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olgham-1980-03-11-2-uf-55679
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 556/79
1980-03-11T00:00:00
2019-03-13T15:18:19
2019-03-27T09:41:48
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0311.2UF556.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 12. September 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Essen (105 E 17/79) teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Essen vom 12. Januar 1977 (11 C 545/76) wird f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt</p> <p></p> <p>a) f&#252;r die Zeit vom 1.7. bis zum 29.11.1978 in H&#246;he von mehr als 920,- DM,</p> <p></p> <p> b) f&#252;r die Zeit ab 30. November 1978 in voller H&#246;he.</p> <p></p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Eheleute. Aus der Ehe sind sieben Kinder hervorgegangen im Alter von jetzt 4 bis 21 Jahren. Drei von ihnen sind vorj&#228;hrig. Seit dem 30.11.1978 leben die Parteien getrennt. Bis zur Trennung lebten in ihrem Haushalt noch sechs Kinder. Sie sind s&#228;mtlich mit der Beklagten in die neue Wohnung gezogen. Die beiden &#196;ltesten von ihnen, ... und ... sind ebenso wie der Kl&#228;ger im Bergbau bei der Fa. Bergbau-AG ... in ... besch&#228;ftigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 12.1.1977 - damals lebten die Parteien noch nicht getrennt - erwirkte die Beklagte vor dem Amtsgericht Essen (zu 11 C 545/76) ein Vers&#228;umnisurteil gegen den Kl&#228;ger, durch das der Kl&#228;ger verurteilt worden ist, ab 1.11.1976 an die Beklagte ein monatlich im voraus f&#228;lliges Wirtschaftsgeld von 1.500,- DM zu zahlen, u.a. abz&#252;glich 1.200,- DM als Wirtschaftsgeld f&#252;r November und Dezember gewertetes Kindergeld. Als Kl&#228;ger waren in dem damaligen Verfahren zun&#228;chst die Beklagte und die vier j&#252;ngsten Kinder angef&#252;hrt. Auf Hinweis des Gerichts wurde sodann klargestellt, da&#223; Familienunterhalt gefordert und die Klage nur namens der (jetzigen) Beklagten erhoben werde. Das Kindergeld f&#252;r sechs Kinder in H&#246;he von monatlich 600,- DM erhielt damals der Kl&#228;ger. Sein monatliches Nettoeinkommen betrug seinerzeit nach dem Vortrag der Beklagten 1.660,- DM.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Seit Juli 1978 wird das Kindergeld nicht mehr an den Kl&#228;ger ausgezahlt, sondern unmittelbar an die Beklagte, und zwar f&#252;r f&#252;nf Kinder in H&#246;he von monatlich 500,- DM f&#252;r die Zeit vom 1.7.1978-31.12.1978 und 730,- DM f&#252;r die Zeit vom 1.1.-30.6.1979. Seit 1.7.1979 wird es nur noch f&#252;r vier Kinder gezahlt und bel&#228;uft sich auf 550,- DM monatlich. Der Wegfall des Kindergeldes f&#252;r das 6. und 5. Kind beruht darauf, da&#223; ... im Mai 1978 und ... im Juli 1979 vollj&#228;hrig geworden sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren macht der Kl&#228;ger die Unzul&#228;ssigkeit der Zwangsvollstreckung geltend In erster Instanz hat er unter Berufung darauf, da&#223; sich die Beklagte das Kindergeld anrechnen lassen m&#252;sse, insoweit die Unzul&#228;ssigkeit der Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Essen vom 12.1.1977 begehrt, als die Beklagte daraus seit dem 1.7.1978 die Zwangsvollstreckung &#252;ber einen Betrag von 900,- DM monatlich hinaus betreibt. Hilfsweise hat er um Ab&#228;nderung dahin gebeten, da&#223; er ab 5.4.1979 anstelle eines Wirtschaftsgeldes von 1.500,- DM nur noch 1.053,- DM monatlich zu zahlen habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht die Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Essen vom 12.1.1977 Zwangsvollstreckung betreibt wegen eines Wirtschaftsgeldes</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">von mehr als 1.210,- DM monatlich f&#252;r die Zeit vom 1.7.78 bis 31.12.1979,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">von mehr als 1.135,- DM monatlich f&#252;r die Zeit vom 1.1.1979-30.6.1979,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">von mehr als 1.225,- DM f&#252;r die Zeit ab 1.7.1979.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung des ... Kl&#228;gers. F&#252;r die Zeit bis zur Trennung macht er weiterhin geltend, da&#223; das gesamte Kindergeld anzurechnen sei. F&#252;r die Zeit ab der Trennung beruft er sich nunmehr darauf, da&#223; die Zwangsvollstreckung im vollen Umfang unzul&#228;ssig sei, weil von diesem Zeitpunkt ab der Anspruch auf Wirtschaftsgeld infolge der Trennung entfallen sei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Zwangsvollstreckung aus dem Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Essen vom 12.1.1977 (11 C 545/76) f&#252;r die Zeit ab 30.11.1979 im vollen Umfang f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren und f&#252;r die Zeit vom 1.7.1978-29.11.1978 insoweit, als der titulierte Monatsbetrag 920,- DM &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie tritt der Auffassung des Kl&#228;gers entgegen und zweifelt mit R&#252;cksicht auf die Behandlung des Kl&#228;gers in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt an seiner Proze&#223;f&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hinreichende Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der Kl&#228;ger bei der Einleitung des vorliegenden Rechtsstreits infolge einer, geistigen Erkrankung gem&#228;&#223; &#167; 51 ZPO in Verbindung mit &#167; 104 Nr. 2 BGB proze&#223;unf&#228;hig gewesen ist, liegen nicht vor. Der Kl&#228;ger hat vielmehr noch bei seiner pers&#246;nlichen Anh&#246;rung vor dem Amtsgericht am 12.9.1979 sachdienliche Erkl&#228;rungen abgegeben, die den Schlu&#223; zulassen, da&#223; seine freie Willensbestimmung zu dieser Zeit keineswegs beeintr&#228;chtigt war. Ob im weiteren Verlauf des Rechtsstreits ein Verlust der Proze&#223;f&#228;higkeit eingetreten ist, kann dahingestellt bleiben. Selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte, hat das auf das Verfahren keinen Einflu&#223; mehr, weil der Kl&#228;ger durch einen Rechtsanwalt vertreten ist und dieser nicht gem&#228;&#223; &#167; 246 ZPO die Aussetzung des Verfahrens beantragt hat.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Vollstreckungsgegenklage ... (&#167; 767 ZBO) ist begr&#252;ndet, weil der durch das Vers&#228;umnisurteil vom 12.1.1977 titulierte Anspruch nachtr&#228;glich entfallen ist, und zwar hinsichtlich eines Betrages von monatlich 580,- DM f&#252;r die Zeit vom 1.7.1978-29.11.1978, von da ab im vollen Umfang. Die Gr&#252;nde hierf&#252;r sind erst nachtr&#228;gtlich eingetreten und konnten durch Einspruch gegen das Vers&#228;umnisurteil nicht mehr geltend gemacht werden. Das Urteil ist offenbar schon alsbald nach seiner Verk&#252;ndung zugestellt worden. Schon im Juli <u>1977</u> hat die Beklagte die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil betrieben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit vom 1.7.1978-29.11.1978 ist der Anspruch in H&#246;he von monatlich 580,- DM entfallen, und zwar mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; das Kindergeld unmittelbar an die Beklagte gezahlt worden ist. Das Vers&#228;umnisurteil vom 12.1.1977 geht demgegen&#252;ber davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger das Kindergeld erh&#228;lt. Das ergibt sich nicht nur aus dem damaligen Klagevorbringen, sondern aus dem Urteilstenor selbst, in dem das seinerzeit f&#252;r die Monate November und Dezember 1976 an die Beklagte angewiesene Kindergeld ausdr&#252;cklich als Wirtschaftsgeld gewertet und auf die monatlichen 1.500,- DM angerechnet worden ist. Die Auszahlung, die nunmehr ab Juli 1978 an die Beklagte erfolgt ist, kann nicht anders gewertet werden. Auch durch sie ist der Anspruch auf Wirtschaftsgeld insoweit als erf&#252;llt anzusehen. F&#252;r eine blo&#223; h&#228;lftige Anrechnung des Kindergeldes, wie sie das Amtsgericht ... im angefochtenen Urteil vorgenommen hat, ist kein Raum. Bei der Beurteilung im Rahmen des &#167; 767 ZPO, ob Gr&#252;nde vorliegen, durch die der titulierte Anspruch entfallen ist, ist anzukn&#252;pfen an das Urteil. Die Grundlagen, von denen es ausgeht, k&#246;nnen nicht ohne weiteres durch eine andere Beurteilung ersetzt oder auch nur erg&#228;nzt werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit ab 30.11.1978 ist der Anspruch auf Wirtschaftsgeld im vollen Umfang entfallen, weil von diesem Zeitpunkt ab die Parteien getrennt leben. Das Urteil vom 12.1.1977 hat der beklagten Ehefrau entsprechend der damaligen Sach- und Rechtslage unter Ber&#252;cksichtigung der Kosten f&#252;r vier minderj&#228;hrige Kinder das Wirtschaftsgeld von 1.500,- DM zuerkannt. Dieser Anspruch hatte seine Grundlage in den &#167;&#167; 1360, 1360a BGB, die f&#252;r das Verh&#228;ltnis der Ehegatten untereinander den gesamten Familienbedarf einschlie&#223;lich des Bedarfs der Kinder regeln. Dieser Anspruch entf&#228;llt beim Getrenntleben. Von da ab bestimmt sich der Anspruch des Ehegatten nach &#167; 1361 BGB, der nur noch den Ehegattenunterhalt selbst regelt. Den Unterhalt f&#252;r gemeinsame Kinder (&#167;&#167; 1601 ff. BGB) fordert der getrenntlebende Ehegatte gem&#228;&#223; &#167; 1629 II BGB (Palandt-Diederichsen, 39. Aufl., &#167; 1360 Anm. 1, &#167; 1361 Anm. 1a).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Essen vom 12.1.1977 l&#228;&#223;t sich auch nicht unter dem Gesichtspunkt der "Identit&#228;t der Anspr&#252;che" aufrechterhalten. Wie der Senat bereits in seinem Armenrechtsbeschlu&#223; vom 24.1.1980 dargelegt hat, weichen die Anspr&#252;che aus &#167;&#167; 1360, 1360a BGB einerseits und aus &#167; 1361 BGB andererseits - m&#246;gen auch beide ihre Grundlage in der Ehe haben - auf Grund ihrer gesetzlichen Ausgestaltung nach Inhalt und Umfang zu stark voneinander ab. Auf die Ausf&#252;hrungen des genannten Beschlusses wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil ist entsprechend abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 II ZPO.</p>
315,950
olgham-1980-03-10-1-uf-27679
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 UF 276/79
1980-03-10T00:00:00
2019-03-13T15:18:20
2019-03-27T09:41:48
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0310.1UF276.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Das Amtsgericht wird angewiesen, von seinen Bedenken Abstand zu nehmen, das Familiengericht sei zur Entscheidung der vorliegenden Sache nicht zust&#228;ndig.</p> <p>Gerichtskosten f&#252;r das Beschwerdeverfahren werden nicht erhoben.</p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 1.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist deutscher Staatsangeh&#246;riger. Die Antragsgegnerin ist persische Staatsangeh&#246;rige. Die Ehe der Parteien ist am 27. Mai 1977 vor dem Landgericht Detmold rechtskr&#228;ftig geschieden worden. Am 17. November 1974 war eine Scheidung der Ehe nach persischem Recht vorangegangen. Der Antrag des Antragstellers gem. Art. 7 &#167; 1 des Gesetzes zur Vereinheitlichung und &#196;nderung familienrechtlicher Vorschriften vom, 11. August 1961 festzustellen, da&#223; die gesetzlichen Voraussetzungen f&#252;r die Anerkennung dieser in Teheran erfolgten Scheidung vorliegen, ist letztlich durch Beschlu&#223; des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf ... vom 16. Dezember 1975 zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller behauptet, er habe am 1. April 1976 mit der Antragsgegnerin eine Vereinbarung &#252;ber die Verteilung des Hausrats getroffen. Dennoch habe die Antragsgegnerin in der Folgezeit mehrfach dar&#252;berhinaus die Herausgabe von Hausratsgegenst&#228;nden verlangt. Mit der bei dem Familiengericht erhobenes Klage vom 4. Dezember 1978 begehrt er die Feststellung, da&#223; die Antragsgegnerin ihm gegen&#252;ber keine Anspr&#252;che auf Zuweisung weiterer Hausratsgegenst&#228;nde habe, als im Vertrag vom 1. April 1976 festgelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin bestreitet ein &#220;bereinkommen mit dem Antragsteller bez&#252;glich der Verteilung des Hausrats getroffen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht den Antrag als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, das Familiengericht sei nicht zust&#228;ndig, &#252;ber diesen Antrag zu befinden, da es sich nicht um eine Familiensache handele.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die Beschwerde des Antragstellers. Er vertritt die Auffassung, es handele sich um eine Familiensache.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zutreffend hat das Amtsgericht im vorliegenden Verfahren durch Beschlu&#223; entschieden, obwohl der Antragsteller sein Begehren in Form einer Feststellungsklage bei dem Familiengericht anh&#228;ngig gemacht hat. Denn es handelt sich hier, wie auszuf&#252;hren sein wird, um eine Familiensache i.S. des &#167; 621 Abs. 1 Ziff. 7 ZPO. Das Verfahren richtet sich nach &#167; 1 Abs. 2 Hausratsverordnung in Verbindung mit &#167; 621 a ZPO nach den Vorschriften der Hausratsverordnung in Verbindung mit den Vorschriften des FGG sowie der &#167;&#167; 621 ff. ZPO.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das gem. &#167; 621 e ZPO, 14 HVO zul&#228;ssige Rechtsmittel f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das vorliegende Verfahren ist im Zusammenhang mit der Verteilung des Hausrates der Parteien nach der 1974 geschiedenen Ehe anh&#228;ngig gemacht worden. Auch insoweit ist deutsches Recht Anwendbar, wenn das Scheidungsverfahren nach deutschem Recht durchzuf&#252;hren ist (vgl. Soergel-Kegel IPR Art. 17 EGBGB Rdnr. 103). F&#252;r das zwischen den Parteien vorangegangene Scheidungsverfahren war das deutsche Recht anzuwenden. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf den Beschlu&#223; des OLG D&#252;sseldorf vom 27. Juli 1976 verwiesen ..., durch den die Anerkennung der am 17. November 1974 in Teheran (Iran) vollzogenen und vom Scheidungsnotariat Nr. ... in Teheran unter Nr. ... eingetragenen Privatscheidung versagt wurde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Gegensatz zur Auffassung des Amtsgerichts handelte es sich im vorliegenden Rechtsstreit um eine Familiensache nach &#167; 621 Abs. 1 Ziff. 7 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 HVO findet ein Hausratsverteilungsverfahren dann statt, wenn sich die Ehegatten anl&#228;&#223;lich der Ehescheidung nicht dar&#252;ber einigen k&#246;nnen, wer von ihnen die Ehewohnung k&#252;nftig bewohnen und wem der Hausrat bzw. zu welchen Teilen zufallen soll. Die Durchf&#252;hrung eines Hausratsverteilungsverfahrens setzt voraus, da&#223; zwischen den Ehegatten die Verteilung des Hausrats noch offen ist. Liegt bereits eine Einigung vor, so ist dem Gericht die ihm durch &#167; 1 HVO gegebene Befugnis, seinerseits die Rechtsverh&#228;ltnisse an Wohnung und Hausrat rechtsgestaltend zu regeln, genommen. Das bedeutet jedoch nicht, da&#223; das Begehren einer der Parteien, diese Einigung gerichtlich feststellen zu lassen, unzul&#228;ssig ist. Ist zwischen den Parteien streitig, ob eine Einigung stattgefunden hat oder nicht, so mu&#223; diese Frage vorweg gekl&#228;rt werden k&#246;nnen. Zust&#228;ndig ist der Richter des Hausratsverteilungsverfahrens bzw. heute das Familiengericht und nicht das Proze&#223;gericht. Das ist jedenfalls dann anerkannt, wenn die Frage, ob eine Einigung vorliegt oder nicht, in einem Hausratsverfahren als Vorfrage zu kl&#228;ren ist, weil eine der Parteien eine von der angeblichen Einigung abweichende Verteilung des Hausrats begehrt (OLG Bremen FamRZ 63/366 m.w.N.). Kommt der Richter zu dem Ergebnis, eine Einigung sei erfolgt, so ist diese Entscheidung in die Form eines Feststellungsausspruchs zu kleiden. Nichts anderes kann gelten, wenn, wie hier, die Antragsgegnerin die von dem Antragsteller behauptete Einigung lediglich bestreitet und wenigstens zur Zeit keine anderweitige Verteilung des Hausrates anstrebt. &#167; 1 Abs. 2 HVO i.V.m. &#167; 621 Abs. 1 ZPO weisen gerichtliche Entscheidungen &#252;ber die Verteilung des Hausrats der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts zu &#167; 18 HVO best&#228;tigt diesen Vorrang des Familiengerichts, in dem er die Abgabe einer Sache an das Familiengericht vorschreibt, soweit in einem Rechtsstreit vor dem Proze&#223;gericht Anspr&#252;che hinsichtlich der Ehewohnung und des Hausrats geltend gemacht werden. Diese ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit w&#252;rde in Frage gestellt, wenn man die Entscheidung &#252;ber einen Antrag auf Feststellung einer Einigung der Parteien &#252;ber die Verteilung des Hausrats dem Proze&#223;gericht zuweisen w&#252;rde. Denn auch bei einer solchen Feststellung wird in der Sache &#252;ber die Verteilung des Hausrats entschieden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Verfahrensrechtliche Bedenken dagegen, im Rahmen eines Verfahrens nach Ma&#223;gabe des FGG eine feststellende Entscheidung zu treffen bestehen nicht (vgl. OLG Bremen a.a.O., m.w.N.). Das rechtliche Interesse des Antragstellers an der Feststellung der von ihm behaupteten Einigung steht angesichts des Bestreitens der Antragsgegnerin nicht in Frage.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">L&#228;&#223;t sich in einem Verfahren, in dem eine Partei die Einigung, wie hier, lediglich bestreitet, eine Einigung nicht feststellen, so ist der Feststellungsanspruch als unbegr&#252;ndet und nicht als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Da es sich, wie dargelegt, vorliegend um eine Familiensache nach &#167; 1 HVO i.V.m. &#167; 621 Abs. 1 ZPO handelt, ist das Familiengericht Lemgo auch &#246;rtlich zust&#228;ndig. Nach &#167; 11 Abs. 1 HVO ist f&#252;r das Hausratsverteilungsverfahren das Gericht der Ehesache des ersten Rechtszuges (Familiengericht) zust&#228;ndig. Das Gericht der Ehesache war vor Einrichtung der Familiengerichte das Landgericht Detmold, heute also das f&#252;r den Wohnsitz des Antragstellers zust&#228;ndige Familiengericht Lemgo. Denn gem. &#167; 606 Abs. 2 ZPO ist f&#252;r das Verfahren auf Scheidung der Ehe der Parteien das Familiengericht zust&#228;ndig, in dessen Bezirk die Ehegatten ihren letzten gemeinsamen Aufenthalt hatten, wenn einer der Ehegatten im Zeitpunkt der Rechtsh&#228;ngigkeit dieses Verfahrens im Bezirk dieses Gerichts seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt hat. Der letzte gemeinsame Aufenthaltsort der Parteien war ...</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 20 HVO, 16 Kostenordnung.</p>
315,951
olgk-1980-03-04-4-uf-20979
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 209/79
1980-03-04T00:00:00
2019-03-13T15:18:22
2019-03-27T09:41:48
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1980:0304.4UF209.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Bonn vom 19.9.1979 - 25 F 156/79 - teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Unter Abweisung der Klage im &#252;brigen wird die Zwangsvollstreckung aus Ziffer 3 des Urteils des Familiengerichts Bonn vom 30. 10. 1978 - 25 F 256/77 - in H&#246;he von 374,35 DM f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>==============</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind geschiedene Eheleute. Aufgrund eines Urteils vom 30.10.1978 hatte der Kl&#228;ger an die Beklagte zum Ausgleich des Zugewinns einen Betrag von 3.025,36 DM nebst 4 % Zinsen seit dem Tage der Rechtskraft des Scheidungsurteils zu zahlen. Das Urteil ist am 28.12.1978 rechtskr&#228;ftig geworden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die Ausgleichsforderung der Beklagten hat der Kl&#228;ger unter dem 28.3.1979, bei der Beklagten eingegangen am 4.4.1979, einen Betrag von 2.153,86 DM bezahlt. In H&#246;he des Restbetrages von 871,50 DM hat er die Aufrechnung erkl&#228;rt mit der H&#228;lfte der Gerichtskosten in H&#246;he von 196,50 DM und mit einem behaupteten Anspruch auf R&#252;ckzahlung des geleisteten Proze&#223;kostenvorschusses in H&#246;he von 675,-- DM. Unter dem 1.5.1979 hat der Kl&#228;ger weitere 71,50 DM gezahlt. Nachdem die Beklagte wegen eines Betrages von 675,-- DM die Zwangsvollstreckung betrieb, hat der Kl&#228;ger Vollstreckungsgegenklage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Amtsgericht die Zwangsvollstreckung aus Ziffer 3 des Urteils des Familiengerichts Bonn vom 30.10.1978 - 25 F 256/77 - f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt. Gegen dieses am 27.9.1979 zugestellte Urteil hat die Beklagte am Montag, dem 27.10.1979, Berufung eingelegt, die sie nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Begr&#252;ndungsfrist am 11.12.1979 begr&#252;ndet hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen ihr erstinstanzliches Vorbringen und erg&#228;nzen es nach dem Inhalt der in der Berufungsinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze, auf deren vorgetragenen Inhalt Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>==========================</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig. In der Sache kann sie jedoch nur teilweise Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten betriebene Zwangsvollstreckung ist in H&#246;he von 374,35 DM unzul&#228;ssig. Im &#252;brigen ist die Vollstreckungsgegenklage abzuweisen, hat also die Berufung der Beklagten Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die von der Beklagten geltend gemachte Restforderung aus dem Zugewinn in H&#246;he von 675,-- DM, deretwegen sie die Vollstreckung gegen den Kl&#228;ger betreibt, ist in H&#246;he von insgesamt 374,35 DM erloschen, so da&#223; die Zwangsvollstreckung insoweit unzul&#228;ssig ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he eines Betrages von 36,85 DM ist das Erl&#246;schen durch Zahlung eingetreten. Unstreitig hat der Kl&#228;ger unter dem 1.5.1979 aufdie von der Beklagten damals noch behauptete Forderung einen Betrag von 71,50 DM bezahlt, den die Beklagte auf ihren Zinsanspruch verrechnet hat. Zinsen waren jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nur in H&#246;he von insgesamt 34,65 DM angefallen, so da&#223; der Restbetrag auf die Hauptforderung zu verrechnen ist. Der Kl&#228;ger war zur Zahlung von 3.025,36 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 28.12.1978 verurteilt. Bis zum Eingang des Betrages von 2.153,86 DM auf dem Konto der Beklagten am 4.4.1979 waren 32,62 DM an Zinsen entstanden. Gegen die Aufrechnung des Kl&#228;gers mit den anteiligen Gerichtskosten in H&#246;he von 196,50 DM hatte die Beklagte keine Einwendungen erhoben, so da&#223; seit dem 4.4.1979 nur noch eine rechnerische Forderung in H&#246;he von 675,-- DM bestand. Bis zum Eingang der weiteren Zahlung waren auf diesen Restbetrag weitere Zinsen in H&#246;he von 2,03 DM entstanden, so da&#223; die Beklagte von den 71,50 DM insgesamt 34,65 DM auf ihre Zinsforderung verrechnen konnte. Der weitere Betrag hat die Hauptforderung zum Erl&#246;schen gebracht in H&#246;he von 36.85 DM.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he von weiteren 337,50 DM ist die Forderung der Beklagten durch Aufrechnung erloschen. Der Kl&#228;ger war berechtigt, von der Beklagten die R&#252;ckzahlung von 50 % des geleisteten Proze&#223;kostenvorschusses zu verlangen und mit dieser R&#252;ckzahlungsforderung gegen den Zugewinnausgleichsanspruch der Beklagten aufzurechnen. Zwar ist die Pflicht zur Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses grunds&#228;tzlich</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Auswirkung einer durch die Ehe begr&#252;ndeten Unterhaltspflicht. Daraus folgt, da&#223; der Empf&#228;nger das als Unterhalt Empfangene bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen grunds&#228;tzlich nicht zur&#252;ckzahlen mu&#223;. Der Senat folgt aber der Entscheidung des Bundesgerichtshofes vom 14.4.71 <i>(</i>NJW<i> </i>71/1262 ff), da&#223; der Vorschu&#223;empf&#228;nger unter bestimmten Voraussetzungen zur R&#252;ckzahlung des Vorschusses verpflichtet ist. Diese Voraussetzungen sind hier jedenfalls in der Weise erf&#252;llt, da&#223; die Beklagte zur R&#252;ckzahlung der H&#228;lfte des erhaltenen Vorschusses verpflichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofes brauchen nach &#167; 1360 a Abs. 4 BGB erhaltene Betr&#228;ge nur dann zur&#252;ckgezahlt zu werden, wenn sich die wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Empf&#228;ngers wesentlich verbessert haben, oder die R&#252;ckforderung "aus anderen Gr&#252;nden der Billigkeit entspricht." Dabei ist Voraussetzung f&#252;r eine R&#252;ckforderungsm&#246;glichkeit auf jeden Fall, da&#223; die R&#252;ckforderung</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">der Billigkeit entspricht. Als Beispiele f&#252;r die Billigkeit werden die Verbesserung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Empf&#228;ngers oder das Vorliegen eines Anspruchs auf Zugewinnausgleich angesehen. F&#252;r den letzteren Fall hat der Bundesgerichtshof ausdr&#252;cklich die Aufrechnung des Zugewinnschuldners zugelassen, und zwar unter Hinweis auf die vergleichbare Lage im Falle des &#167; 1446 BGB, ohne hier jedoch wie klar der letzte Absatz der Entscheidung ergibt, auf die Billigkeitspr&#252;fung zu verzichten, denn "<u>andere</u> Gr&#252;nde der Billigkeit" bezieht sich eindeutig auf den ganzen Vorabsatz. Es ist auch nicht ersichtlich, wieso bei einer wirtschaftlichen Besserstellung des Vorschu&#223;empf&#228;ngers infolge eines Zugewinnanspruchs die Erheblichkeit der wirtschaftlichen Ver&#228;nderung bedeutungslos sein sollte. Geht man davon aus, da&#223; die R&#252;ckforderung eines Vorschusses in jedem Fall nur dann zul&#228;ssig ist, wenn das der Billigkeit entspricht, ergibt hier die Abw&#228;gung der beiderseitigen Verh&#228;ltnisse, da&#223; der Kl&#228;ger den Vorschu&#223; zur H&#228;lfte zur&#252;ckfordern kann.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach einem zwischen den Parteien am 30.10.1978 geschlossenen Vergleich hatte der Kl&#228;ger bis zum 31.3.1979 der Beklagten bei einem eigenen Verdienst von 2.260,-- DM einen Unterhalt von 766,-- DM zu zahlen. Vom 1.4.1979 bis zum 31.8.1979 erhielt die Beklagte von dem Kl&#228;ger einen monatlichen Unterhalt von 400,-- DM und zus&#228;tzliche rund 900,-- DM Umschulungsgeld von dem Arbeitsamt, so da&#223;. sie &#252;ber Einnahmen von 1.300,-- DM verf&#252;gte. Ob dies schon als wesentliche Verbesserung der Verh&#228;ltnisse gegen&#252;ber dem Zeitpunkt der Vorschu&#223;gew&#228;hrung anzusehen ist, ist fraglich, weil die Erh&#246;hung der Bez&#252;ge nur vor&#252;bergehend war, w&#228;hrend die Beklagte ab September j979 sogar zeitweise auf Sozialhilfe angewiesen war.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Jedenfalls aber seit Januar 1980 verdient die Beklagte selbst 690,-- DM netto und erh&#228;lt zus&#228;tzlich 400,-- DM von dem Kl&#228;ger, so da&#223; sich ihre Einkommenssituation verbessert hat. Einen Teil ihrer Anwaltsschulden aus dem Scheidungsverfahren hat sie durch die Zugewinnzahlung des Kl&#228;gers abdecken k&#246;nnen. Die finanzielle Lage des Kl&#228;gers auf der anderen Seite f&#252;hrt weiter dazu, die teilweise R&#252;ckforderung des Vorschusses als billig anzusehen. Zwar hat der Kl&#228;ger ein zugegebenes Nettoeinkommen in H&#246;he von rund 2.350,-- DM. Zieht man jedoch davon seine Verpflichtungen gegen&#252;ber der Beklagten, der gemeinsamen Tochter und dem Kind aus der</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">neuen Ehe ab, verbleiben ihm auch nur etwas mehr als 1.400,-- DM, so da&#223; er kaum besser gestellt ist als die Beklagte. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei solchen Verh&#228;ltnissen entspricht es nach Auffassung des Senates der Billigkeit, wenn der Kl&#228;ger jedenfalls 50 % des Vorschusses zur&#252;ckverlangen und deshalb gegen den Zugewinnausgleichsanspruch der Beklagten aufrechnen kann. Da&#223; bei Bestehen eines Zugewinnausgleichsanspruchs in jedem Fall eine Aufrechnung in</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">voller H&#246;he zul&#228;ssig w&#228;re, vermag der Senat der o.a. Entscheidung des Bundesgerichtshofes wie dargelegt nicht zu entnehmen, eine volle R&#252;ckforderung des Vorschusses w&#252;rde nach Ansicht des Senates nicht der Billigkeit entsprechen, weil die Verh&#228;ltnisse der Parteien in etwa gleich sind.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers war in dem vorliegenden Fall die Revision nicht zuzulassen, weil die Rechtsfrage der R&#252;ckforderung eines Vorschusses bereits durch den Bundesgerichtshof entschieden ist und diese Entscheidung eindeutig ist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Ziff. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 675,-- DM.</p>
315,952
olgham-1980-02-29-20-u-13879
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 138/79
1980-02-29T00:00:00
2019-03-13T15:18:23
2019-03-27T09:41:47
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0229.20U138.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird das am 22. M&#228;rz 1979 verk&#252;ndete Urteil der 1. Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg abge&#228;ndert.</p> <p>Es wird festgestellt, da&#223; die Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger aus der Wohngeb&#228;udeversicherung Nr. FW ... Versicherungsschutz wegen des Brandes des versicherten Geb&#228;udes vom 26. Mai 1978 zu gew&#228;hren.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 14.500,- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Die Beklagte kann die Sicherheit durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der ... Bank leisten, der Kl&#228;ger durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der Volksbank ....</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht mit der Klage Brandentsch&#228;digung aus einer Wohngeb&#228;ude-Versicherung geltend.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch notariellen Vertrag vom 29. August 1977 kaufte der Kl&#228;ger von Frau ... ein bebautes Grundst&#252;ck von etwa 1.310 qm Gr&#246;&#223;e f&#252;r 60.000,- DM. Nach &#167;4 des Vertrages sollten der Besitz, die Rechte und Nutzungen sowie die Gefahr und die &#246;ffentlichen Lasten am 1. September 1977 auf den K&#228;ufer &#252;bergehen. In &#167;5 wurde die Auflassung erkl&#228;rt. Im &#252;brigen wird auf den Vertrag Bezug genommen (Bl. 10-13 d.A.). Die Umschreibung im Grundbuch erfolgte am 23. Mai 1978.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das verkaufte Geb&#228;ude, in dem fr&#252;her eine Landwirtschaft betrieben worden war, bestand aus einem zweigeschossigen Wohnhaus und einem angebauten Nebengeb&#228;ude, Baujahr etwa 1903. Der Anbau enthielt eine Durchfahrt sowie Stallungen und Scheune; in die Stallungen war eine nur von au&#223;en zu erreichende Garage eingebaut (siehe Skizze Bl. 169 d.A.). Das Geb&#228;ude lag am Ortsrand von ... (Ortsteil von ...) alleinstehend an einer Landstra&#223;e, etwa 100 m vom n&#228;chsten Nachbarhaus entfernt. Es war in den letzten Jahren als Wohnhaus vermietet. Die letzten Mieter, eine siebenk&#246;pfige Familie, waren im Mai 1977 ausgezogen. Seitdem stand das Haus leer.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Wohnhaus nebst Garage, St&#228;llen und Scheune bestand bei der Beklagten eine Feuerversicherung. Diese Versicherung war vom 7. Mai 1968 an in eine Wohngeb&#228;ude-Versicherung nach VGB und den "Sonderbedingungen f&#252;r die gleitende Neuwertversicherung von Wohngeb&#228;uden" (Bl. 22 d.A.) umgewandelt worden. Die Versicherungssummen (Neubauwert 1914) betrugen f&#252;r Wohnhaus und Garage 11.250,- DM und f&#252;r Stall und Scheine 7.150,- DM (siehe Versicherungsantrag v. 6.5.1968 - Bl. 177, 178 d.A. - und Versicherungsschein vom 24.5.1968 - Bl. 14 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wollte das Geb&#228;ude etwa ab Mitte Juni 1978 als Wohnhaus vermieten. In der zweiten Mai-H&#228;lfte 1978 begann er mit einer Erneuerung der Fenster. Die alten Fenster wurden herausgerissen. Bevor neue Fenster eingebaut wurden, brannte das Geb&#228;ude am fr&#252;hen Morgen des 26. Mai 1978 ab. Die Brandursache konnte nicht aufgekl&#228;rt werden. Nach Ansicht der Kriminalpolizei ist Brandstiftung nicht auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Sommer 1978 fand wegen der H&#246;he des Brandschadens ein Sachverst&#228;ndigen-Verfahren statt. Wegen des Ergebnisses wird auf das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Archtekt ... und Bau-Ing. ... vom 10. August 1978 (Bl. 26-60 d.A.) Bezug genommen. - Mit Schreiben vom 8. August 1978 (Bl. 61 d.A.) lehnte die Beklagte die Zahlung einer Brandentsch&#228;digung mit der Begr&#252;ndung ab, sie sei nach &#167;&#167;23, 25 VVG leistungsfrei, weil durch das Leerstehen des versicherten Geb&#228;udes und das Herausbrechen von Fenstern und T&#252;ren die Brandgefahr erh&#246;ht worden sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgetragen: Durch das Leerstehen des Geb&#228;udes sei keine Gefahrerh&#246;hung eingetreten. Vielmehr habe sich die Brandgefahr vermindert, weil er (der Kl&#228;ger) nach der &#220;bernahme das Stroh aus dem Anbau entfernt habe und die elektrische Anlage nicht mehr in Betrieb gewesen sei. Im &#252;brigen sei eine eventuelle Gefahrerh&#246;hung dadurch voll ausgeglichen worden, da&#223; nach dem Auszug des letzten Mieters zun&#228;chst Frau ... und dann ab Herbst 1977 er (der Kl&#228;ger) selbst h&#228;ufig &#252;berwacht und &#252;berpr&#252;ft h&#228;tten. Er (der Kl&#228;ger) sei damals Taxifahrer gewesen und habe h&#228;ufig - auch nachts - seine Fahrten an dem Hause kurz unterbrochen, um nach dem rechten zu sehen. Auch durch die Renovierungsarbeiten sei die Brandgefahr nicht erh&#246;ht worden. Es seien nur die Fenster des Wohnhauses herausgebrochen worden, nicht auch. Au&#223;ent&#252;ren. Die Fenster&#246;ffnungen seien sogleich mit Plastikfolien verschlossen und mit Holzbrettern so vernagelt worden, da&#223; ein ausreichender Schutz gegen unbefugtes Eindringen gew&#228;hrleistet gewesen sei. Falls das Leerstehen des Geb&#228;udes doch als Gefahrerh&#246;hung anzusehen sei, so m&#252;sse jedenfalls ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; er angenommen habe und auch habe annehmen k&#246;nnen, da&#223; seine Rechtsvorg&#228;ngerin das Leerstehen der Beklagten bereits gemeldet habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, aus dem Feuerversicherungsvertrag vom 2. Juni 1968 (Versicherungsschein-Nr. FW ...) anl&#228;&#223;lich des Versicherungsfalles vom 26. Mai 1978 an den Kl&#228;ger Entsch&#228;digungsleistungen zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgetragen: Schon durch das Leerstehenlassen des Hauses h&#228;tten erst die Rechtsvorg&#228;ngerin des Kl&#228;gers und dann dieser selbst eine Gefahrerh&#246;hung vorgenommen. Diese Gefahrerh&#246;hung sei durch Kontrollen nicht ausgeglichen worden. Tats&#228;chlich seien von Nachbarn mehrfach fremde Personen bemerkt worden, die sich &#252;ber Nacht in den Stallungen aufgehalten h&#228;tten; hiervon h&#228;tten die Nachbarn die Eheleute ... benachrichtigt. Die Gefahrerh&#246;hung sei im Mai 1978 durch das Herausbrechen der T&#252;ren und Fenster noch verst&#228;rkt worden. Es treffe nicht zu, da&#223; die Fenster&#246;ffnungen mit Brettern vernagelt worden seien. Der Kl&#228;ger habe am 25. Juli 1978 den Schadensbearbeiter ... selbst erkl&#228;rt, da&#223; Fenster und T&#252;ren herausgerissen gewesen seien und das Haus v&#246;llig ungesch&#252;tzt gewesen sei (Bl. 117, 118 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat demgegen&#252;ber vorgetragen, da&#223; er seine Erkl&#228;rungen vom 25. Juli 1978 unter Alkoholeinflu&#223; abgegeben und alsbald berichtigt habe (Bl. 119 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Beweisergebnisses wird Bezug genommen auf die gerichtliche Niederschrift vom 13. M&#228;rz 1979 (Bl. 112 bis 116 d.A.). Durch Urteil vom 22. M&#228;rz 1979 hat es die Klage abgewiesen. Auch auf dieses Urteil wird Bezug genommen (Bl. 137 bis 144 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers. Er wiederholt sein Vorbringen erster Instanz und f&#252;hrt weiter aus: Zu Unrecht habe das Landgericht die Vornahme einer Gefahrerh&#246;hung angenommen. Es habe auch nicht gen&#252;gend gew&#252;rdigt, da&#223; er (der Kl&#228;ger) von Herbst 1977 an und auch nach Beginn der Umbauarbeiten alle ihm tats&#228;chlich und rechtlich m&#246;glichen Vorkehrungen getroffen habe, um eine etwaige Gefahrerh&#246;hung auszugleichen. Ihm k&#246;nne nicht zur Last gelegt werden, da&#223; er eine etwa verbleibende Gefahrerh&#246;hung nicht der Beklagten angezeigt habe. Er habe n&#228;mlich schon bei den Kaufverhandlungen im Mai 1977<i>***</i> von dem Verkauf und auch vom Leerstehen des Hauses unterrichten sollten; er habe davon ausgehen k&#246;nnen, da&#223; das geschehen sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils festzustellen, da&#223; die Beklagte verpflichtet sei, ihm die Versicherungsleistungen wegen des Brandschadens vom 26. Mai 1978 gem&#228;&#223; dem Feuerversicherungsvertrag vom 2. Juni 1968 (Vers.-Schein Nr. FW ...) zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr Vorbringen erster Instanz und f&#252;hrt weiter aus: Zu Recht habe das Landgericht eine Gefahrerh&#246;hung angenommen. Bei den Umbauarbeiten Mitte Mai 1978 sei die Gefahr auch dadurch noch erh&#246;ht worden, da&#223; im Nebengeb&#228;ude ein Mauerdurchbruch nach au&#223;en geschaffen worden sei (siehe Fotos in H&#252;lle Bl. 174 d.A.). Der Kl&#228;ger k&#246;nne sich wegen der Gefahrerh&#246;hung nicht auf mangelndes Verschulden berufen. Er sei von den Eheleuten ... immer wieder auf den gef&#228;hrlichen Zustand hingewiesen und aufgefordert worden, f&#252;r &#196;nderung zu sorgen; nur weil der Kl&#228;ger den unerfreulichen Zustand nicht ge&#228;ndert habe, h&#228;tten die Eheleute ... die Gerichtskosten f&#252;r die Eigentumsumschreibung eingezahlt, um nicht l&#228;nger die Verantwortung f&#252;r das Grundst&#252;ck tragen zu m&#252;ssen. - Im &#252;brigen sei sie auch deshalb leistungfrei, weil der Kl&#228;ger den Versicherungsfall durch grobe Fahrl&#228;ssigkeit herbeigef&#252;hrt (&#167;18 Ziff. 1 VGB) und sich durch falschen Vortrag im Proze&#223; der arglistigen T&#228;uschung schuldig gemacht habe (&#167;18 Ziff. 2 VGB).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger f&#252;hrt dagegen aus, den Mauerdurchbruch sei erst nach dem Brand entstanden. Im &#252;brigen f&#252;hre er in die Garage, von der keine Durchgangsm&#246;glichkeit in die Stauungen bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze und der Akte 12 UJs 83/78 StA Arnsberg, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung war, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung der Zeugen ... und .... Wegen des Beweisergebnisses wird auf die gerichtliche Niederschrift vom 16. Januar 1980 (Bl. 230 bis 235 d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung hat die Beklagte in einem ihr nicht nachgelassenen Schriftsatz Leistungsfreiheit wegen arglistiger T&#228;uschung durch Anstiftung eines Zeugen zur Abgabe einer wahrheitswidrigen Erkl&#228;rung (siehe die Best&#228;tigung des Herrn ... vom 30. November 1979) geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als Feststellungsklage zul&#228;ssig (&#167;256 ZPO). Zwar sind alle f&#252;r die Ermittlung der Entsch&#228;digungsh&#246;he erforderlichen Werte (Versicherungswert 1914, Zeit- und Neuwert 1978, Restwert, Aufr&#228;umungs- und Abbruchskosten) in einem Sachverst&#228;ndigen-Verfahren nach &#167;17 VGB, &#167;4 der "Sonderbedingungen" verbindlich festgestellt worden. Da der Kl&#228;ger aber zur Zeit die Wiederherstellung des abgebrannten Geb&#228;udes nicht sicherstellen kann, kann er gegenw&#228;rtig mangels schriftlicher Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung des eingetragenen Grundschuldgl&#228;ubigers weder die Zeitwertentsch&#228;digung (&#167;19 Ziff. 3 VGB) noch die Differenz zur Neuwertentsch&#228;digung (&#167;7 Ziff. 3 a VGB) geltend machen. Da die Beklagte die Gew&#228;hrung von Versicherungsschutz dem Grunde nach verweigert, besteht das f&#252;r eine Feststellungsklage erforderliche rechtliche Interesse (&#167;256 ZPO). Allerdings k&#246;nnte der Kl&#228;ger schon jetzt mit einer Leistungsklage die Aufr&#228;umungs- und Abbruchskosten nach &#167;1 Ziff. 2 c VGB geltend machen. Auch insoweit ist aber die Feststellungsklage zul&#228;ssig, weil davon ausgegangen werden kann, da&#223; die Beklagte den Schaden bedingungsgem&#228;&#223; regulieren wird, wenn gegen sie ein Feststellungsurteil ergeht und rechtskr&#228;ftig wird (OLG Hamm in VersR 75/173; Stiefel-Hofmann, 11. Aufl., Randz. 104 zu &#167;8 AKB). Die Beklagte hat ihre Bedenken gegen die Zul&#228;ssigkeit der Feststellungsklage im Schriftsatz vom 25. Januar 1979 (Bl. 94 d.A.) auch ausdr&#252;cklich aufgegeben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungsklage ist auch begr&#252;ndet. Die Beklagte ist nach dem Versicherungsvertrag in Verbindung mit &#167;&#167;1, 82, 93 VVG, &#167;&#167;1 Zif. 1 a und 2 a, 3 VGB verpflichtet, dem Kl&#228;ger wegen des Brandes des versicherten Geb&#228;udes vom 26. Mai 1978 Versicherungsschutz zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich nicht mit Erfolg auf Leistungsfreiheit wegen Gefahrerh&#246;hung (&#167;8 Ziff. 2 VGB, &#167;&#167;23 ff. VVG) berufen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dem Landgericht ist allerdings darin zuzustimmen, da&#223; durch das Leerstehen des als Wohnhaus versicherten Geb&#228;udes die Brandgefahr erh&#246;ht worden ist. Gefahrerh&#246;hung im Sinne von &#167;23 VVG ist jede erhebliche &#196;nderung der bei Vertragsschlu&#223; vorhandenen gefahrerheblichen Umst&#228;nde, die den Eintritt des Versicherungsfalles oder eine Vergr&#246;&#223;erung des Schadens wahrscheinlicher macht, sofern diese Umst&#228;nde ihrer Natur nach geeignet sind, einen Gefahrenzustand von so langer Dauer zu schaffen, da&#223; er die Grundlage eines neuen nat&#252;rlichen Schadensverlaufs bilden kann und damit den Eintritt des Versicherungsfalles oder eine Schadensvergr&#246;&#223;erung generell zu f&#246;rdern geeignet ist (so BGH st&#228;ndig, z.B. BGHZ 7/311 = VersR 52/387; BGHZ 42/295 = VersR 65/29). Vergleicht man im vorliegenden Fall die Gefahrenlage in der Zeit vor Mai 1977, als das Haus noch bewohnt war, mit dem Zustand danach, so liegt auf der Hand, da&#223; die Feuergefahr und speziell die Gefahr einer Brandstiftung wesentlich vergr&#246;&#223;ert war. Der Senat hat in seinem Urteilen vom 14. M&#228;rz 1975 (VersR 76/259) und 31. M&#228;rz 1976 (VersR 78/218) ausf&#252;hrlich dargelegt, da&#223; dann, wenn ein alleinstehendes Geb&#228;ude bewohnt ist, die Gefahr, da&#223; Unbefugte nachts eindringen und - eventuell fahrl&#228;ssig - Feuer legen, wesentlich geringer ist, als wenn das Geb&#228;ude l&#228;ngere Zeit unbewohnt ist. Auf diese Ausf&#252;hrungen, insbesondere im Urteil vom 31. M&#228;rz 1976, wird verwiesen. Auch im vorliegenden Fall handelt es sich um ein allein- und freistehendes Haus am Ortsrand, dessen n&#228;chster Nachbar damals etwa 100 m entfernt wohnte. Steht ein Haus l&#228;ngere Zeit leer, so ist das von au&#223;en erkennbar; der Kl&#228;ger hat im vorliegenden Fall im Schriftsatz vom 11. Januar 1979 auf Seite 9 (Bl. 87 d.A.) selbst einger&#228;umt, da&#223; das Haus in einem verwahrlosten Zustand gewesen sei. Erfahrungsgem&#228;&#223; suchen Obdachlose, Land- und Stadtstreicher, aber auch fl&#252;chtige Rechtsbrecher gerade in solchen als unbewohnt erkennbaren Geb&#228;uden nachts Unterschlupf. Es liegt auf der Hand, da&#223; die Gefahr einer vors&#228;tzlichen oder auch fahrl&#228;ssigen Brandstiftung durch unbefugte n&#228;chtliche Besucher in einem unbewohnten Haus ungleich gr&#246;&#223;er ist als in einem bewohnten.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Es mag sein, da&#223; es an dem f&#252;r eine Gefahrerh&#246;hung erforderlichen Dauerzustand fehlt, wenn ein Wohnhaus nach dem Auszug eines Bewohners bis zum Einzug des n&#228;chsten Bewohners vor&#252;bergehend leersteht. Einen Anhaltspunkt bietet insoweit &#167;7 Abs. 3 VHB, wonach in der Hausratsversicherung die Gefahr des Einbruchdiebstahls erh&#246;ht ist, wenn die Wohnung l&#228;nger als 60 Tage unbewohnt und unbeaufsichtigt ist. Es mag sein, da&#223; in der Geb&#228;ude-Feuerversicherung im Einzelfall der erforderliche Dauerzustand f&#252;r eine Erh&#246;hung der Brandgefahr auch in einem Zeitraum von mehr als 2 Monaten noch nicht erreicht wird, z.B. wenn nach dem Auszug eines Bewohners Umbauarbeiten vorgenommen werden. Der Bundesgerichtshof hat, soweit ersichtlich, bisher offengelassen, wo hier die zeitliche Grenze liegt (s. BGHZ 42/295 = VersR 65/29: "Es kann dahingestellt bleiben, wann ein bei Vertragsabschlu&#223; als bewohnt angegebenes Geb&#228;ude diese Eigenschaft verliert."). Bei einem Leerstehen &#252;ber ein Jahr hinweg hat sich die Gefahrenlage f&#252;r die Feuerversicherung jedenfalls auf einem h&#246;heren Niveau stabilisiert.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">H&#228;ufig kann eine Gefahrerh&#246;hung durch besondere gefahrmindernde Ma&#223;nahmen und Vorkehrungen ausgeglichen werden (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 2 A zu &#167;23 VVG). Der Senat sieht aber keinen Anla&#223;, dar&#252;ber welche Vorkehrungen im vorliegenden Fall von Mai 1977 bis 1978 getroffen waren, weiter Beweis zu erheben. Denn alles das, was der Kl&#228;ger hierzu vortr&#228;gt, reicht f&#252;r einen gen&#252;genden Gefahrenausgleich nicht aus. Die durch das Leerstehen eines am Ortsrand frei- und alleinstehenden alten landwirtschaftlichen Anwesens geschaffene Gefahrenlage f&#252;r das Feuerrisiko kann nicht durch vern&#252;nftige und zumutbare Ma&#223;nahmen ausgeglichen werden. Zwar mag das Risiko durch Sicherung von T&#252;ren und Fenstern und h&#228;ufige Kontrollbesuche vermindert werden k&#246;nnen. Ein voller Ausgleich ist auf diese Weise aber nicht m&#246;glich. Denn alle diese Ma&#223;nahmen und Vorkehrungen k&#246;nnen nicht den gleichen Schutz gegen vors&#228;tzlich oder fahrl&#228;ssige Brandstiftung durch unbefugte Eindringlinge bieten, wie das Bewohnen des Hauses. Jedenfalls bestanden im vorliegenden Fall keine ausreichenden M&#246;glichkeiten die Gefahrerh&#246;hung auszugleichen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat mehrfach ausgef&#252;hrt hat (VersR 76/259 und VersR 78/218), handelt es sich bei der durch das Leerstehen eingetretene, nicht durch hinreichende Ma&#223;nahmen ausgeglichene Gefahrerh&#246;hung um eine "willk&#252;rliche" (&#167;&#167;23, 25 VVG) und nicht um eine "nicht veranla&#223;te" (&#167;&#167;27, 28 VVG) Gefahrerh&#246;hung. Nat&#252;rlich verbietet &#167;23 Abs. 1 VVG einem Versicherungsnehmer nicht, sein Haus l&#228;ngere Zeit leerstehen zu lassen. Er mu&#223; nur durch geeignete Ma&#223;nahmen einen Gefahrenausgleich schaffen. Ist das, wie hier, nicht m&#246;glich, so mu&#223; er dem Versicherer Anzeige erstatten (&#167;23 Abs. 2 VVG), damit dieser in die Lage versetzt wird, durch eine Vertragsumgestaltung - notfalls nach K&#252;ndigung gem&#228;&#223; &#167;24 VVG - die Pr&#228;mie dem erh&#246;hten Risiko anzupassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Landgerichts liegt darin, da&#223; der Kl&#228;ger in der zweiten Maih&#228;lfte 1978 mit Umbauarbeiten begonnen und die alten Fenster herausgerissen hat, keine weitere Gefahrerh&#246;hung im Sinne von &#167;23 VVG. Zwar war die Gefahrenlage nach dem Herausrei&#223;en der alten Fenster erh&#246;ht, falls der Kl&#228;ger nicht f&#252;r eine gen&#252;gende Sicherung der Fenster&#246;ffnungen gesorgt hatte, was zwischen den Parteien streitig ist. Diese zus&#228;tzliche Gefahrerh&#246;hung war aber nur vor&#252;bergehend. Wie der Kl&#228;ger unwidersprochen vorgetragen hat, hatte er die neuen Fenster schon in der ersten Maih&#228;lfte 1978 bestellt und wollte sie etwa Anfang Juni 1978 einbauen; das Haus sollte zum 15. Juni 1978 vermietet werden. Waren f&#252;r die Bauarbeiten bis zu ihrem Abschlu&#223; aber nur vier oder h&#246;chstens f&#252;nf Wochen vorgesehen, so fehlt es an dem f&#252;r eine Gefahrerh&#246;hung im Sinne von &#167;23 VVG erforderlichen Dauer zustand. Denn in einer so kurzen Zeit kann sich der neue Gefahrenzustand noch nicht so stabilisieren, da&#223; er auf einem erh&#246;hten Niveau fortwirkt. Darauf, welche Ma&#223;nahmen der Kl&#228;ger zur Sicherung der Fenster&#246;ffnungen getroffen hat, kommt es demnach ebensowenig an wie auf die Frage, ob der Mauerdurchbruch zur Garage im Zuge der Bauarbeiten vor oder bei L&#246;scharbeiten nach dem Brand geschaffen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Wie dargelegt, h&#228;tte im vorliegenden Fall die durch das Leerstehen des Hauses &#252;ber l&#228;ngere Zeit eingetretene Gefahrerh&#246;hung gem&#228;&#223; &#167;23 Ab. 2 VVG der Beklagten angezeigt werden m&#252;ssen. Zu dieser Anzeige verpflichtet war der Versicherungsnehmer. Das war vom 23. Mai 1978, dem Tage des Eigentums&#252;bergangs nach &#167;873 BGB durch Eintragung im Grundbuch an den Kl&#228;ger. Denn gem&#228;&#223; &#167;13 VGB, &#167;69 VVG war dieser im Zeitpunkt des Eigentums&#252;bergangs anstelle der fr&#252;heren Eigent&#252;merin Frau ... als Versicherungsnehmer in das Versicherungsvertragsverh&#228;ltnis eingetreten. Insoweit ist auf den Eigentums&#252;bergang abzustellen, nicht aber - etwa unter wirtschaftlicher Betrachtungsweise - auf den Zeitpunkt des Gefahr&#252;bergangs, der schon am 1. September 1977 war (OLG Hamm in Vers. R. 74/154; Pr&#246;l&#223;-Martin a.a.O., Anm. 3 zu &#167;69 VVG; Bruck-M&#246;ller-Sieg, 8. Aufl., Randz. 20-23 zu &#167;69 VVG; Wussow AFB, 2. Aufl., Anm. 4 u. 5 zu &#167;11 AFB).</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Darauf, da&#223; die Gefahrerh&#246;hung im Zeitpunkt des Eintritts des Kl&#228;gers in den Versicherungsvertrag schon bestand, kommt es nicht an. Einmal bestand der Zustand der durch das Leerstehen erh&#246;hten Gefahr fort. Zum anderen mu&#223; sich der Erwerber eine schon vom Ver&#228;u&#223;erer vorgenommene Gefahrerh&#246;hung entgegenhalten lassen (Pr&#246;l&#223;-Martin a.a.O., Anm. 4 zu &#167;69 VVG). Das ergibt sich daraus, da&#223; bei dem &#220;bergang des Versicherungsverh&#228;ltnisses nach &#167;69 VVG kein neuer Vertrag auf der Gefahrengrundlage des &#220;bergangszeitpunkts zustande kommt, sondern der Erwerber in den alten Vertrag eintritt, dem die Gefahrenlage im Zeitpunkt seines Abschlusses zugrunde liegt (siehe auch LG Heckingen in Vers. R. 60/746; &#214;OGH in Vers. R. 64/1187; OLG Frankfurt in Vers. R. 67/893).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Im Mai 1968 war das als Wohnhaus versicherte Geb&#228;ude aber bewohnt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Trotz der Gefahrerh&#246;hung durch das Leerstehen des Hauses ist die Beklagte nicht nach &#167;25 VVG leistungsfrei geworden. Denn der Kl&#228;ger ist entschuldigt (&#167;25 Abs. 2 Satz 1 VVG). Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist dem Kl&#228;ger und auch seiner Rechtsvorg&#228;ngerin weder das Leerstehenlassen des Hauses als schuldhaft vorzuwerfen, noch der nicht gen&#252;gende - im vorliegenden Fall in hinreichender Weise gar nicht m&#246;gliche - Ausgleich der Gefahrenlage durch besondere Ma&#223;nahmen und Vorkehrungen. Es geht nur darum, da&#223; die nach &#167;23 Abs. 2 VVG vorgeschriebene Anzeige der Gefahrerh&#246;hung an den Versicherer nicht erfolgt ist. Nach &#167;25 Abs. 2 Satz 2 VVG ist der Versicherer im Falle der unverschuldeten Gefahrerh&#246;hung dann leistungsfrei, wenn die in &#167;23 Abs. 2 VVG vorgesehene Anzeige nicht unverz&#252;glich gemacht wird und der Versicherungsfall sp&#228;ter als einen Monat nach dem Zeitpunkt, in welchem die Anzeige dem Versicherer h&#228;tte zugehen m&#252;ssen, eintritt. Diese Voraussetzungen liegen hier nicht vor. Es mag sein, da&#223; Frau ... das Leerstehen des Hauses nicht unverz&#252;glich, d.h. ohne schuldhaftes Z&#246;gern (&#167;121 BGB) angezeigt hat. Darauf kommt es hier aber nicht an. Denn es geht nicht darum, ob die Beklagte Frau ... gegen&#252;ber leistungsfrei gewesen w&#228;re, wenn es zu der Zeit, in der sie noch Eigent&#252;merin und Versicherungsnehmerin war, in dem Hause gebrannt h&#228;tte. Es geht vielmehr darum, ob der Kl&#228;ger die Gefahrerh&#246;hung, die im Zeitpunkt seines Eintritts in den Versicherungsvertrag bestand und die er gegen sich gelten lassen mu&#223;te, unverz&#252;glich angezeigt hat. Diese Verpflichtung traf ihn erst als Versicherungsnehmer, also erst ab 23. Mai 1978.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Unstreitig war er vom 23. Mai 1978 an bis nach dem Brand in Urlaub im Ausland. Er hat also von seinem Eigentumserwerb und damit von seinem Eintritt in den Versicherungsvertrag erst nach dem Brand erfahren. Es liegt auf der Hand, da&#223; er wegen der Nichtanzeige der Gefahrerh&#246;hung in den drei Tagen bis zum Brand voll entschuldigt ist. Eine Entschuldigung ist m&#246;glich, soweit sie der Begriff "unverz&#252;glich" - wie hier - zul&#228;&#223;t (Pr&#246;l&#223;-Martin a.a.O., Anm. 2 zu &#167;25 VVG). Im &#252;brigen ist aber auch der Versicherungsfall fr&#252;her als einen Monat nach dem fr&#252;hesten Zeitpunkt, in dem der Kl&#228;ger die Anzeige h&#228;tte erstatten m&#252;ssen, eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten kann nicht darin gefolgt werden, da&#223; der Kl&#228;ger sich ein Verschulden seiner Rechtsvorg&#228;ngerin im Hinblick auf die Gefahrerh&#246;hung oder die unterlassene Anzeige anrechnen lassen m&#252;sse. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist der Kl&#228;ger zwar in das Versicherungsverh&#228;ltnis so eingetreten, wie es bestand. Obwohl er Eigent&#252;mer eines schon l&#228;ngere Zeit leerstehenden Hauses geworden war, bestand die Versicherung weiter auf der Gefahrengrundlage eines bewohnten Hauses. Insoweit mu&#223; er sich die weiterbestehende Gefahrerh&#246;hung zurechnen lassen. Das besagt aber nicht, da&#223; auf den Rechtsnachfolger auch die infolge Verschuldens des bisherigen Versicherungsnehmers f&#252;r den Versicherer gegebene M&#246;glichkeit, bei Eintritt eines Versicherungsfalles Leistungsfreiheit geltend machen zu k&#246;nnen, &#252;bergehen kann. Insoweit kommt es darauf an, ob auch dem neuen Versicherungsnehmer ein Verschulden an der Gefahrerh&#246;hung oder an der unterlassenen Anzeige trifft. Denn der Versicherungsfall ist erst nach dem Eigentums&#252;bergang eingetreten, und erst dann stellt sich die Frage der Leistungsfreiheit.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten &#228;ndert hieran auch der Umstand nichts, da&#223; der Besitz und die Gefahr schon am 1. September 1977 auf den Kl&#228;ger &#252;bergegangen waren.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Es mag sein, da&#223; der Kl&#228;ger vom 1. September 1977 an versicherungsrechtlich als Repr&#228;sentant der Versicherungsnehmerin anzusehen war (siehe in einem &#228;hnlichen Fall OLG Hamm in Vers. R. 73/169 (170)). Das hat zur Folge, da&#223; die Versicherungsnehmerin in einem gewissen Umfang f&#252;r sein Verhalten - z.B. bei Obliegenheitsverletzungen - einzustehen hatte. F&#252;r die Frage, ob der Kl&#228;ger zur Anzeige der Gefahrerh&#246;hung verpflichtet war, ergibt sich hieraus nichts. Hierf&#252;r kommt es auf das Vertragsverh&#228;ltnis zwischen dem Kl&#228;ger und Frau ... an. Die Beklagte behauptet selbst nicht, da&#223; Frau ... den Kl&#228;ger beauftragt hatte, die ihr als Versicherungsnehmerin obliegende Anzeige an die Beklagte zu erstatten. Im &#252;brigen k&#246;nnte, wenn der Kl&#228;ger einen solchen Auftrag erhalten h&#228;tte, seine Unterlassung im Verh&#228;ltnis zum Versicherer allenfalls Frau ... als damaliger Versicherungsnehmerin, nicht aber dem Kl&#228;ger als zuk&#252;nftigen Versicherungsnehmer zugerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">M&#246;glicherweise war der Kl&#228;ger allerdings vom 1. September 1977 an schon Versicherter der vorliegenden Versicherung. Der Senat hat zwar in seinem Urteil vom 30. M&#228;rz 1973 (Vers. R. 74/154) angedeutet, da&#223; in der Feuerversicherung nur das Eigent&#252;merinteresse versichert sei. Das ist aber auf Kritik gesto&#223;en (Martin in Vers. R. 74/253). In der Tat wird die Ansicht vertreten, da&#223; ab Gefahr&#252;bergang auch das Interesse des Erwerbers an der versicherten Sache mitversichert ist (Martin in Vers. R. 74/253 und Vers. R. 74/821 (825 Anm. 38); Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 3 a.E. zu &#167;69 VVG und Anm. 7 A b - dd - vor &#167;51 VVG; Wussow, 2. Aufl., Anm. 7 zu &#167;10 AFB; OLG Hamburg in Vers. R. 78/1138; offengelassen vom BGH in Vers. R. 55/225).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Ansicht ist die Versicherung von dem Zeitpunkt an, in dem durch den Gefahr&#252;bergang f&#252;r den Ver&#228;u&#223;erer das versicherte Interesse wegf&#228;llt, reine Fremdversicherung, bei der der Ver&#228;u&#223;erer zwar Versicherungsnehmer bleibt, jedoch der Erwerber versichert ist; mit dem Eigentums&#252;bergang wandelt sie sich dann in eine Eigenversicherung des Erwerbers als neuen Versicherungsnehmer um. Der Senat kann das hier offenlassen. Denn entgegen der Ansicht der Beklagten kann dem Kl&#228;ger als neuem Versicherungsnehmer nicht zur Last gelegt werden, da&#223; er vor dem Eintritt in den Versicherungsvertrag als Versicherter die Anzeige der Gefahrerh&#246;hung nach &#167;23 Abs. 2 VVG schuldhaft unterlassen habe. Zu einer solchen Anzeige war er n&#228;mlich vor dem 23. Mai 1978 nicht verpflichtet. Nach &#167;14 Ziffer 3 VGB, &#167;79 Absatz 1 VVG kommt es bei der Versicherung f&#252;r fremde Rechnung auch auf die Kenntnis und das Verhalten des Versicherten an. Aus dieser Zurechnungsvorschrift kann nicht abgeleitet werden, da&#223; den (Mit-) Versicherten auch die Pflicht zur Anzeige einer Gefahrerh&#246;hung nach &#167;25 Abs. 2 VVG trifft. Diese Anzeigepflicht trifft vielmehr nur den Versicherungsnehmer als Vertragspartner des Versicherers. - Hiernach kann uner&#246;rtert bleiben, ob dem Kl&#228;ger eine schuldhafte Verletzung der Anzeigepflicht, die er als Versicherter begangen hat, nach Eintritt in den Versicherungsvertrag als neuem Versicherungsnehmer &#252;berhaupt entgegengehalten werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Leistungsfreiheit nach &#167;13 VGB, &#167;71 VVG ist schon deshalb nicht eingetreten, weil der Versicherungsfall nicht sp&#228;ter als ein Monat nach dem Eigentums&#252;bergang eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Auch auf Leistungsfreiheit nach &#167;18 Ziffer 1 VGB, &#167;61 VVG kann sich die Beklagte nicht mit Erfolg berufen. Sie kann nicht beweisen, da&#223; der Kl&#228;ger den Brand grobfahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt hat. Das w&#252;rde u.a. voraussetzen, da&#223; vors&#228;tzliche oder fahrl&#228;ssige Brandstiftung durch unbefugte Eindringlinge vorgelegen hat. Das kann nicht festgestellt werden. Die Brandursache ist unstreitig nicht gekl&#228;rt und auch nicht mehr zu kl&#228;ren. Brandstiftung ist nicht auszuschlie&#223;en, aber auch nicht zu beweisen. Die insoweit vortrags- und beweispflichtige Beklagte tr&#228;gt keinerlei Umst&#228;nde vor, aus denen auf Brandstiftung zu schlie&#223;en w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist auch nicht nach &#167;18 Ziffer 2 VGB leistungsfrei geworden. Es ist nicht festzustellen, da&#223; sich der Kl&#228;ger bei den Verhandlungen &#252;ber die Ermittlung der Entsch&#228;digung einer arglistigen T&#228;uschung schuldig gemacht hat. Die Beklagte sieht eine arglistige T&#228;uschung in dem Vortrag des Kl&#228;gers im Proze&#223;, er habe nicht gewu&#223;t, da&#223; sich Unbefugte auf dem Grundst&#252;ck aufgehalten h&#228;tten. Zwar gilt &#167;18 Ziffer 2 VGB m&#246;glicherweise auch f&#252;r Proze&#223;vorbringen (Pr&#246;l&#223;-Martin a.a.O., Anm. 3 zu &#167;16 AFB; Wussow, Anm. 42 zu &#167;16 AFB). Das bedarf aber hier keiner Entscheidung. Denn aus den Aussagen der Zeugen ... und ... folgt nicht, da&#223; tats&#228;chlich Unbefugte in das Geb&#228;ude eingedrungen sind und der Kl&#228;ger das erfahren hat.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte in dem ihr nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 4. Februar 1980 behauptet, der Kl&#228;ger habe eine weitere arglistige T&#228;uschung dadurch begangen, da&#223; er einen nicht vernommenen Zeugen zu einer wahrheitswidrigen schriftlichen Erkl&#228;rung veranla&#223;t habe kann ihr Vorbringen nicht ber&#252;cksichtigt werden. Nach Schlu&#223; der m&#252;ndlichen Verhandlung hat die Partei kein Recht auf weiteres Vorbringen (Baumbach-Hartmann, 38. Aufl., Anm. 3 zu &#167;136 ZPO), es sei denn, ihr ist nach &#167;283 ZPO die Einreichung eines Schriftsatzes nachgelassen worden. Das ist hier in der m&#252;ndlichen Verhandlung am 16. Januar 1980 nicht geschehen. F&#252;r eine Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung nach &#167;156 ZPO sieht der Senat keinen Anla&#223;, zumal der neue Vortrag der Beklagten keinen Wiederaufnahmegrund nach &#167;580 ZPO enth&#228;lt (siehe Baumbach-Hartmann a.a.O., Anmerkung 2 A zu &#167;156 ZPO und Anmerkung 3 D zu &#167;561 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><b>5)</b></p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch keine Leistungsfreiheit nach &#167;19 Ziffer 4 VGB, &#167;12 Absatz 3 VVG eingetreten. Die Ablehnung der Beklagten stammt vom 8. August 1978, die vorliegende Klage ist am 10. November 1978 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO, die Anordnungen zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167;708 Ziffer 10, 711, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer f&#252;r die Beklagte betr&#228;gt 138.000,- DM.</p> <br /><span class="absatzRechts">67</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>*** mit den Eheleuten ... vereinbart, da&#223; diese den Feuerversicherer</td> </tr> </table><br />
315,953
olgk-1980-02-28-21-uf-26778
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 267/78
1980-02-28T00:00:00
2019-03-13T15:18:25
2019-03-27T09:41:47
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1980:0228.21UF267.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Beklagten, soweit &#252;ber dieses Rechtsmittel nicht bereits durch das am 5. Juli 1979 verk&#252;ndete Teil-Urteil des Oberlandesgerichts K&#246;ln - 21 UF 267/78 - entschieden worden ist, wird das am 27. September 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln - 301 F 51/78 teilweise dahin abge&#228;ndert, da&#223; die Klage abgewiesen wird, soweit sie sich auf den Zeitraum ab 10. Mai 1979 erstreckt.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Den Gegenstand des vorliegenden Rechtsstreits bilden jetzt noch die von der Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung der Ehe der Parteien - d.i. die Zeit ab 10. Mai 1979 - gegen den Beklagten geltend gemachten Unterhaltsanspr&#252;che, w&#228;hrend &#252;ber ihre Unterhaltsanspr&#252;che w&#228;hrend der Dauer des Getrenntlebens der Parteien innerhalb bestehender Ehe - d.i. der Zeitraum bis einschlie&#223;lich 9. Mai 1979 - durch das inzwischen rechtskr&#228;ftige Teilurteil des Senats vom 5. Juli 1979 - 21 UF 267/78 - entschieden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien hatten am 11.9.1974 vor dem Standesamt in K&#246;ln-Ost - Heir.-Reg.-Nr. 1108/74 - die Ehe geschlossen. Die Kl&#228;gerin besa&#223; vor der Heirat die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit. Der Beklagte war und ist iranischer Staatsangeh&#246;riger. Er geh&#246;rt der islamischen Religion mit schiitischer Pr&#228;gung an. W&#228;hrend die Ehe der Parteien kinderlos geblieben ist, sind aus fr&#252;heren Ehen der Kl&#228;gerin zwei Kinder hervorgegangen, die jetzt 21-j&#228;hrige Zeugin I. und die jetzt 12-j&#228;hrige D., die im Haushalt der Kl&#228;gerin lebt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bei Beginn des Rechtsstreits war der Beklagte bei der Firma L.-J.-E AG in M. als Bandschlosser besch&#228;ftigt. Sein monatliches Nettoeinkommen belief sich im Durchschnitt auf ca. 1.600,-- DM. Nachdem er dieses Arbeitsverh&#228;ltnis zum 11.12.1978 gek&#252;ndigt hatte, war er zun&#228;chst arbeitslos. Aufgrund seiner K&#252;ndigung hatte das Arbeitsamt K&#246;ln eine 4-w&#246;chige Sperrzeit (12.12.1978 bis 8.1.1979) verh&#228;ngt und erst ab 9.1.1979 Arbeitslosengeld in H&#246;he von 244,20 DM w&#246;chentlich an ihn gezahlt. Dem Widerspruch des Beklagten, der sich darauf gr&#252;ndete, da&#223; die K&#252;ndigung nicht mutwillig, sondern aus gesundheitlichen Gr&#252;nden erfolgt sei, wurde mit Bescheid vom 28.4.1979 stattgegeben, nachdem ein auf Veranlassung des Arbeitsamtes am 14.3.1979 erstattetes &#228;rztliches Gutachten zu dem Ergebnis gelangt war, da&#223; der Beklagte wegen zunehmender Nerv&#246;sit&#228;t an seinem letzten Arbeitsplatz auf Dauer &#252;berfordert gewesen sei. F&#252;r die Zeit vom 27.12.1978 (Datum der Arbeitslosenmeldung) bis zum 8.1.1979 erhielt er nachtr&#228;glich Arbeitslosengeld in H&#246;he von 237,60 DM w&#246;chentlich. Zum 1.5.1979 fand er eine probeweise Anstellung bei der Autoreparaturwerkstatt U. in M. mit einem</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Stundenlohn von 8,--<b> </b>DM brutto. Sein Nettoeinkommen belief sich im Mai 1979 auf 1.056,53 DM und im Juni 1979 auf 741,12 DM. Unter dem 12.6.1979 k&#252;ndigte die</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Firma U. ihm das Arbeitsverh&#228;ltnis zum Monatsende wegen unzureichender beruflicher Kenntnisse. Seitdem ist der Beklagte erneut arbeitslos. Ab 4.7.1979 gew&#228;hrte das Arbeitsamt K&#246;ln ihm ein w&#246;chentliches Arbeitslosengeld in H&#246;he von 220,80<i> </i>DM, wovon 57,60 DM an die Kl&#228;gerin abgezweigt wurden. Inzwischen hat der Beklagte gem&#228;&#223;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">seinen Angaben einen Antrag auf Bewilligung von Arbeitslosenhilfe gestellt, deren genaue H&#246;he noch nicht bekannt ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">den Beklagten zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit ab 1.4.1978 monatlich im voraus zu entrichtende Unterhaltsrenten in H&#246;he von 350,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er hat vorab geltend gemacht, da&#223; der Kl&#228;gerin aufgrund der Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde des &#167; 1361 Abs. 3 i.V.m. &#167; 1579 Abs. 1,<b> </b>3, 4 BGB kein Unterhaltsanspruch gegen ihn zustehe, weil sie mit dem Zeugen N. in wilder Ehe zusammenlebe. Daraus folge weiter, da&#223; ihr auch mangels Bed&#252;rftigkeit kein Unterhaltsanspruch gegen ihn zustehe; die von</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">ihr im gemeinsamen Haushalt geleisteten Dienste seien allein vom<i> </i>Zeugen N. zu honorieren. Schlie&#223;lich sei er - der Beklagte - nicht leistungsf&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Beklagten durch das am 27.9.1978 verk&#252;ndete, hiermit in Bezug genommene Urteil unter Klageabweisung im &#252;brigen verurteilt, an die Kl&#228;gerin f&#252;r den Monat Mai 1978 300,-- DM und f&#252;r die Folgezeit ab Juni 1978 monatliche Unterhaltsrenten in H&#246;he von 350,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit der gegen dieses Urteil gerichteten, frist- und formgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung hat der Beklagte sein Klageabweisungsziel weiterverfolgt und demnach beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Inzwischen hatte der Beklagte bei dem Familiengericht K&#246;ln gegen die Kl&#228;gerin Ehescheidungsklage erhoben. Die Kl&#228;gerin, die in jenem Rechtsstreit ebenfalls anwaltlich</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">vertreten war, hatte zun&#228;chst erwidert, da&#223; sie keinen eigenen Scheidungsantrag stellen werde, jedoch mit dem Begehren des Beklagten einverstanden sei. Mit einem weiteren Schriftsatz k&#252;ndigte sie die Stellung eines eigenen Scheidungsantrages an. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 9.5.1979 hat ausweislich des Sitzungsprotokolls</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">nur der Beklagte den Scheidungsantrag gestellt und die Kl&#228;gerin diesem Antrag zugestimmt. Bei ihrer pers&#246;nlichen Anh&#246;rung hat sie erkl&#228;rt, sie habe sich einem anderen Manne - dem Zeugen N. &#8211; zugewendet und wolle dieses Verh&#228;ltnis fortsetzen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Durch das am 9.5.1979 verk&#252;ndete, hiermit in Bezug genommene Urteil - 301 F 18/79 - hat das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dieses Urteil ist rechtskr&#228;ftig, nachdem beide Parteien ausweislich des Verhandlungsprotokolls vom 9.5.1979 im unmittelbaren Anschlu&#223; an die Verk&#252;ndung des Urteils</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">auf die Einlegung von Rechtsmitteln verzichtet haben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Durch das am 5.7.1979 verk&#252;ndete Teilurteil, auf dessen Inhalt hiermit verwiesen wird, hat der Senat die Berufung zur&#252;ckgewiesen, soweit das Rechtsmittel sich gegen die</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; dem angefochtenen Urteil erfolgte Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von Unterhalt an die Kl&#228;gerin f&#252;r die Zeit vom 1.5.1978 bis einschlie&#223;lich 9.5.1979 - Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin w&#228;hrend des Getrenntlebens der Parteien innerhalb bestehender Ehe - richtete.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Mit dem durch jenes Urteil nicht beschiedenen Teil der Berufung verfolgt der Beklagte sein jetzt noch auf Abweisung der Klage f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung der Ehe gerichtetes Ziel weiter.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein bisheriges Vorbringen und macht insbesondere geltend, f&#252;r die Beurteilung nachehelicher Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin sei allein das iranische</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Recht ma&#223;geblich. Danach st&#252;nden der Kl&#228;gerin keine Anspr&#252;che gegen ihn zu. Nichts anderes gelte, falls deutsches Recht anzuwenden sei. Die Kl&#228;gerin m&#252;sse ihren Lebensbedarf mit den Mitteln einer eigenen Erwerbst&#228;tigkeit bestreiten und sei vornehmlich wegen ihres ehebrecherischen, f&#252;r die Scheidung der Ehe der Parteien ausschlaggebenden Verh&#228;ltnisses zu dem Zeugen N. nicht anspruchsberechtigt. Schlie&#223;lich k&#246;nne entgegen dem Teilurteil des Senats nicht davon ausgegangen werden, da&#223; er seine Leistungsunf&#228;higkeit mutwillig herbeigef&#252;hrt habe und sich deshalb so behandeln lassen m&#252;sse, als sei er noch bei der Firma L.-J.-E. AG besch&#228;ftigt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen, soweit &#252;ber sein Rechtsmittel nicht durch das Teilurteil des Senats entschieden worden ist.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">auch insoweit die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat nach Ma&#223;gabe des hiermit in Bezug genommenen Beschlusses vom 20.7.1979 - BI. 216 - Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen wissenschaftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens, mit dessen Erstattung der Direktor des Instituts f&#252;r Internationales Privatrecht der Universit&#228;t M., Prof. Dr. O., oder dessen Vertreter im Amt beauftragt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die gutachtliche Stellungnahme vom 5.8.1979 nebst Anlage - BI. 220 ff - verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst allen Anlagen erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat bez&#252;glich des Teilzeitraums ab rechtskr&#228;ftiger Scheidung der Ehe der Parteien (10.5.1979), &#252;ber den allein noch zu entscheiden ist, auch in</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">sachlicher Hinsicht Erfolg; insoweit mu&#223;te die Klage unter entsprechender Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils abgewiesen werden, weil der Kl&#228;gerin von da an gegen den</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Beklagten kein Anspruch auf Zahlung von Unterhalt zusteht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vorab ist darauf hinzuweisen, da&#223; die nicht unproblematische Frage, ob die nachehelichen Unterhaltsanspruche der Kl&#228;gerin nach iranischem oder deutschem materiellen Recht zu beurteilen sind, jetzt keiner abschlie&#223;enden Kl&#228;rung mehr bedarf. Denn die eingangs der Entscheidungsgr&#252;nde ausgesprochene Feststellung, wonach die Kl&#228;gerin vom Beklagten seitdem keinen UnterhaIt mehr zu beanspruchen hat, wird hiervon nicht ber&#252;hrt; das Ergebnis ist sowohl nach iranischem wie auch nach deutschem Recht das gleiche. Hierzu gilt im einzelnen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; Artikel 17 Abs. 1 EGBGB sind f&#252;r die Scheidung der Ehe die Gesetze des Staates ma&#223;geblich, dem der Ehemann zur Zeit der Erhebung der Klage angeh&#246;rt. Das</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">ma&#223;gebliche Heimatrecht des Ehemannes bestimmt nicht nur die Zul&#228;ssigkeit der Eheaufl&#246;sung und die Scheidungsgr&#252;nde, sondern auch die Wirkungen der Ehescheidung</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">(Ehescheidungsfolgen) und damit insbesondere die Frage der nachehelichen Unterhaltsanspr&#252;che (herrschende Meinung; vgl. statt aller: Staudinger-Gamillscheg, BGB, 10./11. Auf I. , Art. 17 EGBGB Rz. 549 mit zahlreichen Nachweisen). Gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 EGBGB w&#228;re danach iranisches Recht anzuwenden, wobei offenbleiben kann, ob der ma&#223;gebliche Ankn&#252;pfungszeitpunkt zur Bestimmung des in Betracht kommenden Heimatrechts des Ehemanns der Zeitpunkt der Klageerhebung (vgl. OLG Celle, FamRZ 1974, 314; Palandt-Heldrich, BGB, 39. AufI., Art. 17 EGBGB, Anm. 3) oder der Zeitpunkt der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung ist (vgl. Staudinger-Garnillscheg a.a.O., Art. 17 EGBGB Rz. 244; Soergel-Kegel, BGB, 10. AufI., Art. 17 EGBGB Hz. 33). Denn der Beklagte hat zu beiden Zeitpunkten Jeweils nur die iranische Staatsangeh&#246;rigkeit besessen. Bewendet es bei Art. 17 Abs. 1 EGBGB und sind demnach die nachehelichen Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin nach iranischem Recht zu beurteilen, so f&#252;hrt dies zu folgendem Ergebnis: Aufgrund der von dem Beklagten zu den Akten &#252;berreichten Urkunden, bei denen es sich um eine handschriftliche Bescheinigung des islamischen Vorbeters in Ardabil/lran (Geburtsort des Beklagten) in iranischer Sprache und deren deutschsprachige &#220;bersetzung durch einen staatlich gepr&#252;ften und beeidigten Dolmetscher und &#220;bersetzer f&#252;r die iranische Sprache handelt, steht, was im &#252;brigen jetzt auch unstreitig sein d&#252;rfte, zur &#220;berzeugung des Senats fest, da&#223; der Beklagte der islamischen Religion mit schiitischer Pr&#228;gung angeh&#246;rt. F&#252;r schiitische Iraner galt das Gesetz &#252;ber den Schutz der Familie vom 12.2.1975 (23. Bahman 1353), ver&#246;ffentlicht im Gesetzblatt Nr. 8785 vom 3.3.1975 (Gesetzestext abgedruckt bei Bergmann/Ferid, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, Bd. IV, Stichwort "Iran", 60. Lieferung, abgeschlossen am 31 . 3. 1978, S. 31 ff). Gem&#228;&#223; Art. 11 Abs . 1 S. 1 hat ein Ehegatte unter bestimmten weiteren Voraussetzungen Anspruch auf nachehelichen Unterhalt, wenn die Ehe aus dem <u>Verschulden</u> des anderen Teil geschieden worden ist. Diese anspruchsbegr&#252;ndende Voraussetzung liegt nicht vor, weil sich dem Ehescheidungsurteil keine dahingehenden, <u>zu Lasten des Beklagten</u> getroffenen Feststellungen entnehmen lassen, so da&#223; insoweit offenbleiben kann, ob das Familienschutzgesetz im Iran noch gilt. Das Familiengericht hat in den Entscheidungsgr&#252;nden des Ehescheidungsurteils ausgef&#252;hrt, da&#223; der Scheidungsantrag des Beklagten sowohl nach deutschem als auch nach iranischem Recht begr&#252;ndet sei. Soweit auf deutsches Scheidungsrecht abgestellt worden ist, kommt ein Verschulden des Beklagten am Scheidungsausspruch schon deshalb nicht in Betracht, weil nach dem neuen deutschen Recht alleinige Voraussetzung des Scheidungsausspruches das Scheitern der Ehe (&#167; 1565 Abs. 1 S. 1 BGB) ist, wobei es sich um den reinen Zerr&#252;ttungsgrundsatz handelt, w&#228;hrend die Frage des etwaigen Verschuldens eines oder beider Ehegatten im Gegensatz zum fr&#252;her geltenden Recht nicht mehr relevant ist.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Gemessen am iranischen Recht rechtfertigt das Scheidungsurteil gleichfalls nicht die Feststellung eines Verschuldens des Beklagten, denn in den Entscheidungsgr&#252;nden</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">ist neben den wertneutralen Fakten der &#252;ber einj&#228;hrigen Dauer der Trennung der Parteien und ihres beiderseitigen Scheidungsentschlusses nur darauf abgehoben worden, da&#223; die Kl&#228;gerin sich einem anderen Manne zugewendet habe. Ist daher auch nach iranischem Recht davon auszugehen, da&#223; die Scheidung ohne Verschulden des Beklagten erfolgt ist, so ist gemessen am Familienschutzgesetz vom 12.2.1975 f&#252;r die nachehelichen Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin allein Art. 12 ma&#223;geblich. Danach kommt ein Unterhaltsanspruch nur f&#252;r die Dauer der gesetzlichen Wartezeit in Betracht. Bevor auf diesen ausl&#228;ndischen Rechtsbegriff n&#228;her eingegangen wird, ist vorab danach zu fragen, ob das Familienschutzgesetz im Iran noch in Kraft ist. Hier&#252;ber hat die vom Senat durchgef&#252;hrte Beweisaufnahme keine volle Klarheit erbracht. In der von ihm eingeholten gutachtlichen Stellungnahme vom 5.8.1979 wird dazu bemerkt, da&#223; die gegenw&#228;rtige Lage im Iran keine sichere Auskunft &#252;ber die Behandlung des Unterhaltsrechts erm&#246;gliche; es lasse sich bislang lediglich aus iranischen und deutschen - in jener</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Stellungnahme n&#228;her zitierten &#8211; Pressemitteilungen entnehmen, da&#223; das Familienschutzgesetz im Rahmen der politischen Umw&#228;lzungen im Iran aufgehoben worden sei.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Wahrscheinlichkeit, da&#223; es sich so verh&#228;lt, wird durch die Berichterstattung der Deutschen Botschaft in Teheran vom 21.5.1979 gegen&#252;ber dem Ausw&#228;rtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland verst&#228;rkt, wonach das Familienschutzgesetz aufgrund einer Verf&#252;gung des Ayatollah Khomeini seit Anfang M&#228;rz 1979 nicht mehr angewendet wird (vgl. den Nachweis bei Bergmann/Ferid, a.a.O. vor dem L&#228;nderabschnitt Iran, 65. Lieferung, abgeschlossen am 31.8.1979). Nicht kl&#228;ren lassen sich aber z.Zt. das genaue Datum dieser Aufhebungsverf&#252;gung, die Frage, ob die Au&#223;erkraftsetzung des Familienschutzgesetzes nach r&#252;ckw&#228;rts hin oder nur mit Wirkung f&#252;r die Zeit ab dem Erla&#223; der Aufhebungsverf&#252;gung erfolgt ist und ob seitdem wieder entweder das Zivilgesetzbuch</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">(ZGB) des Iran vom 16.2.1935 oder das urspr&#252;ngliche Familienschutzgesetz aus dem Jahre 1967 gilt. Das alles kann aber auf sich beruhen. Soweit es n&#228;mlich die sogenannte Wartezeit angeht, haben die Familienschutzgesetze keine Neuerung geschaffen, sondern diesen Rechtsbegriff unver&#228;ndert beibehalten, wie er im ZGB des Iran, das f&#252;r alle Iraner schiitischer Glaubensrichtung gilt (vgl. Bergmann/Ferid a.a.O., S. 5) seine Auspr&#228;gung erfahren hat. Gem&#228;&#223; Art. 1150 ZGB ist die Wartezeit die Frist, binnen derer sich eine Frau nach Aufl&#246;sung der Ehe nicht wieder verheiraten darf. Gem&#228;&#223; Art. 1151 2GB betr&#228;gt sie im Falle einer vollzogenen Ehe drei Menstruationsperioden,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">wof&#252;r in der iranischen Rechtspraxis im allgemeinen eine Frist von 100 Tagen angenommen wird. Dies bedeutet, da&#223; eine Ehefrau f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung, sofern kein Ehevertrag mit abweichenden Vereinbarungen geschlossen worden ist, nur f&#252;r die Dauer von 100 Tagen Unterhalt zu beanspruchen hat und zwar in gleichem Umfange wie w&#228;hrend bestehender Ehe (vgl. zu alledem die als Anlage zu der gutachtlichen Stellungnahme vom 5.8.1979 auszugsweise &#252;berreichte Darstellung aus IPG, Gutachte.i.1. zum internationalen und ausl&#228;ndischen Privatrecht 1967 bis 1968, Nr. 24 (K&#246;ln), S. 285, 286 mit Nachweisen in Fu&#223;noten 37 bis 41). Sofern es bei der Entscheidung des Rechtsstreits auf iranisches Recht ankommen sollte, st&#252;nde aber der Kl&#228;gerin auch dieser eingeschr&#228;nkte Unterhaltsanspruch nicht gegen den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">zu. Zur &#220;berzeugung des Senats ist es ausgeschlossen, da&#223; das iranische Recht der geschiedenen Frau einen nachehelichen Unterhaltsanspruch gew&#228;hrt, wenn er gemessen am deutschen Recht - n&#228;mlich wegen fehlender Bed&#252;rftigkeit infolge bestehender Erwerbspflicht - nicht in Betracht kommen w&#252;rde. Bereits innerhalb bestehender Ehe ist</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">die Rechtsstellung der Ehefrau nach iranischem Recht deutlich schw&#228;cher als nach deutschem Recht. W&#228;hrend das deutsche Recht von der Gleichberechtigung der Ehegatten in allen durch die Ehe gepr&#228;gten Lebensbereichen ausgeht, nimmt der Ehemann nach iranischem Recht eine eindeutige VorrangsteIlung gegen&#252;ber seiner Ehefrau ein. Das zeigt sich beispielsweise an Art. 1105 ZGB, wo es hei&#223;t, da&#223; die Stellung als Haushaltsvorstand f&#252;r den Mann in den Beziehungen unter den Ehegatten ein &#220;bergewicht</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndet, an Art. 1114 ZGB - Verpflichtung der Ehefrau zum Bezug der ihr vom Manne bezeichneten Wohnung und an Art. 1117 ZGB, wonach der Ehemann seiner Frau unter bestimmten Voraussetzungen die Aus&#252;bung eines Berufes untersagen kann. In die gleiche Richtung weist insbesondere auch die unterschiedliche Regelung der Unterhaltsanspr&#252;che w&#228;hrend bestehender Ehe. W&#228;hrend die Unterhaltspflicht im deutschen Recht, abgesehen von den eng umrissenen Ausnahmetatbest&#228;nden des &#167; 1361 Abs. 3 i.V.m. &#167; 1579 Abs. 1 Nr. 2 - 4, Abs. 2 BGB nicht an Wohlverhalten des anderen Teils (Gl&#228;ubigers) gekn&#252;pft ist, bestimmt Art. 1108 ZGB, da&#223; der Frau kein Unterhaltsanspruch gegen den Mann zusteht, wenn sie die Erf&#252;llung ihrer ehelichen Pflichten grundlos verweigert. Diese nicht &#252;bersehbaren Unterschiede gelten in noch verst&#228;rktem Ma&#223;e f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung. Liegen die anspruchsbegr&#252;ndenden Voraussetzungen des deutschen Rechts vor, so ist der andere Teil grunds&#228;tzlich ohne zeitliche Befristung oder sonstige Beschr&#228;nkungen zur angemessenen Alimentierung</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">seines geschiedenen Ehegatten verpflichtet. Demgegen&#252;ber steht der geschiedenen Frau nach iranischem Recht nur ein derart kurz bemessener - auf 100 Tage beschr&#228;nkter&#183;- Unterhaltsanspruch zu, da&#223; er praktisch bedeutungslos ist. Aus alledem mu&#223; gefolgert werden: Jedenfalls f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung liegt der Ausgestaltung des iranischen Unterhaltsrechts erkennbar die Vorstellung des Gesetzgebers zugrunde, da&#223; fortan jeder der vormaligen Ehegatten und zwar ohne R&#252;cksicht auf seine finanzielle Situation und seine Erwerbsf&#228;higkeit f&#252;r sich selbst aufzukommen hat, wobei die mittellose Ehefrau bis zur etwaigen Wiederverheiratung der Versorgung durch ihre Verwandten anheimf&#228;llt, und dieses starre Prinzip, wonach die Verantwortung des wirtschaftlich st&#228;rkeren Ehegatten f&#252;r den schw&#228;cheren Teil mit der Rechtskraft des Scheidungsurteils abrupt endet, wird durch die Verpflichtung des Ehemannes zur Gew&#228;hrung von Unterhaltszahlungen f&#252;r die Dauer von 100 Tagen kaum nennenswert gelockert. Diese drastisch verk&#252;rzte Unterhaltspflicht h&#228;ngt wiederum von denselben Voraussetzungen wie der eheliche Unterhaltsanspruch ab und besteht folglich nicht, wenn die den Unterhalt fordernde Frau gemessen am iranischen Recht ihre ehelichen Pflichten verletzt, insbesondere die Scheidung verschuldet hat. Ebensowenig kann ein derartiger Anspruch angenommen werden, wenn die Ehefrau etwa nicht bed&#252;rftig oder der Ehemann nicht hinreichend leistungsf&#228;hig ist. Hierbei handelt es sich um anspruchsbegr&#252;ndende Voraussetzungen, die, soweit ersichtlich, in allen Rechtsordnungen f&#252;r die Zubilligung eines Unterhaltsanspruches von unverzichtbarer Bedeutung sind und daf&#252;r, da&#223; nach dem iranischen Recht diese Voraussetzungen nicht erforderlich</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">sein sollten, hat die hierf&#252;r darlegungspflichtige Kl&#228;gerin nichts vorgetragen und hierf&#252;r ist auch sonst nichts ersichtlich. Da die Kl&#228;gerin, wie noch im einzelnen darzulegen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">sein wird, nach dem deutschen Recht keinen nachehelichen Unterhalt von dem Beklagten verlangen kann, mu&#223; ein derartiger Anspruch gem&#228;&#223; den vorstehenden Ausf&#252;hrungen gemessen am iranischen Recht erst recht verneint werden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ob die nachehelichen Unterhaltsanspr&#252;che der Kl&#228;gerin nach iranischem Recht zu beurteilen sind, erscheint &#252;berdiesaus mehreren Grw1den fraglich.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat, wie der Senat bereits in seinem Teilurteil n&#228;her ausgef&#252;hrt hat, ihre deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit durch die Eheschlie&#223;ung mit dem Beklagten nicht verloren. Daran ankn&#252;pfend bestimmt Art. 17 Abs. 3 EGBGB, da&#223; f&#252;r das Scheidungsbegehren der Ehefrau und die Scheidungsfolgen die deutschen Gesetze auch dann ma&#223;geblich sind, wenn in dem Zeitpunkt, in dem die Entscheidung ergeht, nur sie die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt. Nun hat allerdings die Kl&#228;gerin ausweislich der Ehescheidungsakten, insbesondere des Protokolls vom 9.5.1979 &#252;ber den Termin zur Durchf&#252;hrung der m&#252;ndlichen Verhandlung und des damit inhaltlich &#252;bereinstimmenden Tatbestandes des Ehescheidungsurteils, denen gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 165, 314 ZPO besondere Beweiskraft eignet, entgegen ihrer schrifts&#228;tzlichen Ank&#252;ndigung keinen f&#246;rmlichen Scheidungsantrag gestellt, sondern lediglich erkl&#228;rt, da&#223; sie der Scheidung, d.h. dem Scheidungsantrage des Beklagten, zustimme. Deshalb k&#246;nnte erwogen werden, da&#223; Art. 17 Abs. 3 EGBGB mangels eigener, f&#246;rmlicher Antragstellung durch die Kl&#228;gerin unanwendbar sei, und es demnach bei dem Grundsatz des Absatz 1 dieser Vorschrift bewenden m&#252;sse (vgl. Palandt-Heldrich a.a.O., Art. 17 EGBGB, Anm. 4 a). Es spricht indessen, ohne da&#223; der Senat diese Frage abschlie&#223;end kl&#228;ren m&#252;&#223;te, viel daf&#252;r, da&#223; jedenfalls die Scheidungsfolgen unabh&#228;ngig von der Parteirolle der Kl&#228;gerin und davon, ob sie einen eigenen Scheidungsantrag gestellt hat oder nicht, gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 3 EGBGB stets nach deutschem Recht beurteilt werden m&#252;ssen, weil es seit dem Inkrafttreten des 1.<b> </b>EheRG nach deutschem Recht auf die Parteirolle im Ehescheidungsverfahren im Gegensatz zum fr&#252;her geltenden Recht nicht mehr entscheidend ankommt (vgl. BGH FamRZ 1980, 29 ff, 32).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Falls es aber gleichwohl bei Art. 17 Abs. 1 EGBGB bewenden sollte, dann l&#228;&#223;t sich nicht verkennen, da&#223; gegen diese Bestimmung im Hinblick auf den Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 Abs. 2 GG entgegen der bisherigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes (vgl. BGH FamRZ 1954, 16; BGHZ 42, 7, 8; BGHZ 47, 324, 326) von einem Teil der</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Rechtsprechung und des Schrifttums verfassungsm&#228;&#223;ige Bedenken erhoben worden sind, weil diese Vorschrift bei der Ankn&#252;pfung an die Staatsangeh&#246;rigkeit und die Parteirolle im Scheidungsverfahren f&#252;r die Wahl des Status Mann und Frau unterschiedlich behandelt (vgl. KG, FamRZ 1975, 627; OLG Stuttgart FamRZ 1979, 824; AG Hamburg</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">FamRZ 1978, 416; Braga, MDR 1952, 266, 268; L&#252;deritz FamRZ 1970, 169, 175; Habscheidt, FamRZ 1975, 76, 78; Berkemann, FamRZ 1977, 295, 299). Unabh&#228;ngig davon</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">m&#252;&#223;te ggfls. weiterhin gepr&#252;ft werden, ob nicht die Ausgestaltung nachehelicher Unterhaltsanspr&#252;che durch das iranische Recht gegen den deutschen ordre public im Sinne des Art. 30 EGBGB verst&#246;&#223;t, was bejahendenfalls allerdings nicht zur Zuerkennung eines uneingeschr&#228;nkten Unterhaltsanspruches nach Ma&#223;gabe des deutschen Rechts, sondern nur zu einem mit den Schranken des Art. 30 EGBGB noch vereinbaren Anspruch f&#252;hren w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Alle diese Fragen bed&#252;rfen indessen keiner Vertiefung und abschlie&#223;enden Kl&#228;rung, weil es hierauf f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits nicht ankommt. Denn der Kl&#228;gerin steht auch dann f&#252;r die Zeit nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung gegen den Beklagten kein Unterhaltsanspruch zu, wenn ihrem Begehren deutsches materielles Recht zugrunde</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">gelegt wird. Da die Ehe der Parteien nach dem Inkrafttreten (1.7.1977) des 1. Eherechtsreformgesetzes (1. EheRG) vom 14.6.1976 geschieden worden ist, sind bei Anwendung deutschen Rechts die aufgrund dieses Gesetzes neu in das B&#252;rgerliche Gesetzbuch eingef&#252;hrten Bestimmungen der &#167;&#167; 1569 ff BGB ma&#223;geblich. Dieses neue nacheheliche Unterhaltsrecht wird von folgenden Prinzipien gepr&#228;gt: Gem&#228;&#223; &#167; 1569 BGB steht dem Ehegatten gegen den anderen Teil nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 1570 ff BGB dann ein Anspruch zu, wenn er nach der Scheidung aus bestimmten, vom Gesetzgeber respektierten Gr&#252;nden nicht selbst f&#252;r seinen Unterhalt sorgen kann. &#167; 1569 BGB ist gem&#228;&#223; der Begr&#252;ndung des Regierungsentwurfs (vgl. den Nachweis in der sogenannten</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Brosch&#252;re f&#252;r Rechtsanwender, 1976, S. 154) keine selbst&#228;ndige Rechtsgrundlage f&#252;r einen Unterhaltsanspruch, sondern stellt gewisserma&#223;en als Einleitung vor der kasuistischen Regelung der &#167;&#167; 1570 ff BGB klar, da&#223; ausgehend vom Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit jedes Ehegatten f&#252;r seinen Unterhalt nach rechtskr&#228;ftiger Scheidung dann nur ein Unterhaltsanspruch besteht, wenn die Voraussetzungen eines oder mehrerer der speziellen Tatbest&#228;nde der &#167;&#167; 1570 ff BGB erf&#252;llt sind. Nach Ansicht</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">des Senats kann deshalb diese Regelung nicht dahin interpretiert und verstanden werden, da&#223; gem&#228;&#223; der Vorstellung des Gesetzgebers nur ausnahmsweise kein nachehelicher Unterhaltsanspruch bestehe (so aber KG FamRZ 1978, 692 mit zustimmender Anmerkung von Bosch in FamRZ 1980, 7, wonach aus &#167; 1569 BGB die Verpflichtung (Obliegenheit) des geschiedenen Ehegatten zur Selbstunterhaltung nur herzuleiten</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">ist, wenn es sich entweder um eine sogenannte Doppelverdiener-Ehe oder um die Scheidung eines jungen und kinderlosen Ehepaares oder um Scheidung nach verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kurzer Ehedauer handelt), sondern es verh&#228;lt sich genau umgekehrt im oben dargelegten Sinne, wonach die Obliegenheit zur Selbstunterhaltung den Grundsatz und die Unterhaltsberechtigung nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 1570 ff BGB die Ausnahme verk&#246;rpert. (vgl. K&#246;hler, Handbuch des Unterhaltsrechts, 4. Aufl., S. 69; Schwab, Handbuch des Scheidungsrechts, 1977, Rz 237), wenngleich dem Kammergericht zuzugeben ist, da&#223; in der &#252;berwiegenden Anzahl aller F&#228;lle die eine oder andere, die Anspruchsberechtigung ergebende Ausnahme nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 1570 ff BGB vorliegen wird.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das Begehren der Kl&#228;gerin vermag indessen in keinem der in den &#167;&#167; 1570 ff BGB enumerativ aufgef&#252;hrten Tatbest&#228;nde seine St&#252;tze zu finden.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#167; 1570 BGB scheidet aus, weil aus der Ehe der Parteien kein Kind hervorgegangen ist, so da&#223; es am anspruchsbegr&#252;ndenden Merkmal "gemeinsames Kind" im Sinne dieser</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vorschrift fehlt. Daf&#252;r, da&#223; von der Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der Scheidung wegen ihres Alters eine &#8211; ihren Bedarf deckende und sicherstellende &#8211; Erwerbst&#228;tigkeit nicht erwartet werden kann und folglich ein Unterhaltsanspruch gem&#228;&#223; &#167; 1572 BGB in Betracht kommt, hat sie nichts vorgetragen. Die Kl&#228;gerin ist gegenw&#228;rtig erst 43 Jahre alt und hat gem&#228;&#223; ihrem eigenen Vorbringen vor und nach der Scheidung der Parteien jedenfalls</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">stundenweise st&#228;ndig als Raumpflegerin gearbeitet, so da&#223; nicht erkennbar ist, weshalb sie aus Altersgr&#252;nden an der weiteren Verrichtung derartiger oder &#228;hnlicher Arbeiten gehindert sein sollte. Ebensowenig kommt mangels Darlegung einer der Erwerbst&#228;tigkeit entgegenstehenden Erkrankung bzw. eines Gebrechens die Zuerkennung von</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Unterhalt nach Ma&#223;gabe des &#167; 1572 BGB in Betracht. Der Tatbestand des &#167; 1575 BGB ist nicht einschl&#228;gig, weil er den hier nicht vorliegenden Fall betrifft, da&#223; ein geschiedener Ehegatte in Erwartung der Ehe oder w&#228;hrend der Ehe eine Schul- oder Berufsausbildung nicht aufgenommen oder nicht abgeschlossen hatte und aus diesem Grunde bis zur nachhaltigen Sicherung seines Unterhalts durch Abschlu&#223; einer derartigen Ausbildung vor&#252;bergehend bed&#252;rftig und anspruchsberechtigt ist. Die Kl&#228;gerin hat auch nicht schl&#252;ssig dargelegt, da&#223; sie gem&#228;&#223; &#167; 1573 BGB gegen&#252;ber dem Beklagten unterhaltsberechtigt ist. Gem&#228;&#223; Absatz 1 dieser Vorschrift kann ein nach den &#167;&#167; 1570 bis 1572 BGB nicht unterhaltsberechtigter Ehegatte Unterhalt verlangen, solange und soweit er nach der Scheidung keine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit zu finden vermag. Insoweit hat die Kl&#228;gerin in beiden Instanzen lediglich ausgef&#252;hrt, da&#223; sie mit R&#252;cksicht auf die ihr obliegende Beaufsichtigung, Versorgung und Betreuung ihrer noch minderj&#228;hrigen, aus einer fr&#252;heren Ehe hervorgegangenen Tochter D. zur Aufnahme einer vollen Erwerbst&#228;tigkeit nicht imstande sei. Gemessen am &#167; 1573 BGB ist dieses Vorbringen aber unbeachtlich, weil diese Bestimmung nur solche F&#228;lle im Auge hat, wo der geschiedene Ehegatte trotz seiner Erwerbspflicht - diese Verpflichtung besteht auch f&#252;r die Kl&#228;gerin, weil das Kind nicht aus der Ehe der Parteien stammt, wie &#167; 1570 BGB voraussetzt - aus</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nden der Lage des Arbeitsmarktes keine angemessene Erwerbst&#228;tigkeit. zu finden vermag. &#167; 1573 Abs. 2 BGB gew&#228;hrt einen Unterhaltsanspruch in H&#246;he des Defizits</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">soweit die erzielten Eink&#252;nfte aus angemessener Erwerbst&#228;tigkeit zum vollen Unterhalt nicht ausreichen. Auch auf diese Bestimmung vermag die Kl&#228;gerin sich nicht mit Erfolg zu berufen, weil sie nicht dargelegt hat, da&#223; sie mit den Mitteln einer vollberuflichen T&#228;tigkeit als Raumpflegerin oder in &#228;hnlicher Stellung, die angesichts der sozialen Stellung der Parteien und der bislang von ihr ausge&#252;bten T&#228;tigkeit im Sinne des &#167; 1574 BGB angemessen ist und zu deren Aus&#252;bung sie deshalb verpflichtet ist, keine volle Sicherstellung ihres Lebensbedarfes erlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich rechtfertigt auch &#167; 1576 S. 1 BGB nicht die Zubilligung eines nachehelichen Unterhaltsanspruches.Nach dieser Vorschrift kann ein geschiedener Ehegatte von dem anderen Teil Unterhalt verlangen, soweit und solange von ihm aus sonstigen schwerwiegenden Gr&#252;nden eine Erwerbst&#228;tigkeit nicht erwartet werden kann und die</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Versagung von Unterhalt unter Ber&#252;cksichtigung der Belange beider Ehegatten grob unbillig w&#228;re. Bei dieser sogenannten positiven Billigkeitsklausel handelt es sich</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">nicht etwa um einen Ersatz f&#252;r die vom Gesetzgeber abgelehnte unterhaltsrechtliche Generalklausel, sondern um eine Ausnahmevorschrift, wie sich aus ihrer systematischen Stellung und aus den Worten "schwerwiegende Gr&#252;nde" und "grob unbillig" ergibt, die entsprechend eng ausgelegt werden mu&#223;; es mu&#223; eine H&#228;rte vorliegen, die die Versagung des Unterhaltsanspruches unertr&#228;glich macht oder jedenfalls als mit der Gerechtigkeitserwartung unvereinbar erscheinen l&#228;&#223;t (vgl. Richter im M&#252;nchener</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Kommentar zum BGB, Bd. V, 1977, &#167; 1576 Rz 1; Ambrock, Ehe und Ehescheidung, 1977, &#167; 1576 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der einzige Umstand, der nach Lage des Falles den Zugang zu dieser Vorschrift er&#246;ffnen k&#246;nnte, ist darin zu finden, da&#223; aus einer fr&#252;heren Ehe der Kl&#228;gerin die noch minderj&#228;hrige Tochter D. hervorgegangen ist, nach der Eheschlie&#223;ung der Parteien mit Billigkeit des Beklagten mit diesen in einem gemeinsamen Haushalt gelebt hat und damals wie auch heute noch der Versorgung, Beaufsichtigung und Betreuung durch die Kl&#228;gerin bedarf. In einem solchen Falle <u>kann</u> auch die weitere Betreuung des nicht gemeinschaftlichen Kindes in der Zeit nach der Scheidung <u>ehebedingt</u> erforderlich sein, vornehmlich dann, wenn und soweit die Erwerbsm&#246;glichkeiten des betreffenden Ehegatten-Elternteils infolge ehebedingter Aufgabe oder Verk&#252;rzung der Erwerbst&#228;tigkeit beeintr&#228;chtigt worden sind (vgl. Richter a.a.O., &#167; 1576 Rz 4; Rolland, 1.<b> </b>EheRG, 1977, &#167; 1576 Rz 10; K&#246;hler a.a.O., S. 76; Schwab a.a.O., Rz 292; Diederichsen NJW 1977,</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">357). Geht man zugunsten der Kl&#228;gerin davon aus, da&#223; die mit Zustimmung des Beklagten erfolgte Aufnahme ihrer Tochter D. in den vormaligen ehelichen Haushalt der</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Parteien ein sonstiger schwerwiegender Grund im Sinne des &#167; 1576 S. 1 BGB ist, dann rechtfertigt das gleichwohl aber nicht die Zuerkennung eines Unterhaltsanspruches</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">nach Ma&#223;gabe dieser Vorschrift. Weitere Voraussetzung ist n&#228;mlich, da&#223; die Versagung von Unterhalt unter Ber&#252;cksichtigung der Belange beider Parteien grob unbillig w&#228;re. Demnach wird die Unterhaltspflicht nicht schon dadurch ausgel&#246;st, da&#223; von dem Ehegatten mit R&#252;cksicht auf die altersbedingte Pflegebed&#252;rftigkeit des Kindes keine oder jedenfalls keine volle Erwerbst&#228;tigkeit erwartet werden kann, was in der Regel der Fall sein wird, sondern es m&#252;ssen besondere, das zus&#228;tzlich erforderliche Anspruchsmerkmal der groben Unbilligkeit ausf&#252;llende Umst&#228;nde hinzukommen. Denn eine &#252;ber die Beendigung der Ehe hinauswirkende Verantwortlichkeit des Beklagten f&#252;r die Kl&#228;gerin l&#228;&#223;t sich nicht allein damit rechtfertigen, da&#223; er der Aufnahme ihres Kindes in den gemeinsamen ehelichen Haushalt zugestimmt hatte, wie bereits folgende &#220;berlegung zeigt: W&#228;re die Ehe nicht geschlossen worden, so h&#228;tte die Kl&#228;gerin ihr Kind ebenfalls pflegen, beaufsichtigen und betreuen m&#252;ssen, ohne da&#223; sich daraus eine unterhaltsrechtliche Absicherung zu ihren Gunsten ergeben h&#228;tte (vgl. Holland, a.a.O., &#167; 1576 Rz 10). Nach Lage des Falles ist es sogar nicht unbillig, der Kl&#228;gerin einen nachehelichen Unterhaltsanspruch gegen den Beklagten zu versagen. Hierzu n&#246;tigen folgende Erw&#228;gungen: Anhaltspunkte, die den Schlu&#223; darauf zulassen k&#246;nnten, da&#223; der Beklagte die Kl&#228;gerin nach der Heirat der Parteien dazu bewogen h&#228;tte, eine bis dahin von ihr ausge&#252;bte Erwerbst&#228;tigkeit aufzugeben oder einzuschr&#228;nken und sich fortan nur um die Versorgung des gemeinsamen Haushalts und ihres Kindes zu k&#252;mmern, sind nicht ersichtlich. Ebensowenig kann davon ausgegangen werden, da&#223; der Beklagte eine besonders enge, einem echten Vater-Kind-Verh&#228;ltnis entsprechende Beziehung zu D. gewonnen und auf diese Weise kausale Mitverantwortung f&#252;r die weitere Pflegebed&#252;rftigkeit dieses Kindes und daraus m&#246;glicherweise herzuleitende Erwerbseinbu&#223;en der Kl&#228;gerin &#252;bernommen hat, die seine, die Scheidung &#252;berdauernde, nacheheliche Unterhaltspflicht auszul&#246;sen verm&#246;chte. Anl&#228;&#223;lich seiner Anh&#246;rung in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung hat er vor dem Senat glaubhaft erkl&#228;rt, er sei von D. nicht als "Vater" oder "Papa", sondern mit seinem Vornamen angeredet worden, was nicht als Ausdruck einer derartigen Beziehung gewertet werden kann. Im Rahmen der bez&#252;glich des anspruchsbegr&#252;ndenden Merkmals der groben Unbilligkeit erforderlichen Abw&#228;gung der Interessen beider Parteien darf ferner nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; die Ehe bis</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">zur Rechtskraft der Scheidung nur rd. 4 1/2 Jahre und damit nur verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kurze Zeit bestanden hat, wobei hinzu kommt, da&#223; die Parteien bereits seit Januar 1978</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">dauernd voneinander getrennt lebten. Von besonderer Bedeutung f&#252;r die Verneinung des anspruchsbegr&#252;ndenden Merkmals der groben Unbilligkeit ist weiter die Tatsache,</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; ihrem eigenen Eingest&#228;ndnis w&#228;hrend der Ehe ehebrecherische Beziehungen zu einem anderen Manne - dem Zeugen N. - angekn&#252;pft und anl&#228;&#223;lich der m&#252;ndlichen Verhandlung im Scheidungsverfahren erkl&#228;rt hat, da&#223; sie diese Beziehungen weiterhin aufrechtzuerhalten w&#252;nsche. Da angesichts des Vorbringens der Parteien im Ehescheidungsverfahren und insbesondere auch der Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">des Scheidungsurteils davon ausgegangen werden mu&#223;, da&#223; die Kl&#228;gerin mit diesem ihren Verhalten eine wesentliche Ursache f&#252;r das Scheitern der Ehe gesetzt hat, kann angesichts dessen, sowie der verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kurzen Dauer der Ehe der Parteien und der Tatsache, da&#223; eine besondere, einem Vater-Kind-Verh&#228;ltnis entsprechende Bindung des Beklagten zur Tochter der Kl&#228;gerin nicht bestanden hat, der Kl&#228;gerin die volle Eigenverantwortlichkeit f&#252;r die Deckung ihres nachehelichen Unterhalts nicht abgenommen werden. Zur &#220;berzeugung des Senats w&#228;re es mit den Grunds&#228;tzen der Billigkeit gerade nicht vereinbar, dem Beklagten ungeachtet aller dieser Umst&#228;nde die Verpflichtung zur ganzen oder auch nur teilweisen Sicherstellung ihrer nachehelichen Unterhaltsanspr&#252;che aufzub&#252;rden. Hinzu kommt schlie&#223;lich folgendes: Jedenfalls f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft der Scheidung - Mai 1979 - geht es nicht an, die Leistungsf&#228;higkeit</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">des Beklagten weiterhin nach den Eink&#252;nften zu bemessen, die er bei der Firma L.-J.-E. AG erzielt hatte. Der Beklagte hat nach seinem Ausscheiden aus diesem Betrieb eine andere Anstellung gefunden, die er inzwischen und zwar unverschuldet verloren hat. Sofern ein Unterhaltsanspruch der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167; 1576 in Betracht k&#228;me, m&#252;&#223;te ihm bei im Rahmen dieser Vorschrift gebotener Ber&#252;cksichtigung seiner schutzw&#252;rdigen Belange wenigstens der eigene, <u>angemessene</u> Unterhalt verbleiben, der mit rd. 1.100,-- DM monatlich anzusetzen w&#228;re. Eink&#252;nfte in einer diesen angemessenen Selbstbehalt &#252;bersteigenden Gr&#246;&#223;enordnung hat er indessen in der Zeit seit Rechtskraft der Scheidung bis zum heutigen Tage nicht mehr erzielt, vielmehr hat sein finanzielles Leistungsverm&#246;gen sich seitdem stetig verschlechtert, zumal er seit Ende Januar 1980 gem&#228;&#223; seinen Angaben kein Arbeitslosengeld mehr erh&#228;lt und die Gew&#228;hrung der von ihm beantragten Arbeitslosenhilfe zur Zeit noch ungewi&#223; ist, so da&#223; die Zuerkennung eines Unterhaltsanspruches nach &#167; 1576 BGB abgesehen von allen anderen Voraussetzungen auch an seiner fehlenden Leistungsf&#228;higkeit scheitern m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Nr. 10 ZPO. Vollstreckungsschutzanordnungen gem. &#167; 711 ZPO kamen nicht in Betracht, weil die Voraussetzungen, unter denen das Rechtsmittel der Revision gegen dieses Urteil stattfindet, unzweifelhaft nicht vorliegen, &#167; 713 ZPO.</p>
315,954
lg-arnsberg-1980-02-22-1-o-16278
{ "id": 801, "name": "Landgericht Arnsberg", "slug": "lg-arnsberg", "city": 384, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 O 162/78
1980-02-22T00:00:00
2019-03-13T15:18:30
2019-03-27T09:41:47
Urteil
ECLI:DE:LGAR:1980:0222.1O162.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klageantr&#228;ge zu 1) und 3) sind dem Grunde nach in H&#246;he von 80 % gerechtfertigt.</p> <p>Die Beklagten werden verurteilt, an den Kl&#228;ger als Gesamtschuldner ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 8.000,00 DM (i.W. achttausend Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 26.05.1978 zu zahlen.</p> <p>Es wird festgestellt, dass die Beklagten verpflichtet sind, als Gesamtschuldner alle sich aus dem Unfall vom 27.08.1075 ergebenden Zukunftssch&#228;den in H&#246;he von 80 % zu ersetzen, vorbehaltlich des Anspruchs&#252;bergangs auf Dritte.</p> <p>Der weitergehende Schmerzensgeldantrag sowie der weitergehende Feststellungsantrag werden abgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung von 9.000,00 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u><b>Tatbestand</b></u>:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 27.08.1975 fuhr der Kl&#228;ger mit hoher Geschwindigkeit in seinem Fahrzeug P. auf der Kreisstra&#223;e von B. in Richtung T.. Die Beklagte zu 1) befuhr mit ihrem Pkw die Kreisstra&#223;e aus Richtung I. in Richtung M.. An der Kreuzung dieser beiden Stra&#223;en kam es zum Zusammensto&#223; der beiden Fahrzeuge, wobei der Wagen des Kl&#228;gers sich &#252;berschlug und die B&#246;schung hinunterfuhr.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu 1) war gem&#228;&#223; der Beschilderung an dieser Kreuzung wartepflichtig. Der Kl&#228;ger wurde aus dem Fahrzeug herausgeschleudert und erlitt erhebliche Verletzungen: Schnittwunden am Kopf, Prellungen am Kopf, Platzwunden am Kopf, Hautabsch&#252;rfungen am Kopf, Prellungen am ganzen K&#246;rper, Arm-, R&#252;cken- sowie Beinprellungen, eine Platzwunde am linken Ellenbogen &#252;ber die Dorsalseite des linken Ellenbogengelenks und eine tiefe Risswunde zwischen der ersten und zweiten Zehe rechts. Der Kl&#228;ger wurde vom 27.08.1975 bis 08.09.1975 station&#228;r behandelt, es wurde u.a. eine Antischockbehandlung durchgef&#252;hrt, dar&#252;ber hinaus erlitt der Kl&#228;ger eine Luxation und Deslokation des Zahnes 21 sowie eine Kronenfraktur der Z&#228;hne 11, 12 und 16, was mit starken Schmerzen im Oberkiefer verbunden war. Nach Ende des Krankenhausaufenthaltes ergab sich, dass auch das rechte Knie des Kl&#228;gers verletzt war. Dieses Knie musste weiterhin behandelt werden, u.a. war ein Krankenhausaufenthalt vom 19.10. &#8211; 13.11.1976 sowie vom 13.12. &#8211; 21.12.1976 in den Krankenanstalten C. in F. notwendig. Auch nach Abschluss der Behandlung ist das Knie nicht voll geheilt, vielmehr liegt eine Einschr&#228;nkung der Beweglichkeit des rechten Kniegelenks, eine leichtvermehrte Aufklappbarkeit, eine erhebliche Muskelabmagerung des rechten Beines, sowie eine verminderte Belastungsf&#228;higkeit des rechten Kniegelenks als Dauerschaden vor. Es kann auf Dauer nach dem Gutachten der &#196;rzte mit einer Erwerbsminderung von ca. 40 % gerechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht nunmehr Ersatz der ihm entstandenen Sch&#228;den in voller H&#246;he geltend.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Er ist der Ansicht, dass die Beklagte zu 1) den Unfall allein schuldhaft verursacht habe und dass dieses Ereignis f&#252;r ihn unabwendbar gewesen sei. Die Beklagte zu 1) habe ihre Wartepflicht an der Kreuzung verletzt, so dass ein Mitverschulden des Kl&#228;gers wegen des stark &#252;berwiegenden Verschuldens der Beklagten zu 1) nicht in Betracht komme. Der Kl&#228;ger ist weiter der Ansicht, dass angesichts der erlittenen Verletzungen ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 12.000,00 DM angemessen sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus tr&#228;gt er vor, dass er wegen der eingetretenen Erwerbsminderung in nicht der Lage sei, bis zur Vollendung seines 70. Lebensjahres sein Holzeinschlaggewerbe in vollem Umfang auszu&#252;ben. Daher seien die Beklagen verpflichtet, diese Mindereinnahmen in Form einer Rente zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerbeantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><ol class="absatzLinks"><li>an ihn 2.187,40 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 20.09.1977 zu zahlen,</li> <li>an ihn ein Schmerzensgeld, dessen H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird, nebst 4 % Zinsen seit dem 20.09.1977, zu zahlen.</li> <li>an ihn f&#252;r die Zeit vom 01.04.1977 bis 31.05.2019 eine angemessene Rente zu zahlen, deren H&#246;he in das Ermessen des Gerichts gestellt wird.,</li></ol> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass die Beklagten als Gesamtschuldner verpflichtet sind, alle sich aus dem Unfall vom 27.08.1975 ergebenden Zukunftssch&#228;den zu ersetzen, soweit sie nicht auf Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten behaupten, der Kl&#228;ger sei mit einer Geschwindigkeit weit &#252;ber 100 km/h gefahren und habe dadurch den Unfall mit verursacht. Die Beklagte zu 1) ihrerseits habe an der bevorrechtigten Stra&#223;e ihr Fahrzeug angehalten und sei danach mit normaler Anfahrgeschwindigkeit angefahren, da sie der Annahme gewesen sei, es n&#228;here sich kein weiteres Fahrzeug.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen habe die Beklagte zu 3) eine Schadensteilung im Verh&#228;ltnis 80 zu 20 vorgeschlagen, was jedoch von dem Kl&#228;ger abgelehnt worden sei. Ferner bestreiten die Beklagten die H&#246;he des geltend gemachten Schadens. Die Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 40 % sei f&#252;r den Kl&#228;ger als Selbst&#228;ndigen nicht so gravierend, dass er seinen Beruf nicht mehr aus&#252;ben k&#246;nne. Auch m&#252;sse gepr&#252;ft werden, ob dem Eintritt des Schadens durch die Bestellung eines geeigneten Vertreters im Gesch&#228;ft ganz oder zum Teil vorgebeugt werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen sind die Beklagten der Ansicht, dass das vorgeschlagene Schmerzensgeld von 12.000,00 DM um ein vielfaches h&#246;her sei als das, was f&#252;r entsprechende Verletzungen in anderen F&#228;llen zugebilligt werde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es ist Beweis erhoben worden gem&#228;&#223; Beweisbeschluss vom 11.08.1978 (Bl. 102 d.A.). Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Gutachten des Dipl.-Ing. U. vom 31. Oktober 1979 verwiesen. Die Akten des Strafverfahrens &#8211; Amtsgericht Arnsberg 5 Ds 355/75 &#8211; waren beigezogen und Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur Erg&#228;nzung des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze und die Beiakten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u>:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist dem Grunde nach teilweise gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind dem Kl&#228;ger nach &#167; 823 Abs. 1 BGB &#167; 7 StVG, &#167; 3 PflVersG, &#167; 254 Abs. 1 BGB, &#167; 9 StVG zum Ersatz von 80 % des aus dem Unfall vom 27.08.1075 entstandenen Schadens als Gesamtschuldner verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1. Nach dem Ergebnis er Beweisaufnahme steht fest, dass der Unfall auf das fahrl&#228;ssige Verhalten der Beklagten zu 1) zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Die Beklagte zu 1) hat durch ihr Verhalten im Kreuzungsbereich gegen ihre Wartepflicht versto&#223;en. Gem. &#167; 41 StVO Zeichen 205 war die Beklagte zu 1) verpflichtet, den Kreuzungsbereich nicht zu befahren, soweit und solange weitere Fahrzeuge die &#252;bergeordnete Stra&#223;e befuhren. Da der Beklagten zu 1) diese Kreuzung als besonders gef&#228;hrlich bekannt war, h&#228;tte sie sich schrittweise in den Kreuzungsbereich vortasten m&#252;ssen und noch zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt anhalten m&#252;ssen, als sie das Herannahen des Kl&#228;gers bemerkte. Die Beklagte zu 1) hatte in Richtung auf die Stra&#223;e, die der Kl&#228;ger befuhr, weite Einsichtsm&#246;glichkeiten und hatte bei geh&#246;riger Sorgfalt den Kl&#228;ger bereits fr&#252;hzeitig erkennen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2. Der Kl&#228;ger hat ebenfalls durch sein Verhalten zu dem Unfall beigetragen. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme, insbesondere nach dem &#252;berzeugen Gutachten des Dipl.-Ingenieurs U. steht fest, dass der Kl&#228;ger seinerseits die vorfahrtsberechtigte Stra&#223;e mit einer Geschwindigkeit von &#252;ber 100 km/h befuhr. Im Jahr 1975 galt die H&#246;chstgeschwindigkeitsverordnung vom 16.03.1972, die in &#167; 1 Abs. 1 vorschreibt, dass au&#223;erhalb geschlossener Ortschaften auch unter g&#252;nstigsten Umst&#228;nden nicht schneller als 100 km/h gefahren werden darf.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diese Verordnung ist im Jahre 1972 erlassen worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass au&#223;erhalb geschlossener Ortschaften die Mehrzahl der Unf&#228;lle durch &#252;berh&#246;hte Geschwindigkeit verursacht worden war. Die Intention des Verordnungsgebers zielte gerade dahin, die Gefahrenpunkte, die durch erh&#246;hte Geschwindigkeiten geschaffen wurden, n&#228;mlich lange Anhaltewege, Schwierigkeiten der Geschwindigkeitseinsch&#228;tzung durch die anderen Verkehrsteilnehmer sowie besondere Anforderungen an die physische und psychische Leistungsf&#228;higkeit des Fahrers, auszuschalten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die in dieser Verordnung festgelegte H&#246;chstgeschwindigkeit nicht unerheblich &#252;berschritten. Nach dem Gutachten muss davon ausgegangen werden, dass sich die Geschwindigkeit des Fahrzeuges des Kl&#228;gers im Bereich von 106 &#8211; 118 km bewegte. Nimmt man hierbei nur einen Mittelwert von 112 km/h an, so ist dies nicht eine unerhebliche &#220;berschreitung der H&#246;chstmarke von 100 km/h.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Es ist dem Kl&#228;ger nicht gelungen, gem. &#167; 7 Abs. 2 StVG den Nachweis zu f&#252;hren, dass dieses schuldhafte Verhalten nicht urs&#228;chlich f&#252;r den Unfall an der Kreuzung gewesen ist. Bei derartigen Unf&#228;llen an Kreuzungen spricht zwar der Anscheinsbeweis f&#252;r die Verletzung der Wartepflicht, doch k&#246;nnen die Regeln des Anscheinsbeweises nicht auf die Fahrweise des Vorfahrtsberechtigten angewandt werden; diesen trifft vielmehr die volle Beweislast, dass der Zusammensto&#223; f&#252;r ihn unabwendbar war (BGH VRS 26, 85).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall hat der Kl&#228;ger den Nachweis nicht f&#252;hren k&#246;nnen, da nach dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen U. bei Einhaltung einer Geschwindigkeit von 100 km/h der Stillstand des Fahrzeuges an dem Kollisionsort nur m&#246;glich, aber nicht sicher gewesen w&#228;re. Legt man zugrunde, dass der Kl&#228;ger mit Sicherheit diese Geschwindigkeit von 100 km/h &#252;berschritten hat, so nimmt die M&#246;glichkeit des Stillstandes am Kollisionspunkt entsprechend weiter ab. Es ist dem Kl&#228;ger somit nicht m&#246;glich, zur &#220;berzeugung des Gerichts zu beweisen, dass sein Fahrverhalten der nach &#167; 7 Abs. 2 erforderlichen gesteigerten Sorgfalt entspricht. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung gehen derartige Beweisunklarheiten regelm&#228;&#223;ig zu Lasten des Halters (BGH VRS 20, 166).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">3. Bei der nach &#167; 254 Abs. 1 BGB vorzunehmenden Abw&#228;gung ist in erster Linie auf das Ma&#223; der gegenseitigen Verursachung, au&#223;erdem auf den Umfang des beiderseitigen Verschuldens abzustellen. Dies f&#252;hrt zu einer erheblich st&#228;rkeren Belastung der Beklagten zu 1), die ihre Wartepflicht verletzt hat. Demgegen&#252;ber ist das Verschulden des Kl&#228;gers, der sich die Betriebsgefahr zurechnen lassen muss, vergleichsweise gering. Unter Ber&#252;cksichtigung diese Umst&#228;nde h&#228;lt es das Gericht f&#252;r angemessen, dass der Schaden aus dem Unfall im Verh&#228;ltnis 20 zu 80 verteilt wird.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diesen Schaden haften die drei Beklagten als Gesamtschuldner.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4. &#220;ber den Klageantrag zu 1) auf Zahlung des Schadensersatzes war zun&#228;chst nur durch Grundurteil gem. &#167; 304 ZPO zu entscheiden, da hinsichtlich der Schadensh&#246;he noch weitere Ermittlungen ausstehen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">5. Ebenso war &#252;ber den Klageantrag zu 3) auf Zahlung einer angemessenen Rente zun&#228;chst durch Grundurteil gem. &#167; 304 ZPO zu entscheiden, da hinsichtlich des Umfangs der Rentenverpflichtungen der Sachverhalt noch nicht gen&#252;gend aufgekl&#228;rt ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">6. Demgegen&#252;ber war &#252;ber den Feststellungsantrag bereits jetzt durch Teilurteil zu entscheiden, nachdem das Gericht &#252;ber die Haftungsquote der Parteien hinreichende Klarheit gewonnen hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">7. &#220;ber den Antrag zu 2) auf Zahlung eines angemessenen Schmerzensgeldes konnte bereits Teilurteil ergehen, da insoweit der Sachverhalt gen&#252;gend aufgekl&#228;rt ist. Der Kl&#228;ger hat aus den oben dargelegten Rechtsgrundlagen i.V. mit &#167; 847 BGB gegen die Beklagten als Gesamtschuldner einen Anspruch auf Ersatz eines Schmerzensgeldes, das nach Ansicht des Gerichts mit 8.000,00 DM anzusetzen ist. Hierbei f&#228;llt insbesondere ins Gewicht, dass der Kl&#228;ger erhebliche Unfallverletzungen erlitten hat und station&#228;r behandelt werden musste. Dar&#252;ber hinaus ist von gro&#223;er Bedeutung, dass erhebliche Zeit nach dem Unfall weitere Sch&#228;den am Knie festgestellt wurden, die zu einer sehr langwierigen und sehr schmerzhaften Nachbehandlung f&#252;hrten. Nach dem Ergebnis der &#228;rztlichen Feststellungen geht das Gericht davon aus, dass bei dem Kl&#228;ger eine dauernde Erwerbsminderung vorliegen wird, die mit ca. 40 % beziffert worden ist. Dar&#252;ber hinaus ist der noch recht junge Kl&#228;ger durch diesen Dauerschaden, das sog. Wackelknie, in der Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit gehindert, insbesondere ist ihm sportliche Bet&#228;tigung nicht m&#246;glich. Andererseits war bei der Bemessung des Schmerzensgeldes zu ber&#252;cksichtigen, dass der Kl&#228;ger seinerseits den Unfall mit verursacht hat. Unter Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde hat das Gericht ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 8.000,00 DM f&#252;r angemessen gehalten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 709 ZPO.</p>
315,955
olgk-1980-02-21-1-ss-109479
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1 Ss 1094/79
1980-02-21T00:00:00
2019-03-13T15:18:32
2019-03-27T09:41:47
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1980:0221.1SS1094.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Gegenvorstellungen des Betroffenen geben zu einer &#196;nderung der Senatsentscheidung vom 8. Januar 1980 keinen Anla&#223;.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen einer unmittelbaren oder rechts&#228;hnlichen Anwendung des &#167; 33 a StPO sind nicht gegeben. Der Senat h&#228;lt seine Entscheidung weiterhin f&#252;r verfassungskonform.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wie das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, sind Bedeutung und Tragweite des Art. 103 Abs. 1 des Grundgesetzes nicht verkannt, wenn eine Verletzung dieses Verfahrensgrundrechts <u>im Einzelfall</u> nicht als Zulassungsgrund i.S. des &#167; 80 Abs. 1 OviG gewertet wird (BVerfGE 42, 252 = NJW 1976, 1839; a.A. G&#246;hler in Festschrift f&#252;r Karl Sch&#228;fer, 1980, S. 54 f. und OWiG, 5. Aufl., &#167; 80 Anm. 4) A. b)). Vorliegend aber ist, anders als in dem vom Bundesverfassungsgericht entschiedenen Fall, das Recht des Betroffenen auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs durch das Amtsgericht nicht verletzt. Eine Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs ist insbesondere nicht schon darin zu sehen, da&#223; die Ladung des Verteidigers des Betroffenen zur Hauptverhandlung vom 12.10.1979 unterblieben ist und die Hauptverhandlung ohne den Verteidiger stattgefunden hat. Denn Art. 103 Abs. 1 GG gew&#228;hrleistet das rechtliche Geh&#246;r grunds&#228;tzlich nur als solches, nicht gerade durch die Vermittlung eines Rechtsanwalts (st. Rspr. des Bundesverfassungsgerichts, vgl. BVerfGE 39, 156 (168), 38, 105 (118) u.a.). Der hier zu beurteilende Sachverhalt liegt auch anders als bei einer vom Amtsgericht <u>au&#223;erhalb</u> einer Hauptverhandlung, n&#228;mlich im Beschlu&#223;verfahren gem. &#167; 72 OWiG, beabsichtigten Entscheidung; dort ist in der Rechtsprechung ein Versto&#223; gegen Art. 103 Abs. 1 GG dann festgestellt worden, wenn lediglich dem Betroffenen, nicht aber seinem Verteidiger Gelegenheit zur &#196;u&#223;erung zu Tatsachen oder Beweiserhebungen gegeben wurde, zu denen der Betroffene bisher noch nicht geh&#246;rt worden ist (vgl. OLG Karlsruhe NJW 1968, 1438; BGHSt 25, 252 = NJW 1974, 371 erweiternd f.d. Fall, da&#223; der gem. &#167; 72 I 2 OWiG erforderliche Hinweis nur dem Betroffenen, nicht aber dem Verteidiger erteilt wurde; insoweit a.A. G&#246;hler, Festschrift a.a.O., S. 59).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auch eine Verletzung anderer Grundrechte des Betroffenen ist nicht ersichtlich.</p>
315,956
olgk-1980-02-21-21-uf-21779
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
21 UF 217/79
1980-02-21T00:00:00
2019-03-13T15:18:34
2019-03-27T09:41:47
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1980:0221.21UF217.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Beschwerde der Antragstellerin wird unter Zur&#252;ckweisung des Rechtsmittels im &#252;brigen der Beschlu&#223; des Amtsgerichts - Familiengericht - K&#246;ln vom 19. Oktober 1979 - 309 F 241/79 - aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Verfahren wird zur Verhandlung und zur neuerlichen Entscheidung &#252;ber den Antrag der Antragstellerin an das Amtsgericht K&#246;ln, dem auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens &#252;bertragen wird, zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind miteinander verheiratet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus ihrer Ehe sind die beiden im Rubrum des Beschlusses aufgef&#252;hrten Kinder hervorgegangen. Der Antragsgegner ist am 1.5.1979 aus der ehelichen Wohnung ausgezogen. Seitdem leben die Parteien voneinander getrennt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat bei dem Familiengericht K&#246;ln beantragt, ihr gem&#228;&#223; &#167; 1672 BGB die elterliche Gewalt zu &#252;bertragen. Diese Regelung entspreche, so hat sie ausgef&#252;hrt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">am besten dem Wohle der beiden minderj&#228;hrigen Kinder, die seit ihrer Geburt im wesentlichen von ihr beaufsichtigt, betreut und versorgt worden seien. Der Antragsgegner k&#246;nne sich infolge seiner beruflichen Inanspruchnahme als selbst&#228;ndiger Architekt den Kindern nicht in gleicher Weise wie sie widmen. &#220;berdies habe er mit seinem Auszug den dauernden Kontakt zu ihnen aufgegeben und sich fortan auf gelegentliche Besuche beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat um Zur&#252;ckweisung des Antrages gebeten und erwidert, zur Zeit bestehe f&#252;r die erstrebte Regelung kein zwingendes Bed&#252;rfnis. Mit der vorl&#228;ufigen Aus&#252;bung des Personensorgerechts durch die Antragstellerin sei er einverstanden und seine schriftlichen Anfragen, welche Grunde die &#220;bertragung der elterlichen Gewalt auf sie erforderlich machten, habe sie unbeantwortet gelassen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat den Antrag durch Beschlu&#223; vom 19. Oktober 1979 mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, da&#223; kein Rechtsschutzinteresse f&#252;r eine vorl&#228;ufige Regelung der elterlichen Gewalt bestehe.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat gegen diesen ihr am 25.10.1979 von Amts wegen zugestellten Beschlu&#223; mit einer am 7.11.1979 bei dem Oberlandesgericht K&#246;ln eingegangenen Schrift Beschwerde eingelegt und das Rechtsmittel am 7.12.1979 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr erstinstanzliches Vorbringen und f&#252;hrt erg&#228;nzend aus, bei nicht nur vor&#252;bergehender Trennung der Ehegatten m&#252;sse nach der Lebenserfahrung in &#228;hnlicher Weise mi t Differenzen und Spannungen im Rahmen der Aus&#252;bung der elterlichen Gewalt gerechnet werden wie im Falle der Ehescheidung. Dem trage der Gesetzgeber mit der Regelung des &#167; 1672 BGB Rechnung; bereits aus der Trennung im Sinne dieser</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vorschrift ergebe sich das vom Amtsgericht zu Unrecht verneinte Rechtsschutzinteresse. Dar&#252;ber hinaus werde das Regelungsbed&#252;rfnis an folgendem Vorkommnis deutlich: In den Herbstferien 1979 habe der Antragsgegner, der enge Beziehungen zu einer anderen Frau unterhalte, an sie das Ansinnen gestellt, mit den Kindern und seiner jetzigen Lebensgef&#228;hrtin in Urlaub zu fahren, wovon sie ihn erst nach langen Diskussionen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">habe abbringen k&#246;nnen. F&#252;r das Ausbleiben neuerlicher Schwierigkeiten gebe es keine Garantie und es k&#246;nne ihr nicht zugemutet werden, unbeschadet der r&#228;umlichen</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Trennung der Parteien in jeder die elterliche Gewalt betreffenden Frage den Konsens mit dem Antragsgegner herstellen zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung die elterliche Gewalt &#252;ber die</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">gemeinsamen ehelichen minderj&#228;hrigen Kinder</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">1<b>. </b>U., geboren am 4.10.1967,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. K., geboren am 24.9.1971,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">beide wohnhaft bei der Antragstellerin, auf die Antragstellerin zu &#252;bertragen;</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise: den angefochtenen Beschlu&#223; aufzuheben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">weiter hilfsweise : Die weitere Beschwerde zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner bittet um Zur&#252;ckweisung der Beschwerde. Er wiederholt ebenfalls sein bisheriges Vorbringen und f&#252;hrt in Erwiderung auf die zus&#228;tzlichen Darlegungen der Antragstellerin in der Beschwerdeinstanz aus, es sei kein gemeinsamer Urlaub, sondern nur ein kurzfristiges Treffen am Urlaubsort geplant gewesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend auf den Akteninhalt verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist zul&#228;ssig und teilweise begr&#252;ndet; auf den Hilfsantrag mu&#223;te der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben und das Verfahren zur Verhandlung und neuerlichen Entscheidung &#252;ber den Antrag der Antragstellerin an das Familiengericht zur&#252;ckverwiesen werden, wobei der Senat es f&#252;r zweckm&#228;&#223;ig gehalten hat, dem Familiengericht auch die Entscheidung &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Zur Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde gilt im einzelnen folgendes:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat in der ersten Instanz nicht den Erla&#223; einer einstweiligen Regelung im Sinne einer einstweiligen Anordnung, sondern die Herbeif&#252;hrung einer endg&#252;ltigen Regelung der elterlichen Gewalt w&#228;hrend der Dauer des Getrenntlebens auf der damaligen materiell-rechtlichen Grundlage des &#167; 1672 BGB a.F.<b> </b>nachgesucht. Dieses Begehren hat das Familiengericht, jedenfalls gemessen am &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">des angefochtenen Beschlusses - Tenor und Begr&#252;ndung &#8211; f&#228;lschlich als Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung aufgefa&#223;t und dementsprechend beschieden. Denn in diesem Beschlu&#223; hei&#223;t es, da&#223; der Antrag auf <u>einstweilige</u> Regelung der elterlichen Gewalt zur&#252;ckgewiesen wird, weil es gegenw&#228;rtig keiner <u>vorl&#228;ufigen</u> Regelung der elterlichen Gewalt bed&#252;rfe. Da es sich um eine isolierte Familiensache handelt, weil zwischen den Parteien noch kein Ehescheidungsverfahren anh&#228;ngig ist, verk&#246;rpert demnach der angefochtene Beschlu&#223; seinem &#228;u&#223;eren Erscheinungsbild nach die Ablehnung eines Gesuches um Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung im Verfahrensbereich</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">der freiwilligen Gerichtsbarkeit, wogegen die einfache Beschwerde nach &#167; 19 FGG mit entsprechender Abhilfem&#246;glichkeit durch den Erstrichter - Umkehrschlu&#223; aus &#167; 18</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Abs. 2 FGG - er&#246;ffnet ist. Im Ergebnis ist aber durch den angefochtenen Beschlu&#223; die Herbeif&#252;hrung der von der Antragstellerin allein erstrebten, <u>endg&#252;ltigen</u> Regelung im Sinne des &#167; 1672 BGB mangels des erforderlichen Rechtsschutzinteresses abgelehnt worden und es gibt keine Anhaltspunkte, die die Annahme zu rechtfertigen verm&#246;chten, da&#223; der Erstrichter die Zul&#228;ssigkeitssperre des fehlenden Rechtsschutzinteresses</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">anders beurteilt h&#228;tte, wenn er den Antrag im wirklich gestellten Sinne, gerichtet auf Herbeif&#252;hrung einer endg&#252;ltigen Regelung aufgefa&#223;t und beschieden h&#228;tte. Hinzu kommt, da&#223; auch die Antragstellerin selbst den angefochtenen Beschlu&#223; der Sache nach als abschl&#228;gige Endentscheidung aufgefa&#223;t hat, wie die Einlegung und Begr&#252;ndung ihres Rechtsmittels unter genauer Wahrung der Fristen und F&#246;rmlichkeiten der auf die Anfechtung einer isolierten Endentscheidung zugeschnittenen &#167;&#167; 621 Abs. 1 Nr. 1, 621 e Abs. 1, Abs. 3 ZPO deutlich zeigt. Angesichts dieser Sach- und Rechtslage besteht kein Grund, allein auf das &#228;u&#223;ere Erscheinungsbild des angefochtenen Beschlusses abzuheben und von einer FGG-Beschwerde im einstweiligen Anordnungsbereich auszugehen, was zur Folge h&#228;tte, da&#223; der angefochtene Beschlu&#223; schon deshalb aufgehoben werden m&#252;&#223;te, weil er einen nicht gestellten Antrag beschieden hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Endlich l&#228;&#223;t sich bei alledem die M&#246;glichkeit nicht ausschlie&#223;en, da&#223; das Familiengericht mit den vorgenannten Formulierungen im angefochtenen Beschlu&#223; nur auf die beschr&#228;nkte zeitliche Geltung der Regelung der. elterlichen Gewalt nach &#167; 1672 BGB bis zur Rechtskraft der Scheidung abheben und die Einstweiligkeit nur in diesem Sinne umschreiben, f&#252;r die Dauer des Trennungszeitraums als solchen aber eine endg&#252;ltige</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Regelung treffen wollte. Dies alles rechtfertigt es zur &#220;berzeugung des Senats, von der Statthaftigkeit der Beschwerde im Sinne der &#167;&#167; 621 Abs. 1 Nr. 1<b>, </b>621 e ZPO auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In sachlicher Hinsicht ist dem auch im &#252;brigen in formeller Hinsicht bedenkenfreien Rechtsmittel nur der eingangs aufgezeigte Teilerfolg beschieden, indem auf den Hilfsantrag das Verfahren unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses an das Familiengericht zur&#252;ckverwiesen werden mu&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bezogen auf den f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Beschwerde ma&#223;geblichen Jetztzeitpunkt bildet &#167; 1672 BGB in der Fassung, die er seit dem 1.1.1979 durch das an diesem Tage in Kraft getretene Gesetz zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge vom 18.7.1979 (BGBI I 1061) erfahren hat, die Grundlage. Leben die EItern, wie das hier der Fall ist, nicht nur vor&#252;bergehend getrennt, so gilt &#167; 1671 Abs. 1 bis 5 BGB n.F.<b> </b>entsprechend; das Familiengericht entscheidet auf Antrag eines Elternteils dar&#252;ber, ob und gegebenenfalls welcher Elternteil die elterliche <u>Sorge </u>(fr&#252;her : elterliche <u>Gewalt</u>) &#252;ber gemeinschaftliche minderj&#228;hrige Kinder zu &#252;bertragen ist. Die Ansicht des Familiengerichts, wonach an der Herbeif&#252;hrung einer derartigen Regelung im vorliegenden Falle</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">kein Rechtsschutzbed&#252;rfnis besteht, h&#228;lt der Nachpr&#252;fung durch den Senat nicht stand. Leben Eltern nicht nur vor&#252;bergehend getrennt, so bringt die gemeinsame Aus&#252;bung der elterlichen Sorge (&#167; 1626 Abs. 1 BGB) nach der allgemeinen Lebenserfahrung</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">h&#228;ufig Unzutr&#228;glichkeiten mit sich, die zu Meinungsverschiedenheiten und zur Anrufung des Familiengerichts f&#252;hren. Dies wiederum bewirkt, da&#223; aus der Ehe hervorgegangene</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">minderj&#228;hrige Kinder bei einer tats&#228;chlichen, nicht nur vor&#252;bergehenden Trennung ihrer Eltern in etwa gleichen Gef&#228;hrdungen ausgesetzt sein k&#246;nnen wie bei rechtlicher Trennung infolge Aufhebung der Ehe; das Risiko, da&#223; Zwistigkeiten infolge gemeinsamer Aus&#252;bung der elterlichen Gewalt sch&#228;dliche Auswirkungen f&#252;r die Kinder nach sich ziehen, indem sie in diese zwischen den Eltern bestehenden Spannungen und Konflikte hineingezogen werden, besteht auch beim faktischen Auseinandergehen der Eltern, wobei freilich nicht &#252;bersehen werden darf, da&#223; in diesem Falle noch keine der Scheidung vergleichbare Endg&#252;ltigkeit der Trennung vorliegt. Denn es l&#228;&#223;t sich nicht leugnen, da&#223; die eheliche Lebensgemeinschaft auch im Falle der nicht nur vor&#252;bergehenden Trennung in aller Regel empfindlich gest&#246;rt ist. Von diesem Zeitpunkt an hat die h&#228;usliche Gemeinschaft zu bestehen aufgeh&#246;rt; fortan lebt jeder der Ehegatten f&#252;r sich. Jedenfalls in der Mehrzahl der F&#228;lle ist die nicht nur vor&#252;bergehende Trennung die Vorstufe zur Einleitung und Durchf&#252;hrung des auf endg&#252;ltige Trennung der Ehe im Rechtssinne abzielenden Scheidungsverfahrens, sei es da&#223; bei von vorneherein bestehenden</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Scheidungsentschlu&#223; eines oder beider Partner nur noch das sogenannte Trennungsjahr vor Einreichung des Scheidungsantrages abgewartet wird, sei es, da&#223; die Partner sich in der Trennungsphase mehr und mehr auseinanderleben, indem die H&#228;ufigkeit ihrer Kontakte w&#228;hrend dieses Zeitraums stetig abnimmt und durch Drittbeziehungen der Ehegatten ersetzt wird, oder da&#223; die Parteien nach nochmaliger eingehender</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Pr&#252;fung innerhalb der Trennungszeit zu der Erkenntnis gelangen, da&#223; eine Wiederherstellung ihrer ehelichen Lebensgemeinschaft keinen Sinn mehr hat, was dann in der Regel wiederum den Scheidungsentschlu&#223; ausl&#246;sen wird. Dies alles bewirkt mehr oder weniger zwangsl&#228;ufig die ernst zu nehmende Gefahr steter Meinungsverschiedenheiten, Spannungen und Differenzen, die sich bis zu offenen Feindseligkeiten steigern k&#246;nnen, und die im Bereich der elterlichen Sorge entsprechend nachteilige Auswirkungen zu Lasten der gemeinsamen minderj&#228;hrigen Kinder nach sich ziehen. Dem tr&#228;gt der</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Gesetzgeber mit der Regelung des &#167; 1672 BGB in der Weise Rechnung, da&#223; abgesehen von der durch das neue Recht erstmals geschaffenen M&#246;glichkeit der Amtsentscheidung bei Gef&#228;hrdung des Kindeswohles, dem die Eltern nicht wehren k&#246;nnen oder wollen, auf <u>Antrag</u> eines Elternteils &#252;ber die elterliche Sorge entschieden wird. Dieser Antrag hat aber Indizfunktion f&#252;r die Erforderlichkeit; einer gerichtlichen Regelung: Solange er nicht gestellt ist, kann grunds&#228;tzlich davon ausgegangen werden, da&#223; keine erheblichen Meinungsverschiedenheiten der Eltern &#252;ber die Aus&#252;bung der elterlichen Sorge bestehen, und da&#223; keine Regelung zum Wohle der minderj&#228;hrigen Kinder erforderlich ist. Ist der Antrag jedoch gestellt, dann kann das Rechtsschutzinteresse an der Herbeif&#252;hrung der gerichtlichen Regelung grunds&#228;tzlich nicht in Abrede gestellt werden (vgl. zu alledem Hinz im M&#252;nchener Kommentar zum BGB, Band V, 1977, &#167; 1672 Rz 1, 4; Palandt-Diederichsen, BGB, 39. Auflage, &#167; 1672 Anm 1).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl lassen sich F&#228;lle denken, wo der Antragstellung ausnahmsweise das Rechtsschutzbed&#252;rfnis ermangelt, so beispielsweise, wenn entweder schon der antragsteIlende Teil selbst oder der andere Ehegatte unwidersprochen vortr&#228;gt, da&#223; w&#228;hrend der bisherigen Dauer der Trennung alle die elterliche Sorge betreffende Fragen einvernehmlich geregelt worden seien, <u>und</u> wenn dieses Einvernehmen auch in Zukunft hinreichend sicher gew&#228;hrleistet ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Bereits im ersten Rechtszuge hatte aber die Antragstellerin darauf abgehoben, da&#223; es ihr nicht zugemutet werden k&#246;nne, sich wegen aller die elterliche Sorge betreffenden Fragen jeweils mit dem von ihr getrennt lebenden Antragsgegner ins Benehmen zu setzen, wobei nicht au&#223;er Betracht gelassen werden darf, da&#223; die Kinder sich bei ihr befinden und somit gegenw&#228;rtig innerhalb ihres r&#228;umlichen Lebenskreises die elterliche Sorge von aktueller Bedeutung ist, so da&#223; beispielsweise immer dann, wenn im Bereich der elterlichen Sorge eilbed&#252;rftige Ma&#223;nahmen getroffen werden m&#252;ssen, die r&#228;umliche</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Trennung ihrer Verwirklichung hinderlich sein kann, solange es auf das notwendige Einvernehmen des anderen Teils ankommt.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Desweitern hat die Antragstellerin in der Beschwerdeinstanz vorgetragen, der Antragsgegner habe seinen vor einiger Zeit gefa&#223;ten Entschlu&#223;, gemeinsam mit den Kindern und seiner jetzigen Lebensgef&#228;hrtin in Urlaub zu fahren, nur aufgrund ihres nachhaltigen Widerspruches preisgegeben. In Erwiderung auf diese Darstellung hat der Antragsgegner einger&#228;umt, da&#223; jedenfalls ein kurzfristiges Treffen am Urlaubsort geplant</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">gewesen sei. Daran zeigt sich, da&#223; es zwischen den Parteien wegen<i> </i>einer der elterlichen Sorge zugeordneten Entscheidung &#252;ber den Aufenthalt der Kinder bereits einmal zu ernstlichen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist, und da&#223; derartige Konflikte, bedingt und beg&#252;nstigt durch ihre nicht nur vor&#252;bergehende Trennung, auch in Zukunft entstehen k&#246;nnen. Gerade solche Situationen sollen aber wegen ihrer zumeist sch&#228;dlichen Auswirkungen auf das Kindeswohl mit Hilfe der gesetzlichen Regelungen des &#167; 1672 BGB vermieden werden; das Rechtsschutzinteresse an der Herbeif&#252;hrung einer solchen Regelung kann deshalb der Antragstellerin auch nach Lage des konkreten Falles nicht abgesprochen werden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die mit dem Hauptantrag der Beschwerde erstrebte Sachentscheidung vermochte der Senat indessen nicht zu treffen, weil vor ihrem Erla&#223; das zust&#228;ndige Jugendamt gem&#228;&#223; &#167; 48 a JWG von Amts wegen angeh&#246;rt werden mu&#223;. Der Senat hat es f&#252;r zweckm&#228;&#223;ig gehalten, da&#223; diese Amtsermittlung vom Familiengericht durchgef&#252;hrt wird, weil den Parteien anderenfalls ohne zwingenden Grund eine Tatsacheninstanz genommen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ferner wird das Familiengericht gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 50 a, b FGG<b> </b>die verfahrensbeteiligten Eltern und die Kinder pers&#246;nlich anzuh&#246;ren haben, bevor es &#252;ber den Antrag der Antragstellerin entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Nach alledem mu&#223;te das Verfahren unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses an das Familiengericht zur&#252;ckverwiesen werden.</p>
315,957
olgham-1980-02-20-20-w-4479
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 44/79
1980-02-20T00:00:00
2019-03-13T15:18:37
2019-03-27T09:41:47
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0220.20W44.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert.</p> <p>Der Kl&#228;gerin wird f&#252;r die erste Instanz das Armenrecht bewilligt. Die Beiordnung eines Armenanwaltes bleibt dem Vorsitzenden der Zivilkammer vorbehalten.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin mu&#223; das Armenrecht bewilligt werden, weil ihrer beabsichtigten Rechtsverfolgung eine hinreichende Erfolgsaussicht nicht abgesprochen werden kann (&#167; 114 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist im vorliegenden Fall zweifelhaft, ob am Brandtag (15. Januar 1979) schon Versicherungsschutz bestand.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsvertrag ist offenbar erst nach dem Brand, n&#228;mlich durch Annahme des Antrages vom 9. Januar 1979 durch Ausstellung und &#220;bersendung des Versicherungsscheins vom 23. Januar 1979 zustandegekommen. Vor Zustandekommen des Vertrages kann aber die materielle Haftung des Versicherers im allgemeinen nicht beginnen, wenn - wie hier in &#167; 8 Ziff 2 AFB nur die einfache Einl&#246;sungsklausel vereinbart ist und nicht die erweiterte, wie z.B. in &#167; 3 Abschn. I Abs. 3 Satz 2 AHB oder &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 AUB (siehe hierzu Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 2 VVG und Anm. 5 zu &#167; 38 VVG). Das kann jedoch offen bleiben. Denn die Beklagte hat im Schriftsatz vom 5. Februar 1980 (Bl. 87 d.A.) ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, da&#223; sie sich hierauf nicht berufen wolle. Es kann daher uner&#246;rtert bleiben, ob die Beklagte unter dem Gesichtspunkt des Verschuldens bei Vertragsabschlu&#223; - falsche Beratung &#252;ber den Beginn des Deckungsschutzes durch den Vermittlungsagenten (&#167; 278 BGB) - im Wege des Schadensersatzes wie aus einem Vertrag haften w&#252;rde, wof&#252;r der Vortrag der Kl&#228;gerin Anhaltspunkte bietet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Leistungsfreiheit der Beklagten nach &#167; 7 AFB (&#167; 6 Abs. 1 VVG) wegen Verletzung einer vereinbarten, vor dem Versicherungsfall zu erf&#252;llenden Obliegenheit kommt nicht in Betracht. Die Parteien haben folgende Sicherheitsvorschrift nach &#167; 7 AFB vereinbart:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i><u>Aufbewahrung von Tabakresten, Asche usw.</u></i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>In den Gastr&#228;umen d&#252;rfen f&#252;r Asche, Tabakreste, Streichh&#246;lzer und &#228;hnliches ausschlie&#223;lich Metallbeh&#228;lter mit doppelter Wand und selbstt&#228;tig schlie&#223;endem Deckel vorhanden sein; Tischaschenbecher d&#252;rfen nicht aus brennbarem Material bestehen. Beh&#228;lter, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, m&#252;ssen unverz&#252;glich aus den Gastr&#228;umen entfernt werden.</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vortrag der Kl&#228;gerin, den sie durch Benennung ihres Ehemannes als Zeugen unter Beweis stellt, diente der hinter der Theke stehende Plastikeimer nicht der Aufbewahrung von Asche, Tabakresten, Streichh&#246;lzern oder &#228;hnlichen. Der Eimer war vielmehr f&#252;r die Aufnahme von anderen Abf&#228;llen, vor allem Kronenkorken bestimmt. Die vereinbarte Sicherheitsklausel kann nicht weiter ausgelegt werden, als ihr Wortlaut reicht. Sie schreibt nur f&#252;r die Aufbewahrung von Abf&#228;llen, die glimmen und daher zur Entstehung eines Feuers f&#252;hren k&#246;nnen, Metallbeh&#228;lter mit doppelter Wand und selbstt&#228;tig schlie&#223;endem Deckel vor, nicht aber auch f&#252;r andere, feuerungef&#228;hrliche Abf&#228;lle.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch auf Leistungsfreiheit nach &#167; 6 AFB (&#167;&#167; 23ff VVG) wegen Gefahrerh&#246;hung kann sich die Beklagte nicht mit Erfolg berufen. Zwar mag in der Aufstellung eines Plastikeimers zur Aufnahme von Abf&#228;llen hinter der Theke eine Gefahrerh&#246;hung liegen, weil wegen der M&#246;glichkeit, da&#223; dieser Abfallbeh&#228;lter bestimmungswidrig auch zur Leerung von Aschenbechern benutzt wird, die Brandgefahr generell erh&#246;ht wird (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 6 AFB -Anh. II nach &#167; 107 c VVG-). Leistungsfreiheit nach &#167; 6 AFB kann aber nur eintreten, wenn die Gefahrenlage nach Stellung des Versicherungsantrages erh&#246;ht wird (&#167; 6 Abs. 4 AFB). Im vorliegenden Fall stammte der Versicherungsantrag vom 9. Januar 1979. Die Beklagte tr&#228;gt selbst nicht vor, da&#223; der Plastikeimer erst nach diesem Tage hinter der Theke aufgestellt worden ist. Zu Gunsten der Kl&#228;gerin mu&#223; daher davon ausgegangen werden, da&#223; er dort auch schon vor der Antragstellung stand. Dann liegt keine zu Leistungsfreiheit f&#252;hrende Gefahrerh&#246;hung vor (siehe OLG Hamm in VersR 75/607).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ob die Beklagte nach &#167; 16 AFB (&#167; 61 VVG) wegen grobfahrl&#228;ssiger Herbeif&#252;hrung des Versicherungsfalles leistungsfrei ist, kann noch nicht abschlie&#223;end entschieden werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es mag fahrl&#228;ssig sein, in einer Gastst&#228;tte hinter der Theke einen Plastikeimer zur Aufbewahrung von Abfall - Kronenkorken und Bierdeckel - aufzustellen, weil die Gefahr besteht, da&#223; in diesen Eimer doch einmal ein Aschenbecher ausgeleert wird, oder da&#223; ein Gast eine noch glimmende Zigarettenkippe &#252;ber die Theke in den Eimer wirft (allerdings Fahrl&#228;ssigkeit noch verneinend: OLG Hamm in VersR 75/607). Der Senat hat aber Bedenken, insoweit generell <u>grobe</u> Fahrl&#228;ssigkeit anzunehmen (so aber LG K&#246;ln in VersR 80/155). Grobfahrl&#228;ssig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt gr&#246;blich, im hohen Grade au&#223;er acht l&#228;&#223;t, wer nicht beachtet, was unter den gegebenen Umst&#228;nden Jedem einleuchtet (Pr&#246;l&#223;-Martin a.a.O., Anm. 12 zu &#167; 6 VVG). Sicher leuchtet jedem ein, da&#223; Plastikeimer brennbar sein k&#246;nnen und deshalb zur Aufbewahrung von Tabakresten, die erfahrungsgem&#228;&#223; glimmen k&#246;nnen, nicht geeignet sind (OLG Hamm in VersR 79/997). Dagegen dr&#228;ngt es sich weniger auf, da&#223; auch schon die Verwendung eines Plastikeimers hinter der Theke zur Aufnahme von Kronenkorken und Bierdeckeln gef&#228;hrlich ist, weil der Wirt, der seinen Platz hinter der Theke hin und wieder verlassen mu&#223;, eine bestimmungswidrige Verwendung f&#252;r Tabakreste z.B. durch vor der Theke sitzende angetrunkene G&#228;ste nicht unbedingt bemerken mu&#223; und verhindern kann. Mehr vorwerfbar ist vielleicht, da&#223; der Eimer nicht nach Betriebsschlu&#223; entleert worden ist (so LG K&#246;ln a.a.O.). Hier ist aber auch zu bedenken, da&#223; das vom Verband der Sachversicherer herausgegebene "Merkblatt f&#252;r die Brandverh&#252;tung", in dem die Entleerung s&#228;mtlicher Abfallbeh&#228;lter in Sammelbeh&#228;lter au&#223;erhalb des Geb&#228;udes nach Betriebsschlu&#223; empfohlen wird, der Kl&#228;gerin offenbar erst mit dem Versicherungsschein, also nach dem Brand &#252;bersandt worden ist. Bei Abw&#228;gung aller dieser Umst&#228;nde neigt der Senat dazu, eine <u>grobe</u> Fahrl&#228;ssigkeit zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend bei einer Obliegenheitsverletzung nach &#167; 7 AFB (&#167; 6 Abs. 2 VVG) und auch bei einer Gefahrerh&#246;hung nach &#167; 6 AFB (&#167; 25 Abs. 3 VVG) ein urs&#228;chlicher Zusammenhang zwischen der Pflichtverletzung und dem Versicherungsfall vermutet wird und dem Versicherungsnehmer der Kausalit&#228;tsgegenbeweis offen steht, mu&#223; nach &#167; 16 AFB (&#167; 61 VVG) der Versicherer beweisen, da&#223; der Versicherungsnehmer den Schaden herbeigef&#252;hrt hat (Pr&#246;l&#223;-Martin, Anm. 6 zu &#167; 61 VVG). Im vorliegenden Fall kann nach dem gegenw&#228;rtigen Sach- und Streitstand nicht mit einer die Erfolgsaussicht der Klage ausschlie&#223;enden Wahrscheinlichkeit gesagt werden, da&#223; die Beklagte den ihr obliegenden Beweis, da&#223; der Brand in dem Plastikeimer entstanden ist, f&#252;hren kann. Sie hat zwar das im Strafverfahren erstattete Gutachten des Ing. Frieling vom. 26. Juli 1979 f&#252;r sich. Die Kl&#228;gerin hat aber Zeugenbeweis daf&#252;r angetreten, da&#223; der Brand in der H&#246;lzdecke entstanden und der Plastikeimer erst durch einen von der Decke gefallenen brennenden Balken in Brand geraten sei. Sie kann mit den Beweismitteln, mit denen sie das Gutachten vom 26. Juli 1979 ersch&#252;ttern will, nicht ausgeschlossen werden. Das Amtsgericht Rheine, bei dem die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann wegen fahrl&#228;ssiger Brandstiftung angeklagt sind (6 Ls 46 Js 1138/79 AG Rheine), hat die Hauptverhandlung am 5. Februar 1980 vertagt, um noch Beweis zu erheben. Allein der Umstand, da&#223; gegen die Kl&#228;gerin Anklage erhoben worden ist, reicht nicht aus, um mit Wahrscheinlichkeit festzustellen, da&#223; der Beklagten im vorliegenden Verfahren der ihr obliegende Beweis der Urs&#228;chlichkeit gelingen wird.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei (Nr. 1181 KV). Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet (&#167; 118a Abs. 4 ZPO).</p>
315,958
olgham-1980-02-19-15-w-30079
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 300/79
1980-02-19T00:00:00
2019-03-13T15:18:39
2019-03-27T09:41:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0219.15W300.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Wert des Gegenstandes der weiteren Beschwerde wird auf 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Firma ... war urspr&#252;nglich Eigent&#252;merin aller zusammenh&#228;ngenden Grundst&#252;cke Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;cke ... in .... Auf den Grundst&#252;cken Flur ... Flurst&#252;cke ... und ... hat sie ... Reihenh&#228;user errichtet. Die Grundst&#252;cke Flur ... Flurst&#252;cke ... und ... sind f&#252;r die Errichtung von Garagen bzw. Einstellpl&#228;tzen vorgesehen worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) und 2) sind neben 10 weiteren Personen zwischenzeitlich als Miteigent&#252;mer zu je 1/12 Anteil des im Grundbuch von G&#252;tersloh Blatt ... verzeichneten Grundst&#252;cks Gemarkung Spexard Flur ... Flurst&#252;ck ... eingetragen. Dieses Grundst&#252;ck ist mit ... Garagen (Nr. ...) bebaut. In Abt. II dieses Grundbuchs ist unter Nr. ... eine Grunddienstbarkeit (n&#228;mlich das Recht, den Garagenplatz Nr. ... zur Errichtung und Unterhaltung einer Garage zu nutzen) f&#252;r den jeweiligen Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... (Grundbuch von ... Blatt ...) eingetragen. Eigent&#252;merin dieses mit einem Reihenhaus bebauten herrschenden Grundst&#252;cks ist weiterhin die Firma .... Dieses Grundst&#252;ck war seit dem 4. September 1979 f&#252;r die Eigent&#252;merin selbst mit einem Erbbaurecht belastet. Dieses Erbbaurecht hat die Firma ... durch notariellen Vertrag vom 20. Oktober 1978 (Urkundenrolle Nr. ... des Notars ... in ...) an die Beteiligten zu 1) und 2) zu je 1/2 Anteil ver&#228;u&#223;ert, die ebenfalls am 4. September 1979 als Erbbauberechtigte zu diesen Anteilen im Grundbuch von ... Blatt ... eingetragen worden sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der erw&#228;hnte notarielle Vertrag vom 20. Oktober 1978 ist im Hinblick auf die Garagennutzung in der notariellen Verhandlung vom 10. August 1979 (Urkundenrolle Nr. ... des Notars ... in ...) abge&#228;ndert worden. Es hei&#223;t darin u.a.:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>"&#167; 6 Abs. 1+2 bekommen folgende Fassung:</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i><u>Abs. 1:</u></i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Die Verk&#228;uferin verkauft an die K&#228;ufer von dem Grundst&#252;ck Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... eingetragen beim Amtsgericht ... im Grundbuch von ... Blatt ... je 1/12 Miteigentumsanteil. Sie verkauft ferner an die Eheleute ... die Rechte aus der im Grundbuch von ... Blatt ... eingetragenen Grunddienstbarkeit in Abt. ... Nr. ... auf Benutzung der Garage Nr. .... Die Verk&#228;uferin tritt hiermit diese Grunddienstbarkeit an die jeweiligen Berechtigten aus dem auf dem Flurst&#252;ck ... der Flur ... Gemarkung ... noch einzutragenden Erbbaurecht ab. Diese werden als erstes die K&#228;ufer sein, die diese Abtretung hiermit annehmen. Sie beantragen, die Abtretung im Grundbuch Blatt ... bei der Post Abt. ... Nr. 1 ... einzutragen. ..."</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 16. August 1979 hat Notar ... beim Grundbuchamt ... unter Vorlage von Ausfertigungen der Verhandlungen vom 20. Oktober 1978 und vom 10. August 1979 nebst weiterer Unterlagen beantragt, die in Abt. ... unter Nr. ... im Grundbuch von ... Blatt ... eingetragene Grunddienstbarkeit auf die jeweiligen Berechtigten des auf dem Grundst&#252;ck Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... eingetragenen Erbbaurechts umzuschreiben. Er hat die Abtretung einer Grunddienstbarkeit mit der &#220;bereignung des herrschenden Grundst&#252;cks der Abtretung der Grunddienstbarkeit an die Berechtigten aus dem Erbbaurecht, welches auf dem Grundst&#252;ck nachtr&#228;glich bestellt wird, gleichgestellt, da alle Herrschaftsrechte des Eigent&#252;mers auf den Erbbauberechtigten &#252;bergegangen seien.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Rechtspfleger des Grundbuchamts hat diesen Eintragungsantrag durch Beschlu&#223; vom 4. September 1979 zur&#252;ckgewiesen, da die Grunddienstbarkeit als Bestandteil des herrschenden Grundst&#252;cks von diesem im Hinblick auf &#167; 1019 BGB nicht getrennt, vielmehr nur zusammen mit dem herrschenden Grundst&#252;ck &#252;bertragen werden d&#252;rfe.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Erinnerung der Beteiligten zu 1) und 2) vom 13. September 1979 haben Rechtspfleger und Grundbuchrichter nicht abgeholfen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die mit der Vorlage an das Rechtsmittelgericht als Beschwerde gegen den zur&#252;ckweisenden Beschlu&#223; des Rechtspflegers geltende Erinnerung ist vom Landgericht durch Beschlu&#223; vom 30. Oktober 1979 zur&#252;ckgewiesen worden. Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) und 2) vom 3. Dezember 1979.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das statthafte, in der rechten Form eingelegte und auch sonst zul&#228;ssige Rechtsmittel bleibt in der Sache ohne Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 78 GBO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat in der Sache auf die zul&#228;ssige Erstbeschwerde der Beteiligten zu 1) und 2) die amtsgerichtliche Zur&#252;ckweisung des gestellten Eintragungsantrages ohne Rechtsfehler best&#228;tigt. Steht einer beantragten Eintragung ein Hindernis entgegen, so hat das Grundbuchamt entweder den Antrag unter Angabe der Gr&#252;nde zur&#252;ckzuweisen oder dem Antragsteller eine angemessene Frist zur Hebung des Hindernisses zu bestimmen (&#167; 18 Abs. 1 Satz 1 GBO). Die Wahl zwischen Zur&#252;ckweisung und Zwischenverf&#252;gung kommt nur in Betracht, wenn die Zur&#252;ckweisung nicht <u>zwingend</u> geboten ist. Ein derart zwingendes Gebot liegt vor, wenn der gestellte Eintragungsantrag inhaltlich nicht vollziehbar ist (Herrmann in Kuntze/Ertl/Herrmann/Eickmann - KEHE -, Grundbuchrecht, 2. Aufl., Rz. 20 zu &#167; 18 GBO). Mit Recht ist das Landgericht davon ausgegangen, da&#223; im Grundbuch nur solche Eintragungen vorgenommen werden d&#252;rfen, die durch Rechtsnorm vorgeschrieben oder zugelassen sind, dazu aber nicht die Abtretung einer Grunddienstbarkeit durch den Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks an den Berechtigten aus dem auf diesem Grundst&#252;ck lastenden Erbbaurecht geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es entspricht der einhelligen Auffassung in Rechtsprechung und Schrifttum, da&#223; eine Grunddienstbarkeit nicht f&#252;r sich allein auf einen anderen Berechtigten &#252;bertragen werden kann. Das hat seinen Grund in der zwingenden gesetzlichen Ausgestaltung dieser Rechtsfigur, die zu den typisierten Formen des Sachenrechts geh&#246;rt und insoweit keine &#196;nderung zul&#228;&#223;t. Die Grunddienstbarkeit ist ihrem Wesen nach subjektiv dinglich. Berechtigt aus ihr ist der jeweilige Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks. Nach &#167; 96 BGB ist eine Grunddienstbarkeit (&#167; 1018 BGB) Bestandteil des herrschenden Grundst&#252;cks. Zwar kann sie in Wirklichkeit nicht Bestandteil der das Grundst&#252;ck bildenden Grundfl&#228;che sein; wohl aber mu&#223; sie als Bestandteil "gelten" und als solcher behandelt werden. Wegen dieser Bestandteilseigenschaft kann sie nicht vom herrschenden Grundst&#252;ck getrennt werden, sondern wird vielmehr von den Verf&#252;gungen mitergriffen, die das herrschende Grundst&#252;ck betreffen. Diese Untrennbarkeit ergibt sich aus &#167; 1019 BGB, wonach die Grunddienstbarkeit notwendig einen Vorteil f&#252;r das Grundst&#252;ck des Berechtigten bieten mu&#223; (KGJ 43 A 128, 132; Beschlu&#223; des Senats vom 14. August 1979 - 15 W 182/79 -; Erman/Ronke, BGB, 6. Aufl., Rz. 13 vor &#167; 1018 BGB; Palandt/Bassenge, BGB, 39. Aufl., Einf. 3 vor &#167; 1018 BGB). Eine selbst&#228;ndige &#220;bertragung der dem jeweiligen Grundst&#252;ckseigent&#252;mer zustehenden Grunddienstbarkeit ist daher ausgeschlossen. Die Trennung der Grunddienstbarkeit vom herrschenden Grundst&#252;ck w&#252;rde eine &#196;nderung ihres Inhalts bedeuten und sie als solche beseitigen (KG, OLG 34, 193). Infolge ihrer Untrennbarkeit vom herrschenden Grundst&#252;ck geht sie auf jeden Rechtsnachfolger im Eigentum des herrschenden Grundst&#252;cks ohne weiteres &#252;ber. Dem Ausschlu&#223; selbst&#228;ndiger &#220;bertragbarkeit entspricht die Unm&#246;glichkeit einer Aus&#252;bungs&#252;berlassung des Rechts ohne das Grundst&#252;ck (Westermann, Die Bestimmung des Rechtssubjekts durch Grundeigentum, Seite 66).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Un&#252;bertragbarkeit der Grunddienstbarkeit gilt auch f&#252;r den hier zu beurteilenden Fall, da&#223; dieses Recht vom Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks auf den Berechtigten an dem auf diesem Grundst&#252;ck lastenden Erbbaurecht abgetreten wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Den Beschwerdef&#252;hrern ist zwar zuzugeben, da&#223; das Erbbaurecht als grundst&#252;cksgleiches Recht angesehen wird (vgl. etwa Palandt/Bassenge, Anm. 2 b bb zu &#167; 873 BGB), die Benutzung des belasteten Grundst&#252;cks durch den Eigent&#252;mer auf Zeit ausschlie&#223;t und ferner ein im Sinne des &#167; 1018 BGB Berechtigter auch der jeweilige Inhaber eines grundst&#252;cksgleichen Rechts sein kann (Erman/Ronke, Rz. 4 zu &#167; 1018 BGB; Palandt/Bassenge, Anm. 3 zu &#167; 1018 BGB). Mit der Bestellung des Erbbaurechts am herrschenden Grundst&#252;ck wird jedoch entgegen der Meinung der Beschwerdef&#252;hrer nicht die Bestandteilseigenschaft der Grunddienstbarkeit im Hinblick auf das herrschende Grundst&#252;ck gel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Bei der hier zu beurteilenden Grunddienstbarkeit wird der Tr&#228;ger des Rechts n&#228;mlich allein durch das Eigentum am herrschenden Grundst&#252;ck bestimmt. Eine Rechtsnachfolge hinsichtlich des Grundst&#252;ckseigentums, der die Grunddienstbarkeit folgen w&#252;rde, ist nicht eingetreten. Das Erbbaurecht ist zwar ein grundst&#252;cksgleiches Recht, es kann aber nicht dem Eigentum als dem grunds&#228;tzlich unbeschr&#228;nkten Recht an der Sache gleichgestellt werden. Das Erbbaurecht geh&#246;rt vielmehr zu den beschr&#228;nkt dinglichen Rechten, die, soweit sie reichen, die Rechtsmacht des Hauptrechtsinhabers ausschlie&#223;en. Die Rechtsmacht des Eigent&#252;mers wird im Hinblick auf die Grunddienstbarkeit durch die Bestellung des Erbbaurechts nicht aufgehoben. Das Erbbaurecht hat die Nutzung des belasteten Grundst&#252;cks zur Errichtung eines Bauwerks und gegebenenfalls - wie hier - die vereinbarte Erstreckung auf den f&#252;r das Bauwerk nicht erforderlichen Teil des Grundst&#252;cks (&#167; 1 Abs. 2 ErbbauVO) zum Inhalt. Hauptsache mu&#223; immer die Nutzung fremden Baugrundes bleiben. Diese Belastung erfa&#223;t nicht die Grunddienstbarkeit, die ausschlie&#223;lich mit dem Eigentum am Grundst&#252;ck verbunden ist. Die Rechte und Pflichten aus dem Eigentum verbleiben aber auch nach der Belastung mit dem Erbbaurecht allein bei dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer (Ingenstau, ErbbauVO, 4. Aufl., Rz. 7 zu &#167; 1 ErbbauVO). Mag der Ausschlu&#223; der Rechtsmacht des Eigent&#252;mers beim Erbbaurecht hinsichtlich Besitz und Nutzung des Grundst&#252;cks auch weitgehend sein, so &#228;ndert das aber nichts an der hier vorliegenden, urspr&#252;nglich vereinbarten Zuordnung der Grunddienstbarkeit zum jeweiligen Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks. Allein das Eigentum bestimmt bei ihr den Berechtigten. Auch eine Abtretung an den Erbbauberechtigten w&#252;rde eine selbst&#228;ndige, vom vermittelnden Grundst&#252;ckseigentum losgel&#246;ste sein, die das Gesetz nicht zul&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat in diesem Zusammenhang bedenkenfrei betont, da&#223; der durch &#167; 1 ErbbauVO gew&#228;hrte Anspruch, das Grundst&#252;ck in gewisser Weise, haupts&#228;chlich durch Errichtung eines Geb&#228;udes, zu nutzen, nicht weitergehende Nutzungsrechte des Eigent&#252;mers an den mit dem Eigentum am Grundst&#252;ck verbundenen Rechten ausschlie&#223;e. So kann er beim hier vorliegenden Inhalt der Grunddienstbarkeit durchaus ein Interesse daran haben, das Recht auf Einrichtung und Unterhaltung einer Garage zu behalten, weil es eine Einnahmequelle bietet. Auch mag er daran interessiert sein, den Bestand der Grunddienstbarkeit im Hinblick auf das Erl&#246;schen des Erbbaurechts durch Zeitablauf (&#167; 27 ErbbauVO) zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Rechtlich unangreifbar ist ferner die Auffassung des Landgerichts, da&#223; der Hinweis der Beschwerdef&#252;hrer auf &#167; 1025 BGB eine Abtretung der Grunddienstbarkeit nicht rechtfertigen kann. Nach dieser Vorschrift besteht die Grunddienstbarkeit f&#252;r die einzelnen Teile fort, wenn das Grundst&#252;ck des Berechtigten geteilt wird. Die Teilung in mehrere selbst&#228;ndige Grundst&#252;cke ist nicht vergleichbar mit der Bestellung eines beschr&#228;nkt dinglichen Rechts am Eigentum des Gesamtgrundst&#252;cks; denn bei der Teilung verbleibt es bei der Aufrechterhaltung, wenn auch Aufspaltung des vermittelnden Eigentums.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">4)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat den Beschwerdef&#252;hrern im &#252;brigen Wege aufgezeigt, mit deren Hilfe sie in den Genu&#223; der Rechte aus der Grunddienstbarkeit gelangen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Weg besteht in der schuldrechtlichen &#220;berlassung der Aus&#252;bung dieser Rechte. Da bei der Grunddienstbarkeit das Eigentum den Berechtigten bestimmt, hat auch der Besitz&#252;bergang am Grundst&#252;ck, wie er bei der Bestellung eines Erbbaurechts durch Einr&#228;umung des unmittelbaren Besitzes f&#252;r den Erbbauberechtigten und Verbleib des mittelbaren Besitzes an dem vom Erbbaurecht erfa&#223;ten Boden bei dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer eintritt (Ingenstau, Rz. 9 zu &#167; 1 ErbbauVO), keinen Wechsel des Berechtigten zur Folge. Es ist aber m&#246;glich, da&#223; der Besitzer eine Befugnis zur Aus&#252;bung des Rechts erh&#228;lt (Staudinger/Ring, Rz. 5 zu &#167; 1018 BGB; Westermann, Seite 63). Die Aus&#252;bungs&#252;berlassung ist in diesem Falle keine Trennung vom Grundst&#252;ck, sondern Ausflu&#223; der Verbindung mit ihm. Im Einzelfall ist die Aus&#252;bungs&#252;bertragung da zuzulassen, wo der Zweck der Besitz&#252;bertragung an dem Grundst&#252;ck es nahelegt, dem Besitzer auch die Vorteile des subjektiv dinglichen Rechts zu gew&#228;hren (Westermann, Seite 63; Gierke, Deutsches Privatrecht, Band II, Seite 86). Das ist bei dem Erbbauberechtigten durchaus der Fall, weil dieser nicht nur unmittelbaren Besitz am herrschenden Grundst&#252;ck erh&#228;lt, sondern auch ein dingliches Recht zur Nutzung fremden Baugrundes. Besteht, wie es hier vereinbart ist, die Nutzung in der Errichtung und Unterhaltung eines Reiheneigenheimes, dann liegt es durchaus im Rahmen dieses Zweckes der Besitz&#252;bertragung am herrschenden Grundst&#252;ck, dem Erbbauberechtigten auch Vorteile dieses Grundst&#252;cks durch &#220;berlassung der Aus&#252;bung der Grunddienstbarkeit, die auf dem Garagengrundst&#252;ck lastet, einzur&#228;umen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig hiervon verbleibt als weitergehende Sicherung des Erbbauberechtigten die M&#246;glichkeit, die Grunddienstbarkeit f&#252;r den jeweiligen Eigent&#252;mer des herrschenden Grundst&#252;cks zu l&#246;schen und f&#252;r den jeweiligen Erbbauberechtigten neu zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen. Die Wertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 1 in Verbindung mit &#167; 22 KostO. Eine Kostenentscheidung gem&#228;&#223; &#167; 13 a Abs. 1 Satz 2 FGG ist nicht veranla&#223;t.</p>
315,959
ovgnrw-1980-02-11-6-a-82778
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 A 827/78
1980-02-11T00:00:00
2019-03-13T15:18:41
2019-03-27T09:41:46
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1980:0211.6A827.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird auf Kosten der Kl&#228;gerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist seit dem 22. Januar xxx Sonderschullehrerin an der xxx Schule f&#252;r K&#246;rperbehinderte in xxx. Seit dem 10. Februar xxx ist sie gem&#228;&#223; &#167; 85a LBG unter Fortfall der Dienstbez&#252;ge beurlaubt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 29. April xxx nahmen die Kl&#228;gerin und ihr Ehemann ein zehn Tage altes Kind mit dem Ziel der sp&#228;teren Adoption in ihren Haushalt auf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dies teilte sie dem Regierungspr&#228;sidenten xxx mit Schreiben vom 5. Mai xxx mit und beantragte, ihr vom 29. April bis zum 27. Juni xxx Sonderurlaub "analog den Mutterschutzfristen" zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 9. Mai xxx erteilte der Regierungspr&#228;sident xxx der Kl&#228;gerin Sonderurlaub unter Fortzahlung der Dienstbez&#252;ge vom 29. April xxx bis zum 24. Juni xxx. Der Regierungspr&#228;sident f&#252;hrte in diesem Schreiben weiter aus, da&#223; er wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Angelegenheit dem Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen berichtet habe und er sich daher einen jederzeitigen Widerruf der Genehmigung auch vor Ablauf des 24. Juni xxx vorbehalten m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Erla&#223; vom 20. Mai xxx teilte der Kultusminister dem Regierungspr&#228;sidenten, mit, da&#223; eine entsprechende Anwendung des &#167; 4 der Verordnung &#252;ber den Mutterschutz f&#252;r Beamtinnen im Lande Nordrhein-Westfalen (MuSchVB) nicht in Frage komme, wenn eine Beamtin ein Kind zum Zwecke der Adoption in ihren Haushalt aufnehme. Beurlaubungen seien insoweit nur gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 SUrlV oder gem&#228;&#223; &#167; 85a Abs. 1 Ziffer 2 LBG m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Von diesem Erla&#223; lie&#223; der Regierungspr&#228;sident die Kl&#228;gerin fernm&#252;ndlich vorab benachrichtigen. Mit Bescheid vom 6. Juni xxx "widerrief" er sodann die Verf&#252;gung vom 9. Mai xxx mit Wirkung vom Tage der Zustellung des Schreibens; gleichzeitig ordnete er die sofortige Vollziehung des Bescheides im Hinblick auf evtl. Gehalts&#252;berzahlungen an.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 7. Juni xxx legte die Kl&#228;gerin hiergegen Widerspruch ein und beantragte, die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs wiederherzustellen. Mit Widerspruchsbescheid vom 16. Juni xxx wies der Regierungspr&#228;sident den Widerspruch zur&#252;ck. Die Kl&#228;gerin meldete sich daraufhin zwar am 3. Juni xxx zum Dienst zur&#252;ckt blieb ihm aber dann wieder vom 6. Juni xxx bis zum 14. Juni xxx fern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 22. Juni 1977 hat die Kl&#228;gerin Klage erhoben und die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung ihres Widerspruches beantragt. Der Antrag gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 VwGO wurde mit Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts M&#252;nster vom 25. Juli 1977 abgelehnt (Az.: 4 L 1370/77).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage hat die Kl&#228;gerin ausgef&#252;hrt, da&#223; der Widerruf des Bescheides vom 9. Mai xxx rechtswidrig sei und ihre schutzw&#252;rdigen Interessen beeintr&#228;chtige. Eine ausdr&#252;ckliche Regelung f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art sei zwar nicht gegeben. Eine Analogie zu den Mutterschutzfristen k&#246;nne selbstverst&#228;ndlich nicht damit abgelehnt werden, da&#223; sie nicht die leibliche Mutter des S&#228;uglings sei. Die analoge Anwendung sei vielmehr zwingend geboten. Nach nahezu einhelliger Auffassung innerhalb der P&#228;dagogik, der Psychologie und der Medizin bed&#252;rfe ein S&#228;ugling gerade in den ersten Lebenswochen zur Anpassung eines engen und tiefen Kontaktes. Dieser Gedanke liege dem Mutterschutzgesetz zugrunde. Insoweit sei eine erg&#228;nzende Auslegung unter Ber&#252;cksichtigung des grundgesetzlichen Schutzes von Ehe und Familie oder eine analoge Anwendung geboten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In jedem Falle genie&#223;e sie aufgrund der urspr&#252;nglich ihr und ihrem Ehemann fernm&#252;ndlich gegebenen Zusage Vertrauensschutz. Der Widerruf sei &#252;berdies unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, da es nur noch um eine relativ kurze Zeit restlichen Sonderurlaubs unter Gew&#228;hrung der laufenden Bez&#252;ge gehe. Ihr sei im &#252;brigen dadurch ein Schaden entstanden, als sie zur Wahrnehmung der berechtigten Interessen des angenommenen S&#228;uglings vorsorglich eine Kinderbetreuerin f&#252;r 500,- - DM eingestellt habe, um bis zur endg&#252;ltigen Kl&#228;rung der Angelegenheit in jedem Falle eine ordnungsgem&#228;&#223;e Betreuung des Kindes sicherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Regierungspr&#228;sidenten xxx vom 6. Juni xxx und dessen Widerspruchsbescheid vom 16. Juni xxx aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er f&#252;hrt aus: der Kultusminister habe entschieden, da&#223; eine analoge Anwendung des &#167; 4 der MuSchVB im Lande Nordrhein-Westfalen bei Annahme eines Kindes an Kindes Statt nicht m&#246;glich sei. Daher habe man die unter dem Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs erteilte Beurlaubung widerrufen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin habe somit f&#252;r die Zeit vom 29. April bis einschlie&#223;lich 7. Juni xxx Urlaub unter Fortzahlung der Bez&#252;ge gehabt. Im Hinblick auf die Rechtslage sei nicht beabsichtigt, die f&#252;r diesen Zeitraum gezahlten Bez&#252;ge zur&#252;ckzufordern. Da die Kl&#228;gerin trotz der Anordnung sofortigen Vollzuges ihren Dienst erst am 14. Juni xxx wieder aufgenommen habe, sei eine &#220;berzahlung der Bez&#252;ge f&#252;r die Zeit vom 8. bis 13. Juni xxx erfolgt, dessen R&#252;ckforderung durch das Landesamt f&#252;r Besoldung und Versorgung veranla&#223;t sei. Dar&#252;berhinaus sei der Kl&#228;gerin aufgrund der erteilten Erm&#228;chtigung gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 SUrlV Urlaub unter Fortfall der Dienstbez&#252;ge bewilligt worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen. In den Gr&#252;nden hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Der Regierungspr&#228;sident xxx habe zu Recht die Gew&#228;hrung eines bezahlten Sonderurlaubs f&#252;r die Zukunft widerrufen. Dieser Widerruf sei zwar nicht schon wegen des im Bescheid vom 9. Mai xxx enthaltenen Widerrufsvorbehaltes gerechtfertigt, aber deshalb weil die Kl&#228;gerin keinen Anspruch auf Erteilung eines bezahlten Urlaubes gehabt habe, die Bewilligung somit rechtswidrig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es k&#246;nne dahin gestellt bleiben, ob der zust&#228;ndige Dezernent fernm&#252;ndlich vorab eine verbindliche Zusage habe abgeben wollen. Die Kl&#228;gerin k&#246;nne sich auf eine solche Zusage jedenfalls nicht berufen weil die Zusage zu ihrer Wirksamkeit gem&#228;&#223; &#167; 38 VwVfG NW der schriftlichen Form bedurft h&#228;tte. Eine entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 4, 5 MuSchuVB komme nicht in Betracht. Diese k&#246;nne bei einer fehlenden normativen Regelung eines bestimmten Sachverhaltes nur erfolgen, wenn dieser Sachverhalt mit dem der gesetzlichen Regelung vergleichbar sei und eine entsprechende Anwendung der Norm deren Sinn und Zweck entspreche. Die gesetzliche Regelung sei aber zum Schutze der Gesundheit der schwangeren bzw. niedergekommenen Mutter geschaffen worden. Da diesem von der gesetzlichen Regelung verfolgten Zweck auch unter den heutigen Verh&#228;ltnissen zumindest gleichrangige Bedeutung zukomme, entspreche eine analoge Anwendung der &#167;&#167; 4, 5 MuSchVB auf den Fall der Annahme und Pflege eines S&#228;uglings mit dem Ziel der Adoption nicht dem Ziel und Zweck des Gesetzes und scheide daher aus. Die Kl&#228;gerin k&#246;nne auch weder aus Art. 6 GG noch aus der F&#252;rsorgepflicht selbst einen Anspruch herleiten.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich die Kl&#228;gerin mit der Berufung. Sie wiederholt ihr Vorbringen in der I. Instanz und weist darauf hin, da&#223; entgegen dem Wort Mutterschutz heute zumindest gleichrangig auch der Schutz des S&#228;uglings im Vordergrund stehe. Ma&#223;geblich sei allein, da&#223; das neugeborene Kind in den ersten Lebenswochen einer Bezugsperson bed&#252;rfe. Aus diesem Grunde habe sich die Kl&#228;gerin auch l&#228;ngerfristig ohne Zahlung von Bez&#252;gen beurlauben lassen. Die Kl&#228;gerin sehe es als eine Pflicht des beklagten Landes an, gerade auch gegen&#252;ber seinen Bediensteten f&#252;r eine ausreichende Konkretisierung des gesch&#252;tzten Rechtskreises Ehe und Familie zu sorgen und dem nach dem neuen Adoptionsrecht ausschlie&#223;lichen Wohl des Kindes in Form der urspr&#252;nglich zugesagten und dann widerrufenen Regelung Rechnung zu tragen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entgegen den Gr&#252;nden des erstinstanzlichen Urteils nehme sie auch eine Bindungswirkung der fernm&#252;ndlichen, vorbehaltlosen Zusage unter dem Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes an, zumal sie vor Eingang des schriftlichen Bescheides mit Vorbehalt aufgrund der Zusage gegen&#252;ber dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten und ihrem Ehemann entsprechende Dispositionen f&#252;r eine Betreuungsperson getroffen habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach ihrem erstinstanzlichen Klageantrag zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">und legt dar, die Entscheidung des Verwaltungsgerichts sei zu Recht ergangen. Eine entsprechende Anwendung der &#167;&#167; 4, 5 der MuSchVB sei nicht zul&#228;ssig. Einem denkbaren Mutterschutz anl&#228;&#223;lich der Adoption habe der Verordnungsgeber nicht Rechnung getragen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten, auch der des Verfahrens Az.: VG M&#252;nster 4 L 1370/77 und der vom Beklagten vorgelegten Personalakten und Verwaltungsvorg&#228;nge (2 Hefte) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat zu Recht die Klage abgewiesen. Die Kl&#228;gerin ist durch den angefochtenen Bescheid vom 6. Juni xxx nicht in ihren Rechten verletzt. Der Regierungspr&#228;sident hat rechtm&#228;&#223;ig den Bescheid vom 9. Mai xxx, mit dem der Kl&#228;gerin Sonderurlaub unter Fortzahlung ihrer Dienstbez&#252;ge gew&#228;hrt worden ist, zur&#252;ckgenommen; denn dieser war rechtswidrig und die Kl&#228;gerin kann ein schutzw&#252;rdiges Vertrauen auf den Bestand des Verwaltungsaktes nicht mit Erfolg geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der als &#132;Widerruf" bezeichnete Bescheid vom 6. Juni xxx stellt die R&#252;cknahme eines rechtswidrigen Verwaltungsaktes dar (&#167; 48 VwVfG NW). Von der Rechtswidrigkeit des Bescheides ist offensichtlich auch der Regierungspr&#228;sident ausgegangen; da&#223; er gleichwohl den Begriff Widerruf gew&#228;hlt hat, ist unsch&#228;dlich.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kopp, Kommentar, VwVfG, 1976, &#167; 48 Anm. 3.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hatte nach der Aufnahme des S&#228;uglings in ihren Haushalt mit denn Ziele der Adoption keinen Anspruch auf Sonderurlaub unter Fortzahlung ihrer Dienstbez&#252;ge. Zwischen den Beteiligten besteht Einigkeit, da&#223; eine direkte Anwendung des &#167; 5 i.V.m. &#167; 4 Abs. 1 der MuSchVB in der hier anzuwendenden Fassung vom 4. Juli 1968 (GV NW S. 230) f&#252;r den Fall der Annahme eines Kindes an Kindes Statt nicht in Betracht kommt. Der Wortlaut des &#167; 4 MuSchVB ist eindeutig; denn er erw&#228;hnt ausdr&#252;cklich nur die Entbindung der Beamtin. Entgegen der Auffassung der Kl&#228;gerin ist eine analoge Anwendung der &#167;&#167; 4 und 5 MuSchVB auf den Fall der Adoption eines Kleinkindes jedoch nicht zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Im Grundsatz besteht Einigkeit, da&#223; auch im Verwaltungsrecht die analoge Anwendung von dem Grundgedanken nach passenden Rechtsnormen auf einen im wesentlichen &#228;hnlichen anderen Sachverhalt m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. Forsthoff, Lehrbuch des Verwaltungsrechtes, Bd. I Allgemeiner Teil, 10. Auflage, Seite 167; Wolff/Bachof, Verwaltungsrecht I, 9. Auflage, &#167; 28 III d 1 a.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes darf eine Gesetzesl&#252;cke jedoch nur dann vom Richter ausgef&#252;llt werden, wenn er auf Grund der gesamten Umst&#228;nde feststellen kann, welche Regelung der Gesetzgeber getroffen haben w&#252;rde, wenn er den zu regelnden Sachverhalt bedacht h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 13.12.1978 - 6 C 46.78 - in Zeitschrift f&#252;r Beamtenrecht 1979, 202 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall scheitert die analoge Anwendung der &#167;&#167; 4 und 5 MuSchVB bereits darauf, da&#223; es sich bei der Geburt eines Kindes und der Annahme an Kindes Statt nicht um wesentlich &#228;hnliche Sachverhalte handelt und eine regelungsbed&#252;rftige Gesetzesl&#252;cke nicht besteht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin ist zuzugestehen, da&#223; nach heutigen Erkenntnissen die ersten Lebensmonate eines Kindes entscheidend f&#252;r seine k&#246;rperliche und geistige Entwicklung sind und man heute die st&#228;ndige Zuwendung einer Bezugsperson f&#252;r notwendig h&#228;lt, wobei dies nicht unbedingt die Mutter zu sein braucht. Diese M&#246;glichkeit zu gew&#228;hrleisten ist aber nach ihrer Ausgestaltung offensichtlich nicht Sinn der MuSchVB, jedenfalls nicht &#252;berwiegend. W&#228;re dies das &#252;berwiegende Ziel, m&#252;&#223;ten wohl auch jeder anderen Person, insbesondere auch dem Vater, die gleichen Rechte wie der Mutter nach der MuSchVB gew&#228;hrt werden. Vielmehr steht ganz augenscheinlich der Schutz der Gesundheit der werdenden Mutter und der Mutter nach der Niederkunft im Vordergrund. Betrachtet man die einzelnen Vorschriften in ihrer Gesamtheit, kann dies nicht ernsthaft bezweifelt werden. Das wird ganz besonders deutlich in dem Verbot der Schwerarbeit w&#228;hrend der Schwangerschaft und dem Gebot der Dienstbefreiung vor der Entbindung (&#167; 2 und 3 MuSchVB), aus dem Gebot der Ruhezeit w&#228;hrend der Schwangerschaft (&#167; 6) und dem Gebot der stillenden Mutter Pausen f&#252;r die Stillzeit zu gew&#228;hren (&#167; 8 MuSchVB). Auch der von der Kl&#228;gerin angef&#252;hrte &#167; 4 MuSchVB (Dienstleistungsbefreiung nach der Niederkunft) ist eindeutig zum Schutz der Gesundheit der Mutter nach der Niederkunft konzipiert. Dies ergibt sich schon daraus, da&#223; die Dauer des Besch&#228;ftigungsverbotes bei Mehrlingsgeburten verl&#228;ngert werden mu&#223; und die Beamtin bei labilem Gesundheitszustand nur eingeschr&#228;nkt Dienst leisten darf.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auch daraus, da&#223; es sowohl dem Dienstherrn als auch dem privaten Arbeitgeber verboten ist, eine Frau alsbald nach der Niederkunft wieder zu besch&#228;ftigen, ohne ihr Gelegenheit zu geben, sich von k&#246;rperlichen und seelischen Belastungen der Entbindung zu erholen, kann man entnehmen, da&#223; das vordringliche Ziel der MuSchVB nicht der Schutz der ungest&#246;rten Mutter-Kind- Beziehung ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Allein aus der Tatsache jedoch, da&#223; der Gesetzgeber der Beamtin verbietet, vor Ablauf von acht Wochen nach der Niederkunft wieder zu arbeiten, und dem Dienstherrn verbietet, die Aufnahme der Arbeit innerhalb dieser Frist zu verlangen, rechtfertigt sich die Regelung des &#167; 5 MuSchVB, da&#223; auch ohne Dienstleistung die Dienstbez&#252;ge weitergezahlt werden m&#252;ssen; denn der Gesetzgeber darf nicht einerseits der Beamtin die Arbeitsaufnahme verbieten, ihr aber andererseits die M&#246;glichkeit nehmen, ihren Lebensunterhalt f&#252;r diesen Zeitraum zu sichern. Da es einer Beamtin, die ein Kind adoptiert, nach geltendem Recht nicht verboten ist, weiter zu arbeiten, besteht auch keine Verpflichtung des Dienstherrn, ihr, falls sie die ersten acht Wochen nicht arbeiten will, die Besoldung weiterzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzgeber hat dem berechtigten Anliegen der Beamtin, die ein Kind adoptieren will und diesem Kind wenigstens in den ersten Lebenswochen und - monaten die ben&#246;tigte intensive Zuwendung geben m&#246;chte, im &#252;brigen ausreichend Rechnung getragen. Gem&#228;&#223; &#167; 85a Abs. 1 Ziffer 2a LBG, der seinem Wortlaut nach nicht auf leibliche Kinder beschr&#228;nkt ist, kann der Beamtin Urlaub ohne Dienstbez&#252;ge gew&#228;hrt werden, wenn sie ein Kleinkind in ihren Haushalt aufnimmt. Erg&#228;nzend bietet auch &#167; 12 der Verordnung &#252;ber den Sonderurlaub der Beamten und Richter im Lande Nordrhein-Westfalen (SUrlV) i.d.F. vom 2. Januar 1967, zuletzt ge&#228;ndert durch Verordnung vom 25. April 1977, (GV NW S. 188) dem Dienstherrn die rechtliche M&#246;glichkeit zu einer Beurlaubung aus wichtigem Gr&#252;nde Allerdings ist eine Beurlaubung nach den genannten Vorschriften nur unter Wegfall der Dienstbez&#252;ge m&#246;glich. Falls die Beamtin, die ein Kind adoptieren m&#246;chte, meint, auf die Fortzahlung der Dienstbez&#252;ge f&#252;r 8 Wochen aus finanziellen Gr&#252;nden nicht verzichten zu k&#246;nnen, bleibt es ihr auch unbenommen, den bezahlten Jahresurlaub f&#252;r die ersten Wochen nach der Aufnahme des Kindes zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine durch Analogie auszuf&#252;llende L&#252;cke vermag der Senat daher nicht zu erkennen. Eine Auslegung gegen den erkennbaren oder doch mit guten Gr&#252;nden zu vermutenden Willen des Gesetzgebers kommt demnach nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vgl. VerwG, Urteil vom 14. M&#228;rz 1974 - II C. 33.72 - in BVerwGE 45, 85.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Verfassungsrechtliche Bedenken sind ebenfalls nicht ersichtlich; insbesondere kann die Kl&#228;gerin sich nicht auf Art. 3 GG berufen, da es zwischen der Geburt eines Kindes und der Annahme eines Kindes, wie ausgef&#252;hrt, erhebliche Unterschiede gibt, die eine unterschiedliche gesetzliche Regelung rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Auch auf Art. 6 Abs. 4 GG kann die Kl&#228;gerin sich nicht mit Erfolg berufen, da dadurch, da&#223; sie lediglich die M&#246;glichkeit hat, unbezahlten Urlaub zu nehmen, ihr Grundrecht auf Schutz und F&#252;rsorge seitens der Gemeinschaft nicht ber&#252;hrt wird.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich kann die Beh&#246;rde einen rechtswidrigen Verwaltungsakt, auch nachdem er unanfechtbar geworden ist, ganz oder teilweise mit Wirkung f&#252;r die Zukunft oder f&#252;r die Vergangenheit zur&#252;cknehmen (&#167; 48 Abs. 1 S&#228;te 1 VwVfG NW). Einschr&#228;nkungen bestehen allerdings dann, wenn es sich um einen beg&#252;nstigenden Verwaltungsakt handelt (&#167; 48 Abs. 1 Satz 2 VwVfG NW), insbesondere wenn es sich um einen Verwaltungsakt handelt, der eine Geldleistung gew&#228;hrt oder hierf&#252;r Voraussetzung ist. Dieser Verwaltungsakt darf nicht zur&#252;ckgenommen werden, wenn der Beg&#252;nstigte auf den Bestand des Verwaltungsaktes vertraut hat und sein Vertrauen unter Abw&#228;gung mit &#246;ffentlichen Interessen an einer R&#252;cknahme schutzw&#252;rdig ist (&#167; 48 Abs. 2 Satz 1 VwVfG NW).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist der Auffassung, da&#223; es sich bei der Gew&#228;hrung von Sonderurlaub unter Fortzahlung der Dienstbez&#252;ge nicht um einen Verwaltungsakt in Sinne von &#167; 48 Abs. 2 VwVfG NW handelt. Mit dieser Formulierung sollten Verwaltungsakte - insbesondere aus dem Sozialhilferecht im weitesten Sinne - erfa&#223;t werden, mit denen Geldleistungen dem Grunde oder der H&#246;he nach festgesetzt werden, oder mit denen ein Anspruch auf eine solche Geldleistung dem Grunde nach festgestellt wird.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stelkens/Bonk/Leonhardt, VwVfG, Kommentar 1978, &#167; 48 Rd.Nr. 25; Kopp, VwVfG 1976, &#167; 48 Anm. 8.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Als ein solcher Verwaltungsakt kann der Bescheid vom 9. Mai xxx nicht angesehen werden, auch nicht unter dem Gesichtspunkt, da&#223; der Kl&#228;gerin Sonderurlaub unter Fortzahlung der Dienstbez&#252;ge gew&#228;hrt worden ist. Eine Rechtsgrundlage f&#252;r die Zahlung der Dienstbez&#252;ge an die Kl&#228;gerin ist n&#228;mlich mit diesem Bescheid nicht geschaffen worden, d.h. die Fortzahlung der Bez&#252;ge ist nicht die unmittelbare Folge aus dem Bescheid vom 9. Mai xxx, denn die Rechtsgrundlage f&#252;r die Besoldung eines Beamten ergibt sich in der Regel nicht aus einem Verwaltungsakt, sondern aus dem Gesetz (z.B. &#167; 2 BBesG, siehe hier auch &#167; 17 SUrlV).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Vgl. Plog-Wiedow, BBG, RdNr. 7 zu &#167; 87 BBG; Sch&#252;tz, Beamtenrecht des Bundes und der L&#228;nder, 5. Aufl. Teil D RdNr. 6 zu &#167; 52; vgl. auch OVG NW, Beschlu&#223; vom 5. Juli 1979; Az: VI B 454/79.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Somit handelt es sich bei dem Bescheid vom 9. Mai xxx um einen sonstigen beg&#252;nstigenden Verwaltungsakt im Sinne von &#167; 43 Abs. 3 VwVfG NW. Diese Verwaltungsakte sind nach Absatz 1 Satz 1 des genannten Gesetzes zur&#252;cknehmbar ohne Abw&#228;gung des Vertrauens auf den Bestand des Verwaltungsaktes mit dem &#246;ffentlichen Interesse an der R&#252;cknahme. Insoweit ist die bisherige Rechtsprechung durch den Erla&#223; des Verwaltungsverfahrensgesetzes nicht mehr anwendbar.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stelkens/Bonk/Leonhardt aaO., RdNr. 42; Kopp, aaO., Anm. 12.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Fraglich ist hier, ob die Ermessensentscheidung, die die Beh&#246;rde nach Absatz 1 Satz 1 treffen mu&#223;, dann doch wieder das Vertrauensinteresse des B&#252;rgers zu ber&#252;cksichtigen hat.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Bejahend Kopp aaO., verneinend Stelkens/Bonk/Leonhard, aaO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Letzterer f&#252;hrt dazu aus, da&#223; bei der Ermessensentscheidung allein von dem &#246;ffentlichen Interesse an der Wiederherstellung des rechtm&#228;&#223;igen Zustanden ausgegangen werden sollte. Dieser Ansicht ist zuzustimmen, weil die Ansicht von Kopp letztlich dazu f&#252;hrt, da&#223; - entgegen der offensichtlichen Intention des Gesetzgebers - bei der Entscheidung &#252;ber die R&#252;cknahme des Verwaltungsaktes im Ergebnis kein Unterschied mehr zwischen dem beg&#252;nstigenden Verwaltungsakt des Absatzes 2 und dem des Absatzes 3 VwVfG NW erkennbar ist. Das Vertrauensinteresse des B&#252;rgers wird ausreichend dadurch ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Betroffene einen Anspruch auf Ausgleichung des Verm&#246;gensnachteiles hat, den er dadurch erleidet, da&#223; er auf den Bestand des Verwaltungsaktesvertraut hat.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stelkens/Bonk/Leonhardt, aaO.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Geht man im vorliegenden Fall davon aus, da&#223; es sich bei dem Bescheid vom 9. Mai xxx um einen Verwaltungsakt im Sinne von &#167; 48 Abs. 3 VwVfG NW handelt, so konnte der Regierungspr&#228;sident diesen Bescheid zur&#252;cknehmen, ohne da&#223; es etwa auf ein bestehendes sch&#252;tzenswertes Vertrauen der Kl&#228;gerin auf den Bestand des Verwaltungsaktes ankam. Ob die Kl&#228;gerin einen Anspruch auf Ausgleich eines evtl. bestehenden Verm&#246;gensnachteiles hat, braucht an dieser Stelle nicht gepr&#252;ft zu werden, denn sie hat einen solchen Antrag ersichtlich nicht gestellt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Aber auch wenn man im Gegensatz zu den vorausgegangenen Ausf&#252;hrungen den Bescheid vom 9. Mai xxx als einen Verwaltungsakt im Sinne von &#167; 48 Abs. 2 VwVfG NW ansehen wollte, durfte der Regierungspr&#228;sident diesen mit Wirkung f&#252;r die Zukunft zur&#252;cknehmen, denn die Kl&#228;gerin kann ein schutzw&#252;rdiges Vertrauen nicht geltend machen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits erhebliche Zweifel, ob die Kl&#228;gerin tats&#228;chlich auf den Bestand des Verwaltungsaktes vertraut hat. Auf die nach ihrem Vortrag angeblich fernm&#252;ndlich erteilte - vorbehaltlose - Zusage kommt es in diesem Zusammenhang nicht an. Entscheidend ist vielmehr, da&#223; der nach dem Telefongespr&#228;ch erlassene Bescheid unter Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs ergangen ist. Dieser Vorbehalt ist auch wirksam. Falls der Regierungspr&#228;sident aber ausdr&#252;cklich die Bewilligung des Sonderurlaubes ohne Vorbehaltsklausel zugesagt h&#228;tte, w&#228;re dies unerheblich; denn eine solche Zusage w&#228;re nicht verbindlich, weil sie schriftlich h&#228;tte ergehen m&#252;ssen (&#167; 38 VwVfG NW).</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann also nach Ansicht des Senats deshalb nicht auf den Bestand des VA vertraut haben, weil der Regierungspr&#228;sident in seinem Bescheid ausdr&#252;cklich, was mit Sicherheit auch vorher in der m&#252;ndlichen Er&#246;rterung geschehen ist, auf die zweifelhafte Rechtslage hingewiesen und die Kl&#228;gerin benachrichtigt hat, da&#223; er dem Kultusminister berichtet habe, was nichts anderes hei&#223;en sollte,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">als da&#223; er um Weisung gebeten habe, wie in solchen F&#228;llen entschieden werden solle.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;berhinaus zeigt gerade der Umstand, da&#223; die Kl&#228;gerin - nach ihrem Vortrag im Vorverfahren - vorsorglich eine Kinderbetreuerin eingestellt hat, &#132;um die ordnungsgem&#228;&#223;e Betreuung des S&#228;uglings auch bei Verpflichtung zum sofortigen Dienstantritt sicherzustellen", da&#223; sie jedenfalls nach Zustellung des Bescheides, und dann erst entfaltete dieser seine Wirksamkeit, gerade nicht auf den Bestand dieses Verwaltungsaktes vertraut hat. Ihr war sehr wohl bewusst, da&#223; die Rechtslage zweifelhaft war und der Regierungspr&#228;sident die Genehmigung von der Weisung des Ministers abh&#228;ngig gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Aber auch wenn sie auf den Bestand des Bescheides vom 9. Mai xxx vertraut haben sollte, wof&#252;r im Grunde nichts spricht, w&#228;re dieses Vertrauen unter Abw&#228;gung mit dem &#246;ffentlichen Interesse nicht schutzw&#252;rdig. Die Einstellung der Kinderbetreuerin stellt keine Verm&#246;gensdisposition dar, die nur unter unzumutbaren Nachteilen r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnte. &#220;berdies hat sie diese Kinderbetreuerin nach ihrem eigenen Vorbringen unabh&#228;ngig von dem Bestand des Verwaltungsaktes eingestellt. F&#252;r das beklagte Land bestand jedoch ein erhebliches &#246;ffentliches Interesse, den rechtswidrig genehmigten Urlaub wieder r&#252;ckg&#228;ngig zu machen. Neben dem hier wohl nicht entscheidenden finanziellen Interesse mu&#223;te im Interesse ihrer Dienststelle gekl&#228;rt werden, ob die Kl&#228;gerin bei Fortfall der Dienstbez&#252;ge wieder den Dienst antreten w&#252;rde oder ob eine Ersatzkraft eingesetzt werden musste. Im &#252;brigen kann das beklagte Land ein Interesse an der R&#252;cknahme des Verwaltungsaktes auch dahin geltend machen, da&#223; bei anderen Beamtinnen die ebenfalls ein Kind adoptieren wollten und sich unter Umst&#228;nden auf den Gleichbehandlungsgrundsatz berufen h&#228;tten, so schnell wie m&#246;glich Klarheit geschaffen werden sollte.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Bedenken gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen R&#252;cknahmebescheides vom 6. Juni xxx bestehen auch nicht im Hinblick darauf, da&#223; der Regierungspr&#228;sident in diesem Bescheid nicht ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt hat, es handle sich bei der Entscheidung, ob ein rechtswidriger Verwaltungsakt zur&#252;ckgenommen werden soll, um eine Ermessensentscheidung. Da&#223; er eine Ermessensentscheidung getroffen hat, ergibt sich aus der Ausgestaltung des Verwaltungsaktes selbst, weil er n&#228;mlich die R&#252;cknahme nur f&#252;r die Zukunft ausgesprochen und mitgeteilt hat, da&#223; einem Antrag gem&#228;&#223; &#167; 85a LSG bzw. gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 SurlV r&#252;ckwirkend entsprochen w&#252;rde. Damit hat er bei der vom Gesetz geforderten Abw&#228;gung die privaten Interessen der Kl&#228;gerin ausreichend gew&#252;rdigt und sein Ermessen ausge&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist hiernach mit der sich aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO ergebenden Kostenfolge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 167 Abs. 2 VwGO, 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Revision wird nicht zugelassen, weil weder die Voraussetzungen von &#167; 135 Abs. 2 VwGO noch die von &#167; 127 des Beamtenrechtsrahmengesetzes gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,960
olgham-1980-02-07-2-uf-53379
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 533/79
1980-02-07T00:00:00
2019-03-13T15:18:42
2019-03-27T09:41:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0207.2UF533.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>wird das Armenrechtsgesuch der Beklagten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Den Kl&#228;gerinnen wird f&#252;r die Berufungsinstanz das Armenrecht im Rahmen ihres Antrags auf Zur&#252;ckweisung der Berufung bewilligt. Ihnen wird insoweit Rechtsanwalt ... in ... beigeordnet. Ihr weitergehendes Armenrechtsgesuch wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten kann das Armenrecht nicht bewilligt werden. Ihre Berufung bietet keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (&#167; 114 ZPO), und zwar im wesentlichen aus materiellrechtlichen Gr&#252;nden. Soweit die Beklagte vom Amtsgericht zur Zahlung verurteilt worden ist, obwohl sich Anspr&#252;che der Kl&#228;gerinnen in der vom Amtsgericht zuerkannten H&#246;he aller Voraussicht nach nicht feststellen lassen werden, wird die Berufungssumme von 50,- DM (&#167; 511 a ZPO) nicht erreicht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Was den Unterhalt f&#252;r die <u>Vergangenheit</u> anlangt, so d&#252;rfte ein Unterhaltsanspruch auf jeden Fall f&#252;r die Zeit <u>ab Juli 1978</u> gegeben sein; denn in dem Schreiben der Rechtsanw&#228;lte ... pp. vom 26.7.1978 w ird man eine endg&#252;ltige Zahlungsverweigerung sehen m&#252;ssen, die der Mahnung gleichzustellen ist (Palandt-Heinrichs, 39. Aufl., &#167; 284 Anm. 4 c). Da dieses Schreiben noch im Juli 1978 bei den damaligen Anw&#228;lten der Kl&#228;gerinnen eingegangen ist, kann noch der volle Unterhalt f&#252;r den gesamten Monat Juli beansprucht werden. Nach &#167; 1613 I BGB kann zwar f&#252;r die Vergangenheit erst vom Zeitpunkt des Verzuges an Unterhalt verlangt werden. Nach der Rechtsprechung des Senats geh&#246;rt ein Unterhaltsanspruch aber erst dann der Vergangenheit an, wenn der Zeitraum verstrichen ist, f&#252;r den die Unterhaltsrente zu zahlen ist. Die Unterhaltsrente ist gem&#228;&#223; &#167; 1612 III BGB monatlich im voraus zu zahlen. Der damit am ersten Monatstag f&#228;llige Unterhalt geh&#246;rt erst mit dem ersten Tag des n&#228;chsten Monats der Vergangenheit an (Urteil des Senats vom 11.1.80 in 2 UF 363/79; ebenso 3. Familiensenat vom 13.6.78 in 3 UF 31/78 und vom 6.6.78 in 3 UF 125/78; ferner Erman-K&#252;chenhoff, 6. Aufl., &#167; 1613 Rdz. 2).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Kl&#228;gerinnen auch schon f&#252;r den Monat <u>Juni 1978</u> Unterhalt in H&#246;he von je 126,11 DM zuerkannt. Ob sich auch f&#252;r diesen Monat die Verzugsvoraussetzungen feststellen lassen, erscheint zweifelhaft. Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt aber insoweit nur 126,11 DM gegen&#252;ber jeder Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die <u>H&#246;he des Unterhalts</u> bestimmt sich nach dem Einkommen der Beklagten, ohne da&#223; es auf das Einkommen des Vaters der Kl&#228;gerinnen ankommt (vgl. Ziff. 23 und 24 der Hammer Leitlienien Stand Januar 1980, FamRZ 1980, 21,24 = DAVorm 1979, 817 = NJW 1980, 108 = JMBlNW 1980, 18).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Einkommen der Beklagten belief sich nach dem Vortrag beider Parteien bis 31.12.1978 auf monatlich 1.096,22 DM (im Durchschnitt). In der Folgezeit hat die Beklagte Arbeitslosengeld in H&#246;he von 176,40 DM w&#246;chentlich bezogen (monatlich 176,40 DM &#215; 52: 12 = 764,40 DM).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">An Darlehnsschulden wird man lediglich 190,- DM monatlich bis Dezember 1979 ber&#252;cksichtigen k&#246;nnen. Das entspricht der monatlichen Verpflichtung, die die Beklagte (zusammen mit dem Mitdarlehnsnehmer Freiholt) Ende 1976 f&#252;r eine Kreditbetrag von 5.800,- DM gegen&#252;ber der ... eingegangen ist, und zwar ausweislich der in Ablichtung vorgelegten Schuldurkunde f&#252;r den Kauf von M&#246;beln. Daf&#252;r, da&#223; auch die sp&#228;terhin begr&#252;ndeten Darlehnsverbindlichkeiten ganz oder auch nur teilweise f&#252;r den Kauf weiterer M&#246;bel <u>erforderlich</u> waren, fehlt es an hinreichendem Vortrag. Zudem ist auch kein Beweis daf&#252;r angetreten, da&#223; diese Kredite f&#252;r den Kauf von M&#246;beln auch tats&#228;chlich verwandt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Weiterhin wird man an Schulden die monatlichen Raten von 50,- DM ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, die die Beklagte bis Mai 1980 an die Gerichtskasse Oldenburg zu zahlen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Monate <u>Juli-Oktober 1978</u> errechnet sich damit der Unterhalt der Kl&#228;gerinnen wie folgt:</p> <br /><span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Einkommen der Beklagten</td> <td>&#160;</td> <td>1.096,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>./. Darlehnsraten</td> <td>./.</td> <td>190,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>./. Gerichtskosten</td> <td>./.</td> <td><u>50,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>856,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>./. Selbstbehalt</td> <td>./.</td> <td><u>650,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>206,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hiervon steht jeder Kl&#228;gerin die H&#228;lfte zu, also je 103,- DM. Das Amtsgericht hat jeder Kl&#228;gerin f&#252;r diese Zeit monatlich 126,11 DM zuerkannt und damit 23,11 DM zu-viel. F&#252;r die insgesamt vier Monate ergibt das f&#252;r jede Kl&#228;gerin 92,40 DM. Dieser Betrag erreicht - auch zusammen mit dem Betrag von 126,11 DM den das Amtsgericht jeder Kl&#228;gerin f&#252;r den Monat Juni 1978 zuerkannt hat (s.o. zu 1) - nicht die Berufungssumme von 500,- DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Monate <u>November und Dezember 1978</u> ergibt sich dadurch eine Ver&#228;nderung, da&#223; die Beklagte, die seit Oktober 1978 wieder verheiratet ist, nunmehr neben ihrem Arbeitseinkommen einen Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehemann hat. Nach ihren eigenen Angaben bezieht ihr Ehemann eine monatliche Rente von ca. 1.300,- DM, hat also ein h&#246;heres Einkommen als sie selbst. Ihr Ehemann ist zwar den Kl&#228;gerinnen gegen&#252;ber nicht unterhaltspflichtig. Das schlie&#223;t aber nicht aus, da&#223; sich seine Unterhaltspflicht gegen&#252;ber der Beklagten (mittelbar) auch zugunsten der Kl&#228;gerinnen auswirkt; denn durch das Hinzutreten des Unterhaltsanspruchs gegen ihren Ehemann erh&#246;ht sich die Leistungsf&#228;higkeit der Beklagten. Sie wird nunmehr in die Lage versetzt, einen gr&#246;&#223;eren Anteil ihres eigenen Arbeitseinkommens f&#252;r die Kl&#228;gerinnen zu er&#252;brigen, ohne da&#223; dadurch ihr notwendiger eigener Unterhalt gef&#228;hrdet wird. Praktisch f&#252;hrt das dahin, da&#223; der sonst &#252;bliche Selbstbehalt, d.h. der Betrag, der dem Unterhaltsverpflichteten von seinem Einkommen (hier: vom eigenen Arbeitseinkommen) f&#252;r den eigenen Unterhalt zu belassen ist, unterschritten werden kann. Diese Auffassung, f&#252;r die sich schon mehrere Gerichte ausgesprochen haben (vgl. 1. FamS des OLG Hamm, FamRZ 1980, 70; OLG Bremen, FamRZ 1979, 623; OLG K&#246;ln, FamRZ 1979, 328, 1055; auch OLG Frankfurt, FamRZ 1979, 622), steht im Einklang mit der neuesten Rechtsprechung des BGH (FamRZ 1980, 43). Nach dieser Rechtsprechung hat der wieder verheiratete Elternteil unter Umst&#228;nden sogar sein gesamtes Arbeitseinkommen zur Erf&#252;llung seiner Unterhaltspflicht gegen&#252;ber den Kindern zu verwenden, sofern sein eigener Unterhaltsbedarf durch das Einkommen seines Ehegatten ausreichend sichergestellt ist.</p> <br /><span class="absatzRechts">18</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Im November und Dezember 1978 belief sich das Arbeitseinkommen der Beklagten nach Abzug der anzuerkennenden Schulden ebenfalls auf</td> <td>&#160;</td> <td>856,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Das Amtsgericht hat den beiden Kl&#228;gerinnen f&#252;r diese Zeit monatlich zuerkannt (2 &#215; 199,50 DM)</td> <td>./.</td> <td><u>399,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>Der Beklagten verbleiben danach</td> <td>&#160;</td> <td>457,-</td> <td>DM</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung ihres Unterhaltsanspruchs gegen ihren Ehemann d&#252;rfte mit diesem Betrag der notwendige Unterhalt der Beklagten hinreichend gesichert sein.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das <u>Jahr 1979</u> ergibt sich folgende Berechnung:</p> <br /><span class="absatzRechts">22</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Arbeitslosengeld monatlich</td> <td>&#160;</td> <td>764,40</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>./. Darlehnsraten</td> <td>./.</td> <td>190,-</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>./. Gerichtskosten</td> <td>./.</td> <td><u>50,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>524,40</td> <td>DM</td> </tr> <tr> <td>Das Amtsgericht hat den beiden Kl&#228;gerinnen f&#252;r diese Zeit monatlich zuerkannt (2 &#215; 57,20 DM)</td> <td>./.</td> <td><u>114,40</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td>Der Beklagten verbleiben</td> <td>&#160;</td> <td><u>410,-</u></td> <td><u>DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch dieser Betrag d&#252;rfte unter Ber&#252;cksichtigung des Unterhaltsanspruchs gegen den Ehemann noch ausreichen, den notwendigen Unterhalt sicherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Zeit ab <u>1.1.1980</u> ist das Arbeitslosengeld entfallen. Gleichwohl d&#252;rften die Kl&#228;gerinnen einen Anspruch in der vom Amtsgericht zuerkannten H&#246;he von je 57,20 DM haben, und zwar deshalb, weil die Beklagte nicht hinreichend dargetan und glaubhaft gemacht hat, da&#223; sie au&#223;erstande ist, einer Erwerbst&#228;tigkeit nachzugehen. Das Versorgungsamt hat zwar eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 70 % anerkannt. Die in dem Bescheid des Versorgungsamtes vom 3.8.1978 und auch in der von der Beklagten vorgelegten Bescheinigung der &#196;rzte ... und ... vom 15.1.1980 angef&#252;hrten Gesundheitsst&#246;rungen der Beklagten schlie&#223;en jedoch die M&#246;glichkeit einer Erwerbst&#228;tigkeit offenbar nicht aus. Die Bem&#252;hungen der Beklagten um eine Besch&#228;ftigung waren unzul&#228;nglich. Da&#223; sie beim Arbeitsamt als Arbeitssuchende gemeldet ist, reicht nicht aus. Sie war und ist gehalten, sich mit Nachdruck um eine Besch&#228;ftigung zu bem&#252;hen, um ihrer Unterhaltsfplicht gegen&#252;ber ihren Kindern nachkommen zu k&#246;nnen. Sie darf sich hierbei nicht auf die vom Arbeitsamt vermittelten Angebote beschr&#228;nken, sondern mu&#223; auch von sich aus bem&#252;ht sein, eine T&#228;tigkeit zu finden, sei es auch nur stundenweise.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;gerinnen kann f&#252;r die Anschlu&#223;berufung das Armenrecht ebenfalls mangels hinreichender Erfolgsaussichten nicht bewilligt werden. Ihr Antrag in ihrer Anschlu&#223;berufungsschrift vom 6.12.1979 geht &#252;ber die durch das angefochtene Urteil zuerkannten Anspr&#252;che nur insoweit hinaus, als sie f&#252;r die Zeit von Juni - Oktober 1978 monatlich je 152,50 DM verlangen (statt der zuerkannten 126,11 DM). Wie sich aus den Ausf&#252;hrungen oben (zu 11 und 2a) ergibt, d&#252;rfte das Amtsgericht den Kl&#228;gerinnen f&#252;r diese Zeit ohnehin schon zuviel zuerkannt haben.</p>
315,961
lg-duisburg-1980-02-07-9-o-42679
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 O 426/79
1980-02-07T00:00:00
2019-03-13T15:18:45
2019-03-27T09:41:46
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1980:0207.9O426.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger ein Schmerzensgeld in H&#246;he von 15.000 DM zu zahlen. Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt drei F&#252;nftel, der Beklagte zwei F&#252;nftel der Kosten.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist f&#252;r den Kl&#228;ger gegen Sicherheitsleistung von 17.000 DM, f&#252;r den Beklagten gegen Sicherheitsleistung von 2.100 DM vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer bundesdeutschen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 28. August 1977 suchte der damals 14-j&#228;hrige Beklagte den gleichaltrigen Kl&#228;ger bei dessen Eltern auf. Er brachte ein Luftgewehr und mehrere &#220;bungspatronen der Bundeswehr mit. Gemeinsam mit der Schwester des Kl&#228;gers, der Zeugin, begaben sich die Parteien in die l&#228;ndliche Umgebung des Stadtteils Rumeln-Kaldenhausen. Auch der Kl&#228;ger f&#252;hrte ein Luftgewehr mit sich.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf freiem Gel&#228;nde unternahmen die Parteien Schie&#223;&#252;bungen auf die &#220;bungspatronen. Diese hatten sie auf der einen Seite eines Grabens in den Boden gesteckt. Von der gegen&#252;berliegenden Seite schossen sie aus kurzer Entfernung (etwa 3 m) auf die Patronen. W&#228;hrend dieser Zeit standen die Parteien nebeneinander.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach einem Schu&#223; explodierte eine der &#220;bungspatronen. Fast gleichzeitig drang ein Splitter in das linke Auge des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Als die Parteien anschlie&#223;end einen Arzt aufsuchen wollten, bat der Beklagte den Kl&#228;ger, dort anzugeben, dass ihm beim Holzhacken ein Splitter ins Auge geflogen sei, um auf diese Weise zu vermeiden, dass der Vater des Beklagten von dem Vorfall Kenntnis erhielt und ihn, den Beklagten, bestrafte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bei einer medizinischen Begutachtung ergab sich, dass beim Kl&#228;ger nach diesem Ereignis praktisch eine Ein&#228;ugigkeit vorliegt und f&#252;r das linke Auge eine Gebrauchsunf&#228;higkeit von 100 % eingetreten ist. Bei sp&#228;teren Beschwerden muss evtl. eine Enucleation (Aussch&#228;lung) vorgenommen werden. Wegen weiterer Einzelheiten wird auf das Gutachten des Prof. Dr. med. vom 17. Oktober 1978 (Bl. 5 ff. d.A.) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt Schmerzensgeld. Er behauptet, die Augenverletzung sei durch einen Schuss des Beklagten verursacht worden. Die Parteien h&#228;tten abwechselnd geschossen; w&#228;hrend der Beklagte den Schuss, der zur Explosion der &#220;bungspatrone f&#252;hrte, abgab, habe er mit ungeladenem Gewehr neben dem Beklagten gestanden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt f&#252;r den Verlust eines Auges ein Schmerzensgeld von 40.000,00 DM f&#252;r angemessen. Daneben, so meint der Kl&#228;ger, stehe ihm eine Schmerzensgeldrente zu. Hierzu behauptet der Kl&#228;ger, es sei eine allgemeine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit von 30 % eingetreten, f&#252;r die nach seiner Auffassung eine monatliche Rente von 300 DM angemessen sei. Wegen eigenen Mitverschuldens mindert er die Rente jedoch auf einen monatlichen Betrag von 200 DM; aus demselben Grund h&#228;lt er auch eine K&#252;rzung des &#8211; zun&#228;chst ohne R&#252;cksicht auf ein Mitverschulden berechneten &#8211; Schmerzensgeldbetrages f&#252;r gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks"><li>den Beklagten zu verurteilen, ein in das Ermessen des Gerichtes zu stellendes Schmerzensgeld zu zahlen;</li> <li>den Beklagten zu verurteilen, an den Kl&#228;ger eine monatliche Rente von 200 DM ab Klagezustellung zu zahlen.</li></ol> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er bestreitet seine Urheberschaft f&#252;r die Augenverletzung und behauptet, die Parteien h&#228;tten "mehr oder weniger gleichzeitig" geschossen. Hierzu hat er die Parteivernehmung des Kl&#228;gers beantragt. Mit Nichtwissen bestreitet er, dass eine Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit in H&#246;he von 30 % zu erwarten sei. Im &#220;brigen vertritt er die Ansicht, dass f&#252;r eine Verletzung der vorliegenden Art ein Schmerzensgeld zwischen 20.000 und 30.000 DM, jedoch keine zus&#228;tzliche Schmerzensgeldrente angemessen sei.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat auf Grund des Beschlusses vom 22. November 1979 (Bl. 26 d.A.) Beweis durch Zeugenvernehmung mit dem aus den Akten ersichtlichen Ergebnis (Bl. 34 f d.A.) erhoben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur teilweise begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger Zahlung eines Schmerzensgeldes fordert, ist seine Klage zu Recht erhoben, da ihm ein Anspruch gem&#228;&#223; &#167;&#167; 847, 823, 276 BGB zusteht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berzeugung des Gerichtes steht fest, dass der Beklagte durch einen von ihm abgegebenen Schuss die Explosion der &#220;bungspatrone und als Folge davon die Augenverletzung des Kl&#228;gers herbeigef&#252;hrt hat. Die Kammer sieht als erwiesen an, dass die Parteien am 28. August 1977 nicht gleichzeitig, sondern abwechselnd und nacheinander geschossen haben, und dass die Patrone nach einem Schuss des Beklagten explodierte. Diese &#220;berzeugung st&#252;tzt sich auf die Aussage der Zeugin.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin hat n&#228;mlich ausdr&#252;cklich bekundet, dass die Parteien "nicht gleichzeitig", "immer nacheinander" und "nie zur gleichen Zeit" geschossen haben; der Kl&#228;ger sei nach einem Schuss des Beklagten in den Graben gerutscht und habe sich, als er wieder herausstieg, das linke Auge zugehalten. Vor diesem Schuss habe der Kl&#228;ger mit ungeladenem Gewehr neben dem Beklagten gestanden. Die Zeugin hat w&#228;hrend der Schie&#223;&#252;bungen nach eigenem Bekunden st&#228;ndig in der N&#228;he der Parteien gestanden und deshalb die M&#246;glichkeit besessen, die Vorg&#228;nge genau zu beobachten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sieht keinen Anlass, an der Wahrheit dieser Aussage zu zweifeln. Die Zeugin ist zwar die Schwester des Kl&#228;gers und k&#246;nnte deshalb ein Interesse an dem Ausgang des Rechtsstreits besitzen. Es ist aber nicht erkennbar, dass sich diese abstrakte M&#246;glichkeit im vorliegenden Fall auch verwirklicht hat. Die Aussage ist in sich folgerichtig und steht nicht im Widerspruch zu weiteren &#8211; unstreitigen &#8211; Tatsachen. Die Parteien haben n&#228;mlich Gewehre benutzt, die nach jedem Schuss durch &#214;ffnen neu geladen werden mussten. Unter diesen Umst&#228;nden ist es wahrscheinlicher, dass die Sch&#252;sse nacheinander und deutlich voneinander unterscheidbar abgegeben wurden. Vor allem aber wird die Aussage durch das eigene Verhalten des Beklagten nach der Verletzung des Kl&#228;gers best&#228;tigt. Unstreitig hat der Beklagte n&#228;mlich versucht, den Kl&#228;ger zu einer falschen Darstellung des Unfallhergangs zu bewegen. Diese Verhaltensweise w&#228;re unverst&#228;ndlich, wenn sich der Beklagte nicht f&#252;r den Schaden verantwortlich gef&#252;hlt h&#228;tte. &#8211; Schlie&#223;lich war die Zeugin nach dem Eindruck, den sie in der Verhandlung hinterlassen hat, auch f&#228;hig, im Alter von damals neun Jahren den Sachverhalt zu erfassen und im Ged&#228;chtnis zu behalten. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dem Antrag des Beklagten auf Parteivernehmung des Kl&#228;gers konnte bei dieser Sachlage nicht stattgegeben werden (&#167; 445 Abs. 2 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das danach feststehende Verhalten des Beklagten verletzte die im Verkehr erforderliche Sorgfalt (&#167; 276 Abs. 1 Satz 2 BGB) und war folglich fahrl&#228;ssig. Damit sind die Voraussetzungen der &#167;&#167; 823 Abs. 1, Abs. 2 BGB i. V. m. 230 StGB erf&#252;llt. Gr&#252;nde, die die Verantwortlichkeit des Beklagten ausschlie&#223;en k&#246;nnten (&#167; 828 Abs. 2 BGB) sind nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kammer h&#228;lt ein Schmerzensgeld (zun&#228;chst ohne Ber&#252;cksichtigung eines Mitverschuldensanteils) von 25.000 DM f&#252;r angemessen. Daf&#252;r sind folgende Umst&#228;nde von Bedeutung: Der Kl&#228;ger war zur Zeit des Unfalls 14 Jahre alt. Die Verletzung hat zu einer v&#246;lligen Abl&#246;sung der Netzhaut am linken Auge und einem vollst&#228;ndigen Verlust der Gebrauchsf&#228;higkeit dieses Organs gef&#252;hrt. Mittlerweile hat eine Schrumpfung des Augapfels eingesetzt. F&#252;r den Fall weiterer Beschwerden droht dem Kl&#228;ger die Enucleation des Auges. Au&#223;erdem ist eine &#8211; wenn auch der H&#246;he nach zwischen den Parteien umstrittene &#8211; Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit zu erwarten. Schlie&#223;lich kann die Tatsache ber&#252;cksichtigt werden, dass der Beklagte versichert ist (BGHZ 18, 167 ff.). &#8211; Die Kammer hat sich bei der Bemessung des Schmerzensgeldes auch an der einschl&#228;gigen Rechtsprechung orientiert. Allerdings l&#228;sst sich nicht verkennen, dass insoweit auch zwischen neueren Urteilen betr&#228;chtliche Differenzen auftreten, so dass der Betrag von 25.000 DM erheblich &#252;ber- oder unterschritten wird. Zudem werden die Urteilsgr&#252;nde in den Fachzeitschriften nur verk&#252;rzt wiedergegeben und lassen die ma&#223;geblichen Erw&#228;gungen des Gerichts nur unvollst&#228;ndig erkennen. Insgesamt l&#228;sst sich jedoch eine Tendenz zu Betr&#228;gen zwischen 20.000 DM und 30.000 DM feststellen (vgl. hierzu die von Hacks herausgegebene &#220;bersicht &#252;ber Schmerzensgeldbetr&#228;ge, 9. Auflage 1978, sowie die vom Beklagten angef&#252;hrten Urteile). &#8211; Die Kammer hat au&#223;erdem wirtschaftlichen &#220;berlegungen Raum gegeben, indem sie einerseits ber&#252;cksichtigt hat, dass auch der Beklagte zum Unfallzeitpunkt erst 14 Jahre alt war, andererseits aber nicht dar&#252;ber hinweg sehen konnte, dass f&#252;r den Schaden eine Versicherung eintritt; den von der Versicherung gezahlten Betrag muss letztlich die Gemeinschaft aller Versicherten aufbringen (vgl. BGH DB 76, 1520 ff.).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Allerdings konnte nicht auf den vollen Schmerzensgeldbetrag erkannt werden, da den Kl&#228;ger ein erhebliches Mitverschulden trifft. Der Kl&#228;ger selbst ist der Ansicht, dass ein Abzug von einem Drittel berechtigt ist, wie sich aus seiner Berechnung des Streitwertes und der Schmerzensgeldrente schlie&#223;en l&#228;sst. Die Kammer ist indessen der Meinung, dass dar&#252;ber hinaus eine K&#252;rzung des Ausgangsbetrages von 25.000 DM um 40 % gerechtfertigt ist. Denn der Kl&#228;ger hat sich in gleicher Weise wie der Beklagte an der Schie&#223;&#252;bung beteiligt; vor allem hat er sich, w&#228;hrend der Beklagte auf die explosiven &#220;bungspatronen geschossen hat, neben dem Beklagten in geringer Entfernung, n&#228;mlich nur etwa 3 m, von den Patronen aufgehalten und dadurch die Gefahr einer Sch&#228;digung in hohem Ma&#223;e mitverursacht und -verschuldet. Die Kammer hat nur deswegen von einer Minderung um 50 % abgesehen, weil der Beklagte durch Mitbringen der &#220;bungspatronen den Ansto&#223; f&#252;r das Unfallgeschehen gegeben und letztlich den sch&#228;digenden Schuss abgegeben hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Neben der Schmerzensgeldforderung steht dem Kl&#228;ger ein Anspruch auf eine Rente nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger fordert die Rente wegen der allgemeinen Erwerbsminderung. Insoweit ist durch Schmerzensgeld nur der immaterielle Schaden auszugleichen, der darin besteht, dass ein nicht so gehobener und nicht so angesehener Beruf, wie ihn der Kl&#228;ger ohne den Unfall h&#228;tte ergreifen k&#246;nnen, eine geringere Befriedigung vermittelt (vgl. BGH DB 76, 1520 ff., 1521). Dieser Nachteil tritt im Allgemeinen nachhaltig erst mit einer gewissen Erfahrung im Berufsleben in Erscheinung (BGH a. a. O.). Der Kl&#228;ger ist hingegen Sch&#252;ler und es ist noch nicht abzusehen, ob er tats&#228;chlich eine Einbu&#223;e in seiner beruflichen Entfaltung erleiden wird. Jedenfalls hat der Kl&#228;ger keine konkreten Angaben gemacht, die auf Nachteile schlie&#223;en lassen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, Abs. 1, 709, 108 ZPO. Die Berechnung des Streitwertes bez&#252;glich der Schmerzensgeldrente richtet sich nach &#167;&#167; 12 Abs. 1, 17 Abs. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Streitwert: 25.000 DM + 12.000 DM.</p>
315,962
olgham-1980-02-06-5-wf-7879
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 WF 78/79
1980-02-06T00:00:00
2019-03-13T15:18:46
2019-03-27T09:41:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0206.5WF78.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Pr&#252;fung und Entscheidung an das zust&#228;ndige Amtsgericht Recklinghausen verwiesen, das auch &#252;ber die Kosten der Beschwerdeinstanz zu befinden hat.</p> <p>Gerichtskosten der Beschwerdeinstanz werden jedoch nicht erhoben.</p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 400,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) und 2) sind seit dem 06.08.1975 rechtskr&#228;ftig geschiedene Eheleute. Die elterliche Gewalt &#252;ber das gemeinsame Kind ... ist mit Beschlu&#223; des Amtsgerichts M&#252;nster vom 05.01.1976 (27 X 801/75) der Beteiligten zu 1) &#252;bertragen worden. Mit Beschlu&#223; vom 03.05.1976 hatte das Amtsgericht M&#252;nster das Besuchsrecht des Beteiligten zu 2) (jeden 2. Samstag v. 13.00-19.00) geregelt, dem Beteiligten zu 2) jedoch aufgegeben, keinen weiteren Kontakt mit Mutter und Sohn aufzunehmen, und f&#252;r jede Zuwiderhandlung ihm ein Ordnungsgeld angedroht. Auf die Beschwerde der Mutter ist dieser Beschlu&#223; vom Amtsgericht M&#252;nster in der Besuchsregelung am 08.06.1976 teilweise abge&#228;ndert worden. Gegen den Beteiligten zu 2) hat es ein Ordnungsgeld wegen eines Versto&#223;es vom 18.05.1976 festgesetzt und gleichzeitig der Beteiligten zu 1) ein Ordnungsgeld angedroht. Sodann hat das Landgericht M&#252;nster (5 T 548/76) mit Beschlu&#223; vom 15.11.1977 die Beschwerde der Mutter gegen die Besuchsregelung des Amtsgerichts vom 08.06.1976 zur&#252;ckgewiesen, auf die Beschwerde des Beteiligten zu 2) das Besuchsrecht auf jeden 1. Sonntag im Monat von 10-19 Uhr abge&#228;ndert und die Beschwerde des Beteiligten zu 2) gegen die Zwangsgeldfestsetzung zur&#252;ckgewiesen. Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) hat das OLG Hamm am 24. November 1978 (15 W 423/77) als unzul&#228;ssig verworfen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Zwischenzeit hatte die Beteiligte zu 1) - erstmals am 06.11.1976 - (Bl. 231 in 27 X 801/75 AG M&#252;nster) <u>weitere</u> Antr&#228;ge auf Festsetzung von Zwangsgeld gegen den Beteiligten zu 2) gestellt, w&#228;hrend dieser seinerseits am 03.10. 1978 (Bl. 7) ein Zwangsgeld gegen die Beteiligte zu 1) beantragte. Schon bei Eingang des ersten Antrags wohnte ... bei seiner Mutter in .... Weitere Antr&#228;ge auf Zwangsgeld und Begr&#252;ndungen dazu befinden sich u.a. in den Akten 27 X 801/75 AG M&#252;nster auf Bl. 267, 280, 288, 359, 395 u. 420 und in den vorliegenden Akten auf Bl. 1. Ein Antrag der Beteiligten zu 1) auf Ausschlu&#223; des Besuchsrechts ist vom Amtsgericht Recklinghausen mit Beschlu&#223; vom 11.09.1978 (41 P 74/78) als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In dem vorliegenden Verfahren hat das Amtsgericht M&#252;nster in dem angefochtenen Beschlu&#223; gegen die Beteiligte zu 1) ein Zwangsgeld von 200,- DM verh&#228;ngt, weil sie die Besuchsregelung am 03.12.1978 verhindert habe, und hat den Antrag auf Zwangsgeldfestsetzung gegen den Beteiligten zu 2) zur&#252;ckgewiesen, weil es nach dem Sachvortrag nicht "klar" sei, f&#252;r welche Verst&#246;&#223;e ein Zwangsgeld festgesetzt werden solle, und weil etwaige Verst&#246;&#223;e des Beteiligten zu 2) nicht schwerwiegend seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist der Beteiligten zu 1) am 04.01.1979 zugestellt worden. Ihre Beschwerde ist am 18.01.1979 beim Amtsgericht M&#252;nster eingegangen, beim OLG Hamm allerdings erst am 08.02.1979. Mit Beschlu&#223; des Senats vom 16.01.1980 ist der Beteiligten zu 1) Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Vers&#228;umung der Beschwerdefrist gew&#228;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Beteiligten zu 1) ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die das Zwangsgeldverfahren nach &#167; 33 FGG abschlie&#223;ende Festsetzung des Zwangsgeldes oder seine Ablehnung stellt allerdings eine <u>Endentscheidung</u> im Sinne des &#167; 621 e Abs. 1 ZPO dar und ist nur mit der dort vorgesehenen befristeten Beschwerde, einzureichen beim OLG, innerhalb eines Monats seit Zustellung anfechtbar (&#167;&#167; 621 e Abs. 3, 516 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie mu&#223; - ebenfalls beim OLG - innerhalb der Monatsfrist des &#167; 519 Abs. 2 ZPO begr&#252;ndet werden. Die Einordnung dieser Zwangsgeldentscheidungen in die Regelung des &#167; 621 e ZPO gebietet der Umstand, da&#223; die Festsetzung des Zwangsgeldes oder die Ablehnung der Festsetzung das gesonderte Zwangsvollzugsverfahren des &#167; 33 FGG <u>abschlie&#223;t</u> (vgl. KG FamRZ 1978, S. 440 i.d.A. OLG M&#252;nchen FamRZ 1977, S. 824). Da&#223; im vorliegenden Verfahren Beschwerde und Beschwerdebegr&#252;ndung erst nach Ablauf der Monatsfrist beim OLG eingingen, gereicht der Beteiligten zu 1) indessen nicht zum Nachteil, weil sie <u>ohne ihr Verschulden</u> verhindert war, die Frist einzuhalten. Deshalb ist ihr auch Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gew&#228;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist auch begr&#252;ndet und f&#252;hrt zur Aufhebung der angefochtenen Entscheidung und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das <u>zust&#228;ndige</u> Amtsgericht - Familiengericht - Recklinghausen. Denn das Amtsgericht M&#252;nster war f&#252;r die getroffene Entscheidung <u>&#246;rtlich</u> nicht zust&#228;ndig, nachdem der Minderj&#228;hrige ... schon im Zeitpunkt des ersten Antrags auf Zwangsgeldfestsetzung im Amtsgerichtsbezirk Recklinghausen seinen Wohnsitz hatte. Die Frage der &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit ist im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit jederzeit von Amts wegen zu pr&#252;fen. Ihre Entscheidung h&#228;ngt allerdings davon ab, ob die Pr&#252;fung und Entscheidung &#252;ber die Festsetzung von Zwangsgeld zur Durchf&#252;hrung einer Verkehrsregelung (&#167; 1634 BGB) eine selbst&#228;ndige Verrichtung im Sinne von &#167; 43 FGG darstellt oder ob sie ein unselbst&#228;ndiger Bestandteil des gerichtlichen - hier vom Amtsgericht M&#252;nster durchgef&#252;hrten - Besuchsregelungsverfahrens ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung und Literatur werden dazu kontroverse Standpunkte vertreten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Senat folgt insoweit der Meinung des hiesigen 15. Senats (Beschlu&#223; vom 05.03.75, JR 1976, 69, mit abl. Anm. v. Bassenge), des OLG Frankfurt (OLGZ 74, 76) und des Kammergerichts (FamRZ 1978, 440) und nicht der des OLG K&#246;ln (FamRZ 1972, 518; zustimmend i.u. Keidel-Kuntze-Winkler EGG, 11. Aufl. &#167; 43 Anm. 2 a Fu&#223;note 3, Bumiller-Winkler, FGG, 2. Aufl., &#167; 33 Anm. 10 a).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Auch das Zwangsgeldverfahren zur Durchsetzung einer Besuchsregelung ist eine Familiensache im Sinne von &#167; 621 Abs. 1 Z. 2 ZPO. Wenn - wie hier - keine Ehesache anh&#228;ngig ist, richtet sich die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit nach den allgemeinen Vorschriften, gem&#228;&#223; &#167; 621 a Abs. 1 ZPO also nach dem Gesetz &#252;ber die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und dort nach &#167; 36 (ma&#223;gebend ist der Wohnsitz des M&#252;ndels, den dieser gem&#228;&#223; &#167; 11 BGB mit seinem gesetzlichen Vertreter teilt). Der Minderj&#228;hrige wohnte jedoch schon nicht mehr im Amtsgerichtsbezirk M&#252;nster, als das Zwangsgeldverfahren anh&#228;ngig wurde. Eine &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit des AG M&#252;nster k&#246;nnte also nur dann begr&#252;ndet sein, wenn man das Zwangsgeldverfahren als blo&#223;e unselbst&#228;ndige Fortsetzung der Gerichtlichen Besuchsregelung ansehen w&#252;rde (so das OLG K&#246;ln, a.a.O.). Dem kann indessen nicht zugestimmt werden. Das Zwangsgeldverfahren betrifft vielmehr eine <u>selbst&#228;ndige</u> Verrichtung des Familiengerichts im Sinne des &#167; 43 Abs. 1 FGG (da&#223; die Fassung dieser Vorschrift nur das Vormundschaftsgericht erw&#228;hnt, d&#252;rfte im Hinblick auf &#167; 621 a Abs. 1 ZPO, der auf die Vorschriften des FGG verweist, soweit sie nicht ausdr&#252;cklich durch Bestimmungen der ZPO ersetzt werden, nur ein redaktionelles Versehen sein). Denn gerade die vorliegende Sache macht deutlich, da&#223; es im Regelfall besonderer gerichtlicher Ermittlungen &#252;ber die behaupteten Verst&#246;&#223;e gegen die Besuchsregelung bedarf und diese Ermittlungen sachgerecht - unter Einschaltung des zust&#228;ndigen Jugendamtes - am besten am Wohnsitz des Minderj&#228;hrigen, wo das Besuchsrecht ausge&#252;bt wird, getroffen werden. Dem Gesichtspunkt der <u>Ortsn&#228;he</u> des zust&#228;ndigen Gerichts kommt deshalb eine entscheidende Bedeutung zu.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Stellt das Zwangsgeldverfahren aber eine selbst&#228;ndige Verrichtung dar, dann mu&#223; daf&#252;r auch die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit selbst&#228;ndig gepr&#252;ft werden, unabh&#228;ngig davon, welches Gericht die Besuchsregelung angeordnet hat. Zust&#228;ndig ist in diesem Fall das Amtsgericht Recklinghausen, weil ... in diesem Bezirk seinen Wohnsitz hat.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; war deshalb aufzuheben und die Sache zur erneuten Pr&#252;fung, auch der Bedenken aus dem Schriftsatz des Verfahrensbevollm&#228;chtigten vom 17.07.79 (Bl. 114 ff), an das Amtsgericht Recklinghausen zu verweisen, das schlie&#223;lich auch &#252;ber die Kosten der Beschwerdeinstanz zu befinden haben wird. Gerichtskosten des Beschwerdeverfahrens sind gem&#228;&#223; &#167; 8 GKG allerdings nicht zu erheben.</p>
315,963
olgk-1980-02-06-16-wx-880
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 8/80
1980-02-06T00:00:00
2019-03-13T15:18:48
2019-03-27T09:41:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1980:0206.16WX8.80.00
<h2>Tenor</h2> <p>ist das Amtsgericht (Vormundschaftsgericht) D&#252;ren &#246;rtlich zust&#228;ndig.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 17. Dezember 1979 beantragte der in E./O. wohnhafte L. G. beim Vormundschaftsgericht D&#252;ren, ihm die nach dem Gesetz zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge vom 18.7.1979 f&#252;r die weitere Unterbringung seines Sohnes H. in der Rheinischen Landesklinik Bedburg-Hau, Fachbereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, erforderliche vormundschaftsgerichtliche Genehmigung zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht D&#252;ren streitet mit dem f&#252;r Bedburg-Hau zust&#228;ndigen Amtsgericht Kleve &#252;ber die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die beantragte Ma&#223;nahme.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das angerufene Oberlandesgericht ist nach &#167; 5 Abs. 1 Satz 1 FGG zur Entscheidung des Zust&#228;ndigkeitsstreits berufen, weil das zu seinem Bezirk geh&#246;rende Amtsgericht</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">D&#252;ren zuerst mit der Sache befa&#223;t war.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es war auszusprechen, da&#223; das Vormundschaftsgericht D&#252;ren &#246;rtlich zust&#228;ndig ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Erteilung der vormundschaftsgerichtlichen Genehmigung richtet sich nach &#167;&#167; 43 Abs. 1, 36 Abs. 1 Satz 1 FGG. Danach kommt</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">es darauf an, wo das Kind seinen Wohnsitz hat. Nach &#167; 11 BGB teilt ein minderj&#228;hriges Kind den Wohnsitz der Eltern bzw. des Elternteils, der das Sorgerecht hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Anerkannt ist zwar, da&#223; durch Willensentscheidung der Eltern der Wohnsitz des Kindes am Ort des Elternhauses aufgehoben und an einem anderen Ort begr&#252;ndet werden kann, an dem sich das Kind aufh&#228;lt, ferner, da&#223; ein solcher Willensentschlu&#223; nicht ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt zu werden braucht, sondern sich aus den Umst&#228;nden</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">ergeben kann (vgl. BGHZ 7, 108). Man kann aber grunds&#228;tzlich Eltern eines minderj&#228;hrigen Kindes nicht die innere Willensrichtung unterstellen, selbst ein schwerwiegend oder voraussichtlich auf Dauer erkranktes Kind au&#223;erhalb des r&#228;umlichen Schwerpunkts ihres eigenen Lebens zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Insoweit spielen bereits die verm&#246;gensrechtlichen Beziehungen eine Rolle, die sich aus der gegen&#252;ber minderj&#228;hrigen Kindern gesteigerten Unterhaltspflicht der</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eltern und der Erbberechtigung des Kindes ergeben. Insbesondere sind aber bei jungen Menschen die famili&#228;ren Bindungen an das Elternhaus zu ber&#252;cksichtigen (vgl. BVerwG NJW 1968, 1059 hinsichtlich eines sich im Ausland aufhaltenden</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wehrpflichtigen).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die famili&#228;ren Bindungen zwischen Eltern und ihren minderj&#228;hrigen Kindern sind rechtlich gesehen in der Personensorge begr&#252;ndet. Die Personensorge stellt</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">nicht nur ein Recht und eine Pflicht der Eltern dar, sondern wird gegen&#252;ber minderj&#228;hrigen Kindern in aller Regel von dem Gef&#252;hl der Familienzusammengeh&#246;rigkeit</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">und anderen emotionalen Komponenten bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Eltern, die ein wegen geistiger oder psychischer Defekte station&#228;r untergebrachtes Kind in der Anstalt besuchen, haben nicht nur die M&#246;glichkeit, das physische</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wohlergehen des Kindes zu f&#246;rdern und zu &#252;berwachen und im Rahmen der Anstaltsordnung dem Pflegepersonal geeignete Hinweise zu geben, sondern auch dem Kind das Gef&#252;hl pers&#246;nlicher Zuwendung zu vermitteln oder dies zumindest zu versuchen. Man mu&#223; ferner davon ausgehen, da&#223; die Eltern eines solchen Kindes sich jedenfalls die M&#246;glichkeit offenhalten wollen, das Kind zeitweise - etwa zu Urlaubszeiten - oder sogar dauernd wieder nach Hause zu holen und pers&#246;nlich oder unter pers&#246;nlicher Aufsicht zu pflegen, mag diese M&#246;glichkeit auch noch von anderen Bedingungen abh&#228;ngen, etwa von einer Besserung des Zustands des Kindes aufgrund von verbesserten Behandlungsmethoden oder von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse der Eltern selbst.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ob diese Gesichtspunkte auch dann noch durchgreifen, wenn die Eltern eines erwachsenen M&#252;ndeIs zu dessen Vormund bestellt worden sind, kann hier dahingestellt bleiben. In diesem Zusammenhang ist jedoch darauf hinzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">da&#223; die Rechtssprechung bisher nur in solchen F&#228;llen, in denen die Eltern eines ohne Aussicht auf Entlassung untergebrachten e r w a c h s e n e n M&#252;ndels nicht mehr lebten oder nicht zum Vormund bestellt waren, einen Willen des Vormunds angenommen haben, den Wohnsitz des Kindes an dessen Unterbringungsort zu begr&#252;nden (OLG Rostock OLGE 33, 19 bei einem M&#252;ndeI, das vor der Einweisung nirgends festen Fu&#223; gefa&#223;t und ein unstetes Leben gef&#252;hrt hatte; OLG K&#246;ln JMBl. NRW 60, 131 f&#252;r den Fall, da&#223; nach dem Tode des letzten Elternteils keine pers&#246;nlichen und verm&#246;gensrechtlichen Beziehungen des M&#252;ndeIs mehr zum letzten Wohnort bestanden; OLG Karlsruhe Rpfl 1970, 202 bei einem M&#252;ndeI, dessen Mutter zwar noch lebte, das aber wegen nichtehelicher Geburt unter Amtsvormundschaft stand).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist das Vormundschaftsgericht D&#252;ren &#246;rtlich zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">K&#246;ln, den 6. Februar 1980</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Oberlandesgericht, 16. Zivilsenat</p>
315,964
olgham-1980-02-05-15-w-27779
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 277/79
1980-02-05T00:00:00
2019-03-13T15:18:52
2019-03-27T09:41:46
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0205.15W277.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben. Auf die sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 1) vom 12. August 1979 wird der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen-Steele vom 24. Juli 1979 aufgehoben.</p> <p>Die Beschl&#252;sse der Wohnungseigent&#252;mer der Wohnungseigentumsanlage ... und ... in ... vom 12. M&#228;rz 1979 zu den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c werden f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt.</p> <p>Die Gerichtskosten der Verfahren erster, zweiter und dritter Instanz werden den Beteiligten zu 2) bis 83) als Gesamtschuldnern auferlegt. Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet in den drei Instanzen nicht statt.</p> <p>Der Wert des Gegenstandes der zweiten - insoweit in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses - und dritten Instanz wird auf je 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) bis 83) sind Wohnungseigent&#252;mer innerhalb der aus mehreren Geb&#228;uden bestehenden Wohnungseigentumsanlage ... und ... in ... die von der Beteiligten zu 84) verwaltet wird.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">In einer Eigent&#252;merversammlung vom 12. M&#228;rz 1979 haben die anwesenden stimmberechtigten Wohnungseigent&#252;mer unter anderem beschlossen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">zu Punkt 4 a der Tagesordnung mit 54 Ja-Stimmen gegen 4 Nein-Stimmen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>"den Au&#223;enanstrich s&#228;mtlicher Fenster und Balkont&#252;ren sowie der Holzelemente in den Loggien einschlie&#223;lich Nacharbeiten der Kittfalze an den Innenseiten der Fenster und T&#252;rscheiben durchf&#252;hren zu lassen und gleichzeitig den Verwaltungsbeirat sowie die Wohnungseigent&#252;mer Hartwich, Nykamp und T&#252;llmann in Zusammenarbeit mit dem Verwalter zu erm&#228;chtigen, &#252;ber die endg&#252;ltige Auftragsvergabe bis 15. Mai 1979 zu entscheiden;"</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zu Punkt 4 b der Tagesordnung mit 54 Ja-Stimmen gegen 4 Nein-Stimmen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>"die Stahlgitter der Balkone auf dem Wege der Eigenhilfe zu streichen, wobei die Farbe von der Gemeinschaft zu Lasten der Instandhaltungsr&#252;cklage zur Verf&#252;gung gestellt werde und die Arbeiten bis zum 30. September 1979 auszuf&#252;hren seien;"</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zu Punkt 4 c der Tagesordnung mit 52 Ja-Stimmen gegen 6 Nein-Stimmen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>"den Anstrich der Balkonunterseiten sowie der Stirnseiten und Br&#252;stungen der Loggien (innen) auf dem Wege der Eigenhilfe zu erneuern, wobei die Farbe (Grundfarbe wei&#223;) von jedem Wohnungseigent&#252;mer selbst zu beschaffen sei"</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#167; 7 Abs. 1 der f&#252;r die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ma&#223;gebenden Teilungserkl&#228;rung vom 30. Mai 1974 bestimmt, da&#223; die Instandhaltung der zum gemeinschaftlichen Eigentum geh&#246;renden Teile des Geb&#228;udes einschlie&#223;lich der &#228;u&#223;eren Fenster und des Grundst&#252;cks der Gemeinschaft der Wohnungseigent&#252;mer obliegt; sie ist vom Verwalter zu veranlassen. Nach &#167; 5 Abs. 3 der Teilungserkl&#228;rung d&#252;rfen die Wohnungseigent&#252;mer die im gemeinschaftlichen Eigentum stehenden Teile des Geb&#228;udes nicht eigenm&#228;chtig ver&#228;ndern. Dies gilt auch f&#252;r den Au&#223;enanstrich des Geb&#228;udes, der Fenster, Roll&#228;den, Loggien- bzw. Balkonverkleidungen und der Wohnungsabschlu&#223;t&#252;ren. &#196;nderungen der &#228;u&#223;eren Gestalt oder des Anstriches der Geb&#228;ude bed&#252;rfen des Beschlusses der Wohnungseigent&#252;merversammlung mit einfacher Mehrheit.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 2. April 1979, das am 3. April 1979 beim Amtsgericht Essen-Steele eingegangen ist, hat der Beteiligte zu 1) beantragt, die Beschl&#252;sse der Eigent&#252;merversammlung vom 12. M&#228;rz 1979 zu den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren. Er hat zur Begr&#252;ndung seines Antrages vorgetragen, sowohl die Stahlgitter der Loggien als auch die Balkonunterseiten und -stirnseiten seien gemeinschaftliches Eigentum. Es sei eine angemessene Instandhaltungsr&#252;cklage zur Durchf&#252;hrung ordnungsgem&#228;&#223;er Instandhaltungsarbeiten am gemeinschaftlichen Eigentum vorhanden. Beschl&#252;sse, Instandhaltungsarbeiten in Eigenhilfe durchzuf&#252;hren, bed&#252;rften der Zustimmung alter 83 Wohnungseigent&#252;mer; ein Mehrheitsbeschlu&#223; gen&#252;ge nicht. Diejenigen Wohnungseigent&#252;mer, die derartige Selbst- oder Eigenhilfearbeiten nicht selbst durchf&#252;hren k&#246;nnten und Handwerker auf eigene Kosten beauftragen m&#252;&#223;ten, w&#252;rden mit h&#246;heren Kosten belastet als diejenigen, die die Eigenhilfearbeiten durchzuf&#252;hren imstande seien. Das Gleichheitsprinzip werde verletzt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Diesem Antrag sind verschiedene Wohnungseigent&#252;mer entgegengetreten. Sie haben im wesentlichen geltend gemacht: F&#252;r diese von jedem schnell und billig zu erledigende Versch&#246;nerungsarbeiten am Gemeinschaftseigentum bed&#252;rfe es lediglich eines Mehrheitsbeschlusses. Faktisch beinhalteten diese Arbeiten nichts anderes als die Instandhaltung des Sondereigentums, zu der der Eigent&#252;mer nach &#167; 7 Abs. 2 der Teilungserkl&#228;rung ohnehin verpflichtet sei. Wohnungseigent&#252;mer, die zur Selbsthilfe nicht imstande seien, w&#252;rden nicht st&#228;rker belastet als solche, die die angesprochenen Instandhaltungsarbeiten selbst ausf&#252;hren k&#246;nnten, da auch Selbsthilfearbeiten bewertbar seien. Der einzelne Wohnungseigent&#252;mer habe bei Bestellung eines Handwerkers in der Regel den gleichen Betrag f&#252;r die Arbeit zu entrichten wie im Falle der Vergabe durch den Verwalter. Indes w&#252;rden die Wohnungseigent&#252;mer, die gerne selbst diese Arbeit verrichteten, zumindest finanzielle entlastet. Au&#223;erdem habe eine Reihe von Wohnungseigent&#252;mern - berechtigt durch einen Eigent&#252;merbeschlu&#223; - auf eigene Kosten die Seiten- und Stirnfl&#228;chen der Loggien plattiert und damit der Gemeinschaft auf Jahre Unterhaltungsarbeiten erspart; solche Eigent&#252;mer k&#246;nnten billigerweise nicht mit Kosten f&#252;r Versch&#246;nerungsarbeiten an Loggien belastet werden, die nicht der eigenen Nutzung unterl&#228;gen. Andere h&#228;tten die teilweise vorhandenen Nischen auf den Loggien durch den Einbau eines Holzelementes mit T&#252;r geschlossen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung hat das Amtsgericht Essen-Steele durch Beschlu&#223; vom 24. Juli 1979 den Antrag des Beteiligten zu 1) auf Aufhebung der Eigent&#252;merbeschl&#252;sse vom 12. M&#228;rz 1979 zu den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 1) vom 12. August 1979 hat das Landgericht, nachdem der beauftragte Richter der Beschwerdekammer eine m&#252;ndliche Verhandlung vom 27. September 1979 durchgef&#252;hrt hatte, durch Beschlu&#223; vom 29. Oktober 1979 zur&#252;ckgewiesen. Gegen diese Entscheidung richtet sich die sofortige weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) vom 16. Oktober (richtig: November) 1979.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist statthaft, in rechter Form und Frist eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 43 Abs. 1 Nr. 4, 45 Abs. 1 WEG, 27, 29 FGG). Die Beschwerdebefugnis des Beteiligten zu 1) ergibt sich schon daraus, da&#223; seine sofortige erste Beschwerde erfolglos geblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die sofortige weitere Beschwerde ist auch begr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG). Sie f&#252;hrt zur Aufhebung der land- und amtsgerichtlichen Entscheidung und zur Ung&#252;ltigerkl&#228;rung des Beschlusses der Wohnungseigent&#252;mer vom 12. M&#228;rz 1979 zu den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c. Das Landgericht hat die Voraussetzungen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit eines Mehrheitsbeschlusses gem&#228;&#223; &#167; 21 Abs. 3 WEG verkannt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht zutreffend von einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde des Beteiligten zu 1) ausgegangen (&#167;&#167; 43 Abs. 1 Nr. 4, Abs. 4 Nr. 2, 45 Abs. 1 WEG, 19, 21 FGG). Weitere Erfordernisse - die in der Beschwerdeentscheidung nicht ausdr&#252;cklich er&#246;rtert worden sind - waren gleichfalls gegeben: Die Zul&#228;ssigkeit der gew&#228;hlten Verfahrensart folgt aus &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG, der Beschlu&#223;anfechtungsantrag ist innerhalb der Frist des &#167; 23 Abs. 4 Satz 2 WEG von einem antragsbefugtem Wohnungseigent&#252;mer gestellt; der Verpflichtung zur Zuziehung aller Verfahrensbeteiligten und zur m&#252;ndlichen Verhandlung mit dem Versuch einer Schlichtung (&#167;&#167; 43 Abs. 4 Nr. 2 und 44 Abs. 1 WEG) ist die Vorinstanz gerecht geworden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">In der Sache begegnet die Beschwerdeentscheidung jedoch durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Gegenstand des Verfahrens ist die Anfechtung der Beschl&#252;sse der Wohnungseigent&#252;mer vom 12. M&#228;rz 1979 zu den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c. Im Anfechtungsverfahren nach &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG hat das Gericht nicht nur die Art des Zustandekommens des Beschlusses zu pr&#252;fen, sondern auch die Fragen, ob er dem Gesetz, der Gemeinschaftsordnung oder einer Vereinbarung der Wohnungseigent&#252;mer sowie den Grunds&#228;tzen einer ordnungsgem&#228;&#223;en Verwaltung (&#167; 21 Abs. 2 WEG) entspricht (Beschlu&#223; des Senats vom 11. August 1970 - 15 W 232/69 - = OLGZ 1971, 101; Palandt/Bassenge, BGB, 39. Aufl., Anm. 1 d zu &#167; 43 WEG). Einen Anfechtungsgrund in diesem Sinne stellt es dar, wenn die Wohnungseigent&#252;mer einen Mehrheitsbeschlu&#223; &#252;ber eine Angelegenheit gefa&#223;t haben, welche einem solchen Beschlu&#223; nicht zug&#228;nglich war, sondern Einstimmigkeit erfordert h&#228;tte (BGH, NJW 1970, 1316; Palandt/Bassenge, Anm. 5 c bb zu &#167; 23 WEG). Die Zul&#228;ssigkeit eines Mehrheitsbeschlusses hat das Landgericht zu Unrecht bejaht.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Da nach &#167; 21 Abs. 1 WEG die Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums im Regelfall den Wohnungseigent&#252;mern gemeinschaftlich zusteht, k&#246;nnen grunds&#228;tzlich Verwaltungsma&#223;nahmen nur mit Zustimmung s&#228;mtlicher Wohnungseigent&#252;mer getroffen werden (Amtl. Begr&#252;ndung zum Entwurf eines WEG; BRatsDrucks. 75/51). Nach &#167; 21 Abs. 3 WEG k&#246;nnen jedoch die Wohnungseigent&#252;mer, soweit die Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums nicht durch Vereinbarung der Wohnungseigent&#252;mer geregelt ist, eine der Beschaffenheit des gemeinschaftlichen Eigentums entsprechende ordnungsgem&#228;&#223;e Verwaltung durch Stimmenmehrheit beschlie&#223;en. Der Mehrheitsbeschlu&#223; ist nur innerhalb bestimmter rechtlicher Schranken m&#246;glich. Er ist nur zul&#228;ssig &#252;ber Angelegenheiten im Sinne von &#167; 25 Abs. 1 WEG, also nicht &#252;ber solche, die Einstimmigkeit erfordern. Solche Grenzen sind die Erg&#228;nzung und Abweichung vom Gesetz (vgl. &#167; 10 Abs. 1 und 2 WEG), die Ab&#228;nderung von Vereinbarungen (soweit diese nicht selbst Mehrheitsbeschl&#252;sse zulassen), Verf&#252;gungshandlungen und bauliche Ver&#228;nderungen und Aufwendungen im Sinne von &#167; 22 WEG (Palandt/Bassenge, Anm. 3 zu &#167; 21 WEG; Soergel/Baur, BGB, 11. Aufl., Rz. 3 zu &#167; 21 WEG). Diese Grenzen sind durch die beiden Mehrheitsbeschl&#252;sse vom 12. M&#228;rz 1979 &#252;berschritten worden. Das Landgericht hat verkannt, da&#223; beide Beschl&#252;sse einen von den Vorschriften des Wohnungseigentumsgesetzes abweichenden Inhalt haben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223;inhalte waren hier das Streichen der Stahlgitter der Balkone sowie der Balkonunterseiten, ferner der Stirnseiten und Br&#252;stungen der Loggien (innen). Betroffen sind damit Gegenst&#228;nde des gemeinschaftlichen Eigentums, das im Miteigentum der Beteiligten zu 1) bis 83) steht. Als gemeinschaftliches Eigentum sind Abschlu&#223;gitter und Bodenplatten von Balkonen (BayObLGZ 1974, 269; Palandt/Bassenge, Anm. 4 b zu &#167; 1 WEG) ebenso anerkannt wie Au&#223;enseiten der Balkone und Balkonzwischenw&#228;nde (OLG Frankfurt, NJW 1975, 2297; Palandt/Bassenge, a.a.O.). Die ordnungsm&#228;&#223;ige Instandhaltung dieses gemeinschaftlichen Eigentums - dazu geh&#246;rt die Erneuerung des Anstrichs als Wiederherstellung des urspr&#252;nglichen Zustandes dieser Bauteile - geh&#246;rt als Gemeinschaftsaufgabe zu einer ordnungsm&#228;&#223;igen, dem Interesse der Gesamtheit der Wohnungseigent&#252;mer entsprechenden Verwaltung (&#167; 21 Abs. 5 Nr. 2 WEG) und ist daher von der Instandhaltung des Sondereigentums abzugrenzen, die dem einzelnen Wohnungseigent&#252;mer obliegt. F&#252;r Fragen der Instandhaltung und Instandsetzung im Rahmen der ordnungsm&#228;&#223;igen Verwaltung ist in erster Linie die Gemeinschaft der Wohnungseigent&#252;mer durch Beschlu&#223;fassung in der Versammlung zust&#228;ndig. Au&#223;erdem ist auch die Zust&#228;ndigkeit des Verwalters, der nach &#167; 20 Abs. 2 WEG zwingend zu bestellen ist, gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 1 Nr. 2 und Abs. 2 Nr. 2 WEG zu beachten. Danach geh&#246;rt es zu den Aufgaben und Befugnisses des Verwalters, die f&#252;r die ordnungsm&#228;&#223;ige Instandhaltung und Instandsetzung des gemeinschaftlichen Eigentums erforderlichen Ma&#223;nahmen zu treffen und die damit zusammenh&#228;ngenden Zahlungen und Leistungen zu bewirken und entgegenzunehmen. Diese selbst&#228;ndige Zust&#228;ndigkeit des Verwalters kann nach &#167; 27 Abs. 3 WEG durch Vereinbarung der Wohnungseigent&#252;mer nicht eingeschr&#228;nkt werden. Alle mit der ordnungsm&#228;&#223;igen Instandhaltung und Instandsetzung verbundenen Kosten sind Kosten der Verwaltung im Sinne des &#167; 16 Abs. 2 WEG. Nach dem Gesetz tragen die Wohnungseigent&#252;mer zu der gemeinschaftlichen Verwaltung durch anteilige Geldleistungen bei. Zur ordnungsm&#228;&#223;igen Verwaltung geh&#246;rt daher die Ansammlung einer angemessenen Instandhaltungsr&#252;ckstellung (&#167; 21 Abs. 5 Nr. 4 WEG), die als gemeinschaftliches Geld vom Verwalter zu verwalten ist (&#167; 27 Abs. 1 Nr. 4 WEG). Der Verwalter hat die ihm gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 2 WEG obliegenden Verwaltungsaufgaben nach Ma&#223;gabe des Wirtschaftsplans (vgl. &#167; 28 Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2 WEG) unter Verwendung der gemeinschaftlichen Mittel durchzuf&#252;hren. Die Instandhaltungsarbeiten sind nach dem Gesetz demnach aus der Instandhaltungsr&#252;cklage zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die beiden angefochtenen Mehrheitsbeschl&#252;sse weichen von dieser gesetzlichen Regelung ab. Sie verpflichten den einzelnen Wohnungseigent&#252;mer hinsichtlich der Instandhaltung gemeinschaftlichen Eigentums zu einer pers&#246;nlichen Dienstleistung gegen&#252;ber der Gemeinschaft, obwohl der Eigent&#252;merversammlung durch das Gesetz keine Befugnis dazu einger&#228;umt worden ist. Derartige Mehrheitsbeschl&#252;sse sind daher als inhaltlich unzul&#228;ssig anzusehen (KG, OLGZ 1978, 146 = Rpfleger 1978, 146 = WEM 1978, 54). Dieser Auffassung stimmt der Senat zu. Dabei macht es keinen Unterschied, ob diese pers&#246;nlichen Leistungen durch Eigenarbeit (pers&#246;nliche Vornahme der Anstriche) oder durch die Veranlassung von Drittleistungen (Beauftragung eines Handwerkers usw.) erbracht werden, was das Landgericht ebenfalls verkannt hat. Denn in beiden F&#228;llen wird der Wohnungseigent&#252;mer in bezug auf das gemeinschaftliche Eigentum zu einer pers&#246;nlichen T&#228;tigkeit angehalten, mag diese in der Vornahme des Anstrichs oder in der Beauftragung eines Dritten bestehen, obwohl er nach dem Gesetz auf die Kosten&#252;bernahme der durch die Organe der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft zu veranlassenden T&#228;tigkeit beschr&#228;nkt ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) betont mit Recht, da&#223; diese gesetzliche Regelung auch durchaus sinnvoll ist. Im Regelfall ist die Instandhaltung des gemeinschaftlichen Eigentums einheitlicher und wirtschaftlicher gew&#228;hrleistet, wenn sie zentral durchgef&#252;hrt und nicht den einzelnen Wohnungseigent&#252;mern &#252;berlassen wird. Auch m&#246;gen viele Erwerber von Wohnungseigentum gerade in der rechtlich so ausgestalteten Pflege des gemeinschaftlichen Eigentums einen Vorteil gegen&#252;ber dem Eigenheim sehen, weil sie sich dann nicht mehr - abgesehen von der Kosten&#252;bernahme und der Mitwirkung im Beschlu&#223;organ der Wohnungseigent&#252;mer Versammlung - um die Instandhaltung und Instandsetzung des Objekts pers&#246;nlich bem&#252;hen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die gesetzliche Regelung, da&#223; sich die Verpflichtung des Wohnungseigent&#252;mers im Hinblick auf die Instandhaltung und Instandsetzung des gemeinschaftlichen Eigentums auf die anteilige &#220;bernahme der. Kosten beschr&#228;nkt und nicht die Heranziehung zu pers&#246;nlichen Dienstleistungen beinhaltet, gilt nach der Auffassung des Kammergerichts (a.a.O.) dann nicht, wenn die Wohnungseigent&#252;mer eine Vereinbarung &#252;ber pers&#246;nliche Dienstleistungen getroffen haben oder wenn bei deren Fehlen im Einzelfall die Verpflichtung des einzelnen Eigent&#252;mers, sich zu pers&#246;nlichen Dienstleistungen heranziehen zu lassen, im Wege der Auslegung der Teilungserkl&#228;rung und der sonst bestehenden Vereinbarungen unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Verh&#228;ltnisse der Gemeinschaft und der &#246;rtlichen Gegebenheiten festgestellt werden kann. Auch diese Auffassung f&#252;hrt hier nicht zur Zul&#228;ssigkeit der beiden Mehrheitsbeschl&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Teilungserkl&#228;rung vom 30. Mai 1974 enth&#228;lt keine ausdr&#252;ckliche Befugnis der Eigent&#252;merversammlung, von den einzelnen Wohnungseigent&#252;mern t&#228;tige Mitarbeit bei der Instandhaltung des gemeinschaftlichen Eigentums allgemein oder in bezug auf bestimmte Teile verlangen zu k&#246;nnen. Die Erkl&#228;rung kn&#252;pft vielmehr an die gesetzliche Regelung an. Nach &#167; 4 der Teilungserkl&#228;rung bestimmt sich n&#228;mlich das Verh&#228;ltnis der Wohnungseigent&#252;mer untereinander nach den Vorschriften der &#167;&#167; 10 bis 29 WEG, soweit im folgenden nicht etwas anderes geregelt ist. Der Einsatz pers&#246;nlicher Dienstleistungen wird in den folgenden Bestimmungen nicht anerkannt. Nach &#167; 7 Abs. 1 der Teilungserkl&#228;rung obliegt im Gegenteil die Instandhaltung der zum gemeinschaftlichen Eigentum geh&#246;renden Teile des Geb&#228;udes einschlie&#223;lich der &#228;u&#223;eren Fenster und des Grundst&#252;cks der Gemeinschaft der Wohnungseigent&#252;mer und ist vom Verwalter zu veranlassen. &#167; 13 Nr. 1 Buchstabe e der Teilungserkl&#228;rung sieht vor, da&#223; die Wohnungseigent&#252;mer zur Ansammlung einer Instandhaltungsr&#252;ckstellung f&#252;r das gemeinschaftliche Eigentum verpflichtet sind und zu diesem Zweck einen j&#228;hrlichen Betrag nach &#167; 21 Abs. 5 Nr. 4 WEG zu entrichten haben, der sich nach der jeweiligen Wohnfl&#228;che errechnet. Mag auch die Teilungserkl&#228;rung bei der jeweiligen Erl&#228;uterung des Sondereigentums neben den anderen R&#228;umen die Loggien ausdr&#252;cklich nennen, so ist deshalb nicht die Instandhaltung angrenzender Teile des Gemeinschaftseigentums derjenigen des Sondereigentums zugeordnet, zumal auch andere R&#228;ume des Sondereigentums an Teile des Gemeinschaftseigentums grenzen, ohne da&#223; diese Teile durch den jeweiligen Wohnungseigent&#252;mer instandzuhalten w&#228;ren. Eine derartige Zuordnung w&#252;rde solche Teile im &#252;brigen ganz den Instandhaltungsbeschl&#252;ssen der Wohnungseigent&#252;mer entziehen. Sie fehlt auch in der Teilungserkl&#228;rung vom 30. Mai 1974, nach deren &#167; 5 Nr. 3 Satz 2 die Wohnungseigent&#252;mer den Au&#223;enanstrich des Geb&#228;udes, der Fenster, Roll&#228;den, Loggien- bzw. Balkonverkleidungen und der Wohnungsabschlu&#223;t&#252;ren nicht eigenm&#228;chtig ver&#228;ndern d&#252;rfen. Wenn nach &#167; 5 Nr. 3 Satz 3 der Teilungserkl&#228;rung &#196;nderungen der &#228;u&#223;eren Gestalt oder des Anstrichs der Geb&#228;ude nur des Beschlusses der Wohnungseigent&#252;merversammlung mit einfacher Mehrheit bed&#252;rfen, so ist damit erkennbar der Beschlu&#223; &#252;ber das Erfordernis der &#196;nderung - m&#246;glicherweise auch als eines &#252;ber die Instandhaltung und Instandsetzung hinausgehenden Eingriffs - gemeint. Einen anderen Beschlu&#223;gegenstand bildet demgegen&#252;ber die Art, in der die Instandhaltungsma&#223;nahme durchzuf&#252;hren ist, indem entweder (als gemeinschaftliche Verwaltung) der Verwalter unter Verwendung gemeinschaftlicher Mittel hierf&#252;r das Erforderliche veranla&#223;t oder aber (als Sonderverwaltung) die Wohnungseigent&#252;mer Teile des Gemeinschaftseigentums durch t&#228;tige Mithilfe instandsetzen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im Wege der Auslegung der Teilungserkl&#228;rung oder sonstiger Vereinbarungen in Verbindung mit besonderen Verh&#228;ltnissen der Gemeinschaft ergibt sich ebenfalls keine Zul&#228;ssigkeit des Mehrheitsbeschlusses. Es fehlen bereits Ankn&#252;pfungspunkte f&#252;r eine Auslegung. Die Versammlung der Wohnungseigent&#252;mer hat allerdings am 24. Juni 1976 unter Punkt 9 der Tagesordnung beschlossen, da&#223; die Kachelung der Loggien zu Lasten derjenigen Wohnungseigent&#252;mer, die dies w&#252;nschen, genehmigt werde. Aber dieser Beschlu&#223; hatte nur eine Gestattung und nicht eine Verpflichtung zur t&#228;tigen Mithilfe zum Inhalt. H&#228;tte er zu einer t&#228;tigen Mithilfe verpflichtet, dann w&#228;re er ebenfalls nicht aus einer Vereinbarung abzuleiten gewesen. Aus der Tatsache der unterbliebenen Anfechtung dieses nicht von allen Wohnungseigent&#252;mern gefa&#223;ten Beschlusses lie&#223;e sich nicht ableiten, da&#223; die Wohnungseigent&#252;mer dem Gesetz und der Teilungsvereinbarung zuwider in der Folgezeit zu Dienstleistungen zum Zwecke der Instandhaltung von Teilen des gemeinschaftlichen Eigentums herangezogen werden k&#246;nnen. Au&#223;erdem hat sich in der m&#252;ndlichen Verhandlung des Landgerichts herausgestellt, da&#223; die damals interessierten Wohnungseigent&#252;mer nicht entlastet werden sollten, soweit es um den Anstrich der &#252;brigen Loggien gehe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die &#246;rtlichen Gegebenheiten legen schlie&#223;lich auch nicht die Zul&#228;ssigkeit eines Mehrheitsbeschlusses nahe, der schon im Wege der Auslegung der Teilungserkl&#228;rung nicht entnommen werden k&#246;nnte. Es ist auch bei vergleichbaren gro&#223;en Mietwohnbl&#246;cken nicht &#252;blich, da&#223; die Mieter den Anstrich derartiger Geb&#228;udeteile &#252;bernehmen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts zur Begr&#252;ndung seiner Ansicht, da&#223; die angefochtenen Beschl&#252;sse einer ordnungsm&#228;&#223;igen Verwaltung entsprechen, die die Interessen der Gesamtheit der Wohnungseigent&#252;mer ber&#252;cksichtigt, treffen nicht die Rechtslage. Nach &#167; 21 Abs. 4 WEG kann zwar jeder Wohnungseigent&#252;mer eine dem Interesse der Gesamtheit der Wohnungseigent&#252;mer entsprechende Verwaltung nach billigem Ermessen verlangen, soweit Vereinbarungen oder Beschl&#252;sse nicht vorliegen. Dieses Verlangen hat aber dort Grenzen, wo das Gesetz eine bestimmte Verwaltung vorschreibt, das Verlangen von dieser gesetzlichen Regelung abweicht und auch nicht durch eine Vereinbarung der Wohnungseigent&#252;mer gedeckt wird.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da bereits die Unzul&#228;ssigkeit eines auf &#167; 21 Abs. 3 WEG beruhenden Mehrheitsbeschlusses aus der dem Gesetz fremden Befugnis der Eigent&#252;merversammlung folgt, den Wohnungseigent&#252;mern eine Verpflichtung zur t&#228;tigen Mithilfe aufzuerlegen, ist keine Stellungnahme zu der weiteren Frage erforderlich, ob selbst eine entsprechende Vereinbarung im Hinblick darauf, da&#223; die den Wohnungseigent&#252;mern gem&#228;&#223; &#167; 21 Abs. 1 WEG zustehende gemeinschaftliche Verwaltung durch die in &#167;&#167; 26-28 WEG geregelten Aufgaben des Verwalters eingeschr&#228;nkt ist, hingenommen werden k&#246;nnte. Das Kammergericht (a.a.O.) hat mit beachtlichen Erw&#228;gungen gemeint, das Gesetz begr&#252;nde f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Instandhaltungsma&#223;nahmen eine doppelte Zust&#228;ndigkeit, wenn es auch in ersten Linie die Aufgabe der Eigent&#252;mer sein m&#246;ge, &#252;ber die einzelnen Instandhaltungsma&#223;nahmen mehrheitlich zu beschlie&#223;en, und vornehmlich Sache des Verwalters, diese Beschl&#252;sse auszuf&#252;hren. Immerhin d&#252;rfte dies Auffassung an &#167; 27 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 3, Abs. 3 WEG zu messen sein (Palandt/Bassenge, Anm. 1 zu &#167; 21 WEG).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zusammenfassend fehlte der Wohnungseigent&#252;merversammlung vom 12. M&#228;rz 1979 mithin die Befugnis f&#252;r die beiden Mehrheitsbeschl&#252;sse. Die Versammlungsmehrheit durfte den einzelnen Wohnungseigent&#252;mern nicht in Form t&#228;tiger Mithilfe bei der Instandsetzung gemeinschaftlichen Eigentums mehr Pflichten auferlegen, als sie nach dem Gesetz und der Teilungsvereinbarung zu erf&#252;llen hatten. Dies entfernte sich vom Grundsatz der gemeinschaftlichen Verwaltung (&#167; 21 Abs. 1 WEG) in Richtung auf eine gesonderte Verwaltung der einzelnen Eigent&#252;mer in einem Teilbereich. Ob ein Mehrheitsbeschlu&#223; dahin rechtlich zul&#228;ssig gewesen w&#228;re, den einzelnen Wohnungseigent&#252;mer von der auf ihn entfallenden Umlage der Anstrichkosten zu befreien, wenn er selbst Pflegearbeiten in einem bestimmten Bereich gemeinschaftlichen Eigentums &#252;bernimmt, bedarf im Hinblick auf die vorliegenden Beschl&#252;sse keiner Entscheidung. Die beiden Mehrheitsbeschl&#252;sse sind daher f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren. Um diesen gestaltenden Anspruch herbeif&#252;hren zu k&#246;nnen, sind der angefochtene Beschlu&#223; auf die sofortige weitere und der Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 24. Juli 1979 auf die sofortige erste Beschwerde des Beteiligten zu 1) aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">3</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidungen folgen aus &#167; 47 Satz 1 und 2 WEG. Angesichts ihres Unterliegens entspricht es dem billigem Ermessen, die Gerichtskosten der drei Instanzen den Beteiligten zu 2) bis 83) als Gesamtschuldnern aufzuerlegen. Eine Erstattungsanordnung hinsichtlich au&#223;ergerichtlicher Kosten der Instanzen hat der Senat entsprechend dem Grundsatz, da&#223; jeder Beteiligte seine Kosten selbst zu tragen hat und eine Kostenerstattung nur ausnahmsweise bei besonderen Gr&#252;nden anzuordnen ist (vgl. Palandt/Bassenge, Anm. 2 b zu &#167; 47 WEG), nicht getroffen. Ein Ausnahmefall, der eine Erstattungsanordnung nahelegen w&#252;rde, liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung f&#252;r beide Beschwerdeinstanzen folgt aus &#167; 48 Abs. 2 WEG, wobei der Senat hinsichtlich der Festsetzung zweiter Instanz von der Ab&#228;nderungsbefugnis des &#167; 31 Abs. 1 Satz 2 KostO Gebrauch gemacht hat. Der hier ma&#223;gebliche Verfahrensgegenstand (Beschl&#252;sse &#252;ber Anstreicherarbeiten durch t&#228;tige Mithilfe) ist nur einer einheitlichen Betrachtung und Wertung zug&#228;nglich. Alle Wohnungseigent&#252;mer einschlie&#223;lich der Verwalterin konnten die beiden Beschl&#252;sse - mit Rechtskraftwirkung der Entscheidung f&#252;r und gegen alle Beteiligten (&#167; 45 Abs. 2 Satz 2 WEG) - gerichtlich &#252;berpr&#252;fen lassen (&#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG). Es ist daher nicht angebracht, die Gesch&#228;ftswerte nach dem Interesse der einzelnen Wohnungseigent&#252;mer aufzuspalten (BayOLG, Rpfleger 1979, 386;Palandt/Bassenge, Anm. 2 zu &#167; 48 WEG), wie es erkennbar das Landgericht getan hat. Da es sich hier um eine gr&#246;&#223;ere Wohnanlage mit 83 Eigentumswohnungen handelt und der Wert der nach den Tagesordnungspunkten 4 b und 4 c auszuf&#252;hrenden Arbeiten gem&#228;&#223; dem vom Beteiligten zu 1) vorgelegten Kostenangebot der Firma M&#252;ller etwa 25.000,- DM betragen soll, erscheint angesichts der Bedeutung der Angelegenheit ein Gesch&#228;ftswert von je 5.000,- DM f&#252;r beide Beschwerdeinstanzen angemessen.</p>
315,965
olgham-1980-02-04-2-ss-owi-275579
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2 Ss OWi 2755/79
1980-02-04T00:00:00
2019-03-13T15:18:53
2019-03-27T09:41:45
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0204.2SS.OWI2755.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>1) Die Rechtsbeschwerde wird zugelassen.</p> <p>2) Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht ... zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat gegen den Betroffenen wegen einer Zuwiderhandlung nach &#167;&#167; 37, 49 StVO eine Geldbu&#223;e von 150,- DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde r&#252;gt die Verletzung formellen Rechts. Sie beanstandet, da&#223; das Gericht nicht auf das Erscheinen des Verteidigers gewartet hat. Der Termin war auf 9.45 Uhr anberaumt. Als der Verteidiger, der von ausw&#228;rts anreisen mu&#223;te, um 9.55 Uhr erschien, war das Urteil bereits verk&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Rechtsbeschwerde gem&#228;&#223; &#167; 80 OWiG zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Verfahrensr&#252;ge greift durch.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In der Rechtsprechung ist eine Rechtspflicht des Gerichts, das Erscheinen des Verteidigers abzuwarten oder auch eine Hauptverhandlung wegen Ausbleibens des Verteidigers zu vertragen, in den F&#228;llen anerkannt worden, in denen rechtliche oder tats&#228;chliche Schwierigkeiten oder Besonderheiten in der Person des Betroffenen dies geboten erscheinen lie&#223;en, ferner ist auch darauf abgestellt worden, ob der Verteidiger sein Erscheinen oder eine unvorhergesehene Versp&#228;tung besonders angek&#252;ndigt hatte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen lagen hier, soweit ersichtlich, nicht vor. Der Senat hat jedoch bereits in einer Entscheidung vom 11.4.1978 (ver&#246;ffentlicht in JMBl. NRW 1978, Seite 168; VRS Band 55 Seite 368) ausgef&#252;hrt, da&#223; auch ohne jene Voraussetzungen ein Verfahrensfehler dann vorliegen k&#246;nne, wenn durch Verk&#252;ndung des Urteils einem Verteidiger schon bei einer Versp&#228;tung bis zu 15 Minuten die M&#246;glichkeit genommen werde, auf den Gang der Verhandlung und die Entscheidung des Gerichts Einflu&#223; zu nehmen. Der Sachverhalt, der der Senatsentscheidung vom 11.4.1978 zugrunde lag, n&#246;tigte nicht zu einer abschlie&#223;enden Entscheidung der Rechtsfrage, weil der Verteidiger noch vor der Urteilsverk&#252;ndung erschienen war. Im vorliegenden Fall ist die Rechtsfrage entscheidungserheblich. Der Sitzungsniederschrift kann auch nicht entnommen werden, da&#223; der Betroffene ausdr&#252;cklich befragt worden ist, ob und inwieweit er mit einer Verhandlung in Abwesenheit des Verteidigers einverstanden sei. Der Tatrichter hat eine solche Befragung auch weder beim Erscheinen des Verteidigers in der Hauptverhandlung noch in seinem. Schreiben an den Verteidiger vom 26.7.1979, das sich mit den Folgen der Versp&#228;tung des Verteidigers befa&#223;t, angef&#252;hrt. Der Senat kann daher davon ausgehen, da&#223; eine ausdr&#252;ckliche Befragung vers&#228;umt worden ist und der Betroffene sich auch nicht ausdr&#252;cklich damit einverstanden erkl&#228;rt hat, da&#223; die Verhandlung in Abwesenheit des Verteidigers begonnen und zu Ende gef&#252;hrt wurde. Dann liegt aber darin, da&#223; mit der Verk&#252;ndung des Urteils seit dem angesetzten Zeitpunkt der Hauptverhandlung nicht einmal 15 Minuten auf das Erscheinen des Verteidigers gewartet wurde, eine Verletzung der prozessualen F&#252;rsorgepflicht. Der Senat folgert dies, wie bereits in der Entscheidung vom 11.4.1978 angef&#252;hrt, aus dem Rechtsstaatsprinzip, dem daraus sich ergebenden Recht des Betroffenen auf ein faires Verfahren und der Erw&#228;gung, da&#223; eine Wartezeit bis zu 15 Minuten die Interessen anderer Verfahrensbeteiligter und Zeugen im anstehenden und in den anderen, sp&#228;ter angesetzten Verfahren nicht unangemessen beeintr&#228;chtigt. Wesentlich f&#252;r die geringe Bedeutung einer solchen Wartezeit erscheint dem. Senat dabei vor allem, da&#223; sie sich, auch wenn sie in mehreren Verfahren am selben Tage beachtet werden mu&#223;, nicht summiert. Demgegen&#252;ber k&#246;nnen sich unvermeidbare Terminsverschiebungen, die sich dadurch ergeben, da&#223; die Verhandlungsdauer nicht richtig eingesch&#228;tzt wurde, zumal wenn sie mehrfach auftreten, wesentlich schwerwiegender auswirken und m&#252;ssen gleichwohl von p&#252;nktlich erschienenen Betroffenen und Verteidigern hingenommen werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann nicht ausschlie&#223;en, da&#223; der Tatrichter zu einer anderen Entscheidung gekommen w&#228;re, wenn der Verteidiger in der Hauptverhandlung noch Gelegenheit zur Stellungnahme gehabt h&#228;tte. Deshalb n&#246;tigt der aufgezeigte Verfahrensfehler zur Aufhebung des Urteils mit den Feststellungen und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache.</p>
315,966
olgham-1980-01-29-1-uf-25079
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 UF 250/79
1980-01-29T00:00:00
2019-03-13T15:18:54
2019-03-27T09:41:45
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0129.1UF250.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Antragstellerin gegen das am 8. Mai 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts L&#252;bbecke wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Rechtsmittels.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Verbundurteil hat das Amtsgericht die am 11.04.1974 geschlossene Ehe der Parteien geschieden und die elterliche Gewalt &#252;ber das am ... geborene Kind ... dem Vater zugesprochen. Den Antrag der Mutter, den Vater zu Unterhaltsleistungen f&#252;r das Kind zu verurteilen, hat es abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung der Antragstellerin. Sie verlangt die &#220;bertragung der elterlichen Sorge auf sich und verfolgt den Unterhaltsanspruch des Kindes in H&#246;he von 140,- DM monatlich gegen den Antragsgegner weiter.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist ... Jahre alt, der Antragsgegner ... Jahre. Der Mann ist Malergeselle, die Frau nach einer abgebrochenen Lehre Taxifahrerin. Nach der Heirat wohnten die Parteien zun&#228;chst bei den Eltern des Antragsgegners. Nach einigen Jahren bezogen sie eine eigene Wohnung. Am 18.04.1978 zog die Antragstellerin unter Zur&#252;cklassung des Kindes aus. Der Antragsgegner kehrte daraufhin mit ... in die Wohnung seiner Eltern zur&#252;ck. Diese betreuen seither das Kind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der Trennung hat die Antragstellerin vorgetragen, der Antragsgegner habe im &#220;berma&#223; dem Alkohol zugesprochen. Dieser bestreitet das und f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung der Trennung an, die Antragstellerin habe um jeder. Preis frei sein wollen. Im Scheidungsantrag vom 25.01.1979 schlug die Antragstellerin vor, die elterliche Gewalt dem Antragsgegner zu &#252;bertragen wurde vorher schon eine Korrespondenz gef&#252;hrt. Im Rahmen derselben erkl&#228;rte sie sich bereit, das Kind dem Mann zu &#252;berlassen, wenn er sie von Unterhaltsanspr&#252;chen des Kindes freistelle. Mit Schriftsatz vom 06.03.1979 lehnte der Mann diesen Wunsch ab. Und verlangte mit Schriftsatz vom 28.03.1979 205,- DM monatlich Unterhalt f&#252;r das Kind. Mit Schriftsatz vom 05.04.1979 begehrte die Antragstellerin, die seit M&#228;rz 1979 ganzt&#228;gig als Taxifahrerin arbeitet, die elterliche Sorge nunmehr f&#252;r sich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In einem Verfahren nach &#167; 1672 BGB wurde die elterliche Gewalt durch Beschlu&#223; vom 19.09.1978 dem Vater &#252;bertragen. Das Kind wird seither weitgehend von den Gro&#223;eltern, insbesondere der Gro&#223;mutter, betreut. Diese ist ... Jahre alt und dazu in der Lage. Die Mutter besucht das Kind und hatte es auch in den Ferien bei sich.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin verweist zur Begr&#252;ndung ihres Antrages auf &#220;bertragung der elterlichen Sorge insbesondere darauf hin, die Verh&#228;ltnisse h&#228;tten sich gegen&#252;ber 1978 erheblich ge&#228;ndert. Sie sei reifer geworden. Sie habe inzwischen den Zeugen Kaschube kennengelernt, den sie heiraten wolle. Man werde eine Wohnung im Hause ihrer k&#252;nftigen Schwiegereltern beziehen. Dort stehe ein ger&#228;umiges Kinderzimmer f&#252;r das Kind zur Verf&#252;gung. Im Falle der &#220;bertragung der elterlichen Sorge werde sie ihre Berufst&#228;tigkeit aufgeben. Herr ... sei Fahrer eines Krankenwagens im &#246;ffentlichen Dienst und allein zur Bestreitung des Lebensunterhalts aus seinem Verdienst in der Lage. Sie verf&#252;ge &#252;ber die besseren emotionalen Beziehungen zu dem Kind. Auch Herr ... verstehe sich gut mit ihm.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner verweist darauf, da&#223; auch er wieder heiraten wolle, und zwar die ... j&#228;hrige Verwaltungsangestellte .... Des Kind sei schon w&#228;hrend der Ehe oft bei seiner Eltern gewesen und f&#252;hle sich dort wohl. Nach dem st&#228;ndigen Aufenthaltswechseln brauche es Geborgenheit und die bisherige Umwelt. Er selbst und seine Freundin befa&#223;ten sich insbesondere an den Wochenenden mit dem Kind. Er habe inzwischen die Arbeitsstelle gewechselt, um nicht mehr soviel &#220;berstunden leisten zu m&#252;ssen und f&#252;r das Kind bereits in den sp&#228;ten Nachmittagsstunden zur Verf&#252;gung zu stehen. Die Antragstellerin komme f&#252;r die &#220;bertragung der elterlichen Sorge nicht in Frage. Sie sei w&#228;hrend der Ehe weggelaufen und habe das Kind ihm &#220;berlassen. Nur weil er sie nicht von den Unterhaltsanspr&#252;chen freigestellt habe, fordere sie nun die elterliche Gewalt f&#252;r sich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat ein Gutachten der Dipl-Psychologin ... eingeholt. Auf das Gutachten vom 24.09.1979 Bl. 103 ff. d.A. wird Bezug genommen. Au&#223;erdem sind im Termin vom 22.01.1980 au&#223;er den Parteien die Zeugen ... und Fr&#228;ulein ... vernommen worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... Jahre alt, wohnhaft in ... nach Belehrung aussagebereit, hat bekundet, ... sei im kommenden M&#228;rz 2 Jahre bei ihr. Das Kind sei mit nur wenig Kleidung angekommen. Es sei von dem Sohn gebracht worden, weil die Mutter habe ausziehen wollen. Im April sei dies dann auch geschehen. Im Mai 1978 habe sie bei ihr angerufen und sich nach dem Kind erkundigt. Sie - die Zeugin - habe gefragt, ob sie mit dem Kind nicht zu ihren Eltern ziehen wolle, dann habe sie doch das Kind bei sich. Darauf habe die Antragstellerin erwidert, sie wolle mit dem Kind nichts zu tun haben, sie wolle frei sein. Sie - die Zeugin - sei zur weiteren Versorgung des Kindes bereit. Der Antragsgegner k&#252;mmere sich um das Kind, wenn er von der Arbeit komme.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Zeuge ... Jahre alt aus Espelkamp, hat ausgesagt, er kenne die Antragstellerin seit etwa 1 1/2 Jahren. Er wolle sie heiraten. Hier&#252;ber sei man sich seit gut einem Jahr, also etwas vor Weihnachten 1978 einig geworden. Er habe ein gutes Verh&#228;ltnis zu ... derzeit verdiene er zwischen 1.400 und 1.600,- DM. Eine Wohnung im Haus seiner Eltern stehe zur Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin ... Jahre alt aus ... hat bekundet, sie kenne den Antragsgegner seit etwa 1 1/2 Jahren. Man wolle in 1 bis 2 Jahren heiraten. Vorerst wolle sie berufst&#228;tig bleiben. Sie habe ein gutes Verh&#228;ltnis zu dem Kind und sei zusammen mit dem Antragsgegner jedes Wochenende mit dem Kind zusammen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Sachverst&#228;ndige ... hat ihr Gutachten erl&#228;utert. U.a. hat sie ausgef&#252;hrt, es basiere darauf, da&#223; die Angaben der Mutter &#252;ber ihre zuk&#252;nftigen Pl&#228;ne bez&#252;glich Heirat und Berufsaufgabe stimmten. Besonders &#252;berzeugend habe die &#220;bergabeszene auf sie gewirkt. Das Kind habe sich nach dem Verlassen von Gro&#223;mutter und Vater sofort der Mutter zugewandt und alles Vorherige sei vergessen gewesen. Es habe die Mutter voll in Beschlag genommen und offensichtlich gute emotionale Beziehungen zu ihr. Der Grund f&#252;r die &#196;nderung des an sich zufriedenstellenden gegenw&#228;rtigen Zustandes sei der Erziehungsstil der Gro&#223;eltern. Es werde dort zu sehr auf das Kind eingegangen. Es werde zu wichtig genommen, man sei insgesamt, wie bei einer Gro&#223;muttererziehung &#252;blich, zu nachsichtig. Das Kind habe zum Vater nicht so enge Beziehungen wie zur Mutter, wohl aber zur Gro&#223;mutter und zum Gro&#223;vater. Ein Abbruch der Beziehungen zu diesen m&#252;sse nicht durch den Umzug zur Mutter herbeigef&#252;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die elterliche Sorge f&#252;r das Kind ist nach zutreffender Auffassung des Amtsgerichts dem Vater zu &#252;bertreten. Diese Regelung entspricht im Sinne des &#167; 1671 II BGB n.F. dem Kindeswohl an besten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Kindeswohl gebietet die &#220;bertragung des Sorgerechts auf derjenigen Elternteil, bei dem das Kind infolge der dort gegebenen M&#246;glichkeiten der pers&#246;nlicher. Betreuung, der erzieherischer.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">F&#228;higkeiten sowie sonstiger &#228;u&#223;erer, seelischer und geistiger Gegebenheiten am besten gef&#246;rdert werden kann, nach M&#246;glichkeit unter Ber&#252;cksichtigung bestehender Bindungen (&#167; 1671 II BGB n.F.), des Kindeswillen (&#167; 1671 III n.F.) und insbesondere unter Wahrung der Einheitlichkeit und Gleichf&#246;rmigkeit der Erziehung (Kontinuit&#228;tsgrundsatz). Liegen diese Voraussetzungen, was h&#228;ufig der Fall ist, nicht s&#228;mtlich in der Person eines Elternteils vor, so sind bei beiden vorhandene F&#228;higkeiten und Gegebenheiten gegeneinander abzuw&#228;gen und der Regelung der Vorzug zu geben, bei der das Kindeswohl am ehesten gewahrt erscheint. Eine optimale L&#246;sung wird sich dabei kaum finden lassen, weil die mit der Trennung der Eltern verbundenen Umw&#228;lzung das Kind in den meisten F&#228;llen in eine Krise st&#252;rzen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend, ist festzustellen, da&#223; ... seit nahezu 2 Jahren beim Vater lebt und dort im Haushalt von dessen Eltern aufw&#228;chst. Demzufolge sind, da der Vater sich bisher w&#228;hrend der Woche wegen seiner Berufst&#228;tigkeit kaum dem Kinde widmen k&#246;nnte, die Gro&#223;eltern, und zwar besonders die Gro&#223;mutter, zentrale Bezugspersonen des Kindes. Die emotionalen Beziehungen des Vaters treten demgegen&#252;ber in den Hintergrund.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist mit der Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Psych. ... der Ansicht, da&#223; der gegenw&#228;rtige Zustand des Kindes, was die Versorgung, aber auch geistige und seelische Betreuung und F&#246;rderung betrifft, zufriedenstellend ist. Die Sachverst&#228;ndige w&#252;nscht gleichwohl, diesen Zustand zu ver&#228;ndern. Sie f&#252;rchtet, da&#223; das Kind auf Dauer durch die sog. Gro&#223;mutter-Erziehung leidet. Der Erziehungsstil eines altersm&#228;&#223;ig zwei Generationen weiteren Menschen wird - insoweit stimmt der Senat der Sachverst&#228;ndigen zu - im allgemeinen durch zu gro&#223;e Nachsichtigkeit, Besorgtheit und durch allzu gro&#223;es Eingehen auf das Kind gekennzeichnet, mit den Folgen der sog. over protection. Bei Vorhanden sein einer besseren Alternative wird daher einer Regelung, die zu einer Erziehung des Kindes durch, die Gro&#223;eltern f&#252;hrt, nicht der Vorzug zu geben sein.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Eine bessere Alternative steht hier jedoch zumindest gegenw&#228;rtig nicht zur Verf&#252;gung. Es mag zutreffen, da&#223; der Vater die M&#246;glichkeiten, starke emotionale Bindungen zu dem bei ihm befindlichen Kind aufzubauen, nicht genutzt hat oder nicht nutzen konnte. Auf diese Weise mag die Mutter darin sogar einen Vorsprung vor ihm erlangt haben. Bei Erteilung der elterlichen Sorge an den Vater bleiben jedoch die aufgezeigten starken Beziehungen des Kindes zu den Gro&#223;eltern, besonders der Gro&#223;mutter, erhalten. Auch derartige Bindungen sind, wie aus &#167; 1671 II BGB n.F. folgt, bei der Entscheidung zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt nicht die Ansicht der Sachverst&#228;ndigen, da&#223; bei &#252;berwechseln des Kindes zur Mutter kein Abbruch der Bindungen an die Gro&#223;eltern zu bef&#252;rchten w&#228;re. Abgesehen davon, da&#223; der. Gro&#223;eltern schon aus Rechtsgr&#252;nden ein Umgangsrecht gem. &#167; 1634 BGB nicht zusteht, bilden den Lebensmittelpunkt des Kindes die neuen Betreuungspersonen. Diejenigen, die dort keinen Platz haben, treten erfahrungsgem&#228;&#223; in den Hintergrund. Dies entspricht auch der gesetzlich vorgesehenen Regelung. Die elterliche Sorge kann, wie &#167; 1671 IV Satz 1 BGB n.F. ausdr&#252;cklich bestimmt, nur <u>einem</u> Elternteil zustehen. Zu ihm soll das Kind seine zentrale Bindungen entwickeln. Dem Nichtsorgeberechtigten verbleibt lediglich ein Umgangsrecht. Dies ist nach herrschender Ansicht in Rechtsprechung und Literatur darauf beschr&#228;nkt, sich von der Entwicklung des Kindes zu &#252;berzeugen und die verwandtschaftlichen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Der oft - auch von psychologischen Sachverst&#228;ndigen - praktizierte Kompromi&#223; eines ausgedehnten Besuchsrechts - in der Hoffnung, bestehende Bindungen nicht zum Erliegen kommen zu lassen, f&#252;hrt erfahrungsgem&#228;&#223; h&#228;ufig zur Verunsicherung des Kindes. Dies wei&#223; am Ende gar nicht mehr, wo es hingeh&#246;rt. Nur zu h&#228;ufig ger&#228;t es dabei noch zwischen die Fronten nachehelicher Konflikte der Eltern. Im Ergebnis worden daher bestehende Bindungen an den einen Elternteil durch die &#220;bertragung des Sorgerechts auf den anderen weitgehend beeintr&#228;chtigt oder abgebrochen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Den hiernach bei &#220;bertragung der elterlichen Sorge auf die Mutter unvermeidbar erscheinenden weitgehenden Abbruch der Bindungen zur Gro&#223;mutter h&#228;lt der Senat zum gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt entgegen der Ansicht der Sachverst&#228;ndigen nicht f&#252;r vertretbar, ... hat in den ersten 4 Jahren seines Lebens einen &#252;berdurchschnittlich gro&#223;en Wechsel seiner Umwelt und seiner Bezugspersonen hinnehmen m&#252;ssen. So hat er die ersten Jahre mit seinen Eltern im Hause der Gro&#223;eltern gelebt und wurde dort in erheblichem Ma&#223;e von der Gro&#223;mutter mitbetreut. Im Jahre 1977 bezogen die Eheleute eine eigene Wohnung, was zur erheblichen Einschr&#228;nkung der Beziehungen zur bisherigen Betreuungsperson f&#252;hrte. Im Jahre 1978 dann erfolgte der erneute Wechsel zur Gro&#223;mutter unter Einschr&#228;nkung der Beziehungen zur Mutter. Es kann kein Zweifel bestehen, da&#223; diese h&#228;ufigen Ver&#228;nderungen eine wesentliche Ursache f&#252;r die von der Gro&#223;mutter geschilderten Verhaltensauff&#228;lligkeiten des Kindes wie Stottern und n&#228;chtliche Angstgef&#252;hle sind. Derartige Auff&#228;lligkeiten sind nach Eingew&#246;hnung in den Haushalt der Gro&#223;eltern immer seltener geworden und treten jetzt erst offenbar wieder auf, nachdem die Sorgerechtsentscheidung akut wird. Ein erneuter Wechsel zum gegenw&#228;rtigen Zeitpunkt f&#252;hrt zu neuerlicher Verunsicherung und Beunruhigung des Kindes. Es mag zutreffen, da&#223; ... obwohl er die Mutter nur zweimal im Monat sieht, recht guten Kontakt zu ihr hat. Dieser Umstand gebietet aber derzeit nicht den Abbruch der Bindungen von mindestens gleich starker Qualit&#228;t zur Gro&#223;mutter. Die Wichtigkeit der Aufrechterhaltung gerade der Beziehungen zur Betreuungsperson wird in neuerer Zeit in besonderem Ma&#223;e im Rahmen der Problematik der sog. faktischen Elternschaft herausgestellt (vgl. Hassenstein: Faktische Elternschaft, Sonderdruck aus Jahrgang 2, 1977, Familiendynamik, interdisziplin&#228;re Zeitung f&#252;r Praxis und Forschung, mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Gutachterin ber&#252;cksichtigt nach Auffassung des Senats au&#223;erdem zu wenig den Wechsel des sozialen Umfelds, den die &#196;nderung des gegenw&#228;rtigen Zustandes mit sich bringen w&#252;rde. Es ist aber allgemein anerkannt, da&#223; gerade bis zum 6. oder 7. Lebensjahr, worauf die Kinder&#228;rztin ... in ihrer Stellungnahme von 01.12.1979 zu Recht hinweist, nicht die zentrale Bezugspersonen und obendrein das gesamte soziale Umfeld zu h&#228;ufig wechseln sollte. Das gilt gerade bei diesem in der Vergangenheit bereits gesch&#228;digten Jungen. Die aufgezeigten Probleme einer Gro&#223;muttererziehung stehen derzeit nicht in einer Weise im Vordergrund, da&#223; sie einen solchen einschneidenden Wechsel erforderlich machten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hinzukommt, da&#223; die Argumente zugunsten der Mutter weitgehend auf Erwartungen bez&#252;glich ihres k&#252;nftigen Verhaltens beruhen. Sie hat, wenn auch im Rahmen einer Ehekrise, das Kind bereits einmal im Stich gelassen. Noch Anfang 1979 hat sie erkl&#228;rt, auf das Kind bei Freistellung von den Unterhaltsleistungen verzichten zu wollen, obwohl sie und der Zeuge ... bereits damals eine Eheschlie&#223;ung beabsichtigten. Erst unmittelbar nach Aufforderung zur Unterhaltszahlung hat sie Anspruch auf die elterliche Sorge erhoben. Heute f&#252;hrt sie an, sie habe sich ge&#228;ndert und sei reifer geworden. Ob dies alles zutrifft, ist ungewi&#223;. Das gilt insbesondere auch bez&#252;glich der von ihr behaupteten Absicht, ihre Berufst&#228;tigkeit aufzugeben. Dieser Umstand ist aber f&#252;r die Zuerkennung des Sorgerechts von grundlegender Bedeutung, weil das Kind sonst nur von einer Gro&#223;muttererziehung zur anderen &#252;berwechselt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Sofern sich die Verh&#228;ltnisse auf seiten der Mutter in Zukunft stabilisieren und andererseits das Kind nicht demn&#228;chst in eine zu gr&#252;ndende Familie des Vaters integriert wird, mu&#223; allerdings die Sorgerechtsentscheidung etwa um die Zeit der Schuleinf&#252;hrung des Kindes &#252;berpr&#252;ft werden. Bis dahin hat es jedoch beim Gegenw&#228;rtigen Zustand zu verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der von der Antragstellerin geltend gemachte Unterhaltsanspruch des Kindes ist gleichfalls zur&#252;ckzuweisen, da ihr gem. 1623 BGB die Befugnis zur Geltendmachung fehlt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 97 ZPO, 131 KO, 13 a FGG.</p>
315,967
olgk-1980-01-22-4-uf-16079
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 160/79
1980-01-22T00:00:00
2019-03-13T15:18:55
2019-03-27T09:41:45
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1980:0122.4UF160.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil des Amtsgerichts Bonn vom 10. Juli 1979 wird hinsichtlich des Ausspruchs &#252;ber den Versorgungsausgleich zu Ziff. 3 teilweise abge&#228;ndert und insoweit wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>3. Zu Lasten der Anspr&#252;che des Antragstellers gegen&#252;ber der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes - Pensionsfestsetzungs- und Regelungsbeh&#246;rde des Bundesministers f&#252;r Verkehr bei der Wasser- und Schiffahrtsdirektion West - werden auf das gem&#228;&#223; Ziff. 2 f&#252;r die Antragsgegnerin bei der Bundesversicherungsanstalt zu errichtende Konto Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich</p> <p>1068,60 DM - bezogen auf den 30.6.1977 - begr&#252;ndet.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens fallen dem Antragsteller zur Last.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>G r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, die 1908 und 1907 geboren sind, haben am 1.4.1933 geheiratet. Aus der Ehe ist eine, 1934 geborene, Tochter hervorgegangen. Die Antragsgegnerin war</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">in der Ehezeit nicht berufst&#228;tig. Seit 1960 leben die Parteien getrennt. 1961 heiratete die gemeinsame Tochter. Der Antragsteller zahlte der Antragsgegnerin regelm&#228;&#223;ig</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unterhalt. Er forderte von dieser niemals die Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit. 1971 reichte der Antragsteller die Scheidungsklage ein, die durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Oberlandesgerichts K&#246;ln vom 190.3.1973 (7 U 106/72) abgewiesen wurde, weil die Antragsgegnerin einer Ehescheidung widersprochen hatte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch das teilweise angefochtene Ehescheidungsverbundurteil des Amtsgerichts Bonn ist nunmehr die Ehe der Parteien geschieden und in Ziff. 2) und 3) des Urteils der</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Versorgungsausgleich angeordnet worden. Der Antragsteller bezieht eine Rente von der BfA, auf die er in der Ehezeit - zuletzt durch milit&#228;rischen Dienst im 2. Weltkrieg - Rentenanwartschaften in H&#246;he von monatlich 397,90 DM erworben hat. Weiterhin erh&#228;lt er von der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes eine Pension, deren Versorgungsanwartschaften in H&#246;he von 3082,48 DM er alle in der Ehezeit erworben hat. Davon wurden in der Zeit der Trennung der Parteien 945,29 DM monatlich erworben. Insoweit wird auf die Ausk&#252;nfte der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes vom 15.8.1978 und 5.2.1979 Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In erster Instanz wurde ein Antrag des Antragstellers, den Ausgleichsanspruch der Antragsgegnerin nach Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 1 1. Eherechtsgesetz herabzusetzen, nur angek&#252;ndigt. Das Amtsgericht hat daher mit dem insoweit angefochtenen Ehescheidungsverbundurteil gem&#228;&#223; &#167; 1587b Abs. 1 und Abs. 2 BGB die H&#228;lfte der oben genannten in der Ehezeit erworbenen Renten- und Versorgungsanwartschaften auf die Antragsgegnerin &#252;bertragen bzw. in dieser H&#246;he f&#252;r sie Rentenanwartschaften begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dagegen wendet der Antragsteller sich mit seiner Beschwerde, mit der er in erster Linie die Herabsetzung der auf die Trennungszeit entfallenden Anwartschaften um die H&#228;lfte</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 1. Eherechtsgesetz begehrt. Nur hilfsweise r&#252;gt er die Verfassungswidrigkeit der Anwendung der Regeln &#252;ber den Versorgungsausgleich auf diesen Fall.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in der Beschwerdeinstanz im einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat mit dem Hauptbegehren Erfolg. Es ist hier gerechtfertigt, den Ausgleichsanspruch der Antragsgegnerin gem&#228;&#223; Art. 12 Nr. 3 Satz 3 1. Eherechtsgesetz</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">um die H&#228;lfte des auf die Trennungszeit entfallenden gesetzlichen Anspruchs herabzusetzen. Damit stellte sich f&#252;r den Senat nicht die Rechtsfrage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">der Anwendung der Regeln &#252;ber den Versorgungsausgleich auf diesen besonderen Fall. Es liegt n&#228;mlich mit dem Hauptantrag eine auch in diesem FGG-Verfahren zul&#228;ssige und wirksame Rechtsmittelbeschr&#228;nkung vor.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller konnte den gem&#228;&#223; Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 1. Eherechtsgesetz erforderlichen Antrag als Proze&#223;handlung auch noch in der Berufungsinstanz stellen (vgl. die Entscheidung des Senats in NJW 79, 111).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auf diese Entscheidung sowie auf die Entscheidungen des BGH, BGHZ 74, 38; NJW 1980, 47, wird auch Bezug genommen zur Bejahung der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der hier anzuwendenden &#220;bergangsregelung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Bestimmung greift hier auch ein, weil die Ehe der Parteien trotz deren langj&#228;hrigen Getrenntlebens allein wegen des Widerspruchs der Antragsgegnerin nach</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">&#167; 48 Abs. 2 EkheG nicht geschieden werden durfte. Diese Rechtslage steht durch das rechtskr&#228;ftige Urteil des Oberlandesgerichts K&#246;ln zwischen den Parteien fest.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die uneingeschr&#228;nkte Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs w&#252;rde f&#252;r den Antragsteller auch unter Ber&#252;cksichtigung der Interessen der Antragsgegnerin grob unbillig</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">sein.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Unbilligkeit f&#252;r den Antragsteller ergibt sich allein schon aus folgenden Erw&#228;gungen:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Versorgungsausgleich findet seine Rechtfertigung nur in der ehelichen Lebensgemeinschaft, die auch eine Versorgungsgemeinschaft ist und beiden Ehegatten ein gemeinsames Versorgungsschicksal gibt, solange die eheliche Lebensgemeinschaft nicht endg&#252;ltig aufgehoben ist, und auch der alleinverdienende Ehegatte davon ausgeht, da&#223; der andere, den Haushalt f&#252;hrende Partner im Alter von seinen st&#228;ndig zunehmenden Versorgungsanwartschaften mitleben wird. Dieses Versorgungsschicksal der Ehegatten trennt sich aber mit der Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">(BGHZ 74 aaO). Dies geschah hier fast 20 Jahre vor der Scheidung. Eine vom Prinzip des Versorgungsausgleichs her zu rechtfertigende Grundlage f&#252;r den Einbezug dieser Trennungszeit in die Versorgungsausgleichsregelung fehlt. Wenn der Gesetzgeber keine ausdr&#252;ckliche Herausnahme der in der Trennungszeit erworbenen Versorgungsanwartschaften aus dem Versorgungsausgleich vorgesehen hat, so geschah dies aus Zweckm&#228;&#223;igkeits&#252;berlegungen, um der Gefahr von Manipulationen vorzubeugen (BGH FamRZ 80, 29, 36). Au&#223;erdem kann nach- neuem Recht (wenn nicht</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">die H&#228;rteklausel des &#167; 1568 eingreift) sp&#228;testens nach dreij&#228;hrigem Getrenntleben die Ehescheidung erreicht werden; diese Zeit des Getrenntlebens ist zudem noch erforderlich, um das Scheitern der Ehe zu indizieren, sonst k&#246;nnte gem&#228;&#223; &#167; 1565 schon nach einj&#228;hrigem Getrenntleben die Scheidung erreicht werden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Altehen konnten mit langer Trennungszeit ohne Vorliegen eines Scheidungsgrundes aber auch ohne Bestehen einer Lebensgemeinschaft sehr viel l&#228;nger fortbestehen. In diesem von Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 1.<b> </b>Eherechtsgesetz erfa&#223;ten Altehen ist daher f&#252;r den ausgleichs<u>pflichtigen</u> Ehegatten ein Ausgleich der in eine lange Trennungszeit fallenden Versorgungsanwartschaften regelm&#228;&#223;ig unbillig (so im Ergebnis wohl auch BGH FamRZ 80, 29, 36/37).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wenn diese &#220;bergangsregelung dennoch nicht die vollst&#228;ndige Herausnahme der in einer l&#228;ngeren Trennungszeit erworbenen Versorgungsanwartschaften aus dem Versorgungsausgleich vorsieht und dar&#252;ber hinaus die K&#252;rzung und ihr Ausma&#223; noch von einer von Billigkeitsgesichtspunkten bestimmten Interessenabw&#228;gung abh&#228;ngig macht, so hat dies nur den Grund, da&#223; das Vertrauen des berechtigten Ehegatten in die wirtschaftliche Versorgung aus der nach altem Recht nicht scheidbaren Ehe zu sch&#252;tzen ist. Bei Fortbestand dieser Ehe h&#228;tte dieser Ehegatte nicht nur den "besseren" Unterhaltsanspruch des getrenntlebenden Ehegatten, sondern Anrecht auf die Witwenversorgung aus der Rente bzw. Pension.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Soweit es dieser Schutz des Vertrauens in den Fortbestand dieser wirtschaftlichen Versorgung gebietet, kann von der Herabsetzungsm&#246;glichkeit der &#220;bergangsbestimmung</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">kein Gebrauch gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist ein solches Vertrauen der allerdings Antragsgegnerin allerdings voll zu sch&#252;tzen: Sie hatte sich von dem Antragsteller trotz der langen Trennung in keiner Weise wirtschaftlich selbst&#228;ndig gemacht; sie lebte in der gesamten Zeit von seinen Unterhaltszahlungen, sie nahm auch nicht, nachdem die Tochter schon ein Jahr nach der Trennung selbst heiratete, eine Erwerbst&#228;tigkeit auf. Sie konnte auch auf den Fortbestand ihrer Versorgung als Ehefrau vertrauen, weil der Antragsteller niemals ihre</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">eigene Erwerbst&#228;tigkeit anregte. Es lag hier zudem noch das rechtskr&#228;ftige Urteil des OLG K&#246;ln vor, das ihr die Berechtigung ihres Widerspruchs attestierte, so da&#223; sie sich der Rechtslage ganz sicher sein konnte.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dennoch ist eine Herabsetzung in diesem besonderen Fall nicht ausgeschlossen:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die auszugleichenden Versorgungsanwartschaften sind mit 3480,38 DM so hoch, da&#223; auch noch der der Antragsgegnerin zufallende ungek&#252;rzte Anteil von ca. 1740,-- DM</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">nach einer K&#252;rzung zur Deckung des angemessenen Lebensbedarfs ausreicht, den die Antragsgegnerin in den letzten 20 Jahren seit der Trennung der Parteien hatte und auf</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">dessen Fortbestand sie vertrauen durfte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine K&#252;rzung in diesem Umfang mu&#223; die Antragsgegnerin auch bei der in der &#220;bergangsvorschrift gebotenen Interessenabw&#228;gung hinnehmen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat nach dem Fortfall der sog. Geschiedenen-Witwenrente keinerlei M&#246;glichkeit mehr dazu, den <u>endg&#252;ltigen</u> Verlust der H&#228;lfte seiner nahezu gesamten eigenen Versorgung durch einen hier wirtschaftlich an sich sinnvollen Unterhaltsvertrag im Wege einer Vereinbarung abzu&#228;ndern. Ein solcher Unterhaltsvertrag w&#228;re an sich m&#246;glich, weil die Eink&#252;nfte des Antragstellers bis an sein Lebensende gesichert sind und feststehen und weitere Unterhaltsberechtigte nicht vorhanden sind. Dieser Vertrag scheitert aber daran, da&#223; nach seinem Tod die Antragsgegnerin nicht zu sichern w&#228;re. Die Vererblichkeit der Unterhaltsschuldhilft hier nicht, weil Verm&#246;gen nicht vorhanden ist. Statt dieser wirtschaftlich an sich sinnvolle unterhaltsrechtlichen Sicherung der Antragsgegnerin mu&#223; der Antragsteller die f&#252;r ihn bei dieser Situation wenig einsehbare Regelung hinnehmen, da&#223; eine noch im Alter beider Parteien von &#252;ber 70 Jahren erfolgende Halbierung der nahezu gesamten Altersversorgung auch dann irreparabel bleibt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">wenn die Berechtigte, die hier zudem &#228;lter ist, vor ihm verstirbt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ein weiterer Gesichtspunkt rechtfertigt hier die K&#252;rzung des Versorgungsausgleichs:</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche Pensionsanspr&#252;che des Antragstellers sind in der Ehezeit erworben. Bei ungek&#252;rzter Ausgleichung bliebe dem Antragsteller davon nur die H&#228;lfte. Das bedeutete</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">aber, da&#223; er davon nach dem geltenden Steuerrecht noch Steuern zu zahlen h&#228;tte, w&#228;hrend die Antragsgegnerin die in H&#246;he der anderen H&#228;lfte an sie zu zahlende Rente</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">nicht zu versteuern h&#228;tte. Solange der Gesetzgeber diese nicht tragbare und durch nichts gerechtfertigte Ungleichheit durch steuerrechtliehe Vorschriften nicht beseitigt, kann sie bei Anwendung der Billigkeitsklausel ber&#252;cksichtigt werden. Bei dem Alter der Parteien besteht auch keine Gefahr, da&#223; damit eine m&#246;glicherweise nur vor&#252;bergehende Unbilligkeit f&#252;r eine unabsehbare Zukunft unab&#228;nderbar korrigiert wird.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Nach allem h&#228;lt der Senat es im vorliegenden Fall f&#252;r billig, die in der Trennungszeit erworbenen Beamtenpensionsanwartschaften um die H&#228;lfte herabzusetzen. Eine</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Herabsetzung der zu &#252;bertragenden Rente kam nicht in Betracht, da f&#252;r sie in der Trennungszeit Anwartschaften nicht mehr erworben wurden.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Der Versorgungsausgleich erm&#228;&#223;igt sich damit um den Monatsbetrag von 472,64 DM, so da&#223; der Antragsgegnerin eine Rentenversorgung von zur Zeit 1267,55 DM verbleibt. Damit bleibt ihr achtenswertes Vertrauen in den Fortbestand ihrer wirtschaftlichen Versorgung voll gesch&#252;tzt. Die Unterhaltszahlungen des Antragstellers bis zur Scheidung</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">waren - auch unter Ber&#252;cksichtigung der Steigerung der Lebenshaltungskosten - keinesfalls h&#246;her. Diese ihr nunmehr zustehende Rente ist voll dynamisch und macht sie</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">unabh&#228;ngig von einer &#196;nderung der unterhaltsrechtlich beachtlichen Leistungsf&#228;higkeit des Antragstellers, die sich z. B. mit Entstehen erh&#246;hter Aufwendungen infolge einer Pflegebed&#252;rftigkeit auch bei Fortbestand des Unterhaltsanspruchs einer getrennt lebenden Frau erheblich zu ihren Lasten auswirken k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 2 ZPO, weil der Antragsteller den zur Anwendung des Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 1. Eherechtsgesetz erforderlichen Antrag</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">erstmals in der Beschwerdeinstanz stellte und dies der Grund f&#252;r den Erfolg seines Rechtsmittels war.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 5671,68 DM.</p>
315,968
olgham-1980-01-17-3-uf-7579
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 UF 75/79
1980-01-17T00:00:00
2019-03-13T15:18:57
2019-03-27T09:41:45
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0117.3UF75.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die Beteiligte zu 2) in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses zu II 1 und 2 das Recht hat, das Kind ... an jedem 1. und 3. Sonntag jeden Monats und an jedem zweiten Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr bei sich zu haben. Der Beteiligte zu 1) hat daf&#252;r zu sorgen, da&#223; das Kind an den Besuchstagen p&#252;nktlich an seiner Wohnung zur Abholung bereit gehalten wird.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei.</p> <p>Die au&#223;ergerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens haben der Beteiligte zu 1) zu 1/5 und die Beteiligte zu 2) zu 4/5 nach einem Wert von 5.000,- DM zu zahlen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien wurde durch Urteil des OLG Hamm vom 25.10.1977 -3 UF 90/77- geschieden. Aus der Ehe stammt das am 28.09.1974 geborene Kind .... Von seiner Geburt bis M&#228;rz 1976 wurde das Kind von der Mutter des Beteiligten zu 1) versorgt. Dann nahm die Beteiligte zu 2) das Kind zu sich. Im Sommer 1977 war die Beteiligte zu 2) f&#252;r ca. 8 Wochen im Krankenhaus. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus zog sie zu dem Zeugen ... mit dem sie auch heute noch zusammenlebt. Sie bewohnt mit ihm eine Wohnung, bestehend aus K&#252;che, Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad. Das Kind wurde w&#228;hrend des Krankenhausaufenthaltes der Mutter des Zeugen ... Frau ... in Pfle&#223;e gegeben. Dort blieb es auch nach der Entlassung der Mutter aus dem Krankenhaus, bis der Beteiligte zu 1) am 22.05.1978 das Kind nach einem Besuch gegen den Willen der Beteiligten zu 2) bei sich behielt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Sp&#228;testens seit Ende 1977/Anfang 1978 geht die Beteiligte zu 2) in Dortmund der Gewerbsunzucht nach. Der Zeuge ... bringt hierzu die Beteiligte zu 2) drei- bis viermal in der Woche gegen 18.00 bis 19.00 Uhr nach Dortmund und holt sie zwischen 2.00 bis 3.00 Uhr morgens wieder ab.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) verb&#252;&#223;te von Oktober 1975 bis April 1978 eine Freiheitsstrafe wegen Trunkenheit am Steuer, Urkundenf&#228;lschung und Fahren ohne F&#252;hrerschein. Seit seiner Entlassung ist er bei der ... als Schwei&#223;er besch&#228;ftigt. Er wohnt in der ehemaligen ehelichen Wohnung der Parteien, bestehend aus Schlafzimmer, Wohnk&#252;che und Bad. W&#228;hrend der Arbeitstage wird das Kind von der am 30. 08.03. geborenen Mutter des Beteiligten zu 1) versorgt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren streiten die Parteien dar&#252;ber, wem von ihnen nach der Scheidung die elterliche Sorge f&#252;r ihr Kind &#252;bertragen und in welcher Weise das Besuchsrecht des nicht sorgeberechtigten Elternteils geregelt werden soll.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch einstweilige Anordnung vom 23.05.1978 wurde die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind einstweilen dem Jugendamt ... als Pfleger &#252;bertragen. Dieser Beschlu&#223; wurde auf Beschwerde des Beteiligten zu 1) durch Beschlu&#223; des erkennenden Senats vom 30.11.78 nach Anh&#246;rung der Eltern aufgehoben, weil eine Gef&#228;hrdung des Kindeswohls w&#228;hrend seines Aufenthalts beim Vater nicht hinreichend glaubhaft gemacht sei, und die von dem Beteiligten zu 1) getroffenen Ma&#223;nahmen f&#252;r die Betreuung des Kindes im Rahmen seiner M&#246;glichkeiten sachgerecht seien.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Familiengericht nach Anh&#246;rung der beteiligten Eltern, des Sachbearbeiters des Jugendamts ... sowie der Zeugen ... und ... Frau ... die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind dem Vater &#252;bertragen und angeordnet, da&#223; die Mutter das Recht hat, das Kind an jedem 1. und 3. Mittwoch eines jeden Monats bei sich zu haben. In den Gr&#252;nden ist u.a. ausgef&#252;hrt, da&#223; die elterliche Gewalt dem Vater zu &#252;bertragen sei, weil bei ihm die Gew&#228;hr f&#252;r ordnungsgem&#228;&#223;e Pflege und Erziehung des Kindes gegeben sei, wozu die Mutter nicht in der Lage sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt des den Beteiligten am 30.01.1979 zugestellten Beschlusses verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich die Beteiligte zu 2) mit ihrer form- und fristgerecht eingelegten und begr&#252;ndeten Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie r&#252;gt die Auffassung des Familiengerichts, sie sei nicht zur Erziehung des Kindes geeignet. Sie ist der Auffassung, sie sei zumindest wie der Beteiligte zu 1) in der Lage, das Kind zu versorgen und zu betreuen. Sie w&#252;rde auch sofort zu Hause bleiben, wenn sie das Kind bek&#228;me. Im &#252;brigen k&#246;nne sie wegen ihrer abendlichen T&#228;tigkeit nicht als ungeeignet f&#252;r die Erziehung des Kindes angesehen werden. Demgegen&#252;ber werde das Kind jetzt w&#228;hrend der Arbeitszeit des Beteiligten zu 1) &#252;berwiegend von seiner Mutter betreut.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hilfsweise bittet sie, die Besuchsregelung dahin abzu&#228;ndern, da&#223; sie das Kind nicht mittwochs, sondern sonntags erhalte, da sie nur sonntags das Kind zu sich holen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">ihr die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind ... zu &#252;bertragen und</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">dem Beteiligten zu 1) aufzugeben, das Kind an sie herauszugeben,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">hilfsweise anzuordnen, da&#223; sie das Recht hat, das Kind an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat und an jedem zweiten Oster-, Pfingst- und Weihnachtsfeiertag von 10.00 bis 18.00 Uhr bei sich zu haben.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er tritt dem Vorbringen entgegen und h&#228;lt die vom Amtsgericht getroffenen Regelungen f&#252;r sachgerecht. Ein Besuchsrecht am Wochenende lehnt er ab, weil er Gelegenheit haben wolle, sich an seinen arbeitsfreien Tagen um das Kind zu k&#252;mmern.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der in der Beschwerdeinstanz gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 621 e ZPO zul&#228;ssige Beschwerde hat zur Sorgerechtsregelung keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zu Recht hat das Amtsgericht nach Scheidung der Ehe die elterliche Sorge &#252;ber das Kind der Parteien dem Beteiligten zu 1) &#252;bertragen. Wird die Ehe der Eltern geschieden, so bestimmt das Familiengericht nach &#167; 1671 BGB, welchem Elternteil die elterliche Sorge &#252;ber ein gemeinschaftliches Kind zustehen soll. Begehren beide Eltern die elterliche Sorge, trifft es nach &#167; 1671 Abs. 2 BGB die Regelung, die unter Ber&#252;cksichtigung der gesamten Verh&#228;ltnisse dem Wohle des Kindes am besten entspricht. Unter Voranstellung des allein ma&#223;geblichen Kindeswohls hat also das Familiengericht die Verh&#228;ltnisse beider Eltern zu pr&#252;fen und gegeneinander abzuw&#228;gen. Ma&#223;geblich ist hier zun&#228;chst die Eignung der Eltern zur &#220;bernahme der f&#252;r das Kindeswohl zentralen Beziehung- und Betreuungsaufgaben. Insbesondere ist hierbei der Grad der inneren Bereitschaft jedes Elternteils zu ber&#252;cksichtigen, das Kind zu sich zu nehmen und die Verantwortung f&#252;r die Versorgung und Erziehung zu tragen (Hinz in M&#252;nchener Kommentar, BGB, &#167; 1671 BGB, Rdn. 34 m.w.N.; st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, vgl. Beschlu&#223; vom 16.02.78 in 3 UF 258/77; 15.11.79 in 3 UF 177/79; 11.12.1979 in 3 UF 413/79). Des weiteren spielen die wirtschaftliche Lage, die Wohnverh&#228;ltnisse sowie die M&#246;glichkeit der Unterbringung und Betreuung des Kindes eine Rolle. Schlie&#223;lich sind die Fragen der Erziehungskontinuit&#228;t, die Folgen eines Umgebungswechsels und die sonstigen besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls zu ber&#252;cksichtigen (vgl. wie vor und OLG Hamm in FamRZ 1977, 744 ff., 1979, 853; OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 79, 631).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Gesetzeslage und obergerichtlichen Grunds&#228;tze ist nach den durchgef&#252;hrten Ermittlungen die elterliche Sorge zu Recht dem Beteiligten zu 1) &#252;bertragen worden. Nach der Stellungnahme des Vertreters des Jugendamts wird, das Kind von der Gro&#223;mutter und dem Vater gemeinsam gut versorgt. Irgendwelche Bedenken sind nicht zutage getreten. Insoweit kann jedoch auch zu Gunsten der Beteiligten zu 2) davon ausgegangen werden, da&#223; sie in gleicher Weise die M&#246;glichkeit h&#228;tte, f&#252;r das Kind zu sorgen. Auch die r&#228;umlichen Verh&#228;ltnisse sind bei den Beteiligten in etwa gleich. Die Wohnung der Beteiligten zu 2), die sie zusammen mit dem Zeugen ... bewohnt, und die Wohnung der Gro&#223;mutter des Beteiligten zu 1) haben den gleichen Zuschnitt, w&#228;hrend die eigene Wohnung des Beteiligten zu 1) ein Zimmer weniger hat. Die M&#246;glichkeiten der Beteiligten zu 2) k&#246;nnen auch deshalb nicht als besser angesehen werden, weil sie ihre T&#228;tigkeit aufgeben will, wenn das Kind zu ihr kommt. Dieser Umstand ist nur von untergeordneter Bedeutung. Entscheidend f&#252;r die getroffene Regelung ist die bessere Erziehungseignung des Beteiligten zu 1). Dem Elternteil ist die elterliche Sorge zu &#252;bertragen, der besser zur Erziehung geeignet ist. Hier kommt es weniger auf die Vorbildung oder Ausbildung an, als auf die Bereitschaft, das Kind zu sich zu nehmen und die Verantwortung f&#252;r die Erziehung und Versorgung zu tragen. Dies ist hier bei dem Beteiligten zu 1) der Fall.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die bessere Erziehungseignung des Beteiligten zu 1) ergibt sich aus seiner im Verh&#228;ltnis zur Beteiligten zu 2) eindeutig gr&#246;&#223;eren Bereitschaft, das Kind zu sich zu nehmen und die Verantwortung f&#252;r die Versorgung und Erziehung des Kindes zu tragen. W&#228;hrend die damals schon mit dem Zeugen ... zusammenlebende Beteiligte nach ihrem Krankenhausaufenthalt im Sommer 1977 sich nicht in der Lage sah, das Kind zu sich zu nehmen, und es in der Pflege der Mutter des Zeugen ... belie&#223;, bem&#252;hte sich der Beteiligte zu 1) seit seiner Haftentlassung im April 1978 darum, das Kind aus der Pflegestelle zu sich zu nehmen, ohne R&#252;cksicht auf die sich aus der Versorgung und Betreuung des Kindes f&#252;r ihn aufgrund seiner Arbeitst&#228;tigkeit ergebenden Schwierigkeiten. Im krassen Gegensatz dazu steht das Verhalten der Beteiligten zu 2), die ihre Bereitschaft, Verantwortung f&#252;r das Kind zu &#252;bernehmen, erst wieder entdeckte, als der Beteilige zu 1) am 22.05.1978 das Kind aus der Pflegestelle zu sich genommen hatte, nachdem sie sich zuvor f&#252;r ein weiteres Verbleiben des Kindes in der Pflegestelle ausgesprochen hatte. Dieses Verhalten beruht entweder auf geringerem Verantwortungsbewu&#223;tsein f&#252;r das Kind, oder der Erkenntnis, da&#223; eine Versorgung des Kindes durch sie nicht seinem Wohle entsprochen h&#228;tte. Folgt man dieser zweiten Alternative, entspr&#228;che es auch heute nicht dem Wohle des Kindes, die Sorge der Beteiligten zu 2) zu &#252;bertragen, weil zwischenzeitlich eine Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde bei ihr zugunsten des Kindes nicht eingetreten ist. Die Beteiligte zu 2) lebt nach wie vor mit dem Zeugen ... zusammen und geht damals wie heute der Gewerbsunzucht nach.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Herausgabeantrag der Beteiligten zu 2) ist mit Zur&#252;ckweisung ihrer Beschwerde gegen die Regelung der elterlichen Sorge gegenstandslos. Da dem Beteiligten zu 1) die elterliche Sorge zusteht, kann von ihm nicht die Herausgabe des Kindes an die Beteilige zu 2) verlangt werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Auf den Hilfsantrag der Beteiligten zu 2) zum Umgangsrecht ist jedoch der angefochtene Beschlu&#223; des Familiengerichts abzu&#228;ndern. Im Interesse einer geordneten Abwicklung des Umgangsrechts mit dem nicht sorgeberechtigten Elternteil ist es angezeigt, an die Stelle des Mittwoch als Besuchstag den Sonntag zu setzen. Unabh&#228;ngig von den Schwierigkeiten der Beteiligten zu 2), das Kind mittwochs zu sich zu nehmen, ist entscheidend f&#252;r diese &#196;nderung, da&#223; der Vater wegen seiner Berufst&#228;tigkeit das Kind nur am Wochenende zur Abholung durch die Mutter bereithalten kann. Er tr&#228;gt aber als sorgeberechtigter Elternteil die Verantwortung f&#252;r eine geordnete Abwicklung des Umgangsrechts. Dementsprechend hat er auch daf&#252;r zu sorgen, da&#223; das Kind an den Besuchstagen an seiner Wohnung zur Abholung bereit gehalten wird. Da er dies wegen seiner Arbeit an Werktagen nicht kann, war die Umgangsregelung wie geschehen abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Von der Erhebung von Gerichtskosten f&#252;r die Beschwerdeinstanz wird nach &#167; 94 Abs. 3 Satz 2 KostO abgesehen, weil die Beschwerde als auch im Interesse des Kindes eingelegt anzusehen ist. Die Entscheidung &#252;ber die au&#223;ergerichtlichen Kosten beruht auf &#167; 13 a Abs. 1 FGG. Da die Beschwerde nur bez&#252;glich des Hilfsantrages Erfolg hat, entspricht es der Billigkeit, da&#223; die Beteiligte zu 2) die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu 4/5 tr&#228;gt, w&#228;hrend im &#252;brigen die Kosten vom Beteiligten zu 1) zu tragen sind.</p>
315,969
olgk-1980-01-15-1-ss-67179
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 671/79
1980-01-15T00:00:00
2019-03-13T15:18:58
2019-03-27T09:41:45
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1980:0115.1SS671.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zu erneuten Verhandlung und Entscheidung - auch &#252;ber die Kosten der Revision - Landgerichts K&#246;ln zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen Diebstahls zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Das Landgericht hat seine Berufung nach &#167; 329 StPO verworfen. Hiergegen richtet sich die Revision des Angeklagten, mit der die Verletzung f&#246;rmlichen Rechts ger&#252;gt wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Revision hatte Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ge einer Verletzung des &#167; 218 StPO greift durch. Danach ist der gew&#228;hlte Verteidiger zu laden, "wenn die Wahl dem Gericht angezeigt worden ist". Vorliegend ist der von dem Angeklagten gew&#228;hlte Verteidiger zur Hauptverhandlung vor dem Berufungsgericht am 28. M&#228;rz 1979 nicht geladen worden, obwohl er die Wahl dem Gericht i.S.v. &#167; 218 StPO angezeigt hatte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der freibeweislichen Ermittlungen hatte der Verteidiger mit einem an das Sch&#246;ffengericht K&#246;ln gerichteten Schriftsatz vom 13. Februar 1979 unter Beif&#252;gung einer Vollmacht und Angabe des Gesch&#228;ftszeichens seine Bestellung mitgeteilt. Er wu&#223;te zu diesem Zeitpunkt nicht, da&#223; die Akten wegen der von dem Angeklagten pers&#246;nlich eingelegten Berufung &#252;ber die Staatsanwaltschaft bereits dem Landgericht vorgelegt worden waren. Ihm war auch nicht bekannt, da&#223; der Angeklagte pers&#246;nlich an seinem Wohnort in A. am Samstag, den 10. Februar 1979, unter Angabe eines Gesch&#228;ftszeichens des Landgerichts zur Hauptverhandlung vor das Berufungsgericht pers&#246;nlich geladen worden war. Das Bestellungsschreiben ist am 14. Februar 1979 von einem Sozius des Verteidigers im Gerichtsgeb&#228;ude selbst bei der Wachtmeisterei des Amtsgerichts abgegeben worden. Dies steht aufgrund der anwaltlichen Versicherung des Verteidigers und der von ihm &#252;berreichten Fotokopien fest. Der weitere Verbleib dieses Schreibens ist ungekl&#228;rt; es befindet sich insbesondere nicht in der Akte dieses Verfahrens.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Bestellung ist gegen&#252;ber dem Gericht rechtswirksam angezeigt worden. Ma&#223;gebend war insoweit der Zugang des Schreibens bei der Wachtmeisterei des Amtsgerichts als der daf&#252;r eingerichteten Annahmestelle (&#167; 130 BGB). Nicht entscheidend ist, ob das Schreiben danach noch zur Gesch&#228;ftsstelle des Amtsgerichts gelangt ist. (vgl. BVerfG DRiZ 1980, 31).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Wirksamkeit steht nicht entgegen, da&#223; die Verfahrensakte dem Amtsgericht im Zeitpunkt des Eingangs des Bestellungsschreibens nicht mehr vorlag. Grunds&#228;tzlich mu&#223; zwar die Bestellung dem Gericht angezeigt werden, das mit der Sache befa&#223;t ist und dem die Akten vorliegen. Hierzu ist jedoch anerkannt, da&#223; eine Mitteilung gegen&#252;ber einer Stelle, die bisher mit der Sache befa&#223;t war, dann ausreichen mu&#223;, wenn dem Angeklagten im Zeitpunkt der Anzeige noch gar nicht bekannt war, ob und gegebenenfalls welche andere Stelle inzwischen mit der Sache befa&#223;t ist (OLG Koblenz VRS 41, 208; OLG Celle VRS 47, 299; Gollwitzer in L&#246;we-Rosenberg, 23. Aufl., &#167; 218 Rdn. 8 m.w.Nachw.). Ob dieser Grundsatz auch f&#252;r den vorliegenden Fall herangezogen werden kann, mag zweifelhaft erscheinen. Zwar wu&#223;te der schon l&#228;ngere Zeit beauftragte Verteidiger nicht da&#223; die Akten bereits bei dem Landgericht waren; der Angeklagte selbst h&#228;tte dies jedoch aus der am 10. Februar 1979 zugestellten Ladung entnehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Frage kann jedoch auf sich beruhen, weil &#167; 218 StPO sinngem&#228;&#223; jedenfalls auf die F&#228;lle anzuwenden ist, in denen die Mitteilung noch gegen&#252;ber einer Stelle erfolgt ist, bei der die Sache fr&#252;her anh&#228;ngig war, sofern - wie es vorliegend der Fall ist - bei unverz&#252;glicher Weiterleitung der Anzeige eine Ladung des Verteidigers noch leicht m&#246;glich gewesen w&#228;re (st. Rspr.; s.a. OLG Hamm VRS 38, 203; 41, 133; OLG Celle VRS 47, 299; OLG Karlsruhe, Die Justiz 1974, 134; OLG D&#252;sseldorf, DAR 1979, 340). Dies folgt daraus, da&#223; die S&#228;umnis einer an dem Verfahren beteiligten Beh&#246;rde nicht zu Lasten der prozessualen Rechte und M&#246;glichkeiten des Angeklagten gehen darf.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese vornehmlich im Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit entwickelten Grunds&#228;tze - Nichtweiterleitung der Anzeige von der Verwaltungsbeh&#246;rde an Staatsanwaltschaft und Gericht - gelten erst recht, wenn die Anzeige im Instanzenzug von Gericht zu Gericht weiterzuleiten ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vorliegend haben der Angeklagte und sein Verteidiger das ihnen Zumutbare getan, um aus den Akten zweifelsfrei ersichtlich zu machen, da&#223; der Angeklagte einen Verteidiger gew&#228;hlt hat. Es war Sache der Stelle, bei der das Schreiben verblieben ist, diese Bestellung an das Landgericht weiterzuleiten. Da&#223; dies nicht geschehen ist, kann nicht zu Lasten des Angeklagten gehen, weil er darauf vertrauen durfte, das Schreiben seines in K. beauftragten Rechtsanwalts werde das zust&#228;ndige Gericht ordnungsgem&#228;&#223; erreichen. Dies gilt jedenfalls im vorliegenden Fall, in dem es eine &#220;berspannung der Anforderungen w&#228;re, wenn man dem Angeklagten weitergehende Mitwirkungpflichten aufb&#252;rden wollte. Insbesondere konnte von ihm bei der vorliegenden Fallgestaltung nicht verlangt werden, da&#223; er nach Erhalt der Ladung von sich aus h&#228;tte erkennen sollen, da&#223; ihm nunmehr das Aktenzeichen des Landgerichts mitgeteilt ist und da&#223; es notwendig sei, dieses Aktenzeichen schnellstens seinem Verteidiger mitzuteilen, weil dessen Bestellung innerhalb des Instanzenweges m&#246;glicherweise verloren gehen werde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil beruht auf der Nichtladung des Verteidigers. Zwar ist auch der Angeklagte pers&#246;nlich in der Hauptverhandlung vor dem Berufungsgericht nicht erschienen. Aufgrund des Vorbringens der Revision kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da&#223; der Verteidiger bei einer Ladung in der Hauptverhandlung erschienen und das Ausbleiben des Angeklagten mit einer station&#228;ren Erkrankung entschuldigt h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Urteil entspricht dem Antrag des Sitzungsvertreters der Generalstaatsanwaltschaft.</p>
315,970
olgham-1980-01-08-2-uf-34479
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 UF 344/79
1980-01-08T00:00:00
2019-03-13T15:18:59
2019-03-27T09:41:45
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0108.2UF344.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufungen beider Parteien wird unter Zur&#252;ckweisung der Rechtsmittel im &#252;brigen das am 5. Juni 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengerichts - Essen (103 F 17/78) zu Ziff. III und IV teilweise abge&#228;ndert:</p> <p>Ziff. III wird insgesamt wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Der Antragsgegner wird verurteilt, an die Antragstellerin ab Rechtskraft des Scheidungsurteils eine monatliche Unterhaltsrente von 530,- DM, und zwar jeweils im voraus, zu zahlen.</p> <p>Das weitergehende Unterhaltsbegehren der Antragstellerin wird abgewiesen.</p> <p>In Ziff. IV entfallen die Zuweisung des Briefmarkenalbums mit verschiedenartigen Briefmarken an den Antragsgegner sowie die Verpflichtung der Antragstellerin zur Herausgabe dieses Albums, Insoweit wird der Antrag des Antragsgegners zur&#252;ckgewiesen. Im &#252;brigen verbleibt es bei den in Ziff. IV getroffenen Anordnungen.</p> <p>Bez&#252;glich der Kosten des ersten Rechtszuges verbleibt es bei der Kostenentscheidung des angefochtenen Urteils. Die Kosten des Berufungsverfahrens werden zu 3/4 der Antragstellerin und zu 1/4 dem Antragsgegner auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 15. April 1976 die Ehe miteinander geschlossen. Die Antragstellerin ist 27 Jahre, der Antragsgegner 37 Jahre alt. F&#252;r beide Parteien war es die zweite Eheschlie&#223;ung. Der Antragsgegner hat aus erster Ehe eine am 8. September 1967 geborene Tochter ..., die bei seinen Eltern lebt. Die Ehe der Parteien ist kinderlos geblieben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien leben seit dem 10. Januar 1978 getrennt. Sie haben am 22. November 1976 den G&#252;terstand der G&#252;tertrennung vereinbart.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat keinen Beruf erlernt. Sie ist schwer besch&#228;digt und arbeitsunf&#228;hig krank. Der Grad der Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit betr&#228;gt nach dem Bescheid des Versorgungsamts Dortmund vom 21. Mai 1979 70 %.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist als Schriftsetzer in der ... und ... in ... t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat durch das angefochtene Verbundurteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, die Ehe der Parteien geschieden (Ziff. I), den Versorgungsausgleich geregelt (Ziff. II) und unter Ziff. III den Antragsgegner verurteilt, an die Antragstellerin ab Rechtskraft des Scheidungsurteils einen monatlichen im voraus zu zahlenden Unterhaltsbetrag von 650 DM zu zahlen; das weitergehende Unterhaltsverlangen der Antragstellerin hat es abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter Ziff. IV hat das Amtsgericht schlie&#223;lich eine Hausratsverteilungsregelung getroffen, und in diesem Rahmen dem Antragsgegner ein Briefmarkenalbum mit verschiedenen Briefmarken als Alleineigentum zugewiesen; au&#223;erdem hat es die Antragstellerin zur Herausgabe des Briefmarkenalbums an den Antragsteller verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richten sich die wechselseitigen Berufungen der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin, die zun&#228;chst auch die Zur&#252;ckweisung des Scheidungsantrages begehrt, insoweit je - ... doch ihr Rechtsmittel ... zur&#252;ckgenommen hat, verlangt eine monatliche Unterhaltsrente in H&#246;he von 1.000 DM und wendet sich gegen die Verurteilung zur Herausgabe des Briefmarkenalbums. Sie behauptet, das in Rede stehende Briefmarkenalbum nicht in ihrem Besitz gehabt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner wendet sich gegen die H&#246;he der gegen ihn ausgesprochenen Unterhaltsverpflichtung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">den Antragsgegner zu verurteilen, an sie ab Rechtskraft der Scheidung unter Einschlu&#223; des ausgeurteilten Unterhalts monatlich im voraus eine Unterhaltsrente von insgesamt 1.000 DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Antrag des Antragsgegners auf Herausgabe des Briefmarkenalbums zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt ferner,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Antragsgegners zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Antragstellerin zur&#252;ckzuweisen sowie in teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Unterhaltsklage insoweit abzuweisen, als er - Antragsgegner - verurteilt worden ist, einen h&#246;heren Scheidungsunterhalt als monatlich 300 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien wiederholen und erg&#228;nzen ihren erstinstanzlichen Vortrag. Wegen der Einzelheiten ihres Vorbingens wird auf den Inhalt der wechselseitigen Schrifts&#228;tze verwiesen. Der Senat hat zu Zwecken des Beweises eine Verdienstauskunft bei der Arbeitgeberin des Beklagten eingeholt. Auf den Inhalt der erteilten Auskunft vom 31. Oktober 1979 (Bl. 107 ff. d.A.) wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssigen Berufungen der Parteien haben teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><b>1.</b></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><u>Unterhalt</u></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Antragsgegners ist insoweit teilweise begr&#252;ndet; die der Antragstellerin ist im vollen Umfang unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin kann ab Rechtskraft des Scheidungsurteils monatlich nur 530,- DM an Unterhalt, verlangen. Dieser Anspruch ergibt sich aus &#167;&#167;1569, 1572 BGB, da die Antragstellerin kein anderweitiges Einkommen hat und eine Erwerbst&#228;tigkeit von ihr wegen ihrer Krankheit nicht erwartet werden kann. Nach der Bescheinigung des Arztes Dr. Schmitz vom 26.11.1979 liegt bei der Antragstellerin folgendes Krankheitsbild vor, das auch der Antragsgegner nicht in Abrede stellt: Totaloperation des Uterus einschlie&#223;lich Mitnahme beider Adnexe im September 1975, neurocirkulatorische Dyst&#246;nie bei Kreislaufregulationsst&#246;rung, Narbe an der rechten Brust nach Excision, Pyelonephritis (Nierenbeckenentz&#252;ndung), chronische Bronchitis, Zustand nach dreimaliger Bauchoperation wegen Verwachsungen sowie physische und psychische Versagenszust&#228;nde, die immer noch therapieresistent erscheinen. Eine Minderung der Erwerbst&#228;tigkeit vom 70 % ist anerkannt. Zur Zeit leidet die Antragstellerin au&#223;erdem an Herzbeschwerden im Sinne einer Durchblutungsst&#246;rung. Mit einer Besserung der Beschwerde ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Unterhaltsanspruch wird in der genannten H&#246;he von 530,- DM nicht dadurch ausgeschlossen, da&#223; die Parteien erst im Jahre 1976 geheiratet haben. Zwar ist der Senat der Auffassung, da&#223; unter diesen Umst&#228;nden eine "Ehe von kurzer Dauer" im Sinne des &#167;1579 I Nr. 1 BGB vorliegt. Das f&#252;hrt aber nicht zum v&#246;lligen Ausschlu&#223; des Unterhaltsanspruchs, sondern nur insoweit, als die Inanspruchnahme des Antragsgegners grob unbillig w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Senat hielte es zwar f&#252;r grob unbillig, wenn der Antragsgegner nach der Scheidung der Antragstellerin den vollen Unterhalt zahlen m&#252;&#223;te, insbesondere wenn man ber&#252;cksichtigt, da&#223; die Antragstellerin noch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig jung ist und da&#223; sie durch die Eheschlie&#223;ung mit dem Antragsgegner keinen anderweitigen Unterhaltsanspruch verloren hat. Jedenfalls konnte sie von ihrem geschiedenen ersten Mann keine Unterhaltszahlungen erlangen, weil dieser untergetaucht ist. Andererseits ist aber auch zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Antragstellerin schon in jungen Jahren schwer erkrankt ist und angesichts ihrer gesundheitlichen Beeintr&#228;chtigungen in absehbarer Zeit nicht damit rechnen kann, wieder erwerbst&#228;tig zu werden. M&#246;gen diese Beeintr&#228;chtigungen auch nicht im Zusammenhang mit der Ehe stehen, so erscheint doch ein v&#246;lliger Ausschlu&#223; des Unterhaltsanspruchs nicht gerechtfertigt. Der Senat h&#228;lt es unter den obwaltenden Umst&#228;nden f&#252;r angemessen, der Antragstellerin die H&#228;lfte dessen, zuzubilligen, was ihr zust&#228;nde, wenn die Ehe nicht nur von kurzer Dauer gewesen w&#228;re. Nur eine dar&#252;ber hinausgehende Unberhaltsbelastung des Antragsgegners w&#228;re nach Lage der Dinge als grob unbillig anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Senat billigt dem geschiedenen Ehegatten entsprechend Ziff. 27 der Hammer Leitlinien Stand Januar 1980 (bisher ver&#246;ffentlicht in DAVorm 1979, 818 ff.) in der Regel 3/7 des anrechenbaren Einkommens des Verpflichteten zu. Im vorliegenden Fall erm&#228;&#223;igt sich dieser Satz somit auf 1,5/7.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Das anrechenbare Einkommen des Antragsgegners, nach dem sich die H&#246;he des Unterhaltsanspruchs der Antragstellerin bestimmt, errechnet sich aufgrund der Lohnauskunft des Arbeitgebers des Antragsgegners wie folgt:</p> <br /><span class="absatzRechts">34</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>Seit der letzten Gehaltserh&#246;hung im Sommer 1979 bel&#228;uft sich das monatliche Durchschnittseinkommen einschlie&#223;lich des Arbeitgeberanteils zur verm&#246;genswirksamen Anlage (brutto 52,- DM) und des Arbeitgeberanteils zur Krankenversicherung (174,- DM) auf</td> <td>&#160;</td> <td>2.700,-</td> </tr> <tr> <td>Hinzuzurechnen ist das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, umgelegt auf 12 Monate, mit netto mindestens</td> <td>&#160;</td> <td><u>260,-</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>2.960,-</td> </tr> <tr> <td>Die Zusatzleistung des Arbeitgebers f&#252;r die verm&#246;genswirksame Anlage ist dem Antragsgegner mit dem Nettobetrag zu belassen (Ziff. 5 der Hammer Leitlinien), so da&#223; ein Betrag abzuziehen ist von ca</td> <td>./.</td> <td><u>30,-</u></td> </tr> <tr> <td>&#220;bertrag:</td> <td>&#160;</td> <td>2.930,- DM</td> </tr> <tr> <td>Abzusetzen sind die Beitr&#228;ge zur Krankenversicherung von monatlich insgesamt</td> <td>./.</td> <td><u>348,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>2.582,- DM</td> </tr> <tr> <td>ferner der an die Tochter Andrea zu gew&#228;hrende Tabellenunterhalt. Dieser betr&#228;gt bei dem Einkommen des Antragsgegners f&#252;r die Zeit ab Januar 1980 lt. Unterhaltstabelle zu Ziff. 18 der neuen Hammer Leitlinien (4. Einkommensgruppe und 3. Altersstufe)</td> <td>./.</td> <td><u>380,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>2.202,- DM</td> </tr> <tr> <td>Dieses Einkommen erh&#246;ht sich um die Steuerersparnis, die der Antragsgegner dadurch erzielt, da&#223; die Antragstellerin mit dem Realsplitting nach &#167;10 I Nr. 1 n.F. des Einkommensteuergesetzes einverstanden ist und bereits verbindlich erkl&#228;rt hat alle hierf&#252;r erforderlichen Erkl&#228;rungen abzugeben. Diese Steuerersparnis betr&#228;gt - wie noch desn&#228;heren darzulegen ist (s.u. zu d) - rund</td> <td>&#160;</td> <td><u>270,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>2.472,- DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hiervon kann die Antragstellerin - wie bereits dargelegt - 1,5/7 beanspruchen. Das sind <u>abgerundet 530,- DM.</u></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bei dieser Berechnung die Darlehnsverbindlichkeit <u>nicht</u> ber&#252;cksichtigt, die der Antragsgegner noch bis April 1980 mit monatlich 555,- DM abzutragen hat. Mit R&#252;cksicht auf die nur kurze Zeitspanne bis dahin und mit R&#252;cksicht darauf, da&#223; die Antragstellerin ohnehin nur die H&#228;lfte des sonst &#252;blichen Ehegattenunterhalts erh&#228;lt, erscheint es angemessen, der Antragstellerin auch schon f&#252;r diese kurze &#220;bergangszeit den Unterhalt zuzubilligen, der sich ohne Ber&#252;cksichtigung der Darlehnsverbindlichkeit des Antragsgegners errechnet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Steuerersparnis von rund 270,- DM hat der Senat wie folgt errechnet:</p> <br /><span class="absatzRechts">39</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>Das durchschnittliche monatliche steuerpflichtige Bruttoeinkommen des Antragsgegners liegt nach der vorliegenden Lohnauskunft bei</td> <td>4.100,- DM</td> </tr> <tr> <td>Das steuerpflichtige Urlaubsgeld (j&#228;hrlich 2.642,04) und Weihnachtsgeld (j&#228;hrlich um 2.400,- DM, davon zu versteuern 2.000,- DM) betr&#228;gt 4.642,04 DM im Jahr, umgelegt auf 12 Monate</td> <td><u>385,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>Zu versteuerendes Monatsenkommen im Durchschnitt:</td> <td><u>4.485,- DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">40</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Die monatliche Steuerbelastung des Antragsgegners betr&#228;gt hiernach lt. Lohnsteuertabelle (Steuerklasse II 1)</td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">41</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>an Lohnsteuer</td> <td>1.153,30 DM</td> </tr> <tr> <td>an Kirchensteuer</td> <td><u>99,29 DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">42</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>insgesamt:</td> <td>&#160;</td> <td><u>1.252,59 DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">43</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Bei Durchf&#252;hrung des Realsplitting nach &#167;10 I Nr. 1 EinkStG vermindert</td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">44</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>sich das steuerpflichtige Einkommen von</td> <td>4.485,- PM</td> </tr> <tr> <td>um den monatlichen Unterhalt von</td> <td><u>530,- DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">45</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>und betr&#228;gt nur noch</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>3.955,- DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">46</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Hiernach betr&#228;gt die monatliche Steuerbelastung des Antragsgegners</td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">47</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>an Lohnsteuer</td> <td>909,- DM</td> </tr> <tr> <td>an Kirchensteuer</td> <td><u>77,31 DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">48</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>insgesamt nur noch:</td> <td>&#160;</td> <td><u>986,31 DM</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">49</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Die Steuerersparnis betr&#228;gt damit</td> <td>1.252,59</td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">50</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>./.</td> <td><u>986,31</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">51</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><u>266,28</u></td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">52</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Das sind <u>abgerundet 270,- DM.</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Eine steuerliche Belastung der Antragstellerin, die auszugleichen w&#228;re, entsteht bei Durchf&#252;hrung des Realsplittings <u>nicht</u>, wie sich aus folgender &#220;bersicht ergibt:</p> <br /><span class="absatzRechts">55</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>Die Antragstellerin hat lediglich hat lediglich das Unterhaltsenkommen von j&#228;hrlich 530,- DM &#215; 12 =</td> <td>6.360,- DM</td> </tr> </table> <br /><span class="absatzRechts">56</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>Hiervon gehen folgende steuerlichen Freibetr&#228;ge ab:</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> </tr> <tr> <td>Allgemeiner Tariffreibetrag (&#167;32 VIII EinkStG)</td> <td>./.</td> <td>510,- DM</td> </tr> <tr> <td>Werbungskostenpauschale (&#167;9 a Nr. 3 EinkStG)</td> <td>./.</td> <td>200,- DM</td> </tr> <tr> <td>Sonderausgabenpauschale (&#167;10 c I EinkStG)</td> <td>./.</td> <td>240,- DM</td> </tr> <tr> <td>Vorsorgepauschale (&#167;10 c II EinkStG)</td> <td>./.</td> <td>300,- DM</td> </tr> <tr> <td>K&#246;rperberhindertenfreibetrag gem&#228;&#223; &#167;33 b EinkStG, bemessen nach einer Minderung der Erwerbsf&#228;higkeit um 70 %</td> <td>./.</td> <td><u>1.740,- DM</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>3.370,- DM</u></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der verbleibende Betrag liegt unter dem allgemeinen tariflichen Grundfreibetrag von 3.690,- DM (&#167;32 a I Nr. 1 EinkStG).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks"><b>2.</b></p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><u>Hausratsverteilung</u></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Insoweit hat das Rechtsmittel der Antragstellerin Erfolg. Das Briefmarkenalbum durfte nicht dem Antragsgegner zugewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Hausratsverteilung nach der Hausratsverordnung k&#246;nnen lediglich <u>Hausrats</u>gegenst&#228;nde verteilt werden, d.h. solche Gegenst&#228;nde, die nach den Verm&#246;gens- und Lebensverh&#228;ltnissen der Eheleute f&#252;r deren Wohnung, Hauswirtschaft und ihr Zusammenleben bestimmt sind. Nicht zum Hausrat geh&#246;rt das zum pers&#246;nlichen Gebraucht Bestimmte, zu dem in aller Regel auch Sammlungen etc. z&#228;hlen (vgl. Palandt-Diederichsen, 39. Aufl., Anh. zu &#167;1587 p, &#167;1 HausrVO Anm. 2; Hoffmann-Stephan, &#167;1 HausrVO Rz. 33, in Komm, zum EheG, 2. Aufl., 1968).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Ob der Antragsgegner nach allgemeinen Vorschriften einen Herausgabeanspruch hat, kann dahinstehen; denn zur Entscheidung hier&#252;ber ist nicht das Familiengericht zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><b>3.</b></p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil ist entsprechend abzu&#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;93 a, 97, 515 III ZPO.</p>
315,971
olgham-1980-01-07-8-u-19679
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 196/79
1980-01-07T00:00:00
2019-03-13T15:19:00
2019-03-27T09:41:45
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1980:0107.8U196.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 6. Juli 1979 verk&#252;ndete Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Dem Kl&#228;ger bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.500,-- DM abzuwenden.</p> <p></p> <p>Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 50.000,-- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ging am 28.6.1945 vor dem Standesamt in xxx mit Frau xxx die Ehe ein. Etwa 1 Jahr sp&#228;ter trennten sich die Ehegatten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit lebte Frau xxx mit dem Beklagten zusammen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil des Landgerichts Dortmund vom 1.7.1964 "wurde" die am 18.11.1947 vor dem Standesamt xxx von der Frau xxx mit dem Beklagten eingegangene Ehe geschieden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 8.1.1970 starb Frau xxx. Sie hinterlie&#223; ein Verm&#246;gen im Werte von etwa 190.000,-- DM. Das Verm&#246;gen ist zum Teil bei dem Amtsgericht Dortmund hinterlegt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat behauptet, Frau xxx habe mit dem Beklagten niemals die Ehe vor einem Standesamt geschlossen, vielmehr sei sie lediglich - am 22.11.1947 - in xxx kirchlich getraut worden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">festzustellen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">1) da&#223; zwischen dem Beklagten und Frau xxx, geborene xxx, verstorben am 8.1.1970, niemals eine Ehe bestanden hat, ferner</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">2) da&#223; Frau xxx, geborene xxx, bis zu ihrem Tode mit ihm verheiratet war.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er hat behauptet, er sei mit Frau xxx verheiratet gewesen. Die Eheschlie&#223;ung im Jahre 1945 mit dem Kl&#228;ger sei nur zum Schein erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Hinsichtlich der Gr&#252;nde wird auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kl&#228;ger unter Wiederholung seines gesamten erstinstanzlichen Vorbringens.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">festzustellen,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">1) da&#223; zwischen dem Beklagten und Frau xxx, geborene xxx, verstorben am 8.1.1970, niemals eine Ehe bestanden hat,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:50px">2) da&#223; Frau xxx, geborene xxx, bis zu ihrem Tode mit dem Kl&#228;ger verheiratet war.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist nicht vertreten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Einzelheiten wird auf die vorbereitenden Schrifts&#228;tze sowie die Anlagen dazu Bezug genommen, deren Inhalt Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung war.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, sie hat sachlich jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob der Kl&#228;ger in entsprechender Anwendung der &#167;&#167; 606 ff. ZPO die begehrte Feststellung mit Wirkung gegen&#252;ber jedermann verlangen kann. Hier&#252;ber zu befinden ist Aufgabe des zust&#228;ndigen Familiengerichts (&#167; 23b Abs. 1 Nr. 1 GVG, &#167; 606 Abs. 1 S. 1 ZPO). Nachdem das zun&#228;chst angerufene Familiengericht den Rechtsstreit mit Billigung des Kl&#228;gers an das Landgericht verwiesen hat, war allein zu pr&#252;fen, ob die Feststellung im Rahmen der "allgemeinen" Feststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPO erfolgen kann. Das ist zu verneinen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Feststellung, da&#223; eine Ehe besteht oder nicht besteht, kann nicht Gegenstand eines den gew&#246;hnlichen Regeln des Parteiprozesses unterliegenden Rechtsstreits sein, die zum einen eine Disposition der Parteien &#252;ber den Streitgegenstand zulassen und zum anderen die Wirkungen der Rechtskraft auf die Proze&#223;beteiligten beschr&#228;nken. Das &#246;ffentliche Interesse gebietet die Schaffung klarer Verh&#228;ltnisse, es gebietet insbesondere auch, da&#223; diese Frage, sofern sie Gegenstand eines Rechtsstreits ist, in &#220;bereinstimmung mit der tats&#228;chlichen Lage und mit Wirkung f&#252;r und gegen alle gekl&#228;rt wird. Diesen Erfordernissen hat der Gesetzgeber durch die Erkl&#228;rung eines solchen Rechtsstreits zur "Ehesache" und damit die Unterstellung unter die f&#252;r "Ehesachen" geltenden besonderen Regeln des Proze&#223;rechts Rechnung getragen (&#167;&#167; 606 ff., 638 ZPO), die unter anderem die Aufnahme von Beweisen von Amts wegen sowie die Ber&#252;cksichtigung von nicht vorgebrachten Tatsachen zulassen (&#167; 616 ZPO), die Anwendung der Vorschriften &#252;ber die Wirkung eines Anerkenntnisses, &#252;ber die Folgen der unterbliebenen oder verweigerten Erkl&#228;rung &#252;ber Tatsachen oder &#252;ber die Echtheit von Urkunden, &#252;ber den Verzicht einer Partei auf die Beeidigung der Gegenpartei oder von Zeugen und Sachverst&#228;ndigen ferner &#252;ber die Wirkung eines gerichtlichen Gest&#228;ndnisses ausschlie&#223;en (&#167; 617 ZPO) und die schlie&#223;lich - unter den in &#167; 638 ZPO n&#228;her bezeichneten Voraussetzungen - vorsehen, da&#223; das insofern ergehende gerichtliche Urteil, wenn es rechtskr&#228;ftig wird, f&#252;r und gegen alle wirkt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Mit dem Ausschlu&#223; der allgemeinen Feststellungsklage gem&#228;&#223; &#167; 256 ZPO wird auch einem aus Art. 6 Abs. 1 Grundgesetz folgenden Gebot Rechnung getragen, der die Ehe "dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung" unterstellt. Dieser grundgesetzlich bestimmte Schutz der Ehe w&#228;re unvollkommen, w&#252;rden au&#223;er den "Eheleuten" Dritte die M&#246;glichkeit haben, diese Frage selbst&#228;ndig zum Gegenstand eines Rechtsstreits zu machen (vgl. in diesem Zusammenhang die &#167;&#167; 606 Abs. 1 und 638 ZPO: "Ehe zwischen den Parteien").</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Eine Ehe hat <u>h&#246;chstpers&#246;nlichen Charakter</u>. Das gebietet ein Abweichen von den sonstigen prozessualen Regeln. Demgem&#228;&#223; hat der Gesetzgeber auch in den &#167;&#167; 606 ff. ZPO den Kreis der Personen, denen die Befugnis zustehen soll, sich an entsprechenden Verfahren zu beteiligen, auf die beiden durch das Band der Ehe verbundenen Partner beschr&#228;nkt und insofern - abweichend von &#167; 52 ZPO - beschr&#228;nkt gesch&#228;ftsf&#228;hige Ehegatten f&#252;r proze&#223;f&#228;hig erkl&#228;rt (&#167; 607 ZPO). Abweichend von &#167; 239 ZPO kann in einer Ehesache im Falle des Todes eines Ehegatten auch nicht ein Erbe das Verfahren aufnehmen (&#167; 619 ZPO). F&#252;r eine Wiederaufnahme des Verfahrens gem&#228;&#223; &#167;&#167; 578 ff. ZPO ist nach dem Tode eines Ehegatten im Falle eines Scheidungs- oder Aufhebungsurteils kein Raum (BGHZ 43, 239), im Falle der Nichtigkeitsklage steht dieses Recht lediglich dem Staatsanwalt zu (&#167; 636 ZPO), der im &#252;brigen - als Vertreter des Staates - als einziger au&#223;er den Ehegatten berechtigt ist, die Nichtigkeitsklage zu erheben (&#167; 632 ZPO (vgl. auch &#167; 634 ZPO)). Im Falle des &#167; 638 ZPO steht ihm als einzigen "Au&#223;enstehenden" das Recht zu, Partei des Rechtsstreits zu sein (&#167;&#167; 638, 634 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zu diesem Personenkreis geh&#246;rt der Kl&#228;ger "in Bezug auf den Beklagten" nicht. Eine ausdehnende Anwendung der bestehenden einschl&#228;gigen Vorschriften verbietet sich im Hinblick auf den in obigen Bestimmungen unmi&#223;verst&#228;ndlich zum Ausdruck gekommenen Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die von dem Kl&#228;ger erhobene "allgemeine" Feststellungsklage ist nach all dem unzul&#228;ssig. Die Berufung war deshalb zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf den &#167;&#167; 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p>
315,972
ovgnrw-1979-12-20-15-a-164576
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 1645/76
1979-12-20T00:00:00
2019-03-13T15:19:02
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1979:1220.15A1645.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen vom 14. Dezember 1971 (Aachen-Gesetz), GV NW S. 414, ist mit Wirkung zum 1. Januar 1972 aus den fr&#252;heren Kreisen Exxx und Sxxx der neue Kreis Exxx gebildet worden. Dem Altkreis Exxx geh&#246;rten sechs Gemeinden - darunter die Kl&#228;gerin -, dem Altkreis Sxxx acht Gemeinden an. Gem&#228;&#223; &#167; 26 des am 1. Januar 1975 in Kraft getretenen Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Kxxx (xxx-Gesetz) vom 5. November 1974, GV NW S. 1072, ist die Kl&#228;gerin aus dem Kreis Exxx aus- und dem Exxx eingegliedert worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem Jahr vor dem Inkrafttreten des xxx-Gesetzes betrug der Hebesatz der Kreisumlage im Altkreis Exxx 27,5 %, im Altkreis Sxxx 35,5 %. Nachdem die Kl&#228;gerin Einwendungen gegen die Absicht des neuen Kreises Exxx, den Hebesatz der Kreisumlage f&#252;r das Rechnungsjahr 1972 auf 34,55 % zu erh&#246;hen, erhoben hatte, traf sie nach entsprechenden Verhandlungen u.a. folgende Vereinbarungen mit dem Beklagten:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Es wird f&#252;r die Stadt Exxx f&#252;r das Rechnungsjahr 1972 eine Kreisumlage von nicht mehr als 30,5 % erhoben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2. Die Angleichung an eine einheitliche Kreisumlage im Kreis erfolgt innerhalb von 5 Jahren, wobei in den n&#228;chsten 4 Jahren die j&#228;hrliche Steigerungsrate f&#252;r die Stadt Exxx nicht mehr als 1 % betragen darf </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">3. ...</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">4. ...</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kreistag dieser Vereinbarung am 21. Juni 1972 unter Erstreckung ihres Geltungsbereichs auf alle Gemeinden des Altkreises Exxx zugestimmt hatte, wurde der Hebesatz der Kreisumlage f&#252;r diese Gemeinden durch die am selben Tage beschlossene Haushaltssatzung des Kreises auf 30,5 %, f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Sxxx auf 39 % festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Verf&#252;gung vom 31. Oktober 1972 wies der Regierungspr&#228;sident in xxx - unter Genehmigung der Haushaltssatzung im &#252;brigen - den Beklagten an, den Kreistagsbeschlu&#223; vom 21. Juni 1972 zu beanstanden und in Verhandlungen mit der Kl&#228;gerin die Aufhebung der Vereinbarungen zu Ziffer 2 zu erwirken. Die Kreisumlage werde als Kreissteuer nach Ma&#223;gabe der durch &#167; 20 des Finanzausgleichsgesetzes 1972 getroffenen abschlie&#223;enden gesetzlichen Regelung erhoben und sei deshalb abweichenden Vereinbarungen nicht zug&#228;nglich.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kreistag nach einer eingehenden Besprechung mit Vertretern der Kl&#228;gerin (vgl. Beiakte Heft 2, Bl. 25) an dem beanstandeten Beschlu&#223; festgehalten hatte, setzte er in der Haushaltssatzung 1973 f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Exxx den Hebesatz der Kreisumlage auf 31,5 % fest. Im Juli 1973 bekr&#228;ftigte der Regierungspr&#228;sident in xxx seine Bedenken gegen Ziffer 2. der Vereinbarung vom 21. Juni 1972, teilte aber zugleich mit, da&#223; er die Haushaltssatzung 1973 genehmigt habe, um deren Inkrafttreten nicht weiter hinauszuz&#246;gern. Eine Angleichung der Umlages&#228;tze sei im Interesse der Vermeidung einer unterschiedlichen Belastung der Gemeinden beider zusammengelegter Kreise auf Dauer unabdingbar.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der am 13. M&#228;rz 1974 vom Kreistag beschlossenen Haushaltssatzung des Kreises f&#252;r 1974 wurde der Hebesatz der Kreisumlage sodann f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Exxx wiederum um 1 % auf nunmehr 32,5 % angehoben, f&#252;r die Gemeinden des ehemaligen Kreises Sxxx auf 36,5 % gesenkt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In &#167; 5 der am 18. Dezember 1974 vom Kreistag beschlossenen Nachtragshaushaltssatzung f&#252;r dieses Haushaltsjahr, deren erster Entwurf vom 11. bis 21. Oktober 1974 &#246;ffentlich ausgelegen und gegen den die Kl&#228;gerin unter Hinweis auf die Haushaltsgrunds&#228;tze der &#167;&#167; 65 und 70 GO NW erfolglos Einwendungen erhoben hatte, wurde der Hebesatz f&#252;r alle kreisangeh&#246;rigen Gemeinden um 3,2 % erh&#246;ht. Der Hebesatz betrug danach f&#252;r (u.a.) die Kl&#228;gerin 35,7 % und f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Sxxx 39,7 %. Diese &#196;nderung wurde von dem Regierungspr&#228;sidenten in xxx am 20. Dezember 1974 aufsichtsbeh&#246;rdlich genehmigt. Der Nachtragshaushaltsplan lag in der Zeit vom 24. Dezember 1974 bis 7. Januar 1975 &#246;ffentlich aus.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gest&#252;tzt auf die Nachtragshaushaltssatzung setzte der Beklagte mit Bescheid vom 30. Dezember 1974 die f&#252;r das Haushaltsjahr 1974 von der Kl&#228;gerin zu entrichtende Kreisumlage neu auf 7.140.810,75 DM fest und zog die Kl&#228;gerin zugleich zur Zahlung der Differenz zu der urspr&#252;nglich erhobenen Kreisumlage (6.500.738,08 DM) in H&#246;he von 640.072,67 DM heran.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ihres dagegen erhobenen Widerspruchs machte die Kl&#228;gerin geltend: Die Erh&#246;hung des Hebesatzes widerspreche der Vereinbarung zu Ziffer 2. vom 21. Juni 1972 und - so kurz vor dem neugliederungsbedingten Ausscheiden der Exxx aus dem Kreis Exxx zum 1. Januar 1975 - gegen Treu und Glauben und die Verpflichtung des Beklagten zu gemeindefreundlichem Verhalten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wies den Widerspruch durch Bescheid vom 17. Februar 1975 unter Bekr&#228;ftigung seiner in der Vergangenheit geltend gemachten Bedenken mit der Feststellung zur&#252;ck, da&#223; aufgrund unabdingbarer Aufgabensteigerungen im Bereich der Pflichtaufgaben im Haushaltsjahr 1974 ein Haushaltsausgleich nur &#252;ber die beschlossene Erh&#246;hung des Umlagehebesatzes erreichbar sei. Darin liege kein Versto&#223; gegen Treu und Glauben, weil die &#252;brigen Gemeinden anteilig im gleichen Ma&#223;e h&#246;her belastet worden seien und die bevorstehende Erh&#246;hung bereits im Oktober 1974 bekannt geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung ihrer am 24. M&#228;rz 1975 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin vorgetragen: Die Vereinbarung vom 21. Juni 1972 sei als &#246;ffentlich-rechtlicher Vertrag voll rechtswirksam. Denn die gesetzlichen Vorschriften &#252;ber die Erhebung der Kreisumlage seien einer solchen vertraglichen Ausgestaltung zug&#228;nglich. Durch die Festlegung der j&#228;hrlichen Steigerungsrate des Hebesatzes um 1 % habe eine vorhersehbare und kalkulierbare Angleichung der Hebes&#228;tze f&#252;r die Gemeinden der Altkreise Exxx und Sxxx sichergestellt werden sollen. Zur Einhaltung dieser Rate sei der Kreis verpflichtet gewesen, erforderlichenfalls Einsparungen im Personalbereich vorzunehmen oder freiwillige Aufgaben einzuschr&#228;nken Eine unvermeidbare Steigerung der Pflichtaufgaben des Kreises in dem von dem Beklagten genannten Umfang werde nicht anerkannt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 30. Dezember 1974 sowie dessen Widerspruchsbescheid vom 17. Februar 1975 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Er hat ausgef&#252;hrt: Die Vereinbarung vom 21. Juni 1972 zu Ziffer 2. widerspreche dem Deckungszweck der Kreisumlage, der es erfordere, da&#223; der Kreis sich die notwendigen Einnahmen durch eine entsprechende Bemessung der Kreisumlage - als der Haupteinnahmequelle des Kreises - jederzeit beschaffen k&#246;nne. Die gesetzliche Regelung des j&#228;hrlichen Finanzausgleichs sei abschlie&#223;end und lasse f&#252;r vertragliche Vereinbarungen keinen Raum. Im &#252;brigen seien die Haushaltsans&#228;tze im Nachtragshaushalt 1974 gewissenhaft berechnet bzw. gesch&#228;tzt worden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter des &#246;ffentlichen Interesses hat sich in erster Instanz am Verfahren beteiligt und sich - ohne einen eigenen Antrag zu stellen - dem Vortrag des Beklagten angeschlossen. Erg&#228;nzend hat er die Auffassung vertreten, da&#223; die Vereinbarung vom 21. Juli 1972 schon formell keine Wirkungen habe &#228;u&#223;ern k&#246;nnen, weil die auf Anweisung des Regierungspr&#228;sidenten xxx erfolgte Beanstandung des Kreistagsbeschlusses durch den Oberkreisdirektor aufschiebende Wirkung erzielt habe.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Mit dem wegen seiner Gr&#252;nde in Bezug genommenen angefochtenen Urteil hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ihre dagegen eingelegte Berufung begr&#252;ndet die Kl&#228;gerin &#252;ber ihr erstinstanzliches Vorbringen hinaus wie folgt: Der Auffassung des Verwaltungsgerichts zur Problematik des &#167; 2 Abs. 2 Nr. 5 GemHVO (Erforderlichkeit eines Nachtrags zum Finanzplan) sei entgegenzuhalten, da&#223; die Beurteilung des Vorliegens einer "wesentlichen &#196;nderung" nicht dem kalkulatorischen Ermessen des Beklagten &#252;berlassen sei, sondern umfassender richterlicher Kontrolle unterliege. Angesichts der erheblichen Mehreinnahmen und &#220;bersch&#252;sse des Kreishaushalts 1974 sei dieses Merkmal auch erf&#252;llt gewesen. Das Kassenwirksamkeitsprinzip sei durch eine fahrl&#228;ssige erhebliche Fehleinsch&#228;tzung im Bereich der Sozialhilfekosten verletzt worden. Stehe - wie hier - fest, da&#223; eine Stadt mit dem Ende des Haushaltsjahres aus dem Kreisverband ausscheide, sei besondere Sorgfalt bei der Feststellung der Kassenwirksamkeit von Einnahmen und Ausgaben f&#252;r das laufende Haushaltsjahr geboten. Sie - die Kl&#228;gerin - sei in dem Nachtragshaushalt zu Umlageleistungen f&#252;r Mehraufwand im Sozialhilfebereich herangezogen worden, der weitgehend gar nicht bestanden habe. Der sich hieraus ergebende &#220;berschu&#223; sei dem Kreis verblieben und nicht der Kl&#228;gerin zugute gekommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wenn das Verwaltungsgericht die Rechtsg&#252;ltigkeit der Vereinbarung zu Ziffer 2. verneint habe, so liege dem eine unzutreffende Wertung ihres Inhalts zugrunde. Es habe n&#228;mlich verkannt, da&#223; dem Kreistag bei der Festsetzung des Hebesatzes ein weitgehendes gesetzgeberisches Ermessen zustehe. Im Rahmen dieser Gestaltungsfreiheit k&#246;nne der Kreis mit den ihm angeh&#246;renden Gemeinden auch eine Regelung treffen, durch die mit einer j&#228;hrlichen Steigerungsrate von 1 % f&#252;r die Kl&#228;gerin eine allm&#228;hliche Ann&#228;herung an eine einheitliche Kreisumlage innerhalb eines bestimmten Zeitraums erreicht werden solle. Da&#223; sich diese Bindung nur im Bereich der freiwilligen Aufgaben auswirken k&#246;nne, sei selbstverst&#228;ndlich. Inhaltlich verpflichte sie dazu, bei zus&#228;tzlicher Anspannung im gesetzlich gebotenen Aufgabenbereich zun&#228;chst den Bedarf bei den freiwilligen Aufgaben einzuschr&#228;nken. F&#252;r den Fall, da&#223; infolge nicht erwarteter zus&#228;tzlicher Ausgaben im Pflichtbereich ein Ausgleich durch eine Beschr&#228;nkung im Bereich der freiwilligen Aufgaben nicht h&#228;tte erreicht werden k&#246;nnen, habe die geschlossene Vereinbarung unter dem Grundsatz der sog. clausula rebus sic stantibus gestanden. Denn die Vertragspartner h&#228;tten durch die eingegangene Bindung keinesfalls in Konflikt mit m&#246;glicherweise zuk&#252;nftig entstehenden zus&#228;tzlichen Pflichten geraten wollen. Folglich sei dem Kreis auch bei den freiwilligen Aufgaben und im Bereich der Personalpolitik eine eigenverantwortliche, an den Belangen des Gemeinwohls und der sachgerechten Aufgabenerf&#252;llung orientierte Entscheidungsfreiheit erhalten geblieben. Eine Anpassung der Vereinbarung sei nicht erforderlich geworden, weil es durch den Nachtragshaushalt zu hohen &#220;bersch&#252;ssen gekommen und das Finanzgebaren des Kreises seinerzeit gerade im Hinblick auf die Sparsamkeit im Personalbereich aufsichtsbeh&#246;rdlich getadelt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und ihrem Klageantrag stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Er tritt dem Berufungsvorbringen entgegen: &#167; 2 Abs. 2 Nr. 5 GemHVO begr&#252;nde eine selbst&#228;ndige Verpflichtung der betroffenen Gebietsk&#246;rperschaften, deren Erf&#252;llung jedoch nicht Voraussetzung f&#252;r die Wirksamkeit des Haushaltsplans und der Haushaltssatzung sei. Im &#252;brigen sei gegen diese Vorschrift nicht versto&#223;en worden. Im Gegensatz zu der allj&#228;hrlich zu wiederholenden Haushaltsplanung sei die Finanzplanung ein kontinuierlich fortschreitender Proze&#223;. Ob sich eine Nachtragshaushaltssatzung auf den Finanzplan auswirken k&#246;nne, sei nach den Verh&#228;ltnissen im Zeitpunkt des Satzungserlasses, nicht aber ex post zu beurteilen. Seinerzeit sei lediglich beabsichtigt gewesen, den aufgrund sorgf&#228;ltiger Sch&#228;tzungen voraussichtlich erwachsenden Mehrbedarf des Jahres 1974 auszugleichen, nicht aber Folgewirkungen f&#252;r die Zukunft einzuleiten, die eine &#196;nderung der Finanzplanung erforderlich gemacht h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Nachtragshaushaltssatzung habe auch das Kassenwirksamkeitsprinzip beachtet, wobei wiederum der Zeitpunkt ihres Erlasses ma&#223;geblich sei. Der Sozialhilfeaufwand sei sorgf&#228;ltig gesch&#228;tzt worden. Die Anzahl der Leistungsf&#228;lle und der Umfang der Leistungen seien allerdings in diesem Bereich kaum kalkulierbar. Die durch die Novellierung des Bundessozialhilfegesetzes im Jahre 1974 eingef&#252;hrten Leistungsverbesserungen und Heranziehungsbeschr&#228;nkungen h&#228;tten Mehrausgaben von 2.430.790,-- DM bewirkt. Wenn das Ausgabevolumen 1974 des Einzelplans 4 (Sozialhilfe) in H&#246;he von 24,8 Millionen DM um 5 % (= 1,1 Millionen DM) &#252;berschritten worden sei, k&#246;nne die Abweichung angesichts dieser Ausgangslage nicht Beweis mangelnder Sorgfalt sein. Da&#223; der &#220;berschu&#223; der Kl&#228;gerin nicht zugute gekommen sei, sei Folge der kommunalen Neugliederung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Auffassung des Verwaltungsgerichts, Ziffer 2. der Vereinbarung vom 21. Juni 1972 habe die absolute H&#246;he der von der Kl&#228;gerin zu zahlenden Umlage begrenzen sollen, sei unrichtig. Es habe lediglich der Umfang der j&#228;hrlichen Angleichung an eine einheitliche Kreisumlage im Kreis innerhalb von f&#252;nf Jahren in dem Sinne festgelegt werden sollen, da&#223; sich in diesem Zeitraum die von der Kl&#228;gerin zu zahlende Kreisumlage um nicht mehr als 1 % der von den Gemeinden des Altkreises Sxxx zu zahlenden Umlage ann&#228;hern solle. Dabei sei man selbstverst&#228;ndlich davon ausgegangen, da&#223; in dem Umfang, in dem die Kreisumlage f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Exxx sich erh&#246;he, die Umlage f&#252;r die Gemeinden des Altkreises Sxxx sich erm&#228;&#223;igen w&#252;rde. Daran, da&#223; der Finanzbedarf des Kreises in den kommenden f&#252;nf Jahren so erheblich wachsen w&#252;rde, habe bei Abschlu&#223; der Vereinbarung niemand gedacht. An der Vereinbarung &#252;ber den Umfang der gegenseitigen Ann&#228;herung des Kreisumlagesatzes habe die Nachtragshaushaltssatzung nichts ge&#228;ndert. Da der Hebesatz einheitlich um 3,2 % erh&#246;ht worden sei, sei n&#228;mlich die Differenz von 4 % zwischen den Gemeinden der Altkreise Exxx und Sxxx erhalten geblieben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Gehe man - wie das Verwaltungsgericht - davon aus, da&#223; f&#252;r einen Zeitraum von vier Jahren die absolute H&#246;he der von der Kl&#228;gerin zu zahlenden Kreisumlage habe begrenzt werden sollen, sei Ziffer 2. der Vereinbarung wegen Versto&#223;es gegen die Grunds&#228;tze des &#167; 20 FAG 1972 unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakten sowie die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben sich mit einer Entscheidung des Senats ohne m&#252;ndliche Verhandlung einverstanden erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsklage ist nicht begr&#252;ndet. Der Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 30. Dezember 1974 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 17. Februar 1975 ist nicht rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;gerin nicht in ihren (Selbstverwaltungs-) Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Dieser Verwaltungsakt hat in &#167; 5 der am 18. Dezember 1974 beschlossenen Nachtragshaushaltssatzung des Kreises Exxx eine formell und materiell rechtm&#228;&#223;ige Erm&#228;chtigungsgrundlage.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 67 Abs. 1 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 10. November 1952 (GO NW) in Verbindung mit &#167; 42 der Landkreisordnung vom 21. Juli 1953 (LKrO), beide Gesetze in der - hier ma&#223;geblichen - Fassung des Gesetzes zur &#196;nderung der Gemeindeordnung, der Kreisordnung (KrO) und anderer kommunalverfassungsrechtlicher Vorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen vom 11. Juli 1972, GV NW S. 218, kann die Haushaltssatzung (nur) durch Nachtragssatzung ge&#228;ndert werden, &#132;die sp&#228;testens bis zum Ablauf des Haushaltsjahres zu beschlie&#223;en ist". Die Nachtragshaushaltssatzung 1974 des Kreises Exxx ist nach Durchf&#252;hrung des sich aus &#167; 66 GO NW ergebenden Verfahrens am 18. Dezember 1974 vom Kreistag beschlossen worden. Da&#223; die durch &#167; 66 Abs. 6 GO NW vorgeschriebene &#246;ffentliche Auslegung des Nachtragshaushaltsplanes erst nach dem 31. Dezember 1974 abgeschlossen worden ist (24. Dezember 1974 bis 7. Januar 1975), ber&#252;hrt die formelle G&#252;ltigkeit der Satzung nicht. Die Vorschrift des &#167; 67 GO NW fordert bereits nach ihrem Wortlaut nicht, da&#223; auch das gesamte in &#167; 66 GO NW vorgeschriebene Erla&#223;verfahren bis zum genannten Zeitpunkt f&#246;rmlich beendet sein mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dieses Verst&#228;ndnis findet seine St&#252;tze in der Entstehungsgeschichte der Norm. W&#228;hrend noch der Gesetzentwurf der Landesregierung</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">vgl. Landtagsdrucksachen 7/1143 S. 6, 36</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">vorsah, da&#223; die Nachtragshaushaltssatzung bis zum Ablauf des Haushaltsjahres erlassen sein m&#252;sse, hat der kommunal-politische Ausschu&#223; des Landtages ausweislich seines Berichtes zur zweiten Lesung des Gesetzentwurfes zum &#196;nderungsgesetz 1972,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">vgl. Landtagsdrucksachen 7/1617 S. 4,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">aufgrund der diesbez&#252;glichen Bedenken der CDU-Fraktion beschlossen, zur bisherigen Formulierung des &#167; 90 Abs. 1 GO NW zur&#252;ckzukehren:</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Haushaltssatzung kann nur durch Nachtragssatzung ge&#228;ndert werden, die sp&#228;testens bis zum Ablauf des Rechnungsjahres zu beschlie&#223;en ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">- So auch: Scheel/Steup, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 2. Aufl., &#167; 67 Erl. II 1, S. 85, 86; Pagenkopf, Die Haushaltssatzung, S. 79; Rauball/Rauball, Gemeindeordnung f&#252;r Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 2. Aufl., &#167; 67 Anm. 2 (S. 335, 336); K&#246;rner, Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen, Kommentar, &#167; 67 Anm. 2 , Berkenhoff/Sindermann, Das Haushaltswesen der Gemeinden (1959) S. 26, a.A.: Kottenberg-Rehn, Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 10. Aufl., &#167; 67 GO NW, Erl. I 2, unter Hinweis auf Depiereux, Das neue Haushaltsrecht der Gemeinden, 4. Aufl., S. 39 -.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Nachtragshaushaltssatzung ist auch nicht deshalb formell fehlerhaft, weil dem Nachtragshaushaltsplan nicht gleichzeitig ein Nachtrag zum Finanzplan (&#167; 70 GO NW) des Kreises mit dem ihm zugrundeliegenden Investitionsprogramm beigef&#252;gt worden ist. Nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 5 der aufgrund des &#167; 119 Abs. 1 und 2 GO NW erlassenen und &#252;ber &#167; 42 Abs. 1 KrO auch f&#252;r die Haushalte der Kreise geltenden Verordnung &#252;ber die Aufstellung und Ausf&#252;hrung des Haushaltsplans der Gemeinden - Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) - vom 6. Dezember 1972, GV NW S. 418, ist dem Haushaltsplan, falls sich bei seiner Aufstellung wesentliche &#196;nderungen f&#252;r die folgenden Jahre ergeben, ein entsprechender Nachtrag beizuf&#252;gen. Diese Voraussetzungen hat der Kreisk&#228;mmerer in seinem der beschlossenen Nachtragshaushaltssatzung 1974 beigef&#252;gten Bericht &#252;ber die "Auswirkungen der Nachtragshaushaltssatzung 1974 auf den Finanzplan und das Investitionsprogramm des Kreises Exxx" ausdr&#252;cklich verneint (vgl. Beiakte Heft IV, Bl. 233). Es hei&#223;t dort:</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">1. Die Nachtragshaushaltssatzung f&#252;r das Haushaltsjahr 1974 sieht Ausgabensteigerungen im Verwaltungshaushalt um 7.812.961,-- DM und im Verm&#246;genshaushalt um 1.723.063,-- DM vor. Diese Ver&#228;nderungen haben keine Auswirkungen auf den Finanzplan und das Investitionsprogramm.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">2. Der Gesamtbetrag der Verpflichtungserm&#228;chtigung wird von bisher 9.408.000,-- DM um 600.000,-- DM auf 10.008.000,-- DM erh&#246;ht.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Durch diese Ver&#228;nderungen ergeben sich keine wesentlichen Abweichungen vom Finanzplan und Investitionsprogramm f&#252;r die kommenden Jahre. Eine Fortschreibung bzw. die Erstellung eines Nachtrages zum Finanzplan und zum Investitionsprogramm ist daher nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beurteilung der Kontrolldichte des in &#167; 2 Abs. 2 Nr. 5 GemHVO verwandten unbestimmten Rechtsbegriffs "wesentliche &#196;nderungen" hat von der Erkenntnis auszugehen, da&#223; die Finanzplanung Grundlage der Haushaltssatzung des Kreises ist. Der Finanzplan ist dem Kreistag sp&#228;testens mit dem Entwurf der Haushaltssatzung vorzulegen, das Investitionsprogramm ist vom Kreistag zu beschlie&#223;en (&#167; 70 Abs. 5 GO NW, &#167; 42 KrO). Wird der Kreistag insoweit nicht als Verwaltungsorgan, sondern als kommunale Volksvertretung (vgl. Art. 28 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes) gesetzgeberisch t&#228;tig, so verleiht ihm diese legislative Autonomie eine weitgehende und gegen&#252;ber dem Verwaltungsermessen erweiterte Beurteilungs- und Gestaltungsfreiheit, deren Aus&#252;bung hier angesichts der zuvor zitierten substantiierten Begr&#252;ndung verwaltungsgerichtlich nicht beanstandet werden kann. Ma&#223;gebend ist nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 5 GemHVO allein der Zeitpunkt der Aufstellung des Haushaltsplans, nicht aber eine r&#252;ckschauende Analyse der Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Nachtragshaushaltssatzung 1974 ist auch materiell rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen die Haushaltsgrunds&#228;tze der &#167;&#167; 62 GO NW in Verbindung mit 42 KrO kann nicht festgestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das in &#167; 65 GO NW niedergelegte sog. Kassenwirksamkeitsprinzip ist nicht verletzt. Danach d&#252;rfen im Haushaltsplan grunds&#228;tzlich nur solche Einnahmen und Ausgaben veranschlagt werden, mit deren Eingang bzw. Leistung noch innerhalb des Haushaltsjahres tats&#228;chlich gerechnet werden kann; Einnahmen und Ausgaben sollen also noch innerhalb des Haushaltsjahres "kassenwirksam" werden. &#167; 65 Abs. 1 Satz 1 GO NW spricht deshalb von "voraussichtlich eingehenden Einnahmen" und "voraussichtlich zu leistenden Ausgaben". Hierzu bestimmt &#167; 7 Abs. 1 GemHVO erg&#228;nzend, da&#223; die Einnahmen und Ausgaben nur in H&#246;he der im jeweiligen Haushaltsjahr voraussichtlich eingehenden oder zu leistenden Betr&#228;ge zu veranschlagen sind; soweit sie nicht errechenbar sind, sind sie sorgf&#228;ltig zu sch&#228;tzen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">- Vgl. Kottenberg-Rehn, a.a.O., &#167; 65 Anm. II. 3. -</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Da&#223; sich dabei Abweichungen zwischen den aufgrund einer Sch&#228;tzung veranschlagten Betr&#228;gen und den sp&#228;teren Rechnungsbetr&#228;gen ergeben, ist unvermeidlich. Eine sorgf&#228;ltige Sch&#228;tzung tr&#228;gt jedoch mit dazu bei, diese Unterschiede so gering wie m&#246;glich zu halten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">- Vgl. Scheel/Steup, a.a.O., Erl. 1 zu &#167; 7 GemHVO -</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wie bereits das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, sind die im vorliegenden Falle festzustellenden - erheblichen - Abweichungen zwischen den Haushaltsplanans&#228;tzen und dem tats&#228;chlicher Anordnungs-Soll ausweislich der entsprechenden Aufstellung und der ihr beigef&#252;gten Erl&#228;uterung in der Jahresrechnung des Kreises (Teilziffer 4.2 des Rechenschaftsberichtes Bl. 35 f Beiakte Heft 5) weitgehend mit den Unsicherheitsfaktoren zu erkl&#228;ren, mit denen die bei den einzelnen Ans&#228;tzen vorzunehmenden Prognosen und Sch&#228;tzungen zwangsl&#228;ufig verbunden sind. Da&#223; die Veranschlagung bei den Haushaltsstellen 410 (Sozialhilfe) und 440 (Kriegsopferf&#252;rsorge nach dem Bundesversorgungsgesetz) das tats&#228;chliche Rechnungsergebnis der Jahresrechnung 1974 des Kreises insgesamt um 1.103.006,85 DM &#252;berschreitet, ist in dem Rechenschaftsbericht des Beklagten f&#252;r das Haushaltsjahr 1974 (Ziffer 4.61) in schl&#252;ssiger und gerichtlich nicht zu beanstandender Weise damit begr&#252;ndet, da&#223; die f&#252;r den Kreis Exxx durch das Dritte Gesetz zur &#196;nderung des Bundessozialhilfegesetzes vom 25. M&#228;rz 1974, BGBl. I S. 777, begr&#252;ndeten finanziellen Belastungen mangels einschl&#228;giger Erfahrenswerte und angesichts der durch diese Novellierung vorgesehenen Leistungsverbesserungen und Heranziehungsbeschr&#228;nkungen zu hoch gesch&#228;tzt worden sind. Bei dieser - auch bereits in den Erl&#228;uterungen des Vorberichtes zur Nachtragshaushaltssatzung angesprochenen - Ausgangslage l&#228;&#223;t die in diesem Bereich deutliche Diskrepanz zwischen dem Anordnungs-Ist und dem Anordnungs-Soll nicht den Schlu&#223; darauf zu, da&#223; der Kreistag den Finanzbedarf des Kreises absichtlich "k&#252;nstlich" erh&#246;ht hat, um die Kl&#228;gerin noch kurz vor deren Ausscheiden aus dem Kreisverband an in Wahrheit nicht zu erwartenden Ausgaben zu beteiligen und sich auf diese Weise eine dem Kreis nicht zustehende Einnahme zu verschaffen. Die Behauptung der Kl&#228;gerin, der Beklagte habe im Haushaltsjahr 1974 eine zu kostenaufwendige Personalwirtschaft betrieben, findet in den dazu beigezogenen Verwaltungsunterlagen keine St&#252;tze. Die Personalsituation des Kreises Exxx ist seit dem Jahre 1972 wesentlich durch die kommunale Neugliederung beeinflu&#223;t worden. Die durch den Zusammenschlu&#223; der beiden Altkreise Exxx und Sxxx zum 1. Januar 1972 bedingte Zusammenf&#252;hrung zweier voll funktionsf&#228;higer Personalk&#246;rper verursachte einen Personal&#252;berhang, der wegen des von beiden Kreistagen beschlossenen Schutzabkommens nicht durch Entlassungen abgebaut, sondern nur im Wege nat&#252;rlicher Abg&#228;nge reguliert werden konnte. Durch restriktive Personalwirtschaft ist aber in den Folgejahren erreicht worden, da&#223; der durch die Kreisneugliederung entstandene Personal&#252;berhang bis zum 31. Dezember 1974 von 727 Bediensteten auf 621 Bedienstete vermindert werden konnte. Diese innerhalb von nur drei Jahren erzielte Personaleinsparung verdeutlicht das Bem&#252;hen des Beklagten um eine sparsame Personalwirtschaft. Der Bereich der Personalkosten ist zudem in den Haushaltsjahren 1972 und 1974 aufsichtsbeh&#246;rdlicher Kritik nicht ausgesetzt gewesen. Da&#223; die Einnahmen und Ausgaben f&#252;r das Haushaltsjahr 1974 durch den Kreistag des Beklagten eher zu knapp als zu gro&#223;z&#252;gig kalkuliert worden sind, geht schlie&#223;lich daraus hervor, da&#223; die Jahresrechnung 1974 des Kreises Exxx mit einer Verschlechterung in H&#246;he von 1.036.001,23 DM und einem Fehlbetrag des Verm&#246;genshaushalts in H&#246;he von 841.451,40 DM abschlie&#223;t (vgl. S. 64/65 des Rechenschaftsberichtes).</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Der Kreistag war auch durch Ziffer 2. der zwischen der Kl&#228;gerin und dem Kreis Exxx geschlossenen Vereinbarung vom 21. Juni 1972 nicht gehindert, in &#167; 5 der Nachtragshaushaltssatzung den Hebesatz der Kreisumlage 1974 um 3,2 % zu Lasten der Kl&#228;gerin (und der &#252;brigen Gemeinden des Altkreises Exxx) auf 35,7 % zu erh&#246;hen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Dabei kann offenbleiben, ob die Vereinbarung vom 21. Juni 1972 wegen des von dem Regierungspr&#228;sidenten in eingeleiteten Beanstandungsverfahrens rechtswirksam geworden ist. Selbst wenn dies in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts bejaht w&#252;rde, h&#228;tte die Vereinbarung zu Ziffer 2. den Kreistag aus den nachfolgenden Erw&#228;gungen nicht rechtswirksam gehindert, den Hebesatz - wie geschehen - zu Lasten der Kl&#228;gerin zu erh&#246;hen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann im Ergebnis ebenfalls dahingestellt lassen, ob die Kreisumlage bis zu einem gewissen Grade einer vertraglichen Regelung und Ausgestaltung zwischen Kreis und kreisangeh&#246;rigen Gemeinden &#252;berhaupt zug&#228;nglich ist.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">- Verneinend: Wagener, Gemeindeverbandsrecht in Nordrhein-Westfalen (1967), &#167; 45 LKrO, RdNr. 5, (S. 310 f) unter Hinweis auf die Unzul&#228;ssigkeit sog. Steuervereinbarungen -</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Auch wenn dies der Fall sein sollte, w&#228;re die Vereinbarung zu Ziffer 2. vom 21. Juni 1972 nicht geeignet gewesen, die dem Kreistag durch das Gesetz zur Regelung des Finanz- und Lastenausgleichs mit den Gemeinden und Gemeindeverb&#228;nden (FAG) er&#246;ffnete legislative Autonomie rechtswirksam einzuschr&#228;nken.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Keiner abschlie&#223;enden Beurteilung bedarf es dabei, ob durch Ziffer 2. der Vereinbarung - so die Rechtsauffassung der Kl&#228;gerin - die absolute H&#246;he des von der Kl&#228;gerin in den kommenden vier Haushaltsjahren zu zahlenden Hebesatzes der Kreisumlage oder im Interesse einer einheitlichen Kreisumlage im Kreisverband lediglich die H&#246;chstquote festgelegt werden sollte, um die sich die von der Kl&#228;gerin in diesem Zeitraum zu zahlende Umlage der von den Gemeinden des Altkreises Sxxx zu zahlenden Umlage ann&#228;hern sollte.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Falls durch die Vereinbarung zu Ziffer 2. vom 21. Juni 1972 - so das Berufungsvorbringen des Beklagten - lediglich die H&#246;chstquote (= 1 %) festgelegt worden sein sollte, um die von der Kl&#228;gerin in den kommenden vier Haushaltsjahren zu zahlende Kreisumlage sich der von den Gemeinden des Altkreises Sxxx zu zahlenden Umlage ann&#228;hern sollte, so ist daran durch die Nachtragshaushaltssatzung vom 18. Dezember 1974 nichts ge&#228;ndert worden. Da der Hebesatz der Kreisumlage durch die Nachtragshaushaltssatzung gegen&#252;ber den Gemeinden des Altkreises Exxx einheitlich um 3,2 % erh&#246;ht worden ist, ist die f&#252;r dieses Haushaltsjahr vorgesehene Differenz der Kreisumlagesetze zwischen den Gemeinden der Altkreise Exxx und Sxxx in H&#246;he von 4 % (32,5 % zu 36,5 %) erhalten geblieben. Die erstgenannten Gemeinden hatten fortan 35,7 %, die letztgenannten 39,7 % zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Als absolute Begrenzung der H&#246;he des von der Kl&#228;gerin in dem Vereinbarungszeitraum zu zahlenden Hebesatzes der Kreisumlage w&#228;re Ziffer 2. der Vereinbarung von dem - n&#228;her darzulegenden -gesetzlichen Erm&#228;chtigungsrahmen nicht gedeckt und deshalb rechtsunwirksam.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 45 KrO k&#246;nnen die Kreise, soweit ihre sonstigen Einnahmen nicht ausreichen, zur Deckung ihres Finanzbedarfs nach den hierf&#252;r geltenden Vorschriften eine Kreisumlage von den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden erheben. Die f&#252;r die Erhebung der Kreisumlage als der Haupteinnahmequelle des Kreises geltenden Vorschriften enth&#228;lt das j&#228;hrlich neu erlassene Gesetz zur Regelung des Finanz- und Lastenausgleichs mit den Gemeinden und den Gemeindeverb&#228;nden (FAG). Nach &#167; 20 Abs. 1 Satz 1 des im Zeitpunkt des Vertragsschlusses geltenden FAG 1972, GV NW 1971, S. 538, ist, soweit die sonstigen Einnahmen eines Kreises den Bedarf nicht decken, eine Umlage von den kreisangeh&#246;rigen Gemeinden zu erheben. Die Kreisumlage wird in Hunderts&#228;tzen der f&#252;r die Gemeinde geltenden Steuerkraftzahlen (&#167;&#167; 6 und 10 FAG 1972) sowie in einem Hundertsatz der Schl&#252;sselzuweisungen festgesetzt (&#167; 20 Abs. 2 FAG 1972).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">- Vgl. zur Ausgleichsfunktion der Kreisumlage im einzelnen Senatsurteil vom 27. M&#228;rz 1979 - XV A 340/78 - (zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen, besprochen von Roters/Erbguth in Verwaltungsrundschau (VR) 1979, S. 353 f) -</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;stab und Grenze f&#252;r die H&#246;he der Kreisumlage ist somit der unter Beachtung der normativ festgelegten Haushaltsgrunds&#228;tze (&#167;&#167; 62 ff GO NW i.V.m. 42 KrO) bestimmte, durch anderweitige Einnahmen nicht gedeckte Restbedarf. "Bedarf" in diesem Sinne ist zwar auch das Ergebnis nachpr&#252;fbarer Rechenprozesse, beruht aber in der Hauptsache auf rechtlich nicht nachpr&#252;fbaren kommunal-politischen Entscheidungen des Kreises &#252;ber das k&#252;nftige Aufgabenprogramm.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">- Vgl. Senatsurteil vom 19. November 1976 - XV A 256/73 - (nicht ver&#246;ffentlicht); Schmidt-Jortzig, Zur Verfassungsm&#228;&#223;igkeit von Kreisumlages&#228;tzen, Schriftenreihe des Deutschen St&#228;dte- und Gemeindebundes, Heft 27, S. 62; Oberverwaltungsgericht L&#252;neburg, Urteil vom 5. September 1975 - I OVG A 49/55 - OVGE 12, 378 f (380 f), Hacker, Die Kreisumlage, in: Der Kreis (2. Bd.), S. 357 f (360) -.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber den deckungsw&#252;rdigen Bedarf des Kreises ist Sache des Kreistages, der dabei auch die Bedarfssituation der ihm angeh&#246;renden Gemeinden ber&#252;cksichtigen mu&#223;. Freilich ist sein Entscheidungsspielraum durch die Gesetzgebung des Bundes und des Landes (Pflichtaufgaben, &#252;bertragene Angelegenheiten), durch Tarifvertr&#228;ge und der Einwirkung des Kreises entzogene Entscheidungen, schlie&#223;lich durch H&#246;chstgrenzen und/oder Genehmigungsvorbehalte f&#252;r die Kreisumlage stark eingeengte Ma&#223;stab f&#252;r die Bestimmungen des Bedarfs in dem verbleibenden Bereich der freiwilligen Aufgaben ist das Gemeinwohl, d.h. der Wert, den das T&#228;tigwerden der im Kreis verbundenen Gebietsk&#246;rperschaften f&#252;r die Gesamtheit hat.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">- Vgl. Hacker, a.a.O., S. 360 und in: Handbuch der kommunalen Wissenschaft und Praxis, Bd. III S. 401, OVG L&#252;neburg, a.a.O., S. 380/381 -.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der zu deckende Bedarf wird - wie bereits das Verwaltungsgericht &#252;berzeugend ausgef&#252;hrt hat - von den in dem jeweiligen Haushaltsjahr (pflichtgem&#228;&#223; und freiwillig) zu erf&#252;llenden Aufgaben des Kreises bestimmt. Nicht etwa richtet sich der Umfang der zu erf&#252;llenden Aufgaben nach einem vorgegebenen Bedarfsrahmen. Der Kreistag mu&#223; sich deshalb im Wege der verantwortungsbewu&#223;ten politisch- wertenden Entscheidung j&#228;hrlich neu dar&#252;ber schl&#252;ssig werden, ob und in welchem Umfang er finanzwirksame Anspr&#252;che der Beteiligten anerkennen und erf&#252;llen will und - namentlich angesichts der bereits feststehenden Pflichtaufgaben - kann. Dieser Verpflichtung kann er sich nicht rechtswirksam entziehen. Durch die in Ziffer 2. der Vereinbarung vom 21. Juni 1972 f&#252;r die vier folgenden Haushaltsjahre festgelegte langfristige Begrenzung der Steigerungsrate der von der Kl&#228;gerin in diesem Zeitraum zu leistenden Kreisumlage - sollte sie als Festlegung einer absoluten H&#246;chstgrenze des Hebesatzes auszulegen sein - w&#228;re jedoch dem deckungsf&#228;higen Bedarf des Kreises Exxx ohne R&#252;cksicht auf den tats&#228;chlich zu deckenden, m&#246;glicherweise also h&#246;heren Bedarf der vier folgenden Haushaltsjahre eine Obergrenze gesetzt worden, die der Kreistag nicht h&#228;tte &#252;berschreiten d&#252;rfen. Eine solche langfristige Selbstbindung der legislativen Autonomie des Kreistages l&#228;uft der gesetzlichen Regelung des Finanzausgleichs zwischen Kreis und Gemeinden zuwider. Denn der geringf&#252;gige Spielraum, der bei einer auf 1 % beschr&#228;nkten Steigerungsrate des Hebesatzes der Kreisumlage bestehen bliebe, w&#252;rde die vom Gesetz vorausgesetzte flexible j&#228;hrliche Neubestimmung des Bedarfs anhand der sich in dem betreffenden Haushaltsjahr stellenden Aufgaben nicht mehr gew&#228;hrleisten. Der auf diese Weise selbst geschaffene Konflikt ist im Haushaltsjahr 1974 dadurch deutlich geworden, da&#223; sich die Ausgaben des Kreises Exxx im Pflichtbereich der Sozialhilfe aufgrund gesetzlicher Neuregelung erheblich erh&#246;ht und auf diese Weise den Freiraum des Kreises zur Finanzierung freiwilliger Aufgaben eingeschr&#228;nkt haben. Zur Einhaltung der vertraglich vereinbarten Obergrenze der j&#228;hrlich zul&#228;ssigen Hebesatzsteigerung von nur 1 % w&#228;re der gem&#228;&#223; &#167;&#167; 87 Abs. 2 GO NW, 42 KrO zur Haushaltsausgleichung verpflichtete Kreis n&#228;mlich gegebenenfalls vor die Wahl gestellt worden,, zwecks Deckung von Finanzierungsl&#252;cken entweder willk&#252;rlich Einsparungen im personalen Bereich vorzunehmen, die &#220;bernahme bzw. Erf&#252;llung freiwilliger Aufgaben - m&#246;glicherweise sogar gegen die Belange des Gemeinwohls - zur&#252;ckzustellen oder die von den &#252;brigen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden zu erbringende Umlage zum einseitigen Vorteil der Kl&#228;gerin zu erh&#246;hen. Eine einseitige Benachteiligung der anderen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden sollte jedoch durch die Vereinbarung vom 21. Juni 1972 - unstreitig - gerade vermieden werden. F&#252;r die Gemeinden des Altkreises Sxxx ergibt sich dies aus dem die Vereinbarung verbindlich best&#228;tigenden Kreistagsbeschlu&#223; vom 21. Juni 1972, demzufolge die Vereinbarung "im Verh&#228;ltnis zu allen Gemeinden des ehemaligen Kreises Exxx" gelten soll. F&#252;r die Gemeinden des Altkreises Sxxx folgt das Verbot einer einseitigen Mehrbelastung dieser Gemeinden aus dem &#252;bergeordneten Zweck der Vereinbarung, die unterschiedlichen Umlages&#228;tze innerhalb der kommenden vier Haushaltsjahre dadurch einander anzugleichen, da&#223; sich der h&#246;here Umlagesatz der Gemeinden des Altkreises Sxxx in dem Ma&#223;e verringerte, in dem sich der niedrigere Umlagesatz der Gemeinden des Altkreises Exxx j&#228;hrlich erh&#246;hte.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die aus dem dargestellten Sinn und Zweck der Kreisumlage folgende Rechtsunwirksamkeit</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">- vgl. in diesem Zusammenhang Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil vom 13. Juli 1979 - IV C 67/76 -, Monatsschrift f&#252;r Deutsches Recht (MDR) 1979, S. 962 f (963); Rechtsvorschriften des gesetzten (Spezial-) Rechts, die einem &#246;ffentlich- rechtlichen Vertrag entgegenstehen, bewirken dessen Unzul&#228;ssigkeit und damit Fehlerhaftigkeit; sie f&#252;hrten jedenfalls nach der vor dem Erla&#223; der Verwaltungsverfahrensgesetze gegebenen Rechtslage zur Nichtigkeit eines sie verletzenden Vertrages -</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">einer absoluten Begrenzung des Hebesatzes der Kreisumlage um - wie hier - j&#228;hrlich h&#246;chstens 1 % schlie&#223;t die Berufung auf die Grunds&#228;tze der &#196;nderung oder des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage (sog. clausula rebus sic stantibus) von vornherein aus.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r den Gesichtspunkt des von dem Senat in seinem</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Urteil vom 27. April 1979 - XV A 4/78 - (zur Ver&#246;ffentlichung bestimmt)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">n&#228;her untersuchten sog. gesetzesabweichenden Vergleichsvertrages, dessen Zul&#228;ssigkeit unter dem Vorbehalt - hier zu bejahender - &#252;berwiegender &#246;ffentlicher Interessen steht.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">- Vgl. BVerwG, Urteil vom 29. Oktober 1963 - VI C 198.61 -, Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwGE) 17, 87 f (93 f) zur Anwendung des Gesetzes zu Art. 131 GG, weiter &#167; 55 des - hier aus zeitlichen Gr&#252;nden nicht zur Anwendung kommenden - Verwaltungsverfahrensgesetzes des Bundes und des Landes Nordrhein- Westfalen -</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde die Vereinbarung zu Ziffer 2. als absolute H&#246;chstgrenze der Steigerungsrate des Hebesatzes verstanden und erwiese sie sich deshalb - wie dargestellt - als rechtsunwirksam, so w&#228;re der Beklagte auch aus Gesichtspunkten des Vertrauensschutzes nicht gehindert gewesen, den durch &#167; 5 der Nachtragshaushaltssatzung 1974 festgelegten h&#246;heren Umlagesatz gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin durchzusetzen. Das Institut des Vertrauensschutzes im Verwaltungsrecht ist in Anlehnung an die Rechtsprechung zu &#167; 242 BGB - so die Formulierung des Bundesverwaltungsgerichts - &#132;als Einrichtung f&#252;r den Staatsb&#252;rger gegen&#252;ber dem ihm &#252;berlegenen Staat nebst seiner m&#228;chtigen Verwaltung" entwickelt worden. Eines solchen Schutzes bedarf die gem&#228;&#223; Art. 20 Abs. 3 des Grundgesetzes an Gesetz und Recht gebundene &#246;ffentliche Verwaltung im zwischenbeh&#246;rdlichen Verkehr in der Regel nicht.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">- Vgl. BVerwG, Urteil vom 8. Dezember 1965 - V C 21.64 -, BVerwGE 23, 25 f (30 f); ausdr&#252;cklich best&#228;tigt durch das Urteil vom 20. Juni 1967 - VC 175.66 -, BVerwGE 27, 215 f (218), auch Urteil vom 17. Dezember 1970 - II C 48.68 -, BVerwGE 36, 108 f (113 f); Becker, R&#252;cknahme fehlerhafter beg&#252;nstigender Verwaltungsakte und R&#252;ckforderung ohne Rechtsgrund gew&#228;hrter Leistungen, in: Die &#214;ffentliche Verwaltung (D&#214;V) 1973, 379 f -</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Diese Regel beansprucht Geltung auch f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen den im vorliegenden Falle beteiligten kommunalen Gebietsk&#246;rperschaften. Die konkrete Fallgestaltung rechtfertigt angesichts der einer absoluten Begrenzung der Kreisumlagegesetze entgegenstehenden gewichtigen &#246;ffentlichen Interessen keine Ausnahme.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">- Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Erfolglosigkeit der Berufung auf den Gesichtspunkt von Treu und Glauben gegen&#252;ber gesetzeswidrigen Steuervereinbarungen, Urteil vom 5. Juni 1959 - VII C 83.57 -, BVerwGE 8, 329 f (&#167; 34); auch Bullinger, Vertrag und Verwaltungsakt, res. publica, Beitr&#228;ge zum &#246;ffentlichen Recht, Bd. 9, S. 81 -</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin und die anderen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden haben n&#228;mlich nicht durch die Kreistagssitzung vom 18. Dezember 1974 erstmalig von der Umlagenerh&#246;hung Kenntnis erhalten. Bereits am 4. Oktober 1974 ist in der Presse (vgl. Beiakte Heft 3, Bl. 13) &#252;ber Aussagen des Beklagten berichtet worden, wonach die Umlageerh&#246;hung in die Nachtragshaushaltssatzung eingeplant sei. Au&#223;erdem hat der Beklagte allen Gemeinden des Kreises mit Verf&#252;gung vom 24. Oktober 1974 (vgl. Beiakte Heft 3. Bl. 12) die Tatsache der beabsichtigten Umlageerh&#246;hung von 3,2 % mitgeteilt. Den Gemeinden hat somit eine durchaus ausreichende Zeit zur Verf&#252;gung gestanden, sich in der eigenen Haushaltsplanung darauf einzurichten. Diese M&#246;glichkeit war auch f&#252;r die Kl&#228;gerin gegeben, deren Rat allerdings erst in seiner Sitzung vom 19. Dezember 1974 die I. Nachtragshaushaltssatzung erlassen hat.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Da sich die deckungsbed&#252;rftigen Mehrausgaben des Kreises im Haushaltsjahr 1974 im &#252;brigen im gleichen Ma&#223;e anteilig auf die Kl&#228;gerin wie auf die anderen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden bezogen haben, entspricht die Heranziehung auch dem Grundsatz einer gleichm&#228;&#223;igen Lastenverteilung im Kreisverband. Es h&#228;tte bei dieser Haushaltslage dem Gleichbehandlungsgebot widersprochen, wenn die Kl&#228;gerin von der Umlageerh&#246;hung mit der Folge einer entsprechenden H&#246;herbelastung der &#252;brigen kreisangeh&#246;rigen Gemeinden verschont geblieben w&#228;re. Da&#223; der Kl&#228;gerin der Haushalts&#252;berschu&#223; des Jahres 1974 nicht wie den im Kreis Exxx verbliebenen Gemeinden zugute gekommen ist, ist allein Folge der kommunalen Neugliederung und l&#228;&#223;t die dargestellte Berechtigung des Beklagten, die Kl&#228;gerin zu dem durch &#167; 5 der Nachtragshaushaltssatzung festgelegten h&#246;heren Umlagesatz heranzuziehen, unber&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, der Ausspruch &#252;ber ihre vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, da die Rechtssache unter bundesrechtlichen oder verwaltungsverfahrensrechtlichen Gesichtspunkten keine grunds&#228;tzliche Bedeutung hat, das Urteil nicht von einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abweicht und &#167;&#167; 54, 55 des Verwaltungsverfahrensgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen, die in ihrem Wortlaut mit den entsprechenden Vorschriften des Verwaltungsverfahrensgesetzes des Bundes &#252;bereinstimmen, auf diesen Rechtsstreit keine Anwendung finden (&#167;&#167; 132 Abs. 2, 137 Abs. 1 Ziffer 2 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,973
olgd-1979-12-14-14-u-17879
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
14 U 178/79
1979-12-14T00:00:00
2019-03-13T15:19:03
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1979:1214.14U178.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf vom 6. Juni 1979 unter Zur&#252;ckweisung des weitergehenden Rechtsmittels teilweise abge&#228;ndert und wie folgt neu gefasst:Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger zu zahlen:10.087,94 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 13. Juni 1977, abz&#252;glich am 10. Juli 2977 gezahlter 7.427,99 DM; ferner 2.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10. Juli 1977.Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 9.200,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet.Die Sicherheit kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Bank oder Sparkasse geleistet werden.Die Revision wird zugelassen</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong></strong>&#160;</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d </strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist selbst&#228;ndiger Apotheker. Er rechnet die an die bei der Beklagten versicherten Patienten ausgegebenen Arzneien gem&#228;&#223; &#167; 3 des zwischen den Parteien geltenden Arznei-Lieferungsvertrages f&#252;r Nordrhein-Westfalen vom 19. Januar 1973 (ALV) &#8211; vgl. Bl. 10 ff. GA &#8211; nach der Deutschen Arzneimitteltaxe, letzte Ausgabe 1968 (DAT) &#8211; vgl. Bl. 107 ff. GA &#8211; ab.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten dar&#252;ber, wie der Preis von Arzneien zu berechnen ist, die der Kl&#228;ger aufgrund &#228;rztlicher Verordnungen aus Fertigarzneimitteln der chemischen Industrie (Spezialit&#228;ten) unter Zusatz von weiteren Substanzen herstellt. Dabei handelt es sich unstreitig um Arzneien, die nicht in der Preisliste der DAT aufgef&#252;hrt sind und die der Kl&#228;ger richtig nach Nr. 16 in Verbindung mit Nr. 9 der DAT berechnet hat.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Anschluss an eine w&#228;hrend des Prozesses von der Beklagten geleistete Zahlung steht nach dieser Berechnung unstreitig der mit der Klage weiterverfolgte Betrag noch offen, den das Landgericht dem Kl&#228;ger bis auf einen Teil des Zinsanspruchs durch Urteil vom 6. Juni 1979 (Bl. 275 ff. GA) zugesprochen hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen der Begr&#252;ndung und wegen des weiteren Sach- und Streitstandes erster Instanz wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 11. Juni 1979 zugestellte Urteil richtet sich die am 5. Juli 1979 eingelegte und am 4. Oktober 1979 begr&#252;ndete Berufung der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte vertritt weiterhin die Ansicht, f&#252;r die Berechnung der bezeichneten Arzneien sei allein Nr. 19 der DAT ma&#223;gebend, so dass der eingeklagte Differenzbetrag dem Kl&#228;ger nicht zustehe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hilfsweise,die Revision zuzulassensowie ihr zugestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in Form der Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Fall, dass dem Kl&#228;ger die Abwendung der Zwangsvollstreckung gestattet werde, erbietet sich die Beklagte ihrerseits zur Sicherheitsleistung in Form der Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Beklagten zur&#252;ckzuweisen, er erm&#228;&#223;igt indes den von ihm verfolgten Zinsanspruch auf 4 %.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger tritt den Ausf&#252;hrungen der Beklagten entgegen und bezieht sich auf die seiner Ansicht nach zutreffenden Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im &#220;brigen wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien und die &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</strong></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat in der Sache nur bez&#252;glich eines Teils des Zinsanspruchs Erfolg, im &#220;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zul&#228;ssig. Der Rechtsstreit geh&#246;rt nach &#167; 13 GVG vor die ordentlichen Gerichte. Es handelt sich um eine b&#252;rgerliche Rechtsstreitigkeit, f&#252;r die eine andere Zust&#228;ndigkeit nicht besteht (BGHZ 34,53). Die Klage ist begr&#252;ndet, soweit der Kl&#228;ger sie nach der von der Beklagten geleisteten Zahlung und der Erm&#228;&#223;igung des Zinsanspruchs weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht nach &#167;&#167; 6, 3 ALV in Verbindung mit Nr. 16, 9 DAT die unstreitig rechnerisch richtig berechnete Restklageforderung zu. Die Beklagte kann ihn aus den im Wesentlichen zutreffenden Gr&#252;nden des angefochtenen Urteils nicht auf eine Berechnung nach Nr. 19 DAT verweisen. Aus diesem Grunde entf&#228;llt auch der von der Beklagten geltend gemachte Abschlag nach &#167; 4 Nr. 1 ALV (vgl. &#167; 4 Nr. 3 ALV). Die Nr. 9 DAT enth&#228;lt Vorschriften &#252;ber die Ermittlung des Grundansatzes f&#252;r <span style="text-decoration:underline">Arzneimittel,</span> die nicht im eigenen Apothekenbetrieb hergestellt, sondern im rohen oder bearbeiteten Zustand gekauft werden. Nach Nr. 16 DAT gelten diese Vorschriften auch f&#252;r <span style="text-decoration:underline">Arzneimittel,</span> die in der Preisliste &#8211; wie unstreitig die vom Kl&#228;ger verwendeten Arzneimittel &#8211; nicht aufgef&#252;hrt sind. Wie sich aus Nr. 1 und 2 DAT ergibt, ist f&#252;r die Preisberechnung wesentlich, ob der Apotheker eine <span style="text-decoration:underline">Arznei</span> (aus Arzneimitteln) <span style="text-decoration:underline">zur Abgabe herrichtet</span> (Nr. 1) oder ob er <span style="text-decoration:underline">Arzneimittel oder Arzneien</span> in einer zur Abgabe an das Publikum bestimmten fertigen Packung aus dem Handel bezieht und in dieser Packung <span style="text-decoration:underline">abgibt</span>. Ein Faktor des Preises der von dem Apotheker zur Abgabe hergerichteten Arznei erforderlichen Arzneimittel. Bei der Berechnung der Arzneimittelpreise unterscheidet die DAT wiederum zwischen solchen Arzneimitteln, die der Apotheker im eigenen Apothkenbetrieb herstellt und solchen, die er in rohem oder bearbeitetem Zustand kauft (vgl. Nr. 8 &#8211; 10 DAT). Die Nr. 19 DAT enth&#228;lt demgegen&#252;ber keine Bestimmung &#252;ber die Preise von Arzneimitteln, die zur Herstellung einer Arznei durch den Apotheker (Nr. 1 I DAT) erforderlich sind, sondern allein Bestimmungen &#252;ber die Preise f&#252;r im Handel bezogene fertige Packungen von Arzneien und Arzneimitteln. Die Vorschrift erg&#228;nzt die Nr. 2 DAT&#160; soweit es um die Abgabe in anderen als den fertigen, aus dem Handel bezogenen Packungen geht.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Systematik der DAT kommt es in erster Linie darauf an, ob der Kl&#228;ger aufgrund der streitigen &#228;rztlichen Verordnungen Arzneien zur Abgabe hergerichtet bzw. hergestellt oder ob er Arzneimittel oder Arzneien lediglich aus dem Handel bezogen und abgegeben hat. Dieser dem Wortlaut und der Systematik der DAT entnommenen Auslegung entspricht die Darstellung des Sachverst&#228;ndigen A. in seinem Gutachten vom 4. September 1978 (Bl. 170 GA), die deutschen Arzneitaxen h&#228;tten zwei Prinzipien &#8211; deutlich getrennt &#8211; immer aufrechterhalten: die Kalkulationsvorschriften und Preisangaben f&#252;r die <span style="text-decoration:underline">Herstellung </span>in der Apotheke einerseits und eine einfaches Zuschlagverfahren auf den Einkaufpreis f&#252;r Arzneispezialit&#228;ten, die substantiell <span style="text-decoration:underline">unver&#228;ndert abgegeben werden.</span> Sie wird auch gest&#252;tzt durch die vom jetzigen Text und der historischen Entwicklung ausgehenden &#220;berlegungen von R&#246;dder (Pharmazeutische Zeitung 1971, Nr. 33 Seite 1166 ff. &#8211; Anlage zu dem Gutachten des Sachverst&#228;ndigen B.). Dagegen vermag den Senat die von dem Sachverst&#228;ndigen B. selbst in seinem Gutachten vom 25. November 1978 (Seite 4 &#8211; Beiheft in den Gerichtsakten) vorgenommene Differenzierung nach dem Vorhandensein geeigneter Bezugsgr&#246;&#223;en entsprechend Nr. 9 Abs. 2 DAT nicht zu &#252;berzeugen. Ebensowenig schl&#252;ssig ist die Darstellung des Sachverst&#228;ndigen B., Nr. 19 DAT stelle <span style="text-decoration:underline">neben</span> Nr. 16, 9 DAT eine &#8222;vollwertige Preisbildungsvorschift&#8220; dar, soweit damit gemeint sein soll, dass beide Alternativen im Zusammenhang mit der Berechnung von Arzneimittelpreisen nach Nr. 1 I DAT anzuwenden seien.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zieht nun nicht in Zweifel, dass der Kl&#228;ger aufgrund der streitigen &#228;rztlichen Verordnungen Arzneien &#8222;zubereitet&#8220; bzw. &#8222;zusammengemischt&#8220; hat (vgl. Klageerwiderung vom 26. Juli 1977 &#8211; Bl. 38 GA -, Berufungsbegr&#252;ndung vom 3. Oktober 1979 &#8211; Bl. 310 GA). Tats&#228;chlich m&#252;ssen die von dem Kl&#228;ger an die Patienten abgegebenen Pr&#228;parate als <span style="text-decoration:underline">Arzneien</span>, nicht als Arzneimittel im Sinne der DAT angesehen werden. Denn aus Nr. 1 DAT ergibt sich, dass Arzneien aus einem oder mehreren Arzneimitteln vom Apotheker (Nr. 1 DAT) oder von der chemischen Industrie (Nr. 2 DAT) hergestellte Pr&#228;parate sind. Die von R&#246;dder (a.a.O., Seite 1166) vorgenommenen Definition der Arznei ist im Hinblick auf Nr. 2, 19 DAT zu eng. F&#252;r die Anwendung von Nr. 9 DAT oder Nr. 19 DAT ist damit entscheidend, ob die von dem Kl&#228;ger abgegebenen Arzneien von ihm &#8211; aus unstreitig nicht im eigenen Betriebe hergestellten Arzneimittel (Nr. 10 DAT) &#8211; hergerichtet (Nr. 1 DAT) oder bezogen und abgegeben worden sind. Davon, dass eine Arznei aus dem Handel bezogen und abgegeben worden ist, kann aber schon nach dem Wortlaut der Nr. 2 und 19 DAT &#8211; in &#220;bereinstimmung mit dem Sachverst&#228;ndigen A. und mit R&#246;dder., a.a.O., Seite 1170 &#8211; eindeutig nur gesprochen werden, wenn die Arznei substantiell unver&#228;ndert abgegeben wird. Wird die bezogene Arznei substantiell ver&#228;ndert, so findet sie nunmehr als Arzneimittel im Sinne von Nr. 1 DAT Verwendung (vgl. R&#246;dder, a.a.O., 1167). Es entsteht auf diese Weise eine vom Apotheker hergestellte Arznei. Damit scheidet eine Preisberechnung f&#252;r die von dem Kl&#228;ger abgegebenen Arzneien nach Nr. 19 DAT aus. Dabei ist unerheblich, ob die verwendeten Arzneimittel in der Preisliste der DAT aufgef&#252;hrt sind oder nicht. Daraus, dass Nr. 16 DAT im letzteren Falle nur sinngem&#228;&#223; gilt, kann eine andere Auslegung nicht hergeleitet werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Aber auch die von der Beklagten vorgetragenen weiteren Umst&#228;nde rechtfertigen es nicht, den Kl&#228;ger auf eine Berechnung nach Nr. 19 DAT zu verweisen. Die allgemeine Diskussion um die D&#228;mpfung der Kosten im Gesundheitswesen gibt dem Senat keine M&#246;glichkeit, die zwischen den Parteien vereinbarte Abrechnungsgrundlage entgegen ihrem eindeutigen Wortlaut zum Nachteil des Kl&#228;gers auszulegen. Soweit diese Abrechnungsart nicht mehr den heutigen Bedingungen des Gesundheitsmarktes entspricht, haben die Parteien auch unabh&#228;ngig davon, ob der Verordnungsgeber t&#228;tig wird &#8211; die M&#246;glichkeit, den Arzneilieferungsvertrag zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die &#8211; bestrittene &#8211; Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe ihre Beanstandungen jahrelang widerspruchslos hingenommen, ist unerheblich. Allein daraus, dass der Kl&#228;ger durch eine Berechnung nach Nr. 9 der Beklagten laufend Anlass zu Beanstandungen gab, zeigt, dass die Parteien sich nicht abweichend von der DAT auf eine Abrechnung nach Nr. 19 DAT geeinigt haben. Die Beklagte hat auch nicht bewiesen und nicht weiter unter Beweis gestellt, dass die alleinige Anwendung der Nr. 19 DAT auf die umstrittenen &#228;rztlichen Verordnungen jahrzehntelang allgemein von den Apothekern akzeptiert worden ist. F&#252;r die Darlegung einer solchen Behauptung reicht auch nicht der Vortrag der Beklagten in dem Schriftsatz vom 12. Dezember 1979 (Bl. 356 ff. GA) aus. Abgesehen davon, dass die von der Beklagten vorgetragenen Vorg&#228;nge aus dem Jahre 1970 stammen, also aus einer Zeit vor Abschluss des Arzneilieferungsvertrages f&#252;r Nordrhein-Westfalen im Jahre 1973, hat die Beklagte nicht dargetan, inwiefern in der Sitzung vom 14. Oktober 1970 die anwesenden Personen erm&#228;chtigt waren, ein f&#252;r alle Apotheker verbindliches Stillhalteabkommen (welchen Inhalts?) zu vereinbaren. Unter diesen Umst&#228;nden l&#228;sst sich den von der Beklagten vorgelegten Urkunden nur entnehmen, dass bereits im Jahre 1970 zwischen den allgemeinen Ortskrankenkassen und den Apothekern Streit &#252;ber die Anwendung von Nr. 16, 9 DAT einerseits oder Nr. 19 DAT andererseits bestand und dass dieser Streit nicht einvernehmlich beigelegt worden ist. Wenn danach in Kenntnis dieses Streitpunktes in dem Arzneilieferungsvertrag des Jahres 1973 f&#252;r die Berechnung der Arzneimittelpreise allgemein auf die DAT verwiesen wird, so kann es f&#252;r die vorliegende Entscheidung nicht mehr auf fr&#252;here Erkl&#228;rungen ankommen, deren Verbindlichkeit insbesondere f&#252;r die Zeit seit Abschluss des Arzneilieferungsvertrages fraglich bleiben muss. F&#252;r die Tatsache, dass der Streit um die Taxierung nach Nr. 16, 9 DAT oder 19 DAT erst in j&#252;ngerer Zeit praktische Bedeutung gewonnen hat, haben R&#246;dder (a.a.O., Seite 1166) und der Sachverst&#228;ndige A. (Bl. 180 GA) die einleuchtende Erkl&#228;rung abgegeben, dass zun&#228;chst die Preisliste der DAT und die &#8211; auch nach der Darstellung des Sachverst&#228;ndigen B. &#8211; nicht nach einheitlichen Grunds&#228;tzen verfasste Hilfstaxe ausgereicht h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich rechtfertigt auch die Unt&#228;tigkeit des Verordnungsgebers im Anschluss an einen Vorsto&#223; der Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen Deutscher Apotheker im Jahre 1963 zur Klarstellung der Nr. 19 DAT durch Einf&#252;gung der Worte &#8222;ungemischt und unverarbeitet&#8220; jeweils vor dem Wort &#8222;verordnet&#8220; keine abweichende Auslegung. Insbesondere ergibt sich daraus nicht eine bestimmte Interpretation der DAT durch den Verordnungsgeber, an die die Gerichte ohnehin nicht gebunden w&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#8230;..</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;sst die Revision nach &#167; 546 Abs. 1 Nr. 1 ZPO zu. Die Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung. Die Entscheidung des Rechtsstreits h&#228;ngt von der Auslegung einer bundesrechtlichen Rechtsverordnung ab. &#220;ber diese Auslegung herrscht Streit zwischen einer Anzahl von Apothekern auf der einen Seite und zumindest eines Teils der Ortskrankenkassen auf der anderen Seite. Die Entscheidung hat daher f&#252;r eine nicht absehbare Zahl von Rechtsverh&#228;ltnissen Bedeutung. Sie kann dar&#252;ber hinaus &#8211; wie die von der Beklagten vorgetragenen Beispiele zeigen &#8211; nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Kostengef&#252;ge des Gesundheitswesens haben.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz: 4.695,95 DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; </p>
315,974
olgham-1979-12-13-4-u-23679
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 236/79
1979-12-13T00:00:00
2019-03-13T15:19:05
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1213.4U236.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 9. Mai 1979 verk&#252;ndete Urteil der 4. Kammer f&#252;r Handelssachen des Landgerichts Essen wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil wird jedoch zur besseren Klarstellung dahin gefa&#223;t, da&#223; der Beklagten verboten wird,</p> <p> "analysierende und/oder werbende Ver&#246;ffentlichungen &#252;ber Wert, Beschaffenheit und Kennzeichnung der Nahrungskonzentrat-Produkte zu bringen".</p> <p>Die Kosten der Berufung werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 40.000,- DM abzuwenden, sofern die Kl&#228;gerin vor der Vollstreckung nicht Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Parteien k&#246;nnen die Sicherheit dadurch leisten, da&#223; sie die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse beibringen.</p> <p>Die Beschwer der Kl&#228;gerin betr&#228;gt 50.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind Wettbewerber im Vertrieb von Nahrungskonzentraten, die insbesondere auf dem "Bodybuilding-Markt" abgesetzt werden. Die Kl&#228;gerin ist zugleich Herstellerin der von ihr vertriebenen Produkte. Die Beklagte hat seinerzeit neben dem Vertrieb der genannten Pr&#228;parate die auch heute noch erscheinende Zeitschrift ... herausgegeben, die zus&#228;tzlich als ... bezeichnet ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der im Dezember 1978 erschienen Ausgabe Nr. ... ver&#246;ffentlichte die Zeitschrift ... u.a. zun&#228;chst eine Leseanfrage eines Mitgliedes des "Athletik- und Fitness-Club" in ... der unter Hinweis auf die verschiedenen Nahrungskonzentraten in der Werbung zugeschriebenen "erstaunlichen Wunderwirkungen" um Angaben &#252;ber die Zusammensetzung der von der Kl&#228;gerin angebotenen Pr&#228;parate ... und ... bat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dieser Anfrage wurde als Antwort die "Lebensmittelrechtliche Beurteilung" des als "staatlich approbierten Lebensmittelchemiker und &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Handelschemiker" bezeichneten ... aus ... hinsichtlich der genannten Produkte der Kl&#228;gerin ver&#246;ffentlicht. Darin sind einmal die von ... durch Laboruntersuchung ermittelten Analysenwerte tabellarisch wiedergegeben; in einem beigef&#252;gten Test wird weiterhin das Untersuchungsergebnis unter lebensmittelrechtlichen Gesichtspunkten ausgewertet, wobei ... - mit n&#228;herer Begr&#252;ndung - zu dem Ergebnis kommt, da&#223; einzelne, von ihm im weiteren teilweise als t&#228;uschend beziehungsweise irref&#252;hrend bezeichnete, Angaben &#252;ber die Beschaffenheit der Produkte der Kl&#228;gerin gegen - im einzelnen angef&#252;hrte - Vorschriften des Lebensmittel- und Bedarfsgegenst&#228;ndegesetzes sowie der Di&#228;t-Verordnung verstie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">An den Abdruck der Auskunft des ... schlie&#223;t sich ein "Kommentar der Redaktion" an, in dem es u.a. hei&#223;t:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>" ... die Zahl der Mitbewerber im "Bodybuilding-Markt" wird ebenfalls immer gr&#246;&#223;er. Konkurrenz ist gut und eine der S&#228;ulen der freien Marktwirtschaft. Gut dann, wenn die Gesch&#228;fte seri&#246;s betrieben werden. Was allerdings auf dem Bodybuilding-Markt - und dabei besonders auf dem N&#228;hrmittelsektor - geschieht, kann man nur noch mit unglaublich bezeichnen.</i> <i>Die staatlichen Lebensmittel-Pr&#252;fstellen sind durch die neuen Gesetze &#252;berlastet und die Verbraucherschutzverb&#228;nde erfahren von diesen Vorf&#228;llen h&#228;ufig gar nicht oder erst viel zu sp&#228;t. Viele der derzeit am Markt (schwarz und grau mit eingerechnet) befindlichen Produkte versto&#223;en gegen eine Vielzahl von Verordnungen des Gesetzgebers, manche werden gar in der Art mittelalterlicher Quacksalber in der heimischen K&#252;che "zubereitet" und dann mit den klangvollsten Namen an ahnungslose Verbraucher verkauft ...</i> <i>... mit der Ver&#246;ffentlichung ... der Antwort des &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Sachverst&#228;ndigen ... wenden wir uns an den "kritischen K&#228;ufer"."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat die von der Beklagten ver&#246;ffentlichten Untersuchungsergebnisse als unrichtig beanstandet; unabh&#228;ngig davon h&#228;lt sie es aber schon f&#252;r unzul&#228;ssig, da&#223; die Beklagte sich in ihrer Zeitschrift &#252;berhaupt mit den Eigenschaften ihrer - der Kl&#228;gerin - Produkte befa&#223;t hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auf den von der Kl&#228;gerin zuletzt gestellten Antrag hat das Landgericht die Beklagte verurteilt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">es bei Vermeidung von Ordnungsmitteln zu unterlassen, Ver&#246;ffentlichungen &#252;ber Wert, Beschaffenheit und Kennzeichnung der Nahrungskonzentrat-Produkte der Kl&#228;gerin zu machen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung, deren Zur&#252;ckweisung die Kl&#228;gerin begehrt, verfolgt die Beklagte ihren Klageabweisungsantrag weiter.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in der Berufungsinstanz wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Zeitschrift ... wird jetzt nicht mehr von der Beklagten Gesellschaft, sondern von einer anderen Gesellschaft herausgegeben. Zwischen beiden Gesellschaften besteht aber Gesellschafteridentit&#228;t.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist sachlich erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach Auffassung des Landgerichts verst&#246;&#223;t die beanstandete Ver&#246;ffentlichung gegen &#167;&#167;1 und 3 UWG, weil die Beklagte bei den Lesern ihrer Zeitschrift ... den Eindruck erweckt habe, als reines Fachpresseorgan die Erzeugnisse der Kl&#228;gerin aus objektiver Sicht zu beurteilen, was aber im Hinblick auf die Stellung der Beklagten als Wettbewerberin der Kl&#228;gerin nicht zutreffend gewesen sei. Dem Standpunkt des Landgerichts ist im Ergebnis beizupflichten. Das Vorbringen der Berufung rechtfertigt keine andere Beurteilung zu Gunsten der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann die Beklagte wegen der angegriffenen Ver&#246;ffentlichung in der Zeitschrift ... nach &#167;1 (in Verbindung mit &#167;13 Abs. 3) UWG mit Erfolg auf Unterlassung in Anspruch nehmen. &#167;1 UWG ist verletzt, weil es sich bei der in Rede stehenden Publikation um einen Warentest handelt, der nicht neutral war, sondern zu Wettbewerbszwecken ver&#246;ffentlicht wurde (vgl. Baumbach-Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 12. Aufl., &#167;1 Rz 358).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Unter einem Warentest ist die Pr&#252;fung von Waren hinsichtlich der Eigenschaften zu verstehen, die f&#252;r den Verbraucher als m&#246;glichen K&#228;ufer der Ware von Interesse sind (vgl. Hefermehl, GRUR 1962, 611). Eine solche Pr&#252;fung ist Gegenstand der vorliegend angegriffenen Publikation der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Annahme eines Warentests steht entgegen der Auffassung der Berufung hier nicht entgegen, da&#223; nur Produkte der Kl&#228;gerin getestet worden sind. Ein Warentest ist nicht notwendig ein Warenvergleich er kann sich auf die Pr&#252;fung der Ware oder Waren eines einzigen Herstellers beschr&#228;nken (vgl. Hefermehl, GRUR, a.a.O.; ders. in Baumbach-Hefermehl, a.a.O., 351).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die in Rede stehende Ver&#246;ffentlichung erfolgte zu Zwecken des Wettbewerbs. Das daf&#252;r in objektiver Hinsicht erforderliche Wettbewerbsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien ist zu bejahen. Gegenstand der vorliegenden Warenpr&#252;fung sind Nahrungs-Konzentrate, die auf dem "Bodybuilding-Markt" abgesetzt werden. Auf diesem Markt konkurrieren die Parteien als H&#228;ndler. Die fragliche Ver&#246;ffentlichung ist auch geeignet, die Stellung der Beklagten im Wettbewerb zu Lasten der Kl&#228;gerin zu f&#246;rdern. Die weiterhin in subjektiver Hinsicht erforderliche Absicht des Handelnden, den eigenen (oder fremden) Wettbewerb zum Nachteil eines anderen Mitbewerbers zu f&#246;rdern, ist f&#252;r die Beklagte ebenfalls zu bejahen. Daf&#252;r spricht beim Vorliegen eines Wettbewerbsverh&#228;ltnisses, wie es hier der Fall ist, bereits eine tats&#228;chliche Vermutung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Ver&#246;ffentlichung verst&#246;&#223;t gegen die guten Sitten im Wettbewerb.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wer zur Wahrnehmung von Verbraucherinteressen einen &#246;ffentlichen Warentest veranstaltet, betont seine Neutralit&#228;t (vgl. dazu Hefermehl, GRUR a.a.O.; ders. in Baumbach-Hefermehl, a.a.O., Rz 356). Einen solchen Anspruch hat im vorliegenden Fall auch die Beklagte schon durch die Aufmachung der von ihr ver&#246;ffentlichten Untersuchungen erhoben, die durch eine Leseranfrage veranla&#223;t und von einem &#246;ffentlich bestellten und vereidigten Sachverst&#228;ndigen nach wissenschaftlichen Methoden durchgef&#252;hrt worden sein sollen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Fehlt indessen die Neutralit&#228;t des Testveranstalters, so ist der Test wegen Irref&#252;hrung des Publikums unzul&#228;ssig, und zwar auch dann, wenn er seinem Inhalt nach richtig sein sollte. (vgl. Hefermehl, GRUR, a.a.O.; ders. in Baumbach-Hefermehl, a.a.O., Rz 356). Davon ist auch im vorliegenden Fall auszugehen, weil der Beklagten als Wettbewerberin zur Veranstaltung von Warentests in ihrer Zeitung &#252;ber die Produkte der Kl&#228;gerin die Neutralit&#228;t fehlt. Ob und inwieweit in F&#228;llen &#252;berwiegenden &#246;ffentlichen Interesses, etwa zur Warnung vor gesundheitssch&#228;dlichen Produkten, eine Ausnahme von dem Erfordernis der Neutralit&#228;t zu machen ist, kann hier dahingestellt bleiben, weil ein solcher Sachverhalt vorliegend nicht in Rede steht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich entgegen ihrer Auffassung dem wettbewerbsrechtlichen Unterlassungsanspruch der Kl&#228;gerin nicht unter Berufung auf Art. 5 GG entziehen. Erfolgt eine Pressever&#246;ffentlichung zu Wettbewerbszwecken, so sind die durch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb gezogenen Schranken zu beachten (vgl. L&#246;ffler, Presserecht, Bd. I, 2. Aufl., Kap. 15 - Wettbewerbsrecht). In den Vorschriften des UWG finden gem&#228;&#223; Art. 5 Abs. 2 GG grunds&#228;tzlich auch das Recht der freien Meinungs&#228;u&#223;erung und die Pressefreiheit ihre Schranken.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">5.)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Angriffe der Berufung gegen die vom Landgericht im Ergebnis zu Recht bejahte Wiederholungsgefahr, die darauf gest&#252;tzt waren, da&#223; die Beklagte nicht mehr Herausgeberin der Zeitschrift ... sei sind im Hinblick auf die Erkl&#228;rungen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten vor dem Senat, wonach zwischen der Beklagten und der jetzigen Herausgeberin der genannten Zeitschrift Gesellschafteridentit&#228;t besteht, gegenstandslos.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">6.)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch mit der von ihr erhobenen Verj&#228;hrungseinrede dringt die Berufung nicht durch. Denn die am 27.2.1979 bei dem Landgericht eingegangene Klage ist der Beklagten am 12.3.1979 zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">7.)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dar Senat hat dem im Tenor des landgerichtlichen Urteils enthaltenen Unterlassungsgebot eine klarstellende Fassung gegeben, die der Pr&#228;zisierung dient und nicht ein weniger gegen&#252;ber dem Klageantrag bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167;97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,975
olgham-1979-12-04-4-u-24479
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 244/79
1979-12-04T00:00:00
2019-03-13T15:19:08
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1204.4U244.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 5. Juli 1979 verk&#252;ndete Urteil der 17. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 12.184,45 DM (i.W.: zw&#246;lftausendeinhundertvierundachtzig 45/100 Deutsche Mark) nebst 8,247 % Zinsen seit dem 20. Februar 1979 zuz&#252;glich 12 % Mehrwertsteuer auf diese Zinsen und 10,- DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Beklagten wird nachgelassen, wie Zwangsvollstreckung durch Hinterlegung oder Sicherheitsleistung in H&#246;he von 20.000,- DM abzuwenden, sofern die Kl&#228;gerin nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. Dia Parteien k&#246;nnen die Sicherheit durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Gro&#223;bank, Genossenschaftsbank oder &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen.</p> <p>Die Beschwer des Beklagten betr&#228;gt 12.194,45 DM.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien schlossen am 30.5./17.8.1978 einen "Leasing-Vertrag" &#252;ber zwei zur Entgegennahme von Anrufsignalen bestimmte Empfangsger&#228;te, die in Firmenfahrzeuge des Beklagten - eines Architekten - eingebaut werden sollten. Der Vertrag sah eine monatliche Leasing-Rate von 218,- DM zuz&#252;gl. gesetzlicher Mehrwertsteuer vor. Zur Vertragsdauer ist auf der Vorderseite des Formularvertrages mit vorgedrucktem, insoweit aber durch Fettdruck herausgestelltem Text bestimmt: "Das Leasingvertragsverh&#228;ltnis wird auf unbestimmte Zeit abgeschlossen; es ist k&#252;ndbar erstmalig zum Ablauf des 24. Monats nach Ma&#223;gabe des &#167; 13." &#167; 13 ist eine der auf der R&#252;ckseite des Vertragsformulars abgedruckten weiteren Bedingungen des Leasing-Vertrages und lautet u.a. wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>"&#167; 13 K&#252;ndigungsfristen</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><i>Der Leasing-Nehmer hat das Recht, den Leasing-Vertrag mit einer K&#252;ndigungsfrist von 6 Monaten, erstmals zum Ablauf des 24. Monats ab Vertragsbeginn, zu k&#252;ndigen; dann halbj&#228;hrlich gleichfalls mit einer K&#252;ndigungsfrist von 6 Monaten.</i></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><i>Die K&#252;ndigung beinhaltet die nachfolgenden Restzahlungen des Leasing-Nehmers, die am K&#252;ndigungstermin zahlbar sind; die Restzahlungen berechnen sich wie folgt:</i></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>Zum Ablauf des 24. Monats 68 %, des 30. Monats 57 %, des 36. Monats 47 %, des 42. Monats 36 %, des 48. Monats 25 %, des 54. Monats 14 %, dann 0 % des jeweils vom Netto-Anschaffungswert unter Anrechnung von 75 % bzw. 100 % (im Fall eines neuen, gleichwertigen Leasing-Vertragsabschlusses mit dem Leasing-Geber) vom Wiederverwertungserl&#246;s, abz&#252;glich der tats&#228;chlich entstandenen Kosten des Leasing-Gebers, zzgl. ges. MWSt.</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>..."</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auf die weiteren Bedingungen des Leasing-Vertrages ist im &#252;brigen allgemein in den &#252;ber den Unterschriften der Parteien befindlichen vorgedruckten Text auf der Vorderseite des Vertrages Bezug genommen, wo es insoweit hei&#223;t: "Alle Unterzeichnenden haben von den vor- und umstehenden Bedingungen des Leasing-Vertrages Kenntnis genommen und erkl&#228;ren sich ausdr&#252;cklich mit diesen einverstanden und sind aus diesem Vertrag verpflichtet." Die auf der R&#252;ckseite abgedruckten weiteren Vertragsbedingungen lauten u.a. wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>"&#167; 1 Lieferungsbedingungen</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Anlieferung und Montage der Ausr&#252;stung erfolgen auf Gefahr und Rechnung des Leasing-Nehmers. Der Leasing-Geber haftet nicht f&#252;r nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgem&#228;&#223;e Lieferung durch die Lieferanten. ... Anspr&#252;che des Leasing-Nehmers gegen den Leasing-Geber wegen der Nichtlieferung sind ausgeschlossen. Der Leasing-Geber tritt seine ihm insoweit gegen den Lieferanten zustehenden Anspr&#252;che an den Leasing-Nehmer ab. ...</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>&#167; 2 Gew&#228;hrleistung</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><i>Der Leasing-Geber tritt seine gegenw&#228;rtigen bzw. zuk&#252;nftigen Rechte und Forderungen gegen Lieferanten ... hinsichtlich des Leasing-Objekts insbesondere aus Serviceleistungen, Sach- und Rechtsm&#228;ngeln, Garantiehaftung und positiver Vertragsverletzung mit Abschlu&#223; des Leasing-Vertrages an den Leasing-Nehmer ab. ...</i></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><i>Gew&#228;hrleistungs-, Garantie- und Service-Anspr&#252;che sowie etwaige Abspr&#252;che aus Verzug, positiver Vertragsverletzung oder unerlaubter Handlung gegen den Lieferanten entbinden den Leasing-Nehmer nicht von der Verpflichtung, die vereinbarten Leasing-Raten an den Leasing-Geber zu zahlen und den Leasing-Vertrag voll zu erf&#252;llen.</i></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><i>&#167; 3 Kein Zur&#252;ckbehaltungsrecht bei Funktionsst&#246;rung</i></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><i>Der Leasing-Nehmer ist, verpflichtet, die Leasing-R&#228;ten unabh&#228;ngig von der Funktionsf&#228;higkeit der Ausr&#252;stung zu erbringen.</i></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><i>&#167; 7 Gefahrtragung und Versicherung des Leasing-Objekts</i></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><i>Die Gefahr des zuf&#228;lligen Unterganges, Verlustes oder Diebstahls, der Besch&#228;digung und des vorzeitigen Verschlei&#223;es des Leasing-Objektes - gleich aus welchen Grunde - tr&#228;gt der Leasing-Nehmer Derartige Ereignisse entbinden den Leasing-Nehmer nicht von seiner Verpflichtung die vereinbarten Leasing-Raten zu zahlen.</i></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><i>...</i></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><i>&#167; 9 Verzugsfolgen, vorzeitige F&#228;lligstellung der Leasing-Raten und K&#252;ndigung des Vertrages</i></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><i>Im Falle des Verzuges hat der Leasing-Nehmer dem Leasing-Geber Geldschulden vom Tage der F&#228;lligkeit an bis zum Geldeingang mit 1,5 % monatlich zu verzinsen sowie eine Mahngeb&#252;hr von DM 10,- pro Zahlungaufforderung zu tragen. Weitergehende Schadensersatzanspr&#252;che bleiben vorbehalten.</i></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><i>Kommt der Leasing-Nehmer mit einer Leasing-Rate oder einer anderen vereinbarten Zahlung l&#228;nger als einen Monat in R&#252;ckstand oder erf&#252;llt er eine oder mehrere der in diesem Vertrag genannten Verpflichtungen nicht, so hat der Leasing-Geber das Recht, den Leasing-Vertrag fristlos zu k&#252;ndigen, als Schadensersatz die gesamten Leasing-Raten, die nach diesem Vertrag bis zum Ablauf der Vertragszeit zu zahlen sind, auf einmal f&#228;llig und zahlbar zu stellen und den Leasing-Gegenstand zur&#252;ckzunehmen und freih&#228;ndig zu verwerten. ... Der Leasing-Geber wird dem Leasing-Nehmer einen evtl. erzielten Verwertungserl&#246;s f&#252;r den Leasing-Gegenstand gutschreiben.</i></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><i>Der Leasing-Geber ist berechtigt, zur Sicherung der Leasingraten-Forderung die Ausr&#252;stung herauszuverlangen und sie solange zur&#252;ckzuhalten, bis der Leasing-Nehmer die f&#228;llige Gesamtleasing-Forderung bezahlt hat. Die hierbei entstehenden Kosten gehen zu Lasten des Leasing-Nehmers. Bei Eingang der Gesamtleasing-Forderung zuz&#252;glich der vorgenannten Kosten beim Leasing-Geber hat der Leasing-Nehmer das Recht, gegen diese Zahlung ... das Leasing-Objekt bis zum Ende der Vertragszeit weiter zu nutzen. F&#252;r die Zahlung erh&#228;lt er eine bank&#252;bliche Zinsgutschrift.</i></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><i>&#167; 12 Einzugserm&#228;chtigung; Aufrechnungs- und Zur&#252;ckbehaltungsrecht</i></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><i>... Der Leasing-Nehmer kann gegen die Forderungen des Leasing-Gebers aus diesem Vertrage nur aufrechnen oder ein Zur&#252;ckbehaltungsrecht geltend machen, wenn der Leasing-Geber damit einverstanden ist, oder die Forderung, mit der aufgerechnet werden soll, rechtskr&#228;ftig festgestellt ist.</i></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><i>..."</i></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gleichzeitig mit seinem an die Kl&#228;gerin gerichteten Antrag auf Abschlu&#223; eines Leasing-Vertrages hatte der Beklagte am 30.5.1978 einen formularm&#228;&#223;igen "Auftrag" an die Firma ..., die Lieferantin des Leasinggegenstandes, unterzeichnet, in welchen diese mit vorgedruckten Text zusagte: "In Erf&#252;llung des Leasing Vertrags liefern wir unter Zugrundelegung der umseitigen Lieferbedingungen," Tats&#228;chlich kaufte aber die Kl&#228;gerin alsdann den Leasinggegenstand bei der Firma .... Dazu hei&#223;t es im vorgedruckten Text auf der Vorderseite des Leasing-Vertrages der Parteien:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><i>"Die Auswahl des Leasing-Objektes hat der Leasing-Nehmer ohne Beteiligung des Leasing-Gebers getroffen. Der Leasing-Nehmer ist dar&#252;ber informiert, da&#223; das vorbezeichnete Leasing-Objekt vom Leasing-Geber erworben werden mu&#223;. Der Leasing-Nehmer beantragt, dieses vom Lieferanten zu dessen ihm bekannten und hiermit anerkannten Lieferbedingungen zu kaufen und ihm im Rahmen der oben - und nachstehenden Bedingungen zur Nutzung zu &#252;berlassen."</i></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kaufpreis f&#252;r den Leasinggegenstand betrug 10.803,54 DM und wurde von der Kl&#228;gerin an die Firma ... gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit formularm&#228;&#223;iger "&#220;bernahmebest&#228;tigung" vom 9.8.1978 best&#228;tigte der Beklagte der Kl&#228;gerin, den Leasinggegenstand von der Lieferfirma ... "fabrikneu, ordnungsgem&#228;&#223; und funktionsf&#228;hig" &#252;bernommen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 3.10.1978 teilte der Beklagte der Kl&#228;gerin mit, da&#223; die beiden Empfangsger&#228;te nicht mehr funktionierten und da&#223; er sie deshalb nicht behalten wolle. Aus diesem Grund werde er die auf das laufende Quartal entfallende Leasing-Rate nicht zahlen. Die Kl&#228;gerin widersprach mit Schreiben vom 10.10.1978 einer vorzeitigen Aufl&#246;sung des Leasing-Vertrages und verwies den Beklagten - unter Hinweis auf die ihm insoweit abgetretenen Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che - an die Lieferfirma .... Diese schrieb unter dem 16.11.1978 an den Beklagten, sie habe die f&#252;r ihn reparierten Empfangsger&#228;te von der Post mit dem Vermerk "Annahme verweigert", zur&#252;ckbekommen; er - der Beklagte - m&#246;ge deshalb mitteilen, ob er die Annahme grunds&#228;tzlich verweigere. Mit Schreiben vom 20.11.1978 teilte der Beklagte der Kl&#228;gerin mit, er habe die beiden Empfangsger&#228;te an die Firma ... wegen Nichtfunktionsf&#228;higkeit zur&#252;ckgegeben; "zum anderen haben wir die Annahme der wohl reparierten Ger&#228;ts verweigert." Nachdem der Beklagte aldann trotz Mahnung die Leasing-Raten nicht mehr zahlte, stellte die Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 8.2.1979 s&#228;mtliche Leasing-Raten gem&#228;&#223; &#167; 9 der weiteren Bedingungen, des Leasing-Vertrages f&#228;llig. Den sich danach ergebenden Betrag, den sie mit der Klage geltend macht, berechnet sie wie folgt:</p> <br /><span class="absatzRechts">31</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">Gesamte Leasing-Raten:</td> <td>60</td> <td>&#215;</td> <td>DM</td> <td>218,-</td> <td>DM</td> <td>13.080,-</td> </tr> <tr> <td>./. gezahlte Leasing-Raten:</td> <td>3</td> <td>&#215;</td> <td><u>DM</u></td> <td><u>218,-</u></td> <td><u>DM</u></td> <td><u>654,-</u></td> </tr> <tr> <td>Restliche Leasing-Raten:</td> <td>57</td> <td>&#215;</td> <td>DM</td> <td>218,-</td> <td>DM</td> <td>12.426,-</td> </tr> <tr> <td>./. Zinserstattung:</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>DM</u></td> <td><u>1.547,03</u></td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>DM</td> <td>10.878,97</td> </tr> <tr> <td>+ MWSt.:</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td><u>DM</u></td> <td><u>1.305,48</u></td> </tr> <tr> <td>Klagebetrag:</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>&#160;</td> <td>DM</td> <td>12.184,45</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Davon beansprucht die Kl&#228;gerin 8,247 % Zinsen, die sie zur Abl&#246;sung der Refinanzierung - ihrer Kaufpreiszahlung an die Firma ... aufgewendet hat. Weiter verlangt die Kl&#228;gerin 12 % Mehrwertsteuer auf die Zinsen sowie 10,- DM Kosten f&#252;r ein vorgerichtliches Mahnschreiben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Beklagten darauf hingewiesen, er k&#246;nne nach Zahlung des geltend gemachten Klagebetrages den Leasinggegenstand, der sich zur Zeit bei der Lieferantin befinde, weiterhin nutzen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an sie 12.184,45 DM nebst 8,247 % Zinsen seit dem 20.2.1979 zuz&#252;glich 12 % Mehrwertsteuer auf diese Zinsen und 10,- DM vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Er h&#228;lt den Leasing-Vertrag aus folgenden Gr&#252;nder, f&#252;r unwirksam: Entweder stelle der Vertrag ein verdecktes Abzahlungsgesch&#228;ft dar, das wegen Widerrufs des Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 1 b AbzG unwirksam sei. Oder der Vertrag sei als Mietvertrag anzusehen und versto&#223;e dann gegen &#167; 138 BGB und auch gegen &#167; 9 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch das angefochtene Urteil, auf dessen Tatbestand sowie die darin in Bezug genommenen Schrifts&#228;tze und Unterlagen, insbesondere den Leasing-Vertrag und seine weiteren Bedingungen, verwiesen wird, die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Mit der Berufung, deren Zur&#252;ckweisung der Beklagte begehrt, verfolgt die Kl&#228;gerin ihren erstinstanzlichen Klageantrag weiter.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in der Berufungsinstanz wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist erfolgreich.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die vom Beklagten zun&#228;chst aufgeworfene Frage, ob es sich bei dem vorliegenden Finanzierungs-Leasing-Vertrag um ein verdecktes Abzahlungsgesch&#228;ft mit der Folge handelt, da&#223; er - der Beklagte - ein Widerrufsrecht habe (&#167;&#167; 1 b, 6 AbzG), wird vom Landgericht verneint. Mit dieser Auffassung befindet sich das Landgericht im Einklang mit der - auch von dem erkennenden Senat geteilten - Auffassung des BGH zur Frage der Anwendung des AbzG auf Leasingvertr&#228;ge (zuletzt BGH, NJW 1978, 1432), dessen Grunds&#228;tze es zutreffend auf den vorliegenden Fall anwendet. Ein Erwerbsrecht hinsichtlich des Leasinggegenstandes ist dem Beklagten hier nicht einger&#228;umt werden. Vielmehr ist in &#167; 14 der weiteren Bedingungen des Leasing-Vertrages der Parteien (die im folgenden als AGB bezeichnet werden) bestimmt, da&#223; der Leasingnehmer bei Beendigung des Leasing-Vertrages, gleich aus welchem Grund, den Leasinggegenstand zur&#252;ckzugeben hat. Die vom BGH bislang unentschieden gelassene Frage, ob - auch ohne Eigentumserwerbsrecht - das Abzahlungsgesetz gleichwohl dann anzuwenden ist, wenn bereits bei Vertragsschlu&#223; feststeht, da&#223; der Leasinggegenstand nach Ablauf der Vertragszeit f&#252;r beide Parteien wertlos sein wird, kann hier ebenfalls dahingestellt bleiben. Denn ein solcher Fall kann hier schon deshalb nicht bejaht werden, weil der Leasingvertrag der Parteien nicht auf eine bestimmte Zeit abgeschlossen worden und f&#252;r den Leasing-Nehmer, erstmalig zum Ablauf des 24. Monats ab Vertragsbeginn, k&#252;ndbar ist. Allerdings ist aus &#167; 13 AGB zu folgern, da&#223; der Leasing-Vertrag der Parteien, obwohl seinem Wortlaut nach auf unbestimmte Zeit abgeschlossen, in Wirklichkeit auf eine bestimmte Laufzeit, n&#228;mlich auf 5 Jahre, ausgerichtet ist. Es ist jedoch auch nicht ersichtlich, da&#223; der Leasinggegenstand nach Ablauf dieser Zeit wertlos sein wird.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Damit stellt sich die Frage, ob Bedenken gegen die AGB der Kl&#228;gerin und von da aus gegen den Leasing-Vertrag als Rechtsgrundlage f&#252;r das Klagebegehren bestehen. Die Beantwortung dieser Frage erfordert zun&#228;chst die Pr&#252;fung, um welche Art von Leasing es sich im vorliegenden Fall handelt. Denn ohne auf den Vertragskern einzugehen, ist eine Pr&#252;fung, ob AGB als &#252;berraschend zu beanstanden oder als inhaltlich unangemessen zu mi&#223;billigen sind, nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">In Betracht, kommt im vorliegenden Fall der Vertragstyp des Finanzierungs-Leasing und derjenige des Operating-Leasing (vgl. zur Abgrenzung: Ebenroth, Jus 1978, 588 und DB 1978, 2109).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Finanzierungs-Leasing, bei dem die Finanzierungsfunktion im Vordergrund steht, sind folgende Merkmale charakteristisch: Der Leasing-Vertrag wird &#252;ber eine bestimmte, mehrj&#228;hrige Zeit (die sog. Grundmietzeit) abgeschlossen. Der Vertrag kann w&#228;hrend, dieser Zeit vom Leasing-Nehmer nicht gek&#252;ndigt werden. Die Leasing-Raten sind so bemessen, da&#223; nach Ablauf der Grundmietzeit die dem Leasing-Geber entstandenen Anschaffungskosten voll abgedeckt sind und daneben dem Leasing-Geber eine Verzinsung sowie ein Gewinnzuschlag verbleibt. Die Sach- und Freisgefahr ist auf den Leasing-Nehmer abgew&#228;ltzt.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Im unterschied dazu steht beim Operating-Leasing nicht die Finanzierung, sondern die Gebrauchs&#252;berlassung im Vordergrund des Gesch&#228;fts. Dementsprechend ist diese Leasingform dadurch gekennzeichnet, da&#223; eine bestimmte Grundmietzeit nicht festgelegt ist und beide Parteien den Vertrag unter Einhaltung einer K&#252;ndigungsfrist jederzeit k&#252;ndigen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall sprechen der Umstand, da&#223; der Beklagte den Leasinggegenstand im voraus ausgesucht hat, und weiterhin die Ausgestaltung der Sach- und Preisgefahr in den AGB der Kl&#228;gerin f&#252;r das Vorliegen eines Finanzierungs-Leasing-Vertrages. Dagegen k&#246;nnte sprechen, da&#223; die Parteien keine bestimmte Grundmietzeit vereinbart haben. Es ist jedoch schon fraglich, ob dem Merkmal der K&#252;ndbarkeit eine entscheidende Bedeutung als Abgrenzungskriterium zwischen Finanzierungs-Leasing und Operating-Leasing beigelegt werden kann. Diese Frage kann indessen hier dahingestellt bleiben. Denn im vorliegenden Fall enth&#228;lt &#167; 13 der AGB der Kl&#228;gerin eine Regelung, die &#228;hnliche Auswirkungen hat, wie sie sonst bei Leasing-Vertr&#228;gen mit einer bestimmten Grundmietzeit verbunden sind. Soll die Festlegung einer bestimmten Grundmietzeit dem Leasing-Geber die Amortisation des eingesetzten Kapitals sichern, so wird dieser Zweck hier dadurch erreicht, da&#223; der Beklagte bei K&#252;ndigung vor Ablauf des 60. Monats zu Restzahlungen an die Kl&#228;gerin verpflichtet bleibt. Auch diese Regelung best&#228;tigt, da&#223; bei dem Vertragsverh&#228;ltnis der Parteien der Finanzierungszweck im Vordergrund steht und da&#223; deshalb von einem Finanzierungs-Leasing auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Finanzierungs-Leasing-Vertr&#228;ge werden von der Rechtsprechung heute grunds&#228;tzlich als Mietvertr&#228;ge eingeordnet (vgl. BGH, NJW 1977, 195 und NJW 1977, 848). Gegen&#252;ber der gesetzlichen Regelung des Mietrechts ist jedoch das Finanzierungs-Leasing durch das typische Dreiecksverh&#228;ltnis zwischen Hersteller, Vermieter und dem zumeist vom Hersteller angeworbenen Mieter, die Beschr&#228;nkung des Vermieters in wirtschaftlicher Hinsicht auf die blo&#223;e Finanzierung der Gebrauchsnutzung durch den Vermieter und die typischerweise damit verbundene Abw&#228;lzung der Sach- und Preisgefahr von dem Vermieter auf den Mieter nach kauf rechtlichem Vorbild gekennzeichnet (BGH, NJW 1978, 1432). Diese Merkmale finden sich auch in dem vorliegenden Leasing-Vertrag. Dem besonderen Charakter des Finanzierungs-Leasing ist bei der hier gebotenen &#220;berpr&#252;fung des Leasing-Formularvertrages der Parteien anhand der Regelungen des AGBG Rechnung zu tragen. Im einzelnen ergibt die danach vorzunehmende &#220;berpr&#252;fung:</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Zur Einbeziehung der AGB der Kl&#228;gerin in den Vertrag der Parteien.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Auch die auf der R&#252;ckseite der Vertragsurkunde aufgedruckten AGB der Kl&#228;gerin sind gem&#228;&#223; ausdr&#252;cklichem Hinweis darauf, der sich auf der Vorderseite des Formularvertrages befindet und von dem Beklagten unterzeichnet worden ist, Vertragsbestandteil geworden (&#167; 2 ABG). Allerdings h&#228;lt das Landgericht (schon) die vorformulierte Klausel auf der Vorderseite des Leasing-Vertrages: "Das Leasingvertragsverh&#228;ltnis wird auf unbestimmte Zeit abgeschlossen; es ist k&#252;ndbar erstmalig zum Ablauf des 24. Monats nach Ma&#223;gabe des &#167; 13." f&#252;r unwirksam nach &#167; 3 AGBG, weil sie dem Leasing-Nehmer die unproblematische M&#246;glichkeit einer Vertragsbeendigung durch K&#252;ndigung vorgaukele, die im Einblick auf die nach &#167; 13 AGB der Kl&#228;gerin mit einer K&#252;ndigung verbundenen erheblichen Restzahlungen, mit denen der redliche Kunde nicht rechne, tats&#228;chlich aber nicht gegeben sei. &#220;berraschend w&#228;re dann allerdings nicht die auf der Vorderseite des Vertrages befindliche Klausel &#252;ber die M&#246;glichkeit einer K&#252;ndigung, sondern die - vom Landgericht in seinen weiteren Ausf&#252;hrungen ebenfalls nach &#167; 3 AGBG f&#252;r unwirksam angesehene - Regelung in &#167; 13 AGB der Kl&#228;gerin &#252;ber die Folgen einer K&#252;ndigung. Aber auch diese Klausel ist nach Auffassung des Senats unter dem Gesichtspunkt von &#167; 3 AGBG nicht zu beanstanden. In der er&#246;rterten, auf der Vorderseite des Leasing-Vertrages aufgedruckten Formularbedingung &#252;ber die K&#252;ndbarkeit des Vertrages ist &#167; 13 AGB ausdr&#252;cklich und drucktechnisch sofort ins Auge fallend erw&#228;hnt. Inhaltlich h&#228;lt sich diese AGB-Klausel im Rahmen dessen, was bei einen Finanzierungs-Leasing zu erwarten ist. Auch aus der Sicht des Beklagten kann nichts anderes angenommen werden. Als Architekt nimmt der Beklagte in vielf&#228;ltiger Weise am Gesch&#228;ftsverkehr teil. Kraft seiner Gesch&#228;ftserfahrung erschlie&#223;t sich ihm deshalb, wovon auszugehen ist, der Inhalt von &#167; 13 AGB ohne weiteres, zumal er, wie oben ausgef&#252;hrt worden ist, auf diese Klausel ausdr&#252;cklich und un&#252;bersehbar hingewiesen worden ist. Allerdings ist nicht zu verkennen, da&#223; die &#220;berschrift der genannten Klausel ihre Hinweisfunktion nicht erf&#252;llt, soweit es sich um die den Leasing-Nehmer insbesondere Interessierenden Folgen seiner K&#252;ndigung, n&#228;mlich das Fortbestehen seiner Zahlungspflicht, handelt. Diesem Umstand kommt aber im vorliegenden Fall keine entscheidende Bedeutung zu, wenn man ber&#252;cksichtigt, da&#223; der Beklagte zu der Gruppe der Freiberufler geh&#246;rt, bei der weitgehende Vertrautheit mit Leasing-Problemen vorausgesetzt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Zur Inhaltskontrolle der AGB der Kl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 1</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Kern dieser Klausel ist die Freizeichnung der Kl&#228;gerin von der Lieferungsverpflichtung. Das Landgericht h&#228;lt diese Regelung nach &#167; 9 AGBG f&#252;r unwirksam. Der Auffassung des Landgerichts ist im Ergebnis zuzustimmen. Allerdings ist die Unwirksamkeit der formularm&#228;&#223;igen Freizeichnung des Leasing-Gebers von der Lieferungsverpflichtung nicht aus &#167; 9, sondern aus &#167; 11 Nr. 8 AGBG herzuleiten, weil das in dieser Vorschrift enthaltene Klauselverbot als Sonderregelung jener Bestimmung vorgeht, &#167; 11 Nr. 8 AGBG gilt f&#252;r jede Art von Vertr&#228;gen. Der Anwendung dieser Vorschrift auf das Finanzierungs-Leasing steht nicht dessen besondere Vertragsgestaltung entgegen, die dadurch gekennzeichnet ist, da&#223; der Leasing-Nehmer den Leasinggegenstand aussucht und den Lieferanten bestimmt. Dies &#228;ndert nichts daran, da&#223; der Leasing-Geber nicht nur f&#252;r die Finanzierung, sondern auch daf&#252;r sorgen mu&#223;, da&#223; der Leasing-Nehmer den Gegenstand erh&#228;lt. Denn sonst w&#252;rde es sich bei dem Finanzierungs-Leasing nur um einen Kreditverschaffungsvertrag handeln, was aber seinem Inhalt nach - dementsprechend der Finanzierungs-Leasing-Vertrag zu Recht grunds&#228;tzlich als Mietvertrag eingeordnet wird - nicht der Fall ist.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Soweit &#167; 1 der AGB der Kl&#228;gerin im weiteren dem Leasing-Nehmer das Verwendungsrisiko hinsichtlich des Leasinggegenstandes aufb&#252;rdet, ist auch unter Ber&#252;cksichtigung von mietrechtlichen Grunds&#228;tzen nichts zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 2</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Es fragt sich, ob der in dieser AGB-Klausel enthaltene Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; - bei Abtretung der Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che des Leasing-Gebers gegen den Lieferanten an den Leasing-Nehmer - unter dem Blickwinkel des AGBG Bestand hat.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat diese Frage im Hinblick auf &#167; 11 Nr. 10 a AGBG verneint. Der Senat vermag der Auffassung des Landgerichts nicht zu folgen. Er geht vielmehr davon aus, da&#223; die genannte Vorschrift des AGBG auf Leasingvertr&#228;ge &#252;berhaupt nicht anwendbar ist.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob auch Leasing-Formularvertr&#228;ge an &#167; 11 Nr. 10 AGBG zu messen sind, ist umstritten. Sie wird wegen der weiten Fassung des Einleitungssatzes ("Vertr&#228;ge &#252;ber ... Leistungen") u.a. bejaht von Ebenroth, DB 1978, 2109/2113; Blomeyer, NJW 1978, 973/975; Palandt-Putzo, BGB, 39. Aufl., Einf, vor &#167; 535 Anm. 4 c; Palandt-Heinrichs, a.a.O., &#167; 11 AGBG Anm. 10; L&#246;we-Graf von Westphalen-Trinkner, Kommentar zum Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen, &#167; 11 Nr. 10 Rz 4 und Nr. 10 a Rz 31.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Offen gelassen ist die Frage vom BGH in seiner Entscheidung NJW 1977, 848, der ein Fall aus der Zeit vor Erla&#223; des AGBG zugrunde liegt. Neuere einschl&#228;gige Entscheidungen des BGH zu nach Inkrafttreten des AGBG geschlossenen Vertr&#228;gen sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die Frage, der Anwendbarkeit von &#167; 11 Nr. 10 AGBG auf Formular-Leasing-Vertr&#228;ge wird verneint von Dietlein-Rebmann, AGB aktuell, &#167; 11 Nr. 10 Rz 2; Hensen in Ulmer-Brandner-Hensen, AGB-Gesetz, 3. Aufl., &#167; 11 Nr. 10 Rz 3 (a.A. noch die Voraufl.); Schlosser/Coester-Waltjen/Graba, AGB-Gesetz, &#167; 11 Nr. 10 Rz 25, 26. Diese Kommentare f&#252;hren aus, da&#223; die im Text des Einleitungssatzes von &#167; 11 Nr. 10 AGBG genannte Kategorie der "Vertr&#228;ge &#252;ber Leistungen" sich nach dem Sinn und nach der Entstehungsgeschichte der Vorschrift nicht auf Gebrauchs&#252;berlassungsvertrage beziehen sollte und da&#223; insoweit von einem redaktionellen Versehen auszugehen ist. Dieser Auslegung ist auch nach Auffassung des Senats aus folgenden Gr&#252;nden der Vorzug zu geben:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Im Gesetzentwurf der Bundesregierung beschr&#228;nkte sich der Einleitungssatz zu Nr. 10 (des damaligen &#167; 9; jetzt &#167; 11 AGBG) auf "Kauf-, Werk- oder Werklieferungsvertr&#228;ge &#252;ber neu hergestellte Sachen" (BT-Dr. 7/3919 S. 6, 33). Bei den Beratungen im Rechtsausschu&#223; des Deutschen Bundestages wurde diese Fassung als zu eng empfunden (vgl. BT.-Dr. 7/5422 S. 8); man wollte mit &#167; 11 Nr. 10 AGBG offenbar auch Werkvertr&#228;ge &#252;ber andere Leistungen als die Herstellung von Sachen erfassen. Aus diesem Grund ist die Fassung des Einleitungssatzes zu dem alsdann Gesetz gewordenen &#167; 11 Nr. 10 durch Hinzuf&#252;gung der Worte "und Leistungen" erweitert worden. Es spricht aber nichts daf&#252;r, da&#223; durch diese Erweiterung abweichend von dem Regierungsentwurf nunmehr auch Gebrauchs&#252;berlassungsvertr&#228;ge erfa&#223;t werden sollten.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend geht auch K&#246;tz in M&#252;nchener Kommentar, &#167; 11 AGBG Rz 78, davon aus, da&#223; die erw&#228;hnte Erweiterung in "sprachlich verungl&#252;ckter Form geschehen" sei. Wenn er gleichwohl in Befolgung ihres Wortlautes die Vorschrift des &#167; 11 Nr. 10 AGBG auch auf Miet- und Pachtvertr&#228;ge anwenden will, so spricht er sich aber im weiteren (a.a.O., Rz. 85) daf&#252;r aus, das Finanzierungs-Leasing im Einblick auf seine besondere Gestaltung von der genannten Regelung des AGBG auszudehnen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ist &#167; 11 Nr. 10 AGBG im vorliegenden Fall nicht anzuwenden, so fragt es sich weiterhin, ob der formularm&#228;&#223;ige Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; im Leasing-Vertrag der Parteien gegen &#167; 9 AGBG verst&#246;&#223;t. Vor Erla&#223; des AGBG ist ein solcher Gew&#228;hrleistungsausschlu&#223; infolge der typischen Vertragsgestaltung bei Leasing-Vertr&#228;gen nach der Rechtsprechung des BGH (NJW 1977, 848) f&#252;r wirksam angesehen worden, wenn dem Leasing-Nehmer als Ausgleich s&#228;mtliche Gew&#228;hrleistungsrechte des Leasing-Gebers gegen&#252;ber dem Lieferanten abgetreten werden. Sind diese Voraussetzungen gegeben, so ist nach Auffassung des Senats der formularm&#228;&#223;ige Ausschlu&#223; des Gew&#228;hrleistungsrechts auch nach &#167; 9 AGBG nicht zu beanstanden. Diesen Anforderungen entspricht &#167; 2 der AGB der Kl&#228;gerin. Danach ist diese AGB-Klausel wirksam.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Durchgreifende Bedenken gegen die Wirksamkeit der genannten Klausel ergeben sich auch nicht deshalb, weil sie von dem Beklagten, obwohl dieser Nichtkaufmann ist, die Ber&#252;cksichtigung der &#167;&#167; 377, 378 HGB verlangt. Dies ist nur die Konsequenz davon, da&#223; es sich bei dem Kaufvertrag zwischen dem Leasing-Geber und dem Lieferanten in der Hegel um ein beiderseitiges Handelsgesch&#228;ft handelt. Ob die Kl&#228;gerin aufgrund des durch die Vertragsverhandlungen begr&#252;ndeten Vertrauensverh&#228;ltnisses verpflichtet gewesen w&#228;re, den Beklagten &#252;ber die Bedeutung der genannten handelsrechtlichen Vorschriften aufzukl&#228;ren, kann hier auf sich beruhen; denn die dem Beklagten seitens der Kl&#228;gerin abgetretenen Gew&#228;hrleistungsanspr&#252;che gegen den Lieferanten scheitern nicht wegen Verletzung der Untersuchungs- und R&#252;gepflicht.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 5</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte mit der Berufungsbeantwortung weiterhin r&#252;gt, &#167; 5 AGB der Kl&#228;gerin enthalte einen gegen &#167; 11 Nr. 1 AGBG versto&#223;enden Vorbehalt einer Preiserh&#246;hung, ist dem schon deshalb nicht zu folgen, weil es sich vorliegend um ein Dauerschuldverh&#228;ltnis handelt und damit &#167; 11 Nr. 1 AGBG &#252;berhaupt nicht anwendbar ist.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 7</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die in dieser Klausel enthaltene Regelung, durch welche die Sach- und Preisgefahr auf den Leasing-Nehmer abgew&#228;lzt wird, entspricht der besonderen Gestaltung des Finanzierungs-Leasing-Vertrages, die dadurch gekennzeichnet ist, da&#223; der Leasing-Nehmer dem Leasinggegenstand n&#228;her steht als der Leasing-Geber, der keine tats&#228;chliche Einwirkungsm&#246;glichkeit auf die Leasingsache hat. Demnach ist die formularm&#228;&#223;ige &#220;berb&#252;rdung der Sach- und Preisgefahr auf den Leasing-Nehmer bei einem Finanzierungs-Leasing-Vertrag gem&#228;&#223; &#167; 9 AGBG nicht zu beanstanden (vgl. Ebenroth, DB 1978, 2109/2111).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">zu &#167; 9</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel enth&#228;lt in jedem seiner drei Abs&#228;tze eine eigenst&#228;nsige Regelung der Folgen eines Zahlungsverzuges des Leasing-Nehmers. Jede dieser Regelungen ist deshalb gesondert anhand der Vorschriften des AGBG zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Unter diesem Gesichtspunkt ist Abs. 1 der genannten Klausel nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Durchgreifende Bedenken gem&#228;&#223; &#167; 9 AGBG bestehen gegen Abs. 2 der genannten Klausel, soweit der Kl&#228;gerin darin das Recht einger&#228;umt ist, bei Zahlungsverzug des Leasing-Nehmers den Leasing-Vertrag fristlos zu k&#252;ndigen, als Schadensersatz alle sofort f&#228;llig werdenden Leasing-Raten f&#252;r die im Vertrag vorgesehene Restlaufzeit (also bis zum Ablauf des 60. Monats ab Vertragsbeginn: &#167; 13 Abs. 3 AGB der Kl&#228;gerin) zu beanspruchen <u>und</u> den Leasinggegenstand (zur anderweitigen Verwertung) zur&#252;ckzunehmen. Eine solche Kumulierung von K&#252;ndigung - mit R&#252;cknahme des Leasinggegenstandes - und Anspruch auf Erf&#252;llungsinteresse f&#252;r die Zukunft ist mit den wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung des Mietrechts, die insoweit auch f&#252;r den Finanzierungs-Leasing-Vertrag zutreffen, nicht zu vereinbaren (vgl. BGH, NJW 1978, 1432). Der Leasing-Nehmer wird deshalb durch die in Rede stehende AGB-Bestimmung unangemessen benachteiligt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Abs. 3 der genannten Klausel hat zum Inhalt, da&#223; die Kl&#228;gerin berechtigt sein soll, den Leasinggegenstand zur Sicherung herauszuverlangen und vom Leasing-Nehmer die gesamten k&#252;nftig f&#228;llig werdenden Leasingraten sofort zu verlangen. Zwar spricht der Wortlaut dieser Regelung von der Zahlung der f&#228;lligen Gesamtleasing-Forderung nur im Zusammenhang mit dem Recht der Kl&#228;gerin, den Leasinggegenstand zur&#252;ckzubehalten. Damit ist aber der Anspruch der Kl&#228;gerin auf alle, zur sofortigen Zahlung f&#228;llig gestellten restlichen Leasing-Raten vorausgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Es fragt sich zun&#228;chst, ob die in Allgemeinen Gesch&#228;ftsbedingungen getroffene Vereinbarung des vorzeitigen F&#228;lligwerdens der Leasing-Raten einer Inhaltskontrolle standh&#228;lt. Diese Frage w&#228;re zu verneinen, wenn die in Rede stehende Klausel eine Vertragsstrafe zum Gegenstand hat oder jedenfalls ihrer Bedeutung nach auf ein Strafversprechen hinausl&#228;uft. Dann w&#228;re &#167; 11 Nr. 6 AGBG mit der Folge der Unwirksamkeit entweder direkt oder entsprechend gem&#228;&#223; &#167; 7 AGBG anzuwenden. Letzteres wird bejaht von Ebenroth (DB 1978, 2109/2114; vgl. auch Quittnat, BB 1979, 1530/1532). Dieser Beurteilung vermag sich der Senat f&#252;r den vorliegenden Fall nicht anzuschlie&#223;en. Zwar steht der Annahme einer Vertragsstrafe nicht schon entgegen, da&#223; der Beklagte f&#252;r den Fall des Zahlungsverzuges keine zus&#228;tzliche Leistung (&#167;&#167; 339, 342 BGB) versprochen hat. Auch die Vereinbarung einer Verfallklausel kann dem Versprechen einer Vertragsstrafe gleichzusetzen sein (BGH, NJW 1960, 1568; NJW 1968, 1625; NJW 1972, 1893). In den genannten Entscheidungen hatte der Schuldner allerdings einen Verzicht auf eigene Anspr&#252;che zugesagt. Hier besteht jedoch die Verfallwirkung nicht in einem Anspruchsverlust, sondern lediglich in der Vorf&#228;lligkeit. Ob der von einem Teil das Schrifttums vertretenen Auffassung (Palandt-Heinrichs, a.a.O., Vorbem. 2 b vor &#167; 339; Erman-Westermann, 6. Aufl., Vorbem. zu &#167;&#167; 339-345 Rz 7), aber auch Klauseln &#252;ber die vorzeitige F&#228;lligkeit seien &#228;hnlich wie Vertragsstrafeversprechen zu behandeln, im Grundsatz zu folgen ist, kann hier uner&#246;rtert bleiben. Ein solcher Grundsatz w&#252;rde nach Auffassung des Senats nicht f&#252;r den Finanzierungs-Leasing-Vertrag passen, wenn der Leasing-Geber nach Verzug des Leasing-Nehmers die Refinanzierung abl&#246;st. Dann erscheint die Klausel &#252;ber die vorzeitige F&#228;lligkeit der Leistung des Leasing-Nehmers eher einem pauschalierten Schadensersatz &#228;hnlich. Davon ist auch im vorliegenden Fall auszugehen. Bei Annahme einer Schadenspauschalierung in Gestalt einer vorzeitigen F&#228;lligkeit der aber ohnehin geschuldeten Gegenleistung bestehen weder Bedenken aus &#167; 11 Nr. 5 AGBG noch - im Hinblick auf die Besonderheiten des Finanzierungs-Leasing-Vertrages- aus &#167; 9 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 12</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Der Ausschlu&#223; des Zur&#252;ckbehaltungsrechts ist nach &#167; 11 Nr. 2 b AGBG unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">g)</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Zu &#167; 13</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel ist nach Auffassung des Senats auch inhaltlich nicht schon deshalb zu beanst vnden, weil die darin enthaltene K&#252;ndigungsregelung mit einer der Bestimmung einer Grundmietzeit entsprechender. Wirkung ausgestaltet worden ist. Im Vorstehenden (Ziff. II) ist ausgef&#252;hrt worden, da&#223; die Vereinbarung einer Grundmietzeit ein charakteristisches Merkmal des Finanzierungs-Leasing-Vertrages ist. Dieser ist im Einblick auf den im Vordergrund stehenden Finanzierungszweck des Gesch&#228;fts im Regelfall w&#228;hrend der Grundmietzeit f&#252;r den Leasing-Nehmer unk&#252;ndbar. Wird dem Leasing-Nehmer abweichend von der typischen Gestaltung des Finanzierungs-Leasing-Vertrages ein K&#252;ndigungsrecht einger&#228;umt, so erscheint eine unangemessene Benachteiligung des Leasing-Nehmers nicht gegeben, wenn dieser f&#252;r einen Zeitraum nach K&#252;ndigung, der einer restlichen Grundmietzeit entspricht, noch Zahlungen zu erbringen hat, sofern hierauf der vom Leasing-Geher erzielte Wiederverwertungserl&#246;s angerechnet wird. So ist es grunds&#228;tzlich im vorliegenden Fall.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Bedenken k&#246;nnen hier allerdings gegen die Berechnung der Restzahlungen bestehen: Soweit die Restzahlungen in bestimmten Prozents&#228;tzen vom Netto-Anschaffungswert bemessen sind, d&#252;rfte es sich um eine Schadenspauschalierung handeln, die dann den Anforderungen des &#167; 11 Nr. 5 AGBG entsprechen m&#252;&#223;te. Soweit die Anrechnung des Wiederverwertungserloses bei Nichtabschlu&#223; eines neuen Leasing-Vertrages nur in H&#246;he von 75 % vorgesehen ist, kann eine vertragsstrafen&#228;hnliche Regelung vorliegen, die dann gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7, 11 Nr. 6 AGBG unwirksam w&#228;re. Diese Bedenken sind jedoch, wie im folgenden (Ziff. IV) noch auszuf&#252;hren ist, f&#252;r den vorliegenden Rechtsstreit nicht von entscheidender Bedeutung und k&#246;nnen deshalb hier dahingestellt bleiben.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Inhaltskontrolle der AGB der Kl&#228;gerin f&#252;hrt damit zu folgendem Ergebnis: Durchgreifende Bedenken bestehen gegen die Freizeichnung der Kl&#228;gerin von der Lieferverpflichtung (&#167; 1), gegen die Kumulierung von R&#252;cktritt und Anspruch auf Erf&#252;llungsinteresse bei Verzug des Leasing-Nehmers (&#167; 9 Abs. 2) und gegen die Beschr&#228;nkung des Zur&#252;ckbehaltungsrechts des Leasing-Nehmers (&#167; 12). Diese Bedenken ber&#252;hren aber nicht die Wirksamkeit des Vertrages im &#252;brigen (&#167; 6 Abs. 1 AGBG). Eine Gesamtnichtigkeit nach Abs. 3 der genannten Vorschrift kommt auch dann nicht in Betracht, wenn weiterhin die vorstehend in Erw&#228;gung gezogenen Bedenken gegen die Berechnung der Restzahlungen bei K&#252;ndigung des Leasing-Nehmers durchgreifen sollten.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Ist somit davon auszugehen, da&#223; der Vertrag an sich und von dem ihm beigef&#252;gten AGB u.a. auch die Regelungen in Abs. 1) und 2) des &#167; 9, welche die Rechtsgrundlage f&#252;r das Klagebegehren bilden, g&#252;ltig sind, so ist der Klage stattzugeben. Wegen der von ihr, behaupteten M&#228;ngel des Leasinggegenstandes mu&#223; der Beklagte sich gem&#228;&#223; der rechtswirksamen Gew&#228;hrleistungsregelung in &#167; 2 AGB der Kl&#228;gerin mit der Lieferantin auseinandersetzen. Der Beklagte kann den Zahlungsanspruch der Kl&#228;gerin auch nicht mit Erfolg entgegensetzen, da&#223; diese den Leasinggegenstand gegenw&#228;rtig zur Sicherheit zur&#252;ckbeh&#228;lt (vgl. BGH, ZMR 1978, 178 - dort waren allerdings die Mietzinsen in der vertraglich vereinbarten Weise, also in monatlichen Raten, weiter zu zahlen, w&#228;hrend hier die gesamten ausstehenden Leasing-Raten zur sofortigen Zahlung f&#228;llig gestellt worden sind).</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p>
315,976
olgham-1979-11-20-1-uf-16579
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 UF 165/79
1979-11-20T00:00:00
2019-03-13T15:19:09
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1120.1UF165.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Antragstellers wird das am 22. M&#228;rz 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts (Familiengerichts) Bielefeld abge&#228;ndert, soweit der Antragsteller verurteilt worden ist, an die Antragsgegnerin f&#252;r die Zeit ab Rechtskraft des Scheidungsausspruches monatlich 340,- DM Unterhalt zu zahlen.</p> <p>Der Unterhaltsanspruch wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Antragsgegnerin.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 15. August 1973 geheiratet. Aus der Ehe sind zwei Kinder, n&#228;mlich die am ... geborene Tochter ... und der am ... geborene Sohn ... hervorgegangen. Seit November 1978 leben die Parteien voneinander getrennt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">die am 15. August 1973 vor dem Standesbeamten des Standesamts Bielefeld Mitte Registernummer 774/73 geschlossene Ehe der Parteien zu scheiden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die elterliche Gewalt &#252;ber die Tochter ... dem Antragsteller und die elterliche Gewalt &#252;ber den Sohn ... der Antragsgegnerin zu &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat ferner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Antragsteller zu verurteilen, ab Rechtskraft des Scheidungsverfahrens</p> <br /><span class="absatzRechts">8</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>a)</td> <td>f&#252;r den Sohn ... monatlich 205,- DM Unterhalt und</td> </tr> <tr> <td>b)</td> <td>f&#252;r sie selbst monatlich 516,- DM Unterhalt zu zahlen.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragssteller hat den Unterhaltsanspruch bez&#252;glich des Sohnes Michael in H&#246;he von 205,- DM monatlich anerkannt und im &#252;brigen beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Durch das am 22. M&#228;rz 1979 verk&#252;ndete Urteil hat das Amtsgericht die Ehe der Parteien geschieden, die elterliche Gewalt &#252;ber Andrea auf den Antragsteller und &#252;ber ... auf die Antragsgegnerin &#252;bertragen. Ferner hat das Amtsgericht den Antragsteller verurteilt, ab Rechtskraft des Scheidungsurteils an die Antragsgegnerin f&#252;r den Sohn ... monatlich 205,- DM und f&#252;r die Antragsgegnerin selbst 340,- DM monatlichen Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten wird auf Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde dieses amtsgerichtlichen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 29. M&#228;rz 1979 verk&#252;ndete Urteil wendet sich der Antragsteller mit der am 25. Juni 1979 eingelegten und nach der am 25. Juli 1979 erfolgten Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand wegen Vers&#228;umung der Berufungsfrist rechtzeitig eingelegten und rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er will den Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin insgesamt abgewiesen wissen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, sein Einkommen sei nur zur H&#228;lfte anzurechnen, da auch er ein minderj&#228;hriges Kind betreue und deshalb im Verh&#228;ltnis zur Antragsgegnerin nicht arbeitspflichtig sei. Doch selbst wenn man sein gesamtes Nettoeinkommen zugrundelege, so sei er nicht in der Lage, Unterhalt zu zahlen, weil er f&#252;r die Betreuung des bei ihm lebenden Kindes w&#228;hrend einer Arbeitszeit 350,- DM aufwenden m&#252;sse. Ferner habe er Miete, Kindergarten, Rundfunk, Fernsehen, Versicherungen monatlich 527,- DM aufzuwenden. Dar&#252;ber hinaus m&#252;sse er anfallende Krankheitskosten zu 20 % selbst tragen, da er nur 80 % dieser Kosten ersetzt erhalte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, soweit er verurteilt worden ist, ab Rechtskraft des Scheidungsurteils an die Antragsgegnerin monatlich 340,- DM Unterhalt zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie macht geltend, sie sei wegen der Betreuung eines der minderj&#228;hrigen Kinder aus der gemeinsamen Ehe nicht arbeitspflichtig und daher unterhaltsbed&#252;rftig. Unter Hinweis auf &#167; 1577 Abs. 2 BGB beziffert sie ihren Unterhaltsbedarf auf wenigstens 1.000,- DM und hat unter Ber&#252;cksichtigung des Einkommens des Antragstellers, das sie auf monatlich knapp 2.060,- DM ohne Kindergeld beziffert hat, zun&#228;chst Anschlu&#223;berufung angek&#252;ndigt, mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils den Antragsteller zu verurteilen, an sie ab Rechtskraft des Scheidungsurteils monatlich 516,- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Nach Verweigerung des hierf&#252;r begehrten Armenrechts durch den Senat hat sie diesen Antrag nicht weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat haben die Parteien einen Teilvergleich geschlossen, indem der Antragsteller sich verpflichtet hat, f&#252;r den Sohn ..., der von der Antragsgegnerin versorgt wird, zu den vom Familiengericht zuerkannten 205,- DM ab Rechtskraft der Scheidung noch 1/4 des auf beide Kinder entfallenden Kindergeldes also noch 37,50 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen des Einkommens des Antragstellers wird auf die von ihm vorgelegte Gehaltsauskunft seines Arbeitgebers vom 9. August 1979 (Bl. 123, 124) sowie auf die von ihm im Termin vorgelegte Gehaltsabrechnung f&#252;r die Monate August, September und Oktober 1979 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Antragsgegnerin im Grundsatz einen Unterhaltsanspruch nach &#167; 1570 BGB, da sie eine entgeltliche Erwerbst&#228;tigkeit nicht aus&#252;bt und eine solche von ihr, die sie den aus der Ehe der Parteien stammenden vier Jahre alten Sohn ... betreut, auch nicht erwartet werden kann. Zudem ist sie w&#228;hrend der Ehe nicht regelm&#228;&#223;ig einer Berufst&#228;tigkeit nachgegangen, so da&#223; es auch den Lebensverh&#228;ltnissen der Parteien, nicht entspricht, evtl. trotz der Betreuung eines Kindes berufst&#228;tig zu sein.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist jedoch unter Ber&#252;cksichtigung seiner Erwerbs- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse und unter Ber&#252;cksichtigung seiner sonstigen Verpflichtungen au&#223;er Stande, ohne Gef&#228;hrdung seines angemessenen Unterhalts der Antragsgegnerin Unterhalt zu gew&#228;hren (&#167; 1581 BGB). Sein monatliches Bruttoeinkommen bel&#228;uft sich, wie sich aus den Gehaltsstreifen f&#252;r die Monate August bis Oktober 1979 ergibt, auf 1.921,02 DM. Hiervon mu&#223; er, da er inzwischen von der Antragsgegnerin geschieden ist, und nur eines der beiden aus der Ehe stammenden Kinder bei sich hat, Steuern nach der Steuerklasse 2, ein Kind, entrichten. Das sind 204,- DM Lohnsteuern und 13,86 DM Kirchensteuern, also 217,86 DM. Sein monatliches Bruttoeinkommen vermindert sich deshalb auf 1.703,16 DM.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diesem Einkommen sind das anteilige Weihnachtsgeld und das anteilige Urlaubsgeld zuzurechnen. Aus der Gehaltsbescheinigung seines Arbeitsgebers vom 9. August 1979 ergibt sich, da&#223; er 1978 Weihnachtsgeld in H&#246;he von 1.948,65 DM brutto bezogen hat, das sich um 278,- DM Lohnsteuer vermindert hat. Ihm sind somit 1.670,- DM im Jahr oder 139,40 DM auf den Monat umgerechnet verblieben. Von 300,- DM Urlaubsgeld brutto verbleiben ihm, so ist zu sch&#228;tzen, 200,- DM netto, oder 16,66 DM pro Monat. Dem monatlichen Einkommen des Antragstellers sind deshalb insgesamt 156,06 DM hinzuzurechnen, so da&#223; er ein Nettoeinkommen von 1.859,22 DM hat. Dieses Einkommen vermindert sich um 59,- DM monatlich f&#252;r Krankenversorgung, wie sich aus den vorgelegten Gehaltsstreifen f&#252;r die Monate August bis Oktober 1979 ergibt. Es verbleiben ihm somit rd. 1.800,- DM.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieses Einkommen vermindert sich um weitere 100,- DM, die der Antragsteller monatlich zur&#252;ckzahlen mu&#223;, da er ein Darlehen in H&#246;he von 2.000,- DM aufgenommen hat, um der Antragsgegnerin den Ankauf von M&#246;beln f&#252;r ihre neueinzurichtende Wohnung zu erm&#246;glichen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ferner sind von dem Einkommen des Antragstellers vorab die Betr&#228;ge abzuziehen, die er zum Unterhalt f&#252;r die beiden aus der Ehe stammenden minderj&#228;hrigen Kinder aufwenden mu&#223;. Dar&#252;ber waren sich die Parteien im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat einig.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Sohn Michael, der bei der Antragsgegnerin versorgt wird, sind hier vom Antragsteller nach dem vor dem Senat geschlossenen Vergleich vom 25. Oktober 1979 242,50 DM pro Monat aufzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Ferner hat er Aufwendungen f&#252;r die bei ihm lebende Tochter ... Der zu ihrer Betreuung notwendige finanzielle Aufwand ist ebenfalls vor Berechnung des Unterhaltsanspruchs der Antragsgegnerin vom Einkommen des Antragstellers abzuziehen. Ihr Unterhaltsbedarf ist unter Anwendung der gleichen Grunds&#228;tze, wie bei der Berechnung des Bedarfs des Sohnes ... bei der gebotenen Gleichbehandlung beider Kinder unter Ber&#252;cksichtigung des Altersunterschieds einschlie&#223;lich des Kindergeldes nach der D&#252;sseldorfer Tabelle, die der Senat bei der Berechnung von Unterhaltsanspr&#252;chen in st&#228;ndiger Rechtsprechung zugrundelegt, auf monatlich 222,50 DM festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Weil die S&#228;tze der D&#252;sseldorfer Tabelle lediglich die Unterhaltsverpflichtung des barunterhaltspflichtigen Elternteils festlegen, der neben dem anderen Elternteil unterhaltsverpflichtet ist, der die Betreuung des Kindes &#252;bernommen hat, so stellen die in der D&#252;sseldorfer Tabelle enthaltenen S&#228;tze nur rd. die H&#228;lfte des wahren Unterhaltsbedarfs des Kindes dar. Da die Unterhaltsleistungen beider Elternteile grunds&#228;tzlich gleichwertig sind, der Antragsteller im vorliegenden Fall auch die Betrauung von Andrea &#252;bernommen hat, ist von seinem Einkommen vorweg weiterhin eine Pauschale f&#252;r die Betreuung der Tochter in H&#246;he von mindestens weiteren 222,50 DM abzusetzen, -wenn nicht ein Betrag von 350,- DM, der den tats&#228;chlichen Aufwendungen entspricht,- so da&#223; sich der gesamte Unterhaltsbedarf der Kinder auf mindestens 687,50 DM bel&#228;uft.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Von dem Einkommen des Antragstellers verbleiben daher noch 1.012,50 DM.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist der Auffassung, da&#223; der Antragsteller von diesem restlichen Einkommen der Antragsgegnerin keinen Unterhalt mehr zu zahlen und sich insbesondere nicht mit dem sogen, notwendigen Selbstbehalt von ca. 800,- DM zu bescheiden braucht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie die Antragsgegnerin betreut er ein minderj&#228;hriges Kind. Nach der Vorschrift des &#167; 1570 BGB kann daher von ihm im Grundsatz nicht erwartet werden, da&#223; er einer Erwerbst&#228;tigkeit nachgeht, um Unterhaltsanspr&#252;che des <u>geschiedenen Ehegatten</u> erf&#252;llen zu k&#246;nnen. Daran kann sich nicht deshalb etwas &#228;ndern, weil auch der andere Ehegatte ein gemeinsames minderj&#228;hriges Kind betreut. Beide geschiedenen Ehegatten befinden sich in der gleichen Situation. Beide k&#246;nnten sie, gest&#252;tzt auf &#167; 1570 BGB, Unterhaltsanspr&#252;che gegen den anderen geltend machen, wenn nicht, wie hier der Antragsteller selbst f&#252;r seinen Unterhalt sorgte (&#167; 1569 BGB). Es besteht angesichts der in Art. 3 Abs. 2 GG festgelegten Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Ausgestaltung der Unterhaltsanspr&#252;che der geschiedenen Ehegatten gegeneinander nach dem 1. EheRG keine M&#246;glichkeit, dem Ehegatten, der bei Bestehen der Ehe durch seine Arbeit f&#252;r den finanziellen Unterhalt der Familie gesorgt hat, nach der Aufl&#246;sung der Familie weiterhin die Verpflichtung aufzuerlegen, zur Deckung des Unterhaltsbedarfs des anderen Ehegatten, der ein minderj&#228;hriges Kind versorgt, einer Berufst&#228;tigkeit nachzugehen, wenn auch er selbst ein minderj&#228;hriges Kind betreut. Es gibt nach der durch das 1. EheRG Art. 1 Ziff. 20 eingef&#252;hrten Vorschrift der &#167; 1569 BGB keinen allgemeinen Grundsatz zur Unterhaltsverpflichtung der geschiedenen Ehegatten gegeneinander, sondern nur, gleichsam als Ausnahmevorschriften eingef&#252;hrte, Einzeltatbest&#228;nde die zu einer Unterhaltsberechtigung f&#252;hren k&#246;nnen (BT-DruckS. 7/650 S. 121 und 7/4361 S. 16). Das durch das 1. EheRG Gesetz gewordene nacheheliche Unterhaltsrecht verfolgt gerade in Abkehr von dem bisherigen Verschuldensprinzip den Grundsatz, da&#223; jeder Ehegatte nach der Scheidung f&#252;r sich selbst zu sorgen habe. (Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit). (Vgl. Palandt-Diederichs BGB, 37. Aufl., &#167; 1569 Anm. 1; Erman-Ronke, BGB, Nachtragsheft neues Familienrecht &#167; 1569 Rdn. 5; M&#252;nchener Kommentar BGB, Familiengericht 1978 &#167; 1569 Anm. 1).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Das bedeutet jedoch nicht, da&#223; in einem wie dem vorliegenden Falle die Unterhaltsverpflichtung der geschiedenen Ehegatten gegeneinander vollends entf&#228;llt. Denn das neue nacheheliche Unterhaltsrecht enth&#228;lt neben dem Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit ferner den der Mitverantwortlichkeit. Der nacheheliche Unterhaltsanspruch der geschiedenen Ehegatten gegeneinander ist seiner Rechtsnatur nach, wie schon nach dem bisherigen Recht, ein familienrechtlicher Anspruch, der sich als Nachwirkung der Ehe ergibt (BGHZ 20, 127/135; M&#252;nchener Kommentar a.a.O. Rdn. 2 und 5; Rolland, 1. EheRG &#167; 1569 Rdn. 6 m.w.N.). Besteht deshalb nach Scheidung der Ehe eine ehebedingte Bed&#252;rftigkeit, weil z.B. ein Ehegatte wegen der Betreuung minderj&#228;hriger Kinder von der Begr&#252;ndung einer eigenen wirtschaftlicher Existenz abgesehen hat, so besteht eine Unterhaltsberechtigung und auf der anderen Seite eine Unterhaltsverpflichtung. Letztere kann den erwerbst&#228;tigen geschiedenen Ehegatten, der ebenfalls ein aus der Ehe stammendes minderj&#228;hriges Kind betreut, jedoch nicht in gleicher Weise treffen, wie denjenigen, der sich in einer solchen Lage nicht befindet. Er ist zwar wegen der auch weiterhin von ihm ausge&#252;bten Berufst&#228;tigkeit nicht bed&#252;rftig und kann daher keine Unterhaltsanspr&#252;che gegen den anderen Ehegatten geltend machen. Doch, da er im &#252;brigen durch die Betreuung des minderj&#228;hrigen Kindes in der gleichen Lage sich befindet wie der andere Ehegatte, also "quasi unterhaltsberechtigt" ist, erscheint es gerechtfertigt, seine Eink&#252;nfte gegen&#252;ber einem Unterhaltsanspruch des geschiedenen Ehegatten in Anwendung des Gedankens des &#167; 1577 Abs. 2 BGB nur insoweit anzurechnen, als sie nach Abzug der &#252;brigen gegen&#252;ber Unterhaltsanspr&#252;chen relevanten oben genannten Verbindlichkeiten seinen eigenen "vollen Unterhalt" im Sinne des &#167; 1578 BGB &#252;bersteigen. Der zur Deckung seines Lebensbedarfs angemessene Betrag hat daher hier dem Antragsteller zu verbleiben. Dieser Betrag wird vom Senat in &#220;bereinstimmung mit den &#252;brigen Familiensenaten des hiesigen OLG mit wenigstens 1.000,- DM angesetzt. Nach Abzug des auf die minderj&#228;hrigen Kinder entfallenden oben berechneten Unterhaltsbedarfs von 687,50 DM verbleiben dem Antragsteller gerade 1.000,- DM, so da&#223; ein Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der entsprechenden Anwendung des Rechtsgedanken des &#167; 1577 Abs. 2 BGB in &#228;hnlichen F&#228;llen gem. &#167; 621 d Abs. 1 ZPO zugelassen worden.</p>
315,977
olgham-1979-11-15-3-uf-5979
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 UF 59/79
1979-11-15T00:00:00
2019-03-13T15:19:11
2019-03-27T09:41:44
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1115.3UF59.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert. Das Recht des Beteiligten zu 1) zum Umgang mit seinem Kind ... wird wie folgt geregelt:</p> <p> 1) Der Kindesvater ist berechtigt, mit seinem Kind ... an jedem 1. Freitag eines Monats in der Zeit von 16.00 bis 17.00 Uhr im Besuchsraum der Justizvollzugsanstalt zusammen zu sein. Der Besuch des Kindes findet in Anwesenheit eines Sozialarbeiters der Justizvollzugsanstalt statt. Dem Vormund wird gestattet, bei den Besuchen zugeben zu sein.</p> <p> 2) Der Onkel des Kindes, ... 1, bringt ... von der Wohnung des Vormundes in ... zur Justizvollzugsanstalt und wieder zur&#252;ck.</p> <p> 3) Der Vormund ist verpflichtet, das Kind am jeweiligen Besuchstag um 15.00 Uhr ausgehfertig bereitzuhalten und Herrn ... zu &#252;bergeben. Herr ... hat das Kind bis sp&#228;testens um 18.00 Uhr wieder beim Vormund abzuliefern.</p> <p> 4) Ist ... wegen Krankheit oder aus einem anderen triftigen Grund verhindert, am festgelegten Besuchstag zum Vater zu fahren, wird der ausgefallene Besuchstag am n&#228;chstfolgenden Freitag nachgeholt. Der Vormund ist verpflichtet, eine Verhinderung des Kindes sp&#228;testens am Dienstag dem Vater und Herrn ... mitzuteilen.</p> <p>5) Alle Personen, die an der Durchf&#252;hrung dieser Besuchsregelung beteiligt sind, habe sich jeglicher negativen &#196;u&#223;erung zum Nachteil eines anderen Beteiligten in Gegenwart des Kind2es zu enthalten.</p> <p> 6) Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtlichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">... entstammt einer Ehe, die sehr ung&#252;nstig verlief. Seine Eltern, der Beteiligte zu 1) und die Tochter des Beteiligten zu 2) schlossen am 8.1.1971 die Ehe miteinander. Bereits am 30.6.1971 verlie&#223; die Kindesmutter den Ehemann, der wegen Straftaten am 22.8.1971 in Untersuchungshaft genommen wurde. Durch Urteil des Landgerichts Bochum vom 17.5.1973 (3 R 49/73) wurde die Ehe der Kindeseltern aus beiderseitigem Verschulden geschieden. Die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind wurde durch Beschlu&#223; des Vormundschaftsgerichts Herne vom 20.9.1973 dem Beteiligten zu 2) als Vormund &#252;bertragen. Erst am 22.4.1974 wurde der Kindesvater aus der Haft zur Bew&#228;hrung entlassen. In der Folgezeit lebte er in ..., wo er h&#228;ufig das Kind beim Vormund besuchte, zu dem ein guter Kontakt bestand. Im November 1976 wurde der Beteiligte zu 1) wegen einer schweren Straftat erneut inhaftiert. Z. Zt. verb&#252;&#223;t er eine rechtskr&#228;ftige Freiheitsstrafe von 14 Jahren mit anschlie&#223;ender Sicherungsverwahrung in der Justizvollzugsanstalt Werl.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">... lebt weiterhin in der Familie seines Gro&#223;vaters, des Beteiligten zu 2). Seit 1978 besucht er die Grundschule in ...</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30.7.1978 hat der Kindesvater beantragt, eine gerichtliche Besuchsregelung dahingehend zu treffen, da&#223; ... ihn einmal monatlich f&#252;r eine Stunde besuche. Diesem Antrag hat der Beteiligte zu 2) widersprochen, und auch das Jugendamt ... hat in seiner Stellungnahme vom 27.10.1978 von Besuchen des Kindes beim Vater abgeraten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 29.12.1978 hat das Familiengericht Herne den Antrag des Kindesvaters mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, da&#223; es f&#252;r die Entwicklung eines sieben Jahre alten Kindes nicht f&#246;rderlich sei, wenn es seinen Vater in einer Justizvollzugsanstalt besuchen m&#252;sse. Gegen diese Entscheidung, die dem Beteiligten zu 1) am 24.1.1979 zugestellt worden ist, richtet sich seine Beschwerde vom selben Tage, die beim Oberlandesgericht am 31.1.1979 eingegangen ist. Zur Begr&#252;ndung seines Rechtsmittels, mit dem, der Kindesvater den bisherigen Antrag weiterverfolgt, tr&#228;gt er vor: Der Junge wisse ohnehin, da&#223; sich 1 sein Vater wegen Straftaten in der Justizvollzugsanstalt befinde. F&#252;r das Kind sei es leichter, den Vater im Gef&#228;ngnis zu besuchen, als ihn &#252;berhaupt nicht zu sehen. Denn w&#228;hrend der Freiheit sei das Vater-Sohn-Verh&#228;ltnis sehr herzlich und intensiv gewesen. Er, der Beteiligte zu 1), sei schon bestraft genug und akzeptiere nicht die Doppelbestrafung, die in einem Ausschlu&#223; des Besuchsrechts liege. Der Beteiligte zu 2) sei zwar herzensgut zu ..., betrachte ihn aber als seinen Sohn und wolle ihn allein f&#252;r sich. Seine Sorge sei es, den Vater aus ... Welt zu verdr&#228;ngen. Der Onkel des Kindes, Herrn ..., k&#246;nne best&#228;tigen, wie gern ... den Vater in der JVA besucht habe.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Berichterstatter des Senats hat am 26.3.1979 den Kindesvater und den Vormund des Kindes pers&#246;nlich zur Sache geh&#246;rt. Wegen des Terminsergebnisses wird auf die Niederschrift Bezug genommen. Au&#223;erdem hat der Senat ein familienpsychologisches Gutachten beim Institut f&#252;r Gerichtspsychologie in ... eingeholt, das die Sachverst&#228;ndige Dipl.-Psychologin ... am 22.6.1979 erstattet hat. Auf dessen Inhalt wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Kindesvaters ist gem. &#167; 621 Nr. 2 i.V.m. &#167; 621e ZPO statthaft. Sie ist fristgerecht eingelegt, da die Rechtsmittelschrift binnen eines Monats seit Zustellung des angefochtenen Beschlusses beim Oberlandesgericht eingegangen und begr&#252;ndet worden ist. Auch gegen die Form des eingelegten Rechtsmittels bestehen keine Bedenken, da die Erstbeschwerde im Sinne des &#167; 621e ZPO in einer isolierten Familiensache nicht durch einen Anwalt beim Gericht angebracht werden mu&#223;.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde des Beteiligten zu 1) hat in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie die elterliche Gewalt w&#228;chst das Verkehrsrecht des nicht sorgeberechtigten Elternteils mit dem gemeinsamen Kind aus dem nat&#252;rlichen Elternrecht und der damit verbundenen Elternverantwortung, die auch trotz Scheidung grunds&#228;tzlich fortbesteht (so Bundesverfassungsgericht NJW 1971, 1447). Als Teil des nat&#252;rlichen Elternrechts soll das Verkehrsrecht im einzelnen dem nicht sorgeberechtigten Elternteil die M&#246;glichkeit geben, sich von dem k&#246;rperlichen und geistigen Befinden des Kindes und seiner Entwicklung durch Augenschein und gegenseitige Aussprache fortlaufend zu &#252;berzeugen, die verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihm aufrechtzuerhalten und einer Entfremdung vorzubeugen sowie dem Liebesbed&#252;rfnis beider Teile Rechnung tragen (so BGH NJV 1969, 422; OLG Hamm Justizministerialblatt NW 1975, 265). Der sorgeberechtigte Elternteil oder der Vormund sind deshalb verpflichtet, die Aus&#252;bung dieses Rechts im Interesse des Kindes sicherzustellen, weil sie durch die Personensorge die Pflicht haben, alles zu tun, was dem Wohle des Kindes entspricht. Ein Ausschlu&#223; des Verkehrsrechts mu&#223; folglich auf besonders schwerwiegende Einzelf&#228;lle beschr&#228;nkt bleiben. Er ist nur zul&#228;ssig, wenn andere M&#246;glichkeiten zum Schutz des Kindes nicht gegeben sind (so OLG Hamm FamRZ 1966, 317; 4 UF 319/77; Kammergericht FamRZ 1968, 260; Bayr. ObLG FamRZ 1968, 269/271; OLG Hamburg 2 UF 236/77).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Diese Grunds&#228;tze gelten auch f&#252;r den Fall, da&#223; die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind bei einem Vormund liegt und der Elternteil, der einen Besuchskontakt zum Kind w&#252;nscht, inhaftiert ist. Auch in einem solchen Falle ist f&#252;r die Frage, ob ein Ausschlu&#223; des Verkehrsrechts geboten ist, auf die Umst&#228;nde des Einzelfalles abzustellen (so OLG Hamm 5 UF 259/78; Kammergericht a.a.O.; wohl auch OLG D&#252;sseldorf 1 UF 349/77). Eine gerichtliche Bestrafung des Elternteils reicht f&#252;r sich allein in aller Regel noch nicht f&#252;r einen Ausschlu&#223; des Besuchsrechts aus. Vielmehr ist abzuw&#228;gen zwischen dem Kindesschutz vor psychischen Belastungen einerseits und dem Kindesinteresse an der Aufrechterhaltung der Beziehungen zum nichtsorgeberechtigten Elternteil andererseits (so OLG Hamm a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach dem &#252;berzeugend begr&#252;ndeten Untersuchungsergebnis der psychologischen Sachverst&#228;ndigen sieht der Senat keinen Grund, das Besuchsrecht des Vaters dauernd oder zeitlich befristet auszuschlie&#223;en. Im Unterschied zu vielen anderen F&#228;llen, in denen der verkehrsberechtigte Elternteil eine l&#228;ngere Freiheitsstrafe verb&#252;&#223;t, sind die Umst&#228;nde des vorliegenden Falles relativ g&#252;nstig. ... selbst hat trotz der langen Trennung noch deutliche Erinnerungen und Bindungen an seinen Vater. Wenngleich er ein grobes Wissen um dessen Straftaten hat und vage die damit zusammenh&#228;ngenden Probleme empfindet, nimmt er doch keine ablehnende Haltung ein. In seiner unvoreingenommenen Einstellung gegen&#252;ber dem Vater ist das Kind von sich aus bereit, Besuche zu machen, sofern sie nicht gegen den Villen und ohne das Einverst&#228;ndnis den geliebten Gro&#223;eltern durchgef&#252;hrt werden. Hinzu kommt, da&#223; ... von seiner seelischen Konstitution her robust genug erscheint, um die au&#223;ergew&#246;hnliche Belastung zu verkraften, die nun einmal mit Besuchen in einer Haftanstalt verbunden sind. Wie die Sachverst&#228;ndige festgestellt hat, ist das Kind altersgerecht entwickelt und zeigt in seiner Pers&#246;nlichkeitsartung keine Auff&#228;lligkeiten. Au&#223;erdem bringt ... gute rationale Verarbeitungsm&#246;glichkeiten mit; er ist verst&#228;ndig genug, um anstehende Probleme mit ihm auf sachlicher Basis besprechen zu k&#246;nnen Irgendwelche Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; das Kind seelisch besonders beeindruckbar ist und zu Angst und Verunsicherung neigt, hat die psychologische Untersuchung nicht erbracht. Da zudem ... den Vater bereits in der ... besucht und an diesen Besuch besonders lebhafte Erinnerungen hat, kann nach Auffassung des Senats davon ausgegangen werden, da&#223; das Kind mit den Schwierigkeiten fertig wird. Zwar verkennt der Senat die Belastungen nicht, die auf das Kind zukommen werden. Diese k&#246;nnen aber bereits dadurch gemildert werden, da&#223; der Vormund des Kindes, der als Ersatzvater einen gro&#223;en Einflu&#223; auf die Erziehung und Meinungsbildung des Kindes aus&#252;bt, seine ablehnende Haltung zumindest nicht merken l&#228;&#223;t und dem Kind dadurch eine Konfliktsituation erspart. Auch die Hinzuziehung eines Sozialarbeiters zu den Besuchszeiten geschieht zu dem Zweck, um die Atmosph&#228;re bei den Besuchen zu lockern und zu entkrampfen. Schlie&#223;lich darf auch nicht &#252;bersehen werden, da&#223; der Kindesvater in echter Zuneigung an ... h&#228;ngt und schon deshalb alles unterlassen wird, was dem Kind zus&#228;tzliche Schwierigkeiten bereiten und evtl. sogar seelischen Schaden zuf&#252;gen k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Neben der grunds&#228;tzlichen Entscheidung zugunsten eines Besuchsrechts hat das Familiengericht auch die Einzelheiten der Durchf&#252;hrung pr&#228;zise zu regeln. Dabei stellt sich zun&#228;chst die Frage, in welchem zeitlichen Abstand die Besuche erfolgen k&#246;nnen und sollen. Auf der einen Seite ist nicht zu verkennen, da&#223; auch ein robustes Kind zur Verarbeitung au&#223;ergew&#246;hnlicher Eindr&#252;cke und Belastungen einen bestimmten Zeitraum ben&#246;tigt. Auf der anderen Seite sind jedoch die Besuchszeiten in einer Justizvollzugsanstalt schon wegen der Aufrechterhaltung der Anstallsordnung und der Gleichbehandlung aller Strafgefangenen wesentlich k&#252;rzer als unter gew&#246;hnlichen Umst&#228;nden in Freiheit. Wenn die Besuche ihren Zweck nicht verfehlen und eine kontinuierliche Kontaktanbahnung herbeif&#252;hren sollen, m&#252;ssen sie schon in einem regelm&#228;&#223;igen Rythmus erfolgen. Mit der Sachverst&#228;ndigen ist daher der Senat der Auffassung, da&#223; ein monatlicher Besuch von einst&#252;ndiger Dauer notwendig ist, um die pers&#246;nlichen Beziehungen zwischen ... und seinem Vater wieder zu intensivieren und aufrecht zu erhalten. Sollte sich entgegen den Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen herausstellen, da&#223; ... doch einer solchen Belastung nicht gewachsen ist, wird der Vater eine Reduzierung der Besuche hinnehmen m&#252;ssen. Denn am Wohl des Kindes hat sich die gesamte Besuchsregelung zu orientieren. Sie wird auch nur funktionieren, wenn alle Beteiligten im Interesse des Kindes zusammenwirken. Dazu geh&#246;rt, da&#223; der Vormund ... auf die Besuche vorbereitet und das Kind seinem Onkel &#252;bergibt, damit dieser die Fahrt zur JVA und zur&#252;ck durchf&#252;hren kann. Zu einer ordnungsgem&#228;&#223;en Durchf&#252;hrung geh&#246;rt ferner, da&#223; alle Beteiligten sich in Gegenwart des Kindes negativer &#196;u&#223;erungen &#252;ber andere Beteiligte enthalten. Wenn der Vormund sich noch dazu durchringen k&#246;nnte, bei den Besuchen zu begleiten und diese dadurch als Ausflu&#223; selbstverst&#228;ndlich bestehender Bindungen erscheinen zu lassen, w&#252;rde dem Kind sehr geholfen; deshalb war dem Vormund die Anwesenheit zu gestatten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die angefochtene Entscheidung ist somit abzu&#228;ndern, eine genaue Besuchsregelung festzulegen. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 131 KostO, &#167; 13 a Abs. 1 S. 1 FGG.</p>
315,978
olgham-1979-11-14-20-u-779
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20 U 7/79
1979-11-14T00:00:00
2019-03-13T15:19:12
2019-03-27T09:41:44
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1114.20U7.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 29. November 1978 verk&#252;ndete Urteil der Zivilkammer II des Landgerichts Detmold abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 4.858,20 DM (i. W.: Viertausendachthundertachtundf&#252;nfzig 20/100 Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Oktober 1975 zu zahlen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagte auf R&#252;ckzahlung eines Betrages von 4.858,20 DM in Anspruch. Sie hat diesen Betrag am 24. April 1974 an die Beklagte als Bezugsberechtigte einer von ihrem am 21. M&#228;rz 1974 verstorbenen Vater ...<i>***</i> aus gezahlt. Mit Schreiben vom 14. M&#228;rz 1974 an die Gesch&#228;ftsstelle ... der Kl&#228;gerin hatte ... die Bezugsberechtigung seiner Tochter widerrufen und als neue Bezugsberechtigte seine Nichte ... eingesetzt. Dieses am 19. M&#228;rz 1974 bei der Gesch&#228;ftsstelle ... eingegangene Schreiben war erst nach der Auszahlung der Versicherungssumme an die Zentrale der Beklagten in Hamburg gelangt. Die Beklagte hat die Versicherungssumme inzwischen auch an Frau ... aus gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme die Klage abgewiesen mit der Begr&#252;ndung, die &#196;nderung der Bezugsberechtigung sei nach &#167;105 Abs. 2 BGB unwirksam, weil der Vater der Beklagten sich nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme bei der Abfassung und Absendung des Schreibens vom 14. M&#228;rz 1974 in einem Zustand der vor&#252;bergehenden St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden habe. Auf dieses Urteil wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie wiederholt ihr Vorbringen der ersten Instanz und f&#252;hrt weiter aus: Zu Unrecht habe das Landgericht ausgef&#252;hrt, es k&#246;nne festgestellt werden, da&#223; ... das Schreiben vom 14. M&#228;rz 1974 in einem Zustand der vor&#252;bergehenden St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit verfa&#223;t habe. Das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen Prof. ... ber&#252;cksichtige nicht gen&#252;gend verschiedene Umst&#228;nde, aus denen sich ergebe, da&#223; ... am 14. M&#228;rz 1974 genau gewu&#223;t habe, was und warum er das tue. Im &#252;brigen ergebe sich aus dem Gutachten, da&#223; der Sachverst&#228;ndige sich letztlich nicht v&#246;llig sicher sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie 4.858,20 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Oktober 1975 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sie wiederholt ihr Vorbringen erster Instanz und f&#252;hrt weiter aus: Tats&#228;chlich sei ihr Vater am 14. M&#228;rz 1974 nicht zurechnungsf&#228;hig gewesen. Er sei psychisch krank gewesen und habe unter Depressionen gelitten; in den 3 Wochen zwischen der letzten Krankenhausentlassung (1. M&#228;rz 1974) und seinem Tode (21. M&#228;rz 1974) habe er st&#228;ndig unter dem Einflu&#223; starker Beruhigungs- und Schlafmittel gestanden. - Im &#252;brigen habe sie (die Beklagte) das Geld damals ausgegeben und sei nicht mehr bereichert.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den in der m&#252;ndlichen Verhandlung vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze und der Akte 4 IV 250/74 AG Gummersbach, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung war, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In der Berufungsinstanz ist Beweis erhoben worden durch Vernehmung der Zeuginnen ... und .... Die Zeuginnen sind im Termin am 14. November 1979 in Gegenwart des Sachverst&#228;ndigen Professor ... vernommen worden. Der Sachverst&#228;ndige hat anschlie&#223;end seine in der ersten Instanz erstatteten schriftlichen Gutachten vom 13. Dezember 1977 und 27. Juli 1978 erl&#228;utert und erg&#228;nzt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Zeuginnen haben ausgesagt:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><u>Zeugin Sauer:</u> "Als mein Mann Anfang M&#228;rz 1974 aus dem Krankenhaus kam, hat die &#196;rztin mir gesagt, es st&#228;nde sehr schlecht, man k&#246;nne nichts mehr f&#252;r ihn tun. Man hatte ihm wohl auch gesagt, da&#223; er wegen Leberzirrhose nicht mehr lange zu leben habe. Die 3 Wochen bis zu seinem Tode hat er laufend Tabletten genommen, meist Schlaftabletten. Er stand eigentlich st&#228;ndig unter Tabletteneinflu&#223;. Vor dem Krankenhausaufenthalt hat er auch schon immer viele Tabletten genommen, aber im M&#228;rz 1974 war es dann besonders schlimm. Ich habe hier heute einen gro&#223;en Beutel voll Arzneimittel mitgebracht, die mein Mann in seinen letzten Lebensjahren bis in die letzte Zeit genommen hat, die lege ich dem Sachverst&#228;ndigen vor. Fr&#252;her habe ich mit meinem Mann geschimpft, weil er so viel einnahm, da gab es h&#228;ufig Streit darum. Er wurde dann w&#252;tend, auch handgreiflich. Das war aber fr&#252;her, nicht mehr in den letzten 3 Wochen. In diesen letzten 3 Wochen lag er meist im Bett und schlief, auch tags&#252;ber. Am Leben der Familie nahm er eigentlich gar nicht mehr teil. Mal stand er morgens zum Fr&#252;hst&#252;ck auf, meistens nicht. Er lag fast nur noch im Bett und schlief oder weinte. Er weinte viel in dieser Zeit. Aufgestanden ist er wohl einige Male, um zum Arzt zu gehen. Geistig wirr war er wohl nur selten, da erinnere ich mich nur noch daran, da&#223; er einmal zu meiner Tochter gesagt hat, er wolle ihr zur Hochzeit ein Zimmer einrichten, aber seine Eltern seien dagegen; dabei sind seine Eltern schon lange tot. Das war, nachdem er wu&#223;te, da&#223; meine Tochter (die Beklagte) ein Kind bekam. Das hat er wohl erfahren, als er im Krankenhaus war. Dar&#252;ber hat er sich sehr aufgeregt. In den 3 Wochen vor seinem Tod hat er auch eine andere Wohnung f&#252;r sich angemietet, ist aber dort nicht eingezogen. Er sagte, er wolle seine Ruhe haben. Er redete mal so und mal so.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mein Mann hatte mehrere Testamente zu Hause und beim Amtsgericht liegen, die hatte er mehrfach ge&#228;ndert, das war aber vor dem letzten Krankenhausaufenthalt. Es galt dann aber das notarielle gemeinschaftliche Testament von 1950. In den 3 Wochen vor seinem Tod hat er keine neuen Testamente gemacht. Er hat aber an der Lebensversicherung ge&#228;ndert, da&#223; die seine Nichte bekam und nicht seine Tochter. Das habe ich gesehen. Ich habe ihn darauf angesprochen. Er sagte, das bleibe nicht so."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>Zeugin ...:</u> "Ich meine, da&#223; ich meinen Bruder etwa 1 Jahr vor seinem Tode zuletzt gesehen habe. Wir haben aber mehrfach telefoniert. Zuletzt habe ich mit ihm telefoniert, als er im Krankenhaus lag. Er wollte, da&#223; ich bald zu ihm kommen sollte, wir m&#252;&#223;ten uns mal aussprechen. Ich konnte aber nicht hinfahren, weil ich selber krank war. Kurz vor seinem Tode bekam ich dann seinen Brief vom 14. M&#228;rz 1974. Ich nehme an, da&#223; er &#252;ber das alles, was er mir da geschrieben hat, mit mir sprechen wollte. Der Brief tr&#228;gt handschriftlich die Unterschrift: "Letzter Gru&#223;" und darunter .... Am linken Rand steht handschriftlich: "Bausparkasse Darmstadt hat Nachricht von mir erhalten.""</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Sachverst&#228;ndige ... hat sein Gutachten wie folgt erstattet:</p> <br /><span class="absatzRechts">17</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"In den fr&#252;heren medizinischen Befunden und auch in der Beweisaufnahme finden sich viele objektive Befunde &#252;ber Jahre hinweg daf&#252;r, da&#223; es sich bei ... um eine abnorme Pers&#246;nlichkeit gehandelt hat. Es handelt sich um einen schwierigen Mann, der stark querulatorisch und stets unzufrieden mit sich und der Umwelt war. Er war ein stark ausgepr&#228;gter Hypochonder, voller Mi&#223;trauen, dabei selbst eine schwache Pers&#246;nlichkeit. Seine abnorme Pers&#246;nlichkeit machte ihm das Zusammenleben mit der Umwelt, auch mit seiner Familie sehr schwierig. Schon 1969 hat er sich ausgesprochen unfreundlich &#252;ber seine Familie ge&#228;u&#223;ert. Ich meine, da&#223; man nicht so weit gehen kann, wegen dieser abnormen Pers&#246;nlichkeitsstruktur Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit nach &#167;104 Ziff. 2 BGB zu bejahen. Es gibt so starke Abnormit&#228;t, da&#223; &#167;104 Ziff. 2 BGB angenommen werden mu&#223;. Das geht mir in diesem Fall aber zu weit, da gibt es bedeutend schwerere F&#228;lle. Ich meine aber, da&#223; hier f&#252;r die 3 Wochen vor dem Tode durchaus ein Zustand nach &#167;105 Abs. 2 BGB in Betracht kommt. Herr ... hat nach den Zeugenaussagen einen starken Arzneimittelmi&#223;brauch getrieben. Bei den von Frau ... vorgelegten Tablettenpackungen handelt es sich um die verschiedensten Arzneimittel, in erster Linie um Schlafmittel (vor allem Valium in mittlerer Dosis), Entspannungsmittel, Mittel gegen Depressionen, auch Barbiturate. Nach den Zeugenaussagen hat Herr Sauer so viel von diesen Mitteln genommen, da&#223; man von einem Mi&#223;brauch sprechen mu&#223;. Die von allen Zeugen geschilderten Verhaltensweisen lassen sich durch diesen Mi&#223;brauch erkl&#228;ren. Es entspricht der medizinischen Erfahrung, da&#223; bei solchem Arzneimittelmi&#223;brauch von der Leber her toxatische Einfl&#252;sse auf die Gehirnt&#228;tigkeit ausgehen. Hier kam vieles zusammen, die Vergiftung traf auf eine abnorme Pers&#246;nlichkeit, die zudem unter Leber- und Zuckerkrankheit litt.</i> <i>Nat&#252;rlich kann der Grad der Beeinflussung der Geistest&#228;tigkeit durch den Arzneimittelmi&#223;brauch von Tag zu Tag unterschiedlich gewesen sein. Ich halte es f&#252;r ganz &#252;berwiegend wahrscheinlich, da&#223; Herr ... bei Niederschrift seines Schreibens an die Versicherung am 14. M&#228;rz 1974 nicht gesch&#228;ftsf&#228;hig war. Ich meine aber, da&#223; man das nicht als bewiesen ansehen kann, da fehlt mir noch etwas. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann ich einen Zustand nach &#167;105 Abs. 2 BGB nicht bejahen, nur mit ganz &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit. Ich habe letztlich keine ernsten Zweifel, aber es fehlt die letzte Sicherheit. Es tut mir leid, aber ich kann mich da nicht mehr festlegen. Der Brief vom 14. M&#228;rz 1974 an die Zeugin ... spricht zweifellos gegen eine Bewu&#223;tseinsbeeinflussung an diesem Tage, dieser Brief zeigt jedenfalls formale Klarkeit. Aber das ist kein Beweis f&#252;r volle Zurechnungsf&#228;higkeit, da kann eine paranoide Pers&#246;nlichkeit dahinterstehen, ein krankhafter Verfolgungswahn."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage auf R&#252;ckzahlung von 4.858,20 DM hat Erfolg. Die Beklagte hat diesen ihr am 24. April 1974 von der Kl&#228;gerin ausgezahlten Betrag ohne Rechtsgrund erhalten (&#167;812 BGB). Sie war nicht mehr Bezugsberechtigte der Lebensversicherung. Denn ihr am 21. M&#228;rz 1974 verstorbener Vater hatte als Versicherungsnehmer die Bezugsberechtigung noch vor seinem Tode ge&#228;ndert (&#167;166 V) und an ihrer Stelle seine Nichte ... als Bezugsberechtigte eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die mit Schreiben des Versicherungsnehmers vom 14. M&#228;rz 1974 erfolgte &#196;nderung der Bezugsberechtigung war wirksam:</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entgegen der von der Beklagten in erster Instanz ge&#228;u&#223;erten Ansicht handelte es sich bei dem Schreiben des Versicherungsnehmers an die Kl&#228;gerin vom 14. M&#228;rz 1974 nicht um eine letztwillige Verf&#252;gung, die m&#246;glicherweise wegen Vorsto&#223;es gegen das gemeinschaftliche Testament vom 21. November 1950 unwirksam w&#228;re (&#167;2271 Abs. 1 Satz 2 BGB). Es handelte sich vielmehr nach dem Wortlaut eindeutig um eine durch Erkl&#228;rung unter Lebenden erfolgte &#196;nderung der Bezugsberechtigten einer Lebensversicherung. Daran &#228;ndert auch der letzte Satz: "Das gilt f&#252;r meinen Todesfall" nichts. Hiermit hat der Versicherungsnehmer nur etwas Selbstverst&#228;ndliches zum Ausdruck gebracht, n&#228;mlich die Tatsache, da&#223; aus der Bezugsberechtigung erst im Todesfall ein Anspruch des Berechtigten entsteht. Da&#223; er die Bezugsberechtigung durch eine Verf&#252;gung von Todes wegen &#228;ndern wollte, was nach &#167;332 BGB m&#246;glich w&#228;re (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 1 zu &#167;15 ALB), ist nicht ersichtlich; dagegen spricht die Absendung des Schreibens an die Beklagte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; die &#196;nderung der Bezugsberechtigung nach &#167;105 Abs. 2 BGB nichtig ist, weil sich Helmut Sauer am 14. M&#228;rz 1974, als er an die Kl&#228;gerin schrieb, in einem Zustand der vor&#252;bergehenden St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden hat.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat hierzu weiteren Beweis erhoben. Der Sachverst&#228;ndige Professor ... hat nach der in seiner Gegenwart erfolgten Vernehmung der Zeuginnen ... und ... seine in erster Instanz erstatteten Gutachten erl&#228;utert und erg&#228;nzt. Er ist dabei verblieben, da&#223; es ganz &#252;berwiegend wahrscheinlich sei, da&#223; ... im Zeitpunkt der Abfassung der &#196;nderungsverf&#252;gung vom 14. M&#228;rz 1974 unter einer St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit litt. Er hat aber erl&#228;uternd hinzugef&#252;gt, da&#223; er das nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen k&#246;nne. Er habe zwar keine ernsten Zweifel, die Sachlage sei aber auch nicht so, da&#223; jeder vern&#252;nftige Zweifel schweigen m&#252;sse. Hiernach l&#228;&#223;t sich nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, da&#223; die &#196;nderung der Bezugsberechtigung nach &#167;105 Abs. 2 BGB nichtig ist. Es ist n&#228;mlich nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; am 14. M&#228;rz 1974 der Grad der Arzneimittelvergiftung nicht so stark war, da&#223; ... gesch&#228;ftsunf&#228;hig war. Gegen eine Gesch&#228;ftsunf&#228;higkeit in diesem Zeitpunkt spricht das erst in der Berufungsinstanz vorgelegte Schreiben an seine Schwester ... vom gleichen Tage, in dem die Gr&#252;nde f&#252;r die &#196;nderung der Bezugsberechtigung in einer verst&#228;ndlichen Weise dargelegt werden. Auch daraus, da&#223; der Versicherungsnehmer - wie die Beklagte einr&#228;umt, auf Vorhalt seiner Ehefrau erkl&#228;rt hat, das mit der &#196;nderung der Bezugsberechtigung bleibe nicht so, ergibt sich, da&#223; er durchaus wu&#223;te, was er getan hatte. Beides ist sicher kein Beweis f&#252;r eine Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit des Versicherungsnehmers. Wie der Sachverst&#228;ndige ... &#252;berzeugend dargelegt hat, ist es durchaus m&#246;glich, da&#223; das offenbar schon l&#228;ngere Zeit bestehende Zerw&#252;rfnis zwischen ... und seiner Familie seinen Grund in einem krankhaften Verfolgungswahn hatte, der seiner Art nach sogar unter &#167;104 Ziff. 2 BGB fallen k&#246;nnte. Das l&#228;&#223;t sich aber nicht sicher feststellen. Es l&#228;&#223;t sich nicht ausschlie&#223;en, da&#223; das Verhalten des Versicherungsnehmers seiner Familie und insbesondere seiner Tochter - der Beklagten - gegen&#252;ber seine Wurzel nicht in einer geistigen Erkrankung, sondern allein in seiner abnormen, von starkem Mi&#223;trauen gegen seine Umwelt gepr&#228;gten Pers&#246;nlichkeit hatte. Nach Ansicht des Sachverst&#228;ndigen kann nicht festgestellt werden, da&#223; die abnorme Pers&#246;nlichkeitsstruktur des Versicherungsnehmers (schon) als Krankheit anzusehen ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es spricht viel daf&#252;r, da&#223; ... sich in den 3 Wochen zwischen der letzten Krankenhausentlassung und seinem Tod infolge Arzneimittelmi&#223;brauchs st&#228;ndig in einem Zustand der St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden hat. Mit dem erforderlichen Ma&#223; von Sicherheit feststellen l&#228;&#223;t sich das aber aus den dargelegten Gr&#252;nden nicht. Das geht zu Lasten der f&#252;r eine Nichtigkeit der &#196;nderungsverf&#252;gung beweispflichtigen Beklagten (Palandt-Heinrichs, 38 Aufl. Anm. 6 zu &#167;104 und Anm. 4 zu &#167;105 BGB).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die &#196;nderungsverf&#252;gung vom 14. M&#228;rz 1974 ist auch wirksam geworden. Allerdings h&#228;tte ein Zugang bei der Kl&#228;gerin erst nach dem Tode des Versicherungsnehmers zum Wirksamwerden nicht ausgereicht. Insoweit vermag der Senat dem LG Freiburg (Vers. R 52/256) nicht zu folgen, das nach &#167;130 Abs. 2 BGB zu einem anderen Ergebnis kommt. Denn &#167;130 Abs. 2 BGB ist hier nicht anwendbar. Der (bisherige) Bezugsberechtigte erwirbt mit dem Tode des Versicherungsnehmers ein unentziehbares Recht auf die Versicherungssumme, das nicht nachtr&#228;glich durch Zugang einer &#196;nderungsverf&#252;gung entfallen kann (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 2 A zu &#167;15 ALB); so wohl auch Ehrenzweig: "Deutsches/&#246;sterreichisches Versicherungsvertragsrecht", 1952, S. 408 Anm. 8 a.E.; offengelassen in Goll-Gilbert: "Handbuch der Lebensversicherung", VI. Aufl., S. 84. Die &#196;nderungsverf&#252;gung ist der Kl&#228;gerin aber noch vor dem Tode von ... n&#228;mlich am 19. M&#228;rz 1974 zugegangen. Es ist an diesem Tage bei der Gesch&#228;ftsstelle Remscheid eingegangen und damit in den Machtbereich der Kl&#228;gerin gekommen. Dem Wirksamwerden steht nicht entgegen, da&#223; nach &#167;2 Ziff. 1 der AUB der Kl&#228;gerin (&#252;bereinstimmend mit &#167;14 Ziff. 3 ALB) alle Erkl&#228;rungen und Anzeigen der Gesellschaft gegen&#252;ber von dieser nur dann als rechtswirksam anerkannt zu werden brauchen, wenn sie dem Vorstand schriftlich zugegangen sind. Diese Bestimmung dient allein dem Schutz des Versicherers und &#252;berl&#228;&#223;t es ihm, ob er sich darauf berufen will (BGH in VersR. 67/795). Im vorliegenden Fall h&#228;tte sich die Kl&#228;gerin der neuen Bezugsberechtigten ... gegen&#252;ber darauf berufen k&#246;nnen, da&#223; die &#196;nderung der Bezugsberechtigung nicht wirksam geworden sei, weil die &#196;nderungsverf&#252;gung ihrem Vorstand nicht vor dem Tode des Versicherungsnehmers zugegangen war. H&#228;tte sie sich hierauf berufen, so w&#228;re der Widerruf der Bezugsberechtigung der Beklagten nicht wirksam geworden. Sie hat sich hierauf aber nicht berufen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dazu war sie der Beklagten als der bisherigen Bezugsberechtigten gegen&#252;ber auch nicht verpflichtet. Der widerruflich Bezugsberechtigte hat vor dem Tode des Versicherungsnehmers nur eine schwache Anwartschaft (Pr&#246;l&#223;-Martin, Anm. 2 A zu &#167;15 ALB), er steht in keinerlei Vertragsverh&#228;ltnis zum Versicherer. Selbst wenn man ihm eine "vertrags&#228;hnliche" Stellung zubilligen w&#252;rde, so k&#246;nnte hieraus ebensowenig eine Verpflichtung des Versicherers gegen&#252;ber dem bisherigen Bezugsberechtigten abgeleitet werden, sich dem neuen Bezugsberechtigten gegen&#252;ber auf &#167;14 Ziff. 3 ALB zu berufen, wie der Versicherer gegen&#252;ber dem neuen Bezugsberechtigten auch nicht verpflichtet sein kann, sich ihm gegen&#252;ber auf diese Bestimmung nicht zu berufen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist demnach gem&#228;&#223; &#167;812 BGB verpflichtet, an die Kl&#228;gerin die erhaltenen 4.858,20 DM zur&#252;ckzuzahlen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht &#167;814 BGB entgegen. Die Kl&#228;gerin hat im Zeitpunkt der Auszahlung an die Beklagte nicht gewu&#223;t, da&#223; sie zur Leistung nicht verpflichtet war, Zwar war das Schreiben des Versicherungsnehmers vom 14. M&#228;rz 1974 durch den Eingang bei der Gesch&#228;ftsstelle Remscheid in ihren Machtbereich gelangt und damit zugegangen (Palandt-Heinrichs, 38 Aufl., Anm. 2 a zu &#167;130 BGB). Das bedeutet aber nicht, da&#223; die Kl&#228;gerin dieses Schreiben auch kannte. Unstreitig hatte die f&#252;r die Auszahlung der Versicherungssumme zust&#228;ndige Abteilung von der &#196;nderung der Bezugsberechtigung bis zur Auszahlung des Geldes an die Beklagte nichts erfahren. Hiernach wu&#223;te die Kl&#228;gerin im Zeitpunkt der Zahlung nicht, da&#223; sie zur Leistung nicht verpflichtet war. Es mag sein, da&#223; sie das h&#228;tte wissen k&#246;nnen und wissen m&#252;ssen. Das reicht jedoch f&#252;r eine Anwendung von &#167;814 BGB nicht aus (Palandt-Thomas, Anm. 2 a zu &#167;814 BGB).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht mit Erfolg auf einen Wegfall der Bereicherung berufen (&#167;818 Abs. 3 BGB). Sie hat die 4.858,20 DM nicht f&#252;r au&#223;ergew&#246;hnliche Dinge verwendet. Sie hat von dem Gelde kurz vor oder nach ihrer Hochzeit (8. Mai 1974) einen gebrauchten Volkswagen, eine Waschmaschine und einen K&#252;hlschrank gekauft, sich Gardinen angeschafft und Kosten der Hochzeit bezahlt. Sie hat bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Senat am 6. Juni 1979 einger&#228;umt, da&#223; sie und ihr inzwischen verstorbener Ehemann, die damals beide gut verdienten, alle diese Anschaffungen auch ohne das von der Lebensversicherung ausgezahlte Geld get&#228;tigt h&#228;tten, und zwar aus dem laufenden Einkommen und dem Ersparten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten Zinsen sind nach &#167;&#167;284, 286, 288 BGB begr&#252;ndet. Unstreitig hatte die Kl&#228;gerin die Beklagte mit Fristsetzung zum 30. September 1975 gemahnt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO. Eine Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist nicht erforderlich, weil nach dem Ermessen des Senats die Revisionssumme unzweifelhaft nicht erreicht wird.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Wert der Beschwer f&#252;r die Beklagte betr&#228;gt 4.858,20 DM.</p> <br /><span class="absatzRechts">44</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td>*** unterhaltenen Lebensversicherung</td> </tr> </table><br />
315,979
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39 C 352/79
1979-11-13T00:00:00
2019-03-13T15:19:14
2019-03-27T09:41:43
Urteil
ECLI:DE:AGW:1979:1113.39C352.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 33,36 DM (i.W.: dreiunddrei&#223;ig 36/100 Deutsche Mark nebst 4 % Zinsen seit dem 16. Juni 1979 zu zahlen.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist Bezirksschornsteinfegermeister. Zu seinem Bezirk geh&#246;rt das Haus X 2 in dem der Kl&#228;ger wohnt. Am, 09.10.1979 benachrichtigte der Beklagte den Hausmeister dieses Hauses von einer bevorstehenden Reinigung der Kamine. Am Vormittag des 10. April 1979 l&#252;ftete die Ehefrau des Kl&#228;gers das Schlafzimmer des Kl&#228;gers. Im Laufe des Vormittags reinigte der Beklagte den Schornstein des Hauses X 1.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Laufe des Vormittags stellte die Ehefrau des Kl&#228;gers fest, dass die Schlafzimmergardine durch Ru&#223; verschmutzt worden war. F&#252;r die Reinigung der Gardine wandte der Kl&#228;ger 33,36 DM auf.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter Fristsetzung bis zum 15.06.1979 forderte der Kl&#228;ger den Beklagten vergeblich auf, ihm die Reinigungskosten zu erstatten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, die Verschmutzung sei auf den bei der Kaminkehrung durch den Beklagten angefallenen Ru&#223; zur&#252;ckzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 33,36 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 16.06.1979 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte behauptet, beim Kehren des Kamins falle &#252;berhaupt kein Ru&#223; an; der Ru&#223; komme von dem Brenner der Heizung des Hauses X 1: dieser sei bis zu seiner Neueinstellung nicht richtig eingestellt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat dar&#252;ber Beweis erhoben, ob die Verschmutzung der Gardine auf die Kaminkehrung zur&#252;ckzuf&#252;hren ist durch Vernehmung der Ehefrau des Kl&#228;gers und der Frau H als Zeugen. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Sitzungsprotokoll vom 13.11.1979 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 823 Abs. 1, 249 BGB verpflichtet, dem Kl&#228;ger Schadenersatz in der unstreitigen H&#246;he von 33,36 DM zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat das Eigentum des Kl&#228;gers verletzt. Die Verschmutzung der Gardine stellt eine Eigentumsverletzung dar. F&#252;r eine Eigentumsverletzung ist entgegen der Auffassung des Beklagten eine Substanzverletzung nicht unbedingt erforderlich. Die Beeintr&#228;chtigung der Benutzung, die bei einer Verschmutzung der Gardine durch Ru&#223; eintritt, reicht bereits als Eigentumsverletzung im Sinne des &#167; 823 BGB aus (Erman-Drees, Kommentar zum BGB, 6. Aufl., Randnur. 21 zu &#167; 823).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Verschmutzung der Gardine ist auf das Kehren des Kamins durch den Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren. Das Gericht st&#252;tzt seine diesbez&#252;gliche &#220;berzeugung auf die Aussage der Zeugin H. Aus ihrer Bekundung ist zu entnehmen, dass die Schlafzimmergardine, als sie das Schlafzimmerfenster &#246;ffnete, im sauberen Zustand sich befand und dass sie deren Verschmutzung feststellte, nachdem der Beklagte das Haus X verlassen hatte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin erscheint dem Gericht glaubw&#252;rdig. Auch wenn sie als Ehefrau des Kl&#228;gers ein zumindest mittelbares Interesse an einem dem Kl&#228;ger g&#252;nstigen Ausgang des Rechtsstreits besitzt, so ist dieser Umstand in Anbetracht der Schwere, die der Gesetzgeber an eine falsche auch uneidliche Aussage gekn&#252;pft hat, nicht ausreichend f&#252;r die Annahme, die Zeugin habe dem Gericht die Unwahrheit bekundet. Die von der Zeugin gegebene Darstellung ist in sich geschlossen und widerspruchsfrei. Bez&#252;glich der von ihr bekundeten Beschmutzung der Gardine wird ihre Darstellung durch die Zeugin H best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Da sich unstreitig in der N&#228;he der Wohnung des Kl&#228;gers keine Ru&#223; erzeugenden Einrichtungen bzw. Vorrichtungen befinden, sieht es das Gericht aufgrund des Beweises des ersten Anscheins f&#252;r erwiesen an, dass die Verschmutzung der Gardine durch Ru&#223; von dem Kehren des Kamins des Hauses X 1 herr&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte unter Beweisantritt &#8211; Sachverst&#228;ndigengutachten &#8211; behauptet, beim Kehren eines Kamines k&#246;nne gar kein Ru&#223; anfallen, ist er mit seinem Vorbringen gem&#228;&#223; m&#167;&#167; 296 Abs.- 1, 276 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen. Diese Behauptung mit einem Beweisantritt ist versp&#228;tet. Der Beklagte hat sie nicht innerhalb der ihm im schriftlichen Vorverfahren gesetzten Frist von 2 Wochen, gerechnet ab dem 23.08.1979, vorgetragen, sondern erstmals im Termin vom 13.11.1979. Die Ber&#252;cksichtigung dieses Vortrages w&#252;rde den Rechtsstreit verz&#246;gern. W&#252;rde das Gericht diesen Vortrag des Beklagten noch zulassen, so m&#252;sste es hier&#252;ber Beweis durch Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens erheben. Das Gericht h&#228;tte dann am 13.11.1979 keine Entscheidung verk&#252;nden k&#246;nnen. H&#228;tte der Beklagte innerhalb der Zweiwochenfrist, die ihm im schriftlichen Vorverfahren gesetzt worden war, unter Beweisantritt vorgetragen, beim Kehren eines Kamines k&#246;nne kein Ru&#223; anfallen, dann h&#228;tte das Gericht bis zum 13.11.1979 ein schriftliches Gutachten eingeholt und h&#228;tte den Rechtsstreit dann am 13.11.1979 auch zu Ende f&#252;hren k&#246;nnen. Eine die Verz&#246;gerung ausreichend entschuldigende Erkl&#228;rung hat der Beklagte als Bezirksschornsteinfeger unabh&#228;ngig von noch einzuholenden Informationen seitens des Eigent&#252;mers des Hauses X 1 Kenntnis davon besitzt, ob beim Reinigen eines Kamines Ru&#223; anf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte ferner vortr&#228;gt, die Verschmutzung der Schlafzimmergar-dine des Kl&#228;gers durch Ru&#223; beruhe darauf, dass der Brenner der Heizung des Hauses X 1 nicht richtig eingestellt gewesen sei, ist dies unerheblich. Unstreitig hat der Kl&#228;ger bzw. seine Ehefrau auch in dem Zeitraum vom April 1979 bis zur Neueinstellung der Brenner der Heizungsanlage im Juli 1979 das Schlafzimmer gel&#252;ftet, ohne dass hierbei die Schlafzimmergardinen verschmutzt worden sind. Wenn die diesbez&#252;gliche Vermutung des Beklagten richtig w&#228;re, so w&#228;ren nach der Lebenserfahrung auch in dem Zeitraum von April bis Juli 1979 erneut und zwar wiederholt Verschmutzungen von Gardinen aufgetreten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Eigentumsverletzung ist auch rechtswidrig. Zwar ist der Beklagte berechtigt, Kamine zu reinigen, doch gibt ihm dieser Umstand nicht das Recht, hierbei das Eigentum anderer zu verletzen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dem Beklagten ist auch ein Schuldvorwurf zu machen. Er h&#228;tte den Kamin so kehren m&#252;ssen, dass keine Gefahr bestand, dass Ru&#223; aufgewirbelt wurde und in die Wohnungen benachbarter H&#228;user eindrang. W&#228;re dies wegen Besonderheiten nicht zu vermeiden gewesen, so h&#228;tte der Beklagte die Anwohner hiervon unterrichten m&#252;ssen. Einen diesbez&#252;glichen Hinweis hat der Beklagte dem Kl&#228;ger oder dessen Ehefrau unstreitig nicht gegeben. Er durfte sich nicht darauf verlassen, dass der Hausmeister des Hauses Nr. 2 die Mitbewohner auf die bevorstehende Reinigung hinweisen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein Mitverschulden trifft den Kl&#228;ger nicht. Er hat unstreitig nicht gewusst, dass der Beklagte an diesem Tag kehren wollte und hat auch sonst nicht den Vorgang des Kehrens bemerkt. Erst beim Verlassen des Hauses hat die Ehefrau des Kl&#228;gers den Beklagten gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Verschmutzung aber bereits eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ergibt sich aus &#167;&#167; 288 Abs. 1 Satz 1, 284 Abs. 1 BGB. Durch das Schreiben vom 29. Mai ist der Beklagte mit Ablauf des 15. Juni 1979 in Verzug geraten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen hinsichtlich der Kosten auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO, bez&#252;glich der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit auf &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711, 713 ZPO.</p>
315,980
olgham-1979-10-31-8-u-11478
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 114/78
1979-10-31T00:00:00
2019-03-13T15:19:16
2019-03-27T09:41:43
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1031.8U114.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 5. April 1978 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten bleibt nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 60.000,- DM, die auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der ... und ...erbracht werden kann, abzuwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung selbst Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet, die er durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft der ... erbringen kann.</p> <p>Der Wert der Beschwer betr&#228;gt 50.000,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht gegen die Beklagte eine Ausgleichsforderung in H&#246;he von 50.000,- DM geltend, die er aus einer beendeten Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts herleitet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hatte mit ihrem im Jahre 1956 verstorbenen Ehemann zun&#228;chst seit 1950 ein Gesch&#228;ft in ... betrieben. Ab 1954 f&#252;hrte sie mit ihm ein gepachtetes Lebensmittelgesch&#228;ft nebst Gastst&#228;tte in ....</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach dem Tode ihres Ehemannes hatte die Beklagten den Kl&#228;ger kennengelernt, der seinerzeit noch verheiratet war und 3 unter haltsberechtigte Kinder hatte. Der Kl&#228;ger - im Januar 1959 rechtskr&#228;ftig geschieden - zog nach seiner Darstellung im Jahre 1957 nach Darstellung der Beklagten Ende 1959 zu dieser. Die Parteien f&#252;hrten einen gemeinsamen Haushalt. Aus ihrer Verbindung sind 3 Kinder, geb. am 15. September 1957, am 29. Dezember 1962 und am 8. April 1964, hervorgegangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1960 gab die Beklagte Lebensmittelgesch&#228;ft und Gastst&#228;tte in ... auf. Sie bewirtschaftete zun&#228;chs die ... in ... In diesem Betrieb arbeitete der Kl&#228;ger bereits seinerzeit, n&#228;mlich im Jahre 1960 mit voller Arbeitskraft mit, wie nach den Urteilsfeststellungen in erster Instanz unstreitig war. Die Konzessionen f&#252;r diese Gastst&#228;tte und f&#252;r die nachfolgend gef&#252;hrten Betriebe liefen auf den Namen der Beklagten. Auf ihren Namen wurden in der nachfolgenden Zeit mehrere Grundst&#252;cke gekauft und bebaut:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1961 kaufte sie das 1.156 qm gro&#223;e Grundst&#252;ck ... zum Preise von 6.900,- DM. Auf diesem Grundst&#252;ck wurde im Jahre 1962 ein Wohnbungalow errichtet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1963 kaufte sie das 1.020 qm gro&#223;e Nachbargrundst&#252;ck zum Preise von 6.100,- DM. Auf diesem Grundst&#252;ck wurde ein Doppelhaus errichtet, das im Jahre 1972 wieder verkauft wurde. In den Jahren 1969-1972 erwarb die Beklagte in drei Teilst&#252;cken das insgesamt 4.637 qm gro&#223;e Grundst&#252;ck in ... 1970 bis 1972 wurde auf diesem Grundst&#252;ck das Hotel-Restaurant ... errichtet. Wie nach den Urteilsfeststellungen in erster Instanz ebenfalls unstreitig war, war der Kl&#228;ger bei der Bewirtschaftung der Betriebe und bei der Errichtung der Bauten mit vollem Arbeitseinsatz t&#228;tig. Er f&#252;hrte Verhandlungen mit den Kreditinstituten und Architekten, nahm bei allen drei Bauten die Bauleitung wahr und verrichtete einen wesentlichen Teil der Maurerarbeiten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nur die Beklagten, die auch Konzessionstr&#228;gerin der Gastst&#228;tten war, ist als Eigent&#252;merin der Grundst&#252;cke eingetragen oder - hinsichtlich des mit dem Doppelhaus bebauten ver&#228;u&#223;erten Grundst&#252;cks ... eingetragen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In den Gesch&#228;ftsb&#252;chern wurde der Kl&#228;ger als Angestellter der Beklagten gef&#252;hrt. Sein Monatsgehalt wurde im Jahre 1960 mit 350,- DM brutto ausgewiesen und steigerte sich bis zur Trennung der Parteien im Jahre 1976 auf 1.250,- DM brutto.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach der Trennung der Parteien die durch schriftliche K&#252;ndigung der Beklagten erfolgte, schwebte vor dem Arbeitsgericht eine K&#252;ndigungsschutzklage des Kl&#228;gers. Jenes Verfahren wurde durch einen Vergleich beendet, in - dem sich die Parteien dar&#252;ber einig erkl&#228;rten, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis einverst&#228;ndlich zum 31.7.1976 beendet worden sei. "Als Entsch&#228;digung f&#252;r den Verlust des Arbeitsplatzes" verpflichtete sich die Beklagte weiterhin, an den Kl&#228;ger eine Abfindung in H&#246;he von 6.000,- DM brutto = netto zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat vorgebracht:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien habe eine Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts bestanden. Nach Beendigung dieses Gesellschaftsverh&#228;ltnisses schulde die Beklagte ihm einen Ausgleich.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der ... habe einen Wert von 1.100.000,- DM, der Bungalow in der ... einen solchen von 200.000,- DM. Der ... sei mit Grundpfandrechten von etwa 380.000,- DM davon im Januar 1977 valutiert etwa 295.000,- DM, der Bungalow mit solchen in H&#246;he von 90.000,- DM belastet. Selbst wenn man diese Belastungen voll absetze, schulde ihm die Beklagte einen Ausgleichsbetrag von mindestens 300.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Davon hat der Kl&#228;ger einen Teilbetrag von 50.000,- DM geltend gemacht und beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 50.000,- DM nebst 4 % Zinsen seit Zustellung seines Armenrechtsgesuchs zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Sie hat die Ansicht vertreten, der Kl&#228;ger sei ihr Angestellter gewesen; eine Innengesellschaft nach b&#252;rgerlichem Recht habe zwischen ihnen nie bestanden. Die Arbeitsleistungen des Kl&#228;gers seien durch dessen Gehalt, freie Wohnung und freie Kost abgegolten. Zudem habe sie die Unterhaltspflichten des Kl&#228;gers, die dieser bis zum Jahre 1974 gegen&#252;ber seinen ehelichen Kindern gehabt habe, aus den Betriebsertr&#228;gen abgegolten. Die Werte des Grundverm&#246;gens habe der Kl&#228;ger zu hoch, die der Belastungen zu niedrig angesetzt (die Beklagte nennt ihrerseits in diesem Zusammenhang keine Zahlen).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage stattgegeben. Es hat angenommen, da&#223; zwischen den Parteien ein gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis im Sinne der &#167;&#167; 705 ff BGB bestanden habe und da&#223; die Beklagte dem Kl&#228;ger nach &#167;&#167; 730 ff BGB ausgleichspflichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit ihrer Berufung vertritt die Beklagte weiterhin die Ansicht, es habe kein gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis zwischen den Parteien bestanden. Der Kl&#228;ger sei vielmehr nur ihr Angestellter gewesen, der jedenfalls zun&#228;chst nicht mit voller Arbeitskraft t&#228;tig gewesen sei. Aber selbst wenn ein gesellschafts&#228;hnliches Verh&#228;ltnis bestanden habe, k&#246;nne der Kl&#228;ger noch keinen Ausgleichsbetrag verlangen. Zuvor m&#252;&#223;ten sich die Parteien auseinandersetzen. Dabei werde sich herausstellen, da&#223; der Kl&#228;ger keine Forderung gegen sie mehr habe. Sie habe, als der Kl&#228;ger die Mitarbeit in ihren Betrieben begonnen habe, bereits wesentliche Ersparnisse gehabt, mit denen sie den Bauplatz bezahlt habe, auf dem sp&#228;ter der Bungalow errichtet worden sei. Auch habe sie die erheblichen Schulden abgel&#246;st, die der Kl&#228;ger noch aus seiner fr&#252;heren T&#228;tigkeit gehabt habe. (Dazu nennt die Beklagte jedoch keinen Betrag). &#220;berdies seien die Unterhaltsverpflichtungen des Kl&#228;gers aus den Betriebserl&#246;sen beglichen worden. Der Kl&#228;ger habe im &#252;brigen weit mehr Bargeld entnommen, als ihm nach seinem Anstellungsvertrag zugestanden habe. (Auch insoweit nennt die Beklagte keine Betr&#228;ge). Schlie&#223;lich m&#252;sse sich der Kl&#228;ger anrechnen lassen, da&#223; er regelm&#228;&#223;ig auf ihre Kosten Urlaub gemacht habe, w&#228;hrend sie zu Hause geblieben sei. Im Jahre 1976, nach Trennung der Parteien, habe sich der Kl&#228;ger einen Pkw Opel-Rekord gekauft. Die Mittel dazu k&#246;nnten nur aus den Ertr&#228;gnissen ihres Gastst&#228;ttenbetriebes stammen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zinsen st&#252;nden dem Kl&#228;ger allenfalls seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu, nicht bereits ab 4.2.1977.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt sein bisheriges Vorbringen, verteidigt das angefochtene Urteil und tritt den Ausf&#252;hrungen der Beklagten entgegen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Unstreitig hat die Beklagte im Jahre 1977 das Hotel-Restaurant ... gegen eine Leibrente von monatlich 1.200,- DM an ihren Sohn Reinhard &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen verwiesen. Diese sind Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat keinen Erfolg. Das Landgericht hat dem Kl&#228;ger zu Recht einen Ausgleichsanspruch jedenfalls in H&#246;he von 50.000,- DM zugesprochen. Dieser Anspruch des Kl&#228;gers ist bereits nach dem unstreitigen Parteivorbringen und dem streitigen Parteivortrag der Beklagten gerechtfertigt, soweit sie ihre Behauptungen hinreichend dargelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Parteien hat f&#252;r die Jahre 1960 bis zu ihrer Trennung im Jahre 1976 eine sogenannte Innengesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts bestanden, auf die Vorschriften des &#167; 705 ff. BGB anzuwenden sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Den dazu erforderlichen Gesellschaftsvertrag haben die Parteien zumindest stillschweigend abgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben 17 Jahre lang in einem ehe&#228;hnlichen Verh&#228;ltnis bei gemeinsamer Haushaltsf&#252;hrung zusammengelebt und in dieser Zeit drei gemeinsame Kinder bekommen und gemeinsam gro&#223;gezogen. Ob die Parteien die Absicht hatten, sp&#228;ter die Ehe einzugehen, kann dahingestellt bleiben. Jedenfalls war ihr Zusammenleben auf jahrelange Dauer ausgerichtet und &#228;hnelte in den daf&#252;r wesentlichen Punkten einer ehelichen Lebensgemeinschaft, war also nicht nur von vor&#252;bergehender Dauer.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Freilich rechtfertigt es dieser Umstand f&#252;r sich genommen noch nicht anzunehmen, die Parteien h&#228;tten auch ihre rechtlichen Beziehungen hinsichtlich ihres Verm&#246;genserwerbs wie in einer b&#252;rgerlich-rechtlichen Gesellschaft regeln wollen. W&#228;re es den Parteien nur darum gegangen, die f&#252;r die Erhaltung ihrer gemeinsamen Lebensf&#252;hrung notwendigen finanziellen Grundlagen zu schaffen und den t&#228;glichen Lebensbedarf f&#252;r ihre Lebensgemeinschaft zu sichern, so w&#252;rde noch keine Innengesellschaft gegeben sein. Denn die Gesellschaft setzt die gemeinsame Absicht voraus, einen dar&#252;ber hinausgehenden besonderen gemeinsamen Zweck zu f&#246;rdern. Mit diesem rechtlichen Ausgangspunkt befindet sich der Senat entgegen der Auffassung der Berufung nicht im Gegensatz, sondern in &#220;bereinstimmung mit den Entscheidungen BGH NJV 74, 2045 und OLG Saarbr&#252;cken NJW 79, 2050.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch die f&#252;r die F&#246;rderung eines solchen Zwecks erforderlichen weiteren Voraussetzungen sind gegeben. Das Streben der Parteien war mit Erfolg darauf gerichtet, &#252;ber eine Existenzgrundlage hinaus erhebliche Verm&#246;genswerte zu schaffen. In gemeinsamer Arbeit haben sie w&#228;hrend der Zeit ihres Zusammenlebens zun&#228;chst im Jahre 1962 einen Wohnbungslow, in den Jahren 1965/66 ein Doppelhaus und schlie&#223;lich in den Jahren 1970 bis 1972 das Hotel-Restaurant ... mit - wie sich aus der vom Kl&#228;ger abschriftlich &#252;berreichten "Mietvereinbarung" vom 24. Mai 1976 ergibt - mindestens 14 Fremdenzimmern (davon 11 Doppelzimmer) errichtet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Nach dem in erster Instanz unwidersprochenen Vortrag des Kl&#228;gers hat er bei der F&#252;hrung des Gastst&#228;ttenbetriebs ... den die Parteien zun&#228;chst innehatten, und bei der Errichtung der Geb&#228;ude mit seiner vollen Arbeits- und Leistungskraft mitgewirkt; er hat die G&#228;ste betreut und bedient, vor und bei Errichtung der Baulichkeiten Kreditverhandlungen mit den Sparkasse gef&#252;hrt, mit den Architekten &#252;ber die Bauplanung verhandelt, bei allen drei Bauvorhaben im wesentlichen die Aufgaben eines Bauf&#252;hrers &#252;bernommen und auch bei allen drei Bauten handwerkliche Leistungen erheblichen Umfangs erbracht. Insoweit wird auf die schriftlichen Best&#228;tigungen der Spar- und Darlehnskasse ... vom September 1977, des Architekten ... vom 15. September 1977, des Architekten ... vom 16. September 1977 und der Firma ... vom 12. September 1977 (Bl. 63-66 d.A.) Bezug genommen, denen die Beklagte in erster Instanz nicht widersprochen hat. Der Kl&#228;ger hat dabei nach seinem unwidersprochenen Vorbringen weit intensivere Arbeitsleistungen und weit mehr Arbeitsstunden erbracht als ein "normaler" Angestellter mit einer 40-Stunden-Woche. Das ergibt sich &#252;berdies aus dem betr&#228;chtlichen wirtschaftlichen Aufschwung, den die Gastst&#228;ttenbetriebe w&#228;hrend des Zusammenlebens der Parteien unstreitig genommen haben, und dem betr&#228;chtlichen Verm&#246;genszuwachs aus dieser Zeit. Ohne die energische und &#252;ber das normale Ma&#223; hinausgehende Mithilfe des Kl&#228;gers h&#228;tte ein solcher Aufschwung nicht stattfinden k&#246;nnen, zumal die Beklagte w&#228;hrend dieser Zeit die drei gemeinsamen Kinder zu versorgen hatte.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die nicht substantiierten Abstriche an der Arbeitsleistung des Kl&#228;gers, die die Beklagte erstmalig in der Berufungsinstanz und hier im wesentlichen erst nach Ablehnung ihres Armenrechtsgesuchs durch den Beschlu&#223; vom 9.4.1979 mit Schriftsatz vom 16.10.1979 vorbringt, sind gegen&#252;ber dem gem&#228;&#223; &#167; 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden geltenden erstinstanzlichen Vorbringen des Kl&#228;gers unbeachtlich. Die Beklagte hat weder eine Berichtigung des Tatbestands des erstinstanzlichen Urteils beantragt noch den Wechsel des Vertrags begr&#252;ndet. Da eine Partei ihr Vorbringen nicht beliebig der jeweiligen Proze&#223;lage anpassen darf, vielmehr wahrheitsgem&#228;&#223; vortragen mu&#223; (&#167; 138 Abs. 1 ZPO), erfordert ein Wechsel der Einlassung wenn schon nicht den Nachweis des Irrtums, so doch zumindest eine Begr&#252;ndung. Da es daran fehlt, mu&#223; die Beklagte sich an ihrer urspr&#252;nglichen Einlassung festhalten lassen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Allein aufgrund der auf Dauer angelegten und lange w&#228;hrenden ehe&#228;hnlichen Lebensgemeinschaft und aufgrund der umfangreichen Arbeitsleistungen, die weit &#252;ber die Leistungen eines Arbeitnehmers und &#252;ber die Arbeitsleistungen hinausgehen, die ein Ehemann nach &#167; 1356 Abs. 2 BGB a.F. im Gesch&#228;ft des anderen Ehegatten &#252;blicherweise zu erbringen hatte, mu&#223; angenommen werden, da&#223; die Parteien sich seinerzeit zumindest stillschweigend dar&#252;ber einig waren, die Fr&#252;chte der gemeinsamen Arbeit dem Kl&#228;ger anteilig zugute kommen zu lassen. Denn unter abweichenden Voraussetzungen werden Leistungen von derartigem Umfang innerhalb einer Lebensgemeinschaft &#252;blicherweise nicht erbracht Angesichts seines Arbeitsaufwandes ist der Kl&#228;ger erkennbar von einer Beteiligung am Arbeitsertrag ausgegangen. Die Beklagte hat sich mit diesem Arbeitsaufwand des Kl&#228;gers zumindest stillschweigend einverstanden erkl&#228;rt. Danach aber kann ihr Verhalten nur so gedeutet werden, da&#223; die gemeinsame Arbeit zur Schaffung der Verm&#246;genswerte auch nach ihrem Willen den Zweck verfolgte, sich ein <u>gemeinsames</u> Verm&#246;gen zu schaffen. Dabei ist es ohne Belang, ob sich die Beteiligten bewu&#223;t waren, da&#223; ihre stillschweigend vereinbarten vertraglichen Beziehungen rechtlich als Innengesellschaft zu beurteilen sind (BGH, Betrieb 72, 2201). Es gen&#252;gt die aufgrund der Umst&#228;nde zutreffende Feststellung, da&#223; sie durch gemeinsamen vollen Arbeitseinsatz Verm&#246;genswerte schaffen wollten und geschaffen haben, die &#252;ber den Zweck, die Lebensgemeinschaft aufrecht zu erhalten, hinausgingen (BGH, NJW 74, 2278).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Auch mit dieser Wertung der Umst&#228;nde des Falles befindet sich der Senat entgegen der Auffassung der Berufung in &#220;bereinstimmung mit den Entscheidungen BGH NJW 74, 2045 und OLG Saarbr&#252;cken NJW 79, 2050. Es geht weder darum, dem Kl&#228;ger einen Zugewinnausgleich zu verschaffen - jenes Institut gilt nur im Falle der Eheschlie&#223;ung und soll gerade F&#228;lle angemessen abwickeln, in denen keine Innengesellschaft sondern ein gesetzlicher G&#252;terstand bestand -, noch geht es darum, in rechts&#228;hnlicher Anwendung der Vorschrift des &#167; 1298 BGB &#252;ber die Ersatzpflicht bei R&#252;cktritt vom Verl&#246;bnis dem Kl&#228;ger einen Ausgleichsanspruch zu geben. Wer wie die Parteien in einer Weise an der Schaffung betr&#228;chtlicher Verm&#246;genswerte zusammenwirkt, die weit &#252;ber eine sowohl bei ehe&#228;hnlichem als auch bei ehelichem Zusammenleben praktizierte Existenz Sicherung hinausgeht, damit die &#228;u&#223;eren Merkmale einer Innengesellschaft Verwirktlicht und dabei einen abweichenden Willen nicht erkennen l&#228;&#223;t, mu&#223; sich bis zu dem ihm obliegenden Beweis des Gegenteils dementsprechend behandeln lassen, d.h., das geschaffene Verm&#246;gen ist als gemeinsames anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes k&#246;nnte im vorliegenden Fall nur gelten, wenn die Parteien ausdr&#252;cklich eine abweichende Regelung getroffen h&#228;tten wonach der Kl&#228;ger auch im Innenverh&#228;ltnis f&#252;r seine weitgehende Mitarbeit lediglich wie ein Arbeitnehmer entlohnt werden, die Fr&#252;che der Arbeit aber allein der Beklagten zuflie&#223;en sollten.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Eine solche Vereinbarung ist nicht getroffen worden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Zwar war die Beklagte allein Konzessionstr&#228;gerin der Gastst&#228;tten. Sie ist allein als Eigent&#252;merin der Grundst&#252;cke eingetragen worden. Das ist indessen nur im Verh&#228;ltnis zu Dritten, nicht aber f&#252;r die gesellschaftsrechtlichen Beziehungen der Beteiligten untereinander ma&#223;gebend (vgl. BGH NJW 53, 418; FamRZ 62, 357; WPM 73, 296).</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Auch die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger buchm&#228;&#223;ig als Angestellter der Beklagten gef&#252;hrt wurde und nach der Trennung der Parteien ein von ihm eingeleitetes K&#252;ndigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht anh&#228;ngig gewesen ist, spricht nicht dagegen, eine Innengesellschaft anzunehmen. Der Kl&#228;ger hat im Jahre 1960 f&#252;r seine T&#228;tigkeit buchm&#228;&#223;ig ein Gehalt von 350,- DM brutto bezogen, das bis 1976 auf monatlich 1.250,- DM anstieg. Angesichts der vom Kl&#228;ger unstreitig erbrachten besonders umfangreichen Arbeitsleistungen bedarf es keiner weiteren Ausf&#252;hrungen, da&#223; damit die Mitarbeit des Kl&#228;gers auch nicht ann&#228;hernd abgegolten sein konnte, selbst wenn man die freie Wohnung, die freie Kost und bis 1974 Unterhaltsleistungen an seine ehelichen Kinder hinzurechnet. Mit Recht hat das Landgericht angenommen, da&#223; die Parteien mit dieser Handhabung lediglich Zwecke nach au&#223;en verfolgten, n&#228;mlich den, Steuern einzusparen, und insbesondere den, dem Kl&#228;ger f&#252;r den Fall der Bed&#252;rftigkeit eine Altersrente zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Auch die Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger nach der Trennung gegen die Beklagte vor dem Arbeitsgericht prozessiert hat, l&#228;&#223;t angesichts der &#252;berwiegenden abweichenden Umst&#228;nde nicht den Schlu&#223; zu, zwischen den Parteien habe lediglich ein Arbeitsverh&#228;ltnis bestanden. Dem steht die lange dauernde enge Lebensgemeinschaft und die Tatsache der umfangreichen Mitarbeit zwingend entgegen. Auch insoweit hat das Landgericht zutreffend angenommen, da&#223; es dem Kl&#228;ger darum ging, nach der Trennung zun&#228;chst alle denkbaren M&#246;glichkeiten auszusch&#246;pfen, um seine auf Dauer geplante Lebensstellung nicht aufgeben zu m&#252;ssen, sowie darum, f&#252;r eine etwaige anderweitige Besch&#228;ftigung eine bessere Ausgangsposition zu schaffen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Da zwischen den Parteien eine Innengesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts bestand, deren Fortbestand durch die Trennung der Parteien unm&#246;glich geworden ist (&#167; 726 BGB), hat der Kl&#228;ger nunmehr Anspruch auf Auszahlung des ihm zustehenden Anteils am gemeinsam geschaffenen Verm&#246;gen (&#167; 730 ff BGB).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dieser Anspruch ist entgegen der Ansicht der Beklagten nicht durch den im arbeitsgerichtlichen Verfahren geschlossenen Vergleich abgegolten. Dieser Vergleich hatte nur die Beendigung des arbeitsgerichtlichen Rechtsstreits zum Inhalt, der Betrag von 6.000,- DM sollte nur dazu dienen, die Nachteile auszugleichen, die dem Kl&#228;ger durch den Verlust seiner in der Lebensgemeinschaft gewonnenen Position f&#252;r die Zukunft entstanden. Der Vergleich ber&#252;hrt nicht die Anspr&#252;che, die der Kl&#228;ger wegen seiner erbrachter Leistungen am Gesellschaftsverm&#246;gen hat.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht nach &#167; 734 BGB zumindest ein Ausgleichsanspruch in H&#246;he von 50.000,- DM zu.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Freilich m&#252;ssen im Regelfall der Geltendmachung eines Auseinandersetzungsanspruchs am Verm&#246;gen einer beendeten Gesellschaft die Rechnungslegung und der Rechnungsabschlu&#223; vorangehen, die zwischen den Parteien unstreitig nicht erfolgt sind und ohne die, gew&#246;hnlich die Ausgleichsforderung nicht zu bestimmen ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Jedoch k&#246;nnen schon vor der Auseinandersetzung Teilbetr&#228;ge am Auseinandersetzungsguthaben geltend gemacht werden, wenn vor der Auseinandersetzung zweifelsfrei feststeht, da&#223; dem Beteiligten jedenfalls ein Anspruch in der eingeklagten H&#246;he zusteht (vgl. BGH, WPM 76, 789 und Palandt-Thomas, Anm. 2 e zu &#167; 730 BGB). Der Kl&#228;ger ist schuldrechtlich so zu stellen, als ob er gesamth&#228;nderisch an dem sachenrechtlich der Beklagten geh&#246;renden Verm&#246;gen beteiligt gewesen ist (BGH, WPM 73, 296, 1242).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man das Vorbringen der Beklagten, soweit sie dieses hinreichend substantiiert hat, als richtig unterstellt, steht dem Kl&#228;ger ein Ausgleichsanspruch zumindest in H&#246;he von 50.000,- DM zu. Dabei hat unber&#252;cksichtigt zu bleiben, da&#223; die Beklagte den ... und das dazugeh&#246;rige Grundverm&#246;gen inzwischen auf ihren Sohn Reinhard &#252;bertragen hat, denn f&#252;r die Auseinandersetzung ist auf den Zeitpunkt der Beendigung der Gesellschaft abzustellen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Wert des in den Jahren 1970/1972 geschaffenen Anwesens ... mit 1.100.000,- DM, den Wert des Bungalow-Grundst&#252;cks mit 200.000,- DM beziffert. Die Beklagte hat keine Zahlen genannt, sondern lediglich vorgebracht, der Wert der beiden bebauten Grundst&#252;cke sei geringer. Selbst bei vorsichtiger Sch&#228;tzung, die sich aus der H&#246;he der anf&#228;nglichen Belastungen ergibt, kann mit dem Landgericht davon ausgegangen werden, da&#223; sich der Wert beider Hausgrundst&#252;cke auf insgesamt 900.000,- DM bel&#228;uft. Jedenfalls hat die Beklagte diese Bewertung in der Berufungsinstanz nicht angegriffen und offenbar auch nicht angreifen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Von diesem Wert sind die grundpfandrechtlich gesicherten Belastungen abzusetzen. Nach dem Vortrag des Kl&#228;gers betrugen sie seinerzeit bei Trennung der Parteien 385.000,- DM. Anf&#228;nglich betrugen sie ausweislich der &#252;berreichten Grundbuchausz&#252;ge insgesamt 495.000,- DM.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man unter Ber&#252;cksichtigung der Behauptung der Beklagten, der Kl&#228;ger habe den Belastungsbetrag f&#252;r die Zeit der Trennung zu niedrig angesetzt, entgegen den offenbaren Tatsachen davon ausgeht, da&#223; die Belastungen zur Zeit der Trennung der Parteien noch voll valutiert waren und noch nichts getilgt war, bleibt ein Verm&#246;gen von 405.000,- DM. Selbst wenn man ferner mit der Beklagten davon ausgeht, da&#223; sie den Betrag von 6.900,- DM zum Ankauf des Grundst&#252;cks, auf dem 1962 der Wohnbungalow errichtet wurde, allein aus Ersparnissen aufgebracht hat, und ihn zugunsten der Beklagten ber&#252;cksichtigt, verbleibt ein Gesellschaftsverm&#246;gen von 398.100,- DM. Diesem Betrag sind der Gesch&#228;ftswert des Hotel-Restaurants und der Wert des Inventars noch hinzuzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ob dem Kl&#228;ger an dem Gesellschaftsverm&#246;gen ein h&#228;lftiger Anteil zusteht, wie es &#167; 722 Abs. 1 BGB f&#252;r den Fall des Fehlens einer abweichenden Vereinbarung vorsieht, oder ob etwa aus den Erw&#228;gungen des landgerichtlichen Urteils (S. 12, Bl. 110 GA) ein Anteil von nicht mehr als 35 % angemessen ist, kann dahinstehen. Ein Anteil f&#252;r weitere Beteiligte ist jedenfalls nicht zu veranschlagen, denn die Beklagte hat ihre erstmals im Schriftsatz vom 16.10.1979 aufgestellte Behauptung, an einer Innengesellschaft seien auch ihre S&#246;hne Uwe und Reinhard sowie ihre Schwiegermutter beteiligt gewesen, nicht n&#228;her dargelegt. Mit der Klageforderung wird dem Kl&#228;ger ein Betrag zugesprochen, der unter 35 % des Gesellschaftsverm&#246;gens liegt, und zwar auch dann, wenn man weitere Posten zugunsten des Kl&#228;gers ber&#252;cksichtigt:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man n&#228;mlich entgegen dem Vortrag des Kl&#228;gers von der Behauptung der Beklagten ausgeht, die Unterhaltsverpflichtungen des Kl&#228;gers gegen&#252;ber seinen drei ehelichen Kindern seien in den Jahren 1959 bis 1974 aus den laufenden Eink&#252;nften der Lebensgemeinschaft bestritten worden, so macht das f&#252;r 16 Jahre bei einer durchschnittlichen Unterhaltslast von 120,- DM pro Kind den Betrag von aufgerundet 70.000,- DM aus, den sich der Kl&#228;ger abziehen lassen m&#252;&#223;te.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man weiterhin den Betrag von 3.000,- DM absetzt, den die Beklagte dem Kl&#228;ger &#252;ber die vergleichsweise &#252;bernommene Verpflichtung aus dem arbeitsgerichtlichen Proze&#223; hinaus zugewendet haben will, und selbst wenn man gegen den Vortrag des Kl&#228;gers davon ausgeht, da&#223; er sich aus den gemeinsam erwirtschafteten Mitteln im Jahre 1976 einen PKW Opel-Rekord angeschafft hat, der allenfalls mit 20.000,- DM veranschlagt werden kann, so ergibt sich mit</p> <br /><span class="absatzRechts">58</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">der Klageforderung von</td> <td valign="top">50.000,-</td> <td valign="top">DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">einer Unterhaltslast von</td> <td valign="top">70.000,-</td> <td valign="top">DM,</td> </tr> <tr> <td valign="top">einem Betrag von</td> <td valign="top">3.000,-</td> <td valign="top">DM</td> </tr> <tr> <td valign="top">und einem Betrag f&#252;r den PKW von</td> <td valign="top"><u>20.000,-</u></td> <td valign="top"><u>DM</u></td> </tr> <tr> <td valign="top">ein Gesamtbetrag von</td> <td valign="top">143.000,-</td> <td valign="top">DM,</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">der aufgerundet 36 % des oben bezifferten Gesellschaftsverm&#246;gens von mindestens 398.100,- DM ausmacht, also deutlich unter 35 % des tats&#228;chlichen Gesellschaftsverm&#246;gens liegt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Weitere Betr&#228;ge mu&#223;te sich der Kl&#228;ger nicht zurechnen lassen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der vergleichsweise gezahlte Betrag von 6.000,- DM stellte - wie oben ausgef&#252;hrt - einen in die Zukunft gerichteten Ausgleich f&#252;r den Verlust der Lebenstellung des Kl&#228;gers dar.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger freie Wohnung und Bek&#246;stigung erhalten hat, geschah das im Rahmen der gemeinsamen Lebensf&#252;hrung und war ein Teil der gemeinsamen Aufwendungen f&#252;r den Lebensbedarf der Beteiligten, war also laufender Aufwand der Innengesellschaft. Im &#252;brigen wurden auch Aufwendungen f&#252;r die Lebensf&#252;hrung der Beklagten gemacht.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kl&#228;ger regelm&#228;&#223;ig Urlaub gemacht hat, dienten die daf&#252;r aufgewendeten Betr&#228;ge der Erhaltung seiner Arbeitskraft und waren letztlich Entnahmen zur Fortf&#252;hrung der Gesellschaft und sind deshalb ebenfalls nicht anzurechnen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">F&#252;r ihre vom Kl&#228;ger bestrittene Behauptung, sie habe bei Beginn der Lebensgemeinschaft Schulden des Kl&#228;gers beglichen, hat der Beklagte weder einen bestimmten Betrag benannt, geschweige denn den Aufwand belegt. Ihr vorbringen ist daher insoweit unsubstantiiert und mu&#223; au&#223;er Betracht bleiben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Zinsforderung (4 % seit Zustellung des Armenrechtsgesuchs) ist aus dem Gesichtspunkt des Verzuges (&#167; 284 Abs. 1 S. 1, &#167; 288 Abs. 1 S. 1 BGB) seit dem 04.02.1977 gerechtfertigt, weil die Beklagte mit Schriftsatz vom 04.02.1977 zu dem Armenrechtsgesuch des Kl&#228;gers Stellung genommen und dessen Forderung abgelehnt hat.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167; 97 Abs. 1, &#167; 708 Nr. 10, &#167; 711, &#167; 546 Abs. 2 ZPO.</p>
315,981
olgham-1979-10-25-3-uf-23979
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 UF 239/79
1979-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:19:18
2019-03-27T09:41:43
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1025.3UF239.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Antragsgegnerin gegen das am 4. Mai 1979 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Recklinghausen wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der jetzt 72 Jahre alte Antragsteller und die 71-j&#228;hrige Antragsgegnerin haben am ... die Ehe miteinander geschlossen, aus der zwei inzwischen vollj&#228;hrige Kinder hervorgegangen sind. Nach 1945 fand die Antragsgegnerin mit den Kindern in der N&#228;he von ... (DDR) eine neue Heimat, w&#228;hrend der Antragsteller in der Bundesrepublik Fu&#223; fa&#223;te. Sp&#228;testens seit 1949 lebten beide voneinander getrennt. Mehrere Scheidungsklagen des Antragstellers, der inzwischen Beziehungen zu einer anderen Frau aufgenommen hatte, blieben in der Folgezeit wegen des Widerspruchs der Antragsgegnerin ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien sind Rentner. Der Antragsteller bezieht zur Zeit eine Knappschaftsrente in H&#246;he von 1.538,70 DM monatlich und eine Unfallrente wegen einer Berufskrankheit. Die Antragsgegnerin erh&#228;lt vom Sozialversicherungstr&#228;ger der DDR, dem ... - Abt. Sozialversicherung -, eine Altersrente in H&#246;he von 290,- DM monatlich. Au&#223;erdem zahlt ihr der Antragsteller monatlich 50,- DM Unterhalt auf Grund eines Urteils in ... AG ...; dieser Betrag wird von der Knappschaftsrente abgezogen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 07.09.1977 nat der Antragsteller die Scheidung der Ehe beantragt. Dieser Antrag ist der Antragsgegnerin am 29.08.1978 zugestellt worden. In der m&#252;ndlichen Verhandlung am 25.04.1979 hat der Antragsteller einen nachehelichen Unterhaltsanspruch der Antragsgegnerin in H&#246;he von 350,- DM monatlich anerkannt. Diese hat dem Scheidungsbegehren nicht l&#228;nger widersprochen. Durch Urteil vom 04.05.1979 hat daraufhin das Familiengericht die Ehe der Parteien geschieden und den Antragsteller gem&#228;&#223; seinem Anerkenntnis zur Zahlung von Unterhalt an die Antragsgegnerin verpflichtet. Das Verfahren bez&#252;glich des Versorgungsausgleichs hat es hingegen nach &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO abgetrennt. Zur Begr&#252;ndung hat das Familiengericht ausgef&#252;hrt: Der Versorgungsausgleich sei zur Zeit in F&#228;llen der vorliegenden Art nicht durchf&#252;hrbar. Au&#223;erdem sei ein Hinausz&#246;gern der Scheidung f&#252;r den Antragsteller, der ein schwerkranker, hilfsbed&#252;rftiger Mensch sei, nach 30-j&#228;hriger Trennung von der Antragsgegnerin eine unzumutbare H&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung, die der Antragsgegnerin zu H&#228;nden ihrer Verfahrensbevollm&#228;chtigten in ... am 09.05.1979 zugestellt worden ist, richtet sich ihre Berufung vom 29.05.1979, deren Begr&#252;ndung am 15.06.1979 bei Gericht eingegangen ist. Darin f&#252;hrt sie aus: Das Familiengericht habe f&#228;lschlich die Voraussetzungen der Abtrennung nach &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO angenommen. &#167; 1317 RVO sei auf einen Rentenanspruch, der wegen eines Versorgungsausgleiches &#252;bergeleitet sei, nicht anzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auch die Gestaltung des vorliegenden Falles schlie&#223;e die Annahme einer unzumutbaren H&#228;rte aus. Es liege somit ein Verfahrensmangel i.V. des &#167; 539 ZPO vor.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">das erstinstanzliche Urteil aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen mit der Ma&#223;gabe, einheitlich &#252;ber Scheidung und Versorgungsausgleich zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Antragsgegnerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er meint, da&#223; hier der typische Fall f&#252;r eine Abtrennung des Versorgungsausgleichsverfahrens vorliege, und h&#228;lt die Ma&#223;nahme i.S. des &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO f&#252;r rechtens.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragsgegnerin ist zul&#228;ssig, insbesondere form- und fristgerecht eingelegt und begr&#252;ndet worden. Das Rechtsmittel hat aber in der Sache keinen Erfolg, weil die Abtrennung des Verfahrens bez&#252;glich des Versorgungsausgleichs im angefochtenen Urteil keinen Verfahrensmangel i.S. des &#167; 539 ZPO darstellt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zwar darf gem&#228;&#223; &#167; 628 ZPO dem Scheidungsantrag vor Regelung der Folgesachen nur in bestimmten F&#228;llen, die als Ausnahme zu betrachten sind, entsprochen werden. Dies erfordert der Sinn der gesetzlichen Regelung, weil sonst der mit der Einf&#252;hrung des Verfahrensverbundes erstrebte Erfolg nicht zu erreichen w&#228;re. Zu den Zielen, die mit dem Prinzip der Entscheidungskonzentration erstrebt werden, geh&#246;rt n&#228;mlich einmal, den Eheleuten bereits w&#228;hrend des Scheidungsverfahrens vor Augen zu f&#252;hren, welche tats&#228;chlichen Auswirkungen ihre Trennung mit sich bringt. Zum anderen soll der Verfahrensverbund den sozial schw&#228;cheren Ehepartner, der sich der Ehescheidung selbst nach der Neuregelung der Scheidungsvoraussetzungen nicht mehr mit Erfolg widersetzen kann, sch&#252;tzen. Er soll durch den grunds&#228;tzlichen Zwang zur einheitlichen Erledigung der Scheidung und der Folgesachen davor gesichert sein, da&#223; ein Scheidungsausspruch ohne die Entscheidung &#252;ber seine Rechte und deren Sicherstellung ergeht. Letztlich soll durch den Entscheidungsverbund auch vermieden werden, da&#223; die Parteien sich nach der Ehescheidung noch jahrelang mit Prozessen, u.a. &#252;ber die wirtschaftlichen Folgen der Ehescheidung, befassen m&#252;ssen (so der erkennende Senat in seinem Urteil vom 05.10.1978 - 3 UF 501/78 - ver&#246;ffentlicht in FamRZ 1979, 165).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall widerspricht jedoch die Vorwegentscheidung &#252;ber den Scheidungsantrag nicht dem Sinn und Zweck des Entscheidungsverbundes.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Soweit indes das Familiengericht die Abtrennung des Versorgungsausgleichsverfahrens damit begr&#252;ndet hat, da&#223; der Versorgungsausgleich zur Zeit effektiv nicht durchf&#252;hrbar sei, vermag ihm der Senat nicht zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist zwar die Auffassung des Familiengerichts, da&#223; eine Rentenzahlung durch einen Rentenversicherungstr&#228;ger der Bundesrepublik an die in der DDR lebende Antragsgegnerin nicht erfolgt. Denn nach &#167;&#167; 1317 RVO, 96 AVG ruht die Rente eines Deutschen i.S. des Artikels 116 Abs. 1 GG oder eines fr&#252;heren deutschen Staatsangeh&#246;rigen i.S. des Artikels 116 Abs. 2 Satz 1 GG, solange er sich au&#223;erhalb des Geltungsbereichs dieser Gesetze aufh&#228;lt. Nicht im Anwendungsgebiet der RVO und AVG liegt auch die DDR (so die st&#228;ndige Rechtsprechung des Bundessozialgerichts, vgl. NJW 1977, 1935), da die Aufspaltung des einheitlichen Sozialversicherungsgebietes Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg in mehrere eigenst&#228;ndige Sozialversicherungssysteme dazu gef&#252;hrt hat da&#223; man nun jeden Anspruchsberechtigten als schicksalsm&#228;&#223;ig verhaftet mit der Entwicklung des Sozialversicherungsrechts an seinem Wohnsitz angesehen und ihn f&#252;r die Geltendmachung von Sozialversicherungsanspr&#252;chen an die jeweils zust&#228;ndigen Versicherungstr&#228;ger verwiesen hat (so BSG a.a.O., unter Hinweis auf BSG E 3, 290 ff). W&#252;rde im Gegensatz dazu dem deutschen Rentenberechtigten, der in der DDR lebt und in das dortige Rentensystem eingegliedert ist, auch von den Sozialversicherungstr&#228;gern in der Bundesrepublik die Rente gezahlt, bek&#228;me er zwei Renten. Diese Doppelversorgung soll durch &#167;&#167; 1317 RVO, 96 AVG ausgeschlossen werden (BVerf.GE 28, 104/114).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Aussicht des Familiengerichts verbieten jedoch &#167;&#167; 1317 RVO, 96 AVG nicht eine <u>fiktive</u> Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs, der im Falle einer &#220;bersiedlung der Antragsgegnerin in den Geltungsbereich von RVO und AVG voll zur Wirkung k&#228;me. Denn das Ruhen der Rente ber&#252;hrt den Anspruch nicht, sondern setzt <u>ihn</u> voraus; das Rentenstammrecht bleibt also erhalten, nur die w&#228;hrend des Ruhens jeweils f&#228;llig werdenden Einzelleistungen entstehen nicht (so BSG in SozR Nr. 12, 13 zu &#167; 1302 RVO) Grundlage der Rentenanwartschaft der Antragsgegnerin bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz, dem f&#252;r sie zust&#228;ndigen Rentenversicherungstr&#228;ger in der Bundesrepublik sind bis 1945 ihre Beitr&#228;ge, die sie an die Sozialversicherungstr&#228;ger des Deutschen Reiches entrichtet hat und nach 1945 die nach dem Fremdrentengesetz zu ber&#252;cksichtigenden Besch&#228;ftigungszeiten in der DDR.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Soweit diese Beitrags Zeiten bei einem DDR-Versicherungstr&#228;ger zur&#252;ckgelegt sind, stehen sie gem&#228;&#223; &#167;&#167; 15, 17 Abs. 1 lit. a des Fremdrentengesetzes (FRG) vom 25.02.1960 (BG Bl. I S 93) den nach Bundesrecht zur&#252;ckgelegten Beitragszeiten gleich; die den Beitr&#228;gen zugrunde liegende Besch&#228;ftigung oder T&#228;tigkeit steht einer rentenversicherungspflichtigen Besch&#228;ftigung oder T&#228;tigkeit im Geltungsbereich des Fremdrentengesetzes gleich. Damit wird der Ehegatte, der sich in der DDR aufh&#228;lt, &#252;ber das FRG so gestellt, als ob er Beitr&#228;ge im Bundesgebiet entrichtet h&#228;tte. Er besitzt ein Konto in der gesetzlichen Rentenversicherung (die Antragsgegnerin also bei der LVA Rheinprovinz); ihm stehen Leistungsanspr&#252;che zu (die allerdings w&#228;hrend seines Aufenthalts in der DDR ruhen).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Ehegatte, der sich in der DDR aufh&#228;lt, hat demnach f&#252;r den gleichen Zeitraum (w&#228;hrend der Ehe) zwei Anwartschaften erworben: die bei dem Rentenversicherungstr&#228;ger der Bundesrepublik nach &#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 2 BGB und eine nach &#167; 1587 a Abs. 2 Nr. 4 BGB gegen den Versicherungstr&#228;ger der DDR. Da die Anwartschaften dem Ehegatten aber nur alternativ, nicht kumulativ zustehen, kann er entweder Leistungen vom Sozialversicherungstr&#228;ger der DDR oder vom Rentenversicherungstr&#228;ger der Bundesrepublik erhalten. Dies h&#228;ngt davon ab, in welchem Gebiet er sich aufh&#228;lt (so auch Schmeiduch in: amtl. Mitt. LVA Rheinprovinz 10/78 S 454).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg in seinem sorgf&#228;ltig begr&#252;ndeten Urteil vom 26.10.1978 - 146 F 6494/78 - (ver&#246;ffentlicht in Fam RZ 1979, 143) verst&#246;&#223;t die Durchf&#252;hrung des &#246;ffentlich-rechtlichen Versorgungsausgleichs nicht gegen die Schutzvorschriften der &#167;&#167; 1304 a Abs. 4 Satz 2 und 3 RVO, 83 a Abs. 4 Satz 2 und 3 AVG. Der Schutz dieser Bestimmungen kommt dem Antragsteller der schon eine Altersrente bezieht, auch nach Durchf&#252;hrung des Versorgungsausgleichs zugute, solange die Antragsgegnerin nicht im Geltungsbereich von RVO/AVG lebt und daher von der gesetzlichen Rentenversicherung der Bundesrepublik keine Rente bezieht. Erst wenn die Antragsgegnerin ihre Rente von der ... - und allein darauf ist in diesem Zusammenhang abzustellen - erh&#228;lt, tritt die Minderung der Rente des verpflichteten Antragstellers ein Ma&#223;gebend f&#252;r den Zeitpunkt der Minderung der Rente des Antragstellers ist also im vorliegenden Fall nicht nur der Eintritt der Rechtskraft der Entscheidung des Familiengerichts, sondern auch der Beginn der Rentenzahlung an die Antragsgegnerin aus "ihrer" Versicherung, d.h. von Seiten der .... Eine andere Auslegung, die den Schutz der &#167;&#167; 1304 a Abs. 4 Satz 2 und 3 RVO, 83 a Abs. 4 Satz 2 und 3 AVG bereits entfallen l&#228;&#223;t, wenn der ausgleichsberechtigte Ehegatte au&#223;erhalb des Geltungsbereichs der RVO/AVG eine Altersrente erh&#228;lt, w&#252;rde das alternative Nebeneinander der Sozialversicherungssysteme in der Bundesrepublik und der DDR sowie die grunds&#228;tzliche Unvergleichbarkeit der jeweils gezahlten Renten au&#223;er acht lassen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit allerdings das Familiengericht im vorliegenden Fall die Abtrennung damit begr&#252;ndet hat, da&#223; ein weiteres Hinausz&#246;gern der Scheidung f&#252;r den Antragsteller eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde, pflichtet dem der Senat bei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach den Umst&#228;nden des vorliegenden Falles ist zum einen davon auszugehen, da&#223; die gleichzeitige Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich den Scheidungsausspruch au&#223;ergew&#246;hnlich verz&#246;gern w&#252;rde. Es ist also damit zu rechnen, da&#223; hier die Verz&#246;gerung, die durch den Entscheidungsverbund normalerweise eintritt oder leicht eintreten kann, &#252;berschritten wird (so OLG Frankfurt, NJW 1978, 1389). Diese au&#223;ergew&#246;hnliche Verz&#246;gerung beruht darauf, da&#223; von der zust&#228;ndigen ... zun&#228;chst die gesamten Versicherungszeiten der Antragsgegnerin zu erfassen und zu einer entsprechenden "Biographie" zusammenzustellen sind. Dabei tauchen nicht nur Schwierigkeiten f&#252;r den Zeitraum vor 1945 auf, sondern gerade auch f&#252;r die Zeiten ab 1945/46, weil &#252;ber die Versicherungszeiten Nachweise zu erbringen sind. Grunds&#228;tzlich besitzen zwar die Versicherten selbst, nicht die Sozialversicherungstr&#228;ger der DDR Nachweise &#252;ber die ausge&#252;bten Besch&#228;ftigungen f&#252;r Zeiten ab 1945/46 (so Schmeiduch a.a.O.,). Soweit jedoch die Sozialversicherungstr&#228;ger Auskunft geben m&#252;ssen, was auch im vorliegenden Fall zumindest f&#252;r die Zeit bis 1945 anzunehmen ist, kann nach Mitteilung der LVA Rheinprovinz auf Grund der bisherigen Praxis in anh&#228;ngigen Rentenverfahren schwerlich mit einer Auskunfterteilung gerechnet werden, solange sich der Berechtigte noch in der DDR aufh&#228;lt. Die Daten aus dem bereits vorhandenen Rentenbescheid des ...-Abteilung Sozialversicherung - sind jedenfalls nicht ausreichend f&#252;r die Erstellung eines vollst&#228;ndingen Versicherungsverlaufs, wie die mit Schreiben vom 02.02.79 dem Familiengericht auf Anfrage mitgeteilt hat.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach den Umst&#228;nden des vorliegenden Falles, stellt zum anderen die zu erwartende: Verz&#246;gerung f&#252;r den Antragsteller auch unter Ber&#252;cksichtigung der Belange der Antragsgegnerin eine unzumutbare H&#228;rte dar. Insoweit weist der Antragsteller zu Recht auf sein Alter, seinen schlechten Gesundheitszustand und die 30-j&#228;hrige Trennung der Parteien hin. Zwar ist eine mehrj&#228;hrige Trennung zwischen Eheleuten f&#252;r sich allein noch kein Grund, eine unzumutbare H&#228;rte anzunehmen (so mit Recht OLG Oldenburg, FamRZ 1979/616/618). Je l&#228;nger aber eine Trennung andauert und je nachhaltiger dadurch die eingetretene Entfremdung f&#252;hlbar wird, um so mehr kann f&#252;r den scheidungswilligen Ehepartner das Bed&#252;rfnis dringend werden, seine pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse entsprechend der &#252;ber viele Jahre hinweg bestehenden tats&#228;chlichen Sachlage auch rechtlich geordnet zu wissen. Der Zeitfaktor kann somit schlie&#223;lich, ohne da&#223; weitere Umst&#228;nde hinzutreten m&#252;ssen, den Charakter der Unzumutbarkeit annehmen. Wann das eintritt, l&#228;&#223;t sich nur bezogen auf den Einzelfall sagen. Bei einer jahrzehntelangen Trennung indes ist dieser Zeitpunkt jedenfalls erreicht, zumal wenn sich der Antragsteller wie hier in einem Alter und einem Gesundheitszustand befindet, in dem seine Lebenserwartung begrenzt ist (so auch OLG Oldenburg a.a.O.,). Die Belange der Antragsgegnerin werden hingegen durch die Vorwegentscheidung &#252;ber den Scheidungsausspruch nicht beeintr&#228;chtigt. Solange sie sich in der DDR aufh&#228;lt, kann ihr ein m&#246;glicher Rentenzuwachs nicht ausgezahlt werden. Und eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation tritt schon ab Rechtskraft des Scheidungsurteils durch die Verurteilung des Antragstellers zu monatlichen Unterhaltsleistungen von 350,- DM ein.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragsgegnerin ist daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p>
315,982
olgham-1979-10-17-5-wf-48479
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 WF 484/79
1979-10-17T00:00:00
2019-03-13T15:19:20
2019-03-27T09:41:43
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1017.5WF484.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben. Das Amtsgericht wird angewiesen, von seinem Bedenken gegen die Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts Abstand zu nehmen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien waren miteinander verheiratet. Ihre Ehe ist seit dem 9.5.1977 rechtskr&#228;ftig geschieden. W&#228;hrend des Scheidungsverfahrens haben sie einen gerichtlichen Scheidungsfolgenvergleich geschlossen, der in Ziffer 7 wie folgt lautet:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">"Die Parteien werden den Zugewinn gesondert ausgleichen. Als Vorschu&#223; auf eine zu erwartende Ausgleichsforderung der Kl&#228;gerin (jetzige Beklagte) verpflichtet sich der Beklagte (jetziger Kl&#228;ger), einen Betrag von 15.000,-- DM an die Kl&#228;gerin zu zahlen, und zwar in monatlichen Raten von 1.000,-- DM, jeweils zum 5. eines jeden Monats, beginnend im Juni 1977.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Betrag von 15.000,-- DM an die Beklagte gezahlt und begehrt im vorliegenden Verfahren die Bewilligung des Armenrechts f&#252;r eine Klage auf <u>R&#252;ckzahlung</u> dieses Betrages mit der Behauptung, in dem Vergleich habe man eine Vorschu&#223;zahlung vereinbart, wobei man davon ausgegangen sei, da&#223; eine endg&#252;ltige Abrechnung des Zugewinns noch zu erfolgen habe. Inzwischen habe sich aber bei der Abrechnung herausgestellt, da&#223; der Beklagten &#252;berhaupt kein Zugewinnausgleich zugestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber tr&#228;gt die Beklagte vor, mit den 15.000,-- DM habe man einen Mindestausgleichsanspruch vereinbart, der auch durch eine sp&#228;tere Abrechnung nicht h&#228;tte geschm&#228;lert werden sollen. Im &#252;brigen bestreitet sie die Richtigkeit der kl&#228;gerischen Abrechnung des Zugewinns und beruft sich auf einen Ausschlu&#223; der R&#252;ckforderung gem&#228;&#223; &#167; 814 BGB und einen Wegfall der Bereicherung. Das Amtsgericht hat dem Kl&#228;ger das nachgesuchte Armenrecht verweigert, weil der geltend gemachte R&#252;ckzahlungsanspruch keine Familiensache im Sinne von &#167; 23 b Abs. 1 Nr. 9 GVG und somit f&#252;r die Klage eine Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts nicht gegeben sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Beschwerde des Kl&#228;gers ist zul&#228;ssig und f&#252;hrt zur Aufhebung des amtsgerichtlichen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht ist f&#252;r die Klage auf R&#252;ckzahlung der geleisteten 15.000,-- DM <u>zust&#228;ndig</u>, weil es sich insoweit um eine Streitigkeit aus dem ehelichen G&#252;terecht im Sinne von &#167; 23b Abs. 1 Nr. 9 GVG handelt. Die Parteien hatten in dem Scheidungsfolgevergleich zumindest einen Teilbereich des Ausgleichs ihres ehelichen Zugewinns geregelt. Dabei kann <u>hier</u> f&#252;r die Zust&#228;ndigkeitsbestimmung dahingestellt bleiben, ob die vereinbarte Zahlung von 15.000,-- DM nur eine Vorauszahlung auf einen noch Ungewissen Zugewinnausgleich zugunsten der Beklagten vorbehaltlich endg&#252;ltiger Abrechnung oder einen Mindestausgleich unabh&#228;ngig von der sp&#228;teren Abrechnung darstellen sollte. Jedenfalls sind Streitigkeiten, die sich im Hinblick auf eine solche vertragliche Regelung &#252;ber den Zugewinn oder bei dessen <u>Abwicklung</u> ergeben, als Streitigkeiten aus dem ehelichen G&#252;terecht anzusehen, soweit sie letztlich die zwischen den Eheleuten vorzunehmende g&#252;terrechtliche Auseinandersetzung betreffen. Das ist vorliegend der Fall. Dem mag der Klageanspruch auch vordergr&#252;ndig nach den gesetzlichen Bestimmungen &#252;ber die ungerechtfertigte Bereicherung zu beurteilen sein. Gegenstand der Streitigkeit der Parteien bleibt im eigentlichen ihre g&#252;terrechtliche Auseinandersetzung und ihre dazu getroffene Vereinbarung &#252;ber den Ausgleich des ehelichen Zugewinns: An dem Verfahren sind nur die fr&#252;heren Ehegatten beteiligt. Ein Bereicherungsanspruch des Kl&#228;gers kann nur dann gegeben sein, wenn er die 15.000,-- DM ohne die Verpflichtung, einen Zugewinn auszugleichen, an die Beklagte gezahlt h&#228;tte. Gegenstand der rechtlichen Pr&#252;fung wird aber der Ausgleich des Zugewinns und die vertragliche Vereinbarung &#252;ber die g&#252;terrechtliche Auseinandersetzung der Parteien sein, lediglich "im Gewande" eines Bereicherungsanspruches. Fragen des ehelichen G&#252;terrechts sind aber dem Familienrichter zur Entscheidung anvertraut.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht wird daher hei seiner erneuten Entscheidung von seinen Bedenken gegen die Zust&#228;ndigkeit des Familiengerichts Abstand nehmen und das Armenrechtsgesuch auf seine sonstigen Voraussetzungen hin - Armut des Kl&#228;gers und hinreichende Erfolgsaussicht der Klage - pr&#252;fen m&#252;ssen.</p>
315,983
olgham-1979-10-15-5-wf-47079
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 WF 470/79
1979-10-15T00:00:00
2019-03-13T15:19:22
2019-03-27T09:41:43
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:1015.5WF470.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird in Ziff. 2) (Androhung eines Zwangsgeldes) aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Entscheidung &#252;ber den Antrag des Beteiligten zu 2) vom 12. April 1979, soweit er die Verh&#228;ngung von Zwangsma&#223;nahmen gegen die Beteiligte zu 1) betrifft, an das Amtsgericht Wetter zur&#252;ckverwiesen, da&#223; auch &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu befinden hat.</p> <p>Der Wert des Beschwerdeverfahrens betr&#228;gt 500,- DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zwischen den Beteiligten schwebt ein Ehescheidungsverfahren. Der erkennende Senat hat in dem Berufungsverfahren 5 UF 787/79 mit <u>einstweiliger Anordnung</u> vom 14.02.1979 das Besuchsrecht des Beteiligten zu 2) f&#252;r das gemeinschaftliche Kind der Beteiligten gerecht. Mit der Behauptung, die Beteiligte zu 1) verhindere das Besuchsrecht, hat der Beteiligte zu 2) am 12.04.1979 beantragt, die elterliche Gewalt &#252;ber das Kind ihm zu &#252;bertragen, hilfsweise gegen die Beteiligte zu ...) eine Haftstrafe zu verh&#228;ngen. Diesem Hilfsantrag hat das Amtsgericht in Ziff. 2) des angefochtenen Beschl&#252;sse dahingehend entsprochen, indem es der Beteiligten zu 1) "f&#252;r jeden Fall der Verhinderung der Aus&#252;bung des Verkehrsrechts gem&#228;&#223; &#167; 33 Abs. 3 FGG ein Zwangsgeld" angedroht hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Beschwerde der Beteiligten zu 1) ist zul&#228;ssig und f&#252;hrt zur Aufhebung der Zwangsgeldandrohung sowie zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an das Amtsgericht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat rechtsfehlerhaft die Zwangsgeldandrohung nach den Regeln der freiwilligen Gerichtsbarkeit vorgenommen. Denn die einstweilige. Anordnung des Senats &#252;ber das Besuchsrecht nach &#167; 620 ZPO stellt einen Vollstreckungstitel gem&#228;&#223; &#167; 794 Abs. 1 Z. 3a ZPO dar, der nach den Vorschriften der ZPO, also nach &#167;&#167; 888, 890 ZPO zu vollstrecken ist, falls - wie hier behauptet - der Sorgeberechtigte seiner Verpflichtung, das Kind f&#252;r das Besuchsrecht bereitzuhalten, zuwiderhandelt. Das gilt f&#252;r einstweilige Anordnungen nach &#167; 620 ZPO auch dann, wenn die in ihnen getroffene Regelung, grunds&#228;tzlich dem FGG-Verfahren zuzuordnen ist (vgl. Stein-Jonas-Schlosser, ZPO, 20. Aufl. &#167; 620 a Rdz. 10; Baumbach-Lauterbach-Albers, ZPO, 37. Aufl., &#167; 620 a Anm. 3, OLG M&#252;nchen FamRZ 1979, S. 317, OLG Hamm FamRZ 1979, S. 316, OLG Oldenburg FamRZ 1978, S. 911, OLG Koblenz FamRZ 1978 S. 605; a. A. ohne n&#228;here Begr&#252;ndung Keidel-Kuntze-Winkler FGG, 11. Aufl., &#167; 33 Rdz. 35 Anm. 5).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Da nicht ersichtlich ist, ob die allgemeinen Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung nach ZPO vorgelegen haben, kommt eine eigene Sachentscheidung des Senats nicht in Betracht, so da&#223; die Sache zur erneuten Entscheidung &#252;ber den Hilfsantrag des Beteiligten zu 2) vom 12.04.1979 an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen war. Das Amtsgericht wird bei seiner erneuten Entscheidung auch &#252;ber die Kosten des Beschwerdeverfahrens zu befinden haben.</p>
315,984
ovgnrw-1979-09-20-xv-a-258978
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
XV A 2589/78
1979-09-20T00:00:00
2019-03-13T15:19:24
2019-03-27T09:41:43
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1979:0920.XV.A2589.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Berufungsverfahrens zu tragen.</p> <p></p> <p>Die Kostenentscheidung ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Rat der ehemals selbst&#228;ndigen Gemeinde ... die seit dem 1. Januar 1970 in die klagende Gemeinde ... eingegliedert ist, beschlo&#223; am 7. November 1968 und 16. Juni 1969, die Stra&#223;enbeleuchtung der Gemeinde zu erweitern und zu diesem Zweck eine Ausschreibung zu veranlassen, den daf&#252;r entstehenden finanziellen Aufwand aber nicht durch die Erhebung von Anliegerbeitr&#228;gen zu decken. Die Auftragsvergabe erfolgte am 9. Oktober 1975 durch den Rat der Kl&#228;gerin. Im gesamten Ortsteil ... wurde das alte, aus Holzmasten bestehende Stra&#223;enbeleuchtungsnetz abgerissen und durch Peitschenmasten an neuen Standorten ersetzt. Die Bauma&#223;nahme wurde von Anfang August 1975 bis zum Februar 1976 durchgef&#252;hrt; die elektrotechnische Abnahme erfolgte am 5. Mai 1976.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In seiner Sitzung vom 24. Juni 1976 beschlo&#223; der Rat der Kl&#228;gerin u.a., f&#252;r die Erweiterung der Stra&#223;enbeleuchtung im Ortsteil ... keine Beitr&#228;ge gem&#228;&#223; &#167;8 KAGNW in Verbindung mit &#167;6 der "Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167;8 KAG NW f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Gemeinde ..." in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Dezember 1975 zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Abstimmung mit dem Beklagten beanstandete der Gemeindedirektor der Kl&#228;gerin diesen Ratsbeschlu&#223; mit Schreiben vom 14. Februar 1977. Der Rat der Kl&#228;gerin best&#228;tigte daraufhin seinen Beschlu&#223; in der Sitzung vom 21. April 1977.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 8. Juni 1977 hob der Beklagte den Ratsbeschlu&#223; vom 24. Juni 1976 im Umfang der Beanstandung mit folgender Begr&#252;ndung auf: Der Ratsbeschlu&#223; versto&#223;e gegen &#167;1 der auf der Grundlage des &#167;8 KAG NW erlassenen Abgabensatzung der Kl&#228;gerin. Danach erhebe die Gemeinde zum Ersatz des Aufwandes f&#252;r die Erweiterung und Verbesserung von &#246;ffentlichen Stra&#223;en, Wegen und Pl&#228;tzen und als Gegenleistung f&#252;r die dadurch den Eigent&#252;mern der erschlossenen Grundst&#252;cke erwachsenden wirtschaftlichen Vorteile Beitr&#228;ge und sei nicht berechtigt, durch Ratsbeschlu&#223; eine andere Regelung zu treffen. Der Beschlu&#223; des Rates der ehemaligen Gemeinde ... f&#252;r die Beleuchtungsma&#223;nahme Beitr&#228;ge nicht zu erheben, sei vor dem Inkrafttreten des neuen KAG gefa&#223;t worden, habe nur die haushaltswirtschaftlichen Belange dieser seinerzeit noch selbst&#228;ndigen Gemeinde ber&#252;cksichtigt und k&#246;nne schon deshalb die Kl&#228;gerin nicht binden. Dies um so weniger als die Beitragspflicht erst mit der Fertigstellung der Beleuchtungsma&#223;nahme im Jahre 1976 entstanden sei. Der Beschlu&#223; des Rates der Kl&#228;gerin versto&#223;e auch gegen das in &#167;&#167;62, 63 GO NW niedergelegte Gebot der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit der gemeindlichen Haushaltsf&#252;hrung sowie die Verpflichtung der Kl&#228;gerin, ihre eigenen Einnahmequellen auszusch&#246;pfen. Denn sie sei zur Ausgleichung ihres Haushaltes auf Zuwendungen aus dem Ausgleichsstock angewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung der am 7. Juli 1977 erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin vorgetragen: Im Hinblick auf die Beschlu&#223;fassung des Rates der ehemaligen Gemeinde ... sei es dem Rat der Gemeinde ... verwehrt gewesen, r&#252;ckwirkend die Erhebung von Beitr&#228;gen f&#252;r die Stra&#223;enbeleuchtungsma&#223;nahme zu beschlie&#223;en. Da&#223; die Beitragspflicht nach dem KAG erst mit der endg&#252;ltigen Herstellung der Anlage entstehe, sei dabei nicht von entscheidender rechtlicher Bedeutung. Wesentlich sei vielmehr, da&#223; in ... seinerzeit eine funktionsf&#228;hige Stra&#223;enbeleuchtung vorhanden gewesen sei, deren Ersetzung den Anliegern, wenn &#252;berhaupt, wirtschaftliche Vorteile allenfalls in H&#246;he eines Bruchteils der Gesamtkosten gebracht habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Verf&#252;gung des Beklagten vom 8. Juni 1977 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat unter Vertiefung der Gr&#252;nde seines Aufhebungsbescheides beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat durch das wegen seiner Gr&#252;nde in Bezug genommene angefochtene Urteil die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ihre - fristgerechte - Berufung begr&#252;ndet die Kl&#228;gerin &#252;ber ihr erstinstanzliches Vorbringen hinaus wie folgt: Den B&#252;rgern der fr&#252;her selbst&#228;ndigen und finanzstarken Gemeinde ... sei es unverst&#228;ndlich, da&#223; sie nach der vollzogenen Eingliederung in die finanzschw&#228;chere Gemeinde ... nunmehr beitragspflichtig sein sollten. Auch sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; &#167;8 Abs. 1 Satz 1 KAG NW die Kl&#228;gerin keineswegs zwingend zur Beitragserhebung verpflichte. Zudem sei die Beitragserhebung im Sinne von &#167;63 Abs. 2 Nr. 1 GO NW weder vertretbar noch geboten. Wenn sich die Kl&#228;gerin verpflichtet gef&#252;hlt habe, die vom Rat der fr&#252;heren Gemeinde ... beschlossene Beleuchtungsverbesserung durchzuf&#252;hren, so sei sie daran gebunden, da&#223; der Rat der Gemeinde ... beschlossen habe, von einer Beitragserhebung abzusehen, und d&#252;rfe die Anlieger nicht r&#252;ckwirkend schlechter stellen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">unter &#196;nderung des angefochtenen Urteils dem erstinstanzlichen Klageantrag stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Er f&#252;hrt aus: Im Jahre 1976 sei die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; &#167;8 KAG in Verbindung mit der Beitragssatzung gehalten gewesen, f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Gemeinde Beitr&#228;ge zu erheben. Nach dem Beschlu&#223; der ehemaligen Gemeinde ..., die Anlieger nicht heranzuziehen, und der Verwirklichung der Ma&#223;nahme im Jahre 1975/76 sei eine &#196;nderung in der Sach- und Rechtslage eingetreten. Nachdem der Beitragstatbestand erf&#252;llt worden sei, seien die Beitragspflichtigen zu veranlagen, ohne da&#223; ein Ratsbeschlu&#223; diese Rechtslage au&#223;er Kraft setzen k&#246;nne. Da die Gemeinde ... im Jahre 1976 nicht in der Lage gewesen sei, ihren Haushalt auszugleichen, sei sie gezwungen gewesen, alle Einnahmem&#246;glichkeiten auszusch&#246;pfen. Es sei nicht zu vertreten, da&#223; die B&#252;rger, denen durch die Verbesserung der Stra&#223;enbeleuchtung Vorteile erwachsen seien, finanziell geschont werden sollten, w&#228;hrend die Allgemeinheit &#252;ber den kommunalen Ausgleichsstock die Aufwendungen &#252;bernehmen solle. Im &#252;brigen komme es darauf, inwieweit die Beleuchtungsverbesserung f&#252;r jedes einzelne Grundst&#252;ck wirtschaftliche Vorteile gebracht habe, im Rahmen dieses Verfahrens nicht an. Die Bewohner des Ortsteils ... w&#252;rden durch die Erhebung der Beitr&#228;ge auch nicht r&#252;ckwirkend schlechter gestellt als die Bewohner der &#220;brigen Ortslagen, die bei der Durchf&#252;hrung von Stra&#223;enbauma&#223;nahmen zu Beitragsleistungen herangezogen w&#252;rden. Auf Grund des nach der Neugliederung geschaffenen einheitlichen Ortsrechts seien in den &#252;brigen Ortsteilen der Gemeinde ..., soweit beitragspflichtige Ma&#223;nahmen durchgef&#252;hrt worden seien, Beitr&#228;ge erhoben worden. Den Bewohnern des Ortsteils ... in der neuen Gemeinschaft der jetzigen Gemeinde k&#246;nne nicht deshalb eine Sonderstellung einger&#228;umt werden, weil die ehemals selbst&#228;ndige Gemeinde ... wirtschaftlich besser gestellt gewesen sei als die Gemeinde ....</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den Inhalt der Gerichtsakten und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Anfechtungsklage ist zul&#228;ssig. Sie ist wirksam erhoben, obwohl die f&#252;r das Klageverfahren erteilte Proze&#223;vollmacht von dem B&#252;rgermeister (nicht von dem Gemeindedirektor) der Kl&#228;gerin unterzeichnet ist. Zwar &#252;bertr&#228;gt &#167;55 Abs. 1 der Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (GO NW) in der Fassung der Bekanntmachung vom 19. Dezember 1974, GV NW 1975, S. 91, mit sp&#228;teren &#196;nderungen, die gesetzliche Vertretung der Gemeinde dem Gemeindedirektor. Trotz dieser Zust&#228;ndigkeitsverteilung ist jedoch im vorliegenden Falle der B&#252;rgermeister zur Vertretung berufen, weil der Gemeindedirektor den streitigen Ratsbeschlu&#223; vom 24. Juni 1976 gem&#228;&#223; &#167;39 Abs. 2 Satz 1 GO NW beanstandet hat und er somit als Vertreter der Gemeinde in dem gegen diese Beanstandung gerichteten Verwaltungsstreitverfahren einem Interessenwiderstreit ausgesetzt w&#228;re. Zur Durchsetzung seiner bereits in der Beanstandung des Ratsbeschlusses zum Ausdruck gekommenen abweichenden Rechtsauffassung w&#228;re der Gemeindedirektor n&#228;mlich in den Stand gesetzt, durch Nichterteilung bzw. -genehmigung der Proze&#223;vollmacht eine gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Kommunalaufsichtsma&#223;nahme zu verhindern bzw. zu erschweren. Da der Kl&#228;gerin aber erforderlichenfalls auch gegen den Willen des Gemeindedirektors uneingeschr&#228;nkter verwaltungsgerichtlicher Rechtsschutz im Sinne des &#167;112 GO NW gegen die kommunalaufsichtliche Aufhebungsanordnung offenstehen mu&#223;, ist sie in einer solchen Fallgestaltung - ankn&#252;pfend an den bereits in &#167;38 Abs. 2 GO NW zum Ausdruck kommenden Rechtsgedanken - als durch den B&#252;rgermeister ordnungsgem&#228;&#223; vertreten anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. dazu auch Senatsurteil vom 27. April 1979 - XV A 4/78 -</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Die Aufhebungsverf&#252;gung des Beklagten vom 8. Juni 1977 ist nicht rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;gerin nicht in ihrem Selbstverwaltungsrecht aus Art. 28 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes, Art. 78 Abs. 1 der Landesverfassung.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;108 Abs. 1 Satz 1 GO NW kann die Aufsichtsbeh&#246;rde - hier der gem&#228;&#223; &#167;106 a Abs. 1 GO NW zust&#228;ndige Beklagte - den Gemeindedirektor anweisen, Beschl&#252;sse des Rates (und der Aussch&#252;sse), die das geltende Recht verletzen, beanstanden. Sie kann solche Beschl&#252;sse gem&#228;&#223; &#167;108 Abs. 1 Satz 2 GO NW nach vorheriger Beanstandung durch den Gemeindedirektor und nochmaliger Beratung im Rat (oder Ausschu&#223;) aufheben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der vom Rat der Kl&#228;gerin am 24. Juni 1976 gefa&#223;te Beschlu&#223;, f&#252;r die Erweiterung der Stra&#223;enbeleuchtungsanlage im Ortsteil ... keine Anliegerbeitr&#228;ge gem&#228;&#223; &#167;8 KAG NW zu erheben, verletzte in dem bei Anwendung des &#167;108 Abs. 1 GO NW ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Beschlu&#223;fassung geltendes Recht.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;62 GO NW hat die Gemeinde ihre Haushaltswirtschaft so zu planen und zu f&#252;hren, da&#223; die stetige Erf&#252;llung ihrer Aufgaben gesichert ist. Die Haushaltswirtschaft ist sparsam und wirtschaftlich zu f&#252;hren. Der Haushalt soll in jedem Haushaltsjahr ausgeglichen sein. &#167;63 GO NW fa&#223;t die Grunds&#228;tze zusammen, nach denen die Gemeinden die zur Erf&#252;llung dieser allgemeinen Haushaltsgrunds&#228;tze erforderlichen Einnahmen zu beschaffen haben. Nach &#167;63 Abs. 1 GO NW erhebt die Gemeinde Abgaben nach den gesetzlichen Vorschriften. Sie hat die zur Erf&#252;llung ihrer Aufgaben erforderlichen Einnahmen</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> 1. soweit vertretbar und geboten aus speziellen Entgelten f&#252;r die von ihr erbrachten Leistungen,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> 2. im &#220;brigen aus Steuern</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">zu beschaffen, soweit die sonstigen Einnahmen nicht ausreichen (Abs. 2). Sie darf Kredite nur aufnehmen, wenn eine andere Finanzierung nicht m&#246;glich ist oder wirtschaftlich unzweckm&#228;&#223;ig w&#228;re (Abs. 3). Diese zwingend festgelegte Rangfolge der bei der Inanspruchnahme f&#252;r die Erf&#252;llung der kommunalen Aufgaben ben&#246;tigten Deckungsmittel verpflichtet die Gemeinden dazu, die ihnen gesetzlich zugewiesenen Abgabenquellen voll auszusch&#246;pfen, insbesondere dazu, die ihnen er&#246;ffneten M&#246;glichkeiten zur Erhebung spezieller Leistungsentgelte (z.B. Geb&#252;hren und Beitr&#228;ge) - abgesehen von der sich aus "vertretbar und geboten" ergebenden Beschr&#228;nkung - vorrangig wahrzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. dazu Kottenberg-Rehn, Gemeindeordnung f&#252;r Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 10. Aufl., &#167;63 Anm. II. 1.; von Loebell, Gemeindeordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 3. Aufl., &#167;63 Anm. 2; Rauball-Rauball, Gemeindeordnung f&#252;r Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 2. Aufl., &#167;63 Anm. 2 (S. 306); Scheel/Steup, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein-Westfalen, Kommentar, 2. Aufl., &#167;63 Anm. 2 (S. 62); Senatsbeschl&#252;sse vom 26. Juni 1979 - XV B 634/79 -, vom 29. Juni 1979 - XV B 675/79 - und vom 6. Juli 1979 - XV B 855/79 - (zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen) -</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Erhebung gemeindlicher Steuern ist nur gestattet, soweit spezielle Leistungsentgelte nicht ausreichen. Ein Verzicht auf die Erhebung spezieller Entgelte ist also unzul&#228;ssig. Der Gesetzgeber tritt damit einer Tendenz entgegen, m&#246;glichst viele Lasten der Allgemeinheit, d.h. dem Steuerzahler, aufzuerlegen, und entspricht zugleich der das gemeindliche Haushaltsrecht bindenden Forderung der neuen Kommunalabgabengesetze nach der Erhebung kostendeckender Abgaben.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"> - So: Depiereux, Das neue Haushaltsrecht der Gemeinden, 4. Aufl. (1974); S. 32 -</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Weigerung des Rates der Kl&#228;gerin, f&#252;r die im Ortsteil ... durchgef&#252;hrte Stra&#223;enbeleuchtungsma&#223;nahme keine Beitr&#228;ge zu erheben, verst&#246;&#223;t gegen die zuvor dargestellten bindenden Grunds&#228;tze der kommunalen Einnahmebeschaffung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;8 Abs. 1 Satz 1 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (KAG) in der ma&#223;geblichen Fassung vom 21. Oktober 1969, GV NW S. 712, mit sp&#228;teren &#196;nderungen, k&#246;nnen die Gemeinden und Gemeindeverb&#228;nde Beitr&#228;ge erheben. Bei den dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmeten Stra&#223;en, Wegen und Pl&#228;tzen sollen Beitr&#228;ge erhoben werden, soweit nicht das Bundesbaugesetz anzuwenden ist (Satz 2). Beitr&#228;ge nach &#167;8 kommen danach f&#252;r Bauma&#223;nahmen an Stra&#223;en in Betracht, die schon einmal programmgem&#228;&#223; fertiggestellt waren. Gem&#228;&#223; &#167;8 Abs. 2 KAG sind Beitr&#228;ge Geldleistungen, die dem Ersatz des Aufwandes f&#252;r die Herstellung, Anschaffung und Erweiterung &#246;ffentlicher Einrichtungen und Anlagen im Sinne des &#167;4 Abs. 2, bei Stra&#223;en, Wegen und Pl&#228;tzen auch f&#252;r deren Verbesserung, jedoch ohne die laufende Unterhaltung und Instandsetzung, dienen. Sie werden von den Grundst&#252;ckseigent&#252;mern als Gegenleistung daf&#252;r erhoben, da&#223; ihnen durch die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme der Einrichtungen und Anlagen wirtschaftliche Vorteile geboten werden. Abgaben d&#252;rfen gem&#228;&#223; &#167;2 Abs. 1 Satz 1 KAG nur auf Grund einer Satzung erhoben werden. Die Beitragspflicht entsteht mit der endg&#252;ltigen Herstellung der Einrichtung oder Anlage (&#167;8 Abs. 7 KAG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle kommt die Soll-Vorschrift des &#167;8 Abs. 1 Satz 2 KAG zur Anwendung. Denn die durchgef&#252;hrte Erweiterung und Verbesserung der Stra&#223;enbeleuchtung im Ortsteil ... stellt sich nicht als Ma&#223;nahme an einer Erschlie&#223;ungsanlage im Sinne von &#167;127 Abs. 2 des Bundesbaugesetzes dar, die zur erstmaligen programmgem&#228;&#223;en Herstellung dieser Stra&#223;en geh&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. dazu Bauernfeind-Zimmermann, Kommunalabgabengesetz f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Kommentar, &#167;8 RdNr. 5 (S. 169) -</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Mit der endg&#252;ltigen Fertigstellung der neuen Beleuchtungsanlage im Laufe des Jahres 1976 ist die Beitragspflicht dem Grunde nach entstanden (&#167;8 Abs. 7 Satz 1 KAG).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin unstreitig im wesentlichen Umfange kommunale Steuern erhebt und dar&#252;ber hinaus zur Deckung ihres Haushaltes Mittel aus dem Ausgleichsstock in Anspruch nehmen mu&#223;, ist sie gem&#228;&#223; &#167;63 Abs. 1 Nr. 2 GO NW verpflichtet, die ihr f&#252;r die Stra&#223;enbeleuchtungsma&#223;nahme erwachsenen Kosten vorrangig durch die Erhebung von Beitr&#228;gen, n&#228;mlich das ihr insoweit zugewiesene spezielle Leistungsentgelt zu decken. Sie hat dementsprechend auch eine Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167;8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Gemeinde ... erlassen, die in &#167;2 Abs. 1 Nr. 4 d) insbesondere den Aufwand f&#252;r Beleuchtungseinrichtungen als beitragsf&#228;hig erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Heranziehung der Anlieger im Ortsteil ... zu Beitr&#228;gen f&#252;r die Neuerstellung der Stra&#223;enbeleuchtung ist im vorliegenden Falle auch "vertretbar und geboten" im Sinne von &#167;63 Abs. 2 Nr. 1 GO NW. Insbesondere kann sich die Kl&#228;gerin nicht unter Berufung auf die Belange der in diesem Ortsteil wohnenden Stra&#223;enanlieger erfolgreich darauf berufen, da&#223; der Rat der Gemeinde ... vor der kommunalen Neuordnung angesichts der seinerzeit g&#252;nstigen Finanzausstattung dieser Gemeinde beschlossen hat, f&#252;r die Erweiterung der Stra&#223;enbeleuchtung in diesem Ortsteil Anliegerbeitr&#228;ge nicht zu erheben. Mit der Eingliederung der Gemeinde in die "neue" Gemeinde ... hat die finanzwirtschaftliche Kompetenz der aufgel&#246;sten Gebietsk&#246;rperschaft mit der Folge ihr Ende gefunden, da&#223; die Kl&#228;gerin nicht verpflichtet war, die vom ... Rat beschlossene Stra&#223;enbeleuchtungsma&#223;nahme auszuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. in diesem Zusammenhang Henze/Schoroth, Kommunale Neuordnung und &#220;berleitung der Finanzwirtschaft, in: Der Gemeindehaushalt 1972, S. 49 f (59); Giepner, Rechtsfolgeprobleme kommunaler Gebietsreform, Diss. M&#252;nster (1974), S. 128: Mit der Gebiets&#228;nderung werden bisherige Organisationseinheiten aufgehoben und durch andere ersetzt. -</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Beschlu&#223; des Rates der aufnehmenden Gemeinde ... trotz ihrer schlechteren, unausgeglichenen Haushaltslage die Stra&#223;enbeleuchtung in ... auszubauen, folgt aus deren nunmehr auch auf diesen Ortsteil erstreckten eigenst&#228;ndigen Selbstverwaltungsrecht. Der nach der kommunalen Neuordnung mit der Fertigstellung der Beleuchtungsma&#223;nahme selbst geschaffene Beitragstatbestand verpflichtet die Kl&#228;gerin nach dem Gesetz und dem einschl&#228;gigen Ortsrecht zur Beitragserhebung. Bei Gebiets&#228;nderungen kann eine aufnehmende Gemeinde nur solche Tatbest&#228;nde nicht mit Abgaben belegen, die bereits vor der Gebiets&#228;nderung verwirklicht waren.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. Bauernfeind/Zimmermann, a.a.O., Anm. 16 zu &#167;1 -</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">In der Beitragserhebung liegt - wie bereits das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat - keine r&#252;ckwirkende Schlechterstellung der Bewohner des Ortsteils .... Vielmehr w&#252;rden diese, wenn keine Beitr&#228;ge erhoben w&#252;rden, innerhalb der neuen Gemeinschaft der Gemeinde ... besser gestellt als die Bewohner der &#252;brigen Ortslagen dieser Gebietsk&#246;rperschaft, die nach der kommunalen Neuordnung auf der Grundlage des geschaffenen einheitlichen Ortsrechts zu Beitr&#228;gen f&#252;r seitdem durchgef&#252;hrte Stra&#223;enbauma&#223;nahmen herangezogen worden sind bzw. noch herangezogen werden. Der Grundsatz der Abgabengerechtigkeit verbietet es aber, den Bewohnern des Ortsteils ... in der aufnehmenden Gemeinde ... eine Sonderstellung nur deshalb einzur&#228;umen, weil die eingegliederte Gemeinde wegen ihrer ausgeglichenen Haushaltssituation in der Lage gewesen w&#228;re, die Kosten f&#252;r die Stra&#223;enbeleuchtungsma&#223;nahme aus eigenen Mitteln abzudecken.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks"> - Vgl. auch Giepner, a.a.O., S. 131/132: Die Gebiets&#228;nderung begr&#252;ndet f&#252;r das eingegliederte Gebiet keinerlei rechtliche Sonderstellung innerhalb der aufnehmenden Gemeinde -</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ob die Heranziehung im jeweiligen Einzelfall auf der Grundlage der Satzung &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167;8 KAG f&#252;r stra&#223;enbauliche Ma&#223;nahmen der Gemeinde Blankenheim rechtm&#228;&#223;ig ist, ist nicht in dem vorliegenden, sondern in einem etwaigen Anfechtungsrechtsstreit gegen eine konkrete Einzelheranziehung zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;154 Abs. 2 VwGO, der Ausspruch &#252;ber ihre vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;167 VwGO, &#167;708 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"> </p>
315,985
olgham-1979-09-19-15-w-18779
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 187/79
1979-09-19T00:00:00
2019-03-13T15:19:26
2019-03-27T09:41:43
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0919.15W187.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weiteren Beschwerden werden mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; die erste Beschwerde des Beteiligten zu 4) vom 22. M&#228;rz 1979 gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts Dortmund vom 6. M&#228;rz 1979 als unzul&#228;ssig verworfen wird.</p> <p></p> <p>Der Wert des Gegenstandes der ersten - insoweit in Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses - und der weiteren Beschwerde wird auf je 50.000.-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1) Die Beteiligten zu 1) und 2) beabsichtigen, den vollj&#228;hrigen Beteiligten zu 3) als gemeinschaftliches Kind anzunehmen, und zwar in erster Linie mit starker Wirkung (&#167; 1772 BGB), weil der Beteiligte zu 3) bereits als Minderj&#228;hriger in die Familie der Annehmenden aufgenommen worden sei. Zur Frage einer solchen Aufnahme hat die Vorinstanz folgende Feststellungen getroffen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) und der Vater des Beteiligten zu 3), der aus einer fr&#252;heren Ehe eine am 22. Juni 1934 in Gelsenkirchen geboren Tochter mit Namen XXX hatte, lernten sich in russischer Kriegsgefangenschaft kennen und unterhielten auch nach ihrer Entlassung weiter freundschaftliche Beziehungen zueinander. Nach der Geburt des Beteiligten zu 3) am 12. Oktober 1946 wurde der Beteiligte zu 1) sein Pate. Am 9. Juli 1961 verstarb die Mutter des Beteiligten zu 3). F&#252;r die Durchf&#252;hrung der Erbauseinandersetzung zwischen dem Beteiligten zu 3) und seinem Vater wurde der Beteiligte zu 1) zum Erg&#228;nzungspfleger f&#252;r den Beteiligten zu 3) bestellt. Der Vater des Beteiligten zu 3) heiratete am 28. November 1961 erneut.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Durch notarielles Testament vom 9. Februar 1962 setzte der Vater des Beteiligten zu 3) seinen Sohn als Erben und den Beteiligten zu 1) als Ersatzerben f&#252;r den Fall ein, da&#223; der Sohn vor oder nach ihm, dem Erblasser, versterben sollte, ohne Abk&#246;mmlinge zu hinterlassen oder verheiratet zu sein.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach der Schulentlassung zu Ostern 1962 kam der Beteiligte zu 3) zur kaufm&#228;nnischen Privatschule in XXX. W&#228;hrend dieser Zeit besuchten ihn die Beteiligten zu 1) und 2), die er als "Onkel" und "Tante" betrachtete und bezeichnete, des &#246;fteren. Auch wenn der Beteiligte zu 3) alle zwei Monate auf Veranlassung seines Vaters &#252;ber das Wochenende das Elternhaus besuchte, kam es zu Begegnungen zwischen ihm und den Beteiligten zu 1) und 2). Nach einj&#228;hrigem Privatschulbesuch nahm der Beteiligte zu 3) eine T&#228;tigkeit als kaufm&#228;nnischer Lehrling im v&#228;terlichen Knochengro&#223;handelsbetrieb auf und zog wieder in das Elternhaus ein. S&#228;mtliche Angelegenheiten, die den Sohn betrafen, besprach der Vater mit dem Beteiligten zu 1), weil er wu&#223;te, da&#223; der Beteiligte zu 3) dessen Anordnungen und Ratschl&#228;ge befolgte.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 22. Februar 1965 starb der Vater des Beteiligten zu 3). Der Beteiligte zu 1) wurde am 9./14. April 1965 zum Vormund des Beteiligten zu 3) bestellt (11 VII 44423 AG XXX). Der Beteiligte zu 3) blieb weiterhin in dem v&#228;terlichen Betrieb besch&#228;ftigt und im elterlichen Hause wohnen. Er bezog ein Zimmer im Obergescho&#223;. Seine im Erdgescho&#223; wohnende Stiefmutter bek&#246;stigte und versorgte ihn. Die Beteiligten zu 1) und 2) wohnten zu dieser Zeit in XXX, in einer Vier-Zimmer-Wohnung, in der neben ihnen noch ihr Sohn und die Mutter des Beteiligten zu 1) lebten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Zeit nach des Vaters Tod verfiel der Beteiligte zu 3) zunehmend dem Alkohol. Auf Veranlassung des Beteiligten zu 1) unterzog er sich einer freiwilligen Entziehungskur. Auch in dieser Zeit bestand ein enger Kontakt zwischen den Beteiligten zu 1) und 2) und dem Beteiligten zu 3) in der Form, da&#223; des &#246;fteren wechselseitige Besuche stattfanden und der Beteiligte zu 3) seine Sorgen und Probleme mit den Beteiligten zu 1) und 2) besprach.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nach Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit des Beteiligten zu 3) am 12. Oktober 1967 wurde f&#252;r ihn am 11. Februar 1972 vorl&#228;ufige Vormundschaft angeordnet und der Beteiligte zu 1) als vorl&#228;ufiger Vormund ausgew&#228;hlt und bestellt (11 VII 48256 AG XXX). Auf Grund der Aufenthaltsbestimmung des Vormunds kam der Beteiligte zu 3) am 14. Februar 1972 in das XXX. Er wurde am 4. Juli 1972 wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigt (3 C 122/72 AG XXX). Das Vormundschaftsgericht XXX hat daraufhin am 18./24./26. Juli 1972 den "vorl&#228;ufigen Vormund zum endg&#252;ltigen Vormund, mit Ausnahme der Verm&#246;gensverwaltung, bestellt" und "f&#252;r die Verm&#246;gensverwaltung eine Erg&#228;nzungspflegschaft angeordnet" mit dem Wirkungskreis der Wahrnehmung der Interessen des Pfleglings bei der Verwaltung seines Verm&#246;gens; Erg&#228;nzungspfleger ist Rechtsanwalt XXX in XXX geworden. Nach seiner Entlassung aus dem XXX am 13. August 1972 lebte der Beteiligte zu 3) mit den Beteiligten zu 1) und 2) in seinem Haus in XXX und wird seitdem von ihnen versorgt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2) Mit notarieller Verhandlung vom 6. Juli 1977 (Urkundenrolle Nr. 34/1977 des Notars XXX) haben die Beteiligten zu 1) bis 4) - im nachfolgenden Antrag als Erschienene zu 1) bis 4) bezeichnet - beim Amtsgericht Dortmund zun&#228;chst folgende Antr&#228;ge gestellt:</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">"Die Erschienenen zu 1) und 2) sind bereit, den Erschienenen zu 3) mit der Wirkung als gemeinschaftliches Kind anzunehmen, da&#223; die Annahme sich nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines minderj&#228;hrigen Kindes gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1754 bis 1756 BGB richtet.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Erschienene zu 3) nimmt das Angebot der Erschienenen zu 1) und 2) hiermit an.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Erschienene zu 4) erteilt zu der Erkl&#228;rung des Erschienenen zu 3) seine Zustimmung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">S&#228;mtliche Erschienenen sind dar&#252;ber einig, da&#223; der Erschienene zu 3) mit Abschlu&#223; des Vertrags den Familiennamen der Erschienenen zu 1) und 2) seinem eigenen Namen hinzuf&#252;gt, so da&#223; er in Zukunft hei&#223;t XXX."</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Verf&#252;gung des Amtsgerichts Dortmund vom 17. November 1978 ist der Verfahrensbevollm&#228;chtigte der Beteiligten darauf hingewiesen worden, da&#223; Antr&#228;ge der Annehmenden und des Anzunehmenden im Sinne des &#167; 1768 BGB bisher nicht vorl&#228;gen und beide Teile eindeutig erkl&#228;ren m&#252;&#223;ten, ob sie auch den Ausspruch der Annahme als Kind beantragen f&#252;r den Fall, da&#223; das Gericht die Voraussetzungen des &#167; 1772 BGB nicht f&#252;r gegeben ansehe. Nachdem das Amtsgericht am 19. Dezember 1978 an die Stellung dieser Antr&#228;ge erinnert hatte, ist am 13. Januar 1979 beim Amtsgericht eine neue notarielle Verhandlung vom 10. Januar 1979 (Urkundenrolle Nr. 3/79 des Notars XXX) eingegangen. Darin sind die Antr&#228;ge der Beteiligten zu 1) bis 3) - im nachfolgenden Wortlaut als Erschienene zu 1) bis 3) bezeichnet - enthalten, das Vormundschaftsgericht m&#246;ge folgendes beschlie&#223;en:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">"1) Wir, die Erschienenen zu 1) und 2), nehmen den Erschienenen zu 3) als gemeinschaftliches Kind als Kind an, und zwar mit der aus &#167; 1772 I b BGB ersichtlichen Wirkung, da&#223; sich also die Annahme als Kind nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines Minderj&#228;hrigen richtet; hilfsweise mit der Ma&#223;gabe, da&#223; die Adoption sich nach der Vorschrift des &#167; 1770 BGB richtet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2) Ich, der Erschienene zu 3), werde von den Erschienenen zu 1) und 2) als gemeinschaftliches Kind mit den zu 1) bezeichneten Wirkungen angenommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">3) Der Erschienene zu 4) stimmt dem vorstehenden Antrag des Erschienenen zu 3) als gesetzlicher Vertreter zu.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">4) S&#228;mtliche Erschienenen sind dar&#252;ber einig, da&#223; der Erschienene zu 3) mit der Rechtskraft des Adoptionsbeschlusses den Namen XXX f&#252;hren kann. Im &#252;brigen bleibt es bei den gesetzlichen Wirkungen der Kindesadoption."</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung des Jugendamts der Stadt XXX und Einholung einer schriftlichen Auskunft der Frau XXX, der Stiefmutter des Beteiligten zu 3), vom 30. November 1978 hat das Amtsgericht Dortmund durch Beschlu&#223; vom 6. M&#228;rz 1979 die Antr&#228;ge der Beteiligten zu 1) bis 3), soweit sie auf eine Annahme als Kind gem&#228;&#223; &#167; 1772 Abs. 1 Buchstabe b BGB gerichtet sind, zur&#252;ckgewiesen und angek&#252;ndigt, da&#223; es &#252;ber die Hilfsantr&#228;ge (Wirkung der Annahme nach &#167; 1770 BGB) entscheiden werde, wenn die Beteiligten nicht innerhalb von zwei Wochen seit Zustellung des Beschlusses Beschwerde einlegen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 22. M&#228;rz 1979 hat der Verfahrensbevollm&#228;chtigte der Beteiligten zu 1) bis 4) "namens s&#228;mtlicher Beteiligten" gegen die erstinstanzliche Entscheidung Beschwerde eingelegt mit dem Begehren, nach den Antr&#228;gen vom 12. Januar 1979 auf Adoption mit st&#228;rkeren Wirkungen zu entscheiden. Diese Beschwerde ist vom Landgericht Dortmund durch Beschlu&#223; vom 5. Juni 1979 zur&#252;ckgewiesen worden. Hiergegen richtet sich die "im Auftrage s&#228;mtlicher Beteiligten" vom Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 1) bis 4) eingelegte weitere Beschwerde vom 20. Juli 1979 mit dem Antrag, unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses nach dem Antrag vom 7. Juli 1977 zu beschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1) Die statthaften weiteren Beschwerden der Beteiligten zu 1) bis 4) sind formgerecht erkl&#228;rt worden (&#167;&#167; 27, 29 FGG). Den Beschwerdef&#252;hrern steht ein Recht f&#252;r die Einlegung dieser Rechtsmittel schon deshalb zu, weil ihre ersten Beschwerden ohne Erfolg geblieben sind (st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, z.B. Beschl&#252;sse vom 9. Mai 1977 - 15 W 433/76 - und vom 11. September 1979 - 15 W 12/79 - ; OLG K&#246;ln, OLGZ 1971, 94; Keidel/Kuntze/Winkler, FGG, 11. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 27 PGG).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">2) Die somit zul&#228;ssigen weiteren Beschwerden der Beteiligten zu 1) bis 3) sind aber nicht begr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung insoweit nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG). Lediglich die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 4) f&#252;hrt nicht zu einer Sachpr&#252;fung des Senats; denn das Landgericht hat zu Unrecht die erste Beschwerde dieses Beschwerdef&#252;hrers als zul&#228;ssig beurteilt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a) Der Senat deutet das Ziel der Rechtsbeschwerde dahin aus, da&#223; die Beschwerdef&#252;hrer nicht einen Verfahrensgegenstand einf&#252;hren wollen, der nicht Gegenstand der Beschwerdeentscheidung gewesen ist. Zwar haben sie in ihrer Rechtsmittelschrift vom 20. Juli 1979 den Antrag formuliert, unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses nach dem Antrag vom 7. Juli 1977 zu beschlie&#223;en. Verfahrensgegenstand der Vorinstanzen ist dagegen allein der Antrag der notariellen Verhandlung vom 10. Januar 1979 geblieben, der konkludent eine R&#252;cknahme des Begehrens der notariellen Verhandlung von 6. Juli 1977 bedeutet. Aber die Antragsformulierung der Rechtsmittelschrift vom 20. Juli 1979 ist nur als ein offensichtliches Versehen zu werten. Denn bereits in der Erstbeschwerdeschrift von 22. M&#228;rz 1979 ist durch Antrag und Begr&#252;ndung deutlich erkennbar geworden, da&#223; alleiniger Gegenstand des Verfahrens nur noch der der jetzigen Rechtslage im Annahmeverfahren angepa&#223;te Antrag vom 12. Januar 1979 sein sollte. Auch die Begr&#252;ndung der weiteren Beschwerde vom 20. Juli 1979 l&#228;&#223;t keinen Anhaltspunkt daf&#252;r erkennen, da&#223; jetzt wieder beabsichtigt war, von dieser ersetzenden Antragstellung abzuweichen. Es ist vielmehr das Beschwerdeziel der Beschwerdef&#252;hrer weiterhin erkennbar geblieben, den Hauptantrag vom 12. Januar 1979 durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b) In verfahrensrechtlicher Hinsicht hat das Landgericht die Zul&#228;ssigkeit der ersten Beschwerden bejaht, ohne sich damit auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf den Beteiligten zu 4) ist das anfechtbar. Der erstinstanzliche Beschlu&#223;, der den Antrag auf Annahme des Vollj&#228;hrigen als Kind mit st&#228;rkeren Wirkungen zur&#252;ckgewiesen hat, war nach der allgemeinen Regel des &#167; 19 FGG mit einfacher Beschwerde angreifbar (Keidel/Kuntze/Winkler, Rz. 30 zu &#167; 56 e FGG; M&#252;nchKomm-L&#252;deritz, Rz. 18 zu &#167; 1752 BGB; Palandt/Diederichsen, BGB, 38. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 1752 BGB). Beschwerdeberechtigt waren nach &#167; 20 Abs. 2 FGG nur die Antragsteller, im hier gegebenen Falle des &#167; 1768 Abs. 1 BGB also die Annehmenden und der Anzunehmende. W&#228;hrend die Beschwerdeberechtigung der Beteiligten zu 1) bis 3) mithin keinen Bedenken begegnet, gilt dies nicht hinsichtlich des Beteiligten zu 4). Nach &#167; 1768 Abs. 2 Satz 1 BGB kann f&#252;r einen Anzunehmenden, der gesch&#228;ftsunf&#228;hig ist, der Antrag nur von seinem gesetzlichen Vertreter gestellt werden. Der Vertreter handelt dabei nicht aus eigenem Recht, sondern f&#252;r den Vertretenen, kann also auch nur f&#252;r diesen ein Rechtsmittel einlegen. F&#252;r den in der Gesch&#228;ftsf&#228;higkeit beschr&#228;nkten Anzunehmenden sieht &#167; 1768 Abs. 2 Satz 2 BGB dagegen eine Antragstellung nur durch ihn selbst vor; er bedarf hierzu lediglich der Zustimmung des gesetzlichen Vertreters. Der wegen Geistesschw&#228;che entm&#252;ndigte Beteiligte zu 3) ist gem&#228;&#223; &#167; 114 BGB beschr&#228;nkt gesch&#228;ftsf&#228;hig. Da in diesem Falle der gesetzliche Vertreter nicht einmal bei der eigentlichen Antragstellung mitwirken kann, wird ihm umso weniger ein Beschwerderecht &#252;ber &#167; 20 Abs. 2 FGG einzur&#228;umen sein. Hat aber das Landgericht eine unzul&#228;ssige Beschwerde aus sachlichen Gr&#252;nden zur&#252;ckgewiesen, statt sie als unzul&#228;ssig zu verwerfen, so ist es angebracht, die weitere Beschwerde dieses Beschwerdef&#252;hrers mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; seine erste Beschwerde als unzul&#228;ssig verworfen wird (st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, z.B. Beschl&#252;sse vom 7. April 1972 - 15 W 135/72 - = FamRZ 1972, 520 = MDR 1972, 700 = OLGZ 1972, 382 und vom 13. September 1979 - 15 W 209/79 - ). Entsprechend ist hier im Hinblick auf den Beteiligten zu 4) zu verfahren.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c) Die erstinstanzlichen Verfahrensvoraussetzungen f&#252;r die in der notariellen Verhandlung vom 10. Januar 1979 von den Beteiligten zu 1) bis 3) gestellten Antr&#228;ge hat das Landgericht im Ergebnis zutreffend bejaht, ohne N&#228;heres hierzu auszuf&#252;hren. Die Annahme eines Vollj&#228;hrigen mit st&#228;rkeren Wirkungen (&#167; 1772 BGB) wird vom Vormundschaftsgericht nur ausgesprochen, wenn der Antrag darauf gerichtet ist, wobei dieser Antrag - wie hier - zweckm&#228;&#223;igerweise mit dem Annahmeantrag (&#167; 1768 Abs. 1 BGB) verbunden wird (M&#252;nchKomm-L&#252;deritz, Rz. 3 zu &#167; 1772 BGB; Palandt/Diederichsen, Anm. 2 zu &#167; 1772 BGB). Die zul&#228;ssigerweise gemeinsam gestellten Antr&#228;ge der Annehmenden und des Anzunehmenden liegen hier vor. Bedenken gegen die nach &#167; 1752 Abs. 2 Satz 2 BGB notwendige notarielle Beurkundung der Antr&#228;ge in der hier geschehenen Weise k&#246;nnten allerdings aus &#167; 3 Abs. 1 Nr. 4 BeurkG hergeleitet werden, da der beurkundende Notar "Verm&#246;genspfleger" des Beteiligten zu 3) ist. Diese Bedenken schlagen aber nicht durch, da &#167; 3 BeurkG eine Sollvorschrift ist und eine Verletzung die Wirksamkeit der Beurkundung nicht ber&#252;hrt (Keidel/Kuntze/Winkler, Rz. 7 zu &#167; 3 BeurkG). Ausschlie&#223;ungsgr&#252;nde gem&#228;&#223; &#167;&#167; 6, 7 BeurkG, die zur Unwirksamkeit der Beurkundung f&#252;hren, liegen hier nicht vor. Der Beteiligte zu 4 hat als Erg&#228;nzungspfleger f&#252;r den verhinderten Beteiligten zu 1) nach &#167; 1768 Abs. 2 Satz 2 BGB zugestimmt. Zustimmungsberechtigter ist der Vertreter f&#252;r die Person, wenn Personen- und Verm&#246;genssorge verschiedenen Personen zustehen (Palandt/Diederichsen, Anm. 2 zu &#167; 1746 BGB). Die Bestellung des Rechtsanwalts XXX zum "Erg&#228;nzungspfleger" des Beteiligten zu 3) nach dessen Entm&#252;ndigung hat in &#167; 1909 BGB keine Grundlage; gesetzentsprechend w&#228;re die Anordnung einer Mitvormundschaft gewesen (&#167;&#167; 1897, 1775, 1797 Abs. 2 BGB)</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat zweckm&#228;&#223;ig &#252;ber die Hauptantr&#228;ge auf Ausspruch der Annahme mit st&#228;rkeren Wirkungen vorab entschieden, um deren Berechtigung im Instanzenzuge &#252;berpr&#252;fen zu lassen, ehe &#252;ber die Annahme mit schw&#228;cheren Wirkungen befunden wurde. Der Hilfsantrag ist hierbei lediglich von einer innerprozessualen Bedingung abh&#228;ngig gemacht, verst&#246;&#223;t also nicht gegen &#167; 1752 Abs. 2 Satz 1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">d) In sachlicher Hinsicht ist die Beschwerdeentscheidung rechtlich nicht zu beanstanden, da sie von der ma&#223;geblichen Rechtsvorschrift ausgeht, zutreffende Rechtsgrunds&#228;tze hierzu vertritt und nach der gegebenen Tatsachengrundlage die Annahme bedenkenfrei ablehnt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">aa) Nach &#167; 1772 Satz 1 Buchstabe b BGB in der Fassung des Adoptionsgesetzes vom 2. Juli 1976 (BGBl. I S. 1749) kann das Vormundschaftsgericht beim Ausspruch der Annahme eines Vollj&#228;hrigen auf Antrag des Annehmenden und des Anzunehmenden bestimmen, da&#223; sich die Wirkungen nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines Minderj&#228;hrigen richten, wenn der Anzunehmende bereits als Minderj&#228;hriger in die Familie des Annehmenden aufgenommen worden ist. Diese Vorschrift ist eng auszulegen. Das folgt aus ihrem Ausnahmecharakter.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Gesetzgeber des Adoptionsgesetzes hat sich f&#252;r die Vollj&#228;hrigenadoption mit dem Hinweis auf die praktische Verbreitung und das hieraus abgeleitete Bed&#252;rfnis ausgesprochen (L&#252;deritz, NJW 1976, 1865, 1871), obwohl damit Mi&#223;brauchsm&#246;glichkeiten verbunden sind (Palandt/Diederichsen, Anm. 1 zu &#167; 1767 BGB). Er hat aber das bei der Vollj&#228;hrigenadoption entstehende Rechtsverh&#228;ltnis nicht in derselben Weise ausgepr&#228;gt wie das durch die Minderj&#228;hrigenadoption geschaffene. Die Vorschriften der &#167;&#167; 1767 ff. BGB begn&#252;gen sich daher im wesentlichen damit die ??? &#252;ber die Minderj&#228;hrigenadoption einzuschr&#228;nken und damit neben die Volladoption Minderj&#228;hriger einen besonderen Typ der Annahme Vollj&#228;hriger mit minderen Wirkungen zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In vier F&#228;llen der Vollj&#228;hrigenadoption hat sich der Gesetzgeber aber mit diesen schwachen Wirkungen nicht begn&#252;gt, sondern er l&#228;&#223;t auch hier die starken Wirkungen mit der vollen Eingliederung des Anzunehmenden in die neue Familie und dem Erl&#246;schen der familienrechtlichen Bindung zur bisherigen Familie (mit Einschr&#228;nkungen bei der Verwandtenadoption) zu. Das sind insbesondere F&#228;lle, in denen der Anzunehmende schon besondere Beziehungen zu dem Annehmenden hat, die nur dadurch ausreichend verst&#228;rkt werden k&#246;nnen, da&#223; die Annahme des schon Vollj&#228;hrigen mit starken Wirkungen verbunden wird (BT-Drucksache 7/3061, Seiten 55 und 56). Den Ausnahmecharakter dieser Volladoptionen Vollj&#228;hriger betont die amtliche Begr&#252;ndung zu &#167; 1772 BGB ausdr&#252;cklich, wenn sie ausf&#252;hrt, da&#223; ein Mi&#223;brauch dieser Form der Annahme eines Vollj&#228;hrigen nicht zu bef&#252;rchten ist, weil die F&#228;lle, in denen sie zul&#228;ssig ist, <u>klar abgegrenzt sind</u>. Wo Rechtss&#228;tze erkennbar Ausnahmecharakter haben sollen, wo also - wie hier - der Gesetzgeber ihre Verallgemeinerung abgelehnt hat, ist nach allgemeinen Grunds&#228;tzen der Rechtsanwendung ein Analogieschlu&#223; insoweit verboten, als damit die gewollte Ausnahme gef&#228;hrdet w&#252;rde; insbesondere ist f&#252;r Analogie kein Raum, wo der Gesetzgeber eine enge Fassung, durch die einem eindeutig abgegrenzten Personenkreis Rechte zugebilligt sind, absichtlich gew&#228;hlt hat (vgl. Palandt/Heinrichs, Einl. V 3 ? vor &#167; 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bei &#167; 1772 Satz 1 Buchstabe b BGB handelt es sich um den Ausnahmefall einer nachgeholten Annahme als Kind; eine solche Annahme bedeutet die Best&#228;tigung des faktisch schon w&#228;hrend der Minderj&#228;hrigkeit des Kindes gewachsenen Verh&#228;ltnisses (Massfeller/B&#246;hmer, Das gesamte Familienrecht, 3. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 1772 BGB). Die Vorschrift setzt eine Aufnahme des Anzunehmenden bereits als Minderj&#228;hriger in die Familie des Annehmenden voraus. Die amtliche Begr&#252;ndung (BT-Drucksache 7/3061, Seite 56) erl&#228;utert die Bestimmung dahin, da&#223; in manchen F&#228;llen ein Pflegekind in einer Familie lebt, ohne da&#223; es zu einer Adoption gekommen ist; wenn sich die Beteiligten hier erst sp&#228;ter entschl&#246;ssen, ein Annahmeverh&#228;ltnis zu begr&#252;nden, erscheine es ebenfalls gerechtfertigt, die Annahme mit starken Wirkungen zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">bb) Von diesen Rechtsgrunds&#228;tzen, die den Ausnahmecharakter des &#167; 1772 Satz 1 Buchstabe b BGB betonen, ist das Landgericht durchweg ausgegangen. Auf Grund der von ihm fehlerfrei getroffenen tats&#228;chlichen Feststellungen hat es nicht die von dieser Bestimmung geforderte tats&#228;chliche Eingliederung des Beteiligten zu 3) in die Familie der Beteiligten zu 1) und 2) bejahen k&#246;nnen, als der Anzunehmende noch minderj&#228;hrig war. Das Landgericht hat mit Recht ausgef&#252;hrt, da&#223; eine derartige Aufnahme in die Familie mehr bedeute als eine vormundschaftliche Sorge f&#252;r einen Vollwaisen. Es hat, ohne das Gesetz zu verletzen, die Integration des Minderj&#228;hrigen in den Familienverband im Sinne eines Lebensmittelpunktes in psychischer, sozialer und r&#228;umlicher Hinsicht gefordert, wobei es zumindest das Fehlen der beiden zuletzt genannten Aspekte feststellen konnte, weil der Beteiligte zu 3) als Minderj&#228;hriger zu keinem Zeitpunkt bei den Beteiligten zu 1) und 2) gewohnt hat und von ihnen versorgt worden ist. Die tats&#228;chlichen Grundlagen f&#252;r seine W&#252;rdigung hat das Landgericht vor allem den Beiakten 11 VII 44423 und 11 VII 48256 AG XXX entnehmen k&#246;nnen; au&#223;erdem hat die Stiefmutter des Beteiligten zu 3) in ihrer Eingabe vom 30. November 1978 dargelegt, da&#223; ihr Stiefsohn bis zum Tode seines Vaters am 22. Februar 1965 in der gemeinschaftlichen elterlichen Wohnung gelebt habe; auch nach dem Tode des Vaters habe der Beteiligte zu 3) weiterhin im Elternhaus gelebt, wobei die Besorgung seiner eigenen Wohnung, die Bek&#246;stigung und sonstige Versorgung bis Februar 1972 ununterbrochen durch sie, die Stiefmutter, erfolgt sei. Bis zum Eintritt seiner Vollj&#228;hrigkeit am 12. Oktober 1967 war der Beteiligte zu 3) nach der fehlerfreien Subsumtion des Landgerichts daher nicht in die Familie der Beteiligten zu 1) und 2) aufgenommen; das ist erst nach seiner R&#252;ckkehr aus dem XXX im August 1972 geschehen, also fast f&#252;nf Jahre nach Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde macht demgegen&#252;ber geltend, es m&#252;sse eine Eingliederung des Beteiligten zu 3) schon als Minderj&#228;hriger in den Familienverband der Annehmenden bejaht werden, wobei diese Verbundenheit in folgenden Lebensstationen deutlich werde: Patenschaft des Annehmenden, Einsetzung des Annehmenden vom Vater des Anzunehmenden zum Testamentsvollstrecker und Ersatzerben, Pflegerbestellung des Annehmenden im Erbauseinandersetzungsverfahren aus Anla&#223; der Wiederverheiratung des Vaters des Anzunehmenden, Einwirkung des Annehmenden auf berufliche Zukunft des Anzunehmenden, Vormundbestellung des Annehmenden und Sorge f&#252;r eine freiwillige Alkoholentziehungskur des Anzunehmenden, Sorge des Annehmenden als Vormund f&#252;r die Beziehungen zwischen dem Anzunehmenden und seiner Stiefmutter. Das Gesetz fordert demgegen&#252;ber aber, da&#223; der Anzunehmende bereits als Minderj&#228;hriger in der Familie der Annehmenden gelebt hat. Dieses Erfordernis f&#252;llt der Vortrag der weiteren Beschwerde nicht aus. Zu den Zeiten der aufgez&#228;hlten Lebensstationen hat der Beteiligte zu 3) vielmehr seinen tats&#228;chlichen Lebensmittelpunkt bei seinen Eltern, nach dem Tode der Mutter kurze Zeit beim Vater, nach dessen Wiederverheiratung bei seinem Vater und seiner Stiefmutter und nach dem Tode des Vaters bis zum Eintritt der Vollj&#228;hrigkeit im elterlichen Hause mit seiner Versorgung durch die Stiefmutter gehabt. Die Beschwerdef&#252;hrer wiederholen im wesentlichen lediglich ihre Auffassung, da&#223; auch ohne eine Aufnahme in den Familienverband des Annehmenden im tats&#228;chlichen Sinne "eine Aufnahme in die Familie" nach dem Gesetz dann gegeben sei, wenn einem Anzunehmenden durch eine ihm einger&#228;umte Rechtsstellung eine in jeder Beziehung m&#246;gliche Einflu&#223;nahme und Entscheidungsbefugnis rechtlicher Art zugestanden hat. Mit Recht hat das Landgericht aber angesichts des klaren Wortlauts von &#167; 1772 Satz 1 Buchstabe b BGB, des offenbarten gesetzgeberischen Willens und des Ausnahmecharakters dieser Vorschrift einen Analogieschlu&#223; abgelehnt und die "Aufnahme in die Familie" im Sinne dieser Vorschrift als ein tats&#228;chliches und kein rechtliches Verh&#228;ltnis gewertet.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3) F&#252;r eine Erstattungsanordnung des Senats hinsichtlich au&#223;ergerichtlicher Kosten besteht kein Anla&#223;, da die Beteiligten zu 1) bis 4) nicht in entgegengesetztem Sinne beteiligt sind, sondern gleichgerichtete Interessen vertreten haben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 131 Abs. 2, 30 Abs. 2 KostO. Der Senat hat Anla&#223; gesehen, auch die Wertfestsetzung zweiter Instanz gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 1 Satz 2 KostO von Amts wegen zu &#228;ndern, wie dies der Verfahrensbevollm&#228;chtigte der Beteiligten zu 1) bis 4) angeregt hat. F&#252;r den Ausspruch der Annahme eines Vollj&#228;hrigen als Kind ist es bei der Wertbemessung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 98 Abs. 2, 30 Abs. 2 KostO anerkannt, da&#223; zwar in der Regel der Ausgangswert von 5.000.-- DM anzunehmen sei, der Gesch&#228;ftswert aber h&#246;her oder niedriger bei gro&#223;em oder kleinem Verm&#246;gen des Annehmenden oder des Anzunehmenden bemessen werden k&#246;nne (Hartmann, Kostengesetze, 19. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 98 KostO; Rohs/Wedewer, KostO, 2. Aufl., Anm. III c zu &#167; 98 und Anm. IV b zu &#167; 30 KostO). Angesichts des erheblichen Verm&#246;gens des Beteiligten zu 3) - die letzte Zwischenrechnung des "Verm&#246;genspflegers" vom 12. M&#228;rz 1979 nennt Verm&#246;genswerte von &#252;ber 1.200.000.-- DM - erscheint es angemessen, den Wert der Beschwerdeinstanzen auf je 50.000.-- DM festzusetzen, weil der Gegenstand erster Instanz hier auch das Interesse der Beschwerdef&#252;hrer verk&#246;rpert.</p>
315,986
olgham-1979-09-19-1-wf-35479
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 WF 354/79
1979-09-19T00:00:00
2019-03-13T15:19:29
2019-03-27T09:41:42
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0919.1WF354.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Eine Kostenentscheidung ist nicht veranla&#223;t.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167; 127 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde bleibt erfolglos. Das Amtsgericht hat der Antragstellerin das Armenrecht f&#252;r die Unterhaltsab&#228;nderungsklage zu Recht verweigert. Diese verspricht im Sinne des &#167; 114 ZPO keine Aussicht auf Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin h&#228;lt sich nicht l&#228;nger f&#252;r verpflichtet, die Unterhaltsrente von monatlich 130,- DM an den Antragsgegner ihr f&#252;nf Jahre altes Kind aus ihrer geschiedenen Ehe, zu entrichten. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrt sie an, sie sei inzwischen wiederverheiratet und habe in der neuen Ehe die Rolle des haushaltsf&#252;hrenden Teils &#252;bernommen. Dieser Umstand f&#252;hrt, wie das Amtsgericht zu Recht feststellt, nicht zum Erl&#246;schen der Unterhaltspflicht der Antragstellerin.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist ihrem minderj&#228;hrigen Kind nach &#167; 1601, &#167; 1610 Abs. 3 BGB mindestens in H&#246;he des Regelbedarfs eines nichtehelichen Kindes unterhaltspflichtig. Die Grenze ihrer Verpflichtung liegt nach &#167; 1603 BGB in ihrer Leistungsf&#228;higkeit, die jedoch gem. &#167; 1603 II BGB gegen&#252;ber dem minderj&#228;hrigen Kind erh&#246;ht ist. Die Antragstellerin ist danach gehalten, zur Erf&#252;llung ihrer Unterhaltspflicht ihre Arbeitskraft bis an die Grenze der Leistungsf&#228;higkeit auszunutzen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dieser Verpflichtung kann sich die Antragstellerin nicht durch die Wahl der Rolle des haushaltsf&#252;hrenden Ehegatten in ihrer neuen Ehe entziehen. Diese in &#167; 1356 BGB einger&#228;umte M&#246;glichkeit darf nur innerhalb der Grenzen der geltenden Gesetze ausge&#252;bt werden. Dazu rechnet auch &#167; 1603 Abs. 2 BGB, der der Antragstellerin uneingeschr&#228;nkt den Einsatz ihrer Arbeitskraft zur Deckung des Lebensunterhalts ihres minderj&#228;hrigen Kindes gebietet. Weitergehende Rechte ergeben sich deshalb auch nicht aus Art. 2 GG. Im &#252;brigen entf&#228;llt die Zul&#228;ssigkeit der von der Kl&#228;gerin getroffenen Wahl auch deshalb, weil sowohl ihr als auch ihren neuen Ehemann das Vorhandensein des unterhaltsberechtigten minderj&#228;hrigen Kindes bei der Eheschlie&#223;ung bekannt war. Die neue Ehe ist deshalb von vornherein mit der "Unterhaltshypothek" der Kl&#228;gerin belastet. Diese schr&#228;nkte die Wahlm&#246;glichkeit der Kl&#228;gerin bei der Rollenverteilung in der neuen Ehe ein. Sie durfte daher ... ihre Berufst&#228;tigkeit nicht einfach einstellen und sich ausschlie&#223;lich der Versorgung des neuen Ehemanns widmen Tut sie dies gleichwohl, mu&#223; sie sich so behandeln lassen, als w&#252;rde sie ihrer Arbeitspflicht nachkommen und Einkommen erzielen (vgl. OLG Stuttgart FamRZ 78, 724; KG FamRZ 78, 726; OLG Hamm vom 12.4.1978 - 5 UF 30/78 -).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes mag allerdings dann gelten, wenn aus der neuen Ehe ein Kinder hervorgegangen ist, das ein Anrecht auf Betreuung und Versorgung durch die Antragstellerin hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin darauf hinweist, bei Annahme einer Halbtagsarbeit verbliebe ihr bei Unterhaltsleistung an den Antragsgegner nicht der Selbstbehalt, kann sie dieses Argument ebenfalls nicht von ihrer Unterhaltspflicht befreien. Bis zu ihrer freiwilligen K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses hat sie Ganztags gearbeitet und monatlich netto 940,- DM verdient. Grunds&#228;tzlich ist sie gem. &#167;&#167; 1601, 1603 Abs. 2 BGB verpflichtet, so viel zu verdienen, da&#223; ihr die Unterhaltsleistung m&#246;glich ist. Gegebenenfalls mu&#223; sie deshalb auch Ganztags arbeiten, wenn sie Wert auf einen f&#252;r sie verbleibenden Betrag von 650,- DM liegt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon gilt aber folgendes:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das fiktive Einkommen der Antragstellerin ist in der Tat nicht uneingeschr&#228;nkt als Unterhalt an den Antragsgegner auszukehren. Der Antragstellerin mu&#223; innerhalb der Grenzen der obigen Ausf&#252;hrungen der notwendige Selbstbehalt von 650,- DM verbleiben. Ihr steht jedoch au&#223;er dem fiktiven Arbeitseinkommen noch ein Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehemann zu. Dieser vermindert sich zwar wegen ... ihres eigenen - fiktiven - Einkommens, welches auf denselben anzurechnen ist. Bei der unter Anwendung der D&#252;sseldorfer Tabelle bzw. der Hammer Leitlinien vorzunehmenden Berechnung verbleibt der Antragstellerin jedoch bei Erf&#252;llung der Unterhaltspflicht von nur 130,- DM voraussichtlich der Selbstbehalt. Davon kann jedenfalls innerhalb der summarischen Pr&#252;fung des Armenrechtsverfahrens ausgegangen werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bedenken bestehen gegen die hier vertretene Ansicht nicht deshalb, weil die Kl&#228;gerin m&#246;glicherweise nicht verpflichtet ist, aus ihrem Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehemann Leistungen an den Antragsgegner zu erbringen. Dies folgt schon daraus, da&#223; ihr w&#228;hrend des Zusammenlebens mit ihrem Ehemann gem. &#167; 1360a II BGB ein Geldanspruch, aus dem Unterhalt geleistet werden k&#246;nnte, nicht zusteht (zu dieser Frage vgl. OLG Hamm Beschlu&#223; vom 20.10.1977 - 3 WF 269/77 - a.A. OLG D&#252;sseldorf Urteil vom 09.01.1978 - 2 UF 315/77 -). Gleichwohl mindert sich <u>dieBed&#252;rftigkeit</u> der Kl&#228;gerin um eben diesen Unterhaltsanspruch gegen ihren Ehemann. Der volle Selbstbehalt von 650,- DM brauch ihr daher, wenn der Ehemann f&#252;r Unterkunft und Verpflegung aufkommt, nicht zu verbleiben. Selbst aus dem fiktiven Einkommen einer Halbtagsarbeit kann daher die Kl&#228;gerin den Unterhaltsanspruch des Beklagten im Ergebnis befriedigen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 118 a IV BGB analog.</p>
315,987
ag-dortmund-1979-09-14-121-c-15179
{ "id": 647, "name": "Amtsgericht Dortmund", "slug": "ag-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
121 C 151/79
1979-09-14T00:00:00
2019-03-13T15:19:30
2019-03-27T09:41:42
Urteil
ECLI:DE:AGDO:1979:0914.121C151.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p></p> <p>2. Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p></p> <p>3. Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>4. Der Kl&#228;ger kann die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in </p> <p> H&#246;he von 120,00 DM abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der </p> <p> Zwangsvollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px"><b>T a t b e s t a n d :</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Aufgrund schriftlichen Mietvertrags vom 10.01.1978 war der Beklagte ab 15.01.1978 Mieter einer 2-Zimmerwohnung im Dachgeschoss des Hauses E, T-Stra&#223;e, zu einem monatlich im Voraus bis zum dritten Werktag eines jeden Monats f&#228;lligen Mietzins von 450,00 DM zuz&#252;glich Nebenkosten. Der Kl&#228;ger ist seit dem 01.06.1978 Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks. Ab 10.07.1978 mindert der Beklagte den Mietzins um 25 % wegen der Taubenhaltung auf dem Nachbargrundst&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Der Kl&#228;ger verlangt restlichen Mietzins von monatlich je 112,50 DM f&#252;r die Zeit vom 01.07.1978 bis 28.02.1979 und behauptet, der Beklagte sei vor der Vermietung auf die Taubenhaltung ausdr&#252;cklich hingewiesen worden. Er habe auch bis zur Ver&#228;u&#223;erung an den Kl&#228;ger keine Beanstandungen erhoben und den Mietzins in voller H&#246;he ohne Vorbehalt an den Voreigent&#252;mer gezahlt. Erstmals mit Schreiben vom 26.06.1978 habe er die Taubenhaltung beanstandet. Eine Mietzinsminderung sei nicht berechtigt. Eine Beeintr&#228;chtigung liege nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">den Beklagten zur Zahlung von 900,00 DM nebst 4 % Zinsen von 450,00 DM seit dem 05.10.1978 und von weiteren 225,00 DM seit dem 05.02.1979 zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Er bestreitet, dass vor der Anmietung auf die Taubenhaltung hingewiesen worden sei. Die Besichtigung der Wohnung habe nur einige Minuten gedauert. In den ersten Tagen sei nur viel Fl&#252;gelflattern, Pickger&#228;usche usw. zu h&#246;ren gewesen. Nachdem diese Ger&#228;usche nie nachgelassen h&#228;tten, habe er festgestellt, dass sich ein Taubenschlag an den Seitenw&#228;nden beider, hintereinanderliegender R&#228;ume befunden habe, in dem mehrere 100 Tauben gehalten worden seien. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang seien st&#228;ndig Ger&#228;usche der Tauben zu h&#246;ren gewesen. Besonders ab Fr&#252;hjahr sei es schlimm gewesen, nachdem die Tauben zu Fl&#252;gen herausgelassen worden seien. Ab 04:00 Uhr morgens habe man &#252;berhaupt keine Ruhe mehr finden k&#246;nnen. Au&#223;erdem seien die Fenster durch Taubenkot dauernd verschmutzt gewesen. Der Nachbar habe auch verlangt, dass der Beklagte seine Fenster zeitweilig zu schlie&#223;en habe. Ab April 1978 sei dann der Kl&#228;ger um Abhilfe gebeten worden. Der Voreigent&#252;mer habe dem Z&#252;chter Isoliermaterial zur Verf&#252;gung gestellt, weshalb es wegen Isolierungsarbeiten noch bis zum Auszug zu dauernden Arbeitsger&#228;uschen wie S&#228;gen, H&#228;mmern usw. gekommen sei. Au&#223;erdem habe der Z&#252;chter t&#228;glich bis zu mehreren Stunden im Taubenschlag den Mist entfernt durch Schaben und Kratzen, so auch an Wochenenden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet. Ein Anspruch auf Zahlung restlichen Mietzins gem. &#167; 535 Satz 2 BGB besteht nicht. Der Mietzins ist um 112,50 DM monatlich gemindert gewesen, &#167; 537 BGB. Der Beklagte hat im Einzelnen vorgetragen, dass seit den fr&#252;hen Morgenstunden es zu nicht unerheblichen Ger&#228;uschen wegen der Taubenhaltung gekommen ist. Unstreitig sind mehrere 100 Tauben in dem Taubenschlag gewesen. Der Beklagte hat im Einzelnen dargelegt, dass sich die Ger&#228;usche der Tauben tags&#252;ber hinzogen. Zeitweise ergaben sich Schabger&#228;usche wegen der S&#228;uberung des Taubenstalles und H&#228;mmern und Klopfen wegen der Isolierarbeiten. Au&#223;erdem hat unstreitig der Taubenhalter zumindest die zeitweilige Schlie&#223;ung der Fenster verlangt. Dadurch ergab sich eine erhebliche Beeintr&#228;chtigung der Benutzbarkeit der Wohnung. Die Minderung um &#188; des Mietzinses ist daher gerechtfertigt. Der Kl&#228;ger hat die Berechtigung zur Minderung bestritten. Dieses ist jedoch trotz gerichtlichen Hinweises nur pauschal ohne n&#228;here Einzelheiten geschehen. Der Kl&#228;ger ist daher seinen Substantiierungspflichten nicht nachgekommen, so dass der Vortrag des Beklagten nach &#167; 138 Abs. III ZPO als zugestanden zu gelten hat. Das Minderungsrecht ist auch nicht gem. &#167; 539 BGB ausgeschlossen. Auch insoweit hat der Kl&#228;ger seiner Substantiierungspflicht nicht gen&#252;gt. Es ist nicht vorgetragen, in welcher Weise auf welche Art von Bel&#228;stigung hingewiesen worden sein soll. Das Minderungsrecht ist auch nicht analog &#167; 539 BGB deswegen erloschen, weil der Beklagte den Mietzins an den Voreigent&#252;mer ohne Vorbehalt gezahlt habe (vgl. BGH/MDR 1975, 134). Dabei kommt es auf den Einzelfall an. Unbestritten ist die Behauptung des Beklagten geblieben, dass der Voreigent&#252;mer dem Taubenhalter Isoliermaterial zur Verf&#252;gung gestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Dann konnte der Beklagte zun&#228;chst davon ausgehen, dass eine &#196;nderung herbeigef&#252;hrt wird. In der Zahlung ohne Vorbehalt ist daher ein Verzicht auf die Minderung noch nicht zu sehen. Soweit der Kl&#228;ger vortr&#228;gt, dass seit Juli 1978 insofern eine &#196;nderung eingetreten ist, dass die beiden neben der Wohnung liegenden Taubenschl&#228;ge auf eine andere Stra&#223;enseite verlegt worden seien, ist nicht dargelegt, ob seit Juli 1978 &#252;berhaupt keine Tauben mehr neben der Wand an der Wohnung gehalten wurden. Die Klage war daher mit den Nebenentscheidungen aus &#167;&#167; 91, 708 Ziff. 11, 711, 713 ZPO abzuweisen.</p>
315,988
olgham-1979-09-11-15-w-6979
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 69/79
1979-09-11T00:00:00
2019-03-13T15:19:32
2019-03-27T09:41:42
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0911.15W69.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben. </p> <p>Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am 13. Dezember 1892 geborene Erblasser war seit dem 19. Juni 1916 mit seiner zwei Jahre j&#252;ngeren Ehefrau xxx verheiratet. Aus der Ehe sind der am 17. Februar 1926 geborene Beteiligte zu 2) und die am 20. Oktober 1919 geborene Beteiligte zu 3) hervorgegangen. Frau xxx ist am 6. April 1976 verstorben und von den Beteiligten zu 2) und 3) beerbt worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute bewirtschafteten bis etwa 1944 einen Hof in xxx. Gegen Kriegsende fl&#252;chtete der Erblasser nach Westdeutschland. Er lebte hier in xxx mit einer Frau xxx zusammen. Frau xxx hat am 7. M&#228;rz 1944 in xxx den Beteiligten zu 1) und am 7. November 1946 in xxx den Sohn xxx geboren. Als Eltern dieses Kindes wurden im Geburtenbuch des Standesamtes xxx der Landwirt xxx und xxx eingetragen (Nr. xxx). Der Beteiligte zu 1) wurde Ostern 1950 unter dem Namen "xxx" als "Sohn des Landwirts xxx" eingeschult. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 8. Juli 1946 errichtete der Erblasser ein notarielles Testament (Urkundenrolle Nr. xxx des Notars xxx in xxx). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Darin hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"Zu meinem alleinigen Erben setze ich ein den am 7. M&#228;rz 1944 geborenen xxx in xxx. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Meine erste Ehe ist geschieden. Meine Kinder aus dieser Ehe sind bereits abgefunden, so da&#223; sie keinerlei Anspr&#252;che an meinen Nachla&#223; mehr haben. "</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Frau xxx, die noch zu Lebzeiten des Erblassers einen Herrn xxx heiratete und inzwischen verstorben ist, gab am 7. Februar 1958 vor dem Amtsgericht xxx eine eidesstattliche Versicherung ab, wonach ihre Kinder xxx und xxx nichtehelich geboren seien; ihr Erzeuger sei xxx, der Erblasser. Er habe sie vor Verwandten und Beh&#246;rden als seine Ehefrau ausgegeben und ihr wiederholt versprochen, sie zu heiraten. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser erkannte am 9. Februar 1959 vor dem Amtsgericht xxx die Vaterschaft zu den Kindern xxx und xxx an (62 VII L 2265 AG xxx). Dabei bezeichnete er sich als verheiratet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag des Beteiligten zu 2) hat das Amtsgericht unter dem 23. Dezember 1976 - in Unkenntnis des Testaments vom 8. Juli 1946 - einen gemeinschaftlichen Erbschein dahin erteilt, da&#223; der Erblasser auf Grund gesetzlicher Erbfolge von seiner nachverstorbenen Ehefrau xxx zu 1/2 Anteil und von den Beteiligten zu 2) und 3) zu je 1/4 Anteil beerbt worden sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat mit Schriftsatz vom 31. Mai 1978 beantragt, diesen Erbschein als unrichtig einzuziehen. Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; er auf Grund des Testaments vom 8. Juli 1946 Alleinerbe nach seinem Vater geworden sei. Dazu hat er behauptet, seine Mutter sei mit dem Erblasser verheiratet gewesen, nachdem dessen erste Ehe geschieden worden sei. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2) hat dieser Darstellung widersprochen. Mit Schriftsatz vom 11. Juli 1978 hat er das Testament gem&#228;&#223; &#167;&#167; 2078, 2079 BGB angefochten. Er hat ausgef&#252;hrt: Die Ehe seiner Eltern sei niemals geschieden worden. Der Erblasser habe sich somit zur Zeit der Testamentserrichtung in einem Irrtum befunden, der die Anfechtung rechtfertige. Ebenso unrichtig sei die testamentarische Erkl&#228;rung, die ehelichen Kinder seien abgefundenen; in Wirklichkeit habe der Erblasser zu keiner Zeit eine Abfindung an seine Kinder gezahlt. Im &#252;brigen habe der Erblasser durch die &#220;bergehung seiner Ehefrau als Pflichtteilsberechtigter einen Anfechtungsgrund nach &#167; 2079 BGB gegeben. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 28. Dezember 1978 hat das Amtsgericht die beantragte Einziehung des Erbscheins abgelehnt, da die testamentarische Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) wirksam angefochten sei. Auf die dagegen gerichtete Beschwerde des Beteiligten zu 1) hat das Landgericht durch Beschlu&#223; vom 9. Februar 1979 unter Aufhebung der amtsgerichtlichen Entscheidung die Einziehung des Erbscheins angeordnet und den Erbscheinsantrag des Beteiligten zu 2) vom 21. Dezember 1976 zur&#252;ckgewiesen. Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 2). </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">II)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist statthaft, in rechter Form eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig. Es f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an die Vorinstanz; denn die Beschwerdeentscheidung beruht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167; 27 FGG). Das Landgericht hat nicht alle f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Gesichtspunkte ber&#252;cksichtigt und infolgedessen den Sachverhalt nicht hinreichend aufgekl&#228;rt. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.) In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht mit Recht von der Zul&#228;ssigkeit der Erstbeschwerde ausgegangen. Hat das Nachla&#223;gericht einen Erbschein erteilt, d.h. eine Ausfertigung ausgeh&#228;ndigt, so kann wahlweise dagegen Beschwerde mit dem Ziel der Einziehung eingelegt oder beim Nachla&#223;gericht die Einziehung beantragt werden. (Keidel/Kuntze/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 11. Aufl., Rdn. 4 zu &#167; 84 FGG). Der Beteiligte zu 1) hat in zul&#228;ssiger Weise den letzteren Weg gew&#228;hlt. Gegen die Ablehnung seines Antrags war er beschwerdebefugt (&#167; 20 Abs. 1 FGG), da der Erbschein das von ihm in Anspruch genommene Erbrecht als testamentarischer Alleinerbe beeintr&#228;chtigt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.) In der Sache selbst h&#228;ngt die Entscheidung davon ab, ob das Testament vom 8. Juli 1946 eine wirksame Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) enth&#228;lt. Ist dies der Fall, so ist der erteilte Erbschein nach &#167; 2361 BGB als unrichtig einzuziehen; denn die Beteiligten zu 2) und 3) sowie ihre verstorbene Mutter sind dann - ungeachtet bestehender Pflichtteilsanspr&#252;che - von der Erbfolge ausgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Beschwerdegericht hat dazu ausgef&#252;hrt: Die Testamentsanfechtung greife nicht durch, weil nicht nachzuweisen sei, da&#223; der Erblasser zu der angefochtenen Erbeinsetzung durch die irrige Annahme seiner Scheidung bewogen worden sei oder das Pflichtteilsrecht seiner Ehefrau nicht gekannt habe. Die Umst&#228;nde des Falles spr&#228;chen daf&#252;r, da&#223; der Erblasser die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) durch bewu&#223;t falsche Angaben &#252;ber seine Scheidung und &#252;ber eine Abfindung der ehelichen Kinder zu motivieren versucht habe. Im &#252;brigen sei anzunehmen, da&#223; er - einen Irrtum &#252;ber die Scheidung unterstellt - auch bei Kenntnis von dem Fortbestand seiner Ehe nicht anders testiert h&#228;tte; denn er habe damals eine neue Familie gegr&#252;ndet und sich endg&#252;ltig von seiner Ehefrau abgewandt. - Anhaltspunkte f&#252;r eine Sittenwidrigkeit des Testaments seien nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen halten nur zum Teil einer rechtlichen Nachpr&#252;fung stand. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a) Was zun&#228;chst die Frage der Sittenwidrigkeit der Erbeinsetzung angeht, l&#228;&#223;t die Beschwerdeentscheidung zwar nicht erkennen, von welchen Wertungen das Landgericht sich im einzelnen hat leiten lassen (&#167; 25 FGG). Auf diesem Mangel beruht der angefochtene Beschlu&#223; jedoch nicht. Bei dem Merkmal des Sittenversto&#223;es nach &#167; 138 Abs. 1 BGB handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, dessen Voraussetzungen das Rechtsbeschwerdegericht auf der Grundlage der tatrichterlichen Feststellungen selbst&#228;ndig zu pr&#252;fen hat, (Keidel/Kuntze/Winkler, Rdn. 30 zu &#167; 27 EGG). Die W&#252;rdigung durch den Senat ergibt, da&#223; die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) mit den guten Sitten zu vereinbaren ist. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob eine letztwillige Verf&#252;gung gegen die guten Sitten verst&#246;&#223;t, beurteilt sich nach dem Anstandsgef&#252;hl aller billig und gerecht Denkenden (st. Rspr.; vgl. die Nachweise bei Palandt/Heinrichs, BGB, 38. Aufl., Anm. 1 b zu &#167; 138). Dabei ist von dem das Erbrecht beherrschenden Grundsatz der Testierfreiheit auszugehen, wonach der Erblasser - von Ausnahmen abgesehen - von Todes wegen frei &#252;ber sein Verm&#246;gen verf&#252;gen darf, ohne durch das der gesetzlichen Erbfolge zugrunde liegende sittliche Prinzip (Gernhuber in FamRZ 1960, 326) beschr&#228;nkt zu sein. Welche Beweggr&#252;nde den Erblasser veranlassen, bei der Verteilung seines Nachlasses von der gesetzlichen Erbfolge abzuweichen, ist grunds&#228;tzlich ohne Bedeutung. Der entscheidende Grund f&#252;r die Sittenwidrigkeit einer letztwilligen Verf&#252;gung liegt in der unredlichen Gesinnung des Erblassers, wie sie in dem Rechtsgesch&#228;ft selbst zum Ausdruck kommt und eine Verwirklichung erstrebt (BGHZ 20, 71, 73/74). Es kommt deshalb allein auf den sich aus Inhalt, Beweggrund und Zweck ergebenden Gesamtcharakter des Rechtsgesch&#228;fts an, der an der Sittenordnung zu messen ist. Daher ist neben der Pr&#228;ge, welche Beziehungen den Erblasser mit dem Bedachten verbunden haben, insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, wer zugunsten des Bedachten zur&#252;ckgesetzt worden ist, in welchen Beziehungen der Erblasser zu den Zur&#252;ckgesetzten stand und wie sich die Verf&#252;gung f&#252;r sie auswirkt. Neben der Enge der Beziehungen des Erblassers zu den Zur&#252;ckgesetzten kann von Bedeutung sein, wie diese Personen im &#252;brigen wirtschaftlich gestellt sind, ferner, woher das dem Bedachten zugewandte Verm&#246;gen stammt. Diese vom Bundesgerichtshof f&#252;r die Beurteilung eines "Geliebten-Testaments" entwickelten Grunds&#228;tze (BGHZ 53, 369, 374 ff) sind auch f&#252;r die Beurteilung des vorliegenden Testaments bedeutsam. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Einsetzung eines nichtehelichen Kindes zum Alleinerben unter Zur&#252;cksetzung der Ehefrau und der ehelichen Abk&#246;mmlinge ist in der Vergangenheit mehrfach als sittenwidrig betrachtet worden, da die Stellung des nichtehelichen Kindes dadurch in einer Weise &#252;berbewertet werde, die nicht durch das Gleichstellungsgebot des Art. 6 Abs. 5 GG gerechtfertigt sei (OLG Frankfurt FamRZ 1960, 79; LG L&#252;beck FamRZ 1962, 312; Palandt/Keidel, BGB, 21. Aufl., Anm. 1 A b aa zu &#167; 2077). Diese Auffassung konnte sich darauf st&#252;tzen, da&#223; nach &#167; 1589 Abs. 2 BGB a.F. uneheliche Kinder - wie sie damals bezeichnet wurden - und ihre Erzeuger nicht als verwandt galten, ein uneheliches Kind also im Verh&#228;ltnis zur Familie seines Vaters als familienfremd angesehen wurde. Unter dem Einflu&#223; der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (namentlich BVerfGE 25, 167 = NJW 1969, 597) und im Hinblick auf die gesetzliche Neuregelung des Nichtehelichen-Erbrechts (&#167;&#167; 1589, 1934 a ff BGB i.d.F. des Gesetzes &#252;ber die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder (NEhelG) vom 19.8.1969) ist inzwischen ein Wandel dieser Auffassung eingetreten. Das Bundesverfassungsgericht hat in der genannten Entscheidung hervorgehoben, da&#223; zwischen den Abs&#228;tzen 1 (Schutz der Familie) und 5 (Gleichstellung des nichtehelichen Kindes) des Art. 6 GG kein Widerspruch bestehe, die Familie im Sinne des Abs. 1 vielmehr auch das nichteheliche Kind umfasse. Der Gesetzgeber hat diesem Gedanken mit der Neuregelung des Nichtehelichen-Erbrechts Rechnung getragen. Seit dem Inkrafttreten des NEhelG sind nichteheliche Kinder auch im Rechtssinne mit ihren V&#228;tern verwandt; denn &#167; 1589 Abs. 2 BGB a.F. ist ersatzlos gestrichen. Die nichtehelichen Kinder sind damit hinsichtlich ihres Erbrechts grunds&#228;tzlich den ehelichen gleichgestellt; sie z&#228;hlen zu den gesetzlichen Erben der ersten Ordnung nach &#167; 1924 BGB (Palandt/Keidel, BGB, 38. Aufl., Anm. 3 B b aa zu &#167; 1924). Ihr gesetzliches Erbrecht ist zwar nach &#167; 1934 a BGB ausgeschlossen, wenn sie mit der Ehefrau und/oder ehelichen Abk&#246;mmlingen des Erblassers zusammentreffen. Indes sind sie auch in diesen F&#228;llen wertm&#228;&#223;ig in gleicher Weise am Nachla&#223; beteiligt, als wenn sie Erben geworden w&#228;ren; denn nach &#167; 1934 a Abs. 1 BGB steht ihnen dann ein Erbersatzanspruch in H&#246;he des Wertes des Erbteils zu. Entsprechend dieser Ver&#228;nderung der Rechtslage hat sich auch die Einsch&#228;tzung letztwilliger Verf&#252;gungen der vorliegenden Art gewandelt. Sie werden in der Regel nicht mehr als sittenwidrig angesehen, sofern nicht besondere Umst&#228;nde hinzutreten (Thielmann, Sittenwidrige Verf&#252;gungen von Todes wegen, S. 248ff; Bosch in FamRZ 1972, 175; Palandt/ Keidel a.a.O.). Dem ist zuzustimmen. Die alleinige Erbeinsetzung eines nichtehelichen Kindes unter Zur&#252;cksetzung der Ehefrau und ehelicher Kinder ist grunds&#228;tzlich nicht anders zu "betrachten, als wenn der Erblasser eines von mehreren ehelichen Kindern als Alleinerben einsetzt und damit seine Witwe und die &#252;brigen Kinder auf den Pflichtteil setzt. Eine solche Regelung h&#228;lt sich im Rahmen der Testierfreiheit und kann nur bei Vorliegen besonderer Umst&#228;nde als sittenwidrig angesehen werden. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">An dieser Wertung hat sich auch die Beurteilung des vorliegenden Testaments auszurichten. F&#252;r die Frage, ob eine letztwillige Verf&#252;gung sittenwidrig ist, kommt es zwar - wie auch bei Rechtsgesch&#228;ften unter Lebenden - grunds&#228;tzlich auf die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse zur Zeit ihrer Errichtung an, so da&#223; zwischenzeitliche &#196;nderungen der Gegebenheiten regelm&#228;&#223;ig au&#223;er Betracht zu bleiben haben (BGHZ 20, 71 = NJW 1956, 965 m. Anm. Rechenmacher = FamRZ 1956, 150; FamRZ 1969, 323; WPM 1977, 399; Palandt/ Keidel, Anm. 1 A b aa zu &#167; 2077 m. weit. Nachw. ). Dies gilt jedoch nach herrschender Meinung nicht, wenn sich nicht die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse, sondern die sittlichen Anschauungen &#228;ndern; es kommt dann auf den Zeitpunkt nicht der Vornahme des Rechtsgesch&#228;fts, sondern der richterlichen Beurteilung an (BGB-RGRK/Kr&#252;ger-Nieland, 11. Aufl. Anm. 3 zu &#167; 138 m. weit. Nachw.; Johannsen in Anm. zu BGH LM &#167; 138 (Cd) BGB Nr. 6; Lange/Kuchinke, Erbrecht, 2. Aufl., S. 511; Palandt/Keidel a.a.O.). Dieser Auffassung ist jedenfalls f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art zuzustimmen, in denen ein Rechtsgesch&#228;ft zur Zeit der Entscheidung als regelm&#228;&#223;ig sittengem&#228;&#223; gilt, w&#228;hrend es zur Zeit seiner Vornahme als sittlich bedenklich angesehen wurde. Die Rechtsfolge der Nichtigkeit nach &#167; 138 Abs. 1 BGB soll nicht eintretenden der Urheber des Gesch&#228;fts anst&#246;&#223;ig gehandelt hat, sondern weil die Rechtsordnung die Auswirkungen des Gesch&#228;fts nicht hinnehmen kann. Billigt die gegenw&#228;rtige Rechtsordnung das Gesch&#228;ft, so besteht kein Grund, es gleichwohl als nichtig anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Ber&#252;cksichtigung der jetzt geltenden Anschauungen steht es nicht entgegen, da&#223; der Beteiligte zu 1) bereits 1944 geboren ist. Zwar bestimmt Art. 12 &#167; 10 Abs. 2 NEhelG, da&#223; f&#252;r die erbrechtlichen Verh&#228;ltnisse eines vor dem 1. Juli 1949 geborenen nichtehelichen Kindes zu seinem Vater die bisher geltenden Vorschriften auch dann ma&#223;gebend bleiben, wenn der Erblasser nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes - d.h. nach dem 30. Juni 1970 - stirbt. Diese Vorschrift, die &#220;bergangscharakter hat, &#228;ndert aber nichts an der grunds&#228;tzlichen Einsch&#228;tzung der Rechtsstellung nichtehelicher Kinder, wie sie f&#252;r das Wert- oder Unwerturteil nach &#167; 138 Abs. 1 BGB ma&#223;geblich ist. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Besondere Umst&#228;nde, die das Testament vom 8. Juli 1946 als sittenwidrig erscheinen lassen k&#246;nnten, liegen nicht vor. Zwar spricht nach den Feststellungen des Landgerichts viel daf&#252;r, da&#223; der Erblasser dem beurkundenden Notar gegen&#252;ber bewu&#223;t unwahre Angaben &#252;ber die Scheidung seiner Ehe und &#252;ber die Abfindung seiner ehelichen Kinder gemacht hat, um die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) zu rechtfertigen. Es liegt deshalb nahe, da&#223; er die letztwillige Verf&#252;gung selbst als sittlich bedenklich angesehen hat. Dies allein reicht aber nicht aus, um einen Sittenversto&#223; zu bejahen; denn es handelt sich dabei nur um Begleitumst&#228;nde und Einstellungen des Erblassers, die den Gesamtcharakter des Testaments nicht entscheidend pr&#228;gen. Wichtiger sind die Verh&#228;ltnisse, unter denen das Testament errichtet wurde, und seine Auswirkungen f&#252;r die Beteiligten zu 1) bis 3). Der Erblasser hatte sich - wenn auch m&#246;glicherweise nicht f&#252;r immer, wie noch darzulegen ist - von seiner Familie abgewandt und war eine neue Lebensgemeinschaft eingegangen innerhalb derer er die volle Verantwortung f&#252;r den Beteiligten zu 1) - dessen Bruder xxx noch nicht geboren war - &#252;bernommen hatte. Nach den getroffenen Feststellungen sorgte er f&#252;r den Unterhalt von Frau xxx und des Kindes und gab den Beteiligten zu 1) als sein eheliches Kind aus. Die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1 kann deshalb zwanglos als Ausdruck der Verantwortung des Erblassers gegen&#252;ber dem Kinde angesehen werden. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beteiligte zu 1) zur Zeit der Testamentserrichtung erst zwei Jahre und damit v&#246;llig unversorgt war, w&#228;hrend die Beteiligten zu 2) und 3) dem Elternhaus weitgehend entwachsen waren und f&#252;r sich selbst sorgen konnten. Gravierende wirtschaftliche Nachteile f&#252;r die Beteiligten zu 2) und 3) durch die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) waren deshalb nicht zu erwarten. Sie sind auch, soweit ersichtlich ist, nicht eingetreten, da die Beteiligten zu 2) und 3) auch heute versorgt sind. Schlie&#223;lich liegen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r vor, da&#223; das v&#228;terliche Verm&#246;gen etwa unter ma&#223;geblicher Beteiligung der Beteiligten zu 2) und 3) erwirtschaftet worden sei. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) verst&#246;&#223;t mithin nicht gegen die guten Sitten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b) Der angefochtene Beschlu&#223; ist aus Rechtsgr&#252;nden ferner nicht zu beanstanden, soweit es darum geht, ob das Testament wirksam nach &#167; 2079 BGB angefochten worden ist. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift kann eine letztwillige Verf&#252;gung u.a. angefochten werden, wenn der Erblasser einen zur Zeit des Erbfalls vorhandenen Pflichtteilsberechtigten &#252;bergangen hat, dessen Vorhandensein ihm bei der Errichtung der Verf&#252;gung nicht bekannt war. Als Pflichtteilsberechtigte kamen zur Zeit der Testamentserrichtung am 8. Juli 1946 die Beteiligten zu 2) und 3) und die Ehefrau des Erblassers in Betracht (&#167; 2303 Abs. 1 und 2 BGB). Da der Erblasser vom Vorhandensein seiner ehelichen Kinder wu&#223;te - sie wurden ausdr&#252;cklich in dem Testament erw&#228;hnt -, k&#246;nnte ihm allenfalls das Vorhandensein seiner Ehefrau als Pflichtteilsberechtigter unbekannt gewesen sein. Er m&#252;&#223;te danach irrig geglaubt haben, von seiner Frau geschieden zu sein; denn das an sich bestehende Pflichtteilsrecht des Ehegatten konnte nur durch Scheidung weggefallen sein. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Einen derartigen Irrtum hat das Landgericht ohne Rechtsfehler verneint. Es konnte dabei dahingestellt lassen, ob die Ehe des Erblassers tats&#228;chlich geschieden war oder nicht. War sie geschieden - wof&#252;r es nachpr&#252;fbare Anhaltspunkte nicht gibt -, so war damit auch das Pflichtteilsrecht der Ehefrau ausgeschlossen, und ein Irrtum nach &#167; 2079 BGB schied schon begrifflich aus. Bestand die Ehe hingegen noch, so ist nach den Feststellungen des Beschwerdegerichts nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Erblasser dies wu&#223;te und sich somit nicht &#252;ber das Vorhandensein seiner Frau als Pflichtteilsberechtigter geirrt hat. Die diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen des Landgerichts bewegen sich auf dem Gebiet tatrichterlicher W&#252;rdigung. Sie ist im Rechtsbeschwerdeverfahren nur dahin nachpr&#252;fbar, ob der Tatrichter den ma&#223;geblichen Sachverhalt ausreichend erforscht (&#167; 12 FGG), bei der Er&#246;rterung des Beweisstoffes alle wesentlichen Umst&#228;nde ber&#252;cksichtigt (&#167; 25 FGG) und hierbei nicht gegen gesetzliche Beweisregeln und Verfahrensvorschriften sowie gegen die Denkgesetze und feststehende Erfahrungss&#228;tze versto&#223;en hat (Keidel/Kuntze/Winkler, Rdn. 42 zu &#167; 27 FGG). Der angefochtene Beschlu&#223; l&#228;&#223;t in keiner Richtung einen derartigen Rechtsfehler erkennen. Das Landgericht hat den Sachverhalt in diesem Zusammenhang ersch&#246;pfend gew&#252;rdigt und seiner Aufkl&#228;rungspflicht Gen&#252;ge getan. Ein Ansatzpunkt f&#252;r weitere erfolgversprechende Ermittlungen ist insoweit nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">c) Dagegen unterliegt der angefochtene Beschlu&#223; rechtlichen Bedenken, soweit das Landgericht auch die Anfechtbarkeit des Testaments nach &#167; 2078 BGB verneint hat. Es hat hierbei nicht alle f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Gesichtspunkte ber&#252;cksichtigt und infolgedessen den Sachverhalt nicht hinreichend aufgekl&#228;rt. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 2078 Abs. 2 BGB, der hier allein als Grundlage f&#252;r ein Anfechtungsrecht in Betracht kommt, kann eine letztwillige Verf&#252;gung angefochten werden, soweit der Erblasser durch die irrige Annahme oder Erwartung des Eintritts oder Nichteintritts eines Umstandes zu ihr bestimmt worden ist. Dabei ist es gleichg&#252;ltig, ob sich der Irrtum auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bezieht (BayObLGZ 1962, 299, 308). Die Anfechtung kann allerdings nur auf solche Vorstellungen und Erwartungen gest&#252;tzt werden, die der Erblasser bei der Testamentserrichtung wirklich gehabt hat, nicht auch auf solche, die er bei Kenntnis von ihm damals unbekannten Umst&#228;nden gehabt haben w&#252;rde. Indes geh&#246;ren zu den wirklichen Vorstellungen und Erwartungen auch solche, die der Erblasser zwar nicht in sein Bewu&#223;tsein aufgenommen, aber als selbstverst&#228;ndlich seiner Verf&#252;gung zugrunde gelegt hat (sog. unbewu&#223;te Vorstellungen; BGH NJW 1963, 246; Betr 1971, 1859; BayObLGZ 1971, 147; Senatsbeschlu&#223; vom 24.10.1967 - 15 W 255/67 - = OLGZ 1968, 86 = MDR 1968, 499; BGB-RGRK/Johannsen, 12. Aufl., Rdn. 46 zu &#167; 2078). </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts werden diesen Rechtsgrunds&#228;tzen nicht voll gerecht. Wie bereits dargelegt, ist es zwar nicht zu beanstanden, da&#223; das Beschwerdegericht geglaubt hat, einen Irrtum des Erblassers &#252;ber vergangene und gegenw&#228;rtige Umst&#228;nde - n&#228;mlich die Scheidung seiner Ehe und die Abfindung der Beteiligten zu 2) und 3) - nicht feststellen zu k&#246;nnen. Es hat aber vers&#228;umt zu pr&#252;fen, ob der Erblasser nicht &#252;ber die k&#252;nftige Entwicklung geirrt hat und bei Kenntnis dieser Entwicklung jedenfalls von der alleinigen Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) abgesehen h&#228;tte. In diesem Zusammenhang ist bedeutsam, da&#223; der Erblasser nach Angaben des Beteiligten zu 2) etwa 1958/59 zu seiner Familie zur&#252;ckgekehrt sein soll. Trifft diese - von dem Beteiligten zu 1) nicht bestrittene - Darstellung zu, so spricht viel daf&#252;r, da&#223; das Testament nach &#167; 2078 Abs. 2 BGB angefochten werden kann. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte der Erblasser sich 1946 "endg&#252;ltig" von seiner Ehefrau abgewandt und eine "neue Familie" gegr&#252;ndet. Dies legt nahe, da&#223; er - sei es bewu&#223;t oder unbewu&#223;t - auch bestimmte Erwartungen f&#252;r die Zukunft gehegt hat: Da&#223; n&#228;mlich seine Bindung zu Frau xxx und dem nichtehelichen Kind von Dauer sein und er auch k&#252;nftig nicht zu seiner Ehefrau und seinen ehelichen Kindern zur&#252;ckkehren werde. Beide Vorstellungen haben sich, soweit bisher festzustellen ist, zumindest teilweise nicht bewahrheitet: Zum einen hat Frau xxx noch zu Lebzeiten des Erblassers einen anderen Mann geheiratet, und zum anderen ist der Erblasser zu seiner Ehefrau und seinen Kindern zur&#252;ckgekehrt. Bei dieser Sachlage dr&#228;ngt sich die &#220;berlegung auf, ob der Erblasser nicht bei Vorausschau der k&#252;nftigen Entwicklung anders testiert, insbesondere davon abgesehen h&#228;tte, die Beteiligten zu 2) und 3) auf den Pflichtteil zu setzen. Hierf&#252;r spricht insbesondere, da&#223; er offenbar keinen sachlich begr&#252;ndeten Anla&#223; hatte, seine ehelichen Kinder von der Erbfolge auszuschlie&#223;en; denn sonst h&#228;tte er es nicht f&#252;r n&#246;tig gehalten, daf&#252;r einen vorgeschobenen Grund in seinem Testament anzugeben (Abfindung der ehelichen Kinder). </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ob und inwieweit sich der Erblasser &#252;ber die k&#252;nftige Entwicklung geirrt hat, und wie er ohne diesen Irrtum letztwillig verf&#252;gt h&#228;tte l&#228;&#223;t sich auf Grund der bisherigen Feststellungen nicht abschlie&#223;end beantworten. Es bedarf hierzu weiterer Ermittlungen, die sich insbesondere darauf zu erstrecken haben werden, woran die Beziehung zu Frau xxx gescheitert ist, ob, wann und weshalb der Erblasser zu seiner Familie zur&#252;ckgekehrt ist, und wie sich sein Verh&#228;ltnis einerseits zu dem Beteiligten zu 1) und andererseits zu den Beteiligten zu 2) und 3) nach 1946 gestaltet hat. Da es dem Senat als Rechtsbeschwerdegericht verwehrt ist, eigene Ermittlungen anzustellen, mu&#223; der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben und die Sache an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen werden. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">d) Hinsichtlich der weiteren Sachbehandlung darf folgendes bemerkt werden:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">da) Die materielle Beweislast (Feststellungslast) f&#252;r die Voraussetzungen des &#167; 2078 Abs. 2 BGB trifft den Anfechtenden, wobei ein Beweis des ersten Anscheins ausscheidet (BGH NJW 1963, 247, 248; st.Rspr. des Senats). Wegen der weiten Fassung des &#167; 2078 Abs. 2 BGB sind an den Nachweis, insbesondere der Kausalit&#228;t zwischen der unbewu&#223;ten Vorstellung und der letztwilligen Verf&#252;gung "keine zu geringen Anforderungen" zu stellen (Mattern in BWNotZ 1961, 277, 284). L&#228;&#223;t sich nach Abschlu&#223; aller zweckdienlichen Ermittlungen nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, da&#223; der Erblasser bei Kenntnis der k&#252;nftigen Entwicklung anders testiert h&#228;tte, so geht die verbleibende Unklarheit zu Lasten des Anfechtenden. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">db) Ferner wird zu beachten sein, da&#223; &#167; 2078 Abs. 2 BGB eine Anfechtung nur erm&#246;glicht, "soweit" der Erblasser durch seinen Irrtum zu der Verf&#252;gung veranla&#223;t worden ist. Die Anfechtung f&#252;hrt deshalb nicht notwendigerweise zur Nichtigkeit der gesamten letztwilligen Verf&#252;gung; vielmehr kann diese je nach den Umst&#228;nden teilweise Bestand haben (Palandt/Keidel, Anm. 6 zu &#167; 2078 BGB; vgl. ferner zur Teilnichtigkeit von Testamenten: BGHZ 53, 369, 383). In diesem Zusammenhang wird zu erw&#228;gen sein, da&#223; der Erblasser m&#246;glicherweise auch bei Vorausschau der k&#252;nftigen Geschehnisse Wert darauf gelegt h&#228;tte, neben seiner Ehefrau und/oder den ehelichen Kindern auch den Beteiligten zu 1) als Erben einzusetzen. Hierf&#252;r k&#246;nnte insbesondere sprechen, da&#223; der Erblasser - wie bereits im einzelnen er&#246;rtert - zu dem Beteiligten zu 1) ein besonders enges Verh&#228;ltnis hatte, so da&#223; er ihn noch bei der Einschulung als sein eheliches Kind ausgegeben hat, da&#223; der Beteiligte zu 1) wirtschaftlich offenbar unversorgt war, da&#223; andererseits die ehelichen Kinder und m&#246;glicherweise auch die Ehefrau nicht mehr von Zuwendungen des Erblassers abh&#228;ngig waren. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Sollte sich danach ergeben, da&#223; der Beteiligte zu 1) Miterbe geworden ist, wird der erteilte Erbschein einzuziehen und der Erbscheinsantrag vom 21. Dezember 1976 zur&#252;ckzuweisen sein, wie das Landgericht dies bereits in dem angefochtenen Beschlu&#223; - wenn auch aus anderen Gr&#252;nden - angeordnet hat. Der Erbschein wird nur Bestand haben k&#246;nnen, wenn das Testament infolge der erkl&#228;rten Anfechtung insgesamt nichtig ist. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">dc) Bei seiner erneuten Entscheidung wird das Landgericht auch dar&#252;ber zu befinden haben, ob ein Beteiligter einem anderen Beteiligten au&#223;ergerichtliche Kosten der weiteren Beschwerde zu erstatten hat (&#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG). </p>
315,989
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{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Oberlandesgericht Hamm
1979-09-11T00:00:00
2019-03-13T15:19:33
2019-03-27T09:41:42
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0911.OBERLANDESGERICHT.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben. </p> <p>Die Sache wird zur erneuten Behandlung und Entscheidung an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am 13. Dezember 1892 geborene Erblasser war seit dem 19. Juni 1916 mit seiner zwei Jahre j&#252;ngeren Ehefrau xxx verheiratet. Aus der Ehe sind der am 17. Februar 1926 geborene Beteiligte zu 2) und die am 20. Oktober 1919 geborene Beteiligte zu 3) hervorgegangen. Frau xxx ist am 6. April 1976 verstorben und von den Beteiligten zu 2) und 3) beerbt worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Eheleute bewirtschafteten bis etwa 1944 einen Hof in xxx. Gegen Kriegsende fl&#252;chtete der Erblasser nach Westdeutschland. Er lebte hier in xxx mit einer Frau xxx zusammen. Frau xxx hat am 7. M&#228;rz 1944 in xxx den Beteiligten zu 1) und am 7. November 1946 in xxx den Sohn xxx geboren. Als Eltern dieses Kindes wurden im Geburtenbuch des Standesamtes xxx der Landwirt xxx und xxx eingetragen (Nr. xxx). Der Beteiligte zu 1) wurde Ostern 1950 unter dem Namen "xxx" als "Sohn des Landwirts xxx" eingeschult. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 8. Juli 1946 errichtete der Erblasser ein notarielles Testament (Urkundenrolle Nr. xxx des Notars xxx in xxx). </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Darin hei&#223;t es:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">"Zu meinem alleinigen Erben setze ich ein den am 7. M&#228;rz 1944 geborenen xxx in xxx. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Meine erste Ehe ist geschieden. Meine Kinder aus dieser Ehe sind bereits abgefunden, so da&#223; sie keinerlei Anspr&#252;che an meinen Nachla&#223; mehr haben. "</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Frau xxx, die noch zu Lebzeiten des Erblassers einen Herrn xxx heiratete und inzwischen verstorben ist, gab am 7. Februar 1958 vor dem Amtsgericht xxx eine eidesstattliche Versicherung ab, wonach ihre Kinder xxx und xxx nichtehelich geboren seien; ihr Erzeuger sei xxx, der Erblasser. Er habe sie vor Verwandten und Beh&#246;rden als seine Ehefrau ausgegeben und ihr wiederholt versprochen, sie zu heiraten. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Erblasser erkannte am 9. Februar 1959 vor dem Amtsgericht xxx die Vaterschaft zu den Kindern xxx und xxx an (62 VII L 2265 AG xxx). Dabei bezeichnete er sich als verheiratet. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag des Beteiligten zu 2) hat das Amtsgericht unter dem 23. Dezember 1976 - in Unkenntnis des Testaments vom 8. Juli 1946 - einen gemeinschaftlichen Erbschein dahin erteilt, da&#223; der Erblasser auf Grund gesetzlicher Erbfolge von seiner nachverstorbenen Ehefrau xxx zu 1/2 Anteil und von den Beteiligten zu 2) und 3) zu je 1/4 Anteil beerbt worden sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat mit Schriftsatz vom 31. Mai 1978 beantragt, diesen Erbschein als unrichtig einzuziehen. Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; er auf Grund des Testaments vom 8. Juli 1946 Alleinerbe nach seinem Vater geworden sei. Dazu hat er behauptet, seine Mutter sei mit dem Erblasser verheiratet gewesen, nachdem dessen erste Ehe geschieden worden sei. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 2) hat dieser Darstellung widersprochen. Mit Schriftsatz vom 11. Juli 1978 hat er das Testament gem&#228;&#223; &#167;&#167; 2078, 2079 BGB angefochten. Er hat ausgef&#252;hrt: Die Ehe seiner Eltern sei niemals geschieden worden. Der Erblasser habe sich somit zur Zeit der Testamentserrichtung in einem Irrtum befunden, der die Anfechtung rechtfertige. Ebenso unrichtig sei die testamentarische Erkl&#228;rung, die ehelichen Kinder seien abgefundenen; in Wirklichkeit habe der Erblasser zu keiner Zeit eine Abfindung an seine Kinder gezahlt. Im &#252;brigen habe der Erblasser durch die &#220;bergehung seiner Ehefrau als Pflichtteilsberechtigter einen Anfechtungsgrund nach &#167; 2079 BGB gegeben. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Beschlu&#223; vom 28. Dezember 1978 hat das Amtsgericht die beantragte Einziehung des Erbscheins abgelehnt, da die testamentarische Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) wirksam angefochten sei. Auf die dagegen gerichtete Beschwerde des Beteiligten zu 1) hat das Landgericht durch Beschlu&#223; vom 9. Februar 1979 unter Aufhebung der amtsgerichtlichen Entscheidung die Einziehung des Erbscheins angeordnet und den Erbscheinsantrag des Beteiligten zu 2) vom 21. Dezember 1976 zur&#252;ckgewiesen. Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 2). </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">II)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist statthaft, in rechter Form eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig. Es f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache an die Vorinstanz; denn die Beschwerdeentscheidung beruht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167; 27 FGG). Das Landgericht hat nicht alle f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Gesichtspunkte ber&#252;cksichtigt und infolgedessen den Sachverhalt nicht hinreichend aufgekl&#228;rt. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.) In verfahrensrechtlicher Hinsicht ist das Landgericht mit Recht von der Zul&#228;ssigkeit der Erstbeschwerde ausgegangen. Hat das Nachla&#223;gericht einen Erbschein erteilt, d.h. eine Ausfertigung ausgeh&#228;ndigt, so kann wahlweise dagegen Beschwerde mit dem Ziel der Einziehung eingelegt oder beim Nachla&#223;gericht die Einziehung beantragt werden. (Keidel/Kuntze/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 11. Aufl., Rdn. 4 zu &#167; 84 FGG). Der Beteiligte zu 1) hat in zul&#228;ssiger Weise den letzteren Weg gew&#228;hlt. Gegen die Ablehnung seines Antrags war er beschwerdebefugt (&#167; 20 Abs. 1 FGG), da der Erbschein das von ihm in Anspruch genommene Erbrecht als testamentarischer Alleinerbe beeintr&#228;chtigt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">2.) In der Sache selbst h&#228;ngt die Entscheidung davon ab, ob das Testament vom 8. Juli 1946 eine wirksame Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) enth&#228;lt. Ist dies der Fall, so ist der erteilte Erbschein nach &#167; 2361 BGB als unrichtig einzuziehen; denn die Beteiligten zu 2) und 3) sowie ihre verstorbene Mutter sind dann - ungeachtet bestehender Pflichtteilsanspr&#252;che - von der Erbfolge ausgeschlossen. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Beschwerdegericht hat dazu ausgef&#252;hrt: Die Testamentsanfechtung greife nicht durch, weil nicht nachzuweisen sei, da&#223; der Erblasser zu der angefochtenen Erbeinsetzung durch die irrige Annahme seiner Scheidung bewogen worden sei oder das Pflichtteilsrecht seiner Ehefrau nicht gekannt habe. Die Umst&#228;nde des Falles spr&#228;chen daf&#252;r, da&#223; der Erblasser die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) durch bewu&#223;t falsche Angaben &#252;ber seine Scheidung und &#252;ber eine Abfindung der ehelichen Kinder zu motivieren versucht habe. Im &#252;brigen sei anzunehmen, da&#223; er - einen Irrtum &#252;ber die Scheidung unterstellt - auch bei Kenntnis von dem Fortbestand seiner Ehe nicht anders testiert h&#228;tte; denn er habe damals eine neue Familie gegr&#252;ndet und sich endg&#252;ltig von seiner Ehefrau abgewandt. - Anhaltspunkte f&#252;r eine Sittenwidrigkeit des Testaments seien nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen halten nur zum Teil einer rechtlichen Nachpr&#252;fung stand. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">a) Was zun&#228;chst die Frage der Sittenwidrigkeit der Erbeinsetzung angeht, l&#228;&#223;t die Beschwerdeentscheidung zwar nicht erkennen, von welchen Wertungen das Landgericht sich im einzelnen hat leiten lassen (&#167; 25 FGG). Auf diesem Mangel beruht der angefochtene Beschlu&#223; jedoch nicht. Bei dem Merkmal des Sittenversto&#223;es nach &#167; 138 Abs. 1 BGB handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, dessen Voraussetzungen das Rechtsbeschwerdegericht auf der Grundlage der tatrichterlichen Feststellungen selbst&#228;ndig zu pr&#252;fen hat, (Keidel/Kuntze/Winkler, Rdn. 30 zu &#167; 27 EGG). Die W&#252;rdigung durch den Senat ergibt, da&#223; die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) mit den guten Sitten zu vereinbaren ist. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob eine letztwillige Verf&#252;gung gegen die guten Sitten verst&#246;&#223;t, beurteilt sich nach dem Anstandsgef&#252;hl aller billig und gerecht Denkenden (st. Rspr.; vgl. die Nachweise bei Palandt/Heinrichs, BGB, 38. Aufl., Anm. 1 b zu &#167; 138). Dabei ist von dem das Erbrecht beherrschenden Grundsatz der Testierfreiheit auszugehen, wonach der Erblasser - von Ausnahmen abgesehen - von Todes wegen frei &#252;ber sein Verm&#246;gen verf&#252;gen darf, ohne durch das der gesetzlichen Erbfolge zugrunde liegende sittliche Prinzip (Gernhuber in FamRZ 1960, 326) beschr&#228;nkt zu sein. Welche Beweggr&#252;nde den Erblasser veranlassen, bei der Verteilung seines Nachlasses von der gesetzlichen Erbfolge abzuweichen, ist grunds&#228;tzlich ohne Bedeutung. Der entscheidende Grund f&#252;r die Sittenwidrigkeit einer letztwilligen Verf&#252;gung liegt in der unredlichen Gesinnung des Erblassers, wie sie in dem Rechtsgesch&#228;ft selbst zum Ausdruck kommt und eine Verwirklichung erstrebt (BGHZ 20, 71, 73/74). Es kommt deshalb allein auf den sich aus Inhalt, Beweggrund und Zweck ergebenden Gesamtcharakter des Rechtsgesch&#228;fts an, der an der Sittenordnung zu messen ist. Daher ist neben der Pr&#228;ge, welche Beziehungen den Erblasser mit dem Bedachten verbunden haben, insbesondere zu ber&#252;cksichtigen, wer zugunsten des Bedachten zur&#252;ckgesetzt worden ist, in welchen Beziehungen der Erblasser zu den Zur&#252;ckgesetzten stand und wie sich die Verf&#252;gung f&#252;r sie auswirkt. Neben der Enge der Beziehungen des Erblassers zu den Zur&#252;ckgesetzten kann von Bedeutung sein, wie diese Personen im &#252;brigen wirtschaftlich gestellt sind, ferner, woher das dem Bedachten zugewandte Verm&#246;gen stammt. Diese vom Bundesgerichtshof f&#252;r die Beurteilung eines "Geliebten-Testaments" entwickelten Grunds&#228;tze (BGHZ 53, 369, 374 ff) sind auch f&#252;r die Beurteilung des vorliegenden Testaments bedeutsam. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Einsetzung eines nichtehelichen Kindes zum Alleinerben unter Zur&#252;cksetzung der Ehefrau und der ehelichen Abk&#246;mmlinge ist in der Vergangenheit mehrfach als sittenwidrig betrachtet worden, da die Stellung des nichtehelichen Kindes dadurch in einer Weise &#252;berbewertet werde, die nicht durch das Gleichstellungsgebot des Art. 6 Abs. 5 GG gerechtfertigt sei (OLG Frankfurt FamRZ 1960, 79; LG L&#252;beck FamRZ 1962, 312; Palandt/Keidel, BGB, 21. Aufl., Anm. 1 A b aa zu &#167; 2077). Diese Auffassung konnte sich darauf st&#252;tzen, da&#223; nach &#167; 1589 Abs. 2 BGB a.F. uneheliche Kinder - wie sie damals bezeichnet wurden - und ihre Erzeuger nicht als verwandt galten, ein uneheliches Kind also im Verh&#228;ltnis zur Familie seines Vaters als familienfremd angesehen wurde. Unter dem Einflu&#223; der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (namentlich BVerfGE 25, 167 = NJW 1969, 597) und im Hinblick auf die gesetzliche Neuregelung des Nichtehelichen-Erbrechts (&#167;&#167; 1589, 1934 a ff BGB i.d.F. des Gesetzes &#252;ber die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder (NEhelG) vom 19.8.1969) ist inzwischen ein Wandel dieser Auffassung eingetreten. Das Bundesverfassungsgericht hat in der genannten Entscheidung hervorgehoben, da&#223; zwischen den Abs&#228;tzen 1 (Schutz der Familie) und 5 (Gleichstellung des nichtehelichen Kindes) des Art. 6 GG kein Widerspruch bestehe, die Familie im Sinne des Abs. 1 vielmehr auch das nichteheliche Kind umfasse. Der Gesetzgeber hat diesem Gedanken mit der Neuregelung des Nichtehelichen-Erbrechts Rechnung getragen. Seit dem Inkrafttreten des NEhelG sind nichteheliche Kinder auch im Rechtssinne mit ihren V&#228;tern verwandt; denn &#167; 1589 Abs. 2 BGB a.F. ist ersatzlos gestrichen. Die nichtehelichen Kinder sind damit hinsichtlich ihres Erbrechts grunds&#228;tzlich den ehelichen gleichgestellt; sie z&#228;hlen zu den gesetzlichen Erben der ersten Ordnung nach &#167; 1924 BGB (Palandt/Keidel, BGB, 38. Aufl., Anm. 3 B b aa zu &#167; 1924). Ihr gesetzliches Erbrecht ist zwar nach &#167; 1934 a BGB ausgeschlossen, wenn sie mit der Ehefrau und/oder ehelichen Abk&#246;mmlingen des Erblassers zusammentreffen. Indes sind sie auch in diesen F&#228;llen wertm&#228;&#223;ig in gleicher Weise am Nachla&#223; beteiligt, als wenn sie Erben geworden w&#228;ren; denn nach &#167; 1934 a Abs. 1 BGB steht ihnen dann ein Erbersatzanspruch in H&#246;he des Wertes des Erbteils zu. Entsprechend dieser Ver&#228;nderung der Rechtslage hat sich auch die Einsch&#228;tzung letztwilliger Verf&#252;gungen der vorliegenden Art gewandelt. Sie werden in der Regel nicht mehr als sittenwidrig angesehen, sofern nicht besondere Umst&#228;nde hinzutreten (Thielmann, Sittenwidrige Verf&#252;gungen von Todes wegen, S. 248ff; Bosch in FamRZ 1972, 175; Palandt/ Keidel a.a.O.). Dem ist zuzustimmen. Die alleinige Erbeinsetzung eines nichtehelichen Kindes unter Zur&#252;cksetzung der Ehefrau und ehelicher Kinder ist grunds&#228;tzlich nicht anders zu "betrachten, als wenn der Erblasser eines von mehreren ehelichen Kindern als Alleinerben einsetzt und damit seine Witwe und die &#252;brigen Kinder auf den Pflichtteil setzt. Eine solche Regelung h&#228;lt sich im Rahmen der Testierfreiheit und kann nur bei Vorliegen besonderer Umst&#228;nde als sittenwidrig angesehen werden. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">An dieser Wertung hat sich auch die Beurteilung des vorliegenden Testaments auszurichten. F&#252;r die Frage, ob eine letztwillige Verf&#252;gung sittenwidrig ist, kommt es zwar - wie auch bei Rechtsgesch&#228;ften unter Lebenden - grunds&#228;tzlich auf die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse zur Zeit ihrer Errichtung an, so da&#223; zwischenzeitliche &#196;nderungen der Gegebenheiten regelm&#228;&#223;ig au&#223;er Betracht zu bleiben haben (BGHZ 20, 71 = NJW 1956, 965 m. Anm. Rechenmacher = FamRZ 1956, 150; FamRZ 1969, 323; WPM 1977, 399; Palandt/ Keidel, Anm. 1 A b aa zu &#167; 2077 m. weit. Nachw. ). Dies gilt jedoch nach herrschender Meinung nicht, wenn sich nicht die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse, sondern die sittlichen Anschauungen &#228;ndern; es kommt dann auf den Zeitpunkt nicht der Vornahme des Rechtsgesch&#228;fts, sondern der richterlichen Beurteilung an (BGB-RGRK/Kr&#252;ger-Nieland, 11. Aufl. Anm. 3 zu &#167; 138 m. weit. Nachw.; Johannsen in Anm. zu BGH LM &#167; 138 (Cd) BGB Nr. 6; Lange/Kuchinke, Erbrecht, 2. Aufl., S. 511; Palandt/Keidel a.a.O.). Dieser Auffassung ist jedenfalls f&#252;r F&#228;lle der vorliegenden Art zuzustimmen, in denen ein Rechtsgesch&#228;ft zur Zeit der Entscheidung als regelm&#228;&#223;ig sittengem&#228;&#223; gilt, w&#228;hrend es zur Zeit seiner Vornahme als sittlich bedenklich angesehen wurde. Die Rechtsfolge der Nichtigkeit nach &#167; 138 Abs. 1 BGB soll nicht eintretenden der Urheber des Gesch&#228;fts anst&#246;&#223;ig gehandelt hat, sondern weil die Rechtsordnung die Auswirkungen des Gesch&#228;fts nicht hinnehmen kann. Billigt die gegenw&#228;rtige Rechtsordnung das Gesch&#228;ft, so besteht kein Grund, es gleichwohl als nichtig anzusehen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Ber&#252;cksichtigung der jetzt geltenden Anschauungen steht es nicht entgegen, da&#223; der Beteiligte zu 1) bereits 1944 geboren ist. Zwar bestimmt Art. 12 &#167; 10 Abs. 2 NEhelG, da&#223; f&#252;r die erbrechtlichen Verh&#228;ltnisse eines vor dem 1. Juli 1949 geborenen nichtehelichen Kindes zu seinem Vater die bisher geltenden Vorschriften auch dann ma&#223;gebend bleiben, wenn der Erblasser nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes - d.h. nach dem 30. Juni 1970 - stirbt. Diese Vorschrift, die &#220;bergangscharakter hat, &#228;ndert aber nichts an der grunds&#228;tzlichen Einsch&#228;tzung der Rechtsstellung nichtehelicher Kinder, wie sie f&#252;r das Wert- oder Unwerturteil nach &#167; 138 Abs. 1 BGB ma&#223;geblich ist. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Besondere Umst&#228;nde, die das Testament vom 8. Juli 1946 als sittenwidrig erscheinen lassen k&#246;nnten, liegen nicht vor. Zwar spricht nach den Feststellungen des Landgerichts viel daf&#252;r, da&#223; der Erblasser dem beurkundenden Notar gegen&#252;ber bewu&#223;t unwahre Angaben &#252;ber die Scheidung seiner Ehe und &#252;ber die Abfindung seiner ehelichen Kinder gemacht hat, um die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) zu rechtfertigen. Es liegt deshalb nahe, da&#223; er die letztwillige Verf&#252;gung selbst als sittlich bedenklich angesehen hat. Dies allein reicht aber nicht aus, um einen Sittenversto&#223; zu bejahen; denn es handelt sich dabei nur um Begleitumst&#228;nde und Einstellungen des Erblassers, die den Gesamtcharakter des Testaments nicht entscheidend pr&#228;gen. Wichtiger sind die Verh&#228;ltnisse, unter denen das Testament errichtet wurde, und seine Auswirkungen f&#252;r die Beteiligten zu 1) bis 3). Der Erblasser hatte sich - wenn auch m&#246;glicherweise nicht f&#252;r immer, wie noch darzulegen ist - von seiner Familie abgewandt und war eine neue Lebensgemeinschaft eingegangen innerhalb derer er die volle Verantwortung f&#252;r den Beteiligten zu 1) - dessen Bruder xxx noch nicht geboren war - &#252;bernommen hatte. Nach den getroffenen Feststellungen sorgte er f&#252;r den Unterhalt von Frau xxx und des Kindes und gab den Beteiligten zu 1) als sein eheliches Kind aus. Die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1 kann deshalb zwanglos als Ausdruck der Verantwortung des Erblassers gegen&#252;ber dem Kinde angesehen werden. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Beteiligte zu 1) zur Zeit der Testamentserrichtung erst zwei Jahre und damit v&#246;llig unversorgt war, w&#228;hrend die Beteiligten zu 2) und 3) dem Elternhaus weitgehend entwachsen waren und f&#252;r sich selbst sorgen konnten. Gravierende wirtschaftliche Nachteile f&#252;r die Beteiligten zu 2) und 3) durch die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) waren deshalb nicht zu erwarten. Sie sind auch, soweit ersichtlich ist, nicht eingetreten, da die Beteiligten zu 2) und 3) auch heute versorgt sind. Schlie&#223;lich liegen auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r vor, da&#223; das v&#228;terliche Verm&#246;gen etwa unter ma&#223;geblicher Beteiligung der Beteiligten zu 2) und 3) erwirtschaftet worden sei. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) verst&#246;&#223;t mithin nicht gegen die guten Sitten.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b) Der angefochtene Beschlu&#223; ist aus Rechtsgr&#252;nden ferner nicht zu beanstanden, soweit es darum geht, ob das Testament wirksam nach &#167; 2079 BGB angefochten worden ist. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Vorschrift kann eine letztwillige Verf&#252;gung u.a. angefochten werden, wenn der Erblasser einen zur Zeit des Erbfalls vorhandenen Pflichtteilsberechtigten &#252;bergangen hat, dessen Vorhandensein ihm bei der Errichtung der Verf&#252;gung nicht bekannt war. Als Pflichtteilsberechtigte kamen zur Zeit der Testamentserrichtung am 8. Juli 1946 die Beteiligten zu 2) und 3) und die Ehefrau des Erblassers in Betracht (&#167; 2303 Abs. 1 und 2 BGB). Da der Erblasser vom Vorhandensein seiner ehelichen Kinder wu&#223;te - sie wurden ausdr&#252;cklich in dem Testament erw&#228;hnt -, k&#246;nnte ihm allenfalls das Vorhandensein seiner Ehefrau als Pflichtteilsberechtigter unbekannt gewesen sein. Er m&#252;&#223;te danach irrig geglaubt haben, von seiner Frau geschieden zu sein; denn das an sich bestehende Pflichtteilsrecht des Ehegatten konnte nur durch Scheidung weggefallen sein. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Einen derartigen Irrtum hat das Landgericht ohne Rechtsfehler verneint. Es konnte dabei dahingestellt lassen, ob die Ehe des Erblassers tats&#228;chlich geschieden war oder nicht. War sie geschieden - wof&#252;r es nachpr&#252;fbare Anhaltspunkte nicht gibt -, so war damit auch das Pflichtteilsrecht der Ehefrau ausgeschlossen, und ein Irrtum nach &#167; 2079 BGB schied schon begrifflich aus. Bestand die Ehe hingegen noch, so ist nach den Feststellungen des Beschwerdegerichts nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; der Erblasser dies wu&#223;te und sich somit nicht &#252;ber das Vorhandensein seiner Frau als Pflichtteilsberechtigter geirrt hat. Die diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen des Landgerichts bewegen sich auf dem Gebiet tatrichterlicher W&#252;rdigung. Sie ist im Rechtsbeschwerdeverfahren nur dahin nachpr&#252;fbar, ob der Tatrichter den ma&#223;geblichen Sachverhalt ausreichend erforscht (&#167; 12 FGG), bei der Er&#246;rterung des Beweisstoffes alle wesentlichen Umst&#228;nde ber&#252;cksichtigt (&#167; 25 FGG) und hierbei nicht gegen gesetzliche Beweisregeln und Verfahrensvorschriften sowie gegen die Denkgesetze und feststehende Erfahrungss&#228;tze versto&#223;en hat (Keidel/Kuntze/Winkler, Rdn. 42 zu &#167; 27 FGG). Der angefochtene Beschlu&#223; l&#228;&#223;t in keiner Richtung einen derartigen Rechtsfehler erkennen. Das Landgericht hat den Sachverhalt in diesem Zusammenhang ersch&#246;pfend gew&#252;rdigt und seiner Aufkl&#228;rungspflicht Gen&#252;ge getan. Ein Ansatzpunkt f&#252;r weitere erfolgversprechende Ermittlungen ist insoweit nicht ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">c) Dagegen unterliegt der angefochtene Beschlu&#223; rechtlichen Bedenken, soweit das Landgericht auch die Anfechtbarkeit des Testaments nach &#167; 2078 BGB verneint hat. Es hat hierbei nicht alle f&#252;r die Entscheidung wesentlichen Gesichtspunkte ber&#252;cksichtigt und infolgedessen den Sachverhalt nicht hinreichend aufgekl&#228;rt. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 2078 Abs. 2 BGB, der hier allein als Grundlage f&#252;r ein Anfechtungsrecht in Betracht kommt, kann eine letztwillige Verf&#252;gung angefochten werden, soweit der Erblasser durch die irrige Annahme oder Erwartung des Eintritts oder Nichteintritts eines Umstandes zu ihr bestimmt worden ist. Dabei ist es gleichg&#252;ltig, ob sich der Irrtum auf Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bezieht (BayObLGZ 1962, 299, 308). Die Anfechtung kann allerdings nur auf solche Vorstellungen und Erwartungen gest&#252;tzt werden, die der Erblasser bei der Testamentserrichtung wirklich gehabt hat, nicht auch auf solche, die er bei Kenntnis von ihm damals unbekannten Umst&#228;nden gehabt haben w&#252;rde. Indes geh&#246;ren zu den wirklichen Vorstellungen und Erwartungen auch solche, die der Erblasser zwar nicht in sein Bewu&#223;tsein aufgenommen, aber als selbstverst&#228;ndlich seiner Verf&#252;gung zugrunde gelegt hat (sog. unbewu&#223;te Vorstellungen; BGH NJW 1963, 246; Betr 1971, 1859; BayObLGZ 1971, 147; Senatsbeschlu&#223; vom 24.10.1967 - 15 W 255/67 - = OLGZ 1968, 86 = MDR 1968, 499; BGB-RGRK/Johannsen, 12. Aufl., Rdn. 46 zu &#167; 2078). </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts werden diesen Rechtsgrunds&#228;tzen nicht voll gerecht. Wie bereits dargelegt, ist es zwar nicht zu beanstanden, da&#223; das Beschwerdegericht geglaubt hat, einen Irrtum des Erblassers &#252;ber vergangene und gegenw&#228;rtige Umst&#228;nde - n&#228;mlich die Scheidung seiner Ehe und die Abfindung der Beteiligten zu 2) und 3) - nicht feststellen zu k&#246;nnen. Es hat aber vers&#228;umt zu pr&#252;fen, ob der Erblasser nicht &#252;ber die k&#252;nftige Entwicklung geirrt hat und bei Kenntnis dieser Entwicklung jedenfalls von der alleinigen Erbeinsetzung des Beteiligten zu 1) abgesehen h&#228;tte. In diesem Zusammenhang ist bedeutsam, da&#223; der Erblasser nach Angaben des Beteiligten zu 2) etwa 1958/59 zu seiner Familie zur&#252;ckgekehrt sein soll. Trifft diese - von dem Beteiligten zu 1) nicht bestrittene - Darstellung zu, so spricht viel daf&#252;r, da&#223; das Testament nach &#167; 2078 Abs. 2 BGB angefochten werden kann. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach den Feststellungen des Landgerichts hatte der Erblasser sich 1946 "endg&#252;ltig" von seiner Ehefrau abgewandt und eine "neue Familie" gegr&#252;ndet. Dies legt nahe, da&#223; er - sei es bewu&#223;t oder unbewu&#223;t - auch bestimmte Erwartungen f&#252;r die Zukunft gehegt hat: Da&#223; n&#228;mlich seine Bindung zu Frau xxx und dem nichtehelichen Kind von Dauer sein und er auch k&#252;nftig nicht zu seiner Ehefrau und seinen ehelichen Kindern zur&#252;ckkehren werde. Beide Vorstellungen haben sich, soweit bisher festzustellen ist, zumindest teilweise nicht bewahrheitet: Zum einen hat Frau xxx noch zu Lebzeiten des Erblassers einen anderen Mann geheiratet, und zum anderen ist der Erblasser zu seiner Ehefrau und seinen Kindern zur&#252;ckgekehrt. Bei dieser Sachlage dr&#228;ngt sich die &#220;berlegung auf, ob der Erblasser nicht bei Vorausschau der k&#252;nftigen Entwicklung anders testiert, insbesondere davon abgesehen h&#228;tte, die Beteiligten zu 2) und 3) auf den Pflichtteil zu setzen. Hierf&#252;r spricht insbesondere, da&#223; er offenbar keinen sachlich begr&#252;ndeten Anla&#223; hatte, seine ehelichen Kinder von der Erbfolge auszuschlie&#223;en; denn sonst h&#228;tte er es nicht f&#252;r n&#246;tig gehalten, daf&#252;r einen vorgeschobenen Grund in seinem Testament anzugeben (Abfindung der ehelichen Kinder). </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Ob und inwieweit sich der Erblasser &#252;ber die k&#252;nftige Entwicklung geirrt hat, und wie er ohne diesen Irrtum letztwillig verf&#252;gt h&#228;tte l&#228;&#223;t sich auf Grund der bisherigen Feststellungen nicht abschlie&#223;end beantworten. Es bedarf hierzu weiterer Ermittlungen, die sich insbesondere darauf zu erstrecken haben werden, woran die Beziehung zu Frau xxx gescheitert ist, ob, wann und weshalb der Erblasser zu seiner Familie zur&#252;ckgekehrt ist, und wie sich sein Verh&#228;ltnis einerseits zu dem Beteiligten zu 1) und andererseits zu den Beteiligten zu 2) und 3) nach 1946 gestaltet hat. Da es dem Senat als Rechtsbeschwerdegericht verwehrt ist, eigene Ermittlungen anzustellen, mu&#223; der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben und die Sache an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen werden. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">d) Hinsichtlich der weiteren Sachbehandlung darf folgendes bemerkt werden:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">da) Die materielle Beweislast (Feststellungslast) f&#252;r die Voraussetzungen des &#167; 2078 Abs. 2 BGB trifft den Anfechtenden, wobei ein Beweis des ersten Anscheins ausscheidet (BGH NJW 1963, 247, 248; st.Rspr. des Senats). Wegen der weiten Fassung des &#167; 2078 Abs. 2 BGB sind an den Nachweis, insbesondere der Kausalit&#228;t zwischen der unbewu&#223;ten Vorstellung und der letztwilligen Verf&#252;gung "keine zu geringen Anforderungen" zu stellen (Mattern in BWNotZ 1961, 277, 284). L&#228;&#223;t sich nach Abschlu&#223; aller zweckdienlichen Ermittlungen nicht mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, da&#223; der Erblasser bei Kenntnis der k&#252;nftigen Entwicklung anders testiert h&#228;tte, so geht die verbleibende Unklarheit zu Lasten des Anfechtenden. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">db) Ferner wird zu beachten sein, da&#223; &#167; 2078 Abs. 2 BGB eine Anfechtung nur erm&#246;glicht, "soweit" der Erblasser durch seinen Irrtum zu der Verf&#252;gung veranla&#223;t worden ist. Die Anfechtung f&#252;hrt deshalb nicht notwendigerweise zur Nichtigkeit der gesamten letztwilligen Verf&#252;gung; vielmehr kann diese je nach den Umst&#228;nden teilweise Bestand haben (Palandt/Keidel, Anm. 6 zu &#167; 2078 BGB; vgl. ferner zur Teilnichtigkeit von Testamenten: BGHZ 53, 369, 383). In diesem Zusammenhang wird zu erw&#228;gen sein, da&#223; der Erblasser m&#246;glicherweise auch bei Vorausschau der k&#252;nftigen Geschehnisse Wert darauf gelegt h&#228;tte, neben seiner Ehefrau und/oder den ehelichen Kindern auch den Beteiligten zu 1) als Erben einzusetzen. Hierf&#252;r k&#246;nnte insbesondere sprechen, da&#223; der Erblasser - wie bereits im einzelnen er&#246;rtert - zu dem Beteiligten zu 1) ein besonders enges Verh&#228;ltnis hatte, so da&#223; er ihn noch bei der Einschulung als sein eheliches Kind ausgegeben hat, da&#223; der Beteiligte zu 1) wirtschaftlich offenbar unversorgt war, da&#223; andererseits die ehelichen Kinder und m&#246;glicherweise auch die Ehefrau nicht mehr von Zuwendungen des Erblassers abh&#228;ngig waren. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Sollte sich danach ergeben, da&#223; der Beteiligte zu 1) Miterbe geworden ist, wird der erteilte Erbschein einzuziehen und der Erbscheinsantrag vom 21. Dezember 1976 zur&#252;ckzuweisen sein, wie das Landgericht dies bereits in dem angefochtenen Beschlu&#223; - wenn auch aus anderen Gr&#252;nden - angeordnet hat. Der Erbschein wird nur Bestand haben k&#246;nnen, wenn das Testament infolge der erkl&#228;rten Anfechtung insgesamt nichtig ist. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">dc) Bei seiner erneuten Entscheidung wird das Landgericht auch dar&#252;ber zu befinden haben, ob ein Beteiligter einem anderen Beteiligten au&#223;ergerichtliche Kosten der weiteren Beschwerde zu erstatten hat (&#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG). </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Dr. Kuntze</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Sandk&#252;hler</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Arps</p>
315,990
lg-dortmund-1979-09-06-15-s-8279
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
15 S 82/79
1979-09-06T00:00:00
2019-03-13T15:19:35
2019-03-27T09:41:42
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1979:0906.15S82.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Aufhebung des Urteils des Amtsgerichts</p> <p>Hamm vom 15.3.1979 werden die Beklagten</p> <p>verurteilt, an die Kl&#228;gerin als Gesamt-</p> <p>Schuldner 438,89 DM ( i. W. vierhundert-</p> <p>achtunddrei&#223;ig 89/100 Deutsche Mark)</p> <p>nebst 4 v. H. Zinsen seit dem 1. M&#228;rz 1977</p> <p>zu zahIen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des 1. Rechtszuges tragen</p> <p>die Kl&#228;gerin zu 2/3 und die Beklagten</p> <p>zu 1/3.</p> <p></p> <p>Die Kosten der Berufung tragen die</p> <p>Kl&#228;gerin zu 1/3 und die Beklagten zu 2/3.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien streiten wegen der Folgen eines Verkehrs-</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Unfalls, der sich am 5.2.1977 gegen 16.15 Uhr auf dem</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Parkplatz des M - Einkaufs-Zentrums in I ereignet</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">hat.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin befuhr am Unfalltag mit ihrem PKW den oben</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">genannten Parkplatz und beabsichtigte, diesen zu ver-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">lassen. Zu diesem Zweck begab sie sich mit ihrem PKW/</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">nachdem sie den inne gehabten Einstellplatz verlassen</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hatte, auf den in n&#246;rdlicher Richtung verlaufenden</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Fahrstreifen, welcher beidseitig von Einstellpl&#228;tzen</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">eingegrenzt ist. Der von der Kl&#228;gerin befahrene Fahrstreifen</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">m&#252;ndet in die den ganzen Parkplatz des M-Einkaufs-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zentrums umf&#252;hrende Ein- und Ausfahrt. Zum gleichen</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zeitpunkt befuhr die Beklagten zu 1. mit dem PKW des</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 2. die Ein- bzw. Ausfahrt des Parkplatzes</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">in ostw&#228;rtiger Richtung. An der Einm&#252;ndung des von der</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;gerin befahrenen Fahrstreifens in die Parkplatzein-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">und ausfahrt kam es zu einem Zusammensto&#223; beider Fahrzeuge.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt nun den Ersatz des Ihr unfallbedingt</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">entstandenen Schadens in H&#246;he von insgesamt 1400, 90 DM.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, die Beklagte zu 1. sei in ihr</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">bereits stehendes Fahrzeug hineingefahren. Dabei habe die</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beklagte zu 1. ihr Fahrzeug mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">gef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, als Gesamtschuldner</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">an sie 1700, 90 DM nebst 4 % Zinsen von 839,40 DM</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">seit dem 1.4.1979 zuz&#252;glich 4 % Zinsen von</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">561, 50 DM seit Zustellung der Klageschrift zu</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">zahlen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben behauptet, die Kl&#228;gerin habe unmittel-</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">bar nach dem Unfall gegen&#252;ber dem herbeigerufenen Polizei-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">beamten angegeben, da&#223; sie einem ihr vorausfahrenden PKW</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">ohne anzuhalten gefolgt sei. Die Beklagten haben die An-</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">sicht vertreten, die von der Beklagten zu 1. befahrene</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Stra&#223;e sei bevorrechtigt, da diese eindeutig Stra&#223;encharakter</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">habe.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Das Gericht erster Instanz hat &#252;ber den Unfallhergang Beweis</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Sitzungsprotokoll des Amtsgerichts Hamm vom 4.4.1978 -Bl. 34</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">und 35 der Akten- verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Sodann hat es der Klage mit Urteil vom 15.4.1979 in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">658, 34 DM stattgegeben. Das Gericht erster Instanz hat die</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Ansicht vertreten, beide Parteien treffe ein Verursachungs-</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">beitrag in H&#246;he von 50 %.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 2.4.1979 zugestellte Urteil haben die Beklagen</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">am 27.4.1979 Berufung eingelegt und sie am 17.5.1979 begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten sind der Ansicht, es k&#246;nne nicht generell gesagt</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">werden, welche Vorfahrtsregel auf einem Parkplatz gelte. Die</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Entscheidung dieser Frage richte sich vielmehr nach den jeweili-</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">gen Gegebenheiten des Einzelfalles. Da die Zu- und Abfahrt</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">zu bzw. von den einzelnen Stellpl&#228;tzen des M - Einkaufs-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Zentrums nur &#252;ber die von der Beklagten zu 2. befahrenen Stra&#223;e</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">m&#246;glich sei, m&#252;sse davon ausgegangen werden, da&#223; die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">zu 2. vorfahrtberechtigt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">nach ihrem In erster Instanz gestellten Antrag</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Ansicht, zwischen den Parteien habe</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">eine Verst&#228;ndigungspflicht, gegen die von beiden Seiten</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">gleich schwer versto&#223;en worden sei, bestanden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das Berufungsgericht hat die Akte 30/8-4265/77 des Ober-</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">stadtdirektors der Stadt I zu Informationszwecken bei-</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">gezogen. Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">auf den vorgetragenen Inhalt Ihrer Schrifts&#228;tze erster und</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">zweiter Instanz verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde;</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil des Amtsgerichts</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Hamm vom 15.4.1979 ist zwar zul&#228;ssig, aber nur teilweise</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Zul&#228;ssigkeit der Berufung ergibt sich aus &#167; 511 a ZPO.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagten entgegen ihrem in erster Instanz gestellten</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Antrag auf Klageabweisung durch das Urteil des Amtsgerichts</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Hamm zur Zahlung von 658, 34 DM verurteilt wurden, ist ins-</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">besondere die f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">erforderliche Beschwerde in H&#246;he von mindestens 500,- DM</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">gegeben.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">In sofern die Beklagten sich zur Begr&#252;ndung ihres Rechtsmittels</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">darauf berufen haben, die Kl&#228;gerin sei gegen&#252;ber der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">vermag die Kammer dem nicht zu folgen. Das Berufungsgericht</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">ist der Ansicht, da&#223; es sich bei dem von der Kl&#228;gerin befahrenen</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Stichweg nicht um einen anderen Stra&#223;enteil im Sinne des</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">10 StVO handelt. Nach dem Regelungsgehalt des &#167; 10 StVO</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">geh&#246;ren n&#228;mlich zu den anderen Stra&#223;enteilen im Sinne der</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">genannten Vorschrift nur solche Pl&#228;tze und Wege, die</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">sich in ihrer Zweckbestimmung eindeutig von der den flie&#223;enden</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Kraftfahrzeugverkehr dienenden Fahrbahn abgrenzen lassen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Von einer derartigen Unterschiedlichkeit der Zweckbestimmung</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">kann aber bei dem von der Kl&#228;gerin befahrenen Stichweg nicht</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">ausgegangen werden. Zwar stimmt die Kammer der von den Be-</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">klagten ge&#228;u&#223;erten Rechtsansicht insofern zu, als da&#223; die von</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">den ankommenden Parkplatzbenutzern befahrenen Stichwege prim&#228;r</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">der Suche nach einem Stellplatz dienen. Die Kammer hat aber</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">auch ber&#252;cksichtigt, da&#223; diejenigen Autofahrer, die den Park</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">platz verlassen wollen und sich zu diesem Zweck bereits auf</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">einem der Stichwege befinden, bereits wieder am flie&#223;enden</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Verkehr teilnehmen, bzw. als solcher anzusehen sind.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Ein anderes Ergebnis vermag auch die Meinung der Beklagten,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">ein reibungsloser Verkehrsablauf auf dem Parkplatz des M -</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Einkaufs-Zentrums erfordere die &#220;berordnung des von der</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Beklagten zu 1. befahrenen Weges, nicht zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die &#220;berlassung eines Parkplatzes kann n&#228;mlich ebenso gut</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">darauf beruhen, da&#223; dem von den einzelnen Stichwegen abflie&#223;en-</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">den Fahrzeugverkehr keine M&#246;glichkeit gegeben wird, von den</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Parkbuchten auf die den Parkplatz umfassende Zu- und Abfahrt</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">aufzufahren.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die Kammer geht des weiteren auch davon aus, da&#223; die Regelung</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">des &#167; 8 Abs. 1 StVO nicht anwendbar ist. Es ist anerkannt, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">die Grundregel "rechts vor links" nur auf solchen Parkpl&#228;tzen</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Anwendung finden kann, deren Fahrbahnen im wesentlichen gleich-</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">artige Merkmale hinsichtlich Markierung, Breite und Verkehrs-</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrung aufweisen. Nach der von den Beklagten vorgelegten und</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">von der Kl&#228;gerin unwidersprochen gebliebenen Skizze kann von</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">einer Gleichordnung der von den Parteien jeweils benutzten</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Fahrbahnen aber nicht die Rede sein. Dies wird ebenfalls</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">durch die in der Bu&#223;geldakte des Oberstadtdirektors der Stadt I</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">auf Blatt 4 der Akte befindliche Skizze und die von dem Be-</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">klagten zu den Akten gereichten Lichtbilder best&#228;tigt. Auf</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Grund des den Parkplatz umschlie&#223;enden Charakters der von</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">der Beklagten zu 1. befahrenen Zu- und Abfahrt, sowie wegen</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">der durch die Markierung der einzelnen Stellpl&#228;tze geschaffenen</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">systematischen Abgrenzung der jeweiligen Parkbuchten, geht</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">die Kammer davon aus, da&#223; eine Abstufung der einzelnen Stich-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">wege rein tats&#228;chlicher Art im Verh&#228;ltnis zu der dem Parkplatz,</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">umfassenden Zu- und Abfahrt erfolgt ist. Dieser Abstufung f&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">allerdings, wie auch das Gericht erster Instanz richtig fest-</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">gestellt hat, nicht zu einer Bevorrechtigung der von der Be-</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">klagten zu 1. befahrenen Stra&#223;e. Es verbleibt gleichwohl bei</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">der Anwendung der allgemeinen Regelung des &#167; 1 StVO. Das</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Berufungsgericht ist aber der Auffassung, da&#223; sich die Ab-</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">stufung rein tats&#228;chlicher Art in dem unter Versto&#223; gegen</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">&#167;1 StVO begr&#252;ndeten Verursachungsbeitrag beider Parteien</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">niederschlagen mu&#223;. Es h&#228;lt deshalb eine Schadensquote von</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">einem Drittel zu zwei Dritteln zum Nachteil der Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">f&#252;r gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 92 und 97 Abs. 1</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">StPO. Da die Kl&#228;gerin lediglich in H&#246;he von einem Drittel</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">der Klageforderung obsiegt hat, tr&#228;gt sie die Kosten des</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Rechtsstreits in erster Instanz zu zwei Dritteln. Insoweit</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">die Beklagten auch in der Berufungsinstanz bei ihrem Antrag</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">auf uneingeschr&#228;nkte Klageabweisung geblieben sind, tragen</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">sie die Kosten der Rechtsmittelinstanz zu 2/3.</p>
315,991
olgk-1979-08-28-1-ss-574-57579
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 Ss 574-575/79
1979-08-28T00:00:00
2019-03-13T15:19:36
2019-03-27T09:41:42
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1979:0828.1SS574.575.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten beider Revisionen, an eine andere Strafkammer des Landgerichts Aachen zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">G r &#252; n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Sch&#246;ffengericht hat den Angeklagten D. wegen Steuerhinterziehung in zwei F&#228;llen zu einer Gesamtgeldstrafe von 120 Tagess&#228;tzen zu je 100,00 DM, den Angeklagten P. wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 100 Tagess&#228;tzen zu je 100,00 DM verurteilt. Durch das angefochtene Urteil sind die Berufungen beider Angeklagten mit der Ma&#223;gabe verworfen worden, dass der Angeklagte D. wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 60 Tagess&#228;tzen zu je 90,00 DM, und der Angeklagte P. wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe von 50 Tagess&#228;tzen zu je 90,00 DM verurteilt werden. Soweit der Verurteilung durch das Sch&#246;ffengericht auch der gegen den Angeklagten D. erhobene Vorwurf zugrundelag, als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der inzwischen in Konkurs geratenen Firma "I.-D." (GmbH) in den Monaten Oktober und November 1974 Lohnsteuer in H&#246;he von 9.241,10 DM einbehalten zu haben, ist das Verfahren vorl&#228;ufig gem. &#167; 154 Abs. 2 StPO eingestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Strafkammer ist von folgenden Feststellungen ausgegangen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Beide Angeklagten f&#252;hren gemeinsam als Mitinhaber in A. das Restaurant "D." in der Rechtsform einer Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts seit dem 05.04.1975. In diesem Zeitraum wurden von den Angeklagten insgesamt 9 Arbeitnehmer mit Steuerkarte besch&#228;ftigt; diese Arbeitnehmer wurden auch bei der AOK. angemeldet, ebenfalls wurden f&#252;r sie die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge abgef&#252;hrt. Von diesen Arbeitnehmern wurden vier nur aushilfsweise besch&#228;ftigt. Dar&#252;ber hinaus arbeiteten in dem Restaurant noch zahlreiche Aushilfskr&#228;fte, die &#252;berwiegend nur kurzfristig besch&#228;ftigt waren. Obwohl ihnen die Verpflichtung hierzu bekannt war, gaben die Angeklagten im Zeitraum seit Gesch&#228;ftser&#246;ffnung - 05.04.1975 - bis zum 31.10.1976 keinerlei Steueranmeldungen &#252;ber die von ihnen einbehaltenen Lohnsteuern ab und f&#252;hrten die w&#228;hrend dieses Zeitraums einbehaltenen Lohnsteuern in H&#246;he von mindestens 18.600,00 DM nicht an das Finanzamt ab. Sie nahmen es zumindest billigend in Kauf, jedenfalls in dieser H&#246;he Lohnsteuer im vorgenannten Zeitraum zu hinterziehen. Nachdem das Finanzamt im Laufe des Jahres 1976 mehrfach die Abgabe der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen bei den Angeklagten angemahnt hatte, begann der etwa im September 1976 von den Angeklagten mit der Wahrnehmung ihrer steuerlichen Belange beauftragte Steuerbevollm&#228;chtigte F. sich um die nachtr&#228;gliche Abgabe der Lohnsteueranmeldungen zu bem&#252;hen. Anl&#228;&#223;lich einer auf der Umsatzsteuerstelle des Finanzamts A.-Stadt am 05.11.1976 gef&#252;hrten Besprechung &#252;ber Umsatzsteuerangelegenheiten der beiden Angeklagten bemerkte der Steuerbev. F. "beil&#228;ufig", da&#223; die Angeklagten auch noch etwa 18.000,00 DM an Lohnsteuer nachtr&#228;glich anzumelden und abzuf&#252;hren h&#228;tten. Daraufhin wurde eine Lohnsteuerau&#223;enpr&#252;fung angeordnet, die am 08.11.1976 begann. Der Zeuge F. hatte zu Beginn der Lohnsteuerau&#223;enpr&#252;fung am 08.11.1976 die Lohnsteueranmeldungen nachgefertigt und vollst&#228;ndig zur Hand, diese wurden jedoch von den Lohnsteuerpr&#252;fern nicht mehr angenommen. Die Lohnsteuerpr&#252;fung stellte den Gesamtbetrag der nicht angemeldeten und nicht abgef&#252;hrten Lohnsteuer mit 34.170,95 DM fest. Die Angeklagten und der Zeuge F. erkannten das Pr&#252;fungsergebnis an, der anerkannte Betrag ist mittlerweile auch nachentrichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen einer strafbefreienden Selbstanzeige gem. &#167; 395 RAO a.F. im Zusammenhang mit der Bemerkung des Zeugen F. vom 05.11.1976 &#252;ber die noch nachzuentrichtende Lohnsteuer hat die Strafkammer als nicht gegeben angesehen. Es habe insoweit an gen&#252;gend vollst&#228;ndigen Angaben &#252;ber Art und Umfang der hinterzogenen Lohnsteuern gefehlt, auch habe sich aus der Mitteilung des Zeugen F. am 05.11.1976 kein Hinweis auf den Zeitraum der Lohnsteuerverk&#252;rzung ergeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Revisionen der Angeklagten wenden sich mit der Sachr&#252;ge gegen die Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und machen geltend, die Strafkammer habe die Voraussetzungen der strafbefreienden Selbstanzeige nach &#167; 395 RAO a.F. bzw. &#167; 371 AO 1977 zu Unrecht verneint.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsmittel haben (vorl&#228;ufigen) Erfolg. Hinsichtlich der Voraussetzungen einer strafbefreienden Selbstanzeige gem. &#167; 395 Abs. 1 RAO (in dieser, im &#252;brigen mit &#167; 371 I AO 1977 inhaltgleichen, Fassung anzuwenden gem. &#167; 2 Abs. 1 StGB) sind die Feststellungen der Strafkammer sachlich-rechtlich unvollst&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">10</span><ol class="absatzLinks"> <li>Zutreffend geht die Strafkammer davon aus, da&#223; der Tatbestand einer gemeinschaftlichen von beiden Angeklagten begangenen fortgesetzten Steuerhinterziehung in der Begehungsform der Steuerverk&#252;rzung nach &#167;&#167; 392 Abs. 1 RAO a.F., 25 Abs. 2 StGB erf&#252;llt w&#228;re. Hinsichtlich der Verpflichtung der Angeklagten zur Abgabe der Lohnsteueranmeldungen und Abf&#252;hrung der Lohnsteuer war auszugehen von der Vorschrift des &#167; 41 a EStG (eingef&#252;gt durch das EStReformgesetz vom 05.08.1974 - BGBl I S. 1769, anzuwenden ab 01.01.1975). Danach hatten die Angeklagten als Arbeitgeber sp&#228;testens am zehnten Tage nach Ablauf eines jeden Lohnsteuer-Anmeldungszeitraums</li> <li>dem zust&#228;ndigen Finanzamt eine Steuererkl&#228;rung einzureichen, in der die Summe der im Lohnsteuer-Anmeldungszeitraum einzubehaltenden und zu &#252;bernehmenden Lohnsteuer angegeben ist, und</li> <li>die in diesem Zeitraum insgesamt einbehaltene und &#252;bernommene Lohnsteuer an das zust&#228;ndige Finanzamt abzuf&#252;hren.</li> </ol> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Dabei ist Lohnsteuer-Anmeldungszeitraum grunds&#228;tzlich der Kalendermonat (&#167; 41 a Abs. 2 S. 1 EStG). Die entsprechenden Anmeldungs- und Zahlungsverpflichtungen der Angeklagten ergaben sich damit erstmals im Monat Mai 1976 bez&#252;glich des Anmeldungszeitraums April 1976. Die objektive Lohnsteuerverk&#252;rzung trat zu dem genannten F&#228;lligkeitszeitpunkt bereits dadurch ein, da&#223; die Angeklagten die Anmeldung der Lohnsteuerbetr&#228;ge unterlie&#223;en (Franzen-Gast-Samson, Steuerstrafrecht, 2. Aufl., &#167; 370 AO Rz. 171; BayObLG NJW 64, 2171). Die Strafkammer hat zutreffend den insgesamt verk&#252;rzten Lohnsteuerbetrag (18.600,00 DM) aufgrund eigener Pr&#252;fung festgestellt und sich nicht darauf beschr&#228;nkt, etwa von dem Ergebnis der Lohnsteuerpr&#252;fung ausgehend den dort ermittelten Betrag als erwiesen anzunehmen. Keinen Bedenken begegnen auch die Feststellungen der Strafkammer zum Vorsatz der Angeklagten in Ansehung der durch Nichtanmeldung und -abf&#252;hrung bewirkten Lohnsteuerverk&#252;rzung. Die Kammer hat im einzelnen die n&#228;heren Umst&#228;nde gew&#252;rdigt, aufgrund deren die vor dem Zeugen F. mit der Wahrnehmung der steuerlichen Angelegenheiten beauftragten Steuerbevollm&#228;chtigten bzw. -berater gehindert waren, die Lohnsteueranmeldungen zu bewirken. Wenn die Strafkammer unter W&#252;rdigung dieser Umst&#228;nde zu der &#220;berzeugung gelangt ist, da&#223; die Angeklagten bei entsprechendem Willen ihre lohnsteuerlichen Verpflichtungen h&#228;tten erf&#252;llen k&#246;nnen, sie es daher (im Sinne des bedingten Vorsatzes) zumindest billigend in Kauf nahmen, die Lohnsteueranmeldung nicht abzugeben und die einbehaltenen Lohnsteuern nicht abzuf&#252;hren, so war die &#220;berzeugungsbildung der Strafkammer nicht zu beanstanden und lie&#223; Rechtsfehler nicht erkennen. Im &#252;brigen geh&#246;rte zum Vorsatz der Steuerhinterziehung auch nicht der Wille, die geschuldeten Lohnsteuerbetr&#228;ge dem Finanzamt endg&#252;ltig vorzuenthalten (s. BayObLG aaO).</p> <span class="absatzRechts">12</span><ol class="absatzLinks"> <li>Hingegen halten die Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Urteils zu den Voraussetzungen einer strafbefreienden Selbstanzeige nach &#167; 395 I RAO a.F. einer Nachpr&#252;fung nicht stand.</li> </ol> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Der Annahme einer Selbstanzeige w&#252;rde zun&#228;chst nicht entgegenstehen, da&#223; der Zeuge F. die Bemerkung hinsichtlich der nachzuentrichtenden Lohnsteuern nur "beil&#228;ufig" gemacht hat. Denn die Selbstanzeige erfordert keine bestimmte Form, kann daher auch m&#252;ndliche erfolgen (OLG Hamburg NJW 70, 1385, 1386; OLG Hamm DB 61, 968; Franzen-Gast-Samson Rz. 44 zu &#167; 371 AO).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Was aber den notwendigen Inhalt der Selbstanzeige angeht, so ist vorliegend vom Merkmal der unterlassenen Angaben des &#167; 395 I RAO auszugehen und darauf abzustellen, was der Steuerpflichtige bei ordnungsgem&#228;&#223;er Erf&#252;llung seiner steuerlichen Offenbarungspflichten schon fr&#252;her h&#228;tte tun m&#252;ssen (BGHSt 12, 100 f.; Franzen-Gast-Samson Rz. 34 zu &#167; 371 AO). Der Inhalt einer Selbstanzeige hatte sich daher vorliegend nach dem Umfang der in &#167; 41 a EStG n&#228;her bestimmten Erkl&#228;rungspflichten der Angeklagten zu richten. In einem gleichgelagerten Fall f&#252;hrt der BGH zu den Voraussetzungen der Strafbefreiung nach &#167; 395 RAO unter Ber&#252;cksichtigung des damals die Lohnsteueranmeldung regelnden &#167; 44 LStDV aus (Urt. v. 05.09.1974 in NJW 1974, 2293 f.):</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">"Nach &#167; 44 LStDV hat der Arbeitgeber die einbehaltenen Lohnsteuerbetr&#228;ge f&#252;r die n&#228;her bezeichneten, sich nach der H&#246;he der abzuf&#252;hrenden Steuern richtenden Zeitr&#228;ume jeweils in einem Betrag anzumelden. Von ihm wird weder verlangt, da&#223; er die Betr&#228;ge nach Arbeitnehmern aufschl&#252;sselt, noch da&#223; er die gezahlten Bruttol&#246;hne angibt. Auf Grund derartiger Angaben k&#246;nnte das Finanzamt ohnehin nicht feststellen, ob die Lohnsteuern richtig einbehalten und vollst&#228;ndig abgef&#252;hrt worden sind. Braucht aber der Arbeitgeber die einbehaltenen Lohnsteuern f&#252;r jeden Abf&#252;hrungszeitraum nur in einem Betrag anzumelden, so erf&#252;llt er das Berichtigungserfordernis des &#167; 395 AO, wenn er dem Finanzamt erkl&#228;rt, da&#223; er die f&#252;r bestimmte Zeitr&#228;ume einbehaltene Lohnsteuer nicht oder, wie hier, nicht vollst&#228;ndig angemeldet und abgef&#252;hrt habe, und wenn er diejenige Betr&#228;ge angibt, die er nach seiner Ansicht h&#228;tte abf&#252;hren m&#252;ssen."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Daraus ergibt sich, da&#223; die Strafkammer an den Inhalt einer Selbstanzeige zu hohe Anforderungen gestellt hat, soweit sie beanstandet, da&#223; die Erkl&#228;rung des Zeugen F. vom 05.11.1976 eine Aufschl&#252;sselung dar&#252;ber vermissen lie&#223;, f&#252;r wieviele und welche Arbeitnehmer der genannte Lohnsteuerbetrag von etwa 18.000,00 DM einbehalten worden war, weiterhin detaillierte Angaben &#252;ber die insgesamt ausgezahlten Bruttol&#246;hne sowie den darin enthaltenen Anteil von Arbeitsentgelten f&#252;r kurzfristig in geringem Umfang gegen geringes Entgelt besch&#228;ftigte Arbeitnehmer in der Erkl&#228;rung des Zeugen F. fehlten.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Die Angabe des Zeugen F., da&#223; die Angeklagten auch noch <span style="text-decoration:underline;">etwa 18.000,00 DM</span> Lohnsteuer nachtr&#228;glich anzumelden und abzuf&#252;hren h&#228;tten, k&#246;nnte somit eines der beiden wesentlichen Erfordernisse einer Selbstanzeige im vorliegenden Fall erf&#252;llen. Denn die Strafkammer geht davon aus, da&#223; die Summe der verk&#252;rzten Lohnsteuerbetr&#228;ge dem vom Zeugen F. genannten Betrag entspricht. Soweit die Strafkammer die tats&#228;chliche Steuerverk&#252;rzung um 600,00 DM h&#246;her als den vom Zeugen F. angegebenen Betrag feststellt, w&#252;rde dies einer Strafbefreiung in vollem Umfang nicht entgegenstehen, da die Fehleinsch&#228;tzung nur geringf&#252;gig ist (OLG Frankfurt NJW 62, 974; Erbs-Kohlhaas Anm. 4 zu &#167; 395 RAO). Dies gilt auch deswegen, weil dem Steuerpflichtigen, wenn er sich bei Erstattung der Selbstanzeige nur geringf&#252;gig zu seinem Vorteil versch&#228;tzt, Gelegenheit gegeben werden mu&#223;, die genauen Betr&#228;ge festzustellen, wenn nicht das Finanzamt selbst sie ohne Schwierigkeiten ermitteln kann (BGH aaO NJW 74, 2294).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Soweit die Strafkammer das weitere Erfordernis einer hier wirksamen Selbstanzeige - Angabe des <span style="text-decoration:underline;">Zeitraums</span> der anzumeldenden und abzuf&#252;hrenden Lohnsteuerbetr&#228;ge - verneint, weil sich hierauf kein Hinweis aus der Bemerkung des Zeugen F. ergeben habe, sind die Feststellungen des angefochtenen Urteils sachlich-rechtlich unvollst&#228;ndig. Es bleibt n&#228;mlich offen, ob sich bei n&#228;herer Pr&#252;fung des der Beurteilung der Strafkammer unterliegenden Sachverhalts der Zeitraum der Lohnsteuerverk&#252;rzung aus den Gesamtumst&#228;nden ergeben h&#228;tte. In dieser Richtung dr&#228;ngten sich weitere Er&#246;rterungen auf. Wenn etwa die Besprechung des Zeugen F. vom 05.11.1976 &#252;ber Umsatzsteuerangelegenheiten der Angeklagten ebenfalls den gesamten Zeitraum seit Er&#246;ffnung des Restaurants "D." betraf und hierbei zu Tage kam, da&#223; die Angeklagten ihre Voranmeldeverpflichtungen w&#228;hrend dieses Zeitraumes nicht oder nur unvollst&#228;ndig erf&#252;llt hatten, konnte die Bemerkung des Zeugen F., die Angeklagten h&#228;tten "auch noch ... Lohnsteuer nachtr&#228;glich anzumelden und abzuf&#252;hren", die schl&#252;ssige Erkl&#228;rung enthalten, da&#223; sich die Summe der nachtr&#228;glich anzumeldenden und abzuf&#252;hrenden Lohnsteuer auf den gesamten Zeitraum seit Er&#246;ffnung des Restaurants "D." bezog - und damit auf den hier in Rede stehenden Tatzeitraum. Ob sich der Zeitraum der Lohnsteuerverk&#252;rzung gelegentlich der Besprechung des Zeugen F. vom 05.11.1976 aus den Gesamtumst&#228;nden ergab, wird daher in der erneuten Hauptverhandlung zu pr&#252;fen sein.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Soweit der Zeuge F. zu Beginn der Lohnsteuerau&#223;enpr&#252;fungen die Lohnsteueranmeldungen nachgefertigt und zur Hand hatte, um sie den Lohnsteuerpr&#252;fern zu &#252;bergeben, konnten allerdings die Wirkungen einer strafbefreienden Selbstanzeige nicht mehr eintreten, weil nun die Sperrwirkung des &#167; 395 Abs. 2 Nr. 1 a) RAO wirksam geworden war, wovon die Strafkammer mit Recht ausgeht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">III.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">F&#252;r die zu neue Hauptverhandlung wird erg&#228;nzend auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Sollte die Strafkammer zur Annahme einer strafbefreienden Selbstanzeige gelangen, wird zu pr&#252;fen sein, ob die Angeklagten die nach den neu zu treffenden Feststellungen verk&#252;rzten Steuern innerhalb der ihnen gesetzten angemessenen Frist nachentrichtet haben. Insoweit kommt &#167; 371 Abs. 3 AO 1977 mit dem Erfordernis einer "angemessenen" Frist als das mildere Gesetz (&#167; 2 Abs. 3 StGB) gegen&#252;ber &#167; 395 Abs. 3 AO a.F. zur Anwendung, der hinsichtlich der L&#228;nge der Frist keine n&#228;here Bestimmung aufweist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:18px">Gegebenenfalls mu&#223; dargelegt werden, aufgrund welcher Erw&#228;gungen bei beiden Angeklagten bei einem Nettoeinkommen von monatlich etwa 2.000,00 DM ein Tagessatz von 90,00 DM zugrundezulegen sei.</p>
315,992
olgham-1979-08-13-3-wf-36179
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 WF 361/79
1979-08-13T00:00:00
2019-03-13T15:19:38
2019-03-27T09:41:42
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0813.3WF361.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Antragstellerin zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Au&#223;ergerichtliche Kosten des Beschwerdeverfahrens werden nicht erstattet.</p> <p></p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 800,-- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 S. 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde der Antragstellerin hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin hat das Amtsgericht zu Recht das Armenrecht f&#252;r ihre im Verbund mit dem Scheidungsverfahren anh&#228;ngig gemachte Unterhaltsklage versagt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Klage bietet keine Aussicht auf Erfolg. Die Antragstellerin hat keine Gr&#252;nde dargetan, die die Zubilligung eines Unterhaltsbetrages nach Scheidung der Ehe rechtfertigen. Nach &#167; 1569 BGB hat ein Ehegatte, der nach der Scheidung nicht f&#252;r seinen Unterhalt sorgen kann, nur unter den Voraussetzungen der &#167;&#167; 1570 f. BGB Anspruch auf Unterhalt. Die Umst&#228;nde, da&#223; das Einkommen der Antragstellerin zur Deckung ihres Lebensbedarfs nicht ausreicht und die Parteien verheiratet waren, reichen f&#252;r sich allein nicht aus, einen Unterhaltsanspruch nach der Scheidung zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Soweit ein Ehegatte nach &#167; 1573 BGB nach der Scheidung Unterhalt verlangen kann, solange und soweit er nach der Scheidung keine angemessene T&#228;tigkeit zu finden vermag, ist ein derartiger Anspruch erst hinreichend dargetan, wenn vorgetragen ist, da&#223; die Bem&#252;hungen eine Ganztagsstelle zu finden, erfolglos geblieben sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zum Vortrag derartiger Bem&#252;hungen reicht der Vortrag nicht aus, die Antragstellerin habe sich bei dem Arbeitsamt als Ganztagskraft gemeldet, wo man ihr geraten habe, nicht ihre Halbtagsstelle aufzugeben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Sonstige Bem&#252;hungen der Antragstellerin eine Ganztagsstelle zu finden, sind nicht konkret dargetan. Es kann deshalb nicht festgestellt werden, ob die Antragstellerin sich in einem f&#252;r die Begr&#252;ndung eines Unterhaltsanspruches aus &#167; 1573 BGB rechtfertigenden Umfang, um Arbeit bem&#252;ht hat (M&#252;nchener Kommentar, Richter, &#167; 1573 Rn. 9, 11).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die Eigenverantwortung des geschiedenen Ehegatten mu&#223; das ernsthafte Bem&#252;hen, den Unterhalt selbst zu verdienen, deutlich erkennbar werden. Das gilt in besonderem Ma&#223;e in dem Fall, da&#223; der Unterhaltsanspruch wie hier nach &#167; 1573 BGB gerade davon abh&#228;ngt, da&#223; keine angemessene T&#228;tigkeit gefunden werden kann (Palandt-Diederichsen, BGB, 37. Aufl., &#167; 1574 An 4 a.E.). Das ernsthafte ausreichende Bem&#252;hen um eine Ganztagsarbeit ist eine Obliegenheit des Unterhalt begehrenden Ehegatten und ist von diesem darzulegen und notfalls zu beweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 97, 118 a Abs. 4 ZPO. Der Beschwerdewert ist nach dem Interesse der Antragstellerin an der Freistellung von Anwaltskosten f&#252;r den Unterhaltsanspruch bemessen worden.</p>
315,993
olgham-1979-06-27-6-uf-31379
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 313/79
1979-06-27T00:00:00
2019-03-13T15:19:39
2019-03-27T09:41:41
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0627.6UF313.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Antragsgegner tr&#228;gt die Kosten der Beschwerde nach einem Wert von 7.680, DM.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben im Ehescheidungsverfahren vor dem Familiengericht Bocholt in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 1.&#160;Dezember 1977 einen Vergleich &#252;ber Scheidungsfolgen im Sinne des &#167;&#160;630 Abs.&#160;1 Nr.&#160;3, Abs.&#160;3 ZPO zu gerichtlichem Protokoll erkl&#228;rt. Der Antragsgegner war weder im Verfahren noch bei Abschlu&#223; des Vergleichs anwaltlich vertreten. Ihm war zuvor vom Familiengericht zweimal schriftlich mitgeteilt worden, er k&#246;nne sich nur dann an dem Verfahren beteiligen und Antr&#228;ge stellen, wenn er sich durch einen beim Landgericht M&#252;nster oder in Bocholt zugelassenen Rechtsanwalt vertreten lasse. Zu Beginn der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 1.&#160;Dezember 1977 hat der Antragsgegner vorab zu Protokoll gegeben, ihm sei klar, da&#223; er an sich durch einen beim Familiengericht zugelassenen Rechtsanwalt vertreten sein m&#252;&#223;te; im Augenblick verzichte er aber auf eine Vertretung durch einen Anwalt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach Abschlu&#223; des Vergleichs hat das Familiengericht durch Verbundurteil vom selben Tage die Ehe der Parteien geschieden, die elterliche Gewalt &#252;ber die aus der Ehe hervorgegangenen Kinder im Einverst&#228;ndnis der Parteien dem Jugendamt der Stadt Bocholt &#252;bertragen und die Regelung des Versorgungsausgleichs abgetrennt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Antragsgegner zun&#228;chst Unterhalt an die Antragstellerin gezahlt hatte, stellte er im Fr&#252;hjahr 1978 die Zahlungen ein bzw. leistete er nur noch sporadisch und unzureichend Unterhalt an diese. Die Antragstellerin betrieb daraufhin die Zwangsvollstreckung aus dem obengenannten Vergleich.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 11. Mai 1979 legte der Antragsgegner, nunmehr anwaltlich vertreten, beim Familiengericht Erinnerung gegen die Erteilung der Vollstreckungsklausel mit der Begr&#252;ndung ein, da er beim Abschlu&#223; des Vergleichs nicht durch einen zugelassenen Rechtsanwalt vertreten gewesen sei, stelle der Vergleich keinen vollstreckbaren Titel dar, und deshalb h&#228;tte eine Klausel nicht erteilt werden d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223;, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Familiengericht die Erinnerung, welcher der Urkundsbeamte nicht abgeholten hat, zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet sich der Antragsgegner mit der Beschwerde. Er meint, abgesehen davon, da&#223; zur Entscheidung &#252;ber die Erinnerung nicht das Familiengericht, sondern das Vollstreckungsgericht zust&#228;ndig gewesen sei, widerspreche die Auffassung des Familiengerichts, Proze&#223;vergleiche in Ehesachen unterl&#228;gen nicht dem Anwaltszwang, der eindeutig herrschenden Auffassung in der neuesten Rechtsprechung. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem. &#167;&#167;&#160;732, 576 Abs.&#160;2 ZPO zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Sachlich hat sie jedoch keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Was zun&#228;chst die R&#252;ge der Unzust&#228;ndigkeit des vom Antragsgegner mit der Erinnerung angerufenen Familiengerichts angeht, so entbehrt diese jeglicher Rechtfertigung. Wie der Antragsgegner bei der Adressierung seiner Erinnerung durchaus richtig erkannt hat, entscheidet &#252;ber Einwendungen gegen die Erteilung der Vollstreckungsklausel gem&#228;&#223; &#167;&#160;732 Abs.&#160;1 ZPO das Gericht, dessen Gesch&#228;ftsstelle die Klausel erteilt hat. Da der Urkundsbeamte der Gesch&#228;ftsstelle des Familiengerichts gem&#228;&#223; &#167;&#160;724 ZPO die Vollstreckungsklausel zu erteilen hatte und auch erteilt hat, war das Familiengericht zur Entscheidung &#252;ber die Erinnerung berufen. Aus den vorgenannten gesetzlichen Vorschriften ergibt sich eindeutig, da&#223; die Erteilung der Vollstreckungsklausel noch keine Vollstreckungsma&#223;nahme darstellt und deshalb auch nach der Entscheidung des BGH vom 31.&#160;Januar 1979 (NJW 1979, 1048) Einwendungen dagegen vom Proze&#223;gericht zu bescheiden sind.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; ist auch der Senat zur Entscheidung &#252;ber die Beschwerde berufen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In der Sache selbst ist die Frage, ob ein zu gerichtlichem Protokoll erkl&#228;rter Scheidungsfolgenvergleich nur dann einen wirksamen Vollstreckungstitel darstellt, wenn beide Parteien dabei durch Rechtsanw&#228;lte vertreten waren, erheblich umstritten. Bejahende und verneinende Stimmen sind fast gleichm&#228;&#223;ig verteilt, so da&#223; entgegen der Auffassung des Antragsgegners keineswegs eindeutig von einer herrschenden Meinung gesprochen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zu den bejahenden Stimmen geh&#246;ren:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">OLG Celle (9. Ziv.Sen.) (Nieders. Rpfl. 75, 137), OLG Hamm (NJW 75, 1709 = JMBL NW 75, 221), OLG K&#246;ln (17. Ziv.Sen.) (NJW 72, 2317), OLG Bremen (MDR 69, 393), OLG Karlsruhe (Justiz 72, 116), OLG M&#252;nchen (NJW 62, 351), OLG Celle im Beschl. v. 16.1.78 in 17&#160;UF&#160;30/77, OLG Oldenburg im Beschl. v. 23.12.77 in 5&#160;WF&#160;57/77, Rosenberg-Schwab (Zivilproze&#223;recht, 12. Aufl., &#167;&#160;132&#160;III&#160;2&#160;g) (S&#160;727)), Br&#252;ggemann (FamRZ 77, 587), Herbert Schneider (NJW 71, 1043), Baumbach-Hartmann (ZPO, 37. Aufl., &#167;&#160;78 Anm 2&#160;B und Anh. nach &#167;&#160;307 Anm. 4&#160;F), Thomas-Putzo (ZPO, 10.&#160;Aufl., &#167;&#160;794 Anm II&#160;3&#160;d), Z&#246;ller-Vollkommer (ZPO, 12.&#160;Aufl., &#167;&#160;78 Anm II&#160;1&#160;b&#160;aa)), Stein-Jonas-Pohle (ZPO, 19.&#160;Aufl., &#167;&#160;78 Anm IV&#160;4), Stein-Jonas-Pohle-M&#252;nzberg (a.a.O., &#167;&#160;794 Anm II&#160;2&#160;b), Palandt-Diederichsen (BGB, 38.&#160;Aufl., &#167;&#160;1585&#160;c = Anm&#160;2&#160;e).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Frage verneinen u.a.: BGH (LM Nr. 3 zu &#167; 826 (F a) BGB), OLG Celle (7.&#160;Ziv.Sen.) (Nieders. Rpfl. 74, 187), OLG Celle (8. Ziv.Sen) (MDR 67, 407), OLG Frankfurt (NJW 61, 882), OLG Neustadt (NJW 58, 795; NJW 64, 1329), OLG K&#246;ln (16. Ziv.Sen.) (MDR 73, 413), OLG Koblenz (NJW 71, 1043; MDR 76, 940), OLG Frankfurt im Beschl. vom 15.6.78 in 1&#160;WF&#160;459/77, Hornung (Rpfl 73, 77), Mes (Rpfl. 69, 273), Egon Schneider (MDR 69, 393), Tiarks (NJW 77, 2303), Blomeyer (Zivilproze&#223;recht, 1963, &#167;&#160;65&#160;V (S&#160;328)), Gernhuber (Familienrecht, 2. Aufl. 1971, &#167;&#160;25&#160;V&#160;1), Z&#246;ller-Korch (a.a.O., &#167;&#160;630 Anm 6&#160;c), Soergel-Siebert (BGB, 10. Aufl., &#167;&#160;72 EheG Rdn.&#160;27) und Rolland (1. EheRG, 1. Aufl., &#167;&#160;1585&#160;c BGB, Rdn&#160;40).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit letztere Stimmen, wie z.B. der BGH (a.a.O.), das OLG Koblenz (a.a.O.) und Mes (a.a.O.), den Anwaltszwang ausdr&#252;cklich f&#252;r einen Vergleich in Anordnungsverfahren nach &#167;&#160;627&#160;b ZPO alter Fassung abgelehnt haben, fragt es sich allerdings schon, ob diese Auffassung auf Scheidungsfolgenvergleiche nach den jetzt geltenden Vorschriften der ZPO noch anwendbar sind. Nach &#167;&#160;78 Abs&#160;1 Ziff.&#160;2 ZPO neuer Fassung sind n&#228;mlich Folgesachen gerade dem Anwaltszwang unterworfen. Sie werden auch, soweit es sich um endg&#252;ltige Regelungen f&#252;r den Fall der Scheidung handelt, nach &#167;&#160;623 ZPO nicht im Verfahren &#252;ber den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung, sondern gleichzeitig und zusammen mit der Scheidungssache verhandelt und entschieden. Ein Scheidungsfolgenvergleich stellt dementsprechend nach dem heutigen Rechtszustand keinen Vergleich in einem Nebenverfahren mehr dar, sondern er ist ein Vergleich in der Hauptsache (&#167;&#167;&#160;610 Abs&#160;2 Satz 2, 623 ZPO; vgl. auch die kostenm&#228;&#223;ige Behandlung von Scheidungs- und Folgesachen in &#167;&#167;&#160;19&#160;a GKG, 7 Abs.&#160;3 BRAGO). Der Anwaltszwang besteht im &#252;brigen selbst dann fort (vgl. BGH, Beschl. v. 17.1.1979 in IV&#160;ZB&#160;111/78), wenn nur eine in einem Verbundurteil enthaltene Entscheidung &#252;ber eine Folgesache, nicht aber gleichzeitig die &#252;ber die Ehesache, angefochten werden soll.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat braucht zu dieser Frage aber ebensowenig wie dazu, welcher der beiden grunds&#228;tzlichen Meinungen &#252;ber die Wirksamkeit eines ohne anwaltliche Vertretung abgeschlossenen Scheidungsfolgenvergleichs zuzustimmen ist, endg&#252;ltig Stellung zu nehmen. Im vorliegenden Fall k&#246;nnte sich n&#228;mlich der Antragsgegner selbst im Falle der Unwirksamkeit des Vergleichs vom 1.&#160;Dezember 1977 nicht mit Erfolg darauf berufen. Einer solchen Berufung des Antragsgegners steht der Einwand des Rechtsmi&#223;brauchs entgegen (vgl. dazu BAG, NJW 70, 349).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dieser ist ein Ausflu&#223; des Grundsatzes von Treu und Glauben, der nach allgemeiner Ansicht auch das Proze&#223;rechtsverh&#228;ltnis beherrscht (vgl. u.a. BGH 248, 354; BGHZ 69, 43; BAG a.a.O.; Baumbach-Hartmann, a.a.O. Einl. III Anm&#160;6; Z&#246;ller-Vollkommer, a.a.O., Einl III&#160;a und Vorbem. A&#160;I&#160;4 vor &#167;&#160;128). Da es nicht Zweck einer staatlichen Einrichtung wie der Gerichte ist, einer ungerechten Sache zum Siege zu verhelfen, ist jeder Rechtsmi&#223;brauch als Versto&#223; gegen Treu und Glauben von Amts wegen zu beachten (Baumbach-Hartmann, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsgegner war, wie er in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 1.&#160;Dezember 1977 zu Protokoll gegeben hat, auf Grund der Belehrung durch den Familienrichter bekannt, da&#223; er im Ehescheidungsverfahren an sich durch einen beim Proze&#223;gericht zugelassenen Rechtsanwalt vertreten sein m&#252;&#223;te, falls er sich am Verfahren aktiv beteiligen wollte. Wenn er dann auf Vorschlag des Familienrichters, der den wirksamen Abschlu&#223; eines Scheidungsfolgenvergleichs trotz fehlender anwaltlicher Vertretung f&#252;r m&#246;glich hielt, eine solche Vereinbarung zum Zwecke der Beendigung des Verfahrens hinsichtlich der Regelung des Unterhalts und der Ehewohnung zu treffen bereit war, war er sich, zumindest unter Parallelwertung in der Laiensph&#228;re, nicht allein dessen bewu&#223;t, da&#223; er bei der Herstellung eines Vollstreckungstitels mitwirkte. Er war in diesem Rahmen auch hinreichend dar&#252;ber orientiert, da&#223; die Wirksamkeit des Vollstreckungstitels Bedenken begegnen konnte.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Da er den Vergleich trotzdem als Voraussetzung einer einverst&#228;ndlichen Scheidung gem. &#167;&#160;630 ZPO geschlossen und au&#223;erdem in der Folgezeit l&#228;nger als ein Jahr als wirksam und ma&#223;geblich f&#252;r seine Unterhaltsverpflichtung gegen&#252;ber der Antragstellerin angesehen hat, ist es ihm nach Treu und Glauben nun verwehrt, den m&#246;glichen Formfehler der mangelnden anwaltlichen Vertretung als Hindernis f&#252;r eine Klauselerteilung geltend zu machen (vgl. BAG, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dem kann nicht mit Reinicke (NJW 70; 306&#160;ff) unter Verweisung auf die Entscheidungen des BGH in WM 57, 1440 und WM 64, 482&#160;ff (487) entgegengehalten werden, die Tatsache, da&#223; die Parteien das formwidrig abgeschlossene Rechtsgesch&#228;ft lange Zeit als g&#252;ltig angesehen und sich danach gerichtet h&#228;tten, reiche nicht aus, um es nach Treu und Glauben rechtlich als g&#252;ltig zu behandeln, es m&#252;&#223;ten schon im Vertrauen auf die G&#252;ltigkeit schwerwiegende und nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machende Ma&#223;nahmen getroffen worden sein; au&#223;erdem sei der durch den Vergleich beg&#252;nstigte Teil bei einer Unwirksamkeit als Proze&#223;vergleich nicht einmal benachteiligt, da in diesem in der Regel jedenfalls eine wirksame materielle Vereinbarung zu sehen sei, auf Grund deren er nunmehr eine Klage erheben k&#246;nne. Einmal ist im vorliegenden Fall im Vertrauen auf die G&#252;ltigkeit des Vergleichs vom 1.&#160;Dezember 1977 als schwerwiegende nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machende Ma&#223;nahme die Scheidung der Ehe der Parteien durchgef&#252;hrt worden (&#167;&#160;630 ZPO), durch die der gesetzliche Unterhaltsanspruch der Antragstellerin entscheidend umgestaltet worden w&#228;re. Ohne diesen Vergleich h&#228;tte zun&#228;chst eine anderweitige Feststellung dieses Unterhaltsanspruchs erfolgen m&#252;ssen, was die Ehescheidung zumindest nicht unerheblich verz&#246;gert h&#228;tte. Au&#223;erdem w&#228;re, wenn der Vergleich vom 1.&#160;Dezember 1977 nicht als Vollstreckungstitel beabsichtigt gewesen w&#228;re, jedenfalls im Verbundurteil die Verpflichtung des Antragsgegners zur Unterhaltszahlung tituliert worden, so da&#223; die Antragstellerin nicht neu h&#228;tte auf Unterhaltszahlung klagen m&#252;ssen. Eine erneute Unterhaltsklage selbst auf der Grundlage einer im Vergleich vom 1.&#160;Dezember 1977 zu sehenden materiellen Vereinbarung w&#228;re aber f&#252;r die Antragstellerin, die mangels sonstiger Eink&#252;nfte auf die Unterhaltszahlung durch den Antragsgegner angewiesen ist, nicht zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden hat der Urkundsbeamte der Gesch&#228;ftsstelle des Familiengerichts die Vollstreckungsklausel zu Recht erteilt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde war nach alledem mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Als Gegenstandswert war der Wert des zu vollstreckenden Anspruchs (&#167; 17 Abs. 1 GKG) festzusetzen (vgl. OLG K&#246;ln Rpfleger 69, 247; Z&#246;ller-Scher&#252;bl, a.a.O., &#167;&#160;732 Anm IV&#160;3 i. V. mit &#167;&#160;731 Anm VI&#160;3).</p>
315,994
olgham-1979-06-20-6-uf-2679
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 26/79
1979-06-20T00:00:00
2019-03-13T15:19:41
2019-03-27T09:41:41
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0620.6UF26.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin und die Anschlu&#223;berufung des Beklagten wird das am 21. Dezember 1978 verk&#252;ndete Teilurteil des Amtsgerichts - Familiengericht - Gelsenkirchen abge&#228;ndert.</p> <p>Der Beklagte wird unter Einbeziehung der durch das angefochtene Urteil bereits erkannten Auskunftsverpflichtung verurteilt, der Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber sein, gesamtes Verm&#246;gen per 1. September 1978 und seine s&#228;mtlichen Eink&#252;nfte in den Jahren 1976, 1977 und 1978, die Bar- und Sachleistungen, die er aus selbst&#228;ndiger und unselbst&#228;ndiger Arbeit, aus Bank- und Sparguthaben, aus Wertpapieren oder sonstigem Verm&#246;gen bezieht, zu geben und ein Verzeichnis &#252;ber den Bestand seiner Sachen und Rechte, insbesondere &#252;ber seine Bankkonten, Wertpapier- und Sparguthaben zu dem oben genannten Stichtag zu erteilen sowie nachpr&#252;fbar aufzuschl&#252;sseln und die dazu geh&#246;renden Belege vorzulegen.</p> <p>Die weitergehende Klage bleibt abgewiesen.</p> <p>Auf die Widerklage wird die Kl&#228;gerin verurteilt, Auskunft &#252;ber ihr Verm&#246;gen und ihre Eink&#252;nfte, beginnend mit dem Jahre 1976, zu erteilen.</p> <p>Im &#252;brigen werden die Rechtsmittel beider Parteien zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Berufungsrechtszuges tragen der Beklagte 3/4 und die Kl&#228;gerin 1/4.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind getrenntlebende Eheleute. Inzwischen ist auch ein Ehescheidungsverfahren anh&#228;ngig gemacht worden, und zwar beim Familiengericht Rheinberg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Beklagte der Kl&#228;gerin Anfang September 1978 die Kontovollmacht entzogen hatte und ihr nur noch Unterhalt f&#252;r sie und die beiden aus der Ehe hervorgegangenen Kinder ..., geboren am 17. Februar 1977, und ..., geboren am 10. Juli 1978, in H&#246;he von monatlich 1.000,- DM zahlte, hat die Kl&#228;gerin zun&#228;chst im Wege der Stufenklage Auskunft &#252;ber das Verm&#246;gen und die Eink&#252;nfte des Beklagten in der Zeit vom Anfang des Jahres 1977 bis September 1978 einschlie&#223;lich der Vorlage der Einkommensteuerbescheide nebst Unterlagen begehrt. Sie beabsichtigt, nach Erteilung der Auskunft ihren und der Kinder Unterhaltsanspruch zu beziffern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die zwischenzeitlich erfolgte Vorlage der Bilanz per 31. Dezember 1977 und des Gesellschaftsvertrages der Wemh&#246;ner KG, deren pers&#246;nlich haftender Gesellschafter der Beklagte mit einem Fixum von 1.800,- DM monatlich und 45 % Gewinnbeteiligung ist, sowie des Mietvertrages &#252;ber die Gesch&#228;ftsr&#228;ume h&#228;lt die Kl&#228;gerin leicht f&#252;r ausreichend.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, vollst&#228;ndig und richtig Auskunft &#252;ber seine Eink&#252;nfte im Jahre 1977 bis September 1978 zu geben durch Vorlage des Einkommensteuerbescheides 1977 nebst Unterlagen, die zu diesem Einkommensteuerbescheid geh&#246;ren, dem Gesellschaftsvertrag der Firma Wemh&#246;ner KG sowie Angabe seiner gesamten Bankkonten nebst Kontostand Wertpapieren, Sparb&#252;cher sowie Angabe der Kontenbewegung in der entsprechenden Zeit,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, &#252;ber sein Verm&#246;gen und sein Einkommen Auskunft zu erteilen und dar&#252;ber Belege vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Haupt- und Hilfsantrag der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, seiner Auskunftspflicht umfassend nachgekommen zu sein.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Teilurteil, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, hat das Familiengericht unter Abweisung des Hauptantrages auf den Hilfsantrag den Beklagten verurteilt, der Kl&#228;gerin Auskunft zu erteilen &#252;ber sein Verm&#246;gen und Einkommen aus den Jahren 1977 bis September 1978 und hinsichtlich der Auskunft Belege vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wenden sich beide Parteien mit der Berufung. Die Kl&#228;gerin erstrebt eine Erweiterung der Auskunftspflicht des Beklagten u.a. auch jetzt auf das Jahr 1976; der Beklagte will die Abweisung der Klage und im Wege der Widerklage die Verurteilung der Kl&#228;gerin zur Auskunftserteilung &#252;ber deren Verm&#246;gen und Eink&#252;nfte, beginnend mit dem Jahre 1976.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick darauf, da&#223; die Auskunft zwecks Bezifferung eines Unterhaltsanspruches so weit gehen m&#252;sse, wie dies zur Feststellung des Unterhaltsanspruchs erforderlich sei, habe das Familiengericht zu Recht ausgef&#252;hrt, die vom Beklagten bislang gemachten Angaben erf&#252;llten die Voraussetzungen einer solchen Auskunft in keiner Weise. Andererseits habe es zu Unrecht eine Verpflichtung des Beklagten verneint, die von ihr im einzelnen verlangten Unterlagen vorzulegen. Der Beklagte sei verpflichtet, ein Bestandsverzeichnis &#252;ber seine Rechte und Sachen zu erteilen, das in nachpr&#252;fbarer Form aufzuschl&#252;sseln sei. Die Aufschl&#252;sselung sei um so mehr erforderlich, als der Beklagte kein Arbeitnehmer sei, sondern als Unternehmer st&#228;ndig wechselnde Eink&#252;nfte habe, wor&#252;ber ihr zuverl&#228;ssige Grundlagen an die Hand gegeben werden m&#252;&#223;ten. In diesem Rahmen g&#228;ben die Steuerbescheide einen &#220;berblick &#252;ber das jedenfalls dem Finanzamt gegen&#252;ber deklarierte Einkommen, und durch die Vorlage der dazu geh&#246;renden Unterlagen werde sie feststellen k&#246;nnen, in welchen Punkten allein aus steuerlichen Gr&#252;nden Abz&#252;ge gemacht worden seien und wo echte Ausgaben vorl&#228;gen. Des weiteren m&#252;&#223;ten u.a. Vereinbarungen zwischen den Gesellschaftern &#252;ber etwaige Sachleistungen der Gesellschaft an den Beklagten mitgeteilt werden. Die Auskunft &#252;ber das Verm&#246;gen m&#252;sse auch Kontenbewegungen und dergl. erkennen lassen, um ihr eine &#220;berpr&#252;fung zu erm&#246;glichen, ob zwischenzeitlich zu ihren Kosten Verm&#246;gensverschiebungen vorgenommen worden seien. Schlie&#223;lich sei die Auskunftserteilung auch auf das Jahr 1976 zu erstrecken, da bei einem Unternehmer nur eine &#220;bersicht &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum eine zuverl&#228;ssige Grundlage f&#252;r den geltend zu machenden Unterhaltsanspruch gebe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd unter Einbeziehung der bereits erkannten Auskunftsverpflichtung den Beklagten zu verurteilen, ihr Auskunft &#252;ber sein gesamtes Verm&#246;gen und &#252;ber seine gesamt Eink&#252;nfte in den Jahren 1976 bis 1978, der Bar- und Sachleistungen, die er aus selbst&#228;ndiger und unselbst&#228;ndiger Arbeit, aus Bank- und Sparguthaben, aus Wertpapieren oder sonstigem Verm&#246;gen bezieht, zu geben, ein Verzeichnis &#252;ber den Bestand seiner Sachen und Rechte, insbesondere &#252;ber seine Bankkonten, seine Wertpapier- und Sparguthaben nebst den in den Jahren 1976 bis 1978 erfolgten Bewegungen zu erteilen sowie nachpr&#252;fbar aufzuschl&#252;sseln und die Einkommenssteuerbescheide f&#252;r die Jahre 1976 bis 1978 nebst dazugeh&#246;renden Unterlagen vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">mit der eigenen Berufung,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">widerklagend,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin zu verurteilen, Auskunft &#252;ber ihr Verm&#246;gen und ihre Eink&#252;nfte, beginnend mit dem Jahre 1976, zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Er ist, nachdem er in den Schrifts&#228;tzen weitere Einzelausk&#252;nfte erteilt hat, der Meinung, seine Auskunftspflicht zumindest jetzt in vollem Umfange erf&#252;llt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin erkennt den Widerklageanspruch unter Protest gegen die Kostenlast an und beantragt im &#252;brigen,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">die Berufung des Beklagten zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; deren Anerkenntnis durch Anerkenntnisurteil zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der in beiden Instanzen gewechselten Schrifts&#228;tze und der mit diesen &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Berufungen beider Parteien sind zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Oberlandesgericht Hamm ist auch weiterhin zur Entscheidung dar&#252;ber befugt, obwohl inzwischen die Ehesache der Parteien beim Amtsgericht - Familiengericht - Rheinberg rechtsh&#228;ngig geworden ist. Eine Verweisung bzw. Abgabe einer Familiensache der vorliegenden Art an das f&#252;r die Ehesache zust&#228;ndige Gericht hat nach &#167; 621 Abs. 3 BGB nur bei in erster Instanz befindlichen Verfahren zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Beide Berufungen haben aber nur teilweise Erfolg, die des Beklagter ohnehin lediglich wegen der damit erhobenen Widerklage.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die von der Kl&#228;gerin in der Berufungsinstanz vorgenommene Erweiterung ihres urspr&#252;nglichen Klageantrages ist zul&#228;ssig. Selbst wenn darin z. T. eine Klage&#228;nderung zu sehen sein sollte, ist dies zul&#228;ssig, da der Beklagte sich r&#252;gelos dazu eingelassen hat (&#167; 263 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann jedoch vom Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1361, 1605 BGB nicht in dem Umfang Auskunft verlangen, wie sie es teilweise schon mit ihrem erstinstanzlichen Hauptantrag getan hat und jetzt mit den Berufungsantrag tut.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Kl&#228;gerin leicht, wie das Familiengericht meint, verwehrt werden, in einer bestimmten Weise Auskunft zu verlangen. Sie ist nicht auf den Anspruch beschr&#228;nkt, der Beklagte m&#252;sse "Auskunft &#252;ber Einkommen und Verm&#246;gen erteilen und hinsichtlich der Auskunft Belege vorlegen". Eine solche Beschr&#228;nkung ergibt sich au dem Gesetz nicht. Es kann vielmehr, wenn dem Auskunftsberechtigten bekannt ist, da&#223; der Verpflichtete, wie hier der Beklagte, als Unternehmer oder dergl. &#252;ber verschiedene Arten von Eink&#252;nften verf&#252;gt und Verm&#246;gen in unterschiedlicher Weise angelegt hat, sich von vornherein zur besseren Durchsetzung seines Auskunftsanspruchs sowie zur Vermeidung einer etwa erforderlichen Erg&#228;nzung bei versehentlichem Unterlassen der Angabe der einen oder anderen Einkunftsart auch die Einzelpositionen titulieren lassen, auf die es ankommt. Die zu erteilende Auskunft ist n&#228;mlich im Urteil so konkret wie m&#246;glich zu bezeichnen (vgl. u.a. BGH LM G 260 Nr. 1; ders. in Betr. 70, 1533). In gleicher Weise sind nach Auffassung des Senats die Nebenverpflichtungen zur Vorlage von Belegen so genau wie m&#246;glich zu umrei&#223;en; denn zu ihrer Durchsetzung ist ebenfalls eine besondere Titulierung notwendig (vgl. auch BGH Z 33, 373 (378); OLG D&#252;sseldorf in FamRZ 78, 717).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Auskunftspflicht und die Nebenverpflichtungen bestehen allerdings nur insoweit, als die Kl&#228;gerin Angaben und Unterlagen ben&#246;tigt, um ihren Unterhaltsanspruch berechnen zu k&#246;nnen (vgl. BGH I a.a.O.; Palandt-Diederichsen, 38. Aufl., &#167; 1605 BGB Anm. 2 b).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">In diesem Rahmen kann die Kl&#228;gerin Auskunft &#252;ber das Verm&#246;gen des Beklagten erst zum Stichtag vom 1. September 1978 verlangen, da sie bis dahin ohne Einschr&#228;nkungen Vollmacht &#252;ber das Gehaltskonto des Beklagten hatte und deshalb f&#252;r die Zeit vorher keine Unterhaltsanspr&#252;che mehr geltend zu machen sind. Die Auskunft hier&#252;ber erstreckt sich auch nicht auf Kontenbewegungen. Sie ist zu einem Stichtage zu erteilen; f&#252;r eine Pflicht, Bewegungen mitzuteilen, fehlt es an der gesetzlichen Grundlage.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Auskunft &#252;ber die Eink&#252;nfte hat sich nach der Rechtsprechung der Familiensenate des Oberlandesgerichts Hamm bei einem selbst&#228;ndigen Unternehmer auf mehrere Jahre zu erstrecken, da die Unterhaltsberechtigten nur so einen hinreichenden &#220;berblick &#252;ber das durchschnittliche Einkommen erhalten (vgl. Urteil des 4. Senats f&#252;r Familiensachen in 4 UF 121/78 OLG Hamm und Urteil des erkennenden Senats in 6 UF 10/78 OLG Hamm). Die Kl&#228;gerin hat deshalb auch zu Recht die Eink&#252;nfte des Jahres 1976 neben denen der Jahre 1977 und 1978 in ihr Auskunftsverlangen einbezogen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung zur Beif&#252;gung von Belegen umfa&#223;t nach der Rechtsprechung auch solche, denen die Richtigkeit der Zahlenangaben entnommen werden kann. Dazu geh&#246;ren bei Unternehmern grunds&#228;tzlich die Bilanzen nebst Gewinn- und Verlustrechnungen, Gesellschaftsvertr&#228;ge und Vereinbarungen der Gesellschafter &#252;ber sonstige Zuwendungen oder Sachleistungen, die als Einkommen anzurechnen sind. Dar&#252;berhinaus sind nach Auffassung des Senats aber auch Konto und Depotausz&#252;ge zum infrage kommenden Stichtag sowie Sparvertr&#228;ge vorzulegen. Nicht vorzulegen sind jedoch in ehelichen- und familienrechtlichen Unterhaltsstreitigkeiten, hier folgt der Senat der Auffassung von Palandt-Diederichsen (a.a.O., Anm. 3), Steuererkl&#228;rungen und Steuerbescheide nebst den dazu geh&#246;renden Unterlagen. Einmal ist n&#228;mlich auch im Familienverbande das Steuergeheimnis grunds&#228;tzlich zu wahren. Zum anderen ist insbesondere im Zusammenhang mit einem Ehescheidungs- bzw. einem ehelichen Unterhaltsverfahren ein Mi&#223;brauch der auf einem solchen Wege erlangten Kenntnisse durch den Auskunftsberechtigten nicht schlechthin auszuschlie&#223;en. Dagegen mu&#223; der Verpflichtete von vornherein gesch&#252;tzt sein. Derartige Urkunden m&#246;gen zwar freiwillig zur Erf&#252;llung der Auskunftspflicht vorgelegt werden k&#246;nnen, soweit sie sich als Belege bzw. als Grundlage f&#252;r die Berechnung eines Unterhaltsanspruchs eignen; ein Anspruch auf Vorlage besteht jedoch nicht.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der vorstehend umrissenen Auskunfts- und Vorlagepflicht ist der Beklagte entgegen seiner Auffassung bisher nicht vollst&#228;ndig nachgekommen. Die Vorlage der Bilanz 1977 nebst Gewinn- und Verlustrechnung sowie des Gesellschaftsvertrages und die inzwischen erfolgte Anh&#228;ufung von Einzelangaben in den Schrifts&#228;tzen reicht zur Erf&#252;llung dieser Verpflichtungen nicht aus. Wie bereits das Familiengericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, ist zur Auskunftserteilung gem. &#167;&#167; 259, 260 BGB erforderlich, da&#223; der Verpflichtete ein geordnetes Verzeichnis mit einer zusammenfassenden Darstellung der Einnahmen und Ausgaben sowie des Verm&#246;gens, aufgeschl&#252;sselt in Einzelbetr&#228;ge bzw. jedenfalls in die einzelnen Einkunfts-, Ausgaben- und Anlagearten, vorlegt. Die Frage, inwieweit bei Vorliegen von Teilzusammenstellungen eine Bezugnahme auf diese, verbunden mit einer abschlie&#223;enden eigenen Erkl&#228;rung &#252;ber die Vollst&#228;ndigkeit der fr&#252;heren Angaben, die zum Gegenstand der Versicherung nach &#167; 260 Abs. 2 BGB gemacht werden kann, als zul&#228;ssig anzusehen w&#228;re, stellt sich vorliegend nicht, da bisher keinerlei geordnete Teilzusammenstellung vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Widerklage, die in der Berufungsinstanz gem. &#167; 530 Abs. 1 ZPO bereits deswegen zul&#228;ssig ist, weil die Kl&#228;gerin durch ihr Anerkenntnis in die Zulassung eingewilligt hat, ist nach dem genannten Anerkenntnis in vollem Umfange begr&#252;ndet. Gem&#228;&#223; ihrem Anerkenntnis war die Kl&#228;gerin auf den Antrag des Beklagten zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 92, 93, 97 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Ziff. 1 und 10, 713 ZPO.</p>
315,995
olgham-1979-06-08-11-u-1579
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
11 U 15/79
1979-06-08T00:00:00
2019-03-13T15:19:42
2019-03-27T09:41:41
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0608.11U15.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Beklagten gegen das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Essen vom 23. Oktober 1978 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Berufungsverfahrens werden dem Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war Rennwettkunde des Beklagten. Am 8.5.1977 schlo&#223; er zwei Pferdewetten ab. Am 9. 5. verweigerte der Beklagte dem Kl&#228;ger die Auszahlung des Gewinns. Er verwies ihn darauf, da&#223; auf den Wettscheinen als Abgabezeit 16.11 Uhr eingetragen sei, w&#228;hrend das Rennen - unstreitig - schon 16.07 Uhr gestartet sei, sowie auf eine seit M&#228;rz 1977 neue Nr. 11 seiner Gesch&#228;ftsbedingungen, welche lautet:</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><i>"Wenn auf dem Wettschein die Uhrzeit der Annahme vermerkt ist und die Annahmezeit nach der Startzeit liegt, so wird die Wette wie ein Nichtl&#228;ufer behandelt."</i></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Gewinn von 8.000 DM eingeklagt und dazu behauptet: Auf seinen Wettscheinen sei keine Uhrzeit eingetragen gewesen; die Eintragung habe der Beklagte oder sein Angestellter nachtr&#228;glich vorgenommen, als ihnen die Scheine zur Gewinnauszahlung vorlagen. Die neue Gesch&#228;ftsbedingung habe auch noch gar nicht ausgehangen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat behauptet: Sein Angestellter habe &#252;ber Fernschreiber den Start des Rennens erfahren. Dann erst sei der Kl&#228;ger erschienen und habe trotz Hinweises auf den erfolgten Start die Wette noch abschlie&#223;en wollen. Der Angestellte habe noch vor Wettscheinaush&#228;ndigung die Uhrzeit eingetragen, allerdings nicht hierauf hingewiesen. Die Gesch&#228;ftsbedingungen h&#228;tten in der ge&#228;nderten Fassung ausgehangen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Vernehmung von 6 Zeugen der Klage mit 4 % Zinsen seit dem 15.7.1977 stattgegeben und zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt: Der Beklagte k&#246;nne sich auf Nr. 11 der AGB nicht berufen, da er auf die Neufassung nicht beaonders hingewiesen habe. Ferner k&#246;nne er sich auch nicht auf die Uhrzeiteintragung berufen, da diese nicht gen&#252;gend deutlich erkennbar sei. Au&#223;erdem habe der Beklagte die Rechtzeitigkeit der Uhrzeiteintragung nicht bewiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil, auf welches verwiesen wird, wendet sich der Beklagte mit der Berufung. Er meint, der erfolgte Aushang gen&#252;ge zur Anwendbarkeit der Gesch&#228;ftsbedingungen Nr. 11. Ferner wendet er sich gegen die landgerichtliche Beweisw&#252;rdigung. Er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">ab&#228;ndernd die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das zul&#228;ssige Rechtsmittel hat keinen Erfolg. Der Beklagte kann sich nicht auf Nr. 11 seiner Gesch&#228;ftsbedingungen berufen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gem. &#167; 2 AGBG werden Gesch&#228;ftsbedingungen nur dann Bestandteil eines Vertrages, wenn die andere Vertragspartei mit ihrer Geltung einverstanden ist. Nun mu&#223; allerdings in der Regel von einem Einverst&#228;ndnis ausgegangen werden, wenn die Gesch&#228;ftsbedingungen im Gesch&#228;ftslokal deutlich sichtbar ausgeh&#228;ngt sind und der Kunde nicht widerspricht. Hier ist aber eine Besonderheit zu ber&#252;cksichtigen. Hat der Verwender - wie hier - seine Gesch&#228;ftsbedingungen seit langem aush&#228;ngen, so mu&#223; er dann, wenn er sie in einem Punkt &#228;ndert, durch einen besonders auff&#228;lligen Hinweis auf die &#196;nderung aufmerksam machen. Anderenfalls werden Stammkunden, die an den Aushang gewohnt sind, in dem Glauben belassen, es habe sich nichts ge&#228;ndert. Zumindest ihnen gegen&#252;ber ist nach Treu und Glauben ein besonderer Hinweis auf die &#196;nderung erforderlich. Anderenfalls kann nicht von ihrem nach &#167; 2 AGBG erforderlichen Einverst&#228;ndnis ausgegangen werden. Der Beklagte behauptet nicht, dem Kl&#228;ger, einem Stammkunden, gegen&#252;ber auf die &#196;nderung hingewiesen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Es ist aber auch nicht bewiesen, da&#223; die Uhrzeit der Annahme auf den Wettscheinen vermerkt war. Zu Unrecht macht der beklagte geltend, er habe nicht die Beweislast f&#252;r den Zeitpunkt, in welchem die Uhrzeit eingetragen wurde. Nur eine Eintragung bei Wettabschlu&#223; kann zur Anwendung der Nr. 11 der Bedingungen f&#252;hren. Da sich der Beklagte, nicht der Kl&#228;ger, auf diese Nr. 11 beruft, mu&#223; er auch diese Voraussetzung beweisen. Die Wettscheinurkunden selbst sind nach ihrem &#228;u&#223;eren Bild so wenig beweiskr&#228;ftig (&#167; 419 ZPO), da&#223; der Beklagte sich in der Berufung (III) selbst nicht mehr auf sie beruft, sondern lediglich auf das Zeugnis .... Dieses reicht jedoch auch dem Senat angesichts der Aussagen der Zeugen ... und ... nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach allem ist der Beklagte zur Vertragserf&#252;llung verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 97 Abs. 1, 7+8 Nr. 10 ZPO. Die Beschwer des Beklagten betr&#228;gt - da er trotz erstinstanzlicher Anerkennung von 200,- DM volle Klageabweisung beantragt hat - 8.000,- DM.</p>
315,996
olgham-1979-06-07-15-w-5679
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15 W 56/79
1979-06-07T00:00:00
2019-03-13T15:19:44
2019-03-27T09:41:41
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0607.15W56.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; der angefochtene Beschlu&#223; wie folgt neu gefa&#223;t wird:</p> <p>Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen vom 3./30. November 1978 wird aufgehoben.</p> <p>Der Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978 zu Punkt 11 der Tagesordnung - &#196;nderung des Verteilungsschl&#252;ssels bei der Verwalterverg&#252;tung - wird f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt. Die weitergehenden Antr&#228;ge des Beteiligten zu 1) werden zur&#252;ckgewiesen. Die weitergehende sofortige Beschwerde der Beteiligten zu 42) wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Gerichtskosten der drei Instanzen - hinsichtlich der beiden ersten Instanzen unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses - haben der Beteiligte zu 1) und die Beteiligte zu 42) je zur H&#228;lfte zu tragen. Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten der drei Instanzen findet nicht statt.</p> <p>Der Wert des Gegenstandes der sofortigen ersten und weiteren Beschwerde wird auf je 3.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der eingangs bezeichneten Eigent&#252;mergemeinschaft betr&#228;gt nach &#167;&#167; 12 Nr. 6, 18 Nr. 5 der Teilungserkl&#228;rung vom 20. August 1955 die Verg&#252;tung des Verwalters 5 % des im Falle einer Vermietung der Wohnungen zugrunde zu legenden Mietbetrages. &#167; 12 Nr. 7 Abs. 4 der Teilungserkl&#228;rung sieht vor, da&#223; die Bestimmungen zu diesem Paragraphen durch einen Beschlu&#223; der Miteigent&#252;mer mit 2/3 Mehrheit abge&#228;ndert werden k&#246;nnen. Nach &#167; 17 Nr. 4 der Teilungserkl&#228;rung erfolgt die Abstimmung in der Versammlung nach der H&#246;he der Miteigentumsanteile, wobei jedes Tausendstel eine Stimme gew&#228;hrt, und werden bei der Feststellung der Mehrheitsverh&#228;ltnisse die Stimmen der nicht vertretenen Wohnungseigent&#252;mer nicht gerechnet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat das Ziel verfolgt, den bisherigen Verteilungsschl&#252;ssel f&#252;r die Verwalterverg&#252;tung durch einen Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung dahin abzu&#228;ndern, da&#223; diese Verg&#252;tung nach Wohnungseinheiten abgerechnet werde. Dar&#252;ber ist in der Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978 abgestimmt worden. Dieser Tagesordnungspunkt war nicht in der Einladung der Verwalterin zu dieser Versammlung verzeichnet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#220;ber diesen Beratungsgegenstand hei&#223;t es in dem Protokoll der Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>"<u>11. &#196;nderung des Verteilungsschl&#252;ssels bei der Verwalterverg&#252;tung</u></i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>Der Wohnungseigent&#252;mer ... machte den Verwalter darauf aufmerksam, da&#223; er vorerw&#228;hnten Tagesordnungspunkt bei der Verwaltung beantragt h&#228;tte. Der Antrag ist jedoch als Tagesordnungspunkt nicht erschienen. Der Verwalter best&#228;tigte dies und gab der Versammlung zu verstehen, da&#223; dieser Tagesordnungspunkt von Herrn ... w&#228;hrend des Beiseins von Herrn Leidheuser bei der Rechnungspr&#252;fung gestellt wurde.</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>Daraufhin erkl&#228;rte der Verwalter, da&#223; er &#252;ber den &#196;nderungsantrag von Herrn ... mit der Einschr&#228;nkung abstimmen lassen k&#246;nne, wenn kein anderer Wohnungseigent&#252;mer innerhalb von 4 Wochen Einspruch erhebt.</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Der Verwalter erkl&#228;rte ...</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>Daraufhin stellte der Verwalter folgenden Beschlu&#223;antrag:</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><i>Die Eigent&#252;mergemeinschaft m&#246;ge beschlie&#223;en, die Verwalterverg&#252;tung nicht nach dem bisherigen Modus abzuwickeln, sondern die Verwalterverg&#252;tung nach Wohnungseinheiten abzurechnen.</i></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><i>Das Abstimmungsergebnis sah wie folgt aus:</i></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">daf&#252;r stimmten 652/1.000stel Miteigentumsanteile dagegen stimmten 59/1.000stel Miteigentumsanteile</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><i>Gem&#228;&#223; der Teilungserkl&#228;rung vom 20. August 1955 steht unter &#167; 12, Seite 15, letzter Absatz:</i></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><i>Die Bestimmungen zu diesem Paragraphen k&#246;nnen durch einen Beschlu&#223; der Miteigent&#252;mer mit 2/3-Mehrheit abge&#228;ndert werden:</i></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><i>Da die 2/3 Mehrheit nicht erreicht wurde, ist der Antrag von Herrn Nikolai von der Eigent&#252;mergemeinschaft <u>nicht angenommen</u> worden."</i></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 24. Mai 1978, das am 26. Mai 1978 bei dem Amtsgericht eingegangen ist, hat der Beteiligte zu 1) diesen Eigent&#252;merbeschlu&#223; angegriffen. Er hat die Ansicht vertreten, sein Antrag sei angenommen worden, da mehr als 2/3 der anwesenden Wohnungseigent&#252;mer (vgl. &#167; 17 Nr. 4 der Teilungserkl&#228;rung) f&#252;r der Antrag gestimmt h&#228;tten. Im &#252;brigen h&#228;tten gegen den Antrag auch lediglich 43/1.000 Anteile gestimmt und damit 668/1.000 daf&#252;r, so da&#223; der Antrag selbst mit 2/3-Mehrheit aller Wohnungseigent&#252;mer angenommen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Punkt 11 des Protokolls vom 12. Mai 1978 dahingehend zu korrigieren, da&#223; der Antrag zur Abrechnung der Verwaltungskosten zu gleichen Teilen nach Objekten durch die erforderliche 2/3-Mehrheit <u>angenommen</u> worden sei und die Wirtschaftspl&#228;ne f&#252;r das Jahr 1978 entsprechend zu berichtigen seien;</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">festzustellen und auszusprechen, da&#223; nur 43/1.000 Anteile gegen den Antrag gestimmt h&#228;tten und da&#223; das Protokoll insoweit unrichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 42) (Verwalterin) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">diese Antr&#228;ge zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie hat vorgebracht, nach der Teilungsordnung sei f&#252;r die &#196;nderung des Verteilungsschl&#252;ssels eine 2/3-Mehrheit aller Wohnungseigent&#252;mer erforderlich, die nicht erreicht worden sei. Im &#252;brigen h&#228;tten in der Eigent&#252;merversammlung zwar nur 3 Personen gegen den Antrag gestimmt, doch habe Herr ... zugleich f&#252;r die Eheleute ... die Stimme abgegeben und sei dazu auch auf Grund einer von Herrn ... unterzeichneten Vollmacht vom 10. April 1978 berechtigt gewesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat erwidert, diese Vollmacht sei nicht ausreichend gewesen, da sie nicht von beiden Wohnungseigent&#252;mern unterzeichnet worden sei.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Verwalterin und s&#228;mtliche Wohnungseigent&#252;mer am Verfahren beteiligt und am 5. Oktober 1978 m&#252;ndlich verhandelt. Es hat sodann durch Beschlu&#223; vom 3. November 1978 (Tenor berichtigt durch weiteren Beschlu&#223; vom 30. November 1978) festgestellt, da&#223; auf der Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978 der Antrag zu Punkt 11 der Tagesordnung - Umlage der Verwalterverg&#252;tung - angenommen worden ist, und ferner der Verwalterin aufgegeben, die Niederschrift innerhalb eines Monats ab Rechtskraft des Beschlusses entsprechend zu berichtigen; die weitergehenden Antr&#228;ge hat es zur&#252;ckgewiesen. Das Amtsgericht hat die Auffassung vertreten, gem&#228;&#223; &#167; 17 Nr. 4 der Teilungsanordnung sei nur eine 2/3-Mehrheit der anwesenden Eigent&#252;mer erforderlich gewesen. Wenn der Beschlu&#223;gegenstand auch nicht bei der Einberufung der Eigent&#252;merversammlung bezeichnet worden sei, so sei das unerheblich, weil dieser Versto&#223; nicht im Wege der gerichtlichen Anfechtung geltend gemacht worden sei. Der Wirtschaftsplan f&#252;r 1978 sei nicht zu berichtigen, da er von der Eigent&#252;merversammlung bereits unter Punkt 10 des Versammlungsprotokolls einstimmig angenommen worden sei. Der Antrag zu 2) k&#246;nne ohnehin nicht zum Erfolg f&#252;hren, da eine unberechtigte Stimmabgabe durch Herrn ... f&#252;r die Eheleute ... nicht zu einer Erh&#246;hung der f&#252;r den Antrag stimmenden Anteile f&#252;hren w&#252;rde; au&#223;erdem erlaube aber &#167; 14 Nr. 2 der Teilungserkl&#228;rung, da&#223; Ehegatten sich gegenseitig bevollm&#228;chtigen, rechtsverbindliche Erkl&#228;rungen abzugeben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gegen die amtsgerichtliche Entscheidung hat die Beteiligte zu 42) sofortige Beschwerde vom 1. Dezember 1978 eingelegt und zur Begr&#252;ndung vorgetragen, das Amtsgericht habe &#167; 12 Nr. 7 Abs. 4 der Teilungserkl&#228;rung unrichtig angewandt, da die qualifizierte Mehrheit aller Wohnungseigent&#252;mer erforderlich gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) ist diesem Rechtsmittel unter Berufung auf die erstinstanzlichen Entscheidungsgr&#252;nde entgegengetreten. Das Landgericht hat am 26. Januar 1979 m&#252;ndlich verhandelt. Durch Beschlu&#223; vom 30. Januar 1979 hat es die amtsgerichtliche Entscheidung aufgehoben und die Antr&#228;ge des Beteiligten zu 1) zur&#252;ckgewiesen. Das Landgericht ist zu der Auffassung gelangt, da&#223; wegen Verletzung des &#167; 23 Abs. 2 WEG kein wirksamer Beschlu&#223; zustande gekommen sei und es dies auf den Antrag des Beteiligten zu 1), der ein Verfahren nach &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG zum Gegenstand habe, zu ber&#252;cksichtigen habe. Auf die Pr&#252;fung der weiteren Frage, wie &#167; 17 Nr. 4 der Teilungserkl&#228;rung aufzufassen sei, komme es daher nicht mehr an, wenn sich die Kammer insoweit auch der vom Amtsgericht vertretenen Auffassung anschlie&#223;e.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Gegen die landgerichtliche Entscheidung wendet sich der Beteiligte zu 1) mit seiner sofortigen weiteren Beschwerde vom 23. Februar 1979. Nach seiner Auffassung sei der zutreffende amtsgerichtliche Beschlu&#223; zu best&#228;tigen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist statthaft, in rechter Form und Frist eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig (&#167;&#167; 43 Abs. 1 Nr. 4, 45 Abs. 1 WEG, 29 Abs. 1 und 2 FGG). Die Beschwerdebefugnis des Beteiligten zu 1) (vgl. &#167;&#167; 29 Abs. 4, 20 Abs. 1 FGG) ergibt sich schon daraus, da&#223; das Landgericht die f&#252;r ihn g&#252;nstige Entscheidung des Amtsgerichts abge&#228;ndert hat (Keidel/Kuntze/Winkler, FGG, 11. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel ist mit seinem eigentlichen Anliegen, die Annahme des Antrages durch die Eigent&#252;merversammlung festzustellen, unbegr&#252;ndet. Es f&#252;hrt lediglich zu einer Richtigstellung des landgerichtlichen Beschlu&#223;ausspruches, weil dieser die G&#252;ltigkeit des unter Punkt 11 der Tagesordnung gefa&#223;ten Eigent&#252;merbeschlusses unber&#252;hrt l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist das Landgericht von einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde der Beteiligten zu 42) ausgegangen. Gegen die vom Gericht in Wohnungseigentumssachen erlassene Entscheidung war die sofortige Beschwerde statthaft (&#167; 45 Abs. 1 WEG), die form- und fristgerecht erkl&#228;rt worden ist. Die Verwalterin war als Beteiligte (&#167; 43 Abs. 4 Nr. 2 WEG), deren Rechte durch die Entscheidung erster Instanz beeintr&#228;chtigt worden sind, beschwerdebefugt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat weiter mit Recht die erstinstanzlichen Verfahrensvoraussetzungen als gegeben, insbesondere die Verfahrensart der freiwilligen Gerichtsbarkeit nach &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG als zul&#228;ssig angesehen. Dabei hat es allerdings den Verfahrensgegenstand, der dem Gericht erster Instanz mit dem Antrag vom 24. Mai 1978 zugefallen ist, nicht eindeutig rechtlich umrissen. Der auf Feststellung gerichtete Hauptantrag des Beteiligten zu 1), da&#223; durch die Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978 der Antrag zu Punkt 11 der Tagesordnung - Umlage der Verwalterverg&#252;tung - angenommen worden sei, ist als prozessuale Willenserkl&#228;rung der Auslegung bed&#252;rftig, die auch vom Rechtsbeschwerdegericht vorgenommen werden kann (vgl. etwa Keidel/Kuntze/Winkler, Rz 49 zu &#167; 27 FGG). Diese Auslegung sollte m&#246;glichst einen prozessualen Weg aufzeigen, auf dem der Beteiligte zu 1) sein Ziel durchsetzen kann.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach der Auslegung des Senats beinhaltet der Antrag zwei prozessuale Schritte: Einmal hat er zum Ziel, da&#223; der von der Verwalterin bekanntgegebene ablehnende Beschlu&#223; gem&#228;&#223; &#167;&#167; 23 Abs. 4, 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt wird. Des weiteren enth&#228;lt er das im Rahmen dieser Vorschriften verfolgte positive Begehren auf Feststellung, da&#223; tats&#228;chlich ein Beschlu&#223; gefa&#223;t worden ist, der dem Antrag auf &#196;nderung des Verteilungsschl&#252;ssels f&#252;r die Verwalterverg&#252;tung stattgegeben hat. Beide Antragsziele sind nach der Auffassung des Senats zul&#228;ssig, wobei das zweite nicht ohne Verfolgung des ersten erreicht werden kann.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Nach dem Versammlungsprotokoll hat die den Vorsitz f&#252;hrende Verwalterin (&#167; 24 Abs. 5 WEG) den Antrag des Beteiligten zu 1) f&#252;r abgelehnt erkl&#228;rt. Sie hat damit unmi&#223;verst&#228;ndlich in aller Form als Vorsitzende der Versammlung als Abstimmungsergebnis und Beschlu&#223; die Ablehnung des vom Beteiligten zu 1) gestellten Antrages verk&#252;ndet. Dar&#252;ber, ob ein Antrag angenommen oder abgelehn ist, hat zun&#228;chst - vorbehaltlich der gerichtlichen Nachpr&#252;fung - der Vorsitzende der Versammlung zu entscheiden. Diese seine Entscheidung ist auch vorl&#228;ufig ma&#223;geblich, wenn nicht die Sachlage so eindeutig ist, da&#223; auch ohne Verk&#252;ndung durch den Vorsitzenden eine eindeutig protokollarisch festgelegte Willens&#228;u&#223;erung der Eigent&#252;merversammlung vorliegt (RGZ 142, 123, 127 f&#252;r Aktiengesellschaft). Dieser letzte Fall war hier aber nicht gegeben. Denn es herrscht Streit dar&#252;ber, wie die Bestimmungen der Teilungserkl&#228;rung &#252;ber die Verwalterverg&#252;tung (&#167;&#167; 12 Nr. 6, 18 Nr. 5) ab&#228;nderbar sind, ob sich n&#228;mlich die daf&#252;r erforderliche qualifizierte Mehrheit an der Zahl der anwesenden oder aber &#252;berhaupt vorhandenen Wohnungseigent&#252;mer ausrichten soll. Die Beantwortung dieser Frage liegt nicht derart klar und offen zutage, da&#223; sich die Ausrichtung der Mehrheit an der Zahl aller Wohnungseigent&#252;mer durch die Vorsitzende als eine rechtlich unbeachtliche reine Willk&#252;rma&#223;nahme darstellte. Das Amtsgericht ist erst nach einer eingehenden Auslegung der Teilungserkl&#228;rung zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; die Zahl der anwesenden Wohnungseigent&#252;mer gen&#252;ge. Unter diesen Umst&#228;nden ist der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses und der Antragsablehnung durch die Vorsitzende die rechtliche Bedeutung nicht abzusprechen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Um diese Rechtswirkungen der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses zu beseitigen, bedurfte es zur Durchsetzung des Antragsbegehrens des Beteiligten zu 1) daher zun&#228;chst der Ung&#252;ltigerkl&#228;rung dieses Beschlusses. F&#252;r einen derartigen Antrag war auch das f&#252;r eine Sachentscheidung des Gerichts erforderliche Rechtsschutzbed&#252;rfnis gegeben. In der Rechtsprechung und im Schrifttum wird allerdings die Auffassung vertreten, da&#223; ein Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Anfechtung eines Beschlusses, durch den es die Versammlung der Wohnungseigent&#252;mer mit Mehrheit ablehnt, &#252;ber den Antrag eines Wohnungseigent&#252;mers zu beschlie&#223;en, nur besteht, wenn dem Antragsteller ein klagbarer Anspruch auf Beschlu&#223;fassung zusteht (BayObLGZ 1972, 150, 153; Palandt/Bassenge, BGB, 38. Aufl., Anm. 1 d zu &#167; 43 WEG). Zur Begr&#252;ndung wird ausgef&#252;hrt, da&#223; ein solcher Mehrheitsbeschlu&#223; sich in der Verweigerung der positiven Beschlu&#223;fassung ersch&#246;pfe; seine etwaige Ung&#252;ltigkeit &#228;ndere grunds&#228;tzlich nichts am Fehlen einer positiven Beschlu&#223;fassung; auch sei das Gericht nicht befugt, einen ung&#252;ltigen Beschlu&#223; &#252;ber die Ablehnung einer positiven Beschlu&#223;fassung durch einen positiven Beschlu&#223; mit dem vom Antragsteller gew&#252;nschten Inhalt zu ersetzen. Die hier vorliegende Fallgestaltung unterscheidet sich aber von der, die zu dieser Auffassung gef&#252;hrt hat. Hier ist nicht mit Mehrheit ein Antrag eines Wohnungseigent&#252;mers abgelehnt worden, sondern die. Mehrheit hat f&#252;r den Antrag gestimmt, wobei lediglich nach der Bekanntgabe der Versammlungsleiterin die erforderliche qualifizierte Mehrheit nicht, nach der Auffassung des Antragstellers abe doch erreicht worden ist. In diesem Falle ist das Rechtsschutzbed&#252;rfnis f&#252;r die Anfechtung des bekanntgegebenen ablehnenden Beschlusses zu bejahen, weil eine solche Ung&#252;ltigerkl&#228;rung zur Feststellung eines tats&#228;chlich positiv gefa&#223;ten Beschlusses f&#252;hren kann.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die eben ge&#228;u&#223;erte Ansicht geht davon aus, da&#223; nicht nur der angefochtene Beschlu&#223; f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt, sondern durch gerichtliche Entscheidung auch festgestellt werden kann, da&#223; nicht der angefochtene, sondern ein anderer Beschlu&#223; gefa&#223;t sei. Es wird allgemein die Auffassung vertreten, da&#223; nach &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG nicht nur die Ung&#252;ltigkeit, sondern auch die G&#252;ltigkeit von Beschl&#252;ssen festgestellt werden kann (OLG Celle, NJW 1958, 307; B&#228;rmann/Merle, WEG, 3. Aufl., Rz. 31 zu &#167; 43 WEG; Palandt/Bassenge Anm. 1 d zu &#167; 43 WEG). &#220;ber eine m&#246;gliche Kombination von Beschlu&#223;anfechtung und Feststellungsbegehren, da&#223; nicht der angefochtene, sondern ein anderer Beschlu&#223; gefa&#223;t sei, &#228;u&#223;ern sich Rechtsprechung und Schrifttum zum Wohnungseigentumsgesetz - soweit ersichtlich - nicht. Es wird empfohlen, zur n&#228;heren Ausgestaltung des Beschlu&#223;anfechtungsverfahrens die Vorschriften des Aktienrechtes (&#167;&#167; 243 ff. AktG) heranzuziehen (B&#228;rmann/Pick, Rz. 9 zu &#167; 23 WEG). In diesem Rechtsgebiet ist allerdings die Kombination von Beschlu&#223;anfechtung und Feststellung umstritten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Reichsgericht (RGZ 142, 123) hat unter Aufgabe einer fr&#252;heren Auffassung (RGZ 122, 107; vgl. Schilderung in Gro&#223;komm. AktG-Schilling, Anm. 3 zu &#167; 248 AktG) in einem Falle, in dem es um das unzul&#228;ssige Mitz&#228;hlen verbotswidrig abgegebener Stimmen handelte, grunds&#228;tzlich ausgesprochen, da&#223; mit der Anfechtungsklage nur die Vernichtung des angefochtenen, nicht aber die Feststellung der Annahme eines anderen Beschlusses erreicht werden k&#246;nne, weil die zeitlich unbeschr&#228;nkt zul&#228;ssige Feststellungsklage gr&#246;&#223;te Rechtsunsicherheit und Verwirrung zur Folge haben w&#252;rde. Diese Auffassung ist auf Widerspruch gesto&#223;en (vgl. Gro&#223;komm. AktG-Schilling, a.a.O.): Eine solche Beschr&#228;nkung der Entscheidungsgewalt des Gerichts werde oft den vollen Erfolg einer Anfechtung vereiteln. Da die nach Vernichtung eines Beschlusses erfolgende neue Abstimmung oft erst nach langer Zeit, unter ge&#228;nderten tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnissen und nach Wechsel im Aktienbesitz erfolgen k&#246;nne, werde auch bei erheblichen M&#228;ngeln des angefochtenen Beschlusses eine Herstellung der Rechtslage, die den Mehrheitsverh&#228;ltnissen im Zeitpunkt der Abstimmung entsprach, nicht m&#246;glich sein. Der Feststellung des Ergebnisses der Abstimmung durch den Vorsitzenden werde dadurch eine weitgehende Bedeutung beigelegt; daraus, da&#223; das Gesetz den Aktion&#228;ren nur ein Recht auf "Anfechtung" eines Beschlusses gebe, m&#252;sse nicht notwendig abgeleitet werden, da&#223; die Anfechtung nicht auch zur Feststellung des der wahren Rechtslage entsprechenden Beschlusses f&#252;hren k&#246;nne. Der Nachteil einer zeitlich unbeschr&#228;nkten Feststellungsklage lie&#223;e sich vermeiden, wenn die Feststellung des wirklichen Abstimmungsergebnisses nur zusammen mit der Entscheidung &#252;ber eine fristgem&#228;&#223; erhobene Anfechtungsklage erfolgen k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Verfahren in Wohnungseigentumssachen h&#228;lt der Senat die eben wiedergegebene widersprechende Meinung f&#252;r die zutreffende. In diesem Verfahren werden nach einhelliger Auffassung positive Feststellungen im Rahmen des &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG zugelassen. Das ist auch bei der vorliegenden Verfahrensgestaltung unbedenklich, bei der der Richter durch eine Feststellung in die Autonomie der Eigent&#252;merversammlung nicht eingreift, indem er etwa deren Beschl&#252;sse korrigiert oder ersetzt, sondern dieser Autonomie erst Geltung verschafft. Das Gericht tritt hierbei nur an die Stelle des Versammlungsvorsitzenden und nicht an die der Eigent&#252;merversammlung. Der Senat bef&#252;rwortet es daher, wenn mit der Beschlu&#223;anfechtung innerhalb der Frist des &#167; 23 Abs. 4 WEG ein Antrag auf Feststellung des bei Beachtung des Gesetzes und der Vereinbarungen wirklich gefa&#223;ten, aber in der Niederschrift nicht festgestellten Beschlusses verbunden wird. Voraussetzung ist nur, da&#223; sonst alle Erfordernisse eines wirksamen Beschlusses gegeben sind, aber das Ergebnis der Abstimmung unrichtig festgestellt worden ist (vgl. auch Gro&#223;komm.AktG-Schilling, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Innerhalb dieser zul&#228;ssigen Kombination von Beschlu&#223;anfechtung und Feststellung ist aber nur der Anfechtungsantrag des Beteiligten zu 1) begr&#252;ndet. Wie das Landgericht mit Recht ausgef&#252;hrt hat, ist dagegen eine Feststellung, da&#223; der Antrag zu Punkt 11 der Tagesordnung angenommen worden sei, nicht m&#246;glich, weil nicht alle Erfordernisse einer wirksamen Beschlu&#223;fassung vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Voraussetzung f&#252;r die G&#252;ltigkeit des Beschlusses einer Wohnungseigent&#252;merversammlung ist grunds&#228;tzlich, da&#223; der Gegenstand der Beschlu&#223;fassung (Tagesordnung) bei der Einberufung der Versammlung angegeben ist (&#167; 23 Abs. 2 WEG). Das Landgericht konnte auf Grund des vorliegenden Protokolls der Versammlung ohne Rechtsirrtum feststellen, da&#223; die &#196;nderung des Verteilungsschl&#252;ssels bei der Verwalterverg&#252;tung in dem Einladungsschreiben zur Versammlung nicht bezeichnet worden ist. Zwar ist die Beachtung der Vorschrift des &#167; 23 Abs. 2 WEG keine absolute G&#252;ltigkeitsvoraussetzung f&#252;r die Beschl&#252;sse der Wohnungseigent&#252;mer; denn es handelt sich hierbei um eine abdingbare Rechtsvorschrift, auf deren Einhaltung verzichtet werden kann (BayObLG, NJW 1970, 1136; KG, OLGZ 1974, 399, 401; B&#228;rmann/Pick, Rz. 14 zu &#167; 23 WEG). Im Verfahren der Anfechtung eines Beschlusses der Wohnungseigent&#252;mer ist aber &#167; 23 Abs. 2 WEG von Amts wegen zu beachten, wenn keine Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, da&#223; die Wohnungseigent&#252;mer insoweit eine Vereinbarung getroffen haben, die von der gesetzlichen G&#252;ltigkeitsvoraussetzung abweicht, oder da&#223; sie auf deren Einhaltung rechtswirksam verzichtet haben. Da es sich hierbei um eine Frage der Aus&#252;bung der den Wohnungseigent&#252;mern zustehenden gemeinsamen Verwaltung (&#167; 21 Abs. 1 WEG), also um eine Gemeinschaftsangelegenheit handelt, bedarf eine solche Vereinbarung und ebenso der Verzicht der Zustimmung aller Wohnungseigent&#252;mer (BayObLG und KG, jeweils a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Teilungserkl&#228;rung vom 20. August 1955 enth&#228;lt keine Regelung, die von &#167; 23 Abs. 2 WEG abweicht. F&#252;r einen Verzicht reichte das Abstimmungsergebnis der Eigent&#252;merversammlung vom 28. April 1978 nicht aus. Ein Verzicht h&#228;tte entsprechend &#167; 51 Abs. 3 GmbHG erwogen werden k&#246;nnen, wenn s&#228;mtliche Wohnungseigent&#252;mer anwesend gewesen w&#228;ren, also eine sogenannte Universalversammlung stattgefunden h&#228;tte, und keiner der Anwesenden der Beschlu&#223;fassung trotz Nichteinhaltung des &#167; 23 Abs. 2 WEG widersprochen h&#228;tte (KG, a.a.O.). Von einer derartigen Universalversammlung kann hier aber nicht die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dieser Versto&#223; gegen &#167; 23 Abs. 2 WEG f&#252;hrt zur Ung&#252;ltigerkl&#228;rung des gefa&#223;ten Beschlusses und zur Ablehnung einer Feststellung eines wirksam gefa&#223;ten anderen Beschlusses. Mit Recht hat das Landgericht im Gegensatz zum Amtsgericht ausgef&#252;hrt, da&#223; dieser Einberufungsmangel zum Tragen komme, weil der Beteiligte zu 1) einen fristgerechten Antrag nach &#167; 43 Abs. 1 Nr. 4 WEG bei Gericht gestellt hat. Die Vorinstanz hat es zutreffend auch als unbeachtlich angesehen, da&#223; der an einer Annahme seines Antrages interessierte Beteiligte zu 1) diesen Mangel nicht ger&#252;gt, hat, weil er vom Gericht von Amts wegen zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zus&#228;tzlich gepr&#252;ft, ob nicht doch - wie des Beteiligte zu 1) behauptet hat - die 2/3-Mehrheit aller Eigent&#252;mer durch das erzielte Abstimmungsergebnis erreicht worden sei. Es hat die Frage gestellt, ob nicht ein Versto&#223; gegen &#167; 23 Abs. 2 WEG letztlich unerheblich bleiben m&#252;sse, weil dieser Versto&#223; nicht f&#252;r ein anderes Abstimmungsergebnis urs&#228;chlich geworden sein k&#246;nne. Es h&#228;tte m&#246;glicherweise diesen Versto&#223; dann nicht durchgreifen lassen, wenn die 2/3-Mehrheit aller Wohnungseigent&#252;mer erreicht worden w&#228;re, weil die nicht anwesenden Eigent&#252;mer, auch wenn sie in der Einladung vollst&#228;ndig informiert worden w&#228;ren und eventuell an der Versammlung teilgenommen h&#228;tten, die Annahme des Antrages nicht h&#228;tten verhindern k&#246;nnen. Das Landgericht hat aber nicht abschlie&#223;end dazu Stellung genommen, weil die 2/3-Hehrheit aller Eigent&#252;mer nicht erreicht worden sei: Es h&#228;tten nicht nur 43/1.000 Anteile gegen den Antrag gestimmt, sondern 59/1.000 Anteile; im &#252;brigen w&#252;rde eine unzul&#228;ssige Vertretung bei der Stimmabgabe, wie sie der Beteiligte zu 1) behauptet hat, nicht zu einer Erh&#246;hung der bef&#252;rwortenden Stimmen gef&#252;hrt haben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Diese Ausf&#252;hrungen des Landgerichts k&#246;nnen nur im Ergebnis hingenommen werden, da&#223; der Beschlu&#223; auf einer Verletzung des &#167; 23 Abs. 2 WEG beruht. Es bedarf dabei keiner Stellungnahme des Senats dazu, ob ein Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung trotz Versto&#223;es gegen &#167; 23 Abs. 2 WEG wirksam sein kann, wenn einwandfrei nachgewiesen ist, da&#223; der Beschlu&#223; nicht auf dem Mangel beruhen kann. Der Bundesgerichtshof hat diese Auffassung bez&#252;glich anderer Einladungsm&#228;ngel f&#252;r den Vereinsbeschlu&#223; (NJW 1973, 235) und f&#252;r den Gesellschafterbeschlu&#223; einer GmbH (NJW 1972, 1320) vertreten. Selbst wenn dieser Grundsatz auch auf den vorliegenden Einladungsmangel und auf den Beschlu&#223; der Wohnungseigent&#252;mer erstreckt werden k&#246;nnte, h&#228;tte er doch zum Inhalt, da&#223; f&#252;r das gleiche Ergebnis des Beschlusses nicht die blo&#223;e Wahrscheinlichkeit gen&#252;gen w&#252;rde, sondern der sichere Nachweis gef&#252;hrt werden m&#252;&#223;te, da&#223; der beanstandete Beschlu&#223; nicht auf dem Mangel beruhen kann. Die M&#246;glichkeit, da&#223; der durch den Mangel betroffene Abstimmungsberechtigte das Beschlu&#223;ergebnis h&#228;tte beeinflussen k&#246;nnen, m&#252;&#223;te also nicht nur unwahrscheinlich sein, sondern bei vern&#252;nftiger Betrachtung unter keinen Umst&#228;nden in Betracht kommen (BGH, NJW 1972, 1320, 1321). Dieser Nachweis w&#228;re hier nicht zu f&#252;hren, und zwar - im Gegensatz zur Auffassung des Landgerichts - auch dann nicht, wenn in der Versammlung tats&#228;chlich eine 2/3-Mehrheit erreicht worden w&#228;re. Es d&#252;rfte bei dieser Pr&#252;fung im Hinblick auf diesen Einberufungsmangel nicht nur verk&#252;rzt auf die mangelnde Unterrichtung der nicht erschienenen Wohnungseigent&#252;mer abgestellt werden. Der Beweis w&#252;rde schon dann scheitern, wenn auch bei den erschienenen Eigent&#252;mern durch eine rechtzeitige Unterrichtung von diesem Tagesordnungspunkt ein anderes Abstimmungsverhalten nicht ausgeschlossen werden kann, weil sie dann das F&#252;r und Wider abw&#228;gen und sich mit anderen Wohnungseigent&#252;mern in Verbindung setzen konnten. Da&#223; Wohnungseigent&#252;mer durch die Aufnahme dieses Tagesordnungspunktes &#252;berrumpelt worden sind, zeigt eine Eingabe vom 18. Dezember 1978 (Bl. 131 ff. d.A.), in der nunmehr die Beibehaltung des alten Verteilungsschl&#252;ssels gew&#252;nscht wird.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Der Beschlu&#223;ausspruch des Beschwerdegerichts ist abzu&#228;ndern. Zutreffend hat das Landgericht nach den vorstehenden Erw&#228;gungen die amtsgerichtliche Entscheidung aufgehoben, mit der eine Annahme des Antrages zu Punkt 11 der Tagesordnung festgestellt worden ist. Die Antr&#228;ge des Beteiligten zu 1) sind aber nicht insgesamt zur&#252;ckzuweisen. Sie erweisen sich in dem Teilbereich als begr&#252;ndet, als der Beschlu&#223; der Eigent&#252;merversammlung zu Punkt 11 der Tagesordnung wegen Versto&#223;es gegen &#167; 23 Abs. 2 WEG f&#252;r ung&#252;ltig zu erkl&#228;ren ist. Dieser Versto&#223; f&#252;hrt auch dazu, da&#223; dem Feststellungsbegehren des Beteiligten zu 1) nicht stattgegeben werden kann.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung der Vorinstanz hinsichtlich der Gerichts kosten und au&#223;ergerichtlichen Kosten der beiden ersten Rechtsz&#252;ge ist nicht durchweg bedenkenfrei. Bei der unterbliebenen Erstattungsanordnung hinsichtlich der au&#223;ergerichtlichen Kosten gem&#228;&#223; &#167; 47 Satz 2 WEG ist zwar kein Ermessensfehler zu erkennen. Abzu&#228;ndern ist aber die aus &#167; 47 Satz 1 WEG folgende Entscheidung &#252;ber die Gerichtskosten. Hier kann bei der Ermessensaus&#252;bung mit dem Landgericht nicht &#252;bersehen werden, da&#223; der Beteiligte zu 1) mit seinem Hauptanliegen, die Annahme seines Antrages durch die Eigent&#252;merversammlung festgestellt zu wissen, nicht durchgedrungen ist. Das Landgericht hat aber als Ermessensfaktor &#252;bersehen, da&#223; dieser Verfahrensausgang weitgehend auf ein Verhalten der Beteiligten zu 42) zur&#252;ckzuf&#252;hren ist. Diese hat es vers&#228;umt, den Tagesordnungspunkt trotz rechtzeitiger Anregung durch den Beteiligten zu 1) In die Einberufung zur Eigent&#252;merversammlung aufzunehmen. W&#228;re das geschehen, dann h&#228;tte der Beteiligte zu 1) auch mit seinem Feststellungsbegehren - jedenfalls nach Auffassung der Vorinstanzen, die der Senat zu &#252;berpr&#252;fen nicht gen&#246;tigt war - Erfolg gehabt. Es erscheint deshalb gerechtfertigt, da&#223; die Beteiligten zu 1) und 42) die Gerichtskosten erster und zweiter Instanz je zur H&#228;lfte zu tragen zu haben.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Gerichtskosten der Rechtsbeschwerdeinstanz sind aus den dargelegten Gr&#252;nden ebenfalls den Beteiligten zu 1) und 42) je zur H&#228;lfte aufzuerlegen (&#167; 47 Satz 1 WEG). F&#252;r eine Erstattungsanordnung hinsichtlich der au&#223;ergerichtlichen Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens gem&#228;&#223; &#167; 47 Satz 2 WEG hat der Senat keinen hinreichenden Anla&#223; gesehen, da es auch in dieser Instanz um die Kl&#228;rung streitiger Rechtsfragen gegangen ist, deren Beurteilung zweifelhaft erscheinen konnte.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Wertfestsetzung beruht auf &#167; 48 Abs. 2 WEG.</p>
315,997
lg-dusseldorf-1979-06-06-12-o-28377
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
12 O 283/77
1979-06-06T00:00:00
2019-03-13T15:19:47
2019-03-27T09:41:41
Urteil
ECLI:DE:LGD:1979:0606.12O283.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger DM 10.087,94 (i.W.: zehntausendsiebenundachtzig 94/100 Deutsche Mark) nebst 10 % Zinsen hieraus seit dem 13. Juni 1977 zu zahlen abz&#252;glich am 10. Juli 1977 gezahlter DM 7.427,99. Sie wird weiterhin verurteilt, an den Kl&#228;ger DM 2.000,00 (i.W.: zweitausend Deutsche Mark) nebst 10 % Zinsen hieraus seit dem 10. Juli 1977 zu zahlen.</p> <p>2.</p> <p>Wegen des weitergehenden Zinsanspruches wird die Klage abgewiesen.</p> <p>3.</p> <p>Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>4.</p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung des Kl&#228;gers von DM 7.000,00 vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Sicherheitsleistung kann auch durch die selbstschuldnerische B&#252;rgschaft einer in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen Bank oder Sparkasse geleistet werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d :</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger betreibt in D&#252;sseldorf die A. Er ist Mitglied des Apothekervereins Nordrhein. Dieser hat unter anderem mit dem Verband der Ortskrankenkassen Rheinland, dem die Beklagte angeh&#246;rt, den Arzneilieferungsvertrag f&#252;r Nordrhein-Westfalen vom 19.1.1973 geschlossen. Nach &#167; 3 dieses Vertrages sind die Preise der von den Apotheken an die Mitglieder der Beklagten abgegebenen Arzneimittel nach der Deutschen Arzneitaxe (DAT) zu berechnen. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Arzneilieferungsvertrag Bezug genommen. In der Apotheke des Kl&#228;gers werden verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig oft Rezepte vorgelegt, die nicht die blo&#223;e Lieferung von fabrikm&#228;&#223;ig hergestellten Fertigarzneimitteln vorsehen, sondern nach denen individuelle Rezepturen unter Verwendung von Fertigpr&#228;paraten herzustellen sind. Der Kl&#228;ger berechnet die Preise solcher Rezepturen nach den Nr. 16/9 der DAT, w&#228;hrend die Beklagte der Meinung ist, die Preisermittlung m&#252;sse sich nach Nr. 19 der DAT richten. Die Beklagte hat deshalb in der Vergangenheit von den Preisberechnungen des Kl&#228;gers wiederholt Abz&#252;ge vorgenommen. Die vom Kl&#228;ger f&#252;r den Monat Februar 1977 eingereichten Rezepte, die unter Ber&#252;cksichtigung des in &#167; 4 des Arzneilieferungsvertrages vorgesehenen Einheitsabschlages von 7 % einen Betrag von DM 9.427,99 ergaben, bezahlte die Beklagte zun&#228;chst nicht mit der Begr&#252;ndung, ein Teil der Rezepte sei nicht der DAT entsprechend taxiert. Erst am 10.7.1977 bezahlte sie auf die Rezepte einen Abschlag von DM 7.427,99. Bereits vorher hatte die Beklagte dem Kl&#228;ger von seinen Rechnungen f&#252;r das 4. Quartal 1976 einen Betrag von DM 2.000,00 einbehalten und angek&#252;ndigt, sie werde einstweilen bis zur Kl&#228;rung der Meinungsverschiedenheiten in jedem Quartal einen Betrag von DM 2.000,00 einbehalten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von der Beklagten die Zahlung der Betr&#228;ge, die aus seinen Rechnungen f&#252;r das 4. Quartal 1976 und f&#252;r den Monat Februar 1977 offenstehen. Unstreitig sind die Abrechnungen des Kl&#228;gers aus dieser Zeit auf der Grundlage der Nr. 16/9 DAT rechnerisch richtig.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint: Nach dem Gesamtzusammenhang der DAT unterfalle die Herstellung von Rezepturen unter Verwendung von Fertigpr&#228;paraten den Nr. 16/9 DAT, w&#228;hrend die Bestimmung der Nr. 19 DAT lediglich die Abgabe unver&#228;nderter Fertigarzneimittel in anderen als den vom Hersteller vorgesehenen Gef&#228;&#223;en und/oder Mengen betreffe. Da die Beklagte die ihr eingereichten Rezepte f&#252;r den Monat Februar 1977 nicht innerhalb von 10 Tagen nach Eingang bezahlt habe, stehe ihr der Einheitsabschlag von 7 % nicht zu, vielmehr habe er &#8211; der Kl&#228;ger &#8211; nunmehr einen Anspruch auf Zahlung dieses Betrages in H&#246;he von DM 659,95.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der mindestens in H&#246;he der Klageforderung Bankkredit zu 10 % Zinsen in Anspruch nimmt, hat mit seiner der Beklagten am 13.6.1977 zugestellten Klage zun&#228;chst die Zahlung von DM 9.427,99 sowie von weiteren DM 659,95 nebst Zinsen verlangt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Er beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn zu zahlen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">1. DM 9.427,99 abz&#252;glich am 10.7.1977 gezahlter DM 7.427,99 nebst 10 %</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zinsen seit dem 1.4.1977,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2. DM 2.000,00 nebst 10 % Zinsen seit dem 10.7.1977,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3. DM 659,95 nebst 10 % Zinsen seit dem 1.4.1977.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger bittet au&#223;erdem darum, Sicherheit auch durch Bankb&#252;rgschaft leisten zu d&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie meint: Die Bestimmung der Nr. 9 DAT sei nur anwendbar, wenn eine Rezeptur aus rohen oder bearbeiteten Grundstoffen hergestellt werde. Werde dagegen eine Rezeptur unter Verwendung von zur Abgabe an das Publikum bestimmten Fertigarzneimitteln hergestellt, so sei allein dir Nr. 19 der DAT anwendbar, da der Apotheker lediglich handels&#252;bliche Arzneimittel gemischt habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die schriftlichen Gutachten der Sachverst&#228;ndigen B. vom 4.9.1978 und C. vom 25.11.1978 sowie auf die Niederschrift &#252;ber die m&#252;ndliche Anh&#246;rung der Sachverst&#228;ndigen vom 16.5.1979 (Bl. 286 f. d.A.) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</u></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist bis auf einen kleinen Teil des Zinsanspruchs begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann von der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 3, 6 des Arzneilieferungsvertrages die Zahlung der vollen von ihm in Rechnung gestellten Betr&#228;ge f&#252;r das 4. Quartal 1976 und den Monat Februar 1977 verlangen. Dabei kann uner&#246;rtert bleiben, ob die Beklagte nicht auf Grund des &#167; 6 des Arzneilieferungsvertrages in jedem Falle zun&#228;chst zur vollen Zahlung verpflichtet war und den Anspruch des Kl&#228;gers lediglich nach anschlie&#223;ender Pr&#252;fung der vorgelegten und taxierten Rezepte nachtr&#228;glich h&#228;tte k&#252;rzen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat die ihr vom Kl&#228;ger eingereichten Rezepte n&#228;mlich jedenfalls zu Unrecht beanstandet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger vorgenommenen Taxierungen der Rezepte sind rechnerisch unstreitig richtig; die Beklagte beanstandet lediglich, dass der Kl&#228;ger in den F&#228;llen, in denen er Rezepturen unter Verwendung von Fertigarzneimitteln hergestellt hat, nicht nach Nummer 19 DAT, sonder nach Nr. 16/9 DAT taxiert hat. Diese Taxierung des Kl&#228;gers ist jedoch berechtigt, da sie den Bestimmungen der DAT entspricht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die DAT regelt im Anschluss an einige allgemeine Bestimmungen in ihrem Abschnitt A die Berechnung der Arzneimittelpreise. Diese sollen nach dem Sinn der DAT m&#246;glichst vollst&#228;ndig in einer zur DAT geh&#246;renden Preisliste enthalten sein, und die Nummern 8 bis 15 der DAT regeln unter der &#220;berschrift &#8222;Grunds&#228;tze zur Aufstellung der Preisliste der Arzneimittel&#8220;, wie die Preise der Liste zu bilden sind. Der dann folgende, die Nummern 16 bis 19 umfassende Unterabschnitt enth&#228;lt dann die &#8222;Grunds&#228;tze zur Berechnung der Preise, die in der Preisliste der Arzneitaxe nicht aufgef&#252;hrt sind&#8220;. Dabei bestimmt die Nummer 16 ausdr&#252;cklich, dass die Preise f&#252;r solche Arzneimittel nach den <u>vorstehenden</u> Bestimmungen, also den Nr. 8 bis 16 der DAT, zu ermitteln seien. Die dann folgenden Regelungen der Nummern 17 bis 19 k&#246;nnen nach dem Gesamtzusammenhang der DAT nur Ausnahmen von der in Nr. 16 DAT enthaltenen Regel bilden. Das wiederum bedeutet, dass der Preis eines Arzneimittels, das nicht in der Preisliste enthalten ist &#8211; und dazu z&#228;hlen die vom Kl&#228;ger hergestellten, hier streitigen Rezepturen &#8211; immer dann &#252;ber die Verweisungsnorm der Nr. 16 nach den Nr. 8 bis 15 zu ermitteln ist, wenn auf ihn nicht die Ausnahmebestimmungen der Nr. 17 bis 19 anzuwenden sind, wobei zu ber&#252;cksichtigen ist, dass Ausnahmebestimmungen grunds&#228;tzlich eng auszulegen sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">In den Nr. 17 bis 19 ist aber eine Regelung &#252;ber die hier streitigen Rezepturen nicht getroffen. Die Nr. 17 und 18 befassen sich nur mit hom&#246;opathischen Arzneimitteln, um die es in diesem Rechtsstreit nicht geht, und die Nr. 19 regelt nach ihrem klaren Wortlaut nur den Fall, wie der Preis f&#252;r ein Fertigarzneimittel zu berechnen ist, dass in einem anderen <u>Gef&#228;&#223;</u> oder in einer anderen <u>Menge</u> als vom Hersteller vorgesehen an den Apothekenkunden abgegeben wird, w&#228;hrend dort von einer Weiterverarbeitung, wie sie bei der Herstellung einer Rezeptur erforderlich ist, nicht gesprochen wird. Nr. 19 der DAT regelt damit nur das Umf&#252;llen, nicht aber die Weiterverarbeitung eines Fertigarzneimittels, so dass in einem solchen Fall der Preis &#252;ber die Verweisungsnorm der Nr. 16 nach der Regel der Nr. 9 zu berechnen ist. Das weiterverarbeitete Fertigarzneimittel ist im Sinne dieser Nummer als ein in bearbeitetem Zustand gekaufter Grundstoff f&#252;r die Rezeptur anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dass, worauf der Sachverst&#228;ndige C. in seinem Gutachten hingewiesen hat, in manchen F&#228;llen der rezepturm&#228;&#223;igen Weiterverarbeitung von Fertigarzneimitteln eine Preisermittlung nach Nr. 9 DAT deshalb nicht m&#246;glich ist, weil sich aus &#8222;technischen&#8220; Gr&#252;nden die in Nr. 9 vorausgesetzten Bezugsgr&#246;&#223;en nicht bilden lassen, kann an dem gefundenen Ergebnis f&#252;r den vorliegenden Rechtsstreit schon deshalb nichts &#228;ndern, weil eine Berechnung der Preise gem&#228;&#223; Nr. 9 DAT bei allen hier streitigen Rezepturen m&#246;glich ist. Einer Entscheidung dar&#252;ber, ob in &#8211; hier nicht vorliegenden &#8211; Ausnahmef&#228;llen einer rezeptm&#228;&#223;igen Weiterverarbeitung von Fertigarzneimitteln mangels anderer Regelungen der Preis doch einmal &#252;ber Nr. 19 DAT zu ermitteln ist, bedarf es daher nicht.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger w&#252;rde der geltend gemachte Verg&#252;tungsanspruch gegen die Beklagte aber auch dann zustehen, wenn man mit dem Sachverst&#228;ndigen C. annehmen w&#252;rde, dass in den hier streitigen F&#228;llen eine Preisermittlung sowohl &#252;ber Nr. 16/9 als auch &#252;ber Nr. 19 DAT rechtlich m&#246;glich sei. Dann n&#228;mlich w&#228;re in Nr. 3 des Arzneilieferungsvertrages die von der Beklagten f&#252;r die Leistungen des Kl&#228;gers zu zahlende Gegenleistung nicht bestimmt, so dass mangels anderweitiger Anhaltspunkte der Kl&#228;ger die H&#246;he der Gegenleistung zu bestimmen h&#228;tte (&#167; 316 BGB). Die vom Kl&#228;ger getroffene Bestimmung, der eine Preisermittlung gem. Nr. 16/9 DAT zugrunde lag, k&#246;nnte jedenfalls, da sie mit den Bestimmungen der DAT entspricht, nicht als &#8222;nicht der Billigkeit entsprechend&#8220; im Sinne des &#167; 315 BGB angesehen werden, so dass sie f&#252;r die Beklagte verbindlich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte h&#228;tte also die vom Kl&#228;ger eingereichten Rezepte in jedem Falle innerhalb von 10 Tagen nach ihrem Eingang in voller H&#246;he verg&#252;ten m&#252;ssen (&#167; 6 Abs. 1 des Arzneimittellieferungsvertrages). Da sie das nicht getan hat, hat sie gem. &#167; 4 Abs. 3 des Vertrages keinen Anspruch auf den bei der Ermittlung des Rechnungsbetrages durch den Kl&#228;ger bereits abgezogenen Einheitsabschlag von 7 %. Diesen Abschlag, d.h. den Betrag von DM 659,95, kann der Kl&#228;ger daher zus&#228;tzlich von der Beklagten verlangen. Zinsen stehen dem Kl&#228;ger aus den von der Beklagten geschuldeten Betr&#228;gen allerdings fr&#252;hestens seit Zustellung der Klage zu (&#167;&#167; 284 Abs. 1 Satz 2, 286, 288 BGB), da er f&#252;r einen fr&#252;heren Verzug der Beklagten nichts vorgetragen hat. Da die Beklagte hinsichtlich des einbehaltenen Betrages von DM 2.000,00 f&#252;r das 4. Quartal 1976 bereits vor dem 10.7.1977 ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt hatte, sie werde ihn vor einer Kl&#228;rung der Meinungsverschiedenheiten, d.h. einer Beendigung dieses Rechtsstreits, nicht zahlen, befand sie sich insoweit am 10.7.1977 auch ohne besondere Mahnung des Kl&#228;gers im Verzug. Die Zinsh&#246;he betr&#228;gt 10 %, da der Kl&#228;ger seinerseits zu diesem Zinssatz Bankkredit in Anspruch nimmt, wie die Beklagte nicht bestritten hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 2 ZPO, soweit die Kammer &#252;ber die Klage entschieden hat; sie ergibt sich aus &#167; 91 a ZPO, soweit die Parteien in H&#246;he des nach Klageerhebung gezahlten Betrages konkludent die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben. Auch insoweit n&#228;mlich w&#228;re die Beklagte, wenn sie nicht von sich aus gezahlt h&#228;tte, zu verurteilen gewesen, so dass es der Billigkeit entspricht, ihr auch insoweit die Kosten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#167; 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><u>Streitwert:</u></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">bis 5.10.1977:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM 10.087,94;</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">seit 6.10.1977:&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM&#160; 4.695,95.</p>
315,998
lg-dusseldorf-1979-06-05-25-akte-178
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25 AktE 1/78
1979-06-05T00:00:00
2019-03-13T15:19:49
2019-03-27T09:41:41
Beschluss
ECLI:DE:LGD:1979:0605.25AKTE1.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Es wird festgestellt, dass bei der Zentralgesellschaft XXX ein nach </p> <p>&#167; 7 des Gesetzes &#252;ber die Mitbestimmung der Arbeitnehmer </p> <p>(MitbestG) vom 4. Mai 1976 &#8211; BG. Bl. I S. 1153 &#8211; sich zusammen-zusetzender Aufsichtsrat zu bilden ist.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Zentralgesellschaft XXX (im folgenden XXX genannt) mit Sitz in XXX ist ein deutsch-niederl&#228;ndisches Gemeinschaftsunternehmen, an dem die beiden Holding-Gesellschaften XXX und die XXX, zu je 50 % parit&#228;tisch beteiligt sind. Es entstand Ende der 60-er Jahre. Die seinerzeit an sich beabsichtigte Fusion in eine Gesellschaft europ&#228;ischen Rechts war daran gescheitert, dass eine solche Gesellschaftsform nicht zur Verf&#252;gung gestanden hatte. Die Zentralgesellschaft XXX ist Konzernmutter des gebildeten XXX, der aus einem holl&#228;ndischen und einem deutschen Teil besteht. Die bisherigen Betriebsst&#228;tten der beiden Gr&#252;ndungsgesellschaften wurden in Form von selbst&#228;ndigen Tochtergesellschaften in die Zentralgesellschaft eingebracht. Die Art und Weise der Zusammenarbeit bestimmt der im Jahre 1969 abgeschlossene "Partner-Vertrag", in dem insbesondere die parit&#228;tische Besetzung des Vorstandes und des Aufsichtsrats der Zentralgesellschaft abgesichert ist. Die beiden Tochtergesellschaften, die XXX mit ca. 8500 bzw. 8700 ArbN und die XXX mit ca. 7500 ArbN besitzen Mehrheitsbeteiligungen an weiteren Unternehmen; die deutsche Tochter ist zu 100 % an der XXX und an der XXX und zu 50 % an der XXX beteiligt. Die XXX besitzt ihrerseits wieder Beteiligungen an zwei weiteren Gesellschaften.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass bei der Zentralgesellschaft ein nach &#167; 7 MitbestG</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">zusammengesetzter Aufsichtsrat zu bilden ist,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">und hat zur Begr&#252;ndung geltend gemacht, die Zentralgesellschaft sei die Obergesellschaft des XXX Konzern, so dass die ArbN der inl&#228;ndischen Konzernunternehmen gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 MitbestG der Arbeitnehmerschaft der Zentralgesellschaft zuzurechnen seien und damit die nach &#167; 1 Abs. 1 MitbestG erforderliche Besch&#228;ftigtenzahl &#252;ber 2000 ArbN erreicht sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) hat um Zur&#252;ckweisung des Antrages gebeten und insbesondere ausgef&#252;hrt: Das MitbestG sei auf die Zentralgesellschaft nicht anwendbar. M&#252;sste bei ihr ein Aufsichtsrat (AR) nach dem MitbestG gebildet werden, w&#252;rde dies, da nach allgemeiner Auffassung die ArbN ausl&#228;ndischer Konzernunternehmen an der Mitbestimmung nicht beteiligt seien, bedeuten, dass (a) die H&#228;lfte der Aufsichtsratmitglieder allein von der deutschen ArbN gew&#228;hlt w&#252;rden, dass (b) die niederl&#228;ndische Seite im AR nur noch mit einem Viertel, die deutsche Seite aber mit Drei Viertel der gesamten Mitgliederzahl repr&#228;sentiert w&#252;rde, und dass (c) die deutsche Seite aufgrund ihrer Mehrheit im AR es in der Hand h&#228;tte zu bestimmen, wer Aufsichtsrats-vorsitzender mit dem Zweitstimmrecht gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 2 MitbestG bzw. sein Stellvertreter gem&#228;&#223; &#167; 27 MitbestG wird und wie der Vorstand der Gesellschaft gem&#228;&#223; &#167; 30 MitbestG zu besetzen ist. Damit w&#228;re die holl&#228;ndische Seite in den wesentlichen Gremien der Gesellschaft, in AR und Gesch&#228;ftsf&#252;hrung, in die Minderheitenrolle gedr&#228;ngt. Die deutsche Seite h&#228;tte bei Entscheidungen &#252;ber nationale Belange, wie z.B. bei der Verwirklichung eines bestimmten Investitionsvorhabens im niederl&#228;ndischen oder deutschen Konzernbereich, der Durchf&#252;hrung eines nationalen oder internationalen Entwicklungsauftrags einer deutschen oder niederl&#228;ndischen Tochtergesellschaft oder der serienm&#228;&#223;igen Fertigung konkurrierender XXX bzw. deren Verkauf jederzeit die M&#246;glichkeit, diese zugunsten der deutschen und zulasten der niederl&#228;ndischen Tochtergesellschaft zu entscheiden. Folglich w&#228;re den deutschen Arbeitnehmervertretern ein ganz entscheidendes Mitspracherecht &#252;ber die Arbeitspl&#228;tze ihrer holl&#228;ndischen Kollegen einger&#228;umt, die ihrerseits keinerlei Einflussm&#246;glichkeiten auf diese Entscheidungen h&#228;tten. Ferner versto&#223;e es gegen Geist und Inhalt der europ&#228;ischen Vertr&#228;ge, wenn das MitbestG auf eine europ&#228;ische Konzernobergesellschaft abgewandt w&#252;rde, die nur deshalb als GmbH nach deutschem Recht begr&#252;ndet worden sei, weil die Vertragsstaaten sich &#252;ber die zu schaffende europ&#228;ische Aktiengesellschaft noch nicht geeinigt haben. Die Bundesrepublik sei auch angesichts der anhaltenden Bem&#252;hungen der europ&#228;ischen Gemeinschaft zur Schaffung einer &#252;bernationalen Gesellschaftsform nicht berechtigt gewesen, einseitig nationales Recht anstelle noch zu schaffenden EG-Rechts zu setzen. Der vorliegende Fall sei auch vom Gesetzgeber offensichtlich nicht bedacht worden, womit das Gesetz restriktiv auszulegen sei mit der Folge, dass es auf die Zentralgesellschaft keine Anwendung finde. Zu dem selben Ergebnis f&#252;hre im &#252;brigen auch eine mit dem Vertrag zur Gr&#252;ndung der Europ&#228;ischen Wirtschaftsgemeinschaft vom 25.03.1957 (EWG-Vertrag) konforme Auslegung der Vorschriften des MitbestG, denn dessen Anwendung im vorliegenden Fall f&#252;hre zu einer nach dem EWG-Vertrag verbotenen Diskriminierung der ArbN der niederl&#228;ndischen Tochtergesellschaften selbst und der niederl&#228;ndischen Anteilseigner. Schlie&#223;lich versto&#223;e die Anwendung des MitbestG auch gegen Art. 3 GG, da kein einleuchtender sachlicher Grund ersichtlich sei, der es rechtfertige, den niederl&#228;ndischen ArbN die Rechte aus dem MitbestG zu verweigern.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wege der weiteren Einzelheiten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist statthaft nach &#167; 98 Abs. 2 AktG. Die Antragsberechtigung der Beteiligte zu 1) folgt aus &#167; 98 Abs. 2 Nr. 8 AktG. Nach der genannten Vorschrift sind antragsberechtigt "Gewerkschaften, die nach den gesetzlichen Vorschriften, deren Anwendung streitig oder ungewiss ist, ein Vorschlagsrecht h&#228;tten". Dieses Vorschlagsrecht f&#252;r die in den Aufsichtsrat zu w&#228;hlenden Gewerkschaftsvertreter gew&#228;hrt das MitbestG, dessen Anwendung vorliegend streitig ist, in seinem &#167; 16 Abs. 2 und zwar den im Unternehmen bzw. Konzernunternehmen vertretenen Gewerkschaften. Von dieser Vertretung ist vorliegend auszugehen, die Beteiligte zu 1) wird mit Sicherheit zumindest einen unternehmensangeh&#246;rigen ArbN &#8211; was gen&#252;gt &#8211; zu ihren Mitgliedern z&#228;hlen. Die von der Beteiligten zu 2) beantragte Beteiligung des Betriebsrates der holl&#228;ndischen Tochtergesellschaft XXX im vorliegenden Verfahren war nicht veranlasst. Das Gericht hat am Verfahren diejenigen zu beteiligen, die durch die gerichtliche Entscheidung in ihren Rechten unmittelbar beeintr&#228;chtigt werden k&#246;nnen und denen damit ein Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r zusteht (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW 71, 1567 = AG 71, 122 mit weiteren Nachweisen). Darunter f&#228;llt der vorgenannte Betriebsrat jedoch nicht, denn das MitbestG regelt &#8211; wie noch ausgef&#252;hrt wird &#8211; die Mitbestimmung nur im territonalen Geltungsbereich des deutschen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist begr&#252;ndet. Bei der Zentralgesellschaft ist ein Aufsichtsrat nach &#167; 7 MitbestG zu bilden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 1 Abs. 1 MitbestG sind erf&#252;llt. Die Zentralgesellschaft ist ein Unternehmen in einer der in &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 MitbestG genannten Rechtsform und besch&#228;ftigt in der Regel ca. 10.000 ArbN. Letzteres ergibt sich daraus, dass die Zentralgesellschaft Konzernobergesellschaft des XXX Konzerns ist und die einheitliche Leitung &#252;ber ihre Tochter- und Enkelgesellschaften aus&#252;bt (vgl. &#167; 7 des Partnervertrages) und ihr mithin gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 MitbestG die ArbN der Konzernunternehmen zuzurechnen sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dass es sich bei dem XXX Konzern um einen internationalen Konzern handelt, steht der Anwendung des MitbestG auf die Zentralgesellschaft nicht entgegen. Die Anwendung hat allerdings zur Folge, dass einseitig nur die Belegschaft des deutschen Konzernteils an der Konzernspitze repr&#228;sentiert und den ArbN des holl&#228;ndischen Konzernteils eine effiziente Wahrnehmung ihrer Belange und Einflussnahme auf die Entscheidungsprozesse in der Konzernspitze verwehrt ist. Diese Folge r&#252;hrt daher, dass die im Schrifttum kontroverse Frage, ob gem&#228;&#223; &#167; 5 MitbestG die ArbN nur der inl&#228;ndischen Konzernunternehmen als ArbN der herrschenden Gesellschaft zu gelten haben, bejaht werden muss (so auch Duden ZHR 141 (1977), 184; Bayer ZGR 77, 177; Lutter ZGR 77, 205; Raiser MitbestG, &#167; 5 Rdnr. 10; Fitting/Wlotzke/Wi&#223;mann, MitbestG, &#167; 5 Rdnr. 15; Lux MitbestG S. 67 <u>a.A.:</u> D&#228;ubler, RabelsZ, Bd. 35 (1975), 444 ff; Birk, RIW/AWD des BB 1975, 596 und Fs f&#252;r Schnorr von Carolsfeld 1973 S. 84; Reich AUR 76, 264; Grasmann, ZGR 1973, 329). Das Gesetz selbst enth&#228;lt diese Einschr&#228;nkung nicht, insoweit ist nur die Rede von "Arbeitnehmern der Konzernunternehmen". Auch &#252;ber &#167; 3 MitbestG l&#228;sst sich entgegen vereinzelter Stimmen im Schrifttum (so Meilicke/Meilicke a.a.O. &#167; 3 Rdnr. 8; Fitting/Wlotzke/Wi&#223;mann a.a.O. &#167; 3 Rdnr. 7; Bellstedt a.a.O. S. 132 a) die Geltungsbeschr&#228;nkung nicht herleiten. Die Bestimmung trifft die Unterscheidung in Arbeiter und Angestellte unabh&#228;ngig von dem Besch&#228;ftigungsort des ArbN, allein nach objektiven T&#228;tigkeitsmerkmalen (so auch Duden a.a.O. S. 183). Der Begriff "Arbeitnehmer" ist f&#252;r den Anwendungsbereich des Gesetzes dadurch bestimmt, dass auch &#167; 6 des Betriebsverfassungsgesetztes verwiesen wird, der wiederum regelt, dass Arbeiter und Angestellte Arbeitnehmer sind, die eine arbeiterrenten- bzw. angestelltenversicherungspflichtige T&#228;tigkeit aus&#252;ben, "auch wenn sie nicht versicherungspflichtig sind". Darauf ob ein Arbeitnehmer im Einzelfall der Versicherung angeh&#246;rt und ob er &#252;berhaupt versicherungspflichtig ist, kommt es danach nicht an. Das Gesetz stellt allein darauf ab, ob der einzelne ArbN aufgrund seiner tats&#228;chlichen T&#228;tigkeit und Stellung im Betrieb nach unseren Gesetzen versicherungspflichtig <u>w&#228;re</u> (vgl. Galperin/L&#246;wisch, BetrVG, &#167; 6 Rdnr. 4 mit weiteren Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Geltungsbeschr&#228;nkung auf inl&#228;ndische Konzernunternehmen ist indessen dem sog. Territorialit&#228;tsprinzip in Verbindung mit der Entstehungsgeschichte des Gesetzes zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">W&#252;rde &#167; 5 MitbestG die im Ausland gelegenen abh&#228;ngigen Konzernunternehmen einbeziehen, widerspr&#228;che dies dem Territorialit&#228;tsprinzip, dass es dem deutschen Gesetzgeber verwehrt, durch Rechtsetzung in die Ordnungsbefugnis eines fremden Staates einzugreifen. Zwar ist die ausl&#228;ndische Autonomie nicht tangiert, soweit die Konzernmitbestimmung die Unternehmensverfassung der herrschenden &#8211; nicht etwa der abh&#228;ngigen! &#8211; Gesellschaft regelt. Die Zusammensetzung des Aufsichtsrates einer deutschen Konzernobergesellschaft ist eine Angelegenheit der inneren Organisation dieser Gesellschaft und beurteilt sich damit nach dem Gesellschaftsstatut, also nach deutschem Recht. Mit der Zurechnung nach &#167; 5 MitbestG ist indessen verbunden die Einr&#228;umung des aktiven und passiven Wahlrechts zum Aufsichtsrat der Konzernspitze f&#252;r die ArbN der konzernabh&#228;ngigen Gesellschaften. W&#252;rden danach auch die ArbN einer ausl&#228;ndischen Tochter wahlberechtigt sein, w&#228;re &#8211; was Lutter (a.a.O.) zu Recht annimmt &#8211; zumindest mittelbar in die Souver&#228;nit&#228;t des ausl&#228;ndischen Gesetzgebers eingegriffen (so auch Raiser und Bayer a.a.O.). Bei den mitbestimmungsrechtlichen Regeln handelt es sich um Vorschriften, die vorwiegend als zwingende Normen gewisse sozialpolitische Ideen durchsetzen wollen und die Schutznormen zugunsten der ArbN darstellen (vgl. Birk a.a.O.) S 590). Die Durchsetzung dieser Beteiligungsrechte als Teil der deutschen Sozialordnung ist auf das Inland beschr&#228;nkt. Eine Ausdehnung auf das Ausland, und sei es nur bei der Mitbestimmung in Konzernen mit "Auslandsber&#252;hrung", liegt nicht allein in der Souver&#228;nit&#228;t des deutschen Gesetzgebers, zumal mit der Einr&#228;umung der Beteiligungsrechte f&#252;r die ausl&#228;ndischen Unternehmen auch Pflichten verbunden w&#228;ren, n&#228;mlich die zur Durchf&#252;hrung der gewiss nicht unkomplizierten Wahlverfahren in den Betrieben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Unter dem Blickwinkel des Zwangs der Beschr&#228;nkung der Beteiligungsrechte auf die inl&#228;ndischen ArbN hat auch ersichtlich der Gesetzgeber diese Frage gesehen. Seine Intention, die ArbN einer ausl&#228;ndischen Tochtergesellschaft nicht in die Konzernmitbestimmung einzubeziehen, ist im Bericht des federf&#252;hrenden BT-Ausschusses f&#252;r Arbeit und Sozialordnung vom 10. M&#228;rz 1976 (BT-Drucksache 7/4845 S. 4) zum Ausdruck gekommen, in dem es hei&#223;t: "Im Ausschuss bestand Einm&#252;tigkeit dar&#252;ber, dass .... und dass die im Gesetzesentwurf festgelegten Beteiligungsrechte nur den Arbeitnehmern der in der Bundesrepublik gelegenen Betriebe dieser Unternehmen zustehen. Im Ausland gelegene Tochtergesellschaften und deren Betriebe im Inland von unter das Gesetz fallenden Unternehmen z&#228;hlen bei der Errechnung der ma&#223;geblichen Arbeitnehmerzahl nicht mit". Gesetzesmaterialien nehmen zwar an der normativen Kraft des Gesetzes nicht teil, sie dienen jedoch der Ermittlung des im Gesetz objektivierten Willens des Gesetzgebers (vgl. BverfGE 11, 126, 130).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">In Konzernen mit deutscher unter das MitbestG fallender Obergesellschaft und ausl&#228;ndischer Tochterunternehmen sind nach alledem die ArbN der beherrschten ausl&#228;ndischen Tochtergesellschaften f&#252;r die Ermittlung der ma&#223;geblichen Arbeitnehmerzahl nicht mit zu ber&#252;cksichtigen und sie haben folglich auch kein aktives oder passives Wahlrecht zum Aufsichtsrat der deutschen Konzernspitze.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zwar ist damit im internationalen Konzern mit deutscher unter das MitbestG fallender Obergesellschaft die Konzernbelegschaft an der Konzernspitze unvollst&#228;ndig repr&#228;sentiert, das f&#252;hrt aber nicht zur Unanwendbarkeit des MitbestG auf Obergesellschaften internationaler Konzerne. Insbesondere verst&#246;&#223;t die vom Gesetz vorgenommene unterschiedliche Behandlung der ArbN der im Ausland gelegenen Konzernunternehmen entgegen der Ansicht der Beteiligten zu 2) nicht gegen den auch f&#252;r Ausl&#228;nder geltenden verfassungsrechtlichen Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 GG. Ein rechtserheblicher Versto&#223; gegen den Gleichheitsgrundsatz liegt nur vor, wenn ein vern&#252;nftiger, sich aus der Natur der Sache ergebender oder sonst wie einleuchtender Grund f&#252;r die gesetzliche Differenzierung fehlt, kurzum, wenn die Bestimmung als willk&#252;rlich bezeichnet werden muss (BverfGE 30, 409, 412). Dieser Fall ist hier nicht gegeben, weil &#8211; wie bereits ausgef&#252;hrt &#8211; f&#252;r den deutschen Gesetzgeber zur Wahrung der Autonomie der ausl&#228;ndischen Staaten die Differenzierung zwischen Belegschaften inl&#228;ndischer und im Ausland gelegenen Konzernunternehmen geboten war. Die Nichteinbeziehung der im Ausland gelegenen Konzernunternehmen widerspricht auch nicht dem Grundsatz der Inl&#228;nderbehandlung des Art. 7 EWG-Vertrag. Nach der genannten Vorschrift ist zwar im Anwendungsbereich des EWG-Vertrages unbeschadet besonderer Bestimmungen jede Diskriminierung aus Gr&#252;nden der Staatsangeh&#246;rigkeit verboten. Aber auch hier ist aus den bereits genannten Gr&#252;nden von einer der Rechtfertigung entbehrenden Ungleichbehandlung der holl&#228;ndischen ArbN bzw. Konzernunternehmen nicht zu sprechen. Entgegen der Ansicht der Beteiligten zu 2) kann die Sache auch nicht im Europ&#228;ischen Gerichtshof gem&#228;&#223; Art. 177 EWG-Vertrag zur Vorabentscheidung vorgelegt werden, denn es geht hier insbesondere nicht um die Auslegung einer Bestimmung des EWG-Vertrages, sondern um die Frage, ob ein bestimmtes nationales Gesetz mit dem EWG-Vertrag vereinbar ist, die zu entscheiden nicht in die Zust&#228;ndigkeit des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#228;llt (vgl. Groeben/Boeckh/ Thiesing, Komm. zum EWG-Vertrag, Art. 177, Anm. II 2 D b 1).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kammer verkennt bei alledem nicht, dass die unternehmerische Mitbestimmung in internationalen Konzernen mit deutsche Konzernspitze ein ungel&#246;stes Problem darstellt und der derzeit bestehende Rechtszustand unbefriedigend ist. Es ist jedoch nicht Sache des Gerichts, sondern der politisch verantwortlichen Gremien, den derzeit bestehenden Rechtszustand im Hinblick darauf, ob dessen Aufrechterhaltung vertretbar ist, zu &#252;berdenken. Aufgerufen ist aber auch der Europ&#228;ische Rat, nun endlich die neue Rechtsform f&#252;r &#252;bernationale Gesellschaften in der Gemeinschaft zu verabschieden und damit seinen Beitrag zur Verhinderung von Ungleich-behandlungen wie im vorliegenden Fall zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine Kostenentscheidung ist nicht zu treffen, da sich die Kostenfolge aus dem Gesetz ergibt (&#167; 99 Abs. 6 S. 8 AktG) und keine Kostenerstattung stattfindet (&#167; 99 Abs. 6 S. 10 AktG).</p>
315,999
ag-dusseldorf-1979-05-30-31-c-74078
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31 C 740/78
1979-05-30T00:00:00
2019-03-13T15:19:50
2019-03-27T09:41:41
Urteil
ECLI:DE:AGD:1979:0530.31C740.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat das Amtsgericht D&#252;sseldorf, Abt. 31,</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 18. April 1979</p> <p>durch den Richter am Amtsgericht X</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p> </p> <p> Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 2.750,72 DM nebst 5,5 % </p> <p> Zinsen seit dem 11.10.1978 zu zahlen. Im &#252;brigen wird die Klage ab- </p> <p> gewiesen. </p> <p></p> <p> Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p></p> <p> Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung von 3.500,- - DM vorl&#228;ufig </p> <p> vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">T a t b e s t a n d </span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Am 4.6.1976 verschuldete der bei X angestellte </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">X auf der K X zwischen X und X mit einem X der X, auf dessen Beifahrersitz der Zivildienstleistende X sa&#223;, einen Unfall. Infolge &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit kam der X von der Fahrbahn ab und prallte schlie&#223;lich gegen einen Baum. Bei diesem Unfall wurde der Zivildienstleistende X erheblich verletzt. In der Zeit vom 4.6. bis 16.6.1976 wurde er im Krankenhaus X station&#228;r behandelt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;gerin entstanden durch den Unfall in Bezug auf X folgende Unkosten:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1) Krankentransportkosten 123,30 DM</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2) Krankenpflegekosten 1.719,90 DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3) Geld- und Sachbez&#252;ge _<span style="text-decoration:underline;">907,51 DM</span></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">insgesamt 2.750,72 DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von der Beklagten als Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherer der X Ersatz des ihr entstandenen Schadens von 2.750,72 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist der Auffassung, sie k&#246;nne diesen Anspruch aus &#252;bergegangenem Recht gegen&#252;ber der Beklagten geltend machen, weil der Zivildienstleistende </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">X kraft gesetzlicher Vorschriften von der Versicherungspflicht befreit und somit nicht unfallversichert gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;gerin 2.750,72 DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">nebst 5,5 % Zinsen seit dem 20.7.1978 sowie 0,50 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vorgerichtliche Kosten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte meint, der Ersatzanspruch der Kl&#228;gerin sei nicht gerechtfertigt, weil hier ein Arbeitsunfall vorliege.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e </span></b></p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gegen die Beklagte einen Anspruch auf Zahlung von 2.750,72 DM.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet als Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherer f&#252;r die durch den schuldhaft herbeigef&#252;hrten Verkehrsunfall vom 4.6.1976 bedingten Sch&#228;den.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Haftung der Beklagten entf&#228;llt im vorliegenden Fall nicht deshalb, weil es sich um einen Arbeitsunfall im Sinne den &#167; 636 RVO handelt. Der Zivildienstleistende X ist n&#228;mlich kein Versicherter im Sinne des &#167; 636 RVO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#167; 636 RVO befreit den Unternehmer nur von allen Schadensersatzanspr&#252;chen des in den &#167;&#167; 539 bis 545 RVO angef&#252;hrten Personenkreises, d.h., derjenigen die kraft Gesetzes oder kraft Satzung pflichtversichert oder der Unfallversicherung freiwillig beigetreten sind; nicht jedoch von den Schadensersatzanspr&#252;chen der in &#167;&#167; 541, 542 RVO versicherungsfreien Person.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Zivildienstleistende X ist gem&#228;&#223; &#167; 541 Ziffer 1, 2 RVO eine versicherungsfreie Person, da seine medizinische Versorgung &#252;ber &#167;&#167; 35, 47 Zivildienstgesetz sichergestellt ist und das Zivildienstgesetz als solches das Bundesversorgungsgesetz f&#252;r anwendbar erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Gesamtschaden des Kl&#228;gers bel&#228;uft sich unstreitig auf 2.750,72 DM. Der erkannte Zinsanspruch ist aus dem Gesichtspunkt des Verzuges gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284, 286, 288, 291 BGB gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der weitergehende Zinsanspruch ist nicht schl&#252;ssig dargetan.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat gem. &#167; 286 BGB keinen Anspruch auf Erstattung vorgerichtlicher Kosten. Er hat nicht dargetan, da&#223; ihm solche Kosten nach Verzugseintritt entstanden sind.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 12,710 ZPO.</p>
316,000
olgham-1979-05-29-9-u-8578
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9 U 85/78
1979-05-29T00:00:00
2019-03-13T15:19:52
2019-03-27T09:41:40
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0529.9U85.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 30. November 1977 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts Dortmund abge&#228;ndert und zur Klarstellung wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte bleibt verurteilt, an den Kl&#228;ger 220,- DM (i.W.: zweihundertzwanzig Deutsche Mark) nebst 4 % Zinsen seit dem 2. M&#228;rz 1976 zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des ersten Rechtszuges tr&#228;gt der Kl&#228;ger zuz&#252;glich zu den ihm bereits durch Beschlu&#223; vom 8. August 1977 auferlegten Kosten der teilweisen Klager&#252;cknahme bez&#252;glich der weiteren Kosten 98 %, die Beklagte 2 %. Von den Kosten des zweiten Rechtszuges tr&#228;gt der Kl&#228;ger 97 %, die Beklagte 3 %.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(gem. &#167; 543 Abs. 1 ZPO)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, ein iranischer Staatsangeh&#246;riger, verlangt nach einem Verkehrsunfall, den er mit seinem in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen und versicherten Pkw, VW K 70, in der ... auf der Stra&#223;e von ... nach ... bei Kilometer 85 (von ... gehabt hat, vollen Ersatz seines materiellen Schadens von der Beklagten als Haftpflichtversicherer des unfallbeteiligten Pkw, Mercedes, der unter dem Zollkennzeichen ... ebenfalls in der Bundesrepublik Deutschland f&#252;r eine iranische Fahrzeughalterin zugelassen war und von einem iranischen Staatsangeh&#246;rigen gef&#252;hrt wurde. Er st&#252;tzt sich dabei auf das ihm nach dem Unfall vom Fahrer des Mercedes-Pkw ausgeh&#228;ndigte Doppel der "Gr&#252;nen Karte", in der unter der Rubrik: Vers.-Schein-Nr. die Nr. ... eingetragen ist. Das Landgericht hat nach R&#252;cknahme der Klage hinsichtlich des urspr&#252;nglich zus&#228;tzlich verlangten Schmerzensgeldes bei Abstrichen zur H&#246;he einzelner Schadensposten dem Grunde nach der Klage voll stattgegeben und die Beklagte zur Zahlung von 8.261,75 DM verurteilt. Dagegen richtet sich die Berufung der Beklagten mit dem Ziel vollst&#228;ndiger Klageabweisung, die allerdings in der letzten m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat durch einverst&#228;ndliche Berufungsr&#252;cknahme der Beklagten auf den 220,- DM nebst 4 % Zinsen seit dem 2.3.1976 &#252;bersteigenden Urteilsbetrag beschr&#228;nkt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten hat Erfolg. Die Klage ist zwar dem Grunde nach voll, der H&#246;he nach jedoch nur im Umfang der Garantiewirkung der Gr&#252;nen Karte begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Tenor des angefochtenen Urteils ist -wie sich aus dem Zusammenhang der Entscheidungsgr&#252;nde und der Kostenentscheidung ergibt, auf Grund eines offensichtlichen Schreibversehens- unvollst&#228;ndig insofern, als am Ende des ersten Absatzes nach ... "zu zahlen." der Satz: "Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen." einzuf&#252;gen ist. Dieses offensichtliche Schreibversehen hat der Senat gem. &#167; 319 ZPO berichtigt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte gem. &#167;&#167; 12, 17 ZPO ihren allgemeinen Gerichtsstand in ... hat, ist die deutsche Gerichtsbarkeit ungeachtet des im Ausland geschehenen Unfalls, der ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigkeit der Unfallbeteiligten und des deshalb anzuwendenden ausl&#228;ndischen Rechts international zust&#228;ndig.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Materiell-rechtlich sieht, wie in dem Gutachten von ..., vom 9.2.1977 (Bl. 32-48 d.A.) in erster Instanz dargelegt ist, das deutsche Internationale Privatrecht als Deliktsstatut grunds&#228;tzlich das Recht des Tatorts, f&#252;r diesen Ausnahmefall jedoch, in dem die Beteiligten sich im Lande des Tatorts nur zuf&#228;llig auf der Durchreise von Deutschland zum Iran bzw. umgekehrt begegnet sind, das gemeinsame Heimatrecht von Sch&#228;diger und Gesch&#228;digten, also iranisches Recht vor. Das iranische Kollisionsrecht, das zwar zivilrechtlich keine Bestimmungen &#252;ber das Deliktsstatut enth&#228;lt, verweist aber strafrechtlich und auch in einem Gesetz &#252;ber Sachsch&#228;den aus Verkehrsunf&#228;llen auf das Recht des Tatorts, wie in dem oben angef&#252;hrten Gutachten n&#228;her ausgef&#252;hrt ist. Mithin ist davon auszugehen, da&#223; nach dem f&#252;r das deutsche Gericht in erster Linie ma&#223;geblichen iranischen Recht das t&#252;rkische Recht als Recht des Tatorts anzuwenden ist. Da das t&#252;rkische Recht seinerseits diese Verweisung des iranischen Rechts annimmt, weil auch nach t&#252;rkischem Recht das Recht des Tatorts ma&#223;geblich ist, kommt es auch in diesem Ausnahmefall auf dem Umweg &#252;ber das iranische Heimatrecht der Unfallbeneiligten zur Anwendung des t&#252;rkischen Rechts als des Tatortrechts.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>4)</b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach dem materiellen t&#252;rkischen Recht besteht ein Direktanspruch des Gesch&#228;digten, also des Kl&#228;gers, gegen den Haftpflichtversicherer des Sch&#228;digers, also die Beklagte (Art. 55 Abs. 2 des t&#252;rkischen StVG) im Rahmen der Deckungssumme. Diese richtet sich aber nicht nach deutschem Recht, da dem Kl&#228;ger der Nachweis eines am Unfallort g&#252;ltigen Versicherungsvertrages zwischen der Halterin des unfallbeteiligten Mercedes-Pkw, Fr&#228;ulein ... und der Beklagten nicht gelungen ist. Der Antrag des Kl&#228;gers, die Vorlage des Versicherungsvertrages durch die Beklagte gem. &#167; 421 ZPO anzuordnen, geht fehl, ebenso der Antrag auf Vorlagevernehmung gem. &#167; 426 ZPO. Dem Kl&#228;ger steht kein prozessualer Anspruch auf Vorlage des Versicherungsvertrages nach &#167; 423 ZPO und auch kein materiell-rechtlicher diesbez&#252;glicher Anspruch zu (vgl. Thomas-Putzo, ZPO-Kommentar, 9. Aufl., &#167; 422 Anm. 2 d). Die Vernehmung des von der Beklagten f&#252;r den Nichtabschlu&#223; eines Versicherungsvertrages und das Verfahren bei Ausgabe der Gr&#252;nen Karte benannten Zeugen ... hat ergeben, da&#223; kein Versicherungsvertrag abgeschlossen worden ist. Der Zeuge ... hat glaubhaft bekundet, da&#223; bei der Beklagten in der Hauptstelle ... wo alle Versicherungsvertr&#228;ge registriert sind, kein Vertrag auf den Namen ... existiert. Deshalb kann nicht von den vertraglichen deutschen Mindestdeckungssummen ausgegangen werden, vielmehr k&#246;nnen nur die auf Grund der Garantiewirkung der Gr&#252;nen Karte geltenden Mindestdeckungsummen f&#252;r den Umfang der Haftung der Beklagten ma&#223;geblich sein. Das Gutachten von ... geht auf Grund mangelnder vorheriger Instruktion durch das Landgericht davon aus, da&#223; sich der Unfall bei oder in ... ereignet habe. In Wirklichkeit hat der Unfall aber in der N&#228;he von ... stattgefunden, wie der polizeiliche Unfallbericht und die eigene Schadensanzeige des Kl&#228;gers an seinen Kasko-Versicherer "VVD" ausweisen. Mithin erg&#228;be selbst ein nach deutschem Recht von der Halterin des sch&#228;digenden Fahrzeugs mit der Beklagten geschlossener Haftpflichtversicherungsvertrag wegen der "Europa-Deckung", d.h. der auf das Gebiet von Europa beschr&#228;nkten G&#252;ltigkeit des Vertrages lt. &#167; 2 Abs. 1 AKB, f&#252;r den Unfallschaden des Kl&#228;gers keine Haftung der Beklagten. Der Kl&#228;ger kann n&#228;mlich eine Ausdehnung der angeblichen vertraglichen Haftung auf das asiatische Gebiet der ... nicht beweisen. Deshalb entf&#228;llt eine vertragliche Haftung der Beklagten ganz und gar. Das Vorhandensein der Gr&#252;nen Karte allein reicht zum Beweis eines Versicherungsvertrages nicht aus, wenn auch in dem Londoner Abkommen (vgl. Schmitt, System der Gr&#252;nen Karte, Anhang S. 197) das als Grundlage in der ganzen T&#252;rkei gilt (Schmitt, a.a.O., S. 48 unter Ziff. 2) von dem "Versicherten" in der Definition des Art. 1 b als einer Person ausgegangen wird, die auf Grund einer Versicherungspolice versichert ist und im Besitz einer gr&#252;nen Versicherungsbescheinigung (Gr&#252;nen Karte) ist. Jedoch kommt es nach Art. 3 Abs. 1 letzter Halbsatz des Londoner Abkommens f&#252;r die Regulierung des Schadensfalles entscheidend nur auf die G&#252;ltigkeit, und zwar die formale G&#252;ltigkeit der ordnungsgem&#228;&#223; oder sogar auch nur angeblich ordnungsgem&#228;&#223; (also evtl. gef&#228;lschten oder f&#228;lschlicherweise) ausgestellten Gr&#252;nen Karte an. Ma&#223;geblich sind also allein die mit dem Versicherungsverh&#228;ltnis in keinem notwendigen Zusammenhang stehenden G&#252;ltigkeitsdaten auf der Gr&#252;nen Karte selbst (vgl. Schmitt, a.a.O., S. 98, 99). Die Ansichten im Schrifttum, die bei Schmitt (S. 99 ff.) wiedergegeben sind, gehen zwar hinsichtlich der rechtlichen Konstruktion auseinander, stimmen aber letztlich darin &#252;berein, da&#223; Leistungen vom Haftpflichtversicherer nur im Rahmen der <u>&#246;rtlichen</u> Mindesthaftpflichtversicherungssummen zu erbringen sind. Dieser Ansicht Schmitts (a.a.O. S. 116 unter 4. Ergebnis) tritt der Senat bei. Der Originalversicherungsvertrag kann nicht als Grundlage der Regulierung im Ausland angesehen werden. Seine Bedeutung im System der Gr&#252;nen Karte ersch&#246;pft sich im wesentlichen darin, da&#223; er eine Voraussetzung f&#252;r die Ausstellung einer Gr&#252;nen Karte bildet, die im Ausland dann aber letztlich eine selbst&#228;ndige von dem Versicherungsvertrag losgel&#246;ste Funktion hat. Das trifft auch f&#252;r die T&#252;rkei zu. Die Gr&#252;ne Karte hat dort auch im Bereich der Unfallstelle G&#252;ltigkeit, weil sie den au&#223;ereurop&#228;ischen Landesteil der ... nicht ausschlie&#223;t (vgl. Schmitt a.a.O., S. 82), sie geht also weiter als ein normaler in Deutschland abgeschlossener Versicherungsvertrag, der nur die Europa-Deckung des &#167; 2 Abs. 1 AKB gew&#228;hrleistet. Da&#223; das unfallverursachende Fahrzeug mit dem auf der Gr&#252;nen Karte benannten Fahrzeug identisch ist, hat der Senat auf Grund seiner von dem Zeugen Piechocki, Angestellten der Firma Daimler-Benz-AG, Stuttgart-Untert&#252;rkheim, schriftlich beantworteten Anfrage gem. &#167; 377 Abs. 3 ZPO festgestellt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Gr&#252;ne Karte garantiert jedoch nur das Eintreten f&#252;r den Haftpflichtschaden nach Ma&#223;gabe der an der Unfallstelle geltenden Mindestdeckung der gesetzlichen Haftpflichtversicherung. Das sind in der T&#252;rkei ausweislich des Gutachtens von ... ... nach Art. 50 Abs. 1 des t&#252;rkischen StVG 2.000 TL f&#252;r Sach- und 5.000 TL f&#252;r Personensch&#228;den pro Person (15.000 TL bei mehreren Personen - vgl. Beklagte Bl. 137, 162 d.A. und Schmitt a.a.O., S. 82). Ein Direktanspruch des Kl&#228;gers gegen die Beklagte ist also nach dem anzuwendenden t&#252;rkischen Recht nur im Rahmen dieses, nach den t&#252;rkischen Mindestversicherungssummen ausgerichteten Deckungsanspruchs gegeben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>5)</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Sachschadens hatte der Kl&#228;ger, wie er&#246;rtert, allenfalls einen Anspruch gegen die Beklagte in H&#246;he von 2.000 TL, das sind 110,- DM. Das bedarf aber keiner weiteren Er&#246;rterung, weil die Beklagte das erstinstanzliche Urteil insoweit nicht mehr angreift, da sie hierzu die Berufung zur&#252;ckgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>6)</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zum Personenschaden hat der Kl&#228;ger keine Anspr&#252;che mehr. Die Haftung f&#252;r Personenschaden bei einer Person ist auf 5.000 TL begrenzt, bei mehreren Personen auf 15.000 TL. Einer n&#228;heren Aufkl&#228;rung, welche Betr&#228;ge auf die verletzten Personen entfallen, bedarf es insoweit nicht mehr. Der Kl&#228;ger hat n&#228;mlich selbst vorgetragen, da&#223; die Heilungskosten vollst&#228;ndig von der Krankenkasse getragen worden sind. Die allenfalls noch - nach t&#252;rkischem Recht - zum Personenschaden z&#228;hlenden Transportkosten vom Krankenhaus - Taxifahrt: 600 TL - sind durch den von der Beklagten insoweit nach Berufungsr&#252;cknahme nicht mehr angegriffenen Betrag von weiteren 110,- DM reichlich abgegolten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Einholung eines weiteren Gutachtens zum t&#252;rkischen Recht bedurfte es deshalb nicht mehr.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 92, 97, 515 Abs. 3, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p>
316,001
lg-dortmund-1979-05-17-15-o-9479
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
15 O 94/79
1979-05-17T00:00:00
2019-03-13T15:19:54
2019-03-27T09:41:40
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1979:0517.15O94.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 207,92 DM ( i.W. zweihundertsieben 92/100 Deutsche Mark ) nebst 4% Zinsen seit dem 20. November 1978 zu zahlen, abz&#252;glich am 31.1.1979 gezahlter 20.-- DM und am 2.3.1979 gezahlter 84.&#8212;DM.</p> <p></p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht Anspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall geltend,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">der sich am 18.9.1978 ereignet hat und an dem ein Fahrzeug</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der Beklagten beteiligt war, das sich im dienstlichen Einsatz</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">anl&#228;&#223;lich einer Fahrt im Fernmeldebaudienst befand. Die Parteien</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">sind sich dar&#252;ber einig, da&#223; die Beklagte dem Grunde nach in</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">vollem Umfang ersatzpflichtig ist. Streit herrscht lediglich</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hinsichtlich der Schadensh&#246;he. Die Klageforderung setzt sich</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">wie folgt zusammen:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Rest der Mietwagenkosten 103,92 DM</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Verdienstausfall 84,-- DM</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Wertminderung 150,-- DM</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auslagenpauschale 20,-- DM</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Insgesamt 357,92 DM</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat hierauf am 31.1.1979 und 2.3.1979 Zahlungen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 20,--DM (Auslagenpauschale) und 84,--DM (Verdienst-</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">ausfall) erbracht.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das Fahrzeug des Kl&#228;gers wurde vom 21.9. bis 26.9.1978 repariert.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nahm w&#228;hrend dieser Zeit einen Mietwagen in Anspruch</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">und gab diesen erst am 28.9.1978 zur&#252;ck. Am 25.9.1978 hatte</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger sich bei der Werkstatt nach dem voraussichtlichen</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Termin der Fertigstellung seines Fahrzeugs erkundigt, der ihm</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">allerdings nicht genau angegeben werden konnte. Am 27.9.1978</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">teilte die Werkstatt ihm telefonisch die Fertigstellung des</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Wagens mit. Der Kl&#228;ger erhielt hiervon aber erst nach 18.00 Uhr</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Kenntnis, da er sich tags&#252;ber gesch&#228;ftlich in H und</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">F aufhielt. Am 28.9.1978 gab er morgens um 8.00 Uhr den</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Mietwagen zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Von den Mietwagenkosten in H&#246;he von 605,24 DM zahlte die Be-</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">klagte nur 501,32 DM mit R&#252;cksicht auf die &#252;ber die Reparatur-</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">dauer hinausgehende Inanspruchnahme des Mietwagens.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der Ansicht, da&#223; ihm die vollen Mietwagenkosten</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">zust&#252;nden, da eine fr&#252;here R&#252;ckgabe des Mietwagens nicht m&#246;g-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">lich gewesen sei. Er behauptet ferner, da&#223; sein Kraftfahrzeug</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">durch den Verkehrsunfall eine Wertminderung in H&#246;he von</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">150,--DM erlitten habe.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 357,92 DM</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">nebst 4 % Zinsen seit dem 20.11.1978 zu zahlen</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">abz&#252;glich am 31.1.1979 gezahlter 20,--DM und</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">am 2.3.1979 gezahlter 84,--DM.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, da&#223; der Kl&#228;ger durch die Inanspruchnahme</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">des Mietwagens &#252;ber die Reparaturdauer hinaus gegen die</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Schadensminderungspflicht versto&#223;en habe. Angesichts des</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Bagatellschadens von netto 482,40 DM st&#252;nde dem Kl&#228;ger auch</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">kein Minderwertanspruch zu.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">der von ihnen eingereichten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen ver-</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">wiesen.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zum Teil begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann gem&#228;&#223; &#167; 7 StVG vollen Ersatz der Kosten f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">die Inanspruchnahme des Mietwagens verlangen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen die Schadensminderungspflicht (&#167; 254 Abs. 2 BGB</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">ist dem Kl&#228;ger nicht vorzuwerfen. Wie sich aus der schriftlichen</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Auskunft der Reparaturwerkstatt vom 30. 4. 1979 ergibt, hat sich</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger noch einen Tag vor Fertigstellung seines Fahrzeugs</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">nach dem voraussichtlichen Ende der Reparaturdauer erkundigt,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">das ihm allerdings nicht angegeben werden konnte. Er hat dann</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">der Werkstatt seine Telefonnummer hinterlassen, damit er be-</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">nachrichtigt werden konnte, was auch am 27.9.1978 geschah.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat damit alles getan, um sich &#252;ber die Fertig-</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">stellung seines Wagens rechtzeitig in Kenntnis zu setzen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Ihm war auch nicht zuzumuten, am 27.9.1978 auf den Antritt</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">der Gesch&#228;ftsreise mit dem Mietwagen zu verzichten. Ein anderes</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Fahrzeug stand ihm nicht zur Verf&#252;gung, so da&#223; er auf den</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Mietwagen angewiesen war. Als er am sp&#228;ten Nachmittag des</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">27.9.1978 von der Fertigstellung seines Wagens erfuhr, hat</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">er f&#252;r die unverz&#252;gliche R&#252;ckgabe des Mietwagens am n&#228;chsten</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Morgen gesorgt und damit alles getan um die Mietwagenkosten</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">im Rahmen des ihm Zumutbaren m&#246;glichst gering zu halten.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Ein Ersatzanspruch wegen einer Wertminderung seines Fahrzeugs</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">steht dem Kl&#228;ger nicht zu. Am Pkw des Kl&#228;gers war lediglich</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">ein Bagatellblechschaden entstanden, der sich mit einfachen</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Mitteln beheben lie&#223;. Angesichts des hohen Stands der heutigen</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Reparaturtechnik ist davon auszugehen, da&#223; nach Beseitigung</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">der Sch&#228;den kein merkantiler Minderwert verblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt somit ein vom Kl&#228;ger zu ersetzender Schaden</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">in H&#246;he von 207,92 DM, abz&#252;glich den nach Klageerhebung von</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">der Beklagten geleisteten Zahlungen in H&#246;he von 104,--DM.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch ist wegen Verzugs der Beklagten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 284,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">286, 288 BGB begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 ZPO, die Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf &#167; 708 Nr. 11 ZPO.</p>
316,002
olgk-1979-05-17-7-u-679
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 6/79
1979-05-17T00:00:00
2019-03-13T15:19:56
2019-03-27T09:41:40
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1979:0517.7U6.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung des Kl&#228;gers wird unter Zur&#252;ck-weisung der Anschlu&#223;berufung der Beklagten das Urteil der 5. Zivilkammer des Landgerichts K&#246;ln vom 24. Oktober 1978 - AZ.: 5 0 72/77 - teilweise ge&#228;ndert und wie folgt neugefa&#223;t:</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 3.338,35 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 12. Oktober 1976 zu zahlen.</p> <p>Die Widerklage wird abgewiesen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits. Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">&#160;Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Gegen beide Rechtsmittel bestehen keine f&#246;rmlichen Bedenken,jedoch hat nur die Berufung des Kl&#228;gers in der Sache Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt mit Recht vollen Ersatz des ihm bei dem Verkehrsunfall vom 3. M&#228;rz 1976 entstandenen Schadens nach den &#167;&#167; 7, 17 StVG, 823 Abs. 1 und Abs. 2 BGB mit 8 StVO, w&#228;hrend ein Schadensersatzanspruch der Beklagten aufgrund der Abw&#228;gung der von beiden Unfallbeteiligten gesetzten Schadensursachen gem. &#167; 17 StVG ausgeschlossen ist. Der Zeuge H, der Fahrer des Abschleppwagens der Beklagten,hat den Zusammensto&#223; durch schuldhafte Vorfahrtverletzung verursacht, w&#228;hrend dem Kl&#228;ger kein Verschulden an dem Unfall nachgewiesen werden kann. Allerdings hat dieser auch nicht den Beweis des unabwendbaren Ereignisses i.S.v. &#167; 7 Abs.2 StVG f&#252;hren k&#246;nnen, da eine Reihe von Einzelheiten des Unfallverlaufs ungekl&#228;rt geblieben sind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Unfall hat sich entweder deshalb ereignet, weil der Zeuge H, obwohl der Kl&#228;ger auf der Vorfahrtsstra&#223;eherannahte, in diese sehr langsam eingebogen ist und dabei die Zeitspanne untersch&#228;tzt hat, in welcher der Kl&#228;ger, der mit knapp unter der erlaubten Geschwindigkeit von 100 km/h herannahte, die Kreuzung erreichte; so die glaubw&#252;rdigere Darstellung des Zeugen in dem polizeilichen Anh&#246;rungsbogen (AZ.: 91 Js 534/76, Bl. 5 R). Nach der anderen, von dem Zeugen H bei seiner Vernehmung vor dem Landgerichtgegebenen Darstellung, war der Kl&#228;ger auf der ca. 300 m nach links zu &#252;berschauenden Vorfahrtsstra&#223;e noch nicht sichtbar, bevor sich der Schleppzug zum Einbiegen nach links in Bewegung setzte. In diesem Falle bewegte er sich - wie das Landgericht zutreffend berechnet hat - so langsam &#252;ber die Kreuzung, da&#223; er in der Zeitspanne, innerhalb deren ein ordnungsgem&#228;&#223; auf der Vorfahrtsstra&#223;e herannahendes Fahrzeug die Kreuzung erreichte, diese nicht r&#228;umen konnte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In beiden F&#228;llen ist dem Zeugen H eine fahrl&#228;ssige Vorfahrtsverletzung anzulasten. Gegen&#252;ber sichtbaren Fahrzeugen hatte er zu warten, und jede Versch&#228;tzung in der Zeitspanne, welche ihm zum gefahrlosen Einbiegen ohne Vorfahrtsverletzung zur Verf&#252;gung stand, ging zu seinen Lasten. Im anderen Falle durfte er nur unter Aufstellung eines Warnpostens einbiegen (so BGH VR 1965, 188; Jagusch, StVR 24. Aufl., &#167; 8 StVO, Anm. 57). Hinzu kommt, da&#223; der Zeuge H gerade f&#252;r das Abbiegen notwendige Warnm&#246;glichkeiten, wie eine Markierung des Seils durch ein rotes Tuch nicht genutzt hatte. Schlie&#223;lich ist &#252;berhaupt nicht ersichtlich und konnte auch vorn Zeugen H bei seiner Anh&#246;rung vor dem Senat nicht erl&#228;utert werden, warum er so gef&#228;hrlich langsam nach links in die Vorfahrtsstra&#223;e eingebogen ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der in jedem Falle fahrl&#228;ssigen Vorfahrtsverletzung durch den Zeugen H steht kein nachweisbares Verschulden des Kl&#228;gers gegen&#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich nicht feststellen, da&#223; der Kl&#228;ger so rechtzeitig hat erkennen k&#246;nnen, da&#223; ein Schleppzug seine Fahrbahn kreuzte, da&#223; er durch Bremsen den Zusammensto&#223; hatte vermeiden k&#246;nnen. Er sah zun&#228;chst den schleppenden LKW, der auch rechtzeitig die rechte Fahrspur des Kl&#228;gers ger&#228;umt hatte, da er im Zeitpunkt des Zusammensto&#223;es unbestritten auf der Gegenfahrbahn eingeordnet fuhr. Das geschleppte Fahrzeug dagegen hatte sich, wie das Gutachten Sch vom l0. April 1978 &#252;berzeugend nachweist, bei dem Zusammensto&#223; quer in der 3,5 m breiten rechten Fahrspur des Kl&#228;gers mit dem linken Kotfl&#252;gel in H&#246;he des Beginns des schraffierten Mittelfeldes der Vorfahrtsstra&#223;e befunden (vgl. insbesondere Skizze des Gutachtens, Bl. 92 GA). Das bedeutet, da&#223; das geschleppte Fahrzeug von der Sichtlinie aus nur ca. 4 m im Sichtbereich des Kl&#228;gers zur&#252;ckgelegt hatte, bevor es zum Zusammensto&#223; kam. Da sich der P - wie der Sachverst&#228;ndige Sch aus dem Endstand der Fahrzeuge errechnet hat - beim Ansto&#223; mit ca. 5,29 m/s fortbewegt hat, war er unter Ber&#252;cksichtigung einer gewissen Beschleunigung des Schleppzuges 2 Sekunden vor dein Unfall jedenfalls noch hinter der Fahrbahnrandmarkierung der Vorfahrtstra&#223;e, die vom Ansto&#223;punkt 3,5 m entfernt ist. Dabei ist ber&#252;cksichtigt, da&#223; eine gewisse Wegverl&#228;ngerung durch die diagonale Fahrweise des geschleppten Fahrzeuges eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Erst nachdem der P aber die Fahrbahnrandlinie der Vorfahrtstra&#223;e deutlich &#252;berfahren hatte, konnte der Kl&#228;ger seinerseits erkennen, da&#223; dieses Fahrzeug ebenfalls seine Fahrbahn kreuzen w&#252;rde. Zuvor konnte er erlaubterweise davon ausgehen, da&#223; der LKW einbiegen und die Gegenfahrbahn noch erreichen, das folgende Fahrzeug aber warten w&#252;rde. Es ist ihm n&#228;mlich nicht zu widerlegen, da&#223; er das Abschleppseil zwischen beiden Fahrzeugen nicht bemerkt hatte. Hierin liegt ebenfalls kein nachweisbares Verschulden, zumal die Sonne schr&#228;g stand und die Sicht erschwert war. Dies hat der Kl&#228;ger unmittelbar nach dem Unfall dem Zeugen H gegen&#252;berge&#228;u&#223;ert. Da&#223; er nicht allein wegen der Sichtbehinderung durch die schr&#228;g stehende Sonne oder wegen des langsam einbiegenden LKW' s, der immerhin die Gegenfahrbahn unbehindert erreicht hat, seine Geschwindigkeit nicht deutlich verringert hat, bedeutet keinen Pflichtversto&#223;, wenn es auch nicht der Handlungsweise eines besonders sorgf&#228;ltigen, defensiv fahrenden Kraftfahrers (i.S.v. &#167; 7 Abs. 2 StVG) entsprechen mag. Ein Kraftfahrer braucht nicht in jedem einbiegenden Fahrzeug einen Schleppzug zu vermuten und seine Fahrweise darauf einzurichten. Vielmehr ist es angesichts der Seltenheit von Abschleppvorg&#228;ngen Sache des abschleppenden Fahrzeuges die Ausnahmesituation seines Gef&#228;hrts den &#252;brigen Verkehrsteilnehmern erkennbar zu machen, beispielsweise durch ein rotes Tuch am Schleppseil oder einen Warnposten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auch die angeblich an dem ziehenden LKW des Schleppzuges eingeschaltete Warnblinkanlage konnte den Kl&#228;ger nicht aufkl&#228;ren. F&#252;r ihn mu&#223;te die Warnblinkanlage als linkes Blinklicht erscheinen, das lediglich die Abbiegeabsicht des Zeugen H kundtat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag auch nicht der Beklagten darin zu folgen, da&#223; der Kl&#228;ger bereits auf 228 m Entfernung erkannt haben m&#252;sse, da&#223; auch der geschleppte P seine Fahrbahn kreuzenwerde. Dies ergibt sich nicht daraus, da&#223; die Zeugin F vom Fahrersitz des P aus das Herannahen des Kl&#228;gers ausdieser Entfernung gesehen haben will, denn diese Beobachtung kann sie gemacht haben, w&#228;hrend sie noch auf der Seitenstra&#223;e hinter der Fahrbahnrandlinie der Vorfahrtstra&#223;e gestanden hat oder sich langsam bewegte. Da es sich nach allem beim Einbiegen des geschleppten Fahrzeuges um einen vom Kl&#228;ger unvermuteten Verkehrsvorgang handelte, mu&#223; ihm nach der Wahrnehmung des Fahrzeugs noch eine Reaktions- und Bremsansprechzeit zugebilligt werden, die mit einer knappen Sekunde anzusetzen ist (vgl. Jagusch a.a.O,, &#167; 1 Rz. 29 und 30). Mithin konnte der vom Landgericht vom Kl&#228;ger erwartete Notbremsvorgang erst ca. 1 Sekunde vor dem Unfallzeitpunkt einsetzen, als der Kl&#228;ger bereits auf 27 m herangekommen war, so da&#223; ihm jedenfalls die 55 m Bremsweg nicht mehr zur Verf&#252;gung standen, die das Landgericht bei einer angenommenen Geschwindigkeit von l00 km/h zutreffend als notwendig errechnet hat.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Kann nach allem nicht von einem Verschulden des Kl&#228;gers an dem Unfall ausgegangen werden, so ist im Rahmen der Abw&#228;gung nach &#167; 17 StVG die normale Betriebsgefahr seines auf der Vorfahrtsstra&#223;e mit erlaubter Geschwindigkeit fahrenden PKW's der durch schuldhafte Vorfahrtsverletzung sowie die L&#228;nge und Schwerbeweglichkeit des Abschleppzuges wesentlich erh&#246;hte Betriebsgefahr der Fahrzeuge der Beklagten gegen&#252;berzustellen. Dies kann nur zu der Anwendung des Grundsatzes f&#252;hren, da&#223; bei Vorfahrtsverletzungen in der Regel die Betriebsgefahr des Fahrzeugs auf der Vorfahrtsstra&#223;e gegen&#252;ber der des vorfahrtsverletzenden Fahrzeugs zur&#252;cktritt, zumal dies bereits bei Fahrzeugen gleichen Gewichts und sonstiger gleicher Betriebsgefahr angenommen wird (vgl. Jagusch, a.a.O., &#167; 8 StVO, Rz. 68 und 69).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat nach allem den der H&#246;he nach unbestrittenen Schaden des Kl&#228;gers von 3.338,35 DM zu ersetzen, w&#228;hrend sie den von ihr in Ansatz gebrachten, nach einer Schadensteilung von 60 % zu 40 % zu Lasten des Kl&#228;gers dessen Schaden um 9.250,69 DM &#252;bersteigenden Schaden, sowie einen entsprechenden Teil des Zukunftsschadens nicht ersetzt verlangen kann.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte nicht bestritten hat, vom Kl&#228;ger mit Fristsetzung zum 12. Oktober 1976 am 27. September 1976 gemahnt worden zu sein, hat sie den Klagebetrag nach den &#167;&#167; 284, 288 Abs. 1 BGB mit 4 % zu verzinsen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits hat die Kl&#228;gerin nach &#167;&#167; 91, 92, 97 ZPO zu tragen; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 108 Nr. 10 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Beschwer der Beklagten und Streitwert f&#252;r die Berufungsinstanz:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">13.585,04 DM - (i.W.: dreizehntausendf&#252;nfhundertneunundachtzig 04/l00 Deutsche Mark).</p>
316,003
olgham-1979-04-09-6-ws-7379
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 Ws 73/79
1979-04-09T00:00:00
2019-03-13T15:19:57
2019-03-27T09:41:40
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0409.6WS73.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Sache wird zun&#228;chst an das Landgericht Bochum zur&#252;ckgegeben.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Wie der Vorsitzende der Strafkammer aktenkundig gemacht hat (Verf&#252;gung vom 8. M&#228;rz 1979, Bl. 80 des Sonderheftes), ist bei dem Landgericht nach Vorliegen der von dem Verteidiger angek&#252;ndigten weiteren Begr&#252;ndung seiner Beschwerden eine Entscheidung nach &#167; 306 Abs. 2 StPO beabsichtigt. Andererseits ist dem Beschwerdef&#252;hrer die von ihm angek&#252;ndigte erg&#228;nzende Begr&#252;ndung der Rechtsmittel z.Zt. nicht m&#246;glich, da ihm die hierf&#252;r als erforderlich bezeichnete Einsichtnahme in das Hauptverhandlungsprotokoll von der Strafkammer z.Zt. und voraussichtlich bis zum Abschlu&#223; der gegen den Mitangeklagten ... gerichteten Hauptverhandlung nicht einger&#228;umt wird.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage sieht sich der Senat z.Zt. zu einer Sachentscheidung au&#223;er Stande. Die Sache war zur Entgegennahme der abschlie&#223;enden Beschwerdebegr&#252;ndungen und zu den Entscheidungen gem. &#167; 306 Abs. 2 StPO an die Vorinstanz zur&#252;ckzugeben, zumal auch der Beschwerdef&#252;hrer die Entscheidung des Senats derzeit nicht erstrebt und weitere Ausf&#252;hrungen zur Begr&#252;ndung seiner Rechtsmittel nach Einsichtnahme in das Hauptverhandlungsprotokoll angek&#252;ndigt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung entspricht im Ergebnis der Stellungnahme der Generalstaatsanwaltschaft.</p>
316,004
olgham-1979-03-26-3-wf-979
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 WF 9/79
1979-03-26T00:00:00
2019-03-13T15:19:59
2019-03-27T09:41:40
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0326.3WF9.79.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert. Der Antragstellerin wird das nachgesuchte Armenrecht bewilligt. Auswahl und Beiordnung eines Armenanwalts bleiben dem Familiengericht vorbehalten.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 21.6.1969 die Ehe miteinander geschlossen, aus der 2 Kinder hervorgegangen sind. Seit Ende Juli 1978 leben die Parteien nach der Darstellung des Antragsgegners innerhalb der ehelichen Wohnung getrennt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin begehrt die Scheidung ihrer Ehe mit der Begr&#252;ndung, da&#223; die Fortsetzung der Ehe f&#252;r sie eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Der Antragsgegner habe wegen einer Phimose praktisch nie einen normalen Geschlechtsverkehr mit ihr aus&#252;ben k&#246;nnen. Wiederholt sei es bei ihr zu Verletzungen gekommen, so da&#223; sie &#228;rztliche Hilfe habe in Anspruch nehmen m&#252;ssen. Ihre Aufforderungen, einen operativen Eingriff vornehmen zu lassen, habe der Antragsgegner immer wieder abgelehnt. Nachdem sie, die Antragstellerin, daraufhin den ehelichen Verkehr verweigert habe, sei er dazu &#252;bergegangen, sich selbst zu befriedigen und das Bett zu beschmutzen. Seitdem sie sich von ihm scheiden lassen wolle, versuche er sie auch anders unter Druck zu setzen. So habe er letztmals im August 1978 Unterhalt gezahlt, und den such nur unzul&#228;nglich. Demgegen&#252;ber behauptet der Antragsgegner, da&#223; die Antragstellerin ehewidrige Beziehungen zu einem anderen Mann unterhalte. Ihre Behauptung, da&#223; ein ehelicher Verkehr nicht m&#246;glich sei, werde schon durch die Geburt der beiden Kinder widerlegt. Alle anderen in diese Richtung zielenden Behauptungen w&#252;rden bestritten. Im &#252;brigen habe die Antragstellerin immer noch die notwendigen Zuwendungen erhalten, die sie f&#252;r den eigenen Unterhalt und den der Kinder ben&#246;tigt habe. Er, der Antragsgegner, sei jedoch darauf angewiesen, die finanziellen Dinge in seiner Hand zu halten, weil die Antragstellerin Schulden gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat durch Beschlu&#223; vom 19.10.1978 der Antragstellerin das nachgesuchte Armenrecht verweigert, da die beabsichtigte Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg biete. Ihrem Vorbringen sei kein Umstand zu entnehmen, der die Fortsetzung der Ehe f&#252;r sie unzumutbar machen w&#252;rde. Da die Parteien jetzt in der Ehewohnung getrennt lebten, sei ihr zuzumuten, das Onanieren des Antragsgegners hinzunehmen. Soweit sie sich darauf berufe, der Antragsgegner zahle nicht ordnungsgem&#228;&#223; Unterhalt, m&#246;ge sie gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung richtet sich die Beschwerde der Antragstellerin vom 6.11.1978. Zur Begr&#252;ndung des Rechtsmittels wiederholt sie ihr erstinstanzliches Vorbringen und tr&#228;gt erg&#228;nzend vor, da&#223; der Antragsgegner sie und die Kinder obendrein laufend schikaniere. In letzter Zeit habe er sie sogar t&#228;tlich angegriffen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner begehrt die Zur&#252;ckweisung der Beschwerde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde der Antragstellerin, &#252;ber die auf Grund einer neuen Gesch&#228;ftsverteilung ab 1.1.1979 der Senat zu entscheiden hat, ist gem&#228;&#223; &#167; 127 Satz 2 ZPO zul&#228;ssig und auch in der Sache begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Scheidungsantrag der Antragstellerin bietet hinreichende Aussicht auf Erfolg (&#167; 114 ZPO). Zwar leben die Parteien noch nicht 1 Jahr getrennt, da sie unstreitig bis in den August 1978 im gemeinsamen Eigenheim einen gemeinsamen Haushalt gef&#252;hrt haben. Das Vorbringen der Antragstellerin gibt jedoch hinreichenden Anla&#223; zu der Annahme, da&#223; die Ehe der Parteien gescheitert ist und die Fortsetzung der Ehe f&#252;r die Antragstellerin aus Gr&#252;nden, die in der Person des Antragsgegners liegen, eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde (&#167; 1565 Abs. 2 BGB).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ob diese Annahme auch dann berechtigt w&#228;re, wenn unter "Fortsetzung der Ehe" nur die Aufrechterhaltung des formellen ehelichen Bandes verstanden werden k&#246;nnte, mu&#223; erheblich bezweifelt werden. Nach Auffassung des Senats kann indes nicht darauf abgestellt werden, ob grunds&#228;tzlich einem Antragsteller die Fortsetzung der Ehe den Bande nach noch zugemutet werden kann. Denn diese Auslegung des &#167; 1565 Abs. 2 BGB, die von der &#252;berwiegenden Meinung in der Rechtsprechung mit dem Wortlaut und der Systematik der gesetzlichen Vorschrift begr&#252;ndet wird, (so insbesondere OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1977, 804/805; OLG Frankfurt, NJW 1978, 892), ber&#252;cksichtigt zu wenig deren Sinn und Zweck im Zusammenhang mit &#167; 1566 BGB.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach ganz &#252;berwiegender Meinung in der obergerichtlichen Rechtsprechung (vgl. dazu Schwab, FamRZ 1979, 14 ff Fu&#223;note 28/29) will &#167; 1565 Abs. 2 BGB nicht nur einen Rechtsmi&#223;brauch des allein scheidungswilligen Ehegatten verhindern, sondern auch leichtfertigen und voreiligen Scheidungsentschl&#252;ssen entgegenwirken. Dieser Gesetzeszweck, den das OLG Bremen (FamRZ 1977, 809/810) und Schwab (a.a.O.) anhand der Entstehungsgeschichte der Vorschrift &#252;berzeugend herausgearbeitet haben, findet seine Berechtigung gerade in den F&#228;llen, in denen die Ehegatten &#252;berhaupt noch nicht oder noch kein Jahr getrennt leben. W&#228;hrend n&#228;mlich nach 1j&#228;hrigem Getrenntleben davon ausgegangen werden kann, da&#223; die Ehegatten in der Zwischenzeit die Situation der Ehe hinreichend kritisch &#252;berpr&#252;ft haben und ihr gemeinsames Scheidungsbegehren die nachhaltige Zerst&#246;rung der ehelichen Gesinnung offenkundig macht (&#167; 1566 Abs. 1 BGB), l&#228;&#223;t sich die Ernsthaftigkeit eines Scheidungsentschlusses bei k&#252;rzerer Trennungsdauer oder fehlender Trennung nicht allein aufgrund des Scheidungswillens eines oder beider Ehegatten feststellen. Der notwendigen Objektivierung seiner Ernsthaftigkeit bedarf es aber dann nicht, wenn in der Person des Antragsgegners Gr&#252;nde gegeben sind, welche die Festigkeit und Nachhaltigkeit des Scheidungswillens beim Antragsteller auch ohne einj&#228;hriges Getrenntleben hinreichend begreiflich machen (so Schwab a.a.O., S. 18; OLG Oldenburg, NJW 1978, 1266).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, da&#223; an die Gr&#252;nde die eine Durchbrechung der Mindesttrennungsfrist des &#167; 1566 Abs. 1 BGB rechtfertigen, strenge Anforderungen zu stellen sind. Schon der Wortlaut des &#167; 1565 Abs. 2 BGB ("unzumutbare H&#228;rte") verbietet eine vorzeitige Scheidung aufgrund von Schwierigkeiten, Unstimmigkeiten oder Zerw&#252;rfnissen, wie sie in jeder Ehe einmal vorkommen k&#246;nnen. Nimmt man den Gesetzeszweck hinzu, reicht auch ein Fehlverhalten, das nach fr&#252;herem Recht als Eheverfehlung im Sinne der &#167;&#167; 42, 43 EheG eine sofortige Ehescheidung rechtfertigte, nach geltendem Recht nicht mehr aus (so die st&#228;ndige Rechtsprechung des Senats, ferner der hiesige 4. Familiensenat in 4 WF 370/77 - Beschlu&#223; vom 15.11.1977; OLG D&#252;sseldorf, FamRZ 1977, 804; OLG Bremen a.a.O.; OLG Frankfurt, NJW 1978, 169; OLG Bamberg in UF 17/77 - Urteil vom 12.1.1978; OLG Braunschweig in 2 UF 54/77 - Urteil vom 14.4.1978; OLG K&#246;ln in 21 WF 180/77 - Beschlu&#223; vom 5.9.1977; OLG N&#252;rnberg in 7 UF 59/77 - Urteil vom 18.10.1977; <u>anderer Ansicht:</u> OLG Schleswig, NJW 1978, 51/53; OLG Karlsruhe, NJW 1978, 53; wohl auch OLG Stuttgart, NJW 1978, 275). Die in &#167; 1565 Abs. 2 BGB geforderten Gr&#252;nde m&#252;ssen vielmehr so schwer wiegen da&#223; die Ehe <u>schon jetzt</u> als endg&#252;ltig gescheitert anzusehen ist (so mit Recht der hiesige 1. Familiensenat in 1 WF 483/78, ver&#246;ffentlicht in FamRZ 1979, 37) <u>und</u> das Abwarten eines Trennungsjahres von vornherein eine reine F&#246;rmlichkeit w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Diese Prognose des Scheiterns der Ehe kann im Einzelfall bereits auf Grund der Art und Schwere des Versto&#223;es gegen die Grundlage der auf Liebe, Achtung und Treue aufgebauten Ehe gewagt werden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In jedem Falle mu&#223; aber - um den Gesetzeszweck nicht doch noch zu unterlaufen und um die Ernsthaftigkeit des Scheidungsentschlusses ohne eine l&#228;ngere Trennung der Ehegatten bejahen zu k&#246;nnen - gefragt werden, ob ein vern&#252;nftiger Dritter bei ruhiger Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde auf das Verhalten des anderen Ehegatten mit einem Scheidungsantrag reagieren w&#252;rde. Mit Schwab (a.a.O., S. 20) k&#246;nnte man sagen: Nur solche Umst&#228;nde in der Person des Antragsgegners, die einem objektiven Beurteiler ohne weiteres begreiflich und plausibel machen, da&#223; der Antragsteller sich endg&#252;ltig von seinem Partner abwendet, rechtfertigen eine Scheidung vor Ablauf der Mindesttrennungszeit gem&#228;&#223; &#167; 1565 Abs. 2 BGB. Wenn derartige Umst&#228;nde festgestellt werden k&#246;nnen, ist das Scheidungsbegehren des Antragstellers weder rechtsmi&#223;br&#228;uchlich noch leichtfertig und &#252;bereilt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Geht man von diesen Erw&#228;gungen auch im vorliegenden Fall aus, so mu&#223; die Ehe der Parteien schon jetzt als endg&#252;ltig gescheitert angesehen werden. Bereits vor dem Inkrafttreten des 1. Ehe RG umfa&#223;te die Pflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft als wesentlichen Bestandteil die regelm&#228;&#223;ige geschlechtliche Vereinigung der Ehegatten in ehelicher Zuneigung (so BGH, NJW 1967, 1078). An dieser Bedeutung der Geschlechtsgemeinschaft f&#252;r den Vollzug der Ehe hat sich auch unter dem jetzt geltenden Recht nichts ge&#228;ndert. Angesichts dieser Bedeutung der sexuellen Seite liegt ein Scheitern der Ehe nahe, wenn die Aus&#252;bung des Verkehrs nicht m&#246;glich und dieser Zustand auch entweder &#252;berhaupt nicht oder deshalb nicht behebbar ist, weil ein Ehegatte einen erforderlichen medizinischen Eingriff ablehnt (vgl. auch OLG Hamm, 1. Familiensenat, FamRZ 1979, 37/38). Im vorliegenden Fall hat der Antragsgegner nicht bestritten, an einer Phimose zu leiden, die den ehelichen Verkehr jedenfalls der Antragstellerin hat zur Qual werden lassen. Der Antragsgegner hat auch - soweit ersichtlich - nichts unternommen, um diesen relativ geringf&#252;gigen k&#246;rperlichen Fehler durch einen medizinischen Eingriff beheben zu lassen. Wenn die Antragstellerin daraufhin nach eigenen Angaben den ehelichen Verkehr verweigert hat, was jedoch den Antragsgegner keineswegs zu einer &#228;rztlichen Behandlung sondern nur zur Onanie veranla&#223;t hat, so zeigt dieser schon seit einige Zeit bestehende Zustand die besonders tiefgreifende, irreparable Zerst&#246;rung des ehelichen Verh&#228;ltnisses. Auch ein vern&#252;nftiger Dritter w&#252;rde auf solch ein Verhalten des Antragsgegners mit einem alsbaldigen Scheidungsantrag reagieren. Ob daneben auch die anderen Vorw&#252;rfe ein Scheidungsbegehren der Antragstellerin rechtfertigen, braucht nicht mehr er&#246;rtert zu werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Demgem&#228;&#223; ist der angefochtene Beschlu&#223; abzu&#228;ndern und der Antragstellerin das nachgesuchte Armenrecht zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 1 GKG, 118 a Abs. 4 ZPO.</p>
316,005
lg-dusseldorf-1979-03-21-2-o-11578
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
2 O 115/78
1979-03-21T00:00:00
2019-03-13T15:20:01
2019-03-27T09:41:40
Urteil
ECLI:DE:LGD:1979:0321.2O115.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das beklagte Land wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 662,01 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27. April 1977 zu zahlen. </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt das beklagte Land.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p>Das beklagte Land darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.000,00 DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet. </p> <p>Die Sicherheiten k&#246;nnen durch die B&#252;rgschaft einer im Bundesgebiet ans&#228;ssigen Gro&#223;bank oder Sparkasse erbracht werden. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger nimmt das beklagte Land aus einem Verkehrsunfall in Anspruch, der sich am 17. Oktober 1976 gegen 1.30 Uhr nachts in E auf der Kreuzung L/Gstra&#223;e ereignete. Der von dem Polizeibeamten S gesteuerte Funkstreifenwagen E 3513, mit Blaulicht, aber unstreitig ohne Martinshorn auf einer Einsatzfahrt, fuhr &#8211; insoweit ebenso unstreitig &#8211; bei Rotlicht der f&#252;r ihn g&#252;ltigen Lichtzeichenanlage in die oben genannte Kreuzung aus Richtung Norden kommend in Richtung Stadtmitte ein und stie&#223; dabei mit dem VW-Passat des Kl&#228;gers &#8211; amtliches Kennzeichen X &#8211; zusammen. </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die H&#246;he des Sachschadens betr&#228;gt &#8211;ebenfalls unstreitig &#8211; 2.822,- DM bei dem Kl&#228;ger. Davon hat das beklagte Land 80 % anerkannt und unter Anrechnung eines 20 %igen Anteils des Kl&#228;gers am Schaden des beklagten Landes dem Kl&#228;ger insgesamt 2.159,99 DM gezahlt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger behauptet, f&#252;r ihn sei der Unfall unabwendbar gewesen, da er bei "Gr&#252;n" in die Kreuzung gefahren sei und mit dem von links ohne Martinshorn mit erh&#246;hter Geschwindigkeit herankommendem Polizeifahrzeug nicht habe rechnen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">das beklagte Land zu verurteilen, an ihn 662,01 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.04.1977 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das beklagte Land beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es behauptet:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Den Kl&#228;ger treffe ein Mitverschulden in H&#246;he von 20 %, da er den mit Blaulicht herankommenden Polizeiwagen rechtzeitig auf der ger&#228;umigen Kreuzung h&#228;tte sehen m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe auch noch in Richtung des Streifenwagens geschaut und dennoch nicht gebremst, sondern sei weiter gefahren. Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die von ihnen gewechselten Schrifts&#228;tze und die vorgelegten Urkunden verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat Beweis erhoben, wie aus dem Beweisbeschluss vom 14. Juni 1978 (Bl. 44/45 d. A.)ersichtlich ist. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Niederschriften vom 21.09.1978 (Bl. 61 ff d. A.) und vom 26.09.1978 (Bl. 68 ff. d. A.) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme in vollem Umfang begr&#252;ndet, denn der Unfall war f&#252;r den Kl&#228;ger unvermeidbar. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Haftung des beklagten Landes, die auch nicht bestritten wird, folgt aus Art. 34 GG, &#167; 839 BGB, &#167; 7 StVG i. V. m. &#167; 37 StVO. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Unstreitig ist der Kl&#228;ger bei gr&#252;nem Lichtzeichen der Ampelanlage an der Kreuzung Kleverstra&#223;e/Fischerstra&#223;e in diese Kreuzung eingefahren, w&#228;hrend der von dem Zeugen S gesteuerte Funkstreifenwagen eindeutig bei Rot in dieselbe Kreuzung aus der Fahrtrichtung des Querverkehrs von links eingefahren ist, ohne das Martinshorn einzuschalten.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es kann unterstellt werden, dass sich die Besatzung des Streifenwagens auf einer Einsatzfahrt befunden hat. Jedenfalls wird aber der Vorrang eines Einsatzfahrzeuges im Sinne der &#167;&#167; 35, 38 StVO nur dann gewahrt, wenn beide vorgeschriebenen Einsatzsignale, n&#228;mlich Blaulicht <u>und</u> Martinshorn, eingeschaltet sind (vgl. OLG D&#252;sseldorf in VersR 1978 Seite 744). Das Blaulicht allein gen&#252;gt demnach nicht, um Sonderrechte auszul&#246;sen. Da unstreitig an dem Einsatzfahrzeug <u>nicht</u> Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet waren, hatte es keinen Vorrang gegen&#252;ber anderen Verkehrsteilnehmern. Deshalb war auch der Fahrer des Streifenwagens, der Zeuge S, von der strengen Beachtung des Vorfahrtsrechts des Kl&#228;gers in keiner Weise entbunden und musste seine Fahrtgeschwindigkeit so einrichten, dass er auf Sicht und sofort anhalten konnte, zumal er das Fahrzeug des Kl&#228;gers seiner Bekundung nach rechtzeitig vorher in die Kreuzung einfahrend gesehen hatte. Wenn der Zeuge S dennoch, wie sich aus der Aussage des Beifahrers I ergibt, mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 km/h in die Kreuzung bei Rot einf&#228;hrt, so trifft ihn ein erhebliches Verschulden. Dem Kl&#228;ger ist dagegen ein schuldhaftes Verhalten nicht vorzuwerfen. Er durfte darauf vertrauen, dass er bei gr&#252;nem Ampellicht die Kreuzung passieren konnte, und dass andere Verkehrsteilnehmer sein Recht auf Vorfahrt beachten w&#252;rden. Es l&#228;sst sich auch nicht feststellen, dass das Blaulicht des Polizeistreifenwagens so rechtzeitig f&#252;r den Kl&#228;ger erkennbar gewesen w&#228;re, dass er sein Fahrverhalten entsprechend h&#228;tte einrichten k&#246;nnen. Die Zeugen H und L G sowie die Zeugin C, Ehefrau des Kl&#228;gers, haben &#252;bereinstimmend bekundet, dass sie das Blaulicht des Streifenwagens erst unmittelbar vor dem Zusammensto&#223; bemerkt haben. Daf&#252;r spricht im &#252;brigen auch die vom beklagten Land vorgelegte Verkehrsunfallskizze in Verbindung mit dem &#252;berreichten Lichtbild (Blatt 94 H&#252;lle). Die Kreuzung ist keineswegs so &#252;bersichtlich, wie das beklagte Land meint, dass ein von links kommendes Blaulicht gen&#252;gend lang vorher f&#252;r den Kl&#228;ger bereits zu erkennen gewesen w&#228;re. Hinzu kommt, dass dieses Licht den Autofahrer zuerst irritiert und er, wenn auch nur Sekunden braucht, um zun&#228;chst festzustellen, aus welcher Richtung dieses Licht kommt. Dies h&#228;tte der Zeuge S bedenken m&#252;ssen. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Betriebsgefahr des langsam bei Gr&#252;n einfahrenden Wagens kann dem Kl&#228;ger nicht angelastet werden. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Demnach ist das beklagte Land verpflichtet, dem Kl&#228;ger den gesamten Schaden zu erstatten, dessen H&#246;he unstreitig ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Zinsen beruht auf &#167;&#167; 284, 288 BGB.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung richtet sich nach &#167; 91 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit nach &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p>
316,006
lg-bonn-1979-03-07-12-o-18177
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
12 O 181/77
1979-03-07T00:00:00
2019-03-13T15:20:02
2019-03-27T09:41:40
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1979:0307.12O181.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger DM 1.800,-- nebst 4 % Zinsen seit dem 1.Januar 1977 zu zahlen.</p> <p>Die weitergehende Klage wird abgewiesen.</p> <p>Von den Kosten des Rechtsstreits &#252;bernehmen der Kl&#228;ger 12/13 und die Beklagte 1/13.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar, f&#252;r den Kl&#228;ger gegen eine Sicherheitsleistung von DM 2.400,-&#160; und f&#252;r die Beklagte gegen eine solche von DM 2.500,-.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Auf Grund eines schriftlichen Vertrages vom 1.Juli/11.August&#160; 1971 war der Kl&#228;ger als selbst&#228;ndiger Handelsvertreter f&#252;r&#160; den Bezirk I und Umgebung in der Zeit vom 1.Juli 1971&#160; bis zum 31.Dezember 1976 bei der Beklagten besch&#228;ftigt. Das Vertragsverh&#228;ltnis wurde von der Beklagten gek&#252;ndigt. Mit&#160;&#160; Schreiben vom 11.November 1976 machte der Kl&#228;ger seinen Anspruch auf Ausgleichszahlung geltend. Die Beklagte lehnt eine&#160; Zahlung ab. Zwischen den Parteien besteht Einigkeit, dass auf das Vertragsverh&#228;ltnis die "Grunds&#228;tze zur Errechnung der H&#246;he des Ausgleichsanspruchs ( &#167; 89 b HGB )" des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft Anwendung finden. Nach Beauftragung des Sachverst&#228;ndigen einigten sich die Parteien auf einen rechnerischen Ausgleichsanspruch von DM 7.283,11, nachdem der Kl&#228;ger mit der Klage zun&#228;chst einen Betrag von DM 23.595,87 geltend gemacht hatte. Die weitergehende Klage wurde zur&#252;ckgenommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte zu verurteilen, an ihn DM 7.283,11 nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Januar 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">dem Kl&#228;ger die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen, soweit er die Klage zur&#252;ckgenommen hat.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte tr&#228;gt vor, die Zahlung eines Ausgleichs entspreche nicht der Billigkeit. Sie habe n&#228;mlich w&#228;hrend der 5 1/2 - j&#228;hrigen Vertreterzeit an den Kl&#228;ger laufende Aufbauzusch&#252;sse von insgesamt DM 65.700,-- sowie einen einmaligen Zuschuss von DM 500,-- gezahlt. Die "Grunds&#228;tze zur Berechnung der H&#246;he des Ausgleichsanspruchs" gingen von dem Normalfall aus, da&#223; n&#228;mlich der Handelsvertreter nur erfolgsabh&#228;ngige Verg&#252;tungen erhalte. Weiche der Agenturvertrag von dieser Norm zugunsten des Agenten ab und erhalte dieser neben den &#252;blichen Provisionen auch feste Bez&#252;ge, so seien diese bei der Berechnung eines etwaigen Ausgleichs zu ber&#252;cksichtigen. Die Festbez&#252;ge k&#246;nnten zwar nicht im Verh&#228;ltnis&#160; 1 : 1 angerechnet werden; vielmehr seien die festen Bez&#252;ge umso geringer ausgleichsmindernd zu ber&#252;cksichtigen, je weiter die Zahlung bei Beendigung des Vertrages zur&#252;ckliege. Einen solchen Anrechnungsmodus habe sie beachtet. Trotzdem verbleibe ein Betrag von DM 45.720,-- , der ausgleichsmindernd zu ber&#252;cksichtigen sei. Wegen des krassen Missverh&#228;ltnisses zwischen errechnetem Ausgleichsbetrag von DM 7.283,11 und den festen Bez&#252;gen mit noch DM 45.720,-- komme ein weiterer Ausgleich nicht in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger habe auch keine ung&#252;nstige Startposition gehabt. Die Stornierungen seien auf eine mangelhafte Betreuung der Versicherungsnehmer durch den Kl&#228;ger zur&#252;ckzuf&#252;hren. Deshalb sei es auch zu einer K&#252;ndigung des Vertretervertrages gekommen. Der Kl&#228;ger habe in den Jahren 1971 bis 1976 lediglich einen Bestand in H&#246;he von DM 65.000,-- aufgebaut, obwohl im Vertrag die Erwartung ausgesprochen worden sei, der Kl&#228;ger werde in f&#252;nf Jahren einen Bestand von DM 180.000,-- aufbauen Dar&#252;berhinaus sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; dem Kl&#228;ger im Laufe der Zeit ein Bestand von DM 118.000,-- zugewiesen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber tr&#228;gt der Kl&#228;ger vor, er habe eine sehr ung&#252;nstige Startposition gehabt. Nominell sei ihm ein Bestand von DM 5o.ooo,-&#160; &#252;bergeben worden. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass dieser Bestand nur etwa DM 23.000,-- wert gewesen sei. Gerade deshalb habe er auch den Aufbauzuschuss erhalten. Es sei unbillig, ihm den Ausgleich zu versagen. Auch von dem im Laufe der Vertragszeit &#252;bertragenen Pr&#228;mienvolumen sei ein Anteil von etwa 80% nicht mehr vorhanden oder nicht haltbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Zeugen N und Dr. C sowie durch Beauftragung des Sachverst&#228;ndigen I2, vereidigter Buchpr&#252;fer. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme und hinsichtlich des Vorbringens der Parteien im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Prozessakten nebst den &#252;berreichten Urkunden verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur in dem erkannten Umfange begr&#252;ndet. Die Beklagte ist verpflichtet, an den Kl&#228;ger einen Ausgleich von DM 1.800,-- zu zahlen ( &#167;&#167; 92, 89 b HGB ).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Bei der rechnerischen Ermittlung des Ausgleichs gehen die Parteien &#252;bereinstimmend von den "Grunds&#228;tzen zur Errechnung der H&#246;he des Ausgleichsanspruchs ( &#167; 89 b HGB )" des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft e.V. aus. Diese Handhabung ist als Folge einer Einigung nach Beendigung des Vertreterverh&#228;ltnisses grunds&#228;tzlich zul&#228;ssig und auch f&#252;r die Kammer bindend ( vgl. OLG K&#246;ln VersR 74,995; Schr&#246;der, Recht der Handelsvertreter, 5.Aufl., RdNr.44.2 zu &#167; 89 b HGB ). Die Kammer hat auch aufgrund der &#252;bereinstimmenden Prozesserkl&#228;rungen der Parteien davon auszugehen, dass sich der Ausgleich auf einen Betrag von DM 7.283,11 errechnet. Zwischen den Parteien streitig ist lediglich die Frage, ob die Zahlung des errechneten Ausgleichs unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde der Billigkeit entspricht ( &#167; 89 b Absatz 1 Ziffer 3 HGB ). Der hierzu von der Beklagten erhobene Einwand, die im Verlaufe des Vertreterverh&#228;ltnisses gezahlten festen Bez&#252;ge von insgesamt DM 63.700,-- , die noch mit DM 45.720,-- anzusetzen seien, rechtfertigen nicht die Zahlung eines Ausgleichs, greift nur zum Teil durch. Bei einem Warenvertreter hat es der Bundesgerichtshof grunds&#228;tzlich f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, im Rahmen der Billigkeitspr&#252;fung vom Unternehmer gezahlte "feste Bez&#252;ge" zu ber&#252;cksichtigen ( vgl. BGH NJW 65, 1134; 67,248; Schr&#246;der aaO., Rdnr 18 zu &#167; 89 b HGB ). Eine solche vom Grundsatz her zul&#228;ssige Anrechenbarkeit hat auch bei dem Versicherungsvertreter Platz zu greifen. Diesem in der Rechtsprechung entwickelten Grundsatz schlie&#223;t sich die Kammer an ( LG Berlin VersR 72,95; LG M&#252;nchen VersR 75,81; 75,756; LG Bremen VersR 75,1099 ). Die M&#246;glichkeit, die an den Kl&#228;ger von der Beklagten gezahlten Aufbauzusch&#252;sse im Rahmen der Billigkeitspr&#252;fung zu ber&#252;cksichtigen, ist auch durch Vereinbarungen der Parteien nicht ausgeschlossen. Der Nachtrag Nr.1 zum Handelsvertretervertrage &#252;ber die Zahlung eines monatlichen Aufbauzuschusses, zun&#228;chst befristet auf ein Jahr, enth&#228;lt kein Verbot der Anrechenbarkeit. Auch der Hinweis des Kl&#228;gers auf Ziffer 1,4 der "Grunds&#228;tze" , wonach Zusch&#252;sse bei der Errechnung des Ausgleichswertes nicht zu ber&#252;cksichtigen sind, ist nicht entscheidungserheblich. Mit dieser Bestimmung ist nur gesagt, dass bei der Berechnung der durchschnittlichen Jahresprovision des vom Vertreter aufgebauten Kundenstammes Zusch&#252;sse, die sich im Ergebnis als erh&#246;hend auswirken w&#252;rden, au&#223;er Ansatz zu bleiben haben. Die hier zu entscheidende Frage stellt jedoch darauf ab, inwieweit im Rahmen der Billigkeitspr&#252;fung Zusch&#252;sse ausschlie&#223;end oder mindernd auf den auszuzahlenden Ausgleichswert zu ber&#252;cksichtigen sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wie Martin ( VW 69,349 ff. ) zu Recht ausf&#252;hrt, geben die "Grunds&#228;tze" Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Errechnung des Ausgleichswertes unabh&#228;ngig davon, ob der Versicherungsvertreter im Einzelfall auch feste Bez&#252;ge erhalten hat. Schon aus Gr&#252;nden der Gleichbehandlung darf es deshalb nicht ausgeschlossen sein, bei einem Handelsvertreter, der Zusch&#252;sse erhalten hat, die Frage zu pr&#252;fen, inwieweit diese ausgleichsmindernd anzusetzen sind. Im konkreten Falle steht ein errechneter Ausgleichswert von DM 7.285,11 einem bereits von der Beklagten zur Anrechnung reduzierten Aufbauzuschuss von DM 45.720,-- gegen&#252;ber. &#220;berpr&#252;ft man die H&#246;he der in den einzelnen Monaten an den Kl&#228;ger gezahlten Aufbauzuschuss, so ist erkennbar, dass allenfalls in den ersten beiden Jahren das unternehmerische Risiko des Kl&#228;gers in etwa abgesichert war. Die Monatszahlungen in den beiden letzten Jahren mit Betr&#228;gen zwischen DM 800,-- und DM 500,-- vermochten jedoch das unternehmerische Risiko nicht mehr auszuschlie&#223;en. Von durch die Zusch&#252;sse gesicherten geregelten Eink&#252;nften kann dabei nicht mehr die Rede sein. Andererseits ist aus der Tatsache, dass dem Kl&#228;ger sofort mit Abschluss des Versicherungsvertreter-Vertrages ein Aufbauzuschuss zugebilligt und &#252;ber die gesamte 5 1/2 j&#228;hrige Vertragszeit - wenn auch mit abnehmender H&#246;he - gezahlt wurde, der Schluss gerechtfertigt, dass es sich bei dem Bezirk des Kl&#228;gers um ein sehr schwieriges Arbeitsfeld gehandelt hat. Das leuchtet ein, wenn man ber&#252;cksichtigt, dass es sich um ein stark landwirtschaftlich gepr&#228;gtes Gebiet im Umfeld von I handelte. Andererseits ergibt sich aus den von dem Zeugen C genannten Zahlen &#252;ber das Jahrespr&#228;mienvolumen, da&#223; der Kl&#228;ger bei einem Anfangsbestand von ca. DM 52.000,-- und weiteren Zuweisungen von ca. DM 66.000,- jedenfalls ein Jahrespr&#228;mienvolumen von ca. DM 65.000,-- neu aufgebaut hat, da sich der Bestand beim Ausscheiden des Kl&#228;gers auf DM 183.451,-- belief. Es ist deshalb der Vorwurf nicht berechtigt, der Kl&#228;ger habe nur einen mangelnden Einsatz gezeigt. So musste auch der Zeuge C einr&#228;umen, dass hinsichtlich der von der Beklagten aufgestellten Bewertungspr&#228;mien dem Kl&#228;ger kein Vorwurf gemacht werden k&#246;nne. Es mag sein, dass der vom Kl&#228;ger erreichte Bestandsaufbau nicht den Vorstellungen der Beklagten entspreche. Es ist jedoch insoweit nicht bewiesen, dass ein anderer Vertreter unter den Bedingungen, die der Kl&#228;ger vorfand, erfolgreicher gewesen w&#228;re. Im Rahmen der Billigkeitspr&#252;fung ist dem Kl&#228;ger deshalb nicht der Vorwurf mangelnden Arbeitseinsatzes zu machen. Das erhellt auch aus dem unstreitigen Ausgleichswert von DM 7.285,11, der lediglich den vom Kl&#228;ger aufgebauten Versicherungsbestand zur Grundlage hat. Dass die dem Kl&#228;ger gew&#228;hrten Aufbauzusch&#252;sse nach dem Willen der Parteien bereits den neu geschaffenen Versicherungsbestand verg&#252;ten sollten, l&#228;sst sich aus dem Vorbringen der Beklagten nicht entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt nach der &#220;berzeugung der Kammer unter Auswertung des gesamten Vorbringens der Parteien lediglich die Tatsache der im Ergebnis hohen Aufbauzusch&#252;sse, die es rechtfertigen, im Rahmen der Billigkeitspr&#252;fung anteilig ber&#252;cksichtigt zu werden. Auch im Hinblick auf die in der Rechtsprechung entschiedenen vergleichbaren F&#228;lle eines geltend gemachten Ausgleichsanspruch von Versicherungsvertretern ( hier vor allem :LG M&#252;nchen in VersR 75,81 ) h&#228;lt es die Kammer f&#252;r angemessen und billig, den errechneten Ausgleichswert von DM 7.283,11 um etwa 1/12 der gesamten gezahlten Aufbauzusch&#252;sse von DM 63.700,- zu mindern. Die dem Kl&#228;ger zustehende Ausgleichszahlung bel&#228;uft sich somit auf DM 1.800,-- ( &#167; 287 Absatz 2 ZPO ).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Zinsanspruch folgt aus den &#167;&#167; 284 Abs.2, 288 Abs.1 BGB.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Weitergehende Klage war abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 92 Abs.1, 269 Abs.5, 709 ZPO.</p>
316,007
lg-dortmund-1979-02-14-1-s-26178
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 S 261/78
1979-02-14T00:00:00
2019-03-13T15:20:04
2019-03-27T09:41:39
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1979:0214.1S261.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 6. Juni 1978 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Dortmund wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger - Immobilienmakler - verlangt von den Beklagten</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zahlung der vereinbarten Maklerprovision.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1975 wandten sich die Beklagten aufgrund einer</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Zeitungsannonce, in der ein Grundst&#252;ck angeboten wurde</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">an den Kl&#228;ger. Der Kl&#228;ger bot ihnen ein Grundst&#252;ck an,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">welches er im Alleinauftrag gegen Provision f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vermeintliche Eigent&#252;merin Frau T ver&#228;u&#223;ern sollte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit dieser hatte er einen Verkaufspreis von 100,-- DM</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">pro qm vereinbart. Der von ihm dar&#252;ber hinaus erzielte</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mehrerl&#246;s sollte ihm und dem mit ihm arbeitenden Architekten L zuflie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten gingen aufgrund der Zeitungsannonce davon</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">aus, da&#223; der Kl&#228;ger eine "Doppelt&#228;tigkeit" als Makler</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">aus&#252;bt. Sie wurden jedoch von dem, Kl&#228;ger ,nicht &#252;ber</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die "Mehrerl&#246;sklausel" unterrichtet. Sie selbst verpflichteten</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">sich aufgrund schriftlichen Vertrages,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">3 % des Kaufpreises als Maklerprovision zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Am 10. Dezember 1975 schlossen die Beklagten und die</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">vermeintliche Eigent&#252;merin Frau T einen notariellen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Kaufvertrag &#252;ber das Grundst&#252;ck. Der Kaufpreis betrug</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">115,-- DM pro qm.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Bei der Durchf&#252;hrung des Kaufvertrages stellte sich heraus,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">da&#223; nicht Frau T, sondern deren Sohn alleinverf&#252;gungsberechtigt</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">war. Der notarielle Vertrag wurde</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">daraufhin als gegenstandslos betrachtet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In der Folgezeit erfuhren die Beklagten von der "Mehrerl&#246;sklausel.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie waren emp&#246;rt, da&#223; sie einen um 15,-- DM</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">pro qm &#252;berh&#246;hten Kaufpreis zahlen sollten. Sie teilten</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">dies unter dem 18. Mai 1976- wobei sie sich auf eine bereits m&#252;ndlich erledigte K&#252;ndigung vom 19.4.1976 beriefen - dem Architekten L, der</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">bis dahin auch die Verhandlungen f&#252;r den Kl&#228;ger gef&#252;hrt</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">hatte, mit. Unter dem 18. Mai 1976 k&#252;ndigten sie den</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Maklervertrag gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Am 21. Mai 1976 schlossen sie mit dem Grundst&#252;cksver-</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">f&#252;gungsberechtigten T2 einen neuen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">notariellen Kaufvertrag und erwarben das Grundst&#252;ck</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">zu einem Kaufpreis von 104,-- DM pro qm.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Von dem Gesamtkaufpreis in H&#246;he von 48.800,-- DM verlangt</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">der Kl&#228;ger 3 % als vereinbarte Maklerprovision + 11 % Mehrwertsteuer.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Zwar sei dem Makler </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">eine Doppelt&#228;tigkeit erlaubt. Er habe jedoch vorliegend</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">treuwidrig gehandelt, weil er sowohl seine Doppellt&#228;tigkeit</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">als auch die Vereinbarung der Mehrerl&#246;sklausel verschwiegen</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">habe.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger r&#252;gt, der Amtsrichter habe &#252;bersehen, da&#223; die</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Beklagten von seiner Doppelt&#228;tigkeit gewu&#223;t h&#228;tten.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Er beantragt dementsprechend,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil aufzuheben und</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die Beklagten zu verurteilen, ihm 1.629,.17 DM</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">nebst 9 % Zinsen seit dem 8. September 1977</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Sie halten das angefochtene Urteil f&#252;r richtig. Im-&#252;brigen</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">haben sie in der m&#252;ndlichen Verhandlung einger&#228;umt, von der</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Doppelt&#228;tigkeit des Kl&#228;gers - jedoch nicht von der Mehrerl&#246;sklausel-</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">gewu&#223;t zu haben.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">wird auf den Inhalt der in der Berufungsinstanz,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht keine Maklerprovision zu.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">a) Aufgrund des zwischen den Parteien geschlossenen Makler-</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">vertrages waren die Beklagten zun&#228;chst grunds&#228;tzlich verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">die vereinbarte Maklerprovision zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Es kann kein Zweifel daran bestehen, da&#223; trotz des Wechsels</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">auf der Verk&#228;uferseite die Bem&#252;hungen des Kl&#228;gers f&#252;r</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">das endg&#252;ltige Zustandekommen des Kaufvertrages urs&#228;chlich</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">-zumindest miturs&#228;chlich- waren. Es ist anerkannte Rechtsprechung,</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">da&#223; eine Miturs&#228;chlichkeit ausreicht (z.B. BGH</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">in WPM 74, 257).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">b) Der Anspruch auf den M&#228;klerlohn ist auch nicht etwa</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">gem&#228;&#223; &#167; 654 BGB deswegen verwirkt, weil der Kl&#228;ger zugleich</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">als Nachweis-und als Vermittlungsmakler aufge-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">treten ist. Diese sogenannte Doppelt&#228;tigkeit des Maklers</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">ist grunds&#228;tzlich erlaubt (BGH in NJW 1970,1076, Glaser</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">in MDR1971 Seite 271). Hier bestehen schon deswegen</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">keine Bedenken, weil die Beklagten- wie sie einger&#228;umt</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">haben - von der Doppelt&#228;tigkeit des Kl&#228;gers wu&#223;ten.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">c) Bedenken k&#246;nnten allenfalls deswegen bestehen, weil</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">- was unstreitig ist - der Kl&#228;ger die mit der Verk&#228;uferin</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Getroffene "Mehrerl&#246;sklausel" verschwiegen hat. Der BGH</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">hat in der bereits zitierten Entscheidung (BGH 70,</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">1075) ausgef&#252;hrt, da&#223; der Makler, der f&#252;r den Verk&#228;ufer</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">als Vermittlungsmakler und f&#252;r den K&#228;ufer als Nachweismakler</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">t&#228;tig wird, dem K&#228;ufer, der von der Vermittlungs-</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">t&#228;tigkeit f&#252;r den Verk&#228;ufer wei&#223;, nicht mitzuteilen braucht,</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">da&#223; er sich vom Verk&#228;ufer den &#252;ber einen bestimmten Kauf-</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">preis erzielten &#220;bererl&#246;s als Provision hat versprechen,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">lassen. Die Kammer folgt dieser Entscheidung, da die</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Beklagten als Kaufinteressenten grunds&#228;tzlich damit rechnen</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">mu&#223;ten, da&#223; der als Vermittlungsmakler, eines Verk&#228;ufers</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">auftretende Kl&#228;ger bestrebt sein werde, im Rahmen, der</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Marktlage einen m&#246;glichst hohen Kaufpreis zu erzielen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Ob dieser allgemeine Satz allerdings auch dann noch gilt,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">wenn - wie hier- eine Mehrerl&#246;sklausel von 15 % in Frage </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">steht, erscheint der Kammer bedenklich. Wenn die Beklagten</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">aufgrund der dargelegten Umst&#228;nde auch von vornherein die</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">mit dem Kl&#228;ger getroffene Vereinbarung nicht dahin ver-</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">stehen konnten, da&#223; dieser bei den Bem&#252;hungen um das Zustandekommen</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">des Grundst&#252;ckkaufvertrages ihre Interessen</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">als K&#228;ufer, insbesondere an einem m&#246;glichst niedrigen</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Kaufpreis, wahrzunehmen und sich in diesem Sinne einzu-</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">setzen h&#228;tte, durftensie doch zumindest darauf</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">vertrauen, da&#223; der Kl&#228;ger ihre Interessen im eigenen Provisionsinteresse nicht v&#246;llig au&#223;er Betracht lassen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Ob unter diesen Gesichtspunkten bereits eine Verwirkung</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">des Anspruchs nach &#167; 654 BGB angenommen werden kann, kann</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">jedoch dahingestellt bleiben, da die Beklagten den Maklervertrag</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">wirksam gek&#252;ndigt haben.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">d) Unter dem 18. Mai 1976 haben die Beklagten den Maklervertrag</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">schrifts&#228;tzlich gek&#252;ndigt. Die K&#252;ndigung ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Sie ist weder vertraglich noch gesetzlich ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Sie w&#228;re allenfalls dann unzul&#228;ssig, wenn sie ein treuwidriges</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Verhalten der Beklagten darstellen w&#252;rde, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">dann, wenn sie die K&#252;ndigung lediglich deswegen ausgesprochen</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten, um dem Provisionsanspruch des Kl&#228;gers</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">zu entgehen, obwohl dieser bereits alles- oder fast alles-</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">f&#252;r das Zustandekommen des Grundst&#252;ckskaufes getan hatte.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Dass dieses das Motiv der Beklagten war, hat der Kl&#228;ger</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">nicht zu beweisen vermocht. Die gesamten Umst&#228;nde sprechen</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">vielmehr daf&#252;r, da&#223; die Beklagten den Vertrag lediglich</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">deshalb gek&#252;ndigt haben, weil ihnen der Kl&#228;ger die Mehrerl&#246;sklausel</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">verschwiegen hatte.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sieht dieses Verhalten des Kl&#228;gers im vorliegenden</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Falle als so treuwidrig an, da&#223; die darauf gest&#252;tzte</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">K&#252;ndigung der Beklagten ihrerseits nicht als treu-</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">widrig bezeichnet werden kann. Es kann dahinstehen, ob</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks"><i> </i>in Anlehnung an die bereits zitierte Rechtsprechung des</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">BGH (BGH in NJW 1970, 1075 f) das Verschweigen der Mehrerl&#246;sklausel</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">grunds&#228;tzlich als K&#252;ndigungsgrund angesehen werden</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">kann, das eine Treuwidrigkeit der K&#252;ndigenden ausschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist die Besonderheit, da&#223; der angestrebte</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Mehrerl&#246;s mit 15 % nach Ansicht der Kammer derart</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">hoch ist, da&#223; den Kaufinteressenten die Gelegenheit,</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">gegeben werden mu&#223;, nach Kenntnis der Mehrerl&#246;sklausel</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">- unabh&#228;ngig, davon in welchem Stadium sich die Verkaufsverhandlungen</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">befinden - den Maklervertrag aufzuk&#252;ndigen.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die Kammer setzt sich damit nicht in Widerspruch zu der</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">oben zitierten Entscheidung des BGH (BGH a.a.O.). Dort</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">ist lediglich dar&#252;ber entschieden worden, ob ein bereits</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">entstandener Provisionsanspruch gem&#228;&#223; &#167; 654 BGB als</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">verwirkt anzusehen ist. Es ist jedoch in dieser Ent-</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">scheidung nicht dar&#252;ber entschieden worden, ob die Kauf-</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">interessenten bei einer sp&#228;teren Kenntnis einer Mehr-</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">erl&#246;sklausel berechtigt sind, sich vom Vertrage loszusagen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Im ersteren Falle gehen die Kaufinteressenten bewu&#223;t</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">das Risiko ein, einen "&#252;berh&#246;hten" Kaufpreis zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Es darf ihnen jedoch nicht die M&#246;glichkeit genommen</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">werden, dieses Risiko auszuschalten,wenn sie erst nachtr&#228;glich</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">davon erfahren, insbesondere dann nicht, wenn</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">ein derartig &#252;berh&#246;hter Mehrerl&#246;s - wie hier-erzielt</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">werden soll.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Die K&#252;ndigung der Beklagten ist infolgedessen zul&#228;ssig,</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">so da&#223; der Kl&#228;ger keinen Provisionsanspruch hat .</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">e) M&#246;gliche Schadensersatzanspr&#252;che -wie sie das Landgericht</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Aachen in seiner Entscheidung (NJW 1951 Seite 657 f) pr&#252;ft-</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">sind schon deshalb nicht gegeben, weil die Beklagten aufgrund</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">der obigen Ausf&#252;hrungen berechtigt waren, den Maklervertrag</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">zu k&#252;ndigen.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Berufung war daher mit der Kostenfolge aus &#167; 97 ZPO</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">zur&#252;ckzuweisen.</p>
316,008
lg-duisburg-1979-02-13-13-7-s-36078
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
13 (7) S 360/78
1979-02-13T00:00:00
2019-03-13T15:20:27
2019-03-27T09:41:39
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1979:0213.13.7S360.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 23. Oktober 1978 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Dinslaken wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von dem Beklagten zu 1) und dessen Haftpflichtversicherung, der Beklagten zu 2), vollen Schadensersatz (restliche 20 %) aus einem Verkehrsunfall vom 26. Mai 1978, bei welchem der Beklagte zu 1) die Vorfahrt verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in der ersten Instanz und der dort von ihnen gestellten Antr&#228;ge wird auf das angefochtene Urteil verwiesen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage durch Urteil vom 23. Oktober 1978 abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt mit der von ihm rechtzeitig eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung unter Wiederholung und Erg&#228;nzung seines erstinstanzlichen Vorbringens seinen Klageantrag weiter.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bitten um</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch sie wiederholen und erg&#228;nzen ihren fr&#252;heren Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf vollen Ersatz seines Schadens, weil ihn ein Mitverschulden am Unfall trifft, das zu einer Eigenhaftung in H&#246;he von 20 % f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) hat zwar die Vorfahrt verletzt. ihn trifft das &#252;berwiegende Verschulden an dem Unfall. Der Vertrauensschutz f&#252;r den Vorfahrtsberechtigten gilt jedoch nicht ausnahmslos. Der Vorfahrtsberechtigte darf sich dann nicht auf die Beachtung seiner Vorfahrt verlassen, wenn konkrete Umst&#228;nde Anlass zu der Bef&#252;rchtung geben, ein anderer Verkehrsteilnehmer werde die Vorfahrt verletzen. Solche Umst&#228;nde k&#246;nnen nicht nur in dem erkannten oder erkennbaren Verhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers, sondern auch in den &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen einer Einm&#252;ndung liegen (OLG Celle, Urteil vom 30. Januar 1975 DAR 1975, S. 273 mit weiteren Nachweisen). Die Voraussetzungen f&#252;r die Anwendung dieses auch von der Kammer vertretenen Rechtssatzes sind vorliegend schon nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers gegeben, der aus einer Stichstra&#223;e des Schmalen Weges, die lediglich die Zufahrt zu den H&#228;usern Nr. 31 bis 35 bildet, in die dem Durchgangsverkehr dienende Hauptfahrbahn des Schmalen Weges einbiegen wollte. Diese sogenannte T-Einm&#252;ndung war &#8211; wie der Kl&#228;ger selbst ausf&#252;hrt &#8211; un&#252;bersichtlich, d. h. auch f&#252;r den herannahenden Beklagten zu 1) nicht voll einsehbar. Umso weniger konnte dem Kl&#228;ger sich auf die Beachtung seines Vorfahrtsrechts durch den Beklagten zu 1) verlassen. Bei seiner eigenen Ortskenntnis als Bewohner des Schmalen Weges h&#228;tte er mit der Verkennung der Situation durch den wartepflichtigen Beklagten zu 1) rechnen m&#252;ssen und k&#246;nnen. Die in sich widerspr&#252;chliche Unfalldarstellung des Kl&#228;gers l&#228;sst auch nicht den Schluss zu, dass er mit der erforderlichen Vorsicht in den Einm&#252;ndungsbereich eingefahren ist. Denn es gibt weder einen Anhalt daf&#252;r, dass der Beklagte zu 1) sich mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit dem Kreuzungsbereich n&#228;herte, noch f&#252;r die Behauptung des Kl&#228;gers, er habe abgebremst und sich in den Kreuzungsbereich hineingetastet. Der Behauptung der Beklagten, er sei <u>ohne</u> anzuhalten in den Einm&#252;ndungsbereich eingefahren, ist er nicht ausdr&#252;cklich entgegengetreten, und er hat auch keinen entsprechenden Beweis angetreten, wie es ihm gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 2 StVG oblegen h&#228;tte. Unter diesen Umst&#228;nden ist die Abw&#228;gung des Amtsrichters durchaus berechtigt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
316,009
lg-duisburg-1979-02-13-7-s-36078
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 S 360/78
1979-02-13T00:00:00
2019-03-13T15:20:31
2019-03-27T09:41:39
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1979:0213.7S360.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung des Kl&#228;gers gegen das am 23. Oktober 1978 verk&#252;ndete Urteil des Amtsgerichts Dinslaken wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u> Tatbestand und Entscheidungsgr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verlangt von dem Beklagten zu 1) und dessen Haftpflichtversicherung, der Beklagten zu 2), vollen Schadensersatz (restliche 20 %) aus einem Verkehrsunfall vom 26. Mai 1978, bei welchem der Beklagte zu 1) die Vorfahrt verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in der ersten Instanz und der dort von ihnen gestellten Antr&#228;ge wird auf das angefochtene Urteil verwiesen (&#167; 543 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat die Klage durch Urteil vom 23. Oktober 1978 abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger verfolgt mit der von ihm rechtzeitig eingelegten und begr&#252;ndeten Berufung unter Wiederholung und Erg&#228;nzung seines erstinstanzlichen Vorbringens seinen Klageantrag weiter.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten bitten um</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Auch sie wiederholen und erg&#228;nzen ihren fr&#252;heren Vortrag.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien im einzelnen wird auf den vorgetragenen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung des Kl&#228;gers hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf vollen Ersatz seines Schadens, weil ihn ein Mitverschulden am Unfall trifft, das zu einer Eigenhaftung in H&#246;he von 20 % f&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte zu 1) hat zwar die Vorfahrt verletzt. ihn trifft das &#252;berwiegende Verschulden an dem Unfall. Der Vertrauensschutz f&#252;r den Vorfahrtsberechtigten gilt jedoch nicht ausnahmslos. Der Vorfahrtsberechtigte darf sich dann nicht auf die Beachtung seiner Vorfahrt verlassen, wenn konkrete Umst&#228;nde Anlass zu der Bef&#252;rchtung geben, ein anderer Verkehrsteilnehmer werde die Vorfahrt verletzen. Solche Umst&#228;nde k&#246;nnen nicht nur in dem erkannten oder erkennbaren Verhalten eines anderen Verkehrsteilnehmers, sondern auch in den &#246;rtlichen Verh&#228;ltnissen einer Einm&#252;ndung liegen (OLG Celle, Urteil vom 30. Januar 1975 DAR 1975, S. 273 mit weiteren Nachweisen). Die Voraussetzungen f&#252;r die Anwendung dieses auch von der Kammer vertretenen Rechtssatzes sind vorliegend schon nach dem eigenen Vortrag des Kl&#228;gers gegeben, der aus einer Stichstra&#223;e des Schmalen Weges, die lediglich die Zufahrt zu den H&#228;usern Nr. 31 bis 35 bildet, in die dem Durchgangsverkehr dienende Hauptfahrbahn des Schmalen Weges einbiegen wollte. Diese sogenannte T-Einm&#252;ndung war &#8211; wie der Kl&#228;ger selbst ausf&#252;hrt &#8211; un&#252;bersichtlich, d. h. auch f&#252;r den herannahenden Beklagten zu 1) nicht voll einsehbar. Umso weniger konnte dem Kl&#228;ger sich auf die Beachtung seines Vorfahrtsrechts durch den Beklagten zu 1) verlassen. Bei seiner eigenen Ortskenntnis als Bewohner des Schmalen Weges h&#228;tte er mit der Verkennung der Situation durch den wartepflichtigen Beklagten zu 1) rechnen m&#252;ssen und k&#246;nnen. Die in sich widerspr&#252;chliche Unfalldarstellung des Kl&#228;gers l&#228;sst auch nicht den Schluss zu, dass er mit der erforderlichen Vorsicht in den Einm&#252;ndungsbereich eingefahren ist. Denn es gibt weder einen Anhalt daf&#252;r, dass der Beklagte zu 1) sich mit &#252;berh&#246;hter Geschwindigkeit dem Kreuzungsbereich n&#228;herte, noch f&#252;r die Behauptung des Kl&#228;gers, er habe abgebremst und sich in den Kreuzungsbereich hineingetastet. Der Behauptung der Beklagten, er sei <u>ohne</u> anzuhalten in den Einm&#252;ndungsbereich eingefahren, ist er nicht ausdr&#252;cklich entgegengetreten, und er hat auch keinen entsprechenden Beweis angetreten, wie es ihm gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 2 StVG oblegen h&#228;tte. Unter diesen Umst&#228;nden ist die Abw&#228;gung des Amtsrichters durchaus berechtigt. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 ZPO.</p>
316,010
lg-dusseldorf-1979-01-25-9-o-60578
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
9 O 605/78
1979-01-25T00:00:00
2019-03-13T15:20:32
2019-03-27T09:41:39
Urteil
ECLI:DE:LGD:1979:0125.9O605.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt .</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 950,&#8212; DM abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist seit 27. Juni 1975 Steuerbevollm&#228;chtigter und betreibt seit 30. Juni 1975 die von seinem Vater X &#252;bernommene Praxis im eigenen Namen, nachdem er bis zu diesem Zeitpunkt dessen Angestellter war. Der Vater des Beklagten stand zum Kl&#228;ger bereits seit den Jahren 1965/66 in einem Mandatsverh&#228;ltnis, wobei sich der ihm erteilte Auftrag mindestens auf die Erstellung der jeweiligen j&#228;hrlichen Umsatz-, Gewerbe- und Einkommenssteuererkl&#228;rungen erstreckte und im &#252;brigen zwischen den Parteien weitgehend streitig ist. Die &#252;bernommenen Aufgaben wurden im Laufe der Zeit weitgehend dem Steuergehilfen X &#252;bertragen, der auch die den Kl&#228;ger betreffenden Jahressteuererkl&#228;rungen f&#252;r die Jahre 1972 und 1973 am 12. November 1975 erstellte.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen einer Betriebspr&#252;fung des Gewerbebetriebs des Kl&#228;gers im Jahre 1977, die die Jahre 1972 - 1975 erfasste, wurde festgestellt, dass f&#252;r die Jahre 1972 und 1973 keine ordnungsgem&#228;&#223;e Buchf&#252;hrung vorhanden war. Im Pr&#252;fungsbericht vom 14. Juni 1977 wird unter der Rubrik "Aufzeichnungen, Buchf&#252;hrung" ausgef&#252;hrt, dass der Gewinn bis 1973 durch Einnahme - &#220;berschuss-Rechnung ermittelt worden sei, entsprechende Aufzeichnungen jedoch lediglich &#252;ber die Betriebsausgaben vorhanden seien, w&#228;hrend die Einnahmen auf Sch&#228;tzungen beruhten. Der Pr&#252;fungsbericht enth&#228;lt im &#252;brigen die Feststellung, dass an der am 4. April 1977 stattgefundenen Schlussbesprechung der Beklagte sowie sein jetziger Steuerberater X teilgenommen haben, sowie als Ergebnis den Vermerk: "Es wurde &#220;bereinstimmung erzielt".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit der bei Gericht am 31. Oktober 1978 eingereichten und dem Beklagten am 15. November 1978 zugestellten Klage nimmt der Kl&#228;ger den Beklagten auf Schadensersatz wegen Verletzung des Steuerberatervertrages in Anspruch, wobei er folgendes vortr&#228;gt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die lediglich kalkulatorische Berechnung der Betriebseinnahmen der Jahre 1972 und 1973 durch den Gehilfen des Beklagten stelle eine gravierende Verletzung der steuerlichen Aufzeichnungspflicht dar. Aufgrund des bestehenden Vertragsverh&#228;ltnisses sei der Beklagte verpflichtet gewesen, den Kl&#228;ger auf die ihm bis dahin nicht bekannte Notwendigkeit der gesetzlich verlangten Grundaufzeichnungen hinzuweisen, bzw. ihm bei deren Erstellung Hilfe zu leisten. Mangels eines entsprechenden Nachweises durch ordnungsgem&#228;&#223;e t&#228;gliche Aufzeichnungen seien die in den von dem Steuergehilfen X erstellten Steuererkl&#228;rungen der Jahre 1972 und 1973 niedergelegte Angaben &#252;ber die Betriebseinnahmen vom Finanzamt angezweifelt worden. Im Rahmen der Betriebspr&#252;fung seien die Betriebseinnahmen durch eine sich im Rahmen der untersten Grenzen der amtlichen Richts&#228;tze f&#252;r die Gewerbeart des Kl&#228;gers bewegende Richtsch&#228;tzung f&#252;r das Kalenderjahr 1972 um 17.000,- DM und f&#252;r 1973 um 16.500,- DM erh&#246;ht worden. Aus diesen Zusch&#228;tzungen resultierten erhebliche Steuernachforderungen. Au&#223;erdem habe das Finanzamt Versp&#228;tungszuschl&#228;ge erhoben, weil die Steuererkl&#228;rungen f&#252;r 1972 und 1973 erst im Jahre 1975 beim Finanzamt eingereicht worden seien. Die mit der Klage zun&#228;chst nur geltend gemachte Steuernachzahlung f&#252;r das Jahr 1973 setze sich wie folgt zusammen:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Umsatzsteuererh&#246;hung DM 907,-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gewerbesteuererh&#246;hung DM 1.980,-</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Einkommenssteuererh&#246;hung <u>DM 5.353,-</u></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">DM 8.239,-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Versp&#228;tungszuschl&#228;ge zur Umsatzsteuer DM 570,-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Versp&#228;tungszuschl&#228;ge f&#252;r Einkommens-</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Steuer <u>DM 13,-</u></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">vermeidbare Mehrbelastung DM 8.822,-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Bei einer ordnungsgem&#228;&#223;en Beratung durch den Beklagten und fristgerechter Einreichung der Steuererkl&#228;rungen w&#228;re diese Mehrbelastung nicht entstanden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">den Beklagten zu verurteilen, an ihn 8.822,&#8212; DM nebst 4 % Zinsen seit dem Tage der Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Er beruft sich auf die Verj&#228;hrung der Klageforderung und macht im &#252;brigen geltend, dass der vom Kl&#228;ger erhobene Anspruch diesem allenfalls gegen&#252;ber seinem Vater zustehe, er als Praxisnachfolger f&#252;r dessen Verbindlichkeiten indessen nicht einzustehen habe. Dazu tr&#228;gt er vor: Sein Vater habe das vom Kl&#228;ger erteilte Mandat, das keinesfalls eine steuerliche Betreuung des Kl&#228;gers insgesamt, sondern lediglich die Erstellung der Jahressteuererkl&#228;rungen betroffen habe, bereits im Jahre 1973 nach Abgabe der Steuererkl&#228;rung f&#252;r das Jahr 1971 niedergelegt. Der Grund daf&#252;r sei darin zu sehen, dass es der Kl&#228;ger trotz zahlreicher Hinweise immer wieder unterlassen habe, die erforderlichen Belege hereinzugeben. Erst im Jahre 1975 sei der Kl&#228;ger erneut im B&#252;ro seines Vaters erschienen und habe darum gebeten gegen die Steuersch&#228;tzungen f&#252;r die Jahre 1972/73 etwas zu unternehmen. Er sei von Herrn X darauf hingewiesen worden, dass ein erfolgversprechender Einspruch nur mit Belegen m&#246;glich sei. Entsprechend seinen alten Gewohnheiten habe der Kl&#228;ger das Versprechen, solche nachzureichen jedoch nicht erf&#252;llt, so dass die Jahressteuererkl&#228;rungen f&#252;r die Jahre 1972 und 1973 - und zwar in der Form des Einspruchs - zur Fristwahrung wie in den fr&#252;heren Jahren zum gro&#223;en Teil ohne Belege h&#228;tten erstellt werden m&#252;ssen. Diese Steuererkl&#228;rungen seien zwar zu einer Zeit erstellt worden, zu der er - der Beklagte - die Praxis seines Vaters bereits in eigener Verantwortung &#252;bernommen habe. Gleichwohl treffe ihn keine Pflichtverletzung, die f&#252;r den vom Kl&#228;ger geltend gemachten Schaden habe urs&#228;chlich werden k&#246;nnen. Denn falls tats&#228;chlich aus dem Mandatsverh&#228;ltnis mit dem Kl&#228;ger eine Pflicht zur Aufkl&#228;rung &#252;ber die erforderlichen Mindestaufzeichnungen bestanden habe, dann sei diese bereit: verletzt worden, als die Praxis noch alleinverantwortlich von seinem Vater gef&#252;hrt worden sei. Eine Haftung f&#252;r die geltend gemachten Versp&#228;tungszuschl&#228;ge sei &#252;berdies deshalb nicht gegeben, weil der Kl&#228;ger sich um die Erstellung der Jahressteuererkl&#228;rungen erst bem&#252;ht habe, nachdem seine Steuerschuld zuvor vom Finanzamt gesch&#228;tzt worden sei. Die Steuernachzahlungen als solche aber k&#246;nne der Kl&#228;ger bereits deshalb nicht ersetzt verlangen, weil er sich ausweislich des Pr&#252;fungsberichts, ebenso wie sein jetziger Steuerberater, mit der Zusch&#228;tzung einverstanden erkl&#228;rt habe, was nichts anderes bedeute , als das die Erh&#246;hung der Betriebseinnahmen zu Recht erfolgt sei.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen des Parteivorbringens im &#252;brigen wird auf den vorgetragenen Inhalt der zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze, den dem Beklagten nachgelassenen Schriftsatz vom 4. Januar 1979 sowie den Inhalt der &#252;berreichten Urkunden Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht gegen&#252;ber dem Beklagten ein Schadenser-satzanspruch aus der Verletzung vertraglicher Nebenpflichten (Aufkl&#228;rungs- bzw. Beratungspflichten) eines zwischen den Parteien bestehenden Steuerberatervertrages bereits nach seinem eigenen Vorbringen nicht zu. Dabei mag es dahingestellt bleiben, ob ein derartiger Anspruch nicht ohnehin gem&#228;&#223; &#167; 68 Steuerberatungsgesetz bzw. &#167; 638 Abs. 1 BGB verj&#228;hrt w&#228;re. Die Begr&#252;ndetheit des mit der Klage geltend gemachten Anspruchs scheitert u.a. n&#228;mlich bereits an der fehlenden Urs&#228;chlichkeit der dem Beklagten vorgeworfenen Pflichtverletzung f&#252;r den dem Kl&#228;ger angeblich erwachsenen Schaden, w&#228;hrend eine m&#246;glicherweise tats&#228;chliche urs&#228;chliche Pflichtverletzung seines Vaters dem Beklagten nicht zuzurechnen ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wenn der Kl&#228;ger dem Beklagten vorwirft, dieser bzw. sein Steuergehilfe X habe ihn bei der Erstellung der Jahressteuererkl&#228;rungen f&#252;r die Jahre 1972 und 1973 dar&#252;ber Unklaren gelassen, dass f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Feststellung der Steuerpflicht die Vorlage gewisser Grundaufzeichnungen erforderlich sei, so muss er sich entgegenhalten lassen, dass ihn eine solche Aufkl&#228;rung im Jahre 1975 ohnehin nicht mehr vor der Sch&#228;tzung durch die Finanzbeh&#246;rde h&#228;tte bewahren k&#246;nnen. Denn die nach dem Vorbringen des Kl&#228;gers fehlenden t&#228;glichen Aufzeichnungen &#252;ber Warenein- und -abg&#228;nge bzw. Betriebseinnahmen lie&#223;en sich im Jahre 1975 f&#252;r den hier alleine interessierenden Besteuerungszeitraum 1973 nicht mehr nachholen. Eine haftungsbegr&#252;ndete Pflichtverletzung k&#246;nnte insoweit allenfalls den Vater des Beklagten getroffen haben, falls dieser - entgegen der Behauptung des Beklagten &#8211; es in den Jahren vor 1972 bzw. 197 3 unterlassen haben sollte, den Kl&#228;ger im Rahmen des damals unstreitig bereits bestehenden Mandatsverh&#228;ltnisses in entsprechender Weise aufzukl&#228;ren. F&#252;r eine solcherma&#223;en begr&#252;ndete Verbindlichkeit h&#228;tte der Beklagte allerdings nicht einzustehen. Denn eine Haftung des Beklagten nach &#167; 25 HGB f&#252;r die in der Praxis seines Vaters entstandenen Verbindlichkeiten scheitert bereits daran, dass es sich bei der T&#228;tigkeit eines Steuerberaters nicht um ein Handelsgewerbe im Sinne dieser Vorschrift handelt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Liegen somit nicht einmal die eine Haftung des Beklagten &#252;berhaupt begr&#252;ndenden Merkmale vor, so fehlt es im &#252;brigen auch an einem ersatzf&#228;higen Schaden des Kl&#228;gers, Ein solcher Schaden w&#228;re nur dann entstanden, wenn der Kl&#228;ger die bei der Betriebspr&#252;fung zu seinen Lasten gesch&#228;tzten Betriebseinnahmen in Wirklichkeit nicht erzielt h&#228;tte und somit eine Steuerpflicht in dem durch die Zusch&#228;tzungen bedingten Umfange nicht bestanden h&#228;tte. Anhaltspunkte, die einen solchen Schluss nahe legen k&#246;nnten, sind jedoch in keiner Weise ersichtlich. Der Kl&#228;ger hat schlie&#223;lich selbst vorgetragen, dass die vom Finanzamt vorgenommene Sch&#228;tzung sich an der untersten Grenze der amtlichen Richts&#228;tze f&#252;r die Gewerbeart "Obst- und Gem&#252;sehandel" orientiert habe. Damit ist aber gerade keine Wahrscheinlichkeit daf&#252;r begr&#252;ndet, dass die vorgenommene Sch&#228;tzung zu hoch ausgefallen sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Gegen eine solche Annahme spricht im &#252;brigen auch eindeutig die Tatsache, dass der Kl&#228;ger - worauf der Beklagte mit Recht hinweist - sich ausweislich des Pr&#252;fberichts vom 14. Juni 1977 im Beisein seines jetzigen Steuerbevollm&#228;chtigten X selbst mit der Zusch&#228;tzung einverstanden erkl&#228;rt hat. Anders kann n&#228;mlich der in Ziffer 5 dieses Berichts niedergelegte Pr&#252;fervermerk, wonach bei der Schlussbesprechung vom 4. April 1977 &#220;bereinstimmung erzielt worden sei, nicht gedeutet werden Diese Einverst&#228;ndniserkl&#228;rung h&#228;tte der Kl&#228;ger wohl kaum abgegeben, wenn er der Ansicht gewesen w&#228;re, die vorgenommenen Sch&#228;tzungen liefen seinen Interessen zuwider. Auch h&#228;tte erwartet werden k&#246;nnen, dass in diesem Fall der Steuerberater X Einw&#228;nde erhoben h&#228;tte. Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger die aufgrund der Sch&#228;tzungen ergangenen Steuerbescheide auch rechtskr&#228;ftig werden lassen, was ein weiteres Indiz f&#252;r deren inhaltliche Richtigkeit darstellt. Angesichts dieses Sachverhalts h&#228;tte es am Kl&#228;ger gelegen, in substantiierter Weise vorzutragen, warum die vom Finanzamt vorgenommene Sch&#228;tzung gleichwohl zu einer &#252;berh&#246;hten Besteuerung gef&#252;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann auch keinen Erfolg haben, soweit er den Beklagten auf Erstattung der angeblich gegen ihn festgesetzten Versp&#228;tungszuschl&#228;ge in Anspruch nimmt. Denn da er, wie mittlerweile zwischen den Parteien unstreitig ist, den Beklagten erst in der zweiten H&#228;lfte des Jahres 1975 mit der Abgabe der Steuererkl&#228;rung f&#252;r die Jahre 1972 und 1973 beauftragt hat kann er eventuelle Versp&#228;tungszuschl&#228;ge nicht dem Beklagten anlasten. Dass der Beklagte bzw. seine Mitarbeiter die Bearbeitung der Jahressteuererkl&#228;rungen als solche verz&#246;gerlich behandelt h&#228;tten, hat der Kl&#228;ger selbst nicht vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Klage war somit in vollem Umfange abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 Abs. 1 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit hat ihre Rechtsgrundlage in &#167;&#167; 708 Ziffer 11, 711 Satz 1 ZPO.</p>
316,011
olgham-1979-01-04-6-ss-owi-247878
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 Ss OWi 2478/78
1979-01-04T00:00:00
2019-03-13T15:20:33
2019-03-27T09:41:39
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1979:0104.6SS.OWI2478.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten der Rechtsbeschwerde, an das Amtsgericht Soest zur&#252;ckverwiesen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil sind gegen den Betroffenen wegen Zuwiderhandlungen gegen &#167;&#167; 80 Abs. 1, 101 Abs. 1 Nr. 3 BauO NW in zwei F&#228;llen Geldbu&#223;en in H&#246;he von 2.750,- DM und 1.000,- DM verh&#228;ngt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat im wesentlichen folgende Feststellungen getroffen:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene ist Inhaber einer Schreinerei. Er baute im Jahre 1973 seinen Betrieb um. Hierf&#252;r holte er eine Genehmigung ein, in der ausdr&#252;cklich vermerkt war, da&#223; Abweichungen von der Baugenehmigung ihrerseits einer Genehmigung bed&#252;rfen. Trotzdem baute der Betroffene - wie am 1. Dezember 1976 festgestellt wurde - die Halle, die als Lagerhalle genehmigt war, durch Grundri&#223;&#228;nderungen zu einer 110 qm gro&#223;en Werkshalle um.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ferner errichtete der Betroffene an der &#246;stlichen Grundst&#252;cksgrenze zum Flurst&#252;ck ... hin ohne Genehmigung einen Holzschuppen und &#220;berdachungen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Weiterhin hat der Betroffene mehr als drei Jahre vor der Einleitung des hier anh&#228;ngigen Bu&#223;geldverfahrens einen befestigten Holzlagerplatz in Beton errichtet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene wu&#223;te nicht, da&#223; er zu den genannten Ma&#223;nahmen eine Baugenehmigung bedurfte. Teilweise sah er sich zu den Grundri&#223;&#228;nderungen bei der Halle infolge statischer Schwierigkeiten gezwungen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene hat sich dar&#252;ber hinaus dahin eingelassen, da&#223; die Grundri&#223;&#228;nderungen unerheblich seien, im &#252;brigen brauche er f&#252;r seinen Betrieb &#252;berdachte Lagerfl&#228;chen, um Holz zu lagern und zu trocknen; auch seien diese Schuppen derart leicht gebaut, da&#223; er nicht geglaubt habe, eine Baugenehmigung hierf&#252;r einholen zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat aufgrund der getroffenen Feststellungen angenommen, da&#223; der Betroffene zweimal vors&#228;tzlich gegen die Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen versto&#223;en hat, und insoweit ausgef&#252;hrt, da&#223; "sowohl die Nutzungs&#228;nderung mit den Grundri&#223;&#228;nderungen, als auch der Anbau der Holzschuppen mit &#220;berdachungen" nach &#167; 80 Abs. 1 BauO NW genehmigungspflichtig und im Sinne von &#167; 101 Abs. 1 Nr. 3 BauO NW ordnungswidrig gewesen sei. Der Irrtum des Betroffenen, keine Baugenehmigung zu bed&#252;rfen, stelle einen vermeidbaren Verbotsirrtum dar und beseitige die Vors&#228;tzlichkeit seines Tuns nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Soweit dem Betroffenen im Bu&#223;geldbescheid vorgeworfen worden ist, einen befestigten Holzlagerplatz in Beton errichtet zu haben, hat das Amtsgericht diese Ordnungswidrigkeit als verj&#228;hrt angesehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die mit n&#228;heren Ausf&#252;hrungen auf die Verletzung materiellen Rechts gest&#252;tzte Rechtsbeschwerde des Betroffenen f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zur&#252;ckverweisung der Sache.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Feststellungen des angefochtenen Urteils tragen den Schuldspruch nicht, sind unvollst&#228;ndig und lassen deshalb eine rechtliche &#220;berpr&#252;fung durch das Rechtsbeschwerdegericht nicht in der gebotenen Weise zu.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Urteil l&#228;&#223;t zun&#228;chst nicht erkennen, wann der Betroffene die ihm noch zur Last gelegten Zuwiderhandlungen gegen die Bauordnung NW begangen hat. Es sind Feststellungen weder dazu getroffen worden, wann der Betroffene den Umbau der Lagerhalle vorgenommen hat, noch dazu, wann er den Holzschuppen und die &#220;berdachungen errichtet hat. In beiden F&#228;llen ist daher weder zu beurteilen, ob bez&#252;glich dieser Zuwiderhandlungen nicht bereits die Verfolgungsverj&#228;hrung gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 2 Ziff. 1 OWiG eingetreten ist, noch kann abschlie&#223;end gew&#252;rdigt werden, ob diese beiden Zuwiderhandlungen zueinander in Tatmehrheit oder in einem Fortsetzungszusammenhang stehen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus enth&#228;lt das angefochtene Urteil auch keinerlei n&#228;here Feststellungen, in welcher Weise die Lagerhalle zu einer Werkhalle umgebaut worden ist. Hierzu h&#228;tte es einmal der Angabe bedurft, ob und inwieweit bereits bei der urspr&#252;nglichen Bauausf&#252;hrung von der erteilten Baugenehmigung abgewichen worden ist, oder aber, ob der Bau zun&#228;chst einmal entsprechend der Baugenehmigung erstellt worden ist und es erst sp&#228;ter zu nicht genehmigten &#196;nderungen gekommen ist. Zum anderen h&#228;tte auch dargetan werden m&#252;ssen, worin im einzelnen die baulichen &#196;nderungen bzw. Abweichungen von der erteilten Baugenehmigung gelegen haben. Abgesehen davon, da&#223; auch nur so das Ausma&#223; des Schuldvorwurfs als Grundlage f&#252;r die Bu&#223;geldbemessung erkennbar wird, sind diese Feststellungen im vorliegenden Fall schon deshalb unerl&#228;&#223;lich, um hinreichend sicher beurteilen zu k&#246;nnen, ob im Sinne von &#167; 80 Abs. 1 BauO NW tats&#228;chlich eine &#196;nderung baulicher Anlagen oder nur eine Nutzungs&#228;nderung hinsichtlich der Halle vom Betroffenen vorgenommen worden ist. Auf diese Unterscheidung kommt es schon deshalb wesentlich an, weil eine blo&#223;e Nutzungs&#228;nderung zwar gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 1 BauO NW genehmigungspflichtig, ein Versto&#223; hiergegen jedoch nicht bu&#223;geldbewehrt ist. &#167; 101 Abs. 1 Ziff. 3 BauO NW bedroht zwar die Errichtung, &#196;nderung und den Abbruch baulicher Ma&#223;nahmen, nicht aber die blo&#223;e Nutzungs&#228;nderung mit einem Bu&#223;geld. Sofern also hinsichtlich der Lagerhalle nur eine Nutzungs&#228;nderung vorgenommen worden sein sollte, m&#252;&#223;te der Betroffene daher diesbez&#252;glich freigesprochen werden (vgl. Senatsbeschlu&#223; vom 13. Juni 1978 - 6 Ss OWi 646/78 - sowie die Beschl&#252;sse des OLG Hamm vom 29.8.1978 - 3 Ss OWi 815/78 u. 3 Ss OWi 417/78).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht auszuschlie&#223;en, da&#223; das Amtsgericht das verkannt hat, zumal in dem angefochtenen Urteil mehrfach von einer "Nutzungs&#228;nderung" die Rede ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Das angefochtene Urteil konnte somit keinen Bestand haben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die neue Hauptverhandlung wird auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Soweit eine Verurteilung wegen Eintritts der Verfolgungsverj&#228;hrung nicht erfolgen kann - bez&#252;glich des Vorwurfs, da&#223; der Betroffene einen befestigten Lagerplatz in Beton errichtet hat, ist das bereits rechtskr&#228;ftig festgestellt - ist insoweit gem&#228;&#223; &#167; 46 Abs. 1 OWiG, &#167; 260 Abs. 3 StPO die Einstellung des Verfahrens im Urteil auszusprechen und auch im Urteilstenor kenntlich zu machen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei einer erneuten Verurteilung des Betroffenen wird das Amtsgericht bei der Bu&#223;geldzumessung ferner zu beachten haben, da&#223; nach Ziff. 2 der Vorbemerkung des Bu&#223;geldkatalogs des Regierungspr&#228;sidenten in ... auf dessen Regels&#228;tzen der Betrag von 25,- DM Bu&#223;e je qm &#252;berbauter Fl&#228;che offensichtlich beruht, bei geminderter Schuld (z.B. leicht fahrl&#228;ssigem Verbotsirrtum) der festzusetzende Betrag angemessen - in der Regel um 1/4 - vermindert werden soll. Im &#252;brigen wird das Amtsgericht dar&#252;ber hinaus zu erw&#228;gen haben, inwieweit es sich bei der Bemessung der zu verh&#228;ngenden Geldbu&#223;e &#252;berhaupt nach den im vorgenannten Bu&#223;geldkatalog enthaltenen Regels&#228;tzen richten soll. Die Orientierung an einem solchen Bu&#223;geldkatalog dient zwar grunds&#228;tzlich einer gerechten Entscheidung, damit &#228;hnlich gelagerte Sachverhalte zumindest innerhalb eines Regierungsbezirks m&#246;glichst gleichm&#228;&#223;ig behandelt werden k&#246;nnen. Regelm&#228;&#223;ig ist die Fl&#228;chengr&#246;&#223;e der baulichen Ma&#223;nahme auch ein wesentliches Kriterium f&#252;r die Bemessung der Geldbu&#223;e. Andererseits k&#246;nnen dabei in geeigneten F&#228;llen aber auch andere Umst&#228;nde - im vorliegenden Fall k&#246;nnte dies hinsichtlich der Umgestaltung der Lagerhalle insbesondere das Ausma&#223; der Abweichungen von der Baugenehmigung sein - von ma&#223;geblicher Bedeutung f&#252;r die Bu&#223;geldzumessung sein und m&#252;ssen dann Ber&#252;cksichtigung finden. Dieses hat das Amtsgericht in dem angefochtenen Urteil zwar bez&#252;glich der Errichtung des Holzschuppens mit den &#220;berdachungen, nicht aber auch hinsichtlich der Umgestaltung der Lagerhalle hinreichend bedacht.</p>
316,012
olgham-1978-12-06-20-u-12578
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 125/78
1978-12-06T00:00:00
2019-03-13T15:20:39
2019-03-27T09:41:39
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1978:1206.20U125.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 7. M&#228;rz 1978 verk&#252;ndete Urteil der 12. Zivilkammer des Landgerichts Essen abge&#228;ndert.</p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Kl&#228;gerin auferlegt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt mit der Klage die Erstattung von Schadensersatzleistungen, die sie als Kfz.-Haftpflichtversicherer der Beklagten an einen Dritten erbracht hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragte unter dem 17. August 1976 bei der Kl&#228;gerin den Abschlu&#223; einer Haftpflichtversicherung f&#252;r ihren PKW. Bei der Entgegennahme des Antrages erteilte die Kl&#228;gerin der Beklagten eine vorl&#228;ufige Deckungszusage i.S.d. &#167;1 II AKB. Am 6. September 1976 verschuldete die Beklagte mit ihrem PKW einen Verkehrsunfall. Der dabei dem Unfallgegner entstandene Schaden von insgesamt 7.177,75 DM wurde von der Kl&#228;gerin ersetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen: Die vorl&#228;ufige Deckung sei r&#252;ckwirkend au&#223;er Kraft getreten. Sie habe den Antrag der Beklagten unver&#228;ndert angenommen und ihr unter dem 21. Oktober 1976 einen entsprechenden Versicherungsschein zugesandt. Der Versicherungsschein sei der Beklagten auch zugegangen, denn diese habe ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigten brieflich dahin informiert, da&#223; sie die Pr&#228;mienrechnung erhalten und an ihren geschiedenen Ehemann weitergeleitet habe. Dieser Brief sei dem Zeugen ... der f&#252;r sie - die Kl&#228;gerin - Ermittlungen angestellt habe - von den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten vorgelesen worden. Die Beklagte habe - unstreitig - keinerlei Zahlungen erbracht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat f&#252;r Mahnkosten 16,15 DM geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 7.193,90 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 4. M&#228;rz 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat vorgetragen, sie habe von der Kl&#228;gerin weder den Versicherungsschein noch eine Zahlungsaufforderung erhalten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen .... Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Niederschrift vom 7. M&#228;rz 1978 verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In seinem am 7. M&#228;rz 1978 verk&#252;ndeten Urteil, auf das erg&#228;nzend Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Beklagte unter Abweisung, der Klage im &#252;brigen verurteilt, an die Kl&#228;gerin 7.177,75 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 4. M&#228;rz 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die form- und fristgerecht eingelegte Berufung der Beklagten. Diese f&#252;hrt unter Bezugnahme auf ihr erstinstanzliches Vorbringen aus: In dem Schreiben an ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigten habe sie lediglich einger&#228;umt, "sp&#228;ter" eine Pr&#228;mienrechnung erhalten zu haben. Daraus ergebe sich aber nicht, da&#223; sie auch einen Versicherungsschein erhalten habe. Im &#252;brigen habe es die Kl&#228;gerin aber auch unterlassen, sie &#252;ber die Folgen einer nicht fristgerechten Pr&#228;mienzahlung zu belehren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Landgerichts abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin f&#252;hrt unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens aus: Aus dem Zugang der Pr&#228;mienrechnung ergebe sich, da&#223; der Beklagten auch der Versicherungsschein nebst einer ordnungsgem&#228;&#223;en Belehrung zugegangen sei. Sie verwende n&#228;mlich einen Drucksatz, der aus dem Versicherungsschein, der Pr&#228;mienrechnung und dem Begleitbrief bestehe. Es sei daher ausgeschlossen, da&#223; die Pr&#228;mienrechnung allein zur Versendung gelange. In dem Begleitbrief sei der Hinweis enthalten: "Eine etwa erteilte Deckungszusage tritt (bei Kraftverkehrsversicherungen r&#252;ckwirkend) au&#223;er Kraft, wenn das Dokument nicht unverz&#252;glich eingel&#246;st wird." Erg&#228;nzend hei&#223;e es dazu auf der R&#252;ckseite des Versicherungsscheins: "Eine etwa erteilte vorl&#228;ufige Deckung erlischt r&#252;ckwirkend, falls der Einl&#246;sungsbetrag nicht unverz&#252;glich, d.h. innerhalb von 14 Tagen, nach Aufforderung gezahlt wird, auch wenn der Versicherung fall bereits eingetreten ist."</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Darauf entgegnet die Beklagte: Sie habe sich am 25. Oktober 1976 von ihrem Ehemann getrennt. Danach habe sie die gesamte von der Kl&#228;gerin eingehende Post unge&#246;ffnet an ihren Ehemann weitergeleitet. Dieser sei unter ihrem - der Beklagten - Namen f&#252;r die Kl&#228;gerin als Vertreter t&#228;tig gewesen. Er habe f&#252;r die Begleichung der Pr&#228;mie Sorge tragen wollen. Unter der eingehenden Post habe sich aber weder ein Versicherungsschein noch eine Pr&#228;mienrechnung befunden. In dem Brief an ihre Proze&#223;bevollm&#228;chtigten habe sie sich mi&#223;verst&#228;ndlich ausgedr&#252;ckt; sie habe lediglich sagen wollen, da&#223; sie die Pr&#228;mienrechnung, falls diese bei der Post gewesen sei, an ihren Ehemann weitergegeben habe. Au&#223;erdem sei die von der Kl&#228;gerin erteilte Belehrung &#252;ber die Folgen einer nicht fristgerechten Pr&#228;mienzahlung nicht ordnungsgem&#228;&#223;.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die Schrifts&#228;tze der Partien Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten ist sachlich gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat keinen Anspruch auf Erstattung der dem Unfallgegner der Beklagten gezahlten Entsch&#228;digung. Die Kl&#228;gerin ist n&#228;mlich verpflichtet, der Beklagten f&#252;r den Unfall, der sich am 6. September 1976 ereignet hat, Versicherungsschutz zu gew&#228;hren. Diese Verpflichtung ergibt sich aus der unstreitig vor dem Unfall erteilten vorl&#228;ufigen Deckungszusage, die entgegen der von der Kl&#228;gerin vertretenen Ansicht, nicht r&#252;ckwirkend erloschen ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die vorl&#228;ufige Deckung tritt dann r&#252;ckwirkend au&#223;er Kraft, wenn der Antrag auf Abschlu&#223; eines Versicherungsvertrages unver&#228;ndert angenommen, der Versicherungsschein aber nicht sp&#228;testens innerhalb von vierzehn Tagen eingel&#246;st wird und der Versicherungsnehmer die Versp&#228;tung zu vertreten hat (&#167;1 II AKB). Da der Versicherungsschein durch die Zahlung der Erstpr&#228;mie, deren H&#246;he dem Versicherungsnehmer erst durch die Pr&#228;mienrechnung bekannt gegeben wird, eingel&#246;st wird, kann der Versicherungsnehmer vor Zugang der Pr&#228;mienrechnung nicht in Verzug kommen. Daraus folgt, da&#223; die vierzehnt&#228;gige Frist zur Zahlung der Erstpr&#228;mie zwecks Einl&#246;sung des Versicherungsscheins erst mit dem Zugang einer Zahlungsaufforderung beginnen kann (BGH NJW 1967, 1800). Im vorliegenden Fall hat die Kl&#228;gerin die Frist zur Zahlung nicht wirksam in Gang gesetzt, so da&#223; von einer nicht fristgerechten Einl&#246;sung des Versicherungsscheins schon aus diesem Grunde keine Rede sein kann. Es fehlt eine wirksame Zahlungsaufforderung, und zwar auch dann, wenn der Beklagen entsprechend dem Vortrag der Kl&#228;gerin der Versicherungsschein die Pr&#228;mienrechnung und das Begleitschreiben zugegangen sein sollten. Die in der Zusendung dieser Schriftst&#252;cke liegende Zahlungsaufforderung gen&#252;gt n&#228;mlich inhaltlich nicht den an sie zu stellenden Anforderungen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Versicherer mu&#223; bei der vorl&#228;ufigen Deckungszusage den Versicherungsnehmer mit der Zahlungsaufforderung dar&#252;ber belehren, da&#223; der gew&#228;hrte Versicherungsschutz r&#252;ckwirkend wegf&#228;llt, wenn die Pr&#228;mienrechnung nicht binnen vierzehn Tagen bezahlt wird. Dies ergibt sich aus einer entsprechenden Anwendung des &#167;39 VVG, dem &#252;ber sein Anwendungsgebiet hinaus der allgemeine Rechtsgrundsatz zu entnehmen ist, da&#223; eine notwendige Zahlungsaufforderung auf die Rechtsfolgen hinweisen mu&#223;, die eintreten, wenn die verlangte Zahlung nicht innerhalb der in Lauf gesetzten Frist geleistet wird (BGH NJW 1967, 1800). Die mit der Zahlungsaufforderung erteilte Belehrung mu&#223;, wie zu &#167;39 VVG anerkannt, ist (BGH NJW 1967, 1229), richtig, eindeutig und vollst&#228;ndig sein. Der Versicherungsnehmer darf &#252;ber die wirkliche Rechtslage und die weitreichenden Folgen seiner S&#228;umnis nicht im Unklaren gelassen werden; er darf nicht durch unvollst&#228;ndige oder mi&#223;verst&#228;ndliche Hinweise von einem der wirklichen Sach- und Rechtslage entsprechenden Entschl&#252;sse abgehalten werden (BGH a.a.O.; RGZ 93, 80).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Diesen strengen Anforderungen entspricht die Zahlungsaufforderung nicht, die die Kl&#228;gerin der Beklagten &#252;bersandt haben will. Die in dem Begleitschreiben enthaltene Belehrung war falsch; gem&#228;&#223; &#167;1 II AKB in der seit dem 1. Januar 1971 geltenden Fassung ist der Versicherungsschein nicht unverz&#252;glich, sondern innerhalb einer Frist von vierzehn Tagen einzul&#246;sen. Die fehlerhafte Belehrung war geeignet, die Beklagte von einem sachgerechten Entschlu&#223; abzuhalten. Es bestand die Gefahr, da&#223; die Beklagte nach Ablauf der Frist zur unverz&#252;glichen Zahlung, die allenfalls eine Woche betrug (vgl. Pr&#246;lss, 16. Aufl., &#167;1 AKB Anm. 2), die Pr&#228;mie deshalb nicht zahlte, weil sie die Deckungszusage als bereits erloschen ansah. Durch die Angabe einer zu kurzen Frist geriet die Beklagte in die gleiche Lage, in der sich ein Versicherungsnehmer befindet, der durch eine qualifizierte Mahnung nach &#167;39 VVG in den Glauben versetzt wird, da&#223; eine Zahlung nach Fristablauf nichts mehr n&#252;tze. Eine solche Mahnung ist aber unwirksam (RGZ 93, 80; Pr&#246;lss-Martin, 21. Aufl., &#167;39 Anm. 6). An der Fehlerhaftigkeit der von der Kl&#228;gerin erteilten Belehrung &#228;ndert es nichts, da&#223; auf der R&#252;ckseite des Versicherungsscheins darauf hingewiesen wird, die vorl&#228;ufige Deckung erl&#246;sche r&#252;ckwirkend, falls der Einl&#246;sungsbetrag nicht unverz&#252;glich, d.h. innerhalb von 14 Tagen nach Aufforderung gezahlt werde. Dieser Hinweis konnte vom Versicherungsnehmer leicht &#252;bersehen werden. Las dieser, weil es zweckm&#228;&#223;ig und &#252;blich ist, zun&#228;chst das Begleitschreiben, so hatte er im Hinblick auf die klare und eindeutige Belehrung, die Pr&#228;mie sei unverz&#252;glich zu zahlen, kein Veranlassung, die Anlagen daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen, ob sich darin eine Richtigstellung befand. Der Versicherungsnehmer brauchte und konnte nicht damit rechnen, da&#223; die Kl&#228;gerin die Fristangabe des Begleitschreibens in einem weiteren Hinweis auf der R&#252;ckseite des Versicherungsscheins berichtigte. Unter diesen Umst&#228;nden ist die Zahlungsaufforderung der Kl&#228;gerin nicht geeignet, die Beklagte zuverl&#228;ssig &#252;ber die Rechtslage zu unterrichten.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Da eine ausreichende Belehrung die Voraussetzung einer wirksamen Zahlungsaufforderung ist, kommt es nicht darauf an, ob die fehlerhafte Belehrung die Beklagte auch tats&#228;chlich von einer rechtzeitigen Zahlung abgehalten hat. Das schlie&#223;t nicht aus, da&#223; es dem Versicherungsnehmer ausnahmsweise nach &#167;242 BGB verwehrt sein kann, sich auf die fehlende oder ungen&#252;gende Belehrung zu berufen. F&#252;r das Vorliegen eines solchen Falles ergeben sich hier aber keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;91 ZPO. Eine Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist nicht erforderlich, da nach dem Ermessen des Senats die Revisionssumme unzweifelhaft nicht erreicht wird. Der Wert der Beschwer betr&#228;gt f&#252;r die Kl&#228;gerin 7.177,75 DM.</p>
316,013
lg-essen-1978-10-26-6-o-38378
{ "id": 809, "name": "Landgericht Essen", "slug": "lg-essen", "city": 417, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
6 O 383/78
1978-10-26T00:00:00
2019-03-13T15:20:48
2019-03-27T09:41:38
Urteil
ECLI:DE:LGE:1978:1026.6O383.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat die 6. Zivilkammer des Landgerichts Essen</p> <p>auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 26. Oktober 1978 </p> <p>durch den Vorsitzenden Richter am Landgericht E., </p> <p>den Richter am Landgericht B.</p> <p>und den Richter L.</p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Klage wird abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Kl&#228;ger.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung von 1.550,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand</u></b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage vom 10. August 1978 nimmt der Kl&#228;ger die Beklaqte aufgrund einer Reisegep&#228;ckversicherung in Anspruch, die er mit der Beklagten im Jahre 1977 abgeschlossen hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">In der Klageschrift hat der Kl&#228;ger seinen Anspruch wie folgt begr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 16. 4. 1977 sei ihm sein gesamtes Reisegep&#228;ck aus einem Schlie&#223;fach im Bahnhof M&#252;nchen gestohlen worden. Auf die von ihm erstellte Strafanzeige habe die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls gegen Unbekannt eingestellt (200 U Js 15/78 StA beim Landgericht M&#252;nchen I). Die Unterlagen und Quittungen &#252;ber die H&#246;he des Schadens bzw die Einstellung des Ermittlungsverfahrens seien der Beklagten &#252;bersandt worden. Mit Schreiben vorn 18. 5. 1978 habe die Beklagte die Regulierung zu Unrecht abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dem Anspruch des Kl&#228;gers ist die Beklagte mit Schriftsatz vom 11. 9. 1978 entgegengetreten, der dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers im Termin vom 14. 9. 1978 ausgeh&#228;ndigt worden ist. In der Verhandlung vom 14. 9. 1978 ist der Kl&#228;ger-Vertreter u.a. noch darauf hingewiesen worden, da&#223; der Kl&#228;ger bei der polizeilichen Anzeige angegeben haben soll, er habe das Schlie&#223;fach abgeschlossen, w&#228;hrend der aufnehmende Beamte vermerkt habe, das Schlo&#223; sei wegen Verschmutzung nicht abschlie&#223;bar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 23.10.1978, einqegangen bei Gericht am 24.10.1978, hat der Kl&#228;ger den behaupteten Versicherungsfall unter Beweisantritt im einzelnen dargelegt. Zur</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Begr&#252;ndung daf&#252;r, da&#223; auf den Schriftsatz vom 11. 9. 1978 erst kurz vor dem Kammertermin erwidert worden ist, hat der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers vorgetragen, der Kl&#228;ger sei erst am 20.10. 1978 aus S&#252;ddeutschland zur&#252;ckgekehrt, wo er sich14 Tage aus Gesch&#228;ftsgr&#252;nden aufgehalten gehabt habe. Zum Beweis f&#252;r diese Gesch&#228;ftsrejse konnte der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers nur auf dessen Angaben ihm gegen&#252;ber verweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an den Kl&#228;ger 17.000,-- DM nebst 7,5 &#167; Zinsen seit Rechtsh&#228;ngigkeit (28. 8. 1978) zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet, da&#223; ein Versicherungsfall vorliege. Es gebe, so behauptet sie, nicht: einmal Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; ein den Versicherungsfall ausl&#246;sendes Ereignis vorgelegen habe. So sei das Zylinderschlo&#223; verschmutzt gewesen und habe sich nicht drehen lassen. M&#246;glicherweise habe sich der Schl&#252;ssel abziehen lassen, ohne da&#223; das Fach verschlossen gewesen sei. In diesem Fall habe der Kl&#228;ger grob fahrl&#228;ssig gehandelt, so da&#223; f&#252;r sie, die Beklagte, keine Eintrittspflicht bestehe. Au&#223;erdem seien an dem Schlo&#223; keinerlei Besch&#228;digungen festgestellt worden. Ein solches Schlo&#223; lasse sich aber nicht ohne Gewaltanwendung &#246;ffnen (Beweis: Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens). </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem ist die Beklagte der Auffassung, da&#223; der Kl&#228;ger seinen Schaden nicht substantiiert habe. Der Kl&#228;ger habe zwar eine Schadensanzeige &#252;bersandt, diese schlie&#223;e aber mit einem Betrag von 19.599,-- DM ab, w&#228;hrend mit der Klage nur 17.ooo,-- DM geltend gemacht w&#252;rden. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Vorbringens der Parteien wird auf den Inhalt der gewechselte~ Schrifts&#228;tze Bezug qenommen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><u><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></u>:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klage war abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger als Versicherungsnehmer hat den Nachweis zu f&#252;hren, da&#223; der Versicherungsfall eingetreten ist (Verlust des Reisegep&#228;cks w&#228;hrend der Dauer einer Reise, einschlie&#223;lich Lagerung bei &#246;ffentlichen Transportanstalten). Dieser Nachweis kann dem Versicherungsnehmer durch den sogenannten Beweis des ersten Anscheins erleichtert werden. Das bedeutet: Steht ein Sachverhalt fest, der nach der Lebenserfahrung auf einen bestimmten Geschehensablauf hinweist, so ist dieser regelm&#228;&#223;ige Verlauf als im Wege des Anscheinsbeweises als bewiesen anzusehen, wenn der Fall das Gepr&#228;ge des &#220;blichen und Tvpischen tr&#228;gt (vgl. Palandt &#167; 249 Vorbemerkung 8 a und Pr&#246;lls-Martin, &#167; 49 VVG Bemerkung 3).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In der Klageschrift vom 10. 8. 1978 hat der Kl&#228;ger lediglich behauptet, das Reisegep&#228;ck sei ihm am 16. 4. 1977 aus einem Schlie&#223;fach im Bahnhof M&#252;nchen gestohlen worden. Unter Bezugnahme auf das Aktenzeichen des Ermittlungsverfahrens hat er weiter dargelegt, da&#223; er Strafanzeige erstattet und da&#223; das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingestellt worden sei. Einen Beweis f&#252;r den Eintritt des Versicherungsfalles hat er nicht angeboten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein direktes Beweismittel f&#252;r den behaupteten Diebstahl steht .ihm - wie der Schriftsatz vom 23. 10. 1978 zeigt - auch nicht zur Verf&#252;qung. Dem Kl&#228;ger mu&#223;te also von Anfang an klar sein, da&#223; er den ihm obliegenden Beweis nur durch den sogenannten Beweis des ersten Anscheins werde f&#252;hren k&#246;nnen, wenn die Beklagte das Vorliegen eines Versicherungsfalles bestreiten w&#252;rde. Damit war zu rechnen, nachdem die Beklagte mit Schreiben vom 18. 5. 1978 die Regulierung. abgelehnt hatte. Daher konnte es f&#252;r den Kl&#228;ger keine &#220;berraschunq bedeuten, als im Termin vom 14. 9. 1978 der Schriftsatz der Gegenseite vom 11. 9. 1278 ausgeh&#228;ndigt wurde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat darauf erst mit Schriftsatz vom 23.10.1978 erwidert und hierin ein typisches Geschehen im Sinne eines Anscheinsbeweises dargelegt. Dieser Schriftsatz mu&#223; jedoch von der Kammer als versp&#228;tet zur&#252;ckgewiesen werden. Unter Zugrundelegung der in &#167; 282 Abs. 1 ZPO niedergelegten Proze&#223;f&#246;rderungspflicht h&#228;tte der Kl&#228;ger den jetzigen Vortrag so rechtzeitig vorbrinqen m&#252;ssen, da&#223; </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a) der Gegner hierauf hatte erwidern k&#246;nnen (&#167; 282 Abs. 2 ZPO) </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b) das Gericht die vom Kl&#228;ger benannten Zeugen zum Termin h&#228;tte laden k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das w&#228;re auch geschehen, und zwar unabh&#228;ngig von einer m&#246;glichen Erwiderung des Beklagten. Die Zulassung des jetzigen kl&#228;gerischen Vorbringens w&#252;rde den Proze&#223; verz&#246;gern, zumindestens der Termin vom 26.10.1978 w&#228;re dann v&#246;llig &#252;berfl&#252;ssig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das versp&#228;tete Vorbringen des Kl&#228;gers beruht auch nach Auffassung der Kammer auf grober Nachl&#228;ssigkeit. Wie bereits dargelegt, mu&#223;te dem Kl&#228;ger von vornherein klar sein, da&#223; er weiteren erheblichen Sachvortrag werde vorbringen m&#252;ssen, sobald die Beklagte das Vorliegen eines Versicherungsfalles bestreiten w&#252;rde, Es kann hier dahinstehen, ob der Kl&#228;ger nicht bereits in seiner Klageschrift gegen das Gebot, vollst&#228;ndig und umfassend vorzutragen, versto&#223;en hat, jedenfalls h&#228;tte er dies umgehend nach Aush&#228;ndigung des Schriftsatzes vom 11. 9. 1978 nachholen m&#252;ssen. Die von seinem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten abgegebene Erkl&#228;rung, der Kl&#228;ger habe sich etwa ab 6. Oktober 1978 in S&#252;ddeutschland befunden, vermag ihn nicht zu entlasten, denn nach dem Termin vom 14.9.1978 blieben bis zur Reise nach S&#252;ddeutschland noch 3 Wochen Zeit, in denen der Kl&#228;ger sein Vorbringen h&#228;tte erg&#228;nzen k&#246;nnen. H&#228;tte der Kl&#228;ger in dieser Zeit seinen Klagevortrag erg&#228;nzt, dann h&#228;tten die Zeugen noch zum Termin vom 26. 10. 1978 geladen werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das versp&#228;tete Vorbringen des Kl&#228;gers beruht nach Auffassung des Gerichtes auf einem Versto&#223; gegen die einfachsten prozessualen Regeln, deren rechtzeitige Erf&#252;llung sich geradezu aufdr&#228;ngen mu&#223;te. Aus diesem Grunde hat die Kammer das Vorbringen des Kl&#228;gers aus dem Schriftsatz vom 23.10.1978 gem&#228;&#223; &#167;&#167; 296 Abs. 2, 282 Abs. 1 und 2 ZPO als versp&#228;tet zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dann aber war die Klage abzuweisen, weil der Kl&#228;ger in seiner Klageschrift keinen Beweis f&#252;r den von ihm behaupteten Versicherungsfall angetreten hat.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, die Entscheidung</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkejt aus &#167; 7o8, 711 ZPO.</p>
316,014
olgham-1978-10-25-15-w-14478
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 144/78
1978-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:20:49
2019-03-27T09:41:38
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:1025.15W144.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>I) Den Beteiligten zu 3) und 4) wird wegen Vers&#228;umung der Frist f&#252;r die Einlegung der sofortigen weiteren Beschwerde Wiedereinsetzung in den vorigen Stand erteilt.</p> <p></p> <p>II) Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Beteiligten zu 3) und 4) vom 2. Januar 1978 werden unter Zur&#252;ckweisung dieses Rechtsmittels im &#252;brigen die Beschl&#252;sse des Rechtspflegers des Amtsgerichts Delbr&#252;ck vom 23. Dezember 1977 aufgehoben, soweit darin gegen den Beteiligten zu 3) ein Zwangsgeld von mehr als 1.000 DM nebst Kosten und gegen die Beteiligte zu 4) ein Zwangsgeld von mehr als 500 DM nebst Kosten festgesetzt worden ist.</p> <p></p> <p>Insoweit wird die Sache zur erneuten Behandlung an das Amtsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Die weitergehende sofortige weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I)</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) bis 3) sowie der am 19. Februar 1963 geborene Sohn xxx der Beteiligten zu 3) und 4) betreiben unter der eingangs genannten Firma eine Fleisch- und Wurstwarenfabrikation in Form einer Kommanditgesellschaft. Die Gesellschaft hat am 1. November 1959 begonnen. Ihr alleiniger pers&#246;nlich haftender Gesellschafter war zun&#228;chst der Beteiligte zu 3) neben ihm war der minderj&#228;hrige xxx als einziger Kommanditist an dem Unternehmen beteiligt. Durch notariellen Vertrag vom 7. September 1968 (Urkundenrolle Nr. 1968 des Notars xxx in xxx wurden die Beteiligungsverh&#228;ltnisse ge&#228;ndert. An Stelle des Beteiligten zu 3), dessen Anteil in eine Kommanditbeteiligung umgewandelt wurde, trat die Beteiligte zu 1) als neue Komplement&#228;rin ein. Der Kommanditanteil des Sohnes xxx wurde herabgesetzt. Als weitere Kommanditisten traten die Beteiligte zu 2) sowie Frau XXX aus XXX in die Gesellschaft ein.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 3) und sein Sohn xxx bestritten in der Folgezeit die G&#252;ltigkeit des Vertrages vom 7. September 1968. Durch rechtskr&#228;ftiges Urteil des Landgerichts Paderborn vom 24. September 1974 (5 0 155/74) wurde auf Antrag der Beteiligten zu 1) festgestellt da&#223; die am 7. September 1968 vereinbarten &#196;nderungen der Beteiligungsverh&#228;ltnisse wirksam seien; zugleich wurden der Beteiligte zu 3) und verurteilt, die entsprechenden Anmeldungen zum Handelsregister vorzunehmen. Auf Grund dieses Urteils wurden die ge&#228;nderten Beteiligungsverh&#228;ltnisse am 29. Juli/30. September 1977 im Handelsregister eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Inzwischen war Frau xxx mit Wirkung vom 31. Dezember 1970 aus der Gesellschaft ausgeschieden; sie hatte ihren Kommanditanteil auf die Beteiligte zu 2) &#252;bertragen. Frau xxx sowie die Beteiligten zu 1) und 2) hatten diesen Wechsel am 21. Dezember 1970 zum Handelsregister angemeldet. Eine Eintragung war nicht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 24. August 1977 meldeten die Beteiligten zu 1) und 2) zur Eintragung im Handelsregister an, da&#223; die Gesellschaft nunmehr die Firma "xxx GmbH &amp; Co KG." f&#252;hre, und da&#223; Frau xxx unter &#220;bertragung ihres Anteils auf die Beteiligte zu 2) ausgeschieden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Durch Verf&#252;gung vom 23. September 1977 hat der Rechtspfleger des Amtsgerichts die Beteiligten zu 3) und 4) sowie Frau xxx darauf hingewiesen, da&#223; die Firma der Gesellschaft nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes einen auf die Komplement&#228;r-GmbH hindeutenden Zusatz erhalten und ferner das Ausscheiden von Frau xxx von allen Gesellschaftern angemeldet werden m&#252;sse. Er hat dem Beteiligten zu 3) als Gesellschafter und gesetzlichem Vertreter seines Sohnes xxx sowie der Beteiligten zu 4) als gesetzlicher Vertreterin von xxx aufgegeben, die Firmen&#228;nderung, das Ausscheiden von Frau Steins und die &#220;bertragung ihres Anteils auf die Beteiligte zu innerhalb eines Monats zum Handelsregister anzumelden; eine entsprechende Verpflichtung hat er Frau xxx hinsichtlich der Firmen&#228;nderung auferlegt. F&#252;r den Fall der Nichtbefolgung dieser Anordnungen hat er den Verpflichteten ein Zwangsgeld von 500 DM je Person und je Verpflichtung angedroht, sofern sie ihr Unterlassen nicht durch Einspruch rechtfertigten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Frau xxx hat unter dem 6. Oktober 1977 angemeldet, da&#223; die Gesellschaft nunmehr als "xxx GmbH u. Co KG" firmiere.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 3) und 4) haben weder die verlangten Anmeldungen vorgenommen noch Einspruch eingelegt. Durch Beschl&#252;sse vom 23. Dezember 1977 hat der Rechtspfleger des Amtsgerichts daraufhin gegen den Beteiligten zu 3) in seiner Eigenschaft als Gesellschafter und als gesetzlicher Vertreter ein "Gesamtzwangsgeld" von 2.000 DM und gegen die Beteiligte zu 4) in ihrer Eigenschaft als gesetzliche Vertreterin ein solches von 1.000 DM festgesetzt gleichzeitig hat er die Festsetzung eines weiteren Zwangsgeldes von 4.000 DM gegen den Beteiligten zu 3) und von 2.000 DM gegen die Beteiligte zu 4) angedroht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 3) und 4) haben dagegen sofortige Erinnerung eingelegt und geltend gemacht, die Beteiligte zu 4) sei wegen eines l&#228;ngeren Krankenhausaufenthaltes au&#223;erstande gewesen, Erkl&#228;rungen abzugeben Rechtspfleger und Amtsgericht haben der Erinnerung nicht abgeholfen. Durch Beschlu&#223; vom 14. M&#228;rz 1978 hat das Landgericht das nunmehr als sofortige Beschwerde gegen die Beschl&#252;sse des Rechtspflegers geltende Rechtsmittel zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen diese ihrem Verfahrensbevollm&#228;chtigten am 21. M&#228;rz 1978 zugestellte Entscheidung haben die Beteiligten zu 3) und 4) mit Schriftsatz vom 3. April 1978, der am 5. April 1978 bei dem Oberlandesgericht eingegangen ist, sofortige weitere Beschwerde eingelegt. Nach Hinweis auf die Vers&#228;umung der Beschwerdefrist haben sie mit Schriftsatz vom 5. Oktober 1978 Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragt. Zur Begr&#252;ndung haben sie geltend gemacht, da&#223; die Rechtsmittelschrift vom 3. April 1978 noch am selben Tag zur Post gegeben worden sei und bei ordnungsm&#228;&#223;iger Bef&#246;rderung am n&#228;chsten Tag, d.h. noch vor Ablauf der Beschwerdefrist, bei dem Oberlandesgericht habe eingehen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das als jeweils selbst&#228;ndige sofortige weitere Beschwerde der Beteiligten zu 3) und 4) anzusehende Rechtsmittel ist statthaft, in rechter Form eingelegt und auch sonst zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zwar haben die Beteiligten zu 3) und 4) die Frist f&#252;r die Einlegung der sofortigen weiteren Beschwerde vers&#228;umt. Nachdem die landgerichtliche Entscheidung ihrem Verfahrensbevollm&#228;chtigten am 21. M&#228;rz 1978 zugestellt worden war, endete die Beschwerdefrist gem&#228;&#223; &#167;&#167; 139 Abs. 1, 22 Abs. 1, 17 Abs. 1 FGG in Verbindung mit &#167; 187. Abs. 1 BGB mit Ablauf des 4. April 1978. Die erst am 5. April 1978 - mit Zugang bei dem Oberlandesgericht - wirksam gewordene Rechtsmitteleinlegung war versp&#228;tet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Jedoch war den Beteiligten zu 3) und 4) Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren. Nach &#167; 22 Abs. 2 Satz 1 FGG ist einem Beschwerdef&#252;hrer, der ohne sein Verschulden verhindert war, die Frist f&#252;r die Einlegung der (ersten oder weiteren) sofortigen Beschwerde einzuhalten, auf seinen Antrag die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu erteilen, wenn er die Beschwerde innerhalb von zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Diese Voraussetzungen sind erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdef&#252;hrer haben den Wiedereinsetzungsantrag innerhalb von zwei Wochen, nachdem der Senat sie auf den versp&#228;teten Eingang der Beschwerdeschrift hingewiesen hatte, und damit rechtzeitig im Sinne des &#167; 22 Abs. 2 Satz 1 FGG gestellt .Einer erneuten Einlegung der sofortigen weiteren Beschwerde bedurfte es nicht, da sie bereits - wenn auch versp&#228;tet - eingelegt war. &#167; 22 Abs. 2 Satz 1 FGG schlie&#223;t die Wiedereinsetzung lediglich in denjenigen F&#228;llen aus, in denen das Rechtsmittel <u>erstmals</u> sp&#228;ter als zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses eingelegt wird. Die Rechtsmitteleinlegung mu&#223; deshalb, wenn sie bisher nicht erfolgt war, innerhalb der genannten Frist <u>nach</u>geholt werden (Keidel/Winkler, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 10. Aufl., Rdn. 37 zu &#167; 22 FGG). Dagegen w&#228;re es nutzlose F&#246;rmelei zu verlangen, da&#223; die Beschwerdeeinlegung <u>wieder</u>holt wird. Insoweit gilt nichts anders als in den F&#228;llen des &#167; 236 Abs. 2 ZPO, wonach die <u>vers&#228;umte</u> Proze&#223;handlung innerhalb der Antragsfrist nachgeholt werden mu&#223;. Eine solche Nachholung kommt nicht in Betracht, wenn die Proze&#223;handlung - sei es auch versp&#228;tet - bereits vorgenommen war (BGH Vers. 1978, 449).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 3) und 4) sowie ihr Verfahrensbevollm&#228;chtigter - dessen Verschulden ihrem eigenen gleichzusetzen w&#228;re (&#167; 22 Abs. 2 Satz 2 EGG) - haben es auch nicht verschuldet, da&#223; die sofortige weitere Beschwerde versp&#228;tet eingelegt worden ist. Sie haben glaubhaft gemacht, da&#223; die Rechtsmittelschrift am 3. April 1978 vor 17.00 Uhr bei der Post eingeliefert worden ist. Wie das Hauptpostamt xxx dem Senat auf Anfrage best&#228;tigt hat, h&#228;tte der Brief bei normaler Laufzeit am n&#228;chsten Tag, d.h. noch rechtzeitig, bei dem Oberlandesgericht eingehen m&#252;ssen. Da&#223; dies nicht geschehen ist, haben weder die Beschwerdef&#252;hrer noch ihr Bevollm&#228;chtigter zu vertreten. Sie durften die Rechtsmittelfrist bis zum letztm&#246;glichen Tag ausn&#252;tzen, ohne sich einem Schuldvorwurf auszusetzen (BGHZ 9, 118, 119 = NJW 1953, 824).Der letztm&#246;gliche Tag war hier der 3. April 1978; denn die Beteiligten zu 3) und 4) und ihr Verfahrensbevollm&#228;chtigter durften darauf vertrauen, da&#223; die an diesem Tag zur Post gegebene Rechtsmittelschrift am n&#228;chsten Tag bei dem Oberlandesgericht eingehen w&#252;rde. Wird eine Rechtsmittelschrift am Tag vor Fristablauf so rechtzeitig zur Post gebracht, da&#223; die Sendung bei normaler Laufzeit am n&#228;chsten Tag beim Rechtsmittelgericht h&#228;tte eingehen m&#252;ssen, so kann, wenn das Schrift-St&#252;ck gleichwohl versp&#228;tet eintrifft, dies dem Rechtsmittelf&#252;hrer und seinem Anwalt nicht als Verschulden zugerechnet werden (BVerfG NJW 1977, 1233; BGH NJW 1978, 1488).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">III) </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In der Sache hat das Rechtsmittel nur teilweise Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1.) Soweit es sich um die Verpflichtung der Beteiligten zu 3) und 4) handelt, das Ausscheiden der Kommanditistin xxx aus der Gesellschaft und den &#220;bergang ihres Anteils auf die Beteiligte zu 2) zum Handelsregister anzumelden, ist die sofortige weitere Beschwerde unbegr&#252;ndet; denn der angefochtene Beschlu&#223; beruht in dieser Hinsicht nicht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Rechtspfleger des Amtsgerichts hat sich bei seinen Beschl&#252;ssen vom 23. Dezember 1977 auf die Vorschriften der &#167;&#167; 132, 133 EGG gest&#252;tzt. Nach &#167; 132 FGG hat das Registergericht, sobald es von einem sein Einschreiten u.a. nach &#167; 14 HGB rechtfertigenden Sachverhalt glaubhafte Kenntnis erh&#228;lt, dem Beteiligten unter Androhung eines Zwangsgeldes aufzugeben, innerhalb einer bestimmten Frist seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen oder die Unterlassung mittels Einspruchs gegen die Verf&#252;gung zu rechtfertigen. Wird innerhalb der bestimmten Frist weder der gesetzlichen Verpflichtung gen&#252;gt noch Einspruch erhoben, so ist nach &#167; 133 Abs. 1 FGG das angedrohte Zwangsgeld festsetzen und zugleich die fr&#252;here Verf&#252;gung unter Androhung eines erneuten Zwangsgeldes zu wiederholen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat zutreffend angenommen, da&#223; danach die angefochtenen Zwangsgeldfestsetzungen gerechtfertigt sind, soweit es um die genannte Anmeldung des Ausscheidens der Frau xxx und der &#220;bertragung ihres Anteils geht. In diesem Zusammenhang hat das Beschwerdegericht mit Recht nicht gepr&#252;ft, ob die Beteiligten zu 3) und 4) tats&#228;chlich verpflichtet sind, diese Tatsachen zum Handelsregister anzumelden. Ist das Zwangsgeld n&#228;mlich nach Ma&#223;gabe des &#167; 133 FGG festgesetzt worden, so kann die Beschwerde nicht darauf gest&#252;tzt werden, da&#223; die Verf&#252;gung, durch welche das Zwangsgeld angedroht worden ist, nicht gerechtfertigt gewesen sei (&#167; 139 Abs. 2 FGG). Die Frage, ob die vom Registergericht angenommene Verpflichtung besteht, kann deshalb - von einer noch zu er&#246;rternden, hier aber nicht in Betracht kommenden Ausnahme abgesehen - nur im Einspruchsverfahren nach &#167;&#167; 134, 135 FGG gepr&#252;ft werden. Da die Beteiligten zu 3) und 4) von ihrer Einspruchsm&#246;glichkeit keinen Gebrauch gemacht haben, ist f&#252;r das vorliegende Verfahren davon auszugehen, da&#223; sie zur Anmeldung der erw&#228;hnten Tatsachen (Ausscheiden der Frau xxx und &#220;bertragung ihres Anteils) verpflichtet sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch im &#252;brigen l&#228;&#223;t der angefochtene Beschlu&#223; insoweit keinen Rechtsfehler erkennen. Das Amtsgericht hat die Beteiligten zu 3) und 4) vor Festsetzung der Zwangsgelder ordnungsm&#228;&#223;ig zur Vornahme der verlangten Anmeldungen aufgefordert, insbesondere unmi&#223;verst&#228;ndlich klargestellt, welche Tatsachen hinsichtlich des Anteils von Frau xxx anzumelden seien. Die Frist zur Anmeldung oder zur Einlegung des Einspruchs war ausreichend bemessen. Ferner waren die angedrohten Zwangsgelder zahlenm&#228;&#223;ig bestimmt, wie &#167; 132 Abs. 1 FGG es verlangt (Keidel/Winkler, Rdn. 26 zu &#167; 132 FGG).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Einwand der Beteiligten zu 3) und 4), ihnen sei das rechtliche Geh&#246;r verweigert worden, geht fehl. Die Verf&#252;gung des Rechtspflegers vom 23. September 1977, mit der die Beteiligten zu 3) und 4) unter Zwangsgeldandrohung zur Anmeldung aufgefordert worden sind, ist den Beschwerdef&#252;hrern am 4. Oktober 1977 zugestellt worden. Die Beteiligten zu 3) und 4) haben daraufhin mit Schriftsatz vom 20. Oktober 1977 um eine Erkl&#228;rungsfrist von vier Wochen gebeten, die ihnen bewilligt worden ist. Nach Fristablauf hat der Rechtspfleger unter dem 5. Dezember 1977 eine Sachstandsanfrage an den Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beschwerdef&#252;hrer gerichtet, die unbeantwortet geblieben ist. Zwischen dieser Anfrage und dem Erla&#223; der angefochtenen Festsetzungsbeschl&#252;sse lagen noch einmal &#252;ber zwei Wochen, innerhalb derer die Beteiligten zu 3) und 4) h&#228;tten Stellung nehmen k&#246;nnen. Von einer Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r (Art. 103 Abs. 1 GG) kann somit f&#252;r das Verfahren erster Instanz keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ebenso ist den Beteiligten zu 3) und 4) im Beschwerdeverfahren ausreichend rechtliches Geh&#246;r gew&#228;hrt worden. Nach Eingang der Beschwerdeschrift vom 2. Januar 1978 hat der Rechtspfleger des Amtsgerichts den Verfahrensbevollm&#228;chtigten der Beteiligten zu 3) und 4) im Abhilfeverfahren zweimal an die Einreichung der angek&#252;ndigten Beschwerdebegr&#252;ndung erinnert. Erst nachdem auch die zweite Erinnerung unbeantwortet geblieben war, hat der Amtsrichter die Akten unter dem 28. Februar 1978 dem Landgericht vorgelegt, wovon die Beschwerdef&#252;hrer alsbald unterrichtet worden sind. Das Landgericht hat mit seiner Entscheidung noch bis zum 14. M&#228;rz 1978 gewartet; bis dahin h&#228;tten die Beteiligten zu 3) und 4) sp&#228;testens Stellung nehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist das Landgericht mit Recht nicht dem Einwand der Beteiligten zu 4) gefolgt, sie sei wegen einer station&#228;ren Krankenhausbehandlung zur Abgabe von Erkl&#228;rungen nicht in der Lage gewesen. Zwar kann das Registergericht auch nach fruchtlosem Ablauf der Einspruchsfrist Anla&#223; haben, im Rahmen seiner Ab&#228;nderungsbefugnis nach &#167; 18 FGG die Aufforderung zur Registeranmeldung aufzuheben oder jedenfalls von der Festsetzung eines Zwangsgeldes abzusehen, wenn es auf Grund ver&#228;nderter Umst&#228;nde oder aus anderen Gr&#252;nden die &#220;berzeugung gewinnt, da&#223; ein Anla&#223; zum Einschreiten nicht (mehr) besteht (Jansen, FGG, 2. Aufl., Rdn. 57 zu &#167; 132 und Rdn. 11 zu &#167; 133 FGG m. weit. Nachw.; Keidel/Winkler, Rdn. 10 zu &#167; 133 FGG) .Eine solche Ma&#223;nahme kann insbesondere geboten sein, wenn sich nachtr&#228;glich ergibt, da&#223; der Beteiligte der Aufforderung zur Anmeldung aus entschuldbaren Gr&#252;nden nicht nachgekommen ist und zu erwarten steht, da&#223; er ihr in angemessener Frist Folge leisten wird (KG JW 1936, 2C2).So liegt es hier jedoch nicht. W&#228;hrend f&#252;r den Beteiligten zu 3) eine Entschuldigung &#252;berhaupt nicht vorgebracht worden ist, hat die Beteiligte zu 4) nur eine vor&#252;bergehende Verhinderung geltend gemacht. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; sie die verlangte Anmeldung nicht wenigstens bis zum Erla&#223; der Beschwerdeentscheidung h&#228;tte nachholen k&#246;nnen, hat sie jedoch nicht dargetan.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die angefochtenen Zwangsgeldfestsetzungen sind danach gegen&#252;ber dem Beteiligten zu 3) in H&#246;he von 1.000 DM und gegen&#252;ber der Beteiligten zu 4) in H&#246;he von 500 DM gerechtfertigt. Insoweit waren den Beteiligten zu 3) und 4) auch die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen (&#167; 138 FGG).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2.) Dagegen ist das Rechtsmittel begr&#252;ndet, soweit es sich um das Verlangen nach Vornahme und Anmeldung einer Firmen&#228;nderung handelt. Die angefochtene Beschwerdeentscheidung beruht in dieser Hinsicht auf einer Verletzung des Gesetzes (&#167; 27 FGG), weil die Vorinstanzen die Voraussetzungen eines Zwangsgeldverfahrens nach &#167;&#167; 132, 133 FGG verkannt haben. Das Registergericht war gesetzlich nicht befugt, in der von ihm vorgesehenen Weise auf eine Firmen&#228;nderung hinzuwirken.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wie bereits ausgef&#252;hrt, k&#246;nnen Einwendungen gegen die der Zwangsgeldfestsetzung zugrundeliegende Verf&#252;gung allerdings grunds&#228;tzlich nur im Wege des Einspruchs nach &#167;&#167; 132, 134 f. FGG geltend gemacht werden. Macht der Verpflichtete davon keinen Gebrauch und setzt das Registergericht daraufhin ein Zwangsgeld fest, so kann die gegen die Festsetzung gerichtete Beschwerde nach &#167; 139 Abs. 2 FGG nicht darauf gest&#252;tzt werden, da&#223; die Verf&#252;gung, durch welche das Zwangsgeld angedroht worden ist, nicht gerechtfertigt gewesen sei. Diese Einschr&#228;nkung der Beschwerdegr&#252;nde setzt jedoch voraus, da&#223; die vorangegangene Zwangsgeldandrohung gesetzlich zul&#228;ssig gewesen ist und das Registergericht sich dabei im Rahmen seiner Befugnisse gehalten hat. &#167; 139 Abs. 2 FGG setzt n&#228;mlich voraus, da&#223; das Zwangsgeld "nach Ma&#223;gabe des &#167; 133 FGG, d.h. in einem Fall festgesetzt worden ist, in dem das Registergericht bei einem sein Einschreiten rechtfertigenden Sachverhalt das Zwangsgeldverfahren eingeleitet hat. Welche Sachverhalte ein solches Einschreiten rechtfertigen k&#246;nnen, ergibt sich aus &#167; 132 Abs. 1 FGG. War das Zwangsgeldverfahren danach von vornherein unzul&#228;ssig, weil einer der in &#167; 132 FGG genannten F&#228;lle nicht vorgelegen hat, und ist das Registergericht somit ohne gesetzliche Erm&#228;chtigung eingeschritten, so findet &#167; 139 Abs. 2 FGG keine Anwendung; vielmehr ist die Beschwerde gegen die Festsetzung des Zwangsgeldes unbeschr&#228;nkt zul&#228;ssig (KGJ 42, 167; Keidel/Winkler, Rdn. 6 zu &#167; 139 FGG; Jansen, Rdn. 20 zu &#167; 139 FGG).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">F&#252;r das Verfahren des Registergerichts fehlte im vorliegenden Fall - soweit es um die Firmen&#228;nderung geht - eine gesetzliche Grundlage. Es trifft zwar zu, da&#223; die im Handelsregister eingetragene und bisher von der Gesellschaft gef&#252;hrte Firma "xxx KG" nicht den gesetzlichen Vorschriften entspricht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Nachdem n&#228;mlich die xxx Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung als pers&#246;nlich haftende Gesellschafterin in die Kommanditgesellschaft eingetreten ist, erfordert es der Grundsatz der Firmenklarheit ( &#167; 18 Abs. 2 HGB), einen auf die GmbH hindeutenden Zusatz in die Firma aufzunehmen. Dies entspricht gefestigter Rechtsprechung und gilt auch in dem hier vorliegenden Fall der Firmenfortf&#252;hrung nach &#167; 24 HGB (BGHZ 62, 216, 226 = Rpfleger 1974, 303; BGHZ 65, 103 = NJW 1976, 48 = Rpfleger 1976, 9; BayObLGZ 1978 Nr. 10 = Rpfleger 1978, 219; BayObLG Rpfleger 1978, 322; OLG K&#246;ln Rpfleger 1976, 17 = GmbH-Rdsch. 1975, 253; KG Rpfleger 1978, 323 = MDR 1978, 760 = DNotZ 1978, 370; ebenso Baumbach/Duden, HGB, 23. Aufl., Anm. 5 C zu &#167; 161). Die Unzul&#228;ssigkeit der Firma rechtfertigt es aber noch nicht, nach &#167; 132 FGG gegen die Gesellschafter einzuschreiten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">&#167; 14 HGB, der allein als Grundlage f&#252;r eine Zwangsgeldandrohung nach &#167; 132 Abs. 1 FGG in Betracht kommt, setzt voraus, da&#223; eine Pflicht zur Anmeldung, zur Zeichnung der Unterschrift oder zur Einreichung von Schriftst&#252;cken zum Handelsregister besteht. Hieran fehlt es im vorliegenden Fall. Insbesondere l&#228;&#223;t sich eine Pflicht zur Anmeldung nicht aus &#167; 31 Abs. 1 HGB herleiten, wonach u.a. eine &#196;nderung der Firma zum Handelsregister anzumelden ist. Die Vorschrift setzt voraus, da&#223; eine Firmen&#228;nderung erfolgt <u>ist</u>; sie bietet aber - in Verbindung mit &#167; 14 HGB - keine Handhabe, um eine noch vorzunehmende Firmen&#228;nderung zu erzwingen. Dies ergibt sich aus der Zweckrichtung des &#167; 14 HGB - n&#228;mlich die &#220;bereinstimmung zwischen der <u>wirklichen</u> Sach- und Rechtslage und dem Inhalt des Handelsregisters sicherzustellen - sowie aus &#167; 15 HGB, der von einzutragenden und eingetragenen <u>Tatsachen</u> handelt. Eine erst bevorstehende, aber noch nicht erfolgte Firmen&#228;nderung ist keine eintragungsf&#228;hige Tatsache. Sie kann somit nicht Gegenstand einer Anmeldung zur Eintragung im Handelsregister sein.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die von dem Rechtspfleger des Amtsgerichts angeordnete Firmen&#228;nderung ist bisher nicht erfolgt. Ist die Firma einer Handelsgesellschaft im Gesellschaftsvertrag festgelegt, so bedarf es zu ihrer &#196;nderung einer &#196;nderung des Vertrages (Schlegelberger/Ge&#223;ler, HGB 4. Aufl., Rdn. 2 zu &#167; 107; Flechtheim in D&#252;ringer/Hachenburg, HGB, 3. Aufl., Anm. 2 zu &#167; 107; Westermann in Westermann/Scherpf/Paulick/Bulla/Hackbeil, Handbuch der Personengesellschaften, Rdn. 129 I). Mangels abweichender Bestimmungen der Gesellschaftsvertrag ist dazu die Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich, und zwar bei der Kommanditgesellschaft auch die der Kommanditisten; denn sie sind auf Grund ihrer personenrechtlichen Mitgliedschaft grunds&#228;tzlich gleichberechtigte Partner des Komplement&#228;rs (Westermann a.a.O. Anm. 805 I und 849 I).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die sich daraus ergebenden Voraussetzungen f&#252;r eine Firmen&#228;nderung sind im vorliegenden Fall nicht erf&#252;llt. In dem bei Eintritt der xxx Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung neugefa&#223;ten Gesellschaftsvertrag vom 7. September 1968 ist in &#167; 1 festgelegt, da&#223; die Firma der Kommanditgesellschaft "xxx KG" lautet. Zu einer &#196;nderung dieser Firma durch Aufnahme eines GmbH-Zusatzes bedarf es mithin einer &#196;nderung des Gesellschaftsvertrages. Sie ist nach &#167; 19 a des Vertrages nur mit Zustimmung s&#228;mtlicher Gesellschafter m&#246;glich und mu&#223; schriftlich vereinbart werden. Eine derartige Vertrags&#228;nderung liegt nicht vor. Zwar haben die Beteiligten zu 1) und 2) unter dem 24. August 1977 in schriftlicher Form zur Eintragung im Handelsregister angemeldet, da&#223; die Firma der Gesellschaft nunmehr "xxx GmbH &amp; Co KG" laute (wohingegen Frau xxx angemeldet hat, da&#223; die Firma "..." GmbH <u>u.</u> Co KG" laute). Es erscheint aber bedenklich, darin die Zustimmung zu einer entsprechenden Vertrags&#228;nderung zu sehen; denn diese Zustimmung mu&#223; dem Vertragspartner - d.h. dem Beteiligten zu 3) und dem Kommanditisten xxx - und nicht dem Registergericht gegen&#252;ber erkl&#228;rt werden. Unabh&#228;ngig davon fehlt es jedenfalls an der notwendigen Zustimmung des Beteiligten zu 3) und seines Sohnes. Sie kann nicht mit den in &#167;&#167; 14 HGB, 152, 153 FGG vorgesehenen Zwangsmitteln erwirkt werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen stehen dem vom Registergericht gew&#228;hlten Verfahren auch praktische Gr&#252;nde entgegen. Wie der GmbH-Zusatz zu lauten hat, k&#246;nnen allein die Gesellschafter bestimmen; das Registergericht kann ihnen insoweit keine Anweisungen erteilen. Wie allein schon die unterschiedlichen Anmeldungen der Beteiligten zu 1) und 2) einerseits ("... GmbH &amp; Co KG") und der fr&#252;heren Gesellschafterin xxx andererseits ("... GmbH u. Co KG") zeigen, kommen f&#252;r den Zusatz verschiedene Fassungen in Betracht (so z.B. auch "... Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung und Co KG"). Das Registergericht ist nicht befugt, eine davon verbindlich vorzuschreiben.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der angefochtene Beschlu&#223; und die zugrundeliegenden Zwangsgeldfestsetzungsbeschl&#252;sse des Amtsgerichts sind danach aufzuheben, soweit sie die Anmeldung einer Firmen&#228;nderung betreffen; denn das Verfahren des Registergerichts entbehrt insoweit einer gesetzlichen Grundlage. Da die Entscheidungen beider Vorinstanzen auf dem gleichen Rechtsfehler beruhen und weitere Ma&#223;nahmen des Registergerichts in Betracht kommen, ist die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Sachbehandlung sei erg&#228;nzend auf folgendes hingewiesen:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Grundlage f&#252;r ein Einschreiten des Registergerichts k&#246;nnten im vorliegenden Fall einerseits &#167; 140 FGG in Verbindung mit &#167; 37 Abs. 1 HGB und andererseits &#167; 142 FGG bilden. Im Gegensatz zu den &#167;&#167; 14 HGB, 132 FGG, die positiv auf die Anmeldung einer bestimmten zul&#228;ssigen Firma zielen, bieten die &#167;&#167; 37 Abs. 1 HGB, 140 FGG die M&#246;glichkeit, den Gebrauch einer unzul&#228;ssigen Firma zu verhindern. Die Vorschriften gelten auch f&#252;r Handelsgesellschaften (Keidel/Winkler, Rdn. 1 zu &#167; 140 FGG). Ihrer Anwendung steht es nicht entgegen, da&#223; die unzul&#228;ssige Firma - wie hier - im Handelsregister eingetragen ist (Keidel/Winkler, Rdn. 6 zu &#167; 140 FGG). Fraglich erscheint allerdings, ob die Kommanditgesellschaft die im Gesellschaftsvertrag festgelegte, durch den Eintritt der Komplement&#228;r-GmbH unzul&#228;ssig gewordene Firma noch im Sinne der &#167;&#167; 37 Abs. 1 HGB, 140 FGG gebraucht. Bedenken dagegen k&#246;nnten deshalb bestehen, weil die Beteiligte zu 1), die allein zur Vertretung der Kommanditgesellschaft nach au&#223;en berechtigt ist (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 170 HGB), durch die Anmeldung der ge&#228;nderten Firma ("... GmbH &amp; Co KG") zum Ausdruck gebracht hat, da&#223; sie die im Vertrag festgelegte Firma im Gesch&#228;ftsverkehr nicht mehr zu f&#252;hren beabsichtigt. F&#252;r die Anwendung der &#167;&#167; 37 Abs. 1 HGB, 140 FGG wird es deshalb darauf ankommen, ob die Kommanditgesellschaft trotz der Anmeldung vom 24. August 1977 noch von der bisherigen Firma (ohne GmbH-Zusatz) Gebrauch macht.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Als zweckm&#228;&#223;iger k&#246;nnte es sich erweisen, ein Verfahren nach &#167; 142 FGG einzuleiten. Die Vorschrift erm&#246;glicht es, eine unzul&#228;ssig eingetragene Firma unabh&#228;ngig von ihrem tats&#228;chlichen Gebrauch im Handelsregister zu l&#246;schen. In der Rechtsprechung ist anerkannt, da&#223; das Registergericht auch die abgeleitete Firma einer Kommanditgesellschaft, deren einzige pers&#246;nlich haftende Gesellschafterin eine Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung ist, als unzul&#228;ssig beanstanden und von Amts wegen l&#246;schen kann, wenn ihr kein die Rechtsform als GmbH &amp; Co KG kennzeichnender Zusatz beigef&#252;gt wird (BGHZ 62, 216 = Rpfleger 1974, 303; BGHZ 65, 103 = NJW 1976, 48 = Rpfleger 1976, 9; BGH Rpfleger 1977, 359; Senatsbeschlu&#223; vom 21.4.1977 - 15 W 43/76 - = Rpfleger 1977, 244). Wird die Firma gel&#246;scht, so mu&#223; es den Gesellschaftern &#252;berlassen bleiben, sich auf eine andere, zul&#228;ssige Firma zu einigen oder die Einigung notfalls im Klagewege herbeizuf&#252;hren. Dabei ist zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; es einer Mitwirkung der Frau nicht bedarf, da sie wirksam aus der Gesellschaft ausgeschieden ist, auch wenn diese Tatsache noch nicht im Handelsregister eingetragen ist.</p>
316,015
olgd-1978-10-19-8-u-5978
{ "id": 820, "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf", "slug": "olgd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
8 U 59/78
1978-10-19T00:00:00
2019-03-13T15:20:51
2019-03-27T09:41:38
Urteil
ECLI:DE:OLGD:1978:1019.8U59.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>hat der 8. Zivilsenat des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 28. September 1978 unter Mitwirkung des Vorsitzenden Richters am Oberlandesgericht Koenen, des Richters am Oberlandesgericht Koenigk und der Richterin am Landgericht Schickert-Barlage</p> <p></p> <p>f&#252;r R e c h t erkannt:</p> <p></p> <p>Auf die Berufung der Beklagten wird das am 6. Januar 1978 verk&#252;ndete Urteil der 15. Zivilkammer des Landgerichts D&#252;sseldorf abge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Kl&#228;ger hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Dem Kl&#228;ger wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch eine Sicherheitsleistung von 8.000 DM abzuwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leistet. Die Sicherheiten k&#246;nnen auch durch Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaften erbracht werden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>T a t b e s t a n d</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Konkursverwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der Firma Spedition und Lagerung S. GmbH. Die Gemeinschuldnerin hatte am 22. Juni 1976 die Er&#246;ffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens beantragt. Diesen Antrag hat das Amtsgericht abgelehnt, und am 2. Juli 1976 ist das Anschlusskonkursverfahren er&#246;ffnet worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat mit vorliegender Klage im Mai und Juni 1976 vorgenommene Darlehensr&#252;ckzahlungen der Gemeinschuldnerin an die Beklagte in H&#246;he von insgesamt 46.200 DM gem&#228;&#223; &#167; 30 Nr. 1 KO angefochten. Die Klage ist am 4. Juli 1977 bei dem Landgericht eingegangen und der Beklagten am 11. August 1977 zugestellt worden, nachdem der Kl&#228;ger augrund der am </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">7. Juli 1977 an ihn abgegangenen Gerichtskostenrechnung den darin geforderten Betrag von 444 DM am 26. Juli 1977 unbar bei der Gerichtskasse eingezahlt hatte und die Zahlungsanzeige der Gerichtskasse dem Landgericht am 3. August 1977 zugegangen war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> die Beklagte zu verurteilen, 46.200 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 11. August </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"> 1977 an ihn zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat gebeten,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage ohne Beweisaufnahme stattgegeben. Auf das Urteil vom </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">6. Januar 1977 wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat Berufung eingelegt. Sie erstrebt weiterhin die Abweisung der Klage. Der Kl&#228;ger bittet um Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens beider Parteien wird auf die Schrifts&#228;tze und deren Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die Klage muss wegen Nichteinhaltung der in &#167; 51 Abs. 1 Satz 1 KO bestimmten Anfechtungsfrist als unzul&#228;ssig abgewiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dass die Klage erst am 4. Juli 1977 und damit mehr als ein Jahr nach dem Erlass des Beschlusses &#252;ber die Er&#246;ffnung des Anschlusskonkursverfahrens bei Gericht eingereicht worden ist, steht ihrer Zul&#228;ssigkeit allerdings nicht entgegen. Wie das Landgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, beginnt die Frist des &#167; 41 Abs. 1 Satz 1 KO im Falle des Anschlusskonkurses erst mit der Rechtskraft des Er&#246;ffnungsbeschlusses , die fr&#252;hestens mit Ablauf des 9. Juli 1977 eingetreten ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klage muss jedoch deshalb als unzul&#228;ssig abgewiesen werden, weil die Voraussetzungen des &#167; 270 Abs. 3 ZPO nicht erf&#252;llt worden sind; die Zustellung der Klage am 11. August 1977 kann in Anbetracht der tats&#228;chlichen Gegebenheiten des vorliegenden Falles nicht als "demn&#228;chst erfolgt" im Sinne dieser Bestimmung angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen, die erf&#252;llt sein m&#252;ssen, wenn eine nach Fristablauf vorgenommene Zustellung noch als "demn&#228;chst erfolgt" angesehen werden soll, hat der Bundesgerichtshof in einer Reiche von Entscheidungen n&#228;her dargelegt (vgl. BGH NJW 1967, 779; 1971, 891; 1972, 1948; 1978, 215; alle mit weiteren Hinweisen). Danach kommt es darauf an, ob die klagende Partei alles ihr im Interesse alsbaldiger Zustellung der Klage Zumutbare getan und in diesem Rahmen nicht nur Verz&#246;gerungen vermieden, sondern aktiv im Sinne einer m&#246;glichsten Beschleunigung gewirkt hat, wobei Verst&#246;&#223;e gegen diese Mitwirkungspflichten nicht etwa nur bei vors&#228;tzlichem oder grob fahrl&#228;ssigen Verhalten, sondern auch bei leichter Fahrl&#228;ssigkeit zu ber&#252;cksichtigen sind, sofern die dadurch verursachte Verz&#246;gerung nicht als geringf&#252;gig zu bezeichnen ist. Diesen in der Rechtsprechung allgemein anerkannten Anforderungen hat der Kl&#228;ger nach der Auffassung des erkennenden Senats nicht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ein schuldhafter Versto&#223; des Kl&#228;gers gegen die Pflicht zur Mitwirkung im Sinne einer m&#246;glichsten Beschleunigung der Klagezustellung liegt schon darin, dass er die gerichtliche Prozessgeb&#252;hr in H&#246;he von 444 DM nicht sogleich bei Einreichung der Klage (oder wenige Tage sp&#228;ter) eingezahlt und die Zahlung durch Kostenmarken oder Kostenstempel nachgewiesen hat. In der Rechtsprechung wird zwar allgemein die Auffassung vertreten, dass die klagende Partei und ihr Prozessbevollm&#228;chtigter nicht verpflichtet seien, den gerichtlichen Prozesskostenvorschuss selbst zu berechnen und unaufgefordert einzuzahlen, dass sie vielmehr befugt seien, die Zahlungsaufforderung des Gerichts abzuwarten (BGH NJW 1978, 215/216 mit weiteren Hinweisen). Das besagt jedoch nicht, dass ein derartiges Verhalten unter allen Umst&#228;nden als schuldhafter Versto&#223; gegen die Verpflichtung der klagenden Partei zur Mitwirkung bei der "m&#246;glichsten Beschleunigung" der Klagezustellung auszuschneiden habe. Dieser Punkt ist vielmehr - wie k&#252;rzlich das Oberlandesgericht Hamm (NJW 1977, 2364) hinsichtlich eines anderen im Rahmen des &#167; 270 Abs. 3 ZPO zu beachtenden Erfordernissen zutreffend dargelegt hat - ebenso wie alle sonstigen in bezug auf die "demn&#228;chstige" Zustellung bedeutsamen Fragen nach der pers&#246;nlichen Situation der jeweils klagenden Partei zu beurteilen. Ebenso wie das Oberlandesgericht Hamm in dem von ihm entschiedenen Fall zugunsten der damals klagenden Partei ber&#252;cksichtigt hat, dass es sich um eine gro&#223;e Beh&#246;rde handelte, der wegen ihrer "besonderen Verh&#228;ltnisse" ein etwas gro&#223;z&#252;giger zu bemessender Zahlungsspielraum zuzugestehen sei, erscheint es hier sachgerecht, davon auszugehen, dass der Kl&#228;ger den Gerichtskostenvorschuss unabh&#228;ngig von der Anforderung durch das Gericht h&#228;tte einzahlen m&#252;ssen. Der Kl&#228;ger ist Rechtsanwalt und klagte in vorliegendem Fall bei dem Landgericht, bei dem er zugelassen ist, also der Vertretung durch einen Kollegen nicht bedurfte. Die Feststellung der H&#246;he des ben&#246;tigten Gerichtskostenvorschusses war in Anbetracht des bezifferten Klageantrags f&#252;r ihn eine kaum nennenswerte M&#252;he. Dasselbe gilt f&#252;r den Vorgang der Einzahlung des Vorschusses beim Landgericht. Die Akten lassen n&#228;mlich erkennen, dass der Kl&#228;ger zumindest durch B&#252;roangestellte, also durch Personen, die &#252;blicherweise die Einzahlung von Gerichtskostenvorsch&#252;ssen seitens der Anwaltschaft t&#228;tigen mit dem Landgericht in st&#228;ndiger Verbindung steht, denn ausweislich der Empfangsbekenntnisse vom 11. August 1977 und 20. Januar 1978 (Bl. 15, 55 GA) unterh&#228;lt er ein Postfach bei diesem Gericht, das - so entspricht es der gerichtsbekannten &#220;bung der Rechtsanw&#228;lte - mehrmals w&#246;chentlich von dem Anwalt selbst oder einem seiner Angestellten geleert wird. Unter diesen Umst&#228;nden w&#228;re es, zumal einerseits die unaufgeforderte Einzahlung der gerichtlichen Prozessgeb&#252;hr eine in der Anwaltschaft selbst bei nicht zur Fristwahrung eingereichten Klagen sehr verbreitete &#220;bung darstellt und andererseits der Kl&#228;ger hier nicht etwa f&#252;r eine von ihm vertretene fremde Partei in Vorlage h&#228;tte treten m&#252;ssen, sondern den relativ geringen Betrag von 444 DM aus einer seiner alleinigen Verf&#252;gung unterliegenden Verm&#246;gensmasse h&#228;tte zahlen k&#246;nnen, eine sehr naheliegende, mit nur geringf&#252;giger M&#252;he verbundene Ma&#223;nahme gewesen, den gerichtlichen Prozesskostenvorschuss gleich bei Einreichung der Klage zu entrichten. Auf diese Weise w&#228;re die Zustellung der Klage ganz erheblich beschleunigt worden. Betrachtet man n&#228;mlich den tats&#228;chlichen Ablauf der Dinge nach dem Eingang der Zahlungsanzeige der Gerichtskasse am 3. August 1977 und &#252;bertr&#228;gt diese Vorg&#228;nge auf den Fall der Einzahlung des Vorschusses bereits am 4. Juli 1977, so w&#228;re der Verhandlungstermin schon am 8. Juli 1977 (vier Werktage sp&#228;ter) bestimmt und die Klageschrift nebst Ladung der Beklagten sp&#228;testens am 12. Juli 1977 zugestellt worden, also - bis auf einen Tag - einen vollen Monat fr&#252;her als dies tats&#228;chlich der Fall gewesen ist. Dass ein solcher Zeitgewinn betr&#228;chtlich gewesen w&#228;re, die tats&#228;chlich eingetretene Verz&#246;gerung also nicht nur geringf&#252;gig war, bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung. Dasselbe w&#252;rde auch dann gelten, wenn der Kl&#228;ger den Vorschuss nicht am 4. Juli 1977, sondern im Laufe der mit jenem Tage beginnenden Woche eingezahlt h&#228;tte; auch eine Verz&#246;gerung um 25-Tage k&#246;nnte nicht als geringf&#252;gig angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ein schuldhafter Versto&#223; des Kl&#228;gers gegen seine Pflicht zur Mitwirkung bei der "m&#246;glichsten Beschleunigung" der Zustellung der Klage w&#228;re im &#252;brigen selbst dann zu bejahen, wenn man auch ihm - entgegen obigen Ausf&#252;hrungen - zugest&#228;nde, dass er die gerichtliche Anforderung des Kostenvorschusses habe abwarten d&#252;rfen. Die Anforderung ist ausweislich der Akten am </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">7. Juli 1977, einem Donnerstag, an ihn abgegangen. Man kann unter diesen Umst&#228;nden davon ausgehen, dass sie jedenfalls am Montag, dem 11. Juli 1977, in seinen Besitz gelangt ist. Von diesem Zeitpunkt an hat es dann - ohne jeden erkennbaren Grund - noch 15 Tage gedauert, bis der Vorschuss eingezahlt wurde, und zwar <u>unbar</u> bei der Gerichtskasse, so dass weitere acht Tage vergingen, bis das Landgericht davon erfuhr. Auch diese Handhabung muss also schuldhafte Verletzung der oben n&#228;her beschriebenen Mitwirkungspflichten des Kl&#228;gers, der als Rechtsanwalt &#252;ber die Notwendigkeit tunlichster Beschleunigung der Angelegenheit nicht im ungewissen gewesen sein kann, bezeichnet werden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Insgesamt k&#246;nnte das Verhalten des Kl&#228;gers allenfalls dann als entschuldigt angesehen werden, wenn er - wie dies in der vom Bundesgerichtshof am 14. Juli 1960 entschiedenen Sache (BGH KTS 1961, 39 = NJW 1960, 1952) der Fall gewesen ist - nachtr&#228;glich Gr&#252;nde vorgetragen h&#228;tte, die die eingetretene Verz&#246;gerung verst&#228;ndlich erscheinen lie&#223;en. Sein Prozessbevollm&#228;chtigter hat jedoch, obwohl der Vorsitzende des Senats auf Bedenken bez&#252;glich der Fristwahrung mit Verf&#252;gung vom 16. September 1978 hingewiesen hatte und dieser Punkt auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 28. September 1978 er&#246;rtert worden ist, nichts dergleichen vorgetragen. Er hat ferner nicht etwa geltend gemacht, dass der Zeitraum zwischen dem Tage des Zugangs der Verf&#252;gung vom 16. September 1978 und der m&#252;ndlichen Verhandlung f&#252;r die Einholung der insoweit erforderlichen Informationen zu kurz gewesen sei, ganz abgesehen davon, dass dieses Argument, h&#228;tte er es vorgebracht, nicht stichhaltig gewesen w&#228;re, weil der Kl&#228;ger, der alle diesbez&#252;glich etwa in Betracht kommenden Einzelheiten seinen Akten h&#228;tte entnehmen k&#246;nnen, seine Kanzlei in demselben Haus unterh&#228;lt, in dem auch die seines zweitinstanzlichen Prozessbevollm&#228;chtigten sich befindet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Berufung der Beklagten ist nach alledem stattzugeben; die Klage ist mangels Fristwahrung unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO, der Ausspruch zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Beschwer des Kl&#228;gers: 46.200 DM.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Koenen Koenigk Schickert-Barlage</p>
316,016
olgham-1978-09-27-6-uf-26178
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 UF 261/78
1978-09-27T00:00:00
2019-03-13T15:20:52
2019-03-27T09:41:38
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0927.6UF261.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird abge&#228;ndert. Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden der Antragsgegnerin auferlegt.</p> <p>Der Beschwerdewert wird auf 850,00 DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde des Antragstellers gegen den Beschlu&#223; des Familienrichters in dem ihm wegen der Antragsr&#252;cknahme im Scheidungsverfahren die gesamten Proze&#223;kosten auferlegt worden sind, ist nach den &#167;&#167; 269 Abs. 3, Satz 5, 626 Abs. 1, Satz 1 ZPO zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat n&#228;mlich mit Schriftsatz vom 18. Januar 1978 einen Gegenantrag auf Scheidung eingereicht, der der fr&#252;heren Widerklage entspricht. Damit wurde auch sie Antragstellerin. In ihrer Erkl&#228;rung vom 13.02.1978 ist - wie der Familienrichter im Protokoll vom 28.02.1978 zu Recht festgestellt hat - eine Antragsr&#252;cknahme zu sehen, soda&#223; auch sie nach &#167; 269 Abs. 3 ZPO Kosten zu tragen hat (Baumbach-Lauterbach Anm. 4 B zu &#167; 269 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entsprechend &#167; 92 Abs. 1 ZPO waren die Kosten daher gegeneinander aufzuheben, wobei wegen der Einheitlichkeit der Kostenentscheidung ein besonderer Antrag des Antragstellers nach &#167; 269 Abs. 3 ZPO entbehrlich war.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat die Antragsgegnerin nach &#167; 91 ZPO zu tragen.</p>
316,017
lg-bonn-1978-07-07-11-0-6378
{ "id": 804, "name": "Landgericht Bonn", "slug": "lg-bonn", "city": 394, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
11 0 63/78
1978-07-07T00:00:00
2019-03-13T15:20:53
2019-03-27T09:41:38
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1978:0707.11.0.63.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden dem Kl&#228;ger auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Kl&#228;ger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 1.600,-- DM abwenden, wenn die Beklagte nicht vor der Vollstreckung Sicherheit in der / selben H&#246;he leistet.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist als Immobilienmaklerin t&#228;tig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Zeitungsinserat vom 21. August 1977 bot der Zeuge E ein Grundst&#252;ck in J zum Verkauf an. Auf das Inserat meldete sich der mit der Beklagten in Verbindung stehende Zeuge N, der dann am 28. August 1977 in Begleitung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers der Beklagten Herrn E aufsuchte und mit ihm ein Kaufgespr&#228;ch f&#252;hrte. Auf diese Weise erfuhr die Beklagte von den Verkaufsabsichten des Zeugen E.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Zeugin Dr. y hatte im August 1977 die Beklagte beauftragt, ihr ein Bau- oder Hausgrundst&#252;ck zu vermitteln.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach dem Gespr&#228;ch bei Herrn E wies die Beklagte die Zeugin Dr. y auf dessen Grundst&#252;ck in J hin, dass der Zeugin .jedoch nach Besichtigung nicht zusagte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am<i> </i>10. September 1977 inserierte der Zeuge E erneut unter Angabe seiner Telefonnummer. Als sich die Zeugin Dr. y daraufhin mit ihm in Verbindung setzte stellte sie fest, dass es sich hier um das ihr schon von der Beklagten benannte, f&#252;r sie uninteressante Grundst&#252;ck in J handelte. Der Kl&#228;ger vertritt die Auffassung, die Beklagte habe dadurch, dass sie das Grundst&#252;ck E ohne Zustimmung des Eigent&#252;mers der Zeugin Dr. y angeboten habe gegen Ziffer 2 Abs. 3 der Wettbewerbsregeln f&#252;r Makler versto&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger stellt den Antrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">die Beklagte zu verurteilen, es bei Vermeidung eines vom Gericht f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 500.000,-- DM oder Ordnungshaft bis zu 6 Monaten k&#252;nftig zu unterlassen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:28px">Grundst&#252;cke ohne Wissen des oder der Verf&#252;gungsberechtigten zum Verkauf anzubieten oder zu vermitteln.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie behauptet, sie habe bei der Zeugin Dr. y nicht den irrigen Eindruck erweckt, von Herrn E zur Vermittlung des Grundst&#252;cksverkaufs beauftragt zu sein. Sie h&#228;lt ihr Verhalten insgesamt nicht f&#252;r wettbewerbswidrig.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung von Zeugen. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme und wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den Inhalt der Akte erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beweisaufnahme vermochte der Kammer nicht die notwendige sichere &#220;berzeugung zu vermitteln, dass die Beklagte gegen &#167; 3 UWG oder gegen die allgemeine Bestimmung des &#167; 1 UWG oder gegen die diese Normen konkretisierende Ziffer 2 Abs. 3 der Wettbewerbsregeln versto&#223;en hat.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach den Zeugenvernehmungen kann nur als festgestellt angesehen werden, dass die Beklagte die Zeugin Dr. y auf das Grundst&#252;ck des Zeugen E hingewiesen hat, ohne jedoch dessen Namen und Anschrift zu nennen. Es kann sogar nicht ausgeschlossen werden, dass die Beklagte bei dem Hinweis den Vorbehalt hinzugef&#252;gt hat, dass die Sache noch nicht ganz klar sei.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sachlage ist nicht erwiesen, dass die Beklagte wahrheitswidrig die f&#252;r den Wettbewerb bedeutsame Angabe gemacht hat, ihr sei das Grundst&#252;ck von dem Eigent&#252;mer an die Hand gegeben worden oder sie handele mit dessen Zustimmung. Die Zeugin Dr. y ist zwar - wie sie sagte davon ausgegangen, dass die Beklagte ihr das Objekt f&#252;r den Grundst&#252;ckseigent&#252;mer anbot. Dass die Beklagte jedoch durch ihr Verhalten diesen subjektiven Eindruck der Zeugin veranlasst hat, vermocht die Beweisaufnahme nicht zu konkretisieren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kammer h&#228;lt es nicht f&#252;r wettbewerbswidrig, wenn ein Grundst&#252;cksmakler der von einem Kaufinteressenten einen Vermittlungsauftrag erhalten hat, diesen Interessenten zur Besichtigung von Lage und Art eines Baugrundst&#252;cks auffordert, ohne vorher den Eigent&#252;mer zu benachrichtigen oder gar ohne gleichzeitig von dem Verk&#228;ufer einen Vermittlungsauftrag bez&#252;glich dieses Grundst&#252;cks zu haben, von dessen Verkaufsm&#246;glichkeit der Makler vielmehr nur anderweitig Kenntnis erlangt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es besteht kein Anlass und keine Rechtsgrundlage die Maklert&#228;tigkeit nur auf die Vermittlung von solchen Grundst&#252;cken an seine Kaufinteressenten zu beschr&#228;nken, die dem Makler zuvor von dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer zur. Vermittlung an die Hand gegeben worden sind. Das ist auch offenbar nicht Inhalt und Grundgedanke der Ziffer 2 Abs. 3 der Wettbewerbsregeln, da der dort benutzte Begriff "Zustimmung" wohl nicht mit der Erteilung eines Maklerauftrags gleichgesetzt werden kann.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kammer sieht auch f&#252;r den vorliegenden Fall keine Notwendigkeit, dass die Beklagte vor dem Hinweis an die Zeugin Dr. y die Zustimmung des Zeugen E einholte. Die Beklagte wollte zun&#228;chst nur von der Zeugin erfahren, ob dieses Grundst&#252;ck nach Lage und Art &#252;berhaupt f&#252;r sie in Betracht kommen w&#252;rde. F&#252;r die blo&#223;e Besichtigung eines Baugel&#228;ndes von der Stra&#223;e her ist jedoch keine Zustimmung des grunds&#228;tzlich verkaufsbereiten Verf&#252;gungsberechtigten erforderlich, wobei dahinstehen mag, ob der Hinweis auf ein Grundst&#252;ck ohne Angabe der Personalien des Eigent&#252;mers &#252;berhaupt schon als "Anbieten" verstanden werden kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dass das erwiesene Verhalten der Beklagten nicht als wettbewerbswidrig angesehen werden kann, geht nach Auffassung des Gerichts auch aus folgender theoretischer &#220;berlegung hervor:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wenn der Zeugin Dr. y das Grundst&#252;ck zugesagt und die Beklagte dann die Kaufvertragsparteien zusammengebracht h&#228;tte, w&#252;rde sicherlich keiner der Zeugen dieses Vorgehen der Beklagten als guten kaufm&#228;nnischen Sitten widerstreitend angesehen haben, zumal hierdurch dem Zeugen E keine - von ihm nicht gewollte Maklert&#228;tigkeit aufgedr&#228;ngt wurde, da ihm einerseits die internen Rechtsbeziehungen zwischen der Zeugin Dr. y und der Beklagten und andererseits der Weg gleichg&#252;ltig sein konnten, auf dem die Zeugin von seiner Verkaufsabsicht erfahren hatte.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Da die Zeugin Dr. y zu allen entscheidungserheblichen Fragen vernommen worden ist, h&#228;lt die Kammer eine erneute Vernehmung dieser Zeugin nicht f&#252;r erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf den &#167;&#167; 91,708 Ziffer 11,711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">10.000,-- DM</p>
316,018
ag-neuss-1978-06-15-47-f-3777
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
47 F 37/77
1978-06-15T00:00:00
2019-03-13T15:20:56
2019-03-27T09:41:38
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1978:0615.47F37.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. </p> <p>Die am 12.03.1971 vor dem Standesbeamten in Norf unter Heiratseintrag Nr. 8/1971 geschlossene Ehe der Parteien wird geschie-den.</p> <p></p> <p></p> <p>II. </p> <p>Die elterliche Gewalt &#252;ber die am 26.09.1971 geborenen Tochter N wird der Antragstellerin &#252;bertragen.</p> <p></p> <p>III.</p> <p>Das Verfahren &#252;ber den Versorgungsausgleich wird bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts &#252;ber die dort anh&#228;ngigen Normenkon-trollverfahren ausgesetzt.</p> <p> </p> <p>IV.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufge-hoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien, beide deutsche Staatsangeh&#246;rige, haben am 12.03.1971 geheiratet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Ehe entstammte, die am 26.09.1971 geb. Tochter N, die bei der Mutter lebt. Nach gleichlautendem Vortrag leben die Parteien seit April 1977 getrennt, nachdem die Antragstellerin die Ehewohnung verlassen hat. Die Antragstellerin begehrt die Scheidung, der der Antragsgegner zun&#228;chst widersprochen hat, der er aber nunmehr nach Ablauf des w&#228;hrend des Scheidungsverfahrens eingetretenen Trennungsjahres zustimmt. Die Antragstellerin hat den Scheidungsantrag zun&#228;chst damit begr&#252;ndet, dass der Antragsgegner eine ehewidrige Beziehung zu einer deren Frau unterhalte. Im Laufe des Verfahrens hat sich die Antragstellerin zu ihrem andauernden Verh&#228;ltnis zu dem Zeugen L2 bekannt und auch hierauf den Scheidungsantrag gest&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">die am 12.03.1971 vor dem Standesbeamten des Standesamtes Norf unter der Heiratseintrag Nr. 8/1971 geschlossene Ehe der Parteien zu scheiden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner stimmt dem Scheidungsantrag zu.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den vorgetragenen Inhalt der von den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat &#252;ber die behauptete ehebrecherische Beziehung des Antragsgegner Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Vernehmungsniederschrift vom 17.04.1978 (Blatt 78 der Akten) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">der Scheidungsantrag ist begr&#252;ndet, &#167;&#167; 1564, 1565 Abs. 1 BGB. Die Lebensgemeinschaft der Eheleute besteht seit April 1977 und damit l&#228;nger als 1 Jahr nicht mehr und es kann auch nicht erwartet werden, dass die Eheleute sie wieder herstellen. Dies haben beide Parteien bei ihrer Anh&#246;rung deutlich zum Ausdruck gebracht. Das die Antragstellerin zur Wiederherstellung der Lebensgemeinschaft mit dem Antragsgegner nicht bereit ist, hat allerdings nicht seinen Grund darin, dass dieser - wie die Antragstellerin zun&#228;chst behauptet hat - zu der Zeugin N ein ehebrecherisches Verh&#228;ltnis unterh&#228;lt. Das dies nicht der Fall ist, hat die Vernehmung der Zeugin mit Deutlichkeit ergeben. Der Grund f&#252;r die mangelnde eheliche Gesinnung der Antragstellerin liegt vielmehr in ihrer eigenen Person, n&#228;mlich darin, dass sie sich einem anderen Mann zugewandt hat und sich zu diesem Verh&#228;ltnis, das offenbar ernsthaft und von Dauer ist, bekannt. Vor diesem Hintergrund erschienen die durch die Beweisaufnahme widerlegten Behauptungen der Antragstellerin, der Antragsgegner habe ehebrecherische Beziehungen zu anderen Frauen unterhalten und einen "starken Vertrauensbruch" begangen, lediglich als proze&#223;taktisches Verhalten, um das Ende des Trennungsjahres zu erreichen. Nachdem dies der Antragstellerin aber gegl&#252;ckt ist, kann sie in der Tat die Zerr&#252;ttung der Ehe auch damit begr&#252;nden, dass bei ihr selbst - und nur bei ihr - die Bereitschaft und F&#228;higkeit fehlen, die Lebensgemeinschaft fortzuf&#252;hren (vgl. Schwab: Handbuch des Scheidungsrechts, 1. Auflage 1977, Randnr. 99, 106). Hiervon abgesehen ergibt sich das Scheitern der Ehe aber auch daraus, dass der Antragsgegner die Konsequenzen aus dem Verhalten seiner Frau gezogen hat und nunmehr der Scheidung zustimmt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die elterliche Gewalt &#252;ber N ist antragsgem&#228;&#223; der Antragstellerin &#252;bertragen worden, da keine Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich geworden sind, dass diese vom Jugendamt O bef&#252;rwortete Regelung dem Wohle des Kindes abtr&#228;glich ist, &#167; 1671 Abs. 1, Abs. 2 BGB.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das an sich entscheidungsreife Verfahren &#252;ber den Versorgungsausgleich hat das Gericht ausgesetzt. Es schlie&#223;t sich insoweit der Meinung an, die die analoge Anwendung des &#167; 140 ZPO wegen schwebender Normenkontrolle bef&#252;rwortet und das Gericht nicht f&#252;r verpflichtet h&#228;lt, und er allen Umst&#228;nden die Normg&#252;ltigkeitsfrage selbst zu entscheiden bzw. selbst die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts einzuholen (vgl. Skouris: Die schwebende Rechtssatzpr&#252;fung als Aussetzungsgrund gerichtlicher Verfahren, NJW 75, 713). Gegen die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Versorgungsausgleichs sind stets Bedenken erhoben worden (vgl. M&#252;ller: Verfassungswidrigkeit des Versorgungsausgleichs bei Altehen, NJW 77, 1745); mittlerweile ist bekannt, dass auch die Oberlandesgerichte D und I (NJW 78, 761) die Erstreckung des Versorgungsausgleichs auf vor dem 01.07.1977 geschlossene Ehen ("Altehen") f&#252;r verfassungswidrig halten und die Sachen gem. Art. 100 Abs. 1 GG dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorgelegt haben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Tatsache, dass das Verfassungsgericht oft erst nach Jahren entscheidet, dann aber mit allgemein verbindlicher Wirkung ( &#167; 31 BVerfGG) und ohne die M&#246;glichkeit, zwischenzeitlich rechtskr&#228;ftig abgeschlossene Verfahren wieder aufzunehmen ( &#167; 79 Abs. 2 BVerfGG), muss die rechtssuchenden Parteien verunsichern; selbst wenn sie mit dem Gericht die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Versorgungsausgleiches f&#252;r Altehen bejahen, m&#252;ssen sie doch gew&#228;rtig sein, dass das Bundesverfassungsgericht sp&#228;ter im entgegengesetzten T entscheidet. Ber&#252;cksichtigt man nun, was h&#228;ufig bei langj&#228;hrigen Altehen f&#252;r den ausgleichsverpflichteten Ehepartner auf dem Spiele stehe, dann muss verst&#228;ndlicherweise angenommen werden, dass allein schon die oben erw&#228;hnte M&#246;glichkeit des anders lautenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Grund genug ist, den Rechtskrafteintritt durch Rechtsmitteleinlegung m&#246;glichst bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hinauszuschieben. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch dem Gericht nicht wohl bei dem Gedanken, auf dem ihm nicht heimischen Gebiet des Verfassungsrechts eine die Partei m&#246;glicherweise lebenslang belastende Entscheidung treffen zu m&#252;ssen, w&#228;hrend das zur allgemein verbindlichen Entscheidung der Verfassungsfrage berufene Gericht schon mit der Sache befasst ist und m&#246;glicherweise den gleichen Sachverhalt anders beurteilen wird. Die nicht anwaltlich vertretene Partei wird &#252;berdies mangels eigener Sachkunde h&#228;ufiger die Entscheidung des Amtsgerichts hinnehmen, nicht in der Berufung gehen und die Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich vor dem Spruch des Verfassungsgerichts rechtskr&#228;ftig werden lassen. Es erscheint dem Gericht jedoch gerechtfertigt, alle Parteien in den Genuss der anstehenden h&#246;chstrichterlichen Entscheidung &#252;ber die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Versorgungsausgleichs kommen zu lassen, um einander widersprechende Beurteilungen des gleichen Sachverhalts zu vermeiden. Bei dieser Sachlage ist es also nach alledem aus Gr&#252;nde der Prozess&#246;konomie, zur F&#246;rderung der Entscheidungskonformit&#228;t und damit der Rechtssicherheit geboten, das Verfahren betreffend den Versorgungsausgleich bis zur Entscheidung der schwebenden Normenkontrollverfahrens durch das Bundesverfassungsgericht auszusetzen. Dem Scheidungsantrag ist alsdann vorab stattzugeben, sei es dass man die schwebenden Normenkontrollverfahren einem Rechtsstreit &#252;ber den Bestand einer auszugleichenden Versorgung gleichsetzt (analoge Anwendung des &#167; 628 Abs. 1 Ziffer 2 ZPO), sei es , dass f&#252;r die Partei auch eine unzumutbare H&#228;rte bedeutet, wenn sie mit der Aufl&#246;sung der gescheiterten Ehe bis zum Spruch des Verfassungsgericht warten m&#252;ssten (analoge Anwendung des &#167;628 Abs. 1 Ziffer 3 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Kosten</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#167; 93 a Abs. 1 Satz 1 ZPO</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Streitwert:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Scheidung : 4.800.-DM (&#167; 12 Abs. 2 Satz 2 GKG)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">elterliche Gewalt : 1.500.-DM (&#167;12 Abs. 2 Satz 3 GKG)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">einstweilige Anordnung betreffend Ehegattenunterhalt: 2.400.-DM (&#167; 20Abs. 2 GKG).</p>
316,019
olgham-1978-06-07-15-w-15978
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 159/78
1978-06-07T00:00:00
2019-03-13T15:20:58
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0607.15W159.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Der Wert des Verfahrens der weiteren Beschwerde wird auf 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) ist Eigent&#252;mer des im Grundbuch von ... Blatt ... unter Nr. ... des Bestandsverzeichnisses eingetragen gewesenen Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck .... Das Grundst&#252;ck, das mit einem Altenteilerhaus f&#252;r den jeweiligen Altbauern des Hofes des Beteiligten zu 1) bebaut ist, hat der Beteiligte zu 1) im Jahre 1976 geteilt. Nachdem sich der Beteiligte zu 1) am 14. Juni 1976 in einer Baulasterkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 99, 100 der Bauordnung f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen - Landesbauordnung - (BauO NW) in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. Januar 1970 (GV NW S. 96/SGV NW 232) verpflichtet hatte, daf&#252;r zu sorgen, da&#223; das Altenteilerhaus Bestandteil seines landwirtschaftlichen Betriebes bleibe, hat der Beteiligte zu 2) ihm am 17. Januar 1977 die beantragte Teilungsgenehmigung gem&#228;&#223; &#167; 19 Abs. 2 Nr. 2 BBauG erteilt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 9. Juni 1977 hat das Grundbuchamt ... nach Vorlage des Ver&#228;nderungsnachweises ... Nr. ... und der Teilungsgenehmigung des Beteiligten zu 2) vom 19. Januar 1977 die Teilung des gleichzeitig gel&#246;schten Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... in die Grundst&#252;cke Gemarkung ... Flurst&#252;cke ... und ... (lfd. Nr. ... und ... des Bestandsverzeichnisses) im Grundbuch eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 12. Juli 1977 hat der Beteiligte zu 1) beim Beteiligten zu 2) die Erteilung eines Negativattestes gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 2 BBauG f&#252;r die Auflassung des Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... an seine Tochter beantragt. Dieses Negativattest wurde dem Beteiligten zu 1) vom Beteiligten zu 2) unter dem 6. Januar 1978 erteilt, weil eine Bodenverkehrsgenehmigung f&#252;r den beabsichtigten Rechtsvorgang nicht erforderlich war. Gleichzeitig widerrief jedoch der Beteiligte zu 2) zur Durchsetzung der Baulast, die der Beteiligte zu 1) mit Erkl&#228;rung vom 14. Juni 1976 &#252;bernommen hatte, die Teilungsgenehmigung vom 17. Januar 1977 gem&#228;&#223; &#167; 49 Abs. 2 Nr. 3 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfg) vom 25. Mai 1976 (BGBl. I S. 1253) und ordnete die sofortige Vollziehung des Widerrufs gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) vom 21. Januar 1960 (BGBl. I S. 17) mit sp&#228;teren &#196;nderungen an.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ebenfalls mit Schreiben vom 6. Januar 1978 hat der Beteiligte zu 2) beim Grundbuchamt ... unter Hinweis auf vorstehenden Sachverhalt gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 3 BBauG die Eintragung eines Widerspruchs beantragt, da das Grundbuch nach Widerruf der Teilungsgenehmigung unrichtig sei. Das Ersuchen ist nicht mit einem Stempel oder Siegel versehen worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 10. Januar 1978 hat der Rechtspfleger des Grundbuchamts das Ersuchen des Beteiligten zu 2) zur&#252;ckgewiesen, da keine Eintragung auf Grund eines nicht genehmigten Rechtsvorganges in das Grundbuch vorgenommen worden sei und ebenfalls kein Anla&#223; f&#252;r die Eintragung eines Widerspruchs gem&#228;&#223; &#167; 53 Abs. 1 GBO bestehe.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Erinnerung des Beteiligten zu 2) vom 23. Januar 1978 gegen diese Entscheidung haben Rechtspfleger und Grundbuchrichter nicht abgeholfen. Auf die mit der Vorlage an das Rechtsmittelgericht gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 2 S. 4 und 5 RPflG als Beschwerde gegen die Entscheidung des Rechtspflegers geltende Erinnerung hat das Landgericht am 3. M&#228;rz 1978 den amtsgerichtlichen Beschlu&#223; aufgehoben und das Grundbuchamt angewiesen, von seinen Bedenken Abstand zu nehmen. Das Landgericht ist zu der Auffassung gelangt, da&#223; &#167; 23 Abs. 3 BBauG hier entsprechend anzuwenden sei, da der darin zum Ausdruck gekommene Rechtsgedanke, nicht genehmigungsf&#228;hige Rechtsvorg&#228;nge zu unterbinden, auch dann eingreife, wenn die urspr&#252;nglich erteilte Genehmigung sp&#228;ter zur&#252;ckgenommen oder widerrufen werde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nachdem das Grundbuchamt durch Verf&#252;gung vom 23. M&#228;rz 1978 den Beidruck des Dienststempels zum Ersuchen vom 6. Januar 1978 veranla&#223;t hatte, ist von ihm am 31. M&#228;rz 1978 in Abt. II des Grundbuchs unter lfd. Nr. 8 ein Widerspruch gegen die am 9. Juni 1977 verzeichnete Teilung des Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... in Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;cke ... und ... zugunsten des Beteiligten zu 1) eingetragen worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen die landgerichtliche Entscheidung richtet sich die weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) vom 18. April 1978. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im wesentlichen vor: Da die Teilung auf Grund einer formell und materiell wirksamen Genehmigung eingetragen worden sei, sei f&#252;r die Anwendung des &#167; 23 Abs. 3 BBauG, der die nachtr&#228;gliche R&#252;cknahme der Genehmigung oder ihren Widerruf nicht erfasse, im Interesse der Wahrung der Rechtssicherheit kein Raum. Der Verwaltungsakt habe Au&#223;enwirkung erlangt, die nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machen sei. Bei der Vereinigung beider Grundst&#252;cke nach Widerruf der Teilungsgenehmigung entst&#252;nden bei unterschiedlichen Belastungen unl&#246;sbare Probleme bez&#252;glich der Rangfolge.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde des beschwerdebefugten Beteiligten zu 1) ist formgerecht eingelegt worden (&#167; 80 GBO). Ihrer Zul&#228;ssigkeit gem&#228;&#223; &#167; 78 GBO steht nicht entgegen, da&#223; das Grundbuchamt vor ihrer Einlegung, aber nach der Entscheidung des Landgerichts am 31. M&#228;rz 1978 einen Widerspruch gegen die Teilung des Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... in das Grundbuch eingetragen hat. Die Zul&#228;ssigkeit der weiteren Beschwerde kann allerdings durch eine zwischenzeitliche Eintragung, die auf eine Anweisung des Beschwerdegerichts zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, beeinflu&#223;t werden. Es kommt hierbei darauf an, ob sich an die Eintragung ein gutgl&#228;ubiger Erwerb anschlie&#223;en kann. Ist das nicht der Fall, dann kann mit der weiteren Beschwerde die L&#246;schung der Eintragung verlangt werden (OLG D&#252;sseldorf, JR 1950, 686; KG, KGJ 53, 189, 191; OLG M&#252;nchen, JFG 17, 293, 295; Horber, GBO, 14. Aufl., Anm. 2 B b zu &#167; 78 GBO; Kuntze in Kuntze/Ertl/Herrmann/Eickmann, Grundbuchrecht, Rz. 3 zu &#167; 78 GBO). Im anderen Falle kann die weitere Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 71 Abs. 2 S. 2 GBO nur auf die Eintragung eines Amtswiderspruchs oder auf die Amtsl&#246;schung abzielen (RGZ 70, 234, 236; KG, JFG 3, 264, 266 und DNotZ 1972, 176, 177; Horber und Kuntze, jeweils a.a.O.). Hat - wie hier - das Grundbuchamt einen Widerspruch eingetragen, so ist demnach die weitere Beschwerde unbeschr&#228;nkt m&#246;glich; es kann mit ihr die L&#246;schung des Widerspruchs verlangt werden (OLG D&#252;sseldorf und OLG M&#252;nchen, jeweils a.a.O.; KG, KGJ 53, 189, 191). Denn der Widerspruch bedeutet kein selbst&#228;ndiges dingliches Recht. Seine Bedeutung ersch&#246;pft sich darin, den &#246;ffentlichen Glauben des Grundbuchs zu zerst&#246;ren; er kann dagegen nicht einen gutgl&#228;ubigen Erwerb vermitteln.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit der unbeschr&#228;nkten Zielrichtung der L&#246;schung des Widerspruchs ist die weitere Beschwerde hier zugelassen. Nach der Beschlu&#223;formel (Weisung an das Grundbuchamt, von den Bedenken des erstinstanzlichen Beschlusses Abstand zu nehmen) und den Gr&#252;nden seiner Entscheidung hat das Landgericht das Grundbuchamt zwar nicht zur Eintragung des Widerspruchs angewiesen, sondern nur dessen Ablehnungsgrund verworfen und ihm f&#252;r die erneute Entscheidung &#252;ber das Eintragungsersuchen im &#252;brigen freie Hand gelassen. Das f&#252;hrt aber weder zum Ausschlu&#223; der weiteren Beschwerde noch zu ihrer Beschr&#228;nkung auf den vom Landgericht gepr&#252;ften Zur&#252;ckweisungsgrund des Grundbuchamts. Das Landgericht hat unter Versto&#223; gegen das Verfahrensrecht den Beschwerdegegenstand auf das vom Grundbuchamt genannte Eintragungshindernis beschr&#228;nkt, was nur im Falle der Anfechtung einer Zwischenverf&#252;gung nach &#167; 18 GBO m&#246;glich gewesen w&#228;re. Bei einem Rechtsmittel gegen die Zur&#252;ckweisung eines Eintragungsantrages (oder eines Eintragungsersuchens nach &#167; 38 GBO) tritt aber das Beschwerdegericht vollst&#228;ndig an die Stelle des Grundbuchamts und hat das gesamte Rechts- und Streitverh&#228;ltnis daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen, ob dem Antrage zu entsprechen ist oder nicht (KG, DNotZ 1972, 176, 178; Horber, Anm. 4 O zu &#167; 77 GBO; Kuntze in KEHE, Rz. 10 zu &#167; 77 GBO). Ist die Begr&#252;ndung des Grundbuchamts unrichtig, so hat das Landgericht also zu pr&#252;fen, ob dem Antrag bzw. Ersuchen andere Hindernisse entgegenstehen, und je nachdem zur Eintragung oder zum Erla&#223; einer Zwischenverf&#252;gung - hier wegen des fehlenden Stempels oder Siegels angebracht - anzuweisen oder die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen. W&#228;re die weitere Beschwerde unmittelbar nach Erla&#223; der Beschwerdeentscheidung eingelegt worden, so w&#228;re der Senat wegen dieses Verfahrensfehlers zur kassatorischen Entscheidung berechtigt gewesen und hinsichtlich der zu treffenden Sachentscheidung im vollen Umfange an die Stelle des Beschwerdegerichts getreten. W&#228;re daher ohne die Eintragung die Pr&#252;fungspflicht nicht eingeschr&#228;nkt gewesen, so ist auch durch die zwischenzeitliche Eintragung des Widerspruchs, die keinen gutgl&#228;ubigen Erwerb ausl&#246;sen kann, die Pr&#252;fungspflicht nicht beschr&#228;nkt worden; die verfahrens&#252;berholende Bedeutung dieser Eintragung zeigt sich nur darin, da&#223; jetzt deren L&#246;schung das Beschwerdeziel ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die somit zul&#228;ssige weitere Beschwerde des Beteiligten zu 1) ist aber unbegr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 78 GBO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Landgericht den Beteiligten zu 2) als berechtigt zur Einlegung der ersten Beschwerde angesehen. Im Falle der Zur&#252;ckweisung eines beh&#246;rdlichen Eintragungsersuchens gem&#228;&#223; &#167; 38 GBO steht f&#252;r die nach &#167; 71 Abs. 1 GBO statthafte Beschwerde das Beschwerderecht jedenfalls der ersuchenden Beh&#246;rde zu (Horber, Anm. 8 zu &#167; 38 GBO; Herrmann in KEHE, Rz. 86 zu &#167; 38 GBO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der am 31. M&#228;rz 1978 in das Grundbuch eingetragene Widerspruch kann nicht gel&#246;scht werden, da seine Unrichtigkeit nicht nachgewiesen ist. Er hat seine Grundlage in &#167; 38 GBO und in einer entsprechenden Anwendung des &#167; 23 Abs. 3 BBauG. Die entsprechende Rechtsauffassung des Landgerichts ist rechtlich nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 38 GBO erfolgt in den F&#228;llen, in denen nach gesetzlicher Vorschrift eine Beh&#246;rde befugt ist, das Grundbuchamt um eine Eintragung zu ersuchen, die Eintragung aufgrund des Ersuchens der Beh&#246;rde. Diese Bestimmung durchbricht nicht nur den in &#167; 13 GBO ausgesprochenen Antragsgrundsatz, sondern auch den in &#167; 19 GBO niedergelegten Bewilligungsgrundsatz. Das Ersuchen tritt auch an die Stelle des Nachweises der Unrichtigkeit, welcher die Berichtigungsbewilligung ersetzt (&#167; 22 GBO). Gelangt ein beh&#246;rdliches Eintragungsersuchen an das Grundbuchamt, so ist zu pr&#252;fen, ob die ersuchende Beh&#246;rde zur Stellung eines Ersuchens der in Rede stehenden Art abstrakt befugt ist, ob das Ersuchen bez&#252;glich seiner Form und seines Inhalts den gesetzlichen Vorschriften entspricht und ob die durch das Ersuchen nicht ersetzten Eintragungserfordernisse gegeben sind. Ob die Beh&#246;rde auch tats&#228;chlich im vorliegenden Einzelfall dazu befugt ist, hat das Grundbuchamt nicht zu pr&#252;fen; hierf&#252;r tr&#228;gt allein die ersuchende Beh&#246;rde die Verantwortung. Wei&#223; das Grundbuchamt jedoch, da&#223; es an den Voraussetzungen fehlt, unter denen die Beh&#246;rde zu dem Ersuchen befugt ist, so hat es das Ersuchen zur&#252;ckzuweisen, weil es nicht dazu mitwirken darf, das Grundbuch unrichtig zu machen (Horber, Anm. 6 a zu &#167; 38 GBO; Herrmann in KEHE, Rz. 5-8 zu &#167; 38 GBO; jeweils mit Nachweisen).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entsprechend dieser Pr&#252;fungspflicht hat das Landgericht untersucht, ob der Beteiligte zu 2) nach gesetzlicher Vorschrift abstrakt dazu befugt war, das Grundbuchamt um die Eintragung eines Widerspruchs zu ersuchen. Als Grundlage des Ersuchens bot sich hier die M&#246;glichkeit der Eintragung eines Widerspruchs bei nichtgenehmigten Verf&#252;gungen nach &#167; 23 Abs. 3 BBauG an (Horber, Anm. 2 A u zu &#167; 38 GBO; Herrmann in KEHE, Rz. 33 zu &#167; 38 GBO). Auf diese Bestimmung war das Eintragungsersuchen des Beteiligten zu 2) vom 6. Januar 1978 gest&#252;tzt. Nach ihr kann die Genehmigungsbeh&#246;rde, falls die Genehmigung erforderlich war, das Grundbuchamt um die Eintragung eines Widerspruchs ersuchen, wenn aufgrund eines nicht genehmigten Rechtsvorgangs eine Eintragung in das Grundbuch vorgenommen worden ist; &#167; 53 Abs. 1 GBO bleibt ausdr&#252;cklich unber&#252;hrt. Diese Vorschrift, die dem durch &#167; 186 Abs. 1 Nr. 10 BBauG au&#223;er Kraft gesetzten &#167; 11 Abs. 2 WohnsiedlG entspricht, ist eingebettet in den zweiten Abschnitt des Bundesbaugesetzes mit seiner Regelung des Bodenverkehrs. Die Genehmigungspflicht f&#252;r den Bodenverkehr nach &#167;&#167; 19 ff. BBauG gibt der Beh&#246;rde eine rechtliche Handhabe, den Grundst&#252;cksverkehr zu &#252;berwachen und solche Rechtsvorg&#228;nge zu verhindern, die dem festgesetzten Bebauungsplan oder einer geordneten st&#228;dtebaulichen Entwicklung des Gemeindegebietes widersprechen (Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BBauG, Rz. 7 zu &#167; 19 BBauG; Heitzer/Oestreicher, BBauG, 6. Aufl., Anm. 1 zu &#167; 19 BBauG), Den Genehmigungsvorbehalt hat das Grundbuchamt zu beachten, weil es eine Eintragung in das Grundbuch aufgrund eines nach &#167; 19 BBauG genehmigungsbed&#252;rftigen Rechtsvorgangs erst vornehmen darf, wenn der Genehmigungsbescheid vorgelegt ist (&#167; 23 Abs. 1 BBauG). Ist aufgrund eines nicht genehmigten, aber nach &#167; 19 BBauG genehmigungsbed&#252;rftigen Rechtsvorgangs eine Eintragung in das Grundbuch vorgenommen worden, so ist diese Eintragung unrichtig, denn die Bodenverkehrsgenehmigung ist eine Wirksamkeitsvoraussetzung f&#252;r die G&#252;ltigkeit des Rechtsvorgangs (Br&#252;gelmann/Grauvogel, BBauG, Anm. III 1 a zu &#167; 23 BBauG; Heitzer/Oestreicher, Anm. 1 zu &#167; 23 BBauG). Eine solche Eintragung &#228;u&#223;ert zwar f&#252;r sich zun&#228;chst noch keine materiellen Rechtswirkungen, aber es besteht weiterhin ein zwingendes Bed&#252;rfnis f&#252;r die Sicherung der Vorschriften &#252;ber den Bodenverkehr. Denn nach &#167;&#167; 891, 892 BGB hat das Grundbuch die Vermutung der Richtigkeit f&#252;r sich. Es besteht die Gefahr, da&#223; im Hinblick auf den Schutz des Rechtsscheins im Grundbuch Rechtswirkungen gegen&#252;ber einem gutgl&#228;ubigen Erwerber entstehen. Dieser Gefahr beugt die Eintragung eines Widerspruchs gegen die Richtigkeit des Grundbuchs vor (vgl. &#167; 892 Abs. 1 S. 1 BGB), der den guten Glauben des Erwerbers zerst&#246;rt. Diesem Zweck dient das Widerspruchsverfahren des &#167; 23 Abs. 3 BBauG (Br&#252;gelmann/Grauvogel, Anm. III 1 a zu &#167; 23 BBauG; Ernst/Zinkahn/Bielenberg, Rz. 7 zu &#167; 23 BBauG; Schr&#246;dter, BBauG, 3. Aufl., Rz. 3 zu &#167; 23 BBauG).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht, das von diesen Rechtsgrunds&#228;tzen ausgegangen ist, ist ohne Rechtsfehler zu der Auffassung gelangt, da&#223; der Wortlaut des &#167; 23 Abs. 3 BBauG das Ersuchen des Beteiligten zu 3) nicht deckt. Denn als die Teilung des Grundst&#252;cks Gemarkung ... Flur ... Flurst&#252;ck ... am 9. Juni 1977 in das Grundbuch eingetragen wurde, lag ihr ein genehmigter Rechtsvorgang zugrunde. Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 19 Abs. 2 Nr. 2, 23 Abs. 1 BBauG erforderliche Teilungsgenehmigung des Beteiligten zu 2) war dem Grundbuchamt vorgelegt worden.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat aber eine entsprechende Anwendung des &#167; 23 Abs. 3 BBauG auf den vorliegenden Sachverhalt erwogen und bejaht, ohne das Gesetz zu verletzen. Die Vorschriften &#252;ber den Bodenverkehr wollen bestimmte Rechtsvorg&#228;nge des Grundst&#252;cksverkehrs, die f&#252;r eine geordnete st&#228;dtebauliche Entwicklung bedeutungsvoll sind, im &#246;ffentlichen Interesse einer wirksamen Kontrolle unterwerfen. Die Sicherung dieser Vorschriften reicht bis in den Bereich des grundbuchlichen Vollzugs dieser Rechtsvorg&#228;nge. Wirksames Sicherungsmittel ist hier der Widerspruch des &#167; 23 Abs. 3 BBauG, der keinen Ausnahmecharakter nur f&#252;r den Bereich der von vornherein nicht genehmigten Eintragung hat, sondern die Vorschriften &#252;ber den Bodenverkehr auch dann sichern k&#246;nnen mu&#223;, wenn eine urspr&#252;nglich erteilte Genehmigung sp&#228;ter wegf&#228;llt. In beiden F&#228;llen kann sich ein gutgl&#228;ubiger Erwerb an die Eintragung anschlie&#223;en und die Sicherungs- und Lenkungsfunktion der &#167;&#167; 19 ff. BBauG vereiteln. Mit dieser umfassenden Zweckrichtung unterscheidet sich der Widerspruch des &#167; 23 Abs. 3 BBauG etwa von der des Amtswiderspruchs nach &#167; 53 Abs. 1 S. 1 GBO. Der Amtswiderspruch, der in &#167; 23 Abs. 3 BBauG als anderes Rechtsinstitut ausdr&#252;cklich unber&#252;hrt geblieben ist, soll den Fiskus vor der Gefahr von Regre&#223;anspr&#252;chen sch&#252;tzen. Er stellt demnach enger auf die Verletzung gesetzlicher Vorschriften durch das Grundbuchamt bei der Eintragung ab. Der Widerspruch des &#167; 23 Abs. 3 BBauG erh&#228;lt dagegen seine Berechtigung aus der fehlenden Bodenverkehrsgenehmigung bei einem genehmigungsbed&#252;rftigen Rechtsvorgang, mag die Genehmigung nun urspr&#252;nglich gefehlt haben oder nachtr&#228;glich weggefallen sein. Mit Recht hat das Landgericht daher eine Gesetzesanalogie des &#167; 23 Abs. 3 BBauG auf den vorliegenden Fall des Widerrufs der Genehmigung bejaht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat auch nach den Grunds&#228;tzen des allgemeinen Verwaltungsrechts die M&#246;glichkeit des Widerrufs eines privatrechtsgestaltenden Verwaltungsakts - also auch der Bodenverkehrs- bzw. Teilungsgenehmigung der &#167;&#167; 19 ff. BBauG -, der die privatrechtsgestaltende Wirkung beseitigen kann, anerkannt, ohne das Gesetz zu verletzen. Vor der Kodifizierung des Verwaltungsverfahrensrechts ist verbreitet die Rechtsmeinung vertreten worden, da&#223; der sp&#228;tere Widerruf eines privatrechtsgestaltenden Verwaltungsakts die b&#252;rgerlich-rechtliche Folge des urspr&#252;nglich genehmigten Rechtsvorgangs nicht (vgl. z.B. BGH, WM 1966, 640, 641 und DNotZ 1969, 617) oder doch nur unter engen Voraussetzungen beseitigen kann. Denn nach dem Vollzug der Rechts&#228;nderung im Privatrecht ist ein Vertrauenstatbestand angenommen worden, der nicht einfach durch Widerruf der fehlerfrei erteilten Genehmigung zunichte gemacht werden k&#246;nne. Daher wurde der Widerruf der Genehmigung bei Sinnes&#228;nderung der Genehmigungsbeh&#246;rde als unzul&#228;ssig angesehen (vgl. etwa RGZ 106, 142). Eine Ausnahme bildete aber selbst nach dem alten Rechtszustand der hier angesprochene Fall, da&#223; der Genehmigungsempf&#228;nger eine mit der Genehmigung verbundene Auflage mi&#223;achtet und dadurch den Vertrauensschutz verwirkt hatte, wenn die Genehmigungsbeh&#246;rde ohne die Auflage die Genehmigung nicht erteilt haben w&#252;rde (vgl. BGHZ 24, 100; BayVGH, VerwRsp. 3, 316, 321; Br&#252;gelmann/Grauvogel, Anm. 3 c aa zu &#167; 20 BBauG; Bullinger, D&#214;V 1957, 761, 763). Nunmehr sind die R&#252;cknahme rechtswidriger und der Widerruf rechtm&#228;&#223;iger Verwaltungsakte, nachdem diese unanfechtbar geworden sind, in &#167;&#167; 48, 49 VwVfG geregelt worden. Der hier interessierende &#167; 49 VwVfG unterscheidet nicht zwischen Verwaltungsakten mit &#246;ffentlich-rechtlicher und solchen mit privatrechtsgestaltender Wirkung. Der Widerruf eines privatrechtsgestaltenden Verwaltungsakts mit Wirkung f&#252;r die Zukunft ist daher unter den Voraussetzungen des &#167; 49 Abs. 2 VwVfG als zul&#228;ssig anzusehen. Hier kann sich der Beteiligte zu 2) auf den Widerrufsgrund des &#167; 49 Abs. 2 Nr. 3 VwVfG berufen, der keine R&#252;cksicht auf etwa eingetretene Au&#223;enwirkungen des urspr&#252;nglich genehmigten Rechtsvorgangs nimmt. Nahe liegt au&#223;erdem die Anwendung des in &#167; 49 Abs. 2 Nr. 2 VwVfG normierten Widerrufsgrundes. Als Folge des Widerrufs entf&#228;llt die Wirkung der Genehmigung f&#252;r die Zukunft, so da&#223; der urspr&#252;nglich wirksame privatrechtliche Vorgang schwebend unwirksam wird. Ob die Beh&#246;rde tats&#228;chlich zu dem Ersuchen entsprechend &#167; 23 Abs. 3 BBauG befugt war, hatte das Landgericht nach den vorangestellten Grunds&#228;tzen nicht zu pr&#252;fen. Auch vermochte die vom Beteiligten zu 2) genannte Widerrufsgrundlage kein Wissen des Landgerichts von einer Unrichtigkeit des Grundbuchs mit der Eintragung des Widerspruchs zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat auch keinen zwischenzeitlichen Rechtserwerb eines Dritten feststellen k&#246;nnen, der die Eintragung des Widerspruchs verhindern k&#246;nnte. Das ist ebenfalls rechtlich nicht zu beanstanden. Allerdings ist das aus der Teilung hervorgegangene Flurst&#252;ck ... am 11. Juli 1977 mit einer Grundschuld in H&#246;he von 60.000,- DM nebst Zinsen zugunsten der ... in ... belastet worden. Die Eintragung dieses Rechts an einem der durch Teilung entstandenen Grundst&#252;cke schlie&#223;t einen Widerspruch nicht aus. Denn der durch den Widerruf als nicht genehmigt anzusehende Rechtsvorgang der Teilung kann sich f&#252;r die Zukunft unheilbar dadurch verfestigen, da&#223; die durch die Teilung entstandenen Grundst&#252;cke an gutgl&#228;ubige Dritte ver&#228;u&#223;ert werden. Dagegen wird die inzwischen bestellte Grundschuld durch ein R&#252;ckg&#228;ngigmachen der Teilung in ihrem Bestand nicht ber&#252;hrt, weil hier die Annahme der folgen einer Grundst&#252;cksvereinigung nach &#167; 890 BGB naheliegt: Die vereinigten Grundst&#252;cke werden nichtwesentliche Bestandteile des neuen einheitlichen Grundst&#252;cks, wobei jeder Teil wie bisher belastet bleibt, neue Rechte aber das einheitliche Grundst&#252;ck als Ganzes belasten (Erman/Westermann, BGB, 6. Aufl., Rz. 3 au &#167; 890 BGB; Palandt/Bassenge, BGB, 37. Aufl., Anm. 3 b zu &#167; 890 BGB). Die von dem Beteiligten zu 1) aufgeworfene Frage des Rangs dieser Rechte, die im &#252;brigen in gleicher Weise bei einem Fall der direkten Anwendung des &#167; 23 Abs. 3 BBauG gestellt werden kann, ist mit dieser rechtlichen Konstruktion zu l&#246;sen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist demnach unbegr&#252;ndet, zumal das Hindernis des fehlenden Siegels auf dem Eintragungsersuchen (vgl. &#167; 29 Abs. 3 GBO), das dem Landgericht Anla&#223; zur Anweisung des Erlasses einer Zwischenverf&#252;gung h&#228;tte geben m&#252;ssen, nachtr&#228;glich beseitigt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich gen&#252;gt der eingetragene Widerspruch auch inhaltlich den rechtlichen Erfordernissen. Er l&#228;&#223;t als Beg&#252;nstigten den Beteiligten zu 1) erkennen. Die Genehmigungsbeh&#246;rde kommt als Widerspruchsbeg&#252;nstigte nicht in Betracht, denn sie ist nicht Inhaberin von im Grundbuch eintragungsf&#228;higen Rechten, sondern Vollzugsorgan der Bauleitplanung (BayObLG, Rpfleger 1974, 313; Eickmann in KEHE, Rz. 11 zu &#167; 53 GBO). Als Widerspruchsberechtigter ist jedenfalls im Hinblick auf das Flurst&#252;ck ... der Beteiligte zu 1) als Inhaber des Berichtigungsanspruches eintragungsf&#228;hig, mag auch m&#246;glicherweise bei dem Flurst&#252;ck ... die Eintragung eines Widerspruchsbeg&#252;nstigten ausnahmsweise nicht in Betracht kommen (vgl. BayObLG, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist unter diesen Umst&#228;nden zur&#252;ckzuweisen.</p>
316,020
olgham-1978-04-26-20-u-32477
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20 U 324/77
1978-04-26T00:00:00
2019-03-13T15:20:59
2019-03-27T09:41:37
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0426.20U324.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Dem Kl&#228;ger wird das Armenrecht f&#252;r die Berufungsinstanz nicht bewilligt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann das Armenrecht nicht bewilligt werden. Denn seine Berufung, mit der er die Verurteilung der Beklagten zur Zahlung von 60.000,- DM, hilfsweise zu einer geringeren Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung erstrebt, bietet keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (&#167; 114 Abs. 1 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist hinsichtlich der Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung (&#167; 8 Abs. II AUB), um die allein es geht, schon deshalb nicht leistungspflichtig, weil die Voraussetzungen des &#167; 8 Abs. II Nr. 1 AUB nicht vorliegen. Nach dieser Vorschrift, die dem Sch&#252;tze des Versicherers vor unklaren Sp&#228;tsch&#228;den dient (BGH in VersR. 54/33), mu&#223; eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit (Invalidit&#228;t) als Unfallfolge innerhalb eines Jahres vom Unfalltag an gerechnet eingetreten und sp&#228;testens vor Ablauf einer Frist von weiteren 3 Monaten &#228;rztlich festgestellt und geltend gemacht sein. Diese Anspruchsvoraussetzung (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 5 zu &#167; 8 AUB; Wussow, 4. Aufl., Anm. 5 zu &#167; 8 AUB) ist hier nicht gegeben:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Eine <u>dauernde</u> Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit (Invalidit&#228;t) ist eine solche, deren Dauer nicht mit einiger Bestimmtheit abgesehen werden kann. Es mu&#223; anzunehmen sein, da&#223; die Beeintr&#228;chtigung mit Sicherheit mehrere Jahre andauern wird, ohne da&#223; ihr Ende mit einiger Sicherheit abzusehen ist (RG in VA 1934 S. 15 Nr. 2672; siehe Pr&#246;l&#223;-Martin, Anm. 4 zu &#167; 8 AUB; Wussow, Anm. 4 zu &#167; 8 AUB). Im vorliegenden Fall kann offen bleiben, ob im ersten Jahr nach dem Unfall - also bis zum 27. Januar 1973 - eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit in diesem Sinne bereits eingetreten war. Dagegen k&#246;nnte sprechen, da&#223; der Zeuge ... den Kl&#228;ger nach dem Ereignis vom 27. Januar 1972 zun&#228;chst nur bis zum 3. Juni 1972 arbeitsunf&#228;hig geschrieben hat, wie sich aus den Unterlagen der Innungkrankenkasse ... Bescheinigung Bl. 99 d.A.) ergibt; der Kl&#228;ger selbst hat in der Klageschrift vorgetragen, er habe bis Mai 1972 nicht arbeiten k&#246;nnen (Seite 4), von Mai bis November 1972 habe er gearbeitet (Seite 5), endg&#252;ltig nicht mehr arbeiten k&#246;nnen habe er dann ab Dezember 1973 (Seite 7; siehe auch die Angaben des Kl&#228;gers gegen&#252;ber der ... Klinik ..., sein letzter Arbeitstag sei am 4. Dezember 1973 gewesen - Bl. 28 d.A. -). Allerdings kommt es nach &#167; 8 Abs. II Nr. 1 AUB nicht darauf an, ob und in welchem Umfang der Versicherte gearbeitet hat, sondern darauf, ob seine Arbeitsf&#228;higkeit damals schon objektiv <u>auf Dauer</u> beeintr&#228;chtigt war. Ein Indiz gegen eine solche dauernde Beeintr&#228;chtigung schon 1972 ist, da&#223; der Kl&#228;ger selbst zu Beginn des Rechtsstreits der Ansicht war, da&#223; eine dauernde Arbeitsunf&#228;higkeit erst etwa Ende 1973 eingetreten sei. Das Gericht braucht dieser Frage jedoch nicht weiter nachzugehen. Entscheidend ist im vorliegenden Fall, da&#223; eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit in den 15 Monaten nach dem 27. Januar 1972 nicht <u>&#228;rztlich festgestellt</u> worden ist. Der Kl&#228;ger ist zwar innerhalb dieser 15 Monate verschiedentlich &#228;rztlich krankgeschrieben worden. Aus den vorliegenden &#228;rztlichen Bescheinigungen und Gutachten ergibt sich aber nicht, da&#223; in dieser Zeit ein Arzt eine <u>dauernde</u> Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit, also Voll- oder Teilinvalidit&#228;t festgestellt hat. Trotz Hinweises durch Verf&#252;gung vom 17. Februar 1978 hat der Kl&#228;ger eine solche &#228;rztliche Feststellung aus den ersten 15 Monaten nach dem 27. Januar 1972 nicht darlegen k&#246;nnen. Aus den "verschiedenen Gutachten" des Zeugen ... ergibt sich nicht, da&#223; dieser Zeuge beim Kl&#228;ger vor dem 27. April 1973 eine Invalidit&#228;t festgestellt hat. Wie bereits erw&#228;hnt, hat der Zeuge den Kl&#228;ger lediglich bis zum 3. Juni 1972 arbeitsunf&#228;hig krankgeschrieben. Danach hat er den Kl&#228;ger Anfang November 1972 wegen epileptischer Anf&#228;lle und im M&#228;rz 1973 wegen Grippe behandelt. Da&#223; er hierbei eine Voll- oder Teilinvalidit&#228;t und nicht nur eine vor&#252;bergehende Arbeitsunf&#228;higkeit festgestellt hat, ist nicht ersichtlich. Auch aus der Tatsache, da&#223; der Kl&#228;ger vom 8. bis 28. M&#228;rz 1972 und vom 17. bis 21. April 1972 im ... Hospital ... sowie vom 21. April bis 9. Mai 1972 in der ... klinik ... in station&#228;rer Behandlung war, ergibt sich nicht, da&#223; &#228;rztlich eine Invalidit&#228;t festgestellt worden ist. Es mag sein, da&#223; <u>sp&#228;ter</u> eine Teilinvalidit&#228;t festgestellt worden ist, eventuell sogar r&#252;ckschauend bis Januar 1972, z.B. im Jahre 1974 vom Gesundheitsamt ... oder im Jahre 1975 von der &#196;rztlichen Begutachtungsstelle der ... (Bl. 46 ff d.A.). Auf solche &#228;rztlichen Feststellungen <u>nach</u> dem 27. April 1973 kommt es aber nicht an. Entscheidend ist, da&#223; eine dauernde Beeintr&#228;chtigung der Arbeitsf&#228;higkeit (Invalidit&#228;t) in den ersten 15 Monaten nach dem angeblichen Unfall, also <u>vor</u> dem 27. April 1973 nicht &#228;rztlich festgestellt worden ist. - Hiernach kann offen bleiben, ob der Kl&#228;ger innerhalb der Frist von 15 Monaten Invalidit&#228;t bei der Beklagten geltend gemacht hat (die Geltendmachung anderer Leistungen aus der Unfallversicherung, z.B. Krankenhaustagegeld oder Genesungsgeld, reicht hierf&#252;r nicht aus), oder ob er wegen Vers&#228;umung dieser Ausschlu&#223;frist entschuldigt sein k&#246;nnte (siehe hierzu Pr&#246;l&#223;-Martin, Anm. 5 c zu &#167; 8 AUB; Wussow Anm. 7 zu &#167; 8 AUB). Es fehlt schon an der &#228;rztlichen Feststellung einer Invalidit&#228;t innerhalb von 15 Monaten nach dem angeblichen Unfall. Diese Feststellung ist aber Voraussetzung f&#252;r die Invalidit&#228;tsentsch&#228;digung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verst&#246;&#223;t nicht gegen Treu und Glauben, wenn sie sich in der Berufungsinstanz auf &#167; 8 Abs. II Nr. 1 AUB beruft. Sie hat in der ersten Instanz eine unfallbedingte Invalidit&#228;t bestritten und hat damit Erfolg gehabt. Sie ist nicht gehindert, in zweiter Instanz auf weitere rechtliche Gesichtspunkte hinzuweisen, die dem gegen sie geltend gemachten Anspruch entgegenstehen. Im &#252;brigen w&#228;re es auch schon in erster Instanz Sache des Kl&#228;gers gewesen, die aus den AUB ersichtlichen Anspruchsvoraussetzungen darzulegen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen bietet die Berufung aber auch deshalb keine hinreichende Aussicht auf Erfolg, weil der Kl&#228;ger nicht beweisen kann, da&#223; er <u>infolge des Unfalls</u> vom 27. Januar 1972 in seiner Arbeitsf&#228;higkeit beeintr&#228;chtigt ist (&#167; 8 Abs. II Nr. 1 u. 5 AUB, &#167; 10 Nr. 5 AUB). Nach dem &#252;berzeugenden Gutachten des vom Landgericht bestellten Sachverst&#228;ndigen ... vom 18. Juli 1977 beruht die Teilinvalidit&#228;t des Kl&#228;gers auf einer Epilepsie, die <u>nicht</u> Folge des Sturzes vom 27. Januar 1972 ist. Es ist also nicht so, da&#223; die Epilepsie durch den Sturz entstanden ist. Vielmehr ist der Sturz auf einen (offenbar den ersten) epileptischen Anfall zur&#252;ckzuf&#252;hren. Der Sachverst&#228;ndige schlie&#223;t das zwingend aus der Zungenbi&#223;verletzung und dem Einn&#228;ssen; beide Erscheinungen hat der Kl&#228;ger dem Sachverst&#228;ndigen gegen&#252;ber selbst angegeben. Die Teilinvalidit&#228;t des Kl&#228;gers beruht also nicht auf einem Unfall, sondern auf einer schicksalhaften Erkrankung. Darauf, ob diese Erkrankung durch Alkoholmi&#223;brauch hervorgerufen oder beg&#252;nstigt worden ist, kommt es nicht an. Darauf hat auch der Sachverst&#228;ndige nicht abgestellt.</p>
316,021
olgham-1978-04-04-2-ws-5378
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 53/78
1978-04-04T00:00:00
2019-03-13T15:21:01
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0404.2WS53.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird verworfen.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei; jedoch hat der Angeklagte die Auslagen der Staatskasse im Beschwerdeverfahren zu tragen</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Angeklagte ist durch Urteil des Amtsgerichts Essen vom 4. Oktober 1977 wegen Betruges zu einer Geldstrafe von 50 Tagess&#228;tzen zu je 35,00 DM verurteilt worden. Seine gegen dieses Urteil eingelegte Berufung hat die X. kleine Strafkammer des Landgerichts Essen durch noch nicht rechtskr&#228;ftiges Urteil am 8. Februar 1978 verworfen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Vorsitzende der Strafkammer in der Sitzung am 8. Februar 1978 den Urteilstenor verlesen hatte, verlie&#223; der Angeklagte unter lautem Protest und mit den Worten "das Schei&#223;gericht" den Sitzungssaal - der Staatsanwalt hatte auch den Ausdruck "Idioten" geh&#246;rt - und trat danach von au&#223;en heftig gegen die T&#252;r des Sitzungssaales, die dadurch aufsprang. Da der Angeklagte nach Verlassen des Sitzungssaales nicht mehr erreichbar war - ein Sitzungswachtmeister war nicht anwesend -, setzte die Strafkammer nach Beratung auf Antrag des Sitzungsvertreters der Staatsanwaltschaft, ohne dem Angeklagten das rechtliche Geh&#246;r zu gew&#228;hren, eine Ordnungshaft von drei Tagen gegen ihn fest, weil er, "wie oben festgestellt, sich einer groben Ungeb&#252;hr in der Sitzung schuldig gemacht hat". Dieser Beschlu&#223; und seine Veranlassung sind in das Protokoll aufgenommen worden. Anschlie&#223;end wurde das Urteil m&#252;ndlich begr&#252;ndet. Der Ordnungsmittelbeschlu&#223; und - in Ablichtung - seine protokollierte Veranlassung sind dem Angeklagten am 13. Februar 1978 mit Rechtsmittelbelehrung zugestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Ordnungsmittelbeschlu&#223; hat der Angeklagte rechtzeitig das als "Einspruch" bezeichnete Rechtsmittel der Beschwerde eingelegt. Zur Begr&#252;ndung hat er ausgef&#252;hrt, er sei &#252;ber den Ausgang der Berufung entt&#228;uscht gewesen. Er habe den Saal mit den Worten verlassen, er halte das Gericht f&#252;r ein Schei&#223;gericht. Das sei seine pers&#246;nliche, freiheitliche Meinung, die er nicht &#228;ndere. Es sei aber keine Person gemeint. Lediglich zu seiner Ehefrau habe er ge&#228;u&#223;ert: "Was sind wir doch f&#252;r Idioten."</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 181 Abs. 1 GVG zul&#228;ssig, sachlich jedoch unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist dem Betroffenen vor Verh&#228;ngung des Ordnungsmittels rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren; eine Anh&#246;rung er&#252;brigt sich jedoch ausnahmsweise, wenn der &#228;u&#223;ere Tathergang und auch der Ungeb&#252;hrwille au&#223;er jedem Zweifel stehen, etwa bei Roheitsausschreitungen und gr&#246;bsten unfl&#228;tigen Beleidigungen, und eine Anh&#246;rung nicht nur nichts zur Kl&#228;rung des Falles beitragen kann, sondern nach dem bisherigen Verhalten des T&#228;ters bei Gew&#228;hrung des rechtlichen Geh&#246;rs mit weiteren groben Ausf&#228;llen gerechnet werden mu&#223; (vergl, OLG Hamm, Beschlu&#223; vom 18. Februar 1977 - 1 Ws 41/77; L&#246;we - Rosenberg, GVG, 22. Auflage, &#167; 178 Anm. IV 4 mit weiteren Nachweisen). &#196;u&#223;erer Tathergang und die Motivation des Angeklagten f&#252;r sein Verhalten stehen hier zweifelsfrei fest, wie sich auch aus der Beschwerdebegr&#252;ndung ergibt. Hinzukommt auch, da&#223; der Angeklagte die M&#246;glichkeit, ihm rechtliches Geh&#246;r zu gew&#228;hren, dadurch selbst vereitelt hat, da&#223; er sich nach seinem Verhalten aus dem sitzungspolizeilichen Bereich der Strafkammer entfernte und nicht mehr erreichbar war.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich ist der Ordnungsmittelbeschlu&#223; zu begr&#252;nden (&#167; 34 StPO) und mit den Gr&#252;nden in das Protokoll aufzunehmen. Das Fehlen einer Begr&#252;ndung und ihre Ersetzung durch eine ausdr&#252;ckliche Bezugnahme auf den Protokollvermerk &#252;ber die Veranlassung - wie hier - ist jedoch dann unsch&#228;dlich, wenn nach der Darstellung im Protokoll die Gr&#252;nde der Entscheidung f&#252;r den Betroffenen au&#223;er Zweifel stehen und auch f&#252;r das Beschwerdegericht voll erkennbar sind (vergl. OLG Celle in MDR 58, 265 mit weiteren Nachweisen). Vorliegend ist dem Angeklagten der Protokollvermerk &#252;ber die Veranlassung in Ablichtung mit dem Ordnungsmittelbeschlu&#223; zugestellt worden, soda&#223; dem Angeklagten wie auch dem Senat die Gr&#252;nde der Entscheidung zweifelsfrei erkennbar sind.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach dem Protokollvermerk steht fest - und der Angeklagte r&#228;umt dies auch im wesentlichen ein -, da&#223; der Angeklagte beim Verlassen des Sitzungssaales "Schei&#223;gericht" gesagt und danach, von au&#223;en heftig gegen die T&#252;r getreten hat, soda&#223; sie aufsprang. Es bedarf keiner n&#228;heren Darlegung, da&#223; diese &#196;u&#223;erung, die nicht aus dem grundgesetzlich garantierten Recht der freien Meinungs&#228;u&#223;erung (Art. 5 Abs. 1 GG) gerechtfertigt oder entschuldigt werden kann (Art. 5 Abs. 2 GG), eine grobe Beleidigung des Gerichts und das heftige Treten gegen die T&#252;r eine T&#228;tlichkeit darstellen, die nur als grobe Ungeb&#252;hr in der Sitzung bezeichnet und gewertet werden k&#246;nnen. Da&#223; die Verhaltensweise des Angeklagten auch von Ungeb&#252;hrwillen getragen ist und nicht, wie er behauptet, auf einem "Entt&#228;uschungsschock" wegen des Ausgangs der Berufungsverhandlung beruht, ergibt sich auch aus der Beschwerdebegr&#252;ndung, in der er an seiner &#196;u&#223;erung festh&#228;lt und seine Meinung nicht zu &#228;ndern gedenkt. Demnach hat die Strafkammer zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 178 Abs. 1 GVG ein Ordnungsmittel gegen den Angeklagten festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zweifelhaft ist jedoch, ob die Strafkammer den Ordnungsmittelbeschlu&#223; auch auf den Ausdruck "Idioten" gest&#252;tzt hat, da diese &#196;u&#223;erung lediglich vom Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft geh&#246;rt worden ist. Sollte dies der Fall sein, so w&#228;re das Vorliegen einer Ungeb&#252;hr insoweit zweifelhaft, weil nicht auszuschlie&#223;en ist, da&#223; der Angeklagte, wie er behauptet, aus Ver&#228;gerung diesen Ausdruck lediglich auf sich und seine Ehefrau, nicht aber auf das Gericht bezogen hat und beziehen wollte.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Art und die H&#246;he des festgesetzten Ordnungsmittels sind nicht zu beanstanden, wobei der Senat allein den Ausdruck "Schei&#223;gericht" und die T&#228;tlichkeit zugrunde legt. Das Ausma&#223; der begangenen Ungeb&#252;hr wiegt schon objektiv schwer. Hinzukommt aber auch, da&#223; der Angeklagte, wie er in seiner Beschwerdeschrift ausgef&#252;hrt hat, an seiner &#196;u&#223;erung festh&#228;lt und seine Meinung nicht zu &#228;ndern beabsichtigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Beschwerde mit der Kostenfolge aus &#167; 473 Abs. 1 StPO, bezogen auf die Auslagen der Staatskasse (&#167; 464 a Abs. 1 StPO) im Beschwerdeverfahren zu verwerfen.</p>
316,023
ag-altena-1978-03-01-8-f-1977
{ "id": 623, "name": "Amtsgericht Altena", "slug": "ag-altena", "city": 383, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
8 F 19/77
1978-03-01T00:00:00
2019-03-13T15:21:03
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:AGAL:1978:0301.8F19.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>I. Der Beschluss des vorliegenden Amtsgerichts &#8211; Familiengericht &#8211; vom 05.09.1977 wird durch diesen ersetzt.</p> <p></p> <p>II. Gem&#228;&#223; &#167; 628 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 ZPO (neu) bleibt das Verfahren be-treffend die Folgesache &#8222;Versorgungsausgleich&#8220; (&#167; 623 Abs. 1, 3 ZPO) aus dem Entscheidungsverbund abgetrennt.</p> <p></p> <p>III. Das Gericht h&#228;lt folgende Gesetze f&#252;r verfassungswidrig:</p> <p></p> <p>1. Art. 12 Nr. 3 Abs. 1 des 1. EheRG, soweit dadurch unter den &#8222;Folgen der Scheidung&#8220; die aus &#167;&#167; 1587 bis 1587 p BGB (neu) &#8211; Versorgungsausgleich (VA) &#8211; auch f&#252;r solche Ehen gelten, die vor dem 1. Juli 1977 geschlossen worden sind.</p> <p>2. &#167;&#167; 1587 bis 1587 p BGB (neu) und die damit korrespondieren-den Vorschriften der RVO und der dieser gleichgestellten Ge-setze (AVG, Knapp-SG, Beamtenversorgungsgesetze des Bundes und der L&#228;nder usw.) </p> <p>soweit danach ein VA richterlich durchzuf&#252;hren und versiche-rungsrechtlich auszuf&#252;hren und beizubehalten ist ohne R&#252;cksicht darauf</p> <p>a) ob der Ausgleichsberechtigte den Rentenfall &#252;berhaupt er-lebt,</p> <p>und/oder ob der Ausgleichsberechtigte vor dem Aus-gleichsverpflichteten verstirbt (kein &#8222;R&#252;ckfall&#8220; der Rente an den Verpflichteten bei Tod des Berechtigten),</p> <p>b) ob der Ausgleichsberechtigte sich durch Wiederheirat (ins-besondere mit dem &#8222;Ehest&#246;rer&#8220;) eine angemessene, nach-haltige sonstige Altersversorgung verschafft oder verschaf-fen kann.</p> <p>3. Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 und 4 des 1. EheRG.</p> <p></p> <p>IV. a) Gem&#228;&#223; Art. 100 I GG bleibt die gem&#228;&#223; Ziffer II dieses Beschlusses </p> <p> abgetrennte Folgesache ausgesetzt.</p> <p>b) Das abgetrennte und ausgesetzte Verfahren bleibt gem&#228;&#223; Art. 100 I </p> <p> 1 GG dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorgelegt.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Sachverhalt</p> <span class="absatzRechts">2</span><ol class="absatzLinks" type="I"><li>der jetzt 44j&#228;hrige Ehemann und die jetzt 42j&#228;hrige Ehefrau haben einander am 12. April 1957 in beiderseits erster Ehe geheiratet. Beide sind Deutsche. Sie haben aus der Ehe zwei Kinder: die vollj&#228;hrige Tochter B (geb. 27.09.1957) und den jetzt vollj&#228;hrigen Sohn V (geb. 20.02.1960). Ulrich lebt noch im Haushalt des Vaters.</li></ol> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">Nach vorausgegangenen Spannungen haben sich die Parteien am 06.01.1974 getrennt. Die Ehefrau ist seit circa 3 Jahren mit einem anderen Mann befreundet, mit dem sie seit circa 2 Jahren auch zusammenlebt. Der Ehemann hat seit circa 2 Jahren eine feste Bindung an eine andere Frau. Auf die Ehescheidungsklage (alten Rechts) vom 10. Januar 1977, die im Januar 1977 zugestellt wurde, ist die Ehe der Parteien durch seit dem 11.02. 1978 rechtskr&#228;ftiges Urteil des vorlegenden Familiengerichts vom 09.02.1978 nach neuem Recht geschieden worden. Das Urteil lautet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">" I. Die am 12.04.57 vor dem Standesbeamten des Standes- amtes in Werdohl (Nr. 00/00) geschlossene Ehe der Parteien</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">wird geschieden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">II. a) Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander auf-</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">gehoben.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">b) Dies gilt nicht f&#252;r die Kosten des Verfahrens betreffend den Versorgungsausgleich, das gem&#228;&#223; &#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">abgetrennt und gem&#228;&#223; Art. 100 GG ausgesetzt ist; &#252;ber die </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">Kosten dieses Folgesachenverfahrens (Versorgungsaus-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">gleich) zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">III. Die elterliche Gewalt &#252;ber das gemeinsame minderj&#228;hrige</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">eheliche Kind der Parteien</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">Ulrich, geb. am 20.02.60,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">wird dem Ehemann &#252;bertragen."</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">In den Entscheidungsgr&#252;nden hei&#223;t es u. a.:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">"Sonstige Familiensachen im Sinne der &#167;&#167; 621, 623 ZPO sind nicht anh&#228;ngig mit Ausnahme des Verfahrens wegen des Versorgungsausgleichs, das abgetrennt worden ist (&#167; 628 Abs. 1 Nr. 3 ZPO), weil <u>beide</u> Parteien nicht zuwarten wollen (was keinem von ihnen auch zumutbar ist), bis die Vorlage nach Art. 100 GG beschieden und das Verfahren im &#220;brigen beendet ist."</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">II. Zur vita socialis haben die Parteien vorgetragen: Ihre Ehe sei anfangs wie &#252;blich verlaufen. Die Ehefrau habe zu Beginn der Ehe ca. 2 Jahre lang noch mitgear- beitet, nachdem sie schon vor der Ehe berufst&#228;tig war. Von 1959</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">bis 1966 habe sie nicht gearbeitet. Danach jedoch habe sie von Mal </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">zu Mal, wie es dann gegangen sei, gearbeitet, z. B. 1974 ganz, da- nach weniger. II FGG der LVA Westfalen wei&#223;t aus, dass sie w&#228;hr- end der Ehezeit im Sinne des &#167; 1587 BGB (01.04.57 bis 31.12.76) Anwartschaften auf Rente in H&#246;he von monatlich 88,50 DM erwor- ben hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">Der Ehemann hat in derselben Zeit durchweg versicherungspflichtig </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">gearbeitet und Anwartschaften in H&#246;he von monatlich 670,30 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">erworben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">Wenn ein VA gem&#228;&#223; &#167; 1587 b II BGB vollzogen werden m&#252;sste, w&#228;r- en vom Konto des Ehemannes auf das der Ehefrau Anwartschaften </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">auf Rente in H&#246;he von 290,90 DM, bezogen auf die Ehezeit, zu &#252;ber- tragen. Sonstige Altersvorsorge wurde nicht betrieben. Das Altersrentengeld insgesamt (mit den Zeiten vor der Ehe) betr&#252;ge, wenn die Rentenvor-</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">aussetzungen z. Zt. vorl&#228;gen, f&#252;r den Ehemann 792,30 DM, f&#252;r die Ehefrau 194,30 DM.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:57px">Vorlegungsgr&#252;nde (Art. 100 I GG)</p> <span class="absatzRechts">28</span><ol class="absatzLinks" type="I"><li>Das Gericht ist &#252;berzeugt, dass die &#220;berleitungsvorschrift des Art. 12 Nr. 3 Abs. 1 des 1. EheRG verfassungswidrig ist. Danach gilt das neue Ehescheidungs- und Ehescheidungs<u>folgen</u>recht auch f&#252;r die Ehen, die vor dem 07.07.1977 geschlossen worden sind, aber danach geschieden werden &#8211; es ist einem Ehegatten auch heute noch verboten, seine j&#228;hrliche anfallenden Anwartschaften zur H&#228;lfte &#8211; der Differenz &#8211; auf den anderen Ehegatten zu &#252;bertragen, so dass nur <u>gescheiterte </u>Ehen besonders gesch&#252;tzt werden, w&#228;hrend es einem Ehemann, der seine Ehefrau schon bei intakter Ehe absichern will, nicht m&#246;glich ist, der Ehefrau geh&#246;rige Anteile seiner Altenversicherung zu &#252;bertragen. Ab ca. 1984 aber wird er dann eventuell dazu gezwungen werden &#8211; Rentenreform mit Hausfrauenrenten, eventuell wieder r&#252;ckwirkend -, obgleich dann vielleicht die Ehe schief stehen k&#246;nnte, und wenn er vorerst eine private Lebensversicherung auf Kapital abschlie&#223;t, dann f&#228;llt deren R&#252;ckkaufswert in den <u>Zugewinnausgleich</u>, ist also nicht auf die Vorsorge f&#252;r das Alter bezogen, wie auch jetzt schon in den vielen F&#228;llen des Zugewinnausgleichs <u>neben</u> dem Versorgungsausgleich. &#167; 1587 c BGB sieht insoweit eine "Verrechnung" dieser beiden Gesichtspunkte nicht vor (Art. 3 GG im Verh&#228;ltnis intakter Ehe zu gescheiterter Ehe?). </li> <li>Die Vorlage zu III. 1. wird begr&#252;ndet mit einem Versto&#223; dieser Vorschrift gegen Art. 2 (i.V.m. Art 19)m 14, 20 GG: <span class="absatzRechts">29</span><ol class="absatzLinks"><li>Art. 2 GG i. V. m. Art 19 GG: Die Parteien hatten ihre Ehe nach bisherigem Recht "normal" ausgerichtet. Es war dem Ehemann <u>verboten</u>, seine Rentenanteile von Jahr zu Jahr h&#228;lftig auf die Ehefrau zu &#252;bertragen. Da er es nicht konnte, und da er privaten Versicherungen wegen ihrer Bestandskraft bei W&#228;hrungskrisen und Kriegen misstraute, blieb also alles bei dem, was "so &#252;blich" war. Vorsorge f&#252;r das Alter fand au&#223;er in der gesetzlichen Versicherung nicht statt. Nunmehr aber wird er gezwungen, die H&#228;lfte seiner Altersvorsorge abzugeben, ohne dass er sich hinreichend gut nachversichern kann; denn die Einkaufwerte zum Ausgleich des Versorgungsausgleichs sind so hoch (hier bei ca. 46.000 ,- DM im Jahre 1978), dass sie das Verm&#246;gen des Ehemannes bei weitem &#252;bersteigen; sie sind illusorisch. Der B&#252;rger wird also durch den Staat zu etwas gezwungen, was ihm bis dato (01.07.77) <u>verboten</u> war! Darin liegt ein Versto&#223; gegen das Grundrecht der Entfaltung der eigenen Pers&#246;nlichkeit (Art. 2 Abs. 1 GG). Dieses garantiert ein "Mindestma&#223; menschlicher Handlungsfreiheit" (BVerfGE 4, 15), soweit nicht schon einzelne Teilbereiche der Freiheitsentfaltung durch andere Grundrechte konkreter gesch&#252;tzt sind. In dem engen Bereich, der somit noch zu dem origin&#228;ren Schutzbereich des Art. 2 GG geh&#246;rt, f&#228;llt auch die M&#246;glichkeit, frei f&#252;r die Zukunft disponieren zu d&#252;rfen (wobei allerdings nicht die Lebensformen erstarren, sondern im Rahmen der Vorhersehbarkeit &#8211; auch r&#252;ckwirkend Gesetzes&#228;nderungen erlaubt sein d&#252;rfen). Diese R&#252;ckwirkung darf aber a) die Vorhersehbarkeit nicht &#252;bersteigen, b) sie muss auf sachlichen Erw&#228;gungen beruhen und c) darf in der Auswirkung nur geringf&#252;gig belastend sein (vgl. BVerfGe 1, 280; 2, 26; BGHZ, 18, 197). Die Trias diese drei Merkmale wird hier au&#223;er Acht gelassen. a) Diese Entwicklung war nicht vorhersehbar. Bisher war sogar eine freiwillige Abtretung von Renten (Anwartschaften) nach einfachem Recht verboten. Es war dem Ehemann z. B. verboten, laufend einen Teil seiner Anwartschaften zu &#252;bertragen und zugleich durch freiwillige h&#246;here Versicherungen die Anspr&#252;che auf gesetzliche Rentenversicherung aufzustocken, und das ist einem Ehemann sogar heute noch verboten, wenn er in intakter Ehe lebt. Der heute er&#246;rterte Trend zur "Hausfrauenrente" kommt in 6 Jahren auch nicht zu einem jetzt schon vorhersehbaren Ergebnis, und wenn diese Reform kommt, wird sie sicherlich die M&#246;glichkeit er&#246;ffnen, dass zumindest freiwillige H&#246;herversicherungen stattfinden, um beiden Ehegatten f&#252;r das Alter eine Rente in der H&#246;he zu erm&#246;glichen, die zum Leben ausreicht, was mit einem schlichten Rentensplitting bei gleichbleibendem Beitragssatz (z.Zt. 18 %) nicht erreichbar ist! Da die R&#252;ckversicherung nicht nur an diesem Fall (Ausgangssache), sondern zumindest an allen <u>typischen</u> F&#228;llen orientiert sein muss, sei auch auf die Lage der Beamten hingewiesen, denen es verwehrt war und (bei nicht-geschiedener Ehe) noch ist, eine H&#246;herversicherung (der Versorgungsanspr&#252;che und/oder in eine gesetzliche Rentenversicherung) herbeizuf&#252;hren. Private Rentenversicherungen haben keinen halbwegs (volldynamischen) Vergleichswert, wie allein schon die Umrechnungsfaktoren der Barwertverordnung zeigen. Das Urteil des AG L&#252;neburg (in NJW 78, 379) &#252;berzeugt mit dem Hinweis auf "gr&#246;&#223;ere" Dispositionsfreiheit schon deshalb nicht, weil es die R&#252;ckwirkungsfrage gar nicht ber&#252;hrt. Der Fall dieser R&#252;ckwirkung kann deshalb nicht einmal mit dem GleichbG verglichen werden, weil Art. 117 GG insoweit sogar eine &#196;nderung programmiert hatte (Vorhersehbarkeit war insoweit sogar gegeben &#8211; gleichwohl gab es den Art. 8 II Ziffer 4 GleichbGG!). b) Die Regelung (R&#252;ckwirkung) ist auch in sachlichen Erw&#228;gungen nicht hinreichend gest&#252;tzt. Es handelt sich (entgegen der Auffassung von Bogs in FamRZ 78, 86/87) nicht um eine schlichte, sachgerechte Umverteilung des Unterhalts. Der Geschiedenenunterhalt machte und macht heute noch vor dem "angemessenen" Selbstbehalt des Verpflichteten halt, selbst bei der Pf&#228;ndbarkeit von Renten noch (vgl. &#167; 54 SBG mit seinen engen Grenzen!). Ein Rentner mit einer Rente in H&#246;he von 1.200,- DM braucht diesen Betrag f&#252;r sich allein, wenn er in einem Altenheim wohnt oder eine Haush&#228;lterin ben&#246;tigt; die nach alten Recht geschiedene Ehefrau und die nach dem 01.07.1977 noch nicht geschiedene (aber getrennt lebende) Ehefrau hat aus &#167;&#167; 58, 59 EheG oder &#167; 1361 BGB (alt oder neu) deshalb keinen Unterhaltsanspruch. Wird aber diese Ehe nach dem 01.07.1977 mit VA nach 40j&#228;hriger Ehe geschieden, so erh&#228;lt der Ehemann von Beginn des Rentenfalls der Ehefrau an (mit einer H&#246;he von ca. 550,- DM je Monat) eben nur noch eine Rente von ca. 650,- DM. Dieses bedeutet, dass nunmehr statt eines Menschen zwei Menschen nicht mehr v&#246;llig eigenverantwortlich wirtschaften und leben k&#246;nnen, sondern von der staatlichen Zuteilung an Sozialmitteln abh&#228;ngig sind, also deutlich unfreier geworden sind (abgesehen davon, dass der staatliche Aufwand an Personal im Sozialamt auch steigt). Der "gro&#223;e Spielraum" des Gesetzgebers (vgl. M&#252;ller in NJW 77, 1746 mit Belegen in Fu&#223;noten 15 und 16) ist deshalb &#252;berschritten (so auch M&#252;ller a.a.O.). </li></ol></li></ol> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:92px">c) Das Ausma&#223; der R&#252;ckwirkung ist auch nicht nur geringf&#252;gig in seiner Tragweite f&#252;r die Parteien des Ausgangsfalles. Der Ehemann wird beim Rentenfall (auf heute bezogen, die Relationen werden sp&#228;ter dieselben sein) eine um 290,90 DM verminderte Rente erhalten. Nun sind 290,90 DM nicht gleich 290,90 DM zu setzen, sondern es ist zu beachten, welchen Stellenwert gerade dieser Betrag hat. Die Rente w&#252;rde nach dem normalen Lauf der Dinge ca. 1.200,- DM liegen. Der dann fehlende Betrag w&#252;rde zu einer Verminderung auf ca. 900,- DM f&#252;hren. Mit 900,- DM ist im extrem der Grundbedarf gedeckt (Miete, Grundnahrungsmittel, Kleidung), aber der dann fehlende Betrag von weiteren ca. 300,- DM w&#252;rde es erst erm&#246;glichen, daraus Vergn&#252;gungen kleinerer Art (wie Vereinsmitgliedschaften, Fu&#223;balleintrittskarten, Hobbies, Urlaubsreisen usw.) zu finanzieren, also gerade das, was eigentlich (besonders im berufsfernen Alter) das Leben noch lebenswert und liebenswert macht. F&#252;r die Ehefrau hingegen wirkt sich der &#252;bertragene Anteil zwar absolut gemessen in demselben Betrag aus, aber nach dem normalen Lauf der Ding wird sie insgesamt keine Rente mehr in der H&#246;he erarbeiten k&#246;nnen, die ausreicht, auch nur den Grundstock ihres Bedarfs zu decken. Falls sie wiederheiraten w&#252;rde, (was sie &#8211; nach heutiger Einstellung &#8211; trotz Bindungen an einen anderen Mann gar nicht will; was ist da vorhersehbar?) w&#228;re sie zwar abgesichert, aber gleichwohl bliebe die erhebliche Beeintr&#228;chtigung des Ehemannes, die noch h&#246;her w&#228;re, wenn er beim Rentenfall wiederverheiratet w&#228;re, da dann zwei Menschen von einer nicht hinreichenden Rente leben m&#252;ssten! Das schlichte Rentensplitting ist zwar rechnerisch praktikabel, aber kann sich in dieser Rigorosit&#228;t nicht mehr auf hinreichend sachliche Erw&#228;gungen (Abw&#228;gung) st&#252;tzen. Junge Ehen, d. h. solche von 2-3 Jahren Dauer, werden kaum messbar ber&#252;hrt, diese Eheleute konnten sich sogar in etwa auf das neue Recht einstellen; aber f&#252;r Ehen von langer Dauer (ca. 20 Jahre oder mehr) bedeutet das h&#228;lftige Splitting eine Alten-Katastrophe f&#252;r den Fall der Nur-Hausfrauenrente. Das Gesetz gab fr&#252;her diesen Eheleuten gar keine Chance, sich besser abzusichern. Wer 1962 heiratete, durfte eine Ehefrau, die erst ca. 1 Jahr gearbeitet hatte und jetzt in den Haushalt ging, nicht einmal freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung weiterversichern. d) Die &#220;berleitungsregeln des Art. 12 Nr. 3 Abs&#228;tze 3 und 4 des 1. EheRG f&#252;r sich allein oder in Verbindung mit &#167; 1587 c BGB (der an sich gar nicht direkt herausgezogen werden kann, da er logischerweise dann nicht gilt, wenn die R&#252;ckwirkung im ganzen nicht gilt, die aber interpretatorisch f&#252;r Art. 12 Nr. 3 Abs&#228;tze 3 und 4 des 1. EheRG beachtet sein muss), zeigen keinen Weg zur befriedigenden Abhilfe im Ausgangsfall. Eine fr&#252;here Abfindung gab es nicht. Auch hat keiner der Ehegatten es zurechenbar unterlassen, Anwartschaften zu erwerben. Allenfalls k&#246;nnten in analoger Abwendung des Art. 12 Nr. 2 Abs. 3 des 1. EheRG die Anwartschaften (auf <u>beiden</u> Seiten!) f&#252;r die Jahre 1974-1976 au&#223;er Ansatz bleiben, wenn man das Ende der Ehezeit im Sinne des &#167; 1587 BGB gegen dessen Wortlaut auf das Ende der Ehegemeinschaft verlegte (welcher Auslegung der eindeutige Wortlaut entgegensteht) oder wenn man die Unbilligkeitsklausel des Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 des 1. EheRG auch f&#252;r solche Eheleute anwendete, von denen nach der Trennung <u>keiner</u> eine Klage (aus &#167;&#167; 43, 42 EheG &#8211; dort gar nicht erw&#228;hnt!) aus &#167; 48 EheG (alt) nur wegen Abs. 2 <u>erfolglos</u> versucht hatte. Abgesehen davon, dass diese Unbilligkeitsklausel in sich verfassungswidrig ist (vgl. unten IV) weil sie vorausgegangene Gerichtsurteile, die auf einem Widerspruchs-<u>Recht</u> beruhen, diskreditiert, und insoweit die "Vorhersehbarkeit" geradezu auf den Kopf stellt, k&#246;nnte nur ein R&#252;ckgriff auf &#167;&#167; 138, 242 BGB theoretisch noch helfen (Zeit 1974-1976); aber schon eine &#252;berschl&#228;gliche Durchrechnung zeigt, dass dann, wenn bei <u>beiden</u> Eheleuten die Anwartschaften aus diesen Jahren au&#223;er Betracht bleiben, der zu &#252;bertragende Teil immer noch bei ca. 250 bis 270,- DM je Monat l&#228;ge. Das eigentliche Problem der R&#252;ckversicherung w&#228;re nicht gel&#246;st.</p> <span class="absatzRechts">31</span><ol class="absatzLinks" start="2"><li>Zu Art. 14 GG: Auch Anspr&#252;che auf Renten aus &#246;ffentlich-rechtlichen Anspr&#252;chen sind Eigentum im Sinne des Art. 14 GG (vgl. Kimmich im Bonner Kom. Nr. 71 zu Art. 14 GG mit D&#252;rig im JZ 58, 23), wobei hier der Streit, ob es einem "vulg&#228;ren Begriff der Enteignung" oder nur eine "rechtstechnische Enteignung" gibt (Kimmich im Bonner Komm. Rd. Nr. 120) dahingestellt bleiben mag. Ein r&#252;ckwirkender Eingriff in die Substanz so erworbener "h&#246;chstpers&#246;nlicher" Rechte (d.h. nach fr&#252;herem Recht nicht &#252;bertragbarer, selbst heute f&#252;r Unterhalt nur bedingt und eingeschr&#228;nkt pf&#228;ndbarer Rechtrente; vgl. &#167; 84 SGB) kommt einer echten Enteignung gleich, ist nicht nur eine "andere Inhaltsbestimmung". In einem anderen Ausgangsverfahren, von denen viele angef&#252;hrt werden k&#246;nnten, wenn das vorlegende Gericht alle Sachen vorlegen w&#252;rde (statt die Parteien zu bes&#228;nftigen und auf ein Ruhen der Sache &#8211;VA- hinzuwirken!) sagte der 78j&#228;hrige Ehemann in Gegenwart seiner 73j&#228;hrigen Ehefrau, die sich seit gut 3 Jahren nach 45 Jahren Ehe von ihm gel&#246;st hatte zu dem Richter ganz direkt: "Sie werden ein toter Mann sein, wenn Sie mir einen Pfennig von der Rente nehmen. Dann erschie&#223;e ich Sie! Ich habe 50 Jahre Draht gezogen, aber nicht daf&#252;r, dass ich jetzt zum Sozialamt muss, wenn mir nun von meiner Rente (von ca. 1.200,- DM) nur noch 700,- DM verbleiben". Dieser Mann hat im Auge: Seine Ehefrau hat sich von ihm vor ca. 3 Jahren getrennt, weil "sie es leid war", der Ehemann habe zu oft "herumgen&#246;rgelt", jetzt sei er halb verkalkt und sie wolle seine weiteren "Meckereien" nicht anh&#246;ren, bei ihrer Tochter habe sie es besser". Ein <u>Unterhalts</u>anspruch jener Ehefrau ist, weil der Ehemann die Rente f&#252;r sich und eine Pflegeperson allein braucht, z. Zt. ausgeschlossen &#8211; aber wenn die Ehe demn&#228;chst geschieden wird (mit VA), so verbleiben dem Mann nur ca. 700,- DM, er ist also <u>dann</u> ohne hinreichende Mittel f&#252;r den eigenen Bedarf, es gibt einen Sozialfall mehr und f&#252;r einen Menschen die n&#246;tige finanzielle Sicherung der pers&#246;nlichen Freiheit weniger &#8211; und es liegt auf der Hand, dass "Freiheit" nur dann sich ereignen kann, wenn sie wirtschaftlich abgesichert ist. Die Ehefrau in jener Sache ist schon schlecht dran &#8211; warum muss der andere Ehegatte auch noch unfrei werden &#8211; wer bringt ihm das in seinem Alter plausibel bei? </li> <li>Art 20 GG: Das Recht ist mehr als die Summe der Gesetze. Gesetze kommen und gehen, das Recht bleibt bestehen. Der Rechtsstaat muss deshalb auch auf die Kontinuit&#228;t der Gesetze achten. &#196;nderungen sind dann verfassungswidrig, wenn sie durch eine echte R&#252;ckwirkung von Gesetzen in fr&#252;her nicht einmal disponible M&#246;glichkeiten, das Leben rechtlich zu gestalten eingreifen, indem sie r&#252;ckwirkend <u>gebieten</u>, was fr&#252;her sogar <u>verboten</u> war (Willk&#252;rverbot), und das Verbot f&#252;r intakte Ehen noch aufrechterhalten. Der Vergleich zu Art. 8 II Ziffer 4 GleichbG ("einseitiger Ausschluss der R&#252;ckwirkung") dr&#228;ngt sich (entgegen Bogs a.a.O. mit Schwab in FamRZ 77, 768/9) auf. "Verm&#246;gen" (Zugewinn) mag sogar nich antastbar sein, es geht sowieso oft schicksalhaft oder schuldhaft verloren, aber eine Anwartschaft auf gesetzliche Rente ist quasi absolut sicher (selbst in anderen Sozialordnungen). Die von Bogs im FamRZ 78, 85 rechts unten/86 links oben erw&#228;hnte "versicherungssystemgerechte Wirkung" kann in Herz und erst recht im Verstand als Hindernis f&#252;r Gerechtigkeit im Einzelfall nur aufnehmen, wer Versicherungs<u>technik</u> mit Recht zu identifizieren erlernt hat. Die im Beschluss des vorliegenden Gerichts vom 05.09.1977 (FamRZ 1977, 794/5) erw&#228;hnten Beispiele stellen auch keine "H&#228;rtef&#228;lle" im Randbereich, sondern einen messbaren Teil des Alltags des Familiengerichts dar, und was die Arbeits- und Problembelastung angeht (gerade der bei der Er&#246;rterung mit den Parteien gewichtigere Teil) den erheblicheren Teil, zumal wenn auf die Anwartschaft quasi schicksalhaft ("fatal") verbindliche Aussagen seitens des Gerichts erwartet. </li></ol> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">III. Der Vorlagepunkt zu III 2) des Tenors dieses Beschlusses kommt nat&#252;rlich (logisch) nur zum tragen, wenn ein VA im Ausgangsfall stattfinden muss. </p> <span class="absatzRechts">33</span><ol class="absatzLinks"><li>Warum muss zwingend der abgesplittete Teil f&#252;r den Ehegatten, der ihn erarbeitet hat, verloren sein, wenn die absplittung dem Berechtigten gar nichts n&#252;tzt, z. B. weil er den Rentenfall gar nicht erlebt? Eine Enteignung (Art. 14 GG) liegt auch darin, einem Menschen etwas zu nehmen, nur um eine quasi-Beh&#246;rde (LVA, BVA usw.) zu sanieren (vgl. "Parafiskus" bei Bogs im FamRZ 78, Seite 86 oben links). </li> <li>Zur "Moral", soweit sie rechtlich relevant ist (Art. 2 I GG, &#167;&#167; 138, 242 BGB), wobei die Fragestellung "Moral als rechtliches Minimum" oder als "rechtliches Maximum" wenig hergibt, eher der Begriff des "Rechts als konfektionierte Sittlichkeit"(Maunz-D&#252;rig, Rd. Nr. 16 zu Art. 2 GG): Eine Ehegatte f&#252;hlt sich sicherlich bestraft, wenn sein geschiedener Partner nach langer Ehe &#189; der Rente mitnimmt und den <u>Ehest&#246;rer</u> heiratet und nach dessen Tod eine Witwenrente erh&#228;lt - neben der eigenen Rente. Mit &#167; 1587 c BGB ist dem nicht beizukommen, auch nicht mit &#167;&#167; 138, 242 BGB. Auch im vorliegenden Ausgangsfall ist diesem Problem <u>damit</u> nicht beizukommen. Die Ehefrau lebt zwar mit einem anderen Mann zusammen, aber &#8211; wie sie sagt "eine neue Heirat kommt f&#252;r mich nicht in Frage"; eine Prognose kann gar nicht gestellt werden, und wenn die Ehefrau dann doch wieder heiratet (den Ehest&#246;rer), so kann der VA danach "einmal vollzogen" nicht wieder r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden. Die ratio legis ist wohl der Schutz der Versicherungstr&#228;ger vor &#196;nderungen ihres Bestandes und ihrer Computer<u>technik</u> und ihrer Planungssicherheit f&#252;r den Fall, dass solche Fragen wie "R&#252;ckfall" und "Eigensicherung" das versicherungsrechtliche Getriebe st&#246;ren w&#252;rde (vgl. schon oben zu Bogs "versicherungssystemgerechte Wirkung").</li></ol> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:78px">IV. Die spezielle &#220;berleitungsvorschrift des Art. 12 Nr. 3 Abs. 3 Satz 3 1. EheRG ist hier nur <u>anscheinend</u> nicht tangiert. Sie enth&#228;lt aber einen Grundsatz, der das gesamte Reformgesetz qua Auslegung betrifft; wie <u>auch hier</u>; n&#228;mlich: Eine Ehegatte, der fr&#252;her eine Scheidung aus &#167; 48 EheG versucht hatte, aber <u>nur </u>wegen des Widerspruchs des anderen Ehegatten (Abs. 2 &#167; 48 EheG) gescheitert ist, kann nunmehr Rechte auf Reduzierung des Versorgungsausgleichs geltend machen. Diese Vorschrift "demaskiert" geradezu die Reform, was ihre R&#252;ckbez&#252;glichkeit angeht. W&#228;hrend der (IV. Zivilsenat des) BGH deutlich gesagt hat, wie &#167; 48 EheG in der fr&#252;her novellierten Fassung zu verstehen sei, diskreditiert die neue &#220;berleitungsvorschrift das fr&#252;here Recht, indem sie dem Ehegatten, der von einem ihm ausdr&#252;cklich gew&#228;hrten Recht Gebrauch gemacht hat, nun mit einer K&#252;rzung des Versorgungsausgleichs bedroht, <u>weil</u> er fr&#252;her einer Scheidung nicht zugestimmt, sondern von dem ihm gew&#228;hrten Recht Gebrauch gemacht hat. Demgegen&#252;ber muss aber bedacht werden (gegen Schwab in FamRZ 77, 772/3): Eine wiederholte Klage eines Ehegatten wird (wiederholt) deswegen (durch 3 Instanzen) abgelehnt, weil alle <u>3</u> Gerichte noch eine Bindung des beklagten Teils an die Ehe festgestellt haben &#8211; daf&#252;r soll diese Ehegatte nun Nachteile hinnehmen k&#246;nnen m&#252;ssen! Eine missbr&#228;uchliche Geltendmachung des Widerspruchsrechts ist nat&#252;rlich in dem fr&#252;heren Verfahren in drei Instanzen schon &#252;berpr&#252;ft worden. F&#228;lle einer "Billigkeit" im Sinne dieser &#220;berleitungsvorschrift sind deshalb schon begrifflich ausgeschlossen, weil die Billigkeitspr&#252;fung schon darin wiederlegt wird, dass der Ehegatte frei von Rechtsmissbrauch nur ein Recht geltend gemacht hat. Dass politische Mehrheiten wechseln ist nicht nur vorhersehbar, sondern auch gut &#8211; aber Verl&#228;sslichkeit muss gegeben bleiben, soweit das Recht (nicht nur Gesetze) tangiert wird. Ein Gesetz aber, das derart kontr&#228;r gegen&#252;ber dem fr&#252;heren Recht steht, ist kein Reformgesetz mehr, sondern ermangelt der n&#246;tigen Differenzierung (sachliche Erw&#228;gungen). Eine Ermessens-, Billigkeitsvorschrift, die in sich schon alle Gegenteile verneinen muss, ist allein schon wegen dieser in-sich-Diskrepanz verfassungswidrig (Rechtsstaat-Rechtssicherheitsstaat). Wenn diese &#220;berleitungsvorschrift g&#252;ltig sein sollte, m&#252;sste daraus f&#252;r vorliegenden Fall der Schluss gezogen werden, dass es auf die Zeit ab Trennung der Ehegatten ankommt, wenn einer der Ehegatten auch schon vor dem 01.07.1977 berechtigt gewesen <u>w&#228;re,</u> (wie hier) eine eventuell unbegr&#252;ndete Klage auf Scheidung aus &#167; 48 EheG oder &#167; 42 EheG zu erheben; denn es kann f&#252;r den "Antrag" aus der &#220;berleitungsvorschrift nicht darauf ankommen, ob der Teil, der sich getrennt hat, ohne Erfolg eine Klage riskiert hat ("Frechheit siegt") oder &#8211; z.B. wegen guten anwaltlichen Rates &#8211; davon Abstand genommen hat. Wenn man den Grundgedanken (verfassungskonform) &#252;bernimmt, so m&#252;ssten alle Eheleute den Antrag auf Reduzierung des Versorgungsausgleichs erst recht stellen d&#252;rfen, die zwar haben, aber dies mit Erfolg <u>h&#228;tten</u> tun d&#252;rfen (mit Scheidungsfolgen alten Rechts &#8211; ohne VA). Abgesehen davon ist des irrational, wenn der Ehegatte, der <u>gegen</u> guten Rat die Klage aus Schuldbewusstsein unterlassen hat. &#167; 1587 c BGB ist demgegen&#252;ber im vorliegenden Fall kein Heilmittel, da der eindeutig enge Wortlaut des &#167; 1587c BGB keine (verfassungskonfuse) Auslegung zul&#228;sst, dass es ab der Zeit der Trennung per se keinen VA g&#228;be.</p> <span class="absatzRechts">35</span><ol class="absatzLinks" type="I"><li>Der Vorlagebeschluss vom 5.9.1977 (FamRZ 77, 794/5) ist damit &#252;berholt. Zur Praxis des vorlegenden Familiengerichts in den anderen hier anh&#228;ngigen Sachen sei angemerkt, dass &#167; 1587 o BGB nicht f&#252;r verfassungswidrig erachtet wird (vgl. auch den Beschlusstenor), auch mit dem Umkehrschluss, dass ein Versorgungsausgleich dann r&#252;ckwirkend stattfinden kann, wenn <u>keiner</u> der Ehegatten (nach Belehrung) widerspricht; denn "kein Widerspruch" ist insoweit so zu behandeln, wie der Verzicht auf einseitigen Ausschluss im Sinne des erw&#228;hnten Art. 8 II Ziff. 4 GleichbG, und dieses Verfahren ist deshalb mit &#167;&#167; 8 GKG, 16 KostO, &#167; 839 BGB Art. 34 GG vereinbar, so dass ein Teil der hier anh&#228;ngigen Verfahren unausgesetzt bleiben kann.</li></ol>
316,024
olgham-1978-02-13-4-uf-7378
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 73/78
1978-02-13T00:00:00
2019-03-13T15:21:04
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0213.4UF73.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts L&#252;nen vom 3. Januar 1978 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kasten findet nicht statt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht der Antragstellerin das Armenrecht f&#252;r ihr Scheidungsbegehren versagt, weil die Parteien noch nicht ein Jahr getrennt leben und die Fortsetzung der Ehe f&#252;r die Antragstellerin keine unzumutbare H&#228;rte darstelle.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig. Sie ist jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat auch mit der Beschwerde nicht hinreichend dargetan, da&#223; die Fortsetzung der Ehe f&#252;r sie eine unzumutbare H&#228;rte im Sinne des &#167; 1565 Abs. 2 BGB darstellen w&#252;rde. Die Beschwerdebegr&#252;ndung deutet darauf hin, da&#223; die Antragstellerin den Zweck des &#167; 1565 Abs. 2 BGB verkennt. Dieser ist n&#228;mlich nicht nur als H&#228;rteklausel zum Schutz des nicht scheidungswilligen Teils gedacht sondern er soll im Sinne eines "Trennungsjahres" verfr&#252;hte Scheidungen verhindern. Auf ein derartiges Trennungsjahr soll nur verzichtet werden, wenn der Fortbestand der Ehe durch nur dem Bande nach f&#252;r den die Scheidung begehrenden Teil eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Dies ist zwar nicht unbestritten. Der Senat ist jedoch in &#220;bereinstimmung mit der sich bereits abzeichnenden &#252;berwiegenden Meinung der Rechtsprechung der Auffassung, da&#223; es lediglich auf den formellen Fortbestand der Ehe, nicht auf die Fortsetzung der ehelichen Lebensgemeinschaft ankommt (anderer Meinung Wolf in M&#252;nchener Kommentar, &#167; 1565, Bemerkung 94, Schwab FamRZ 1976, 491, 504). F&#252;r die Meinung der Rechtsprechung spricht, da&#223; &#167; 1565 Abs. 2 BGB gerade die Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft voraussetzt weil erst dann ein Trennungsjahr Zustandekommen kann. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin irrt, wenn sie in der Beschwerdebegr&#252;ndung die Auffassung vertritt, die Zumutung, am Bande der Ehe festzuhalten, w&#252;rde zur Konsequenz haben, dass sie auf Grund einer willk&#252;rlichen Laune des Antragsgegners dessen Verlangen nach Fortsetzung der Ehe mit allen daraus resultierenden Pflichten nachkommen m&#252;sse". Sie kann vielmehr sehr wohl f&#252;r sich das Recht auf ein getrenntes Leben in Anspruch nehmen. Die formelle Aufl&#246;sung der Ehe kann sie jedoch nur bei gravierenden Verhaltensweisen des anderen Ehegatten, die in erheblichem Ma&#223;e gegen die Ehe und die sich aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Pflichten versto&#223;en, verlangen. An diese Verst&#246;&#223;e sind, wie sich aus dem Gesetzeswortlaut "unzumutbare H&#228;rte" ergibt, erhebliche Anforderungen zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Derartig schwerwiegende Fehlverhalten sind hier aber nicht hinreichend substantiiert vorgetragen worden. Zwar behauptet die Antragstellerin - ohne jeden Beweisantritt -, da&#223; der xxx Antragsgegner mit wechselnden weiblichen Personen au&#223;ereheliche Beziehungen unterhalte. Dieser Vortrag, der mit keinerlei weiteren Tatsachen belegt ist, ist in dieser Form so unsubstantiiert, da&#223; er sich einer Nachpr&#252;fung entzieht. Selbst wenn er zutreffen sollte, ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Antragstellerin selbst sich auch einem anderen Partner zugewandt hat. In einem solchen Fall liegt in der Regel keine H&#228;rte vor, die das Festhalten an der Ehe dem Bande nach unzumutbar macht. Das eigene Fehlverhalten der Antragstellerin relativiert n&#228;mlich die Bedeutung des Verhaltens des Antragsgegners so, da&#223; eine unzumutbare H&#228;rte, die in der Person des anderen Ehegatten ihre Ursache haben m&#252;&#223;te, nicht mehr bejaht werden kann (vergleiche auch den Beschlu&#223; des 2. Senats des OLG Hamm vom 24.11.1977, FamRZ 1978, 28 f.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes w&#252;rde m&#246;glicherweise gelten, wenn der in der Klageschrift erhobene Vorwurf zutr&#228;fe, dass der Antragsgegner andere Frauen in die eheliche Wohnung mitbringt und die Antragstellerin sich der Konfrontation mit ihnen nicht entziehen kann. Insoweit fehlt aber jeder substantiierende Tatsachenvortrag. Es wird lediglich behauptet, der Antragsgegner habe <u>im Keller</u> der Wohnung ein rauschendes Fest gefeiert, von dem er die Antragstellerin ausgeschlossen habe. Da&#223; es bei diesem Fest zu einem Brand gekommen ist, ist keine gerade gegen die Antragstellerin gerichtete Eheverfehlung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 118 a Abs. 4 ZPO. </p>
316,025
olgham-1978-02-13-4-wf-7378
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 73/78
1978-02-13T00:00:00
2019-03-13T15:21:06
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0213.4WF73.78.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschlu&#223; des Amtsgerichts L&#252;nen vom 3. Januar 1978 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kasten findet nicht statt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gr&#252;nde</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den angefochtenen Beschlu&#223; hat das Amtsgericht der Antragstellerin das Armenrecht f&#252;r ihr Scheidungsbegehren versagt, weil die Parteien noch nicht ein Jahr getrennt leben und die Fortsetzung der Ehe f&#252;r die Antragstellerin keine unzumutbare H&#228;rte darstelle.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die dagegen gerichtete Beschwerde ist gem&#228;&#223; &#167; 127 ZPO zul&#228;ssig. Sie ist jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat auch mit der Beschwerde nicht hinreichend dargetan, da&#223; die Fortsetzung der Ehe f&#252;r sie eine unzumutbare H&#228;rte im Sinne des &#167; 1565 Abs. 2 BGB darstellen w&#252;rde. Die Beschwerdebegr&#252;ndung deutet darauf hin, da&#223; die Antragstellerin den Zweck des &#167; 1565 Abs. 2 BGB verkennt. Dieser ist n&#228;mlich nicht nur als H&#228;rteklausel zum Schutz des nicht scheidungswilligen Teils gedacht sondern er soll im Sinne eines "Trennungsjahres" verfr&#252;hte Scheidungen verhindern. Auf ein derartiges Trennungsjahr soll nur verzichtet werden, wenn der Fortbestand der Ehe durch nur dem Bande nach f&#252;r den die Scheidung begehrenden Teil eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde. Dies ist zwar nicht unbestritten. Der Senat ist jedoch in &#220;bereinstimmung mit der sich bereits abzeichnenden &#252;berwiegenden Meinung der Rechtsprechung der Auffassung, da&#223; es lediglich auf den formellen Fortbestand der Ehe, nicht auf die Fortsetzung der ehelichen Lebensgemeinschaft ankommt (anderer Meinung Wolf in M&#252;nchener Kommentar, &#167; 1565, Bemerkung 94, Schwab FamRZ 1976, 491, 504). F&#252;r die Meinung der Rechtsprechung spricht, da&#223; &#167; 1565 Abs. 2 BGB gerade die Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft voraussetzt weil erst dann ein Trennungsjahr Zustandekommen kann. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin irrt, wenn sie in der Beschwerdebegr&#252;ndung die Auffassung vertritt, die Zumutung, am Bande der Ehe festzuhalten, w&#252;rde zur Konsequenz haben, dass sie auf Grund einer willk&#252;rlichen Laune des Antragsgegners dessen Verlangen nach Fortsetzung der Ehe mit allen daraus resultierenden Pflichten nachkommen m&#252;sse". Sie kann vielmehr sehr wohl f&#252;r sich das Recht auf ein getrenntes Leben in Anspruch nehmen. Die formelle Aufl&#246;sung der Ehe kann sie jedoch nur bei gravierenden Verhaltensweisen des anderen Ehegatten, die in erheblichem Ma&#223;e gegen die Ehe und die sich aus der ehelichen Lebensgemeinschaft ergebenden Pflichten versto&#223;en, verlangen. An diese Verst&#246;&#223;e sind, wie sich aus dem Gesetzeswortlaut "unzumutbare H&#228;rte" ergibt, erhebliche Anforderungen zu stellen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Derartig schwerwiegende Fehlverhalten sind hier aber nicht hinreichend substantiiert vorgetragen worden. Zwar behauptet die Antragstellerin - ohne jeden Beweisantritt -, da&#223; der xxx Antragsgegner mit wechselnden weiblichen Personen au&#223;ereheliche Beziehungen unterhalte. Dieser Vortrag, der mit keinerlei weiteren Tatsachen belegt ist, ist in dieser Form so unsubstantiiert, da&#223; er sich einer Nachpr&#252;fung entzieht. Selbst wenn er zutreffen sollte, ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Antragstellerin selbst sich auch einem anderen Partner zugewandt hat. In einem solchen Fall liegt in der Regel keine H&#228;rte vor, die das Festhalten an der Ehe dem Bande nach unzumutbar macht. Das eigene Fehlverhalten der Antragstellerin relativiert n&#228;mlich die Bedeutung des Verhaltens des Antragsgegners so, da&#223; eine unzumutbare H&#228;rte, die in der Person des anderen Ehegatten ihre Ursache haben m&#252;&#223;te, nicht mehr bejaht werden kann (vergleiche auch den Beschlu&#223; des 2. Senats des OLG Hamm vom 24.11.1977, FamRZ 1978, 28 f.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes w&#252;rde m&#246;glicherweise gelten, wenn der in der Klageschrift erhobene Vorwurf zutr&#228;fe, dass der Antragsgegner andere Frauen in die eheliche Wohnung mitbringt und die Antragstellerin sich der Konfrontation mit ihnen nicht entziehen kann. Insoweit fehlt aber jeder substantiierende Tatsachenvortrag. Es wird lediglich behauptet, der Antragsgegner habe <u>im Keller</u> der Wohnung ein rauschendes Fest gefeiert, von dem er die Antragstellerin ausgeschlossen habe. Da&#223; es bei diesem Fest zu einem Brand gekommen ist, ist keine gerade gegen die Antragstellerin gerichtete Eheverfehlung.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 118 a Abs. 4 ZPO. </p>
316,026
olgk-1978-02-10-4-wf-2480
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 WF 24/80
1978-02-10T00:00:00
2019-03-13T15:21:07
2019-03-27T09:41:37
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1978:0210.4WF24.80.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird ge&#228;ndert und wie folgt neu gefa&#223;t:</p> <p></p> <p>Die einstweilige Anordnung des Amtsgerichts Euskirchen - Familiengericht - vom 15. November 1977 ist au&#223;er Kraft getreten mit Ausnahme der Anordnung zu 1), wonach der Antragsgegner an die Antragstellerin mit Wirkung vom 19. Oktober 1977 bis zum 6. Dezember 1977 (Rechtskraft des Scheidungs-Urteils) eine monatliche Unterhaltsrente in H&#246;he von 600,- DM zu zahlen hat.</p> <p></p> <p>Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Im September 1977 ist ein Ehescheidungsverfahren zwischen den Parteien anh&#228;ngig geworden. Am 19. Oktober 1977 ging ein Antrag der Antragstellerin auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung betreffend Unterhalt und Zahlung eines Proze&#223;kostenvorschusses ein. Durch einstweilige Anordnung vom 15. November 1977 hat das Familiengericht dem Antragsgegner aufgegeben,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">an die Antragstellerin mit Wirkung ab 19. Oktober 1977 eine monatliche Unterhaltsrente in H&#246;he von 600,- DM zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">2. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">an die Antragstellerin f&#252;r die Ehesache einen Proze&#223;kostenvorschu&#223; in H&#246;he von 664,65 DM in Raten zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 6. Dezember 1977 fand in der Familiensache der Parteien eine m&#252;ndliche Verhandlung statt, in der die Parteien f&#252;r den Fall der Scheidung einen Vergleich schlossen, in dem sie unter anderem folgendes regelten:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"Der Antragsgegner verpflichtet sich an die Antragsteller in ab Rechtskraft des Urteils in der Scheidungssache f&#252;r die Dauer von 18 Monaten einen monatlichen Unterhaltsbetrag in H&#246;he von 600,- DM zu zahlen. Die Parteien sind sich dar&#252;ber einig, da&#223; die vorstehende Regelung als anderweitige Regelung im Sinne von &#167; 620 f Satz 1 ZPO angesehen werden soll. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">....</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">6. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kosten dieses Vergleichs werden gegeneinander aufgehoben."</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung beantragte der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Antragstellerin, ihm eine vollstreckbare Ausfertigung des Beschlusses vom 15. November 1977 in dem einstweiligen Anordnungsverfahren zu erteilen. Ein Widerspruch des Antragsgegners dagegen erfolgte nicht. In diesem Termin wurde sodann das Urteil verk&#252;ndet, wonach die Ehe der Parteien auf Antrag beider Parteien geschieden wird. Die Kosten der Ehesache wurden gegeneinander aufgehoben. Die Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Parteien erkl&#228;rten, die verzichteten auf die Einlegung von Rechtsmitteln gegen dieses Urteil. Am 27. Dezember 1977 hat die Antragstellerin gegen den Antragsgegner aufgrund des Beschlusses &#252;ber die einstweilige Anordnung vom 15. November 1977 ein vorl&#228;ufiges Zahlungsverbot erwirkt wegen des Unterhaltsr&#252;ckstandes vom 19. Oktober 1977 bis November 1977 und des Proze&#223;kostenvorschusses. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der<i> </i>Antragsgegner hat daraufhin am 28. Dezember 1977 beantragt, den Beschlu&#223; vom 15. November 1977 aufzuheben, hilfsweise die Zwangsvollstreckung aus dem Beschlu&#223; einstweilen einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner vertrat die Auffassung, die einstweilige Anordnung sei durch die anderweitige Regelung in dem Vergleich vom 6. Dezember 1977 bzw. durch die Kostenentscheidung in der Ehesache au&#223;er Kraft getreten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 29. Dezember 1977 hat das Familiengericht angeordnet, da&#223; die Zwangsvollstreckung aus dem Beschlu&#223; vom 15. November 1977 nach &#167; 775 Nr. 1 ZPO eingestellt werde, da die einstweilige Anordnung gem&#228;&#223; &#167; 620 ZPO durch den Vergleich und das Urteil vom 6. Dezember 1977 au&#223;er Kraft getreten ist.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dagegen richtet sich die sofortige Beschwerde der Antragstellerin. Sie meint, da&#223; es unzul&#228;ssig gewesen sei, eine Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 775 zu treffen, ohne zuvor die erforderliche grundlegende Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 620 f ZPO zu f&#228;llen. Im &#252;brigen enthalte der Vergleich bez&#252;glich der Unterhaltsr&#252;ckst&#228;nde keine anderweitige Regelung im Sinne des &#167; 620f ZPO. Auch &#252;ber die Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht sei eine anderweitige Regelung nicht getroffen worden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Akten 15 F 202/77 betreffend die Ehesache der Parteien beigezogen und die Sitzungsniederschrift vom 6. Dezember 1977 seiner Entscheidung zugrundegelegt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 620 f Satz 3 ZPO "statthafte und gem&#228;&#223; &#167;&#167; 577 Abs. 2, 569 ZPO in rechter" Norm und Frist eingelegte sofortige Beschwerde ist zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Senat legt den angefochtenen Beschlu&#223; dahin aus, da&#223; er inzident auch einen Beschlu&#223; im Sinne des &#167; 620 f Satz 2 ZPO enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung erscheint gerechtfertigt, weil das Familiengericht in seinem Beschlu&#223; diese Vorschrift herangezogen und auch im Sinne des &#167; 620 f Satz 2 festgestellt hat, da&#223; die einstweilige Anordnung gem&#228;&#223; &#167; 620 f Satz 1 au&#223;er Kraft getreten ist. F&#252;r eine einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung nach &#167; 775 Nr. 1 ZPO w&#228;re nicht das Familiengericht sondern das Vollstreckungsgericht beim Amtsgericht zust&#228;ndig. Es handelt sich bei der einstweiligen Einstellung nach &#167; 775 um eine Vollstreckungsma&#223;nahme, die keine Familiensache im Sinne der &#167;&#167; 621 ZPO, 23 GVG ist. (vgl. auch OLG D&#252;sseldorf FamRZ 1977, 725). Da aber ein Beschlu&#223; gem&#228;&#223; &#167; 620 f Satz 2 ZPO vorliegt, ist dieser auch mit der sofortigen Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 620 f Satz 3 anfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Diese sofortige Beschwerde der Antragstellerin ist aber nur zum Teil begr&#252;ndet. Das Rechtsmittel hat insoweit Erfolg, als die Antragstellerin geltend macht, die einstweilige Anordnung sei wegen der Unterhaltsr&#252;ckst&#228;nde bis zur Rechtskraft des Scheidungsurteils nicht au&#223;er Kraft getreten. Insoweit liegt n&#228;mlich eine anderweitige Regelung im Sinne des &#167; 620 f nicht vor. In dem Vergleich der Parteien ist eine Unterhaltspflicht des Antragsgegners erst ab Rechtskraft des Urteils in der Scheidungssache begr&#252;ndet worden. Der Unterhaltsverzicht der Antragstellerin bezieht sich auch lediglich auf Unterhaltsanspr&#252;che, die nach Ablauf der 18 Monate seit Rechtskraft des Scheidungsurteils kraft Gesetzes entstehen w&#252;rden. Wenn in dem Vergleich protokolliert ist, da&#223; die Parteien sich dar&#252;ber einig sind, da&#223; ihre Regelung als anderweitige Regelung im Sinne des &#167; 620 f Satz 1 ZPO angesehen werden soll, so bezieht sich dies nach dem Sinn und Inhalt des Vergleichs lediglich auf eine anderweitige Regelung der Unterhaltspflicht des Antragsgegners seit Rechtskraft des Scheidungsurteils. Da&#223; die Parteien den Vergleich so auch verstanden haben, ergibt sich auch daraus, da&#223; der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte der Antragstellerin noch im Termin zu erkennen gab, da&#223; die Zwangsvollstreckung aus dem Beschlu&#223; &#252;ber die einstweilige Anordnung notfalls betrieben werde. Das folgt aus seinem Antrag, ihm eine vollstreckbare Ausfertigung des Beschlusses zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Soweit allerdings mit der einstweiligen Anordnung eine Proze&#223;kostenvorschu&#223;pflicht des Antragsgegners angeordnet wurde, liegt jetzt eine anderweitige Regelung im Sinne des &#167; 620 f vor. Diese besteht darin, da&#223; mit der Kostenregelung im Vergleich und im Urteil nunmehr die Kostentragungspflicht der Parteien in der Weise feststeht, da&#223; die Antragsgegnerin ihre eigenen au&#223;ergerichtlichen Kosten und die H&#228;lfte der Gerichtskosten tr&#228;gt. Diese Kostenentscheidung und Kostenregelung des Vergleichs betreffen zwar in erster Linie die prozessuale Kostentragungspflicht; damit liegt aber auch f&#252;r den Fall der Anordnung zur Zahlung eines Kostenvorschusses eine Regelung vor, die einem Fortbestehen dieser Anordnung entgegensteht. Der</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Proze&#223;kostenvorschu&#223; ist n&#228;mlich nur eine vorl&#228;ufige Kosten wenn Pflicht, die nicht mehr besteht, wenn der Rechtsstreit vor Zahlung beendet ist. Mit diesem Zeitpunkt besteht schon aus der Natur dieses Anspruchs kein Recht mehr auf <u>Bevorschussung</u> des Rechtsstreits. Auch im Verh&#228;ltnis der Parteien untereinander ist daher bei Beendigung des Rechtsstreits mangels einer anderen unterhaltsrechtlichen Regelung die prozessuale Kostenentscheidung ma&#223;gebend (vgl. Palandt-Diederichsen, 36. Aufl. &#167; 1360 a Bern. 3 d; K&#246;hler, Handbuch des Unterhaltsrechts 4. Aufl., S. 65).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kommt es auch nicht auf das Problem an, ob <u>gezahlte</u> Proze&#223;kostenvorsch&#252;sse nach Beendigung des Rechtsstreits zu erstatten sind (vgl. BGHZ 56, 93 = NJW 71, 1262). Diese Rechtsfragen sind gerade auf der Grundlage entstanden, da&#223; &#167; 1360 a Abs. 4 BGB nur die <u>Vorschu&#223;</u>pflicht regelt, die ihren Rechtsgrund mit dem Proze&#223;ende verliert. Es ist dabei nicht im Streit, da&#223; f&#252;r die Kostentragungspflicht im Verh&#228;ltnis unter den Parteien materiell etwas anderes gilt als die Kostenentscheidung; ein Streit besteht lediglich dar&#252;ber, ob durch familienrechtliche F&#252;rsorgepflichten m&#246;glicherweise dennoch die R&#252;ckzahlung eines nach der Kostenentscheidung nicht geschuldeten Vorschusses entf&#228;llt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Ergebnis, da&#223; die Kostenentscheidung des den Rechtsstreit beendenden Scheidungsurteils oder die Kostenregelung eines Vergleichs eine anderweitige Regelung im Sinne des &#167; 620 f ZPO darstellen, wird auch vom Gesetzeszweck best&#228;tigt: &#167; 620 f ZPO enth&#228;lt eine Erweiterung der fr&#252;heren nur f&#252;r die Personensorge und die Unterhaltsanspr&#252;che der Ehegatten vorgesehenen Ausnahmeregelung der &#167;&#167; 627 a, 627 b a.F., um zu verhindern, da&#223; in F&#228;llen einer einstweiligen Anordnung nach &#167; 620 ZPO ein regelungsloser Zustand durch die Beendigung der Scheidungssache eintritt. Eine solche anderweitige Regelung nach Vorliegen des Scheidungsurteils ist aber f&#252;r den Fall der Anordnung eines Proze&#223;kostenvorschusses nur denkbar durch die Kostenentscheidung, da jede materiell-rechtliche Grundlage fehlt, nach Beendigung des Scheidungsrechtsstreits eine Vorschu&#223;pflicht oder auch die Frage der Tragung der Proze&#223;kosten im Verh&#228;ltnis der Parteien untereinander festzulegen. Der Gesetzgeber hat bewu&#223;t keine unterhaltsrechtliche Regelung dar&#252;ber getroffen, wer die Kosten eines Prozesses des Bed&#252;rftigen endg&#252;ltig zu tragen hat (vgl. Br&#252;hl, Unterhaltsrecht, 1. Teil, 3. Aufl, Randbem. 285).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs. 1 ZPO.</p>
316,027
olgham-1978-02-08-20-u-22077
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 220/77
1978-02-08T00:00:00
2019-03-13T15:21:08
2019-03-27T09:41:36
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1978:0208.20U220.77.00
<h2>Tenor</h2> <p></p> <p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 23. Juni 1977 verk&#252;ndete Urteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten der Berufung.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Tatbestand</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 5. August 1939 geborene Ehemann der Kl&#228;gerin (Versicherungsnehmer) unterhielt bei der Beklagten seit dem 1. Februar 1965 eine Lebensversicherung. Mit Wirkung vom 1. September 1969 wurde die Versicherungssumme, die zun&#228;chst 6.000,00 DM betragen hatte, auf 11.484,00 DM erh&#246;ht. Sie verdoppelte sich im Falle eines Todes durch Unfall. Die Versicherungsleistung war im Todesfall an die bezugsberechtigte Kl&#228;gerin und im Erlebensfall mit Ablauf der Versicherungsdauer am 1.&#160;Februar 2005 an den Versicherungsnehmer selbst zu zahlen. Die monatlich zu zahlende Pr&#228;mie betrug nach der Erh&#246;hung 23,60 DM. Grundlage des Vertrages waren die Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Gro&#223;lebensversicherung (AVB) und die Bedingungen f&#252;r die Unfall-Zusatzversicherung.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Juli 1976 sprach der Versicherungsnehmer mit dem Agenten N der Beklagten &#252;ber eine Dynamisierung der Lebensversicherung unter gleichzeitiger Erh&#246;hung der Versicherungssumme auf 20.000,00 DM. Der Agent lie&#223; daraufhin durch die Bezirksdirektion C bei der Hauptverwaltung der Beklagten anfragen, welche neuen Konditionen sich ergeben w&#252;rden, wenn die er&#246;rterte Vertrags&#228;nderung zum 1. September 1976 durchgef&#252;hrt werde. Die Hauptverwaltung beantwortete die Fragen mit Schreiben vom 4. August 1976. Danach ergab sich u.a. eine neue Pr&#228;mie von monatlich 49,35 DM. Am 10. September 1976 suchte der Agent N den Versicherungsnehmer wegen der Vertrags&#228;nderung erneut auf. Dieser unterzeichnete nun einen "Spezialantrag zu Aufnahme einer bestehenden VB-Lebensversicherung in das VB-Dynamik-Programm". Handschriftlich wurde auf dem Antrag vermerkt "lt. Angebot vom 4. August 1976". Nach dem Antrage sollte die bestehende Lebensversicherung mit Wirkung vom 1. September 1976 in das Dynamikprogramm aufgenommen werden. Die Versicherungssumme sollte 20.000,00&#160;DM und im Falle des Unfalltodes 40.000,00 DM betragen. Als Bezugsberechtigte im Todesfall war die Kl&#228;gerin angegeben. In Ab&#228;nderung der bisherigen Praxis, nach der ein Kassierer der Beklagten die Pr&#228;mien monatlich abgeholt hatte, erm&#228;chtigte der Versicherungsnehmer die Beklagte, in Zukunft die f&#228;lligen Pr&#228;mien von seinem Konto abzubuchen. Das Antragsformular enthielt den Vermerk: "Erkl&#228;rung des Versicherungsnehmers. An meinen Antrag halte ich mich sechs Wochen vom Tage der Antragstellung an gebunden ....". Der Agent leitete den Antrag sofort weiter, er ging am 13. September 1976 bei der Bezirksdirektion C ein. Am 4.&#160;Oktober 1976 starb der Versicherungsnehmer an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bezirksdirektion den Antrag noch nicht an die Hauptverwaltung der Beklagten weitergeleitet. Infolge des Todes des Versicherungsnehmers kam es dann nicht mehr zu einer ausdr&#252;cklichen Annahme seines Antrags vom 10. September 1976.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter dem 21. Oktober 1976 erteilte die Beklagte der Kl&#228;gerin &#252;ber die Anspr&#252;che aus der Lebensversicherung eine Leistungsabrechnung, die mit einem Auszahlungsbetrag von 12.141,04 DM abschlo&#223;. Dabei ging die Beklagte von einer Versicherungssumme von 11.484,00 DM aus. Unter Ber&#252;cksichtigung eines &#220;berschussanteils und einer Schlu&#223;dividende ergab sich ein Betrag von 12.259,04&#160;DM, den die Beklagte um 118,00 DM f&#252;r Beitr&#228;ge k&#252;rzte. In der Folgezeit zahlte die Beklagte der Kl&#228;gerin die sich aus der Leistungsabrechnung ergebenden 12.141,04&#160;DM und weitere 11.484,00&#160;DM aus der Unfallzusatzversicherung aus. Den Antrag der Kl&#228;gerin, das Versicherungsverh&#228;ltnis aufgrund der Bedingungen des Antrages vom 10.&#160;September&#160;1976 abzuwickeln, lehnte die Beklagte ab.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen: Die Beklagte habe den &#196;nderungsantrag des Ehemannes vom 10. September 1976 dadurch stillschweigend angenommen, dass sie in ihrer Leistungsabrechnung vom 21. Oktober 1976 118,00 DM f&#252;r Beitr&#228;ge abgezogen habe. Bei dem abgezogenen Betrage handle es sich n&#228;mlich um die neue Pr&#228;mie f&#252;r die Monate September und Oktober 1976. Im &#252;brigen sei die Beklagte aber nach den Grunds&#228;tzen der culpa in contrahendo (Verschulden bei Vertragsschlu&#223;) zur Zahlung der Versicherungsleistung entsprechend dem Antrage vom 10. September 1969 selbst dann verpflichtet, wenn ein Vertrag zu den ge&#228;nderten Bedingungen nicht mehr zustande gekommen sein sollte. Die Beklagte m&#252;sse sich n&#228;mlich so behandeln lassen, als sei die unter dem 10. September 1976 beantragte Vertrags&#228;nderung noch vor dem Tode des Ehemannes wirksam geworden. Die Beklagte habe den Antrag umgehend bearbeiten m&#252;ssen. Die Initiative zu der Vertrags&#228;nderung sei von der Beklagten ausgegangen. Die im Antrag enthaltene sechsw&#246;chige Bindungsfrist habe die Beklagte nicht berechtigt, eine genauso lange Zeitspanne f&#252;r die Bearbeitung in Anspruch zu nehmen. Das ergebe sich daraus, dass die erh&#246;hte Versicherung r&#252;ckwirkend zum 1.&#160;September 1976 habe wirksam werden sollen und da&#223; der Ehemann die Beklagte zur Abbuchung erm&#228;chtigt habe. Au&#223;erdem sei die Beklagte auch deshalb zu einer beschleunigten Bearbeitung verpflichtet gewesen, weil bereits ein Vertragsverh&#228;ltnis bestanden habe und lediglich dessen &#196;nderung beantragt worden sei. Eine unverz&#252;gliche Annahme des Versicherungsantrages sei auch ohne weiteres m&#246;glich gewesen, da sich die pers&#246;nlichen Verh&#228;ltnisse des Ehemannes nicht ge&#228;ndert h&#228;tten und eine medizinische Untersuchung nicht erforderlich gewesen sei. Tats&#228;chlich habe die Beklagte den &#196;nderungsantrag &#252;berhaupt nicht bearbeitet, sondern sie habe ihn unbearbeitet bei der Bezirksdirektion C liegen lassen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 20.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21. April 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat vorgetragen: Ein Vertrag auf der Grundlage des Antrages vom 10.&#160;September 1976 sei nicht zustandegekommen. Auch ein Anspruch aus culpa in contrahendo stehe der Kl&#228;gerin nicht zu. Die in dem Versicherungsantrag enthaltene sechsw&#246;chige Bindungsfrist habe f&#252;r beide Seiten gleicherma&#223;en gegolten, so da&#223; ihr eine Zeitspanne von sechs Wochen f&#252;r die &#220;berlegung zur Verf&#252;gung gestanden habe, ob sie den &#196;nderungsantrag annehmen wolle oder nicht. Au&#223;erdem habe sie die Erledigung des gestellten Antrages nicht pflichtwidrig verz&#246;gert, denn die Bearbeituung eines solchen Antrages dauere mindestens drei Wochen. Im &#252;brigen sei es eine Unterstellung anzunehmen, da&#223; sie den Antrag &#252;berhaupt angenommen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">In seinem am 23. Juni 1977 verk&#252;ndeten Urteil, auf das Bezug genommen wird, hat das Landgericht die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hiergegen hat die Kl&#228;gerin form- und fristgerecht Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sie f&#252;hrt unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens aus: Der &#196;nderungsvertrag sei zustande gekommen. Der Ehemann habe mit dem Antrage vom 10.&#160;September 1976 bereits ein Angebot der Beklagten vom 4. August 1976 angenommen, wie sich aus dem handschriftlichen Vermerk auf dem Antrage ergebe. Zumindest aber sei der Vertrag durch die Zusendung der Leistungsabrechnung zustandegekommen. Im &#252;brigen ergebe sich ihr Anspruch aus culpa in contrahendo. Die Beklagte habe die Annahme des &#196;nderungsantrages schuldhaft verz&#246;gert, obwohl sie gehalten gewesen sei, den Antrag mit tunlicher Beschleunigung zu pr&#252;fen. Die Beklagte habe den Antrag unbearbeitet liegen lassen. Antr&#228;ge auf Ab&#228;nderung einer bestehenden Lebensversicherung w&#252;rden, wenn &#8211; wie hier &#8211; keine &#228;rztliche Untersuchung erforderlich sei, regelm&#228;&#223;ig in einer Woche, h&#246;chstens aber in zwei Wochen abgewickelt. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat zun&#228;chst beantragt, unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an sie 20.000,00 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21.&#160;April&#160;1977 zu zahlen. Diesen Antrag hat die Kl&#228;gerin im Termin eingeschr&#228;nkt. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt nun,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, an sie 16.723,00&#160;DM nebst 4 % Zinsen seit dem 21. April 1977 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte f&#252;hrt unter Wiederholung ihres erstinstanzlichen Vorbringens aus:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ein Vertrag auf der Grundlage des Antrages vom 10. September 1976 sei nicht zustande gekommen. Bei dem sog. Angebot vom 4. August 1976 handle es sich um einen internen Schriftwechsel zwischen der Bezirksdirektion C und ihrer Haupverwaltung. Bei dem in der Leistungsabrechnung abgesetzten Betrag von 118,00&#160;DM handle es sich um die Beitr&#228;ge nach dem alten Tarif f&#252;r die Monate September 1976 bis Januar 1977, die ihr gem&#228;&#223; &#167;&#160;2 AVB noch zugestanden h&#228;tten. Ein Verschulden bei Vertragsschlu&#223; k&#246;nne ihr nicht vorgeworfen werden. Sie sei berechtigt gewesen, die volle Sechswochenfrist f&#252;r die Bearbeitung auszunutzen. Zu einer beschleunigten Bearbeitung sei sie nicht verpflichtet gewesen. Die beantragte &#196;nderung sei rechtlich als Antrag auf Neuabschlu&#223; einer Lebensversicherung zu behandeln. Im &#252;brigen habe sie die Antragsbearbeitung nicht schuldhaft verz&#246;gert. Die Bezirksdirektion C habe den Antrag nicht weitergeleitet, weil der Kassierer die unbenutzten Quittungen nicht zur&#252;ckgesandt habe, die sie f&#252;r die beantragte Umstellung auf das Lastschriftverfahren ben&#246;tigt habe. An der Verz&#246;gerung treffe aber weder den Kassierer noch sie ein Verschulden, weil das Anforderungsschreiben auf der Post verloren gegangen sei. Au&#223;erdem sei es, auch wenn der Antrag mit den restlichen Quittungen schon am 21. September 1976 bei der Hauptverwaltung vorgelegen h&#228;tte, selbst bei gr&#246;&#223;tm&#246;glicher Beschleunigung nicht m&#246;glich gewesen, den Versicherungsschein vor dem 11. Oktober 1976 an den Versicherungsnehmer abzusenden. Sie hat dazu eine schematische Darstellung vorgelegt, aus der die Bearbeitungsdauer bei einem &#196;nderungsantrag hervorgeht. Danach h&#228;tte der Antrag auch dann, wenn er z&#252;gig bearbeitet worden w&#228;re, im Zeitpunkt des Todes des Versicherungsnehmers auch nicht angenommen sein k&#246;nnen. Die Kl&#228;gerin hat die Richtigkeit dieser Darstellung bestritten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><u>Entscheidungsgr&#252;nde</u></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">A. Die Berufung ist zwar zul&#228;ssig, aber sachlich nicht gerechtfertigt. Der Kl&#228;gerin steht eine entsprechend dem Antrage des Versicherungsnehmers vom 10.&#160;September 1976 erh&#246;hte Versicherungsleistung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">I. Zwischen dem Versicherungsnehmer und der Beklagten ist ein Vertrag &#252;ber die &#196;nderung der Lebensversicherung zum 1. September 1976 nicht zustande gekommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">1.) Der Versicherungsnehmer hat mit seinem Antrage vom 10. September 1976 kein Angebot der Beklagten angenommen. Bei dem in dem Antrage in Bezug genommenen Angebot vom 4. August 1976 handelt es sich um das Schreiben der Hauptverwaltung der Beklagten an die Bezirksdirektion C, in dem auf die Anfrage des Agenten N hin dargelegt wird, welche neuen Vertragsbedingungen sich bei einer Aufnahme der bestehenden Versicherung in das Dynamik-Programm und einer gleichzeitigen Erh&#246;hung der Versicherungssumme ergeben. Dieses Schreiben enth&#228;lt keinen die Beklagte bindenden Antrag an den Versicherungsnehmer. Mit der Vorlage des Schreibens bei den Vertragsverhandlungen forderte der Agent der Beklagten den Versicherungsnehmer lediglich auf, seinerseits einen entsprechenden Antrag abzugeben. Das ergibt sich auch eindeutig aus dem Wortlaut des dann vom Versicherungsnehmer unterschriebenen Antragsformulars. Dieses enth&#228;lt, wie u.a. aus der Bindungsfrist und der Beantwortung von Fragen nach gefahrerheblichen Umst&#228;nden folgt, nur einen Antrag, dessen Annahme der Beklagten frei stand. Die Bezugnahme auf das Angebot vom 4. August stellt sich unter diesen Umst&#228;nden nur als Erl&#228;uterung des Antrages dar.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2.) Die Beklagte hat den Antrag des Versicherungsnehmers vom 10. September 1976 nicht dadurch angenommen, da&#223; sie der Kl&#228;gerin die Leistungsabrechnung vom 21.&#160;Oktober 1976 zugesandt hat. Diese Abrechnung w&#252;rde sich allenfalls dann als Annahme darstellen, wenn die Beklagte darin bereits die entsprechend dem Antrage vom 10. September erh&#246;hte Pr&#228;mie berechnet h&#228;tte. Das ist aber nicht der Fall. Nach dem Vortrag der Beklagten handelt es sich bei dem abgesetzten Beitrag von 118,00 DM um die nach dem alten Vertrage noch zu zahlenden Pr&#228;mien f&#252;r die Monate September 1976 bis Januar 1977. Von der Richtigkeit dieses Vortrages ist auszugehen. Gem&#228;&#223; &#167; 2 AVB waren Jahresbeitr&#228;ge zu zahlen. Da im vorliegenden Fall das Versicherungsjahr jeweils zum 1. Februar begann und die letzte Monatsrate im August 1976 bezahlt worden war, waren noch die Raten f&#252;r September 1976 bis Januar 1977 zu zahlen. Das ergab bei einer unstreitigen Monatsrate von 23,60 DM eine Beitragsschuld von 5 x 23,60 DM = 118,00 DM. Die demgegen&#252;ber von der Kl&#228;gerin aufgestellte Behauptung, bei den 118,00 DM handle es sich um die neue Pr&#228;mie f&#252;r die Monate September und Oktober 1976, kann nicht richtig sein, denn die neue Pr&#228;mie betrug ausweislich des sog. Angebots der Beklagten vom 4.&#160;August&#160;1976 monatlich 49,35 DM.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">II. Der Kl&#228;gerin steht kein Anspruch aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; zu. Dieser Anspruch h&#228;tte zur Voraussetzung, da&#223; die Beklagte verpflichtet gewesen w&#228;re, den Antrag des Versicherungsnehmers vom 10. September 1976 mit tunlicher Beschleunigung zu pr&#252;fen, und da&#223; der Antrag wegen einer schuldhaften Verletzung dieser Pflicht nicht mehr rechtzeitig angenommen worden w&#228;re. Au&#223;erdem m&#252;&#223;te die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt berechtigt sein, den Anspruch geltend zu machen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">1.) Im gegebenen Fall ergeben sich bereits gegen das Vorliegen der zuletzt genannten Voraussetzung erhebliche Bedenken. Es erscheint zweifelhaft, ob sich die Bezugsberechtigung der Kl&#228;gerin ohne weiteres auch auf einen Schadensersatzanspruch aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; erstreckt, mag der Schadensersatz auch durch Anzahlung der Versicherungsleistung zu gew&#228;hren sein. Erfa&#223;t die Bezugsberechtigung aber nicht die Schadensersatzforderung, so steht der Anspruch aus Verschulden bei Vertragsschlu&#223; den Erben des Verhandlungspartners, also des Versicherungsnehmers, zu, wobei sich ihre Berechtigung zur Geltendmachung des letztlich nur bei der bezugsberechtigten Kl&#228;gerin entstandenen Schadens aus den Grunds&#228;tzen der Schadensliquidation im Drittinteresse ergibt (vgl. BGH VersR 75, 1090). Damit st&#228;nde der Kl&#228;gerin der geltend gemachte Schadensersatzanspruch nur zu, wenn sie Alleinerbin ihres Ehemannes w&#228;re oder wenn die Erben ihr den Anspruch abgetreten h&#228;tten. Diese Fragen k&#246;nnen aber letztlich dahin stehen, da auch die oben dargelegte erste Voraussetzung eines Schadensersatzanpruchs nicht gegeben ist. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">2.) Die Beklagte war nicht verpflichtet, den Antrag des Versicherungsnehmers mit tunlicher Beschleunigung zu pr&#252;fen. Sie durfte den Antrag auch bis Anfang Oktober 1976 unbearbeitet bei der Bezirksdirektion C liegen lassen. Es kommt daher weder darauf an, ob die Beklagte die unterbliebene Weiterleitung des Antrages zu vertreten hat, noch darauf, ob bei einer sofortigen ordnungsgem&#228;&#223;en Bearbeitung eine Annahme noch vor dem Tode des Versicherungsnehmers erfolgt w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">a) Auch im Versicherungsvertragsrecht k&#246;nnen nach allgemeiner Auffassung durch den Eintritt in Vertragsverhandlungen und das dadurch begr&#252;ndete vertrags&#228;hnliche Vertrauensverh&#228;ltnis Sorgfaltspflichten der Parteien entstehen, deren schuldhafte Verletzung zur Haftung nach Ma&#223;gabe des &#167; 276 BGB f&#252;hrt (BGH NJW 1966, 1407). Der blo&#223;e Eintritt in Vertragsverhandlungen hatte aber im vorliegenden Falle noch nicht die Verpflichtung der Beklagten zur Folge, den Versicherungsantrag beschleunigt zu pr&#252;fen. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">aa) Der Versicherungsnehmer hielt sich in seinem Antrag sechs Wochen vom Tage der Antragstellung an gebunden. Diese Bindungsfrist ist zugleich eine Annahmefrist i.S.d. &#167;&#160;148 BGB f&#252;r die Beklagte (BGH NJW 1975, 751). Der Ansicht der Kl&#228;gerin, die Gleichsetzung von Bindungs- und Annahmefrist gelte nicht, wenn der Antrag nicht auf Neuabschlu&#223;, sondern auf &#196;nderung eines Vertrages gerichtet sei, vermag der Senat sich nicht anzuschlie&#223;en. Die von der Kl&#228;gerin f&#252;r ihre Ansicht zitierte Stelle bei Pr&#246;lss/Martin (21. Aufl. &#167; 3 Anm. 3) trifft den vorliegenden Fall nicht. Wenn es dort unter Berufung auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH VersR 52, 37) sinngem&#228;&#223; hei&#223;t, da&#223; in Antragsvordrucken oder im Gesetz enthaltene Bindungs- bzw. Annahmefristen nur f&#252;r den Antrag auf Abschlu&#223; eines Versicherungsvertrages, aber nicht f&#252;r Antr&#228;ge auf &#196;nderung, Verl&#228;ngerung oder Aufhebung des Vertrages gelten, so wird damit nicht gesagt, da&#223; eine ausdr&#252;cklich in einem Antrag auf Vertrags&#228;nderung aufgenommene Bindungsfrist wirkungslos sei. An diese Bindungsfrist ist der Antragsteller vielmehr gebunden, was wiederum zur Folge hat, da&#223; eine Annahme nur in dieser Frist erfolgen kann.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">bb) Nach allgemeinem Vertragsrecht hat der Antragende kein Recht darauf, da&#223; sich der Empf&#228;nger innerhalb der f&#252;r die Annahme vorgesehenen Frist alsbald mit dem Antrage befa&#223;t und nach Pr&#252;fung die Annahme oder Ablehnung erkl&#228;rt. Dem Antragsgegner steht die volle Frist zur Verf&#252;gung. &#196;u&#223;ert er sich nicht, so ist der Antrag abgelehnt (&#167; 146 BGB). Der blo&#223;e Eintritt in Vertragsverhandlungen hat noch keine &#196;nderung dieser Rechtslage zur Folge (BGH NJW 1966, 1407). Etwas anderes gilt im allgemeinen auch nicht unter den besonderen Verh&#228;ltnissen bei Versicherungsantr&#228;gen. Zwar besteht hier die Gefahr, da&#223; der Antragsteller ein unter Umst&#228;nden lebenswichtiges Risiko nicht mehr rechtzeitig versichern kann, weil der Versicherer seinen Antrag im letzten Augenblick ablehnt oder sich &#252;berhaupt nicht &#228;u&#223;ert. Diese Konsequenz ist aber hinzunehmen, denn sie kann durch die Vereinbarung einer k&#252;rzeren Annahmefrist vermieden werden (BGH a.a.O.). Der Versicherer ist somit <u>grunds&#228;tzlich</u> befugt, die Annahmefrist voll auszusch&#246;pfen (BGH VersR 1975, 1090). Er kann den Antrag im letzten Augenblick annehmen oder ablehnen, er kann auch jede &#196;u&#223;erung unterlassen. Der Versicherer ist auch nicht verpflichtet, dem Antragsteller einen vor Ablauf der Annahmefrist gefa&#223;ten Entschlu&#223; &#252;ber die Ablehnung oder Annahme alsbald mitzuteilen (BGH NJW 1966, 1407). Aus alledem folgt, da&#223; die Beklagte hier grunds&#228;tzlich berechtigt war, den Antrag bis Anfang Oktober unbearbeitet liegen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">b) Das grunds&#228;tzliche Recht des Versicherers, die Annahmefrist voll auszunutzen, kann allerdings dann entfallen, wenn eine besondere Eilbed&#252;rftigkeit ersichtlich ist (BGH NJW 1966, 1407; VersR 1975, 1090). Daf&#252;r hat die Kl&#228;gerin jedoch nicht gen&#252;gend vorgetragen. Es sind keine Anhaltspunkte daf&#252;r vorhanden, da&#223; der Versicherungsnehmer auf einen alsbaldigen Abschlu&#223; entscheidenden Wert legte und dies zum Ausdruck gebracht h&#228;tte. Eine solche Situation h&#228;tte zum Beispiel vorgelegen, wenn der Versicherungsnehmer pl&#246;tzlich aus irgendwelchen Gr&#252;nden gezwungen gewesen w&#228;re, seine Familie f&#252;r den Fall seines Todes schnellstm&#246;glich durch den Abschlu&#223; einer Lebensversicherung zu versorgen. Allein aus der Tatsache, da&#223; die Vertrags&#228;nderung schon zum 1. September 1976 wirksam werden sollte, ergibt sich keine besondere Eilbed&#252;rftigkeit. Es ist zwar richtig, da&#223; der Versicherungsnehmer, w&#228;re der Vertrag zustande gekommen, die Pr&#228;mien schon seit dem 1.&#160;September&#160;1976 zu zahlen gehabt h&#228;tte, w&#228;hrend die Beklagte das Risiko fr&#252;hestens ab Abschlu&#223; des Vertrages getragen h&#228;tte. Bei einem gesunden jungen Versicherungsnehmer konnte die Beklagte jedoch davon ausgehen, da&#223; dieser die auf den Todes- und den Erlebensfall abgeschlossene Lebensversicherung zum Zwecke der Kapitalanlage zu erh&#246;hen w&#252;nschte und nicht, weil er mit der M&#246;glichkeit seines alsbaldigen Todes rechnete. Wird eine Lebensversicherung aber zum Zwecke der Kapitalanlage abgeschlossen, so ist ein fr&#252;herer Beginn des pr&#228;mienbelasteten Zeitraums durchaus von Vorteil. Durch die l&#228;ngere Laufzeit der Versicherung verringert sich die monatliche Beitragsbelastung und steigt die &#220;berschu&#223;beteiligung. Im vorliegenden Fall steht im &#252;brigen auch fest, da&#223; der &#196;nderungstermin lediglich deshalb auf den 1. September 1976 festgelegt wurde, weil das sog. Angebot der Beklagten vom 4. August 1976 die neuen Vertragsdaten auf der Grundlage dieses Termins enthielt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">c) Der Versicherer kann grunds&#228;tzlich auch dann verpflichtet sein, einen Antrag mit tunlicher Beschleunigung zu pr&#252;fen, wenn vertragliche Beziehungen schon bestehen, insbesondere also dann, wenn ein bestehender Vertrag ge&#228;ndert werden soll (Pr&#246;lss/Martin, 21. Aufl., &#167; 3 Anm. 5). Der Grund daf&#252;r ist, da&#223; den Versicherer wegen der bereits bestehenden Beziehungen gesteigerte Sorgfaltspflichten treffen. Obschon hier seit langem ein Lebensversicherungsvertrag zwischen den Parteien bestand, war die Beklagte jedoch nicht verpflichtet, den Antrag des Versicherungsnehmers beschleunigt zu bearbeiten. Der dargelegte Grundsatz gilt n&#228;mlich nicht, wenn f&#252;r den &#196;nderungsantrag eine Bindungsfrist (= Annahmefrist) bestimmt ist (Pr&#246;lss/Martin, 21. Aufl., &#167; 3 Anm. 5). Daf&#252;r spricht bereits die oben zu a) bb) dargelegte Regelung des allgemeinen Vertragsrechts. Au&#223;erdem besteht f&#252;r die Annahme einer Beschleunigungspflicht kein Bed&#252;rfnis. F&#252;r den Versicherungsnehmer war bei einiger Sorgfalt ohne weiteres erkennbar, da&#223; die Bearbeitung und Bescheidung seines Antrags sechs Wochen dauern konnte. Nach dem von der Beklagten entworfenen Antragsformular war er sechs Wochen gebunden, konnte also seinen Antrag in dieser Zeitspanne nicht zur&#252;ckziehen. An einer solchen Bindung konnte der Beklagten aber ersichtlich nur gelegen sein, wenn sie damit rechnete, da&#223; die Erledigung sechs Wochen dauern k&#246;nne. Unter diesen Umst&#228;nden h&#228;tte der Versicherungsnehmer, wenn er an einer Beschleunigung interessiert war, auf eine Abk&#252;rzung der Bindungsfrist dr&#228;ngen m&#252;ssen. Er konnte nicht erwarten, da&#223; die Beklagte die eigens in dem &#196;nderungsantrage beanspruchte Bearbeitungsfrist nicht in Anspruch nehmen w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">d) Unter Umst&#228;nden kann der Versicherer auch dann zu einer beschleunigten Pr&#252;fung eines Antrages verpflichtet sein, wenn die Anregung zu dem Antrage, was die Kl&#228;gerin im vorliegenden Fall behauptet, von dem Versicherer ausgegangen ist (KG JR 1972, 24). Das kann aber nur in ganz besonders gelagerten F&#228;llen zutreffen (Pr&#246;lss/Martin, 21. Aufl., &#167; 3 Anm. 5), f&#252;r die die Kl&#228;gerin nichts vorgetragen hat. Im hier gegebenen Fall war die Beklagte jedenfalls befugt, die sechsw&#246;chige Annahmefrist voll auszunutzen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">B. Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 97, 515 ZPO. Eine Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ist nicht erforderlich, da nach dem Ermessen des Senats die Revisionssumme unzweifelhaft nicht erreicht wird. Der Wert der Beschwer betr&#228;gt f&#252;r die Kl&#228;gerin 16.723,00 DM.</p>
316,028
ag-emmerich-am-rhein-1977-12-14-6-f-1177
{ "id": 654, "name": "Amtsgericht Emmerich am Rhein", "slug": "ag-emmerich-am-rhein", "city": 414, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
6 F 11/77
1977-12-14T00:00:00
2019-03-13T15:21:10
2019-03-27T09:41:36
Schlussurteil
ECLI:DE:AGKLE2:1977:1214.6F11.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die vor dem Standesbeamten in Rotterdam/Niederlande am </p> <p>17.09.1955 geschlossene Ehe der Parteien wird geschieden. </p> <p></p> <p> Der Antragsteller wird unter Abweisung im &#252;brigen verurteilt,</p> <p> an die Antragstellerin einen monatlichen Unterhaltsbetrag von</p> <p> 300,-- DM ab Rechtskraft zu zahlen, und zwar bis zum 5. </p> <p> Werktag eines jeden Monats im voraus.</p> <p></p> <p> Der Antrag der Antragsgegnerin, den Versorgungsausgleich</p> <p> durchzuf&#252;hren, wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p></p> <p> Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Parteien sind niederl&#228;ndische Staatsangeh&#246;rige.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 17.September 1955 vor dem Standesbeamten in Rotterdam/Niederlande die Ehe geschlossen. Der Antragsteller ist am 25. Oktober 1930 geboren, die Antragsgegnerin am 15. September 1922. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien ist kinderlos geblieben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Parteien leben seit Mitte Juli 1976 getrennt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat einen monatlichen Durchschnittsverdienst von ca. 1.270,-- DM. Kosten f&#252;r Miete, Heizung, Lebensversicherung und Unfallversicherung fallen in H&#246;he von insgesamt 390,-- DM monatlich an.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> die vor dem Standesbeamten in Rotterdam/Niederlande am </p> <span class="absatzRechts">8</span><ol class="absatzLinks" start="1955"><li>geschlossene Ehe der Parteien zu scheiden.</li></ol> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin stellt hierzu keinen Antrag.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat ihre Zustimmung zu Protokoll erkl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> den Beklagten zu verurteilen, an sie ab Rechtskraft</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> des Scheidungsurteils einen monatlichen Unterhaltsbeitrag </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> in H&#246;he von 400,-- DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt, </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">diesen Antrag abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin beantragt ferner, </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> den Versorgungsausgleich durchzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, da&#223; trotz der niederl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigkeit der beiden Parteien bez&#252;glich des Versorgungsausgleiches deutsches materielles Recht zur Anwendung kommen m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> diesen Antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er ist der Meinung, da beide Parteien Niederl&#228;nder seien, k&#246;nne auch nur niederl&#228;ndisches Recht Anwendung finden. Da das niederl&#228;ndische Recht einen Versorgungsausgleich nicht kenne, k&#246;nne dar&#252;ber auch keine Entscheidung ergehen. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat Beweis erhoben durch Vernehmung der Parteien. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird Bezug genommen auf die Sitzungsniederschrift vom 30.11.1977 (Blatt 65 / 66 d. A.)</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Ehe der Parteien war gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1565 Absatz 1, 1566 Absatz 1 BGB zu scheiden. Die Parteien haben &#252;bereinstimmend glaubw&#252;rdig ausgesagt, sie lebten seit Juli 1976 getrennt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragsgegnerin, den Antragsteller zur Zahlung eines monatlichen Unterhaltsbeitrages von 400,-- DM zu verurteilen, hat nur teilweise Erfolg. Die Antragsgegnerin hat einen Anspruch gegen den Antragsteller auf Zahlung eines monatlichen Unterhaltsbeitrages in H&#246;he von 300,-- DM. Im &#252;brigen war der Antrag unbegr&#252;ndet und somit abzuweisen. Da die Parteien Niederl&#228;nder sind, bestimmt sich der Unterhaltsanspruch nach niederl&#228;ndischem Recht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das niederl&#228;ndische Recht und die niederl&#228;ndische Rechtsprechung bestimmen die Unterhaltsh&#246;he nach Billigkeitsgesichtspunkten, und zwar ausgehend von den Bed&#252;rfnissen des Unterhaltsverpflichteten. In Anwendung dieser Grunds&#228;tze erschien dem Gericht ein monatlicher Unterhaltsbeitrag von 300,-- DM angemessen. Dem Antragsteller verbleibt nach Abzug seiner festen monatlichen Unkosten in H&#246;he von 390,-- DM ein Freibetrag von 580,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Eine Unterhaltsberechnung in der hier vorgenommenen Weise, die bei niedrigem Einkommen das Entstehen einer Bed&#252;rftigkeit auf beiden Seiten vermeidet, kann nach Auffassung des Gerichts nicht als mit deutschen Rechtsgrunds&#228;tzen unvereinbar angesehen werden. Sie wird &#252;berdies gedeckt durch die Entscheidung des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf in NJW 1977 Seite 392, wonach dem Verpflichteten neben einem Freibetrag von 600,-- DM auch die Mittel f&#252;r Miete und feste Unkosten verbleiben sollen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Antragsgegnerin, den Versorgungsausgleich durchzuf&#252;hren, war zur&#252;ckzuweisen. Das Gericht vermag sich der vom Plagemann im NJW 1977 Seite 1989 ff. vertretenen Auffassung, auch bei ausl&#228;ndischen Ehegatten, die in Deutschland wohnen und der deutschen Sozialversicherung angeh&#246;ren, m&#252;sse ein Versorgungsausgleich stattfinden, nicht anzuschlie&#223;en. Diese Auffassung findet im Gesetz keinerlei St&#252;tze. Nach Auffassung des Gerichts f&#252;hrt die von Plagemann vertretene Meinung vielmehr zu einem Versto&#223; gegen die Vorschriften der Artikel 15 und 17 EGBGB.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Aus diesen Vorschriften ergibt sich, da&#223; zur Entscheidung dieses Rechtsstreits ausschlie&#223;lich niederl&#228;ndisches Recht Anwendung finden kann.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Es ist daher auch keine Gesetzesl&#252;cke vorhanden, die es im Wege der Rechtsprechung auszuf&#252;llen hie&#223;e, um derart unbefriedigende Ergebnisse wie im hier vorliegenden Fall zu vermeiden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Auch vermag die Auffassung der Antragsgegnerin, das hier notwendig anzuwendende deutsche formelle Recht zwinge zu einer Entscheidung &#252;ber den Versorgungsausgleich, nicht zu &#252;berzeugen. Die Anwendung des &#167; 624 ZPO h&#228;tte nur dann zur Einbeziehung des Versorgungsausgleichs in den Entscheidungsverbund f&#252;hren k&#246;nnen, wenn auch das anzuwendende ausl&#228;ndische materielle Recht das Institut des Versorgungsausgleichs kennen w&#252;rde. Das niederl&#228;ndische Recht kennt dieses Institut jedoch nicht. Der Antrag konnte daher keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 93 a Absatz 1 ZPO.</p>
316,029
olgham-1977-12-09-20-w-2977
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 W 29/77
1977-12-09T00:00:00
2019-03-13T15:21:13
2019-03-27T09:41:36
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:1209.20W29.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Entscheidung &#252;ber das Armenrechtsgesuch des Kl&#228;gers an das Landgericht Bielefeld zur&#252;ckverwiesen.</p> <p>Die Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei. Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet nicht statt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I)</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Nachla&#223;verwalter &#252;ber das Verm&#246;gen der am 8. Januar 1975 verstorbenen Eheleute ... und .... Der verstorbene Ehemann ... hatte bei der Beklagten eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Auf dem von ihm am 10. September 1965 unterzeichneten Versicherungsantrag hei&#223;t es:</p> <br /><span class="absatzRechts">4</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Hiermit wird Versicherungsschutz als Privatperson nach Ma&#223;gabe der Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung und der sonstigen gesetzlichen Bestimmungen im Umfange der auf der R&#252;ckseite abgedruckten Erl&#228;uterungen beantragt.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In den Erl&#228;uterungen zum Versicherungsantrag hei&#223;t es unter Ziff. I:</p> <br /><span class="absatzRechts">6</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Die Versicherung umfa&#223;t - mit Ausnahme der Gefahren eines Betriebes, eines Berufs, eines Amts (auch Ehrenamts), einer verantwortlichen Bet&#228;tigung in Vereinigungen aller Art oder einer ungew&#246;hnlichen und gef&#228;hrlichen Besch&#228;ftigung - die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers</i> <i>1) als Privatperson aus den Gefahren des t&#228;glichen Lebens ...</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dem Versicherungsvertrag lagen die Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Haftpflichtversicherung (AHB) zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer war gelernter Musikinstrumentenbauer und in diesem Beruf bis Anfang 1956 t&#228;tig. Er war sodann bis zu seinem Tode als Dreher bei der Firma ... in ... besch&#228;ftigt. Seit dem 13. Dezember 1967 war er im Besitz eines Wandergewerbescheines, der sich auf das "Feilbieten und den Ankauf von Musikinstrumenten und Zubeh&#246;r, Elektroger&#228;ten und Schallplatten" erstreckte. Weiter war der Versicherungsnehmer Mitglied der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr ....</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Versicherungsnehmer wohnte bis zu seinem Tode in einer Mietwohnung in .... Im Keller dieses Hauses, dessen Eigent&#252;mer sein Schwager war, hatte er sich einen "Bastelraum" eingerichtet. Dort reparierte er nicht nur seine eigenen Musikinstrumente, sondern auch Instrumente - vorwiegend Blasinstrumente - seiner Kameraden von der Feuerwehrkapelle. Wenigstens gelegentlich reparierte er auch gegen Entgelt Instrumente Dritter, mit denen er in Aus&#252;bung des nebenberuflichen Wandergewerbes in Kontakt gekommen war. Zur Reparatur der Blasinstrumente waren h&#228;ufig L&#246;tarbeiten erforderlich, die der Versicherungsnehmer mit Hilfe einer an eine Propan-Gasflasche angeschlossenen L&#246;tpistole vornahm.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 8. Januar 1975 gegen 0.50 Uhr kam es in dem vom Versicherungsnehmer bewohnten Hause zu einer Explosion, durch die das gesamte Haus fast vollst&#228;ndig zerst&#246;rt wurde. Von den 5 Hausbewohnern kamen drei ums Leben, n&#228;mlich der Versicherungsnehmer, seine Ehefrau und seine Schwiegermutter. Der 14-j&#228;hrige Sohn des Versicherungsnehmers sowie der Hauseigent&#252;mer, der sein Schwager war, kamen mit Verletzungen davon. Nach den Feststellungen des Sachverst&#228;ndigen ..., der im Ermittlungsverfahren 46 (5) Js 79/75 StA Bielefeld mit der Untersuchung der Ungl&#252;cksursache beauftragt war, ist die Explosion darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; aus der im Bastelkeller befindlichen Propan-Gasflasche, und zwar durch das Ventil der daran angeschlossenen L&#246;tpistole, Gas ausgestr&#246;mt und durch den Kontaktfunken einer elektrischen Schalteinrichtung (&#214;lfeuerungsanlage oder Radiator mit automatischer Temperaturschaltung im Bastelkeller) gez&#252;ndet worden ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 19. Februar 1976 lehnte die Beklagte die &#220;bernahme des Versicherungsschutzes f&#252;r den durch das Explosionsungl&#252;ck entstandenen Schaden ab mit der Begr&#252;ndung, die geltend gemachten Anspr&#252;che seien auf eine T&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers zur&#252;ckzuf&#252;hren, die mit seinem nebenberuflich betriebenen Wandergewerbe im Zusammenhang st&#252;nden. Dadurch verursachte Sch&#228;den fielen nicht unter den Versicherungsschutz der Privathaftpflichtversicherung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat daraufhin Klage erhoben, zun&#228;chst mit dem Antrag auf Zahlung von 110.000 DM. Mit Schriftsatz vom 16. Februar 1977 hat er den Antrag angek&#252;ndigt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, ihn von einer Inanspruchnahme durch</p> <br /><span class="absatzRechts">14</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>a)</td> <td>den gesch&#228;digten Hauseigent&#252;mer ... in H&#246;he von 79.474,20 DM,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>b)</td> <td>die Betriebskrankenkasse ... in H&#246;he von 30.525,80 DM durch Zahlung zu befreien.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Er begehrt f&#252;r diese Klage das Armenrecht. Das Landgericht hat die Bewilligung des Armenrechts abgelehnt mit der Begr&#252;ndung, die beabsichtigte Rechtsverfolg biete keine hinreichende Aussicht auf Erfolg. Der Haftpflichtfall sei auf die Gefahren eines Betriebs des Versicherungsnehmers zur&#252;ckzuf&#252;hren und deshalb vom Versicherungsschutz nicht umfa&#223;t. Die explodierte Gasflasche nebst L&#246;tkolben habe der Versicherungsnehmer n&#228;mlich zur Reparatur von Musikinstrumenten benutzt, mit der er sich auch im Rahmen seines Wandergewerbes besch&#228;ftigt habe.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><b>II)</b></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die gegen diesen Beschlu&#223; gerichtete Beschwerde des Kl&#228;gers ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach dem bisherigen Sachstand, insbesondere dem Inhalt der Ermittlungsakten, lassen sich sichere Feststellungen dazu, ob die Gefahr, die sich durch die Explosion des Propangases realisierte, dem privaten oder beruflichen und gewerblichen Lebensbereich des Versicherungsnehmers zuzuordnen ist, nicht treffen. Die Propangasflasche im "Bastelkeller" mit der daran angeschlossenen L&#246;tapparatur wurde vom Versicherungsnehmer in erster Linie zur Reparatur von Musikinstrumenten benutzt. Jedenfalls ist von einem anderen Verwendungszweck auch den schon vernommenen Zeugen nichts bekannt gewesen. Aus den Ermittlungsakten ergibt sich ebenfalls kein Anhalt f&#252;r eine andere Verwendung. Bei den Musikinstrumenten, die der Versicherungsnehmer reparierte, kann es sich einmal um seine eigenen, &#252;ber deren Art und Anzahl nichts bekannt ist, zum anderen um diejenigen seiner Kameraden von der Feuerwehrkapelle und schlie&#223;lich um solche gehandelt haben, die er im Rahmen seines nebenberuflichen Wandergewerbes instandsetzte oder besch&#228;digt aufkaufte und wiederherstellte. Worauf dabei das Schwergewicht lag, ist nicht bekannt. Insbesondere ist nicht feststellbar, ob die Reparaturarbeiten, die er im Rahmen seines Wandergewerbes ausf&#252;hrte, einen nennenswerten Umfang einnahmen. Auch nach Darstellung der Beklagten ist bei dem Explosionsungl&#252;ck, soweit feststellbar, nur ein einziges Instrument besch&#228;digt worden, das der Versicherungsnehmer seinerzeit im Rahmen seines Wandergewerbes zur Reparatur angenommen hatte. Es ist also m&#246;glich, da&#223; der Schwerpunkt der Benutzung der L&#246;tapparatur auf der Reparatur der Instrumente der Feuerwehrkapelle einschlie&#223;lich der eigenen Instrumente des Versicherungsnehmers lag. Angesichts dieser auf tats&#228;chlichem Gebiet liegenden Zweifel ist jedenfalls nach dem gegenw&#228;rtigen Sachstand nicht abschlie&#223;end zu kl&#228;ren, ob die T&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers, die zu dem Ungl&#252;ck f&#252;hrte, dem vom Versicherungsvertrag gedeckten privaten oder dem nicht abgesicherten beruflichen und gewerblichen Bereich zuzuordnen ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten ist zun&#228;chst nicht jede T&#228;tigkeit eine berufliche, die bestimmte Fertigkeiten erfordert, die der Versicherungsnehmer im Rahmen seines beruflichen Werdeganges erworben hat. Es kommt vielmehr darauf an, ob der Versicherungsnehmer etwaige in seinem Beruf erworbene F&#228;higkeiten in einem Rahmen einsetzt, der bei vern&#252;nftiger Betrachtung in den beruflichen T&#228;tigkeitsbereich einzuordnen ist. Repariert z.B. ein Ingenieur auf einer Abendgesellschaft ein defekt gewordenes Radio, um weiter tanzen zu k&#246;nnen, so wird er, auch wenn er dabei seine beruflich erworbenen Fertigkeiten einsetzt, privat als Gast und nicht beruflich t&#228;tig (so Wussow AHB, &#167;4 Anm. 51, 3). Andererseits wird allgemein die Auffassung vertreten, da&#223; eine berufliche oder gewerbliche T&#228;tigkeit im Sinne der Haftpflichtversicherung auch dann vorliegt, wenn sie im Einzelfall aus privaten oder freundschaftlichen Motiven ausge&#252;bt wird (z.B. handelt ein Radiomonteur, der seinem Freund abends aus Gef&#228;lligkeit einen Radioapparatausbessert, im Rahmen seiner gewerblichen T&#228;tigkeit, vgl. Wussow a.a.O. Anm. 50).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall befa&#223;te sich der Versicherungsnehmer, von Beruf Dreher, im Nebenberuf mit dem "Feilbieten und dem Ankauf von Musikinstrumenten und Zubeh&#246;r, Elektroger&#228;ten und Schallplatten" (so der Inhalt des Wandergewerbescheines). Es liegt nahe, da&#223; sich unter den angekauften Instrumenten auch gelegentlich reparaturbed&#252;rftige befanden. Die Reparatur solcher Instrumente fiel ebenso in den beruflichen Bereich des Versicherungsnehmers wie die Reparatur im Auftrage Dritter, auch wenn es sich bei dieser T&#228;tigkeit nur um eine nebenberufliche handelte. H&#228;tte der Versicherungsnehmer dann, wenn das Schwergewicht seiner T&#228;tigkeit auf diesem nebenberuflichen Gebiet lag, aus Gef&#228;lligkeit in seinem Werkstattraum auch einmal ein Instrument eines Kollegen von der Feuerwehrkapelle repariert, so w&#228;re dies seiner beruflichen oder gewerblichen T&#228;tigkeit zuzuordnen, denn er h&#228;tte seine beruflichen Fertigkeiten und die zum Zwecke der Berufsaus&#252;bung angeschafften Ger&#228;te und Werkzeuge eingesetzt, wenn auch aus privaten Motiven und ohne die Absicht, einen Gewinn zu erzielen. Etwas anderes gilt jedoch dann, wenn, was hier m&#246;glich erscheint, das Schwergewicht der Bastelt&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers darauf lag, da&#223; er die Instrumente der Mitglieder der Feuerwehrkapelle in Ordnung brachte, ohne daf&#252;r ein Entgelt zu erhalten, wobei belohnende Geschenke der Eigent&#252;mer im &#252;blichen Rahmen (Flasche Schnaps, Zigaretten o.&#228;.) wohl als Entgelt anzusehen w&#228;ren. Dann wurde die T&#228;tigkeit des Versicherungsnehmers, f&#252;r die er seine urspr&#252;nglich beruflich erworbenen F&#228;higkeiten und die gekauften Ger&#228;te, einsetzte, in der Hauptsache aus privaten Motiven und zu privaten Zwecken ausgef&#252;hrt. Eine solche T&#228;tigkeit kann dann nicht mehr dem beruflichen Bereich zugeordnet werden, da nicht dort, sondern in der privaten Sph&#228;re als Mitglied der Feuerwehrkapelle das Schwergewicht des T&#228;tigkeitsbereichs des Versicherungsnehmers bei seinen Arbeiten an Musikinstrumenten lag. Zumindest bedarf diese Rechtsfrage der Kl&#228;rung im ordentlichen Verfahren mit der M&#246;glichkeit der vollen Aussch&#246;pfung des Instanzenzuges.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Besteht die M&#246;glichkeit, da&#223; das Schwergewicht der Verwendung der L&#246;tapparatur im privaten Bereich lag, ohne da&#223; dies - wie es nach dem gegenw&#228;rtigen Sachstand der Fall ist - eindeutig abzukl&#228;ren ist, so ist die Beklagte verpflichtet, aus dem Versicherungsvertrag Deckungsschutz zu gew&#228;hren. Nach den Erl&#228;uterungen zum Versicherungsantrag, auf die im Antrag zur Bestimmung des Inhalts des Vertrages ausdr&#252;cklich Bezug genommen wird, und die daher Vertragsinhalt geworden sind (vgl. BGH VersR 77, 468), umfa&#223;t die Versicherung die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers aus den im einzelnen aufgef&#252;hrten Tatbest&#228;nden mit Ausnahme der Gefahren eines Betriebes eines Berufs usw.. Soweit es sichum die Gefahren eines Betriebes oder Berufes handelt, liegt nach der ausdr&#252;cklichen Formulierung der Vertragsinhalt gewordenen Erl&#228;uterungen also ein Ausnahmetatbestand vor und handelt es sich nicht um eine prim&#228;re Risikobegrenzung. Die Voraussetzungen eines Ausnahmetatbestandes sind aber von der Beklagten zu beweisen. Dies wird durch folgende &#220;berlegung gest&#252;tzt: Besteht neben einer Privathaftpflichtversicherung bei einer anderen Versicherungsgesellschaft eine Berufs- oder (und) Betriebshaftpflichtversicherung, so kann die Unm&#246;glichkeit der Aufkl&#228;rung der tats&#228;chlichen Voraussetzungen der Haftung aus einem Versicherungsvertrag nicht dazu f&#252;hren, da&#223; der Versicherungsnehmer nunmehr aus keiner Versicherung eine Entsch&#228;digung bekommt, obwohl sicher feststeht, da&#223; ihm jedenfalls aus einem der Versicherungsvertr&#228;ge eine Entsch&#228;digung geb&#252;hrt. Der Vermeidung derartiger unbilliger Ergebnisse dient die Regelung in den Erl&#228;uterungen zum Versicherungsantrag, wonach die Gefahren des Berufs und Gewerbes einen - vom Versicherer zu beweisenden - Ausnahmetatbestand darstellen, so da&#223; dann, wenn sich tats&#228;chlich nicht aufkl&#228;ren l&#228;&#223;t, ob ein Schaden aus dem privaten oder beruflichen Lebensbereich resultiert, jedenfalls eine Haftung aus der Privathaftpflichtversicherung besteht. Die Unaufkl&#228;rbarkeit des Sachverhaltes, hier der Frage, ob die L&#246;tapparatur vorwiegend beruflichen oder privaten Zwecken diente, geht dann zu Lasten des Versicherers.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wird allerdings seinen Klageantrag zu &#252;berpr&#252;fen haben. Er hat in seinem bisherigen Antrag Haftpflichtanspr&#252;che des Hauseigent&#252;mers Leicht und auf die Betriebskrankenkasse Bertelsmann &#252;bergegangene Haftpflichtanspr&#252;che gegen den Ehemann Eser, die nach seiner Ansicht begr&#252;ndet sind, ziffernm&#228;&#223;ig festgelegt und insoweit Freistellung durch Zahlung dieser Betr&#228;ge verlangt. Der versicherungsrechtliche Deckungsanspruch in der Haftpflichtversicherung, der auf Freistellung von begr&#252;ndeten und Abwehr unbegr&#252;ndeter Anspr&#252;che geht, kann in der Regel zun&#228;chst nur unbeziffert, d.h. zweckm&#228;&#223;igerweise mit der Feststellungsklage (Feststellung, da&#223; der Versicherer verpflichtet sei, Versicherungsschutz f&#252;r einen bestimmten Schadensfall zu gew&#228;hren) geltend gemacht werden (OLG Hamm in VersR 75/173). Dieser Versicherungsanspruch wandelt sich erst dann in einen bezifferbaren Zahlungsanspruch um, wenn der Haftpflichtanspruch durch rechtskr&#228;ftiges Urteil, Vergleich oder Anerkenntnis festgestellt ist (&#167;156 Abs. 2 VVG). Entsprechendes k&#246;nnte gelten, wenn der Haftpflichtanspruch nach Grund und H&#246;he zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer unstreitig ist und die Parteien nur dar&#252;ber streiten, ob der berechtigte Haftpflichtanspruch unter den Deckungsbereich des Versicherungsvertrages f&#228;llt. Es ist nicht ersichtlich, da&#223; im vorliegenden Fall einer der Haftpflichtanspr&#252;che auf diese Weise festgelegt worden ist. Vor einer solchen Festlegung kann im Deckungsproze&#223; kein bezifferter Anspruch geltend gemacht werden. Das w&#252;rde dem Trennungsprinzip widersprechen (Pr&#246;l&#223;-Martin, 21. Aufl., Anm. 5 zu &#167;149 VVG). Im Deckungsproze&#223; kann in der Regel nicht entschieden werden, ob und in welcher H&#246;he Haftpflichtanspr&#252;che gegen den Versicherten begr&#252;ndet sind. Entscheidend ist allein, da&#223; Haftpflichtanspr&#252;che gegen ihn geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergibt sich aus &#167;&#167;1 GKG i.V.m. Nr. 1271 des Kostenverzeichnisses, 118 a Abs. 4 ZPO.</p>
316,030
olgham-1977-11-24-2-wf-36377
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 WF 363/77
1977-11-24T00:00:00
2019-03-13T15:21:14
2019-03-27T09:41:36
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:1124.2WF363.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten der Antragstellerin nach einem Streitwert von 2.000,- DM zur&#252;ckgewiesen. Jedoch werden au&#223;ergerichtliche Kosten nicht erstattet.</p> <p>Der Antrag der Antragstellerin, ihr f&#252;r das Beschwerdeverfahren das Armenrecht zu bewilligen, wird abgelehnt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben am 13.5.1973 geheiratet. Aus der Ehe ist ein Kind hervorgegangen, das am ... geboren ist. Seit Juli 1977 leben die Parteien getrennt. Die Antragstellerin lebt mit einem anderen Mann zusammen, den sie nach der Scheidung heiraten will.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Beide Parteien haben Antrag auf Scheidung gestellt und wechselseitig um Abweisung des gegnerischen Scheidungsantrags gebeten. Sie sind beide der Ansicht, da&#223; ihre Ehe gescheitert sei, und halten die Fortsetzung der Ehe aus Gr&#252;nden in der Person des jeweils anderen Teils f&#252;r eine unzumutbare H&#228;rte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin behauptet: Der Antragsgegner habe zun&#228;chst ein ehebrecherisches Verh&#228;ltnis zu ihrer (der Antragstellerin) Schwester unterhalten, die er auch habe heiraten wollen, und lebe nunmehr seit einiger Zeit mit einem 15 (oder 16) Jahre alten M&#228;dchen in der Ehewohnung zusammen. Schon vor Jahresfrist habe er sie zum Partnertausch und zum Gruppensex mit den Eheleuten .... - ihrer Schwester und deren Ehemann - aufgefordert, was sie (die Antragstellerin) jedoch abgelehnt habe. Um aus diesem "Sump" herauszukommen, habe sie sich dem Mann zugewandt, mit dem sie jetzt zusammenlebe. Der Antragsgegner habe sich ausdr&#252;cklich damit einverstanden erkl&#228;rt, da&#223; sie mit diesem Mann ein intimes Verh&#228;ltnis anfange.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner bestreitet das alles. Er r&#228;umt lediglich ein, zweimal mit der Schwester der Antragstellerin geschlechtlich verkehrt zu haben, behauptet aber, da&#223; es in der Folgezeit noch wiederholt zum ehelichen Verkehr gekommen sei. Zur Begr&#252;ndung seines eigenen Scheidungsantrags beruft er sich darauf, da&#223; die Antragstellerin mit einem anderen Mann zusammenlebe, zu dem sie, wenn auch mit Unterbrechungen, seit nunmehr drei Jahren intime Beziehungen unterhalte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin hat hierauf erwidert, der Antragsgegner sei schon seit langer Zeit, wenn auch nicht seit drei Jahren, ausdr&#252;cklich damit einverstanden gewesen, da&#223; sie sich diesem Manne zuwende; das habe der Antragsgegner ihr erst verbieten wollen, als sie den Partnertausch abgelehnt habe.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat der Antragstellerin das Armenrecht lediglich f&#252;r den Antrag auf Abweisung des Scheidungsantrags des Antragsgegners bewilligt. F&#252;r den eigenen Scheidungsantrag hat es ihr das Armenrecht durch den angefochtenen Beschlu&#223; vom 15.9.1977 mangels hinreichender Erfolgsaussicht verweigert.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Beschwerde der Antragstellerin, die au&#223;erdem beantragt, ihr f&#252;r das vorliegende Beschwerdeverfahren das Armenrecht zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde gegen den das Armenrecht verweigernden Beschlu&#223; ist zul&#228;ssig (&#167; 127 ZPO), aber nicht begr&#252;ndet. Zu Recht hat das Amtsgericht der Antragstellerin das Armenrecht f&#252;r ihren eigenen Scheidungsantrag verweigert, weil die Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet (&#167; 114 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da die Parteien noch nicht ein Jahr getrennt leben, k&#246;nnte die Antragstellerin die Scheidung der Ehe nur dann verlangen, wenn die Fortsetzung der Ehe f&#252;r sie aus Gr&#252;nden, die in der Person des Antragsgegners liegen, eine unzumutbare H&#228;rte darstellen w&#252;rde (&#167; 1565 II BGB). Das wird sich nicht feststellen lassen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach der Auffassung des Senats ist &#167; 1565 II BGB auch dann anzuwenden, wenn - wie im vorliegenden Fall - <u>beide</u> Ehegatten die Scheidung erstreben. Die entgegengesetzte Meinung, die teilweise im Schrifttum vertreten wird (Palandt-Diederichsen, BGB, 36. Aufl., &#167; 1565 Anm. 4; Erman-Ronke, BGB, Nachtragsheft zur 6. Aufl.; Neues Familienrecht, &#167; 1565 Rdz. 14), l&#228;&#223;t sich weder aus dem Gesetzeswortlaut noch aus dem Gesetzeszweck begr&#252;nden. Durch die Regelung in &#167; 1565 II BGB sollte nicht allein die M&#246;glichkeit verhindert werden, eine einseitige Aufk&#252;ndigung der Ehe vor Ablauf des Trennungjahres herbeizuf&#252;hren, sondern es sollte auch ganz allgemein die Scheidung vor Ablauf dieser Frist erschwert werden (vgl. OLG Stuttgart, FamRZ 1977, 646 = NJW 1977, 1542; OLG K&#246;ln, FamRZ 1977, 717; OLG D&#252;sseldorf, Beschl&#252;sse vom 26.10.1977 - 2 WF 182/77 - und 28.10.1977 - 1 WF 149/77 -). Begehren beide Ehegatten die Scheidung, so ist f&#252;r jeden von ihnen zu pr&#252;fen, ob die Fortsetzung der Ehe f&#252;r ihn aus Gr&#252;nden in der Person des anderen eine unzumutbare H&#228;rte darstellt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ob die Gr&#252;nde in der Person des anderen Ehegatten so schwerwiegend sind, da&#223; der Portbestand der Ehe - sei es auch nur dem Bande nach und auch nur f&#252;r die Dauer eines Jahres - f&#252;r den die Scheidung begehrenden Ehegatten eine unzumutbare H&#228;rte darstellt, beurteilt sich danach, wie dieser das Verhalten des anderen empfindet. Aus <u>seiner</u> Sicht mu&#223; die Grundlage der auf gegenseitiger Achtung, Treue und Liebe aufgebauten Ehe nachhaltig beeintr&#228;chtigt sein. Das ist in aller Regel der Fall bei schweren Verletzungen der ehelichen Treue durch ein ehebrecherisches Verh&#228;ltnis, ohne da&#223; es darauf ankommt, ob und inwieweit dieses bereits in der &#214;ffentlichkeit bekannt geworden ist (so auch OLG D&#252;sseldorf, Beschlu&#223; vom 26.10.1977 - 2 WF 182/77, gegen OLG K&#246;ln, Beschlu&#223; vom 1.9.1977 - 21 WF 171/77). Selbst Verhaltensweisen, die &#252;berhaupt nicht nach au&#223;en gedrungen sind und an denen dritte Personen &#252;berhaupt nicht beteiligt sind - etwa Mi&#223;handlungen und grobe Ehrverletzungen - k&#246;nnen den verletzten Ehegatten so schwer treffen, da&#223; der Fortbestand des Ehebandes f&#252;r ihn, sei es auch nur bis zum Ablauf der Jahresfrist, eine unzumutbare H&#228;rte bedeutet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der vorliegende Fall ist dadurch gekennzeichnet, da&#223; die Antragstellerin, die dem Antragsgegner sexuelles Fehlverhalten, insbesondere ehebrecherische Beziehungen zu zwei Frauen, vorwirft, selbst in einem ehe&#228;hnlichen Verh&#228;ltnis mit einem anderen Mann lebt. Eigene Verfehlungen schlie&#223;en zwar auch im Rahmen des &#167; 1565 II BGB die M&#246;glichkeit einer Scheidung aus Gr&#252;nden in der Person des anderen Ehegatten nicht notwendig aus. Voraussetzung ist aber auch hier, da&#223; die Gr&#252;nde noch als so schwerwiegend empfunden werden, da&#223; sie den Fortbestand der Ehe als H&#228;rte erscheinen lassen, die sich zudem noch als unzumutbar erweisen mu&#223;. Dahingehenden Feststellungen werden sich bei wechselseitigem ehebrecherischen Verhalten vielfach nicht treffen lassen, jedenfalls dann nicht, wenn - wie im vorliegenden Fall - der die Scheidung begehrende Ehegatte bereits in einem ehe&#228;hnlichen Dauerverh&#228;ltnis mit einem Partner lebt, den er nach der Scheidung heiraten will. Dann sprechen die Umst&#228;nde regelm&#228;&#223;ig daf&#252;r, da&#223; ihm das gleichartige Verhalten des anderen Ehegatten nicht mehr sonderlich verletzt, da&#223; ihn vielmehr der Fortbestand des Ehebandes allein deshalb so stark belastet, weil er den neuen Partner noch nicht heiraten kann. Das aber ist eine H&#228;rte aus Gr&#252;nden in der eigenen Person und nicht in der Person des anderen Ehegatten. Darauf, ob diese H&#228;rte zumutbar ist oder nicht, kommt es nicht an.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine andere Beurteilung kann ausnahmsweise in Betracht kommen, wenn die Gr&#252;nde in der Person des anderen Ehegatten bereits vorlagen, als der die Scheidung begehrende Ehegatte seinerseits Beziehungen zu einem anderen Partner aufnahm. In einem solchen Fall k&#246;nnen diese Gr&#252;nde unter Umst&#228;nden einmal derart fortwirken, da&#223; trotz des eigenen ehebrecherischen Verhaltens eine Scheidung vor Ablauf des Trennungsjahres immer noch gerechtfertigt erscheint. In diese Richtung zielt der Vortrag der Antragstellerin, der Antragsgegner habe ihr Partnertausch und Gruppensex angesonnen; sie habe sich dem anderen Mann zugewandt, um aus diesem "Sumpf" herauszukommen. Diese Motivierung der Antragstellerin f&#252;r ihre Abwendung von dem Antragsgegner erscheint indes nach Lage der Dinge wenig glaubhaft, und auch nicht beweisbar, insbesondere wenn man ber&#252;cksichtigt, da&#223; sie sich nach ihrem eigenen Vorbringen schon vor l&#228;ngerer Zeit mit diesem anderen Mann eingelassen hat. Auch wenn der Antragsgegner hiermit tats&#228;chlich einverstanden gewesen sein sollte, vermag der Senat unter den obwaltenden Umst&#228;nden nicht festzustellen, da&#223; der Fortbestand der Ehe f&#252;r die Antragstellerin aus den von ihr behaupteten Gr&#252;nden in der Person des Antragsgegners eine unzumutbare H&#228;rte darstellt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Antragstellerin kann das Armenrecht auch nicht f&#252;r das vorliegende Beschwerdeverfahren bewilligt werden. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob eine Gew&#228;hrung des Armenrechts f&#252;r das Armenrechtsverfahren selbst &#252;berhaupt zul&#228;ssig ist; denn es fehlt auch insoweit auf jeden Fall an den Erfolgsaussichten.</p>
316,031
olgham-1977-11-11-15-w-42577
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 425/77
1977-11-11T00:00:00
2019-03-13T15:21:16
2019-03-27T09:41:36
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:1111.15W425.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Auf die - erste - Beschwerde werden die Beschl&#252;sse des Amtsgerichts Gelsenkirchen - Grundbuchamt - vom 3. und 26. August 1977 aufgehoben.</p> <p>Das Grundbuchamt wird angewiesen, die beantragte Grundbuchberichtigung - betreffend den &#220;bergang des Erbteils des Kaufmanns Heinrich We&#223;ling auf dessen Ehefrau, die Beteiligte zu 1) - einzutragen.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><u>Gr&#252;nde:</u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>A.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sachverhalts wird zun&#228;chst auf die ausf&#252;hrliche Darstellung im angefochtenen Beschlu&#223; Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zu erg&#228;nzen ist folgendes:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht - Grundbuchrechtspfleger - hat, nachdem die mit der Zwischenverf&#252;gung vom 18. April 1977 gesetzte Frist von 2 Monaten verstrichen war, zun&#228;chst durch Beschlu&#223; vom 3. August 1977 "den Antrag der Ehefrau" xxx aus der notariellen Urkunde vom 29. Januar 1977 betreffend die Erbteils&#252;bertragung zur&#252;ckgewiesen. Nach Eingang der vom Notar auf Grund der Zwischenverf&#252;gung vorgelegten weiteren Urkunden hat das Amtsgericht durch Beschlu&#223; vom 26. August 1977 denselben Antrag erneut zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen die Beschwerdeentscheidung des Landgerichts vom 11. November 1977 richtet sich die vom Notar (Notarvertreter) unter dem 16. Dezember 1977 eingelegte weitere Beschwerde, mit der der Grundbuchberichtigungsantrag aus der Urkunde vom 29.1.1977 weiterverfolgt wird.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>B.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>I. </b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde ist nach &#167;&#167; 78, 80 GBO zul&#228;ssig. Da der Notar bei ihrer Einlegung nichts dar&#252;ber erkl&#228;rt hat, f&#252;r welchen der Beteiligten das geschehen sei, sind als Beschwerdef&#252;hrer alle Beschwerdeberechtigten, mithin alle Antragsberechtigten anzusehen (Horber, GBO, 14. Aufl., &#167; 15 Anm. 6 b in Verb, mit &#167; 71 Anm. 10 Ba und 11 c). Die Antragsbefugnis steht hier nach &#167; 13 Abs. 2 GBO allen vier Beteiligten zu, und zwar als betroffenem (verlierendem) Teil in ihrer Eigenschaft als gesetzliche Erben des (noch) eingetragenen Miteigent&#252;mers - in Erbengemeinschaft - xxx der Witwe xxx zudem in ihrer Stellung als von der Eintragung beg&#252;nstigtem (gewinnendem) Teil.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Vollmacht des Notars zur Vertretung der Antragsberechtigten im Verfahren der weiteren Beschwerde ergibt sich gem. &#167; 80 Abs. 1 Satz 3 GBO daraus, da&#223; er in der ersten Instanz von seinem Antragsrecht aus &#167; 15 GBO Gebrauch gemacht hat; dies geht insbesondere daraus hervor, da&#223; er auf die Beanstandung des Grundbuchamts vom 18.4.1970 hin Ausf&#252;hrungen gemacht hat (Horber, &#167; 15 GBO, Anm. 4c m.weit.Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><b>II. </b></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel hat auch in der Sache Erfolg, weil die angefochtene Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes beruht, &#167; 78 GBO. Die Vorinstanzen haben den Grundbuchberichtigungsantrag der Beteiligten zu Unrecht zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">1.) Zutreffend ist das Landgericht von einer zul&#228;ssigen Erstbeschwerde ausgegangen, Beschwerdef&#252;hrer waren indessen alle vier Beteiligten, nicht lediglich die Beteiligte zu 1), wie das Landgericht angenommen hat. Das ergibt sich mangels entgegenstehender Erkl&#228;rungen in der Erinnerungsschrift des Notars vom 5.9.1977 aus den gleichen Erw&#228;gungen, wie sie oben unter I. zur weiteren Beschwerde ausgef&#252;hrt sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegenstand der ersten Beschwerde war bei zutreffender Beurteilung nicht nur der amtsgerichtliche Beschlu&#223; vom 26. August 1977, auch wenn die Erinnerungsschrift diesen allein bezeichnet. Bei einer solchen Beschr&#228;nkung w&#228;re das Beschwerdebegehren n&#228;mlich ins Leere gegangen, weil der Eintragungsantrag bereits durch den Beschlu&#223; des Rechtspflegers vom 3.8.1977 zur&#252;ckgewiesen worden war. Als einen neuen Antrag hat der Rechtspfleger die Eingabe des Notars vom 18. August 1977 ersichtlich - und mit Recht - nicht aufgefa&#223;t. Dem Beschlu&#223; vom 26.8.1977 ist daher keine selbst&#228;ndige Bedeutung beizumessen. In ihm kommt lediglich zum Ausdruck, da&#223; das Grundbuchamt auch nach Beibringung der neuen Unterlagen im Hinblick auf die fr&#252;here Zwischenverf&#252;gung bei seiner zur&#252;ckweisenden Entscheidung vom 3.8.1977 verbleiben wollte. Als Gegenstand der Erinnerung vom 26.8.1977 ist daher die in den genannten beiden Beschl&#252;ssen verlautbare Zur&#252;ckweisung des Eintragungsbegehrens aus der Urkunde vom 29. Januar 1977 anzusehen. Der Senat ist als Rechtsbeschwerdegericht zur selbst&#228;ndigen Auslegung sowohl von Verfahrenshandlungen der Beteiligten als auch von Entscheidungen der Vorinstanzen befugt (Horber, &#167; 78 GBO, Anm. 3b m.weit.Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2.) In der Sache selbst zielte der gestellte Eintragungssantrag, wie das Landgericht zutreffend erkannt hat, darauf ab, die Beteiligte zu 1) im Wege der Grundbuchberichtigung anstelle ihres Ehemannes als Miteigent&#252;merin innerhalb der Erbengemeinschaft auf Grund einer dinglichen Erbteils&#252;bertragung gem. &#167; 2033 Abs. 1 Satz 1 BGB in das Grundbuch einzutragen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Irrig ist jedoch die Ansicht des Beschwerdegerichts, der dingliche &#220;bergang des erw&#228;hnten Erbteils sei nicht in grundbuchm&#228;&#223;iger Form (&#167; 29 GBO) nachgewiesen, weil die Erben des Verstorbenen durch den Erbfall nicht die Befugnis erlangt h&#228;tten, den vollmachtlosen Vertragsschlu&#223; der Beteiligten zu 1) f&#252;r den Erblasser und ihr Selbstkontrahieren nachtr&#228;glich zu genehmigen bzw. zu gestatten. Die vom Landgericht daf&#252;r gegebene Begr&#252;ndung, weder das Genehmigungsrecht i.S. des &#167; 177 Abs. 1 BGB noch das "Befreiungsrecht" nach &#167; 181 BGB (d.h. Gestattung des Selbstkontrahierens) geh&#246;rten zum Verm&#246;gen i.S. des &#167; 1922 Abs. 1 BGB, verkennt diesen gesetzlichen Verm&#246;gensbegriff und wird dem erbrechtlichen Prinzip der Universalsukzession nicht gerecht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Absatz 1 der letztgenannten Vorschrift lautet: "Mit dem Tode einer Person (Erbfall) geht deren Verm&#246;gen (Erbschaft) als Ganzes auf eine oder mehrere andere Personen (Erben) &#252;ber." Diese Bestimmung statuiert f&#252;r das Recht des BGB den Grundsatz der Universalsukzession. Deren Ziel ist es, im Interesse des oder der Erben und der Nachla&#223;gl&#228;ubiger das Verm&#246;gen des Erblassers unver&#228;ndert auf die Erben zu &#252;berf&#252;hren; die Erben erhalten das Verm&#246;gen "wie es steht und liegt", in demselben Zustande, wie es sich beim Erblasser befand. Als Leitsatz und Grundregel des Erbrechts bringt &#167; 1922 BGB knapp und betont die Grundgedanken der Erbfolge zum Ausdruck, ohne aber den Verm&#246;gensbegriff rechtstechnisch voll zu pr&#228;zisieren; diese Pr&#228;zisierung ist nachfolgenden Vorschriften &#252;berlassen (Lange/Kuchinke, Erbrecht, 2. Aufl., &#167; 5 II 2 a u. b = S. 60/61). W&#228;hrend die volkst&#252;mliche Vorstellung in der Erbschaft die konkreten Verm&#246;gensst&#252;cke erblickt, ist die rechtliche Betrachtung komplizierter. Sie geht von der Rechtsmacht des Erblassers aus, sondert von dieser die unvererblichen Bestandteile ab und stellt so das Aktivverm&#246;gen fest. Diese Rechtsmacht geht mit allen ihren Vorz&#252;gen und M&#228;ngeln auf den oder die Erben &#252;ber (Lange/Kuchinke, &#167; 5 III 3 a).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 1922 Abs. 1 BGB verwendete Verm&#246;gensbegriff hat also im wesentlichen die Funktion, die unvererblichen Rechte und Pflichten aus dem universalen Rechtsstatus des Erblassers auszuscheiden und diesen Status auf das zu reduzieren, was ohne Bindung an die pers&#246;nliche Existenz des Erblassers von den Erben fortgesetzt werden kann (Soergel/Siebert/Schippel, BGB, 10. Aufl., &#167; 1922 Rdn. 16). Ausgeschieden werden die &#252;berwiegend pers&#246;nlichkeitsbezogenen Rechte und Pflichten, vor allem die h&#246;chstpers&#246;nlichen Rechte (vgl. Palandt/Keidel, BGB, 37. Aufl., &#167; 1922 Anm. 3 b); dagegen sind die verm&#246;gensbezogenen Rechte und Pflichten grunds&#228;tzlich vererblich (vgl. z.B. Brox, Erbrecht, 5. Aufl., &#167; 1 Rdn. 11).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zum Verm&#246;gen i.S. des &#167; 1922 Abs. 1 BGB geh&#246;ren dementsprechend, wie in der Rechtsprechung und im Schrifttum einhellig anerkannt ist, auch die "unfertigen", noch werdenden oder schwebenden Rechtsbeziehungen, bedingte und k&#252;nftige Rechte, ebenso blo&#223;e M&#246;glichkeiten des Rechtserwerbs, sog. "Rechtslagen" (vgl. z.B. Erman/Bartholomeyczik/Schl&#252;ter, BGB, 6. Aufl., &#167; 1922 Rdn. 7; BGB-RGRK-Kregel, 11. Aufl., &#167; 1922, Anm. 15; Staudinger/Boehmer, BGB, 11. Aufl., Rdn. 64, 67, 149, 173 ff., 201 ff.; Brox, &#167; 2 Rdn. 17, 18; Palandt/Keidel, &#167; 1922 Anm. 3 a, hh).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine unfertige Rechtsbeziehung ist beispielsweise gegeben, wenn derjenige, dem ein Vertragsantrag zugegangen ist, vor der Annahme stirbt. Dann geht die M&#246;glichkeit des Rechtserwerbs, n&#228;mlich der Annahme des Vertragsantrages, auf die Erben &#252;ber, sofern der Antragende den Vertragsschlu&#223; nicht gerade an die Person des Adressaten gebunden wissen wollte (so: KG, OLG 41, 25; zustimmend: Erman/Bartholomeyczik/Schl&#252;ter, Rdn. 11; BGB-RGRK-Kregel, Anm. 15; Palandt/ Keidel, Anm. 3 a hh, s&#228;mtlich zu &#167; 1922 BGB).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">In gleicher Weise mu&#223; nach Auffassung des Senats das Genehmigungsrecht des Vertretenen nach &#167; 177 Abs. 1 BGB beurteilt werden. Durch den Vertragsschlu&#223; eines vollmachtlosen Vertreters erlangt der Vertretene die rechtliche M&#246;glichkeit, den - zun&#228;chst schwebend unwirksamen - Vertrag durch Genehmigung mit R&#252;ckwirkung (&#167; 184 Abs. 1 BGB) wirksam werden zu lassen und sich seine Wirkungen zunutze zu machen. Hat der Vertrag einen verm&#246;gensbezogenen Gegenstand, so bestehen keine Bedenken, den &#220;bergang der Genehmigungsm&#246;glichkeit (des Genehmigungsrechts) auf die Erben anzunehmen (vgl. auch Erman/ Bartholomeyczik/Schl&#252;ter, &#167; 1922 BGB, Rdn. 50 in Bezug auf die Erm&#228;chtigung - &#167; 185 BGB - und andere Zustimmungserkl&#228;rungen, sofern das Zustimmungsrecht nicht etwa, wie z.B. bei der Annahme eines Kindes, h&#246;chstpers&#246;nlich und das Rechtsgrundverh&#228;ltnis - &#167; 183 BGB vererblich ist).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Rechtsmacht eines Vertretenen, dem Vertreter das Selbstkontrahieren im voraus zu gestatten oder es nachtr&#228;glich zu genehmigen, kann nichts anderes gelten. Das verbotswidrig durch Selbstkontrahieren abgeschlossene Rechtsgesch&#228;ft ist trotz des Wortlauts "kann nicht" (in &#167; 181 BGB) nicht schlechthin nichtig, sondern schwebend unwirksam und wird - ebenso wie ein Vertragsschlu&#223; des vollmachtlosen Vertreters gem. &#167; 177 Abs. 1 BGB - durch Genehmigung gem. &#167; 184 BGB mit r&#252;ckwirkender Kraft voll wirksam (OLG Frankfurt, OLGZ 1974, 347, <u>350</u> m.weit.Nachw.; Palandt/Heinrichs, &#167; 181 BGB, Anm. 3 m.weit.Nachw.)</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">3.) Auf Grund seiner unzutreffenden Rechtsansicht &#252;ber die Befugnisse der Erben ist das Landgericht zu einer sachlich unrichtigen Entscheidung gelangt. Denn mit den vorgelegten Urkunden war dem Grundbuchamt die behauptete Unrichtigkeit des Grundbuchs gem. &#167; 22 GBO nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">a) Der notarielle Vertrag vom 29.1.1977 enth&#228;lt die &#220;bertragung des Erbteils, der dem Ehemann der Beteiligten zu 1) am Nachla&#223; seines Vaters xxx zugefallen und in Erbengemeinschaft gebunden war, auf die Beteiligte zu 1). Aus dem beurkundeten Passus: </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">"Dieser Erbteil wird hiermit schenkweise an Frau xxx geborene xxx &#252;bertragen. Die &#220;bertragung erfolgt auch mit dinglicher Wirkung" ergibt sich bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung nicht nur die Erkl&#228;rung des &#252;bertragenden Teils, sondern auch die zu der Einigung erforderliche Erkl&#228;rung der Beteiligten zu 1), die &#220;bertragung anzunehmen. Der zus&#228;tzlichen besonderen Annahmeerkl&#228;rung der Beteiligten zu 1) in der notariellen Urkunde vom 17.8.1977, die auf die Zwischenverf&#252;gung des Rechtspflegers vom 18.4.1977 zu Ziff. 2 beigebracht worden ist, h&#228;tte es daher nach Auffassung des Senats nicht einmal bedurft.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Das vollmachtlose Handeln der Ehefrau bei dieser Erbteils&#252;bertragung f&#252;r ihren Ehemann ist nachtr&#228;glich durch die notariell beglaubigte Erkl&#228;rung der gesetzlichen Erben des Ehemannes vom 7.2.1977 genehmigt worden. Der Nachweis der Erbfolge ergibt sich aus dem Erbschein des Amtsgerichts xxx vom 1.3.1977.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beteiligte zu 1) diese Genehmigungserkl&#228;rung namens ihrer drei Kinder, der Beteiligten zu 2) bis 4) abgegeben hat, war sie dazu von ihnen wirksam bevollm&#228;chtigt, was sich aus der Urkunde vom 29.1.1977 ergibt. Zwar findet sich die Vollmachtserteilung unter Ziff. I f im ersten Abschnitt der Urkunde, der sich mit der schenkweisen &#220;bereignung des dem Ehemanne geh&#246;renden h&#228;lftigen ideellen Bruchteils an einem Grundst&#252;ck in xxx am xxx auf die Ehefrau befa&#223;t. Daraus ist indessen keine entsprechende Beschr&#228;nkung der Vollmacht herzuleiten, zumal die ziffernm&#228;&#223;ige Gliederung der Urkunde ersichtlich nicht folgerichtig durchgef&#252;hrt worden ist. Entscheidend f&#228;llt hier ins Gewicht, da&#223; die Beteiligten zu 2) bis 4), "soweit sie durch Erbfolge dazu berufen sind", ihre Mutter bevollm&#228;chtigt haben, "f&#252;r sie alle Erkl&#228;rungen, die zur Rechtswirksamkeit dieser Urkunde erforderlich sind", abzugeben. Mit diesen Worten wird, wie die weitere Beschwerde mit Recht geltend macht, eindeutig auf dem Gesamtinhalt der Urkunde, also auch auf die der Vollmachtsklausel nachfolgenden Vertragsbestimmungen hingewiesen. Das wird umso deutlicher, als die Vollmacht ausdr&#252;cklich "insbesondere die nachtr&#228;gliche Genehmigung" beurkundeter Erkl&#228;rungen umfassen und sich auf Bewilligungen und Antr&#228;ge f&#252;r "Eintragungen jeder Art in das Grundbuch" erstrecken soll.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Als empfangsbed&#252;rftige Willenserkl&#228;rung mu&#223;te die Genehmigung (&#167; 177 Abs. 1 BGB) - die gem. &#167; 132 Abs. 1 BGB entweder dem vollmachtlos handelnden Vertreter oder dem anderen Vertragsteil, in jedem Falle also der Beteiligten zu 1) gegen&#252;ber abzugeben war - zu ihrer Wirksamkeit dem Erkl&#228;rungsempf&#228;nger zugehen (Erman/Westermann, &#167; 177 BGB Rdn. 11). Da&#223; diese Voraussetzung hier erf&#252;llt ist, begegnet keinen Bedenken. Soweit die Beteiligte zu 1) dabei die Genehmigungserkl&#228;rung namens ihrer drei Kinder als Miterben ihres Ehemannes sich selbst gegen&#252;ber abgegeben hat, ist ihr das darin liegende Selbstkontrahieren in der Urkunde vom 29.1.1977 unter I f gleichfalls ausdr&#252;cklich gestattet worden. Es hei&#223;t dort n&#228;mlich, im unmittelbaren Anschlu&#223; an die Vollmachtserteilung: "Die Bevollm&#228;chtigte ist von den Beschr&#228;nkungen des &#167; 181 BGB befreit." Auch diese Klausel ist - entgegen der hierzu vom Landgericht vertretenen Auffassung - nach ihrer Stellung im Zusammenhang und dem erkennbaren Sinn auf den Gesamtinhalt der Urkunde zu beziehen, nicht lediglich auf den ersten Vertragsabschnitt &#252;ber den h&#228;lftigen Grundst&#252;cksanteil des</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">b) Neben der Genehmigung f&#252;r das Handeln ohne Vertretungsmacht bedurfte es, wie das Landgericht zutreffend erkannt hat, der Genehmigung des Selbstkontrahierens der Beteiligten zu 1) in der Urkunde vom 29.1.1977. Diese Genehmigung konnte, wie eben zu 2) ausgef&#252;hrt, gleichfalls von den Erben des Verstorbenen erkl&#228;rt werden und mu&#223;te - entsprechend dem vorstehend zu a) Gesagten - der Beteiligten zu 1) zugehen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die erw&#228;hnte Genehmigungserkl&#228;rung vom 7.2.1977 spricht allerdings den rechtlichen Gesichtspunkt des Selbstkontrahierens (&#167; 181 BGB) nicht ausdr&#252;cklich an; sie beschr&#228;nkt sich auf den Passus: "genehmigt hiermit alle Erkl&#228;rungen in der Urkunde ... vom 29.1.1977 ... und tritt dieser Urkunde in allen Teilen zustimmend bei". Das schlie&#223;t jedoch die Annahme einer nachtr&#228;glichen Gestattung nach &#167; 181 BGB keineswegs aus. Denn es ist durchaus m&#246;glich, da&#223; eine Erkl&#228;rung, die sich &#228;u&#223;erlich nur als eine einzige Erkl&#228;rung darstellt, eine Vielzahl von Willenserkl&#228;rungen enth&#228;lt, wie etwa bei der Annahme mehrerer Vertragsangebote durch nur eine Annahmeerkl&#228;rung. Ob die Genehmigungserkl&#228;rung, die sich &#228;u&#223;erlich als eine einzige Erkl&#228;rung darstellt, auch das Insichgesch&#228;ft deckt, l&#228;&#223;t sich nur auf Grund einer Auslegung der Erkl&#228;rung aus den Umst&#228;nden beurteilen. Dabei kommt es auf die Sicht des Erkl&#228;rungsempf&#228;ngers an, weil sich der Inhalt einer empfangsbed&#252;rftigen Willenserkl&#228;rung im Interesse des rechtsgesch&#228;ftlichen Verkehrs nicht nach dem wirklichen Willen des Erkl&#228;renden, sondern danach bestimmt, was auf Grund seiner Erkl&#228;rung dem Empf&#228;nger objektiv als sein Wille erkennbar wird (Palandt/Heinrichs, &#167; 133 BGB Anm. 4 b m.weit.Nachw.). Dabei ist das vom Erkl&#228;renden verfolgte Interesse, soweit es dem Erkl&#228;rungsempf&#228;nger erkennbar ist, von besonderer Bedeutung (Erman/ Westermann, &#167; 133 BGB, Rdn. 6 m.weit.Nachw.).</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Falle ging das Interesse der Beteiligten zu 1) in ihrer Stellung als Erbteilserwerberin wie auch als Miterbin ihres Mannes erkennbar dahin, dem Vertragsschlu&#223; vom 29.1.1977 unter allen in Betracht kommenden rechtlichen Gesichtspunkten, soweit erforderlich, durch Genehmigung zur vollen Wirksamkeit zu verhelfen. Da&#223; hierbei auch an &#167; 181 BGB gedacht worden ist, zeigt die im Vertrag vom 29.1.1977 enthaltene Klausel &#252;ber die Befreiung der Beteiligten zu 1) von den Beschr&#228;nkungen der genannten Vorschrift durch die Beteiligten zu 2) bis 4). Die in dieser Klausel enthaltenen Worte "soweit sie (n&#228;mlich die Beteiligten zu 2) bis 4)) durch Erbfolge dazu berufen sind", deuten offensichtlich auf die seinerzeit wohl erwartete und dann auch eingetretene Erbfolge der drei Kinder nach ihrem Vater hin. F&#252;r einen anderen Bezug der erw&#228;hnten "Erbfolge" l&#228;&#223;t sich der Urkunde vom 29.1.1977 und den sonstigen vorgelegten Urkunden kein Anhaltspunkt entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Demnach konnte das Grundbuchamt davon ausgehen, da&#223; sich die Genehmigungserkl&#228;rung vom 7.2.1977 auch auf das Insichgesch&#228;ft der Beteiligten zu 1) vom 29.1.1977 bezog, da&#223; die Genehmigung durch die erteilte Vollmacht gedeckt war und da&#223; der Beteiligten zu 1) auch die Vornahme dieses - einseitigen - Rechtsgesch&#228;fts gegen&#252;ber sich selbst gestattet war.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Insgesamt erbringen die vorgelegten Urkunden den Nachweis, da&#223; der Erbteil des xxx mit dinglicher Wirkung gem. &#167; 2033 Abs. 1 BGB au&#223;erhalb des Grundbuchs auf seine Ehefrau, die Beteiligte zu 1), &#252;bergegangen und das Grundbuch dadurch unrichtig geworden ist.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Fall nach &#167; 312 Abs. 1 Satz 1 BGB ist hier nicht gegeben, wie das Landgericht im Gegensatz zur Auffassung des Grundbuchrechtspflegers zutreffend ausgef&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Da auch kein sonstiges Eintragungshindernis besteht, waren der angefochtene Beschlu&#223; und - auf die Erstbeschwerde hin - die Beschl&#252;sse des Amtsgerichts - Grundbuchamts - vom 3. und 26. August 1977 aufzuheben und das Grundbuchamt anzuweisen, die Grundbuchberichtigung antragsgem&#228;&#223; einzutragen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dr. Kuntze</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Saggel </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Arps</p>
316,032
olgham-1977-11-03-15-w-32177
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15 W 321/77
1977-11-03T00:00:00
2019-03-13T15:21:17
2019-03-27T09:41:36
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:1103.15W321.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen vom 23. Juli 1975 wird jedoch wie folgt gefa&#223;t:</p> <p>Der Standesbeamte des Standesamts ... wird angewiesen, im Familienbuch ... des Standesamts ... den in Spalte 10 eingetragenen Vermerk vom 24. Mai 1974 durch Beischreibung folgenden Vermerks zu berichtigen:</p> <p>Die Frau f&#252;hrt durch Erkl&#228;rung bei der Eheschlie&#223;ung den Ehenamen "..." nach deutschen Recht. Ihre Vornamen lauten ... (pers&#246;nlicher Name und Zwischennamen &#228;gyptischen Rechts).</p> <p>Der Wert des Verfahrens der sofortigen weiteren Beschwerde wird auf 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 1) ist &#228;gyptische Staatsangeh&#246;rige. Ihr Geburtsname setzte sich aus dem Vornamen ..., den Zwischennamen ... (Vorname des Vaters und Vorname des Gro&#223;vaters) und dem Familiennamen ... zusammen. Am 24. Mai 1974 hat die Beteiligte zu 1) den deutschen Staatsangeh&#246;rigen ... den Beteiligten zu 2), in ... geheiratet. Sie hat an diesem Tage eine Erkl&#228;rung &#252;ber die Ehenamensf&#252;hrung nach deutschem Recht gem&#228;&#223; &#167; 190 Abs. 3 der Dienstanweisung f&#252;r die Standesbeamten und ihre Aufsichtsbeh&#246;rden vom 16. April 1968 (DA) folgenden Inhalts abgegeben: "Bevor ich den Heiratseintrag unterschreibe, erkl&#228;re ich, da&#223; ich den Ehenamen nach deutschem Recht annehme."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Heiratseintrag Nr. 245/1974 des Standesamts ... sind alle drei Namensbestandteile der Beteiligten zu 1) aufgef&#252;hrt. Sie hat diesen Eintrag mit dem Namen "..." unterschrieben. In Spalte 2 des Familienbuches sind ebenfalls alle Bestandteile des Geburtsnamens eingetragen. Spalte 10 des Familienbuches enth&#228;lt unter der &#220;berschrift "Weitere Vermerke &#252;ber die Ehegatten und die Kinder" folgenden Zusatz: "Die Frau f&#252;hrt durch Erkl&#228;rung bei der Eheschlie&#223;ung den Ehenamen "..." nach deutschem Recht, nur den Vornamen "..." und nicht die Zwischennamen "..."."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Bereits w&#228;hrend der Verl&#246;bniszeit der Beteiligten zu 1) und 2) hatte der Beteiligte zu 3) mit Schreiben vom 19. April 1974 im Hinblick auf die bevorstehende Heirat beim Amtsgericht Essen begehrt, den Standesbeamten des Standesamt ... - wie folgt anzuweisen:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">"1)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Zwischenname der Frau ist in allen Personenstandsb&#252;chern einzutragen, wenn sie keine Erkl&#228;rung nach &#167; 190 Abs. 3 DA abgibt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Zwischenname ist zun&#228;chst nur im Heiratseintrag einzutragen. Soweit die Frau bei der Eheschlie&#223;ung eine Erkl&#228;rung nach &#167; 190 Abs. 3 DA abgegeben hat, ist bei weiteren Personenstandsbeurkundungen nach deutschem Namensrecht zu verfahren. Die Zwischennamen werden somit nicht mehr eingetragen."</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung hatte der Beteiligte zu 3) im wesentlichen vorgetragen, da&#223; die Beteiligte zu 1) mit ihrer Erkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 190 Abs. 3 DA voll in das deutsche Namensrecht eingetreten sei, das keine Zwischennamen kenne. In diesen Verfahren waren vom Amtsgericht ein Gutachten vom 20. Mai 1974 nebst Nachtragsgutachten vom 6. Dezember 1974 des Instituts f&#252;r Rechtsvergleichung der Universit&#228;t M&#252;nchen eingeholt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach der Heirat der Beteiligten zu 1) und 2) in Marl, ihrem Wohnsitz, und Vollziehung der Eintragungen im Familienbuch hat der Beteiligte zu 3) mit Schreiben vom 4. Juli 1975 auf die vorliegenden Gutachten verwiesen, wonach die Zwischennamen ... mehr den Vornamen zuzuordnen seien, und beim Amtsgericht Essen gem&#228;&#223; &#167; 47 PStG beantragt, die L&#246;schung des zweiten Halbsatzes des Vermerks in Spalte 10 des Familienbuches vom 24. Mai 1974 anzuordnen. Die Berichtigung ist antragsgem&#228;&#223; durch Beschlu&#223; des Amtsgerichts Essen vom 23. Juli 1975 ausgesprochen worden. Gegen diese Entscheidung hat der Beteiligte zu 3) mit Schreiben vom 30. Juli 1975 zur Herbeif&#252;hrung einer h&#246;chstrichterlichen Entscheidung sofortige Beschwerde eingelegt, da nicht feststehe, ob die Zwischennamen ... den deutschen Vornamen oder dem Familiennamen zuzuordnen seien. Das Landgericht hat durch Beschlu&#223; vom 14. Juli 1977 die sofortige Beschwerde zur&#252;ckgewiesen, weil davon auszugehen sei, da&#223; die dem deutschen Recht fremden Zwischennamen den deutschen Vornamen n&#228;her st&#252;nden als den Familiennamen. Gegen die landgerichtliche Entscheidung richtet sich die sofortige weitere Beschwerde des Beteiligten zu 3) vom 10. August 1977.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen die Entscheidung des Landgerichts ist die weitere Beschwerde statthaft (&#167;&#167; 27 FGG, 48 Abs. 1 PStG). Die Vorschriften des Personenstandsgesetzes und des Gesetzes &#252;ber die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit sind hier deshalb anzuwenden, weil deutsche Gerichte von deutschem Verfahrensrecht auszugehen haben und zum anderen der Gegenstand des Personenstandsverfahrens dies gebietet (BayObLG, FamRZ 1972, 262). Die weitere Beschwerde ist nach &#167; 29 Abs. 2 FGG eine sofortige, wenn - wie hier - das Amtsgericht eine nach &#167; 49 Abs. 1 PStG mit der sofortigen Beschwerde anfechtbare Verf&#252;gung erlassen und das Landgericht die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen hat (Jansen, FGG, 2. Aufl., Rz. 2 zu &#167; 70 FGG a.F.). Das von dem Beteiligten zu 3) fristgerecht eingelegte Rechtsmittel wahrt die Form des &#167; 29 Abs. 1 S. 3 FGG. Die f&#252;r das betroffene Standesamt zust&#228;ndige Aufsichtsbeh&#246;rde besitzt die Beh&#246;rdeneigenschaft im Sinne dieser Bestimmung und kann daher ohne Mitwirkung eines Rechtsanwalts weitere Beschwerde einlegen (Pfeiffer/Strickert, PStG, Rz. 9 zu &#167; 49 PStG). Der Beteiligte zu 3) ist auch, beschwerdeberechtigt. Denn einem Beschwerdef&#252;hrer steht stets ein Beschwerderecht f&#252;r die Einlegung der weiteren Beschwerde zu, wenn seine erste Beschwerde - aus welchem Grunde auch immer - ohne Erfolg geblieben ist (OLG K&#246;ln, OLGZ 1971, 94; Jansen, Rz. 8 zu &#167; 27 FGG; Keidel/Winkler, FGG, 10. Aufl., Rz. 10 zu &#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das somit zul&#228;ssige Rechtsmittel ist jedoch unbegr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Recht hat das Landgericht die erste Beschwerde des Beteiligten zu 3), die fristgerecht eingelegt worden war (&#167;&#167; 49 Abs. 1 S. 1 PStG, 22 Abs. 1 FGG), als zul&#228;ssig angesehen. Der Beteiligte zu 3) war beschwerdebefugt, obwohl das Amtsgericht seinem Berichtigungsantrag, zu dem er nach &#167; 47 Abs. 2 S. 1 PStG berechtigt war, stattgegeben hatte. Der Aufsichtsbeh&#246;rde steht n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 49 Abs. 2 PStG ein Beschwerderecht in jedem Falle zu, und zwar auch dann, wenn der von ihr selbst gestellte Antrag Erfolg gehabt hat (BGH, FamRZ 1965, 311, 312; Jensen, Rz. 4 zu &#167; 70 FGG a.F.; Massfeller/Hoffmann, PStG, Rz. 12 zu &#167; 49 PStG; Pfeifer/Strickert, Rz. 9 zu &#167; 49 PStG). Es gen&#252;gt das &#246;ffentliche Interesse, durch eine obergerichtliche Entscheidung die Kl&#228;rung einer Rechtsfrage herbeizuf&#252;hren. Dabei kann die Aufsichtsbeh&#246;rde ihren Standpunkt im Laufe des Verfahrens nach erneuter Erw&#228;gung auch wechseln.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der ersten Beschwerde der Aufsichtsbeh&#246;rde den Erfolg versagt. Das unterliegt keinen rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Vorinstanz hat die internationale Zust&#228;ndigkeit des nach &#167; 50 Abs. 1 PStG in Verbindung mit der nordrhein-westf&#228;lischen Verordnung vom 22. Oktober 1957 (GV NW S. 277) und der vom 22. November 1974 (GV NW S. 1490) f&#252;r das Berichtigungsverfahren des &#167; 47 PStG &#246;rtlich und sachlich zust&#228;ndigen Amtsgerichts Essen bejaht, ohne dies n&#228;her zu begr&#252;nden. Das ist aber im Ergebnis unsch&#228;dlich. Die im deutschen Verfahrensrecht vorgesehene Mitwirkung der &#246;rtlichen Gerichte bei der F&#252;hrung der Personenstandsb&#252;cher begr&#252;ndet zugleich deren internationale Zust&#228;ndigkeit, falls die verfahrensrechtlichen Voraussetzungen einer gerichtlichen T&#228;tigkeit, wie sie sich aus dem Personenstandsgesetz ergeben, vorliegen (BayObLG, FamRZ 1972, 262; Keidel/Winkler, Rz. 8 a zu &#167; 69 FGG a.F.). Diese Voraussetzungen sind hier gegeben.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 47 Abs. 1 S. 1 PStG kann ein abgeschlossener Eintrag nur auf Anordnung des Gerichts berichtigt werden, wenn - wie hier - keine Befugnis des Standesbeamten zur selbst&#228;ndigen Berichtigung nach den &#167;&#167; 46, 46 a und 46 b PStG gegeben ist. Gegenstand des gerichtlichen Berichtigungsverfahrens sind Eintragungen in allen vier Personenstandsb&#252;chern, mithin auch in dem durch das &#196;nderungsgesetz vom 18. Mai 1957 (BGBl. I S. 518) neu geschaffenen Familienbuch der &#167;&#167; 12 ff. PStG (Pfeiffer/Strickert, Rz. 2 zu &#167; 47 PStG), dessen Eintragungen dieselbe Beweiskraft haben wie die Eintragungen in den &#252;brigen Personenstandsb&#252;chern (&#167; 60 PStG). Ein Berichtigungsantrag der Aufsichtsbeh&#246;rde liegt vor (&#167; 47 Abs. 2 S. 1 PStG). Berichtigung ist die nachtr&#228;gliche &#196;nderung des. Wortlauts einer - durch die Unterschrift des Standesbeamten (&#167; 46 Abs. 1 PStG) - abgeschlossenen Eintragung durch Richtigstellung einer von Anfang an bestehenden Unrichtigkeit (BayObLG, FamRZ 1972, 262; Jansen, Rz. 19 zu &#167; 69 FGG a.F.; Pfeiffer/Strickert, Rz. 4 zu &#167; 47 PStG). Eine Berichtigung ist demnach auch veranla&#223;t, wenn bei der Eintragung eines nach &#167;&#167; 1355 BGB a.F., 190 Abs. 3 DA gebildeten Familiennamens der ausl&#228;ndischen Ehefrau eines Deutschen zus&#228;tzlich unrichtig vermerkt wird, da&#223; die Ehefrau bestimmte Namensbestandteile ihres Heimatrechts (Zwischennamen) nicht mehr f&#252;hre. Ein nach dem ausl&#228;ndischen Recht gef&#252;hrter Zwischenname (Name des Vaters oder Gro&#223;vaters) ist entsprechend der Zweckbestimmung des Personenstandsrechts, den vollen b&#252;rgerlichen Namen auszuweisen, in die deutschen Personenstandsb&#252;cher und -urkunden einzutragen (BGH, StAZ 1971, 250), wenn er durch die Eheschlie&#223;ung nicht ber&#252;hrt worden ist. Das ist hier der Fall. Rechtsfehlerfrei ist insoweit die Feststellung des Landgerichts, da&#223; der Vermerk in Spalte 10 des Familienbuches ... in seinem zweiten Halbsatz, die Frau f&#252;hre nur den Vornamen "..." und nicht die Zwischennamen "..."unrichtig sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Entscheidung, ob eine solche Unrichtigkeit zu bejahen ist, bedurfte es zun&#228;chst der Kl&#228;rung, welches Recht f&#252;r die Namensf&#252;hrung der Ehegatten ma&#223;gebend ist. Das h&#228;ngt von ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit ab. Der Ehemann besitzt die deutsche, die Ehefrau die &#228;gyptische Staatsangeh&#246;rigkeit. Die Ehefrau hat die deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit nicht erworben. Nach der seit dem 1. Januar 1970 geltenden Fassung des Reichs- und Staatsangeh&#246;rigkeitsgesetzes vom 22. Juli 1913 soll die Ehefrau eines Deutschen auf ihren Antrag unter bestimmten Voraussetzungen eingeb&#252;rgert werden, wenn sie ihre bisherige Staatsangeh&#246;rigkeit verliert oder aufgibt (&#167; 9 RuStAG in der Fassung des Gesetzes vom 8. September 1969; BGBl. I S. 1581). Von dieser M&#246;glichkeit einer Einb&#252;rgerung hat die Beteiligte zu 1) erkennbar keinen Gebrauch gemacht. Ihre &#228;gyptische Staatsangeh&#246;rigkeit hat sie nach &#228;gyptischen Recht nicht verloren, da diese Rechtsfolge f&#252;r eine &#228;gyptische Frau bei Heirat eines Ausl&#228;nders nicht eintritt, es sei denn, da&#223; sie bei Eingehung der Ehe oder w&#228;hrend der Dauer der Ehe erkl&#228;rt hat, gem&#228;&#223; dem Heimatrecht ihres Ehemannes dessen Staatsangeh&#246;rigkeit erwerben zu wollen (Art. 19 des Staatsangeh&#246;rigkeitsgesetzes Nr. 82 von 1958, ge&#228;ndert durch Gesetz Nr. 282 vom 21. Dezember 1959; vgl. Bergmann/Ferid, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, 5. Aufl., "&#196;gypten", Seiten 2 ff.). Eine solche Erkl&#228;rung liegt, wie bereits ausgef&#252;hrt worden ist, nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das internationale Privatrecht beantwortet die Frage, ob sich die Namensf&#252;hrung der Beteiligten zu 1) nach ihrer Eheschlie&#223;ung nach deutschem oder nach &#228;gyptischen Recht richtet. Nach dem vom deutschen Gericht anzuwendenden deutschen internationalen Privatrecht (Beschlu&#223; des Senats vom 20. August 1970 - 15 W 224 und 225/69 - = FamRZ 1970, 658) gilt f&#252;r das Namensrecht einer Person grunds&#228;tzlich das Personalstatut mit Ankn&#252;pfung an die Staatsangeh&#246;rigkeit, mithin das Heimatrecht des Namenstr&#228;gers (BGH, FamRZ 1971, 426, 427; Senat, a.a.O.). Das gilt aber nicht ausnahmslos. Es bleibt n&#228;mlich au&#223;erdem zu pr&#252;fen, welche Wirkung familienrechtliche Vorg&#228;nge, etwa die Eheschlie&#223;ung, auf die Namensf&#252;hrung der Ehepartner haben. Hier entsteht das Problem, ob das Personalstatut weiter ma&#223;gebend bleibt, oder ob an das f&#252;r familienrechtliche Verh&#228;ltnisse geltende Statut anzukn&#252;pfen ist. F&#252;r die Frage einer Namens&#228;nderung der Frau infolge der Eheschlie&#223;ung bedeutet das, ob das Personalstatut dem sogenannten Ehewirkungsstatut den Vorrang einzur&#228;umen hat, das hei&#223;t dem Recht, auf das f&#252;r die Beurteilung der pers&#246;nlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zueinander verwiesen wird (Art. 14 EGBGB).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In seinem Beschlu&#223; vom 12. Mai 1971 (- IV ZB 52/70 - = BGHZ 56, 193 = FamRZ 1971, 426 = NJW 1971, 1516 = StAZ 1971, 216) hat der Bundesgerichtshof die L&#246;sungsversuche eingehend dargestellt. Er hat mit zahlreichen Belegen auf die in der Rechtsprechung bis dahin herrschende und auch im Schrifttum weitgehend vertretene Ansicht hingewiesen, nach der f&#252;r die Beantwortung der Frage nicht die namensrechtliche, sondern allein die die Ehewirkungen regelnde Kollisionsnorm des Art. 14 EGBGB ma&#223;gebend sei. Er hat die bei staatsb&#252;rgerlichen Mischehen auftauchenden Schwierigkeiten geschildert, da Art. 14 EGBGB nichts dar&#252;ber bestimme, welches Recht gelten solle, wenn die Ehegatten keine gemeinsame Staatsangeh&#246;rigkeit besitzen, und die in Literatur und Rechtsprechung herausgearbeiteten L&#246;sungswege eingehend dargestellt. Der Bundesgerichtshof hat sodann mit den entsprechenden Nachweisen eine andere im Schrifttum vertretene Meinung er&#246;rtert, die im Hinblick auf diese Unzul&#228;nglichkeiten das Personalstatut allein bestimmend daf&#252;r sein lassen wollte, ob sich der Name der Ehefrau mit der Eheschlie&#223;ung &#228;ndere.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Bundesgerichtshof hat ... einen neuen Weg aufgezeigt, der eine Synthese der beiden vorstehend skizzierten Grundauffassungen darstellt. Danach betreffe die &#196;nderung des Namens der Frau durch die Eheschlie&#223;ung nicht nur die pers&#246;nlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten, sondern enthalte auch ein wesentliches namensrechtliches Element, was zu einer Doppelqualifikation mit der Folge einer Verweisung auf Personal- und Ehewirkungsstatut f&#252;hren m&#252;sse. Die daraus folgende Normenh&#228;ufung zwinge den Richter, bei staatsb&#252;rgerlichen Mischehen im Wege der Anpassung durch Modifikation der in Betracht kommenden Kollisionsnormen die sachgerechte Kollisionsregelung zu finden. Das Personalstatut habe hierbei vorrangige Bedeutung, weil es vermeide, da&#223; eine Person gegen ihren Willen einen von ihrem Heimatrecht abweichenden kamen f&#252;hren m&#252;sse, und weil es den in Art. 3 Abs. 2 GG niedergelegten Gleichberechtigungsgrundsatz in bestm&#246;glicher Form verwirkliche. Eine &#252;berzeugende L&#246;sung m&#252;sse aber auch ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Namens&#228;nderung durch Eheschlie&#223;ung auch die pers&#246;nlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten angehe. Das Personalstatut sei durch das Ehewirkungsstatut sinnvoll dadurch zu erg&#228;nzen, da&#223; dem Gesichtspunkt der Umweltbezogenheit des Namens Rechnung getragen werde. Bei staatsb&#252;rgerlichen Mischehen m&#252;sse der Ehefrau daher ein Wahlrecht derart zugestanden werden, da&#223; diese berechtigt sei, statt des f&#252;r sie nach ihrem Heimatrecht geltenden Namens den nach dem Ehewirkungsstatut in Betracht kommenden Namen anzunehmen. Das Ehewirkungsstatut sei jedoch weder das Mannesrecht, noch gelte die Lehre vom schw&#228;cheren Recht, vielmehr sei an den gew&#246;hnlichen Aufenthalt der Eheleute anzukn&#252;pfen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Senat stimmt dieser auf seine Vorlage hin ergangenen Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu, die eine ausgewogene L&#246;sung des Problems darstellt und den Belangen der betroffenen Frauen, ihrer h&#246;chstpers&#246;nlichen Entscheidung den Vorrang einr&#228;umt. Diese Ansicht hat in der Rechtsprechung Zustimmung erfahren (BayObLG, FamRZ 1972, 262; OLG Hamburg, FamRZ 1972, 505; OLG K&#246;ln, StAZ 1975, 277; OLG Saarbr&#252;cken, StAZ 1977, 198; AG Hamburg, FamRZ 1972, 464; so auch im Schrifttum; Erman/Marquordt, BGB, 6. Aufl., Rz. 10 zu Art. 14 EGBGB; Palandt/Heldrich, BGB, 36. Aufl., Anm. 4 c zu Art. 14 EGBGB; weitgehend zustimmend: Neuhaus, RabelsZ 35, 748; Wengler, NJW 1972, 1001; neutral: Buchholz, LM Nr. 2 zu Art. 14 EGBGB) und ist die Grundlage f&#252;r die Neufassung von &#167; 190 Abs. 3 DA geworden (vgl. Beilage zum Bundesanzeiger Nr. 215 vom 19. November 1971). Vertreter des Schrifttums haben sie kritisiert (Hoffmann, StAZ 1972, 1, 3; Schmitz, NJW 1972, 988; Sturm, FamRZ 1973, 394). Die in dieser Kritik vorgeschlagenen anderen L&#246;sungen (Schmitz: Geltung des Ehewirkungsstatuts, Ankn&#252;pfung an das Heimatrecht des Mannes; Sturm: Geltung des Ehewirkungsstatuts, bei staatsb&#252;rgerlicher Mischehe nach der sog. Kegel schen Leiter Ankn&#252;pfung an das Recht des Landes, in dem beide Ehegatten sich gew&#246;hnlich aufhalten w&#252;rden im vorliegenden Falle zu keinem anderen Ergebnis f&#252;hren, da die ausl&#228;ndische Ehefrau gem&#228;&#223; &#167; 190 Abs. 3 DA erkl&#228;rt hat, den Ehenamen nach deutschen Recht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die &#228;gyptische Ehefrau konnte demnach - wie sie es getan hat - durch eine in entsprechender Anwendung von &#167; 1355 S. 2 BGB a.F. abgegebene Erkl&#228;rung den sich aus &#167; 1355 S. 1 BGB a.F. ergebenden Ehenamen w&#228;hlen. Nach den zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Landgerichts konnte die Beteiligte zu 1) durch diese Aus&#252;bung des Wahlrechts wohl &#252;ber ihren &#228;gyptischen Familiennamen disponieren, nicht aber &#252;ber die Zwischennamen ihres Heimatrechts. Die Beteiligte zu 1) hat daher neben ihrem M&#228;dchennamen ... der ohnehin durch den Mannesnamen nur verdr&#228;ngt worden ist, nicht die Namensbestandteile ... verloren. Denn diese Zwischennamen stehen unter Beachtung des &#228;gyptischen Heimatrechts der Namenstr&#228;gerin den Vornamen im Sinne des deutschen Rechts n&#228;her als den Familiennamen. Der Senat schlie&#223;t sich insoweit der Auffassung der Vorinstanzen an, die auf den beiden Gutachten des Instituts f&#252;r Rechtsvergleichung der Universit&#228;t M&#252;nchen beruht und die, wie die nachfolgenden Ausf&#252;hrungen zeigen, von Will (StAZ 1974, 291 ff.) ausf&#252;hrlich und &#252;berzeugend begr&#252;ndet worden ist (im Ergebnis so auch: Bachmann, StAZ 1962, 286, 287; Gundrum, StAZ 1973, 149; Hoffmann, StAZ 1972, 3):</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die traditionelle Namensordnung der arabischen L&#228;nder kennt keine festen Familiennamen, die von Generation zu Generation fest weitergereicht werden, sondern nur den pers&#246;nlichen Namen (= ism), der gew&#246;hnlich vom Vater ausgew&#228;hlt wird und aus mehreren aneinandergereihten Einzelnamen bestehen kann. Angesichts des beschr&#228;nkten Namensvorrats ist es aber seit altersher &#252;blich, das Kind - auch die Tochter - zus&#228;tzlich mit den pers&#246;nlichen Namen des Vaters und h&#228;ufig auch des Gro&#223;vaters sowie gelegentlich weiterer Ahnen der v&#228;terlichen Linie zu benennen (= nasab). In jeder folgenden Generation f&#228;llt dann der Name des nunmehrigen Gro&#223;vaters, manchmal auch - unter Beibehaltung der Namen fr&#252;herer Vorfahren - der Name des Vaters, fort. Diese Tradition besteht auch heute noch und hat Niederschlag in einigen &#228;gyptischen Gesetzen gefunden (vgl. Art. 22 Nr. 1 des Gesetzes Nr. 114/1946 &#252;ber die Grundst&#252;cks- und Urkunds&#228;mter und Art. 9 Nr. 5 der Ausf&#252;hrungsverordnung zum Gesetz Nr. 68/1947 &#252;ber die Standes&#228;mter).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Seit langer Zeit werden in &#196;gypten auch Familiennamen gebraucht, die durch Generationen hindurch zur vollst&#228;ndigen Bezeichnung der Person geh&#246;ren, den Schlu&#223;bestandteil des vollst&#228;ndigen Namens bilden und deren Annahme jedem &#196;gypter durch Art. 38 des Zivilgesetzbuches vom 16. Juli 1948 zur Pflicht gemacht worden ist, wenn auch ein nach Art. 39 ZGB &#252;ber Erwerb und &#196;nderung des Familiennamens zu erlassendes besonderes Gesetz sp&#228;ter nicht ergangen ist. Nach Art. 38 ZGB hat jede Person einen pers&#246;nlichen Namen und einen Familiennamen; der Familienname der Person (d.h. des Vaters) gilt auch f&#252;r ihre Kinder. Art. 18 Nr. 2 des Personenstandsgesetzes Nr. 260/1960 setzt als selbstverst&#228;ndlich voraus, da&#223; f&#252;r jedes zur Eintragung in das Geburtsregister neu angemeldete Kind ein Familienname angegeben wird. Die &#228;gyptische Frau beh&#228;lt Vornamen, Zwischennamen und Familiennamen auch in der Ehe. Die Eheschlie&#223;ung bleibt f&#252;r ihren Namen ohne Folgen; die Erstreckung des Familiennamens des Mannes auf die Ehefrau ist - als den &#228;gyptischen Rechtsvorstellungen fremd - in Art. 38 ZGB nicht verwirklicht worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheiden - wie hier auf Grund der Wahl der Beteiligten zu 1) - deutsche und nicht ausl&#228;ndische Sachnormen &#252;ber die Namensf&#252;hrung der Ehefrau, so entsteht die Schwierigkeit, einen dem deutschen Recht unbekannten Namensbestandteil ins zweiteilige deutsche Namensrecht einzupassen. Die Eheschlie&#223;ung l&#228;&#223;t alle Vornamen der Frau unber&#252;hrt, w&#228;hrend der M&#228;dchenname vom Ehefamiliennamen verdr&#228;ngt wird. Das Schicksal der aus dem Ausland mitgebrachten Zwischennamen h&#228;ngt davon ab, ob diese unter Beachtung des fremden Rechts den deutschen Vornamen n&#228;her stehen oder aber den deutschen Familiennamen. Die Angleichung der Zwischennamen an die Vornamen liegt n&#228;her.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In &#196;gypten hat sich durch die Einf&#252;hrung eines eigenen Familiennamens das Namensrecht von der alten islamischen Tradition gel&#246;st, nach der Vaters und Gro&#223;vaters Namen die Funktion eines Familiennamens zugesprochen werden k&#246;nnte. Die Zwischennamen entsprechen einem weiter vorhandenen Bed&#252;rfnis des &#228;gyptischen Rechtsverkehrs, weil die verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig geringe Anzahl m&#246;gliche r. Vornamen und weit verbreitete Familiennamen die eindeutige Identifizierung einer Person erschweren k&#246;nnen. Die Zwischennamen erleichtern diese Aufgabe, weil sie in solchen F&#228;llen ihre unterscheidende Kraft zeigen k&#246;nnen. In ihren Auswirkungen haben sie eher Unterscheidungs- als Sippenzuordnungsfunktion, wenn sie auch bei einem Regelgebrauch zu einer gr&#246;&#223;eren Transparenz innerhalb der Sippenstruktur f&#252;hren. Sie sind daher eher Vornamen, zumal es sich auch um die Vornamen des Vaters oder Gro&#223;vaters handelt. Weiter zur&#252;ck gehen sie gew&#246;hnlich nicht, mit jeder Generation entf&#228;llt im Regelfall der Name des Urgro&#223;vaters. Damit aber fehlt es an einer ausschlaggebenden Funktion eines Familiennamens, eine Sippe &#252;ber mehrere Generationen hinweg einheitlich zu kennzeichnen. Die Zwischennamen sind vielmehr wandelbar. Wenn sie auch im Gegensatz zur verbreiteten deutschen Sitte, Namen der Vorfahren an Kinder durch Beif&#252;gung weiterer Vornamen weiterzugeben, gewissen Regeln unterliegen, so dienen sie doch eher der besseren Kennzeichnung und Unterscheidung des einzelnen Namenstr&#228;gers und nicht dem Nachweis der Zugeh&#246;rigkeit zu einer bestimmten Sippe.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Neben diesem Gesichtspunkt der Wandelbarkeit kann ferner der pers&#246;nlichkeitsrechtliche Aspekt f&#252;r die Angleichung der Zwischennamen an die Vornamen angef&#252;hrt werden, wie es Will (a.a.O.) getan hat. Das Namensrecht ist ein verfassungsm&#228;&#223;ig gew&#228;hrleistetes Pers&#246;nlichkeitsrecht (Art. 1 und 2 GG), das auch Ausl&#228;ndern zugute kommt. Dieses Recht w&#228;re angesprochen, wenn ein &#228;gyptischer Zwischenname gegen den Willen seiner Tr&#228;gerin - was hier allerdings nicht der Fall zu sein scheint - verloren w&#252;rde, obwohl dieser Zwischenname in seiner Funktion mehr den bei uns gebr&#228;uchlichen Vornamen gleicht, und der namensrechtliche Zweck des &#167; 1355 BGB a.F. nicht betroffen w&#228;re, einen einheitlichen Ehe- und Familiennamen sicherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Mit den Vorinstanzen ist daher davon auszugehen, da&#223; der neue Ehename der Beteiligten zu 1) ihre Zwischennamen &#228;gyptischen Rechts unber&#252;hrt l&#228;&#223;t. Auch die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts zur Behandlung der Zwischennamen im Familienbuch sind rechtlich bedenkenfrei. Da sie den Vornamen n&#228;her stehen, sind sie in der Spalte 2 des Familienbuchs hinter dem Vornamen einzutragen (Gundrum, StAZ 1973, 149). Das ist hier geschehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Amts- und Landgericht haben allerdings verkannt, da&#223; die Berichtigung des Vermerks in Spalte 10 durch einen Randvermerk auszuf&#252;hren, ist und die gerichtliche Entscheidung nach &#167; 47 PStG w&#246;rtlich anzugeben hat, wie der einzutragende Randvermerk lauten soll. Der angeordnete Berichtigungsvermerk mu&#223; stets einen positiven Inhalt haben. Die Berichtigungsanordnung kann sich also nicht auf die vom Amtsgericht ausgesprochene Anweisung an den Standesbeamten beschr&#228;nken, den zweiten Halbsatz des in Spalte 10 eingetragenen Vermerks vom 24. Mai 1974 zu l&#246;schen. Denn eine "L&#246;schung" im Sinne einer Tilgung oder Durchstreichung oder R&#246;tung einer unrichtigen Eintragung kennt das Personenstandsrecht nicht (Beschlu&#223; des Senats vom 21. Oktober 1966 - 15 W 139/65 - = OLGZ 1967, 89; BayObLGZ 1966, 1, 7; Jansen, Rz. 25 zu &#167; 69 FGG a.F.; Keidel/Winkler, Rz. 26 zu &#167; 69 FGG a.F.; Pfeiffer/Strickert, Anm. 10 zu &#167; 47 PStG). Die Beweiskraft einer Eintragung wird vielmehr durch Eintragung eines Randvermerks zerst&#246;rt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der sich insoweit zeigende Mangel der vom Landgericht gebilligten Berichtigungsanordnung des Amtsgerichts beschwert den Beteiligten zu 3) aber nicht. Seine sofortige weitere Beschwerde ist daher zur&#252;ckzuweisen. Der Senat nimmt jedoch Anla&#223;, den amtsgerichtlichen Beschlu&#223; so zu fassen, wie es den vorstehend dargelegten gesetzlichen Anforderungen entspricht.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung &#252;ber au&#223;ergerichtliche Kosten des Verfahrens der sofortigen weiteren Beschwerde ist nicht veranla&#223;t.</p>
316,033
vg-koln-1977-10-31-1-l-471777
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1 L 4717/77
1977-10-31T00:00:00
2019-03-13T15:21:18
2019-03-27T09:41:35
Beschluss
ECLI:DE:VGK:1977:1031.1L4717.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>1) Auf einen von der Antragstellerin gegen den Bescheid vom 3. Oktober 1977 einzulegenden Widerspruch wird die aufschiebende Wirkung angeordnet, so- weit der Antragsgegner in diesem Bescheid die Antragstellerin zur Schlie&#223;ung ihres Betriebes aufgefordert und zur Durchsetzung seiner Anordnung die Anwendung un- mittelbaren Zwangs angedroht hat. Im &#252;brigen wird der Antrag abgelehnt.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Verfahrens werden gegeneinander aufgehoben.</p> <p></p> <p>2) Der Streitwert wird auf 6.000,-- DM festgesetzt. </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Antragstellerin, P. P. , ist Friseurmeister. Anfang 1961 zeigte er bei der Gemeinde Much an, da&#223; er einen Frisiersalon und Einzelhandel mit Tabak- und Schreibwaren betreibe. Im September 1972 er&#246;ffnete er in Waldbr&#246;l eine Filiale seines Friseurbetriebes. Wegen erheblicher R&#252;ckst&#228;nde an Steuern und Sozi- alversicherungsbeitr&#228;gen untersagte ihm der Antragsgegner durch Ordnungsverf&#252;- gung vom 30. Juli 1975 die weitere selbst&#228;ndige Aus&#252;bung des Gewerbes "Frisiersa- lon und Einzelhandel mit Tabak- und Schreibwaren". Hiergegen legte er unter dem 28. August 1975 Widerspruch ein, meldete aber zum 1. September 1975 seine Be- triebe in Much und in Waldbr&#246;l ab. Zum gleichen Zeitpunkt zeigte die Antragstellerin die &#220;bernahme beider Betriebe an. Sie wurde am 8. September 1975 in die Hand- werksrolle eingetragen. Der Widerspruch ihres Ehemannes gegen die Ordnungsver- f&#252;gung vom 30. Juli 1975 wurde vom Regierungspr&#228;sidenten (RP) in K&#246;ln mit Be- scheid vom 27. Oktober 1975 - zugestellt am 4. November 1975 - zur&#252;ckgewiesen. Klage wurde nicht erhoben.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Antragstellerin vom Antragsgegner darauf hingewiesen worden war, da&#223; auch gegen sie ein Gewerbeuntersagungsverfahren eingeleitet worden war, meldete sie unter dem 31. M&#228;rz 1976 den Betrieb in Waldbr&#246;l ab. Nachdem die Er- mittlungen ergeben hatten, da&#223; die Antragstellerin inzwischen beim Finanzamt Sieg- burg Steuerr&#252;ckst&#228;nde in H&#246;he von 15.700,-- DM hatte, der Allgemeinen Ortskran- kenkasse (AOK) Siegburg Sozialversicherungsbeitr&#228;ge in H&#246;he von 1.190,21 DM und der Berufsgenossenschaft f&#252;r Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) in Hamburg Beitr&#228;ge in H&#246;he von 210,36 DM schuldete, ferner beim Amtsgericht Sieg- burg ein Haftbefehl in der Schuldnerkartei verzeichnet war, untersagte ihr der An- tragsgegner mit Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 die weitere selbst&#228;ndige Aus&#252;bung des Gewerbes "Frisiersalon einschlie&#223;lich Einzelhandel mit Tabak-, Schreib- und Kosmetikartikeln". F&#252;r den Fall, da&#223; die Antragstellerin nicht innerhalb eines Monats nach Unanfechtbarkeit der Ordnungsverf&#252;gung ihre T&#228;tigkeit in dem Gewerbe einstelle, drohte der Antragsgegner ihr die Anwendung unmittelbaren Zwangs durch Schlie&#223;ung der Betriebs- und Gesch&#228;ftsr&#228;ume im Wege der Versiege- lung an. Die Handwerkskammer zu K&#246;ln war vor Erla&#223; dieser Ordnungsverf&#252;gung, die der Antragstellerin am 18. M&#228;rz 1977 zugestellt wurde, geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nachdem gegen die Ordnungsverf&#252;gung Widerspruch eingelegt worden war, bestellte sich f&#252;r die Antragstellerin ein Anwalt, der Verhandlungen mit dem Antrags- gegner f&#252;hrte. Er stellte in Aussicht, da&#223; die Antragstellerin den Betrieb ver&#228;u&#223;ern werde. Mit Schreiben vom 13. Juni 1977 teilte der Antragsgegner daraufhin dem An- walt mit, die Entscheidung &#252;ber den Widerspruch werde bis zum 1. September 1977 ausgesetzt. Falls festgestellt werde, da&#223; eine Ver&#228;u&#223;erung nicht beabsichtigt sei o- der die R&#252;ckst&#228;nde weiterhin anstiegen, behalte er sich Ma&#223;nahmen nach &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Unter dem 3. Oktober 1977 ordnete der Antragsgegner die sofortige Vollziehung seiner Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 an und forderte die Antragstellerin gleichzeitig auf, ihre T&#228;tigkeit in dem ihr untersagten Gewerbe mit Ablauf des 15. Ok- tober 1977 einzustellen. Nach Ablauf der Frist werde die Schlie&#223;ung der Gesch&#228;fts- r&#228;ume durch Anwendung unmittelbaren Zwangs durchgesetzt. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hr- te der Antragsgegner im wesentlichen aus: Durch den Widerspruch und sich eventu- ell anschlie&#223;ende Rechtsmittel werde der Vollzug der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 in unvertretbarer Weise hinausgez&#246;gert. Denn nach der bisherigen Be- triebsf&#252;hrung sei mit Sicherheit zu erwarten, da&#223; die Antragstellerin mit jedem weite- ren Tage neue R&#252;ckst&#228;nde an Steuern und Sozialversicherungsbeitr&#228;gen entstehen lasse. Seit Erla&#223; der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 seien die R&#252;ckst&#228;nde bei der AOK Siegburg auf ca. 4,000,-- DM und die R&#252;ckst&#228;nde beim Finanzamt auf ca. 16.500,-- DM angewachsen. Es bestehe daher keine Aussicht, da&#223; sich die ver- zweifelte wirtschaftliche Lage durch eine Fortf&#252;hrung des Gewerbebetriebes &#228;ndern lie&#223;e. Vielmehr bestehe die Gefahr, da&#223; Gesch&#228;ftspartner der Antragstellerin Ver- m&#246;genssch&#228;den erleiden k&#246;nnten, wenn sie sich &#252;ber ihre Kreditw&#252;rdigkeit t&#228;uschten. Der Bescheid vom 3. Oktober 1977 wurde am 7. Oktober 1977 dem Anwalt der Antragstellerin zugestellt. Dieser hatte jedoch bereits mit Schreiben vom 4. Oktober 1977 - eingegangen am 6. Oktober 1977 - sein Mandat niedergelegt. Der Antragsgegner stellte daraufhin den Bescheid vom 3. Oktober 1977 erneut unmittelbar der Antragstellerin zu. Diese Zustellung erfolgte am 12. Oktober 1977.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 24. Oktober 1977 hat die Antragstellerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs vom 18. April 1977 gegen die Ordnungsverf&#252;gung des Antragsgegners vom 9. M&#228;rz 1977 wiederherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie im wesentlichen aus: Die R&#252;ckst&#228;nde bei der AOK Siegburg h&#228;tten sich inzwischen auf ca. 1.200,-- DM verringert. Die Steuerschulden seien allerdings bestehengeblieben. Sie beabsichtige jedoch, das Gesch&#228;ft zu ver&#228;u&#223;ern. Sie habe entsprechende Verhandlungen mit einer Interessentin, Frau H. B. , gef&#252;hrt, die das Gesch&#228;ft im Januar &#252;bernehmen wolle. Mit einer entsprechenden Zusage der Interessentin rechne sie noch in dieser Woche. Es sei eine unzumutbare H&#228;rte, wenn sie den Laden im jetzigen Zeitpunkt schlie&#223;en m&#252;sse. Sie und ihr Ehemann seien in dem Gesch&#228;ft t&#228;tig und h&#228;tten im Augenblick keine neue Arbeitssteile in Aussicht. Sie h&#228;tten 4 Kinder, die alle zuhause lebten. Das &#228;lteste Kind sei bereits berufst&#228;tig. Die anderen Kinder bef&#228;nden sich noch in der Ausbildung bzw. auf der Schule.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs gegen seine Verf&#252;gung vom 9.M&#228;rz 1977 zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich auf den Inhalt seiner Bescheide vom 9. M&#228;rz und 3. Oktober 1977. Der Beitragsr&#252;ckstand bei der AOK Siegburg betrage zur Zeit ca. 2.500,-- DM. Es seien lediglich 1.500,--DM im Wege der Zwangsvollstreckung beigetrieben worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts wird auf den Inhalt der Verfahrensakte und der von dem Antragsgegner vorgelegten Verwaltungsvorg&#228;nge (2 Hefter) Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">1. Der nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) zul&#228;ssige Antrag, die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs gegen die in der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 ausgesprochene Gewerbeuntersagung wiederherzustellen, war abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 80 Abs. 1 Satz 1 VwGO hat der Widerspruch gegen einen belastenden Verwaltungsakt aufschiebende Wirkung. Abgesehen von gesetzlich geregelten Ausnahmen (vgl. &#167; 80 Abs. 2 Nr. 1 - 3 VwGO) entf&#228;llt die aufschiebende Wirkung nur, wenn die zust&#228;ndige Beh&#246;rde die sofortige Vollziehung des Verwaltungsaktes angeordnet hat (vgl. &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO). Ist dies - wie im vorliegenden Fall - mit der erforderlichen schriftlichen Begr&#252;ndung geschehen, so hat das Gericht im Rahmen des Aussetzungsverfahrens zu pr&#252;fen, ob das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des angefochtenen Bescheides gegen&#252;ber den privaten Interessen des Antragstellers an der aufschiebenden Wirkung des Rechtsbehelfs &#252;berwiegt. Da ein solcher Fall hier gegeben ist, bleibt der Aussetzungsantrag der Antragstellerin ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Gewerbeuntersagung bestehen keine durchgreifenden Bedenken. Der Antragsgegner hat diesen Verwaltungsakt zutreffend auf die Vorschrift des &#167; 35 Abs. 1 Satz 1 der Gewerbeordnung (GewO) gest&#252;tzt. Danach ist die Aus&#252;bung eines Gewerbes zu untersagen, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverl&#228;ssigkeit des Gewerbetreibenden oder einer mit der Leitung des Gewerbebetriebs beauftragten Person in Bezug auf dieses Gewerbe dartun, sofern die Untersagung zum Schutze der Allgemeinheit oder der im Betrieb Besch&#228;ftigten erforderlich ist. Unzuverl&#228;ssig ist, wer nach dem Gesamtbild seines Verhaltens nicht die Gew&#228;hr daf&#252;r bietet, da&#223; er das von ihm ausge&#252;bte Gewerbe ordnungsgem&#228;&#223; betreiben wird,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vgl. Nr. 3.1 der Ausf&#252;hrungsanweisung zu &#167; 35 der Gewerbeord- nung, Runderla&#223; des Ministers f&#252;r Wirtschaft, Mittelstand und Ver- kehr NW vom 27. Januar 1975 - MBl. NW 1975, 202 - (AA &#167; 35 Ge- wO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In seiner Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 hat der Antragsgegner ausf&#252;hrlich dargelegt, welche Tatsachen gegen die Zuverl&#228;ssigkeit der Antragstellerin sprechen und die Gewerbeuntersagung zum Schutze der Allgemeinheit erforderlich machen. Die Antragstellerin hat hiergegen auch keine Einwendungen erhoben, so da&#223; zur Vermeidung von Wiederholungen auf den Inhalt der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 verwiesen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zwar ist das Gericht der Auffassung, da&#223; die sofortige Vollziehung einer Gewerbeuntersagung - auch wenn diese offensichtlich rechtm&#228;&#223;ig ist - nur angeordnet werden darf, wenn dies besondere Umst&#228;nde rechtfertigen. Insofern ist fraglich, ob die vom Antragsgegner in seinem Bescheid vom 3. Oktober 1977 angef&#252;hrten Erw&#228;gungen ausreichen, ein besonderes &#246;ffentliches Interesse an der sofortigen Vollziehung darzutun. Denn sie unterscheiden sich im wesentlichen nicht von den Gr&#252;nden, die f&#252;r den Erla&#223; des angefochtenen Verwaltungsaktes ma&#223;geblich gewesen sind. Wenn ein Betrieb endg&#252;ltig das Stadium wirtschaftlicher Leistungsunf&#228;higkeit erreicht hat, ist die Gewerbeuntersagung nach &#167; 35 GewO erforderlich, um die Nachteile abzuwenden, die der Allgemeinheit durch eine Fortf&#252;hrung des Betriebes erwachsen w&#252;rden. Insbesondere die fortdauernde und sich st&#228;ndig steigernde Sch&#228;digung des Fiskus und der Sozialversicherungstr&#228;ger ist f&#252;r den Normalfall des Sachverhalts kennzeichnend, der zu einer Gewerbeuntersagung f&#252;hren mu&#223;. Der Gesetzgeber hat aber, obwohl ihm diese Situation bewu&#223;t gewesen sein mu&#223;te, bei der Gewerbeuntersagung dennoch die aufschiebende Wirkung der Rechtsbehelfe nicht ausgeschlossen. Das bedeutet, da&#223; auch in diesem Bereich die Anordnung der sofortigen Vollziehung eine Ausnahme bleiben mu&#223;. Zumal die Gewerbeuntersagung einen besonders schwerwiegenden Eingriff in das Grundrecht der Berufsfreiheit (Art. 12 des Grundgesetzes) darstellt und eine einmal verfolgte Einstellung des Betriebes nicht immer ohne weiteres r&#252;ckg&#228;ngig zu machen ist, w&#228;re eine Verwaltungspraxis, die dieses Regel - Ausnahme - Verh&#228;ltnis umkehrte, und eine Rechtsprechung, die eine solche Praxis billigte, mit der verfassungsrechtlichen Rechtschutzgarantie des Art. 19 Abs. 4 Satz 1 des Grundgesetzes nicht vereinbar,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">vgl. Bundesverfassungsgericht (BVerfG) Beschlu&#223; vom 18. Juli 1973 - 1 BvR 23 u. 155/73 - NJW 1974, 227 f. f&#252;r den Fall der Ausweisungsverf&#252;gung im Ausl&#228;nderrecht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist aber eine Ausnahmesituation gegeben, die eine Anordnung der sofortigen Vollziehung vertretbar erscheinen l&#228;sst. Dabei mag dahinstehen, ob der Antragsgegner gen&#252;gend konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r ermittelt hat, da&#223; die Antragstellerin nicht nur weitere R&#252;ckst&#228;nde beim Fiskus und den Sozialversicherungstr&#228;gern entstehen lassen w&#252;rde, sondern auch Dritte - Kunden, Lieferanten usw. - sch&#228;digen w&#252;rde. Anscheinend kann der Antragstellerin insoweit bisher noch keine Verfehlung zum Vorwurf gemacht werden. Die Besonderheit, die hier die Anordnung der sofortigen Vollziehung rechtfertigt, besteht aber jedenfalls darin, da&#223; die Antragstellerin offensichtlich nur deswegen als Gewerbetreibende auftritt, weil ihrem Ehemann dasselbe Gewerbe bereits durch Ordnungsverf&#252;gung vom 30. Juli 1975 untersagt worden ist. Da es sich um einen typischen Familienbetrieb handelt, w&#228;re es lebensfremd anzunehmen, da&#223; durch den Inhaberwechsel der Einflu&#223; des Ehemannes auf die Betriebsf&#252;hrung ausger&#228;umt worden w&#228;re. Einer derartigen Umgehung einer bestandskr&#228;ftigen Untersagungsverf&#252;gung mu&#223; die zust&#228;ndige Beh&#246;rde mit besonderem Nachdruck entgegentreten. Anderenfalls w&#252;rden sich die Wirkung der von ihr zur Gefahrenabwehr getroffenen Ma&#223;nahmen in unvertretbarer Weise verz&#246;gern. Zumindest dann, wenn erkennbar wird, da&#223; trotz des Inhaberwechsels eine ord- nungsgem&#228;&#223;e Betriebsf&#252;hrung nicht gew&#228;hrleistet ist, mu&#223; sie deswegen die M&#246;g- lichkeit haben, die gegen den neuen Inhaber gerichtete Untersagungsverf&#252;gung mit der Anordnung der sofortigen Vollziehung zu verbinden. Im vorliegenden Fall mag der Antragstellerin zwar nicht der gute Wille abgesprochen werden, doch noch eine Sanierung des von ihr &#252;bernommenen Betriebes herbeizuf&#252;hren. Als ein Anzeichen hierf&#252;r ist z.B. die Abmeldung des Filialbetriebes in Waldbr&#246;l zu werten. Wie die An- tragstellerin jedoch selbst einr&#228;umt, sind ihre diesbez&#252;glichen Anstrengungen jeden- falls letztlich ohne Erfolg geblieben. Es ist daher ein besonderes &#246;ffentliches Interes- se daf&#252;r anzuerkennen, da&#223; die Gewerbeuntersagung nunmehr vollziehbar wird und nicht durch die zwar zul&#228;ssigen, in der Sache aber aussichtlosen Rechtsbehelfe der Antragstellerin hinausgez&#246;gert wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">2. Der Antragsgegner hat die in der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977 gleichfalls enthaltene Anordnung der Betriebsschlie&#223;ung und die Zwangsmittelandrohung in dem Bescheid vom 3. Oktober 1977 durch eine neue Regelung ersetzt, weil es nach Anordnung der sofortigen Vollziehung nicht bei den urspr&#252;nglich gesetzten Fristen bleiben konnte. Dem Wortlaut nach richtet sich der Antrag der Antragstellerin nur gegen die Vollziehung der Ordnungsverf&#252;gung vom 9. M&#228;rz 1977. Dem Sinn nach begehrt die Antragstellerin jedoch auch einen Aufschub hinsichtlich der jetzt in dem Bescheid vom 3. Oktober 1977 enthaltene Schlie&#223;ungsanordnung und der neuen Zwangsmittelandrohung. Das Gericht ist nicht gehindert, ihren Antrag dahingehend auszulegen, da&#223; insoweit die aufschiebende Wirkung eines noch von der Antragstellerin einzulegenden Widerspruchs angeordnet werden soll (vgl. &#167;&#167; 80 Abs. 5 Satz 1, 187 Abs. 3 VwGO, &#167; 8 Ausf&#252;hrungsgesetz zur VwGO NW). Dieser Antrag mu&#223;te auch Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der in dem Bescheid vom 3. Oktober 1977 enthaltenen Ma&#223;nahmen der Verwaltungsvollstreckung bestehen erhebliche Bedenken, so da&#223; ein &#252;berwiegendes &#246;ffentliches Interesse an der sofortigen Vollziehung nicht anerkannt werden kann. Stellt der Gewerbetreibende trotz einer unanfechtbaren oder sofort vollziehbaren Gewerbeuntersagungsverf&#252;gung seinen Gesch&#228;ftsbetrieb nicht ein, kann die Fortsetzung des Betriebes durch Schlie&#223;ung der Betriebs- oder Gesch&#228;ftsr&#228;ume oder durch andere geeignete Ma&#223;nahmen verhindert werden (vgl. &#167; 35 Abs. 5 GewO). Solche Ma&#223;nahmen werden durch eine besondere Schlie&#223;ungsverf&#252;gung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde angeordnet. Die Vollstreckung der Schlie&#223;ungsverf&#252;gung richtet sich nach den Bestimmungen des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes NW (VwVG NW). Die nach &#167; 62 Abs. 1 VwVG NW erforderliche Androhung des Zwangsmittels erfolgt regelm&#228;&#223;ig zusammen mit der Schlie&#223;ungsverf&#252;gung (vgl. &#167; 62 Abs. 2 Satz 1 VwVG NW).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Bei der insoweit zu treffenden Ermessensentscheidung hat die Beh&#246;rde zu pr&#252;fen, ob es vertretbar ist, dem Gewerbetreibenden zur Abwicklung des Gesch&#228;ftsbetriebes eine Frist einzur&#228;umen. Soweit der mit der Gewerbeuntersagung verfolgte Schutz der Allgemeinheit oder der im Betrieb Besch&#228;ftigten dies nicht ausnahmsweise ausschlie&#223;t, wird eine solche Fristgew&#228;hrung zur Wahrung des mit Verfassungsrang ausgestatteten Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit immer notwendig sein. Denn nur bei ordnungsm&#228;&#223;iger Abwicklung des Gesch&#228;ftsbetriebes kann die durch die Gewerbeuntersagung verursachte wirtschaftliche Sch&#228;digung des Betroffenen so gering wie m&#246;glich gehalten werden. Ma&#223;geblich f&#252;r die Bemessung dieser Frist sind die Umst&#228;nde des Einzelfalles. Dabei sind insbesondere Art und Umfang des Gesch&#228;ftsbetriebes zu ber&#252;cksichtigen. Wenn der Gewerbetreibende Verhandlungen &#252;ber die Ver&#228;u&#223;erung des Betriebes f&#252;hrt, wird die Beh&#246;rde auch zu pr&#252;fen haben, ob es unter Abw&#228;gung mit den zu sch&#252;tzenden Rechtsg&#252;tern vertretbar erscheint, die in Aussicht stehende &#220;bergabe des Gesch&#228;ftsbetriebes abzuwarten (vgl. auch Nr. 7.5 AA &#167; 35 GewO).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat an sich im vorliegenden Fall diese Grunds&#228;tze beachten wollen. Er hat n&#228;mlich zun&#228;chst der Antragstellerin f&#252;r die Ver&#228;u&#223;erung ihres Betriebes eine verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223;z&#252;gig bemessene Frist einger&#228;umt. Erst nachdem diese Frist ergebnislos verstrichen war, hat er die Gewerbeuntersagung mit der Anordnung der sofortigen Vollziehung verbunden und eine neue Frist f&#252;r die Schlie&#223;ung des Betriebes gesetzt. Zwar war diese Frist nunmehr ziemlich kurz bemessen. Bei normalem Gang der Dinge h&#228;tte die Antragstellerin nur noch etwa eine Woche Zeit gehabt, ihren Betrieb abzuwickeln. Dies mag aber wegen der Besonderheit, da&#223; die Antragstellerin zuvor eine lange Frist ungenutzt hatte verstreichen lassen, eine vertretbare Ermessensentscheidung des Antragsgegners gewesen sein. Wenn der Bescheid vom 3. Oktober 1977 dennoch rechtlichen Bedenken begegnet, liegt dies daran, da&#223; die Zustellung an die Antragstellerin versp&#228;tet erfolgt ist, und sich dadurch die ihr gew&#228;hrte Frist in einer vom Antragsgegner wohl selbst nicht beabsichtigten, jedenfalls aber unangemessenen Weise verk&#252;rzt hat.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zwar ist der Bescheid vom 3. Oktober 1977 noch am 7. Oktober 1977 dem fr&#252;heren Anwalt der Antragstellerin zugestellt worden. Da dieser aber zuvor bereits sein Mandat niedergelegt hatte, braucht die Antragstellerin sich diese Zustellung nicht zurechnen zu lassen. Ihr ist der Verwaltungsakt daher erst am 12, Oktober 1977 bekanntgegeben worden. Durch diesen Verlauf der Dinge hat sich die der Antragstellerin gesetzte Frist, die am 15. Oktober 1977 ablaufen sollte, auf einen nach den Umst&#228;nden unangemessen kurzen Zeitraum verringert, so da&#223; ein von der Antragstellerin gegen den Bescheid vom 3. Oktober 1977 einzulegender Widerspruch aufschiebende Wirkung haben mu&#223;, um sie vor Rechtsnachteilen zu sch&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">3. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 und 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">4. Bei der Festsetzung des Streitwerts hat das Gericht gem&#228;&#223; &#167;&#167; 13 Abs. 1 Satz 1 und 20 Abs. 3 des Gerichtskostengesetzes (GKG) die wirtschaftliche Bedeutung des Verfahrens f&#252;r die Antragstellerin ber&#252;cksichtigt. </p>
316,034
ovgnrw-1977-10-25-iv-a-73476
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IV A 734/76
1977-10-25T00:00:00
2019-03-13T15:21:19
2019-03-27T09:41:35
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1977:1025.IV.A734.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p></p> <p>Der Leistungsbescheid des Beklagten vom 13. Februar 1975 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten vom 14. April 1975 wird aufgehoben.</p> <p></p> <p>Der Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p> <p></p> <p></p> <p></p> <p> </p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der in XXX, wohnende Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Hauses XXX, XXXStra&#223;e. Im Erdgescho&#223; des Hauses befinden sich eine Gastst&#228;tte und ein Ladenlokal, das im Jahre 1974 an einen Herrn XXX vermietet war. Herr betrieb in dem Ladenlokal ein Textilgesch&#228;ft.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 18. Dezember 1974 wurde gegen 22.45 Uhr ein mit zwei Polizeibeamten besetzter Streifenwagen des Beklagten zu dem Hause Stra&#223;eXXX gerufen, weil dort die gl&#228;serne Eingangst&#252;r zu dem Ladenlokal besch&#228;digt war. Die Verglasung wies ein Loch von etwa 15 bis 20 cm Durchmesser auf. Auch an zwei weiteren H&#228;usern in der Nachbarschaft waren &#228;hnliche Besch&#228;digungen festzustellen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Streifenwagenbesatzung bem&#252;hte sich zun&#228;chst, Herrn XXX zu erreichen, dessen Namen und Adresse an dem Gesch&#228;ft angebracht waren. Dies gelang jedoch nicht. Daraufhin beauftragten die Beamten die Firma XXX, umgehend zur Eigentumssicherung eine Notverglasung vorzunehmen. Da dies nach Auffassung der Firma XXX undurchf&#252;hrbar war, befestigte die Firma im Bereich des Scheibenloches zwei Bretter - eines au&#223;en, eines innen- die mit Gewindeschrauben verbunden wurden. Die Firma XXX forderte hierf&#252;r von dem Beklagten den Betrag von 190,92 DM (15,-- DM f&#252;r Fahrkosten, 25,-- DM f&#252;r 2 x 1,5 Gesellenstunden, 100% Nachtzulage, 7,-- DM Materialkosten, 11% Mehrwertsteuer ).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte versuchte, diese Kosten bei Herrn XXX einzuziehen. Als dies mi&#223;lang - XXX hatte offenbar das Gesch&#228;ft aufgegeben und war verzogen -, forderte der Beklagte durch Leistungsbescheid vom 13. Februar 1975 von dem Kl&#228;ger unter Berufung auf die &#167;&#167; 15 bis 20 des Polizeigesetzes i.d.F. der Bekanntmachung vom 28. Oktober 1969, GV NW 740, (PolG) die Zahlung von 195,42 DM (die von der Firma geforderten Betr&#228;ge und 4,50 DM f&#252;r Postzustellungsgeb&#252;hren und Kosten f&#252;r Fotokopien).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger legte Widerspruch ein und machte u.a. geltend, er sie nicht Eigent&#252;mer- des Gesch&#228;fts und der darin befindlichen Gegenst&#228;nde gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Regierungspr&#228;sident XXX wies den Widerspruch durch Widerspruchsbescheid vom 14. April 1975 zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte er u.a. aus: Die Kostenforderung folge aus &#167; 68 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 23, Juli 1957, GV NW 216, (VwVG NW) iVm &#167; 11 Abs. 2 Nr. 7 der Kostenordnung zum Verwaltungsvollstreckungsgesetz vom 30. November 1971, GV NW 394, (KostO NW). Die Polizei sei aufgrund ihrer Befugnisse nach den &#167;&#167; 15 bis 20 PolG t&#228;tig geworden und habe eine Ersatzvornahme im Wege des sofortigen Vollzuges (&#167;&#167; 55 Abs. 2, 59 VwVG NW) durchgef&#252;hrt. Als Eigent&#252;mer sei der Kl&#228;ger gem&#228;&#223; &#167; 22 PolG iVm &#167; 18 Abs. 1 des Gesetzes &#252;ber Aufbau und Befugnisse der Ordnungsbeh&#246;rden i.d.F. der Bekanntmachung vom 28. Oktober 1969, GV NW 732, (OBG) f&#252;r die eingetretene St&#246;rung verantwortlich und f&#252;r die Kosten haftbar.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 14. Mai 1975 hat der Kl&#228;ger Klage erhoben. Er hat u.a. geltend gemacht: Die Ma&#223;nahme der Polizei sei nicht notwendig und nicht geeignet gewesen. Die geforderten Betr&#228;ge seien auch &#252;berh&#246;ht. Wahrscheinlich sei die T&#252;r nicht vors&#228;tzlich eingeschlagen, sondern durch einen von einem vorbeifahrenden Fahrzeug aufgewirbelten Stein besch&#228;digt worden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des Beklagten vom 13. Februar 1975 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Regierungspr&#228;sidenten XXX vom 14. April 1975 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er hat u.a. vorgetragen: Nach Art und Umfang der Besch&#228;digungen sei der Verdacht des versuchten Einbruchdiebstahls gerechtfertigt gewesen. Auch sei zu bef&#252;rchten gewesen, da&#223; die T&#228;ter die Tat vollendet h&#228;tten, wenn keine Sicherungsma&#223;nahmen ergriffen worden w&#228;ren. Zudem h&#228;tten Witterungs&#228;nderungen, etwa Sturm, Regen oder Schnee, &#252;ber den Glasbruch hinaus weitere Sch&#228;den am Geb&#228;ude und am Inventar verursachen, k&#246;nnen. Schlie&#223;lich sei zu besorgen gewesen, da&#223; die Einbruchsspuren andere B&#252;rger h&#228;tten dazu verleiten k&#246;nnen, auch ihrerseits die Polizei zu benachrichtigen und sie dadurch in ihrer Funktionsf&#228;higkeit zu beeintr&#228;chtigen. Die Ma&#223;nahme sei unaufschiebbar und notwendig gewesen. Die Kosten seien orts&#252;blich.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch Urteil vom 25. Februar 1976, auf das Bezug genommen wird, abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 2. April 1976 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 29. April 1976 Berufung eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Er hat u.a. weiter vorgetragen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es sei den Polizeibeamten zumutbar gewesen, sich im Hause oder in der Nachbarschaft nach dem Hauseigent&#252;mer zu erkundigen und anschlie&#223;end ihn, den Kl&#228;ger, anzurufen. In dem Hause h&#228;tten 15 Mietparteien gewohnt, die auch fast alle im Zeitpunkt des polizeilichen Einschreitens zu Hause gewesen seien. Von jedem der Hausbewohner und auch von dem P&#228;chter der im Hause gelegenen Gastst&#228;tte, die bis 1.00 Uhr ge&#246;ffnet gewesen sei, h&#228;tten die Polizeibeamten seinen Namen erfragen k&#246;nnen. Der P&#228;chter der Gastst&#228;tte habe, seine, des Kl&#228;gers, Telefonnummer gewu&#223;t und h&#228;tte die Polizei auch an den im Hause wohnenden Hausmeister verweisen k&#246;nnen. Er, der Kl&#228;ger, sei am fraglichen Tage zwischen 22.45 und 24.00 Uhr in seiner Wohnung erreichbar gewesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und nach seinem erstinstanzlichen Klageantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben auf m&#252;ndliche Verhandlung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im einzelnen wird auf die Verfahrensakte sowie auf die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten und des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat kann ohne m&#252;ndliche Verhandlung entscheiden, weil sich die Beteiligten hiermit einverstanden erkl&#228;rt haben (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 101 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO)).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Leistungsbescheid des Beklagten vom 13. Februar 1975 und der Widerspruchsbescheid des Regierungspr&#228;sidenten K&#246;ln vom 14. April 1975 sind rechtswidrig, verletzen den Kl&#228;ger in seinen Rechten und sind daher aufzuheben (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat gegen den Kl&#228;ger keinen Kostenersatzanspruch aufgrund der &#167;&#167; 59, 68 Abs. 1 und 2 VwVG NW iVm &#167; 11 Abs. 2 Nr. 7 KostO NW. Nach diesen Vorschriften kann die Vollstreckungsbeh&#246;rde nur dann die an Beauftragte gezahlten Kosten einer Ersatzvornahme von dem Pflichtigen erstattet verlangen, wenn die Ersatzvornahme rechtm&#228;&#223;ig war (vgl. auch &#167; 14 Abs. 1 KostO NW).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es kann dahingestellt bleiben, ob wegen der zerbrochenen Scheibe des Ladenlokals &#252;berhaupt eine Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung iSd &#167;&#167; 15 Abs. 1 Satz 2 und 20 PolG drohte und ob gegebenenfalls gerade der Kl&#228;ger als Eigent&#252;mer des Hauses St&#246;rer iSv &#167; 22 PolG iVm &#167; 18 Abs. 1 OBG war. Sollte der Kl&#228;ger nicht St&#246;rer gewesen sein - sei es, da&#223; eine Gefahr &#252;berhaupt, sei es, da&#223; jedenfalls eine Zustandshaftung des Kl&#228;gers zu verneinen w&#228;re -, so w&#228;re die Inanspruchnahme des Kl&#228;gers aufgrund der &#167;&#167; 59, 68 Abs. 1, 2 VwVG NW iVm &#167; 11 Abs. 2 Nr. 7 KostO NW schon aus diesem Grunde nicht m&#246;glich, da der Kl&#228;ger als Nichtst&#246;rer auch nicht Pflichtiger iSd genannten Vorschriften w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Geht man indessen davon aus, da&#223; der Kl&#228;ger St&#246;rer ist, scheidet ein Anspruch aus &#167; 11 Abs. 2 Nr. 7 KostO aus, weil die durchgef&#252;hrte Ersatzvornahme wegen eines Versto&#223;es gegen &#167; 55 Abs. 2 VwVG NW rechtswidrig war.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat das Zwangsmittel der Ersatzvornahme ohne voraufgehende, dem Pflichtigen das geforderte Verhalten aufgebenden Grundverwaltungsakt angewendet. Eine solche Anwendung des Zwangsmittels im Wege des sofortigen Vollzugs ist nur unter den Voraussetzungen des &#167; 55 Abs. 2 VwVG NW zul&#228;ssig. Danach ist u.a. erforderlich, das der sofortige Vollzug zur Verhinderung einer rechtswidrigen, mit Strafe oder Bu&#223;geld bedrohten Tat oder zur Abwendung einer drohenden Gefahr notwendig ist. Notwendig ist ein solches sofortiges Eingreifen dann, wenn die &#252;berwiegende Wahrscheinlichkeit besteht, da&#223; der Zweck der Ma&#223;nahme auf normalem Wege, d.h. durch Erla&#223; eines Verwaltungsaktes mit sofortiger Vollziehbarkeit oder durch blo&#223;es Einwirken auf den Pflichtigen nicht erreicht werden k&#246;nnte. Ob eine Vollstreckung in diesem Sinne notwendig war, ist einer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung vollzug&#228;nglich, der Verwaltung steht insoweit kein Beurteilungsspielraum zu.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. Engelhardt, Kommentar zum Verwaltungsvollstreckungsgesetz, S. 65; Oberverwaltungsgericht (OVG) M&#252;nster, Beschlu&#223; vom 25. September 1963 - VII B 225/63 -, Monatsschrift f&#252;r Deutsches Recht (MDR) 1964, 180.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Nicht notwendig ist der sofortige Vollzug, wenn es der Vollzugsbeh&#246;rde bei zumutbarem Bem&#252;hen m&#246;glich gewesen w&#228;re, den Pflichtigen rechtzeitig zu ermitteln und ihn selbst zur Beseitigung der St&#246;rung zu veranlassen. Art und Ma&#223; der von der Vollzugsbeh&#246;rde anzustellenden Ermittlungen richten sich dabei nach den besonderen Umst&#228;nden des Einzelfalles, insbesondere nach den voraussichtlichen Erfolgsaussichten einer Ermittlungst&#228;tigkeit und dem Grade der drohenden Gefahr.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. Steckert, Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl) 1971, 245.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Hierbei ist die Notwendigkeit der Ma&#223;nahme nach dem Sach- und Erkenntnisstand der Vollzugsbeh&#246;rde zu dem Zeitpunkt, zu dem die Ma&#223;nahme getroffen worden ist, zu beurteilen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch Bundesverwaltungsgericht (BVerwG), Urteil. vom 1. Juli 1975 - I C 35.70 -, Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwGE) 49,36, = Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1975, 2158.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall haben die Polizeibeamten des Beklagten zumutbare Ermittlungen unterlassen, von denen den Umst&#228;nden nach angenommen werden kann, da&#223; sie ein Eingreifen im Wege des sofortigen Vollzugs &#252;berfl&#252;ssig gemacht h&#228;tten. Es w&#228;re den Beamten m&#246;glich und zumutbar gewesen, vor einer Beauftragung der Firma XXX Nachforschungen nicht nur nach dem Gesch&#228;ftsinhaber XXX sondern auch nach dem Kl&#228;ger, dem Hauseigent&#252;mer, anzustellen, um diesen - notfalls durch Erla&#223; eines Verwaltungsaktes - zu Abhilfema&#223;nahmen aufzufordern. Die Beamten durften angesichts des Umstandes, da&#223; es sich bei dem betreffenden Haus um ein gr&#246;&#223;eres Geb&#228;ude mit zahlreichen Mietparteien, einem Gesch&#228;ftslokal und einer Gastst&#228;tte handelte, nicht darauf vertrauen, da&#223; der - nicht erreichbare - Gesch&#228;ftsinhaber XXX, dessen Namensbezeichnung lediglich an dem Gesch&#228;ft angebracht war, zugleich der Hauseigent&#252;mer war. Sie h&#228;tten bei den Mietern im Hause wegen des Namens, der Anschrift und der Telefonnummer des Hauseigent&#252;mers nachfragen k&#246;nnen. Da im Hause 15 Mietparteien wohnten, war damit zu rechnen, da&#223; zumindest einzelne Mieter auch zu so sp&#228;ter Stunde noch bereit gewesen w&#228;ren, entsprechende Angaben zu machen. Noch n&#228;herliegender w&#228;re es gewesen, den Wirt oder das Personal der im Hause eingerichteten, zur fraglichen Zeit noch ge&#246;ffneten Gastwirtschaft entsprechend zu befragen. Wenn ihnen der Name des Kl&#228;gers mitgeteilt worden w&#228;re, h&#228;tten die Polizeibeamten sich telefonisch mit dem Kl&#228;ger in Verbindung setzen oder mit dem Streifenwagen zu dessen nicht allzu weit entfernt liegenden Wohnung fahren k&#246;nnen. Nach den nicht widerlegbaren Angaben des Kl&#228;gers war dieser auch am 18. Dezember 1974 in der Zeit zwischen 22.45 und 24.00 Uhr in seiner Wohnung - auch telefonisch - erreichbar. Die Ersatzvornahme im Wege des sofortigen Vollzuges war daher nicht notwendig iSd &#167; 55 Abs. 2 VwVG NW. Ob der Beklagte im &#252;brigen im Sinne dieser Vorschrift "im Rahmen seiner gesetzlichen Befugnisse" gehandelt hat, kann offenbleiben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 VwGO, der Ausspruch der vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit wegen der Kosten folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167; 708 Nr. 10 der Zivilproze&#223;ordnung (ZPO).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen hierf&#252;r nicht gegeben sind (vgl. &#167; 132 Abs. 2 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"> </p>
316,035
olgham-1977-09-26-15-w-20977
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15 W 209/77
1977-09-26T00:00:00
2019-03-13T15:21:21
2019-03-27T09:41:35
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:0926.15W209.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die sofortige weitere Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Beteiligten zu 2) und 3) haben im Verfahren der sofortigen weiteren Beschwerde die Gerichtskosten zu tragen und dem Beteiligten zu 1) die au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten.</p> <p>Der Wert des Verfahrens der sofortigen weiteren Beschwerde wird auf 1.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) ist teilende Eigent&#252;merin des auf dem eingangs genannten Grundst&#252;ck gebildeten Wohnungseigentums und selbst noch Inhaberin verschiedener Wohnungseigentumsrechte, der Beteiligte zu 3) ihr pers&#246;nlich haftender Gesellschafter. Der Beteiligte zu 1) hat zusammen mit der Verwaltungsangestellten ... geborene ... auf Grund des Kaufangebotes vom 21. Dezember 1972 (Urkundenrolle Nr. ... des Notars ... in ... mit der Beteiligten zu 2) einen Kaufvertrag &#252;ber einen Miteigentumsanteil von 30/10.000 an dem erw&#228;hnten Grundst&#252;ck verbunden mit dem Sondereigentum an dem Freizeithaus Nr. ... geschlossen. Zugunsten der beiden K&#228;ufer als Berechtigten zu gleichen Teilen ist am 5. Januar 1973 im Grundbuch eine Auflassungsvormerkung eingetragen worden. Seit August 1973 bewohnt der Beteiligte zu 1) das Haus Nr. ... Durch Schreiben vom 22. Februar 1977 teilte die Beteiligte zu 2) dem Beteiligten zu 1) mit: "Frau ... hat den durch uns ausgesprochenen R&#252;cktritt kraft der ihr von Ihnen erteilten Vollmacht auch f&#252;r Ihren Anteil angenommen. Wir haben das Haus in Besitz genommen."</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Schrifts&#228;tzen vom 17. M&#228;rz 1977 hat der Beteiligte zu 1) beim Amtsgericht ... Antr&#228;ge auf gerichtliche Entscheidung sowie auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 43 ff. WEG gestellt. Er hat im Verfahren der einstweiligen Anordnung, das hier allein Verfahrensgegenstand ist, vorgetragen, der Beteiligte zu 3) habe am 25. Februar 1977 gegen seinen Willen das Haus Nr. ... besetzt, durch seine Leute die Gas- und Stromanschl&#252;sse unterbrechen und ein neues T&#252;rschlo&#223; einbauen lassen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat im wesentlichen den Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung dahin beantragt, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Antragsgegner ihm den Mitbesitz an dem Freizeithaus ... im Freizeitpark ... der Parzelle ... wieder einr&#228;umen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Antragsgegner die von ihnen unterbrochenen Gas- und Stromversorgung in diesem Freizeithaus wieder herstellen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">den Antragsgegnern zur Befolgung der unter Ziffern 1 und 2 anzuordnenden Handlungen ein Zwangsgeld von 1.000,- DM angedroht werde.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 2) und 3) haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung abzulehnen,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">dem Antragsteller die gerichtlichen und au&#223;ergerichtlichen Kosten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 2) und 3) haben in erster Linie geltend gemacht, da&#223; nicht der Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit, sondern das ordentliche Gericht f&#252;r die Entscheidung der Sache zust&#228;ndig sei.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1977 hat das Amtsgericht ... den Beteiligten zu 2) und 3) im Wege der einstweiligen Anordnung aufgegeben, dem Beteiligten zu 1) den Mitbesitz an dem Haus Nr. ... im Freizeitparkt ... wieder einzur&#228;umen und die Anschl&#252;sse der Gas- und Stromversorgung wieder herzustellen. Das Amtsgericht hat ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit und eine Besitzst&#246;rung durch verbotene Eigenmacht angenommen. Die sofortige Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) vom 4. April 1977 ist vom Landgericht durch Beschlu&#223; vom 19. April 1977 als unzul&#228;ssig verworfen, worden, da einstweilige Anordnungen im Rahmen von Wohnungseigentumssachen nach &#167; 44 Abs. 3 S. 2 WEG nicht anfechtbar seien. Hiergegen richtet sich die sofortige weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) vom 3. Mai 1977, mit der die Ansicht vertreten wird, das Landgericht habe eine Anfechtung deshalb zulassen m&#252;ssen, weil die amtsgerichtliche Entscheidung greifbar gesetzwidrig sei; der Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit sei f&#252;r den Erla&#223; der einstweiligen Anordnung nicht zust&#228;ndig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die statthafte sofortige weitere Beschwerde ist in der rechten Form und Frist eingelegt worden. Sie ist aber nicht begr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung nicht auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die sofortige erste Beschwerde als unzul&#228;ssig angesehen, ohne das Gesetz zu verletzen. Diese Rechtsfolge ergibt sich aus dem Gesetz. Nach &#167; 44 Abs. 3 S. 2 WEG kennen einstweilige Anordnungen, die der Richter f&#252;r die Lauer eines Verfahrens nach &#167;&#167; 43 ff. WEG treffen kann, selbst&#228;ndig nicht angefochten werden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat ferner gepr&#252;ft, ob &#252;ber diesen gesetzlichen Ausschlu&#223; hinaus in Ausnahmef&#228;llen die Anfechtungsm&#246;glichkeit er&#246;ffnet wird. Es hat f&#252;r das vorliegende Verfahren im Ergebnis zutreffend einen solchen Ausnahmefall nicht annehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es ist im Schrifttum (Baumbach/Lauterbach/Albers, ZPO, 33. Aufl., Anm. 1 c zu &#167; 567 ZPO; Jansen, FGG, 2. Aufl., Rz. 31 zu &#167; 19 FGG; Schlegelberger, FGG, 7. Aufl., Rz. 43 zu &#167; 19 FGG; Thomas/Putzo, ZPO, 9. Aufl., Anm. 4 zu &#167; 567 ZPO) und in der Rechtsprechung (RG, RGZ 144, 86, 89; BGH, RdL 1958, 20.; BayObLG, FamRZ 1971, 256, 257) Allgemein anerkannt, da&#223; gegen eine gesetzlich unanfechtbare Entscheidung eine Beschwerde dann zugelassen werden mu&#223;, wenn die Entscheidung jeder gesetzlichen Grundlage entbehrt und inhaltlich dem Gesetz fremd ist, insbesondere wenn eine Entscheidung dieser Art oder dieses Inhalts oder dieser Stelle oder auf Grund eines derartigen Verfahrens im Gesetz &#252;berhaupt nicht vorgesehen ist. Auf der anderen Seite besteht kein allgemeiner Rechtssatz des Inhalts, da&#223; die Verletzung einer noch so grundlegenden Verfahrensvorschrift einen sonst verschlossenen Rechtsmittelzug er&#246;ffne (RG, RGZ 144, 86, 88; BGH, NJW 1957, 713). Die Umst&#228;nde des Einzelfalles sind entscheidend f&#252;r die Abgrenzung einer greifbaren Gesetzwidrigkeit von der - wenn auch schwerwiegenden - Verfahrensverletzung, die kein Recht zur Anfechtung eines nach dem Gesetz unanfechtbaren Beschlusses gibt. Als geeigneter Ma&#223;stab f&#252;r die Abgrenzung kann der Zweck herangezogen werden, den der Gesetzgeber mit der Bestimmung der Unanfechtbarkeit verfolgt hat. Es ist dann abzuw&#228;gen, ob dieser Zweck ausnahmsweise hinter die Interessen zur&#252;ckzutreten hat, die durch den gesetzwidrigen Beschlu&#223; ber&#252;hrt werden (Baumg&#228;rtel, JZ 1958, 483, 484). Liegt der Zweck der Unanfechtbarkeit darin, da&#223; die Entscheidung im wesentlichen eine Ermessenssache ist, so ist die Beschwerde dann nicht ausgeschlossen worden, wenn es sich - im Gegensatz zur sachlichen Nachpr&#252;fung der Ermessensentscheidung - um Voraussetzungen f&#252;r die Anwendbarkeit der Vorschrift gehandelt hat (vgl. BGH, NJW 1957, 713). Treten dagegen proze&#223;&#246;konomische Gr&#252;nde in den Vordergrund (RG, RGZ 59, 64; BGH, RdL 1958, 20, 22), dann ist nur solchen Beschl&#252;ssen die Unanfechtbarkeit abgesprochen worden, die als Anordnung im Sinne der Vorschrift, auf die sie gest&#252;tzt worden sind, nicht mehr angesehen werden k&#246;nnen. In solchen F&#228;llen mu&#223; angenommen werden, da&#223; der Gesetzgeber die Entscheidung jeder Nachpr&#252;fung durch die h&#246;here Instanz entziehen wollte, und zwar ohne R&#252;cksicht darauf, ob die gesetzlichen Verfahrensvorschriften beachtet worden sind oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Einstweilige Anordnungen nach &#167; 44 Abs. 3 S. 1 WEG hat der Richter der freiwilligen Gerichtsbarkeit zwar nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zu treffen (B&#228;rmann/Merle, WEG, 3. Aufl., Rz. 5 zu &#167; 44 WEG), die Unanfechtbarkeit in &#167; 44 Abs. 3 S. 2 WEG ist aber nicht vorwiegend eine Folge des Ermessenscharakters dieser Vorschrift. In der Begr&#252;ndung zu dem Entwurf eines Gesetzes &#252;ber das Wohnungseigentum und das Dauerwohnrecht (BRatsDrucksache 75/51) hei&#223;t es zu &#167;&#167; 44-50, da&#223; die besonderen Verfahrensvorschriften f&#252;r das Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit der 6. DVO zum Ehegesetz nachgebildet seien. In &#167; 44 Abs. 3 S. 2 WEG hat sich der Gesetzgeber somit der herrschenden Meinung zu &#167; 14 HausratsVO angeschlossen, die die Unanfechtbarkeit einstweiliger Anordnungen in Hausratssachen angenommen hat (OGH, NJV 1949, 582; BayObLG, FamRZ 1971, 256; KG, FamRZ 1965, 572; Beschlu&#223; des Senats vom 23. November 1956 - 15 W 542/56 - = Rpfleger 1958, 156 mit zust. Anm. Keidel; Hoffmann/Stephan, EheG, 2. Aufl., Rz. 32 zu &#167; 13 HausratsVO). In Hausratssachen ist neben einer gesetzestechnischen Begr&#252;ndung - &#167; 14 HausratsVO a.F. sehe die Beschwerde nur gegen Endentscheidungen des Amtsgerichts vor - als Grund der Unanfechtbarkeit genannt worden, da&#223; bei einer derartigen Regelstreitigkeit der Ablauf des Verfahrens, welches die alsbaldige Ordnung eines gest&#246;rten Rechtsverh&#228;ltnisses bezwecke, nicht durch die Anrufung der Beschwerdegerichte gegen einstweilige Anordnungshemmt werden soll (BayObLG, Rpfleger 1972, 411, 412; KG, FamRZ 1965, 571, 573; Keidel, Rpfleger 1958, 156; RGRK-Scheffler, BGB, 10./11. Aufl., Anm. 26 zu &#167; 13 HausratsVO). Diese proze&#223;&#246;konomischen Gr&#252;nde der Unanfechtbarkeit erlauben ein Rechtsmittel gegen den Gesetzeswortlaut nur in den seltenen Ausnahmef&#228;llen greifbarer Gesetzwidrigkeit. Die einstweiligen Anordnungen regeln im Interesse des Rechtsfriedens einen Zustand vorl&#228;ufig oder sollen verhindern, da&#223; durch eine Ver&#228;nderung der Sachlage der Endentscheidung vorgegriffen wird. Die Einstweiligkeit des geschaffenen Zustandes und die Einbettung in das Hauptverfahren machen die Anordnung f&#252;r den Betroffenen zumutbar, ohne da&#223; ihm die M&#246;glichkeit eines Rechtsmittels er&#246;ffnet wird. W&#228;hrend des noch laufenden Hauptverfahrens kann der erstinstanzliche Richter nach &#167; 18 Abs. 1 FGG jederzeit ab&#228;ndernde Anordnungen treffen; das Beschwerdegericht hat &#252;ber &#167; 24 Abs. 3 FGG die M&#246;glichkeit des Eingriffs in den durch die einstweilige Anordnung geregelten Zustand. Die einstweilige Anordnung endet im &#252;brigen von selbst durch das Wirksamwerden der Hauptsacheentscheidung (&#167; 45 Abs. 2 S. 1 WEG; Beschlu&#223; des Senats vom 7. April 1972 - 15 W 135/72 - = OLGZ 1972, 382) oder sobald eine Hauptsacheentscheidung nicht mehr ergehen kann (OLG Stuttgart, OLGZ 1971, 259). Im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit ist - anders als im Zivilproze&#223; (vgl. &#167;&#167; 926, 935, 936, 940 ZPO) - eine einstweilige Anordnung nur im Rahmen des Verfahrens zur Hauptsache m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die auf &#167; 44 Abs. 3 S. 1 WEG gest&#252;tzte Anordnung des Amtsgerichts ist nicht greifbar gesetzwidrig. Das Gesetz liefert die Grundlage f&#252;r ein solches Verfahren des Richters der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Sollte die Hauptsache, in deren Rahmen die einstweilige Anordnung ergangen ist, nicht zur Zust&#228;ndigkeit des Richters der freiwilligen Gerichtsbarkeit geh&#246;ren, sondern zu der des Proze&#223;gerichts, dann w&#228;re zwar ein schwerwiegender Verfahrensversto&#223; gegeben, aber nicht eine Entscheidung, die inhaltlich dem Gesetz fremd ist. Es l&#228;ge keine greifbare Gesetzwidrigkeit vor, sondern das Gericht h&#228;tte lediglich die Voraussetzungen seiner Entscheidungsbefugnis verkannt. Die &#220;berpr&#252;fung der Zust&#228;ndigkeit des Richters der freiwilligen Gerichtsbarkeit durch die Instanzen ist im Hauptverfahren gew&#228;hrleistet. Dort kann &#252;ber die im Einzelfall schwierige Abgrenzung entschieden werden, ob es sich um eine Streitigkeit unter Wohnungseigent&#252;mern im Sinne des &#167; 43 Abs. 1 Nr. 1 WEG oder etwa um einen Fall der R&#252;ckabwicklung von Kauf- und Werkvertr&#228;gen handelt (vgl. etwa B&#228;rmann/Merle, Rz. 6 zu &#167; 43 WEG). Dem Grundsatz der Verfahrensbeschleunigung w&#252;rde es widersprechen, wenn die Zust&#228;ndigkeitsfrage nach w&#228;hrend des Verfahrensablaufs der Vorinstanz von den h&#246;heren Instanzen im Rahmen der Anfechtung einer einstweiligen Anordnung gepr&#252;ft w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;ge der weiteren Beschwerde, da&#223; der Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung prim&#228;r und der Hauptantrag sekund&#228;r gestellt worden sei, trifft nicht zu. Mit der Antragsschrift auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung vom 17. M&#228;rz 1977 ist gleichzeitig die Antragsschrift zur Hauptsache vom selben Tage beim Amtsgericht eingereicht worden. Damit war dem Grundsatz Gen&#252;ge getan, da&#223; eine einstweilige Anordnung nur im Rahmen eines anh&#228;ngigen Hauptverfahrens ergehen kann. Unerheblich ist es, da&#223; zur Begr&#252;ndung der Antragsschrift in der Hauptsache in vollem Umfange auf die Begr&#252;ndung des Antrages auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung verwiesen worden ist. Durch diese &#228;u&#223;erliche Gestaltung der Antragsschriften ist die Unbedingtheit des Antrages zur Hauptsache nicht in Frage gestellt worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die weitere Beschwerde macht weiter ohne Erfolg geltend, da&#223; eine einstweilige Anordnung ausschlie&#223;lich <u>bestehende</u> Verh&#228;ltnisse sch&#252;tzen solle, nicht aber im Vorgriff Ziele schaffen k&#246;nne, die durch das Hauptverfahren gew&#252;nscht w&#252;rden. Damit wird keine greifbare Gesetzwidrigkeit der ergangenen einstweiligen Anordnung aufgezeigt, die eine Anfechtung zulassen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vom Umfang her h&#228;lt sich die ergangene Anordnung im Rahmen des Verfahrensgegenstandes, der durch die Antragsschrift zur Hauptsache umrissen ist, und damit auch im Rahmen der m&#246;glichen Endentscheidung. H&#228;tte das Amtsgericht &#252;ber die ihm so zugemessenen Grenzen hinausgegriffen, so h&#228;tte es keinen Zwischenzustand geschaffen, sondern eine selbst&#228;ndige Regelung, f&#252;r die es nicht berufen war. In diesem Falle h&#228;tte die Beschwerde wegen &#220;berschreitens des Verfahrensgegenstandes als zul&#228;ssig angesehen werden k&#246;nnen (BayObLG, FamRZ 1968, 101).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die einstweilige Anordnung sch&#246;pft allerdings den Umfang der Hauptsache nahezu aus. Angebliche inhaltliche M&#228;ngel er&#246;ffnen aber keinen Rechtsmittelzug wegen offenbarer Gesetzwidrigkeit. Im &#252;brigen erweist sich hier die Auffassung der weiteren Beschwerde als unzutreffend, da&#223; eine einstweilige Anordnung ausschlie&#223;lich bestehende Verh&#228;ltnisse sch&#252;tzen solle. Denn eine solche Anordnung kann durchaus auch die Ver&#228;nderung eines tats&#228;chlich vorhandenen Zustandes zum Inhalt haben, wenn dies im Interesse des Rechtsfriedens geboten erscheint. Gerade in F&#228;llen verbotener Eigenmacht wird dies naheliegen. Zwar soll die einstweilige Anordnung angesichts ihres sichernden Charakters grunds&#228;tzlich die endg&#252;ltige Entscheidung nicht vorwegnehmen, dringende Gr&#252;nde k&#246;nnen aber selbst solche Ma&#223;nahmen rechtfertigen, die in ihren Auswirkungen dem erstrebten endg&#252;ltigen Ergebnis gleichkommen. So ist es anerkannt, da&#223; der durch verbotene Eigenmacht in seinem Besitz Gest&#246;rte im Wege der einstweiligen Verf&#252;gung gem&#228;&#223; &#167; 940 ZPO die Wiederherstellung des vorherigen Zustandes erwirken und die Herausgabe der Sache durchsetzen kann (OLG Saarbr&#252;cken, NJW 1967, 1813; Thomas/Putzo, ZPO, 9. Aufl., Anm. 4 b zu &#167; 940 ZPO; vgl. auch &#167; 940 a ZPO).</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Da auch sonst kein Rechtsfehler ersichtlich ist, hat das Landgericht mit Recht die sofortige erste Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) wegen fehlender Statthaftigkeit als unzul&#228;ssig verworfen. Die sofortige weitere Beschwerde dieser Beteiligten ist zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 2) und 3) haben die gerichtlichen und au&#223;ergerichtlichen Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens durch ein unbegr&#252;ndetes Rechtsmittel veranla&#223;t. Es entspricht daher der Billigkeit, da&#223; sie die Gerichtskosten zu tragen und die gegnerischen au&#223;ergerichtlichen Kosten zu erstatten haben (&#167; 47 S. 1 und 2 WEG). Die Wertfestsetzung f&#252;r das Verfahren dritter Instanz beruht auf &#167; 48 Abs. 2 WHG.</p>
316,036
lagham-1977-09-21-2-sa-112277
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2 Sa 1122/77
1977-09-21T00:00:00
2019-03-13T15:21:22
2019-03-27T09:41:35
Urteil
ECLI:DE:LAGHAM:1977:0921.2SA1122.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Berufung der Beklagten gegen das am 1. Juli 1977 verk&#252;ndete Urteil der 4. Kammer des Arbeitsgerichts Herne - 4 Ca 658/77 - wird auf ihre Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Streitwert betr&#228;gt unver&#228;ndert 5.971,-- DM.</p> <p>Die Revision wird zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit der Klage wird die Sozialwidrigkeit einer K&#252;ndigung geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am 1.9.1948 geborene Kl&#228;ger ist gelernter Dreher. Bis Oktober 1973 lebte er in Bayern. Von April 1972 bis Mai 1973 befand er sich in Untersuchungs- bzw. Strafhaft. Danach arbeitete er bis zu seiner Eheschlie&#223;ung am 30.4.1975 als Dreher und Hobler mit einem monatlichen Verdienst von 960,&#8212; DM netto. In der Folgezeit erzielte er als Hilfsarbeiter rund 1.500,&#8212; DM netto im Monat. Von November 1975 bis Januar 1976 war er arbeitslos. Seine Ehefrau ist beruflich nicht t&#228;tig; sie hat ein 11-j&#228;hriges Kind.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 5.2.1976 trat der Kl&#228;ger als Scherenarbeiter in den Dienst der Beklagten, die Walzeisen bearbeitet und damit handelt. Sie besch&#228;ftigt durchschnittlich 18 Arbeitnehmer, darunter einen einzigen kaufm&#228;nnischen Angestellten, der die Schreib- und B&#252;roarbeiten erledigt. Die Lohn- und allgemeinen Buchhaltungsarbeiten nebst unterschriftsreifer Vorbereitung des Zahlungsverkehrs besorgt eine insoweit nebenberuflich t&#228;tige Buchhalterin gegen eine Monatspauschale von 300,&#8212; DM.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Parteien vereinbarten in ihrem schriftlichen Arbeitsvertrag vom 5.2.1976 eine t&#228;gliche Arbeitszeit</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">von 11 Stunden und einen Stundenlohn von 8,35 DM; dieser erh&#246;hte sich sp&#228;testens im Januar 1977 auf 9,50 DM. Am Schlu&#223; des Vertrages erkl&#228;rte der Kl&#228;ger; "Mit meiner Unterschrift best&#228;tige ich, da&#223; ich keine Pf&#228;ndungen habe".</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ohne Grundangabe k&#252;ndigte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit am n&#228;chsten Tag zugegangenem Schreiben vom 20.1. zum 2.2.1977.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der K&#252;ndigung des seither arbeitslosen Kl&#228;gers waren 1 Lohnabtretungsanzeige und 3 Lohnpf&#228;ndungen vorausgegangen, n&#228;mlich:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Am 4. 9. teilte die W GmbH, Wolfsburg, der Beklagten mit Schreiben vom 3.9.1976 (vgl. Bl. 55) mit, der Kl&#228;ger habe am 2.8.1971 den pf&#228;ndbaren Teil seines Arbeitseinkommens bis zur H&#246;he der r&#252;ckst&#228;ndigen Forderung von 510,10 DM (ohne Zinsen und Kosten) abgetreten. Der Kl&#228;ger hatte damals bei einem Autohaus in Penzberg einen gebrauchten Pkw VW 1500 zum Preise von 2.000,&#8212; DM gekauft, auf den er 500,&#8212; DM anzahlte; der Restbetrag war in 30 Monatsraten von 50,&#8212; DM zu entrichten. Die Beklagte behielt die 510,10 DM vom Lohn des Kl&#228;gers ein und f&#252;hrte das Geld an die Abtretungsgl&#228;ubigerin ab.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 10.12. wurde der Beklagten der Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts Bottrop vom 6.12.1976 (8 M 3208/76) zugestellt (vgl. Bl. 56), durch den auf</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Antrag der Firma B &amp; Co. KG, Berlin, der Lohn des Kl&#228;gers wegen einer Hauptsumme (Teilbetrag) von 1.336,30 DM nebst 17 v. H. Zinsen ab 19.2.1975 und Kosten gepf&#228;ndet und zur Einziehung &#252;berwiesen wurde. Grundlage der Pf&#228;ndungsma&#223;nahme ist der Vollstreckungsbefehl des Amtsgerichts Bottrop vom 20.3.1975, der wegen einer Restschuld aus einem Mietkaufvertrag vom 8.2.1974 &#252;ber ein Farbfernsehger&#228;t erlassen worden war. Der Kl&#228;ger hatte seine monatlichen Ratenzahlungen aus dem Vertrag eingestellt, nachdem das Ger&#228;t defekt geworden und nicht ausgetauscht worden war. Die Beklagte f&#252;hrte an die Pf&#228;ndungsl&#228;ubige- rin zweimal je 280,&#8212; DM ab.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Am 3.1.1977 erfolgte die Zustellung des Pf&#228;ndungs- und Uberweisungsbeschlusses des Amtsgerichts Bottrop vom 20.12.1976 (8 M 3354/76), der von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, M&#252;nchen, wegen eines Vollstreckungsbefehls des Amtsgerichts Bad T&#246;lz vom 20.4. 1972 beantragt worden war (vgl. Bl. 57). Der Anspruch der Gl&#228;ubigerin bel&#228;uft sich auf einen (Rest-) Betrag von 1.746,10 DM nebst Kosten, die auf 2 Kleinkredite aus Sommer 1970 und 1971 von etwa 2.000,&#8212; DM und</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 700,&#8212;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; DM zur&#252;ckgehen. Der Vollstreckungsbefehl hatte &#252;ber 2.723,49 DM gelautet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Am 20.1.1977 - der Kl&#228;ger war damals seit einigen Tagen arbeitsunf&#228;hig krank- ging der Beklagten der Pf&#228;ndungsund &#220;berweisungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts Bottrop vom</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">II.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 1.1977&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (8 M 85/77) zu (vgl. Bl. 58). Gl&#228;ubigerin ist</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die U2 Sachversicherung-AG, Hamburg, der laut Vers&#228;umnisurteil des Amtsgerichts Bottrop vom 26.5.1976 92,40 DM nebst Zinsen und Kosten zustehen. Der Kl&#228;ger hatte am 24.6.1974 den Abschlu&#223; einer Unfallversicherung beantragt, aber den Erstbeitrag nicht gezahlt, weshalb die Gesellschaft das Vertragsverh&#228;ltnis am 7.4.1975 k&#252;ndigte und 92,40 DM als sogenannte Gesch&#228;ftsgeb&#252;hr verlangte.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Mit der am 4.2.1977 beim Arbeitsgericht Herne eingereichten Klage macht der Kl&#228;ger die Rechtsunwirksamkeit der K&#252;ndigung vom 20.1.1977, die er f&#252;r sozial ungerechtfertigt h&#228;lt, geltend.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend hat er beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">festzustellen, da&#223; sein Arbeitsverh&#228;ltnis durch die K&#252;ndigung der Beklagten vom 20.1.1977 nicht aufgel&#246;st worden ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat ihren Antrag auf Abweisung der Klage</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">damit begr&#252;ndet, der Kl&#228;ger habe beim Abschlu&#223; des Arbeitsvertrages wissentlich die Unwahrheit gesagt, als er trotz seiner Schulden versichert habe, keine Pf&#228;ndungen zu haben; denn er habe damit rechnen m&#252;ssen, da&#223; seine Gl&#228;ubiger die Lohnpf&#228;ndung betreiben w&#252;rden, sobald ihnen sein neues Arbeitsverh&#228;ltnis bekannt geworden sei.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat erwidert, weder habe eine Lohnpf&#228;ndung vorgelegen noch sei eine solche voraussehbar gewesen, als er das Arbeitsverh&#228;ltnis mit der Beklagten eingegangen sei. Zur Offenlegung der Lohnabtretung sei es nur deshalb gekommen, weil er versehentlich die Zahlung einer Rate von 50,&#8212; DM unterlassen habe; inzwischen sei der Restbetrag erledigt. Die Pf&#228;ndung der Askanischen Bank beziehe sich allein darauf, da&#223; er wegen seiner Reklamation berechtigterweise seine Zahlungen einstweilen eingestellt habe; jetzt zahle er wieder. Das Vorgehen der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank erkl&#228;re sich daraus, da&#223; er in der Weihnachtszeit einmal in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei. Die Pf&#228;ndungsma&#223;nahme der U betreffe einen einmaligen Betrag, der mittlerweile erledigt sei.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die 4. Kammer des Arbeitsgerichts Herne hat mit Urteil vom 1.7.1977 - 4 Ca 658/77 - der Klage auf Kosten der Beklagten stattgegeben und als Streitwert 5.971,&#8212; DM festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach Meinung des Erstgerichts war die Erkl&#228;rung des Kl&#228;gers im Arbeitsvertrag &#252;ber das Fehlen von Pf&#228;ndungen keineswegs unwahr und verm&#246;gen auch die Pf&#228;ndungen die K&#252;ndigung nicht sozial zu rechtfertigen, zumal es hier an einer H&#228;ufung von Pf&#228;ndungen mit einer unzumutbaren Belastung f&#252;r die Beklagte fehle.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 3.8. zugestellte Urteil richtet sich die am 11.8. eingelegte und am 23.8.1977 begr&#252;ndete</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Berufung der Beklagten, mit der sie weiterhin die Abweisung der Klage erstrebt.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Sie verweist darauf, da&#223; sie sich angesichts ihrer Betriebsgr&#246;&#223;e arbeitsrechtlich geschultes Personal nicht leisten k&#246;nne, weshalb jede Lohnpf&#228;ndung zu einem verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gro&#223;en Zeit- und Arbeitsaufwand f&#252;hre. Der Kl&#228;ger sei ihr einziger Arbeitnehmer, dessen Lohn bisher gepf&#228;ndet worden sei. Bis zur 3. Pf&#228;ndung habe sie die Arbeit auf sich genommen, um dem Kl&#228;ger keine Schwierigkeiten zu bereiten. Allerdings habe ihr Gesch&#228;ftsf&#252;hrer dem Kl&#228;ger nach der 2. Pf&#228;ndlang erkl&#228;rt, da&#223; es so nicht weitergehen k&#246;nne und er mit seiner Entlassung rechnen m&#252;sse, falls er seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkomme. Der Kl&#228;ger sei aufgrund seines Arbeitsverdienstes hierzu durchaus in der Lage gewesen, habe jedoch diesbez&#252;glich nichts unternommen. Die H&#228;ufung der Pf&#228;ndungen habe f&#252;r sie eine unzumutbare Belastung dargestellt. Das Urteil sei aber auch insofern nicht haltbar, als es eine Pflicht des Kl&#228;gers, ihr von seinen Zahlungsverpflichtungen Mitteilung zu machen, verneint habe. Denn angesichts der titulierten Forderungen und seiner Zahlungsweise h&#228;tte der Kl&#228;ger mit Vollstreckungsverfahren rechnen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und nach ihrem in der Schlu&#223;Verhandlung I. Instanz gestellten Antrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger, der die erstinstanzliche Entscheidung als zutreffend verteidigt, bittet um</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zur&#252;ckweisung der Berufung.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Sachverhalts und Parteivorbringens wird auf den &#252;brigen Akteninhalt Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Akten 6 B 211/72 Amtsgericht Bad T&#246;lz sowie 6 B 504/75, 7 aC 173/76, 8 M 3208/76, 8 M 3354/76 und 8 M 85/77 Amtsgericht Bottrop sind ebenfalls Gegenstand der BerufungsVerhandlung gewesen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Das Landesarbeitsgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Parteivernehmung des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers Alfred Peters der Beklagten mit dem aus der Niederschrift vom 21.9.1977 ersichtlichen Ergebnis.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung kann keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Denn die Feststellung des Erstgerichts, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis der Parteien durch die ordentliche K&#252;ndigung der Beklagten vom 20.1. zum 2.2.1977 (richtig: 4.2.) nicht rechtswirksam aufgel&#246;st worden ist, weil sie im Sinne des &#167; 1 Abs. 2 KSchG sozialwidrig ist, trifft zu und ist deshalb aufrechtzuerhalten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte ihre Ma&#223;nahme damit rechtfertigen will, der Kl&#228;ger habe im Arbeitsvertrag vors&#228;tzlich eine falsche Erkl&#228;rung in bezug auf Lohnpf&#228;ndungen abgegeben, &#252;bersieht sie, da&#223; sie darin nicht nach Schulden, sondern nach Pf&#228;ndungen gefragt hat. Solche haben indes tats&#228;chlich nicht vorgelegen. Jedenfalls hat die Beklagte auch im zweiten Rechtszug nicht behauptet, da&#223; gegen den Kl&#228;ger w&#228;hrend seines vor Anfang Februar 1976 zuletzt bestandenen Arbeitsverh&#228;ltnisses aufgrund einer Lohnabtretung bzw. eines Pf&#228;ndungs- und &#220;berweisungsbeschlusses seitens eines Gl&#228;ubigers vorgegangen worden ist und die Lohnabtretung bzw. -pf&#228;ndung bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst seines Vor-Arbeitgebers noch nicht restlos erledigt war.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Einband der Beklagten, der Kl&#228;ger h&#228;tte angesichts seiner in drei F&#228;llen gerichtlich festgestellten Verbindlichkeiten und seiner Verhaltensweise gegen&#252;ber seinen Gl&#228;ubigern mit entsprechenden Ma&#223;nahmen (Offenlegung der Lohnabtretung und/oder Ausbringung einer Lohnpf&#228;ndung) rechnen m&#252;ssen, ist nicht stichhaltig. Denn</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">der Titel der U AG stammt erst vom 26.5.1976, d. h. aus einer nach dem Abschlu&#223; des Arbeitsvertrages der Parteien liegenden Zeit, und die anderen Verpflichtungen lagen am 5.2.1976 (Tag der Einstellung) schon so lange zur&#252;ck, da&#223; damals ein zwangsweises Vorgehen der Gl&#228;ubiger nicht zu bef&#252;rchten war (Abtretung vom 2.8.1971 sowie Vollstreckungsbefehle vom 20.4.1972 und 20.3.1975). Bezeichnenderweise ist der ,1. Gl&#228;ubiger erst 7 Monate nach der Einstellung des Kl&#228;gers an die Beklagte herangetreten, und ist eine Lohnpf&#228;ndung nicht vor dem 10.12.1976 erfolgt. Daraus ist zu folgern, da&#223; es erstmals Monate nach der Arbeitsaufnahme bei der Beklagten zu einem Zahlungsverzug des Kl&#228;gers gekommen ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beklagte ihre K&#252;ndigung mit der ihr angezeigten Lohnabtretung und den ihr zugestellten drei Pf&#228;ndungs- und Uberweisungsbeschl&#252;sse begr&#252;nden will, kann sie auch hiermit nicht durchdringen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Urteile der Arbeitsgerichteund Landesarbeitsgerichte zur K&#252;ndigungsbefugnis des Arbeitgebers bei Lohn- und Gehaltspf&#228;ndungen sind recht uneinheitlich und vielfach stark fehlbezogen (vgl. die Ubersicht bei Brill, DB 1976 S. 1816-1817). Eine einschl&#228;gige Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts ist bislang nicht bekannt geworden. Auch im Schrifttum hat sich noch keine einheitliehe Ansicht durchgesetzt; es werden sehr unterschiedliche Standpunkte mit oft verschiedenartigen Begr&#252;ndungen vertreten (zum Meinungsstand siehe Brill, DB 1976 S. 1817-1818).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Einigkeit besteht in der Judikatur und Literatur allerdings dar&#252;ber, da&#223; der Arbeitgeber grunds&#228;tzlich einem Arbeitnehmer nicht schon wegen einer einzigen Lohnpf&#228;ndung k&#252;ndigen kann, selbst wenn diese schuldhaft ausgel&#246;st worden ist. Denn der Arbeitgeber ist einerseits als Drittschuldner gesetzlich verpflichtet, einen Pf&#228;n- dungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; auszuf&#252;hren und andererseits kraft seiner F&#252;rsorgepflicht gegen&#252;ber dem Arbeitnehmer gehalten, eine durch die Pf&#228;ndungsma&#223;nahme bedingte Arbeitsbelastung in gewissem Umfang hinzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Deshalb k&#246;nnen Lohnpf&#228;ndungen nur bei Hinzutreten weiterer Umst&#228;nde den Arbeitgeber zu einer - meist ordentlichen - K&#252;ndigung berechtigen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Von dem Sonderfall des Arbeitnehmers abgesehen, der bei dem Arbeitgeber eine herausgehobene oder Vertrauensstelle bekleidet oder mit der Verwaltung von Geld befa&#223;t ist, ist im allgemeinen f&#252;r die soziale Rechtfertigung einer fristgem&#228;&#223;en K&#252;ndigung Voraussetzung, da&#223; 1) der Arbeitnehmer durch mindestens zwei Lohnpf&#228;ndungen innerhalb eines nicht allzu langen Zeitraums eine nicht unerhebliche zus&#228;tzliche Arbeitsbelastung des Arbeitgebers verursacht, da&#223; 2) der Arbeitgeber den Arbeitnehmer</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">hierauf hingewiesen und ermahnt hat, eine weitere Pf&#228;ndungsma&#223;nahme zu vermeiden, und da&#223; 3) in bezug auf den Arbeitnehmer vor Ablauf geraumer Zeit erneut ein Pf&#228;n- dungs- und &#220;berweisungsbeschlu&#223; ergeht, sofern nicht diese abermalige Lohnpf&#228;ndung einer unverschuldeten Zwangslage des Arbeitnehmers entspringt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind im Falle der Parteien nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Zwar sind beim Kl&#228;ger innerhalb von blo&#223; 4 1/2 Monaten (4.9.1976 - 20.1.1977) insgesamt 4 Lohnpf&#228;ndungen angefallen. (Die Abtretungsanzeige steht einer solchen Pf&#228;ndung gleich.) Sie haben jedoch keine erhebliche zus&#228;tzliche Arbeitsbelastung der Beklagten verursacht. Das ergibt sich schon daraus, da&#223; die Beklagte derartige Arbeiten gar nicht von eigenen Arbeitnehmern erledigen l&#228;&#223;t, sondern einer betriebsfremden Lohnbuchhalterin &#252;berl&#228;&#223;t, die s&#228;mtliche Buchhaltungsarbeiten einschliesslich Lohnbuchhaltung ausf&#252;hrt und auch die Zahlungen der Beklagten unterschriftsreif bearbeitet. Da diese (in einem fremden Arbeitsverh&#228;ltnis stehende) Mitarbeiterin ein pauschales Monatsentgelt bekommt, hat die Beklagte durch den Mehraufwand an Zeit und Arbeit, den Lohnpf&#228;ndungen verursachen, keinerlei besondere Unkosten. Au&#223;erdem ist der Kl&#228;ger der einzige Arbeitnehmer der Beklagten gewesen, bei dem eine Lohnpf&#228;ndung durchgef&#252;hrt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Es kommt hinzu, da&#223; die Beklagte den Kl&#228;ger nach Erhalt der Abtretungsanzeige bzw. des ersten Pf&#228;ndungsund &#220;berweisungsbeschlusses keineswegs in der erforderlichen Weise "abgemahnt" hat. Nach der Parteiaussage ihres Gesch&#228;ftsf&#252;hrers hat diese dem Kl&#228;ger zwar Anfang September 1976 erkl&#228;rt, er wolle dies noch einmal durchgehen lassen. Aber nach der 1. Lohnpf&#228;ndung von Mitte Dezember 1976 hat der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer dem Kl&#228;ger sogar seine Hilfe bei der Bereinigung der Angelegenheit (Mietkaufvertrag &#252;ber das Fernsehger&#228;t) angeboten und auch gew&#228;hrt. Richtig ist, da&#223; Peters anl&#228;sslich der Anfang Januar 1977 ausgebrachten 2. Lohnpf&#228;ndung zum Kl&#228;ger bemerkt hat, so gehe das nicht weiter, und ihn aufgefordert hat, diese Dinge zu kl&#228;ren. Dazu war indes keine Gelegenheit mehr. Denn der 3. Pf&#228;n- dungs- und Uberweisungsbeschlu&#223; traf bereits 17 Tage sp&#228;ter bei der Beklagten ein. Allein der geringe zeitliche Abstand der letzten beiden Pf&#228;ndungen beweist, da&#223; der Kl&#228;ger &#252;berhaupt nich-tfln der Lage war, der Aufforderung der Beklagten, seine finanziellen Angelegenheiten zu ordnen (und weitere Vollstreckungsma&#223;nahmen zu vermeiden), zu entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des Berufungsverfahrens treffen nach &#167; 97 Abs. 1 ZPO die Beklagte als erfolglose Rechtsmittelkl&#228;gerin.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Der vom Erstgericht auf 5.971,&#8212; DM festgesetzte Streitwert ist unver&#228;ndert geblieben und nach &#167; 69 Abs. 2 ArbGG beibehalten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist gem&#228;&#223; &#167; 69 Abs. 3 ArbGG zugelassen worden, weil der Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">.</p>
316,037
olgham-1977-09-20-4-ss-owi-123077
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 Ss OWi 1230/77
1977-09-20T00:00:00
2019-03-13T15:21:23
2019-03-27T09:41:35
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:0920.4SS.OWI1230.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Antr&#228;ge werden verworfen, der Antrag zu 1.) auf Kosten des Betroffenen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene ist durch Urteil des Amtsgerichts ... vom 31. M&#228;rz 1977 wegen Versto&#223;es gegen &#167; 24 a StVG zu einer Geldbu&#223;e von 800,- DM verurteilt worden. Das Urteil ist in Gegenwart des Betroffenen und seines Verteidigers verk&#252;ndet worden. Der Verteidiger hat ausweislich des Hauptverhandlungsprotokolls die Belehrung des Betroffenen &#252;ber die gegen das Urteil gegebenen Rechtsmittel &#252;bernommen. Das schriftliche Urteil wurde dem Verteidiger, dessen Vollmacht sich bei den Akten befindet, am 14. April 1977 zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch Beschlu&#223; vom 6. Juni 1977 hat das Amtsgericht das als Rechtsbeschwerde zu behandelnde "Rechtsmittel" des Betroffenen vom 31. M&#228;rz 1977 als unzul&#228;ssig verworfen, weil eine Begr&#252;ndung der Rechtsbeschwerde nicht erfolgt war.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz seines Verteidigers vom 29. Juni 1977, eingegangen am Amtsgericht ... am selben Tage, beantragt der Betroffene</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Vers&#228;umung der Frist zur Begr&#252;ndung der Rechtsbeschwerde unter gleichzeitiger Erhebung der allgemeinen Sachr&#252;ge gegen das Urteil des Amtsgerichts vom 31. M&#228;rz 1977,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts gegen den am 22. Juni 1977 zugestellten Beschlu&#223; des Amtsgerichts vom 6. Juni 1977.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Beide Antr&#228;ge bleiben erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist nicht rechtzeitig begr&#252;ndet worden. Die mit der Zustellung des schriftlichen Urteils am 14. April 1977 in Lauf gesetzte Begr&#252;ndungsfrist von einem Monat, &#167;&#167; 79 Abs. 3 OWiG, 345 Abs. 1 StPO, lief, da der 14. Mai 1977 auf einen Sonnabend fiel, mit dem 16. Mai 1977 ab, &#167; 43 StPO in Verbindung mit &#167; 46 Abs. 1 OWiG. Der Antrag auf Wiedereinsetzung gegen die mithin eingetretene Fristvers&#228;umung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Betroffene hat keinerlei Gr&#252;nde f&#252;r die Vers&#228;umung der Frist vorgetragen, geschweige denn - wie in &#167; 45 Abs. 2 StPO in Verbindung mit &#167; 46 Abs. 1 OWiG vorgeschrieben - glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Es besteht auch nicht der Wiedereinsetzungsgrund des &#167; 44 Satz 2 StPO. Zwar ist dem Betroffenen ausweislich des Sitzungsprotokolls keine Rechtsmittelbelehrung erteilt worden. Das Protokoll enth&#228;lt jedoch den Vermerk "Der Verteidiger &#252;bernahm Rechtsmittelbelehrung".</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die in Gegenwart des Betroffenen abgegebene &#220;bernahmeerkl&#228;rung des Verteidigers kann nur dahin verstanden werden, da&#223; der Betroffene damit auf eine Belehrung durch das Gericht verzichtet hat. Dieser Verzicht ist wirksam. Seine Erkl&#228;rung durch den Verteidiger ist durch die bei den Akten befindliche Vollmacht gedeckt, die ausdr&#252;cklich die noch weitergehende Erm&#228;chtigung zum Verzicht auf Rechtsmittel beinhaltet. Auch aus rechtsstaatlichen Gesichtspunkten sind Bedenken gegen die Wirksamkeit des Verzichts nicht herzuleiten (vgl. hierzu eingehend OLG Hamm NJW 1956, 1330 f).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Entscheidung des Rechtsbeschwerdegerichts gegen die Verwerfung der Rechtsbeschwerde als unzul&#228;ssig durch das Amtsgericht ist unbegr&#252;ndet. Wie dargelegt, ist die Begr&#252;ndung der Rechtsbeschwerde nicht fristgerecht erfolgt und sie bleibt wegen der Ablehnung der Wiedereinsetzung gegen die Fristvers&#228;umung versp&#228;tet. Der Verwerfungsbeschlu&#223; des Amtsgerichts vom 6. Juni 1977 ist daher zu Recht ergangen (&#167;&#167; 79 Abs. 3 OWiG, 346 Abs. 1 StPO), so da&#223; es bei der Verwerfung der Rechtsbeschwerde als unzul&#228;ssig zu verbleiben hat.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung hinsichtlich des Wiedereinsetzungsantrags beruht auf &#167; 473 Abs. 6 StPO in Verbindung mit &#167; 46 Abs. 1 OWiG; die Entscheidung &#252;ber den Antrag nach &#167;&#167; 79 Abs. 3 OWiG, 346 Abs. 2 StPO ergeht geb&#252;hrenfrei.</p>
316,038
olgk-1977-09-19-7-u-7377
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
7 U 73/77
1977-09-19T00:00:00
2019-03-13T15:21:24
2019-03-27T09:41:35
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1977:0919.7U73.77.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>T a t b e s t a n d</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer des Hausgrundst&#252;cks E. 60 in O.. Oberhalb des an einem Hang liegenden Grundst&#252;cks verl&#228;uft die Stra&#223;e "E.", die zum Zeitpunkt der Errichtung des Hauses im Jahre 1967 noch unbefestigter Weg war. Ende 1968 sch&#252;ttete die Beklagte den Weg auf und befestigte ihn mit einer Asphaltschicht ohne seitliches Gef&#228;lle. Ende 1973 verlegte sie im Weg einen Kanal und gestaltete im September 1974 das Stra&#223;enprofil mit einem Quergef&#228;lle zum Hang hin neu.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 6. Juli 1973 und am 27. Juni 1974 wurde der Keller des Hauses der Kl&#228;ger nach wolkenbruchartigen Regenf&#228;llen &#252;berschwemmt. Hierzu kam es insbesondere deshalb, weil - dies haben die Kl&#228;ger in erster Instanz zugestanden - vom gegen&#252;berliegenden Grundst&#252;ck gro&#223;e Wassermengen, die Bau- und Schwemmstoffe mit sich f&#252;hrten, &#252;ber die Stra&#223;e auf das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger flossen und dort die Entw&#228;sserungs- und Verrieselungsanlage zusetzten. Die Kl&#228;ger begehren von der Beklagten Ersatz der dadurch entstandenen Sch&#228;den und Ersatz f&#252;r Aufwendungen, die sie in den Jahren 1972 bis 1974 zur Abwehr von &#220;berschwemmungen und zur Beseitigung von Verschlammungen der Entw&#228;sserungs- und Verrieselungsanlage machten.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben die Auffassung vertreten, die Beklagte sei schadensersatzpflichtig, weil sie durch H&#246;herlegung des Weges einen vermehrten Zuflu&#223; von Oberfl&#228;chenwasser verursacht habe, aber auch, weil die Wegebauma&#223;nahmen - zun&#228;chst ohne Gef&#228;lle zum Hang hin - sachwidrig gewesen und nicht in zumutbarer Zeit abgeschlossen worden seien. Wegen eines Teilbetrages von DM 5.532,24 f&#252;r die Errichtung einer St&#252;tzmauer zur Abwehr des von der Stra&#223;e auf das Grundst&#252;ck abflie&#223;ende Oberfl&#228;chenwasser haben die Parteien die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt und beantragt, die Kosten jeweils der anderen Partei aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen haben die Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Beklagte zu verurteilen, an die Kl&#228;ger DM 10.814,02 abz&#252;glich DM 5.532,24 nebst 4 % Zinsen seit dem 12. Februar 1975 zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">hilfsweise zu gestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat nach Beweisaufnahme durch Augenscheinseinnahme und Vernehmung von Zeugen die Klage abgewiesen und die Kosten des Rechtsstreits, auch soweit die Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt war, den Kl&#228;gern auferlegt. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Beklagte habe nicht rechtswidrig gehandelt, da der vermehrte Wasserzuflu&#223; auf einer ver&#228;nderten wirtschaftlichen Nutzung des Stra&#223;engrundst&#252;ckes beruhe und daher gem. &#167; 78 Abs. 1 Satz 2 LWG nicht rechtswidrig sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Entscheidung Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses am 13. Januar 1977 zugestellten Urteil haben die Kl&#228;ger am 14. Februar 1977 (einem Montag) Berufung eingelegt, die sie nach entsprechender Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist mit einem am 4. April 1977 eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet haben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind der Ansicht, die Bestimmung des &#167; 78 Abs. 1 Satz 2 LWG sei nicht anwendbar, da sie eine &#196;nderung der wirtschaftlichen Nutzung nur bei rein privatwirtschaftlicher Benutzung rechtfertige: der Ausbau einer Gemeindestra&#223;e erfolge in Erf&#252;llung &#246;ffentlicher Aufgaben, sei hoheitlicher Natur und diene besonderen &#246;ffentlichen, nicht aber privatwirtschaftlichen Interessen. Die Kl&#228;ger halten die Ersatzpflicht der Beklagten auch gem. Art. 34 GG, &#167; 839 BGB und aus enteignungsgleichem Eingriff f&#252;r gegeben, weil der Ausbau der Stra&#223;e schuldhaft unsachgem&#228;&#223; vorgenommen worden sei; die Stra&#223;e h&#228;tte nach der H&#246;herlegung sofort Gef&#228;lle zum Hang erhalten und z&#252;gig fertiggestellt werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">unter Ab&#228;nderung der angefochtenen Entscheidung nach den in erster Instanz zuletzt gestellten Antr&#228;gen zu erkennen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">hilfsweise ihnen nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung - auch durch Bankb&#252;rgschaft - abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">hilfsweise ihr zu gestatten, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung - auch durch Bankb&#252;rgschaft - abzuwenden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen im &#252;brigen das Vorbringen aus dem ersten Rechtszug und erg&#228;nzen es nach Ma&#223;gabe der in dieser Instanz gewechselten Schrifts&#228;tze, auf deren vorgetragenen Inhalt Bezug genommen wird.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="h2 absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die formell nicht zu beanstandende Berufung hat in der Sache keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt verpflichtet, den Kl&#228;gern Schadensersatz daf&#252;r zu leisten, da&#223; infolge des Ausbaues der Stra&#223;e vermehrt Oberfl&#228;chenwasser auf das Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger geflossen ist.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Es ist schon zweifelhaft, ob die &#220;berschwemmungen und Verschlammungen &#252;berhaupt durch das von der Stra&#223;e selbst abgeflossene Wasser verursacht wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Verschlammungen der Entw&#228;sserungs- und Verrieselungsanlage darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, da&#223; vom gegen&#252;berliegenden Grundst&#252;ck und vom Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger selbst - insbesondere von der Garagenauffahrt, deren Plattenbelag in Sand ohne Bindemittel verlegt war - Schwemmstoffe in die Anlagen geraten sind; von der Stra&#223;e selbst, die im Bereich der Garagenausfahrt vollst&#228;ndig asphaltiert ist, konnten Schwemmstoffe in gr&#246;&#223;eren Mengen kaum abgeschwemmt werden. Auch d&#252;rften die auf dem Grundst&#252;ck der Kl&#228;ger selbst anfallenden und die vom gegen&#252;berliegenden Grundst&#252;ck zuflie&#223;enden Wassermengen erheblich gr&#246;&#223;er gewesen sein, als die von der Stra&#223;e selbst abgeflossenen Wassermengen. Diese Fragen k&#246;nnen jedoch dahinstehen, denn ein Schadensersatzanspruch der Kl&#228;ger setzt voraus, da&#223; die schadenstiftende Handlung rechtswidrig ist.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Das Handeln der Beklagten war nicht rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Grunds&#228;tzlich darf der Ablauf wildabflie&#223;enden Oberfl&#228;chenwassers nicht k&#252;nstlich so ver&#228;ndert werden, da&#223; tieferliegende Grundst&#252;cke bel&#228;stigt werden, &#167; 78 Abs. 1 Satz 1 LWG. Dieses Verbot gilt aber nicht f&#252;r Ver&#228;nderungen des Wasserablaufes, die auf ver&#228;nderter wirtschaftlicher Benutzung eines Grundst&#252;ckes beruhen, &#167; 78 Abs. 1 Satz 2 LWG. Positiv ausgedr&#252;ckt bedeutet die Regelung dieser Bestimmung, da&#223; durch die Ver&#228;nderung wirtschaftlicher Benutzung eines Grundst&#252;ckes der Ablauf wildabflie&#223;enden Oberfl&#228;chenwasser k&#252;nstlich ge&#228;ndert werden darf, auch wenn dadurch ein tieferliegendes Grundst&#252;ck bel&#228;stigt wird. Damit ist f&#252;r diesen Ausnahmefall einem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer das Recht gegeben, den Ablauf wildabflie&#223;enden Oberfl&#228;chenwassers k&#252;nstlich zu ver&#228;ndern, ohne R&#252;cksicht auf sch&#228;digende Folgen f&#252;r tieferliegende Grundst&#252;cke.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wie der Senat in fr&#252;heren Entscheidungen wiederholt ausgef&#252;hrt hat (Urteil v. 12.10.1967 - 7 U 96/76 - und Urteil v. 30.6.1969 - 7 U 2/69 -) kann sich eine Gemeinde f&#252;r den Wegeausbau auf dieses Recht st&#252;tzen. Das Gesetz spricht ganz allgemein von der "Ver&#228;nderung wirtschaftlicher Benutzung". Es umfa&#223;t damit jede denkbare Benutzungsart, auch die Benutzung als &#246;ffentlicher Weg. (Vgl. Burghartz, Komm. z. Wasserhaushaltsgesetz und Wassergesetz f&#252;r das Land NW, 1974, Anm. 4 zu &#167; 78 LWG). Dies galt bereits unter der Herrschaft des fr&#252;heren Preu&#223;ischen Wassergesetzes, dessen &#167; 197 vollst&#228;ndig dem &#167; 78 Abs. 1 des heutigen Landeswassergesetz entsprach /vgl. Holtz-Kreutz-Schlegelberger, Komm. z. Preu&#223;. Wassergesetz, 4. Aufl., 2. Bd., Anm. 7 zu &#167; 197). Es kann dahinstehen, ob von der Bestimmung auch &#196;nderungen durch Anlagen erfa&#223;t werden, die ausschlie&#223;lich besonderen &#246;ffentlichen Interessen dienen und in ihrer Art im Rahmen privatwirtschaftlicher Grundst&#252;cksnutzung nicht erstellt werden d&#252;rfen (vgl. BGH in MDR 1972, 305 (306).), denn um etwas Derartiges geht es hier nicht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Fall ist die behauptete Ver&#228;nderung des Wasserablaufs dadurch bewirkt worden, da&#223; der bestehende, bislang unbefestigte Weg asphaltiert und dabei die bis dahin in L&#228;ngsrichtung bestehenden Aush&#246;hlung des Weges aufgef&#252;llt wurde. Dieses Ma&#223;nahme stellt eine Ver&#228;nderung der wirtschaftlichen Benutzung dar. Gerade der Ausbau einer Stra&#223;e, die Befestigung von Wegen, sowie die Einebnung bestehender Erh&#246;hungen oder Vertiefungen ist eine wirtschaftliche &#196;nderung der Nutzung (vgl. Burghartz, a.a.O., Holtz-Kreutz-Schlegelberger a.a.O. und RGZ 24, 212, 213). Staat und Wirtschaft sind so eng verflochten, da&#223; nicht nur die private, sondern auch die &#246;ffentliche Bet&#228;tigung zur Erhaltung und Hebung des Lebensstandards als "wirtschaftlich" bezeichnet werden mu&#223;. Dabei obliegt der &#246;ffentlichen Hand gerade der Ausbau der Verkehrswege, die mit nicht besondere &#246;ffentliche Interessen verfolgt, sondern das Stra&#223;engrundst&#252;ck "verkehrs-wirtschaftlich" nutzt (vgl. Burghartz, a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Regelung des &#167; 78 Abs. 1 LWG hatten die Kl&#228;ger auch keinen Anspruch darauf, da&#223; die Beklagte etwas unternahm, um sie vor dem vermehrten Wasserzuflu&#223; zu sch&#252;tzen. Sinn und Zweck des &#167; 78 Abs. 1 LWG ist es, dem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer ohne R&#252;cksicht auf die Wasserablaufverh&#228;ltnisse die volle Entscheidungsfreiheit &#252;ber die wirtschaftliche Benutzung des Grundeigentums zu erhalten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das Handeln der Beklagten war auch nicht deshalb rechtswidrig, weil sie den Weg unsachgem&#228;&#223; oder verz&#246;gerlich ausgebaut h&#228;tte. Selbst wenn eine Asphaltdecke ohne Gef&#228;lle zum Hang nicht sachgem&#228;&#223; gewesen sein sollte - dies erscheint zweifelhaft, da ohne Kanalisation dann wohl das Oberfl&#228;chenwasser tiefergelegenen Grundst&#252;cken h&#228;tte gezielt zugef&#252;hrt werden m&#252;ssen -, ist das Handeln der Beklagten gem. &#167; 78 Abs. 1 LWG gerechtfertigt. Da der Grundst&#252;ckseigent&#252;mer ohne R&#252;cksicht auf die Wasserabflu&#223;verh&#228;ltnisse die volle Entscheidungsfreiheit &#252;ber die wirtschaftliche Benutzung des Grundst&#252;ckes hat, ist er nicht eingeengt auf die wirtschaftlich sinnvolle und technisch richtige Ver&#228;nderung der wirtschaftlichen Benutzung. Daher kann offenbleiben, ob die gew&#228;hlte Ausbauart technische Fehler hatte oder nicht. Die Kl&#228;ger hatten keinen Anspruch darauf, da&#223; die Beklagte bei den Ver&#228;nderungen daf&#252;r sorgte, da&#223; der Wasserablauf - verglichen mit dem bisherigen nat&#252;rlichen Zustand - nicht ver&#228;ndert oder gar verbessert wurde. Unzul&#228;ssig w&#228;re lediglich die Zuleitung des Wassers durch eine besondere Anlage.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger hatten auch keinen Anspruch auf einen schnelleren Ausbau der Stra&#223;e. Die Beklagte handelte nicht deshalb rechtswidrig, weil sie den Weg zun&#228;chst nur asphaltierte und die Kanalisation einschlie&#223;lich der Ableitung des Oberfl&#228;chenwassers zu einem wesentlich sp&#228;teren Zeitpunkt vornahm. Insoweit ist die Beklagte in ihrer Entscheidung frei, die Kl&#228;ger hatten keinen Anspruch auf Ausbau der Stra&#223;e einschlie&#223;lich Kanalisation bereits im Jahre 1968.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger k&#246;nnen auch nicht gem. &#167; 78 Abs. 2 LWG Entsch&#228;digung verlangen. Diese Bestimmung steht in keinem inneren Zusammenhang mit der des &#167; 78 Abs. 1 LWG, sondern regelt einen anderen Sachverhalt; sie liegt fest, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen die Eigent&#252;mer tieferliegender Grundst&#252;cke auf Verlangen des Oberliegers darauf verzichten m&#252;ssen, das ihrem Grundst&#252;ck nat&#252;rlicherweise zuflie&#223;ende Oberfl&#228;chenwasser durch geeignete Ma&#223;nahmen von ihrem Grundst&#252;ck fernzuhalten (vgl. Burghartz, a.a.O., Anm. 5 zu &#167; 78). Hier hat aber die Beklagte von den Kl&#228;gern nicht verlangt, da&#223; sie es unterlassen, das ihrem Grundst&#252;ck von der Stra&#223;e her zuflie&#223;ende Oberfl&#228;chenwasser abzuhalten, ein Fall des &#167; 78 Abs. 2 LWG ist damit nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Auch eine Entsch&#228;digung nach allgemeinen entsch&#228;digungsrechtlichen Gesichtspunkten k&#246;nnen die Kl&#228;ger nicht fordern. Ihnen ist kein besonderes Opfer auferlegt worden, sondern nur die M&#246;glichkeit abgeschnitten, die Beklagte f&#252;r die Folgen der Wasserablauf&#228;nderung haftbar zu machen, die auf Ver&#228;nderung der wirtschaftlichen Benutzung des h&#246;her liegenden Grundst&#252;ckes beruhen. Diese M&#246;glichkeit ist nicht nur den Kl&#228;gern oder einem kleinen Kreis betroffener Personen genommen, sondern durch &#167; 78 Abs. 1 Satz 2 LWG schlechthin jedem Grundst&#252;ckseigent&#252;mer auferlegt. Von einem "Sonderopfer" im Sinne des Entsch&#228;digungsrechtes kann deshalb keine Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Es war die eigene Sache der Kl&#228;ger und es war ihnen unbenommen, das dem Grundst&#252;ck vom Wege her zuflie&#223;ende Wasser durch geeignete Ma&#223;nahmen abzufangen und von ihrem Grundst&#252;ck fernzuhalten. Die Beklagte war zu solchen Ma&#223;nahmen nach den Bestimmungen des Wassergesetzes nicht verpflichtet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Frage, ob den Kl&#228;gern Schadensersatzanspr&#252;che aus der H&#246;herlegung der Stra&#223;e und den damit m&#246;glicherweise verbundenen Erschwernissen des Zugangs der Zufahrt zum Grundst&#252;ck zustehen, steht nicht zur Entscheidung. Die Kl&#228;ger haben f&#252;r solche Anspr&#252;che nicht substantiiert vorgetragen, insbesondere nicht dargelegt, da&#223; die Opfergrenze &#252;berschritten w&#228;re (vgl. BGH in NJW 1971, 750; BGHZ 30, 241 ff., 244).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91, 97, 91a ZPO. Da die Klage, auch soweit die Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rt worden ist, von Anfang an unbegr&#252;ndet war, waren die Kosten auch insoweit gem. &#167; 91 a ZPO den Kl&#228;ger aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167; 708 Zf. 7 ZPO. Die Vollstreckungsschutzantr&#228;ge waren wegen &#167; 713 a ZPO gegenstandslos.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Beschwer f&#252;r die Kl&#228;ger: 5.281,78 DM</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">zuz&#252;glich der anteiligen Kosten des in der Hauptsache erledigten Teils des Rechtsstreits (vgl. Baumbach-Lauterbach Anhang &#167; 3 Anm. Stichwort: "Erledigungserkl&#228;rung" m.w.N.) 1.350,-- DM</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ingesamt 6.631,78 DM</p>
316,040
ag-neuss-1977-08-04-37-c-19876
{ "id": 713, "name": "Amtsgericht Neuss", "slug": "ag-neuss", "city": 473, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
37 C 198/76
1977-08-04T00:00:00
2019-03-13T15:21:28
2019-03-27T09:41:35
Urteil
ECLI:DE:AGNE:1977:0804.37C198.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits hat die Kl&#228;gerin zu tragen.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist bei der Beklagten vertraglich gegen Krankheitskosten versichert.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 21. und 24.11.1975 lie&#223; sie sich von dem Facharzt f&#252;r Lungenkrankheiten</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dr. wegen cervicaler Migr&#228;ne mittels Ohrakupunktur behandeln. Seine Leistungen stellte der Arzt der Kl&#228;gerin unter dem 26.11.1975 mit 250,-- DM in Rechnung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verweigert der Kl&#228;gerin die Erstattung dieser Kosten unter Hinweis auf &#167; 11 Ziff. 1e ihrer Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) mit der Begr&#252;ndung, die Akupunktur sei eine wissenschaftlich nicht allgemein anerkannte Behandlungsmethode. Sie sei deshalb nach ihren AVB von der Leistungspflicht befreit.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Aktupunktur z&#228;hlte heute zu den wissenschaftlich allgemein anerkannten Behandlungsmethoden. Sie geh&#246;re zum R&#252;stzug eines jeden in China ausgebildeten Arztes und werde auch in Deutschland mit Erfolg angewandt. Im vorliegenden Fall sei sie von einem Vollmediziner angewandt worden, der sich wissenschaftlich mit der Aurikulo-Medizin befasse. Im &#252;brigen d&#252;rfte die Unklarheit des von der Beklagten verwendeten Begriffs der allgemeinen wissenschaftlichen Anerkennung nicht zu Lasten der Kl&#228;gerin gehen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Sie beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an sie 250,--DM zuz&#252;glich 4 % Zinsen seit dem 23.02.1976 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie tr&#228;gt vor:</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">In der medizinischen Literatur sei die Akupunktur keinesfalls anerkannt. Dort hei&#223;e es, die anwendenden &#196;rzte h&#228;tten den Beweis der Richtigkeit dieser Methode noch nicht erbracht. Es fehle noch an der Feststellung der statistisch signifikanten Wirksamkeit. Ihre vereinzelte Anwendung stehe dem nicht entgegen. Noch 1975 habe ein Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundes&#228;rztekammer als Zwischenbericht seiner Untersuchen festgehalten, die Akupunktur beziehe ihre teilweise Wirksamkeit mehr aus ihrem suggestiven und hypnotischen Einfluss auf den Patienten als auf ihrer direkten Einwirkung. Die Deutsche Akademie f&#252;r Akupunktur und f&#252;r Aurikulo-Medizin habe noch im Januar 1976 geschrieben, sie arbeite daran, die Anerkennung der Akupunktur als Therapieform zu erreichen. Der Arbeitskreis des Wissenschaftlichen Beirats der Bundes&#228;rztekammer werde voraussichtlich erst im Oktober dieses Jahres &#252;ber eine mehrj&#228;hrige Pr&#252;fung dieser Frage in Form eines Votums informieren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der Akten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann von der Beklagten die Erstattung der Kosten die Ohrakupunkturbehandlung vom 21.04.11.1975 nicht verlangen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte verweigert die Leistung zurecht mit der Berufung auf &#167; 11 Nr. 1 e ihrer AVB, dessen vertragliche Geltung zwischen den Parteien unumstritten ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">In dieser Bestimmung zeichnet die Beklagte sich von der Leistungspflicht f&#252;r Kosten frei die durch wissenschaftlich nicht allgemein anerkannte Behandlungsmethoden entstehen. Zurecht weist zwar die Kl&#228;gerin daraufhin, dass dieses Abgrenzungsmerkmal problematisch ist und flie&#223;ende Grenzen aufweist. Wissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie forscht, in Frage stellt, anzweifelt, fortschreitet und Argumenten auch zu Beweise des Gegenteils des bisher angenommenen zug&#228;nglich ist. Dem steht vom Ansatz her eine allgemeine Anerkennung als statistisches Element entgegen. hat deshalb (in NJW 1976, S. 357) der Verwendung dieses Kriteriums in Rechtsvorschriften erheblich Bedenken entgegengesetzt und zumindest die verfassungskonforme Auslegung dahin gefordert, dass "Aufwendungen f&#252;r Mittel, deren Wirksamkeit durch keine Erfahrung best&#228;tigt wird" von der Erstattung ausgeschlossen sein sollen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Darum konnte es vorliegend indes nicht gehen, weil nicht die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit einer Rechtsform zu pr&#252;fen war, sondern die Bedeutung und die Wirksamkeit eine vertraglichen Vereinbarung und das Vorliegen ihrer tats&#228;chlichen Voraussetzungen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Parteien die Geltung dieser Vertragsklausel &#252;bereinstimmend gewollt haben. Das schlie&#223;t nicht aus, bei Unklarheiten gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157 BGB nach dem wirklichen Willen und dem objektiven Erkl&#228;rungsgehalt zu forschen. Dabei ist feststellen, dass die Beklagte zum Zwecke des &#246;konomischen Umgangs mit den Beitr&#228;gen ihrer Mitglieder verpflichtet ist und ein Interesse daran hat, die Erstattungsf&#228;higkeit der Kosten von Heilbehandlungen dahin einzugrenzen, dass nichts unwirksames verordnet werde und sie nicht das Risiko eins &#228;rztlichen medizinischen Experimentes oder medizinischer Forschung zu tragen habe. Dem hat sie damit Rechnung getragen, dass sie einerseits auf der wissenschaftlichen Herkunft der Behandlungsmethode besteht, andererseits den Bereich der wissenschaftlichen Forschung und des Experimentes, dessen Arbeitshypothese sich erst in der Zukunft best&#228;tigt oder als falsch erweist, durch den Begriff der "allgemeinen Anerkennung" ausklammert. Dieses Vorgehen ist nach Treue und Glauben nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es verbleibt die Frage, wann von einer allgemeinen Anerkennung gesprochen werden kann. Auch diese Frage ist unter dem Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Diskussion anders zu beurteilen als in der Erw&#228;gung der von Zwecken bestimmten Parteiinteressen, wenn auch das eine im Bereich des anderen eine wesentliche Rolle spielt. F&#252;r den Streit der Parteien kommt es dabei mehr darauf an, ob sich eine Behandlungsmethode in der Schulmedizin und in der &#252;berwiegenden Praxis so durchgesetzt und bew&#228;hrt hat, dass nach der statistischen Wahrscheinlichkeit im Einzugsbereich der Mitglieder der Beklagten und deren behandelnden &#196;rzte eine beliebig reproduzierbarer therapeutischer Erfolg in der weitaus &#252;berwiegenden Zahl der F&#228;lle erreicht werden kann.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das hat die Kl&#228;gerin mit dem durch seilangetretenen Beweis durch Sachverst&#228;ndigen-Gutachten nicht bewiesen. Der Gutachter Prof. Dr. Dr. hat dazu ausgef&#252;hrt, an der von ihm vertretenen Universit&#228;t w&#252;rden seit 1970 Untersuchungen &#252;ber die Wirksamkeit der Aurikulo-Therapie durchgef&#252;hrt. Zur Schmerzstillung sei man in fast 1000 F&#228;llen erfolgreich gewesen. Weitere Grundlagenforschungen w&#252;rden in betrieben. Die Studien w&#252;rden auf Kongressen einem gro&#223;en &#228;rztlichen Interesse unterbreitet. Die Universit&#228;ten und seien dabei, sich einzuarbeiten an 5 anderen Instituten und Krankenh&#228;usern der Bundesrepublik Deutschland werde das Verfahren ebenfalls durchgef&#252;hrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Gutachten zeigt, dass diese Methode zur Analgesie und Therapie noch im Bereich des Aufbaues, des Experimentes und der Forschung steht. Die wenigen f&#252;hrenden Institutionen, die der Gutachter nennt, belegen auch die geringe quantitative Ausbreitung und die daraus resultierende geringe Erfahrung der breiten &#196;rzteschaft. Auch die Zahl von 1200 bis 1300 Akupunktur-Analgesien bis zum Beginn des Jahres 1976 zeigt die relativ geringe H&#246;he f&#252;r eine statistische Signifikanz. Dieses Beweisergebnis wird gest&#252;tzt durch den unwidersprochenen und belegten Vortrag der Beklagten, erst im Oktober 1977 sei ein informierendes Votum des Wissenschaftlichen Beirats der Bundes&#228;rztekammer zu erwarten. Es wird weiterhin bekr&#228;ftigt durch das dem Gutachten vom Sachverst&#228;ndigen beigef&#252;gten Informationsmaterial, in dem er selbst ausf&#252;hrt: " Ob sich diese Methode eingeb&#252;rgert, das ist schlecht vorauszusagen... Es bedarf dazu einer langj&#228;hrigen Erfahrung... Sie (die medizinische Akupunktur) kann sich nur dadurch abgrenzen, dass sie zun&#228;chst einmal die Akupunktur weiter erforscht und den Medizinern... nahebringt." (Sonderdruck aus "&#196;rztliche Praxis" 28. Jahrgang, Nr. 82 vom 12. Oktober 1976, N2, Interview mit Prof. Dr. Dr. H Herget).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 713 ZPO.</p>
316,041
olgham-1977-07-04-2-u-5677
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2 U 56/77
1977-07-04T00:00:00
2019-03-13T15:21:29
2019-03-27T09:41:34
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1977:0704.2U56.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das am 22. Dezember 1976 verk&#252;ndete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld wird auf die Berufung der Kl&#228;gerin teilweise abge&#228;ndert.</p> <p>Der Beklagte wird verurteilt, &#252;ber den der Kl&#228;gerin durch das vorgenannte Urteil zuerkannten Betrag von 8.756,44 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 24. M&#228;rz 1976 abz&#252;glich am 5. April 1976 gezahlter 400,- DM und am 18. Mai 1976 gezahlter 2.500,- DM hinaus weitere 30.851,49 DM (drei&#223;igtausendachthunderteinundf&#252;nfzig 49/100 Deutsche Mark) nebst 6 % Zinsen seit dem 24. M&#228;rz 1976 an die Kl&#228;gerin zu zahlen.</p> <p>Im &#252;brigen wird die Berufung zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt der Beklagte.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Die Beschwer der Beklagten betr&#228;gt 30.851,49 DM.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist im wesentlichen begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann vom Beklagten &#252;ber die der Kl&#228;gerin durch das angefochtene Urteil bereits zuerkannten 8.756,44 DM nebst Zinsen abz&#252;glich am 5.4.1976 gezahlter 400,- DM und weiter abz&#252;glich am 18.6.1976 gezahlter 2.500,- DM hinaus weitere 30.851,49 DM nebst 6 % Zinsen seit dem 24.3.1976 verlangen; nur hinsichtlich des 6 % j&#228;hrlich &#252;bersteigenden Zinsbetrages sind Klage und Berufung unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r den Klageanspruch ist der zwischen den Parteien geschlossene B&#252;rgschaftsvertrag vom 6.2.1964.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Berechnung der H&#246;he der B&#252;rgschaftsverpflichtung des Beklagten hat &#167; 367 BGB entgegen der Meinung des Landgerichts au&#223;er Betracht zu bleiben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><b>1)</b></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist hier zu beachten, da&#223; grunds&#228;tzlich f&#252;r die Frage, in welcher H&#246;he der B&#252;rge innerhalb der durch den B&#252;rgschaftsvertrag gezogenen H&#246;chstgrenzen der B&#252;rgschaftsverpflichtung tats&#228;chlich haftet, das Bestehen und der Umfang der durch die B&#252;rgschaft gesicherten Verpflichtung des Hauptschuldners bestimmend. Dies folgt aus dem Wesen der B&#252;rgschaft. Es bedeutet gleichzeitig, da&#223; die Frage nach der Anwendbarkeit des &#167; 367 BGB - wonach Tilgungen mangels entsprechender Vereinbarungen zun&#228;chst auf etwa vorhandene Kosten, dann auf die Zinsen und erst zuletzt auf die Hauptforderung anzurechnen sind - in erster Linie das Verh&#228;ltnis zwischen dem Gl&#228;ubiger und dem (Haupt-) Schuldner (nicht dem B&#252;rgen) betrifft und von da aus erst mittelbar (&#252;ber die Hauptschuld) in das Verh&#228;ltnis zwischen dem Gl&#228;ubiger und dem B&#252;rgen einwirkt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><b>2)</b></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf das Kontokorrentverh&#228;ltnis zwischen der Kl&#228;gerin und der (Haupt-) Schuldnerin ... war &#167; 367 BGB jedoch nicht (auch nicht entsprechend) anwendbar. Denn die Anwendbarkeit des &#167; 367 BGB widerspr&#228;che dem der Vereinfachung und Praktikabilit&#228;t dienenden Grundsatz der Gleichwertigkeit aller der Anspr&#252;che, die nach den das Kontokorrentverh&#228;ltnis betreffenden Rechtsbeziehungen zwischen Gl&#228;ubiger und (Haupt-) Schuldner kontokorrentf&#228;hig und kontokorrentpflichtig sind. Entgegen HGB-RGRK-Canaris (3. Auflage, Anm. 74 zu &#167; 355 HGB) bedeutet diese Gleichwertigkeit der ins Kontokorrent aufzunehmenden Anspr&#252;che keineswegs, da&#223; dann etwa unverbindliche Forderungen genauso wie verbindliche zu behandeln seien; unverbindliche Forderungen geh&#246;ren vielmehr grunds&#228;tzlich &#252;berhaupt nicht ins Kontokorrent; im Falle ihrer gleichwohl erfolgten Einstellung in das Kontokorrent kommen entsprechende Einwendungen gegen den anerkannten Saldo in Betracht (vgl. RG JW 36, 2072 m.w.N.). Im &#252;brigen kommt es nicht darauf an, ob, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfange ansonsten noch auf die Rechtsnatur der einzelnen Verrechnungsgosten zur&#252;ckgegriffen werden kann. &#167; 367 BGB ist jedenfalls nicht anwendbar (st&#228;ndige Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Bundesgerichtshofs und herrschende Meinung: vgl. BGH WM 1959 S. 472; BGH WM 1961, 1046; vgl. ferner die Zitate aus Rechtsprechung und Lehre bei HGB-RGRK-Canaris, a.a.O., Anm. 74 zu &#167; 355 HGB). Der abweichenden Auffassung (HGB-RGRK-Canaris, wie zuvor; Schlegelberger-Hefermehl, HGB, 5. Aufl., Rndziff. 55-56 zu &#167; 355 HGB; Flessa, NJW 55, 1903) vermag der Senat nicht zu folgen. - im &#252;brigen kommt es hierauf wegen der besonderen Ausgestaltung des zwischen den Parteien geschlossenen B&#252;rgschaftsvertrages nicht einmal an. Dies folgt aus dem in der vom Beklagten unterzeichneten schriftlichen B&#252;rgschaftserkl&#228;rung enthaltenen Passus, da&#223; die Bank befugt sei, Tilgungen zun&#228;chst auf den den B&#252;rgschaftsbetrag &#252;bersteigenden Teil ihrer Forderungen zu verrechnen. Der B&#252;rgschaftsbetrag setzt sich n&#228;mlich nach dem Wortlaut der B&#252;rgschaftsurkunde zusammen aus der Hauptsumme bis zu 20.000,- DM zuz&#252;glich der bei der Saldierung aufgelaufenen und dem Kapital zugeschlagenen Zinsen, Provisionen und Kosten. Die Kl&#228;gerin war danach berechtigt, die Tilgungen zun&#228;chst auf die &#252;ber die vorgenannten Posten hinausgehenden, nicht von der B&#252;rgschaft abgesicherten Schulden zu verrechnen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><b>3)</b></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat danach &#252;ber den dar Kl&#228;gerin durch das angefochtene Urteil bereits zuerkannten Betrag hinaus f&#252;r weitere 30.851,49 DM gegen&#252;ber der Kl&#228;gerin als B&#252;rge einzustehen. Wie das in erster Instanz eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachten ergeben hat, betrug die B&#252;rgschaftsverpflichtung des Beklagten (bei Nichtanwendung des &#167; 367 BGB) am 24.3.1976 43.255,93 DM. Hiervon abzusetzen ist zun&#228;chst einmal der der Kl&#228;gerin durch das angefochtene Urteil bereits rechtskr&#228;ftig zuerkannte Betrag von 8.756,44 DM (auf den nebst 9,5 % Zinsen seit dem 24.3.1976 bereits am 5.4.1976 gezahlte 400,- DM und am 18.5.1976 gezahlte 2.500,- DM anzurechnen sind). Nach Abzug dieser 8.756,44 DM verbleiben von den 43.255,93 DM noch restliche 34.499,49 DM. Hiervon sind au&#223;erdem abzusetzen die zwischenzeitlich erfolgten 9 weiteren monatlichen Zahlungen von je 400,- DM = 3.600,- DM und eine unstreitige Gutschrift von 48,- DM, insgesamt also 3.648,- DM, so da&#223; von den 34.499,49 DM noch 30.851,49 DM zugunsten der Kl&#228;gerin verbleiben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Zinsanspruch ist nur in H&#246;he von 6 % seit dem 24.3.1976 gerechtfertigt. Die Kl&#228;gerin hat nicht nachgewiesen, da&#223; sie die Hauptschuldnerin mit einem h&#246;heren Zinssatz zu recht belastet.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 91 a, 92 Abs. 2 (1. Alternative) ZPO. Die Zuvielforderung der Kl&#228;gerin war unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig gering und hat keine zus&#228;tzlichen Kosten veranla&#223;t. Zu einer Kostenauferlegung auf die Kl&#228;gerin trotzt ihres Obsiegens gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 2 (2. Alternative) ZPO bestand jedoch entgegen der Auffassung des Landgerichts keine Veranlassung. Es handelte sich weder um die Festsetzung eines Betrages durch richterliches Ermessen, noch um die Ausmittelung eines Anspruchs durch Sachverst&#228;ndige im Sinne dieser Vorschrift, sondern um die Feststellung und Zuerkennung eines von vornherein feststehenden Anspruchs. Die Feststellung der Forderung der Kl&#228;gerin h&#228;ngt auch nicht mehr von gegenseitiger Abrechnung im Verh&#228;ltnis der Parteien ab; &#167; 92 Abs. 2 ZPO ist als Ausnahmebestimmung eng auszulegen; Gegenforderungen des Beklagten standen nicht zur Abrechnung.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zu einer Zulassung der Revision wegen der Frage der Anwendbarkeit des &#167; 367 BGB auf die Kontokorrentbeziehungen der Parteien sah der Senat keine Veranlassung. Der Senat weicht mit seiner Entscheidung von der Rechtsprechnung des Bundesgerichtshofes nicht ab. Au&#223;erdem kommt es f&#252;r die Entscheidung letztlich auf diese Frage nicht einmal an, weil die Anwendung des &#167; 367 BGB auf die Berechnung des Umfanges der B&#252;rgschaftsverpflichtung durch den B&#252;rgschaftsvertrag sogar ausgeschlossen worden ist.</p>
316,042
lagd-1977-06-23-3-tabv-877
{ "id": 793, "name": "Landesarbeitsgericht Düsseldorf", "slug": "lagd", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Arbeitsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 TaBV 8/77
1977-06-23T00:00:00
2019-03-13T15:21:31
2019-03-27T09:41:34
Beschluss
ECLI:DE:LAGD:1977:0623.3TABV8.77.00
<h2>Tenor</h2> <p>I.) Das Verfahren wird eingestellt, soweit es den Beteiligten F&#160; M&#160; betrifft, nachdem die Beteiligten &#252;bereinstimmend</p> <p>die Erledigung des Verfahrens erkl&#228;rt haben.</p> <p>II.) Die Beschwerde der Beteiligten A&#160;&#160; F&#160; gegen den am 27.1.1977 verk&#252;ndeten Beschlu&#223; des Arbeitsgerichts K&#246;ln - 11 BV 63/76 -</p> <p>wird zur&#252;ckgewiesen &#8226;</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des vorliegenden Beschlu&#223;verfahrens <em>ist</em> der An-trag der Mehrheit des Antragstellers auf Ausschlu&#223; der An-tragsgegner aus dem Betriebsrat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der antragstellende Betriebsrat besteht aus 35 Mitgliedern.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><em>Bei</em> der Betriebsratswahl 1975 wurden gew&#228;hlt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">aus einer freien Liste der au&#223;erhalb</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; der IG Metall kandidierenden Arbeiter &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 7</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Angestelltenvertreter der DAG &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 4</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Arbeiter aus der &#8222;Roten Liste&#8220;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 2</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><em>Die</em> &#252;brigen Betriebsratsmitglieder wurden aus einer vonIG Metall-Mitgliedern gebildeten Liste gew&#228;hlt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><em>Die</em> Antragsgegner sind die beiden aus der &#8222;Roten Liste&#8220;gew&#228;hlten Betriebsratsmitglieder.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat seinen Ausschlu&#223;antrag wie folgtbegr&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><em>Seit</em> Beginn der Amtsperiode des seit 1975 amtierenden Be-triebsrates habe es sich gezeigt, da&#223; die Antragsgegner</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- 3 -</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">zu einer sachlichen Arbeit im Betriebsrat nicht bereit ge-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">wesen seien. Sie h&#228;tten es vorgezogen, die Mehrheit der Mitglieder des Betriebsrates zu verunglimpfen und ohne sachlichen Hintergrund gegen sie zu polemisieren. Dabei h&#228;ttensie auch vor Verleumdungen einzelner Betriebsratsmitglieder nicht zur&#252;ckgeschreckt. Sie h&#228;tten es immer wieder versucht, eindeutig parteipolitisch (kommunistisch) motivierte Angriffe gegen Mitglieder des Betriebsrates/gegen die Mehrheit des Betriebsrates sowie gegen die Gesch&#228;ftsleitung der beteiligten Firma zu unternehmen. Das sei vor allem auch gegen&#252;ber der Belegschaft oder Teilen der Belegschaft</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">geschehen. Ihre Haltung sei insbesondere in zwei Redebeitr&#228;gen im November 1975 zu Tage getreten, aus denen sich ergebe, da&#223; die Antragsgegner an einer sachbezogenen Zusammenarbeit innerhalb des Betriebsrates kein Interesse</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">h&#228;tten. Durch ihr agitatorisches Verhalten werde eine ordnungsgem&#228;&#223;e Arbeit des Betriebsrates behindert. Das unbedingt erforderliche Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen W&#228;hlern</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">und Gew&#228;hlten werde vergiftet, <strong>vor</strong> allem, da die von den Antragsgegnern vorgebrachten Behauptungen und Unterstellungen &#252;ber die Betriebsratsmehrheit v&#246;llig haltlos und aus der Luft gegriffen seien. Bei diesem Verhalten sehe sich</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">der Betriebsrat in seiner &#252;berwiegenden Mehrheit nicht mehr in der Lage, seine ihm nach dem BetrVG obliegenden gesetzlichen Pflichten unter Beteiligung der Antragsgegner ordnungsgem&#228;&#223; zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der von ihm mit Mehrheit gefa&#223;te Ausschlu&#223;antrag sei</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">deswegen begr&#252;ndet, weil die Antragsgegner in gr&#246;blicher Weise ihre betriebsverfassungsrechtlichen Pflichten <em>im</em> Sinne des &#160;&#160; &#167; 23 Abs. 1 BetrVG verletzt haben. Dabei handele</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">es sich ganz offensichtlich um ein rechtswidriges Verhalten. <em>Die</em> &#196;u&#223;erungen der Antragsgegner &#252;ber andere Betriebsratsmitglieder enthielten geh&#228;ssige Diffamierungen, die</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">nicht zu &#252;berbieten seien. <em>Sie</em> seien dar&#252;ber hinaus - <em>wie</em></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">im &#252;brigen st&#228;ndig w&#228;hrend der bisherigen Dauer der Amtsperiode - eine extrem politische Propaganda. Die auf der Betriebsversammlung <em>im</em> November gefallenen &#196;u&#223;erungen h&#228;tten zudem den Betriebsfrieden erheblich gest&#246;rt. Aus den Ausf&#252;hrungen der Antragsgegner lasse sich mit nicht zu &#252;berbietender Deutlichkeit entnehmen, da&#223; sie die betriebsverfassungsrechtliche Ordnung grunds&#228;tzlich ablehnten und ihre</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Arbeit hierin nur in dem Sinne verstehen, die Arbeit der Betriebsverfassungsorgane zu behindern. Das werde insbesondere in ihrer Aufforderung an die Arbeitnehmerschaft deutlich, sich unter Umgehung der betriebsverfassungsrechtlichen</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Institutionen zu organisieren. Eine konstruktive Zusammen-</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">arbeit mit der Betriebsratsmehrheit lehnten die Antragsgegner grunds&#228;tzlich ab. Aus all diesen Gr&#252;nden sei der Ausschlu&#223;antrag vollauf gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Betriebsratsmitglieder M&#160; und</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; <span style="text-decoration:underline">F&#160;&#160;</span> aus dem Betriebsrat auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegner haben die</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zur&#252;ckweisung des Antrages erbeten.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Sie haben bestritten, da&#223; eine den Ausschlu&#223; nach &#167; 23 BetrVG tragende grobe Verletzung gesetzlicher Pflichten durch sie vorliege. Soweit der Antragsteller ihnen vorwerfe, sie verunglimpften die &#252;berwiegende Mehrheit der Betriebsratsmitglieder und polemisierten ohne sachlichen Hintergrund, handele es sich um unsubstantiierte, verallgemeinernde Wertungen, die eines Beweises nicht zug&#228;nglich seien. Wenn den Antragsgegnern ihre Beitr&#228;ge auf Betriebsversammlungen im November 1975 zum Vorwurf gemacht w&#252;rden, so seien diese Redebeitr&#228;ge auf diesen Betriebsversammlungen</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">sowohl durch den Betriebsratsvorsitzenden <strong>B&#160;&#160; als auch</strong></p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">durch den 2. Bevollm&#228;chtigten der IG Metall, L&#160;&#160; <strong>,</strong> aus-</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">gel&#246;st worden. Diese h&#228;tten versucht, in massiver Weise gegen die Antragsgegner auf diesen Betriebsversammlungen</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Stimmung zu machen. So habe B</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">ihnen vorgeworfen, sie</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">wollten mit Gewalt die freiheitlich-demokratische Grund-</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">ordnung gegen den Willen der Arbeiter st&#252;rzen. L&#160;&#160; habe</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">auf die Antragsgegner,bezogene &#196;u&#223;erungen gemacht und sinngem&#228;&#223; ausgef&#252;hrt, die &#8222;Chaoten&#8220; h&#228;tten nach F&#160;&#160; jetzt K&#160;&#160; zum Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht und wollten dort ihr politisches S&#252;ppchen kochen. Es sei eine Masche dieser Leute, junge, attraktive Frauen aufs Podium zu schicken und sie f&#252;r ihre Ziele zu benutzen.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Mit diesen teils verdeckten, teils offenen Angriffen auf die Antragsgegner h&#228;tten B&#160;&#160; und L&#160;&#160; gegen die Antragsgegner Stimmung zu machen versucht. Aus ihren Aus-</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;hrungen sei sichtbar geworden, da&#223; sowohl B&#160;&#160; als</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">auch L&#160;&#160; in bezug auf die Antragsgegner in keiner Weise</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">politische Enthaltsamkeit an den Tag legten, sondern ganz offen einen Konfrontationskurs suchten. Da&#223; dieses Vorgehen der beiden nicht vom Wunsch getragen gewesen sei, eine Zusammenarbeit mit ihnen im Betriebsrat zu f&#246;rdern, liege auf der Hand. Im &#252;brigen werde aber von ihnen bestritten, da&#223; sie die Arbeit des Betriebsrates behindern oder negieren wollten. Der Vortrag des Antragstellers reiche in keiner Weise aus, eine grobe Verletzung gesetzlicher Pflichten durch <em>sie</em> im Sinne des &#167; 23 Abs. 1 BetrVG anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach Anh&#246;rung der Beteiligten hat das Arbeitsgericht am 27.1.1977 folgenden Beschlu&#223; verk&#252;ndet:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Betriebsr&#228;te F&#160;&#160; und M&#160;&#160; und A&#160;&#160; F&#160;&#160; werden aus dem Betriebsrat der Firma K &#160;&#160; ausgeschlossen. Verfahrenswert: 8.000,-- DM.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhaltes dieses Beschlusses wird auf Blatt 105- 108 der Akten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 7.3.1977 zugestellten Beschlu&#223; haben die Antrag gegner durch ihren Anwalt am 21.3.1977 Beschwerde eingelegt:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die gleichzeitig begr&#252;ndet wurde.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegner r&#252;gen, da&#223; das Arbeitsgericht den unbestimmten Rechtsbegriff in &#167; 23 Abs. 1 BetrVG verkannt habe, wonach ein Betriebsratsmitglied nur wegen grober Verletzung seiner gesetzlichen Pflichten aus dem Betriebsrat ausgeschlossen werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsgericht habe diesen unbestimmten Rechtsbegriff wie folgt auszuf&#252;llen versucht:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Hartn&#228;ckige Verfolgung weitgesteckter politischer (kommunistischer) und damit sachfremder Ziele, f&#252;r die jedoch der Betriebsrat nicht berufen sei. Dieser sei vielmehr gehalten, in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber sachgerechte realisierbare L&#246;sungen zu finden.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Diffamierung des (politischen) Gegners, insbesondere redlich handelnder Betriebsratsmitglieder.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Mit dieser Argumentation sei aber eine Verletzung gesetzlicher Vorschriften, wie sie &#167; 23 Abs. 1 BetrVG f&#252;r den Ausschlu&#223;antrag vorsehen, nicht zu rechtfertigen. Das Arbeitsgericht habe es erkennbar unterlassen, die gesetzlicher Vorschriften darzulegen, gegen die die Antragsgegner versto&#223;en h&#228;tten. Ein Ausschlu&#223; der Antragsgegner aus dem Betriebsrat k&#246;nne &#252;berhaupt nur in Frage kommen, wenn sie sich einer Verletzung ihrer Amtspflichten schuldig gemacht h&#228;tten. Die Vorschrift des &#167; 23 Abs. 1 BetrVG habe sich bewu&#223;t damit auf die Kontrolle solcher T&#228;tigkeiten be-</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">"'"'</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">schr&#228;nkt, die ein Mitglied des Betriebsrates gerade in dieser spezifischen Eigenschaft aus&#252;be. Dem k&#246;nne nicht entgegengehalten werden, da&#223; <em>ein</em> einmal gew&#228;hltes Betriebsratsmitglied auch au&#223;erhalb seiner eigentlichen Betriebsratst&#228;tigkeit einem betriebsverfassungsrechtlichen Kodex unterworfen sei, der seine Rechte im Verh&#228;ltnis zu den &#252;brigen Arbeitnehmern einschr&#228;nke. Auch ein auf einer Betriebsversammlung sprechendes Betriebsratsmitglied habe das Grundrecht der freien Meinungs&#228;u&#223;erung des Art. 5 Abs. 1 GG, das jedem Arbeitnehmer zust&#228;nde. &#196;u&#223;erungen der Antragsteller auf einer Betriebsversammlung k&#246;nnten daher &#252;berhaupt nicht einen Ausschlu&#223;antrag rechtfertigen. Im &#252;brigen werde nach wie vor bestritten und k&#246;nne auch durch die Anh&#246;rung des</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Betriebsratsvorsitzenden B&#160;&#160; als &#8222;Zeugen&#8220; nicht be-</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">wiesen werden, da&#223; die Antragsgegner Gegner im Betriebsrat als &#8222;Arbeiterverr&#228;ter, Kapitalistenknechte und korrupt&#8220;</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">bezeichnet h&#228;tten. B &#160;&#160; sei n&#228;mlich zu Unrecht als Zeu-</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">ge vernommen worden, er h&#228;tte allenfalls als Partei vernommen werden k&#246;nnen. Aber auch dann m&#252;sse seine Aussage als</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Parteiaussage gew&#252;rdigt werden. Im &#252;brigen sei ein Ausschlu&#223;antrag ein untaugliches Mittel, sich einer nicht genehmen Minderheit im Betriebsrat zu entledigen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks"><em>Die</em> Antragsgegner beantragen</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">unter Aufhebung des erstinstanzlichen Beschlusses den Ausschlu&#223;antrag zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beantragt</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Zur&#252;ckweisung der Beschwerde</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Er bleibt dabei, da&#223; die Angriffe der Antragsgegner eine Ab&#228;nderung des erstinstanzlichen Beschlusses nicht rechtfertigen k&#246;nnten. Zutreffend habe das Arbeitsgericht das Verhalten der Antragsgegner als einen groben Versto&#223; gegen ihre gesetzlichen Pflichten nach &#167; 23 Abs. 1 BetrVG angesehen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Anh&#246;rung der Beteiligten wird auf die Sitzungsniederschrift vom 16.6.1977 BI. 157 d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Wegen des weiteren Vortrages der Beteilgten wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseis gewechselten Schrifts&#228;tze Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die statthafte ( &#167; 87 Abs. 1 ArbGG ), form- und fristgerecht eingelegte und begr&#252;ndete Beschwerde ( &#167; 89 ArbGG ) konnte keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">1. Soweit sich der Ausschlu&#223;antrag gegen den Antragsgegner</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F&#160;&#160; M&#160;&#160; richtet, war das Verfahren einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner F&#160;&#160; M&#160;&#160; ist mit Zustimmung des An-</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">tragstellers am 13.3.1976 von der beteiligten Arbeitgebe-</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">rin fristlos entlassen worden. M &#160; hat gegen diese frist-</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">lose K&#252;ndigung vom 13.3.1976 Klage erhoben, ist damit aber abgewiesen worden. Das Berufungsurteil im Verfahren M&#160;&#160; ./. K&#160; ist in der Sache 19 (13) Sa 464/76 am 13.4.1977 verk&#252;ndet worden. Da der Streitwert in diesem Rechtsstreit die Revisionsgrenze des &#167; 72 ArbGG nicht erreichte, das Landesarbeitsgericht die Revision im Urteil nicht zugelassen hat, ist dieser K&#252;ndigungsstreit -vorbehaltlich einer Divergenzrevision nach &#167; 72 Abs. 1 S. 2 ArbGG- abgeschlossen. Es steht damit fest, da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis des Antragsgegners M&#160;&#160; zur Firma K&#160;&#160; mit Zugang der fristlosen K&#252;ndigung am 13.3.1976 sein Ende fand. Dann endete damit auch das Betriebsratsamt des Antragsgegners M</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">( &#167; 24 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG ), so da&#223; das hier noch anh&#228;ngige Ausschlu&#223;verfahren damit seine Erledigung gefunden hat. Das Verfahren gegen den Antragsgegner M&#160;&#160; war daher einzustellen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">2. Dagegen war die Beschwerde der Antragsgegnerin A</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">F&#160;&#160; gegen den Beschlu&#223; des Arbeitsgerichts nach dem Ergebnis der Anh&#246;rung der Beteiligten vor dem Beschwerdegericht als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen. Der Ausschlu&#223; der</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Antragsgegnerin F&#160;&#160; aus dem Betriebsrat ist durch den</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">angefochtenen Beschlu&#223; des Arbeitsgerichts zu Recht erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">a) Die Antragsgegnerin hat in ihrer Anh&#246;rung vor dem</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Beschwerdegericht die Vorw&#252;rfe gegen die Arbeitsgerichtsbarkeit wiederholt, wie sie auch in der Juli- Ausgabe des</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">&#8222;Schwungrades&#8220; (BI. 41.d.A.) vorgetragen werden. Sie gehen dahin, da&#223; die Arbeitsgerichte &#8222;Klassengerichte&#8220; seien und in ihrer Besetzung nur den &#8222;Interessen der Kapitalistenklasse&#8220; dienten.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Es kann und darf nicht Aufgabe des Beschwerdegerichts sein, sich mit dieser Auffassung der Antragsgegnerin auseinanderzusetzen. Ihre Darstellungen und ihre Behauptungen m&#252;ssen jedoch <em>im</em> Interesse einer geordneten Rechtsprechung in einem demokratischen Staatswesen zur&#252;ckgewiesen werden. <em>Sie</em> entbehren jeder Grundlage. Davon k&#246;nnte sich die Antragsgegnerin, wenn sie nur wollte, objektiv durch eine Durchsicht der Entscheidungen der Gerichte f&#252;r Arbeitssachen &#252;berzeugen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">b) Die Antragsgegnerin irrt, wenn sie annimmt, sie werde wegen ihrer politischen &#220;berzeugung aus dem Betriebsrat ausgeschlossen. Das Beschwerdegericht stimmt ausdr&#252;cklich der auch vom Landesarbeitsgericht Hamm in seinem Beschlu&#223; 8 Ta-BV 21/75 vom 13.11.1975 vertretenen Meinung zu, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">" politische Gegnerschaft keinen Ausschlie&#223;ungsgrund im Sinne des &#167; 23 BetrVG darstelle " (BI. 24 des genannten Beschlusses -Bl.155 R.d.A.). Das Gericht geht &#252;ber diese Feststellung hinaus: Weltanschauliche Auffassungen allein, sie m&#246;gen ihren Grund haben, wo auch immer, rechtfertigen</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">in keinem Fall einen Ausschlu&#223; aus einem Betriebsrat.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Wenn sie allerdings Ursache daf&#252;r sind, da&#223; wichtige Pflichten aus dem frei gew&#228;hlten und &#252;bernommenen Betriebsratsamt in rechtswidriger Weise verletzt werden, so m&#252;&#223;en</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">diese Pflichtverletzungen unter dem Gesichtspunkt des &#167; 23 BetrVG gepr&#252;ft werden.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat demnach einen Anspruch darauf, da&#223; ihre T&#228;tigkeit als Betriebsratsmitglied und die Durchf&#252;hrung ihrer Betriebsratspflichten ausschlie&#223;lich an den Ma&#223;st&#228;ben des &#167; 23 BetrVG gemessen wird. Sie wird nicht anders behandelt, als jedes andere Betriebsratsmitglied, um dessen Ausschlu&#223; es geht.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Das Ausschlu&#223;verfahren nach &#167; 23 BetrVG ist ein untaugliches Mittel zur &#8222;Disziplinierung&#8220; politisch Unerw&#252;nschter Betriebsratsmitglieder. Die Antragstellerin irrt daher auch wenn sie annimmt, ein Gericht w&#252;rde sich dazu hergeben, die Interessen der Mehrheit eines Betriebsrates dadurch zu besorgen, da&#223; es unbotm&#228;&#223;ige oder unerw&#252;nschte Betriebsratsmitglieder durch Ausschlu&#223; entfernt.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Diese Vorbemerkungen erscheinen deswegen unerl&#228;&#223;lich, weil die Antragsgegnerin bei ihrer ausf&#252;hrlichen Anh&#246;rung Thesen dieser Art besonders herausstellte.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">c) Der Ausschlu&#223;antrag der Betriebsratsmehrheit mu&#223;te in</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">&#220;bereinstimmung mit der Auffassung des Arbeitsgerichts des-wegen Erfolg haben, weil die Antragsgegnerin durch ihr erwiesenes Verhalten ihre Pflichten als Betriebsratsmitglied grob verletzt hat.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">F&#252;r diese Entscheidung ist es unerheblich, da&#223; es dem Betriebsrat in seiner Mehrheit nicht zuzumuten w&#228;re, mit der Antragsgegnerin zusammenzuarbeiten ( BAG AP Nr. 8 zu &#167; 23 BetrVG 1952). Alle Betriebsratsmitglieder haben das gleiche, durch die Betriebsratswahl legitimierte Mandat.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Aber: Die Betriebsratsmitglieder haben mit der Wahl in dieses Amt auch die Aufgaben zu erf&#252;llen, die ihnen das Betriebsverfassungsgesetz zuweist. Sie d&#252;rfen in keinen Fall Grundpflichten des Betriebsverfassungsgesetzes, auch wenn sie nicht ausdr&#252;cklich als gesetzliche Pflichten aufgez&#228;hlt sind, verletzen. Sie m&#252;ssen sich auch gefallen lassen, da&#223; ihre Amtsaus&#252;bung an ihrem Verhalten im Rahmen des Betriebsratskollegiums gemessen wird; denn sie &#252;ben ihr Amt innerhalb dieses Kollegiums aus. Daraus folgt eine besondere Pflicht zur R&#252;cksichtnahme und der Achtung der anderen Betriebsratsmitglieder. Das gilt -worauf Dietz-Richardi, BetrVG 5. Auflage, &#167; 23 RN. 5 ebenso wie Galperin-L&#246;wisch, BetrVG, 5. Auflage Band I &#167; 23 RN. 9 mit Nachdruck hinweisen- vor allem in den Beziehungen der Betriebsratsmitglieder untereinander, die vom Grundsatz der Fairne&#223; getragen sein m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegnerin ist mehrfach eine Verletzung gesetz-licher Pflichten im Sinne des &#167; 23 BetrVG vorzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">aa) Die Antragsgegnerin hat mit ihrer Rede vor der Betriebsversammlung vom 25.11.1976 in eindeutiger Weise er-</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">kennen lassen, da&#223; sie sich als Betriebsratsmitglied an die Regeln des Betriebsverfassungsgesetzes nicht zu halten gedenkt. Den Inhalt ihrer Rede hat sie ernsthaft nicht in Abrede gestellt, sie hat bei ihrer Anh&#246;rung vor dem Beschwerdegericht diesen Inhalt ihrer Ausf&#252;hrungen in den entscheidenden Punkten ausdr&#252;cklich bekr&#228;ftigt.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Sie hat in ihrer Rede als Betriebsratsmitglied erkl&#228;rt:</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">&#8222;Eine Einrichtung unsere Interessen zu vertreten,</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">die stellen sie (= die Betriebsr&#228;te) nur dem Namen nach dar. In Wirklichkeit haben sich die Kapitalisten eine Einrichtung geschaffen, um unsere K&#228;mpfe abzuw&#252;rgen und in f&#252;r sie ungef&#228;hrliche Bahnen zu lenken."</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">"Wenn im Betrieb irgend etwas los ist, die Kollegen sich zusammenschlie&#223;en f&#252;r bestimmte Forderungen, dann soll der Betriebsrat hingehen und sagen, es ist gut Kollegen, ihr k&#246;nnt ruhig wieder an eure Arbeit gehen, wir regeln das f&#252;r euch. Und dann regeln sie mit den Kapitalisten wie man am besten wieder Ruhe unter die Kollegen bringt. Da&#223; sie ja nicht selber f&#252;r ihre Interessen k&#228;mpfen. Darum verbreiten sie doch schon vorher immer dieselbe Masche, du kriegst sie doch nicht alle unter einen Hut, es hat keinen</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Zweck. Das ist genau der Punkt, warum die Rote</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Liste so bek&#228;mpft wird. Nicht weil sie Angst vor</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">uns zwei Mann haben, das w&#228;re ja l&#228;cherlich, aber weil wir unsere Betriebsratsarbeit genau entgegengesetzt anfassen, weil wir klar erkl&#228;rt haben, Kollegen wir k&#246;nnen nichts stellvertretend f&#252;r euch machenindem wir vielleicht anders verhandeln oder so was , unsere Interessen durchzusetzen, daf&#252;r gibt es nur einen Weg und der ist, wenn ihr die Sache selber in die Hand nehmt. Wenn ihr euch zusammenschlie&#223;t und selber die richtigen Ma&#223;nahmen &#252;berlegt. Was wir als Rote Betriebsr&#228;te dabei machen k&#246;nnen, ist, euch darin unterst&#252;tzen. Das ist auch ihre Angst, da&#223;</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">600 Kollegen mit der Wahl unserer Liste erkl&#228;rt haben da&#223; sie selber k&#228;mpfen wollen. Das bedeutet auch die Trennungslinie im Betriebsrat. Was meint ihr, warum den Kapitalisten die Betriebsr&#228;te von der IG Metall so viel wert sind, da&#223; sie alle m&#246;glichen Verg&#252;nstigungen bekommen. Das Beispiel der ehemaligen Betriebsr&#228;te F und W&#160;&#160; aus K&#160;&#160; sagt doch alles. Man sollte nicht meinen, da&#223; die nun wieder wirklich arbeiten und sich die Finger dreckig zu machen brauchen, nein, sie sind jetzt Betriebsratsangestellte geworden. Sie haben sich halt gut bew&#228;hrt, sie stehen auf Abruf f&#252;r den Fall, da&#223; sie einen Grund finden uns rauszuschmei&#223;en.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">&#8222;Wie sieht es damit aus, da&#223; wir die Arbeit des Betriebsrates behindern. Ich glaube schon, da&#223; wir</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">ihre Arbeit behindern. Ich kann mir gut vorstellen, da&#223; es dort vorher anders zugegangen ist. Da brauchte man sich nicht auch noch im Betriebsrat zu verstekken, irgend etwas zu erfinden warum so ein Beschlu&#223; wohl noch im Interesse der Arbeiter sein soll. Da brauchte man auch nicht so viele Sachen rauszuhalten aus dem Betriebsrat, damit die Roten Betriebsr&#228;te</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">es gar nicht erst erfahren, oder es wohlm&#246;glich noch in Flugbl&#228;ttern steht, wovor sie eine h&#246;llische Angst haben. Da brauchten sie auch nicht so oft in die Betriebe zu gehen, damit es nicht mehr hei&#223;t, sie w&#252;rden nur in den B&#252;ros auf ihren Sesseln hocken. Also ich finde das ist gar nicht so schlecht, wenn die in ihrer Arbeit, die Kollegen hinters Licht zu f&#252;hren, behindert werden.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks"><em>&#8222;</em>Nun zu unseren Fehlern in der Arbeit. Ein Fehler war, da&#223; wir selber nicht klar genug gesehen haben, da&#223; dieser Bund von Kapital, Betriebsrat und Gewerkschafts apparat nur ein Ziel hat, uns m&#246;glich schnell wieder raus zu haben aus dem Betriebsrat, und nat&#252;rlich auch aus dem Betrieb.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">"Ich meine, da&#223; das die Hauptsache ist, die wir noch viel mehr lernen m&#252;ssen, uns wirklich auf euch zu st&#252;tzen und zusammenzuschlie&#223;en. Uns gegenseitig zu helfen in den K&#228;mpfen die vor uns stehen. Denn die Angriffe der Kapitalisten, des Staates auf unsere Lebenslage die werden immer gr&#246;&#223;er. Da k&#246;nnen wir auf den Gewerkschaftsapparat und diese Herren vom Betriebsrat ganz bestimmt nicht za&#228;hlen. Im Gegenteil, die werden alles daran setzen unseren Fehler Kampf zu verhindern."</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin hat mit diesem Redebeitrag auf der Betriebsversammlung vor der Belegschaft behauptet, der Betriebsrat sei eine von &#8222;Kapitalisten geschaffene Einrichtung, die geschaffen sei, um unsere K&#228;mpfe abzuw&#252;rgen."</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Damit stellt die Antragsgegnerin den Sinn und die Aufgabevon Betriebsr&#228;ten und damit ihre eigene Aufgabe als Mitglied</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">eines Betriebsrates &#252;berhaupt in Frage. Betriebsr&#228;te und ihre Mitglieder werden frei gew&#228;hlt von der Arbeitnehmerschaft eines Betriebes, gew&#228;hlt in freier, geheimer und</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">unmittelbarer Wahl ( &#167; 14 Abs. 1 BetrVG). Sie werden nicht</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">von "Kapitalisten<sup>&#8220;</sup> bestellt, sie sind keine von "Kapitalisten<sup>&#8220;</sup> geschaffene Einrichtung. Die Antragsgegnerin selbst</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">ist nur aufgrund dieser freien, geheimen und unmittelbaren</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Wahl Mitglied des Betriebsrates geworden. Von ihr mu&#223; daher</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">zuerst verlangt werden, da&#223; sie dieses Amt, dem sie sich</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">aus freien St&#252;cken gestellt hat, nicht als eine von Kapitalisten geschaffene Einrichtung bezeichnet, sondern als</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">eine demokratische Repr&#228;sentation der Arbeitnehmer des Betriebes.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Sie kann daher auf einer Betriebsversammlung nicht Behauptungen in ihrer Eigenschaft als Betriebsratsmitglied aufstellen, die objektiv nicht haltbar sind. Von einem Betriebsratsmitglied ist aber gerade zu erwarten, da&#223; er die rechtlichen Grundlagen seiner Berufung in dieses Amt nicht</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">in einer Form in Zweifel zieht, die seine T&#228;tigkeit in diesem Amt &#252;berhaupt ohne tragf&#228;hige Grundlage erscheinen</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">lassen.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus ist die Betriebsversammlung in ihrer vom Gesetzgeber gewollten Form kein Forum, auf dem einzelne Betriebsr&#228;te ihre kontroversen Auffassungen &#252;ber die gesetzliche Regelung der Betriebsverfassung im grunds&#228;tzlichen, aber auch ihre unverkennbare und hartn&#228;ckige Gegnerschaft zur Mehrheit der Betriebsratsmitglieder im einzelnen in dieser abwertenden, beleidigenden Art vortragen k&#246;nnen. Die Betriebsversammlung ist nach dem Willen</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">des Gesetzgebers zum Zwecke der Repr&#228;sentation und vor allem der Information der Arbeitnehmerschaft durch den Betriebsrat gewollt. Dabei ist der Gegenstand der Informationen an die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung durch &#167; 45 BetrVG abgesteckt. Der Aufgabenkreis einer Betriebsversammlung deckt sich mit dem Aufgabenbereich des Betriebsrates. Das bedeutet, da&#223; Angelegenheiten, deren Behandlung die Zust&#228;ndigkeit des Betriebsrates &#252;berschreiten w&#252;rde, auch auf einer Betriebsversammlung nicht er&#246;rtert werden k&#246;nnen (BAG AP Nr. 1 zu &#167; 44 BetrVG 1952).</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Ein Betriebsratsmitglied, das auf einer Betriebsversammlung zur Belegschaft spricht, hat sich zuerst an diese Richtlinien, die sich unmittelbar aus dem Gesetz ergeben, zu halten. Es kann nicht, auch nicht unter Berufung auf seine Meinungsfreiheit, die gesetzlichen Grundlagen der Betriebsverfassung angreifen. Das aber hat die Antragsgegnerin mit ihren &#196;u&#223;erungen getan.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus bedeutet es einen groben Versto&#223; gegen die der Antragsgegnerin obliegende Pflicht zur Zusammenarbeit innerhalb des Betriebsrates, wenn sie auf der Betriebsversammlung als Betriebsratsmitglied die anwesenden Arbeitnehmer auffordert, sie &#8222;sollten die Sache selbst in die Hand nehmen. Was wir als Rote Betriebsr&#228;te dabei machen k&#246;nnen ist, euch zu unterst&#252;tzen." Das, was die Antragsgegnerin als Betriebsr&#228;tin fordert, ist gerade die Auflehnung gegen die gesetzte Ordnung der Betriebsverfassung. Sie will eine "Trennungslinie" zwischen der Arbeitnehmerschaft des Betriebes und dem gew&#228;hlten Betriebsrat ziehen.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Diese von der Antragsgegnerin auf einer Betriebsversammlung vorgetragenen Auffassungen und ihre Aufforderungen an die Arbeitnehmerschaft, sich vom gew&#228;hlten Betriebsrat abzuwenden, stellen eine grobe Verletzung ihrer gesetzlichen Pflicht als Betriebsratsmitglied dar. Sie allein w&#252;rden ihren Ausschlu&#223; aus dem Betriebsrat rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin kann sich vor allem nicht darauf berufen, sie habe als &#8222;einfache&#8220; Arbeitnehmerin des Betriebes zur versammelten Arbeitnehmerschaft gesprochen. Sie hat ausdr&#252;cklich und mehrfach hervorgehoben, da&#223; das ihre Meinung als &#8222;Rote Betriebsr&#228;tin&#8220; sei. Sie hat schon ihren Redebeitrag damit begonnen, da&#223; sie auf der" Roten Liste" in den Betriebsrat gew&#228;hlt worden sei und sie den Bericht</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Fortsetzen wolle, den ihr Kollegen F&#160; M&#160; (M&#160;&#160; von</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">der &#8222;Roten Liste&#8220;) wegen Wortentzuges nicht zu Ende f&#252;hren konnte.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Daneben enth&#228;lt der Redebeitrag aber auch eine Reihe grober Beleidigungen und ungerechtfertigter Angriffe gegen andere</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Betriebsratsmitglieder. Die Antragsgegnerin wirft ihren Betriebsratskollegen vor, sie lie&#223;en sich von den Kapitalisten durch " alle m&#246;glichen Verg&#252;nstigungen " bestechen, um die Arbeiterinteressen zu verraten. Ehemalige Betriebsr&#228;te brauchten daher auch nicht wieder zu arbeiten und sich die Finger dreckig zu machen, sie seien Betriebsratsangestellte geworden. Sie machten den Betriebsratskollegen den Vorwurf, sie hielten bewu&#223;t Angelegenheiten aus den Beratungen des Betriebsrates heraus, damit die &#8222;Roten Betriensr&#228;te " es gar nicht erfahren. Der Betriebsrat in seiner Mehrheit sei darauf aus, die Arbeitnehmerschaft " hinters Licht zu f&#252;hren". Dar&#252;ber hinaus habe der &#8222;Bund von Kapital, Betriebsrat und Gewerkschaftsapparat nur ein Ziel, uns (= Rote Betriebsr&#228;te) m&#246;glichst schnell wieder raus aus dem Betriebsrat und nat&#252;rlich auch aus dem Betrieb&#8220; zu haben.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Ein unbefangener Dritter, wie ein einfacher Arbeitnehmer, der solche Ausf&#252;hrungen der Antragsgegnerin h&#246;rt, mu&#223; den Eindruck gewinnen, der Betriebsrat der Firma K&#160;&#160; bestehe bis auf sie und den anderen " Roten Betriebsrat&#8220; nur aus durch und durch von &#8222;Kapitalisten," also von der Firmenleitung bestochenen Mitgliedern, deren einziges Ziel es sei: die von ihm vertretene Arbeitnehmerschaft an die Kapitalisten zu &#8222;verkaufen". Dazu sei ihm offenbar <span style="text-decoration:underline">jedes</span> Mittel recht.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Diese Angriffe gegen die anderen Betriebsratsmitglieder</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">sind unhaltbar. Das wei&#223; die Antragsgegnerin. Sie gebraucht demnach in verallgemeinender, b&#246;swilliger Form</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">diese beleidigenden &#196;u&#223;erungen gegen ihre Kollegen im Betriebsrat. Die Mehrheit des Betriebsrates sieht darin mit Recht eine grobe Verletzung des auch f&#252;r die Antragsgegnerin geltenden Gebotes der Fairne&#223;. Es kann der Antragsgegnerin zugestanden werden, Mi&#223;st&#228;nde innerhalb des Betriebsratskollegiums konkret zu r&#252;gen. Daran ist kein Ansto&#223; zu nehmen. Sie kann aber in keinem Fall in dieser abwertenden Weise, ohne irgend-einen Unterschied in der Person zu machen die Arbeit des Betriebsrates insgesamt herabzuw&#252;rdigen.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Ihr Redebeitrag auf der Betriebsversammlung vom November 1975 ist daher als eine grobe Verletzung ihrer gesetzlichen Pflichten nach &#167; 23 BetrVG anzusehen, der den Ausschlu&#223;antrag rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">bb)Im &#252;brigen hat die Anh&#246;rung des Betriebsratsvorsitzenden B&#160;&#160; in der Sitzung vom 27.1.1977 nur das best&#228;tigt, was die Antragsgegnerin schon in ihrem Redebeitrag auf der Betriebsversammlung hervorhob: &#8222;Ich glaube schon, da&#223; wir ihre Arbeit behindern."</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks"><strong>B&#160;&#160; hat</strong> bei seiner Anh&#246;rung erkl&#228;rt, die Antragsgegnerin und ihr Kollege F&#160;&#160; M&#160;&#160; lehnten eine vern&#252;nftige und konstruktive Mitarbeit mit der Mehrheit des Betriebsrates ab. Sie br&#228;chten keine sachlichen Vorschl&#228;ge f&#252;r die</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Arbeit im Betriebsrat. Ihnen gehe es in erster Linie darum, ihre abweichenden politischen Auffassungen darzulegen. B&#160;&#160; betonte, ihre &#196;u&#223;erungen &#252;ber die &#252;brigen Betriebsratsmitglieder, diese seien Arbeiterverr&#228;ter, Kapitalistenknechte, korrupt und steckten mit der Gesch&#228;ftsleitung unter einer Decke, machten eine Zusammenarbeit mit ihnen unm&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Der Betriebsratsvorsitzende hat damit nur das wiedergegeben, was die Antragsgegnerin schon in ihrem Redebeitrag auf der Betriebsversammlung hervorhob: Ihr geht es bei ihrer Mitgliedschaft im Betriebsrat nicht in erster Linie um die Wahrnehmung der ihr nach dem Betriebsverfassungsgesetz zugewiesenen Aufgaben. Ihr geht es um die Durchsetzung von Zielen, die mit dem Betriebsverfassungsgesetz nicht in Einklang stehen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Im Verh&#228;ltnis zum Betriebsratskollegium, das in seiner Gesamtheit die Arbeitnehmerschaft des Betriebes repr&#228;sentiert, stellt diese Verletzung der Pflichten auch auf sachliche Zusammenarbeit innerhalb des Betriebsratskollegiums durch die Antragsgegnerin eine schuldhafte, rechtswidrige und auch grobe Verletzung ihrer gesetzlichen Pflichten als Betriebsratsmitglied dar.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Aufgrund dieses Gesamtverhaltens der Antragsgegnerin bei der Aus&#252;bung ihrer Betriebsratst&#228;tigkeit ist nach alledem von groben Verst&#246;&#223;en gegen ihre gesetzlichen Pflichten</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">im Sinne des &#167; 23 BetrVG auszugehen. Ihr Ausschlu&#223; aus dem Betriebsrat ist daher gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Ihre Beschwerde gegen den erstinstanzlichen Beschlu&#223; war daher zur&#252;ckzuweisen.</p>
316,043
olgham-1977-05-09-15-w-47376
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 473/76
1977-05-09T00:00:00
2019-03-13T15:21:32
2019-03-27T09:41:34
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1977:0509.15W473.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) wird mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckgewiesen, da&#223; unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses ihre erste Beschwerde vom 20. Februar 1976 gegen die Verf&#252;gung des Amtsgerichts Tecklenburg vom 3. Oktober 1975 als unzul&#228;ssig verworfen wird.</p> <p>Auf die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) wird der angefochtene Beschlu&#223; im &#252;brigen aufgehoben.</p> <p>Das Amtsgericht Tecklenburg wird angewiesen, das am 3. Oktober 1975 erteilte Testamentsvollstreckerzeugnis einzuziehen.</p> <p>Der Wert des Verfahrens der weiteren Beschwerde wird auf 5.000,- DM festgesetzt.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Erblasserin ... ist am 25. November 1974 verstorben. Sie war die Witwe ihres bereits am 15. April 1955 vorverstorbenen Ehemannes ... . Die Beteiligte zu 1), die Mutter der am 9. Oktober 1959 und am 23. April 1957 geborenen Beteiligten zu 2) und 3), ist das Kind der Erblasserin.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Erblasserin hat ein privatschriftliches Testament vom 17. Januar 1973 hinterlassen, das am 17. Januar 1975 vom Amtsgericht Tecklenburg er&#246;ffnet worden ist (IV 3/75) und das so lautet:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><i>"Mein letzter Wille!</i></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><i>F&#252;r alles was ich hinterlasse, bestimme ich meine Enkel ... und ... zu Erben zu je ein Halb. Sollte einer dieser Enkel bei meinem Tode nicht mehr leben, so ist der anderen Enkel Allein-Erbe.</i></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><i>Meinen Erben untersage ich jede Auseinandersetzung &#252;ber die zu keinem Nachla&#223; geh&#246;renden Grundst&#252;cke und &#252;ber das in den Firmen ... GmbH und ..., Kommanditgesellschaft, bis zur Vollendung des 23. Lebensjahres meines Enkels ..., bei dessen vorzeitigen Ableben bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres meines Enkels ...</i></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><i>Zur Beachtung dieses Auseinandersetzungsverbotes, ordne ich hinsichtlich der vorgenannten Hinterlassenschaften Testamentsvollstreckung an.</i></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><i>Als Testamentsvollstrecker berufe ich Herrn Rechtsanwalt ....</i></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><i>Als Ersatztestamentsvollstrecker benenne ich Herrn Dipl.-Kfm. ....</i></p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><i>Sollten die vorgenannten Herren das angetragene Amt als Testamentsvollstrecker nicht annehmen, niederlegen, oder nicht mehr in der Lage sein, dieses Amt weiter auszu&#252;ben, so ersuche ich hilfsweise das Nachla&#223;gericht, eine im Gesch&#228;ftsleben besonders erfahrene Person als Testamentsvollstrecker zu bestellen.</i></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"><i>In Abweichung von diesem Auseinandersetzungsverbot kann der Testamentsvollstrecker, bei Zustimmung s&#228;mtlicher Erben, eine Auseinandersetzung unter diesen oder eine Abfindung eines einzelnen Erben durchf&#252;hren, wenn eine solche Ma&#223;nahme im Interesse der Firmen ..., GmbH und ..., Kommanditgesellschaft, geboten erscheint.</i></p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><i>Es ist mein ausdr&#252;cklicher Wunsch, da&#223; meine Enkel in Eintracht die Firma weiterf&#252;hren, wobei der daf&#252;r Geeignetste die Gesch&#228;ftsf&#252;hrung und -vertretung &#252;bernehmen sollte.</i></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"><i>Der Testamentsvollstrecker ist von den Beschr&#228;nkungen des &#167;181 BGB ausdr&#252;cklich befreit.</i></p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><i>Sollte einer meiner Enkel die in diesem Testament getroffenen Anordnungen anzuerkennen nicht bereit sein, so erh&#228;lt er lediglich einen Pflichtteil, w&#228;hrend der andere Enkel Alleinerbe ist.</i></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><i>Herr ..., ist jetzt bei mir in der Firma als Prokurist und soll nach meinen Ableben die Firma ... als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer weiterf&#252;hren, bis er sein Pensionsalter erreicht hat. Herr ... soll sich von Zeit zu Zeit mit dem Testamentsvollstrecker besprechen, alle wichtigen Dinge sollen nur von Herrn ... und dem Testamentsvollstrecker gemeinschaftlich, zum Wohle der Firmen und der Enkel beschlossen werden.</i></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><i>Geschrieben am 17./1.1973</i></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><i>Frau ..., geb. ..."</i></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Auf den Antrag des Beteiligten zu 4) vom 22. April 1975 (Urkundenrolle Nr. .../1975 des Notars ... in ... hat das Amtsgericht Tecklenburg am 3. Oktober 1975 folgendes Testamentsvollstreckerzeugnis erteilt:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><i>"Der Rechtsanwalt ... wohnhaft in ..., ist zum Testamentsvollstrecker &#252;ber den Nachla&#223; der am 25. November 1974 in ... verstorbenen, zuletzt in ..., wohnhaft gewesenen Witwe ..., geb. ..., geboren am ..., ernannt worden.</i></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><i>Die Erblasserin hat die Testamentsvollstreckung nur angeordnet hinsichtlich der hinterlassenen Grundst&#252;cke sowie hinsichtlich der Firmen ... GmbH und Kommanditgesellschaft."</i></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 20. Februar 1976 haben die Beteiligten zu 1) bis 3) gegen die Erteilung des Testamentsvollstreckerzeugnisses mit dem Antrage seiner Einziehung Beschwerde eingelegt. Diese Beschwerde ist vom Landgericht durch Beschlu&#223; vom 8. Juli 1976 zur&#252;ckgewiesen worden. Hiergegen richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten zu 1) bis 3) vom 26. November 1976 mit dem Antrage, die Einziehung des Testamentsvollstreckerzeugnisses durch das Nachla&#223;gericht anzuordnen. Die Beschwerdef&#252;hrer meinen, das Testamentsvollstreckerzeugnis sei unrichtig, da es nicht den genauen gegenst&#228;ndlichen Umfang der Testamentsvollstreckung und den Ausschlu&#223; der Befugnis zur Auseinandersetzung enthalte.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die statthafte, in der rechten Form eingelegte weitere Beschwerde ist auch sonst zul&#228;ssig. Die Berechtigung zur Einlegung der weiteren Beschwerde bestimmt sich gem&#228;&#223; &#167;29 Abs. 4 FGG nach &#167;20 FGG. Nach der Auffassung des Senats steht hierbei einem Beschwerdef&#252;hrer stets ein Beschwerderecht f&#252;r die Einlegung der weiteren Beschwerde zu, wenn seine erste Beschwerde - aus welchem Grunde auch immer - ohne Erfolg geblieben ist (OLG K&#246;ln, OLGZ 1971, 94; Jansen, FGG, 2. Aufl., Rz. 8 zu &#167;27 FGG; Keidel/Winkler, FGG, 10. Aufl., Rz. 10 zu &#167;27 FGG). Daher besteht ein Beschwerderecht auch dann, wenn das Beschwerdegericht eine Beschwerde nach sachlicher Pr&#252;fung als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen hat, obwohl es sie als unzul&#228;ssig h&#228;tte verwerfen m&#252;ssen (BayObLGZ 1961, 200, 202; 1963, 331, 332; KG, FamRZ 1962, 531). Das Landgericht hat die Beschwerde vom 20. Februar 1976 zur&#252;ckgewiesen und dabei nur die Beteiligte zu 1) als Beschwerdef&#252;hrerin genannt. Beschwerdef&#252;hrer dieses Rechtsmittels waren aber nach dem ausdr&#252;cklichen Hinweis in der Beschwerdeschrift die Beteiligten zu 1) bis 3). Hinsichtlich der vom Landgericht genannten Beschwerdef&#252;hrerin, der Beteiligten zu 1) h&#228;tte jedoch die erste Beschwerde ohne Sachpr&#252;fung wegen fehlender Beschwerdeberechtigung als unzul&#228;ssig verworfen werden m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;20 Abs. 1 FGG steht die Beschwerde jedem zu, dessen Recht durch die Verf&#252;gung beeintr&#228;chtigt ist. Diese Bestimmung gilt auch dann, wenn das Nachla&#223;gericht die Einziehung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses ablehnt (Jansen, Rz. 19 zu &#167;34 FGG und Rz. 54 zu &#167;20 FGG). Die Beteiligte zu 1) ist in ihrer Eigenschaft als Pflichtteilsberechtigte selbst dann nicht in ihren Rechten beeintr&#228;chtigt, wenn diese Entscheidung fehlerhaft war. Das Testamentsvollstreckerzeugnis (&#167;2368 BGB) weist nur die Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers aus. Es ist ein Zeugnis dar&#252;ber, da&#223; der darin Genannte wirksam zum Testamentsvollstrecker ernannt ist lind da&#223; keine weiteren als die in dem Zeugnis angegebenen Beschr&#228;nkungen oder Erweiterungen seiner Befugnisse bestehen (KG, NJW 1964, 1905; Palandt/Keidel, BGB, 36. Aufl., Anm. 1 zu &#167;2368 BGB). Dieses Zeugnis enth&#228;lt dagegen keine Entscheidung &#252;ber das Pflichtteilsrecht. Der Wegfall dieses Zeugnisses w&#252;rde keinen unmittelbar tats&#228;chlich st&#246;renden Eingriff in das Recht des Pflichtteilsberechtigten beseitigen. Die Pflichtteilsberechtigte hat lediglich einen schuldrechtlichen Anspruch gegen die Erben (&#167;&#167;2303, 2317 BGB). Dieser Anspruch kann zudem, auch wenn die Verwaltung des Nachlasses einem Testamentsvollstrecker obliegt, im Gegensatz zu den Anspr&#252;chen sonstiger Nachla&#223;gl&#228;ubiger nur gegen die Erben geltendgemacht werden (&#167;2213 Abs. 1 S. 3 BGB). Die Ablehnung der Einziehung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses beeintr&#228;chtigt nur die Rechte der Antragsberechtigten, also der Testamentsvollstrecker und der Gl&#228;ubiger unter den Voraussetzungen der &#167;&#167;792, 896 ZPO, auch wenn das Zeugnis auf ihren Antrag erteilt worden war; ferner sind beeintr&#228;chtigt die Erben, deren Rechtsstellung durch die Testamentsvollstreckung eine Einschr&#228;nkung erf&#228;hrt (BayObLGZ 1956, 377, 379; Jansen, Rz. 56 zu &#167;20 FGG; Keidel/Winkler, Rz. 48 zu &#167;20 FGG). Wie im Erbscheinsverfahren haben Nachla&#223;gl&#228;ubiger ein Beschwerderecht nur, wenn sie einen Vollstreckungstitel besitzen; das gleiche gilt f&#252;r Verm&#228;chtnisnehmer und Pflichtteilsberechtigte (OLG K&#246;ln, OLGZ 1971, 94; OLG M&#252;nchen, JFG 15, 246, 248; Keidel/Winkler, Rz. 39 zu &#167;20 FGG; Staudinger/Firsching, BGB, 10./11. Aufl., Rz. 87 zu &#167;2353 BGB).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">F&#252;r ein Beschwerderecht ist es nicht ausreichend, da&#223; die Beteiligte zu 1) durch die ablehnende Verf&#252;gung allenfalls in ihren rechtlichen, wirtschaftlichen oder sonstigen Interessen beeintr&#228;chtigt ist. So ber&#252;hrt die Frage, ob eine Testamentsvollstreckung besteht oder nicht, rechtliche Interessen des Pflichtteilsberechtigten. Die Vermutung der Richtigkeit des Testamentsvollstreckerzeugnisses (&#167;&#167;2368 Abs. 3, 2365 BGB), die widerlegbar ist, kann die Rechtsverfolgung des Pflichtteilsberechtigten gegen die Erben negativ beeinflussen. Kann auch bei Verwaltung des Nachlasses durch einen Testamentsvollstrecker der Pflichtteilsanspruch nach &#167;2213 Abs. 1 S. 3 BGB nur gegen die Erben geltendgemacht werden, so mu&#223; der Pflichtteilsberechtigte doch wegen seines Anspruchs gegen die Erben auf Leistung gegen den Testamentsvollstrecker auf Duldung der Zwangsvollstreckung klagen, wenn er in den vom Testamentsvollstrecker verwalteten Nachla&#223; vollstrecken will (&#167;748 Abs. 3 ZPO; KG, NJW 1963, 1553; Palandt/Keidel, Anm. 1 b zu &#167;2213 BGB). Rechtliche Interessen des Pflichtteilsberechtigten sind durch die bestehende Testamentsvollstreckung auch deshalb angesprochen, weil ihm - neben dem Verm&#228;chtnisnehmer - gegen&#252;ber anderen Nachla&#223;gl&#228;ubigern eine gewisse Sonderstellung zukommt. Denn in der Geltendmachung des Pflichtteilsanspruchs, dessen Voraussetzung die Berufung zur gesetzlichen Erbfolge ohne Vorhandensein der Verf&#252;gung von Todes wegen ist, wird in gewissem Sinne die eines gesetzlichen Erbrechts gesehen (KG, JFG 5, 154, 156; NJW 1963, 1553). Diese Beziehungen besonderer Art zu dem Nachlasse haben zur Anerkennung eines Antrags- und Beschwerderechtes des Pflichtteilsberechtigten nicht nur bei der Entlassung des Testamentsvollstreckers (BayObLGZ 21, 205, 207; KG, JFG 5, 154, 156) gef&#252;hrt, sondern auch zur Bejahung eines Beschwerderechts gegen die Ablehnung der Ernennung eines Testamentsvollstreckers (KG, NJW 1963, 1553). Soweit in diesen F&#228;llen &#252;ber &#167;20 Abs. 1 FGG hinaus ein Beschwerderecht nach dem allgemeinen Vorbehalt des &#167;1 FGG aus der Bezeichnung als "Beteiligter" jener Verfahren im Sinne der &#167;&#167;2202 Abs. 3, 2227 Abs. 1 BGB abgeleitet worden ist, so r&#252;hrt das daher, da&#223; unter Beteiligter dieser Verfahren jeder verstanden wird, der ein rechtliches Interesse an der Testamentsvollstreckung hat (BGH, NJW 1961, 1717). Im vorliegenden Verfahren bleibt es aber bei der allgemeinen Vorschrift des &#167;20 Abs. 1 FGG, da sie f&#252;r diesen Verfahrensgegenstand weder durch andere Bestimmungen des Gesetzes &#252;ber die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit noch durch ein anderes Reichs- oder Bundesgesetz ausgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Durch die Entscheidung des Nachla&#223;gerichts ist auch kein allgemeines Recht der Beteiligten zu 1) auf ordnungsm&#228;&#223;ige F&#252;hrung ihrer Angelegenheit verletzt worden, weil durch die Ablehnung der Einziehung des Testamentsvollstreckerzeugnisses in ihren Rechtskreis nicht eingegriffen worden ist. Sie konnte zwar ohne ein sachliches Recht beim Nachla&#223;gericht anregen, das Zeugnis wegen Unrichtigkeit einzuziehen und damit den Ansto&#223; zu einem von Amts wegen durchzuf&#252;hrenden Einziehungsverfahren geben. Dies gab ihr aber kein Recht, die Anregung mit der Beschwerde weiter zu verfolgen (Senat, Beschlu&#223; vom 5. November 1959 - 15 W 425/59 - = JMBlNRW 1960, 143; OLG K&#246;ln, OLGZ 1971, 94, 95). Die formelle Beschwer, die durch die Ablehnung der Anregung gegeben ist, gen&#252;gt f&#252;r sich nicht; hinzutreten mu&#223; die materielle Beschwer.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Hat das Landgericht - wie hier hinsichtlich des Rechtsmittels der Beteiligten zu 1) - eine unzul&#228;ssige Beschwerde zu Unrecht aus sachlichen Gr&#252;nden zur&#252;ckgewiesen, obwohl sie unzul&#228;ssig war, so ist die weitere Beschwerde mit der Ma&#223;gabe zur&#252;ckzuweisen, da&#223; in Ab&#228;nderung der Beschwerdeentscheidung die Erstbeschwerde als unzul&#228;ssig zu verwerfen ist (Beschlu&#223; des Senats von 7. April 1972 - 15 W 135/72 - = FamRZ 1972, 520 = OLGZ 1972, 382; Jansen, Rz. 49 zu &#167;27 FGG; Keidel/Winkler, Rz. 67 zu &#167;27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks"><b>III.</b></p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige weitere Beschwerde der Beteiligten zu 2) und 3) f&#252;hrt zur Aufhebung der Beschwerdeentscheidung im &#252;brigen, weil diese auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167;27 FGG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch seine Entscheidung erkennbar die Beschwerde vom 20. Februar 1976 insgesamt erfassen und als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckweisen wollen. Dem Wortlaut nach findet sich in Beschlu&#223;eingang und -formel allerdings nur ein Eingehen auf das Rechtsmittel "der Beteiligten zu 1)", obwohl es ausdr&#252;cklich von den Beteiligten zu 1) bis 3) herr&#252;hrt. Das Landgericht hat die Beteiligte zu 1) aber - teilweise unzutreffend - als gesetzliche Vertreterin der &#252;brigen Beschwerdef&#252;hrer aufgef&#252;hrt. Es ist deshalb die Annahme des Senats gerechtfertigt, da&#223; die Vorinstanz ein angenommenes Handeln zugleich im eigenen wie im fremden Namen nicht getrennt, sondern irrig zur Benennung allein der Beteiligten zu 1) als Beschwerdef&#252;hrerin veranla&#223;t hat, obwohl sie &#252;ber das Rechtsmittel in vollem Umfange - auch hinsichtlich des Kreises der Beschwerdef&#252;hrer - hat entscheiden wollen. Erst die Beschwerde der beschwerdebefugten Erben hat den Weg zur Sachentscheidung er&#246;ffnet.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Diese Sachentscheidung ist rechtsfehlerhaft. Nach &#167;&#167;2368 Abs. 3, 2361 Abs. 1 S. 1 BGB ist ein Testamentsvollstreckerzeugnis einzuziehen, wenn sich ergibt, da&#223; es unrichtig ist. Ein von Anfang an unrichtiges Zeugnis liegt jedenfalls dann vor, wenn sein Inhalt hinsichtlich der Angaben, die nach &#167;&#167;2365, 2368 Abs. 3 BGB an den &#246;ffentlichen Glauben teilnehmen, mit dem materiellen Recht nicht &#252;bereinstimmt. Die Vermutung des &#167;2365 BGB geht hier dahin, da&#223; der als Testamentsvollstrecker im Zeugnis Bezeichnete rechtsg&#252;ltig Testamentsvollstrecker geworden ist und da&#223; ihm das Amt in seinem regelm&#228;&#223;igen Umfang zusteht oder da&#223; es nicht durch andere als die angegebenen Anordnungen beschr&#228;nkt ist; nicht vermutet wird das Fortbestehen des Amtes &#252;ber den Wegfall hinaus und auch nicht, da&#223; eine angegebene Beschr&#228;nkung oder Erweiterung der Befugnisse tats&#228;chlich besteht (Haegele, Der Testamentsvollstrecker, 5. Aufl., Rz. 415; Palandt/Keidel, Anm. 8 zu &#167;2368 BGB). In tats&#228;chlicher Hinsicht ist die Unrichtigkeit des Zeugnisses gegeben, wenn die Voraussetzungen f&#252;r seine Erteilung, dem Gegenst&#252;ck der Einziehung, nicht mehr gegeben sind. Wie sich aus &#167;2359 BGB ergibt, mu&#223; daher die Einziehung angeordnet werden, wenn die zur Begr&#252;ndung eines Antrags auf Erteilung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses erforderlichen Tatsachen nicht mehr als festgestellt zu erachten sind. Dabei gen&#252;gt es f&#252;r die Einziehung, wenn die nach &#167;2359 BGB erforderliche &#220;berzeugung des Nachla&#223;gerichts von der bezeugten Testamentsvollstreckung &#252;ber einen blo&#223;en Zweifel hinaus ersch&#252;ttert ist, weil dann die Voraussetzungen f&#252;r die Erteilung des Zeugnisses nicht mehr erf&#252;llt sind. Nach &#167;2361 Abs. 3 BGB kann das Nachla&#223;gericht von Amts wegen &#252;ber die Richtigkeit des Testamentsvollstreckerzeugnisses Ermittlungen veranstalten. Es ist hierzu nach &#167;12 FGG verpflichtet, wenn eine Anregung auf Einziehung hierzu Anla&#223; bietet (BGH, NJW 1963, 1972, 1973 mit Nachweisen). Art und Umfang der Ermittlungen liegen im freien Ermessen des Nachla&#223;gerichts. Das Gericht darf eine Entscheidung jedenfalls erst dann treffen, wenn es alle nach den Umst&#228;nden erforderlichen Beweise ersch&#246;pft hat.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">3)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Unrichtig ist das Testamentsvollstreckerzeugnis vom 3. Oktober 1975 nach diesen Rechtsgrunds&#228;tzen jedenfalls deshalb, weil es eine von der Erblasserin angeordnete Beschr&#228;nkung des Testamentsvollstreckers, n&#228;mlich den Ausschlu&#223; der Auseinandersetzung, nicht enth&#228;lt. Zu den nach &#167;2368 Abs. 1 S. 2 BGB in das Zeugnis aufzunehmenden Angaben z&#228;hlt auch jede andere von der gesetzlichen Regelung (vgl. &#167;&#167;2203-2206, 2208-2210, 2222-2224 BGB) abweichende Anordnung der Erblasserin (Haegele, Rz. 407; Palandt/Keidel, Anm. 4 zu &#167;2368 BGB; Soergel/M&#252;ller, BGB, 10. Aufl., Rz. 10 zu &#167;2368 BGB). Nach den Inhalt des Zeugnisses von 3. Oktober 1975 wird vermutet, da&#223; den Testamentsvollstrecker die Befugnis zur Auseinandersetzung unter den Miterben nach &#167;2204 BGB zusteht. Das ist aber nicht der Fall. Das Testament der Erblasserin enth&#228;lt als wesentlichen Bestandteil vielmehr ein grunds&#228;tzliches Auseinandersetzungsverbot und damit eine Beschr&#228;nkung nach &#167;2208 BGB. Soweit es ausnahmsweise eine Auseinandersetzung zul&#228;&#223;t, ist diese an die Zustimmung der Miterben und an die Forderung gekn&#252;pft, da&#223; eine solche Ma&#223;nahme im Interesse der beiden Firmen geboten erscheint. Rechtsprechung (BGHZ 40, 115; 56, 275) und Schrifttum (Palandt/Keidel, Anm. 1 a zu &#167;2204 BGB) nehmen mit R&#252;cksicht auf &#167;137 BGB ohnehin an, da&#223; ein Erbauseinandersetzungsverbot des Erblassers der Wirksamkeit einer im Wege der Erbauseinandersetzung getroffenen Verf&#252;gung &#252;ber Nachla&#223;gegenst&#228;nde dann nicht entgegensteht, wenn sie vom Testamentsvollstrecker und allen Erben getroffen wird. Die Erblasserin hat keine Auseinandersetzungs-, sondern eine Verwaltungsvollstreckung nach &#167;2209 BGB angeordnet. Das ist in Zeugnis anzugeben (KG, JW 1938, 2823; Haegele, Rz. 407). Diese Feststellung im Zeugnis ist f&#252;r den Rechtsverkehr des Testamentsvollstreckers mit Dritten auch deshalb erheblich, weil in diesem Falle nach der Vermutung des &#167;2209 S. 2 BGB die Erm&#228;chtigung zur unbeschr&#228;nkten Eingehung von Verbindlichkeiten f&#252;r den Nachla&#223; als erteilt anzusehen ist, die sonst eine besondere Anordnung des Erblassers voraussetzt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">4)</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Zum notwendigen Inhalt des Zeugnisses geh&#246;rt ferner eine l&#228;ngere oder k&#252;rzere Dauer der Verwaltung (KG, OLG 40, 158 und KGJ 31, 94, 97; RGZ 83, 348, 352; Erman/Bartholomeyczik/Schl&#252;ter, BGB, 6. Aufl., Rz. 3 zu &#167;2368 BGB; Haegele, Rz. 407; Soergel/M&#252;ller, Rz. 10 zu &#167;2368 BGB), soweit der Erblasser eine solche Zeitbestimmung, die von &#167;2210 BGB abweicht, getroffen hat. Die Erblasserin hat hier verf&#252;gt, da&#223; die Verwaltung bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres des Beteiligten zu 3), bei dessen vorzeitigem Ableben bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres des Beteiligten zu 2) andauern soll, &#252;ber &#167;2368 Abs. 3 Halbs. 2 BGB hinaus wird einhellig anerkannt, da&#223; sich Dritte auf den &#246;ffentlichen Glauben des Zeugnisses insoweit berufen k&#246;nnen, als es eine auf Anordnung des Erblassers beruhende Beschr&#228;nkung der Amtsdauer des Testamentsvollstreckers nicht enth&#228;lt (RGZ 83, 348, 352; Haegele, Rz. 415; Jansen, Rz. 27 zu &#167;84 FGG; Palandt/Keidel, Anm. 8 b aa zu &#167;2368 BGB). Die zeitliche Begrenzung des Amtes geh&#246;rt daher in das Zeugnis.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">5)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die fehlenden Angaben von Auseinandersetzungsverbot und Verwaltungsvollstreckung sowie Amtsdauer zwingen zur Einziehung des Zeugnisses vom 3. Oktober 1975. Das Landgericht hat diesen notwendigen Inhalt des Zeugnisses nicht erkannt. Dieser Rechtsfehler n&#246;tigt zur Aufhebung der darauf beruhenden Beschwerdeentscheidung und zur Anweisung an das Nachla&#223;gericht, das Zeugnis einzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><b>IV.</b></p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Sollte an das Nachla&#223;gericht abermals ein Antrag auf Erteilung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses gelangen, der die erw&#228;hnten Beschr&#228;nkungen beachtet, so werden au&#223;erdem folgende Gesichtspunkte zu beachten sein:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">1)</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Eine wirksam angeordnete Abweichung von der gesetzlichen Verwaltungsbefugnis, die im Zeugnis zu vermerken ist, bedeutet es, wenn der Erblasser die Testamentsvollstreckung nach &#167;2208 BGB auf die Verwaltung einzelner Nachla&#223;gegenst&#228;nde beschr&#228;nkt hat (Haegele, Rz. 407; Soergel/M&#252;ller, Rz. 10 zu &#167;2368 BGB). Diese Abweichung ist im Zeugnis vom 3. Oktober 1975 nicht bestimmt genug angegeben worden, weil die Nachla&#223;gegenst&#228;nde, auf die sich die Verwaltung erstreckt, im einzelnen erkennbar bezeichnet werden m&#252;ssen. Die Ausf&#252;hrungen des Landgerichts, es habe keinen Zweifel daran, da&#223; die Erblasserin mit der von ihr gew&#228;hlten, m&#246;glicherweise unklaren Formulierung nicht &#252;ber die gesamten Firmen, sondern &#252;ber die Anteile an den beiden Firmen, soweit sie ihr lediglich zugestanden haben, habe verf&#252;gen wollen, enthalten zwar eine nicht zu beanstandende Auslegung des Testaments. Diese Beschr&#228;nkung hat aber keinen Niederschlag in dem Zeugnis gefunden, das insoweit auf einen weitergehenden Umfang der Testamentsvollstreckung deutet. Bei der Auslegung eines Testamentsvollstreckerzeugnisses kann jedoch nur auf dieses selbst und nicht auf das Testament zur&#252;ckgegriffen werden. Weil die Vermutungswirkung des &#167;2365 BGB nicht dahin geht, da&#223; die durch das Zeugnis ausgewiesenen (&#252;ber die blo&#223;en Beteiligungen dem Wortlaut nach hinausgehenden) Beschr&#228;nkungen wirksam bestehen (Haegele, Rz. 415; Palandt/Keidel, Anm. 8 zu &#167;2368 BGB), konnte hier unentschieden bleiben, ob ein Fall der Unrichtigkeit gegeben ist. Jedenfalls werden die gegenst&#228;ndlichen Beschr&#228;nkungen zur Klarstellung und Erleichterung des Rechtsverkehrs in einem neu zu erteilenden Zeugnis bestimmter zu bezeichnen sein.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2)</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den Rechtsverkehr ist eine weitere Abweichung der Befugnisse des Testamentsvollstreckers von der gesetzlichen Regel bedeutsam, die der Aufnahme in das Zeugnis bedarf. Die Erblasserin hat in ihrem Testament angeordnet, da&#223; der Testamentsvollstrecker von den Beschr&#228;nkungen des &#167;181 BGB befreit sei. Eine solche Erweiterung der Handlungsmacht des Testamentsvollstreckers wird in entsprechender Anwendung des &#167;181 BGB f&#252;r zul&#228;ssig angesehen, wenn der Erblasser in der letztwilligen Verf&#252;gung seine Einwilligung f&#252;r In-sich-Gesch&#228;fte erteilt hat (BGHZ 30, 67; 51, 209; Haegele, Rz. 127 und 129, wonach der Testamentsvollstrecker zugleich im Namen eines Dritten als dessen Vertreter nur handeln k&#246;nne, wenn Befreiung von den Beschr&#228;nkungen des &#167;181 BGB sowohl vom Erblasser wie vom Dritten erteilt sei; Palandt/Heinrichs, Anm. 1 zu &#167;181 BGB).</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"><b>V.</b></p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Eine nach &#167;13 a Abs. 1 S. 1 FGG m&#246;gliche Anordnung der Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten in den Verfahren der ersten und weiteren Beschwerde entspricht nicht der Billigkeit. Soweit die erste Beschwerde der Beteiligten zu 1) als unzul&#228;ssig verworfen worden ist, besteht f&#252;r eine Kostenentscheidung kein Anla&#223;.</p>
316,044
olgham-1977-04-27-20-u-23976
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
20 U 239/76
1977-04-27T00:00:00
2019-03-13T15:21:34
2019-03-27T09:41:34
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1977:0427.20U239.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die Berufung der Kl&#228;gerin wird das am 21. September 1976 verk&#252;ndete Urteil der 11. Zivilkammer des Landgerichts M&#252;nster abge&#228;ndert.</p> <p>Die Beklagte wird verurteilt, an die Kl&#228;gerin 47.085,95 (siebenundvierzigtausendf&#252;nfundachtzig 95/100) DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20. Januar 1976 zu zahlen.</p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden der Beklagten auferlegt.</p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>Der Beklagten wird nachgelassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 59.000,- DM abzuwenden.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Witwe des Bauunternehmens .... Dieser hatte im Dezember 1969 unter der Versicherungs-Nr. ... bei der Beklagten einen Lebensversicherungsvertrag abgeschlossen, in dem die Kl&#228;gerin als Bezugsberechtigte eingesetzt war. Die Versicherungssumme war auf 50.000,- DM vereinbart und hatte sich nachtr&#228;glich auf 50.964,- DM erh&#246;ht. Dem Vertrag lagen die Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Gro&#223;lebensversicherung zugrunde, in denen es in &#167;8 (Selbstt&#246;tung) wie folgt hei&#223;t:</p> <br /><span class="absatzRechts">3</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>Bei Selbstt&#246;tung des Versicherten zahlt die Gesellschaft die volle Versicherungssumme, wenn beim Ableben seit Einl&#246;sung des Versicherungsscheins oder Wiederherstellung der Versicherung 5 Jahre verstrichen sind oder wenn nachgewiesen wird, da&#223; die Tat in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit begangen worden ist. Andernfalls ist eine etwa vorhandene gesch&#228;ftsplanm&#228;&#223;ige Deckungsr&#252;ckstellung auszuzahlen.</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin schied am 17. Januar 1974 durch Selbstmord aus dem Leben. Er ertr&#228;nkte sich in ... bei ... in der Lippe. Sein Pkw wurde am selben Tag unverschlossen mit steckendem Z&#252;ndschl&#252;ssel auf einem Parkplatz in den ... Waldungen unweit des Lippeufers aufgefunden. Zwischen den Vordersitzen des Pkw lag ein aus einem Notizbuch herausgerissener Zettel, auf dem auf der einen Seite geschrieben stand:</p> <br /><span class="absatzRechts">5</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Meine Helga Birgit Michael u. Andre + ich na&#223; sterben".</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf der anderen Seite des Zettels befanden sich neben einer &#228;lteren gesch&#228;ftlichen Notiz die Worte:</p> <br /><span class="absatzRechts">7</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td>&#160;</td> <td><i>"Ich sterbe f&#252;r so fiele. Ich habe Eich sehr geliebt aber nur Euch. Diese Heilt (e) Welt ist B&#246;se."</i></td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In einer Entfernung von etwa 350 m vom Auto wurden auf einem Waldweg inmitten einer Pf&#252;tze die Schuhe des Verstorbenen, ordentlich hintereinander abgestellt, aufgefunden, 300 m weiter an der B&#246;schung zum Ufer der Lippe der Dufflecoat des Verstorbenen. Der Leichnam wurde sp&#228;ter in ... bei ... ans Ufer geschwemmt und dort am 12. Februar 1974 von spielenden Kindern entdeckt. Die Untersuchung des Leichenbluts ergab einen &#196;thylalkoholgehalt von 1,8 g %o.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Ehemann der Kl&#228;gerin befand sich zur Zeit der Tat in gesch&#228;ftlichen und pers&#246;nlichen Schwierigkeiten. Gegen ihn schwebte ein Ermittlungsverfahren wegen aktiver Bestechung (45 Js 144/73 StA M&#252;nster), in dem kurz zuvor die Buchhalterin des von ihm und seinen beiden Br&#252;dern gemeinsam betriebenen Bauunternehmer von der Kriminalpolizei als Zeugin vernommen worden war. Ferner bestanden Meinungsverschiedenheiten mit seinen beiden Br&#252;dern auf gesch&#228;ftlicher Ebene, u.a. wegen der H&#246;he der Gewinnbeteiligung. Der Ehefrau des Verstorbenen war aufgefallen, da&#223; dieser schon in der Nacht vor dem Selbstmord sehr unruhig war und kaum geschlafen hatte. Insbesondere &#228;u&#223;erte er Bef&#252;rchtungen, ein Baukran k&#246;nne wegen eines in der Nacht herrschenden Sturms umst&#252;rzen. Am Morgen des 17. Januar 1974 wollte er zun&#228;chst nicht kaffetrinken. Er fuhr dann mit dem Pkw zum Betrieb, von dort aus sogleich aber zur&#252;ck nach Hause, um die Tochter um 8.00 Uhr zur Schule zu bringen. Danach kam er wiederum nach Hause, fuhr erneut fort, und zwar zu seiner Schw&#228;gerin, um deren Sohn zu bitten, nach dem Baukran zu sehen. Bei seiner abermaligen R&#252;ckkehr brachte er f&#252;r den Sohn einen Rollschuh mit nach Hause, der in seinem Betrieb repariert worden war. Er fuhr sodann wieder fort und wurde zuletzt lebend von einem Bekannte, den er gr&#252;&#223;te, in Richtung ... fahrend gesehen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat im Juli 1974 der Kl&#228;gerin das durch Beitr&#228;ge angesparte Deckungskapital aus der Lebensversicherung in H&#246;he von 2.923,90 DM sowie die Mitgliedsbeitr&#228;ge f&#252;r die Zeit vom 1. Februar bis 1. November 1974 in H&#246;he von 954,15 DM erstattet.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet: Ihr Ehemann habe sich im Zeitpunkt des Selbstmordes in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;en den Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden. Sie hat dazu ein Privatgutachten des Leitenden Medezinaldirektors des Westf&#228;lischen Landeskrankenhauses, Dr. med. ..., vorgelegt (Bl. 39 ff d.A.). Der Gutachter kommt darin zusammenfassend zu dem Ergebnis, der Verstorbene habe sich, ausgel&#246;st durch die Schwierigkeiten mit seinen Br&#252;dern und das gegen ihn laufende Ermittlungsverfahren, in einem tiefgreifenden Depressionszustand befunden. Diesen Depressionszustand k&#246;nne man durchaus einem seelischen Depressionszustand anderer Art gleichsetzen, und er komme nach seinem Gewicht einerechten Psychose, etwa einer Depression aus dem endogen-cirkul&#228;ren Formenkreis gleich. Der Verstorbene habe sich bei der Selbstt&#246;tung in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin verlangt von der Beklagten die Zahlung der Versicherungssumme abz&#252;glich der erstatteten Beitr&#228;ge und der ausgezahlter Deckungsr&#252;ckstellung. Sie hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 47.085,95 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20. Januar 1976 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie hat bestritten, da&#223; die freie Willensbestimmung des Verstorbenen im Zeitpunkt des Selbstmordes ausgeschlossen gewesen sei. Sie hat dazu ein Gutachten der Universit&#228;ts-Nervenklinik ... vom 7. Juli 1975 (Bl. 18 ff d.A.) vorgelegt, in dem der Gutachter im Gegensatz zu dem von der Kl&#228;gerin beauftragten Sachverst&#228;ndigen zu dem Ergebnis kommt, die Selbstt&#246;tung des Ehemannes der Kl&#228;gerin k&#246;nne aus situativen Schwierigkeiten abgeleitet werden und sei planm&#228;&#223;ig durchgef&#252;hrt worden. Hinweise darauf, da&#223; der Verstorbene die Selbstt&#246;tung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter v&#246;lligem Ausschlu&#223; der freien Willensbestimmung infolge krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit begangen habe, erg&#228;ben sich nicht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Einholung des Gutachtens ... vom 22. Juni 1976 (Bl. 61 ff d.A.) Beweis erhoben und die Klage ab gewiesen. Es hat die Leistungspflicht der Beklagten f&#252;r ausgeschlossen gehalten, weil - entgegen dem Gutachten Prof. Dr. ... nicht feststehe, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin in einem die freie Willensbestimmung schlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit gehandelt habe. Es fehle an gen&#252;genden tats&#228;chlichen Anhaltspunkten, die hinreichend sichere Feststellungen auf den Geisteszustand des Verstorbenen im Zeitpunkt des Selbstmordes zulie&#223;en. - Auf das landgerichtliche Urteil wird zur weiteren Darstellung des Tatbestandes gem&#228;&#223; &#167;543 ZPO Bezug, genommen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Sie wiederholt unter Berufung auf das gerichtlich eingeholte Sachverst&#228;ndigengutachten Prof. Dr. ... ihre Behauptung, ihr Ehemann habe sich im Zeitpunkt des Selbstmordes in einem Geisteszustand befunden, in dem die freie Willensbestimmung ausgeschlossen gewesen sei. Das Landgericht habe die Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen mi&#223;deutet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">unter Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Beklagten zu verurteilen, an sie 47.085,95 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 20. Januar 1976 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <br /><span class="absatzRechts">22</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="1"> <tr> <td>&#160;</td> <td>1.</td> <td>die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</td> </tr> <tr> <td>&#160;</td> <td>2.</td> <td>hilfsweise ihr nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden.</td> </tr> </table><br /> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet auch in zweiter Instanz, da&#223; der Ehemann der Kl&#228;gerin den Selbstmord im Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit begangen habe. Sie behauptet, der Ehemann der Kl&#228;gerin habe vielmehr planm&#228;&#223;ig und aus seiner Situation heraus einf&#252;hlsam gehandelt, wenn man ber&#252;cksichtige, da&#223; der Verstorbene schon immer ein zur Schwermut neigender Mann gewesen sei. Im &#252;brigen sei es eine Erfahrungstatsache, da&#223; dieweitaus meisten Selbstm&#246;rder nicht im Zustand des Ausschlusses der freien Willensbestimmung handelten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen des Vorbringens der Parteien in den Einzelheiten wird auf den Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze erg&#228;nzend Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat den Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ... zur m&#252;ndlicher Erl&#228;uterung seines Gutachtens geh&#246;rt, wobei die Beklagte ihren Standpunkt durch den Facharzt Dr. ... (Universit&#228;ts-Nervenklinik ...) hat vertreten lassen. Die Akten 30 Js 1135/74 und 45 Js 144/73 StA M&#252;nster lagen vor und waren Gegenstand der Verhandlung. Auf ihren Inhalt wird verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgr&#252;nde</b></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den Nachweis, da&#223; ihr Ehemann im Zeitpunkt des Selbstmordes in einem die freie Willensbildung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit gehandelt hat, erbracht. Ein solcher Zustand liegt vor, wenn der Versicherungsnehmer sich in einer geistigen Verfassung befunden hat, in der er sein Handeln nicht mehr von vern&#252;nftigen Erw&#228;gungen abh&#228;ngig machen konnte (vgl. zu &#167;104 Ziff. 2 BGB schon RGZ 130, 71; vgl. &#214;OGH VersR. 64, 761 mit Anmerkung Wahle und weiteren Nachweisen; vgl. OLG Frankfurt VersR 62, 821 m.v.N.).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet der in den Sachverst&#228;ndigengutachten er&#246;rterten Frage, was in medizinisch-psychiatrischem Sinn als "Bilanzselbstmord" zu bezeichnen ist, steht zun&#228;chst fest, da&#223; der Verstorbene das F&#252;r und Wider einer Selbstt&#246;tung nicht mit &#220;berlegung, die von einer depressiven Stimmungslage unbeeinflu&#223;t war, abgewogen hat.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zwar befand sich der Verstorbene, wie auch die Kl&#228;gerin nicht bestreitet, in einigen Schwierigkeiten: Gegen ihn richtete sich das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wegen aktiver Bestechung, nach dem - jedenfalls aus damaliger Sicht - Anklageerhebung und Verurteilung des Verstorbenen drohten. Ein f&#252;r den Verstorbene positiver Ausgang des Ermittlungsverfahrens zeichnete sich damals noch nicht ab. Auch gegen den Beamten der Amtsverwaltung ..., dem der Verstorbene Geld und Geschenke zugewandt haben soll, ist Anklage erhoben worden, wenngleich das Strafverfahren mit einem Freispruch endete (45 Js 144/73 StA M&#252;nster). Au&#223;erdem bestanden gesch&#228;ftlich-famili&#228;re Schwierigkeiten. Wie sich aus der Ermittlungsakte 30 Js 1135/74 StA M&#252;nster ergibt, war es zwischen den drei Br&#252;dern ... die Inhaber des Bauunternehmens ... waren, zu Meinungsverschiedenheiten unterschiedlicher Art gekommen, u.a. wegen des Baus eines Schwimmbades auf dem Grundst&#252;ck des Verstorbenen und wegen der Gewinnbeteiligung der drei Br&#252;der. Noch am Vortage des Selbstmordes hatte der Verstorbene ein Schreiben des Anwaltes eines Bruders erhalten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Diese Schwierigkeiten waren jedoch keineswegs un&#252;berwindlich und nicht so gravierend, da&#223; sich bei vern&#252;nftiger &#220;berlegung ein Selbstmord als denkbarer Ausweg h&#228;tte darstellen k&#246;nnen. Die wirtschaftliche Existenz des Verstorbenen war durch seine 20 %ige Gewinnbeteiligung am Unternehmen sichergestellt, so da&#223; er einem etwaigen Streit um eine Erh&#246;hung der Gewinnbeteiligung gelassen entgegensehen konnte. Der Ausgang des Ermittlungsverfahrens war seinerzeit noch v&#246;llig offen, es stand nicht einmal fest, ob es zu einer Anklageerhebung kommen w&#252;rde, geschweige denn lie&#223; sich absehen, wie ein etwaiges Strafverfahren ausgehen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Das Handeln des Verstorbenen ist unter diesen Umst&#228;nden nur dann zu erkl&#228;ren, wenn er sich zur Zeit der Tat in einem - auch von der Beklagten nicht in Zweifel gezogenen - psychischen Ausnahmezustand befand, in dem ein vern&#252;nftiges &#220;berlegen und Abw&#228;gen zumindest beeintr&#228;chtigt war. Die entscheidende Frage war nur, ob diese Beeintr&#228;chtigung so weit ging, da&#223; die freie Willensbestimmung ausgeschlossen war. Dies war nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme der Fall. Der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. ... hat dazu in seinem schriftlichen Gutachten vom 22. Juni 1976 ausgef&#252;hrt, es habe von vornherein eine Disposition des Verstorbenen zur abnormen Reaktion und zum Selbstmord vorgelegen. Der Verstorbene sei von seinem Bruder als &#228;ngstlicher und empfindsamer Mensch geschildert worden, was man in vielen Dingen des t&#228;glichen Lebens habe feststellen k&#246;nnen. Er habe niemals allein riskante gesch&#228;ftliche Entscheidungen treffen k&#246;nnen und habe mehrfach gesagt, er m&#252;&#223;te ein "so dickes Fell" haben wie sein Bruder. Ein weiterer dispositioneller und Pers&#246;nlichkeitsfaktor sei die Tatsache gewesen, da&#223; der Verstorbene offenbar schwer in der Lage gewesen sei, sich anderen mitzuteilen. Er habe versucht, mit seinen Problemen allein fertig zu werden und habe gerade zum Schlu&#223; "alles in sich hineingefressen", auch seiner Ehefrau nichts &#252;ber den Inhalt des am Vortages des Selbstmordes erhaltenen Briefes des Anwalts seines Bruders gesagt. Solche Menschen neigten bekannterweise besonders stark zu &#252;berschie&#223;enden effektiven Ausbr&#252;chen. Zu diesen dispositionellen Schwierigkeiten seien die situativen Probleme hinzugetreten. Den gesch&#228;ftlichen Schwierigkeiten sie er kaum gewachsen gewesen. Ohne ausreichende kaufm&#228;nnische Ausbildung sei er gezwungen gewesen, einen Betrieb mit hohen Ums&#228;tzen zu leiten und f&#252;r den kaufm&#228;nnischen Teil die Verantwortung zu tragen, wobei er sich besonders dar&#252;ber gekr&#228;nkt habe f&#252;hlen m&#252;ssen, da&#223; sein Gewinnanteil nur 20 % betragen habe und da&#223; seine Br&#252;der mit seinen pers&#246;nlichen Ausgaben nicht einverstanden gewesen seien. Als dann noch die Aff&#228;re mit der angeblichen Bestechung und den polizeilichen Vernehmungen hinzugekommen sei und als letztes der Brief des Anwaltes des Bruders, seien das die Tropfen gewesen, die das Fa&#223; zum &#220;berlaufen gebracht h&#228;tten, d.h. die den ohnehin erheblich &#252;berforderten, schon vorher leicht depressiv verstimmten Verstorbenen zur psychischen Dekompensation gebracht h&#228;tten. Er haben offenbar in den letzten Tagen die &#220;bersieht &#252;ber alle auf ihn eindr&#228;ngenden Schwierigkeiten verloren und sei dar&#252;ber schlie&#223;lich affektiv entgleist. Er sei nicht mehr in der Lage gewesen, seine verschiedenen Belange richtig zu bewerten. Etwa in den letzten 24 Stunden vor seinem Tode sei er in einen "depressiv gef&#228;rbten Unruhe- und - letztlich - Versagenszustand" geraten. Dieser Depressionszustand sei sicher kein endogener, sondern nach der psychiatrischen Nomenklatur als symptomatisch zu bezeichnen und komme sowohl in der qualitativen Auspr&#228;gung als auch im quantitativen Ausma&#223; der Handlungen einer echten Psychose gleich Die depressiv gef&#228;rbten Gedankeninhalte h&#228;tten bei ihm schlie&#223;lich zu einer starken effektiven Dekompensation gef&#252;hrt, die schlie&#223;lich bis zum &#228;u&#223;ersten, dem Selbstmord, gef&#252;hrt h&#228;tten. Der depressiv gef&#228;rbte effektive Ausnahmezustand m&#252;sse als krankhafte St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit gelten und habe die freie Willensbestimmung ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Senat schlie&#223;t sich diesen Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ... an. &#220;ber die an sich schon &#252;berzeugenden medizinisch-wissenschaftlichen Argumente hinaus sprechen insbesondere folgende Indizien f&#252;r eine tiefgreifende, durch Umst&#228;nde und Pers&#246;nlichkeitsstruktur hervorgerufene geistige Verwirrung und gegen die F&#228;higkeit des Verstorbenen, sein Verhalten von vern&#252;nftigen Erw&#228;gungen abh&#228;ngig zu machen: Schon in der Nacht vor der Tat hat der Verstorbene wenig geschlafen, ist vielmehr mehrfach aufgestanden und ohne vern&#252;nftigen Sinn hin und her gelaufen. Dieses von innerer Unruhe bestimmte Verhalten setzte sich am Morgen des 17. Januar 1974 fort. Der Verstorbene wollte nicht kaffeetrinken, fuhr dann mit dem Pkw fort, kam nach Hause zur&#252;ck, brachte anschlie&#223;end die Tochter zur Schule, kam wieder nach Hause, fuhr ein drittes Mal fort zu seiner Schw&#228;gerin und brachte einen Rollschuh f&#252;r den Sohn mit. Schlie&#223;lich fuhr er ein viertes und letztes Mal fort. Schon das h&#228;ufige planlose Hin- und Herfahren l&#228;&#223;t auf eine erhebliche Verwirrung schlie&#223;en und zeigt, da&#223; der Verstorbene von erheblicher Unruhe getrieben wurde und sein Verhalten nicht mehr vern&#252;nftig gesteuert hat. Es kommen aber noch weitere, gewichtigere Indizien hinzu: Der m&#246;glicherweise wegen Fehlens einer Schreibunterlage sehr unordentlich beschriebene Zettel, den er im Pkw hinterlie&#223;, bevor er sich ertr&#228;nkte, enth&#228;lt eine Reine orthographischer Fehler und keinerlei Satzzeichen. Als besonders gravierend f&#228;llt auf, da&#223; der Verstorbene das Wort "viele" mit "f" am Anfang geschrieben hat, "b&#246;se" mit einem gro&#223;en Anfangsbuchstaben und statt "ich mu&#223; sterben" "ich na&#223; sterben". Aus der Aussage der Zeugin ... der Sekret&#228;rin des Verstorbenen, ergibt sich, da&#223; er der Rechtschreibung sehr wohl m&#228;chtig war. Als Sekret&#228;rin ist die Zeugin ... in der Lage, dies zu beurteilen. Die Aussage ist in diesem Punkt durchaus glaubhaft, wenn auch im &#252;brigen, was die angeblich nach einem Besuch der Polizei grau gewordene Haarstr&#228;hne anbelangt, der Zeugin die Phantasie einen Streich gespielt haben mag. Von dem haufm&#228;nnischen Leiter eines Bauunternehmens, auch wenn es sich nicht um ein gro&#223;es Unternehmen handelt ist zu erwarten, da&#223; er die Rechtschreibung leidlich beherrscht, und w&#228;ren, so grobe orthographische Fehler, wie auf dem Zettel festzustellen sind, h&#246;chst ungew&#246;hnlich. Der Senat hat sich durch Einblick in den Terminkalender des Verstorbenen und anderen Notizen (H&#252;lle Bl. 190 d.A.) selbst davon &#252;berzeugt, da&#223; der Verstorbene, dessen Handschrift von der Zeugin ... identifiziert worden ist, keine nennenswerten orthographischen Fehler gemacht hat. Somit spricht auch der vom Verstorbenen unmittelbar vor der Tat beschriebene Zettel f&#252;r einen erheblichen Verwirrungszustand. Als weitere Merkw&#252;rdigkeit kommt hinzu, da&#223; er seine Schuhe in einiger Entfernung vom Auto in einer Pf&#252;tze abgestellt und offenbar auf Str&#252;mpfen den weiteren Weg bis zur Lippe zur&#252;ckgelegt hat - ein v&#246;llig sinnloses Tun, das auch nicht damit erkl&#228;rt werden kann, da&#223; Selbstm&#246;rder sich vor dem Ertr&#228;nken oft entkleiden. Denn hier hat der Verstorbene sich nicht unmittelbar vor dem Gang ins Wasser die Schuhe ausgezogen, sondern unmotiviert schon auf einem Waldweg, und ist auf Str&#252;mpfen weitergegangen. Ferner war zu bedenken, da&#223; der Verstorbene nach der auch insoweit glaubhaften Aussage ...strenggl&#228;ubig katholisch war und sich anl&#228;&#223;lich eines anderen Selbstmordfalles sehr ablehnend &#252;ber ein solches Handeln ge&#228;u&#223;ert hat. Hinzu kommt weiter als Indiz, da&#223; wie von dem Sachverst&#228;ndigen Prof. Dr. ... bei seiner m&#252;ndlichen Einvernahme best&#228;tigt worden ist - die Begehungsart des Selbstmordes, n&#228;mlich das Sich-Ertr&#228;nken, im hiesigen Raum bei einem Mann selten ist. Schlie&#223;lich war durch den Alkoholgenu&#223; - niemand wei&#223;, wann, wo und warum der Verstorbene Alkohol zu sich genomen hat - m&#246;glicherweise eine gewisse Enthemmung eingetreten, zumal der Verstorbene, wie sich sowohl aus den Angaben der Kl&#228;gerin als auch der Aussage der Zeugin ... ergibt, sonst keinen oder kaum Alkohol trank und die Wirkung des Alkohols deshalb und infolge der &#220;berm&#252;dung m&#246;glicherweise gr&#246;&#223;er gewesen ist als gew&#246;hnlich.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">All diese Indizien sprechen sehr gegen ein gesteuertes Handeln und lassen den Schlu&#223; des Gutachters Prof. Dr. ... der Verstorbene habe sich zur Tatzeit in einem die freie Willensbestimmung ausschlie&#223;enden Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit befunden, &#252;berzeugend erscheinen. Die von der Beklagten gegen das Gutachten mit sachverst&#228;ndiger Hilfe ge&#228;u&#223;erten Bedenken verm&#246;gen demgegen&#252;ber nicht durchzugreifen. Die Beklagte, die sich vor allem auf den von ihr zum Termin gestellten Gutachter Dr. ... beruft, geht in &#220;bereinstimmung mit dem Gutachter Prof. Dr. ... davon aus, da&#223; beim Verstorbenen eine Disposition zu abnormen Reaktionen bestand und die hinzukommenden situativen Schwierigkeiten dann zum Selbstmord gef&#252;hrt haben (vgl. insbesondere Gutachten vom 7.9.1976, Bl. 86, 91). Sie r&#228;umt auch ein, da&#223; beim Zusammentreffen einer labilen Charakterstruktur mit situativen Schwierigkeiten die Gefahr eines Suicids gr&#246;&#223;er sei als bei anderen Menschen, will jedoch daraus trotz aller Begleitumst&#228;nde nicht den Schlu&#223; ziehen, die freie Willensbestimmung des Verstorbenen sei infolge krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit ausgeschlossen gewesen, weil fa&#223;bare Motive f&#252;r einen Selbstmord vorhanden gewesen seien. In der Er&#246;rterung im Termin vom 27. April 1977 konnten die Unterschiede in der medizinischen Beurteilung weiter pr&#228;zisiert werden: Der Privatgutachter Dr. ... hat erkl&#228;rt, es sei sicher, da&#223; der Verstorbene sich in einem Erregungszustand befunden habe und ihm die "Kontroll entglitten" sei. In diesem Zustand der Dekompensation sei zwar die freie Willensbestimmung ausgeschlossen gewesen, aber nicht infolge einer krankhaften St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit, denn das entscheidende Kriterium einer Krankheit sei das Fehlen der Einf&#252;hlbarkeit. Das Handeln des Verstorbenen sei, ber&#252;cksichtige man au&#223;er den situativen Schwierigkeiten die Charakterstruktur, einf&#252;hlb&#228;r. Der Gutachter Prof. Dr. ... hat demgegen&#252;ber das Fehlen der Einf&#252;hlbarkeit als ein wichtiges; nicht aber das ausschlaggebende Kriterium des medizinischen Krankheitsbegriffes bezeichnet.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Auf diese Differenz zwischen den beiden Gutachten kommt es jedoch aus Rechtsgr&#252;nden nicht an. Wenn - wie hier - die freie Willensbildung des T&#228;ters infolge seines geistigen Zustandes ausgeschlossen ist, so steht damit zun&#228;chst notwendig fest, da&#223; eine St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit vorliegt. Denn es ist nicht vorstellbar, wie ohne eine solche St&#246;rung der geistige Zustand des T&#228;ters zum Ausschlu&#223; der freien Willensbestimmung f&#252;hren sollte. Fraglich kann nur sein, ob diese St&#246;rung als krankhaft zu werten ist. F&#252;r &#167;8 AVB, der &#167;104 Ziff. 2 BGB nachgebildet ist ist nicht erforderlich, da&#223; der die freie Willensbildung ausschlie&#223;ende Zustand der St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit auf einer Krankheit in medizinischem Sinn beruht (vgl. auch Pr&#246;lss-Martin, VVG, &#167;169 Anm. 4). Das Gesetz geht vielmehr davon aus, da&#223; eine St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit, die zu einem Zustand des Ausschlusses der freien Willensbestimmung gef&#252;hrt hat, regelm&#228;&#223;ig als krankhaft anzusehen ist. Es reicht also die - hier bereits getroffene - Feststellung aus, da&#223; der Wille der betreffenden Person nicht mehr durch beherrschbare Erw&#228;gungen bestimmt wird, sondern an die Stelle der Selbstentschlie&#223;ung ein Unterliegen unter nicht mehr durch den Willen kontrollierbare Empfindungen und Vorstellungen tritt (vgl. RGZ 130, 71), ohne da&#223; von der Rechtsprechung auf die Ursachen abgestellt wird und abgestellt werden kann, die zu einem solchen Geisteszustand gef&#252;hrt haben. Denn es besteht kein vern&#252;nftiger Grund, die rechtlichen Folgen eines Handelns danach zu differenzieren, auf welchen Ursachen der geistige Zustand beruht, der zum Ausschlu&#223; der freien Willensbestimmung f&#252;hrt, von dem Ausnahmefall, da&#223; sich jemand schuldhaft in einem solchen Geisteszustand versetzt hat, einmal abgesehen. Folglich ist hier nicht entscheidend, ob der Geisteszustand, in dem der Verstorbene sich im Zeitpunkt des Selbstmordes befand, durch eine Krankheit in medizinischem Sinne beeinflu&#223;t war, wor&#252;ber die Meinungen der Sachverst&#228;ndigen auseinandergehen. Rechtlich bedeutsam ist - wie erw&#228;hnt - nur, da&#223; dem Verstorbenen "die Kontrolle entglitten" war und er wegen seines geistigen Zustandes sein Handeln nicht mehr von vern&#252;nftigen Erw&#228;gungen abh&#228;ngig machen konnte. Da&#223; in diesem Sinne die freie Willensbestimmung ausgeschlossen war, ist &#252;bereinstimmende Auffassung beider Sachverst&#228;ndiger.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Soweit der Gutachter Dr. ... - allerdings im Rahmen der Pr&#252;fung, ob der Geisteszustand des Verstorbenen in medizinischem Sinn auf einer Krankheit beruhte - auf ein Einf&#252;hlbarkeit der Handlung abstellt, ist einzur&#228;umen, da&#223; auch rechtlich ein die freie Willensbildung ausschlie&#223;ender Zustand krankhafter St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit nicht vorliegt, wenn "der von einf&#252;hlbaren Motive gesenkte Wille" noch Einflu&#223; auf die Entscheidung des Verstorbenen hatte (vgl. OLG Frankfurt VersR 62, 821 m.w.N.). Diese von der Rechtsprechung entwickelten Kriterien betreffen jedoch nicht die Krankhaftigkeit der festgestellten Geistesst&#246;rung, sondern die Frage des Ausschlusses der freien Willensbestimmung. Deshalb ist rechtlich ma&#223;gebend nicht die Einf&#252;hlbarkeit des Handlungserfolges, sondern ob dieser Erfolg in freier Willensentscheidung herbeigef&#252;hrt wurde. So kommt es auch im Rahmen des &#167;104 Ziff. 2 BGB nicht darauf an, ob der Betreffende etwas getan hat, was im Ergebnis vern&#252;nftig war oder nicht, sondern ob er sein Handeln nach vern&#252;nftigen &#220;berlegungen ausrichten kann, wobei allerdings das Ergebnis ein wichtiges, im Falle des Selbstmordes gewi&#223; nicht f&#252;r das Vorliegen der freien Willensbestimmung sprechendes Indiz ist. So mag hier zwar sein, da&#223; der vorliegende Selbstmord bei einem Mann &#228;hnlicher Charakterstruktur unter den gegebenen Verh&#228;ltnissen auch dann h&#228;tte geschehen k&#246;nnen, wenn dieser Mann noch zu einer freien Willensentscheidung in der Lage gewesen w&#228;re und sich nach Abw&#228;gung aller Umst&#228;nde bei noch klarem Verstande zum Selbstmord entschlossen h&#228;tte. So aber liegt der Fall nicht, denn beide Sachverst&#228;ndige stimmen ja darin &#252;berein, da&#223; dem Verstorbenen die Kontrolle entglitten war und er seinen Willen nicht mehr nach vern&#252;nftigen &#220;berlegungen steuern konnte. Jedenfalls steht das aufgrund der Beweisaufnahme aus den dargelegten Gr&#252;nden fest. Mit der Feststellung des Ausschlusses der freien Willensbestimmung ist auch die Problematik der Einf&#252;hlbarkeit der Tat erledigt und nicht noch einmal bei der Frage zu pr&#252;fen, ob die zugrundeliegende geistige St&#246;rung krankhaft war oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Verstorbene sich selbst vors&#228;tzlich durch den Alkoholgenu&#223; gesch&#228;fts- und zurechnungsunf&#228;hig gemacht habe, hat die Beklagte nicht behauptet. Auch die beiden Sachverst&#228;ndigen haben diesen in der m&#252;ndlichen Verhandlungen er&#246;rterten Gesichtspunkt keine ins Gewicht fallende Bedeutung beigemessen. Der Alkoholgenu&#223; ist deshalb nur als untergeordnetes Element der Gesamtumst&#228;nde auszugehen, so da&#223; es einer n&#228;heren Er&#246;rterung der Beweislastfrage bei alkoholbedingter Zurechnungsf&#228;higkeit nicht bedarf. Sonstige Ausnahmeumst&#228;nde der genannten Art sind wohl ersichtlich. Unabh&#228;ngig von den er&#246;rterten Rechtsfragen, also im Wege der Hilfsbegr&#252;ndung, ist aber dem Gutachten von Prof. ... auch insoweit zu folgen, als er die festgestellte geistige St&#246;rung als krankhaft bezeichnet. Es bestehen keine Bedenken gegen seine Feststellung, da&#223; ein depressiv gef&#228;rbter effektiver Ausnahmezustand vorgelegen habe, der als krankhafte St&#246;rung der Geistest&#228;tigkeit auch in medizinischem Sinn anzusehen sei.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Da die Klageforderung der H&#246;he nach au&#223;er Streit war, war die Beklagte in Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils antragsgem&#228;&#223; zu verurteilen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufig Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167;708 Ziff. 7, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Beschwer der Beklagten: 47.085,95 DM.</p>
316,045
lg-duisburg-1977-03-29-1-o-31907
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1 O 319/07
1977-03-29T00:00:00
2019-03-13T15:21:35
2019-03-27T09:41:34
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1977:0329.1O319.07.00
<h2>Tenor</h2> <p>In H&#246;he eines Betrages von 559,15 DM ist die Hauptsache erledigt. Im &#252;bri-gen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.300,00 DM hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>T a t b e s t a n d : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Erbin des am 02. Juli 1976 bei einem Verkehrsunfall t&#246;dlich verungl&#252;ckten Landwirtes . Der Unfall war auf das Fahrverhalten des Beklagten zu 1) zur&#252;ckzuf&#252;hren, der als Fahrer des Lastzuges und , der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert war, den Get&#246;teten von der Fahrbahn gedr&#228;ngt hatte. Der Beklagte zu 1) ist in erster Instanz wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung verurteilt worden, das Berufungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Kl&#228;gerin ist im erstinstanzlichen Strafverfahren als Nebenkl&#228;gerin aufgetreten und hat sich dabei von Rechtsanwalt , Wesel, vertreten lassen. Dieser hat ihr f&#252;r seine T&#228;tigkeit 559,15 DM in Rechnung gestellt. Der Get&#246;tete war die einzige Arbeitskraft im landwirtschaftlichen Betrieb der Kl&#228;gerin. Als Ersatzkraft hat sie nach dem Unfall Betriebshilfen eingestellt. Und zwar zun&#228;chst in der Zeit vom 03. Juli bis 15. August 1976 die Eheleute . Die daf&#252;r entstandenen Kosten hat ihr die Alterskasse der in H&#246;he von 1.602,50 DM erstattet. Mit Wirkung ab 01. September 1976 hat sie dann den Arbeiter eingestellt, f&#252;r den sie monatlich 1.402, DM aufzubringen hat. Eine Erstattung hierf&#252;r hat sie bisher nicht erhalten. Die Beklagte zu 2) hat Schadensersatzleistungen in H&#246;he von 20.250,00 DM erbracht. Die letzte Zahlung in H&#246;he von 3.000,00 DM wurde der Kl&#228;gerin am 05. Januar 1977 gutgebracht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">sie k&#246;nne von den Beklagten die Kosten f&#252;r die Betriebshilfe und f&#252;r die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verlangen. Sie st&#252;tzt ihre Ansicht zum einen auf die Behauptung, da&#223; die Sozialversicherungstr&#228;ger ihre Anspr&#252;che bisher noch nicht bei der Beklagten zu 2) angemeldet h&#228;tten. Zum anderen habe sie die Beklagte zu 2) durch ihre Weigerung, eine fr&#252;hzeitige Entschlie&#223;ung &#252;ber ihre Bereitschaft, vollen Schadensersatz zu leisten, abzugeben, gerade dazu gedr&#228;ngt, im Strafverfahren als Nebenkl&#228;gerin aufzutreten und sich dabei anwaltlich vertreten zu lassen. Au&#223;erdem habe sie ein berechtigtes Interesse an der Feststellung, da&#223; die Beklagten auch den weiteren Schaden zu ersetzen h&#228;tte, weil die H&#246;he der Betriebshilfekosten noch gesch&#228;tzt werden m&#252;&#223;te und diese von Monat zu Monat f&#228;llig werden, so da&#223; sie mit einem Leistungsantrag noch nicht verfolgt werden k&#246;nnten. Im &#252;brigen beziehe sich der Feststellungsantrag nur auf sog. freie Schadensspitzen, die nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat zun&#228;chst beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">4.765,15 DM nebst 8,25 % Zinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden aus dem Verkehrsunfallereig-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nis vom 02. Juli 1976 in Hamminkeln zu ersetzen, soweit sie nicht auf </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlich rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach Eingang der Zahlungen in H&#246;he von 3.000,00 DM am 05. Januar 1977 hat sie die Hauptsache insoweit f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Sie beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.765,15 DM nebst 8,25 % Zinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden aus dem Verkehrsunfallereignis</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">vom 02. Juli 1976 in Hamminkeln zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">auf &#246;ffentlich rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie machen geltend,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Anspr&#252;che auf Ersatz der Betriebshilfekosten seien auf die Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen, die ihre Anspr&#252;che auch schon bei ihr angemeldet h&#228;tten. Im &#252;brigen seien sie auch nicht zur Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;tten sich nur deshalb nicht gleich zur vollen Schadensersatzleistung bereit erkl&#228;rt, weil sie dadurch nicht auf das schwebende Strafverfahren Einflu&#223; nehmen wollten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des gegenseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der vorbezeichneten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he von 559,15 DM ist Erledigung der Hauptsache eingetreten; im &#252;brigen ist das Zahlungsbegehren unbegr&#252;ndet, der Feststellungsantrag ist unzul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zahlung eines Geldbetrages ist unbegr&#252;ndet, soweit sie damit Erstattung der Kosten f&#252;r die von ihr eingestellte Betriebshilfe begehrt. Diese Anspr&#252;che sind n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen und k&#246;nnen von der Kl&#228;gerin nicht mehr geltend gemacht werden. Dies gilt unabh&#228;ngig davon, ob die Sozialversicherungstr&#228;ger bereits Zahlung erbracht haben oder nicht, und auch unabh&#228;ngig davon, ob sie ihre Anspr&#252;che bereits bei der Beklagten zu 2) angemeldet haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da die Klage insoweit von Anfang an unbegr&#252;ndet war, konnte auch nicht durch die einseitige Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin in H&#246;he eines Teilbetrages von 2.440,85 DM Erledigung der Hauptsache eintreten. Der Zahlungsantrag ist jedoch in H&#246;he von 559,15 DM erledigt, denn die Kl&#228;gerin konnte gem&#228;&#223; &#167; 823 BGB in Verbindung mit den &#167;&#167; 3, 149 VGG von den Beklagten als Gesamtschuldner Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verlangen. Sie hatte zwar nicht das Recht, von sich aus zu bestimmen, auf welche Forderung die sp&#228;tere Zahlung vom 28. Dezember 1976 anzurechnen sei, denn &#167; 366 Abs. 2 BGB enth&#228;lt eine gesetzliche Rechtsfolge und gibt dem Gl&#228;ubiger kein Bestimmungsrecht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin jedoch keine weitere begr&#252;ndete Forderung geltend gemacht hat und die Beklagte zu 2) selbst die Zahlung ohne Bestimmungen erbracht hat, ist der Betrag auf die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung anzurechnen. Da der Beklagte zu 1) den Verkehrsunfall schuldhaft verursacht hat, hat er der Kl&#228;gerin den dabei entstandenen Schaden zu ersetzen. Die Ansicht der Beklagten, ihre Schadensersatzpflicht erstrecke sich nicht auch auf die Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung, wird von der Kammer nicht geteilt. Es sind zwar F&#228;lle denkbar, in denen diese Kosten nicht erstattungsf&#228;hig sind, im Verh&#228;ltnis der Parteien untereinander besteht jedoch ein dahingehender Anspruch. Die zahlreich gegen einen Anspruch auf Erstattung der Anwaltskosten anl&#228;&#223;lich einer Nebenklaget&#228;tigkeit erhobenen Bedenken greifen zumindest f&#252;r den hier zu entscheidenden Rechtsstreit nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zum Teil wird unter Hinweis darauf, da&#223; der Entstehung der Nebenklagekosten ein erneuter Entschlu&#223; des Gesch&#228;digten, sich am Strafverfahren als Nebenkl&#228;ger zu beteiligen, zugrunde liege, der ad&#228;quat-kausale Zusammenhang zwischen sch&#228;digendem Ereignis und Schadenseintritt verneint. Diese Ansicht h&#228;lt einer n&#228;hren Pr&#252;fung nicht stand. Nach der Ad&#228;quanztheorie ist eine als "conditio-sine-qua-non" gesetzte Bedingung n&#228;mlich nur dann nicht urs&#228;chlich, wenn sie ihrer Natur nach f&#252;r die Entstehung des Schadens unerheblich ist und nur infolge einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Verkettung der sonstigen Umst&#228;nde den Schaden mit herbeigef&#252;hrt hat. Die M&#246;glichkeit des Schadenseintritts darf also nicht so entfernt sein, da&#223; sie nach der Auffassung des Lebens vern&#252;nftigerweise nicht in Betracht gezogen werden kann. Gemessen daran, kann man den ad&#228;quaten Kausalzusammenhang zwischen einem schuldhaft verursachten Unfall und den bei der Nebenklage entstehenden Anwaltskosten nicht verneinen. Da dem Gesch&#228;digten zu Recht daran gelegen ist, seinen Schaden m&#246;glichst schnell und m&#246;glichst vollst&#228;ndig ersetzt zu bekommen und nach der allgemeinen Lebenserfahrung f&#252;r die Erstattung des Schadens der Ausgang des Strafverfahrens von nicht unerheblicher Bedeutung ist, wird durch den Entschlu&#223; des Gesch&#228;digten, als Nebenkl&#228;ger aufzutreten, keine neue und so entfernte Bedingung gesetzt, die nicht mehr ad&#228;quat kausal mit dem Unfall verbunden ist. (ebenso BGH, VersRecht 57, 599).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein weiteres Bedenken wird hinsichtlich der Frage eingewendet, ob der geltend gemachte Schaden noch innerhalb des Schutzbereichs der &#167;&#167; 823 ff BGB liegt. Diese Frage wird vielfach unter Hinweis auf die BGH-Rechtsprechung verneint. Die Kammer ist jedoch der Ansicht, da&#223; der Schutzzweck der &#167;&#167; 823 ff BGB auch die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung als Unfallschaden &#8211; jedenfalls im vorliegenden Fall &#8211; umfa&#223;t. Ausgangspunkt f&#252;r die ablehnende Haltung in Rechtsprechung und Literatur ist die Entscheidung des BGH vom 17. Mai 1957 (VersRecht 1957, 599), in der jedoch ein anderer Sachverhalt zu Grunde lag. Dort ging es um die Frage, ob der Unfallgesch&#228;digte, gegen den auch ein Strafverfahren eingeleitet worden war und der dann freigesprochen worden ist, vom verurteilten Sch&#228;diger seine Verteidigerkosten ersetzt verlangen kann. Einen solchen Anspruch hat der Bundesgerichtshof mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, es geh&#246;re zum allgemeinen Risiko eines jeden Staatsb&#252;rgers, in ein Strafverfahren verwickelt zu werden. Der dabei entstehende Schaden sei daher nicht vom Schutzzweck des &#167; 823 BGB gedeckt. In einem sp&#228;teren Urteil hat der Bundesgerichtshof (BGH VersRecht 60, 405) allerdings auch einen materiellen Anspruch auf Erstattung der Nebenkl&#228;gerkosten verneint, ohne jedoch diese Ansicht zu begr&#252;nden. Eine solche Ausweitung &#252;berzeugt aber nicht, denn man wird kaum ohne n&#228;here Begr&#252;ndung die Vergleichbarkeit von Verteidigerkosten und der Nebenklagekosten bejahen k&#246;nnen. Die Vorschrift des &#167; 823 BGB will durch das Verbot, die Rechtsg&#252;ter anderer zu verletzten, und durch die Pflicht zur Wiedergutmachung gegen alle Gefahren sch&#252;tzen, die sich bei ihrer Verletzung ergeben. Dem Sch&#228;diger werden die Folgen der Verletzung der gesch&#252;tzten Rechtsg&#252;ter zugerechnet. In diesem Rahmen sind die Interessen des Gesch&#228;digten durch &#167; 823 BGB gesch&#252;tzt. Davon ausgehend ist anzuerkennen, da&#223; der zun&#228;chst angeklagte, dann aber freigesprochene Unfallbeteiligte seine Verteidigerkosten nicht ersetzt verlangen kann. Es ist eben nicht eine unmittelbare Folge der Verletzungshandlung, da&#223; gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet worden ist. Anders ist aber die Lage des Nebenkl&#228;gers zu beurteilen, wenn er sich durch das Verhalten des Sch&#228;digers oder dessen Versicherung dazu gedr&#228;ngt sieht, als Nebenkl&#228;ger aufzutreten. So war es aber im Verh&#228;ltnis der Parteien zueinander. Die Kl&#228;gerin hatte die Beklagte zu 2) mehrfach aufgefordert zu erkl&#228;rten, ob sie die Haftung dem Grunde nach in voller H&#246;he anerkenne. Die Beklagte zu 2) hat jedoch zu keinem Zeitpunkt dargelegt, aus welchen Gr&#252;nden Einwendungen zum Haftungsgrund bestanden. Mit Schreiben vom 29. Oktober 1976 teilte sie dann der Kl&#228;gerin mit, da&#223; sie auf jeden Fall vor ihrer Entscheidung den Ausgang des Strafverfahrens abwarten wolle. Aufgrund dieses Verhaltens der Beklagten zu 2) sah sich die Kl&#228;gerin verst&#228;ndlicherweise dazu gedr&#228;ngt, ihre Rechte als Nebenkl&#228;gerin wahrzunehmen. Dazu hatte sie sich zwar nicht von Gesetztes wegen anwaltlich vertreten lassen m&#252;ssen, andererseits wird man ihr aber nicht verwehren k&#246;nnen, einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen zu betrauen, denn als Rechtsunkundige h&#228;tte sie Gefahr laufen k&#246;nnen, ihre Schadensersatzanspr&#252;che zumindest teilweise zu verlieren. Wie wichtig es f&#252;r die Kl&#228;gerin war, als Nebenkl&#228;gerin aufzutreten und sich anwaltlich vertreten zu lassen, zeigt auch die Tatsache, da&#223; ihr Prozessbevollm&#228;chtigter wesentlichen Einflu&#223; auf den Ausgang des Verfahrens genommen hat, indem er die Aufnahme einer wichtigen Zeugenaussage im Protokoll erwirkte. Wenn sich aber der Gesch&#228;digte aufgrund des Verhaltens des Sch&#228;digers geradezu dazu gedr&#228;ngt sieht, seine Rechte auf Wiedergutmachung auch in der Rolle des Nebenkl&#228;gers zu verfolgen, so sind die dabei entstehenden Kosten noch vom Schutzzweck des &#167; 823 BGB gedeckt. Der Einwand der Beklagten zu 2), sie habe nur deshalb die Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin nicht beschieden, weil sie nicht in das Strafverfahren habe eingreifen wollen, ist demgegen&#252;ber ohne Bedeutung. Zudem ist schwerlich einzusehen, inwiefern sie durch ein Anerkenntnis der Schadensersatzforderung der Kl&#228;gerin Einflu&#223; auf das Strafverfahren h&#228;tte nehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Weitere Einw&#228;nde gegen die Erstattungsf&#228;higkeit der Nebenklagekosten werden damit begr&#252;ndet, die strafprozessuale Kostenentscheidung m&#252;sse abschlie&#223;ende Bedeutung f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen Nebenkl&#228;ger und Angeklagten haben; in der Kostenregelung des Strafprozesses komme der allgemeine Grundsatz zum Ausdruck, da&#223; der Proze&#223;erfolg &#252;ber die Kostenlast zwischen den Parteien entscheiden solle (BGHZ 24, 263). Diese Grunds&#228;tze sind insofern einleuchtend, als sie den Fall betreffen, da&#223; der Sch&#228;diger im Strafverfahren freigesprochen worden ist. Tats&#228;chlich erscheint es wenig sachgerecht, wenn der Angeklagte zun&#228;chst im Strafverfahren mit der Folge freigesprochen wird, auch die Kosten des Nebenkl&#228;gers nicht tragen zu m&#252;ssen, er dann aber im zivilrechtlichen Verfahren doch zur Zahlung verurteilt wird. Bei n&#228;herer Pr&#252;fung kann hierin jedoch ein rechtlich zu beachtender Widerspruch nicht gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die genannten Bedenken bestehen n&#228;mlich schon dann nicht, wenn der Angeklagte verurteilt worden ist. Allerdings hat der Bundesgerichtshof auch f&#252;r diesen Fall, allerdings wiederum ohne Angabe von Gr&#252;nden, die f&#252;r den Freispruch geltenden Grunds&#228;tze angewandt (BGH VersRecht 58, 417). Bei genauerer Betrachtung &#252;berzeugt diese Entscheidung jedoch nicht. Mit seiner These von der "stabilisierenden" Bedeutung der Kostenentscheidung wollte der Bundesgerichtshof begr&#252;nden, da&#223; eine rechtskr&#228;ftige Kostenentscheidung Bestand haben mu&#223;. Dieser Grundsatz wird jedoch nicht beeintr&#228;chtigt, wenn man die Durchsetzbarkeit der Erstattung von Nebenklagekosten im Zivilproze&#223; bejaht.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die strafprozessuale Entscheidung wird n&#228;mlich durch die zivilrechtliche nicht ber&#252;hrt. Beide ergehen auf verschiedenen Ebenen und f&#252;r beide sind ganz unterschiedliche Tatsachen und Umst&#228;nde ma&#223;gebend. Strafproze&#223; und Zivilproze&#223; sind zwei unterschiedliche Proze&#223;arten und ohne unmittelbaren Einflu&#223; aufeinander. So kann der Sch&#228;diger durchaus freigesprochen werden vom Vorwurf einer fahrl&#228;ssigen T&#246;tung, w&#228;hrend er im Zivilproze&#223; zum Schadesersatz verurteilt werden kann. Ebenso kann auch der strafprozessuale Kostentitel des Nebenkl&#228;gers keinen Einflu&#223; auf den Umfang der Schadensersatzpflicht haben. Auch wenn beide Entscheidungen im Ergebnis geradezu zuwiderlaufen, so wird dadurch keineswegs der Bestand oder die Rechtm&#228;&#223;igkeit des einen oder anderen Titels ber&#252;hrt. Beide Entscheidungen haben ihre Berechtigung darin, da&#223; grunds&#228;tzlich f&#252;r die Beurteilung der Rechtslage in Straf- und Zivilverfahren unterschiedliche Ma&#223;st&#228;be anzulegen sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich konnte die Erledigung der Hauptsache nur eintreten, wenn die Beklagte zu 2) als Haftpflichtversicherer auch verpflichtet war, die Nebenklagekosten zu ersetzen. Das ist der Fall. Ihre Verpflichtung dazu ergibt sich aus den &#167;&#167; 149 VVG, 10 Abs. 1 AKB und 3 Abs. 1 AHB, denn der zivilrechtliche Anspruch auf Erstattung der Nebenklagekosten geh&#246;rt zu den nach &#167; 149 VVG zu ersetzenden Schadensersatzanspr&#252;chen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist das Zahlungsbegehren der Kl&#228;gerin in der Hauptsache zu einem Teilbetrag in H&#246;he von 559,15 DM erledigt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der dar&#252;ber hinausgehende Zahlungsanspruch ist unbegr&#252;ndet, denn die Anspr&#252;che auf Erstattung der Betriebshilfekosten sind gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ge &#252;bergegangen. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als unzul&#228;ssig abzuweisen, soweit die Kl&#228;gerin mit ihrem Antrag zu 2. Feststellung eines Rechtsverh&#228;ltnisses begehrt. Ihr fehlt f&#252;r ihr Klagebegehren das Rechtsschutzinteresse. Ihr Feststellungsantrag bezieht sich nach ihrem eigenen Vorbringen auf Ersatzanspr&#252;che f&#252;r die Betriebshilfekosten. Derartige Anspr&#252;che stehen ihr jedoch nicht zu, da diese gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ge &#252;bergegangen sind. Sie hat auch nicht dargelegt, da&#223; nach Zahlung durch die &#246;ffentlich rechtlichen Versicherungstr&#228;ger noch Spitzenbetr&#228;ge &#252;brigbleiben, die sie belasten und von keiner anderer Seite erstattet werden. Allein die entfernte und gedachte M&#246;glichkeit, da&#223; sie irgendwelche Spitzenbetr&#228;ge belasten k&#246;nnten, gibt ihr noch nicht das Rechtsschutzinteresse f&#252;r ihren Feststellungsantrag.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht nach &#167;&#167; 91 a, 92 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 710 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird festgesetzt f&#252;r den Antrag zu 1) auf 4.765,15 DM und f&#252;r den Antrag zu 2) auf 40.000,00 DM.</p>
316,046
lg-duisburg-1977-03-29-1-o-31976
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
1 O 319/76
1977-03-29T00:00:00
2019-03-13T15:21:37
2019-03-27T09:41:34
Urteil
ECLI:DE:LGDU:1977:0329.1O319.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>In H&#246;he eines Betrages von 559,15 DM ist die Hauptsache erledigt. Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p></p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <p></p> <p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 2.300,00 DM hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><u>T a t b e s t a n d : </u></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist die Erbin des am 02. Juli 1976 bei einem Verkehrsunfall t&#246;dlich verungl&#252;ckten Landwirtes . Der Unfall war auf das Fahrverhalten des Beklagten zu 1) zur&#252;ckzuf&#252;hren, der als Fahrer des Lastzuges und , der bei der Beklagten zu 2) haftpflichtversichert war, den Get&#246;teten von der Fahrbahn gedr&#228;ngt hatte. Der Beklagte zu 1) ist in erster Instanz wegen fahrl&#228;ssiger T&#246;tung verurteilt worden, das Berufungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Kl&#228;gerin ist im erstinstanzlichen Strafverfahren als Nebenkl&#228;gerin aufgetreten und hat sich dabei von Rechtsanwalt , Wesel, vertreten lassen. Dieser hat ihr f&#252;r seine T&#228;tigkeit 559,15 DM in Rechnung gestellt. Der Get&#246;tete war die einzige Arbeitskraft im landwirtschaftlichen Betrieb der Kl&#228;gerin. Als Ersatzkraft hat sie nach dem Unfall Betriebshilfen eingestellt. Und zwar zun&#228;chst in der Zeit vom 03. Juli bis 15. August 1976 die Eheleute . Die daf&#252;r entstandenen Kosten hat ihr die Alterskasse der in H&#246;he von 1.602,50 DM erstattet. Mit Wirkung ab 01. September 1976 hat sie dann den Arbeiter eingestellt, f&#252;r den sie monatlich 1.402, DM aufzubringen hat. Eine Erstattung hierf&#252;r hat sie bisher nicht erhalten. Die Beklagte zu 2) hat Schadensersatzleistungen in H&#246;he von 20.250,00 DM erbracht. Die letzte Zahlung in H&#246;he von 3.000,00 DM wurde der Kl&#228;gerin am 05. Januar 1977 gutgebracht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin meint,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">sie k&#246;nne von den Beklagten die Kosten f&#252;r die Betriebshilfe und f&#252;r die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verlangen. Sie st&#252;tzt ihre Ansicht zum einen auf die Behauptung, da&#223; die Sozialversicherungstr&#228;ger ihre Anspr&#252;che bisher noch nicht bei der Beklagten zu 2) angemeldet h&#228;tten. Zum anderen habe sie die Beklagte zu 2) durch ihre Weigerung, eine fr&#252;hzeitige Entschlie&#223;ung &#252;ber ihre Bereitschaft, vollen Schadensersatz zu leisten, abzugeben, gerade dazu gedr&#228;ngt, im Strafverfahren als Nebenkl&#228;gerin aufzutreten und sich dabei anwaltlich vertreten zu lassen. Au&#223;erdem habe sie ein berechtigtes Interesse an der Feststellung, da&#223; die Beklagten auch den weiteren Schaden zu ersetzen h&#228;tte, weil die H&#246;he der Betriebshilfekosten noch gesch&#228;tzt werden m&#252;&#223;te und diese von Monat zu Monat f&#228;llig werden, so da&#223; sie mit einem Leistungsantrag noch nicht verfolgt werden k&#246;nnten. Im &#252;brigen beziehe sich der Feststellungsantrag nur auf sog. freie Schadensspitzen, die nicht auf Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie hat zun&#228;chst beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">4.765,15 DM nebst 8,25 % Zinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden aus dem Verkehrsunfallereig-</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">nis vom 02. Juli 1976 in Hamminkeln zu ersetzen, soweit sie nicht auf </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">&#246;ffentlich rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach Eingang der Zahlungen in H&#246;he von 3.000,00 DM am 05. Januar 1977 hat sie die Hauptsache insoweit f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. Sie beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1. die Beklagten werden verurteilt, als Gesamtschuldner an die Kl&#228;gerin</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.765,15 DM nebst 8,25 % Zinsen zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2. es wird festgestellt, da&#223; die Beklagten gesamtschuldnerisch verpflichtet </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sind, der Kl&#228;gerin allen weiteren Schaden aus dem Verkehrsunfallereignis</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">vom 02. Juli 1976 in Hamminkeln zu ersetzen, soweit die Anspr&#252;che nicht</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">auf &#246;ffentlich rechtliche Versicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen sind.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie machen geltend,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Anspr&#252;che auf Ersatz der Betriebshilfekosten seien auf die Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen, die ihre Anspr&#252;che auch schon bei ihr angemeldet h&#228;tten. Im &#252;brigen seien sie auch nicht zur Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;tten sich nur deshalb nicht gleich zur vollen Schadensersatzleistung bereit erkl&#228;rt, weil sie dadurch nicht auf das schwebende Strafverfahren Einflu&#223; nehmen wollten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des gegenseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der vorbezeichneten Schrifts&#228;tze verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"><u> E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e : </u></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">In H&#246;he von 559,15 DM ist Erledigung der Hauptsache eingetreten; im &#252;brigen ist das Zahlungsbegehren unbegr&#252;ndet, der Feststellungsantrag ist unzul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zahlung eines Geldbetrages ist unbegr&#252;ndet, soweit sie damit Erstattung der Kosten f&#252;r die von ihr eingestellte Betriebshilfe begehrt. Diese Anspr&#252;che sind n&#228;mlich gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ger &#252;bergegangen und k&#246;nnen von der Kl&#228;gerin nicht mehr geltend gemacht werden. Dies gilt unabh&#228;ngig davon, ob die Sozialversicherungstr&#228;ger bereits Zahlung erbracht haben oder nicht, und auch unabh&#228;ngig davon, ob sie ihre Anspr&#252;che bereits bei der Beklagten zu 2) angemeldet haben.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Da die Klage insoweit von Anfang an unbegr&#252;ndet war, konnte auch nicht durch die einseitige Erkl&#228;rung der Kl&#228;gerin in H&#246;he eines Teilbetrages von 2.440,85 DM Erledigung der Hauptsache eintreten. Der Zahlungsantrag ist jedoch in H&#246;he von 559,15 DM erledigt, denn die Kl&#228;gerin konnte gem&#228;&#223; &#167; 823 BGB in Verbindung mit den &#167;&#167; 3, 149 VGG von den Beklagten als Gesamtschuldner Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung verlangen. Sie hatte zwar nicht das Recht, von sich aus zu bestimmen, auf welche Forderung die sp&#228;tere Zahlung vom 28. Dezember 1976 anzurechnen sei, denn &#167; 366 Abs. 2 BGB enth&#228;lt eine gesetzliche Rechtsfolge und gibt dem Gl&#228;ubiger kein Bestimmungsrecht.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Da die Kl&#228;gerin jedoch keine weitere begr&#252;ndete Forderung geltend gemacht hat und die Beklagte zu 2) selbst die Zahlung ohne Bestimmungen erbracht hat, ist der Betrag auf die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung anzurechnen. Da der Beklagte zu 1) den Verkehrsunfall schuldhaft verursacht hat, hat er der Kl&#228;gerin den dabei entstandenen Schaden zu ersetzen. Die Ansicht der Beklagten, ihre Schadensersatzpflicht erstrecke sich nicht auch auf die Erstattung der Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung, wird von der Kammer nicht geteilt. Es sind zwar F&#228;lle denkbar, in denen diese Kosten nicht erstattungsf&#228;hig sind, im Verh&#228;ltnis der Parteien untereinander besteht jedoch ein dahingehender Anspruch. Die zahlreich gegen einen Anspruch auf Erstattung der Anwaltskosten anl&#228;&#223;lich einer Nebenklaget&#228;tigkeit erhobenen Bedenken greifen zumindest f&#252;r den hier zu entscheidenden Rechtsstreit nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">1.)</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Zum Teil wird unter Hinweis darauf, da&#223; der Entstehung der Nebenklagekosten ein erneuter Entschlu&#223; des Gesch&#228;digten, sich am Strafverfahren als Nebenkl&#228;ger zu beteiligen, zugrunde liege, der ad&#228;quat-kausale Zusammenhang zwischen sch&#228;digendem Ereignis und Schadenseintritt verneint. Diese Ansicht h&#228;lt einer n&#228;hren Pr&#252;fung nicht stand. Nach der Ad&#228;quanztheorie ist eine als "conditio-sine-qua-non" gesetzte Bedingung n&#228;mlich nur dann nicht urs&#228;chlich, wenn sie ihrer Natur nach f&#252;r die Entstehung des Schadens unerheblich ist und nur infolge einer au&#223;ergew&#246;hnlichen Verkettung der sonstigen Umst&#228;nde den Schaden mit herbeigef&#252;hrt hat. Die M&#246;glichkeit des Schadenseintritts darf also nicht so entfernt sein, da&#223; sie nach der Auffassung des Lebens vern&#252;nftigerweise nicht in Betracht gezogen werden kann. Gemessen daran, kann man den ad&#228;quaten Kausalzusammenhang zwischen einem schuldhaft verursachten Unfall und den bei der Nebenklage entstehenden Anwaltskosten nicht verneinen. Da dem Gesch&#228;digten zu Recht daran gelegen ist, seinen Schaden m&#246;glichst schnell und m&#246;glichst vollst&#228;ndig ersetzt zu bekommen und nach der allgemeinen Lebenserfahrung f&#252;r die Erstattung des Schadens der Ausgang des Strafverfahrens von nicht unerheblicher Bedeutung ist, wird durch den Entschlu&#223; des Gesch&#228;digten, als Nebenkl&#228;ger aufzutreten, keine neue und so entfernte Bedingung gesetzt, die nicht mehr ad&#228;quat kausal mit dem Unfall verbunden ist. (ebenso BGH, VersRecht 57, 599).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">2.)</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein weiteres Bedenken wird hinsichtlich der Frage eingewendet, ob der geltend gemachte Schaden noch innerhalb des Schutzbereichs der &#167;&#167; 823 ff BGB liegt. Diese Frage wird vielfach unter Hinweis auf die BGH-Rechtsprechung verneint. Die Kammer ist jedoch der Ansicht, da&#223; der Schutzzweck der &#167;&#167; 823 ff BGB auch die Nebenkl&#228;gerverg&#252;tung als Unfallschaden &#8211; jedenfalls im vorliegenden Fall &#8211; umfa&#223;t. Ausgangspunkt f&#252;r die ablehnende Haltung in Rechtsprechung und Literatur ist die Entscheidung des BGH vom 17. Mai 1957 (VersRecht 1957, 599), in der jedoch ein anderer Sachverhalt zu Grunde lag. Dort ging es um die Frage, ob der Unfallgesch&#228;digte, gegen den auch ein Strafverfahren eingeleitet worden war und der dann freigesprochen worden ist, vom verurteilten Sch&#228;diger seine Verteidigerkosten ersetzt verlangen kann. Einen solchen Anspruch hat der Bundesgerichtshof mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, es geh&#246;re zum allgemeinen Risiko eines jeden Staatsb&#252;rgers, in ein Strafverfahren verwickelt zu werden. Der dabei entstehende Schaden sei daher nicht vom Schutzzweck des &#167; 823 BGB gedeckt. In einem sp&#228;teren Urteil hat der Bundesgerichtshof (BGH VersRecht 60, 405) allerdings auch einen materiellen Anspruch auf Erstattung der Nebenkl&#228;gerkosten verneint, ohne jedoch diese Ansicht zu begr&#252;nden. Eine solche Ausweitung &#252;berzeugt aber nicht, denn man wird kaum ohne n&#228;here Begr&#252;ndung die Vergleichbarkeit von Verteidigerkosten und der Nebenklagekosten bejahen k&#246;nnen. Die Vorschrift des &#167; 823 BGB will durch das Verbot, die Rechtsg&#252;ter anderer zu verletzten, und durch die Pflicht zur Wiedergutmachung gegen alle Gefahren sch&#252;tzen, die sich bei ihrer Verletzung ergeben. Dem Sch&#228;diger werden die Folgen der Verletzung der gesch&#252;tzten Rechtsg&#252;ter zugerechnet. In diesem Rahmen sind die Interessen des Gesch&#228;digten durch &#167; 823 BGB gesch&#252;tzt. Davon ausgehend ist anzuerkennen, da&#223; der zun&#228;chst angeklagte, dann aber freigesprochene Unfallbeteiligte seine Verteidigerkosten nicht ersetzt verlangen kann. Es ist eben nicht eine unmittelbare Folge der Verletzungshandlung, da&#223; gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet worden ist. Anders ist aber die Lage des Nebenkl&#228;gers zu beurteilen, wenn er sich durch das Verhalten des Sch&#228;digers oder dessen Versicherung dazu gedr&#228;ngt sieht, als Nebenkl&#228;ger aufzutreten. So war es aber im Verh&#228;ltnis der Parteien zueinander. Die Kl&#228;gerin hatte die Beklagte zu 2) mehrfach aufgefordert zu erkl&#228;rten, ob sie die Haftung dem Grunde nach in voller H&#246;he anerkenne. Die Beklagte zu 2) hat jedoch zu keinem Zeitpunkt dargelegt, aus welchen Gr&#252;nden Einwendungen zum Haftungsgrund bestanden. Mit Schreiben vom 29. Oktober 1976 teilte sie dann der Kl&#228;gerin mit, da&#223; sie auf jeden Fall vor ihrer Entscheidung den Ausgang des Strafverfahrens abwarten wolle. Aufgrund dieses Verhaltens der Beklagten zu 2) sah sich die Kl&#228;gerin verst&#228;ndlicherweise dazu gedr&#228;ngt, ihre Rechte als Nebenkl&#228;gerin wahrzunehmen. Dazu hatte sie sich zwar nicht von Gesetztes wegen anwaltlich vertreten lassen m&#252;ssen, andererseits wird man ihr aber nicht verwehren k&#246;nnen, einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen zu betrauen, denn als Rechtsunkundige h&#228;tte sie Gefahr laufen k&#246;nnen, ihre Schadensersatzanspr&#252;che zumindest teilweise zu verlieren. Wie wichtig es f&#252;r die Kl&#228;gerin war, als Nebenkl&#228;gerin aufzutreten und sich anwaltlich vertreten zu lassen, zeigt auch die Tatsache, da&#223; ihr Prozessbevollm&#228;chtigter wesentlichen Einflu&#223; auf den Ausgang des Verfahrens genommen hat, indem er die Aufnahme einer wichtigen Zeugenaussage im Protokoll erwirkte. Wenn sich aber der Gesch&#228;digte aufgrund des Verhaltens des Sch&#228;digers geradezu dazu gedr&#228;ngt sieht, seine Rechte auf Wiedergutmachung auch in der Rolle des Nebenkl&#228;gers zu verfolgen, so sind die dabei entstehenden Kosten noch vom Schutzzweck des &#167; 823 BGB gedeckt. Der Einwand der Beklagten zu 2), sie habe nur deshalb die Schadensersatzanspr&#252;che der Kl&#228;gerin nicht beschieden, weil sie nicht in das Strafverfahren habe eingreifen wollen, ist demgegen&#252;ber ohne Bedeutung. Zudem ist schwerlich einzusehen, inwiefern sie durch ein Anerkenntnis der Schadensersatzforderung der Kl&#228;gerin Einflu&#223; auf das Strafverfahren h&#228;tte nehmen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">3.)</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Weitere Einw&#228;nde gegen die Erstattungsf&#228;higkeit der Nebenklagekosten werden damit begr&#252;ndet, die strafprozessuale Kostenentscheidung m&#252;sse abschlie&#223;ende Bedeutung f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen Nebenkl&#228;ger und Angeklagten haben; in der Kostenregelung des Strafprozesses komme der allgemeine Grundsatz zum Ausdruck, da&#223; der Proze&#223;erfolg &#252;ber die Kostenlast zwischen den Parteien entscheiden solle (BGHZ 24, 263). Diese Grunds&#228;tze sind insofern einleuchtend, als sie den Fall betreffen, da&#223; der Sch&#228;diger im Strafverfahren freigesprochen worden ist. Tats&#228;chlich erscheint es wenig sachgerecht, wenn der Angeklagte zun&#228;chst im Strafverfahren mit der Folge freigesprochen wird, auch die Kosten des Nebenkl&#228;gers nicht tragen zu m&#252;ssen, er dann aber im zivilrechtlichen Verfahren doch zur Zahlung verurteilt wird. Bei n&#228;herer Pr&#252;fung kann hierin jedoch ein rechtlich zu beachtender Widerspruch nicht gesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die genannten Bedenken bestehen n&#228;mlich schon dann nicht, wenn der Angeklagte verurteilt worden ist. Allerdings hat der Bundesgerichtshof auch f&#252;r diesen Fall, allerdings wiederum ohne Angabe von Gr&#252;nden, die f&#252;r den Freispruch geltenden Grunds&#228;tze angewandt (BGH VersRecht 58, 417). Bei genauerer Betrachtung &#252;berzeugt diese Entscheidung jedoch nicht. Mit seiner These von der "stabilisierenden" Bedeutung der Kostenentscheidung wollte der Bundesgerichtshof begr&#252;nden, da&#223; eine rechtskr&#228;ftige Kostenentscheidung Bestand haben mu&#223;. Dieser Grundsatz wird jedoch nicht beeintr&#228;chtigt, wenn man die Durchsetzbarkeit der Erstattung von Nebenklagekosten im Zivilproze&#223; bejaht.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die strafprozessuale Entscheidung wird n&#228;mlich durch die zivilrechtliche nicht ber&#252;hrt. Beide ergehen auf verschiedenen Ebenen und f&#252;r beide sind ganz unterschiedliche Tatsachen und Umst&#228;nde ma&#223;gebend. Strafproze&#223; und Zivilproze&#223; sind zwei unterschiedliche Proze&#223;arten und ohne unmittelbaren Einflu&#223; aufeinander. So kann der Sch&#228;diger durchaus freigesprochen werden vom Vorwurf einer fahrl&#228;ssigen T&#246;tung, w&#228;hrend er im Zivilproze&#223; zum Schadesersatz verurteilt werden kann. Ebenso kann auch der strafprozessuale Kostentitel des Nebenkl&#228;gers keinen Einflu&#223; auf den Umfang der Schadensersatzpflicht haben. Auch wenn beide Entscheidungen im Ergebnis geradezu zuwiderlaufen, so wird dadurch keineswegs der Bestand oder die Rechtm&#228;&#223;igkeit des einen oder anderen Titels ber&#252;hrt. Beide Entscheidungen haben ihre Berechtigung darin, da&#223; grunds&#228;tzlich f&#252;r die Beurteilung der Rechtslage in Straf- und Zivilverfahren unterschiedliche Ma&#223;st&#228;be anzulegen sind.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">4.)</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich konnte die Erledigung der Hauptsache nur eintreten, wenn die Beklagte zu 2) als Haftpflichtversicherer auch verpflichtet war, die Nebenklagekosten zu ersetzen. Das ist der Fall. Ihre Verpflichtung dazu ergibt sich aus den &#167;&#167; 149 VVG, 10 Abs. 1 AKB und 3 Abs. 1 AHB, denn der zivilrechtliche Anspruch auf Erstattung der Nebenklagekosten geh&#246;rt zu den nach &#167; 149 VVG zu ersetzenden Schadensersatzanspr&#252;chen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist das Zahlungsbegehren der Kl&#228;gerin in der Hauptsache zu einem Teilbetrag in H&#246;he von 559,15 DM erledigt.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der dar&#252;ber hinausgehende Zahlungsanspruch ist unbegr&#252;ndet, denn die Anspr&#252;che auf Erstattung der Betriebshilfekosten sind gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ge &#252;bergegangen. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist als unzul&#228;ssig abzuweisen, soweit die Kl&#228;gerin mit ihrem Antrag zu 2. Feststellung eines Rechtsverh&#228;ltnisses begehrt. Ihr fehlt f&#252;r ihr Klagebegehren das Rechtsschutzinteresse. Ihr Feststellungsantrag bezieht sich nach ihrem eigenen Vorbringen auf Ersatzanspr&#252;che f&#252;r die Betriebshilfekosten. Derartige Anspr&#252;che stehen ihr jedoch nicht zu, da diese gem&#228;&#223; &#167; 1542 RVO auf die Sozialversicherungstr&#228;ge &#252;bergegangen sind. Sie hat auch nicht dargelegt, da&#223; nach Zahlung durch die &#246;ffentlich rechtlichen Versicherungstr&#228;ger noch Spitzenbetr&#228;ge &#252;brigbleiben, die sie belasten und von keiner anderer Seite erstattet werden. Allein die entfernte und gedachte M&#246;glichkeit, da&#223; sie irgendwelche Spitzenbetr&#228;ge belasten k&#246;nnten, gibt ihr noch nicht das Rechtsschutzinteresse f&#252;r ihren Feststellungsantrag.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung ergeht nach &#167;&#167; 91 a, 92 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 710 Satz 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert wird festgesetzt f&#252;r den Antrag zu 1) auf 4.765,15 DM und f&#252;r den Antrag zu 2) auf 40.000,00 DM.</p>
316,047
lg-bonn-1977-03-08-1-o-44876
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1 O 448/76
1977-03-08T00:00:00
2019-03-13T15:21:38
2019-03-27T09:41:33
Urteil
ECLI:DE:LGBN:1977:0308.1O448.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil # U ##/## OLG L vom ##.##.#### ist unzul&#228;ssig.</p> <p></p> <p>Auf die Widerklage wird die Kl&#228;gerin verurteilt, den Beklagten 199, 09 DM zu zahlen. </p> <p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben. </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. </p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="h2 absatzLinks">T a t b e s t a n d: </p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch das im Urteilstenor genannte Urteil des Oberlandesgerichts L ist die in der Klageschrift wiedergegebene Enteignungsentsch&#228;digung festgesetzt worden in Form bestimmter Geldbetr&#228;ge und Verzinsung f&#252;r bestimmte Zeitr&#228;ume sowie der laufenden Verzinsung eines Betrages von 23.364,84 DM mit 5 % ab 30.9.1974. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat diese Betr&#228;ge und die Verzinsung am 5.3.1975 gezahlt mit Ausnahme von 5 % Zinsen von 17.250,32 DM f&#252;r die Zeit vom 15.9.1969 bis 14.9.1974, welche 4.279,28 DM betragen. Dieser Betrag ist am 10.2.1976 gezahlt worden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten haben 5 % Zinsen von diesem Betrag vom 5.3.1975 bis 10.2.1976 = 199,09 DM verlangt und deswegen die Zwangsvollstreckung aus dem oben genannten Urteil angedroht. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin macht geltend, sie habe den Titel erf&#252;llt. Da es sich bei der Enteignungsentsch&#228;digung um einen einheitlichen Anspruch handele, sei eine Anrechnung ihrer Teilzahlung vom 5.3.1974 auf Kosten, Zinsen und Hauptschuld nach &#167; 367 BGB entgegen der Ansicht der Beklagten nicht m&#246;glich. Diese Zahlung sei also gem&#228;&#223; &#167; 366 Abs. 2 BGB auf die l&#228;stigere Schuld, also auf die Verzinsung anzurechnen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt, </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Zwangsvollstreckung aus dem Urteil des Oberlandesgerichts L vom ##.##.#### -# U ##/##- f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagten beantragen </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Klageabweisung. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie haben hilfsweise Widerklage erhoben mit dem Antrag, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Kl&#228;gerin zur Zahlung von <i>199,09 </i>DM an die Beklagten zu verurteilen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sie meinen, es handele sich um echte Zinsen, <i>wie </i>schon die Formulierung des Urteilstenors zeige. Anderenfalls m&#252;sse der Verzinsungsbetrag von 4.279,21 DM als Hauptforderung verzinst werden, mit deren Erf&#252;llung die Kl&#228;gerin in Verzug gewesen sei. Sie, die Beklagten, h&#228;tten deshalb Bankkredit zu mehr als 5 % Zinsen aufgenommen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Abweisung der Widerklage. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf die Schrifts&#228;tze und im &#252;brigen auf die beigezogenen Akten # U ##/## OLG L = # O ##/## LG C verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde: </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist aus &#167; 767 ZPO begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat den durch Urteil des Oberlandesgerichts titulierten Anspruch der Beklagten auf Enteignungsentsch&#228;digung durch ihre unstreitigen Zahlungen vom 5.3.1975 und 10.2.1976 von zusammen 30.451,97 DM erf&#252;llt, wie ihre unbestrittene Rechnung in der Klageschrift zeigt. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Anrechnung der Teilzahlung vom 5.3.1975 durch die Beklagten auf Kosten, Zinsen und Hauptleistung ist nicht zutreffend. Denn es handelt sich bei der im Urteil angeordneten Verzinsung der genannten Betr&#228;ge nicht um Zinsen und bei der ausgesprochenen Verpflichtung zum Ersatz von im Entsch&#228;digungsfeststellungsverfahren entstandenen Rechtsanwaltskosten nicht um Kosten im Sinne des &#167; 367 BGB. Vielmehr stellen alle angeordneten Zahlungen, gleichg&#252;ltig ob in Form eines bezifferten Betrages, einer Verzinsung oder des in Frage stehenden Kostenersatzes, zusammen die Enteignungsentsch&#228;digung dar, die ihre Rechtsnatur nach einen einheitlichen Anspruch beinhaltet. Die gem&#228;&#223; &#167; 36 des Preu&#223;ischen Enteignungsgesetzes vorgesehene Verzinsung ist keine wiederkehrende Leistung im Sinne des &#167; 367 BGB, sondern die besondere Art der Entsch&#228;digungsbemessung. Die Erstattung der Anwaltskosten betrifft einen Folgeschaden der Enteignung und ist Teil der einheitlichen Entsch&#228;digung. Beide sind Rechnungsposten. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Aus der Einheitlichkeit des Entsch&#228;digungsanspruches und dementsprechend der Schuld der Kl&#228;gerin folgt gem&#228;&#223; &#167; 366 Abs. 2 BGB, da eine Bestimmung der zu tilgenden Rechnungsposten bei der Zahlung unstreitig nicht erfolgt ist, alle Posten f&#228;llig waren und den Beklagten die gleiche Sicherheit boten, dass zun&#228;chst die laufende Zinsverpflichtung in H&#246;he von 5 % von 23.364,84 DM ab 30.9.1974 bis zur Zahlung am 5.3.1975 ganz und danach die &#252;brigen Rechnungsposten verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig getilgt worden sind. Der verbleibende Restbetrag von unstreitig 4.279,28 DM ist am 10.2.1976 gezahlt worden. Da es sich bei den einzelnen Posten der titulierten Enteignungsentsch&#228;digung nur bei der vorgenannten Verzinsung ab 30.9.1974 um eine laufende Zinspflicht, im &#252;brigen aber um bezifferte Betr&#228;ge und nur um Zinsen f&#252;r fest begrenzte Zeitr&#228;ume handelte, diese Zinsbetr&#228;ge also bei einer sp&#228;teren Zahlung nicht gr&#246;&#223;er wurden, hat sich die titulierte Restschuld der Kl&#228;gerin bis zu der Restzahlung am 10.2.1976 nicht mehr vergr&#246;&#223;ert. Mit dieser Zahlung war die Verpflichtung aus dem Titel erf&#252;llt mit der Folge, da&#223; eine Zwangsvollstreckung daraus unzul&#228;ssig ist. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die hilfsweise erhobene Widerklage auf Verzinsung des nach der Teilzahlung vom 5.3.1975 offen gebliebenen Restbetrages von 4.279,28 DM bis zu der am 10.2.1976 erfolgten restlichen Zahlung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet aus &#167;&#167; 288, 286 BGB. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen hierf&#252;r, n&#228;mlich Zahlungsverzug der Kl&#228;gerin ab 5.3.1975 und dadurch bedingter Schaden der Beklagten durch notwendige Kreditaufnahme zu mindestens 5 % Zinsen, sind ebensowenig bestritten, wie die H&#246;he des Zinsbetrages. Soweit in dem am 5.3.1975 offen gebliebenen Rest Zinsbetr&#228;ge enthalten waren, steht &#167; 289 BGB der Widerklage nicht entgegen, weil es sich nicht um Zinsen im Sinne dieser Vorschrift handelt, sondern um Posten der einheitlichen Enteignungsentsch&#228;digung. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92, 709 Ziff. 4 ZPO. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Streitwert: <i>398,18 DM </i></p>
316,048
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XV (X) 39/74 UM
1977-01-31T00:00:00
2019-03-13T15:21:40
2019-03-27T09:41:33
Urteil
ECLI:DE:FGD:1977:0131.XV.X39.74UM.00
<h2>Tenor</h2> <p>&#8222;Auszugsweise Abschrift der Begr&#252;ndung der Entscheidung (Urteil) des Finanzgerichts D&#252;sseldorf vom 31.01.1977, Az. XV (X) 39/74 UM.</p> <p></p> <p></p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">"Auszugsweise Abschrift der Begr&#252;ndung der Entscheidung (Urteil) des Finanzgerichts D&#252;sseldorf vom 31.01.1977, Az. XV (X) 39/74 UM.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>G r &#252; n d e :</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Streitig ist, ob der Umsatz von M&#252;nzen, die noch gesetzliche Zahlungsmittel sind, nach &#167; 4 Nr. 8 Umsatzsteuergesetz &#8211; UStG &#8211; steuerbefreit ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist M&#252;nzh&#228;ndler. Im Streitjahr hat er neben dem An- und Verkauf von Medaillen und numismatischer Literatur auch den An- und Verkauf von M&#252;nzen betrieben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">In der Umsatzsteuererkl&#228;rung von 1970, die der Beklagte in vollem Umfang der Veranlagung zugrunde gelegt hatte, erkl&#228;rte er die Besteuerungsgrundlagen wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Steuerbare Ums&#228;tze 43.146,-- DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">./. steuerfreie Ums&#228;tze (g&#252;ltige Zahlungsmittel) <u>18.551,-- DM</u></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zu versteuern 24.595,-- DM</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Umsatzsteuer (4 %) 983,80 DM.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen den Umsatzsteuerbescheid hat der Kl&#228;ger Einspruch eingelegt, weil er bei der Berechnung der Besteuerungsgrundlagen vergessen hatte, den Freibetrag gem. &#167; 19 Abs. 2 UStG in H&#246;he von 12.000,-- DM abzuziehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte teilte ihm daraufhin mit, da&#223; der Freibetrag zwar ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nne, gleichzeitig aber eine &#220;berpr&#252;fung der Veranlagung nach &#167; 248 Abs. 2 Reichsabgabenordung &#8211; AO &#8211; a.F. ergeben habe, da&#223; ihm &#8211; dem Kl&#228;ger &#8211; zu Unrecht die Steuerfreiheit nach &#167; 4 Nr. 8 UStG gew&#228;hrt worden sei. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gegen den ge&#228;nderten Bescheid hat der Kl&#228;ger Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er tr&#228;gt vor: Die Ums&#228;tze von gesetzlichen Zahlungsmitteln seien steuerfrei. Da keine Bank und kein H&#228;ndler in der ganzen Bundesrepublik Mehrwertsteuer f&#252;r solche Ums&#228;tze in Rechnung stelle, weigere er sich, diese zu bezahlen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt sinngem&#228;&#223;,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Umsatzsteuerfreiheit f&#252;r gesetzliche Zahlungsmittel in H&#246;he von 18.551,-- DM im Jahre 1970 zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung, &#167; 4 Nr. 8 UStG sei nicht anwendbar, da die streitigen M&#252;nzen nicht als Geldsorte, sondern als Ware gehandelt worden seien.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 4 Nr. 8 UStG werden u.a. die Ums&#228;tze gesetzlicher Zahlungsmittel von der Umsatzsteuer befreit ohne R&#252;cksicht darauf, ob es sich um in- oder ausl&#228;ndische Zahlungsmittel handelt. Der Beklagte hat zu Recht bei der &#220;berpr&#252;fung des gesamten Steuerbescheides im Einspruchsverfahren nach &#167; 248 Abs. 2 AO die Anwendung dieser Befreiungsvorschrift versagt; denn nach Sinn und Zweck dieser Vorschrift sind nur die Ums&#228;tze von solchen gesetzlichen Zahlungsmitteln befreit, die als Geldsorte und nicht als Ware gehandelt werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es ist streitig, inwieweit &#167; 4 Nr. 8 UStG auf die Ums&#228;tze von M&#252;nzen, die gesetzliche Zahlungsmittel sind, angewendet werden kann. In der Literatur wird &#8211; soweit ersichtlich &#8211; nur von Eckart-Wei&#223;, Komm. zum UStG, 7. Aufl. &#167; 4 Nr. 8 Tz 79-83 die Auffassung vertreten, da&#223; M&#252;nzen selbst dann ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel nicht verlieren, wenn sie &#8211; wie es beispielsweise bei den 5 DM-Silberm&#252;nzen heute vorkommt &#8211; f&#252;r Sammlerzwecke in einer besonders sorgf&#228;ltigen Fertigung von der durch den Bundesminister der Finanzen &#8211; BdF &#8211; geschaffenen Zentralstelle f&#252;r Sammlerm&#252;nzen zum erh&#246;hten Preis bezogen werden. Nach dieser Meinung kommt es auf den objektiven Zweck als Geldmittel und nicht auf die subjektiven Motive des steuerpflichtigen H&#228;ndlers wegen der jederzeit wieder ab&#228;nderbaren Verwendung an. Eine &#228;hnliche Auffassung vertritt der BdF (Erla&#223; vom 28.6.1955 &#8211; IV A 2-S 4138 &#8211; 11/55 &#8211;, USt-Kartei &#167; 4 F 4139 K 55, gerichtet an den Bundesverband des privaten Bankgewerbes e.V. in K&#246;ln) "vorbehaltlich anderer Entscheidungen der Rechtmittelbeh&#246;rden." Obwohl nach Auffassung des Senats in der Beurteilung des Umsatzes von M&#252;nzen und g&#252;ltigen Briefmarken kein Unterschied bestehen kann, vertritt der BdF im Hinblick auf die Rechtsprechung des Reichsfinanzhofs &#8211; RFH &#8211; (Urteil des RFH vom 31.10.1941 V 152/41 in Reichssteuerblatt &#8211; RStBl &#8211; 1942, 285) die Auffassung, da&#223; &#167; 4 Nr. 8 UStG auf die Lieferung g&#252;ltiger Postwertzeichen, die als Sammlermarken verkauft werden, keine Anwendung findet. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Grunds&#228;tze dieser Entscheidung sind aber auch hier anwendbar. Bereits in fr&#252;heren Entscheidungen hat der RFH (vgl. Urteile vom 4.10.1921 V A 107, 108/21, in RStBl 1921, 407 und vom 10.4.1929 V A 601/28 in RStBl 1929, 374) eine subjektive auf den Willen der Parteien abgestellte Auslegung der jeweiligen Steuerbefreiungsvorschrift betrieben und die Steuerfreiheit f&#252;r den Fall versagt, wenn g&#252;ltige Gold- und Silberm&#252;nzen nicht als Geldsorten, sondern wegen ihres Gold- oder Silbergehaltes (z.B. in Inflationszeiten) oder wegen ihres Sammelwertes gehandelt werden (vgl. Hartmann-Metzenmacher, UStG, Komm., 6. Aufl., &#167; 4 Nr. 8 Rdnr. 57, 59; ferner Paulick in der Deutschen Steuerzeitung 1941, S. 549 unter 6).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">In &#220;bereinstimmung mit die Rechtsprechung fa&#223;t der erkennende Senat die Befreiungsvorschrift des &#167; 4 Nr. 8 UStG dahingehend auf, da&#223; Steuerfreiheit nur dann gegeben ist, wenn die M&#252;nzen ebenso wie die Briefmarken &#8211; zu dem ihnen in der Hauptsache zugeordneten Zweck, also als Geldmittel bzw. zum Freimachen von Postsendungen erworben werden. Dieser Zweck wird von M&#252;nzh&#228;ndlern und Sammlern nicht angestrebt. Bei den vom Kl&#228;ger verkauften M&#252;nzen handelt es sich, auch wenn sie zur Bezahlung von Ware verwendet werden k&#246;nnen, nach Ansicht und Auffassung der Beteiligten nicht mehr um gesetzliche Zahlungsmittel im engeren Sinne der Befreiungsvorschrift. Die Absicht ist darauf gerichtet, die M&#252;nzen zu einem Handelsobjekt zu machen. Die M&#252;nzen haben damit ihre Eigenschaft als gesetzliche Zahlungsmittel verloren und sind Gegenst&#228;nde einer Sammlert&#228;tigkeit, die f&#252;r den Erwerber, was grunds&#228;tzlich schon wegen der branchen&#252;blichen Kalkulationsaufschl&#228;ge (so vor allem Paulick in der Deutschen Steuerzeitung 1941 a.a.O.) in dem Aufgeld zum Ausdruck kommt, einen h&#246;heren Wert besitzen und von ihm nicht zu dem Zweck erworben werden, dem M&#252;nzen dienen sollen. Die Verkehrsanschauung behandelt diese M&#252;nzen nicht anders, als au&#223;er Kurs gesetzte M&#252;nzen. Die Klage war daher abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ob die &#252;brigen Darlegungen des Kl&#228;gers zur Begr&#252;ndung evtl. Billigkeitsma&#223;nahmen geeignet sind, konnte in diesem Verfahren nicht gepr&#252;ft werden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 135 Abs. 1 Finanzgerichtsordnung &#8211; FGO &#8211;.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen, weil er der Steuerpflicht solcher Ums&#228;tze wegen der im Gesch&#228;ftsleben offensichtlich unklaren Handhabung unter dem Gesichtspunkt der Rechtsklarheit grunds&#228;tzliche Bedeutung beimi&#223;t.</p>
316,049
olgham-1976-12-27-15-w-7276
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
15 W 72/76
1976-12-27T00:00:00
2019-03-13T15:21:41
2019-03-27T09:41:33
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1976:1227.15W72.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der angefochtene Beschlu&#223; wird aufgehoben.</p> <p>Auf die erste Beschwerde der Beteiligten wird der Beschlu&#223; des Rechtspflegers des Amtsgerichts L&#252;denscheid vom 21. Juni 1974 aufgehoben.</p> <p>Der Rechtspfleger des Amtsgerichts L&#252;denscheid wird angewiesen, den mit Schreiben vom 7. Februar 1974 und in der Urkunde vom 20. Dezember 1973 gestellten Antr&#228;gen auf Eintragung von Nie&#223;brauchsrechten an Gesellschaftsanteilen nach Ma&#223;gabe der folgenden Beschlu&#223;gr&#252;nde stattzugeben.</p> <p></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Gr&#252;nde:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Firma ... in L&#252;denscheid war eingetragene Eigent&#252;merin der in den Grundb&#252;chern des Amtsgerichts L&#252;denscheid von ... Blatt ... und ... und von ... Blatt verzeichneten Grundst&#252;cke. Diese Grundst&#252;cke sind im einzelnen in Ziffer I 1 eines notariellen Vertrages vom 20. Dezember 1973 (Urkundenrolle Nr. 1295/1973 des Notars ... in ...) aufgef&#252;hrt. An der Kommanditgesellschaft sind der Beteiligte zu 1) als pers&#246;nlich haftender Gesellschafter und die Beteiligten zu 2) bis 9) als Kommanditisten beteiligt. Die Gesellschaftsanteile der Beteiligten zu 2) bis 4) sind zu bestimmten Quoten mit Nie&#223;brauchsrechten zugunsten des Beteiligten zu 1), ihres Vaters, die des Beteiligten zu 6) in &#228;hnlicher Weise zugunsten der Beteiligten zu 5), seiner Mutter, und die der Beteiligten zu 8) und 9) zugunsten der Beteiligten zu 7), ihrer Mutter, belastet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In dem erw&#228;hnten notariellen Vertrage vom 20. Dezember 1973 haben die Gesellschafter der Kommanditgesellschaft vereinbart, da&#223; sie die erw&#228;hnten Grundst&#252;cke aus dem Verm&#246;gen der Kommanditgesellschaft ausgliedern und den Gesellschaftern nach dem Verh&#228;ltnis zuteilen, in dem diese am Verm&#246;gen der Kommanditgesellschaft beteiligt sind. Die mit Nie&#223;brauchsrechten an ihren Gesellschaftsanteilen belasteten Gesellschafter der Kommanditgesellschaft haben sich verpflichtet, an den ihnen durch Ausgliederung zugeteilten Grundst&#252;cksanteilen wiederum Nie&#223;brauchsrechte f&#252;r die betreffenden Nie&#223;braucher mit gleich hohen Quoten zu bestellen. Von den ihnen zugeteilten Miteigentumsanteilen an den Grundst&#252;cken hat der Beteiligte zu 1) seine Anteile dem Beteiligten zu 2), die Beteiligte zu 5) ihre Anteile dem Beteiligten zu 6) und die Beteiligte zu 7) ihre Anteile zu gleichen Teilen den Beteiligten zu 8) und 9) geschenkt. Diese Zuteilungen und Schenkungen, letztere sind unter dem Vorbehalt der vollen Nutznie&#223;ung geschehen, haben die Vertragsbeteiligten durch Eigentums&#252;bertragungen auf die Gesellschafter in Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts erf&#252;llt: Auf Grund der Ausgliederung aus der Kommanditgesellschaft und der Schenkungen sind n&#228;mlich als Anw&#228;rter auf das Grundst&#252;ckseigentum mit genau errechneten Anteilen die Beteiligten zu 2) bis 4), 6), 8) und 9) bezeichnet worden, die in dem notariellen Vertrag eine Gesellschaft des b&#252;rgerlichen Rechts gegr&#252;ndet haben, in die die aus dem Verm&#246;gen der Kommanditgesellschaft ausgegliederten Grundst&#252;cke eingebracht worden sind. Die Gesellschafter b&#252;rgerlichen Rechts wiederum sind verpflichtet worden, an ihren Gesellschaftsrechten Nie&#223;brauchsrechte zu bestellen, und zwar die Beteiligten zu 2) bis 4) zugunsten ihres Vaters, des Beteiligten zu 1), im &#220;berlebensfalle auch noch zugunsten ihrer Mutter, der Beteiligte zu 6) zugunsten seiner Mutter, der Beteiligten zu 5), im &#220;berlebensfalle auch noch zugunsten seines Vaters, und die Beteiligten zu 8) und 9) zugunsten ihrer Mutter, der Beteiligten zu 7). Diese Bestellungen sind jeweils auf Lebenszeit durch die Beteiligten vorgenommen worden. In Ziffer I 6 e des Vertrages haben die Beteiligten vereinbart, da&#223; die Nie&#223;brauchsrechte, soweit rechtlich zul&#228;ssig, als Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung in die Grundb&#252;cher der betroffenen Grundst&#252;cke eingetragen werden sollen; die Vertragsbeteiligten haben diese Grundbucheintragungen bewilligt und beantragt. Ziffer I 9 des Vertrages enth&#228;lt bez&#252;glich der Grundst&#252;cke die Auflassungen und die Antr&#228;ge sowie die Bewilligungen f&#252;r die Eintragung der Eigentumswechsel unmittelbar von der Kommanditgesellschaft auf die Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter &#220;berreichung der notariellen Urkunde vom 20. Dezember 1973 und verschiedener anderer Eintragungsunterlagen hat der Urkundsnotar mit Begleitschreiben vom 7. Februar 1974 beim Grundbuchamt unter Hinweis auf &#167; 15 GBO beantragt, den in der Urkunde gestellten Antr&#228;gen (Eintragung der Eigentumswechsel und der Bestellung von Nie&#223;brauchsrechten an den Gesellschaftsanteilen) zu entsprechen. Nachdem der Rechtspfleger des Grundbuchamts bereits in einer Verf&#252;gung vom 1. M&#228;rz 1974 Bedenken gegen die Eintragung der Nie&#223;brauchsrechte "als Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkungen" ge&#228;u&#223;ert und diese in einer weiteren Verf&#252;gung vom 29. April 1974 aufrechterhalten hatte, hat er durch Beschlu&#223; vom 21. Juni 1974 diesen Eintragungsantrag zur&#252;ckgewiesen, da die Bestellung eines dinglichen Nie&#223;brauchs an dem Gesellschaftsanteil einer BGB-Gesellschaft nicht m&#246;glich sei. Der Eigentumswechsel an den Grundst&#252;cken auf die Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts, der nicht an den Vorbehalt des &#167; 16 Abs. 2 GBO gekn&#252;pft war, ist dagegen am 12. Juli 1974 im Grundbuch eingetragen worden. Der Erinnerung der Beteiligten vom 10. Juli 1974 gegen den zur&#252;ckweisenden Beschlu&#223; haben Rechtspfleger und Richter nicht abgeholfen. Das Landgericht hat die als Beschwerde geltende Erinnerung durch Beschlu&#223; vom 4. November 1975 zur&#252;ckgewiesen. Es hat zwar die von den Vertragsbeteiligten vereinbarte Nie&#223;brauchsbestellung an den gesamten aus der Beteiligung an der BGB-Gesellschaft erwachsenden Rechten anerkannt, eine Grundbucheintragung aber dennoch abgelehnt, weil es nach dem Gesellschaftsvertrage bez&#252;glich der Verf&#252;gung &#252;ber Gesellschaftsanteile im Verh&#228;ltnis zu Dritten, die nicht Gesellschafter der ... und gleichzeitig der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts ... seien, bei der Regel des &#167; 719 BGB verbleibe; gutgl&#228;ubiger Erwerb von Gesch&#228;ftsanteilen oder von Anteilen eines Gesellschafters am Grundverm&#246;gen sei auf Grund der Eintragung der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts ausgeschlossen. Gegen die Beschwerdeentscheidung richtet sich die weitere Beschwerde der Beteiligten vom 23. Februar 1976 mit dem Antrage, unter Aufhebung der Vorentscheidungen anzuordnen, da&#223; den Antr&#228;gen auf grundbuchliche Eintragung von Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkungen bez&#252;glich der einger&#228;umten Nie&#223;brauchsrechte stattzugeben sei. Die Beteiligten sind der Auffassung, da&#223; die von der Rechtsprechung entwickelten Grunds&#228;tze &#252;ber die Eintragungsf&#228;higkeit von Pf&#228;ndung, Verpf&#228;ndung oder Nie&#223;brauchsbestellung eines. Erbanteils an einer Erbengemeinschaft, sofern ein Grundst&#252;ck zum Nachla&#223; geh&#246;rt, auch auf die Nie&#223;brauchsbestellung an einem Gesellschaftsanteil anzuwenden seien.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die statthafte und in der rechten Form eingelegte weitere Beschwerde ist begr&#252;ndet, weil die Beschwerdeentscheidung auf einer Verletzung des Gesetzes beruht (&#167; 78 GBO). Das Rechtsmittel f&#252;hrt zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und auf die Erstbeschwerde auch der amtsgerichtlichen Entscheidung vom 21. Juni 1974 und zur Anweisung an das Grundbuchamt, den im Hinblick auf die Nie&#223;brauchsrechte gestellten Eintragungsantr&#228;gen stattzugeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Nie&#223;brauchsbestellung an einem Gesellschaftsanteil einer BGB-Gesellschaft vollzieht sich, auch wenn ein Grundst&#252;ck zum Gesellschaftsverm&#246;gen geh&#246;rt, au&#223;erhalb des Grundbuchs, kann aber im Wege der Berichtigung (&#167;&#167; 894 BGB, 22 Abs. 1 GBO) im Grundbuch eingetragen werden, weil sie eine &#196;nderung der Befugnis, &#252;ber dieses Grundst&#252;ck zu verf&#252;gen, zur Folge hat.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Kl&#228;rung der grundbuchlichen folge einer Nie&#223;brauchsbestellung an einem Gesellschaftsanteil hat das Landgericht im Ausgangspunkt seiner rechtlichen Erw&#228;gungen zutreffend auf die Rechtsgrunds&#228;tze verwiesen, die anl&#228;&#223;lich der Belastung von Miterbenanteilen am ungeteilten Nachla&#223;, also im Rahmen einer anderen Gesamthandsgemeinschaft des b&#252;rgerlichen Rechts, entwickelt worden sind. Nach ganz herrschender Auffassung in Rechtsprechung (RGZ 90, 232 ff.; KGJ 33 A 226 ff.; Beschlu&#223; des Senats vom 19. Februar 1959 - 15 W 54/59 - = JMBLNRW 1959, 110) und Schrifttum (Brand/Schnitzler, Die Grundbuchsachen in der gerichtlichen Praxis, 9. Aufl., Seiten 149, 167 und 223; Ertl in Kuntze/Ertl/Herrmann/Eickmann, Grundbuchrecht Rz. 56 zu &#167; 22 GBO; Meikel/Imhof/Riedel (MIR), Grundbuchrecht, 6. Aufl., Rz. 43 zu &#167; 22 GBO; Palandt/Keidel, BGB, 35. Aufl., Anm. 2 c cc zu &#167; 2033 BGB; Ripfel, NJW 1958, 692; Soergel/Manfred Wolf, BGB, 10. Aufl., Rz. 18 zu &#167; 2033 BGB; Staudinger/Lehmann, BGB, 11. Aufl., Rz. 20 zu &#167; 2033 BGB) kann dann, wenn ein Grundst&#252;ck zum Nachla&#223; geh&#246;rt, die Tatsache einer nach &#167; 2033 Abs. 1 BGB m&#246;glichen Verpf&#228;ndung eines Erbanteils im Wege der Berichtigung im Grundbuch (Abt. II) eingetragen werden, weil die eingetragenen Miterben zur Verf&#252;gung &#252;ber das Grundst&#252;ck der Zustimmung des Pfandgl&#228;ubigers bed&#252;rfen. Die Verpf&#228;ndung des Erbanteils hat die rechtliche Wirkung, da&#223; der davon betroffene Miterbe zugunsten des Pfandgl&#228;ubigers nicht nur in seiner Mitberechtigung am Gesamtnachla&#223;, sondern auch in der Verf&#252;gungsbefugnis hinsichtlich des Nachla&#223;grundst&#252;ckes beschr&#228;nkt ist. Nach &#167; 1276 BGB kann ein verpf&#228;ndetes Recht nur mit Zustimmung des Pfandgl&#228;ubigers durch Rechtsgesch&#228;ft aufgehoben oder in einer das Pfandrecht beeintr&#228;chtigenden Weise ge&#228;ndert werden. Verf&#252;gt ein Miterbe durch Verpf&#228;ndung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 1273, 1274 BGB &#252;ber seinen Miterbenanteil, so scheidet er zwar aus der Mitberechtigung nicht aus, es werden aber sein Anteil an dem gemeinschaftlichen Verm&#246;gen (&#167; 2032 Abs. 1 BGB) und damit seine Befugnis, gemeinsam mit den anderen Miterben &#252;ber einen Nachla&#223;gegenstand zu verf&#252;gen (&#167; 2040 Abs. 1 BGB), zugunsten des Pfandgl&#228;ubigers beschr&#228;nkt. Dessen Pfandrecht unterliegt zwar nur das Anteilsrecht des Miterben an dem ungeteilten Nachla&#223; als einem Inbegriff von Rechten und Pflichten; ein Anteil eines Miterben an einem zum Nachla&#223; geh&#246;renden Grundst&#252;ck kann nach &#167; 2033 Abs. 2 BGB nicht verpf&#228;ndet werden. Es wird aber mindestens als Beeintr&#228;chtigung des Pfandrechts an dem Erbteil angesehen, wenn der verpf&#228;ndende Miterbe das zum Nachla&#223; geh&#246;rende Grundst&#252;ck in Gemeinschaft mit den anderen Miterben ohne Ber&#252;cksichtigung der Verpf&#228;ndung gem&#228;&#223; &#167; 2040 Abs. 1 BGB ver&#228;u&#223;ern oder belasten w&#252;rde. Es w&#252;rde dadurch ein Gegenstand, der von dem verpf&#228;ndeten Anteilsrecht ergriffen wird und <u>ihm</u> mit den anderen Nachla&#223;gegenst&#228;nden Inhalt und Wert verleiht, dem Anteilsrechte entzogen werden oder in seiner Verwertbarkeit eine Einbu&#223;e erleiden (RGZ 90, 232, 236). Auf diesem Grunde kann der Miterbe, der seinen Erbteil verpf&#228;ndet hat, nicht mehr in Gemeinschaft mit den anderen Miterben frei &#252;ber das Grundst&#252;ck verf&#252;gen, sondern bedarf vielmehr dazu der Zustimmung des Pfandgl&#228;ubigers, damit die Verf&#252;gung diesem Gl&#228;ubiger gegen&#252;ber wirksam ist. Das Pfandrecht an dem Erbteil kann - ebenso wie die sich au&#223;erhalb des Grundbuchs mit dinglicher Wirkung vollziehende &#220;bertragung eines Erbteils - im Grundbuch des Nachla&#223;grundst&#252;cks eingetragen werden, damit das eingetragene Gesamteigentum der Miterben hinsichtlich des Anteils des verpf&#228;ndenden Miterben in seiner wirklichen Ausgestaltung (Zustimmungserfordernis des Pfandgl&#228;ubigers bei Verf&#252;gungen) aus dem Grundbuch ersichtlich wird. Es handelt sich also nicht um die Eintragung eines Rechts an dem Grundst&#252;ck, sondern es wird im Grundbuch die <u>Tatsache der Verpf&#228;ndung</u> des Miterbenanteils am Gesamtnachla&#223; wegen der verf&#252;gungsbeschr&#228;nkenden Wirkung des Pfandrechts verlautbart.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Eintragung bedeutet nicht die Wiedergabe einer rechtsgesch&#228;ftlichen Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung, die nach &#167; 137 BGB unzul&#228;ssig w&#228;re. Vielmehr zeigt das Grundbuch eine Folge auf, die sich an die Belastung des Erbteils mit einem dinglichen Recht kn&#252;pft, eine Verminderung der Verf&#252;gungsrechte des Miterben durch die notwendige Mitwirkung des Pfandgl&#228;ubigers (RG, KG, OLG Hamm, Ripfel, jeweils a.a.O.). Die Eintragung der Erbteilsverpf&#228;ndung bewirkt auch keine nach &#167; 2033 Abs. 2 BGB unzul&#228;ssige dingliche Belastung eines Miterbenanteils an dem Nachla&#223;grundst&#252;ck noch eine pfandrechtliche Belastung des Grundst&#252;cks selbst, die nach dem BGB nur durch Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld m&#246;glich w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Auf die Ver&#228;u&#223;erung des Nachla&#223;grundst&#252;cks wirkt sich das Pfandrecht an einem Erbteil im Sinne einer Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung f&#252;r s&#228;mtliche Miterben aus, die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 135, 892 Abs. 1 S. 2, 1276 BG: den gutgl&#228;ubigen Erwerb des Grundst&#252;cks zum Nachteil des Erbteilspfandgl&#228;ubigers ausschlie&#223;t. Personen, die von der Verpf&#228;ndung des Erbteils und der dadurch bewirkten Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung des Miterben keine Kenntnis haben, k&#246;nnten eine Nachla&#223;sache oder ein Recht daran oder ein Recht an einem Grundst&#252;cksrecht frei von dem Erbteilspfandrecht gutgl&#228;ubig erwerben (vgl. &#167;&#167; 892, 932, 936, 1032, 1207 BGB). Wenn die Erbteilsverpf&#228;ndung im Grundbuch eingetragen ist, ist der Pfandgl&#228;ubiger gegen Beeintr&#228;chtigungen des zum Nachla&#223; geh&#246;rigen Grundeigentums gesch&#252;tzt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die <u>Pf&#228;ndung</u> des Erbteils eines Miterben hat dieselben Wirkungen wie die Erbteilsverpf&#228;ndung (&#167;&#167; 859 Abs. 2, 804 ZPO). Auch sie kann daher im Wege der Berichtigung in das Grundbuch des zum Nachla&#223; geh&#246;renden Grundst&#252;cks eingetragen werden, um die gemeinschaftliche Verf&#252;gung der Miterben dem gutgl&#228;ubigen Dritten gegen&#252;ber von der Zustimmung des Pfandgl&#228;ubigers abh&#228;ngig zu machen (BayObLG, NJW 1959, 1780; KG, OLG 12, 366; G&#252;the/Triebel, GBO, 6. Aufl., Seite 1843; Palandt/Keidel, Anm. 2 c cc zu &#167; 2033 BGB; MIR, Rz. 43 zu &#167; 22 GBO; Ripfel, NJW 1958, 692; Soergel/Manfred Wolf, Rz. 18 zu &#167; 2033 BGB).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist auch die Bestellung eines <u>Nie&#223;brauchs</u> an einem Erbteil (&#167; 1069 BGB) eintragungsf&#228;hig. Nach &#167; 1071 BGB kann ein dem Nie&#223;brauch unterliegendes Recht durch Rechtsgesch&#228;ft nur mit Zustimmung des Nie&#223;brauchers aufgehoben werden; gleiches gilt im Falle einer &#196;nderung des Rechts, sofern sie den Nie&#223;brauch beeintr&#228;chtigt. Auch hierbei w&#252;rde es zumindest eine Beeintr&#228;chtigung des Nie&#223;brauchs an dem Erbteil bedeuten, wenn der den Nie&#223;brauch bestellende Miterbe ein zum Nachla&#223; geh&#246;rendes Grundst&#252;ck in Gemeinschaft mit den anderen Miterben ohne Ber&#252;cksichtigung seiner Nie&#223;brauchsbestellung ver&#228;u&#223;ern oder belasten w&#252;rde. Die Tatsache der Nie&#223;brauchsbestellung mu&#223; daher zur Verhinderung gutgl&#228;ubigen Erwerbs aus dem Grundbuch ersichtlich gemacht werden k&#246;nnen. Folgerichtig ist demnach die Auffassung, da&#223; der am Anteil des Miterben am ungeteilten Nachla&#223; bestellte Nie&#223;brauch im Grundbuch eines Nachla&#223;grundst&#252;ckes eingetragen werden kann (RG, DNotZ 1937, 578 zu Nr. 12; Brand/Schnitzler, Seite 233).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die hier dargelegten Rechtsgrunds&#228;tze haben nach der Auffassung des Senats auch dann zu gelten, wenn Gegenstand der Belastung mit einem Pfandrecht oder Nie&#223;brauch nicht der Anteil eines Miterben am ungeteilten Nachla&#223; ist, sondern der <u>Anteil des Gesellschafters am Gesellschaftsverm&#246;gen einer Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts</u> (vgl. dazu &#167; 719 Abs. 1 BGB und Palandt/Thomas, Anm. 1 zu &#167; 717 BGB).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zwischen der Erbengemeinschaft und der BGB-Gesellschaft besteht allerdings ein wesentlicher Unterschied im Hinblick auf die Verkehrsf&#228;higkeit der gesamth&#228;nderischen Verm&#246;gensbeteiligungen der Mitglieder. W&#228;hrend nach &#167; 2033 Abs. 1 BGB als Abweichung von gesamth&#228;nderischen Grunds&#228;tzen jeder Miterbe &#252;ber seinen Anteil an dem Nachlasse verf&#252;gen kann, untersagt &#167; 719 Abs. 1 BGB - &#228;hnlich wie &#167; 1419 Abs. 1 BGB dem Ehegatten im G&#252;terstand der G&#252;tergemeinschaft - dem Gesellschafter eine Verf&#252;gung &#252;ber seinen Anteil an dem Gesellschaftsverm&#246;gen. Die &#167;&#167; 717, 719 BGB sind nach durchweg anerkannter Auffassung jedoch nachgiebiges Recht (Erman/Ronke, BGB 6. Aufl., Rz. 5 zu &#167; 1069 BGB; Palandt/Bassenge, Anm. 4 b zu &#167; 106 BGB; Soergel/Baur, Rz. 7 zu &#167; 1068 BGB; Staudinger/Spreng, Rz. 3 zu &#167; 1069 BGB). Sieht es der Gesellschaftsvertrag vor oder sind die Gesellschafter damit einverstanden, da&#223; der Gesellschaftsanteil &#252;bertragen oder belastet wird, so kann nach dieser Auffassung, der auch der Senat zustimmt, ein Nie&#223;brauch an dem Gesellschaftsanteil bestellt werden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Innerhalb der Urkunde vom 20. Dezember 1973 ist zwar nach &#167; 11 des mitbeurkundeten Gesellschaftsvertrages die Belastung von Gesellschaftsanteilen mit Rechten Dritter (Pfandrecht, Nie&#223;brauch) ausgeschlossen worden. &#167; 16 sieht demgegen&#252;ber zur Erhaltung gleichm&#228;&#223;iger Beteiligung der Gesellschafter an der Gesellschaft b&#252;rgerlichen Rechts und am Kapital der Kommanditgesellschaft die Abtretung von Gesellschaftsanteilen oder Teilen von solchen vor. Wesentlich ist aber, da&#223; in dem Vertrag vom 20. Dezember 1973 die Gesellschaftsanteile der Gesellschafter b&#252;rgerlichen Rechts mit deren Zustimmung mit Nie&#223;brauchsrechten zugunsten der Elterngeneration belastet worden sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Belastung mit Nie&#223;brauchsrechten darf auch hier &#167; 1071 BGB nicht &#252;bersehen werden, wonach ein dem Nie&#223;brauch unterliegendes Recht durch Rechtsgesch&#228;ft nur mit Zustimmung des Nie&#223;brauchers aufgehoben oder in einer den Nie&#223;brauch beeintr&#228;chtigenden Weise ver&#228;ndert werden kann (vgl. f&#252;r das Pfandrecht &#167; 1276 BGB). Entsprechend den f&#252;r die Belastung eines Erbanteils entwickelten Grunds&#228;tzen w&#252;rde es aber zumindest eine Beeintr&#228;chtigung des Nie&#223;brauchs bedeuten, wenn die Gesellschafter b&#252;rgerlichen Rechts ohne Zustimmung des Nie&#223;brauchers &#252;ber einen zum Gesellschaftsverm&#246;gen geh&#246;renden Gegenstand verf&#252;gen k&#246;nnten. Erst die Einzelgegenst&#228;nde verleihen auch hier dem mit dem Nie&#223;brauch belasteten Anteilsrechte am Gesellschaftsverm&#246;gen Inhalt und Wert. Eine Verf&#252;gung &#252;ber die Einzelgegenst&#228;nde ohne Zustimmung des Nie&#223;brauchers k&#246;nnte zur Aush&#246;hlung des Nie&#223;brauchs f&#252;hren. Deshalb kann die durch Gesellschaftsvertrag oder durch Einverst&#228;ndnis der Gesellschafter erm&#246;glichte Nie&#223;brauchbestellung an dem Gesellschaftsanteil - dem Anteil am Gesellschaftsverm&#246;gen als einem Inbegriff von Sachen und Rechten (vgl. Palandt/Thomas, Anm. 1 zu &#167; 719 BGB) - im Grundbuch der zum Gesellschaftsverm&#246;gen geh&#246;renden Grundst&#252;cke berichtigend (auf Grund Nachweises nach &#167; 22 GBO oder einer Bewilligung nach &#167; 19 GBO) eingetragen werden, weil die Eintragung des Nie&#223;brauches an dem Gesellschaftsanteil verh&#252;ten kann, da&#223; der Nie&#223;braucher durch gutgl&#228;ubigen Grundst&#252;ckserwerb eines Dritten eine Beeintr&#228;chtigung seines Rechtes erleidet.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen die Eintragbarkeit der Belastung eines Gesellschaftsanteils wird geltend gemacht, die f&#252;r die Erbengemeinschaft entwickelten Rechtsgrunds&#228;tze k&#246;nnten nicht auf die BGB-Gesellschaft angewendet werden, weil f&#252;r den Gesellschafter gem&#228;&#223; &#167; 719 BGB eine Verf&#252;gung &#252;ber den Gesellschaftsanteil ausgeschlossen sei, w&#228;hrend der Miterbe nach &#167; 2033 BGB &#252;ber seinen Nachla&#223;anteil verf&#252;gen k&#246;nne (AG Ahrensburg, B&#252;ro 1964, 844; Stein/Jonas/M&#252;nzberg, ZPO, 19. Aufl., Anm. I 2 zu &#167; 859 ZPO). Deshalb wird auch die Eintragung der nach &#167; 859 Abs. 1 ZPO m&#246;glichen Pf&#228;ndung des Anteils eines Gesellschafters an dem Gesellschaftsverm&#246;gen einer BGB-Gesellschaft abgelehnt (vgl. au&#223;er AG Ahrensburg und Stein/Jonas/M&#252;nzberg, jeweils a.a.O., ferner: OLG Dresden, SeuffA 64, 248; Baumbach/Lauterbach/Hartmann, ZPO, 34. Aufl., Anm. 1 B b zu &#167; 859 ZPO; Z&#246;ller/Scher&#252;bl, ZPO, 11. Aufl., Anm. 1 b zu &#167; 859 ZPO). Demgegen&#252;ber bejaht eine andere Auffassung in Rechtsprechung und Schrifttum die berichtigende Eintragung der Pf&#228;ndung eines Gesellschaftsanteils im Grundbuch (KG, DNotV 1928, 575 = HRR 1927 Nr. 2181; G&#252;the/Triebel, GBO, 6. Aufl., Seite 1843; MIR, Rz. 44 zu &#167; 22 GBO).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieses Gegenargument &#252;berzeugt aber nicht. F&#252;r die Grundbucheintragung ist die Verkehrsf&#228;higkeit des Gesellschaftsanteils allein insoweit notwendig, als sie Voraussetzung f&#252;r die Belastung des Anteils mit einem Pfandrecht oder einem Nie&#223;brauch ist. Diese Verkehrsf&#228;higkeit ist entweder kraft Gesetzes (&#167; 859 Abs. 1 ZPO) gegeben oder gegen das Gesetz (&#167; 719 Abs. 1 BGB) durch Gesellschaftsvertrag oder Einverst&#228;ndnis der Gesellschafter herbeizuf&#252;hren. Die Eintragung einer Belastung des Gesellschaftsanteils soll ihre eigentliche Wirkung nicht bei Verf&#252;gungen &#252;ber Nachla&#223;- oder Gesellschaftsanteile entfalten, sondern sie soll gutgl&#228;ubigen Erwerb bei <u>Verf&#252;gungen &#252;ber ein Grundst&#252;ck</u>, das zu dem jeweiligen Gesamtverm&#246;gen geh&#246;rt, verhindern. Insofern mu&#223; auch die Bestellung eines Nie&#223;brauchs am Gesellschaftsanteil in Abteilung II des Grundbuchs eingetragen werden k&#246;nnen, weil sich der betroffene Gesellschafter an einer Verf&#252;gung &#252;ber das Grundst&#252;ck nur mit Zustimmung des Nie&#223;brauchers beteiligen kann, bei Nichteintragung der Nie&#223;brauchsbestellung aber eine Rechtsbeeintr&#228;chtigung durch Gutglaubensschutz drohen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auf Grund des Vertrages vom 20. Dezember 1973 sind Gesellschafter der BGB-Gesellschaft die Beteiligten zu 2) bis 4), 6), 8) und 9), Nie&#223;braucher an den Anteilen zun&#228;chst die Beteiligten zu 1), 5) und 7) in bestimmtem Umfange. Ohne R&#252;cksicht auf den Umstand, da&#223; &#167; 16 des Gesellschaftsvertrages nur eine beschr&#228;nkte weitere &#220;bertragungsm&#246;glichkeit der Gesellschaftsanteile vorsieht, k&#246;nnten die Gesellschafter &#252;ber Grundst&#252;cke des Gesellschaftsverm&#246;gens zugunsten Dritter verf&#252;gen und die Nie&#223;braucher k&#246;nnten den gutgl&#228;ubigen Erwerb von Rechten Dritter an den Grundst&#252;cken nicht verhindern, wenn die Bestellung des Nie&#223;brauchs am Gesellschaftsanteil im Grundbuch nicht eingetragen w&#228;re. Das Grundbuch lie&#223;e ohne eine solche Eintragung die Gesellschafter, die gem&#228;&#223; &#167; 1071 Abs. 2 BGB bei beeintr&#228;chtigenden Verf&#252;gungen an die Zustimmung der Nie&#223;braucher gebunden sind, als unbeschr&#228;nkt verf&#252;gungsberechtigte Gesamthandseigent&#252;mer erscheinen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat diese Rechtslage verkannt. Es hat unzutreffend die Eintragung der Nie&#223;brauchsrechte an den Gesellschaftsanteilen deshalb abgelehnt, weil der Vertrag vom 20. Dezember 1973 einen gutgl&#228;ubigen Erwerb von Gesellschaftsanteilen - auf Grund welcher Gesetzesbestimmung ? - oder von Anteilen eines Gesellschafters am Grundverm&#246;gen - eine Verf&#252;gung &#252;ber solche Anteile w&#228;re auf Grund der gesamth&#228;nderischen Bindung in &#167; 719 Abs. 1 BGB ohnehin gem&#228;&#223; &#167; 134 BGB nichtig (Palandt/Thomas, Anm. 2 c zu &#167; 719 BGB - durch Dritte nicht vorsehe.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Diese Gesetzesverletzung f&#252;hrt zur Aufhebung der Beschwerdeentscheidung. Der Senat ist nicht gehalten, die Sache gem&#228;&#223; &#167; 79 Abs. 2 GBO dem Bundesgerichtshof vorzulegen. Zwar hat das OLG Dresden (SeuffA 64, 248) zum Ausdruck gebracht, da&#223; die Pf&#228;ndung des Gesellschaftsanteils nicht eintragungsf&#228;hig sei. Ob angesichts der zu beurteilenden verschiedenen Rechtsvorg&#228;nge (Pf&#228;ndung oder Nie&#223;brauchsbelastung des Gesellschaftsanteils) &#252;berhaupt ein Abweichen von der Rechtsansicht des OLG Dresden im Sinne des &#167; 79 Abs. 2 GBO zu bejahen sein wird, kann hier dahingestellt bleiben. Jedenfalls beruht die Entscheidung des OLG Dresden nicht auf der anderen Beurteilung der Rechtsfrage (Horber, GBO, 13. Aufl., Anm. 3 B a zu &#167; 79 GBO; Kuntze in KEHE, Rz. 18 zu &#167; 79 GBO), da Gegenstand der Entscheidung tats&#228;chlich nicht die Pf&#228;ndung eines Gesellschaftsanteils war, sondern nur die des Anspruchs auf Auseinandersetzung und auf das Auseinandersetzungsguthaben. Des weiteren k&#246;nnte noch auf die Auffassung verwiesen werden, wonach abweichende Entscheidungen eines Oberlandesgerichts aus dem jetzigen Gebiet der DDR nicht zur Vorlage n&#246;tigen (Horber, Anm. 3 B b zu &#167; 79 GBO; Kuntze in KEHE, Rz. 8 zu &#167; 79 GBO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsansicht des Senats erweist sich daher die erste Beschwerde als begr&#252;ndet, so da&#223; auch der zur&#252;ckweisende Beschlu&#223; des Rechtspflegers aufzuheben ist. Der Rechtspfleger wird die beantragten Eintragungen einer Nie&#223;brauchsbestellung an den Gesellschaftsanteilen vorzunehmen haben. Das wird allerdings hinsichtlich der aufschiebend bedingten Nie&#223;brauchsrechte zugunsten der Ehegatten der Beteiligten zu 1) und 5) erst geschehen k&#246;nnen, wenn dem Grundbuchamt die entsprechenden Willenserkl&#228;rungen dieser Ehegatten in grundbuchlicher Form nachgewiesen sind. Der Grundbuchbeamte darf nicht an der Herbeif&#252;hrung einer unrichtigen Eintragung mitwirken, wenn er auf Grund bestimmter Anhaltspunkte begr&#252;ndete Zweifel am Vorliegen der Eintragungsvoraussetzungen hat (vgl. etwa Ertl in KEHE, Rz. 111 Einl.). An der Nie&#223;brauchsbestellung zu ihren Gunsten im Vertrag vom 20. Dezember 1973 haben die Ehegatten der Beteiligten zu 1) und 5) entgegen &#167; 1069 BGB nicht mitgewirkt. Dingliche Vertr&#228;ge auf Begr&#252;ndung von Rechten f&#252;r einen Dritten entsprechend &#167;&#167; 328 ff. BGB werden von der Rechtsprechung abgelehnt (vgl. Palandt/Heinrichs, Einf. 5 c vor &#167; 328 BGB; Erman/H.P. Westermann, Rz. 2 f. zu &#167; 328 BGB; jeweils mit Nachweisen). An der Entstehung der durch den Tod der Beteiligten zu 1) und 5) aufschiebend bedingten Nie&#223;brauchsrechte bestehen daher begr&#252;ndete Zweifel. Diesen Zweifeln wird der Rechtspfleger des Grundbuchamts vor Eintragung der Nie&#223;brauchsrechte an den Gesellschaftsanteilen f&#252;r diesen Teilbereich aufschiebend bedingter Rechte durch Erla&#223; einer Zwischenverf&#252;gung gem&#228;&#223; &#167; 18 GBO Rechnung tragen m&#252;ssen.</p>
316,050
olgk-1976-12-15-2-wlw-276
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2 WLw 2/76
1976-12-15T00:00:00
2019-03-13T15:21:43
2019-03-27T09:41:33
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1976:1215.2WLW2.76.00
<h2>Tenor</h2> <p>Unter Aufhebung des angefochtenen Beschlusses wird zu dem von Notar E in T am 29.August 1975 unter UR.-Nr.1316/1975 beurkundeten Kaufvertrag die Genehmigung nach dem Grundst&#252;cksverkehrsgesetz erteilt.</p> <p>Die Gerichtskosten des Verfahrens beider Instanzen hat der K&#228;ufer zu tragen.</p> <p>Eine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten findet nicht statt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Durch den vorgenannten notariellen Vertrag hat der Beteiligte zu 1) von der Beteiligten zu 2) das im Grundbuch von X, Blatt 9xx, eingetragene Grundst&#252;ck Flur x, Nr.3xx, Gr&#252;nland, Streuwiese, Die Eisbachswiese, gro&#223;0526 ha, zum Preise von 61.000 DM gekauft. Die zu dem Vertrag erbetene Genehmigung nach dem Grundst&#252;cksverkehrsgesetz ist vom Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kreisstelle S-Kreis der Landwirtschaftskammer S2 durch Bescheid vom 25.September 1975 versagt worden, weil der beabsichtigte Erwerb eine ungesunde Verteilung des Grund und Bodens bedeuten w&#252;rde und der vereinbarte Kaufpreis in einem groben Mi&#223;verh&#228;ltnis zum wirklichen Wert des Grundst&#252;cks stehe.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Gegen den ihm am 29.September 1975 zugestellten Bescheid hat der Beteiligte zu 1) am 10.0ktober 1975 Antrag auf</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">gerichtliche Entscheidung gestellt. Vom Landwirtschaftsgericht sind zwei hauptberufliche Landwirte als Zeugen &#252;ber ihr Erwerbsinteresse geh&#246;rt worden. Danach hat das Landwirtschaftsgericht durch Beschlu&#223; vom 5.Dezember 1975 die Genehmigung ebenfalls versagt, jedoch nur mit der Begr&#252;ndung, da&#223; der Erwerb des Grundst&#252;cks durch den Beteiligten zu 1) als Nichtlandwirt zu einer ungesunden Verteilung des Grund und Bodens f&#252;hren w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Beteiligte zu 1) hat gegen den ihm am 24.Dezember 1975 zugestellten Beschlu&#223; des Landwirtschaftsgerichts am 5. Januar 1976 sofortige Beschwerde erhoben. Zur Begr&#252;ndung hat er unter anderem vorgebracht, das hier fragliche Grundst&#252;ck liege im Bereich des erweiterten Fl&#228;chennutzungsplanes der Stadt L f&#252;r das Wochenendhausgebiet Q und werde daher in absehbarer Zeit anderen Zwecken als der landwirtschaftlichen Nutzung zugef&#252;hrt. Die Genehmigungsbeh&#246;rde hat ein Schreiben der Stadtverwaltung L vom 8. Juni 1976 vorgelegt, aus dem sich ergibt, da&#223; der Regierungspr&#228;sident in L2K&#246;ln die Erweiterung des Fl&#228;chennutzungsplanes mit Verf&#252;gung vom 30. M&#228;rz 1976 genehmigt und dabei auf die Notwendigkeit der Aufstellung eines Behauungsplanes hingewiesen hat. Wegen der Aufstellung des Bebauungsplanes ist am 16. November 1976 ein Beh&#246;rdenanh&#246;rungstermin durchgef&#252;hrt worden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat der Beteiligte zu 1) beantragt, den Kaufvertrag &#252;ber das Grundst&#252;ck zu genehmigen. Die Beteiligte zu 2) hat beantragt, die Beschwerde zur&#252;ckzuweisen. Die Vertreter der Genehmigungsbeh&#246;rde und der Landwirtschaftskammer haben zu den Antr&#228;gen der Beteiligten Stellung genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die sofortige Beschwerde des Beteiligten zu 1) ist an sich statthaft sowie form- und fristgerecht eingelegt worden (&#167;&#167; 9, 22 Abs.1 LwVG, 21, 22 Abs.1 FGG). Auch in der Sache konnte ihr der Erfolg nicht verwehrt werden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach dem von der Genehmigungsbeh&#246;rde vorgelegten Schreiben der Stadtverwaltung L ist davon auszugehen, da&#223; das hier in Rede stehende Grundst&#252;ck im Bereich des rechtskr&#228;ftigen Fl&#228;chennutzungsplanes f&#252;r das Wochenendhausgebiet Q liegt. Das hat zwar nicht die Genehmigungsfreiheit des Kaufvertrages zur Folge, weil diese unter den Voraussetzungen des &#167; 4 Nr.4 GrdstVG erst mit dem Vorliegen eines Bebauungsplanes eintreten w&#252;rde. Da die Stadt L aber, wie die Durchf&#252;hrung des Beh&#246;rdenanh&#246;rungstermins vom 16. November 1976 zeigt, mit der Aufstellung des Bebauungsplanes bereits begonnen hat, kann die abzusehende k&#252;nftige Entwicklung bei der Entscheidung &#252;ber den Genehmigungsantrag des Beteiligten zu 1) nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Der Wert des Grundst&#252;cks f&#252;r die landwirtschaftliche Nutzung ist schon jetzt erheblich beeintr&#228;chtigt, und zwar gleichg&#252;ltig, wann und in welchem Umfang seine Bebauung erfo]gt. Das Grundst&#252;ck wird k&#252;nftig auf jeden Fall in unmittelbarer N&#228;he von Wochenendh&#228;usern liegen. Eine derartige Lage bringt aber, wie dem Senat durch die Sachkunde der ehrenamtlichen Richter bekannt ist, bei der landwirtschaftlichen Nutzung so viele Erschwernisse mit sich, da&#223; die Einbeziehung des Grundst&#252;cks in einen hauptberuflich und planm&#228;&#223;ig gef&#252;hrten landwirtschaftlichen Betrieb kaum lohnend erscheint. Daraus ergibt sich die Ungeeignetheit des Grundst&#252;cks sowohl zur Sicherung eines einzelnen landwirtschaftlichen Betriebes als auch zur Verbesserung der allgemeinen Agrarstruktur.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Beide Ziele werden jedoch mit dem Gesetz &#252;ber Ma&#223;nahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und zur Sicherung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe (Grundst&#252;cksverkehrsgesetz) verfolgt, das in &#167; 9 Abs.1 Nr.1 die Versagung der Genehmigung ausdr&#252;cklich davon abh&#228;ngig macht, da&#223; Tatsachen vorliegen, die dem beabsichtigten Verkauf das Merkmal einer ungesunden Verteilung des Grund und Bodens verleihen. Dieser unbestimmte Rechtsbegriff bedarf der Ausf&#252;llung entsprechend dem Zweck des Gesetzes, so da&#223; als ungesunde Verteilung des Grund und Bodens ein solcher Eigentumswechsel anzusehen ist, der den Zielen des Gesetzes zuwiderl&#228;uft. Davon kann aber keine Rede sein, wenn, wie hier, ein Nichtlandwirt ein Grundst&#252;ck erwirbt, das f&#252;r die landwirtschaftliche Nutzung nur noch einen geringen Wert besitzt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf die ver&#228;nderten tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse mu&#223;te daher der angefochtene Beschlu&#223; aufgehoben und zu dem Kaufvertrag die Genehmigung nach dem Grundst&#252;cksverkehrsgesetz erteilt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die Gerichtskosten beruht auf &#167; 44 Abs. LwVG in Verbindung mit der im Kaufvertrag getroffenen Kostenregelung.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eine Anordnung zur Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten nach &#167; 45 Abs.l Satz 1 LwVG war nicht veranla&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert: 61.000 DM</p>