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21-Jähriger fällt wohl bis Saisonende aus. Wien – Rapid muss wohl bis Saisonende auf Offensivspieler Thomas Murg verzichten. Der im Winter aus Ried gekommene 21-Jährige erlitt beim 0:4-Heimdebakel gegen Admira Wacker Mödling am Samstag einen Teilriss des Innenbandes im linken Knie, wie eine Magnetresonanz-Untersuchung am Donnerstag ergab. Murg erhielt eine Schiene, muss aber nicht operiert werden. Dennoch steht ihm eine mehrwöchige Pause bevor.
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Erfundene Bilder zu Filmen, die als verloren gelten: "The Forbidden Room" von Guy Maddin und Evan Johnson ist ein surrealer Ritt durch die magischen Labyrinthe des frühen Kinos. Wien – Die Filmgeschichte ist ein Friedhof der Verlorenen. Unter den Begrabenen finden sich zahllose Filme, von denen nur noch mysteriös oder abenteuerlich klingende Namen kursieren; und solche, über die verstreut herumliegendes Sekundärmaterial Aufschluss erlaubt. Einer davon ist The Forbidden Room, ein Two-Reeler von 1913/14, den der arbeitswütige US-Regisseur Allan Dwan u. a. mit dem Horrordarsteller Lon Chaney gedreht hat. Ein passender Titel für einen Film, der als verschollen gilt. Verbote sind Einladungen zur Überschreitung. Einen ähnlichen Gedanken hatte wohl auch der kanadische Experimentalfilmemacher Guy Maddin, als er seinem Film von 2015 den gleichen Titel gab. Gemeinsam mit seinem Koregisseur Evan Johnson hat er vergessene, verschwundene Arbeiten der Film geschichte zum Ausgangspunkt einer Neuerfindung erkoren. Um historische Genauigkeit geht es ihnen dabei freilich nicht, erlaubt ist vielmehr alles, was die Fantasie so ausspuckt. Arg angespannte Szenen in einem U-Boot, dessen Besatzung tief im Ozean mit einer Art explosivem Gelee umhertaucht und Sauerstoff mit Pfannkuchen generiert. Oder die Erinnerungen eines Schnurrbarts, der sich auf die Oberlippe des Sohnes eines Toten heftet, um derart der Witwe Trost zu spenden. Letzteres die frei erfundene Handlung eines Mikio-Naruse-Films mit dem Titel The Strength of a Moustache. Immer neue Volten schlägt die Handlung, verläuft dabei kaum jemals linear, sondern gibt sich sprunghaft, surreal dem Unerwarteten hin, irgendwo zwischen Jules Verne, Jacques Tourneur, F. W. Murnau und dem von Maddin verehrten Modernisten Raymond Roussel. Der britische Guardian beschrieb das Ergebnis so: als würde man unter der Einwirkung von LSD durch ein Filmarchiv wandeln. Das Rausch- oder zumindest Traumähnliche teilt diese Arbeit Maddins mit seinen früheren, die kürzer dimensioniert waren. The Forbidden Room ist durch seine Dauer von mehr als zwei Stunden schon nahe an der Überdosis, soll heißen: Die Überforderung ist Programm. Maddin und Johnson geben sich mit keinen Häppchen zufrieden, sondern wollen ein immersives Seherlebnis ermöglichen, in einem mehr an Filmpionier Georges Méliès orientierten Sinne. Sie nehmen die fantastische Qualität des Kinos als seine eigentliche Realität wahr – eine wild Bilder pumpende, an unsere Psyche gekoppelte (und daher auch manchmal humorvoll kindliche) Maschine, wie sie schon in Maddins Kurzfilm The Heart of the World (2000) zur Geltung kam. Wer nach einem Zusammenhang sucht, findet ihn im Bekenntnis zur Abschweifung. Die Verbindung von einem Waldarbeiter (Roy Dupuis), der der Spur einer verschwundenen Frau folgt, zu einem (von Udo Kier verkörperten) Arzt mit einem Fetisch für Gesäße oder zu jenem seltsamen Reklamemenschen, der dem Zuschauer erklärt, wie man das perfekte Bad nimmt – sie liegt allenfalls in der Oberfläche, jener digital in der Postproduktion hergestellten Ästhetik des frühen Kinos, die The Forbidden Room wie ein Gespenst des analogen Zeitalters wachruft. Künstlich verwittert Die Farben der Laufbilder, die auf das eingeschränkte Zwei-Farben-Technicolor-Verfahren verweisen, sind künstlich heruntergestuft, als wäre das Filmmaterial der Verwitterung ausgesetzt gewesen; manche Doppelbelichtungen wirken so, als wären die Mate rialien ineinandergeschmolzen. Auch mit Zwischentiteln und dem weitgehenden Verzicht auf herkömmliche Dialoge schließen Maddin und Evan an den Stummfilm an, dessen stilistische Bandbreite sie in der Montage und szenischen Regie spielerisch betonen und ausagieren. Die Amnesie, heißt es in diesem visuell betörenden Film einmal, befällt jene Menschen, zu denen die Figuren aus der Ferne zurückkehren. Der Gedanke lässt sich auch auf die Bilder des Films anwenden: Er enthält die Fragmente eines Kinos, an das wir uns nicht mehr erinnern können, weil wir es für verloren hielten.
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Der frischgekürte CEO Sundar Pichai setzt auf ein umgänglicheres Führungsteam. Die Atmosphäre im Silicon Valley ist rau. Da werden massenhaft Mitarbeiter der direkten Konkurrenz abgeworben, Löhne mit firmenübergreifenden Mauscheleien niedrig gehalten und Untergebene wegen leicht verfehlter Ziele vor die Tür gesetzt. Auch in der höchsten Firmenebene werden brutale Umgangsformen gepflegt: Die Wutausbrüche von Apple-Mitgründer Steve Jobs sind legendär, sein früherer Geschäftspartner Steve Wozniak hätte ihn zu Lebzeiten gerne als Arschloch beschimpft, traute sich aber nicht. Auch Google-Mitgründer Larry Page gilt als Choleriker, für den ein humaner Umgang mit Mitarbeitern nicht an erster Stelle steht. Doch die Zeiten des harten Management-Stils sind bei Google vorbei. Das belegen zahlreiche ehemalige Mitarbeiter und Geschäftspartner. Wie ein Ex-Manager gegenüber re:code pointiert verlautbart: Alle Arschlöcher sind jetzt weg. Verantwortlich dafür zeichnet sich Sundar Pichai, der nach Googles großer Umstrukturierung (Gründung des Dachunternehmens Alphabet) zum CEO des Suchmaschinisten wurde. In den wenigen Monaten als Google-Chef hat Pichai nun bereits einige Umstrukturierungen vorgenommen – und erhält dafür viel Lob aus der Branche. So wurde beispielsweise Hiroshi Lockheimer zum Android-Chef gemacht. Ehemalige Kollegen, etwa Motorola-Präsident Rick Osterloh, schwärmen von ihm als großartigen Typen, den man sehr gern hat. So soll Lockheimer dafür gesorgt haben, dass alle Smartphone-Hersteller, die auf Android setzen, gleichberechtigten Zugang zu Entwicklungen des Betriebssystems haben – auch, als Motorola noch zu Google gehörte. Ein anderes Beispiel ist Philipp Schindler, der Googles Werbegeschäft leiten soll. Medienpartner beschreiben ihn als kompromissbereit und umgänglich. Gelernt hat Schindler das in Europa, wo er Google jahrelang gegen Monopol-Vorwürfe aus Regierungskreisen verteidigen musste. Älterer Semester im Google-Umfeld befürchten laut re:code allerdings, dass ein softes Google wichtige Scharmützel verlieren wird. Doch die Zeit der ausgefahrenen Ellbogen ist vorerst vorbei.
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Putin: "Einigung, dass wir Menge auf Niveau von Jänner halten". Moskau – Die russischen Ölproduzenten wollen nach den Worten von Präsident Wladimir Putin ihre Förderung in diesem Jahr einfrieren. Im Großen und Ganzen wurde eine Einigung erzielt, dass wir die Ölproduktion auf dem Niveau von Jänner halten werden, sagte Putin am Mittwoch in Moskau. Russland leidet wie andere Förderstaaten unter dem drastischen Einbruch der Ölpreise. Putin will die Preise durch eine begrenzte Förderung im In- und Ausland stabilisieren. Dazu hatte Russland jüngst mit Saudi-Arabien und anderen großen Förderländern über ein Einfrieren der Produktion auf dem Jänner-Niveau beraten.
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Estland sieht den künftigen österreichischen Präsidenten auch als estnischen Staatsbürger. Wien/Tallinn/Pskow – Die Eltern des künftigen Bundespräsidenten waren 1941 aus dem von Sowjets besetzten Estland in das damalige Deutsche Reich geflohen, wo 1944 in Wien Sascha Van der Bellen zur Welt kam. Estnische Verwandte jubelten am Dienstag über dessen Wahlsieg, Freude herrscht auch unter Politikern des Landes. Interesse an Van der Bellen gibt es auch in der russischen Stadt Pskow, der Geburtsstadt seiner Eltern. Wir haben von ganzem Herzen und mit der ganzen Familie mitgefiebert, sagt Irina Steinberg, eine Cousine des künftigen Präsidenten. Der Sonntag sei für sie deshalb ein großer Stress gewesen, erzählt Steinberg im Telefonat mit der APA. Sein Sieg zeugt davon, dass die österreichische Intelligenzija, die denkenden Menschen, für Sascha gestimmt haben, so die studierte Philologin, die in einem Dorf im Süden Estlands lebt. Freudig wird der Wahlsieg des ehemaligen Grünen-Chefs auch von estnischen Politikern kommentiert. Die Wahl eines Präsidenten mit estnischen Wurzeln schafft günstige Bedingungen für eine engere Zusammenarbeit zwischen Estland und Österreich, erklärt der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im estnischen Parlament, Sven Mikser. Da Estland aber auch den Aufschwung europaskeptischer Kräfte mit Sorge beobachte, sei er froh, dass sich die Österreicher für Van der Bellen entscheiden haben, sagt der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei Estlands gegenüber der APA. Das Wahlergebnis ist ein guter Grund, den Österreichern gleich doppelt zu gratulieren, betont der ehemalige Außenminister und nunmehrige liberale Europaparlamentsabgeordnete Urmas Paet. Van der Bellen sei für die jetzige Zeit eine sehr vernünftige Wahl, sie sei gut für Europa und Österreich, sagt Paet im Gespräch mit der APA. Für Estland und das estnische Volk spielt aber auch die Tatsache eine Rolle, dass Österreich einen estnischen Staatsbürger zum Präsidenten gewählt hat. Nach Auskunft des estnischen Außenministeriums gelten Kinder von Bewohnern des 1940 zerstörten unabhängigen Estland, die vor dem 16. Juni 1940 über die estnische Staatsbürgerschaft verfügten, automatisch als Staatsbürger des nunmehrigen Estland. Der APA vorliegende Dokumente des estnischen Staatsarchivs und des deutschen Bundesarchivs belegen, dass Alma und Alexander Van der Bellen senior, die Eltern des künftigen Präsidenten, damals im Besitz der estnischen Staatsbürgerschaft waren. Interesse am künftigen Präsidenten zeigt aber auch Pskow, das im Westen Russland an der heutigen estnischen Grenze liegt. Die ursprünglich aus Holland stammende Familie war hier im 19. Jahrhundert in den russischen Adelstand erhoben worden, insbesondere der ebenso gleichnamige Großvater von Alexander Van der Bellen hatte vor der Oktoberrevolution des Jahres 1917 eine tragende politische Funktion in der Region gespielt. Nach der bürgerlichen Februarrevolution von 1917 war dieser Vertreter eines russischen Liberalismus zum Kommissar der Übergangsregierung für das Gouvernement Pskow und somit zum lokalen Regierungschef ernannt worden. In einigen Lokalmedien finden sich Schlagzeilen, in denen vom Sieg des Nachfahren eines Aristokraten aus Pskow oder des Enkels des Pskower Gouverneurs die Rede ist, berichtet der Direktor des Archivs der Region Pskow, Waleri Kusmin. In diesem Archiv finden sich zahlreiche Akten zur Familie Van der Bellen, insbesondere zur politischen Tätigkeit der Vorfahren. Kusmin geht im Gespräch mit der APA davon aus, dass in der nächsten Zeit auch einige wissenschaftliche Publikationen über die Van der Bellens in Pskow erscheinen werden. Die Geschichte dieser Kleinaristokraten in Pskow ging nach der Machtübernahme der Bolschewiken zu Ende: 1919 floh die Familie, darunter die Großeltern und der Vater des künftigen Präsidenten, nach Estland. Als die Sowjets 1940 Estland eroberten, floh man erneut Richtung Westen. Van der Bellens Vater hatte zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner Herkunft und insbesondere als international tätiger Banker Repressionen des sowjetischen Geheimdiensts NKWD zu befürchten. Die Flucht ging zunächst nach Wien und Ende 1944, Anfang 1945 und somit rechtzeitig vor dem Eintreffen der Rote Armee in Ostösterreich weiter nach Tirol, wo Van der Bellen senior eine Existenz im Außenhandel aufbauen konnte und zudem ein künftiger Präsident heranwachsen sollte.
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Der Welser Stempelhersteller verbreitert sich durch Zukäufe. Wels - Die Trodat Trotec Holding GmbH mit Sitz in Wels übernimmt zwei US-Unternehmen, im Laserbereich übernimmt Trotec den Experten für laminierte Kunststoffe ILC (Innovative Laminations Company) und den Stempelhersteller MMC (Millennium Marking Company). Damit werde die Stellung als Weltmarktführer bei Stempel weiter ausgebaut, hieß es in einer Pressemitteilung des Unternehmens am Dienstag. Die Gruppe erwartet für 2014 einen Umsatz von 169,2 Mio. Euro (2013: 154,4 Mio.), im laufenden Jahr möchte man 200 Mio. erreichen. Bis 2020 ist eine Umsatzsteigerung auf 300 Mio. Euro geplant, das soll durch organisches Wachstum, aber auch durch Übernahmen gelingen. MMC in Chicago setzte zuletzt mit 50 Mitarbeitern rund 10 Mio. US-Dollar (9,14 Mio. Euro) um, ILC mit Standort in North Carolina mit 40 Leuten etwa 13 Mio. US-Dollar (11,88 Mio. Euro). Durch die Übernahme wird die Marktstellung der gesamten Trodat Trotec Group weiter gefestigt und wesentlich ausgebaut, so Geschäftsführer Michael Peduzzi. Der gesamte Trodat-Stempelumsatz erhöhe sich damit auf deutlich über 100 Mio. Euro, bei Trotec werden es knapp 100 Mio. Euro, auch durch massives organisches Wachstum. 2013 hatte die Gruppe 1.173 Mitarbeiter, 2014 waren es 1.160, 40 Prozent davon in Österreich. Am Sitz der Holding in Wels befindet sich auch der wichtigste Produktionsstandort der Stempelerzeugung mit Forschung und Entwicklung, Produktions- und Vertriebsstandort von Trotec ist im nahe gelegenen Marchtrenk.
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Traditionsklub setzt sich gegen den FC Utrecht durch. Amsterdam – Heracles Almelo hat sich in den Niederlanden erstmals für einen europäischen Bewerb qualifiziert. Dank eines 2:0-Auswärtssiegs (Hinspiel 1:1) beim FC Utrecht im entscheidenden Playoff-Duell am Sonntag nimmt Heracles an der Qualifikation für die Europa League teil. In der abgelaufenen Saison der Eredivisie hatte der 1903 gegründete Klub Platz sechs belegt, Utrecht war Fünfter geworden.
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Finanzausschuss tagte Montag: Konfliktthemen Standort, Funkhaus, Frühstücksfernsehen "sachlich diskutiert". Wien – Nach der Wahl ist vor der Wahl: Während im Tal die Regierungsparteien um Einheit ringen, dividiert sich am Küniglberg derzeit eher alles auseinander. Montagnachmittag trifft der ORF-Stiftungsrat zu einer außerordentlichen Arbeitssitzung zusammen. Auf der Besprechungsliste standen nach Infos von derStandard.at Themen mit Konfliktpotenzial. Punkt eins: Fortschritt der Sanierungsarbeiten. Wie berichtet, informierte Generaldirektor Alexander Wrabetz im Dezember das Aufsichtsgremium von Überschreitungen bei den Baukosten in Millionenhöhe. Montag erhielten die Stiftungsräte einen Statusbericht zum Medienstandort über Terminplan und Kosten und besichtigten überdies die Baustelle. Thomas Zach, Vorsitzender des Finanzausschuss und Leiter des ÖVP-Freundeskreises im Stiftungsrat, spricht auf Anfrage von einer sehr sachlichen Sitzung: Ziel sei weiterhin Budget und Zeitplan einzuhalten. Dafür wurden die entsprechenden Weichenstellungen gesetzt. Punkt zwei betraf das Frühstücksfernsehen Guten Morgen Österreich. Das Vorzeigeprojekt des ORF-Chefs wurde auf seine Kosten abgeklopft, offiziell belaufen sich diese auf sieben Millionen Euro. Inoffizielle Schätzungen gehen von zwölf Millionen Euro aus, je nach Berechnung. Punkt drei: Status Verkauf Funkhaus. Wer von den neun Bewerbern den Zuschlag erhält, soll laut Plan im Juni feststehen. Wrabetz selbst hat bereits Verzögerungen eingeräumt, Insider rechnen nicht mit einer Entscheidung vor der Wahl des Generaldirektors. Im Sommer wählt der ORF-Stiftungsrat eine neue Geschäftsführung. Die Bestellung des Generaldirektors erfolgt am 9. August, am 15. September jene der Fachbereichs- und Landesdirektoren. Dass die mögliche Verzögerung des Funkhaus-Verkaufs mit der Wahl der ORF-Führung zusammenhängt, bestreitet man im ORF.
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Militär setzt Offensive an Grenze zu Afghanistan fort. Islamabad – Bei Angriffen der pakistanischen Luftwaffe sind nahe der Grenze zu Afghanistan am Donnerstag 43 mutmaßliche Extremisten getötet worden. Es seien Ziele in Gharlamai und Shawal in der Region Nordwaziristan angegriffen worden, teilte das Militär in Islamabad mit. Es handle sich um eine Fortsetzung der Offensive gegen Taliban und andere Extremisten. Das Krisengebiet liegt abgelegen und ist für Journalisten gesperrt. Die Opferangaben des Militärs konnten deshalb nicht überprüft werden. Die pakistanische Regierung kämpft seit mehr als zehn Jahren gegen einen Aufstand der radikalislamistischen Taliban. Im Juni vergangenen Jahres startete das Militär eine Offensive in Nordwaziristan. Die Offensive wurde in den vergangenen Wochen noch verstärkt. Insgesamt wurden dabei nach offiziellen Angaben mehr als 3.000 Extremisten getötet.
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Abschiedstournee für Guardiola beginnt beim HSV – Lewandowski trotz Acht-Punkte-Polsters: "Müssen immer wach sein". Hamburg – Tabellenführer Bayern München eröffnet am Freitagabend (20.30) das Frühjahr in der deutschen Fußball-Bundesliga. Der Titelverteidiger gastiert beim Hamburger SV. ÖFB-Star David Alaba wird bei den Bayern sein erstes Pflichtspiel nach seiner Ende November im Sprunggelenk erlittenen Kapselverletzung absolvieren. U21-Teamstürmer Michael Gregoritsch könnte beim HSV eine weitere Chance erhalten. Die Bayern starten mit acht Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Borussia Dortmund in die Rückrunde. In Sicherheit wiegen will man sich in München deswegen aber nicht. Wenn du einmal verlierst, sind es nur noch fünf Punkte, dann kannst du vielleicht noch zwei Fehler machen, erklärte Stürmerstar Robert Lewandowski. Deshalb müssen wir ab dem ersten Spiel bis zum Ende der Saison gut spielen und immer wach sein. Das Frühjahr wird zu einer Abschiedstournee für den mit Saisonende scheidenden Bayern-Trainer Pep Guardiola. Der Spanier möchte sich wie vor drei Jahren Jupp Heynckes mit Trophäen verabschieden – allen voran der Champions League, die er bisher nur mit dem FC Barcelona gewonnen hat (2009 und 2011). Wir wollen alle zusammen in eine Richtung gehen und dann hoffentlich auch gemeinsam Titel feiern, sagte Lewandowski. Der Pole hält bei 15 Ligatoren. Mehr, nämlich 18, hat in dieser Saison bisher nur Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang erzielt. Jüngsten Gerüchten über einen möglichen neuen Klassestürmer, den die Bayern verpflichten wollen, kann Lewandowski daher wenig abgewinnen. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte zuletzt Napolis Gonzalo Higuain gelobt. Lewandowski: Wozu sollte jemand herkommen, wenn ich hier bin? Der Fokus der Bayern gilt dem Frühjahrsauftakt, für den Guardiola angeblich auch neue taktische Konzepte hat einstudieren lassen. Alaba dürfte nach seiner überstandenen Sprunggelenksverletzung als linker Verteidiger beginnen. Der 23-Jährige hatte vergangenes Wochenende beim einzigen Testspiel – einer überraschenden 1:2-Niederlage gegen den Zweitligisten Karlsruher SC – bereits sein Comeback gegeben. Landsmann Gregoritsch könnte beim HSV vorerst mit der Jokerrolle vorliebnehmen müssen. Der 21-Jährige hält bisher bei drei Ligatoren. Seit 2009 haben die Hamburger nicht mehr gegen die Bayern gewonnen, im Vorjahr setzte es in München ein 0:8 und ein 0:5. Es ist eine echte Herausforderung mit unseren Mitteln, betonte HSV-Trainer Bruno Labbadia. Wir brauchen einen Sahnetag. Programm der deutschen Bundesliga am Wochenende (18. Runde): Freitag (20.30 Uhr): Hamburger SV – Bayern München Samstag (15.30 Uhr): 1. FC Köln – VfB StuttgartHannover 96 – SV DarmstadtHertha BSC – FC Augsburg1899 Hoffenheim – Bayer LeverkusenFC Ingolstadt – FSV Mainz Samstag (18.30 Uhr): Borussia Mönchengladbach – Borussia Dortmund Sonntag (15.30 Uhr): Eintracht Frankfurt – VfL WolfsburgSonntag (17.30 Uhr): Schalke 04 – Werder Bremen
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SSC nach 5:1-Erfolg bei Robert Guchers Frosinone neuer Tabellenführer – Mailänder unterliegen Sassuolo – Juventus bereits auf Platz zwei. Rom – Der SSC Napoli steht zur Halbzeit der Serie A auf Platz eins. Die Süditaliener feierten am Sonntag gegen Frosinone einen souveränen 5:1-Auswärtssieg und schoben sich damit um zwei Punkte vor den bisherigen Spitzenreiter Inter Mailand (39 Punkte), der gegen Sassuolo eine überraschende 0:1-Heimniederlage kassierte. Den entscheidenden Treffer für den Außenseiter erzielte in San Siro Domenico Berardi in der 95. Minute aus einem Elfmeter. Für Napoli (41 Punkte) trafen Raul Albiol (20.), der Liga-Toptorschütze Gonzalo Higuain (30./Elfmeter, 60.), Marek Hamsik (59.) und Manolo Gabbiadini (72.). Paolo Sammarco gelang in der 82. Minute der Ehrentreffer für den Aufsteiger, bei dem Robert Gucher durchspielte. Der Ex-Rieder Oliver Kragl wurde in der 62. Minute ausgewechselt. Am späten Abend setzte sich Titelverteidiger Juventus mit einem 2:1 bei Sampdoria Genua auf Platz zwei (punktegleich mit Inter). Turins Kreativzentrum Paul Pogba (17.) und Sami Khedira (46.) warten für die Tore der Gäste verantwortlich. Juventus (neunter Sieg in Serie!) agierte alles in allem souverän, kam nur Mitte der zweiten Halbzeit etwas unter Druck. Da gelang Routinier Antonio Cassano auch der Anschlusstreffer für die zumeist allerdings harmlose Sampdoria. Niklas Moisander (Genua) wurde in der Schlussminute ausgeschlossen. Bereits am Samstag trennten sich die AS Roma und der AC Mailand 1:1-Unentschieden. Der deutsche Verteidiger Antonio Rüdiger hatte die Römer bereits früh in Führung gebracht (4.), Milan glich nach der Pause durch Juraj Kucka aus (50.). Die Roma, die aus Fünfte auf dem letzten Europacup-Platz liegt, hielt damit immerhin den Fünf-Punkte-Vorsprung auf Milan. Stadtrivale Lazio überraschte dagegen mit einem 3:1 (1:0) bei der Fiorentina.
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Deal bereits im Dezember bekannt gegeben – Signa Holding und Salzburger Unternehmer Friesacher verkaufen 66 Diskont-Tankstellen an Hofer-Parkplätzen an OMV. Wien/Salzburg – Der österreichische Mineralölkonzern OMV will in Zeiten des Ölpreisverfalls seine Marktposition am heimischen Tankstellenmarkt stärken. Die OMV hat am Donnerstag den bereits Anfang Dezember bekannt gegebenen Kauf von 66 Hofer-Tankstellen der FE-Trading bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet. Über 340 OMV-Tankstellen für Privatkunden gibt es in Österreich vor der geplanten Übernahme. An der FE-Trading hält seit 2010 die Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko 50 Prozent, 26 Prozent gehören dem Salzburger FE-Trading-Gründer und Ex-Rennfahrer Markus Friesacher mit seiner AP Trading, fünf Prozent Stephan Pröll, Sohn des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP), und 12,5 Prozent dem Wiener Wirtschaftstreuhänder Ernst Burger. Laut FirmenCompass gehören Elisabeth Eder weitere 5 Prozent und 1,5 Prozent entfallen auf Andreas Glatz. Die FE-Eigentümer verkaufen ihre 66 Diskonttankstellen, die an Parkplätzen der Supermarktkette Hofer in Österreich angesiedelt sind, zu einem bisher nicht genannten Preis an die OMV. Verkauft werden auch noch sechs Tankstellen in Slowenien. Der Deal ist eine Sensation. Ich hatte auch gute Angebote aus dem Ausland. Die beste Lösung für mich und Hofer war das Angebot der OMV, erklärte Friesacher im Dezember. Auch der Firmensitz bleibt in Anif bei Salzburg, die Mitarbeiter bleiben alle gleich, und der Marktauftritt nach außen ändert sich nicht, hieß es damals. Im Jahr 2009 hatte Friesacher mit seiner FE-Trading die erste Hofer-Diskont-Tankstelle in Salzburg eröffnet und seither österreichweit in zahlreiche weitere Standorte zur Errichtung der Automaten-Tankstellen investiert. Medien bezeichneten ihn als Billigbenzin-Pionier. Der Umsatz der FE-Trading betrug laut FirmenCompass im Jahr 2014 mit 19 Beschäftigten rund 202 Mio. Euro. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.
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Neuer Trailer und Screenshots geben Einblick in Spielszenen. Square Enix hat im Rahmen einer PlayStation-Pressekonferenz am vergangenen Samstag erste spielerische Einblicke in das Remake des Kultrollenspiels Final Fantasy 7 gegeben. Die Neuinterpretation verführt augenschmeichelnd zurück in die Welt Midgar. Sämtliche Assets des fast 20 Jahre alten Games wurden für die aktuelle Konsolengeneration neu geschaffen. Das Spiel ist noch in einem sehr frühen Stand der Entwicklung, aber wir wollen schon mal einen Blick darauf erlauben, wie das Abenteuer aussieht, schreibt Entwickler Dan Seto in einem Blogeintrag. Als Fans des Original FFVII werdet ihr bestimmt gleich eine ganze Reihe bekannten Szenen erkennen. Ihr seht den berühmten Zug aus den Slums von Sektor 7, den Mako Reaktor aus Sektor 1 und einige Strassen Midgars. Seto zufolge spiele sich die Neuauflage schneller und actionlastiger als das Original. Dabei dürfte sich das Team an moderneren Werken wie Final Fantasy 15 orientiert haben. Neben Kämpfen wird die Erkundung der Spielwelt eine große Rolle einnehmen. Bislang wurde Final Fantasy 7 Remake nur für PS4 angekündigt, einen voraussichtlichen Erscheinungstermin nannten die Hersteller aber nicht. Als Vorgeschmack ist die Originalversion von Final Fantasy 7 ab sofort auf der PS4 per Download verfügbar.
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Der ÖFB-Kapitän plant für die Zeit nach dem Fußball: "Ich weiß, dass ich ein Field Goal über 60 Yards erzielen kann". Leicester – Teamkapitän Christian Fuchs denkt offenbar an eine Karriere in der National Football League. Wie der Niederösterreicher dem Sender Sky Sports verriet, kann er sich ein Engagement als Kicker in der NFL vorstellen. Ich habe das Ziel, ein NFL-Kicker zu werden. Ich weiß, dass ich ein Field Goal über 60 Yards erzielen kann, sagte Fuchs. Wenn man keine Träume hat, kann man nichts erreichen. Auf den Spuren von Fritsch und Linhart Vor Fuchs sorgten bereits zwei österreichische Fußball-Teamspieler als Field-Goal-Spezialisten in der NFL für Schlagzeilen. Toni Fritsch gewann mit den Dallas Cowboys 1972 die Super Bowl, Toni Linhart war ebenfalls in den 70er-Jahren bei den New Orleans Saints, den Baltimore Colts und den New York Jets und wurde in dieser Zeit zweimal in die Pro Bowl gewählt. Fuchs Vertrag beim englischen Tabellenführer Leicester läuft noch bis 2018. Danach möchte der bald 30-Jährige zu seiner Familie nach New York übersiedeln.
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Weil die Politik nicht mit neuen Gefahren umgehen kann, sieht Rosa Brooks die Welt in einer Lage wie in den 1930er-Jahren. STANDARD: Es gibt kaum noch traditionelle Schlachtfelder – und Sie kritisieren das. Was soll daran eigentlich schlecht sein? Rosa Brooks: Das ist nicht grundsätzlich schlecht. Aber es ist ein Problem, wenn alle Regeln, die wir haben, um Konflikte zu regulieren, darauf beruhen, dass wir unterscheiden können, wann und wo Krieg oder kein Krieg ist. Es ist ein Problem, wenn Gesetze und Politik nicht mehr mit der Art im Einklang sind, wie Kriege geführt werden. Denn dann können Regierungen das ausnützen oder Fehler machen. Das erlaubt, dass schlimme Dinge passieren. STANDARD: Wie unterscheiden sich die neuen Methoden etwa von Unabhängigkeitsbewegungen? Brooks: Das ist eine komplizierte Frage. Wenn man in ein paar Hundert Jahren zurückschaut, könnte das, was wir heute sehen, die historische Anomalie sein; dass die Menschen den Versuch, Konflikte Regeln folgen zu lassen, komisch finden. Für den Großteil der Geschichte war die Trennlinie zwischen Staaten, Banditen, Warlords, Armeen und Firmen ziemlich unklar. Die Welt bewegt sich zurück zur Unordnung. STANDARD: Über neue Kriege wird schon lang geschrieben. Wie erklären Sie, dass sie sich gerade jetzt so ausbreiten? Brooks: Teil davon ist die US-Dominanz in traditioneller Kriegsführung. Saddam Hussein hat 1991 versucht, konventionelles Militär gegen die USA einzusetzen, und dieses wurde im Grunde ausradiert. Alle anderen haben daraus die Lehren gezogen. STANDARD: Welche sind das? Brooks: Man muss klug sein und Schwächen suchen. Vor allem, weil wir in einer Welt leben, in der alle Staaten zumindest so tun, als wären sie Regeln verpflichtet. Das heißt, wenn man gegen sie verstoßen will, kann man das nicht offen tun. Und dann nutzt man Cyberangriffe, kleine grüne Männchen, politische Propaganda. STANDARD: Ist das nicht eine Chance, größere Kriege zu vermeiden? Brooks: Zum Teil ja. Zweideutigkeiten können Konflikte minimieren. Nach den chinesischen Cyberattacken auf US-Systeme waren die USA bemüht, sie nicht als Cyberangriffe zu bezeichnen. Wer will schon Krieg gegen China? Zweideutige Angriffe sind zwar nicht großartig – aber manchmal besser als die Alternative. STANDARD: Glauben Sie, dass Drohnenattacken vor 150 Jahren weniger Aufregung erzeugt hätten? Brooks: Ja. Wenn vor 150 Jahren jemand gesagt hätte: Die Russen töten Leute in anderen Staaten, wäre die Reaktion gewesen: Klar, was sollten sie sonst machen? Das war vor der Uno-Charta. Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, die Möglichkeit, Staaten zur Rechenschaft zu ziehen, sind neu. STANDARD: Nun sieht etwa Russland, dass es Erfolg versprechen kann, Konventionen zu ignorieren. Wie kann man das vermeiden? Brooks: Ich weiß es nicht. Ich glaube, wir sind in einer ähnlichen Situation wie in den 1930er-Jahren. Die Frage ist: Wie können wir Institutionen für Kriegszeiten erdenken, die Akteure davon abhalten, ihre Macht zu missbrauchen? STANDARD: Haben Sie Beispiele? Brooks: Zu Drohnenattacken geben uns rechtliche Rahmenbedingungen keine klaren Antworten. Die US-Regierung sagt: Wir sind in einem bewaffneten Konflikt mit Al-Kaida. Ihre Verbündeten sind also feindliche Kämpfer im bewaffneten Konflikt. Ergo: Die US-Drohnenattacken sind legal. Wenn die USA aber falschliegen, wenn es kein bewaffneter Konflikt ist oder die Leute keine Kämpfer – dann sind die USA Mörder. Manchmal werden Ziele Wochen, Monate, gar Jahre im Voraus definiert. Da könnte es durchaus gerichtliche Prüfungen geben. STANDARD: Hat das Verhalten mächtiger Staaten wirklich Auswirkungen auf andere? Brooks: Ich glaube nicht, dass nur ein paar Staaten mit gutem Beispiel voranschreiten müssen, damit der IS die Waffen fallen lässt. Wenn sich aber mächtige Akteure auch unethisch oder illegal verhalten, inspiriert das andere dazu, den Regeln nicht zu folgen. STANDARD: Sind neue, globale Organe und Gesetze nötig? Brooks: Die Untergrabung der Souveränität ist gefährlich. Staaten bekommen ohnehin immer mehr Konkurrenz von nichtstaatlichen Akteuren. Aber langfristig braucht man ein mächtiges globales Regierungssystem mit einem Militär. Dieses müsste auf einer gerechten Vertretung staatlicher und nichtstaatlicher Akteure aufbauen. STANDARD: Ist Ihr Eindruck, dass jene, die da etwas tun könnten ... Brooks: Absolut nicht, das wird nicht passieren! (Manuel Escher, Anna Sawerthal, 18.3.2016)
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Polizei ermittelt wegen Vandalismus. Moskau – Bei der Explosion eines selbstgebastelten Sprengsatzes an einer Moskauer Bushaltestelle sind fünf Menschen verletzt worden. Drei von ihnen seien noch im Spital, ihr Zustand sei jedoch gut, teilten die Behörden am Dienstag mit. Die Polizei ermittelte nach Angaben ihres Sprechers Maxim Koloswetow wegen Vandalismus, sie ging nicht von einem politisch motivierten Anschlag aus. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatten Unbekannte am Montagabend den Sprengsatz entweder aus einem fahrenden Auto oder einem Wohnhaus auf die Haltestelle in einem Ausgehviertel der russischen Hauptstadt geschleudert. Er ähnelt demnach einem großen Knallkörper, wie er unter anderem für militärische Übungen eingesetzt wird, und zielt eher darauf ab, mit lauten Krachen zu detonieren als zu verletzen. Dennoch wurden insgesamt fünf Menschen verletzt. Ich stand an der Haltestelle, als wir plötzlich eine laute Explosion hörten. Es war furchterregend, erzählte die 28-jährige Ksenja dem Nachrichtensender LifeNews. Ich glaubte erst, dass Leute schießen würden, und bin schnell weggerannt. Ein Vertreter der Polizei sagte am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax, Überwachungskameras hätten den Werfer des Sprengsatzes aufgenommen. Weitere Details zu dem Vorfall nannte er aber nicht. An der Bushaltestelle lag nach der Explosion zersplittertes Glas, außerdem waren mehrere Polizeiautos sowie die Feuerwehr und Krankenwagen im Einsatz. Seit der Anschlagsserie vom 13. November in Paris, bei der 130 Menschen getötet wurden, haben die russischen Behörden die Sicherheitsmaßnahmen in Moskau weiter verschärft.
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Österreich bleibt in der EM-Qualifikation für 2016 ungeschlagen, ja, feiert in und gegen Russland den sechsten Auswärtssieg en suite. Marc Janko macht mit einem Traum von einem Tor die Reise nach Frankreich beinahe zur Gewissheit. Moskau - Sie wollten unmittelbar vor dem Urlaub die allerletzten Kräfte mobilisieren, im abschließenden Saisonspiel einen Kampf bis zum Umfallen abliefern, den Russen zeigen, wer Tabellenführer der Gruppe G ist. Und die österreichische Fußballnationalmannschaft mobilisierte, zeigte. Umgefallen ist sie nicht. Teamchef Marcel Koller konnte, vom verletzten David Alaba abgesehen (wurde durch Stefan Ilsanker ersetzt), aus dem Vollen schöpfen. Martin Harnik ist fit geworden, also lief die Einsergarnitur ein. Der Boss hatte den Auftrag erteilt, hinten kompakt zu stehen, aber in erster Linie Fußball zu spielen. Und sie spielten von Anpfiff an. Russland kam gar nicht zum Schauen, fand keine Zeit, eine Ordnung zu finden. Die Gäste pressten, drückten, kombinierten. Sie waren geistig voll auf der Höhe und konzentriert, kombinierten sich durch die nicht ausverkaufte Otkrytije Arena. Die linke Seite mit Kapitän Christian Fuchs und Marko Arnautovic wirbelte in der Moskauer Schwüle, schon bald war klar, dass Zlatko Junuzovic der absolute Wahnsinn ist. Er schaltete seinen Motor ein, das gesamte Feld wurde sein Arbeitsplatz, der Bremen-Legionär war Passgeber, Antreiber, Schaltzentrale, Herz, Lunge, Hirn. Jankos Bewerbung In der vierten Minute wurde Russlands Torhüter Igor Akinfejew noch von einem eigenen Verteidiger geprüft, danach sorgten die Österreicher selbst für Gefahr. 7. Minute: Arnautovic misslingt der allerletzte Pass ganz knapp. Zehnte Minute: Outeinwurf von Fuchs in die Tiefe, Junuzovic, wer sonst, scheitert. Russland wirkte gehemmt, überrascht, perplex. Trainer Fabio Capello stand wie versteinert an der Seitenlinie. Nur eine gute Aktion hat er von den Seinen schon gesehen, Robert Almer parierte einen Schuss von Oleg Schatow (28.). Aus Capellos Sicht war das Gegentor allerdings nur eine Frage der Zeit, in der 33. Minute ist es gefallen. Junuzovic, von Harnik bedient, scheitert binnen Sekunden zweimal an Akinfejew, die Verteidigung bringt den Ball nicht aus dem Gefahrenbereich. Gefahr wird im österreichischen Spitzenfußball bekanntlich durch Marc Janko personifiziert. Der 31-Jährige hebt ab, legt sich quer, mit dem Rücken zum Tor. Es war der Beginn eines großartigen Fallrückziehers, der im 1:0 endete. Adjektive wie fulminant, famos, traumhaft für sein 21. Länderspieltor (46 Einsätze) sind schamlose Untertreibungen. Jubel. Das war eines der schöneren und wichtigeren Tore meine Karriere, ich hoffe, es war nicht das letzte, sollte Janko danach sagen. Der Mann sucht übrigens einen Verein. Russland im Schock, mit dieser Sanktion war nicht zu rechnen. 35. Minute: Junuzovic spielt Julian Baumgartlinger frei, der läuft ohne Verfolger gen Tor, schießt daneben. Das 2:0 wäre die Entscheidung gewesen. Es muss schon sehr blöd hergehen Nach der Pause änderte sich das Bild doch ein bisserl drastisch. Die Russen wollten nicht als Versager dastehen, legten zu. Almer war urplötzlich nicht mehr unterbeschäftigt, die Innenverteidiger Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger wurden mit einer Art Walze konfrontiert. Die Österreicher hatten Teilchen ihrer Aggressivität verloren. Der erschöpfte Harnik wurde durch Marcel Sabitzer ersetzt (65.), Torschütze Janko machte Platz für Rubin Okotie (75.). Der knappe Vorsprung wurde dank einer fast schon kitschigen Aufopferung über die Runden gebracht. Da haben die Jungs alles rausgehaut, sagte Coach Marcel Koller. Die Teilnahme an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich ist kaum noch zu verhindern. ÖFB-Präsident Leo Windtner sprach:_Wir haben den TGV Richtung Frankreich in Bewegung gesetzt. Russland, zuvor 21 Heimspiele en suite unbesiegt, wird eher zuschauen müssen. Nochmals Janko: Jetzt muss es schon sehr blöd hergehen, dass wir das aus der Hand geben. Österreichs Lustreise zum Wiedersehen mit Frankreich nach der WM-Teilnahme 1998 wird am 5. September in Wien gegen die Republik Moldau fortgesetzt, drei Tage später werden in Stockholm die Schweden beehrt. Aber jetzt ist Urlaub. Wohlverdient. (Christian Hackl aus Moskau, 14.6.2015) Fußball-EM-Qualifikation, Gruppe G/6. Runde: Russland - Österreich 0:1 (0:1). Moskau, Otkrytije Arena, 35.000, SR Milorad Mazic (SRB) Tor: 0:1 (33.) Janko Russland: Akinfejew - Smolnikow, Nowoselzew, Beresuzki (12. Tschernow), Kombarow (72. Kerschakow) - Gluschakow, Iwanow (46. Mirantschuk) - Schatow, Schirokow, Schirkow - Kokorin Österreich: Almer - Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs - Baumgartlinger, Ilsanker - Harnik (65. Sabitzer), Junuzovic (87. Prödl), Arnautovic - Janko (76. Okotie) Gelbe Karten: Kokorin bzw. Klein
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Der Bisherige Finanzchef von VW und Porsche, der Österreicher Hans Dieter Pötsch, soll Ferdinand Piech nachfolgen. Hamburg/Berlin/Wolfsburg – VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch, ein Österreicher, soll Nachfolger des zurückgetretenen Aufsichtsratschefs Ferdinand Piech werden. Der innere Führungszirkel aus dem Land Niedersachsen, den Arbeitnehmern und der Eigentümer-Familie Porsche wollen den 64-Jährigen Pötsch als Kandidaten für diesen Posten vorschlagen, die Porsche SE in Stuttgart bestätigte dies am Mittwoch in einer Aussendung. Piech war vor vier Monaten im Machtkampf mit Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Am Vortag hatte das Aufsichtsratspräsidium eine vorzeitige Verlängerung von Winterkorns Vertrag als Vorstandschef bis Ende 2018 vorgeschlagen. Der VW-Aufsichtsrat soll am 25. September über Winterkorns Vertragsverlängerung beraten. Volkswagen war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der studierte Wirtschaftsingenieur (TH Darmstadt) Pötsch wurde am 28. März 1951 in Traun geboren und begann seine Berufslaufbahn bei BMW, wo er von 1979 bis 1987 tätig war. Ab Anfang 2003 gehörte er dem VW-Vorstand an, ab Herbst 2003 als Finanzvorstand. Unter seiner Ägide erfolgte die Übernahme von Scania und MAN, zudem war er für Erarbeitung der Grundlagenvereinbarung mit Porsche und für die komplizierte und anspruchsvolle Integration des Sportwagenbauers in den Konzern verantwortlich, heißt es bei Wikipedia. Seit November 2009 ist Pötsch zusätzlich auch Finanzvorstand der Porsche Automobil Holding SE.
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Von der wachsenden Arbeitslosigkeit waren im Februar nur noch Ausländer betroffen. Zwei Drittel des Anstiegs entfallen mittlerweile auf Flüchtlinge. Wien – Der Flüchtlingsstrom vom Vorjahr schlägt sich immer mehr in der heimischen Arbeitslosenstatistik nieder. Auf den ersten Blick ist die Zahl der arbeitslosen Ausländer im Februar wieder stark gestiegen. Ein Trend, der schon seit längerem anhält. Eine genauere Analyse der Daten zeigt aber, dass ein Großteil des Anstiegs im Februar auf Flüchtlinge zurückzuführen ist, die mit einem positiven Asylbescheid nach und nach in der offiziellen Statistik des AMS landen. So ist die Zahl der arbeitslosen Ausländer im Februar um 9,5 Prozent gestiegen. Zwei Drittel dieses Anstiegs sind aber auf Flüchtlinge zurückzuführen. Genauer: Knapp 8.000 Flüchtlinge sind zusätzlich als arbeitslos gemeldet. In Summe sind jetzt gut 22.000 Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte beim AMS gemeldet. Daraus lässt sich aber keine Verschlechterung ihrer Lage ablesen. Der Großteil der Flüchtlinge muss anfangs Deutsch lernen, andere Kurse besuchen oder Qualifikationen anerkennen lassen. In der offiziellen Statistik des AMS aufzuscheinen ändert daran nichts. Schon seit Dezember ist mehr als die Hälfte des Anstiegs der Arbeitslosenzahlen unter Ausländern auf in die Statistik fallende Flüchtlinge zurückzuführen. Die zuletzt etwas besser laufende Konjunktur und der für die Bauwirtschaft sehr positive milde Februar haben die Arbeitslosigkeit unter Menschen mit österreichischem Pass im Februar seit langem wieder zurückgehen lassen. Die Zahl der Arbeitslosen ist um 0,6 Prozent gefallen. Auch bereits länger in Österreich lebende Ausländer profitieren von der besseren Wirtschaftslage: Lässt man die Flüchtlinge außen vor, ist die Arbeitslosigkeit unter Ausländern um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Generell steigt die Arbeitslosigkeit unter Ausländern aber seit Jahren deutlich stärker an als unter Inländern. Während die Arbeitslosenquote (ohne Schulungen) bei Inländern seit 2010 von 6,5 auf 8,1 Prozent gestiegen ist, war der Anstieg von 9,6 auf 13,5 Prozent bei den Ausländern ungleich dramatischer. AMS-Vorstand Johannes Kopf erklärt das damit, dass qualifizierte neue Zuwanderer schon länger hier lebende schlechter ausgebildete Ausländer verdrängen. Kopf warnt gleichzeitig davor, die recht guten Februar-Zahlen überzubewerten: Der zweitwärmste Februar in der 250-jährigen Messgeschichte spiegle sich deutlich wider. Der weniger deutliche Anstieg bei den gemeldeten Arbeitslosen sei insbesondere auf einen gegenüber dem Vorjahr starken Rückgang der Bauarbeitslosigkeit um mehr als 7000 Personen sowie eine konjunkturelle Verbesserung in der Industrie zurückzuführen. Der kräftige Rückgang der Arbeitslosenzahlen in der Baubranche um zehn Prozent hat die Zahl der jobsuchenden Männer um 0,4 Prozent sinken lassen. Per Ende Februar gab es hingegen ein kräftiges Plus bei Frauen (plus 6,3 Prozent). Der Anstieg im Gesundheitswesen liegt bei 9,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen über 50 ist um 5,9 Prozent gestiegen. Interessant ist auch die ungleiche Entwicklung je nach Region: In allen Bundesländern außer Wien (plus acht Prozent), Niederösterreich (plus 0,4 Prozent) und der Steiermark (stagnierend) ist die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Monat gesunken. Die Zahl der Jobs ist in Österreich im Februar weiter gestiegen. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich im Februar laut einer vorläufigen Prognose um 46.000 Personen (plus 1,4 Prozent). Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist – wie im Vormonat – stark um mehr als 40 Prozent auf 35.851 gestiegen. Im Euroraum ist die Arbeitslosenquote im Jänner indessen auf 10,3 Prozent zurückgegangen, der niedrigste Wert seit 2011. Österreich kommt so auf 5,9 Prozent.
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Einigung mit Banken, aber nicht mit Koalitionspartner SPÖ. Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) geht davon aus, dass bis Mitte des Jahres eine neue Lösung zur Bankensteuer vorliegt. Den Entwurf gebe es bereits, er sei bei der Regierung in Bearbeitung. Mit den Banken sei das Papier schon abgestimmt, erklärte er am Dienstag vor dem Ministerrat gegenüber Journalisten. Es habe aber noch Änderungen in einzelnen Details gegeben. Auch von Rückmeldungen vom Koalitionspartner SPÖ berichtete der Minister – mit denen könne er jedoch nicht leben. Ich gehe davon aus, dass wir Mitte des Jahres eine Lösung brauchen, so Schelling.
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Kralinger: "Diese Welle erfasst alle Bereiche unseres Wirtschaftslebens" – "Politik muss Verantwortung übernehmen. Wien – Vor der zerstörerischen Kraft des digitalen Tsunami warnte Verleger-Präsident Thomas Kralinger Donnerstagabend beim traditionellen Heurigen des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) – wohl in Anlehnung an Nicolas Clasen, dem Autor des Fachbuchs Der digitale Tsunami. Nicht nur Medienmanager und Verlagshäuser, sondern auch die Medienpolitik müsste auf diese Entwicklung reagieren, so Kralinger. Diese Welle erfasst alle Bereiche unseres Wirtschaftslebens. Gerade im Medien-Sektor entfaltet sie eine zerstörerische Kraft. Daher liegt es an uns Medienmanagern, neue Erlösströme abseits des klassischen Geschäfts zu erschließen, um die Zukunft des Journalismus abzusichern. Aber auch die Politik muss Verantwortung übernehmen. Wir brauchen eine reformierte Presseförderung, die auch journalistische Inhalte im Web fördert; und wir brauchen ein Leistungsschutzrecht, das unsere Inhalte vor der gewerblichen Ausbeutung durch Dritte schützt, sagte der VÖZ-Präsident. Bei der Politik will Kralinger inzwischen aber Bereitschaft zur Lösung des Problems wahrgenommen haben. Ich denke, die Bundesregierung nimmt zunehmend den Wandel aufgrund des digitalen Tsunamis wahr. Das zeigt sich anhand der eingesetzten Arbeitsgruppe zur Reform der Presseförderung und an einer weiteren Arbeitsgruppe, die sich der Reform des digitalen Medienmarktes verschrieben hat und kommende Woche startet, sowie am Entwurf für ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage. Der nächste Schritt muss die Steuergerechtigkeit mit großen US-amerikanischen Unternehmen sein, die kaum Wertschöpfung in unserem Land generieren, aber nahezu steuerfrei Millionen-Gewinne abtransportieren.
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FPÖ-Abgeordnete nach antisemitischer Äußerung unter heftiger Kritik – zuvor sprach sie mit dem STANDARD über Facebook. Die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter sieht sich nach einem antisemitischen Kommentar auf Facebook mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Die freiheitliche Politikerin, die 2009 bereits wegen Verhetzung verurteilt worden war, hatte einem Nutzer zugestimmt, der auf Winters Facebook-Profil die Herrschaft zionistischer Geldjuden beklagt hatte. Schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen, kommentierte Winter, Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich umso mehr über mutige, unabhängige Menschen! In einem Interview mit dem STANDARD, das vor dem antisemitischen Kommentar stattgefunden hat, beklagte Winter vergangene Woche den Dreschflegel der politischen Korrektheit, mit dem abweichende Meinungen öffentlich niedergeschlagen würden. Das Internet sieht Winter als letztes Massenmedium auf diesem Globus das (fast) keiner Zensur unterliegt. Die Kommunikation auf Facebook stärke die Meinungsfreiheit laut Winter extrem. Im Gespräch ging es um die Frage, wie Bürger im Netz Gerüchte und Falschmeldungen von authentischen Berichten auseinanderhalten können. Winter lobte daraufhin alternative Medien- und Nachrichten-Portale und nannte beispielsweise den Kopp-Verlag oder das Compact-Magazin, die beide als verschwörungstheoretisch gelten und laut Medienforschern wesentliche journalistische Regeln missachten. Ich sehe kein Problem bei der Kommunikation auf Facebook, so Winter, die Menschen sollen frei ihre Meinung sagen dürfen. Sie erhebe allerdings keinen Anspruch auf die reine Wahrheit. Jeder mündige Bürger müsse selbst prüfen, was er für wahr oder falsch hält. Winter ist unter anderem in der bilateralen parlamentarischen Gruppe Österreich-Israel aktiv. Die Facebook-Seite der Abgeordneten hatte schon in der Vergangenheit mehrfach für Wirbel gesorgt. So hatte Winter, die FPÖ-Umweltsprecherin ist, den durch Menschen verursachten Klimawandel bezweifelt. Im April 2014 hatte Winter Werbung für Grünen-Chefin Eva Glawischnig veröffentlicht und zum Boykott der EU-Wahl gerufen. Die FPÖ gab damals an, der Account sei gehackt worden. Vertreter von Grünen und SPÖ verlangten daraufhin den Rücktritt der Abgeordneten. ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald forderte eine Distanzierung Straches. Die FPÖ kündigte an,bei einer Bestätigung der Vorwürfe Winter aus der Partei auszuschließen.
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Ex-Finanzminister: Mir wurden sieben Jahre gestohlen – "Totalschaden" erlitten. Wien – Der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat für die Fälle, in denen die Justiz gegen ihn ermittelt, bisher über eine Million Euro für Rechtsanwälte, Gutachten und Ähnliches aufgewendet, rechnete er dem Magazin News vor. Er sei durch die Hölle gegangen und habe einen Totalschaden erlitten, beschwerte sich Grasser. Grasser betonte einmal mehr, dass er sich politisch verfolgt fühle, was nicht zuletzt auf die erfolgreiche Politik unter der ÖVP-FPÖ-Regierung zurückzuführen sei. Schwere Geschütze fährt Grasser gegen die Justiz auf: Die Staatsanwaltschaft habe ihn teilweise jenseits oder unter Beugung des Rechtsstaats verfolgt. Der Justizminister sei aufgerufen, mit einer Weisung für Ordnung zu sorgen. Ein faires Verfahren, wo ein Richter und Schöffen sich völlig unbefangen, unvoreingenommen und unparteilich mit der Frage auseinandersetzen sollen, ist aus meiner Sicht gar nicht mehr möglich. Er überlege jedenfalls den Gang zum Europäischen Gerichtshof, um eine Schadenersatzklage gegen die Republik einzureichen. Meine absolute Priorität ist, dass diese Verfahren möglichst schnell eingestellt werden und dieses Damoklesschwert nicht mehr über mir schwebt. Sobald ich das erreicht habe, werde ich natürlich über Schadenersatz und den Gang zum EuGH nachdenken. Am Ende des Tages haben mir sieben Jahre währende Ermittlungen diese Jahre gestohlen, so der ehemalige Finanzminister. In der Causa Buwog/Grasser, in der es um Korruptionsverdacht bei der Privatisierung der Bundeswohnungen geht, hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ihren reparierten Vorhabensbericht fertiggestellt und abgeschickt. Nun müssen die Oberstaatsanwaltschaft und das Justizministerium den Vorhabensbericht prüfen. Laut Medienberichten empfiehlt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft darin eine Anklage Grassers.
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Einfaches, aber geniales Spielprinzip macht Spieler zu Jägern und Gejagten in einem. Es gibt sie manchmal. Einfache Spiele auf einer Website, die es erlauben in wenigen Sekunden loszulegen und stundenlang Spaß damit zu haben. Games, die trotz simpler Spielmechanik den Ehrgeiz wecken, es immer wieder zu versuchen. Mini Metro war etwa so ein Fall. Mehr als hundert GameStandard-Leser haben im Frühjahr 2014 um die effizienteste virtuelle U-Bahn-Linie konkurriert. Simpel, aber genial, hält es auch Agar.io. Auch ohne Anleitung lässt sich das Prinzip des Multiplayer-Games bereits im ersten Anlauf erlernen und entfesselt sodann den Darwinisten in der Spielerseele. Am Anfang war eine Zelle. Eine ziemlich kleine Zelle mit dem Ziel, sich rapide zu vergrößern. Als solche startet man als Abbildung eines farbigen Kreises, dessen Bewegungsrichtung sich durch die Positionierung des Mauszeigers oder (im App-Format) des Fingers festlegen lässt. Wachstum lautet die Devise, ermöglicht durch herumliegende Nahrung, die durch bunte Pünktchen symbolisiert wird. Der Konsum des Futters lässt die Zelle an Masse und Größe gewinnen. Doch es gibt Fressfeinde – im doppelten Wortsinn. Andere Spieler wollen sich ebenfalls an derregelmäßig nachwachsenden Nahrung bedienen, können sich aber auch gegenseitig fressen. Dazu reicht es aus, die eigene Zelle über die des Konkurrenten zu schieben, um diese zu schlucken. Je nach seinem Umfang sorgt das für eine deutlich größere Massezunahme als das Aufsammeln der Futterpünktchen. Voraussetzung ist allerdings, dass man selbst merklich größer ist als das Opfer. Annähernd gleich große Zellen passieren einander unbeschadet. Ist der Kontrahent der größere, heißt es Game over. Im Laufe des eigenen Wachstums erlebt man gleichwohl ein Schicksal als Jäger und Gejagter. Dabei wird aber für Varianz und Balance gesorgt. Wer größer bzw. massiger ist, ist mächtiger – aber auch langsamer. Passt das auserkorene Opfer auf, hat man meist keine Chance, es einzuholen. Man muss es also entweder strategisch in eine Engstelle drängen, oder sich teilen. Bei diesem Vorgang entstehen zwei Zellen mit jeweils der Hälfte der eigenen Gesamtmasse. Der neue Zwilling wird in die eigene Bewegungsrichtung geschleudert und eignet sich daher für Überraschungsangriffe. Doch das setzt wiederum Risikofreudigkeit voraus. Bis die zwei oder mehr Zellen (auch eine Mehrfachteilung ist möglich) wieder zusammenwachsen, vergeht einige Zeit. Während dieser Periode bieten sich die Einzelteile des virtuellen organischen Verbundes als gefundenes Fressen für andere Spieler an. Wer einfach nur etwas Geschwindigkeit gewinnen will, um zumindest einen Teil seiner Haut aus einer bedrohlichen Situation zu retten, kann auch einfach nur kleine Masseteile abwerfen. Neben der unsichtbaren Spielfeldbegrenzung gibt es auch gezackte Killerzellen als strategisches Element. Diese verharren regungslos am Spielfeld, wachsen und teilen sich gelegentlich. Für kleine Spieler sind keine Gefahr, sondern bieten sich mitunter sogar als Deckung an. Wer bereits die Gigaliner-Version einer Zelle steuert, sollte sich aber vorsehen. Ist man groß genug, die Killerzellen zu schlucken, sprengt es bei einem solchen Versehen einen erheblichen Teil der eigenen Masse in kleine, für die Konkurrenz gut verdauliche Stückchen. Das ultimative Ziel ist es, in die dauerhaft eingeblendete, Top-10-Liste zu kommen, die die Spieler mit der aktuell größten Masse ausweist. Der Weg bis dahin ist aber ein langer. Im Zuge einer erfolgreichen Teilnahme – zwangsläufig wird jeder früher oder später vom Thron gestoßen – lässt sich aber auch gut beobachten, wie gigantisch die Masseunterschiede zwischen einem neu eingestiegenen und einem schon länger partizipierenden Spieler ausfallen können. Ein Umstand, den man erst selbst bemerkt, wenn man entlang einer gegnerischen Riesenzelle entlang schwimmt oder selbst eine ist. Je größer man wird, desto weiter zoomt das Spiel hinaus. Einen Teil zum hohen Unterhaltungsgrad tragen auch die verschiedenen Skins bei, die angemeldeten Spielern zur Verfügung stehen. Wer zuerst einen kleinen Doge verspeist, anschließend nur knapp vor gigantischen Zellverbänden aus Griechenland und Russland fliehen kann, um schließlich von einer sich teilenden NASA-Zelle geschluckt zu werden, dürfte das gut nachvollziehen können. Während die App-Version aktuell auf den Free for all-Modus limitiert ist, stehen im Browser weitere Varianten offen. Im Teamspiel treten Zellen in Rot, Grün und Blau gegeneinander an und anstelle der Rangliste erscheint ein Tortendiagramm mit der Gesamtmasse der jeweiligen Fraktion. Neue Spieler werden stets dem gerade schwächsten Team zugeordnet. Zellen gleicher Farbe können sich in diesem Modus nicht gegenseitig essen und prallen voneinander ab. Im Experimental-Mode toben sich die Entwickler gelegentlich aus und erproben neue Spielmechaniken und Elemente. Zuletzt wurde etwa das Konzept einer stetig wachsenden Mutterzelle in der Mitte der Arena erprobt, rund um die auch das meiste Futter wuchs. Im Partymodus können Freunde für private Spiele eingeladen werden. Dem Prinzip des Darwinismus folgt Agar.io übrigens im tatsächlich gemeinten Sinne. Vielfach wird Darwins Erörterung vom Survival of the fittest fälschlich als das Überleben des Stärkeren übersetzt. Dabei meinte der bekannte Evolutionsforscher eigentlich das Überleben des Anpassungsfähigsten. Und genau darum geht es, neben guten Reflexen, in diesem fesselnden Multiplayer-Game – das jeweils Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Agar.io kann online im Browser gespielt werden. Eine Anmeldung – etwa via Facebook-Login – ist möglich, aber nicht verpflichtend. Finanziert wird das Spiel über Werbeeinblendungen im Hauptmenü. Es gibt auch eine App-Umsetzung für iOS und Android.
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Vorerst soll lediglich eine Arbeitsgruppe die Lenkungseffekte untersuchen. Wirtschaftskammer über Nichtbeschluss erfreut. Wien – Die Verkehrsreferenten der Bundesländer haben am Freitag bei einem Treffen keinen Beschluss für eine flächendeckende Landes-Lkw-Maut gefasst. Vorerst soll lediglich eine Arbeitsgruppe Lenkungseffekte untersuchen. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl freute sich in einer Aussendung, dass kein Beschluss für eine Megamaut gefasst wurde. Für Leitl wird durch den Nichtbeschluss der Weg der wirtschaftlichen Vernunft beschritten. Debattiert wurde eine Flächenmaut für alle Kfz mit mehr als 3,5 Tonnen. Die Argumente der Mautgegner sind aus Sicht des obersten Wirtschaftskämmerers logisch. Arbeiterkammer (AK) und Interessenverbände hingegen wollten anders als die Wirtschaftskammer den Schwerverkehr nach dem Verursacherprinzip für seine Straßenschäden zur Kassa zu bitten. Sie sprachen sich – während die Landesverkehrsreferenten im niederösterreichischen Frankenfels tagten – dafür aus, keine Klientelpolitik zu betreiben. Straßenschäden sollten von dem bezahlt werden, der sie verursacht – und zwar vom Schwerverkehr. Ablehnung dahingehend kam aus Niederösterreich und Oberösterreich, wo es einen ÖVP- beziehungsweise einen FPÖ-Verkehrsreferenten gibt. Auch Leitl ist überzeugt, dass schlussendlich die Verbraucher den Preis für eine flächendeckende Lkw-Maut tragen müssten. Der Straßenerhalt und -ausbau sei über ausreichende, wenn auch nicht zweckgewidmete Mittel aus dem Straßenverkehr gesichert. Dass andere Bereiche damit finanziert werden, kann jetzt nicht der Wirtschaft, dem Standort und den Konsumenten zur Last gelegt werden. Bei einer Zweckwidmung solle angesetzt werden, das würden die Landesverkehrsreferenten auch wollen, so Leitl. Im internationalen Vergleich hole sich der Staat hierzulande durch überproportional hohe Mautsätze jedes Jahr ein fettes Körberlgeld, das eigentlich in die Infrastruktur fließen sollte, ergänzte Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ.
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Der neue "King of Pop" soll er sein. Aber reicht es wirklich, wie Michael Jackson an einem trüben Tag zu klingen? Abel Tesfaye veröffentlicht als The Weeknd das Album "Beauty Behind The Madness". Wien – Man kann einen Sänger nicht ersuchen, doch bitte die Goschn zu halten. Also nicht, wenn er vom Tonträger singt. Von Angesicht zu Angesicht ginge das natürlich, Höflichkeit hin, schlechte Nachrede her. Man kennt das Verlangen. Es schleicht sich ein, wenn einen Celine Dion, Britney Spears oder der Bohlen Dieter ansingen. Der aktuelle Anlass für derlei Ausflüge ins Misanthropische heißt Abel Tesfaye. Der hat als The Weeknd, seinem Nome de Schmus, eben das Album Beauty Behind The Madness veröffentlicht. Der Kanadier ist damit drauf und dran, ein neuer globaler Popstar zu werden. So lautet die Prognose der Fachpresse. Womit wir bei der Stimme wären. Dem 25-Jährigen wird allerorts Soul unterstellt. Soul ist ein vielgelittener Begriff und besticht in seinen besten Momenten mit einer universell verständlichen emotionalen Tiefe, transportiert von Sängerinnen und Sängern, die beim Empfänger von der Euphorie bis zur Erschütterung alles auslösen können. Wer das einmal wahrgenommen hat, weiß, was gemeint ist. Gleicht man derlei Anspruch mit dem Gejammer auf Beauty Behind The Madness ab, bleibt wenig mehr übrig als am Laptop nachgebauter Gefühlskitsch. Der hat durchaus seine Berechtigung, es gibt ja auch Klamotten aus Polyester und Möbel von Ikea. In denen kann man ebenfalls schwitzen oder wohnen, Klasse besitzt beides nicht. Abel Tesfaye verließ als Teenager die Schule, um lieber Drogen zu nehmen und Popstar zu werden. Das ist nachvollziehbar und gut. Einen Mann mit einem Ziel, das gibt es nicht nur am Häusl viel zu selten. Tesfaye begann, Tracks zu produzieren und sie übers Netz frei zugänglich zu machen. Dort entdeckte eine einsam vorm Bildschirm sitzende Community seine Schmachtgstanzln und entfachte einen Wirbel um den zurückgezogenen Tonsetzer. 2011 legte der das als Mixtape apostrophierte Album House of Balloons im Netz nach. Es folgten zwei weitere tendenziell düstere Arbeiten, die Ende 2012 als Trilogy erstmals physisch aufgelegt wurden. Seitdem stieg der Stern des Mannes am Popfirmament, doch das Debüt Kiss Land enttäuschte, nun soll Beauty Behind The Madness das Versprechen eines neuen Superstars einlösen. Das allerorts vernehmbare King of Pop-Gewese ist Tesfayes Gesang zuzuschreiben. Der erinnert an Michael Jackson Stimme, an dessen zusehends unwirkliche Versuche, so zu klingen, wie ein kleiner Bub, der seiner Mama ein Vergehen gesteht, sie gleichzeitig begehrt und sich dessen doppelt schämt. Ungesund. Das zeitigt bei The Weeknd einen Sprechgesang, dessen Silben mittels elektronischer Verfremdungseffekte ins Tremolo entsandt werden, wo sie als rachitisches Falsett aus dem letzten Loch beichten. Man kennt das von Justin Bieber und vergleichbaren Kalibern der Brustschwäche. Dergestalt wird bei Ruhepuls geflennt, gelitten oder über regennasse Muschis gesaubartelt. Ja, ja, pfui. Aber nachdem The Weeknd mit dem Track Earned It aus der Verfilmung des Feuchtgebieteromans 50 Shades of Grey im Hausfrauenmilieu von fünf Kontinenten berühmt geworden ist, gehört derlei zur Imagepflege. Earned It ist auf Beauty Behind The Madness selbstredend enthalten, eingebettet in ähnliche akustische Leintuchbeflecker. Diese tropfenden Tracks produzierte Tesfaye teilweise mit Max Martin, dem schwedischen Pop-vom-Reißbrett-Produzenten, dem Mann hinter den Backstreet Boys, Katy Perry, Spears, Dion – dem vollen Gruselkabinett. Wie zur Abgrenzung lud Tesfaye Gastsängerinnen und Gastsänger wie Lana Del Rey oder Ed Sheeran ein. Nennenswerte Spuren hinterließen diese nicht. In Summe offenbart Beauty Behind The Madness nicht viel mehr als über eine Stunde lang Blähungen der Behauptungskunst. In Zeitlupe, angerührt, kunstleidend und so gefühlsecht, dass es einem der gute Ton verbietet, es hier hinzuschreiben.
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Wegen der Sanktionen bleiben die Russen der Grünen Woche in Berlin fern – und reißen damit ein Loch in die Agrarfachmesse. Die Besuchermassen in den gut zwanzig Pavillons und Hallen der Grünen Woche können nicht darüber hinwegtäuschen: Die Landwirtschaftsschau ist in die Jahre gekommen. Zwar genießt es der Berliner noch immer, durchs weitläufige Messegelände zu wandern, sich da und dort ein Gläschen landesspezifischer Alkoholika zu genehmigen oder immer wieder einmal die dargebotenen Spezialitäten zu verkosten: Käse, Speck, Joghurt in winzigen Bechern oder Exotischeres wie Rentierwurst oder Kichererbsenkekse. Aber Kritik formiert sich immer stärker. Bei den Gegnern einer industriellen Landwirtschaft sowieso. Lautstark demonstrieren sie unter dem Motto Wir haben es satt gegen Massentierhaltung, Schädigung der Umwelt durch großzügigen Einsatz von Pestiziden, gegen Gentechnik und überhaupt gegen die auf der Messe vorherrschende agrarische Ordnung, die ihr Heil in Hightech und Economies of Scale sieht. Das System Grüne Messe krankt. Mit dem sanktionsbedingten Fernbleiben der Russen, die Jahr für Jahr eine der größten Hallen sehr professionell bespielt hatten, hat sich eine Lücke aufgetan. Inhaltlich, weil die Russen immer sehr eindrucksvoll gezeigt hatten, welche agrarische Vielfalt sich aus der Größe des Landes ergibt. In die Lücke, die sich durch das Fernbleiben der staatlichen russischen Stellen auftat, stießen heuer fahrende Händler von praktisch überall, sehr oft aus Russland und Umgebung. Denn: Die Politik ist uns egal, sagt ein Händler von russischen Zuckerln. Die Messeleitung hat die bunte Vielfalt, die an die alte Sowjetunion erinnert, frisch und frei Festival der russischen Traditionen genannt. Hier werden von stark geschminkten Russinnen Brötchen mit Kaviar (ein Euro) samt Wodka, ebenfalls für einen Euro, verkauft. Ähnliches Angebot, ähnliche Aufmachung gibt es einen Steinwurf weiter bei den Ukrainern. Auch beim Krimsekt nimmt man es nicht so genau. Dieser frische Mischmasch erfreut vielleicht die trinkfesten Berliner, die sich schon am Vormittag beginnen zuzudröhnen. In den quasi staatlichen/regionalen Pavillons, wo es Leistungsschauen gibt, mit denen Schulklassen über den Wert der Landwirtschaft informiert werden sollen, ist es vielleicht informativer, aber halt weniger lustig. Über die richtige Ausrichtung des Messeauftritts dürfte man sich auch im Österreich-Pavillon nicht mehr ganz im Klaren sein. War es früher eine Ehre, vertreten zu sein, ist heute die Freude, im Rahmen der Österreicher einen Messestand zu ergattern, nicht besonders groß. Alle Bundesländer mit Ausnahme von Wien sind vertreten, meist mit Käse-, Wurst und Speckspezialitäten. Ohne Zuschüsse vom Land würde man nicht mehr kommen, heißt es vielfach hinter vorgehaltener Hand. Ein Österreicher, der dort einen Verkaufsstand hat und den ganzen Tag Käse in kleinen Stückchen auf Tellern serviert, sagt, dass sich das ganze kaum rechnet: 2,5 Meter breit ist der Stand, der 4500 Euro für die ganze Messedauer kostet. Diese Kosten übernimmt sein Bundesland. Doch für die Fixkosten (Flug/ Aufenthalt/Verpflegung) muss er nochmals 5500 Euro rechnen: Da muss man schon viel Käse verkaufen, um das hereinzubekommen.
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Opposition ortet Desaster und fehlende Leidenschaft, FPÖ will Verfassungsgericht einschalten. Wien – 100 Tage sind vergangen, seit die Neuauflage der rot-grünen Wiener Stadtregierung am 24. November angelobt wurde – für die Rathaus-Opposition ein Anlass, Bilanz zu ziehen. Die ÖVP Wien begeht das Jubiläum mit drei Rücktrittsaufforderungen: Sie ergingen am Mittwoch an Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), SPÖ-Klubchef Christian Oxonitsch und Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Der Grund laut Landesparteichef Gernot Blümel: Oxonitsch – in seiner vormaligen Funktion als Stadtrat – und Wehsely seien für das Desaster rund um die Islam-Kindergärten verantwortlich. Und Vassilakou habe ihren vor der Wahl angekündigten Rücktritt bei einem Stimmenminus noch nicht wahrgemacht. Auch die Neos zogen am Mittwoch Bilanz. Was Landesparteichefin Beate Meinl-Reisinger am meisten vermisse, sei eine aktive und ehrliche Kommunikation beim Thema Flüchtlinge. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) müsse sich jede Woche in die Stadthalle stellen und die Bevölkerung über den Status quo informieren. Es sei zudem ein fatales Statement, weiterhin Schulden machen zu wollen, wie es Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) in ihrer Budgetrede im Herbst angekündigt hatte. Der Schuldenstand der Stadt – er liegt aktuell bei rund 5,8 Milliarden Euro – werde den Jungen auf den Kopf fallen, so die pinke Stadtparteichefin. Einen Seitenhieb gab es von ihr auch auf die Wahlrechtsreform, die die Koalition gerne als Errungenschaft von Rot-Grün II sieht: Sie haben eine ganze Legislaturperiode dafür gebraucht. Die Koalitionspartner legten den jahrelangen Streit um den mehrheitsfördernden Faktor – er wurde von 1 auf 0,5 gesenkt – erst kurz nach der Angelobung von Rot-Grün II bei. Die Stadtregierung, so Meinl-Reisinger, sei wie ein Mitarbeiter, der innerlich bereits gekündigt hat; es fehle die Leidenschaft. Diese sei sehr wohl vorhanden, und die Zusammenarbeit mit den Grünen funktioniere sehr gut, widerspricht man im SPÖ-Rathausklub – auch mit Blick auf die anfänglichen Streitigkeiten um die gegensätzliche Interpretation der Umsetzung des Lobautunnels: ein Zwist, der noch nicht aus der Welt sein dürfte. Die SPÖ will den Tunnel, die Grünen wollen eine bessere Alternative – doch wenn es diese nicht gibt? Darauf will der grüne Klubchef David Ellensohn im STANDARD-Gespräch keine Antwort geben. Das sei aktuell sowieso nicht das größte Problem der Koalition. Dieses sieht Ellensohn in den Herausforderungen der wachsenden Stadt und der Flüchtlingskrise, denen SPÖ und Grüne mit harter Regierungsarbeit begegnen würden – etwa mit der kürzlich beschlossenen Wohnbauoffensive. Die Kritik Blümels bezeichnete Ellensohn als Blödelei. Die Rathaus-ÖVP mache täglich Quatschaussendungen statt konkreter Vorschläge. Mit der geplanten Bauordnungsnovelle, die die temporäre Errichtung von Flüchtlingsquartieren erleichtern soll, reagiere die Stadt auf den steigenden Wohnbedarf. Der Wiener FPÖ, die deshalb am Mittwoch ankündigte, den Verfassungsgerichtshof einschalten zu wollen, stehe es frei, die Instrumente des Rechtsstaates zu nutzen, so Ellensohn.
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Allzu oft wird man als Seher vom Gefühl beschlichen, dass der Regisseur gesagt hat: "Ganz wunderbar, diese Anekdote! Aber gangert’s noch ein bissl authentischer?". Man trommle ein paar Prominente aus Musik, Theater, Funk und Farbfernsehen zusammen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, im gleichen Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen zu sein. Dann setze man sie an einen Heurigentisch und heiße sie, sich locker, spontan und frei von der Leber weg über ihren Hieb, ihr Grätzl, ihr Gasserl zu unterhalten. Man bedenke aber, dass es sich um eine ORF-Produktion handelt: Heraus kommen also G’schichtln, die eh recht nett und eh recht amüsant sind. Wobei eh und recht im Wienerischen Ausdruck des 50-Prozent-Superlativs sind. Passt also eh, mehr oder weniger halt. Allzu oft wird man als Seher vom Gefühl beschlichen, dass der Regisseur Halt, Stopp, Cut! gerufen und gesagt hat: Ganz wunderbar, diese Anekdote! Aber gangert’s noch ein bissl authentischer? Vielleicht mit einem kleinen, glucksenden Spontanlacher? Nach dem 23. Versuch passt dann die Szene. Oder a ned. Passt scho. Die Streifzüge der Protagonisten durch ihren Bezirk sind da schon um einiges unterhaltsamer; wenn etwa der Penzinger Schauspieler Reinhard Nowak (den man TV-habituell eher nach Sulz im Wienerwald, Hinterholz 8, verortet) am Bahnhof steht und bei der Berechnung von Pendlerzahlen würdevoll scheitert: 32 mal 200? Na, sehr vü hoid. Die Serie läuft schon länger, und so sind einige No-na-Highlights wie Favoriten und Simmering bereits abgehandelt. Daher bekommen jetzt auch Klagenfurt und Salzburg eine Chance. Und wer weiß, vielleicht widmet man sich bald dem Wiener Mikrokosmos: Denn so eine Battle of the Grätzls mit Rennbahnweg und Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, des warat scho wos.
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Von Stress bis zu Thrombosen und Einsamkeit: Englisch-schwedische Studie bewertet den Jetset-Lifestyle als alles andere als glamourös. Surrey/Lund – Der Begriff Jetset kam in den 1950er Jahren auf, als Linienflüge es ermöglichten, von einem schicken Ort zum nächsten zu reisen. Anders als heute im Billigflugzeitalter konnte sich das damals aber noch bei weitem nicht jeder leisten – wer dazu finanziell imstande war, der gehörte eben zum ebenso bewunderten wie beneideten Jetset. Das ist lange her, aber das damals geprägte Bild wirkt offenbar immer noch nach. Das beklagen englische und schwedische Forscher in einer aktuellen Studie. Das Team um Scott Cohen von der Universität Surrey konstatiert, dass herkömmliche Massenmedien ebenso wie die neuen sozialen Medien ein verzerrtes Bild von Fernreisen zeichnen: Ein hypermobiler Lebensstil werde immer noch mit höherem Status assoziiert. Was dabei weitestgehend unter den Tisch falle, sei die dunkle Seite von Fernflügen: Jetlag und Störung des Schlafrhythmus, erhöhtes Thromboserisiko und stärkere Strahlenbelastung, sowie Stress, Einsamkeit und die Trennung von Familien- und Freundesnetzwerken. Und das sind nur die medizinischen bzw. psychischen Auswirkungen – auf das Thema Umweltbelastung durch Vielfliegerei geht Cohen nur am Rande ein. In diesem Kontext scheint Hypermobilität von glamourös weit entfernt zu sein, resümiert Cohen. Die Forscher plädieren daher dafür, negative Langzeitauswirkungen des Viel- und Fernreisens stärker öffentlich zu machen. (red, 9. 8. 2015)
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Die Regierung in Wien ist sich einig: Bilder von der unkontrollierten Einreise Flüchtender will man nicht mehr sehen. Welche "baulichen Maßnahmen" nötig sind und wie sie heißen dürfen, bleibt offen. Am Anfang ging es um besondere bauliche Maßnahmen. Die gegen Abend zu festen technischen Sperren, mehrere Kilometer links und rechts des Grenzübergangs wurden. Eine Nacht darüber geschlafen, schon scheint vieles klarer: Natürlich geht es auch um einen Zaun, präzisierte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Mittwochfrüh. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) sprach nach dem Ministerrat trotzdem lieber von einem Türl mit Seitenteilen. Was das Ziel dieser wie auch immer genannten Baupläne sein soll, darin ist sich die Regierung jedenfalls einig: Wir wollen die Leute, die kommen, kontrollieren können, formuliert es Faymann. Für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ist mit Blick auf die Bilder vom Grenzübergang Spielfeld wichtig: Das Gefühl darf uns nicht beherrschen, dass ein Staat seine Souveränität aufgibt. Es ist eine Notwendigkeit, dass wir nicht den Eindruck erwecken, jeder spaziert, wie es ihm beliebt, über die Grenze. Gleichzeitig betont die Regierungsspitze: Es geht nicht darum, die Flüchtlinge aufzuhalten, sagt der Vizekanzler. Wir bauen keinen Zaun, wie ihn Ungarn gebaut hat, sagt der Kanzler. Man müsse vor allem die EU-Außengrenze stärker kontrollieren, sagen beide. Von einer Festung Europa, wie sie Mikl-Leitner errichten will, ist am Mittwoch keine Rede. Wie die baulichen Maßnahmen genau aussehen sollen? Faymann denkt an Container und Gitter, Mikl-Leitner will Experten zehn Tage planen lassen. Um die Situation in Österreich besser bewältigen zu können, sollen zudem mehr Polizisten zur Grenz- und Grenzraumsicherung eingesetzt werden. Dafür wird das Sicherheitspaket vorgezogen – macht tausend zusätzliche Polizisten. Insgesamt könnten bis zu 2000 zusätzliche Beamte zum Einsatz kommen. Auch Zivildiener und Bundesheersoldaten sollen verstärkt eingesetzt werden. Was die Kritik aus Deutschland am Vorgehen der österreichischen Behörden anlangt (siehe unten), verweist Faymann auf seinen engen Kontakt zu Kanzlerin Angela Merkel. Die Innenministerin beklagt den Rückstau von Flüchtlingen – entstanden, weil Deutschland zu wenige nimmt. Den Befund teil auch der Kanzler, allerdings: Dicht schaut anders aus. Würde Deutschland seine Grenze schließen, würde das eine humanitäre Katastrophe auslösen. Aber das hätten weder Deutschland noch Österreich vor. Man hat andere Pläne für die Grenze. Grüne und Neos halten davon wenig, die FPÖ fürchtet, dass das Vorhaben ohnehin löchrig wie Schweizer Käse sein werde. Für das Team Stronach ist alles ganz einfach: Merkel solle die Stopptaste drücken und den Flüchtlingsstrom beenden. Selbst der Bundespräsident hat für die Baupläne der Regierung Verständnis: Österreich sei an die Grenzen der Kapazitäten gestoßen, findet Heinz Fischer. Auch er will die Außengrenzen besser kontrollieren und eine gerechtere Verteilung innerhalb Europas. Das Außenministerium kündigt an, syrische Flüchtlinge in der Region mit weiteren 600.000 Euro zu unterstützen. Das UNHCR erhält 450.000 Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds, an das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen gehen 150.000 Euro.
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Würde direkter Post-Konkurrent – Manager für bestimmte Standorte in Stellenanzeigen gesucht. Der Post und Anbietern wie Hermes drohen durch Amazon Einbußen im Paketgeschäft. Der US-Internetriese will in europäischen Großstädten eigene vollautomatische Packstationen aufbauen, wie aus Stellenanzeigen des Unternehmens hervorgeht. In solchen Stationen könnten Kunden ihre Bestellungen abholen oder Retouren einstellen. Bislang erhalten Amazon-Kunden ihre Lieferungen auf Wunsch auch an die gelben Packstationen der Post oder in die Hermes-Paketshops. Mit einem eigenen Netz würde sich Amazon unabhängiger machen von den großen Paketdienstleistern. Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung über die Pläne berichtet, Amazon bestätigte die Pläne am Freitag nicht. Ein entsprechendes Angebot gibt es bereits in den USA und Großbritannien unter dem Namen Amazon Locker. Dort sind in zahlreichen Städten Packstationen in Betrieb. Sie stehen auf öffentlichen Plätzen, in Einkaufszentren oder Supermärkten. Amazon Deutschland wollte sich am Freitag nicht zu weiteren Plänen äußern. Amazon arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung neuer Services für den Kunden, sagte eine Sprecherin. Zu Amazon Locker in Deutschland habe das Unternehmen keine Ankündigung gemacht. In den Stellenanzeigen werden diverse Manager für die Standorte München, Paris und Luxemburg gesucht, die das Packstation-System aufbauen sollen. Amazon hat bereits einen Schritt zu mehr Unabhängigkeit unternommen. Im vergangenen Jahr eröffnete der Online-Händler in Olching bei München ein erstes Paketzentrum. Dort verteilen 130 Mitarbeiter Pakete für die Zustellung noch am gleichen oder am kommenden Tag. Die Auslieferung an die Kunden selbst übernehmen Amazon zufolge aber sechs lokale Logistikunternehmen. Amazon-Manager Bernd Schwenger hatte gesagt, weitere Verteilzentren in deutschen Metropol-Regionen seien denkbar. Die Post hatte darauf gelassen reagiert. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass in Deutschland der Aufbau einer eigenen flächendeckenden Transportlogistik vergleichbarer Qualität und ihr wirtschaftlicher Betrieb ein anspruchsvolles Vorhaben ist, hatte Post-Vorstand Jürgen Gerdes erst Anfang Dezember gesagt. Die Post profitierte in den vergangenen Jahren stark vom boomenden Online-Handel – immer mehr Verbraucher bestellen ihre Waren im Internet, die Bonner lieferten die Pakete dann an die Kunden aus.
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In Wattens zu hören sind u.a. Bilderbuch und Schmieds Puls. Zur Eröffnung trifft das Duo Attwenger auf symphonische Blasmusik. Es ist vielleicht die Antithese zu rot-weiß-roter Romantik à la Gabalier: Das Lied Kaklakariada des oberösterreichischen Duos Attwenger. Unumwunden wird da Kacke auf Landesflagge gereimt, und die klangliche Ähnlichkeit von Patrioten und Idioten wird hervorgekehrt. Ein Beitrag zur konstruktiven Diskussion ist das natürlich weniger. Als erste Tanzhilfe etwa nach Wahlen wirkt das 2002 veröffentlichte Lied aber immer noch durchaus kathartisch. Niemals jedoch sollte man den Fehler machen, das Gesamtwerk zu übersehen, dem diese Holzhammerhymne wider die Kleinkariertheit entstammt. Es ist eine Art von Dialektdadaismus, der Attwenger (gegründet 1990) auszeichnet. Mit Schlagzeug, Akkordeon und bisweilen Elektronik brauen Hans-Peter Falkner und Markus Binder hypnotische Strudel, in denen sich Mundartphrasen in bloßen Klang auflösen, während Volksmusikversatzstücke ein erstaunliches Punk-Potenzial zeigen. Um die Entgrenzungsenergien symphonischer Blasmusik geht es Attwenger indes, wenn heute Abend das Festival fmRiese in Wattens eröffnet wird: Dort werden Binder und Falkner nämlich gemeinsam mit der 55-köpfigen Swarovski-Musik Wattens auf der Bühne stehen. Und wenn sich das Duo im Laufe einer 25-jährigen Karriere auch viele Genres angeeignet hat, so wartet damit eine neue Erfahrung. Präsentiert werden Tracks von den jüngeren Alben Flux und Spot, aber auch Stücke frisch aus dem Proberaum. Zweiter Eröffnungsact des auch ansonsten recht wohlsortierten dreitägigen Festivals, das Kurator Christof Dienz heuer unter das Motto Pop here. Pop now. gestellt hat, ist der Wiener Synthesizer-Zappelphilipp Dorian Concept, der seine elektronischen Stücke gemeinsam mit dem Jazzwerkstatt Wien New Ensemble akustisch interpretiert. Headliner am Samstag sind dann Bilderbuch (!) neben Schmieds Puls, bevor am Sonntag das Wiener Gemüseorchester – gespielt wird hier nur auf Instrumenten, die aus Gemüse gebaut sind, etwa ausgehöhlten Zucchini – nicht nur zum Konzert, sondern auch zu Workshops für die ganze Familie lädt.
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Kern fordert in seiner Antrittsrede Visionen statt Populismus und Stillstand – was er genau will, verrät er aber nicht. Wien – Christian Kern ist ein Renner, nicht nur im Kreis der Genossen. Wie ihm seine Frau beim Frühstück erzählt habe, hat fast eine Million Menschen das auf Facebook gestellte Video von seinem ersten Auftritt geliked und geteilt, berichtet er – und ich habe den Eindruck, das waren nicht nur Familienmitglieder und Freunde aus der ÖBB. Doch so viel Sympathie bringe auch eine Verpflichtung mit sich, fügt Kern an und nimmt Anleihe bei Sisyphus: Es geht darum, einen Stein an die Spitze zu rollen. Nachdenklich gibt sich Christian Kern, als er zu seiner ersten Rede als frisch angelobter Bundeskanzler vor die Abgeordneten im Nationalrat tritt. Er beschwört zwar den Optimismus, der die schlechte Laune, diese Wachstumsbremse schlechthin, vertreiben soll, spricht aber auch von absehbaren Fehlschlägen und Frustrationen. Ja, ein Scheitern sei möglich, sagt Kern, aber wenn, dann werden es die richtigen_Motive sein, aus denen wir scheitern. Was er garantieren könne: Dass wir mit jeder Faser unseres Wollens, dass wir mit unserer gesamten Leidenschaft und mit jeder Minute unseres Denkens versuchen werden, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken. Doch welche Dinge will der neue Regierungschef in welche Richtung lenken? Die Antworten in Kerns weitgehend vom Blatt gelesenen, aber angesichts der handschriftlichen Notizen offenbar selbst verfassten Rede, beschränken sich auf Grundsätze. Weltoffenheit statt geistiger Verengung, Zukunftsglauben statt Hoffnungslosigkeit propagiert der designierte SPÖ-Vorsitzende, er will den Markt so weit wie möglich gewähren und den Staat so weit wie nötig intervenieren lassen. Ein Zitat, das dem einstigen Bundeskanzler Franz Vranitzky unterstellt wird (wer Visionen hat, braucht einen Arzt), dreht Kern um: Den Arzt brauche im Jahr 2016 derjenige, der keine Visionen habe. Die Gesellschaft dürfe Kinder nicht zu Verlierern machen, weil sie den falschen Vornamen tragen oder von den Eltern nicht gefördert werden, sagt der Redner – ein Plädoyer für die Gesamtschule? Kern nimmt das Wort nicht in den Mund. Vom Wohlstandszuwachs im Land dürfe nicht nur eine kleine Minderheit profitieren – ein Bekenntnis zu Vermögenssteuern? Kern lässt es offen. In der EU müsse es mehr Spielraum für öffentliche Investitionen geben – ein Angriff auf die strengen Sparvorgaben? Kern konkretisiert es nicht. Für die Unverbindlichkeit bietet die Ansprache eine Begründung. Mein Verständnis ist es nicht, dass wir über Dogmen, Doktrinen und fertige Konzepte reden, sagt Kern den Abgeordneten, mein Verständnis ist, dass wir eine offene Diskussion führen. Diese habe er in der jüngeren Vergangenheit vermisst: Inhalt sei durch taktischen Opportunismus ersetzt worden, oft gehe es nur mehr darum, wer mit einem Siegerlächeln das Schlachtfeld verlässt. Vieles mehr hat Kern am Status Quo der Politik zu bekritteln, ausführlich breitet er das Sündenregister aus. Keine generelle Politikverdrossenheit, aber Ärger über jene Kapselpolitik, die an den tatsächlichen Sorgen der Menschen vorbeilaufe, habe sich breitgemacht, und natürlich das Gefühl des Stillstandes. Betrachte man die Leistungen von Regierung und Parlament im Detail, dann müsse man diesem Eindruck vielfach widersprechen, räumt Kern ein, doch angesichts der flachen pragmatischen Lösungen seien die Zukunftsbilder abhanden gekommen: Es ist nicht mehr klar, wohin wir unser Land führen wollen. In dieses geistige Vakuum kriecht umso leichter das Vorurteil und die billige Pointe. Einen Ruck will Kern in Österreich auslösen, um den Populismus in die Schranken zu weisen: Ab heute läuft der Countdown um die Menschen und Herzen in unserem Land. Die Freiheitlichen klatschen im Gegensatz zu Grünen und Neos demonstrativ nicht, doch vom Nachbarn auf der Regierungsbank fällt die Reaktion herzerwärmend aus. Ich will antwortet Vizekanzler Reinhold Mitterlehner auf die Erneuerungsappelle und ergänzt mit Geste in Richtung ÖVP-Ministerriege: Ich glaube, unsere Seite will auch. Allerdings brauche die Regierung die Selbstgeißelung nicht übertreiben, denn für das schlechte Image der Politik sei nicht sie allein verantwortlich. Mitterlehner, mit mahnendem Blick ins Plenum: Auch die Opposition ist Teil des Bildes, dass wir abgegeben haben. Um die Ehre der Koalition zu retten, unternimmt Mitterlehner noch einige Exkurse in die eigene Leistungsbilanz, ehe er Kern eine Weisheit mit verpackter Warnung mitgibt. Jedem Neuen wohnt ein Zauber inne, sagt Mitterlehner, der in der öffentlich-medialen Wahrnehmung rasch vom schneidigen Django zum Platzhalter mit Ablaufdatum abgestiegen war: Ich habe das selbst erlebt.
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Kampf um die Klimaanlage: Das anhaltende Erbe des dänischen Ingenieurs Povl Ole Fanger. Er ist seit fast neun Jahren tot, aber laut einem Artikel in Science trägt er die Schuld – oder zumindest einen maßgeblichen Teil – daran, wenn Ihnen im Büro ständig kalt ist. Und zwar besonders, wenn Sie eine Frau sind. Die Rede ist von Povl Ole Fanger, einem dänischen Ingenieur, der in den 1960er-Jahren ein Modell für die ideale Innentemperatur in Bürogebäuden entwickelte, das immer noch vielerorts zur Anwendung kommt. Sein Idealwert von 21 Grad Celsius war jedoch für den typischen Büroangestellten seiner Zeit ausgelegt: Weniger leger gekleidet als heute und vor allem männlichen Geschlechts. Da Männer im Schnitt einen schnelleren Metabolismus als Frauen haben, wird ihnen nicht so leicht kalt. An dieser Stelle kontrolliere jeder selbst, auf welcher Seite des täglichen Kampfs um die Klimaanlageneinstellung sich mehrheitlich Männer beziehungsweise Frauen sammeln – auch wenn solchen Erfahrungen natürlich nur anekdotische Evidenz zukommen kann. Zwei Forscher der Universität Maastricht, Wouter van Marken Lichtenbelt und Boris Kingma, glauben nun einen besseren Richtwert gefunden zu haben, und berichten darüber in Nature Climate Change. Durch Messungen der biophysikalischen Daten von Männern und Frauen kamen sie auf einen Idealwert von 24 Grad Raumtemperatur. Danach sollten ihnen zufolge – im Gegensatz zur sexistischen Einstellung bisheriger Thermostate – Bürogebäude ausgerichtet werden, um möglichst große wärmeneutrale Zonen zu schaffen, die für beide Geschlechter erträglich sind.
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Finanzminister Söder kann im April 1,3 Milliarden Euro verbuchen, damit wären vier von fünf Milliarden Euro abgestottert. München – Die BayernLB will 1,3 Milliarden Euro an die bayerische Staatskasse zurückzahlen, mit denen das Finanzministerium der Bank unter die Arme gegriffen hatte. Die Europäische Zentralbank hat der Rückzahlung zugestimmt, wie Bank und Finanzministerium am Mittwoch erklärten. Das Geld soll nach Angaben von Finanzminister Marus Söder (CSU) in die Rücklage fließen – das Sparguthaben der Staatsregierung. Die geplante Milliardenüberweisung hängt mit dem Vergleich zusammen, auf den sich Bayern und Österreich im vergangenen Jahr nach einem jahrelangen Streit um BayernLB-Kredite in der ehemaligen Tochter Hypo Alpe-Adria (jetzt Heta) geeinigt haben. Die Österreicher zahlen 1,23 Milliarden Euro ausstehender Altschulden der früheren Kärntner Tochterbank Hypo Alpe Adria an die BayernLB zurück. Dieser Vergleich hat eine lange Vorgeschichte: Die Übernahme der maroden Hypo Alpe Adria hatte der BayernLB von 2007 bis 2009 Milliardenverluste beschert. Die Landesbank war bereits im Zuge der Finanzkrise an den Rand der Pleite geraten und wurde von der Staatsregierung mit einem Zehn-Milliarden-Euro-Kredit gerettet. Im April kann Bayerns Finanzminister Markus Söder nun zusätzliche 1,3 Milliarden Euro im Haushalt verbuchen, wie das Ministerium und die Bank am Mittwoch mitteilten. Dann hat das Institut vier von ursprünglich fünf Milliarden Euro an Rückzahlungsverpflichtungen erfüllt. Die BayernLB plant Finanzkreisen zufolge, die offene Summe noch 2016 abzustottern – drei Jahre früher als von der EU-Kommission verlangt. Die 1,3-Milliarden-Tranche, die nun von den Aufsehern der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigt wurde, ist dabei ein wichtiger Schritt. Die BayernLB wird weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die letzte noch ausstehende Rückführung von einer Milliarde Euro vor dem zur Beendigung des EU-Verfahrens vereinbarten Termin im Jahr 2019 zu leisten, erklärte das Institut. Wenn das Verfahren abgeschlossen ist, würden Auflagen der EU-Kommission wegfallen und die Bank könnte auch außerhalb Deutschlands wieder mehr Geschäft machen. Die Bank würde damit einen langwierigen Anpassungsprozess abschließen und könnte sich voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, sagte Moodys-Analyst Swen Metzler der Nachrichtenagentur Reuters. Dort sind die Aussichten gut. Söder, der als möglicher Nachfolger von Ministerpräsident Horst Seehofer gilt, würde damit einen doppelten Erfolg verbuchen: Neben dem vorzeitigen Geldsegen für den bayerischen Haushalt könnte die landeseigene Bank, befreit von EU-Fesseln, eine wichtigere Rolle in der Branche spielen. Die BayernLB verzockte sich in der Finanzkrise mit US-Wertpapieren und der Übernahme der Hypo Alpe Adria und wurde 2008 mit zehn Milliarden Euro vom Freistaat gerettet. Als Ausgleich verdonnerte die EU-Kommission das Institut 2012, zu schrumpfen und fünf Milliarden Euro an das Land zurückzuzahlen. Die ausstehenden 2,3 Milliarden will das Geldhaus eigenen Angaben zufolge begleichen, indem es Stille Einlagen an den Freistaat zurückgibt. Diese zählen nicht mehr zum harten Kernkapital (fully loaded), so dass diese Kapitalquote durch die Rückzahlung nicht belastet wird. Ende September lag sie bei 11,1 Prozent. Die nun angekündigte 1,3-Milliarden-Tranche soll verbucht werden, nachdem der Aufsichtsrat am 14. April den Jahresabschluss offiziell genehmigt hat. Öffentlich vorlegen will die Bank ihre Jahresbilanz bereits am 17. März. Die BayernLB überweist den Löwenanteil der Tranche nicht direkt an den Freistaat. Stattdessen wird der Betrag mit den Transaktionen verrechnet, die Bayern, Österreich und das Hypo-Alpe-Adria-Nachfolgeinstitut Heta im Rahmen ihres milliardenschweren Vergleichs planen.
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New Yorker Kollegen ließen sich bereits vom Tanzfieber anstecken. Ein Video mit tanzenden neuseeländischen Polizisten hat das Internet gestürmt und Beamte weltweit zum Mitmachen aufgefordert. Der Clip wurde bei Facebook innerhalb von 24 Stunden mehr als elf Millionen mal angeklickt und zehntausendfach geteilt, wie Neuseelands Polizei am Mittwoch mitteilte. In dem Video ist zu sehen, wie die Beamten mit einem Streifenwagen in eine Tiefgarage fahren und anschließend zum Song My Boo der Ghost Town DJs tanzen. Auf Facebook forderten die Polizisten andere Kollegen auf, bei der Running Man Challenge mitzumachen. Beamte in New York nahmen die Herausforderung an und posteten auf ihrer Facebook-Seite ebenfalls ein Video zu dem Song. Darin tanzen die US-Cops mit Schülern vor der Brooklyn Bridge. Mit dem Running Man Challenge-Clip will die neuseeländische Polizei für ihren Beruf begeistern. Als erstes hatten zwei US-Schüler ein Tanzvideo zu dem Song online gestellt.
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Deutschsprachige Mitarbeiter sollen Problematik besser bearbeiten, berichtet der Spiegel. Facebook wird deutschsprachige Hasspostings ab sofort von einem Team in Berlin überprüfen lassen. Ein Drittanbieter – die zu Bertelsmann gehörende Arvato – soll diese Aufgabe übernehmen. Mehr als hundert Mitarbeiter sollen einlangende Meldungen prüfen und eine etwaige Löschung veranlassen. Facebook bestätigte die Meldung des Spiegel und verspricht ein noch effektiveres Bearbeiten von problematischen Inhalten. Rassismus, Sexismus und Gewaltandrohungen sind gemäß der Facebook-Gemeinschaftsregeln verboten. Dennoch beklagten Politik, Nutzer und zivilgesellschaftliche Initiativen in den vergangenen Monaten einen drastischen Anstieg von Hetze auf Facebook. Sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel thematisierte die Problematik auf einer UNO-Konferenz, auf der sie mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg zusammentraf. Zuckerberg versprach damals, sich um das Problem kümmern zu wollen. In Österreich drohte unter anderem Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) mit einem Verfahren gegen Facebook, sollten von der Staatsanwaltschaft gemeldete Postings nicht gelöscht werden. Auch die Grünen prüfen rechtliche Schritte gegen das soziale Netzwerk. Hasskommentare in deutscher Sprache wurden bislang in der Europazentrale im irischen Dublin überprüft. Allerdings gab es große Zweifel, ob tatsächlich Muttersprachler die Einträge kontrollierten, da zahlreiche eindeutige Postings nicht gelöscht wurden.
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In Großbritannien wurden fünf Männer verurteilt, weil sie über 2.500 Filme illegal verbreitet haben. In Großbritannien wurden vergangene Woche fünf Männer wegen Urheberrechtsverletzung zu jeweils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Anklage warf ihnen unter anderem vor, ihre Identitäten verschleiert zu haben. Aus den Gerichtsunterlagen, die Torrentfreak vorliegen, geht hervor, wie die Ermittler der Filmindustrie von einfachen Usernamen zu den richtigen Wohnadressen kamen. Die Antipirateriegruppe Federation Against Copyright Theft (FACT) hat demnach drei Jahre gegen die Männer ermittelt. Verhaftet wurden sie laut FACT bereits 2013, danach auf Kaution freigelassen. Die Briten standen hinter mehreren Gruppen, die laufend urheberrechtlich geschützte Filme im Netz veröffentlicht hatten. Laut der Antipirateriegruppe sollen sie über 2.500 Filme wie Argo, The Avengers oder James Bond: Skyfall verbreitet haben. Die Filme seien millionenfach heruntergeladen worden. Sahil R. wurde beispielsweise enttarnt weil er mit einem User-Namen, den er auf einer Torrent-Seite verwendet hatte unter anderem auch im Forum eines Online-Händlers genutzt hatte. Dort hatte er seinen richtigen Namen genannt. Seinen verschiedenen User-Profilen auf der Torrent konnten zahlreiche Filme-Uploads zugerechnet werden. Auch ein Account bei der Foto-Plattform PhotoBucket wurde unter den gleichen Nutzernamen entdeckt. Als die Ermittler auf den richtigen Namen gestoßen waren, nutzten sie Facebook, um den Arbeitsplatz von Sahil R. ausfindig zu machen. Über eine Kreditauskunftfirma konnte die Wohnadresse des Mannes ermittelt werden. Der Verurteilte Reece B. wiederum nutzte bei den Uploads seinen echten Nachnamen in Kombination mit seinem Geburtsjahr als Usernamen. Zudem hatte er in einem Posting den Namen Ria genannt. Über die Kreditauskunftfirma konnte FACT wieder die Adresse ausfindig machen. Die Ermittler gingen richtig davon aus, dass der Username Nachname und Geburtsjahr enthielt und suchten dann nach Verbindungen zu einer Person namens Ria. So fanden sie die richtige Wohnadresse von B. Graeme R. nutzte ebenfalls einen Usernamen, der auf seinen echten Nachnamen schließen ließ. Bei den Encoding-Informationen der Filme gab er zudem eine Hushmail-Kontaktadresse an, die er auch auf seinem Facebook-Profil verwendet hatte. Dort bezeichnet er sich selbst als Encoder. Auf seine Adresse stießen die Ermittler über das Wählerverzeichnis. Auch bei Ben C. sahen sich die Ermittler die Dateiinformationen an und stießen auf einen Nutzernamen, der ebenfalls seinem Nachnamen ähnelte, sowie auf eine Live.com-Email-Adresse. Die gleiche Adresse gab C. auf Facebook an. Wieder konnte die Wohnadresse mithilfe der Kreditauskunftei ermittelt werden. Der fünfte im Bunde, Scott H., war bei seinem Usernamen weniger achtlos. Allerdings entdeckte FACT auch hier eine Live.com-Mailadresse in den Infos zum Encoding der Filme. H. hatte die Adresse auch in einem Forum eines Kabelanbieters verwendet. Das Unternehmen dürfte bekannt gegeben haben, dass es sich bei dem Kunden um die Mutter von H. handelte. Erneut fand FACT die Wohnadresse mithilfe der Kreditauskunftfirma heraus, da H. und seine Mutter im selben Haus lebten. Die Angeklagten wurden demnach ausgeforscht, weil sie teilweise Usernamen ähnlich ihren richtigen Namen verwendeten, damit in mehreren Foren unterwegs waren und auf mehrfach genutzte E-Mail-Adressen setzten. Die Ermittler mussten so nur nach diesen Angaben suchen, konnten Verbindungen zwischen den verschiedenen Filmuploadgruppen herstellen und stießen mithilfe privater Unternehmen auf die richtige Wohnadresse.
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Zahl der Fluchtversuche am Eurotunnel zurückgegangen. London/Calais/Paris – Angesichts der Flüchtlingskrise am Eurotunnel haben Frankreich und Großbritannien Unterstützung der anderen EU-Staaten verlangt. Die Welt leide unter einer globalen Flüchtlingskrise – diese könne aber nicht von Frankreich und Großbritannien allein geschultert werden, erklärten der französische Innenminister Bernard Cazeneuve und seine britische Amtskollegin Theresa May am Sonntag. Für Paris und London habe das Vorgehen gegen illegale Grenzübertritte am Ärmelkanal oberste Priorität. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die in der französischen Sonntagszeitung Journal du Dimanche sowie im britischen Sunday Telegraph veröffentlicht wurde, appellierten Cazeneuve und May an die europäische Solidarität: Viele von denen in Calais, die versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren, sind durch Italien, Griechenland oder andere Länder gekommen, schrieben sie. Die Krise müsse da in Angriff genommen werden, wo sie anfange: Es müsse die Zahl der Migranten reduziert werden, die von Afrika nach Europa kommen. In den beiden Textversionen gab es leichte Differenzen. So heißt es in der französischen Version, London und Paris arbeiteten Hand in Hand mit den anderen Staaten der EU für eine Lösung. In der englischen Version heißt es, London und Paris würde andere Mitgliedstaaten – und die EU als Ganzes – drängen, das Problem an der Wurzel anzugehen. 2.000 Fluchtversuche pro Nacht Seit Wochen versuchen nahe dem nordfranzösischen Calais immer wieder Migranten, nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Güterzügen nach Großbritannien zu gelangen. Mitunter wurden pro Nacht 2.000 Fluchtversuche registriert. Diese Situation anzugehen, ist die oberste Priorität für die Regierungen Großbritanniens und Frankreich, erklärten Cazeneuve und May. Beide Regierungen seien entschlossen, das Problem gemeinsam zu lösen. Unsere Straßen sind nicht mit Gold gepflastert, erklärten sie und fügten hinzu, dass aus beiden Ländern derzeit pro Monat rund 200 Migranten abgeschoben würden. Nach einem Treffen mit Cazeneuve am Dienstag hatte May angekündigt, umgerechnet zehn Millionen Euro zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Frankreich schickte 120 zusätzliche Polizisten nach Calais, insgesamt sind dort nun 550 Beamte im Einsatz. Diese Maßnahmen seien ein klares Signal, erklärten die Minister. Auch am Wochenende registrierten die Behörden in Calais Hunderte Fluchtversuche, doch nach der Verstärkung des Sicherheitsaufgebots waren es weniger als zuvor. In der Nacht auf Samstag wurden laut Polizei etwa 300 Fluchtversuche registriert, in der Nacht auf Sonntag 400. Alleine in der Nacht auf Freitag waren es noch etwa 1.000 gewesen. Seit Juni gab es bei solchen Versuchen mehrere Tote. Laut einer Eurotunnel-Sprecherin war der Tunnel in der Nacht auf Sonntag fünf Stunden lang gesperrt. Die Flüchtlinge hätten offenbar ihre Strategie geändert und seien nun in größeren Gruppen unterwegs gewesen, die schwerer zu kontrollieren seien. Unbehagen angesichts der Aufrüstung Die Lage in Calais erhitzt in Frankreich immer mehr die Gemüter, wobei sich der Zorn vor allem gegen die britische Regierung richtet. Der Oppositionsabgeordnete der konservativen Partei Die Republikaner, Xavier Bertrand, warf Premierminister David Cameron im Journal du Dimanche vor, das Problem nicht ernst zu nehmen. Mit Geld allein sei dieses nicht zu lösen. London müsse seine Gesetze ändern, die es möglich machten, ohne Papiere in Großbritannien zu arbeiten. Bertrand will Regionalpräsident in der Region um Calais werden. Auch die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, warf London vor, die Franzosen mit dem Problem allein zu lassen. Die Parteikollegin von Bertrand äußerte im Gespräch mit AFP zugleich Unbehagen angesichts der Aufrüstung mit immer mehr Beamten, Spürhunden und Zäunen. Der französische Präsident Francois Hollande hatte am Freitagabend mit Cameron telefonisch über die Lage beraten. Zuvor hatte er gesagt, Frankreich komme seiner Verantwortung nach, könne dies aber nicht allein tun. (APA/AFP, 2.8.2015)
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Verletzungen deuten laut Polizei auf Absturz hin – Obduktion angeordnet. Zirl – Am Fuß der Martinswand bei Zirl in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land) haben drei deutsche Kletterer am Freitagvormittag eine männliche Leiche gefunden. Verletzungen am Kopf der Leiche würden auf einen Absturz des Mannes hindeuten, sagte ein Sprecher der Polizei gegenüber der APA. Eine Obduktion wurde angeordnet. Die drei Kletterer aus Deutschland hätten einen starken Geruch wahrgenommen. Als sie diesem nachgingen, hätten sie im Einstiegsbereich einer Kletterroute die bereits teilweise verweste Leiche gefunden. Wie lange der Tote dort bereits gelegen hat, könne man jedoch noch nicht einschätzen, meinte der Polizist. Nähere Hinweise zur Identität der Leiche konnte die Exekutive vorerst keine machen. Die ersten Obduktionsergebnisse wurden für Montag erwarten.
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Faymann bestellt neuen Bundesgeschäftsführer und schickt auch Pressesprecher in die Löwelstraße. Der Nachfolger von Norbert Darabos als Bundesgeschäftsführer der SPÖ heißt Gerhard Schmid. In der Öffentlichkeit und auch innerhalb der SPÖ ist Schmid noch weitgehend unbekannt, er ist allerdings ein enger Vertrauter des Bundeskanzlers. Werner Faymann hatte Schmid 2007 in das Kabinett des Verkehrsministers geholt, seit 2008 ist Schmid Mitarbeiter im Kabinett im Bundeskanzleramt, im Jänner 2015 machte ihn Faymann dort zum stellvertretenden Kabinettschef. Schmid kommt aus der Wiener SPÖ, er ist in der SPÖ Hietzing engagiert, wo er erst Vorsitzender der Sozialistischen Jugend und seit April 2011 schließlich Bezirksparteivorsitzender war. Offenbar hat Faymann bewusst jemand aus der Wiener Sozialdemokratie gesucht, um auch den Wiener Bürgermeister Michael Häupl zu befriedigen, der im Oktober Landtagswahlen zu bestreiten hat. Noch bevor Faymann Schmid gefragt hat, waren etliche in der SPÖ, die auch für diesen Job infrage gekommen wären, in Deckung gegangen. In der jetzigen Situation den Parteimanager in der Löwel-straße zu machen, galt vielen als Himmelfahrtskommando. Der drohende Verlust der SPÖ in Wien sowie die unsichere Zukunft von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Faymann ließen potenzielle Kandidaten schon im Vorfeld abwinken. Die berufliche Laufbahn von Norbert Darabos, der jetzt als Landesrat nach Eisenstadt übersiedelt und sich nachsagen lassen muss, äußerst biegsam und meinungsflexibel zu sein, hatte dazu geführt, dass das Renommee des Jobs als Parteimanager schließlich erheblich beschädigt wurde. So hatte Darabos die Freiheitlichen zuerst massiv bekämpft, die Koalition der SPÖ mit der FPÖ im Burgenland dann aber als einer der ersten Bundespolitiker als gelungenes Experiment bezeichnet. Faymann bezeichnete Schmid als besten Mann für diesen Job. Dieser sei seit fast vierzig Jahren ein wichtiger und engagierter Mitstreiter der österreichischen Sozialdemokratie und habe sich im Rahmen seiner vielseitigen Tätigkeiten stets für ein soziales und friedliches Zusammenleben aller Menschen eingesetzt. Schmid selbst erklärte, es sei ihm eine Ehre und große Freude, die Geschäftsführung jener Partei zu übernehmen, für die er seit Jahrzehnten mit vollem Herzen tätig sei. Faymann dankte er für das Vertrauen. Offiziell bestellt wird Schmid erst im Bundesparteivorstand am 3. Juli. Neu besetzt wird auch der Posten des Kommunikationschefs in der SPÖ: Matthias Euler-Rolle, bisher neben Susanna Enk Pressesprecher von Bundeskanzler Faymann, wird künftig nach außen hin kommunizieren. Peter Slawik bleibt Chef der SK (Sozialistischen Korrespondenz). Euler-Rolle, der als Radiomoderator arbeitete und bis 2014 Programmchef des Wiener Privatradiosenders 98.3 Superfly war, wurde 2014 von Kanzleramtsminister Josef Ostermayer als Pressesprecher für die Bereiche Kunst und Kultur geholt, ehe er im Jänner 2015 zu Faymann wechselte.
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Nachrichtenportale wie "Russia Today" und "Sputnik" und bezahlte Kampfposter sollen die Stimmung manipulieren. Als neugegründetes globales Medienprojekt hat sich das Onlineportal Sputnik im November vorgestellt. In mehr als dreißig Sprachen – darunter Arabisch, Deutsch, Chinesisch und Hindi – will die Website dem Publikum im Ausland einen russischen Blick auf das Weltgeschehen ermöglichen. Diesem fallen zum Beispiel angebliche Straftaten durch Flüchtlinge ins Auge: Sputnik Deutsch berichtete in ganzen sieben Artikeln über eine Bar im oberösterreichischen Bad Ischl, die Asylwerbern pauschal den Zutritt verboten hatte. Als Begründung führte die Bar angebliche Übergriffe auf eine Kellnerin an. Auch in der englischen und der chinesischen Edition der Nachrichtenseite wird dem Vorfall in Bad Ischl Aufmerksamkeit geschenkt. Das ist auf Sputnik kein Einzelfall: Fast ausschließlich betreffen die Nachrichten über Österreich die Flüchtlingskrise und die aus russischer Perspektive deshalb erhöhte Terrorgefahr. Außerdem wird jede Beschwerde von heimischen Wirtschaftstreibenden oder Politikern über die EU-Sanktionen gegen Russland lautstark weiterverbreitet. Einzig ein Bericht über ein Ufo, das angeblich während der Silvesternacht im Mostviertel gesichtet wurde, sticht thematisch hervor. Ein Blick auf das verwandte Portal Russia Today, das Fernsehsendungen auf Englisch, Arabisch, Spanisch und Deutsch ausstrahlt, bestätigt diese Themenschwerpunkte. Prominent wird dort über jenen 20-jährigen Iraker berichtet, der Anfang Dezember in einem Wiener Schwimmbad einen zehnjährigen Buben vergewaltigt hatte. Unser Ziel ist es, eine Gegenöffentlichkeit herzustellen sowie Medienmanipulationen aufzuzeigen, schreibt Russia Today auf seiner Website. Offenbar sind es für Russia Today zurzeit kriminelle Flüchtlinge, die in der nichtrussischen Öffentlichkeit zu wenig thematisiert werden. Wer in den Foren westlicher Medien mitliest oder rechtspopulistische Diskurse im Netz verfolgt, erkennt, dass ein gewisser Prozentsatz der Bürger tatsächlich den Eindruck hat, Medien würden kritische Meldungen über Flüchtlinge unterdrücken oder übersehen. Genau diese Menschen sind offenbar Zielgruppe der russischen Medienportale. Doch was bezweckt Moskau damit, westliche Medien zu diskreditieren? Um die russische Strategie besser zu verstehen, ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig. Zwar sind sowohl Russia Today als auch Sputnik auf den ersten Blick neue Unternehmungen – beide stehen unter der Kontrolle der russischen Regierung –, doch die dahintersteckenden Strategien und Strukturen wurzeln in der Sowjetzeit. Sputnik ging etwa aus dem Radiosender Stimme Russlands hervor. Prinzipiell handelt es sich um ein altes Tool, sagt der Historiker Oliver Rathkolb zum STANDARD. Er verweist auf Mittel wie Freundschaftsgesellschaften und Journale, mit denen die Sowjetunion schon in der Zwischenkriegszeit für kremlfreundliche Stimmung sorgen wollte. Im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg setzt sich das dann fort, nun wurde es abgesteckt auf das Digitale, sagt Rathkolb. Die russischen Geheimdienste haben die Gefahren, aber auch Chancen durch das Internet schon früh erkannt. Der FSB, der sich um innere Sicherheit kümmern soll, entwickelte in den 1990er-Jahren ein Modell zur umfassenden IT-Überwachung. Spätestens 1999 hatte der FSB bei allen russischen Internetprovidern Geräte zum Absaugen der Kommunikationsinhalte installiert, wie die Journalisten Andrej Soldatow und Irina Borogan in ihrem 2015 erschienenen Buch The Red Web offenlegten. Im Inland herrsche eine strikte Überwachung, sagte Soldatow im Interview mit dem STANDARD. Zu Beginn der Überwachungsreformen an der Spitze des FSB: der heutige Präsident Wladimir Putin, der im vergangenen Jahr die Überwachungsmaschine noch einmal verschärfte. Seit August müssen sich etwa alle Blogger mit mehr als 3.000 Anhängern staatlich registrieren. Putin mochte das Internet nie besonders. Legendär ist sein Ausspruch, es handle sich beim WWW um eine Erfindung der CIA. Früh erkannte der ehemalige Geheimagent, dass sich Dissidenten über das Internet austauschen und zusammenschließen konnten. Eine Zeitlang galten soziale Medien in Russland als Domäne der Opposition. Überwachung allein würde nicht ausreichen, um die kritischen Stimmen zum Schweigen zu bringen, erkannte der FSB. Deshalb griff er in den späten 2000er-Jahren auf eine weitere vom KGB perfektionierte Strategie zurück: die Öffentlichkeit durch Desinformation zu verwirren und Gegner durch Gerüchte zu verleumden. Diese Aufgabe übernahmen anfangs kremltreue Jugendorganisationen wie Nashi, die mit gefälschten Profilen in die Meinungsschlacht auf Facebook, Twitter und ihren russischen Pendants wie Vkontakte zogen. Nach der Parlamentswahl 2011, als hunderttausende Bürger gegen die Wiederwahl von Putin protestierten, wurden die Propagandabemühungen zunehmend professionalisiert. Mittlerweile soll ein Großteil der prorussischen Kampfposter bei der Internet Research Agency in St. Petersburg beschäftigt sein. Mehrere russische wie auch westliche Medien konnten durch Gespräche mit Aussteigern Einblick in die Arbeitsweise der bezahlten Stimmungsmacher erlangen: Allein in St. Petersburg sollen rund 400 Mitarbeiter mit Onlinemanipulation beschäftigt sein. Ihre Spuren verwischen die Kampfposter durch den Einsatz von sogenannten Proxys, die einen anderen Standort simulieren. Innerhalb der Agency herrscht Arbeitsteilung: Einige Mitarbeiter erstellen gefälschte Profile, andere kommentieren damit in sozialen Medien und Foren. Eine ehemalige Kampfposterin berichtete der New York Times, sie habe täglich fünf politische und zehn allgemeine Kommentare absetzen sowie 200 Interaktionen mit Beiträgen ihrer Kollegen durchführen müssen. Jeden Morgen bekämen die Mitarbeiter der Agency detaillierte Leitlinien, wie sie zu welchen Themen Stellung beziehen müssen. Woher diese Anweisungen stammen, ist unklar. Mehrere Journalisten haben unabhängig voneinander herausgefunden, dass die Internet Research Agency offiziell von einem Geschäftsmann namens Jewgeni Prigoschin geführt wird. Er trägt den Spitznamen Putins Koch, da er in der Cateringbranche tätig ist und seit Jahren den Kreml beliefert. Eine Journalistin der Zeitung Nowaja Gaseta, die undercover bei der Internet Research Agency gearbeitet hat, konnte eine Managerin von Prigoschins Restaurantkette als Leiterin der Propagandabemühungen identifizieren. Diese Angestellte war wiederum zuvor von Prigoschin zur Nowaja Gaseta geschickt worden, damit sie sich als Journalistin ausgeben und das regierungskritische Blatt ausspionieren konnte – eine reichlich kuriose Aufgabenstellung für jemanden, der offiziell nur in der Gastronomie tätig ist. Voll angelaufen ist die Propagandamaschine zu Beginn der Ukraine-Krise. Die Annexion der Krim im März 2014 wurde von westlichen Politikern wie Medien fast ausnahmslos verurteilt. Der Meinungshoheit der Kommentatoren und Entscheidungsträger wollte Russland in Foren und sozialen Medien etwas entgegensetzen. Postings waren bereits ein gut finanziertes Instrument des Kreml, um gegen Oppositionelle vorzugehen, sagte der renommierte Blogger Anton Nosik dem US-Magazin The Atlantic, doch es ist völlig eindeutig, dass man in puncto Ukraine viel mehr Ressourcen aufwendet. Dabei verfolgt Russland mehrere Ziele: Der Medienkritiker Wassili Gatow meint etwa, dass Herausgeber und Chefredakteure unter Druck gesetzt werden sollen. Westliche Medien müssen ihre Haltung mit den Lesern abstimmen, sagte Gatow zu Buzzfeed. Glaubten die Verantwortlichen nun, sehr viele Nutzer kritisieren die Blattlinie, bekämen sie Angst vor Abokündigungen und Leserschwund. Daher würden sie auf den durch Russland verstärkten Druck hin umschwenken. Leonid Wolkow, ein liberaler russischer Politiker, sieht hingegen die Zerstörung jeglicher Diskussionskultur als oberste Prämisse. Zur New York Times sagte Wolkow, dass kremltreue Kampfposter Debatten zerstören, eine Atmosphäre des Hasses erzeugen und so normale Leser abstoßen wollten. Der britische Guardian widmete der Häufung von russischen Kamfpostern in seinen Foren eine eigene Artikelreihe. Tatsächlich gab es – ähnlich wie jetzt im Rahmen der Flüchtlingskrise – auch bei der Annexion der Krim viele Menschen, die mit dem überwiegenden Teil der Medienberichterstattung nicht einverstanden waren. Beileibe nicht jede prorussische Meinungsäußerung ist bezahlt. Der Terminus Lügenpresse, der das Mediensystem insgesamt infrage stellt, war in dieser Phase erneut zu einem Schlagwort geworden. Ulrich Wickert, Buchautor und ehemaliger Sprecher der ARD-Tagesthemen, ist kürzlich in einem Interview mit dem Branchendienst Meedia sogar so weit gegangen, hinter der Verbreitung des Lügenpresse-Begriffs den russischen Geheimdienst zu vermuten. Im Westen will man Zwietracht säen und jene bestärken, die regierungs- und elitenkritisch eingestellt sind, sagt Investigativjournalist Soldatow zum STANDARD. Er nennt beispielsweise rechtsextreme, aber auch linksradikale Gruppen, die von Russland unterstützt werden. Spätestens seitdem russische Medien den Fall der verschwundenen 13-jährigen Lisa in Berlin zur Staatsaffäre aufgebauscht haben, klingeln in Deutschland die Alarmglocken. Die Jugendliche soll einvernehmlich Sexualkontakte mit zwei jungen Männern gehabt haben, aus Angst vor ihren Eltern aber eine Gruppenvergewaltigung durch Flüchtlinge erfunden haben – das sagt zumindest die deutsche Polizei. Russische Medien bezeichneten dieses Statement als Vertuschung und mobilisierten Mitglieder der russlanddeutschen Community. Mehr als 100.000 Bürger gingen in Deutschland auf die Straße, auch die rechtsextreme NPD veranstaltete Demonstrationen. Sogar der russische Außenminister Sergej Lawrow mischte sich ein, sprach von unserer Lisa und dass er hoffe, deutsche Behörden würden die Wirklichkeit nicht aus innenpolitisch Gründen korrekt übermalen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier geißelte daraufhin die politische Propaganda aus Moskau, CDU-Politiker Roderich Kiesewetter – immerhin Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses im Bundestag – zeigte sich im Deutschlandfunk davon überzeugt, dass Russland rechtsextreme Netzwerke in Deutschland unterstütze. Als eine usbekische Migrantin vor wenigen Wochen mit einem abgeschnittenen Kindskopf in der Hand in einer Moskauer U-Bahn-Station auftauchte, verschwiegen staatliche russische Medien den Vorfall. Historiker Rathkolb rät allerdings zur Vorsicht beim Herstellen einer Kausalität zwischen russischer Propaganda und der Konjunktur des rechtspopulistischen bis rechtsextremen Gedankenguts, etwa in Form der Pegida-Bewegung. Pegida gibt es mit oder ohne russische Beeinflussung, sagt Rathkolb. Der Druck, der solche Bewegungen entstehen ließ, kam aus Deutschland. Die Zuschreibung an einen Außenfeind sei laut Rathkolb zwar einfach, könne aber zu keinem konstruktiven Umgang mit dem Phänomen führen. Auch andere Regierungen versuchen die Stimmung im Ausland zu beeinflussen. So gründete die Ukraine als Reaktion auf die prorussischen Kampfposter im Dezember 2014 ein eigenes Informationsministerium, das mehr als 20.000 Patrioten für die Meinungsschlacht im Netz rekrutierte. Dokumente von NSA-Whistleblower Edward Snowden zeigten, dass der britische Geheimdienst GCHQ zumindest Pläne zur Meinungsmanipulation im Netz hegte. Und auch China und Indien sollen laut Berichten des Guardian eigene Postingarmeen gegründet haben. Da Russland neben den bezahlten Agitatoren im Netz mit Russia Today und Sputnik noch zwei immer populärer werdende Medienkanäle betreibt – beide halten in ihrer deutschsprachigen Version bei hunderttausenden Facebook-Fans –, kann der Propagandamaschine aus Moskau momentan niemand das Wasser reichen. So können die Kampfposter auf kritische Beiträge aus den beiden Portalen verlinken und somit authentisch wirken. Legitimität versucht sich Russia Today etwa durch Persönlichkeiten wie Ex-CNN-Talkshowmoderator Larry King und Wikileaks-Gründer Julian Assange zu verleihen. Beide hatten in der US-Version von Russia Today eine eigene Sendung. Dadurch konnten wiederum zahlreiche prominente Gäste gewonnen werden, die als Experten auftraten. Der Politologe und Nahost-Experte Thomas Schmidinger warnte in einem Facebook-Beitrag vor Russia Today. Um den Anschein von Pseudoobjektivität zu vermitteln, werden dann auch noch KritikerInnen vorgeführt, die naiv genug sind, sich für ein Interview mit RT herzugeben, schrieb er. Er selbst habe zahlreiche Interviewanfragen von Russia Today abgelehnt. Ich will nicht Teil der Putinschen Propaganda- und Desinformationskampagne gegen Europa werden, so Schmidinger. Das Portal netzpolitik.org, gegen das deutsche Behörden wegen Geheimnisverrats ermittelten, setzte Reporter von Russia Today vor die Tür, als diese über den Fall berichten wollten. In einer Stellungnahme sprach netzpolitik.org vom Propagandasender eines repressiven Regimes. Tatsächlich attestieren westliche Journalismusforscher den russischen Propagandakanälen regelmäßig die Verletzung wichtiger Qualitätsstandards. Die US-amerikanische Columbia School of Journalism analysierte mehrere Wochen lang die Inhalte von Russia Today. Sie stellte fest, dass das Netzwerk die wichtigsten Instrumente des Journalismus – Fakten zu checken, Quellen zu überprüfen, aufrichtige Berichterstattung zu versuchen – regelmäßig ignoriert. Auf Russia Today würden Experten zu Wort kommen, die keine Expertise besitzen, Verschwörungstheorien würden verbreitet und ab und zu Berichte frei erfunden, um die Linie des Kreml zu stützen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen bezeichnete Russia Today als nächsten Schritt in Richtung staatlicher Informationskontrolle. Die britische Medienbehörde Ofcom verurteilte Russia Today mehrfach dafür, einseitig und irreführend berichtet zu haben. Gelobt wird der Sender allerdings von vielen Nutzern dafür, bei Protesten und Demonstrationen rasch vor Ort zu sein. So wurde beispielsweise live von den Demonstrationen gegen den Akademikerball in Wien berichtet. In den USA wurde Russia Today sogar mehrfach für den Emmy-Award nominiert, beispielsweise aufgrund der Berichterstattung über die Black Lives Matter-Bewegung. Allerdings sollen die Propagandainstrumente nicht nur für eine langfristige Beeinflussung der Diskussionen sorgen, sondern im Notfall auch als Kriegsmittel eingesetzt werden können. Das zeigen Recherchen der New York Times, die vergangenes Jahr für Aufregung sorgten. So wurden Einwohner des US-Bundesstaats Louisiana am 11. September 2014 via SMS über einen Unfall in einer nahe gelegenen Chemiefabrik informiert. Auf Twitter tauchten daraufhin zahlreiche Berichte über den Unfall auf, etwa Fotos und Videos. Sogar ein Screenshot der CNN-Website, die großflächig über die Katastrophe berichtete, wurde viral. Doch dabei handelte es sich ausnahmslos um Fälschungen – genauso wie bei Berichten über Polizeigewalt gegen eine schwarze Frau in Atlanta sowie einen Ebola-Ausbruch an der US-Ostküste. Die New York Times fand eine Reihe von Hinweisen darauf, dass diese Desinformationskampagne von denselben Personen durchgeführt wurde, die gleichzeitig als bezahlte Poster prorussische Agitation im Netz verbreiteten. Es dürfte sich dabei um Übungen für den Ernstfall gehandelt haben – nämlich dafür, wenn es wirklich zu militärischen Konfrontationen zwischen dem Westen und Russland kommen sollte.
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Qualcomm soll gemeinsam mit Samsung an Behebung arbeiten – Für Chiphersteller steht viel auf dem Spiel. Bei gleichem Stromverbrauch die doppelte Performance, eine vollständig neue Kernarchitektur und vieles mehr: Bei den Versprechungen für den Snapdragon 820 hat sich Prozessorhersteller Qualcomm nicht gerade zurückgehalten. Die kommende Prozessorgeneration soll die Probleme des Snapdragon 810 vergessen machen, so der Plan. Doch wie es jetzt aussieht, dürfte der neue Chip mehr mit dem alten gemein haben als dem Hersteller lieb ist. Laut einem Bericht von Business Korea scheint nämlich auch der Snapdragon 820 zu Überhitzungsproblemen zu neigen. Derzeit arbeite Qualcomm mit voller Kraft – und gemeinsam mit Samsung – daran, um diese Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Ein Update für den Microcontroller des Snapdragon 820 soll bis Ende des Monats Abhilfe bringen. Die Beteiligung von Samsung an diesem Prozess erklärt sich daraus, dass der südkoreanische Hersteller den Snapdragon 820 für sein kommendes Galaxy S7 nutzen will. Bereits im Vorjahr war es zu einer ähnlichen Situation gekommen: Nach den Überhitzungsproblemen mit dem Snapdragon 810 hatte sich Samsung gegen dessen Einsatz im S6 entschieden, und statt dessen lieber zu dem eigenen Exynos-Prozessor gegriffen. Dieses Mal scheint Samsung aber gewillt, alles daran zu setzen, den neuen Qualcomm-Chip einsetzen zu können. Im Notfall sei man auch bereit die Probleme mit Kühlelementen in den Griff zu bekommen, heißt es. Grund für diesen Nachdruck ist, dass der neue Prozessor in Samsungs 14nm FinFET-Prozess gefertigt ist, ist der Snapdragon 820 erfolgreich, profitiert also auch Samsung. Ein Ausstieg von Samsung wäre aber vor allem für Qualcomm ein herber Schlag. Nach den Problemen mit dem Snapdragon 810 hatten einige Hersteller von diesem Abstand genommen. Zudem steigt der Druck der Investoren angesichts des daraus resultierenden Gewinnentgangs. Im Juli hatte Qualcomm angekündigt, 15 Prozent der eigenen Mitarbeiter zu entlassen.
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Der Bürgermeister baute seine absolute Mehrheit aus. Die Parallelen sind augenscheinlich. Beide ruhen auf bequemen absoluten Mehrheiten und gesichert an der politischen Spitze. Ihr Wahlvolk gibt ihnen nicht nur gerne seine Stimmen, sondern mag auch den Menschen hinter dem Amt. Und genau deswegen lassen sie im Wahlkampf gerne das eigene Gesicht plakatieren und die eigene Partei unter den Tisch fallen. Die ist ihnen dafür angesichts ihrer Wahlerfolge höchst dankbar. Matthias Stadler, Bürgermeister von St. Pölten, ist so etwas wie ein Erwin Pröll im Kleinen. Kaum verwunderlich, dass sie auch persönlich gut miteinander können, einander duzen und auch gern ein Achterl Wein miteinander trinken. Es ist Stadler, der bei der St. Pöltener Gemeinderatswahl am Sonntag 59 Prozent der Stimmen erreichte, nicht die SPÖ. Sogar der vielkritisierte Vergleich im Rechtsstreit um das Swap-Geschäft der Stadtgemeinde konnte Stadler nichts anhaben: Unter Stadler war die Stadt – noch vor der Weltwirtschaftskrise 2008 – eine hochspekulative Zinswette eingegangen. Einen jahrelangen Gerichtsprozess mit der Bank, die den Deal vermittelt hatte, legte Stadler einvernehmlich bei – und hielt die Details des angeblich millionenschweren Vergleichs, mitten im Wahlkampf, unter Verschluss. Die ÖVP aktivierte im Fall sogar die Staatsanwaltschaft. Genützt hat es ihr nicht: Sie verlor ein Mandat. Stadler gilt nicht als brillanter Redner, punktet aber, so ein Vertrauter, auf persönlicher Ebene – ein gewichtiger Vorteil in einer kleinen Stadt, in der Bürger mit dem Bürgermeister beim Einkauf am Markt plaudern können. Darin steckt auch die Herausforderung für Stadlers Rolle in der Landespolitik. Seit 2013 führt er neben der Landeshauptstadt auch die Landes-SPÖ an – und schlägt in seiner Doppelfunktion und mit gutem Draht zum Landeshauptmann Vorteile für seine Stadt heraus. Jenseits der Landeshauptstadt jedoch ist Stadler, der mit seiner Lebensgefährtin in St. Pölten wohnt, weitgehend unbekannt. In einem Landtagswahlkampf gegen Erwin Pröll würde der erfolgsverwöhnte Stadler wohl mit der schwarzen niederösterreichischen Realität konfrontiert. Ob Pröll 2018 selbst antritt oder schon seine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner vorschickt, ist aber noch ungewiss. Gegen eine ÖVP ohne den Landesvater könnte die SPÖ Niederösterreich unter Matthias Stadler von einer politischen Statistin zumindest zur Nebendarstellerin avancieren.
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Pia Kjærsgaard ist die ehemalige Vorsitzende der Dänischen Volkspartei. Kopenhagen – Gut zwei Wochen nach der Wahl in Dänemark ist am Freitag Pia Kjærsgaard zur neuen Parlamentspräsidentin gewählt worden. Die frühere Chefin und Mitbegründerin der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (DF) ist damit die erste Frau an der Spitze des dänischen Folketing. Die Wahl Kjærsgaards zur Parlamentspräsidentin gilt als großer symbolischer Sieg für die Rechtspopulisten, auf deren Unterstützung der neue Premier, Lars Løkke Rasmussen, mit seiner Minderheitsregierung angewiesen ist. Zunächst war als Kandidatin für das Amt auch Ex-Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt von der sozialdemokratischen Partei im Gespräch gewesen, aber Rasmussen hatte sich für Kjærsgaard starkgemacht. Die 68-jährige gelernte Haushaltshilfe war zunächst Mitglied der populistischen Fortschrittspartei, bevor sie 1995 austrat und die Dänische Volkspartei gründete. Diese konnte sehr bald die Fortschrittspartei von der politischen Bildfläche verdrängen. Kjærsgaard sorgte unter anderem im Wahlkampf 2011 mit scharfen Tönen zum Thema Asylpolitik für Aufsehen, als sie die Ausweisung von Angehörigen straffälliger Zuwanderer bis in die dritte Generation forderte. Im Jahr 2012 übergab sie die Parteiführung in die Hände von Kristian Thulesen Dahl. Obwohl ihre Partei nicht Teil der neuen Minderheitsregierung ist, wird ihr Einfluss schon deutlich: Kaum war das neue Kabinett im Amt, wurden bereits die Wiedereinführung von Grenzkontrollen sowie Leistungskürzungen für Asylwerbende angekündigt. Die finanzielle Unterstützung soll um die Hälfte reduziert werden. Am Freitag wurde die neue Regelung im Parlament diskutiert, im September soll sie in Kraft treten. Die Dänische Volkspartei konnte bei den Parlamentswahlen am 18. Juni ihren Stimmenanteil gegenüber 2011 fast verdoppeln. Damit stieg sie zur zweitstärksten Kraft nach der sozialdemokratischen Partei auf und sicherte dem bürgerlichen Block unter der Führung Rasmussens von der rechtsliberalen Venstre die Mehrheit. Der Mitte-Links-Block erlitt trotz des ersten Platzes der Sozialdemokraten eine Niederlage, Thorning-Schmidt trat als Premierministerin und Parteichefin zurück.
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Das Molekül 3-Nitrooxypropanol hemmt Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Marburg – Im Pansen von Wiederkäuern entstehen durch Methangärung große Mengen des Treibhausgases Methan, die gasförmig ausgestoßen werden. Vor allem die Massenhaltung von Rindern zur Fleisch- und Milchproduktion trägt so zur globalen Erwärmung bei. Wie seit einiger Zeit bekannt ist, senkt die Gabe eines bestimmten Moleküls den Methanausstoß von Wiederkäuern. Nun haben Forscher den Mechanismus dahinter entschlüsselt. Das Molekül 3-Nitrooxypropanol (3-NOP) wirke direkt auf die Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt der Tiere Methan bilden, wie die Wissenschafter um Rudolf Thauer vom Marburger Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in PNAS berichten. 3-NOP, das dem Tierfutter zugesetzt werden kann, hemmt die Mikroorganismen und inaktiviert ein Enzym, das für die Methanbildung zuständig ist. Das Methan wird bei Wiederkäuern zu mehr als 90 Prozent durch Rülpsen freigesetzt, so Thauer. Durch die Verbindung und ihre Wirkungsweise müssen die Tiere letztlich weniger rülpsen. Weltweit versuchen Thauer zufolge viele Unternehmen und Forschungsprojekte den Methanausstoß durch Wiederkäuer zu reduzieren. Weil es ein Klimagas ist und weil dadurch eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet wird. Ein Teil der Kalorien verschwindet als Methan und steht der Kuh nicht mehr zur Verfügung. Man könne die Methanbildung der Mikroorganismen zwar nicht zu 100 Prozent abschalten, aber halbieren, ohne einen nachweislich negativen Einfluss auf die Tiere zu nehmen. Nach Angaben des Tiermediziners Gerhard Breves, der nicht an der Studie beteiligt war, gibt es bereits seit Jahrzehnten Versuche, die Methanbildung bei Wiederkäuern zu hemmen. Das war aus verschiedenen Gründen bisher aber wenig erfolgreich, sagte der Leiter des Physiologisches Instituts an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Das nun vorgestellte Ergebnis der Studie könne er nicht bewerten. Wichtig ist aber immer bei der Zugabe solcher Substanzen, dass ein Weg gefunden wird, den Wasserstoff zu eliminieren, der sich im Vormagensystem von Wiederkäuern ansammelt. Die Methanbildung sei ein biochemischer Weg, der dazu diene, den Wasserstoff zu eliminieren. Sonst könnte sich dieser anreichern – mit negativer Rückkopplung auf die Mikroorganismen.
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Der frühere Grünen-Chef hält die europafeindliche Haltung der FPÖ für einen guten Grund, Strache nicht als Kanzler anzugeloben. STANDARD: War und ist es tatsächlich Ihr Lebensziel, in die Hofburg einzuziehen? Man hätte Ihnen eine andere Lebensplanung zugetraut, eine weniger formelle. Warum tun Sie sich das an? Van der Bellen: Ich habe mir das schon gut überlegt. In dieser Situation habe ich eine ernste Chance. Ich bin natürlich ein Außenseiter, da ich weder aus einem roten noch aus einem schwarzen Parteiapparat bin. Aber ich habe eine Chance, und die werde ich nützen. STANDARD: Welche Rolle spielt Eitelkeit bei dieser Entscheidung? Van der Bellen: Eitelkeit ist ein schlechter Ratgeber in solchen Fällen. Ich mache mir keine Illusionen über die zeitlichen Bindungen, man nimmt ununterbrochen Termine wahr, sei es mit Ministern, sei es mit Bürgerinnen und Bürgern. Aber ich stelle mir das spannend vor, sonst würde ich das nicht machen. STANDARD: Aber es engt einen auch sehr ein, in jeder Hinsicht. Van der Bellen: Milton Friedman sagte: There is no free lunch. STANDARD: Wie groß war der Druck aus der Partei? Van der Bellen: Eva Glawischnig hat wenig verwunderlich kein Hehl daraus gemacht, dass sie sich das wünscht. Unabhängig davon habe ich mich im Herbst dazu entschlossen, das zu machen. STANDARD: Bei der letzten Wahl, zu der Sie als Bundessprecher angetreten sind, das war 2008, fielen die Grünen von elf auf zehn Prozent zurück. Und da wurde noch kritisiert, dass der Wahlkampf zu sehr auf Sie zugeschnitten war. Jetzt wollen Sie mit einem Persönlichkeitswahlkampf punkten. Wie soll das gehen? Van der Bellen: Das ist eine ganz andere Wahl. Die Bundespräsidentenwahl ist per definitionem eine Persönlichkeitswahl. Da stehen keine Parteien zur Auswahl, sondern Personen – mit dem zusätzlichen Aspekt, dass keiner der jetzigen Kandidaten mit Sicherheit damit rechnen kann, ohne Stichwahl durchzukommen. Das wird interessant. STANDARD: Wenn Sie eine Chance auf die Stichwahl haben wollen, müssten Sie mehr punkten als je zuvor. Sie müssten weit über das grüne Stammpublikum hinaus reüssieren. Besteht da nicht auch die Gefahr, die Ideale der Grünen verraten und sich in Ihren Ansichten und Äußerungen verbiegen zu müssen? Van der Bellen: Nein, das glaube ich nicht. Was etwa das Ökologische betrifft, auf keinen Fall. Menschen machen sich Sorgen wegen des Klimawandels weit außerhalb der grünen Bewegung. Und im Übrigen trifft es auf alle Kandidaten zu, dass sie, um eine Chance zu haben, weit über das jeweilige Parteipotenzial hinaus Zustimmung finden müssen. STANDARD: Andreas Khol hat ganz klar gesagt, dass er Heinz-Christian Strache als Kanzler angeloben würde, wenn die FPÖ stärkste Partei werden würde. Warum tun Sie sich mit dieser Frage so schwer? Van der Bellen: Es ist manchen Leuten, auch Journalisten, zu wenig klar, dass der Bundespräsident mit absoluter Mehrheit des Volkes gewählt werden muss, sonst wäre er kein Bundespräsident. Wenn er oder sie gewählt wird, wird man die Positionen in wichtigen Fragen kennenlernen. Eine wichtige Frage ist der Zusammenhalt der Europäischen Union. Ich mache mir große Sorgen darüber, dass die Europäische Union in der größten Krise seit ihrer Geburt steckt, dass die Sprengkräfte zunehmen, dass die Zentrifugalkräfte stärker werden. Ich würde es für den größtmöglichen politischen Fehler halten, dieses Auseinanderdriften der EU auch noch zu befördern. STANDARD: Und das ist ein Grund, Strache als Kanzler zu verhindern? Van der Bellen: Die FPÖ, so wie sie sich derzeit darstellt, fährt auf der Linie, die Union sei schädlich und überflüssig, also zurück zu den Zwergstaaten. In dieser Situation wird sich jeder Bundespräsident, der an die Notwendigkeit einer europäischen Einheit glaubt, sehr schwertun, einen Kanzler anzugeloben, der genau das Gegenteil vertritt. Das möchte ich auch Herrn Khol in Erinnerung rufen. STANDARD: Ist es nicht undemokratisch, den Kandidaten einer Partei, die stärkste Kraft ist, nicht anzugeloben? Das stünde doch dem Wählerwillen entgegen. Van der Bellen: Auch der Bundespräsident ist demokratisch gewählt, mit einer absoluten Mehrheit des Volkes. Wir hätten dann eine schwierige Situation, das leugne ich nicht, das müsste man verfassungspolitisch nach allen Richtungen ausloten. Aber eine Automatik, dass der Chef der relativ stärksten Partei den Kanzler stellt, die sehe ich nicht. STANDARD: Derzeit wird intensiv über Obergrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen diskutiert. Was ist Ihre Position? Ist diese Diskussion legitim? Voriges Jahr gab es 90.000 Asylwerber, heuer sollen es noch einmal mehr als 100.000 werden. Was ist Ihre Meinung zu Obergrenzen? Van der Bellen: Die Diskussion als solche ist legitim. Aber ich möchte schon in Erinnerung rufen, dass die Genfer Flüchtlingskonvention Gesetzesrang hat und die Europäische Menschenrechtskonvention Verfassungsrang. Asyl ist ein Recht. Es ist juristisch daher überhaupt nicht klar, was diese Diskussion über Obergrenzen bedeuten soll. Andererseits sind wir uns natürlich alle bewusst, dass es bei der Unterbringung Grenzen geben kann. Nur weiß niemand, wo diese sind. Solange sich die Situation im Nahen Osten, vor allem der Krieg in Syrien, nicht ändert, wird dieser Druck bleiben. Also ist es sinnvoll, mit der Türkei zu reden, wie das die EU derzeit macht. Aber solange die Kriegssituation nicht beendet ist, werden Menschen fliehen. Menschen werden versuchen, aus den Lagern im Libanon und in Jordanien herauszukommen. Wenn die dort schon drei, vier Jahre stecken: Was ist mit den Kindern? Die können nicht in die Schule gehen, erhalten keine Ausbildung. Bei allem Respekt vor den Sorgen der Menschen, wir werden in der Union nach Wegen suchen müssen, das Schlimmste zu verhindern, dass diese Menschen sterben, verhungern, im Meer ertrinken. STANDARD: Es ist aber nicht gesagt, dass Österreich diese Flüchtlinge aufnehmen muss. Van der Bellen: Das ist wahr. Es ist extrem unbefriedigend, dass Schweden, Österreich und Deutschland die Hauptverantwortung für die Aufnahme tragen sollen. Das gilt insbesondere für die Haltung von Polen oder Ungarn, die selbst die Erfahrung hatten, dass Menschen aus ihren Ländern geflüchtet sind und Aufnahme gefunden haben. Diese Länder verhalten sich nicht konstruktiv. STANDARD: Heftige Kritik an Ihrer Kandidatur kommt ausgerechnet aus den eigenen Reihen. Die Jungen Grünen kritisieren die undemokratische Vorgangsweise, Ihr professorales Image und die neoliberalen wirtschaftspolitischen Standpunkte. Es kommt offenbar auch in der eigenen Partei schlecht an, dass Sie für Studiengebühren eingetreten sind und für die grüne Zustimmung zur Bankenrettung und zum Eurorettungsfonds ESM verantwortlich waren. Van der Bellen: Es wären nicht die Jungen Grünen, wenn sie nicht überall, wo es geht, Widerstand leisten würden. Das habe ich ja schon selber zur Genüge erlebt. Wo denn meine Positionen neoliberal sein sollen, das würde ich gerne näher mit ihnen diskutieren. Ich finde, die Vorgangsweise meiner Kandidatur war richtig. Es macht schon einen symbolischen Unterschied, wenn man erklärt, jawohl, ich stelle mich als Kandidat zur Verfügung, und ich freue mich über jede Unterstützung, ob sie jetzt aus der Zivilgesellschaft oder aus meiner Partei, den Grünen, kommt, oder ob man sich von einem Parteigremium als Parteikandidat nominieren lässt. Das ist ein feiner, aber für mich wichtiger Unterschied, dass ich als Person kandidiere. Ich freue mich über die Unterstützung der Grünen, die wird auch notwendig sein. STANDARD: Es heißt, Sie sind ein pseudounabhängiger Kandidat. Ihre Kampagne wird von den Grünen finanziert, Ihre Mitarbeiter sind Mitarbeiter der Grünen. Van der Bellen: Zu einem Teil. Lothar Lockl, der Leiter meiner Wahlbewegung, ist selbstständiger Unternehmer. Und es gilt für alle, dass sie eine Organisation im Hintergrund brauchen, die einen Wahlkampf organisiert. Da mache ich mir nichts vor, da mache ich auch Ihnen nichts vor. STANDARD: Selbst bei den Grünen heißt es, Sie wären der perfekte Kandidat, wenn Sie eine Frau wären. Gibt es auch weibliche Seiten an Ihnen, die Sie im Wahlkampf einbringen können? Van der Bellen: Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Frage umgehen soll. Eine Kollegin von Ihnen hat gesagt, der Text meines Videos habe eine weibliche Seite. STANDARD: ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hat Andreas Khol bei der Präsentation mit Mick Jagger verglichen. Welcher Vergleich würde Ihnen schmeicheln? Bob Dylan oder vielleicht doch Joan Baez? Van der Bellen: Musikalisch gesehen habe ich die Rolling Stones den beiden, die Sie genannt haben, immer vorgezogen. STANDARD: Also müssen Sie sich musikalisch doch mit Andreas Khol messen. Van der Bellen: Das ist ein Pech. Aber einer meiner Lieblingsmusiker ist Ornette Coleman. STANDARD: Ein Free Jazzer, Saxofonist. Der ist eher anspruchsvoll. Van der Bellen: Das schon, man muss sich gewöhnen. STANDARD: Sollten Sie es in die Hofburg schaffen, müssen dort mehr Aschenbecher aufgestellt werden? Rauchen geht noch gut? Van der Bellen: Man kann sein Leben schon umstellen, aber nicht total. Also ich werde mich mäßigen. Aber ich habe eine Hypothese über die Laster, die man hat: Wenn man das eine Laster aufgibt, welches andere nimmt man dann? (Michael Völker, 13.1.2016)
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Die Europäische Zentralbank bewilligt keine weiteren Nothilfen mehr. Damit zwingt sie Griechenland zum Handeln. Banken bleiben geschlossen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage. Frage: Warum bleiben die Banken geschlossen? Antwort: Am Wochenende haben viele Griechen wieder überdurchschnittlich hohe Summen von ihren Konten abgehoben. Es wäre in den nächsten Tagen nicht anders gewesen. Ohne zusätzliches Notenbankgeld hätten die Bankomaten wohl schnell keine Scheine mehr ausgespuckt, die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute weitere Hilfen abgelehnt. Darum ist nun die Notbremse gezogen worden. Die griechischen Banken bleiben einem Bericht der Zeitung Proto Thema zufolge vorerst einmal bis zum 6. Juli, also den Montag nach dem Referendum, geschlossen. Auch die Athener Börse soll geschlossen bleiben. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras bestätigte am Sonntagabend die Bankenschließung für Montag. Frage: Die Europäische Zentralbank hat die Nothilfen für griechische Banken eingefroren. Was heißt das? Antwort: Griechische Banken hängen seit Februar am Tropf ihrer Notenbank. Damals kündigte die Syriza-dominierte Regierung an, die von der Troika geforderten Reformen nicht gleich zu erfüllen, sondern erst mal darüber verhandeln zu wollen. 89 Milliarden Euro sollen die Banken bislang erhalten haben. Ohne das Geld wären sie längst pleite. Nun hat die EZB entschieden, keine weiteren Nothilfen zu verteilen, die schon gewährten aber aufrechtzuerhalten. Zuvor wurde spekuliert, ob die Notenbank die Hilfen nicht zur Gänze streicht. Frage: Haben andere Länder schon Erfahrungen mit zugesperrten Banken gemacht? Antwort: Erst vor zwei Jahren wurden die zypriotischen Finanzinstitute auf dem Höhepunkt einer Bankenkrise für knapp zwei Wochen zugesperrt. Danach wurden Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, die bis März des heurigen Jahres in Kraft waren. Zu Beginn konnten Bewohner des Landes nur mehr 3000 Euro im Monat auf inländische und 2000 Euro im Monat auf ausländische Konten überweisen. Damit verhinderte die Politik, dass die Zyprioten ihr Geld ins Ausland schaffen und damit dem Finanzsektor seine Lebensader entziehen: Geld. Auch Argentinien hatte 2001 alle Konten eingefroren, für ein Jahr gab es Kapitalverkehrskontrollen. Damals starteten auch Proteste gegen die Regierung, weil auf den Konten liegende Dollar zum Teil zwangsweise in Pesos umgewandelt wurden. Frage: Was wird in den nächsten Tagen passieren? Antwort: Am Dienstag sind über 1,5 Milliarden Euro für den Währungsfonds fällig. Zahlt Griechenland wie erwartet nicht, passiert erst einmal wenig. Für Ratingagenturen sind Schulden bei öffentlichen Institutionen zweitrangig. Nicht geklärt ist aber, wie die EZB auf das Auslaufen des Hilfsprogramms am Dienstag reagiert. Im Falle Zyperns wurde dem Land 2013 klargemacht, dass es ohne Programm keine Nothilfen für die Banken geben könne. Bei Griechenland scheint die Notenbank ein Auge zuzudrücken. In der Erklärung zum Beibehalten der Nothilfen schreibt die EZB aber, dass das Direktorium seine Entscheidung vom Sonntag jederzeit überdenken könne. Frage: Wieso lässt die EZB jetzt Nachsicht walten? Antwort: Die Notenbank hat ein klares Interesse daran, Griechenland im Euro zu halten. EZB-Chef Mario Draghi arbeitet eng mit den EU-Politikern zusammen, seine Notenbank sitzt außerdem selbst auf 27 Milliarden Euro an griechischen Anleihen. Darüber hinaus will Draghi als nichtgewählter Bürokrat keine weitreichenden politischen Entscheidungen wie einen Grexit zu verantworten haben. Die Notenbank handelt in einer Grauzone. Theoretisch hätte sie die Nothilfen gestern auch weiter ausweiten können, bis Klarheit über die Zukunft des Troika-Programms herrscht. Frage: Ist der Austritt Griechenlands aus dem Euro fürs Erste vom Tisch? Antwort: Die EZB hat Griechenland und der Eurozone mit ihrer Entscheidung, die Nothilfen nicht zu streichen, Zeit verschafft, um die politische Situation zu klären. Wenn sich das griechische Volk am Sonntag für die Erfüllung des Programms entscheidet, könnte der Geldhahn der EZB wieder aufgedreht werden. Ob Alexis Tsipras dann aber wie angekündigt als Premier weitermachen kann, ist alles andere als sicher. Frage: Und was, wenn Griechenland mit Nein abstimmt? Antwort: Die juristische Abwicklung eines Euroaustritts ist nicht geklärt. Griechenland wäre aber de facto gezwungen, eine eigene Währung einzuführen, weil für die Banken des Landes und die Auszahlung von Pensionen und Beamtengehältern über kurz oder lang frisches Geld gebraucht wird. Die neue Währung würde stark abwerten, was einer drastischen Kürzung der Pensionen und Beamtengehälter gleichkäme. Frage: Was heißt das alles für den anstehenden Griechenland-Urlaub? Antwort: Es empfiehlt sich jedenfalls, das nötige Kleingeld schon bei einem österreichischen Bankomaten abzuheben und nach Griechenland mitzubringen.
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Wien – Um dem Klimawandel zu trotzen, müssen manche Pflanzen ihren Standort wechseln und etwa in höhere Regionen flüchten. Solche Migrationen fallen Bäumen naturgemäß nicht ganz leicht. Japanische Forscher um Shoji Naoe berichten nun im Fachblatt Current Biology, dass japanischen Blütenkirschbäumen von autochthonen Schwarzbären und Mardern geholfen wird: Sie laben sich zuerst an den Früchten, wandern dann nach oben und scheiden die Kerne wieder aus – bis zu 300 Höhenmeter über jenem Ort, wo die Früchte gefressen wurden. LinkCurrent Biology: Mountain-climbing bears protect cherry species from global warming through vertical seed dispersal Rio de Janeiro – Forscher haben im Bereich der Amazonasmündung ein riesiges Korallenriff entdeckt. Wie Rodrigo Moura (Uni Rio de Janeiro) und Kollegen im Fachblatt Science Advances schreiben, erstreckt sich das Riff auf einer Fläche von 9500 Quadratkilometern und beherbergt zahlreiche Rifffischarten. Das Besondere: Im schlammigen Wasser von Deltas, wo sich Süß- und Meerwasser vermischen, hielt man Riffe bislang für ausgeschlossen. LinkScience Advances: An extensive reef system at the Amazon River mouth (red, 27.4.2016)
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Abgabenhinterziehung ab 2004 belaufe sich auf 2,4 Millionen Euro. Wien – In die Causa Burgtheater kommt Bewegung. Das Sachverständigengutachten für die Korruptionsstaatsanwaltschaft ist fertig und belastet die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky – im Gegensatz zu Ex-Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann – schwer, wie News in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe berichtet. Die Vorwürfe betreffen Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte das Vorliegen des Gutachtens zur Frage, ob beziehungsweise wann Zahlungsunfähigkeit eingetreten ist sowie zu allfälligen Bilanzfälschungen am Freitag gegenüber der APA. Dieses werde derzeit geprüft, anschließend werde es jedenfalls noch ergänzende Vernehmungen geben. Die Ermittlungen seien sohin derzeit noch nicht abgeschlossen. Die nun veröffentlichten Anschuldigungen erweitern das bisher gekannte Ausmaß: So habe das Burgtheater laut dem von dem Sachverständigen Peter Wundsam erstellten Gutachten zumindest ab dem Jahr 2004 Abgaben in der Höhe von rund 2,4 Mio. Euro vorenthalten, indem Dienstnehmer und Künstler schwarz beschäftigt wurden. Darunter fallen laut News 1,9 Mio. an Lohn- und Einkommenssteuer, 119.000 Euro an Kommunalsteuer und 310.000 Euro an Beiträgen für die Gebietskrankenkasse. Wie bereits im Vorfeld bekannt, kritisiert nun auch der Gutachter Stantejskys Praxis, in großer Zahl mündliche Verträge abgeschlossen, Handgeld verteilt und Barzahlungen in Höhe von jährlich hunderttausenden Euro getätigt zu haben. Gagen in Höhe von 4,5 Mio. Euro sollen unversteuert an ausländische Künstler geflossen sein. Gegenstand des Gutachtens war auch der Vorwurf der Bilanzfälschung. Tatsächlich geht es demnach nun nicht nur um die bisher diskutierte verlängerte Abschreibung von Bühnenbildern von drei auf fünf Jahre, sondern hätten sich auch Beweise dafür gefunden, dass Stantejsky bereits offenkundig skartierte Produktionen als werthaltige Posten im Anlagevermögen dargestellt habe. Diese Vorgehensweise habe eine wesentliche Fehldarstellung der Jahresabschlüsse zum 31.8. der Jahre 2008 bis 2013 bewirkt, zitiert das Magazin aus dem Gutachten. Auch habe Stantejsky falsche Daten zur Berechnung der Abfertigungs- und Jubiläumsrückstellungen übermittelt, die dazu führen sollten, die entsprechenden Rückstellungen niedrig zu halten. Über den entlassenen Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann heißt es, dass seine Mitwirkung an der Bilanzierung nicht feststellbar gewesen sei. Stantejsky bestreitet gegenüber News via ihre Anwältinnen alle Vorwürfe, vor allem jene der Bilanzfälschung. Bei der Abgabenhinterziehung habe es Selbstanzeigen gegeben.
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Sieben Fachleute beraten EU-Kommission und holen weltweit Expertise ein – Pensionsfonds wird eingerichtet. Wissenschaftliche Themen nahmen auch heuer beim Weltwirtschaftsforum in Davos breiten Raum ein. Zum Abschluss der Veranstaltung mit rund 2500 Teilnehmern gab es den traditionellen Ausblick, was heuer auf dem Gebiet der Forschung zu erwarten ist. Mit einem konkreten Projekt, das diesen Freitag in Brüssel startet, wartete EU-Forschungskommissar Carlos Moedas auf. Im Rahmen des sogenannten Mechanismus für wissenschaftliche Politikberatung nehmen sieben Wissenschafter, darunter der ehemalige Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer, ihre Arbeit auf. Wann immer die EU-Kommission einen Vorschlag habe, bei dem wissenschaftlicher Rat gefragt sei, werde das Gremium konsultiert. Die Mitglieder suchen dann weltweit nach der bestmöglichen Expertise, erläuterte Moedas. Die Teammitglieder können aber auch selbst Vorschläge an die Kommission richten, womit sich diese befassen solle. Alle Akademien in Europa seien eingebunden. Natürlich ist auch die österreichische Akademie der Wissenschaft voll involviert, sagte Moedas zum STANDARD. Für wissenschaftliche Expertise sind insgesamt sechs Millionen Euro vorgesehen. Europa sei noch lange nicht da, wo es im Bereich Wissenschaft und Forschung sein solle, erklärte der Kommissar in Davos. Die größte Herausforderung sei die digitale Transformation, es werde in vielen Bereichen der Wissenschaft in sehr konservativer Weise gedacht. Ein praktisches Problem: Wissenschaftliches Arbeiten in verschiedenen europäischen Ländern sei oft sehr schwierig. Viele haben Angst zu scheitern, sagte Moedas. Für heuer habe sich die Kommission deshalb vorgenommen, dass wir es Wissenschaftern leichtermachen, sich von einem Land ins andere zu bewegen. Geplant sei ein Pensionsfonds, in den Wissenschafter, die in verschiedenen Ländern arbeiteten, einzahlen können. Damit solle Mobilität und Interdisziplinarität innerhalb der EU gefördert werden. Politiker verstehen nicht, dass es ohne Forschung auch kein Wachstum gibt, klagte der Portugiese. Elizabeth Blackburn, die 2009 für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Telomer- und Telomerase-Forschung den Medizinnobelpreis erhielt, sieht noch ein weiteres Defizit der Politik: Regierungen sollten verstehen, dass es in manchen Bereichen notwendig sei, in Fünfjahresperioden zu denken und Projekte häufig längerfristige Unterstützung brauchen. Die Versuchung ist aber, alles kürzer und kürzer zu halten. Gebt den Wissenschaftern eine lange Leine, so der Appell der Molekularbiologin. Einig war man sich auf dem Podium darüber, dass es auch Defizite in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gibt. EU-Kommissar Moedas bezeichnete es als Problem, dass ein größerer Teil der Unternehmen nicht in Forschung und Entwicklung investiere. Es müsse mehr Anreize für die Wirtschaft geben, in die Grundlagenforschung zu investieren. Die Wirtschaft und die Wissenschaft müssen lernen, zusammenzutanzen, um ihre Zusammenarbeit zu befördern, lautete das Plädoyer von Suzanne Fortier von der kanadischen McGill-Universität. Einigkeit herrschte auch darin, dass im Wissenschaftsbereich selbst Defizite vorhanden sind: 40 Prozent der Absolventen in den USA seien weiblich, aber nur wenige könnten an die Spitze der Forschung vorrücken, sagte Subra Suresh, Präsident der Carnegie-Mellon-Universität in den USA. Das sei eine Vergeudung von Talent. Suresh, der viele Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) geforscht hatte, sieht aber auch eine Vergeudung von finanziellen Ressourcen: Wir bringen eher Menschen auf den Mond, bevor wir daran denken, Räder für Koffer zu erfinden, sagte Suresh, der selbst 21 Patente hält. Er mahnte ein, dass sich Forschung auch auf lebensnahe Bereiche beziehen müsse. Auch dafür müsse es Mittel geben. In manchen Bereichen sei die Wissenschaft weit weg von praktischer Anwendung. Für einen breiteren Ansatz trat Blackburn ein, die das Salk-Institut für biologische Studien in Kalifornien leitet: Die Wunder, die wir durch die Wissenschaft entdeckten, bereichern unseren Blick auf die Welt.
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Essen scheint eine komplizierte Angelegenheit geworden zu sein: Eigentlich macht fast alles krank, wenn man Ratgebern glaubt. Eigentlich wollte ich ja nur mal schnell im Buchgeschäft nach einem Kochbuch mit originellen Rezepten für einen Geburtstagskuchen suchen. Aber nachdem ich auf dem Weg zum passenden Regal durch die Abteilung für Ernährung und Gesundheit gehen musste, bin ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch irgendetwas essen soll. Die dort ausgestellten Bücher trugen die folgenden Titel: Wie uns die Zuckermafia krank macht, Wie uns die Nahrungsmittelindustrie dick macht, Wie der Weizen uns vergiftet, Warum Weizen dick und krank macht, Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört ( sowie das Nachfolgewerk So verhindern Sie, dass Weizen Ihr Gehirn zerstört) und Das Salz-Zucker-Fett-Komplott. Essen scheint also eine ziemlich gefährliche Angelegenheit zu sein. Andererseits fanden sich im Regal darunter die folgenden Titel: Die geheime Lebensenergie in unserer Nahrung, Wie wir die machtvollsten Heiler unter den Nahrungsmitteln optimal nutzen, Wie wir die Vitalkraft von Wildkräutern, alten Obst- und Gemüsearten nutzen und Wie Sie Erkrankungen mit Gemüse, Kräutern und Samen wegessen. Und für alle, die dieses Angebot verwirrend finden, gab es auch noch das Buch Hilfe, was darf ich noch essen?. Essen hat sich mittlerweile zu einer richtig komplizierten Angelegenheit entwickelt. Alles macht angeblich potenziell krank. Andererseits stecken in (fast) allen Lebensmitteln angeblich auch enorme Heilkräfte. Wer abnehmen möchte, soll auf keinen Fall dies essen, aber unbedingt das! Oder umgekehrt – je nachdem, welches Buch mal liest. Und alle Ratschläge werden angeblich durch entsprechende wissenschaftliche Studien belegt. Das, was sich in den meisten Ernährungs- und Diätratgebern aber Wissenschaft nennt, sollte man nicht allzu unkritisch betrachten! Wie einfach es ist, hier zu schummeln, hat erst kürzlich ein Experiment des US-Wissenschaftsjournalisten John Bohannon gezeigt. Unter dem Namen Johannes Bohannon hat er gemeinsam mit deutschen Kollegen und einem Arzt eine Studie produziert, laut der Konsum von Schokolade während einer Diät den Gewichtsverlust erhöhen soll. Das klingt zu schön, um wahr zu sein, und ist es natürlich auch. Für diese Studie wurden tatsächlich reale Probanden untersucht, Daten gesammelt und ausgewertet. Diese Daten wurden dann aber mit zweifelhaften statistischen Methoden so zurechtgebogen, dass am Ende genau der vorher gewünschte Effekt – Schokolade hilft bei der Diät – zu sehen ist. Und die Publikation der Studie fand auch nicht in einer echten wissenschaftlichen Fachzeitschrift statt, sondern in einem der vielen unseriösen Journale, die alles drucken, solange man nur genug Geld dafür bezahlt. Wer Arbeiten dieser Art genau prüft, stellt natürlich schnell fest, dass sie nicht ernstzunehmen sind. Aber für Phrasen der Form durch wissenschaftliche Studien belegt in den PR-Texten der Firmen, die uns ihr Wundermittel zum Abnehmen verkaufen wollen, reicht es allemal. Und auch wer sich auf die vorhandene, echte ernährungswissenschaftliche Forschung beschränkt, findet meistens genug Material, um jede beliebige Behauptung über Ernährung zu belegen. Im Jahr 2012 haben zwei Forscher von der Universität Stanford eine systematische Überprüfung von 50 häufigen Zutaten aus ganz normalen Kochbüchern durchgeführt. In ihrem Artikel Is everything we eat associated with cancer? A systematic cookbook review fanden sie für 40 dieser Zutaten insgesamt 191 Forschungsarbeiten, die Aussagen über deren Auswirkungen auf das Krebsrisiko machten. 103 davon kamen zu dem Schluss, dass sich das Risiko durch den Verzehr erhöhen würde, 88 behaupteten, das Krebsrisiko würde sinken. Einzelstudien publizierten dabei nach Auffassung der Stanforder Forscher unwahrscheinlich hohe Auswirkungen, obwohl die tatsächliche Datenlage eher schwach war. Und je mehr Studien zu einer Gesamtstatistik kombiniert wurden, desto geringer wurden die behaupteten Effekte. Daraus folgt natürlich nicht, dass sich aus medizinischer Sicht überhaupt keine Aussagen über Vor- oder Nachteile bestimmter Lebensmittel treffen lassen. Aber wie immer, wenn es um Studien und Statistik geht, muss man ganz genau hinschauen, was die Daten hergeben können – und was nicht. Nur weil sich zum Beispiel einer von vielen Inhaltsstoffen in Wein, Kaffee oder Bier in Laborversuchen positiv oder negativ auf das Wachstum von Krebszellen ausgewirkt hat, folgt daraus noch lange nicht, dass dieses Lebensmittel auch beim normalen Konsum irgendeine spezifische medizinische Wirkung hat. Aber Rotwein schützt vor Krebs oder Fleisch verursacht Krebs sind eben gute Schlagzeilen ... Genauso wie Weizen macht krank oder Weizen macht dumm. Die entsprechenden Bücher, die vor den Gefahren des Getreides warnen, waren Bestseller in den USA, finden sich auch hierzulande in jedem Buchgeschäft und haben jede Menge Nachahmer gefunden. Die Botschaft ist einfach zu verlockend, um daraus keinen Profit zu schlagen. Weizen ist eines der wichtigsten und am meisten produzierten Lebensmittel weltweit, und Getreide wird von allen relevanten und seriösen Organisationen als eine der Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung empfohlen. Aber je größer und mächtiger der Feind, desto besser funktioniert die Panikmache. Und wie die Arbeit der Forscher aus Stanford gezeigt hat, finden sich irgendwo in den Datenbanken der Ernährungswissenschafter schon die nötigen Studien, die man passend falsch verstehen und als Beleg zitieren kann. Dabei sind die Warnung vor Getreide und der Hype um eine kohlenhydratarme Ernährung nicht neu. Was in den 1970er-Jahren als Low-Carb oder Atkins-Diät populär wurde, ist seitdem in vielen verschiedenen Varianten aufgetaucht. Darunter auch in durchaus extremen Formen wie der in Frankreich beliebten Dukan-Diät, die als potenziell so gesundheitsschädlich eingeschätzt wurde, dass ihr Schöpfer, der französische Mediziner Pierre Dukan, im letzten Jahr seine Zulassung als Arzt verloren hat: Die enormen Mengen an Protein, die man laut seinen Empfehlungen zu sich nehmen soll, können zu Schädigungen der Nieren führen. Momentan feiert die kohlenhydratarme Kost gerade als Paleo-Ernährung oder Steinzeit-Diät neue Erfolge. Dutzende Bücher wollen uns – garniert mit den üblichen (pseudo)wissenschaftlichen Belegen – erklären, dass die Menschen in der Altsteinzeit sich hauptsächlich von Fleisch, Gemüse, Obst und Nüssen ernährt haben. Getreide und Milchprodukte aber gab es nicht, und weil wir genetisch angeblich immer noch Steinzeitmenschen sind, wäre es viel gesünder, auf diese unnatürlichen Lebensmittel zu verzichten. Es ist kein Wunder, dass all diese Ernährungs- und Diätratgeber so erfolgreich sind und so viel Aufmerksamkeit genießen. Wir müssen essen. Aber überall um uns herum wird uns erzählt, wie viel wir dabei falsch machen können und wie sehr wir unserem Körper schaden, wenn wir nicht richtig essen. Gleichzeitig wollen wir den ästhetischen Vorstellungen der Gesellschaft entsprechen und unser Übergewicht loswerden. Wir sind dankbar für alle Ratschläge, die uns dabei helfen sollen. Und wenn man uns eine Blitzdiät: Fett weg in 3 Tagen verspricht, Abnehmen: 5 Kilo in 7 Tagen oder In 14 Tagen zum flachen Bauch (alles übrigens reale Schlagzeilen), dann schauen wir auch nicht mehr sonderlich kritisch auf die Behauptungen oder die wissenschaftlichen Belege. Mit Sicherheit lässt sich auf jeden Fall eines sagen: Wenn man mehr Energie verbraucht als man zu sich nimmt, dann verliert man Gewicht. Im anderen Fall nimmt man zu. Daraus folgt der einzige wirklich verlässliche Ratschlag zum Abspecken: Wer abnehmen will, soll weniger essen und sich mehr bewegen! Aber das ist leider so offensichtlich, dass man mit der Vermarktung dieser Taktik kaum Geld verdienen kann. Ich hab gerade noch einmal ein wenig recherchiert: Eine Internetsuche zum Thema X hilft beim Abnehmen liefert für X unter anderem folgende Vorschläge: Kaffee, Kokosöl, Wasser, Grüner Tee, Löwenzahntee, Fisch, Weißer Tee, Guarana, Stevia-Extrakt, Eiweiß, Kurkuma, Selen, Molkepulver, Alpha-Liponsäure, Tequila, Olivenöl, Lakritze, Knäckebrot, Milch, Konjakwurzel, Kreuzkümmel, Cola, Eier und Bier. Den letzten Vorschlag werde ich wohl berücksichtigen und mich auf den Weg ins Wirtshaus machen. Prost! Und keine Sorge – vom bösen Weizenbier halte ich mich fern.
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Die Dreiecksständer sind genehmigt, sagt Van der Bellens Team. FPÖ-Manager Kickl sieht einen Gesetzesbruch. Wien – Zu Aufregung bei der FPÖ hat die Überlassung von 350 Wiener Plakatflächen durch die SPÖ für den Stichwahlkampf Alexander Van der Bellens geführt. Die Freiheitlichen sehen darin laut der Tageszeitung Österreich ein illegitimes Vorgehen. Sowohl die SPÖ als auch Van der Bellens Wahlkampfteam wiesen die Vorwürfe zurück, die Aktion sei von der zuständigen Magistratsabteilung genehmigt worden. Der Vorgang sei korrekt abgelaufen, betont das Team des ehemaligen Grünen-Chefs: Die SPÖ Wien hat in einem Schreiben gegenüber dem Verein Gemeinsam für Van der Bellen keinen Einwand gegen die Nutzung von Standorten erhoben, für die sie Bewilligungsinhaberin ist, hieß es in einer Aussendung. Von diesen zur Genehmigung überlassenen Standorten hat der Verein nun 350 Flächen übernommen. Die Genehmigung dafür wurde von der zuständigen Magistratsabteilung erteilt, betont Van der Bellens Büro. Damit werden – wie gesetzlich zugelassen – insgesamt 1.100 Plakate in Wien in Verwendung sein. Die FPÖ ortete zuvor nicht rechtskonformes Vorgehen. Alexander Van der Bellen ist Faymanns Wunschpräsident. Deshalb leistet die SPÖ den Grünen mit tausenden Plakatständern illegale Schützenhilfe, meinte Norbert Hofers Wahlkampfmanager Herbert Kickl gegenüber Österreich. Er habe auf Plakatständern, die für Van der Bellen werben, Aufkleber gesehen, die diese als von der SPÖ angemeldete Werbeflächen kennzeichnen würden, sagte Kickl später bei einer Pressekonferenz. Das sei ein klarer Gesetzesbruch, da man die Werbeflächen nicht anderen wahlwerbenden Parteien überlassen dürfe. Kickl kündigte eine Anzeige bei der MA 46 an, sollten die Plakatständer nicht entfernt werden. Die Wiener SPÖ betonte, es sei rechtlich alles in Ordnung. Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler sagte, man habe im Vorfeld alles geklärt, die Überlassung der 350 Dreiecksständer sei von der MA 46 genehmigt, das Team Van der Bellens komme damit auf die maximal zulässige Zahl von 1.100. Es werden nun auch die entsprechenden Kontrollpickerln der MA 46 auf den überlassenen Dreiecksständern angebracht, die diese dann als jene von Van der Bellen ausweisen. Die Überlassung der Ständer sei etwas, was die Wiener SPÖ gerne gemacht habe – denn wir wollen Hofer verhindern. Zusätzliche Kosten für die Wiener SPÖ ergäben sich daraus nicht, man lasse die Ständer einfach später abbauen. Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl versteht die Vorhaltungen nicht: Die künstliche Aufregung darüber seitens des FPÖ-Wahlkampfteams ist nicht nachvollziehbar, das ist der ganz normale und korrekte Vorgang. Wir freuen uns über die Breite und parteiübergreifende Unterstützung für Alexander Van der Bellen. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zur reinen FPÖ-Kampagne für Norbert Hofer, erklärte er in einer Aussendung.
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Die Aufhebung der verpflichtenden Untersuchung für Schlachttiere gefährdet die Gesundheit, warnt Global 2000. Wien/Klagenfurt – Global 2000 hat ein frisch geschlachtetes Schaf und ein fünf Monate altes Lamm an der Lebensmittelversuchsanstalt Klosterneuburg auf Hexachlorbenzol (HCB) untersuchen lassen. Der Hof, von dem die Tiere stammten, liegt sieben Kilometer vom Zementwerk Wietersdorfer im Kärntner Görtschitztal entfernt. Das ausgewachsene Tier wurde bis zum Bekanntwerden des dortigen HCB-Skandals im Freien gehalten, erhielt aber seit Dezember des Vorjahrs HCB-freies Austauschfutter. Es wies bei der Untersuchung eine HCB-Belastungen von 17 beziehungsweise 18 Mikrogramm pro Kilo im Faschierten beziehungsweise Schlögel sowie 107 Mikrogramm pro Kilo im Nierenfett auf. Das Lamm hingegen, das im April geboren wurde und somit nie mit kontaminiertem Futter in Kontakt kam, wies lediglich geringe Spuren von HCB mit weniger als einem Mikrogramm pro Kilo auf. Dieses Ergebnis ist in hohem Maß alarmierend, sagt Global-2000-Umweltchemiker Helmut Burtscher. Denn Tiere, die über einen längeren Zeitraum HCB-belastetes Futter erhielten, weisen demnach noch Monate nach der Futterumstellung eine hohe HCB-Belastungen auf. Die von der Med-Uni Wien berechneten Maximalwerte für HCB sind um das Neunfache überschritten, so Burtscher. Unsere Blutuntersuchungen an 135 Personen aus dem Görtschitztal haben gezeigt, dass diese Menschen eine deutlich erhöhte HCB-Belastung aufweisen, sagt Hans Peter Hutter von der Med-Uni Wien. Die Uni wurde daher beauftragt, auf Basis dieser Blutwerte HCB-Grenzwerte zu berechnen. Das Ziel ist, damit sicherzustellen, dass belastete Personen weniger HCB aufnehmen als ausscheiden und daher eine Entgiftung stattfinden kann. Unsere Berechnungen zeigten, dass diese toxikologisch begründeten Maximalwerte zum Teil sehr deutlich unterhalb der geltenden EU-Grenzwerte für HCB liegen, sagt Hutter. Jetzt geht es darum, für die belasteten Menschen im Görtschitztal sicherzustellen, dass diese gesundheitlichen Richtwerte nicht überschritten werden. Der Bescheid des Landes Kärnten zur Aufhebung der HCB-Untersuchungspflicht ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar und prolongiert die Gefährdung der menschlichen Gesundheit im Görtschitztal, kritisiert Global-2000-Umweltchemiker Burtscher. Denn der EU-Grenzwert, auf dessen Einhaltung sich der Bescheid bezieht, ist nicht sicher. Darüber seien sich die Experten des Umweltbundesamts, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit und der Med-Uni einig, sagt Burtscher. Ein Ersuchen des Gesundheitsministeriums an die EU-Kommission, den HCB-Grenzwert neu zu bewerten, hat die Kommission allerdings abgelehnt. Fragwürdig ist laut Burtscher auch die Annahme einer Halbwertszeit von 73 Tagen für den HCB-Abbau bei Nutztieren. Denn beim Menschen liegt diese Halbwertszeit bei durchschnittlich sechs bis sieben Jahren. So lange werde es dauern, bis die HCB-Belastung in Körperfett, Blut und Muttermilch der Görtschitztaler Bevölkerung auf die Hälfte reduziert sein wird. Global 2000 fordert daher ein Bündel an Maßnahmen: eine umgehende schriftliche Information an alle Görtschitztaler Haushalte über die von der Med-Uni berechneten Maximalwerte für HCB in Lebensmitteln, deren Einhaltung erforderlich ist, um eine Entgiftung der belasteten Bevölkerung zu ermöglichen; die sofortige Wiedereinführung der Untersuchungspflicht für Schlachttiere im Görtschitztal; und ein laufendes Lebensmittelmonitoring für Erzeugnisse aus dem Görtschitztal hinsichtlich der Einhaltung der HCB-Maximalwerte der Med-Uni und die Veröffentlichung aller Untersuchungsergebnisse. Schließlich soll eine hundertprozentige Entschädigung der Bauern für all jene Produkte gewährleistet sein, die wegen Überschreitung der HCB-Maximalwerte nicht vermarktet werden können. Bis die Verantwortung für die Kontamination, also der Verursacher, rechtskräftig festgestellt ist, müsse das Land Kärnten im Interesse der öffentlichen Gesundheit dieses Geld vorstrecken, fordert die Umweltschutzorganisation.
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Insgesamt vier Festnahmen nach Selbstmordanschlag – "Nicht gezielt gegen Deutsche gerichtet". Istanbul/Berlin – Der syrische Selbstmordattentäter von Istanbul ist nach Angaben der türkischen Regierung als Flüchtling in die Türkei eingereist. Das bestätigte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Mittwochabend in Istanbul. Der Attentäter sei nicht als Terrorverdächtiger unter Beobachtung gestanden, sagte der Regierungschef. Die Zahl der im Zuge der Ermittlungen zum Anschlag Festgenommenen erhöhte sich nach Regierungsangaben auf fünf. Am Mittwoch sei es zu vier weiteren Festnahmen gekommen, sagte Davutoglu. Nach Angaben von Innenminister Efkan Ala war ein erster Verdächtiger bereits am Dienstagabend festgenommen worden. Die Nachrichtenagentur DHA meldete unter Berufung auf die Polizei, bei seiner Registrierung als Flüchtling seien dem Attentäter namens Nabil Fadli am 5. Jänner in Istanbul Fingerabdrücke abgenommen worden. Diese hätten nun dabei geholfen, den 27-Jährigen als Attentäter zu identifizieren. Fadli sei bei der Registrierung von vier Menschen begleitet worden, nach denen gefahndet werde. Unklar blieb, ob es sich bei diesen vier Gesuchten um die Festgenommenen vom Mittwoch handelte, von denen Davutoglu sprach. Der Regierungschef sagte, die Verbindung des Attentäters zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sei erwiesen. Er äußerte aber den Verdacht, dass andere Akteure den IS als Subunternehmer für den Anschlag instrumentalisiert hätten. Wer das sein könnte, werde mit Hochdruck untersucht. Davutoglu warf dem syrischen Regime außerdem vor, auf schmutzige Weise mit dem IS zusammenzuarbeiten. Er setzte das aber nicht in direkten Bezug zu dem Anschlag von Istanbul. Bei dem Anschlag waren zehn deutsche Touristen getötet worden. Sechs Verletzte würden noch in Krankenhäusern behandelt, sagte der Regierungschef. Der Anschlag habe sich aber nicht gezielt gegen Deutsche gerichtet. Deutschlands Innenminister Thomas de Maizière sieht deshalb keinen Grund, von Reisen in die Türkei abzusehen. Es gebe keine Hinweise dafür, dass sich der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet habe, sagte auch de Maizière am Mittwoch bei einem Besuch in Istanbul. Der Deutsche Bundestag gedachte am Mittwoch der Opfer. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) rief dazu auf, sich von dem brutalen Selbstmordanschlag eines fanatischen Attentäters nicht verunsichern zu lassen. Wir werden vor dem Terror nicht zurückweichen, sagte de Maizière nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Ala in Istanbul, wo er Blumen am Tatort ablegte und verletzte Anschlagsopfer im Krankenhaus besuchte. Wir stehen entschlossen an der Seite der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus. Beide Länder seien bedroht, daher sei eine gemeinsame Antwort nötig. Deutschland und die Türkei rücken noch enger zusammen. Ein Ermittlerteam des Bundeskriminalamts (BKA) wurde derweil nach Istanbul entsandt. Es unterstütze die Ermittlungen vor Ort, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin. Laut der Nachrichtenagentur Anadolu wurden binnen zwei Tagen bis Mittwoch insgesamt 74 mutmaßliche IS-Mitglieder festgenommen. 16 von ihnen stünden im Verdacht, einen schweren Anschlag in Ankara geplant zu haben, meldete Anadolu. Am Mittwoch wurden demnach im Badeort Antalya drei weitere mutmaßliche IS-Kämpfer gefasst. Alle drei seien Russen. In Adana seien 17 mutmaßliche Jihadisten gefasst worden, darunter drei weitere Russen sowie Tadschiken, Afghanen und ein schwedischer Staatsbürger.
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Zentralregierung will Beschluss des Regionalparlaments kippen – Premier Rajoy an Regionalregierung: "Ungehorsam". Madrid/Barcelona – Die spanische Regierung hat eine Verfassungsklage gegen den Plan Kataloniens zur Abspaltung von Spanien erhoben. Generalstaatsanwältin Marta Silva de Lapuerta legte die Klage am Mittwoch dem Verfassungsgericht vor. Die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte zuvor auf einer Sondersitzung die Anrufung des Gerichts beschlossen. Sie stellte zugleich den Antrag, dass das Verfassungsgericht katalanische Amtsträger absetzt, die sich über Gerichtsbeschlüsse hinwegsetzen. Rajoy teilte nach der außerordentlichen Kabinettssitzung mit, das Verfassungsgericht solle den Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Parlaments und alle seine Auswirkungen mit sofortiger Wirkung aussetzen. Das katalanische Parlament hatte am Montag für die Unabhängigkeit von der Zentralregierung und die Schaffung einer eigenen Republik bis spätestens 2017 gestimmt. Der Beschluss enthält auch einen Fahrplan für einen 18-monatigen Abspaltungsprozess. Unter anderem sollen binnen 30 Tagen die gesetzlichen Grundlagen für ein eigenes Sozialversicherungssystem und eine eigene Finanzverwaltung geschaffen werden. Premier Rajoy bezeichnete den Beschluss am Mittwoch als Ungehorsam gegenüber den Institutionen: Die Souveränität gehört dem gesamten spanischen Volk, diese Souveränität kann nicht geteilt werden. Nach Angaben aus Justizkreisen sollte das Verfassungsgericht noch im Lauf des Mittwochs über den Antrag der Regierung beraten. Katalonien hat rund 7,5 Millionen Einwohner und stellt ein Fünftel der Wirtschaftskraft von ganz Spanien dar. Für 20. Dezember sind Parlamentswahlen in Spanien geplant, die katalonische Frage dominiert derzeit die Debatten.
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Kämpfe halten trotz vereinbarter Waffenruhe an. Kiew – Im ostukrainischen Kriegsgebiet sind trotz vereinbarter Waffenruhe erneut mindestens drei Menschen getötet worden. Bei Kämpfen mit prorussischen Separatisten starb ein Regierungssoldat beim Dorf Hranitne im Donezker Gebiet, wie Präsidialamtssprecher Andrej Lyssenko am Freitag in Kiew mitteilte. Zwei Zivilisten wurden den Aufständischen in Luhansk zufolge von Sprengfallen getötet. Insgesamt seien im Separatistengebiet Donezk in der vergangenen Woche elf Menschen ums Leben gekommen – darunter zwei Zivilisten, hieß es. Im Rahmen des in Minsk (Weißrussland) vereinbarten Friedensprozesses wurden insgesamt neun Gefangene ausgetauscht. Präsident Petro Poroschenko bestätigte die Freilassung von drei Ukrainern. Den Aufständischen zufolge fand der Austausch bei Schtschastja statt.
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Die Wähler könnten die Grünen erstmals zur stärksten Kraft machen. Zugpferd ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Es ist nicht so, dass gar kein Mensch außerhalb von Baden-Württemberg Guido Wolf kennt. Seinen großen Moment hatte der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Anfang Dezember, als er Kanzlerin Angela Merkel beim Parteitag einen Plüschwolf überreichte und berichtete, in seinem Ländle sei wieder ein echter Wolf gesichtet worden. Seither nennen Naturschützer Baden-Württemberg Wolfserwartungsland, und Guido Wolf tut das auch. Er meint damit allerdings nicht das Raubtier, sondern sich selbst. Merkel war anzusehen, dass sie das mit dem knuddeligen Plüschwolf nicht ganz so toll fand. Aber sie machte gute Miene zum kindischen Spiel. Schließlich stand die CDU in Baden-Württemberg in Umfragen gut da und bereitete sich darauf vor, einen in ihren Augen historischen Irrtum zu beseitigen – nämlich den ersten grünen Ministerpräsidenten Deutschlands. Es wird ja nicht noch einmal ein AKW in Fukushima explodieren, feixte man in der Südwest-CDU. Dieses Ereignis war es, das die CDU 2011 letztlich das Regierungsamt kostete. Zuvor hatte sie 58 Jahre lang durchgehend das Amt des Ministerpräsidenten besetzt. Dann ereignete sich im März 2011 – vier Tage vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg – der Super-GAU von Fukushima. Die die Atomkraft bejahende CDU sackte von 44,2 auf 39 Prozent, die Grünen stiegen von 11,7 auf 24,2 Prozent und waren sogar stärker als die SPD (23,1 Prozent). Seither regiert Grün-Rot unter Winfried Kretschmann das als konservativ geltende Bundesland. Ist Kretschmann eigentlich ein Schwarzer?, fragt der Moderator den Ministerpräsidenten bei einer Wahlveranstaltung in Karlsruhe. Desch is’ Blödsinn, antwortet der, wenngleich er sich über die neuesten Umfragen freut. Diese sagen den Grünen am Sonntag den Wahlsieg mit 32 Prozent voraus, die CDU liegt nur bei 28 Prozent. Unklar ist aber, ob Grün-Rot weiterregieren kann. Die SPD ist im Keller, nämlich bei rund 13 Prozent, dieses Ergebnis könnte auch die AfD erreichen. Zwar besetzt die SPD mit dem Wirtschafts- und dem Finanzministerium im wirtschaftsstarken BaWü Kernressorts. Aber sie hat keine Chance, sich gegen Kretschmann zu profilieren. Der war quasi vom ersten Tag an Landesvater: Grün, aber dennoch konservativ. Neuem aufgeschlossen, aber dennoch ein Ministerpräsident, der im Autoland Baden-Württemberg selbstverständlich den Dienst-Mercedes fährt. In einem Wahlkampfspot hobelt er sorgsam an einem Stück Holz und erklärt, etwas schaffen zu wollen, das bleibt. Während Wolf über einen schwierigen Wahlkampf und einen steinigen Weg klagt, sagt der populäre Kretschmann in bedächtigem Singsang: Wir haben Ökologie und Ökonomie versöhnt. Das ist der Weg Baden-Württembergs. Wo immer er mit seinem Wahlkampfmobil, dem Busle (ein sehr kleiner Bus), hinkommt, macht Kretsch deutlich, dass die ersten fünf Jahre erst der Anfang waren: Wir haben das Land gut und ordentlich regiert, mehr ist es erst mal auch nicht. Jetzt müsse man nicht nur noch mehr Jobs durch die Energiewende schaffen, sondern auch weiter daran arbeiten, Bildungserfolge von der Herkunft zu entkoppeln. Natürlich ist das Flüchtlingsthema im Wahlkampf immer dabei. Kretschmann hat dafür einen einprägsamen Slogan gefunden: Wir können auch Krise. Will heißen: Er unterstützt Merkel in ihrer Flüchtlingspolitik. Als der Realo im Bundesrat dafür stimmte, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien zu sicheren Herkunftsländern zu erklären, gab es noch Unruhe bei den Grünen. Doch jetzt, da Kretschmanns Kurs den Wahlsieg bedeuten könnte, ist jegliche Kritik verstummt. Er kann sich sogar den Satz erlauben: Ich bete jeden Tag, dass die Kanzlerin gesund bleibt. Derlei würde CDU-Mann Wolf nicht über die Lippen kommen. Er ist wie seine rheinland-pfälzische Parteikollegin Julia Klöckner auf Distanz zu Merkel und fordert Tageskontingente für Flüchtlinge. Bevor er sich dafür aussprach, hat er nicht einmal Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl informiert – und Merkel schon gar nicht. Diese jedoch tourt dennoch unermüdlich durchs Lände und bittet: Wählen Sie CDU, wählen Sie Guido Wolf zum Ministerpräsidenten dieses Landes! (Birgit Baumann aus Karlsruhe, 9.3.2016)
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Bethesdas Tochterfirma plant Standort in Frankfurt am Main. Das texanische Entwicklerstudio id Software, welches unter anderem verantwortlich ist für Doom und Quake, plant einen Ableger in Frankfurt am Main zu errichten. Dies ließ Pete Hinesder, Marketing-Chef des Mutterunternehmens Bethesda, jüngst in einem Interview mit Gamestar verlauten. An dem geplanten Standort sollen demnach keine eigenen Spiele geschaffen werden. Eher wird es sich um eine Art Technologie-Kompetenzzentrum handeln, in dem beispielsweise die eigene 3D-Engine weiterentwickelt wird. In Frankfurt sind für id Software bereits zwei Entwickler beschäftigt. In den nächsten Monaten soll das Team um 20 bis 30 Personen erweitert werden. Eine kompetente, überschaubare Gruppe sei dabei wichtiger als Wachstum. Frankfurt am Main ist in Deutschland zu einem Zentrum für die Computerspielindustrie geworden. Nicht nur die deutsche Niederlassung von Bethesda selbst ist dort zu finden, auch andere Entwicklerstudios siedelten sich in der Region an. Darunter befindet sich der Hauptsitz von Crytek (Crysis 3), Deck 13 (Lords of the Fallen) und Keen Games (Anno – Erschaffe eine neue Welt).
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Obwohl Erwin Pröll von der ÖVP-Spitze noch gebeten werden will, als Bundespräsident zu kandidieren, ist um seine Nachfolge in Niederösterreich schon ein Machtkampf ausgebrochen. Ein Antreten von Irmgard Griss würde dem schwarzen Hofburg-Anwärter zusetzen. Wien – Es rumort in der Volkspartei. Bei den Beamten des Innenministeriums verfestigt sich das Gerücht, dass ihnen die Chefin abhandenkommt, und zwar noch heuer – sobald die ÖVP die Kandidatur von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll für die Bundespräsidentschaftswahl bekanntgeben würde. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner soll in diesem Fall par force seine Nachfolge antreten wollen, hat allerdings noch einen Konkurrenten auszustechen: den niederösterreichischen Landesrat Stephan Pernkopf, dem ebenso große Ambitionen nachgesagt werden. Vorerst ist der Kampf um den Landesposten ein Machtstreit der Bünde. Denn die ungeschriebene schwarze Erbfolge sieht vor, dass auf einen Bauernbündler (Pröll), jemand vom Arbeitnehmerbund folgt (dessen Obfrau Mikl-Leitner ist). Pernkopf genießt in seiner Heimat allerdings große Beliebtheit und wäre vor Ort der bevorzugte Kandidat. Entscheidet Mikl-Leitner das Rennen für sich, zieht die Rochade aber noch viel weitere Kreise: Schließlich wäre dann nicht weniger als die Spitze des Innenministeriums neu zu besetzen. Nach STANDARD-Informationen sind dafür mehrere Personen im Gespräch: Diskutiert wurde über Justizminister Wolfgang Brandstetter. Der sei vielen aber zu liberal und habe in der Flüchtlingsfrage genauso wenig Plan, heißt es in ÖVP-Kreisen. Realistischer wäre also ein Wechsel Pernkopfs oder Wolfgang Sobotkas – der aktuelle Pröll-Stellvertreter – nach Wien. Fest steht: Durch die unsichere Flüchtlingssituation ist der Job ziemlich unbeliebt. Via Tiroler Tageszeitung erklärte Pröll jedenfalls, dass er der ÖVP als staatstragende Partei rate, einen eigenen Kandidaten für das Bundespräsidentenamt aufzustellen – das verstanden viele in der ÖVP als Inserat in eigener Sache. Ob Pröll antritt, ist noch offen. Offenbar möchte er von seiner Partei darum gebeten werden. Parteichef Reinhold Mitterlehner würde eine Kandidatur von Pröll zwar umstandslos akzeptieren, möchte diesen aber nicht darum bitten. Wenig Chancen auf einen Zusammenschluss der Zivilgesellschaft für ihre Kandidatur räumt der Politologe Peter Filzmaier der früheren Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Irmgard Griss, ein, die sich selbst erneut ins Spiel für die Hofburg gebracht hat – wenn von dieser Seite ein entsprechendes Engagement komme. Der Experte meint, die vielen Personen, die Griss angeblich gern unterstützen würden, ergeben noch keine geschlossene Gruppe, und: Dafür brauche es drei Dinge, und zwar Medienpräsenz, eine Organisationsstruktur und Geld – etwa im siebenstelligen Bereich. Auch wenn Griss beim ersten Kriterium sehr stark sei, nur ein gutes Image reicht nicht. In Österreich gebe es keine Spendenkultur der Zivilgesellschaft für Kandidaten wie in den USA, wohl aber werfen sich hierzulande von den Parteien organisierte Komitees mit Promis für ihre Amtsanwärter recht bald in die Schlacht. Ein großes Wählerpotenzial bei tatsächlichem Antreten attestiert Filzmaier Griss aber schon, denn: Sie würde alle Politikenttäuschten ansprechen – und das sind verdammt viele. Obwohl die Leiterin der Hypo-U-Kommission nur einen Bericht zur Desasterbank und eine gute Präsentation hingelegt habe, so der Politologe. Das ist absurd – und eine Ohrfeige für die etablierte Politik. Zusetzen würde eine Kandidatur der früheren Richterin freilich eher dem ÖVP- als dem SPÖ-Kandidaten. Am Donnerstag erklärte der Kärntner Landesrat Gerhard Köfer vom Team Stronach, dass seine Landestruppe Griss Ansinnen unterstütze. Auch die Neos beraten darüber. Die FPÖ würde sie schon länger gern als unabhängige Kandidatin sehen. Griss selbst hat übrigens nichts mehr dagegen, wenn sich auch Parteien für sie starkmachen. (Katharina Mittelstaedt, Michael Völker, Nina Weißensteiner 16.10.2015)
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Dem Gründer der geschlossenen Tauschplattform Megaupload drohen 20 Jahre Haft. Ein Richter in Auckland in Neuseeland hat die Auslieferung des umstrittenen deutschen Internetunternehmers Kim Dotcom an die USA genehmigt. Nach einer neunwöchigen Anhörung sei die Beweislage überwältigend, wurde am Mittwoch offiziell mitgeteilt. Auch drei weitere Angeklagte sollen zusammen mit Dotcom ausgeliefert werden. Der Richter hatte nicht über eine Schuld Dotcoms zu entscheiden, sondern nur darüber, ob die Anschuldigungen stichhaltig genug sind für eine Auslieferung. Dem Gründer der inzwischen geschlossenen Tauschplattform Megaupload drohen in den USA 20 Jahre Haft wegen Urheberrechtsverletzungen, Betrugs und Geldwäsche. Die US-Justiz will dem 41-Jährigen, der mit seiner Tauschbörse ein Vermögen verdiente, den Prozess machen, weil er für die großflächige Weiterverbreitung von Onlineinhalten ohne Berücksichtigung der Urheberrechte verantwortlich gemacht wird. This is my weirdest Xmas ever. Dotcom weist alle Vorwürfe zurück Der Fall hatte im Jänner 2011 seinen Ausgang genommen, als bewaffnete Polizisten Dotcoms Anwesen in Auckland durchsuchten, während gleichzeitig die US-Bundespolizei FBI gegen ihn ermittelte. Dotcom weist alle Vorwürfe zurück. Auch die früheren Megaupload-Manager Finn Batato, Mathias Ortmann und Bram van der Kolk sollen in den USA vor Gericht gestellt werden. Nach Berechnungen der US-Behörden soll Megaupload mit Urheberrechtsverletzungen einen Gewinn von 175 Millionen Dollar (160 Millionen Euro) gemacht haben, während die Hersteller von Filmen, Musik und Software Verluste von 500 Millionen Dollar verzeichneten. Das FBI stuft Dotcoms Aktivitäten als größten Fall von Urheberrechtsverletzung in der US-Geschichte ein.
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Der dänische Jazzgitarrist gastierte mit Thomas Morgan und Joey Baron im Wiener Porgy & Bess. Wien – Jakob Bro lässt sich und seiner Musik gerne Zeit. Viel Zeit. Man kann sich den Dänen als Aquarellisten auf der Gitarre vorstellen. Mit viel Hall tupft er sparsam Töne in den Raum, wo sie langsam verschwimmen und erst im Zusammenspiel mit verblassenden Klängen ihre volle Wirkung entfalten. Wenn sich das ein wenig nach der Gitarrenlyrik von Bill Frisell anhört, ist das kein Zufall. Der renommierte US-Gitarrist hat bereits auf mehreren Alben seines jungen dänischen Kollegen mitgespielt und ihn auch live begleitet. Für das aktuelle Album Gefion, mit dem er sich nun auch auf dem Münchner Label ECM als Leader präsentiert, hat Bro auf oftmalige Gäste wie Saxofonlegende Lee Konitz verzichtet und sich auf sein Trio konzentriert. Dessen Bassist Thomas Morgan war es auch, der Bros minimalistische, dabei hochmelodiöse Kompositionen am Montag beim Auftritt im Wiener Porgy & Bess mit seinem warmen Spiel verankerte. Als Dritter im Bunde fungierte nicht wie zuletzt Drummer Jon Christensen, sondern Joey Baron. Der erfahrene Begleiter von Jazzgitarrengrößen wie John Abercrombie, Jim Hall und Frisell erweist sich als Glücksfall. Meist mit Schlagzeugbesen, oft auch nur mit bloßen Händen bringt Baron das Drumset zum Singen. Greift er zu den Drumsticks, genügt für unwiderstehliche Grooves ein Tänzeln auf den Becken. Zwar bevorzugt Bro für seine oft schwebend wirkende Musik einen klaren, lange anhaltenden, vor allem mit Delay-Effekten angereicherten Gitarrenton, als er ein Blues-Shuffle anstimmt, kommt aber eine andere, knochentrockene Stimme hinzu. Mit unberechenbaren Phrasierungen entgeht er Klischees, erinnert am ehesten an das eigenwillige Spiel von Howlin Wolfs einstigem Gitarristen Hubert Sumlin. Als Bro später zum Bottleneck greift, hört sich das an, als würde David Lynch Slide-Gitarre spielen. In Uptempo-Stücken ist Bro ein Meister dahinperlender Phrasen, eingängig, aber nie kitschig. Ob der niedrigen Lautstärke wartet das Publikum nach Stückende meist noch einige Sekunden, bevor es mit Applaus und Bravorufen einsetzt. Schönheit, sie kommt bei Jakob Bro auf leisen Sohlen.
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Am Sonntagabend diskutierte Ingrid Thurnher mit Vertretern der Parteien. Wien – Mit einem massiv verschärften Asylgesetz will sich die Regierung gegen den Zuzug von Flüchtlingen rüsten – die Gesetzesnovelle ist heftig umstritten und stößt bei Hilfsorganisationen und Verfassungsexperten auf teils heftigen Widerspruch. Verabschiedet sich Österreich von internationalen Standards in Menschenrechtsfragen, oder ist es ein legitimer Schritt, um die öffentliche Ordnung und die innere Sicherheit zu gewährleisten – wie die Regierung sagt? Und wie wirkt sich diese Debatte auf die bevorstehende Wahl aus? Darüber diskutierten bei Ingrid Thurnher: Nutzen Sie das Forum, um sich mit anderen über die Sendung auszutauschen.
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Vereinbarungen im Agrarbereich erzielt – Zugeständnisse an arme Länder – Keine Doha-Einigung. Nairobi – Die mehr als 160 Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) haben sich auf den Abbau von Exportsubventionen für Agrarprodukte verständigt. Die Vereinbarung ist Teil eines Nairobi-Pakets mit mehreren Maßnahmen im Agrarbereich, auf das sich die WTO-Handelsminister am Samstag nach zähen Verhandlungen in der kenianischen Hauptstadt einigten. Der vereinbarte Abbau von internationalen Wettbewerbsverzerrungen im Landwirtschaftsbereich werde sich für österreichische Exporteure positiv auswirken, so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Sonntag in einer Aussendung. Das positive Verhandlungsergebnis werde den Welthandel beleben und allen Beteiligten neue Chancen eröffnen. Weitere Schritte auf WTO-Ebene müssen folgen, damit wettbewerbsverzerrende und handelsbeschränkende Maßnahmen im Welthandel schrittweise abgebaut werden, betonte Mitterlehner. Eine gemeinsame Haltung zur Zukunft der Doha-Entwicklungsrunde fanden die WTO-Verhandler jedoch bei der Welthandelskonferenz in Afrika nicht. Stattdessen wird in der per Konsensverfahren angenommenen Schlusserklärung auf gegensätzliche Positionen zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern in dieser Frage verwiesen. Indien und Venezuela gaben ihre Kritik daran zu Protokoll. Es sei enttäuschend, dass es der WTO nicht gelungen sei, sich auf ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Doha-Agenda zu verständigen, erklärte Indiens Handelsministerin Nirmala Sitharaman. Die 2001 im Emirat Katar von den WTO-Mitgliedern vereinbarte Doha-Agenda hat die Liberalisierung des Welthandels bei zugleich besonderer Förderung der Entwicklungsländer zum Ziel. Die USA und die EU wollen nach 14-jährigen, weitgehend erfolglosen Doha-Gesprächen eine Neuausrichtung der WTO mit Verhandlungen über neue Themen der Globalisierung. Viele Entwicklungsländer sowie Schwellenländer fordern hingegen die Fortsetzung der Doha-Runde. Ungeachtet dieser Gegensätze sprach WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo von einem Erfolg. Es seien mehrere Vereinbarungen erreicht worden, von denen insbesondere die ärmsten Länder profitierten. Die WTO habe bewiesen, dass sie trotz aller Kritik handlungsfähig sei. Die EU lobte die ebenfalls im Konsens angenommene WTO-Vereinbarung zum Abbau von Exportsubventionen für Agrarprodukte als Meilenstein. Direkte staatliche Beihilfen für den Agrarexport sollen demnach völlig verschwinden. Entwicklungsländer bekommen dafür Zeit bis 2023, und die mehr als 50 am wenigsten entwickelten Länder der Welt (LDC) müssen dies erst bis Ende 2030 umsetzen. Vor allem arme Länder würden davon profitieren, sagte die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Die EU verzichtet schon seit einiger Zeit auf die Subventionierung von Agrarexporten. Nach Umsetzung der Vereinbarung würden Landwirte in der EU zum ersten Mal bei Exporten gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle erleben. Dies sei eine Schlüsselforderung der EU gewesen, sagte Malmström. Weitgehend unangetastet blieben dabei die hohen staatlichen Kredite in den USA, die Farmer für Exportgeschäfte aufnehmen können. Der deutsche Delegationsleiter lobte das Konferenzergebnis. Dies ist ein guter Tag für das multilaterale Handelssystem, sagte Matthias Machnig, Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums. Wir hätten uns mehr gewünscht, aber es ist auch mehr, als wir zuvor erwartet hatten. Nach der Vereinbarung der Ziele zur nachhaltigen Entwicklung bei den Vereinten Nationen und dem Klima-Abkommen in Paris sei auch in der Handelspolitik ein wichtiger Erfolg gelungen. Auch die deutsche Wirtschaft äußerte sich lobend. Die Vereinbarungen brächten Fortschritte im Exportwettbewerb bei Agrargütern und eröffneten gerade den am wenigsten entwickelten Ländern neue Möglichkeiten, sich stärker in den Welthandel zu integrieren, heißt es in einer Mitteilung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Berlin. Multilaterale Abkommen sind und bleiben der Königsweg zur Schaffung eines fairen und transparenten Welthandelssystems, betonte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Das Nairobi-Paket muss daher der Startschuss sein für eine Wiederbelebung der WTO als zentrales Forum für Handelsregeln und nicht das Resultat, mit dem man seine Schuldigkeit für die nächsten Jahre getan hat. Entwicklungsorganisationen äußersten sich dagegen weitgehend kritisch: In Nairobi sei der Ausstieg aus Doha-Runde eingeleitet worden, erklärte die Organisation Brot für die Welt. Oxfam warf den USA und der EU vor, Aufgaben der Entwicklungshilfe im Handelsbereich zu blockieren. Dies ist ein Schlag ins Gesicht von Millionen Menschen in Afrika, sagte Oxfams Agrar-Expertin Marita Wiggerthale. Im Konsens bekannten sich die WTO-Staaten dazu, dass arme Länder im Falle einer Überschwemmung ihrer Agrarmärkte mit billigen Importen temporär Schutzzölle erheben dürfen. Die Minister gestanden Indien zu, bis auf weiteres Lebensmittel zu festgelegten Niedrigpreisen aufzukaufen und zu lagern, obwohl dies gegen WTO-Regeln verstößt. Nur so könne die Ernährung von Millionen armer Menschen gesichert werden, hatte Indien geltend gemacht. Delhis Forderung, diese Ausnahme als dauerhaft festzuschreiben, wurde jedoch nicht erfüllt.
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Verkauf der Hubschrauberträger wurde im August wegen Russland-Sanktionen abgesagt, die Höhe der Rückzahlung ist weiter umstritten. Paris/Moskau – Nach der geplatzten Lieferung zweier Mistral-Kriegsschiffe an Russland wird Frankreich voraussichtlich knapp eine Milliarde Euro an Moskau zurückzahlen. Die Regierung werde den russischen Behörden die vereinbarte Summe von 949.754.849 Euro zahlen, heißt es in einem Gesetzesentwurf, den die Nationalversammlung am Mittwoch veröffentlichte. Der Entwurf soll am 15. September dem Auswärtigen Ausschuss der Nationalversammlung und zwei Tage später dem Parlamentsplenum vorgelegt werden. Bisher hatte die Regierung nur mitgeteilt, dass die Rückzahlung unter einer Milliarde Euro liegen werde. Die Satirezeitung Le Canard Enchchainé berichtete allerdings, die Gesamtkosten für das geplatzte Rüstungsgeschäft beliefen sich auf rund zwei Milliarden Euro, da noch viele Zusatzkosten etwa durch die Auflösung eines Vertrags zur künftigen Instandhaltung der Schiffe entstünden. Finanzminister Michel Sapin wies das zurück. Frankreich und Russland hatten Anfang August bekanntgegeben, dass sie sich auf die Auflösung des Mistral-Vertrags geeinigt hätten. Russland hatte die beiden Hubschrauberträger im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro im Juni 2011 bestellt. Wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine legte Frankreich die Lieferung im vergangenen Jahr jedoch auf Eis. Danach verhandelten beide Seiten monatelang über die Kosten. Die Schiffe der Mistral-Klasse sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Sie können unter anderem mehrere Landungsboote, 16 Hubschrauber, 13 Panzer und 450 Soldaten unterbringen. Ihre Lieferung an Russland stieß bereits vor der Ukraine-Krise auf Vorbehalte bei osteuropäischen Ländern, die befürchteten, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen nutzt. Die französische Regierung will nun andere Länder als Käufer gewinnen. Als Interessenten werden unter anderen Ägypten, Kanada und Indien gehandelt.
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