige Benutzung bringt das Gesetz jedoch zum Ausdruck, da&#223; es nur wirtschaftlich sinnvolle Benutzungshandlungen dem Patentinhaber vorbehalten will. So l&#228;&#223;t es sich auch erkl&#228;ren, da&#223; die Rechtsprechung bei verschlechterten Ausf&#252;hrungsformen f&#252;r die Annahme einer Patentverletzung verlangt, da&#223; die vom Patent erstrebte eigent&#252;mliche vorteilhafte technische Wirkung noch p r a k t i s c h w i r k s a m in Erscheinung tritt (vgl. BGH, GRUR 1962, 575, 576 &#8211; Standtank; Benkard/Ullmann a.a.O., &#167; 14, Rdnr. 149). Eine rechtserhebliche Benutzung setzt nach Auffassung der Kammer eine zweckgerichtete, sinnvolle Verwendung des Erfindungsgegenstands voraus (vgl. auch Benkard/Ullmann a.a.O., &#167; 14, Rdnr. 114). Dabei kommt zwar bei einem Stoffpatent grunds&#228;tzlich jeder Verwendungszweck in Betracht, mag er auch in der Patentschrift nicht offenbart worden sein. Als Bestandteil des Herbicids erf&#252;llt die gesch&#252;tzte Verbindung jedoch &#252;berhaupt keinen Zweck (mehr), sie ist vielmehr funktionslos und k&#246;nnte ohne Nachteil f&#252;r das Endprodukt ausgeschieden werden, wenn dies technisch und unter vertretbaren Aufwand m&#246;glich w&#228;re. Unter diesen Umst&#228;nden ist in dem Vertrieb des Erzeugnisses "Fusilade" eine dem Patentinhaber vorbehaltene Benutzung des gesch&#252;tzten Zwischenproduktes nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Rechtsstreit &#252;ber die auf das Klagepatent I gest&#252;tzten Anspr&#252;che ist noch nicht zur Endentscheidung reif, da insoweit der Aufkl&#228;rung bedarf, ob die japanische Patentanmeldung vom 21. Juli 1977 eine ausf&#252;hrbare technische Lehre offenbart. Mit R&#252;cksicht hierauf ist die Kostenentscheidung dem Schlu&#223;urteil vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 709 ZPO. Jedoch bedarf es der Bestimmung einer Sicherheitsleistung nicht, da eine Zwangsvollstreckung der Beklagten aus dem Urteil mangels eines Kostenausspruchs nicht in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Rogge Paulsen Meier-Beck</p>
315,683
lg-kleve-1984-06-25-3-t-5984
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 T 59/84
1984-06-25T00:00:00
2019-03-13T15:11:10
2019-03-27T09:42:29
Beschluss
ECLI:DE:LGKLE:1984:0625.3T59.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers gegen den Streitwertheschlu&#223; des Amtsgerichts Geldern vom 5. Juli 1984 - 3 C 206/84 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht den Streitwert f&#252;r die vom Kl&#228;ger erhobene R&#228;umungsklage auf 4.200,0 DM festgesetzt; bei der Berrechnung nach &#167; 16 GKG ist es von dem vereinbarten Mietzins von monatlich 350,00 DM ohne die zus&#228;tzlich vereinbarten Nebenkosten ausgegangen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Die dagegen eingelegte Beschwerde, die eine Einbeziehung der Nebenkosten in die Streitwertberechnung fordert, ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Bei der Berechnung des Geb&#252;hrenstreitwertes f&#252;r eine R&#228;umungsklage nach &#167;16 GKG ist in Rechtsprechung und Literatur umstritten, ob und in welchem Umfange Nebenkosten mit zu ber&#252;cksichtigen sind. Bereits mit Beschlu&#223; vom 30. Juni 1982 - 3 T 57/82 -hat die Kammer die Auffassung zum Ausdruck gebracht, da&#223; der Streitwert nach &#167; 16 GKG f&#252;r eine B1umungsklage nach dem Nettomietzins ohne die vereinbarten Nebenkosten zu berechnen ist. Die Kammer h&#228;lt es n&#228;mlich hei der Streitwertbemessung nach &#167; 11 GKG f&#252;r sachgerecht, die Leistungen des Vermieters in die "eigentliche Raum&#252;berlassung" und "zus&#228;tzliche Leistungen" aufzuteilen, wenn die Parteien in dem Mietvertrag f&#252;r die einzelnen Teile der Vermieterleistungen gesonderte Ans&#228;tze ausgeworfen haben. Denn durch eine derartige Vereinbarung haben die Vertragsschlie&#223;enden zu erkennen gegeben, da&#223; sie selbst differenzieren zwischen der &#220;berlassung des Wohnraumes und den Nebenleistungen des Vermieters.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">Zudem sind die wertm&#228;&#223;ig besonders relevanten Nebenkosten, n&#228;mlich die f&#252;r Heizung, Warmwasser, Kanalisation, Elektrizit&#228;t, Gas, entweder vom Verbrauch oder von der Personenzahl der Mietpartei abh&#228;ngig. Wenn etwa im Falle hoher Verbrauchskosten die vom Vermieter insoweit zu erbringenden Leistungen den Wert der Vermieterleistung in ihrer Gesamtheit nicht unerheblich steigern, so bleibt doch der reine Nutzungswert des &#252;berlassenen Wohnraumes gleich und spiegelt sich allein in der vom Mieter zu zahlenden Grundmiete, nicht aber in den verbrauchsahhingigen Nebenkosten wieder (siehe LandgerichtUlm, MDT 1979,768 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Ferner werden die verbrauchsabh&#228;ngigen Nebenkosten von den Mietvertragsparteien bewu&#223;t von dem eigentlichen Mietzins getrennt, weil die erheblichen Schwankungen auf dem. Energiesektor diese Kosten f&#252;r den Vermieter nicht mehr kalkulierbar machen und es angemessen erscheint, das Risiko dieser vom Verbrauch des Mieters abh&#228;ngigen Kosten dem Vermieter nicht anzulasten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Weiter ist nicht ersichtlich, aus welchem Grund der Nutzungstwert einer Wohnung davon abh&#228;ngen soll, oh der Mieter die zur Versorgung mit W&#228;rme, Wasser, Strom etc. n&#246;tigen Energievertr&#228;ge mit dem Vermieter oder unmittelbar mit dem Versorgungsunternehmen abgeschlossen hat. Damit steht im Zusammenhang, da&#223; der Vermieter fiir die Versorgungsleistungen kein Entgelt erh&#228;lt, sondern da&#223; die daf&#252;r entstehenden Kosten bei dem Vermieter lediglich ein durchlaufender Posten sind, den er nach den &#252;blichen mietvertraglichen Vereinbarungen ohne irgendwelchen Zuschlag dem Mieter anteilm&#228;&#223;ig in RechnuSchlie&#223;lich spricht f&#252;r eine ausschlie&#223;liche Ber&#252;ckichtigung der Grundmiete hei der Berechnung des Nietzinses im Sinne des &#167; 16 GKG auch die dann m&#246;gliche einfachere und damit praktikabelere Berechnungsweise. Denn die Einbeziehung gerade der verbrauchsabh&#228;ngigen Nebenkosten erfordert zumindest die Vorlage der Nehenkostenabrechnung f&#252;r den letzten Berechnungszeitraum, wenn nicht sogar die erst noch anzustellende Abrechnung f&#252;r den unmittelbar vor dem Urteil &#252;ber das R&#228;umungsbegehren liegenden Zeitraum. Wenn n&#228;mlich die Nebenkosten als Bestandteil des Mietzinses in die Streitwertberechnung aufgenommen w&#252;rde, so ist nicht einzusehen, aus welchem Grunde lediglich die monatlichen Vorauszahlungen zugrunde gelegt werden sollten (so aber LG Anwaltsblatt 1081, 286); vielmehr m&#252;&#223;ten dann nicht Fiktive, sondern die tats&#228;ichlich entstandenenng stellt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:86px">Nebenkosten in die Streitwertberechnung einflie&#223;en. Da die Nebenkosten also meist nur nach weiteren Nachforschungen zu ermitteln sind, erscheint es auch aus Gr&#252;nden der Praktikabilt&#228;t angebracht, sie bei der Streitwertberechnung au&#223;er Ansatz zu lassen, wenn und soweit die Parteien sie im Mietvertrag bewu&#223;t vom eigentlichen Mietzins getrennt haben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">Auch abweichende Entscheidungen einzelner Gerichte geben der Kammer keine Veranlassung, von ihrer bisherigen Rechtsprechung zur Frage der Streitwertfestsetzung bei R&#228;umungsklagen abzuweichen. Sie befindet sich mit ihrer Hinsicht vielmehr in &#220;bereinstimmung mit der &#252;berwiegenden Rechtsnrechung sowie der herrschenden Meinung (vgl. Gelhaar, zum Streitwert in R&#228;umungssachen in ZMR 1982, 359; LG Frankfurt in MDR 1982, 504 u. a. ).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">Die Entscheidung {&#252;ber die Beschwerde ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Eine Auslagenerstattung findet nicht statt (&#167; 25 Abs. 3 GKG)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:85px">Beschwerdewert: 160,-- DM</p>
315,684
lg-munster-1984-06-20-13-o-baul-1182
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
13 O (Baul.) 11/82
1984-06-20T00:00:00
2019-03-13T15:11:11
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:LGMS:1984:0620.13O.BAUL11.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Bescheid des <strong>Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster</strong> vom 30.09.1982 (Aktenzeichen: 35.3.4. &#8211; 6704) wird aufgehoben.</p><p>Es wird festgestellt, dass auch der Ausbau der <strong>B ###</strong> innerhalb des f&#246;rmlich festgesetzten Sanierungsgebiets &#8222;Stadtzentrum&#8220; lt. Sanierungssatzung vom 17.07.1972 sanierungsbedingt ist und dass die <strong>Stadt J</strong> verpflichtet ist, der <strong>Deutschen Bundespost</strong> alle entstehenden sanierungsbedingten Folgekosten aus der Verlegung, &#196;nderung und dem Ersatz von Fernmeldeanlagen zu erstatten, und zwar insbesondere die Kosten</p><ul><li><p>1 Der Fernmeldebauma&#223;nahmen im Bereich der <strong>B ###</strong> innerhalb des Sanierungsgebiets;</p></li><li><p>2 Der Fernmeldema&#223;nahmen im Einzugsbereich der <strong>verl&#228;ngerten X / C</strong> innerhalb des Sanierungsgebiets.</p></li></ul><p>Im &#220;brigen wird der Antrag auf gerichtliche Entscheidung zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 89 % die Beteiligte zu 2) und zu 11% die Beteiligte zu 1).</p><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r die Beteiligte zu 1) jedoch nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.000 DM.</p><p>Der Beteiligten zu 1) wird nachgelassen, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.500 DM abzuwenden, wenn nicht die Beteiligte zu 2) vorher Sicherheit in dieser H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand:</strong></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten um die Kostenerstattung f&#252;r Fernmeldebauma&#223;nahmen in <strong>J.</strong></p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch das Stadtgebiet von <strong>J</strong> verl&#228;uft von S&#252;den nach Norden die Bundesstra&#223;e ###, die bislang n&#246;rdlich der Altstadt die Bundebahnstrecke S / P h&#246;hengleich kreuzte. Durch einen unter dem 16.04.1982 erlassenen Planfeststellungsbeschluss des Ministers f&#252;r Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen ist u.a. die kreuzungsfreie Unterf&#252;hrung der Bundesstra&#223;e ### vorgesehen; die hierzu erforderlichen Ausbauarbeiten sind derzeit im Gange.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ein Teil der Bundesstra&#223;e ### sowie ihrer Kreuzung mit der Bahnlinie liegt im Bereich des durch Satzung der Beteiligten zu 2) vom 17.07.1972 festgelegten Sanierungsgebietes &#8222;Stadtzentrum&#8220;, welches im Norden durch die C, im Osten durch die B ###, im Westen durch die <strong>L</strong> und im S&#252;den durch die C1, die L1 und die O begrenzt wird. Gleichzeitig wird das fragliche Gebiet vom Geltungsbereich des seit 1979 rechtsverbindlichen Bebauungsplans Nr. 108 &#8222;O1&#8220; erfasst.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Ausbaus der Bundesstra&#223;e ### werden Fernmeldebauma&#223;nahmen (Kabel- und Kabelkanalverlegungen u.&#228;.) erforderlich, f&#252;r deren Kosten die Beteiligte zu 1) die Beteiligte zu 2) in Anspruch nimmt. Zur Begr&#252;ndung ihres zu diesem Zweck nach erfolglosem Vorverfahren gestellten Antrages auf gerichtliche Entscheidung tr&#228;gt die Beteiligte zu 1) im wesentlichen vor, es sei ein Ersatzanspruch gegen die Beteiligte zu 2) nach Ma&#223;gabe des &#167; 24 St&#228;dtebauf&#246;rderungsgesetz gegeben, da ihr, der Beteiligtem zu 1), die fraglichen Fernmeldeanlagen infolge der Durchf&#252;hrung der Sanierung seitens der Beteiligten zu 2) nicht mehr zur Verf&#252;gung st&#252;nden. Ohne den sanierungsbedingten Ausbau der Bundesstra&#223;e ### und ohne die Schaffung der Kreuzung B1 / X hatte f&#252;r sie, die Beteiligte zu 1), kein Anlass bestanden, die vorhandenen Kabel und Kabelkan&#228;le zu &#228;ndern, zu verlegen oder zu ersetzen. Das die erforderlichen Kabelarbeiten aufgrund der Sanierung des Stadtkerns erforderlich geworden seien, ergebe sich zum einen schon daraus, dass nahezu alle betroffenen Fernmeldeanlagen im Bereich des f&#246;rmlich festgelegten Sanierungsgebietes l&#228;gen, zum anderen aber auch aus den in verschiedenen Bebauungspl&#228;nen und Bebauungsplanentw&#252;rfen der Beteiligten zu 2) zum Ausdruck gekommenen Planungsabsichten, die auf der Gesamtkonzeption einer untrennbaren Verkn&#252;pfung vom Sanierung und Untertunnelung der Bundesstra&#223;e ### beruhten. Da es herbei ausreiche, dass die fraglichen Fernmeldebauma&#223;nahmen durch die Sanierungsziele mit verursacht w&#252;rden, m&#252;ssten die entstehenden Kosten als erstattungspflichtig angesehen werden. Erstattungsf&#228;hig seien schlie&#223;lich auch die Kosten f&#252;r s&#252;dlich der Gabelung B1 / P1 und damit zwar au&#223;erhalb des f&#246;rmlich festgesetzten Sanierungsgebiets notwendig werdende Fernmeldebauma&#223;nahmen, die aber sanierungsbedingt und aus technischen und wirtschaftlichen Gr&#252;&#223;en nur einheitlich mit den &#252;brigen im Bereich der Bundesstra&#223;e ### verlaufenden Fernmeldeanlagen zu verlegen seien.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) beantragt,</p><span class="absatzRechts">7</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1 den Bescheid des Regierungspr&#228;sidenten M&#252;nster vom 30.09.1982 (Aktenzeichen: 35.3.4-6704) aufzuheben;</p></li><li><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">2 ferner festzustellen, dass auch der Ausbau der B ### innerhalb des f&#246;rmlich festgesetzten Sanierungsgebietes &#8222;Stadtzentrum&#8220; lt. Sanierungssatzung vom 17.07.1972 sanierungsbedingt ist und das die Stadt J verpflichtet ist, der Deutschen Bundespost alle entstehenden sanierungsbedingten Folgekosten aus der Verlegung, &#196;nderung und dem Ersatz von Fernmeldeanlagen zu erstatten, und zwar insbesondere die Kosten</p></li></ul><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160; der Fernmeldebauma&#223;nahmen im Bereich der B ### innerhalb des Sanierungsgebiets;</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160; der Fernmeldebauma&#223;nahmen im Einzugsbereich der verl&#228;ngerten X / C innerhalb des Sanierungsgebiets;</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">(3)&#160;&#160; der Fernmeldebauma&#223;nahmen s&#252;dlich und &#246;stlich des Sanierungsgebiets, soweit sie mit dem vor dem Hause P1 4 gelegenen&#160; Kabelschacht Nr. 7 im Zusammenhang stehen, und zwar</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">a.)&#160;&#160;&#160; Die Verlegungs- und Anschlusskosten f&#252;r das vom Kabelschacht Nr. 7 zur L&#246;tstelle 2 hinf&#252;hrende Ortskabel, das teilweise innerhalb, teilweise au&#223;erhalb des Sanierungsgebiets liegt,</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">b.)&#160;&#160;&#160; Die Verlegungs- und Anschlusskosten f&#252;r das vom Kabelschacht Nr. 7 zur L&#246;tstelle 1 hinf&#252;hrende und au&#223;erhalb des Sanierungsgebiets liegende Ortskabel,</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">c.)&#160;&#160;&#160; Die Verlegungs- und Anschlusskosten der Fernmeldebauma&#223;nahmen vom Kabelschacht Nr. 7 bis zur Grenze des Sanierungsgebiets des aus n&#246;rdlicher Richtung auf den Kabelschacht Nr. 7 zulaufenden Kabelkanals nebst Fernmeldekabeln,</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">d.)&#160;&#160;&#160; Die Verlegungs- und Anschlusskosten der Fernmeldeleitung vom Kabelschacht Nr. 7 bis zum Kabelverzweiger A 97 und der vom Kabelverzweiger A 97 in das Sanierungsgebiet abgehende Verzweigerleitungen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) beantragt,</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt im Wesentlichen vor, die geltend gemachten Anspr&#252;che bez&#246;gen sich teilweise auf Ma&#223;nahmen au&#223;erhalb des Sanierungsgebiets und seien damit nach dem eindeutigen Wortlaut des &#167; 24 St&#228;dtebauf&#246;rderungsgesetz nicht erstattungsf&#228;hig. Die Stra&#223;enbauma&#223;nahme sie auch in zeitlicher Hinsicht unabh&#228;ngig von der Sanierungsma&#223;nahme erfolgt. Der Bundesstra&#223;enabschnitt, der im Sanierungsgebiet liege, sei Teil einer Verkehrsf&#252;hrung, die nicht nur die gesamte Ortsdurchfahrt der Stadt J, sondern das gro&#223;r&#228;umige, &#252;ber&#246;rtliche Verkehrskonzept betreffe. Dabei sei zu ber&#252;cksichtigen, dass die Verbindung zwischen Bundesstra&#223;e und Sanierungsgebiet als zuf&#228;llig und additiv in dem Sinne anzusehen sei, dass ein innerer Zusammenhang zwischen Stra&#223;enbau, Eisenbahnunterf&#252;hrung und Sanierungsgebiet nicht bestehe. Die Bundesstra&#223;e diene auch nur der Aufnahme des &#252;ber&#246;rtlichen und gesamtst&#228;dtischen Verkehrs, nicht aber dem Verkehr innerhalb des Sanierungsgebiets oder der Erschlie&#223;ung des Sanierungsgebiets selbst. Auf die Frage, ob die Verlegungskosten etwa durch das Sanierungskonzept der <strong>Stadt J</strong> insgesamt veranlasst worden seien, komme es nicht an, da die Kostenerstattungspflicht nur eintreten k&#246;nne, wenn die Planungen im Sanierungsgebiet selbst f&#252;r die Verlegungskosten kausal gewesen w&#228;ren.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter hat am 30.05.1984 eine Ortsbesichtigung durchgef&#252;hrt. Auf das dar&#252;ber gefertigte Protokoll wird Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts im &#220;brigen und des Vorbringens der Beteiligten im Einzelnen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der dazu vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong>Entscheidungsgr&#252;nde:</strong></p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssige Antrag auf gerichtliche Entscheidung ist zum &#252;berwiegenden Teil begr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#167; 24 Abs. 1 S. 1 St&#228;dtebauf&#246;rderungsgesetz &#8211; StBauFG &#8211; sieht (u.&#228;.) vor, dass &#8211; wenn in einem f&#246;rmlich festgelegten Sanierungsgebiet Fernmeldeanlagen der Deutschen Bundepost infolge der Durchf&#252;hrung der Sanierung nicht mehr zur Verf&#252;gung stehen und besondere Aufwendungen erforderlich sind, die &#252;ber das bei ordnungsgem&#228;&#223;er Wirtschaft erforderliche Ma&#223; hinausgehen z.B. der Ersatz oder die Verlegung dieser Anlagen, die Gemeinde dem Tr&#228;ger der Aufgabe die ihm dadurch entstehenden Kosten zu erstatten hat.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Was hierbei die &#8211; im Mittelpunkt des vorliegenden Rechtsstreits stehende &#8211; Voraussetzung &#8222;infolge der Sanierung&#8220; anlangt, so w&#228;re dieses Tatbestandsmerkmal nur zu verneinen, wenn ganz besondere Umst&#228;nde im Einzelfall belegen w&#252;rden, dass die verkehrlichen Belange f&#252;r den Neu- bzw. Ausbau der Stra&#223;e &#8211; hier der Bundesstra&#223;e ### &#8211; ganz &#252;berwiegend im Vordergrund st&#252;nden, d.h. die Kausalit&#228;t zwischen Sanierung und Verlegung der Anlage w&#228;re nur dann ausgeschlossen, wenn die &#196;nderung oder der Ausbau der Stra&#223;e aus &#8222;sonstigen allgemeinen Gr&#252;nden des Verkehrs vorgenommen wurde, die mit der Sanierung allenfalls mittelbar im Zusammenhang stehen.&#8220;</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OLG Hamm, Urteil vom 14.09.1981 &#8211; 16 U (Baul.) 12/79 &#8211;</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Davon ist aber nach der sich aus den Verwaltungsvorg&#228;ngen ergebenden Vorgeschichte der Sanierung der Stadt J gerade nicht auszugehen. Die Planfeststellung der Bundesstra&#223;e ### in dem hier fraglichen Bereich stellt sich nicht etwa &#8211; wie die Beteiligte zu 2) meint &#8211; als von den Sanierungszielen losgel&#246;st dar; sie &#252;bernahm vielmehr - wie sich aus dem Planfeststellungsbeschluss vom 16.04.1982 und dem dazugeh&#246;rigen Erl&#228;uterungsbericht ergibt &#8211; eher nachrichtlich die gemeindlichen Planungsvorstellungen, wie sie in dem bereits seit 1979 rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 108 &#8222;O1&#8220; ihren Niederschlag gefunden haben. Die wird besonders augenf&#228;llig, wenn man zun&#228;chst einen Blick auf den Erl&#228;uterungsbericht zu den Planfeststellungsunterlagen wirft. Dort ist u.a. folgendes ausgef&#252;hrt:</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Beseitigung des Bahn&#252;bergangs wird die B ### im Kreuzungsbereich mit der Eisenbahnstrecke abgesenkt und unterf&#252;hrt. Die hier vorliegenden Planunterlagen stimmen mit den im Bebauungsplan Nr. 108 (O1) ausgewiesenen Verkehrsfl&#228;chen &#252;berein. Der Bebauungsplan ist rechtskr&#228;ftig seit dem 10.11.1979. Die Bauma&#223;nahme f&#228;llt zum Teil in Sanierungsgebiet. Bebauungsplan- und Sanierungsgebietsgrenzen sind im &#220;bersichtslageplan 1 : 5000 eingetragen.&#8220;</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">An anderer Stelle hei&#223;t es:</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Bahn&#252;bergang im Bahnhof J wird durch ein Eisenbahn&#252;berf&#252;hrungsbauwerk ersetzt. Die Bahngleise verbleiben in alter H&#246;henlage und die B ### wird entsprechend abgesenkt. Dadurch bedingt m&#252;ssen die Einm&#252;ndungen der C und der K ## seitlich verlegt werden. Zur Schaffung einer leistungsf&#228;higen Stra&#223;enkreuzung wird die X so weit verlegt, dass sie mit der verlegten <strong>C</strong> eine echte Kreuzung bildet. Zur Hebung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs in diesem neuen Knotenpunkt, wird die Einm&#252;ndung der B1 so umgestaltet, dass k&#252;nftig der Verkehr von der B1 und der einm&#252;ndenden C2 nur noch als Rechtseinbieger in die B ### einflie&#223;en kann. Der Verkehr in die Innenstadt wird k&#252;nftig &#252;ber die verlegte <strong>C</strong> geleitet.&#8220;</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">In engem Zusammenhang hiermit m&#252;ssen die Aufstellungsvorg&#228;nge zum Bebauungsplan Nr. 108 gesehen werden. So hei&#223;t es etwa in der &#246;ffentlichen Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses vom 23.01.1978:</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Bebauungsplanentwurf Nr. 108 soll im Rahmen einer geordneten st&#228;dtebaulichen Entwicklung die Gestaltung des O1-gebietes einschlie&#223;lich Fu&#223;g&#228;ngerbereich und der notwendigen Bereitstellung der Fl&#228;chen f&#252;r den ruhenden Verkehr regeln. Der schienengleiche Bahn&#252;bergang der Bundesstra&#223;e ### im Zuge der Bundesbahnstrecke P / S wird aufgehoben und durch eine Stra&#223;enunterf&#252;hrung ersetzt.&#8220;</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">In der Begr&#252;ndung des Bebauungsplans ist sodann unter den &#220;berschriften &#8222;Erschlie&#223;ung und Versorgung&#8220; sowie &#8222;Fahrverkehr&#8220; folgendes dargelegt:</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">&#8222;Hauptbestandteil des Bebauungsplanes ist die Festsetzung der notwendigen Verkehrsfl&#228;chen f&#252;r die Bahnunterf&#252;hrung der Bundesstra&#223;e ### und der damit verbundenen Umgestaltung des vorhandenen Verkehrsnetzes sowie f&#252;r die Fu&#223;g&#228;ngerbereiche und eine Tiefgarage auf dem O1-gel&#228;nde&#8230;&#8220;</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gerade der vorstehend wiedergegebene Textvergleich macht deutlich, in welchem Ma&#223;e die Planungsabsichten der Stadt J in das Planfeststellungsverfahren einbezogen und mit diesem verzahnt worden sind. Es kommt hinzu, dass sich der Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 108&#160; - dies wird insbesondere auch anhand des der Kammer vorliegenden Kartenmaterials deutlich &#8211; in seiner r&#228;umlichen Ausdehnung ersichtlich an den Grenzen des seit 1972 f&#246;rmlich festgelegten Sanierungsgebiets orientiert und dadurch kongruent die durch die Festlegung des Sanierungsgebiets aufgezeigten Vorgaben einh&#228;lt. Dieser Umstand belegt ebenfalls, auf welch enge Weise Sanierung, Bauleitplanung und schlie&#223;lich Stra&#223;enplanung miteinander verzahnt sind, wobei die verkehrlichen Gesichtspunkte des Ausbaus der B ### ohne weiteres auf den sp&#228;testens im Jahre 1972 initiierten Sanierungsgedanken zur&#252;ckgef&#252;hrt werden k&#246;nnen. Dies wird vollends dadurch belegt, dass schon in einer &#8222;Zusammenfassung der vorbereiteten Untersuchungen&#8220; zur Stadtsanierung J des Architektenb&#252;ros <strong>E</strong> vom 08.05.1972 u.a. von der Beseitigung der schienengleichen Kreuzung der Bundesstra&#223;e ### mit der Bundesbahn die Rede ist; auch hier wird deutlich, dass &#252;ber eine lange Zeitspanne hinweg Sanierung und Stra&#223;enausbau Hand in Hand gegangen sind.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kann in diesem Zusammenhang auch die hervorgehobene Stellung nicht au&#223;er Betracht bleiben, welche der Beteiligten zu 2) im Rahmen der Planfeststellung der Bundesstra&#223;e ### einger&#228;umt worden ist und beispielsweise in der UA-Vereinbarung des Jahres 1975 oder auch in der Vereinbarung nach &#167; 5 Eisenbahnkreuzungsgesetz aus dem Jahre 1982 (vgl. dort etwa &#167; 4 Ziff. 1) zutage tritt. Dabei spricht es f&#252;r sich, wenn &#167; 2 Ziff.1 der letztgenannten Vereinbarung wiederum eng an die Regelung der Ziff. 2.2 des Erl&#228;uterungsberichts zu den Planfeststellungsunterlagen &#8211; damit mittelbar wiederum an das quasi nur nachrichtlich &#252;bernommene Planungskonzept der Beteiligten zu 2)&#160; - ankn&#252;pft.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis steht der Beteiligten zu 1) daher gegen die Beteiligte zu 2) ein Anspruch auf der Grundlage des &#167; 24 Abs. 1 S.1 StBauFG zu. Nicht erstattungsf&#228;hig sind hierbei allerdings die mit dem Antrag zu 2) (3) geltend gemachten Kosten f&#252;r Bauma&#223;nahmen au&#223;erhalb des Sanierungsgebiets, auch wenn sich diese &#8211; wie die Beteiligte zu 1) vortr&#228;gt &#8211; als unmittelbare Folge der Bauma&#223;nahmen im Sanierungsgebiet darstellen m&#246;gen. Insoweit steht n&#228;mlich einem weitergehenden Anspruch der eindeutige Wortlaut des &#167; 24 Abs. 1 StBauFG entgegen, der f&#252;r eine extensive Auslegung der Norm keinen Raum l&#228;sst. Eine solche &#252;ber den Wortlaut der Vorschrift hinausgehende Auslegung ist auch nach Sinn und Zweck des Gesetzes nicht geboten; anderenfalls w&#228;ren un&#252;bersehbaren Abgrenzungsschwierigkeiten und Kostenausuferungen T&#252;r und Tor ge&#246;ffnet.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 168 BbauG, 92 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit des Urteils auf den &#167;&#167; 709, 712 ZPO.</p>
315,685
vg-munster-1984-06-13-7-k-184583
{ "id": 846, "name": "Verwaltungsgericht Münster", "slug": "vg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 K 1845/83
1984-06-13T00:00:00
2019-03-13T15:11:13
2019-03-27T09:42:29
Urteil
ECLI:DE:VGMS:1984:0613.7K1845.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens mit Ausnahme der Kosten des Beigeladenen, die dieser selbst tr&#228;gt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheits-leistung oder Hinterlegung abwenden, wenn nicht der Be-klagte vor der Vollstreckung Sicherheit leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer von Grundst&#252;cksfl&#228;chen in 0000 E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Ortsteil I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , auf denen er ein Fischteichgut mit einer Gesamtwasserfl&#228;che von ca. 120 ha betreibt. Das Teichgut besteht aus sieben gr&#246;&#223;eren Fischteichen zur Gr&#246;&#223;e bis zu 28,5 ha, in denen vorwiegend Karpfen und Schleie gez&#252;chtet werden, die gr&#246;&#223;tenteils an Kleinteich- und Fischteichvereine zur Versorgung der Fischgew&#228;sser mit ausreichendem Satzfischmaterial verkauft werden. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Ordnungsbeh&#246;rdliche Verordnung vom 13.&#160;M&#228;rz 1981 wurde das Teichgut des Kl&#228;gers gem&#228;&#223; &#167; 32 Abs. 1 i.&#160;V.&#160;m. &#167; 20 Landschaftsgesetz zum Zwecke des Naturschutzes auf die Dauer von vier Jahren einstweilig sichergestellt. Gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 2 dieser Verordnung erfolgte die Sicherstellung zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Lebensst&#228;tten bestimmter wildlebender Pflanzen und wildlebender Tierarten und wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Sch&#246;nheit einer Fl&#228;che oder eines Landschaftsanteiles. F&#252;r Ma&#223;nahmen im Zusammenhang mit der Unterschutzstellung, insbesondere zur Aufrechterhaltung des Bew&#228;sserungssystemes wurden dem Kl&#228;ger durch den Beigeladenen im Jahre 1980 66.150,-- DM und im Jahre 1981 70.000,-- DM Entsch&#228;digungsleistung gew&#228;hrt. F&#252;r die folgenden Jahre hat der Beigeladene die jeweils beantragten Entsch&#228;digungsleistungen abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 5.&#160;M&#228;rz 1982 stellte der Kl&#228;ger einen Antrag auf befristete Aufhebung der Schonzeiten f&#252;r Graureiher auf dem Teichgut E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, die Z&#228;hlung des letzten Jahres habe ergeben, da&#223; sich bis zu 80 Graureiher auf dem Teichgut E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufhielten und die Fischbest&#228;nde dezimierten. Zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit m&#252;sse diesem Zustand Einhalt geboten werden. In Erg&#228;nzung seines Antrages teilte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 3. Juni 1982 mit, da&#223; ausweislich des von Dr. Jens erstellten Gutachtens vom 3. Mai 1982 ein Drittel der im Teichgut in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; gezogenen Fische den Reihern zum Opfer falle.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 23. Juli 1982 lehnte der Beklagte den Antrag auf Freigabe des Abschusses von Graureihern auf dem Teichgut in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ab. Den dagegen vom Kl&#228;ger eingelegten Widerspruch lehnte der Beklagte mit Bescheid vom 26. November 1982 ab.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25. M&#228;rz 1983 stellte der Kl&#228;ger erneut einen Antrag auf befristete Aufhebung der Schonzeit f&#252;r Graureiher auf dem Teichgut in E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; . Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er aus, gegen die ablehnenden Entscheidungen aus dem Jahre 1982 sei nur deshalb keine Klage erhoben worden, weil davon ausgegangen worden sei, dass der Beigeladene, wie auch in den Vorjahren, eine Entsch&#228;digung zahlen werde. Wenn der Beigeladene nun mitgeteilt habe, da&#223; eine Entsch&#228;digungsleistung nicht mehr gew&#228;hrt werde, m&#252;sse der Antrag auf Reiherabschu&#223; erneut gestellt werden. Technische Ma&#223;nahmen zur Minderung des Graureihereinfalls seien aufgrund der &#246;rtlichen Gegebenheiten nicht m&#246;glich. Der Abschu&#223; von mindestens 40 Graureihern sei daher erforderlich, um das Teichgut &#252;berhaupt in seiner Existenz erhalten zu k&#246;nnen. Die wirtschaftlichen Zahlen des Teichgutes aus den letzten Jahren zeigten, da&#223; die &#220;bersch&#252;sse mit zunehmendem Graureiherbefall st&#228;ndig gesunken seien und da&#223; in den Fischwirtschaftsjahren 1980/81, 1981/82 kein Ertrag bzw. ein Verlust erwirtschaftet worden sei. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 22. Juni 1983 lehnte der Beklagte den Antrag auf Freigabe des Abschusses von etwa 40 Graureihern auf dem Gebiet des Teichgutes E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ab. Zur Begr&#252;ndung ist ausgef&#252;hrt, gem&#228;&#223; &#167; 24 Abs. 3 Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen k&#246;nne die obere Jagdbeh&#246;rde im Einzelfall die Jagd auf Wild, f&#252;r das wie beim Graureiher eine Jagdzeit nicht festgesetzt sei, unter anderem zu Vermeidung &#252;berm&#228;&#223;iger Wildsch&#228;den zulassen. Bei der nach pflichtgem&#228;&#223;en Ermessen zu treffenden Entscheidung seien die allgemeinen Belange des Natur- und Umweltschutzes, die sich in der Einbeziehung des Graureihers in den besonderen Artenschutz dokumentierten, gegen&#252;ber den privatwirtschaftlichen Interessen des betroffenen Fischz&#252;chters abzuw&#228;gen. Da zweifelhaft sei, ob der Abschu&#223; einiger oder mehrerer Graureiher &#252;berhaupt ein geeignetes Mittel sei, eine nachhaltige Verringerung der Fischreihersch&#228;den zu bewirken, k&#246;nne dem Antrag nicht stattgegeben werden. Solange nicht feststehe, ob der Abschu&#223; ein wirksames Mittel zur Schadensminderung sei, verbiete es sich nach dem ordnungsrechtlichen Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, dieses Mittel entgegen den &#252;bergeordneten Belangen des Natur- und Umweltschutzes einzusetzen. Im &#252;brigen treffe es auch nicht zu, da&#223; alle technischen bzw. akustischen Ma&#223;nahmen ergebnislos geblieben seien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid legte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 28. Juni 1983 Widerspruch ein und trug hierzu zur Begr&#252;ndung vor, der Reihereinfall auf dem Teichgut E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; habe sich gegen&#252;ber den Vorjahren weiter verst&#228;rkt. Anfang Mai seien 30 - 40 St&#252;ck gez&#228;hlt worden. Dies stelle eine Verdoppelung gegen&#252;ber den Vorjahren dar. Es bed&#252;rfe aufgrund vorliegender Gutachten &#252;ber Fischreihersch&#228;den keiner Frage, da&#223; bei einer Verdopplung des Reiherbestandes die Sch&#228;den nunmehr weitaus gr&#246;&#223;er w&#252;rden. Da nach &#167; 24 Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen die obere Jagdbeh&#246;rde zur Vermeidung &#252;berm&#228;&#223;iger Wildsch&#228;den die Bejagung des Graureihers zulassen k&#246;nne, sei sie im Hinblick auf den entstandenen Schaden verpflichtet, den Abschu&#223; von 40 Graureihern zu gestatten. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 26. Juli 1983 wies der Beklagte den Widerspruch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck. Vertiefend wird ausgef&#252;hrt, da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 24 Abs. 3 Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen kein unbedingter Rechtsanspruch auf die beantragte Abschu&#223;freigabe bestehe, diese Entscheidung vielmehr nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen entsprechend dem Zweck der Erm&#228;chtigung innerhalb der gesetzlichen Grenzen zu treffen sei. Grunds&#228;tzlich obliege es dem Betreiber einer intensiven Fischwirtschaft, sein Eigentum durch alle verf&#252;gbaren Ma&#223;nahmen von mechanischen und sonstigen Schutzvorrichtungen bis zu einer Umgestaltung der Produktionsfl&#228;chen selbst auf eigene Kosten gegen Sch&#228;den durch wildlebende Tiere zu sch&#252;tzen. Sei dies wegen der tats&#228;chlichen Gegebenheiten und der Beschr&#228;nkungen durch den Naturschutz nicht m&#246;glich, konzentriere sich die Problematik auf die entscheidende Frage, ob der t&#246;dliche Abschu&#223; mehrerer Graureiher zur nachhaltigen Schadensverringerung geeignet sei. Nach vorliegenden bayrischen Forschungsergebnisses sei aber die Wirksamkeit einer Bejagung als Vertreibungsmittel schon deshalb fraglich, weil die Reiher ein g&#252;nstiges Nahrungsgebiet nicht verlie&#223;en, sondern eher ihre Jagdzeit vom hellen Tag in die D&#228;mmerung und Nacht verlegten. Der Einzelabschu&#223; ohne weitere Verscheuchungsma&#223;nahmen habe sich als v&#246;llig wirkungslos erwiesen, denn neben den im Todeskampf zuckenden Reihern fielen bereits weitere Reiher ein und w&#252;rden zu fischen beginnen. Die &#252;berlebenden Reiher n&#228;hmen tote Artgenossen nicht zur Kenntnis, wenn diese nicht durch deutliche Angstbewegungen auf eine Gefahr aufmerksam machten. Aber auch angeschossene Reiher l&#246;sten bei den &#252;brigen eher Aggressionen statt deren Flucht aus. Der Abschu&#223; k&#246;nne daher nicht als geeignetes Mittel zur Vermeidung von &#252;berm&#228;&#223;igen Sch&#228;den anerkannt werden. Dar&#252;berhinaus w&#252;rde der Abschu&#223; zwangsl&#228;ufig wieder die Gefahr der Ausrottung begr&#252;nden, zu deren Abwendung gerade die ganzj&#228;hrige Schonzeit eingef&#252;hrt worden sei. Es lasse sich daher feststellen, da&#223; die Fischzuchtanlage sich bei einer Bejagung wegen der bekannten Sogwirkung des optimalen Nahrungsangebotes lediglich als Reiherfallen auswirken w&#252;rden, ohne da&#223; der Entstehung von Sch&#228;den nachhaltig entgegengewirkt w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der dagegen rechtzeitig am 4. August 1983 erhobenen Klage verfolgt der Kl&#228;ger sein Begehren weiter. Vertiefend weist er darauf hin, da&#223; vor der Unterschutzstellung im Jahre 1974 &#252;berm&#228;&#223;ige Sch&#228;den dadurch h&#228;tten abgewehrt werden k&#246;nnen, da&#223; die Graureiher bejagd worden seien, sobald sie die Gewohnheit angenommen hatten, ihren st&#228;ndigen Futterplatz an den Fischteichen einzunehmen. In den Jahren nach der Unterschutzstellung habe sich die Anzahl der Graureiher st&#228;ndig vermehrt. In der Ortschaft Sythen bei Haltern sei eine starke Kolonie entstanden. Von dort seien allj&#228;hrlich eine gro&#223;e Anzahl Graureiher zu seinen Fischteichen gekommen und h&#228;tten dort hohe Fischverluste verursacht. Die zust&#228;ndige Beh&#246;rde habe daher im Jahre 1975 20 Graureiher und im Jahre 1976 5 Graureiher zum Abschu&#223; freigegeben. Im Jahre 1977 und 1978 seien die Antr&#228;ge auf Abschu&#223; von Graureihern abgelehnt worden, um zun&#228;chst wissenschaftlich untersuchen zu lassen, ob eine Vertreibung der Graureiher durch gezielte Sch&#252;sse auf futterplatztreue V&#246;gel wirksam erreicht werden k&#246;nne. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch alle nur denkbaren Ma&#223;nahmen h&#228;tten jedoch die hohen Fischverluste nicht verringert werden k&#246;nnen. Der von ihm daher beauftragte Sachverst&#228;ndige Dr. Jens habe f&#252;r das Wirtschaftsjahr 1981 einen Schaden in H&#246;he von 188.700,00 DM ermittelt. Die Belastung des Erntewertes durch die Graureihersch&#228;den betrage danach 29,5 %. Die Ablehnung der Abschu&#223;freigabe sei daher ermessenswidrig. Jahrelange Erfahrungen h&#228;tten gezeigt, da&#223; alle mechanischen und sonstigen Schutzvorrichtungen im Ergebnis wirkungslos seien. Die jagdliche Erfahrung zeige jedoch, da&#223; durch gezielten Beschu&#223; ein starker Abschreckungseffekt erzielt werde. Die Durchf&#252;hrung des beantragten Abschusses sei die einzige aussichtsvolle Ma&#223;nahme, um den hohen Schaden abzuwenden. Eine Gef&#228;hrdung der gesamten Graureiherpopulation im m&#252;nsterl&#228;ndischen Raum sei nicht gegeben, da die Graureiherbest&#228;nde sich unter dem Schutz des Bejagungsverbotes so stark entwickelt h&#228;tten, da&#223; keine Gefahr f&#252;r ihren Bestand als Tierart mehr sichtbar sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">festzustellen, da&#223; der Bescheid des Beklagten vom 22. Juni 1983 und der Widerspruchsbescheid vom 26. Juli 1983 rechtswidrig gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte vertieft die Ausf&#252;hrungen der angefochtenen Bescheide und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor, die eingeholte gutachterliche Stellungnahme der Bundesforschungsanstalt best&#228;tige, da&#223; der Abschu&#223; von Graureihern in Fischzuchtbetrieben keine nachhaltige Scheuchwirkung besitze. Im &#252;brigen sei der Kl&#228;ger auch weniger an der beantragten Abschu&#223;freigabe interessiert, vielmehr gehe es ihm um die Durchsetzung von Entsch&#228;digungsanspr&#252;chen gegen das Land Nordrhein-Westfalen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Inaugenscheinnahme der streitbefangenen Teichg&#252;ter durch den Berichterstatter sowie durch Vernehmung der Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. Stichmann und Dr. Ueckermann in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 13. Juni 1984. Das Gericht hat ferner die Sachverst&#228;ndigen Dr. Mebs und Dr. Heddergott informatorisch geh&#246;rt. Wegen der Aussage der Sachverst&#228;ndigen wird auf das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 13.&#160;Juni 2984 Bezug genommen. Wegen des Ergebnisses des Ortstermins wird auf das Protokoll vom 9. Mai Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vortrags der Beteiligten und wegen des Sachverhalts im &#252;brigen wird auf den gesamten Inhalt der Streitakte, auf das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 13. Juni 1984, auf die von dem Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge (3 Hefte) sowie auf die von dem Beigeladenen vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge (3 Hefte) erg&#228;nzend Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als Fortsetzungsfeststellungsklage in entsprechender Anwendung von &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO - zul&#228;ssig, denn die Frage, ob der Kl&#228;ger Anspruch auf den erstrebten Verwaltungsakt hatte, ist pr&#228;judiziell f&#252;r die vom Kl&#228;ger beabsichtigte Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber nicht begr&#252;ndet, denn die Versagung der beantragten Abschu&#223;genehmigung f&#252;r den Abschu&#223; von 40 Graureihern ist zu Recht erfolgt. Mithin ist der Bescheid des Beklagten vom 22. Juni 1983 und der hierzu ergangene Widerspruchbescheid vom 26. Juli 1983 nicht rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r das Begehren des Kl&#228;gers ist &#167; 24 Abs. 3 b) des Landesjagdgesetzes Nordrhein-Westfalen - LJG NW - in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Juli 1978 (GV NW S. 318). Danach kann die obere Jagdbeh&#246;rde in Einzelf&#228;llen die Jagd auf Wild, f&#252;r das eine Jagdzeit nicht festgesetzt ist, zur Vermeidung &#252;berm&#228;&#223;iger Wildsch&#228;den zulassen. Die beantragte Abschu&#223;freigabe f&#252;r 40 Graureiher, f&#252;r die gem&#228;&#223; &#167;&#160;22 Abs. 2 des Bundesjagdgesetzes - BJG - in der Fassung der Bekanntmachung vom 29.&#160;September 1976 (BGBl. I 2849) i.&#160;V.&#160;m. &#167; 1 der Verordnung &#252;ber Jagdzeiten - JagdzeitVO - vom 2. April 1977 (BGBl. I 531) eine Jagdzeit nicht festgesetzt ist und die danach gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 2 BJG w&#228;hrend des ganzen Jahres mit der Jagd zu verschonen sind, stand in pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen des Beklagten. Gem&#228;&#223; &#167; 40 des Verwaltungsverfahrensgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - VwVfG NW - in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. Dezember 1976 (GV NW S. 438) hat die Beh&#246;rde ihr Ermessen entsprechend dem Zweck der Erm&#228;chtigung auszu&#252;ben und die gesetzlichen Grenzen des Ermessens einzuhalten. Die Verwaltungsgerichte haben demnach lediglich dar&#252;ber zu entscheiden, ob die sachlichen Voraussetzungen f&#252;r eine Ermessensentscheidung vorgelegen haben und ob die Ablehnung des Verwaltungsaktes rechtswidrig gewesen ist, weil die gesetzlichen Grenzen des Ermessens &#252;berschritten worden sind oder von dem Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht worden ist (vgl. &#167; 114 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei der nach &#167; 24 Abs. 3 b) LJG NW zu treffenden Ermessensentscheidung ist einerseits dem wirtschaftlichen Interesse des durch Wildsch&#228;den Betroffenen, andererseits den Belangen des Natur- und Tierschutzes Rechnung zu tragen. Der Beklagte hat s&#228;mtliche in Betracht kommenden Gesichtspunkte gesehen und bei seiner Entscheidung ber&#252;cksichtigt. Die Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen hat er in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung entsprechenden ermessensfehlerfreien Weise vorgenommen. In nicht zu beanstandender Weise ist er dabei zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; unter Ber&#252;cksichtigung der Besonderheiten des vorliegenden Falles dem Schutz der Graureiher Vorrang vor den privatwirtschaftlichen Interessen des Kl&#228;gers geb&#252;hrt. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Rechtswidrigkeit des angegriffenen Verwaltungsaktes ergibt sich insbesondere nicht daraus, da&#223; der Beklagte in unzutreffender Weise davon ausgegangen w&#228;re, der Kl&#228;ger h&#228;tte nicht alle m&#246;glichen und verf&#252;gbaren Ma&#223;nahmen von mechanischen und sonstigen Schutzvorrichtungen zum Schutz seiner Fischteichanlage vor Sch&#228;den durch Graureiher erprobt. Soweit der Beklagte in seinem Bescheid vom 22. Juni 1983 darauf hingewiesen hat, da&#223; nicht alle Abwehrma&#223;nahmen ergebnislos geblieben seien, insbesondere der sogenannte "Winkemann" guten Erfolg gehabt habe, hat zwar die Beweisaufnahme in der m&#252;ndlichen Verhandlung ergeben, da&#223; bei dem gegenw&#228;rtigen Erkenntnisstand mechanische oder akustische Schutzma&#223;nahmen wegen der Gr&#246;&#223;e der einzelnen Teiche des Kl&#228;gers nicht m&#246;glich sind. Bez&#252;glich des Einsatzes eine "Winkemanns" hat der Sachverst&#228;ndige Dr. Ueckermann ausgef&#252;hrt, da&#223; die Versuche mit dem "Winkemann" noch nicht abgeschlossen seien, und daher eine wissenschaftlich fundierte Aussage zur Zeit noch nicht getroffen werden k&#246;nne. Der Beklagte hat jedoch erkennbar seine Entscheidung nicht ma&#223;geblich darauf gest&#252;tzt, da&#223; andere - im Hinblick auf den Vorrang des Naturschutzes vorrangig zu treffende - Abwehrma&#223;nehmen nicht erprobt worden seien. Sollte sich jedoch im Rahmen der Versuchsreihe herausstellen da&#223; der "Winkemann" geeignet ist, den Graureiherbefall wirksam zu verhindern, w&#228;re ein Abschu&#223; der Graureiher schon deshalb zu versagen, weil der Abschu&#223; der unter Naturschutz stehenden Tiere aus Gr&#252;nden der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit nur als ultima ratio f&#252;r den Fall des Ausscheidens anderer zumutbarer Mittel in Betracht kommen kann.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vielmehr hat der Beklagte entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers zu Recht darauf abgestellt, da&#223; der t&#246;dliche Abschu&#223; kein geeignetes Mittel zur Verminderung der durch die Graureiher verursachten Sch&#228;den ist. Aufgrund des dem Beklagten vorliegenden Ergebnisses des Forschungsauftrages des Diplombiologen Hans Utschik &#252;ber die &#246;kologische Situation des Graureihers in Bayern in den Jahren 1977 bis 1979 konnte der Beklagte davon ausgehen, dass der Einzelabschu&#223; von Graureihern v&#246;llig wirkungslos ist. Die von dem Diplombiologen Utschik in seinem Gutachten getroffene Feststellung, abgeschossene Reiher w&#252;rden bei entsprechender Attraktivit&#228;t der Fischgew&#228;sser sehr rasch wieder ersetzt (Falleneffekt), ist in der m&#252;ndlichen Verhandlung durch den Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. Stichmann in eindrucksvoller Weise best&#228;tigt worden. Danach geht von einem Abschu&#223; eine verscheuchende Wirkung auf andere Artgenossen nicht aus. Nach Ansicht des Gutachters nehmen die Tiere von dem Tod von Artgenossen so gut wie keine Notiz. Im Einzelfall k&#246;nnen sie sogar aggressiv reagieren. Auch Angstschreie von angeschossenen Tieren zeigten auf Dauer keine Wirkung. Auf ausdr&#252;ckliches Befragen hat der Gutachter erkl&#228;rt, da&#223; der Abschu&#223; von 40 Graureihern w&#228;hrend eines Jagdjahres f&#252;r das Teichgut I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; keine Entlastung hinsichtlich des Graureihereinfalls bedeuten w&#252;rde. Nach Ansicht des Gutachters w&#228;re die verscheuchende Wirkung im Ergebnis gleich Null. Der dezimierende Effekt w&#252;rde nach seiner Auffassung nur f&#252;r kurze Zeit anhalten. Im Hinblick auf die von dem Teichgut ausgehende Sogwirkung w&#252;rde der Bestand jedoch nach einiger Zeit wieder aufgef&#252;llt sein. Die von dem Kl&#228;ger angezweifelte Sogwirkung hat der Gutachter insoweit in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des Diplombiologen Utschik nach Auffassung der Kammer &#252;berzeugend damit begr&#252;ndet, da&#223; die Graureiher sehr mobil sind und daher Graureiher aus den Gebieten, in denen wenige Nahrungsm&#246;glichkeiten vorhanden sind, zu dem Teichgut des Kl&#228;gers, das hervorragende Futterbedingungen f&#252;r Graureiher aufweist, abwandern w&#252;rden. Die Kammer hat keinen Anla&#223;, an den klaren, in sich widerspruchsfreien und nachvollziehbaren Ausf&#252;hrungen des Gutachters zu zweifeln. Da nach den Ausf&#252;hrungen des Gutachters die erhoffte Schadensminderung durch den beantragten Abschu&#223; von 40 Graureihern nicht eintreten kann, hat der Beklagte im Ergebnis zu Recht den beantragten Abschu&#223; der Graureiher als ungeeignetes Mittel abgelehnt. Der Beklagte hat dabei auch zutreffend in seine &#220;berlegungen mit einbezogen, da&#223; im Hinblick auf die durch den Gutachter best&#228;tigte Sogwirkung eine Schadensminderung erst dann zu erwarten ist, wenn der Gesamtbestand der Reiherpopulation, die das Teichgut E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; anfliegen k&#246;nnen, derart stark dezimiert worden ist, da&#223; die Sogwirkung auf im &#252;brigen Bundesgebiet vorhandene Graureiher nicht mehr zum Tragen kommen kann. In letzter Konsequenz w&#252;rde das - wie der Gutachter ausgef&#252;hrt hat - zum Abschu&#223; des letzten Reihers Deutschlands an einem der vorhandenen Teichg&#252;ter f&#252;hren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da der Beklagte danach im Ergebnis zu Recht die Abschu&#223;freigabe mit der Begr&#252;ndung abgelehnt hat, durch den Abschu&#223; der Graureiher k&#246;nne der Schaden nicht vermindert werden, kam es auf die vorrangig zu kl&#228;rende Frage, ob &#252;berhaupt ein &#252;berm&#228;&#223;iger Wildschaden vorliegt, nicht mehr an. Die Beteiligten gehen zwar aufgrund des vom Kl&#228;ger eingeholten Gutachtens des Dr. Jens vom 3. Mai 1982 &#252;bereinstimmend davon aus, da&#223; es sich bei dem von Dr. Jens mit 29,5 % errechneten Schaden um einen &#252;berm&#228;&#223;igen Wildschaden handelt. Da der von Dr. Jens ermittelte Schaden jedoch nach den Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers in der m&#252;ndlichen Verhandlung nach Abzug der nat&#252;rlichen Sch&#228;den, bezogen auf die tats&#228;chlich erzielte Ernte, errechnet worden ist, ist diese Schadensberechnung nach Auffassung der Kammer nicht geeignet, einen &#252;berm&#228;&#223;igen Wildschaden nachzuweisen. Der zur H&#246;he des Schadens informatorisch geh&#246;rte Dr. Heddergott, Gesch&#228;ftsf&#252;hrer des Landesfischereiverbandes, hat hierzu auf Befragen erkl&#228;rt, da&#223; die Verluste in der Teichwirtschaft durch Reiher abh&#228;ngig von der Bewirtschaftung des Teichgutes sind. Danach ist der Verlust um so h&#246;her, je kleiner die Fische sind. Den nat&#252;rlichen Verlust an Kleinfischen in der hier streitbefangenen Fischzuchtanlage hat Dr. Heddergott mit 50 - 55 % gesch&#228;tzt. Wenn diese Zahlen zutreffen und gleichzeitig die Aussage zutreffend ist, da&#223; die Graureihersch&#228;den bei kleinen Fischen besonders hoch sind, dann m&#252;&#223;te dies bedeuten, da&#223; bei dem behaupteten 30%igen Graureiherschaden, bei dem alle Fischgr&#246;&#223;en einbezogen sind, der Verlust durch Graureihersch&#228;den bei kleinen Fischen die verbleibenden 40 % ausmacht mit der Folge, da&#223; bei kleinen Fischen ein ca. 90%iger Ernteausfall besteht. Einen ca. 90%igen Ernteausfall bei kleinen Fischen hat der Kl&#228;ger jedoch nicht behauptet und erscheint auch wenig glaubhaft. Nach Auffassung der Kammer h&#228;tte daher der Schaden in der Weise ermittelt werden m&#252;ssen, da&#223; der allein durch Graureiher verursachte Schaden in Bezug gesetzt wird zu dem Schaden, der auf andere Ursachen zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Nach Auffassung der Kammer ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; die dann ermittelte Prozentzahl deutlich niedriger liegt. Dies ist nach Auffassung der Kammer deshalb erforderlich, weil der Gesetzgeber durch die Verwendung des Begriffes "&#252;berm&#228;&#223;ig" zum Ausdruck gebracht hat, da&#223; nicht schon jede &#252;bliche Schadensverursachung durch die dem Jagdrecht unterliegenden Tiere eine Verringerung des Wildbestandes rechtfertigt. Vielmehr wird ein Eingriff in die vom Verordnungsgeber festgesetzten Schonzeiten nur dann zu rechtfertigen sein, wenn, insbesondere an Zuchtteichen, ein das &#252;bliche Ma&#223; erheblich &#252;bersteigender Wildschaden entstanden ist, so da&#223; eine notstands&#228;hnliche Lage eingetreten ist, die mit normalen und zumutbaren M&#246;glichkeiten nicht zu meistern ist und Abhilfe durch au&#223;erordentliche Ma&#223;nahmen verlangt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vgl. Hessischer Verwaltungsgerichtshof, Urteil vom 28.&#160;Juli 1977, V OE 12/77, in: Recht der Landwirtschaft, 1978 S. 10 ff. m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Besonders strenge Anforderungen an die Ermittlung des "&#252;berm&#228;&#223;igen" Wildschadens wird man nach Auffassung der Kammer auch deshalb stellen m&#252;ssen, weil der Kl&#228;ger durch die Form der Bewirtschaftung des Teichgutes &#160;geringe Tiefe, gro&#223;e Fl&#228;chen - eine ma&#223;gebliche Ursache f&#252;r den ungew&#246;hnlichen Reiherbefall gesetzt hat. Eine Verlagerung des damit grunds&#228;tzlich vom Kl&#228;ger zu tragenden Schadensrisikos ist nur ganz ausnahmsweise und unter besonderen Voraussetzungen, die, wie ausgef&#252;hrt, vorliegend nicht gegeben sind, zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs.1, Abs. 2 VwGO. Es bestand kein Anla&#223;, dem Kl&#228;ger aus Billigkeitsgr&#252;nden die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beigeladenen aufzuerlegen, der selbst nicht mit dem Kostenrisiko belastet war, da er keine Antr&#228;ge gestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung folgt aus &#167; 167 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 der Zivilprozessordnung.</p>
315,686
olgk-1984-06-07-3-ss-29584
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ss 295/84
1984-06-07T00:00:00
2019-03-13T15:11:16
2019-03-27T09:42:28
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1984:0607.3SS295.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen hinsichtlich der Verurteilung wegen der Tat am 7. September 1982 sowie im Gesamtstrafenausspruch aufgehoben.</p> <p></p> <p>II. Hinsichtlich der Verurteilung wegen der Tat am 30. M&#228;rz 1982 wird die Revision als unbegr&#252;ndet verworfen (&#167; 349 Abs. 2 StPO).</p> <p></p> <p>III. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Revision, an eine andere Strafkammer des Landgerichts Aachen zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Amtsgerichts D&#252;ren ist die Angeklagte wegen Diebstahls (&#167;&#167; 242, 25 Abs. 2 StGB; Tat am 30. M&#228;rz 1982) zu einer Geldstrafe von 50 Tagess&#228;tzen zu je 50,- DM verurteilt worden. Ferner hat das Amtsgericht Eschweiler die Angeklagte wegen eines weiteren Diebstahls (&#167; 242 StGB; Tat am 7. September 1982) zu einer Freiheitsstrafe von einem Monat mit Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung verurteilt. Auf ihre Berufungen hat das Landgericht die Verfahren verbunden und die Angeklagte wegen Diebstahls in zwei F&#228;llen unter Aufrechterhaltung der Einzelstrafen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Monaten mit Strafaussetzung zur Bew&#228;hrung verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Revision der Angeklagten, mit der sie die Verletzung f&#246;rmlichen und sachlichen Rechts r&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Soweit sich die Revision gegen die Verurteilung der Angeklagten wegen des am 30. M&#228;rz 1982 begangenen Diebstahls richtet, war das Rechtsmittel als offensichtlich unbegr&#252;ndet zu verwerfen (&#167; 349 Abs. 2 StPO). Die Nachpr&#252;fung des Urteils auf Grund der Revisionsrechtfertigung hat einen Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten nicht ergeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Verurteilung der Angeklagten wegen des weiteren Diebstahls greift jedoch die R&#252;ge einer Verletzung des &#167; 265 Abs. 1 StPO durch. Insoweit war das Urteil aufzuheben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an die Vorinstanz zur&#252;ckzuverweisen (&#167; 349 Abs. 4, &#167; 354 StPO).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wie die Revision in zul&#228;ssiger Weise geltend macht, ist der Angeklagten zun&#228;chst zur Last gelegt worden, am 7. September 1982 im E.-Warenhaus in E. Waren im Wert von ca. 57,- DM entwendet zu haben. Die Verurteilung durch das Landgericht hat zwar dieselbe Tat im verfahrensrechtlichen Sinne zum Gegenstand. Die Strafkammer hat jedoch nicht ausschlie&#223;en k&#246;nnen, da&#223; die Angeklagte wegen eines unwiderstehlichen Hangs zum Stehlen im Zeitpunkt der angeklagten Tat schuldunf&#228;hig war (&#167; 20 StGB). Sie hat die Verurteilung darauf gest&#252;tzt, da&#223; die Angeklagte von ihrem Hang schon seit langem gewu&#223;t habe. Dementsprechend habe sie es schon vor Erreichen des Zustand es der Schuldunf&#228;higkeit in Kauf genommen, da&#223; es zu jenem Diebstahl kommen werde (sog. actio libera in causa).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage h&#228;tte es vorliegend eines f&#246;rmlichen Hinweises nach &#167; 265 Abs. 1 StPO bedurft, um die Angeklagte auf die ver&#228;nderte Sachlage hinzuweisen. Diese Vorschrift, die nach ihrem Wortlaut nur die F&#228;lle einer Ver&#228;nderung des rechtlichen Gesichtspunkts betrifft, war auf den vorliegenden Fall analog anzuwenden. Der Senat folgt damit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Dieser hat in fr&#252;heren Entscheidungen (BGHSt 19, 88; 28, 196; ebenso OLG Schleswig MDR 1980, 516; s.a. Gollwitzer in L&#246;we/Rosenberg, 21. Aufl., &#167; 265 StPO Rn. 81; D&#252;nnebier, JR 1964, 66; a.A. Paulus in KMR, 7. Aufl., &#167; 265 StPO Rn. 33; Meyer, GA 1965, 257) ausgef&#252;hrt, da&#223; es eines f&#246;rmlichen Hinweises jedenfalls dann bedarf, wenn die &#196;nderung f&#252;r die Verurteilung wesentlicher tats&#228;chlicher Gesichtspunkte - wie hier die Tatzeit - betrifft. Nunmehr hat sich die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs dahin gefestigt, da&#223; ein f&#246;rmlicher Hinweis jedenfalls dann erforderlich ist, wenn in dem betreffenden Fall der Schuldvorwurf durch die &#196;nderung der Tatzeit eine wesentliche Ver&#228;nderung erf&#228;hrt oder die Tatzeit f&#252;r den Schuldvorwurf von ausschlaggebender Bedeutung ist (BGH NStZ 1981, 191 m.w.N.; s.a. KK-H&#252;rxthal, &#167; 265 StPO, Rn. 24; offengelassen: BGHSt 19, 144).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">So liegt es hier. Zwar hat das Berufungsgericht die Tatzeit nicht ausgetauscht. Hinsichtlich des objektiven Geschehens der Wegnahme fremder Sachen ist die Tatzeit unver&#228;ndert geblieben; die Strafkammer hat jedoch der Tat einen wesentlich erweiterten Tatzeitraum zugrundegelegt (dazu vgl. OLG Schleswig MDR 1980, 516). W&#228;hrend nach der Anklage die Tat nur am 7. September 1982 im E. - SB - Warenhaus in E. begangen worden sein soll, hat nach den Feststellungen der Strafkammer die Angeklagte m&#246;glicherweise schon wesentliche Zeit fr&#252;her schuldhaft den sp&#228;teren Kausalverlauf in Gang gesetzt. Bei der vors&#228;tzlichen "actio libera in causa" liegt der Schuldvorwurf nicht in der Begehung der im Zustand der Schuldunf&#228;higkeit ausgef&#252;hrten Tat, sondern in dem zielgerichteten Sichversetzen in den Zustand der Schuldunf&#228;higkeit (vgl. BGHSt 17, 333, 334 f). Die &#196;nderung war f&#252;r den Schuldvorwurf von ausschlaggebender Bedeutung, da sich der Schuldvorwurf objektiv auf eine neue Tatsachengrundlage stellt. Die Ver&#228;nderung war danach mindestens ebenso schwerwiegend f&#252;r die Angeklagte und ihre Verteidigung wie eine Ver&#228;nderung des rechtlichen Gesichtspunktes, f&#252;r den &#167; 265 Abs. 1 StPO unmittelbar gilt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach Lage der Sache ist auch nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; das Urteil auf dem ger&#252;gten Versto&#223; beruht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen w&#228;re die Verfahrensr&#252;ge auch unter dem rechtlichen Gesichtspunkt des &#167; 265 Abs. 4 StPO begr&#252;ndet. Jedenfalls danach durfte das Landgericht die Angeklagte nicht dar&#252;ber im unklaren lassen, da&#223; die Verurteilung auf eine andere tats&#228;chliche Grundlage gestellt werden sollte. Allerdings bedurfte es insoweit eines f&#246;rmlichen Hinweises nicht. Es h&#228;tte gen&#252;gt, da&#223; die erforderliche Unterrichtung der Angeklagten schon durch den Gang der Verhandlung geschehen w&#228;re, was auch aufgrund eingeholter &#196;u&#223;erungen erwiesen werden kann. Der vorliegende Fall entspricht indes der Fallgestaltung, die der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 15. November 1978 (BGHSt 28, 196) zugrundeliegt. Auch hier ist schon den Urteilsgr&#252;nden zu entnehmen, da&#223; den Anforderungen nicht hinreichend Rechnung getragen worden ist, da die neuen Tatsachen au&#223;er in der rechtlichen W&#252;rdigung nur im Zusammenhang mit dem Sachverst&#228;ndigengutachten erw&#228;hnt sind. Die Rechtsausf&#252;hrungen lassen aber nicht erkennen, da&#223; die diesbez&#252;glichen Gesichtspunkte Gegenstand einer besonderen Er&#246;rterung mit der Angeklagten gewesen sind. Auch die Wiedergabe der Bem&#252;hungen, die Angeklagte zu einer Einlassung zu dem Tatgeschehen zu bewegen, lassen die Annahme zu, da&#223; die Angeklagte nicht auch eindeutig dar&#252;ber aufgekl&#228;rt worden ist, da&#223; ihre Schuld nunmehr auf tats&#228;chliche Umst&#228;nde gest&#252;tzt werden sollte, die der Wegnahmehandlung vorausgingen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die erneute Hauptverhandlung wird darauf hingewiesen, da&#223; eine Verurteilung wegen vors&#228;tzlicher "actio libera in causa" die Feststellung verlangt, da&#223; der T&#228;ter zu einem bestimmten Zeitpunkt, in dem er - jedenfalls noch eingeschr&#228;nkt - schuldf&#228;hig war, durch ein konkretes Tun oder pflichtwidriges Unterlassen eine entscheidende Ursache f&#252;r das sp&#228;tere Geschehen in Gang setzte. Der Vorsatz mu&#223; sich dabei auf die Begehung eines bestimmten, nicht notwendig schon in allen Einzelheiten konkretisierten, Delikts beziehen (vgl. BGHSt 17, 259; 21, 381; BGH NJW 1977, 590; Lenckner in Sch&#246;nke/Schr&#246;der, 21. Aufl., &#167; 20 Rn. 36). Auch mu&#223; sich der Vorsatz auf die Herbeif&#252;hrung des unfreien Zustandes selbst erstrecken (BGHSt 23, 133, 135; BayObLG bei R&#252;th, DAR 1982, 250; Puppe, JuS 1980, 346, 348 m.w.N.; str.). Insoweit w&#252;rde es im Falle einer erneuten Verurteilung unter dem Gesichtspunkt der vorverlagerten Schuld zus&#228;tzlicher Feststellungen (insbesondere dazu, wann die Ursache f&#252;r die sp&#228;tere Tat gesetzt worden ist, inwieweit diese schon bestimmt war und wann der unfreie Zustand eintrat) im Urteil bed&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen h&#228;tte auch der Rechtsfolgenausspruch allein keinen Bestand haben k&#246;nnen, da die Verurteilung der Angeklagten zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Monaten das Verbot der Schlechterstellung (&#167; 331 StPO) verletzt. Da die Angeklagte in beiden Urteilen des ersten Rechtszuges insgesamt nur zu einer Freiheitsstrafe von einem Monat sowie einer Geldstrafe von 50 Tagess&#228;tzen verurteilt worden war, durfte sie auf ihr alleiniges Rechtsmittel nach Verbindung der Sachen nicht zu einer Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt werden, welche die H&#246;he der im ersten Rechtszug ausgesprochenen Freiheitsstrafe &#252;berstieg. Vorliegend ist &#252;bersehen, da&#223; eine Freiheitsstrafe stets gegen&#252;ber einer Geldstrafe als die schwerere Strafe gilt, d.h. auch dann; wenn sie niedriger als die der Geldstrafe entsprechende Ersatzfreiheitsstrafe bemessen wird (vgl. Gollwitzer in L&#246;we/Rosenberg, StPO, 23. Aufl., &#167; 331 Rn. 71; KMR-Paulus, StPO, 7. Aufl., &#167; 331 Rn. 22, 33 je m. weit. Nachw.; s.a. BGH bei Holtz, MDR 1977, 109; BayObLG MDR 1975, 161; OLG Karlsruhe NStZ 1983, 137 m. Anm. Ru&#223;). Wird danach in der erneuten Verhandlung wegen der Tat vom 7. September 1982 erneut auf eine Einzelstrafe von einem Monat Freiheitsstrafe erkannt, ist die Bildung einer Gesamtstrafe nicht m&#246;glich.</p>
315,687
lg-krefeld-1984-06-07-3-s-22083
{ "id": 813, "name": "Landgericht Krefeld", "slug": "lg-krefeld", "city": 448, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 S 220/83
1984-06-07T00:00:00
2019-03-13T15:11:18
2019-03-27T09:42:28
Urteil
ECLI:DE:LGKR:1984:0607.3S220.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 05. Juli 1983 ver-</p> <p>k&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Krefeld (8 C 159/83) wird</p> <p>auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">ZPO abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, in der Sache selbst je-</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">doch ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte keinen Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 812</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">BGB aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">auf R&#252;ckzahlung des klageweise geltend gemachten Betrages in</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">H&#246;he von 775,43 DM nach Ma&#223;gabe seiner Berechnung vom 27. 01.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1983 (Blatt 8 der Akten).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die in &#167; 6 des Fernw&#228;rmelieferungs-Vertrages</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">in seiner letzten Fassung vereinbarte Preisgleitklausel zum</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">01.06.1981 rechtswirksam ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mithin war der Kl&#228;ger zur Zahlung derjenigen Betr&#228;ge ver-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">pflichtet, deren R&#252;ckerstattung er nunmehr klageweise ver-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">langt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Befugnis der Beklagten, den bestehenden Fernw&#228;rmelieferungs-</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vertrag, insbesondere die urspr&#252;nglich vereinbarte Preisgleit-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">klausel, einseitig zu &#228;ndern, ergibt sich aus &#167; 24 Abs. 3 der</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">AVB-Fernw&#228;rme. Die gesetzliche Erm&#228;chtigung zum Erla&#223; dieser</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Verordnung wiederum folgt aus &#167; 27 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In &#220;bereinstimmung mit der 1. Zivilkammer des Landgerichts</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Krefeld (Urteil vom 22.12.1982 1 S 143/82) steht die Kammer</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">auf dem Standpunkt, da&#223; die Beklagte nach Ma&#223;gabe der zitierten Vorschriften grunds&#228;tzlich dazu berechtigt ist, in der hier vorgenommenen Form die bisher vereinbarte Preisgleitklausel einseitig zu &#228;ndern. Insbesondere ist die r&#252;ckwirkende</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Einbeziehung "alter Vertr&#228;ge" unter die AVB-Fernw&#228;rme als ver-</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">fassungsrechtlich unbedenklich anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#167; 27 AGBGB entspricht den Erfordernissen des Artikel 80 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Grundgesetz, wonach Inhalt, Zweck und Ausma&#223; der den Verordnungs-</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">gebern erteilten Erm&#228;chtigung gesetzlich hinreichend bestimmt</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">sein m&#252;ssen und ist daher als Verordnungsgrundlage wirksam.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diesen Bestimmtheitserfordernissen nach Artikel 80 Grundgesetz</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">steht nicht entgegen, da&#223; &#167; 27 AGBGB dem Verordnungsgeber auf-</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">gibt, die allgemeinen Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Fern-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">w&#228;rme "ausgewogen" zu gestalten. Der Begriff der Ausgewogenheit</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">stellt einen unbestimmten Rechtsbegriff dar, der inhaltlich be-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">stimmbar und daher gerichtlich nachpr&#252;fbar ist (vgl. dazu Witzel,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Verordnung &#252;ber allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">mit Fernw&#228;rme (Seite 30; LG Krefeld a.a.0.).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">AVB-Fernw&#228;rme wiederum, insbesondere der hier ma&#223;gebliche</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">&#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme, findet ihre Rechtsgrundlage in &#167; 27</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">AGBGB.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kammer stimmt der von der 1. Zivilkammer vertretenen Auf-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">fassung zu, da&#223; auch die Regelung der Preisgleitklausel durch &#167; 27</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">AGBGB gedeckt ist. &#167; 27 AGBGB sieht vor, da&#223; durch Rechtsverordnung</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Regelungen &#252;ber den Vertragsschlu&#223;, den Gegenstand und die Be-</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">endigung der Vertr&#228;ge getroffen sowie die Rechte und Pflichten</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">der Vertragspartner festgelegt werden k&#246;nnen. Dem mu&#223; entnommen</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">werden, da&#223; alle f&#252;r einen Energielieferungsvertrag wesentlichen</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Elemente unter die Verordnungserm&#228;chtigung fallen. Zu diesen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">wesentlichen Elementen des Vertrags ist insbesondere die Zahlung</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">des Entgelts als Pflicht des Fernw&#228;rmeabnehmers zu rechnen. Ber&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">sichtigt man ferner, da&#223; es sich beim Fernw&#228;rmelieferungsvertrag</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">um ein Dauerschuldverh&#228;ltnis handelt, so stellt eine Preis&#228;nderungs-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">klausel bei einem solchen auf l&#228;ngere Zeit angelegten Vertragsver-</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">h&#228;ltnis ein wesentliches Element dieses Vertrags dar. Insofern</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">wird daher die Regelung der Preisgleitklausel nach Ma&#223;gabe des &#167;</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme durch die Erm&#228;chtigungsnorm &#167; 27 AGBG ge-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">deckt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Bestimmung des &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme erm&#246;glicht ferner die Er-</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">m&#228;chtigung zur einseitigen &#196;nderung von Preisgleitklauseln auch</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">in bestehende Vertr&#228;ge. In &#220;bereinstimmung mit der zitierten Ent-</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">scheidung ist festzuhalten, da&#223; die r&#252;ckwirkende Einbeziehung</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">alter Vertr&#228;ge unter die AVB-Fernw&#228;rme verfassungsrechtlich unbe-</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">denklich ist. Es handelt sich n&#228;mlich hier nicht um einen Fall</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">echter, sondern um einen solchen unechter R&#252;ckwirkung. Unechte</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">R&#252;ckwirkung deshalb, weil es hier um eine Einwirkung auf gegen-</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">seitige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte und Rechtsbe-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">ziehungen geht. In F&#228;llen dieser Art ist das Vertrauen des</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">einzelnen auf den Fortbestand einer Regelung (so des Vertrages)</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">mit der Bedeutung des gesetzgeberischen Anliegens f&#252;r das Wohl der</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Allgemeinheit abzuw&#228;gen (LG Krefeld a.a.O.). Die Abw&#228;gung er-</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">gibt, da&#223; das Vertrauen des einzelnen Abnehmers zur&#252;ckzutreten</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">hat hinter Belangen des Allgemeinwohls. Die M&#246;glichkeit der ein-</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">seitigen &#196;nderung der Preise bei der Versorgung mit Fernw&#228;rme</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">ist geschaffen worden, um alle Bezieher m&#246;glichst unter gleichen</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">preislichen Bedingungen beliefern zu k&#246;nnen. Dies dient insbe-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">sondere in Zeiten der Verknappung und Verteuerung der Energie dem</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Allgemeinwohl. Das bedeutet, da&#223; im Einzelfall die &#196;nderung der</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">bisherigen Rechtsposition hingenommen werden mu&#223;. Verfassungs-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">rechtliche Bedenken bestehen daher nicht (LG Krefeld a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Beklagte im vorliegenden</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Fall dar&#252;ber hinaus den Erfordernissen des &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fern--</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">w&#228;rme gerecht geworden ist, als sie im April 1981 die &#196;nderung der</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">bisher vereinbarten Preis&#228;nderungsklausel vornahm.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">&#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme schreibt vor, da&#223; Preis&#228;nderungs-</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">klauseln nur so gestaltet sein d&#252;rfen, da&#223; sie sowohl die Kosten-</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">entwicklung bei Erzeugung und Bereitstellung der Fernw&#228;rme durch</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">das Unternehmen als auch die jeweiligen Verh&#228;ltnisse auf dem</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">W&#228;rmemarkt angemessen ber&#252;cksichtigen. Ferner m&#252;ssen die ma&#223;geb-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">lichen Berechnungsfaktoren vollst&#228;ndig und in allgemein ver-</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndlicher Form ausgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Diesen Erfordernissen ist die Beklagte, jedenfalls in dem hier</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">zu entscheidenden Fall, in ausreichender Weise gerecht geworden.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Wie sich aus der Formulierung von &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme er-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">gibt, m&#252;ssen bei Preis&#228;nderungsklauseln die ma&#223;geblichen Be-</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">rechnungsfaktoren vollst&#228;ndig und in allgemein verst&#228;ndlicher</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Form ausgewiesen werden. Diesem Erfordernis hat die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Rechnung getragen. Im Rahmen der &#246;ffentlichen Bekanntgabe der Preis&#228;nderungsklausel vom 08.04.1981(ver&#246;ffentlicht am 15.04.1981, Blatt 40 der Akten) hat die Beklagte die neue Preis&#228;nderungsklausel erl&#228;utert, indem sie die</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Berechnungsformel dargelegt hat, nach der der nunmehr geforderte</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Preis berechnet wird. Ferner hat sie die einzelnen Elemente der</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Formel jedenfalls soweit n&#228;her bezeichnet, da&#223; f&#252;r den Abnehmer</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">erkennbar war, aus welchen Elementen sich die neue Klausel zu-</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">sammensetzt und zu welchen Prozents&#228;tzen die einzelnen Berechnungs-</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">faktoren Anwendung gefunden haben. Zwar ist dem Kl&#228;ger zuzugeben,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">da&#223; es f&#252;r einen Laien nicht immer einfach ist, die einzelnen</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Kriterien der neuen Preis&#228;nderungsklausel zu erfassen und nachzu-</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">vollziehen. In dem Zusammenhang ist aber darauf zu verweisen, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">die branchen&#252;blichen Preis&#228;nderungsklauseln bei der Fernw&#228;rmever-</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">sorgung grunds&#228;tzlich verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kompliziert sind, anderer-</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">seits aber eine wesentliche Vereinfachung kaum m&#246;glich sein</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">d&#252;rfte (vgl. dazu Hermann Recknagel-Schmidt-Salzer, Kommentar</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">zu den allgemeinen Versorgungsbedingungen, Band II &#167; 24 Anmerkung 33)</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Die hier streitige Klausel war jedoch hinreichend erl&#228;utert , wobei anzumerken ist, dass der Kl&#228;ger selbst in seiner Berechnung (Bl. 40d.A.) it der Formel zu arbeiten wei&#223;.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle hat die Beklagte die ma&#223;geblichen Berechnungsfaktoren, n&#228;mlich die wesentlichen Kosteneinflu&#223;gr&#246;&#223;en ( Brennstoffkosten, Lohn usw.) dargelegt. So ist auch f&#252;r einen Laien bei sorgfaltigem Studium der Preis&#228;nderungsklausel erkennbar, zu welchen Prozents&#228;tzen welche Berechnungsfaktoren in die neue Formel Eingang gefunden haben. H&#246;here Anforderungen wird man angesichts der nicht zu vermeidenden Schwierigkeit des</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Sachverhaltes jedenfalls im Rahmen des &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fern-</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">w&#228;rmeverordnung nicht fordern k&#246;nnen. Eine andere Frage ist,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">ob die Beklagte bei der Gestaltung der hier, streitigen neuen</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Preis&#228;nderungsklausel den weiteren Erfordernissen des &#167; 24 Abs.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">3 AVB-Fernw&#228;rme Rechnung getragen hat.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">In dem Zusammenhang kam die bereits mehrmals zitierte Ent-</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">scheidung der 1. Zivilkammer des Landgerichts zu dem Ergebnis,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Beklagte in dem damals zu entscheidenden Fall nicht</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">ausreichend dargelegt habe, die jeweiligen Verh&#228;ltnisse auf dem</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">W&#228;rmemarkt angemessen ber&#252;cksichtigt zu haben. Dieser Dar-</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">legungsverpflichtung ist die Beklagte nunmehr jedoch in aus-</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">reichender Weise nachgekommen. Sowohl in ihrem Schreiben an den</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger vom Februar 1983 als auch im Rahmen ihres Proze&#223;vor-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">trages hat sie im einzelnen dargelegt, welche Kriterien f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">die Abfassung der Preis&#228;nderungsklausel in der neuen Form ma&#223;-</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">geblich gewesen sind. Gegen die detaillierten Ausf&#252;hrungen der Be-</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">klagten hat sich der Kl&#228;ger nicht gewandt, so da&#223; das Vorbringen der Beklagten insoweit gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden zu behandeln war. Die Kammer ist nicht der Auffassung, dass die Beklagte im Rahmen der Erl&#228;uterung der Klausel nach &#167; 24 III AVB -Fernw&#228;rme verpflichtet war, bereits vorprozessual darzulegen, ob und inwieweit den den Verh&#228;ltnissen aus dem W&#228;rmemarkt Rechnung getragen worden ist. Dieses Erfordernis ist &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme nicht zu entnehmen, so dass bez&#252;glich der Preis&#228;nderungsklausel nur die Berechnungsfaktoren selbst zu erl&#228;utern sind. Unter Berechnungsfaktoren sind die einzelnen Klauselbestandteile zu verstehen (Witzel a.a.O. S. 111). Diese hat aber die Beklagte in verst&#228;ndlicher Form aufgeschl&#252;sselt.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Da&#223; dabei die mathematisch ausgedr&#252;ckte Preis&#228;nderungsklausel</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">den Kriterien des &#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme nicht in der ge-</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">botenen Weise Rechnung getragen hat, kann nicht festgestellt</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">werden.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">&#167; 24 Abs. 3 AVB-Fernw&#228;rme soll das Versorgungsunternehmen ver-</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">pflichten, in Preis&#228;nderungsklauseln sowohl Kostenentwicklungen</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">als auch die Verh&#228;ltnisse am W&#228;rmemarkt zu ber&#252;cksichtigen, und</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">zwar in angemessener Weise. Dabei betrifft die zu ber&#252;ck-</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">sichtigende Kostenentwicklung sowohl die Kosten der Erzeugung</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">als auch die der Bereitstellung. Die Erzeugungskosten werden &#252;ber-</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">wiegend durch die Brennstoffkosten und erst in zweiter Linie</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">durch Lohnkosten beeinflu&#223;t, w&#228;hrend die Bereitstellungskosten</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">&#252;berwiegend auf Lohnkosten beruhen und nur in geringerem Ma&#223;e</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">auch durch Materialkosten bestimmt werden. Die einfachste</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">M&#246;glichkeit, &#167; 24 Abs. 3 zu entsprechen, ist somit ein Kosten-</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">faktor, der ein Brennstoff- und ein Lohnelement enth&#228;lt. Es</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnen allerdings auch andere oder eine Kombination von mehreren</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">anderen Kostenfaktoren benutzt werden, wie dies die Beklagte ge-</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">tan hat (vgl. Witzel a.a.0. Seite 106). So hat die Beklagte in</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">die Klausel einen Fixanteil von 30 % einfliessen lassen, auf den</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">&#196;nderungen beim Lohn, beim Preis f&#252;r leichtes Heiz&#246;l und</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">beim Kohlepreis keine Auswirkungen haben k&#246;nnen. Die Einf&#252;gung</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">eines derartigen konstanten Elementes unterliegt keinen Be-</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">denken, da es letztlich kundenfreundlich ist, weil dadurch die</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">jeweiligen Preissteigerungen der Energie und der L&#246;hne nicht in</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden. Im &#252;brigen hat</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">die Beklagte, was den variablen Teil des Preises betrifft, 20 %</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">an den Lohn und 40 % an den Preis f&#252;r leichtes Heiz&#246;l gebunden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Hinzu tritt eine 10 %-ige Bindung des variablen Teils des</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Preises an den Kohlepreis. Damit hat die Beklagte die jeweiligen</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Verh&#228;ltnisse auf dem W&#228;rmemarkt im Sinne von &#167; 24 Abs. 3 AVB</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">angemessen ber&#252;cksichtigt. Insbesondere die starke Bindung des</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Preises an den Preis f&#252;r leichtes Heiz&#246;l entspricht den Markt-</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">verh&#228;ltnissen, da allgemein der Preis f&#252;r leichtes Heiz&#246;l den</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">der anderen Energietr&#228;ger mitbestimmt. Gesichtspunkte, die gegen</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">ein angemessenes Verh&#228;ltnis zwischen Kosten und Marktorientierung</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">in der hier streitigen Klausel sprechen, haben sich jedenfalls nicht</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">ergeben und sind vom Kl&#228;ger auch nicht vorgetragen. Auch die weiteren Ausf&#252;hrungen der Beklagten zu ihrer Kostensituation und dem Betriebsergebnis ihrer Betriebsstelle lassen nicht erkennen, da&#223; in die Preisgleitklausel Elemente ein-</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">geflossen sind, die mit der AVB-Fernw&#228;rmeverordnung nicht in Ein-</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">klang zu bringen sind.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat somit in diesem Verfahren schl&#252;ssig dargelegt,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">hinsichtlich der hier streitigen Preisgleitklausel den gesetzlich</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">vorgeschriebenen Erfordernissen in ausreichender Weise Rechnung</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">getragen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Hinzuzuf&#252;gen ist, da&#223; die Preisgleitklausel nach der Recht-</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">sprechung des Bundesgerichtshofes einer Genehmigung der zu-</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">st&#228;ndigen Landeszentralbank nach &#167; 3 Satz 2 W&#228;hrungsgesetz nicht</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">bedarf (vgl. BGH BB 1979, 1214). </p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Da somit die neue Preisgleitklausel als wirksam zu behandeln ist,</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">besteht der klageweise geltend gemachte R&#252;ckzahlungsanspruch des</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gers nicht. Die Berufung war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 775,43 DM.</p>
315,688
lg-bonn-1984-06-06-5-s-24883
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
5 S 248/83
1984-06-06T00:00:00
2019-03-13T15:11:19
2019-03-27T09:42:28
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1984:0606.5S248.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil des Amtsgerichts Bonn vom 27 Oktober 1983 &#8211; 12 C 189/83 &#8211; wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt unter Einsatz elektronischer Datenverarbeitung bundesweit "Partnerschaftsvermittlungen". Sie wirbt daf&#252;r in ganzseitigen Illustriertenanzeigen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte unterschrieb aufgrund einer solchen Anzeige am 20. Dezember 1982 eine schriftliche Vereinbarung. Der von der Kl&#228;gerin hierzu verwendete Vordruck ist mit "Werkvertrag" &#252;berschrieben und hat unter anderem folgenden Wortlaut:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">" Ich beauftrage hiermit W mit der unverz&#252;glich zu erbringenden Werkleistung einer qualifizierten Erarbeitung und Auswahlpr&#252;fung von 25 individuellen auf meine Person und meine Partnerw&#252;nsche abgestimmten Partnervorschl&#228;gen aus dem gegenw&#228;rtigen Datenbank- Partnerbestand der W von mehr als 25.000 Partnersuchenden sowie einer elektronischen Bereitstellung der 25 Partnervorschl&#228;ge in einem speziell f&#252;r mich bei W eingerichteten elektronischen Partneradressenabrufdepot."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Parteien vereinbarten au&#223;erdem die "Allgemeinen Werkvertragsbedingungen" der Kl&#228;gerin. Nach diesen Gesch&#228;ftsbedingungen ist eine Ehevermittlung, Eheanbahnung oder ein auf das Zustandekommen einer Ehe oder Partnerschaft gerichtetes T&#228;tigsein nicht Gegenstand des Vertrages, sondern lediglich die als Werkleistung bezeichnete Herstellung eines "Partner-Adressen-Abrufdepots", und die von dem Kunden daf&#252;r geschuldete Verg&#252;tung mit dessen Bereitstellung f&#228;llig. Zugleich unterzeichnete die Beklagte eine Mitgliedschaft bei der Kl&#228;gerin als Passivpartner nach Beendigung der aktiven Partnersuche. Mit Schreiben vom 21.Dezember 1982 k&#252;ndigte die Beklagte die Vertr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen, sie habe die Partnervorschl&#228;ge bei Zugang des K&#252;ndigungsschreibens bereits erstellt gehabt. Ihr stehe ein Anspruch aus Werkvertragsrecht zu, da &#167; 656 BGB keine Anwendung finden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:34px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 3474,75 DM nebst 12% Zinsen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:34px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, auf den Vertrag finde &#167; 656 BGB Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Im zweiten Rechtszug haben die Parteien im wesentlichen ihr erstinstanzliches Vorbringen wiederholt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht kein Anspruch auf Zahlung des eingeklagten Betrages zu. Die geltend gemachte Forderung ist nicht einklagbar, da &#167; 656 BGB entsprechend anwendbar ist. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Vertrag ist nicht gem&#228;&#223; einer in Rechtsprechung und Literatur teilweise vertretenen Ansicht (z. B.: LG Schweinfurt, FamRZ 83, 909; Gilles NJW 1983, 361 ff.) als reiner Werkvertrag einzustufen und wie ein solcher zu behandeln.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zwar wird als Gegenstand des Vertrages nach dem Vertragsinhalt und den "allgemeinen Werkvertragsbedingungen" "eine einmalige unverz&#252;gliche zu erbringende Werkleistung (&#167; 631 BGB)" bezeichnet und wird in den Vertragsbedingungen ausdr&#252;cklich betont, dass der Gegenstand des Vertrages" keine Ehevermittlung, Eheanbahnung oder ein fortdauerndes und wiederkehrendes dienstvertragliches T&#228;tigsein irgendwelcher Art, das auf ein unmittelbares Zustandekommen einer Partnerschaft oder eine Ehe gerichtet ist" sei. &#220;berdies ist der Vertrag auch in seiner &#252;brigen Ausgestaltung den werkvertraglichen Vorschriften nachgebildet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese &#228;u&#223;erliche Vertragsgestaltung kann jedoch nicht dazu f&#252;hren, auf den Vertrag ausschlie&#223;lich Werkvertragsrecht anzuwenden, da die f&#252;r den Werkvertrag geltenden Bestimmungen f&#252;r den im Vertrag geregelten Lebenssachverhalt nicht passen, dieser Lebenssachverhalt vielmehr nach Sinn und Zweck des &#167; 656 BGB eine entsprechende Anwendung dieser Norm erfordert. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Beim Werkvertrag schuldet der Unternehmer ein k&#246;rperliches oder geistiges Arbeitsprodukt von bestimmter, messbarer, wertsch&#246;pfender Qualit&#228;t. Seinem Wesen nach m&#252;ssen sich also an das Leistungsergebnis bestimmte Qualit&#228;tskriterien herantragen lassen, die es erm&#246;glichen, die werkvertragstypischen Gefahr- und Gew&#228;hrleistungsregelungen anzuwenden und von einer Mangelfreiheit bzw. Mangelhaftigkeit des Produkts zu reden. (vgl. Gilles NJW 83, 365). An diese Bestimmungen kn&#252;pft demgem&#228;&#223; auch die Kl&#228;gerin unter Ziffer 5 ihrer vorgelegten allgemeinen Werkvertragsbedingungen an. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine sich an den Gew&#228;hrleistungsvorschriften der &#167;&#167; 633 ff. BGB orientierende &#220;berpr&#252;fung der von der Kl&#228;gerin erstellten Partnervorschl&#228;ge ist jedoch nicht in dem erforderlichen Umfange m&#246;glich. Zwar kann die Kl&#228;gerin ihr Werk durch Erstellung neuer Partnervorschl&#228;ge "nachbessern", wenn einzelne Vorschlagspartner ausgefallen sind. Die f&#252;r die Beurteilung der Qualit&#228;t ihre Arbeit entscheidende Frage der Geeignetheit der Vorschl&#228;ge ist jedoch mit den Mitteln des werkvertraglichen Gew&#228;hrleistungsrechts nicht nachpr&#252;fbar (ebenso: LG Essen, NJW 84, 178 ff.; AG Offenburg FamRZ 84, 265 ff.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zwischenmenschliche Beziehungen sind von Unw&#228;gbarkeiten und subjektiven Wertvorstellungen gepr&#228;gt. Deswegen versagt auch die von Gilles (NJW 83, 361 ff.) propagierte besondere Geeignetheit des vorgeschlagenen Partners auf Grund der an Vergleichsdaten ausgerichteten Auswahl der Kl&#228;gerin als Kontrollma&#223;stab. Es gibt keine objektivierbare Geeignetheit von Menschen in ihre Beziehung zueinander. F&#252;r den einen m&#246;gen gleiche Interessen, f&#252;r den anderen gewisse Charaktereigenschaften, f&#252;r andere der Status wichtig sein. Selbst subjektive Kriterien, die von dem Partnerwilligen formuliert werden m&#246;gen, versagen nicht selten, da Partner, zu denen man eine nicht nur fl&#252;chtige oder vor&#252;bergehende Beziehung ankn&#252;pfen m&#246;chte, meist nicht auf Grund rational vorherprogrammierbarer Entscheidungen gew&#228;hlt werden und der einzelne Mensch in der dem Menschen eigenen Individualit&#228;t nicht nach "Passensgraden" programmierbar ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zudem w&#228;re das von der Kl&#228;gerin zu erstellende "Werk" jedenfalls mit den Mitteln des Prozesses nicht &#252;berpr&#252;fbar. Die Mangelhaftigkeit eines Werkes wird in einem Rechtsstreit regelm&#228;&#223;ig durch ein Sachverst&#228;ndigengutachten &#252;berpr&#252;ft. Eine entsprechende &#8211; bei einem Rechtsstreit nicht zu vermeidende Handhabung - widerspr&#228;che dem Schutz der Intimsph&#228;re des Partnersuchenden und des als Partner Vorgeschlagenen. Dies widerspricht der Anwendung werkvertraglicher Regelungen und spricht zugleich f&#252;r die entsprechende Anwendung des &#167; 656 BGB, der unter anderem den Schutz der Intimsph&#228;re gew&#228;hrleisten soll (vgl. LG Essen, NJW 84, 178). Im Prozess &#252;ber die Qualit&#228;t des Werks der Kl&#228;gerin w&#252;rden auch die speziellen W&#252;nsche des Suchenden an den gesuchten Partner sowie das Urteil der Kl&#228;gerin &#252;ber die Qualit&#228;t des vorgeschlagenen Passivpartners bekannt. Zur Begutachtung der Qualit&#228;t des Werks (Partnervorschlags) w&#228;re insbesondere bei der &#220;berpr&#252;fung der "inneren Merkmale" (wie z. B. Humor usw.) eine umfassende Pers&#246;nlichkeitsanalyse erforderlich, insbesondere da die Kl&#228;gerin nach den vorgelegten allgemeinen Werkvertragsbedingungen sogar die Erstellung eines Kundenpers&#246;nlichkeitsprofils und eines Wunschpartnerprofils schuldet. Solche Pers&#246;nlichkeitsanalysen f&#252;hren zu einem schwerwiegenden Eingriff in die Pers&#246;nlichkeitsrechte der Beteiligten. Sie f&#252;hren zu einer Offenbarung der geheimsten W&#252;nsche und einer v&#246;lligen Durchleuchtung, schlagwortartig zu einem "gl&#228;sernen Menschen" (LG Freiburg, NJW 1984, Seite 179). Die Erstellung eines solchen Pers&#246;nlichkeitsprofils und damit die Begutachtung durch einen Sachverst&#228;ndigen w&#228;re wegen der damit verbundenen Pers&#246;nlichkeitsverletzung jedenfalls nicht ohne Einwilligung des vorgeschlagenen Passivpartners m&#246;glich. Dies f&#252;hrte im Prozess regelm&#228;&#223;ig dazu, dass ein entsprechendes Gutachten nicht erstellt werden kann, da der Dritte regelm&#228;&#223;ig nicht in die Begutachtung einwilligen wird. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wenn nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen die wesentlichen Regelungen des Werkvertragsrechtes auf den vorliegenden Vertrag nicht passen, so sprechen neben dem Schutz der Intimsph&#228;re der Betroffenen noch weitere Gesichtspunkte f&#252;r die entsprechende Anwendung des &#167; 656 BGB.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei der konkreten Entscheidung fallen in erheblichem Ma&#223;e die von der Kl&#228;gerin benutzten Werbeanzeigen ins Gewicht (ebenso im dortigen Fall: LG Freiburg, FamRZ 83, 909; LG Essen, a. a. O.). Diese zielen ersichtlich nicht auf vor&#252;bergehende Gelegenheitsbekanntschaften ab. Sie sprechen vielmehr den Wunsch an, einen Dauerpartner f&#252;r eine gemeinsame Zukunft zu finden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Damit sind sie letztlich auf das Ziel ausgerichtet, das in &#167; 656 BGB geregelt ist. Es kommt dabei nicht darauf an, dass die Kl&#228;gerin in ihren Anzeigen und auch in dem Vertragstext die Verwendung des Wortes "Ehe" meidet. Entscheidend ist vielmehr, dass ihre T&#228;tigkeit letztlich auf eine dauerhafte Partnerbeziehung und damit auf einen vergleichbaren Lebenssachverhalt zu dem in &#167; 656 BGB geregelten hinzielt. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Diese &#196;hnlichkeit rechtfertigt es, &#167; 656 BGB entsprechend anzuwenden, obgleich es sich dabei um eine Ausnahmevorschrift handelt. Es gibt keinen allgemeinen Grundsatz, wonach Ausnahmevorschriften nicht analogief&#228;hig sind. Der entsprechenden Anwendung einer Ausnahmevorschrift steht nur regelm&#228;&#223;ig entgegen, dass die Ausnahmesituation regelm&#228;&#223;ig in anderen zu entscheidenden F&#228;llen nicht gegeben ist. Wenn ein anderer vergleichbarer Lebenssachverhalt vorliegt, ist eine entsprechende Anwendung der Norm in den Grenzen des Grundgedankens der Ausnahmevorschrift, der hier zutrifft, jedoch sehr wohl statthaft. Demgem&#228;&#223; wendet die Rechtsprechung &#167; 656 BGB auch entsprechend auf den sogenannten Ehemaklerdienstvertrag an (vgl. BGH FamRZ 1983, 987; LG Freiburg, NJW 84, 129 m. w. N.). Die Anbahnung einer dauerhaften Partnerbeziehung stellt jedoch einen zur Eheanbahnung &#228;hnlichen Lebenssachverhalt dar. Sie wird zumindest nach der Vorstellung der Betroffenen auch heute noch h&#228;ufig in der Ehe m&#252;nden. Selbst dann, wenn sie nur zu einer nichtehelichen Partnerschaft f&#252;hrt, ist diese regelm&#228;&#223;ig nach der zun&#228;chst vorhandenen Vorstellung der Partner als Eheersatz auf Dauer angelegt. Gerade nach der Werbung und dem Vortrag der Kl&#228;gerin im Verfahren sollen ihre Partnervorschl&#228;ge auf eine m&#246;glichst ideale &#220;bereinstimmung des Aktivkunden und des Passivpartners hinzielen. Damit m&#246;chte sie jedoch gerade suggerieren, dass die Wahrscheinlichkeit, eine dauerhafte Partnerbeziehung zu finden, besonders gro&#223; ist. Auch dies spricht daf&#252;r, &#167; 656 BGB entsprechend anzuwenden. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Insbesondere trifft auch der rechtspolitische Zweck des &#167; 656 BGB, das Gesch&#228;ft mit der Einsamkeit zu verhindern, auch auf den zu entscheidenden Lebenssachverhalt zu. Die Vorschrift sch&#252;tzt einen Vertragspartner, der Aufgrund seines Wunsches, einen Lebenspartner zu finden, in der Gefahr ist, un&#252;berlegte vertragliche Verpflichtungen einzugehen, dadurch, dass er ohne tats&#228;chliche Zahlung keine einklagbare Verpflichtung eingeht. Dies kann voreilige Verpflichtungen auf Grund eines verst&#228;ndlichen Wunsches nach einem Partner verhindern, da mit der Zahlung regelm&#228;&#223;ig der rechtsgesch&#228;ftliche Charakter des Vertrages und der Umfang der Verpflichtung voll ins Bewu&#223;tsein dringt. Dass dieser Schutz auch bei der hier zu entscheidenden Vertragsgestaltung erforderlich ist, zeigt sich besonders deutlich an den zahlreichen von der Kl&#228;gerin vorgelegten Gerichtsentscheidungen, aus denen hervorgeht, dass zahlreiche Kunden schon kurz nach Vertragsschlu&#223; vom Vertrag Abstand nehmen wollen. Die von der Kl&#228;gerin in die allgemeinen Werkvertragsbedingungen aufgenommene Verg&#252;tungsregelung, wonach die Verg&#252;tung bereits mit der Bereitstellung des Depots f&#228;llig werden soll, zielt offensichtlich darauf ab, auch in diesen F&#228;llen die volle Verg&#252;tung sicherzustellen. In s&#228;mtlichen vorgelegten Gerichtsentscheidungen waren die Partnervorschl&#228;ge unverz&#252;glich erstellt, wie es auch nach der Vertragsgestaltung vorgesehen ist. Diese Handhabung l&#228;sst Ziffer 6 der allgemeinen Werkvertragsbedingungen, die &#167; 649 BGB entspricht, von vornherein ins Leere laufen. Auch diese Verg&#252;tungsregelung widerspricht in ihrem Ergebnis der nach dem Werkvertragsrecht grunds&#228;tzlich gegebenen Vorleistungspflicht des Werkunternehmers. Vielmehr besteht nach der Interessenwertung letztlich eine Vorleistungspflicht des Kunden wie sie &#167; 656 BGB vorsieht. Nach der Interessenlage geht das Interesse des Kunden nicht auf die "Bereitstellung" der Partnervorschl&#228;ge, sondern ausschlie&#223;lich auf die Bekanntgabe der Partneradressen. Die Aush&#228;ndigung der Partnerzusammenstellung kann die Kl&#228;gerin jedoch nach &#167; 320 BGB sowie nach Ziffer 3 Abs. 4 der Allgemeinen Werkvertragsbedingungen verweigern, wenn der Kunde nicht vorher die nach der Vertragskonstruktion f&#228;llige Verg&#252;tung gezahlt hat. Damit besteht letztlich eine Vorleistungspflicht des Interessenten, die &#167; 656 BGB entspricht (ebenso: LG Freiburg, FamRZ 1983, 909).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Letztlich spricht auch das Argument amaiore adminus nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen daf&#252;r, &#167; 656 BGB entsprechend anzuwenden. Wenn schon der Makler, der eine Ehe anbahnen will, als Ehemakler oder als Ehedienstmakler in entsprechender Anwendung des &#167; 656 BGB (BGH FamRZ 1983, 987 ff.) nicht einmal im Erfolgsfalle ein Honorar einklagen kann, so kann dies derjenige erst recht nicht, der nur die erste Stufe der Anbahnung einer festen Partnerbeziehung als Verpflichtung &#252;bernimmt. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hielt es nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen nicht f&#252;r erforderlich, auch die Frage zu er&#246;rtern, ob der abgeschlossene Vertrag trotz der entgegenstehenden Ausgestaltung der Gesch&#228;ftsbedingungen unter Umst&#228;nden als Dienstvertrag anzusehen ist. Wenn man ihn als solchen ansieht, f&#228;nde &#167; 656 BGB ebenfalls entsprechende Anwendung, da sich hinsichtlich des geregelten Lebenssachverhalts insoweit keine Abweichung erg&#228;be. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. </p>
315,689
lg-krefeld-1984-06-06-6-t-5384
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6 T 53/84
1984-06-06T00:00:00
2019-03-13T15:11:21
2019-03-27T09:42:28
Beschluss
ECLI:DE:LGKR:1984:0606.6T53.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter teilweiser Ab&#228;nderung der angefochtenen Kostenrechnung werden die von den Beschwerdef&#252;hrern an den Beschwerdegegner zu leistenden Geb&#252;hren und Auslagen zu UR-Nr. 1118/83 auf 675,47 DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 21. April 1983 schlossen die Firma X Baugesellschaft mbH &amp; Co. KG als Verk&#228;ufer und die Beschwerdef&#252;hrer als K&#228;ufer vor dem Beschwerdegegner einen Grundst&#252;ckskaufvertrag ab. Auf die Urkunde Nr. 1118 vom 21. April 1983 des Notars Dr. Kremer, Kempen,( in H&#252;lle Blatt 3 der Akten) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter II der vorgenannten Urkunde ist bestimmt, da&#223; der Kaufpreis 90,-- DM je Quadratmeter des verkauften Grundbesitzes, bei der angenommenen Fl&#228;chengr&#246;&#223;e von 574 qm somit 51.660,&#151;&#151; DM betrage. Ferner enth&#228;lt die Urkunde unter II unter anderem die Klausel, da&#223; sich die K&#228;ufer dem Verk&#228;ufer gegen&#252;ber wegen der in der Urkunde &#252;bernommenen Zahlungsverpflichtungen der sofortigen Zwangsvollstreckung aus der Urkunde mit der Ma&#223;gabe unterwerfen, da&#223; dem Verk&#228;ufer jederzeit ohne weiteren Nachweis eine vollstreckbare Ausfertigung der Urkunde erteilt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter IV der Urkunde ist sodann unter anderem folgendes bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Erschlie&#223;ung des Kaufobjektes wird im Auftrage der Gemeinde X durch die Gemeinn&#252;tzige Wohnungsgesellschaft f&#252;r den Kreis X Aktiengesellschaft in X durchgef&#252;hrt. Der K&#228;ufer verpflichtet sich gegen&#252;ber der Gemeinn&#252;tzigen Wohnungsgesellschaft Aktiengesellschaft als Erschlie&#223;ungstr&#228;ger zur Zahlung der Erschlie&#223;ungskosten auf das Konto des Erschlie&#223;ungstr&#228;gers bei der, Konto Nr., Verwendungszweck .</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Erschlie&#223;ungskosten betragen voraussichtlich bei einer eingeschossigen Bauweise 44,51 DM je qm der Grundst&#252;cksfl&#228;che und bei einer zweigeschossigen Bauweise 62,15 DM je qm der Grundst&#252;cksfl&#228;che. Das Kaufobjekt wird eingeschossig gebaut, so da&#223; die voraussichtlichen Erschlie&#223;ungskosten 44,51 DM x 574 = 25.548,74 DM betragen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die voraussichtlichen Erschlie&#223;ungskosten sind wie folgt f&#228;llig:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">a) </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zu 90 % unverz&#252;glich nach Eingang der Bauerlaubnis f&#252;r das auf dem gekauften Grundst&#252;ck zu errichtende Geb&#228;ude, sp&#228;testens jedoch zu dem gem&#228;&#223; b) festgelegten Zeitpunkt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">zu 10 % vier Wochen nach Aufforderung durch den Erschlie&#223;ungstr&#228;ger aufgrund der von der Gemeinde X genehmigten Abrechnung f&#252;r den jeweiligen Bauabschnitt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dem K&#228;ufer ist bekannt, da&#223; die Gemeinde X &#252;ber die voraufgef&#252;hrten Erschlie&#223;ungskosten hinaus Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge nach dem zum Zeitpunkt der Entstehung der Beitragspflicht geltenden Ortsrecht erhebt. Die Beitragspflicht entsteht, wenn die Entw&#228;sserungsanlage betriebsfertig hergestellt ist und das gekaufte Grundst&#252;ck an das Entw&#228;sserungsnetz angeschlossen werden kann. Die Beteiligten sind dar&#252;ber einig, da&#223; alle Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge und sonstigen Anliegerbeitr&#228;ge sowie der Kanalanschlu&#223;beitrag zu Lasten des K&#228;ufers gehen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 02.01.1984 erteilte der Beschwerdegegner den Beschwerdef&#252;hrern zu UR&#151;Nr. vom 21.01.1983 &#151; Kaufvertrag &#151; folgende Kostenrechnung:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wert: 51.660,-- DM+ 25.548,74DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 36 II KostO 390,00 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 146 KostO 82,50 DM</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 147 KostO 82,50 DM</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 136 KostO 96,00 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr &#167; 137 KostO 85,54 DM</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">10 % MWSt <u>85,54 DM</u></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">743,54 DM.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrer wenden sich dagegen, da&#223; bei der Ermittlung des Gesch&#228;ftswertes k&#252;nftige Erschlie&#223;ungskosten in H&#246;he von 25.548,74 DM ber&#252;cksichtigt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdegegner hat vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da die Gemeinde X nach &#167; 123 Abs. 3 Bundesbaugesetz die Erschlie&#223;ung durch Vertrag der gemeinn&#252;tzigen Wohnungsbaugesellschaft AG &#252;bertragen habe, m&#252;sse der Erwerber eines Baugrundst&#252;ckes die Verpflichtung zur Zahlung der Erschlie&#223;ungskosten vertraglich &#252;bernehmen. Die vertragliche &#220;bernahme der Erschlie&#223;ungskosten gegen&#252;ber dem privaten Erschlie&#223;ungstr&#228;ger sei Bedingung des Vertrages gewesen. Der Erschlie&#223;ungstr&#228;ger habe einen Titel gegen die einzelnen K&#228;ufer haben wollen. Auch die F&#228;lligkeit der Erschlie&#223;ungskosten habe vereinbart werden m&#252;ssen. Die Verk&#228;uferin, Firma X Baugesellschaft mbH &amp; Co. KG habe sich gegen&#252;ber dem Erschlie&#223;ungstr&#228;ger verpflichtet, in jeden Kaufvertrag die Zahlungsverpflichtungen gegen&#252;ber dem Erschlie&#223;ungstr&#228;ger ausdr&#252;cklich aufzunehmen. Bei der Vereinbarung in dem Kaufvertrag handele es sich also nicht um einen Hinweis auf eine gesetzlich bestehende Pflicht zur Zahlung von Erschlie&#223;ungskosten sondern um eine vertraglich festgelegte Verpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdegegner ist deshalb der Ansicht, da&#223; die Erschlie&#223;ungskosten bei der Berechnung der Geb&#252;hren dem Kaufpreis zuzurechnen seien.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Pr&#228;sident des Landgerichts als vorgesetzte Dienstbeh&#246;rde des Notars vertritt demgegen&#252;ber die Auffassung, dass auch in diesem Falle noch nicht f&#228;llige Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge dem Kaufpreis nicht hinzugerechnet werden k&#246;nnten. Im einzelnen wird auf die Stellungnahmen vom 19.03.1984 und 27.04.1984 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 156 Abs. 1 zul&#228;ssige Beschwerde der Beschwerdef&#252;hrer gegen die Kostenberechnung ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 20 Abs. 1 KostO ist beim Kauf eines Grundst&#252;ckes grunds&#228;tzlich der Kaufpreis f&#252;r die Kostenberechnung ma&#223;gebend. Hinzuzurechnen sind die vom K&#228;ufer &#252;bernommenen oder die ihm sonst infolge der Ver&#228;u&#223;erung obliegenden Leistungen. Dabei mu&#223; es sich um Leistungen handeln, die ebenso wie der Kaufpreis dem Verk&#228;ufer zugute kommen. Durch die in &#167; 20 KostO vorgesehene "Hinzurechnung" von sonstigen Leistungen au&#223;erhalb des nominellen Kaufpreises soll n&#228;mlich erreicht werden, dass der Geb&#252;hrenberechnung der tats&#228;chliche wirtschaftliche Wert der K&#228;uferleistung f&#252;r den Verk&#228;ufer zugrunde gelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Abreden der vertragschlie&#223;enden Parteien &#252;ber die Erschlie&#223;ungskosten unter IV des notariellen Vertrages vom 21.04.1983 stellen keine zus&#228;tzliche Leistung dar, die der K&#228;ufer zugunsten des Verk&#228;ufers &#252;bernommen hat. Der Erschlie&#223;ungsbeitrag ruht gem&#228;&#223; &#167; 134 Abs. 2 Bundesbaugesetz als &#246;ffentliche Last auf dem Grundst&#252;ck. Beitragspflichtig ist derjenige, der zum Zeitpunkt der Zustellung des Beitragsbescheides Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks ist (&#167; 134 Abs. 1 Satz 1 Bundesbaugesetz). Den Erwerber eines noch unerschlossenen und nicht bebauten Grundst&#252;cks, f&#252;r das ein Beitragsbescheid noch nicht zugestellt worden ist, trifft daher die Beitragspflicht f&#252;r noch vorzunehmende Erschlie&#223;ungsma&#223;nahmen. Der Erwerber haftet f&#252;r k&#252;nftige Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge und der Ver&#228;u&#223;erer ist von solchen befreit, ohne da&#223; eine entsprechende Vereinbarung zwischen den Vertragschlie&#223;enden getroffen werden mu&#223;. Die &#220;bernahme k&#252;nftig f&#228;llig werdender Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge durch einen Grundst&#252;cksk&#228;ufer ist daher dem Kaufpreis nicht hinzuzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes gilt hier auch nicht deshalb, weil sich die K&#228;ufer gegen&#252;ber der gemeinn&#252;tzigen Wohnungsgesellschaft AG als Erschlie&#223;ungstr&#228;ger zur Zahlung der Erschlie&#223;ungskosten auf das Konto des Erschlie&#223;ungstr&#228;gers verpflichtet haben. Wirtschaftlich haben die K&#228;ufer damit nicht mehr &#252;bernommen, als sie ohnehin aufgrund gesetzlicher Vorschrift zu tragen haben. F&#252;r die K&#228;ufer hat sich nur der Adressat der ohnehin von ihnen zu erbringenden Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge ge&#228;ndert. Auch die Abrede &#252;ber die F&#228;lligkeit der Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge stellt keine echte Zusatzleistung dar. Auch f&#252;r den Fall, dass die Gemeinde selbst die Erschlie&#223;ung vornimmt, kann sie Vorausleistungen auf den Erschlie&#223;ungsbeitrag verlangen, wenn ein Bauvorhaben auf dem Grundst&#252;ck genehmigt wird (&#167; 133 Abs. 3 Bundesbaugesetz). Da eine von der Gemeinde genehmigte Abrechnung f&#252;r die Erschlie&#223;ungskosten vorliegen mu&#223;, bestehen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die K&#228;ufer in dem notariellen Vertrag h&#246;here Beitragslasten &#252;bernommen haben, als von ihnen ohne die Abrede zu Gunsten der Erschlie&#223;ungstr&#228;gerin gegen&#252;ber der Gemeinde geschuldet w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Andererseits handelt es sich bei den Zusatzabreden &#252;ber die Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge zu Gunsten der gemeinn&#252;tzigen Wohnungsgesellschaft AG nicht um eine Leistung an den Verk&#228;ufer, durch die wirtschaftlich der Grundst&#252;ckskaufpreis erh&#246;ht wird. Die Verk&#228;uferin hat zwar, wie der Beschwerdegegner dargelegt hat, sich vertraglich verpflichtet, mit allen Grundst&#252;ckseigent&#252;mern die Zusatzabrede &#252;ber die Erschlie&#223;ungskosten zu Gunsten der gemeinn&#252;tzigen Wohnungsgesellschaft und f&#252;r den Kreis X AG zu schlie&#223;en. Dies dient einer reibungslosen und m&#246;glichst schnellen Aufschlie&#223;ung des gesamten Baugebietes. Dadurch werden auch die Verkaufs- und Bebauungsm&#246;glichkeiten seitens der Verk&#228;uferin sicherlich gef&#246;rdert. Solche Vorteile bei der technischen Abwicklung eines gr&#246;&#223;eren Verkaufs und Bauvorhabens stellen aber keine dem Kaufpreis zuzuschlagende Leistung dar. Der Kaufpreis &#228;ndert sich durch eine Vertragsgestaltung, die die Abwicklung eines Gro&#223;bauvorhabens durch einen Bautr&#228;ger o.&#228;. erleichtert, nicht. Im Sinne von &#167; 20 KostO sind dem Kaufpreis nur solche Leistungen des K&#228;ufers an den Verk&#228;ufer hinzuzurechnen, die sich konkret aus dem Grundst&#252;cksgesch&#228;ft an sich ergeben und deshalb Kaufpreischarakter haben. Dies ist bei Abreden dar&#252;ber, an wen und in welcher Form vom K&#228;ufer zu erbringende Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge zu leisten sind, nicht der Fall. Es handelt sich nicht um dem Kaufpreis zuzurechnende echte Leistungen des K&#228;ufers an den Verk&#228;ufer wegen des konkreten Grundst&#252;cksgesch&#228;ftes sondern um Zusatzabreden &#252;ber die Zahlungsmodalit&#228;ten der jedenfalls geschuldeten Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge. F&#252;r letztere ist auch mit der notariellen Urkunde zugunsten der Erschlie&#223;ungstr&#228;gerin kein Titel geschaffen worden. Die Unterwerfung unter die sofortige Zwangsvollstreckung in Ziffer III des notariellen Vertrages betrifft eindeutig nur die vorausgehenden Kaufpreisanspr&#252;che. Die Regelung &#252;ber die Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge folgt unter IV nach und ist bereits deshalb von der Unterwerfungsklausel nicht umfa&#223;t.. Es verbleibt dabei, dass die Erwerber die k&#252;nftigen Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge in bestimmter Weise unmittelbar an die Erschlie&#223;ungstr&#228;gerin zu leisten haben, der reibungslosen Durchf&#252;hrung des Gro&#223;bauvorhabens in einem Neubaugebiet dient. Die Abrede &#252;ber die Zahlungsweise der Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge kommt damit Verk&#228;ufer, K&#228;ufer und Erschlie&#223;ungstr&#228;ger in gleicher Weise zugute, ohne dass sich dadurch das Gewicht der Leistungen von K&#228;ufer und Verk&#228;ufer bei dem eigentlichen Grundst&#252;cksgesch&#228;ft verschiebt. F&#252;r die Ermittlung des Gesch&#228;ftswertes sind daher die unter IV des des notariellen Vertrages geregelten "Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge" von 25.548,74 DM nicht zu ber&#252;cksichtigen. Nach &#167; 20 KostO ist ma&#223;geblich allein der Grundst&#252;ckskaufpreis von 51.660,-- DM. Nach diesem Wert sind folgende Geb&#252;hren entstanden:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Beurkundungsgeb&#252;hr &#167; 36 Abs. 2 KostO</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">(2 x 165,-- DM) 330,-- DM</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vollzugsgeb&#252;hr &#167; 146 KostO</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">(1/2 von 165.-- DM) 82,50 DM</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr f&#252;r Nebent&#228;tigkeit &#167; 147 KostO</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">(z.B. Feststellung der F&#228;lligkeitsvoraus-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">setzungen (1/2 von 165,-- DM) 82,50 DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Schreibauslagen gem&#228;&#223; &#167; 136 KostO 96,00 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sonstige Auslagen wie Porto etc.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167; 137 KostO 7,00 DM</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">13 % MWSt <u>77,74 DM</u></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks"> 675,74 DM.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auf diesen Betrag war die Kostenrechnung vom 2.1.1984 zu der Urkundennummer 118/83 vom 21.04.1983 abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Beschwerdeverfahren ist geb&#252;hrenfrei. Von der Auferlegung gerichtlicher Auslagen wird abgesehen (&#167; 156 Abs. 4 Satz 2 und 4 KostO).</p>
315,690
olgham-1984-05-30-20-u-38583
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 385/83
1984-05-30T00:00:00
2019-03-13T15:11:23
2019-03-27T09:42:28
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0530.20U385.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten wird das am 23. September 1983 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;gerin bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.800,- DM abzuwenden, sofern nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragte am 25. Juni 1981 bei der Kl&#228;gerin den Abschlu&#223; einer dynamischen Gruppenunfallversicherung mit Versicherungssummen f&#252;r den Invalidit&#228;ts- und Todesfall sowie einem Tagegeld von 100,- DM. In dem Antrag (Bl. 11 d.A.) war nach weiteren bestehenden oder beantragten Unfallversicherungen nicht gefragt. Die Kl&#228;gerin nahm den Antrag an. Dem Versicherungsverh&#228;ltnis liegen die Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB) zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#167;15 AUB lautet auszugsweise:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>II. Abs. 4</i> <i>Binnen einer Woche nach Zustellung des von dem Versicherer zu liefernden Vordrucks f&#252;r Schaden - anzeigen ist dieser sorgf&#228;ltig auszuf&#252;llen und ihm zuzusenden; au&#223;erdem sind alle weiterverlangten sachdienlichen Ausk&#252;nfte zu erteilen.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167;17 AUB lautet:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Folgen von Obliegenheitsverletzungen Wird eine Obliegenheit verletzt, die nach dem Eintritt des Versicherungsfalls dem Versicherer gegen&#252;ber zu erf&#252;llen ist, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, es sei denn, da&#223; die Verletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahrl&#228;ssigkeit beruht. Bei grob fahrl&#228;ssiger Verletzung bleibt der Versicherer zur Leistung insoweit verpflichtet, als die Verletzung weder Einflu&#223; auf die Feststellung des Versicherungsfalls noch auf die Feststellung oder den Umfang der dem Versicherer obliegenden Leistung gehabt hat.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus schlo&#223; der Beklagte mit Antrag vom 25. Juni 1981 f&#252;r die Zeit ab 1. Juli 1981 bei der ... versicherung ( ...) eine Unfallversicherung mit gleichem Inhalt ab. Ferner besteht f&#252;r den Beklagten aufgrund eines Antrags vom 26. August 1981 mit Wirkung ab 1. September 1981 eine Unfallversicherung bei der ... Versicherung, f&#252;r die dem Beklagten der Versicherungsschein am 23. Oktober 1981 zugestellt wurde. Schlie&#223;lich ist der Beklagte bei der ... gegen Unfall versichert. S&#228;mtliche Versicherungen wurden von der Generalagentur ... vermittelt, die auch f&#252;r die Kl&#228;gerin freiberuflich als Vermittler t&#228;tig ist. Von diesen weiteren Versicherungen erfuhr die Kl&#228;gerin erst in der Zeit nach dem 17. Februar 1982.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 5. August 1981 meldete der Beklagte der Kl&#228;gerin einen Auslandsunfall vom 9. Juli 1981. Die Frage Nr. 15 des Schadensanzeigeformulars der Kl&#228;gerin (Bl. 12, 13 d.A.) lautet:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Bestanden oder bestehen noch weitere Unfall- oder Lebensversicherungen? (Anschriften und Az. der Gesellschaften angeben).</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In der Antwortspalte "Unfallversicherungen" findet sich im Formular die Eintragung "nein", in der danebenliegenden Spalte "Lebensversicherungen" findet sich ein diagonaler Strich. &#220;ber der Unterschrift des Kl&#228;gers steht der vorgedruckte Satz:</p> <br /><span class="absatzRechts">11</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Es wird darauf hingewiesen, da&#223; bewu&#223;t unwahre und unvollst&#228;ndige Angaben zum Verlust des Anspruchs auf Versicherungsschutz f&#252;hren, auch wenn dem Versicherer durch diese Angaben kein Nachteil entsteht."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin leistete an den Beklagten wegen dieses Unfalls Tagegeldzahlungen von 2.160,- DM.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Einen weiteren Auslandsunfall vom 13. September 1981, meldete der Beklagte der Kl&#228;gerin unter dem 14. Oktober 1981, wobei er ein gleiches Schadensmeldungsformular benutzte und zu der Frage nach dem Bestehen weiterer Unfall- oder Lebensversicherungen angab, da&#223; eine Unfallversicherung bei der ... und Lebensversicherungen bei der Kl&#228;gerin und dem ... best&#252;nden. Auf die Ablichtung der Schadensanzeige (Bl. 14-15 d.A.) wird verwiesen. Die Kl&#228;gerin zahlte hierauf 2.300,- DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich meldete der Beklagte unter dem Datum des 25. Januar 1982 einen Unfall vom 18. Januar 1982. Auf der dazugeh&#246;rigen Schadensanzeige (Bl. 16-17 d.A.) gab er als weitere Unfallversicherung die ... und als weitere Lebensversicherung wiederum die Kl&#228;gerin und den ... an. Darauf leistete die Kl&#228;gerin keine Zahlungen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 10. M&#228;rz 1982 (Bl. 18, 19 d.A.) entzog die Kl&#228;gerin dem Beklagten wegen unrichtiger bzw. unvollst&#228;ndiger Angaben in den Schadensmeldungen den Versicherungsschutz, wobei sie zugleich auf die M&#246;glichkeit, vermeintliche Anspr&#252;che binnen 6 Monaten gerichtlich geltend zu machen, hinwies. Der Beklagte hat keine Klage gegen die Kl&#228;gerin erhoben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin begehrt mit ihrer Klage R&#252;ckzahlung der von ihr erbrachten Versicherungsleistungen aus dem Gesichtspunkt der ungerechtfertigten Bereicherung. Sie hat die Ansicht vertreten, von der Verpflichtung zur Leistung frei gewesen zu sein, weil der Beklagte unter Versto&#223; gegen &#167;15 Nr. II Abs. 4 AUB durch falsche Angaben vors&#228;tzlich gegen seine Obliegenheiten versto&#223;en habe. Dar&#252;ber hinaus hat sie gemeint, da&#223; ihre Leistungspflicht bereits gegen &#167;12 Abs. 3 VVG entfallen sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Beklagten mit Schreiben vom 26. Oktober (Bl. 44 d.A.) und 30. November 1982 zur R&#252;ckzahlung der erbrachten Versicherungsleistungen aufgefordert. Unter Hinweis auf die ihr entgangene M&#246;glichkeit einer gewinnbringenden Anlage in H&#246;he von 8 % pro Jahr hat sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 5.260,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 1. M&#228;rz 1983 sowie 4,- DM vorgerichtliche Mahnkosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er hat vorgetragen, nach seiner Erinnerung in der Schadensanzeige zum Unfall vom 9. Juli 1981 keine Angaben zu weiteren Unfallversicherungen gemacht zu haben. Im &#252;brigen hat er die Ansicht vertreten, mit den unvollst&#228;ndigen Ausf&#252;hrungen in den Schadensanzeigen keine die Leistungsfreiheit der Kl&#228;gerin begr&#252;ndende Obliegenheitsverletzung begangen zu haben. Er habe bei den Schadensanzeigen bez&#252;glich der Unf&#228;lle vom 13. September 1981 und 18. Januar 1982 nur einen Teil der bestehenden Versicherungen angegeben, weil er davon ausgegangen sei, da&#223; der Kl&#228;gerin die &#252;brigen Versicherungen bekannt gewesen seien. Im &#252;brigen hat er die Auffassung vertreten, da&#223; die unvollst&#228;ndige Beantwortung der Frage nach anderweitigen Unfall- und Lebensversicherungen keine vors&#228;tzliche Obliegenheitsverletzung im Sinne der &#167;&#167;15 und 17 AUB darstelle, da die Beantwortung dieser Fragen f&#252;r die Leistungspflicht der Kl&#228;gerin nicht sachdienlich sei. Schlie&#223;lich hat er behauptet, da&#223; er das gezahlte Geld verbraucht habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht der Klage stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Der Beklagte sei ungerechtfertigt bereichert, weil die Kl&#228;gerin wegen einer vors&#228;tzlichen Obliegenheitsverletzung des Beklagten leistungsfrei sei. Der Beklagte habe in der Schadensmeldung jedenfalls die Unfallversicherung bei der DBV verschwiegen. Die Frage nach anderen Versicherungsvertr&#228;gen sei sachdienlich, weil deren Kenntnis f&#252;r den Versicherer wichtige Aufschl&#252;sse im Hinblick auf eine eventuelle mi&#223;br&#228;uchliche Inanspruchnahme biete.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte Berufung des Beklagten. Der Beklagte wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und bezieht sich zum Problem der Sachdienlichkeit von Fragen nach anderweitig bestehenden Versicherungen auf die Rechtsprechung des Senats.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, die den Anspruch auf 4,- DM vorgerichtliche Mahnkosten fallen l&#228;&#223;t, beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt ihr Vorbringen erster Instanz und f&#252;hrt aus: Der Beklagte habe seine Aufkl&#228;rungspflicht verletzt. Die Versicherung m&#252;sse sich, um sachgem&#228;&#223;e Entschl&#252;sse fassen zu k&#246;nnen, darauf verlassen k&#246;nnen, da&#223; der Versicherungsnehmer von sich aus richtige und l&#252;ckenlose Angaben &#252;ber den Versicherungsfall mache. Die fehlende Kenntnis von dem Bestehen eines weiteren Unfallversicherungsvertrages sei geeignet, ihre, der Kl&#228;gerin, Interessen in ernster Weise zu gef&#228;hrden. Im &#252;brigen habe der Beklagte die Frage nach anderweitig bestehenden Unfallversicherungen teilweise beantwortet und daher offenbar selbst nicht f&#252;r belanglos gehalten. Zudem seien sowohl die H&#228;ufung als auch die Art und Weise der Unf&#228;lle des Beklagten auff&#228;llig. Schlie&#223;lich sei der Beklagte schon allein deshalb zur R&#252;ckzahlung verpflichtet, weil er die Klagefrist gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 3 VVG nicht gewahrt habe.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivortrags wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin steht kein Anspruch auf R&#252;ckzahlung der f&#252;r die Versicherungsf&#228;lle vom 9. Juli und 13. September 1981 erbrachten Leistungen aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167;812 BGB) zu.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht bereits deshalb begr&#252;ndet, weil der Beklagte die ihm mit Schreiben vom 10. M&#228;rz 1982 (Bl. 18 d.A.) gesetzte Frist hat verstreichen lassen. Das Schreiben enth&#228;lt keine wirksame Fristsetzung. Eine wirksame Fristsetzung gem&#228;&#223; &#167;12 Abs. 3 VVG setzt voraus, da&#223; ein Anspruch auf die Leistung erhoben werden kann. An dieser Voraussetzung fehlt es hier. Die Kl&#228;gerin hatte die Leistungen f&#252;r die Unf&#228;lle vom 9. Juli und 13. September 1981 bei Fristsetzung bereits erbracht. Eine Klage auf die Leistung der Versicherungssumme - nur dar&#252;ber verh&#228;lt sich im &#252;brigen die Belehrung der Kl&#228;gerin in dem Schreiben vom 10. M&#228;rz 1982 - w&#228;re dem Beklagten somit nicht m&#246;glich gewesen. Zu einer negativen Feststellungsklage, da&#223; die Kl&#228;gerin keine R&#252;ckgriffsanspr&#252;che gegen ihn habe, war der Beklagte nicht verpflichtet. Dieser Grundsatz ist entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin nicht ... auf die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung beschr&#228;nkt (BGH NJW 56, 825, 826; BGH VersR 75, 229; Pr&#246;lss-Martin VVG, 23. Aufl., &#167;12 Anm. 8 g).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist auch nicht gem&#228;&#223; &#167;&#167;15 Nr. II Abs. 4, 17 AUB leistungsfrei. Der Beklagte hat, indem er in den Schadensanzeigen vom 5. August und 14. Oktober 1981 (Bl. 13, 15 d.A.), beantragte Unfall- oder Lebensversicherungen nicht und bestehende Unfall- oder Lebensversicherungen nur unvollst&#228;ndig angegeben hat, keine Obliegenheit verletzt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>a)</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zwar hatte der Beklagte am 26. August 1981 einen Antrag auf Abschlu&#223; einer Unfallversicherung bei der Ersten Allgemeinen Versicherung gestellt, den er in seiner Unfallanzeige vom 14. Oktober 1981 nicht angegeben hat. Darin kann jedoch schon deshalb keine Obliegenheitsverletzung liegen, weil in dem Schadensformular der Kl&#228;gerin nach <u>beantragten</u> Versicherungen nicht gefragt wird. Wenn im Versicherungsantragsformular nur nach bestehenden anderweitigen Versicherungsvertr&#228;gen gefragt ist, kann der Versicherungsnehmer im Regelfall davon ausgehen, da&#223; der Versicherer an einer Auskunft &#252;ber noch nicht bestehende, sondern erst beantragte weitere Versicherungsverh&#228;ltnisse nicht interessiert ist (Senat VersR 78, 1137). Dieser Grundsatz, an dem der Senat festh&#228;lt, gilt auch bei der Beantwortung von Fragen in Schadensanzeigen. Im vorliegenden Fall hat die Kl&#228;gerin zudem ausdr&#252;cklich gefragt: <u>"Bestanden</u> oder <u>bestehen</u> noch weitere Unfall- oder Lebensversicherungen?", und um Angabe der Aktenzeichen gebeten. Darunter kann auch ein sorgf&#228;ltiger Versicherungsnehmer nicht die Frage nach erst beantragten Versicherungsvertr&#228;gen, f&#252;r die auch noch kein Aktenzeichen des Versicherers vorliegt oder bekannt ist, verstehen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b>b)</b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte die Frage Nr. 15 nach anderweitig <u>bestehenden</u> Unfallversicherungen unrichtig (mit Schadensanzeige vom 5. August 1981) und unvollst&#228;ndig (mit Schadensanzeige vom 14. Oktober 1981) beantwortet hat, ist davon auszugehen, da&#223; er diese Angaben vors&#228;tzlich gemacht hat. Auch wenn in dem Schadensformular vom 5. August 1981 die Antwort "nein" vom Beklagten nicht selbst eingetragen, sondern nur unterschrieben worden ist, liegt eine vors&#228;tzlich unrichtige Angabe vor. Der Beklagte hatte den Versicherungsschein der Deutschen Beamtenversicherung am 20. August 1981 zugestellt bekommen. Dies sowie seine Einlassung, er habe angenommen, da&#223; die &#252;brigen Versicherungen der Kl&#228;gerin &#252;ber den Versicherungsvertreter bekannt gemacht worden seien, l&#228;&#223;t, wie schon das Landgericht zutreffend angenommen hat, nur den Schlu&#223; zu, da&#223; er den Versicherungsvertrag mit der DBV bewu&#223;t nicht angegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Insoweit liegt jedoch keine Obliegenheitsverletzung vor, weil die Frage nach anderweitig bestehenden Versicherungen in der Schadensanzeige nicht sachdienlich ist (Senat, VersR 78, 1137 und VersR 70, 319).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer hat nach &#167;34 VVG auf Verlangen des Versicherers jede Auskunft zu erteilen, die zur Feststellung des Versicherungsfalls oder des Umfangs der Leistung erforderlich ist. Dazu geh&#246;ren nicht Angaben, die der Versicherer zur Pr&#252;fung der Fortsetzung des Versicherungsverh&#228;ltnisses ben&#246;tigt (Senat, VersR 70, 319; zustimmend Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;34 Anm. 2 A). Da &#167;34 Abs. 1 VVG im Unterschied zu Abs. 2 nicht zwingend ist (&#167;34 a S. 1 VVG), k&#246;nnen die allgemeinen Versicherungsbedingungen die Auskunftspflichten des Versicherungsnehmers allerdings erweitern. Das ist in &#167;15 Nr. II Abs. 4 AUB geschehen. Aber auch hiernach d&#252;rfen nur sachdienliche Ausk&#252;nfte verlangt werden; nicht sachdienliche Fragen braucht der Versicherungsnehmer nicht zu beantworten (Pr&#246;lss-Martin, a.a.O. &#167;15 AUB Anm. 3).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Sachdienlichkeit von Fragen nach anderweitig bestehenden Versicherungen ist zu verneinen:</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Frage betrifft nicht den Hergang des gemeldeten Unfalls, sondern die Glaubw&#252;rdigkeit des Versicherungsnehmers und damit die Glaubhaftigkeit seiner Angaben. Zwar kann die pers&#246;nliche Glaubw&#252;rdigkeit des Versicherungsnehmers eine Rolle bei der Frage spielen, ob das geschilderte &#228;u&#223;ere Bild eine hinreichende Wahrscheinlichkeit f&#252;r das Vorliegen eines Unfalls bietet oder ob dieses &#228;u&#223;ere Bild entkr&#228;ftet ist (Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;15 AUB Anm. 3 b). Es ist auch nicht zu verkennen, da&#223; Mehrfachversicherungen im Rahmen einer Gesamtw&#252;rdigung des dem Versicherer gem&#228;&#223; &#167;180 a VVG obliegenden Beweises f&#252;r das Fehlen der Unfreiwilligkeit eines Unfalls von Bedeutung sein k&#246;nnen. Gleichwohl darf der Versicherer nicht formularm&#228;&#223;ig und ohne greifbaren Anla&#223; Fragen stellen, die allein auf die Pr&#252;fung der Glaubw&#252;rdigkeit seines Vertragspartners abzielen. Der Begriff der Sachdienlichkeit ist auf den konkreten Versicherungsfall zu beziehen. Dieser mu&#223; zumindest Anhaltspunkte daf&#252;r bieten, da&#223; der Betroffene die Gesundheitsbesch&#228;digung nicht unfreiwillig erlitten hat (Senat VersR 70, 320). Das gilt umso mehr, wenn der Versicherer, wie hier, im Versicherungs <u>antrag</u> nicht nach anderweitigen Versicherungen - die nach den AUB auch nicht untersagt sind - gefragt hat. Fragt er dann erstmalig in der Schadensanzeige, so dient die Frage ersichtlich nicht dem Zweck, den Sachverhalt zu ermitteln, sondern der einseitigen Schaffung einer Obliegenheit, die in den Bedingungen keine Grundlage findet. Zur Stellung derartiger Fragen ist der private Versicherer nicht befugt. Bei aller W&#252;rdigung eines berechtigten Interesses an der Pr&#252;fung der pers&#246;nlichen Glaubw&#252;rdigkeit des Versicherungsnehmers sind ihre Fragen an den Versicherungsnehmer verwehrt, die allein diesem Zweck dienen (etwa nach Vorstrafen oder Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen). Zur Ermittlung solcher Umst&#228;nde ist er auf andere Erkenntnisquellen angewiesen als auf Fragen an den Versicherungsnehmer. Das ist der Sinn der Beschr&#228;nkung der Auskunftspflicht des Versicherungsnehmers auf "sachdienliche" Ausk&#252;nfte in &#167;15 II 4 AUB.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Versicherer, der weder in den Versicherungsbedingungen anderweitige Versicherungen an Bedingungen kn&#252;pft noch im Antrag auch nur danach fragt, darf demnach auch in dem Formular der Schadensanzeige diese Frage nicht stellen. Aus der Falschbeantwortung einer unzul&#228;ssigen Frage darf er Leistungsfreiheit nicht herleiten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Hinzu kommt die Erw&#228;gung, da&#223; das Verschweigen von Mehrfachversicherungen selbst im Versicherungs <u>antrag</u> die Leistungspflicht der Beklagten nicht ohne weiteres entfallen lassen w&#252;rde. Weitere Versicherungsvertr&#228;ge sind nach &#167;21 VVG als "vertragsgef&#228;hrliche Umst&#228;nde" ohne Einflu&#223; auf den Eintritt des Versicherungsfalls (Pr&#246;lss-Martin a.a.O. &#167;21 Anm. 2).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO, diejenige &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167;708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 5.260,- DM.</p>
315,691
olgk-1984-05-25-19-u-584
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 5/84
1984-05-25T00:00:00
2019-03-13T15:11:25
2019-03-27T09:42:28
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0525.19U5.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 25. November 1983 verk&#252;ndete Urteil der 3. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Aachen - 43 (13) 0 189/78 -wird auf ihre Kosten mit der Klarstellung zur&#252;ckgewiesen, da&#223; zu den Verfahrenskosten auch die Kosten des Berufungsrechtsstreits 19 U 21/80 OLG K&#246;ln geh&#246;ren.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar; die Beklagten d&#252;rfen die Vollstreckung durch Sicher&#173;heitsleistung in H&#246;he von 310.000,-- DM abwenden, wenn der Klage nicht vor der Vollstreckung Sicher&#173;heit in gleicher H&#246;he leistet. Die Sicherheiten d&#252;rfen auch in Form einer selbstschuldnerischen B&#252;rgschaft einer Deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbracht werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Gesellschafter und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten zu 2), die ihrerseits als GmbH pers&#246;nlich haftende Gesellschafterin der Beklagten zu 1) ist, Herr I. war zusammen mit seiner Ehefrau, J., Gesellschafter&#160; und Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrer der Firma G. in Robertville/Belgien.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#220;ber das Verm&#246;gen der letztgenannten Firma wurde am 2. September 1976 durch das Handelsgericht Verviers das Konkursverfahren er&#246;ffnet. Zum Konkursverwalter wurde zun&#228;chst Rechtsanwalt N. bestellt, der die vorliegende Klage im eigenen Namen erhoben hat. Er wurde in diese Eigenschaft durch das Handelsgericht Verviers am 4. Juni 1933 durch Rechtsanwalt P. ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 29. Dezember 1975 hatte die Beklagte zu 1) der Gemein&#173;schuldnerin schriftlich den Auftrag zur Herstellung und Lieferung von Fruchtsaftgetr&#228;nken erteilt. Dieser Auftrag bezog sich auf einen "Miet- und Leihvertrag" vom 15. Juli 1975, durch den die Beklagte zu 1) der Gemeinschuldnerin zwei. Abf&#252;llmaschinen, einen Gabelstabler, einen 2.000 l. -Tank sowie einen Zuckerrelevator zur Verf&#252;gung stellte. In dem genannten Miet- und Leihvertrag wurde f&#252;r die Abf&#252;llanalage und den Gabelstabler ein j&#228;hrlicher Mietzins in H&#246;he von 10.000,-- DM bestimmt, die Miete f&#252;r die beiden anderen Gegenst&#228;nde sollte noch festgesetzt werden. Der Vertrag enth&#228;lt auch eine Regelung, da&#223; f&#252;r die Gesch&#228;ftsbeziehungen der Beklagten zu 1) und der Gemeinschuldnerin Deutsches Recht gelten sollte, als Gerichtsstand wurde Aachen vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Aus dieser Gesch&#228;ftsbeziehung ist aufgrund von Warenlieferungen der Gemeinschuldnerin eine Forderung gegen die Beklagten ent&#173;standen, die sich bis zum 15. Februar 1977 auf unstreitig ins&#173;gesamt Bfrs. 6.100.000, belief.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Gemeinschuldnerin bezog ihre Verpackungsfolien von der in Burgdorf/Schweiz ans&#228;ssigen Firma T. AG. Diese meldete im Konkurs eine Forderung aus Warenlieferungen in H&#246;he von DM 593.454,75 an. Ein. Teilbetrag von 363.880,75 DM ist durch Entscheidung des Handelsgericht Verviers vom 20. November 1978 rechtskr&#228;ftig zur Konkurstabelle anerkannt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Anfang des Jahres 1977 verlangten die Bek1gten vom damaligen Konkursverwalter N. die Herausgabe der Abf&#252;llmaschinen. Dieser machte die Herausgabe von einer Zahlung auf die Forderung der Gemeinschuldnerin in H&#246;he von 6.100.000 Bfrs. abh&#228;ngig.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten leisteten daraufhin durch ihren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer I. am 15. Februar 1977 eine Zahlung in H&#246;he von Bfrs. 1.300.000. F&#252;r den ausstehenden Restbetrag erhielt der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Konkursverwalter auf sein Verlangen hin ein schriftliches Schuld&#173;anerkenntnis &#252;ber Bfrs. 4.700.000.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gest&#252;tzt auf dieses Schuldanerkenntnis hat der Kl&#228;ger zun&#228;chst im Urkundenverfahren einen Teilbetrag von 1.640.000 Bfrs oder</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">DM 100.000,-- nebst 5 % Zinsen seit dem 15. Februar 1977 geltend gemacht und auch zugesprochen bekommen. Im Nachverfahren hat er</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">zun&#228;chst beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das Vorbehaltsurteil vom 2. M&#228;rz 1977 f&#252;r vorbehaltlos zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das Vorbehaltsurteil vom 2. M&#228;rz 1979 aufzuheben und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><img src="19_U_5_84_Urteil_19840525_0.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." height="32" width="2" />Sie haben behauptet, der Kl&#228;ger habe bei Abgebe des schriftlichen Schuldanerkenntnisses am 15. Februar 1977 erkl&#228;rt, er wolle</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">aus dieser Urkunde nichts gegen die Beklagten herleiten; er ben&#246;tige sie lediglich zu seiner eigenen Absicherung f&#252;r seine Akten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise haben die Beklagten die Aufrechnung mit einer Reihe von Gegenforderungen</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">erkl&#228;rt. In erster Linie handelt es sich um eine Forderung in H&#246;he von 368.378,-- DM, die urspr&#252;nglich der Firma T. AG zugestanden habe. Da sie, die Beklagten, unter dem 11. August 1976 f&#252;r die jeweiligen Forderungen der T. AG gegen die Gemeinschuldnerin eine B&#252;rgschaft &#252;bernommen h&#228;tten, aufgrund dieser B&#252;rgschaft von der Firma T. AG in Anspruch genommen worden seien und eine Zahlung in H&#246;he dieser Forderung an die Firma T. geleistet h&#228;tten, sei diese Forderung in dieser H&#246;he auf sie &#252;bergegangen. Ausserdem sei die Forderung durch die T. AG mit Erkl&#228;rung vom 9. September 1977 an die Eheleute I. abgetreten worden, diese h&#228;tten die Forderung ihrerseits wiederum am 20. Februar 197an die Beklagten abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Weiterhin haben die Beklagten hilfsweise die Aufrechnung mit einer Forderung &#252;ber Bfrs. 175.000,-- DM erkl&#228;rt, Diesen Betrag hat Herr I. am 6. September 1976 zum Ausgleich einer Forderung der Soci&#232;t&#232; G&#232;n&#232;rale de Banque gegen die Gemein&#173;schuldnerin &#252;berwiesen. Die Beklagten haben hierzu vorgetragen, diese Zahlung sei aufgrund einer B&#252;rgschaftserkl&#228;rung gegen&#173;&#252;ber der Bank vorn <em>29. </em>Januar 1975 geleistet worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Weiterhin haben die Beklagten hilfsweise mit einer Forderung</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von DM 7.000,-- aufgerechnet, die die Gemeinschuldnerin noch aufgrund des Miet- und Leihvertrages vom 15. Juli 1975 geschuldet habe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich haben die Beklagten mit einer eigenen Gegenforderung in H&#246;he von 180.000,-- DM aus laufender Gesch&#228;ftsverbindung mit der Gemeinschuldnerin die Aufrechnung erkl&#228;rt, des weiteren mit einer Forderung in H&#246;he von Bfrs. 263.770,--,die die Firma R. am 22. November 1977 an sie abgetreten habe, weil sie in dieser H&#246;he Schulden der Gemeinschuldnerin beglichen h&#228;tten. Ausserdem sei eine Forderung der Firma E. GmbH in H&#246;he Von 165.750,-- DM gegen die Gemeinschuldnerin ebenfalls von ihnen befriedigt worden. Diese Forderung sei daraufhin von der Gl&#228;ubigerin an sie abgetreten worden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach Beweisaufnahme hat das Landgericht mit Urteil vom 23. November 1979 das Urteil vom 2. M&#228;rz 1979 best&#228;tigt und f&#252;r vorbehaltlos erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ist durch Urteil des Senates vom 27. Juni 1980 - 19 U 21/80 - aufgehoben und die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckge&#173;wiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sodann hat der Kl&#228;ger die Klage erweitert und. beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.)&#160; das Vorbehaltsteil des Landgerichts vom 2. M&#228;rz 1979 f&#252;r vorbehaltslos zu erkl&#228;ren,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.)&#160; die Beklagten als Gesamtschuldner zu ver&#173;urteilen, an den Kl&#228;ger weitere Bfrs. 3.060.000,-- oder DM 197.510,-- nebst 5 % Zinsen seit dem 15. Februar 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">das Vorbehaltsurteil vom 2. M&#228;rz 1979 aufzuheben und die Klage insgesamt abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber dem mit der erweiterten Klage geltend gemachten Rest&#173;betrag aus dem Schuldanerkenntnis vom 15. Februar 1977 haben die Beklagten die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach weiterer Beweisaufnahme hat das Landgericht mit Urteil vom 25. November 1983 den Antr&#228;gen des Kl&#228;gers stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; der Kl&#228;ger als Konkurs&#8209;</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">8&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 0(3</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">verwalter nach belgischem Recht befugt sei die Forderung im eigenen Namen geltend zu machen. Aufgrund des schriftlichen Anerkenntnisses bestehe die Forderung und sei nicht verj&#228;hrt, die Beklagten h&#228;tten nicht beweisen k&#246;nnen, da&#223; der Kl&#228;ger bei Abgabe des Schuldanerkenntnisses erkl&#228;rt habe, aus diesem keine Rechte herleiten zu wollen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der im Wege der Hilfsaufrechnung geltend gemachten Gegenforderungen hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; die Zul&#228;ssigkeit sich nach belgischem Konkursrecht beurteile. Danach seien nicht komexe&#160; Forderungen im Konkurs nicht aufrechnungsf&#228;hig,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">die einzige komexe&#160; Forderung der Beklagten, n&#228;mlich die aus dem Mietverh&#228;ltnis, k&#246;nne deshalb nicht zum Zuge kommen, weil diese durch das Schuldanerkenntnis abgeschnitten sei.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses den Beklagten am 5. Dezember 1983 zugestellte Urteil richtet sich deren Berufung, die am 5. Januar 1984 einge&#173;gangen und nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 5. April 1984 an diesem Tag begr&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten vertreten die Auffassung, der Kl&#228;ger sei nicht berechtigt, die Forderung im eigenen Namen geltend zu machen. Er k&#246;nne allenfalls als Vertreter der Gemeinschuldnerin auftreten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ausserdem habe das Landgericht die Frage der Zul&#228;ssigkeit der Hilfsaufrechnung nicht richtig beurteilt. Vorliegend seien die Vorschriften der &#167;&#167; 53 ff KO &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Aufrechnung nicht anzuwenden, da es sich um einen ausl&#228;ndischen Konkurs</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">handele. Auch das belgische Konkursrecht k&#246;nne keine Anwendung finden, wie sich mittelbar aus den Vorschriften der &#167;&#167; 237, 238 KO ergebe. Selbst wenn man die Anwendung des belgischen</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Konkursrechts bejahe, f&#252;hre dies dazu, da&#223; sich die Aufrechnung nach allgemeinen deutschen Vorschriften richte, da das belgische Recht seinerseits eine R&#252;ckverweisung vorsehe.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ausserdem tragen sie vor, da&#223; aus dem schriftlichen Schuld- anerkenntnis nicht hergeleitet werden k&#246;nne, da&#223; Einwendungen</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">und Aufrechnungen, die zum Zeitpunkt der Abgabe des Anerkenntnisses m&#246;glich gewesen w&#228;ren, ausgeschlossen seien.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen wiederholen und vertiefen sie ihren Vortrag zur Begr&#252;ndetheit der zur Hilfsaufrechnung gestellten Forderungen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><img src="19_U_5_84_Urteil_19840525_1.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." height="20" width="4" />Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des Urteils erster Instanz . des Landgerichts Aachen vom 25. November 1983 43 (13) 0 189/78 - die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Er tritt den Rechtsausf&#252;hrungen der Beklagten entgegen und bestreitet wie bereits in erster Instanz, die Begr&#252;ndetheit der zur Hilfsaufrechnung gestellten Forderung.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien in zweiter</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Instanz wird auf die im Berufungsrechtszug gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen, desgleichen auf die von den Parteien vorgelegten Unterlagen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p><span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige, insbesondere form- und fristgerecht eingelegte Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht kommt in dem angefochtenen Urteil zutreffend zu dem Ergebnis, da&#223; dem Kl&#228;ger gegen die Beklagten gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 651, 433 Abs. 2 BGB aus dem am 29. Dezember 1975 &#252;ber die Herstellung und die Lieferung von Fruchtsaftgetr&#228;nken ge&#173;schlossenen Vertrag in Verbindung mit dem schriftlichen An&#173;erkenntnis vom 15. Februar 1977 noch eine Forderung in H&#246;he von insgesamt 297.510,-- DM bzw. 4.700.000 Bfrs. zusteht.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist als Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Firma G. befugt, diese Forderung der Gemeinschuldnerin</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">im eigenen Namen geltend zu machen. Wie das Landgericht zu&#173;treffend festgestellt hat, beurteilt sich die Rechtsstellung</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">des Kl&#228;gers nach belgischem Konkursrecht. Dies wird auch von</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">der Berufung nicht angegriffen. Dem Konkursverwalter ("curateur") obliegt gem&#228;&#223; Artikel 479 Code de Commerce die Forderungs&#173;einziehung. Da das belgische Konkursrecht dem Konkurs universelle&#160; Wirkung beimi&#223;t, beschr&#228;nkt sich diese Befugnisdes Konkursverwalters nicht auf inl&#228;ndisches Verm&#246;gen, sondern erstreckt sich auch auf im Ausland belegene Forderungen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Dem steht deutsches Recht nicht entgegen. Zwar geht die fr&#252;here Rechtsprechung (vgl. BGH in MW 1960, Seite .774; BGH in NJW 1962, Seite 1511; BGHZ 53, Seite 332, 336) davon aus, da&#223; aus der Vorschrift des &#167; 237 KO zu folgern sei, da&#223; ein Auslandskonkurs im Inland gelegenes Verm&#246;gen der ausl&#228;ndischen Gemeinschuldnerin nicht erfasse. Der Senat folgt dieser Auffassung nicht, zumal der Wortlaut der vorge&#173;nannten Vorschrift das daraus von dieser Auffassung her&#173;geleitete sogenannte Territorialit&#228;tsprinzip nicht zwingend gebietet. Vielmehr gibt diese Vorschrift unter bestimmten Voraussetzungen dem Gl&#228;ubiger einer ausl&#228;ndischen Gemein&#173;schuldnerin eine zus&#228;tzliche Befriedigungsm&#246;glichkeit an deren inl&#228;ndischen Verm&#246;gen. Dem kann nicht entnommen werde, da&#223; das Inlandsverm&#246;gen der ausl&#228;ndischen. Gemeinschuldnerin nicht von den Wirkungen der Konkurser&#246;ffnung im Ausland erfa&#223;t wird (vgl. BGH in NJW 1983, Seite 2147; OLG D&#252;sseldorf in ZIP 1982, Seite 1341; Mentzel/Kuhn/Uhlenbruck, KO, 9. Auflage, 1979, &#167; 237 Rdnr. 1; B&#246;hle-Stamschr&#228;der/Kilger, KO, 14. Auflage, 1983, &#167; 237, Anm. 5.).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Handelt es sich somit bei der eingeklagten Forderung um eine Konkursforderung, so ist der Kl&#228;ger befugt, diese im eigenen Namen einzuklagen. Wie der Sachverst&#228;ndige M. in seinem schriftlichen Gutachten vorn 28. Oktober 1982 ausge&#173;f&#252;hrt hat, entspricht die vom Kl&#228;ger gew&#228;hlte Bezeichnung des Aktivrubrums demjenigen, was in Belgien f&#252;r Verfahren, an</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">denen der Konkursverwalter beteiligt ist, &#252;blicherweise ge&#173;braucht wird. Daraus folgt, da&#223; der Kl&#228;ger aufgrund seiner. Stellung nach belgischem Recht befugt ist, Forderungen der Gemeinschuldnerin klageweise geltend zu machen und Zahlung an sich zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Das Fehlen der Proze&#223;f&#252;hrungsbefugnis und der Aktivlegitimation des Kl&#228;gers ergibt sich auch nicht daraus, da&#223;, wie die Beklagten meinen, die Ent&#173;scheidung &#252;ber die Er&#246;ffnung des Konkurses fehlerhaft und das Verfahren selbst mit Verst&#246;&#223;en belastet gewesen sei. Vielmehr ist das Konkurser&#246;ffnungsurteil des Handelsgerichts Verviers vom 2. September 1976 wirksam und von deutschen Gerichten anzu&#173;erkennen. Diese Entscheidung ist nach den allgemeinen Regeln des deutschen Internationalen Zivilproze&#223;rechts zu beurteilen, da das EWG-&#220;bereinkommen &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil-und Handelssachen vom 27. September 1963 (BGBl 1972, II, 773) gem&#228;&#223; Artikel 1 Abs. 1 Nr. 2 sowie das Deutsch-Belgische Ab&#173;kommen vom 30. Juni. 1958 (BGBl 1952, II, 765) gem&#228;&#223; Artikel 1 Abs. 4 auf Konkursverfahren keine Anwendung; findet.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; beurteilt sich die Anerkennung des Konkurser&#246;ffnungs&#173;urteils nach &#167; 328 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 4 ZPO, der auf aus&#173;l&#228;ndische Entscheidungen auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichts&#173;barkeit entsprechend anzuwenden ist (vgl. Z&#246;ller-Geimer, ZPO, 13. Auflage 1981, &#167; 328, M; S&#246;rgel-Tegel, BGB, vor Artikel 7 EGBGB, Rdn. 650; Staudinger-Kropholler, BGB 12. Aufl., 1969, Rdn. 341 zu Artikel 19 EGBGB). Danach ist das Konkurser&#246;ffnungs&#173;urteil anzuerkennen, da das belgische Gericht f&#252;r die Ent&#173;scheidung &#252;ber die Er&#246;ffnung des Konkurses der belgischen Gemeinschuldnerin zust&#228;ndig war Und die Entscheidung auch nicht gegen die guten Sitten oder gegen Zweck eines deutschenGesetzes verst&#246;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Das Fehlen der Zust&#228;ndigkeit des Handelsgerichts Verviers f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Konkurser&#246;ffnung wird von den Beklagten nicht ger&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die von den Beklagten behaupteten Subsumtions- und Verfahrensfehler des belgischen Gerichtes tragen - ihre Richtig&#173;keit unterstellt - nicht die Annahme eines Verstosses gegen den deutschen "ordre nublic". Ob das Handelsgericht Verviers bei seiner Entscheidung &#252;ber die Er&#246;ffnung des Konkurses die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r eine solche Konkurser&#246;ffnung nach belgischem Recht zutreffend oder nicht zutreffend beurteilt</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">hat, unterliegt nicht der Nachpr&#252;fung durch das deutsche Gericht. Da&#223; die Er&#246;ffnung willk&#252;rlich gewesen sei, l&#228;&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen der Beklagten nicht entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Auch die behauptete Nichtzustellung des Konkurser&#246;ffnungsurteils an die Gemeinschuldnerin bzw. deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer, Herrn</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">I. habe nach den eigenen Ausf&#252;hrungen der Beklagten nicht dazu gef&#252;hrt, da&#223; der Gemeinschuldnerin bzw. Herrn I. das rechtliche Geh&#246;r abgeschnitten worden ist. Vielmehr hat der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gemeinschuldnerin bereits am 8. September 1976 Einspruch gegen die Konkurser&#246;ffnung beim Handelsgericht Verviers eingelegt, &#252;ber diesen Einspruch ist sachlich ent&#173;schieden worden. Die Gemeinschuldnerin bzw. deren Gesch&#228;fts&#173;f&#252;hrer haben somit Gelegenheit gehabt, im Verfahren &#252;ber die Konkurser&#246;ffnung ihre tats&#228;chlichen und rechtlichen Einwendungen vorzubringen bzw. deren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer h&#228;tten keine Einladung zur Gl&#228;ubiger&#173;versammlung vom 14. Dezember 1976 erhalten, so ist nicht er&#173;sichtlich, welchen Einflu&#223; dieser etwaige Verfahrensversto&#223; auf die Wirksamkeit der Konkurser&#246;ffnung bzw. die Bestellung des Kl&#228;gers bzw. desssen Vorg&#228;ngers zum Konkursverwalter gehabt haben soll.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Da somit die Klage vom wirksam bestellten Konkursverwalter er&#173;hoben worden ist, der proze&#223;f&#252;hrungsbefugt und aktivlegitimiert ist, kommt die von den Beklagten f&#252;r den Fall der Umstellung, des Rubrums erhobene Einrede der Verj&#228;hrung nicht zum Zuge.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Der Einwand der Beklagten, der damalige Konkursverwalter, Herr Rechtsanwalt N. habe bei Unterzeichnung, des deklaratorischen Schuldanerkenntnisses vom 15. Februar 1977 erkl&#228;rt, er wolle aus diesem Anerkenntnis keine Rechte herleiten, wird mit der Berufung nicht weiter aufrecht erhalten.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der in vollem Umfang begr&#252;ndeten Klageforderung in H&#246;he von Bfrs 4.700.000 oder DM 297.510,-- greift die von der</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 1) hilfsweise erkl&#228;rte Aufrechnung mit Gegenforderungen nicht durch. Diese Aufrechnung ist bez&#252;glich der Gegenforderungen, die die Beklagte zu 1) nach Er&#246;ffnung des Konkurses erworben hat, unzul&#228;ssig, bez&#252;glich der behaupteten Restforderung aus dem </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Miet- und Pachtvertrag aufgrund des Schuldanerkenntnisses vom 15. Februar 1977 ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit einer Aufrechnung richtet sich zwar grund&#173;s&#228;tzlich nach dem Recht der Hauptforderung, der gegen&#252;ber die Aufrechnung erkl&#228;rt wird, vorliegend w&#228;re dies deutsches Recht. Die Regeln &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Aufrechnung im Konkurs sind jedoch besonders anzukn&#252;pfen. Sie folgen dem Recht des Staates, dem der Konkurs er&#246;ffnet wird (so Jaeger-Jahr, KO, 8. Auflage 1973, Rdn. 399 zu &#167;&#167; 237, 238; Thieme, Inlandsvollstreckung und Auslandskonkurs, Rabels Z 37, 689, 703, Fu&#223;note 50; mit Ein&#173;schr&#228;nkungen Reithmann - V. Hoffmann, internationales Vertrags&#173;recht, 9. Aufl. 1972, 2dn. 729). Demgem&#228;&#223; beurteilt sich vor&#173;liegend die Zul&#228;ssigkeit der erkl&#228;rten Aufrechnung nach belgischem Recht.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Wie bereits dargelegt, ist der Senat der Auffassung, da&#223; derim Ausland er&#246;ffnete Konkurs sich auch auf inl&#228;ndisches Verm&#246;gen, also auch auf Forderungen des Gemeinschuldners erstreckt,soweit das Recht des Konkurser&#246;ffnungsstaates eine derartige Erstreckung vorsieht. Dies gebietet der Grundsatz der Universalit&#228;t des Konkurses und. der Gleichbehandlung aller Konkursgl&#228;ubiger, die auch dem deutschen Konkursrecht zu eigen ist. Die Vorschrift des &#167; 237 KO steht dem, wie bereits ausgef&#252;hrt, bei der gebetenen engen Auslegung nicht entgegen; der hieraus von der fr&#252;heren Rechtsprechung abgeleitete Grundsatz der Territorialit&#228;t l&#228;&#223;t sich der Vorschrift nicht zwingend entnehmen und tr&#228;gt auch den ge&#228;nderten wirtschaftlichen Umst&#228;nden, insbesondere der starken Ausbreitung des internationalen Handels keine Rechnung, wie bereits das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Eine Abgrenzung gegen konkursrechtliche Beschr&#228;nkungen der Aufrechnung im vorliegenden Fall ist auch nicht aus Gr&#252;nden fehlender Gegenseitigkeit geboten, denn das belgische Recht erkennt grunds&#228;tzlich die Wirkungen eines Auslandskonkurses aus belgischer Sicht an, wie sich aus dem Urteil des Tribunal de Commerce de Bruxelles vom 20. Juli 1975 (KTS 1978, 247) ergibt, in dem lediglich aus Gr&#252;nden des belgischen ordre public die Wirkungen eines Konkurses in Deutschland auf Belgien mit dem Argument verneint worden sind, da&#223; eine Gegenseitigkeit nach deutschem Recht nicht bestehe.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag auch nicht die Auffassung der Beklagten zu teilen, aus der Vorschrift des &#167; 237 KO lasse sich zumindest folgern, da&#223; im Falle des Auslandskonkurses die Aufrechnung gegen eine im Inland belogene Forderung der Gemeinschuldnerin zul&#228;ssig sei. Denn &#167; 237 KO l&#228;&#223;t lediglich die Vollstreckung in Inlandsverm&#246;gen eines ausl&#228;ndischen Gemeinschuldners zu, das setzt aber voraus, da&#223; der Gl&#228;ubiger einen vollstreckbaren Titel besitzt. Ein solcher fehlt bez&#252;glich der von der Beklagten zu 1) zur Aufrechnung gestellten Forderungen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Das belgische Recht sieht f&#252;r den Fall, da&#223; im Konkurs einem aus&#173;l&#228;ndischen Schuldner der Gemeinschuldnerin die Aufrechnung erkl&#228;rt, bez&#252;glich der Zul&#228;ssigkeit dieser Aufrechnung keine, R&#252;ckverweisung auf das Statut der Hauptforderung vor. Diese von den Beklagten vertretene Auffassung l&#228;&#223;t sich der von ihnen zitierten Kommentar stelle bei Cloquet, Les Novelles, Druit commercial,2. Auf1.1975,Bar</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">4 Nr. 1744 nicht entnehmen. Vielmehr ergibt sich aus dieser Kommentierung lediglich, da&#223; in den F&#228;llen, in denen das Recht des Konkurser&#246;ffnungsstaates die Aufrechnung im Konkurs zul&#228;&#223;t, die Aufrechenbarkeit sich nach allgemeinem belgischen Recht richtet, wenn die Forderung des-Gemeinschuldners sich nach belgischem Recht richtet. Zu der Frage, wie die Aufrechnung zu beurteilen ist, wenn das Recht des Konkurser&#246;ffnungsstates die Aufrechnung grunds&#228;tzlich nicht zul&#228;&#223;t, ergibt sich hier&#173;aus nichts. Da nach belgischem Recht aber, wie noch auszu&#173;f&#252;hren ist, die Aufrechnung grunds&#228;tzlich mit einer Ausnahme im Konkurs ausgeschlossen ist, handelt es sich vorliegend um eine andere Rechtslage.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Ausschlu&#223; der Aufrechnung nach Konkurser&#246;ffnung ergibt sich aus Artikel 444 Abs. 1 und 2 der Belgischen Konkursordnung Eine Ausnahme gilt nur f&#252;r wechselseitige Forderungen aus dem selben Rechtsverh&#228;ltnis (vgl. Cloquet a.a.O., Nr. 1758).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Somit ergibt sich mit Ausnahme des angeblichen Mietzins&#173;anspruches aus dem Leih- und Pachtvertrag f&#252;r alle zur Auf&#173;rechnung gestellten. Forderungen der Beklagten zu. 1) die Un&#173;zul&#228;ssigkeit der Aufrechnung. Denn die Beklagte zu 1) hat diese Forderungen nach ihrem eigenen Vorbringen erst nach Konkurs&#173;er&#246;ffnung und nicht unmittelbar von der Gemeinschuldnerin, sondern von dritter Seite erworben. Es fehlt damit an der er&#173;forderlichen Konnexit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Ob eine derartige Konnexit&#228;t bez&#252;glich der hilfsweise zur Aufrechnung gestellten Mietforderung in H&#246;he von 7.000,-- DM gegeben ist, kann letztlich offen bleiben. Die Gegenforderung bestand schon zum Zeitpunkt der Abgabe des Schuldanerkenntnisses vom 15. Februar 1977 und h&#228;tte zum damaligen Zeitpunkt seitens der Beklagten zu 1) erkl&#228;rt worden k&#246;nnen. Aufgrund des schriftlichen Anerkenntnisses ist die Beklagte zu 1) mit dieser Aufrechnung gegen die anerkannte Forderung ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Insoweit folgt der Senat der Auffassung des Landgerichts wonach ein Anerkenntnis in der Regel die Wirkung hat, da&#223; es alle Einwendungen tats&#228;chlicher und rechtlicher Natur f&#252;r die Zukunft ausschlie&#223;t, die der Schuldner bei der Abgabe des Anerkenntnisses kannte. Umst&#228;nde, die vorliegend eine ab&#173;weichende W&#252;rdigung des Anerkenntnisses geboten erscheinen lassen, sind nicht ersichtlich und von den Beklagten auch nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagten schlie&#223;lich mit einer Gegenforderung in H&#246;he von 180.000,-- DM aus laufender Gesch&#228;ftsverbindung mit der Gemeinschuldnerin aufrechnen, fehlt es an jeglicher Dar&#173;legung, wann, in welcher Form und aus welchen Gesch&#228;ftsbeziehungen diese Forderung entstanden sein soll, so da&#223; schon die Frage der Zul&#228;ssigkeit der Aufrechnung nicht beurteilt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Gem&#228;&#223; &#167; 708 Ziffer 10 war das Urteil f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren und gem&#228;&#223; &#167; 711 ZPO dem Beklagten die M&#246;glichkeit einzur&#228;umen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert und Beschwer der Beklagten: 297.510,-- DM.</p>
315,692
olgk-1984-05-22-9-u-26283
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 U 262/83
1984-05-22T00:00:00
2019-03-13T15:11:26
2019-03-27T09:42:28
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0522.9U262.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsrechtszuges hat der Kl&#228;ger zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die statthafte, form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat aus keinem rechtlichen Gesichtspunkt einen Anspruch auf Aufnahme in die beklagte Genossenschaft. Eine Aufnahmeverpflichtung der Beklagten ergibt sich weder aus der Satzung der Beklagten oder aus den Grunds&#228;tzen des Kontrahierungszwanges bzw. aus dem allgemeinen Verbot des Rechtsmi&#223;brauchs (&#167; 242 BGB), noch stellt die Ablehnung der Aufnahme des Kl&#228;gers einen Versto&#223; gegen das Diskriminierungsverbot der &#167;&#167; 26, 27 GWB oder das Verbot der sittenwidrigen Sch&#228;digung gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB dar.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die zutreffenden Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils wird in vollem Umfang Bezug genommen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Lediglich erg&#228;nzend wird auf folgende Gesichtspunkte hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach allgemeiner Meinung in Rechtsprechung und Rechtslehre kann ein in der jeweiligen Satzung nicht vorgesehener Aufnahmezwang in einen Verein oder eine Genossenschaft nur angenommen werden, wenn die Ablehnung der Aufnahme eines Bewerbers zu einer sachlich nicht gerechtfertigten ungleichen Behandlung oder unbilligen Benachteiligung dieses Bewerbers f&#252;hrte (vgl. BGHZ 63, 282 ff unter Bezugnahme auf &#167; 826 BGB; vgl. auch M&#252;ller: Genossenschaftsgesetz &#167; 1 Anm. 16). Eine sittenwidrige Sch&#228;digung oder unbillige Benachteiligung kann danach, konkreter gesprochen, nur angenommen werden, wenn die Genossenschaft eine Monopolstellung f&#252;r Waren und gewerb - liche Leistungen innehat, auf die der Beitretende angewiesen ist, oder wenn sie marktbeherrschend oder machtstark ist und die Aufnahme als Genosse das einzige Mittel ist, um die Diskriminierung zu beseitigen (Meyer&#8209;Meulenbergh-Beuthien: Genossenschaftsgesetz, &#167; 15 Anm. 21). Hiernach mu&#223; sich also die ungleiche Behandlung und unbillige Benachteiligung auf die Leistungen der Genossenschaft beziehen, in denen sie gerade die Monopolstellung innehat, vorliegend also auf die Lieferung von elektrischer Energie. Der Sinn der Lehre vom Kontrahierungszwang bei Monopolstellungen ist es, den ansonsten bestehenden Ausschlu&#223; von der Versorgung mit lebenswichtigen G&#252;tern, zu verhindern die wegen des Monopols von anderer Seite nicht erlangt werden k&#246;nnen, und den Antragsteller berechtigten Zugang zu der Ware oder anderen gewerblichen Leistungen zu verschaffen. Dies regelt ausdr&#252;cklich auch &#167; 6 Energiewirtschaftsgesetz, wonach die Beklagte verpflichtet ist, alle Abnehmer in ihrem Verteilungsgebiet zu den gleichen Bedingungen und Tarifen mit elektrischer Energie zu versorgen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gerade dies tut die Beklagte aber vorliegend. Auch ohne Mitglied bei der Beklagten zu sein, erh&#228;lt der Kl&#228;ger von dieser unstreitig elektrische Energie zu den Bedingungen und Tarifen, wie sie auch Mitglieder der Beklagten erhalten. Eine Benachteiligung des Kl&#228;gers ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Tats&#228;chlich geht es dem Kl&#228;ger, wie er selbst vortr&#228;gt, auch nur darum, in den Genu&#223; der sogenannten Warenr&#252;ckverg&#252;tungen zu kommen (wirtschaftliches Interesse) und gesellschaftliche Rechte zu erlangen, die ihm eine Einflu&#223;nahme auf die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Beklagten und auch die Sicherung seiner Vertragsbeziehungen gestatten sollen (gesellschaftsrechtliches Interesse).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wenn der Kl&#228;ger als Nichtmitglied der Beklagten an eventuellen Warenr&#252;ckverg&#252;tungen nicht beteiligt ist, wird er hierdurch nicht ungleich behandelt oder unbillig benachteiligt. Die sogenannte Warenr&#252;ckverg&#252;tung stellt keinen Preisnachla&#223; dar. Sie hat ihre Wurzeln nicht, wie der Preisnachla&#223;, im einzelnen Liefergesch&#228;ft. Ihr Umfang h&#228;ngt vielmehr vom Gesamtergebnis der Gesch&#228;fte ab und ist daher mitgliedschaftsrechtlich gebunden (BGH NJW 1964, 355). Die Warenr&#252;ckverg&#252;tung ist daher keine Preisr&#252;ckgew&#228;hr und kann auch nicht als Rabatt bezeichnet werden (Lang/Weitm&#252;ller, Genossenschaftsgesetz &#167; 19 Anm. 7; Meyer: Genossenschaftsgesetz &#167; 19 Anm. 15). Sie entspringt vielmehr dem mitgliedschaftlichen Anspruch jedes Genossen auf F&#246;rderung durch die Genossenschaft und ist daher gesellschaftsrechtlicher Natur. Hierauf besteht ebensowenig ein Anspruch des Kl&#228;gers wie auf die Einflu&#223;nahme auf die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Beklagten zur Sicherung seiner Vertragsbeziehung mit dieser. Die Belieferung des Kl&#228;gers mit Strom ist auch ohne diese M&#246;glichkeit der Einflu&#223;nahme in ausreichendem Ma&#223;e gesichert (vgl. &#167; 6 Energiewirtschaftsgesetz).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mangels irgendwelchem Nachteils des Kl&#228;gers bei der Belieferung mit Strom ist der Beklagte aus keinem ersichtlichen Grund auf die Aufnahme bei der Beklagten angewiesen. In der Verweigerung seiner Aufnahme als Mitglied ist damit kein berechtigtes Interesse des Kl&#228;gers verletzt und schon gar nicht eine sittenwidrige Benachteiligung ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO, die zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Ziffer 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Berufungsstreitwert und Beschwer des Kl&#228;gers: 4.000,-- DM.</p>
315,693
olgham-1984-05-18-20-u-37883
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 378/83
1984-05-18T00:00:00
2019-03-13T15:11:28
2019-03-27T09:42:27
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0518.20U378.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung und die Anschlu&#223;berufung gegen das am 30. August 1983 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Bochum werden zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger 1/10 und der Beklagten 9/10 auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist verpflichtet, dem Kl&#228;ger den Feuerschaden vom 17./18. April 1982 in H&#246;he von unstreitig 10.000,- DM zu ersetzen. Sie ist nicht gem&#228;&#223; &#167;&#167;6 Abs. 1 Satz. 2 AFB, 23, 25, 27 VVG wegen Gefahrerh&#246;hung leistungsfrei. Die Beklagte hat nicht bewiesen, da&#223; seit der &#220;bernahme des Risikos ... in ... eine Gefahrerh&#246;hung eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gefahrerh&#246;hung ist eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung der bei Vertragsschlu&#223; tats&#228;chlich vorhandenen gefahrerheblichen Umst&#228;nde, die den Eintritt des Versicherungsfalls oder eine Vergr&#246;&#223;erung des Schadens wahrscheinlicher macht (Pr&#246;lss-Martin, VVG, 23. Aufl. 1984 &#167;23 Anm. 2 A). Da&#223; diese Voraussetzungen eingetreten sind, kann nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Verbindung der H&#228;user Nr. 10 und 12 &#252;ber das Kellergescho&#223; derart, da&#223; man vom Flur &#252;ber den Keller des Hauses Nr. 12 in den Keller und Flur des Hauses Nr. 10 (Versicherungsgrundst&#252;ck) gelangen konnte, bestand unstreitig seit der &#220;bernahme des Risikos. Insoweit liegt eine Ver&#228;nderung der ma&#223;gebenden Umst&#228;nde nicht vor. Auch in der Tatsache, da&#223; der Geb&#228;udekomplex, bestehend aus den Geb&#228;uden Nr. 10 und 12, zum Abri&#223; bestimmt war, liegt keine Gefahrerh&#246;hung. Diese Tatsache stand ebenfalls seit der Ver&#228;nderungsanzeige vom 12. November 1981 (Bl. 21 d.A.) fest und ist vom Beklagten auch, wie die Vernehmung des Zeugen ... in erster Instanz ergeben hat, angezeigt worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Als Gefahrerh&#246;hung ist es allerdings auch, in der Feuerversicherung anzusehen, wenn ein Wohngeb&#228;ude nicht mehr bewohnt wird und l&#228;ngere Zeit leersteht (Pr&#246;lss-Martin, a.a.O. &#167;23 VVG, Anm. 2 C a m.w.N.). Denn ein leerstehendes Geb&#228;ude zieht Hausbesetzer, Stadtstreicher oder spielende Kinder an und dies bringt es erfahrungsgem&#228;&#223; mit sich, da&#223; mit Feuer hantiert wird, sei es, um in dem Geb&#228;ude zu "biwakieren", sei es um zu spielen. Dabei ist nach Ansicht des Senats hier nicht nur auf das Haus Nr. 10, sondern, wegen der vorgeschilderten Verbindung der beiden Geb&#228;ude, auch auf ein Leerstehen des Hauses Nr. 12 abzustellen. Jedoch hat die Beklagte nicht bewiesen, da&#223; diese Voraussetzungen vorliegen und dem Kl&#228;ger bekannt waren (&#167;6 Abs. 1 Satz 2 AFB).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Hauses Nr. 10 steht nicht einmal fest, ob es bei Vertrags&#228;nderung, am 12. November 1981, &#252;berhaupt bewohnt war, d.h., ob insoweit eine Ver&#228;nderung eingetreten ist. Der Gastwirt und die alleinstehende Frau wohnten, wie der Kl&#228;ger auch angegeben hatte, in dem Haus, in dem sich die Gastst&#228;tte befand. Von anderen Bewohnern war, wie der Zeuge ... ausgesagt hat, bei der Anzeige der Risiko&#228;nderung oder auch sp&#228;ter nicht die Rede. Wenn es in der Ver&#228;nderungsanzeige hei&#223;t, das Haus sei bewohnt, so beruht das ersichtlich darauf, da&#223; der Zeuge ... und der Kl&#228;ger die Geb&#228;ude als Einheit angesehen haben. Dieser Umstand ist f&#252;r die vorliegende Frage jedoch ohne Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Hauses Nr. 12 steht zwar aufgrund des Berichts der Kriminalpolizei ... vom 19. April 1982 (Beiakte 14 a UJs 447/83 StA Duisburg Bl. 5) fest, da&#223; es zur Zeit des Schadenfeuers unbewohnt war und da&#223; die dort befindliche Gastst&#228;tte " ..." seit wenigen Tagen ebenfalls nicht mehr in Betrieb war. Indessen ist bereits ungekl&#228;rt, ob das Nachbarhaus wenigstens w&#228;hrend eines solchen Zeitraums leerstand, in welchem diese Ver&#228;nderung sich im Sinne einer Erh&#246;hung der Einbruchs- und Feuergefahr auswirken konnte. Regelm&#228;&#223;ig tritt diese Gefahr nicht sogleich nach dem Auszug des letzten Bewohners ein. Einem Hause ist nicht immer alsbald anzusehen, da&#223; es vollst&#228;ndig von Bewohnern verlassen und unbewohnt und damit f&#252;r Unbefugte leicht zug&#228;nglich ist. Dies gilt hier umso mehr, als sich im Geb&#228;ude Nr. 10 noch zwei Lokale, n&#228;mlich der Hundesalon und das Spielcasino des Kl&#228;gers, befanden. Nach dem Inhalt der Ermittlungsakte, der die Aussage des als Partei vernommenen Kl&#228;gers entspricht, hatte der Gastwirt die Wirtschaft erst wenige Tage zuvor aufgegeben; es spricht alles daf&#252;r, da&#223; er auch erst zu diesem Zeitpunkt ausgezogen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sollte das Haus tats&#228;chlich l&#228;ngere Zeit unbewohnt gewesen sein, so steht jedenfalls nicht fest, da&#223; der Kl&#228;ger das gewu&#223;t hat. Er hat als Partei ausgesagt, da&#223; ihm nicht einmal bekannt gewesen sei, da&#223; der Gastwirt <u>endg&#252;ltig</u> ausgezogen sei. Zumindest kann das Gegenteil nicht festgestellt werden, zumal die Lampe &#252;ber dem Eingang zur Gastst&#228;tte nach der Aussage des Kl&#228;gers noch gebrannt hatte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Einen Umstand, der den Eintritt eines Schadensfalles wahrscheinlicher macht, w&#252;rde es nach dem Gesagten ferner darstellen, wenn sich Stadtstreicher in dem Geb&#228;udekomplex aufgehalten h&#228;tten. Aber auch insoweit ist bereits unklar, ob eine Ver&#228;nderung im Sinne einer Gefahrerh&#246;hung eingetreten ist: Nach der Behauptung der Beklagten im Senatstermin sollen sich schon bei Auszug der Zeugin ..., im Dezember 1981, Stadtstreicher in dem Hause aufgehalten haben. Dann liegt die M&#246;glichkeit nahe, da&#223; dieser Zustand auch schon bei Einzug des Kl&#228;gers - im November/Dezember 1981 - bestanden hatte. Jedenfalls hat der Kl&#228;ger, ohne da&#223; das Gegenteil festgestellt werden k&#246;nnte, bei seiner Parteivernehmung in Abrede gestellt, da&#223; ihm die Anwesenheit von Stadtstreichern bekannt gewesen ist. Aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger eine T&#252;r vernagelt hat, kann eine solche Kenntnis nicht geschlossen werden, da diese Ma&#223;nahme dem Schutz vor Einbrechern gedient hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich stellt der - unstreitige - Umstand, da&#223; in die Gastst&#228;tte eingebrochen worden ist, keinen gefahrerh&#246;henden Umstand dar. Die Tatsache eines Einbruchdiebstahls kann ein Indiz daf&#252;r sein, da&#223; gefahrerh&#246;hende Umst&#228;nde eingetreten sind und sich ausgewirkt haben. Im allgemeinen stellt ein Einbruchdiebstahl selbst aber keinen Umstand dar, der den Eintritt der versicherten Gefahr in Gestalt eines weiteren Einbruchs oder, wie hier, der Entstehung eines Brandes, wahrscheinlicher macht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Anschlu&#223;berufung ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat einen Zinsschaden von 16,03 % nicht bewiesen. Aus dem &#252;berreichten Mahnbescheid vom 27. Dezember 1983 (Beiheft Proze&#223;kostenhilfe) geht nur hervor, da&#223; die ... sich eines Zinsanspruchs gegen den Kl&#228;ger in dieser H&#246;he seit dem 18.11.1982 ber&#252;hmt, nicht aber, da&#223; dieser Anspruch begr&#252;ndet ist. Ein Vollstreckungsbescheid liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht, auf &#167;&#167;97, 92 ZPO. Des Ausspruchs der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil der Rechtsstreit unzweifelhaft nicht der Revision unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 10.000,- DM.</p>
315,694
olgham-1984-05-16-20-u-38783
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 387/83
1984-05-16T00:00:00
2019-03-13T15:11:29
2019-03-27T09:42:27
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0516.20U387.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 16. September 1983 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der den Beruf eines ... erlernt hat, ist als Meister in der technischen Betriebsverwaltung der Universit&#228;t ... besch&#228;ftigt. Zur Betriebsverwaltung geh&#246;rt eine Werkstatt, die u.a. f&#252;r die Pflege und Wartung der Fahrzeuge der Universit&#228;t zust&#228;ndig ist. Au&#223;erdem werden dort alle technischen Ger&#228;te wie Notstromaggregate und Gartenmaschinen gewartet und repariert. Fahrzeugreparaturen werden in der Werkstatt &#252;blicherweise nicht vorgenommen, sondern durch Fremdauftr&#228;ge erledigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Seit 1974 unterh&#228;lt der Kl&#228;ger bei der Beklagten eine Privathaftpflichtversicherung. Dieser liegen die Allgemeinen Versicherungs-Bedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung (AHB) sowie weitere Bedingungen zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#167;4 AHB lautet auszugsweise:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"&#167;4 Ausschl&#252;sse</i> <i>I. Falls im Versicherungsschein oder seinen Nachtr&#228;gen nicht ausdr&#252;cklich etwas anderes bestimmt ist, bezieht sich der Versicherungsschutz nicht auf: ...</i> <i>6) Haftpflichtanspr&#252;che wegen Sch&#228;den</i> &#160; a) an fremden Sachen, die der Versicherungsnehmer gemietet, gepachtet, geliehen hat oder die Gegenstand eines besonderen Verwahrungsvertrages sind, &#160; b) die an fremden Sachen durch eine gewerbliche oder berufliche T&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers an oder mit diesen Sachen (z.B. Bearbeitung, Reparatur, Bef&#246;rderung, Pr&#252;fung und dergleichen) entstanden sind. ..."</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#167;5 Nr. 5 AHB lautet:</p> <br /><span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Der Versicherungsnehmer ist nicht berechtigt, ohne vorherige Zustimmung des Versicherers einen Haftpflichtanspruch ganz oder zum Teil oder vergleichsweise anzuerkennen oder zu befriedigen. Bei Zuwiderhandlungen ist der Versicherer von der Leistung frei, es sei denn, da&#223; der Versicherungsnehmer nach den Umst&#228;nden die Befriedigung oder Anerkennung nicht ohne offenbare Unbilligkeit verweigern konnte. ..."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich der weiteren Bedingungen ist streitig, ob dem Versicherungsvertrag die Bedingungen des Beiblatts "Umfang, der Privat-Haftpflichtversicherung" (Bl. 13 d.A.) oder die "besonderen Bedingungen und Risikobeschreibung f&#252;r die Privat-Haftpflichtversicherung" (Bl. 32 d.A.) zugrunde liegen. In diesen Bestimmungen hei&#223;t es unter I gleichlautend:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"I. Versichert ist im Umfang der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AHB) die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers als Privatperson aus den Gefahren des t&#228;glichen Lebens -mit Ausnahme der Gefahren eines Betriebes, Berufes, Dienstes, Amtes. ..."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In Nr. IV der besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen f&#252;r die Privat-Haftpflichtversicherung ist ausgeschlossen die Haftpflicht des Eigent&#252;mers, Besitzers, Halters oder F&#252;hrers eines Kraftfahrzeuges wegen Sch&#228;den, die durch den Gebrauch des Fahrzeugs verursacht werden. Nach Nr. IV des Beiblatts "Umfang der Privat-Haftpflichtversicherung" sind ausgeschlossen Haftpflichtanspr&#252;che aus Sch&#228;den, die im Zusammenhang stehen mit dem Besitz oder F&#252;hren von Kraftfahrzeugen. ...</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Am 29. Juli 1982 reparierte der Kl&#228;ger in der Werkstatt der Universit&#228;t den Pkw seines Verwandten .... An dem Fahrzeug war der Auspuff gerissen und mu&#223;te geschwei&#223;t werden. Zur Vornahme dieser Arbeit holte sich der Kl&#228;ger aus der ebenfalls zu seinem Zust&#228;ndigkeitsbereich geh&#246;renden M&#252;llanlage der Universit&#228;t ein Schwei&#223;ger&#228;t und hob das Fahrzeug mittels einer Hebeb&#252;hne an. Er f&#252;hrte sodann die Schwei&#223;arbeiten durch, nachdem er zuvor die Fahrzeugteile im Bereich des Auspuffs mit nassen Lappen abgedeckt hatte. Nach Durchf&#252;hrung der Schwei&#223;arbeiten schlug pl&#246;tzlich eine Flamme aus dem Auspuff, und Benzin tropfte auf den Werkstattboden. Dort breitete sich ein Feuer aus und erfa&#223;te den aufgebockten Wagen und Teile der Werkstatt und deren Einrichtung. An dem Pkw entstand laut Schreiben des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins ... an den Kl&#228;ger vom 29. November 1982 (Bl. 6 d.A.) ein Sachschaden von 5.636,56 DM. Hinsichtlich des Schadens an der Werkstatt und deren Einrichtung gibt der Kl&#228;ger den Betrag entsprechend einer Aufstellung der Universit&#228;t ... vom 2. Dezember 1982 (Bl. 7/8 d.A.) mit 23.537,20 DM an.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Bereits unter dem 3. August 1982 (Bl. 34 d.A.) hatte der Kl&#228;ger gegen&#252;ber dem Land Nordrhein-Westfalen einen Schaden in H&#246;he von 41.126,25 DM schriftlich anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lehnte mit Schreiben vom 7. September 1982 (Bl. 211 f d.A.) und vom 5. November 1982 (Bl. 14 d.A.) eine Schadensregulierung ab.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt die Feststellung, da&#223; die Beklagte als Privathaftpflichtversicherer verpflichtet ist, ihm f&#252;r den Schaden Deckungsschutz zu gew&#228;hren. Er ist der Auffassung, die Beklagte k&#246;nne sich nicht auf einen Haftungsausschlu&#223; berufen. Der Schaden sei n&#228;mlich nicht beim Gebrauch eines Kraftfahrzeugs entstanden. Die Reparatur habe auch nicht im Zusammenhang mit seiner beruflichen T&#228;tigkeit gestanden. Die Haftung der Beklagten sei auch nicht gem&#228;&#223; &#167;4 Ziffer 6 b AHB ausgeschlossen. Er habe vielmehr am 29. Juli 1982 nach Dienstschlu&#223; zun&#228;chst die Werkstatt verlassen und sei erst nach etwa 1 1/2 Stunden zur&#252;ckgekehrt. Er sei nicht im Rahmen seines Arbeitsverh&#228;ltnisses, sondern ohne Genehmigung seines Arbeitgebers und au&#223;erhalb seiner beruflichen T&#228;tigkeit aus Gef&#228;lligkeit t&#228;tig geworden. Die Beklagte k&#246;nne ihm nicht zum Vorwurf machen, da&#223; er den Anspruch des Landes Nordrhein-Westfalen nach Grund und H&#246;he anerkannt habe, denn er habe sich andernfalls einer Klage seines Arbeitgebers ausgesetzt gesehen und nicht zuletzt im Interesse am Erhalt seines Arbeitsplatzes gehandelt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihm gegen&#252;ber dem Land Nordrhein-Westfalen aus dem Schadensfall vom 29.7.1982 in der Kraftfahrzeugwerkstatt der Universit&#228;t ... in H&#246;he von 23.537,20 DM und gegen&#252;ber dem Landwirtschaftlichen Versicherungsverein ... zur Schadensnummer ... in H&#246;he von 5.636,56 DM Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie hat sich auf Leistungsfreiheit berufen, weil die T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers, die den Brand ausgel&#246;st habe, im Zusammenhang mit seiner Berufst&#228;tigkeit gestanden habe. Im &#252;brigen sei der Schaden auch durch den Gebrauch des Fahrzeugs verursacht worden. Au&#223;erdem habe der Kl&#228;ger den Schaden nicht ohne ihre, der Beklagten, Zustimmung anerkennen d&#252;rfen. Die Beklagte hat gemeint, das Land Nordrhein-Westfalen habe keinen Anspruch auf Schadensersatz, weil der Kl&#228;ger die Reparatur, wie die Beklagte behauptet hat, w&#228;hrend der Dienstzeit verrichtet habe und diese T&#228;tigkeit in den Bereich der gefahrgeneigten Arbeit falle. Auch der Zeuge Binder k&#246;nne von dem Kl&#228;ger keinen Schadensersatz verlangen, da in jenem Verh&#228;ltnis von einem stillschweigend vereinbarten Haftungsausschlu&#223; auszugehen sei. Im &#252;brigen hat die Beklagte die H&#246;he des vom Kl&#228;ger angegebenen Schadens bestritten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Kl&#228;ger pers&#246;nlich geh&#246;rt und durch Urteil vom 16. September 1983 die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Die Beklagte sei leistungsfrei, weil der Schaden durch die berufliche T&#228;tigkeit des Kl&#228;gers entstanden sei. Die Schwei&#223;arbeiten am Auspuff geh&#246;rten im weiteren Bereich zu der vom Kl&#228;ger ausge&#252;bten Berufst&#228;tigkeit als Meister einer Kraftfahrzeugwerkstatt, auch wenn in dieser &#252;blicherweise die Fahrzeuge nicht repariert, sondern nur gewartet und gepflegt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte Berufung des Kl&#228;gers. Der Kl&#228;ger macht unter Wiederholung seines erstinstanzlichen Vortrags geltend: Er habe den Schaden nicht bei seiner beruflichen T&#228;tigkeit verursacht, zumal er in deren Rahmen - unstreitig - nicht damit befa&#223;t sei, Kraftfahrzeuge zu reparieren. Arbeiten dieser Art verrichte er f&#252;r Dritte sonst nicht. Die Reparatur sei auch nicht w&#228;hrend der Arbeitszeit ausgef&#252;hrt, sondern erst gegen 18.00 Uhr begonnen worden. Es liege auch keine Obliegenheitsverletzung nach &#167;5 Ziffer 5 AHB vor, weil er die Anerkennung des Anspruchs des Landes Nordrhein-Westfalen nicht ohne offenbare Unbilligkeit habe verweigern d&#252;rfen. Au&#223;erdem habe er in dem Bem&#252;hen gehandelt, seine vorgesehene Entlassung zu verhindern. Ihm sei die Bestimmung des &#167;5 Ziffer 5 AHB - unstreitig - nicht bekannt gewesen. Bei Ablehnung des Versicherungsschutzes habe der Beklagte von dem Anerkenntnis noch nichts gewu&#223;t. Der Schaden sei auch nicht aus der Gefahr eines Betriebes entstanden, weil er, der Kl&#228;ger, bei der Reparatur des Fahrzeugs nicht in dem Betrieb der Werkstatt eingegliedert gewesen sei. Diese T&#228;tigkeit habe er vielmehr selbst&#228;ndig und in eigener Verantwortung ausge&#252;bt, ohne an Weisungen seines Dienstherren, der von der T&#228;tigkeit unstreitig nichts gewu&#223;t habe, gebunden zu sein.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihm f&#252;r den Schadensfall in der Werkstatt der Universit&#228;t Bielefeld vom 29.7.1982 Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor: Der Kl&#228;ger habe nicht zum ersten Mal seine Arbeitsst&#228;tte benutzt, um an fremden Fahrzeugen Reparaturen durchzuf&#252;hren. Er habe daher eine gewerbliche T&#228;tigkeit ausge&#252;bt. Im &#252;brigen habe sich bei dem Haftpflichtfall die Gefahr eines Betriebes verwirklicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und der &#252;berreichten Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Kl&#228;ger pers&#246;nlich geh&#246;rt und Beweis durch Vernehmung der Zeugen Moll, Binder und Wolf erhoben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, pers&#246;nlich geh&#246;rt, hat erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Ich bin Leiter der mechanischen Werkstatt. Diese betreut u.a. die Heizung, Fenster, T&#252;ren, Elektroleitungen und Aufz&#252;ge. Mir untersteht auch die Werkstatthalle und u.a. noch der Ein- und Verkauf. In der Halle sind auch die Fahrer t&#228;tig. Die Kraftfahrzeughalle untersteht der Technischen Betriebsverwaltung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Ich bin der Chef der Technischen Betriebsverwaltung. Darunter gibt es die Ebene der Fachingenieure. Darunter ist die Meisterebene, der u.a. der Kl&#228;ger angeh&#246;rt, und die Handwerkerebene. Die Kraftfahrzeughalle f&#228;llt in die Verantwortung des Fachingenieurs f&#252;r die Betriebsverwaltung, in der darunter liegenden Ebene ist der Kl&#228;ger f&#252;r die Halle verantwortlich. Unter anderem werden da Gartenmaschinen und alle anderen Ger&#228;te (z.B. Notstromaggregate usw.) gewartet. Eine eigentliche Kraftfahrzeugwerkstatt ist das nicht. In dieser Werkstatt sind auch die Fahrer t&#228;tig, die dem Kl&#228;ger nicht unterstellt sind. Wir haben verschiedene Schwei&#223;ger&#228;te.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erkl&#228;rte:</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ich habe das Schwei&#223;ger&#228;t der M&#252;llanlage benutzt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge fuhr fort:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wir haben als Landesbeh&#246;rde keine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Die Arbeiten des Kl&#228;gers waren mir nicht bekannt. Solche Arbeiten sind auch nicht gang und g&#228;be. Das wei&#223; ich selbst aufgrund eigener &#220;berpr&#252;fungen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Auf Vorhalt des Schreibens vom 26. Oktober 1982 (Verweis) Bl. 58 d.A.:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Auch nach dem Vorfall ist kein weiterer derartiger Fall bekannt geworden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auf Vorhalt des Berichts vom 3. August 1982 (Bl. 46 d.A.):</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das bezieht sich nicht auf unsere Universit&#228;t. Meine Information beruht auf einer Angabe &#252;ber eine andere Universit&#228;t, die im &#252;brigen sp&#228;ter widerrufen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Anerkenntnisverbot ist mir vom Stra&#223;enverkehr her bekannt. Hier ging es um die Entlassung des Kl&#228;gers, die im Gespr&#228;ch war und die ich abblocken mu&#223;te. Nur so konnte ich mich weiter f&#252;r den Kl&#228;ger einsetzen. Die H&#246;he war noch nicht gekl&#228;rt. Hier kam es auf ein Anerkenntnis zum Grunde an. Der Kl&#228;ger hat keine Einwendungen gegen das Anerkenntnis wegen seiner Versicherung erhoben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">An meinem Fahrzeug (Ascona B) war der Auspuff kaputt. Wir hatten bei einem Kollegen des Kl&#228;gers geschwei&#223;t. Wir kamen dort nicht weiter. Deshalb sind wir zur Universit&#228;t gefahren. Das war an einem Donnerstag gegen 18.00 Uhr. Wir haben das Gel&#228;nde durch das Tor betreten. Nach 10 Minuten war die Schwei&#223;arbeit beendet. Der Kl&#228;ger hatte den Brenner schon gel&#246;scht. Pl&#246;tzlich kam eine Flamme aus dem Auspuff. Wir haben noch versucht zu l&#246;schen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... hat ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ich war an diesem Tag Diensthabender in der zentralen Leitwarte. Dort laufen eventuelle technische St&#246;rungen f&#252;r das gesamte Gel&#228;nde zusammen. Zur Technischen Leitwarte geh&#246;ren sieben Personen. Mein Dienst war von 16.00 bis 22.00 Uhr. Ich kann auch sp&#228;te Besucher einlassen. Die zentrale Anlieferung wird um 17.00 Uhr automatisch geschlossen. Herr Hedrich hatte sich an der Sprechanlage vorgestellt, und ich habe ihn dann durch ein anderes Tor, f&#252;r das er den Schl&#252;ssel hatte, hereingelassen. Bald darauf, gegen 18.25 Uhr, kam der Anruf.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist im Ergebnis nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger erhobene Feststellungsklage ist zul&#228;ssig. Ihr fehlt nicht das Feststellungsinteresse (&#167;256 ZPO). Eine an sich vorrangige Leistungsklage k&#246;nnte dann erhoben werden, wenn die Anspr&#252;che des Kl&#228;gers schon jetzt bezifferbar w&#228;ren. Das ist zwar regelm&#228;&#223;ig dann der Fall, wenn der Versicherungsnehmer den Anspruch anerkannt hat. Hier steht das Anerkenntnis des Kl&#228;gers vom 3. August 1982 (Bl. 34 d.A.), durch das dieser einen Anspruch des Landes Nordrhein-Westfalen in H&#246;he von 41.126,25 DM anerkannt hat, einer Erhebung der Feststellungsklage aber nicht entgegen. Denn das abgegebene Anerkenntnis erm&#246;glicht dem Kl&#228;ger keine Bezifferung des Anspruchs, weil das Land Nordrhein-Westfalen daran unstreitig nicht festh&#228;lt und nur mehr einen Schaden in H&#246;he von 23.537,20 DM geltend macht. Zudem m&#252;&#223;te der Kl&#228;ger wegen der Anspr&#252;che des LVM ohnehin Feststellungsklage erheben. Bei dieser Sachlage ist das Feststellungsinteresse insgesamt nicht zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist jedoch nicht begr&#252;ndet, weil die Beklagte nicht verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger wegen des Schadensfalles vom 29. Juli 1982 Deckungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist es f&#252;r das Bestehen eines Deckungsschutzanspruchs ohne Bedeutung, ob die gegen den Kl&#228;ger von seiten des Landes Nordrhein-Westfalen und des LVM erhobenen Haftpflichtanspr&#252;che begr&#252;ndet sind. Hier&#252;ber ist im Deckungsschutzproze&#223; nicht zu entscheiden (Pr&#246;lss-Martin, 23. Aufl., &#167;149 Anm. 1 und 5 A). F&#252;r die Geltendmachung des Deckungsschutzanspruchs gen&#252;gt, da&#223; gegen den Versicherungsnehmer Haftpflichtanspr&#252;che geltend gemacht werden (Pr&#246;lss-Martin a.a.O., &#167;149 Anm. 1 b). Das ist hier der Fall.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Haftpflichtgefahr, die sich durch das Handeln des Kl&#228;gers verwirklicht hat, f&#228;llt jedoch nicht unter das Risiko der Privathaftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;1 Nr. 2 a AHB erstreckt sich der Versicherungsschutz der Privat-Haftpflichtversicherung auf die gesetzliche Haftpflicht aus den im Versicherungsschein und seinen Nachtr&#228;gen angegebenen Eigenschaften, Rechtsverh&#228;ltnissen oder T&#228;tigkeiten des Versicherungsnehmers (versichertes Risiko). Nach der zus&#228;tzlich vereinbarten Bestimmung I ist die gesetzliche Haftpflichtversicherung des Versicherungsnehmers als Privatperson aus den Gefahren des t&#228;glichen Lebens mit Ausnahme der Gefahren eines Betriebes, Berufes, Dienstes, Amtes ... versichert. Es kann dahingestellt bleiben, ob diese Klausel als Bestandteil des dem Kl&#228;ger ausgeh&#228;ndigten Versicherungsscheins vereinbart ist, wie der Kl&#228;ger behauptet, oder als Teil der nach der Behauptung der Beklagten vereinbarten "Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen f&#252;r die Privat-Haftpflichtversicherung". In jedem Fall hat die nach beiden Klauselwerker gleichlautende Bestimmung Geltung erlangt. Sie ist als negative Risikobeschreibung anzusehen (BGH VersR 81, 271). Ihre Voraussetzungen liegen hier vor.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Es kann offen bleiben, ob die Gefahr, die sich in dem zum Haftpflichtanspruch f&#252;hrenden Ereignis verwirklicht hat, dem <u>beruflichen</u> Bereich zuzurechnen ist (vgl. dazu BGH VersR 81, 272; Senat VersR 80, 1037, 79, 179 und 73, 1133). Denn es steht aufgrund der Beweisaufnahme fest, da&#223; hier Gefahren eines <u>Betriebes</u> wirksam geworden sind. Die Kraftfahrzeughalle, in der der Kl&#228;ger t&#228;tig geworden ist, stellt einen "Betrieb" im Sinne dieser Bestimmung dar. Diese Werkstatt war mit Vorrichtungen und Ger&#228;ten ausgestattet, die dazu dienten, anfallende Reparaturen und Wartungsarbeiten an allen technischen Ger&#228;ten der Universit&#228;t wie z.B. an den Gartenmaschinen und den Notstromaggregaten auszuf&#252;hren. Zu diesem Zweck waren u.a. verschiedene Schwei&#223;ger&#228;te und ferner eine Hebeb&#252;hne f&#252;r Kraftfahrzeuge vorhanden. Da&#223; dort keine Kraftfahrzeugreparaturen ausgef&#252;hrt wurden, die Hebeb&#252;hne somit im wesentlichen nur zur Wartung der drei Kraftfahrzeuge benutzt wurde, &#228;ndert nichts an der Einstufung des Ganzen als Betrieb. Entscheidend kann hierf&#252;r nur sein, da&#223; es sich um eine Einrichtung handelt, die - auf Dauer - f&#252;r Reparatur- und Wartungszwecke bestimmt und dementsprechend personell und sachlich ausgestattet ist. Darin liegt der ma&#223;gebende Unterschied zu dem vom BGH VersR 81, 272 = Senat VersR 79, 175, entschiedenen Fall, bei dem es an s&#228;mtlichen Voraussetzungen f&#252;r einen Betrieb fehlte. Hier hat sich auch die typische Gefahr eines derartigen Betriebes verwirklicht: Durch die Benutzung der Betriebseinrichtungen wie der Hebeb&#252;hne und des Schwei&#223;ger&#228;ts ist der Schaden herbeigef&#252;hrt worden. Da&#223; der Kl&#228;ger diese Arbeiten au&#223;erhalb seiner Dienstzeit verrichtet hat, ist demgegen&#252;ber unbeachtlich. Die von einem Betrieb ausgehende Gefahr kann sich verwirklichen, ohne da&#223; der Betriebsinhaber etwas von der T&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers erfahren hat. Die von einem Betrieb ausgehenden Gefahren sind im Gegenteil nicht geringer, sondern eher noch gr&#246;&#223;er, wenn in dem Betrieb au&#223;erhalb der &#220;blichen Betriebszeit und sogar heimlich gearbeitet wird. Unerheblich ist auch, da&#223; der Kl&#228;ger nicht den Beruf des Kraftfahrzeugschlossers erlernt hat: Auch insoweit gilt, da&#223; ein Betrieb in der Hand von Laien und Schwarzarbeitern noch gef&#228;hrlicher ist. Es w&#228;re widersinnig, die allgemein vorgesehene Risikobeschr&#228;nkung gerade in einem solchen Fall nicht eingreifen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden kann dahinstehen, ob die Beklagte etwa auch noch gem&#228;&#223; &#167;&#167;4 I Nr. 6 b (wegen Eingreifens der Bearbeitungsklausel) und 5 Nr. 5 Satz 2 AHB (wegen Eingreifens des Anerkenntnisverbots) leistungsfrei ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;97 Abs. 1 ZPO. Des Ausspruchs der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil der Rechtsstreit nach dem Ermessen des Senats unzweifelhaft nicht der Revision unterliegt.</p>
315,695
olgk-1984-05-09-16-w-3684
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 W 36/84
1984-05-09T00:00:00
2019-03-13T15:11:31
2019-03-27T09:42:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1984:0509.16W36.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen den Beschluss der 16. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 15. Februar 1984 - 16 O 652/82 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 25 GKG zul&#228;ssige Beschwerde des Kl&#228;gers ist sachlich nicht begr&#252;ndet, da die Streitwertfestsetzung des Landgerichts zu keinen Beanstandungen Anlass gibt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Soweit das Landgericht den Streitwert aus Hauptsumme, r&#252;ckst&#228;ndigen Zinsen auf andere Forderungen und Mehrwertsteuer unter Ber&#252;cksichtigung der variierenden Antr&#228;ge des Kl&#228;gers hierzu festgesetzt hat, entspricht dies den rechtlichen Gegebenheiten und wird auch von keiner Partei angegriffen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Eine weitere Erh&#246;hung des Streitwerts kommt nicht in Betracht. Die Einwendung des Kl&#228;gers, das Landgericht h&#228;tte die in der Klageerwiderung erkl&#228;rte Aufrechnung des Beklagten mit verschiedenen Forderungen streitwerterh&#246;hend ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, geht fehl. Denn der Beklagte hat mit diesen Forderungen nicht hilfsweise aufgerechnet. Wie sich aus seinem Vorbringen hierzu ergibt, hat er vielmehr insoweit die vom Kl&#228;ger geltend gemachte Forderung unbestritten gelassen und ihr nur die Aufrechnung entgegengesetzt (vgl. Blatt 47). Dies gilt entsprechend dem Vortrag des Beklagten auch f&#252;r eine weitere noch in einem sp&#228;teren Schriftsatz nachgeschobene Forderung (Blatt 54). Insoweit f&#252;hren mithin auch Gegenforderungen des Kl&#228;gers nicht zu einer Erh&#246;hung des Streitwerts. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nur hinsichtlich der verbleibenden Restforderung des Kl&#228;gers hat der Beklagte alsdann weitere Einwendungen erhoben. Er hat vorgetragen, die gebotene Anpassung des vereinbarten Kaufpreises an die von den Parteien nicht vorhergesehene gesch&#228;ftliche Entwicklung der Praxis f&#252;hre dazu, dass die vom Kl&#228;ger geltend gemachte Restforderung entfalle. Vorsorglich hat er mit einem Schadensersatzanspruch aufgerechnet mit der Begr&#252;ndung, der Kl&#228;ger habe ihm bei den Vertragsverhandlungen verschwiegen, von den Mandanten nur Freundschaftshonorare verlangt zu haben, die er, der Beklagte, nicht hebe einhalten k&#246;nnen, so dass aus diesem Grund zahlreiche Mandanten keine Auftr&#228;ge mehr erteilt h&#228;tten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtvortrag des Beklagten hierzu l&#228;sst - wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat - durchaus den Schluss zu, dass er in Wahrheit nur eine Herabsetzung des Kaufpreises wegen Wegfalls - Ver&#228;nderung - der Gesch&#228;ftsgrundlage anstrebte und auch die erkl&#228;rte "vorsorgliche Aufrechnung" mit einem Schadensersatzanspruch unter einer allerdings irref&#252;hrenden rechtlichen Bezeichnung nur diesem Ziel diente. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Einer abschlie&#223;enden Kl&#228;rung dieser Frage bedarf es aber nicht, da dem Begehren des Kl&#228;gers auch dann nicht entsprochen werden kann, wenn der Beklagte tats&#228;chlich auch einen Schadensersatzanspruch der Klageforderung entgegengestellt h&#228;tte. In diesem Fall w&#228;ren zwar sein Begehren um Anpassung - Herabsetzung - des Kaufpreises und die Schadensersatzforderung zu trennen. Gleichwohl liegt aber keine Hilfsaufrechnung im Sinne des &#167; 19 Abs. 3 GKG vor. Denn letztlich macht der Beklagte dann eine Art Gew&#228;hrleistungsanspruch geltend, der zwar auf Verschulden bei Vertragsschluss gest&#252;tzt ist, letztlich aber nur zum Ziel hat, eine Herabsetzung des Kaufpreises zu erreichen, eine Folge, die rechtlich m&#246;glich ist (vql . BGHZ 69/53 ff; NJW 81/2050 f). Der Fall ist mithin vergleichbar mit den F&#228;llen, in denen der K&#228;ufer dem Kaufpreisverlangen Minderung oder Schadensersatzanspr&#252;che nach &#167; 463 BGB entgegensetzt. Dies wird aber zutreffend als eine Art Verrechnung angesehen, bei der die gegenseitigen Forderungen nur Rechnungsposten sind, die nicht streitwerterh&#246;hend ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen (vgl. OLG Karlsruhe, Justiz 71/104 f; OLG K&#246;ln TLL &#167; 19 GKG Nr. 17 mit Anm. von Schneider; Schneider, Streitwert, 6. Aufl., unter "Aufrechnung" Ziffer 23; auch Z&#246;ller, ZPO, 13. Aufl., &#167; 322 Anm. II </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1). Der entgegenstehenden Ansicht des OLG D&#252;sseldorf (MDR 70/59 f) vermag sich der Senat nicht anzuschlie&#223;en, da sie dem einheitlichen Vorgang der Abwicklung eines Kauf - bzw. Werkvertrages nicht gerecht wird, soweit es um die Gew&#228;hrleistung f&#252;r M&#228;ngel geht und da sie daher den "Gegenforderungen" des K&#228;ufers zu Unrecht eine selbst&#228;ndige Bedeutung beimisst, die eine Entscheidung &#252;ber sie gem&#228;&#223; &#167; 322 Abs. 2 ZPO der Rechtskraft f&#228;hig werden l&#228;sst. Etwas anderes k&#246;nnte nur gelten, wenn der Kaufpreisforderung Anspr&#252;che auf Ersatz von Mangelfolgesch&#228;den entgegengestellt w&#252;rden (vgl. Schneider a.a.O.). Das ist hier aber nicht der Fall. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache allein, dass der Kl&#228;ger seinen Anspruch aus Verschulden bei Vertragsschluss herleitet, kann unter diesen Umst&#228;nden eine andere Betrachtung nicht rechtfertigen. Das folgt auch nicht aus der Kommentierung Schneiders zur Bewertung der vergleichbaren Forderungen aus positiver Forderungsverletzung (a.a.O.). Denn auch bei diesen wird eine Streitwerterh&#246;hung nur dann f&#252;r berechtigt gehalten, halten, wenn die positive Forderungsverletzung in keinem Zusammenhang mit M&#228;ngeln steht. Hier ist der Zusammenhang aber offenbar, da der Beklagte dem Kl&#228;ger vorwirft, ihn nicht &#252;ber Umst&#228;nde der Praxis unterrichtet zu haben, die seiner Ansicht nach ihre mangelhafte Entwicklung verursacht haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da somit keine Gegenforderungen des Beklagten bei der Streitwertfestsetzung ber&#252;cksichtigt werden m&#252;ssen, kommt es auch nicht mehr darauf an, ob der Beklagte nur hinsichtlich einer Restforderung des Kl&#228;gers in H&#246;he von 15.550,35 DM "vorsorglich aufgerechnet" hat (Blatt 47) oder ob entsprechend der Entwicklung des Rechtsstreits in diesem Zusammenhang von einer h&#246;heren Summe auszugehen ist. </p>
315,696
olgham-1984-05-07-20-w-284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 2/84
1984-05-07T00:00:00
2019-03-13T15:11:33
2019-03-27T09:42:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0507.20W2.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Der Antragstellerin wird f&#252;r die beabsichtigte Klage Proze&#223;kostenhilfe bewilligt. Die Beiordnung eines Rechtsanwalts bleibt dem Landgericht &#252;berlassen.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei, au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p>Beschwerdewert: 5.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der beabsichtigten Klage verlangt die Antragstellerin als Beg&#252;nstigte aus einem Lebensversicherungsvertrag ihres am 1. Juli 1982 verstorbenen Ehemannes von der Antragsgegnerin die Zahlung der Versicherungssumme von 40.000,- DM. Die Antragsgegnerin verweigert die Zahlung unter Hinweis auf das Schreiben des Ehemannes der Antragstellerin vom 3. Mai 1981. Darin k&#252;ndigte dieser "mit sofortiger Wirkung" seine unter der Versicherungsschein-Nr. ... bei der Antragsgegnerin abgeschlossene Lebensversicherung und bat, ihm "unb&#252;rokratisch den Wert zur&#252;ckzuzahlen". Mit Schreiben vom 26. Mai 1981 erwiderte die Antragsgegnerin, eine Aufl&#246;sung des Vertrages sei nach ihren AVB entweder zum Schlu&#223; des laufenden Versicherungsjahres oder innerhalb des Versicherungsjahres mit Frist von drei Monaten auf den Monatsschlu&#223; m&#246;glich. Die Versicherung werde daher unter Zugrundelegung der mit dem Versicherungsnehmer am 29. April 1981 gef&#252;hrten telefonischen Unterredung und seiner K&#252;ndigung vom 3. Mai 1981 zum 1. August 1981 aufgel&#246;st. In diesem Schreiben gab die Antragsgegnerin auch den am 1. August 1981 - vorbehaltlich laufender Beitragszahlung - voraussichtlich verf&#252;gbaren R&#252;ckverg&#252;tungswert mit 4.904,70 DM an, der nach dem 1. August 1981 gegen Vorlage des Versicherungsscheins &#252;berwiesen werde. Zugleich bot sie ihm an, diesen Beitrag sofort unter Abzug entsprechender Diskontzinsen f&#252;r die Zeit vom Auszahlungstag bis zum 31. Juli 1981 auszuzahlen. Daf&#252;r bat sie um R&#252;ckgabe einer von ihr vorbereiteten Erkl&#228;rung und Vorlage des Versicherungsscheins.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf dieses Schreiben reagierte der Ehemann der Antragstellerin nicht, auch nicht auf die Schreiben vom 14. August und 29. Oktober 1981, mit denen die Antragsgegnerin an Obersendung des Versicherungsscheins erinnerte und darauf hinwies, da&#223; sie ohne dessen Vorlage nicht zahlen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entsprechend ihrer Ank&#252;ndigung im Schreiben vom 26. Mai 1981 zog die Antragsgegnerin letztmalig am 1. Juli 1981 den f&#228;lligen Vierteljahresbeitrag ein.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Antragstellerin die beantragte Proze&#223;kostenhilfe verweigert, weil die beabsichtigte Klage keinen Erfolg verspreche. Es hat sich der Ansicht der Antragsgegnerin angeschlossen und ausgef&#252;hrt, die K&#252;ndigung des Versicherungsnehmers "mit sofortiger Wirkung" vom 3. Mai 1981 sei gem&#228;&#223; &#167;140 BGB in eine ordentliche K&#252;ndigung zum 1. August 1981 umzudeuten. Der Versicherungsvertrag sei daher wirksam aufgel&#246;st. Ein Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme stehe der Antragstellerin deshalb nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Antragstellerin. Sie macht geltend, ihr Ehemann habe <u>sofort</u> aus dem Vertrag herausgewollt, nicht aber erst zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt. Au&#223;erdem habe er damals wegen eines unheilbaren Magenkarzinoms und dadurch bedingten Alkoholmi&#223;brauchs das K&#252;ndigungsschreiben im Zustand einer vor&#252;bergehenden St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit verfa&#223;t (&#167;105 Abs. 2 BGB); es sei daher nichtig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Landgerichts hat die beabsichtigte Klage hinreichende Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist unstreitig Beg&#252;nstigte des zwischen ihrem Ehemann und der Antragsgegnerin 1972 geschlossenen Lebensversicherungsvertrages. Mit dem Tode ihres Ehemannes kann sie daher Auszahlung der Versicherungssumme verlangen, es sei denn, das Versicherungsverh&#228;ltnis ist vor dem Tode des Ehemannes aufgel&#246;st worden. Den Nachweis f&#252;r eine solche vorzeitige Aufl&#246;sung hat die insoweit darlegungs- und beweispflichtige Antragsgegnerin bisher nicht gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Durch das Schreiben des Ehemannes der Antragstellerin vom 3. Mai 1981 ist das Versicherungsverh&#228;ltnis nicht vorzeitig aufgel&#246;st worden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dabei kann dahinstehen, ob die in dem Schreiben ausgesprochene K&#252;ndigung schon deshalb nichtig ist, weil der Ehemann der Antragstellerin bei Abgabe dieser Erkl&#228;rung unter dem psychischen Druck seiner t&#246;dlichen Krankheit und des Alkoholabusus sich im Zustand einer vor&#252;bergehenden St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befand (&#167;105 Abs. 2 BGB), wie die Antragstellerin behauptet. Denn die streitige K&#252;ndigungserkl&#228;rung ist jedenfalls aus einem anderen Grunde unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach dem Wortlaut des K&#252;ndigungsschreibens vom 3. Mai 1981 wollte der Ehemann der Antragstellerin den Versicherungsvertrag "mit sofortiger Wirkung" k&#252;ndigen. F&#252;r eine solche au&#223;erordentliche K&#252;ndigung lagen aber unstreitig die Voraussetzungen nicht vor. Sie war daher nichtig.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Umdeutung dieser nichtigen au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung in eine wirksame Willenserkl&#228;rung anderer Art kommt nach dem vorliegenden Sachverhalt nicht in Betracht. Nach &#167;140 BGB kann ein nichtiges Rechtsgesch&#228;ft in ein anderes Rechtsgesch&#228;ft umgedeutet werden, wenn es dessen Erfordernissen entspricht und anzunehmen ist, da&#223; der Erkl&#228;rende dessen Geltung bei Kenntnis der Nichtigkeit gewollt h&#228;tte. Diese Voraussetzungen liegen nach dem gegenw&#228;rtig vorgetragenen Sachverhalt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Entgegen dem Vorbringen in der Beschwerdebegr&#252;ndung ist eine Umdeutung in ein Verlangen auf Umwandlung in eine pr&#228;mienfreie Versicherung (&#167;174 VVG) nicht m&#246;glich. Denn diese setzt voraus, da&#223; der vorhandene Versicherungswert bestehen bleibt. Das hat der Ehemann der Antragstellerin gerade nicht gewollt. Vielmehr hat er ausdr&#252;cklich die sofortige Auszahlung des Versicherungswertes verlangt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Annahme des Landgerichts in dem angefochtenen Beschlu&#223; kommt aber auch eine Umdeutung in eine ordentliche K&#252;ndigung nicht in Betracht. Denn nach dem gegenw&#228;rtig vorgetragenen Sachverhalt l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin eine ordentliche K&#252;ndigung gewollt h&#228;tte, wenn er gewu&#223;t h&#228;tte, da&#223; seine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung nichtig war.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin tr&#228;gt selbst vor, der Ehemann der Antragstellerin sei in dem mit ihm am 29. April 1981 gef&#252;hrten Telefongespr&#228;ch darauf hingewiesen worden, da&#223; er gem&#228;&#223; &#167;6 AVB eine K&#252;ndigungsfrist von drei Monaten auf den Monatsschlu&#223; einhalten m&#252;sse. Wenn er dennoch - trotz Erl&#228;uterung der f&#252;r ihn nur bestehenden M&#246;glichkeit der ordentlichen K&#252;ndigung - unter Bezugnahme auf dieses Telefongespr&#228;ch eine au&#223;erordentliche K&#252;ndigung ausgesprochen hat, so ergeben sich daraus Zweifel gegen die Annahme der Versicherungsnehmer w&#252;rde eine ordentliche K&#252;ndigung gewollt haben, wenn er die Nichtigkeit der erkl&#228;rten au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung gekannt h&#228;tte. M&#246;glich ist zwar, da&#223; die ihm gegebenen Erl&#228;uterungen &#252;ber K&#252;ndigungsfristen unrichtig waren oder von ihm falsch verstanden wurden. Es besteht jedoch auch die M&#246;glichkeit, da&#223; der Ehemann der Antragstellerin aufgrund des Telefonats vom 29. April 1981 zwar wu&#223;te, da&#223; er eine dreimonatige K&#252;ndigungsfrist einhalten mu&#223;te, aber dennoch versuchen wollte, eine sofortige Aufl&#246;sung des Vertrages zu erreichen. Daf&#252;r spricht weiter, da&#223; er mit seiner K&#252;ndigung "mit sofortiger Wirkung" noch in demselben Satz die Bitte aussprach, ihm "unb&#252;rokratisch" den Wert zur&#252;ckzuzahlen. Diese Formulierung legt zumindest nahe, da&#223; der Versicherungsnehmer bewu&#223;t etwas erreichen wollte, worauf er - bei "b&#252;rokratischer" Abwicklung - keinen Anspruch hatte. Das kann sowohl f&#252;r die K&#252;ndigung mit sofortiger Wirkung als auch f&#252;r die Auszahlung gemeint gewesen sein. Aus den vorhergehenden Ausf&#252;hrungen des K&#252;ndigungsschreibens ergibt sich n&#228;mlich, da&#223; es dem Ehemann der Antragstellerin nicht nur darum ging, sofort Geld von der Antragsgegnerin zu bekommen, sondern auch darum, keine weiteren Beitr&#228;ge mehr leisten zu m&#252;ssen. Bei einer ordentlichen K&#252;ndigung war aber zum 1. Juli 1981 eine weitere Vierteljahrespr&#228;mie in H&#246;he von 226,- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei der Ermittlung des mutma&#223;lichen Willens des Ehemannes der Antragstellerin im Zeitpunkt der K&#252;ndigung ist ferner zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Ehemann damals schwer krebskrank war und seinen nahen Tod vor Augen hatte. In dieser Situation war die K&#252;ndigung des Lebensversicherungsvertrages, der offenbar auch zur Absicherung der Ehefrau abgeschlossen war, alles andere als vern&#252;nftig. Verst&#228;ndlich w&#228;re allenfalls der Wunsch des Versicherungsnehmers, mit sofortiger Wirkung zu k&#252;ndigen, um sofort selbst noch in den Genu&#223; des R&#252;ckverg&#252;tungswertes zu kommen und sofort von der Beitragslast befreit zu werden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schon danach kann nicht ohne weiteres gesagt werden, der Ehemann der Antragstellerin h&#228;tte sich bei Kenntnis von der Nichtigkeit der au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung f&#252;r eine ordentliche K&#252;ndigung entschieden. Gegen eine solche Annahme spricht aber weiter noch der Umstand, da&#223; er auch nach Erhalt der Schreiben der Antragsgegnerin vom 26. Mai, 14. August und 29. Oktober 1981 nichts unternommen hat, um Konsequenzen aus einer m&#246;glichen Beendigung des Versicherungsvertrages durch ordentliche, befristete K&#252;ndigung zu ziehen und sich um die Auszahlung des Wertes zu bem&#252;hen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar hat er den Schreiben auch nicht nach Ablauf der K&#252;ndigungsfrist widersprochen. Daraus ist jedoch weder auf seinen mutma&#223;lichen Willen im Zeitpunkt der au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung noch auf ein Einverst&#228;ndnis mit einer Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses zum 1. August 1981 zu schlie&#223;en. Die Voraussetzungen daf&#252;r, da&#223; Schweigen ausnahmsweise als Zustimmung gilt, liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Gegenteil legt die Tatsache, da&#223; der Ehemann der Antragstellerin sich nicht entsprechend den Aufforderungen der Antragsgegnerin um eine Auszahlung des R&#252;ckverg&#252;tungswertes der Versicherung unter den Voraussetzungen einer ordentlichen K&#252;ndigung bem&#252;ht hat, eher den R&#252;ckschlu&#223; n&#228;her, da&#223; er am 3. Mai 1981 keine Umdeutung seiner au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung in eine ordentliche gewollt h&#228;tte, wenn ihm die Nichtigkeit der au&#223;erordentlichen K&#252;ndigung bewu&#223;t geworden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ergibt auch die Tatsache, da&#223; f&#228;llig die Pr&#228;mien zum 1. Oktober 1981, 1. Januar und 1. April 1982 nicht mehr bezahlt worden sind, keinen sicheren Hinweis auf den Willen des Versicherungsnehmers. Zum einen wurden die Pr&#228;mien von der Antragsgegnerin vom Konto des Versicherungsnehmers abgebucht, so da&#223; er dabei selbst nicht aktiv zu werden brauchte. Zum anderen hat ihn m&#246;glicherweise seine fortschreitende Krankheit so beeintr&#228;chtigt, da&#223; ihm schon deshalb die unterbliebenen Pr&#228;mienabbuchungen nicht bewu&#223;t geworden sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die aufgezeigten Zweifel an den Voraussetzungen f&#252;r eine Umdeutung gehen zu Lasten der Antragsgegnerin. Eine Leistungsfreiheit der Antragsgegnerin nach &#167;39 VVG wegen Nichtzahlung der Folgepr&#228;mien scheitert schon daran, da&#223; die Antragsgegnerin keine qualifizierte Mahnung gem&#228;&#223; &#167;39 Abs. 1 VVG vorgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus Nr. 1181 GKG-Kostenverzeichnis und aus &#167;118 Abs. 1 S. 3 ZPO.</p>
315,697
olgham-1984-04-27-20-u-32783
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 327/83
1984-04-27T00:00:00
2019-03-13T15:11:36
2019-03-27T09:42:27
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0427.20U327.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 12. Juli 1983 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Siegen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 10.500,-- DM abzuwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand;</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betrieb als P&#228;chterin des Hausgrundst&#252;cks xxx in xxx im Erdgescho&#223; das Nachtlokal xxx, in dem in der Nacht vom 15. zum 16.8.1982 ein Brand ausbrach. In dem Geb&#228;ude befanden sich au&#223;erdem mehrere Fremdenzimmer, ein B&#252;roraum und eine kleinere Zwei-Zimmer-Wohnung, die die Kl&#228;gerin mit ihrem Lebensgef&#228;hrten, dem Zeugen xxx, dem fr&#252;heren P&#228;chter, bewohnte, bis sie und der Zeuge im Mai 1982 in eine gr&#246;&#223;ere Wohnung in xxx umzogen. Dabei wurde ein Teil der Wohnungseinrichtung mitgenommen. Im xxx verblieb der Rest und auch die Wohnungseinrichtung der fr&#252;heren xxx Wohnung der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bis zu dem Auszug bestand eine Hausratsversicherung &#252;ber 150.000,-- DM bei der xxx Versicherungsgesellschaft, die der Zeuge abgeschlossen hatte. Im Rahmen einer Besprechung am 26.7.1982 in der neuen Wohnung zwischen dem Zeugen xxx und dem Prokuristen xxx der xxx wegen der Betriebsrechtsschutzversicherung bei der Beklagten wurde auch der Abschlu&#223; einer neuen Hausratsversicherung bei der Kl&#228;gerin bez&#252;glich der Fremdenzimmer, des B&#252;roraums und der verbliebenen Wohnungseinrichtung er&#246;rtert. Die Kl&#228;gerin unterzeichnete einen Antrag auf Hausratsversicherung &#252;ber 120.000,-- DM bei der Beklagten. Die Bindungsfrist f&#252;r diesen Antrag betrug zwei Wochen. Wegen der Einzelheiten wird auf die Fotokopie des Antrags (14 f. d.A.) verwiesen. Am folgenden Tage schrieb der Zeuge xxx an die xxx Versicherungsgesellschaft und bat darum, den bestehenden Versicherungsvertrag auf die neue Wohnung abzu&#228;ndern und den Beitrag neu zu errechnen. Etwa eine Woche sp&#228;ter fragte der Mitarbeiter der xxx fernm&#252;ndlich bez&#252;glich der Beschaffenheit des Hauses bei dem Zeugen xxx zur&#252;ck. Am 18.8.1982 teilte xxx der Kl&#228;gerin mit, da&#223; der Brandschaden bekannt sei und die Angelegenheit dem zust&#228;ndigen Sachbearbeiter f&#252;r Brandsch&#228;den weitergeleitet worden sei. Danach, am 24.8.1982, lehnte die Beklagte die Annahme des Versicherungsantrages der Kl&#228;gerin ab.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet, bei dem Brand einen Schaden in H&#246;he von 119.614,-- DM erlitten zu haben. Wegen der Einzelheiten wird auf die Aufstellung Bl. 16 ff. d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, die Beklagte sei zahlungspflichtig. Bei Ausbruch des Brandes habe Versicherungsschutz bestanden. Dazu behauptet sie, sowohl der Prokurist xxx als auch der Versicherungsvertreter xxx h&#228;tten erkl&#228;rt, gegen die Annahme des Vertrages best&#228;nden keine Bedenken. Au&#223;erdem meint sie, die Beklagte habe den Vertrag versp&#228;tet abgelehnt. Bei rechtzeitiger Ablehnung h&#228;tte sie nach ihrer Behauptung sich anderweitig Versicherungsschutz beschaffen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 119.614,-- DM nebst 11 % Zinsen seit dem 1.11.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt sich nicht f&#252;r leistungspflichtig. Ein Vertrag sei nicht zustandegekommen. Der Antrag sei durch Ablauf der Bindungsfrist erloschen. Ein Grund zu beschleunigter Bearbeitung sei f&#252;r sie nicht erkennbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf das verwiesen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie meint, die Beklagte sei nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens beim Vertragsschlu&#223; schadensersatzpflichtig. Hier habe eine Verpflichtung zur beschleunigten Bearbeitung bestanden, da den Herren xxx und xxx das dringende Interesse der Kl&#228;gerin am baldigen Abschlu&#223; der Hausratsversicherung bekannt gewesen sei. Dazu behauptet sie, diese h&#228;tten gewu&#223;t, da&#223; die im Zeitpunkt des Antrags noch bestehende Hausratsversicherung bei der xxx Versicherungsgesellschaft wegen des Antrags auf die neue Wohnung &#252;bertragen werden sollte und da&#223; damit der bis dahin bestehende Versicherungsschutz entfallen werde. Auf diesen habe aber die Kl&#228;gerin erkennbar besonderen Wert gelegt, da die Brandgefahr wegen der Art des von ihr unterhaltenen Betriebes besonders gro&#223; gewesen sei. Zudem h&#228;tten auch beide Herren erkl&#228;rt, da&#223; es keinerlei Schwierigkeiten geben werde und da&#223; der Vertragsantrag angenommen werde.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte entsprechend dem erstinstanzlichen Antrag (jedoch unter Erm&#228;&#223;igung des Zinssatzes auf 4 %) zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet, da&#223; den Mitarbeitern xxx und xxx die bei der xxx Versicherungsgesellschaft bestehende Hausratsversicherung und deren &#220;bertragung auf die neue Wohnung bekannt gewesen seien. Deshalb habe f&#252;r sie auch kein Grund zu beschleunigter Bearbeitung bestanden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen xxx. Insoweit wird auf das Protokoll der Verhandlung vom 27.4.1984 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Die Kl&#228;gerin hat wegen des Brandschadens keinen Anspruch gegen die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1. Ein vertraglicher Anspruch auf Versicherungsschutz besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ein Versicherungsvertrag ist nicht abgeschlossen worden. Der Antrag der Kl&#228;gerin ist unstreitig von der Beklagten nicht angenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es ist auch unstreitig nicht zugesagt worden, da&#223; von Antragstellung an Deckung bestehe. Damit entf&#228;llt die Annahme einer vorl&#228;ufigen Deckungszusage.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2. Die Beklagte ist auch nicht nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens bei Vertragsschlu&#223; schadensersatzpflichtig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwar entstehen auch im Versicherungsvertragsrecht durch den Eintritt in die Vertragsverhandlungen und das dadurch begr&#252;ndete vertrags&#228;hnliche Vertrauensverh&#228;ltnis Sorgfaltspflichten der Parteien, deren schuldhafte Verletzung zur Haftung im Rahmen des &#167; 276 f&#252;hren kann (BGH VersR 66, 457 = NJW 66, 1407; OLG Hamm VersR 78, 1014/1015, 1134/1136; Pr&#246;lls-Martin, &#167; 3 Anm. 5). Voraussetzung daf&#252;r w&#228;re hier, da&#223; die Beklagte die Erledigung des Antrags vom 26.7.1982 schuldhaft verz&#246;gert h&#228;tte und die Kl&#228;gerin bei einer fr&#252;heren Ablehnung bei einem anderen Versicherer Deckung gefunden h&#228;tte (OLG Hamm VersR 82, 1066/1067). Jedoch besteht weder nach allgemeinen Vertragsrecht noch nach dem Versicherungsvertragsrecht eine Verpflichtung des Versicherers, sich sogleich mit dem Antrag des Versicherungsnehmers zu befassen und ihn zu bescheiden. Dem Versicherer steht die volle Annahmefrist - als solche ist die im Antrag festgelegte Bindungsfrist nach herrschender Meinung aufzufassen (Pr&#246;lls-Martin, &#167; 3 Anm. 3) - zur Verf&#252;gung (BGH a.a.O.; OLG Hamm VersR 78, 1015 und 1136). &#196;u&#223;ert sich der Versicherer bis zu deren Ablauf nicht, ist der Antrag damit abgelehnt (&#167; 146 BGB).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Diese Situation war am 9.8.1982 eingetreten, als die zweiw&#246;chige Bindungsfrist abgelaufen war. Von diesem Tag an war die Kl&#228;gerin nicht mehr gebunden. Sie h&#228;tte sich anderweitig um Versicherungsschutz bem&#252;hen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Bei besonderer, f&#252;r den Versicherer erkennbarer Eilbed&#252;rftigkeit auf Seiten des Versicherungsnehmers mag in Ausnahmef&#228;llen auch eine Entscheidung vor Ablauf der Frist verlangt werden k&#246;nnen, insbesondere dann, wenn die Bedingungen eine lange Annahmefrist vorsehen. Hier betrug aber die Bindungsfrist nur zwei Wochen. Zumindest diese kurze Frist d&#252;rfte die Beklagte voll aussch&#246;pfen (OLG Hamm VersR 82, 1067), auch wenn ihr das Interesse der Kl&#228;gerin an rascher Erlangung von Versicherungsschutz bekannt gewesen sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senates kann auch nicht verlangt werden, da&#223; der Versicherer auf die Folge eines Verstreichens der Bindungsfrist, das Erl&#246;schen des Antrags (&#167; 146 BGB), ausdr&#252;cklich hinweist. Der Text des Antrags (Ziffer 7) sagt klar, da&#223; der Antragsteller sich an den Antrag zwei Wochen lang gebunden h&#228;lt. Daraus folgt auch f&#252;r den Laien klar, da&#223; er nach Ablauf dieser zwei Wochen nicht mehr gebunden ist. Der Versicherer braucht insoweit nicht damit zu rechnen, da&#223; der Versicherungsnehmer den Wortlaut des von ihm unterschriebenen und bei ihm belassenen Antrags nicht durchliest und dessen Bedeutung nicht erkennt. Gerade wenn der Versicherungsnehmer auf einen schnellen Abschlu&#223; besonderen Wert legt, obliegt es ihm, sich &#252;ber die Bindungsfrist und die Folgen ihres Ablaufs durch Nachlesen im Antrag zu informieren.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat die Kl&#228;gerin auch nicht bewiesen, da&#223; der Beklagten oder ihren Vertretern ein Grund f&#252;r eine besondere Beschleunigung erkennbar war. Sie hat nicht bewiesen, da&#223; die Beklagte davon wu&#223;te, da&#223; das Risiko, auf das der Antrag sich bezog, nicht versichert war und da&#223; eine bestehende Versicherung aufgrund des Antrags aufgehoben und auf die neue Wohnung &#252;bertragen werden sollte. Der Zeuge xxx hat n&#228;mlich die Behauptung der Kl&#228;gerin nicht best&#228;tigt, den bei der xxx Versicherungsgesellschaft bestehenden Versicherungsvertrag oder &#252;berhaupt einen bestehenden und in Zukunft etwa entfallenden Versicherungsschutz gegen&#252;ber dem Prokuristen xxx und dem Versicherungsvertreter xxx erw&#228;hnt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Damit ist die Klage zu Recht abgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167; 97, 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 119.614,-- DM.</p>
315,698
olgham-1984-04-04-6-uf-61383
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 613/83
1984-04-04T00:00:00
2019-03-13T15:11:37
2019-03-27T09:42:27
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0404.6UF613.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Antragstellers gegen das am 13. September 1983 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Detmold wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, der Antragsteller ist 37, die Antragsgegnerin 26 Jahre alt, haben am 23. M&#228;rz 1981 geheiratet. F&#252;r den Antragsteller war es die zweite Ehe. Kinder sind aus der Ehe nicht hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bereits am 20. Januar 1982 kam es zur Trennung der Parteien; die Antragsgegnerin zog an diesem Tage wieder zu ihren Eltern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Inzwischen nahm die Antragsgegnerin Beziehungen zu einem anderen Manne auf. Seit dem 1. Januar 1983 ist sie arbeitslos.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit am 25. und 28. Februar 1983 zugestellten Antr&#228;gen haben beide Parteien die Scheidung der Ehe beantragt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat daneben den Antrag gestellt, den Antragsteller zur Zahlung einer monatlichen Unterhaltsrente von 685,-- DM zu verurteilen, da sie aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht mehr in der Lage sei, einer beruflichen T&#228;tigkeit nachzugehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat Zur&#252;ckweisung dieses Antrages beantragt, da die Antragsgegnerin durchaus arbeiten k&#246;nne, wenn sie wolle, und wegen der K&#252;rze der Ehe eine Unterhaltszahlung durch ihn grob unbillig sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gleichzeitig hat er beantragt, </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; ein Versorgungsausgleich nicht stattfinde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat dazu die Auffassung vertreten, wegen der kurzen Ehedauer sei auch ein Versorgungsausgleich grob unbillig; denn eine Versorgungsgemeinschaft zwischen der Antragsgegnerin und ihm sei praktisch noch nicht zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat die Zur&#252;ckweisung dieses Antrages begehrt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach den vom Familiengericht eingeholten Rentenausk&#252;nften haben der Antragsteller w&#228;hrend der Ehezeit monatliche Rentenanwartschaften von 58,60 DM, die Antragsgegnerin solche von 20,90 DM erworben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch das Verbundurteil vom 13. September 1983 hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden, den Unterhaltsantrag der Antragsgegnerin wegen der K&#252;rze der Ehe aus Billigkeitsgr&#252;nden zur&#252;ckgewiesen, den Versorgungsausgleich jedoch durchgef&#252;hrt und dabei monatliche Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich 18,85 DM auf das Rentenkonto der Antraggegnerin &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung letzterer Entscheidung ist ausgef&#252;hrt, eine kurze Ehedauer allein k&#246;nne die Annahme einer groben Unbilligkeit nicht rechtfertigen. Ein Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs komme nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs allenfalls bei einer extrem kurzen Ehedauer, beispielsweise einer solchen von lediglich einen Monat, in Betracht, die hier nicht vorliege.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich wendet sich der Antragsteller mit der Beschwerde. Er tr&#228;gt zur Begr&#252;ndung vor, es m&#252;sse auf die Dauer des tats&#228;chlichen Zusammenlebens und nicht auf die Zeit zwischen der Eheschlie&#223;ung und der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages abgestellt werden. Sei die Dauer des Zusammenlebens zu kurz, um eine Versorgungsgemeinschaft richtig gebildet zu haben, m&#252;sse der Versorgungsausgleich ausgeschlossen werden, zehn Monate tats&#228;chlichen Zusammenlebens reichten f&#252;r eine echte Versorgungsgemeinschaft nicht aus. Zumindest m&#252;sse eine Herabsetzung des Versorgungsausgleichs insoweit erfolgen, als Versorgungsanwartschaften w&#228;hrend des Trennungsjahres erworben worden seien, da durch diese Einrichtung die Ehezeit nur k&#252;nstlich verl&#228;ngert werde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat sich in der Beschwerdeinstanz nicht anwaltlich vertreten lassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 629 a Abs. 2, 621 e Abs. 1 und 3, 516, 519 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde hat sachlich keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Antragstellers ist kein Grund ersichtlich, der einen Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 1587 c Nr. 1 BGB wegen grober Unbilligkeit rechtfertigen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Insbesondere kommt die K&#252;rze der<i> </i>Ehezeit regelm&#228;&#223;ig nicht als ein solcher Grund in Betracht. Das hat der Bundesgerichtshof in seiner Entscheidung vom 24. Juni 1981 (FamRZ 944<i> </i>(945)) bereits unmi&#223;verst&#228;ndlich klargestellt. Der Antragsteller irrt, wenn er meint, dem Beschlu&#223; des Bundesgerichtshofs k&#246;nne nicht entnommen werden, da&#223; im hiesigen Falle die Ausschlu&#223;wirkung des &#167; 1587 c BGB nicht eingreife. Der Bundesgerichtshof, der in einer anderen Entscheidung (FamRZ 1982, 32 (34)) die Heranziehung, der Rechtsgedanken des &#167; 1579 BGB zur Auslegung des &#167; 1587c Nr. 1 BGB ausdr&#252;cklich abgelehnt hat, geht im Urteil vom 24<i>. </i>Juni 1981 gerade davon aus, da&#223; auch bei einer kurzen Ehe grunds&#228;tzlich ein Versorgungsausgleich stattfindet. Hierbei handelt es sich um zumindest eine der Hauptaussagen der Entscheidung, und nicht nur um ein "obiter dictum". Der Bundesgerichtshof hat dann lediglich zur Besonderheit des damals zu entscheidenden konkreten Falles weiter ausgef&#252;hrt, das Berufungsgericht habe ohne Rechtsfehler einen <u>Ausnahmefall</u> angenommen, in welchem angesichts der ungew&#246;hnlich kurzen Ehedauer von sechs Wochen die Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs - jedenfalls aus Billigkeitsgr&#252;nden - nicht gerechtfertigt erscheine, da eine Versorgungsgemeinschaft der damaligen Parteien in dieser Zeit nicht entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Rechtsprechung des Bundesgerichtshof anders zu verstehen sei, ergibt sich entgegen den Ausf&#252;hrungen des Antragstellers auch nicht aus der Darstellung von Lohmann, (Neue Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Familienrecht, 3. Auflage, 1983, Seite 178 ff). Dort ist im Gegenteil lediglich unter Bezugnahme auf die als unver&#246;ffentlicht bezeichnete Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 24<i>. </i>Juni 1981 ausgef&#252;hrt, eine <u>extrem kurze Ehedauer</u> k&#246;nne den Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Angesichts der klaren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der sich der Senat anschlie&#223;t, kommt es vorliegend darauf, ob man das Entstehen einer Versorgungsgemeinschaft zwischen den Parteien nach der vom Bundesgerichtshof in st&#228;ndiger Praxis (vgl. u.a. FamRZ 1980, 552 und a.a.O.) angenommenen Ehedauer bis zum Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages oder lediglich nach der Dauer des tats&#228;chlichen Zusammenlebens beurteilt. Auch wenn die Parteien nur zehn Monate zusammen gelebt haben, ist davon auszugehen, da&#223; eine urspr&#252;nglich auf Lebenszeit angelegt gewesene eheliche Lebens- und Versorgungsgemeinschaft zwischen ihnen entstanden ist. Selbst diese Zeit war dazu nicht zu kurz. Der Bildung einer Lebens- und Versorgungsgemeinschaft steht auch nicht entgegen, da&#223; die Parteien w&#228;hrend des Zusammenlebens beide berufst&#228;tig geblieben sind. Sie haben in dieser Zeit ebenfalls zusammen gewirtschaftet, wie es bei Eheleuten &#252;blich ist, und auf eine gemeinsame Alterssicherung hingearbeitet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Als Aequivalent f&#252;r die zweifelsohne nicht lange Dauer der Ehezeit werden - anders als im Unterhaltsrecht - auch nur entsprechend geringe Anwartschaften zwischen den Parteien ausgeglichen. Insoweit kann gleichfalls nicht von einer groben Unbilligkeit des Versorgungsausgleichs angesichts der Ehedauer gesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Antragstellers erscheint es auch nicht grob unbillig, die w&#228;hrend des Trennungsjahres erworbenen Rentenanwartschaften in den Ausgleich einzubeziehen. Wie sich aus den obigen Ausf&#252;hrungen ergibt, geh&#246;rt die Zeit, in der die Parteien gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 2 BGB bis zur Rechtsh&#228;ngigkeit des Scheidungsantrages getrennt gelebt haben, zur Dauer der Ehe im Sinne des &#167; 1587 Abs. 2 BGB. Darin liegt auch dann keine unzumutbare H&#228;rte, wenn sie l&#228;nger ist als die Zeit des tats&#228;chlichen Zusammenlebens der Eheleute. Sie ist als regelm&#228;&#223;ige Scheidungsvoraussetzung kein schicksalhaftes Geschehen, sondern von jedem eine Scheidung erstrebenden Ehegatten von vornherein einzukalkulieren. Wenn einmal eine eheliche Lebens- und Versorgungsgemeinschaft zustande gekommen ist, kann die Zeit des Trennungsjahres als notwendiger Bestandteil der Ehe nicht aus dieser Gemeinschaft ausgeklammert werden. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ebenso wenig konnte ein Ausschlu&#223; des Versorgungsausgleichs unter dem Gesichtspunkt in Betracht kommen, da&#223; beide Ehegatten bei kinderloser Ehe voll berufst&#228;tig gewesen seien, gemeinsam den Haushalt versorgt h&#228;tten, nicht unterschiedlich verdient h&#228;tten und keine ehebedingten beruflichen Nachteile erlitten h&#228;tten (vgl. AG M&#252;nchen NJW 1978, 1011 und AG D&#252;sseldorf NJW 1978, 2039). Es kann auf sich beruhen, ob bei einem solchen Tatbestand eine grobe Unbilligkeit des Versorgungsausgleichs anzunehmen ist (dagegen Palandt-Diederichsen, BGB, 43. Auflage, &#167; 1587 c Anm. 2 (3. Absatz)). Vorliegend fehlt es jedenfalls an der Voraussetzung eines nicht unterschiedlichen Verdienstes beider Ehegatten; die Antragsgegnerin hat w&#228;hrend der Ehezeit und auch w&#228;hrend des Zusammenlebens einen geringeren Arbeitsverdienst erzielt als der Antragsteller.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Kein Ausschlu&#223;grund ist auch darin zu sehen, da&#223; die Antragsgegnerin sich nach der Trennung einem anderen Manne zugewandt hat, da der Versorgungsausgleich lediglich eine Teilung der Versorgungsanwartschaften aus der Vergangenheit bezweckt (vgl. BGH FamRZ 83, 32 ff).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Versorgungsausgleich ist auch nicht deswegen als grob unbillig anzusehen, weil die &#220;bertragung von Anwartschaften auf die Antragsgegnerin dieser keinen Nutzen, dem Antragsteller allein Nachteile br&#228;chte. Nach den eingeholten Anwartschaftsausk&#252;nften ist der Ausgleich f&#252;r die Antragsgegnerin durchaus von Vorteil, da ihr Rentenkonto bereits &#252;ber 60 Beitragsmonate mit eigener Erwerbst&#228;tigkeit aufweist. Au&#223;erdem ist sie trotz ihrer gegenw&#228;rtigen Arbeitsunf&#228;higkeit altersm&#228;&#223;ig durchaus in der Lage, auch noch die Voraussetzungen der sogenannten "gro&#223;en Wartezeit" zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Beschwerde mit der Kostenfolge gem&#228;&#223; &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Zulassung der weiteren Beschwerde gem&#228;&#223; &#167;&#167; 621e Abs. 2<i> </i>in Verbindung mit &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 ZPO kommt nicht in Betracht, da sich der Senat bei seiner Entscheidung in &#220;bereinstimmung mit der Rechtssprechung des Bundesgerichtshofs sieht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Hollwitz </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Schulte-Tamburen </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Richter am OLG Fischaleck ist beurlaubt und darum verhindert zu Hollwitz</p>
315,699
ag-neuss-1984-04-04-50-c-3184
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
50 C 31/84
1984-04-04T00:00:00
2019-03-13T15:11:38
2019-03-27T09:42:27
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1984:0404.50C31.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>1. Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 385,89 DM nebst 4% Zinsen seit dem 08.12.1983 zu zahlen.</p> <p>2. Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>3. Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 21.10.1983 ereignete sich in &#8230; ein Verkehrsunfall, bei dem das Fahrzeug des Kl&#228;gers erheblich besch&#228;digt wurde. Der Unfall ist von einem Fahrzeug verursacht worden, welches bei der Beklagten haftpflichtversichert ist. Die Beklagte hat den dem Kl&#228;ger entstandenen Schaden auch bis auf den hier streitigen Betrag ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Fahrzeug des Kl&#228;gers bei der Firma &#8230; in &#8230; repariert worden war, rief der Zeuge &#8230; beim Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers an und teilte mit, dass das Fahrzeug am n&#228;chsten Tage fertiggestellt sei und die Rechnung sich auf 14.000,-- DM belaufe; angesichts des hohen Rechnungsbetrages werde er das Fahrzeug, da der Kl&#228;ger keinerlei Sicherheiten geleistet habe, nicht freigeben. Der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers hat den Zeugen &#8230; sodann dar&#252;ber informiert, dass bei der Beklagten, die infolge des Unfallherganges zahlen m&#252;sse, bereits eine Akontozahlung angefordert worden sei, und dass im &#252;brigen der Kl&#228;ger einen Kreditvertrag f&#252;r den Fall unterzeichnet habe, wenn seitens der Beklagtn nicht bzw. nicht rechtzeitig gezahlt werde. Das Fahrzeug ist dem Kl&#228;ger am 10.11.1983 ohne sofortige Gegenleistung von seiten der Firma &#8230; &#252;bergeben worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage macht der Kl&#228;ger eine Besprechungsgeb&#252;hr gem. &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO geltend.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 684,-- DM nebst 4 % Zinsen seit </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">dem 08.12.1983 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, dass hier ein Fall des &#167; 118 Abs. 1 Ziffer 2 BRAGO nicht vorliege.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die wechselseitigen Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist gem. &#167;&#167; 823 BGB, 7 StVG i. V. m. &#167; 118 Abs. 1 Ziffer 2 BRAGO in dem genannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen ist sie abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Es steht f&#252;r das Gericht nach dem von dem Kl&#228;ger geschilderten Verlauf des Gespr&#228;ches seines Prozessbevollm&#228;chtigten mit der Firma &#8230;, welcher von der Beklagten nicht bestritten worden ist, fest, dass durch dieses Gespr&#228;ch die Schadenssache gef&#246;rdert worden ist. Da der Zeuge &#8230; mitgeteilt hatte, er werde bei dem hohen Rechnungsbetrag das Fahrzeug nicht freigeben, muss davon ausgegangen werden, dass er sich insoweit auf sein Werkunternehmerpfandrecht berufen hat. Wenn daraufhin der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers Mitteilung &#252;ber die angeforderte Akontozahlung und den vom Kl&#228;ger aufgenommenen Kreditvertrag macht, und die Firma &#8230; am darauffolgenden Tage den Pkw ohne sofortige Gegenleistung an den Kl&#228;ger herausgibt, so l&#228;sst dies nur den Schluss zu, dass dies aufgrund der Informationen des Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers geschehen ist. Dadurch ist durch die T&#228;tigkeit des Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers die Sache dahingehend gef&#246;rdert worden, dass dem Kl&#228;ger sein Fahrzeug bereits zu einem Zeitpunkt zur Verf&#252;gung stand, der bei Aus&#252;bung des Werkunternehmerpfandrechtes seitens der Firma &#8230; nicht m&#246;glich gewesen w&#228;re. Der Kl&#228;ger war im Rahmen seiner Schadensminderungsverpflichtung insoweit auch durchaus gehalten, eine m&#246;glichst schnelle Herausgabe des Fahrzeuges zu betreiben, da ansonsten entweder weitere Mietwagenkosten oder aber Kreditkosten entstanden w&#228;ren, die schlie&#223;lich auch zu Lasten der Beklagten gegangen w&#228;ren. Das Telefongespr&#228;ch des Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers ging somit eindeutig &#252;ber eine blo&#223;e Nachfrage hinaus, so dass die Beklagt als Schadensersatzpflichtige auch zur Erstattung einer Besprechungsgeb&#252;hr gem. &#167; 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO verpflichtet ist (vgl. dazu auch Gerold-Schmidt, Kommentar zur BRAGO, 7. Aufl., &#167; 118, Anm. 6 f) mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung der H&#246;he der geschuldeten Geb&#252;hr war jedoch zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich auf seiten des Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers lediglich um ein einfaches Telefongespr&#228;ch gehandelt hat, welches weder in tats&#228;chlicher noch in rechtlicher Hinsicht irgendwelche Schwierigkeiten bereitet haben d&#252;rfte, zumal der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers noch am 08.11.1983, als er sein Forderungsschreiben an die Beklagte richtete, mit der Sache befasst und somit &#252;ber den Sachstand bestens informiert war, ohne dass am 10.11.1983 eine Einarbeitung in den Sachstand oder Einholung von weiteren Informationen erforderlich gewesen w&#228;re. Das Gericht h&#228;lt es daher f&#252;r angemessen, lediglich die Mindestgeb&#252;hr des &#167; 118 BRAGO &#8211; eine halbe Geb&#252;hr &#8211; anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Des weiteren richtet sich der Streitwert dieser halben Geb&#252;hr lediglich nach dem Streitwert, um den es bei der genannten Besprechung ging. Da Gegenstand der Besprechung zwischen dem Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;ger s und dem Zeugen &#8230; lediglich die Reparaturrechnung und deren Bezahlung bzw. die damit zusammenh&#228;ngende Herausgabe des Fahrzeugs an den Kl&#228;ger war, kann auch der Streitwert lediglich in dieser H&#246;he festgesetzt werden, zumal die &#252;brigen vom Kl&#228;ger geltend gemachten Sch&#228;den wie Gutachterkosten, Mietwagenkosten sowie allgemeine Unkosten im Verh&#228;ltnis des Kl&#228;gers zur Firma &#8230; keine Rolle spielen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von einem Streitwert bis 16.000,-- DM betrug die halbe Geb&#252;hr incl. Mehrwertsteuer somit 385,89 DM, so dass die Beklagte auch insoweit zur Zahlung zu verurteilen war; im &#252;brigen war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Zinsentscheidung folgt aus &#167;&#167; 284 Abs. 1, 288 Abs. 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 92 Abs. 1, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Richter am Amtsgericht</p>
315,700
olgk-1984-03-30-19-u-19683
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 196/83
1984-03-30T00:00:00
2019-03-13T15:11:40
2019-03-27T09:42:26
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0330.19U196.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 21. September 1983 verk&#252;ndete Urteil der 23. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 23 0 342/83 - wie folgt abge&#228;ndert und neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 13.058,25 DM nebst 4 % Zinsen</p> <p>seit dem 2. Juli 1982 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 17.000, --- DM abwenden, sofern nicht die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Beide Parteien k&#246;nnen die Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 12. August 1977 verschuldete der bei der Beklagten haftpflichtversicherte S. G. mit seinem Motorrad einen Verkehrsunfall, bei dem der bei der Kl&#228;gerin versicherte U. C. als Beifahrer erhebliche Verletzungen davontrug. Sein rechtes Bein mu&#223;te teilweise amputiert werden. Da er seinen erlernten Beruf als Werkzeugmacher nicht mehr aus&#252;ben konnte, absolvierte er eine von der Kl&#228;gerin finanzierte Umschulung zum G&#252;tepr&#252;fer , deren Kosten von der Beklagten getragen wurden. Um den Verletzten sodann wieder in das Arbeitsleben einzugliedern, zahlte die Kl&#228;gerin an die Firma F. E. GmbH &amp; Co. KG in N. in der Zeit vom 19. Januar 1981 bis zum 18. Januar 1982 eine Eingliederungshilfe nach &#167; 567 Abs. 1 RVO in der unstreitigen H&#246;he von 13.058,25 DM.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, ob die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin auch diesen Betrag zu ersetzen, den diese kraft Forderungs&#252;bergangs nach &#167; 1542 RVO geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 13.058,25 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 2. Juli 1982 sowie 1,50 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung beantragt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, wegen des geltend gemachten Betrages stehe der Kl&#228;gerin kein &#252;bergangsf&#228;higer Anspruch zu. Sie hat behauptet, der Verletzte habe keinen Verdienstausfall gehabt, da er z.Zt. des Unfalls arbeitslos gewesen sei. Dem hatte die Kl&#228;gerin in erster Instanz nicht ausdr&#252;cklich widersprochen. Im &#252;brigen w&#228;re nach Ansicht der Beklagten ein evtl. bei dem Verletzten entstandener Schaden nicht kongruent zu der von der Kl&#228;gerin gew&#228;hrten Eingliederungshilfe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Entscheidungsgr&#252;nde Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihr am 18. Oktober 1983 zugestellte Urteil hat die Kl&#228;gerin am 18. November 1983 Berufung eingelegt und hat diese nach Fristverl&#228;ngerung bis zum 180 Januar 1984 an diesem Tag begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie vertritt weiterhin ihre Ansicht, da&#223; auch die berufliche Rehabilitation des Verletzten von dem Sch&#228;diger herbeizuf&#252;hren und deshalb daf&#252;r aufgewendete Kosten von ihm zu</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">ersetzen seien. Im &#252;brigen tr&#228;gt sie nunmehr vor, der Verletzte sei zum Unfallzeitpunkt nicht arbeitslos gewesen, vielmehr sei er als Werkzeugmacher und Kunststoffspritzer</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">bei der Firma Dr. H. T. GmbH in L. besch&#228;ftigt gewesen. Nur mit der Eingliederungshilfe sei es nach der Umschulung m&#246;glich gewesen, den Verletzten in seinem neu erlernten Beruf als G&#252;tepr&#252;fer bei einem Arbeitgeber unterzubringen. Der dort erzielte Verdienst sei geringer als derjenige, den er erreicht h&#228;tte, wenn er ununterbrochen weiter in seinem alten Beruf h&#228;tte arbeiten k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie 13.058,25 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 2. Juli 1982 sowie 1,50 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie tritt der von der Kl&#228;gerin vertretenen Rechtsansicht entgegen und behauptet im &#252;brigen, das vor dem Unfall bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis des Verletzten sei am 11. August 1977, d.h. bereits vor dem Verkehrsunfall, aufgel&#246;st worden. Es sei auch nicht richtig, da&#223; der Verletzte jetzt weniger verdiene als er bei einem Verbleiben in seinem alten Beruf verdient h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die statthafte, form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin hat Erfolg. Die Beklagte ist verpflichtet, der Kl&#228;gerin die von ihr aufgewandte Eingliederungshilfe zu ersetzen, weil auch insoweit ein nach &#167; 823 Abs. 1 BGB entstandender Schaden des verletzten U. C. auf die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO &#252;bergegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entscheidung kommt es nach Ansicht des Senats Nicht wesentlich darauf an, ob der verletzte U. C. seine alte Arbeitsstelle bereits vor dem Unfall verloren oder aufgegeben hatte, und in welchem Verh&#228;ltnis sein jetziger Verdienst im Vergleich zu dem vor dem Unfall bezogenen steht. Es sei jedoch bemerkt, da&#223; auch dann, wenn der Vortrag der Beklagten zutrifft, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis mit der Firma T. unfallunabh&#228;ngig gel&#246;st</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">worden ist, von einer Arbeitslosigkeit des Verletzten zum Zeitpunkt des Unfalls nicht gesprochen werden kann. Da&#223; er ohne den Unfall nicht in absehbarer Zeit eine neue, seiner Ausbildung entsprechende Stellung gefunden h&#228;tte, ergibt sich aus dem Vortrag der Beklagten nicht. Eine durch einen Wechsel des Arbeitgebers bedingte kurzfristige</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Besch&#228;ftigungslosigkeit ist aber mit einer l&#228;nger dauernden Arbeitslosigkeit nicht zu vergleichen. Hierauf kommt es aber auch nicht an. Denn der Sch&#228;diger und damit die Beklagte als sein Haftpflichtversicherer mu&#223; nach dem Grundsatz der Naturalrestitution (&#167; 249 BGE) dem Verletzten die Aufwendungen ersetzen, die zu seiner vollen beruflichen Rehabilitation, d.h. auch zu seiner Wiedereingliederung in das Arbeitsleben erforderlich waren. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat tritt der neueren Rechtsprechung darin bei, da&#223; Ma&#223;nahmen der beruflichen Rehabilitation wie solche der medizinischen Rehabilitation bei Verletzung von K&#246;rper und Gesundheit schon im Rahmen der Naturalrestitution zu ersetzen sind, die der Sch&#228;diger nach &#167; 249 BGB in erster Linie schuldet. Der Verletzte soll dadurch in die Lage versetzt werden, die nachteiligen Auswirkungen bleibender k&#246;rperlicher Behinderungen durch Ausweichen auf ein anderes Arbeitsfeld "in natura" abzuschw&#228;chen oder ganz abzuwenden (vgl. BGH VersR 1982, 768 = NJV; 1982, 1638; Baltzer in VersR 1976, 1, 6 ff; MK-Grunsky &#167; 249 Rdnr. 6). Die Lage, in der ein Verletzter sich vor einem Unfall befand, wird nur dann soweit wie m&#246;glich wiederhergestellt, wenn er wieder in die Lage versetzt wird, seinen alten oder - soweit n&#246;tig &#8211; neu erlernten Beruf auszu&#252;ben. Der vom Bundesgerichtshof a.a.O. zus&#228;tzlich erw&#228;hnte Gesichtspunkt, da&#223; Rehabilitationskosten jedenfalls als Aufwendungen zur Minderung oder Abwehr von Verdienstausfallsch&#228;den in den Grenzen des Vertretbaren zur Belastungssph&#228;re des Sch&#228;digers geh&#246;rten und deshalb von ihm zu erstatten seien, wird in vielen F&#228;llen hinzukommen, nennt aber keine unbedingt notwendigen Voraussetzungen f&#252;r den Anspruch. Denn selbst derjenige, der vor dem Unfall arbeitslos gewesen ist, wird erst durch die beruflichen Rehabllitatlonsma&#223;nahmen in einen Zustand versetzt, der ihn mit anderen Arbeitssuchenden gleichstellt. Ist der Verletzte bei einem Verkehrsunfall, den ein anderer verschuldet hat, zum Schwerbesch&#228;digten geworden, dann geh&#246;rt zu dieser Gleichstellung auch die von der Kl&#228;gerin bezahlte Eingliederungshilfe. Denn einem Schwerbesch&#228;digten entstehen zus&#228;tzliche Nachteile, die seine Wiedereingliederung in eine aktive Berufsf&#228;higkeit behindern, die &#252;ber die allgemein heutzutage bei der Arbeitssuche bestehenden Schwierigkeiten hinausgehen. Ohne Eingliederungshilfe wird der Schwerbesch&#228;digte wie auch im vorliegenden Falle nicht in der Lage sein, mit anderen Arbeitssuchenden erfolgreich in Konkurrenz zu treten. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Arbeitgeber, wie<i> </i>hier nach der Behauptung der Beklagten die Firma E., es etwa darauf anlegt, durch die Einstellung von Schwerbesch&#228;digten Eingliederungshilfen zu beziehen. Auch wenn das zutrifft, spricht doch, nichts daf&#252;r, da&#223; der Arbeitgeber auch dann zur Einstellung des Verletzten bereit gewesen w&#228;re, wenn die Eingliederungshilfe nicht gezahlt worden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang ist allerdings zu beachten, da&#223; der Bundesgerichtshof in der genannten Entscheidung &#252;ber Umschulungskosten zu entscheiden hatte, die auch zwischen den Parteien dieses Rechtsstreits nicht streitig gewesen sind. Unter diese Umschulungskosten fielen aber nach dem mitgeteilten Sachverhalt u.a. auch Aufwendungen f&#252;r die Arbeitserprobung des Verletzten in einem Berufsf&#246;rderungswerk. Diese Arbeitserprobung geh&#246;rt ebenso wie die hier streitige Eingliederungshilfe an einen Arbeitgeber zu den berufsf&#246;rdernden Leistungen zur Rehabilitation (Berufshilfe) nach &#167; 567 RVO. Die Berufshilfe hat ebenso wie die Heilbehandlung nach &#167; 556 Abs. 1 Nr. 2 RVO u.a. das Ziel, den Verletzten nach seiner Leistungsf&#228;higkeit und unter Ber&#252;cksichtigung seiner Eignung, Neigung und bisherigen T&#228;tigkeit m&#246;glichst auf Dauer einzugliedern. Sowohl bei den vom Bundesgerichtshof als ersatzf&#228;hig anerkannten Aufwendungen f&#252;r die Arbeitserprobung als auch bei der hier streitigen Eingliederungshilfe handelt es sich um Ma&#223;nahmen beruflicher Rehabilitation, die <u>dem Verletzten</u> zugute kommen. Gerade dies, da&#223; es sich n&#228;mlich um eine Leistung zugunsten des Verletzten handelt, um seine berufliche Rehabilitation zu f&#246;rdern, darf gegen&#252;ber dem Umstand, da&#223; die Eingliederungshilfe an den einstellenden Arbeitgeber ausgezahlt wird, nicht au&#223;er Acht gelassen werden. W&#252;rde im vorliegenden Fall die Unterst&#252;tzung des Verletzten durch die Kl&#228;gerin mit der Umschulung beendet gewesen sein, dann w&#228;re die berufliche Rehabilitation des Verletzten nicht zu Ende gef&#252;hrt worden, er w&#228;re als Schwerbesch&#228;digter nicht mit anderen Arbeitsuchenden gleichgestellt worden. Etwaiger Verdienstausfallschaden w&#228;re nicht behoben oder wenigstens verringert worden. Da&#223; tats&#228;chlich der Verletzte erfolgreich eingegliedert werden konnte, ist eben auf die Eingliederungshilfe zur&#252;ckzuf&#252;hren. Erst damit kam die berufliche Rehabilitation des Verletzten zum Ziel.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Als Abgrenzungskriterium f&#252;r die Belastung des Sch&#228;digers mit Rehabilitationskosten hat der Bundesgerichtshof genannt, da&#223; im Zeitpunkt der Entschlie&#223;ung zu der Rehabilitationsma&#223;nahme diese bei verst&#228;ndiger Beurteilung der Erfolgsaussichten f&#252;r die R&#252;ckgewinnung einer der verlorenen bestm&#246;glich entsprechenden Erwerbst&#228;tigkeit und des Verh&#228;ltnisses dieser Chancen zum wirtschaftlichen Gewicht des anderenfalls absehbaren Erwerbsschadens geeignet und sinnvoll erscheint. Ist die Rehabilitationsma&#223;nahme in diesem Sinne zur Schadensbeseitigung oder -abwehr vertretbar, dann kann der Sozialversicherungstr&#228;ger von dem Sch&#228;diger gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO Erstattung von ihm dem Verletzten gew&#228;hrter Aufwendungen zur beruflichen Rehabilitation verlangen. Nur soweit der Sch&#228;diger den eingeschlagenen Weg als zur Schadensbeseitigung ungeeignet oder als dem Aufwand nach unzumutbar verweigern durfte, hat der Sozialversicherungstr&#228;ger die Kosten der Ma&#223;nahme selbst zu tragen. Von Unvertretbarkeit kann im vorliegenden Falle nach dem Sachverhalt nicht die Rede sein. Es liegt auch nicht so, da&#223; der Verletzte nach dem Vortrag der Berufungsbegr&#252;ndung nach seiner Umschulung und Wiedereingliederung in das Arbeitsleben seine Erwerbssituation im Sinne eines beruflichen Aufstiegs gegen&#252;ber fr&#252;her verbessert h&#228;tte. Ein etwaiger Mehrverdienst nach Ablauf einiger Jahre seit dem Unfall in seinem jetzigen Beruf besagt noch nichts dar&#252;ber, da&#223; die Rehabilitation von dem Verletzten zu einem beruflichen Aufstieg genutzt worden w&#228;re. Es liegt daher hier kein Fall vor, in dem die Rehabilitation m&#246;glicherweise mehr Aufwendungen erfa&#223;t, als der Sch&#228;diger dem Verletzten schuldet , so da&#223; insweit ein Forderungs&#252;bergang nach &#167; 1542 RVO nicht in Betracht k&#228;me (vgl. BGH a.a.O.; Baltzer a.a.O. S. 8).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist ausdr&#252;cklich festzustellen, da&#223; der Schaden des Verletzten und damit der Kl&#228;gerin nicht nur in der Differenz zwischen dem fr&#252;heren Einkommen des</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Verletzten und seinem jetzigen Einkommen liegt. Vielmehr kann der Verletzte sein jetziges Einkommen &#252;berhaupt nur erzielen, weil aufgrund der ihm zustehenden Berufshilfe</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">die Eingliederungshilfe durch die Kl&#228;gerin gezahlt worden ist. Diese Aufwendungen mu&#223;ten gemacht werden, um ihm eine bezahlte Arbeitst&#228;tigkeit zu sichern. Wie bereits</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">oben erw&#228;hnt, kann nicht angenommen werden, da&#223; der jetzige Arbeitgeber des Verletzten ihn auch ohne Eingliederungshilfe eingestellt h&#228;tte. Dies hat zwar die Beklagte in erster Instanz einmal behauptet, es widerspricht aber jeder Lebenserfahrung und ist auch ohne Beweisantritt geblieben. Wenn ein Arbeitgeber f&#252;r die Einstellung eines Behinderten eine Leistung des Sozialversicherungstr&#228;gers beziehen kann, dann liegt es auf der Hand, da&#223; der den Behinderten nur einstellt, wenn diese Hilfe auch tats&#228;chlich gezahlt wird. Genau dies ergibt sich auch aus dem Schreiben der Firma F. E. vom 20. April 1982 (BI. 13 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Abschlie&#223;end sei bemerk, da&#223; es auch nicht unbillig erscheint, wenn ein Sch&#228;diger alle die Ma&#223;nahmen tr&#228;gt, die dazu dienen, den Verletzten auch in beruflicher Hinsicht nach M&#246;glichkeit in eine Lage zu versetzen, die derjenigen vor dem Unfall m&#246;glichst gleich ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">M&#246;gen f&#252;r die Berufshilfe auch sozialpolitische Gr&#252;nde eine wesentliche Rolle gespielt haben, so ist doch kein Grund daf&#252;r ersichtlich, die Kosten hierf&#252;r dem Sozialversicherungstr&#228;ger und damit der Allgemeinheit aufzub&#252;rden, wenn sie durch einen von dem Sch&#228;diger verschuldeten Unfall letztlich verursacht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten vorgerichtlichen Kosten konnten der Kl&#228;gerin nicht ersetzt werden, weil aus ihrem Vortrag nicht ersichtlich ist, da&#223; diese auf dem Verzug der Beklagten beruhen. Dagegen stehen der Kl&#228;gerin die verlangten Zinsen nach den &#167;&#167; 288 Abs. 1, 291 ZPO zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist nach den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen, weil es von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist, ob ein Sch&#228;diger dem Verletzten im Rahmen des Schadensersatzes nach &#167; 249 BGB auch die von dem Sozialversicherungstr&#228;ger dem Verletzten gew&#228;hrte Eingliederungshilfe zu ersetzen hat.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer der Beklagten:: 13.058,25 DM.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Asper ist in Urlaub und kann deshalb</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">nicht unterschreiben</p>
315,701
olgham-1984-02-29-20-w-784
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 7/84
1984-02-29T00:00:00
2019-03-13T15:11:42
2019-03-27T09:42:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0229.20W7.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 4.200,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;91 a II ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet. Zu Recht hat das Landgericht die Kosten des Rechtsstreits gem&#228;&#223; &#167;&#167;91 a, 93 ZPO den Kl&#228;gern auferlegt. Die Beklagte durfte n&#228;mlich auch nach Auffassung des Senats die Entsch&#228;digung bis zur vorgenommenen Auszahlung zur&#252;ckhalten.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Da zumindest die Sparkasse ... als Realgl&#228;ubigerin die Auszahlung an die Kl&#228;ger daran gekn&#252;pft hatte, da&#223; die Versicherungsleistung zur Wiederherstellung des Wohnhauses verwendet wurde, durfte die Beklagte nur auszahlen, wenn und soweit die Verwendung zur Wiederherstellung gesichert war (&#167;19 III 1 VGB). Die Kl&#228;ger h&#228;tten dies durch Vorlage von Handwerkerrechnungen oder auch durch Vorlage von bindenden Vertr&#228;gen nachweisen k&#246;nnen. Angebote, bei denen nicht festzustellen war, ob sie zu einem bindenden Vertragsschlu&#223; gef&#252;hrt hatten, konnten nicht ausreichen. Darauf sind die Kl&#228;ger auch entgegen ihrem jetzigen Vorbringen durch Schreiben an ihre Anw&#228;lte vom 6.9. und 13.9.1983 (Bl. 51, 52 d.A.) ausdr&#252;cklich von der Beklagten hingewiesen worden. Da die Vorlage von aussagekr&#228;ftigen Unterlagen unterblieb, war die Verwendung zur Wiederherstellung fr&#252;hestens mit dem Nachweis, da&#223; der Bau wieder errichtet war, sichergestellt. Dies war durch eine entsprechende Bescheinigung der Stadt ... vom 16.9.1983 belegt. Die Beklagte hat noch rechtzeitig die Zeitwertentsch&#228;digung am 20.9.1983 ausgezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der &#252;ber den Zeitwert hinausgehende Neuwertanteil (&#167;7 III a VGB) brauchte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gezahlt zu werden. Die Wiederrichtung des Hauses besagt noch nichts dazu, ob dabei Betr&#228;ge in H&#246;he der Versicherungsentsch&#228;digung aufgewandt werden. Es besteht immer die M&#246;glichkeit, den Neubau weniger aufwendig mit geringeren Kosten zu errichten. Deshalb konnte die Beklagte zu Recht auf Unterlagen in H&#246;he der vollen Ersatzsumme bestehen. Diese sind aber erst mit Schriftsatz vom 3.11.1983 vorgelegt worden, nach dessen Erhalt unverz&#252;glich von der Beklagten gezahlt wurde.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Soweit die Kl&#228;ger nunmehr behaupten, ihr Anwalt habe diese Rechnungen bereits in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 11.10.1983 vorgelegt, widerspricht das dem Inhalt des Protokolls. Danach hat Rechtsanwalt ... erkl&#228;rt, "er habe Rechnungen &#252;ber die Wiederherstellung des abgebrannten Geb&#228;udes vorliegen, die einen Gesamtbetrag von 71.925,- DM erg&#228;ben". Im &#252;brigen sind diese Unterlagen auch damals nicht zu den Gerichtsakten eingereicht worden. Die Beklagte hatte damit keine M&#246;glichkeit, diese nachzupr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist auch die im &#252;brigen bestrittene Behauptung, der Direktionsschadensregulierer ... der Beklagten habe sich an Ort und Stelle von dem Fortgang der Bauarbeiten &#252;berzeugen k&#246;nnen. Selbst wenn das zutr&#228;fe, k&#246;nnte der Zeuge &#252;ber die H&#246;he der Aufwendungen dadurch kaum Feststellungen treffen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;97 ZPO.</p>
315,702
olgk-1984-02-28-1-ss-9784
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 97/84
1984-02-28T00:00:00
2019-03-13T15:11:44
2019-03-27T09:42:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1984:0228.1SS97.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>II. Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an das Amtsgericht Leverkusen zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.<b> </b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht Leverkusen hat den Betroffenen am 21<b>. </b>Oktober 1983 wegen eines fahrl&#228;ssigen Rotlichtverstosses zu einer Geldbu&#223;e von 100, <b>-- </b>DM verurteilt. Hiergegen richtet sich der Antrag des Betroffenen auf Zulassung der Rechtsbeschwerde, mit der die Verletzung sachlichen Rechts ger&#252;gt wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der in formeller Hinsicht unbedenkliche Zulassungsantrag ist auch sachlich begr&#252;ndet. Er f&#252;hrt unter dem Gesichtspunkt der Wahrung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung zur Zulassung der Rechtsbeschwerde und &#252;ber diese zur Aufhebung des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">III<b>.</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil kann keinen Bestand haben, weil es sachlich-rechtlich unvollst&#228;ndig ist. Die von dem Amtsgericht getroffenen Feststellungen lassen eine abschlie&#223;ende Beurteilung der Frage, ob dem Betroffenen ein schuldhafter Rotlichtversto&#223; anzulasten ist, nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine Verurteilung wegen eines Rotlichtverstosses macht grunds&#228;tzlich Feststellungen zur Dauer der Gelbphase, der zul&#228;ssigen und der vom Betroffenen eingehaltenen Geschwindigkeit sowie dazu erforderlich, wie weit der Betroffene mit seinem Fahrzeug</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">noch von der Ampel entfernt war, als diese von Gelb auf Rot wechselte (OLG K&#246;ln VRS 51, 229, 230 = DAR 1976, 250; OLG Celle DAR 1977, 220; vgl. auch OLG Hamm VRS 57, 453; vgl. auch Jagusch-Hentschel, Stra&#223;enverkehrsrecht, 27. AufI., &#167; 37 StVO, Rd. 48, 48 a). Denn nur bei Kenntnis dieser Umst&#228;nde l&#228;&#223;t sich entscheiden, ob der Betroffene bei zul&#228;ssiger Geschwindigkeit und mittlerem Bremsen (OLG K&#246;ln a.a.O., OLG Celle a.a.O<b>.; </b>Jagusch-Hentschel a.a.0.) in der Lage gewesen ist, dem von dem Gelblicht ausgehenden Anhaltegebot zu folgen, was Voraussetzung f&#252;r die Vorwerfbarkeit des Rotlichtversto&#223;es ist. Hat der Betroffene die vor der Lichtzeichenanlage zul&#228;ssige</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Geschwindigkeit &#252;berschritten, und h&#228;tte er bei Einhalten der zugelassenen Geschwindigkeit rechtzeitig anhalten k&#246;nnen f so begr&#252;ndet bereits die Geschwindigkeits&#252;berschreitung die Vorwerfbarkeit des Rotlichtverstosses, wenn der Betroffene bei der von ihm tats&#228;chlich gefahrenen Geschwindigkeit nicht mehr vor dem Kreuzungsbereich anhalten konnte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat festgestellt, da&#223; die Gelbphase vor hier in Rede stehenden Lichtzeichenanlage auf vier Sekunden eingestellt und der Betroffene mit seinem Fahrzeug noch f&#252;nf Meter von der Haltelinie entfernt war, als die Ampel von Gelb auf Rot wechselte. Das angefochtene Urteil enth&#228;lt hingegen keine Feststellungen zu der zul&#228;ssigen und zu der vom Betroffenen tats&#228;chlich gefahrenen Geschwindigkeit; es teilt nur mit s der Betroffene habe sich vor der Polizei dahin eingelassen, 60 - 65 km/h gefahren zu sein.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Feststellungen insoweit waren auch nicht nach den Grunds&#228;tzen entbehrlich, die von der Rechtsprechung (OLG Celle a.a.O.; OLG Hamm a.a.0.; OLG K&#246;ln a.a.0.; Sen E vom 31.03.1983 - 1 Ss 774/82 &#8211; und vom 29.07.1983 - 1 Ss 475/83; vgl. auch Jagusch- Hentschel a.a.0.) zu Rotlichtverst&#246;&#223;en im inner&#246;rtlichen Bereich aufgestellt worden sind. Danach ist zwar anerkannt, da&#223; f&#252;r diesen Bereich grunds&#228;tzlich von einer zul&#228;ssigen Geschwindigkeit von 50 km/h ausgegangen werden kann, bei der eine Gelbphase von drei Sekunden - statt wie hier vier Sekunden - zum rechtzeitigen Anhaltenausrecht. Von einer zugelassenen H&#246;chstgeschwindigkeit von 50 km/h kann hier aber nicht ausgegangen werden, weil das angefochtene Urteil nicht erkennen l&#228;&#223;t, ob sich der Versto&#223; im inner&#246;rtlichen Bereich ereignet hat. Diese Frage ist auch nicht durch die Ortsangabe</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">"in M." gekl&#228;rt; denn diese gibt nur einen Hinweis darauf, da&#223; die Ordnungswidrigkeit</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">in der politischen Gemeinde M. begangen worden ist, was nicht ausschlie&#223;t, da&#223; die in Rede stehende &#214;rtlichkeit au&#223;erhalb einer geschlossenen Ortschaft gelegen ist. Aber auch dann, wenn die Lichtzeichenanlage im inner&#246;rtlichen Bereich l&#228;ge, k&#246;nnte in diesem konkretem Fall gleichwohl nicht ohne weiteres von einer zul&#228;ssigen Geschwindigkeit von 50 km/h ausgegangen werden, weil sich aus den &#252;brigen Feststellungen des Amtsgerichts Anhaltspunkte daf&#252;r ergeben, da&#223; hier eine h&#246;here als die normalerweise im inner&#246;rtlichen Bereich geltende H&#246;chstgeschwindigkeit von 50 km/h zugelassen ist. Das Amtsgericht hat n&#228;mlich festgestellt, da&#223; die Gelbphase der Ampel mit vier Sekunden eingerichtet ist, was gemeinhin (vgl. Ziffer IX der Verwaltungsvorschriften zu &#167; 37 Abs. 2 Nr. 1 und 2 Stvo; abgedruckt bei Jagusch-Hentschel, a. a. O., &#167; 37 StVo Rn. 24) nur dann geschieht, wenn h&#246;here Geschwindigkeiten als 50 km/h zugelassen sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wenn der Betroffene sich dar&#252;berhinaus nach den Urteilsgr&#252;nden vor der Polizei unbeanstandet dahin eingelassen hat, er sei 60 - 65 km/h gefahren, so deutet auch dies darauf hin, da&#223; vor der Lichtzeichenanlage eine h&#246;here Geschwindigkeit als 50 km/h zul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kann mangels der erforderlichen Feststellungen zu der von dem Betroffenen gefahrenen, aber auch zu der h&#246;chstzul&#228;ssigen Geschwindigkeit nicht abschlie&#223;end beurteilt werden, ob dem Betroffenen zu Recht der Vorwurf eines schuldhaften Rotlichtversto&#223;es gemacht worden ist. Das Amtsgericht wird daher in der neuen Verbandlung die erforderlichen Feststellungen treffen und sodann in die Pr&#252;fung der Frage eintreten m&#252;ssen, ob die festgestellten Umst&#228;nde dem Betroffenen ein rechtzeitiges Anhalten seines Fahrzeugs erlaubt haben (vgl. zu der Methode der Berechnung OLG K&#246;ln VRS</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">51, 229 = DAR 1976, 250).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Zur&#252;ckverweisung erfolgt an dieselbe Abteilung des Amtsgerichts, die entscheiden hat (&#167; 79 Abs. 6 OWiG).</p>
315,703
olgham-1984-02-16-15-w-4284
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 42/84
1984-02-16T00:00:00
2019-03-13T15:11:47
2019-03-27T09:42:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0216.15W42.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der 15. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Hamm hat am 16. Februar 1984 auf die weitere Beschwerde der Beteiligten vom 9. Januar 1984 gegen den Beschlu&#223; der 3. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld vom 8. Dezember 1983 durch den Vorsitzenden Richter am Oberlandesgericht Dr. Kuntze, den Richter am Oberlandesgericht Arps und die Richterin am Oberlandesgericht Dr. M&#252;ller beschlossen:</p> <p></p> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das eingangs genannte Kind wurde am 20. Mai 1977 als eheliches Kind der Beteiligten im Kreiskrankenhaus XXX geboren. Die Eltern haben ihren jetzigen Verfahrensbevollm&#228;chtigten aufgesucht, um Schadenersatzanspr&#252;che f&#252;r ihr Kind gegen den Krankenhaustr&#228;ger und die behandelnde Geburts&#228;rztin zu verfolgen. Dieser hat den 17-seitigen Entwurf einer Klageschrift mit darin enthaltenen Antr&#228;gen auf Verurteilung zur Zahlung eines Schmerzensgeldes und auf Feststellung der Ersatzpflicht f&#252;r den entstandenen und entstehenden Schaden, der aus der Verletzung &#228;rztlicher Pflichten anl&#228;&#223;lich des Geburtsvorganges herr&#252;hre, gefertigt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Eltern haben mit Antrag vom 7. November 1983 beim Vormundschaftsgericht XXX angeregt, f&#252;r ihren Sohn XXX eine Erg&#228;nzungspflegschaft mit dem Wirkungskreis der Vertretung bei der Geltendmachung s&#228;mtlicher Schadenersatzanspr&#252;che aus fehlerhaften geburtshilflichen Ma&#223;nahmen anzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 8. November 1983 hat das Amtsgericht Bielefeld - Rechtspfleger - die Einleitung einer Erg&#228;nzungspflegschaft abgelehnt, da ein Bed&#252;rfnis hierf&#252;r nicht bestehe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung haben die Beteiligten Erinnerung vom 10. November 1983 eingelegt und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen vorgetragen: Ihr Sohn leide an einem Hirnschaden, der auf &#228;rztliches Fehlverhalten bei der Geburt zur&#252;ckzuf&#252;hren sein d&#252;rfe. Ein Bed&#252;rfnis f&#252;r eine Pflegschaftsanordnung sei zu bejahen, weil f&#252;r das Kind ein lebenswichtiger Proze&#223; mit hohen Schadenersatzanspr&#252;chen gef&#252;hrt werden m&#252;sse, der mit einem erheblichen Kostenrisiko verbunden sei. Diese Kosten m&#252;&#223;ten sie als Eltern auf Grund ihrer Unterhaltspflicht tragen. Es bestehe die Gefahr f&#252;r ihr Kind, da&#223; sie im Hinblick auf dieses Risiko und die voraussichtlich lange Proze&#223;dauer im Verlaufe des Rechtsstreits den Mut verl&#246;ren und vor den hohen Kosten zur&#252;ckschreckten. Sie seien an der Vertretung ihres Kindes in dem zu f&#252;hrenden Proze&#223; verhindert, weil ihr finanzielles und gesundheitliches Interesse dem des Kindes an der Durchsetzung seiner lebenswichtigen Anspr&#252;che entgegenstehe. Sie m&#252;&#223;ten au&#223;erdem ihrem Kind im Proze&#223; als Zeugen zur Verf&#252;gung stehen, um die Proze&#223;situation zu verbessern. Bei einer Ablehnung der Pflegschaft behielten sie die Stellung als gesetzliche Vertreter ihres Kindes innerhalb dieses Wirkungskreises und k&#246;nnten nicht als Zeugen auftreten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Rechtspfleger und Richter des Amtsgerichts haben dieser Erinnerung nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die von ihm als Beschwerde gegen die Rechtspflegerentscheidung vom 8. November 1983 behandelte Erinnerung durch Beschlu&#223; vom 8. Dezember 1983 zur&#252;ckgewiesen, da die Beteiligten weder aus tats&#228;chlichen noch aus rechtlichen Gr&#252;nden verhindert seien, etwaige Schadenersatzanspr&#252;che ihres Kindes geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen die landgerichtliche Entscheidung wenden sich die Beteiligten mit ihrer weiteren Beschwerde vom 9. Januar 1984, mit der sie weiterhin die Einrichtung einer Erg&#228;nzungspflegschaft anstreben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die statthafte und in der rechten Form eingelegte weitere Beschwerde der Beteiligten ist auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 27, 29 FGG). Die Beschwerdebefugnis der Beschwerdef&#252;hrer folgt bereits daraus, da&#223; ihre erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist (Keidel/Kuntze/Winkler, FG, 11. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 27 FGG). Die Beteiligten sind als Beschwerdef&#252;hrer anzusehen, da das Rechtsmittel von ihrem Verfahrensbevollm&#228;chtigten ausdr&#252;cklich in ihrem Namen eingelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde der Beteiligten ist aber unbegr&#252;ndet, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG). Ohne Rechtsfehler hat das Landgericht die Voraussetzungen f&#252;r die Anordnung einer Erg&#228;nzungspflegschaft verneint.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1) Die Vorinstanz war mit einer statthaften und formgerecht angebrachten Erstbeschwerde der Beteiligten befa&#223;t. Die Erinnerung gegen die ablehnende Entscheidung des Rechtspflegers war nach &#167; 11 Abs. 2 S&#228;tze 4 und 5 RPflG als Beschwerde im Sinne des &#167; 19 EGG zu behandeln. Gegen die Ablehnung der Anordnung der Erg&#228;nzungspflegschaft durch den gem&#228;&#223; &#167;&#167; 3 Nr. 2a, 14 Nr. 4 RPflG hierf&#252;r zust&#228;ndigen Rechtspfleger fand nach der Nichtabhilfe die unbefristete Beschwerde statt (Palandt/Diederichsen, BGB, 43. Aufl., Anm. 5 zu &#167; 1909 BGB). Das Beschwerderecht stand nach &#167; 57 Abs. 1 Nr. 3 FGG den Eltern des Kindes zu. Im Wege der Auslegung hat das Landgericht bedenkenfrei nur die Eltern als Beschwerdef&#252;hrer angesehen, denn in der Erinnerungsschrift vom 10. November 1983 sind diese von ihrem Verfahrensbevollm&#228;chtigten als Antragsteller im Pflegschaftsverfahren bezeichnet. Den Hinweis im erl&#228;uternden Schriftsatz vom 17. November 1983, die Gegenvorstellungen vom 10. November 1983 als Erinnerung namens des Kindes aufzufassen, hat das Landgericht erkennbar bedenkenfrei dahin gedeutet, da&#223; die Eltern damit ihr rechtliches Interesse an der Vornahme dieser Verfahrenshandlung haben aufzeigen wollen, das aus dem Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis herr&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2) In verfahrensrechtlicher Hinsicht hat das Landgericht ohne durchgreifenden Rechtsfehler von einer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung der Eltern und des Kindes gem&#228;&#223; &#167;&#167; 50a, 50b FGG abgesehen, die auch das Amtsgericht unterlassen hat. In dieser verm&#246;gensrechtlichen Angelegenheit sollte nach der Vorstellung der Eltern nicht zwangsweise in ihre Rechte eingegriffen werden, sondern sie wollten sich freiwillig eines Teils ihrer Elternrechte begeben. Wegen des fehlenden Eingriffstatbestandes und des f&#252;r eine Erg&#228;nzungspflegschaft von vornherein unschl&#252;ssigen Vortrags war eine pers&#246;nliche Anh&#246;rung der schriftlich hinreichend zu Wort gekommenen Eltern nicht geboten. Au&#223;erdem waren f&#252;r die Anh&#246;rung des Kindes die Voraussetzungen des &#167; 50b Abs. 1 FGG nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">3) In sachlicher Hinsicht h&#228;lt die angefochtene Entscheidung der rechtlichen Nachpr&#252;fung stand.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 1909 Abs. 1 Satz 1 BGB erh&#228;lt eine unter elterlicher Sorge stehende Person f&#252;r Angelegenheiten, an deren Besorgung die Eltern verhindert sind, einen Pfleger. Eine Erg&#228;nzungspflegschaft f&#252;r ein Kind h&#228;ngt mithin von drei Voraussetzungen ab: Die schutzbed&#252;rftige Person mu&#223; unter elterlicher Sorge stehen - davon kann hier im Verh&#228;ltnis der Beteiligten zu ihrem Kind gem&#228;&#223; &#167; 1626 Abs. 1 BGB ausgegangen werden - , die Eltern (oder der allein vertretungsberechtigte Elternteil) m&#252;ssen an der Besorgung einer Angelegenheit oder einzelner Angelegenheiten des Kindes verhindert sein und es mu&#223; ein F&#252;rsorgebed&#252;rfnis vorliegen. Dabei kann die Verhinderung an der Wahrnehmung von pers&#246;nlichen oder verm&#246;gensrechtlichen Angelegenheiten tats&#228;chlicher (etwa Abwesenheit, Haft oder Krankheit des Elternteils) oder rechtlicher Art (z.B. Ausschlu&#223; der Vertretungsmacht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1629 Abs. 2, 1670 in Verbindung mit 1680, 1666 1667, 1680, 1795, 1796 BGB) sein. Eine solche Verhinderung l&#228;&#223;t sich vorliegend nicht feststellen. Die Eltern sind nach der rechtlich bedenkenfreien Auffassung des Landgerichts gegenw&#228;rtig tats&#228;chlich und rechtlich zum Handeln f&#252;r ihr Kind in der Lage, m&#246;gen sie im Verh&#228;ltnis zu den meisten anderen Eltern durch den Gesundheitszustand ihres Kindes auch ungleich st&#228;rker belastet sein.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a) Die Furcht vor dem Kostenrisiko des beabsichtigten Schadenersatzprozesses bedeutet keine Verhinderung im dargelegten Sinne. Sollten die Eltern Proze&#223;kosten kraft ihrer Unterhaltspflicht f&#252;r das Kind bestreiten m&#252;ssen, so w&#252;rde die Einrichtung einer Pflegschaft an ihrer fortbestehenden Unterhaltspflicht nichts &#228;ndern. Von ihr w&#252;rden sie durch das Vorhandensein eines Pflegers nicht entbunden. Sollten bei dem Kind Hilfsbed&#252;rftigkeit vorliegen und au&#223;erdem die hinreichende Erfolgsaussicht der beabsichtigten Klage gegeben sein, dann k&#246;nnen die Eltern f&#252;r das Kind Proze&#223;kostenhilfe unter Beiordnung des zur Vertretung bereiten Rechtsanwalts gem&#228;&#223; &#167;&#167; 114, 115, 121 ZPO beantragen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b) Neben dem Kostenrisiko berufen sich die Beteiligten darauf, da&#223; die Umst&#228;nde der Proze&#223;f&#252;hrung ihre Gesundheit angreifen k&#246;nnten. Damit ist aber eine gegenw&#228;rtige Verhinderung nicht dargelegt. Einen Sachverhalt, da&#223; sie etwa nach dem Stand ihrer Einsicht und Erfahrung, insbesondere aber mangels ausreichender Gesch&#228;ftsgewandtheit, f&#252;r einen Gesch&#228;ftskreis ihres Kindes keine geeigneten Sachwalter ihres Kindes seien, machen die Beteiligten mit ihrem Vortrag nicht geltend. Bei einer derartigen Sachlage ist schon eine "tats&#228;chliche Verhinderung" des Vertretungsberechtigten angenommen worden (BayObLGZ 1976, 214, 217; kritisch dazu: Gernhuber, Lehrbuch des Familienrechts, &#167; 70 V 1). Denn die Beteiligten haben sich einen rechtskundigen Anwalt als Proze&#223;bevollm&#228;chtigten ausgew&#228;hlt, der bereits einen umfangreichen Entwurf einer Klageschrift gefertigt hat und auf Grund des mit ihm geschlossenen Vertrags zur fortlaufenden Beratung der Beteiligten verpflichtet ist. Die Eltern sind derzeit erkennbar bereit, Anspr&#252;che ihres Kindes gerichtlich geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die blo&#223;e Furcht vor etwaigen gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen nimmt den Beteiligten nicht die gegenw&#228;rtige Handlungsf&#228;higkeit f&#252;r ihr Kind. Die erg&#228;nzende F&#252;rsorge des &#167; 1909 BGB ist an <u>gegenw&#228;rtige Aufgaben</u> gebunden, die an sich von den Eltern zu l&#246;sen sind, von diesen aber nicht gel&#246;st werden k&#246;nnen. Nur bef&#252;rchtete zuk&#252;nftige Entwicklungen rechtfertigen dagegen keinen Erg&#228;nzungspfleger, weil &#167; 1909 BGB weder eine "Beobachtungspflegschaft" noch eine vorsorglich eingerichtete Pflegschaft kennt (BGH, NJW 1976, 49, 51; Erman/H. Holzhauer, BGB, 7. Aufl., Rz. 3 zu &#167; 1909 BGB; Gernhuber, &#167; 70 V 3; Palandt/Diederichsen, Anm. 2b zu &#167; 1909 BGB). Bei zusammenlebenden Eltern und tats&#228;chlicher Verhinderung eines vertretungsberechtigten Elternteils an der Aus&#252;bung der elterlichen Sorge w&#252;rde im &#252;brigen zun&#228;chst der andere Elternteil die elterliche Sorge allein aus&#252;ben und das Recht der Vertretung des Kindes haben (vgl. &#167; 1678 BGB).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">c) Auch die Tatsache, da&#223; die Beteiligten in einem von ihnen als den gesetzlichen Vertretern ihres Kindes gef&#252;hrten Rechtsstreit nicht als Zeugen auftreten k&#246;nnen, hat das Landgericht rechtsfehlerfrei nicht als berechtigten Anla&#223; f&#252;r eine Erg&#228;nzungspflegschaft bewertet. Die Behinderung der Eltern, als Zeugen ihres Kindes in dem Schadenersatzproze&#223; aufzutreten, kann nicht mit einer Behinderung der Eltern in der Aus&#252;bung ihrer Stellung als gesetzliche Vertreter gleichgesetzt werden. Zwar liegt in der prozessualen Behinderung unter Umst&#228;nden f&#252;r das Kind ein Nachteil. Aber dies bedeutet keinen Widerstreit materieller Interessen zwischen Eltern und dem Kind, wie er etwa in &#167; 1796 Abs. 2 BGB vorausgesetzt wird. Die materiellen Interessen von Eltern und Kind, stehen bei dem Klagevorhaben nicht im Gegensatz, sondern sind gleichgerichtet. Sowohl Eltern als auch Kind erstreben die Verurteilung der beiden Beklagten zu Schadenersatzleistungen. Die verbleibende nur proze&#223;rechtliche Unvereinbarkeit rechtfertigt keine Anwendung des &#167; 1909 BGB (KG, OLG 16, 36, Fu&#223;note 1; OLG 46, 197; OLG Dresden, JW 1931, 1380; RGRK-Scheffler, BGB, 10./11. Aufl., Anm. 6 zu &#167; 1909 BGB). Im &#252;brigen liegt das Schwergewicht der Beweisantritte im Entwurf der Klageschrift dem Streitgegenstand gem&#228;&#223; bei der Vorlage der Krankenunterlagen und bei dem Sachverst&#228;ndigenbeweis. Auch bleibt dem Kinde als Beweismittel die Parteivernehmung der Eltern erhalten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">4) Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen. Eine Kostenentscheidung gem&#228;&#223; &#167; 13a Abs. 1 Satz 2 FGG ist nicht veranla&#223;t.</p>
315,704
olgham-1984-01-23-3-ws-60883
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ws 608/83
1984-01-23T00:00:00
2019-03-13T15:11:48
2019-03-27T09:42:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0123.3WS608.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.) Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben, soweit die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens abgelehnt worden ist.</p> <p>2.) Die Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld vom 26. Juli 1982 (21 Js 534/82) wird zur Hauptverhandlung auch insoweit zugelassen, als dem Angeklagten fortgesetzter Betrug durch Mi&#223;brauch der Kreditkarten der Firmen ... zur Last gelegt wird. Das Hauptverfahren wird insoweit vor der I. gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts Bielefeld er&#246;ffnet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Anklage vom 26. Juli 1982 hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld den Angeklagten zur Last gelegt, in den Jahren 1981 und 1982 die Firmen ... und ... durch zwei fortgesetzte Handlungen betr&#252;gerisch gesch&#228;digt und ferner sich durch zwei weitere selbst&#228;ndige Handlungen des Betruges zum Nachteil der Firma ... und der Zeugin ... sowie eines Versto&#223;es gegen das Waffengesetz schuldig gemacht zu haben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht Bielefeld hat die Anklage mit Beschlu&#223; vom 8. Februar 1983 bzgl. der Betrugsvorw&#252;rfe zum Nachteil der Firma ... und zum Nachteil der Zeugin ... sowie des Vorwurfs eines Vergehens gegen das Waffengesetz zur Hauptverhandlung zugelassen und insoweit das Hauptverfahren gegen den Angeklagten er&#246;ffnet. Hinsichtlich des Vorwurfs des fortgesetzten Betruges zum Nachteil der Firmen ... und ... hat das Landgericht die Er&#246;ffnung des Hauptverfahrens mit n&#228;her ausgef&#252;hrten Rechtsgr&#252;nden abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die sofortige Beschwerde der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der die Generalstaatsanwaltschaft beigetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das statthafte und in zul&#228;ssiger Weise eingelegte Rechtsmittel ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bez&#252;glich des Vorwurfs des fortgesetzten Betruges zum Nachteil der Firmen ... und ... liegt der Anklage folgendes Ermittlungsergebnis zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte erwarb im Jahre 1979 sowohl die Mitgliedschaft bei der Firma ... als auch bei der Firma ... Bei beiden Firmen handelt es sich um sogenannte Kreditkartenunternehmen, die ihren Mitgliedern, vor deren Aufnahme eine Bonit&#228;tspr&#252;fung stattfindet, gegen eine geringe Jahresgeb&#252;hr - 100,- DM - die M&#246;glichkeit er&#246;ffnen, bei den diesen Firmen angeschlossenen Vertragsunternehmen im In- und Ausland bargeldlos Waren und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Zu diesem Zweck wird den Mitgliedern eine sogenannte Kreditkarte ausgeh&#228;ndigt, die j&#228;hrlich erneuert wird und bei Inanspruchnahme der Leistungen der Vertragsunternehmen vorgelegt werden mu&#223;. Die Bezahlung der auf diese Art get&#228;tigten Gesch&#228;fte erfolgt dergestalt, da&#223; die Kreditkartenherausgeber diese Leistungen ihrer Vertragsunternehmen in bestimmten, vertraglich festgelegten Zeitabst&#228;nden begleichen und ihre Vorleistungen durch monatliche Abrechnungen gegen&#252;ber dem einzelnen Mitglied zahlbar stellen. Das Mitglied ist zur unverz&#252;glichen Bezahlung verpflichtet. Ein laufendes Guthabenkonto f&#252;hren die Mitglieder bei den hier interessierenden Kreditkarteninstituten nicht. Irgendwelche Begrenzungen, insbesondere an ein Guthaben oder aber einen entsprechenden &#220;berziehungskreditrahmen bestehen nicht. Die Mitglieder der Firma ... verpflichten sich jedoch im Rahmen der allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, die Kreditkarte nur dann zu verwenden, "wenn die Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse den Kontoausgleich gestatten". Ob eine vergleichbare ausdr&#252;ckliche vertragliche Vereinbarung auch in den allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen der Firma ... Verwendung findet, ist vorliegend nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ferner haben sich beide Kreditkartenherausgeberfirmen in den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen gegen&#252;ber ihren Mitgliedern das Recht vorbehalten, die Mitgliedschaft jederzeit ohne Angabe von Gr&#252;nden zu k&#252;ndigen. In diesem Falle erlischt das Recht zur Benutzung der Karte. Diese ist auf Verlangen herauszugeben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Den Mitgliedern dieser Kreditkartenherausgeber wird demgegen&#252;ber ein System angeschlossener Vertragsunternehmen angeboten, die sich ihrerseits gegen&#252;ber den Kreditkartenherausgebern vertraglich verpflichtet haben, an die Mitglieder dieser Kartenherausgeber bargeldlos zu leisten, und zwar zu denselben Preisen und Bedingungen, wie sie f&#252;r barzahlende Kunden gelten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber den Vertragsunternehmen verpflichtet sich die Firma ... die aus den Gesch&#228;ften mit den Mitgliedern resultierenden Belastungen "zu kaufen", w&#228;hrend die Firma ... die Bezahlung der Betr&#228;ge "garantiert", sofern die &#252;brigen Vertragsbedingungen eingehalten worden sind. F&#252;r diese "Garantie" oder "Ankaufsverpflichtung" bringen die Kreditkartenherausgeber den Vertragsunternehmungen von den Rechnungen einen nach Umsatzh&#246;he gestaffelten Prozentsatz in Abzug. In diesen Vertr&#228;gen mit den angeschlossenen Unternehmen, die in der Regel unbefristet abgeschlossen werden, wird den Vertragsunternehmen aufgegeben, bei Gesch&#228;ften mit den Mitgliedern der Kreditkartenherausgeber zu &#252;berpr&#252;fen, ob die Karte innerhalb des G&#252;ltigkeitszeitraumes vorgelegt wird und die Karte vom Karteninhaber unterschrieben ist. Sie haben ferner Mitgliedsnummer und Namenszug auf dem vom Mitglied zu unterzeichnenden normierten "Belastungsbeleg" mit denjenigen auf der Karte zu vergleichen und zu &#252;berpr&#252;fen, ob das betreffende Mitglied bzw. dessen Mitgliedsnummer in der von den Kartenherausgeberfirmen an die Vertragsunternehmen ausgegebenen sogenannten Sperrlisten verzeichnet ist. Zus&#228;tzlich wird in den von der Firma ... an die Vertragsunternehmen herausgegebenen sogenannten "wichtigen Hinweisen" auf die Erforderlichkeit der &#220;berpr&#252;fung dieser Formalien zum Zwecke der Mi&#223;brauchsverh&#252;tung ausdr&#252;cklich hingewiesen. Im &#252;brigen werden von den genannten Kreditkartenunternehmen in den Einzelvertr&#228;gen je nach Branche (Restaurants, Hotels, Einzelhandelsgesch&#228;fte etc.) pro Tag und Mitglied bestimmte H&#246;chstbetr&#228;ge vereinbart, bei deren &#220;berschreitung das einzelne Vertragsunternehmen verpflichtet ist, sich durch R&#252;ckruf bei dem Kreditkartenherausgeber eine entsprechende Genehmigung einzuholen. Unterl&#228;&#223;t das Vertragsunternehmen dieses, so hat der Kreditkartenherausgeber das vertraglich vereinbarte Recht, das Einzelunternehmen mit dem Gesamtbetrag r&#252;ckzubelasten. Bargeldauszahlungen an die Mitglieder der genannten Kreditkartenherausgeber sind den Vertragsunternehmen untersagt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Angeklagte, der zum Zeitpunkt seines Eintritts in die genannten Vertragssysteme der Firmen ... und ... die Stellung eines Apothekenarbeiters bekleidete, die ihm im November 1981 fristlos gek&#252;ndigt wurde, seine Mitgliedskarten zun&#228;chst nicht bzw. beanstandungsfrei eingesetzt hatte, fiel beiden Kreditkartenunternehmen auf, da&#223; im Dezember 1981 bzw. Januar 1982 die Rechnungen f&#252;r den jeweiligen Vormonat nicht beglichen wurden. Diese betrugen f&#252;r die Firma ... circa 3.500,- DM und f&#252;r die Firma ... circa 3.000,- DM. Recherchen der Firma ... ergaben, da&#223; das Girokonto des Angeklagten bereits im M&#228;rz 1981 von der kontof&#252;hrenden Bank wegen abredewidriger Dispositionen gek&#252;ndigt worden war und gegen den Angeklagten in verschiedenen Zwangsvollstreckungsverfahren Haftbefehle erlassen worden sein sollten. Daraufhin k&#252;ndigte die Firma ... am 22. Januar 1982 per Telegramm die Mitgliedschaft des Angeklagten unter Aufforderung zur R&#252;ckgabe der Mitgliedskarte. Dieses Telegramm sowie ihm folgende Mahnschreiben blieben unbeantwortet. Ebenso k&#252;ndigte die Firma ... am 19. Februar 1982 per Einschreiben und Normalbrief die Mitgliedschaft des Angeklagten, verbunden mit dem Verbot, die Mitgliedskarte weiter zu benutzen. Dies sowie die weiteren Schreiben blieben ebenfalls unbeantwortet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte t&#228;tigte folgende Ums&#228;tze: Bez&#252;glich der Firma ... in der Zeit von Dezember 1981 bis Februar 1982 circa 14.500,- DM und bzgl. der Firma ... von November 1981 bis Mai 1982 circa 17.000,- DM. Von der zuletzt genannten Summe wurden zwei Vertragsunternehmen der Firma ... aufgrund der vertraglichen Bestimmungen mit 9.971,- DM bzw. 2.972,90 DM r&#252;ckbelastet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Ergebnis des Ermittlungsverfahrens ist der Angeklagte hinreichend verd&#228;chtig, das Verm&#246;gen der Firmen ... und ... oder, je nach Sachlage, der betroffenen Vertragsunternehmen auf strafbare Weise gesch&#228;digt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist allerdings darin zuzustimmen, da&#223; der der Anklage vom 26. Juli 1982 zugrunde liegende Sachverhalt den Tatbestand der Untreue gem&#228;&#223; &#167; 266 StGB nicht erf&#252;llt. F&#252;r beide Alternativen des &#167; 266 StGB ist nach herrschender Meinung eine Verm&#246;gensbetreuungspflicht erforderlich (vgl. BGHSt 24, 387; OLG Hamm NJW 1977, 1835; OLG K&#246;ln NJW 1978, 714; OLG Hamburg NJW 1983, 768; H&#252;bner in LK, 10. Aufl., &#167; 266 Rdn. 5 ff. und das dort weiter aufgef&#252;hrte Schrifttum). Soweit Heimann-Trosien (JZ 1976, 549 ff) und Samson (SK, 266 StGB, Rdn. 13, m.w.N.) eine andere Meinung vertreten, vermag der Senat sich dieser nicht anzuschlie&#223;en. An einer solchen Verm&#246;gensbetreuungspflicht fehlt es hier. Zwar unterliegt die Frage, ob der Kreditkarteninhaber Vertreter der Kreditkartenherausgeber ist, vorliegend keinem Zweifel. Ihm ist aufgrund des ineinandergreifenden Vertragssystems zwischen Kartenherausgeber und Karteninhaber einerseits und Kartenherausgeber sowie Vertragsunternehmen andererseits die Befugnis einger&#228;umt, den Kreditkartenherausgeber bei Inanspruchnahme der Leistungen der diesem angeschlossenen Vertragsunternehmen durch Vorlage der Kreditkarte und namentliche Quittierung zur Zahlung bzw. zum "Ankauf" der Verbindlichkeiten zu verpflichten. Aufgrund dieser "Verpflichtungsbefugnis" ist dem Kreditkarteninhaber der unmittelbare Zugriff auf das Verm&#246;gen des Kreditkartenherausgebers er&#246;ffnet. Dies allein reicht jedoch f&#252;r eine Verm&#246;gensbetreuungspflicht im Rahmen des &#167; 266 StGB nicht aus (vgl. OLG Hamm NJW 1977, 1835). Auch infolge der sonstigen Vertragsgestaltung ist der Kreditkarteninhaber zu einer Verm&#246;gensf&#252;rsorge f&#252;r den Kreditkartenherausgeber nicht verpflichtet. Bei den zwischen diesen bestehenden vertraglichen Beziehungen handelt es sich um einen Gesch&#228;ftsbesorgungsvertrag - je nach Fallgestaltung mit Elementen des Werk- bzw. Dienstvertrages - des Kreditkartenherausgebers f&#252;r die einzelnen Mitglieder (vgl. Zahrnt NJW 1972, 1079; Canaris, HGB Gro&#223;kommentar, 3. Bd., Teil 3, Bankvertragsrecht, Rdn. 1628; Baumbach-Duden-Hopt, HGB, 25. Aufl., 2. Teil, Handelsrechtliche Nebengesetze, III 6). Der Kreditkartenherausgeber nimmt die Interessen der einzelnen Kreditkarteninhaber wahr, indem er ihnen die bargeldlose Inanspruchnahme der angeschlossenen Vertragsunternehmen zu jeder Zeit und als Nebeneffekt auch Zinsgewinne durch die erst sp&#228;ter erfolgende Rechnungslegung erm&#246;glicht. Der Kreditkarten-Inhaber hat aber umgekehrt keine Verm&#246;gensbelange des Kreditkartenherausgebers zu betreuen. Dies verdeutlicht auch die wirtschaftliche Interessenlage. Die wirtschaftlichen Interessen des Kreditkartenherausgebers sind nicht in den vertraglichen Beziehungen zu den einzelnen Mitgliedern, sondern in denjenigen mit den angeschlossenen Vertragsunternehmen begr&#252;ndet. Dort werden Umsatz und Verdienst realisiert. Da&#223; der einzelne Kreditkarteninhaber als notwendiges Zwischenglied zwischen Kreditkartenherausgeber und Vertragsunternehmen die Ums&#228;tze vermittelt und damit auch den Verdienst, &#228;ndert an der Interessenlage und der rechtlichen Einordnung der vertraglichen Beziehungen zwischen Kartenherausgeber und -inhaber nichts. Auf diese kommt es jedoch bei der Frage, ob der Karteninhaber durch mi&#223;br&#228;uchliche Verwendung seiner Mitgliedskarte eine Untreue gem&#228;&#223; &#167; 266 StGB begehen kann, an. Soweit die Verpflichtung, die Kreditkarte nur dann zu verwenden, wenn die Einkommens- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse den Kontoausgleich gestatten, wie im Falle der Firma ... ausdr&#252;cklich vertraglich fixiert worden ist, handelt es sich &#228;hnlich der Fallgestaltung beim garantierten Scheck lediglich um einen Hinweis auf die jedem Vertrag innewohnende allgemeine Pflicht zu Vertragstreue und zur R&#252;cksicht auf den Vertragspartner. Eine ausdr&#252;ckliche vertragliche Erw&#228;hnung vermag diese Nebenpflicht nicht in eine Hauptpflicht umzuwandeln (so allerdings noch OLG Hamm NJW 1972, 298 ff). Da&#223; eine derartige allgemeine auf Treu und Glauben begr&#252;ndete Pflicht nicht ausreicht, eine Verm&#246;gensf&#252;rsorgepflicht im Sinne des &#167; 266 StGB zu begr&#252;nden, steht jetzt au&#223;er Frage (vgl. BGHSt 24, 386 ff; OLG K&#246;ln NJW 1978, 713 ff; H&#252;bner in: LK, &#167; 266 StGB, Rdnr. 28 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen legt die Verpflichtung zum Rechnungsausgleich die Sorge f&#252;r das Sicherungsinteresse des Kreditkartenherausgebers nicht in die H&#228;nde des Kreditkarteninhabers. Dieser ist nicht mit der vertraglichen Absicherung des Konten- oder Rechnungsausgleichs "betraut" (so jedoch Bringewat, NStZ 1983, 459). Die vorliegende Fallgestaltung kann nicht anders beurteilt werden, als die sonst im Wirtschaftsleben &#252;bliche Darlehnshingabe oder Kreditierung, die erst dann besondere Sorgfaltspflichten im Sinne des &#167; 266 des Darlehns- bzw. Kreditnehmers begr&#252;nden kann, wenn die Geldhingabe oder Kreditierung an die Erreichung eines bestimmten Zwecks gebunden worden ist, so da&#223; dieser Zweck vertragsbestimmenden Charakter erlangt (vgl. BGH MDR 1967 (D), 174; MDR 1969 (D) 533 f., GA 1977, 18 f).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Strafkammer besteht jedoch hinreichender Tatverdacht, da&#223; der Angeklagte sich des Betruges schuldig gemacht hat. Soweit die Kammer den Tatbestand des Betruges bereits deshalb verneint hat, weil es an einer T&#228;uschungshandlung fehle, da der Vorlage der Kreditkarte lediglich der Erkl&#228;rungswert zukomme, da&#223; derjenige, der die Karte vorlegt, konkludent zum Ausdruck bringt, mit der auf der Karte benannten Person identisch zu sein, und diese Erkl&#228;rung in den dem Angeklagten zur Last gelegten F&#228;llen den Tatsachen entspreche, trifft diese Wertung nicht zu. Es kann kein Zweifel bestehen, da&#223; &#252;ber den von der Kammer zugrunde gelegten Erkl&#228;rungswert hinaus der Vorlage der Kreditkarte bei den entsprechenden Vertragsunternehmen weiter die Erkl&#228;rung innewohnt, der Vorlegende sei Mitglied des aus der Kreditkarte erkennbaren Kreditkarteninstituts und zur Benutzung der Karte bzw. bargeldlosen Inanspruchnahme der Leistungen der Vertragsunternehmungen berechtigt. Aufgrund des Vertragssystems zwischen Kreditkartenherausgeber, Kreditkarteninhaber und Vertragsunternehmen dient die Kreditkarte der Legitimation und nicht nur der Identifizierung des Vorlegenden. Deshalb steht au&#223;er Frage, da&#223; der Angeklagte nach K&#252;ndigung seiner Mitgliedschaften durch die Firmen ... und ... &#252;ber seine Befugnis, die Rechte aus dem Kreditkartenvertrag wahrnehmen zu d&#252;rfen, get&#228;uscht hat. Aber auch vor der formellen K&#252;ndigung durch die Firmen ... und ... kommt bei einem den bisherigen Ermittlungen entsprechenden Beweisergebnis eine T&#228;uschungshandlung des Angeklagten in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch Vorlage der Kreditkarte erkl&#228;rt der Inhaber - konkludent -, im Innenverh&#228;ltnis gegen&#252;ber dem Kreditkartenherausgeber zu deren Benutzung auch deshalb berechtigt zu sein, weil es seine wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse gestatten, die aus den Vorleistungen der Kreditkartenherausgeber entstandenen bzw. entstehenden Forderungen zu begleichen. Zwar ist den entsprechenden Klauseln - soweit in den Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen enthalten - kein &#252;ber die allgemeine vertragliche Sorgfalts- und Treuepflicht hinausgehender selbst&#228;ndiger Verpflichtungscharakter beizumessen. Dies &#228;ndert jedoch nichts daran, da&#223; dem Kreditkarteninhaber bei mangelnder Liquidit&#228;t die Benutzung der Karte im Innenverh&#228;ltnis nicht gestattet ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auch ein dieser T&#228;uschung entsprechender Irrtum der Vertragsunternehmen ist zu bejahen. Dies bedarf keiner n&#228;heren Begr&#252;ndung, soweit der Angeklagte Gesch&#228;fte nach K&#252;ndigung der Mitgliedschaft durch die betroffenen Kreditkartenherausgeber get&#228;tigt hat. Zwar tr&#228;gt im Vertragssystem der Kreditkarten zun&#228;chst der Kreditkartenherausgeber das Liquidit&#228;tsrisiko seiner Mitglieder. &#196;hnlich der vertraglichen Gestaltung des garantierten Schecks steht er bei entsprechender Beachtung der &#252;brigen Vertragsbedingungen f&#252;r den wirtschaftlichen Ausgleich der von seinen Mitgliedern in Anspruch genommenen Leistungen der Vertragsunternehmen ein bzw. &#252;bernimmt diese. Anders als beim garantierten Scheck beruhen jedoch die vertraglichen Beziehungen zwischen Kreditkartenherausgeber und Vertragsunternehmen auf einem eigenst&#228;ndigen Vertrag, der vor den mit den einzelnen Kreditkarteninhabern get&#228;tigten Gesch&#228;ften geschlossen worden ist und letztere erst erm&#246;glicht. Gleich, ob man die rechtlichen Beziehungen zwischen Kreditkartenherausgeber und Vertragsunternehmen als Krediter&#246;ffnungsvertrag (vgl. Canaris a.a.O., Rdn. 1640), als Rahmenvertrag auf Ankauf einzelner Forderungen (vgl. Baumbach-Duden-Hopt, a.a.O.) oder als Garantievertrag (so Sch&#246;nle, Bank- und B&#246;rsenrecht, &#167; 29, 2 a) versteht, in jedem Fall besteht zwischen diesen Vertragsparteien eine Dauerbeziehung, die eine gesteigerte R&#252;cksichtnahme auf die Interessen des anderen Beteiligten konstituiert. Diese findet in den zur Vermeidung von Kreditkartenmi&#223;br&#228;uchen vertraglich vereinbarten Kontrollpflichten der Vertragsunternehmen ihren Niederschlag. Die Behauptung, beim Kreditkartengesch&#228;ft sei eine Orientierung an der Regelhaftigkeit der Gesch&#228;ftsbedingungen nicht m&#246;glich (vgl. Knauth NJW 1983, 1291), trifft jedenfalls f&#252;r die hier zugrunde liegenden Kreditkartensysteme nicht zu. &#196;hnlich den F&#228;llen des Scheckkartenmi&#223;brauchs liegt es deshalb auch hier schon im Interesse der einzelnen Vertragsunternehmen, die rechtlichen und tats&#228;chlichen Gegebenheiten des Kreditkartensystems zu ber&#252;cksichtigen. Bei Mi&#223;achtung der von den Kreditkartenherausgebern aufgestellten Sicherungsma&#223;nahmen l&#228;uft das Vertragsunternehmen Gefahr, da&#223; es mit den Ums&#228;tzen r&#252;ckbelastet wird. Bereits deshalb ist es daran interessiert, nur solche Vertr&#228;ge mit den Karteninhabern abzuwickeln, bei denen mit einem Widerspruch der Kartenherausgeber nicht zu rechnen ist. Aber auch soweit die vertraglichen Sicherungsma&#223;nahmen eingehalten werden, mu&#223; das Vertragsunternehmen damit rechnen, bei positiver Kenntnis oder grob fahrl&#228;ssiger Unkenntnis der mangelnden Liquidit&#228;t des Kreditkarteninhabers sich einem Anspruch aus positiver Vertragsverletzung oder dem Einwand der unzul&#228;ssigen Rechtsaus&#252;bung auszusetzen (vgl. f&#252;r den garantierten Scheck BGHZ NJW 1982, 1466 f. im Anschlu&#223; an BGHZ, 64, 79 ff.). Daraus kann auch hier nur gefolgert werden, da&#223; die einzelnen Vertragsunternehmen gutgl&#228;ubig von der formellen und wirtschaftlichen Berechtigung des Kreditkarteninhabers ausgehen m&#252;ssen und diese in ihre Vorstellungen aufnehmen (F&#252;r die F&#228;lle des garantierten Schecks vgl. BGHSt 24, 389; OLG K&#246;ln NJW 1978, 714; OLG Hamburg NJW 1983, 769). Im &#252;brigen geben im vorliegenden Fall die bisherigen Ermittlungsergebnisse hinreichenden Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; einige der betreffenden Vertragsunternehmen - so jedenfalls die Inhaberin des Restaurants "... und der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma ..." - konkrete Vorstellungen &#252;ber die "Bonit&#228;t" des Angeklagten hatten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Keiner n&#228;heren Er&#246;rterung bedarf, da&#223; die Vertragsunternehmen durch Leistung eine Verm&#246;gensverf&#252;gung getroffen haben und der Angeklagte einen hierauf beruhenden Verm&#246;gensvorteil erlangt hat. Die Frage, wer durch diese Verm&#246;gensverf&#252;gung gesch&#228;digt ist, kann je nach Sachlage unterschiedlich zu beantworten sein. Soweit die Kreditkartenherausgeber die Forderungen ihrer Vertragsunternehmen gegen den Angeklagten &#252;bernommen und bezahlt haben, erh&#228;lt das Vertragsunternehmen ein schadenskompensierendes &#196;quivalent. In diesen F&#228;llen ist der Kreditkartenherausgeber gesch&#228;digt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Bedenken hinsichtlich Unmittelbarkeit und Stoffgleichheit bestehen nicht. Denn mit der bargeldlosen Leistung der Vertragsunternehmen gegen Vorlage der Kreditkarte und Quittierung des Rechnungsbelegs durch den Karteninhaber f&#228;llt die Entstehung der Eintritts- bzw. Zahlungspflicht der Kreditkartenherausgeber als sich unmittelbar daraus ergebende Folge zusammen. Der Verm&#246;gensvorteil wird daher "zu Lasten" des Kartenherausgebers erlangt. (Vgl. Lackner in: LK, &#167; 263, Rdnr. 265; OLG K&#246;ln NJW 1978, 715; OLG Hamburg NJW 1983, 769; a.A. neuestens Schroth, NJW 1963, 716 ff. unter Hinweis auf die dort genannten Gegenstimmen zur Betrugsl&#246;sung des Scheckkartenmi&#223;brauchs). Soweit die Zahlungsverpflichtung der Kreditkartenherausgeber durch m&#246;glicherweise sp&#228;ter festgestellte Vertragsverst&#246;&#223;e der Vertragsunternehmen entfallen kann, ist das lediglich f&#252;r die Frage der internen Schadensverteilung von Bedeutung. Der Umstand, da&#223; die Verf&#252;gung des Vertragsunternehmens den Verm&#246;gensnachteil unmittelbar und stoffgleich hervorruft, bleibt hiervon unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In den F&#228;llen, in denen die einzelnen Vertragsunternehmen wegen ungenehmigter &#220;berschreitung der H&#246;chstbetragsgrenze oder deswegen mit den einzelnen Forderungen r&#252;ckbelastet worden sind, weil entgegen dem vertraglich vereinbarten Verbot der Bargeldauszahlung Bargeldsummen an den Angeklagten gegen Vorlage der Kreditkarte ausgeh&#228;ndigt worden sind, liegt ohne Zweifel ein dem Verm&#246;gensvorteil des Angeklagten stoffgleicher Schaden der Vertragsunternehmen vor. Die Ansicht der Kammer, diesbzgl. fehle es am erforderlichen Sch&#228;digungsvorsatz des Angeklagten, weil ihm die unternehmensspezifischen Einl&#246;sungsgrenzen der Kreditkartenherausgeber nicht bekannt gewesen seien, trifft nicht zu. F&#252;r den Sch&#228;digungsvorsatz ist es unerheblich, ob der T&#228;ter sich den konkret Gesch&#228;digten als solchen vorgestellt hat bzw. m&#246;glicherweise davon ausgegangen ist, der Schaden werde bei einer anderen Person oder bei einem anderen Unternehmen als tats&#228;chlich geschehen eintreten (vgl. BGH HDR (D) 1972, 571, Cramer in Sch&#246;nke-Schr&#246;der, &#167; 263 StGB Rdn. 165; Dreher-Tr&#246;ndle, &#167; 263 StGB Rdn. 40).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob der Angeklagte sich im Rahmen des angeklagten Sachverhalts fortgesetzter Betrugshandlungen schuldig gemacht hat, insbesondere, ob die Voraussetzungen des erforderlichen Gesamtvorsatzes festgestellt werden k&#246;nnen oder ob tatmehrheitlich Betrugshandlungen, ggfls. zum Nachteil der Firmen ... und ... und/oder aber zum Nachteil der einzelnen Vertragsunternehmen in Betracht kommen, ist Tatfrage. Dies bleibt dem Ergebnis der Hauptverhandlung vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; war die Anklage auch im Hinblick auf den Vorwurf des Betruges zum Nachteil der Firmen ... und ... zuzulassen und das Hauptverfahren auch insoweit zu er&#246;ffnen.</p>
315,705
olgk-1984-01-20-1-ss-91483-14-
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 914/83 - 14 -
1984-01-20T00:00:00
2019-03-13T15:11:50
2019-03-27T09:42:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1984:0120.1SS914.83.14.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht K&#246;ln hat den Betroffenen durch Beschlu&#223; vom 22. M&#228;rz 1983 "wegen Ordnungswidrigkeit nach &#167; 7 c Abs. 1 Nr. 4 b und 7 a Abs. 1 Nr. 1 d FahrpersG in Verbindung mit Artikel 17 Abs. 3 der Verordnung (EWG) 1463/70 und Artikel 11 der Verordnung (EWG) 543/69" (so der Urteilstenor), zu einer Geldbu&#223;e von 470,-- DM verurteilt. Der mit einer deutschsprachigen Rechtsmittelbelehrung nach dem Formular Owi 25 versehene Beschlu&#223; wurde dem Betroffenen durch die d&#228;nischen Beh&#246;rden am 7. Juli 1983 zugestellt. Hiergegen richtet sich eine von dem Betroffenen in d&#228;nischer Sprache verfa&#223;te Eingabe vom 11.08.1983, die am 16.08.1983 bei Gericht eingegangen ist. Die auf gerichtliche Veranlassung vorgenommene &#220;bersetzung ist am 26.09.1983 bei Gericht eingegangen und ergibt, da&#223; sich der Betroffene gegen seine Verurteilung wendet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Eingabe des Betroffenen ist als das statthafte Rechtsmittel der Rechtsbeschwerde zu behandeln. Diese ist allerdings gem&#228;&#223; &#167;&#167; 346 Abs. 1 StPO, 79 Abs. 3 OWiG als unzul&#228;ssig zu verwerfen, weil sie nicht innerhalb von einer Woche nach Zustellung des angefochtenen Beschlusses (07.07.1983) bei Gericht eingegangen ist. Vielmehr ist die auf Veranlassung des Gerichts angefertigte &#220;bersetzung der Eingabe vom 11.08.1983 dem Gericht erst am 26.09.1983 zugegangen. Auf diesen Zeitpunkt kommt es f&#252;r die Beurteilung der Rechtzeitigkeit der Rechtsmitteleinlegung an, nicht hingegen auf den - im &#252;brigen ebenfalls nach Fristablauf liegenden -, vom 16.08.1983 erfolgten Eingang der d&#228;nischsprachigen Eingabe des Betroffenen (vgl. BGHSt 30, 182; BGH NStZ 1981, 487; KG JR 1977, 129).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es besteht auch keine Veranlassung, dem Betroffenen von Amts wegen Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Vers&#228;umung der Frist zur Einlegung der Rechtsbeschwerde zu gew&#228;hren; denn ein Wiedereinsetzungsgrund ist weder aus der Eingabe des Betroffenen noch aus den &#252;brigen Verfahrensumst&#228;nden ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Als ein Grund zur Wiedereinsetzung kommt vorliegend insbesondere nicht die Tatsache in Betracht, da&#223; dem Betroffenen die Rechtsmittelbelehrung nach dem Formular Owi 25 nur in deutscher Sprache zugestellt worden ist. Nach &#167; 184 GVG ist die Gerichtssprache deutsch. Die Rechtsmittelbelehrung, die in deutscher Sprache verfa&#223;t ist, sich aber an einen des Deutschen nicht m&#228;chtigen Ausl&#228;nder richtet, steht auch keiner Rechtsmittelbelehrung gleich, die ganz unterblieben ist, &#167; 44 Satz 2 StPO. Ein der deutschen Sprache nicht m&#228;chtiger Ausl&#228;nder hat keinen Anspruch darauf, da&#223; ihm eine schriftliche Rechtsmittelbelehrung in seiner Muttersprache erteilt wird (vgl. Maul in KK, StPO, 1982, &#167; 35 a Rdn. 8; Kleinknecht-Meyer, StPO, 36. Aufl., &#167; 35 a Rdn. 7). Vielmehr ist ihm zuzumuten, sich selbst um eine &#220;bersetzung zu bem&#252;hen. Allerdings verbieten es die Rechtsschutzgarantien der Artikel 19 Abs. 4 und 103 Abs. 1 GG, die Vers&#228;umung der einw&#246;chigen Einspruchsfrist durch einen Ausl&#228;nder, dem ein Bu&#223;geldbescheid oder ein Strafbefehl mit deutschsprachiger Rechtsmittelbelehrung zugestellt worden ist, als verschuldet anzusehen, wenn die Vers&#228;umung der Frist auf dessen unzul&#228;nglichen Sprachkenntnissen beruht (vgl. BverfGE 40, 95 ff; 42, 120 ff).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vorliegend kann uner&#246;rtert bleiben, ob der letztgenannte Grundsatz lediglich f&#252;r F&#228;lle des erstmaligen Zugangs zum Gericht gelten mu&#223; oder ob er auch auf Rechtsmittelbelehrungen im Rahmen des weiteren gerichtlichen Verfahrens Anwendung findet; denn dem Betroffenen ist jedenfalls deshalb keine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand von Amts wegen zu gew&#228;hren, weil er die Rechtsmittelfrist von einer Woche unabh&#228;ngig von seinen - hier unterstellten - mangelnden Sprachkenntnissen jedenfalls nicht ohne sein Verschulden vers&#228;umt hat. Wie sich aus dem Inhalt seiner Eingabe vom 11.08.1983 ergibt, hat der Betroffene aus dem Inhalt des Beschlusses vom 22.03.1983 entnommen, da&#223; es sich um eine ihn belastende Entscheidung wegen des Vorfalles vom 10.11.1981 in B. handelt. Wenn er sich gleichwohl keine Gewi&#223;heit &#252;ber den genauen Inhalt der Sendung verschafft hat, so ist ihm dies als Verschulden anzurechnen; denn unzureichende Sprachkenntnisse entheben Ausl&#228;nder nicht jeglicher Sorgfaltspflicht in der Wahrnehmung ihrer Rechte (vgl. BverfGE 42, 120, 126 f).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Als Wiedereinsetzungsgrund kommt auch nicht in Betracht, da&#223; in der Rechtsmittelbelehrung kein Hinweis dar&#252;ber enthalten ist, da&#223; die Rechtsbeschwerde in deutscher Sprache einzulegen ist. Denn mag die Rechtsmittelbelehrung aus diesem Grund auch nicht ordnungsgem&#228;&#223; gewesen ein (vgl. BGH NStZ 1981, 487; KG JR 1977, 129) und das Verschulden des Betroffenen insoweit entfallen, als die f&#252;r die &#220;bersetzung der Eingabe ben&#246;tigten Zeit (16.08. - 26.09.1983) in Rede steht, so n&#246;tigt dies gleichwohl nicht zur Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, weil auch die d&#228;nischsprachige Eingabe des Betroffenen erst am 16.08.1983, mithin lange nach Ablauf der Wochenfrist des &#167; 341 Abs. 1 StPO, bei Gericht eingegangen ist. Damit ist ersichtlich, da&#223; die in diesem Punkt nicht ordnungsgem&#228;&#223;e Rechtsmittelbelehrung f&#252;r die Fristvers&#228;umung jedenfalls nicht urs&#228;chlich geworden ist (vgl. Kleinknecht-Meyer a.a.O., &#167; 44 Rdn. 13).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
315,706
olgk-1984-01-17-22-u-23583
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22 U 235/83
1984-01-17T00:00:00
2019-03-13T15:11:52
2019-03-27T09:42:25
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1984:0117.22U235.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 7. Juni 1983 verk&#252;ndete Urteil der</p> <p></p> <p>5. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 5 0 427/81 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">ENTSCHEIDUNGSGR&#252;NDE</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zu Recht ist das Landgericht in der angegriffenen Entscheidung davon ausgegangen, da&#223; die Verpflichtung der Beklagten, der Kl&#228;gerin den dieser im Zusammenhang mit dem Abhandenkommen</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der Gr&#252;stteile entstandenen Schaden zu ersetzen, durch die zu Ziffer I 1 der besonderen Vertragsbedingungen getroffene Regelung nicht ausgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat auch nicht beweisen k&#246;nnen, da&#223; sie mit der hierf&#252;r erforderlichen Sorgfalt ihr zumutbare Ma&#223;nahmen ergriffen hat, das Abhandenkommen der Ger&#252;stteile zu ver&#173;meiden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Aus den von der Beklagten verwandten VB (1 2.) ergibt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">sich nicht mit der hierf&#252;r erforderlichen Klarheit, da&#223; das Diebstahlsrisiko dem Auftragnehmer auch f&#252;r solche zur Durchf&#252;hrung des Bauwerks erforderliche Sachen aufge&#173;b&#252;rdet werden sollte, die dieser - wie dies bei Ger&#252;sten typischer Weise der Fall ist zur zeitweisen eigenen Nutzung &#252;berl&#228;&#223;t. Dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut der vorgenannten Regelung. Die dort beispielhaft aufgef&#252;hrten "Diebst&#228;hle von Materialien, Bauteilen, Apparaturen usw." betreffen allein solche Sachen, die der jeweilige Auftrag&#173;nehmer zur <strong>Herstellung seines von </strong>ihm geschuldeten Gewerkes ben&#246;tigt, nicht dagegen solche Hilfsmittel, deren sich der Auftraggeber selbst zur Herstellung des Bauwerks bedient.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auch eine interessengerechte Auslegung f&#252;hrt zu keiner &#252;ber diesen Wortlaut hinausgehenden Regelungsumfang von Ziffer 12 VB. Erkennbar kn&#252;pft n&#228;mlich diese Vereinbarung an die typischer Weise bei der Ausf&#252;hrung von Bauleistungs&#173;vertr&#228;gen gegebene rechtliche Risikoverteilung an, wonach der Auftragnehmer bis zur Abnahme des von ihm zu erstellten Gewerks grunds&#228;tzlich die Gefahr f&#252;r dessen Besch&#228;digung oder Untergang tr&#228;gt, und zwar nicht nur hinsichtlich des jeweiligen Zustandes des Gewerkes selbst, sondern auch f&#252;r die zu dessen Erstellung erforderlichen Materialien, Werkzeuge, Maschinen und sonstigen Hilfmitteln, &#167; 644 Abs. 1 Satz 1 BGB. Entsprechendes gilt auch nach <strong><em>der </em></strong>zwischen den Parteien vereinbarten Bedingungsordnung f&#252;r Bauleistungen, &#167; 4 Nr.5 VOB/B. Diese Risikoverteilung wird den tats&#228;chlichen an einer Baustelle typischer Weise anzutreffenden Situation gerecht, wonach es der Entscheidungsfreiheit des Unter&#173;nehmers &#252;berlassen ist, in welchem Umfang er die von ihm verwandten Materialien und Hilfsmittel vor Zugriffen Dritter w&#228;hrend der Bauausf&#252;hrung sch&#252;tzt. Dabei liegt es auch regelm&#228;&#223;ig in seinem organisatorischem Ermessen, ob er die von ihm ben&#246;tigten Materialien und Hilfsmittel all abendlich von der Baustelle abzieht - was er aus Gr&#252;nden der regelm&#228;&#223;ig unterlassen wird &#8209;oder diese auf der Baustelle bel&#228;st. Da&#223; die Beklagte mit den ihr verwandten VB den bauausf&#252;hrenden Unternehmern das Diebstahlsrisiko aufb&#252;rdete, ist somit nicht zu be&#173;anstanden. Dies gilt umso mehr, da sie den Auftragnehmern nach Ziffer I 2 Abs. 2 VB die M&#246;glichkeit einr&#228;umte, auf der Baustelle entsprechende Sicherungsma&#223;nahmen durch die Schaffung abschlie&#223;barer R&#228;ume zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Anders liegt es indes bei der von der Kl&#228;gerin zu erbringenden Leistung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese sollte ihre Ger&#252;ste der Beklagten n&#228;mlich f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Bauma&#223;nahmen zur selbst&#228;ndigen oder zur Nutzung durch Dritte &#252;berlassen, und zwar auch bei eigener Abwesenheit und dar&#252;ber hinaus - was sich aus der Natur der Sache ergibt - ohne die in Ziffer I 2 Abs. 2 VB genannten Sicherungsm&#246;glichkeiten. Entgegen dem zu Ziffer I 2 VB geregelten Sachverhalt war Vertragsgegenstand der zwischen den Parteien getroffenen Vereinbarung gerade &#220;berlassung der Ger&#252;ste in fremde Obhut, ohne da&#223; die Kl&#228;gerin zu&#173;gleich vertraglich verpflichtet gewesen w&#228;re, ihre Ger&#252;ste fortw&#228;hrend zu bewachen. Hieran &#228;ndert auch der Umstand nichts, da&#223; sich die Mitarbeiter der Kl&#228;gerin h&#228;ufiger zur Umr&#252;stung auf der Baustelle aufhielten. Daf&#252;r, da&#223; die Verluste von Ger&#252;stteilen gerade w&#228;hrend dieser R&#252;stungszeiten eintraten, bestehen keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Danach kann sich die Kl&#228;gerin zur eigenen Entlastung nicht auf die zuvor er&#246;rterte Regelung in ihren Vertragsbedingungen berufen. Vielmehr durfte die Kl&#228;gerin sich angesichts deren Wortlaut und unter Ber&#252;cksichtigung ihrer sich aus dem Vertrag ergebenden Leistungspflichten darauf verlassen, da&#223; der Beklagten - zumindest hinsichtlich des Diebstahls&#173;risikos - die Obhut f&#252;r die Ger&#252;ste oblag.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Um dieses Risiko auf die Kl&#228;gerin abzuw&#228;lzen, h&#228;tte die Beklagte diese bei Vertragseschlu&#223; - schon mit R&#252;cksicht auf die Kalkulation der von der Kl&#228;gerin angebotenen Preise -hierauf klarstellend hinweisen m&#252;ssen. Da&#223; die Beklagte sich anstelle einer zweifelsfreien Regelung lediglich darauf beschr&#228;nkte, ihre insoweit unklaren, formularm&#228;&#223;ig verwandten Vertragsbedingungen zum Gegenstand der Partei&#173;vereinbarung zu machen, geht zu ihren Lasten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ob dar&#252;ber hinaus die Verpflichtung der Beklagten, die Diebstahlsgefahr zu tragen, auch aus Ziffer 3.9 der DIN 18 451 zu entnehmen ist - wie das Landgericht meint &#8209; bedarf nach dem Vorangehenden keiner n&#228;heren Untersuchung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. Zu Recht geht die angefochtene Entscheidung auch davon aus, da&#223; die Beklagte - was ihr gem&#228;&#223; &#167; 28o, 282 BGB oblag, nicht hat darlegen und beweisen k&#246;nnen, unter Be&#173;achtung der ihr f&#252;r das Ger&#252;st der Kl&#228;gerin obliegenden Sorgfaltspflichten ausreichende Vorkehrungen getroffen zu haben, das Abhandenkommen von Ger&#252;stteilen zu verhindern. Dies ergibt sich zun&#228;chst nicht aus dem Vorbringen der Beklagten, mit der Sicherung der Baustelle nach Arbeitsende einen Wach- und Schutzdienst beauftragt zu haben. Anhalts&#173;punkte daf&#252;r, da&#223; die Verluste am Feierabend oder zur Nachtzeit eintraten, hat die Beklagte nicht behauptet. Vielmehr hat die Kl&#228;gerin - von der Beklagten unwidersprochen dargelegt, da&#223; der gerade durch die Aneignungseitens anderer Bauhandwerker w&#228;hrend der &#252;blichen Arbeits&#173;zeiten eintrat. Zu den f&#252;r diese Arbeitszeiten von ihr ergriffenen Schutzma&#223;nahmen hat die Beklagte jedoch lediglich - trotz eines hierzu erfolgten ausdr&#252;cklichen Hinweises der Kammer - vorgetragen, da&#223; "die Bau&#252;berwachung durch die Bauleitung selbst stattfand, die die gesamte Baustelle im Rahmen ihrer Aufgabe regelm&#228;&#223;ig kontrollierte". Diesem allgemeinen Hinweis ist jedoch nicht zu entnehmen, mit welchen konkreten Ma&#223;nahmen die Bauleitung die ihr obliegende Bau&#252;berwachung wahrnahm. Dies hat die Beklagte auch in der Berufungsinstanz nicht zu substantiieren vermocht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis der vom Landgericht hierzu durchgef&#252;hrten Beweis&#173;aufnahme hat ebenfalls keine konkreten Anhaltspunkte f&#252;r eine Entlastung der Beklagten erbracht. Dies ist in den Entscheidungsgr&#252;nden des angegriffenen Urteils hineichend dargelegt. Insbesondere hat das Ergebnis der Beweisaufnahme auch nicht die in erster Instanz aufgestellte - in der Berufungsinstanz jedoch nicht mehr aufrechterhaltene -Behauptung der Beklagten best&#228;tigt, da&#223; praktisch immer Angestellte der Kl&#228;gerin auf der Baustelle gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Danach ist davon auszugehen, da&#223; die Beklagte den Verlust der Ger&#252;stteile zu verttreten hat. Diese Annahme wird auch durch den Inhalt der von der Kl&#228;gerin an die Planungs&#173;gemeinschaft gerichteten Schreiben vom 21. April, 22. April und 12. Mai 1980 best&#228;tigt, nach dessen Inhalt sie die Beklagte vertretende Bauleitung auf die zu den damaligen Zeitpunkt bereits eingetretenen Verluste hinwies. Da&#223; diese hierauf in geeigneter Weise reagierte, ist nicht erkennbar. Vielmehr mu&#223; davon ausgegangen werden, da&#223; die Bauleitung sich - was der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 278 BGB zuzurechnen ist - weiterhin nicht um den Bestand der Ger&#252;ste k&#252;mmerte; dies m&#246;glicherweise in Anlehnung an die von der Beklagten auch in diesem Rechtsstreit zu vertretenen Auffassung, da&#223; ihr "eine &#220;berwachungspflicht oder &#228;hnliches nicht oblag".</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Danach hat das Landgericht die Beklagte zutreffend zum Ersatz des der Kl&#228;gerin bereits nach dem Sachstand</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">in erster Instanz unstreitigen Schaden in H&#246;he von 4.524,98 DM verurteilt. Auch den zuerkannten Zinsanspruch hat die Beklagte in der Berufungsinstanz nicht mehr angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit richtet sich nach g 7o8 Nr. 1o, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz und Beschwer der Beklagten:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4.524,98 DM.</p>
315,707
olgham-1984-01-16-10-wf-15984
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
10 WF 159/84
1984-01-16T00:00:00
2019-03-13T15:11:55
2019-03-27T09:42:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0116.10WF159.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen. Au&#223;ergerichtliche Kosten des Beschwerdeverfahrens werden nicht erstattet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 II S. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat dem Beklagten zu Recht Proze&#223;kostenhilfe versagt, weil es zutreffend seiner Rechtsverteidigung die Erfolgsaussicht abgesprochen hat. Was die Leistungsf&#228;higkeit des Beklagten betrifft, kann auf die Ausf&#252;hrungen des Amtsgerichts in dem angefochtenen Beschlu&#223; und in der den Parteien bekanntgegebenen Nichtabhilfe-Verf&#252;gung vom 18.11.1983 verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Inanspruchnahme des Beklagten "f&#252;r die Vergangenheit" (&#167; 7 II Unterhaltsvorschu&#223;ges., BGBl I 1979, 1184, 1186) gilt folgendes:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten ist einzur&#228;umen, da&#223; es zweifelhaft ist, ob angesichts des die Unterhaltsbetr&#228;ge nicht aufschl&#252;sselnden Schreibens vom 6.4.1981 die Voraussetzungen des Verzuges (&#167; 1613 I BGB) zu bejahen sind. Nach der genannten Vorschrift ist indessen eine Inanspruchnahme f&#252;r die Vergangenheit <u>au&#223;er</u> unter den Voraussetzungen des b&#252;rgerlichen Rechts dann zul&#228;ssig, wenn dem Verpflichteten die Bewilligung der Unterhaltsleistung unverz&#252;glich schriftlich mitgeteilt worden ist. Nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers in Verbindung mit den dazu von ihm vorgelegten Urkunden ist diese Mitteilung als gegeben anzunehmen. Der Bewilligungsbescheid datiert vom 28.10.1981, ebenso die Mitteilung an den Beklagten (Bl. 5 d.A.). Er hat sie ersichtlich (vgl. Bl. 4 d.A.) am 26.11.1981 erhalten. Danach d&#252;rfte die Inanspruchnahme des Beklagten ab 1.10.1981 (Bl. 2 d.A.) gerechtfertigt sein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 118 I S. 4 ZPO analog.</p>
315,708
olgham-1984-01-05-3-ws-384
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ws 3/84
1984-01-05T00:00:00
2019-03-13T15:11:56
2019-03-27T09:42:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0105.3WS3.84.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird auf Kosten des Beschwerdef&#252;hrers als unzul&#228;ssig verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Anklage vom 8. Dezember 1981 ist dem Beschwerdef&#252;hrer zur Last gelegt worden, sich seit dem 1. Februar 1978 der gesetzlichen Unterhaltspflicht gem&#228;&#223; &#167; 170 b StGB gegen&#252;ber seiner am ... geborenen Tochter ... entzogen zu haben. In der Hauptverhandlung vom 13. Mai 1982 vor dem Amtsgericht ... hat er sich darauf berufen, infolge von Depressionen nicht in der Lage zu sein, seiner Unterhaltspflicht nachzukommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Er legte eine nerven&#228;rztliche Bescheinigung vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Daraufhin ordnete das Amtsgericht ... die Untersuchung auf seine strafrechtliche Verantwortlichkeit durch einen fachpsychiatrischen Sachverst&#228;ndigen an. Nachdem der Beschwerdef&#252;hrer die ihm angebotenen Arzttermine s&#228;mtlich nicht eingehalten hatte, hat das Amtsgericht ... nach Beiordnung eines Pflichtverteidigers und nach einer im Rahmen des &#167; 81 a StPO durchgef&#252;hrten Sachverst&#228;ndigenbegutachtung am 30. Juni 1983 die Unterbringung des Beschwerdef&#252;hrers zur Beobachtung f&#252;r die Dauer von h&#246;chstens sechs Wochen gem&#228;&#223; &#167; 81 StPO angeordnet. Die sofortige Beschwerde des Angeklagten hat das Landgericht, nachdem weitere Versuche einer freiwilligen Untersuchung fehlgeschlagen waren, mit Beschlu&#223; vom 8. November 1983 als unbegr&#252;ndet verworfen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Beschwerdef&#252;hrer mit Schreiben vom 14. November 1983 mit dem er erkennbar den Bestand des Beschlusses des Landgerichts vom 8. November 1983 angreifen will.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dieses Schreiben beinhaltet eine weitere, unzul&#228;ssige Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 310 StPO k&#246;nnen Beschl&#252;sse, die vom Landgericht auf eine Beschwerde hin erlassen worden sind, durch die weitere Beschwerde nur dann angefochten werden, wenn sie die Verhaftung oder die einstweilige Unterbringung betreffen. Dabei besteht Einigkeit, da&#223; der Begriff "Verhaftung" solche Entscheidungen beinhaltet, die sich auf die Untersuchungshaft beziehen, w&#228;hrend der Vorf&#252;hrungsbefehl, der Sicherungs- und Vollstreckungshaftbefehl sowie die Erzwingungshaft von dieser Vorschrift nicht erfa&#223;t werden (vgl. Kleinknecht/Meyer, 36. Aufl., &#167; 310 Rdn. 3; Engelhardt in KK, &#167; 310 StPO Rdn. 10; KMR, &#167; 310 Rdn. 7 f., jeweils m.w.N.; BGHSt 30, 52). Ebenso war bisher in Rechtsprechung und Literatur unbestritten, da&#223; die Unterbringung zur Beobachtung gem&#228;&#223; &#167; 81 StPO nicht von &#167; 310 Abs. 1 StPO erfa&#223;t wird (vgl. BayObLG Bd. 27 alte Folge zu &#167; 310 StPO a.F. OLG Bremen NJW 1949, 74; OLG Hamburg, JR 1956, 192 jeweils m.w.N.). Nunmehr wird die insoweit vorliegende Rechtsprechung teilweise f&#252;r nicht &#252;berzeugend gehalten (vgl. Engelnardt a.a.O. Rdn. 11; a. A. ohne n&#228;here Begr&#252;ndung KMR a.a.O., Kleinknecht/Meyer a.a.O. Rdn. 3) oder aber f&#252;r pr&#252;fungsbed&#252;rftig erachtet, ggfls. unter Verzicht auf eine enge Formalinterpretation des &#167; 310 Abs. 1 StPO die weitere Beschwerde auch in sonstigen F&#228;llen schwerwiegender Eingriffe in die Freiheit zu er&#246;ffnen (vgl. Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, 23. Aufl., &#167; 310 StPO Rdn. 21, 22, Fn. 14).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt seine mit der bisher herrschenden Meinung und den diese tragenden Gr&#252;nden in Einklang stehende Rechtsprechung aufrecht. Es besteht insbesondere kein Anla&#223;, den Begriff der "einstweiligen Unterbringung" &#252;ber &#167; 126 a StPO hinaus auch auf ... Anordnungen gem&#228;&#223; &#167; 81 StPO auszudehnen. &#167; 126 a StPO wurde mit Gesetz vom 24. November 1933 (RGBl I 1933, Seite 1000, 1002), eingef&#252;hrt und zugleich die weitere Beschwerde gem. &#167; 310 Abs. 1 StPO f&#252;r die F&#228;lle der einstweiligen Unterbringung erweitert. Die Unterbringung zur Beobachtung gem&#228;&#223; &#167; 81 StPO wurde vom Gesetzgeber hier ebensowenig in Betracht gezogen wie bei Erla&#223; des Gesetzes zur Wiederherstellung der Rechtseinheit vom 12. September 1950 (BGBl 1950, Seite 455 ff. 495) des Strafrechts&#228;nderungsgesetzes vom 30. August 1951 (BGBl 1951, Seite 739) und die sp&#228;teren Gesetzesnovellen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen kann aus der Tatsache, da&#223; in &#167; 304 Abs. 4 Ziff. 1 StPO die Verhaftung, die einstweilige Unterbringung und die Unterbringung zur Beobachtung nebeneinander aufgef&#252;hrt werden, gefolgert werden, da&#223; der Gesetzgeber unter dem Begriff der einstweiligen Unterbringung nicht auch zugleich die Unterbringung zur Beobachtung verstanden, sondern zwischen beiden Unterbringungsarten differenziert hat. Soweit die Zul&#228;ssigkeit der weiteren Beschwerde gegen die Anordnung der vorl&#228;ufigen Heimunterbringung gem. &#167; 71 Abs. 2 JGG damit begr&#252;ndet worden ist, die in &#167; 71 Abs. 2 JGG in Bezug genommenen Vorschriften der Strafproze&#223;ordnung lie&#223;en erkennen, da&#223; der Gesetzgeber dieser Anordnung dieselbe Bedeutung beigemessen habe wie der Untersuchungshaft und der einstweiligen Unterbringung gem. &#167; 126 a StPO (vgl. OLG Hamburg NJW 1963, 1168), treffen diese Erw&#228;gungen f&#252;r &#167; 81 StPO ersichtlich nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auch in der Sache besteht keine Notwendigkeit, die Unterbringung gem&#228;&#223; &#167; 81 StPO im Rahmen des &#167; 310 Abs. 1 StPO mit der "Verhaftung" im Sinne der &#167;&#167; 112 ff. StPO oder der einstweiligen Unterbringung gem. &#167;&#167; 126 a StPO gleichzustellen. Die Unterbringung gem. &#167; 81 StPO hat vorbereitenden Charakter und ist von Gesetzes wegen zeitlich auf die H&#246;chstdauer von sechs Wochen beschr&#228;nkt. Zwar k&#246;nnen auch derartige Unterbringungen unzweifelhaft einschneidende Ma&#223;nahmen bedeuten und den Betroffenen erheblich belastende Eingriffe in seine pers&#246;nliche Freiheit darstellen. Anders als in den F&#228;llen der Untersuchungshaft und der einstweiligen Unterbringung wird dem Anspruch des Betroffenen auf rechtliches Geh&#246;r sowie auf wirksame Vertretung seiner Interessen bei der Anordnung der Unterbringung zur Beobachtung gem. &#167; 81 StPO aber bereits <u>vor</u> der durchsetzbaren gerichtlichen Anordnung Rechnung getragen. Die Anh&#246;rung eines Sachverst&#228;ndigen, des Verteidigers, ggfls. Beiordnung eines Pflichtverteidigers, sowie der Umstand, da&#223; der sofortigen Beschwerde gegen die Anordnung der Unterbringung gem. &#167; 81 StPO aufschiebende Wirkung zukommt, lassen die "Garantie der doppelten Entscheidung eines Kollegialgerichts" (vgl. Gollwitzer a.a.O. Rdn. 11) nicht erforderlich erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die somit unzul&#228;ssige weitere Beschwerde war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 473 Abs. 1 StPO zu verwerfen.</p>
315,709
olgham-1984-01-03-1-wf-73983
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 WF 739/83
1984-01-03T00:00:00
2019-03-13T15:11:58
2019-03-27T09:42:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1984:0103.1WF739.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Ratenzahlung wird auf 90,- DM herabgesetzt.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Eine Kostenentscheidung ist nicht veranla&#223;t.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat der Antragsgegnerin f&#252;r das Scheidungsverfahren Proze&#223;kostenhilfe unter Anordnung einer Ratenzahlung von 120,- DM ab 1.11.1983 bewilligt. Zur Begr&#252;ndung hat es, darauf hingewiesen, da&#223; im Rahmen der Einkommensh&#246;he der Antragsgegnerin zu ber&#252;cksichtigen sei, da&#223; sie in ehelicher Lebensgemeinschaft mit einem anderen Mann lebe und sich hierf&#252;r Betreuungsleistungen in H&#246;he von 750,- DM monatlich als Einkommen anrechnen lassen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Antragsgegner in mit der Beschwerde. Das Rechtsmittel ist gem. &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig. Es f&#252;hrt zur Herabsetzung der Ratenzahlung auf 90,- DM. Soweit die Beschwerde der Auffassung ist, die Betreuung ihres Lebensgef&#228;hrten spiele im Rahmen der Bewilligung von Proze&#223;kostenhilfe einkommensm&#228;&#223;ig keine Rolle, kann dem nicht gefolgt werden. Nach &#167; 115 Abs. 1 Satz 2 ZPO geh&#246;ren zum Einkommen alle Eink&#252;nfte in Geld und Geldeswert. Durch das Zusammenleben mit ihrem Lebensgef&#228;hrten erzielt die Antragsgegnerin Eink&#252;nfte in Geldeswert. Sie ist nicht berufst&#228;tig und f&#252;hrt ihm den Haushalt. Entsprechende Gegenleistungen des auf diese Weise Versorgten sind zu unterstellen (vgl. &#167; 122 BSHG). Im Hinblick auf die von der Antragsgegnerin dargelegte eingeschr&#228;nkte Leistungsf&#228;higkeit ihres Lebensgef&#228;hrten setzt der Senat als Wert ihrer Betreuungseink&#252;nfte nur den Mindestsatz von 605,- DM nach Ziffer 33 der Hammer Leitlinien an. Als weitere Eink&#252;nfte verf&#252;gt die Antragsgegnerin &#252;ber ihren Lohn von 350,- DM, 250,- DM Unterhalt von seiten ihres Ehemanns und 313,- DM Kindesunterhalt. Ihr Gesamteinkommen bel&#228;uft sich mithin auf 1.513,- DM. Danach ist sie bei Unterhaltsleistung aufgrund gesetzlicher Unterhaltspflicht f&#252;r eine Person zur Zahlung, einer Rate von 90,- DM verpflichtet. Dazu ist sie auch in der Lage, selbst wenn man bedenkt, da&#223; das Einkommen aus der Betreuung des Lebensgef&#228;hrten ein fiktives ist, also nicht in Form von Geld gezahlt wird. Letztlich erh&#228;lt sie als Gegenleistung f&#252;r ihre Betreuung Unterkunft und Verpflegung. Andererseits hat sie 913,- DM Bargeld zur Verf&#252;gung. Bei Zahlung einer R&#228;te von 90,- DM ist sie immer noch zu einer angemessenen Beteiligung an den Lebenserhaltungskosten ihrer ehe&#228;hnlichen Lebensgemeinschaft sowie zur Tragung ihrer sonstigen Aufwendungen in der Lage. Die weitergehende Beschwerde auf Wegfall der Ratenzahlungsverpflichtung war daher zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 118 Abs. 1 ZPO entsprechend.</p>
315,710
olgham-1983-12-28-2-ws-42883
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 428/83
1983-12-28T00:00:00
2019-03-13T15:11:59
2019-03-27T09:42:25
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1228.2WS428.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige Beschwerde wird auf Kosten des Verurteilten verworfen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat die Strafvollstreckungskammer eine bedingte Entlassung des Verurteilten aus der Strafhaft, in der er sich aufgrund Urteils des Landgerichts ... vom 30. Mai 1975 befindet, abgelehnt. Die hiergegen gerichtete statthafte und fristgerecht eingelegte sofortige Beschwerde hat keinen Erfolg. Der Senat schlie&#223;t sich den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Beschlusses an. Auch nach Auffassung des Senats l&#228;&#223;t die mehrfache eigenm&#228;chtige Unterbrechung der Strafhaft durch den Verurteilten, und zwar f&#252;r jeweils betr&#228;chtliche Zeitr&#228;ume - die vor einem Jahr erfolgte Urlaubs&#252;berziehung um vier Monate beging der Verurteilte, obwohl er gegen einen die bedingte Entlassung ablehnenden Beschlu&#223; der Strafvollstreckungskammer Beschwerde eingelegt hatte - erkennen, da&#223; der Verurteilte nicht bereit ist, sich den ihm gestellten Anforderungen entsprechend zu verhalten. Eine g&#252;nstige Prognose l&#228;&#223;t sich derzeit nicht stellen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 473 Abs. 1 StPO.</p>
315,711
ovgnrw-1983-12-21-12-a-151482
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 A 1514/82
1983-12-21T00:00:00
2019-03-13T15:12:01
2019-03-27T09:42:25
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1983:1221.12A1514.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten des Kl&#228;gers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he des jeweils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger trat am 1. September xxx als Verwaltungslehrling in den kommunalen Verwaltungsdienst ein. Nach dem Ende der Lehrzeit wurde er zum 1. September 1937 als Verwaltungsangestellter &#252;bernommen. Am 1. Oktober 1937 wurde er zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und anschlie&#223;end zum Wehrdienst einberufen. Nach R&#252;ckkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde er ab 12. Juni 1947 als Verwaltungsangestellter wiederverwendet. Am 1. April 1955 wurde er als Amtsinspektor in ein Beamtenverh&#228;ltnis auf Lebenszeit berufen. Zum 1. November 1956 ernannte ihn die Gemeinde xxx zu ihrem Gemeindedirektor. Dieses Amt &#252;bte er nach seiner Wiederwahl im Jahre 1968 bis Ende 1969 aus. Zum 1. Januar 1970 wurde die Gemeinde xxx im Zuge der kommunalen Neugliederung in die beklagte Stadt eingegliedert, die den Kl&#228;ger als Beigeordneten und Stadtk&#228;mmerer &#252;bernahm. Mit Ablauf seiner Amtszeit trat der Kl&#228;ger zum 31. Oktober 1980 in den Ruhestand.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte setzte mit Bescheid vom 4. November 1980 die Versorgungsbez&#252;ge des Kl&#228;gers fest. Die dem Bescheid als Anlage beigef&#252;gte Berechnung der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeit ber&#252;cksichtigt die Zeiten, in denen der Kl&#228;ger als Beamter t&#228;tig war, ferner seine Vordienstzeiten als Angestellter und die RAD- und Wehrdienstzeiten sowie die Zeit der Kriegsgefangenschaft. Aufgrund dieser Berechnung wurden in dem Bescheid 43 volle Dienstjahre als ruhegehaltf&#228;hig anerkannt und der Ruhegehaltssatz auf 75 v.H. festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen legte der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 28. November 1980 Widerspruch ein und f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus: Bei einem Beamten auf Zeit, der - wie er - eine Amtszeit von 24 Jahren erreicht habe, betrage der Ruhegehaltssatz gem&#228;&#223; &#167; 66 Abs. 2 Satz 2 des Beamtenversorgungsgesetzes (BeamtVG) 75 v.H. Hiermit habe der Gesetzgeber zum Ausdruck gebracht, da&#223; in diesem Fall die f&#252;r Beamte auf Lebenszeit geltende Regelung &#252;ber die Berechnung der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeit keine Anwendung finde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte wies den Widerspruch mit Bescheid vom 29. Januar 1981 - zugestellt am 10. Februar 1981 - zur&#252;ck und f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus: Die Sonderregelung des &#167; 66 Abs.2 BeamtVG finde auf Zeitbeamte nur unter der Voraussetzung Anwendung, da&#223; sie f&#252;r diese g&#252;nstiger sei. Aus diesem Grunde werde der sich nach den allgemeinen Vorschriften ergebende .Ruhegehaltssatz mit dem Ruhegehaltssatz vergleichen, der nach der Regelung des &#167; 66 Abs.2 BeamtVG festzusetzen w&#228;re. Erreiche der Beamte bereits nach den allgemeinen Vorschriften einen Ruhegehaltssatz vom 75 v.H., so sei f&#252;r die Anwendung des &#167; 66 Abs.2 BeamtVG kein Raum mehr.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die daraufhin am 24. Februar 1981 erhobene Klage, mit der der Kl&#228;ger beantragt hat,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Bescheid der Beklagten vom 4. November 1980 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 29. Januar 1981 insoweit aufzuheben, als bei der Festsetzung ruhegehaltf&#228;hige Vordienstzeiten unter Au&#223;erachtlassung des &#167; 66 Abs.2 Satz 2 BeamtVG ber&#252;cksichtigt worden sind,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht durch das angefochtene Urteil abgewiesen und zur Begr&#252;ndung im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Die Vorschrift des &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG habe im Falle des Kl&#228;gers au&#223;er Betracht zu bleiben, weil er den h&#246;chstm&#246;glichen Ruhegehaltssatz schon nach &#167; 66 Abs. 1 BeamtVG erreiche. Entgegen der vom Kl&#228;ger vertretenen Rechtsansicht stehe die Vorschrift des &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG der Anrechnung weiterer ruhegehaltf&#228;higer Dienstzeiten auch dann nicht entgegen, wenn damit Nachteile bei der Rentenbemessung oder der Anrechnung von Rententeilen auf die Versorgungsbez&#252;ge verbunden sein sollten. Die genannte Vorschrift enthalte lediglich eine abweichende Sonderregelung f&#252;r die Bemessung des Ruhegehaltssatzes. Die Festsetzung der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeit und die sich daraus ergebenden Konsequenzen f&#252;r die H&#246;he einer Rente w&#252;rden davon nicht ber&#252;hrt. &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG diene der angemessenen Versorgung der Zeitbeamten. Er habe nicht die Aufgabe, Zeitbeamte den Beamten auf Lebenszeit gegen&#252;ber insofern besser zu stellen, als diese dann neben den vollen Versorgungsbez&#252;gen noch die ungeschm&#228;lerte Rente erhielten, w&#228;hrend bei jenen die "Doppelversorgung" verhindert werde.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers, der erneut auf die Unzutr&#228;glichkeiten hinweist, die sich f&#252;r ihn bei der Rentenberechnung ergeben w&#252;rden, falls der angefochtene Bescheid nicht ge&#228;ndert werde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem zuletzt in erster Instanz gestellten Antrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie macht sich die Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils zu eigen und tritt dem Vorbringen des Kl&#228;gers entgegen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben auf die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den Inhalt der Streitakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Berufung, &#252;ber die gem&#228;&#223; &#167; 101 Abs. 2 i.V.m. &#167; 125 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ohne m&#252;ndliche Verhandlung entschieden werden konnte, ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen. Die angefochtenen Bescheide sind rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die vom Verwaltungsgericht vertretene Auslegung des &#167; 66 BeamtVG ist zutreffend. Nach &#167; 66 Abs. 1 BeamtVG gelten f&#252;r die Versorgung der Beamten auf Zeit die Vorschriften f&#252;r die Versorgung der Beamten auf Lebenszeit entsprechend, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist. Die H&#246;he des Ruhegehalts regelt sich somit auch f&#252;r Beamte auf Zeit grunds&#228;tzlich nach der Ruhegehaltsskala des &#167; 14 Abs. 1 BeamtVG, die eine Festsetzung der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeit gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 6 ff. BeamtVG erfordert. Eine abweichende Regelung enth&#228;lt &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG. Diese Vorschrift setzt in Anlehnung an die bis zum Inkrafttreten des BeamtVG geltende Rahmenvorschrift des &#167; 95 Abs. 3 des Beamtenrechtsrahmengesetzes (BRRG a.F.) Mindestruhegehalts&#228;tze fest, die sich nach der Amtszeit des Beamten auf Zeit richten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfs zu &#167; 66, BT-Drucksache 7/2505, S. 54.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzgeber hat damit dem Umstand Rechnung getragen, da&#223; ein Beamter auf Zeit im allgemeinen kaum eine so lange Amtszeit zur&#252;cklegen kann wie andere Beamter eine ruhegehaltf&#228;hige Dienstzeit.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. F&#252;rst-Finger-M&#252;hl-Niedermeyer, Beamtenrecht des Bundes und der L&#228;nder, Band I Teil 3, &#167; 66 RdNr. 6; K&#252;mmel, Kommentar zum BeamtVG, Stand: Dezember 1982, &#167; 66 Anm. 4.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Um den Beamten auf Zeit dennoch eine angemessene Versorgung zu gew&#228;hrleisten, sieht &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG vor, da&#223; f&#252;r sie der Aufstieg in der Ruhegehaltsskala bereits nach einer Amtszeit von acht Jahren mit dem Ruhegehaltssatz von 42 v.H. beginnt und sie den H&#246;chstsatz von 75 v.H. schon nach einer Amtszeit von 24 Jahren erreichen. Die besondere Ruhegehaltsskala gilt f&#252;r Beamte auf Zeit aber nur, "wenn es f&#252;r sie g&#252;nstiger ist" (&#167; 66 Abs. 2 Satz 1 BeamtVG). Das ist dann nicht mehr der Fall, wenn - wie beim Kl&#228;ger - eine Vergleichsberechnung ergibt, da&#223; der Beamte auf Zeit in der Ruhegehaltsskala nach &#167; 14 Abs. 1 BeamtVG den gleichen oder einen h&#246;heren Ruhegehaltssatz erreicht hat. Dagegen ist es ohne Bedeutung, ob die Festsetzung ruhegehaltf&#228;higer Dienstzeiten f&#252;r den Beamten auf Zeit im Einzelfall deswegen Nachteile ausl&#246;st, weil rentenversicherungsrechtliche Anrechnungsvorschriften zur Anwendung gelangen. Wie die bereits zitierten Gesetzesmaterialien zeigen, hatte der Gesetzgeber bei der Formulierung des &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG &#252;ber die Garantie eines bestimmten Ruhegehaltssatzes hinaus nicht die Absicht, die Beamten auf Zeit von den f&#252;r andere Beamte geltenden Vorschriften freizustellen, die eine sog. Doppelversorgung verhindern. Die Regelung bewirkt dementsprechend auch nur, da&#223; an die Stelle des sich nach &#167; 14 Abs. 1 BeamtVG ergebenden Ruhegehaltssatzes ein anderer - g&#252;nstigerer - Ruhegehaltssatz trifft, der nach 24 Amtsjahren 75 v.H. betr&#228;gt. Der Ansatz der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeiten und die evtl. daran gekn&#252;pften Rechtsfolgen bleiben im &#252;brigen unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stegm&#252;ller-Schmahlhofer-Bauer, BeamtVG - Handkommentar, Stand: August 1981, &#167; 66 RdNr. 2 mit Hinweis auf Tz. 66.2.1 Satz 1 der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Beamtenversorgungsgesetz vom 3. November 1980 - GMBl 1980, S. 742 - (BeamtVGVwV).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger will demgegen&#252;ber &#167; 66 Abs. 2 Satz 2 BeamtVG als eine "eigenst&#228;ndige Regelung f&#252;r Amtszeiten von 24 Jahren" verstanden wissen, in der im Sinne von &#167; 66 Abs. 1 f&#252;r Beamte auf Zeit etwas anderes bestimmt ist als f&#252;r Beamte auf Lebenszeit - mit der Folge, da&#223; eine Festsetzung der ruhegehaltf&#228;higen Dienstzeiten unterbleiben mu&#223;. Diese &#220;berlegung vermag schon deswegen nicht &#252;berzeugen, weil sie dem systematischen Zusammenhang zwischen den S&#228;tzen 1 und 2 des &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG vernachl&#228;ssigt. Es trifft n&#228;mlich nicht zu, da&#223; - wie der Kl&#228;ger meint - hier "zwei unterschiedliche Fallalternativen behandelt" werden. Vielmehr bilden die S&#228;tze 1 und 2 des &#167; 66 Abs. 2 BeamtVG eine einheitliche Regelung. Der Beamte auf Zeit erreicht n&#228;mlich nach der Ruhegehaltsskala des &#167; 66 Abs. 2 Satz 1 BeamtVG mit 24 Amtsjahren den Ruhegehaltssatz von 74 v.H. und &#167; 60 Abs. 2 Satz 2 BeamtVG korrigiert dieses Ergebnis lediglich dahingehend, da&#223; sich in diesem Fall der Ruhegehaltssatz auf den - f&#252;r andere Beamte nach &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG - geltenden H&#246;chstsatz von 75.V.H. steigert.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach alledem mu&#223; die Berufung mit der Kostenfolge aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO zur&#252;ckgewiesen werden. Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Revision kann nicht zugelassen werden, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 VwGO und des &#167; 127 BRRG n.F. nicht erf&#252;llt sind.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,712
lg-arnsberg-1983-12-19-3-s-17783
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 S 177/83
1983-12-19T00:00:00
2019-03-13T15:12:02
2019-03-27T09:42:25
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1983:1219.3S177.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 3. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 19. Dezember 1983 durch </p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 28.09.1983 verk&#252;ndete Urteil des Amtsge-richts Arnsberg (3 C 576/83) wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten um Leistungen aus einer Krankenhaustagegeldversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die damals 31-j&#228;hrige Kl&#228;gerin stellte am 28.06.1982 unter Vermittlung ihres Vaters, der als &#246;rtlicher Generalvertreter f&#252;r die Beklagte t&#228;tig ist, einen Antrag auf Abschluss einer Krankenversicherung mit einem Tagegeld von 30,00 DM. Dabei f&#252;llte der Vater der Kl&#228;gerin die Zeile 1 des Formulars (bestehen gegenw&#228;rtig Krankheiten, Unfallfolgen oder Beschwerden?) mit "nein" aus. In den Spalten 4 und 6, in denen nach der Erforderlichkeit einer station&#228;ren Behandlung in fr&#252;herer Zeit sowie nach Krankheiten und Beschwerden in den letzten f&#252;nf Jahren gefragt wurde, gab der Vater der Kl&#228;gerin lediglich das Einsetzen eines Magenbypasses im Jahre 1977 in einer Klinik in E. an. Die Kl&#228;gerin unterschrieb das Antragsformular, in dem sich der Antragsteller durch vorgedruckten Text u.a. mit der Einholung von Ausk&#252;nften von Versicherungstr&#228;gern einverstanden erkl&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Tats&#228;chlich war die Kl&#228;gerin in den f&#252;nf Jahren vor Antragstellung mehrfach erkrankt. So war sie nach dem Inhalt des Krankenblattes f&#252;r 1979 in diesem Jahr 84 Tage arbeitsunf&#228;hig krankgeschrieben. Wegen einer Gallenkolik befand sie sich eine Woche in station&#228;rer Behandlung. Im Jahre 1968 wurde die Kl&#228;gerin wegen einer Mandelentz&#252;ndung station&#228;r behandelt, 1976 wegen einer spastischen Bronchitis. Anfang der 70er Jahre hielt sich die Kl&#228;gerin mehrmals zur Behandlung ihres &#220;bergewichts im Krankenhaus auf. Au&#223;erdem hatte sie noch einen mehrw&#246;chigen Kuraufenthalt unternommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vom 01.10. bis 27.10.1982 wurde die Kl&#228;gerin wegen Schmerzen im Thoraxbereich ins Krankenhaus eingewiesen und dort behandelt, wobei sechs verschiedene Krankheiten diagnostiziert wurden. Nachdem die Kl&#228;gerin f&#252;r diese Zeit einen Anspruch auf Tagegeld geltend gemacht hatte, erkl&#228;rte die Beklagte mit Schreiben vom 14.12.1982 wegen unvollst&#228;ndiger Angaben &#252;ber die Vorerkrankungen den R&#252;cktritt vom Versicherungsvertrag, da die Kl&#228;gerin ambulante Behandlungen aus 1979 bis 1981 und station&#228;re Versorgungen aus den ersten 70er Jahren verschwiegen habe. Am 14.01.1983 zahlte die Beklagte f&#252;r den oben angef&#252;hrten Zeitraum ein Tagegeld von 810,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 05.05.1983 forderte die Beklagte die Kl&#228;gerin auf, ihr einen Auszug aus dem Krankenblatt bei der Krankenkasse f&#252;r 1972 und 1982 zu &#252;bersenden, da die station&#228;re Behandlung der Gallenkolik 1979 wie diejenige der &#220;bergewichtigkeit verschwiegen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 10.06.1983 erkl&#228;rte die Beklagte die Anfechtung ihrer Annahmeerkl&#228;rung vom 09.07.1982 und forderte die gezahlten 810,00 DM zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r weitere Krankenhausaufenthalte im Dezember 1982 und Januar 1983 (29 Tage) das Tagegeld begehrt und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 870,00 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 14.12.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">sowie widerklagend,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Kl&#228;gerin zu verurteilen, an sie 810,00 DM nebst 8,5 % Zinsen seit dem 01.02.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit am 28.09.1983 verk&#252;ndetem Urteil hat das Amtsgericht die Klage abgewiesen, der Widerklage stattgegeben und ausgef&#252;hrt, wegen unvollst&#228;ndiger Angaben im Antragsformular und arglistiger T&#228;uschung seien R&#252;cktritt und Anfechtung der Beklagten berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die rechtzeitig eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet falsche Angaben im Antragsformular und vertritt die Auffassung, weitere Krankheiten und Krankenhausaufenthalte habe sie nicht anzugeben brauchen, da die durchgef&#252;hrten station&#228;ren Behandlungen im wesentlichen nicht erforderlich gewesen seien (Mandelentz&#252;ndung 1968, Schwangerschaftsprobleme 1971, Fehlgeburt 1976, Entschlackungskur 1977).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin behauptet:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ihr Vater habe ihr die Fragen des Antragsformulars nur vorgelesen und diese dann nach eigenem Gutd&#252;nken beantwortet; ihr selbst habe er den Antrag nur kurz zur Unterschrift vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, die Beklagte m&#252;sse sich das Handeln ihres Vaters als Vertreter zurechnen lassen; sie selbst habe nicht get&#228;uscht; die R&#252;ckforderung der 810,00 DM versto&#223;e gegen Treu und Glauben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich beruft sich die Kl&#228;gerin auf einen Wegfall der Bereicherung.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach ihren Schlussantr&#228;gen erster Instanz zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die Erw&#228;gungen des Amtsgerichts, verweist auf die fehlenden Krankenbl&#228;tter f&#252;r 1972 bis 1982 und meint, die Kl&#228;gerin m&#252;sse sich eine T&#228;uschung durch ihren Vater zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist in der Sache nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen. Der Kl&#228;gerin steht f&#252;r die station&#228;ren Krankenhausaufenthalte vom 14.12.1982 bis 21.12.1982 und vom 03.01.1983 bis 25.01.1983 kein Anspruch auf Tagegeld (29 Tage zu je 30,00 DM) zu.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 14.12.1982 ist die Beklagte vor Eintritt des Versicherungsfalles gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 2 VVG wirksam vom Vertrag zur&#252;ckgetreten. Im Antragsformular vom 28.06.1982 hat die Kl&#228;gerin &#252;ber mehrere erhebliche Umst&#228;nde unrichtige Angaben gemacht. Zun&#228;chst ist unstreitig in Zeile 4 von der Vielzahl station&#228;rer Krankenhausaufenthalte (Mandelentz&#252;ndung 1968, Schwangerschaftsprobleme 1971, &#220;bergewichtsbehandlung mehrfach Anfang der 70er Jahre, Fehlgeburt 1976, Entschlackungskur 1977) nur die 1977 erfolgte Behandlung in der Klinik in E. erw&#228;hnt (Einsetzen eines Magenbypasses). S&#228;mtliche station&#228;ren Behandlungen m&#252;ssen als erforderlich im Sinne der Zeile 4 angesehen werden, da sie aufgrund &#228;rztlicher Einweisung und mit </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#8211; unstreitiger &#8211; Kosten&#252;bernahme durch die Krankenkasse erfolgten. Die Frage der Zeile 6 a (Krankheiten der letzten f&#252;nf Jahre) ist ebenfalls objektiv unrichtig nur unter Erw&#228;hnung des Klinikaufenthaltes in E. (1977) beantwortet worden. Tats&#228;chlich war die Kl&#228;gerin, wie im Verhandlungstermin vom 19.12.1983 er&#246;rtert worden ist, im Jahre 1979 nach dem vorliegenden Krankenblatt allein 84 Tage arbeitsunf&#228;hig krankgeschrieben, davon noch 6 Tage wegen einer Kolik und 9 Tage wegen vorzeitiger Wehen in station&#228;rer Krankenhausbehandlung. Allein der in der Berufungsbegr&#252;ndung so bezeichnete blaue Fleck am rechten Knie f&#252;hrte f&#252;r 23 Tage zur Arbeitsunf&#228;higkeit (12.04. bis 04.05.1979).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die vorbezeichneten, unrichtigen Angaben in den Zeilen 4 und 6 a des Antragsformulars betrafen erhebliche Umst&#228;nde im Sinne der &#167;&#167; 16 Abs. 1 Satz 3, 3 Abs. 2 VVG. Nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 3 VVG gilt ein Umstand, nach dem der Versicherer schriftlich gefragt hat, schon deshalb im Zweifel als erheblich. Vorliegend kommt hinzu, dass selbst Krankenhausaufenthalte oder Arbeitsunf&#228;higkeitszeiten wegen leichterer Erkrankungen durchaus erheblich sind, weil sie n&#228;mlich auf den Gefahrenumstand einer besonderen Anf&#228;lligkeit des Versicherungsnehmers hindeuten. Die behauptete, subjektiv geringere Bewertung der Krankheiten durch die Kl&#228;gerin ist ohne Belang. Dies folgt schon daraus, dass in Zeile 6 a sogar unwesentliche oder gar nicht behandelte Krankheiten angegeben werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der R&#252;cktritt war nicht nach &#167; 16 Abs. 3 VVG wegen Kenntnis des Versicherers oder fehlenden Verschuldens des Versicherungsnehmers (der Kl&#228;gerin) ausgeschlossen. Wenn dieser einen Gefahrenumstand, nach dem ausdr&#252;cklich und schriftlich gefragt wird, f&#252;r unerheblich h&#228;lt, so schlie&#223;t dies sein Verschulden nicht aus (Pr&#246;lss-Martin, VVG, 20. Auflage, M&#252;nchen 1975, &#167;&#167; 16, 17 Anmerkung 2). Insoweit schadet schon einfache Fahrl&#228;ssigkeit (OLG Hamm Versicherungsrecht 1973, 834). Diese liegt auch vor, wenn der Agent dem Versicherungsnehmer unrichtig erkl&#228;rt, die Angaben seien reine Formsache (OLG K&#246;ln Versicherungsrecht 1973, 1017).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Eine den R&#252;cktritt ausschlie&#223;ende Kenntnis der Beklagten k&#228;me nur dann in Betracht, wenn sie sich den Wissensstand des Vaters der Kl&#228;gerin &#8211; ihres "Generalvertreters" &#8211; gem&#228;&#223; &#167; 166 Abs. 1 BGB zurechnen lassen m&#252;sste. Dies ist jedoch nicht der Fall. Eine derartige Zurechnung erfolgt gem&#228;&#223; &#167; 44 VVG grunds&#228;tzlich nur f&#252;r den Abschlussagenten, nicht jedoch f&#252;r den allein mit der Vermittlung von Versicherungen betrauten Vertreter. Ausweislich des Antragsformulars hat der Vater der Kl&#228;gerin nur als Vermittlungsagent gehandelt. Die Beklagte muss sich auch nicht nach Treu und Glauben so behandeln lassen, als h&#228;tte ihr Vertreter Abschlussvollmacht gehabt. Die Bezeichnung als Generalvertreter reicht vorliegend allein nicht aus, da sie noch keinen Rechtsschein f&#252;r eine Vollmacht begr&#252;nden kann.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist auch insoweit erfolglos, als sich die Kl&#228;gerin gegen die Verurteilung auf die Widerklage hin wendet. Das Amtsgericht hat der Widerklage zu Recht stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann aus ungerechtfertigter Bereicherung (&#167; 812 Abs. 1 Satz 2, erste Alternative BGB) die R&#252;ckzahlung der f&#252;r den Krankenhausaufenthalt von Oktober 1982 geleisteten 810,00 DM (27 Tage zu je 30,00 DM) verlangen. Der Rechtsgrund f&#252;r diese Leistung &#8211; der Versicherungsvertrag &#8211; ist nach erfolgreicher Anfechtung seitens der Beklagten vom 10.06.1983 wegen arglistiger T&#228;uschung (&#167;&#167; 123 Abs. 1, 142 BGB) nachtr&#228;glich weggefallen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der zuvor erkl&#228;rte R&#252;cktritt vom 14.12.1982 lie&#223; diese sp&#228;tere Anfechtung nach &#167; 123 BGB noch zu (vgl. &#167; 22 VVG). Mit der Erkl&#228;rung der objektiv unrichtigen Angaben in den Zeilen 4 und 6 a des Antragsformulars hat die Kl&#228;gerin eine arglistige T&#228;uschung begangen. Dazu ist subjektiv erforderlich, dass der Versicherungsnehmer auf die Entschlie&#223;ung des Versicherers Einfluss nehmen will und sich bewusst ist oder zumindest billigend in Kauf nimmt, dass der Versicherer im Falle wahrheitsgem&#228;&#223;er und vollst&#228;ndiger Angaben den Antrag nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen annehmen wird (Pr&#246;hlss-Martin, a.a.O., &#167; 22 Anmerkung 2). Diese innere Vorstellung muss vorliegend bei der Kl&#228;gerin angenommen werden: Sie hat objektiv eine Vielzahl station&#228;rer Krankenhausaufenthalte und ambulanter Behandlungen verschwiegen. Auch f&#252;r einen versicherungsrechtlichen Laien wie die Kl&#228;gerin musste dabei klar sein, dass gerade beim Abschluss einer Krankenhaustagegeldversicherung wahrheitsgem&#228;&#223;e Angaben &#252;ber die in der Vergangenheit diagnostizierten und &#8211; teilweise station&#228;r &#8211; behandelten Krankheiten m&#246;glicherweise zur Ablehnung des Antrages durch den Versicherer f&#252;hren w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus muss sich die Kl&#228;gerin aber auch eine arglistige T&#228;uschung seitens ihres Vaters zurechnen lassen, der das Formular f&#252;r sie ausgef&#252;llt und ihr zur Unterschrift vorgelegt hat. Als berufsm&#228;&#223;iger Vermittlungsagent mit der herausgehobenen Bezeichnung "Generalvertreter" muss die entsprechende Kenntnis des Vaters von einer Offenbarungspflicht bez&#252;glich der vollst&#228;ndigen Angaben zu den Zeilen 4 und 6 a ebenso vorausgesetzt werden wie sein Wissen um die Gefahr der Ablehnung des An-trages f&#252;r den Fall, dass die zahlreichen Erkrankungen etwa in 1979 sowie alle station&#228;ren Krankenhausaufenthalte angegeben wurden.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Vater der Kl&#228;gerin war nicht im Verh&#228;ltnis zur Beklagten Dritter im Rahmen des &#167; 123 Abs. 1 BGB, mit der Folge, dass sich die Kl&#228;gerin seine T&#228;uschungshandlung nur unter den engen Voraussetzungen des &#167; 123 Abs. 2 BGB zurechnen lassen m&#252;sste. Dritter im Sinne dieser Vorschrift ist derjenige nicht, der auf Seiten des Erkl&#228;rungs-gegners steht und ma&#223;geblich am Zustandekommen des Gesch&#228;ftes mitgewirkt hat, so insbesondere nicht der Vertreter einer Partei (Palandt-Heinrichs, BGB, 41. Auflage, M&#252;nchen 1982, &#167; 123 Anmerkung 1 dcc). Hier ist der Generalvertreter der Beklagten aber in seiner verwandtschaftlichen Stellung als Vater der Kl&#228;gerin beim Ausf&#252;llen der Zeilen 4 und 6 a gerade f&#252;r diese &#8211; seine Tochter &#8211; t&#228;tig geworden. Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt auf Seite 10 der Berufungsbegr&#252;ndung ausdr&#252;cklich vor, ihr Vater habe ihr die entscheidenden Fragen lediglich vorgelesen, sodann aber nach eigenem Gutd&#252;nken beantwortet. Damit hatte die Kl&#228;gerin ihren Vater auf ihrer Seite in den Abschluss des Versicherungsvertrages eingeschaltet.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ein R&#252;ckforderungsausschluss nach &#167; 814 BGB liegt nicht vor. Die Kl&#228;gerin hat nicht unter Beweis gestellt, dass die Beklagte schon vor dem 14.01.1983 (Tag der Zahlung) Kenntnis von den station&#228;ren Behandlungen wegen einer Gallenkolik (1979) und wegen erheblicher &#220;bergewichtigkeit (Anfang der 70er Jahre) hatte. Einen die R&#252;ckforderung ausschlie&#223;enden Wegfall der Bereicherung nach &#167; 818 Abs. 3 BGB hat die Kl&#228;gerin nicht hinreichend dargetan. Der Vortrag, sie habe die 810,00 DM ausgegeben, reicht so nicht aus, da auch ein Verbrauch f&#252;r allgemeine Lebenshaltungskosten in Betracht kommt. Ein Hinweis gem&#228;&#223; &#167; 139 ZPO war insoweit jedoch entbehrlich, da die Allgemeinen Versicherungsbedingungen in &#167; 6 Nr. 14 die Geltendmachung eines Wegfalls der Bereicherung ohnehin ausschlie&#223;en. Bedenken gegen die Wirksamkeit einer solchen Regelung bestehen nicht.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung des Amtsgerichts zur Verzinsung der Widerklageforderung ist nicht angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p>
315,713
lg-duisburg-1983-12-15-9-o-23981
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9 O 239/81
1983-12-15T00:00:00
2019-03-13T15:12:04
2019-03-27T09:42:24
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1983:1215.9O239.81.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 8.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 01.03.1980 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Es wird festgestellt, dass der Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger auch den weiteren Schaden aus der medizinischen Behandlung vom 06.11.1979 zu ersetzen, soweit der Ersatzanspruch nicht gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO &#252;bergegangen ist. </p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 12.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar, wobei die Sicherheit auch durch selbstschuldnerische B&#252;rg-schaft einer inl&#228;ndischen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden kann. </p> <p></p> <p></p> <p> T a t b e s t a n d : </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger nimmt den Beklagten wegen einer Sch&#228;digung des nervus accessorius in Anspruch, die bei ihm anl&#228;sslich einer von dem Beklagten am 06.11.1979 in dessen Praxis vorgenommenen Lymphknotenexstirpation entstanden ist. Bei dieser Lymphknotenexstirpation handelt es sich um einen diagnostischen Eingriff nach vorangegangener Knotenbildung; er wurde mit Infiltrationslokalan&#228;sthesie durchgef&#252;hrt und dauerte etwa 15 Minuten, wobei es w&#228;hrend des Eingriff zu einer Blutung im Operationsgebiet kam, die mit Ligatur versorgt wurde; die pathologische Untersuchung ergab, dass die Knoten nicht b&#246;sartig waren. Eine in Vollnarkose vorgenommene Nachoperation im St. Josef-Hospital in Oberhausen am 04.11.1980 blieb erfolglos, weil das kopfw&#228;rts gelegene Ende des nervus accessorius nicht mehr gefunden werden konnte, so dass ein Zusammenn&#228;hen der Nervenenden nicht m&#246;glich war. Zum Zeitpunkt der Operation befand sich der Kl&#228;ger im letzten Ausbildungsabschnitt seines damaligen Medizinstudiums; er ist seit 1980 approbierter Arzt und hatte vom 17.02. bis 17.04.1978 bei dem Beklagten famuliert. </p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger begehrt vom Beklagten Schmerzensgeld und Feststellung dessen Er-satzpflicht unter dem Gesichtspunkt mangelnder Einwilligung aufgrund fehlender Aufkl&#228;rung und kunstfehlerhafter Behandlung. Er behauptet, der Beklagte habe ihn lediglich auf Wundschmerz &#8211; und Infektionsrisiken, nicht jedoch &#8211; trotz ausdr&#252;ckli-chen Befragens nach weiteren Risiken &#8211; auf m&#246;gliche andere Gefahren hingewie-sen, wobei eine Sch&#228;digung des nervus accessorius bei Operationen im seitlichen Halsdreieck &#8211; wie hier &#8211; auch zwischen den Parteien unstreitig ein Risiko von mehr als mindestens 1 % bedeutet; &#252;ber die genaue H&#246;he des Risikos bestehen unter-schiedliche Angaben. Eigene Kenntnis vor der Operation &#252;ber dieses Risiko auf-grund des medizinischen Studiums bestreitet der Kl&#228;ger. Er ist zudem der Auffas-sung, der Beklagte habe unter den vorhandenen Lymphknoten falsch ausgew&#228;hlt und gegen den Grundsatz des risiko&#228;rmsten Eingriffs versto&#223;en, wobei er Knoten auf beiden Halsseiten zur Zeit der Operation behauptet. Auch sieht der Kl&#228;ger Kunstfehler in einer unterlassenen Vollnarkose, in einer von ihm behaupteten falschen Behandlung der w&#228;hrend der Operation aufgetretenen Blutung und in dem Unterlassen der Benutzung eines Nervenreizger&#228;tes zur Feststellung des nervus accessorius. Als Folgen der Operation und der damit verbundenen Sch&#228;di-gung des nervus accessorius nennt der Kl&#228;ger insbesondere Einschr&#228;nkungen in seiner sportlichen Freizeitbet&#228;tigung, Schmerzen durch &#220;berbeanspruch der Muskulatur und einen Wechsel in seinem beruflichen Zielen vom Facharzt f&#252;r Augenheilkunde zum An&#228;sthesisten.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <p></p> <p>den Beklagten zu verurteilen, dem Kl&#228;ger ein angemessenes Schmerzens-geld, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, nebst 4 % Zin-sen seit dem 01.03.1980 zu zahlen,</p> <p></p> <p>festzustellen, dass der Beklagte dem Kl&#228;ger auch den weiteren Schaden aus der medizinischen Fehlbehandlung vom 06.11.1979 zu ersetzen hat, soweit der Ersatzanspruch nicht einem &#246;ffentlich-rechtlichen Versicherungstr&#228;ger zusteht. </p> <p></p> <p>Der Beklagte beantragt,</p> <p></p> <p>die Klage abzuweisen.</p> <p></p> <p>Er bestreitet zun&#228;chst das Vorliegen von Kunstfehlern, insbesondere ein Auswahl-verschulden unter den vorhandenen Knoten, mit der Behauptung, es seien lediglich drei tastbare Knoten auf der rechten Halsseite vorhanden gewesen; als Ursache f&#252;r die Sch&#228;digung des nervus accessorius nennt der Beklagte Narbenzug nach der Operation, wobei er im &#252;brigen der Auffassung ist, dass trotz Beachtung aller Vorsichtsma&#223;nahmen Sch&#228;digungen des nervus accessorius bei dieser Art Operation unvermeidlich sein k&#246;nnen. Bez&#252;glich des Vorwurfs mangelnder Aufkl&#228;rung behauptet der Beklagte zun&#228;chst, dass der Kl&#228;ger als damals angehender Arzt bei seinem Ausbildungsstand positives Wissen h&#228;tte haben m&#252;ssen und konkret auch gehabt habe, so dass insoweit eine Aufkl&#228;rung wegen bereits vorhandenen positiven Wissens &#252;berfl&#252;ssig gewesen sei; jedenfalls, so meint der Beklagte, k&#246;nne man ihm keinen Schuldvorwurf daraus machen, dass er davon ausgegangen sei, dass der Kl&#228;ger bei seinem Ausbildungsstand entsprechendes Wissen gehabt habe. </p> <p></p> <p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den m&#252;nd-lich vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug ge-nommen.</p> <p></p> <p>Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Kl&#228;gers und des Be-klagten als Partei sowie durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. . dessen Bestandteil ein EMG des</p> <p>Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. ist; der Sachverst&#228;ndige Professor Dr. hat sein schriftliches Gutachten in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 24.11.1983 erl&#228;u-tert; wegen der Einzelheiten der Bekundungen der Parteien sowie des Sachverst&#228;ndigen wird auf die Niederschrift der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 24.11.1983 sowie auf die schriftlichen Gutachten vom 11.03.1983 und 15.04.1983 Bezug genommen.</p> <p></p> <p> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </p> <p></p> <p>Die Klage ist begr&#252;ndet; dem Kl&#228;ger stehen die geltend gemachten Anspr&#252;che nach den &#167;&#167; 847 Abs. 1, 823 Abs. 1 BGB, 256 ZPO gegen den Beklagten zu.</p> <p></p> <p>Hierbei hat sich die Kammer vom Vorliegen eines Kunstfehlers keine hinreichende Gewissheit verschaffen k&#246;nnen. Auf diese Frage und darauf, ob insoweit eine Um-kehrung der Beweislast zu Lasten des Beklagten vorzunehmen ist, weil er nicht, wie der Sachverst&#228;ndige im Rahmen seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung ausgef&#252;hrt hat, der Forderung der &#196;rztekammer nach Fertigung eines Operationsberichtes nachgekommen ist, braucht jedoch nicht mehr eingegangen zu werden, weil der Beklagte bereits deshalb gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 1 BGB haftet, weil die Behandlung und der damit verbundene Eingriff in den K&#246;rper des Kl&#228;gers mangels Einwilligung rechtswidrig waren. Unstreitig zwischen den Parteien hat der Beklagte die generell gebotene Aufkl&#228;rung, f&#252;r deren Durchf&#252;hrung er beweispflichtig ist, nicht vorgenommen; unstreitig zwischen den Parteien ist ebenfalls, dass bei dieser Art Operation eine Aufkl&#228;rung auch &#252;ber m&#246;gliche Folgen hinsichtlich einer Sch&#228;digung des nervus accessorius im Regelfall zu erfolgen hat. Diese Aufkl&#228;rungspflicht w&#228;re zun&#228;chst dann entfallen, wenn der Kl&#228;ger bereits positive Kenntnis gehabt h&#228;tte; wer bereits aufgekl&#228;rt ist, kann aus der nicht erfolgen Aufkl&#228;rung des anderen keine Rechte herleiten, weil die erfolgte Einwilligung in die Operation bei Kenntnis die Widerrechtlichkeit ausschlie&#223;t und deshalb wirksam ist. Insoweit hat der Kl&#228;ger bei seiner Vernehmung als Partei positive Kenntnis verneint, so dass der Beklagte den ihm obliegenden Beweis f&#252;r seine Behauptung hinreichender Kenntnis des Kl&#228;gers &#252;ber die bei einer Exstirpation von Lymphknoten drohenden Sch&#228;digungen des nervus accessorius nicht hat f&#252;hren k&#246;nnen. Der Beklagte kann aber auch nicht damit geh&#246;rt werden, dass der Eingriff beim Kl&#228;ger auch ohne die nicht erfolgte Aufkl&#228;rung jedenfalls schuldlos erfolgt sei, weil er ohne Fahrl&#228;ssigkeit habe davon ausgehen d&#252;rfen, dass der Kl&#228;ger aufgrund seines Ausbildungsstandes unmittelbar vor Abschluss des medizinischen Studiums hinreichende Kenntnis &#252;ber die Risiken h&#228;tte haben m&#252;ssen. Insoweit hat der Sachverst&#228;ndige Professor Dr. im Rahmen seines schriftlichen Gut-achtens auf den Seiten 16 und 17 klargestellt, dass eine solche Annahme zwar f&#252;r Medizinstundenten, die ihre Ausbildung nach den Bestimmungen der alten Bestal-lungsordnung (1939/1953) erworben haben, durchaus gerechtfertigt gewesen sei, dass eine gleichartige Annahme f&#252;r Mediziner, die ihre Ausbildung nach der 1970 in Kraft getretenen Approbationsordnung durchgef&#252;hrt haben, aber nicht ohne weiteres m&#246;glich und sogar fragw&#252;rdig sei. Auch im Rahmen seiner m&#252;ndlichen Anh&#246;rung hat der Sachverst&#228;ndige noch einmal best&#228;tigt, dass Studenten der Medizin mit dem damaligen Ausbildungsstand des Kl&#228;gers die vom Beklagten unterstellten Kenntnisse zwar haben sollten, dass es jedoch nicht ungew&#246;hnlich sei, dass sie tats&#228;chlich &#252;ber diese Kenntnisse nicht verf&#252;gten. Insoweit h&#228;tte sich der Beklagte, wie auch der Sachverst&#228;ndige ausgef&#252;hrt hat, durch R&#252;ckfragen vergewissern m&#252;ssen, zu welcher Kategorie von Studenten, ob zu den Wissenden oder zu den Unwissenden, der Kl&#228;ger geh&#246;rte. Da nach Erlass der Studienordnung von 1970 bis zur Operation vom 06.11.1979 auch eine nicht geringe Zeit verstrichen war, h&#228;tte der Beklagte stillschweigende hinreichende Kenntnisse des Kl&#228;gers nicht mehr ohne R&#252;ckfrage unterstellen d&#252;rfen, zumal er selbst jedenfalls noch einen gewissen Kontakt zur medizinischen Ausbildung dadurch unterhielt, dass er sich als Ausbilder f&#252;r famuliee zur Verf&#252;gung stellte. </p> <p></p> <p>Bei der H&#246;he des dem Kl&#228;ger zugesprochenen Schmerzensgeldes hat das Gericht ber&#252;cksichtigt, dass der Kl&#228;ger in seiner beruflichen Wahlfreiheit einerseits be-schr&#228;nkt wurde, andererseits aber gleichwohl noch in der Lage war, als Facharzt f&#252;r An&#228;sthesie einen seiner Ausbildung entsprechenden Beruf zu ergreifen, weiterhin sind die Auswirkungen auf die F&#228;higkeiten des Kl&#228;gers im Bereich der Freizeitgestaltung gew&#252;rdigt worden, die allerdings durch den nicht vollst&#228;ndigen Funktionsausfall des Musculus trapezius, wie der Sachverst&#228;ndige ausgef&#252;hrt hat, und durch rechtzeitiges Training des Kl&#228;gers eher im unteren Bereich der &#252;blichen Sch&#228;den liegen; die Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit mit 15 % und die durch die Nachoperation erlittenen Beeintr&#228;chtigungen des Kl&#228;gers sind ebenfalls in die Gesamtbewertung eingeflossen.</p> <p></p> <p>Insoweit ist ein Betrag von 8.000,00 DM angemessen, aber auch ausreichend.</p> <p></p> <p>Bez&#252;glich der Feststellungsklage hat das Gericht ein Feststellungsinteresse des Kl&#228;gers noch bejaht, weil nach den Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Professor Dr. </p> <p> , denen das Gericht sich wie auch im &#252;brigen anschlie&#223;t, Folgesch&#228;den erheblicher Art zwar nicht mehr zu erwarten sind, andererseits aber auch nicht aus-geschlossen werden k&#246;nnen.</p> <p></p> <p>Bez&#252;glich der Zinsen ergeben sich diese aus Verzug gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 1 BGB, weil der Kl&#228;ger eine Frist im Schreiben vom 14.02.1980 zum 01.03.1980 gesetzt hat. Zinsen &#252;ber die gesetzliche H&#246;he von 4 % hinaus waren nicht zuzusprechen. Zum einen hat der Kl&#228;ger den h&#246;heren Zinsantrag auf Blatt 7 seines Schriftsatzes vom 07.07.1983 nicht in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung verlesen, so dass insoweit bereits keine 7 % zuzusprechen waren, abgesehen davon ist das Vorbringen auch nicht hinreichend substantiiert. </p> <p></p> <p>Die Nebenentscheidungen ergehen aufgrund der &#167;&#167; 91 Abs. 1, 709 ZPO.</p> <p></p> <p>Der Streitwert f&#252;r den Feststellungsantrag wird auf 5.000,00 DM festgesetzt. </p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">(Hier Freitext: Tatbestand, Gr&#252;nde etc.)</p>
315,714
olgham-1983-12-12-14-w-20883
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 W 208/83
1983-12-12T00:00:00
2019-03-13T15:12:06
2019-03-27T09:42:24
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1212.14W208.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung auch &#252;ber die Kosten des weiteren Beschwerdeverfahrens an das Landgericht Arnsberg zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin betreibt die Zwangsvollstreckung aus vier vollstreckbaren Kostenrechnungen vom 10.10.1980 (...), 08.04.1981 (...), 02.11.1982 (...) und 06.12.1982 (...) &#252;ber insgesamt 9.709,- DM. Als der Schuldner die Kostenrechnungen trotz Mahnung nicht bezahlte, beauftragte die Gl&#228;ubigerin am 17.03.1983 den Vollstreckungsbeamter des Amtsgerichts Werl mit der Vollstreckung. Dieser traf den Schuldner bei einem Vollstreckungsversuch nicht an und vermerkte in seinem Erledigungsbericht vom 25.03.1983, ein Vertreter des Schuldners habe die Durchsuchung der R&#228;ume des Schuldners verweigert.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat die Gl&#228;ubigerin am 12.04.1983 beim Amtsgericht Werl die Anordnung der Durchsuchung der Wohnung des Schuldners beantragt. Das Amtsgericht hat dem Antrag am 19.04.1983 ohne vorherige Anh&#246;rung des Schuldners entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223;, der nicht f&#246;rmlich zugestellt worden ist, hat der Schuldner am 02.08.1983 "Beschwerde" erhoben. Er hat geltend gemacht, die Durchsuchungsanordnung habe nicht erfolgen d&#252;rfen. Die ihm in Rechnung gestellten Gerichtskosten d&#252;rften wegen unrichtiger Sachbehandlung nicht erhoben werden. Das Verhalten der Gl&#228;ubigerin sei arglistig, da er, der Schuldner, gegen das Land Nordrhein-Westfalle Schadensersatzanspr&#252;che in H&#246;he von mindestens 250.000,- DM habe. Au&#223;erdem fehle es an einer f&#246;rmlichen Zustellung der vollstreckbaren Kostenrechnungen. Ferner habe das Amtsgericht seinen Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs verletzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin ist der Beschwerde des Schuldners entgegengetreten und hat geltend gemacht, seine Einwendungen gegen die Kostenrechnungen h&#228;tten auf deren F&#228;lligkeit und Einziehbarkeit keinen Einflu&#223;. Einer f&#246;rmlichen Zustellung der vollstreckbaren Kostenrechnungen bed&#252;rfe es vor der Zwangsvollstreckung nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Beschwerde des Schuldners dem Landgericht zur Entscheidung vorgelegt. Dieses hat durch den angefochtenen Beschlu&#223; eine Entscheidung abgelehnt und dazu in den Gr&#252;nden, auf die wegen der n&#228;heren Einzelheiten verwiesen wird, ausgef&#252;hrt, bei dem vom Schuldner eingelegten Rechtsmittel handele es sich um eine Vollstreckungserinnerung nach &#167; 766 ZPO, &#252;ber die das Amtsgericht zu entscheiden habe. Die Durchsuchungsanordnung vom 19.04.1983 stelle eine Vollstreckungsma&#223;nahme und keine Entscheidung im Sinne des &#167; 793 ZPO dar, da der Schuldner zuvor nicht geh&#246;rt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223;, der dem Schuldner nicht f&#246;rmlich zugestellt worden ist, richtet sich seine weitere sofortige Beschwerde vom 16.09.1983. Er wiederholt sein Vorbringen aus der Beschwerdeinstanz und macht au&#223;erdem geltend, er habe die Durchsuchung seiner Wohnung gar nicht verweigert. Bei seinem in dem Erledigungsbericht des Vollstreckungsbeamter genannten "Vertreter" handele es sich um seinen Nachbarn. Dieser sei nicht befugt gewesen, f&#252;r ihn irgendwelche Erkl&#228;rungen abzugeben und habe dies auch nicht getan. Bei seinem gegen die Durchsuchungsanordnung eingelegten Rechtsmittel handele es sich nicht um eine Vollstreckungserinnerung, sondern um eine sofortige Beschwerde, &#252;ber die das Landgericht habe entscheiden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Gl&#228;ubigerin wiederholt ebenfalls ihr Vorbringen aus der Beschwerdeinstanz und macht au&#223;erdem geltend, wenn der Schuldner die Verfahrensweise des Vollstreckungsbeamter r&#252;gen wolle, so m&#252;sse er dies im Wege der Vollstreckungserinnerung tun.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167; 793 ZPO statthafte und gem. &#167;&#167; 569 Abs. 2, 577 Abs. 2 ZPO form- und fristgerecht eingelegte weitere sofortige Beschwerde des Schuldners ist zul&#228;ssig. &#167; 568 Abs. 2 ZPO steht der Zul&#228;ssigkeit nicht entgegen, da die angefochtene Entscheidung des Landgerichts f&#252;r den Schuldner einen neuen selbst&#228;ndigen Beschwerdegrund enth&#228;lt, da das Landgericht eine Entscheidung &#252;berhaupt abgelehnt hat (vgl. Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 42. Aufl., &#167; 568 Anm. 2 B b).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die weitere sofortige Beschwerde ist auch begr&#252;ndet. Das Landgericht h&#228;tte es nicht ablehnen d&#252;rfen, &#252;ber die Beschwerde des Schuldners vom 02.08.1983 &#252;berhaupt zu entscheiden. Dabei handelt es sich n&#228;mlich nicht um eine Vollstreckungserinnerung nach &#167; 766 ZPO, sondern um eine sofortige Beschwerde nach &#167; 793 ZPO. Von einem Teil der Rechtsprechung und Literatur wird zwar die Ansicht vertreten, gegen eine ohne vorherige Anh&#246;rung des Schuldners erfolgte Durchsuchungsanordnung nach &#167; 758 ZPO finde nur die Vollstreckungserinnerung statt, da mangels Beteiligung des Schuldners keine Entscheidung im Sinne des &#167; 793 ZPO, sondern eine die Zwangsvollstreckung erm&#246;glichende Ma&#223;nahme gem. &#167; 766 ZPO vorliege (so Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 42. Aufl., &#167; 758 Anm. 5; Peters, Festschrift f&#252;r Baur, S. 549 (560); Behr DGVZ 1980 49 (59 FN 96); f&#252;r &#167; 761 ZPO auch OLG Stuttgart NJW 1970, 1329; Noack MDR 1973, 549 (550)). Auch findet sich in Rechtsprechung und Literatur die Auffassung, bei der Durchsuchungsanordnung bzw. der Erlaubnis der Vollstreckung zur Nachtzeit und an Sonn- und Feiertagen handele es sich noch gar nicht um Entscheidungen im Rahmen der Zwangsvollstreckung, sondern um Verf&#252;gungen, die dieser vorausgingen, so da&#223; als Rechtsmittel insoweit - allenfalls - die einfache Beschwerde nach &#167; 567 ZPO gegeben sei (so Wieczorek, ZPO, 2. Aufl., &#167; 761 Anm. B I und II; Stein-Jonas-M&#252;nzberg, ZPO, 19. Aufl., &#167; 761 Anm. I).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag diese Ansichten aber nicht zu teilen. Entscheidungen nach &#167;&#167; 758 Abs. 1 und 761 Abs. 1 ZPO ergehen, wie der erkennende Senat bereits in seinem nicht ver&#246;ffentlichen Beschlu&#223; vom 12.06.1981 - 14 W 27/81 - ausgef&#252;hrt hat, nicht im Vorraum der Zwangsvollstreckung, sondern im Rahmen des Zwangsvollstreckungsverfahrens. Ein Antrag auf Genehmigung der Durchsuchung der Wohnung des Schuldners zum Zwecke der Zwangsvollstreckung ist erst zul&#228;ssig wenn der Schuldner mit der Durchsuchung nicht einverstanden ist oder der Gerichtsvollzieher ihn nicht angetroffen hat, d.h. ein Vollstreckungsversuch erfolglos verlaufen ist (vgl. LG Berlin DGVZ 1979 166; LG Berlin DGVZ 1980, 86 (87); LG K&#246;ln DGVZ 1979, 183; LG Hannover DGVZ 1979, 184; LG M&#252;nchen JurB&#252;ro 1980, 775 f.; Schneider NJW 1980, 2377 (2382)). Dar&#252;ber hinaus wird das Zwangsvollstreckungsverfahren durch eine Durchsuchungsanordnung gem. &#167; 758 Abs. 1 ZPO in besonderer Weise ausgestaltet. Es handelt sich daher um eine Entscheidung im Zwangsvollstreckungsverfahren, gegen die die sofortige Beschwerde gem. &#167; 793 ZPO und nicht die einfache Beschwerde gem. &#167; 567 ZPO gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">&#167; 766 ZPO greift insoweit entgegen der Ansicht des Landgerichts nicht ein, da es sich bei der Durchsuchungsanordnung nach &#167; 758 Abs. 1 ZPO nicht um eine Vollstreckungsma&#223;nahme, sondern um eine gerichtliche Entscheidung unter rechtlicher und tats&#228;chlicher W&#252;rdigung des Sachverhalts, handelt. Eine Durchsuchungsanordnung tangiert das Grundrecht des Schuldners aus Art. 13 Abs. 1 GG. ... Das Amtsgericht hat daher zu pr&#252;fen, ob die beantragte Anordnung nicht den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit verletzt und deshalb unterbleiben mu&#223; (BVerfG NJW 1979, 1539 (1540); OLG Stuttgart NJW 1970, 1329; LG Frankfurt DGVZ 1980, 23 f.; LG Trier DGVZ 1981, 13; D&#252;rig in Maus-D&#252;rig, GG, Art. 2 Abs. 1 Rdn. 63).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dabei hat es gerade auch die Belange des Schuldners zu ber&#252;cksichtigen. Deshalb bedarf es grunds&#228;tzlich der vorherigen Anh&#246;rung des Schuldners, der Gelegenheit erhalten soll, durch Geltendmachung seiner Belange auf die gerichtliche Entscheidung Einflu&#223; zu nehmen (BVerfG NJW 1981, 2111 (2112)). Wenn ihm diese M&#246;glichkeit einger&#228;umt worden ist, handelt es sich bei der Durchsuchungsanordnung nach &#167; 758 Abs. 1 ZPO zweifelsfrei um eine Entscheidung. (so auch Baumbach Lautterbach - Albes-Hartmann, ZPO 42. ff., &#167; 758 bzw. 5; Peter, Festschrift f&#252;r Baur, S. 549/560). Behr DGVZ 1980, 49 (59)). Gleiches mu&#223; im Ergebnis aber auch dann gelten, wenn die vorherige Anh&#246;rung des Schuldners - unzul&#228;ssig erweise oder gerechtfertigt durch besondere Umst&#228;nde - unterblieben ist. Der Charakter der Anordnung nach &#167; 758 Abs. 1 ZPO h&#228;ngt n&#228;mlich nicht entscheidend davon ab, ob der Schuldner zuvor geh&#246;rt worden ist oder nicht. Auch wenn dies nicht geschehen ist, hat das Gericht stets &#252;ber die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, der beantragten Durchsuchungsanordnung zu entscheiden und dabei die Belange des Schuldners zu ber&#252;cksichtigen. Dem kann nicht entgegengehalten werden, dazu sei es mangels Beteiligung des Schuldners gar nicht in der Lage. Vielfach sind dem Gericht die Weigerungsgr&#252;nde des Schuldners n&#228;mlich, bekannt, da er bereits dem Gerichtsvollzieher erkl&#228;rt hat, weshalb er mit einer Durchsuchung seiner Wohnung nicht einverstanden sei. Au&#223;erdem ist die Situation des Gerichts, das ohne vorherige Anh&#246;rung des Schuldners &#252;ber eine Antrag nach &#167; 758 Abs. 1 ZPO entscheidet, nicht wesentlich anders als die Lage, in der sich das Gericht befindet, wenn der Schuldner dem Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben worden ist, sich nicht &#228;u&#223;ert. Der Senat ... wertet daher Anordnungen nach &#167; 758 Abs. 1 ZPO wegen der Notwendigkeit, stets &#252;ber die Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit des begehrten Eingriffs in den grundgesetzlich gesch&#252;tzten Rechtsbereich des Schuldners zu befinden, stets als Entscheidungen im Sinne des &#167; 793 ZPO, gegen die die sofortige Beschwerde stattfindet (ebenso LG Koblenz DGVZ 1982, 91; Stein-Jonas-M&#252;nzberg, 20. Aufl., &#167; 761 Rdn. 3; Z&#246;ller-Scher&#252;bl, ZPO, 13. Aufl., &#167; 758 Anm. V 1; Thomas-Putzo, 12. Aufl., &#167; 761 Anm. 2 d; Schneider NJW 1980, 2377 (2385); f&#252;r den Fall der Ablehnung der beantragten Anordnung auch OLG K&#246;ln Rpfl. 1976, 24 (25); LG K&#246;ln DGVZ 1979, 183; LG Berlin DGVZ 1979, 166 (167); LG Berlin Rpfl. 1981, 444; LG M&#252;nchen JurB&#252;ro 1980, 776; LG Trier DGVZ 1981, 13; M&#252;mmler JurB&#252;ro 1980, 185 (191)).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht h&#228;tte daher &#252;ber die ihm vorgelegte sofortige Beschwerde des Schuldners vom 02.08.1983 entscheiden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da es eine Entscheidung insoweit &#252;berhaupt abgelehnt hat, war der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben und die Sache zur erneuten Behandlung und Entscheidung gem. &#167; 538 Abs. 1 Nr. 2 ZPO analog an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen. Eine abschlie&#223;ende Entscheidung durch den Senat kommt nicht in Betracht, da es in einer Vorentscheidung, des Landgerichts &#252;ber die sofortige Beschwerde des Schuldners &#252;berhaupt fehlt. In der Insoweit nachzuholenden Entscheidung hat das Landgericht auch &#252;ber die Kosten des weiteren Beschwerdeverfahrens zu entscheiden.</p>
315,715
lg-dusseldorf-1983-11-25-20a-s-10683
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
20a S 106/83
1983-11-25T00:00:00
2019-03-13T15:12:07
2019-03-27T09:42:24
Urteil
ECLI:DE:LGD:1983:1125.20A.S106.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 16. Mai 1983 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts D&#252;sseldorf - 39 C 6o2/82 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 7o9,33 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 14. Oktober 1982 zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen, die weitergehende Klage abgewiesen.</p> <p>Von den erstinstanzlichen Kosten tragen der Kl&#228;ger 2/3 und die Beklagte 1/3. Von den Kosten der Berufungsinstanz tragen der Kl&#228;ger 1/3 und die Beklagte 2/3-</p> <p>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543 ZPO abgesehen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig und zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen&#252;ber der Beklagten der geltend gemachte Anspruch auf Ersatz des ihm entstandenen Unfallschadens gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 StVG in H&#246;he von 7o9,33.DM zu.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Unfall war f&#252;r die Beklagte nicht unabwendbar im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 StVG. Vielmehr steht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme fest, dass sie mit ihrem Fahrverhalten gegen &#167;&#167; 4 Abs. 1 S. 2 und 7 Abs. 4 S. 2 StVO versto&#223;en hatte. Nach der Bekundung des Zeugen XXX hatte die vor ihm auf der rechten Fahrspur der Rheinkniebr&#252;cke in Richtung Rheinallee-Tunnel fahrende Beklagte scharf gebremst, um in eine L&#252;cke der sich auf der linken Fahrspur befindenden Fahrzeugschlange einzufahren. Diesen beabsichtigten Fahrstreifenwechsel hatte sie nach der weiteren Aussage nicht zuvor durch Blinkzeichen angek&#252;ndigt. Diese Aussage ist glaubhaft. Sie stimmt &#252;berein mit den Angaben des Zeugen, welche er ausweislich der Bu&#223;geldakte des Oberstadtdirektors der Stadt D&#252;sseldorf - V 523-4-677-O-SB 1o - unmittelbar nach dem Unfall gegen&#252;ber dem unfallaufnehmenden Polizeibeamten gemacht hatte. Diesem hatte er erkl&#228;rt, "Die Frau ging stark in die Bremse". F&#252;r die Richtigkeit der Zeugenaussage spricht auch die von der Beklagten selbst in erster Instanz gegebene Unfallschilderung. Danach war sie mit einer um ca. 2o km/h h&#246;heren Geschwindigkeit an dem sich auf der linken Fahrspur befindenden Fahrzeugstau vorbeigefahren und hatte, als sie eine L&#252;cke entdeckte, ihr Fahrzeug abgebremst. Diese Unfallschilderung der Beklagten weicht damit im wesentlichen nur hinsichtlich der Intensit&#228;t des Bremsvorganges von den Angaben des Zeugen ab. Bedenken, den Angaben des Zeugen den Vorzug zu geben, bestehen nicht. Die Aussage des Zeugen ist im wesentlichen Kern in sich schl&#252;ssig und nachvollziehbar. Soweit er im weiteren Verlauf seiner Vernehmung bekundet hat, die Fahrzeuge auf der linken Fahrspur seien fast mit der gleichen Geschwindigkeit wie die auf der rechten Fahrspur gefahren, kann dem keine gr&#246;&#223;ere Bedeutung beigelegt werden. Zuvor hatte der Zeuge unmissverst&#228;ndlich angegeben, hinsichtlich der Geschwindigkeit auf der linken Spur k&#246;nne er keine Angaben machen. Zudem steht bereits aufgrund des &#252;bereinstimmenden Parteivortrages erster Instanz fest, dass sich auf der linken Fahrspur eine Fahrzeugschlange mit einer Geschwindigkeit von lediglich 3o km/h vorw&#228;rts bewegte. Bei diesen Gegebenheiten ist aber das von dem Zeugen bekundete starke Abbremsen der mit c. 5o-6o km/h vorausfahrenden Beklagten, um nach links her&#252;ber in eine L&#252;cke einzuscheren, in sich schl&#252;ssig. Das danach als erwiesen anzusehende starke Abbremsen der Beklagten war nicht durch einen zwingenden Grund im Sinne von &#167; 4 Abs. 1 S. 2 StVO gerechtfertigt. Ein solcher liegt nur in F&#228;llen einer pl&#246;tzlichen ernsten Gefahr vor (vgl. OLG D&#252;sseldorf VM 1975, 7). Eine solche war nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG erforderlichen Abw&#228;gung erscheint eine Haftungsverteilung von 2/3 zu Lasten des Kl&#228;gers und 1/3 zu Lasten der Beklagten gerechtfertigt. Auch der Kl&#228;ger haftet f&#252;r die Unfallfolgen gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 StVG, da der Unfall f&#252;r ihn kein unabwendbares Ereignis im Sinne von &#167; 7 Abs. 2 StVG darstellte. Vielmehr trifft ihn ein erhebliches unfallurs&#228;chliches Verschulden. Er war auf den vorausfahrenden Zeugen XXX aufgefahren, der entweder bereits ebenfalls auf das Fahrzeug der Beklagten aufgefahren war oder aber durch den Aufprall des Kl&#228;gers auf den PKW der Beklagten geschoben wurde. F&#228;hrt aber ein Verkehrsteilnehmer auf ein vorausfahrendes Fahrzeug auf, so ist nach den Regeln des Beweises des ersten Anscheines ein unfallurs&#228;chliches Verschulden anzunehmen, weil der Auffahrende entweder keinen gen&#252;genden Abstand eingehalten oder aber zu sp&#228;t gebremst hatte (vgl. hierzu Frankfurt, VersR 1973, 719, 72o; OLG Stuttgart, VersR 45, 243).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diesen Anschein eines ihn treffenden Verschuldens hat der Kl&#228;ger nicht ausger&#228;umt. Die im Verkehr erforderliche Sorgfalt gebietet es, gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 1 StVO zu dem vorausfahrenden Verkehrsteilnehmer einen hinreichenden Sicherheitsabstand einzuhalten und den weiter vorausfahrenden Verkehr sorgf&#228;ltig zu beobachten. Es ist nicht ersichtlich, weshalb der Kl&#228;ger bei Beachtung dieser Sorgfalt nicht das Abbremsen der Beklagten h&#228;tte rechtzeitig erkennen und hierauf reagieren k&#246;nnen. Nach der Aussage des Zeugen Becker h&#228;tte dieser ohne das Auffahren des Kl&#228;gers seinen PKW noch hinter dem Wagen der Beklagten anhalten k&#246;nnen oder w&#228;re zumindest nur leicht auf diesen aufgefahren. H&#228;tte der hinter dem Zeugen fahrende Kl&#228;ger zu diesem einen hinreichenden Sicherheitsabstand eingehalten und die vorausfahrende Beklagte sorgf&#228;ltig beobachtet, so h&#228;tte f&#252;r den Kl&#228;ger erst recht ein Anhalten m&#246;glich sein m&#252;ssen. Bei einem unverz&#252;glich nach Aufleuchten der Bremslichter am Beklagtenfahrzeug eingeleiteten Abbremsen h&#228;tte ihm eine hinreichende Bremsstrecke zur Verf&#252;gung gestanden. Dieses nach dem Beweis des ersten Anscheins feststehende unfallurs&#228;chliche Verschulden hatte die von dem PKW des Kl&#228;gers ausgehende Betriebsgefahr erheblich gesteigert. Die Vorschriften &#252;ber den Sicherheitsabstand dienen dazu, eine der h&#228;ufigsten Ursachen von Stra&#223;enverkehrsunf&#228;llen zu vermeiden. Dabei liegt die Verantwortung in erster Linie bei dem nachfolgenden Verkehrsteilnehmer, der den Vorausfahrenden weitaus besser beobachten kann als umgekehrt der Vorausfahrende den Nachfolgenden. Aus diesem Grunde ist es gerechtfertigt, den Haftungsanteil des Auffahrenden doppelt so hoch wie den des Vorausfahrenden zu bewerten, der ohne verkehrsgem&#228;&#223;en Grund pl&#246;tzlich bremst (vgl. hierzu KG VM 1976, 60).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Entsprechend dieser Haftungsverteilung kann der Kl&#228;ger Ersatz seines Unfallschadens in H&#246;he von 7o9,33 DM verlangen. Nach dem mit der Berufung nicht angegriffenen Feststellungen des amtsgerichtlichen Urteils betr&#228;gt der Unfallschaden des Kl&#228;gers insgesamt 2.128,&#8212; DM. Ein Drittel hiervon macht den oben ausgeworfenen Betrag aus.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 291, 288 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 1.064,-- DM</p>
315,716
olgk-1983-11-24-7-u-6382
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 63/82
1983-11-24T00:00:00
2019-03-13T15:12:09
2019-03-27T09:42:24
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1983:1124.7U63.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>a) das am 9. Dezember 1981 verk&#252;ndete Teilurteil der 14. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln - 14 0 557/79 - Aufgehoben, soweit die Klage gegen die Beklagte zu 1) abgewiesen worden ist; insoweit wird der Rechtsstreit zur erneuten Verhandlung und Ent&#173;scheidung an das Landgericht zur&#252;ck&#173;verwiesen;</p> <p></p> <p>b) unter teilweiser Ab&#228;nderung des ange&#173;fochtenen Urteils der Beklagte zu 2) verurteilt, an den Kl&#228;ger 10.000,-- DM (statt der vom Landgericht zuerkannten 100.00O,-- DM) nebst 4 % Zinsen seit dem 29. August 1979 zu zahlen.</p> <p></p> <p>2. die Berufung des Beklagten zu 2) gegen das vorgenannte Urteil wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>3. Der Beklagte zu 2) tr&#228;gt seine eigenen au&#223;er&#173;gerichtlichen Kosten beider Instanzen selbst.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen bleibt die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Rechtsstreits - auch die des Berufungsverfahrens - dem Schlu&#223;urteil des Landgerichts vorbehalten.</p> <p></p> <p>4. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Dem Beklagten zu 2) wird gestattet, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 180.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in entsprechender H&#246;he leistet. Die Sicherheitsleistung kann auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erfolgen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 10.11.1939 geborene Kl&#228;ger erkrankte Anfang November 1978 an einem fieberhaften Infekt der Atemwege. Seine K&#246;rpertemperatur betrug am 13.11.1978 40,2&#176;. In&#173;folge der eingeleiteten &#228;rztlichen Behandlung sank die Temperatur auf etwa 36&#176; sowohl am Morgen des 14., als auch des 15.11.1978. Jedoch traten am Morgen des 15.11.1978 Verwirrtheitszust&#228;nde auf. So behauptete der Kl&#228;ger gegen&#252;ber seiner Ehefrau, aus Decken und W&#228;nden k&#228;me Feuer, Rauch, Ru&#223; und Wasser, &#252;berall st&#228;nden die kleinen M&#228;nner mit den gro&#223;en Messern. Die hinzugerufene Haus&#228;rztin verabreichte zwei Injektionen (Haldol und Atosil). Da diese den Kl&#228;ger nicht beruhigten, wurde er am Vormittag dieses Tages in das Krankenhaus C1, dessen Tr&#228;ger die Beklagte zu 1) ist, ein&#173;gewiesen, u.a. mit der von der Haus&#228;rztin gestellten Diagnose "beginnendes Delirium" (Bi. 37 GA). Er wurde in die innere Abteilung aufgenommen, deren Chefarzt der Beklagte zu 2) ist (dieser behandelte auch den Kl&#228;ger); der Beklagte zu 2) besitzt au&#223;er der Facharzt&#173;anerkennung f&#252;r innere Krankheiten die f&#252;r Neurologie und Psychiatrie. Im Anamnesebogen der Krankengeschichte ist unter "Vorgeschichte: Jetzige <em>Krankheiten und </em>Beschwerden" u.a. folgendes festgehalten (B1, 13 GA):</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">"Seit Montagmorgen (scil.: der Einweisungstag 15.11.1978 war ein Mittwoch) 40,2&#176;C Fieber zu Hause rectal gemessen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dienstag: 36 &#176;C rectal gemessen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Seit Mittwochmorgen pl&#246;tzlich Verwirrtheit, optische Halluzinationen. Paranoide Z&#252;ge</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">(&#8222;Die Kleinen werfen mit Steinen ... So Gro&#223;e stehen da, die haben Messer ... Die Decke (des Zimmers) ist schief.")</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nerv&#246;ses Ersch&#246;pfungs-Syndrom. Patient ist zur Person und zeitlich orientiert, nicht aber r&#228;umlich. Klare Bewu&#223;tseinszust&#228;nde wechseln mit Zust&#228;nden der Benommenheit."</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wurde in einem Zimmer im ersten Obergescho&#223; des Krankenhauses untergebracht, dessen Fenster nicht gesichert waren. Vor dem Fenster befand sich ein eben- falls ungesichertes Flachdach mit einer H&#246;he von ca. 6 m gegen&#252;ber dem Erdboden. Au&#223;er dem Kl&#228;ger waren drei Mitpatienten in dem betreffenden Zimmer untergebracht; davon waren zwei Aufsteh-Patienten. Gegen 12&#176;&#176; Uhr und 18&#176;&#176; Uhr erhielt der Kl&#228;ger jeweils 5 Tropfen Haldol und 15 Tropfen Atosil. Trotzdem traten auch im weiteren Verlauf des Tages mehrfach Verwirrtheitszust&#228;nde auf; &#252;ber deren Schweregrad herrscht Streit. Unstreitig ist dagegen, da&#223; beim Kl&#228;ger ein alkoholisches Delir be&#173;stand <em>(s. </em>Seite 2 des Schriftsatzes der Beklagten vom 15.10.1981, Bl. 166 GA). Ma&#223;nahmen zur Einschr&#228;nkung der Bewegungsfreiheit des Kl&#228;gers wurden nicht ge&#173;troffen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Um 20&#176;&#176; Uhr erhielt der Kl&#228;ger 4 Kapseln Distraneurin zwecks Ruhigstellung. Nachdem er gegen 21&#176;&#176; Uhr die Toilette aufgesucht hatte, kehrte er in sein Kranken&#173;zimmer zur&#252;ck, r&#252;ckte einen Stuhl an das Fenster, stieg von diesem auf das Flachdach und st&#252;rzte von diesem auf den Erdboden. Dabei erlitt er eine Fraktur des 12. Brust&#173;wirbels und Frakturen beider Fersenbeine. Verletzungsfolge ist eine komplette Querschnittsl&#228;hmung ab dem dritten Lendenwirbel sowie eine inkomplette ab dem ersten Lenden&#173;wirbel mit Blasen- und Mastdarml&#228;hmung. Der Kl&#228;ger ist nicht mehr in der Lage, den Geschlechtsverkehr auszu&#173;&#252;ben. Er wird zeitlebens auf die Benutzung eines Roll&#173;stuhls angewiesen sein.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Als der Beklagte zu 2), der ihn noch an der Unfallstelle behandelte danach fragte, warum er das Flachdach be&#173;treten habe, erkl&#228;rte der Kl&#228;ger, er habe nachsehen wollen, ob "dahinten die Kumpel noch Skat spielen".</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt beide Beklagte auf Zahlung eines Schmerzensgeldes in H&#246;he von 150.000,- DM in Anspruch. Er hat vorgetragen, der Beklagte zu 2) habe die Gefahr, in der er, Kl&#228;ger, sich aufgrund des Delirs befunden habe, untersch&#228;tzt und deshalb Sicherungsma&#223;nahmen, die objektiv geboten gewesen seien, nicht getroffen. Seine Ehefrau habe bei der Krankenhausaufnahme in allen Einzelheiten sein Verhalten vor der Einweisung geschil&#173;dert, insbesondere auf die Halluzinationen hingewiesen und darauf, da&#223; sich der Zustand trotz der zwei von der Haus&#228;rztin verabreichten Beruhigungsspritzen ver&#173;schlimmert habe. Im Laufe des Tages sei eine weitere Verschlechterung in seinem Zustand eingetreten - inso&#173;weit wird insbesondere verwiesen auf die Darstellung Seite 3, 4 des Schriftsatzes vom 17.1.1980 (Bl. 31, 32 GA). Da die verabreichten Medikamente offenbar nicht ausreichend gewesen seien, um ihn ruhigzustellen, h&#228;tte der Beklagte zu 2) andere Ma&#223;nahmen zu seinem Schutz er&#173;greifen m&#252;ssen - intensivere &#220;berwachung, notfalls Fesselung ans Bett oder, falls solche Schutzma&#223;nahmen im Krankenhaus der Beklagten zu 1) nicht durchf&#252;hrbar gewesen seien, &#220;berweisung in ein anderes Krankenhaus. Jedenfalls sei es v&#246;llig verfehlt gewesen, ihm, Kl&#228;ger, trotz der aufgetretenen Verwirrtheitszust&#228;nde Bewegungs&#173;freiheit zu lassen und ihn in einem Zimmer unterzubringen, das unmittelbar an ein Flachdach mit betr&#228;chtlicher H&#246;he gegen&#252;ber dem Erdboden grenzte. Eine etwaige Beobachtung durch Mitpatienten sei jedenfalls keine ausreichende Schutzma&#223;nahme gewesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">an ihn 150.000,-- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 29.8.1979 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgetragen, infolge der medikament&#246;sen Behand&#173;lung sei der gesamte Zustand des Kl&#228;gers w&#228;hrend seines station&#228;ren Aufenthalts am 15.11.1978 so harmlos gewesen, da&#223; ihm eine gewisse Freiz&#252;gigkeit und das Aufsuchen von Bereichen, in denen sich Aufsteh-Patienten &#252;blicherweise aufzuhalten pflegten, habe gestattet werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es sei nicht richtig, da&#223; die Verwirrtheitszust&#228;nde im Laufe des Tages st&#228;ndig zugenommen h&#228;tten. Nach dem Krankheitsbild sei mit einem Unfall der eingetretenen Art nicht zu rechnen gewesen. Durch die Anwesenheit von Mitpatienten sei f&#252;r eine gewisse kontinuierliche Beobachtung gesorgt worden. Da keine besonderen Auff&#228;lligkeiten bestanden h&#228;tten, sei eine st&#228;ndige Beauf&#173;sichtigung, etwa durch die Nachtschwester, nicht geboten gewesen, erst recht keine Fixierung ans Bett mittels Riemen oder gar eine Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines anderen Krankenhauses. Die vom Beklagten zu 2) eingeleitete Initialbehandlung des Deliriums sei richtig, eine st&#228;rkere Sedierung in Anbetracht des Infekts (angeblich Lungenentz&#252;ndung) des Kl&#228;gers zu gef&#228;hrlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich haben die Beklagten behauptet, der Unfall h&#228;tte sich auch dann ereignet, wenn der Kl&#228;ger intensiver beobachtet worden w&#228;re. Er sei so schnell und ziel&#173;strebig auf das Flachdach gestiegen, da&#223; ein recht&#173;zeitiges Eingreifen unm&#246;glich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Vernehmung von Zeugen sowie durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens Beweis erhoben. Es wird Bezug genommen auf die Sitzungsnieder&#173;schriften vom 2.4.1980 (B1. 82 ff. GA), 9.7.1930 (Bl. 102 GA) und 17.9.1980 (Bl. 111 ff. GA) sowie auf das schriftliche Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T vom 19.6.1981 (B1. 140 ff. GA).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben gegen das Gutachten des Prof. Dr. T unter Bezugnahme auf ein von ihnen einge&#173;holtes Privatgutachten des Prof. Dr. C vom 31.8.1981, auf dessen Inhalt verwiesen wird (Bl. 175 ff. GA) sachliche Einwendungen erhoben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Teilurteil, das dem Kl&#228;ger am 29.12.1981, den Beklagten am 30.12.1981 zugestellt worden ist, hat das Landgericht den Beklagten zu 2) zur Zahlung von 100.000,-- DM nebst Zinsen verurteilt. Wegen des dar&#252;ber hinaus verlangten Betrages von 50.000,-- DM nebst Zinsen hat es die Klage gegen beide Beklagte abgewiesen. Es hat ausgef&#252;hrt, der Beklagte zu 2) habe fahrl&#228;ssig die sich aus dem deliranten Zustand des Kl&#228;gers ergebenden Gefahrenmomente nicht erkannt oder untersch&#228;tzt und deshalb Ma&#223;nahmen, die zum Schutz des Kl&#228;gers erforderlich gewesen seien, unter&#173;lassen; dessen Unterbringung in einem Zimmer vor einem ungesicherten Flachdach sei gef&#228;hrlich gewesen; die sich aus dieser Unterbringung ergebenden Gefahren h&#228;tte der Beklagte zu 2) ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen. Es komme jedoch nur ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 100.000,-- DM in Betracht, u.a. deshalb, weil das Verschulden des Beklagten zu 2) nicht gravierend sei; insoweit, d.h. wegen des 100.000,-- DM &#252;bersteigenden Betrages, hat das Landge&#173;richt dementsprechend eine Haftung auch der Beklagten zu 1) verneint; im &#252;brigen hat es insoweit eine weitere Sachaufkl&#228;rung f&#252;r erforderlich gehalten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sowohl der Kl&#228;ger als auch der Beklagte zu 2) haben gegen das vorgenannte Urteil Berufung eingelegt, der Kl&#228;ger am 14.1.1982, der Beklagte zu 2) am 29.1.1982. Nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung haben sie ihre Rechtsmittel am 15.3.1982 (einem Montag) bzw. 13.4.1982 (Dienstag nach Ostern) begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen und vertiefen ihr erstinstanz&#173;liches Vorbringen, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob der Beklagte zu 2) hinreichenden Anla&#223; hatte, Siche&#173;rungsma&#223;nahmen bez&#252;glich des Kl&#228;gers zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat ein von ihm eingeholtes Privatgutachten des Arztes f&#252;r Neurologie und Psychiatrie Dr. C2 vom 14.6.1982 vorgelegt und unter Bezugnahme hierauf geltend gemacht, der Beklagte zu 2) habe es unterlassen, einen Behandlungsplan aufzustellen; die tags&#252;ber verabreichten Medikamente (Atosil und Haldol) seien in der Dosierung viel zu niedrig angesetzt gewesen. Ein Wirkungseintritt der gegen 20&#176;&#176; Uhr verabreichten 4 Distraneurin sei erst nach 20 - 60 Minuten zu erwarten gewesen; au&#223;erdem sei wegen unterschiedlicher Resorptionsverh&#228;ltnisse bei deliranten Patienten eine Wirkung dieses Medikaments nicht im vorhinein sicher gewesen; offenkundig sei zur Zeit des Unfalls ja auch noch keine sedierende Wir&#173;kung aufgrund des verabreichten Distraneurin eingetreten; jedenfalls bis zum Eintritt der - erstrebten, aber nicht sicheren - sedierenden Wirkung sei eine intensive pflegerische Beobachtung notwendig gewesen; w&#228;re diese erfolgt, h&#228;tte es nicht zu dem Unfall kommen k&#246;nnen. Wegen weiterer Einzelheiten wird Bezug genommen auf den Inhalt des vorgelegten Gutachtens des Dr. C2 (Bl. 275 ff. GA).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zur Schmerzensgeldh&#246;he behauptet der Kl&#228;ger, sein Zustand habe sich zwischenzeitlich verschlimmert. Aufgrund der Blasenl&#228;hmung seien st&#228;ndig Entz&#252;ndungen aufgetreten.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es werde deshalb operativ ein k&#252;nstlicher Blasenausgang geschaffen werden m&#252;ssen. Er m&#252;sse eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen. Nach wie vor sei er nicht schmerzfrei. An eine berufliche Umschulung sei auf Jahre hinaus nicht zu denken.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich macht der Kl&#228;ger geltend, das verlangte Schmerzensgeld von 150.000,-- DM - statt der vom Land-gericht zuerkannten 100.000,-- DM - sei auch mit R&#252;ck&#173;sicht auf den Verschuldensgrad auf Seiten des Beklagten zu 2) angemessen; entgegen der im angefochtenen Urteil vertretenen Ansicht sei diesem nicht nur leichte Fahr&#173;l&#228;ssigkeit vorzuwerfen. Erg&#228;nzend wird insoweit auf die Ausf&#252;hrungen Seite 3 - 5 der Berufungsbegr&#252;ndung (B1. 236 - 238 GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten zu 2) zur&#252;ckzuweisen und auf seine, des Kl&#228;gers, Berufung unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Beklagten zu 2) zu verurteilen, an ihn 150.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 29. August 1979 zu zahlen, sowie das Urteil aufzuheben, soweit die weitergehende (d.h. die &#252;ber den Betrag von 100.000,-- DM hinaus&#173;gehende) Klage gegen&#252;ber der Beklagten, zu 1) abgewiesen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beide Beklagte beantragen,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vorsorglich, ihnen zu gestatten, Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffent&#173;lichen Sparkasse leisten zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) beantragt ferner,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Urteils die gegen ihn gerichtete Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">&#220;ber ihr erstinstanzliches Vorbringen hinaus bestreiten sie die Verwertbarkeit des vom Landgericht eingeholten Gutachtens des Prof. Dr. T mit der Begr&#252;ndung, gem&#228;&#223; Beschlu&#223; vom 16.12.1980 (B1. 130, 131 GA) sei Prof. Dr. I (Direktor der Universit&#228;ts-Nervenklinik und Poliklinik C3, an der seinerzeit auch Prof. Dr. T t&#228;tig war) zum Sachverst&#228;ndigen bestellt worden; dieser habe jedoch - das trifft zu - das Gut&#173;achten vom 19.6.1981 nicht mitunterzeichnet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"> In der Sache selbst machen die Beklagten geltend, au&#223;er der medikament&#246;sen Behandlung seien keine weiteren Sicherungsma&#223;nahmen erforderlich gewesen. Jedenfalls die gegen 20&#176;&#176; Uhr verabreichten 4 Distraneurin h&#228;tten - zumindest im Zusammenwirken mit dem schon vorher verabreichten Atosil und Haldol - zur Ruhigstellung ausgereicht. Zur Unfallzeit gegen 21&#176;&#176; Uhr - h&#228;tte die sedierende Wirkung l&#228;ngst eingetreten sein m&#252;ssen. Kurz vor dem Unfall habe der Kl&#228;ger au&#223;erhalb seines Zimmers noch mit der diensthabenden &#196;rztin Frau Dr. P gesprochen; dabei habe er nicht desorientiert gewirkt und es habe kein Anzeichen f&#252;r eine so un&#173;sinnige Handlung gegeben, wie sie der Kl&#228;ger kurz darauf alsdann vorgenommen habe. Im &#252;brigen sei der Kl&#228;ger nach R&#252;ckkehr in sein Zimmer so schnell auf den Stuhl und von diesem durch das Fenster auf das Flachdach gestiegen, da&#223; ein Eingreifen unm&#246;glich gewesen sei, der Unfall deshalb auch im Falle st&#228;ndiger Beobachtung durch eine Pflegerin bzw. einen Pfleger nicht zu ver&#173;hindern gewesen w&#228;re </p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 12.7.1982 hat der Senat den Beklagten aufgegeben, u.a. dazu Stellung zu nehmen, ob der Kl&#228;ger in einem Zimmer im Erdgescho&#223; h&#228;tte untergebracht werden k&#246;nnen und aus weichem Grund kein Anla&#223; gesehen worden sei, die Ehefrau des Kl&#228;gers zu bitten, bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung der verabreichten Medikamente am Bett ihres Mannes Wache zu halten. Mit Schriftsatz vom 13.8.1982 (B1. 326, 327 GA) haben die Beklagten hier&#173;zu geltend gemacht, eine gefahrlosere Unterbringung des Kl&#228;gers sei - wegen der Hanglage des Krankenhauses - auch im Erdgescho&#223; nicht m&#246;glich gewesen. Die Ehefrau des Kl&#228;gers h&#228;tte, wenn sie bei diesem geblieben w&#228;re, gegen 2000 Uhr das Krankenzimmer verlassen m&#252;ssen, da zu dieser Zeit die Nachtschicht ihren Dienst begonnen habe, ferner mit R&#252;cksicht auf die drei anderen m&#228;nnlichen Patienten im Krankenzimmer ein l&#228;ngerer Besuch der Ehe&#173;frau nicht h&#228;tte in Kauf genommen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat eine erg&#228;nzende Begutachtung durch Prof. Dr. T angeordnet. Es wird insoweit verwiesen auf dessen Erg&#228;nzungsgutachten vom 25.3.1983 (B1. 313 ff. GA).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben Einwendungen gegen dieses Gutachten erhoben und sich dabei auf eine von ihnen eingeholte gutachtliche Stellungnahme des Prof. Dr. C vom 20.6.1983 (B1. 338 ff. GA) gest&#252;tzt, auf deren Inhalt verwiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Im Termin vom 24.10.1983 hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. T sein Gutachten erl&#228;utert und zu Fragen des Gerichts der Parteien sowie _ des von den Beklagten zu ihrer Unterst&#252;tzung hinzugezogenen Prof. Dr. C Stellung ge&#173;nommen. Auf den Inhalt des Sitzungsprotokolls (B1. 347 - 349 GA) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Beide Berufungen sind zul&#228;ssig. Nur die des Kl&#228;gers hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823, 847 BGB zur Zah&#173;lung von Schmerzensgeld verpflichtet, weil er als be&#173;handelnder Arzt des Kl&#228;gers schuldhaft - wenn auch nicht &#173;grob fahrl&#228;ssig - Sicherungsma&#223;nahmen unterlassen hat, die den Unfall vermieden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Unstreitig lag beim Kl&#228;ger ein alkoholisches Delir vor. Der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. T hat Seite 9 seines Gutachtens vom 19.6.1981 (B1. 148 GA) &#252;berzeugend dargelegt, es sei bei einem deliranten Zustand der hier in Rede stehenden Art geradezu typisch, da&#223; der Bewu&#223;tseinsspiegel des Patienten sehr rasch schwanken k&#246;nne. Von einem Augenblick zum andern k&#246;nne sich der Grad der Orientierung entsprechend den Schwankungen der Bewu&#223;tseinslage &#228;ndern, ebenso die Aufmerksamtkeit, Auffassung, Stimmungslage und emotionale Ansprechbar&#173;keit, die oft zwischen Extremen fluktuiere; ein Patient, der jetzt noch bewu&#223;tseinsklar wirke, k&#246;nne sich kurze Zeit sp&#228;ter in einem Zustand deliranter Bewu&#223;tseins&#173;tr&#252;bung befinden und sei nach Zeit und Ort unsicher orientiert oder v&#246;llig desorientiert, w&#228;hrend die Orientierung hinsichtlich der pers&#246;nlichen Daten oft noch intakt sei.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Bedenken der Beklagten gegen die Verwertbarkeit dieses Gutachtens sind schon deshalb nicht stichhaltig, weil der Senat seinerseits Prof. Dr. T mit der Erstattung eines Gutachtens beauftragt und dieser so&#173;dann seine fr&#252;heren Ausf&#252;hrungen best&#228;tigt hat, und zwar jetzt unter Ber&#252;cksichtigung auch der ihm erst nach Erstattung seines fr&#252;heren Gutachtens bekannt gewordenen tats&#228;chlichen Umst&#228;nde, als da sind:</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160; Art der medikament&#246;sen Therapie.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160; Der Beklagte zu 2) ist nicht nur Facharzt f&#252;r innere Krankheiten, sondern auch f&#252;r Neurologie und Psychiatrie.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">c)&#160;&#160;&#160; Zwei der in demselben Zimmer untergebrachten Mit&#173;patienten waren nicht bettl&#228;gerig.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist die R&#252;ge bez&#252;glich der Verwertbarkeit des Gutachtens des Prof. Dr. T vom 19.6.1981 gem&#228;&#223; &#167; 295 ZPO ausgeschlossen, weil die Beklagten in der Schlu&#223;verhandlung erster Instanz vom 28.10.1981, ohne Widerspruch gegen die Verwertung des Gutachtens zu erheben, m&#252;ndlich verhandelt haben (Sitzungsproto&#173;koll Bl. 185 G). Bei dieser Verhandlung lag das betreffende Gutachten vor. Es war selbstverst&#228;ndlich, da&#223; das Gericht es verwerten wollte, denn ansonsten h&#228;tte es alsbald nach Eingang des Gutachtens die Sache an den mit Beschlu&#223; vom 16.12.1980 zum Sachverst&#228;ndigen be&#173;stellten Prof. Dr. I senden m&#252;ssen. Stattdessen hatte das Landgericht den Parteien eine Frist zur Stellungnahme zum Gutachten gesetzt (B1. 150 R, 155 R, 157 R GA). Der - angebliche - Verfahrensfehler des Land&#173;gerichts lag nicht erst in der Verwertung des Gutachtens im Urteil, also in einem der Verhandlung vom 28.10.1981 zeitlich nachfolgenden Umstand, sondern darin, da&#223; das nicht vom beauftragten Sachverst&#228;ndigen stammende Gut&#173;achten in den Proze&#223; eingef&#252;hrt wurde. Dies war sp&#228;testens in der Verhandlung vom 28.10.1981 der Fall und h&#228;tte dort von den Beklagten ger&#252;gt werden m&#252;ssen. Es ist unsch&#228;dlich f&#252;r die Anwendung des &#167; 295 ZP0, da&#223; der Ver&#173;handlung vom 28.10.1981 keine weitere Verhandlung nach&#173;folgte, sondern alsbald das Urteil verk&#252;ndet wurde. Unter "n&#228;chster m&#252;ndlicher Verhandlung" im Sinne des &#167; 295 Abs. 1 ZPO ist n&#228;mlich auch diejenige im Anschlu&#223; an die Beweisaufnahme in demselben Termin zu verstehen; ein neuer Termin, ist nicht notwendig (vgl. BVerwG NJ W 1977, 313, 314). Davon abgesehen ist die R&#252;ge gegen die Verwertung des in erster Instanz eingeholten Gutachtens des Prof. Dr. T unbeachtlich, weil sie auf leeren Formalismus hinausl&#228;uft. Mit Beschlu&#223; vom 24.9.1980 (B1. 118, 119 GA) hatte das Landgericht die Gutachterkommission f&#252;r &#228;rztliche Behandlungsfehler um die Benennung eines geeigneten Sachverst&#228;ndigen gebeten. Die &#196;rztekammer Nordrhein, schlug daraufhin Prof. Dr. T als Sachverst&#228;ndigen vor (Bl. 124 GA). Diesem wurden die Akten zwecks Gutachtenerstattung &#252;bersandt (Bl. 127 GA). Nur mit R&#252;cksicht auf die Mit&#173;teilung der Universit&#228;ts-Nervenklinik und Poliklinik C3 vom 10.12.1980 (Bl. 129 GA), die Begutachtung solle durch den Direktor der Klinik Prof. Dr. I oder dessen Vertreter im Amt erfolgen, kam es alsdann zur Bestellung des Prof. Dr. I zum Sachverst&#228;ndigen. Deren Anla&#223; war also ersichtlich nichts weiter als die klinikinterne Regelung, der sich das Landgericht - ob zu Recht oder zu Unrecht, sei hier dahingestellt - gebeugt hat. Auch nach dem Schreiben der Klinik vom 10.12.1980 ("oder Vertreter im Amt') konnte letztlich kaum ein vern&#252;nftiger Zweifel dar&#252;ber bestehen, da&#223; Prof. Dr. T der Sachbearbeiter sein w&#252;rde - er hatte das Schreiben in Vertretung f&#252;r den Direktor der Klinik unterschrieben - und da&#223; Prof. Dr. I, wenn &#252;berhaupt, dann "nur" das Gutachten mitunterzeichnen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Ansicht Prof. Dr. T, bei einem Alkohol&#173;delir sei es typisch, da&#223; die Bewu&#223;tseinslage sehr rasch schwanke und der im einen Moment noch bewu&#223;tseins&#173;klar wirkende Patient im n&#228;chsten zeitlich und &#246;rtlich unsicher orientiert oder v&#246;llig desorientiert sein und in diesem Zustand - ohne Selbstsch&#228;digungsabsicht -selbstsch&#228;digende Handlungen begehen k&#246;nne, ist auch der von den Beklagten beauftragte Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. C in seinen Gutachten vom 31.8.1981 und 20.6.1983 sowie im Senatstermin vom 24.10.1983 nicht entgegengetreten. Im Gegenteil hat er - bezogen auf den konkreten Fall - einen wechselnden Zustand der Bewu&#223;tseinst&#228;tigkeit und eine ebenfalls wechselnd aus&#173;gepr&#228;gte notorische Unruhe des Kl&#228;gers zugrunde gelegt <em>(S. </em>2 unten, 3 oben des Gutachtens vom 31.8.1981, Bl. 176, 177 GA). Es kommt nicht darauf an, da&#223; er die hier in Rede stehende Fehlhandlung des Kl&#228;gers als einen zwar "sicher in solchen Zust&#228;nden immer m&#246;glichen, aber sich auch in dieser Weise au&#223;ergew&#246;hnlich seltenen Vorgang" bezeichnet hat (S. 7 des Gutachtens vom 31.8.1981, Bl. 181 GA; s. ferner S. 3 des Gutachtens vom 20.6.1983, Bl. 340 GA), der ex ante so unwahrschein&#173;lich erscheinen m&#252;&#223;te, da&#223; weder eine Einweisung des Kl&#228;gers in ein psychiatrisches Krankenhaus noch dessen Fesselung geboten gewesen sei. Auch der Senat sieht keinen Fehler in dem Unterlassen der einen wie der anderen Ma&#223;nahme. Auf die Frage, ob es erw&#252;nscht oder unerw&#252;nscht ist, Alkoholdeliriker m&#246;glichst in psychia&#173;trischen statt Allgemeinkrankenh&#228;usern unterzubringen oder umgekehrt, kommt es nicht an; zumindest scheitert deren regelm&#228;&#223;ige Unterbringung in geschlossenen oder halboffenen Anstalten an den tats&#228;chlichen M&#246;glichkeiten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die &#220;berweisung des Kl&#228;gers in ein psychiatrisches Krankenhaus oder dessen Fesselung zu seinem eigenen Schutz nicht geboten waren, da&#223; ferner- auch davon geht der Senat zugunsten der Beklagten im Anschlu&#223; an deren Schriftsatz vom 13.8.1982 aus - dessen gefahrlosere Unterbringung im Krankenhaus C1 nicht <em>m&#246;glich </em>war, rechtfertigt bzw. entschuldigt aber nicht, da&#223; der Beklagte zu 2) trotz der erkennbaren Gefahr einer Eigensch&#228;digung den Kl&#228;ger weitgehend sich selbst &#252;ber-lassen hat, statt ihn bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung des verabreichten Distraneurin unterlaufender Beobachtung zu halten. So harmlos war das tags&#252;ber ge&#173;zeigte Verhalten des Kl&#228;gers keineswegs, da&#223; man ihm eine gewisse Freiz&#252;gigkeit und das Aufsuchen von Be&#173;reichen gestatten konnte, in denen sich &#252;blicherweise Aufstehpatienten aufzuhalten pflegen (so die Beklagten S. 2 ihres Schriftsatzes vom 18.12.1979, Bl. 24 GA), zumindest nicht ab dem sp&#228;ten Abend, da zum einen der Nachtdienst personell schw&#228;cher besetzt ist als der Tagesdienst, die gewisserma&#223;en automatische Kontrolle durch das Krankenhauspersonal deshalb notwendig geringer ist, zum andern das Delirsyndrom sich im allgemeinen am sp&#228;ten Nachmittag und Abend verst&#228;rkt (Prof. Dr. T S. 2 des Sitzungsprotokolls vom 24.10.1983, Bl. 348 GA; S. 4 des Gutachtens des Dr. C2 vom 14.6.1982, Bl. 278 GA), mag auch - ex post betrachtet - aus den vor&#173;liegenden Unterlagen &#252;ber den Tagesablauf im konkreten Fall eine Verschlimmerung des Zustands gegen Abend hin nicht zu erkennen sein (so Prof. Dr. T, a.a.0.). Ob es schon fehlerhaft war, den Kl&#228;ger tags&#252;ber unbe&#173;obachtet zu lassen und zu seiner Ruhigstellung nur 2 x 15 Tropfen Atosil und 5 Tropfen Haldol zu verab&#173;reichen - eine Dosis, die sowohl der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. T (S. 4 unten des Erg&#228;nzungsgutachtens vom 25.3.1983, Bl. 316 GA) als auch Dr. C2 (S. 3 seines Gutachtens vom 14.6.1982, Bl. 277 GA) als unzu&#173;reichend bezeichnet haben, - kann dahingestellt bleiben. Ein diesbez&#252;glicher Fehlerhat sich n&#228;mlich nicht ausgewirkt, da der Unfall sich erst am sp&#228;ten Abend er&#173;eignet hat, nachdem der Kl&#228;ger wirksamere Sedativa - n&#228;mlich 4 Distraneurin - erhalten hatte. Aber bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung dieser gegen 20&#176;&#176; Uhr gegebenen Medik&#228;mente h&#228;tte der Kl&#228;ger unter st&#228;ndiger Beobachtung gehalten werden m&#252;ssen. Der diesbez&#252;glichen Beurteilung des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T (s. insbesondere S. 3 des Erg&#228;nzungsgutachtens vom 25.5.1985, Bl. 315 GA), die mit derjenigen des Dr. C2 &#252;bereinstimmt (S. 6 des Gutachtens vom 14.6.1982, Bl. 280 GA), schlie&#223;t sich der Senat an. Den beiden Gut&#173;achten des Prof. Dr. C vom 31.8.1981 und 20.6.1983 sind keine substantiellen Anhaltspunkte daf&#252;r zu entnehmen, da&#223; eine Sitzwache am Bett des Kl&#228;gers bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung bei der - ma&#223;gebenden - Betrachtung ex ante entbehrlich erschienen sei. Das gilt um so mehr deshalb, weil das Verhalten des Kl&#228;gers w&#228;hrend des Tagesverlaufs schon f&#252;r sich genommen, also ohne Ber&#252;cksichtigung der &#252;b&#173;licherweise eintretenden Verschlimmerung zum sp&#228;ten Nachmittag bzw. Abend hin, die hier angeblich nicht festzustellen war, zeigte, da&#223; das Syndrom sich in sehr stark wechselnder Weise zeigte und vor dem Hinter- grund des ganzen Tagesablaufs klar sein mu&#223;te, da&#223; es sich, bezogen auf die Fluktuation des in Erscheinung tretenden Syndroms, um einen recht schweren Fall handelte (Prof. Dr. T S. 2 des Sitzungsprotokolls vom 24.10.1985, Bl. 548 GA). Dieser Feststellung des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T hat Prof. Dr. C i Im Termin vom 24.10.1983 nicht wider&#173;sprochen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der entsprechende Schweregrad - und daraus resultierend der Grad der Eigengef&#228;hrdung des Kl&#228;gers - wird bereits durch die Anamnese in der Krankengeschichte nahegelegt, in der es hei&#223;t (B1. 13 GA), der Patient sei zwar zur Person und zeitlich, nicht aber r&#228;umlich orientiert, klare Bewu&#223;tseinszust&#228;nde wechselten mit Zust&#228;nden der Benommenheit. Auch die a.a.O. wiedergegebenen Halluzinationen ("die Kleinen werfen mit Steinen ... so Gro&#223;e stehen da, die haben Messer <strong>...&#8220;) </strong>sind recht massiv.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auch die vom Landgericht durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme hat eine wechselnde Bewu&#223;tseinslage des Kl&#228;gers und - w&#228;hrend der Zeiten der Bewu&#223;tseinstr&#252;bung - erhebliche Wahnideen und teilweise auch Fehlhandlungen (ersichtlich als Folge zeitweise vorhandener r&#228;umlicher Desorientiertheit) ergeben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Was die Zeit unmittelbar vor der Einlieferung ins Krankenhaus angeht, so haben die Schwiegermutter des Kl&#228;gers und dessen Ehefrau &#252;ber massive Halluzinationen berichtet (S. 6 unten, 8 unten, 9 des Sitzungsprotokolls vom 2.4.1980, Bl. 87, 89, 90 GA); diese sind dem Be&#173;klagten zu 2) jedenfalls im wesentlichen bekannt geworden; sie haben n&#228;mlich ihren Niederschlag in der Anamnese (B1. 13 GA) gefunden. Auch w&#228;hrend seiner station&#228;ren Unterbringung am 15.11.1978 war der Kl&#228;ger zeitweise erheblich verwirrt. So &#228;u&#223;erte er gegen&#252;ber der Zeugin Krankenschwester N, es fielen Steine aus der Wand (S. 2 unten des Sitzungsprotokolls vom 2.4.1980, Bl. 83 GA). Mehrfach machte sich der Kl&#228;ger im Kranken&#173;hausflur zu schaffen und wollte dort irgendwelche Kisten abladen (Bekundungen der Krankenschwester E und der Krankenpflegerin E2, S. 4, 5 des Sitzungsprotokolls vom 2.4.1980, BI. 85, 86 GA); dabei sah er offenbar seinen Lastwagen auf dem Krankenhausflur stehen (Zeugin E2 Bl. 86 oben). Es blieb beim Kl&#228;ger also nicht bei Wahnideen und Halluzinationen, sondern er verhielt sich auch entsprechend diesen Trugbildern, nahm also im Zu&#173;stand r&#228;umlicher Desorientierung Fehlhandlungen vor.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Weiter f&#252;hrte er imagin&#228;re Telefongespr&#228;che bzw. suchtet diese von den unm&#246;glichsten Orten aus zu .f&#252;hren <img src="7_U_63_82_Urteil_19831124_3.png" alt="Die Entscheidung enth&#228;lt an dieser Stelle ein Bild oder eine Grafik." height="53" width="1" />(Bekundung der Zeugin B S. 6 des Sitzungsprotokolls vom 2.4.1980, Bl. 87 GA: Kl&#228;ger schaute unter sein Bett und sagte, er m&#252;sse telefonieren; Bekundung des Zeugen N2 eines Mitpatienten des Kl&#228;gers, S. 8 des Sitzungs&#173;protokolls, Bl. 89 GA: Tat so, als telefoniere er; Bekundung des Zeugen S, ebenfalls Patient, Sitzungsprotokoll vom 9.7.1980, Bl. 102 R GA: Kl&#228;ger f&#252;hrte von der Toilette aus ein vermeintliches Telefon&#173;gespr&#228;ch). Schlie&#223;lich hat der Zeuge N2 (a.a.O. Bl. 89 GA) zus&#228;tzlich bekundet, der Kl&#228;ger habe die W&#228;nde ab&#173;geklopft und gefragt, wo der Schalter zum Gabelstapler sei. Anderen Zeugen fiel am Kl&#228;ger dagegen nichts Besonderes auf; zeitweise konnte man sich mit ihm ganz vern&#252;nftig unterhalten. Hierin kommt die von dem Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T hervorgehobene sprung&#173;haft sich ver&#228;ndernde Bewu&#223;tseinslage zum Ausdruck. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch die Be&#173;kundung des auf demselben Zimmer untergebrachten Mitpatienten N2 a.a.O., dem das Verhalten des Kl&#228;gers unstet erschien, ferner die Bekundung des Zeugen S a.a.O., der mit dem Kl&#228;ger insgesamt dreimal zusammenge&#173;troffen ist, wobei er beim ersten Mal mit ihm &#252;ber 10 oder 15 Minuten ein. vern&#252;nftiges Gespr&#228;ch f&#252;hren konnte, w&#228;hrend er beim zweiten Mal feststellte, da&#223; der Kl&#228;ger von der Toilette aus ein imagin&#228;res Telefongespr&#228;ch f&#252;hrte, und beim dritten Zusammentreffen eben&#173;falls r&#228;umlich nicht orientiert erschien: Der Kl&#228;ger stand unmittelbar vor seinem Krankenzimmer und erkl&#228;rte dem Zeugen, er wolle "nach oben" in sein Krankenzimmer.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Unter den gegebenen Umst&#228;nden war es erforderlich, den Kl&#228;ger bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung der um 20oo Uhr verabreichten vier Kapseln Distraneurin unter st&#228;ndiger Beobachtung zu halten. Nachdem er immer wieder r&#228;umlich desorientiert gewesen war und entsprechend seinen Tr&#252;gbildern gehandelt hatte, lag es nicht fern, da&#223; er eine selbstgef&#228;hrdende Handlung begehen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Dabei spielt die konkrete Wahrscheinlichkeit gerade in Bezug auf das hier dann stattgefundene Geschehen ( Sturz vom Flachdach), die Prof.Dr.C anders als Prof.Dr. T als sehr gering veranschlagt hat, nicht die entscheidende Rolle. Es ging darum, den Kl&#228;ger allgemein vor selbstgef&#228;hrdenden bzw. selbstsch&#228;digenden Handlungen im Zustand der Bewu&#223;tseinstr&#252;bung zu sch&#252;tzen. So h&#228;tte sich ein Schaden derselben Art z.B. ergeben k&#246;nnen, wenn der Kl&#228;ger in einem solchen Zustand aus dem Krankenhaus auf die Stra&#223;e und dort vor ein Auto gelaufen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die "allgemeine&#8220; Gefahr selbstsch&#228;digender Handlungen (ohne Selbstmordabsicht-Suicidgefahr bestand tats&#228;chlich nicht) kann nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Prof. Dr. T jedenfalls nicht so gering ange&#173;setzt werden, da&#223; der Beklagte zu 2) sie vernachl&#228;ssigen durfte. In welcher konkreten Form sich diese Gefahr realisierte, ist f&#252;r die Sicherungspflicht belanglos.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 2) durfte nicht darauf vertrauen, da&#223; der Kl&#228;ger durch die in seinem Zimmer untergebrachten Mitpatienten gen&#252;gend beobachtet w&#252;rde. In &#220;berein&#173;stimmung mit dem Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. T (S. 2 unten des Gutachtens vom 25.3.1983, Bl. 314 GA) h&#228;lt der Senat eine solche Beobachtung f&#252;r unzureichend, auch wenn es sich um sog. Aufsteh-Patienten handelt. Diese sind meist im wesentlichen mit ihren eigenen Leiden besch&#228;ftigt und deshalb &#252;berfordert, aber auch nicht zust&#228;ndig daf&#252;r, ihren Mitpatienten zu &#252;ber&#173;wachen, um selbstgef&#228;hrdende Handlungen zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Es kommt hier hinzu, da&#223; den Mitpatienten nicht einmal gesagt worden ist, da&#223; der Kl&#228;ger u.U. selbstgef&#228;hrdende Handlungen begehen k&#246;nne und sie deshalb auf ihn ein Auge haben sollten.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Seite 4 des Schriftsatzes vom 15.10.1981 (B1. 168 GA) behauptete allgemeine Anweisung an das Pflegepersonal hinsichtlich der besonderen Beobachtung von Patienten mit einer Erkrankung, wie sie hier beim Kl&#228;ger vorlag, ist schon deshalb bedeutungslos, weil die Beklagten den Inhalt dieser Anweisung nicht n&#228;her konkretisiert haben, obwohl der Kl&#228;ger Seite 4 seiner Berufungsbegr&#252;ndung (B1. 237 GA) zu Recht darauf hingewiesen hat, da&#223; das diesbez&#252;gliche Vorbringen viel zu wenig konkret sei.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"> Im &#252;brigen:</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Wenn der Beklagte zu 2) den Zustand des Kl&#228;gers selbst als so harmlos ansah, da&#223; ihm eine gewisse Freiz&#252;gigkeit und das Aufsuchen von Bereichen gestattet wurde, wo Aufsteh-Patienten sich &#252;blicherweise aufzuhalten pflegen (so <em>S. </em>2 des Schriftsatzes vom 18.12.1979, Bl. 24 GA), so konnte er kaum erwarten, da&#223; das Pflegepersonal den Zustand des Kl&#228;gers als weniger harmlos einstufte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Da&#223; f&#252;r den Abend dem Kl&#228;ger Bettruhe verordnet war, wie die Zeugin J, Nachtschwester bei der Beklagten zu 1), bekundet hat (S. 2 oben des Sitzungsprotokolls vom 2.4.1980, Bl. 83 GA), war selbstverst&#228;ndlich keine ausreichende Sicherungsma&#223;nahme. Es lag auf der Hand, da&#223; der Kl&#228;ger sich an diese Anordnung nicht halten w&#252;rde, sobald er seine r&#228;umliche Orientierung wieder verlor. Tats&#228;chlich hat er sich an die Anordnung auch nicht ge&#173;halten, wie die Bekundungen der Nachtschwester a.a.O. und der an dem betreffenden Abend diensthabenden &#196;rztin Dr. P (S. 2 des Sitzungsprotokolls vom 17.9.1980, Bl. 112 GA) zeigen. Da&#223; der Kl&#228;ger diesen beiden Zeuginnen ansprechbar und vern&#252;nftig erschien und da&#223; er ihren Anordnungen willig Folge leistete, besagt nichts gegen eine Sicherungspflicht, sondern zeigt allenfalls, da&#223; der Kl&#228;ger in dem Zeitpunkt der betreffenden Gespr&#228;che bewu&#223;tseinsklar war. Das konnte sich aber im n&#228;chsten Moment &#228;ndern, wie der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. Tler) aufgrund seines Erfahrungswissens und aufgrund der hier getroffenen konkreten Feststellungen ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks"> Es ist unerheblich, da&#223; sich der Unfall zu einem Zeit&#173;punkt ereignet hat, zu dem die sedierende Wirkung der gegen 20&#176;&#176; verabreichten 4 Kapseln Distraneurin an sich schon h&#228;tte eingetreten sein m&#252;ssen. Bei seiner Anh&#246;rung hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. T ausgef&#252;hrt, es gebe immer wieder F&#228;lle, in denen auch die Gabe von 4 Distraneurin nicht reiche und die Dosis erheblich h&#246;her liegen, notfalls zur Infusionstherapie &#252;bergegangen werden m&#252;sse (S. 1 unten des Sitzungsprotokolls vom 24.10.1983, Bl. 347 GA). Dieser Feststellung hat der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. C nicht widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Auch Dr. C2 hat Seite 5 seines Gutachtens vom 14.6.1982 (B1. 279 GA) ausgef&#252;hrt, bei oraler Verab&#173;reichung von Distraneurin sei die Wirksamkeit nicht von vornherein anzunehmen; manchmal spreche der Patient auf die betreffende Behandlung nicht an; als Ursache hierf&#252;r w&#252;rden Resorptionsst&#246;rungen im Magen-Darm-Trakt angenommen; deshalb sei trotz ausreichend hoher Einzel&#173;dosis von Distraneurin die sorgf&#228;ltige Beobachtung und &#220;berwachung des Patienten notwendig.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht ersichtlich, da&#223; eine Sitzwache am Bett des Kl&#228;gers bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung aus personellen Gr&#252;nden nicht m&#246;glich war. Augenschein&#173;lich wurde die Sitzwache deshalb nicht angeordnet, weil die Gefahr f&#252;r den Kl&#228;ger untersch&#228;tzt wurde. Selbst wenn eine Sitzwache durch eine Krankenschwester nicht m&#246;glich gewesen w&#228;re, entschuldigt das den Beklagten zu 2) nicht. Er h&#228;tte sodann die Ehefrau des Kl&#228;gers &#252;ber die Gefahr unterrichten und sie bitten m&#252;ssen, bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung am Bett ihres Mannes Wache zu halten. Da&#223; die Ehefrau hierzu bereit gewesen w&#228;re, wenn ihr die f&#252;r ihren Ehemann bestehende Gefahr vor Augen gef&#252;hrt worden w&#228;re, kann keinem vern&#252;nftigen Zweifel unter&#173;liegen, wird von den Beklagten auch nicht in Abrede gestellt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Deren Einwand Seite 2 des Schriftsatzes vom 13.8.1982, mit R&#252;cksicht auf die drei andern m&#228;nnlichen Patienten im Krankenzimmer habe ein l&#228;ngerer Besuch der Ehefrau nicht in Kauf genommen werden k&#246;nnen, h&#228;lt der Senat f&#252;r abwegig unter Ber&#252;cksichtigung der f&#252;r den Kl&#228;ger bestehenden Gefahrenlage. Wenn die Beklagten nicht in der Lage waren, aus dem Personal des Krankenhauses eine Sitzwache f&#252;r die Zeit bis zum Eintritt der sedierenden Wirkung abzustellen, und wenn sie auch nicht bereit waren, die Ehefrau des Kl&#228;gers &#252;ber 2000 Uhr hinaus im Krankenzimmer zu dulden, so h&#228;tten sie dessen Verlegung in ein anderes Krankenhaus veranlassen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist davon &#252;berzeugt, da&#223; im Falle einer Sitz&#173;wache der Unfall vermieden worden w&#228;re. Da&#223; der Kl&#228;ger so schnell auf den Stuhl und von dort aus dem Fenster auf das Flachdach stieg, da&#223; seine Mitpatienten nicht mehr eingreifen konnten, besagt nichts gegen den Kausalzusammenhang. Die Mitpatienten wurden durch das Ver&#173;halten des Kl&#228;gers naturgem&#228;&#223; v&#246;llig &#252;berrascht. Sie hatten ihn nicht st&#228;ndig im Auge und ihnen war &#252;ber dessen Eigengef&#228;hrdung auch nichts gesagt worden. Dies w&#228;re bez&#252;glich der Sitzwache ganz anders gewesen. So schnell konnte der Kl&#228;ger kaum aus dem Fenster steigen, da&#223; die Wachperson nicht die M&#246;glichkeit gehabt h&#228;tte,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">ihn hieran notfalls gewaltsam zu hindern. Im &#252;brigen ist nach dem gesamten Verhalten des Kl&#228;gers, das er w&#228;hrend des Tages gezeigt hat, zweifelsfrei, da&#223; er nicht einmal gewaltsam an dem Besteigen des Flachdaches h&#228;tte gehindert werden m&#252;ssen. Auch w&#228;hrend der Zeiten, zu denen er r&#228;umlich desorientiert war, lie&#223; er sich durch gutes Zureden von seinen unsinnigen Vorhaben abbringen. So kehrte er jeweils willig in sein Kranken&#173;zimmer zur&#252;ck, wenn ihm dies geboten wurde. Der Sach&#173;verst&#228;ndige Prof. Dr. T hat im Termin vom 24.10.1983 ausgef&#252;hrt, die leidliche Lenkbarkeit des Kl&#228;gers tags&#252;ber spreche nicht gegen die Voraussehbar&#173;keit einer selbstgef&#228;hrdenden Handlung; gerade bei Alkoholdelirien sei es typisch, da&#223; die Patienten f&#252;r eine kurze Zeit einer gegebenen Weisung oder einem Auf&#173;trag durchaus willig folgten; das schlie&#223;e nicht aus, da&#223; alsbald danach eine v&#246;llige Fehlaktion erfolge (S. 2 unten, 3 oben des Sitzungsprotokolls vom 24.10. 1983, Bl, 348, 349 GA).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Tatsache, da&#223; im gesamten Tagesverlauf des 15.11.1978 gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger keine Gewalt angewendet werden mu&#223;te, um ihn von unsinnigen Vorhaben abzubringen, spricht kein nachvollziehbarer Grund f&#252;r die Annahme der Beklagten, eine Sitzwache w&#228;re nicht in der Lage gewesen, den Kl&#228;ger vom Besteigen des Flachdaches abzubringen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Schmerzensgeldes bemi&#223;t der Senat mit 150.000,-- DM entsprechend dem Antrag des Kl&#228;gers. Auf die Seite 2 der Berufungsbegr&#252;ndung (B1. 235 GA)</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">behaupteten zus&#228;tzlichen Beschwerden, die die Beklagten bestritten haben, kommt es dabei nicht an. Bereits die unstreitigen Beeintr&#228;chtigungen - komplette Querschnitt- l&#228;hmung ab dem dritten Lendenwirbel, inkomplette ab dem ersten Lendenwirbel; Blasen- und Mastdarml&#228;hmung; Unf&#228;higkeit, den Geschlechtsverkehr auszu&#252;ben; auf Lebenszeit an den Rollstuhl gefesselt - sind bei einem zum Schadenszeitpunkt 39-j&#228;hrigen Menschen so gravierend, da&#223; ein Schmerzensgeld von 150.000,-- DM erforderlich erscheint, dies auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstands, da&#223; die sog. Genugtuungsfunktion des Schmerzensgeldes hier nicht zugunsten des Kl&#228;gers ins Gewicht f&#228;llt, weil den Beklagten zu 2) kein grobes Verschulden trifft; er hat in der konkreten Situation die Gefahrenlage untersch&#228;tzt; ein solcher Fehler kann auch einem an sich gewissenhaften Arzt im Einzelfall durchaus unter&#173;laufen -. Auch die Tatsache, da&#223; der Schaden unmittelbar durch eine eigene Handlung des Kl&#228;gers herbeigef&#252;hrt worden ist, die er zwar im Zustand der Schuldunf&#228;higkeit begangen hat, die aber letztlich zur&#252;ckgeht auf &#252;ber&#173;m&#228;&#223;igen Alkoholkonsum zu fr&#252;heren Zeiten (also kein Anwendungsfall des &#167; 8<em>27 </em>Satz 2 BGB), h&#228;lt der Senat unter Ber&#252;cksichtigung der schweren Beeintr&#228;chtigung des Kl&#228;gers f&#252;r nicht ausreichend; um das Schmerzensgeld unter 150.000,--DM anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Was die Berufung des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der Beklagten zu 1) angeht, so ist auf dessen Antrag in entsprechender Anwendung des &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO das angefochtene Urteil insoweit aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen. Aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen ergibt sich, da&#223; die Abweisung der &#252;ber 100.000,-- DM hinausgehenden Klage mit der vom Landgericht gegebenen Begr&#252;ndung, ein h&#246;heres Schmerzensgeld stehe dem Kl&#228;ger keinesfalls zu, nach Ansicht des Senats unzutreffend ist. &#220;ber der Anspruchsgrund hat das Landgericht bez&#252;glich der Be-klagten zu 1) nicht entschieden; es hat insoweit eine Kl&#228;rung der Frage f&#252;r erforderlich gehalten, ob der Beklagte zu 2) als deren Organ (&#167; 31 BGB) oder Verrich&#173;tungsgehilfe (&#167; 831 BGB) anzusehen ist. Die Vorschrift des &#167; 538 Abs. 1 Nr. 3 ZPO betrifft den umgekehrten Fall, n&#228;mlich, da&#223; das Landgericht nur &#252;ber den Anspruchsgrund, nicht aber &#252;ber die Anspruchsh&#246;he entschieden hat. Der dieser Vorschrift zugrunde liegende Gedanke, da&#223; nach M&#246;glichkeit sowohl bez&#252;glich des Anspruchsgrundes als auch bez&#252;glich der Anspruchsh&#246;he zwei Tatsacheninstanzen zur Verf&#252;gung stehen sollen, l&#228;&#223;t es aber geboten er&#173;scheinen, diese Bestimmung auch im hier zur Er&#246;rterung stehenden Fall anzuwenden. Eine eigene Sachentscheidung (&#167; 540 ZPO) hinsichtlich der Beklagten zu 1) h&#228;lt der Senat nicht f&#252;r angemessen, sie ist auch nicht beantragt.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das weitere Verfahren vor dem Landgericht wird auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Sofern das Landgericht auch nach Vorlage des Dienstver&#173;trages zwischen den beiden Beklagten (B1. 216 - 221 GA)&#160; noch Zweifel an der Organstellung des Beklagten zu 2) gem&#228;&#223; &#167; 31 BGB haben sollte, ergibt sich daraus keines&#173;wegs, da&#223; eine Haftung der Beklagten zu 1) nicht in Betracht kommt. War der Beklagte zu 2) nicht Organ im Sinne des &#167; 31 BGB, so war er Verrichtungsgehilfe im Sinne des &#167; 831 BGB (vgl. BGH NJW 1980, 1901 ff.) Den Entlastungsbeweis nach der letztgenannten Vorschrift hat die Beklagte zu 1) bisher nicht angetreten, aller&#173;dings hatte sie hierzu mit R&#252;cksicht auf den Hinweisbe&#173;schlu&#223; des Landgerichts vorn 9.12.1981 (B1. 209 GA) auch keinen Anla&#223;.</p><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beklagten zu 2) beruht auf &#167;&#167; 91, 97 Abs. 1 ZPo. Im &#252;brigen h&#228;ngt die Kostenverteilung davon ab, wie der Rechtsstreit gegen&#252;ber der Beklagten zu 1) ausgeht.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Sie ist deshalb dem Landgericht vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks"> Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Streitwert zweiter Instanz: 150.000,-- DM. Beschwer:</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">a)&#160;&#160;&#160; der Beklagten zu 1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 50.000,-- DM,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">b)&#160;&#160;&#160; des Beklagten zu 2))&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 150.000,-- DM.</p>
315,717
olgham-1983-11-23-1-ws-17283
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ws 172/83
1983-11-23T00:00:00
2019-03-13T15:12:11
2019-03-27T09:42:24
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1123.1WS172.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Dem Angeklagten wird Rechtsanwalt ... aus ... zum Pflichtverteidiger f&#252;r das Revisionsverfahren bestellt.</p> <p>Die Bestellung umfa&#223;t nicht die Vertretung des Angeklagten in einer etwaigen Revisionsverhandlung.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens und die dem Angeklagten insoweit entstandenen notwendigen Auslagen tr&#228;gt die Staatskasse.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem Angeklagten war unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses ein Pflichtverteidiger f&#252;r die Revisionsinstanz zu bestellen, weil die Voraussetzungen des &#167; 140 Abs. 2 StPO daf&#252;r vorliegen. Die Strafkammer hat im Urteil vom 16.8.1983 festgestellt, bei dem Angeklagten handele es sich um eine gem&#252;tsarme, primitiv strukturierte Pers&#246;nlichkeit, die zu au&#223;erordentlich starker Aggressivit&#228;t besonders gegen&#252;ber Beh&#246;rden und Amtstr&#228;gern neige. Der Angeklagte sei offensichtlich von einem andauernden Mi&#223;trauen gegen&#252;ber seiner Umwelt erf&#252;llt und glaube st&#228;ndig, man wolle ihm Unrecht tun. Es sei nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; in dem Verhalten des Angeklagten paranoide Z&#252;ge im Sinne einer schweren seelischen Abartigkeit gem&#228;&#223; &#167; 20 StGB zum Ausdruck k&#228;men.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei dieser m&#246;glicherweise bestehenden seelischen Abartigkeit, f&#252;r die auch die dem Angeklagten, zur Last gelegte Straftat und sein Verhalten bei Einlegung der Berufung sprechen, erscheint die Mitwirkung eines Verteidigers in der Revisionsinstanz geboten, weil die Sach- und Rechtslage im Hinblick auf die Frage der Schuldf&#228;higkeit des Angeklagten schwierig erscheint und der Angeklagte sich offenbar selbst nicht sinnvoll verteidigen kann. Das gilt auch unter Ber&#252;cksichtigung der M&#246;glichkeit, die Revisionsbegr&#252;ndung zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle zu erkl&#228;ren. Denn von dem Angeklagten kann nicht erwartet werden, da&#223; er die Rechtslage so &#252;bersieht oder entsprechenden Belehrungen des Urkundsbeamten ausreichend zug&#228;nglich ist, um zu erkennen, welche Revisionsantr&#228;ge zu stellen und welche R&#252;gen zu erheben f&#252;r ihn zweckm&#228;&#223;ig sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der bisherige Wahlverteidiger die Revision bereits schrifts&#228;tzlich begr&#252;ndet hat und die Revisionsbegr&#252;ndungsfrist abgelaufen ist, steht der Bestellung eines Pflichtverteidigers nicht entgegen. Denn die Beiordnung ist vor der Begr&#252;ndung der Revision beantragt worden. In den F&#228;llen der notwendigen Verteidigung mu&#223; der Angeklagte au&#223;erdem auch nach Einlegung und Begr&#252;ndung der Revision einen Verteidiger haben (OLG Hamm, 3 Ws 459/69 vom 15.10.1969; vgl. auch Kleinknecht/Meyer, StPO, 36. Aufl., &#167; 140 Rz. 4). Rechtsanwalt ... hat erkl&#228;rt, da&#223; er f&#252;r den Fall seiner Bestellung zum Pflichtverteidiger, "ausschlie&#223;lich zur Herbeif&#252;hrung der formellen Voraussetzungen" (der Bestellung) das Wahlmandat niederlege. Darin liegt die Erkl&#228;rung, da&#223; die Wahlverteidigung mit der Bestellung des Wahlverteidigers zum Pflichtverteidiger enden soll.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beiordnung des Pflichtverteidigers war nicht auf die etwaige Revisionsverhandlung zu erstrecken (vgl. insoweit BGHSt 19, 258).</p>
315,718
olgham-1983-11-23-20-u-3683
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 36/83
1983-11-23T00:00:00
2019-03-13T15:12:14
2019-03-27T09:42:24
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1123.20U36.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 10. November 1982 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin f&#252;r den Schadensfall vom 18./19.12.1981 Versicherungsschutz aus der Betriebshaftpflichtversicherung zu gew&#228;hren, soweit nicht die Ausschlu&#223;klauseln &#167;4 I 6 a AHB und &#167;4 II 2 AHB eingreifen. Soweit Ersatz f&#252;r Gew&#228;ssersch&#228;den begehrt wird, ist der Deckungsschutz auf 2/3 beschr&#228;nkt.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen. Die weitergehende Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Zur Entscheidung &#252;ber die Anspruchsh&#246;he wird der Rechtsstreit an das Landgericht Dortmund zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Die Kostenentscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Berufung - bleibt dem Schlu&#223;urteil des Landgerichts vorbehalten.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt ein Unternehmen f&#252;r Landschaftsgestaltung und Tiefbau. Sie hat bei der Beklagten eine Betriebshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Nach dem Versicherungsschein vom 20.4.1979 (Bl. 117 d.A.) waren die beigef&#252;gten Bedingungen Gegenstand des Versicherungsvertrages (Bl. 118 ff.). Diese Bedingungen enthalten unter anderem folgende Bestimmungen:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>4. Mitversicherte Nebenwagnisse</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><i>Mitversichert ist im Rahmen dieses Vertrages, auch ohne besondere Anzeige, die gesetzliche Haftpflicht aus allen betriebs&#252;blichen Nebenwagnissen, insbesondere die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers</i></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>4.4 aus Besitz und Unterhaltung von Zapfstellen und Tankanlagen ...</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>6. Besondere Bedingungen f&#252;r das Baugewerbe</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>Mitversichert ist im Rahmen dieses Vertrages die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>6.1 aus Gew&#228;ssersch&#228;den - <u>au&#223;er Anlagenrisiko</u> sowie Abw&#228;sser- und Einwirkungsrisiko - gem&#228;&#223; den besonderen Bedingungen f&#252;r die Versicherung der Haftpflicht aus Gew&#228;ssersch&#228;den im Rahmen der Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung.</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>11. Versehensklausel</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Versichert sind auch versehentlich nicht gemeldete, nach Beginn der Versicherung eingetretene Risiken, die im Rahmen des versicherten Betriebs liegen und weder nach den allgemeinen noch besonderen Bedingungen des Vertrages von der Versicherung ausgeschlossen sind.</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach Ziffer 13 des Vertrages waren die allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung (AHB) sowie die besonderen Bedingungen f&#252;r die Versicherung der Haftpflicht aus Gew&#228;ssersch&#228;den - au&#223;er Anlagenrisiko ... - Gegenstand des Versicherungsvertrages. Dieser Vertrag wurde aufgrund einer Verhandlung im Hause der Beklagten in M&#252;nster geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Urspr&#252;nglich und auch zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses befand sich auf dem Betriebsgrundst&#252;ck der Kl&#228;gerin, das diese von ihrem Gesellschafter und Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Komplement&#228;r-GmbH ... gepachtet hatte, zur Sicherstellung der Kraftstoffversorgung des Fahrzeugparks der Kl&#228;gerin eine oberirdische Beh&#228;lteranlage mit aufgesattelter Zapfs&#228;ule und einem Inhalt von ca. 3.000 Litern. 1980 wurde diese Anlage nach l&#228;ngerer Bauzeit durch eine unterirdisch eingebaute ordnungsbeh&#246;rdlich genehmigte Lagerbeh&#228;lteranlage von 5.000 Litern Benzin und 25.000 Litern Dieselkraftstoff ersetzt. Die Inbetriebnahme erfolgte im Oktober 1980.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Am 17./18.12.1981 liefen durch ein Leck im &#246;lf&#252;hrenden Rohrleitungssystem der Zapfs&#228;ule ca. 20.000 Liter Diesel&#246;l aus und sickerten zum Teil in den Boden bis zur Grundwasserzone ein. Der &#252;berwiegende Teil flo&#223; &#252;ber das unbefestigte Gel&#228;nde in einen Wegeseitengraben und von dort in den ...bach und den ... Bach - ... Bach bis zur Kl&#228;ranlage ....</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nach ihrer Darstellung in erster Instanz entstand der Kl&#228;gerin ein damals schon bezifferbarer Schaden in H&#246;he von 150.670,26 DM. Die Beklagte hat Leistungen abgelehnt, da f&#252;r Gew&#228;ssersch&#228;den nach dem Inhalt des Versicherungsvertrages kein Versicherungsschutz bestehe.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint, die Beklagte sei schon nach dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag leistungsverpflichtet. Zumindest hafte die Beklagte aber deshalb, weil sie in den Versicherungsvertrag die daf&#252;r n&#246;tigen Bestimmungen nicht aufgenommen habe, obwohl sie die Kl&#228;gerin, durch ihren Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ... bei der Verhandlung in ... deutlich gemacht habe, da&#223; sie umfassenden Versicherungsschutz habe erreichen wollen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Antrag gestellt</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 150.670,26 DM nebst 14 % Zinsen seit dem 16.7.1982 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihr aus dem Versicherungsvertrag Nr. ... f&#252;r das Schadensereignis vom 18./19.12.1981 Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, der Zeuge ... habe sich bei Aufstellen des neuen unterirdischen Tanks um den Abschlu&#223; eines zus&#228;tzlichen Versicherungsvertrages bem&#252;ht. Die Kl&#228;gerin habe erkl&#228;rt, dessen Abschlu&#223; solle bis zur Inbetriebnahme zur&#252;ckgestellt werden. Danach sei der Zeuge ... nicht mehr von der Kl&#228;gerin benachrichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit der form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wiederholt im wesentlichen ihr erstinstanzliches Vorbringen. Die Beklagte hafte zumindest wegen Verschuldens bei Vertragsschlu&#223;. Sie, die Kl&#228;gerin, habe wegen Auslegungsschwierigkeiten bei einem anderen Versicherungsfall ausdr&#252;cklich gew&#252;nscht, f&#252;r die Zukunft gegen "alles" versichert zu sein, und das habe ihr die Beklagte bei der Neuordnung des Vertrages zugesagt. Die Beklagte sei daher verpflichtet gewesen, auf den etwa fehlenden Versicherungsschutz bei Gew&#228;ssersch&#228;den habe hinzuweisen. Au&#223;erdem sei der Zeuge ... auch noch ausdr&#252;cklich bei der Inbetriebnahme des gr&#246;&#223;eren Tanks benachrichtigt worden. Er habe dennoch nichts veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Von den gesamten schon bezifferten Kosten seien wegen der Wasserverschmutzung solche in H&#246;he von 70.776,76 DM, wegen der Bodenverschmutzung 129.608,29 DM und f&#252;r die Instandsetzung der Tankanlage 1.093,05 DM (insoweit wurde die Klage zur&#252;ckgenommen) entstanden. Wegen der Einzelheiten der Berechnung wird auf den Schriftsatz vom 22.9.1983 (215 ff. d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach R&#252;cknahme der Klage in H&#246;he von 1.390,05 DM nebst Zinsen beantragt die Kl&#228;gerin nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an sie 149.577,21 DM nebst 14 % Zinsen seit dem 16.7.1982 zu zahlen sowie festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, f&#252;r das fragliche Schadensereignis Deckung aus dem Versicherungsvertrag zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ebenfalls ihr erstinstanzliches Vorbringen. Sie vertritt die Ansicht, da&#223; zwar nur Gew&#228;ssersch&#228;den ausgeschlossen seien. Dies f&#252;hre im konkreten Fall jedoch zu ihrer v&#246;lligen Leistungsfreiheit. Bei den Kosten der Beseitigung der Bodenverschmutzung handele es sich n&#228;mlich in Wirklichkeit um Kosten der Gew&#228;ssersch&#228;den, da diese nur notwendig geworden seien, um weitere Gew&#228;ssersch&#228;den zu verhindern. Im &#252;brigen seien diese Sch&#228;den auch deshalb ausgeschlossen, da &#167;4 II 2 AHB eingreife, da das Grundst&#252;ck Eigentum des Gesellschafters und des Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin ... sei.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ... und .... Diese haben bekundet:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">... (fr&#252;her: ...):</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ich habe einige Male mit dem Zeugen ... von der ... w&#228;hrend der l&#228;ngeren Bauzeit der neuen unterirdischen Anlage dar&#252;ber gesprochen, wie und da&#223; die Tankanlage versichert werden sollte. Dies ist von mir angeregt worden. "Es h&#228;tte ja etwas passieren k&#246;nnen." Ich dachte an eine besondere zus&#228;tzliche Versicherung und habe deshalb mehrfach Herrn ... angesprochen. Ob die Anlage schon aufgrund des allgemeinen Versicherungsvertrages versichert gewesen w&#228;re, wei&#223; ich nicht. Ich bin hier aber auch besonders vorsichtig. Wir haben uns schlie&#223;lich darauf geeinigt, abzuwarten, bis das Bauvorhaben abgeschlossen und die neue Anlage in Betrieb genommen werde. Als das geschehen war, habe ich im Laufe der folgenden Woche angerufen und im B&#252;ro des Zeugen ... mit dessen Tochter gesprochen. Diese habe ich davon benachrichtigt, da&#223; die Anlage nunmehr in Betrieb genommen sei. Ich nahm nun an, da&#223; nun "irgend etwas oder irgendwer kommen werde". Ich selbst bin aber dann bei der Kl&#228;gerin Anfang November 1980 ausgeschieden. Die Anlage ist September/Oktober 80 in Betrieb genommen worden. Solange ich bei der Kl&#228;gerin noch t&#228;tig war, habe ich von dem Zeugen ... hinsichtlich der Tankanlage nichts mehr geh&#246;rt. Sonst sind irgendwelche &#196;nderungen von Herrn ... oder seinem B&#252;ro immer gleich bearbeitet worden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Als Herr ... nach Abschlu&#223; des Vertrages aus ... zur&#252;ckkam, sagte er mir: "So, jetzt sind wir gegen alles versichert."</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zeuge ...:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">In meiner Eigenschaft als Versicherungsvertreter war ich h&#228;ufig bei der Kl&#228;gerin. Bei einer Gelegenheit sagte mir die damalige Frau ... und jetzige Frau ..., der neue Tank m&#252;sse versichert werden. Ich hatte bereits begonnen, den Antrag auszuf&#252;llen, als Herr ... hinzukam und sagte, dies sei jetzt noch nicht n&#246;tig. Man solle abwarten, bis der neue Tank in Betrieb genommen werde. Bei dem Antragsformular, das ich bereits begonnen hatte auszuf&#252;llen, handelte es sich um ein solches f&#252;r die Versicherung von Gew&#228;ssersch&#228;den einschlie&#223;lich des Anlagerisikos. Damals war mir bekannt, da&#223; der Grundvertrag hier Gew&#228;ssersch&#228;den nicht versicherte. Ich meinte, da&#223; das Auslaufen von &#214;l und Benzin aus dem Tank nicht versichert war. Sp&#228;ter habe ich dann von der Kl&#228;gerin nichts mehr hinsichtlich der Versicherung dieses Tankes geh&#246;rt. Meine Tochter, die seit 10 Jahren in meinem B&#252;ro t&#228;tig ist und den Schadensau&#223;endienst &#252;bernommen hat, hat mich nicht benachrichtigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Ich nehme auch an, da&#223; Herr ... bei der Vereinbarung in ..., bei der ich ebenfalls zugegen war, sich gegen alles versichern wollte. Er brachte zum Ausdruck, da&#223; er eine "Rundumabsicherung" wollte. Ob ich damals gemerkt habe, da&#223; der Gew&#228;sserschaden nicht versichert war, und weshalb ich dann nichts gesagt habe, wei&#223; ich nicht mehr. Ich hatte die Verhandlung den Herren von der Beklagten &#252;berlassen, die Fachleute sind.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach dem Schadensfall habe ich zun&#228;chst gemeint, Versicherungsschutz bestehe eventuell aufgrund der Vorsorgeversicherung. Die Beklagte hat mir dann aber erkl&#228;rt, es bestehe kein Versicherungsschutz. Sie hat sich deshalb auch geweigert, bei dem Schadensfall irgendwie t&#228;tig zu werden, um auch nicht einen Anschein f&#252;r das Bestehen von Versicherungsschutz zu erwecken.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat nur zum Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des zwischen den Parteien vereinbarten Versicherungsvertrages besteht nur eingeschr&#228;nkter Versicherungsschutz f&#252;r die Tankanlage in dem hier streitigen Schadensfall. Versicherungsschutz ist ausgeschlossen, soweit es sich um Gew&#228;ssersch&#228;den handelt. Soweit andere Sch&#228;den entstanden sind, sind die Ausschlu&#223;klauseln der AHB zu beachten. Es kommen hier ganz oder teilweise &#167;4 I 6 a und II 2 AHB in Betracht, da das Betriebsgrundst&#252;ck der Kl&#228;gerin, auf dem der Schaden zumindest &#252;berwiegend entstanden ist, von dem Gesellschafter ... gepachtet war.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsvertrag vom 20.4.1979 gew&#228;hrt keinen Versicherungsschutz f&#252;r Gew&#228;ssersch&#228;den, die durch Schadensf&#228;lle eintreten, bei denen sich das typische Anlagerisiko einer Tankanlage f&#252;r &#214;l und Benzin verwirklicht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Nach der Anlage zum Haftpflichtvertrag ist auch die gesetzliche Haftpflicht aus allen Nebenwagnissen, die bei einem Betrieb von der Art der Kl&#228;gerin betriebs&#252;blich sind, Gegenstand des Vertrages. Dazu geh&#246;rt nach Ziff. 4.4 auch die gesetzliche Haftpflicht aus Besitz und Unterhaltung von Zapfstellen und Tankanlagen. Dieser umfassende Versicherungsschutz wird f&#252;r das Baugewerbe ausgeschlossen nach Ziff. 6.1 f&#252;r Gew&#228;ssersch&#228;den, soweit sie auf das Anlagenrisiko zur&#252;ckgehen. Wenn im &#252;brigen auf die Zusatzbedingungen f&#252;r die Versicherung der Haftpflicht aus Gew&#228;ssersch&#228;den verwiesen wird, wird dieser Ausschlu&#223; damit nicht aufgehoben oder hinf&#228;llig. Damit wird nur verdeutlicht, da&#223; das Restrisiko, vom Versicherungsschutzes umfa&#223;t wird.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung folgt noch ausreichend deutlich aus dem Gesamtzusammenhang der Versicherungsbedingungen. Auf den Ausschlu&#223; des Anlagenrisikos bei Gew&#228;ssersch&#228;den ist im &#252;brigen bei dem zugrundeliegenden Antrag auf Haftpflichtversicherung, der hier allerdings nicht von der Kl&#228;gerin unterschrieben wurde, hingewiesen (Bl. 117 a d.A.).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine Versicherungspflicht der Beklagten folgt auch nicht aus Ziff. 11. Unabh&#228;ngig davon, ob &#252;berhaupt eine Anzeigepflicht bestand, l&#228;&#223;t sich &#252;ber diese "Versehensklausel" nur ein dem &#252;brigen Versicherungsvertrag entsprechender Versicherungsschutz begr&#252;nden. Dieser wird von der Beklagten f&#252;r die Zapfanlage auch mit dem unterirdischen gro&#223;en Tank nicht bestritten, bezieht sich aber nicht auf die hier entstandenen Gew&#228;ssersch&#228;den.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Andere durch die Anlage entstandenen Sch&#228;den sind versichert, soweit nicht die Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde des &#167;6 AHB eingreifen. Ob und inwieweit dies der Fall ist und ob &#252;berhaupt Ersatz f&#252;r Sch&#228;den verlangt wird, die nicht Gew&#228;ssersch&#228;den sind, mu&#223; noch im Betragsverfahren gekl&#228;rt werden. Insoweit ist noch nicht abschlie&#223;end vorgetragen und der Fall noch nicht zur Entscheidung reif.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet aber auch f&#252;r die hier entstehenden Gew&#228;ssersch&#228;den nach den Grunds&#228;tzen des Verschuldens bei Vertragsschlu&#223;. Diese Haftung ist nach &#167;254 BGB um 1/3 gemindert.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ihr obliegende Aufkl&#228;rungs- und Beratungspflichten gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin verletzt. Die Beweisaufnahme hat ergeben, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer ..., der f&#252;r die Kl&#228;gerin bei der Beklagten in deren Zentrale in ... verhandelte, deutlich machte, da&#223; er einen umfassenden Versicherungsschutz w&#252;nschte. In Kenntnis dieses Willens ist der von der Beklagten formulierte Versicherungsvertrag abgeschlossen worden, der bei Gew&#228;ssersch&#228;den das Anlagenrisiko ausschlo&#223;. Darauf h&#228;tte die Beklagte angesichts des erkannten Wunsches ihrer Versicherungsnehmerin hinweisen m&#252;ssen. Wenn das nicht geschah, lag nahe, da&#223; die Versicherungsnehmerin meinte, mit dem abgeschlossenen Versicherungsvertrag sei ihr Sicherheitsbed&#252;rfnis in dem weitest m&#246;glichen Umfang befriedigt. Das gilt erst recht dann, wenn es sich wie hier, um einen komplexen und nicht einfachen Versicherungsvertrag handelt, bei dem ein Versicherungsnehmer darauf vertrauen k&#246;nnen mu&#223;, da&#223; dieser entsprechend seinen ge&#228;u&#223;erten W&#252;nschen formuliert wird und ihm - im rechtlich zul&#228;ssigen und m&#246;glichen Rahmen - den verlangten Versicherungsschutz gew&#228;hrt. Es bestand hier auch kein Anla&#223;, das Anlagerisiko bei Gew&#228;ssersch&#228;den aus dem Versicherungsschutz herauszunehmen. Die dann zus&#228;tzlich zu zahlende Pr&#228;mie w&#228;re gegen&#252;ber der Gesamtpr&#228;mie nicht nennenswert ins Gewicht gefallen. Die Kl&#228;gerin h&#228;tte auch einen zus&#228;tzlichen Versicherungsvertrag abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Damit hat die Beklagte die hier bei Vertragsschlu&#223; obliegenden Pflichten verletzt. Ein Schadensersatzanspruch entf&#228;llt auch nicht deshalb, weil die Kl&#228;gerin aufgrund der Versicherungsunterlagen h&#228;tte bemerken m&#252;ssen, da&#223; das Anlagerisiko teilweise nicht versichert war. Sie durfte einmal den Fachkenntnissen der Beklagten vertrauen. Im &#252;brigen ist die Formulierung der Vertragsanlagen aber auch nicht von der an sich w&#252;nschenswerten Klarheit. Einem juristischen Laien ist nicht vorzuwerfen, wenn er bei Durchsicht einen unrichtigen Eindruck von dem bestehenden Versicherungsschutz gewann.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin mindert sich aber nach &#167;254 BGB um 1/3. Die Kl&#228;gerin trifft ein Mitverschulden daran, da&#223; sie bei Eintritt des Versicherungsfalles nur unzureichenden Versicherungsschutz hatte. Sp&#228;testens nach den Verhandlungen und Gespr&#228;chen mit dem Zeugen ... im Sommer/Herbst 1980 h&#228;tte ihr oder der als ihre Vertreterin handelnden Zeugin ... bewu&#223;t werden m&#252;ssen, da&#223; wegen der Anlage kein voller Versicherungsschutz bestand. Es ist zwar nicht festzustellen, da&#223; der Zeuge ... ausdr&#252;cklich den Umfang des bisherigen Versicherungsschutzes gekl&#228;rt hat. Jedenfalls wu&#223;te die Zeugin aber, da&#223; nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage noch irgendetwas hinsichtlich des Versicherungsschutzes veranla&#223;t werden mu&#223;te. Deshalb hat sie auch das B&#252;ro des Zeugen ... benachrichtigt. Als dieser nicht reagierte, h&#228;tte von seiten der Kl&#228;gerin erinnert werden m&#252;ssen. Da&#223; dies nicht geschehen ist, rechtfertigt den Vorwurf des Mitverschuldens. Wenn n&#228;mlich nachgefragt worden w&#228;re, w&#228;re nach Auffassung des Senates bis zum Schadensfall mehr als ein Jahr sp&#228;ter sicher der zus&#228;tzliche Versicherungsschutz vertraglich vereinbart gewesen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Bei der Abw&#228;gung der beiderseitigen Verursachung und des beiderseitigen Verschuldens ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Beklagte zun&#228;chst die erste Ursache schuldhaft gesetzt hat. Es ist auch nicht bewiesen, da&#223; sie durch eine deutliche Aufkl&#228;rung den zun&#228;chst von ihr verursachten unrichtigen Eindruck der Kl&#228;gerin eindeutig richtig stellte. Demgegen&#252;ber tritt das Mitverschulden der Kl&#228;gerin etwas zur&#252;ck. Sie h&#228;tte zwar bei dem Zeugen ..., als dieser nicht erschien und nichts veranla&#223;te, nachfragen m&#252;ssen. Jedoch ist hier zu beachten, da&#223; dieses Unterlassen wohl darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, da&#223; die Zeugin ... die die Versicherungssachen bei der Kl&#228;gerin bearbeitete, damals bei der Kl&#228;gerin ausschied. Au&#223;erdem k&#246;nnte die Kl&#228;gerin auch der Auffassung gewesen sein, da&#223; eine Anzeige ihrerseits ausreichte, weil man meinte, durch den urspr&#252;nglichen Vertrag schon abgesichert zu sein. Hinzu kommt auch, da&#223; auch der Zeuge ... seinerseits h&#228;tte nachfragen k&#246;nnen und m&#252;ssen, da er h&#228;tte wissen m&#252;ssen, da&#223; die Anlage inzwischen in Betrieb genommen wurde. F&#252;r eine solche Anfrage bestand deshalb erh&#246;hter Anla&#223;, da der bis dahin fehlende Versicherungsschutz auf eine vorvertragliche Pflichtverletzung der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren war.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Unter Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde erscheint es gerechtfertigt, da&#223; die Beklagte auch bei den Gew&#228;ssersch&#228;den Versicherungsschutz in H&#246;he von 2/3 gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die H&#246;he des Anspruchs kann noch nicht entschieden werden. Isoweit ist der Rechtsstreit gem&#228;&#223; &#167;538 I 3 ZPO an das Landgericht zur&#252;ckzuverweisen. Dieses hat im Betragsverfahren unter Ber&#252;cksichtigung der vorstehenden Ausf&#252;hrungen zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung auch &#252;ber die Kosten der Berufung bleibt dem Schlu&#223;urteil vorbehalten.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt f&#252;r die Kl&#228;gerin und f&#252;r die Beklagte je 75.000,- DM.</p>
315,719
olgk-1983-11-18-3-ss-65883
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 Ss 658/83
1983-11-18T00:00:00
2019-03-13T15:12:16
2019-03-27T09:42:23
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:1118.3SS658.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den getroffenen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde - an das Amtsgericht Bonn zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen fahrl&#228;ssiger Zuwiderhandlung gegen die &#167;&#167; 1, 4, 5, 16 StVO zu einem Bu&#223;geld von 360,- DM verurteilt. Mit der Rechtsbeschwerde r&#252;gt der Betroffene Verletzung formellen und materiellen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene r&#252;gt insbesondere, das Amtsgericht habe p&#252;nktlich zur Termins stunde mit der Hauptverhandlung begonnen und den Betroffenen vernommen, ohne auf den Verteidiger zu warten; die Zeugen h&#228;tten nach der Belehrung alle den Gerichtssaal verlassen, so da&#223; der Zeuge B. bei der anschlie&#223;enden Gegen&#252;berstellung den Betroffenen ohne weiteres als den beschuldigten Fahrer habe identifizieren k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Verfahrensr&#252;ge greift durch.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist, ob - wie der Betroffene vortr&#228;gt und das Protokoll ausweist - tats&#228;chlich alle Zeugen zun&#228;chst in den Sitzungssaal gerufen wurden und ihn nach Belehrung wieder verlassen haben oder ob - wie die Amtsrichterin in ihrer dienstlichen &#196;u&#223;erung darlegt - die Zeugen B. und K. nicht in den Sitzungssaal gebeten wurden und von den &#252;brigen Personen bis zur Gegen&#252;berstellung niemand den Saal verlassen hat. Es bedarf deshalb keiner Entscheidung, ob die Sitzungsniederschrift insoweit gem&#228;&#223; &#167; 274 StPO unwiderlegbare Beweiskraft hat. Das Verfahren des Amtsgerichts war schon deshalb fehlerhaft, weil es mit der Hauptverhandlung vor Eintreffen des Verteidigers begonnen hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es ist in der Rechtsprechung anerkannt, da&#223; die prozessuale F&#252;rsorgepflicht es gebieten kann, bei einem Ausbleiben des Verteidigers auch in Bu&#223;geldsachen - je nach Lage des Einzelfalls - 15 Minuten oder bei bekannten Erschwernissen auch l&#228;nger auf das Erscheinen des Verteidigers zu warten (OLG K&#246;ln VRS 42, 284; Bay ObLG VRS 60, 304; OLG Hamm VRS 55, 438 und 59, 449; OLG Koblenz VRS 45, 455; Senatsentscheidung vom 17.8.1982 - 3 Ss 545/82). Unter den konkreten Umst&#228;nden des vorliegenden Falles h&#228;tte das Amtsgericht jedenfalls 15 Minuten abwarten m&#252;ssen. Das Amtsgericht beabsichtigte eine Gegen&#252;berstellung von 2 Belastungszeugen mit mehreren Personen zur Identifizierung des Betroffenen. Die Durchf&#252;hrung einer solchen Gegen&#252;berstellung bedarf besonderer Sorgfalt, um Fehlerquellen auszuschlie&#223;en, da einmal unterlaufene Fehler, die dem Zeugen eine Identifizierung erleichtert oder gar erm&#246;glicht haben, nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnen; jede neue Gegen&#252;berstellung w&#252;rde n&#228;mlich allenfalls zu einem wiederholtem Wiedererkennen f&#252;hren, dessen Beweiswert fragw&#252;rdig ist (vgl. BGH NJW 1961, 2070). Bei der Gegen&#252;berstellung ist daher alles zu vermeiden, was dem Zeugen Anhaltspunkte daf&#252;r geben k&#246;nnte, wer derjenige ist, der als T&#228;ter in Betracht kommt. Auch bei Aufruf der Sache ist schon entsprechende Vorsicht geboten. Angesichts dieser Schwierigkeiten ist stets bei Durchf&#252;hrung einer Gegen&#252;berstellung zur Identifizierung des Betroffenen in der Hauptverhandlung bei Nichterscheinen des Verteidigers zumindest die &#252;bliche Wartezeit von 15 Minuten einzuhalten, um dem Verteidiger Gelegenheit zu geben, nicht nur an der Durchf&#252;hrung der Gegen&#252;berstellung selbst teilzunehmen, sondern auch den vorausgehenden Teil der Verhandlung zu beobachten und darauf zu achten, da&#223; alles vermieden wird, was Einflu&#223; auf den Ausgang der Gegen&#252;berstellung haben k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wie dem Protokoll zu entnehmen ist, erschien der Verteidiger um 12.00 Uhr, also 10 Minuten nach der p&#252;nktlich zur Terminsstunde begonnenen Hauptverhandlung. Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Verteidiger bei Anwesenheit zu Beginn der Hauptverhandlung Einflu&#223; auf die Verfahrensweise des Amtsgerichts h&#228;tte nehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Hauptverhandlung wird auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sollte erneut eine Gegen&#252;berstellung zur Identifizierung des Betroffenen vorgenommen werden und der Zeuge B. dabei den Betroffenen wieder als Fahrer bezeichnen, so wird zu beachten sein, da&#223; der Beweiswert wiederholten Wiedererkennens fragw&#252;rdig ist (vgl. BGH NJW 1961, 2070).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Vorwurfs, in zu geringem Abstand hinter dem Zeugen B. hergefahren zu sein, bedarf es der n&#228;heren Feststellung, in welchem Abstand der Betroffene hinter dem Zeugen B. hergefahren ist. Der Abstand mu&#223; in der Regel der in 1,5 Sekunden durchfahrenen Strecke entsprechen; ein gef&#228;hrdender Abstand (&#167; 1 Abs. 2 StVO) liegt vor, wenn er geringer ist als die in 0,8 Sekunden durchfahrene Strecke (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsentscheidung vom 03.08.1982 - 3 Ss 335/82; vgl. ferner OLG K&#246;ln, 1. Strafsenat, Beschlu&#223; vom 8.3.1983 1 Ss 126/83). Eine Verurteilung setzt au&#223;erdem die Feststellung voraus, da&#223; der gebotene Sicherheitsabstand "nicht nur ganz vor&#252;bergehend" mi&#223;achtet worden ist (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung; vgl. Senatsentscheidung VRS 60, 62 m.w.N. und Senatsentscheidung vom 22.07.1983 - 3 Ss 471/83). Bei h&#246;herer Geschwindigkeit mu&#223; der Abstand jedenfalls auf einer Strecke von 250 bis 300 Metern unterschritten sein (vgl. Senatsentscheidung vom 06.09.1983 - 3 Ss 555/83).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 16 Abs. 1 Nr. 1 StVO d&#252;rfen beim &#220;berholen au&#223;erhalb geschlossener Ortschaften Schall- und Leuchtzeichen gegeben werden., Nach &#167; 5 Abs. 5 Satz 1 StVO darf das &#220;berholen allerdings nur durch kurze Schall- und Leuchtzeichen angek&#252;ndigt werden. Ein Versto&#223; gegen &#167; 5 Abs. 5 Satz 1 StVO ist aber nicht bu&#223;geldbew&#228;hrt (&#167; 49 Abs. 1 Nr. 5 StVO). Wer sich nicht auf notwendige Warnzeichen beschr&#228;nkt, also zu oft oder zu lange hupt oder blinkt, kann nur nach &#167; 1 Abs. 2 StVO belangt werden, wenn durch sein verkehrswidriges Verhalten andere gef&#228;hrdet oder bel&#228;stigt werden (vgl. Senatsentscheidung vom 20. Mai 1983 - 3 Ss 258/83; vgl. ferner Full-M&#246;hl-Ruth, Stra&#223;enverkehrsrecht, &#167; 16 StVO Randnummer 13 und &#167; 5 StVO Randnummer 39).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Werden im Bu&#223;geldverfahren bei der Bemessung der Geldbu&#223;e zum Nachteil des Betroffenen Voreintragungen ber&#252;cksichtigt, so mu&#223; der Tatrichter in seinem Urteil Zeit, Art und Umfang der Verfehlungen sowie Datum des ersten Urteils bzw. - bei Bu&#223;geldverfahren - den Tag der Rechtskraft angeben, damit die Verwertbarkeit der Vorbelastungen (prognostischer Aussagewert? Tilgungsreife?) &#252;berpr&#252;fbar ist (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsentscheidung vom 20. Mai 1983 - 3 Ss 258/83). Dar&#252;berhinaus bedarf es bei Geldbu&#223;en &#252;ber 200,- DM n&#228;herer Feststellungen zu den wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen des Betroffenen (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsentscheidung vom 20. Mai 1983 - 3 Ss 258/83).</p>
315,720
lg-kleve-1983-11-09-2-o-10083
{ "id": 811, "name": "Landgericht Kleve", "slug": "lg-kleve", "city": 445, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 100/83
1983-11-09T00:00:00
2019-03-13T15:12:17
2019-03-27T09:42:23
Urteil
ECLI:DE:LGKLE:1983:1109.2O100.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 4 % Zinsen von 3 000,-- DM f&#252;r die Zeit vom 19. Mai 1982 bis zum 10. M&#228;rz 1983 zu zahlen; </p> <p>im &#252;brigen wird die Klage, soweit sie nicht in der Hauptsache erledigt ist, abgewiesen.</p> <p> </p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits haben die Kl&#228;gerin 4/5 und die Beklagte 1/5 zu tragen.</p> <p> </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Zwangsvollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung von 750,00 DM abwenden, sofern nicht vorher die Beklagte Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Beklagte kann die Zwangsvollstreckung der Kl&#228;gerin gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 250,-- DM abwenden, sofern nicht vorher die Kl&#228;gerin Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Sicherheitsleistungen k&#246;nnen auch durch B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin wurde am 19. Mai 1982 bei einem Verkehrsunfall in pp verletzt. Die Beklagte ist Haftpflichtversicherer des PKW &#8230;. LT &#8230;, der den Unfall zumindest mit verursacht hat. Die Kl&#228;gerin verlangt von der Beklagten ein Schmerzensgeld sie h&#228;lt einen Betrag von 7 000,-- DM f&#252;r angemessen. Unstreitig hat die Kl&#228;gerin eine Commotio cerebri, ein Schleudertrauma der Halswirbels&#228;ule, multiple K&#246;rperprellungen und eine Prellung des rechten Knies erlitten. Sie behauptet zudem eine Herzmuskelprellung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nach Klagezustellung am 11. M&#228;rz 1983 3 000,-- DM an die Kl&#228;gerin gezahlt. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie ein der H&#246;he nach in das Ermessen des Gerichts gestelltes Schmerzensgeld zu zahlen nebst 4 % Zinsen seit dem 19. Mai 1983, abz&#252;glich am 11. M&#228;rz 1983 gezahlter 3 000,-- DM. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, der Kl&#228;gerin stehe kein weiterer Anspruch zu. Sie macht zudem geltend, die Kl&#228;gerin m&#252;sse sich ein Verschulden des Fahrers anrechnen lassen, in dessen PKW sie sich zum Unfallzeitpunkt befunden habe. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. Die Strafakten StA waren beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin auf Zahlung eines Schmerzensgeldes ist durch die Zahlung vom 11. M&#228;rz 1983 erf&#252;llt worden; offen sind lediglich noch Zinsanspr&#252;che. Die weitergehende Klage war daher abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch der Kl&#228;gerin folgt aus &#167; 847 BGB. Sie wurde bei dem Verkehrsunfall vom 19. Mai 1982 unstreitig verletzt. Der Unfall wurde verursacht durch den Fahrer des PKW &#8230;- LJ &#8230;. Dieser hatte die Vorfahrt verletzt. Das Verschulden ist daher zu bejahen. Ein Mitverschulden der Kl&#228;gerin kommt nicht in Betracht, da sie lediglich Beifahrerin war. Es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grunde sie sich ein etwaiges Mitverschulden des Fahrers ihres PKW zurechnen lassen sollte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Angesichts der Verletzungen dar Kl&#228;gerin h&#228;lt die Kammer ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 3 000,-- DM f&#252;r angemessen. Die Kl&#228;gerin hat unstreitig eine Commotio cerebri, ein Schleudertrauma der Halswirbels&#228;ule, multiple K&#246;rperprellungen und eine Prellung des rechten Knies erlitten. Die von der Kl&#228;gerin behauptete Herzmuskelprellung ist nicht nachgewiesen. Eine solche ist zwar in der &#228;rztlichen Bescheinigung Dr. med. H. xy vom 29. Juni 1982 aufgef&#252;hrt, derselbe Arzt hat jedoch in seinem Gutachten vom 26. Oktober 1982 ausgef&#252;hrt, der Verdacht auf Contusiocordis habe sich nicht best&#228;tigt. Es ist davon auszugehen, da&#223; die letzte Bescheinigung zutrifft, da sie ausf&#252;hrlicher begr&#252;ndet ist. Letztlich kann diese Frage aber auch dahingestellt bleiben, da die Kl&#228;gerin nicht im einzelnen vorgetragen hat, in welcher Art und Weise sich diese Verletzung auf ihr Wohlbefinden ausgewirkt hat. Unstreitig ist sodann, dass die Kl&#228;gerin bis zum 29. Juni 1982 station&#228;r behandelt worden ist. Die Dauer der 100 %igen Arbeitsunf&#228;higkeit wird von dem behandelnden Arzt Dr. med. Johannes mm in seinem (Gutachten vom 6. September 1982 bis zum 8. Juli 1982 angegeben, dagegen nimmt Dr. med. xy bereits vom 30. Juni 1982 nur noch eine Erwerbsminderung von 20 % an (vgl. Schreiben vom 16. Februar 1983). Dr. med. mm nimmt sodann f&#252;r die Zeit vorn 8. Juli bis zum 1. August 1982 eine Erwerbsminderung von 50 % an (vgl. Gutachten vom 6. September 1982). Der Facharzt f&#252;r Neurologie Dr. cc hat sodann in seinem Gutachten vom 28. Januar 1983 die Erwerbsf&#228;higkeit der Kl&#228;gerin im ersten Halbjahr nach dem Unfall als um 20 % gemindert angesehen, ferner um 10 % f&#252;r ein weiteres halbes Jahr. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Kl&#228;gerin bei dem Unfall nicht unerheblich verletzt worden ist, und der Heilungsprozess eine geraume Zeit gedauert hat. Erhebliche Beeintr&#228;chtigungen hatte die Kl&#228;gerin indessen nur w&#228;hrend der ersten 10 Tage hinzunehmen, als sie st&#228;ndig an den Tropf angeschlossen war. Danach lagen zwar noch Schmerzen und Schwellungen im Bereich des rechten Kniegelenkes und der Halswirbels&#228;ule vor, es traten auch Kopfschmerzen und Schwindelgef&#252;hle auf, jedoch wurde das Wohlbefinden der Kl&#228;gerin hierdurch nicht ernstlich beeintr&#228;chtigt. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kammer h&#228;lt angesichts dieser Verletzungen das von der Beklagten gezahlte Schmerzensgeld von 3 000,-- DM einerseits f&#252;r erforderlich, andererseits aber auch f&#252;r ausreichend. Sie hat sich dabei im Rahmen anderer vergleichbarer F&#228;lle bewegt. Besonderheiten, die ein Abweichen rechtfertigen k&#246;nnten, sind nicht ersichtlich. Der Kl&#228;gerin waren nach allem lediglich noch 4 % Zinsen f&#252;r die Zeit vom 19. Mai 1982 bis 10. M&#228;rz 1983 zuzuerkennen. Die weitergehende Klage war abzuweisen. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 91, 91 a, 92 ZPO und ber&#252;cksichtigt das wechselseitige Obsiegen bzw. Unterliegen. Soweit die Beklagte gezahlt hat, waren die Kosten ihr aufzuerlegen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO. </p>
315,721
olgd-1983-10-25-u-kart-2682
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
U (Kart) 26/82
1983-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:12:19
2019-03-27T09:42:23
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1983:1025.U.KART26.82.00
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerinnen wird unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels das Urteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 21. Februar 1980 &#252;ber die Entscheidung des Senats vom 20. Januar 1981 hinaus weiterhin teilweise wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Die Beklagte zu 1) wird verurteilt, &#252;ber die durch Urteil des Senats vom 20. Januar 1981 zuerkannten Betr&#228;ge hinaus an die Kl&#228;gerin-nen zu 1) und 3) gemeinschaftlich 300.813,23 DM zuz&#252;glich folgender Mehrwertsteuerbetr&#228;ge zu zahlen:</p> <p>11 % aus 170.831,03 DM,</p> <p>12 % aus 267,89 DM und</p> <p>13 % aus 6.022,28 DM.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Zahlungsklage, soweit hier&#252;ber noch zu entscheiden ist, und die Zwischenfeststellungsklage gegen die Beklagte zu 1) werden abgewiesen.</p> <p></p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 1/12 und die Beklagte zu 1) 11/12.</p> <p>Von den im ersten Rechtszug durch die Nebenintervention der Firma K. GmbH (jetzt A. GmbH) verursachten Kosten tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 1/12 und die Nebenintervenientin 11/12.</p> <p></p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges werden wie folgt verteilt:</p> <p>a) Von den Gerichtskosten tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3)</p> <p> 18/44 und die Beklagte zu 1) 26/44.</p> <p>b) Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3)</p> <p> tragen die Beklagte zu 1) 2/3 und die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3)</p> <p> 1/3.</p> <p>c) Von den au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 1) tragen die</p> <p> Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 1/5 und die Beklagte zu 1) 4/5.</p> <p>d) Die au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beklagten zu 2) bis 6) tragen die</p> <p> Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3).</p> <p>e) Von den im zweiten Rechtszug durch die Nebenintervention der </p> <p> Firma K. GmbH (jetzt A. GmbH) verursachten Kosten </p> <p> tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 1/5 und die Nebeninter-</p> <p> venientin 4/5.</p> <p>f) Von den im zweiten Rechtszug durch die Nebenintervention der</p> <p> Firma H. R. GmbH &amp; Co.KG verursachten Kosten tragen</p> <p> die Beklagte zu 1) 14/15 und die Nebenintervenientin 1/15.</p> <p></p> <p>Von den Kosten der Revisionsinstanz tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 7/26 und die Beklagte zu 1) 19/26.</p> <p>Von den in der Revisionsinstanz durch die Nebenintervention der Firma K. GmbH (jetzt A. GmbH) verursachten Kosten tragen die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) 7/26 und die Nebenintervenientin 19/26.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Vollstreckung kann jedoch durch Sicherheitsleistung oder Hinterle-gung abgewendet werden, und zwar der Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) in </p> <p>H&#246;he von 12.000,- DM (Vollstreckung der Beklagten zu 1), in H&#246;he von 9.000,- DM (Vollstreckung der Beklagten zu 2 &#8211; 6) und in H&#246;he von 12.000,- DM (Vollstreckung der Nebenintervenientin A.), der Beklagten zu 1) in H&#246;he von 50.000,- DM (Vollstreckung der Kl&#228;gerinnen zu 1 und 3) und in H&#246;he von 15.000,- DM (Vollstreckung der Nebenintervenientin R.), wenn nicht die Vollstreckungsgl&#228;ubiger Sicherheit in der genannten H&#246;he leisten.</p> <p></p> <p>Die Sicherheit kann in allen F&#228;llen durch die selbstschuldnerische B&#252;rg-schaft einer Gro&#223;bank oder &#246;ffentlich-rechtlichen Sparkasse mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin erbracht werden.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen, soweit die Zwischenfeststellungsklage ge-gen die Beklagte zu 1) abgewiesen worden ist.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Wegen des Sach- und Streitstandes bis zum 25.11.1980 wird auf den Tatbestand des Senatsurteils vom 20.1.1981 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Senat hat unter teilweiser Ab&#228;nderung und Neufassung des erstinstanzlichen Urteils die Beklagte zu 1) unter Abweisung der weitergehenden Zahlungsklage verurteilt, an die Kl&#228;gerinnen zu 1) bis 3) gemeinschaftlich 140.009,12&#160;DM nebst Zinsen und Mehrwertsteuer zu zahlen. Der Senat hat dabei die Auffassung vertreten, da&#223; die Kl&#228;gerinnen Lizenzgeb&#252;hren von der Beklagten zu 1) auch f&#252;r Lieferungen der Beklagten zu 1) an die Auslandsgesellschaften der K.-Gruppe verlangen k&#246;nne, da&#223; aber Lieferungen der Beklagten zu 1) an die K. GmbH (jetzt A. GmbH) wegen Ziffer 2. der Vereinbarung vom 27.9.1967 von der Lizenzpflicht ausgenommen seien. Wegen der Berechnung des den Kl&#228;gerinnen zu 1) bis 3) zuerkannten Betrages wird auf die Seiten 31 bis 34 der Ausfertigung des Senatsurteils vom 20.1.1981 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Au&#223;erdem hat der Senat die Zwischenfeststellungsklagen gegen die Beklagten zu 1) bis 6) abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Gegen dieses Urteil haben die Kl&#228;gerinnen zu 1) bis 3) Revision eingelegt, soweit die Zahlungsklage und die Feststellungsklage gegen die Beklagte zu 1) abgewiesen wurden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Bundesgerichtshof hat durch Urteil vom 23.3.1982 die Revision wegen eines Betrages von 9.429,79 DM nebst Zinsen und Mehrwertsteuer als unzul&#228;ssig verworfen und im &#252;brigen das Urteil des Senats im Kostenpunkt und insoweit aufgehoben, als die Zahlungsklage und die Feststellungsklage gegen die Beklagte zu&#160;1) abgewiesen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Nach Zur&#252;ckverweisung haben die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) erkl&#228;rt, da&#223; die Kl&#228;gerin zu 2) aus der BGB-Gesellschaft der Patentinhaber ausgeschieden sei, da&#223; ihnen der Gesellschaftsanteil der Kl&#228;gerin zu 2) zugewachsen sei und da&#223; sie deshalb den Proze&#223; anstelle der Kl&#228;gerin zu 2) &#252;bern&#228;hmen. Die Beklagten und die beiden Nebenintervenienten haben dem zugestimmt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) machen geltend: Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs stehe fest, da&#223; auch die Lieferungen an die fr&#252;here K. GmbH in den Jahren 1971 bis 1976 lizenzpflichtig seien. Insoweit sei laut Pr&#252;fbericht vom 3.6.1982 (Anlage F 13) einschlie&#223;lich Zinsen bis zum 30.6.1982 ein Anspruch in H&#246;he von 294.224,51 DM entstanden. Hinzu k&#228;men weitere 2.658,72 DM f&#252;r nicht gezahlte Lizenzen in den Jahren 1977 bis 1981 sowie 3.930,- DM f&#252;r den Pr&#252;fbericht vom 3.6.1982, so da&#223; sich eine Gesamtsumme von 300.813,23 DM zuz&#252;glich Mehrwertsteuer ergebe. Auf diese Summe und die bereits zuerkannten Betr&#228;ge habe die Beklagte &#8211; was unstreitig ist &#8211; inzwischen Zahlung geleistet. Obwohl die Beklagte zu 1) die Zahlung hinsichtlich der Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r die K.-Lieferungen unter dem Vorbehalt des Ausganges des vorliegenden Rechtsstreits geleistet habe, sei durch diese Zahlung die bestehende Schuld getilgt, so da&#223; der Rechtsstreit insoweit in der Hauptsache erledigt sei.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ebenso sei durch die zwischenzeitliche Abrechnung der Lizenzgeb&#252;hren bis 1981 (Ablauf des Patents) die Zwischenfeststellungsklage erledigt. Auch insoweit seien der Beklagten zu 1) die Kosten aufzuerlegen, da die Klage bis dahin zul&#228;ssig und begr&#252;ndet gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im letzten Termin haben die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) f&#252;r die bestrittene Behauptung, da&#223; auch ab 1977 noch Lieferungen an K. erfolgt seien, Beweis durch Zeugnis des Herrn L. angetreten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) beantragen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1. den Rechtsstreit hinsichtlich der von der Beklagten an die Kl&#228;gerinnen zu zahlenden Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px"><u> hilfsweise:</u></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">auf die Berufung der Kl&#228;gerinnen das Urteil des Landgerichts D&#252;ssel- dorf vom 21.2.1980 abzu&#228;ndern und die Beklagte zu 1) weiterhin zur</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">Zahlung von DM 300.813,23 zuz&#252;glich 13 % Mehrwertsteuer aus DM 177.121,20 zu verurteilen, und zwar an die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3),</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2. den Rechtsstreit hinsichtlich der Feststellungsklage betreffend die Ver- barungen R.-K. f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">3. den Beklagten die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Nebenintervenientin R. schlie&#223;t sich den den urspr&#252;nglichen Zahlungsanspruch betreffenden Antr&#228;gen an, soweit es um die Lieferungen an die K.-Gruppe geht.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Beklagte zu 1) widerspricht den Erledigungserkl&#228;rungen, stimmt einer etwaigen Klager&#252;cknahme zu und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung der Kl&#228;gerinnen insoweit zur&#252;ckzuweisen, als &#252;ber sie nicht bereits rechtskr&#228;ftig entschieden ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Beklagte zu 1) macht geltend:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Trotz der Entscheidung des Bundesgerichtshofes sei eine Zahlungspflicht wegen der Lieferungen an die fr&#252;here K. GmbH nicht gegeben, weil der Lizenzvertrag solche Lieferungen nicht erfa&#223;t habe. Jedenfalls versto&#223;e das Vorgehen der Kl&#228;gerinnen gegen &#167; 242 BGB.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Zwischenfeststellungsklage sei von Anfang an unzul&#228;ssig, aber zumindest unbegr&#252;ndet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Nebenintervenientin A. (fr&#252;her K.) schlie&#223;t sich den Antr&#228;gen der Beklagten an (die bez&#252;glich dieses Antrages im Protokoll vom 8.3.1983 angegebene Blattzahl ist irrt&#252;mlich).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im &#252;brigen nehmen die Parteien und Nebenintervenienten auf ihren fr&#252;heren Vortrag Bezug.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Soweit vorstehend Einzelheiten des Parteivortrags nicht mitgeteilt sind, wird auf die ergangenen Urteile, die Schrifts&#228;tze, Protokolle und &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">I. Hinsichtlich des <u>Zahlungsanspruchs</u> hat die Berufung der Kl&#228;gerinnen (jetzt nur noch Kl&#228;gerinnen zu 1 und 3) &#252;berwiegend Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. Allerdings ist der insoweit gestellte Hauptantrag, den Rechtsstreit hinsichtlich der von der Beklagten zu zahlenden Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren, nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Im letzten Termin wurde klargestellt, da&#223; sich die Erledigungserkl&#228;rung nicht auf die bereits ausgeurteilten Betr&#228;ge bezieht. Dar&#252;ber hinaus kann sich die Erledigungserkl&#228;rung nicht auf diejenigen Betr&#228;ge beziehen, die mit Schriftsatz vom 3.3.1983 erstmals in den Rechtsstreit eingef&#252;hrt worden sind (Lizenzgeb&#252;hren 1977 bis 1981 sowie Kosten f&#252;r den WP-Bericht vom 3.6.1982), da diese Betr&#228;ge zu keiner Zeit Gegenstand eines Haupt-Zahlungsantrages waren. Der Erledigungserkl&#228;rung unterliegen deshalb nur diejenigen Zahlungsanspr&#252;che, welche die Kl&#228;gerinnen f&#252;r Lieferungen der Beklagten an die Nebenintervenientin K. (jetzt A.) bisher geltend gemacht hatten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die einseitige Erledigungserkl&#228;rung in dem beschriebenen Umfange kann jedoch keinen Erfolg haben. Wie die Kl&#228;gerinnen selbst einr&#228;umen, erfolgte die Zahlung der Beklagten unter dem Vorbehalt des Ausganges des vorliegenden Rechtsstreits. Die Kl&#228;gerinnen haben diesen Vorbehalt hingenommen. Die Erf&#252;llungswirkung der Zahlung ist deshalb aufschiebend bedingt bis zur Rechtskraft des vorliegenden Streits &#252;ber den Zahlungsanspruch; denn es war gerade der Sinn des von der Beklagten gemachten Vorbehalts, da&#223; den Kl&#228;gerinnen der gezahlte Betrag nur dann endg&#252;ltig verbleiben soll, wenn die Berechtigung ihres Anspruchs gerichtlich best&#228;tigt wird.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. Demgegen&#252;ber ist der Zahlungshilfsantrag der Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) im wesentlichen bis auf einen Teil der geltend gemachten Mehrwertsteuer begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a) Die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) k&#246;nnen &#252;ber den durch Urteil des Senats den Kl&#228;gerinnen zu 1) bis 3) zuerkannten Betrag hinaus von der Beklagten zu 1) Zahlung eines weiteren Betrages von 300.813,23 DM verlangen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der genannte Betrag setzt sich wie folgt zusammen:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">aa) Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r Lieferungen der Beklagten an die K. GmbH in den Jahren 1971 &#8211; 1974 einschl. Zinsen (vgl. Blatt 10 der Anlage F 13) 294.224,51 DM</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">bb) Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r die Zeit von 1977 bis 1981 einschl. Zinsen (vgl. Bl. 7 der Anlage F 13) 2.658,72 DM</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">cc) Kosten f&#252;r den WP-Bericht vom 3.6.1982 3.930,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Positionen bb) und cc) sind nach Grund und H&#246;he unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Auch die Position aa) ist rechnerisch nicht streitig. Soweit die Beklagte zu&#160;1) und die Nebenintervenientin K. (jetzt A.) weiterhin geltend machen, eine Verpflichtung zur Zahlung von Lizenzgeb&#252;hren f&#252;r Lieferungen an die fr&#252;here K. GmbH bestehe nicht, ist im einzelnen folgendes festzustellen:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Anregung der Nebenintervenientin K. (jetzt A.), die Frage des Fortbestandes der Nutzungserlaubnis &#252;ber den Zeitpunkt der Ver&#228;u&#223;erung des Patents hinaus erneut zu &#252;berpr&#252;fen, scheitert an &#167; 565 Abs. 2 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die von der Nebenintervenientin vertretene Auffassung, die Nutzungserlaubnis bestehe jedenfalls dann fort, wenn der Erwerber b&#246;sgl&#228;ubig sei, findet in der zur&#252;ckverweisenden Entscheidung des Bundesgerichtshofes keine St&#252;tze. Im Gegenteil ergibt sich aus der Begr&#252;ndung der Entscheidung, da&#223; die hier vereinbarte Nutzungserlaubnis rein schuldrechtlicher Natur ist und deshalb Wirkungen nur und ausschlie&#223;lich im Verh&#228;ltnis zwischen den damaligen Vertragsparteien entfalten konnte.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Es kann auch nicht festgestellt werden, da&#223; die Parteien entgegen dem eindeutigen Wortlaut des Lizenzvertrages vom 6.12.1973 vereinbart h&#228;tten, da&#223; Lieferungen an die K. GmbH nicht lizenzpflichtig seien. Der Senat kann hierzu im wesentlichen auf die Ausf&#252;hrungen auf den Seiten 17/18 der Ausfertigung seines Urteils vom 20.1.1981 verweisen. Soweit die Beklagte zu 1) zu dieser Frage nach Schlu&#223; der damaligen m&#252;ndlichen Verhandlung erg&#228;nzend vorgetragen hat, ergibt sich keine andere Beurteilung. Bei der Besprechung vom 25.4.1973 wurde der Inhalt eines Lizenzvertrages nicht ausgehandelt. Es ist nicht einmal festzustellen, da&#223; bei diesem Gespr&#228;ch der Beklagten der Abschlu&#223; eines Lizenzvertrages &#252;berhaupt konkret in Aussicht gestellt worden w&#228;re. Die angebliche Erkl&#228;rung des Herrn Dr. S., dann m&#252;sse man sich an Herrn Dr.&#160;R. halten, konnte deshalb von Herrn L. nicht als Zusage &#252;ber den Inhalt des sp&#228;ter abgeschlossenen Lizenzvertrages verstanden werden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Beklagte zu 1) kann sich auch nicht auf die Regelungen der &#167;&#167;&#160;154, 155 BGB (offener oder versteckter Einigungsmangel) berufen. Die Annahme eines versteckten Einigungsmangels scheitert bereits daran, da&#223; der Inhalt des Lizenzvertrages vom 6.12.1973 eindeutig ist. Da&#223; die Beklagte zu 1) &#8211; wie sie behauptet &#8211; eine Vereinbarung mit diesem Inhalt nicht schlie&#223;en wollte, ist im Rahmen des &#167; 155 BGB unerheblich (vgl. BGH in NJW 1961, 1668 f). Aber auch ein offener Einigungsmangel ist nicht dargetan, da die Frage der K.-Lieferungen im Vertrag nicht offengeblieben, sondern durch die eindeutige Fassung des Vertrages mitgeregelt ist.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Das Verlangen der Kl&#228;gerinnen verst&#246;&#223;t auch nicht gegen &#167; 242 BGB. Wenn, wie dargestellt, eine Zusage der Kl&#228;gerinnen, die K.-Lieferungen von der Lizenzpflicht auszunehmen, nicht feststellbar ist, kann auch die Inanspruchnahme der Rechte aus dem Vertrag vom 6.12.1973 nicht treuwidrig sein.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Schlie&#223;lich kann sich die Beklagte aufgrund der durch das Urteil des Bundesgerichtshofes vom 23.3.1982 eingetretenen Situation auch nicht auf einen Fortfall der Gesch&#228;ftsgrundlage berufen; denn die Kl&#228;gerinnen hatten durch die Vorlage des Lizenzvertragsentwurfs eindeutig zu erkennen gegeben, da&#223; sie die Position der Beklagten, die Lieferungen an die K. GmbH seien durch die Nutzungserlaubnis vom 27.9.1967 gedeckt, nicht teilen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">b) Au&#223;erdem k&#246;nnen die Kl&#228;gerinnen zus&#228;tzlich die gesetzliche Mehrwertsteuer verlangen, soweit nicht Zinsen geltend gemacht werden. Dies ergibt sich f&#252;r die Lizenzgeb&#252;hren aus Ziffer 3.40 des Vertrages und f&#252;r die Kosten des WP-Berichts daraus, da&#223; die Kl&#228;gerinnen f&#252;r diesen Betrag mit Sicherheit auch Mehrwertsteuer bezahlen mu&#223;ten. Die H&#246;he der Mehrwertsteuer richtet sich nach dem Zeitpunkt, in welchem die umsatzsteuerpflichtige Leistung bewirkt wurde (&#167; 13 UStG). Bei Lizenzen ist insoweit in der Regel der jeweils vereinbarte Abrechnungszeitpunkt &#8211; hier jedes Quartalsende &#8211; ma&#223;gebend (vgl. Rau-D&#252;rrw&#228;chter-Flick-Geist, UStG &#167; 13 Rdn. 131). Demgem&#228;&#223; hatten die Kl&#228;gerinnen die Lizenzgeb&#252;hren in der Berufungsbegr&#252;ndung auch mit einem Steuersatz von 11 % abgerechnet. Weshalb die Kl&#228;gerinnen nunmehr f&#252;r alle Leistungen 13&#160;% verlangen, ist trotz entsprechenden Hinweises des Berichterstatters nicht dargetan und auch nicht ersichtlich. Die Mehrwertsteuerbetr&#228;ge sind dementsprechend im Tenor dieser Entscheidung entsprechend abgestaffelt; dabei wurde der unterschiedliche Steuersatz im Jahre 1979 jeweils auf die H&#228;lfte des f&#252;r 1979 bewirkten Umsatzes angerechnet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">c) Die Verurteilung der Beklagten zu 1) wegen der vorstehend behandelten noch offenen Forderung erfolgt zu Gunsten der Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3), da die Kl&#228;gerin zu 2) aus dem Rechtsstreit wirksam ausgeschieden ist.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">II. Die Zwischenfeststellungsklage gegen die Beklagte zu 1) ist in der Hauptsache abzuweisen, da eine Erledigung nicht eingetreten ist (vgl. BGH in NJW 1982, 767 f).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. Von der urspr&#252;nglichen Zul&#228;ssigkeit der Zwischenfeststellungsklage ist aufgrund der Entscheidung des Bundesgerichtshofs auszugehen (vgl. Seite 10 des Urteils vom 23.3.1982), obwohl die Frage der Wirksamkeit der beiden Vertr&#228;ge vom 10.2.1966 und 27.9.1967 f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Zahlungsklage nicht pr&#228;judiziell ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. Die Zwischenfeststellungsklage war jedoch von Anfang an unbegr&#252;ndet, da ein Versto&#223; der Vertr&#228;ge gegen &#167; 1 GWB nicht festzustellen ist.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Senat geht mit den Kl&#228;gerinnen davon aus, da&#223; der Vertrag vom 10.2.1966 in den Ziffern 3) und 6) und auch &#8211; nachdem die Kl&#228;gerinnen hierzu erg&#228;nzend vorgetragen haben &#8211; in Ziffer 2) Abreden enth&#228;lt, welche die wirtschaftliche Handlungsfreiheit der Nebenintervenientin R. erheblich einengten. Demgegen&#252;ber kann die Regelung nach Ziffer 4) nicht als Wettbewerbsbeschr&#228;nkung der Firma R. angesehen werden, da nach dem eigenen Vortrag der Kl&#228;gerinnen die Zahlungen nach Ziffer 5) aus steuerlichen Gr&#252;nden als Werbekostenzusch&#252;sse deklariert wurden, was ersichtlich nach den Vorstellungen der Vertragsparteien eine Vereinbarung, wie sie in Ziffer 4) enthalten ist, voraussetzte. Im Ergebnis liefen die getroffenen Vereinbarungen darauf hinaus, da&#223; die Nebenintervenientin K. zwar zus&#228;tzlich in den Kreis der V.-Lizenznehmer aufgenommen wurde, gleichzeitig aber eine etwaige Konkurrenz der Nebenintervenientin R. auf dem Gurtmarkt weitgehend entfiel; denn die Nebenintervenientin R. war in ihren Wettbewerbsm&#246;glichkeiten gegen&#252;ber der Nebenintervenientin K. nachhaltig beeintr&#228;chtigt, nachdem sie sich verpflichtet hatte, alle Entwicklungen zur Mitbenutzung zur Verf&#252;gung zu stellen und ihren gesamten Bedarf an Gurtzeug Halb- und Fertigteilen von der Nebenintervenientin K. zu beziehen. Dar&#252;ber hinaus hatte die Nebenintervenientin K. das Recht, von der Nebenintervenientin R. die Aufgabe des Gurtverkaufs zu verlangen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Der Senat vermag jedoch nicht festzustellen, da&#223; die genannten Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen zu einem gemeinsamen Zweck vereinbart wurden. Zwar gen&#252;gt insoweit, da&#223; die Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen und der durch sie zu bewirkende Erfolg einem gemeinsamen Interesse entsprechen und gemeinsam angestrebt werden (vgl. BGHZ 68, 6, 10 &#8211; Fertigbeton). Es ist aber im vorliegenden Fall nicht ersichtlich, worin ein solches gemeinsames Interesse bestanden haben k&#246;nnte. Die vereinbarten Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen gehen insgesamt und ausschlie&#223;lich zu Lasten der Nebenintervenientin R. und entsprachen dem erkennbaren Interesse der Nebenintervenientin K., R. gegen entsprechende Bezahlung an sich zu binden und notfalls g&#228;nzlich vom Gurtmarkt zu verdr&#228;ngen. Das Interesse der Nebenintervenientin R. bestand allein darin, die vereinbarten Zahlungen zu erhalten. Dies reicht aber zur Annahme eines gemeinsamen Zwecks nicht aus. Zwar kann ein gleichgerichtetes Interessse der durch Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen allein belasteten Vertragspartei u.U. dann bejaht werden, wenn sie zumindest indirekt an den durch die Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen erstrebten Marktergebnissen partizipieren soll (vgl. BGH in NJW 1979, 1605 und NJW 1982, 2000 f). Aber auch ein solcher Fall liegt hier nicht vor. Eine irgendwie geartete Beteiligung der Nebenintervenientin R. an den von der Nebenintervenientin K. erstrebten Marktergebnissen war nicht vorgesehen. Auch ist nichts daf&#252;r dargetan, da&#223; K. in irgendeiner Weise auf die vereinbarten Wettbewerbsbeschr&#228;nkungen angewiesen war, um in der Lage zu sein, die gegen&#252;ber R. versprochenen Zahlungen zu leisten. Die Kl&#228;gerinnen weisen selbst darauf hin, da&#223; die Nebenintervenientin K. damals wesentlich marktst&#228;rker gewesen sei als R.. Au&#223;erdem hatte K. schon damals eine Reihe von Niederlassungen oder Tochterfirmen im Ausland. Es erscheint unter diesen Umst&#228;nden nicht vorstellbar, da&#223; die j&#228;hrlichen Zahlungen von 50.000,- DM f&#252;r K. eine sp&#252;rbare Beschwernis darstellten, die nur erf&#252;llt werden konnte, wenn die Nebenintervenientin R. den &#252;bernommenen Verpflichtungen nachkam. Der Sache nach handelt es sich bei dem Vertrag vom 10.2.1966 um einen blo&#223;en "Abkauf" von Wettbewerb, der als solcher nicht gegen &#167;&#160;1 GWB verst&#246;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Soweit in der Literatur (vgl. z.B. Immenga/Mestm&#228;cker, GWB &#167; 1 Rdn. 159) und auch von den Kl&#228;gerinnen die Auffassung vertreten wird, bei der Beurteilung des Merkmals "zu einem gemeinsamen Zweck" sei auf die Au&#223;enwirkungen der Vereinbarung abzustellen, vermag der Senat dem nicht zu folgen. Dann n&#228;mlich w&#252;rde jede Fusion und jeder Firmenkauf gegen &#167; 1 GWB versto&#223;en, was erkennbar nicht den Vorstellungen des Gesetzes entspricht.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Dar&#252;ber hinaus ist nach dem bisherigen Vortrag auch nicht feststellbar, da&#223; die Vereinbarung vom 10.2.1966 geeignet war, die Verh&#228;ltnisse auf dem Gurtmarkt in sp&#252;rbarer Weise zu beeinflussen. Die Kl&#228;gerinnen verweisen insoweit auf die starke Rechtsposition der Nebenintervenientin R. vor Abschlu&#223; der Vereinbarung. Dieser Hinweis f&#252;hrt aber nicht weiter, da &#228;u&#223;erstenfalls &#8211; wenn n&#228;mlich K. die Option nach Ziffer 6) des Vertrages aus&#252;bte &#8211; K. die Stelle von R. als V.-Lizenznehmer eingenommen h&#228;tte. Es kommt jedoch in diesem Zusammenhang entscheidend darauf an, ob durch die Aus&#252;bung der Option oder durch die sonstigen Bindungen R. an K. die wirtschaftlichen Bet&#228;tigungsm&#246;glichkeiten und die zur Verf&#252;gung stehenden Alternativen der anderen Marktbeteiligten merklich beeintr&#228;chtigt werden konnten (vgl. BGHZ 68, 6, 11 &#8211; Fertigbeton). Hierzu sind jedoch mangels geeigneten Vortrags keine konkreten Feststellungen m&#246;glich. Einer weiteren Aufkl&#228;rung zu diesem Punkt bedurfte es jedoch nicht, da die Klage wegen dieses Vertrages ohnehin wegen des Fehlens eines gemeinsamen Zwecks abzuweisen ist.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Was vorstehend zu dem Vertrag vom 10.2.1966 hinsichtlich des gemeinsamen Zwecks ausgef&#252;hrt wurde, gilt in verst&#228;rktem Ma&#223;e auch f&#252;r den Vertrag vom 27.9.1967.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Mit sonstigen Gr&#252;nden, die die Unwirksamkeit der beiden Vertr&#228;ge zur Folge haben k&#246;nnten, kann sich der Senat nicht befassen. Die von den Kl&#228;gerinnen in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vertretene Auffassung, die Zwischenfeststellungsklage habe von Anfang an alle geltend gemachten Unwirksamkeitsgr&#252;nde zum Gegenstand gehabt, ist mit der eindeutigen Antragsfassung und auch mit der Begr&#252;ndung nicht vereinbar. Die Kl&#228;gerinnen konnten auch in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung die Feststellungsklage nicht mehr erweitern, nachdem die Zul&#228;ssigkeit der Klage entfallen war.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">III. Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 91, 92, 97 Abs. 1, 101, 108, 269 Abs. 3, 546, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Kostenentscheidung bezieht sich auf die Kosten des gesamten Prozesses; dementsprechend sind die Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3) befugt, die bei der Kl&#228;gerin zu 2) bis zu deren Ausscheiden entstandenen Kosten bei der Kostenausgleichung mit in Ansatz zu bringen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">F&#252;r die erste Instanz und die Revisionsinstanz wurde &#252;ber Kosten der Nebenintervenientin R. nicht befunden, da diese an den genannten Instanzen nicht beteiligt war. Die Entscheidungen zur H&#246;he der Sicherheitsleistungen betreffen nur die Kosten des Verfahrens, da die Hauptsumme nebst Zinsen und Steuern bereits bezahlt ist.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Revision wird hinsichtlich der Abweisung der Zwischenfeststellungsklage zugelassen, da die Frage, wie in F&#228;llen der vorliegenden Art das Handeln "zu einem gemeinsamen Zweck" zu beurteilen ist, von grunds&#228;tzlicher Bedeutung ist.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Zulassung war insoweit erforderlich, da das Interesse der Kl&#228;gerinnen an der Feststellung der Erledigung &#8211; soweit ersichtlich &#8211; &#252;ber das Kosteninteresse nicht hinausgeht, nachdem feststeht, da&#223; es f&#252;r die Zahlungsanspr&#252;che auf die Vertr&#228;ge aus 1966 und 1967 nicht ankommt. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Beschwer der Kl&#228;gerinnen zu 1) und 3):</u></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zahlungsklage 3.419,29 DM Feststellungsklage <u>15.000,00 DM</u> 18.419,29 DM</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Beschwer der Beklagten zu 1):</u> 196.727,66 DM</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Beschwer der Nebenintervenientin A.:</u> 196.727,66 DM</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>Beschwer der Nebenintervenientin R.:</u> keine</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Dr. W. Dr. N. M.</p>
315,722
olgham-1983-10-19-20-u-183
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 1/83
1983-10-19T00:00:00
2019-03-13T15:12:21
2019-03-27T09:42:23
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1019.20U1.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 10. November 1982 verk&#252;ndete Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 555.000,- DM abzuwenden, sofern nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leisten.</p> <p>Die Beklagte darf die Sicherheit durch unbefristete, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Deutscher Bank, ... erbringen, die Kl&#228;ger durch ebensolche B&#252;rgschaft der Kreissparkasse Halle.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Bezugsberechtigte aus einem Lebensversicherungsvertrag, den ihr am 1.12.1981 gegen 8.55 Uhr t&#246;dlich verungl&#252;ckter Sohn bei der Beklagten abgeschlossen hatte. Der ar 26.10.1981 gestellte Versicherungsantrag belief sich auf eine Versicherungssumme von 250.000,- DM, die sich bei Unfalltod verdoppelte. In dem Antrag sind unter der Rubrik "Beitragszahlweise" die K&#228;stchen "monatlich" und "EEV ab Beginn" angekreuzt. Gleichzeitig wurde die Beklagte beauftragt, die Beitr&#228;ge bei F&#228;lligkeit zu Lasten des Kontos des Versicherungsnehmers einzuziehen. Als Versicherungsbeginn war der 1.11.1981 angegeben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Ein entsprechender Versicherungsschein wurde den Versicherungsnehmer am 25. oder 26.11.1981 ausgeh&#228;ndigt. Auf diesem war unter der Rubrik "Einl&#246;sungsbetrag erhalten" eingetragen "wird abgebucht". Au&#223;erdem war unter "F&#252;r Sie zust&#228;ndig: Inkassostelle" niedergelegt: "Der Beitrag wird von der Hauptverwaltung der ... Abbuchungsverfahren erhoben".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tod des Versicherungsnehmers ging die Lastschrift bei dessen Bank ein. Mit dieser Lastschrift wurden zwei Betr&#228;ge &#252;ber je 700,- DM, insgesamt 1.400,- DM angefordert. Dabei handelt es sich um die Erst- und um die Folgepr&#228;mie. Die Lastschrift wurde nicht eingel&#246;st, da die Bank bereits vom Tode des Versicherungsnehmers unterrichtet war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tode des Versicherungsnehmers hatte die Beklagte den erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;ger zun&#228;cht mitgeteilt, die Erstpr&#228;mie sei gezahlt worden. Dies wurde dem Anwalt gegen&#252;ber dann sp&#228;ter mit Schreiben vom 14.12.1981 richtiggestellt. Darauf bot dieser im Schreiber, vom 29.12.1981 Zahlung der Pr&#228;mien von Seiten der Kl&#228;ger an. Diese schlugen sp&#228;ter die Erbschaft nach ihrem Sohn aus. Dies teilten sie der Beklagten mit Schreiben vom 27.1.1982 mit.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie je 250.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt sich f&#252;r leistungsfrei nach &#167;38 II VVG, da die erste Pr&#228;mie bei Versicherungsfall noch nicht gezahlt worden sei. Im &#252;brigen habe auf den Konto des Versicherungsnehmers auch zu dessen Lebzeiten keine ausreichende Deckung bestanden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben und ausgef&#252;hrt: Leistungsfreiheit bestehe nicht. Der Versicherungsnehmer habe das Erforderliche getan, da er daf&#252;r gesorgt habe, da&#223; die Pr&#228;mie h&#228;tte abgebucht werden kennen. Wenn der Versicherungsnehmer nicht am Vortage t&#246;dlich verungl&#252;ckt w&#228;re, w&#228;re nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme am 2.12.1981 die Lastschrift eingel&#246;st worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Genen dieses Urteil wendet sich die Beklagte mit der form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt nicht f&#252;r erwiesen, das der Versicherungsnehmer f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Einl&#246;sung der Lastschrift gesorgt habe. Sein Konto habe kein ausreichendes Guthaben ausgewiesen und ihm sei auch kein Kredit fest zugesagt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihr nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Beibringen einer Bankb&#252;rgschaft der Deutschen Bank ... abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und ihnen nachzulassen, eventuelle Sicherheitsleistungen durch Bankb&#252;rgschaft der ... zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholen ihren erstinstanzlichen Vortrag. Sie &#228;u&#223;ern weiterhin die Ansicht, die Lastschrift sei nur deshalb nicht eingel&#246;st worden, weil sie von der Beklagten schuldhaft versp&#228;tet vorgelegt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Dem Kl&#228;ger steht nach &#167;&#167;13 der allgemeinen Versicherungsbedingungen, 15 ALB 167, VVG ein Anspruch auf Auszahlung der Versicherungssumme zu.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vertragsschlu&#223;, Eintritt des Versicherungsfalles und auch die Bezugsberechtigung der Kl&#228;ger sind zweifelsfrei. Die Beklagte ist auch nicht leistungsfrei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#167;28 II VVG, wonach der Versicherungsschutz erst mit der Zahlung des Einl&#246;sungsbetrages nach &#167;1 der allgemeinen Versicherungsbedingungen beginnt, setzt voraus, da&#223; die Erstpr&#228;mie trotz einer bestehenden Zahlungsverpflichtung nicht gezahlt wird (vgl. Pr&#246;lss-Martin, &#167;38 Anm. 5). Daran fehlt es unter anderem bei einer Stundung (vgl. Pr&#246;lss-Martin &#167;38 Anm. 4).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine solche Stundung liegt hier in der Vereinbarung des Einzugs-Erm&#228;chtigungs-Verfahrens. Diese Vereinbarung bewirkt, da&#223; der Einl&#246;sungsbetrag nicht bar bezahlt zu werden braucht. Das wird in dem Versicherungsschein verdeutlicht, in den keine Inkassostelle angegeben und unter der Rubrik "Einl&#246;sungsbetrag erhalten:" nur eingetragen ist: "wird abgebucht". Die Zahlungsverpflichtung des Versicherungsnehmers war damit bis zum Eingang des Abbuchungsersuchens bei seiner Bank gestundet. Da diese Vorlage erst nach dem Tode erfolgt ist, war die Versicherungspr&#228;mie zum Zeitpunkt des Versicherungsfalles noch nicht f&#228;llig.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind unterschiedlicher Auffassung dar&#252;ber, welchen Einflu&#223; diese Stundung auf die Leistungspflicht der Beklagten hat. Die Beklagte leitet aus &#167;38 Abs. 2 VVG her, da&#223; bis zur tats&#228;chlichen Zahlung der Versicherungsschutz trotz der Stundung nicht beginne, w&#228;hrend die Kl&#228;ger meinen, es liege eine sogenannte deckende Stundung vor, die dazu f&#252;hre, da&#223; Versicherungsschutz zun&#228;chst bestehe, aber von der rechtzeitiger. Zahlung der Pr&#228;mie bei F&#228;lligwerden abh&#228;nge und damit eventuell auch r&#252;ckwirkend entfallen k&#246;nne. Welche der Alternativen vereinbart ist, ist durch Auslegung zu ermitteln (Br&#252;ck-M&#246;ller, VVG, &#167;25 Anm. 34).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Senates ist von einer deckenden Stundung auszugehen. Dies entspricht dem erkennbaren Interesse des Versicherungsnehmers. Die Vereinbarung des Einzugs-Erm&#228;chtigungs-Verfahrens liegt n&#228;mlich weitgehend im Interesse der Versicherer, da sie so die Konten der Versicherungsnehmer einfacher buchungstechnisch bearbeiten und verwalten k&#246;nnen. Wenn der Versicherungsschutz erst bei Einl&#246;sung der Lastschrift eintr&#228;te, hinge dieser Zeitpunkt &#252;berwiegend von Umst&#228;nden in der Sph&#228;re des Versicherers ab. Er w&#228;re dem Einflu&#223; des Versicherungsnehmers weitgehend entzogen. Dessen direkte und unmittelbare Zahlung ist aus buchungstechnischen Gr&#252;nden dem Versicherer kaum erw&#252;nscht und jedenfalls im Vertrag nicht vorgesehen. Der Versicherungsnehmer w&#228;re bei Ablehnung einer deckenden Stundung regelm&#228;&#223;ig in der Zeit zwischen der Obersendung des Versicherungsscheins und der von ihm nicht zu beeinflussenden Abbuchung der Erstpr&#228;mie trotz bestehenden Versicherungsvertrages und bestehender Leistungspflicht ohne Versicherungsschutz. Dies widerspricht schon der allgemeinen Vermutung, da&#223; niemand gewillt ist, ohne angemessene Gegenleistung seinerseits Zahlungen zu erbringen. Davon mu&#223; auch der Versicherer ausgehen. Dieser Interessenlage entspricht es, da&#223; ab Aush&#228;ndigung des Versicherungsscheins Versicherungsschutz besteht. Es kann im Zweifel nicht angenommen werden, da&#223; nur eine unvollkommene Stundung gewollt ist (Bruck-M&#246;ller, a.a.O).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Damit bestand zum Zeitpunkt des Versicherungsfalls Versicherungsschutz, da beim Tod des Versicherungsnehmers die Pr&#228;mie noch nicht f&#228;llig war.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsschutz ist auch nicht r&#252;ckwirkend deshalb entfallen, weil nachtr&#228;glich bei Anforderung der Pr&#228;mien nicht rechtzeitig gezahlt wurde. Dabei w&#228;re nach allgemeiner Meinung (BGH NJW 76, 215; OLG Kamm Versicherungsrecht 76, 536; 79, 413; Pr&#246;lss-Martin &#167;35 Anm. 6 B c), die im &#252;brigen auch die Beklagte vertritt, allein darauf abzustellen, ob der Versicherungsnehmer das seinerseits Erforderliche getan hat, damit zum F&#228;lligkeitstermin der geschuldete Betrag von seinen: Konto abgebucht werden konnte. Diese Vorsorge braucht sich nach der Auffassung des Senats aber nicht auf einen Zeitpunkt nach dem Tode des Versicherungsnehmers zu erstrecken. Dieser braucht nicht sicherzustellen, da&#223; auch nach seinem Tod noch abgebucht werden kann. Insbesondere bei einer Lebensversicherung kann der Versicherungsschutz nicht r&#252;ckwirkend dadurch entfallen, da&#223; die Pr&#228;mie von einem Konto des verstorbenen Versicherungsnehmers nicht mehr abgebucht werden konnte. Dabei kann es nicht darauf ankommen, ob zwischen dem Tod und dem Abbuchungsversuch wie hier ein geringer oder ein l&#228;ngerer Zeitraum verstrichen ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat die Beweisaufnahme im ersten Rechtszuge ergeben, da&#223; der Versicherungsnehmer die M&#246;glichkeit der Abbuchung der Erstpr&#228;mie durch Vereinbarung mit seiner Bank hinreichend sichergestellt hatte. Auf die entsprechenden Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil, denen sich der Senat anschlie&#223;t, wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>5)</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Abgesehen von alledem fehlt es an einer ordnungsgem&#228;&#223;en Anforderung der Erstpr&#228;mie. Die bei der Hausbank des Versicherungsnehmers vorgelegte Lastschrift verhielt sich n&#228;mlich zugleich &#252;ber die Erst- und die Folgepr&#228;mie. Da ein Einziehungsauftrag nur ganz oder gar nicht ausgef&#252;hrt werden kann, ist damit dem Versicherungsnehmer die M&#246;glichkeit genommen, Versicherungsschutz durch Zahlung nur der Einl&#246;sungspr&#228;mie zu erlangen. Dadurch wird die Regelung der &#167;&#167;38, 39 VVG, die zwingend ist, unterlaufen. Deshalb ist diese Art der Lastschrift keine wirksame F&#228;lligstellung f&#252;r die Einl&#246;sungspr&#228;mie. Es mu&#223; eine Lastschrift vorgelegt werden, mit der allein und erkennbar nur die Erstpr&#228;mie eingezogen werden soll. Die Nichteinl&#246;sung der Lastschrift f&#252;hrt auch aus diesem Grund nicht zu einem r&#252;ckwirkender Wegfall des Versicherungsschutzes.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>6)</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit hat die Beklagte die Pr&#228;mienzahlung nicht mehr angefordert. Sie hat vielmehr auf ein Zahlungsangebot der Kl&#228;ger nicht reagiert. Daraus, da&#223; nach dem 2.12.1982 die Zahlung nicht nachgeholt wurde, k&#246;nnen sich daher keine Rechtsfolgen zugunsten der Beklagten ergeben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Kosten und die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 500.000,- DM.</p>
315,723
olgk-1983-10-12-ss-54183
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 541/83
1983-10-12T00:00:00
2019-03-13T15:12:22
2019-03-27T09:42:23
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:1012.SS541.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Dem Betroffenen wird auf seinen Antrag die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Frist zur Stellung des Antrages auf Zulassung der Rechtsbeschwerde gegen das Urteil des Amtsgerichts K&#246;ln vom 22. April 1983 gew&#228;hrt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :Der Betroffene hat durch anwaltliche Versicherung seines Verteidigers glaubhaft gemacht, da&#223; es dieser trotz rechtzeitiger Beauftragung unterlassen hat, den Antrag auf Zulassung der Rechtsbeschwerde fristgerecht stellen. An der Vers&#228;umung dr Frist trifft den Betroffenen deshalb kein Verschulden, so da&#223; ihm die beantragte Wiedereinsetzung zu gew&#228;hren ist.Der Betroffene wird darauf hingewiesen, da&#223; mit der Zustellung dieses Beschluesses die Frist von einem Monat zur Begr&#252;ndung des Zulassungsantrages zu laufen beginnt. Der die Begr&#252;ndung entahltende Schriftsatz mu&#223; von dem Verteidiger oder einem anderen Rechtsanwalt unterzeichnet sein. Auch kannd ie Begr&#252;ndung zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle des Amtsgerichts K&#246;ln erkl&#228;rt werden.</p>
315,724
olgham-1983-10-10-15-w-15683
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 156/83
1983-10-10T00:00:00
2019-03-13T15:12:24
2019-03-27T09:42:23
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1010.15W156.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Wert des Gegenstandes der weiteren Beschwerde wird auf 10.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben am 12. November 1982 beim Amtsgericht Essen die Eintragung des Vereins " ... e.V." in das Vereinsregister beantragt. Nach &#167;10 der in der Gr&#252;ndungsversammlung vom 28. Oktober 1982 beschlossenen Satzung sind Vorstand im Sinne des &#167;26 BGB der Pr&#228;sident der " ...", der Vizepr&#228;sident, der Schatzmeister und der Generalsekret&#228;r. Diese Satzungsbestimmung sieht ferner vor, da&#223; zwei Vizepr&#228;sidenten zum Pr&#228;sidium geh&#246;ren. Der Verein wird gerichtlich und au&#223;ergerichtlich durch den Pr&#228;sidenten mit dem Schatzmeister oder Generalsekret&#228;r und in seiner Vertretung durch einen der Vizepr&#228;sidenten mit Schatzmeister oder Generalsekret&#228;r vertreten. In der Gr&#252;ndungsversammlung wurden der Beteiligte zu 1) zum Pr&#228;sidenten, der Beteiligte zu 2) zu einem Vizepr&#228;sidenten, die Beteiligte zu 3) zur Generalsekret&#228;rin und der Beteiligte zu 4) zum Schatzmeister gew&#228;hlt. Der Posten eines Vizepr&#228;sidenten ist unbesetzt geblieben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Rechtspflegerin des Amtsgerichts in einer Zwischenverf&#252;gung vom 20. Dezember 1982 verschiedene Beanstandungen erhoben hatte, ist diese Anmeldung durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 25. Januar 1983 zur&#252;ckgewiesen worden, da der Verein von allen Vorstandsmitgliedern anzumelden sei, wovon ein zweiter Vizepr&#228;sident nicht angemeldet habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschlu&#223; haben die Beteiligten sofortige Erinnerung vom 31. Januar 1983 eingelegt, der der Richter des Amtsgerichts abgeholfen hat. Das Landgericht hat die als sofortige Beschwerde gegen die Entscheidung der Rechtspflegerin behandelte Erinnerung mit Beschlu&#223; vom 15. Februar 1983 zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen die landgerichtliche Entscheidung wenden sich die Beteiligten mit ihrer sofortigen weiteren Beschwerde vom 16. M&#228;rz 1983.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist form- und fristgerecht angebracht worden und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167;27, 29, 160 a FGG). Sie ist vom Beglaubigungsnotar (&#167;&#167;159, 129 FGG) im Namen der Vorstandsmitglieder, die die die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister angemeldet haben, eingelegt worden. Die Beschwerdeberechtigung dieser Vorstandsmitglieder folgt schon daraus, da&#223; ihre erste Beschwerde ohne Erfolg geblieben ist (Keidel/Kuntze/Winkler, FG, 11. Aufl., Rz. 10 zu &#167;27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die somit zul&#228;ssige sofortige weitere Beschwerde ist aber unbegr&#252;ndet, weil die angefochtene Entscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist das Landgericht von einer zul&#228;ssigen sofortigen Erstbeschwerde ausgegangen, die vom Notar f&#252;r die anmeldenden Beteiligten eingelegt worden war. Diese waren beschwerdeberechtigt. Zwar ist gegen die Zur&#252;ckweisung eines Antrages nur die Gesamtheit der Antragsberechtigten beschwerdeberechtigt, wenn eine gerichtliche Verf&#252;gung nach dem materiellen Recht den gemeinschaftlichen Antrag mehrerer Personen erfordert (vgl. z.B. K/K/W, Rz. 102 zu &#167;20 FGG). W&#228;ren hier also alle Vorstandsmitglieder zur Anmeldung des Vereins verpflichtet, so m&#252;&#223;ten auch alle gemeinsam das Beschwerderecht aus&#252;ben. Dieser Grundsatz ist jedoch dann einzuschr&#228;nken, wenn der Antrag der Beschwerdef&#252;hrer gerade wegen der nicht gemeinsamen Aus&#252;bung als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen worden ist. In diesem Fall ist die Frage der Antragsberechtigung der Beschwerdegegenstand, der von den tats&#228;chlichen Antragstellern zur &#220;berpr&#252;fung durch das Beschwerdegericht gestellt werden kann. Die sofortige Erstbeschwerde war auch form- und fristgerecht erkl&#228;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Landgericht im Ergebnis mit Recht die Anmeldung des Vereins durch alle Vorstandsmitglieder, wie sie in der Satzung vorgesehen sind, gefordert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Den Streitstand in der umstrittenen Frage, ob Anmeldungen zum Vereinsregister nur von s&#228;mtlichen Mitgliedern des Vorstands gemeinsam rechtswirksam vorgenommen werden k&#246;nnen, oder ob im Falle der Einzel- oder teilweisen Gesamtvertretungsbefugnis jedes einzelne vertretungsberechtigte Vorstandsmitglied oder die gesamtvertretungsberechtigten einzelnen Vorstandsmitglieder die Eintragung anmelden k&#246;nnen, haben das Bayerische Oberste Landesgericht in seinem Beschlu&#223; vom 12. August 1981 (BReg. 2 Z 94/80 = BayObLGZ 1981, 270 = DNotZ 1982, 115 = Rpfleger 1981, 487 = MDR 1981, 1015) und St&#246;ber (Rpfleger 1980, 369, 370) ausf&#252;hrlich mit Belegstellen dargelegt. Danach wird auf der einen Seite der Standpunkt vertreten, alle Anmeldungen zum Vereinsregister k&#246;nnten nur durch die s&#228;mtlichen Vorstandsmitglieder gemeinsam vorgenommen werden. Vertreter einer anderen Meinung sehen in allen F&#228;llen die Anmeldung durch Vorstandsmitglieder in vertretungsberechtigter Zahl als ausreichend an. Schlie&#223;lich findet sich die Auffassung, zwar m&#252;sse die Eintragung des Vereins (&#167;59 Abs. 1 BGB) von allen Mitgliedern des Vorstands angemeldet werden, in allen anderen F&#228;llen gen&#252;ge jedoch die Anmeldung durch Vorstandsmitglieder in vertretungsberechtigter Zahl.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das BayObLG hat sich f&#252;r den von ihm entschiedenen Fall der &#196;nderung des Vorstands in diesem Beschlu&#223; der zuletzt von St&#246;ber (a.a.O.) begr&#252;ndeten Ansicht angeschlossen, da&#223; die Anmeldung von einem vertretungsberechtigten Vorstandsmitglied allein vorgenommen werden kann. Danach ist die durch &#167;67 Abs. 1 S. 1 BGB auferlegte Pflicht, jede &#196;nderung des Vorstands zur Eintragung im Vereinsregister anzumelden, den Vorstandsmitgliedern in dieser Eigenschaft, d.h. als Organen des Vereins, nicht als Privatpersonen auferlegt. Da die Vorstandsmiglieder als Organe Teil des Vereins selbst seien, sei die Pflicht zur Anmeldung einer Ver&#228;nderung des Vorstands deshalb eine solche des Vereins selbst, der aber als juristische Person diese Pflicht nur durch seine Organe erf&#252;llen k&#246;nne, denn nur diese seien handlungsf&#228;hig. Die Vorstandsmitglieder w&#252;rden deshalb bei der Anmeldung als Organe des Vereins t&#228;tig, den sie vertreten. Das BayObLG hat seine Auffassung in &#220;bereinstimmung mit der gesetzlichen Regelung gesehen, wie sie f&#252;r die Aktiengesellschaft und die Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung bei der Anmeldung einer &#196;nderung des Vorstands oder in der Person der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer zur Eintragung im Handelsregister getroffen sei, weil in den F&#228;llen der &#167;81 Abs. 1 AktG, 39 Abs. 1 GmbHG nur so viele Vorstandsmitglieder oder Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bei der Anmeldung mitwirken m&#252;&#223;ten, wie zur <u>Vertretung</u> der Gesellschaft erforderlich seien. Auch der Vorstand des &#167;34 Abs. 3 HGB sei derjenige gem&#228;&#223; der satzungsm&#228;&#223;igen Vertretungsmacht. Das BayObLG hat es als wenig verst&#228;ndlich beurteilt, hinsichtlich der &#196;nderungen von Registereintragungen bei den wirtschaftlich oft wesentlich bedeutsameren handelsrechtlichen Gesellschaften geringere Anforderungen an die Anmeldeberechtigung und -verpflichtung zu stellen als bei Vereinen, denen vom Regelfall her betrachtet eine geringere Bedeutung im Wirtschaftsleben und Rechtsverkehr zukomme als den handelsrechtlichen Gesellschaften. Es hat deshalb eine Gleichbehandlung der Anmeldeberechtigung zum Vereinsregister und zum Handelsregister von der Sache her jedenfalls insoweit gefordert, als Anmeldungen zum Vereinsregister nicht strengeren Voraussetzungen unterworfen sein sollten als solche zum Handelsregister.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hatte sich der Senat in seinem Beschlu&#223; vom 14. April 1980 (15 W 52/79 = DNotZ 1982, 118 = Rpfleger 1980, 384 = OLGZ 1980, 389) zu der erstgenannten Auffassung bekannt, wonach die Anmeldung von &#196;nderungen des Vorstands eines Vereins zur Eintragung in das Vereinsregister durch <u>alle</u> Vorstandsmitglieder, die den Vorstand im Sinne des &#167;26 BGB bilden, zu bewirken ist, ohne da&#223; zwischen der Erstanmeldung und sp&#228;teren Anmeldungen zu unterscheiden ist. Der Senat hat damals ausgef&#252;hrt, da&#223; die Anmeldung von Vorstands&#228;nderungen stets von allen Vorstandsmitgliedern im Sinne des &#167;26 BGB zu bewirken sei, weil es sich bei der Anmeldung um eine den Vorstandsmitgliedern obliegende <u>pers&#246;nliche Verpflichtung</u> handele, die sich nicht aus ihrer rechtsgesch&#228;ftlichen Vertretungsbefugnis, sondern aus ihrer Stellung als gesetzlicher Vorstand ergebe. Diese Bewertung folge aus der im Gesetzeswortlaut ("der Vorstand") klar zum Ausdruck gekommenen Entscheidung des Gesetzgebers f&#252;r die Anmeldung beim eingetragenen Verein, so da&#223; der Vergleich mit der Rechtslage bei Gesellschaften keine abweichende Beurteilung zu rechtfertigen verm&#246;ge. Gegen&#252;ber dieser pers&#246;nlichen Verpflichtung seien die Regelung der Satzung &#252;ber die Vertretungsbefugnis ohne Bedeutung, da sie nur die rechtsgesch&#228;ftliche Vertretung des Vereins betr&#228;fen, um die es hier nicht gehe, sondern um eine den Vorstandsmitgliedern in dieser Eigenschaft vom Gesetz auferlegte pers&#246;nliche Verpflichtung, die ein Recht des Vorstands auf Mitwirkung bei der Anmeldung bedeute.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Bei der vorliegenden Fallgestaltung, die die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister betrifft, ist der Senat nicht zur erneuten grunds&#228;tzlichen Pr&#252;fung der Frage gezwungen, ob es sich bei der Anmeldung einer eintragungsf&#228;higen Tatsache in das Vereinsregister um eine die Vorstandsmitglieder treffende pers&#246;nliche Verpflichtung handelt, oder ob sie als Organe des Vereins t&#228;tig werden, den sie vertreten (so BayObLG, a.a.O. mit beachtlichen Gr&#252;nden). Gem&#228;&#223; &#167;59 Abs. 1 BGB hat "der Vorstand" den Verein zur Eintragung anzumelden. Nach der zitierten Rechtsprechung des Senats bedeutet dies ohne weiteres, da&#223; diese Anmeldung durch <u>alle</u> Vorstandsmitglieder, die den Vorstand im Sinne des &#167;26 BGB bilden, zu bewirken ist. Der Kreis der Anmeldepflichtigen ist hier unvollst&#228;ndig, weil ein Vizepr&#228;sident, der noch nicht bestellt ist, nicht mit angemeldet hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Anmeldung ist jedoch auch dann nicht rechtswirksam vorgenommen worden, wenn der Vorstand bei ihr als Vertretungsorgan t&#228;tig werden und sie durch Vorstandsmitglieder in vertretungsberechtigter Zahl ausreichend sein sollte. Das BayObLG hat seine entsprechende Auffassung in &#220;bereinstimmung mit der gesetzlichen Regelung f&#252;r Handelsregistereintragungen bei Vorstands&#228;nderungen oder Gesch&#228;ftsf&#252;hrer&#228;nderungen bei der AG oder GmbH gesehen und eine Gleichbehandlung der Anmeldeberechtigung zum Vereinsregister und zum Handelsregister f&#252;r diesen Kreis der einzutragenden Tatsachen als sachlich geboten gefordert. Eine solche Betrachtungsweise f&#252;hrt nach der Auffassung des Senats bei der Ersteintragung des Vereins zur Mitwirkungspflicht s&#228;mtlicher Vorstandsmitglieder (a.A.: St&#246;ber, a.a.O.). Hierf&#252;r sind zwei Gr&#252;nde ma&#223;gebend:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Ersteintragung von Personenvereinigungen in das Handelsregister ist in dieser Weise ausgestaltet. F&#252;r die Eintragung der Aktiengesellschaft in das Handelsregister bestimmt &#167;36 Abs. 1 AktG ausdr&#252;cklich, da&#223; alle Mitglieder des Vorstands anmelden m&#252;ssen. Die Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung ist gem. &#167;&#167;7 Abs. 1, 78 GmbHG durch "s&#228;mtliche Gesch&#228;ftsf&#252;hrer" anzumelden. Anmeldungen zum Genossenschaftsregister sind nach &#167;157 GenG ohnehin unterschiedslos durch s&#228;mtliche Mitglieder des Vorstands einzureichen. &#167;33 Abs. 1 HGB wiederum sieht vor, da&#223; eine juristische Person, deren Eintragung in das Handelsregister mit R&#252;cksicht auf den Gegenstand oder auf die Art und den Umfang ihres Gewerbebetriebes zu erfolgen hat, von "s&#228;mtlichen Mitgliedern" des Vorstands zur Eintragung anzumelden ist. Diese Vorschrift bezieht sich nicht auf die juristischen Personen des Handelsrechts, die (wie z.B. die AG, die KGaA, die GmbH usw.) eine Sonderregelung erfahren haben, sondern sie will den Besonderheiten Rechnung tragen, die sich daraus ergeben, da&#223; juristische Personen ohne solche Sonderregelungen den Vorschriften des HGB unterliegen, weil sie ein Handelsgewerbe nach &#167;&#167;1, 2 oder 3 des HGB betreiben. Darunter fallen neben anderen insbesondere rechtsf&#228;hige Vereine mit wirtschaftlichem Gesch&#228;ftsbetrieb (&#167;&#167;22, 23 BGB) oder eingetragene Vereine, deren Zweck zwar nicht auf einen wirtschaftlichen Gesch&#228;ftsbetrieb gerichtet ist (&#167;21 BGB), die aber einen Nebenbetrieb unterhalten, der sich als Handelsgewerbe darstellt (Schlegelberger/Hildebrandt/Steckhan, HGB, 5. Aufl., Rz. 2 zu &#167;33 HGB; W&#252;rdinger in Gro&#223;komm. HGB, Rz. 2 zu &#167;33 HGB; Baumbach/Duden, HGB, 24. Aufl., Anm. 1 zu &#167;&#167;33-35 HGB). W&#228;hrend sich an der Erstanmeldung nach &#167;33 Abs. 1 HGB s&#228;mtliche Mitglieder des Vorstandes, auch die nur stellenvertretenden zu beteiligen haben, ist gem&#228;&#223; &#167;34 Abs. 3 HGB jede &#196;nderung der nach &#167;33 Abs. 2 HGB einzutragenen Tatsachen nach der handelsrechtlichen Kommentarliteratur durch "den Vorstand" gem&#228;&#223; der satzungsm&#228;&#223;igen Vertretungsmacht anzumelden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">F&#252;r alle Ersteintragungen fordert das Gesetz also ein vollst&#228;ndiges Mitwirken aller Mitglieder der Vertretungsorgane. Der Grund hierf&#252;r liegt darin, da&#223; diesen Ersteintragungen eine besondere Bedeutung zukommt und eine erh&#246;hte Richtigkeitsgew&#228;hr gegeben sein mu&#223;, wenn diese K&#246;rperschaften in das Rechtsleben treten. Dieser Zweck der gesetzlichen Regelungen beeinflu&#223;t auch die Auslegung des &#167;59 Abs. 1 BGB in dem Sinne, da&#223; <u>alle</u> Vorstandsmitglieder den Verein zur Eintragung in das Vereinsregister anzumelden haben und eine Mitwirkung in lediglich vertretungsberechtigter Anzahl nicht gen&#252;gt (a.A.: St&#246;ber, Rpfleger 1980, 369, 374).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Kreis der anmeldepflichtigen Personen <u>nur</u> dann gesetzlich weiter gefa&#223;t sei, wenn zur Sicherung des Wirtschaftsverkehrs Eintragungen hinsichtlich des haftenden Kapitals zus&#228;tzliche Erkl&#228;rungen oder Angaben erforderten, deren Richtigkeit durch zivil- und/oder strafrechtliche Verantwortlichkeit der Anmeldenden gesichert werde (so St&#246;ber, Rpfleger 1980, 369, 372), l&#228;&#223;t sich einer Gesamtschau der einschl&#228;gigen Gesetzesbestimmungen nicht ohne weiteres entnehmen. Dieser Gesichtspunkt hat z.B. f&#252;r &#167;33 Abs. 1 HGB keine ausschlaggebende Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Des weiteren wird diese Auslegung des &#167;59 Abs. 1 BGB einer Rechtsmeinung gerecht (vgl. Sauter/Schweyer, Der eingetragene Verein, 11. Aufl., S. 6, Rz. 13), wonach sich der Verein vor der vollst&#228;ndigen Bildung eines mehrgliedrigen Vorstands in der noch nicht abgeschlossenen Gr&#252;ndungsphase befindet. Danach ist zwar mit der Feststellung der Satzung durch die Gr&#252;nder die rechtliche Grundlage des Vereins geschaffen, aber seine Organisation, die ihn erst zur K&#246;rperschaft macht, noch nicht vollendet. Dazu geh&#246;rt die Bildung des Vereinsvorstands als dem wesentlichen Organ, ohne das der Verein nicht handlungsf&#228;hig ist. Besteht der von den Gr&#252;ndern zu bestellende Vorstand nach der Satzung aus mehreren Personen, so m&#252;ssen nach der zitierten Rechtsmeinung <u>alle</u> in der Satzung vorgesehenen Vorstandsposten besetzt werden, weil sonst der Vorstand als Organ nicht gebildet ist. Der Einwand von St&#246;ber (Vereinsrecht, 4. Aufl., Rz. 298; Rpfleger 1980, 369, 373), es sei mi&#223;lich, lediglich zur Mitunterzeichnung einer Registeranmeldung die gerichtliche Bestellung eines Vorstandsmitgliedes zu betreiben (&#167;29 BGB), hat jedenfalls f&#252;r das Gr&#252;ndungsstadium keinerlei Berechtigung, in dem die Bildung des vollz&#228;hligen Vorstands wesentlich f&#252;r die Entstehung der handlungsf&#228;higen K&#246;rperschaft ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Ersteintragung eines neu gegr&#252;ndeten Vereins (&#167;59 Abs. 1 BGB) ist daher die Anmeldung durch alle Vorstandsmitglieder erforderlich. Zur Vorlage der Sache an den Bundesgerichtshof gem. &#167;28 Abs. 2 FGG besteht kein Anla&#223;. Die Entscheidung des BayObLG (a.a.O.), die zur Anmeldung einer <u>&#196;nderung des Vereinsvorstands</u> ein einzelvertretungsberechtigtes Vorstandsmitglied f&#252;r befugt ansieht, n&#246;tigt schon deshalb nicht dazu, weil die Beurteilung des &#167;67 Abs. 1 BGB eine andere Rechtsfrage betrifft.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Gegenstandswerts der weiteren Beschwerde beruht auf &#167;&#167;131 Abs. 2, 30 KostO. Sie ist in dieser H&#246;he gerechtfertigt, weil es um die Ersteintragung des Vereins insgesamt und damit um dessen Eintritt in das Rechtsleben geht und der Zweck des Vereins von internationaler Bedeutung ist.</p>
315,725
olgham-1983-10-06-2-u-11283
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 112/83
1983-10-06T00:00:00
2019-03-13T15:12:26
2019-03-27T09:42:22
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:1006.2U112.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das am 3. Februar 1983 verk&#252;ndete Zwischenurteil der 4. Zivilkammer des Landgerichts ... wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; der Wiedereinsetzungsantrag des Beklagten als unstatthaft zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <p></p> <p>Die Kosten des zweiten Rechtszuges tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war alleiniger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und Gesellschafter mit 19.000,- DM Stammeinlage der Firma ... mit Sitz in .... Weitere Gesellschafterin war seine Ehefrau mit einer Stammeinlage von 1.000,- DM. Das Stammkapital der Gesellschaft betrug 20.000,- DM. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 12. August 1977 geschlossen, die Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 18. August 1978. Die Firma ... trat als alleinige pers&#246;nlich haftende Gesellschafterin in die Firma ... ein, die am 19. Februar 1979 in das Handelsregister eingetragen wurde .... Kommanditist dieser Gesellschaft mit einer Einlage von 20.000,- DM war der Beklagte. Die Kommanditgesellschaft betrieb die Herstellung von Tankanlagen, Tankschutzanlagen und zentralen Heiz&#246;lversorgungsanlagen. Das von der Kommanditgesellschaft und ihrer pers&#246;nlich haftenden Gesellschafterin, der ..., ausge&#252;bte Gewerbe wurde jedenfalls seit 1981 in ..., betrieben. Die Wohnung des Beklagter befand sich stets in .... Durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts ... vom 12. November 1962 (10 N 115-116/82) wurde &#252;ber das Verm&#246;gen beider Firmen das Konkursverfahren er&#246;ffnet. Durch Beschlu&#223; desselben Gerichts vom 13. Dezember 1982 wurde das Konkursverfahren &#252;ber das Verm&#246;gen der ... mangels Kasse eingestellt. Diese Tatsache wurde am 1. M&#228;rz 1983 in das Handelsregister der ... eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 2. August 1982 erwirkte die Kl&#228;gerin beim Amtsgericht ... (B 004435/82) gegen den Beklagten pers&#246;nlich &#252;ber insgesamt 11.819,40 DM nebst Zinsen einen Vollstreckungsbescheid. Der Betrag von 11.819,40 DM setzt sich aus der Betr&#228;gen von 4 Rechnungen vom 31. Dezember 1981, 18. Februar, 19. M&#228;rz und 1. April 1982 &#252;ber Warenlieferungen zusammen. In der ersten dieser vier Rechnungen ist als Adressat der Rechnung die ... genannt. Als Anschrift des Beklagten ist in dem Vollstreckungsbescheid angegeben: "...". Die Zustellung des Vollstreckungsbescheids an der Beklagten erfolgte im Parteibetrieb durch den Gerichtsvollzieher ... im Wege der Ersatzzustellung durch &#220;bergabe an die Zeugin Frau vor ..., die in dem Gewerbebetrieb ... t&#228;tig ist, am 24. September 1982. Mit der am 2. Dezember 1982 beim Amtsgericht ... eingegangenen Schriftsatz seiner Anw&#228;lte legte der Beklagte gegen den Vollstreckungsbescheid Einspruch ein und stellte in der Einspruchsfrist gleichzeitig den Antrag auf Gew&#228;hrung vor Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen der Vers&#228;umung der Einspruchsfrist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Abgabe der Sache an das Landgericht ... haben die Parteien im ersten Rechtszug bisher nur &#252;ber den Wiedereinsetzungsantrag verhandelt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat geltend gemacht, er habe durch die von ihm n&#228;her dargelegten Umst&#228;nde nicht so rechtzeitig Kenntnis von der Zustellung des Vollstreckungsbescheids erhalten, da&#223; er die zweiw&#246;chige Einspruchsfrist habe einhalten k&#246;nnen. Im &#252;brigen sei er nicht Schuldner der von der Kl&#228;gerin gegen ihn pers&#246;nlich geltend gemachten Betr&#228;ge, da es sich um Lieferungen an die Kommanditgesellschaft gehandelt habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ihn Wiedereinsetzung zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">das Wiedereinsetzungsgesuch zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat im einzelnen darzutun versucht, weshalb das Wiedereinsetzungsgesuch keinen Erfolg haben k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des erstinstanzlicher Vorbringens der Parteien wird auf ihre zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen und auf die Sitzungsniederschrift des Landgerichts vom 3. Februar 1983 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Zwischenurteil vom 3. Februar 1983 hat das Landgericht des Wiedereinsetzungsgesuch mit der Begr&#252;ndung verworfen, der Beklagte sei jedenfalls nicht ohne sein Verschulden an der Wahrung der Frist zur Einlegung des Einspruchs gegen der Vollstreckungsbescheid verhindert gewesen. Im &#252;brigen wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses ihm am 1. M&#228;rz 1983 zugestellte Zwischenurteil wendet sich der Beklagte mit seiner am 10. M&#228;rz 1983 eingelegten und nach entsprechender Fristverl&#228;ngerung am 4. Mai 1983 begr&#252;ndeten Berufung. Er macht geltend, die Ersatzzustellung des Vollstreckungsbescheids sei unwirksam, und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils das Gesuch auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand als unstatthaft zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt die Zustellung des Vollstreckungsbescheids an der Beklagten im Wege der Ersatzzustellung f&#252;r wirksam.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des zweitinstanzlichen Vorbringens der Parteien wird auf ihre zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und f&#252;hrt dazu, da&#223; das Wiedereinsetzungsgesuch des Beklagten nicht wegen Fehlens eines Wiedereinsetzungsgrundes, sondern als unstatthaft zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Landgericht durch das angefochtene Zwischenurteil nur das Wiedereinsetzungsgesuch des Beklagten zur&#252;ckgewiesen hat, ohne (wie es aus seiner Sicht richtig gewesen w&#228;re, vgl. BGHZ 47, 289 = NJW 67, 1566; Thomas-Putzo, ZPO, 12. Aufl., Anm. 2 b zu &#167; 238 ZPO) sofort durch Endurteil &#252;ber den Einspruch zu entscheiden, ist gegen dieses Zwischenurteil die Berufung an sich statthaft (BGHZ 47, 289 = NJW 67, 1566; Thomas-Putzo, a.a.O., Anm. 5 b bb zu &#167; 238 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war jedoch mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; der Wiedereinsetzungsantrag als unstatthaft zur&#252;ckgewiesen wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Wiedereinsetzungsgesuch des Beklagten ist unstatthaft.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Statthaftigkeit eines Wiedereinsetzungsgesuchs (&#167;&#167; 238 ff. ZPO) setzt voraus, da&#223; im Anwendungsbereich des Wiedereinsetzungsrechts eine Frist vers&#228;umt worden ist (andernfalls ist der Antrag auf Wiedereinsetzung unstatthaft, vgl. Thomas-Putzo, a.a.O., Anm. 3 a zu &#167; 233 ZPO), also eine Notfrist oder eine der in &#167; 233 ZPO genannten speziellen Begr&#252;ndungsfristen vers&#228;umt worden ist. Die Frist f&#252;r die Einlegung des Einspruchs gegen einer Vollstreckungsbescheid ist eine Notfrist (&#167;&#167; 223 Abs. 3, 700 Abs. 1, 339 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle ist jedoch diese Frist f&#252;r die Einlegung des Einspruchs gegen den Vollstreckungsbescheid vom 2. August 1982 nicht vers&#228;umt. Die Einspruchsfrist betr&#228;gt nach &#167;&#167; 700 Abs. 1, 339 Abs. 1 ZPO 2 Wochen und beginnt mit der Zustellung des Vollstreckungsbescheids zu laufen. Voraussetzung f&#252;r den Beginn des Fristablaufs ist also eine wirksame Zustellung des Vollstreckungsbescheids. Der Vollstreckungsbescheid vom 2. August 1982 ist dem Beklagten jedoch nicht wirksam zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Allerdings schadet es der wirksamen Zustellung des Vollstreckungsbescheids nicht, da&#223; die Zustellung nicht vor Amts wegen erfolgt ist. Zwar ist ein Vollstreckungsbescheid grunds&#228;tzlich von Amts wegen zuzustellen (&#167; 699 Abs. 4 Satz 1 ZPO). Das ist hier nicht geschehen; vielmehr ist die Zustellung im vorliegenden Falle auf Betreiber der Kl&#228;gerin (Parteibetrieb) erfolgt. Das ist jedoch nach &#167; 699 Abs. 4 Satz 2 ZPO ebenfalls zul&#228;ssig, wenn der Antragsteller des Vollstreckungsbescheids (hier die Kl&#228;gerin) die &#220;bergabe des Vollstreckungsbescheids an der Antragsteller zum Zwecke der Zustellung im Parteibetrieb beantragt. So ist es hier geschehen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Trotzdem liegt eine wirksame Zustellung nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Zustellung erfolgt in erster Linie durch &#220;bergabe (&#167; 170 Abs. 1 ZPO) des zuzustellenden Schriftst&#252;cks an die Partei (Zustellungsadressat) pers&#246;nlich (&#167; 171 Abs. 1 ZPO), und zwar dort, wo diese Partei gerade angetroffen wird (&#167; 180 ZPO). Eine Zustellung an den Beklagten selbst ist jedoch nicht erfolgt. Allerdings kann, wenn der Zustellungsadressat (hier der Beklagte) nicht angetroffen wird, die Zustellung im Wege der sogenannten Ersatzzustellung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 181- 185 ZPO erfolgen. Da eine Ersatzzustellung durch Niederlegung (&#167; 182 ZPO) nicht vorgenommen worden ist und es sich auch nicht um eine Zustellung an eine juristische Person, OHG oder KG oder eine der sonst in &#167; 184 ZPO genannten Stellen als Zustellungsadressaten handelt, kam hier nur noch eine Ersatzzustellung gem&#228;&#223; &#167; 181 ZPO oder gem&#228;&#223; &#167; 183 ZPO in Betracht. Eine wirksame Ersatzzustellung ist aber auch nach diesen Vorschriften nicht vorgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 181 ZPO kann, wenn die Person, der zugestellt werden soll, in ihrer Wohnung nicht angetroffen wird, die Zustellung i<u>n der Wohnung</u> an einen zu der Familie geh&#246;renden erwachsenen Hausgenossen oder an eine in der Familie dienende erwachsene Person erfolgen (&#167; 181 Abs. 1 ZPO) oder, wenn auch eine solche Person nicht angetroffen wird, an den Hauswirt oder Vermieter, falls dieser in dem selber Hause wohnt und au&#223;erdem zur Annahme des Schriftst&#252;cks bereit ist (&#167; 181 Abs. 2 ZPO). Diese Voraussetzungen f&#252;r eine Ersatzzustellung sind jedoch nicht erf&#252;llt. Es ist weder eine Zustellung an den Vermieter oder Hauswirt (&#167; 181 Abs. 2 ZPO), noch eine Zustellung in der Wohnung des Beklagten vorgenommen worden. Vielmehr ist die Zustellung in dem auch r&#228;umlich von der in der S. in ... gelegenen Wohnung des Beklagten getrennten und in der Stra&#223;e ... gelegenen Gewerbebetrieb, dessen Komplement&#228;r-GmbH-Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagte zur Zeit der Zustellung war, erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 183 Abs. 1 ZPO kann f&#252;r Gewerbetreibende, die ein besonderes Gesch&#228;ftslokal haben, wenn sie in dem Gesch&#228;ftslokal nicht angetroffen werden, die Zustellung an einen darin befindlichen Gewerbegehilfer erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte war jedoch nicht Gewerbetreibender hinsichtlich des in ... in der Stra&#223;e ... betriebenen Unternehmens. Zwar war der Beklagte zur Zeit der Zustellungshandlung (2. August 1982) Kommanditist der Firma ... und au&#223;erdem alleiniger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und mit 19/20 Anteilen Gesellschafter der Firma .... Daraus ergibt sich aber nicht die Eigenschaft eines Gewerbetreibender im Sinne des &#167; 183 ZPO. Nach allgemeiner Meinung (vgl. Thomas-Putzo, a.a.O., Anm. 2 zu &#167; 183 ZPO; Stein-Jonas-Pohle, ZPO, 19. Aufl., Anm. II zu &#167; 183 ZPO) ist Gewerbetreibender im vorgenannten Sinne der Inhaber (Mitinhaber) des Gewerbebetriebes, also der Handwerker bez&#252;glich seines Handwerkbetriebes, der Einzelkaufmann, der OHG-Gesellschafter, der pers&#246;nlich haftende Gesellschafter einer KG, nicht aber der Kommaditist. Bei einer GmbH ist die GmbH selbst die Gewerbetreibende, nicht aber ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer oder ihre Gesellschafter (allgemeine Meinung, vgl. Baumbach-Duder-Hopt, HGB, 25. Aufl., Anm. 3 B zu &#167; 1 HGB; Schlegelberger-Hildebrandt, HGB, 5. Aufl., Anm. II 4, Randziffern 21 und 22 zu &#167; 1 HGB). Denn ein Gewerbe und demgem&#228;&#223; auch ein Handelsgewerbe betreibt (nur) derjenige, in dessen Namen es gef&#252;hrt wird, also der, der durch die in dem Betrieb abgeschlossenen Rechtsgesch&#228;fte berechtigt wird und f&#252;r die Verbindlichkeiten aus diesen Gesch&#228;ften ohne weiteres pers&#246;nlich haftet (RG JW 35, 947). Das trifft f&#252;r den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer ... ebensowenig zu wie f&#252;r ihre Gesellschafter. Deshalb kann nach herrschender Meinung, der der Senat unbedenklich folgt, an einen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH nicht nach &#167; 183 ZPO zugestellt werden, und zwar auch dann nicht, wenn er ihr alleiniger oder haupts&#228;chlicher Gesellschafter ist (OLG Celle MDR 57, 234; OLG Karlsruhe Justiz 79, 14; Thomas-Putzo, a.a.O., Anm. 2 a zu &#167; 183 ZPO; Z&#246;ller-Stephan, ZPO, 13. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 183 ZPO; Wieczorek, ZPO, Aufl. 1960, Anm. A II a 2 zu &#167; 183 ZPO; Rosenberg-Schwab, Zivilproze&#223;recht, 13. Aufl., &#167; 74 III 1 c, Seite 419; ebenso f&#252;r den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, ZPO, 41. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 183 ZPO). Gewerbetreibender ist n&#228;mlich nur der Inhaber des Betriebs (Stein-Jonas-Pohle, a.a.O., Anm. II zu &#167; 183; soweit dort, Anm. I zu &#167; 183 ZPO, weiter unter Bezugnahme auf RGZ 16, 351 gesagt ist, da&#223; es gleichg&#252;ltig sei, ob die Zustellung sich auf den Gewerbebetrieb oder eine pers&#246;nliche Angelegenheit beziehe, steht dies der hier vertretenen Auffassung nicht entgegen, weil es sich in dem in RGZ 16, 351 entschiedenen Fall um die Zustellung an einen OHG-Gesellschafter, also an einen Betriebs(-mit-)inhaber, handelte und in der Entscheidung ausdr&#252;cklich gesagt ist, da&#223; eine derartige Ersatzzustellung, die einen Gewerbetreibenden betreffe, sich auch auf Privatangelegenheiten des Gewerbetreibenden beziehen d&#252;rfe).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist dazu in der Vergangenheit auch die Auffassung vertreten worden, eine an den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH gerichtete Zustellung k&#246;nne ihm auch im Wege der Ersatzzustellung nach &#167; 183 ZPO zugestellt werden, wenn f&#252;r den Zusteller (Postboten) kein Zweifel an der Gesch&#228;ftsherreneigenschaft (des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers) bestanden habe (BVerwG MDR 74, 338 und ihm ohne Begr&#252;ndung folgend Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, a.a.O., Anm. 1 A zu &#167; 183 ZPO). Zur Begr&#252;ndung dieser Auffassung wird ausgef&#252;hrt (vgl. BVerwG MDR 74, 338), der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH sei zwar "juristisch" kein Gewerbetreibender und deshalb k&#246;nne eine Ersatzzustellung an einen GmbH-Angestellten f&#252;r den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer fehlerhaft sein, es m&#246;ge auch f&#252;r gro&#223;e juristische Personen wie die AG richtig sein, nur die juristische Person "zustellungsrechtlich" als Gewerbetreibenden anzusehen; bei der GmbH, die h&#228;ufig wie eine Einzelfirma in Erscheinung trete, komme es darauf an, wie die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nach au&#223;en aufgetreten seien. Denn auch sonst gelte der Satz, da&#223; derjenige, der als Gewerbetreibender aufgetreten sei, eine Zustellung nach &#167; 183 ZPO gegen sich gelten lassen m&#252;sse. Dieser Ansicht vermag der Senat sich nicht anzuschlie&#223;en (im Ergebnis ebenso OLG Karlsruhe Justiz 79, 15).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1.1</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst gibt der Gesetzeswortlaut (&#167; 183 Abs. 1 ZPO) keinen Anhalt f&#252;r die Unterscheidung zwischen dem allgemeinen Begriff des Gewerbetreibenden (derjenige, f&#252;r der das Gesch&#228;ft gef&#252;hrt wird und der durch die in dem Betrieb abgeschlossenen Gesch&#228;fte berechtigt wird und f&#252;r die Verbindlichkeiten aus diesen Gesch&#228;ften ohne weiteres haftet) und einen Gewerbetreibenden im "zustellungsrechtlichen" Sinne; es ist vielmehr davor auszugehen, da&#223; das Gesetz in &#167; 183 ZPO vom allgemeinen Begriff des Gewerbetreibenden ausgehend f&#252;r diesen als Ausnahme von dem Grundsatz der Zustellung durch &#220;bergabe an der Zustellungsadressaten eine besondere M&#246;glichkeit der Ersatzzustellung zul&#228;&#223;t; diese Ausnahmeregelung auf Zustellungen f&#252;r den Gesch&#228;ftsf&#252;hrer anzuwenden, h&#228;lt der Senat nicht f&#252;r statthaft.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">2.2</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die abweichende Meinung ber&#252;cksichtigt dar&#252;berhinaus mit ihrem Argument, die zustellungsrechtliche Behandlung allein der juristischen Person als Gewerbetreibender m&#246;ge f&#252;r die gro&#223;en juristischen Personen wie die Aktiengesellschaft zutreffen, w&#228;hrend es bei der GmbH, die h&#228;ufig wie eine Einzelfirma oder Gesellschaft in Erscheinung trete, dagegen darauf ankomme, wie die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer nach au&#223;en hin aufgetreten seien, nicht gen&#252;gend, da&#223; es in Wirtschaftsleben Gesellschaften mbH gibt, deren Gesch&#228;ftsbetrieb gr&#246;&#223;er als der vieler Aktiengesellschafter ist; es ist in der Praxis auch kaum m&#246;glich, zwischen einem "gr&#246;&#223;eren" und einem "kleineren" Unternehmen im Hinblick auf die Frage der Zul&#228;ssigkeit einer Ersatzzustellung einer f&#252;r einen gesetzlichen Vertreter bestimmten Sendung (&#167; 183 Abs. 1 ZPO) nur einigerma&#223;en zuverl&#228;ssig zu unterscheiden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">3.3</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ungeeignet zur Unterscheidung im Hinblick auf die Zul&#228;ssigkeit der Ersatzzustellung erscheint dem Senat vor allem die Abstellung darauf, wie die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der ... nach au&#223;en aufgetreten sind. Es ist ohnehin h&#228;ufig nicht einfach, das Auftreten der f&#252;r ein Unternehmen handelnden Personen rechtlich dahin zu werten, ob dies aus Handeln im eigenen Namen oder Namens des Inhabers des Unternehmens aufzufassen ist. Mit dieser Entscheidung den Postboten zu belasten, hie&#223;e, diesen v&#246;llig zu &#252;berfordern: Zun&#228;chst einmal ergeben sich die tats&#228;chlichen Anhaltspunkte daf&#252;r, wie die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer ... nach au&#223;en auftreten, im wesentlichen nur im Handelsverkehr, also da, wo die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer bei Vertragsverhandlungen usw. ihrem Gesch&#228;ftspartner gegen&#252;ber treten. Davon erf&#228;hrt der Postbote regelm&#228;&#223;ig nichts, weil er den Inhalt der Gesch&#228;ftspost nicht kennt. Dar&#252;berhinaus fehlt dem Postboten die erforderliche Fachkenntnis, um diese Frage auch nur einigerma&#223;en brauchbar beurteilen zu k&#246;nnen. Schlie&#223;lich mu&#223; der Postbote seine Entscheidung, ob er eine Ersatzzustellung nach &#167; 183 Abs. 1 ZPO vornehmen kann und soll, angesichts der Vielzahl der vor ihm in einer Arbeitsschicht vorzunehmenden (f&#246;rmlicher und formlosen) Postzustellungen so schnell treffen, da&#223; ihm auch nicht die erforderliche Zeit zur Anstellung der erforderlichen &#220;berlegungen dar&#252;ber zur Verf&#252;gung steht, wie die Gesch&#228;ftsf&#252;hrer aufgetreten sind und ob dies als ein Auftreten wie ein Gewerbetreibender (also wie der Inhaber des Gewerbebetriebes selbst) zu werten ist. Nach Auffassung des Senats kann ein Postbote diese Fragen kaum auch nur in einer einigerma&#223;en brauchbaren Weise beantworten. Andererseits ist die von der richtigen Beantwortung dieser Fragen abh&#228;ngige Wirksamkeit der Zustellung von so gro&#223;er Bedeutung f&#252;r das Rechtsleben, da&#223; es unvertretbar erscheint, diese Wirksamkeit im Falle der Zustellung von f&#252;r einen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH pers&#246;nlich bestimmten Sendungen durch die Abw&#228;lzung, so schwieriger Fragen auf den Postboten solchen berechtigten erheblichen Zweifeln anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Zustellung des Vollstreckungsbescheids an den Beklagten durfte nach allem im Wege der Ersatzzustellung gem&#228;&#223; &#167; 183 Abs. 1 ZPO nicht erfolgen. Die gleichwohl vorgenommene Ersatzzustellung nach &#167; 183 Abs. 1 ZPO ist fehlerhaft und deshalb unwirksam (Baumbach-Lauterbach-Albers-Hartmann, a.a.O., &#220;bersicht 5 A vor &#167; 166 ZPO; Stein-Jonas-Pohle, a.a.O., &#220;bersicht IV 1 vor &#167; 166 ZPO; Thomas-Putzo, a.a.O. Vorbemerkung IV 2 vor &#167; 166 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen kann zwar nach &#167; 187 Satz 1 ZPO im allgemeinen auch dann, wenn ein Schriftst&#252;ck ohne den Nachweis formgerechter Zustellung oder unter Verletzung zwingender Zustellungsvorschriften dem Zustellungsadressaten zugegangen ist, die Zustellung als in dem Zeitpunkt bewirkt angesehen werden, in dem das Schriftst&#252;ck dem Adressaten zugegangen ist; im vorliegenden Falle war auch jedenfalls zur Zeit der Einspruchseinlegung der Vollstreckungsbescheid dem Beklagten zugegangen. Jedoch gilt &#167; 187 Satz 1 ZPO nach &#167; 187 Satz 2 ZPO dann nicht, wenn durch die Zustellung eine Notfrist in Lauf gesetzt werden soll; das Letzte trifft hier zu, weil die Zustellung die Einspruchsfrist in Gang setzen sollte; die Einspruchsfrist ist eine Notfrist (&#167;&#167; 700 Abs. 1, 339 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage sind der Antrag auf Wiedereinsetzung wegen der Vers&#228;umung der Einspruchsfrist und das die Wiedereinsetzung ablehnende angefochtene Urteil ins Leere gegangen (vgl. BGH NJW 67, 1566) mit der Folge, da&#223; das Wiedereinsetzungsgesuch durch den Senat als unstatthaft zur&#252;ckzuweisen war. Das Landgericht wird jedoch nunmehr in der Sache zu befinden und dabei zu pr&#252;fen haben, ob und wieweit der Vollstreckungsbescheid weiter aufrechtzuerhalten oder unter entsprechender Abweisung der Klage aufzuheben ist (&#167;&#167; 700 Abs. 1, 343 ZPO). Bisher hat das Landgericht dar&#252;ber nicht entschieden. Allein die Versagung von Wiedereinsetzung ergab nicht schon die Aufrechterhaltung des Vollstreckungsbescheids (BGH, wie zuvor).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 238 Abs. 4 ZPO, die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus &#167; 708 Ziffer 10 ZPO.</p>
315,726
lg-bonn-1983-10-05-5-t-15883
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5 T 158/83
1983-10-05T00:00:00
2019-03-13T15:12:27
2019-03-27T09:42:22
Beschluss
ECLI:DE:LGBN:1983:1005.5T158.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Beschwerdef&#252;hrerin zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Eltern der Antragstellerin errichteten im Jahre 1957 ein gemeinschaftliches Testament, in dem sich die Ehegatten gegenseitig zu Vorerben und die Antragstellerin als ihre gemeinsame Tochter als Nacherbin einsetzten. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1963 wurde daraufhin am 17.12.1963 vom Amtsgericht ein Erbschein erteilt, in dem als Vorerbin des Verstorbenen seine Witwe, die Mutter der Antragstellerin, und als Nacherbin die Antragstellerin ausgewiesen sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem im Jahre 1982 die in diesem Erbschein als Vorerbin benannte Mutter der Antragstellerin verstorben ist, hat die Antragstellerin am 4.5.1983 den Antrag auf Erteilung je eines Erbscheins nach beiden Erblassern gestellt. Zugleich hat sie ausdr&#252;cklich beantragt, von einer Einziehung des am 17.12.1963 ausgestellten Erbscheines abzusehen. Zur Begr&#252;ndung hat sie ausgef&#252;hrt, da&#223; sie eine Einziehung dieses Erbscheins nach Eintritt des Nacherbfalls nicht f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig halte, weil der zum Nachlass des vorverstorbenen Erblassers vorliegende Erbschein nach Eintritt der Nacherbfolge zwar "&#252;berholt", aber nicht <span style="text-decoration:underline">unrichtig</span> geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl hat das Amtsgericht durch Beschluss vom 27.6.1983 den die Vorerbfolge ausweisenden Erbschein vom 17.12.1963 mit der Begr&#252;ndung eingezogen, da&#223; dieser unrichtig sei, nachdem die Nacherbfolge eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss richtet sich die am 21. Juli 1983 eingelegte Beschwerde der Antragstellerin; zur Begr&#252;ndung nimmt die Beschwerdef&#252;hrerin auf ihre Ausf&#252;hrungen Bezug, mit denen sie mit Schriftsatz vom 15.6.1983 ihren Antrag auf Nichteinziehung des Erbscheins begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Beschwerde der erkennenden Kammer zur Entscheidung vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die gegen die Einziehung des Erbscheins gerichtete Beschwerde der Antragstellerin ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19, 20 FGG zul&#228;ssig (vgl. M&#252;nchner Kommentar-Promberger, 1982, &#167; 2361 Rdnr. 42), aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht den die Vor- und Nacherbfolge ausweisenden Erbschein vom 17.12.1963 eingezogen, weil dieser nach dem Tod der Vorerbin unrichtig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach ganz herrschender Meinung in Rechtsprechung und Lehre wird der gem&#228;&#223; &#167; 2363 BGB erteilte Erbschein f&#252;r den Vorerben beim Eintritt des Nacherbfalls unrichtig mit der Folge, da&#223; er gem&#228;&#223; &#167; 2361 BGB von Amts wegen eingezogen werden muss (vgl. Staudinger-Firsching, BGB, 12. Aufl. 1983, Rdz, 22 zu &#167; 2363; Jauernig-Schlechtriehm-St&#252;rner, BGB, 2. Aufl. 1981, &#167; 2363 Anm. 2.; Ermann-Bartholomeyczik-Schl&#252;ter, BGB, 2. Band, 6. Aufl. 1975, &#167; 2363 Rdnr. 8; Brox, Erbrecht, 6. Auf1. 1979, Rdnr. 359).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragstellerin vertretene Gegenmeinung wird soweit ersichtlich in der Literatur in j&#252;ngster Zeit lediglich von Becher (Rechtspfleger 1978, Seite 87 ff.) vertreten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">An der herrschenden Meinung ist festzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unrichtig im Sinne von &#167; 2361 BGB ist ein Erbschein nach der Definition des Bundesgerichtshofs dann, "wenn die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung schon urspr&#252;nglich nicht gegeben waren oder nachtr&#228;glich nicht mehr vorhanden sind; die Einziehung muss angeordnet werden, wenn die zur Begr&#252;ndung des Erbscheinsantrages erforderlichen Tatsachen nicht mehr als festgestellt zu erachten sind; das Nachlassgericht muss sich bei seiner Entscheidung &#252;ber die Einziehung in die Lage versetzen, als h&#228;tte es &#252;ber die Erteilung des Erbscheins nach &#167; 2359 BGB zu befinden. Es hat ihn also einzuziehen, wenn es ihn aus tats&#228;chlichen oder rechtlichen Gr&#252;nden nicht mehr erteilen d&#252;rfte, falls es jetzt &#252;ber die Erteilung zu entscheiden h&#228;tte (BGHZ40, 54; vgl. auch Staudinger-Firsching a.a.O., Rdnr. 14 zu &#167; 2361 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von dieser Definition ist der die Nacherbfolge ausweisende Erbschein des Vorerben mit dem Tod des Vorerben unzweifelhaft unrichtig: ein Erbschein dieses Inhalts k&#246;nnte n&#228;mlich nicht mehr ausgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beschwerdef&#252;hrerin die Rechtsansicht vertritt, der Erbschein werde entgegen der Definition des Bundesgerichtshofs durch den Eintritt des Nacherbfalls gar nicht unrichtig, sondern behalte vollinhaltlich seine Richtigkeit, ist dieser Auffassung nicht zuzustimmen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Beschwerdef&#252;hrerin zuzugestehen, da&#223; der Erbschein urspr&#252;nglich richtig war und auch nach dem Eintritt des Nacherbfalls die fr&#252;here Rechtslage und die damalige Erbfolgeregelung nach wie vor richtig wiedergibt; der Erbschein ist aber nachtr&#228;glich allein deswegen unrichtig geworden, weil er im gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt die erbrechtliche Situation eben nicht mehr zutreffend wiedergibt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit der Aussage des vom Amtsgericht eingezogenen Erbscheins beschr&#228;nkt sich n&#228;mlich auf die Dauer eines bestimmten Sachverhalts, der inzwischen &#8211; n&#228;mlich durch den Eintritt des Todes der Vorerbin &#8211; nicht mehr fortdauert. Der Erbschein weist eine rechtliche Situation aus, die zwischenzeitlich durch den Eintritt eines Ereignisses, das sich aus dem Erbschein selbst nicht ergibt, nicht mehr mit den rechtlichen Gegebenheiten &#252;bereinstimmt. Der ausweislich des Erbscheins in der Verf&#252;gungsmacht &#252;ber den Nachlass beschr&#228;nkte Vorerbe lebt nicht mehr; der als Nacherbe benannte Erbe ist Vollerbe geworden mit der Folge, da&#223; die Rechtszust&#228;ndigkeit f&#252;r den Nachlass allein bei ihm liegt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da der Erbschein den tats&#228;chlichen Rechtszustand nach dem Tod des Vorerben nicht mehr richtig wiedergibt, ist der Erbschein durch den Eintritt eines tats&#228;chlichen Ereignisses nachtr&#228;glich unrichtig geworden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kammer teilt deshalb im Ergebnis die formalen Bedenken der Beschwerdef&#252;hrerin gegen den Begriff der "Unrichtigkeit" im Zusammenhang mit einem den Vorerben ausweisenden Erbschein nach Eintritt des Nacherbfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrerin vertritt dar&#252;ber hinaus die Ansicht, da&#223; ein Erbschein zwar dann einzuziehen sei, wenn es sich bei ihm um eine unrichtige Legitimation handele, da&#223; aber eine derartige Legitimation dann nicht einzuziehen sei, wenn sie &#8211; wie vorliegend &#8211; ihre Grenzen, ihre Beschr&#228;nkungen und ihr Ende in sich selbst verbriefe; diese Legitimation bed&#252;rfe &#228;hnlich wie etwa eine befristete Vollmacht keiner Beseitigung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Auch dieser Ansicht vermag die Kammer nicht zu folgen. Das Ende der Berechtigung des Vorerben &#8211; vorliegend der Tod des Vorerben &#8211; wird zwar abstrakt als Ende der Legitimation des Vorerben im Erbschein zum Ausdruck gebracht, der konkrete Eintritt der Nacherbfolge, n&#228;mlich das Todesdatum, l&#228;sst sich hingegen aus dem Erbschein selbst nicht ersehen, well der genaue Zeitpunkt naturgem&#228;&#223; bei der Ausstellung dieses Erbscheins noch gar nicht bekannt ist. Entgegen dem von der Beschwerdef&#252;hrerin angef&#252;hrten Beispiel einer befristeten Vollmacht, die das Datum des Ablaufs der Vollmacht ausweist, weist der Erbschein das Ende der Verf&#252;gungsmacht des beschr&#228;nkten Vorerben &#252;ber den Nachlass und den Eintritt des Nacherben als Vollerben in die Rechtszust&#228;ndigkeit f&#252;r den Nachlass gerade nicht aus sich selbst heraus aus. An einen g&#252;ltigen Erbschein ist aber das Erfordernis zu stellen; da&#223; dieser im jeweiligen Zeitpunkt seiner Benutzung den derzeit g&#252;ltigen und richtigen Zustand wiedergibt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diese Anforderungen erf&#252;llt der eingezogene Erbschein gerade nicht. Er gibt die gegenw&#228;rtige Rechtslage, da&#223; n&#228;mlich der Nacherbe bereits Vollerbe geworden ist, noch nicht wieder und ein unbeteiligter Dritter, der nicht durch au&#223;erhalb des Erbscheins liegende Umst&#228;nde vom Tod der im Erbschein als Vorerbe benannten Person Kenntnis erlangt hat, geht vom Vorliegen einer falschen Rechtszust&#228;ndigkeit f&#252;r den Nachlass aus.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung daraus entstehender Rechtsunsicherheiten ist der Erbschein deshalb richtigerweise gem&#228;&#223; der Vorschrift des &#167; 2361 BGB einzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beschwerdef&#252;hrerin insoweit die Ansicht vertritt, eine Gef&#228;hrdung durch den Erbschein sei nicht gegeben, da aufgrund des Todes des Vorerben die Gefahr eines Missbrauchs durch diesen gar nicht mehr bestehe, verkennt sie, da&#223; als Ende der beschr&#228;nkten Verf&#252;gungsmacht des Vorerben nicht allein der Tod des Vorerben denkbar ist; vielmehr sind auch andere F&#228;lle der Beendigung denkbar, z.B. das h&#228;ufig vereinbarte Ende der Verf&#252;gungsmacht des Vorerben im Falle seiner Wiederverheiratung. Zwecks einheitlicher Handhabung im Interesse der Rechtssicherheit kann aber keine Unterscheidung bei verschiedenen Gr&#252;nden f&#252;r den Eintritt des Nacherbfalls gemacht werden, so da&#223; auch unter diesem Gesichtspunkt die Einziehung jedes eine Vorerbschaft ausweisenden Erbscheins Erfolgen muss. Im &#252;brigen reicht die m&#246;glicherweise bei Dritten entstehende Rechtsunsicherheit aus, um die Einziehung zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Den Bedenken der Beschwerdef&#252;hrerin, da&#223; auch nach Eintritt des Nacherbfalls ein Bed&#252;rfnis f&#252;r den Nachweis der zuvor bestehenden Vorerbschaft bestehen k&#246;nne, wird dadurch Rechnung getragen, da&#223; insoweit ein nachtr&#228;glich erteilter Erbschein auf den Vorerben gerechtfertigt sein kann, der allerdings den sp&#228;teren und im Zeitpunkt der Erteilung des Erbscheins bereits erfolgten Wegfall mit anzugeben hat (vgl., M&#252;nchner Kommentar-Promberger; BGB, Band 6 -Erbrecht- 1982, Rdnr. 9 zu &#167; 2353).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG.</p>
315,727
olgk-1983-10-05-2-w-8783
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 W 87/83
1983-10-05T00:00:00
2019-03-13T15:12:29
2019-03-27T09:42:22
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:1005.2W87.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Beschwerdewert f&#252;r das Verfahren 2 W 87/83 wird auf 1.000,-- DM festgesetzt.</p> <p>II. In Ab&#228;nderung der Streitwertfestsetzung am Ende des landgerichtlichen Beschlusses vom 9. Mai 1983 - 8 0 150/83 - wird der Streitwert f&#252;r den ersten Rechtszug ebenfalls auf 1.000,-- DM festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert ist nach &#167;&#167; 20 Abs. 1, 12 Abs. 2 S. 1 GKG auf 1.000,-- DM festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des &#167; 12 Abs. 2 S. 1 GKG ist anwendbar. Es handelt sich um eine nichtverm&#246;gensrechtliche Streitigkeit. Der Antragsgenner ist ein nicht wirtschaftlicher Verein imSinne des &#167; 21 BGB. Dementsprechend betrifft auch die Frage der Zugeh&#246;rigkeit des Antragstellers zu diesem Idealverein einen nichtverm&#246;gensrechtlichen Anspruch. Das Begehren des Antragstellers ist nicht auf Geld oder Geldeswert gerichtet und entspringt nicht einem verm&#246;gensrechtlichen Verh&#228;ltnis.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Bemessung des Streitwertes sind neben den Umst&#228;nden des Einzelfalles Umfang und Bedeutung der Sache ma&#223;gebend. In tats&#228;chlicher und in rechtlicher Hinsicht lag das Verf&#252;gungsverfahren einfach und &#252;berschaubar. Eine Beweisaufnahme (&#167; 294 Abs. 2 ZPO) hat nicht stattgefunden. Die Bedeutung der Sache ist gering. Sie betrifft im Kern vereinsinterne Differenzen. Unter Ber&#252;cksichtigung des Grundsatzes, da&#223; Verf&#252;gungsverfahren wegen ihrer lediglich vorl&#228;ufigen Regelung ohnehin geringer zu bewerten sind, erscheint ein Wertansatz von mehr als 1.000,-- DM nicht vertretbar.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die abweichende Wertfestsetzung des Landgerichts ist nach &#167; 25 Abs. 1 S. 3 GKG von Amts wegen abzu&#228;ndern.</p>
315,728
olgham-1983-09-26-4-uf-18883
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 188/83
1983-09-26T00:00:00
2019-03-13T15:12:30
2019-03-27T09:42:22
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0926.4UF188.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die angefochtenen Entscheidungen werden abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>&#8222;3) Vom Rentenkonto Nr. ######## des Antragsgegners bei der</p> <p>Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte in C werden Anwart-</p> <p>schaften auf Altersruhegeld in H&#246;he von monatlich 348,10 DM, </p> <p>bezogen auf den 31. M&#228;rz 1982, auf das Rentenkonto Nr. </p> <p>######## der Antragstellerin bei der Landesversicherungs-</p> <p>anstalt Westfalen in N &#252;bertragen.</p> <p></p> <p>4) Zu Lasten der Anwartschaft des Antragsgegners auf Leistungen aus </p> <p>der Zusatzversorgung des &#246;ffentlichen Dienstes gegen&#252;ber der </p> <p>Zusatzversorgungskasse der Stadt Z1 &#8211; Versicherungsnummer</p> <p>############# &#8211; wird auf dem Rentenkonto Nr. ######## der</p> <p>Antragstellerin bei der Landesversicherungsanstalt Westfalen in</p> <p>N eine Anwartschaft auf Altersruhegeld in H&#246;he von monatlich</p> <p>18,19 DM, bezogen auf den 31. M&#228;rz 1982, begr&#252;ndet.</p> <p></p> <p>Soweit der Antragsgegner w&#228;hrend der Ehezeit bei der Zusatz-</p> <p>versorgungskasse der Stadt Z1 eine &#252;ber monatlich</p> <p>36,38 DM hinausgehende Anwartschaft auf eine dynamische Ver-</p> <p>sorgungsrente erworben hat, die noch verfallbar ist, bleibt der</p> <p>Antragstellerin der schuldrechtliche Versorgungsausgleich vorbe-</p> <p>halten.&#8220;</p> <p></p> <p>Hinsichtlich der Kosten des erstinstanzlichen Verfahrens bleibt es bei der Kostenentscheidung des angefochtenen Verbundurteils.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden zwischen den Parteien gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben einander am 10.11.1961 geheiratet. Die Ehescheidungsantragsschrift der Antragstellerin ist dem Antragsgegner am 3.&#160;April&#160;1982 zugestellt worden. Beide Parteien haben w&#228;hrend der Ehezeit vom 01.11.1961 bis zum 31.03.1982 (&#167;&#160;1587 Abs. 2 BGB) Anwartschaften auf Altersruhegeld in der gesetzlichen Rentenversicherung erworben, der Antragsgegner au&#223;erdem eine Anwartschaft auf Leistungen aus der Zusatzversorgung des &#246;ffentlichen Dienstes (Zusatzversorgungskasse der Stadt Z2. Bez&#252;glich der Anwartschaft der Antragstellerin in der gesetzlichen Rentenversicherung lag dem Amtsgericht die Auskunft der Landesversicherungsanstalt Westfalen (LVA) vom 02.06.1982 vor, aus der sich ergab, da&#223; die Antragstellerin w&#228;hrend der Ehezeit eine Rentenanwartschaft in H&#246;he von monatlich 20,60 DM erworben hatte. Mit der Auskunftserteilung hatte die LVA darauf hingewiesen, da&#223; das Bundesverfassungsgericht mit Beschlu&#223; vom 16.06.1981 (NJW 1981, 2177) entschieden hatte, da&#223; die Zugrundelegung unterschiedlicher Tabellenwerte f&#252;r die Bewertung der Pflichtbeitr&#228;ge der ersten f&#252;nf Kalenderjahre seit Eintritt in die gesetzliche Rentenversicherung f&#252;r Frauen und M&#228;nner mit dem Grundgesetz unvereinbar sei. Sie hatte ferner erl&#228;utert, da&#223; der erteilten Auskunft statt der nicht mehr anwendbaren Tabellenwerte die tats&#228;chlichen Bruttoarbeitsentgelte der ersten f&#252;nf Jahre zugrunde l&#228;gen und da&#223; sie nach Vorliegen einer gesetzlichen Neuregelung eine erg&#228;nzende Auskunft erteilen werde. Das Amtsgericht hat jedoch eine neue Auskunft nicht abgewartet, sondern das Rentensplitting nach &#167;&#160;1587&#160;b Abs.&#160;1 BGB auf der Grundlage der LVA-Auskunft vom 02.06.1982 vorgenommen. Es hat der in dieser Auskunft ausgewiesenen monatlichen Rentenanwartschaft der Antragstellerin in H&#246;he von 20,60 DM die auf die Ehezeit entfallende Rentenanwartschaft des Antragsgegners in H&#246;he von monatlich 739,20 DM (BfA-Auskunft vom 10.12.1982) gegen&#252;bergestellt und die H&#228;lfte des Differenzbetrages, n&#228;mlich 359,30 DM, vom BfA-Rentenkonto des Antragsgegners auf das LVA-Rentenkonto der Antragstellerin &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Anwartschaft des Antragsgegners auf Leistungen aus der Zusatzversorgung des &#246;ffentlichen Dienstes hat das Amtsgericht auf der Grundlage der Auskunft der Zusatzversorgungskasse der Stadt Z1 vom 04.01.1983 gem&#228;&#223; &#167;&#160;1587&#160;b Abs.&#160;3 BGB ausgeglichen. Es hat dem Antragsgegner aufgegeben, zur Begr&#252;ndung einer Rentenanwartschaft der Antragstellerin in H&#246;he von monatlich 18,19 DM auf deren LVA-Rentenkonto Beitr&#228;ge in H&#246;he von 3.359,00 DM in monatlichen Raten von 100,00&#160;DM zu zahlen. Damit wollte es den Ausgleich der Anwartschaft des Antragsgegners auf eine nicht dynamische Versicherungsrente ausgleichen, die nach der genannten Auskunft der Zusatzversorgungskasse der Stadt Z1 in H&#246;he von monatlich 161,84 DM auf die Ehezeit entfiel. Wegen weiterer Einzelheiten der Begr&#252;ndung wird auf das amtsgerichtliche Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen die nach &#167; 1587 b <u>Abs. 3</u> BGB vorgenommene Ausgleichung der Anwartschaft des Antragsgegners auf Zusatzversorgung richtet sich die nach den &#167;&#167;&#160;629&#160;a Abs. 2, 621&#160;e ZPO, &#167; 53 b Abs. 2 FGG statthafte Beschwerde der LVA. Diese verweist auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 27.01.1983 (FamRZ 1983, 342), mit der &#167;&#160;1587&#160;b Abs.&#160;3 BGB f&#252;r verfassungswidrig erkl&#228;rt worden ist, und bittet um verfassungskonforme Ab&#228;nderung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat sich der Beschwerde mit einer unselbst&#228;ndigen Anschlu&#223;beschwerde angeschlossen, mit der er sich gegen die nach &#167;&#160;1587&#160;b <u>Abs.&#160;1</u> BGB vorgenommene Rentensplitting-Entscheidung des Amtsgerichts wendet. Er beruft sich auf die unter dem 05.05.1983 erteilte neue Rentenauskunft der LVA, nach der die Antragstellerin w&#228;hrend der Ehezeit eine monatliche Rentenanwartschaft von 43,00&#160;DM erworben hat und nicht nur von 20,60&#160;DM, wie die der angefochtenen Entscheidung zugrunde liegende Auskunft ausgewiesen hatte. Die neue Auskunft st&#252;tzt sich auf die gesetzliche Neuregelung der Tabellenwerte f&#252;r die ersten f&#252;nf Kalenderjahre der Versicherungszeit im Haushaltsbegleitgesetz 1983.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Beschwerde und Anschlu&#223;beschwerde sind zul&#228;ssig. Die Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde ergibt sich im Hinblick auf das Erfordernis einer Beschwer aus der besonderen Stellung der am Versorgungsausgleichsverfahren beteiligten Versicherungstr&#228;ger. Diese sind grunds&#228;tzlich bereits dann durch eine Versorgungsausgleichsentscheidung in ihrem Recht beeintr&#228;chtigt, wenn der angeordnete Ausgleich mit einem im Gesetz nicht vorgesehenen Eingriff in ihre Rechtsstellung verbunden ist, ohne da&#223; es auf eine finanzielle Mehrbelastung ankommt (BGH FamRZ 1981, 132 = NJW 1981, 1274; FamRZ 1982, 155). Da der vom Amtsgericht vorgenommene Ausgleich der Anwartschaft des Antragsgegners auf Zusatzversorgung ohne gesetzliche Grundlage erfolgt ist - &#167;&#160;1587&#160;b Abs. 3 BGB, auf den sich die Entscheidung st&#252;tzt, ist verfassungswidrig -, kann dem Rechtsmittel der LVA eine Beschwer im Sinne der BGH-Rechtsprechung nicht abgesprochen werden. Andererseits ist die LVA jedenfalls dadurch beschwert, da&#223; das Amtsgericht, ohne da&#223; der Antragsgegner einen dahingehenden Antrag gestellt hatte, ihm gestattet hatte, die ihm aufgegebene Beitragszahlung in monatlichen Raten zu entrichten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch die Anschlu&#223;beschwerde ist zul&#228;ssig. Da&#223; grunds&#228;tzlich Anschlu&#223;rechtsmittel auch im Bereich der im Ehescheidungsverbundurteil entschiedenen familienrechtlichen Folgesachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit statthaft sind, entspricht &#252;berwiegender Meinung und der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH FamRZ 1980, 233 = NJW 1980, 702; FamRZ 1982, 475; FamRZ 1983, 154 = BGHZ 86, 51; Z&#246;ller/Philippi, ZPO, 13. Auflage, &#167;&#160;629&#160;a Anm.&#160;VII; Rolland, 1. EheRG, 2.&#160;Auflage, &#167;&#160;629&#160;a ZPO Rdnr. 8 ff.). Die zitierten Entscheidungen des Bundesgerichtshofs betreffen jedoch eine Verfahrenssituation, in der ein <u>Ehegatte</u> ein Rechtsmittel eingelegt hat und der andere sich diesem Rechtsmittel angeschlossen hat, Situationen also, in denen die parteim&#228;&#223;ig gegens&#228;tzliche Interessenlage, wie sie dem normalen Zivilproze&#223; eigen ist und wie sie vielfach als Voraussetzung f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit einer Anschlie&#223;ung in FGG-Rechtsmittelverfahren angesehen wird, gegeben ist. Es k&#246;nnte demnach nicht zweifelhaft sein, da&#223; die Anschlu&#223;beschwerde des Antragsgegners zul&#228;ssig w&#228;re, wenn die Antragstellerin statt der LVA Beschwerde mit demselben &#196;nderungsbegehren eingelegt h&#228;tte. Die Tatsache, da&#223; nunmehr die LVA &#8211; wenn auch im eigenen Interesse &#8211; ein Beschwerdeziel verfolgt, das im Ergebnis gerade auch der Antragstellerin gegen&#252;ber der amtsgerichtlichen Entscheidung Vorteile bringt, bedeutet hier jedoch aus der Sicht des Antragsgegners und in der Auswirkung auf seine Rechtsposition nichts wesentlich anderes, als wenn die Antragstellerin selbst mit einem eigenen Rechtsmittel die zu seinen Lasten gehende Besserstellung erstrebte. Der Erfolg der Beschwerde ist in jedem Falle auch ein Erfolg der Antragstellerin, so da&#223; auch in der hier gegebenen Konstellation letztlich eine Auseinandersetzung um gegenl&#228;ufige Interessen der Parteien stattfindet. Der Senat sieht deshalb die Bedenken der Antragstellerin gegen die Zul&#228;ssigkeit der Anschlie&#223;ung als unbegr&#252;ndet an.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Auffassung kann aus dem Beschlu&#223; des Bundesgerichtshofs vom 14.10.1981 (FamRZ 1982, 36, 38) nichts hergeleitet werden. Der BGH hat darin zwar die Anschlu&#223;beschwerde eines Ehegatten, der sich der weiteren Beschwerde eines Versorgungstr&#228;gers (Freistaat Bayern) angeschlossen hatte, als unzul&#228;ssig angesehen. Die Unzul&#228;ssigkeit war jedoch in mangelndem Rechtsschutzinteresse begr&#252;ndet, weil mit der Anschlie&#223;ung ohne jede Abweichung dasselbe Ziel, das der Freistaat Bayern mit der weiteren Beschwerde erreichen wollte, erstrebt wurde. Die Frage, ob f&#252;r eine Anschlie&#223;ung im Versorgungsausgleichsverfahren die Gegnerstellung zu dem Hauptrechtsmittel zu fordern ist und ob diese im Verh&#228;ltnis zwischen einem Versicherungs- oder Versorgungstr&#228;ger und dem anschlu&#223;rechtsmittelf&#252;hrenden Ehegatten gegeben sein kann, konnte der BGH infolgedessen offen lassen. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Beschwerde und Anschlu&#223;beschwerde hatten den erstrebten Erfolg. Auf die Beschwerde war die das Anrecht des Antragsgegners betreffende amtsgerichtliche Entscheidung (Ziffer 4 der Urteilsformel) nach den Regeln des Gesetzes zur Regelung von H&#228;rten im Versorgungsausgleich (VAHRG) vom 21.02.1983 (BGBl.&#160;I 1983, 105), das am 01.04.1983 in Kraft getreten ist, abzu&#228;ndern. Die Bestimmungen des VAHRG sind an die Stelle des am 27.01.1983 vom Bundesverfassungsgericht f&#252;r verfassungswidrig erkl&#228;rten &#167;&#160;1587&#160;b Abs. 3 BGB getreten, auf dem die angefochtene Entscheidung beruht. Zum Ausgleich der Anwartschaft des Antragsgegners auf die nicht dynamische Versicherungsrente, die die Zusatzversorgungskasse der Stadt Z1 als Tr&#228;ger der Versicherung in ihrer Auskunft vom 04.01.1983 mit ihrem auf die Ehezeit entfallenden Anteil auf 161,84&#160;DM monatlich beziffert hat, waren zu Lasten des bei der Zusatzversorgungskasse bestehenden Versorgungsanrechts des Antragsgegners auf dem LVA-Rentenkonto der Antragstellerin Anwartschaften auf Altersruhegeld in H&#246;he von monatlich 18,19&#160;DM zu begr&#252;nden (&#167;&#160;1 Abs. 3 VAHRG in Verbindung mit &#167;&#160;1587&#160;b Abs. 2 BGB). Die Begr&#252;ndung war in dieser Weise vorzunehmen, weil die Zusatzversorgungskasse ein &#246;ffentlich-rechtlicher Versorgungstr&#228;ger im Sinne von &#167;&#160;1 Abs.&#160;3 VAHRG ist und ihr Versorgungswerk, wie ihrer Auskunft vom 10.05.1983 zu entnehmen ist, eine Realteilung, die vor dem "Quasi-Splitting" durch Begr&#252;ndung Vorrang h&#228;tte (&#167; 1 Abs. 2 VAHRG), nicht vorsieht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Auszugleichen war nur die Anwartschaft auf die nicht dynamische Versicherungsrente, weil die Anwartschaft auf die dynamische Zusatzversorgungsrente nicht als unzerfallbar (&#167;&#160;1587&#160;a Abs. 2 Nr. 3 Satz 3 BGB) angsehen werden konnte (BGH FamRZ 1982, 899 = NJW 1982, 1989). Die Dynamisierung der statischen Versicherungsrente unter Anwendung der BarwertVO (BGBl.&#160;I 1977, 1014) f&#252;hrte zu dem vom Amtsgericht zutreffend errechneten Monatsbetrag von 36,38&#160;DM einer wertm&#228;&#223;ig entsprechenden Anwartschaft auf Altersruhegeld in der gesetzlichen Rentenversicherung. Die H&#228;lfte dieses Betrages, n&#228;mlich 18,19 DM, unterlag dem Ausgleich durch "Quasi-Splitting".</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Erwirbt der Antragsgegner sp&#228;ter bei Eintritt des Versorgungsfalles den Anspruch auf die dynamische Versorgungsrente, die mit ihrem auf die Ehezeit entfallenden Anteil in der Auskunft der Zusatzversorgungskasse vom 04.01.1983 mit 282,00 DM monatlich beziffert worden ist, dann ist die Differenz zwischen dem auf die Ehezeit entfallenden Anteil dieser Rente einerseits und der bereits jetzt im &#246;ffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleich ausgeglichenen &#8211; dynamisierten &#8211; Versicherungsrente andererseits (36,38 DM monatlich) gem&#228;&#223; &#167;&#160;1587&#160;f Nr. 4 BGB im schuldrechtlichen Versorgungsausgleich auszugleichen. Auf diese Rechtsfolge hat der Senat in der Beschlu&#223;formel deklaratorisch hingewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die von der beteiligten Zusatzversorgungskasse in ihrer Eingabe vom 04.08.1983 ge&#228;u&#223;erten Bedenken gegen den Ausgleich durch "Quasi-Splitting" konnten bei der getroffenen Entscheidung keine Ber&#252;cksichtigung finden. Sie betreffen interne Schwierigkeiten, die die tats&#228;chliche Abwicklung des "Quasi-Splitting" nach sich ziehen mag, die jedoch an dem f&#252;r den Senat verbindlichen Willen des Gesetzgebers, da&#223; der Ausgleich nach den Regeln des VAHRG vorzunehmen ist, nichts zu &#228;ndern verm&#246;gen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auf die Anschlu&#223;beschwerde des Antragsgegners war der Tatsache Rechnung zu tragen, da&#223; die Antragstellerin w&#228;hrend der Ehezeit nicht nur eine Anwartschaft auf Altersruhegeld in H&#246;he von monatlich 20,60 DM in der gesetzlichen Rentenversicherung erworben hat, sondern eine solche von 43,00 DM. Dies f&#252;hrte zur Herabsetzung des vom Rentenkonto des Antragsgegners auf das Rentenkonto der Antragstellerin zu &#252;bertragenden Anwartschaftsbetrages von 359,30 DM &#8211; so die angefochtene Entscheidung &#8211; auf 348,10 DM monatlich (&#167;&#160;1587&#160;b Abs.&#160;1 BGB). Das ergibt sich aus nachfolgender Berechnung:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf die Ehezeit entfallende Rentenanwartschaft </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">des Antragsgegners: 739,20 DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auf die Ehezeit entfallende Rentenanwartschaft </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">der Antragstellerin: <u> 43,00 DM</u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Mehrerwerb des Antragsgegners: 696,20 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch &#220;bertragung auszugleichende H&#228;lfte: 348,10 DM.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 93 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat ohne die in &#167; 53 b Abs. 1 BGB vorgesehene m&#252;ndliche Verhandlung entschieden, weil der klare Sachstand keinen Anla&#223; zur Er&#246;rterung mit den Beteiligten gab und lediglich Rechtsfragen zu bescheiden waren, zu denen sich die Beteiligten schriftlich haben &#228;u&#223;ern k&#246;nnen. Gegen die ihnen mitgeteilte Absicht des Senats, ohne m&#252;ndliche Verhandlung zu entscheiden, haben die Beteiligten Bedenken nicht erhoben.</p>
315,729
ag-solingen-1983-09-21-10-11-c-43983
{ "id": 733, "name": "Amtsgericht Solingen", "slug": "ag-solingen", "city": 493, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
10 (11) C 439/83
1983-09-21T00:00:00
2019-03-13T15:12:33
2019-03-27T09:42:22
Urteil
ECLI:DE:AGSG:1983:0921.10.11C439.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kraftwagen des Kl&#228;gers ist, als er geparkt auf der stra&#223;e in stand, von dem Kraftfahrzeug des bei der Beklagten haftpflichtversicherten angefahren worden. Nach dem Unfall kannte der Kl&#228;ger weder die gegnerische Haftpflichtversicherung noch die Versicherungsscheinnummer.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, einer seiner Proze&#223;bevollm&#228;chtigten habe pers&#246;nlich eine telefonische Anfrage bei dem Zentralruf der Haftpflichtversicherer in K&#246;ln get&#228;tigt. Hier&#252;ber sind in der Kostenrechnung DM ausgewiesen, die die Beklagte nicht reguliert hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, diese Besprechungsgeb&#252;hr nach &#167; 118, Abs. I, Satz 2 BRAGO beanspruchen zu k&#246;nnen und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zur Zahlung von DM nebst % Zinsen seit dem zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt den Anspruch nicht f&#252;r gerechtfertigt. Der Anruf h&#228;tte vom B&#252;ropersonal vorgenommen werden k&#246;nnen. Au&#223;erdem h&#228;tte eine schriftliche Auskunft vom Stra&#223;enverkehrsamt eingeholt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den Inhalt der in den Akten enthaltenen Schrifts&#228;tze der Parteien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob ein telefonischer Anruf eines Rechtsanwalts bei dem Zentralruf der Haftpflichtversicherer die Besprechungsgeb&#252;hr nach &#167; 118, Abs. I, Satz 2 BRAGO ausl&#246;st. Denn im vorliegenden Fall, in dem es lediglich darum ging, Haftpflichtversicherung und Versicherungsscheinnummer zu erfahren, bedurfte es keiner Beauftragung eines Rechtsanwalt, um diese telefonische Auskunft zu erhalten. Dieser Anruf konnte und mu&#223;te, um der Schadensminderungspflicht nachzukommen, entweder vom Kl&#228;ger selbst oder von einer anderen Person, etwa aus dem B&#252;ro der Proze&#223;bevollm&#228;chtigten, vorgenommen werden. Dar&#252;ber hinaus w&#228;re auch die Inanspruchnahme des Stra&#223;enverkehrsamts m&#246;glich gewesen, um auf schriftlichem Wege die entsprechenden Ausk&#252;nfte zu erhalten. Die dadurch m&#246;glicherweise eingetretene Verz&#246;gerung h&#228;tte der Kl&#228;ger hinnehmen k&#246;nnen. Es spricht nichts daf&#252;r, da&#223; gerade in diesem Fall die sofortige Bekanntgabe von Versicherung und Versicherungsnummer unbedingt erforderlich gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 718, Ziffer 11, 713 ZPO.</p>
315,730
lagham-1983-09-21-12-sa-102483
{ "id": 794, "name": "Landesarbeitsgericht Hamm", "slug": "lagham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 Sa 1024/83
1983-09-21T00:00:00
2019-03-13T15:12:34
2019-03-27T09:42:22
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1983:0921.12SA1024.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;ger wird das am o9. Mai 1983 verk&#252;ndete Urteil des Arbeitsgerichts Herford - 2 Ca 15o/b3 - wie folgt abge&#228;ndert:</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;ger zur gesamten Hand DM 17&#171;5oo,-- nebst 5 Zinsen seit dem 12. Juni 1982 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die weitergehende Berufung der Kl&#228;ger wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Beklagte 1/2 und die Kl&#228;ger - zu gleichen Teilen - ebenfalls 1/2.</p> <p>Die Revision gegen dieses Urteil wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger verlangen mit der vorliegenden Klage von dem Beklagten Ersatz des in der Belegschaftskantine in einer Zeit entstandenen Schadens, als der Beklagte als Be- triebsratsvorsitzender f&#252;r diese Kantine verantwortlich war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind die Mitglieder des bei der Firma H GmbH &amp; Co. KG gebildeten Betriebsrates. In diesem Betrieb besteht seit 1957 eine Belegschaftskantine. Im</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dezember 1956 trat der Betriebsrat an die Gesch&#228;ftsleitung heran mit der Bitte, eine Kantine zu er&#246;ffnen. Das wurde von der Gesch&#228;ftsleitung abgelehnt. Daraufhin schlug der Betriebsrat vor, da&#223; die Belegschaft die Kantine in eigener Regie betreiben solle. Es wurde eine Einigung dahin erzielt, da&#223; der Betriebsrat eine Kantine er&#246;ffnen und in eigener Regie und auf eigene Kosten verwalten durfte. Dabei bestand die "Kantine" zun&#228;chst nur aus einem Schrank mit Waren f&#252;r den Verkauf an die Belegschaftsmitglieder in einem bereits vorhandenen Gemeinschaftsraum. Der Arbeitgeber stellte f&#252;r den Betrieb der Kantine die R&#228;umlichkeiten und das erforderliche Kantinenpersonal, das er auch entlohnte. Steuerlich wurde die Kantine als selbst&#228;ndige Einrichtung "Belegschaftskantine der Firma F gef&#252;hrt, wie sich zum Beispiel aus der K&#246;rperschaftssteuererkl&#228;rung f&#252;r das Kalenderjahr 1957 (Bl. 12<strong>o</strong> d.A.) aus der Umsatzsteuererkl&#228;rung f&#252;r das Kalenderjahr 1962, unterzeichnet vom "Betriebsrat i.V. Scheffer" (Bl. 125/ 126 d.A.), und dem Schreiben des Betriebsrats vom 06.o3&#171; 1969 an das Finanzamt Herford, unterzeichnet vom Beklagten (Bl. 133 d.A.), ergibt. Der Betriebsrat berichtete &#252;ber die Entwicklung der Kantine (siehe T&#228;tigkeitsbericht f&#252;r die Zeit vom 15.05.1957 bis o9.1o.1957 - Bl. 117/118 d.A. -) und beschloss, die &#220;bersch&#252;sse der Kantine den Belegschaftsmitgliedern zugutekommen zu lassen (Bl. 121 d.A.), zum Beispiel zu Ostern 1959 Waren P&#228;ckchen im Werte von 5&gt;5o DM auszugeben (Protokoll der Sitzung vom 06.03.1959 - Bl. 124 d.A. -). In der Sitzung vom 18.<strong><em>ok.</em></strong>1972 beschloss der Betriebsrat, ab 19.o4.1972</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">s&#228;mtliche Artikel in der Kantine mit einem Aufschlag von 2 &#176;/o auf den Einkaufspreis zuz&#252;glich Mehrwertsteuer zu kalkulieren (Bl. 136 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen Ende eines jeden Jahres wurde eine Inventur in der Kantine durchgef&#252;hrt, die den Warenbestand, die Au&#223;enst&#228;nde, den Kassenbestand und die Bankschulden auswies (vgl. die Inventuren f&#252;r 1973 - Bl. 144 d.A. -, f&#252;r 1974 - Bl. 145 d.A. - und f&#252;r 1975 - Bl. 146 d.A. -).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte, der ab 1964 bei der Firma H GmbH &amp; Co. KG besch&#228;ftigt war, war in der Zeit von 1966 bis <strong>06.06.</strong>1980 von der Arbeitsleistung freigestellter Vorsitzender des Betriebsrats. Von dem Zeitpunkt, in dem er zum Vorsitzenden gew&#228;hlt wurde, hatte er &#252;ber die Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit der Kantine eine Aufsichts- und Kontrollfunktion, wie sie auch schon dem vorhergehenden Betriebsratsvorsitzenden vom Betriebsrat &#252;bertragen war (siehe Beschlu&#223; vom o9.o5.1963 - Bl. 131 d.A. -). Dementsprechend &#252;berpr&#252;fte der Beklagte auch die dem Betriebsrat vorgelegten Inventuren. 1968 wurde unter der Bezeichnung "WG Kantine F ein Gesch&#228;ftskonto bei der Stadtsparkasse Herford er&#246;ffnet, &#252;ber das der Beklagte bis zur Niederlegung seines Amtes verf&#252;gungsberechtigt war. Mit Schreiben vom 2o.o7.1971 "An die Kantine der Firma F verlangte die Stadtsparkasse Herford eine Zur&#252;ckf&#252;hrung der Konto&#252;berziehung und die &#220;bersendung eines Beschlusses des Betriebsrats, aus dem die Haftung des Betriebsrats f&#252;r den jeweiligen Schuldsaldo auf dem Konto hervorgehe (Bl. 134 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Bis zum Jahre 1977 arbeitete die Kantine mit Gewinn. So weist die Gewinnermittlung des Steuerberaters f&#252;r das Jahr 1977 noch einen Gewinn von 1.734,79 DM bei einem Warenverkauf (ohne Mehrwertsteuer) von 23<strong>o</strong>.267,61 DM aus (Bl. 39 d.A.). Die Gewinnermittlung f&#252;r das Jahr 1978 zeigt bei Einnahmen von 213.624,9o DM (ohne Mehrwertsteuer) dagegen einen Verlust von 1.343,39 DM (Bl. 4<strong>o</strong> d.A.) und f&#252;r das Jahr 1979 einen Verlust von 26.o54,35 DM bei Einnahmen von 187.088,35 DM (Bl. 41 d.A.). Die Gewinnermittlung f&#252;r 1980 zeigt noch einen Verlust von 9.159,o3 DM bei Verkaufserl&#246;sen (ohne Mehrwertsteuer) von 191.452,4o DM (Bl. 42 d.A.), dabei betrug f&#252;r die Zeit vom o1.o1. - 3o.o4.198o der Warenumsatz 69.71o,26 DM und der Wareneinsatz aber 80.946,43 DM (Bl. 44 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Gesch&#228;ftskonto bei der Stadtsparkasse Herford wies am 03.01.1979 einen Sollbestand von 13.116,55 DM aus, der sich in der Folgezeit bis zum 3o.o4.198o auf 35.1o4,52 DM erh&#246;hte (vgl. die Zahlen &#252;ber die Kontoentwicklung in der Zeit vom o3.o1.1979 bis 3o.12.1980 auf Bl. 12 d.A.), obwohl der Arbeitnehmer u aus eigenen Mitteln einen Betrag von 10.000,&#8212; DM eingezahlt hatte, den er gegen&#252;ber dem Betriebsrat als Forderung geltend macht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nachdem am o5.o5.198o zwischen der Firma H und der Belegschaftskantine der Firma H, vertreten durch den Beklagten als Betriebsratsvorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden, ein Darlehensvertrag &#252;ber 35.ooo,&#8212; DM mit 5 Jahreszinsen geschlossen worden war (vgl. B1. 45 d.A.) wurden von der Firma H am o7.o5.198o 35.ooo,-- DM auf das Gesch&#228;ftskonto der Betriebskantine bei der Stadtsparkasse eingezahlt. Das Darlehen sollte aus den Einnahmen in der Kantine getilgt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Wareneinkauf und -verkauf in der Kantine wurde von 197o bis zu seinem Schlaganfall am 17.11.1978 im Wesentlichen von dem Arbeitnehmer u der Firma F2&#160; wahrgenommen. Sodann wurden diese Arbeiten vor allem von der Arbeitnehmerin M ausge&#252;bt, die seit November 1978 ganzt&#228;gig in der Kantine t&#228;tig war.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsrat hatte nach dem Jahreswechsel 1978/79 den Beklagten nach dem f&#228;lligen Kantinenbericht gefragt. In Erwartung einer baldigen R&#252;ckkehr des Herrn u hat der Beklagte darauf verwiesen, da&#223; dieses dann Herr u machen sollte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Unter dem 29.o5.198o erstattete der Betriebsrat, vertreten durch den Beklagten, bei der Kriminalpolizei Anzeige gegen Unbekannt, in der es unter anderem hei&#223;t</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">"Die Firma H unterh&#228;lt auf dem Firmengel&#228;nde eine Einkaufsm&#246;glichkeit f&#252;r Belegschaftsmitglieder, kurz Kantine genannt. Seit ca. 1o Jahren - bis zum November 1978 - wurde die Kantine von dem Kollegen u und Kollegin W, beide aus Herford, betreut. Die Oberaufsicht obliegt dem Betriebs rat. Der Umsatz der Kantine betr&#228;gt ca.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">25o.ooo,-- DM im Jahr. Seit November 1978 wurde durch die Krankheit des Kollegen u bedingt, eine Umbesetzung vorgenommen. F&#252;r den Kollegen u wurde die Kollegin N mit der Betreuung beauftragt. Im August 1979 wurde erstmals festgestellt, da&#223; Unregelm&#228;&#223;igkeiten in der Kantine vorgekommen sein m&#252;&#223;ten. Trotzdem von diesem Zeitpunkt an versch&#228;rfte Kontrollen durchgef&#252;hrt wurden, war es nicht m&#246;glich, den oder die daf&#252;r Verantwortlichen zu erfassen. Nach dem bisherigen &#220;berblick haben die Unregelm&#228;&#223;igkeiten im Umfang seit der Zeit etwas nachgelassen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Inhalts dieses Schreibens wird auf B1. 2o/21 d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei seiner polizeilichen Vernehmung erkl&#228;rte der Beklagte am 26.06.1980:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">it</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Weiter wurde mir die Aussage des Kollegen u bez&#252;glich seiner T&#228;tigkeiten in der Kantine w&#228;hrend der Ferienzeit 1979 vorgelesen. Diese Angaben kann ich, soweit sie mich betreffen, best&#228;tigen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es ist richtig, da&#223; ich zu jenem Zeitpunkt erstmalig von dem &#252;berh&#246;hten Minus auf unserem Kantinenkonto Kenntnis erhielt. Ich wei&#223; selbst, da&#223; jenes sehr unwahrscheinlich klingt, doch mu&#223; ich hierauf verweisen, da&#223; die Kantine jahrelang durch den Herrn u ordnungsgem&#228;&#223; gef&#252;hrt wurde und eine Kontrolle meinerseits &#252;berfl&#252;ssig war. Ich m&#246;chte sogar noch hinzuf&#252;gen, da&#223; ich froh war, mich gar nicht mit den</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">buchungstechnischen Angelegenheiten der Kantine befassen zu m&#252;ssen, denn Herr u hatte mein vollstes Vertrauen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ich bin auch heute noch davon &#252;berzeugt, da&#223; unter Herrn u alles seine Richtigkeit hatte. Es l&#228;&#223;t sich auch anhand der genannten Zahlen beweisen, da&#223; die Unregelm&#228;&#223;igkeiten der Kantine erst nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden des Herrn u begannen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Als ich nun damals durch Herrn u von dem &#252;berhohen Sollstand des Kontos informiert wurde zog ich zwei M&#246;glichkeiten Anbetracht. Entweder den Betriebsrat zu informieren oder selbst Licht in die Angelegenheit zu bringen. Ich entschied mich f&#252;r die zweite M&#246;glichkeit. Mir war klar, da&#223; dort irgendetwas nicht stimmen konnte. Falschbuchungen in jener H&#246;he konnte ich ausschlie&#223;en. Ich suchte also einen Anhaltspunkt f&#252;r jene Ungereimtheiten, um dann mit konkreten Fakten den Betriebsrat informieren zu k&#246;nnen. Ich f&#252;hrte zun&#228;chst innerhalb der Kantine ein Kassenbuch ein, in welchem Wareneingang und das eingenommene Bargeld sowie die &#220;berweisungen an die Stadtsparkasse eingetragen wurden. Ich konnte nun feststellen, ob der Sollbestand w&#246;chentlich weiter anstieg. Bedingt durch andere T&#228;tigkeiten habe ich mich dann aber doch nicht so um die ganze Angelegenheit gek&#252;mmert, wie ich es eigentlich h&#228;tte machen sollen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Erstmals auf einer Betriebsversammlung im April/Mai 1980 unterrichtete der Beklagte die Belegschaft &#252;ber den eingetretenen Verlust in der Kantine. Am o4.06.1980 fand eine Betriebsversammlung statt, deren Hauptthema der Verlust der Kantine war. Im Juni 1980 trat der Beklagte als Betriebsratsvorsitzender und als Betriebsratsmitglied zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Am o5.o9.198o k&#252;ndigte die Firma H das mit dem Beklagten bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis fristlos. Das folgende K&#252;ndigungsschutzverfahren (2 Ca 938/8o Arbeitsgericht Herford = 3 Sa 24l/8l LAG Hamm) wurde durch einen gerichtlichen Vergleich vom o9.o9.1981 beendet, in dem auch eine Ausgleichsklausel vereinbart wurde.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Den nach der Zahlung des Betrages von 35.000,&#8212; DM durch die Firma H auf dem Gesch&#228;ftskonto der Kantine verbleibenden Restbetrag in H&#246;he von 6.735,76 DM hatte die Stadtsparkasse klageweise gegen den Beklagten geltend gemacht. Nachdem das Landgericht der Klage in vollem Umfang stattgegeben hatte, haben die Parteien vor dem Oberlandesgericht Hamm (11 U 229/82) einen Vergleich geschlossen, in dem der Beklagte sich zur Zahlung von 800,-- DM in monatlichen Raten von 2oo,&#8212; DM verpflichtete, die der Beklagte nach seinen Behauptungen ab April 1983 auch p&#252;nktlich gezahlt hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Mit der am 26.o1.1983 beim Arbeitsgericht eingegangenen Klage haben die Kl&#228;ger von dem Beklagten Schadensersatz in H&#246;he von 35.000,&#8212; DM verlangt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Sie haben die Ansicht vertreten, die Kantine sei als eine soziale Einrichtung der Firma H GmbH &amp; Co.KG von dem Betriebsrat in Form eines nicht rechtsf&#228;higen Vereins betrieben worden. Daher seien sie auch berechtigt, Schadensersatz gegen&#252;ber dem Beklagten gerichtlich geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe aufgrund pflichtwidrig nicht wahrgenommener Kontroll- und Aufsichtsfunktionen den Soll-Bestand von &#252;ber 35.ooo,-- DM auf dem Gesch&#228;ftskonto der Kantine zu vertreten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Sie behaupten, der Beklagte sei &#252;ber das Gesch&#228;ftskonto alleinverf&#252;gungsberechtigt gewesen und habe auch der Sparkasse gegen&#252;ber eine B&#252;rgschaft &#252;bernommen (das Letzte ist unstreitig). Der Beklagte habe die Kantine im Jahre 1966, als er Betriebsratsvorsitzender geworden sei, in ordnungsgem&#228;&#223;em Zustand von seinem Amtsvorg&#228;nger Samland &#252;bernommen. Der Beklagte habe in dem Strafverfahren als Zeuge ausgesagt, da&#223; keine echten Kontrollen in der Kantine stattgefunden h&#228;tten. Von Oktober 1978 bis September 1979 sei keine &#220;berpr&#252;fung der Kasse und der Best&#228;nde vorgenommen worden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auf der Betriebsversammlung vom o4.o6.198o sei der Beklagte gefragt worden, warum er den Betriebsrat nicht schon vorher, sondern erst im Fr&#252;hjahr 198o informiert habe. Der Beklagte habe erwidert, da&#223; er das nicht getan habe, weil im Herbst 1979 Kommunalwahlen stattgefunden h&#228;tten, bei denen er sich um einen Sitz im Stadtparlament beworben habe. Seine Wiederwahl habe er damals als gef&#228;hrdet angesehen, wenn er den Kantinenfehlbestand an die &#214;ffentlichkeit gebracht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe &#252;berhaupt nichts unternommen, um seine Betriebsratskollegen zu informieren und zu verhindern, da&#223; der Kontofehlbestand weiter anstieg.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Seit der Abl&#246;sung des Beklagten als Betriebsratsvorsitzender habe der neue Betriebsrat sofort Ma&#223;nahmen eingeleitet, um zu verhindern, da&#223; ein weiterer Verlust entstehe. Das Gesch&#228;ftskonto bei der Stadtsparkasse sei nicht mehr benutzt worden. Der Kantinenkassenbestand sei t&#228;glich abgerechnet worden, wodurch ein st&#228;ndiger &#220;berblick &#252;ber Warenausgang und Geldeingang verschafft worden sei. Seitdem habe die Kantine wieder mit Gewinn gearbeitet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wenn der Beklagte den Betriebsrat sofort Ende 1978, sp&#228;testens Anfang 1979 unterrichtet h&#228;tte, h&#228;tten sofort diese Ma&#223;nahmen ergriffen werden k&#246;nnen, um weitere Verluste auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Aus Vereinfachungsgr&#252;nden werde der Beklagte nur in H&#246;he des von dem Betriebsrat bei der Firma H aufgenommenen Darlehens in Anspruch genommen. Ein entsprechendes Mahnschreiben vom 11.06.1982 sei dem Beklagten am 12.06.1982 zugegangen und von ihm unbeantwortet gelassen (das ist von dem Beklagten nicht bestritten worden).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;ger 35.ooo,&#8212; DM nebst 5 Zinsen seit dem 12.o6.1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Er hat die Ansicht vertreten, die Kl&#228;ger seien nicht aktiv legitimiert hinsichtlich der Klageforderung. Die Belegschaftskantine sei als soziale Einrichtung ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit und sonstige Selbst&#228;ndigkeit anzusehen und in den Betrieb der Firma H GmbH &amp; Co. KG eingegliedert. Da es sich hierbei um eine rechtlich unselbst&#228;ndige Betriebseinrichtung handele, treffe die Ansicht der Kl&#228;ger, der Betriebsrat betreibe die Kantine als nicht rechtsf&#228;higen Verein, nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat bestritten, durch pflichtwidriges Verhalten einen Fehlbetrag von 35.ooo,&#8212; DM verursacht zu haben. Die Kantine habe auch keinen Schaden erlitten, weil die Firma H GmbH &amp; Co. KG ihrer Verpflichtung, finanzielle Mittel f&#252;r den Kantinenbetrieb zur Verf&#252;gung zu stellen, durch die Scheckzahlung von 35.ooo,&#8212; DM am o7.o5.198o nachgekommen sei. Da&#223; ein Wirtschaftsbetrieb auch mal mit Verlust arbeite, sei eine normale Sache. Es sei erfreulich, da&#223; die Kantine jetzt mit Gewinn arbeite, so da&#223; keine Probleme best&#252;nden, das Darlehen zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem hat der Beklagte die Einrede der Verj&#228;hrung erhoben.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht hat die Klage durch am o9.o5.19&amp;3 verk&#252;ndetes Urteil als unbegr&#252;ndet abgewiesen, weil die Kl&#228;ger hinsichtlich der eingeklagten Forderung nicht aktiv legitimiert seien. Bei zutreffender W&#252;rdigung ihres eigenen Vorbringens k&#246;nne ein Schadensersatzanspruch aus positiver Vertragsverletzung allenfalls f&#252;r die Firma H GmbH &amp; Co. KG entstanden sein. Insoweit scheide ein Anspruch aber wegen des Verzichts der Firma H in dem gerichtlichen Vergleich mit dem Beklagten aus.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Belegschaftskantine werde nicht von dem Betriebsrat als wirtschaftlicher nicht rechtsf&#228;higer Verein im Sinne des &#167; 22 BGB gef&#252;hrt. Die Kantine sei vielmehr selbst&#228;ndig von dem Beklagten und zwei von dem Arbeitgeber gestellten Mitarbeitern - ohne Einschaltung des Betriebsrats als Gremium bzw. der einzelnen Betriebsratsmitglieder als Mitglieder eines gegr&#252;ndeten wirtschaftlichen Vereins - f&#252;r die Firma H als soziale Einrichtung verwaltet worden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Daraus folge auch, da&#223; die Kl&#228;ger sich nicht zu einer BGB-Gesellschaft hinsichtlich der Verwaltung der Belegs- chaftskantine zusammengeschlossen h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Das Urteil, wegen dessen weiteren Inhalts auf B1. 83 - 09 d.A. Bezug genommen wird, ist den Kl&#228;gern am 07.06. 1983 zugestellt worden. Sie haben hiergegen am 09.06. 1983 Berufung eingeigt und diese am Montag, dem 11.o7.1983, begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Sie sind der Ansicht, da&#223; das Arbeitsgericht sich &#252;ber den unstreitigen oder durch Urkunden nachgewiesenen Sachverhalt hinweggesetzt habe, wenn es zu dem Ergebnis gelangt sei, der Betriebsrat habe mit der Verwaltung der Kantine nichts zu tun gehabt, sondern da&#223; es sich um eine soziale Einrichtung der Firma H gehandelt habe, die von dem Beklagten und zwei Mitarbeitern verwaltet worden sei. Der Beklagte selbst habe in einem Schreiben vom 08.I0.1980 an die Gesch&#228;ftsleitung der Firma H die Auffassung vertreten, da&#223; f&#252;r die Kantine von je her der gew&#228;hlte Betriebsrat verantwortlich gewesen sei. Das sei auch ihre Ansicht.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Als f&#252;r die Jahre 1978 und 1979 keine Inventur durchgef&#252;hrt worden sei, so behaupten die Kl&#228;ger weiter, h&#228;tten sich mehrere Betriebsratsmitglieder in verschiedenen Gespr&#228;chen an den Beklagten gewandt und ihn daran erinnert. Der Beklagte habe auf diese Vorhaltungen sinngem&#228;&#223; geantwortet: "Hinsichtlich der Kantine macht Euch keine Gedanken, das ist Vertrauenssache. F&#252;r die Kantine bin ich verantwortlich. Im Augenblick befinden sich die Unterlagen beim Steuerberater, so da&#223; ich sowieso keine genauen Angaben machen kann."</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils nach dem Klageantrag erster Instanz zu erkennen, und zwar mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die Zahlung an die Kl&#228;ger zur gesamten Hand zu erfolgen habe.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Er vertritt weiterhin die Ansicht, da&#223; die Kl&#228;ger nicht aktiv legitimiert seien und die Kantine ein unselbst&#228;ndiger Teil der Firma H sei. Au&#223;erdem sei kein Schaden entstanden. Die Firma H habe ihre Verpflichtung f&#252;r den Kantinenbetrieb gesehen und die entsprechenden finanziellen Mittel zur Glattstellung des Gesch&#228;ftskontos zur Verf&#252;gung gestellt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen werde der Verwertung anderer Aktenvorg&#228;nge, insbesondere aus den Strafermittlungsver- fahren, widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird erg&#228;nzend auf den vorgetragenen Inhalt der zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze<sup>-</sup> und Anlagen sowie auf die Vernehmungsprotokolle Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Kl&#228;ger ist an sich statthaft. Sie ist frist- und formgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden <strong><em>(&#167;&#167; 6k</em></strong> Abs. 1, 2 und 6 und 66 Abs. 1 ArbGG, 51&#214;, 519 ZPO). Die sonach zul&#228;ssige Berufung hat auch teilweise Erfolg, weil das Arbeitsgericht die Klage zu Unrecht in vollem Umfang abgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Schadensersatzforderurig der Kl&#228;ger ist in H&#246;he von 17.500,&#8212; DM begr&#252;ndet, weil der Beklagte als Vorstand eines nicht rechtsf&#228;higen Vereins die ihm obliegenden Gesch&#228;ftsf&#252;hrungspflichten verletzt und hierdurch einen Schaden verursacht hat, der die Kl&#228;ger als Vereinsmitglieder betroffen hat (&#167;&#167; 54, 7o5, 7o&#246;, 276 BGB).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">1. Entgegen der Ansicht des Beklagten und der Entscheidung des Arbeitsgerichts ist die Belegschaftskantine keine unselbst&#228;ndige Einrichtung der Firma H GmbH &amp; Co, KG, sondern wird von dem Betriebsrat der Firma H insoweit als nicht rechtsf&#228;higer Verein betrieben. Das ergibt sich unzweifelhaft aus der unstreitigen Entstehungsgeschichte der Kantine und der tats&#228;chlichen Handhabung.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">a) Di&#223; Firma H hat von Anfang an erkl&#228;rt, da&#223; sie keine Kantine betreiben wolle. Die Zurverf&#252;gungstellung von R&#228;umlichkeiten und Personal durch die Firma H stellt lediglich eine Unterst&#252;tzung des Betriebs der Kantine durch den Arbeitgeber dar. Aus diesen Handlungen l&#228;&#223;t sich aber nicht ableiten, da&#223; der Arbeitgeber auch die Kantine betreiben, das hei&#223;t alle Gesch&#228;fts Vorf&#228;lle in der Kantine in eigenem Namen oder f&#252;r eigene Rechnung abwickeln wolle. Dagegen spricht zun&#228;chst der eindeutige Wille des Arbeitgebers bei der Gr&#252;ndung der Kantine. Er war nur bereit, der Belegschaft den Betrieb einer Kantine in eigener Regie zu gestatten. Gegen eine Einrichtung der Kantine als eine solche des Arbeitgebers spricht auch, da&#223; dieser niemals nach au&#223;en als Verantwortlicher in Erscheinung getreten ist. Das Gesch&#228;ftskonto bei der Stadtsparkasse wurde auf den Namen der Kantine er&#246;ffnet, wobei auch von der Sparkasse der Betriebsrat als verantwortlicher Tr&#228;ger angesehen wurde. Die Entscheidung &#252;ber Preise in der Kantine und &#252;ber die Verwendung des Gewinns traf <span style="text-decoration:underline">allein</span> der Betriebsrat ohne Abstimmung mit dem Arbeitgeber. Der Betriebsrat bezeichnete sich selbst in verschiedenen Verlautbarungen gegen&#252;ber Dritten (so beispielsweise bei der Anzeige gegen&#252;ber der Kriminalpolizei) als verantwortlich f&#252;r den Betrieb der Kantine. Schlie&#223;lich wurden auch Steuererkl&#228;rungen von der Kantine, vertreten durch den Betriebsrat, abgegeben. Die Kontrolle der Gesch&#228;ftsvorf&#228;lle in der Kantine wurde nicht von dem Arbeitgeber, sondern ausschlie&#223;lich von dem Betriebsrat und seinem Vorsitzenden ausge&#252;bt. An keiner Stelle wird deutlich, da&#223; f&#252;r die Kantine Personen in Vertretung des Arbeitgebers gehandelt h&#228;tten oder h&#228;tten handeln wollen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Das alles macht deutlich, da&#223; die Belegschaftskantine keine Einrichtung des Arbeitgebers ist, mit der Folge, da&#223; nur dieser aus Rechtsgesch&#228;ften der Kantine berechtigt oder verpflichtet und auch nur er zur Geltendmachung eines Schadensersatzanspruchs bei Eintritt eines Schadens berechtigt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">b) Tr&#228;ger der Kantine war vielmehr der Betriebsrat in der Form eines nicht rechtsf&#228;higen Vereins. (&#167; 54 BGB).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Betriebsrat und nicht die gesamte Belegschaft der Firma H als Verein in Betracht kommt, ergibt sich aus der Tatsache, da&#223; alle Beschl&#252;sse, die die Kantine betreffen, stets vom Betriebsrat und nicht etwa von der Belegschaft getroffen wurden. Insoweit kann die Betriebsratsversammlung als Mitgliederversammlung des Vereins gewertet werden. Beim Betriebsrat sind auch die Voraussetzungen eines Vereins gegeben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung ist ein Verein eine auf Dauer berechnete Verbindung einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von Personen zur Erreichung eines gemeinsamen Zweckes, die nach ihrer Satzung k&#246;rperschaftlich organisiert ist, einen Gesamtnamen f&#252;hrt, und auf einen wechselnden Mitgliederbestand angelegt ist (Staudinger-Coing, BGB, 12. Aufl., &#167; Rdz. 1 m.w.N. aus der Rechtsprechung).</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">aa) Als Vereinszweck kommt hier die Bewirtschaftung der Verkskantine in Betracht. Es ist bereits entschieden worden, da&#223; ein von der Belegschaft und dem Betriebsrat gegr&#252;ndeter Verein mit diesem Zweck (Betrieb einer Werkskantine) in das Vereinsregister eigetragen werden kann (BayObLG, BB 197^, S. 9&#171;o).</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">bb) Zur Erreichung dieses Zwecks haben sich auch die Betriebsratsmitglieder zusammengeschlossen, indem sie neben ihrem Betriebsratsamt die Aufgabe des Betriebs einer Kantine &#252;bernommen haben. Insoweit haben sie sich neben dem Betriebsrat zu einer weiteren Personenvereinigung zusammengeschlossen, deren Zweck der Betrieb der Kantine ist. Dieser Zusammenschlu&#223; ist freiwillig, weil sich jedes Betriebsratsmitglied dieser Aufgabe h&#228;tte entziehen k&#246;nnen. Durch die Handlungen und Beschl&#252;sse im Hinblick auf die Verwaltung der Kantine (Preiskalkulation, Verwendung von &#220;bersch&#252;ssen, Vorlage der Jahresinventur), die mit der eigentlichen Betriebsratsarbeit im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes nichts zu tun hatten, war ihnen auch bewusst, da&#223; sie neben dem Betriebsratsamt gemeinschaftlich eine weitere Aufgabe &#252;bernommen hatten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Dieser Zusammenschluss ist auch auf Dauer berechnet, n&#228;mlich f&#252;r die Zeit des Bestehens der Werkskantine, und au&#223;erdem - und das unterscheidet ihn von einer sonst m&#246;glicherweise in Betracht zu ziehenden b&#252;rgerlich rechtlichen Gesellschaft im Sinne von &#167;&#167; 7o5 ff BGB - auf wechselnden Mitgliederbestand angelegt. Bei jeder Betriebsratswahl und Ver&#228;nderung in der Zusammensetzung des Betriebsrats wird auch ein Wechsel in der Mitgliedschaft zum Verein m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich besteht der Zusammenschlu&#223; aus einer gr&#246;&#223;eren Anzahl von Mitgliedern, n&#228;mlich der Anzahl der Betriebsratsmitglieder. Der Betriebsrat hat, wie sich den vorgelegten Unterlagen entnehmen l&#228;&#223;t, seit geraumer Zeit neun Mitglieder, das sind mehr als zum Beispiel nach &#167; 56 BGB als Mindestmitgliederanzahl bei der Eintragung eines Vereins gefordert werden.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">cc) Der nicht rechtsf&#228;hige Verein hat auch eine sich aus der Satzung ergebende k&#246;rperschaftliche Verfassung. Mindestinhalt einer solchen Satzung sind Bestimmungen &#252;ber Zweck und Namen des Vereins, Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft, &#252;ber die Bildung des Vorstands und &#252;ber die Einberufung der Mitgliederversammlung (Palandt- Heinrichs, BGB, 41 . Aufl., &#167; 25 Anm. 2 a).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Hier liegt eine schriftlich abgefa&#223;te Vereinssatzung allerdings nicht vor. F&#252;r den eingetragenen Verein ergibt sich die Forderung nach einer schriftlichen Satzung als R&#252;ckschlu&#223; aus &#167; 59 Abs. 2 Nr. 1 BGB. F&#252;r den nicht rechtsf&#228;higen Verein fehlt eine entsprechende Regelung, so da&#223; sich das Formerfordernis nach der Rechtsnatur der Satzung bemi&#223;t. Diese ist aber nach der Rechtsprechung ein von den Vereinsgr&#252;ndern geschlossener Vertrag (BGHZ 47, 179). F&#252;r einen solchen Vertrag besteht grunds&#228;tzlich kein Formzwang, wenn dieses nicht ausdr&#252;cklich vorgeschrieben ist. An einer solchen Vorschrift - wie bereits ausgef&#252;hrt - mangelt es hier, so da&#223; die Satzung keiner Form bedarf und daher auch "stillschweigend" vereinbart werden kann (Staudinger-Coing, aaO, &#167; 54 Rdz. 31 )&#8226;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Zumindest aufgrund der Entscheidung im Jahre 1956, eine Werkskantine in eigener Regie des Betriebsrats zu f&#252;hren, und der sodann jahrelang praktizierten Handhabung ist davon auszugehen, da&#223; eine Satzung des Inhalts vereinbart wurde, da&#223; die Betriebsratsmitglieder auch Mitglieder des Vereins "Belegschaftskantine der Firma F sind und der Vorsitzende des Vereins der jeweilige Betriebsratsvorsitzende ist. Aus der gleichzeitigen Zugeh&#246;rigkeit der Vereinsmitglieder zum Betriebsrat ergibt sich auch die Regelung &#252;ber Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Betriebsratsvorsitzende zugleich auch Vorsitzender des nicht rechtsf&#228;higen Vereins sein soll, ergibt sich aus der &#220;bertragung der besonderen Befugnisse im Hinblick auf die Verwaltung der Kantine. Ihm war von der Mitgliederversammlung (= Mitglieder des Betriebsrats) die Leitung und &#220;berwachung der Kantine &#252;bertragen worden und er - und nicht etwa andere Vereinsmitglieder - nahm auch f&#252;r die Kantine Rechtsgesch&#228;fte gegen&#252;ber Dritten wahr. Da der Zweck des Vereins allein in dem Betrieb der Kantine bestand, kann die &#220;bertragung dieser Aufgaben nur als Vorstandsbestellung im Sinne des &#167; 27 Abs. 1 BGB gewertet&#8226;werden und nicht etwa als blo&#223;e &#220;bertragung von besonderen Aufgaben im Rahmen der Vereinst&#228;tigkeiten, die von der Vorstandsbestellung zu trennen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">2. Der Beklagte hat die ihm als Vorstand des Vereins obliegenden Gesch&#228;ftsf&#252;hrungspflichten verletzt, weil er die ihm im Hinblick auf die Kantine obliegenden Kontroll- und Meldepflichten nicht erf&#252;llt hat.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">a) Die Rechte und Pflichten des Vorstands hinsichtlich der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung nach innen bestimmen sich wie beim rechtsf&#228;higen Verein nach den f&#252;r den Auftrag geltenden Vorschriften in &#167;&#167; 664 - 670 BGB (Staudinger-Coing, aaO, &#167; 54 Rdz. 37} RGRK, BGB, 12. Aufl., &#167; 54 Rdz.&#246;). Danach</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">&#8226; &#8226; &#8226;</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">hat der Vorstand grunds&#228;tzlich den ihm von der Mitgliederversammlung erteilten Weisungen nachzukommen und hat &#252;berdies die Pflicht nach &#167; 666 BGB, der Mitgliederversammlung (hier also dem Betriebsrat) die erforderlichen Nachrichten zu geben, wobei bei drohendem Schaden auch eine Warnungspflicht des Beauftragten bestehen kann (Erman-Hau&#223;, BGB, 7. Aufl., &#167; 666 Rdz. 1).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat zun&#228;chst als Vorstand gegen&#252;ber der Kantine Aufsichts- und Kontrollpflichten. Gegen diese Pflichten hat er versto&#223;en. Gegen&#252;ber der Polizei hat er selbst einger&#228;umt, da&#223; in der Kantine keine echten Kontrollen stattgefunden h&#228;tten. Solange dem Arbeitnehmer u die tats&#228;chliche Bewirtschaftung der Kantine oblag, f&#252;hrte das nicht zu Sch&#228;den. Als der Arbeitnehmer u aber Ende 1978 infolge Krankheit ausscheiden mu&#223;te und die Kantine nicht mehr bewirtschaften konnte, h&#228;tte f&#252;r den Beklagten Veranlassung bestanden, der Kontrolle der Kantine mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Statt dessen verschob er sogar die Erstellung der zum Jahresende 1978 erforderlichen Inventur im Vertrauen auf eine R&#252;ckkehr dieses Arbeitnehmers.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Aus den ihm zug&#228;nglichen Bankausz&#252;gen h&#228;tte der Beklagte sehr schnell schon Anfang 1979 feststellen k&#246;nnen, da&#223; in der Kantine Verluste entstanden, weil sich der Schuldsaldo auf dem Bankkonto schlagartig erh&#246;hte. Das h&#228;tte ihn veranlassen m&#252;ssen, seine Kontrollen zu versch&#228;rfen, geeignete &#220;berwachungsma&#223;nahmen einzuf&#252;hren und auch den Betriebsrat &#252;ber die Situation zu informieren, damit in der Mitgliederversammlung &#252;ber Gegenma&#223;nahmen h&#228;tte beraten werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen diese Pflichten hat der Beklagte grob fahrl&#228;ssig versto&#223;en. Dem Beklagten mu&#223;te sich n&#228;mlich aufdr&#228;ngen, da&#223; sp&#228;testens nach dem Ausscheiden des Arbeitnehmers u die Gefahr einer nicht so sorgf&#228;ltigen Bewirtschaftung und damit der Eintritt von Verlusten bei nicht sorgf&#228;ltiger Bewirtschaftung der Kantine bestand. Der Beklagte hat sich auch bewu&#223;t - wie seine Aussage bei der Polizei ergibt - gegen eine Information der Mitgliederversammlung- entschieden. Insoweit waren die Angaben des Beklagten bei der Polizei auch gegen seinen Widerspruch zumindest im Wege des Urkundenbeweises verwertbar (Baumbach-Lauterbach-Alvers- Hartmann, ZPO, 41 . Aufl., &#167; 286 Anm. 4 b). Wegen des hier festzustellenden grob fahrl&#228;ssigen Verhaltens</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">kann auch unentschieden bleiben, ob f&#252;r das Verschulden des Beklagten hier der Verschuldensma&#223;stab des &#167; 7o8 BGB in Betracht kommt, oder ob &#167; 7o8 BGB unanwendbar ist (RGRK, aaO, &#167; 54 Rdz. 8). Auch das hiernach erforderliche Verschulden ist jedenfalls im vorliegenden Fall gegeben.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Durch das Verhalten des Beklagten ist auch ein Schaden von mindestens 35&#187;ooo,&#8212; DM verursacht worden. Dieser Schaden ergibt sich bereits aus der Gewinnermittlung f&#252;r die Jahre 1978, 1979 und 198o (Bl. 4o - 42 d.A.). Die dort genannten Betr&#228;ge sind von dem Beklagten nicht substantiiert bestritten worden, so da&#223; von ihnen auszugehen ist. Bei den Verlusten f&#252;r das Jahr 1980 ist</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beklagte nur bis Anfang Juni 1980 f&#252;r die Kantine verantwortlich war. Nach den - insoweit ebenfalls nicht von dem Beklagten bestrittenen - Zahlen in dem Kantinenbericht vom 16.06.1980 (Bl. <strong><em>hh</em></strong> d.A.) ist aber bereits bis zum 30.04<strong><em>,</em></strong>1980 ein Verlust von 11.236,16 DM entstanden. Dabei ist zugunsten des Beklagten nur der ausgewiesene Verlust als Schaden ber&#252;cksichtigt worden, obwohl der Schaden in Wahrheit in der Differenz zwischen dem sonst erzielbaren Gewinn und dem Verlust zu sehen ist (&#167; 252 BGB). Immerhin ist nach der Gewinnermittlung f&#252;r 1977 noch ein Gewinn von 1.739,79 DM erwirtschaftet worden.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist weder in den Jahren davor noch danach bei der Kantinenbewirtschaftung ein Verlust eingetreten, sondern immer ein Gewinn gemacht worden. Demgem&#228;&#223; ist davon auszugehen, da&#223; der Verlust in den Jahren 1978 bis 1980 nur deshalb entstanden ist, weil der Beklagte seine Kontroll- und Mitteilungspflichten schuldhaft verletzt hat. Die nach dem Ausscheiden des Beklagten von dem Betriebsrat getroffenen Ma&#223;nahmen haben sofort den Verlust beendet. Daher ist davon auszugehen, da&#223; der Verlust nicht eingetreten w&#228;re, wenn der Beklagte zumindest nach dem Ausscheiden des Arbeitnehmers u die Gesch&#228;fte der Kantine sorgf&#228;ltig kontrolliert und er bei den ersten Anzeichen eines Verlustes auch den Betriebsrat unterrichtet h&#228;tte. H&#228;tte sich der Beklagte sp&#228;testens ab Anfang 1979 so verhalten, w&#228;ren jedenfalls die in den Jahren 1979 und 1980 eingetretenen Verluste vermieden worden. Diese ergeben aber bereits den von den Kl&#228;gern geltend gemachten Schaden.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der Schaden ist auch nicht - wie der Beklagte meint - dadurch entfallen, da&#223; der Arbeitgeber 35&#187;ooo,&#8212; DM auf das Gesch&#228;ftskonto der Kantine bei der Stadtsparkasse eingezahlt hat. Da die Kantine nicht als Einrichtung des Arbeitgebers gef&#252;hrt wurde, war er nicht zu einer solchen Zahlung verpflichtet. Der Verein ist vielmehr aufgrund des geschlossenen Darlehensvertrages zur R&#252;ckzahlung dieses Betrages an den Arbeitgeber verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Der Schaden k&#246;nnte sich allenfalls um die Betr&#228;ge mindern, die der Beklagte aufgrund des mit der Sparkasse geschlossenen Vergleichs an diese zur&#252;ckzahlen mu&#223;, wenn insoweit die Verbindlichkeiten des Vereins gegen&#252;ber der Sparkasse reduziert w&#252;rden. Da sich der gesamte Schaden des Vereins aber auf mehr als 35&#171;ooo,-- DM bel&#228;uft, k&#246;nnen etwa bisher erbrachte Tilgungsleistungen des Beklagten unber&#252;cksichtigt bleiben, weil sie selbst nach dem Vortrag des Beklagten im Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung allenfalls 1.2oo,&#8212; DM betragen haben k&#246;nnten (ab April 1983 monatlich 2oo,&#8212; DM).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Schadensersatzforderung steht den Kl&#228;gern zur gesamten Hand als Mitgliedern des nicht rechtsf&#228;higen Vereins "Belegschaftskantine der Firma F zu.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kl&#228;ger m&#252;ssen sich jedoch bei der Entstehung des Schadens ein Mitverschulden anrechnen lassen, das nach Auffassung der Berufungskammer mit der H&#228;lfte anzunehmen ist (&#167; 254 BGB).</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben es n&#228;mlich unterlassen, den Beklagten nachdr&#252;cklich zur Einhaltung seiner Kontroll- und Mitteilungspfliehten zu veranlassen. Es kann dahingestellt bleiben, ob es &#252;berhaupt als ausreichend anzusehen ist, da&#223; die Mitgliederversammlung sich mit einer j&#228;hrlichen Inventur begn&#252;gte. Angesichts des nicht unerheblichen Umsatzes in der Kantine (ca. 2oo.ooo,&#8212; DM j&#228;hrlich) h&#228;tte es nahegelegen, den Beklagten zu regelm&#228;&#223;igen und eingehenden Berichten &#252;ber die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung der Kantine zu veranlassen und ihm nicht.- wie jedenfalls dem Vortrag der Parteien zu entnehmen ist - praktisch freie Hand bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben als Kontrolleur zu lassen, was schlie&#223;lich auch dazu gef&#252;hrt hat, da&#223; der Beklagte seinerseits seine Kontrollpflichten nicht ernsthaft wahrgenommen hat. Nur der ordentlichen Gesch&#228;ftsf&#252;hrung durch den Arbeitnehmer u ist es zu verdanken, da&#223; nicht bereits fr&#252;her Verluste entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens nach Ablauf des Jahres 197&amp; h&#228;tten die Kl&#228;ger, als der Beklagte wegen der Krankheit des Arbeitnehmers u die j&#228;hrliche Inventur nicht vorlegen konnte, sich nicht vertr&#246;sten lassen d&#252;rfen, sondern auf einem Bericht bestehen m&#252;ssen. H&#228;tten die Kl&#228;ger aber den Beklagten zu einem Bericht &#252;ber die Gesch&#228;ftslage veranla&#223;t, dann h&#228;tten sie auch eher den Verlust bemerken und Gegenma&#223;nahmen einleiten k&#246;nnen. Dabei geht die Kammer jedoch davon aus, da&#223; jedenfalls in den ersten Monaten des Jahres 1979 die eingetretenen Verluste nicht zu vermeiden gewesen w&#228;ren. Durch rechtzeitigere Gegenma&#223;nahmen w&#228;re der Verlust aber nicht in der jetzt festgestellten H&#246;he entstanden. Wenn man die Entwicklung des Schuldsaldos auf dem Gesch&#228;ftskonto der Kantine als Ma&#223;stab f&#252;r die Entwicklung der Verluste ansieht, so d&#252;rfte bei einem Eingreifen etwa in den Monaten April bis Juni 1979 die H&#228;lfte der Verluste vermieden worden sein. Daher sieht die Kammer den Anteil des Mitverschuldens der Kl&#228;ger an dem entstandenen Schaden mit 1/2 als angemessen an.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Von dem geltend gemachten Schaden von 35,ooo,&#8212; DM konnte den Kl&#228;gern demgem&#228;&#223; nur 1/2 = 17,5oo,&#8212; DM zugesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Diese Forderung ist nicht verj&#228;hrt, weil sie nicht der kurzen Verj&#228;hrung des &#167; 852 BGB unterliegt, sondern f&#252;r sie die regelm&#228;&#223;ige Verj&#228;hrungsfrist des &#167; 195 BGB gilt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 28b Abs. 1, <strong><em>2tik</em></strong> BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Revision gegen dieses Urteil ist wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung zugelassen worden-(&#167; 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG).</p>
315,731
ovgnrw-1983-09-20-2-a-139882
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2 A 1398/82
1983-09-20T00:00:00
2019-03-13T15:12:35
2019-03-27T09:42:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1983:0920.2A1398.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Eigent&#252;merin des nicht an die st&#228;dtische Kanalisation angeschlossenen Grundst&#252;cks N. in D.. Das auf dem Grundst&#252;ck errichtete Einfamilienhaus wird von f&#252;nf Personen bewohnt. Die Entw&#228;sserung erfolgt &#252;ber eine Kl&#228;rgrube. Der Beklagte zog die Kl&#228;gerin durch Bescheid vom 20. Januar 1981 u.a. zu einer "Kleineinleitergeb&#252;hr" von (5 &#215; 6,60 =) 33,- DM f&#252;r das Kalenderjahr 1981 heran. Den Widerspruch der Kl&#228;gerin wies er mit Widerspruchsbescheid vom 13. Mai 1981 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit der am 12. Juni 1981 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin u.a. verfassungsrechtliche Bedenken gegen die gegen&#252;ber Kleineinleitern erhobene Abwasserabgabe geltend gemacht und beantragt, den Abgabenbescheid des Beklagten vom 20. Januar 1981, soweit er die Kleineinleitergeb&#252;hr betrifft, und den Widerspruchsbescheid des Beklagten vom 13. Mai 1981 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist dem Vorbringen der Kl&#228;gerin entgegengetreten und hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch Urteil vom 20. April 1982 abgewiesen. Es hat die Abwasserabgabe als eine verfassungsrechtlich zul&#228;ssige Sonderabgabe angesehen und die streitige Heranziehung der Kl&#228;gerin f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig erachtet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen das der Kl&#228;gerin am 29. Mai 1981 zugestellte Urteil hat diese am 18. Juni 1982 die vom Verwaltungsgericht zugelassene Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht geltend: Die Regelungen des Ortsrechts der Stadt D. &#252;ber das Abw&#228;lzen der Abwasserabgaben in Form von Benutzungsgeb&#252;hren seien verfassungswidrig. Eine Geb&#252;hr, n&#228;mlich die Gegenleistung f&#252;r eine &#246;ffentliche Leistung, liege begrifflich nicht vor. Es handele sich bei der Abwasserabgabe um eine Steuer, deren Verwaltung verfassungsrechtlich den Landesfinanzbeh&#246;rden vorbehalten sei. Die Einnahmen aus der Erhebung der Abgabe fl&#246;ssen letztlich dem Land zu, das sie f&#252;r Ma&#223;nahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Gew&#228;sserqualit&#228;t verwenden solle. Damit ziele die Abgabe auf einen Zweck ab, der als &#246;ffentliche Angelegenheit in die staatliche Gesamtverantwortung falle. Infolgedessen diene das Aufkommen der Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben; das Land k&#246;nne die Einnahmen in den Grenzen, die f&#252;r Zwecksteuern gelten, frei verwenden. Unter diesen Umst&#228;nden sei die Abwasserabgabe keine zul&#228;ssige Sonderabgabe im Sinne der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts; der durch sie belastete Personenkreis weise gegen&#252;ber der Allgemeinheit keine deutlich gr&#246;&#223;ere Sachn&#228;he zu den Aufgaben auf, deren Finanzierung die Abgabe diene.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach dem Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt die Abwasserabgabe nicht f&#252;r eine Steuer, sondern f&#252;r eine Abgabe, bei der "eine Antriebs- und Anreizfunktion" im Vordergrund stehe.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat auf eine Stellungnahme verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Akten des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen. Die Heranziehung der Kl&#228;gerin zu der als "Kleineinleitergeb&#252;hr" bezeichneten Abgabe ist rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit einer derartigen Heranziehung w&#228;lzt der Beklagte die Abwasserabgaben, die er an Stelle der sogenannten Kleineinleiter entrichten mu&#223;, auf diese Einleiter von Abwasser ab. Sie beruht im vorliegenden Fall auf der richtigen Anwendung von g&#252;ltigen Vorschriften des Bundes-, Landes- und Ortsrechts.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;1 des Gesetzes &#252;ber die Abgaben f&#252;r das Einleiten von Abwasser in Gew&#228;sser (Abwasserabgabengesetz - AbwAG -) vom 13. September 1976, BGBl. I 2721, wird durch die L&#228;nder f&#252;r das Einleiten in ein Gew&#228;sser im Sinne des &#167;1 Abs. 1 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) eine Abgabe erhoben (Abwasserabgabe). Das Aufkommen der Abwasserabgabe ist nach &#167;13 Abs. 1 Satz 1 AbwAG f&#252;r Ma&#223;nahmen, die der Erhaltung oder Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te dienen, zweckgebunden. Abgabepflichtig ist nach &#167;9 Abs. 1 AbwAG grunds&#228;tzlich derjenige, der Abwasser (&#167;2 Abs. 1 AbwAG) einleitet (&#167;2 Abs. 2 a.a.O.). Die L&#228;nder k&#246;nnen jedoch nach &#167;9 Abs. 2 Satz 1 AbwAG bestimmen, da&#223; an Stelle der Einleiter K&#246;rperschaften des &#246;ffentlichen Rechts abgabepflichtig sind. An Stelle von Einleitern, die im Jahresdurchschnitt weniger als acht Kubikmeter je Tag Schmutzwasser aus Haushaltungen und &#228;hnliches Schmutzwasser einleiten - dies sind die sogenannten Kleineinleiter - sind die von den L&#228;ndern zu bestimmenden K&#246;rperschaften des &#246;ffentlichen Rechts abgabepflichtig (&#167;9 Abs. 2 Satz 2 AbwAG).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Bemessung der Abwasserabgabe richtet sich nach der Sch&#228;dlichkeit des Abwassers, die nach n&#228;herer Regelung des &#167;3 AbwAG und der Anlage hierzu in Schadeinheiten bestimmt wird. Bei Kleineinleitungen von Schmutzwasser aus Haushaltungen und &#228;hnlichem Schmutzwasser, f&#252;r das nach &#167;9 Abs. 2 Satz 2 AbwAG eine K&#246;rperschaft des &#246;ffentlichen Rechts abgabepflichtig ist, wird die Zahl der Schadeinheiten jedoch pauschaliert. Sie betr&#228;gt nach &#167;8 Satz 1 AbwAG die H&#228;lfte der Zahl der nicht an die Kanalisation angeschlossenen Einwohner, soweit die L&#228;nder nichts anderes bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Land Nordrhein-Westfalen hat die zur Erhebung der Abwasserabgabe notwendigen Regelungen im Wassergesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Landeswassergesetz - LWG -) vom 4. Juli 1979, GV NW 488, getroffen. Nach &#167;64 Abs. 1 LWG sind die Gemeinden au&#223;er f&#252;r eigene Einleitungen auch an Stelle der Abwassereinleiter abgabepflichtig, deren Abwasser sie im Rahmen ihrer Abwasserbeseitigungspflicht gem&#228;&#223; &#167;53 LWG zu behandeln haben; sie sind ferner an Stelle der Abwassereinleiter abgabepflichtig, die im Jahresdurchschnitt weniger als acht Kubikmeter je Tag Schmutzwasser aus Haushaltungen oder &#228;hnliches Schmutzwasser einleiten. Die Gemeinden w&#228;lzen jedoch nach den in &#167;9 Abs. 2 Satz 3 AbwAG vorbehaltenen, in &#167;65 LWG getroffenen Regelungen alle von ihnen zu entrichtenden Abwasserabgaben auf die Eigent&#252;mer und Nutzungsberechtigten der Grundst&#252;cke, auf denen das Abwasser anf&#228;llt, und auf die Abwassereinleiter ab. F&#252;r die Bemessung der von den Gemeinden zu entrichtenden Abwasserabgaben f&#252;r Kleineinleitungen hat das Land Nordrhein-Westfalen keine (nach &#167;8 Satz 1 AbwAG m&#246;gliche) abweichende Regelung getroffen. F&#252;r das Abw&#228;lzen der Kleineinleiterabgabe wird vorgeschrieben, da&#223; die Abw&#228;lzung durch Geb&#252;hren nach &#167;6 des Kommunalabgabengesetzes (KAG) erfolgen mu&#223; (&#167;65 Abs. 1 Satz 1 LWG) und da&#223; bei der Abw&#228;lzung von Ma&#223; St&#228;ben auszugehen ist, die zu der Sch&#228;dlichkeit des Abwassers nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis stehen (&#167;65 Abs. 3 LWG).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Stadt D. hat die zur Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe erforderlichen Bestimmungen in ihrer Geb&#252;hrensatzung zur Entw&#228;sserungssatzung getroffen. In &#167;1 der Geb&#252;hrensatzung in der Fassung der 2. &#196;nderungssatzung vom 26. November 1980 (GebS) hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"> "F&#252;r die Inanspruchnahme der &#246;ffentlichen Abwasseranlage und f&#252;r die nach &#167;9 AbwAG zu entrichtende Abwasserabgabe erhebt die Stadt D. zur Deckung der Kosten im Sinne des &#167;6 Abs. 2 und der Verbandslasten nach &#167;7 Abs. 1 und 2 KAG Benutzungsgeb&#252;hren."</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#167;4 Abs. 1 GebS trifft folgende Regelung:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"> "Die laufende Benutzungsgeb&#252;hr f&#252;r einen Kubikmeter betr&#228;gt</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">F&#252;r Kleineinleiter im Sinne des &#167;8 AbwAG, das sind die nicht an die Kanalisation angeschlossenen Einwohner, betr&#228;gt die pauschale j&#228;hrliche Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">6,60 DM je Einwohner.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Ermittlung der Einwohnerzahlen gilt der 20.09. des Vorjahres als Stichtag."</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nach der ortsrechtlichen Regelung der Stadt D. wird demnach entsprechend der Vorschrift des &#167;65 Abs. 1 Satz 1 LWG die von der Stadt zu entrichtende Kleineinleiterabgabe durch Geb&#252;hren nach &#167;6 KAG, also durch Benutzungsgeb&#252;hren, auf die Kleineinleiter abgew&#228;lzt. Gleichwohl ist die Geldleistung des Kleineinleiters, welche in der zitierten Satzung als "Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr" und in dem angefochtenen Bescheid des Beklagten als "Kleineinleitergeb&#252;hr" bezeichnet wird, keine Benutzungsgeb&#252;hr im Sinne des Kommunalabgabenrechts.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Es ist schon fraglich, ob hier &#252;berhaupt von einer Geb&#252;hr gesprochen werden kann. Geb&#252;hren sind nach allgemeiner Auffassung Geldleistungen, die aus Anla&#223; individuell zurechenbarer, &#246;ffentlicher Leistungen dem Geb&#252;hrenschuldner durch eine hoheitliche Ma&#223;nahme auferlegt werden und dazu bestimmt sind, in Ankn&#252;pfung an diese Leistung deren Kosten ganz oder teilweise zu decken.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76 -, Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE) 50, 217 (226).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die individuell zurechenbare &#246;ffentliche Leistung besteht hier nicht im Zurverf&#252;gungstellen des Untergrundes, in den die Kleineinleiter in der Regel das Abwasser (&#252;ber Kl&#228;rgruben) einleiten (&#167;2 Abs. 2 Halbsatz 2 AbwAG); denn der Untergrund wird von der Gemeinde ebensowenig zur Verf&#252;gung gestellt wie das von der Einleitung betroffene Grundwasser (&#167;1 Satz 1 AbwAG i.V.m. &#167;1 Abs. 1 Nr. 2 WHG). Allenfalls besteht die Leistung der Gemeinde darin, da&#223; sie die an sich von den Kleineinleitern zu entrichtende Abgabe anderen Stelle entrichtet. Hierbei d&#252;rfte es sich aber kaum um eine individuell zurechenbare Leistung handeln, da die Gemeinde vom Landesamt f&#252;r Wasser und Abfall (&#167;76 LWG) nicht f&#252;r den jeweiligen Kleineinleiter, sondern nach der (halbierten) Zahl ihrer nicht an die Kanalisation angeschlossenen Einwohner veranlagt wird (&#167;8 Satz 1 AbwAG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls ist die vom Kleineinleiter an die Gemeinde zu entrichtende Geldleistung keine Benutzungsgeb&#252;hr im Sinne des geltenden Kommunalabgabenrechts. Sie ist n&#228;mlich nicht - wie es &#167;4 Abs. 2 KAG f&#252;r Benutzungsgeb&#252;hren bestimmt - die Gegenleistung f&#252;r die Inanspruchnahme einer &#246;ffentlichen Einrichtung oder Anlage. Wenn die Gemeinde auf Grund einer gesetzlichen Regelung an Stelle der Kleineinleiter die an sich von ihnen zu tragende Abwasserabgabe entrichtet, stellt sie den Kleineinleitern nicht eine Einrichtung zur Verf&#252;gung, die von diesen in Anspruch genommen wird. Sie erf&#252;llt vielmehr an Stelle der Kleineinleiter eine Abgabepflicht. Die Abw&#228;lzung der Abgabe &#228;hnelt der Geb&#252;hrenerhebung nur insofern, als sie der Deckung des durch die Abgabenentrichtung verursachten Finanzbedarfs der Gemeinde dient, wie es auch der Fall ist, wenn die Gemeinde gem&#228;&#223; &#167;6 Abs. 2 Satz 3 KAG den Geb&#252;hrenpflichtigen die von ihr gezahlte Umsatzsteuer auferlegt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die von den Kleineinleitern der Gemeinden zu erbringende Geldleistung wird demnach lediglich nach den f&#252;r Benutzungsgeb&#252;hren geltenden Vorschriften des KAG erhoben, soweit nicht speziellere Normen etwas anderes bestimmen. Die rechtliche Qualifizierung dieser Geldleistung richtet sich dagegen nach der Qualifizierung der von der Gemeinde dem Land geschuldeten Kleineinleiterabgabe, da diese mit der Abw&#228;lzung nicht ihre abgabenrechtliche Qualit&#228;t &#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die von den Gemeinden zu entrichtende Kleineinleiterabgabe ist eine verfassungsrechtlich zul&#228;ssige Sonderabgabe.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Sonderabgaben sind &#246;ffentliche Abgaben, die weder Steuern noch sogenannte Vorzugslasten (Geb&#252;hren oder Beitr&#228;ge) sind. Sie d&#252;rfen als im Grundgesetz (GG) nicht erw&#228;hnte Abgaben nur unter besonderen Voraussetzungen erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> Vgl. hierzu insbesondere Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Dezember 1980 - 2 BvF 3/77 -, BVerfGE 55, 274 ff = Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1981, 329 ff.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Diese besonderen Voraussetzungen liegen bei der Abwasserabgabe und damit auch bei der Kleineinleiterabgabe vor.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sonderabgaben sind au&#223;ersteuerliche Geldleistungen, die einem begrenzten Personenkreis im Hinblick auf vorgegebene besondere wirtschaftliche oder soziale Zusammenh&#228;nge auferlegt werden. Es bedarf hierzu keiner verfassungsrechtlichen Spezialerm&#228;chtigung. Die Kompetenz zur Einf&#252;hrung au&#223;ersteuerlicher Abgaben sowie die Regelung ihrer Verwendung wird vielmehr aus den allgemeinen Sachzust&#228;ndigkeiten nach Art. 73 ff GG hergeleitet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 330).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Einf&#252;hrung der Abwasserabgabe folgt das Recht des Bundes zum Erla&#223; eines entsprechenden Gesetzes aus Art. 75 Nr. 4 i.V.m. Art. 72 Abs. 2 Nr. 3 GG. Danach hat der Bund das Recht, Rahmenvorschriften (u.a.) &#252;ber den Wasserhaushalt zu erlassen, soweit ein Bed&#252;rfnis nach bundesgesetzlicher Regelung besteht, weil die Wahrung der Rechts- oder Wirtschaftseinheit, insbesondere die Wahrung der Einheitlichkeit der Lebensverh&#228;ltnisse &#252;ber das Gebiet eines Landes hinaus sie erfordert. Da&#223; es sich bei dem Abwasserabgabengesetz um ein Gesetz &#252;ber den Wasserhaushalt handelt, ergibt sich insbesondere aus der Regelung des Abgabetatbestandes (&#167;1) und der Verwendung (&#167;13). Rahmenvorschriften enth&#228;lt das Abwasserabgabengesetz insofern, als seine Bestimmungen die Materie nicht ersch&#246;pfend regeln, vielmehr darauf angelegt sind, durch Landesgesetze ausgef&#252;llt zu werden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 1. Dezember 1954 - 2 BvG 1/54 -, BVerfGE 4, 115 (127/129).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dies kommt insbesondere in den vom Innenausschu&#223; des Bundestages unter rahmenrechtlichen Gesichtspunkten gek&#252;rzten Vorschriften des Vierten Abschnitts &#252;ber Festsetzung, Erhebung und Verwendung der Abgabe zum Ausdruck.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Drucksache 7/5183, S. 5.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Da&#223; zur Wahrung der Rechtseinheit &#252;ber das Gebiet eines Landes hinaus eine bundesgesetzliche Regelung der Materie erforderlich ist, liegt auf der Hand.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Abwasserabgabe ist ihrer Zielrichtung nach keine Steuer. Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung f&#252;r besondere Leistungen darstellen und von einem &#246;ffentlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Eink&#252;nften allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht kn&#252;pft. An diesen Begriff des allgemeinen Abgabenrechts (&#167;1 Abs. 1 der Reichsabgabenordnung, &#167;3 Abs. 1 der Abgabenordnung - AO 1977 -) kn&#252;pft der Steuerbegriff des Grundgesetzes an. Um Steuern handelt es sich immer dann, wenn das Aufkommen aus der Abgabe einem &#246;ffentlich-rechtlichen Gemeinwesen endg&#252;ltig zuf&#228;llt und von diesem mindestens in den Grenzen, die f&#252;r Zwecksteuern gelten, frei verwendet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O., (NJW 1981, 331).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Das Aufkommen aus der Abwasserabgabe dient nicht der Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben. Es ist f&#252;r Ma&#223;nahmen, die der Erhaltung oder Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te dienen, zweckgebunden (&#167;13 Abs. 1 S. 1 AbwAG); als Beispiele hierf&#252;r werden bestimmte Ma&#223;nahmen aufgez&#228;hlt (&#167;13 Abs. 2 AbwAG). Das Aufkommen ist demnach nur im Rahmen seiner Zweckbestimmung verwendbar. Damit wird die Abwasserabgabe aber nicht zu einer Zwecksteuer. Vom Aufkommen einer Zwecksteuer wird eine (bestimmte, aber) allgemeine Aufgabe finanziert, vom Aufkommen einer Sonderabgabe dagegen eine besondere Aufgabe, deren Bew&#228;ltigung nach den Vorstellungen des Gesetzgebers in einer herausragenden, spezifischen Verantwortung des durch die Abgabe belasteten Personenkreises liegt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 333).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Nach den Vorstellungen des Gesetzgebers ist die Erhaltung und Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te eine besondere Aufgabe, die in den Verantwortungsbereich der Einleiter f&#228;llt. Dies ergibt sich aus der Begr&#252;ndung zum Entwurf dieses Gesetzes, in der es u.a. wie folgt hei&#223;t (Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Drucksache 7/2272, S. 22):</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"> "Durch das Abwasserabgabengesetz wird eine wirksamere Reinhaltung der Gew&#228;sser und eine gerechtere Zuordnung der Kosten f&#252;r die Vermeidung, die Beseitigung und den Ausgleich der durch die Gew&#228;sserverschmutzung verursachten Sch&#228;den erreicht werden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die gerechtere Zuordnung der Kosten f&#252;r die Vermeidung, die Beseitigung und den Ausgleich der durch die Gew&#228;sserverschmutzung verursachten Sch&#228;den wird dadurch erreicht, da&#223; diese Kosten in Zukunft grunds&#228;tzlich in vollem Umfang von den Verursachern anstatt von der Allgemeinheit oder von Dritten getragen werden. ..."</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Einleiter von Abwasser als Verursacher der durch die Gew&#228;sserverschmutzung bedingten Sch&#228;den sind - wie es f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit einer Sonderabgabe erforderlich ist - eine von der Allgemeinheit durch besondere gemeinsame Gegebenheiten abgegrenzte und in diesem Sinne homogene Gruppe. Sie steht dem mit der Abgabenerhebung verfolgten Zweck evident n&#228;her als jede andere Gruppe oder die Allgemeinheit der Steuerzahler. Diese Sachn&#228;he darf allerdings nicht erst durch das die Sonderabgabe einf&#252;hrende Gesetz geschaffen sein. Vielmehr ist bei der Beurteilung, ob eine die Sonderabgabe rechtfertigende Sachn&#228;he vorliegt, auf die vorgegebenen Strukturen der Lebenswirklichkeit bei Ber&#252;cksichtigung der Rechts- und Sozialordnung abzustellen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 332).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Einleiter von Abwasser stehen der Aufgabe, die Gew&#228;sserg&#252;te zu erhalten und zu verbessern, offensichtlich n&#228;her als die Allgemeinheit. Zwar ist an der Entstehung von Abwasser letztlich jeder Mensch beteiligt. Die Gef&#228;hrdung der Gew&#228;sser einschlie&#223;lich des Grundwassers entsteht aber erst durch das unmittelbare Verbringen des Abwassers in ein Gew&#228;sser. Durch das Verkn&#252;pfen der Abgabenpflicht mit dem unmittelbaren Verbringen des Abwassers in ein Gew&#228;sser (&#167;&#167;1, 2 Abs. 2 AbwAG) und mit der grunds&#228;tzlichen Bestimmung des Einleiters zum Abgabepflichtigen (&#167;9 Abs. 1 AbwAG) geht der Gesetzgeber daher von den vorgegebenen tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen aus; er schafft sie nicht etwa erst. Indem er Produzenten und Einleiter von Abwasser unterschiedlich behandelt, ber&#252;cksichtigt der Gesetzgeber auch die schon bestehende Rechtsordnung, die wasserhaushaltsrechtliche Regelungen (nur) f&#252;r das Einbringen und Einleiten von Stoffen in Gew&#228;sser enth&#228;lt (&#167;3 Abs. 1 Nr. 4, 4 a und 5 WHG).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die besondere Belastung von Angeh&#246;rigen einer Gruppe mit einer Abgabe setzt des weiteren voraus, da&#223; zwischen den Belastungen und den Beg&#252;nstigungen, welche die Sonderabgabe bewirkt, eine entsprechende Verkn&#252;pfung besteht. Das ist der Fall, wenn das Abgabeaufkommen im Interesse der Abgabepflichtigen, also "gruppenn&#252;tzig" verwendet wird. "Fremdn&#252;tzige" Sonderabgaben sind unzul&#228;ssig, es sei denn, da&#223; die Natur der Sache eine finanzielle Inanspruchnahme der Abgabepflichtigen zugunsten fremder Beg&#252;nstigungen aus triftigen Gr&#252;nden eindeutig rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJV 1981, 332).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">So kann das Erfordernis der "Gruppenn&#252;tzigkeit" von geringerer Bedeutung sein bei Abgaben, bei denen nicht die Finanzierung einer besonderen Aufgabe, sondern andere Ziele, wie etwa eine Antriebsfunktion, im Vordergrund stehen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 26. Mai 1981 - 1 BvL 56, 57, 58/78 - , BVerfGE 57, 139 (167/169).</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Abwasserabgabengesetz verfolgt, wie sich aus der oben zitierten Begr&#252;ndung des Gesetzentwurfs ergibt, zwei Ziele: Eine wirksame Reinhaltung der Gew&#228;sser und eine gerechtere Zuordnung der Kosten f&#252;r die Vermeidung, die Beseitigung und den Ausgleich der durch die Gew&#228;sserverschmutzung verursachten Sch&#228;den. Im Zusammenhang mit dem zuerst genannten Ziel sagt die angef&#252;hrte Begr&#252;ndung (a.a.O., S. 22):</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"> "Die H&#246;he der Abgabe ist so zu bemessen, da&#223; von ihr ein erheblicher Anreiz ausgeht, weniger Schadstoffe in die Gew&#228;sser einzuleiten."</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dem nach hat die Abwasserabgabe zumindest auch eine Antriebsfunktion, wobei dahingestellt bleiben kann, ob diese die Finanzierungsfunktion &#252;berwiegt. Die Antriebsfunktion wirkt sich jedoch nur bei den Einleitern aus, welche durch eigene Ma&#223;nahmen die H&#246;he der Abwasserabgabe &#252;ber die Zahl der Schadeinheiten beeinflussen k&#246;nnen. Kleineinleiter k&#246;nnen dies jedenfalls im Lande Nordrhein- Westfalen nicht, da die f&#252;r sie von der Gemeinde zu entrichtende Abwasserabgabe gem&#228;&#223; &#167;8 S. 1 AbwAG nach einer pauschalierten Zahl von Schadeinheiten bemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die verfassungsrechtliche Zul&#228;ssigkeit der Kleineinleiterabgabe kann demnach nur deren Finanzierungsfunktion von Bedeutung sein. Dies mag, wie auch das Verwaltungsgericht angenommen hat, den Gesetzgeber zu der Bestimmung veranla&#223;t haben, als Zahl der Schadeinheiten f&#252;r die Bemessung der Kleineinleiterabgabe (nur) die H&#228;lfte der Zahl der nicht an die Kanalisation angeschlossenen Personen zugrunde zu legen (&#167;8 S. 1 AbwAG). Doch w&#228;ren damit nach Auffassung des Senats verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Zul&#228;ssigkeit dieser Abgabe noch nicht behoben, wenn das Abgabenaufkommen vorwiegend "fremdn&#252;tzig" verwendet w&#252;rde, ohne da&#223; die Natur der Sache dies aus triftigen Gr&#252;nden eindeutig rechtfertigte.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;nahmen der Erhaltung und Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te, f&#252;r die das Aufkommen aus der Abwasserabgabe nach &#167;13 Abs. 1 S. 1 AbwAG zu verwenden ist, liegen sowohl im Interesse der Allgemeinheit als auch im Interesse der Einleiter von Abwasser. Da&#223; die Allgemeinheit ein Interesse an der Erhaltung und Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te hat, die letztlich f&#252;r alle Menschen lebensnotwendig ist, liegt auf der Hand. Die Einleiter haben ein Interesse an Ma&#223;nahmen der Erhaltung und Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te, weil ohne solche Ma&#223;nahmen die weitere Einleitung in Frage gestellt werden k&#246;nnte oder doch mit Schadenersatzanspr&#252;chen zu rechnen w&#228;re. Da&#223; die rechtliche Position der Einleiter nur durch die &#196;nderung von Gesetzen verschlechtert werden k&#246;nnte, &#228;ndert nichts anderen Interesse daran, da&#223; die derzeitige Rechtslage auch bei Ber&#252;cksichtigung der Interessen der Allgemeinheit erhalten bleibt. Um die Verwendung des Aufkommens aus der Abgabe (noch) als "gruppenn&#252;tzig" anzusehen, gen&#252;gt es, da&#223; sie mittelbar im Interesse der Abgabepflichtigen erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 334).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit einer Sonderabgabe unter dem Gesichtspunkt der "Gruppenn&#252;tzigkeit" nach der angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts weiter zu fordern, da&#223; die Allgemeinheit nur sekund&#228;r Vorteile von der Abgabenverwendung hat. Ob dies hinsichtlich der Verwendung der Abwasserabgabe angenommen werden kann, erscheint zweifelhaft. Doch kann dies offen bleiben. Auch wenn man davon ausgeht, da&#223; in erster Linie die Allgemeinheit Vorteile von der Verwendung des Aufkommens der Abwasserabgabe hat und die Sonderabgabe daher mehr "fremdn&#252;tzig" als "gruppenn&#252;tzig" ist, liegen die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit dieser Abgabe vor. Denn hier rechtfertigt die Natur der Sache eindeutig aus triftigen Gr&#252;nden die finanzielle Inanspruchnahme der Abgabepflichtigen zugunsten der Allgemeinheit, so da&#223; der Gruppenn&#252;tzigkeit keine entscheidende Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 332).</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die Einleiter von Abwasser verursachen unmittelbar die Gew&#228;sserverschmutzung und die daraus resultierenden Sch&#228;den, w&#228;hrend die Menschen, die das Abwasser produzieren oder als Verbraucher industrielle Abwasserproduktion veranlassen, nur als mittelbare Verursacher angesehen werden k&#246;nnten. Die Belastung der Einleiter zugunsten der Allgemeinheit dient gerade, wie die - insoweit zitierte - Begr&#252;ndung des Gesetzentwurfs ausf&#252;hrt, der gerechteren Zuordnung der Kosten f&#252;r die Vermeidung, Beseitigung und den Ausgleich der durch die Gew&#228;sserverschmutzung verursachten Sch&#228;den. Gerechter ist die Belastung der unmittelbaren Verursacher dieser Sch&#228;den deshalb, weil nur sie wegen ihrer Sachn&#228;he auch eine gr&#246;&#223;ere Verantwortung trifft. Dies sind triftige Gr&#252;nde, welche die insoweit "fremdn&#252;tzige" Abwasserabgabe eindeutig rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Da&#223; auch die Kleineinleiter Verursacher der Sch&#228;den sind, deren Vermeidung, Beseitigung und Ausgleich durch die Abwasserabgabe finanziert werden soll, wird vom Gesetzgeber vermutet. Das Verbringen von Abwasser in den Untergrund, also in die Bodenschichten unterhalb des Mutterbodens und der Bodenkrume,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"> - vgl. Verhandlungen des Deutschen Bundestages, Drucksache 7/2272, S. 27 (zu &#167;3 Abs. 3 des Entwurfs) -,</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">gilt nach &#167;2 Halbsatz 2 AbwAG als Einleiten in ein Gew&#228;sser, soweit es nicht im Rahmen landbaulicher Bodenbehandlung geschieht. Der Gesetzgeber geht, wie die in &#167;10 Abs. 2 AbwAG vorbehaltene Ausnahmeregelung f&#252;r das nicht zur Trinkwassergewinnung geeignete Grundwasser zeigt, davon aus, da&#223; das Verbringen von Abwasser in den Untergrund, wie es Insbesondere beim Betrieb von privaten Kl&#228;ranlagen geschieht, das Grundwasser gef&#228;hrdet; ein Nachweis der Gef&#228;hrdung im Einzelfall wird nicht verlangt; er w&#252;rde auch einen unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Aufwand erfordern. Da&#223; die vom Abwasseraufkommen zu finanzierenden Ma&#223;nahmen zur Erhaltung oder Verbesserung der Gew&#228;sserg&#252;te (&#167;13 Abs. 1 S. 1 AbwAG) unmittelbar das Grundwasser zum Gegenstand haben m&#252;&#223;ten, ist wegen der Verbindung des Grundwassers mit sonstigen Gew&#228;ssern nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Abwasserabgabe ist schlie&#223;lich auch insoweit eine zul&#228;ssige Sonderabgabe, als der Gesetzgeber keine zeitliche Begrenzung f&#252;r ihre Erhebung bestimmt hat. Bei einer auf l&#228;ngere Zeit angelegten Finanzierung einer in die spezifische Verantwortung einer Gruppe fallenden Aufgabe durch Erhebung einer Sonderabgabe ist der Gesetzgeber von Verfassungs wegen gehalten, stets zu &#252;berpr&#252;fen, ob seine urspr&#252;ngliche Entscheidung aufrecht zu erhalten oder wegen ver&#228;nderter Umst&#228;nde zu &#228;ndern oder aufzuheben ist.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 332).</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Diese &#220;berpr&#252;fung mu&#223; nicht im Gesetz selbst vorbehalten sein. Da&#223; der Gesetzgeber sie nicht vornehmen wolle, ergibt sich nicht daraus, da&#223; die H&#246;he der Abgabens&#228;tze in &#167;9 Abs. 4 AbwAG bis zu der Zeit ab 1. Januar 1986 bestimmt worden ist, und da&#223; die Freistellungsregelung des &#167;9 Abs. 6 AbwAG von einer Erhebung der Abgabe auch noch nach dem 31. Dezember 1989 ausgeht. Der Gesetzgeber hatte bei Erla&#223; des Gesetzes und hat auch jetzt keinen Anla&#223;, anzunehmen, da&#223; mit einer wesentlichen Beeintr&#228;chtigung der Gew&#228;sserg&#252;te infolge der Einleitung von Abwasser schon in absehbarer Zeit nicht mehr zu rechnen sei. Vielmehr war und ist die Annahme gerechtfertigt, da&#223; die Kosten f&#252;r die Vermeidung, die Beseitigung und den Ausgleich der durch die abwasserbedingte Gew&#228;sserverschmutzung verursachten Sch&#228;den zun&#228;chst steigen werden; dem entspricht die in &#167;9 Abs. 4 AbwAG vorgenommene j&#228;hrliche Erh&#246;hung des Abgabensatzes bis zum Jahre 1986. Da&#223; die Erf&#252;llung des mit der Erhebung der Sonderabgabe verfolgten Zwecks schon bei ihrer Einf&#252;hrung feststehen oder zumindest wahrscheinlich sein mu&#223;, ist entgegen der vom Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin in der Berufungsverhandlung vertretenen Auffassung nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Als Sonderabgabe unterf&#228;llt die Abwasserabgabe nicht den f&#252;r Steuern geltenden Bestimmungen der Artikel 104 a ff GG.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 10. Dezember 1980, a.a.O. (NJW 1981, 334).</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Daher bedurfte das Abwasserabgabengesetz nicht nach Art. 105 Abs. 3 GG der (hier fehlenden) Zustimmung des Bundesrates, obwohl das Aufkommen aus der Abgabe den L&#228;ndern zuflie&#223;t. Die Verwaltung der Aufgabe mu&#223;te auch nicht gem&#228;&#223; Art. 108 Abs. 2 S. 1 GG den Landesfinanzbeh&#246;rden &#252;bertragen werden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Ist demnach die von den Gemeinden zu entrichtende Kleineinleiterabgabe eine Sonderabgabe, so ist es auch die Geldleistung, welche die Kleineinleiter der Gemeinde auf Grund der Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe zu erbringen haben.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"> So auch Honert/R&#252;ttgers, Landeswassergesetz Nordrhein-Westfalen, K&#246;ln, 1981, &#167;65, Erl. 7, S. 167.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Da&#223; die Abw&#228;lzung nach den f&#252;r Benutzungsgeb&#252;hren geltenden Vorschriften des Kommunalabgabengesetzes erfolgensoll, soweit das Landeswassergesetz nichts anderes bestimmt, begegnet keinen Bedenken. Der Bezeichnung der Abgabe in der nach &#167;2 Abs. 1 S. 1 KAG erforderlichen Satzung kommt keine Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die oben wiedergegebenen Regelungen der &#167;&#167;1 und 4 Abs. 1 GebS entsprechen den einschl&#228;gigen landesrechtlichen Vorschriften.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Sie enthalten gem&#228;&#223; &#167;2 Abs. 1 S. 2 KAG Regelungen &#252;ber den Kreis der Abgabepflichtigen, den Abgabetatbestand, den Ma&#223;stab und den Satz der Abgabe. Bestimmungen &#252;ber die ebenfalls satzungsrechtlich zu regelnde F&#228;lligkeit sind in &#167;6 GebS getroffen. Da&#223; hinsichtlich der Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe der Abgabetatbestand teilweise und der Kreis der Abgabepflichtigen sowie der Ma&#223;stab vollst&#228;ndig in &#167;4 GebS geregelt werden, der die &#220;berschrift "Geb&#252;hrensatz" tr&#228;gt und au&#223;er dem Geb&#252;hrensatz f&#252;r die abgew&#228;lzte Kleineinleiterabgabe auch den Geb&#252;hrensatz f&#252;r die Benutzungsgeb&#252;hr der an die Kanalisation angeschlossenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer enth&#228;lt, erschwert das Verst&#228;ndnis der Satzung nur unwesentlich und ist daher unsch&#228;dlich.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks"> Vgl. im &#252;brigen Honert/R&#252;ttgers, a.a.O., S. 167 f, die eine besondere Satzung f&#252;r die Heranziehung der Kleineinleiter empfehlen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der in &#167;4 Abs. 1 GebS normierte Personenma&#223;stab ist mit h&#246;herrangigem Recht vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift ist allerdings gesetzeskonform auszulegen, da der blo&#223;e Wortlaut entgegen der gesetzlichen Regelung auf eine Identit&#228;t von Kleineinleitern und nicht an die Kanalisation angeschlossenen Einwohnern im Sinne des &#167;8 S. 1 AbwAG schlie&#223;en l&#228;&#223;t. Kleineinleiter sind demgegen&#252;ber (nur) die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, die von ihrem Grundst&#252;ck im Jahresdurchschnitt weniger als 8 Kubikmeter Schmutzwasser aus Haushaltungen und &#228;hnliches Schmutzwasser einleiten (&#167;9 Abs. 2 S. 2 AbwAG). Einwohner sind dagegen die auf dem Grundst&#252;ck des Kleineinleiters wohnenden Personen, deren Zahl die Menge des eingeleiteten Schmutzwassers beeinflu&#223;t. Wenn die Satzung ihrem Wortlaut nach die Kleineinleiter als die nicht an die Kanalisation angeschlossenen "Einwohner" bezeichnet, so lehnt sie sich zu Unrecht an die Formulierung des &#167;8 S. 1 AbwAG an, in der als Zahl der Schadeinheiten f&#252;r die Bemessung der Kleineinleiterabgabe die H&#228;lfte der Zahl "der nicht an die Kanalisation angeschlossenen Einwohner" der Gemeinde bestimmt wird. Mit den Einwohnern sind hier nicht die Kleineinleiter gemeint, sondern die Personen, die auf den nicht angeschlossenen Grundst&#252;cken wohnen und insofern - mittelbar - nicht an die Kanalisation angeschlossen sind. Die Bestimmung des &#167;4 Abs. 1 S. 2 GebS hat demnach bei Ber&#252;cksichtigung des noch erkennbaren Willens des Ortsgesetzgebers, die vorgegebene Rechtslage nach dem Abwasserabgabengesetz zu ber&#252;cksichtigen, folgenden Inhalt:</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"> F&#252;r Kleineinleiter im Sinne des &#167;8 AbwAG, das sind die nicht an die Kanalisation angeschlossenen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer, betr&#228;gt die pauschale j&#228;hrliche Entw&#228;sserungsgeb&#252;hr 6,60 DM f&#252;r jeden auf dem Grundst&#252;ck wohnenden Einwohner.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Inhalt enth&#228;lt die Satzungsbestimmung eine g&#252;ltige Ma&#223;stabsregelung.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Die Verweisung auf &#167;6 KAG in &#167;65 Abs. 1 S. 1 LWG erstreckt sich auch auf die in &#167;6 Abs. 3 getroffenen Bestimmungen &#252;ber die Bemessung der Geb&#252;hr. Danach wird die Geb&#252;hr nach der (wirklichen) Inanspruchnahme der Einrichtung bemessen (S. 1). Ist dies besonders schwierig oder wirtschaftlich nicht vertretbar, kann ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab gew&#228;hlt werden, der nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis zu der Inanspruchnahme stehen darf (S. 2). Die Anwendung dieser Bestimmungen ist nicht durch &#167;65 Abs. 3 LWG ausgeschlossen, wonach bei Abw&#228;lzung der Abwasserabgabe von Ma&#223;st&#228;ben auszugehen ist, die zur Sch&#228;dlichkeit des Abwassers nicht in einem offensichtlichen Mi&#223;verh&#228;ltnis stehen. Die Sch&#228;dlichkeit des Abwassers ist vielmehr ein zus&#228;tzlicher bei der Ma&#223;stabsregelung zu beachtender Gesichtspunkt. Wenn die Ma&#223;stabsregelung des &#167;6 Abs. 3 KAG gleichwohl nicht nach ihrem Wortsinn auf die Bemessung der abgew&#228;lzten Kleineinleiterabgabe angewandt werden kann, so liegt das daran, da&#223; die Kleineinleiter - wie schon ausgef&#252;hrt - keine Einrichtung der Gemeinde in Anspruch nehmen. Die Verweisung auf die in &#167;6 Abs. 3 KAG getroffene Ma&#223;stabsregelung in &#167;65 Abs. 1 S. 1 LWG besagt demnach, soweit es um die Kleineinleiterabgabe geht, nur, da&#223; bei der Bemessung der abgew&#228;lzten Abgabe - wie bei der Inanspruchnahme einer Einrichtung - die Menge des Abwassers von Bedeutung sein soll. Es liegt auf der Hand, da&#223; hierbei nicht ein Wirklichkeitsma&#223;stab, sondern nur ein Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab in Betracht kommt. Der Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab mu&#223; von einem Zusammenhang zwischen der Menge des von einzelnen Kleineinleitern eingeleiteten Schmutzwassers und der H&#246;he der von der Gemeinde f&#252;r sie zu entrichtenden Kleineinleiterabgabe ausgehen; es gen&#252;gt, da&#223; der Zusammenhang denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks"> Vgl. zu dieser Auslegung des &#167;6 Abs. 3 S. 2 KAG bei Inanspruchnahme einer &#246;ffentlichen Einrichtung die Urteile des Senats vom 22. M&#228;rz 1982 - 2 A 1584/79 -, Der Gemeindehaushalt (Gemht) 1983, 69 (70) und vom 5. Juli 1982 - 2 A 1440/81 -, St&#228;dte- und Gemeinderat (StGR) 1983, 142.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Gleiches gilt von der nach &#167;65 Abs. 3 LWG au&#223;erdem zu ber&#252;cksichtigenden Sch&#228;dlichkeit des Abwassers. Die Bemessung der abgew&#228;lzten Kleineinleiterabgabe mu&#223; von einem denkbaren und nicht offensichtlich unm&#246;glichen Zusammenhang zwischen der Sch&#228;dlichkeit des Abwassers und der H&#246;he der von der Gemeinde zu entrichtenden Kleineinleiterabgabe ausgehen. Da die Kleineinleiterabgabe von der Gemeinde f&#252;r die Einleitung zu entrichten ist, kommt es auch bei ihrer Abw&#228;lzung auf die Sch&#228;dlichkeit des Abwassers bei der Einleitung, also nach Reinigung in der Kl&#228;rgrube, an.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Vgl. Honert/R&#252;ttgers, a.a.O., &#167;65, Erl. 5.5, S. 165 f.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die in &#167;4 Abs. 1 S. 2 GebS getroffene Regelung geht davon aus, da&#223; die Menge des eingeleiteten Abwassers eines Kleineinleiters von der Zahl der auf seinem Grundst&#252;ck wohnenden Einwohner abh&#228;ngt, und da&#223; die Sch&#228;dlichkeit des Abwassers bei der Einleitung bei allen Kleineinleitern etwa gleich gro&#223; ist. Dies ist nicht zu beanstanden. Die so bemessene Menge des eingeleiteten Abwassers steht im Zusammenhang mit der H&#246;he der von der Gemeinde zu entrichtenden Kleineinleiterabgabe, die ebenfalls nach der (halbierten) Zahl der Einwohner bemessen wird, die auf nicht an die Kanalisation angeschlossenen Grundst&#252;cken leben. Diese in &#167;8 S. 1 AbwAG getroffene Regelung geht davon aus, da&#223; es - bezogen auf die gleiche Abwassermenge - keine wesentlichen Unterschiede in der Sch&#228;dlichkeit des Abwassers der verschiedenen Kleineinleiter gibt. Daher konnte auch der Ortsgesetzgeber bei der Gestaltung der Ma&#223;stabsregelung diese Annahme zugrunde legen.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber hat die Kl&#228;gerin in der m&#252;ndlichen Verhandlung auf Kleinkl&#228;ranlagen einiger Sportpl&#228;tze hingewiesen und behauptet, diese Grundst&#252;cke w&#252;rden nur nach der Zahl der auf ihnen wohnenden Personen (z.B. Hausmeister- Familien) zur Kleineinleiterabgabe herangezogen, w&#228;hrend die Zahl der Sportplatzbesucher unber&#252;cksichtigt bleibe, obwohl auch sie deren sanit&#228;re Einrichtungen benutzten. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin f&#252;hrt dies jedoch nicht zur Ung&#252;ltigkeit der hier anzuwendenden Satzungsregelung (&#167;4 Abs. 1 Satz 2 GebS). Denn die Stadt D. wird vom Land zur Kleineinleiterabgabe nur nach der Summe der von der Stadt dem Land mitgeteilten (auf dem Grundst&#252;ck wohnenden) Einwohner herangezogen; die nach Ma&#223;gabe des &#167;6 KAG durchgef&#252;hrte Abw&#228;lzung dieser Kleineinleiterabgabe auf die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer erfolgt nach Gesamtbetrag und Verteilungsschl&#252;ssel in gleicher Weise, wie sie das Land gegen&#252;ber der Stadt anwendet. Die von der Kl&#228;gerin ger&#252;gte "Benachteiligung" w&#228;re allenfalls darin zu sehen, da&#223; die Stadt bei Mitteilen der nach &#167;8 AbwAG ma&#223;geblichen Einwohnerzahl an das Land sich auf die Zahl der auf dem jeweiligen Grundst&#252;ck wohnenden Einwohner beschr&#228;nkt und nicht zus&#228;tzlich auf in Einzelf&#228;llen h&#246;here Einleitungsmengen hinweist, die durch Benutzer von Sanit&#228;ranlagen einzelner Sportpl&#228;tze verursacht werden; hierbei bleibt allerdings offen, ob und wie diese zus&#228;tzlichen Abwassermengen vom Land gegen&#252;ber der Stadt im Rahmen der durch &#167;8 AbwAG getroffenen Regelung zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren. Aber selbst wenn dies zul&#228;ssig und auch geboten w&#228;re, h&#228;tte das nur zur Folge, da&#223; das Land nicht s&#228;mtliche i.S. von &#167;8 AbwAG "nicht ... angeschlossenen Einwohner" bei Bemessung der Abwassergeb&#252;hr gegen&#252;ber der Stadt D. erfa&#223;t h&#228;tte, ohne da&#223; sich dies auf den Gesamtbetrag der von der Kl&#228;gerin und den &#252;brigen Kleineinleitern an die Stadt zu entrichtenden Abgabe auswirken w&#252;rde. Die Stadt darf aber Kleineinleiterabgaben nur in H&#246;he des Gesamtbetrages verlangen, den das Land gem&#228;&#223; &#167;8 Abs. 1 AbwAG gegen&#252;ber der Stadt geltend macht. Der Gleichheitsgrundsatz gebietet im &#252;brigen nur eine gleiche Belastung aller Abgaben Schuldner. Es kann jedoch niemand verlangen, in gleicher Weise wie jemand behandelt zu werden, der m&#246;glicherweise zu Unrecht &#252;berhaupt nicht oder zu niedrig zu einer Abgabe herangezogen wird. Ein Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht l&#228;&#223;t sich aus Art. 3 Abs. 1 GG nicht herleiten.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich bestehen auch keine Bedenken gegen den in &#167;4 Abs. 1 S. 2 GebS festgesetzten Abgabesatz von 6,60 DM. Da die Stadt D. im Kalenderjahr 1981 f&#252;r jeden Einwohner, der auf einem nicht an die Kanalisation angeschlossenen Grundst&#252;ck wohnt, eine Kleineinleiterabgabe von 6,- DM entrichten mu&#223; (&#167;8 S. 1 i.V.m. &#167;9 Abs. 4 AbwAG), entsteht der Stadt ein entsprechender Finanzbedarf. Die Stadt war auch berechtigt, einen Verwaltungskostenzuschlag von 10 v.H. der von ihr zu entrichtenden Kleineinleiterabgabe auf die Kleineinleiter umzulegen. Die Einbeziehung der Verwaltungskosten in die Kalkulation der Geldleistung, mit deren Forderung die Kleineinleiterabgabe abgew&#228;lzt wird, ist nach &#167;6 Abs. 2 KAG gerechtfertigt, dessen Anwendung &#167;65 Abs. 1 S. 1 LWG vorschreibt.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks"> Vgl. Honert/R&#252;ttgers, a.a.O., &#167;65, Erl. 7.1, S. 168.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Gegen die Pauschalierung dieser Kosten durch einen 10 %-igen Zuschlag bestehen jedenfalls bei der f&#252;r das Jahr 1981 pro Person zu entrichtenden Kleineinleiterabgabe von 6,- DM keine Bedenken. Ob dies auch bei Zugrundelegung der h&#246;heren Abgabes&#228;tze f&#252;r die folgenden Jahre (&#167;9 Abs. 4 AbwAG) gilt, wird gegebenenfalls zu pr&#252;fen sein. Zu beachten ist insbesondere, da&#223; im Rahmen der Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe nur die Kosten ansatzf&#228;hig sind, die der Gemeinde infolge der Entrichtung und der Abw&#228;lzung dieser Abgabe entstehen. Die Kosten der wasserrechtlichen &#220;berwachung der Kleineinleitungen geh&#246;ren nicht hierzu. Sie k&#246;nnen daher entgegen der von</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks"> Honert/R&#252;ttgers, a.a.O., S. 168,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">vertretenen Auffassung auch nicht mit der Begr&#252;ndung im Rahmen der Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe umgelegt werden, anderenfalls w&#252;rden die Kleineinleiter besser behandelt als "normale Kanalbenutzer". Damit ist nichts dar&#252;ber gesagt, ob die nicht mit der Entrichtung und Abw&#228;lzung der Kleineinleiterabgabe zusammenh&#228;ngenden &#220;berwachungskosten nicht auf andere Weise, etwa durch Verwaltungsgeb&#252;hren, den Kleineinleitern auferlegt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Nach den somit g&#252;ltigen abwasserabgabenrechtlichen Vorschriften ist die Kl&#228;gerin dem Grunde und der H&#246;he nach zu Recht zu der als "Kleineinleitergeb&#252;hr" bezeichneten Geldleistung herangezogen worden. Ihre Klage konnte keinen Erfolg haben. Die Berufung mu&#223;te daher mit der sich aus &#167;154 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ergebenden Kostenfolge zur&#252;ckgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Revision hat der Senat nicht zugelassen, weil der Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommt und das Urteil auch nicht von einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abweicht (&#167;132 Abs. 2 Nr. 1 und 2 VwGO). Soweit Bundesrecht anzuwenden war (&#167;137 Abs. 1 Nr. 1 VwGO), handelt es sich im wesentlichen um Verfassungsrecht. Die entscheidungserheblichen verfassungsrechtlichen Fragen sind aber bereits durch die vom Senat angef&#252;hrte Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts hinreichend gekl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,732
olgham-1983-09-15-2-ws-29983
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 299/83
1983-09-15T00:00:00
2019-03-13T15:12:36
2019-03-27T09:42:21
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0915.2WS299.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Das Amtsgericht Essen wird angewiesen, dem Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Hannover vom 15. Juni 1983 zu entsprechen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht Hannover hat durch Beschlu&#223; vom 25. Mai 1983 den Angeklagten f&#252;r den Fall, da&#223; er den entsprechenden Antrag stellt, von der Verpflichtung zum Erscheinen in der Hauptverhandlung gem&#228;&#223; &#167; 233 Abs. 1 StPO befreit. Zugleich hat es angeordnet, da&#223; der Angeklagte zu der Frage, ob er diesen Antrag stellen wolle, ebenso wie - nach Antragstellung - zu der ihm zur Last gelegten Beschuldigung durch das f&#252;r seinen Wohnsitz zust&#228;ndige Amtsgericht in Essen vernommen werden solle. In diesem Beschlu&#223; ist der Angeklagte dar&#252;ber hinaus darauf hingewiesen worden, da&#223; eine Vernehmung durch das Amtsgericht Essen sich er&#252;brige, wenn der Angeklagte innerhalb einer Woche nach Erhalt des Beschlusses mitteile, da&#223; er an der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Hannover teilzunehmen beabsichtige. Der Beschlu&#223; ist dem Angeklagten zugestellt worden. Eine Mitteilung dar&#252;ber, da&#223; der Angeklagte an der Hauptverhandlung in Hannover teilnehmen wolle, ist nicht eingegangen. Daraufhin hat das Amtsgericht Hannover das Amtsgericht Essen durch Verf&#252;gung vom 15. Juni 1983 ersucht, dem Angeklagten, falls er den Antrag stellt, von der Verpflichtung zum Erscheinen in der Hauptverhandlung befreit zu werden, den genannten Beschlu&#223; zu er&#246;ffnen, ihn nach &#167; 233 Abs. 2 StPO zu belehren sowie &#252;ber die Anklage zu vernehmen. Dieses Vernehmungsersuchen hat das Amtsgericht Essen durch Beschlu&#223; vom 23. Juni 1983 mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, da&#223; die Voraussetzungen f&#252;r eine Vernehmung durch einen ersuchten Richter bisher nicht vorl&#228;gen; der Angeklagte habe den nach &#167; 233 Abs. 1 StPO erforderlichen Entbindungsantrag noch nicht gestellt, so da&#223; der Entbindungsbeschlu&#223; noch nicht wirksam sei; dar&#252;ber hinaus sei es nicht Sache des ersuchten Richters zu kl&#228;ren, ob der Angeklagte einen Entbindungsantrag stellen wolle. Die hiergegen erhobenen Gegenvorstellungen des Amtsgerichts Hannover hat das Amtsgericht Essen mit dem Hinweis zur&#252;ckgewiesen, da&#223; eine gerichtliche Vorladung dem Sinn und Zweck des &#167; 233 StPO widerspr&#228;che. Die in dieser Vorschrift vorgesehene Verfahrensweise setze eine freiwillige Entschlie&#223;ung des Angeklagten voraus; das Gericht habe sich "in Achtung der Entschlu&#223;freiheit des Angeklagten jeden Zwanges zu enthalten". Eine gerichtliche Vorladung bedeute aber stets die Aus&#252;bung eines psychischen Druckes auf den Angeklagten. Zur Begr&#252;ndung dieser Auffassung st&#252;tzt sich das Amtsgericht Essen auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs in BGHSt 25/42 f. Zus&#228;tzlich weist das Amtsgericht Essen darauf hin, da&#223; wegen personaler Unterbesetzung des Gerichts f&#252;r die Erledigung von Aufgaben, die in der Strafproze&#223;ordnung nicht vorgesehen seien, kein Raum sei.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf den Antrag des Amtsgerichts Hannover vom 29. August 1983 auf Entscheidung des Oberlandesgerichts gem&#228;&#223; &#167; 159 GVG war der angefochtene Beschlu&#223; aufzuheben. ... aufzuheben. Das Amtsgericht Essen m&#252;&#223;te dem Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Hannover stattgeben. Gem&#228;&#223; &#167; 158 Abs. 2 GVG darf ein Rechtshilfeersuchen nur dann abgelehnt werden, wenn die gew&#252;nschte Handlung ausdr&#252;cklich verboten ist, d.h. durch eine gesetzliche Vorschrift untersagt oder nach dem Sinn der gesetzlichen Bestimmungen unzul&#228;ssig ist (vgl. L&#246;we-Rosenberg, StPO, 23. Aufl., &#167; 158 GVG, Rdz. 3; Kleinknecht StPO, 36. Aufl., &#167; 158 GVG, Rdz. 2). Dabei ist erforderlich, da&#223; die vorzunehmende Handlung schlechthin - in abstracto - rechtlich unzul&#228;ssig ist; &#252;ber die konkrete Unzul&#228;ssigkeit hat ausschlie&#223;lich das ersuchende Gericht zu entscheiden (vgl. OLG Hamm JMBl. NW 1974/53/88). Da&#223; vorliegend die Vernehmung des Angeklagten durch das Amtsgericht Essen gegen ein gesetzliches Verbot verstie&#223;e, ist nicht ersichtlich. Entgegen der Auffassung des Amtsgerichts Essen stellt es auch keinen Hinderungsgrund dar, da&#223; der Angeklagte bisher den Entbindungsantrag nach &#167; 233 Abs. 1 StPO noch nicht gestellt hat. Es wird allgemein f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, da&#223; ein Gericht um die Vernehmung eines Angeklagten f&#252;r den Fall ersucht, da&#223; er die Befreiung von der Pflicht zum Erscheinen in der Hauptverhandlung beantragt (vgl. L&#246;we-Rosenberg, StPO, &#167; 233, Rdz. 25; BGH NJW 73/204 f = BGHSt 25/42 f). Soweit das Amtsgericht der zuletzt genannten Entscheidung des Bundesgerichtshofs entnimmt, eine gerichtliche Vorladung eines Angeklagten vor Stellung des Entbindungsantrages sei deshalb unzul&#228;ssig, weil mit einer derartigen Ladung psychischer Druck auf den Angeklagten ausge&#252;bt werde und das Gericht sich gerade in Achtung der Entschlu&#223;freiheit des Angeklagten jeden Zwanges zu enthalten habe, verkennt es, da&#223; der Bundesgerichtshof in der genannten Entscheidung eine <u>zwangsweise Vorf&#252;hrung</u> des Angeklagten zum Zwecke der kommissarischen Vernehmung nach &#167; 233 StPO erst dann f&#252;r statthaft h&#228;lt, wenn ein Entbindungsantrag seitens des Angeklagten gestellt worden ist. &#220;ber die Zul&#228;ssigkeit einer einfachen Ladung zu einem Vernehmungstermin verh&#228;lt sich diese Entscheidung nicht ausdr&#252;cklich; im Gegenteil ist ihr zu entnehmen, da&#223; eine kommissarische Vernehmung ohne zwangsweise Vorf&#252;hrung eines Angeklagten sehr wohl statthaft ist, auch wenn nicht schon vorher ein Antrag nach &#167; 233 Abs. 1 StPO vorliegt, dieser vielmehr erst vor dem ersuchten Richter gestellt wird, der den Angeklagten auch &#252;ber seine diesbez&#252;glichen Rechte belehrt. Andernfalls w&#252;rde sich die in der genannten Entscheidung behandelte Frage gar nicht erst stellen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Da&#223; eine &#220;berlastung des Rechtshilfegerichts eine Ablehnung des Rechtshilfeersuchens nicht rechtfertigen kann, liegt auf der Hand (vgl. hierzu OLG Hamm MDR 1971/69).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war der angefochtene Beschlu&#223; ... aufzuheben. Das Amtsgericht Essen war anzuweisen, dem gestellten Rechtshilfeersuchen des Amtsgerichts Hannover zu entsprechen.</p>
315,733
lg-dusseldorf-1983-09-01-19-t-29283
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
19 T 292/83
1983-09-01T00:00:00
2019-03-13T15:12:39
2019-03-27T09:42:21
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1983:0901.19T292.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Die vormundschaftsgerichtliche Genehmigung des von der H Versicherungsbank VVag mit Schreiben vom 4.5.1983 vorgeschlagenen Vergleichs, wonach die Versicherung bereit ist, zur Abdeckung der Unterhaltsschadensersatzanspr&#252;che des M&#252;ndels auf Grund des Verkehrsunfalls vom 3.10.1981 70.000 DM zu zahlen, wird erteilt.</p> <p>Gesch&#228;ftswert: 7.000 DM (&#167; 30 I KostO).</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Amtsvormund hat im Namen seines M&#252;ndels den Antrag gestellt, die gem&#228;&#223; &#167; 1822 Ziffer 12 BGB erforderliche vormundschaftsgerichtliche Genehmigung zu einem Vergleich zwischen seinem M&#252;ndel und der H Versicherungsbank mit dem im Schreiben der Versicherung vom 4.5.1983 vorgeschlagenen Inhalt zu genehmigen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem angestrebten Vergleich liegt folgender Sachverhalt zugrunde:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Mutter des M&#252;ndels verungl&#252;ckte bei einem Verkehrsunfall am 3.10.1981 t&#246;dlich. Der PKW, in dem die Mutter zum Unfallzeitpunkt auf dem Beifahrersitz sa&#223;, wurde von deren Verlobten, der bei der H Versicherung haftpflichtversichert ist, gefahren. Der Verlobte verlor in einer scharfen Rechtskurve die Gewalt &#252;ber das Fahrzeug, worauf das Fahrzeug gegen einen am rechten Fahrbahnrand befindlichen Baum prallte. Die Mutter des M&#252;ndels verstarb in Folge der beim Unfall erlittenen Verletzungen. Sie war im Unfallzeitpunkt nicht angeschnallt gewesen. Bei ihrem Verlobten wurde unmittelbar nach dem Unfall eine Blutalkoholkonzentration von 1,75 &#176;/oo gemessen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Amtsvormund hat im Namen seines M&#252;ndels gegen&#252;ber der H Versicherung Schadensersatzanspr&#252;che gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 StVG, &#167; 3 Nr. 1 Satz 1 PflVersG geltend gemacht und in diesem Zusammenhang den Ersatz der Beerdigungskosten sowie Unterhaltsschadensersatz gem&#228;&#223; &#167; 844 Abs. 2 BGB verlangt. Die Forderung hinsichtlich der Beerdigungskosten erkannte die Versicherung im wesentlichen an. &#220;ber die Unterhaltsschadensersatzanspr&#252;che wurden umfangreiche Vergleichsverhandlungen gef&#252;hrt. Die H Versicherung wollte zun&#228;chst die Anspr&#252;che dem Grunde nach nur zu 50 % anerkennen. Sie behauptet, die Mutter habe die alkoholbedingte Fahrunt&#252;chtigkeit ihres Verlobten erkennen k&#246;nnen, au&#223;erdem w&#228;re die Mutter dann nicht t&#246;dlich verungl&#252;ckt, wenn sie angeschnallt gewesen sei. Der Amtsvormund behauptet demgegen&#252;ber, das Nichtanlegen der Sicherheitsgurte sei nicht urs&#228;chlich f&#252;r den Tod der Mutter gewesen; im &#252;brigen habe die Mutter den hohen Alkoholkonsum ihres Verlobten nicht erkennen k&#246;nnen, da dieser keine Ausfallerscheinungen gezeigt habe</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 4.5.1983 hat die H Versicherung schlie&#223;lich angeboten, dem M&#252;ndel zum Ausgleich der Schadensersatzanspr&#252;che nach &#167; 844 Abs. 2 BGB (bis zum 18. Lebensjahr) eine Gesamtentsch&#228;digung von 70.000,&#8212; DM zu zahlen. Dieser Betrag ist wie folgt errechnet worden. Die Versicherung erkennt die Anspr&#252;che des M&#252;ndels dem Grunde nach zu 75 % an und berechnet den monatlichen Unterhaltsschadensersatz mit 500,- DM. Bei einem Jahresunterhalt in H&#246;he von 6.000,&#8212; DM ergibt sich ein Kapitalisierungsfaktor von 10.6228 bis zum 18. Lebensjahr. F&#252;r die Zeit vom 3. bis zum 18. Lebensjahr sollen danach 63.736,80 DM, f&#252;r die vergangene Zeit ab dem Unfallzeitpunkt soll ein pauschaler Betrag von 6.263,20 DM gezahlt werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat in der angefochtenen Entscheidung die Einwilligung zu dem Vergleich abgelehnt mit der Begr&#252;ndung, die H&#246;he der monatlichen Unterhaltsleistung sei im Hinblick auf die Entscheidung des BGH (VersR 83, 4-58) zu niedrig veranschlagt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des M&#252;ndels ist zul&#228;ssig, &#167; 20 ff FGG, und auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der von der H Versicherung mit Schreiben vom 4.5.1983 vorgeschlagene Vergleich hinsichtlich der Unterhaltsschadensersatzanspr&#252;che des M&#252;ndels gem&#228;&#223; &#167; 844 Abs. 2 BGB ist zu genehmigen, da der angebotene Vergleich dem Wohl und Interesse des M&#252;ndels dient.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht hinreichend sicher, da&#223; das M&#252;ndel im Falle der Durchf&#252;hrung der Unterhaltsschadensersatzklage mehr als durch die Annahme des Vergleiches erreicht. Es besteht sogar die M&#246;glichkeit, da&#223; die Anspr&#252;che des M&#252;ndels im Proze&#223; in nur geringerem Umfang durchsetzbar sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. Der Vergleich geht von einem Mitverschulden der Mutter an dem Unfall von 25 % aus.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat die Erfolgsaussicht de Klage im wesentlichen anhand des Klageentwurfes vom 6.4.1983 und der Stellungnahmen der H Versicherung 4.10.1982 und vom 5.7.1983 &#252;berpr&#252;ft. Hiernach ist damit zu rechnen, da&#223; bei einer gerichtlichen Entscheidung die Mitverschuldensquote der Mutter h&#246;her als mit 25 % bemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hatte die Mutter zum Unfallzeitpunkt keine Sicherheitsgurte angelegt, Sie kam - ebenfalls unstreitig - dadurch zu Tode, da&#223; sie beim Aufprall des Wagens auf den Baum vom Sitz herabrutschte und in den Bereich zwischen Sitz und Vorderteil des Wagens gelangte, w&#228;hrend der Motor in Richtung auf den Fahrgastraum geschoben wurde. Sie erlitt dabei innere Verletzungen, aufgrund deren sie an Unfallort starb. Bei einem solchen Unfallhergang ist damit zu rechnen, da&#223; der Versicherung im Proze&#223; der Nachweis der Urs&#228;chlichkeit des Versto&#223;es gegen die Anschnallpflicht f&#252;r den Tode der Mutter gelingt, zumal im Strafverfahren gegen den Verlobten ein Polizeibeamter ausgesagt hat, da&#223; die Verformungen im Innenraum des Kfz. nach dem Unfall nicht derart stark gewesen seien, da&#223; auch ein angeschnallter Fahrgast get&#246;tet worden w&#228;re. Nach der Entscheidung des BGH, VersR 1981, 59 kann ein Versto&#223; gegen die Anschnallpflicht unter Umst&#228;nden bis zu einer Mithaftungsquote von 50 % und dar&#252;ber hinaus f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall d&#252;rfte die Mithaftungsquote bez&#252;glich des Versto&#223;es gegen die Anschnallpflicht wegen des erheblichen Verschuldens des Verlobten der Mutter zwar unter 50 <i>% </i>liegen, und zwar h&#246;chstens bei 40 %, mindestens aber bei 25 %.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es besteht ferner die M&#246;glichkeit, da&#223; bei gerichtlicher &#220;berpr&#252;fung des Klageanspruchs des M&#252;ndels ein weiteres Mitverschulden der Mutter an dem Unfall festgestellt wird; und zwar mit der Begr&#252;ndung, die Mutter habe sich einem erkennbar unt&#252;chtigen Fahrer anvertraut. Nach dem Entwurf der Klageschrift war der Verlobte der Mutter am Abend vor dem Unfall Gast auf einer Party, die u.a. von der Mutter veranstaltet wurde und hatte dort in erheblichem Umfang alkoholische Getr&#228;nke zu sich genommen. Das M&#252;ndel behauptet zwar, die Mutter sei w&#228;hrend des Abends in der K&#252;che besch&#228;ftigt gewesen und habe deshalb den Alkoholkonsum ihres Verlobten nicht erkennen k&#246;nnen; au&#223;erdem habe der Verlobte keine Ausfallerscheinungen gezeigt. Auf der anderen Seite weist jedoch die Versicherung darauf hin, da&#223; der Verlobte an dem Abend die Ausgabe der Getr&#228;nke &#252;bernommen und dabei st&#228;ndig "an der Quelle" gesessen habe. Nach der Rechtsprechung des BGH (VersR 1971, 474) kann dem Beifahrer eines alkoholbedingt fahrunt&#252;chtigen Fahrers schon dann ein Mitverschulden angelastet werden, wenn sich dem Beifahrer bei zumutbarer Aufmerksamkeit aus den f&#252;r ihn erkennbaren Gesamtumst&#228;nden begr&#252;ndete Zweifel an der Fahrunt&#252;chtigkeit des Fahrers aufdr&#228;ngen mu&#223;ten, so da&#223; ein in angemessener Weise auf seine Sicherheit bedachter Fahrgast verst&#228;ndigerweise von der Mitfahrt Abstand genommen h&#228;tte. Es besteht die M&#246;glichkeit, da&#223; der Versicherung im Proze&#223; der Nachweis des Mitverschuldens in diesem Sinne gelingt. Diese Mitverschuldensquote d&#252;rfte jedenfalls mit 20 % bemessen werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend ist festzustellen, da&#223; das M&#252;ndel bei Durchf&#252;hrung der Klage damit rechnen mu&#223;, da&#223; die Klageforderung wegen Mitverschuldens der Mutter um 45 % bis 60 % gemindert wird.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2. Der von der H Versicherung vorgeschlagene Vergleich geht von einer monatlichen Rente von 500,&#8212; DM bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres aus. Nach Auffassung der Kammer wird im Proze&#223; keine wesentlich h&#246;here Rente zu erreichen sein.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In der vom Amtsgericht zitierten Entscheidung des BGH (VersR 1983, 458 ff) wurde die Arbeitskraft der verstorbenen Ehefrau und Mutter von 2 Kindern (9 und 7 Jahre alt) unter Zugrundelegung der Nettoverg&#252;tung einer ganzt&#228;gig t&#228;tigen Haus- und Familienpflegerin mit 1.800,&#8212; DM bemessen. Nach Auffassung der Kammer kann diese Verg&#252;tung im vorliegenden Fall nicht in vollem Umfang zugrundegelegt werden, da die verstorbene Mutter des M&#252;ndels im Zeitpunkt ihrer T&#246;tung nur einem Kind, das 1 1/2 Jahre alt war, zum Unterhalt verpflichtet war. Es ist damit zu rechnen, da&#223; in einem Proze&#223; im vorliegenden Fall die weggefallene Arbeitskraft der get&#246;teten Mutter h&#246;chstens mit 1.260,&#8212; DM (70 % von 1.800,&#8212; DM) mindestens jedoch mit 1.000,&#8212; DM bemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Unter Zugrundelegung der oben festgestellten Mitverschuldensquote und der H&#246;he der monatlichen Rente, ist in einem Proze&#223; mit einer monatlichen Rente von mindestens 400,&#8212; DM, h&#246;chstens 693,&#8212; DM zu rechnen. Der Mittelwert betr&#228;gt 546,50 DM. Unter diesen Umst&#228;nden ist der Vergleich &#252;ber eine monatliche Rente von 500,&#8212; DM annehmbar, zumal er einen sicher schwierigen und langen Proze&#223; vermeidet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der von den Rechtsanw&#228;lten im Schreiben vom 19.5.1983 (Seite 3) ermittelte Kapitalisierungsfaktor bei einem Jahresunterhalt von 6.000,&#8212; DM f&#252;r die Zeit vom 3. bis 18. Lebensjahr, ist zutreffend. Es ist auch angemessen, f&#252;r die Zeit vom Unfalltag bis zum 3. Lebensjahr des M&#252;ndels pauschal die Rente mit 6.263,23 DM zu berechnen.</p>
315,734
lg-munster-1983-08-31-14-o-60382
{ "id": 815, "name": "Landgericht Münster", "slug": "lg-munster", "city": 471, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
14 O 603/82
1983-08-31T00:00:00
2019-03-13T15:12:40
2019-03-27T09:42:21
Urteil
ECLI:DE:LGMS:1983:0831.14O603.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 1.525,29 DM (eintausendf&#252;nfhundertf&#252;nfundzwanzig 29/100 Deutsche Mark) nebst 15 % Zinsen seit dem 15.01.1981 sowie 309,62 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p><p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p><p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen zu 8 % der Beklagte und zu 92 % der Kl&#228;ger.</p><p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.800 DM, f&#252;r den Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.900,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d</span></p><span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt restlichen Werklohn f&#252;r Renovierungsarbeiten (Heizung, Sanit&#228;r und Elektro) anl&#228;&#223;lich eines Wasserschadens im Privathaus des Beklagten gem&#228;&#223; Rechnung vom 15.12.1980 (Bl. 20/21 der Akten).</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf den Gesamtrechnungsbetrag von 11.345,25 DM zahlte der Beklagte am 27.04.1981 einen Abschlag in H&#246;he von 6.000,-- DM.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wurde mehrfach, unter anderem mit Fristsetzung zum 14.01.1981 zur Zahlung aufgefordert. Der Kl&#228;ger schaltete, da Einwendungen nicht geltend gemacht wurden, den Verein D ein, wodurch ihm Kosten in H&#246;he von 309,62 DM entstanden.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he der Klageforderung nimmt der Kl&#228;ger Bankkredit in Anspruch, der mit 15 % zu verzinsen ist.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 5.345,08 DM nebst 15 % Zinsen hieraus seit dem 15.01.1981 sowie 309,62 DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Er beantragt ferner, festzustellen,</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">da&#223; der Kl&#228;ger nicht verpflichtet ist, an den Beklagten angeblich zuviel berechnete 15.000,--&#160; DM zur&#252;ckzuzahlen.</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">bez&#252;glich beider Antr&#228;ge Klageabweisung.</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte h&#228;lt die Klageforderung f&#252;r verj&#228;hrt.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist er der Meinung, der Kl&#228;ger m&#252;sse nach Einheitspreisen und nicht auf Stundenlohnbasis abrechnen.</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ferner h&#228;lt er die in der Rechnung geltend gemachten 239 Stunden unter Hinweis auf ein Privatgutachten A vom 15. September 1982, wegen dessen Inhaltes auf Blatt 61 bis 64 Bezug genommen wird, f&#252;r weit &#252;bersetzt.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hat der Beklagte vorgetragen, aus zwei weiteren Rechnungen vom 30.06.1979, die die gleichen Arbeiten betreffen und die der Beklagte voll bezahlt hat, allein an Arbeitsl&#246;hnen eine &#220;berzahlung von rund 15.000,-- DM vorgenommen zu haben.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat gem&#228;&#223; Beweisbeschluss vom 19.01.1983 &#252;ber die Erforderlichkeit der in Ansatz gebrachten Stundenanzahl Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens des Sachverst&#228;ndigen P.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des Gutachtens vom 23.03.1983 wird auf Blatt 93 ff., wegen der erg&#228;nzenden Stellungnahme vom 22.07. auf Blatt 120 ff Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</span></p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist in dem erkannten Umfang begr&#252;ndet, im &#252;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist festzustellen, da&#223; die verbleibende Restforderung nicht verj&#228;hrt ist, da die Verj&#228;hrung durch Abschlagszahlung des Beklagten vom 27.04.1981 gem&#228;&#223; &#167; 208 BGB unterbrochen worden ist. Auch ist nicht ersichtlich, da&#223; der Kl&#228;ger verpflichtet war, nach Einheitspreisen und nicht nach Stundenlohn abzurechnen, zumal der Beklagte auch selbst die Abrechnung&#160; nach Stundenlohn in den Rechnungen vom 30.06.1979 nicht angegriffen und diese Rechnungen bezahlt hat.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger in Ansatz gebrachten Stunden aus seiner Rechnung vom 15.12.1980 sind nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Gutachters weit &#252;bersetzt. Im Besichtigungstermin vom 18.03.1983, bei dem auch die Parteien pers&#246;nlich zugegen waren, wurde &#252;bereinstimmend davon ausgegangen, da&#223; f&#252;r die drei im Erdgescho&#223; liegenden R&#228;ume zur Durchf&#252;hrung der Rohmontage saubere und einwandfreie Verh&#228;ltnisse vorlagen. Die gleichen Feststellungen wurden f&#252;r die vom Kl&#228;ger durchzuf&#252;hrenden Feininstallationen getroffen, nachdem in allen drei R&#228;umen die Verfliesung nun vollst&#228;ndig fertiggestellt war. Besondere Schwierigkeiten oder Beeintr&#228;chtigungen bei der Durchf&#252;hrung der Arbeiten waren nicht gegeben. Entsprechend der vorgelegten Rechnung vom 15.12.1980 und den Erl&#228;uterungen hierzu hat der Sachverst&#228;ndige f&#252;r die in der Rechnung ausgeworfenen Materialien Montagezeiten f&#252;r eine Montagegruppe von insgesamt 33,9 Stunden ermittelt. Dabei besteht eine Montagegruppe aus einem Monteur und einem Helfer oder einem Lehrling. Der Gutachter hat die Rechnung des Kl&#228;gers Punkt f&#252;r Punkt untersucht und den nach seiner Erfahrung jeweils erforderlichen Zeitaufwand im einzelnen in seiner Anlage zu dem Gutachten ausgef&#252;hrt.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kammer zweifelt nicht an den Feststellungen des Gutachters, da&#223; die Kalkulationstafeln f&#252;r Sanit&#228;ranlagen von Ende und die hierin enthaltenen Kalkulationss&#228;tze in der Praxis viel zu hoch sind und Zeiten und Preise enthalten, die im Sanit&#228;rhandwerk nicht zu erzielen sind.</p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zweifel an der Sachkunde des Gutachters, die er bereits in vielen anderen Verfahren unter Beweis gestellt hat, teilt die Kammer nicht. Die Einholung eines Obergutachtens zu dieser Frage war deshalb nicht erforderlich.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nicht zu beanstanden ist auch die weitere Feststellung des Gutachters, da&#223; f&#252;r das Haus ein 20 %iger Zuschlag angemessen ist daf&#252;r, da&#223; die Arbeiten in bewohntem Zustand durchgef&#252;hrt werden mu&#223;ten. Dies steht auch nicht im Widerspruch dazu, da&#223; f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Montagearbeiten im &#252;brigen saubere und einwandfreie Verh&#228;ltnisse vorherrschten. Gleiches gilt f&#252;r die vom Gutachter gesch&#228;tzten weiteren 9 Stunden f&#252;r vorbereitende Ma&#223;nahmen und f&#252;r An- und Abtransport der Werkzeuge und Materialien.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ausf&#252;hrungen betr&#228;gt der Gesamtaufwand des Kl&#228;gers 49,68 Stunden, jeweils pro Monteur und Helfer.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann nicht damit geh&#246;rt werden, da&#223; angeblich zahlreiche Nebenarbeiten an zwei Doppelwaschtischen, ferner eine zus&#228;tzlich Feininstallation bez&#252;glich mehrerer, im Schriftsatz vom 07.06.1983 im einzelnen aufgef&#252;hrter Gegenst&#228;nde erforderlich war. Abgesehen davon, da&#223; der Gutachter auch vom Kl&#228;ger offenbar anl&#228;&#223;lich der Besichtigung auf derartige Arbeiten nicht hingewiesen wurde, sind sie auch nicht Gegenstand der Rechnung vom 15.12.1980. Bez&#252;glich dieser Positionen ist die Rechnung,&#160; da sie den nunmehr behaupteten Aufwand nicht ausweist, nicht &#252;berpr&#252;fbar. Dies aber ist auch im Interesse des Beklagten erforderlich und Voraussetzung der F&#228;lligkeit der entsprechenden Forderung.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die vom Gutachter f&#252;r die vom Kl&#228;ger nachgeschobenen behaupteten Arbeiten gesch&#228;tzten Stunden von 2 x 5,17 = 10,34 Stunden kann der Kl&#228;ger aus diesen Gr&#252;nden nicht verlangen.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger mit Schriftsatz vom 26.08.1983 weitere Ausf&#252;hrungen auch zu dem Gutachten und der Ortsbesichtigung macht, sind diese versp&#228;tet. Die Ortsbesichtigung fand am 18.03.1983 statt, das Gutachten datiert vom 23.03.1983. Der Kl&#228;ger hatte ausreichend Gelegenheit, etwa im Ortstermin erw&#228;hnte und im Gutachten nicht ber&#252;cksichtigte Tatsachen vorzutragen.</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Aus der Rechnung vom 15.12.1980 war somit von dem Nettobetrag von 10.040,04 DM der Gesamtaufwand an Stunden zun&#228;chst abzuziehen. Rechnerisch verbleibt dann zu Gunsten des Kl&#228;gers &#8211; ohne Ber&#252;cksichtigung der Stunden &#8211; ein Betrag von 3.810,40 DM. Diesem Betrag waren die von dem Gutachter ermittelten Stunden hinzuzurechnen. Unter Ber&#252;cksichtigung von 49,68 Monteurstunden &#225; 33,21 DM ergibt sich ein Betrag von 1.649,87 DM, weitere 49,68 Stunden f&#252;r den Helfer &#225; 24,14 DM ergeben einen Betrag von 1.199,28 DM.</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nettoforderung des Kl&#228;gers betr&#228;gt demnach 6.659,55 DM, einschlie&#223;lich der Mehrwertsteuer insgesamt 7.525,29 DM. Abz&#252;glich des Abschlages von 6.000,--&#160; DM verbleibt die zuerkannte Werklohnforderung von 1.525,29 DM.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In dieser H&#246;he ist die Klage begr&#252;ndet, im &#252;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die negative Feststellungsklage des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Zwar ist davon auszugehen, da&#223; der Beklagte mit seiner behaupteten &#220;berzahlung und der vorbehaltenen Widerklage Anla&#223; f&#252;r den entsprechenden Feststellungsantrag gegeben hat.</p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist jedoch unbegr&#252;ndet, da jeder Vortrag des Kl&#228;gers zu seiner sachlichen Berechtigung fehlt. Der Kl&#228;ger h&#228;tte im einzelnen vortragen m&#252;ssen, da&#223; alle seine Arbeiten aus den anderen Rechnungen vom 30.06.1979 ordnungsgem&#228;&#223; erbracht und nach Stunden und Aufwand richtig berechnet waren, die Behauptung des Beklagten, auch insoweit seien &#252;berh&#246;hte Positionen geltend gemacht worden, somit unberechtigt ist. Da dieser Vortrag fehlt &#8211; und seine Richtigkeit nach dem vorliegenden Gutachten auch zweifelhaft w&#228;re &#8211; war die Klage insoweit abzuweisen.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 284, 286 BGB hat der Kl&#228;ger schlie&#223;lich noch Anspruch auf Ersatz der vorgerichtlichen Kosten in H&#246;he von 309,62 DM. Nach seinem unbestrittenen Vortrag konnte der Kl&#228;ger davon ausgehen, da&#223; die Einschaltung des Vereins D sachgerecht war, den Beklagten zur Zahlung der Forderung zu veranlassen. Der Beklagte hatte vorproze&#223;ual Einwendungen gegen die erhobene Rechnung nicht geltend gemacht.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da die Kosten ein anwaltliches Honorar im Falle der Einschaltung eines Rechtsanwalts nicht &#252;bersteigen, sind sie erstattungsf&#228;hig.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung ist berechtigt gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 286 BGB.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die proze&#223;ualen Nebenentscheidungen folgen aus den &#167;&#167; 92, 709 ZPO.</p>
315,735
ovgnrw-1983-07-29-4-a-106382
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 1063/82
1983-07-29T00:00:00
2019-03-13T15:12:42
2019-03-27T09:42:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1983:0729.4A1063.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen. Die Beigeladene tr&#228;gt ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten selbst.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leisten.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die beigeladene Sch&#252;tzenbruderschaft beantragte unter dem 26. Januar 1981 die Festsetzung des ... Volks- und Heimatfestes 1981 (Sch&#252;tzenfest mit Kirmes) als Volksfest gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 60 b, 69 Gewerbeordnung (GewO). Das Sch&#252;tzenfest war f&#252;r die Zeit von Samstag, dem 13. Juni 1981 bis einschlie&#223;lich Dienstag, dem 16. Juni 1981 geplant und sollte auf einem Platz s&#252;dlich der Bundesautobahn A 52 &#246;stlich der Landstra&#223;e L 154 in unmittelbarer N&#228;he der ... Stra&#223;e in ... stattfinden. Das fragliche Gel&#228;nde liegt im Bereich des Bebauungsplanes Nr. 2 "An der alten M&#252;hle", Teilabschnitt A vom 23. M&#228;rz 1974, der die f&#252;r die Festveranstaltung und die f&#252;r ihre Besucher als Parkpl&#228;tze zur Verf&#252;gung gehaltenen Fl&#228;chen wie folgt ausweist:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gemarkung ..., Flur 18</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Flurst&#252;ck 936: Fl&#228;che f&#252;r Schulsport, Verkehrsgarten, Kinderspielplatz;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Flurst&#252;cke 938, 947, 948: Allgemeines Wohngebiet (WA), IV, g;</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Flurst&#252;cke 940-943: Reines Wohngebiet (WR), I.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten der Lage des Festplatzes und der planerischen Festsetzungen wird auf die von dem Beklagten vorgelegten Katasterkarten und den Bebauungsplan 2 A verwiesen. Die Wohnbebauung des durch den genannten Bebauungsplan festgesetzten reinen Wohngebietes setzt unmittelbar jenseits der den Festplatz nach Osten und S&#252;den begrenzenden Stra&#223;en oder Wege ein.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entsprechend dem Antrag vom 26. Januar 1981 erlie&#223; der Beklagte am 5. Juni 1981 einen Festsetzungsbescheid, der Gegenstand, Zeit, &#214;ffnungszeit und Platz des ... Volks- und Heimatfestes 1981 regelte. Es war bestimmt, da&#223; die im Wohngebiet liegenden unbebauten Grundst&#252;cke Flurst&#252;cke 938, 940-943, 947 und 948 f&#252;r die Zeit der Veranstaltung als Parkpl&#228;tze in Anspruch genommen werden sollten. Die &#214;ffnungszeiten des Volksfestes waren wie folgt geregelt:</p> <br /><span class="absatzRechts">9</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td valign="top">1.)</td> <td valign="top">Veranstaltungen im Sinne der &#167;&#167; 55 Abs. 1 Nr. 3, 60 b GewO mit Ausnahme der unter 2.) genannten Betriebe: t&#228;glich von 11.00-24.00 Uhr</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td valign="top">2.)</td> <td valign="top">Sch&#252;tzenzelt, Getr&#228;nkepavillons, Imbi&#223;wagen und -st&#228;nde: am 13., 14. und 15. Juni jeweils von 7.00-2.00 Uhr des folgenden Tages; am 16. Juni von 7.00-1.00 Uhr des folgenden Tages.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung der &#214;ffnungszeiten war verbunden mit einer zeitlich entsprechenden gastst&#228;ttenrechtlichen Sperrzeitverk&#252;rzung und einer zeitlich entsprechenden Ausnahmegenehmigung f&#252;r musikalische Darbietungen im Sch&#252;tzenzelt nach den &#167;&#167; 9, 10 und 14 des Gesetzes zum Sch&#252;tze vor Luftverunreinigungen, Ger&#228;uschen und &#228;hnlichen Umwelteinwirkungen (Landes-Immissionsschutzgesetz - LImSchG - vom 180 M&#228;rz 1975, GV NW 232).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten der Festsetzung wird auf den Bescheid des Beklagten vom 5. Juni 1981 Bezug gekommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte der Beklagte an, das ... Sch&#252;tzenfest sei eine Traditionsveranstaltung, die seit Jahrhunderten durchgef&#252;hrt werde. Durch die in der Festsetzung enthaltenen Beschr&#228;nkungen sei in hinreichendem Ma&#223;e gew&#228;hrleistet, da&#223; die dem Festplatz benachbarten Wohngebiete nicht unzumutbar bel&#228;stigt w&#252;rden. Die durch die in die Nachtstunden hineinreichenden &#214;ffnungszeiten notwendigen gastst&#228;tten- und immissionsschutzrechtlichen Erlaubnisse seien zu erteilen, weil das &#246;ffentliche Interesse an der Durchf&#252;hrung der Traditionsveranstaltung das private Interesse &#252;berwiege.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Bescheid erhoben die Kl&#228;ger, s&#228;mtlich Eigent&#252;mer von mit Wohnh&#228;usern bebauten Grundst&#252;cken, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Festplatzes an der ... Stra&#223;e, am Stichweg zur ... Stra&#223;e (Flurst&#252;ck 748) bzw. am ... Weg liegen, mit Schreiben vom 11. Juni 1981 Widerspruch, &#252;ber den vor Durchf&#252;hrung des Sch&#252;tzenfestes jedoch nicht mehr entschieden wurde.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Durch Widerspruchsbescheid vom 27. Juli 1981, zugestellt am 28. Juli 1981, stellte der Oberkreisdirektor des Kreises die Erledigung des Widerspruches fest und legte der Stadt die Kosten des Widerspruchsverfahrens auf, weil er den Festsetzungsbescheid wegen der Regelung &#252;ber die &#214;ffnungszeiten f&#252;r rechtswidrig hielt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben am 28. August 1981 Fortsetzungsfeststellungsklage erhoben und vorgetragen: Die Festsetzung des Sch&#252;tzenfestes sei dem Grunde nach und in ihren Einzelheiten rechtswidrig. Die Durchf&#252;hrung der Veranstaltung versto&#223;e gegen Bauplanungsrecht. Zudem sei die L&#228;rmentwicklung, die an den Veranstaltungstagen jeweils bis zum fr&#252;hen Morgen andauere, unertr&#228;glich.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; der Festsetzungsbescheid des Beklagten vom 5. Juni 1981 rechtswidrig gewesen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf hat der Klage durch Urteil vom 2. M&#228;rz 1982 stattgegeben. Wegen der Begr&#252;ndung im Einzelnen wird auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegen das am 29. M&#228;rz 1982 zugestellte Urteil hat der Beklagte am 29. April 1982 Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beigeladene stellt keinen Antrag.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat die Akten 3 K 3500/80, 3 L 633/78, 3 L 676/80, 3 L 622/81, 3 L 796/82, 3 L 858/83 Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf, beigezogen. Sie waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes wird erg&#228;nzend auf die von dem Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge, den Inhalt der beigezogenen Akten und der Gerichtsakten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als Fortsetzungsfeststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) zul&#228;ssig. &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO ist entsprechend anwendbar, wenn sich der angefochtene Verwaltungsakt vor Klageerhebung erledigt hat.</p> <br /><span class="absatzRechts">33</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Bundesverwaltungsgericht (BVerwG). Urteil vom 9. Februar 1967 - I C 49/64 -, Amtliche Entscheidungssammlung (BVerwGE), Bd. 26, 161 (165); Urteil vom 1. Juli 1975 - I C 35.70 -, BVerwGE 49, 36 (39).</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das f&#252;r die Erhebung einer Fortsetzungsfeststellungsklage notwendige Feststellungsinteresse folgt aus dem Gesichtspunkt der Wiederholungsgefahr. Wie die Rechtsstreitigkeiten der Folgejahre (3 L 796/82, 3 L 858/83 Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf) und die beabsichtigte &#196;nderung des Bebauungsplanes 2 A der Stadt ... zeigen, will der Beklagte an dem umstrittenen Festplatz festhalten. Zudem sind zwar in den Jahren 1982 und 1983 die streitigen Regelungen &#252;ber die &#214;ffnungszeiten gegen&#252;ber den Jahren 1981 modifiziert worden. Die &#196;nderungen sind jedoch aus der Sicht der Kl&#228;ger unerheblich, weil die neuen &#214;ffnungszeiten ebenfalls tiefer in die Nacht hineinreichen als sie - die Kl&#228;ger - dies f&#252;r zumutbar halten. Der Beklagte hat im &#252;brigen in der m&#252;ndlichen Verhandlung erkl&#228;rt, er wolle in Zukunft die &#214;ffnungszeit wieder auf 2 Uhr ausdehnen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet. Der Festsetzungsbescheid des Beklagten vom 5. Juni 1981 war rechtswidrig und verletzte die Kl&#228;ger in ihren Rechten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Festsetzung des Volks- und Heimatfestes sind die &#167;&#167; 60 b, 69, 69 a GewO. Nach &#167;&#167; 60 b Abs. 2, 69 Abs. 1 GewO hat die zust&#228;ndige Beh&#246;rde - hier gem&#228;&#223; Nr. 1.34 der Anlage zur Verordnung zur Regelung von Zust&#228;ndigkeiten auf dem Gebiet der Gewerbe&#252;berwachung vom 10. Dezember 1974 (GV NW 1558) in der Fassung der 3. &#196;nderungsverordnung vom 26. April 1977 (GV NW 170) der Beklagte als &#246;rtliche Ordnungsbeh&#246;rde - ein Volksfest auf Antrag des Veranstalters nach Gegenstand, Zeit, &#214;ffnungszeit und Platz schriftlich festzusetzen. Der Antrag ist gem&#228;&#223; &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO abzulehnen, wenn die Durchf&#252;hrung der Veranstaltung dem &#246;ffentlichen Interesse widerspricht, insbesondere der Schutz der Veranstaltungsteilnehmer vor Gefahren f&#252;r Leben und Gesundheit nicht gew&#228;hrleistet ist oder sonstige erhebliche St&#246;rungen der &#246;ffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu bef&#252;rchten sind.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Festsetzungsbescheid h&#228;tte mit dem Inhalt, mit dem er ergangen ist, nicht erlassen werden d&#252;rfen, weil die Durchf&#252;hrung der festgesetzten Veranstaltung erhebliche St&#246;rungen der &#246;ffentlichen Sicherheit im Sinne des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO bef&#252;rchten lie&#223;. Auf die Nichtbeachtung des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO k&#246;nnen sich die Kl&#228;ger im vorliegenden Fall berufene &#167;&#167; 69, 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO sind nachbarsch&#252;tzend jedenfalls insoweit, als die zust&#228;ndige Beh&#246;rde im Rahmen der Festsetzung Rechtsvorschriften zu pr&#252;fen hat, die ihrerseits nachbarsch&#252;tzenden Charakter haben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung eines Volksfestes ist ein Verwaltungsakt, der sich an den Veranstalter richtet und unbeschadet sonstiger &#246;ffentlich-rechtlicher Erlaubnis-, Genehmigungs- oder Anzeigeerfordernisse sowie privater Abwehranspr&#252;che ergeht.</p> <br /><span class="absatzRechts">39</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Landmann-Rohmer-Bender, Loseblattkommentar zur Gewerbeordnung, Bd. 1, &#167; 69 Rdnr. 10, 11; Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfes des Gesetzes zur &#196;nderung des Titels IV der Gewerbeordnung vom 14. Juli 1975, Bundestagsdrucksache (BTDS) 7/3859, Abs. 2, 3 und 4 der Begr&#252;ndung zu &#167; 69 Abs. 1, abgedruckt bei Fuhr, Loseblattkommentar zur Gewerbeordnung, Bd. II, Vorbemerkung zu &#167; 69; Fr&#246;hler-Kormann, Kommentar zur Gewerbeordnung, &#167; 69 Rdnr. 7 a.E.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Festsetzung kein rechtliches Erfordernis f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Veranstaltung. Diese kann durch entsprechende Festsetzung auch als "privates Volksfest" stattfinden.</p> <br /><span class="absatzRechts">41</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Landmann-Rohmer-Bender, a.a.O.,</i> <i>&#167; 69 Rdnrn. 2, 13.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Aus dieser rechtlich eingeschr&#228;nkten Bedeutung der Marktfestsetzung und der Unbestimmbarkeit des &#252;ber die Person des Veranstalters hinaus betroffenen Personenkreises wird zum Teil geschlossen, die &#167;&#167; 69, 69 a GewO beinhalteten keinerlei Drittschutz, auch nicht zugunsten etwa bel&#228;stigter Nachbarn.</p> <br /><span class="absatzRechts">43</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Fr&#246;hler-Kormann, &#167; 69 Rdnr. 7 a.E.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Das trifft in dieser generellen Form jedoch nicht zu. Die &#167;&#167; 69, 69 a GewO enthalten jedenfalls zum Teil Regelungen, die zum Schutz der von der Veranstaltung betroffenen Anlieger in der Nachbarschaft des Festplatzes erlassen worden sind.</p> <br /><span class="absatzRechts">45</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Zu den Voraussetzungen an drittsch&#252;tzende Normen generell: Kopp, Kommentar zur Verwaltungsgerichtsordnung, 5. Aufl., &#167; 113 Rdnr. 21.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Nachbarschutz durch die &#167;&#167; 69, 69 a GewO ergibt sich nicht unmittelbar aus dem Wortlaut dieser Vorschriften, folgt aber aus - dem Zusammenhang mit den zu ihrer Ausf&#252;llung heranzuziehenden Rechtsnormen. Im Rahmen des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO ist die Vereinbarkeit der Durchf&#252;hrung eines Volksfestes mit den Belangen der &#246;ffentlichen Sicherheit oder Ordnung festzustellen. Der Begriff der &#246;ffentlichen Sicherheit oder Ordnung deckt sich mit demjenigen des allgemeinen Ordnungsrechtes. Schutzgut der &#246;ffentlichen Sicherheit ist unter anderem die gesamte Rechtsordnung. Die Festsetzungsbeh&#246;rde hat deshalb beispielsweise die Einhaltung der Vorschriften der Bauleitplanung und des Immissionsschutzes bereits bei Erla&#223; der Festsetzung zu ber&#252;cksichtigen.</p> <br /><span class="absatzRechts">47</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. dazu amtliche Begr&#252;ndung, BTDS 7/3859, a.a.O., zu &#167; 69 a Abs. 1; Ausf&#252;hrungsanweisung zum Titel 4 der Gewerbeordnung vom 27. Mai 1977, 7/B2-66-2-26/77 (MBl NW, 648 ff.) Ordnungsnummer 3.2.2.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Soweit diese Rechtsvorschriften nachbarsch&#252;tzenden Charakter haben, gilt dies auch f&#252;r die &#167;&#167; 69, 69 a GewO.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Dem (relativen) Nachbarschutz der Vorschriften &#252;ber die Marktfestsetzung steht nicht entgegen, da&#223; &#167; 69 Abs. 1 Nr. 3 GewO die &#246;ffentliche Sicherheit als Unterfall des allgemeinen &#246;ffentlichen Interesses behandelt, dem die Durchf&#252;hrung der Veranstaltung nicht widersprechen darf. Weil &#167; 69 a GewO &#252;ber das Tatbestandsmerkmal der &#246;ffentlichen Sicherheit die Einbeziehung von durch Rechtsvorschriften gesch&#252;tzten Belangen der dem Festplatz benachbarten Anlieger erm&#246;glicht und der Widerspruch der Veranstaltung zum &#246;ffentlichen Interesse deshalb gerade in der Verletzung der Rechte der Nachbarn liegen kann, ist davon auszugehen, da&#223; insoweit &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO zumindest auch zum Schutz dieses Personenkreises und nicht ausschlie&#223;lich im Interesse der Allgemeinheit erlassen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Nachbarschutz scheitert schlie&#223;lich nicht daran, da&#223; die Veranstaltung auch unabh&#228;ngig von der Festsetzungsverf&#252;gung durchgef&#252;hrt werden kann. Obwohl die M&#246;glichkeit besteht, ein Volksfest als "Privatveranstaltung" abzuhalten, und der Nachbar sich unabh&#228;ngig von einer beh&#246;rdlichen Festsetzung gegen die Durchf&#252;hrung auf zivilrechtlichem Wege zur Wehr zu setzen vermag (&#167; 906 BGB), k&#246;nnen die Festsetzungsverf&#252;gung und die mit der Durchf&#252;hrung der Veranstaltung verbundenen Beeintr&#228;chtigungen nicht losgel&#246;st voneinander betrachtet werden. Die Festsetzung nach &#167; 69 GewO verleiht die sogenannten Marktprivilegien.</p> <br /><span class="absatzRechts">51</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Landmann-Rohmer, Bender, a.a.O.,</i> <i>&#167; 69 Rdnr. 13, 14,</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">die die Veranstaltung wirtschaftlich oft erst erm&#246;glichen. Die Festsetzungsverf&#252;gung ist damit zumindest miturs&#228;chlich f&#252;r eventuelle negative Auswirkungen auf Nachbargrundst&#252;cke des Festplatzes.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Soweit der angefochtene Bescheid vom 5. Juni 1981 den Platz des Volksfestes bestimmte, haben die Kl&#228;ger keinen Anspruch auf Feststellung, da&#223; die Festsetzung nach &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO rechtswidrig war. Die Durchf&#252;hrung des ... "Volks- und Heimatfestes 1981" bedeutete wegen der Benutzung des Platzes entgegen der Ansicht der Kl&#228;ger keine erhebliche St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit auf die die Kl&#228;ger sich berufen k&#246;nnen. Nachbarsch&#252;tzende Vorschriften der Bauleitplanung waren nicht verletzt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Soweit die Nutzung des Platzes im Widerspruch zu den im Bebauungsplan Nr. 2 A enthaltenen Ausweisungen "Schulsportgel&#228;nde und Verkehrsgarten" stehen, liegt keine Rechtsverletzung der Kl&#228;ger vor. Diese planerischen Ausweisungen sind nicht zum Sch&#252;tze der Nachbarn erlassen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Nachbarsch&#252;tzenden Charakter hat die angrenzende Ausweisung als reines oder allgemeines Wohngebiet. Diese Ausweisungen schlie&#223;en die Veranstaltung eines Volksfestes mit Kirmes jedoch nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Das Volksfest ist als solches keine bauliche Anlage im Sinne des &#167; 29 Bundesbaugesetz (BBauG). Bauliche Anlagen sind Einrichtungen, die in einer auf Dauer gedachten Weise k&#252;nstlich mit dem Erdboden verbunden sind.</p> <br /><span class="absatzRechts">57</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>BVerwG, Urteil vom 31. August 1973, - IV C 33.71 -, BVerwGE 44, 59.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; das Volksfest als Ausdruck menschlicher Bet&#228;tigung keine "Anlage" sein kann, erf&#252;llen nicht einmal die mit der Durchf&#252;hrung notwendig verbundenen Einrichtungen wie Festzelt, Kirmesattraktionen, Getr&#228;nke- und Imbi&#223;st&#228;nde diese Voraussetzungen, weil sie lediglich befristet auf dem Platz der Veranstaltung aufgestellt werden.</p> <br /><span class="absatzRechts">59</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Ernst-Zinkhahn-Bielenberg, Loseblattkommentar zum Bundesbaugesetz, Bd. II, &#167; 29 Rdnr. 5.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Ob der Festplatz als solcher, etwa wegen der festen Installation von Versorgungseinrichtungen oder des Baus einer festen Bodenplatte f&#252;r das Festzelt eine bauliche Anlage ist, kann offen bleiben. Die bauliche Herrichtung des Platzes ist nicht Gegenstand der Festsetzung im Sinne der &#167;&#167; 69, 69 a GewO.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Feststellung, da&#223; das vorliegend streitige Volksfest keine bauliche Anlage ist, hindert allerdings nicht die Pr&#252;fung, ob es als sonstige Nutzung gegen Bauplanungsrecht verst&#246;&#223;t.</p> <br /><span class="absatzRechts">62</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Grauvogel in: Kohlhammers Kommentar zum Bundesbaugesetz, Bd. 2, &#167; 29 Rdnr. 26.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Bebauungspl&#228;ne entfalten auch f&#252;r sonstige Nutzungen Negativwirkungen insoweit, als durch sie die plangem&#228;&#223;e Nutzung verhindert oder erheblich erschwert w&#252;rde oder die sonstige Nutzung wahrhaft baugebietswidrig ist und die vorhandene Situation mehr als nur geringf&#252;gig verschlechtert.</p> <br /><span class="absatzRechts">64</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>BVerwG, Urteil vom 2. M&#228;rz 1973 - IV C 40.71 -, BVerwGE 42, 30 = Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 1973, 636; Urteil vom 28. April 1978 - 4 C 59.75 -, DVBl 1979, 149.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Eine derart planwidrige Nutzung durch die Durchf&#252;hrung des Volksfestes liegt jedoch nicht vor. Dabei l&#228;&#223;t der Senat ausdr&#252;cklich offen, ob der Bebauungsplan Nr. 2 A der Stadt Kaarst rechtswirksam oder nichtig ist.</p> <br /><span class="absatzRechts">66</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf, Urteil vom 14. Mai 1981 - 9 K 1579/80 -.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das Volksfest verhindert oder erschwert eine plangem&#228;&#223;e Nutzung des reinen Wohngebietes nicht, noch verschlechtert es die Situation des Wohngebietes mehr als geringf&#252;gig. Das gilt unabh&#228;ngig davon, ob wegen der Lage des eigentlichen Festplatzes au&#223;erhalb des Wohngebietes die Grunds&#228;tze des "gebiets&#252;bergreifenden Nachbarschutzes" anwendbar sind,</p> <br /><span class="absatzRechts">68</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Ernst-Zinkhahn-Bielenberg, a.a.O., &#167; 31 Rdnr. 141; Grauvogel, a.a.O., &#167; 31 Rdnr. 25, Gelzer, Bauplanungsrecht, Rdnr. 837,</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">oder ob wegen der mit der Veranstaltung verbundenen Inanspruchnahme von Parkpl&#228;tzen innerhalb des Wohngebietes angeommen werden mu&#223;, das Volksfest finde jedenfalls teilweise im Wohngebiet statt.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Veranstaltung des ... Volks- und Heimatfestes 1981 in der N&#228;he oder innerhalb des den Restplatz umschlie&#223;enden Wohngebietes steht nicht in erheblichem Widerspruch zur Eigenart dieses Gebietes. Dabei ist zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; das Volksfest lediglich ein- oder zweimal im Jahr f&#252;r wenige Tage stattfindet. Angesichts der zeitlich beschr&#228;nkten Auswirkungen kann eine erhebliche Verschlechterung der Situation nur dann vorliegen, wenn das Gebiet besondere Wohnruhe gew&#228;hrleistet und dadurch schon St&#246;rungen geringeren Umfangs die Wohnlage f&#252;hlbar entwerten. Das ist jedoch nicht der Fall. Nach Lage und Umgebung handelt es sich nicht um einen Bereich, der sich durch absolute Wohnruhe und verkehrsarme Stra&#223;en auszeichnet. Die plangem&#228;&#223;e Nutzung des Festplatzes als Schulsportgel&#228;nde und Verkehrsgarten f&#252;hrt tags&#252;ber zu L&#228;rmbel&#228;stigungen, die zwar in ihrem Ausma&#223; geringer sind als die von einem Volksfest ausgehenden, daf&#252;r jedoch nahezu das ganze Jahr &#252;ber regelm&#228;&#223;ig wiederkehren. Das Wohngebiet befindet sich zudem in unmittelbarer N&#228;he erheblich befahrener Verkehrswege (Bundesautobahn A 52, Landstra&#223;e L 154), die ein absolut ruhiges Wohnen nicht zulassen.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis &#228;ndert sich nicht, wenn der Bebauungsplan 2 A der Stadt Kaarst nichtig ist. Im unbeplanten Innenbereich (vgl. &#167; 34 BBauG) besteht Nachbarschutz nur insoweit, als der Eigentumsschutz des Nachbarn ber&#252;hrt und seine Grundst&#252;ckssituation schwer und unertr&#228;glich verschlechtert wird.</p> <br /><span class="absatzRechts">72</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Ernst-Zinkhahn-Bielenberg, a.a.O., &#167; 34 Rdnr. 85, m.w.N.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Entsprechend den Ausf&#252;hrungen zur planwidrigen Nutzung des Festplatzes ist f&#252;r eine derart schwerwiegende Beeintr&#228;chtigung nichts ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Aus dem in &#167; 34 BBauG wurzelnden Gebot der R&#252;cksichtnahme,</p> <br /><span class="absatzRechts">75</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>BVerwG, Urteil vom 13. M&#228;rz 1981 - 4 C 1.78 -, Baurecht 1981, 354; Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (OVG NW), Urteil vom 21. April 1983 - 11 A 424/82 -,</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">schlie&#223;lich ergibt sich ebenfalls nichts zugunsten der Kl&#228;ger. Die in diesem Zusammenhang an Hand des Kriteriums der Zumutbarkeit vorzunehmende Interessenabw&#228;gung ergibt, da&#223; der Beklagte auch unter Ber&#252;cksichtigung schutzw&#252;rdiger Belange der Nachbarschaft nicht r&#252;cksichtslos handelt, wenn er ein- bis zweimal im Jahr ein Traditionsfest in einem dazu aufgrund der Gesamtsituation nicht g&#228;nzlich ungeeigneten Wohngebiet veranstaltet.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzungsverf&#252;gung vom 5. Juni 1981 war jedoch rechtswidrig und verletzte die Kl&#228;ger in ihren Rechten, weil die Veranstaltung wegen ihrer t&#228;glichen Dauer erheblich die &#246;ffentliche Sicherheit st&#246;rte. Der mit der Durchf&#252;hrung des Volksfestes verbundene L&#228;rm zur Nachtzeit bedeutete einen schweren Versto&#223; gegen &#167;&#167; 9 Abs. 1, 10 Abs. 1 LImSchG NW, den der Beklagte zum Sch&#252;tze der Kl&#228;ger durch eine andere &#214;ffnungszeitenregelung h&#228;tte eind&#228;mmen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 9 Abs. 1 LImSchG NW sind Inder Zeit von 22 bis 6 Uhr Bet&#228;tigungen verboten, welche die Nachtruhe zu st&#246;ren geeignet sind. &#167; 10 Abs. 1 LImSchG NW verbietet es, Ger&#228;te, die der Schallerzeugung oder Schallwiedergabe dienen (Musikinstrumente, Tonwiedergabeger&#228;te und &#228;hnliche Ger&#228;te), in einer Lautst&#228;rke zu betreiben, da&#223; unbeteiligte Personen gest&#246;rt werden.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#167;&#167; 9 Abs. 1, 10 Abs. 1 LImSchG NW sind nachbarsch&#252;tzend. Das folgt aus dem Zweck dieser Vorschriften. Die Beseitigung n&#228;chtlicher L&#228;rmquellen und die Drosselung der Ger&#228;uschentwicklung schallerzeugender Ger&#228;te liegt in erster Linie im Interesse der durch den L&#228;rm unmittelbar betroffenen Umgebung.</p> <br /><span class="absatzRechts">80</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Oberlandesgericht K&#246;ln, Beschlu&#223; vom 28. Oktober 1977, Ss 726 Bz/77, Monatsschrift f&#252;r Deutsches Recht (MDR) 1978, S. 250; zum alten Recht vgl. Wiethaup, L&#228;rmbek&#228;mpfung in der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl. 1967, S. 162.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der auf die Nachbarschaft bezogene Schutzzweck des Landesimmissionsschutzgesetzes hat im &#252;brigen durch die Verweisung der &#167;&#167; 1, 2 LImSchG NW auf &#167; 3 BImSchG auch gesetzlich Ausdruck gefunden.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 1 LImSchG NW war die Durchf&#252;hrung des unzweifelhaft mit ruhest&#246;rendem L&#228;rm verbundenen Volksfestes &#252;ber 22 Uhr hinaus verboten. Zus&#228;tzlich war gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 1 LImSchG NW die Benutzung von Musikinstrumenten und Tonwiedergabeger&#228;ten auf dem Veranstaltungsplatz jedenfalls zur Nachtzeit grunds&#228;tzlich unzul&#228;ssig. Da nach dem Inhalt der festgesetzten &#214;ffnungszeiten das Volksfest an allen Veranstaltungstagen l&#228;nger als 22 Uhr andauerte, lag grunds&#228;tzlich ein Versto&#223; gegen die Rechtsordnung und damit eine St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit im Sinne des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO vor.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes gilt nur dann, wenn im gleichen zeitlichen Umfange wie die festgesetzten &#214;ffnungszeiten eine Ausnahme nach den &#167;&#167; 9 Abs. 2 Satz 2, 10 Abs. 3 LImSchG NW zugelassen werden konnte.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Befugnis zu einer Ausnahme im Umfang der f&#252;r 1981 festgesetzten &#214;ffnungszeiten bestand jedoch nicht. Dabei kann offen bleiben, ob eine Ausnahmegenehmigung &#252;berhaupt beantragt worden ist und ob die tatbestandlichen Voraussetzungen der &#167;&#167; 9 Abs. 2, 10 Abs. 3 LimSchG NW vorlagen. Bei der &#252;ber den Umfang der Ausnahme im Rahmen der Ermessensaus&#252;bung vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung hat der Beklagte die Interessen an der Durchf&#252;hrung des Volksfestes zur Nachtzeit in unvertretbarer Weise &#252;berbewertet und damit von dem Ermessen in einer dem Zweck der Erm&#228;chtigung nicht entsprechenden Weise Gebrauch gemacht (vgl. &#167; 114 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Ermessensentscheidung &#252;ber eine Ausnahme nach den &#167;&#167; 9 Abs. 2 Satz 2, 10 Abs. 3 LImSchG NW ist der ungest&#246;rten Nachtruhe im Hinblick auf den Gesundheitsschutz der Bev&#246;lkerung ein hohes Gewicht beizumessen.</p> <br /><span class="absatzRechts">86</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. Boisser-Oels-Hansmann-Schmitt, a.a.O., LImSchG NW, &#167; 9 Rdnr. 3.1.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Das entspricht nicht nur der gesetzgeberischen Absicht, sondern auch den Bed&#252;rfnissen der modernen Arbeits- und Freizeitwelt. Mit dem allgemein gestiegenen allt&#228;glichen L&#228;rmpegel geht die Notwendigkeit einher, wenigstens die Nachtruhe nach M&#246;glichkeit ungest&#246;rt zu lassen. Das gilt insbesondere innerhalb oder in der N&#228;he reiner Wohngebiete. Selbst wenn Wohngebiete tags&#252;ber bis zu einem gewissen Grade l&#228;rmvorbelastet sind, herrscht dort nachts besondere Stille. Im vorliegenden Fall ist das nicht anders. Schulsport oder Verkehrsunterricht finden nur tags&#252;ber statt und auch der L&#228;rm der Verkehrswege ebbt nachts deutlich ab. Angesichts dieser Umst&#228;nde durfte der Beklagte Ausnahmen von der Wahrung der Nachtruhe nicht weitergehend zulassen, als dies bei Abw&#228;gung mit dem Veranstaltungsinteresse des Volksfestes unter strikter Wahrung der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit unvermeidbar erschien.</p> <br /><span class="absatzRechts">88</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Vgl. zu den Auswirkungen des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit auf hoheitliche bewirkte Immissionen: OVG NW, Urteil vom 10. September 1982 - 15 A 654/79 -, Neue Zeitschrift f&#252;r Verwaltungsrecht (NVwZ) 1983, 356 (357) m.w.N.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#214;ffnungszeiten, wie sie der Beklagte im Rahmen der Festsetzung des ... Volks- und Heimatfestes 1981 gew&#228;hlt hat, waren auch zu den in der Begr&#252;ndung des Bescheides genannten Zwecken nicht unvermeidbar. Der Beklagte hat eine sehr weitgehende Regelung getroffen und, wie das Verwaltungsgericht zu Recht festgestellt hat, an vier Tagen hintereinander die Nachtruhe, noch dazu &#252;berwiegend in N&#228;chten vor oder zwischen Arbeitstagen, (unter Einrechnung der Dauer des Aufl&#246;sungsl&#228;rms einer Veranstaltung wie der vorliegenden) auf drei bis vier Stunden verk&#252;rzt. Damit vernachl&#228;ssigte der Beklagte die Belange der Nachbarn f&#252;r die Dauer des Festes nahezu vollst&#228;ndig, ohne da&#223; sachliche Gr&#252;nde mit erheblichem Gewicht dies st&#252;tzen konnten. Die von dem Beklagten vorgetragenen b&#252;rgerverbindenden Aufgaben eines Volksfestes lassen sich auch zur Tages- oder Abendzeit erf&#252;llen, insbesondere, wenn das Fest vier Tage lang andauert. Was den Gesichtspunkt der Traditionspflege angeht, ist festzuhalten, da&#223; Tradition und Brauchtums sich den ver&#228;nderten Lebensbedingungen anpassen und auf die besondere Schutzbed&#252;rftigkeit einer enger zusammenger&#252;ckten Wohnbebauung R&#252;cksicht nehmen m&#252;ssen. Ob dies auch dann gilt, wenn dadurch die Pflege des Brauchtums in ihrem Kern getroffen wird, kann offen bleiben. Daf&#252;r ist, jedenfalls was die Auswirkungen verk&#252;rzter &#214;ffnungszeiten angeht, vorliegend nichts ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit war auch erheblich im Sinne des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO. Die Veranstaltung beeintr&#228;chtigt angesichts der Intensit&#228;t und Dauer der L&#228;rmentwicklung die gesetzlich gesch&#252;tzte Nachtruhe nachhaltig. Die St&#246;rung wiegt nicht weniger schwer als die Verursachung der durch &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO im &#252;brigen ausdr&#252;cklich als Regelbeispiel erw&#228;hnten Gefahren f&#252;r die Gesundheit der Veranstaltungsteilnehmer. Das ergibt sich schon daraus, da&#223; &#167;&#167; 9 und 10 LimSchG NW selbst der Abwehr von Gesundheitsgefahren dienen. Des Nachweises einer konkreten Gefahr f&#252;r die Gesundheit der Nachbarn des Festplatzes bedarf es entgegen der Ansicht des Beklagten nicht. &#167;&#167; 9, 10 LImSchG NW dienen der Abwehr abstrakter Gefahren, die durch L&#228;rm zur Nachtzeit oder durch bestimmte L&#228;rmquellen hervorgerufen werden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist gehindert, eine &#214;ffnungszeitenregelung f&#252;r das ... Volks- und Heimatfest 1981 anzugeben, die keine erheblichen St&#246;rungen der &#246;ffentlichen Sicherheit im Sinne des &#167; 69 a Abs. 1 Nr. 3 GewO mit sich gebracht h&#228;tte. Die Frage der &#214;ffnungszeiten h&#228;ngt, wiewohl die Festsetzung gewerberechtlich als gebundene Entscheidung ergeht, untrennbar mit der Zulassung einer Ausnahme nach den &#167;&#167; 9 Abs. 2 Satz 2, 10 Abs. 3 LImSchG NW zusammen, die im Ermessen des Beklagten steht, dem das Gericht nicht vorgreifen darf.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die rechtswidrige Festsetzung der &#214;ffnungszeiten bewirkte die Rechtswidrigkeit der Festsetzungsverf&#252;gung vom 5. Juni 1981 insgesamt. Die Festsetzung einer Marktveranstaltung oder eines Volksfestes nach &#167; 69 GewO ist unteilbar und ohne Regelungen der &#214;ffnungszeiten unvollst&#228;ndig und damit unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 154 Abs. 2, Abs. 3, 162 Abs. 3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus den &#167;&#167; 167 VwGO, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen.</p>
315,736
ag-neuss-1983-07-22-36-c-27683
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
36 C 276/83
1983-07-22T00:00:00
2019-03-13T15:12:43
2019-03-27T09:42:21
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1983:0722.36C276.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, zuzustimmen, dass der von ihm zu zahlende Kaltmietzins f&#252;r die von ihm bewohnte Wohnung im Hause O, K, mit Wirkung ab 01.04.1983 510,61 DM betr&#228;gt.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung des Kl&#228;gers durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 300,00 DM abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vorab in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <p>Die Sicherheitsleistung kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer westdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Mietvertrag vom 30.04.1976, auf den wegen der Einzelheiten verwiesen wird (Bl. 5/11 d.A.), hat der Beklagte von dem Kl&#228;ger eine Wohnung im Hause K in O angemietet. An der angemieteten Wohnung stand dem Regierungspr&#228;sidenten in E bis zum 28.02.1983 ein Besetzungsrecht zu.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30.11.1982, auf das im einzelnen Bezug genommen wird, (Bl. 12, 13 d.A.), begehrte der Kl&#228;ger von dem Beklagten die Zustimmung zu einer Erh&#246;hung der Nettokaltmiete von bisher 332,71 DM auf nunmehr 510,61 DM. Der Beklagte hat vorprozessual einer Mieterh&#246;hung um 99,84 DM, d.h. um 30 % zugestimmt. Im &#252;brigen hat er die Abgabe der Zustimmungserkl&#228;rung unter Hinweis auf die Kappungsgrenze des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG verweigert.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">wie tenoriert.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte erkl&#228;rt seine Zustimmung zur Erh&#246;hung des Mietzinses von 332,71 DM auf 432,52 DM, beginnend ab dem 01.05.1983.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen beantragt er,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gem&#228;&#223; &#167; 2 I MHG in der seit dem 01.01.1983 geltenden Fassung ein Anspruch auf Zustimmung zu einer Anhebung des monatlichen Nettokaltmietzinses auf insgesamt 510,61 DM zu. Der vom Kl&#228;ger verlangte Mietzins &#252;bersteigt die in der Stadt O f&#252;r nicht preisgebundenen Wohnraum vergleichbarer Art, Gr&#246;&#223;e, Ausstattung und M gezahlten &#252;blichen Entgelte nicht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach dem Neusser Mietpreisspiegel (Stand Dezember 81), der dem Zustimmungsanspruch gem&#228;&#223; &#167; 2 VI MHG zu Grunde zu legen ist, betr&#228;gt der Mittelwert vergleichbarer Wohnungen 6,30 qm. Der von dem Kl&#228;ger beanspruchte Mietzins von 5,97 DM/qm liegt deutlich unter diesem Mittelwert.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht berechtigt, seine Zustimmung unter Hinweis auf &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG zu verweigern, denn diese Regelung ist auf das Mieterh&#246;hungsverlangen des Kl&#228;gers nicht anzuwenden. Die Frage, ob die neu eingef&#252;hrte 30 % Kappungsgrenze bei der erstmaligen Mieterh&#246;hung nach Ablauf der Preisbindung gilt oder nicht, ob also der Vermieter nur die Zustimmung zu einer Erh&#246;hung der fr&#252;heren Kostenmiete (nach Herausrechnung der Betriebskosten) um maximal 30 % verlangen kann oder ob ihm gegebenenfalls ein Anspruch auf unmittelbare und stufenlose Anpassung an die orts&#252;bliche Vergleichsmiete zusteht, wird in Rechtsprechung und Literatur - sofern das Problem &#252;berhaupt gesehen wird - unterschiedlich beantwortet. F&#252;r eine uneingeschr&#228;nkte Geltung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG haben sich ausgesprochen: Landfermann "Das Gesetz zur Erh&#246;hung des Angebots an Mietwohnungen 1983, Seite 41; Heitgre&#223; WM 83, 44 ff; Merkl WM 83, 99, 101; Hemming WM 83, 183 f; im Ergebnis K&#246;hler ZMR 83, 217, 218; unklar Sternel ZMR 83, 73, 74; offen gelassen bei Barthelmess WM 83, 63, 64.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Anwendbarkeit der Kappungsgrenze wird demgegen&#252;ber verneint von:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">AG O - 36 C 566/82 -, Teilurteil vom 04.03.1983 in WM 83, 114; AG O - 50 C 228/83 -, Urteil vom 06.07.83; Vogel-Welter NJW 83, 432, 433; Bl&#252;mmel GrundE 83, 144, 145; Gelhaar DWW 83, 58, 60 f; Deggau BlGBW 83, 81, 82 f.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das erkennende Gericht h&#228;lt an seiner mit Teil-Urteil vom 04.03.1983 (WM 83, 114) begr&#252;ndeten Rechtsprechung fest. Danach ist &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG restruktiv dahingehend auszulegen, dass die 30%-Klausel auf die erstmalige Mieterh&#246;hung nach Wegfall der Preisbindung keine Anwendung findet. Ma&#223;gebend f&#252;r die Auslegung einer Gesetzesvorschrift ist dabei der in dieser zum Ausdruck kommende objektivierte Wille des Gesetzgebers, so wie er sich aus dem Wortlaut der Gesetzesbestimmung und dem Sinnzusammenhang ergibt, in den diese hineingestellt ist (grundlegend BGHZ 46, 74, 76). Die Beachtung dieser Grunds&#228;tze f&#252;hrt zu dem Ergebnis, dass &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG lediglich Mieterh&#246;hungen innerhalb des Systems der orts&#252;blichen Vergleichsmiete erfasst.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dieses Resultat l&#228;sst sich allerdings nicht bereits aufgrund einer Wortauslegung der Gesetzesbestimmung erzielen. Insoweit ist den Bef&#252;rwortern einer umfassenden Geltung der 30%-Schranke zuzugeben, dass der Wortlaut des Gesetzes eine Einschr&#228;nkung des Geltungsbereichs bei &#220;bergang von der Kostenmiete zur orts&#252;blichen Vergleichsmiete nicht enth&#228;lt (Heitgre&#223;, a.a.O., Seite 45 a.E.; K&#246;hler a.a.O., Seite 218 a.E.; Hemming a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entgegen K&#246;hler zwingt der Gesetzeswortlaut aber auch nicht dazu, die Kappungsgrenze unbeschr&#228;nkt auf jedes Mieterh&#246;hungsbegehren anzuwenden. Dies zeigt sich bereits darin, dass Erh&#246;hungen gem&#228;&#223; &#167;&#167; 3 bis 5 MHG aus dem Geltungsbereich ausdr&#252;cklich ausgenommen sind.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Sinnzusammenhang der gesetzlichen Regelung verbietet es jedoch, die Kappungsgrenze unterschiedslos auch auf solche Mieterh&#246;hungsverlangen anzuwenden, die erstmals nach Beendigung der Preisbindung gestellt werden. Wie &#167; 10 III Ziffer 1 MHG ausdr&#252;cklich anordnet, ist der Anwendungsbereich der &#167;&#167; 1 bis 9 MHG auf Mietverh&#228;ltnisse &#252;ber preisfreien Wohnraum beschr&#228;nkt. Grundgedanke dieser Regelung ist es, Mietsteigerungen bei freifinanziertem Wohnraum zu begrenzen (vgl. Gelhaar a.a.O.). Dieses gesetzgeberische Ziel wird dadurch verwirklicht, dass die Vergleichsmietenregelung die frei vereinbarte, marktorientierte Miete voraussetzt, mithin Erstmieten schon begrifflich dem Regelungsbereich des Gesetzes nicht unterliegen. Mit Ablauf der Preisbindungen f&#228;llt die Sperrwirkung des &#167; 10 III Ziffer 1 MHG und der Vermieter ist, wenn er den Mietzins f&#252;r die unmittelbar an das Ende der Preisbindung anschlie&#223;ende Zeit erh&#246;hen will, an die Einhaltung des Zustimmungsverfahrens gem&#228;&#223; &#167; 2 MHG gebunden (vgl. KG WM 82, 102, 103; OLG I WM 80, 262). Andererseits ist nicht zu verkennen, dass die bisherige Kostenmiete zwar eine vereinbarte Miete ist (AG O WM 83, 114), wegen ihrer Bindung an preisrechtliche Vorschriften und ihrer fehlenden Marktorientiertheit gleichwohl nicht als frei zustande gekommene Miete im Sinne des &#167; 2 MHG angesehen werden kann (vgl. auch Schade-Schubert-Wienecke, Wohn- und Mietrecht 1983, &#167; 2 MHG, Anm. 4). F&#252;r die Auslegung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG bedeutet das, dass die bisherige Kostenmiete wie eine Erstmiete zu behandeln ist. Erstmieten werden aber von der Kappungsgrenze nicht erfasst (Barthelmess WM 83, 63, 64; im Ergebnis ebenso Gelhaar a.a.O.; Deggau a.a.O.). Auch der Schutzgedanke der neu eingef&#252;hrten 30 %-Klausel, zu verhindern, dass die mit der Neufassung des Gesetzes bezweckte allgemeine Mietsteigerung in Einzelf&#228;llen ein zu starkes Ausma&#223; annimmt, vermag die Einbeziehung der ersten Mietanhebung nach der Preisfreigabe nicht zu rechtfertigen (so aber Hemming a.a.O.; Merkl a.a.O.; Heitgre&#223; a.a.O.). Denn die &#252;ber &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG nur stufenweise m&#246;gliche Angleichung des Mietzinses an die orts&#252;bliche Vergleichsmiete ist letztlich auf den Umstand zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass der Vermieter - aus welchen Gr&#252;nden auch immer - sich in der Vergangenheit aufgrund eigener Entscheidung mit einem weit unter der erzielbaren Marktmiete liegenden Mietzins begn&#252;gt und hierdurch seinem Mieter Veranlassung gegeben hat, sich in seinen Dispositionen auf eine billige Miete einzurichten (so Klas WM 83, 98). Diese Ausgangslage ist mit derjenigen eines Vermieters, der aufgrund der Preisbindung lediglich die Kostenmiete verlangen konnte, nicht zu vergleichen. Gerade weil er auf die Festsetzung der Kostenmiete keinen Einfluss hat, w&#228;re er durch die Regelung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG besonders hart betroffen. Dass dies vom Gesetzgeber mit der Einf&#252;hrung der Kappungsgrenze nicht beabsichtigt war, liegt auf der I2 (AG O - 50 C #####/####-, Urteil vom 06.07.83).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem l&#228;sst sich auch nicht entgegenhalten, dass der Gesetzgeber bewusst keine Unterscheidung zwischen einer niedrigen Miete bei von Anfang an preisfreiem Wohnraum und einer niedrigen Miete aufgrund fr&#252;herer Preisbindung gemacht habe (so aber Hemming a.a.O., Seite 183). Weder die amtliche Begr&#252;ndung, noch die Gesetzesmaterialien lassen diesen R&#252;ckschluss zu. Aus dem Schweigen des Gesetzgebers muss vielmehr entnommen werden, dass er dieses Problem nicht erkannt hat. So ist auch die Stellungnahme des Bundesbauministeriums zu verstehen, dass die Mieterh&#246;hungsgrenze dann nicht anwendbar ist, wenn bei einer Sozialwohnung die Bindungsfristen abgelaufen sind und erstmals die Marktmiete verlangt wird (zitiert nach "Die X2" vom 04.07.83). Im gleichen Sinne hat sich der an den Gesetzesberatungen beteiligte wohnungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Dr. H ge&#228;u&#223;ert. Er meint sich nach einer Information der FAZ (vom 25.06.1983) zu erinnern: "Wir haben nicht daran gedacht."</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bei der Auslegung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG ist dar&#252;ber hinaus zu beachten, dass grunds&#228;tzlich diejenige Auslegung den Vorzug verdient, die einer Wertentscheidung der Verfassung besser entspricht (Grundsatz der verfassungskonformen Auslegung). Auch eine verfassungskonforme Auslegung f&#252;hrt vorliegend zur Nichtbeachtung der Kappungsgrenze, denn die unterschiedslose Anwendung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG auf das erste Mieterh&#246;hungsverlangen nach Wegfall der Preisbindung schr&#228;nkt den Vermieter in seiner verfassungsrechtlich durch Artikel 14 I GG gesch&#252;tzten Eigent&#252;merposition in unzumutbarer und die Grenzen der Sozialbindung &#252;bersteigender Weise ein (AG O WM 83, 114; Bl&#252;mmel a.a.O.; Vogel-Welter a.a.O.; Gelhaar a.a.O.; Deggau a.a.O.). Das Gericht verkennt nicht, dass das Eigentum gem&#228;&#223; Artikel 14 GG in einem sozialen Bezug und einer sozialen Funktion steht. Dabei zeichnet sich das Privateigentum in seinem rechtlichen Gehalt durch Privatn&#252;tzlichkeit und grunds&#228;tzliche freie Verf&#252;gungsbefugnis &#252;ber den Eigentumsgegenstand aus, sein Gebrauch soll aber zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen (vgl. BVferG NJW 74, 1499). Ebensowenig wie aber die Eigentumsgarantie eine die soziale Funktion eines Eigentumsobjekts mi&#223;achtende Nutzung sch&#252;tzt, kann Artikel 14 II GG eine &#252;berm&#228;&#223;ige durch die soziale Funktion nicht mehr gebotene Begrenzung privatrechtlicher Befugnisse rechtfertigen. Letztere ist hier darin zu sehen, dass die uneingeschr&#228;nkte Handhabung der 30 %-Mieterh&#246;hungsgrenze f&#252;r den Vermieter einer ehemals preisgebundenen Wohnung praktisch zu einem Mietpreisstop auf lange Sicht und einer Beseitigung des rechtlichen Anspruchs auf die orts&#252;bliche Vergleichsmiete f&#252;hrt. K&#246;hler (a.a.O.) weist zu Recht darauf hin, dass das Ma&#223; der Sozialpflichtigkeit des Eigentums schon durch die &#167;&#167; 15 ff WoBindG gesetzlich geregelt ist und insbesondere die 8-j&#228;hrige Wartefrist f&#252;r die Mietfreigabe bei vorzeitiger R&#252;ckzahlung der &#246;ffentlichen Mittel bereits einen Ma&#223;stab gesetzt hat, der durch die schrankenlose Geltung der Kappungsgrenze den Vermieter in verfassungswidriger Weise benachteiligen w&#252;rde. Die Gegenmeinung ber&#252;cksichtigt zudem nicht in ausreichender Weise, dass der Kostenmiete f&#252;r Verwaltungs- (&#167; 26 II BV) und Instandhaltungskosten (&#167; 28 II. BV) Pauschalbetr&#228;ge zu Grunde liegen, die in der Regel nicht ausreichen, um die anfallenden Aufwendungen zu decken. Insbesondere die Instandhaltungspauschale ist so niedrig angesetzt, dass gerade die bei &#228;lteren Sozialwohnungen auftretenden Instandhaltungsarbeiten nicht finanziert werden k&#246;nnen (so ausdr&#252;cklich Gelhaar a.a.O.). Soweit demgegen&#252;ber Hemming (a.a.O., Seite 184) argumentiert, der Reparaturbedarf eines Geb&#228;udes sei in den ersten 15 bis 20 Jahren ziemlich gering, hat die hiesige gerichtliche Erfahrung gezeigt, dass gerade auch bei 15 bis 20 Jahre alten Sozialbauten gr&#246;&#223;ere Instandhaltungsarbeiten h&#228;ufig anfallen. Dar&#252;ber hinaus kann bei der Abw&#228;gung der von Artikel 14 GG gesch&#252;tzten Interessen nicht au&#223;er Acht gelassen werden, dass der Vermieter insbesondere von &#228;lteren Sozialbauten einen zumeist nicht unerheblichen Teil der darlehensweise erhaltenen &#246;ffentlichen Mittel zur&#252;ckgezahlt und insoweit Eigenkapital gebildet hat, das - wenn &#252;berhaupt - ebenso wie das von ihm als Bauherr zur Verf&#252;gung gestellte Anfangskapital nur ganz geringf&#252;gig verzinst wird und dass der Grund- und Bodenwert zum Nachteil des Vermieters stets &#228;u&#223;erst gering angesetzt worden ist (Gelhaar a.a.O.). Dem kann nicht entgegengehalten werden, der Vermieter preisgebundenen Wohnraums erhalte &#252;ber die Kostenmiete von Anfang an eine Verzinsung seines eingesetzten Kapitals in H&#246;he von 4 %, soweit der Eigenkapitalanteil 15 % der Kosten nicht &#252;bersteige und f&#252;r den 15 % &#252;bersteigenen Eigenanteil k&#246;nne er sogar eine Verzinsung in H&#246;he des markt&#252;blichen Zinssatzes f&#252;r erste Hypotheken ansetzen, sofern die &#246;ffentlichen Mittel vor dem 01.01.74 bewilligt worden seien (so aber Hemming a.a.O., Seite 183). Denn allein hierdurch wird dem Vermieter eine wirtschaftlich sinnvolle Verwertung seines Eigentums noch nicht erm&#246;glicht. Dies soll anhand eines Beispiels f&#252;r den Raum E verdeutlicht werden. Die Kostenmiete f&#252;r Sozialwohnungen, die in den 50er und 60er Jahren errichtet worden sind, betr&#228;gt derzeit 2,80 DM bis knapp 4,00 DM/qm und ist zuletzt 1979 erh&#246;ht worden. Demgegen&#252;ber liegt der orts&#252;bliche Mietzins f&#252;r vergleichbaren, preisfreien Wohnraum zwischen 7,00 und 7,50 DM/qm. Liefe die Nachwirkungsfrist infolge vorzeitiger R&#252;ckzahlung der &#246;ffentlichen Mittel beispielsweise Ende 1985 aus, dann k&#246;nnte der Vermieter bei Anwendung der Kappungsgrenze und einer angenommenen bisherigen Kostenmiete von 3,00 DM/qm, den Mietzins von 1986 auf maximal 3,90 DM/qm anheben, 1989 auf 5,07 DM/qm und von 1992 an auf 6,59 DM/qm. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgr&#246;&#223;e von ca. 70 qm und gleichbleibender orts&#252;blicher Vergleichsmiete entspr&#228;che dies bereits einem Einkommensverlust (ohne Verzinsung) von mindestens 3.360,00 DM pro Jahr und Wohnung (70 qm x 4,00 DM x 12). Der Vermieter w&#228;re demnach auf Jahre hinaus an einer wirtschaftlich sinnvollen Nutzung seines Eigentums gehindert und im Kernbereich seiner verfassungsrechtlich gesch&#252;tzten Eigentumsposition betroffen. Die Bindung des Vermieters ehemals preisgebundenen Wohnraums an &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG steht zudem in Wertungswiderspruch zu dem in &#167; 16 WoBindG zum Ausdruck gekommenen objektivierten Willen des Gesetzgebers. T und Zweck der vorzeitigen R&#252;ckzahlung der &#246;ffentlichen Mittel ist es n&#228;mlich, den Bestand der Sozialwohnungen allm&#228;hlich in marktwirtschaftliche Verh&#228;ltnisse zu &#252;berf&#252;hren (vgl. Fischer-E2/Pergande/Schwender, &#167; 16 WoBindG (1982 f.), Anm. 2.1). Dieser Anreiz f&#252;r die vorzeitige Abl&#246;sung &#246;ffentlicher Mittel entfiele aber, wenn der Vermieter nach Ablauf der Nachwirkungsfrist gleichwohl an die Kappungsgrenze gebunden bliebe. Daf&#252;r, dass der Gesetzgeber mit der Einf&#252;hrung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG eine derart einschr&#228;nkende wohnungspolitische Zielvorstellung durchsetzen wollte, sind keinerlei Anhaltspunkte erkennbar. Vielmehr ist es das erkl&#228;rte Ziel des Gesetzes zur Erh&#246;hung des Angebots an Mietwohnungen, die Investitionsbereitschaft der Vermieter zu f&#246;rdern und den Mietwohnungsbau anzukurbeln (vgl. BTDrucks 9/2079/Seite 7 ff).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Den Interessen des Mieters wird bei dieser Auslegung in ausreichender Weise dadurch Rechnung getragen, dass ihm die M&#246;glichkeit offen steht, bei finanziell &#252;berm&#228;&#223;igen Belastungen Wohngeld zu beantragen. Dass das Wohngeld vom Gesetzgeber in nur unzureichender Weise erh&#246;ht und der Kreis der Wohngeldberechtigten beschr&#228;nkt worden ist, kann nicht zu Lasten des Vermieters gehen, denn Artikel 14 GG verbietet es, gesetzgeberische Fehlentscheidungen auf dem R&#252;cken des Vermieters einer fr&#252;her preisgebundenen Wohnung auszutragen. Als weitere M&#246;glichkeit, sich f&#252;r ihn nicht tragbaren Mietbelastungen zu sch&#252;tzen, verbleibt dem Mieter immer noch die M&#246;glichkeit der K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167; 9 II MHG.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die danach vorzunehmende einschr&#228;nkende Auslegung des &#167; 2 I Satz 1 Ziffer 3 MHG gilt auch f&#252;r solche Wohnungen, f&#252;r die ein Wohnbesetzungsrecht der &#246;ffentlichen I2 zu Gunsten &#246;ffentlich Bediensteter bestand. Zwar unterfallen diese Wohnungen grunds&#228;tzlich nicht den Regelungen des Wohnungsbindungsgesetzes (vgl. &#167; 6 II c WoBauG i.V.m. &#167; 1 III b WobindG), denn der Gesetzgeber wollte der &#246;ffentlichen I2 zur vertraglichen Gestaltung bei der F&#246;rderung dieser Bauvorhaben einen gr&#246;&#223;eren Spielraum lassen (so Deggau a.a.O., Seite 83). Es besteht jedoch Einigkeit, dass auch diese Wohnungen als preisgebunden zu betrachten sind. Der Vermieter einer Wohnung, bei der - wie es hier der Fall ist - ein Belegungsrecht des Regierungspr&#228;sidenten besteht, bzw. bestand, befindet sich in derselben rechtlichen und wirtschaftlichen Situation wie der Eigent&#252;mer preisgebundenen Wohnraums, denn auch f&#252;r ihn gilt die Kostenmiete als preisrechtlich zul&#228;ssige Obergrenze (vgl. Deggau a.a.O.; Sternel, Mietrecht, 2. Aufl., III. 59; AG O a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war der Klage in vollem Umfange stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Anwendung des &#167; 93 ZPO bestand kein Raum, da der Beklagte das im Prozess erkl&#228;rte Anerkenntnis bereits vorprozessual abgegeben hatte und die Parteien allein noch &#252;ber die Berechtigung des weitergehenden Mietzinsanspruches streiten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 937,08 DM (12 x 78,09 DM).</p>
315,737
lg-arnsberg-1983-07-18-1-o-12983
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 O 129/83
1983-07-18T00:00:00
2019-03-13T15:12:44
2019-03-27T09:42:21
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1983:0718.1O129.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an den Kl&#228;ger ein weiteres Schmerzensgeld von 2.000,-- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 23.03.1983 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtstreits tr&#228;gt zu 84 % der Kl&#228;ger; zu 16 % tragen sie die Beklag-ten.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung von 2.600,-- DM und f&#252;r die Beklagte gegen Sicherheitsleistung von 2.300,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt vollen Ersatz des ihm durch einen Verkehrsunfall vom 13.01.1981 gegen 12:15 Uhr entstandenen materiellen Schadens sowie ein weiteres Schmerzensgeld.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der ein Abschleppunternehmen betreibt, war zum Unfallzeitpunkt beauftragt, in F.-W. ein verunfalltes Kraftfahrzeug der Firma des Beklagten zu 1) zu bergen. Er h&#228;ngte das Kraftfahrzeug hinter seinen Abschlepp-LKW, Typ P. C., amtliches Kennzeichen XX-XX 000, indem er mit einer Seilwinde die vorderen R&#228;der des PKW anhob. Nachdem dies geschehen war, holte er das Warndreieck ein. Dieses hatte er zur Absicherung vor einer un&#252;bersichtlichen Rechtskurve aufgestellt, die in Fahrtrichtung des Abschleppgespanns gesehen sich hinter diesem befand. Das abzuschleppende Fahrzeug ragte zu diesem Zeitpunkt vom rechten Stra&#223;enrand aus zu 0,90 m in die Fahrbahn und das Abschleppfahrzeug wegen seiner gr&#246;&#223;eren Breite zu 1,10 m der insgesamt 5,60 m breiten Stra&#223;e. Als sich der Kl&#228;ger, nachdem er das Warndreieck eingeholt hatte, nochmals zwischen die Fahrzeuge begab, um die Anh&#228;ngung zu kontrollieren, n&#228;herte sich von hinten aus der Kurve der Beklagte zu 1) mit seinem PKW, Typ E., amtliches Kennzeichen XX-X 000, das bei der Beklagten zu 2) pflichtversichert ist. Wegen Gegenverkehrs konnte er das Gespann nicht &#252;berholen und wegen Schneegl&#228;tte nicht rechtzeitig halten. Er prallte mit seinem Fahrzeug gegen das linke &#252;berstehende Heck des Abschleppfahrzeuges, wodurch auch sein Fahrzeug besch&#228;digt wurde. Der Kl&#228;ger wurde durch den Aufprall zwischen dem Abschleppfahrzeug und dem angeh&#228;ngten Fahrzeug eingeklemmt und schwer verletzt. Dem Beklagten zu 1) war nicht bekannt, dass hinter der Kurve ein Fahrzeug seiner Firma geborgen wurde. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger erlitt einen Fahrzeugschaden einschlie&#223;lich Gutachterkosten und einer Auslagenpauschale von insgesamt 4.355,26 DM, den die Beklagte zu 2) zu 2/3 regulierte. Er errechnete sich desweiteren f&#252;r Aushilfskr&#228;fte, die er eingestellt haben will, Unkosten von 12.240,40 DM und lie&#223; sich hierauf Verletztengeld und Renten durch die Berufsgenossenschaft in H&#246;he von 9.202,40 DM. Die Beklagte zu 2) zahlte ein Schmerzensgeld von 9.400,-- DM, wobei sie ein Mitverschulden von 1/3 ber&#252;cksichtigte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, der Unfall habe sich weit mehr als 30 m hinter der Kurve ereignet. Die zur Zeit des Unfallgeschehens fehlende Absicherung der Unfallstelle sei nicht kausal geworden. Der Beklagte zu 1) habe vielmehr das Gespann hinter der Kurve rechtzeitig erkannt gehabt und h&#228;tte rechtzeitig vor dem Hindernis anhalten k&#246;nnen. Er habe sich stattdessen aber entschlossen zu &#252;berholen und sei dazu bereits ausgeschert, als er den Gegenverkehr erkannt habe. Nunmehr sei der Unfall nicht mehr abzuwenden gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, als Gesamtschuldner an ihn</p> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks"><li>4.489,75 DM nebst 12 % Zinsen seit dem 20.03.1982 zu zahlen.</li></ol> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>&#220;ber den bereits gezahlten Betrag von 9.400,-- DM hinaus ein weiteres Schmerzensgeld, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, einschlie&#223;lich des gezahlten Betrages 50.000,-- DM aber nicht unterschreiten soll, nebst 12 % Zinsen seit Klagezustellung &#8211; 23.03.1983 &#8211; zu zahlen.</li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, der Beklagte zu 1)sei etwa 40 km/h und damit vorsichtig gefahren. Der Aufprall habe sich etwa 30 m hinter der un&#252;bersichtlichen Kurve ereignet. Sie halten nunmehr ein Mitverschulden von 50 % f&#252;r gerechtfertigt. Sie bestreiten, da&#223; der Kl&#228;ger Bankkredit in Anspruch nehme.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zur weiteren Sachdarstellung im &#252;brigen wird auf die von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben &#252;ber den Unfallhergang durch nichteidliche Vernehmung der Zeugen T., I., X., C. und U., Inaugenscheinnahme der von den unfallaufnehmenden Polizeibeamten gefertigten Lichtbilder und der Verkehrsunfallskizze (Blatt 4-7 der Ermittlungsakte 3 Ds 20 Js 58/81 StA Arnsberg) sowie durch Ortsbesichtigung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 27.06.1983 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist hinsichtlich des Schmerzensgeldantrages nur teilweise und im &#252;brigen nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haften dem Kl&#228;ger, wie sie auch selbst einr&#228;umen, grunds&#228;tzlich als Gesamtschuldner auf Ersatz des diesem entstandenen materiellen und immateriellen Schadens, &#167;&#167; 823 Abs. 1, 847 BGB i. V. m. &#167; 3 Ziffer 1 und 3 PflVG, wobei sich der Kl&#228;ger sein Mitverschulden anspruchsmindernd anrechnen zu lassen hat, &#167; 254 Abs.1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten k&#246;nnen allerdings keinen Mitverschuldensbeitrag, der 1/3 &#252;bersteigt, mehr geltend machen, weil sie einen eigenen Verursachungsbeitrag von 2/3 bereits anerkannt hatten. Hieran sind sie als Folge dieses sog. Deklaratorischen Anerkenntnisses gebunden. Die Beklagten wenden im &#252;brigen jedoch zu Recht ein, da&#223; sich bei der gebotenen Abw&#228;gung der beiderseits wirksam gewordenen Betriebsgefahr der Fahrzeuge sowie des beiderseitigen Verschuldens auf Seiten des Kl&#228;gers ein anrechenbares Mitverschulden von 1/3 ergibt. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten zu 1) trifft ein erhebliches Verschulden. Er hat seine Geschwindigkeit entgegen &#167; Abs. 1 StVO nicht den erschwerten Stra&#223;enverh&#228;ltnissen angepa&#223;t. Jeder Kraftfahrzeugf&#252;hrer hat seine Geschwindigkeit so zu w&#228;hlen, da&#223; er auch bei schwierigen Stra&#223;enverh&#228;ltnissen innerhalb der &#252;bersehbaren Strecke halten kann, &#167; 3 Abs. 1 StVO. Hiergegen hat der Beklagte zu 1) nach eigenem Vorbringen versto&#223;en. Er hat sich, wie er &#8211; pers&#246;nlich geh&#246;rt &#8211; erkl&#228;rt hat, zum &#220;berholen des Gespanns allein deshalb entschlossen, weil es ihm wegen der Stra&#223;enverh&#228;ltnisse nicht m&#246;glich war, rechtzeitig vor dem Hindernis anzuhalten. Er hatte sich somit auf dieses nicht eingestellt. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;ger trifft zun&#228;chst die Betriebsgefahr seines Gespanns, die erh&#246;ht ist, weil es sich um einen LKW handelt und weil das Gespann noch innerhalb des Gefahrenbereichs der un&#252;bersichtlichen Kurve die Fahrspur zu mehr als 1/3 versperrte und auch nicht abgesichert war. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat auch fahrl&#228;ssig gehandelt. Er war verpflichtet, das Gespann abzusichern. Zwar war sein Fahrzeug nicht liegengeblieben i. S. d. &#167; 15 StVO, jedoch durfte er an der Unfallstelle grunds&#228;tzlich nicht halten, &#167; 12 Abs. 1 Ziffer 1 und 2 StVO. Denn diese befindet sich &#8211; wie noch ausgef&#252;hrt wird &#8211; im Bereich einer un&#252;bersichtlichen und scharfen Kurve. Wenn er ausnahmsweise gezwungen war, hier zu halten, um das liegengebliebene Fahrzeug zu bergen, mu&#223;te er, falls diese nicht bereits ordnungsgem&#228;&#223; abgesichert war, sein Fahrzeug absichern. Hierzu war es wegen der Kurve erforderlich, vor dieser ein Warndreieck aufzustellen. Der Kl&#228;ger hat seine Verpflichtung auch selbst zutreffend erkannt und ein Warndreieck aufgestellt. Fahrl&#228;ssig hat er sich jedoch insoweit verhalten, als er das Warndreieck eingeholt hat, bevor das gef&#228;hrliche Hindernis hinter der Kurve beseitigt war und er zudem nach dem Einholen des Warndreiecks nicht sofort sein Fahrzeug bestiegen hat und losgefahren ist, sondern sich nochmals zwischen das Gespann begeben hat, um die Anh&#228;ngung zu kontrollieren. Der Kl&#228;ger h&#228;tte die Gefahr wesentlich entsch&#228;rft, wenn er das Gespann zun&#228;chst nur 30 m vorgezogen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann auch nicht in seiner Ansicht gefolgt werden, die fehlende Absicherung sei nicht kausal geworden, weil das Gespann nicht mehr in dem durch die Un&#252;bersichtlichkeit der Kurve gef&#228;hrdeten Bereich befunden habe. Dem steht das Ergebnis der Beweisaufnahme entgegen. Die Zeugen I. und T. best&#228;tigen vielmehr die Darstellung des Beklagten zu 1), da&#223; es der geringe Abstand des Hindernis hinter der Kurve dem Beklagten zu 1) im Hinblick auf die Stra&#223;enverh&#228;ltnisse und die von ihm gew&#228;hlte Geschwindigkeit nicht erlaubt habe, rechtzeitig vor dem Hindernis anzuhalten, sondern die einzige M&#246;glichkeit darin bestand, das Gespann zu &#252;berholen, was jedoch an dem Gegenverkehr scheiterte. Dem entspricht das Ergebnis des Augenscheins. Hiernach war der linke Heckscheinwerferbereich eines anstelle des abgeschleppten Fahrzeuges aufgestellten Fahrzeuges aus einem PKW auf der Fahrspur des Beklagten zu 1) etwa 46 m vorher gerade zu sehen. Hiervon ist zun&#228;chst noch die Strecke abzuziehen, bis zu der der Beklagte zu 1) das Hindernis v&#246;llig &#252;bersehen und sich somit erst auf die Gefahr voll einstellen konnte. Dieser betr&#228;gt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h auf trockener Fahrbahn bei einer angenommenen Bremsverz&#246;gerung von 7,0 m/sek.2 bereits 28 m. Durch die Schneegl&#228;tte erh&#246;hte sich der Anhalteweg bei einer Geschwindigkeit von 40 km/h und einer angenommenen Bremsverz&#246;gerung von 2,5 m/sek.2 auf 36 m. Dies setzt bereits eine Vollbremsung voraus. Nach Auffassung des Gerichts war das Hindernis auch durch den h&#246;heren Fahrzeugaufbau des Abschleppfahrzeugs nicht fr&#252;her zu erkennen. Hierbei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; einen h&#246;heren Fahrzeugaufbau nur das F&#252;hrerhaus besa&#223;, dieses aber um die L&#228;nge der Ladefl&#228;che, des Abstandes zwischen den Fahrzeugen und der L&#228;nge des abgeschleppten Fahrzeuges weiter vorne stand und somit sp&#228;ter in den Sichtbereich geriet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei Abw&#228;gung bereits dieser Gegebenheiten h&#228;lt das Gericht aus Seiten des Kl&#228;gers ein Mitverschulden von mindestens 1/3 f&#252;r gerechtfertigt. Hierbei kann dahinstehen, ob der Kl&#228;ger nicht auch insoweit fahrl&#228;ssig gehandelt hat, als er das abzuschleppende Fahrzeug nicht auf dem Hof des Zeugen X., wo dieses nach dessen Bekunden stand, angeh&#228;ngt hat.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Den Sachschaden einschlie&#223;lich Gutachterkosten und Unkosten hat die Beklagte zu 2) auf dieser Haftungsbasis ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Ersatz des Verdienstausfallsschadens ist auf den Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen, da dieser zu mehr als 2/3 diesem Schaden entsprechende Leistungen erbracht hat, &#167; 1542 RVO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Schmerzensgeld steht dem Kl&#228;ger allerdings noch zu. Der Kl&#228;ger hat lebensgef&#228;hrliche Verletzungen erlitten, u. a. mehrere Rippenbr&#252;che und einen doppelseitigen Beckenbruch. Es bestand Verdacht auf Beeintr&#228;chtigung der Leber und Milz. Desweiteren erlitt er eine Gehirnersch&#252;tterung mit Kopfwunden und einen Nasenbeinbruch. Im Beckenbereich lag ein Bruch der rechten Kreuzbeinh&#228;lfte sowie des linken Schambeinastes mit Eindellung vor. Er befand sich vom 13.01 bis 11.03.1981 in station&#228;rer Behandlung. Sodann war er bis zum 31.05.1981 zu 100 %, bis zum 13.07.1981 zu 40 %, bis zum 31.07.1981 zu 30 % und bis in das Jahr 1983 hinein zu 20 % erwerbsbehindert. Der Kl&#228;ger war hierdurch in der Aus&#252;bung seines Berufes erheblich beeintr&#228;chtigt. Er konnte keine schweren Arbeiten, wie es in seinem Unternehmen notwendig ist, t&#228;tigen. Er hat heute noch erhebliche Beeintr&#228;chtigungen, was die Bewegungsf&#228;higkeit im Beckenbereich angeht. Er ist wetterf&#252;hlig und noch nicht wieder belastbar und hat lange unter erheblichen Schmerzen gelitten. Diese erheblichen Verletzungen und die lange Genesungszeit rechtfertigt auch ein Schmerzensgeld von weiteren 2.000,-- DM. Hierbei war auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; gerade die Verletzung im Schambereich f&#252;r den am 04.12.1935 geborenen Kl&#228;ger erhebliche Beeintr&#228;chtigungen nach sich zog und noch nach sich zieht. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die zugesprochenen Zinsen rechtfertigen sich auch &#167; 2912 ZPO. Die Berechtigung h&#246;here Zinsen hat der Kl&#228;ger nicht dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Insoweit war der Klage stattzugeben; im &#252;brigen war sie abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert f&#252;r den Schmerzensgeldantrag wird gem&#228;&#223; &#167; 3 ZPO auf 7.700,-- DM festgesetzt. Das entspricht der nach dem Klagevortrag angemessenen Summe (vgl. Baumbach-Hartmann, Anhang zu &#167; 3 ZPO "Schmerzensgeld").</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 709 Satz 1 ZPO.</p>
315,738
olgham-1983-07-14-17-u-11682
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
17 U 116/82
1983-07-14T00:00:00
2019-03-13T15:12:46
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0714.17U116.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Verf&#252;gungskl&#228;gerin wird das Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund vom 15. April 1982 so abge&#228;ndert:</p> <p></p> <p>Der Rechtsstreit ist in der Hauptsache erledigt.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Verf&#252;gungsbeklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; &#167; 543IZPO abgesehen)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Kl&#228;gerin,<i> </i>dem die Beklagte widersprochen hat, war durch Urteil die Erledigung des Rechtsstreits in der Hauptsache auszusprechen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Hauptsache hat sich dadurch erledigt, da&#223; aufgrund der freiwilligen Bewilligung der Verf&#252;gungsbeklagten eine weitere Vormerkung mit dem gleichen Inhalt ins Grundbuch eingetragen worden ist. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sodann hat sich die Hauptsache dadurch erledigt, da&#223; die Verf&#252;gungskl&#228;gerin die L&#246;schung beider Vormerkungen bewilligt hat und die Vormerkungen daraufhin gel&#246;scht worden sind.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Hauptsache war f&#252;r erledigt zu erkl&#228;ren, weil die einstweilige Verf&#252;gung bis zum Eintritt des erledigenden Ereignisses berechtigt und damit aufrecht zu erhalten war. Es liegen keine "ver&#228;nderte Umst&#228;nde" im Sinne von &#167;&#167; 927 I, 936 ZPO vor, die eine Aufhebung der einstweiligen Verf&#252;gung gerechtfertigt h&#228;tten. Diese liegen entgegen der Auffassung des Landgerichts insb. nicht darin begr&#252;ndet, da&#223; die Verf&#252;gungskl&#228;gerin die Vollziehungsfrist nach &#167; 927 ZPO nicht gewahrt h&#228;tte. Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin hat die urspr&#252;nglich vom Amtsgericht durch Beschlu&#223; vom 26.1.1981 erlassene einstweilige Verf&#252;gung n&#228;mlich vollzogen. Sie hat diese zustellen lassen und die Vormerkung binnen 1 Monats beantragt. Diese ist daraufhin auch eingetragen worden. Das war ausreichend. Die Verf&#252;gungskl&#228;gerin brauchte diese Vollziehung nicht ein zweites Mal zu wiederholen, weil das Landgericht durch Urteil vom 26.6.1981 die einstweilige Verf&#252;gung aufgehoben hatte. Zwar hatte dies materiell-rechtlich zur Folge, da&#223; die Vormerkung erlosch. Dies ergibt sich aus &#167; 895 Satz 2 ZPO in entsprechender Anwendung. Es l&#228;&#223;t sich dar&#252;ber hinaus mit dem Bundesgerichtshof (BGH Z 39, 23) aus &#167; 25 S. 1 GBO folgern, bei dessen Anwendung auf &#167; 868 Abs. 1 ZPO Bedacht zu nehmen ist. Das bedeutet, da&#223; dann, wenn aufgrund eines vollstreckbaren Titels eine Zwangshypothek eingetragen war, bei Aufhebung des Titels der Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks die Hypothek bewirbt. Da es keine Eigent&#252;mer-Vormerkung gibt, hei&#223;t dies hier sinngem&#228;&#223;, da&#223; die Vormerkung erlischt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dies bedeutet indes nicht, da&#223; zur Neubegr&#252;ndung eine Neueintragung aufgrund neuen Antrags erforderlich war. Dazu ist zwar gem&#228;&#223; &#167; 885 BGB regelm&#228;&#223;ig neben der vom Senat erfolgten Best&#228;tigung der einstweiligen Verf&#252;gung die Eintragung n&#246;tig, die normalerweise der einstweiligen Verf&#252;gung nachfolgt. Hier bestand jedoch zum Zeitpunkt des Senatsurteils am 25.1.1982 die Eintragung der urspr&#252;nglichen Vormerkung unver&#228;ndert fort. Es w&#228;re ein kostenaufwendiger Formalismus, in einem solchen Fall eine erneute Eintragung aufgrund einer entsprechenden Antrags zu verlangen, um eine inhaltlich gleiche Eintragung zu erreichen. Dies w&#252;rde auch zu einer verwirrenden Doppeleintragung f&#252;hren. Zwar wird in der Literatur eine solche Forderung gleichwohl erhoben (so offenbar Stein-Jonas-Grunsky, &#167; 929 ZPO, Anm. A. I. 1; Thomas-Putzo, &#167; 929 Anm. 2a ZPO). Dies kann jedoch bereits aus den angef&#252;hrten Erw&#228;gungen heraus nicht &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auch Sinn und Zweck der Vollziehungsfrist nach &#167; 929 Abs. 2 ZPO gebieten keine erneute Vollziehung. Die Vollziehungsfrist soll eine Vollstreckung nach Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde und eine &#220;berrumpelung des Schuldners verhindern (Thomas-Putzo, &#167; 929 Anm. 2a ZPO). </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Umst&#228;nde haben sich aber nicht ver&#228;ndert, wenn nach zwischenzeitlicher Aufhebung die urspr&#252;nglich ergangene einstweilige Verf&#252;gung best&#228;tigt wird. Der Schuldner wird auch nicht &#252;berrumpelt: er hat die zwischenzeitlich erloschene Vormerkung im Grundbuch belassen und wird dadurch, da&#223; das unrichtig gewesene Grundbuch nunmehr wieder mit der wahren Rechtslage &#252;bereinstimmt, nicht &#252;berrascht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dies w&#228;re nur anders zu beurteilen - und nur so l&#228;&#223;t sich auch die Entscheidung des Kammergerichts in RPfl. 1981, 119 verstehen -, wenn der Schuldner in der Zwischenzeit die L&#246;schung im Grundbuch bewirkt h&#228;tte. Dann verdient er erneut Schutz durch eine erneute Vollziehungsfrist; dann bedarf es auch zur Neubegr&#252;ndung der Vormerkung der erneuten Eintragung. Bei bestehenbleibender Eintragung entfallen diese Gesichtspunkte jedoch. Mit Z&#246;ller-Scher&#252;bl, &#167; 929 Anm. II und Baumbach-Lauterbach-Hartmann, &#167; 929 Anm. 2 A ist demzufolge davon aus zugehen, da&#223; es dann keiner erneuten Eintragung und keiner erneuten Vollziehung bedarf.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dies gebieten auch die Rangverh&#228;ltnisse nicht. Rangprobleme sind im vorliegenden Fall belanglos, da zwischen Aufhebung der einstweiligen Verf&#252;gung durch das Landgericht (10.09.1981) und Best&#228;tigung der einstweiligen Verf&#252;gung durch den Senat (25.01.1982) keine weiteren Eintragungen erfolgt sind. Aber selbst wenn dies der Fall w&#228;re, k&#246;nnten die Rangverh&#228;ltnisse durch einfache Berichtigung nach &#167;&#167; 25, 22 GBO richtig gestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen hinsichtlich der Kosten aus &#167; 91 ZPO und hinsichtlich der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus der Tatsache, da&#223; es sich um eine Entscheidung im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren handelt.</p>
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olgk-1983-07-13-16-u-183
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 U 1/83
1983-07-13T00:00:00
2019-03-13T15:12:48
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1983:0713.16U1.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 24. November 1982 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts Bonn - 2 0 424/82 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.650,-- DM (in Worten: Zweitausendsechshundertundf&#252;nfzig Deutsche Mark) abwenden, sofern nicht die Beklagte vor der Zwangsvollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Beklagte darf Sicherheit durch die unbefristete, selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse leisten.</p> <p></p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand: </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war von 1953 bis 1965 Landesbeamter (Oberregierungsrat) in Baden-W&#252;rttemberg. Da er ohne beamtenrechtliche Versorgungsbez&#252;ge ausschied, wurde er vom Land Baden-W&#252;rttemberg bei der Bundesversicherungsanstalt f&#252;r Angestellte (BFA) nachversichert; au&#223;erdem versicherte er sich selbst in geringem Umfang freiwillig nach. Von 1965 bis 1980 war der Kl&#228;ger bei der Beklagten bzw. deren Rechtsvorg&#228;ngerin als Vorstandsmitglied t&#228;tig. Seit 01.06.1980 befindet er sich im Ruhestand. Er bezieht neben seiner Rente von der BFA eine Altersversorgung von der Beklagten. Auf diese wurden zun&#228;chst 49,11 % seiner BfA-Rente angerechnet; mit Wirkung vom 01.01.1982 an rechnet die Beklagte 97,81 % an im Hinblick auf die &#196;nderung von &#167; 55 BeamtVG durch das 2. HaushaltsstrukturG. Die Beklagte glaubt sich zu dieser Anrechnung aufgrund der mit dem Kl&#228;ger im Anstellungsvertrag vereinbarten Altersversorgungsregelung berechtigt; der Kl&#228;ger ist der Auffassung, da&#223; sich die Anrechnung in diesem Umfang nicht auf die vertraglichen Vereinbarungen st&#252;tzen lasse.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Altersversorgung des Kl&#228;gers wurde im Anstellungsvertrag vom 25.01./23.03.1967 wie folgt geregelt (Blatt 24 ff):</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#167; 10</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">(3) Tritt her G... in den Ruhestand, so gew&#228;hrt ihm die E-Bank eine Altersversorgung nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen in entsprechender Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden Vorschriften.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">(4) Als ruhegehaltsf&#228;hige Dienstbez&#252;ge werden das H&#246;chstgehalt eines Beamten der Besoldungsgruppe 16 der Bundesbesoldungsordnung A - Anlage zum Bundesbesoldungsgesetz - in der jeweils geltenden Fassung, einschlie&#223;lich Ortszuschlag und evtl. Kinderzuschl&#228;gen, und als Beginn der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit der 1. Dezember 1935 vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#167; 11</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Falle des Todes von Herrn G erhalten seine Hinterbliebenen Hinterbliebenenversorgung nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen in entsprechender Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden Vorschriften und unter Zugrundelegung des sich nach &#167; 10 Abs. 4 dieses Vertrages ergebenden jeweiligen Ruhegehaltes.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">&#167; 12</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Alters- und Hinterbliebenenversorgung nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen umfa&#223;t auch die Zahlung einer Verg&#252;tung entsprechend dem Gesetz &#252;ber die Gew&#228;hrung einer j&#228;hrlichen Sonderzuwendung vom 15. Juli 1965 ... und den hierzu ggfls. eintretenden &#196;nderungen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem enth&#228;lt der Anstellungsvertrag folgende Bestimmungen:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">&#167; 5</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wird Herr G durch einen Dienstunfall verletzt, so wird ihm und ggf. seinen Hinterbliebenen Unfallf&#252;rsorge in sinngem&#228;&#223;er Anwendung der &#167;&#167; 134 bis 141, &#167; 144, &#167; 145 und &#167; 148 des Bundesbeamtengesetzes in der jeweiligen Fassung gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">&#167; 6</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die entsprechende Anwendung der Beihilfevorschriften f&#252;r Bundesbeamten vom 28. Oktober 1965 in der jeweiligen Fassung wird vereinbart, und zwar au&#223;er f&#252;r die Zeit des aktiven Dienstes auch f&#252;r die Zeit des Ruhestandes sowie beim Tode des Herrn G f&#252;r seine Hinterbliebenen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#167; 7</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei Dienstreisen erh&#228;lt Herr G Reisekostenverg&#252;tung nach Stufe D der f&#252;r die Bundesbeamten g&#252;ltigen Reisekostenvorschriften.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">&#167; 9</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;bernahme einer Nebent&#228;tigkeit im Sinne der &#167;&#167; 64 bis 69 des Bundesbeamtengesetzes, zu der auch die Mitgliedschaft in Aufsichts- und Verwaltungsr&#228;ten geh&#246;rt, bedarf Herr G der Einwilligung des Vorsitzenden des Verwaltungsrates. Etwaige Einnahmen aus der Nebent&#228;tigkeit werden Herrn G belassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit wurde die Ruhegehaltsregelung mehrfach wie folgt ge&#228;ndert:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><u>1. Nachtrag</u> vom 14.11.1967 (Blatt 32 f)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">(3) &#167; 10 Abs. 4 des Anstellungsvertrages erh&#228;lt folgende Fassung:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Als ruhegehaltsf&#228;hige Dienstbez&#252;ge werden das Gehalt eines Beamten der Besoldungsgruppe 5 ... der Bundesbesoldungsordnung B in der jeweils geltenden Fassung einschlie&#223;lich Ortszugschlag und evtl. Kinderzuschl&#228;gen, und als Beginn der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit der 1. Dezember 1935 vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u>2. Nachtrag</u> vom 01.10.1968 (Blatt 48 f)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1) ...</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2) &#167; 10 erh&#228;lt folgende Fassung:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">(3) Tritt Herr G ... in den Ruhestand, so gew&#228;hrt ihm die E-Bank ein monatliches Ruhegehalt von 2.917,-- DM zuz&#252;glich Kinderzuschlag nach &#167; 4. Das Ruhegehalt wird der allgemeinen Einkommensentwicklung angepasst. Es erh&#246;ht sich jeweils um den Prozentsatz, um den sich die Geh&#228;lter der Bundesbeamten generell vom 1. Juli 1968 ab erh&#246;hen....</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(4) Auf die Altersversorgung finden im &#252;brigen die f&#252;r Bundesbeamte geltenden beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze und Vorschriften entsprechende Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">3.) &#8230;</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">4.) &#167; 12 entf&#228;llt</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><u>11. Nachtrag</u> vom 01.02.1978 (Blatt 50 f)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1.) ...</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.) In &#167; 10 werden die Abs&#228;tze 3 und 4 wie folgt ge&#228;ndert:</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">(3) Tritt Herr G gem&#228;&#223; vorstehendem Absatz 1 oder Absatz 2 in den Ruhestand, so gew&#228;hrt ihm die E-Bank eine Altersversorgung nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen in entsprechender Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden Vorschriften. Diese Regelung umfa&#223;t nicht die Erbringung einer Leistung entsprechend dem Gesetz &#252;ber die Gew&#228;hrung einer j&#228;hrlichen Sonderzuwendung vom 15.07.1965 ... in der jeweiligen Fassung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">(4) Das Ruhegehalt betr&#228;gt nach 10 Jahren ruhegehaltsf&#228;higer Dienstzeit 35 % der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;gen und steigert sich in den darauffolgenden 15 Jahren um je 2 %, von da an um je 1 % j&#228;hrlich bis zu einem H&#246;chstruhegehalt von 75 %. Die ruhegehaltsf&#228;hige Dienstzeit beginnt am 1. Dezember 1935. Die ruhegehaltsf&#228;hige Dienstbez&#252;ge betragen 103.036,17 DM; sie werden der allgemeinen Einkommensentwicklung angepa&#223;t; sie erh&#246;hen oder vermindern sich jeweils in dem Umfang, in dem sich die Geh&#228;lter der h&#246;chsten Tarifgruppe des Gehaltstarifvertrages f&#252;r das private Bankgewerbe und die &#246;ffentlichen Banken erh&#246;hen oder vermindern.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3.) &#167; 11 wird um folgen Satz 2 erg&#228;nzt:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung umfa&#223;t nicht die Erbringung einer Leistung entsprechend dem Gesetz &#252;ber die Gew&#228;hrung einer j&#228;hrlichen Sonderzuwendung ... in der jeweiligen Fassung.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><u>14. Nachtrag</u> vom 10.12.1979 (Blatt 52)</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">&#167; 10 Absatz 4 des Anstellungsvertrages ... wird wie folgt ge&#228;ndert:</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge betragen 115.872,66 DM; sie betragen minestens 75 % des monatlichen Festgehaltes einschlie&#223;lich der Dienstaufwandsentsch&#228;digung zum Zeitpunkt des Eintritts in den Ruhestand.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Durch einen <u>15. Nachtrag</u> vom 30.05.1980 (Blatt 53) wurden mit Wirkung vom 1. M&#228;rz 1980 das monatliche Festgehalt f&#252;r die aktive Dienstzeit sowie die monatliche Dienstaufwandsentsch&#228;digung letztmalig erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19.05.1980 (Blatt 54) &#252;bersandte die Beklagte dem Kl&#228;ger einen "Vermerk - Betr.: Altersversorgung G" vom 30.04.1980.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">In dem Schreiben vom 19.05.1980 hei&#223;t es u. a.: "Gem&#228;&#223; &#167; 10 Ihres Anstellungsvertrages in der Fassung des 14. Nachtrages vom 10. Dezember 1979 erhalten Sie ab 1. Juni 1980 ein Ruhegehalt in entsprechender Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze und Vorschriften.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">&#8230;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der Anrechnungsvorschriften bez&#252;glich der Rente aus der Angestelltenversicherung (vgl. Vermerk vom 30. April 1980) errechnet sich Ihr Ruhegehalt demnach wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">50</span><table class="absatzLinks" cellpadding="0" cellspacing="0"> <tbody><tr> <td> <p>ruhegehaltsf&#228;hige Dienstbez&#252;ge monatlich</p> </td> <td> <p>10.312,67 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>davon Ruhegehalt 75 %</p> </td> <td> <p>7.734,51 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>darauf anzurechnen:</p> <p>Rente der BfA aus der Nachversicherung sowie Rentenanteil aus der Zeit vom 02.05.1947 - 31.03.1953, in der sich ein &#246;ffentlicher Arbeitgeber an den Beitr&#228;gen beteiligt hat</p> </td> <td> <p>733,23 DM</p> </td> </tr> <tr> <td> <p>Das Ruhegehalt wird am 1. Juni 1980 festgesetzt auf brutto</p> </td> <td> <p>7.001,28</p> </td> </tr> </tbody></table> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der anzurechnende Rentenanteil macht 49,11 % der Gesamtrente aus. Diesen Prozentsatz werden wir bei k&#252;nftigen Neuberechnungen zugrunde legen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">&#8230;&#8220;</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Nach mehrmaliger Erh&#246;hung des Ruhegehaltes infolge der Erh&#246;hung der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge, wonach der Kl&#228;ger ab 01.01.1982 7.299,33 DM und ab 01.03.1982 7.639,77 DM Ruhegehalt bekam, teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger durch Schreiben vom 28.05.1982 mit, da&#223; infolge der &#196;nderung des &#167; 55 BeamtVG ab 01.01.1982 eine Neuberechnung des Ruhegehaltes stattfinden m&#252;sse mit der Folge, da&#223; 98,42 % (mit Schreiben vom 29. Juni 1982 korrigiert auf 97,81 %) der Rente anzurechnen seien. Danach wurde unter Ber&#252;cksichtigung einer Ausgleichsregelung gem&#228;&#223; &#167; 2 des Art. 2 des 2. HaushaltsstrukturG das Ruhegehalt des Kl&#228;gers f&#252;r die Monate Januar und Februar 1982 um 43,53 DM und ab M&#228;rz 1982 um 213,75 DM pro Monat gek&#252;rzt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Diese Differenz macht der Kl&#228;ger bis einschlie&#223;lich August 1982 mit der Klage geltend und begehrt au&#223;erdem die Feststellung, da&#223; die Beklagte nur 49,11 % seiner Rente mit dem Ruhegehalt verrechnen d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; auf seinen privatrechtlichen Versorgungsvertrag die gesetzlichen Bestimmungen f&#252;r Beamte nicht schlechthin anwendbar seien, sondern nur die beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze. Dies folge daraus, da&#223; das Ruhegehalt nicht in H&#246;he von 75 % des Festgehaltes gew&#228;hrt werde, und daraus, da&#223; die Anpassung nicht nach beamtenrechtlichen Bestimmungen, sondern nach Bankentarifrecht erfolge. Er erhalte auch nicht - wie Beamte - ein 13. Ruhegehalt sowie einen Ortszuschlag. Da mithin beamtenrechtliche Bestimmungen nicht in vollem Umfang Anwendung f&#228;nden, k&#246;nne ebensowenig aus neuen beamtenrechtlichen Regelungen eine Verminderung seines Ruhegehaltes abgeleitet werden. Die Parteien h&#228;tten nur die Grundstruktur einer beamtenrechtlichen Versorgung in den Vertrag einbeziehen wollen. In der Vergangenheit habe man daher bei strukturellen beamtenrechtlichen &#196;nderungen stets durch ausdr&#252;ckliche Regelung im Vertrag reagiert und so z. B. vereinbart, da&#223; das Gesetz betreffend eine j&#228;hrliche Sonderzuwendung keine Anwendung finde. Eine entsprechende Vereinbarung enthalte der Vermerk vom 30.04.1980. Die dortige Regelung, da&#223; seine Rente zu 49,11 % anrechenbar sei, sei zwischen den Parteien er&#246;rtert und zumindest konkludent vereinbart worden. Schlie&#223;lich sei &#167; 55 des Beamtenversorgungsgesetzes i. d. Fassung des 2. HaushaltsstrukturG auch deshalb nicht anwendbar, weil dessen Regelungsinhalt darauf abziele, eine &#220;berversorgung von Beamten zu verhindern. Diese sollten nicht mehr als 75 % ihres letzten Bruttoverdienstes erhalten. Bei ihm - dem Kl&#228;ger - bestehe aber eine solche Versorgungslage nicht, da er lediglich 56,25 % seines Gehaltes als Ruhegehalt bekomme bzw. insgesamt unter Hinzurechnung des Rentenanteils 63 %.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger zun&#228;chst angek&#252;ndigt hatte, neben dem Feststellungsantrag den Antrag zu stellen, die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.374,04 DM zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit Klagezustellung zu zahlen, hat er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.369,56 DM zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit dem 8. September 1982 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">2. festzustellen, da&#223; die Beklagte nur berechtigt ist, 49,11 % seiner monatlichen BfA-Rente mit seinem monatlichen Ruhegehalt zu verrechnen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Sie hat folgende Auffassung vertreten:</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die beamtenrechtlichen Vorschriften seien in dem Anstellungsvertrag umfassend einbezogen. Dies sei auch legitim, da der Status des Kl&#228;gers dem eines Beamten weitgehend angen&#228;hert gewesen sei. Dem widerspreche nicht, da&#223; dem Kl&#228;ger nicht 75 % seines Festgehaltes als Ruhegehalt zust&#228;nden, die Differenz zwischen Gehalt und ruhegehaltsf&#228;higen Bez&#252;gen habe beim Kl&#228;ger den Charakter einer Zulage gehabt. Auch bei Beamten gebe es entsprechende nicht ruhegehaltsf&#228;hige Zulagen. Daher st&#228;nden Sinn und Zweck der Neufassung des &#167; 55 BeamtVG einer Anwendung der Vorschrift nicht entgegen. Ebenso k&#246;nne der Kl&#228;ger sich nicht darauf berufen, da&#223; er weder Ortszuschlag noch Weihnachtsgeld erhalten habe: Seine Jahresverg&#252;tung habe alles eingeschlossen. Unzutreffend sei schlie&#223;lich, da&#223; der Vermerk vom 30.04.1980 eine Vereinbarung der Parteien beinhalte; vielmehr handele es sich dabei nur um die Fixierung der sich bereits aus Vertrag und Gesetz ergebenden Rechtsfolgen. Verbindliche Regelungen k&#246;nne - dies ist zwischen den Parteien unstreitig - im Verh&#228;ltnis zu den Vorstandsmitgliedern der Beklagten nur der Verwaltungsratsvorsitzende treffen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Urteil vom 24. November 1982 die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: &#167; 55 BeamtVG i. d. F. des Art. 2 &#167; 1 Ziff 7 des 2. HaushaltsstrukturG (BGBl. 1981 Teil 1, 1524) sei bei der Berechnung des Ruhegehaltes des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen; dies ergebe sich aus den vertraglichen Vereinbarungen &#252;ber die Altersversorgung des Kl&#228;gers einschlie&#223;lich aller nachtr&#228;glichen &#196;nderungen. Die Klausel des &#167; 10 Abs. 3 i. d. Fassung des 11. Nachtrages sei dahin auszulegen, da&#223; sich das Ruhegehalt entsprechend allen jeweils geltenden beamtenrechtlichen Vorschriften bemesse, soweit nicht konkrete andere Bestimmungen getroffen seien und sofern nicht Sinn und Zweck einer Vorschrift ausnahmsweise entgegenstehe. Weder aus der Stellung des Kl&#228;gers noch aus dem Vertragswortlaut oder dem Zustandekommen einzelner &#196;nderungen des Vertrages sei Gegenteiliges abzuleiten. Auch Sinn und Zweck der gesetzlichen Regelung st&#252;nden der Anwendung nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen dieses ihm am 1. Dezember 1982 zugestellte Urteil mit einem bei dem Berufungsgericht am 3. Januar 1983 (Montag) eingegangenen Schriftsatz Berufung eingelegt. Diese hat er nach wirksamer Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist bis zum 3. M&#228;rz 1983 mit einem an diesem Tage eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wiederholt sein erstinstanzliches Vorbringen und vertritt dar&#252;berhinaus die Auffassung, aus der blo&#223; entsprechenden Anwendbarkeit der beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze folge, da&#223; auch eine Anrechnung der Rente nur nach billigem Ermessen erfolgen k&#246;nne. Nachtr&#228;gliche Ver&#228;nderungen der arbeitsrechtlichen erdienten Position seien nicht ohne weiteres zum Nachteil des Arbeitnehmers hinzunehmen. Er, der Kl&#228;ger, habe aufgrund der privatrechtlichen Versorgungszusage davon ausgehen d&#252;rfen, da&#223; eine Anrechnung seiner Rente nur im klar geregelten Umfang erfolgen werde. Im &#252;brigen best&#252;nden gegen die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 55 BeamtVG n. F. erhebliche Bedenken. Letzlich sei die H&#246;chstbegrenzungsregelung des &#167; 55 BeamtVG nicht einschl&#228;gig; dies folge daraus, da&#223; die Parteien anders als in der Beamtenversorgung eine gr&#246;&#223;ere Differenz zwischen Festgehalt und Ruhegehalt vereinbart h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung des Landgerichts Bonn</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">die Beklagte gem&#228;&#223; den erstinstanzlichen Schlu&#223;antr&#228;gen zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">1. die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">2. Sicherheit auch durch B&#252;rgschaft einer deutschen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse leisten zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Sie verteidigt die Entscheidung des Landgerichts und vertritt die Auffassung, f&#252;r eine Ermessenspr&#252;fung sei kein Raum, verfassungsrechtliche Bedenken gegen die G&#252;ltigkeit des &#167; 55 BeamtVG best&#252;nden nicht.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze und die zu den Akten gereichten Anlagen sowie auf das Protokoll der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Landgericht Bonn vom 27.10.1982 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Seine Klage, insbesondere auch der Feststellungsantrag, ist zwar zul&#228;ssig. Denn der Kl&#228;ger hat ein rechtliches Interesse im Sinne von &#167; 256 ZPO an einer alsbaldigen Feststellung dar&#252;ber, in welchem Umfang die Beklagte zur Anrechnung seiner BfA-Rente auf seine sonstigen Versorgungsbez&#252;ge befugt ist, zumal zwischen den Parteien Streit &#252;ber die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG auf den Fall des Kl&#228;gers besteht. Hinsichtlich der seit September 1982 einbehaltenen Monatsbetr&#228;ge ist das Feststellungsinteresse nicht dadurch weggefallen, da&#223; der Kl&#228;ger insoweit inzwischen teilweise Leistungsklage h&#228;tte erheben k&#246;nnen. Im Zeitpunkt der Erhebung der Feststellungsklage war diese in vollem Umfang zul&#228;ssig. Dann mu&#223; ein Kl&#228;ger nicht zur erst sp&#228;ter m&#246;glich werdenden Leistungsklage &#252;bergehen (vgl. BGH WPM 1978, 470). Die Klage ist aber sachlich nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Auszahlung der einbehaltenen oder zur&#252;ckgeforderten Betr&#228;ge f&#252;r die Monate Januar bis August 1982, ebensowenig kann die begehrte Feststellung getroffen werden.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die BfA-Rente des Kl&#228;gers zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 55 BeamtVG n. F. bei der Berechnung der Versorgungsbez&#252;ge des Kl&#228;gers zu 97,81 % angerechnet, die danach unter Ber&#252;cksichtigung der Ausgleichsregelung des Art. 2 &#167; 2 des Haushaltsstrukturgesetzes zuviel gezahlten Betr&#228;ge f&#252;r Januar bis August 1982 zu Recht einbehalten bzw. zur&#252;ckgefordert, und sie wendet auch weiterhin &#167; 55 BeamtVG zu Recht an.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">&#167; 55 BeamtVG ist in der Fassung, die er durch Art. 2 &#167; 1 Ziff. 7 des 2. Haushaltsstrukturgesetzes vom 22.12.1981 (BGBl. 1981 Teil I, S. 1524) gefunden hat, als Bestandteil der vertraglichen Versorgungsregelung bei der Berechnung des Ruhegehaltes des Kl&#228;gers zu ber&#252;cksichtigen. Dies ergibt sich aus dem Anstellungsvertrag und den dazu vereinbarten &#196;nderungen, wonach dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 10 Abs. 3 i. d. F. des 11. Nachtrages "eine Altersversorgung nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen in entsprechender Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden Vorschriften" gew&#228;hrt wird. Diese Vertragsregelung ist n&#228;mlich dahin auszulegen, da&#223; auf die Versorgung des Kl&#228;gers <u>alle</u> beamtenrechtlichen Versorgungsvorschriften in ihrer <u>jeweils</u> geltenden Fassung anzuwenden sind, sofern nicht im Einzelfall vertraglich abweichende Bestimmungen getroffen sind oder der Sinn und Zweck einer Vorschrift einer Anwendung auf den Kl&#228;ger entgegensteht. Letzteres ist hier nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des &#167; 10 Abs. 3 i. d. F. des 11. Nachtrages, der insoweit die letzte Regelung der Parteien enth&#228;lt, besagt dies zwar nicht ausdr&#252;cklich. Vertr&#228;ge sind aber gem&#228;&#223; &#167; 157 BGB so auszulegen, wie Treu und Glauben mit R&#252;cksicht auf die Verkehrssitte es erfordern. Hiernach ist anzunehmen, da&#223; bei einer allgemeinen Verweisung auf die Versorgungsregelung der Bundesbeamten im Zweifel auf die <u>jeweilige</u> Fassung der in Bezug genommenen Bestimmungen verwiesen werden soll. Beiden Parteien war bei Vertragsschlu&#223; klar, da&#223; die gesetzliche Versorgungsregelung f&#252;r Bundesbeamte einem steten Wandel unterliegt. Mit der Unterwerfung unter die f&#252;r Bundesbeamte geltende Versorgungsregelung erhebten die Parteien gerade eine jeweilige Anpassung der Versorgungslage des Kl&#228;gers an die ver&#228;nderten Umst&#228;nde in demselben Ma&#223;e, in dem der Gesetzgeber diese nun Anla&#223; nahm, die gesetzliche Versorgungsregelung f&#252;r Bundesbeamte neu zu gestalten. Den Parteien kam es entscheidend darauf an, den Kl&#228;ger in versorgungsrechtlicher Hinsicht einem entsprechenden Bundesbeamten m&#246;glichst gleichzustellen, wobei k&#252;nftige Ver&#228;nderungen dieser Rechtsposition sowohl zugunsten als auch zu Lasten des Kl&#228;gers Ber&#252;cksichtigung finden sollten. Dies entsprach der beiderseitigen Interessenlage. Ebenso hat das Bundesarbeitsgericht in einem &#228;hnlich gelagerten Fall entschieden, in dem die Parteien wegen der Altersversorgung auf die Bestimmungen des Bochumer Verbandes der Bergwerke Westfalen, im Rheinland und im Saargebiet in Bochum verwiesen hatten (vgl. ZIP 1983, 104 ff). Dieser Rechtsprechung ist auch f&#252;r den vorliegenden Fall zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Diesem Auslegungsergebnis stehen im Fall des Kl&#228;gers keine besonderen Umst&#228;nde entgegen. Insbesondere l&#228;&#223;t sich aus den unterschiedlichen Formulierungen &#167; 10 Abs. 3 des Anstellungsvertrages i. d. F. des 11. Nachtrages, der <u>keine</u> ausdr&#252;ckliche Verweisung auf die <u>jeweils</u> geltenden Vorschriften enth&#228;lt, und in den &#167;&#167; 5, 6, 10 Abs. 4 und 12 des urspr&#252;nglichen Anstellungsvertrages, in denen auf die <u>jeweilige</u> Fassung der in Bezug genommenen Vorschriften bzw. die hierzu gegebenenfalls eintretenden &#196;nderungen verwiesen wird, nichts Entscheidendes herleiten. Auch &#167;&#167; 7 und 9 des urspr&#252;nglichen Anstellungsvertrages enthalten keine Verweisung auf die <u>jeweilige</u> Fassung der in Bezug genommenen beamtenrechtlichen Vorschriften. Die unterschiedlichen Formulierungen - einmal mit ausdr&#252;cklichem Bezug auf die jeweils geltenden Bestimmungen, einmal ohne eine derartige Bestimmung - sind als redaktionelles Versehen aufzufassen. Insbesondere hinsichtlich der in &#167; 7 geregelten Reisekostenerstattung, die seither nie ge&#228;ndert wurde, gilt, da&#223; sie nach Treu und Glauben dahin auszulegen ist, da&#223; die Erstattungss&#228;tze nicht auf dem Stand von 1967 eingefroren werden sollten; es ist im Gegenteil auch diese Bestimmung als dynamische Verweisung aufzufassen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Nichts anderes gilt f&#252;r die sonstigen Verweisungen.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Dem Auslegungsergebnis steht auch nicht die Fassung der im zweiten Nachtrag vereinbarten Verweisungsbestimmungen entgegen. Wenn es dort hei&#223;t, da&#223; "auf die Altersversorgung ... im &#252;brigen die f&#252;r Bundesbeamte geltenden beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze und Vorschriften entsprechende Anwendung" finden, so stellt dies eher eine weniger direkte Verweisung als die jetzige Fassung dar, die im &#252;brigen auch die Formulierung des urspr&#252;nglichen Anstellungsvertrages wieder aufgreift. Nach der Formulierung des zweiten Nachtrages waren auch die beamtenrechtlichen Grunds&#228;tze nur entsprechend anwendbar, w&#228;hrend sie nunmehr direkte Anwendung finden sollen. Letztlich kann diesen unterschiedlichen Formulierungen jedoch keine unterschiedliche Bedeutung beigelegt werden, da auch die Formulierung des zweiten Nachtrages nach Treu und Glauben als dynamische Verweisung auszulegen war.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der Annahme einer dynamischen Verweisung steht nicht entgegen, da&#223; nur eine "entsprechende" Anwendung der f&#252;r Bundesbeamte geltenden Vorschriften vereinbart war. Diese Formulierung stellt gegen&#252;ber einer denkbaren anderen Formulierung " die ... Vorschriften finden auf die Altersversorgung ... Anwendung" nur klar, da&#223; im Falle des Kl&#228;gers, der ja kein Beamter war, nur eine entsprechende, nicht eine unmittelbare Anwendung in Betracht kam. Vom Regelungsgehalt her h&#228;tte auch die aufgezeigte andere Formulierung die Vereinbarung einer entsprechenden, n&#228;mlich sinngem&#228;&#223;en, Anwendung bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Da&#223; durch die Benutzung des Wortes "entsprechend" dar&#252;ber hinaus die Vereinbarung einer nur statischen Verweisung ausgedr&#252;ckt werden sollte, l&#228;&#223;t sich aus dem Wortsinn nicht herleiten.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die gegenteilige Auffassung des Kl&#228;gers l&#228;&#223;t sich auch nicht darauf st&#252;tzen, da&#223; die Parteien strukturelle Ver&#228;nderungen des Beamtenversorgungsrechtes jeweils nur durch gesonderte Vereinbarungen in ihren Vertrag aufgenommen h&#228;tten. Eine derartige Handhabung ist entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers gerade nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Kl&#228;gers l&#228;&#223;t sich insbesondere nicht darauf st&#252;tzen, da&#223; man im 11. Nachtrag &#167; 10 Abs. 3 dahin ge&#228;ndert hat, da&#223; die Regelung &#252;ber die Versorgung nicht die Erbringung einer Leistung entsprechend dem Gesetz &#252;ber die Gew&#228;hrung einer j&#228;hrlichen Sonderzuwendung vom 15.07.1965 in der jeweiligen Fassung umfa&#223;te. Gerade diese Regelung im 11. Nachtrag spricht nicht f&#252;r die Auffassung des Kl&#228;gers, sondern gegen sie. Durch &#167; 2 Abs. 2 BeamtVG wurde erstmals mit Wirkung ab 01.01.1977 bestimmt, da&#223; zur Versorgung "ferner die j&#228;hrliche Sonderzuwendung" geh&#246;rt. Die Parteien hatten jedoch bereits durch den zweiten Nachtrag vereinbart, da&#223; das Gehalt und die Versorgung auf feste Betr&#228;gen, die alles beinhalteten, gegr&#252;ndet war. Im zweiten Nachtrag war &#167; 12 des urspr&#252;nglichen Anstellungsvertrages, der f&#252;r die Alters- und Hinterbliebenenversorgung die Zahlung einer j&#228;hrlichen Sonderzuwendung vorgesehen hatte, bereits wieder gestrichen worden. Angesichts dieser Gehaltsvereinbarungen spricht der ausdr&#252;ckliche Ausschlu&#223; einer Sonderzuwendung daf&#252;r, da&#223; die Parteien die Geltung der beamtenrechtlichen Versorgungsbestimmungen selbst als dynamische Verweisung aufgefa&#223;t haben. Nur bei einer dynamischen Verweisung war der Ausschlu&#223; angesichts der Neuregelung des &#167; 2 Abs. 2 BeamtVG erforderlich, um die urspr&#252;ngliche Gehaltsvereinbarung des zweiten Nachtrages in dieser Form beizubehalten. Daf&#252;r, da&#223; die Parteien demgegen&#252;ber von einer statischen Verweisung ausgegangen sind und insofern durch diese Formulierung nur eine Klarstellung bewirken wollten, spricht nichts.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Auch die Fassung, die &#167; 10 Abs. 4 des Anstellungsvertrages durch den 11. Nachtrag gefunden hat, gibt f&#252;r die Auffassung des Kl&#228;gers nichts her. Mit dieser Regelung, die den wesentlichen Inhalt des &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG wiedergibt, wurde die Vereinbarung eines Festbetrages, die seit dem zweiten Nachtrag galt, abgel&#246;st. Die Regelung stellte angesichts des vereinbarten Beginns der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit am 1. Dezember 1935 der Sache nach die Vereinbarung eines Ruhegehaltes in H&#246;he von 75 % der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge, die im 11. Nachtrag ziffernm&#228;&#223;ig benannt waren, dar. Aus dem Umstand, da&#223; bei einer Auslegung der Verweisung in &#167; 10 Abs. 3 des Anstellungsvertrages als dynamischer Verweisung eine derartige ausdr&#252;ckliche Aufnahme des Inhaltes des &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG an sich nicht erforderlich war, l&#228;&#223;t sich hier dennoch nichts herleiten, was gegen die Annahme einer dynamischen Verweisung spricht. Vor der &#196;nderung des &#167; 10 Abs. 4 stand dem Kl&#228;ger als Ruhegehalt ein Festbetrag mit einer Anpassungsregelung zu. Die ausdr&#252;ckliche Aufnahme des &#167; 14 BeamtVG l&#228;&#223;t sich angesichts dessen wiederum nur dadurch erkl&#228;ren, da&#223; die Parteien die Verweisung selbst als dynamische Verweisung angesehen haben. Der Interessenlage des Kl&#228;gers, der sonst seine fr&#252;here abgesicherte Position aufgegeben h&#228;tte, entsprach es, ihn durch eine ausdr&#252;ckliche Aufnahme des f&#252;r die Parteien wesentlichen Inhaltes des &#167; 14 BeamtVG gegen etwaige &#196;nderungen des &#167; 14 BeamtVG zu seinen Ungunsten abzusichern.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Ob die Stellung des Kl&#228;gers der eines Beamten weitgehend glich oder nicht - etwa weil beamtenrechtliche Bestimmungen nach dem Anstellungsvertrag w&#228;hrend seiner aktiven Dienstzeit nicht im vollen Umfang Anwendung fanden - kann letztlich dahingestellt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Selbst dann, wenn ein Arbeitnehmer eine Stellung einnimmt, die der eines Beamten nicht gleicht, gleichwohl aber <u>f&#252;r die Altersversorgung</u> die Geltung beamtenrechtlicher Grunds&#228;tze und die entsprechende Anwendung beamtenrechtlicher Vorschriften vertraglich vereinbart wird, bedeutet dies, da&#223; nach den oben dargelegten Grunds&#228;tzen diese Bestimmung im Vertrage als Verweisung auf die Versorgungsvorschriften in der jeweils geltenden Fassung auszulegen ist. Insofern besagt weder der Umstand, da&#223; die aktiven Bez&#252;ge des Kl&#228;gers seit Beginn des Anstellungsverh&#228;ltnisses nicht durch Bezug auf eine Besoldungsgruppe, sondern als Festgehalt vereinbart waren, noch der Umstand, da&#223; der Kl&#228;ger weder Ortszuschlag noch eine j&#228;hrliche Sonderzuwendung erhielt - zumal die Verg&#252;tung des Kl&#228;gers nach dem unwidersprochenen Vorbringen der Beklagten alle Leistungen der Beklagten pauschal einschlo&#223; -, noch der Umstand, da&#223; seit dem 2. Nachtrag auch zu den Versorgungsbez&#252;gen weder ein Ortszuschlag noch eine Sonderzuwendung geh&#246;rten, etwas gegen die Annahme einer dynamischen Verweisung.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Auffassung des Kl&#228;gers spricht auch nicht, da&#223; ab dem 2. Nachtrag als Ruhegehalt ein Festbetrag vereinbart wurde - zun&#228;chst als bezifferter Festbetrag, sp&#228;ter ab dem 11. Nachtrag als prozentualer Teilbetrag der ziffernm&#228;&#223;ig festgelegten ruhegehaltsf&#228;higen Bez&#252;ge unter Vereinbarung einer %-Staffel - und da&#223; ab dem 11. Nachtrag die Ver&#228;nderung der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge nicht mehr an die Erh&#246;hung oder Verminderung der Beamtenversorgung, sondern diejenige der Tarifgeh&#228;lter des privaten Bankgewerbes und der &#246;ffentlichen Banken gekn&#252;pft wurde.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Alle diese Vereinbarungen beziehen sich allein auf die ziffernm&#228;&#223;ige H&#246;he der Versorgungsbez&#252;ge, nicht dagegen auf die Geltung sonstiger beamtenrechtlicher Versorgungsbestimmungen.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Auch der Anwendung gerade des &#167; 55 BeamtVG auf den Kl&#228;ger steht nichts entgegen.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Anrechnung seiner BfA-Rente ist insbesondere nicht im Einzelfall nach Billigkeit zu entscheiden. Der Vertrag selbst enth&#228;lt keine derartige Bestimmung. Auch die im Mai 1980 bei Eintritt des Kl&#228;gers in den Ruhestand geltenden, durch die dynamische Verweisung in Bezug genommenen einschl&#228;gigen Bestimmungen des Beamtenversorgungsrechts sahen keine Einzelfallentscheidung &#252;ber die Anrechnung vor, bei der ggf. gem&#228;&#223; &#167; 315 BGB zu pr&#252;fen sein kann, ob die vorgenommene Anrechnung der Billigkeit entspricht. Insofern unterscheidet sich der vorliegende Fall grundlegend von dem Sachverhalt, den das Bundesarbeitsgericht in seiner Entscheidung aaO. zu beurteilen hatte. Dort war dem Arbeitgeber vorbehalten, im Einzelfall eine Bestimmung &#252;ber die Anrechnung zu treffen. Daran fehlt es hier. Die im Mai 1980 noch geltenden, seit dem 01.01.1977 in Kraft befindlichen &#167;&#167; 6 Abs. 3 und 10 Abs. 2 BeamtVG a. F. sahen vielmehr jeweils eine zwingende Anrechnung bestimmter Rententeile vor.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Auch aus der vereinbarten blo&#223; "entsprechenden" Anwendung der versorgungsrechtlichen Bestimmungen ist angesichts der oben dargelegten Bedeutung dieser Formulierung nicht abzuleiten, da&#223; eine Anwendung jeweils nur nach einer Einzelfallentscheidung erfolgen sollte; der m&#246;gliche Wortsinn l&#228;&#223;t eine dahingehende Auslegung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">&#167; 55 BeamtVG ist auch nach seinem Sinn und Zweck auf die Versorgungslage des Kl&#228;gers anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Sinn und Zweck des &#167; 55 BeamtVG - sowohl alter als auch neue Fassung - l&#228;&#223;t es, durch Verhinderung einer ungerechtfertigten &#220;berversorgung Besoldungsgerechtigkeit zu erreichen (vgl. F&#252;rst/Loschelder, ZBR 1983, S. 3). Da die Versorgung des Kl&#228;gers nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen erfolgt (&#167; 10 Abs. 3 des Anstellungsvertrages), ist dieser Gesichtspunkt der Besoldungsgerechtigkeit auch bei der Bemessung seiner Versorgung zu beachten.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Dieser gesetzgeberische Zweck erfordert f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG allerdings nicht, da&#223; im Einzelfall auch tats&#228;chlich eine &#220;berversorgung festgestellt wird, um eine Anrechnung der Rente auf die beamtenrechtlichen Versorgungsbez&#252;ge vornehmen zu k&#246;nnen. Vielmehr hat der Gesetzgeber die Tatsache, da&#223; es in vielen F&#228;llen des Zusammentreffens von Rente und Pension zu einer &#220;berversorgung kommt, bereits gen&#252;gen lassen, um generell eine Anrechnung vorzusehen ohne da&#223; im Einzelfall gepr&#252;ft wird, ob eine derartige &#220;berversorgung tats&#228;chlich gegeben w&#228;re. Angesichts dieser generalisierenden Regelung mu&#223; der Kl&#228;ger die Anrechnung auch dann gegen sich gelten lassen, wenn in seinem Falle eine &#220;berversorgung tats&#228;chlich nicht in Betracht kommt.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist es im Falle des Kl&#228;gers aber auch durchaus so, da&#223; die K&#252;rzung seiner Versorgungsbez&#252;ge dem Anliegen des Gesetzgebers nach mehr Besoldungsgerechtigkeit Rechnung tr&#228;gt. Die Versorgung des Kl&#228;gers stimmt in den f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG ma&#223;geblichen Kriterien mit der eines Beamten &#252;berein. Auch sie ist durch den in seinem Vertrag f&#252;r die Berechnung der Versorgung vereinbarten Ausgangspunkt der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge auf den gleichen Ankn&#252;pfungspunkt bezogen, auf den &#167; 14 BeamtVG und auch &#167; 55 BeamtVG abstellen. Demgegen&#252;ber stellt der Umstand, da&#223; die H&#246;he der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge des Kl&#228;gers anders als beim Beamten vertraglich festgelegt wurde, keinen entscheidenden Unterschied dar. Auch die Differenz zwischen den ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;gen und den letzten aktiven Bez&#252;gen des Kl&#228;gers stellt keinen gravierenden Unterschied dar. Unterschiede zwischen aktiven Dienstbez&#252;gen und ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;gen sind auch im Beamtenrecht nichts ungew&#246;hnliches. So ist z. B. der Ortszuschlag nur bis zur Stufe 2 ruhegehaltsf&#228;hig (&#167; 5 Abs. 1 Nr. 2 BeamtVG), Erschwerniszulagen gem&#228;&#223; &#167; 47 BeamtVG sind nicht ruhegehaltsf&#228;hig, Stellenzulagen sind gem&#228;&#223; &#167; 42 Abs. 3 BBesG nur ausnahmsweise ruhegehaltsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers sind demnach nach den beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen, die in den genannten Bestimmungen und in &#167;&#167; 5, 14 BeamtVG ihre konkrete gesetzliche Ausgestaltung erfahren haben, nicht die aktiven Dienstbez&#252;ge Ma&#223;stab f&#252;r eine angemessene Versorgung, sondern nur die ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;ge, unabh&#228;ngig davon, ob und in welchem Ma&#223;e diese von den letzten aktiven Dienstbez&#252;gen abweichen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Auf den tats&#228;chlichen Abstand zwischen aktiven Dienstbez&#252;gen und ruhegehaltsf&#228;higen Dienstbez&#252;gen - der hier auf der vertraglichen Vereinbarung der Parteien beruht - kommt es demnach f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ebensowenig an wie auf das Verh&#228;ltnis zwischen seinen Ruhebez&#252;gen und seinen aktiven Dienstbez&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung des &#167; 55 BeamtVG steht auch nicht entgegen, da&#223; die Beklagte mit dem Kl&#228;ger als Beginn der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit den 1. Dezember 1935 vereinbart hat (&#167; 10 Abs. 4 Anstellungsvertrag vom 23.01./23.03.1967 sowie stets gleichlautende Nachtr&#228;ge), obwohl er erst seit dem 1. September 1965 bei ihr t&#228;tig war.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Hierdurch wurde dem Kl&#228;ger zwar eine weit h&#246;here Versorgung zugestanden, als sie ihm durch die Anwendung des &#167; 10 Abs. 4 Anstellungsvertrag i. d. F. des 11. Nachtrages an sich zugestanden h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Im Falle einer gesetzlich zwingenden Rentenanrechnung spricht auch die Einr&#228;umung einer &#220;berversorgung nicht gegen die Rentenanrechnung. Das vertragliche Zugest&#228;ndnis der &#220;berversorgung bezieht sich hier nur auf den vorverlegten Beginn der ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit. Es enth&#228;lt dagegen keine Aussage &#252;ber etwaige Rentenanrechnungen aufgrund zwingender gesetzlicher Bestimmungen. Da&#223; die Beklagte hierauf verzichten wollte, kann dem Vertragswerk der Parteien nicht entnommen werden. Angesichts dessen sich die Erw&#228;gungen, aus denen heraus das BAG (aao.) bei einer im Einzelfall zu treffenden Entscheidung &#252;ber die Anrechnung einer bestimmten Art von Versorgungsbez&#252;gen die Unbilligkeit der Anrechnung angenommen hat, auf den vorliegenden Fall nicht &#252;bertragbar.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG n. F. ist auch nicht dadurch ausgeschlossen, da&#223; dessen &#196;nderung erst nach Eintritt des Kl&#228;gers in den Ruhestand erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Auffassung des BAG, es k&#246;nne nicht davon ausgegangen werden, da&#223; eine neue Anrechnungsklausel der Leistungsordnung (dort des Bochumer Verbandes) auf bereits in den Ruhestand versetzte Arbeitnehmer anzuwenden sei, da dadurch nachtr&#228;glich in vertragsrechtliche Positionen eingegriffen w&#252;rde, die die Leistungsordnung zuvor jahrzehntelang gesch&#252;tzt habe, ist nicht zu folgen. Ihr steht entgegen, da&#223; es sich bei der Vereinbarung der Parteien um eine dynamische Verweisung handelt, wie sie das BAG im dort entschiedenen Fall zuvor ebenfalls angenommen hatte. In einem solchen Falle beinhaltet die vertraglich einger&#228;umte Position von vorneherein, da&#223; sich diese durch &#196;nderungen der in Bezug genommenen Normen selbst &#228;ndern kann, sei es mit f&#252;r den Arbeitnehmer g&#252;nstigen, sei es mit f&#252;r ihn ung&#252;nstigen Folgen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Mit diesem Risiko ist er bei der Vereinbarung einer dynamischen Verweisung stets belastet. Besondere Gr&#252;nde, diese Dynamik nach Eintritt des Ruhestandes etwa nur noch zu Gunsten des Arbeitnehmers gelten zu lassen, bestehen nicht, es sei denn, dies w&#228;re vertraglich vereinbart. Im vorliegenden Fall besteht eine derartige Vereinbarung nicht. Eine nur noch einseitige Wirkung der Dynamik der Verweisung, wie dies die Konsequenz der Auffassung des BAG w&#228;re, w&#252;rde dem von den Vertragsparteien selbst gewollten Ergebnis widersprechen.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die vertraglich vereinbarte dynamische Verweisung und damit die Anwendbarkeit des &#167; 55 BeamtVG n. F. ist auch durch das Schreiben der Beklagten vom 19.05.1980 und den mit dem Kl&#228;ger durchgesprochenen Vermerk vom 30. April 1980 nicht au&#223;er Kraft gesetzt worden.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die im Schreiben vom 19.05.1980 enthaltenen S&#228;tze "Der anzurechnende Rentenanteil macht 49,11 % der Gesamtrente aus. Diesen Prozentsatz werden wir bei k&#252;nftigen Neuberechnungen zugrunde legen." stellen nach dem objektiven Erkl&#228;rungswert des Schreibens und des Vermerks nur eine Festlegung des sich bei Anwendung der <u>damals</u> geltenden Anrechnungsvorschriften ergebenden Prozentsatzes der anzurechnenden Rente dar. Sie bedeuteten jedoch keine dauerhafte Festschreibung dieses Prozentsatzes auch f&#252;r den Fall einer k&#252;nftigen &#196;nderung der beamtenrechtlichen Versorgungsvorschriften. Unter Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde, die die Beteiligten kannten, konnte der Kl&#228;ger als Erkl&#228;rungsempf&#228;nger das Schreiben nicht als eine derartige dauerhafte Festschreibung auffassen. Das gesamte Schreiben stand unter dem f&#252;r den Kl&#228;ger erkennbaren Vorbehalt, da&#223; sich die gesetzlichen Grundlagen der beamtenrechtlichen Versorgungsbestimmungen nicht &#228;nderten. Dies folgt daraus, da&#223; in den einleitenden S&#228;tzen des Briefes die Versorgungsvereinbarung nochmals sinngem&#228;&#223; zitiert wurde, die von den Parteien selbst, wie sich aus ihrer Reaktion auf die Neufassung des &#167; 2 Abs. 2 BeamtVG und der ausdr&#252;cklichen Aufnahme des wesentlichen Inhaltes des &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG in den Vertragstext zeigt, als dynamische Verweisung aufgefa&#223;t worden war. Gegen ein Verst&#228;ndnis des Schreibens als Festschreibung des Prozentsatzes spricht zudem, da&#223; dies von der Sache her der Regelung entsprochen h&#228;tte, die durch die w&#246;rtliche Aufnahme des wesentlichen Inhaltes des &#167; 14 Abs. 1 Satz 1 BeamtVG durch den 11. Nachtrag erfolgt war. Damals war dies durch einen f&#246;rmlichen Nachtrag zum Vertrag geschehen. Angesichts dessen konnte der Kl&#228;ger nicht davon ausgehen, da&#223; eine &#228;hnlich bedeutsame Vereinbarung durch ein einfaches Schreiben erfolgen sollte, zumal eine in ihrer Auswirkung f&#252;r die gesamte Zukunft weit weniger wichtige Frage, n&#228;mlich die Erh&#246;hung der aktiven Bez&#252;ge f&#252;r M&#228;rz bis Mai 1980, noch am vorletzten Tage seiner Dienstzeit wiederum durch einen Nachtrag geregelt worden war. Dies zeigt, da&#223; der Kl&#228;ger durchaus wu&#223;te, da&#223; verbindliche Vereinbarungen stets nur auf diesem Wege erfolgten und da&#223; er anderen Erkl&#228;rungen keinen derart verbindlichen Erkl&#228;rungswert beilegen konnte.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; der Inhalt des Vermerks vom 30.04.1980 zwischen den Parteien er&#246;rtert wurde, hat demgegen&#252;ber auf den Erkl&#228;rungswert des Schreibens vom 19.05.1980 keinen Einflu&#223;, zumal viel daf&#252;r spricht, da&#223; sich die Er&#246;rterung auf die Rechtsgrundlagen der damals vorgenommenen Anrechnung bezog, die der Vermerk nicht nennt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen kann es dahinstehen, ob sich die Beklagte bei einem anderen objektiven Erkl&#228;rungswert des Schreibens ohne Versto&#223; gegen Treu und Glauben darauf h&#228;tte berufen k&#246;nnen, da&#223; verbindliche Regelungen gegen&#252;ber den Vorstandsmitgliedern nur vom Vorsitzenden des Verwaltungsrates getroffen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Der Anwendung des &#167; 55 BeamtVG stehen schlie&#223;lich auch verfassungsrechtliche Bedenken nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">&#167; 55 BeamtVG verst&#246;&#223;t weder gegen Art. 33 Abs. 5 GG noch gegen Art. 14 Abs. 1 GG oder gegen Art. 3 Abs. 1 GG.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Das BVerfG hat Verfassungsbeschwerden, sie sich gegen &#167; 55 BeamtVG bzw. gleichlautende andere Versorgungsbestimmungen richteten, wegen mangelnder Erfolgsaussicht nicht zur Entscheidung angenommen (vgl. BVerfG NVwZ 1982, 429; BVerfG NVwZ 1982, 553). Die hiergegen vorgebrachten Bedenken greifen nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Der vom Gesetzgeber mit &#167; 55 BeamtVG beschrittene Weg verst&#246;&#223;t nicht gegen Art 33 Abs. 5 GG. Durch die Regelung wird der durch Art. 33 Abs. 5 GG gesch&#252;tzte Kernbereich der Alimentation (BVerfG 16, 94 ff), zu dem nicht die Erhaltung einer summenm&#228;&#223;ig erreichten Besoldung oder Versorgung geh&#246;rt (BVerfG NJW 1980, 696), nicht ber&#252;hrt. Der Gesetzgeber kann, auch im Wege einer Anrechnung von Renten (BVerfGE 17, 337, 350 f), die Bez&#252;ge der Beamten aus sachgerechten Gr&#252;nden unter Beachtung des Grundsatzes der Alimentationspflicht herabsetzen (BVerfGE 18, 159, 166 f). Das Ziel des Gesetzgebers, durch die Anrechnung von Renten diejenige &#220;berversorgung abzubauen, die sich aus kumulativ zusammentreffenden H&#246;herbewertung vergleichsweise kurzer Arbeitszeiten sowohl bei der Beamtenversorgung als auch in der gesetzlichen Rentenversicherung ergibt und demnach ungerechtfertigt ist (so auch F&#252;rst/Loschelder ZBR 1983, S. 3), ist ein sachgerechter Grund f&#252;r eine derartige Herabsetzung. Der Umstand, da&#223; der Gesetzgeber in &#167; 55 BeamtVG an die Besoldungsgruppe des zuletzt bekleideten Amtes ankn&#252;pft und nicht etwa an eine hypothetische Nachzeichnung eines beruflichen Aufstiegs w&#228;hrend eines gesamten Beamtenlebens, verst&#246;&#223;t entgegen der Auffassung von F&#252;rst/Loschelder (ZBR 1983, S. 8 - 11) nicht gegen die Alimentationspflicht. Der Anspruch des Beamten auf amtsangemessene Alimentierung ist nach der Bedeutung des Amtes abgestuft (Schmidt-Bleibtreu-Klein, GG, Art. 33 Rdn. 26, 28; BVerfGE 4, 135; 21, 215; 26, 158), wobei unter Amt in diesem Sinne nichts anderes als das tats&#228;chlich erreichte Amt verstanden werden kann.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Gemessen hieran ber&#252;cksichtigt &#167; 55 BeamtVG auch die gesamte Lebensarbeitszeit eines Versorgungsempf&#228;ngers bereits ausreichend dadurch, da&#223; er in &#167; 55 Abs. 2 Nr. 1 f&#252;r die Berechnung der H&#246;chstgrenze der Versorgung auf die Endstufe der erreichten Besoldungsgruppe abstellt und zudem unabh&#228;ngig von der tats&#228;chlichen ruhegehaltsf&#228;higen Dienstzeit die Zeit seit dem vollendeten 17. Lebensjahr als ruhegehaltsf&#228;hige Dienstzeit annimmt. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; demgegen&#252;ber eine hypothetische Nachzeichnung eines weiteren beruflichen Aufstiegs im Beamtenverh&#228;ltnis den in Betracht kommenden Fallgestaltungen um so vieles gerechter w&#252;rde als der mit &#167; 55 BeamtVG beschrittene Weg. Wollte man einen hypothetischen Aufstieg ber&#252;cksichtigen, so erg&#228;be sich, da&#223; die Zeiten, die au&#223;erhalb des Beamtenstatus verbracht. wurden, auch bei einer Rentenanrechnung erneut doppelt zugunsten derartiger Versorgungsempf&#228;nger zu Buche schl&#252;gen - einerseits &#252;ber den Erwerb von Rentenanwartschaften, andererseits &#252;ber die hypothetische Nachzeichnung eines Berufsweges im Beamtenstatus. Diese Auswirkung m&#252;&#223;te dann ihrerseits wieder ausgeglichen werden.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen zeigen, da&#223; sich der Gesetzgeber mit der Regelung des &#167; 55 BeamtVG in sachgerechter Weise innerhalb des ihm unter Ber&#252;cksichtigung des Alimentationsgrundsatzes bei der Versorgungsgesetzgebung einger&#228;umten Spielraumes gehalten hat.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen Art. 14 Abs. 1 GG scheidet aus. Die Versorgungsanwartschaften der Beamten, die durch &#167; 55 BeamtVG allein betroffen werden, werden nicht, wie etwa Versicherungsrenten durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzt, sondern durch Art. 33 Abs. 5 GG, der den Kernbestand der Alimentationsanspr&#252;che in gleicher Weise sichert, wie er durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzt sein w&#252;rde (BVerfGE 16, 94, 115). Ein Versto&#223; gegen Art. 33 Abs. 5 GG liegt aber, wie dargelegt, nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzten Rentenanwartschaften (BVerfG NJW 1980, 692 ff) sind von der Regelung des &#167; 55 BeamtVG nicht betroffen.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Gesamtversorgung wird als solche nicht als eigenst&#228;ndiges Rechtsgut durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzt, sondern nur durch den Schutz ihrer einzelnen Elemente durch die jeweils einschl&#228;gigen Artikel des Grundgesetzes.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">&#167; 55 BeamtVG verst&#246;&#223;t auch nicht gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Aus Art. 3 Abs. 1 GG ergibt sich zwar auch ein Willk&#252;rverbot f&#252;r beamtenrechtliche Vorschriften. Wie bereits oben dargelegt, stellte &#167; 55 BeamtVG jedoch keine willk&#252;rliche, sondern eine sachgerechte Regelung dar.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Die Ausweitung des Adressatenkreises des &#167; 55 BeamtVG durch Art. 2 &#167; 1 Nr. 7 des 2. Haushaltsstrukturgesetzes verst&#246;&#223;t angesichts der &#220;bergangsregelung des Art. 2 &#167; 2 dieses Gesetzes nicht gegen den Grundsatz des Vertrauensschutzes.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die von der Rechtsprechung des BVerfG f&#252;r Eingriffe in durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzte verm&#246;genswerte Rechtsg&#252;ter entwickelten Kriterien k&#246;nnen auf Regelungen des Beamtenrechtes, die f&#252;r die Betroffenen ebenfalls verm&#246;gensrechtliche Auswirkungen haben, gleichfalls angewandt werden; dies ist sachgerecht, da Art. 33 Abs. 5 GG den Kernbereich der Versorgung in der gleichen Weise sichert, wie er durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzt sein w&#252;rde (BVerfGE 16, 94, 115).</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Nach den Grunds&#228;tzen, die das BVerfG f&#252;r die durch Art. 14 Abs. 1 GG gesch&#252;tzten sozialversicherungsrechtlichen Versorgungsanwartschaften entwickelt hat (BVerfG NJW 1982, 155 ff, 158), war die Erweiterung des Adressatenkreises zul&#228;ssig. Sie war durch Gr&#252;nde des &#246;ffentlichen Interesses gerechtfertigt. Sowohl die Entlastung der &#246;ffentlichen Haushalte als auch die durch Art. 3 Abs. 3 GG gebotene Gleichbehandlung aller Beamten stellen derartige Gr&#252;nde dar. Durch die &#220;bergangsregelung, die die Gew&#228;hrung eines Ausgleichsbetrages f&#252;r diejenigen Versorgungsempf&#228;nger vorsieht, die bisher von &#167; 55 BeamtVG nicht erfa&#223;t wurden, wurde auch der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit gen&#252;gende M&#246;glichkeit, das Vertrauen auf den Fortbestand einer Regelung zu sch&#252;tzen, besteht darin, &#220;bergangsregelungen zu schaffen (Sondervotum Benda/Katzenstein NJW 1982, S. 160, die mit der Forderung nach einer &#220;bergangsregelung sch&#228;rfere Anforderungen stellen als die Mehrheit des BVerfG).</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen liegt auch kein Versto&#223; gegen das Willk&#252;rverbot des Art. 3 Abs. 1 GG vor.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Auch &#167; 52 BeamtVG steht einer Anrechnung der BfA-Rente des Kl&#228;gers nach Ma&#223;gabe des &#167; 55 BeamtVG nicht entgegen. Abs. 1 dieser Bestimmung ist nicht einschl&#228;gig, da die Erweiterung des Adressatenkreises des &#167; 55 BeamtVG nicht mit r&#252;ckwirkender Kraft erfolgte. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Zur&#252;ckforderung der &#252;berzahlten Betr&#228;ge etwa i. S. des &#167; 52 Abs. 2 Satz 3 BeamtVG gerade im Fall des Kl&#228;gers unbillig gewesen w&#228;re, hat der Kl&#228;ger selbst nicht vorgebracht.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks"><u>Wert der Beschwer:</u> 7.546,17 DM</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Berufungsverfahrens waren dem Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 97 Abs. 1 ZPO aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision beruht auf &#167; 546 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 ZPO. Die Frage, ob entgegen der Rechtsauffassung des BAG bei einer vertraglichen Verweisung auf eine andere Versorgungsordnung &#196;nderungen dieser Versorgungsordnung auch nach Eintritt des Versorgungempf&#228;ngers in den Ruhestand auf dessen Versorgung anwendbar sind, hat grunds&#228;tzliche Bedeutung, da derartige Verweisungen eine gel&#228;ufige Vertragspraxis darstellen.</p>
315,740
olgham-1983-07-06-20-u-8482
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 84/82
1983-07-06T00:00:00
2019-03-13T15:12:49
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0706.20U84.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 20. Januar 1982 verk&#252;ndete Urteil der 2. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster/Westf. abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Auf die Widerklage werden die Kl&#228;ger verurteilt, an die Beklagte 1.350,- DM nebst 8 % Zinsen seit dem 27.08.1982 zu zahlen.</p> <p>Die Berufung der Kl&#228;ger wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden den Kl&#228;gern auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind die minderj&#228;hrigen Kinder und Erben des Versicherungsnehmers der Beklagten, ... der im vorliegenden Rechtsstreit die Beklagte auf Zahlung von 7.300,- DM Krankentagegeld in Anspruch genommen hat. Der Versicherungsnehmer (k&#252;nftig: Kl&#228;ger) ist im Laufe dieses Rechtsstreits verstorben; seine Kinder haben den Rechtsstreit an seiner Stelle aufgenommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hatte unter dem 15.11.1980, bei der Beklagten eingegangen am 26.11.1980, einen Antrag auf Krankenversicherung gestellt, in dem als Versicherungsbeginn der 01.12.1980 angegeben und der Erla&#223; der in den allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) vorgesehenen dreimonatigen Wartezeit beantragt worden war. Da f&#252;r den Wartezeiterla&#223; eine &#228;rztliche Untersuchung erforderlich war, hatte die Beklagte dem Kl&#228;ger unter dem 28.11.1980 einen Arztfragebogen zugeschickt, der - ausgef&#252;llt - erst am 22.01.1981 wieder bei der Beklagten einging. Der Arztbericht gab der Beklagten Anla&#223;, dem Kl&#228;ger unter dem 27.01.1981 ein Angebot f&#252;r eine erg&#228;nzende Vereinbarung zu unterbreiten, nach der bei einem Pr&#228;mienzuschlag von 90,- DM (50 % der regul&#228;ren Pr&#228;mie) Versicherungsschutz auch f&#252;r "vegetative Dystonie" gew&#228;hrt werden solle. Aus Gr&#252;nden, die streitig sind, unterzeichnete der Kl&#228;ger diese erg&#228;nzende Vereinbarung erst am 22.04.1981. Der Beklagten ging die Erkl&#228;rung am 28.04.1981 zu. Unter dem 29.04.1981 stellte die Beklagte den Versicherungsschein aus, der dem Kl&#228;ger fr&#252;hestens an diesem Tage, vermutlich aber - wegen eines auf dem Begleitschreiben befindlichen Eingangsstempels - erst am 05.05.1981 zuging. Als Versicherungsbeginn war der 01.12.1980 ausgewiesen. Mit Wirkung von diesem Tag berechnete die Beklagte auch die Pr&#228;mien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In der Zwischenzeit, n&#228;mlich am 27.02.1981, hatte der Kl&#228;ger sich eine Verletzung an der Hand zugezogen und davon sowie von der durch diese Verletzung verursachten Arbeitsunf&#228;higkeit der Beklagten telefonisch Mitteilung gemacht. Der Mitarbeiter der Beklagten hatte darauf hingewiesen, da&#223; f&#252;r diesen Fall kein Versicherungsschutz bestehe. In einer Anlage zum Versicherungsschein, die besondere Vereinbarungen sowie den Hinweis enthielt, da&#223; der Vertrag an den rot kenntlich gemachten Stellen vom Versicherungsantrag abweiche und solche Abweichungen als genehmigt g&#228;lten, wenn nicht innerhalb eines Monats widersprochen werde, hei&#223;t es im Hinblick auf diese Verletzung: "F&#252;r den Unfall (Handbruch) werden keine Leistungen gew&#228;hrt". Im Senatstermin ist nach Er&#246;rterung unstreitig geworden, da&#223; dieser Zusatz rot angestrichen war. Der Kl&#228;ger widersprach diesem Zusatz nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Noch w&#228;hrend der Arbeitsunf&#228;higkeit infolge der Handverletzung hatte sich der Kl&#228;ger am 24.04.1981 eine Schnittverletzung am Fu&#223; zugezogen. Hiervon unterrichtete er die Beklagte unter dem 16.05.1981 (Eingang 21.05.1981) unter Beif&#252;gung zweier &#228;rztlicher Bescheinigungen vom 28.04. und 15.05.1981. Die zuletzt genannte Bescheinigung wies aus, da&#223; ab 18.05.1981 wieder Arbeitsf&#228;higkeit bestehe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Auffassung vertreten, es habe ab 01.12.1980 und damit f&#252;r beide Unf&#228;lle Versicherungsschutz bestanden. Er hat f&#252;r insgesamt 73 Tage Arbeitsunf&#228;higkeit (17.02. bis 17.05.1981 abz&#252;glich 7 Tage vertraglich vereinbarter Karenzzeit) Zahlung des vereinbarten tariflichen Krankentagegeldes von 100,- DM pro Tag verlangt und hilfsweise seinen Anspruch auf R&#252;ckzahlung anteiliger Versicherungspr&#228;mie gest&#252;tzt, falls kein Versicherungsschutz ab 01.12.1980 bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Er hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 7.300,- DM nebst 15,5 % Zinsen seit dem 16. Juni 1981 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Auffassung vertreten, Versicherungsschutz habe jedenfalls nicht vor dem 29.04.1981 (Ausfertigung des Versicherungsscheins) bestanden, so da&#223; sie f&#252;r die Handverletzung vom 27.02.1981 keine Versicherungsleistungen schulde. Hinsichtlich der Fu&#223;verletzung vom 24.04.1981 hat sie geltend gemacht, der Kl&#228;ger habe diese Verletzung versp&#228;tet gemeldet. Als sie n&#228;mlich davon erfahren habe, habe bereits wieder Arbeitsf&#228;higkeit bestanden. Im &#252;brigen hat die Beklagte bestritten, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;berhaupt arbeitsunf&#228;hig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage in H&#246;he von 1.722,- DM stattgegeben. Es hat ausgef&#252;hrt, Versicherungsschutz habe erst ab 29.04.1981 bestanden, so da&#223; der Unfall vom 27.02.1981 nicht versichert gewesen sei. Eine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung auf den 01.12.1980 liege nicht vor. Bez&#252;glich des zweiten Unfalls vom 24.04.1981 hat es Versicherungsschutz ab 29.04.1981 angenommen und unter Ber&#252;cksichtigung der 7-t&#228;gigen Karenzzeit 1.200,- DM Krankentagegeld (12 Tage vom 06.05. bis 17.05.1981) zuerkannt. Dar&#252;ber hinaus hat es die Beklagte als verpflichtet angesehen, 522,- DM Versicherungspr&#228;mie zur&#252;ckzuerstatten, weil der sogenannte technische Versicherungsbeginn (01.12.1980) und der sogenannte materielle Versicherungsbeginn (29.04.1981) fast f&#252;nf Monate auseinander gelegen h&#228;tte, so da&#223; Leistung und Gegenleistung aus dem Versicherungsvertrag nicht mehr in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zueinander gestanden h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Angemessen sei das Auseinanderfallen von technischem und materiellem Versicherungsbeginn allenfalls f&#252;r einen Zeitraum von drei Monaten (entsprechend der allgemeinen Wartezeit gem&#228;&#223; &#167;3 Ziffer 2 AVB - MB/KT 78 -). F&#252;r den dar&#252;ber hinausgehenden Zeitraum m&#252;sse die Pr&#228;mie zur&#252;ckerstattet werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf das angefochtene Urteil Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil haben beide Parteien Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten verfolgt mit n&#228;herer Begr&#252;ndung das Ziel der Klageabweisung weiter. In tats&#228;chlicher Hinsicht bestreitet sie, da&#223; infolge des zweiten Unfalls der Versicherungsfall (Arbeitsunf&#228;higkeit) eingetreten sei. In rechtlicher Hinsicht vertritt sie die Auffassungs, sie sei wegen vors&#228;tzlicher, jedenfalls aber grob fahrl&#228;ssiger Obliegenheitsverletzung des Kl&#228;gers leistungsfrei geworden, weil der Kl&#228;ger diesen Unfall versp&#228;tet gemeldet habe, als ihr keine Feststellungen zum Versicherungsfall mehr m&#246;glich gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Ferner tritt sie der Ansicht entgegen, sie sei zur anteiligen R&#252;ckzahlung der Versicherungspr&#228;mie verpflichtet. In diesem Zusammenhang verweist sie darauf, da&#223; - unstreitig - durch den technischen Versicherungsbeginn am 01.12.1980 der Kl&#228;ger in eine f&#252;r ihn g&#252;nstigere Altersklasse eingestuft worden sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der gegnerischen Berufung, die das Klageziel in vollem Umfang weiterverfolgt, verteidigt die Beklagte das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 25.08.1982, zugestellt am 27.08.1982, hat die Beklagte Widerklage erhoben mit der Begr&#252;ndung, der Kl&#228;ger schulde noch 1.350,- DM Pr&#228;mien f&#252;r die Zeit vom 01.08. bis 01.12.1981 (5 &#215; 270,- DM = 1.350,- DM). Sie behauptet, die Lastschriften seien von der Sparkasse zur&#252;ckgegeben worden; auf Mahnungen habe der Kl&#228;ger nicht reagiert.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;ger zu verurteilen, an sie 1.350,- DM nebst 8 % Zinsen seit Zustellung der Widerklage zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Erben des im August 1982 verstorbenen Kl&#228;gers beantragen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils in vollem Umfang nach dem in der Schlu&#223;verhandlung erster Instanz gestellten Antrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholen mit n&#228;herer rechtlicher Begr&#252;ndung die vom Kl&#228;ger vertretene Rechtsansicht, da&#223; eine echte R&#252;ckw&#228;rtsversicherung ab 01.12.1980 anzunehmen sei, so da&#223; f&#252;r beide Unf&#228;lle voller Versicherungsschutz bestehe. Soweit das Landgericht der Klage stattgegeben hat, verteidigen sie gegen&#252;ber der gegnerischen Berufung das angefochtene Urteil.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gegen&#252;ber der mit der Widerklage geltend gemachte Pr&#228;mienforderung hat die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger im Senatstermin behauptet, die Pr&#228;mien seien bezahlt worden; Belege dar&#252;ber m&#252;&#223;ten bei ihren erstinstanzlichen Proze&#223;bevollm&#228;chtigten liegen. Die Beklagte hat daraufhin im Senatstermin f&#252;nf r&#252;ckl&#228;ufige Lastschriften &#252;ber zusammen 1.350,- DM vorgelegt. Die Kl&#228;ger haben sich hierzu nicht eingelassen, sondern um Vertagung, hilfsweise um Bewilligung einer Schriftsatzfrist gebeten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der beiderseitigen Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen und auf die in den nachstehenden Entscheidungsgr&#252;nden erg&#228;nzend mitgeteilten Tatsachen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist begr&#252;ndet, die der Kl&#228;ger unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die durch die Handverletzung am 27.02.1981 ausgel&#246;ste Arbeitsunf&#228;higkeit besteht kein Versicherungsschutz.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;2 der dem Vertrag zugrunde liegenden allgemeinen Versicherungsbedingungen (MB/KT 78) beginnt der Versicherungsschutz nicht vor Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages, insbesondere nicht vor Zugang des Versicherungsscheins. Diese Regelung, auf die schon im Antragsformular hingewiesen worden ist, bezeichnet den Beginn des <u>materiellen</u> Versicherungsschutzes. Nur f&#252;r Versicherungsf&#228;lle, die nach diesem Zeitpunkt eintreten, ist der Versicherer zur Leistung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Hiervon zu unterscheiden ist der sogenannte <u>technische</u> Versicherungsbeginn, d.h. der Zeitpunkt, ab dem der Versicherer die Pr&#228;mien berechnen darf (Pr&#246;lss/Martin, VVG, 22. Aufl. 1980, &#167;2 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der technische Versicherungsbeginn war hier der 01.12.1980, w&#228;hrend der materielle Versicherungsbeginn nicht vor dem 29.04.1981 (Datum des Versicherungsscheins und des Begleitschreibens) einsetzte. Nach dem auf dem vom Kl&#228;ger vorgelegten Exemplar des Begleitschreibens befindlichen Eingangsstempel begann der Versicherungsschutz sogar erst am 05.05.1981. Dieses Datum d&#252;rfte n&#228;mlich den Eingang des Versicherungsscheins beim Kl&#228;ger ausweisen. Denn es mu&#223; die Ausfertigung des Versicherungsscheins und des Begleitschreibens sowie die Dauer der Postbef&#246;rderung ber&#252;cksichtigt werden. Zwischen dem 29.04.1981 (Mittwoch) und dem 05.05.1981 (Dienstag) lagen der Maifeiertag und ein Wochenende.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Unfall vom 27.02.1981 und die durch ihn ausgel&#246;ste Arbeitsunf&#228;higkeit fallen somit in die Zeit nach dem technischen, aber vor dem materiellen Versicherungsbeginn. F&#252;r ihn best&#252;nde eine Leistungspflicht der Beklagten nur dann, wenn die Vertragsparteien Einigkeit dar&#252;ber erzielt h&#228;tten, da&#223; mit dem 01.12.1980 auch der materielle Versicherungsschutz einsetzen solle. Die Parteien m&#252;&#223;ten also eine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung gewollt haben. Das ist entgegen der von den Kl&#228;gern vertretenen Rechtsansicht jedoch nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Allerdings hat der Bundesgerichtshof in seiner in NJW 82, 2776 ff ver&#246;ffentlichen Entscheidung die Auffassung vertreten, ein Versicherungsnehmer, der einen bestimmten Versicherungsbeginn in seinen Versicherungsantrag aufnehme, meine damit in der Regel den Beginn des materiellen Versicherungsschutzes, so da&#223; eine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung vorliege, sofern der Versicherer sp&#228;ter diesen Antrag unver&#228;ndert (&#167;5 VVG) annehme. Der BGH hat es jedoch ausdr&#252;cklich offengelassen, ob dies auch f&#252;r die Krankenversicherung gelte. Die Besonderheiten der Krankenversicherung k&#246;nnen n&#228;mlich deshalb eine andere Bewertung rechtfertigen, weil schon der lediglich technische Versicherungsbeginn dem Versicherungsnehmer Vorteile bringen kann. So kann sich die Wartezeit (&#167;3 MB/KT 78) verk&#252;rzen, ferner kann der Versicherungsnehmer in eine f&#252;r ihn g&#252;nstigere Altersklasse eingestuft werden, so da&#223; er - f&#252;r die gesonderte Dauer des Versicherungsverh&#228;ltnisses - eine g&#252;nstigere, n&#228;mlich niedrigere Pr&#228;mie zu zahlen hat (vgl. hierzu auch Senatsurteil vom 22.09.1982 - 20 U 73/82 -).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der letztgenannte Fall (g&#252;nstigere Altersklasse) war im vorliegenden Fall gegeben. Unstreitig ist der im Februar 1956 geborene Klage aufgrund des mit dem 01.12.1980 angenommenen technischen Versicherungsbeginns in die Altersklasse 20-24 Jahre eingestuft worden, w&#228;hend er nach den Tarifbedingungen bei einem erst im Jahre 1981 liegenden Versicherungsbeginn in die Altersklasse 25-29 Jahre gekommen w&#228;re, in der eine h&#246;here Pr&#228;mie zu zahlen gewesen w&#228;re. Ob allein dies schon die Annahme einer echten R&#252;ckw&#228;rtsversicherung auszuschlie&#223;en vermag, bedarf jedoch ebensowenig einer abschlie&#223;enden Entscheidung wie die vom Bundesgerichtshof und vom erkennenden Senat in den vorstehend zitierten Entscheidungen offengelassene grunds&#228;tzliche Frage, wann in der Krankenversicherung eine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung anzunehmen ist. Denn die Beklagte hat sowohl im Vertragsantrag als auch im Versicherungsschein darauf hingewiesen, da&#223; der Versicherungsvertrag erst mit der Vertragsannahme bzw. dem Zugang des Versicherungsschein zustande komme. Damit hat sie deutlich gemacht, da&#223; sie f&#252;r Krankheiten vor diesem Zeitpunkt keine Leistungen erbringen, also keine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung wollte. Hinzu kommt, da&#223; sie in den besonderen Vereinbarungen zum Versicherungsvertrag auch noch einmal ausdr&#252;cklich die Handverletzung vom Versicherungsschutz ausgenommen hat. Auch das unterstreicht, da&#223; sie keinen Versicherungsschutz f&#252;r zur&#252;ckliegende Krankheiten gew&#228;hren, also keine R&#252;ckw&#228;rtsversicherung wollte. Sofern sie damit von dem im Versicherungsantrag angegebenen Versicherungsbeginn (01.12.1980) abwich, hat die Beklagte darauf in einer &#167;5 Abs. 1, Abs. 2 VVG gen&#252;genden Weise hingewiesen und &#252;ber die M&#246;glichkeit belehrt, gegen eine solche Abweichung Widerspruch einzulegen. Da der Kl&#228;ger nicht widersprochen hat, gilt diese Abweichung gem&#228;&#223; &#167;5 Abs. 1 VVG als genehmigt.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den zweiten Unfall vom 24.04.1981 kann schon deshalb keine Leistung verlangt werden, weil der Kl&#228;ger diesen Versicherungsfall jedenfalls versp&#228;tet angezeigt hat. Ob &#252;berhaupt Versicherungsschutz bestand, weil der Unfall selbst sich vor Beginn des materiellen Versicherungsschutzes ereignet hat, und ob die behauptete Arbeitsunf&#228;higkeit ausreichend nachgewiesen ist, kann dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;9 Ziffer 1 MB/KT 78 ist die &#228;rztlich festgestellte Arbeitsunf&#228;higkeit dem Versicherer unverz&#252;glich anzuzeigen. Bei versp&#228;tetem Zugang der Anzeige wird das Krankentagegeld erst vom Zugangstage an gezahlt. Da die Beklagte die Anzeige des Kl&#228;gers mit den beigef&#252;gten &#228;rztlichen Bescheinigungen erst am 21.05.1981 erhalten hat, h&#228;tte ihre Leistungspflicht auch erst mit diesem Tage einsetzen k&#246;nnen. Doch bestand am 21.05.1981 schon keine Arbeitsunf&#228;higkeit mehr. Nach &#167;10 Ziffer 1 MB/KT 78 tritt die Leistungsfreiheit des Versicherers im Falle einer versp&#228;teten Anzeige der Arbeitsunf&#228;higkeit nur unter den Voraussetzungen des &#167;6 Abs. 3 VVG ein. Das hei&#223;t, da&#223; dem Versicherungsnehmer mindestens grobe Fahrl&#228;ssigkeit vorzuwerfen sein mu&#223; und es nicht ausgeschlossen erscheinen darf, da&#223; die versp&#228;tete Anzeige auf die Feststellung des Versicherungsfalls oder der Versicherungsleistung Einflu&#223; gehabt hat. Beide Voraussetzungen sind erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Versicherungsfall grob fahrl&#228;ssig versp&#228;tet angezeigt. Denn noch im Versicherungsschein vom 29.04.1981, der dem Kl&#228;ger zuging, als er nach eigenen Angaben bereits wegen der Fu&#223;verletzung arbeitsunf&#228;hig war, hatte die Beklagte darauf hingewiesen, da&#223; jede Arbeitsunf&#228;higkeit unverz&#252;glich anzuzeigen sei. Eine Postkarte f&#252;r diesen Zweck mit weitgehend vorformulierten Angaben zur Arbeitsunf&#228;higkeit war beigef&#252;gt. Ferner war auf die Geltung der AVB mit der Bitte, sich &#252;ber deren Inhalt zu informieren, hingewiesen worden. Unter diesen Umst&#228;nden stellt es eine grobe Au&#223;erachtlassung der erforderlichen Sorgfalt dar, wenn der Kl&#228;ger noch weitere zwei Wochen wartete, bis er den zweiten Unfall anzeigte. Das gilt auch deshalb, weil er den ersten Unfall alsbald telefonisch angezeigt hatte, also ohnehin wu&#223;te, da&#223; er die Beklagte schnell zu unterrichten hatte.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die grob fahrl&#228;ssig versp&#228;tete Anzeige hat der Beklagten auch die sachgerechte Pr&#252;fung des Versicherungsfalls wesentlich erschwert, denn die beigef&#252;gten &#228;rztlichen Bescheinigungen waren wenig aussagekr&#228;ftig, die nachtr&#228;gliche Feststellung, ob Arbeitsunf&#228;higkeit bestanden hatte oder nicht, daher schwierig, wenn nicht gar unm&#246;glich, nachdem die Arbeitsf&#228;higkeit inzwischen bereits wiederhergestellt war.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Danach besteht kein Anspruch auf die verlangte Versicherungsleistung in H&#246;he von insgesamt 7.300,- DM.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf anteilige R&#252;ckzahlung der Versicherungspr&#228;mie besteht nicht. Ein den Grunds&#228;tzen von Treu und Glauben widersprechendes Mi&#223;verh&#228;ltnis von Leistung und Gegenleistung liegt nicht vor. Es ist nichts daf&#252;r dargetan, da&#223; die Beklagte treuwidrig den Abschlu&#223; des Versicherungsvertrages hinausgez&#246;gert h&#228;tte. Ihre Gegenleistung w&#228;hrend des pr&#228;mienbelasteten Zeitraums ab 01.12.1980 lag zudem darin, da&#223; sie den Kl&#228;ger in die g&#252;nstigere Altersklasse 20-24 Jahre einstufte. Der dadurch bedingte Pr&#228;mienvorteil des Kl&#228;gers h&#228;tte sich f&#252;r die gesamte Vertragsdauer in der Weise ausgewirkt, da&#223; die Beklagte materiellen Versicherungsschutz wie f&#252;r einen Versicherungsnehmer zu gew&#228;hren hatte, der erst mit 25 Jahren versichert worden w&#228;re, da&#223; sie daf&#252;r aber Pr&#228;mien nach der niedrigeren Altersklasse bis 24 Jahre zu beanspruchen hatte. M&#252;&#223;te die Beklagte, wie vom Landgericht angenommen, f&#252;r rund zwei Monate Pr&#228;mien zur&#252;ckerstatten, l&#228;ge im Ergebnis der technische Versicherungsbeginn im Jahre 1981, und es best&#252;nde dann kein Grund mehr, den Kl&#228;ger wie einen 24-j&#228;hrigen Mann einzustufen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>4.</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die im Rahmen der Berufung der Beklagten erhobene Widerklage ist sachdienlich (&#167;530 2. Alternative ZPO), weil sie entscheidungsreif ist und den Rechtsstreit nicht verz&#246;gert.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben die Behauptung der Beklagten, es seien Pr&#228;mien in der geltend gemachten H&#246;he nicht bezahlt worden, bis zum Senatstermin nicht bestritten. Da&#223; die Pr&#228;mien bezahlt worden sind, wie die gesetzliche Vertreterin der Kl&#228;ger im Senatstermin behauptet hat, m&#252;&#223;ten die Kl&#228;ger beweisen, da sie insoweit die Erf&#252;llung der Pr&#228;mienforderungen einwenden. Einen Beweis haben sie aber nicht angeboten, obwohl seit der Aufnahme des Rechtsstreits durch sie bis zum Senatstermin rund 4 1/2 Monate Zeit vergangen sind, in denen die Kl&#228;ger bzw. deren gesetzliche Vertreterin sich &#252;ber den Stand des Prozesses h&#228;tten informieren k&#246;nnen und m&#252;ssen. Sie hatten daher ausreichend Gelegenheit, Beweismittel f&#252;r die Erf&#252;llung der Forderung zu beschaffen oder wenigstens zu benennen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Ein Grund, die Verhandlung zu vertagen oder den Kl&#228;gern eine Schriftsatzfrist zu gew&#228;hren, bestand angesichts des versp&#228;teten Sachvortrags in der m&#252;ndlichen Verhandlung (&#167;&#167;282 Abs. 1, 296 Abs. 2 ZPO) nicht. Die von der Beklagten vorgelegten &#220;berweisungstr&#228;ger rechtfertigen eine solche Ma&#223;nahme nicht. Denn dies war kein neuer Sachvortrag der Beklagten. Auf die &#220;berweisungstr&#228;ger ist schon im Widerklageschriftsatz vom 25.08.1982 hingewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die mit der Widerklage verlangten Verzugszinsen sind begr&#252;ndet und der H&#246;he nach nicht bestritten.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks"><b>5.</b></p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;91, 97 Abs. 1 ZPO. Einer Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit bedarf es nicht, weil gegen dieses Urteil ein Rechtsmittel nicht statthaft ist. Die Beschwer der Kl&#228;ger wird auf 8.650,- DM (7.300,- DM + 1.350,- DM) festgesetzt.</p>
315,741
lg-dusseldorf-1983-07-05-4-o-36282
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 362/82
1983-07-05T00:00:00
2019-03-13T15:12:51
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:LGD:1983:0705.4O362.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreit tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten gegen Sicherheits-leistung in H&#246;he von 17.000,&#8212; DM vorl&#228;ufig voll-streckbar. Die Sicherheitsleistung darf, auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland einschlie&#223;lich West-Berlin ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder &#246;ffentlichen Spar&#172;kasse erbracht werden.</p> <p>Tatbestand :</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:97px">Tatbestand :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht mit der vorliegenden Klage Rechte aus dem Europ&#228;ischen Patent X geltend. Inhaber dieses Patentes (Klagepatents) ist Dipl.-Ing. X, 624o K&#246;nigstein. Dieser hat mit "Abtretungs- und Erm&#228;chtigungserkl&#228;rung" gem&#228;&#223; Anlage 2 die Kl&#228;gerin erm&#228;chtigt, die ihm gegen&#252;ber Dritten, insbesondere den Beklagten, zustehenden Anspr&#252;che wegen Verletzung des Klagepatents im eigenen Namen gerichtlich geltend zu machen. Zugleich hat er mit dieser am 8. November 1982 abgegebenen und von der Kl&#228;gerin angenommenen Erkl&#228;rung, die ihm wegen Verletzung des Klagepatents gegen&#252;ber Dritten, insbesondere den Beklagten, zustehenden Anspr&#252;che auf Entsch&#228;digung, Schadensersatz und Rechnungslegung an die Kl&#228;gerin abgetreten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent beruht auf einer Anmeldung vom 2o. Dezember 1978, wobei die Priorit&#228;t der deutschen Patentanmeldung X vom 23. Januar 1978 in Anspruch genommen worden ist. Die Anmel-</p>
315,742
ag-borken-1983-06-16-3-c-36483
{ "id": 635, "name": "Amtsgericht Borken", "slug": "ag-borken", "city": 395, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
3 C 364/83
1983-06-16T00:00:00
2019-03-13T15:12:52
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:AGBOR1:1983:0616.3C364.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;<span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bezieht bei der Beklagten Gas. Am 13.12.1982 wurde der</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Z&#228;hlerstand der Gasuhr mit 7.260 Kubikmeter abgelesen. In der</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Jahresabrechnung vom 31.12.1982 wurde der Z&#228;hlerstand mit 7.575</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Kubikmetern angegeben. Diese Zahl beruhte auf einer Hochrechnung</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">der Beklagten vom Z&#228;hlerstand vom 13.12.1982 auf den Z&#228;hlerstand</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zum 31.12 .1982. Der Kl&#228;ger hat einen restlichen Betrag auf die</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Jahresabrechnung 1982 von 206,10 DM unter Vorbehalt an die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">gezahlt. Er verlangt diesen Betrag nunmehr zur&#252;ck. Der Betrag setzt</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">sich wie folgt zusammen:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">315 cbm zu viel errechneter Gasverbrauch&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 185,-- DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">dadurch erh&#246;hte 2 Monats Pauschalen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;15,-- DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">mir auferlegte Mahngeb&#252;hren&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;5,40 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">+ Mehrwertsteuern&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">0,70 DM</span></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gesamtbetrag&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#160;206,10 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Berechnungsweise der Beklagten f&#252;r nicht korrekt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 206,-- DM nebst 10 %</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zinsen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstands wird auf den</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Entscheidungsgr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berechnungsweise der Beklagten trifft auf keine durchgreifenden</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bedenken. Sie hat aus verschiedenen Gr&#252;nden ein Interesse daran, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">der Gasverbrauch f&#252;r alle Kunden einheitlich zu einem bestimmten</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Stichtag ermittelt und berechnet wird. Sie kann dies nur in der von</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ihr praktizierten Weise erreichen, da sie die organisatorischen und</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">personellen Voraussetzungen daf&#252;r, da&#223; bei allen Kunden an einem</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Tag der Gasverbrauch abgelesen wird, nicht erbringen kann. Die Verfahrensweise</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">der Beklagten ist deshalb nach dem ein Vertragsverh&#228;ltnis</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">bestimmenden Grundsatz von Treu und Glauben von dem Kl&#228;ger hinzunehmen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">es sei denn, da&#223; ihm durch diese Berechnungsweise tats&#228;chlich</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nachteile entstehen. Solche vermag das Gericht nicht zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die sich auf einen Zeitraum von wenigen Tagen beziehende Hochrechnung</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">hat als Grundlage den durchschnittlichen Jahresverbrauch. Da die</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">von der Hochrechnung betroffene Zeit in die k&#228;lteste Jahreszeit</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">f&#228;llt, d&#252;rfte der gem&#228;&#223; Hochrechnung ermittelte Verbrauch regelm&#228;&#223;ig unter dem tats&#228;chlichen Verbrauch liegen. So hat der Beklagte,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">wie aus einer sp&#228;teren Ablesung hervorgeht, bis zum 31.12.1983 mehr</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">als 315 cbm Gas verbraucht.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist, da der hochgerechnete Jahresverbrauch Grundlage</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">der Verbrauchsermittlung f&#252;r das n&#228;chste Jahr ist, und zu Beginn</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">und Beendigung des Vertragsverh&#228;ltnisses eine Z&#228;hlerablesung erfolgt</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">gesichert, da&#223; letztlich dem Kunden nur der tats&#228;chliche Verbrauch</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">in Rechnung gestellt wird. Selbst wenn die Auffassung des Beklagten</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">richtig w&#228;re, da&#223; die Abrechnung konkret auf die Ablesung vom</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">13.12.1982 abgestellt sein m&#252;&#223;te, h&#228;tte dies zur Folge, da&#223; f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die Zeit bis zum 31.12.1982 eine Vorauszahlung zu leisten w&#228;re,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">deren H&#246;he dem hochgerechneten Betrag entsprechen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Ziff. 11 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Unterschrift</p>
315,743
olgham-1983-06-13-1-ss-owi-188682
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss OWi 1886/82
1983-06-13T00:00:00
2019-03-13T15:12:53
2019-03-27T09:42:20
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0613.1SS.OWI1886.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.) Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p></p> <p>2.) Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht ... zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Betroffene wegen eines fahrl&#228;ssigen Versto&#223;es gegen &#167; 70 Abs. I Ziffer 9 des Landschaftsgesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Juni 1980 (GVBl.NRW 1980 S. 734) - im folgenden LG genannt - zu einer Geldbu&#223;e von 40,- DM verurteilt. Nach seinen Feststellungen ritt die Betroffene am 22. Februar 1982 gegen 14.45 Uhr mit ihrem Pferd, dem das Kennzeichen RE 183 erteilt ist, im Revierteil "..." durch de ... Stadtwald. Sie ritt auf einem Pfad quer durch den Wald, der schon seit l&#228;ngerem - seit Jahrzehnten - als Reitweg benutzt wird, jedoch nicht durch das Zeichen 239 der StVO als Sonderweg f&#252;r Reiter gekennzeichnet war.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht ist der Ansicht, das Reiten im Walde sei nach &#167; 50 Abs. 2 LG nur noch auf den nach den Vorschriften der StVO als Reitwege gekennzeichneten Privatstra&#223;en und Wegen gestattet. Im &#252;brigen sei das Reiten im Walde nicht gestattet, wobei es unerheblich sei, ob sich der Wald im Eigentum von Privatpersonen oder der &#246;ffentlichen Hand befinde. Auch wenn im Bereich der Stadt ... f&#252;r das Reiten im Walde zur Zeit noch kein ausreichendes Reitwegenetz bestehe, es n&#228;mlich mit dem Zeichen 239 der StVO gekennzeichnete Reitwege noch nicht gebe, sei das Reiten im Walde auf Wegen, die nicht durch Zeichen 239 der StVO als Reitwege gekennzeichnet seien, verboten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Betroffene r&#252;gt mit der Rechtsbeschwerde, deren Zulassung sie beantragt hat, die Verletzung formellen und materiellen Rechts. Die Rechtsbeschwerde war entsprechend dem Antrag der Generalstaatsanwaltschaft zuzulassen, da es geboten erschein, die Nachpr&#252;fung der angefochtenen Entscheidung zur Fortbildung des Rechts und zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung zu erm&#246;glichen (&#167; 80 Abs. 1 OWiG).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist auch begr&#252;ndet. W&#228;hrend die formelle R&#252;ge mangels Begr&#252;ndung unbeachtlich ist (vgl. &#167;&#167; 344 Abs. 2 Satz 2 StPO. 79 Abs. 3, 80 Abs. 2 OWiG), greift die Sachr&#252;ge durch.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 70 Abs. 1 Nr. 9 LG handelt ordnungswidrig, wer vors&#228;tzlich oder fahrl&#228;ssig entgegen &#167; 50 Abs. 1 und 2 LG in der freien Landschaft au&#223;erhalb von Wegen oder im Wald au&#223;erhalb von Reitwegen oder ohne Zulassung auf anderen Wegen reitet. Nach &#167; 50 Abs. 1 LG ist das Reiten in der freien Landschaft &#252;ber den Gemeingebrauch an &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen hinaus auf privaten Stra&#223;en und Wegen gestattet. Das Reiten im Walde ist dagegen nach &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 LG nur auf den nach den Vorschriften der StVO als Reitwege gekennzeichneten privaten Stra&#223;en und Wegen gestattet. Die m&#246;gliche Ausnahmeregelung nach &#167; 50 Abs. 2 Satz 3 bis 5 LG kann hier au&#223;er Betracht bleiben, weil weder aus dem angefochtenen Urteil ersichtlich ist noch von der Rechtsbeschwerde behauptet wird, da&#223; f&#252;r den ... Stadtwald eine solche Ausnahmeregeluns gelte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Aus &#167; 50 Abs. 2 LG ist jedoch nicht, wie es das Amtsgericht anscheinend getan hat, zu folgern, da&#223; im Walde nur auf mit Zeichen 239 der StVO gekennzeichneten Reitwegen geritten werden d&#252;rfe. &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 LG enth&#228;lt eine entsprechende Einschr&#228;nkung lediglich f&#252;r private Stra&#223;en und Wege. Was damit gemeint ist, ergibt sich bereits aus einem Vergleich des &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 mit &#167; 50 Abs. 1 LG. &#167; 50 Abs. 1 LG gestattet das Reiten in der freien Landschaft "&#252;ber den Gemeingebrauch an &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen hinaus" auf privaten Stra&#223;en und Wegen. Auch &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 LG enth&#228;lt eine entsprechende Gestattung, die jedoch auf die als Reitwege gekennzeichneten privaten Stra&#223;en und Wege im Walde beschr&#228;nkt ist. Obwohl in &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 LG die Worte "&#252;ber den Gemeingebrauch an &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;chen hinaus" fehlen, kann auch diese Vorschrift, da sie wie &#167; 50 Abs. 1 LG eine Erlaubnis zum Reiten auf <u>privaten</u> Stra&#223;en und Wegen enth&#228;lt, nur dahin verstanden werden, da&#223; das Recht zur Benutzung &#246;ffentlicher Verkehrsfl&#228;chen - die grunds&#228;tzlich auch den Reitern offenstehen - dadurch nicht eingeschr&#228;nkt werden soll. Dementsprechend bleiben nach &#167; 50 Abs. 3 die Vorschriften des Stra&#223;enrechts und des Stra&#223;enverkehrsrechts unber&#252;hrt. "Private Stra&#223;en und Wege" im Sinne des &#167; 50 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 LG sind daher Stra&#223;en und Wege, die nicht dem &#246;ffentlichen Stra&#223;enverkehr gewidmet sind oder ihm ohne eine Widmung zur Verf&#252;gung stehen. Dagegen kommt es f&#252;r die Frage, ob eine Stra&#223;e oder ein Weg &#246;ffentlich im Sinne des Verkehrsrechts ist oder ob es sich dabei um eine Privatstra&#223;e oder einen Privatweg handelt, auf die Eigentumsverh&#228;ltnisse nicht entscheidend an. Auch ein im Eigentum einer Privatperson stehender Weg kann &#246;ffentlich sein (BGH VRS 22, 185), wie aber andererseits auch im Eigentum der &#246;ffentlichen Hand stehende Stra&#223;en und Wege "Privat" im Sinne des &#167; 50 Abs. 1 und 2 LG sein, also nicht dem &#246;ffentlichen Verkehr zur Verf&#252;gung stehen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ob es sich bei dem "Pfad", den die Betroffene benutzt hat, um einer &#246;ffentlichen oder um einen privaten Weg i.S. des &#167; 50 Abs. 2 Satz 1 LG handelt, hat das Amtsgericht nicht untersucht. Das angefochtene Urteil enth&#228;lt keine Feststellungen, die es ausgeschlosser erscheinen lassen, da&#223; der Pfad ein &#246;ffentlicher Weg ist. Daf&#252;r k&#246;nnte insbesondere sprechen, da&#223; das Amtsgericht davon ausgegangen ist, da&#223; der Pfad seit Jahrzehnten als Reitweg genutzt wird. Ein Weg ist - ohne R&#252;cksicht auf die Eigentumsverh&#228;ltnisse oder eine verwaltungsrechtliche Widmung i.S. des &#246;ffentlichen Wegerechts - &#246;ffentlich im Sinne des Verkehrsrechts, wenn er entweder ausdr&#252;cklich oder mit stillschweigender Duldung des Verf&#252;gungsberechtigten f&#252;r jedermann zur Benutzung zugelassen ist und auch so benutzt wird. Der tats&#228;chliche Zugang f&#252;r die Allgemeinheit gen&#252;gt allein allerdings nicht als Voraussetzung f&#252;r die Bewertung eines Weges als eines &#246;ffentlichen. Hinzu kommen mu&#223; die Zweckbestimmung zum &#246;ffentlichen Weg durch den Verf&#252;gungsberechtigten, die auch in einer stillschweigenden Duldung einer tats&#228;chlich erfolgenden Benutzung durch die Allgemeinheit erblickt werden kann (BGH VRS 22, 185). Bei nur beschr&#228;nkter Zulassung &#246;ffentlichen Verkehrs ist ein Verkehrsraum auch dann &#246;ffentlich im Sinne des Verkehrsrechts, wenn er zu einem nach sachlichen Gesichtspunkten bestimmten Zweck - z.B. zum Gehen, Radfahren oder Reiten - von jedermann benutzt werden darf und dementsprechend benutzt wird (OLG Bremen VRS 28, 24; BayObLG VM 1971, 53, 54). Darauf, ob der Verkehr stark oder schwach ist, kommt es nicht entscheidend an (OLG Bremen a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist nach den bisherigen Feststellungen des Amtsgerichts - die gegenteilige Erkl&#228;rung der Stadt ... vom 31.1.1983 kann tatgerichtliche Feststellungen nicht ersetzen - nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der von der Betroffenen zum Reiten benutzte Pfad seit l&#228;ngerer Zeit entweder ausdr&#252;cklich oder mit stillschweigender Duldung des Verf&#252;gungsberechtigten - der Stadt ... - als Reitweg f&#252;r jedermann zur Benutzung zugelassen ist und auch so benutzt wird. Dann w&#228;re der Pfad ein &#246;ffentlicher Weg, der jedermann zur Benutzung als Reitweg zur Verf&#252;gung st&#252;nde, ohne da&#223; es insoweit auf seine Kennzeichnung durch Zeichen 239 der StVO ank&#228;me. Die Kennzeichnung eines Weges durch Zeichen 239 der StVO ist keine Voraussetzung f&#252;r die Bewertung des Weges als &#246;ffentlicher Reitweg. F&#252;r &#246;ffentliche Wege bedeutet die Kennzeichnung durch Zeichen 239 der StVO nach &#167; 41 Abs. 2 Nr. 5 StVO vielmehr, da&#223; Reiter die f&#252;r sie bestimmten Sonderwege benutzen m&#252;ssen, w&#228;hrend andere Verkehrsteilnehmer sie nicht benutzen d&#252;rfen, und da&#223; auf den Reitwegen auch Pferde gef&#252;hrt werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Sinne des Landesstra&#223;engesetzes NRW vom 28. November 1961 (SGV. NW 91) k&#246;nnte der von der Betroffenen benutzte Pfad eine Gemeindestra&#223;e im Sinne des &#167; 3 Abs. 4 c oder eine sonstige &#246;ffentliche Stra&#223;e im Sinne des &#167; 3 Abs. 5 LStrG sein. &#214;ffentliche Stra&#223;en im Sinne des Landesstra&#223;engesetzes sind nach dessen &#167; 60 Abs. 2 auch diejenigen Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze, welche nach bisherigem Recht die Eigenschaft einer &#246;ffentlichen Stra&#223;e besa&#223;en. Der Verf&#252;gungsberechtigte, der - ohne verwaltungsrechtliche Widmung im Sinne des &#246;ffentlichen Wegerechts - die allgemeine Benutzung eines Weges ausdr&#252;cklich gestattet oder stillschweigend geduldet hat, kann die Freigabe allerdings jederzeit zur&#252;cknehmen. Das mu&#223; er jedoch der Allgemeinheit gegen&#252;ber deutlich erkennbar und unmi&#223;verst&#228;ndlich kundtun (BayObLGSt 1965, 63).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Da das Amtsgericht keine Feststellungen getroffen hat, aus denen entnommen werden kann, ob die Betroffene am 22. Februar 1982 einen &#246;ffentlichen oder einen Privatweg im Sinne des &#167; 50 Abs. 2 LG zum Reiten benutzt hat, mu&#223;te das angefochtene Urteil mit den Feststellungen auf die Sachr&#252;ge aufgehoben werden. Die Sache war gem&#228;&#223; &#167;&#167; 354 Abs. 2 StPO, 79 Abs. 6 OWiG zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen, da eine abschlie&#223;end Entscheidung des Senats ohne entsprechende Feststellungen noch nicht m&#246;glich ist. Denn die von der Rechtsbeschwerde gegen die Rechtsverbindlichkeit der &#167;&#167; 50 ff LG geltend gemachten Bedenken greifen, wie nachstehend dargelegt wird, jedenfalls f&#252;r den hier gegebenen Fall nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde tr&#228;gt vor, das Landschaftsgesetz k&#246;nne als Landesgesetz die bundesrechtliche Verkehrsregelung nicht zuungunsten der Reiter aufheben oder einschr&#228;nken. Wie vorstehend dargelegt, schr&#228;nkt &#167; 50 LG jedoch das Recht zur Benutzung &#246;ffentlicher Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze gem&#228;&#223; dem Bundesrecht (insbesondere der Regelung im StVG, der StVO und der StVZO) einschlie&#223;lich des Grundsatzes der Verkehrsfreiheit (&#167; 1 StVZO) auch f&#252;r Reiter nicht ein. Das Landschaftsgesetz enth&#228;lt keine &#252;ber das Bundesrecht hinausgehende Reitverbote f&#252;r &#246;ffentliche Verkehrsfl&#228;chen. Zu der in &#167; 50 Abs. 2 LG enthaltenen Beschr&#228;nkung des Rechts zum Reiten im Walde auf privaten Stra&#223;en und Wegen war der Landesgesetzgeber gem&#228;&#223; &#167;&#167; 5, 14 Abs. 2 i.V.m. &#167; 14 Abs. 1 des Bundeswaldgesetzes vom 2. Mai 1975 (BGBl. I S. 1037) erm&#228;chtigt. Diese Beschr&#228;nkung, die dem Schutz der sonstigen Waldbesucher, der Erhaltung des Waldes und den Belangen der Waldbesitzer dient (vgl. dazu &#167; 1 Nr. 3 und &#167; 14 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzes), verst&#246;&#223;t nicht gegen das Grundrecht auf freie Entfaltung der Pers&#246;nlichkeit (Art. 2 GG), welches das Grundgesetz jedermann nicht schrankenlos, sondern u.a. nur zubilligt, "soweit er nicht die Rechte anderer verletzt". Da&#223; die Stadt ... bisher noch keine Privatwege durch Kennzeichnung mit dem Zeichen 239 der StVO als Reitwege ausgewiesen hat, vermag entgegen der Ansicht der Rechtsbeschwerde ebenfalls nicht darzutun, da&#223; &#167; 50 Abs. 2 LG gegen Art. 2 Abs. 1 GG verst&#246;&#223;t. Das Gesetz (&#167; 50 Abs. 7 LG) sieht vor, da&#223; die Landschaftsbeh&#246;rden im Zusammenwirken mit den Forstbeh&#246;rden, den Gemeinden, den Waldbesitzern und den Reiterverb&#228;nden f&#252;r ein ausreichendes und geeignetes Reitwegenetz sorgen. Dadurch, da&#223; das bisher in bestimmten Gebieten noch nicht geschehen ist, kann eine Grundgesetzwidrigkeit der landesgesetzlichen Regelung nicht hergeleitet werden. Die M&#246;glichkeit eines rechts- und verfassungswidrigen Mi&#223;brauches macht die Regelung noch nicht verfassungswidrig; vielmehr ist bei der Auslegung und W&#252;rdigung einer Norm davon auszugehen, da&#223; sie in einer freiheitlich-rechtsstaatlichen Demokratie korrekt und fair angewendet wird (BVerfGE 30, 1, 27; BVerfG NStZ 1983, 273, 274). Zudem verbleibt den Reitern das Recht auf Benutzung der &#246;ffentlichen Wege im Rahmen des Stra&#223;enverkehrsrechts und ist ihnen dar&#252;ber hinaus das Reiten in der freien Landschaft nach &#167; 50 Abs. 1 LG auch auf privaten Stra&#223;en und Wegen gestattet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes (Art. 3 GG) sieht die Rechtsbeschwerde darin, da&#223; anderen Personengruppen nach dem Gesetz die Nutzung des Waldes zur Erholung gestattet werde und diese Nutzung auch tats&#228;chlich m&#246;glich sei, den Reitern wegen des Fehlens von Reitwegen in ... jedoch nicht. Davon, da&#223; die Bestimmungen des Landschaftsgesetzes &#252;ber das Reiten im Walde den Gleichheitsgrundsatz verletzen, kann indessen keine Rede sein. Art. 3 Abs. 1 GG gebietet, weder wesentlich Gleiches willk&#252;rlich ungleich, noch wesentlich Ungleiches willk&#252;rlich gleich zu behandeln (BVerfGE 4, 114, 155; 27, 364, 371 f; 46, 55, 62). Eine unterschiedliche Behandlung der Reiter gegen&#252;ber sonstigen Erholungssuchenden ist schon deshalb gerechtfertigt, weil das Reiten eine qualitativ andere Benutzungsart darstellt als etwa das Gehen, Wandern und Radfahren. Die Reiter im Walde weitgehend auf Reitwege zu verweisen, dient zudem au&#223;er z.B. der Vermeidung erheblicher Sch&#228;den und dem Schutz der &#252;brigen Waldbesucher (vgl. &#167; 14 Abs. 2 des Bundeswaldgesetzes) auch dem Interesse der Reiter und ihrer Pferde und ist deshalb alles andere als willk&#252;rlich.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Betroffene sieht in der "Schaffung von Reitwegen" mit der Ausschilderung nach Nr. 239 StVO im Walde, der im Privateigentum steht und darin, da&#223; "der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer seinen Wald nicht mehr mit Freunden bereiten darf, soweit nicht ein Schild nach Nr. 239 StVO aufgestellt ist", Verst&#246;&#223;e gegen Art. 14 GG. Ob die Bestimmungen des Landschaftsgesetzes &#252;ber das Reiten im Walde zu entsprechenden Verletzungen des Eigentumsrechts der privaten Waldbesitzer f&#252;hren k&#246;nnen, ist jedoch f&#252;r den vorliegenden Fall unerheblich. Die Betroffene hat einen Pfad im Stadtwald von ... benutzt. Sie ist weder Eigent&#252;merin dieses Pfades noch steht dieser &#252;berhaupt im Eigentum einer Privatperson. Die behaupteten Grundrechtsverletzungen k&#246;nnen sich auf die der Betroffenen zur Last gelegten Ordnungswidrigkeit nicht auswirken.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dasselbe gilt f&#252;r den mit der Rechtsbeschwerde geltend gemachten angeblichen Versto&#223; gegen Art. 12 GG, den die Betroffene darin sieht, da&#223; eine Reihe von Waldbesitzern, die im Rahmen ihres Berufs das Reiten auf von ihnen selbst in ihrem eigenen Walde angelegten Reitwegen gegen Entgelt gestattet h&#228;tten, dies nach dem Landschafts gesetz nicht mehr tun d&#252;rften, wenn sich die Beh&#246;rde nicht bereit finde, eine Ausschilderung nach Nr. 239 StVO vorzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich macht die Betroffene geltend, obwohl die Stadt ... bislang nicht einen einzigen Meter Reitweg ausgewiesen habe, kassiert sie von den Reitern die j&#228;hrliche Reitabgabe f&#252;r die Benutzung dieser Wege, die es gar nicht gebe. Die Reitabgabe sei nach dem Gesetz zweckgebunden zu verwenden und werde von den einzelnen Gemeinden dem Regierungspr&#228;sidenten zugef&#252;hrt, der diese Abgabe zur Ausbesserung der Wege und zur Beseitigung der Sch&#228;den, die durch das Reiten entstanden seien, aussch&#252;tte. Von den dazu zur Verf&#252;gung stehenden Betr&#228;gen habe die Stadt ... bisher noch nicht eine Mark abzurufen vermocht, da es diese Wege in Dortmund nicht gebe. Die Reitabgabe solle, so tr&#228;gt die Betroffene vor, eine Geb&#252;hr darstellen. Der Begriff der Geb&#252;hr beinhalte zwangsl&#228;ufig als Element die Gegenleistung. Eine Gegenleistung werde von der Stadt ... aber nicht erbracht. Nach der Definition der &#246;ffentlichen Abgaben stellt eine Abgabe ohne jede Gegenleistung eine Steuer dar. Zur Einf&#252;hrung einer Reitsteuer sei aber weder der Landesgesetzgeber Doch die Gemeinde berechtigt. Auch insoweit seien die &#167;&#167; 49 ff LG verfassungswidrig. - Ob und gegebenenfalls inwieweit diesen &#220;berlegungen zu folgen ist, braucht der Senat indessen ebenfalls nicht zu pr&#252;fen und zu er&#246;rtern. Denn die von der Betroffenen dargelegten Erw&#228;gungen betreffen lediglich die Rechtm&#228;&#223;igkeit der nach &#167; 51 LG zu erhebenden Reitabgabe, die allerdings f&#252;r die Unterhaltung von Reitwegen und f&#252;r Ersatzleistungen nach &#167; 53 Abs. 3 LG zweckgebunden ist. Ob daraus hergeleitet werden kann, da&#223; die zweckentsprechende Verwendung auch gebietsweise entsprechend der H&#246;he der abgef&#252;hrten Reitabgabe zu erfolgen hat, erscheint indessen - ohne da&#223; es darauf im vorliegenden Fall ank&#228;me - zumindest zweifelhaft.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Entscheidung des Amtsgerichts weist der Senat noch auf folgendes hin:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die &#167;&#167; 50 ff LG stehen allerdings im Abschnitt VII des Gesetzes, der die amtliche &#220;berschrift "Erholung in der freien Landschaft" aufweist. Das bedeutet jedoch nicht, wie die Rechtsbeschwerde anzunehmen scheint, da&#223; das Reiten im Walde auf privaten Stra&#223;en und Wegen der einschr&#228;nkenden Vorschrift des &#167; 50 Abs. 2 LG nicht unterliegt, wenn es zu anderen als zu Erholungszwecken erfolgt. Vielmehr darf nach &#167; 50 Abs. 6 LG die Befugnis zum Reiten auf privaten Stra&#223;en und Wegen nach &#167; 50 Abs. 1 und 2 LG (d.h. in der freien Landschaft und im Walde) nur zu Zwecken der Erholung ausge&#252;bt werden. Das bedeutet, da&#223; die nicht dem &#246;ffentlichen Verkehr dienenden Stra&#223;en und Wege sowohl in der freien Landschaft als auch im Walde - letzte mit der in &#167; 50 Abs. 2 LG enthaltenen Einschr&#228;nkung - zum Reiten nicht zu anderen Zwecken als denen der Erholung benutzt werden d&#252;rfen. Reiten zu anderen als Erholungszwecken ist also nicht in einem gr&#246;&#223;eren, sondern in einem erheblich geringeren Umfang zul&#228;ssig als das Erholungszwecken dienende Reiten.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sollte festgestellt werden k&#246;nnen, da&#223; die Betroffene einen nicht dem &#246;ffentlichen Verkehr dienenden Weg zum Reiten benutzt hat, kommt es f&#252;r das Verschulden der Betroffenen m&#246;glicherweise auf den von ihr - nach den Feststellungen des angefochtenen Urteils unwiderlegt - behaupteten Tatbestands - (Annahme, durch einen im Privateigentum stehenden Wald zu reiten) <u>und</u> Verbotsirrtum (Annahme aufgrund der Erlaubnis des Waldeigent&#252;mers auf dem Weg reiten zu d&#252;rfen) an. Soweit dabei die Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums (&#167; 11 Abs. 2 OWiG) in Frage steht, wird das Amtsgericht ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, da&#223; die Vorschriften des Landschaftsgesetzes &#252;ber das Reiten in der freien Landschaft und im Walde durch das Gesetz vom 6. Mai 1980 (GV NW S. 498) mit Wirkung vom 1. Januar 1981 abge&#228;ndert worden sind und in der heute geltenden Fassung nicht bereits seit dem 1. April 1975 gelten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung entspricht im Ergebnis, jedoch nicht in allen Teilen der Begr&#252;ndung, der Ansicht der Generalstaatsanwaltschaft.</p>
315,744
olgham-1983-06-10-20-u-23282
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 232/82
1983-06-10T00:00:00
2019-03-13T15:12:55
2019-03-27T09:42:20
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1983:0610.20U232.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 3. Mai 1982 verk&#252;ndete Urteil der 5. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts M&#252;nster wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 11.500,- DM abzuwenden, die auch durch Bankb&#252;rgschaft der ...bank in ... erbracht werden kann, sofern nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin, eine Versicherungsagentur, verlangt von der Beklagten, die unter anderem Auktionen von M&#252;nzen und Uhren veranstaltet, die Zahlung von Pr&#228;mien f&#252;r eine Auktionsversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte schloss &#252;ber die Kl&#228;gerin im Jahre 1976 eine Auktionsversicherung ab, an der die ... Versicherungs-AG als f&#252;hrende Versicherungsgesellschaft mit 25 % und acht weitere Versicherungsgesellschaften beteiligt waren. Wegen der Einzelheiten des Vertrages wird auf Bl. 55 bis 61 d.A. verwiesen. Unter dem 10. Mai 1976 bevollm&#228;chtigte die Beklagte die Kl&#228;gerin schriftlich unter anderem, bestehende Versicherungen zu k&#252;ndigen oder abzu&#228;ndern und Versicherungsneuabschl&#252;sse in ihrem Namen zu t&#228;tigen (Bl. 62 d.A.). Das urspr&#252;ngliche Versicherungsverh&#228;ltnis wurde bis 1980 fortgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1979 kam es zu Streitigkeiten zwischen den Parteien. In deren Verlauf teilte die Kl&#228;gerin der Beklagten mit Schreiben vom 8. Januar 1979 (Bl. 68 d.A.) mit, sie sehe sich nicht mehr in der Lage, die Interessen der Beklagten zu vertreten. Sie &#252;bersandte gleichzeitig zu ihrer Entlastung die Vollmachtsurkunde vom 10. Mai 1976.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1981 &#228;nderte die Kl&#228;gerin den Versicherungsvertrag der Beklagten mit Wirkung ab Beginn 1981. Einzelne Versicherungsgesellschaften, u.a. die bisher f&#252;hrende Versicherungsgesellschaft, schieden aus. F&#252;hrend sollte nunmehr die ... Versicherung mit einer Beteiligung von 15 % sein. Dies teilte die Kl&#228;gerin der Beklagten mit Schreiben vom 19. November 1981 (Bl. 64 d.A.) mit. Mit. Schreiben vom 26. November 1981 (Bl. 66 d.A.) erkl&#228;rte die Beklagte, da&#223; sie mit dieser &#196;nderung nicht einverstanden sei. Sie hatte bereits ... mit Wirkung vom 14. August 1981 eine neue Auktionsversicherung bei der " ..." Allgemeinen Versicherungs-AG abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, auch f&#252;r 1981 bestehe ein wirksames Versicherungsverh&#228;ltnis zwischen der Beklagten und dem von der Kl&#228;gerin vertretenen Versicherungspool mit der ... Versicherung als f&#252;hrender Versicherungsgesellschaft. Von diesen Versicherungsgesellschaften sei sie zur Proze&#223;f&#252;hrung bevollm&#228;chtigt worden. F&#252;r Auktionen vom 9. Mai, 26. September und 21. November 1981 verlangt sie Pr&#228;mien in einer Gesamth&#246;he von 47.162,60 DM.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Antrag gestellt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 47.164,60 DM nebst 4 % Zinsen von 13.562,60 DM seit dem 1. Oktober 1981, von je 16.800,- DM seit dem 15. Oktober 1981 und ab Klageerhebung zuz&#252;glich 13 % Mehrwertsteuer auf die Zinsen zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Sie vertritt die Ansicht, da&#223; kein Versicherungsverh&#228;ltnis 1981 mehr bestanden habe, da die Kl&#228;gerin zur Ab&#228;nderung des fr&#252;heren Versicherungsvertrages nicht bevollm&#228;chtigt gewesen sei. Soweit sie, die Beklagte, in Unkenntnis dessen, da&#223; der urspr&#252;ngliche Versicherungsvertrag nicht mehr bestanden habe, Pr&#228;mien an die Kl&#228;gerin geleistet habe, verlangt sie R&#252;ckzahlung im Wege der Widerklage.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie hat widerklagend beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin zu verurteilen, an sie 3.265,40 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 15. April 1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Widerklage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und der Widerklage stattgegeben. Wegen der Begr&#252;ndung wird auf die Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Berufung der Kl&#228;gerin. Beide Parteien verfolgen in der Berufungsinstanz ihre fr&#252;heren Antr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, der Wechsel in der Beteiligung der Mitversicherungsgemeinschaft habe den Bestand des Versicherungsvertrages nicht ber&#252;hrt. Der Wechsel habe sich erst Mitte 1981 vollzogen und habe dem mutma&#223;lichen Willen der Beklagten entsprochen. Im &#252;brigen habe die Beklagte auch nach diesem Zeitpunkt noch um Stundung eines Pr&#228;mienteils von 13.562,60 DM gebeten. Darin sei die Genehmigung einer etwaigen Vertrags&#228;nderung zu sehen. Selbst wenn aber zwischen der Beklagten und der von der Kl&#228;gerin vertretenen Gemeinschaft der Versicherer kein Vertragsverh&#228;ltnis bestanden habe, sei die Beklagte nach bereicherungsrechtlichen Gesichtspunkten zur Zahlung verpflichtet. W&#228;re der Beklagten bekannt gewesen, da&#223; das Vertragsverh&#228;ltnis nicht mehr bestand, h&#228;tte sie f&#252;r eine anderweitige Deckung ihres Risikos sorgen m&#252;ssen. Aus diesem Grunde entfalle auch eine R&#252;ckforderung der gezahlten Pr&#228;mie.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet die Proze&#223;f&#252;hrungsbefugnis der Kl&#228;gerin. Im &#252;brigen wiederholt sie ihre erstinstanzlichen Argumente und h&#228;lt das landgerichtliche Urteil f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivortrags wird auf den Inhalt der vorgetragenen Schrifts&#228;tze und die beigef&#252;gten Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>1.)</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist f&#252;r die Versicherungsgesellschaften des neuen Versicherungspools proze&#223;f&#252;hrungsbefugt. Dies ergibt sich allerdings nicht ohne weiteres aus der Proze&#223;f&#252;hrungsklausel des Vertrages (&#167;14). Dort werden ausdr&#252;cklich nur Klagen des Versicherungsnehmers gegen die Versicherer angesprochen. Daraus l&#228;&#223;t sich nicht ohne weiteres auf einen Aktivproze&#223; der Versicherer r&#252;ckschlie&#223;en. Es spricht viel daf&#252;r, da&#223; der f&#252;hrende Versicherer die Kl&#228;gerin zur F&#252;hrung des Prozesses im Namen der &#252;brigen Versicherer nur dann wirksam bevollm&#228;chtigen konnte, wenn er selbst von diesen dazu erm&#228;chtigt war (so auch: Pr&#246;lss-Martin vor &#167;58 VVG, Anm. 3 - S. 343 -). Hier kann das aber offenbleiben, da die Erteilung der Proze&#223;f&#252;hrungsbefugnis an die Kl&#228;gerin durch die f&#252;hrende Gesellschaft von den &#252;brigen Versicherern genehmigt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>2.)</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2.1)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ein Versicherungsvertrag zwischen den Teilnehmern des neuen Versicherungspools unter F&#252;hrung der Z&#252;rich Versicherung und der Beklagten, der zun&#228;chst Grundlage der geltend gemachten Versicherungspr&#228;mienforderung sein k&#246;nnte, besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;13 des Versicherungsvertrages handelt es sich um eine Mitversicherung, da eine solidarische Haftung der einzelnen Versicherungsgesellschaften ausgeschlossen wurde und diese nur entsprechend der jeweiligen Quote haften. In diesem Fall liegt ein Zusammenschlu&#223; von voneinander abh&#228;ngigen Vertr&#228;gen des Versicherungsnehmers mit den jeweiligen Versicherern vor (Pr&#246;lss-Martin vor &#167;58 VVG, Anm. 1). Daraus folgt, da&#223; der Austausch des vertragsf&#252;hrenden Versicherers und der Austausch weiterer beteiligter Versicherer eine Vertrags&#228;nderung bedeuten, genauer Vertragsaufhebungen und neue Vertragsabschl&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese Vertrags&#228;nderung ist nicht wirksam geworden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine wirksame Vertretung der Beklagten durch die Kl&#228;gerin bei Vertrags&#228;nderung entf&#228;llt ebenso, da die Beklagte nicht mehr dazu bevollm&#228;chtigt war. Die Vollmachtsurkunde vom 10. Mai 1976, die eine ausreichende Bevollm&#228;chtigung enthalten h&#228;tte, hat die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 08. Januar 1979 zur&#252;ckgegeben und zwar mit der erkl&#228;rten Absicht, ihre Interessenwahrnehmung f&#252;r die Kl&#228;gerin zu beenden. Mit widerspruchsloser Annahme dieses Schreibens durch die Vollmachtsurkunde durch die Beklagte war die Vollmacht der Kl&#228;gerin erloschen (&#167;168 BGB). Die Kl&#228;gerin erloschen (&#167;168 BGb). Die Urkunde hatte keine Wirkung mehr (&#167;172 II BGB). Aus dem Versicherungsvertrag selbst ergibt sich keine Bevollm&#228;chtigung der Kl&#228;gerin. &#167;15 des Versicherungsvertrages behandelt nur die Frage, ob und inwieweit die Kl&#228;gerin die einzelnen Versicherungsgesellschaften vertreten durfte. Im &#252;brigen w&#228;re eine solche Vollmacht durch die dargestellten Vorg&#228;nge erloschen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;r eine Anscheins- oder Duldungsvollmacht der Kl&#228;gerin ergeben sich keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Grunds&#228;tze der Gesch&#228;ftsf&#252;hrung ohne Auftrag, die die Kl&#228;gerin anspricht, begr&#252;nden ebenfalls keine Vollmacht der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Handeln der Kl&#228;gerin als vollmachtlose Vertreterin der Beklagten ist auch nicht sp&#228;ter durch diese genehmigt worden. An sich k&#246;nnte zwar in der Zahlung der Versicherungspr&#228;mie, einer Bitte um Stundung und auch in einer Schadensmeldung bei den Versicherern eine solche Genehmigung gesehen werden. Voraussetzung daf&#252;r w&#228;re aber, da&#223; all dies in Kenntnis der Vertrags&#228;nderung durch die Kl&#228;gerin geschehen w&#228;re. Eine solche Kenntnis der Beklagten lag unstreitig nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">2.2)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Ob in Wirklichkeit durch stillschweigende Verl&#228;ngerung die Vertr&#228;ge mit den Gesellschaften des fr&#252;heren Versicherungspools fortgesetzt worden sind, ist unerheblich. Selbst wenn dies angenommen w&#252;rde, h&#228;tte die Kl&#228;gerin die diesen Versicherungsgesellschaften zustehenden Pr&#228;mien nicht geltend gemacht. Im &#252;brigen w&#228;re sie dann auch nicht proze&#223;f&#252;hrungsbefugt. &#167;15 des Versicherungsvertrages enth&#228;lt wie dargelegt, keine Klagevollmacht. Die Erm&#228;chtigung ist hier nur von der neuen f&#252;hrenden Gesellschaft und nicht von der fr&#252;heren erteilt worden, wie das dann notwendig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">2.3)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin besteht auch kein Anspruch auf Zahlung der Pr&#228;mien nach den Grunds&#228;tzen der ungerechtfertigten Bereicherung (&#167;812 BGB). Da unstreitig keine Versicherungsleistungen f&#252;r 1981 erbracht worden sind, k&#228;me als Erlangtes nur der Versicherungsschutz selbst, d.h. die abstrakte M&#246;glichkeit, bei Eintritt eines Versicherungsfalles Ersatz zu verlangen, in Frage. Dies setzt aber eine Leistungspflicht des Versicherers und damit einen Versicherungsvertrag voraus, der hier nicht besteht. Damit fehlt es an einer Bereicherung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b>3.)</b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage ist begr&#252;ndet. Ein Anspruch ergibt sich aus &#167;812 BGB. Die Kl&#228;gerin hat durch Abbuchung von der Beklagten unstreitig 3.265,40 DM erlangt. Der Rechtsgrund f&#252;r diese Verm&#246;gensverschiebung ist nachtr&#228;glich entfallen, da die Kl&#228;gerin f&#252;r die Beklagte die zun&#228;chst bestehenden Versicherungsvertr&#228;ge mit Wirkung ab Beginn 1981 ab&#228;nderte oder zum Teil auch aufhob. Trotz der fehlenden Vollmacht der Kl&#228;gerin ist diese r&#252;ckwirkende Aufhebung aufgrund der Genehmigung der Beklagten, die zumindest in der Erhebung der Widerklage liegt, wirksam (&#167;184 BGB).</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist auch bereichert. Sie mag zwar das Geld ganz oder zum Teil an die Versicherungsgesellschaften, die Mitglieder des Versicherungspools sind, weitergeleitet haben. Das kann sie aber der Beklagten nicht entgegenhalten, weil sie wusste, da&#223; sie zur Vertretung der Interessen der Beklagten gegen&#252;ber dem neuen Pool und demzufolge auch zur Entgegennahme von Versicherungspr&#228;mien f&#252;r diesen Pool nicht befugt war (&#167;819 BGB).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>4.)</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung und die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruhen auf &#167;&#167;97, 708 Ziffer 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 50.430,- DM.</p>
315,745
olgk-1983-05-26-4-wf-7383
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 73/83
1983-05-26T00:00:00
2019-03-13T15:12:56
2019-03-27T09:42:19
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1983:0526.4WF73.83.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - Siegburg vom 15.3.1983 insoweit abge&#173;&#228;ndert als der Antragstellerin f&#252;r das Verfahren FS-G&#220; Proze&#223;kostenhilfe zur Geltendmachung einer Forderung von insgesamt 10.900,- DM unter Beiordnung von Rechtsanw&#228;ltin C., C1, be&#173;willigt wird.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ck&#173;gewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind seit dem 27.3.1954 miteinander verheiratet und leben seit Ende November 1980 voneinander getrennt. Am 19.11.1981 hat die Antrag&#173;stellerin einen Ehescheidungsantrag eingereicht, der zun&#228;chst nur zur Information dem Antragsgegner zugeleitet worden ist. Im Termin vom 15.1.1982 ist sodann Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r das Scheidungsverfahren bewilligt worden und die beiderseitigen Anw&#228;lte haben zur einstweiligen Anordnung betreffend den Unterhalt verhandelt und in der Folgezeit weitere Antr&#228;ge zu Scheidungsfolgesachen eingereicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unter anderem verlangt die Antragstellerin im Scheidungsverbund Zugewinnausgleich in H&#246;he von 30.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Sie begr&#252;ndet diesen Anspruch im wesentlichen damit, da&#223; w&#228;hrend der Ehe von den Parteien auf dem im Erbbaurecht der Eltern des Antragsgegners stehenden Grundst&#252;ck ein Anbau im Wert von ca. 100.000,- DM errichtet worden ist. Sie behauptet, dieser Anbau sei im wesentlichen durch die Arbeitsleistung der Parteien und mit ihren Geldmitteln errichtet worden und zwar mit R&#252;cksicht auf die Absicht</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">der Eltern, ihnen sp&#228;ter das Erbbaurecht zu</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 5.11.1980 ist auch zwischen der Mutter des Antragsgegners, die Alleinerbin des vorverstorbenen Vaters des Antragsgegners war, und dem Antragsgegner ein notarieller &#220;bertragungsvertrag (URNR. 2xxx/1980 Notar S., T.) geschlossen worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In diesem Vertrag hei&#223;t es u.a.: " Im Wege der Vorweggenommenen Erbfolge lie&#223;en die Erschienenen folgenden <u>&#220;bertragungsvertrag</u> beurkunden ... " weiter hei&#223;t es :</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>" </strong>Herr L. hat sich die &#220;bertragung nicht auf sein Erb- und Pflichtteilsrecht am Nachla&#223; seiner Eltern anrechnen zu lassen .. " F&#252;r die damals 74-j&#228;hrige Mutter des Antragsgegners wurde ein Wohnrecht an verschiedenen R&#228;umen als beschr&#228;nkt pers&#246;nliche Dienstbarkeit vereinbart und der Antragsgegner verpflichtete sich weiter, " seine Mutter in gesunden und kranken Tagen zu pflegen und zu verpflegen, wie es ihren Gewohnheiten entspricht". In &#167; 5 hei&#223;t <em>es </em>weiter : = Die erforderlichen beh&#246;rderlichen und privaten Genehmigungen bleiben vorbehalten und werden beantragt". In &#167; 4 ist die Auflassung erkl&#228;rt und die Eintragung des "Eigentumswechsels " im Grundbuch bewilligt. Nach &#167; 6 des Erbbaurechtsvertrages vom 3.12.1952 (URNr. 1xxx/52 S1) darf das Erbbaurecht nicht ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Katholischen Kirchengemeinde in L1, der Grundst&#252;ckseigent&#252;merin, ver&#228;u&#223;ert werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Diese Genehmigung liegt bisher nicht vor. Die Katholische Kirchengemeinde hat ihre Zustimmung davon abh&#228;ngig gemacht, da&#223; der bisher seit 1952 unver&#228;nderte Erbbauzins von 0,04 DM/qm j&#228;hrlich auf 0,19 DM j&#228;hrlich angehoben wird.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><em>Der </em>Antragsgegner macht geltend, an dem Erbbaurecht nach Er&#173;h&#246;hung des Erbauzinses nicht mehr interessiert zu sein, auch verweigere seine Mutter die Vollziehung des Vertrages, weil er mit einer anderen Frau zusammenlebe, mit der sie sich nicht verstehe und er daher seine Pflegeverpflichtung aus dem Vertrag nicht einhalten k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Anbau sei au&#223;erdem ausschlie&#223;lich von seinen Eltern finanziert worden. Lediglich ein Darlehen in H&#246;he von 10.000.- DM bis auf den von seinem Vater abgel&#246;sten Rest von 4.200,68 DM und ein weiteres Darlehen in H&#246;he von 15.000 DM sei von den Parteien zur&#252;ckgezahlt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Diese Leistungen seien mit R&#252;cksicht darauf erbracht worden, da&#223; die Parteien - wie insoweit unstreitig ist - seit 1960 unentgeltlich im elterlichen Haus wohnten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat Proze&#223;kostenhilfe mit R&#252;cksicht auf einen Lebensversicherungsvertrag des Antragsgegners nur in H&#246;he von 900,- DM bewilligt, im &#252;brigen Proze&#223;&#173;kostenhilfe mangels Erfolgsaussicht abgelehnt. Er hat einen Zugewinnausgleichsanspruch verneint, weil dem Antragsgegner das Erbbaurecht im Wege der vorweggenommenen Erbfolge zugewandt worden sei und daher gem&#228;&#223; &#167; 1374 Abs.2 BGB dem Anfangsverm&#246;gen zuzurechnen sei. Das gelte auch, wenn die &#220;bertragung vorwiegend zum Ausgleich der In&#173;vestitionen in den Altbau erfolgt sei, weil insoweit jeden&#173;falls kein &#220;bertragungsanspruch bestanden habe, die Mutter &#252;ber das Erbbaurecht habe frei verf&#252;gen k&#246;nnen und die, Zuwendung allein auf ihrer pers&#246;nlichen Beziehung zum Antragsgegner beruht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Abs. 2 8. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist teilweise begr&#252;ndet. Die Zugewinnausgleichsklage hat in H&#246;he eines Teilbetrages von 10.000,- DM Aussicht auf Erfolg und eine auf eigene Kosten prozessierende Partei w&#252;rde den Anspruch derzeit nur in dieser H&#246;he geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Berechnung der Ausgleichsforderung kommt es nach &#167;&#167; 1378,1384 BGB auf den Zeitpunkt der Zustellung des Scheidungsantrags an (nicht den der Einreichung, vgl. OLG M&#252;nchen FamRZ 1982, 279). Das ist hier der Termin vom 15.1.19821 da, der Scheidungsantrag vorher nur formlos &#252;bersandt worden ist und er erst nach Bewilligung der Proze&#223;kostenhilfe und weiterer Verhandlung zur Sache als zugestellt angenommen anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat unstreitig keinen Zugewinn erzielt. Ihr steht gem&#228;&#223; &#167; 1378 BGB aber eine Ausgleichsforderung zu, da der Antragsgegner &#252;ber die bereits ber&#252;cksichtigte Lebensversicherung hinaus einen Zugewinn in Gestalt des Anspruchs auf &#220;bertragung des Erbbaurechts erzielt hat, von dem glaubhaft gemacht ist (&#167; 118 Abs. 2 ZPO), da&#223; er in H&#246;he von 10.000.- DM auszugleichen ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Am 15.1.1982 hatte der Antragsgegner aus dem notariellen Vertrag vom 5.11.1980 einen Anspruch auf &#220;bertragung des Erbbaurechts.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es kann dabei dahinstehen, ob angesichts der Tatsache, da&#223; im notariellen Vertrag bereits die Auflassung erkl&#228;rt ist und die Bewilligung der Eintragung des "Eigentumswechsels" im Grundbuch abgegeben ist, der Antragsgegner als Inhaber eines dinglichen Anwartschaftsrechtes anzu&#173;sehen ist, obwohl der Eintragungsantrag beim Erbbaugrundbuch noch nicht gestellt war und eine Auflassungsvermerkung nicht eingetragen war (vgl. OLG Hamm NJW 1975,879 mit Darstellung der verschiedenen Auffassungen zu dieser Frage; Baur, Sachenrecht, 12. Aufl., &#167; 19 B 1 2 c bb).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Frage, ob der Eigentums&#252;bertragungsanspruch zum Verm&#246;gen des Ausgleichspflichtigen im Sinne der &#167;&#167; 1375, 1378 BGB zu rechnen ist, kommt es nicht darauf an, ob der Erwerber schon eine gegen&#252;ben/Dritten gesicherte Rechtsstellung erlangt hat, sondern nur darauf, ob es sich um ein objektiv bewertbares Verm&#246;gen handelt, das im Erbfall auf einen Dritten &#252;bergehen k&#246;nnte (vgl. BGH FamRZ 1977, 386 = NJW 1977,949). Auch wenn der Eintragungsantrag noch nicht gestellt ist und keine Auflassungsvormerkung ein&#173;getragen ist, handelt es sich bei der Rechtsstellung aus erkl&#228;rter Auflassung um ein vererbbares Recht (vgl. Palandt-&#173;Keidel, 42. Aufl., &#167; 1922, Anm. 3 a hh; BGHZ 48,351 (356) Tietke FamRZ 1976,510/511; Bay ObLGZ 73,139).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hier gilt auch nicht deshalb etwas anderes, weil die &#220;bertragung " im Wege der vorweggenommenen Erbfolge " geschieht. Solche Rechtsgesch&#228;fte sind Rechtsgesch&#228;fte unter lebenden, weil schon zu Lebzeiten des Erblassers Rechte und Pflichten begr&#252;ndet werden. Da die Leistung der Erblasserin nach dem Vertrag nicht mit einem Erbverzicht des Erbbrechtigten verkn&#252;pft ist, kann es sich bei einem solchen Vertrag um eine Schenkung handeln, was aber im Streitfall zu verneinen ist, da angesichts der &#252;bernommenen Pflegeverpflichtung und angesichts der Leistungen zur Errichtung des Neubaus nicht davon auszugehen ist, da&#223; sich die Parteien &#252;ber eine unentgeltliche Zuwendung einig waren. Letzlich kann der Charakter des Rechts&#173;gesch&#228;fts aber auch dahinstehen, da die Rechtsstellung aus erkl&#228;rter Auflassung auch dann ein vererbbares Recht ist, wenn die &#220;bertragung schenkweise erfolgt ist. Die Sachlage ist daher mit der der Senatsentscheidung vom 9.5.1982 (FamRZ 1983, 71 ff.) nicht vergleichbar. Ob der &#220;bertragende wegen zuk&#252;nftiger &#196;nderungen gegebenenfalls zum R&#252;cktritt vom Vertrag berechtigt ist, ist grunds&#228;tzlich ohne Bedeutung, da ein Wegfall des Zugewinns nach dem gem&#228;&#223; &#167; 1384 BGB ma&#223;&#173;gebenden Berechnungszeitpunkt grunds&#228;tzlich ohne Bedeutung ist (vgl. Palandt-Diederichsen, 42. Aufl., &#167; 1384, Anm.1).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob und inwieweit sich insofern eine Einschr&#228;nkung aus &#167; 1378 Abs. 2 BGB ergibt, kann hier offenbleiben, da der Zeitpunkt der Beendigung des G&#252;terstandes und der Wert des Verm&#246;gens des Antragsgegners zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner kann sich auch nicht darauf berufen, da&#223; der &#220;bertragungsvertrag nach Versagung der Zustimmung des Grundst&#252;ckseigent&#252;mers zur &#220;bertragung des Erbbaurechts gegenstandslos geworden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer hat seine Zustimmung nicht versagt, sondern sie nur von einer angemessenen Erh&#246;hung des Erbbauzinses abh&#228;ngig gemacht. Eine Anpassung des j&#228;hrlichen Erbbauzinses von 0,04 DM/qm auf 0,19 DM/qm j&#228;hrlich macht nur einen Unterschied von weniger als 200 DM j&#228;hrlich als Belastung aus. Der Antragsgegner verst&#246;&#223;t gegen Treue und Glauben, wenn er aus diesem Grund die Zustimmung der Kirchengemeinde zur &#220;bertragung nicht einholt, denn angesichts des seit fast 30 Jahren un&#173;ver&#228;nderten Erbbauzinses mu&#223;te von vorneherein damit gerechnet werden, da&#223; die Kirchengemeinde eine angemessene Erh&#246;hung des Erbbauzinses verlangen werde. Gem&#228;&#223; &#167; 162 BGB mu&#223; sich der Antragsgegner so behandeln lassen, als habe die Kirchengemeinde ihre Zustimmung zur &#220;bertragung erteilt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Annahme eines im Verm&#246;gen des Antragsgegners befindlichen Rechts steht auch nicht entgegen, da&#223; er nunmehr erkl&#228;rt, die Pflegeverpflichtung nicht mehr erf&#252;llen zu k&#246;nnen. Ma&#223;gebend ist nach dem bereits gesagten der Zeitpunkt der Zustellung des Scheidungsantrags. Jedenfalls damals war von einer einverst&#228;ndlichen Aufhebung des Vertrags aus diesem Grunde nicht die Rede.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat aber nur eine. Ausgleichsforderung in H&#246;he von 10.000.- DM glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Erbbaurecht ist gem&#228;&#223; &#167; 1374 Abs. 2 BGB insoweit dem Anfangsverm&#246;gen zuzurechnen als er dem Antragsgegner mit R&#252;cksicht auf ein k&#252;nftiges Erbrecht zugewandt worden ist. Das ist nur insoweit nicht der Fall, als die &#220;bertragung zum Ausgleich der Investitionen der Parteien und mit R&#252;cksicht auf die &#252;bernommene Pflegeverpflichtung geschehen ist. Der Wert dieser Pflegeverpflichtung bleibt gem&#228;&#223; &#167; 1375 Abs. 1 BGB aber gleichfalls au&#223;er Betracht, da diese Verbindlichkeit vom Endverm&#246;gen abzuziehen ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Aus dem &#220;bertragungsvertrag geht nicht hervor, in welchem Umfang die &#220;bertragung zum Ausgleich f&#252;r Leistungen der Parteien zur Errichtung des Anbaus erfolgt ist. Zu ber&#252;ck&#173;sichtigen ist dabei, da&#223; die Parteien seit 1960 mietfrei im Haus der Eltern gewohnt haben, so da&#223; davon auszugehen ist, da&#223; die laufende Mithilfe bei der Errichtung des Baus zum Ausgleich f&#252;r die Wohnungsgew&#228;hrung erfolgt ist. An konkreten finanziellen Leistungen zur Errichtung des Neubaus hat die Antragstellerin lediglich die R&#252;ck&#173;zahlung zweier Darlehn in H&#246;he von 5799,32 und 15.000 DM vorgetragen. Nur insoweit ist glaubhaft, da&#223; die Parteien und Erbbauberechtigten sich einig waren, da&#223; diese Leistungen durch die sp&#228;te &#220;bertragung des Erbbaurechtes ausgeglichen werden sollten. Die Tatsache, da&#223; der Antragsgegner gegen seine Mutter keinen &#220;bertragungsanspruch hatte, f&#252;hrt nicht dazu, da&#223; der gesamte Wert dem Anfangsverm&#246;gen zuzurechnen ist, wie das Amtsgericht angenommen hat. Es mu&#223; viel mehr danach unterschieden werden, zu welchen Teilen die Zuwendung unter &#167; 1374 Abs. 2 BGB f&#228;llt und zu welchen Teilen sie zum Ausgleich von Leistungen des/der Ehepartner erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Proze&#223;kostenhilfepr&#252;fungsverfahren ist nicht dazu geeignet, insoweit weitere Einzelheiten aufzukl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bei der gegebenen Sachlage w&#252;rde aber auch eine auf eigene Kosten prozessierende Partei zun&#228;chst nur einen Teilbetrag von 10.000 DM geltend machen, um in diesem Rechtsstreit die Einzelheiten der H&#246;he der finanziellen Leistungen und der Vereinbarungen &#252;ber ihre Verrechnung zu kl&#228;ren, zumal hier eine Verj&#228;hrung der Restforderung (&#167; 1378 Abs. 4 BGB) nicht droht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenerstattung im Proze&#223;kostenhilfeverfahren findet nicht statt.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><u>Beschwerdewert</u> (soweit die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen); 1500.- DM.</p>
315,746
arbg-herford-1983-05-09-2-ca-15082
{ "id": 768, "name": "Arbeitsgericht Herford", "slug": "arbg-herford", "city": 435, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 Ca 150/82
1983-05-09T00:00:00
2019-03-13T15:12:58
2019-03-27T09:42:19
Urteil
ECLI:DE:ARBGHF:1983:0509.2CA150.82.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tragen die Kl&#228;ger als Gesamtschuldner.</p> <p>Streitwert: 35.000,00 DM.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Tatbestand&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten &#252;ber einen von den Kl&#228;gern begehrten Schadenersatzanspruch. Der Beklagte war ab 1964 bei der Firma S GmbH &amp; Co.KG besch&#228;ftigt;</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><sup>von</sup> 1966 bis zum 6. Juni 1980 war er von der Arbeitsleistung freigestellter Betriebsratsvorsitzender. Die Firma S GmbH &amp; Co.KG k&#252;ndigte das Arbeitsverh&#228;ltnis gegen&#252;ber dem Beklagten am 5. September 1980 fristlos. In der von dem Beklagten erhobenen K&#252;ndigungs- schutzklage (2 Ca 938/80 Arbeitsgericht Herford; 2 Sa 241/81 Landesarbeitsgericht Hamm) schlossen die Parteien am 9. September 1981 vor dem Landesarbeitsgericht Hamm einen Vergleich, in dem es in Ziff. 5) 'wie folgt hei&#223;t:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"Damit sind alle Anspr&#252;che der Parteien aus und in Verbindung mit dem Arbeitsverh&#228;ltnis, gleich aus welchem Rechtsgrund, ob bekannt oder unbekannt, mit Ausnahme von Anspr&#252;chen/ die mit den Arbeitspapieren in Verbindung stehen, erledigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der Firma S GmbH &amp; Co.KG gibt es seit 1957 einen Belegschaftskantine. F&#252;r den Kantinenbetrieb stellt die Firma S GmbH &amp; Co.KG die R&#228;umlichkeiten und 2 Arbeitnehmer als Kantinenpersonal. Der Beklagte hatte von dem Zeitpunkt, in dem er zum Betriebsratsvorsitzenden gew&#228;hlt wurde, &#252;ber die Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit der Kantine eine Aufsichts und Kontrollfunktion. Der Wareneinkauf und -Verkauf Wurde von etwa 1970 bis 1980 im wesentlichen von dem Mitarbeiter der Beklagten H vorgenommen. Jeweils zum Jahresende wurde eine von dem Beklagten &#252;berpr&#252;fte Inventur vorgenommen. 1968 wurde unter der Bezeichnung "WG Kantine S" ein Gesch&#228;ftskonto bei der Stadtsparkasse Herford er&#246;ffnet, &#252;ber das beklagte bis zur Niederlegung seines Amtes als Betr.Lebsratsvorsitzender verf&#252;gungsberechtigt war. Das Konto wies am 3. Januar 1979 einen Sollbestand von 13.116,55 DM und</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">am 30. April 1960 einen Sollbestand von 35.104,12 DM auf. Am 7. Mai 1980 wurde durch eine Scheckzahlung der Firma S GmbH &amp; Co.KG 35.000,00 DM auf das Konto eingezahlt.- Es wurde zwischen dem Betriebsrat und der Firma S&#160; GmbH &amp; Co. KG vereinbart, da&#223; ein Betrag in dieser H&#246;he als ein aus den Einnahmen der Kantine zu tilgendes Darlehn gew&#228;hrt wurde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger tragen vor, die Kantine sei als eine soziale Einrichtung der Firma S GmbH &amp; Co.KG von dem Betriebsrat in Form eines nicht- rechtsf&#228;higen Vereins betrieben worden, so da&#223; sie befugt seien, Schadenersatz gerichtlich gegen&#252;ber dem Beklagten geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe aufgrund pflichtwidrig nicht wahrgenommener Kontroll- und Aufsichtsfunktionen den Sollbestand von &#252;ber 35.000,00 DM auf dem Gesch&#228;ftskonto der Kantine zu vertreten. Verantwortlich f&#252;r diesen Fehlbetrag sei der Beklagte auch, weil er erst im Mai 1980 die Belegschaft und den Betriebsrat der Firma S GmbH &amp; Co. KG auf einer Betriebsversammlung hiervon in Kenntnis setzte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger st&#252;tzen den geltend gemachten Anspruch hilfsweise auch darauf, da&#223; die Firma S GmbH &amp; Co.KG einen ihr gegen den Beklagten zustehenden Anspruch an sie abgetreten habe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;ger.35.000,00 DM nebst 5 % Zinsen seit dem 12. Juni 1982 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte tr&#228;gt vor, die Kl&#228;ger seien nicht aktiv legitimiert hinsichtlich der Klageforderung<strong>.</strong> Die Belegschaftskantine sei als soziale Einrichtung - ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit und sonstige Selbst&#228;ndigkeit - anzusehen und in den Betrieb der Firma S GmbH &amp; Co<strong>,</strong> KG eingegliedert. Da es sich hierbei um eine rechtlich unselbst&#228;ndige Betriebseinrichtung handele, sei das Vorbringen der Kl&#228;ger, der Betriebsrat, betreibe die Kantine als nicht rechtsf&#228;higer Verein unzutreffend. Der Beklagte bestreitet, durch pflichtwidriges Verhalten einen Fehlbetrag von 35<strong>.</strong>000,00DM verursacht <em>zu</em> haben. Im &#252;brigen habe die Belegschaftskantine keinen Schaden erlitten, da die Firma S GmbH &amp; Co.KG ihrer Verpflichtung, finanzielle Mittel f&#252;r den Kantinenbetrieb zur Verf&#252;gung zu stellen, durch die Scheckzahlung von 35.000,00 am 7. Mai 1980 nachgekommen sei. Gegen&#252;ber einem etwaigen Ansprach der Kl&#228;ger erhebt der Beklagte die Einrede der Verj&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gern steht hinsichtlich der eingeklagten Forderung keine Aktivlegitimation(Sachbefugnis) zu, denn bei rechtlich zutreffender W&#252;rdigung ihres eigenen und unstreitigen Vorbringen kann ein Schadenersatzanspruch aus positiver Vertragsverletzung gegen&#252;ber dem Beklagten allenfalls f&#252;r die Firma S GmbH &amp; Co KG entstanden sind<strong>.</strong> Durch eine Abtretung k&#246;nnen die Kl&#228;ger von der Firma S GmbH &amp; Co.KG keine Forderungen auf Leistung von Schadenersatz gegen den Beklagten erworben haben, weil in dem Vergleich vom 3. September 1981 die Firma S GmbH &amp; Co.KG auf die Geltendmachung von Anspr&#252;chen gegen den Beklagten verzichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die in der Firma S GmbH &amp; Co.KG eingerichtete Belegschaftskantine wird nicht von dem Betriebsrat als wirtschaftlicher nicht rechtsf&#228;higer Verein i.S. des &#167; 22 BGB gef&#252;hrt, Ein wirtschaftlicher Verein erfordert, da&#223; eine wirtschaftliche Bet&#228;tigung dauernder Art stattfindet und der Gesch&#228;ftsbetrieb unmittelbar durch den Verein erfolgt (BGH in NJW 1966, S. 2007). Eine wirtschaftliche Bet&#228;tigung setzt eine planm&#228;&#223;ige Teilnahme am unternehmerischen Wettbewerb voraus. Dies ist bei der Belegschaftskantine in der Firma S GmbH &amp; Co.KG nicht der Fall, denn sie steht ausschlie&#223;lich den Betriebsangeh&#246;rigen zur Benutzung zur Verf&#252;gung, um vorwiegend deren Bed&#252;rfnisse im Hinblick auf Speisen und Getr&#228;nke w&#228;hrend der Arbeitszeit zu erf&#252;llen<strong>.</strong> Wirtschaftliche Ziele werden mit der Belegschaftskantine, die nicht ein P&#228;chter betreibt, offensichtlich nicht verfolgt<strong>.</strong> Eine Lenkung oder erg&#228;nzende Unterst&#252;tzung von wirtschaftlichen Gesch&#228;ftsbetrieben mu&#223; die Hauptt&#228;tigkeit des wirtschaftlichen Vereins ausmachen (M&#252;nchene Kommentar zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch, Allg.Teil, &#167;&#167; 21, 22 BGB <strong>Ani&#223;.</strong> 9 c) , Diese Voraussetzungen liegen ebenfalls nicht vor. Da eine schriftliche Vereinbarung zwischen der Firma S GmbH &amp; Co.KG und dem Betriebsrat dieser Firma nicht vorliegt und auch der Betriebsrat selbst keine schriftliche Regelung (Satzung) hin sichtlich des Kantinenbetriebs, soweit er von ihm selbst durchgef&#252;hrt bzw. kontrolliert worden sein soll, aufgestellt hat, bestehen bereits erhebliche Bedenken, ob der Betriebsrat oder s&#228;mtliche Betriebsratsmitglieder eine Verwaltungsfunktion hinsichtlich des Betriebes der Belegschaftskantine ausge&#252;bt haben. Daraus, da&#223; dem Betriebsrat die Verluste im</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Betrieb der Kantine erst im Mai 1980 bekannt wurden, mu&#223; vielmehr geschlossen werden, da&#223; dem Beklagten aufgrund seiner Stellung als Betriebsratsvorsitzender die Verwaltung der Kantine &#252;bertragen wurde und - ohne Beteiligung des Betriebsrates - auch allein durchf&#252;hrte. H&#228;tte es sich hierbei um Aufgaben und Pflichten des Betriebsrates (als Gremium) gehandelt, mu&#223; es als unverst&#228;ndlich angesehen werden<strong>,</strong> da&#223; hier&#252;ber keinerlei konkrete, den gesamten Betriebsrat einbeziehende Regelung - bis zum R&#252;cktritt des Beklagten als Betriebsratsvorsitzenden - getroffen wurde. Dieses offensichtlich f&#252;r den Betriebsrat und die Firma S GmbH &amp; Co.KG erkennbare Handeln des Beklagten bei dem Betrieb der Kantine wurde bis Mitte Mai 1980 allgemein geduldet. Vom Betriebsrat wurde nicht einmal versucht die laufende</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Verwaltung der Kantine in seinen Kompetenzbereich einzu- beziehen. Dies l&#228;&#223;t nur den Schlu&#223; zu, da&#223; die Kantine der Firma S GmbH &amp; Co.KG selbst&#228;ndig von dem Beklagten und zwei von dieser Firma gestellten Mitarbeitern - ohne Einschaltung des Betriebsrates als Gremium bzw. der einzelnen Betriebsratsmitglieder als Mitglieder eines gegr&#252;ndeten wirtschaftlichen Vereins-f&#252;r die Firma S GmbH &amp; Co.KG als soziale Einrichtung verwaltet wurde,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hieraus folgt zugleich, da&#223; kein freiwilliger Zusammenschlu&#223; von Personen zur Verfolgung gemeinschaftlicher Zwecke hinsichtlich des Betriebes der Kantine vorliegen kann und somit die Kl&#228;ger weder als Mitglieder eines wirtschaftlichen Vereins noch eines idealvereins nach &#167; 21 BGB die Aktivlegitimation hinsichtlich der Klageforderung zustehen kenn.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden Ausf&#252;hrungen folgt weiter, da&#223; die Kl&#228;ger sich auch nicht zu einer BGB-Gesellschaft hinsichtlich der Verwaltung der Belegschaftskantine zusammengeschlossen haben.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Da die Aktivlegitimation der Kl&#228;ger bereits aufgrund b&#252;rgerlich-rechtlicher Bestimmungen zu verneinen ist, bedarf es keiner Er&#246;rterung, ob dies auch aus be-</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">triebsverfassungsrechtlichen Grunds&#228;tzen zu folgern ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der den Kl&#228;gern aufgrund einer Abtretung von Anspr&#252;chen durch die Firma S GmbH &amp; Co.KG die Klageforderung als Gesamtgl&#228;ubiger nicht zustehen kann, ergibt sich offensichtlich daraus, da&#223; in dem Rechtsstreit P ./. S GmbH &amp;Co.KG die Parteien in dem Vergleich vom. 9. September 1981 erkl&#228;rt haben, da&#223; alle Anspr&#252;che aus und in Verbindung mit dem Arbeitsverh&#228;ltnis erledigt sind.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des festgesetzten Streitwerts ergibt sich aus der eingeklagten Forderung.</p>