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Mit Grenzgängen zwischen Schlager und Subversion zählen Fuzzman und die Singin' Rebels zu den besten Bands des Landes. Jetzt gibt es ein neues Album, neue Hemden und eine Österreichtour. Wien – Landläufig herrscht Konsens darüber, dass der menschliche Körper Winkel aufweist, die Sonnenstrahlen nicht ohne erheblichen, das Ansehen einer Person nicht gerade hebenden Aufwand erreichen. Schon das Einbeziehen der fernen Sonne für so ein all zu nahes Dunkel verdeutlicht unsere Schamhaftigkeit. Wiewohl wir sie alle haben, sprechen wir nicht gerne über diese Stellen. In diese Tabuzone wagen sich aus dem gesellschaftlich anerkannten Bereich nur der deutsche Schlager und Proktologen. In dieser Reihenfolge. Die Schamlosigkeit des Schlagers überwindet selbst diese Grenze. Schlager bedeutet Härte, im Geben wie im Nehmen. Herwig Zamernik kokettiert als Fuzzman mit dem Fach. Und er interpretiert es mehrdeutig. Im Verband mit den Singin Rebels besingt der Kärntner Musiker und Produzent die kleinen und großen Dinge des Lebens. Die Liebe, Enttäuschungen, den Damenschwips, die Anbahnung zwischen den Geschlechtern, mögliche und unmögliche Leute. Eben hat Fuzzman mit den Rebels ein neues Album veröffentlicht und ist damit ab heute auf Österreichtournee. Darauf befindet sich das Lied Die Sonne und das Glück. Zu Fünf-Uhr-Tee-Groove singt Fuzzman in schmeichelndem Idiom Texte wie Weil dir die liebe Sonne aus dem Arsch scheint / hältst du ihn hin / und leuchtest mir den Weg ins Glück. Im Gepasche einer Carmen-Nebel-Show würden diese Zeilen wahrscheinlich gar nicht auffallen, zumal die vier Herren so adrett gekleidet sind. Erst wer genau hinschaut, erkennt auf den bunten Hemden und den reinweiß wirkenden Hosen Spuren menschlicher Schwachstellen: Flecken verschiedener Provenienz, geplatzte Nähte, Fadenscheiniges. Vom Geruch ganz zu schweigen. So ist es auch mit der Musik von Fuzzman. Er spielt eine Art Subversionsschlager. Immer knapp neben der Spur betrachtet er vermeintlich harmlose Themen gerne leicht verdreht. Mit falschem Lächeln serviert er echte Frechheiten. Das kennt man aus der Politik, ist aber in Fuzzmans Fall schöne Kunst, weil sie, im Gegensatz zur Politik, ohne betrügerische Absicht dargebracht wird. Wir sind hier im Unterhaltungsfach, und dorthin flieht man vor der Wirklichkeit. In der Scheinwelt des Schlagers empfangen elende Alleinunterhalter ihre dankbaren Opfer, und dort lehnt auch Fuzzman an der Bar. Man hat ihm irrtümlich Einlass gewährt. Irgendwie entspricht er ja. In dieser Begegnungszone empfängt er sexy Signale und gesteht seinerseits, ich möchte sexy sein mit dir. Er begibt sich auf Grenzgänge zwischen Gefühlen und Floskeln, die die Rebels mit wimmernder Orgel und billigen Rhythmen begleiten. Die Ergebnisse dieser Ausflüge zählen zum Originellsten, das Österreich musikalisch zu bieten hat. Zamernik balanciert am Abgrund. Dabei tänzelt er hin und wieder ins ernste Fach und schiebt eine Ballade wie Strassenhund aus dem Handgelenk. Dort kolonivitst die Orgel zwar beträchtlich, aber natürlich zählt auch in diesem Fall die Kunst des Zitats. Mit großer Verve setzt sich diese Band zwischen die Stühle. Manche Lieder klingen wie Indie-Hits, sind aber zu raffiniert für die einfach gestrickte Klientel. In anderen überschreitet Fuzzman für den Flow des Songs die Sprachgrenzen und verfällt für ein paar Zeilen ins Englische. Lässig, locker. Ein cooler Hund, dem seine Band immer dann einen zärtlichen Rempler gibt, wenn er Gefahr läuft, berechenbar zu werden. Das passiert selten. Mit der Band Wanda und dem Nino aus Wien spielen Fuzzman und die Singin Rebels im Herbst auf einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer. Fuzzman und seine Rebellen werden sie alle in die Tasche stecken. Die Mitstreiter und das Publikum.
8Kultur
Schließt aus Tarnung der Waffe und "Intellektuellen-Look": "Standard-Leser". Wien – Intellektuellen-Look und eine Ausgabe des STANDARD veranlassten Österreich zur Schlagzeile: Standard-Leser überfiel Post-Filiale in Wien. Nun fällt Medienkonsum, jedenfalls jener des STANDARD, – im Gegensatz zu weniger legalen Tätigkeiten – nicht unter die medienrechtlich gebotene Unschuldsvermutung. Wenn Österreich STANDARD-Lektüre aber so wesentlich erscheint: Mit mutmaßlicher STANDARD-Leser hätte sich die Zeitung die durchaus realistische Möglichkeit offengehalten, dass sich der Mann zwar im Besitz einer STANDARD-Ausgabe befand und diese äußerst missbräuchlich verwendete, um eine Waffe unauffällig in eine Postfiliale zu bringen, sie aber ebenso wenig gelesen hatte wie sonst eine Ausgabe dieser Zeitung, selbst wenn er einen Intellektuellen-Look zu schätzen scheint – auch der könnte natürlich gewiefte Tarnung sein. Bevor nun jemand jene 1,188 Millionen Menschen*, die laut Media-Analyse zumindest einmal pro Woche eine Ausgabe STANDARD lesen oder durchblättern (andersgeartete Verwendung wird hier nicht abgefragt) pauschal verdächtigt, möchte derStandard.at/Etat gerne noch ein paar nähere Hinweise auf den mutmaßlichen Täter und – womöglichen – STANDARD-Leser auf Abwegen liefern (hier endet die Ironie): Für zielführende Hinweise, die zur Ausforschung des Tatverdächtigen führen, ist eine Belohnung von 2.000 Euro ausgelobt. Sachdienliche Hinweise werden vom Landeskriminalamt Wien, Ermittlungsdienst, Journal unter der Telefonnummer 01-31310-33230 entgegengenommen und vertraulich behandelt. Eine Angestellte erlitt bei dem Überfall einen Schock und musste psychologisch betreut werden.
6Etat
Analysten raten, sich mehr auf iPad, iPhone und Apple Watch zu konzentrieren. Sie befürchten eine Überforderung. Apples Ziel ist klar: In jeder Produktkategorie, in der man eigene Produkte anbiete, wolle man der Beste sein. Diese Losung gab Apple-CEO Tim Cook in mehreren Interviews vor. Doch mittlerweile sind es eben immer mehr Sparten, in denen sein Konzern mitmischt: Apple stellt Computer her, ist einer der größten Smartphone-Produzenten der Welt, verkauft iPads und jetzt auch eine Apple Watch. Außerdem steigt man mit Apple Music ins Streaming-Geschäft ein, gerüchteweise baut man auch emsig an einem Elektroauto und einem Videostreaming-Dienst. Für Analysten ist der Apple-Bogen nun schon weit gespannt – und droht zu reißen: Denn Firmen können laut Wall Street Journal meistens maximal zwei, drei Produktkategorien gleichzeitig beherrschen. Das sieht man etwa an Google (Suchmaschinen/Android) und Amazon (Handel/Cloud). Die Liste lässt sich fortführen. Apple hält nun aber bei fünf Kategorien (zählt man Apple Music statt des iPods) und werkelt an zwei weiteren. Zeit, den Blick in die Zukunft zu wagen und vielleicht auch zu reduzieren. Dabei sticht vor allem die Mac-Sparte ins Auge. Zwar machen Macs noch immer neun Prozent der Apple-Erlöse aus und sind der Marke insgesamt sehr nützlich – doch die PC-Branche ist insgesamt im Sterben begriffen. Außerdem herrscht eine harte Konkurrenz vor. iMacs und Macbooks verschlingen Apple-intern Ressourcen: Mit OS X gibt es etwa ein eigenes Betriebssystem nur für Rechner. Das Wall Street Journal fordert Apple nun auf, die Mac-Sparte fallenzulassen und dort beschäftigte Mitarbeiter an zukunftsreicheren Produkten arbeiten zu lassen. Tatsächlich scharrt das iPad schon in den Startlöchern, um das Macbook zu ersetzen. Auch iOS und OS X gleichen sich immer mehr an. Prinzipiell steckt die Menschheit momentan schon tief in der Post-PC-Ära, in der mobile Geräte das Sagen haben. Apple hat hier mit dem iPhone ja eine hervorragende Position. Doch im Cloud-Bereich hinkt der Konzern immer noch hinterher, obwohl Steve Jobs iCloud bereits 2011 eingeführt hatte. Zeit also, sich darauf zu konzentrieren – Hersteller von (hochwertigen) Laptops und Standrechnern gibt es ohnehin noch zur Genüge.
0Web
Mit neuen Paketboxen kämpft die Post um Kundschaft. Um Vertragsbedienstete zum Abschied zu bewegen, verdoppelt sie ihren Sozialplan. Wien – Die teilstaatliche Post bringt ihren über 50-Jährigen dieser Tage spezielle Briefe: Post-Bedienstete, die sich entscheiden, ihren Arbeitsplatz bis Ende Dezember aufzugeben, bekommen die Abfertigung ordentlich aufgestockt. Laut einem Einladungsbrief an Mitarbeiter zwischen 50 und 56 Jahren, der dem STANDARD vorliegt, lockt die Post Bedienstete, die länger als zehn Jahre im Unternehmen sind, mit bis zu 45 Bruttomonatsbezügen an freiwilliger Abfertigung zuzüglich der gesetzlichen Abfertigung. Beim Übertritt in die Arbeitsstiftung kommen weitere 5.000 Euro dazu. Eine 54-jährige Postlerin kommt auf diese Weise nach dreißigjähriger Dienstzeit auf 36 Monatsentgelte Abfertigung (zwölf sind gesetzlich vorgeschrieben) plus neun Monatsentgelte, die bis zur Pensionierung anfallen würden – zuzüglich 5.000 Euro für den Übertritt in die beim Arbeitsmarktservice 2010 eingerichtete Stiftung. Was sich die gelbe Post diesen Turbo kosten lässt, war am Donnerstag ebenso wenig zu erfahren wie die erhoffte Zahl an Dienstnehmern, die diesen Golden Handshake in Anspruch nehmen. Laut Insidern werden 1.500 Mitarbeiter adressiert, 150 allein in Oberösterreich. Rationalisierungsbedarf gebe es überall im Unternehmen, die Mengenrückgänge seien evident, sagt die Post. Dem Vernehmen nach gibt es insbesondere im Filialnetz Personalüberhang, was nach Filialschließungen (wurden durch Postpartner ersetzt) auf der Hand liegt. Ob der aufgestockte Sozialplan ein Turbo für die Verabschiedung von Mitarbeitern wird, stehe in den Sternen, heißt es in der Belegschaftsvertretung, die darauf verweist, dass es sich um einen nichtzustimmungspflichtigen Anreiz handle, der allein vom Dienstgeber ausgehe und auf Freiwilligkeit beruhe. Niemand kann und darf gezwungen werden, sagt Zentralausschussvorsitzender Helmut Köstinger auf STANDARD-Anfrage. Dass ausgerechnet die mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Post ältere Arbeitnehmer aus dem Unternehmen bugsieren will, gefällt mir auch nicht, aber das ist eine moralische Frage, gibt sich Köstinger pragmatisch. Die Post verfügt über 91 Millionen Euro an Rückstellungen für Personalmaßnahmen; aus diesem Topf werden auch Prämien, etwa für das Weihnachtsgeschäft, bezahlt. Nicht zu verwechseln mit dem Topf für Personalunterauslastung für Beamte, deren Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde. Von ihnen gibt es aktuell rund 450, die Vorsorgen wurden um 2,9 auf 187 Millionen Euro erhöht. Letzteres egalisierte sich durch Zinsanpassungen, die zu einem rechnerischen Gewinn von 5,2 Millionen Euro führten und 3,4 Millionen Euro ins Ergebnis spülten. Apropos: Das laufende Geschäft lief – auch dank der Wiener Landtagswahl – zufriedenstellend, die Wien-Wahl war ein Highlight, sagte Post-Chef Georg Pölzl bei Vorlage der Neunmonatszahlen. Die Post hat im dritten Quartal mehr verdient. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg von 33,8 auf 38,7 Millionen Euro, der Umsatz von 560,8 auf 573,4 Millionen Euro. Von fünf Sorgenkindern im Ausland wurden vier (mit leichten Verlusten) verkauft. Einzig der deutsche Expresszusteller Trans-o-flex harrt noch einer Zukunftslösung. Der Briefumsatz legte bis 30. September um 0,4 Prozent zu, das Paketgeschäft um 2,5 Prozent. Im heißumkämpften Privat-Paket will sich die Post ihre 77 Prozent Marktanteil sicher nicht kampflos abjagen lassen, wie Pölzl versichert. Neue Selbstbedienungsboxen in Wohnhäusern und Landabgabekästen sollen die Zustellung vereinfachen. Ab 2016 will man auch für Haushalte gesicherte Abgabefächer (für eingeschriebene Briefe und kleine Pakete) anbieten. Im noch immer tragenden Briefsektor erlaubt das soeben reformierte Postgesetz langsamere Briefzustellung (Zustellung binnen vier Tagen). Sie sind nur für Behörden und Unternehmen gedacht, die zeitunkritische Rechnungen oder Bescheide verschicken, versichert Pölzl. Der gemeine Standardbrief für Privatkunden komme auch künftig am Tag nach der Abgabe beim Postamt beim Empfänger an.
3Wirtschaft
Moser hatte Zweitgehalt kritisiert – OGH entschied: Freie Meinungsäußerung ausgeübt. Wien – Ein Rechtsstreit zwischen dem früheren Patentamtschef Friedrich Rödler und der Grünen Abgeordneten Gabriela Moser ist nun entschieden: Rödler ist mit seiner Klage gegen Moser wegen deren kritischen Äußerungen über Rödlers Zweitgehalt vor dem Obersten Gerichtshof (OGH) abgeblitzt, geht aus dem der APA vorliegenden OGH-Urteil hervor. Rödler muss Moser 9.237 Euro Verfahrenskosten ersetzen. Stein des Anstoßes war eine Sachverhaltsdarstellung Mosers bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die sie nach einem Rechnungshofbericht zum Patentamt einbrachte. Darin thematisierte sie, dass Rödler zusätzlich zu seinem Einkommen als Präsident des Patentamts ein Gehalt als Geschäftsführer einer teilrechtsfähigen ausgegliederten Einheit (serv.ip) bezöge. Es ging um ein Zweitgehalt in Höhe von laut Medienberichten 75.000 Euro jährlich – zusätzlich zum Gehalt als Patentamts-Chef. Über die Causa wurde vom ORF-Radio und weiteren Medien berichtet. Rödler klagte Moser auf Unterlassung und Widerruf. Zulässiges Werturteil Die Grüne Moser hat nun, zweieinhalb Jahre später, vor dem OGH Recht bekommen. Bei ihren Äußerungen habe es sich um zulässige Werturteile gehandelt, so das Höchstgericht. Rödler ist seit April 2015 nicht mehr Chef des Patentamts. Sein Fünf-Jahres-Vertrag war ausgelaufen und wurde nicht mehr verlängert, hieß es in der Pressestelle des Patentamts. Als interimistischer Chef des Patentamts ist nun Christian Weissenburger tätig. Rödler war Generalsekretär von Verkehrsminister Vizekanzler Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ). Von Gorbach wurde er im Oktober 2004 zum provisorischen Leiter des Patentamts bestellt, im April 2005 wurde er dessen Präsident. Zehn Jahre lang stand er an der Spitze der Behörde.
5Inland
Markus Müller, ab Oktober Rektor der Med-Uni Wien, sorgt sich um den Forschungsstandort Österreich. STANDARD: Gleich nach Ihrer Wahl zum Rektor der Med-Uni Wien haben Sie 200 Millionen Euro mehr gefordert. Die Verhandlungen über die Leistungsvereinbarung laufen: Ist die Forderung aufrecht? Müller: Das brauchen wir für eine Vorwärtsstrategie. Wir haben einen hohen Anspruch, weil wir die einzige medizinische Institution in Österreich sind, die international sichtbar ist. Ich muss daher die politischen Meinungsbildner überzeugen, dass man besonders in Zeiten einer finanziell angespannten Situation, die Kräfte bündeln muss, um damit das Steuergeld bestmöglich einzusetzen. Sicher nicht, indem man nach dem Gießkannenprinzip vorgeht. STANDARD: Das heißt: Weniger Med-Fakultät Linz, mehr Med-Uni Wien? Müller: Genau. Es gibt offenbar einen starken Willen, dass es die Medfakultät in Linz gibt, aber zur Sinnhaftigkeit gibt es entsprechende Gutachten. Uns wurde aber versprochen, dass es nicht auf Kosten anderer Standorte geht. STANDARD: Gibt es von Wissenschaftsminister Mitterlehner positive Signale? Müller: Wir sind in intensiven Verhandlungen. Der Herbst wird kritisch. Wir brauchen allein für die Ärztegehälter etwa 70 Millionen Euro mehr. Wir sind noch nicht bei klaren Zahlen, es gibt derzeit grundsätzlich unterschiedliche Vorstellungen, die wir bis Jahresende klären müssen. STANDARD: Insgesamt werden 615 Millionen Euro mehr für alle Unis in Aussicht gestellt, wie wahrscheinlich sind 200 Millionen alleine für die Wiener Med-Uni? Müller: Wir können nur unter bestimmten Bedingungen eine Vorwärtsstrategie garantieren. Wie realistisch die Summe ist, weiß ich nicht. Es ist ja bekannt, dass die Universitäten unterfinanziert sind. Bei der Forschungsquote sind wir vom Pfad abgekommen, der von der Regierung unterschrieben wurde. Es nennt zwar niemand das Kind beim Namen, aber derzeit schaffen wir es nicht, Österreich wettbewerbsfähig zu halten. Wenn sich das Budget nicht in der Dimension von 200 Millionen Euro bewegt, wird es schwer, mit den internationalen Spitzenunis mitzuhalten. STANDARD: Zu Semesterbeginn treten Sie als Rektor an. Zuletzt war die Stimmung zwischen Ihrem Vorgänger Wolfgang Schütz und den Ärzten angespannt. Hat sich das gelegt? Müller: Es war aus verschiedenen Gründen eine schwierige Zeit, aber die Stimmung ist schon seit 2011 schlecht. Im vergangenen Herbst war es sicher am Schlimmsten. Die EU-Richtlinie zur Ärztearbeitszeit war zwar seit zehn Jahren bekannt, aber die politisch Verantwortlichen haben so getan als würde es sie nichts angehen. Alle Träger waren gefordert, etwas zu tun und alle sind unter Druck gekommen. STANDARD: Eine Einigung wurde in letzter Minute erzielt. Neben der Grundgehaltserhöhung wird jeder Arzt 8.000 Euro bekommen. Müller: Wir mussten den finanziellen Anreiz für unsere Ärzte Nachtdienste zu machen, verringern. Diese Dienste waren ein Instrument, um auf ein adäquates Gehalt zu kommen. Die Bereitschaft für alternative Dienste, wie Wechseldienste oder Rufbereitschaft, ist jetzt höher. Es werden nicht mehr so viele Ärzte in der Nacht anwesend sein, das passt auch zu einer besseren Work-Life-Balance. Wir erarbeiten für jede Klinik bis April 2016 ein eigenes Dienstmodell. STANDARD: Immer wieder mussten Stationen die Kapazitäten zurückfahren. Die Geldfrage ist geklärt, die Ärzte müssen weniger arbeiten, mehr Personal gibt es nicht, aber auch nicht weniger Patienten. Laufen alle Kliniken in Vollbetrieb? Müller: meines Wissens ja. Die Flexibilisierung der Dienstzeit wird der entscheidende Ansatz sein. Wir müssen vom jetzigen Modell mit den rigiden Nachtdiensten und den darauffolgenden Ruhezeiten wegkommen, damit die Ärzte dann anwesend sind, wenn auch die Patienten kommen. STANDARD: Hatte das AKH bisher zu viele Nachtdienste? Müller: Ich glaube ja. Es hat sich in der Medizin sehr viel in den tagesklinischen Bereich verschoben. Da haben wir nichts davon, wenn die Ärzte in der Nacht da sind. Hinzu kommt die eigenwillige Steuerung des österreichischen Systems. Das war scheinheilig, es hatte etwas von einer Kellnermentalität: geringe Grundgehälter aufgrund der Ärzteschwemme. Durch die Nachtdienste hat man den Ärzten Geld zukommen lassen, obwohl es nicht immer einen konkreten Bedarf gegeben hat. STANDARD: Nach Ihrer Wahl haben Sie 20 bis 30 Prozent mehr Personal gefordert. Bleiben Sie dabei? Müller: Wenn wir eine Optimierung der Diensträder zustande bringen, brauchen wir nicht mehr Personal. Es braucht auf vielen Ebenen eine Effizienzsteigerung. Es gab eine Qualifizierungsspirale nach unten: Ärzte mussten pflegerische Tätigkeiten ausüben und Arztbriefe schreiben, die Pflegekräfte mussten Essen austragen. Die verschiedenen Arbeitsgruppen wurden nicht gemäß ihrer Qualifikation eingesetzt. STANDARD: War das ein Managementfehler? Müller: Es ist ein österreichischer Fehler. Das ist international nicht salonfähig. Die Harvard Medical School ist größer als die Med-Uni Wien, bildet aber nur 700 Studierende aus. Wir haben 7000. Das führt zu der Frage, wie das Gesundheitssystem gesteuert wird. Weil Ärzte früher billig waren, haben wir auch so viele Spitäler. Die billigste Ressource war die Arbeitskraft. Deshalb gab es diesen Anreiz, Ärzte nicht gemäß ihrer Qualifikation einzusetzen. Es waren vergeudete Ressourcen. STANDARD: Wie kann man das Gesundheitssystem dann besser steuern? Müller: Aus unserer Sicht ist die Idee mit den Primärversorgungszentren (PHC) im Prinzip sinnvoll, weil die Gesundheitsversorgung in Österreich sehr spitalslastig ist. Viele fahren mit der U6 ins AKH, wenn er Kopfweh hat. Sie wären aber im niedergelassenen Bereich besser aufgehoben. Dennoch ist es erstaunlich, dass in der Nähe des AKHs, obwohl es das größte Spital Österreichs ist, kein PHC geplant ist. STANDARD: Es war angedacht, dass in der Notfallambulanz eine Ordination eines praktischen Arztes eingerichtet wird. Müller: Das ist ein PHC light. Das ist ein wichtiges Projekt, aber die Finanzierung ist nicht geklärt. Ich war selbst zwei Jahre auf der Notfallambulanz. Es kommen viele Patienten, die keine Behandlung im AKH benötigen. Bei unserem Patientenaufkommen ist zwar ein Allgemeinmediziner nett, aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Schöner wäre ein PHC in direkter Nähe, zum Beispiel statt des Goldenen Kreuzes. Das wäre sinnvoller als das Privatspital. STANDARD: Liegt es im Interesse der Stadt Wien, dass das AKH einen Großteil der Wiener Gesundheitsversorgung übernimmt? Müller: Das AKH ist dazu da, komplizierte Fälle zu übernehmen, wo eine aufwendige Infrastruktur notwendig ist. Für simples Bauchweh oder rote Augen ist das AKH viel zu teuer. Das kann nicht im Interesse der Stadt Wien sein. Wir haben ein Abstimmungsprojekt laufen, welche Leistungen bei uns angeboten werden und welche in den sechs Schwerpunktspitälern.
5Inland
Pilotanlage soll 2018 am Wien Energie-Kraftwerk Simmering in Betrieb gehen. Wien – Am Wien Energie-Kraftwerk Simmering wollen Forscher ein neues Verfahren testen, das Kohlendioxid aus Abgasen entfernt. 2018 soll eine Pilot-Anlage in Betrieb gehen. Im Vergleich zu derzeit eingesetzten Systemen sei die neue Technik deutlich energieeffizienter und billiger, teilte die Technische Universität Wien (TU) mit. Das konzentrierte CO2 soll als Dünger für Gemüse verwendet werden. CO2 ist nicht nur ein gefährliches Treibhausgas, sondern auch ein nützlicher Rohstoff für die Industrie. Deshalb bemüht man sich, CO2 aus Abgasen etwa von Kraftwerken oder aus industriellen Prozessen zu filtern, zu konzentrieren und nutzbar zu machen. Derzeit werden wässrige Aminlösungsmittel verwendet, um das CO2 aus Abgasströmen abzutrennen. Diese haben entscheidende Nachteile: Um aus den Lösungsmitteln das CO2 wieder zu entfernen, braucht man viel Energie. Zudem müssen hohe Absorber-Türme gebaut werden, damit das Rauchgas ausreichend Zeit hat, mit der Aminlösung in Kontakt zu kommen und die gewünschte CO2-Menge abzugeben. Gerhard Schöny von der TU Wien, der in dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt ViennaGreenCO2 mit Kollegen der Universität für Bodenkultur, Shell und anderen Partnern zusammenarbeitet, geht deshalb einen anderen Weg. Mit seinen Kollegen arbeitet er in einem bereits als Versuchsanlage an der TU realisierten Konzept zwar auch mit Aminen, allerdings nicht in flüssiger Form. Sie setzen vielmehr auf ein Wirbelschichtverfahren, in dem feste Partikel mit Aminen an deren Oberfläche mit dem Rauchgas in Kontakt gebracht werden. An der Versuchsanlage konnten die Forscher im kleinen Maßstab zeigen, dass das Prinzip funktioniert, mehr als 90 Prozent des Kohlendioxids werden ausgewaschen. Unsere Versuchsanlage kann pro Tag etwa fünfzig Kilo CO2 abscheiden, nun wollen wir eine Pilotanlage bauen, mit der man auf fünf Tonnen pro Tag kommt, so Schöny. Bei Trennverfahren mit flüssigen Aminen werden die Abscheidekosten mit bis zu 100 Euro pro Tonne CO2 beziffert. Schöny geht davon aus, dass mit der neuen Technologie der Energieeinsatz um rund 40 Prozent gesenkt werden kann. Das neue System könne auch vergleichsweise kompakter und damit deutlich billiger gebaut werden. Die Abtrennkosten sollten so pro Tonne CO2 um bis zu 25 Prozent niedriger ausfallen als derzeit, ist der Forscher zuversichtlich. In dem Projekt soll aber auch demonstriert werden, wie ein nachhaltiger CO2-Kreislauf aussehen könnte. Deshalb soll das im Kraftwerk abgeschiedene CO2 in einem Testgewächshaus als Düngemittel eingesetzt werden.
7Wissenschaft
Die Beiträge werden in unterschiedlichen Sprachen produziert, darunter neben Deutsch auch Arabisch, Farsi und Englisch. Stuttgart – Flüchtlinge machen Radio: Seit Mai gibt es in Stuttgart, Donaueschingen und Frankfurt ein Radioprojekt für Geflüchtete. Der Sender Good Morning Deutschland berichtet live aus Flüchtlingsunterkünften und lokalen Radiostudios und überträgt Diskussionen von Bürgern mit Flüchtlingen. Außerdem sind Lieder aus den Herkunftsländern zu hören. Die Beiträge werden in unterschiedlichen Sprachen produziert, darunter neben Deutsch auch Arabisch, Farsi und Englisch. Die Live-Sendungen findet jeweils dienstags, mittwochs und sonntags von 17 bis 20 Uhr statt, die Sendungen sind auch als Internet-Stream online abrufbar. Ins Leben gerufen wurde das Internetradio vom Bremer Komponisten für Neue Musik Hannes Seidl in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (SWR) sowie dem Leiter der Donaueschinger Musiktage, Björn Gottstein.
6Etat
Im Irak und Syrien verfügt die Miliz derzeit über bis zu 25.000 Mann. Vor zwei Jahren wären es noch bis zu 31.000 Kämpfer. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Golden State nach Westbrook-Triple-Double vor dem Aus – OKC führt 3:1 und braucht nur mehr einen Sieg fürs Finale. Oklahoma City – Die Golden State Warriors haben in der NBA erstmals in dieser Saison zwei Spiele en suite verloren. Durch ein 94:118 bei Oklahoma City Thunder steht der regierende Champion im Play-off-Semifinale bei einem 1:3-Rückstand vor dem Aus. Oklahoma hatte davor mit San Antonio schon einen anderen Favoriten ausgeschaltet. Für die Thunder geht es um die zweite Endspielteilnahme nach 2012: Du musst es einfach wollen, sagte Russell Westbrook. Ich denke, wir haben von Beginn an einen guten Job gemacht, sind rausgekommen und jeder hat seinen Beitrag geleistet. Es war ein großartiger Sieg für uns. Der Spielmacher ragte aus dem starken Gastgeber-Team noch heraus, kam mit 36 Punkten und je elf Assists und Rebounds auf ein triple-double. Golden State muss nun am Donnerstag daheim gewinnen, um im Spiel zu bleiben. Die gute Nachricht ist, dass wir jetzt daheim spielen und dort sind wir ziemlich gut, sagte Steve Kerr. Der Warriors-Trainer warf seinem Team vor, nicht sehr intelligent gespielt und sich viel zu viele Fehlpässe geleistet zu haben. Wie bei der 105:133-Demütigung in Spiel drei waren die Warriors erneut mit großem Rückstand in die Pause gegangen (53:72). Nach Wiederbeginn kamen die Gäste dank eines gut aufgelegten Klay Thompson bis auf sechs Zähler heran (74:80), mehr ließ Oklahoma jedoch nicht zu. Bester Werfer der Warriors war Thompson (26 Punkte). Superstar Stephen Curry blieb mit 19 Zählern hingegen hinter den Erwartungen zurück. Die Statistik spricht gegen Golden State. In der Liga-Geschichte waren Teams 232 Mal in einer Play-off-Serie mit 1:3 in Rückstand gewesen. Nur neun aus diesem Kreis (3,9 Prozent) kamen noch weiter. (APA, 25.5.2016) Ergebnis NBA-Play-off – Western-Conference-Finale (Halbfinale, best of seven/4. Spiel): Oklahoma City Thunder – Golden State Warriors 118:94. Stand in der Serie: 3:1
4Sport
Augmented-Reality-Spiel wird von "Ingress"-Machern entwickelt und erscheint 2016 für Android und iOS. Die Niantic Labs, Entwickler des Augmented Mobile Games Ingress erschließen neues Territorium. Nach dem buchbegleitenden Endgame arbeiten sie nun auch an einer Smartphone-Adaption des Pokémon-Universums von Nintendo. Unter dem Titel Pokémon Go soll das Spiel, ebenfalls eine Vermenung von Realität und virtuellen Inhalten, kommendes Jahr für Android und iOS erscheinen. Eine genauere Angabe für den Release gibt es noch nicht. Die Pokémon-Reihe einst auf Nintendos Gameboy-Handhelds groß und begeistert bis heute Millionen Spieler rund um die Welt. In den Games wird der Spieler als junger Trainer in die Welt entlassen, muss Monster fangen, diese in Kämpfen trainieren, um schließlich Bewerbe zu gewinnen und zum Besten seiner Zunft aufzusteigen. Durch die Verteilung mittlerweile hunderter Pokémon (Pocket Monsters) auf verschiedene Editionen hat Nintendo das Rollenspiel-artige Konzept mit dem Prinzip von Sammelkartenspielen vermengt. Ein solches existiert auch in analoger Form schon lange. Dem Grundgedanken, so zeigt der erste Trailer, bleibt auch Pokémon Go treu. Statt durch einen virtuellen Kontinent zu streifen, wird das Geschehen allerdings – wie bei Ingress – in die echte Welt verlagert. Trainer können abseits ihres Wohnzimmers virtuelle Monster entdecken und einfangen. Sie können mit ihnen kämpfen und sie dadurch an Erfahrung und Stärke gewinnen lassen. Dazu gilt es, sie bei Laune zu halten. Mit anderen Spielern wird man interagieren können, etwa in dem man sie zu Duellen auffordert oder mit ihnen Monster tauscht. Geplant sind offenbar auch regelmäßige Sonder-Herausforderungen, etwa das Fangen eines besonders seltenen Pokémon im Team mit anderen Spielern innerhalb einer bestimmten Zeitspanne. Weiters ist noch bekannt, dass es zum Free2Play-Game mit In-App-Käufen zusätzlich ein käuflich erwerbbares Accessoir namens Pokémon Go Plus in rot-weißer Pokéball-Optik geben wird. Dieses wird drahtlos mit dem Handy verbunden und reagiert mit Leuchten und Vibration, wenn sich in der Nähe etwas Wichtiges ereignet oder sich ein wildes Pokémon in der Umgebung befindet. Auf Basis dessen sollen bestimmte Interaktionen, wie das Fangen eines Monsters, durch das Betätigen eines Knopfes ermöglicht werden. Das Gadget ist keine Voraussetzung, um das Spiel nutzen zu können, sondern soll nur für mehr Komfort sorgen, in dem das Smartphone öfter in der Tasche bleiben kann.
0Web
Täterbeschreibung und GPS überführten Verdächtigen – Polizei sucht weitere mögliche Opfer. Wien – Ein 54-Jähriger Taxifahrer soll am Samstag, dem 30. Jänner, eine 29-jährige Frau auf seiner Rückbank sexuell missbraucht haben. Das Opfer stieg gegen 4.15 Uhr vor der Diskothek U4 in Wien-Meidling in das Fahrzeug, um den Heimweg anzutreten. Nachdem die Frau eingeschlafen war, fuhr der Verdächtige mit ihr nach Langenzersdorf und verging sich an ihr. Täterbeschreibung und GPS überführten den Mann. Der 54-Jährige wurde von den Ermittlern am 1. März in einer Wohnung in Wien-Alsergrund ausgeforscht und befindet sich in Haft. Er ist teilweise zu der Tat geständig, behauptet aber, dass die sexuellen Handlungen in gegenseitigem Einvernehmen stattgefunden hätten. Er wurde wegen sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person angezeigt. Als die 29-Jährige aufgrund der Handlungen des Verdächtigen erwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie sich befand. Der Taxler hatte sie nämlich nach Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) in Niederösterreich gefahren, um sich an ihr zu vergehen. Der Frau gelang es jedoch, einen Freund telefonisch zu verständigen, fuhr anschließend in ein Krankenhaus und erstattete Anzeige. Die Fahrt nach Langenzersdorf – samt der Personenbeschreibung des Opfers – wurde dem Verdächtigen schließlich zum Verhängnis. Die Ermittler konnten die GPS-Daten des Lenkers mit Unterstützung der Funkleitzentrale feststellen und den Mann schließlich ausforschen. Die Polizei schließt nicht aus, dass der 54-Jährige weitere sexuelle Attacken oder Übergriffe auf Frauen verübt hat. Allfällige weitere Opfer wurden gebeten, das Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01/ 31310-33210 DW zu kontaktieren.
1Panorama
Hunderte Demonstranten protestierten in Oberbayern gegen das Treffen - Mehrere Verletzte und Festnahmen. Garmisch-Partenkirchen - In Garmisch-Partenkirchen hat Sonntagmittag der G7-Gipfel mit dem ersten von zwei für diesen Tag angesetzten Diskussionspanelen begonnen. Dem Treffen der hochrangigsten Vertreter sieben großer Industrienationen (Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Japan, Italien) ging ein Gespräch der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des US-Präsidenten Barack Obama voraus, in dem sie sich auf die Beibehaltung der Sanktionen gegen Russland verständigten. Die Sanktionen sollen demnach fortgeführt werden, bis Moskau das Minsker Abkommen erfüllt und die Souveränität der Ukraine respektiert. Das teilte das Weiße Haus am Sonntag mit. Mit Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi traf am späten Sonntagvormittag der letzte Teilnehmer des Gipfels am Flughafen München ein. Vor Schloss Elmau, dem etwa zehn Kilometer Luftlinie von Garmisch-Partenkirchen entfernten Schauplatz des Treffens, demonstrierten zu diesem Zeitpunkt laut Polizei bereits rund 650 Menschen gegen den Gipfel. Die Veranstalter sprachen auf Twitter von 700 bis 1.000 Demonstranten. Bei der Protestaktion gab es zunächst keine Zwischenfälle. 25.000 Polizisten sind zur Sicherung des Treffens abkommandiert. Schon in der Früh war US-Präsident Barack Obama eingetroffen. Er landete ebenfalls auf dem Münchner Flughafen und traf am Vormittag die deutsche Bundeskanzlerin und Gastgeberin Angela Merkel in dem Ort Krün bei Elmau. Merkel und Obama hielten vor der Alpenkulisse kurze Ansprachen. Merkel freute sich, dass sich Obama entschieden habe, bevor wir richtig mit der Arbeit anfangen, hier noch einmal ein Stück deutsches Kulturgut, ein Stück bayerisches Kulturgut zu sehen. Sie nannte die USA unseren Freund, unseren Partner, räumte aber auch Meinungsverschiedenheiten ein. Grüß Gott, sagt Obama in Krün und nannte in seiner kurzen Rede die beiden Länder untrennbare Bündnispartner. Irgendjemand habe Obama vor den Worten Ich bin ein Krüner gewarnt, twitterte der Journalist Stephan Detjen vom Deutschlandradio - einer von Obamas Vorgängern, John F. Kennedy, sagte 1963 den legendären Satz: Ich bin ein Berliner. Irgendjemand hat #Obama gewarnt, dass er in Krün besser nicht sagt: Ich bin ein Krüner #G7 Neben einem Eintrag Obamas ins Goldene Buch des Touristenorts Krün war auch eine Begegnung mit Bürgern zu Brotzeit und Bier geplant, von der die Polizei Demonstranten abhielt. Dass bei den Gipfelgesprächen etwa die NSA/BND-Affäre zur umstrittenen Zusammenarbeit der Geheimdienste Deutschlands und der Vereinigten Staaten eine größere Rolle spielen wird, hatte Merkel schon vor dem Treffen ausgeschlossen – anders die Lage in der Ukraine und das Verhältnis Merkels und Obamas zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Man müsse gemeinsam der russischen Aggression in der Ukraine entgegenstehen, sagte Obama. Der US-Präsident verteidigte die Fortführung der Sanktionen gegen Russland. EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte zuvor sogar eine mögliche Verschärfung der Maßnahmen angedeutet: Wenn jemand eine Diskussion über Änderungen am Sanktionsregime beginnen will, dann wäre das eine Diskussion über eine Verschärfung, sagte Tusk am Rande des Gipfels. Putin selbst darf nicht nach Elmau kommen - Russland war nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim aus dem Kreis der G8-Staaten ausgeschlossen worden. Seit 2014 tagt die Gruppe wieder im Format der G7. Der Ausschluss Russlands ist wegen des internationalen Einflusses Moskaus umstritten. Neben Russland wird es beim Gipfel auch um die Konflikte in Syrien, Irak und Libyen sowie die schwierigen Atomverhandlungen mit dem Iran gehen. Die Staats- und Regierungschefs aus Nigeria, Tunesien und Irak sind eingeladen zu einer Debatte über die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, wie sie etwa von der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) ausgeht. Neben aktuellen Konflikten und Kriegen wollen die Tagungsteilnehmer auch über Wirtschaftsthemen wie die Griechenland-Krise und das TTIP-Handelsabkommen, über Klimaschutz und Umweltstandards, über Gesundheitsthemen wie die Bekämpfung möglicher Epidemien und die Antibiotikaresistenz durch deren massiven Einsatz in der Lebensmittelproduktion diskutieren. Zwar blieben die Proteste Rande des Gipfels weitgehend friedlich, vereinzelt kam es aber zu Auseinandersetzungen. Mehrere G7-Gegner sind nach Angaben ihres Aktionsbündnisses bei einem gewaltsamen Aufeinandertreffen mit der Polizei am Samstag verletzt worden. Eine Frau liege auf der Intensivstation eines Krankenhauses, sagte am Sonntag Georg Ismael, einer der Sprecher von Stop G7 Elmau. Bei anderen Demonstranten sei es zu einem Fingerbruch, einem ausgerenkten Ellbogen und Verätzungen der Haut gekommen. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, zwei Demonstranten seien verletzt und medizinisch behandelt worden. Von Knochenbrüchen sei ihm nichts bekannt, sagte der Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer. Weil der geplante Sternmarsch am Sonntag auf der ursprünglich angemeldeten Strecke nicht genehmigt worden war, musste er vor dem von den Behörden festgelegten Sicherheitsbereich um Schloss Elmau enden. Dieser ist mehrere Kilometer um das Tagungshotel gezogen und liegt damit deutlich außerhalb der Hör- und Sichtweite des Treffens. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte entschieden, dass auch eine zwischenzeitlich genehmigte 50-köpfige Protestdelegation nicht in Hör- und Sichtweite von Schloss Elmau protestieren darf. Zur Begründung teilte das Gericht mit, dass die Demonstranten sich nicht von der Polizei zu einer Protestfläche vor dem Hotel transportieren lassen wollten. Die von den G7-Gegnern geforderte Möglichkeit, zu Fuß zum Schloss zu gehen, lehnte das Gericht aus Sicherheitsgründen ab. Die Blockade einer Bundesstraße in Garmisch-Partenkirchen beendete die Exekutive am Sonntagvormittag und trug einige G7-Gegner weg. Etwa ein Dutzend Aktivisten hatte sich am Morgen im Ortsteil Höfle auf die Straße Richtung Elmau und Mittenwald gesetzt. Auf ihrem Plakat war zu lesen: Wir sehen nur Einschüchterung, Abschottung und Willkür. Nach Angaben der Polizei war die Straße wegen der Aktion etwa eine Stunde gesperrt. Sieben Personen haben die Straße freiwillig verlassen, fünf wurden weggetragen und festnommen, sagte ein Polizeisprecher. Dabei sei niemand verletzt worden. Ein weiterer Mann befindet sich seit Samstag in Polizeigewahrsam, weil er nach Polizeiangaben bei der Demonstration von Stop G7 Elmau eine Zaunlatte in Richtung der Polizisten warf. Nach Angaben von Stop G7 Elmau wurden im Rahmen der Proteste gegen den Gipfel insgesamt bis zu 20 Menschen vorläufig festgenommen.
2International
Nutzung von Live-Streams und On-Demand-Sendungen nahm in vergangenen zwölf Monaten stark zu. Österreicher hören Radio zunehmend über das Internet. Sowohl die Nutzung von Livestreams als auch der Zugriff auf On-Demand-Sendungen haben zugelegt, wie der aktuelle Austrian Internet Monitor des Marktforschungsinstituts Integral zeigt. Live hören aktuell 33 Prozent der österreichischen Internetnutzer Radiosendungen online, um 18 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf archivierte Sendungen greifen 19 Prozent zu, gut ein Drittel mehr als 2014. Die meisten hören Online-Radio demnach über eigene Apps. Auch Fernsehen über Livestreams im Internet wird populärer. Aktuell schauen 29 Prozent der österreichischen Internetnutzer online fern – das entspricht einer Steigerung von 16 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Auf On-Demand-Sendungen greifen 22 Prozent der Internetnutzer zu. Die Bereitschaft für Online-Inhalte Geld auszugeben ist hierzulande eher verhalten. Etwa ein Drittel der Internetnutzer würden für Angebote zahlen, die sie bereits nutzen. Stattdessen nehmen sie lieber Werbung in Kauf. Jene Minderheit, die bereit ist, für Online-Inhalte zu bezahlen, lässt sich vorwiegend durch hochwertige, anders nicht erhältliche Inhalte dazu motivieren, sagt Bertram Barth, Geschäftsführer von Integral. Insgesamt nutzen hierzulande 85 Prozent der Bevölkerung das Internet. Dabei nimmt vor allem der Zugriff von mobilen Endgeräten zu. Via Tablet surfen aktuell 29 Prozent der Nutzer, das sind 70 Prozent mehr als 2014. Vom Smartphone greifen 56 Prozent auf das Internet zu, immerhin 17 Prozent mehr. Der Austrian Internet Monitor wird mit Telefoninterviews und Online-Befragungen erhoben und ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 14 Jahren.
0Web
Beiden Arten der grünen Großpapageien setzen Wilderei und der Verlust ihres Lebensraums zu. Washington – Die US-Behörden haben zwei Papageienarten auf die Liste der bedrohten Tiere gesetzt. Beide seien durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht, wie die US-Bundesbehörde für Fischfang und Wildtiere (FWS) mitteilte. Die bisherigen Maßnahmen zum Schutz der Tiere seien unzureichend gewesen. Dabei handelt es sich um den Kleinen Soldatenara (Ara militaris), der eine Körperlänge von etwa 75 Zentimeter hat, sowie um den noch einmal zehn Zentimeter längeren Großen Soldatenara (Ara ambiguous). Beide Arten haben ein leuchtend grünes Gefieder und sind in Zentral- und Südamerika beheimatet. Während es von dem in den Tropenwäldern Mexikos und Südamerikas angesiedelten Kleinen Soldatenara noch schätzungsweise 6.000 bis 13.000 Exemplare gibt, ist die Zahl an Großen Soldatenaras noch geringer. In Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Honduras, Nicaragua und Panama leben nur noch 1.000 bis 3.000 Exemplare dieser Vogelart. Mit der Entscheidung der US-Behörden ist es künftig verboten, die Vögel zu töten, zu verletzen oder auch nur zu stören. Auch gilt für die USA damit ein Import- und Exportverbot dieser Tierarten, zudem dürfen sie nicht über die Grenzen der Bundesstaaten sowie über die Landesgrenzen transportiert werden. Die Regelung sollte am Freitag im Amtsblatt veröffentlicht werden. Sie tritt am 2. November in Kraft. (APA/red, 2. 10. 2015)
7Wissenschaft
45-Jähriger festgenommen – Motiv noch nicht bekannt. Chicago – Ein bewaffneter Mann hat im US-Staat Michigan Berichten zufolge siebenMenschen getötet. Er sei in einem Auto unterwegs gewesen und habe an mehreren Orten auf Menschen geschossen, berichteten US-Sender unter Berufung auf die Polizei im Bezirk Kalamazoo. Nach kurzer Fahndung wurde ein Mann unter dringendem Tatverdacht gefasst, wie der örtliche Sender WWMT unter Berufung auf die Polizei berichtete. Der Bezirk Kalamazoo liegt östlich von Chicago. Offenbar haben wir es mit jemandem zu tun, der einfach herumfährt, nach Menschen Ausschau hält und sie erschießt, zitierte der lokale Sender Wood-TV den örtlichen Polizeichef Paul Matyas kurz vor der Festnahme. Mindestens drei Menschen seien außerdem verletzt worden, zwei seien in kritischem Zustand. Den Angaben zufolge wurde zunächst eine Frau auf dem Parkplatz eines Wohnkomplexes angeschossen, sie sei in einem ernsten Zustand. Dann wurden vier Menschen in einem Restaurant getötet, zwei weitere bei einem Autohändler. Laut Wood-TV soll sich unter den Toten ein achtjähriges Kind befinden. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.
1Panorama
Konzern soll italienischen Fiskus um 227 Mio. Euro betrogen haben. Nachdem der US-Internetriese Google wegen vermuteter Steuerhinterziehung ins Visier der italienischen Justiz geraten ist, hat die Mailänder Staatsanwaltschaft jetzt auch Ermittlungen gegen drei Manager des US-Konzerns aufgenommen. Dabei handelt es sich um Manager der Google Ireland Limited, berichteten italienische Medien. Demnach muss Google 200 Mio. Euro an Steuern für Gewinne nachzahlen, die Google Italia als Gebühren an den Mutterkonzern überwies. Dazu kommen Steuern auf nicht angegebene Gewinne in Höhe von 100 Mio. Euro. Das macht insgesamt 227,5 Mio. Euro. Erst Ende Dezember hatte der US-Computerkonzern Apple eine Zahlung von 318 Mio. Euro akzeptiert, um einem Verfahren wegen Steuerbetrugs in Italien zu entgehen. Wie jetzt Google hatten die Steuerbehörden Apple vorgeworfen, zwischen 2008 und 2013 keine Steuern auf seine Gewinne gezahlt zu haben. (APA. 11.2. 2016)
0Web
Die Lieblingswaffe der Jedis wird wohl immer Spielzeug bleiben. Wer an Star Wars denkt, dem fällt auf jeden Fall die Lieblingswaffe der Jedis ein. Es ist die wohl berühmteste Erfindung von Regisseur George Lucas. Doch über den Status als Spielzeug wird sie in der Realität wohl nie hinauskommen, berichtet die aktuelle Ausgabe des P.M.-Magazins. Laser können keine Strahlen bilden, die anderthalb Meter vom Griff entfernt enden. Sie lassen sich auch nicht gegeneinander schmettern, sondern sind durchlässig. Es ist anzunehmen, dass die Idee der Lichtschwerter im Film eher auf Plasma basiert, also auf einem Gasgemisch aus geladenen Teilchen, wie man sie auch aus Plasmalampen kennt. Solch ein Schwert würde ein anderes tatsächlich abstoßen können und auch Metall oder Knochen seitlich durchschneiden. Allerdings würden sie auch eine unerträgliche Hitze ausstrahlen und jeden Jedi in Flammen aufgehen lassen, sagt die Wissenschaftlerin Jeanne Cavelos. Und: Die notwendige Apparatur zur Erzeugung eines solchen Plasmas könnte kaum in einen kleinen Schwertgriff passen. Blaue, gelbe, rote Lichtblitze schießen durch den Weltraum, Explosionen allerorten, Raumschiffe geraten ins Trudeln – eine echte Star Wars-Schlacht ohne Laserwaffen ist nicht denkbar. Tatsächlich könnten Laserwaffen bald in realen militärischen Auseinandersetzungen eingesetzt werden. Allerdings sieht das weniger spektakulär aus als im Film. Echte Laserkanonen zischen nicht, und ihre Ziele explodieren nicht zwangsläufig. Abgesehen vom Lichtpunkt am Zielobjekt ist Laserlicht bei klarer Luft unsichtbar. Außerdem geschieht der Abschuss geräuschlos und ergibt einen durchgehenden konzentrierten Strahl, der mit Lichtgeschwindigkeit beim Opfer eintrifft – also sofort und nicht wie im Film erst deutlich später und gepulst. Wie so oft ist das US-Militär besonders weit mit der Entwicklung derartiger Technologien: So hat man beispielsweise die Laserkanone HEL MD (High Energy Laser Mobile Demonstrator) entwickelt. Laserwaffen sind keine Science-Fiction mehr, jedoch werden sie aktuell nicht eingesetzt: Die meisten Hochenergie-Laser versagen nach wie vor, weil es sehr schwer ist, beides – viel Kraft und gute Fokussierung des Strahls – zu erreichen, ohne dass das Gerät zu groß wird, sagt der Laserexperte Subrata Ghoshroy vom Massachusetts Institute of Technology in den USA. Das ist letztlich auch der Grund, warum es noch keine Lasergewehre gibt.
0Web
Hoher Schaden – Einbrecher flüchteten. Feldkirch – Zwei unbekannte Täter haben in der Nacht auf Donnerstag in ein Optikergeschäft in Feldkirch eingebrochen. Sie erbeuteten 900 Brillen und 183 Sonnenbrillen exklusiver Marken, teilte die Vorarlberger Polizei mit. Der Schaden sei hoch. Die Einbrecher verschafften sich laut Polizei gegen 1.45 Uhr Zutritt zu dem Geschäft am Domplatz. Einer der beiden stand Schmiere an der Eingangstüre, während der zweite Täter die Ware stahl. Anschließend flüchteten die beiden Männer mit der Beute in einem dunkelgrauen Plastiksack in Richtung des Gebäudes der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch. Laut Auskunft der Polizei waren mit dunkelblauen destroyed Jeans bekleidet. Einer der beiden Männer trug zudem eine schwarze Kapuzenjacke und schwarze Schuhe. Der andere soll auf seiner Hose im vorderen Oberschenkelbereich einen helleren Stoffeinsatz gehabt haben. Weiters sei er mit einer schwarzen Steppjacke, grauen Trekkingschuhen, einem weißen Schal oder Rollkragenpullover und einer schwarzen Wollmütze bekleidet gewesen. Die Polizei Feldkirch bat weitere Zeugen um Hinweise, vor allem im Hinblick auf ein möglicherweise verwendetes Fluchtauto.
1Panorama
Netanjahu: Zusammenarbeit mit Deutschland "sehr fruchtbar". Haifa – Nach der Ankunft eines in Kiel gebauten U-Boots in Haifa hat Israels Ministerpräsident Deutschland für die Stärkung unserer Seemacht gedankt. Benjamin Netanjahu betonte am Dienstag, die Sicherheitszusammenarbeit beider Länder sei sehr fruchtbar. Der Export nach Israel ist umstritten, weil die U-Boote nach Meinung von Experten mit Atomwaffen nachgerüstet werden können. Rund vier Wochen nach seiner Abfahrt in Kiel kam das Boot der Dolphin-Klasse am Dienstag in Haifa an. Die Rahav ist 68 Meter lang und mit zehn Torpedo-Rohren ausgerüstet. Die U-Boote gelten als wichtiger Teil der israelischen Abschreckung gegenüber dem Iran, durch den sich der jüdische Staat weiterhin existenziell bedroht sieht. Netanjahu sagte, das U-Boot solle mit fortschrittlichen Mitteln aus israelischer Produktion ausgestattet werden. Diese Mittel werden uns zur See in der Verteidigung und im Angriff wie eine geballte Faust helfen, sagte Netanjahu. Feinde müssten wissen, dass Israel in der Lage ist, mit sehr großer Macht jene zu schlagen, die uns Schaden zufügen wollen. Israel hat insgesamt sechs U-Boote bei der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) bestellt. Das aktuelle Schiff ist das fünfte. Es hat rund 400 Millionen Euro gekostet. Die Rahav war bereits 2013 in Anwesenheit israelischer Militärs auf der Werft in Kiel getauft worden. Das Boot hatte Kiel am 17. Dezember 2015 verlassen.
2International
Neue Testversion bringt überarbeiteten Stil und Unterstützung für unterschiedliche Hauttöne. Mit einer neuen Testversion für das kommende Android N hat Google unter anderem die Emoji-Unterstützung bei seinem Betriebssystem ausgebaut. Dabei hat Google offenbar auch eine neue grafische Richtung eingeschlagen, und die lautet: Die Android-Emojis sollen menschlicher werden. In der aktuellen Preview-Version wurden einige bestehende Emojis gegen neue Grafiken ausgetauscht. All diesen ist gemein, dass statt nicht näher definierbarer, gelber Blobs nun an menschlichen Zügen orientierte Mini-Grafiken dargeboten werden. Deutlich zeigt sich dies etwa an den Darstellungen von Pärchen und Familien, auch diverse Aktivitäten und Berufsdarstellungen wurden neu gestaltet. Diese grafische Neuausrichtung geht mit einer weiteren Änderung einher: Wie bei anderen Betriebssystemen auch, soll Android künftig verschiedene Hauttöne für seine Emojis unterstützen. Bis dies wirklich nutzbar ist, muss aber offenbar noch auf eine weitere Testversion gewartet werden, in der aktuellen Preview ist das Ganze jedenfalls derzeit noch nicht nutzbar. Eventuell folgt hier auch noch ein Update der offiziellen Google-Tastatur, die technische Basis sollte mit der Unicode-9-Unterstützung jedenfalls gelegt sein. Android N befindet sich derzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium. In den nächsten Monaten sollen einige weitere Testversionen folgen bevor dann im Spätsommer die fertige Version veröffentlicht wird.
0Web
Ehemaliger Vizepräsident: zehn Präsidenten südamerikanischer Fußballverbände kassierten Bestechungsgeld. Zürich/Montevideo – Der von der Schweiz nach Uruguay ausgelieferte frühere Fifa-Vizepräsident Eugenio Figueredo ist nach kurzer Zeit in einem Gefängnis wegen Herzproblemen in ein Krankenhaus verlegt worden. Nach Angaben seiner Anwältin sei sein Gesundheitszustand schon bei der Ankunft in Montevideo am 24. Dezember ernst gewesen. Ein Gericht hatte zunächst wegen des Verdachts auf massive Korruption und Geldwäsche Haft angeordnet. Figueredo hat die Existenz eines umfangreichen Korruptionsnetzes in Südamerika eingestanden. Figueredo habe eingeräumt, dass er große Summen Geld bekommen habe, erklärte Gomez. Diese habe er dann woanders investiert. Er soll auch eingeräumt haben, dass zehn Präsidenten nationaler Fußballverbände in Südamerika Bestechungsgeld kassiert haben, zum Beispiel beim Handel mit TV-Rechten. Figueredo war von 1993 bis 2013 Vizepräsident des südamerikanischen Fußballverbandes COMNEBOL, seit 2013 Präsident. Er belastete das Mitglied im 15-köpfigen Fifa-Reformkomitee, Gorka Villar, schwer. Der Sohn von Fifa-Vizepräsident Angel Maria Villar ist derzeit Generaldirektor des südamerikanischen Fußballverbandes – er soll uruguayische Vereine erpresst haben, sagte ein Anwalt der Fußballvereinigung unter Verweis auf Aussagen Figueredos bei seiner Vernehmung in Montevideo. Dabei soll es um die Rücknahme von Anzeigen der Vereine im Jahr 2013 gegangen sein, die sich durch die Korruption bei TV-Rechten um Einnahmen betrogen fühlten – demnach sei den Clubs der Ausschluss von internationalen Wettbewerben angedroht worden. Der 83-Jährige war Ende Mai mit sechs weiteren Spitzenfunktionären der Fifa, darunter Vize Jeffrey Webb und Ex-Vize Jack Warner, in der Schweiz festgenommen worden. Er saß bis zu seiner Auslieferung in Zürich in Haft. Im Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen hatten die USA ebenfalls seine Auslieferung beantragt, wogegen er Beschwerde einreichte. Weil in Uruguay gegen Figueredo wegen mehr Straftaten als in den USA ermittelt wird, entschieden die Schweizer Behörden letztlich, ihn an sein Heimatland zu überstellen. Seine Anwältin Karen Pintos forderte, ihn wegen seines Alters und eines kritischen Gesundheitszustandes unter Hausarrest zu stellen, was die Justizbehörden aber ablehnten.
4Sport
Bisher nur 937 der beschlossenen 160.000 Flüchtlingen umverteilt – Mikl-Leitner an EU-Kommission: Türkei zu sicherem Herkunftsstaat erklären. Idomeni/Brüssel – Die Europäische Kommission will nach Angaben von EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos die Geschwindigkeit der Umsiedelung von Flüchtlingen aus Griechenland in andere EU-Staaten signifikativ erhöhen. Unser Ziel ist es, 6.000 Menschen pro Woche umzuverteilen, sagte Avramopoulos am Dienstag bei einem Besuch in dem Flüchtlingscamp Idomeni. Und wir arbeiten hart daran, das zu erreichen. Bisher tritt die geplante Umsiedelung von 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland und Italien auf der Stelle. Lediglich 937 Schutzsuchende wurden nach Angaben der Kommission bis einschließlich Montag umverteilt, insgesamt 6.975 Plätze haben die EU-Staaten demnach angeboten. Avramopoulos forderte die Länder am Dienstag erneut zu mehr Solidarität auf. Ich rufe die Mitgliedsstaaten auf, uns mehr Plätze zu melden, sagte er. Vor dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs zum Flüchtlingsabkommen mit der Türkei am Donnerstag und Freitag, hat Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eine Reihe von Forderungen an die EU-Kommission gestellt. In einem Brief an Avramopoulos fordert sie etwa, die Türkei zeitgleich mit der Visa-Liberalisierung zum sicheren Herkunftsstaat zu erklären. Wie jeder anderer Drittstaat, muss auch die Türkei alle Voraussetzungen für eine allfällige Visa-Liberalisierung vollinhaltlich erfüllen, heißt es in dem mit 14. März datierten und der APA vorliegenden Schreiben. Spätestens zeitgleich mit dieser müsse die Türkei zudem zum sicheren Herkunftsstaat erklärt werden. Ähnliches hatte die Innenministerin bereits bei einem Treffen mit ihren EU-Amtskollegen am 10. März in Brüssel gefordert. Bei sicheren Herkunftsstaaten wird allgemein davon ausgegangen, dass deren Staatsbürger eher selten Asyl bekommen, weil die Länder eben als sicher gelten. Vor allem angesichts der Grund- und Menschenrechtslage ist dies in der Türkei umstritten. Sollten verstärkt Gründe für Asylanträge von türkischen Staatsbürgern entstehen, muss die Vereinbarung mit der Türkei insgesamt gekündigt werden, fordert Mikl-Leitner. Die für Syrer vorgesehene Eins-zu-Eins-Regelung, wonach für jeden illegal in die EU eingereisten und in die Türkei zurückgeschickten Syrer ein anerkannter syrischer Flüchtling via Resettlement (Umsiedelung) in der EU aufgenommen werden soll, dürfe zudem zu keinem Präzedenzfall für andere Staatsangehörige, z.B. aus dem Irak oder Afghanistan werden, betont die Innenministerin. Einmal illegal in die EU eingereisten Syrern soll der Weg nach Europa nach dem Wunsch Mikl-Leitners zudem für immer verschlossen bleiben. Deshalb müssten die Schutzsuchenden sowohl in der Türkei als auch in Griechenland vollständig registriert werden: Nur so kann verhindert werden, dass Migranten, die den illegalen Weg über das Meer gewählt haben, für Resettlement infrage kommen, schreibt die Innenministerin. Der EU-Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs soll am Freitag ab 10.00 Uhr mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu beraten. Der geplante Deal zwischen der EU und der Türkei ist höchst umstritten. Nach bisher getroffenen Absprachen soll sich Ankara verpflichten, alle Flüchtlinge aus Griechenland zurückzunehmen. Im Gegenzug soll die EU anerkannte syrische Kriegsflüchtlinge im Verhältnis eins zu eins aus der Türkei aufnehmen. Die Türkei wiederum verlangt als Gegenleistung zusätzlich drei Milliarden Euro bis Ende 2018 zu den bereits beschlossen drei Milliarden Euro, welche die EU Ankara zur Versorgung von Flüchtlingen gibt. Außerdem will Ankara eine vorgezogene Visabefreiung ab 1. Juni für türkische Staatsbürger und Fortschritte bei den EU-Beitrittsverhandlungen. Zypern droht mit der Blockade eines wichtigen Teils des geplanten EU-Türkei-Abkommens zur Lösung der Flüchtlingskrise. Sein Land werde der Eröffnung neuer Kapitel in den EU-Beitrittsverhandlungen nicht zustimmen, wenn die Türkei nicht zugleich ihre Verpflichtungen erfülle, sagte Zyperns Präsident Nicos Anastasiades am Dienstag in Nikosia bei einer Pressekonferenz mit EU-Ratspräsident Donald Tusk. Die EU-Partner müssten verstehen, dass die Zustimmung zu den türkischen Forderungen durch die Regierung in Nikosia den Eindruck vermittle, als ob der Staat Zypern nicht existiere. Die Türkei erkennt das EU-Mitglied Zypern völkerrechtlich nicht an. Die EU fordert diese Anerkennung vor einem Beitritt der Türkei zur Union.
1Panorama
In den vergangenen Tagen überschlugen sich die Ereignisse rund um Griechenland. Nach den gescheiterten Verhandlungen mit den Euroländern in der vergangenen Woche kündigte Regierungschef Alexis Tsipras am Freitagabend an, ein Referendum zum Sparpaket abhalten zu wollen. Eineinhalb hektische Tage später wurde am Sonntagabend bekannt, dass die griechischen Banken ab Montag geschlossen haben und griechische Bürger bis zum 6. Juli nur 60 Euro pro Tag abheben können. Nun steht Griechenland, der Eurozone, der EU und den Börsen eine turbulente Woche bevor. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am Montag, es sei das legitime Recht der Griechen, ein Referendum anzusetzen. Auch das Ergebnis vom Sonntag werde man akzeptieren, betonte Merkel. Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ist heute vor die Presse getreten: Er fühle sich vom griechischen Premier Alexis Tsipar verraten, Tsipras habe auf dem Weg zu einer bestmöglichen Einigung den Schwung einseitig durch die Ankündigung des Referendums vom Tisch gefegt. Trotzdem sei er entschieden gegen einen Grexit, das wird nie eine Option sein. Die Rede Junckers klang teilweise wie ein trauriger Abgesang auf Griechenland, doch gleichzeitig betonte er seine Hoffnung, die Eurozone bleibt zu Neunzehnt und sogar, dass wir mehr werden. derStandard.at hält Sie heute mit Updates zur Lage auf dem Laufenden. (29.6.2015)
3Wirtschaft
Im Vorjahr entdeckte eine pensionierte Postbeamtin auf der deutschen Insel Amrum eine Flaschenpost, die es nun ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte. Plymouth – Als der Meeresbiologe George Parker Bidder Anfang des vorigen Jahrhunderts hunderte Flaschen in die Nordsee warf, hatte er etwas anders im Sinn als einen Rekord aufzustellen. Er wollte auf diese Weise die verschiedenen Strömungen der Nordsee untersuchen. Um zu erfahren, wohin es die Flaschen verschlagen würde, versah er sie mit einer Nachricht: Auf Englisch, Deutsch und Niederländisch bat er potenzielle Finder darum, eine beiliegende Postkarte an seine Forschungsinstitution zu senden, die heute noch existente Marine Biological Association in Plymouth. Zur Belohnung setzte er einen britischen Schilling aus. Im Vorjahr ist eine dieser Flaschenposten nach knapp 108 Jahren in Deutschland wieder aufgetaucht. Gefunden hat sie ausgerechnet eine pensionierte Postbeamtin auf der Nordfriesischen Insel Amrum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann fischte sie die Nachricht aus der Flasche und folgte den Anweisungen. Wie alt die undatierte Nachricht tatsächlich war, ahnte sie nicht. Wie der britische Guardian berichtet, ist es nun aber offiziell: Das Guinness-Buch der Rekorde nahm den Fund als älteste Flaschenpost der Welt auf. Bei den Mitarbeitern der Marine Biological Association dürfte die Verwirrung anfangs eher groß gewesen sein, als ein Brief adressiert an ihren früheren Präsidenten G. P. Biddern eintraf – der ist schließlich 1954 verstorben. Doch schnell wurde klar, dass es sich hier um eine seiner bottom-trailers handeln musste, mit deren Hilfe er die Unterschiede der Strömungen am Meeresboden im Vergleich zur Oberfläche überprüfen wollte. Die meisten Rückmeldungen erhielt er binnen weniger Monate nach dem Postwurf. Die bislang letzte Finderin wurde nun, mehr als ein Jahrhundert nach Beginn des Experiments, wie versprochen entschädigt, berichtete der Pressesprecher der Marine Biological Association: Man hat ihr einen Schilling geschickt.
7Wissenschaft
Resonanz der Bevölkerung auf die Empfangsqualität und die neuen Programme sei "überwältigend positiv". Wien – Am 28. Mai jährt sich der Start von Digitalradio Österreich. Die Digitalradio-Betreiber zogen am Dienstag eine positive Bilanz des Projekts. Die Resonanz der Bevölkerung auf die Empfangsqualität und die neuen Programme ist überwältigend positiv, weshalb die DAB+ Hörer auch nicht mehr auf das neue, vielfältige Angebot verzichten wollen, so Digitalradio Österreich-Geschäftsführer Gernot Fischer. Mit den beiden Sendern am DC Tower und in Liesing erschließen wir nun ein Gebiet, das weit über die nördliche und östliche Landesgrenze sowie nach Süden bis zum Wechselgebiet reicht. Damit konnten die 15 digitalen Hörfunkprogramme rund 2,5 Millionen Menschen erreichen. Erste Datendienste seien ebenfalls bereits on air, erklärte Fischer. Der Handel habe inzwischen auf die gesteigerte Nachfrage nach DAB+ fähigen Radiogeräten reagiert. Der Trend gehe dabei in Richtung hybrider Geräte, die analoge und digitale Signale empfangen können, berichtete Digitalradio Österreich-Obmann Thomas Pöcheim. In Summe sind laut Pöchheim rund 400.000 DAB+ fähige Radiogeräte in Umlauf. Ein weiterer Meilenstein ist das erste DAB+ fähige Smartphone, das im März von LG in Paris vorgestellt wurde. Im zweiten Pilotjahr werden laut Fischer vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen 16 Sender mit an Bord sein. Die Must-Carry-Frequenz des ORF wird demnächst von einem Radioprogramm eines bekannten österreichischen Unternehmens betrieben werden. Der ORF und das größte heimische Privatradio Kronehit nehmen an dem Digitalradio-Projekt bisher nicht teil. Spätestens 2018 soll der Regelbetrieb für Digitalradio in Österreich starten.
6Etat
Werner Faymann durfte sich am Sonntagabend ohne Mitdiskutanten im ORF den Fragen zur Flüchtlingspolitik der Regierung stellen. Der Kanzler verteidigte das Ende des Durchwinkens. Das Setting ist bekannt, aber diesmal war der Kanzler alleine zu Gast. Es gab ein Solo mit Werner Faymann bei Im Zentrum am Sonntagabend, moderiert von Ingrid Thurnher, heftig kritisiert von der ÖVP. Ist das Ihr Europa, Herr Faymann?, war der Titel, und Frau Thurnher sagte: Danke, dass Sie die Einladung angenommen haben – wohl auch um Gerüchten über SPÖ-Interventionen im ORF entgegenzuwirken. Die schrecklichen Bilder aus Idomeni zeigten die Notwendigkeit, dass es eine gemeinsame Lösung braucht, führte Faymann aus. Konkret nannte er Verteilerzentren, die den Flüchtlingen klarmachen sollten, dass sie sich nicht aussuchen könnten, wo sie Schutz bekommen. Er habe mit dem portugiesischen Regierungschef gesprochen, der wollte 7.000 Flüchtlinge nehmen, habe aber nur 200 bekommen. Angesprochen auf die hässlichen Bilder aus Griechenland sagte Faymann, es gebe das Signal, dass die Balkanroute zu sei, es gibt kein Durchwinken mehr. Dass jemand zu Schaden kommt, ist nicht vorzusehen. Die EU könne nun zeigen, dass sie Menschlichkeit mit Ordnung verbinden könne. Wir haben geholfen, und darauf bin ich stolz, sagte Faymann, daher habe Österreich die moralische Kraft, darauf zu dringen, dass jetzt Ordnung komme. Österreich habe jedenfalls handeln müssen, es habe sich in den letzten Monaten des vergangenen Jahres gezeigt, dass immer mehr Flüchtlinge nicht nach Deutschland weiterreisten, sondern in Österreich um Asyl angesucht. Es wäre aus des Kanzlers Sicht unverantwortlich gewesen, wenn er nichts unternommen hätte. Faymann sprach sich klar für ein Abkommen mit der Türkei aus, auch wenn er einräumte, dass die Türkei kein einfacher Partner sei. Klar sei auch, dass die Türkei das Flüchtlingsproblem nicht für die EU lösen könne. Ziel sei es, die Grenzen gemeinsam zu schützen und Flüchtlinge, die illegal die Grenze überschritten haben, wieder zurückzuführen. Faymann: Das spricht sich schnell herum, dass die Route zu ist. Im Gegenzug würden die europäischen Staaten dann Flüchtlinge, die legal in der Türkei sind, übernehmen. Faymanns Aber: Ich möchte mich nicht darauf verlassen. Sollte die Türkei alle Kriterien erfüllen, sei er dafür, dem Land Visa-Freiheit für seine Bürger zu gewähren. Ein EU-Beitritt komme, das versuchte der Kanzler deutlich zu machen, aber nicht infrage, da müsste es zuvor auch eine Volksabstimmung in Österreich geben. Die Türkei habe einen Vollbeitritt aber gar nicht verlangt, sagte Faymann. Mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel habe er sich im Winter entzweit, als er erkannt habe, dass es keine europäische Lösung geben werde, und ihm klarwurde: Wir sind nicht das Wartezimmer Deutschlands. Die Einführung von Obergrenzen sei Notwehr als Plan B gewesen. Und was ist passiert?, fragte der Kanzler. Aufgeweckt haben wir die Kollegen. Die Balkanroute sei dichtgemacht worden, jetzt habe er nur Angst, dass diese wieder aufgemacht werde. Konfrontiert mit Aussagen von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), der früh ein Ende des Durchwinkens gefordert hatte, bestritt Faymann, auf ÖVP-Kurs geschwenkt zu sein. Er habe seine Meinung geändert, und er habe im richtigen Gremium, nämlich dem der EU-Regierungschefs, dafür gestimmt, das Durchwinken zu beenden. Dass Umfragewerte eine Rolle gespielt haben, wies der Kanzler weit von sich: Umfragen interessieren mich überhaupt nicht. Er habe die Pflicht, der Realität ins Auge zu schauen. Faymann hoffe, dass die Demonstration und Gegendemonstration am Montag aus Anlass eines Flüchtlingsheims in Wien-Liesing friedlich abgehen, in Österreich ist kein Platz für Hasser. Dass die Boulevardzeitungen maßgeblich zur Polarisierung der Bevölkerung beitrügen, wollte Faymann nicht kritisieren, ich bin nicht der Richter der Zeitungen, ich mische mich nicht ein. Abqualifizierungen mag er aber nicht, sagte der Kanzler. Dass ihm die Parteijugend bei seiner jüngsten Rede vor Wiener Genossen riet: Werner, raus aus dem rechten Eck, sei zu viel Ehre für das rechte Eck, sagte Faymann. Fehler wollte er in seiner Politik keine eingestehen. Eines können wir uns nicht vorwerfen: dass wir nicht menschlich waren und dass wir nicht als Erste aufgeschrien haben.
5Inland
Kein Verdächtiger gefunden. Stockholm – Ein Konzert der irischen Rockgruppe U2 in Stockholm ist kurzfristig abgesagt worden, weil sich ein bewaffneter Mann in der Veranstaltungshalle aufgehalten haben soll. Das Konzert mit Leadsänger Bono (55) hätte am Sonntagabend in der Globe Arena in der schwedischen Hauptstadt stattfinden sollen, wurde dann nach Angaben der Polizei vom späten Abend jedoch kurz vor Beginn gestrichen. Die schwedische Zeitung Aftonbladet berichtete am Montag, ein Mann habe beim Einlass in die Halle eine Waffe gezeigt. Er habe gesagt, er sei Polizist und habe vergessen, die Waffe bei der Arbeit zu lassen. Daraufhin sei er in der Arena verschwunden. Die Polizei sperrte die Eingänge und evakuierte den Konzertraum, um nach dem Mann zu suchen. Es sei jedoch kein Verdächtiger gefunden, hieß es später in einer Pressemitteilung. Der Veranstalter beschloss, das Konzert zu verschieben. Die Polizei sprach von einem möglichen Verstoß gegen das Waffengesetz.
1Panorama
FPÖ-Chef sprach im ORF von Manipulation bei Bild, das vor Asylquartier entstand. "Kurier" und Fotograf sehen Kreditschädigung. Wien – Der Kurier wird FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf Kreditschädigung klagen. Das bestätigte Herausgeber und Chefredakteur Helmut Brandstätter dem STANDARD. Der Grund ist die Aufregung um ein Kurier-Foto von Jürg Christandl, das ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge bei der Ankunft im Asylquartier in der Erdberger Straße in Wien-Landstraße zeigt, während FPÖ-Anhänger Nein zum Asylantenheim-Schilder hochhalten. Strache hatte sowohl in der ORF-Sendung Im Zentrum am Sonntag als auch in der ZiB 2 am Mittwoch von einer inszenierten Aufnahme gesprochen. Die Gegendemonstranten hätten es organisiert, dass ein Kind mit einem Fotografen positioniert vorbeigeführt wurde. Und so kann man mit Bildern Kinder missbrauchen, erklärte Strache in Im Zentrum und noch einmal am Mittwoch in der ZiB 2. Für Brandstätter ist das eine Lüge, die er juristisch bekämpfen wolle. Den Fotografen hatte Strache nicht namentlich genannt, das Foto wurde auf Twitter hundertfach verbreitet. FPÖ begrüßt geflüchtete Kinder in Erdberg. pic.twitter.com/lmceQwMbYP Christandl selbst wies den Vorwurf der Manipulation bereits am Montag zurück. Das stimmt natürlich nicht und macht mich sprachlos, meinte er dazu. Ich und ein paar andere Fotografen sind da gestanden. Es war schon relativ am Ende der Protestaktion. Auf einmal sind diese Flüchtlinge Richtung Flüchtlingsheim vorbeigegangen, weil die FPÖ ja den Zugang blockiert hat. Ich sehe das, reiße instinktiv die Kamera hoch und drücke zehnmal drauf. Die Flüchtlinge haben auch nicht posiert. Das war in vier Sekunden vorbei. Ich habe daran keine Inszenierung erkennen können, und ich war schon überhaupt kein Teil einer Inszenierung und lasse mich als Fotograf nicht positionieren.
6Etat
Wähler hatten strikten Vorschlag der Schweizer Rechtspopulisten in Votum eine Absage erteilt. In der Schweiz droht vom 1. Oktober an kriminellen Ausländern nach Verbüßung ihrer Strafe die langjährige Ausweisung. Das hat die Regierung in Bern am Freitag beschlossen. Damit wird das Ergebnis der Volksabstimmung vom vergangenen Sonntag umgesetzt. Das mit 58,9 Prozent deutliche Nein der Eidgenossen zur Durchsetzungsinitiative der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) hatte zwar die automatische und ausnahmslose Ausweisung verhindert. Zugleich hatte es den Weg für eine abgemilderte Änderung im Ausländerrecht freigemacht. Demnach können Richter in Ausnahmefällen aufgrund einer Härtefallklausel von der Ausweisung absehen.
2International
Marcel Fratzscher befürwortet weniger strenge Sparvorgaben und fordert eine Sonderwirtschaftszone für Griechenland. STANDARD: Wie sehen Sie die Einigung zwischen Griechenland und seinen Gläubigern? Fratzscher: Ich halte das Abkommen für einen ersten Erfolg und im Gegensatz zu Vereinbarungen aus der Vergangenheit für realistischer. Beide Seiten sind von der Wirklichkeit eingeholt worden. Die bisherigen Zielvorgaben für die Regierung in Athen, die noch vor ein, zwei Monaten angepeilt wurden, waren nicht erreichbar. Da wurden extrem hohe Primärüberschüsse erwartet, für heuer etwa ein Prozent. Um die Vorgaben für das kommende Jahr zu erreichen, muss Griechenland zwar weiterhin sparen. Aber die Vorgaben sind weniger ambitioniert als in den ersten zwei Hilfsprogrammen. Das sollte den Griechen insgesamt dabei helfen, ihre Wirtschaft zu stabilisieren. STANDARD: Sehen Sie irgendeine Strategie dafür, wie Griechenland wieder wachsen kann? Mit weiteren Kürzungen und Lohnzurückhaltung wird das nicht klappen. Fratzscher: Notwendig ist, dass die griechischen Bürger und Unternehmen wieder Vertrauen in die Zukunft ihres Landes fassen. Damit das geschieht, muss das Bankensystem rekapitalisiert und umstrukturiert werden. Die nun vereinbarten Reformen sollten zügig umgesetzt werden. Etwas geschehen muss schließlich auch hinsichtlich der Überschuldung des griechischen Staates. Der Internationale Währungsfonds besteht darauf, dass es eine deutliche Schuldenerleichterung gibt, und in der Tat wäre dies wichtig, damit jeder Zweifel an einem Verbleib des Landes im Euro zerstreut wird. STANDARD: Plädieren Sie für einen richtigen Schuldenschnitt? Fratzscher: Nein. Ich wäre für eine Umwandlung der griechischen Schulden in wachstumsgebundene Kredite: Das heißt, sowohl die Rückzahlungen dieser Darlehen als auch die Zinshöhe sollte an das Wirtschaftswachstum in Griechenland gekoppelt werden. Darüber hinaus wird es wichtig sein, sich zu überlegen, wie man einen Impuls geben kann, um Griechenland auf die Beine zu helfen. Dafür wäre die Einrichtung einer Art Sonderwirtschaftszone in einer der Regionen Griechenlands sinnvoll, in der Unternehmen ohne die langwierige Bürokratie investieren können. Ohne irgendeinen Wachstumsimpuls wird es Jahre dauern, bis die extrem hohe Arbeitslosigkeit in Griechenland wieder sinkt. Notwendig ist also eine Art positiver Schockimpuls. Eine Sonderwirtschaftszone ließe sich recht schnell einrichten. Man kann nicht nur weitermachen wie bisher, sondern muss auch weit darüber hinausdenken. STANDARD: Gibt es ein Vorbild für eine solche Freihandelszone in Europa, und wer soll da investieren? Fratzscher: Nicht in Europa, aber viele Schwellenländer, etwa China, waren mit dem Modell erfolgreich. Die Vorteile liegen auf der Hand: In den speziellen Regionen werden die Hürden für Investitionen sehr viel niedriger als im übrigen Land, und Unternehmer erhalten finanzielle Anreize. In Griechenland sind die Entscheidungswege in der Verwaltung oft sehr lang, das System ist von Korruption betroffen, die Vorteile liegen auf der Hand. Im Gegenzug müssten die Investoren dazu verpflichtet werden, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zu der Frage nach den Geldgebern: Neben ausländischen Investoren wäre das Modell auch für griechische Unternehmer interessant, die ihr Geld aus dem Ausland zurückholen können, nun, da wieder etwas mehr Klarheit über die Zukunft herrscht. Auch Gelder aus dem europäischen Haushalt sollten genutzt werden. STANDARD: Die griechische Regierung muss eine lange Liste an Reformforderungen erfüllen. Dazu gehört etwa die Liberalisierung des Apothekermarktes. Auch Berufsgruppen wie Ingenieure und Notare sollen leichter zugänglich werden. Sind das nicht rein ideologische Forderungen nach dem Motto: Liberalisierung ist gut. Fratzscher: Es gibt sehr detaillierte Vorgaben. Letztlich geht es bei diesen Maßnahmen darum, einen fairen Wettbewerb zu schaffen. Das halte ich schon für extrem wichtig in einer Volkswirtschaft. Unternehmen werden nichts investieren, keine Jobs schaffen, wenn sie nicht sicher sind, dass es fairen Wettbewerb gibt und sie erfolgreich sein können. Von Griechenland werden offensichtlich 35 Reformen in einem ersten Schritt verlangt. Für sich allein leisten diese Maßnahmen nur einen kleinen Beitrag. Aber wenn man alles addiert, dann können diese Maßnahmen das Potenzialwachstum Griechenlands, also die Fähigkeit des Landes, Wachstum selbst zu generieren, deutlich erhöhen. STANDARD: Aber hier werden Dinge verlangt, die oft selbst in Österreich, Deutschland nicht Realität sind. Fratzscher: Das ist richtig. Gerade in Deutschland herrscht oft eine gewisse Überheblichkeit vor, wonach wir keinerlei Strukturreformen machen müssen. Auch Deutschland würde von einem besseren Wettbewerb in einigen Dienstleistungssektoren profitieren, zum Beispiel im Bereich der freien Berufe, der Rechtsanwälte.
3Wirtschaft
Neue Variante des Apple-Smartphones soll billiger als aktuelle Topmodelle sein. Immer wieder waren in den letzten Monaten Gerüchte zu hören, dass Apple an einem weiteren Modell seines Smartphones arbeitet. Nun sind sich die Analysten von KGI Securities aber sicher: Schon bald soll ein kleineres iPhone die beiden bestehenden Varianten ergänzen, wie Macrumours berichtet Im ersten Quartal 2016 soll die Produktion eines iPhones mit 4-Zoll-Bildschirm beginnen, heißt es in einer Mitteilung von Ming-Chi Kuo. Der Analyst geht aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Informationen davon aus, dass das Gerät mit einem A9-Prozessor ausgestattet ist, NFC sowie eine 8 / 1,2 Megapixel-Kamerapaarung sollen ebenfalls mit dabei sein. Das kleine iPhone soll ein Metallgehäuse aufweisen und in zwei oder drei unterschiedlichen Farbvarianten erhältlich sein. Den Preis soll zwischen 400 und 500 US-Dollar liegen – und damit deutlich billiger sein als das aktuelle iPhone 6S. Die Analysten prognostizieren, dass vom 4-Zoll-Modell im ersten Jahr rund 20 Millionen Exemplare verkauft werden. Die neue Variante soll nicht zuletzt auch die Gesamtabsätze des iPhones wieder ankurbeln. Gehen die Analysten doch mittlerweile davon aus, dass es dem iPhone 6S nicht gelingen wird, die Verkaufszahlen des Vorgängers zu erreichen. Nach einer raschen Startphase habe sich die Nachfrage mittlerweile deutlich abgekühlt, wie reduzierte Aufträge bei den Zulieferern belegen würden.
0Web
Wegen Referee-Entscheidung zugunsten von Lewski. Rasgrad – Bulgariens Fußball-Meister Ludogorez Rasgrad hat wegen Benachteiligung durch die Schiedsrichter mit dem Rückzug aus der Liga gedroht. Wie Club-Besitzer Kiril Domuschijew am Montag erklärte, würde zugunsten von Titelrivale Lewski Sofia gepfiffen werden. Am Samstag war Ex-Champion Litex Lowetsch im Spiel gegen Lewski gegen Ende der ersten Spielhälfte abgetreten. Der Referee hatte zu diesem Zeitpunkt zwei Rote Karten gegen Litex sowie Elfmeter für Lewski gegeben. Ludogorez liegt aktuell erneut an der Tabellenspitze, Lewski hat bei nun einem Spiel weniger drei Zähler Rückstand. (APA; 14.12.2015)
4Sport
Vor allem Springspinnen erweitern ihren Speiseplan um Pflanzen, wie Biologen herausfanden. Das dürfte ihnen einen Überlebensvorteil bringen. Basel – Spinnen sind als Insektenfresser bekannt. Für manche Arten konnte auch nachgewiesen werden, dass sie ihren Speiseplan mit Beutetieren wie Fischen, Fröschen oder gar Fledermäusen erweitern. Biologen der Universität Basel, der Brandeis University in den USA und der britischen Cardiff University berichten nun: Spinnen fressen durchaus auch Pflanzen. Für ihre Studie im Journal of Arachnology sammelten und dokumentierten die Forscher zahlreiche Fälle von pflanzenfressenden Spinnen. Dabei stellten sie fest, dass sich Vertreter von zehn verschiedenen Spinnenfamilien von einer Vielfalt an Pflanzen wie Bäumen, Büschen, Gräsern, Farnen oder Orchideen ernähren. Dabei fressen sie je nach Vorliebe unterschiedliche Pflanzenteile wie Nektar, Pflanzensaft, Honigtau, Blätter, Pollen und Samen. Am häufigsten scheinen Pflanzenfresser unter den Salticidae vorzukommen, einer tagaktiven Familie von Springspinnen. Bis zu 60 Prozent der Pflanzenliebhaber unter den Spinnen gehören zu dieser Familie. Dieses Fressverhalten komme deutlich häufiger in warmen Regionen vor, so die Forscher. Ein Grund dafür könnte sein, das besonders häufig Nektar vertilgt wird – und Pflanzen mit hoher Nektarproduktion kommen eher in wärmeren Gebieten vor. Die Fähigkeit, Nährstoffe aus Pflanzen zu beziehen, erweitert die Nahrungsgrundlage der Tiere, erklärte Studienautor Martin Nyffeler von der Universität Basel. Dies könne ein Überlebensmechanismus sein für Zeiten, in denen Beutetiere rar sind. Außerdem diversifizieren sie dadurch ihren Speiseplan und optimieren die Nährstoffaufnahme – was im Kampf ums Überleben von Vorteil sein dürfte, so Nyffeler. Welchen Anteil die Pflanzenkost an der Ernährung der Spinnen insgesamt hat, sei jedoch noch weitgehend unerforscht.
7Wissenschaft
2:0-Sieg für Dortmund beim Ex-Klub Mainz – Aubameyang war erstmals in der Saison nicht selbst erfolgreich, bereitete aber beide Tore vor. Mainz – Die Reise in die Vergangenheit wurde für Thomas Tuchel zum Erfolgs-Trip: Der Trainer von Borussia Dortmund feierte am Freitag in der deutschen Bundesliga mit den Westfalen ein glückliches 2:0 (1:0) bei seinem Ex-Klub FSV Mainz 05 und durfte sich anderthalb Jahre nach seinem unrühmlichen Abschied vom Bruchweg über einen besonderen Coup freuen. Durch den ersten Sieg nach zuvor vier Pflichtpartien ohne Dreier festigte der BVB mit 20 Punkten Platz zwei hinter Bayern München und rückte zumindest für eine Nacht bis auf vier Zähler an den Rekordmeister heran. Vor 34.000 Zuschauern leitete ausgerechnet der zuletzt formschwache DFB-Nationalspieler Marco Reus (18.) den dritten Auswärtserfolg des Tuchel-Teams ein, das vor der Länderspielpause bei den Bayern eine bittere 1:5-Pleite kassiert hatte. Allerdings verschoss Reus auch noch einen unberechtigten Elfmeter (47.), ehe Henrich Mchitarjan für die Entscheidung sorgte (82.). ÖFB-Teamspieler Julian Baumgartlinger spielte bei den Gastgebern als Kapitän im zentralen Mittelfeld durch. Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang war am 9. Bundesliga-Spieltag erstmals nicht selbst erfolgreich, bereitete aber beide Tore mustergültig vor. Mainz musste gegen Angstgegner Dortmund die achte Niederlage in den vergangenen neun Duellen hinnehmen, hält sich aber mit zwölf Punkten im Mittelfeld der Tabelle.
4Sport
Chemische Veränderungen im Nest beeinflussen Verhalten der Tiere. Paris – Lange haben Wissenschafter gerätselt, warum Hummeln ihr streng geordnetes Zusammenleben in einer Kolonie zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufgeben. Eine Studie hat auf diese Frage nun möglicherweise eine Antwort gefunden: Die Zusammensetzung des Wachses im Hummelnest kann zu Rebellion und sogar zum Königinnenmord führen. Die Forscher um Ann-Marie Rottler-Hoermann von der Universität Ulm fanden in Experimenten heraus, dass Veränderungen im chemischen Aufbau des Wachses das soziale Gefüge zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der britischen Fachzeitschrift Royal Society Open Science. In der sogenannten sozialen Phase ist eine Hummelkolonie von äußerster Effizienz geprägt. Die Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrungssuche, Brutpflege und Abwehr von möglichen Feinden. Arbeiterinnen und Königin erfüllen normalerweise friedlich ihre Aufgaben, sagte Rottler-Hoermann, Erstautorin der Studie. Der Übergang zur Konkurrenzphase erfolge sehr plötzlich. Es sei ein vollkommener Verhaltenswechsel in der gesamten Hummelkolonie von einem zum anderen Tag zu beobachten. Die Hummeln legen selbst Eier, attackieren sich gegenseitig und fressen fremde Eier auf. Die Aggression ist derart ausgeprägt, dass sie sogar zum Tod der Königin führen kann, so die Biologin. Um ihre These zu belegen, brachten die Wissenschafter Hummeln aus einem neu gebauten Nest mit Wachs aus einer älteren Kolonie zusammen. Die Insekten begannen umgehend damit, um die Fortpflanzung zu konkurrieren.
7Wissenschaft
Alle 23 Notquartiere für Flüchtlinge in Wien fußen auf befristeten Mietverhältnissen. Das hat Nachteile. Wien – Vergangenen Donnerstag fiel Nona Osterfeld, Leiterin des vom Arbeitersamariterbund betriebenen Flüchtlingsnotquartiers Hotel Favorita in der Wiener Laxenburger Straße, ein Stein vom Herzen. Der Prekariatsvertrag für unser Haus wird bis Ende September verlängert!, berichtete sie höchst erfreut. Bis dahin war über Mitarbeitern wie Bewohnern des Großquartiers im ehemaligen Arbeiterheim Favoriten das Damoklesschwert einer baldiger Kündigung respektive eines Auszugs gehangen. Ende Juni laufe das Prekariat (Anm.: jederzeit kündbare Bittleihe) aus, das Quartier werde geschlossen, hatte es zuletzt geheißen: für die 26 Mitarbeiter höchst bitter, für viele der 380 großteils aus Syrien und Afghanistan kommenden Flüchtlinge – Familien, alleinreisende Frauen, behinderte und kranke Menschen – eine wahre Katastrophe, sagt Osterfeld. Schon Umzüge im Haus, von einem Zimmer in ein gleichwertiges anderes, führten zu zum Teil dramatischen Reaktionen, schildert die Sozialarbeiterin und Medienpädagogin: Manchmal klammern sich die Frauen weinend an mich. Zum Teil sei das wohl eine kulturell bedingte Reaktion. Aber es hat auch mit dem Verlust der Heimat und Sicherheiten wegen der Flucht zu tun. Den Flüchtlingen mitzuteilen, dass sie in eine andere Unterkunft wechseln müssen, werde hart, meint Osterfeld. Und auch um die erfolgreiche Integrationsarbeit im Haus wäre es sehr, sehr schade: 73 Kinder gehen in der Umgebung zur Schule. Es gibt Mutterberatung, regelmäßige Treffen zu Themen wie Familienplanung (Osterfeld: Für die meisten Flüchtlinge etwas völlig Neues) sowie auf die Hausbewohner ausgerichtete Kooperationen mit Volkshochschulen und dem Arbeitsmarktservice. Derzeit laufen Verkaufsverhandlungen zwischen dem Hauseigentümer und dem Quartierverantwortlichen, dem Fonds Soziales Wien (FSW): Diesbezüglich ist der unter Denkmalschutz stehende Jugendstilbau, der ab 1957 jahrzehntelang als Hotel genutzt wurde, unter den aktuell 23 Wiener Flüchtlingsnotquartieren ein Einzelfall. Keine Besonderheit hingegen ist die nur befristete Nutzungsmöglichkeit: Alle Wiener Flüchtlingsnotquartiere wurden auf Grundlage befristeter Mietverträge oder aber Prekariate eröffnet, erläutert FSW-Geschäftsführer Peter Hacker im Standard-Gespräch. Als vergangenen Herbst immer mehr Flüchtlinge nach Österreich kamen, habe man rasch reagiert und zur Zwischennutzung geeignete Objekte gesucht, die abgerissen oder grundsaniert werden sollen und vorübergehend bezogen werden konnten. Auch – so Hacker – hätten Bezirkspolitiker und Anrainer vielfach Befristungen gewünscht. So sei es ihnen leichter gefallen, die Einrichtung eines Notquartiers zu akzeptieren. Nun jedoch zeitige dieser positive Aspekt auch Schattenseiten: für die Flüchtlinge, weil sie wieder umziehen, für die Stadt, weil fixe Ersatzquartiere gesucht werden müssen. So etwa auch im 900-Plätze-Notquartier in der Vorderen Zollamtsstraße, das Ende Mai geschlossen werden soll. Dort protestieren die Betreiber des mit der Sozialmarie ausgezeichneten Integrationsprojekt Displaced wie berichtet gegen das Aus. Konkret leben von den rund 21.000 wienweit in Grundversorgung befindlichen Flüchtlingen noch 3917 in Notquartieren auf Zeit. Die längsten Befristungen gehen bis 2017. Für mehrere Objekte laufen laut Hacker Verhandlungen, um die Fristen auszudehnen oder Mietverträge auf längere Zeit abzuschließen. Wie es mit dem Hotel Favorita nach dem September weitergeht, ist laut dem FSW-Geschäftsführer derzeit völlig unklar. Das bestätigt auch die Favoritner Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner (SPÖ). Den Flüchtlingen sei sehr zu wünschen, dass sie bis Ende ihres Asylverfahrens in der inzwischen vertrauten Umgebung bleiben können – zumal es mit den Anrainern keinerlei Probleme gebe: Aber aus Sicht des Bezirks wäre es auch okay, wenn dort wieder ein Hotel hineinkäme. (Irene Brickner, 3.5.2016)
1Panorama
Staatsanwaltschaft: Verdacht des Amtsmissbrauchs gegen Grafenwörther Bürgermeister Riedl laut "News". Grafenwörth/St. Pölten – Wegen fragwürdiger Nebenwohnsitze in Grafenwörth bei der Niederösterreichischen Gemeinderatswahl 2015 hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten Ermittlungen eingeleitet. Es bestehe der Verdacht des Amtsmissbrauchs, bestätigte Sprecher Karl Wurzer einen Vorabbericht der Zeitschrift News (Samstag). Ermittelt werde in alle Richtungen, auch gegen Bürgermeister Alfred Riedl (ÖVP) als Vorsitzenden der Gemeindewahlbehörde. Die Staatsanwaltschaft hat das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) mit den Ermittlungen beauftragt. Demnach sollen Wähler zugelassen worden sein, die keinen entsprechenden Wohnsitz in Grafenwörth (Bezirk Tulln) hatten. Zwei SPÖ-Gemeinderäte hatten dazu im Vorjahr eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Bei den niederösterreichischen Gemeinderatswahlen kann auch ein Nebenwohnsitz ausreichen, um wählen gehen zu dürfen. Eine Person kann also in mehreren Gemeinden für dieselbe Partei stimmen. Vor der Wahl gab es laut News nicht nur in Grafenwörth Auffälligkeiten bezüglich der Nebenwohnsitze. Hier habe es jedoch die Gemeindewahlbehörde trotz entsprechender Anträge der Opposition zunächst abgelehnt, die umstrittenen Zweitwohnsitzer aus dem Wählerverzeichnis zu streichen, hieß es in dem Bericht. Erst nach einer Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts wurden laut News gut ein Dutzend Personen von der Wählerliste gestrichen, da kein ordentlicher Wohnsitz in Grafenwörth vorlag. Riedl, der auch Präsident des Gemeindebundes Niederösterreich der ÖVP ist, wollte gegenüber News zum laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben. Er hat dem Bericht zufolge die Vorwürfe immer bestritten.
5Inland
Abgeordneter will nicht auf seit Jahren unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsbericht warten. Seit einer Woche können Mitglieder und registrierte Unterstützer der britischen Sozialdemokraten entscheiden, wer nach dem Rücktritt Ed Milibands Parteichef werden soll. In den Umfragen führt Linkskandidat Jeremy Corbyn. Am Freitag kündigte Corbyn im Guardian an, er werde sich als Parteichef beim britischen und irakischen Volk für die Teilnahme am US-geführten Angriff auf den Irak entschuldigen. Er versprach, dass Labour unter seiner Führung nie wieder unnötigerweise unsere Truppen ins Gefecht schicken werde. Die Partei werde nie wieder denselben Fehler begehen und sich über die Uno und internationale Gesetze hinwegsetzen, versprach er. Die Unterstützung des Irak-Kriegs durch den damaligen Labour-Premierminister Tony Blair hat die Partei viele Wählerstimmen gekostet und ist auch zwölf Jahre danach noch ein dunkles Kapitel der Parteigeschichte. Laut nicht unumstrittenen Zahlen des Projekts Iraq Body Count kamen in dem Konflikt 219.000 irakische Zivilisten ums Leben. Auf US-Seite lagen die Verluste bei 4.425, die britische Armee verlor 179 Soldaten. Corbyns Kritik an Blairs Irak-Abenteuer nimmt wohl die Ergebnisse des seit Jahren unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsberichts zur britischen Beteiligung an dem Krieg vorweg. Der Bericht hatte ursprünglich bereits vor fünf Jahren erscheinen sollen, der Vorsitzende der Untersuchungskommission, John Chilcot, lehnt aber eine Veröffentlichung ab, weil die darin genannten Personen das Recht hätten, zum Inhalt Stellung zu beziehen. Die Untersuchungskommission kostete die britischen Steuerzahler bis April 2014 umgerechnet 11,75 Millionen Euro. Vor einer Woche kündigten die Familien von 29 Gefallenen an, Klage einzureichen, wenn das Dokument nicht bis Jahresende veröffentlicht wird. Corbyn äußerte nun die Ansicht, man müsse nicht auf Chilcot warten, um zu wissen, dass Fehler begangen wurden. Ex-Premierminister Blair hat sich bisher geweigert, sich für den Angriff auf den Irak zu entschuldigen. Vor dem Chilcot-Ausschuss äußerte er 2011 lediglich Bedauern für die Opfer. Auch der damalige Labour-Chef Ed Miliband wollte sich nicht entschuldigen, sondern bezeichnete den Krieg lediglich als falsch. Das Ergebnis der Labour-Abstimmung soll am 12. September bekanntgegeben werden. Neben Corbyn treten mit Liz Kendall, Andy Burnham und Yvette Cooper drei gemäßigte Kandidaten an.
2International
Rund 1.600 Menschen warten an der slowenisch-österreichischen Grenze, 1.500 warten in Salzburg. Ljubljana/Wien – Der Schwerpunkt der Flüchtlingsbewegungen Richtung Österreich hat sich am Wochenende vom Burgenland in die Steiermark verschoben. Rund 1.600 Flüchtlinge warten nach Angaben der slowenischen Polizei aktuell an der Grenze auf eine Weiterreise nach Österreich. Auf der Brücke zwischen Gornja Radgona und Bad Radkersburg würden aktuell 330 Menschen auf eine Einreise nach Österreich warten, im Transitlager in Sentilj (Spielfeld) seien es in der Früh 1.300 gewesen, sagte Polizeisprecherin Vesna Drole am Sonntag. Im burgenländischen Nickelsdorf sind am Sonntag erstmals seit Wochen keine neuen Flüchtlinge eingetroffen, das Areal ist komplett leer, der Großteil der Helfer ist abgezogen. Am Samstag haben nach Polizeiangaben allerdings noch einmal 4.155 Menschen aus Ungarn kommend die Grenze überquert. Die Menschen in Gornja Radgona/Bad Radkersburg würden bereits durch österreichische Einsatzkräfte und Helfer betreut, fügt Drole hinzu. Es handle sich vorwiegend um Frauen und Kinder, sie seien Sonntagnacht im Transitlager in Gornja Radgona eingetroffen. Nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA soll die Murbrücke nach Bad Radkersburg für die kommenden drei Stunden gesperrt sein, um einen reibungslosen Grenzübertritt der Flüchtlinge nach Österreich zu ermöglichen. In Slowenien werden am Sonntagvormittag rund 1.800 aus Kroatien kommende Flüchtlinge erwartet. Rund 1.200 Menschen kamen bereits gegen 9.30 Uhr an Bord eines Zuges, weitere 600 sollen in Bussen eintreffen, berichteten slowenische Medien. Der Transport war nach Angaben der Polizei mit den kroatischen Behörden koordiniert. Slowenien hatte am Samstag erklärt, lediglich 2.500 Menschen täglich aus Kroatien übernehmen und erst dann neue Schutzsuchende in Land lassen zu wollen, wenn ein Teil der Flüchtlinge nach Österreich weitergereist sei. Dies schien am Sonntag vorerst zu funktionieren, obwohl allein am Samstag mehr als 6.400 Menschen in Kroatien ankamen. Gut 4.000 Flüchtlinge warteten Sonntag in der Früh im Transitlager in Opatovac auf die Weiterreise nach Slowenien. Alleine bis 9.00 Uhr, kamen 900 neue Schutzsuchende, teilte das kroatische Innenministerium mit. Am slowenisch-steirischen Grenzübergang Spielfeld sind am Samstag sowie in der Nacht auf Sonntag insgesamt rund 1.000 Flüchtlinge einer Grenzkontrolle unterzogen und registriert worden. Das teilte die Landespolizeidirektion Steiermark am Sonntag in der Früh mit. Die Lage am Grenzübergang Bad Radkersburg war demnach ruhig. Im Verlauf des Abends und der Nacht sowie in den frühen Morgenstunden trafen rund 500 Flüchtlinge in Spielfeld ein und wurden einer Grenzkontrolle sowie der anschließenden Registrierung und Versorgung unterzogen. Ein Großteil der Flüchtlinge wurde mit Bussen nach Graz in die Notunterkunft Webling bzw. nach Klagenfurt (rund 150 Personen) gebracht. Eine geringe Anzahl von Personen befand sich am Sonntag in der Früh noch in Spielfeld. Diese können sich in einem beheizten Zelt ausruhen und werden im Verlauf des Sonntags weiterreisen. Ein zentrales Transportmanagement in Wien bestimmt die weitere Vorgangsweise und die Ziele, zu denen die Personen aus den Notunterkünften weitergebracht werden. Zwei erwartete Sonderzüge mit Flüchtlingen sind unterdessen nicht eingetroffen. Über deren Verbleib gab es laut Polizei keine Informationen. Die Polizei rechnet damit, dass der Zustrom an Flüchtlingen in Spielfeld weiterhin andauern wird. Auch wird mit der Ankunft von Flüchtlingen an der Grenze in Bad Radkersburg gerechnet. Der Zustrom der Flüchtlinge, die aus Richtung Osten über Salzburg nach Bayern wollen, war am Sonntag weiterhin ungebrochen. Die Unterbringungskapazitäten seien aktuell weitgehend ausgeschöpft, teilte das Land mit, die Grenzabfertigung durch die deutschen Behörden funktioniere aber fließend. Die deutschen Behörden fertigten zuletzt weiter rund 30 Personen pro Stunde ab – am Samstag insgesamt 547 Flüchtlinge, bis zum frühen Sonntagnachmittag 317. Am Sonntag wurden am Hauptbahnhof 610, im Notquartier in der alten Autobahnmeisterei 482 und an der Grenze 327 Flüchtlinge gezählt – macht in Summe mehr als 1.500 Personen. Die Garage am Salzburger Hauptbahnhof soll weiterhin als Notunterbringung eingesetzt werden, dazu muss sie jedoch winterfest gemacht werden. Für Dienstag ist zudem eine Grundreinigung dieser Unterkunft geplant.
1Panorama
Europastudio: Türkei/Deutschland | Meine Stadt: Antwerpen | Bundespräsidentenwahl | Metropolis | Erlebnis Bühne | Anne Will: Abhängig von Erdoğan | Game of Thrones. 11.05 DISKUSSIONEuropastudio: Türkei/Deutschland – Die labile Brücke in der Flüchtlingskrise Es diskutieren Margaretha Kopeinig (Kurier-Korrespondentin, Brüssel), Cengiz Günay (Österreichisches Institut für internationale Politik), Seyran Ateş (Anwältin, Menschenrechtsaktivistin) und Heribert Prantl (Chefredaktion Süddeutsche Zeitung). Bis 12.00, ORF 2 11.20 DOKUMENTATIONSREIHEMeine Stadt: Antwerpen Der Wiener Architekt Jakob Dunkl ist begeistert von der flämischen Metropole Antwerpen und geht der Frage nach, wie sich die Hafenstadt in behutsamem Tempo revitalisiert. Bis 11.46, Arte 13.05 MAGAZINPanorama In den Beiträgen, die von Johannes Hoppe präsentiert werden, geht es um den von Menschen produzierten Müll. Bis 13.30, ORF 2 13.30 MAGAZINHeimat, fremde Heimat 1) Pflegeeltern für junge Flüchtlinge. 2) Muttersprachige Musik mit internationalem Erfolg. 3) Tanja Prušnik – Kunst im Bewusstsein der Freiheit. Bis 14.05, ORF 2 16.30 BP WAHLWahl 16: Bundespräsidentenwahl – Hochrechnung Der Wahlabend startet mit Vorberichten und Rückblick auf vergangene Bundespräsidentenwahltage. Ab 17.00 Uhr gibt es die erste Hochrechnung. Ab 17.40 Uhr: Hans Bürger moderiert eine Runde der Parlaments-Klubobleute. Ab 18.20 Uhr: Runde der Kandidatin und der Kandidaten. 19.00 Uhr: Update. 19.30 Uhr: verlängerte ZiB. Ab 21.50 Uhr: Armin Wolf mit einer ZiB 2 spezial. Ab 22.20 Uhr: Im Zentrum Spezial. Bis 23.25, ORF 2 16.45 BP WAHLBundespräsidentschaftswahl 2016 Zuerst: Kommentare, Analysen und Interviews zur Entscheidung um das höchste Amt im Staat. Danach gibt es ein neues Politikformat mit Martin Wassermair (Politikredaktion), Fanny Rasul (Politikwissenschafterin), Ga briele Kepplinger, Sarah Hujber und Stefan Hageneder. Auch per Live stream. Bis 20.00, Dorf TV 16.45 MAGAZINMetropolis 1) Metropole: Shakespeares London. 2) Was wäre House of Cards ohne Shakespeare? 3) Der IS und der Westen – wie umgehen mit dem Terror? 4) Hamid Sulaiman zeichnet den Krieg. 5) Rebecca Raue – Heimat anders denken. 6) Die surreale Welt von Adam Green. Bis 17.30, Arte 19.25 MAGAZINErlebnis Bühne: Zubin Mehta – Partitur eines Lebens Der indische Ausnahmedirigent Zubin Mehta feiert seinen 80. Geburtstag. Mit Wien verbindet er nicht nur die intensiven Arbeitsjahre mit den Wiener Philharmonikern, sondern auch seine musikalisch pointierte Studienzeit. Ab 20.15 Uhr: Un ballo in maschera – Ein Maskenball. Bis 22.00, ORF 3 20.00 THEMENABENDOktoskop: Train Of Hope September 2015: Der Film bringt durch vielfältige Porträts der freiwilligen Helfer die facettenreiche Vielfalt von Menschlichkeit zum Ausdruck. Regisseurin Anna Ixy Noever ist zu Gast bei Robert Buchschwenter. Bis 21.15, Okto 21.45 DISKUSSIONAnne Will: Abhängig von Erdoğan – Zu hoher Preis für weniger Flüchtlinge? Gäste: Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramts, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung), Martin Schulz (Präsident des Europäischen Parlaments), Cem Özdemir (Parteivorsitzender), Mustafa Yeneroğlu (Abgeordneter der Großen Nationalversammlung der Türkei) und Selmin Çalışkan (Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland). Bis 22.45, ARD 22.20 BP WAHLIm Zentrum Spezial Zu Gast: Peter Filzmaier (Politikwissenschafter), Eva Zeglovits (Institut für empirische Sozialforschung, Ifes), Wolfgang Bachmayer (österreichische Gesellschaft für Marketing, OGM), Heidi Glück (Strategieberaterin) und Josef Kalina (Kommunikationsexperte). Bis 23.05, ORF 2 23.05 DOKUMENTARFILMEdelweiss, Star der Alpen – Mythos, Kitsch, Realität Richard Rodgers und Oscar Hammerstein schrieben Text und Melodie des Broadway-Musical The Sound of Music, obwohl keiner der beiden jemals ein Edelweiß gesehen hatte, geschweige denn in den Alpen gewesen war.Bis 0.30, ORF 2 3.00 STAFFELSTARTGame of Thrones [S6/E1] Start der sechsten Staffel. Wer nicht alleine schauen will, geht am Montag in die UCI Kinowelt zur GoT-Sky Night (nur mit Ticket). Die nächsten Folgen laufen immer montags um 21.00 Uhr, wahlweise auf Deutsch oder Englisch auf Sky Atlantic HD. Mobile Sky Dienste >> Weiterlesen: Dinner ist coming – Game of Scones Backbuch
6Etat
Nach Zwischenstationen bei Verbund und ÖBB ist Christian Kern im Kanzleramt angekommen. Endlich. Vertraute glauben nicht an Zufall, der machtbewusste Manager habe mit geschickter Netzwerkpflege darauf hingearbeitet. Seine ersten publizistischen Schritte legt er grundsätzlich an. Das Interview mit SPÖ Zentralsekretär Dr. Josef Cap dreht sich um die künftige Ausrichtung der Sozialdemokratie – bereits im Titel wird festgehalten, wohin die Reise geht: Partei der Zukunft!, formuliert das 1989 der Interviewer und damalige Chefredakteur des VSStÖ-Blattes Rotpress, Christian Kern. Im Gespräch mit Cap will der junge, linke Studentenpolitiker wissen: Was werden die Grundfeste sozialdemokratischer Politik sein?, und: Wie bist du mit dem Anteil der SPÖ an der Arbeit der Koalitionsregierung zufrieden? Cap gibt damals den Extremisten, findet, man müsse über jeden Kompromiss unzufrieden sein. Kerns Politikverständnis ist ein anderes. Eines Tages wird er es zeigen können. Bereits in der folgenden Ausgabe lächelt er vom Cover der Rotpress, in Szene gesetzt vom damaligen Geschäftsführer und Layouter der Zeitung, Stefan Pöttler – ein Freund und Wegbegleiter, den Kern seither nicht mehr aus den Augen verliert. Die dazugehörende Titelgeschichte lautet Die neuen Helden, Kern verspricht jenen, die ihm bei der Studentenvertretungswahl ihre Stimme geben, ein Mitspracherecht über den Wahltag hinaus. Seit damals hat der seit Jahren als Kanzler to be gehandelte Bundesbahn-Chef einen steilen Aufstieg hingelegt. Die Themen aus Studententagen wirken heute wie eine Vorwegnahme der aktuellen Ereignisse. Erst Klassensprecher im Simmeringer Gymnasium und Mitglied beim anarchistischen Basiskomitee, gründet Kern später eine Alternative Liste in seinem Heimatbezirk Wien 11. Gerne erzählt er vom einstigen Jobwunsch Berufsrevolutionär. Nach Lektüre der Tagebücher des Che Guevara sei ihm das jedoch zu entbehrungsreich gewesen. Also begeistert sich Kern für Günther Nennings Buch Realisten oder Verräter? Die Zukunft der Sozialdemokratie. Genau die liegt seit Freitag, als sich die roten Landesparteichefs nach dem Abgang von Werner Faymann auch formell auf Christian Kern als neuen roten Mann an der Spitze geeinigt hatten, in den Händen des 50-Jährigen. Endlich. Viele Jahre fiel sein Name immer dann, wenn die Unzufriedenheit mit der roten Parteiführung besonders groß wurde. Das passiert nicht zufällig, auch wenn der Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs politische Ambitionen stets mehr oder weniger bemüht von sich gewiesen hat. Kern, dem fast jeder, den man fragt (bis auf Nationalratspräsidentin Doris Bures, aber das ist eine andere Geschichte), das nötige Rüstzeug für den roten Spitzenposten attestiert, wählte den Weg über die Bande. Journalistisch zieht es ihn zunächst zum Wirtschaftspressedienst und zum Wirtschaftsmagazin Option, 1991 heuert er unter Franz Vranitzky als Assistent von Peter Kostelka an – zunächst zur Unterstützung des damaligen Staatssekretärs im Kanzleramt, später als Büroleiter und Pressesprecher im Parlament, als Kostelka zum Klubchef aufgestiegen war. Nebenbei schreibt Kern, von dem es heißt, er sei eine Zeitlang alleinerziehender Vater eines Sohnes gewesen (später folgen zwei weitere Söhne sowie eine Tochter mit Ehefrau und Unternehmensberaterin Eveline Steinberger-Kern), seine Diplomarbeit im Bereich Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Stefan Pöttler ist bereits damals an seiner Seite, gemeinsam dient man unter Kostelka. Pöttlers nächste Karrierestation ist das der Wiener SPÖ nahestehende Echomedienhaus, später wird er Sprecher von Kanzler Alfred Gusenbauer. Vor zweieinhalb Jahren hat ihn Kern wieder zu sich geholt, wo sich der Freund um Corporate Affairs, also politisches Lobbying kümmern soll. Pöttler ist nicht der Einzige, der Kern in der Vorbereitung auf höhere rote Weihen unterstützt. Auch David Mock, früher Pressesprecher des damaligen SP-Kanzlers Viktor Klima, werkte bis vor kurzem in der bahneigenen Kommunikationsabteilung, wird von Kern, der ihn seit einer Ewigkeit kennt, aber weiterhin als Ideengeber geschätzt. Dafür ist Sven Pusswald jetzt da, auch er einst Sprecher von Alfred Gusenbauer. Außerdem an Bord: Maria Maltschnig, Schwester von Eva Maltschnig, die wiederum Vorsitzende der roten Revoluzzer-Sektion 8 ist. Kein Wunder, dass im Konzern ob Kerns Absprung heller Aufruhr herrscht. Nicht nur wird erwartet, dass er einige der Genannten als Mitarbeiterstab ins Kanzleramt mitnimmt. Für all jene bei den Bundesbahnen, die von Kern in Leitungsfunktionen bestellt wurden, bricht mit seinem Abgang auch ein wichtiger Rückhalt weg. Erfolgte die Ansammlung von roten Kanzlersprechern allein mit Blick auf den roten Chefsessel und Kanzlerposten? Kern würde das entschieden dementieren. Im Verbund, wo er 1997 als Vorstandsassistent beginnt, kurz darauf Chef für Strategisches Marketing und Verkaufssteuerung wird und zehn Jahre später an die Spitze der Verbund-Tochter Austrian Power Trading wechselt, erzählt man sich andere Geschichten. Hier habe Kern schon vor Jahren fallenlassen, als Reserve für den Job des roten Riesen bestimmt zu sein. Ein anderer Weggefährte bestätigt das: Das wollte er immer, jetzt hat er sein Ziel erreicht. Was seine Arbeit beim Stromriesen anlangt, sagt man ihm nach, er habe zur rechten Zeit den Absprung geschafft. Einst von ihm eingefädelte Auslandsbeteiligungen sind später, als die Energiewirtschaft in eine strukturelle Krise schlitterte, den Bach hinuntergegangen. Bei Kerns Abgang war davon noch nichts zu spüren. Als im Mai 2009 die Position des Post-Chefs vakant wird, ist der Manager im Gespräch. Später hieß es, er habe abgewunken – weil er letztlich chancenlos war, mutmaßen böse Zungen. Der Wechsel vom börsennotierten Top-Player zum miefigen Staatsbetrieb ÖBB hat dann viele verwundert. Aber die Rolle des Retters, der immer dann auf den Plan tritt, wenn das Image im Keller ist, scheint Kern zu gefallen. Bei der Bahn ging Kern in die Offensive, sprach offen über ein Versagen der bisherigen Unternehmensleitung – eine Einschätzung, die er im kleinen Kreis übrigens auch über Kanzler-Vorgänger Werner Faymann zum Besten gibt. Unter ihm als ÖBB-Chef müssen die schlechten Leute gehen, er holt sich Manager von außen für wichtige Vorstandsposten. Die schwarze Reichshälfte akzeptiert das Vorgehen ob des derangierten Zustands des Unternehmens ohne großes Murren. Seine guten Kontakte konnte Kern im Führerstand der Bundesbahn sowohl innerhalb als auch außerhalb der SPÖ hervorragend ausbauen. Über Jahre pflegte er mit Länder- und Industriechefs gute Kundenbeziehungen, konnte sich von Vorarlberg bis zu Erwin Pröll in Niederösterreich ein dichtes Netzwerk an Wohlgesonnenen knüpfen. Kontaktpflege gelingt auch andernorts: Mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl sitzt die sportliche Kanzlerhoffnung (Laufen, Mountainbiken, Ski fahren) im Kuratorium seiner Violetten, dem Fußballtraditionsklub Austria Wien. Ein Mitstreiter moniert, in den vergangenen zwei Jahren seien die Reisen in die Bundesländer, die Eröffnungen der kleinen Bahnhöfe, das Repräsentieren immer mehr in den Vordergrund gerückt. Die Ambition, die nächsten Restrukturierungsschritte zu gehen – darunter auch Eingriffe bei den Lokführern und den Mitarbeitern der u. a. in St. Pölten angesiedelten Instandhaltungswerke, die beide als Herzstück der Eisenbahnergewerkschaft gelten -, sei jedoch in gleichem Maße zurückgegangen. Bei den einfachen Mitarbeitern ist Kern überaus beliebt. Im Intranet kommuniziert er mit ihnen mittels Videobotschaft, platzt vor Stolz über das gelungene Handling auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Kern gab der einst geprügelten Eisenbahnerseele ihren Stolz zurück, heißt es. Gewerkschafter Roman Hebenstreit sagt im ORF Radio, er müsse jetzt bei der Belegschaft einige Tränen wegwischen. Dass Kern gleichzeitig als Häferl gilt, die Stimmung in manchen Sitzungen mit seiner scharfen Rhetorik zum Gefrierpunkt bringt, ist die andere Seite seiner kommunikativen Stärke. Und, ja, Kern steht gerne im Mittelpunkt. Macht und Einfluss treiben ihn an, heißt es unisono, er habe seinen Eintrag im Geschichtsbuch im Auge. Peter Kostelka fällt anderes ein, was Kern auszeichnet: Sein Ideenreichtum, sein großes Engagement, seine außerordentliche Intelligenz, bilanziert er über den einstigen Mitarbeiter als einer der wenigen, die sich vom Standard namentlich zitieren lassen. Für Kostelka ist Kern ein überzeugter Sozialdemokrat, er hat aufgrund seiner weiteren Tätigkeit aber den Wert der Pragmatik kennengelernt. Pragmatik erwarten Insider auch bei der künftigen Ausrichtung der SPÖ. Kern denke in strategischen Optionen, heißt es, werde also die Partei aus ihrer Pattsituation befreien und jedenfalls in Richtung FPÖ aufmachen. Als Oppositionsführer kann ich ihn mir nicht vorstellen, erklärt dazu ein Kern-Kenner. Wurde er zu seinen Politik-Ambitionen befragt, sagte Kern selbst immer, er wolle vermittelbar bleiben. Auch seine Eitelkeit und der Drang, gut wegzukommen, fallen immer wieder. Kerns Vorliebe für dunkle Anzüge und perfektes Styling wird ihm, gepaart mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein, nicht selten als Arroganz ausgelegt. Dass er daran auch selbst einen Anteil hat, zeigen von mehreren Seiten bestätigte Schilderungen darüber, wie er bereits beim VSStÖ und später bei Verbund und ÖBB andere wegen ihres Kleidungsstils gemaßregelt hat. Sein Modebewusstsein hat ihm auch einen passenden, bevorzugt englisch auszusprechenden Spitznamen eingebracht: CK, wie das gleichnamige Modelabel. Nur einen gibt es, der ihm in der Regierung in Sachen Auftreten und Styling Konkurrenz machen könnte. Sein Name ist Sebastian Kurz, Außenminister und Zukunftshoffnung der Schwarzen. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Leadership in volatilen Zeiten stand Kurz Kern um nichts nach – immer wieder wird das Duo K & K als koalitionäres Zukunftsszenario in beiden Parteien beschworen. Kern könnte das gefallen, er liebt die Herausforderung. Andererseits: Den Platz an der Sonne teilen? Kern bezeichnet sich als Medienjunkie, ist bei Journalisten bestens vernetzt. Er weiß genau, wen er bei welchem Thema anruft – und greift auch persönlich zum Hörer, wenn ihm ein Artikel nicht passt. 01/531 70-0.
5Inland
In einem Studentenheim in der Wiener Seestadt Aspern wird die Nutzung von Photovoltaik und großer Energiespeicher erprobt. Wien – Auf dem Dach des Green House befinden sich 738 Photovoltaikpaneele mit einer Gesamtfläche von mehr als 1200 Quadratmetern und einer Maximalleistung von 222 Kilowatt. Jährlich sollen sie 218.000 Kilowattstunden an Strom erzeugen, was etwa dem Verbrauch von 87 Haushalten entspricht. Tief unter der Erde in einem Raum hinter der Sammelgarage befinden sich mehrere kleiderkastengroße Batteriespeicher, die die Anlage ergänzen. Ihr verfügbarer Speicherinhalt beträgt 137 Kilowattstunden und könnte so einen Normalhaushalt zweieinhalb Wochen versorgen. Zum Vergleich: Die günstigen Hausspeicher, mit deren Ankündigung der US-Hersteller Tesla Aufsehen erregt hat, sollen über eine Kapazität von sieben und zehn Kilowattstunden verfügen. Bei Sonne soll der Green-House-Speicher in nur einer Stunde aufgeladen sein. In den Stockwerken zwischen der Solaranlage auf dem Dach und Batteriespeicher im zweiten Untergeschoß befindet sich ein Studentenheim mit 313 Wohneinheiten. Es ist seit knapp einem Jahr in Betrieb und längst bummvoll, wie die Betreiber sagen. Solarkraftwerk und Speicher, die von den Heimbetreibern (WBV-GPA, ÖJAB und ÖAD) von der Wien Energie gepachtet wurden, tragen dazu bei, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren. Bei entsprechendem Wetter soll der Netzbezug des Gebäudes bei null liegen oder sogar Überschüsse produzieren. Für die Betreiber ist es das weltweit energieeffizienteste Wohnheim für Studierende. Rechnerisch liege das Haus über das Jahr bei 20 Prozent unter der Nullenergie. Das Green House ist eines von drei Gebäuden, über das im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts der Aspern Smart City Research (ASCR) Daten gesammelt werden. Begonnen haben die Untersuchungen mit Jänner 2016. In 15 der Zimmer werden hier – mit Einverständnis der Bewohner – detaillierte Daten über Stromverbrauch, Wärmebedarf und Luftqualität im Zimmer aufgezeichnet. Das soll darüber Aufschluss geben, ob das tatsächliche Nutzerverhalten den Annahmen bei der Planung des Hauses mit seiner speziellen Ökotechnik entspricht. Die Gesellschafter der ASCR sind neben der Wien Energie die Wiener Netze, Siemens, die Wien 3420 Aspern Development AG und die Wirtschaftsagentur Wien. Bis 2018 stehen der Forschungsgesellschaft insgesamt 38,5 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen kommen vom Klima- und Energiefonds. Die besondere Technik des Passivhauses besteht unter anderem aus CO2-Sensoren in den Zimmern, die mit der Lüftung gekoppelt sind, um immer die richtige Menge Frischluft zuzuführen. Wärmetauscher gewinnen einen Großteil der Wärme zurück. Mikrowellenherde, Dunstabzugshauben, Lüftungsventilatoren und andere Geräte wurden vor der Anschaffung auf ihren tatsächlichen Verbrauch getestet. Alle Standardgeräte sind verfügbar, bei mitgebrachten Geräten wollen die Betreiber die Bewohner aber nicht bevormunden. Mittlerweile würden Studierende ohnehin nicht mehr den Fernseher von der Oma mitbringen, sondern allesamt am Notebook fernschauen. Nicht nur die Nutzungsgewohnheiten der Studierenden, auch das Verhalten des Wohnheims selbst soll evaluiert werden, so ASCR-Geschäftsführer Reinhard Brehmer. Die Solarmodule sind ost- und westseitig so angeordnet, dass über eine möglichst lange Zeitspanne am Tag Strom generiert wird. An wärmeren Tagen soll der tagsüber aufgeladene Batteriespeicher reichen, um trotz der hohen Dichte an Küchen (eine pro Wohneinheit) über die Nacht zu kommen. Das Zusammenspiel aus Erzeugung, Verbrauch und Speicherung wird beobachtet, um für künftige Smart-City-Projekte zu lernen.
7Wissenschaft
FPÖ-Kandidat übergab Kartons mit Unterstützungserklärungen im Innenministerium und war "sehr glücklich" mit Anzahl. Wien – Heinz-Christian Strache übt sich in Bescheidenheit, dieser Tage muss Norbert Hofer als Star der Freiheitlichen vorne stehen. Beide werden ihrer Rolle gerecht: Hofer strahlt, versichert für jede Fernsehkamera, für jedes Mikrofon einzeln, dass er glücklich ist. 20 Schachteln werden ihm und Strache nachgetragen, als die beiden am Donnerstag kurz nach 11 Uhr in das Innenministerium kommen. In jeder Schachtel 1.000 Unterstützungserklärungen, mehr als dreimal so viele wie notwendig. Leicht sei es gewesen, diese zusammenzubekommen, erzählt Hofer; allein in seiner burgenländischen Heimatgemeinde hätten sechsmal so viele Unterstützer unterschrieben, wie die FPÖ Mitglieder hat. Und das Postkastl quelle vor neuen Unterstüzungserklärungen schon wieder über. Dann hinauf zur Wahlbehörde, kurzer Smalltalk mit Robert Stein, dem zuständigen Beamten, der wie Hofer nach einem Unfall am Stock geht. Die beiden tauschen sich über ihre Erfahrungen mit Therapeuten aus, Hofer empfiehlt einen Chirurgen aus Wels. Danach geht es an die Amtshandlung, wie Stein den Auszählungsvorgang nennt. 6.000 bestätigte Unterschriften werden auf ihre Plausibilität geprüft, mehr geht das Innenministerium nichts an. Anschließend werden die Herren zur Kasse gebeten: 3.600 Euro werden als Druckkostenbeitrag für die Stimmzettel fällig. Stein erzählt, dass das einmal in den 1950er-Jahren festgelegt wurde – der für damalige Zeiten beinahe prohibitiv hohe Betrag von 50.000 Schilling wurde aber nie valorisiert, sondern einfach auf einen runden Eurobetrag umgerechnet. Heutzutage sind eher die 6.000 Unterschriften eine Hürde. Hofer hat sie mit Unterstützung der FPÖ leicht übersprungen. Damit ist Hofer der zweite Kandidat nach der unabhängigen Irmgard Griss, der die für die Kandidatur notwendigen Unterstützungserklärungen eingereicht hat. Griss hatte bei ihrer Übergabe am 8. März 7.851 Unterschriften vorgelegt, sammelte aber weiter und lag zuletzt laut Eigenangaben bei mehr als 12.000. Die Reihung der Kandidaten auf dem Stimmzettel richtet sich aber ohnehin nicht nach der Anzahl der Unterschriften, sondern nach dem Namen der für das Präsidentschaftamt Antretenden – diese werden auf dem Stimmzettel alphabetisch gereiht. Eingebracht werden müssen die Wahlvorschläge bis Freitag, 17 Uhr. Wer dann noch nicht 6.000 Unterschriften beisammenhat, bekommt eine Nachfrist bis Dienstag. Für die Parteikandidaten Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) sowie den offiziell als unabhängig antretenden Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen dürfte es aber kein Problem gewesen sein, die 6.000 Unterstützer zu finden. Knapp werden dürfte es hingegen für Richard Lugner und die linke Kandidatin Elfriede Awadalla.
5Inland
Stefan Boberg: Komplexe Architektur hätte die Herstellung von Games unnötig erschwert. Die PlayStation 3 konnte sich mehr als 80 Millionen Mal verkaufen und gehört damit, historisch betrachtet, zu den Bestsellern unter den Spielkonsolen. Ihr Erfolg war vor allem in den Anfangsjahren allerdings alles andere als sicher. Speziell der hohe Preis und die komplexe Architektur sorgten dafür, dass Konsumenten und Spielentwickler das System nicht so herzlich willkommen hießen, wie es sich Sony erhofft hatte. Über Twitter kommentierte Stefan Boberg, Technischer Direktor von Electronic Arts Frostbite-Engine, nun die ungeliebte Prozessorarchitekur der PS3. Ich bin mir ziemlich sicher, dass CELL die Industrie signifikant zurückgehalten hat. Komplexität an all den falschen Stellen..., so Boberg. Der Entwickler bezieht sich damit auf den Umstand, dass die eigene Architektur der Konsole den Herstellern abverlangte, etablierte Programmierroutinen über Bord zu werfen und neue Ansätze zu verfolgen, um die angepriesene Rechenkraft der PS3 nutzen zu können. Es dauerte einige Jahre bis Sonys interne Software-Entwickler Drittherstellern die Arbeit mit entsprechenden Tools erleichtern konnte. Es stellt sich die Frage, ob die Spielentwicklung branchenweit schlussendlich schneller vorangegangen wäre, hätten Hersteller keine neue Architektur erlernen müssen. Sony hatte die Nachricht der Entwickler jedenfalls verstanden und schon bei der Planung der PS4 im Jahr 2008 auf ein herkömmliches x86-Design gesetzt. Laut dem leitenden Ingenieur Mark Cerny wurde damit die Entwicklungszeit bis zur Lauffähigkeit eines Spiels von sechs bis 12 Monaten bei der PS3 auf ein bis zwei Monate bei der PS4 gesenkt. Eine der positiven Effekte dieser Entscheidung ist, dass heute auch mehr kleinere Studios und Indie-Entwickler sich die Umsetzung von Konsolenspielen leisten können.
0Web
Lastwagen in die Luft gesprengt. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Das Verhalten der Fahrer erfassen und in die Prämienberechnung einbeziehen: Die Versicherungen bereiten sich auf Telematik-Tarife vor. Wien – Österreichische Versicherungen sind bezüglich einer Einführung von Telematik-Tarifen in der Autoversicherung, bei denen Verhalten des Fahrers technisch erfasst und in die Prämienberechnung einbezogen wird, derzeit großteils noch zurückhaltend. Die UNIQA Versicherung bereitet aber einen Telematik-Tarif vor, bestätigt das Unternehmen einen Bericht der Kleinen Zeitung (Mittwoch). Eingeführt werden könnte er im Laufe des kommenden Jahres. Die anderen großen Autoversicherer Generali, Allianz und Wiener Städtische wollen solche Tarife aktuell nicht einführen und beobachten den Markt. Die Allianz Österreich hat eine Telematik-Assistance-Leistung für Firmenkunden. In anderen europäischen Ländern sind solche Pay as you drive (Zahle wie Du fährst)-Tarife bereits üblich. In Deutschland arbeiten die großen Autoversicherer HUK-Coburg und Allianz mit zusammen rund 18 Millionen Kunden an einer Einführung, berichtete Anfang August die dpa. Wenig-Fahrer sparen Prämie Bei der UNIQA basiert der geplante Telematik-Tarif auf dem im Jahr 2007 eingeführten bestehenden Produkt SafeLine, mit dem die Kunden bereits eine Telematik-Box im Auto bzw. eine App fürs Smartphone haben. Das Gerät erkennt beispielsweise mittels Crash-Sensor Unfallsituationen und meldet sie an eine Notrufzentrale. Zusätzlich gibt es einen Notfallknopf. Wird das Auto gestohlen, kann es geortet werden. Wenigfahrer können sich mit SafeLine bis zu 25 Prozent ihrer Prämie sparen. Aktuell gibt es rund 50.000 SafeLine-Nutzer, das sind laut UNIQA rund 10 Prozent der potenziellen Nutzer. Der Telematik-Tarif könnte aus heutiger Sicht im Laufe des Jahres 2016 eingeführt werden, sagte Alois Dragovits, Leiter Versicherungstechnik Sach und Kfz bei UNIQA Österreich, am Mittwoch zur APA. Jugendliche beispielsweise, die oft nicht die Prämienvorteile von älteren Fahrern lukrieren können, könnten einen Bonus erhalten, etwa bei Verzicht auf die Handy-Nutzung während der Fahrt. Zum Thema Datenschutz verweist Dragovits darauf, dass SafeLine bei der Einführung diesbezüglich bereits auf Herz und Nieren geprüft worden sei. Aufgezeichnet würden beispielsweise die gefahrenen Autobahnkilometer, nicht aber, auf welchen Autobahnen jemand gefahren sei. Österreicher wenig begeistert Die Generali-Gruppe ist mit dem Kauf von der Londoner MyDriveSolutions, die Lösungen für die Analyse von Fahrzeugdaten anbietet, für den Telematik-Einsatz gerüstet, so Generali-Vienna-Vorstand Walter Kupec laut Kleine Zeitung. Nachsatz: Bei Bedarf. Aktuell stünden die österreichischen Kunden solchen Angeboten reserviert gegenüber, der Schutz der Privatsphäre und persönlicher Daten habe dabei einen hohen Stellenwert. Man werde die künftigen Entwicklungen weiter genau beobachten. Die Allianz Österreich bietet seit Ende 2014 eine Telematik-Lösung für Firmenkunden an, die nach Angaben der Versicherung maßgeschneidert für KMU mit 5 bis 50 Fahrzeugen ist. Sie ergänzt die Kfz-Versicherung um Hilfeleistungen wie einen automatischen Notruf und Funktionen zur Effizienzsteigerung und auch als digitales Fahrtenbuch. Das Produkt befinde sich in der Einführungsphase, man stoße bei Gewerbekunden durchaus auf Interesse, hieß es aus der Allianz zur APA. Bei Privatkunden sehe man aktuell die risikotechnischen Grundlagen für eine Tarifgestaltung als nicht ausreichend an. Die Wiener Städtische Versicherung plane derzeit keinen Telematik-Tarif in der Kfz-Versicherung einzuführen, beobachte aber die Entwicklungen mit der notwendigen Aufmerksamkeit, so das zur Vienna Insurance Group (VIG) gehörende Unternehmen.
3Wirtschaft
Das Drehbuch will es, dass der Jubiläums-Tatort auf dem Oktoberfest spielt. Leitmayer und Batic ermitteln dort ein wenig müde vor sich hin. Es gibt Ereignisse, die viele Menschen hinnehmen wie schlechtes Wetter. Man hofft, dass sie bald vorbeigehen. Der Wiener Opernball etwa. Oder der Kölner Karneval. Und das Oktoberfest in München. Mit dem Saufen und Schunkeln, dem Grölen und Grapschen auf der Wiesn können auch die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) nicht viel anfangen. Doch das Drehbuch will es, dass der Jubiläums-Tatort für die beiden (es ist ihr 70. Fall) saisongerecht auf dem Oktoberfest spielt. Dort, im Festzelt Amperbräu, kippen die Leute reihenweise von der Bierbank, was an und für sich so unspektakulär ist wie Schnee im Winter. Doch es stellt sich bald heraus, dass da jemand nachhilft und Liquid Ecstasy in den Maßkrug kippt. Der Leitmayer-Franz wäre sowieso lieber in Italien, der Batic-Ivo muss die kroatischen Tanten bändigen, die auch zum Feiern nach München gekommen sind. Und so ermitteln die beiden, die einander in den vergangenen Jahren immer ähnlicher geworden sind, ein wenig müde vor sich hin. Anfangs gibt es viele Wiesn-Szenen zu sehen – als müsse alles hergezeigt werden, was da so an blinkenden Ringelspielen und schäumenden Bierkrügen mit der Kamera eingefangen wurde. Danach wird eine brave G‘schicht ohne jeglichen Tiefgang erzählt. Lichtblicke sind allerdings Gisela Schneeberger als resche und geschäftstüchtige Wiesn-Wirtin und Mavie Hörbiger als deren Servierkraft. Und die Kommissare sind einem nach 15 Jahren so ans Herz gewachsen, dass man die fade Story nachsieht. Die letzte Wiesn heißt der Tatort. Das gilt hoffentlich nur für die Bierleichen, nicht für die Kommissare.
6Etat
Serienmeister Paris St. Germain soll sich laut "L'Equipe" gegen Fernreisen ausgesprochen haben. Paris/Klagenfurt – Entgegen ersten Berichten, wonach das Klagenfurter Wörthersee-Stadion Austragungsort des französischen Fußball-Supercups am 6. August sein soll, hat die Sportpark Klagenfurt Gesellschaft am Mittwoch lediglich bestätigt, dass darüber verhandelt wird. Wir haben ein Angebot gestellt, der Zuschlag ist aber noch nicht erteilt worden, sagte Geschäftsführer Gert Unterköfler gegenüber ORF Kärnten. Laut Unterköfler gibt es noch einen zweiten möglichen Austragungsort. Für das Klagenfurter Stadion, das von der Sportpark Gesellschaft vermarktet wird, wäre der Supercup ein Meilenstein, zumal erst seit zwei Tagen feststehe, dass das Stadion wieder uneingeschränkt nutzbar sei. Die Entscheidung soll in den kommenden Tagen fallen. Die Liga versucht seit Jahren, mit der Austragung des Supercups im Ausland für den französischen Fußball zu werben. In den vergangenen sechs Jahren war das Duell jeweils außerhalb Europas über die Bühne gegangen, zuletzt 2015 in Montréal. Serienmeister Paris St. Germain soll sich nun aber gegen weite Reisen kurz vor Saisonstart ausgesprochen haben. Dadurch kam Klagenfurt ins Spiel. PSG hatte im Juli ein Trainingslager in der Therme Laa im nördlichen Niederösterreich abgehalten. Zum Abschluss gab es am 12. Juli ein Testspiel beim Regionalligisten Wiener Sportklub, bei dem die Stars wie der Schwede Zlatan Ibrahimovic aber geschont wurden. Den Supercup haben die Pariser zuletzt dreimal in Serie gewonnen.
4Sport
Die durchschnittliche derStandard.at-Session liegt bei 8:10, die des ORF.at bei 7:30. UPDATE 10.6., Abend: Die ursprünglich hier veröffentlichten Daten waren leider fehlerhaft, wie von @PaulTikal und Talon gemeldet. Danke dafür. Wir können uns den Fehler selbst nicht ganz erklären, bedauern ihn aber sehr. (fin) Hier die korrigierte Fassung: Der Blick auf die Usetime zeigt: der durchschnittliche derStandard.at-Benutzer verbringt etwa 8 Minuten und 10 Sekunden (April: 8:00) auf der Seite, während die durchschnittliche ORF.at-Leserin 7:28 Minuten (April: 7:29) beschäftigt wird. Mit dietagespresse.com ist seit Juni 2014 eine auf Social Media-Kanälen sehr erfolgreiche, Österreichische Satireplattform in den ÖWA-Messungen vertreten. Der Einstieg war beeindruckend: damals erreichte die Seite mehr Visits als zum Beispiel Format.at, Profil.at und Futurezone.at. Die gute Performance des Einstiegs konnte die Seite nicht ganz halten: im Mai 2015 liegt sie nur vor zwei anderen Medien in unserer Medienauswahl. Allerdings hat die Satireseite stark unterschiedliche Zugriffszahlen: im November 2014 erreichte sie einen Peak, der sie vor Vienna Online und das Wirtschaftsblatt brachte. Laut Angaben der Tagespresse hatte das mit dem Artikel Aufnahmebestätigung der Kunst-Uni erst jetzt an Adolf Hitler zugestellt zu tun, der 1,2 Millionen mal angeklickt wurde.
6Etat
Erweiterung schickt Spieler in den Kampf gegen den "Mechanist" und erscheint am 22. März für PC, Xbox One und PS4. Schon vor einiger Zeit hat Bethesda mehrere Add-ons für das postnukleare Abenteuer Fallout 4 angekündigt. Bald geht die erste der Erweiterungen an den Start. Sie trägt den Titel Automatron. Der Spieler begibt sich dabei auf die Suche nach der Ursache für eine neue Bedrohung durch gefährliche Roboter. Im Kampf gegen die wildgewordenen Maschinen und ihren Erfinder, The Mechanist, wird man sich dabei auch selber zum Ingenieur aufschwingen und eigene Roboter erschaffen können, die als Begleiter mit ins Gefecht ziehen. Dazu gesellen sich auch neue Rüstungen und Waffen. Automatron ist ab 22. März verfügbar und kostet zehn Euro. Im April folgt eine Erweiterung des Siedlungsbaus mit dem Wasteland Workshop, ehe man im Mai schließlich nach Maine aufbrechen und Far Harbor erkunden kann. Auch in den folgenden Monaten soll es neue Zusätze für Fallout 4 geben, zudem wollen sich die Entwickler bald zum angekündigten Survival Mode und dem Creation Kit äußern. Letzteres soll das offizielle Werkzeug werden, um auf dem PC Mods für das Spiel umzusetzen, die dann auch auf Konsolen gespielt werden können.
0Web
"Die Union muss einmal wieder ein Projekt formulieren, was wir wollen" – Treffen der deutschen Koalitions-Spitzen am Abend. München – Vor dem Koalitions-Spitzentreffen am Mittwochabend in Berlin hat CSU-Chef Horst Seehofer Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einem weiteren Abrutschen in der Wählergunst gewarnt. Umfragewerte von 32 Prozent für die Unionsparteien im Bund seien ein Tiefpunkt, sagte Seehofer der dpa in München – und warnte: Wenn wir unsere Politik nicht ändern in Berlin, dann werden wir unter 30 Prozent rutschen. Der bayerische Ministerpräsident betonte: Die Union muss einmal wieder ein Projekt formulieren, was wir wollen. Auf die Frage, welche Erwartungen er an seine Gespräche am Abend in Berlin habe, sagte Seehofer: Wenig. Im Streit mit Merkel über die Flüchtlingspolitik bleibt Seehofer trotz der massiv gesunkenen Flüchtlingszahlen bei seiner Klagedrohung. Einen Antwortbrief Merkels auf das bayerische Forderungsschreiben hatte er bis Dienstag nach eigenen Angaben noch nicht bekommen. Der CSU-Chef betonte aber: Der Eingang eines Briefes ist nicht zwingende Voraussetzung für die Einreichung einer Klage. Bayern verlangt vom Bund unter anderem effektive, umfassende Grenzkontrollen und eine Obergrenze für Flüchtlinge. Seehofer machte deutlich, dass er die gesunkenen Flüchtlingszahlen eindeutig nicht als Ergebnis von Merkels Politik sieht, sondern als Resultat der Grenzschließungen auf der Balkanroute. Die Entwicklung, die wir jetzt erleben, ist vor allem eine Entwicklung durch Österreich und Mazedonien. Das wolle er Merkel am Mittwochabend auch anhand eines Schaubildes verdeutlichen – darauf sind die täglichen Flüchtlingszahlen seit über einem Jahr in einer Kurve dargestellt. Merkel und Seehofer werden zunächst unter vier Augen sprechen. Später wird der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel dazustoßen. Die Parteichefs wollen Lösungen für Streitthemen wie die Reform der Erbschaftsteuer, Neuregelungen bei Leiharbeit und Werkverträgen sowie die geplante Lebensleistungsrente suchen. Die Flüchtlingskrise wird ein weiteres Thema sein.
2International
Sprache ist der erste Schritt zur Integration. Iman, Mastula und Lamia hatten Glück. Sie durften ihn gehen. Für Tausende fehlt es aber an Plätzen. Heute sind diese Frauen glücklich. Sie sitzen in dem beengten Klassenzimmer, vor dem die Autos durch die Johnstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk rauschen. Sie schweigen, deswegen hört man den Verkehrslärm so laut. Hier wird nicht geschwätzt, bevor die Lehrerin kommt. Ich heiße Sandra, sagt die. Und: Können wir uns duzen? Vierzehn Gesichter blicken ihr erwartungsvoll entgegen. Haben alle Papier und Kuli? – Bitte Englisch sprechen, sagt eine der Frauen, aber Sandra erklärt, dass es wichtig ist, von Anfang an nur Deutsch zu reden. Sandra Ledersberger hat viel Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache (DAF). Seit Jahren unterrichtet sie am UKI, dem Unterstützungskomitee zur Integration von MigrantInnen, das es bereits seit 1993 gibt. Das Besondere daran: Es wurde von engagierten Migranten, hauptsächlich politisch verfolgten Flüchtlingen aus dem Iran, selbst gegründet. Das UKI setzt sich für die Gleichstellung von in- und ausländischen Arbeitskräften ein, Ziel ist ein harmonisches Miteinander. Deswegen können am UKI Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zum Beispiel ihren Pflichtschulabschluss nachholen, daneben werden Intensivdeutschkurse angeboten, die sich auch an jene richten, die in Österreich noch keinen anerkannten Asylstatus haben. Die Nachfrage war schon in den vergangenen Jahren groß, jetzt ist sie explodiert. 360 Menschen haben sich für zweimal 15 Plätze, die wir im Frühjahr anbieten konnten, beworben. Die sind hier das Treppenhaus hinaus bis um den Block angestanden, drei Stunden und mehr. Ich zeige Ihnen die Fotos, sagt Manocher Shahabi, der seit 2009 Geschäftsführer von UKI ist. Wir finanzieren uns seit Jahren großteils über private Spenden, neuerdings auch über Crowdfunding. Wir tun, was wir können, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Das Problem: Ohne anerkannten Asylstatus hätten die Flüchtlinge keinen Anspruch auf einen staatlich finanzierten Deutschkurs und seien zu monatelangem, wenn nicht gar jahrelangem Nichtstun verdammt. Die warten zwei, drei, vier Jahre auf ihren Bescheid, erklärt Shahabi, das lange Warten macht sie verzweifelt – und nicht intelligenter. Wenn die frisch da sind, sind sie hochmotiviert, die wollen etwas Neues lernen. Später sind die Kosten für Integrationsmaßnahmen viel höher, auch was die Traumatisierungen betrifft. Ja, es gebe seit dem Herbst viele private Initiativen, tausende Ehrenamtliche, die in Flüchtlingsunterkünften, in Schulgebäuden, Vereinen oder schlicht auf der Wiese wie im Sommer in Traiskirchen, privat organisiert, mehr oder weniger improvisiert Deutschunterricht anbieten. Auch die Stadt Wien öffnete im Herbst ihre Sprachangebote für Asylwerber – aber es könne doch nicht sein, dass die Zivilgesellschaft die Aufgaben des Staates auf Dauer übernehmen muss. Man kann wirklich nicht von Unwilligkeit sprechen, sagt Shahabi, die allermeisten wollen lernen. Können alle das lateinische Alphabet?, fragt Sandra. Alle Frauen bis auf eine nicken überzeugt. Das war eine der Voraussetzungen für die Aufnahme in diesen zweimonatigen Gratis-Basis-Intensivkurs, vier Tage in der Woche von 9.30 bis 12.30 Uhr. Die Frauen sind am Vormittag dran, damit sie am Nachmittag ihre Kinder versorgen können, die – im besten Fall – in Wien einen Schulplatz haben und schon besser Deutsch sprechen als ihre Eltern. Am Nachmittag wird der gleiche Kurs noch einmal für Männer angeboten. Woher kommst du?, ist die nächste Frage, die Sandra stellt. Vier Frauen kommen aus Syrien, zwei aus dem Irak, drei aus Tschetschenien, eine aus dem Iran, drei aus Afghanistan, eine aus Uganda und eine aus Moldawien. Sie haben noch keine gemeinsame Sprache, sind unterschiedlich alt, unterschiedlich gebildet und haben Kinder oder keine. Manche von ihnen tragen Kopftuch, manche nicht. Die selbstbewusste Farnaz war im iranischen Nationalteam für Inlineskating, trägt Top und Leggings, während andere Kursteilnehmerinnen von ihren Ehemännern in den Kurs gebracht und wieder abgeholt werden. Die Frage Wann bist du geboren? ist eine Gelegenheit, die Zahlen zu lernen, Wo wohnst du? eine, die Wiener Bezirke und die österreichischen Bundesländer durchzumachen. Auf einer Weltkarte, die im Klassenzimmer hängt, zeigen alle Frauen, wo sie herkommen. Iman ist aus Syrien. Sie ist 1973 geboren und hat drei Kinder, zwei Töchter, 18 und 17 Jahre alt, und einen Sohn, der ist 15. Die beiden Jüngeren gehen in Wien ins Gymnasium, die Älteste macht eine Abendschule. Iman ist gelernte Apothekerin, aber sie kann auch gut kochen, sagt sie. In Wien in einem Restaurant oder einer Bäckerei zu arbeiten, das wäre schon etwas. Sie ist seit fünf Monaten in Österreich. Ich habe schon im Camp etwas Deutsch gelernt, erklärt sie, als einzige Frau in einer Gruppe mit acht Männern. Der Chef vom Camp hat die Schulplätze für die Kinder gefunden. Sie bekommt 40 Euro im Monat. Sechs Monatskarten für die Öffis werden unter allen Bewohnern des Quartiers in der Leyserstraße geteilt: Wer Deutschkurs hat, verwendet sie. Als ich den Kurs nach drei Wochen wieder besuche, spielt Iman mit Mastula aus Uganda ein Rollenspiel in einem fiktiven Obstgeschäft, um das freie Sprechen zu üben. Mastula ist die Verkäuferin, Iman die Kundin. Sie ist ausgesucht höflich und sagt Ich möchte, Ich brauche bitte, Ich hätte gerne. Sie kauft ein Kilogramm Tomaten und lernt, dass die in Wien Paradeiser heißen. Neben Mappe und Vokabelheft haben die Frauen inzwischen ein kostenloses Unterrichts- und Arbeitsbuch bekommen. Sie machen täglich schriftliche Hausübungen, schreiben regelmäßig Tests und müssen viel Grammatik lernen: Singular und Plural, die Wortarten und komplizierte Dinge wie regelmäßige und unregelmäßige Verben. Auch die Zwielaute bereiten Probleme: Im Hocharabischen existieren nur drei Vokale, a, i und u, deswegen machen ihnen Wörter wie heute und Leute Schwierigkeiten. Es wird aber auch viel gelacht. Die Frauen sind spürbar aufgetaut. Der Umstand, dass man Servus zur Begrüßung und Verabschiedung sagen kann, führt zur allgemeinen Verwirrung. Warum sagt man Guten Abend auch, wenn man ankommt, aber Gute Nacht nur, wenn man geht?, fragt Iman. Langsam rutschen auch private Themen in den Unterricht. Eine Aufgabe war zum Beispiel, einen Text über sich selbst zu schreiben, erzählt Sandra Ledersberger. Was man da zu sehen kriegt, macht schon betroffen. Eine der Frauen kommt sehr knapp in den Kurs, weil sie davor bei Hemayat, dem Verein zur Betreuung von Folter- und Kriegsüberlebenden, in Therapie ist. Eine andere ist seit Jahren von ihren Kindern getrennt, eine dritte seit acht Jahren in Österreich und hat sieben davon auf ihren Bescheid gewartet. Bei all den Schicksalsschlägen, die diese Frauen mitbringen, sagt Ledersberger, sie sind in der Sache konzentriert, und sie jammern nicht, auch wenn sie müde sind. Auch interkulturelle Differenzen werden humorvoll ausgetragen: Ich bin ledig, und das ist super, sagt die 29-jährige Mastula, die drei Kinder hat. Die 32-jährige Lamia aus Damaskus ist geschieden und hat keine Kinder. Sie ist gelernte Buchhalterin und möchte als Sekretärin arbeiten. Ghalias Mann ist schon seit einem Jahr und sechs Monaten in Österreich, sie selbst und die drei Kinder seit drei. Die Kinder haben bereits Schul- und Kindergartenplätze, sie selbst ist Informatiklehrerin. Das Wort Nostrifizierung versteht sie noch nicht. Auch vom AMS hat sie noch nie etwas gehört. Das soll sich jetzt ändern. Mitte April haben Sozialstadträtin Sonja Wehsely und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (beide SPÖ) das Start Wien-Programm vorgestellt, das Integrationsmaßnahmen ab dem ersten Tag, also Orientierung, Sprache und Qualifikation, verspricht. Konkret sollen Asylwerber, zurzeit sind es rund 21.000 in Wien, nach der Zulassung zum Asylverfahren zu einem Erstgespräch eingeladen werden, bei dem eine Bildungscard erstellt wird. Danach soll die Einladung zu muttersprachlichen Start Wien-Infomodulen erfolgen, die erste Orientierung zu Bildung, Gesundheit, Wohnen und Sozialem bieten. Die neue Bildungsdrehscheibe der Grundversorgung Wien bei den Volkshochschulen soll Bildungsberatung, Sprach- und Kompetenzclearing und die Zuweisung zu Deutschkursen übernehmen. Dafür schaffen die Volkshochschulen extra einen neuen Standort, der im Sommer in Vollbetrieb gehen soll. Schon bisher bot die VHS Wien jährlich rund 1.000 Deutschkurse mit insgesamt 15.000 Plätzen an, sagt deren Mediensprecherin Daniela Lehenbauer. Ein regulärer Deutschkursplatz kostet bei uns 378 Euro pro Person für 90 Unterrichtseinheiten. Es gab auch schon bisher soziale Staffelungen und Ermäßigungen bis auf Kosten von nur einem Euro pro Kurseinheit, Bedingung dafür war aber bisher ein gültiger Aufenthaltsstatus. Das soll die neue Bildungsdrehscheibe ändern. Schon während des Asylverfahrens – und das ist die entscheidende Verbesserung – soll es Bewerbungscoachings, Unterstützung bei der Anerkennung von Qualifikationen und Gratisdeutschkurse geben. Der persönliche Ausbildungsstand des Asylwerbers soll in einer Datenbank erfasst werden. Gibt es einen positiven Asylbescheid, werden die Daten an das AMS weitergegeben, so gehen nicht alle Informationen an dieser wichtigen Schnittstelle verloren. Bisher gab es da einen Bruch, weil alles weg war, was bis zum positiven Asylbescheid schon erfasst worden war, erklärt Stefanie Grubich aus dem Büro von Stadträtin Frauenberger. Die technische Lösung dafür haben wir noch nicht, aber es wird daran gearbeitet. Als Anreiz für Asylwerber, die Angebote in Anspruch zu nehmen, soll es eine Monatskarte der Wiener Linien um vier Euro geben (regulär 48,20 Euro). Das sind zehn Prozent des Betrags, der Asylwerberinnen wie Iman monatlich zur Verfügung steht. Die vergünstigte Monatskarte ist an die regelmäßige Kursteilnahme gekoppelt. Über die Kostenteilung verhandelt die Stadt gerade mit dem Bund, es gibt noch keine Einigung. Im Gegenteil: Die verbilligten VOR-Tickets für Flüchtlinge wurden Ende April wegen der großen Nachfrage eingestellt. Im besten Fall übernehmen die Start Wien-Infomodule jene Aufgaben, die Vereine wie UKI bis jetzt mitgetragen haben. Sind sie versichert? Wie kommen sie in unseren Deutschkurs? Haben sie einen Fahrschein? Sind ihre Kinder versorgt? Warum bekommen sie selbst nach Monaten das Taschengeld von 40 Euro noch immer nicht? Um all das kümmern wir uns derzeit, erklärt Shahabi. Bis Jahresende soll jeder Flüchtling in Wien über eine Bildungscard verfügen. Allein für die Deutschkurse in Wien sind 25 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten sollen Bund und Land gemeinsam tragen. Wichtig dabei ist uns eine große Zielgruppengenauigkeit, sagt Grubich. Es wird ab Herbst zum Beispiel ein spezielles Jugendcollege geben, das mit 1.000 Plätzen startet. Und auch ein Männercollege eigens für solche, die erst alphabetisiert werden müssen. Jede Öffnung der Bildungsangebote für Flüchtlinge ist zu begrüßen, sagt Manocher Shahabi zu den neuen Entwicklungen. Die Frage bleibe natürlich, ob alles, was da angekündigt wurde, auch umgesetzt wird. Und es ist natürlich eine Frage der Kapazitäten, ergänzt er. Gibt es genügend Lehrpersonal? Gezielte Maßnahmen wie das geplante Männercollege zur Alphabetisierung findet er sinnvoll. Das können wir hier nicht auch noch leisten. Die fünf bis sechs Gratisdeutschkurse bei UKI richten sich vorzugsweise an Personen, die zumindest schon einen Schulabschluss haben und wissen, was es bedeutet, eine Fremdsprache zu lernen. Zwei Monate dauernde Deutsch-Intensivkurse kosten den Verein rund 5.000 Euro (4.400 Euro Trainerkosten, 450 Euro für Lehrmaterial für maximal 15 Personen). Iman und die anderen Frauen haben ihren Kurs inzwischen erfolgreich abgeschlossen, sieben davon mit dem offiziellen ÖSD-Zertifikat – denn das kostet extra und muss vom Verein finanziert werden. Sie haben in rund zwei Monaten die Hälfte der Stufe A1 (Grundstufe Deutsch) geschafft, das heißt, sie können ein Formular ausfüllen, wissen, dass drei Monatsmieten Kaution für einen Mietvertrag fällig werden, können zwischen Sahne und Schlagobers unterscheiden und über das Wetter plaudern. Sie können den Akkusativ vom Dativ unterscheiden und die Öffnungszeiten von Ämtern korrekt angeben. Sie können sich krank- und gesund melden – und einander loben: Du bist eine gute Frau, sagt Mastula zu Iman. Sie haben aus Tortengrafiken einiges über die österreichischen Gebräuche gelernt: Was, nur zwölf Prozent? Warum tanzen die Österreicher so wenig? Manche der Aufgaben in dem Deutschbuch muten fast zynisch an. Unter Freizeitbetätigungen: Der Mann schwimmt im Meer. Und: Was machst du in deiner Freizeit? Ich helfe meinen Kindern, sagt Iman. Ich schreibe ein Gedicht, antwortet Lamia. Den Plural finden inzwischen alle babyleicht.
1Panorama
Zeremonie in Anwesenheit des Dalai Lama. Dharamsala – Der Premierminister der Exiltibeter, Lobsang Sangay, ist am Freitag im nordindischen Dharamsala für seine zweite Amtszeit vereidigt worden. Ich danke allen Tibetern, dass sie mir die Gelegenheit dieser zweiten Amtszeit geben, sagte er in seiner Antrittsrede, die im Internet übertragen wurde. Sangay war im April mit 57 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Etwa 130.000 Exiltibeter leben in mehr als 40 Ländern weltweit, vor allem aber in Indien, Nepal und Bhutan. Im Jahr 2011 hatte Sangay die Rolle des politischen Oberhaupts der Exiltibeter vom Dalai Lama übernommen, der immer noch deren spirituelles Oberhaupt ist. In Anwesenheit des Dalai Lama versprach Sangay, dessen Politik des Mittleren Weges fortzuführen. Sie strebt keine völlige Unabhängigkeit Tibets von China an, sondern größere Autonomie unter Chinas Herrschaft. Idealerweise wolle man echte Autonomie schon während dieser Amtszeit erreichen, die fünf Jahre dauert. Tibet sei aber auch stark genug, noch 50 Jahre weiter dafür zu kämpfen. Die Regierung mit Sitz im nordindischen Dharamsala wird von keinem Land der Welt anerkannt. Die tibetische Hochebene gehört zu China, seit die Volksbefreiungsarmee dort 1950 einmarschierte und das Land 1951 seine Unabhängigkeit aufgab.
2International
Ehemann von angeschossener Frau gegen Beihilfe zur Entsperrung – fürchtet Überwachung Unschuldiger. In der Auseinandersetzung zwischen dem FBI und Apple rund um Hilfe zur Entschlüsselung eines iPhones, das im Besitz der zwei San Bernardino-Attentäter war, erhält der Tech-Konzern nun Unterstützung von unerwarteter Seite. Salihin Kondoker, dessen Ehefrau trotz dreier Schusswunden überlebte, hat beim zuständigen Gericht eine Eingabe zugunsten des Unternehmens gemacht. In diesem spricht er sich dagegen aus, dass Apple den Behörden helfen muss, sich Zugriff auf die Inhalte des Geräts zu verschaffen, berichtet Buzzfeed. Meiner Meinung nach ist es unwahrscheinlich, dass darauf irgendwelche wichtigen Informationen sind, schreibt er. Denn es hatte sich nicht um sein privates Handy, sondern sein Arbeitstelefon gehandelt. Kondoker sorgt sich, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen werden könnte, der Tür und Tor für umfassende Überwachung öffnet. Der Attentäter war beruflich für das County tätig. Laut Kondoker war unter den Angestellten allgemein bekannt, dass die zuständige Verwaltung die Position des Handys abfragen und auch auf das iCloud- und Mobilfunkkonto Zugriff hatte, um Kommunikation einzusehen. Folglich wäre es sehr riskant gewesen, diese Geräte zur Anschlagsplanung zu nutzen. Während die zwei Terroristen ihre Arbeitshandys unangetastet ließen, hatten sie ihre privaten Smartphones nach dem Angriff zerstört. Ich denke, das wird einen Grund gehabt haben, so Kondoker. Zuerst hatte er befürchtet, dass Apples Widerstand gegen die Forderung des FBI die Ermittlungen behindern könnte, doch je mehr er über den Fall las, desto mehr wurde ihm bewusst, dass es um viel mehr geht, als nur ein einzelnes Telefon. Er teile Apples Befürchtung, dass eine Software, die die Sicherheitsschranken für iPhones unterlaufen kann, gegen unschuldige Bürger eingesetzt würde. Dass das gefundene iPhone möglicherweise keine wertvollen Daten beinhalten könnte ist eine Befürchtung, die auch schon San Bernardinos Polizeichef und FBI-Chef James Comey geäußert hatte. Letzterer will Apple dennoch zwingen, den Zugriff zu ermöglichen, da man den Überlebenden nicht in die Augen sehen könne, würde man dieser Spur nicht folgen.
0Web
Österreich bei online-Dienstleistungen der öffentlichen Hand unter Top-EU-Ländern. Wer in Österreich ein Unternehmen gründen möchte, findet über 90 Prozent der dafür nötigen Services online – damit gehört Österreich zu den führenden Ländern in diesem Bereich, wie aus einer Studie hervorgeht, deren Ergebnisse die EU-Kommission am Dienstag gemeinsam mit der Unternehmensberatung Capgemini veröffentlicht hat. Österreich gehöre damit zu den führenden Ländern in diesem Bereich. Noch besser sei das Angebot des öffentlichen Sektors im Zusammenhang mit Jobverlust und Arbeitsuche, hier seien alle Informationen und Dienstleistungen im Internet verfügbar, heißt es im eGovernment Benchmark Report. Nachholbedarf hat Österreich demnach aber bei den Online-Angeboten für Studenten. Zwar seien 90 Prozent der Angebote online verfügbar, ausbaufähig seien jedoch Services öffentlicher Einrichtungen, die Studenten im Auslandsstudium innerhalb der EU unterstützen.
0Web
Im ersten Halbjahr machte Lego knapp 500 Millionen Euro Gewinn, deutlich mehr als im Vorjahr. Billund – Der Höhenflug des dänischen Spielzeugriesen Lego hält an: In den ersten sechs Monaten verdiente der Hersteller knapp 3,6 Milliarden dänische Kronen (482 Millionen Euro) und steuert damit auf einen neuen Jahresrekord zu. 2014 waren es im ersten Halbjahr rund 2,7 Milliarden Kronen gewesen. Auch beim Umsatz legte Lego von knapp 11,5 auf 14,1 Milliarden Kronen (1,9 Milliarden Euro) zu. Lego-Chef Jörgen Vig Knudstorp nannte das Ergebnis am Mittwoch höchst zufriedenstellend. Im Laufe des Jahres will der Hersteller eine neue Fabrik in China in Betrieb nehmen. Für die Lego-Gruppe arbeiten mehr als 15.000 Menschen.
3Wirtschaft
Südafrikaner wirft angeschlagenen Gegner mit einem klaren Sieg aus der Wiener Stadthalle. Damit kein Österreicher mehr im Turnier. Wien – Mit Andreas Haider-Maurer ist am Mittwochabend wie befürchtet auch der letzte der fünf Österreicher schon in der ersten Runde des Erste Bank Open in Wien ausgeschieden. Haider-Maurer musste sich dem als Nummer zwei gesetzten Südafrikaner Kevin Anderson nach 73 Minuten mit 4:6, 5:7 beugen. Hört, hört, die Bumm-Bumm-Musik dröhnte noch etwas lauter als sonst durch die Stadthalle. Immerhin war der letzte Mohikaner im Einsatz. Haider-Maurer, letzter Österreicher in einem aus heimischer Sicht vollkommen ausgedünnten Teilnehmerfeld. Es wurde gar ein wenig laut! Im Match zuvor zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Tommy Haas herrschte geradezu Grabesstimmung. Das ist eine der schwersten Aufgaben, keine Frage. Anderson spielt heuer seine beste Saison, sagte Haider-Maurer über den als Nummer zwei gesetzten Weltranglistenelften, der im ATP-Ranking 51 Plätze vor dem Wien-Finalisten von 2010 liegt. Er sollte schmerzlich Recht behalten. Ein Geschäftsmann Der Niederösterreicher servierte sofort mit gebotener Härte, Anderson antwortete leidenschaftslos. Zwei Asse, ein Spiel zu null. Die nächsten Games gingen ruck, zuck über die Bühne, so kurz konnte die eigene Klopause gar nicht sein. Haider-Maurers Quote beim ersten Aufschlag war grundsolid: 65 Prozent. Aber Tennis kann so grausam sein. Beim Stand von 4:4 schaffte Anderson das Break. Haider-Maurer bereitete den entscheidenden Punkt in einer Rallye inklusive Netzangriff mustergültig vor. Doch der Südafrikaner kratzte den Ball gerade noch von der Grundlinie und packte einen grotesken Passierschlag aus, der Haider-Maurer vom Racket kullerte. Unromantisch beendete Anderson auch den ersten Satz: zu null. Die kalten Zahlen: 100 Prozent Punktquote bei erstem Aufschlag für den Hünen. Ernüchternd Für den Waldviertler ist Anderson kein Unbekannter, denn vor vier Jahren fand das bis dato einzige Duell in der Wiener Stadthalle statt. Damals setzte sich der Südafrikaner in der Auftaktrunde mit 6:4 6:4 durch. Im zweiten Satz ging es geschäftsmäßig weiter. Kein einziger Breakball in Sichtweite. Dafür ein epischer Kampf ums eigene Service bei 1:1. Wieder knapp am Spielverlust vorbei, variierte Haider-Maurer mehr, schlich sich auch immer wieder ans Netz und brachte Andersons Storchenbeine mehr in Bewegung, als dem Südafrikaner lieb war. Beim Stand von 3:2 dann der Anfang vom Ende. Haider-Maurer zog sich einen Schuh aus, der rechte Fuß schmerzte. Medizinische Auszeit. Eine Fersenentzündung. Tabletten schlucken. Aber Haider-Maurer gab sich nie auf. Bis zum Stand von 5:5 biss er auf die Zähne, bis er schließlich das zweite Mal seinen Aufschlag verlor. Selbst konnte der Niederösterreicher zu einem Break nicht einmal hinriechen. Exodus Nach dem sensationellen Finaleinzug 2010 als Lucky Loser war AHM in Wien leider nie mehr lucky, sondern nur mehr Loser. Es ist die vierte Auftaktpleite in fünf Jahren nach Niederlagen gegen Anderson, den Kanadier Vasek Pospisil, den Deutschen Daniel Brands und nun wieder Anderson. Damit kam es ausgerechnet im Jahr der Aufwertung zum ATP-500-Turnier in der Stadthalle zu einem seltenen Österreicher-Exodus: Erstmals seit 1982 steht kein Lokalmatador in der zweiten Runde. (Florian Vetter, 21.10.2015) Ergebnisse: Erste Bank Open
4Sport
Kritiker fordern vom sozialen Netzwerk, stärker gegen Hasspostings durchzugreifen. Seit Monaten dominiert das Thema Flüchtlinge die europäische Berichterstattung. Auch in Foren und Kommentarbereichen wird eifrig darüber diskutiert, wie der Krise in und um Syrien beizukommen ist und wie die Union mit dem zunehmenden Strom an Vertriebenen umgehen soll. Neben sachlichen Auseinandersetzungen wird die Debatte dabei von Anfang an auch von hetzerischen Kommentaren begleitet. Nicht selten posten Menschen unter ihrem Klarnamen hasserfüllte und diffamierende Texte, Forderungen und Drohungen. Doch Konsequenzen gibt es selten. Gleichzeitig mehrt sich auch Kritik an Facebook, das in den Augen vieler zu lax mit derartigen Inhalten umgeht. Doch der Umgang mit Hasspostings gestaltet sich rechtlich nicht ganz leicht. Hinsichtlich der Frage der Verantwortung und Verfolgung gelten komplexe Regelungen, wie der ORF berichtet. Wird etwa ein verhetzendes Posting auf einer Facebook-Seite geschrieben, trifft den Inhaber der Seite erst einmal keine Verantwortung, erklärt Strafrechtskenner Herbert Fuchs von der Universität Wien. Der Betreiber haftet für eine Nichtentfernung erst, wenn er nachweislich von der Existenz des Eintrags wusste. Folglich muss er von einem Nutzer in Kenntnis gesetzt werden. Das Posting selbst kann in vielen Fällen wiederum erst geahndet werden, wenn es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Zunehmend wird auch von Facebook gefordert, schneller und schärfer einzugreifen. Auch hier wird das gleiche Prinzip angewandt. Erst wenn ein User einen Kommentar meldet. Gilt Facebook als informiert. Das Bearbeitungsprozedere des sozialen Netzwerks geht jedoch über mehrere Stellen. Diskriminierung und Rassismus sind laut offizieller Facebook-Richtlinien Tabu. Einträge, die andere wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Ethnie angreifen, sind verboten – bekräftigt das Unternehmen auch selbst. In der Praxis scheint dies allerdings oft nicht zu funktionieren. Ein Grund dafür könnte sein, dass die gemeldeten Kommentare nicht von Mitarbeitern in Deutschland oder Österreich gesichtet werden, sondern im Ausland. Max Schrems, der mit Facebook bezüglich Datenschutzthemen im rechtlichen Dauerstreit liegt, ortet einen Teil der Problematik auch darin, dass sich Facebook vor allem am US-Recht orientiere. Vieles, was in Österreich geahndet würde – darunter auch Wiederbetätigung – fällt in den USA unter die Kategorie Meinungsfreiheit. Im Gegensatz dazu verschwinden Bilder, die offenbar oder tatsächlich nackte Tatsachen enthalten, ausgesprochen schnell. Laut Facebook hat dies jedoch nicht mit Rechtssprechung zu tun, sondern damit, dass für Mitarbeiter die Einstufung solcher Fotos leichter ist, als sprachliche Verstöße. Facebook ortet hier selbst Nachholbedarf. Mittlerweile fordern unter anderem der deutsche und der österreichische Justizminister deutlichere Maßnahmen von Facebook. Eine vorgebrachte Idee ist etwa eine freiwillige Selbstkontrolle, um langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden. Dies wiederum könnte jedoch die Verfolgung strafrechtlich relevanter Einträge erschweren.
0Web
Internationales Team mit österreichischer Beteiligung sequenzierte Bauplan einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Wien – Wissenschafter haben das Genom der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) entschlüsselt. Die in Österreich Fisole genannte Pflanzenart ist eine der ältesten Kulturpflanzen, die in Amerika schon vor Jahrtausenden domestiziert wurde. Ein mexikanisch-spanisches Forscherteam mit österreichischer Beteiligung berichtet nun darüber im Fachjournal Genome Biology. Die Fisole wurde in Amerika zwei Mal domestiziert, einmal in den Anden und einmal in Mittelamerika, erklärte Heinz Himmelbauer vom Institut für Biotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Von einer Anden-Sorte gebe es bereits den genetischen Bauplan, in ihrer aktuellen Arbeit haben die Wissenschafter nun auch das Genom einer Sorte aus dem mittelamerikanischen Zweig (BAT93) sequenziert. Die systematische Untersuchung von Pflanzengenomen gilt als Grundlage für eine Verbesserung von Kulturpflanzen. Zwischen den beiden Linien, die sich vor langer Zeit getrennt haben und unabhängig voneinander domestiziert wurden, hätten sich deutliche Unterschiede gezeigt. Mit 620 Millionen Basenpaaren ist das Genom der Fisole nur etwa ein Fünftel so groß wie jenes des Menschen, enthält aber 50 Prozent mehr Gene. Insgesamt wurden 30.491 Gene im Fisolengenom identifiziert und deren Aktivitätsmuster in der Pflanze untersucht. Die Forscher erhoffen sich Einblicke in die biologischen Grundlagen von Prozessen wie Resistenzen gegenüber Schädlingen oder Wassermangel, Stickstofffixierung in den Wurzeln, Fruchtbildung und Fruchtqualität. Als überraschend hat sich laut Himmelbauer bei der Sequenzierung gezeigt, dass viele nichtcodierende RNAs, die nicht in Proteine übersetzt werden, etwa bei der Fruchtbildung eine Rolle spielen. Die Forscher planen, weitere Fisolensorten sowie einige ihrer wild vorkommenden Verwandten zu untersuchen. Damit soll es zukünftig gelingen, Gene zu identifizieren, die bei der Domestizierung der Pflanze eine Rolle gespielt haben.
7Wissenschaft
Eine der letzten Umfragen vor der Abstimmung am Sonntag schlüsselte die beabsichtigte Wahl für oder gegen das Kreditabkommen nach sozialen Gruppen auf – und kommt zu einigen Überraschungen. Athen – Wenn das Referendum eine Hochschulwahl wäre, dann hätte Griechenlands Linksregierung ihren Sieg ganz sicher in der Tasche: 83 Prozent der Studenten lehnen, wie von Premier Alexis Tsipras gefordert, das Finanzabkommen von Eurogruppe, EZB und IWF ab. Das zumindest ergab eine der Untersuchungen, die noch kurz vor der Abstimmung veröffentlicht wurde. Von sieben Uhr früh bis sieben Uhr am Abend sind am Sonntag die Wahllokale in Griechenland geöffnet. Ob die Griechen Ja oder Nein zu einem Angebot der Kreditgeber sagen, das weitere Steuererhöhungen und Einschnitte bei den Pensionen beinhaltete, wird sich vielleicht ein bis eineinhalb Stunden nach Schließung der Wahllokale ablesen lassen – gegen 19.30 Uhr oder 20 Uhr in Österreich. Eine Reihe von Umfragen, die am Freitag veröffentlicht wurden, zeigten Befürworter und Gegner Kopf an Kopf, wobei es einen kleinen Vorsprung für das Ja gab. Wegen der Fehlerquote bei den telefonisch durchgeführten Umfragen lässt sich daraus aber kein sicheres Ergebnis ableiten. Ipsos errechnete 44,4 Prozent für Ja und 43 Prozent für Nein, Alco 44,8 (Ja) und 43,4 (Nein) sowie 11,8 Prozent für jene, die noch unentschieden waren; Public Issue kam auf 45,5 Prozent (Ja) und 45 Prozent (Nein). Das Meinungsforschungsinstitut Public Issue, das diese Umfrage im Auftrag der linken, Syriza nahe stehenden Tageszeitung Avgi anstellte, schlüsselte seine Ergebnisse nach sozialen Gruppen auf. Dabei ergab sich, dass die mit Abstand größte Ablehnung des Kreditabkommens bei den Studenten ist: 83 Prozent dagegen, nur 13 Prozent dafür. Auch die Arbeitslosen sind auf Linie mit der Links-Rechts-Koalition von Tsipras; 51 Prozent sagen nein laut Public Issue, 26 Prozent Ja. Die Mehrheit der Angestellten im öffentlichen Dienst (58 Prozent) wie in der Privatwirtschaft (54 Prozent) sollen ebenfalls gegen das Kreditabkommen sein. Zustimmung gibt es dagegen bei den Beschäftigten in der griechischen Landwirtschaft (44 Prozent ja, 40 Prozent nein), bei den Unternehmern und Selbständigen (50 Prozent ja, 39 Prozent nein) und bei den Pensionisten. Laut Public Issue würden 55 Prozent der Pensionisten das Kreditabkommen akzeptieren, das eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge vorsah und eine Abschaffung der Sozialhilfe für Bezieher kleinster Pensionen bis zu 460 Euro im Monat (sie könnte nach den Vorstellungen des IWF durch ein garantiertes Mindesteinkommen ersetzt werden, das allerdings noch unter der Grenze von 460 Euro liegen dürfte). 31 Prozent der Pensionisten würden das Abkommen ablehnen. Eine mögliche Erklärung: Viele griechische Pensionisten fühlen sich vergleichsweise sicherer mit der jetzigen Situation, selbst wenn die monatlichen Zahlungen etwas geringer würden. Noch längere Verhandlungen mit den Gläubigern, ein vollständiger Staatsbankrott und Zusammenbruch der Wirtschaft erscheint einer Mehrheit der zwei Millionen Pensionisten in Griechenland vielleicht noch riskanter: Dann könnten auch der Staat und seine ohnehin schwer defizitären Pensionskassen am Ende nichts mehr zahlen. Einen Vorgeschmack darauf erlebten die Pensionisten schon diese Woche. Die Umfrage von Public wurde zwischen dem 30. Juni und 2. Juli gemacht, als sich Griechenlands Pensionisten vor den Banken anstellen mussten, um eine Rate von 120 Euro zu erhalten – mehr Geld gibt es derzeit nicht.
3Wirtschaft
Regisseur Konstantin Bogomolov gastiert mit "Ein idealer Gatte" nach Oscar Wilde bei den Wiener Festwochen im Museumsquartier. Die Inszenierung zeigt Schieflagen auf, mit denen die (russische) Gesellschaft konfrontiert ist. Ein Muss für Russophile. Wien – Politiker möchten die Inszenierungen Konstantin Bogomolovs in Russland gerne verbieten, aber es gelingt ihnen nicht. Zu groß ist der Zuspruch beim Publikum, auch vonseiten glamouröser Politikergattinnen, liest man im Programmhefttext von Marina Davydova, der Schauspielchefin der Wiener Festwochen. Und tatsächlich ist Ein idealer Gatte. Komödie angesichts steter Zensurdrohung ein überaus mutiges Stück, wie die Erstaufführung im deutschsprachigen Raum gestern Abend im Museumsquartier offenbarte. Vom Salonlöwen Oscar Wilde leiht sich Bogomolov nur den Titel und einen Happen vom Plot. Um dann heiß beschworene, allerdings vielfach ausgehöhlte russische Werte über den Haufen zu werfen. Der viele schöne Schnee beispielsweise, der in Russland fällt, meint bei Bogomolov meist das Rauschmittel; es ist weiters von usbekischen Sklaven die Rede, von einer schönen Olympiade, vom fallenden Rubel. Und auch die politische Intrige – sie ist der einzige direkte Bezug zu Wildes Stück – zielt ganz klar auf den Kreml, wo die erste Szene spielt. Putin? Ist ein Imperator. Vier Stunden lang – inklusive zweier Pausen, von denen eine überflüssig war – vollführen die Starschauspieler des Moskauer Künstlertheaters ihre männlichen und weiblichen Pirouetten, in karikaturhaft geschlechtstypischer Zuspitzung – und das zu reichlich und sehr lauter Musik. Denn ein russischer Schlagerstar namens Lord (Igor Mirkurbanow), eine Mischung aus Keith Richards und Roy Black, ist hier die tonangebende Figur. Er verdingte sich einst als Auftragskiller, verlor sein Herz 1999 aber an sein Opfer Robert Ternow (Alexej Krawtschenko), russischer Minister für Gummisachen, und wechselte daraufhin ins Schlagerfach. Die Erpressung durch Mrs. Cheavely (Marina Sudina) folgt, denn die Tage eines als schwul geouteten Politikers wären in Russland rasch gezählt. Bogomolov nimmt sich Zeit, schiebt ein Dorian Gray-Mittelstück ein ( Einmal fuhr Dorian mit seinen Freunden zum Skifahren nach Sotschi ...), adaptiert Szenen aus Tschechows Drei Schwestern, der Möwe oder den Faust-Teufelspakt. Man legt dabei auch zähe Kilometer zurück, zumal dicke Textströme – gesprochen oder gesungen – über die Rampe schwappen, deren Anspielungen sich nur Russen oder Russlandkennern erschließen können. Auch entgehen Spitzfindigkeiten wie dialektale Färbungen (es wird angeblich auch im usbekischen Dialekt gesprochen) den schnöden Übertitellesern. Wer das da in Leonardo da Vinci als russisches Ja zu identifizieren vermochte, war schon happy. Es bleibt dennoch genug Material zu rezipieren. Dieser Ideale Gatte, ein lautes Echo aus der schon ein wenig verglühten Poptheaterzeit, verfügt über ungewöhnliche Drehungen und einige sehr schöne Koinzidenzen. Am stärksten wirken die Kontraste: Der brutalen Erpressergeschichte und all ihren narrativen Ausläufern steht stets die zelebrierte Poesie und Idyllenlastigkeit alles Russischen entgegen. Die Birke liebt den Ahornbaum so sehr, doch dann fährt der Wind dazwischen ... Ein zynischer Tonfall trägt den ganzen Abend. Am Ende müssen einander die falschen heiraten (die politische Intrige will es so), die wahren Verliebten kriegen sich nicht. So hat man Romeo und Julia noch nie erzählt – und die Frage nach dem Sinn des Lebens beginnt hier erst.
8Kultur
Die österreichische Regierung sollte transparenter werden, sagt die NGO. Wien – Die Österreich-Abteilung von Transparency International fordert von der Bundesregierung verstärkte Bemühungen um mehr Transparenz. Konkret trat die NGO am Freitag dafür ein, Österreich möge sich dem Open Government Partnership (OGP) anschließen, einer multilateralen Initiative, deren Mitgliedsstaaten sich zu mehr öffentlicher Transparenz sowie Korruptionsbekämpfung verpflichten. Das Austrian Chapter von Transparency International verwies am Freitag in einer Aussendung auf die im September verabschiedeten UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, wo unter anderem auch eine Reduktion von Korruption beziehungsweise Bestechung und der Aufbau leistungsfähiger, rechenschaftspflichtiger und transparenter Institutionen vorgesehen sei. Das OGP habe dies in einer Erklärung umgesetzt, womit sich die insgesamt 66 Mitgliedstaaten zu mehr Transparenz in öffentlichen Institutionen verpflichteten. Österreich aber sei – anders als 20 der 28 EU-Mitgliedsstaaten – beim OGP nicht an Bord, bedauerte Vorstandsvorsitzende Eva Geiblinger. Um auch in Österreich eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu gewährleisten, braucht es ein klares Bekenntnis zu Transparenz und Antikorruption sowie adäquate Mittel für jene, die sich für die Erreichung dieser Ziele einsetzen, sagte sie.
5Inland
Reparatur und Kontrollvorgänge dauern vermutlich bis Freitag. Genf – Nachdem ein Marder einen Kurzschluss ausgelöst hatte, bleibt der größte Teilchenbeschleuniger der Welt wahrscheinlich noch bis Freitag außer Betrieb. Es müssten elektrische Verbindungen repariert und die Anlage sorgfältig auf eventuelle Schäden untersucht werden, sagte der Sprecher des Europäischen Kernforschungszentrums, Arnaud Marsollier, am Montag. Ein Marder hatte am Freitag in einer Transformatoranlage des 27 Kilometer langen Beschleunigerrings Large Hadron Collider (LHC) einen Kurzschluss verursacht. Dies hatte laut LHC-Protokoll zu einer schweren elektrischen Störung geführt, so dass der Teilchenbeschleuniger den Betrieb einstellen musste. Marsollier sagte, der Marder sei entgegen anfänglichen Vermutungen nicht in das LHC-Tunnelsystem vorgedrungen, sondern habe es nur in eine an der Erdoberfläche befindliche Trafo-Station geschafft. Wir haben zwar Zäune, aber kleine Wildtiere können die kaum aufhalten. Der Marder überlebte die Aktion nicht: Er wurde in der Anlage von einem Stromschlag getötet.
7Wissenschaft
Wolfsberg darf in einem ausverkauften Wörtherseestadion gegen zwölf Dortmunder um das Europa-League-Playoff spielen. Klagenfurt/Wien – Eigentlich ist die europäische Saison, in die der Wolfsberger AC überraschend gelangt ist, um sich darin bis in die dritte Qualifikationsrunde zur Europa League zu spielen, schon gelaufen. Und das höchst erfolgreich. Denn was will man im Lavanttal mehr, als den Kultverein aus Dortmund, den BVB, empfangen zu dürfen und bei diesem Hinspiel (Donnerstag, 21.05, live in ORF 1 und im derStandard.at-Ticker) gleich das Klagenfurter Wörthersee-Stadion zu füllen? Die Borussen nehmen auch gleich ihr Markenzeichen mit. 30.000 Zuschauer finden im EM-Stadion Platz, 6.000 davon werden aus Dortmund anreisen und den Kärntnern schon einmal einen Vorgeschmack geben, auf was sie sich im Retourspiel gefasst machen dürfen: die gelbe Wand, jene steil aufragende Südtribüne, auf der rund 25.000 Gelbgewandete für den unvergleichlichen Roar sorgen, der nicht nur dem jeweiligen Gegner die Gänsehaut über die Schulterblätter treibt. Der langjährige Erfolgscoach Jürgen Klopp – anfällig für solche Sachen – fühlte sich davon jedes Mal wie neu geboren. Thomas Tuchel, seit einem Monat Klopps Nachfolger beim BVB, muss das erst noch werden. Die deutsche Liga pausiert ja noch, Dortmund bestreitet in Klagenfurt das erste Pflichtspiel der Saison, im Gepäck allerdings ein 2:0 über Juventus. Freilich hat der WAC fast Nämliches vorzuweisen, ein 3:1 über Schalke. Thomas Tuchel, ein guardiolesker Tüftler mit Ballbesitzspleen, will sich den Gegner nicht starkreden. Aber: Wir wollen um jeden Preis in die Gruppenphase. Da ist schon Druck auf dem Kessel. Auf dem Hexenkessel. Mit im Schnitt 80.000 Zuschauern ist die Dortmunder Arena das bestbesuchte Stadion Europas, noch vor dem Camp Nou zu Barcelona. Dietmar Kühbauer, der burgenländische Trainermigrant im Lavanttal, der mit den Seinen das 0:2 gegen die Austria zu verdauen hatte, ist diesbezüglich weit entspannter. Wir sind krasser Außenseiter, haben nichts zu verlieren. Aber natürlich wollen wir uns gut präsentieren. Also: Augen auf, Platz zu! Dortmund genügen schon wenig Räume. Die verletzten Manuel Weber, Daniel Drescher und Philip Hellquist muss Kühbauer vorgeben. Das macht die Aufgabe keineswegs leichter. Freilich ist so etwas auch eine Art Lohn. Ein positiver Stress. Ein WAC bekommt nicht oft die Chance, gegen einen solchen Gegner vor so einer Kulisse zu spielen. Gegen einen Gegner, der – gewöhnt, auf die anderen als die Tabellenkellerkinder hinabzuschauen – ein Seuchenjahr wieder gutzumachen hat, in dem man mit Ach und Krach in die Europa-League-Quali rutschte. Weltmeister Mats Hummels verspricht darum feierlich: Wir werden die Partie angehen, als wäre es mindestens ein Champions-League-Viertelfinale. Das verspricht er sich und den Wolfsbergern. Und natürlich der gelben Wand. Kühbauer galt stets als Sturschädel. Als Trainer hat er sich diesbezüglich erweichen lassen (es sei denn, Martin Hinteregger läuft ihm über den Weg wie eine Laus über die Leber). Gegen Dortmund, sagt er also, gelte nun der Plan: Hinten dicht, vorn nicht mutlos. Oder anders: nicht mit dem Kopf durch die gelbe Wand. Sondern mit Köpfchen.
4Sport
Der Außenminister beklagt vor Schülern in Salzburg die unfaire Verteilung von Flüchtlingen in Europa. Salzburg – Bei einer Diskussion mit Schülern in Salzburg nahm Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstagvormittag zur Asyldebatte und den Zeltstädten Stellung, nachdem er von einem Schüler gefragt wurde, was die Regierung eigentlich tue. Aus den Medien bekomme man nur das Bild einer völlig überforderten Innenministerin, sagte Maximilian Veichtlbauer vom Christian-Doppler-Gymnasium. Mikl-Leitner wurde mit den Problemen zu lange alleingelassen, erklärte Kurz bei der Diskussionsrunde im DasKino. Das sei ein Fehler gewesen. Die Innenministerin habe immer wieder davor gewarnt, dass die Flüchtlingszahlen stark ansteigen würden, aber keiner – weder die Bundesländer noch die Regierungskollegen – hätte es wahrhaben wollen. Zu den Zelten gab es keine Alternative, außer die Leute auf die Straße zu stellen, wie es auch in anderen Ländern der Fall sei, sagte der Außenminister. Das Problem ist, dass die Zahl derer, die kommen, massiv angestiegen ist, und es keine faire Verteilung in Europa gibt, erklärt Kurz. Österreich nehme 30.000 Flüchtlinge auf und Portugal nur 450, beklagt der Außen- und Integrationsminister. Der Gymnasiast hakte nach und fragte, warum nicht Kasernen verwendet werden. Kurz: Die Solidarität in der eigenen Nachbarschaft ist immer ein Problem. Alle sagen zwar Nehmt Flüchtlinge auf – überall, nur nicht bei uns und nicht in der Kaserne. Doch die Zahlen würden nicht sinken. Wir werden alles nehmen müssen, das da ist. Turnsäle, Zelte Kasernen, Hotels. Zusätzlich brauche es auch Integrationsmaßnahmen, die Regierung habe etwa 10.000 weitere Deutschkurse aufgestellt, sagte Kurz. Jeder kann seinen Beitrag leisten, ermutigte der Außenminister die Schüler, Leute mit einem positiven Bescheid herzlich aufzunehmen, mit ihnen in direkten Kontakt zu treten und Jugendliche etwa auch in Vereine aufzunehmen. Auch eine Schülerin starte einen Aufruf im Saal. Sie sei bereits öfter im Zeltlager in der Alpenstraße gewesen, wo in Salzburg Flüchtlinge untergebracht sind. Die Flüchtlinge haben keine Kleider, wenig Essen und es ist nass. Jeder könnte etwas vorbeibringen. Die Menschen brauchen auch Freunde, psychische Unterstützung und jemanden zum Reden, forderte Nadile Kiran die Schüler auf und erntete Applaus. Wieso haut Österreich in der EU nicht einmal auf den Tisch?, wollte Maximilian noch wissen. Bei den Abstimmungen brauche es eben Mehrheiten, erklärte Kurz diplomatisch. Wir können die Länder schwer zwingen, dass sie Flüchtlinge von uns übernehmen. Die traurige Wahrheit ist, dass viele Staaten sagen, die Flüchtlingsströme seien kein europäisches Problem, sondern unseres. Die betroffenen Staaten seien etwa Österreich, Deutschland und Schweden. Kurz unterhielt sich am Podium mit dem österreichischen Musiker und Weltenbummler Hubert von Goisern zum Thema Heimat und Integration und stellte sich anschließend den Fragen der anwesenden Schüler. Aber auch auf etwas einfachere Fragen antwortete der Außenminister, der den Schülern sofort das Du-Wort anbot. Ein Schüler fragte etwa: Isst Du gerne Kebab? Kurz antwortete knapp: Wenns gut ist schon.
1Panorama
Ex-Teamkicker und Coach versucht sich fortan im Marketing. Graz – Der österreichische Ex-Teamspieler Walter Kogler hat seine Tätigkeit als Trainer beendet. Wie die in Graz ansässige Merkur Versicherung am Freitag mitteilte, wird der Kärntner per 1. Juli die Geschäftsführung der Tochtergesellschaft Merkur Recreation übernehmen. Der 47-jährige Kogler war bis Ende März als Coach des deutschen Drittligisten Rot-Weiß Erfurt tätig gewesen. Zuvor betreute der gebürtige Wolfsberger Wacker Innsbruck (2008 bis 2012), den DSV Leoben (2007/08) und den WAC/St. Andrä (2005/06). Mit den Innsbruckern stand Kogler ab 2010 auch in der Bundesliga an der Seitenlinie, im Herbst 2012 ging man nach einer Negativserie aber getrennte Wege. Danach war Kogler auch als TV-Experte tätig. Ab Sommer 2013 arbeitete der 28-fache Internationale und fünffache Meister (Austria, Austria Salzburg, dreimal FC Tirol) für Erfurt. In diesem Frühjahr wurde er nach vier Niederlagen in Folge aber entlassen. Merkur Recreation ist ein Institut für Vorsorgemedizin und Physiotherapie. Kogler soll laut einer Aussendung für die Erschließung neuer Märkte, die strategische Verkaufsförderung und das Marketing hauptverantwortlich sein.
4Sport
2013 schlossen 3.290 Personen kontinuierliche Teilzeitvereinbarung ab. Wien – Die Zahl jener Personen, die sich für die Reduzierung ihrer Arbeitszeit mittels Altersteilzeit entschieden haben, ist in den vergangenen Jahren etwas gestiegen. Während 2013 noch 3.290 Personen in kontinuierliche Altersteilzeit gingen, waren es 2014 bereits 4.707 Personen. Und im ersten Halbjahr 2015 nutzen bereits 3.195 ältere Arbeitnehmer diese Möglichkeit. Das geht aus einer Anfragebeantwortung durch das Sozialministerium hervor. Auch bei der geblockten Altersteilzeit (also erste Periode der Altersteilzeit volle Arbeit, zweite Periode quasi Vorruhestand) zeichnet sich ein Anstieg ab: 2013 nahmen diese Möglichkeit 1.684 Personen in Anspruch, im Jahr 2014 dann 2.051. Im ersten Halbjahr 2015 hatten sich 1.278 Personen für diese Variante entschieden. Ein Unterschied machte sich hinsichtlich der Geschlechter bemerkbar: Während deutlich mehr Frauen die kontinuierliche Altersteilzeitvereinbarung abschlossen, waren Männer bei der geblockten Variante klar in der Überzahl. 2013 schlossen 1.998 Frauen eine kontinuierliche Altersteilzeitvereinbarung ab, aber nur 1.292 Männer; 2014 betrug das Verhältnis 2.777 Frauen zu 1.930 Männer. Die geblockte Variante nahmen 2013 553 Frauen bzw. 1.131 Männer in Anspruch. 2014 entschieden sich 695 Frauen und 1.356 Männer dafür.
5Inland
Halbzeit für die One-Year-Mission: Die Nasa hat zu diesem Anlass eine unterhaltsame Infografik zu Scott Kellys All-Aufenthalt veröffentlicht. Mithilfe einer bislang einzigartige Mission will die Nasa dem Traum von einer künftigen Marslandung einen Schritt näher kommen. Im Zentrum des Projektes stehen die beiden US-Amerikaner Scott Kelly und sein Zwillingsbruder Mark. Während Scott ein ganzes Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbringt, bleibt Mark auf der Erde. Der Vergleich der beiden Astronauten mit derselben genetischen Ausstattung soll schließlich im Detail zeigen, was ein Langzeitaufenthalt im Weltraum mit dem menschlichen Körper anstellt. Mittlerweile ist Scott Kelly zur Hälfte durch mit seiner Rekordmission. Um die Halbzeit zu feiern, hat die Nasa nun eine Infografik veröffentlicht, die unterhaltsam darlegt, was Kelly da eigentlich auf sich genommen hat – und wie welche Pracht seine Körperausscheidungen am Nachthimmel entfalten können ... aber dazu weiter unten. Zunächst zu dem, was Kelly während seines 365-Tage-Dienstes in sich hinein schüttet: Insgesamt wird Kelly rund 730 Liter wieder aufbereitetes Wasser trinken – Wasser also, das ursprünglich Urin und Schweiß von ihm selbst und seinen Kollegen von der ISS war. Er wird fast 11.000 Sonnenaufgänge und -untergänge erleben und 1.043 Kilometer auf seinem Weltraum-Laufband zurücklegen. Um dem Abbau von Muskeln und Knochen entgegen zu wirken, wird Kelly außerdem mehr als 700 Stunden körperliches Training absolvieren. Auch die Strahlendosis, die Kelly abbekommt, ist nicht zu knapp: Wollte man sich auf der Erde derselben Menge an Strahlung aussetzen, müsste man 5.250 Mal die Strecke zwischen New York und Los Angeles im Flugzeug zurücklegen. Den buchstäblich funkelnden Höhepunkt der Grafik bildet allerdings die Information, die die Nasa zu Kellys Fäkalien verrät: Über 80 Kilogramm sollen nämlich davon binnen seines Allaufenthaltes anfallen – und diese werden schließlich abgeworfen und als leuchtende Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Ganz so spektakulär, wie das zunächst klingt, ist das allerdings nicht, denn genauso wurde immer schon mit den Körperausscheidungen und dem Abfall der ISS-Besatzung verfahren. Manchmal kann eine solche Weltraum-Müllentsorgung aber auch für ordentliches Hallo sorgen: 2009 etwa führte ein besonders großes Paket laut Augenzeugen zu einem mysteriösen Leuchten am Nachthimmel über den USA. --> Nasa: One-Year Mission (red, 19.9.2015)
7Wissenschaft
Ermittlungen gegen Oppositionschef wegen Beleidigung eingeleitet. Ankara – Weil er Präsident Recep Tayyip Erdogan als Möchtegern-Diktator bezeichnet hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den türkischen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Dem Vorsitzenden der Republikanischen Volkspartei (CHP) werde Präsidentenbeleidigung vorgeworfen, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Laut Medienberichten verlangt Erdogan zudem umgerechnet 30.000 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz. Kilicdaroglu war am Samstag als CHP-Chef wiedergewählt worden. Auf dem Parteitag kritisierte er Erdogan wegen der jüngsten Festnahmen von fast 20 Wissenschaftern, die in einer Petition ein Ende des Militäreinsatzes in den Kurdengebieten gefordert hatten. Intellektuelle, die ihre Meinung sagen, werden einer nach dem anderen von einem Möchtegern-Diktator gefangen genommen, sagte Kilicdaroglu. Laut Anadolu drohen ihm bei einem Schuldspruch bis zu vier Jahre Haft.
2International
American Pharoah und Golden Horn winkt eine goldene Zuchtzukunft. Zuvor galoppieren die Hengste beim Breeder 's Cup. In die Geschichte liefen beide – einer auf Sand, einer auf Rasen. Also nie gegeneinander. Lexington/Wien – Seit Freitag und zum 32. Mal wird in Lexington, Kentucky, bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft galoppiert. Die wertvollsten der insgesamt mit 24,5 Millionen Dollar dotierten 13 Rennen des Breeders Cup steigen am Samstag. Im BC Classic (fünf Millionen Dollar) über etwas mehr als 2000 Meter auf Sand und im BC Turf (drei Millionen) über rund 2400 Meter auf Gras geben Rösser, die ihren Jahrgang geradezu spektakulär dominiert haben, ihre Abschiedsvorstellungen. American Pharoah ist schon vor dem Classic in die Geschichte gelaufen. Schließlich gewann der Hengst unter dem Mexikaner Victor Espinoza das Kentucky Derby, die Preakness und die Belmont Stakes in Serie, also als erst zwölftes Pferd innert 140 Jahren die US-Triple Crown. 37 Jahre warteten die Fans auf diesen Coup. Dass American Pharoah im August in Saratoga eine knappe Niederlage – die zweite in bisher zehn Rennen – einstecken musste, erhöht die Spannung für Samstag, ändert aber nichts an der klaren Favoritenstellung. Trainer Bob Baffert nimmt mit Wehmut von seinem Schützling Abschied: Ich hätte ihn sehr gerne noch ein oder zwei Jahre im Training behalten. Doch Züchter und Besitzer Ahmed Zayat hat Anteile an die irische Coolmore-Gruppe verkauft, die den Hengst nun in ihrem Gestüt wirken lässt. Europas Gegenstück zu American Pharoah ist der dreijährige Hengst Golden Horn, der in diesem Jahr unter dem italienischen Starjockey Frankie Dettori nicht nur das englische Derby in Epsom, sondern auch den Prix de lArc de Triomphe souverän gewann. Er gilt nach der Wertung der englischen Wettzeitung Racing Post als derzeit bester Galopper der Welt und sollte den BC Turf normalerweise leicht gewinnen. Es dürfte auch für ihn das letzte Rennen vor der Zuchtlaufbahn sein. Besitzer Anthony Oppenheimer hat das zumindest nach dem Triumph in Paris verkündet. Golden Horn hat von seinen bisher acht Rennen sieben gewonnen. Dass die beiden tierischen Stars nicht direkt aufeinandertreffen, liegt am Geläuf. Golden Horn könnte als an Gras gewöhntes Pferd auf Sand kaum sein volles Können entfalten. American Pharoah braucht umgekehrt für seine maximale Leistung Sand.
4Sport
Die Foxes gewinnen in Sunderland und bleiben in der Spur Richtung Meistertitel, Vardy trifft doppelt. Sunderland – Christian Fuchs ist mit Leicester City dem Traum vom Meistertitel wieder einen Schritt näher gekommen. Bei Abstiegskandidat Sunderland feierten die Foxes am Sonntag einen 2:0-Sieg und gehen mit sieben Punkten Vorsprung in die letzten fünf Saisonspiele. Verfolger Tottenham wahrte mit einem 3:0-Heimsieg über Manchester United seine Chance. Nach vier 1:0-Siegen hintereinander gelang dem Team von Trainer Claudio Ranieri erstmals seit 6. Februar wieder ein Erfolg mit zumindest zwei eigenen Toren. Beide gingen natürlich auf das Konto von Jamie Vardy (66., 95.), der nun bei 21 Saisontreffern hält. Leicester fehlen damit noch maximal neun Punkte, um den Titel zu fixieren. Wir wissen, dass wir wieder einen Schritt weiter gekommen sind, aber man weiß nie was passiert, sagte Vardy. Der 29-Jährige aus Sheffield, 2010 noch in einer siebtklassigen Liga engagiert, steht wie kein Zweiter für den wundersamen Aufstieg von Leicester City, das im Vorjahr erst in der letzten Runde dem Abstieg entgangen war. Ranieri blieb aber seiner Linie treu, also sehr zurückhaltend. Dass Leicester nun für eine der größten Sensationen im englischen Fußball sorgen kann, hätte natürlich niemand geglaubt, meinte der Italiener. Tottenham blieb aber im Rennen und darf weiter vom ersten Meistertitel seit 1961 träumen. Die Londoner, bei denen Kevin Wimmer nur auf der Ersatzbank Platz fand, fertigten ManUnited an der White Hart Lane durch drei späte Tore innerhalb von sechs Minuten mit 3:0 ab. Es war der erste Ligaheimsieg gegen United seit 2001, die Tore erzielten Dele Alli (70.), Toby Alderweireld (74.) und Erik Lamela (76.). Stoke City unterlag ohne Marko Arnautovic bei Liverpool mit 1:4. Der Österreicher hatte vergangenen Samstag im Spiel gegen Swansea eine Knieverletzung erlitten. In der nächsten Runde soll Stokes bester Torschütze gegen Tottenham wieder fit sein. Liverpool löste mit dem Sieg die Potters auf Rang acht ab. Alberto Moreno (8.), Daniel Sturridge (32.) und Divock Origi (50., 65.) erzielten die Treffer für die Hausherren. Bojan (22.) war der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen.
4Sport
Besorgt um den Kapitalmarkt fordert das Aktienforum verbesserte Rahmenbedingungen, um den Schwund an notierten Unternehmen zu stoppen. Als Warnsignal betrachtet das Aktienforum die geplanten Abgänge der Industrieunternehmen BWT und Miba von der Wiener Börse. Zwar handelt es sich dabei um Titel aus der zweiten Reihe des österreichischen Aktienmarkts, weshalb Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, darin noch kein Drama sieht. Wenn auch noch ein paar Große abwandern, dann wäre das eine Katastrophe für den Kapitalmarkt. Aus der Begründung der Börsenabgänge, wonach der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen zu groß sei, schließt Ottel: Der Kapitalmarkt ist offensichtlich unattraktiver geworden. Als Ursache ortet er einen Trend zu überschießender Regulierung in Österreich. Dadurch soll seiner Ansicht nach das Risiko für künftige Krisen reduziert werden, worauf Ottel entgegnet, dass die Verwerfungen der Finanzkrise ab 2008 durch hochkomplexe Finanzprodukte ausgelöst worden seien und nicht durch Standardwertpapiere wie Aktien oder Anleihen. Wir sind ein bankendominiertes Land, der Kapitalmarkt hat in Österreich keinen guten Ruf, räumt Ottel ein, hofft aber, dass der Trend zu überschießender Regulierung gebrochen werden kann, um den Aufwand einer Börsennotiz für Unternehmen nicht weiter zu erhöhen. Seiner Ansicht nach sind diese bei der Finanzierung auf einen funktionierenden Kapitalmarkt angewiesen. Im Vorjahr wurden an der Wiener Börse rund vier Milliarden Euro an Eigenkapital durch die Ausgabe junger Aktien und 7,2 Milliarden an Fremdkapital über Anleihenplatzierungen aufgenommen. Während große Emittenten trotz gewisser Nachteile wie einer geringeren öffentlichen Wahrnehmung auch auf ausländische Börsen ausweichen könnten, ist dieser Weg vom unternehmerischen Mittelbau laut Ottel kaum zu beschreiten. Die machen das Gros unserer Wirtschaft aus, gibt er zu bedenken und verweist auf eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts, wonach mehr als ein Zehntel der österreichischen Wirtschaftsleistung direkt oder indirekt auf die 90 börsennotierten Unternehmen zurückzuführen sind. Demnach liegt der Produktionswert der Publikumsgesellschaften bei insgesamt 74,2 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil von 12,3 Prozent der Gesamtleistung Österreichs. Erfasst wurden in der vom Aktienforum in Auftrag gegebenen Studie dabei auch Vorleistungen, die durch die Nachfrage von börsennotierten Unternehmen ausgelöst wurden, sowie der Konsum, der durch die Beschäftigung angestoßen wird. Auch die Öffentlichkeit profitiert von Steuern und Abgaben in der Höhe von 4,9 Milliarden Euro sowie von Sozialbeiträgen in der Höhe von weiteren fünf Milliarden, die durch die börsennotierten Unternehmen direkt oder indirekt ausgelöst werden. Verglichen mit der auf Daten aus dem Jahr 2012 basierenden Vorgängerstudie sind durchwegs Rückgänge dieser Werte festzustellen, was hauptsächlich auf den Schwund an Emittenten zurückzuführen ist. Seither haben elf Unternehmen den Absprung vom Börsenparkett vollzogen, während bloß FACC und die aus der Immofinanz ausgegliederte Buwog dazugekommen sind. Dem heimischen Börsenbetreiber gibt Ottel, hauptberuflich Voest-Finanzvorstand, an dieser Entwicklung keine Schuld: Die Wiener Börse kämpft mit denselben Rahmenbedingungen wie die Emittenten, da herrscht Interessengleichheit. Vielmehr sieht er die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Etwa durch Aufklärung: Langfristig ist wichtig, das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Kapitalmarkts in Österreich stärker zu verankern.
3Wirtschaft
Algerier soll im November versucht haben, sich an 58-jähriger Linzerin zu vergehen – Polizei sucht Zeugen. Linz – Jener 35-jährige Algerier, der am Freitag an einer Linzer Bushaltestelle versucht habe, eine 41-jährige Frau zu vergewaltigen, soll bereits im November des Vorjahres probiert haben, sich an einer 58-Jährigen zu vergehen. Das damalige Opfer hat ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert. Zum Vorfall am Freitag wandte sich die Polizei am Sonntag mit Zeugenaufrufen an die Öffentlichkeit. Der 35-Jährige, der bereits seit mehreren Jahren in Linz lebt, soll Freitag früh versucht haben, an einer Bushaltestelle eine 41-jährigen Frau zu vergewaltigen. Als sie sich heftig wehrte und ihm dabei die Nase brach, verletzte er sein Opfer im Gesicht und schlug es bewusstlos. Dann fuhr er ins Spital, um seine Verletzungen behandeln zu lassen. Dort wurde er von der Polizei aufgespürt und festgenommen. Der Ablauf der Tat war zunächst weitgehend unklar. Gegen 7.35 Uhr war die Polizei verständigt worden, dass in einem Gebüsch neben der Bushaltestelle Obere Donaulände eine verletzte Frau liege und ein Mann mit Kopfverletzungen geflüchtet sei. Das Opfer wies massive Verletzungen im Gesicht auf und war im Genitalbereich nackt. Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass es vor dem Vergewaltigungsversuch an der Bushaltestelle bereits zu einem Kontakt zwischen dem späteren Opfer und dem Täter gekommen ist: Wie auf Videoüberwachungsbildern der Linzer Altstadt zu sehen ist, dürften die beiden gegen 6.30 Uhr gestritten haben. Zwei Männer – einer davon trug eine sehr helle Jacke – blieben daraufhin stehen und sprachen mit ihnen. Die Exekutive bittet diese Personen, sich bei der Linzer Polizei (Tel.: 059133-45-3333) oder bei jeder anderen Dienststelle zu melden, sie könnten wichtige Hinweise geben. Darüber hinaus werden auch mögliche Zeugen, die Freitag früh an der Bushaltestelle Obere Donaulände Beobachtungen gemacht haben könnten, gesucht. Dort soll der 35-jährige glatzköpfige Mann über die Frau mit den kurzen blonden Haaren hergefallen sein. Bei den Ermittlungen hat sich zudem herausgestellt, dass der Algerier noch für einen weiteren Vergewaltigungsversuch verantwortlich sein dürfte: In der Nacht auf den 27. November soll er einer 58-jährigen Linzerin, die allein auf der Straße ging, angeboten haben, sie nach Hause zu bringen. Als die Frau ihre Haustüre aufsperrte, attackierte er sie von hinten und stieß sie zu Boden. Das Opfer wehrte sich heftig. Daraufhin flüchtete der Angreifer. Die 58-Jährige blieb unverletzt. Bei einer Gegenüberstellung am Samstag hat sie den Mann wiedererkannt. Die Staatsanwaltschaft Linz will Untersuchungshaft für den Verdächtigen beantragen. Darüber werde aber frühestens am Montag entschieden, hieß es am Sonntag.
1Panorama
Innenministerium macht erneut von Durchgriffsrecht Gebrauch – Umsetzung "so rasch wie möglich". Villach – In der Hensel-Kaserne in Villach wird in den kommenden Wochen ein Containerdorf für 450 Asylwerber entstehen. Das Innenministerium macht vom Durchgriffsrecht Gebrauch, Land und Stadt sind am Freitag informiert worden, sagte Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck auf Anfrage der APA. Aufbau und Belegung sollen so rasch wie möglich vonstattengehen. Es gibt schon länger das Angebot des Verteidigungsministeriums, erläuterte Grundböck. Jetzt werde das betroffene Gelände per Verordnung zur Bundesbetreuungsstelle erklärt. Ein Verwaltungsübereinkommen mit dem Verteidigungsministerium liege bereits vor. Als nächstes werde der Bescheid erstellt. Weiters gehe es an die Planung zur Errichtung des Containerdorfs auf einem Freigelände der Kaserne. Die Villacher SPÖ hat bereits eine Protestveranstaltung angekündigt. Auf die Frage, warum das Innenministerium auffallend oft in Kärnten vom Durchgriffsrecht Gebrauch mache, meinte der Ministeriumssprecher, dass Kärnten seine Quote nicht erfülle. Nur dank des Durchgriffsrechts liegt Kärnten bei der Erfüllung der Quote auf Rang vier bzw. bei 98 Prozent. Über das Durchgriffsrecht sind in Kärnten über 1.000 Plätze geschaffen worden. Außerdem habe das Innenministerium keinen Einfluss darauf, welche Kasernen das Verteidigungsministerium anbiete. Für die Türk-Kaserne in Spittal, die ebenfalls als Bundesbetreuungsstelle im Gespräch ist, gibt es noch keine endgültige Entscheidung. Grundböck: Bei Spittal sind wir noch nicht in dieser Phase der Umsetzung.
1Panorama
Rückgang um fast 40 Prozent. Warschau/Athen – Die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge ist im Jänner nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex auf rund 68.000 gesunken. Das sei ein Rückgang um fast 40 Prozent im Vergleich zum Dezember, teilte die Behörde am Montag in Warschau mit. Der Rückgang sei vor allem auf das schlechte Wetter zurückzuführen, das die Überfahrt mit Booten erschwert. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hatte am Montag berichtet, seit Jahresbeginn seien 94.269 Menschen mit Booten aus der Türkei übergesetzt, darunter 33.767 in den ersten 20 Februar-Tagen. Auch an der italienischen Küste ging die Zahl der Flüchtlinge, die meisten von ihnen aus Nigeria, nach Frontex-Angaben im ersten Monat des Jahres um 42 Prozent zurück. Insgesamt seien 5.600 Flüchtlinge angekommen, hieß es. Auf der Balkan-Route sank die Zahl der Flüchtlinge, die in die EU zu gelangen versuchten, auf 65.300 Menschen. Im Vergleich zu Dezember sei dies ein Drittel weniger.(APA, 22.2.2016)
1Panorama
In einem Wiener Sicherheitsprojekt wird erforscht, ob und wie Personenüberprüfungen und Passkontrollen maschinell abgewickelt werden könnten. Wien – Oft ist es schon für die eigenen Freunde schwierig, einen auf einem alten Passfoto zu erkennen. So ist klar, dass es für jemanden, der einen nicht kennt, umso schwieriger ist, das Foto zu identifizieren. Das ist Talentsache, weiß Franz Daubner vom Austrian Institute of Technology (AIT). Studien hätten gezeigt, dass Menschen darin generell erstaunlich schlecht und zudem sehr unterschiedlich begabt seien. Gesichtserkennungsalgorithmen sind noch nicht so gut wie die besten Menschen, aber besser als der Durschnitt, sagt der Bildverarbeitungsexperte, der das Projekt Modentity leitet, das sich mit neuen, mobilen technischen Anwendungen für die Identitätsverifikation und Personenkontrolle beschäftigt. Das vom Verkehrsministerium geförderte Projekt ist im Sicherheitsforschungsprogramm Kiras eingebettet, beteiligt sind zudem das Innenministerium, das Institut für empirische Sozialforschung (IFES), die Staatsdruckerei und die Firma rubicon. Im Rahmen von Modentity soll eine Software für das Smartphone entwickelt werden, das Polizeibeamte bei der Personenkontrolle unterstützt. Dabei geht es vor allem um Amtshandlungen von Grenz-, Fremden- und Kriminalpolizei. Die Kamera des Smartphones soll die Gesichtserkennung, den Fingerabdruckscan und die Dokumentenprüfung unterstützen. Um eine Person mit dem Passfoto in ihrem Reisedokument zu vergleichen, wird ein Foto von ihrem Gesicht gemacht, das die neue Software anschließend mit dem Bild vergleichen kann, das auf dem Chip des Dokuments gespeichert ist. Daubner geht davon aus, dass dies den Menschen angenehmer sein könnte als der prüfende Blick eines Beamten, der ansonsten zur Identifikation nötig ist. In einer Bürgerbefragung, die in Kürze startet, wird das Ifes diese Annahme überprüfen. Die Fotos sollen nur über die Dauer der Identifikation gespeichert bleiben und dann sofort gelöscht werden. Datenschutz und Datensparsamkeit seien wichtige Themen, sagt Daubner, da muss alles passen. Momentan lässt er das Modell in einem Rechtsgutachten überprüfen. Auch für den Fingerabdruckscan erhofft sich Daubner durch den Einsatz des Smartphones für die Menschen ein angenehmeres Prozedere. Im Zuge von Modentity soll ein kontaktloser Scan entwickelt werden. Es gibt Studien, die zeigen, dass viele Menschen große Probleme damit haben, ihren Finger auf ein Gerät zu legen, das schon zahlreiche Menschen vor ihnen berührt haben. Bei der neuen Technologie würde der Finger hingegen fotografiert. Schwierig wird es allerdings, wenn das Fingerfoto mit einem klassisch aufgenommenen Fingerabdruck verglichen werden soll. Beim herkömmlichen Scan muss der Finger platt an eine Scheibe gedrückt werden und bekommt dadurch eine andere Form. Ein weiteres Problem ist es, ein solches Foto ausreichend auszuleuchten. Bei Abschluss des Projekts, das seit 2013 und noch bis Ende 2016 läuft, soll der erste Prototyp einer Handyhülle gebaut sein, auf der zusätzliche Beleuchtung angebracht werden kann. Das Smartphone soll schließlich auch als Pass- und Dokumentenlesegerät einsatzfähig werden. Mithilfe der neuen Software könne es den Chip elektronischer Reisepässe auslesen. Außerdem soll es möglich sein, ?die optischen Sicherheitsmerkmale wie etwa Hologramme automatisiert zu verifizieren und so die Echtheit des Dokuments zu überprüfen. Bisher könnten das die wenigsten Lesegeräte, man betritt wissenschaftliches Neuland. Davon, alle diese Funktionen in einem Smartphone zu vereinen, verspricht sich Daubner Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Einerseits ist es ein Objekt, an das die Menschen gewöhnt sind und das so eventuell weniger Abschreckung erzeugt. Andererseits ist es auch technisch sinnvoll. Das Smartphone bietet eine leistungsstarke Hardware für wenig Geld, sagt Daubner. Der Markt für Grenzkontrollgeräte sei wesentlich kleiner, und die Möglichkeit, Neues zu entwickeln, dementsprechend geringer. Das Projektziel von Modentity ist kein fertiges Produkt, sondern ein Prototyp, der neue Möglichkeiten aufzeigen soll. Daubner betont, dass es dabei nicht nur um technische, sondern auch soziale und ethische Kriterien geht. Damit eine möglichst hohe Akzeptanz gegenüber der neuen Technologie erreicht wird, werden neben den Bürgern auch die Beamten, die die Geräte verwenden sollen, in die Entwicklung eingebunden. Oft geht es um Details im Userinterface und im Ablauf – darüber müssen wir uns rechtzeitig klar werden, sagt Daubner. Bei der Bürgerbefragung gehe es um die andere Seite. Der Prozess der Personenkontrolle soll auch für die zu Kontrollierenden so angenehm wie möglich gemacht werden. So soll möglichst wenig Aufmerksamkeit erregt werden, um Schaulustige zu vermeiden. Auch soll eruiert werden, in welcher Form etwa akustische Signale die Prozedur positiv beeinflussen. Grenzschutz und Personenkontrolle sind heikle Themen und bekommen nicht zuletzt wegen der sich zuspitzenden Flüchtlingskrise Aktualität. Die Ideen, die im Rahmen von Modentity entwickelt werden, brauchen noch eine Weile bis zu ihrer Umsetzung. Dennoch könnte die aktuelle Situation indirekt auf das Forschungsprojekt einwirken. So werde die bevorstehende Bürgerbefragung durch die aktuelle Aufmerksamkeit für das Thema beeinflusst, sagt Daubner: Ich denke, dass somit zeitgemäßes Feedback zu wichtigen gesellschaftlichen Aspekten einfließt.
7Wissenschaft
Hofer Telekom will am 27. Oktober mit LTE-Tarifen starten – Update: Unternehmen bestätigt Tarife. Hot-Chef Michael Krammer hatte bereits zuvor bestätigt, dass der Diskonter noch in diesem Jahr LTE-Tarife anbieten will. Nun sind in einem Mobilfunkforum Fotos aus einem Prospekt aufgetaucht, die bereits die neuen Tarife zeigen. Demnach soll Hot LTE am 27. Oktober starten. Auf den Fotos sind zwei Tarife zu sehen: Hot Fix LTE und Data LTE. Das erste Angebot umfasst 1.000 Minuten oder SMS sowie 5.000 MB um 16,90 Euro im Monat. Das zweite Angebot inkludiert ausschließlich 3.000 MB Datenvolumen um 6,90 Euro im Monat. Die maximale Downloadgeschwindigkeit beträgt 50 Mbit/s. Dazu bietet das Unternehmen offenbar die LTE-fähigen Smartphones Motorola Moto X Play um 336 Euro, Huawei Y5 um 96 Euro und Medion Life X5004 um 196 Euro an. Auch einen eigenen USB-Modem-Stick mit LTE dürfte es geben. Den Angaben zufolge surfen ab 27. Oktober auch alle bestehenden Data-Kunden mit LTE-Geschwindigkeit, sofern sie ein kompatibles Endgerät verwenden. Der Fix-Tarif ist hingegen teurer als die bisherige Variante und wird als zusätzliche Option ausgewiesen. Mit 50 Mbit/s liegt die maximale Geschwindigkeit des Hot-Angebot hinter anderen Mobilfunkern. 3 startete im August sein landesweites LTE-Netz mit bis 150 Mbit/s wie auch bei T-Mobile. A1 bietet je nach Tarif bis zu 300 Mbit/s. Die Tarife mit höheren Datenübertragungsraten sind entsprechend teurer. Auf der Website von Hot wurden die neuen Angebote noch nicht veröffentlicht. Update 19.10.: Hofer hat auf Nachfrage des WebStandard die Tarife inzwischen bestätigt. Weitere Informationen will das Unternehmen am Dienstag bekannt geben.
0Web
Nächstes Treffen für Donnerstag avisiert – Regierung der nationalen Einheit soll gebildet werden. Tripolis/Skhirat – Bei den Friedensgesprächen für Libyen scheint eine Einigung in Reichweite. Es gibt Übereinstimmung bei weiten Teilen dieses Textes, sagte UNO-Vermittler Bernardino Leon am Montagvormittag nach Gesprächen im marokkanischen Skhirat. Ziel der Verhandlungen ist es, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Lediglich zwei bis drei Passagen seien zwischen den Delegationen der konkurrierenden Regierungen umstritten, sagte Leon. Das nächste Treffen zwischen den beiden rivalisierenden Parlamente unter UNO-Vermittlung wurde für Donnerstag avisiert. In Libyen gibt es vier Jahre nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi zwei rivalisierende Regierungen: Eine eher weltliche, international anerkannte sitzt in Tobruk. In der Hauptstadt Tripolis herrscht eine islamistische Gegenregierung, die weite Teile Westlibyens kontrolliert. Das Machtvakuum in dem zerrütteten Land haben Jihadisten ausgenutzt: Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und das Extremistennetzwerk Al-Kaida sind in Libyen aktiv.
2International
Im Landesinneren der Vereinigten Staaten wüteten zu Weihnachten Wirbelstürme. Washington – Frühsommerliche Temperaturen im Osten, Tornados im Süden und Winterstürme im Westen: In den USA spielt zu den Weihnachtsfeiertagen das Wetter verrückt. In den Bundesstaaten Mississippi, Tennessee und Arkansas kamen 17 Menschen durch die Wirbelstürme ums Leben. Zahlreiche Menschen wurden nach US-Medienberichten verletzt. Viele Häuser wurden beschädigt. Autos wurden umgeworfen und Bäume entwurzelt. Allein in Mississippi waren mehr als 8.000 Menschen ohne Strom. In Mississippi wurden am Mittwoch allein 14 Tornados gezählt. Auch die Bundesstaaten Indiana und Illinois waren betroffen. Die frühlingshaften Temperaturen im Osten hätten zu den Stürmen geführt, berichtete der Sender NBC News. Subtropische Luft aus dem Golf von Mexiko sorgte am Heiligen Abend an der Ostküste für Rekordtemperaturen. Die Temperaturen stiegen am Heiligen Abend in Washington und New York auf deutlich über 20 Grad Celsius. So warm war es am 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag, sagte Tom Kines, der Wetterexperte von AccuWeather, über die erwarteten Temperaturen im Nordosten. Temperaturrekorde könnten nun fallen. Die Aufzeichnungen in den Städten an der Ostküste des Landes gehen bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Skigebiete in den Bundesstaaten New York und Pennsylvania bleiben laut AccuWeather geschlossen. Um die Schneekanonen laufen zu lassen, war es viel zu warm. Im Westen der USA warnte die Wetterbehörde dagegen vor Winterstürmen. Vor allem in höheren Lagen, etwa den Bundesstaaten Colorado und Utah, konnten die Menschen weiße Weihnachten feiern.
1Panorama
Jeder EU-Bürger hat bald das Recht auf ein Basisgirokonto und kann damit Überweisungen tätigen, am Automaten abheben oder seine Bankgeschäfte online erledigen. Wien – Miete, Handyvertrag, Strom und Gas – viele Zahlungsgeschäfte des täglichen Lebens sind ohne Girokonto äußerst mühsam. Viele Menschen sind aber davon ausgeschlossen. Personen in Privatkonkurs oder mit Problemen bei der Rückzahlung von Schulden, Pensionisten oder Saisonarbeiter ohne festen Wohnsitz: In der EU haben rund 30 Millionen Menschen kein Konto, in Österreich sind es 150.000. Sie alle sind auf Bareinzahlungen angewiesen. Und bei denen fallen hohe Spesen an – laut Arbeiterkammer durchschnittlich drei Euro pro Zahlung. Die Betroffenen sind außerdem am Arbeitsmarkt benachteiligt, sehen doch viele Arbeitgeber keine Barauszahlung von Löhnen und Gehältern vor. Per EU-Richtlinie, die bis September 2016 von allen Mitgliedsstaaten in staatliches Recht gegossen werden muss, wird deshalb das Recht auf ein Basiskonto eingeführt. Der wesentliche Unterschied zu einem normalen Konto ist, dass es keinen Überziehungsrahmen gibt. Dafür muss es mit Onlinebanking, Bankomatkarte sowie mit der Möglichkeit, Lastschriften und Daueraufträge zu tätigen, ausgestattet sein. In Deutschland wurde das Konto für alle am Mittwoch von der Regierung beschlossen, mit 1. Juni 2016 soll die Regelung in Kraft treten. Bezugsberechtigt sind auch Asylsuchende und Menschen ohne festen Wohnsitz. Hierzulande liegt der für diesen Herbst geplante Begutachtungsentwurf noch nicht vor. Ein Sprecher des zuständigen Sozialministeriums äußerte sich auf Nachfrage nicht zu inhaltlichen Eckpunkten und verwies auf laufende Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien. Noch ist offen, ob in Zukunft auch reine Geschäftskundenbanken Basiskonten anbieten müssen. Ein möglicher Streitpunkt sind außerdem die Kosten. Laut Bankenverbandsobmann Franz Rudorfer sollen die Basiskonten für die Institute kostendeckend sein. Gleichzeitig wird aber zugestanden, dass die Preise für die Kunden verträglich sein müssen. Rudorfer geht davon aus, dass das Gesetz noch heuer in Begutachtung geht und die Richtlinie pünktlich umgesetzt wird. Er verweist darauf, dass es bereits freiwillige Angebote von einzelnen Banken gebe. Kunden, bei denen eine Kontoeröffnung von anderen Instituten abgelehnt wurde, können dort schon jetzt ein Girokonto auf Guthabenbasis in Anspruch nehmen.
3Wirtschaft
Auch kein Verkauf der Sparte geplant – 20 Prozent der Mitarbeiter sollen abgebaut werden. Der Name Sony löst bei Smartphone-Kennern oft gemischte Gefühle aus. Nach Jahren in der Versenkung konnte das Unternehmen anno 2013 mit dem Xperia Z ein gelungenes Comeback verzeichnen. Auch die Compact-Varianten, die starke Hardware in ein handlicheres Gehäuse verpackten, konnen einiges Lob ernten. Doch das positive Presse-Feedback half nur kurzzeitig. Einerseits tauchten bei manchen Geräten nach längerer Zeit Defizite auf – etwa sich ablösende Glasabdeckungen -, andererseits konnte man der Marketingmacht großer Konkurrenten wie Samsung nur wenig entgegen setzen. Das Resultat: Trotz halbjähriger Serienupdates schwand das Interesse. Nachdem Sony als Gesamtunternehmen seit einiger Zeit in einer wirtschaftlichen Krise steckt und auch seine PC-Sparte Vaio mittlerweile verkauft hat, wurden immer wieder Gerüchte laut, dass die verlustträchtige Smartphone-Abteilung ebenfalls abgestoßen oder geschlossen werden könnte. Diesen Spekulationen tritt nun ihr Chef Hiroki Totoki nun in einem Interview mit Arabian Business entgegen. Er betont die Wichtigkeit von Smartphones als zentrale, mit allen möglichen Dingen verbundene Geräte. Jetzt, wo man auf dem Weg zum Internet der Dinge sei, würde man eine wichtige Geschäftssparte verlieren, was keine Option sei. Den hohen Verlust aus 2014 begründet er mit Abschreibungen, die noch aus dem Rückkauf des Ericsson-Anteils aus der Zeit des einstigen Sony-Ericsson-Jointventures stammen sollen. Dies wären aber reine Bilanzverluste gewesen, die keinen Einfluss auf den Cashflow gehabt hätten. Man habe für die Zukunft einen Plan erarbeitet, der nun langsam umgesetzt würde. Dieser inkluidiert auch Sparmaßnahmen. Bis Ende 2016 will man die eigenen Kosten um 30 Prozent senken und im Zuge dessen 20 Prozent des Personals abbauen. Das Produktportfolio solle neu organisiert und gestrafft werden. 2015 sei ein Jahr einer großen Transformation, die 2016 Früchte tragen soll. Man habe nie vor, diesen Markt zu verlassen. Vage Andeutungen machte er auch für die zukünftige Ausrichtung des Smartphone-Geschäfts. Leute kaufen kein Mobiltelefon nach seinem Aussehen – sie kaufen es wegen der Benutzererfahrung. Die eigenen Handys will man zum zentralen Hub machen, mit dem man andere vernetzte Geräte verwaltet und steuert.
0Web
Hochseeregatta Sydney-Hobart: Schaden am Hauptsegel machte Hoffnung auf neunten Erfolg beim elften Start zunichte. Sydney – Neuling Rambler hat bei der traditionsreichen Hochseeregatta Sydney-Hobart kurz vor Ende des ersten Tages die Führung übernommen. Die Maxi-Yacht des früheren US-Technologiemanagers George David löste nach witterungsbedingten Turbulenzen im gesamten Teilnehmerfeld die mitfavorisierte Comanche des US-Milliardärs und Netscape-Gründers Jim Clark an der Spitze ab. Unterdessen musste die Crew von Titelverteidiger Wild Oats XI ihre Hoffnungen auf den neunten Erfolg beim elften Start nacheinander begraben. Wegen eines zerrissenen Hauptsegels musste die Maxi-Yacht des australischen Winzer-Milliardärs Robert Oatley aufgeben und wieder Kurs zurück nach Sydney nehmen. Wild Oats befand sich am Samstagabend allerdings nicht allein auf dem Rückweg nach Australien. Laut Rennleitung konnten neun weitere der insgesamt 108 in See gestochenen Hightech-Boote die Regatta über 628 Seemeilen oder rund 1163 Kilometer bis zur tasmanischen Hauptstadt wegen Wetterschäden nicht fortsetzen. Sydney-Hobart wird seit 1945 am 2. Weihnachtstag gestartet und gehört zu den schwierigsten Hochsee-Rennen der Welt. Am Montag werden die ersten Segel-Yachten im Hafen von Hobart erwartet.
4Sport
"Kein Wettbewerb": ÖVP-Chef will auf Sacharbeit setzen. Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat mehrfach versichert, dass er derzeit keine Umbildung seines Regierungsteams plane. Wir haben eine gute Regierungsmannschaft, qualitativ hochwertig, sagte Mitterlehner, auch wenn er sich mit Gerüchten herumschlagen muss, dass wenigstens zwei seiner Minister wackeln würden. Zuletzt wurden Familienministerin Sophie Karmasin und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter genannt, aber Mitterlehner winkte ab. Die ÖVP hat heuer bereits einen Wechsel vorgenommen: Im April wechselte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner als Landesrätin und stellvertretende Landeshauptfrau nach Niederösterreich, sie wurde in der Regierung durch den niederösterreichischen Landesrat Wolfgang Sobotka ersetzt. Insgesamt sind von der ÖVP noch mehr Minister aus der Originalbesetzung des Kabinetts Faymann II im Amt, das im Dezember 2013 angelobt worden ist: Außenminister Sebastian Kurz, Justizminister Wolfgang Brandstetter, Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter und Familienministerin Sophie Karmasin. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ist mittlerweile sogar Vizekanzler. Diesen Posten bekam Mitterlehner im Zuge einer großen Regierungsumbildung im September 2014. Auf ÖVP-Seite ausgelöst hatte sie der damalige Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger, der den Hut draufhaute. Den Finanzminister macht seither Hans Jörg Schelling, früher Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungen. Staatssekretär Jochen Danninger wurde durch Harald Mahrer ersetzt. Mitterlehner will sich jetzt nicht durch die Rochaden auf SPÖ-Seite unter Druck setzen lassen. Wir wollen da auch jetzt nicht in einen Wettbewerb gehen: Wer bildet vielleicht mehr um oder hat dann mehr Männer oder Frauen oder sonst was. Das bringt keinen Vorteil und wäre eher nur für die Galerie aufgebaut. Das wollen wir nicht. Wir setzen da auf die Sacharbeit, sagte Mitterlehner.
5Inland
Mehrere Straßen in Tunis für Verkehr gesperrt. Tunis – Die tunesische Regierung befürchtet einen Terroranschlag in der Hauptstadt Tunis. Wie die tunesische Nachrichtenagentur TAP unter Berufung auf eine Quelle im Innenministerium am Sonntag berichtete, planen Terroristen mit Autobomben und Sprengstoffgürteln Attentate auf sensible und wichtige Orte in Tunis. Als Vorsichtsmaßnahme seien mehrere Straßen in der Hauptstadt für den Verkehr gesperrt worden. Zudem sei die Anweisung gegeben worden, die Streifen von Sicherheitskräften zu verstärken. Im Juni hatte ein 24 Jahre alter Tunesier nahe dem Badeort Sousse 38 Urlauber getötet. Laut Regierung wurde der Täter in Libyen ausgebildet. Im März waren bei einem Angriff auf das Nationalmuseum Bardo in Tunis mehr als 20 Touristen getötet worden. Sowohl Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch der Al-Kaida sind im Land aktiv.
2International
Sachverständigengutachten wird derzeit geprüft – Weitere Einvernahmen noch geplant. Wien/Pucking – Nach der Insolvenz der Handelskette dayli im Juli 2013 ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) weiterhin gegen den früheren Chef und Eigentümer Rudolf Haberleitner. Der WKStA liegt nun ein beauftragtes Sachverständigengutachten vor, das derzeit geprüft wird. Danach werden noch ergänzende Einvernahmen erforderlich sein, so Oberstaatsanwalt und WKStA-Mediensprecher Norbert Hauser auf APA-Anfrage. Deswegen könne man derzeit zur weiteren Dauer des Ermittlungsverfahrens keine zuverlässigen Angaben machen. Ermittelt wird gegen Haberleitner wegen des Vorwurfs der betrügerischen Krida in Millionenhöhe und der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen. Der ehemalige dayli-Chef hatte die Vorwürfe ihn der Vergangenheit bereits mehrmals zurückgewiesen.
3Wirtschaft
Damit steigt vielleicht noch ein Europacup-Spiel im Happel-Stadion. Wien – Rapids neues Allianz-Stadion soll am 16. Juli eröffnet werden. Das verkündete Clubserviceleiter Andy Marek am Mittwoch in Wien. Demnach könnte das Sechzehntelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Valencia am Donnerstag nicht der letzte Europacup-Auftritt der Wiener im Ernst-Happel-Stadion bleiben. Die kommende Europacupsaison wird für Österreichs Teams eine mühsamere, der Ligadritte steigt bereits in der ersten Europa-League-Quali-Runde und damit während der EM in Frankreich ein. Spieltermine sind der 30. Juni und der 7. Juli. Der Vizemeister steigt in der zweiten Runde am 14. und 21. Juli ein, der Meister hat seinen ersten Einsatz in der zweiten Runde der Champions-League-Quali am 12. oder 13. Juli. Nach der Eröffnung des Allianz-Stadions werden die Hütteldorfer alle Europacupspiele in der neuen Heimstätte austragen.
4Sport
Glatte Zweisatzniederlage gegen Ukrainer Dolgopolow. Nottingham – In der dritten Runde des Rasen-Tennisturniers von Nottingham war für Dominic Thiem Endstation. Nach dem Sieg über den Tunesier Malek Jaziri am Dienstag kam am Mittwoch das Aus gegen den Ukrainer Alexander Dolgopolow. Der 21-jährige Niederösterreicher, der zum Auftakt ein Freilos hatte, musste sich nach nur 50:19 Minuten 3:6, 3:6 geschlagen geben. Die Nummer 30 der Weltrangliste kommt damit mit nur einem Erfolg auf Rasen nach Wimbledon. Bei all seinen bisherigen vier Versuchen – heuer in Stuttgart und Halle sowie 2014 in London im Queens Club und in Wimbledon – scheiterte der Schützling von Günter Bresnik jeweils in der ersten Runde.
4Sport
Erste Soldaten am Mittwoch an der Grenze eingetroffen – Stärkere Abschottung gefordert. Bratislava/Budapest – Die osteuropäischen EU-Staaten Tschechien, Polen und Slowakei helfen Ungarn mit eigenen Polizeibeamten bei der Sicherung seiner EU-Außengrenze. Tschechien und Slowakei würden jeweils 50 Beamte bereitstellen, Polen 50 bis 60 Personen sowie fünf Spezialfahrzeuge, teilten die Ministerpräsidenten am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung am Rande des EU-Gipfels in Brüssel mit. Es sei eine Geste tatsächlicher Solidarität innerhalb der Visegrad-Gruppe, der die vier Länder angehören, hieß es. Rund 20 tschechische Pioniersoldaten sind bereits in Ungarn im Einsatz. Die vier Länder treten schon länger für eine härtere Linie in der Flüchtlingspolitik ein. So hat Ungarn an der Grenze zu Serbien einen Grenzzaun errichtet, um Flüchtlinge zu stoppen. Die Staaten sprechen sich in der Erklärung mit deutlichen Worten gegen einen geplanten dauerhaften Schlüssel für die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb Europas aus. Solche Maßnahmen sollten vermieden werden, heißt es. Im September hatten die EU-Staaten gegen den Widerstand von Ungarn, Tschechien, der Slowakei sowie Rumänien die Verteilung von insgesamt 160.000 Flüchtlingen beschlossen. Die Regierungschefs der vier Visegrad-Länder fordern grundsätzlich einen besseren Schutz der Außengrenzen, um den aktuellen Migrationsdruck zu managen. Sie begrüßen die geplante engere Kooperation mit der Türkei in der Flüchtlingsfrage. Tschechien, Ungarn, die Slowakei und Polen arbeiten seit 1991 in der Visegrad-Gruppe zusammen, die nach dem Gründungsort benannt ist. (APA, 14.10.2015)
1Panorama
Den Universitäten nahmen in der Zwischenkriegszeit eine unrühmliche Vorreiterrolle ein. Ein neues Buch rollt Formen und Folgen des universitären Antisemitismus auf. Wien – Das universitäre Milieu der Zwischenkriegszeit war in Mitteleuropa durch Antisemitismus und antijüdische Gewalt gekennzeichnet. Diskriminierung und Diffamierung, Isolierung und Gewaltexzesse prägrten den Alltag jüdischer Studierender. Ein neues Buch des Wiener Wiesenthal-Instituts für Holocaustsudien (VWI) nimmt sich dieses Themas an: Alma Mater Antisemitica wird heute, Montag, im Jüdischen Museum präsentiert. Der Band Alma Mater Antisemitica – Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939 fasst in 15 Beiträgen auf 328 Seiten die Ergebnisse eines Workshops des Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) über die Entwicklungen in Ländern wie Österreich, Rumänien, Polen, Ungarn und Jugoslawien zusammen. Mit der Radikalisierung einer sozialen Schicht, die später in den 1940ern Gesellschaft und Politik prägen sollte, beschreibt der Sammelband laut den Herausgebern Regina Fritz und Grzegorz Rossolinski-Liebe gleichzeitig ein Kapitel der Vorbedingungen der Shoah. In zahlreichen Staaten Europas kamen die Rufe nach Diskriminierung von Juden aus dem akademischen Milieu, vor allem aus radikalen Studentenverbindungen und Kameradschaftsverbänden und von antisemitischen Professoren. In Rumänien waren Hochschulen eine wichtige Säule faschistischer Bewegungen wie der Eisernen Garde. Trotz der langen Tradition von Judenfeindlichkeit in Europa hatte der Antisemitismus ab 1870 eine neue Qualität: Er folgte nun einer rassistischen Ideologie. Jüdischen Studierende wurden zum Sündenbock für die gesellschaftlichen Probleme der Zeit (Wirtschaftskrise, Migrationsbewegungen, hohe Arbeitslosigkeit unter Akademikern) und immer stärker isoliert. Sie wurden von zahlreichen Studentenverbindungen ausgeschlossen, verloren Zugang zu Vergünstigungen (Zuschüsse für Unterrichtsmaterial etc.) und den zu wichtigen (Karriere-)Netzwerken. Wie STANDARD-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer in seinem Beitrag aufzeigt, entstand etwa an der Uni Wien in den 1920ern ein geheimes Netzwerk christlich-sozialer und deutschnationaler Professoren, das unter dem Decknamen Bärenhöhle zahlreiche Habilitationen und Berufungen jüdischer und linker Wissenschafter verhinderte. Noch zwei weitere Beiträge befassen sich mit der Situation in Österreich: Der Historiker Kurt Bauer zeichnet antisemitische Gewaltausbrüche an der Universität Wien zwischen den 1870ern und den 1930ern nach. Mehrfach mussten nach 1918 Universitäten wegen antisemitischer Gewaltexzesse geschlossen werden, neben Österreich auch in Polen, Ungarn und Rumänien. Die Historikerin Michaela Raggam-Blesch nimmt in ihrem Beitrag Zwischen Antifeminismus und Antisemitismus wiederum spezifisch die Situation jüdischer Frauen an der Universität Wien bis 1938 in den Blick. Das erste antijüdische Gesetz in Europa nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Ungarn erlassen: Dort wurde mit 26. September 1920 die Zahl der jüdischen Studenten auf sechs Prozent reduziert, aber auch Frauen, Ausländer und politisch unzuverlässige Gruppen sollten durch die Regelung ausgeschlossen werden. Es sollte nur die erste von vielen Regelungen sein, die Juden nicht nur aus den Universitäten, sondern schrittweise aus dem gesellschaftlichen Leben ausschlossen. Gerade in Österreich war das universitäre Milieu allerdings nicht erst nach dem Ersten Weltkrieg von antisemitischer Gewalt gezeichnet, schon im späten 19. Jahrhundert reagierten zahlreiche Studenten auf den Zustrom galizischer und ungarischer Juden an den Unis mit wachsendem Antisemitismus. Einer der frühen Wiener Antisemiten war der Medizinprofessor Theodor Billroth (1829-1894): Er beschrieb Juden als stark degeneriert und sprach von einer gewissen geistigen und körperlichen Verkommenheit. Später sollte Billroth seine Meinung ändern und sich im Verein zur Abwehr des Antisemitismus engagieren. Die Konflikte brachen bald offen aus: Bei jedem Bummel floss Blut, schrieb Stefan Zweig 1910 über die samstäglichen Paraden der schlagenden deutschnationalen Studentenverbindungen. Dabei trafen sie nicht nur auf wehrlose Gegner, auch Mitglieder zionistischer Studentenverbindungen waren mit auffallend massiven Spazierstöcken unterwegs, schildert Kurt Bauer in dem Tagungsband. Spätestens nach den Studentenkammerwahlen 1931, bei denen der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund an allen Wiener Hochschulen die Mehrheit errang, herrschte Pogromstimmung, die sich immer wieder in organisierten brutalen Übergriffen entlud. Nazistudenten hätten Vorlesungen gestürmt, seien auf die Bänke gesprungen und hätten Juden raus! und Rote raus! skandiert, Studenten mit jüdischen Wurzeln seien immer wieder aus den Universitäten hinausgeprügelt worden, heißt es in einer Schilderung des späteren SPÖ-Bundeskanzlers Bruno Kreisky. Ähnlich ging es an den Hochschulen anderer Länder zu: In Polen wurden allein zwischen November 1935 und April 1936 hundert jüdische Studenten verletzt, dort wurden nach Studentenstreiks auch sogenannte Ghettobänke für jüdische Studierende eingerichtet. Die Unis zeigten kaum Reaktionen auf die Gewalt gegen einen Teil ihrer Studenten bzw. folgten den Forderungen durch Einführung eines Numerus Clausus für Juden. Von der Politik wurden die radikalen Ideen abgesehen von Ungarn allerdings bis Mitte der 1930er nicht unterstützt, teilweise wurden diskriminierende Regelungen wieder aufgehoben. In Österreich ging der offene Antisemitismus zwischen 1933 und 1938 zurück, schwelte aber unter der Oberfläche weiter. Es gab eine stillschweigende, nicht offizielle, totale Ausgrenzung der Juden aus der Gemeinschaft (...) Wir waren ghettoisiert, wird der Literaturwissenschafter Walter H. Sokel in dem Band zitiert. So vollzog sich dann auch der sogenannte Anschluss 1938 an der Uni Wien mit viel Heilgeschrei, doch ohne offenen Gewaltausbruch. Die jüdischen Studentinnen und Studenten waren zu diesem Zeitpunkt längst Ausgegrenzte.
7Wissenschaft
Der Wiener Basketballverein Capricorns lud Flüchtlinge aus dem Camp Erdberg zum Training ein. Sogar ein irakischer Topspieler kam vorbei. Wien – Haben Sie noch eine Frage?, will Amjad Almasoudi wissen. Er plaudert gerne. Amjad Almasoudi hat viel zu erzählen. Nicht nur Lustiges. Zum Beispiel von seiner Vergangenheit im Irak. Menschen werden ohne Grund getötet, sagt der 27-Jährige. Man könne sich das nicht vorstellen. Es kann sein, dass du in Bagdad in ein Restaurant gehst und ein paar Meter weiter jemand erschossen wird. Almasoudi sitzt auf einer Holzbank am Rande des Freiluftbasketballplatzes der Sportanlage WAT-Landstraße in Wien. Er hat es geschafft. Vor einem Monat kam er nach Österreich. 5000 Euro zahlte er für die Fahrt mit Schleppern. Rund eine Woche verbrachte er im Übergangsquartier Wien-Erdberg, ehe er am Freitag nach St. Georgen an der Gusen (Oberösterreich) umgesiedelt wurde. Almasoudi wollte nicht nach Deutschland oder Schweden. Er wollte nach Österreich. Ich habe Youtube-Videos gesehen. In der arabischen Welt sei Österreich sehr beliebt. Und Almasoudi wurde nicht enttäuscht. Ich bin gut aufgenommen worden. Es ist besser als erwartet. Er habe keine negativen Erfahrungen gemacht. Auf dem Sportplatz nebenan werden Bälle gedribbelt. Der Nachwuchs des Basketballvereins Capricorns – WAT Landstraße hält sein letztes Sommertraining ab. Und damit auch die vorerst letzte gemeinsame Übungseinheit mit Flüchtlingen aus dem Camp Erdberg. Amjad Almasoudi ist einer von ihnen. Er sticht hervor. Durch seine Größe. Durch sein Können. Im Irak war er ein Jahr lang im Nationalteam, er spielte immer für einen der beiden besten Klubs in der ersten Liga. Als Mitspieler hatte er auch Amerikaner. Almasoudi war mit ihnen gut befreundet, fuhr sie gelegentlich mit dem Auto nach Hause. Das sei nicht gerne gesehen worden. Ich bin geschlagen und sogar angeschossen worden , erzählt er. Als Basketballer verdiente er im Irak kein schlechtes Geld. So viel, dass man es nicht übersetzen kann, scherzt er. Er konnte sich sogar zwei Autos leisten. Aber ein Leben ohne Angst lässt sich nicht erkaufen. Die Flucht war die einzige Alternative. Jetzt will er in Österreich ein gutes Leben haben, heiraten und natürlich seinen Sport ausüben. Ich kann nur an Basketball denken. Auch für die anderen Flüchtlinge waren die zwei wöchentlichen Basketball-Termine eine willkommene Abwechslung. Wir wollten nicht tatenlos zuschauen, sagt Martin Heimerl, Nachwuchskoordinator der Capricorns, zu der Initiative, die mithilfe des Projektes connect.erdberg und des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PwC Österreich zustande kam. Die Sprachbarriere ist kein großes Problem. Beim Basketball muss man nicht viel reden, sagt Martin Heimerl. Bis zu 18 Flüchtlinge, hauptsächlich aus Afghanistan, dem Sudan und dem Irak, kamen zu den Trainings. Der Verein ist ohnehin ein multikultureller. 200 Jugendliche mit verschiedenen Migrationshintergründen spielen bei den Capricorns. Sektionsleiter Vedran Schuch floh 1994 vor dem Krieg in Bosnien nach Wien. Er kann das Schicksal der Flüchtlinge, die derzeit in Österreich sind, nachvollziehen – auch Amjad Almasoudis. Ich erhoffe mir, in Österreich Fuß zu fassen, sagt der Iraker. Nicht mehr in Todesangst zu leben, das sei ein ganz neues Gefühl. Vielleicht kommt er auch in St. Georgen zum Basketballspielen. Die Capricorns suchen unterdessen eine Möglichkeit, den Flüchtlingen auch im Herbst Basketball-Trainings anzubieten. Es ist schwierig, eine Halle zu finden, sagt Peter Heimerl, Vorstand des Fördervereins des Klubs. Er hofft, dass sich eine Möglichkeit auftut. Denn für die Flüchtlinge sei nichts schlimmer als Nichtstun.(Birgit Riezinger, 5.9.2015)
4Sport
19 bekannte Persönlichkeiten Algeriens fragen sich, ob der Präsident noch weiß, was im Land passiert. In Algerien ist die seltsame Situation eingetreten, dass 19 bekannte Persönlichkeiten einen Brief an den Staatspräsidenten schreiben, um ihn um ein Treffen zu bitten – aber dafür den Weg über die Öffentlichkeit wählen. Da sie Zweifel daran haben, dass Präsident Abdelaziz Bouteflika den Brief jemals zu Gesicht bekommt, geben sie die Existenz und den Inhalt des Briefs in einer Pressekonferenz bekannt. Damit haben sie zwar noch immer keine Garantie, dass er ihn bekommt, aber sie haben öffentlich den Finger auf die Wunde gelegt: Ist der Präsident eigentlich noch auf dem Laufenden über das, was in Algerien passiert? Als Wortführerin der Gruppe tritt die Linkspolitikerin und Juristin Louisa Hanoune auf. Die Zeitung El Khabar meldet, dass der Brief, der am 1. November vorgestellt wurde, noch von dutzenden anderen Personen des öffentlichen Lebens aus den unterschiedlichsten Lagern unterstützt wurde. Um jedoch den Wunsch, von Bouteflika empfangen zu werden, glaubhaft und machbar zu halten, haben sie den Brief selbst nicht mehr unterzeichnet. Auslöser für die Aktion waren mehrere Fälle, in denen prominente Briefschreiber das Gefühl hatten, ihr Brief an den Präsidenten sei im Nirwana gelandet. Dazu gehören etwa die Exministerin Khalida Toumi und eine prominente Figur aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen die Franzosen, Abdelkader Guerroudj (Si Djilal, von den Franzosen 1957 zum Tode verurteilt und ein algerischer Nationalheld). Bouteflika, Präsident seit 1999, hatte im April 2013 einen Schlaganfall erlitten, dennoch trat er 2014 zu den Wahlen an und wurde für eine vierte Amtszeit wiedergewählt, obwohl klar war, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war: Ein Video, das ihn im Dezember 2013 mit dem damaligen französischen Premier Jean-Marc Ayrault zeigte, erwies sich als aus nur einer aus verschiedenen Perspektiven aufgenommenen Bewegungssequenz zusammengeschnitten. Hanoune betonte jedoch bei der Pressekonferenz vor wenigen Tagen, dass es den Briefschreibern nicht um Bouteflikas Amtsfähigkeit gehe, sondern um die Frage, wer den Zugang zu ihm nach welchen Kriterien reguliere. Es handle sich auch keinesfalls um eine politische Initiative. Der Brief macht aber sehr wohl auf die ernsthafte Verschlechterung der politischen und sozialen Situation in Algerien aufmerksam und spielt auf Vorgänge in den vergangenen Wochen an: Anfang Oktober wurde der pensionierte General Hocine Benhadid (mit dem Spitznamen Bazooka) im Rahmen eines spektakulären Einsatzes der Sicherheitskräfte verhaftet, nachdem er im Fernsehen den Bruder des Präsidenten, Said Bouteflika, sowie Armeechef Ahmed Gaid Salah kritisiert hatte. Benhadid wurde der Verrat militärischer Geheimnisse vorgeworfen. Zuvor war bereits der Antiterrorchef Abdelkader Ait-Ouarab (General Hassan) festgenommen worden. Die Verunsicherung hat im September mit der Entlassung des langjährigen Geheimdienstchefs Mohamed Mediène (Toufik) begonnen. All diese Maßnahmen wurden als im Kontext des Machtkampfs zwischen Bouteflika und den Militärs stehend wahrgenommen – aber die Algerier und Algerierinnen können sich eben nicht sicher sein, ob es der Präsident selbst ist, der die Entscheidungen fällt. Und für wen wird da der Weg bereitet, die Nachfolge anzutreten? Abdelaziz Bouteflikas um zwanzig Jahre jüngerer Bruder Said (Jahrgang 1957) ist zugleich auch sein Leibarzt. Die Briefschreiber kündigten an, im Fall, dass das Gespräch mit Bouteflika zustande kommt, die Öffentlichkeit über die Beweggründe des Präsidenten getreulich zu informieren. Wenn sie nichts von ihm hören, werden sie weitere Schritte unternehmen, sagen sie. Allerdings wurde die Sache zu Wochenbeginn verkompliziert, als eine weitere Namensliste von angeblichen Unterzeichnern auftauchte, die ihre Unterschriften jedoch auf Anfrage dementierten: Da sind wohl Nebelwerfer am Werk, die von der eigentlichen Fragestellung ablenken wollen: Wer regiert Algerien? (Gudrun Harrer, 11.11.2015)
2International
In St. Georgen am Längsee sollen Zelte aufgestellt werden, was auf heftige Kritik stößt. Mikl-Leitner empfiehlt zudem Traglufthallen als Unterkunft. Ossiach / St. Georgen – In Kärnten mehrt sich der Protest gegen die Unterbringung von Flüchtlingen. Bereits am Dienstag hat der Bürgermeister der Kärntner Gemeinde Ossiach, Johann Huber (FPÖ), einen Baustopp für die Immobilie, aus der innerhalb weniger Wochen ein Erstaufnahmezentrum für Asylwerber werden soll, verhängt. Nun übt der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) heftige Kritik an den neuesten Ankündigungen des Innenministeriums: In der Gemeinde St. Georgen am Längsee (Bezirk St. Veit) sollen bis Mittwochabend Zelte für 250 Flüchtlinge aufgestellt werden. Kaiser bezeichnete das Vorgehen des Ministeriums in einer Aussendung als unzumutbar und unerklärlich. Die Handlungsweise des Bundesministeriums läuft den Vereinbarungen, wonach keine weiteren Zelte zu errichten sind, zuwider, so Kaiser. Ich übernehme für das Vorgehen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner keine Verantwortung mehr. In St. Georgen sollen die Zelte bis heute Abend stehen, am Nachmittag hatten die Aufbauarbeiten am Gelände der Justizanstalt Rottenstein allerdings noch nicht begonnen. Der betroffene Grund ist nämlich zur Hälfte ein Quellschutzgebiet. Konrad Seunig (SPÖ), der Bürgermeister der Gemeinde St. Georgen, sagte dazu im Gespräch mit der APA: Hätte man vom Innenministerium früher etwas gesagt, dass man diesen Platz für ein Zeltlager ins Auge fasst, so hätten wir das auch gleich sagen können. Aber wenn man glaubt, dass man eine Gemeinde vor vollendete Tatsachen stellen kann und dann erst schaut, ob das überhaupt möglich ist, dann kommt halt so etwas heraus. Polizeisprecher Rainer Dionisio bestätigte, dass die Arbeiten in St. Georgen noch nicht begonnen haben: Erst muss noch geklärt werden, wie die Stromversorgung, sowie die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung im Detail aussehen sollen. Wenn das geklärt ist, sei es laut Dionisio aber eine Arbeit von ein paar Stunden, bis die Zelte bezugsfertig sind. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wirft Kaiser Doppelbödigkeit im Konflikt um Unterkünfte für Asylwerber vor. Er habe es selbst in der Hand, Quartiere zu schaffen, sagte sie am Mittwoch. Mikl-Leitner empfiehlt den Ländern sogenannte Traglufthallen zur Unterbringung von Asylwerbern. Bei einem Treffen mit ihrem bayerischen Amtskollegen Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch besichtigte sie eine solche nahe München. Die mobilen kuppelartigen Quartiere seien eine sehr gute Alternative zu festen Quartieren, sagte sie bei einer Pressekonferenz. Bis zu 500 Flüchtlinge finden in der Traglufthalle in Taufkirchen Platz, die Bayern haben sich allerdings für eine Limitierung auf 300 entschieden. Seit Ende Juli steht die Halle, vergangene Wochen zogen dort die ersten 30 Flüchtlinge ein. Bis zu 20.000 Quadratmeter können diese Notunterkünfte abdecken. Die Kosten betragen neun Euro am Tag pro Platz. Auch die Aufstellung und Inbetriebnahme der Hallen nimmt nur wenige Tage in Anspruch, deren elastische luftdichte Hülle wird durch Luftdruck stabil gehalten. Für Mikl-Leitner garantiert die Halle aufgrund der mobilen Elemente im Inneren – allen voran Schlafkojen und sanitäre Anlagen – eine gewisse Privatsphäre für die Flüchtlinge. Verwirrung herrschte am Dienstag zunächst um die genaue Anzahl der Asylwerber, die in Zelten auf dem Freigelände neben der Justizanstalt Rottenstein untergebracht werden sollen. Laut dem Land Kärnten werden Zelte für bis zu 250 Asylwerber aufgestellt, das Innenministerium selbst spricht von 200 Plätzen zum Sofortbezug und weiteren 200 Plätzen als Reservekapazität, was also eine Gesamtanzahl von 400 Zeltplätzen bedeuten würde.
1Panorama
Derzeit bei 5,6 Prozent – 88 Prozent der deutschen Kinder lesen nur auf Papier. E-Books finden in Deutschland immer mehr Käufer – aber die Wachstumsdynamik stagniert. Im ersten Halbjahr 2015 stieg der Umsatzanteil der E-Books etwa ähnlich stark wie im Vorjahreszeitraum um rund 13 Prozent, so der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Dienstag. Digitale Bücher kommen damit auf einen Anteil von 5,6 Prozent am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher; 2014: 4,3 Prozent). 4,2 Prozent der Bevölkerung ab zehn Jahren (2,9 Millionen Menschen) haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein E-Book erstanden. Im Vorjahreszeitraum waren es 2,7 Millionen Menschen gewesen. Die Zahlen, die der Börsenverein zusammen mit GfK Entertainment ermittelt, sind repräsentativ. Kinder dürften laut einer anderen Studie etwas öfter zu E-Books greifen. Allerdings nimmt die überwiegende Mehrheit vion ihnen nach wie vor Papier in der Hand. 88 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland lesen demnach keine elektronischen Bücher, wie aus der KidsVerbraucherAnalyse hervorgeht, die der Egmont Ehapa Media Verlag ebenfalls am Dienstag in Berlin vorstellte. Im Vergleich zur Erhebung aus 2014 nahm der Anteil derer, die nur auf Papier lesen, sogar um einen Prozentpunkt zu. Wenn es mit dem Lesen losgehe, wollen Eltern lieber, dass ihre Kinder ein Buch zum Anfassen hätten, sagte Ralf Bauer, Leiter Markt- und Mediaforschung beim Verlag. Auch Zeitschriften stehen demnach hoch im Kurs. 89 Prozent gaben an, sie meist komplett durchzublättern. Dass sie dabei etwas lernen können, sagten 82 Prozent. Der Weg in die digitale Welt steht ihnen allerdings offen: Jedes fünfte Kind zwischen sechs und 13 Jahren hat demnach bereits einen eigenen Computer oder Laptop. Weitere sieben Prozent besitzen sogar schon ein eigenes Tablet. Die Mehrheit der Befragten teilt sich solche Geräte allerdings mit anderen – etwa mit den Eltern. ür die Analyse führten die Forscher den Angaben zufolge 2.494 Doppelinterviews mit Kindern und einem Elternteil.
0Web
Das Arbeitsmarktservice hat erhoben, wie gebildet die Neuankömmlinge sind. Gut qualifiziert sind Menschen aus Syrien und dem Iran. Wien – Die Herausforderung könnte kaum größer sein. Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auf einem Rekordniveau, die Konjunktur lahmt und immer mehr Menschen drängen auf den Jobmarkt. Darunter sind auch insbesondere jene Flüchtlinge, die in der jüngeren Vergangenheit nach Österreich gekommen sind und hier Asyl erhalten haben. Aber wer sind diese Menschen eigentlich, wie gut sind sie ausgebildet, also welche Voraussetzungen bringen sie mit, um am Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können? Zu diesen Fragen gab es bisher kaum valide Datensätze. Umfassende Untersuchung Seit Dienstag ist das anders: Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) hat die bisher umfassendste Untersuchung darüber präsentiert, wer die Flüchtlinge im Land sind. Zwischen August und Dezember 2015 wurden rund 900 anerkannte Flüchtlinge vom AMS einem Kompetenzcheck unterzogen. Einige der Ergebnisse der Tests fielen überraschend aus. Das AMS hat im September eine erste Schätzung über die Qualifikationen der Flüchtlinge vorgelegt. Damals ging man davon aus, dass 15 Prozent der anerkannten Asylwerber über einen Lehrabschluss verfügen oder sogar eine höhere Ausbildung absolviert haben. Die neuen Daten legen nahe, dass diese Zahl zu niedrig angesetzt war. Laut AMS weisen besonders die Flüchtlinge aus dem Irak, Iran und Syrien einen hohen Bildungsgrad auf. Viele Akademiker So besitzen rund 90 Prozent der Teilnehmer am Kompetenzcheck aus dem Iran eine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung; bei Syrern liegt dieser Schnitt bei fast 70 Prozent. Auch der Akademikeranteil ist unter Iranern, Syrern und Irakern sehr hoch. So verfügen 40 Prozent der Flüchtlinge aus dem Iran und dem Irak über einen Studienabschluss. Diese Zahlen legen nahe, dass der Ausbildungsgrad unter diesen Gruppen jene der Österreicher übersteigt. Laut Statistik Austria haben 15 Prozent der Österreicher einen Hochschulabschluss. Nicht repräsentativ Freilich sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. So ist die Untersuchung wie AMS-Chef Kopf betonte, nicht repräsentativ. Für den Kompetenzcheck konnten AMS-Betreuer interessierte Flüchtlinge nominieren. Zudem wurden nur anerkannte Flüchtlinge dem Check unterzogen. Das liegt daran, dass Asylwerber, die im Land bleiben dürfen, automatisch beim AMS landen, wenn sie nicht gleich einen Job finden und die Mindestsicherung beziehen wollen. Einen Hinweis darauf, dass der Bildungsgrad unter den Flüchtlingen niedriger ist, die seit dem Sommer gekommen sind, gibt es laut Kopf nicht. Integration nicht leicht Der AMS-Chef betonte auch, dass die Chancen am Arbeitsmarkt zwar theoretisch höher sind, wenn jemand über eine Ausbildung verfügt. Zu glauben, dass die Integration damit aber schon leicht wird, wäre ein großer Fehler. Denn die Flüchtlinge sprechen die Sprache kaum und verfügen nur in seltenen Fällen über jene sozialen Netzwerke, die bei der Jobsuche hilfreich sein können. Hinzu kommt, dass viele von ihnen traumatisiert sind. Auch verfügt nur rund jeder Dritte der getesteten Asylwerber über ein offizielles Dokument aus seinem Heimatland, dass den Bildungsgrad formal belegen würde. Die Zahlen des AMS zeigen auch deutlich, wie heterogen die Gruppe der Flüchtlinge ist. Denn die Afghanen sind besonders schlecht ausgebildet: Rund ein Drittel von ihnen hat keine Schule besucht, etwa ein Zehntel sind Analphabeten. Eine der hitzig diskutierten Fragen bei der Präsentation der AMS-Zahlen war, wie valide die Daten sind. Oft einzige Auskunftsquelle für das AMS waren die Flüchtlinge selbst. Keine Zweifel an Angaben Der Kompetenzcheck besteht aus biografischen Fragen. Die Menschen sollten angeben, welche Ausbildungen sie absolviert haben, in welchen Berufen sie gearbeitet haben. Bei handwerklichen Berufen wurden oft praktische Tests absolviert. Laut Kopf und AMS-Wien Chefin Petra Draxl gibt es keinen Grund dafür, dass sich die Asylwerber als überqualifiziert dargestellt haben könnten – man hat ihnen gesagt, dass korrekte Angaben wichtig sind, weil dies ihre Integration erleichtern wird. Aktuell sind 21.000 Asylwerber oder subsidiär Schutzberechtigte in Österreich beim AMS als arbeitslos vorgemerkt. Sozialminister Rudolf Hundstorfer erwartet, dass heuer weitere 30.000 Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen.
3Wirtschaft
Provinzhauptstadt erst Ende Dezember von IS zurückerobert. Ramadi – Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag in der irakischen Provinzhauptstadt Ramadi mindestens 18 Soldaten mit in den Tod gerissen. Ramadi war erst Ende Dezember aus den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreit worden. Mindestens ein mit Sprengstoff beladenes Auto sei an einem Armeestandort im Norden Ramadis explodiert, sagte ein Befehlshaber der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien viele Einsatzkräfte verletzt worden, einige dieser befänden sich in einem kritischen Zustand. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Irakische Regierungstruppen hatten die Provinzhauptstadt westlich von Bagdad vor fünf Wochen für befreit erklärt.
2International
Weil Manchester City in Madrid so lähmend schwach spielte, fällt die Kritik der britischen Presse naturgemäß hart aus – Laut Trainer Pellegrini hat sich "keine Mannschaft" den Sieg verdient. Madrid – Manchester City hat die Finalpremiere in der Fußball-Champions-League verpasst. Das Out war verdient, hatten die Engländer doch beim 0:1 bei Real Madrid viel zu ängstlich agiert. Harte Kritik gab es deshalb auch von der britischen Presse. Das größte Verbrechen ist, dass Manchester City im wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte nicht alles gegeben hat, schrieb das Boulevardblatt The Sun. Dem stimmte indirekt auch Goalie Joe Hart zu. Haben wir genug für einen Sieg getan? Ich weiß es nicht, sagte der 29-Jährige. Die Truppe von Trainer Manuel Pellegrini wurde vor der Pause nur bei einem Fernandinho-Schuss an die Außenstange gefährlich (44.). Nach dem Seitenwechsel rückten die Engländer trotz Rückstands nicht von ihrer Defensivtaktik ab, kamen so abgesehen von zwei Möglichkeiten in der Schlussphase, bei denen Keylor Navas wohl auf dem Posten gewesen wäre, nicht wirklich gefährlich vor das Real-Tor. Glück für Real Ängstliches City schied nach einem Eigentor sang- und klanglos aus, titelte The Guardian. Pellegrini analysierte die Partie anders. Beide Mannschaften waren sehr ähnlich, haben gut gearbeitet, es war aber wenig Fußball dabei. Keine Mannschaft hat sich den Sieg verdient, sagte der Chilene. Real habe beim Eigentor von Fernando (20.), der einen Gareth-Bale-Abschluss abfälschte, eine Menge Glück gehabt. Über die zwei Duelle gesehen sei kein Qualitätsunterschied deutlich gewesen. Meiner Meinung nach hat Real nicht gezeigt, dass sie besser sind als wir, betonte Pellegrini. Leichte Kritik am Auftritt seiner Mannschaft gab es am Ende aber doch noch. Wir waren nicht klar genug in unseren Ideen, haben uns keine Chancen erarbeitet. Der 62-Jährige hat damit nicht mehr die Chance sich mit einem großen Titel vom Club zu verabschieden, im Sommer tritt ja der aktuelle Bayern-Coach Josep Guardiola seine Nachfolge an. Der Spanier dürfte das Team stark umbauen. Als sicher gilt, dass Mittelfeldspieler Yaya Toure gehen wird müssen. Auch über die Zukunft von Abwehrchef Vincent Kompany wird spekuliert. Seit 2008 ist der Innenverteidiger bei City mit 33 Verletzungen ausgefallen, in Madrid musste er in der zehnten Minute in einer verletzungsgeplagten Saison erneut wegen Muskelproblemen vorzeitig vom Platz.
4Sport
Drei Jahre nach dem Amoklauf in einem Kino in der US-Stadt Aurora fiel das Urteil eindeutig aus, dem 27-Jährigen droht die Todesstrafe. Denver – Drei Jahre nach dem Amoklauf in einem Kino in der US-Stadt Aurora ist der Täter James Holmes wegen zwölffachen Mordes schuldig gesprochen worden. Damit droht dem 27-Jährigen die Todesstrafe. Die Geschworenen-Jury des zuständigen Gerichts in Centennial bei Denver lehnte es am Donnerstag (Ortszeit) ab, ihn als psychisch krank und nicht schuldfähig anzusehen. Holmes hatte am 20. Juli 2012 während der Premiere eines Batman-Films in Aurora im Bundesstaat Colorado mit einer Schrotflinte, einem Sturmgewehr und schließlich einer Pistole in das Kino gefeuert. Neben den 12 Toten verletzte er 70 weitere Menschen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Verurteilung wegen Mordes gefordert und angekündigt, die Todesstrafe anzustreben. Die Verteidigung sah es hingegen als erwiesen an, dass Holmes psychisch krank und somit nicht schuldfähig sei. Schuldig in allen Punkten Holmes wurde in allen 165 Fällen für schuldig befunden. Für die zwölf Toten war der 27-Jährige allein 24 Mal angeklagt, jeweils einmal wegen Mordes und einmal wegen Totschlags. Für jeden der 70 Verletzten war er noch einmal wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags angeklagt. Der 165. Fall war die Installation von Sprengsätzen in seiner Wohnung. In den eineinhalb Tagen hatten die Geschworenen über jeden einzelnen Fall entschieden. Ein Strafmaß haben die Geschworenen noch nicht festgelegt. Nach dem Recht des Staates Colorado geht das Verfahren jetzt noch einmal in eine neue Runde, in der beide Seiten ihre Sichtweisen untermauern und ein Strafmaß vorschlagen können. Zu entscheiden haben letztlich wieder die Geschworenen, das Urteil kann bis zur Todesstrafe gehen. Vermutlich wird es eine Entscheidung aber erst im nächsten Monat geben. Colorado ist einer der Staaten, in denen es die Todesstrafe gibt – allerdings ist sie quasi abgeschafft. In den vergangenen vier Jahrzehnten wurde sie nur einmal vollstreckt, 1997 gegen einen Mörder und Vergewaltiger. Dennoch steht die Kapitalstrafe nach wie vor im Rechtskatalog des Staates und kann verhängt werden.
1Panorama
Millionenmetropole soll laut syrischem Premier "befreit" werden. Moskau – Die syrische Armee plant nach Angaben der Regierung in Damaskus gemeinsam mit Russland eine großangelegte Militäroperation zur Einnahme Aleppos. Ministerpräsident Wael al-Halqi (Halki/Halaki) kündigte die Aktion am Sonntag gegenüber russischen Parlamentsabgeordneten in Damaskus an. Mit Hilfe der russischen Luftwaffe solle Aleppo befreit werden und alle illegal bewaffneten Gruppen, die sich dem Waffenstillstand nicht angeschlossen haben oder ihn brechen sollten ins Visier genommen werden, zitierte die Nachrichtenagentur Tass den Regierungschef. Zuvor hatte bereits die der Opposition nahestehende, in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte über heftige Gefechte zwischen Regierungstruppen und Angehörigen von Al-Kaida sowie anderen Rebellen berichtet. Die Kämpfe hätten südlich der Millionenmetropole stattgefunden. Syrische und russische Kampfflugzeuge hätten Dutzende Angriffe in der Region geflogen. Seit einigen Wochen gilt eine von den USA und Russland mit ausgehandelte Waffenruhe zwischen den Truppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und den Rebellen. Doch sie gilt ausdrücklich nicht für Al-Kaida und die radikal-islamische IS-Miliz, die in Syrien und im Nachbarland Irak weite Gebiete unter ihrer Kontrolle hat.
2International
Neuverfilmung als fotorealistischer Animationsfilm. Wien – Mit der Gemütlichkeit ist es vorbei. Die Neuverfilmung des Dschungelbuchs fegt die heiteren Stimmungen der bunten Walt-Disney-Zeichentrickfassung von 1967 vom Tisch. Den populär gewordenen Titelsong Probiers mal mit Gemütlichkeit trällert der Bär Balu in der neuen Actionanimation Jon Favreaus (Iron Man; Cowboys und Aliens) nur mehr kleinlaut in seinen Bart hinein. Der Film läuft – auch in der deutschen Fassung – unter dem Titel The Jungle Book. Vollzog das mehrere Generationen geprägt habende Dschungelbuch von 1967 eine Verniedlichung der ihm zugrundeliegenden Erzählungen von Rudyard Kipling, so ist das neue fotorealistische Blockbusterspektakel der Brutalisierung verpflichtet. Dieses rückt damit näher an die zweibändige Buchvorlage heran, als man denkt. Denn Kiplings Erzählungen vom Menschenjungen Mogli, seinem Aufwachsen inmitten eines Wolfsrudels und seinem Überlebenskampf im Dschungel tragen durchaus finster-existenzialistische Züge. Ein Tiger hatte Moglis Eltern getötet. Sein Name: Shir Kan. Das Tier übte Rache für die gefährlichen, alles vernichtenden Feuersbrünste der Menschen. Das verbrannte Antlitz der Raubkatze, bis in kleinste mimische Regungen realistisch animiert, spannt sich über die ganze Leinwand. Seine Unerbittlichkeit, manifest auch in der donnergrollenden Stimme von Ben Becker (im Original gesprochen von Idris Elba; neben anderen Stars wie Bill Murray als Balu oder Scarlett Johansson als Schlange Kaa), richtet sich auch gegen die eigene Spezies. Diese Zuspitzung Shir Kans auf ein blutrünstiges Monster bedeutet eine Verflachung und Verfinsterung der Erzählung, in der es in allen Ausläufern letztlich um bombastisch in Szene gesetzte Duelle zwischen dem Buben (einziger realer Schauspieler: Neel Sethi) und den jeweiligen Tieren geht. Bei der Begegnung mit dem Affenanführer King Louie wird vermutlich auch ganz Troja mit in Schutt und Asche gelegt. Verschnaufpause in diesem düster-finsteren Urwaldkrieg, den nicht jeder Zehnjährige durchhalten wird, gewährt einzig – erraten – Balu der Bär, der sich in seiner antiautoritären Weltsicht einen netten Honigarbeitskreis einrichtet bzw. natürlich einrichten lässt. Faszination und Bedeutung dieses Films liegen in der famosen Illusion einer computergenerierten Welt, in der Mensch und Tier fast ununterscheidbar real interagieren – auch wenn die Proportionen dabei manchmal Rätsel aufgeben.
8Kultur