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In der seit Jahrzehnten schwersten Krise um Taiwan hat China seine Militärübungen rund um Taiwan nach rund einer Woche vorerst für abgeschlossen erklärt. Man habe "verschiedene Aufgaben erfolgreich erledigt", teilte das östliche Kommando der Volksbefreiungsarmee mit. Durch gemeinsame Militäroperationen der Streitkräfte im See- und Luftraum rund um die Insel Taiwan sei die Kampffähigkeit der Armee "effektiv getestet" worden.  Veränderungen der Situation in der Taiwanstraße würden jedoch weiterhin große Aufmerksamkeit geschenkt werden. So seien "regelmäßige Patrouillen" geplant. Auch sollen weiterhin militärisches Training und andere Vorbereitungen erfolgen. Das Militär werde die Souveränität und territoriale Integrität Chinas "entschlossen schützen", hieß es.  Als Reaktion auf einen Taiwan-Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hatte China seit vergangener Woche großangelegte Militärübungen rund um die Inselrepublik durchgeführt und dabei auch eine mögliche Eroberung der Insel geübt. Die chinesische Führung lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taiwan ab, weil sie die Insel als Teil der Volksrepublik ansieht. Hingegen versteht sich Taiwan längst als unabhängig. Erneut warnte Peking, die Inselrepublik notfalls auch mit militärischen Mitteln einzunehmen. China werde stets große Anstrengungen unternehmen, eine friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan zu erreichen, hieß es in einem von der chinesischen Regierung veröffentlichten Weißbuch zur Taiwan-Frage. "Aber wir werden nicht auf die Anwendung von Gewalt verzichten, und wir behalten uns die Möglichkeit vor, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen", hieß es weiter. Die Anwendung von Gewalt sei "unter zwingenden Umständen" der "letzte Ausweg". Man werde keine ausländische Einmischung in Taiwan tolerieren, so die chinesische Führung. "Wir werden jeden Versuch, unser Land zu spalten, vereiteln", hieß es. "Das historische Ziel der Wiedervereinigung unseres Heimatlandes muss und wird verwirklicht werden." Ähnliche Drohungen hatte China auch in der Vergangenheit immer wieder in Bezug auf Taiwan ausgesprochen. Ursprünglich war angekündigt worden, dass die "Kampfübungen" am Sonntag enden sollten, doch wurden sie überraschend verlängert. Bei den Manövern schoss China auch ballistische Raketen in Richtung Taiwan ab, von denen nach Berichten eine sogar erstmals direkt über Taiwan flog. Als Reaktion auf die Manöver schickte Taiwans Militär Flugzeuge, Warnungen über Funk, mobilisierte Raketenabwehrsysteme und feuerte Leuchtgeschosse ab. Pelosi verteidigte ihre Reise. "Das, was die Chinesen jetzt tun, ist das, was sie immer tun", sagte sie mit Blick auf die Militärmanöver in der Straße von Taiwan. Die Demokratin sagte, sie habe "überwältigende parteiübergreifende Unterstützung" für ihren Besuch erfahren.
1asien
Das Parlament in Sri Lanka hat den bisherigen geschäftsführenden Präsidenten Ranil Wickremesinghe zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Er habe die Stimmen von 134 der insgesamt 225 Abgeordneten erhalten, sagte Parlamentsgeneralsekretär Dhammika Dissanayake in Colombo. Der frühere Minister Dullas Alahapperuma kam demnach auf 82 Stimmen, der marxistische Kandidat Anura Dissanayake auf drei Stimmen. Zwei Abgeordnete hätten sich enthalten, vier Stimmen seien ungültig gewesen. Die Spaltung des Landes sei nun überwunden, sagte Wickremesinghe in einer kurzen Dankesrede im Parlament. Er rief Alahapperuma auf, "sich mir anzuschließen und gemeinsam daran zu arbeiten, das Land aus der Krise zu führen".Wickremesinghe ist einer der erfahrensten Politiker seines Landes. Der 73-Jährige begann 1977 seine politische Laufbahn im Parlament und war insgesamt sechs Mal Premierminister. Er ist ausgebildeter Jurist und stammt aus einer Politikerfamilie. Vergangene Woche wurde er zum geschäftsführenden Präsidenten ernannt, nachdem sich sein Vorgänger Gotabaya Rajapaksa inmitten von massiven Protesten mit seiner Frau in einer Militärmaschine ins Ausland abgesetzt hatte. Bei Demonstranten ist Wickremesinghe unbeliebt, weil sie ihn als einen Verbündeten von Rajapaksa ansehen. Sie haben angekündigt, weiter gegen ihn zu protestieren. Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Regierung hat daher unter anderem den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie Indien, China, Russland und andere Länder um Hilfe gebeten. Im Land mangelt es an Treibstoff, Gas zum Kochen, Medikamenten und Lebensmitteln. Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter zu importieren. Auch die hohe Inflation und stundenlange Stromausfälle sorgen für großen Unmut. Die Gründe für die Krise sind vielfältig - darunter Misswirtschaft und Korruption, aber auch die Folgen der Corona-Pandemie, die vor allem den wichtigen Tourismus-Sektor hart getroffen haben. Wegen der Krise protestieren seit Wochen viele Menschen gegen die politische Führung.
1asien
Auf dem Rasen von Wimbledon hat Novak Djokovic seinen 21. Grand-Slam-Titel im Tennis geholt. Im Finale schlug der Serbe am Sonntag (10.07.2022) Nick Kyrgios (Australien) mit 4:6, 6:3, 6:4 und 7:6 (7:3). "Novak hat teilweise gespielt wie ein Gott", gab Kyrgios nach dem emotionalen und phasenweise hochklassigen Match zu. Er hatte sich vehement gegen die Niederlage gestemmt - letztlich halfen dem Australier aber auch 30 Asse nicht.Djokovic liegt damit nur noch einen Grand-Slam-Erfolg hinter dem Spanier Rafael Nadal, der bei den French Open seinen 22. großen Titel geholt hatte, aber das Halbfinale von Wimbledon gegen Kyrgios wegen einer Bauchmuskelverletzung hatte absagen müssen.Für seinen vierten Wimbledon-Titel in Folge und den siebten insgesamt benötigte Djokovic im Finale 3:01 Stunden. Der dritte Matchball brachte Djokovic den Erfolg. Mit sieben Siegen beim Rasenklassiker liegt Djokovic nur noch einen Titel hinter Rekordchampion Roger Federer (Schweiz). Seit 2013 ist Djokovic auf dem Centre Court in London ungeschlagen. "Der Titel bedeutet mir viel. Wimbledon war schon immer mein Lieblingsturnier", meinte Djokovic. Der 27-jährige Kyrgios verpasste in seinem ersten Grand-Slam-Finale seinen ersten ganz großen Titel.Ob Djokovic bei den US Open ab Ende August Anlauf auf den 22. Titel nehmen kann, ist fraglich. Der 35-Jährige verweigert nach wie vor eine Corona-Impfung, die nach aktuellem Stand für die Profis in New York vorgeschrieben ist. Djokovic hatte deshalb schon das Grand-Slam-Turnier in Australien verpasst.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Im Wettrennen mit China und Europa greifen die USA ihrer heimischen Chipindustrie mit milliardenschweren Subventionen unter die Arme. Am Dienstag unterzeichnete US-Präsident Joe Biden den rund 52 Milliarden Dollar schweren "US Chips and Science Act". Die Chefs von Micron, Intel, Lockheed Martin, HP und AMD sowie weitere Industrie- und Gewerkschaftvertreter, Abgeordnete und Gouverneure waren bei der Unterzeichnung anwesend. Details der Förderungen müssen noch ausgearbeitet werden.Mit 52 Milliarden Dollar (knapp 51 Milliarden Euro) soll dem Gesetz zufolge die Produktion von Halbleitern in den USA angekurbelt werden. Ein großer Teil des Geldes fließt demnach auch in die Forschung und Entwicklung. Die Nachfrage nach Halbleitern war während der Corona-Pandemie stark gestiegen, was - verschärft durch Werksschließungen in China wegen dortiger Lockdowns - zu weltweiten Engpässen führte. Die US-Wirtschaft, deren Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion in den vergangenen Jahren zugunsten Asiens stark zurückgegangen war, litt darunter besonders.Erst im Februar hatte die EU-Kommission das europäische Pendant, den "European Chips Act", auf den Weg gebracht. Seither wurden schon milliardenschwere Fabrikprojekte von Intel in Magdeburg und an anderen europäischen Standorten auf den Weg gebracht. Die EU-Kommission hat dabei die besondere Bedeutung der Chipindustrie für die industrielle Wertschöpfungskette betont.Auch in den USA stehen bereits mehrere Unternehmen in den Startlöchern. So will Qualcomm zusätzliche Halbleiter für 4,2 Milliarden Dollar von GlobalFoundries in New York kaufen. Aktuell leiden vor allem Autohersteller und Elektronikkonzerne unter der andauernden Chipknappheit. Die Lieferengpässe heizen auch die ohnehin schon stark gestiegene Inflation an.Der US-Speicherchip-Hersteller Micron kündigte kurz vor der Unterzeichnung des Gesetzes Investitionen in Höhe von 40 Milliarden Dollar in die Halbleiterproduktion in den USA an. Standorte für neue Werke nannte das Unternehmen zunächst nicht. Es plane aber, "in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts mit der Produktion zu beginnen". Biden begrüßte die Ankündigung. "Zwei weitere Unternehmen, GlobalFoundries und Qualcomm, haben gestern eine Partnerschaft im Wert von vier Milliarden Dollar angekündigt, um in den USA Halbleiter zu produzieren, die sonst ins Ausland gegangen wären", betonte er zudem.Allerdings senkte Micron heute wegen einer schwachen Nachfrage nach PCs und anhaltender Lieferengpässe seinen Ausblick. Es werde für das im September startende erste Geschäftsquartal mit einem negativen Geldfluss (free cash flow) gerechnet, teilte das Unternehmen mit. Zugleich dürften Umsatz wie auch Marge "signifikant" sinken. An der New Yorker Technologiebörse Nasdaq kam das nicht gut an. Die Aktie verliert rund fünf Prozent.
5unternehmen
Vier Nähmaschinen, Regale voller bunter Garne, vier Frauen fokussiert mit gesenktem Blick auf die vor ihnen liegenden weißen Stoffe: Im Bergdorf Santa Maria Tlahuitoltepec, drei Stunden über kurvige Straßen entfernt von Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats, entstehen Huipiles - traditionelle Hemden und Blusen, wie sie die indigen geprägten Gemeinschaften in Oaxaca sowie in ganz Mexiko und Mittelamerika tragen."Die Erwachsenen tragen die Stücke zu besonderen Anlässen wie Geburts- und Feiertagen, Hochzeiten, aber auch im Alltag", erklärt Virginia Balbuena Gomez. Gemeinsam mit ihren Schwestern, Cousinen und Freundinnen hat sie ihre Tradition zum Beruf gemacht. Untereinander sprechen sie Ayuujk, die Sprache der indigenen Gemeinschaft Mixe.Doch sie haben sich auch der Modernität angepasst: Ihre Kollektionen bewerben sie digital auf Social-Media-Plattformen auf Spanisch. Den Huipil von Tlahuitoltepec besticken sie mit rot-schwarzem Garn in stern- oder federförmigen Mustern, die an Flüsse, Pfade, Blumen, Sonnen oder an die mexikanische Agave erinnern, aus der unter anderem Mezcal und Tequila gemacht wird. Mit ihrem Kollektiv machen sich die Frauen finanziell unabhängig - von den Männern ihrer Gemeinschaft, aber auch von externen Geschäftspartnern, die einen Großteil des Gewinns für sich selbst behielten, sagt Virginia. Doch vor Plagiaten können auch die Kollektive die Frauen nicht schützen: Das US-Unternehmen Anthropologie sowie die Luxusdesignerin Isabel Marant haben das Agaven-Stickmuster aus Tlahuitoltepec eins zu eins übernommen. Auch Zara, Levis oder Mango plagiieren munter indigenes Design. Ohne zu fragen, geschweige denn, die Kunsthandwerkerinnen dafür zu bezahlen. Diese unrechtmäßige kulturelle Aneignung ärgert Ana Paula Fuentes, selbst Modedesignerin und Gründerin des Textilmuseums von Oaxaca. "Hier fehlt es gravierend am menschlichen Respekt, oder nicht?", sagt sie. "Und alles, weil sie nicht verstehen, was dahinter steht. Das Design von ihnen zu stehlen, bedeutet, ihre Identität stehlen. Weil du von oben herab auf sie schaust. Ich nutze dich, um mich zu bereichern, das ist es."Die Plagiate können die Existenz der indigenen Gemeinden bedrohen: Einige Firmen stellen die Kopien maschinell in Serie her - die Kopien sind billiger, überschwemmen die lokalen Märkte und konkurrieren mit den handgefertigten Stücken. Andere Firmen verkaufen die Plagiate hochpreisig als Designerstücke, ohne die Gemeinden zu beteiligen. Deshalb hat das mexikanische Kulturministerium ein Gesetz verabschiedet, das das kulturelle Erbe der indigenen und afro-mexikanischen Völker schützen soll. "Das Gesetz impliziert, dass die gesamte indigene Gemeinschaft sich abstimmen und damit einverstanden sein muss, dass ein Unternehmen oder ein Designer, eine Designerin eines ihrer Elemente oder Muster übernimmt und außerhalb der Gemeinschaft reproduziert", erklärt Oaxacas Senatorin Susana Harp, die das Gesetz mit initiiert hat.Modefirmen, die die von den indigenen Gemeinschaften aufgestellten Regeln missachten, droht nun eine hohe Geld- oder mehrjährige Haftstrafe. Das Problem: International hat das Gesetz noch keine Schlagkraft. Die chinesische Fast-Fashion-Marke Shein soll jüngst ebenfalls das Modedesign einer Maya-Gemeinde plagiiert haben. Doch die Firma konnte trotz des neuen mexikanischen Gesetzes nur von der Regierung verwarnt werden. Nicht die einzige Schwäche des Gesetzes, kritisiert die indigene Politologin Ariadna Solis: Das Gesetz sei ohne Mithilfe der Gemeinden ausgearbeitet worden. Es sei schwammig formuliert - und es gebe keine Übersetzung in indigene Sprachen. Ihrer Meinung nach öffnet das Gesetz eher Türen für eine unrechtmäßige kulturelle Aneignung, statt sie zu verschließen: "Dieses Gesetzt ist wirklich sehr paradox, denn es enthält eine Reihe von Elementen, die es den Unternehmen erst ermöglichen, den Staat um Erlaubnis zu bitten und sich dann legal kulturelles indigenes Eigentum anzueignen."Wer Muster und Entwürfe kommerzialisieren darf und wer nicht, stehe nicht im Gesetz - das könnte zu Streit innerhalb der Gruppen führen, die durch ihr Kunsthandwerk seit Jahrhunderten zusammengehalten werden. Allein im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca gibt es über 100 verschiedene Näh-, Stick- und Webtechniken und Stile. Für sie sie die Mode mehr als ein Geschäft, sagt Textil-Kulturexpertin Ana Paula Fuentes: "Das Kunsthandwerk existiert seit, ja, eigentlich seit dem Beginn der Menschheit. Das ist hier durch und durch eine Gemeinschaftsarbeit und außerdem eine, die Familien vereint."Ein Gesetz zur Regelung des Verkaufs indigener Mode ist deshalb ein zweischneidiges Schwert: Wird die Mode kommerzialisiert und eine Gemeinde daran beteiligt, steigt die Wertschätzung für das Kunsthandwerk. Doch mit der Nachfrage steigt der Preis - sodass sich dann die überwiegend bescheiden lebenden Indigenen ihre eigene Mode nicht mehr leisten könnten. Damit könnte die Kommerzialisierung auch zum Verfall indigener Werte beitragen: dem kollektiven, identitätsstiftenden Miteinander in jahrhundertealter Tradition.
0amerika
Zwei Tage nach einem Schiffsunglück im Südchinesischen Meer haben Einsatzkräfte zwölf Tote geborgen - etwa rund 90 Kilometer südwestlich der Stelle, an der das Schiff gesunken war. Die Behörden arbeiteten nun an der Identifizierung, wie das chinesische Staatsfernsehen CCTV unter Berufung auf die zuständige Behörde der Provinz Guangdong berichtete. Demnach wird angenommen, dass die Menschen ertrunken sind.In der besagten Region wütete am Samstagmorgen der Taifun "Chaba". Zu der Zeit war das chinesische Kranschiff "Fujing 001" nahe der Stadt Yangjiang unterwegs - knapp 300 Kilometer von Hongkong entfernt. Es war für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen im Einsatz. Doch die "Fujing 001" geriet in Seenot und zerbrach - mit 30 Besatzungsmitgliedern an Bord. Ein Crewmitglied wurde kurz vor dem Bergen der Leichen lebend gerettet. Drei weitere Seeleute konnten sich bereits von dem sinkenden Schiff aus in Sicherheit bringen. Auf Video-Aufnahmen war zu sehen, wie ein Besatzungsmitglied mit einer Rettungsleine in einen Helikopter gezogen wurde, während die "Fujing 001" darunter im Meer versank. Mehr als ein Dutzend Seeleute gelten weiter als vermisst. Bis zu zehn Meter hohe Wellen und eine Sichtweite von weniger als 500 Metern hatten anfangs die Suche nach ihnen erschwert. Sie dauert an. Beteiligt sind laut CCTV auch Sanitäter, um sofort Hilfe leisten zu können, falls weitere Lebende gefunden werden.
1asien
Mit dem nächsten desolaten Auftritt hat RB Leipzig einen Fehlstart in die Champions League hingelegt - Trainer Domenico Tedesco gehen die Argumente aus. Der Pokalsieger verlor zum Auftakt der Fußball-Königsklasse am Dienstag mit 1:4 (0:1) gegen den ukrainischen Meister Schachtar Donezk und verpasste den fest eingeplanten Sieg deutlich.Die Tore von Marian Schwed (16. Minute/59.), Mychajlo Mudryk (76.) und Lassina Traoré (76.) schockten den Großteil der 41.591 Fans. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Mohamed Simakan (57.) hielt nicht einmal zwei Minuten. Die Profis des vom Krieg geplagten ukrainischen Klubs feierten ihren emotionalen Sieg in Leipzig euphorisch, für Schachtar war es das erste internationale Pflichtspiel seit der russischen Invasion. In der heimischen Liga wird ohne Publikum und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gespielt.Im für Tedesco ungewöhnlichen 4-4-2-System zeigte sich Leipzig zumindest in den ersten Minuten stabiler, aber nicht deutlich besser. Spielmacher Emil Forsberg saß überraschend zu Beginn auf der Bank, für den verletzten Dani Olmo spielte stattdessen Dominik Szoboszlai. Neuzugang Abdou Diallo kam zu seinem Debüt. Christopher Nkunku scheiterte früh an Schachtars Torwart Anatolij Trubin (12.), Nationalspieler Timo Werner entwickelte in der ersten Halbzeit auf der linken Seite kaum Gefahr.Die Ukrainer waren für den Bundesligisten schwer einzuschätzen gewesen. Infolge des Angriffs der russischen Streitkräfte haben nahezu alle ausländischen Profis den Klub verlassen, der neue Trainer Igor Jovicevic kam im Juli. Im Gästeblock feierten 700 Donezk-Fans das Führungstor nach einem folgenschweren Abspielfehler von Peter Gulacsi weit vor dessen Strafraum. Schwed luchste dem Torwart gedankenschnell den Ball ab und traf ins leere Tor.RB tat sich schwer, den Rückschlag zu verarbeiten. Die Leipziger blieben das augenscheinlich überlegene Team, erspielten sich aber zu lange keine zwingenden Chancen und waren viel zu einfach zu verteidigen. Tedesco stand zeitweise stoisch an der Seitenlinie, Versuche wie von André Silva in der 29. Minute wirkten überhastet. Immerhin hatte der Bundesligist in dieser Phase auch keine Mühe mit der Gästeoffensive - das Jovicevic-Team musste allerdings auch nicht mehr tun.In der zweiten Halbzeit - jetzt mit dem eingewechselten Nationalspieler David Raum - entwickelte sich zunächst das erwartete Spiel auf ein Tor. RB setzte Schachtar früh unter Druck, Werner rückte mehr ins Zentrum. Simakan belohnte das Anrennen nach Vorlage von Szoboszlai - fast unmittelbar nach dem Wiederanpfiff erzielte Schwed aber sein zweites Tor. Willi Orban fälschte den Schuss des 25-Jährigen unhaltbar ab, die Schachtar-Profis rannten jubelnd zu ihrem Trainer.Gut zwanzig Minuten vor dem Ende wechselte Tedesco doppelt, Forsberg und Benjamin Henrichs kamen für Werner und Xaver Schlager. Die nächsten Tore kamen aber wieder von Donezk. Mudryk schloss einen Konter mustergültig ab. Traoré sorgte endgültig für die Entscheidung.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket soll es nach Angaben von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) spätestens zum Jahresbeginn 2023 geben. Bis dahin jedoch werden sich Bund und Länder weit aufeinander zubewegen müssen - vor allem beim Streit um die Finanzierung des neuen Nahverkehrstickets. Der Bund will dafür 1,5 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung stellen, wenn die Länder sich mindestens mit derselben Summe beteiligen. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) verweist auf die angespannte Finanzlage vieler Länder und rechnet daher mit "intensiven Gesprächen mit dem Bund". Der "Rheinischen Post" sagte sie: "Für das Saarland gilt: Wir haben an keiner Stelle Geld übrig." Grundsätzlich halte sie ein solches Ticket für richtig, sagte Rehlinger. "Aber Länder mit klammer Kasse können da nicht automatisch vor Freude in die Hände klatschen." Die Einnahmesituation des Bundes sei deutlich komfortabler als die der Länder. Ein Preissignal sei zwar wichtig, jedoch müsse generell das Angebot im Nahverkehr verbessert werden. "Dazu braucht es eine deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel." Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisierte im Bayerischen Rundfunk den Bundesverkehrsminister: Dieser mache "den dritten Schritt vor dem ersten". Bernreiter verwies auf einen einstimmigen Beschluss der 16 Verkehrsminister bei einer Sonderkonferenz, "dass wir das finanziell nicht leisten können. Die Energiepreise galoppieren nämlich auch im Verkehrsbereich davon." Auch Bernreiter forderte zuerst vom Bund Regionalisierungsmittel, um das Angebot im öffentlichen Nahverkehr ausweiten zu können. "Und dann kann man über ein günstiges Ticket reden." Außerdem gehe der ländliche Raum bei der Diskussion "komplett leer aus", sagte der Landesverkehrsminister. "Das ist eine Großstadtdiskussion und wir müssen doch alle Menschen mitnehmen." Verbraucherschützer sehen den Bund in der Pflicht. Notfalls müsse der Bund allein ein Rabatt-Ticket finanzieren, sagte die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Ramona Pop, dem "Tagesspiegel". "Wir hatten uns gewünscht, dass es ab September ein bundesweit gültiges 29-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr gibt." Jetzt werde das Gezerre zwischen Bund und Ländern losgehen, wer wie viel bezahlt. Das könne dauern. Das Rabatt-Ticket hatte im Juni, Juli und August gegolten. Bürgerinnen und Bürger konnten für jeweils neun Euro monatlich bundesweit den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Das Ticket war eine von mehreren Entlastungsmaßnahmen angesichts der derzeit hohen Lebenshaltungskosten. Der Verband der Verkehrsunternehmen wertete das Ticket als "vollen Erfolg". 52 Millionen Tickets wurden demnach verkauft.An dem Nachfolgeticket will auch der Anbieter Flixbus beteiligt werden. "Ohne Fernbus geht es nicht", sagte Flixbus-Chef André Schwämmlein. Das Unternehmen stehe bereit, um die Verkehre zu entlasten. Erste Gespräche liefen bereits, um das nationale Fernbusangebot in das künftige Rabattticket zu integrieren. So könne die Lücke zwischen Regional- und Fernverkehr geschlossen werden und im ländlichen Raum, wo der Fernbus oft die einzige Alternative zum Auto sei, entstünde ein "Mehrwert für Millionen von Menschen".
3innenpolitik
Herbert Diess tritt als Vorstandschef des Volkswagen-Konzerns ab. Wie das Unternehmen mitteilte, hat sich der 63-Jährige mit dem Aufsichtsrat darauf verständigt, zum 1. September auszuscheiden. Sein Nachfolger soll Porsche-Chef Oliver Blume werden.Blume soll sein Amt bei dem Sportwagenhersteller parallel weiterführen und den Börsengang vorbereiten, der im Herbst stattfinden soll. Bei VW soll Blume von Finanzvorstand Arno Antlitz unterstützt werden, der für das Tagesgeschäft verantwortlich sein soll.An der Börse gaben die VW-Kurse nach: Die Papiere verlieren im Frankfurter Späthandel 2,6 Prozent, nachdem sie bei 134,32 Euro geschlossen hatten.Bei den Arbeitnehmervertretern des Autobauers stieß die Personalie auf Zustimmung. Volkswagen müsse neben seiner technologischen Favoritenrolle auch der sozialen Vorbildrolle gerecht werden, erklärte IG-Metall-Chef und Volkswagen-Aufsichtsratsvize Jörg Hofmann. Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit müssten gleichrangige Unternehmensziele bleiben. "Alle Kolleginnen und Kollegen müssen mitgenommen werden. Die heutigen Entscheidungen zahlen darauf ein." Der frühere BMW-Manager Diess führte VW seit April 2018. Er schob den Umbau des Autokonzerns zur E-Mobilität maßgeblich mit an. Es gab zuletzt aber große Probleme, vor allem bei der stockenden und sich nochmals verteuernden Entwicklung eigener Software- und IT-Systeme. Blume galt bereits länger als möglicher Nachfolger von Diess - sein Name war hinter den Kulissen mehrmals gefallen, als sich im vergangenen Jahr ein Konflikt zwischen dem VW-Chef und dem mächtigen Betriebsrat um mögliche neue Sparprogramme hochschaukelte. Bereits davor hatte es heftige Meinungsverschiedenheiten mit Teilen des Aufsichtsrats über die weitere Strategie und über einen möglichen drastischen Arbeitsplatzabbau beim größten Autohersteller Europas gegeben.
5unternehmen
Adidas-Chef Kasper Rorsted verlässt den Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach im nächsten Jahr vorzeitig. Das teilte der DAX-Konzern nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Der Vertrag des Dänen war eigentlich zuletzt im Jahr 2020 bis 2026 verlängert worden. Das Unternehmen und Rorsted hätten sich auf sein Ausscheiden 2023 "in gegenseitigem Einvernehmen" geeinigt. Einen Nachfolger gibt es noch nicht - "die Nachfolge-Suche läuft", erklärte der Konzern dazu. Rorsted werde sein Amt so lange weiterführen, bis ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden sei. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand soll er für einen reibungslosen Übergang an der Spitze von Adidas sorgen. Adidas-Aufsichtsratschef Thomas Rabe sagte, nach drei herausfordernden Geschäftsjahren, die weltweit von der Corona-Pandemie und geopolitischen Spannungen geprägt gewesen seien, sei nun der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, "um dem Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen". "Unter Kasper Rorsteds Führung hat Adidas seine digitalen Fähigkeiten erheblich ausgebaut und die Online-Umsätze des Konzerns mehr als verfünffacht", sagte Rabe. Adidas habe zudem seine Führungsposition in Sachen Nachhaltigkeit untermauert. Rorsted war unter anderem für den Verkauf der Marke Reebok verantwortlich, die für Adidas lange Zeit ein Sorgenkind war.Rorsted sagte, die vergangenen Jahre seien von zahlreichen externen Faktoren gekennzeichnet gewesen, die das Geschäft erheblich beeinträchtigt hätten. "Es hat viel Kraft gekostet, diese externen Herausforderungen zu bewältigen. Deshalb ist ein Neustart im kommenden Jahr für das Unternehmen und mich persönlich richtig und wichtig."Derzeit hat Adidas vor allem in China immer noch mit den Folgen der Corona-Lockdowns zu kämpfen. Der Konzern hatte zuletzt seine Gewinn- und Umsatzprognose wegen schwächerer Geschäfte in dem Land eingedampft. Rorsted gab die Hoffnung auf, dass sich das hochprofitable China-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte erholen wird. Sollte China längerfristig als Wachstumsmarkt ausfallen, könnte das die Gewinn- und Umsatzziele für die Jahre bis 2025 in Frage stellen, sagte Rorsted zuletzt. Ende Juli musste der Sportartikelhersteller seine Jahresprognose nach unten schrauben. Im zweiten Quartal waren die Erlöse in China um knapp 35 Prozent eingebrochen. Die Null-Covid-Strategie sowie Aufrufe zum Boykott westlicher Marken hatten das Geschäft eingetrübt. Kritiker bemängelten jedoch auch die Strategie des Unternehmens, das in China eher auf physische Läden gesetzt hatte als auf die Online-Präsenz. Der 60-jährige Rorsted hatte den Posten bei Adidas im Jahr 2016 übernommen. Zuvor war der gebürtige Däne Chef des Konsumgüterherstellers Henkel gewesen. Das "Manager Magazin" kürte ihn zum Manager des Jahres 2019, weil der Börsenwert des Sportartikelkonzerns seit seinem Amtsantritt stark gestiegen war. Nun hat sich der Aktienkurs innerhalb eines Jahres nahezu halbiert. Vor einem Jahr notierten die Adidas-Aktien noch bei knapp über 300 Euro - aktuell zahlen Anleger nur noch 160 Euro. An der Börse gaben die Aktien des Sportartikel-Herstellers nach der Ankündigung des Rorsted-Rückzugs nach.
5unternehmen
Seit Jahren wächst die Zahl an Elektroautos auf deutschen Straßen. Auch die staatlichen Subventionen haben dazu einen großen Teil beigetragen. Ab kommenden Jahr wird die Höhe der Prämien jedoch reduziert - und mit ihr auch der Fördertopf. Ist dieser leer, soll es keine finanzielle Unterstützung mehr geben. Was bedeutet das für potenzielle Käufer?Immer mehr Menschen kaufen sich hierzulande ein E-Auto. Zwischen Mai 2021 und Mai 2022 wurden laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) im Schnitt 57.000 Fahrzeuge pro Monat neu zugelassen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 waren es gerade einmal rund 6000 mehr. Im vergangenen Jahr hat sich der Absatz beinahe verdoppelt. Einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zufolge könnte die Kurve bald sogar noch steiler werden.Bereits 2025 könnten demnach knapp 40 Prozent aller verkauften Autos rein batteriebetrieben sein, 2030 sogar zwei Drittel. Im ersten Halbjahr 2022 waren es nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) 13,5 Prozent. Mit 167.263 kamen immerhin 12,5 Prozent mehr batterieelektrische Autos auf die Straße als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch wenn es im Juni ein kleines Minus gegenüber dem Juni 2021 gab - die Nachfrage bleibt weiterhin hoch."Zu dem Hochlauf tragen verschiedene Faktoren bei: Zum einen ist die Modellvielfalt sehr viel höher, sodass fast jeder Bedarf gedeckt werden kann - vom Kleinwagen bis zum SUV", erklärt ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh im Gespräch mit tagesschau.de. Zum anderen seien die Unsicherheiten gegenüber der Elektromobilität gesunken und die E-Autos alltagsfreundlicher geworden. "Die größte Sorge der Verbraucher war lange, mit dem E-Auto auf der Strecke plötzlich liegenzubleiben", so die Expertin. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die Reichweiten der Fahrzeuge jedoch verdoppelt, und auch bei der Ladeinfrastruktur habe es Fortschritte gegeben.Ein großer Pluspunkt sei zudem die Subvention von Elektroautos gewesen. "Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der Käufer sich auch deshalb für ein E-Fahrzeug entschieden hat, weil es die hohe Förderung gab", betont van Randenborgh. E-Autos seien in der Anschaffung vergleichsweise teuer. Die Prämien hätten einen großen Teil kompensieren können.Die deutsche E-Auto-Förderung umfasst den 2016 eingeführten Umweltbonus, der sich aus einem staatlichen Anteil und einem Herstelleranteil zusammensetzt, sowie die Innovationsprämie. Diese wurde 2020 ergänzt und verdoppelt den staatlichen Anteil noch einmal. Somit erhielten Käufer eines batteriebetriebenen Wagens abhängig vom Listenpreis des Modells bislang bis zu 9000 Euro, Besitzer von Plug-in-Hybriden bis zu 6750 Euro.Nun werden die Subventionen aber gekürzt, wie das Bundeskabinett am Mittwoch offiziell beschloss. Ab 2023 soll laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Förderung für Autos, die weniger als 40.000 Euro kosten, von derzeit 6000 auf 4500 Euro sinken. Für Autos, die einen Nettolistenpreis von 40.000 Euro bis 65.000 Euro haben, soll es künftig nur noch 3000 Euro statt bisher 5000 Euro geben. Die Fördersätze beziehen sich jeweils auf den Bundesanteil, bestehend aus Umwelt- und Innovationsprämie. Die Hersteller werden auch weiterhin einen zusätzlichen Anteil übernehmen; allerdings steht noch nicht fest, wie hoch dieser sein wird.Vom 1. Januar 2024 an sollen die staatlichen Kaufprämien schließlich weiter reduziert werden, auf dann 3000 Euro - allerdings lediglich noch für Autos, die maximal 45.000 Euro kosten. Für teurere Fahrzeuge gibt es dann keine staatliche Prämie mehr. Des Weiteren ist ein Förderdeckel geplant. Für die kommenden zwei Jahre stehen insgesamt 3,4 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) zur Verfügung. Für 2023 sind 2,1 Milliarden eingeplant, für das Folgejahr 1,3 Milliarden. Ist das Geld weg, endet auch die Förderung.Inwiefern die Kürzungen Einfluss auf die Nachfrage nach E-Autos nehmen, bleibt abzuwarten. "Die gute Nachricht für Verbraucher und die Verkehrswende ist natürlich erstmal, dass die Förderung fortgesetzt wird", sagt ADAC-Sprecherin van Randenborgh. Bis zuletzt hatte auch eine Abschaffung im Raum gestanden. Finanzminister Christian Lindner (FDP) wollte die Kaufprämie komplett streichen. Das ist nun erst einmal vom Tisch.Und dennoch: "Je geringer die Förderung ist, umso größer wird das Problem hoher Anschaffungskosten wieder. Einer der Anreize, ein E-Auto zu kaufen, fällt ein Stück weit weg", so van Randenborgh. Ein weiterer Störungsfaktor für den Markthochlauf sei die Unsicherheit, welche Fördersumme potenzielle Käufer tatsächlich erwarten können. "Bei den aktuell hohen Lieferzeiten von E-Autos können Verbraucher nur schwer planen." Besonders für diejenigen, die noch den hohen Zuschuss von bis zu 9000 Euro einkalkuliert hatten, mache die neue Regelung einen riesigen Unterschied. Tatsächlich kann die Berechenbarkeit für Verbraucher zum Problem werden. Denn die Förderung bekommen Käufer von Elektroautos nicht beim Abschluss des Kaufvertrags, sondern erst bei der Zulassung des Fahrzeugs. Der Zeitraum dazwischen kann lang sein. Die überraschend hohe Nachfrage, brüchige Lieferketten infolge des Ukraine-Kriegs und der anhaltende Chipmangel erfordern bei der Auslieferung derzeit Geduld - vor allem bei beliebten Modellen.Mit 7587 Neuzulassungen lag das Hyundai-Elektromodell Kona 2021 auf Platz drei der am häufigsten verkauften E-Autos. Auf den koreanischen Wagen müssen Interessenten derzeit jedoch lange warten. So schreibt Hyundai gegenüber tagesschau.de: "Bei individuellen Neubestellungen beträgt die Lieferzeit für den Hyundai KONA Elektro ab sechs Monate." Eine genaue Prognose, wie es weitergeht, sei schwierig.Damit ist Hyundai nicht allein. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Carwow liegen die E-Auto-Lieferzeiten zwischen zwei und 20 Monaten. Für das mit 11.278 Neuzulassungen im vergangenen Jahr populärste Modell der Deutschen, der Fiat 500 Elektro, gibt es sogar einen Bestellstopp. Die Lieferzeit für Teslas Model 3, auf Platz zwei der Beliebtheitsskala, beträgt Carwow zufolge sechs bis neun Monate. Auf die ID.-Modelle von VW müssen Käufer mindestens ein Jahr warten.Der ADAC plädiert daher für eine Reservierung der Fördersumme. "Wir fordern, dass es für diejenigen, die jetzt schon ein Fahrzeug bestellt haben und mit der hohen Prämie rechnen konnten, einen Bestandsschutz gibt", meint van Randenborgh. Außerdem solle in Zukunft die volle Summe schon zum Zeitpunkt der Bestellung bewilligt werden. Die Auszahlung könne dann bei der Zulassung erfolgen, um Missbrauch zu verhindern. "Sobald man da Klarheit schafft, besteht eine gute Chance, dass weiterhin Elektrofahrzeuge nachgefragt werden."Wann ein Antrag im Rahmen der neuen Modalitäten genehmigt wird, scheint noch offen. Medienberichten zufolge ist aber aus Koalitionskreisen zu hören, dass der Zeitpunkt bei der Übergabe des Autos beibehalten werden soll. So schreibt es auch das BMWK in der Pressemitteilung: "Maßgeblich für die Förderung soll auch zukünftig das Datum des Förderantrags bleiben, der die Fahrzeugzulassung voraussetzt." Für die Verbraucher stellt sich neben der Höhe der Summe also die Frage, ob das Geld überhaupt generell ausreicht - oder ob Antragsteller leer ausgehen, wenn der Topf alle ist.ADAC-Expertin van Randenborgh gibt vorsichtig Entwarnung: "Wir rechnen damit, dass mit den 2,1 Milliarden Euro grob überschlagen 460.000 Fahrzeuge gefördert werden können." 2021 wurden rund 356.000 E-Autos neu zugelassen. Das heißt, für das kommende Jahr sollten die Haushaltsmittel für die Umweltbonus-Anträge vermutlich ausreichen. "2023 sollte jeder, der ein E-Auto zulassen kann, die Förderung noch bekommen."Hinsichtlich der positiven Entwicklung der Absatzzahlen und der weiter sinkenden Fördersumme könnte es 2024 allerdings eng aussehen. In Koalitionskreisen wurde darauf verwiesen, dass ab 2023 keine Plug-in-Hybridfahrzeuge mehr gefördert und diese Gelder daher eingespart werden. Laut dem zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wurden mit Stand 1. Juli 2022 bisher für den Umweltbonus insgesamt mehr als 1,3 Millionen Anträge gestellt - davon für reine Elektrofahrzeuge rund 741.000 und für Plug-in-Hybride rund 576.000. Die Finanzmittel für 2022 betragen fünf Milliarden Euro.Dass potenzielle Käufer noch mit der nur noch in diesem Jahr geltenden erhöhten Förderung rechnen können, hält van Randenborgh dagegen für unwahrscheinlich. "Dann müsste man sich auf dem Markt sehr genau umschauen und nehmen, was verfügbar ist. Sowohl das Modell als auch die Farbe oder Größe sollten dabei egal sein." Wenn stattdessen ein Wagen neu konfiguriert oder bestellt wird, könne der Verbraucher die vollen 9000 Euro wohl vergessen.
6verbraucher
Der Höhenflug der Weltleitwährung setzt sich fort. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, ist heute Morgen zeitweise um 0,3 Prozent gestiegen und notierte mit 111,79 Punkten so hoch wie zuletzt vor etwas mehr als 20 Jahren. Seit Jahresbeginn ist der sogenannte "Greenback" mittlerweile um mehr als 16 Prozent gestiegen.Hintergrund für die anhaltende Stärke des Dollar ist unter anderem die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve - und die Schwäche der anderen Währungen. "Was sonst als den Dollar kann man derzeit kaufen", meint Sally Auld, Chef-Anlegerin des Vermögensverwalters JB Were. "Die Fed wird ihre Zinserhöhungen auf absehbare Zeit nicht beenden." Das kommt dem Dollar zugute.Die markante Straffung der Geldpolitik macht Anlagen in die US-Währung für Investoren vergleichsweise attraktiver. Höhere Zinsen locken mehr Kapital in die Vereinigten Staaten und stützen dadurch in der Regel die Devise. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Rohstoffpreise, die in Dollar berechnet werden, was diesen weiter stärkt. Mittlerweile erhöhte die Zentralbank den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte. Zudem kündigte Fed-Chef Jerome Powell an, dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist. Allerdings sind die steigenden Zinsen nicht der einzige Grund. Börsianer verweisen zusätzlich auf die Attraktivität des Dollar als "sicheren Anlagehafen" in der zunehmend trüben geopolitischen Lage mit drohender Rezession, der schwächelnden chinesischen Wirtschaft und des anhaltenden Ukraine-Kriegs. Die Leitwährung gilt als Kapitalanlage, die in Krisenzeiten wertstabiler ist als andere.So legte der Dollar als wichtigste Reservewährung auch gestern zu, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin eine Teilmobilmachung ausgerufen hatte. Die ohnehin schlechten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen dürften sich infolgedessen weiter eintrüben.Im Bann der Dollar-Stärke werten andere Währungen dagegen stark ab. So fiel der Euro in der Nacht bis auf 0,9809 US-Dollar und damit auf ein 20-Jahres-Tief. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gestern noch etwas höher auf 0,9906 Dollar festgesetzt. Die Gemeinschaftswährung leidet schon seit langem unter der Angst vor einer Rezession in Europa. Besonders die Gaskrise lässt die Anleger vor Investments in den Euro zurückschrecken.Unter Druck stand heute Morgen auch der japanische Yen. Die Notenbank der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hält gegen den globalen Trend an ihrer lockeren Linie fest, wie die Bank of Japan (BoJ) mitteilte. Zwar liegt die Inflation in Japan deutlich niedriger als in anderen Ländern. Sie steigt aber und ist zumindest für japanische Verhältnisse relativ hoch. Die Notenbank macht dennoch keine Anstalten, ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zu straffen, was den Yen seit Monaten stark belastet.Mit Käufen der eigenen Währung verschafft die japanische Notenbank dem Yen nun jedoch eine Atempause. Dadurch fiel der Dollar heute auf 142,90 Yen, nachdem er zuvor auf ein 24-Jahres-Hoch von 145,89 Yen gestiegen war. Der japanischen Regierung zufolge war das die erste Intervention der BoJ seit Juni 1998.In Großbritannien kann nicht einmal die Aussicht auf eine deutliche Zinserhöhung der Bank von England (BoE) die Talfahrt des Pfund Sterling stoppen. Die britische Währung verliert heute 0,4 Prozent und ist mit 1,1217 Dollar so billig wie zuletzt vor mehr als 37 Jahren. "Der trübe Wachstumsausblick, steigende Staatsschulden und das hohe Leistungsbilanzdefizit sprechen dafür, dass der Abwertungsdruck auf das Pfund erst einmal anhält", sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt.
2finanzen
Das unter anhaltendem Beschuss stehende ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) momentan kein Sicherheitsrisiko. "IAEA-Experten haben vorläufig festgestellt, dass keine unmittelbare Bedrohung der Sicherheit infolge des Beschusses oder anderer militärischer Aktionen besteht. Dies kann sich jedoch jederzeit ändern", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Er war dort per Video zugeschaltet.Grossi forderte Russland und die Ukraine auf, einen Besuch internationaler Experten schnell zu ermöglichen. "Ich persönlich bin bereit, eine solche Mission zu leiten." Auch die USA forderten eine solche Experten-Mission. "Dieser Besuch kann nicht länger warten", sagte die amerikanische Unterstaatssekretärin für Rüstungskontrolle, Bonnie Jenkins, im UN-Sicherheitsrat. Russland müsse alle Operationen in der Nähe von Atomanlagen in der Ukraine einstellen, Saporischschja an die Ukrainer zurückgeben und seine Truppen aus dem Land zurückziehen. Zudem seien den USA Vorwürfe der Misshandlung des ukrainischen Personals durch russische Soldaten bekannt. "Ukrainische Mitarbeiter müssen ihre wichtigen Aufgaben frei von dem Druck der russischen Streitkräfte erfüllen können", so Jenkins. Die UN-Sicherheitsratsitzung war von Russland beantragt worden. Seit Tagen wird aus der Gegend um das von Russland besetzte AKW im Süden der Ukraine heftiger Beschuss gemeldet. Weltweit wächst die Sorge, dass die Kämpfe dazu führen könnten, dass das Kraftwerk nicht mehr kontrolliert werden kann und es zu einer Atomkatastrophe kommt - ähnlich wie 1986 in Tschernobyl.Nach Einschätzung des Greenpeace-Atomexperten Heinz Smital ist vor allem die Stromversorgung des Kraftwerks ein neuralgischer Punkt. Sie sei "die Lebensader eines Atomkraftwerks, da es auch in ausgeschaltetem Zustand gekühlt werden muss", sagte Smital. Wenn es einen kompletten Ausfall sowohl von Stromnetz als auch von Notstromaggregaten gebe, "ist eine Kernschmelze fast unvermeidlich", warnte er.Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe auf das AKW verantwortlich. Erneut geriet das Kraftwerk unter Beschuss. Saporischschja sei mit schwerer Artillerie und Raketenwerfern angegriffen worden, teilte ein Vertreter der russischen Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Zuvor hatte die Ukraine Russland beschuldigt, das AKW ins Visier zu nehmen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland in seiner abendlichen Videobotschaft erneut "nukleare Erpressung" vor: "Niemand sonst hat ein Atomkraftwerk so offensichtlich benutzt, um die ganze Welt zu bedrohen und Bedingungen zu stellen." Ein Unfall im größten Kernkraftwerk Europas wäre wie ein Atomschlag, nur ohne den Einsatz von Atomwaffen, sagte Selenskyj. Russland ist neben China, Frankreich, Großbritannien und den USA ständiges Mitglied im Sicherheitsrat und besitzt dort Vetorecht. Damit ist eine Verurteilung Russlands im mächtigsten UN-Gremium ausgeschlossen.
0amerika
Zwei neue Studien kommen zu dem Ergebnis, dass das Coronavirus erstmals auf einem Tiermarkt in der chinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen ist - und nicht aus einem chinesischen Labor stammt. Die Untersuchungen hätten gezeigt, "dass es einfach nicht plausibel ist, dass dieses Virus auf eine andere Weise als durch den Handel mit Wildtieren auf dem Markt von Wuhan eingeschleppt wurde", sagte einer der Autoren, der Virologe Michael Worobey von der University of Arizona.  Worobeys Studie wurde vom Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht. Sie wertete verfügbare zeitliche und örtliche Daten über die ersten bekannten Corona-Fälle in Wuhan aus. So stellten die Forscher fest, dass sich die frühesten Covid-19-Fälle auf Händler oder Menschen konzentrierten, die auf dem Huanan-Markt lebende Tiere kauften oder verkauften. Das Forscherteam betrachtete zudem die ersten 155 Corona-Infektionen in Wuhan. Demnach gruppierten sie sich eng um den Huanan-Markt, während spätere Infektionen weit in der Millionen-Metropole verteilt auftraten. Darum kommen die Autoren zu dem Schluss, das Virus sei auf diesem Markt entstanden und habe sich von dort aus ausgebreitet. Die Forscher legten sich jedoch nicht fest, von welcher Tierart das Virus auf den Menschen übersprang.In der zweiten Studie, die ebenfalls im Magazin "Science" veröffentlicht wurde, untersuchten Forscher die genetischen Daten von frühen Corona-Fällen. Dabei gingen sie zwei Abstammungslinien des Erregers nach. Auch hier kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass das Virus wahrscheinlich von Tieren des Huanan-Marktes auf Menschen übersprang.Die Corona-Pandemie war Ende des Jahres 2019 erstmals in Wuhan aufgetreten. Schon bald war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall im Institut für Virologie in Wuhan entwichen sein könnte, in dem an Coronaviren geforscht wird. Ein Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durfte erst mehr als zwölf Monate später nach China reisen und war ohne klare Ergebnisse zurückgekehrt. Der von den WHO-Experten vorgelegte Bericht stufte damals die sogenannte Labor-Theorie als "extrem unwahrscheinlich" ein. Unter Wissenschaftlern tobt dennoch eine Debatte, ob das Virus auch aus einem Labor in Wuhan entwichen sein könnte. Viele Länder äußerten Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China Zugang zu wichtigen Daten verwehrt worden sei. Weitere Untersuchungen, die auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, lehnt die chinesische Regierung bislang vehement ab.
1asien
Beim Nachrichtensender CNN herrscht zurzeit offenbar ziemlich dicke Luft. Ein Umbau ist im Gang, den nicht alle gut finden. Zwei bekannte Journalisten sind gegangen oder wurden gegangen, man weiß es nicht. Eine renommierte Fernsehsendung wurde abgesetzt. Im Netz gibt es Boykottaufrufe gegen CNN. Dessen neuer Chef, Chris Licht, hat angekündigt, der Sender werde sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren - und auf eine neutrale Berichterstattung. Frank Sesno war selbst 21 Jahre lang bei CNN und begrüßt die Neuausrichtung. Er ist Professor für Medien und öffentliche Angelegenheiten an der George Washington University in der US-Hauptstadt. Er sagt, CNN sollte ein Nachrichtenkanal sein, kein Meinungskanal. "Das würde CNN gut tun, das würde dem Journalismus gut tun - und das würde der amerikanischen Demokratie gut tun", erklärt der Medienprofessor. Nach seiner Einschätzung ist CNN oft übers Ziel hinausgeschossen, vor allem in der Berichterstattung über Donald Trump - ob als Präsident oder jetzt als Ex-Präsident.Sesno beobachtet schon lange, dass sich viele amerikanische Nachrichtensender zu einer Berichterstattung hinbewegt haben, die auf Emotionalität und Empörung setzt. Das sei weit verbreitet im US-Fernsehen, so Sesno.Ex-Präsident Donald Trump hat CNN schon lange sozusagen zu seinem Lieblingsfeind unter den Medien erklärt. "CNN ist total verlogen - CNN und die anderen Fake-News", wettert Trump regelmäßig auf seinen Wahlkampfveranstaltungen. Tatsächlich gehört CNN zu den US-Medien, die bisher am kritischsten über Trump berichten. Der prominente CNN-Korrespondent im Weißen Haus, John Harwood, sagte Anfang September in seiner letzten Live-Einblendung für CNN, die republikanische Partei werde „von einem unehrlichen Demagogen geführt“. Mit solchen Äußerungen spricht CNN vielen aus dem Herzen. Anderen - auch aus der CNN-Chefetage - gehen sie zu weit. Ob John Harwood gehen musste oder freiwillig gegangen ist, ist nicht bekannt. Das gleiche gilt für den bekannten Moderator Brian Stelter. Stelter moderierte das CNN-Medienmagazin "Reliable Sources", "verlässliche Quellen", und kritisierte darin Trump immer wieder harsch, ebenso wie Fox News, für viele der Haus-und-Hof-Sender Trumps. Als die CNN-Führung das Medienmagazin im vergangenen Monat nach drei Jahrzehnten einstellte, verließ Stelter den Sender. Informieren, nicht alarmieren, ist das Motto von CNN-Chef Licht. Zurück in die Mitte. Aber was heißt das? Medienprofessor Sesno erklärt: "Zurück zur Mitte heißt nicht - und das wird oft missverstanden - dass man immer beide Seiten zu jeweils 50 Prozent abdecken muss." Wenn jemand lüge, so Sesno, müsse man das auch als Lüge benennen und Unwahrheiten aufdecken. Genau das sei die Aufgabe des Journalismus. "Aber in einem vernünftigem Ton, ohne sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen", sagt Sesno.Mit seinem neuen Kurs will CNN-Chef Licht auch verlorenes Vertrauen in die Medien zurückgewinnen. Und nebenbei ganz sicher auch wieder mehr Zuschauerinnen und Zuschauer. Denn CNN, der weltweit erste 24-Stunden-TV-Nachrichtenkanal, liegt in den USA nur noch auf Platz drei, hinter Fox News und MSNBC.     
0amerika
Rund jeder achte in einer Mietwohnung lebende Mensch in Deutschland ist mit seinen Wohnkosten überlastet. Das ergibt eine Auswertung des Statistischen Bundesamts. Überlastung bedeutet demnach, dass sämtliche Ausgaben für die Miete oder den Kreditabtrag einschließlich der zuletzt stark gestiegenen Energiekosten mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens verbrauchen. Das war im vergangenen Jahr bei 12,8 Prozent der Mieter und Mieterinnen der Fall. Für die Gesamtbevölkerung betrug der Wert 10,7 Prozent. Meist seien Ausgaben für Wohnen und vor allem Mieten monatliche Fixkosten, bei denen kaum oder nur wenig Einsparpotenzial bestehe, so das Statistische Bundesamt.Im Schnitt geben die Menschen 23,3 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus, bei Mietern sind es sogar 27,6 Prozent. Am stärksten belastet sind laut Bundesamt mietende Einpersonenhaushalte, die im Schnitt 35,4 Prozent ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen aufbringen müssen. Vergleichsweise geringe Kosten haben hingegen kinderlose Paare mit 23,7 Prozent. Vor allem gering verdienende Haushalte leiden unter dem Kostendruck. Im unteren Einkommensfünftel lebt mehr als ein Drittel (36,2 Prozent) der Menschen in einem ständig finanziell überlasteten Haushalt. Mit einem Mieteranteil von 50,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung liegt Deutschland europaweit an der Spitze. Nur wenige Länder wie Österreich (45,8 Prozent) oder Dänemark (40,8 Prozent) erreichen ähnlich hohe Werte. Das hat in diesen Ländern einen hohen Einfluss der Kaltmieten auf die Inflation zur Folge. Sie stiegen in Deutschland von 2015 bis 2021 um 8,5 Prozent und damit etwas langsamer als sämtliche Verbraucherpreise.
6verbraucher
Die Verhandlungen zwischen Porsche und Red Bull über eine Kooperation bei der Formel 1 sind gescheitert. In den vergangenen Monaten seien Gespräche geführt worden - aber: "Beide Unternehmen sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Gespräche nicht weiter geführt werden", teilte Porsche mit. "Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motoren-Partnerschaft auch das Team umfasst. Dies konnte nicht realisiert werden", hieß es weiter. Im März hatte Porsche erklärt, eine Teilnahme an der Formel 1 zu prüfen. Einen Monat später teilte der Volkswagen-Konzern mit, seine Töchter Porsche und Audi loteten den Einstieg in den Rennzirkus aus. Audi gab kürzlich bekannt, als Motorenentwickler ab 2026 mitzumachen. Für welchen Rennstall Audi seinen Antrieb stellen wird, ist noch nicht bekannt. Während der Deal mit Red Bull nun geplatzt ist, betonte Porsche jedoch, dass ein Einstieg in die Formel 1 damit nicht generell ausgeschlossen sei. Mit den Reglementänderungen ab der Saison 2026 bleibe die Rennserie für Porsche "ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird", hieß es in der Mitteilung.
5unternehmen
Auf Spanisch und in allen indigenen Sprachen Chiles eröffnet Maria Elisa Quinteros die Sitzung im ehemaligen Nationalkongress in Santiago. In der Hand hält sie ein blaues Buch, das Chile von Grund auf verändern soll: den endgültigen Entwurf von Chiles neuer Verfassung.Quinteros ist Präsidentin der verfassungsgebenden Versammlung, die nun ein Jahr an der neuen Magna Charta gearbeitet hat.  Chiles indigene Völker sollen erstmals anerkannt werden, der Staat eine größere Rolle einnehmen, die politische Macht dezentralisiert werden. Dazu soll das Recht auf Abtreibung verankert sein. Die neue Verfassung soll jene ersetzen, die noch aus der Zeit von Diktator Augusto Pinochet stammt. Der hatte darin in den 1980er-Jahren einen neoliberalen Kurs festschreiben lassen, der Chiles Wirtschaft zwar zu einem Boom verhalf - doch von diesem Reichtum hatten nur wenige etwas. An der enormen sozialen Ungleichheit entzündeten sich 2019 massive Sozialproteste. Eine neue Verfassung war eine der zentralen Forderungen, am 4. Juli wurde sie feierlich Präsident Gabriel Boric übergeben. Chiles erst 36 Jahre junger, linker Präsident steht selbst für Chiles Reformprozess."Es gibt etwas, worauf wir alle stolz sein können", sagt Boric. "Dass wir uns im Moment der tiefsten politischen, institutionellen und sozialen Krise, die unser Land seit Jahrzehnten erlebt hat, für mehr Demokratie entschieden haben - und nicht für weniger."Am 4. September sollen die Chileninnen und Chilenen über den Entwurf abstimmen. Doch hatten 2020 noch fast 80 Prozent Ja zu einer neuen Verfassung gesagt, ist das nun ganz und gar nicht mehr sicher - erwartet wird eher ein knappes Ergebnis, auf der Straße hat sich Skepsis breit gemacht. Die Passantin Daniela GarridoIch sagt, sie werde schon dafür stimmen. Chile brauche einen Wandel. Sie sei aber auch enttäuscht vom Verfassungskonvent. Dort habe es viel politische Show gegeben, und das habe dem Ansehen des ganzen Prozesses geschadet.Es sei ein erzwungener Prozess gewesen, sagt hingegen Marcelo Fernandino - und alles sei sehr polarisiert mit einem enormen Fokus auf indigene Völker und eine Agenda gewesen, die komplett links sei.Die Kritik, die Verfassung sei zu aktivistisch, wird längst nicht nur von konservativen Kreisen vertreten. Bei grundsätzlichen Fragen zum Wirtschaftsmodell und Staatsform bleibe der Text dagegen sehr viel moderater als zunächst erwartet, sagt Juan Pablo Luna, Politikwissenschaftler an der katholischen Universität von Santiago. Vor allem aber sei der Versammlung nicht gelungen, die breite Bevölkerung einzubinden.Die progressiven Sektoren der Mitte stünden nach wie vor hinter dem Prozess, sagt er - aber die Arbeiterschicht habe ganz andere, konkrete Sorgen: die Inflation, die zunehmende Kriminalität, alltägliche Gesundheitsprobleme. All das seien Probleme, die sich nicht allein durch eine neue Verfassung lösen ließen.Das wird zunehmend zum Problem für Boric, der als Hoffnungsträger angetreten war, mit dem Versprechen, die tief verwurzelte Ungleichheit zu bekämpfen - inzwischen sind seine Zustimmungswerte ebenfalls eingeknickt. Die Regierung habe wenig Erfahrung, sagt der Politologe Luna weiter. "Man kam so ein bisschen mit der Idee, hallo, jetzt kommt eine neue Generation, die alles besser macht und dann musste man schnell einen Rückzieher machen und auf etablierte Politiker zugehen." Auch weil der Kontext der denkbar komplizierteste sei: Pandemiefolgen, Migrationskrise im Norden, Konflikt mit Indigenen im Süden, Wirtschaftskrise.Das Referendum am 4. September wird nicht nur über Chiles neue Verfassung entscheiden - auch für die linke Regierung Boric und den von ihr propagierten Reformprozess steht viel auf dem Spiel.
0amerika
Leichtathletik-Legende Allyson Felix wurde am Freitag (15.07.2022) vom Heim-Publikum frenetisch gefeiert, verpasste aber beim Abschied von der WM-Bühne überraschend ihr 14. WM-Gold. In der Mixed-Staffel über 4x400 m kamen die hoch favorisierten Gastgeber nur auf Platz drei (3:10,16 Minuten). Schlussläuferin Kennedy Simon brach in Führung liegend auf der Zielgeraden ein. Gold ging an die Dominikanische Republik (3:09,82) vor den Niederlanden (3:09,90) um Hürdenstar Femke Bol. Für die erfolgreichste Leichtathletin der WM-Geschichte war es die 19. Medaille bei Weltmeisterschaften. Das DLV-Quartett hatte den Endlauf zuvor verpasst.Die Konkurrenz legte in der brütenden Hitze von Eugene von Beginn an ein Höllentempo vor - zu viel für Geher Christopher Linke, der 2019 in Doha Vierter und in Tokio Fünfter geworden war. Nach zwölf Kilometern stieg der Potsdamer im 20-km-Rennen aus. "Wenn es mein einziger Start gewesen wäre, hätte ich gekämpft bis zum letzten Meter. Aber ich hatte im Hinterkopf, dass ich in neun Tagen noch die 35 Kilometer machen möchte, und so habe ich entschieden, dass ich lieber die Kraft spare um dann dort zu performen", erklärte der 33-Jährige. Alter und neuer Weltmeister ist der Japaner Toshikazu Yamanishi (1:19:07 Stunden), der vor seinem Landsmann Koki Ikeda (1:19:14) triumphierte. Bronze ging an den Schweden Perseus Karlström (1:19:18).Bei den Frauen setzte sich die Peruanerin Kimberly Garcia in 1:26:58 Stunden vor der Polin Katarzyna Zdzieblo (1:27:31) und der Chinesin Qieyang Shijie (1:27:56) durch und gewann damit die erste Medaille in der WM-Geschichte für ihr Land. Die zweimalige deutsche Meisterin Saskia Feige belegte nach 1:32:12 Stunden einen guten 15. Platz. "Unter die ersten 20 Starterinnen zu kommen, das war mein Ziel", sagte die Leipzigerin. Bei der WM 2019 in Doha war sie Elfte geworden, bei Olympia in Tokio musste sie vorzeitig aufgeben. Stabhochspringerin Jacqueline Otchere hat offenbar Nerven wie Drahtseile. Erst in der Vorwoche hatte die Mannheimerin von ihrer Nachnominierung erfahren und reiste ganz knapp an. Nun steht sie im WM-Finale am Montag (18.07.2022/2.25 Uhr MESZ). Und das, obwohl sie wegen eines technischen Fehlers bei der Lattenapparatur minutenlang auf ihren ersten Versuch in der Qualifikation warten musste.4,50 m ohne jeden Fehlversuch und damit Saisonbestleistung begeisterten nicht zuletzt sie selbst: "Irgendwie bin ich bei mir geblieben. Es ist der Wahnsinn!" Da nur elf Athletinnen diese Höhe meisterten, waren die ursprünglich für den Einzug in die Medaillenentscheidung geforderten 4,65 m nicht nötig.Europameister Mateusz Przybylko musste in der Hochsprung-Qualifikation bis zum letzten Springer zittern. Erst dann stand fest, dass seine 2,25 m reichten, um ins Finale der besten Zwölf am Dienstag (19.07.2022/2.45 Uhr MESZ/im Livestream bei sportschau.de) einzuziehen. "Ich bin so froh. Heute war mein Glückstag", sagte der Leverkusener. "Aber im Finale ist mehr drin. Definitiv." Tobias Potye, gemeinsam mit Przybylko deutscher Meister, schied aus. Der Münchner, dessen Bestleistung bei 2,30 m liegt, überquerte lediglich 2,21 m.Überzeugende Leistungen zeigten Hanna Klein und Katharina Trost, die beide die 1.500-m-Halbfinals am Sonntag (17.07.2022/4.05 Uhr MESZ/im Liveticker bei sportschau.de) erreichten. Trost kam als starke Gesamtfünfte in persönlicher Bestzeit von 4:03,53 Minuten weiter. "Ich freue mich wahnsinnig", jubelte die Münchnerin. Klein teilte sich das Rennen perfekt ein, beschleunigte zum Schluss eindrucksvoll und sicherte sich mit Platz fünf in ihrem Lauf (4:05,13) den begehrten Halbfinal-Startplatz. "Ich war bereit, alle Attacken mitzugehen. Ich bin so happy", sagte sie.Sprinter Julian Wagner zeigte eine gute Leistung, schied aber in seinem Vorlauf über 100 m in 10,21 Sekunden aus. Schnellster in der ersten Runde war der US-amerikanische Top-Favorit Fred Kerley mit starken 9,79 Sekunden - eine Demonstration. Die Kugelstoß-Finals finden ohne deutsche Beteiligung statt. Der Sindelfinger Simon Bayer kam in der Qualifikation auf 19,71 m und schied klar aus. Mit einem überragenden Stoß auf 22,28 m zog Ryan Crouser (USA) als Bester ins Finale am Montag (3.27 Uhr MESZ/im Liveticker bei sportschau.de) ein und packte schon nach einem Versuch wieder seine Tasche. Pech hatte Katharina Maisch, die den fürs Weiterkommen nötigen zwölften Platz mit 18,57 m als 13. hauchdünn verpasste. Bitter: Die Schwedin Axelina Johansson stieß ebenfalls 18,57 m, zog aber an der 25-Jährigen vorbei, weil sie die bessere zweitgrößte Weite hat. Julia Ritter schied als 15. (18,22 m) aus. Olympiasiegerin Lijiao Gong unterstrich als Vorkampf-Beste mit Saisonbestleistung von 19,51 m ihre Ambitionen auf den dritten WM-Titelgewinn in Folge.Auch für Tristan Schwandke war in der Hammerwurf-Qualifikation Schluss. Der 30 Jahre alte deutsche Vizemeister, der kurzfristig nachnominiert worden war, belegte mit 72,87 m Rang 22. Mit der besten Vorleistung geht der Pole Pawel Fajdek ins Finale. Der Titelverteidiger wuchtete sein Arbeitsgerät als einziger Teilnehmer über 80 m (80,09). Olympiasieger Wojciech Nowicki folgte mit 79,22 m.Bei den Frauen reichte auch Samantha Borutta mit 67,48 m längst nicht an ihre Bestleistung (72,14 m) heran. "Ich hatte mir Würfe über 70 m vorgestellt. Es hat ein bisschen an allem gefehlt", sagte die WM-Debütantin, die am Ende sang- und klanglos ausschied. "Für die EM in München nehme ich die Erfahrung aus Eugene aber mit."Das gilt auch für die beiden deutschen Hindernisläufer. Für Frederik Ruppert und Karl Bebendorf, der in 8:25,73 Minuten immerhin Saisonbestleistung lief, war nichts zu holen - das frühe Aus.Quelle: sportschau.de
4sportschau
US-Präsident Joe Biden hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Der 79-Jährige sei positiv getestet worden, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Er habe "sehr milde Symptome" und werde mit Paxlovid behandelt. In Übereinstimmung mit den Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC werde Biden sich im Weißen Haus isolieren. Er werde während dieser Zeit weiterhin "alle seine Pflichten in vollem Umfang wahrnehmen". An den für heute geplanten Besprechungen werde er per Telefon und Videokonferenz von seiner Residenz aus teilnehmen. Biden hatte gestern noch den Bundesstaat Massachusetts besucht. In der Mitteilung von Biden-Sprecherin Karine Jean-Pierre hieß es, alle engen Kontaktpersonen des Präsidenten würden informiert, einschließlich der Delegationsmitglieder bei der Reise. Biden sei zuletzt am Dienstag negativ auf das Coronavirus getestet worden. Biden werde in Isolation arbeiten, bis er wieder negativ getestet werde. Aus Gründen der Transparenz werde das Weiße Haus täglich über den Gesundheitszustand des Präsidenten berichten. Nach Angaben des Weißen Hauses ist der US-Demokrat vollständig gegen das Virus geimpft und hat zwei Auffrischungsimpfungen erhalten, zuletzt Ende März. In letzter Zeit hatte es in seiner Regierung und seinem Umfeld jedoch eine Fülle von Corona-Infektionen gegeben. In den vergangenen Monaten war es zu zahlreichen Corona-Fällen in der Polit-Prominenz der US-Hauptstadt Washington gekommen. So testeten sich nach einer Abendveranstaltung Anfang April mehr als 60 Teilnehmer positiv auf das Virus, wie US-Medien damals unter Berufung auf die Veranstalter berichteten. Darunter waren Justizminister Merrick Garland, Handelsministerin Gina Raimondo, mehrere Kongressabgeordnete sowie der Kommunikationsdirektor von Vizepräsidentin Kamala Harris und andere Mitarbeiter des Weißen Hauses. Sollte Biden durch die Infektion zu irgendeinem Zeitpunkt seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können, müsste Vizepräsidentin Kamala Harris einspringen. Die 57-Jährige war im April ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet worden. Biden ist nicht der erste Corona-Fall im Oval Office: 2020 hatte sich der damalige Amtsinhaber Donald Trump mit dem Virus angesteckt - weniger als fünf Wochen vor der Präsidentenwahl, aus der Biden als Gewinner hervorging. Trump infizierte sich zu einem Zeitpunkt, als noch keine Impfstoffe verfügbar waren. Er musste sich damals zeitweise im Krankenhaus behandeln lassen. Auch andere Staats- und Regierungschefs auf der Welt hat es bereits erwischt: unter anderen den britischen Premier Boris Johnson, den kanadischen Premier Justin Trudeau, Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro und Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel. Johnson musste zeitweise auf einer Intensivstation behandelt werden.
0amerika
Steigende Nahrungsmittelpreise gehören neben Energie derzeit zu den größten Inflationstreibern in Deutschland. Die aktuelle Entwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise zeigt, dass sich daran so schnell nichts ändern wird. Zwar gingen die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte im Juli im Vergleich zum Juni leicht um 0,8 Prozent zurück. Dennoch liegen die Preise immer noch 33,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dabei erhöhten sich die Preise für pflanzliche Produkte mit einem Plus von 25,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat etwas weniger stark als die Preise für tierische Erzeugnisse (plus 38,8 Prozent). Größter Preistreiber bei den tierischen Erzeugnissen war die Milch mit einem Plus von 51,7 Prozent. "Damit setzte sich der Preisanstieg bei der Milch seit März 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat kontinuierlich fort", so die Statistiker. Im Juni 2022 hatte Milch noch 44,7 Prozent mehr gekostet als ein Jahr zuvor. Die Verteuerung beschleunigte sich im Juli somit abermals.Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten war auch im Juli erneut vor allem auf die Getreidepreise zurückzuführen: Diese lagen um 53,2 Prozent über dem Vorjahresmonat. Immerhin: Zwischen Juni und Juli sanken die Preise um 10,9 Prozent. Dagegen sind die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise für Obst und Gemüse deutlich gesunken. Für Obst wurde im Juli 6,3 Prozent weniger gezahlt als noch vor einem Jahr. Auffällig war etwa der Preisrückgang bei Tafeläpfeln mit einem Minus von 17,1 Prozent. Gemüse verbilligte sich insgesamt um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Hier fielen insbesondere die Preise für Blumenkohl (minus 24,3 Prozent) und Tomaten (minus 29,0 Prozent). Der Index der Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte misst die Entwicklung der Verkaufspreise der Landwirtschaft (ohne Umsatzsteuer). Er zeigt damit die Entwicklungen auf der ersten Wirtschaftsstufe an, also noch bevor die Waren in den Handel kommen. Das Auf und Ab gibt damit einen frühen Hinweis auf die künftige Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Inflationsrate in der Bundesrepublik war im August auf 7,9 Prozent gestiegen. Dafür waren neben der Energie auch die Nahrungsmittelpreise verantwortlich: Lebensmittel kosteten im August 16,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
6verbraucher
Julian Brandt (45.+2 Minute) und Raphael Guerreiro (77.) brachten den BVB vermeintlich auf die Siegerstraße. Lee Buchanan (89.), Niklas Schmidt (90.+3) und Oliver Burke (90.+4) schossen Werder aber noch zum Sieg. Alle drei Torschützen waren Einwechselspieler. Der BVB kassierte nach zwei Siegen zum Auftakt die erste Niederlage. "Nach 86 MInuten habe ich mich gefragt, warum wir das Spiel nicht gewonnen haben, weil wir ein sehr gutes Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund gemacht haben", sagte Bremens Stürmer Marvin Ducksch nach der Partie der Sportschau. "Auch wenn es am Ende glücklich war, haben wir für mich verdient gewonnen."Dortmunds Trainer Edin Terzic zeigte sich nach dem Spiel "sehr enttäuscht. Nicht nur mit der Niederlage, sondern auch mit dem Spiel. Wir haben heute keine gute Leistung gezeigt und können uns nicht über die Niederlage beschweren. Wenn man bis zur 89. Minute 2:0 führt, ist es brutal ärgerlich und auch dumm."Zunächst war unklar, ob das Spiel um 15.30 Uhr angepfiffen werden konnte. Wegen eines Unwetters war der Dortmunder Hauptbahnhof am Samstag (20.08.2022) gesperrt, sodass die Fans massive Probleme bei der Anreise hatten. Die Zuschauer, die es pünktlich ins Stadion geschafft hatten, sahen nach noch nicht einmal zwei Minuten den ersten Dortmunder Abschluss. Mo Dahoud schoss den Ball aus 20 Metern nur knapp am linken Pfosten vorbei.Ein verheißungsvoller Auftakt, der sich aber nicht bestätigen sollte. Viele Fouls und technische Fehler ließen keinen Spielfluss aufkommen. Nach rund 20 Minuten kam Werder dann besser ins Spiel und auch zu Chancen. Ducksch hatte gleich zwei Mal die Bremer Führung auf dem Fuß, schloss in der 34. Minute aber zu zentral ab und scheiterte an BVB-Keeper Gregor Kobel. In der 44. Minute parierte der Schweizer Schlussmann einen Freistoß des Bremer Stürmers.Vom BVB kam offensiv wenig, doch dann kam Brandt. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte zog der Mittelfeldspieler von der rechten Seite in die Mitte und jagte den Ball mit links aus 18 Metern wuchtig und rechte untere Toreck (45.+2) und sorgte für die schmeichelhafte Dortmunder Pausenführung.Werder kam mutig aus der Pause und übernahm ab der 50. Minute die Spielkontrolle. In der 55. Minute forderten die Bremer dann Elfmeter, nachdem der Ball Mats Hummels im Strafraum an den Arm gesprungen war. Weil Hummels sich mit dem Arm aber auf dem Boden abgestützt hatte, blieb die Pfeife von Schiedsrichter Florian Badstübner stumm.Bremen kam aber auch so zu Chancen. Dortmunds Nico Schlotterbeck rettete in höchster Not gegen den einschussbereiten Anthony Jung (59.), dann rettete wieder Kobel gegen eine Direktabnahme von Ducksch (60.).Die Dortmunder investierten in der Folge wieder mehr nach vorne, zunächst aber ohne zu gefährlichen Abschlüssen zu kommen. Fast folgerichtig war es eine Standardsituation, die für die Entscheidung sorgte. Nach einer Ecke landete der zweite Ball vor den Füßen von Guerreiro. Der Portugiese zog aus 25 Metern wuchtig ab, Pavlenka sah den Ball spät und war machtlos (77.). Es war der zweite Dortmunder Abschluss, der direkt auf das Tor ging – und der zweite Treffer.Werder schien geschlagen, schöpfte in der 89. Minute noch einmal Hoffnung. Kobel wehrte einen Ball nach vorne ab, Buchanan schaltete am schnellsten und traf ins obere rechte Eck zum Anschluss. Und damit nicht genug. In der dritten Minute der Nachspielzeit flankte Amos Pieper in der Strafraum, wo Schmidt per Kopfball doch noch zum Ausgleich traf.Doch es wurde noch verrückter: Nur eine Minute später verlor der BVB den Ball im Mittelfeld. Weiser spielte schnell in die Spitze auf Burke, der Werder tatsächlich noch zum Sieg schoss (90.+4).Für den BVB geht es am vierten Spieltag am kommenden Samstag (27.08.2022) mit einem Auswärtsspiel bei Hertha BSC weiter. Werder Bremen empfängt einen Tag später Eintracht Frankfurt.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Finanzminister Christian Lindner zeigt sich zufrieden: Mit dem 200 Milliarden schweren Abwehrschirm sende die Regierung ein doppeltes Signal aus. Zunächst ein Signal an Russlands Präsidenten Wladimir Putin: Deutschland lasse sich im Energiekrieg nicht unterkriegen. Darüber hinaus aber auch ein Signal an die Kapitalmärkte: "Hinter dem Abwehrschirm werden wir weiter mit den Regeln der Schuldenbremse wirtschaften." Damit werde Deutschland, dessen Staatsanleihen bei Anlegern beliebt sind, weiter "Goldstandard der Staatsfinanzierung" sein, so der FDP-Politiker im Bundestag.Die Botschaft ist für Lindner aus zwei Gründen wichtig: Zum einen hat er sein politisches Renommée an das Einhalten der Schuldenbremse des Grundgesetzes ab dem kommenden Jahr geknüpft. Zum anderen bedeutet Misstrauen an den Märkten nichts anderes als höhere Zinsen, wie sich gerade in Großbritannien zeigt. Höhere Zinsen aber belasten den Staatshaushalt und engen damit die Spielräume des Finanzministers ein. Trotzdem kommen erst einmal weitere Schulden auf den Bund zu, wenn auch unter einem anderen Namen. Kreditermächtigungen - seit Jahren ein Zauberwort der Finanzpolitik. Es bedeutet, dass sich die Regierung für künftige Vorhaben vorsorglich Kredite vom Parlament genehmigen lässt. Die Ausgaben laufen außerhalb des Bundeshaushalts und werden von den jeweiligen Ministerien verantwortet, zwar kontrolliert durch den Haushaltsausschuss des Bundestags, aber weniger in der öffentlichen Wahrnehmung als der jährliche Bundeshaushalt. Die jeweiligen Oppositionsparteien sprechen daher gerne auch von Schattenhaushalten.Im Grundgesetz selbst ist von Sondervermögen die Rede (Art. 110), und zwar unabhängig davon, ob die Finanzierung dieser Sondervermögen aus Steuermitteln erfolgt oder - wie jetzt wieder beim Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) - über neue Schulden. Nicht alle Kreditermächtigungen werden für das jeweilige Ziel gebraucht, doch auf die übrigen Schulden wurde in der Vergangenheit fast nie verzichtet. Vielmehr werden die einmal gewährten Kreditermächtigungen gerne umgewidmet. So sollen mit Schulden, die ursprünglich für Corona-Hilfen vorgesehen waren, jetzt Investitionen in den Klimaschutz finanziert werden - eine Entscheidung der Ampel-Koalition, die allerdings noch auf Antrag der Unions-Fraktion vom Bundesverfassungsgericht überprüft wird. Auf die Schuldenbremse des Grundgesetzes werden Kreditermächtigungen in dem Jahr angerechnet, in dem über sie entschieden wird - nicht, in den Jahren, in denen damit Ausgaben finanziert werden. Das bedeutet für Lindner, dass zwar in diesem Jahr noch einmal eine weitere Ausnahme von der Schuldenbremse des Grundgesetzes gezogen werden muss, dass er die Schuldenbremse im kommenden Jahr aber formal einhalten kann. Juristisch gesehen ist das kein Problem. Der Bundestag muss in Einklang mit Art. 115 des Grundgesetzes mit der Mehrheit seiner Mitglieder (also der Kanzler-Mehrheit) feststellen, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt. Sie gilt "im Falle von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen". Unter Hinweis auf Corona ist die Schuldenbremse nun bereits für drei Jahre ausgesetzt. Dazu kam dann noch das Sondervermögen Bundeswehr, das über eine Grundgesetzänderung beschlossen wurde.De facto werden in diesem Jahr so viele neue Schulden beschlossen wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik: Fast 140 Milliarden über den Bundeshaushalt, 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr und nun die 200 Milliarden Euro für den WSF. In der Summe ist das in etwa so viel wie der gesamte Bundeshaushalt im kommenden Jahr, mit dem nach den bisherigen Planungen der Bundesregierung tatsächlich nur wenige neue Schulden gemacht werden. Freilich: Ausgeben darf der Staat deutlich mehr, aufgrund der Kreditermächtigungen aus Vorjahren. Damit stellt sich die Frage, ob der eigentliche Sinn der Schuldenbremse noch eingehalten wird. Der Linken-Politiker Christian Leye wurde im Bundestag schon mal deutlich: "Heute ist die Schuldenbremse faktisch tot. Sie ist beerdigt. Die Trauergäste sind auf dem Weg nach Hause. Nur Christian Lindner steht noch an ihrem Grabe und versucht, sich für 2023 mit ihr zu verabreden."Auch der Bundesrechnungshof hat vor Kurzem gewarnt: Durch die Verwendung von Kreditermächtigungen, die in früheren Jahren genehmigt wurden, wird die "wahre Lage der Bundesfinanzen" verschleiert. Damit werde zwar die Schuldenregel auf dem Papier eingehalten: "Wegen der tatsächlich wesentlich höheren Nettoneuverschuldung wird ihre Wirksamkeit jedoch stark eingeschränkt." Zugunsten des amtierenden Finanzministers muss man wohl anfügen, dass das kein grundsätzlich neues Phänomen ist. Schon seine Vorgänger - darunter Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz - haben ihre Haushalte mithilfe von Sondervermögen geschönt. Neu aber ist die Dimension: der "Schulden-Wumms", von dem jetzt Oppositionspolitiker wie Unions-Fraktionsvize Mathias Middelberg sprechen.
3innenpolitik
SPD, Grüne und FDP haben die letzten Details der Energiepakete geklärt. Sie sollen noch diese Woche vom Bundestag beschlossen werden, damit der Ausbau der Erneuerbaren Energien schneller vorankommt. Die verschiedenen Energiepakete der Ampel umfassen etwa 600 Seiten. Das wichtigste darin ist das sogenannte Wind-an-Land-Gesetz. Die Bundesregierung verpflichtet damit die Länder, in den nächsten zehn Jahren eine bestimmte Fläche für Windräder auszuweisen.Im Schnitt sind es zwei Prozent. Die kleineren Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin müssen nur 0,5 Prozent ausweisen. Wo mehr Wind weht, müssen auch mehr Flächen her: Niedersachen, Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Rheinland-Pfalz werden zu 2,2 Prozent verpflichtet. Wie die Länder ihr Ziel erreichen, können sie selbst entscheiden. Mindestabstände zu Wohnhäusern sind zum Beispiel weiter möglich. Und die Landesregierungen können auch Tauschgeschäfte mit anderen Ländern eingehen. Wenn sie das Ziel aber nicht schaffen, werden alle bisherigen Abstandsregeln aufgehoben. Das soll Druck machen, mehr Flächen für Windkraft zu reservieren. "Das ist ein deutliches Signal, dass der Ausbau der Erneuerbaren jetzt höchste Priorität hat", sagte SPD-Vize-Fraktionschef Matthias Miersch.Die Bundesregierung definiert den Ausbau der Erneuerbaren mit dem Gesetz als "überragendes öffentliches Interesse". Das heißt, Planungen und Genehmigungen werden vereinheitlicht - zum Beispiel bei der Prüfung, ob seltene Vögel in der Nähe von Windrädern brüten. Bisher gibt es in den Ländern dafür unterschiedliche Regeln.Der jetzt gefundene Kompromiss der Ampel sieht vor, dass die Ökostrom-Umlage dauerhaft wegfällt. Seit Anfang des Monats liegt sie bei null Cent. Der FDP war es aber wichtig, die Umlage ein für alle Mal zu streichen. Stromkunden haben über die Umlage jahrelang den Ausbau der Erneuerbaren mitfinanziert. "Die Finanzierung der Erneuerbaren über die Stromrechnung ist damit endgültig Geschichte", sagt FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler. Auf Druck der FDP hat die Ampel auch das Ziel aufgegeben, bis 2035 ein klimaneutrales Stromsystem anzustreben. Die Liberalen halten so ein Zwischenziel nicht für sinnvoll. Es steht auch nicht im Koalitionsvertrag. Erhalten bleibt eine andere Zielmarke: In acht Jahren sollen 80 Prozent des Stroms aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse kommen. Aktuell sind es nach Berechnungen von Branchenverbänden knapp 50 Prozent. In nächster Zeit könnten aber erstmal wieder mehr Kohlekraftwerke Strom liefern. Der Bundestag wird diese Woche wohl beschließen, dass Energiekonzerne in den nächsten knapp zwei Jahren wieder Kraftwerksblöcke hochfahren dürfen. Das soll helfen die Gasreserven zu schonen. Das Kabinett hat die Energie-Gesetze schon beschlossen. Der Bundesrat muss nicht mehr zustimmen.
3innenpolitik
In Pakistan sind bei Sturzfluten infolge heftiger Regenfälle mehr als 1000 Menschen gestorben. Alleine in den vergangenen 24 Stunden seien mehr als 100 neue Todesfälle bekannt geworden, teilte die Nationale Katastrophenbehörde mit. Damit stieg die Zahl der Toten demnach auf 1033. Darunter seien auch 348 Kinder, hieß es. Das Wasser über die Ufer getretener Flüsse beschädigte in dem südasiatischen Land fast eine Million Gebäude und über 3400 Kilometer Straßen, wie die Behörde mitteilte. "Die Situation verschlechtert sich zunehmend, da weitere starke Regenfälle Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen", sagte Adil Scheras, Direktor der Hilfsorganisation CARE in Pakistan. Viele Menschen hätten alles verloren und bräuchten Hilfe. In den sozialen Netzwerken war in zahlreichen Videos zu sehen, wie Sturzfluten im Swat-Tal im Norden des Landes mehrstöckige Gebäude mit sich rissen. Zehntausende Menschen hätten ihr Zuhause verloren und seien nun in abgelegenen Dörfern von ihrer Umwelt abgeschnitten, hieß es. Es könne Tage dauern, bis die Rettungskräfte sie erreichten. Der Süden des Landes, der bereits stark von den Überschwemmungen betroffen ist, bereitete sich auf eine neue Flutkatastrophe vor. Die Behörden warnten, die Lage für Millionen von Menschen könnte sich in den kommenden Tagen verschärfen. In der südlichen Provinz Sindh suchten Zehntausende Menschen Schutz an Autobahnen und Bahngleisen. Die Straßen und Schienen gehören zu den wenigen Flächen, die nicht unter Wasser stehen. Nahe der Stadt Sukkur wurden Zelte auf einer Länge von zwei Kilometern errichtet, um vor dem Hochwasser Geflüchtete aufzunehmen. Am vergangenen Donnerstag hatte Pakistans Regierung den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe gebeten. Insgesamt seien mehr als 33 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen, hieß es. Am Samstag hatten die pakistanischen Behörden die Evakuierung Tausender Menschen im Norden des Landes angeordnet. Auch am Sonntag waren Hubschrauber der Armee und Rettungskräfte weiter damit beschäftigt, Bewohner in gefährdeten Gebieten in Sicherheit zu bringen. Pakistan leidet seit Mitte Juni unter ungewöhnlich starkem Monsunregen. Experten machen den Klimawandel für die Zunahme von Naturkatastrophen in dem südasiatischen Land verantwortlich. Pakistan ist besonders anfällig für Klimaveränderungen. Es steht nach Angaben der deutschen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch auf Platz acht der Länder, die am stärksten von extremen Wetterereignissen bedroht sind.Die schlimmsten Überflutungen in der jüngeren Geschichte Pakistans hatten sich im Jahr 2010 ereignet. Damals war rund ein Fünftel des Landes überflutet, rund 2000 Menschen kamen ums Leben. Etwa 20 Millionen wurden obdachlos.
1asien
In Berlin gehen nachts die Lichter aus: Das Land strahlt einige seiner Wahrzeichen, wie etwa die Siegessäule, den Berliner Dom, das Humboldt-Forum, die Gedächtniskirche und das Rote Rathaus nicht mehr an. Auf rund 200 Objekte wolle das Land Berlin seinen Beleuchtungsstopp ausweiten, um Energie zu sparen. Das Licht am Schloss Bellevue und Reichstagsgebäude leuchtet nachts nur noch stark reduziert. Selbst die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte steht in der Hauptstadt zur Debatte. Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) schließt nicht mehr aus, dass sie in diesem Jahr geringer ausfallen könnte. Mitte August will der Berliner Senat ein umfassendes Konzept zum Energiesparen vorlegen. Der Senat wolle mindestens zehn Prozent des Energieverbrauchs seiner Verwaltungen einsparen, so Schwarz. Zu klären bleibt auch die Frage, ob öffentliche Gebäude, wie Ämter und Bibliotheken in der kalten Jahreszeit offen und beheizt bleiben, damit sich Menschen hier aufwärmen können. In Sachsen-Anhalt hat etwa der Burgenlandkreis einen Mitarbeiter eingestellt, der bei allen neuen Bauvorhaben die Art der Beheizung prüft, um nachhaltigere Lösungen zu finden. Zudem wurde eine E-Mail-Adresse eingerichtet, an die sich die Menschen mit konkreten Vorschlägen zum Energiesparen wenden können.Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird geprüft, ob sich im Herbst die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden senken lässt. Im Freizeitbad Woliday in Wolfen und im Sportbad Bitterfeld wurde bereits die Wassertemperatur reduziert. Die Stadt Halle will laut einem Bericht der "Mitteldeutschen Zeitung" bis Ende 2023 alle Lampen in den städtischen Gebäuden von Halogenleuchtstoffröhren auf LED umstellen. Außerdem wird geprüft, ob auf Gebäuden wie der Eissporthalle, der Schwimmhalle und der Feuerwehr Photovoltaikanlagen installiert werden.Im Landkreis Wittenberg prüft die Stadt Bad Schmiedeberg, die auf Gasbasis betriebenen Blockheizkraftwerke abzuschalten. Außerdem sollen historische Häuser, wie der denkmalgeschützte Kurpavillon, im Winter nicht mehr bewirtschaftet werden.Die Stadt Jena schaltet an 15 Gebäuden das Licht aus und will so 30.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr sparen. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten verzichtet bereits seit längerer Zeit auf die Illumination ihrer historischen Gebäude. In Erfurt berät jetzt ein Energiebeirat die Stadt, wo Potenziale für Einsparmöglichkeiten herrschen. Diskutiert wird in der Landeshauptstadt, ob auch der Krämerbrücke die nächtliche Dunkelheit droht. Die Stadt Gotha will Energie sparen, indem sie die Heizungen in einigen öffentlichen Gebäuden bis Herbst abstellt. In Nordhausen wird über die Ferien das Warmwasser in den Turnhallen abgestellt. Und im Thüringer Landtag soll im Sommer die Kühlung und im Winter die Heizung gedrosselt werden. Die Messestadt Leipzig hat einen Maßnahmenkatalog verabschiedet, der helfen soll, Energie einzusparen. Der Masterplan der Stadt umfasst vier Stufen. Die Raumtemperatur in Verwaltungsgebäuden soll auf 19 Grad gesenkt werden. Zudem bleibt die Effektbeleuchtung an 238 öffentlichen Gebäuden, Plätzen, Brücken und Gewässern nachts künftig aus. So wird unter anderem das Neue Rathaus, die Thomaskirche, das Gewandhaus oder das Wahrzeichen der Stadt, das Völkerschlachtdenkmal, bis auf Weiteres nicht mehr angestrahlt. Laut Plan gilt aktuell die Stufe B. Sollte Stufe C in Kraft treten, wird die Stilllegung einzelner Objekte auf freiwilliger Basis in Betracht gezogen. Sollte sich die Situation noch weiter verschärfen und der Krisenfall D eintreten, käme es zu einer Priorisierung besonders schützenswerter Einrichtungen und einer Zuteilung der Versorgung durch die Bundesnetzagentur. Um auch bei akutem Gasmangel durch den Winter zu kommen, hat die Stadt Stollberg eine Reserve von 300.000 Liter Heizöl angeschafft. Gegen die sich verschärfende Gas-Krise hat auch Chemnitz Maßnahmen festgelegt. Dazu gehören Einschränkungen in den städtischen Schwimmbädern, wie eine Absenkung der Wassertemperaturen und verlängerte Sommerschließzeiten im Saunabetrieb. In den Farben Blau und Gelb leuchtete der Schornstein des Heizkraftkraftwerks an der Römerbrücke in Saarbrücken seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs. Schon aus weiter Entfernung sollte sichtbar werden: Der Betreiber Energie SaarLorLux steht solidarisch an der Seite der Ukraine. Aber um Strom zu sparen, will er das Kraftwerk in der Dunkelheit ab sofort nicht mehr anstrahlen. Auch der knapp zwei Kilometer entfernte Firmensitz in der Innenstadt bleibt nun nachts dunkel. In der kommenden Heizperiode soll zudem nicht nur die Wassertemperatur in einigen Hallenbädern fallen, sondern auch die Raumtemperatur in Verwaltungsgebäuden, Sport- und Mehrzweckhallen. Die Gemeinde Bous im Landkreis Saarlouis denkt darüber nach, Beschäftigte verstärkt ins Homeoffice zu schicken. Als weiteren Schritt sollen die öffentlichen Gebäude ihre Öffnungszeiten verkürzen.Auch die Straßenbeleuchtung steht in den Städten und Kommunen auf dem Prüfstand. LED-Leuchten sollen vielerorts die energiefressenden Natriumlampen ersetzen. Manche Kommunen wie Wallerfangen im Landkreis Saarlouis prüfen sogar, ob Straßenleuchten gänzlich überflüssig sind. Sicher ist, dass die Kommune die Leuchtzeiten der Laternen verkürzen wird. In öffentlichen Gebäuden, beispielsweise in der Gemeinde Nalbach, auch im Landkreis Saarlouis, sollen Zeitschaltuhren und Dämmerungssensoren zudem weitere Einsparungen ermöglichen.15 Prozent Energie wollen Land und Kommunen in Rheinland-Pfalz einsparen. In landeseigenen Gebäuden soll in den Sommermonaten das Warmwasser komplett abgestellt werden, Klimaanlagen sollen heruntergeregelt, nächtliche Außenbeleuchtung abgeschaltet werden.Dunkler wird es von jetzt an nachts auch in vielen Städten. Öffentliche Gebäude werden nicht mehr angestrahlt, etwa in Kaiserlautern und Ludwigshafen. In Koblenz werden Kirchen und das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel nicht mehr beleuchtet, auf den großen Durchfahrtsstraßen und an Brücken wird jeder zweite Beleuchtungshochmast abgeschaltet. Zusätzlich wird die Betriebsdauer der Lampen je um eine Viertelstunde morgens und abends reduziert - 8000 "Brennstunden" werden so täglich eingespart. Wie auch in anderen Städten sollen außerdem einige Ampeln nachts ausgeschaltet werden.Einsparmöglichkeiten beim Licht gibt es nicht nur bei Gebäuden und Verkehrswegen - viele Städte haben bereits angekündigt, in diesem Jahr auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten. In Kaiserlautern ist davon unter anderem der Weihnachtsmarkt betroffen, dort müssen die Bürgerinnen und Bürger zudem auf die winterliche Eisbahn verzichten. Auch der Landauer Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) kündigte an, die Beleuchtung in der Weihnachtszeit in jedem Fall nicht wie gewohnt installieren zu lassen. Hirsch ist auch Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Städtetags. Die Vorgabe, 15 Prozent der Energie einzusparen, sei "nicht trivial" - alleine für die Liegenschaften seiner Stadt entspreche das dem Jahresverbrauch von 200 Einfamilienhäusern. An der TU Kaiserslautern sollen Hörsäle und Seminarräume künftig auf maximal 20 Grad geheizt werden, die Uni Trier denkt über verkürzte Öffnungszeiten nach. Uni-Präsident Michael Jäckel, gleichzeitig Vorsitzender der Landeshochschulpräsidentenkonferenz, sagte, die Hochschulen in Rheinland-Pfalz würden sich auf Energieengpässe vorbereiten und prüfen, wie Vorlesungen, Seminare und andere Veranstaltungen mit einem möglichst effizienten Energieeinsatz gehalten werden könnten.Die nordrhein-westfälische Stadt Hilden hat schon vor rund einem Monat die Warmwasser-Versorgung in Schulen und öffentlichen Gebäuden abgestellt, auch die Duschen in Sportstätten sind betroffen. Das gilt zunächst bis Ende September. "Wir möchten einfach ein starkes Signal setzen und als Kommune beispielhaft vorangehen", begründete Hildens parteiloser Bürgermeister Claus Pommer diesen Schritt gegenüber dem WDR. Auch in seinem Rathaus bleibt das Wasser kalt. Nur wenige Kilometer von Hilden entfernt, in Ratingen, hat die Stadtverwaltung schon Anfang des Jahres eine Energiesparkampagne durchgeführt. Verwaltungsmitarbeiter sollten zu energiesparendem Verhalten angeregt werden. Nach Angaben der Stadt gab in einer Umfrage rund die Hälfte der Mitarbeiter an, ihr Verhalten aufgrund der Kampagne geändert zu haben. Ende März führte die Stadt Ratingen eine angekündigte Verbrauchsmessung in einigen öffentlichen Gebäuden durch. Die Verwaltungsmitarbeiter wurden aufgefordert in dieser Zeit, besonders auf ihren Energieverbrauch zu achten. Tatsächlich lag der Wärmeverbrauch in der Messwoche um ganze 35 Prozent niedriger als noch Anfang März, als die Stadt eine unangekündigte Messung in denselben Gebäuden durchgeführt hatte. Allerdings war in der Messwoche die Außentemperatur wesentlich höher als in der Vergleichswoche, was das Heizverhalten beeinflusst haben dürfte. Beim Stromverbrauch betrug die Differenz zwischen beiden Wochen hingegen nur fünf Prozent.In der 40.000-Einwohner-Stadt Hückelhoven gibt es Überlegungen, das Rathaus nur noch an vier Tagen in der Woche zu öffnen: "Der Freitag würde geschlossen bleiben, die Arbeitsstunden auf Montag bis Donnerstag übertragen", so Bürgermeister Bernd Jansen (CDU). Ob eine Schließung an Freitagen tatsächlich realisierbar ist, werde aber noch geprüft. In Aachen bleiben die Pumpen und Lichter der städtischen Brunnen nachts aus. Außerdem werden einige historische Gebäude, darunter das Rathaus, kürzer beleuchtet als bisher. Die 50 betroffenen Gebäude werden bereits mit effizienten LED-Leuchten angestrahlt und "verbrauchen jährlich so viel Strom wie zehn drei- bis vierköpfige Familien", so die Stadt. Der Einspareffekt sei also eher überschaubar.
3innenpolitik
David Eisenbeis hat mit Studierenden und einem Professor der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar die Plattform "alocalo" gegründet. Das junge Unternehmen will eine regionale Alternative zu Amazon, Zalando & Co. bieten. Dadurch möchte er viele Arbeitsplätze im Einzelhandel retten und gleichzeitig die Macht beim Händler lassen. Der kann dann sein normales Geschäft weiterverfolgen und muss sich keinen strengen Richtlinien von irgendwelchen Online-Plattformen unterwerfen. Kern des Systems ist ein Plug-In, also ein Programm für den Web-Browser. Wenn man ein bestimmtes Produkt beispielsweise bei Amazon sucht, findet das Programm dank künstlicher Intelligenz automatisch alle lokalen Händler in der Nähe, die es im Sortiment haben. Idealerweise kann es der Kunde dann mit wenigen Klicks dort bestellen oder sofort im Laden abholen. So schnell sind nicht mal die großen Versand-Multis.Auch für Händler sei die Idee einfach umzusetzen, sagt Frank Hälsig von Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar. Der Experte sieht in alocalo "perspektivisch das Amazon für den lokalen Handel". Mit einer EU-Förderung von 2,3 Millionen Euro wird die Technik jetzt noch weiter verfeinert.Noch 2015 gab es fast 300.000 inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte. Experten schätzen, dass Ende dieses Jahres noch 231.000 übrig sind. Damit hätte innerhalb weniger Jahre mehr als jeder fünfte Laden dicht gemacht. Der Grund sind hohe Mieten, Preisdruck und Probleme, eine Nachfolge zu finden. Hinzu kommt aber auch, dass gut zwei Drittel der stationären Händler nicht einmal zehn Prozent ihres Umsatzes im Netz machen. Das will alocalo ändern.Viele der großen Online-Marktplätze betrieben gerade ähnliche Aktivitäten, sagt Bastian Popp vom Institut für Handel & Internationales Marketing an der Universität des Saarlandes. Das macht es für Start-ups wie alocalo nicht einfach. Aber das Online-Geschäft boomt. Der Umsatz hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Für dieses Jahr rechnet der Handelsverband Deutschland mit einem weiteren zweistelligen Wachstum.Auch offline machen die Online-Giganten mittlerweile ordentlich Kasse: mit Gutscheinen, die man überwiegend im Laden kaufen kann. Schätzungsweise drei Milliarden Euro ist der Gutscheinmarkt schwer. Doch auch hier gibt es Versuche, die Vormachtstellung von Amazon, Zalando & Co. zu brechen. Heidi Houy startete "keeplocal" mit eigenen Gutscheinen, die es im Netz, im Handel oder bald auch in Tankstellen zu kaufen gibt. Damit sollen Kunden bei möglichst vielen Läden vor Ort einkaufen können - bislang im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Bald soll es die Coupons deutschlandweit geben. Und im nächsten Jahr auch in Österreich und Luxemburg. Keeplocal will in diesem Jahr schnell wachsen. Für Kunden und Händler fallen keine Gebühren an. Denn das Geschäftsmodell beruht auf der Beobachtung, dass ein kleiner Prozentsatz von Gutscheinen nicht eingelöst wird. Das sei quasi die Gebühr, von der keeplocal lebe. Ob regionale Gutscheine oder Plattformen, die stationären Händlern eine bessere Sichtbarkeit im Netz bieten - es gibt regionale Alternativen zu den globalen Großkonzernen. Die Entscheidung liegt am Ende bei den Verbrauchern.Über dieses Thema berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus heute um 21.40 Uhr im Ersten.
5unternehmen
Die Stromversorgung könnte im Winter unter bestimmten Bedingungen an Grenzen geraten. Das zeigt der neue Stresstest der Stromnetzbetreiber. Die Unternehmen empfehlen daher den Weiterbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke. Doch das geht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zu weit - zumindest vorerst. Es ist eine Pressekonferenz, in der zwei Welten aufeinanderprallen. Da sind auf der einen Seite die Stromnetzbetreiber, die im Auftrag der Politik errechnet haben, ob der Strom im Winter reicht. Ob also der Strombedarf zu jeder Zeit gedeckt werden kann und ob die Netze für den Ausgleich zwischen Stromanbietern und Stromnachfragern sorgen können. Die düstere Botschaft: Die Versorgungssituation in Deutschland und in ganz Europa könnte im Winter "äußerst angespannt" sein, in Extremsituationen könne es sogar zu einem "geordneten Abschalten von Verbrauchern für begrenzte Zeiträume" kommen. Ein Alarmruf. Natürlich muss es dazu nicht kommen, schließlich wird hier mit Szenarien gerechnet: Mit einem besonders kalten Winter. Einem hohen Gaspreis. Problemen bei anderen Energieträgern. Doch Annahmen, die noch zu Beginn des Stresstests Mitte Juli als extrem galten, haben sich inzwischen als reale Möglichkeit erwiesen. Vor diesem Hintergrund raten die Stromnetzbetreiber zu einem ganzen Bündel an Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit im Winter zu gewährleisten: Es sei sinnvoll und notwendig, alle Möglichkeiten der Stromerzeugung zu nutzen - und damit auch die drei noch verbliebenen Kernkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2. Deren Weiterbetrieb könne dafür sorgen, dass eine "Lastunterdeckung weitgehend vermieden" werden könne und dass auch das Netz etwas stabiler werde. Für Habeck hätte das Ergebnis dieses Stresstests die goldene Brücke sein können, um die Atomkraftwerke ein paar Monate länger laufen zu lassen, im so genannten Streckbetrieb, mit dem sich zuletzt auch einige Spitzenpolitiker der Grünen anzufreunden schienen. Doch so weit geht der Wirtschaftsminister dann doch nicht - noch am Nachmittag hat er sich mit Parteifreunden beraten. Sein Vorschlag: Emsland soll Ende des Jahres wie geplant dichtmachen, Isar 2 und Neckarwestheim 2 sollen für ein paar Monate zu Reservekraftwerken werden. Abgeschaltet, um in einer Notsituation und für eine Übergangszeit bis zum April 2023 eventuell doch noch zur Verfügung zu stehen. Eine Abwägungsentscheidung sei das für ihn, so die Begründung des Wirtschaftsministers: Die Atomenergie sei schließlich eine Hochrisikotechnologie. Und was die Entwicklung am Energiemarkt angehe: Im Dezember wisse man mehr, so Habeck, der gleichzeitig zugibt, dass Entscheidungen, je später sie getroffen werden, mit mehr Schwierigkeiten verbunden sind. Für die aktuelle Situation am Strommarkt ist Habecks Entscheidung somit im Grunde keine Entscheidung. Die Frage der kurzfristigen Weiternutzung der Atomkraft bleibt in der Schwebe. Vielleicht ganz bewusst angesichts der heftigen Diskussionen um die Atomenergie im Vorfeld der Niedersachsen-Wahl - also dort, wo die Grünen stark mit der Anti-AKW-Bewegung verbunden sind. Von einem "politischen Notausgang" spricht man auch schon in der FDP. So deutet sich auch nach der Vorstellung des Stresstests an, dass die Diskussionen um einen begrenzten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke weitergehen werden. Es sei "eine Frage der Vernunft, jetzt jede klimaneutrale Kilowattstunde zu ermöglichen", twitterte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Johannes Vogel. Dabei geht es dem liberalen Koalitionspartner nicht nur um Klimaschutz und Versorgungssicherheit, sondern auch um den Strompreis, der zuletzt schwindelerregende Höhen erreicht hat. Je mehr Anbieter im Markt, desto niedriger der Preis, so die Hoffnung.
3innenpolitik
Es ist das jüngste Beispiel für eine Rückkehr zu erzkonservativen Methoden in Teilen der USA, speziell an Schulen. Doch dieser Schritt ist besonders umstritten - auch dort, wo Donald Trumps Republikaner dominieren. Die Kleinstadt Cassville liegt tief im Mittleren Westen, im Bundesstaat Missouri. Seit hier grundsätzlich die Prügelstrafe wieder eingeführt wurde, muss sich der Leiter der Schulbehörde, Merlyn Johnson, rechtfertigen. Er betont im lokalen Fernsehsender, Schläge seien allerletztes Mittel, und nur dann, wenn die Eltern die Erlaubnis geben: Warum die Rückkehr zur Möglichkeit der Prügelstrafe, ausgerechnet jetzt? Weil in den letzten Jahren immer mehr Schülerinnen und Schüler wegen Disziplinlosigkeit vom Unterricht ausgeschlossen werden mussten, so Johnson: Es geht um Schläge mit einem Holzpaddel auf das Gesäß von Kindern. Eine Züchtigungsmethode, die in den USA Tradition hat, allerdings auch von vielen Eltern eher der Mitte des vorigen Jahrhunderts zugeordnet wird. Auch von Miranda Waltrip, Mutter von drei Kindern in Cassville: "Ich glaube nicht, dass das angemessen ist", sagt sie. "Viele Kinder hier kommen aus ärmeren Verhältnissen, mit Eltern, die sich nicht ausreichend kümmern. Besser wäre es, Beratung und Betreuung anzubieten. Für manche mögen Schläge die Rückkehr zu guten alten Zeiten sein. Aber nein, es wird mehr Schaden anrichten als Gutes tun."Dylan Burns, dessen Kinder ebenfalls in Cassville in die Schule gehen, findet das Vorgehen dagegen richtig: "Für was immer man sich entscheidet, man sollte es im Familienkreis besprechen. Lasst uns Lehrkräften und Schulbehörde vertrauen. Sie werden den Kindern nichts antun, was wir als Eltern nicht wollen."Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 1977 entschieden, dass die Prügelstrafe an Schulen mit der Verfassung vereinbar ist. Die Entscheidung liegt bei den einzelnen Bundesstaaten. In 19 Staaten ist körperliche Züchtigung an Schulen grundsätzlich erlaubt. Auch in Texas etwa wird die Anwendung nun wieder heftig diskutiert und teils auch von Mitgliedern der demokratischen Partei von Präsident Joe Biden. Ron Reynolds ist demokratischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus von Texas. "Ich denke, wir müssen das anwenden", sagt er. Die Lehrerin Arnetta Murray, die sich in Texas auch in der Schulpolitik engagiert, schimpft dagegen: "Ihr wollt, dass ich Schläge anwende, ihr wollt, dass ich eine Waffe trage, ihr wollt, dass ich unterrichte. Ich kann das nicht alles zusammen!" Sie habe selbst vier Söhne und eine Tochter. Es ist wie bei vielen Themen in den USA derzeit: Die Debatte ist heftig, laut - und gespalten.   
0amerika
In der Hitze Frankreichs steuerte der Niederländer seinen Red Bull am Sonntag zum siebten Saisonsieg, nachdem der WM-Zweite Leclerc in Führung liegend früh von der Strecke abgeflogen war und nach diesem Patzer noch im Auto heftig fluchte."Das war unglücklich für Charles, ich hoffe, es geht ihm gut", sagte Verstappen nach dem Rennen: "Ich bin dann einfach mein Rennen gefahren. Es liegt noch einige Arbeit vor uns, wir werden einfach so weitermachen." Im 300. Rennen seiner Formel-1-Karriere gelang Lewis Hamilton im Mercedes auf Platz zwei sein bestes Resultat des Jahres, den dritten Platz in Le Castellet sicherte sich sein Teamkollege George Russell."Das war ein hartes Rennen, und es ist ein großartiges Ergebnis", sagte Hamilton: "Die Zuverlässigkeit ist jetzt eine unserer großen Stärken. Es lohnt sich, weiter zu pushen und dranzubleiben."Leclerc haderte: "Ich habe im falschen Moment einen Fehler gemacht. Ich performe auf dem höchsten Level meiner Karriere, aber wenn diese Fehler passieren, ist das schlimm", sagte der frustrierte Monegasse: "Wir hatten wahrscheinlich das stärkste Auto hier."Auf einen technischen Defekt wollte der 24-Jährige seinen bereits dritten Ausfall in der laufenden Saison aber nicht schieben: "Ich habe versucht, Druck zu machen und habe dabei das Heck verloren. Das ist inakzeptabel", sagte Leclerc, der zuvor über ein Problem mit dem Gaspedal geklagt hatte.Nach dem zwölften von 22 Saisonläufen enteilte Verstappen Leclerc in der Gesamtwertung wieder auf 63 Punkte und ist auf dem besten Weg, seinen zweiten Titel nacheinander einzufahren. Nichts Zählbares gab es hingegen für Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, der im Aston Martin Elfter wurde. Mick Schumacher scheiterte beim Versuch, zum dritten Mal nacheinander Punkte zu holen, und wurde nur 15.Bei extremen Asphalttemperaturen von deutlich über 50 Grad legte Leclerc einen perfekten Start hin und verteidigte seine Pole Position vor Vorjahressieger Verstappen. Nah heran an das Top-Duo kam einzig Hamilton zu Beginn seines 300. Grand Prix. Der Silberpfeil-Star durchbrach diese Grenze als erst sechster Fahrer überhaupt, bis zur Bestmarke von Kimi Räikkönen ist es für den siebenmaligen Weltmeister aber noch ein weiter Weg. Lange konnte der 37-Jährige mit Leclerc und Verstappen nicht mithalten, beide zogen ganz vorne unaufhaltsam davon, während sich Hamilton gegen die Verfolger verteidigen musste.Jenseits der Punkteränge versuchte sich Mick Schumacher von Position 17 nach vorne zu arbeiten. Der 23-Jährige musste von weit hinten starten, nachdem seine Bestzeit in der Qualifikation wegen eines Regelverstoßes am Samstag gestrichen worden war. Nachdem Schumacher zuletzt zweimal WM-Zähler geholt hatte, ging es im Feld nur langsam nach vorne, eine Kollision mit Zhou Guanyu im Alfa Romeo inklusive Dreher warf ihn in der 23. Runde ganz ans Ende zurück. Auch Vettel musste nach dem Start von Position zwölf Geduld haben und konnte sich nicht nachhaltig aus seiner Position im Mittelfeld befreien.Verstappen setzte Leclerc enorm unter Druck, der erste Versuch zum Überholen scheiterte in der siebten Runde. Nach Erfolgen von Carlos Sainz (in Großbritannien) und Ferrari-Teamkollege Leclerc (in Österreich) wollte Verstappen nach einem Monat ohne Sieg endlich wieder ganz vorne landen und ließ nicht locker.Das Überholen ist auf dem Circuit Paul Ricard allerdings schwierig, in der Vergangenheit waren die Rennen an der Côte d’Azur deswegen meist ziemliche Langeweiler.Packend wurde es, als Verstappen vom Reifenwechsel zurückgekommen war und Leclerc in Runde 18 die Kontrolle über sein Auto verlor. In Kurve elf flog der Ferrari von der Piste, Leclerc konnte den Wagen nicht mehr halten. Der dritte Ausfall in dieser Saison ließ den Ferrari-Star schon am Funk lautstark fluchen, ehe er auf einem Roller zurück in die Box gefahren wurde. Nachdem das Rennen wieder freigegeben wurde, verteidigte Verstappen Platz eins souverän vor Hamilton, der 2018 und 2019 in Frankreich gewonnen hatte. Seinen Weg durchs Feld bahnte sich Leclers Stallrivale Sainz. Der Spanier hatte in den vergangenen Tagen Teile am Motor tauschen lassen und wurde dafür mit einer Strafe belegt, die ihn in der Startaufstellung ganz nach hinten brachte. Zwölf Runden vor Schluss war er Dritter, eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil ihn das Team nach einem Reifenwechsel gefährlich früh losfahren ließ, belastete den 27-Jährigen aber noch zusätzlich.An der Spitze spulte Verstappen beeindruckend sein Programm ab und ließ sich weder von Temperaturen von über 30 Grad noch von den Verfolgern aufhalten.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Bei Überschwemmungen und Erdrutschen infolge heftigen Monsun-Regens sind im Norden Indiens binnen drei Tagen mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Zudem werden noch Menschen vermisst, wie die Behörden laut Nachrichtenagentur AP mitteilten. Anhaltende Regenfälle erschweren die Rettungs- und Suchaktionen, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet. Die Regenfälle führten zu Sturzfluten in Hunderten Dörfern. In den Himalaya-Bundesstaaten Himachal Pradesh und Uttarakhand standen Straßen unter Wasser. Lehmhäuser wurden weggeschwemmt und Brücken zerstört. In einer Regierungsmitteilung hieß es, Erdrutsche und Überschwemmungen allein in Himachal Pradesh hätten in den vergangenen drei Tagen mindestens 36 Menschen getötet. Hunderte waren in Hilfslagern untergebracht. Im benachbarten Uttarakhand starben bei einer Reihe schwerer Wolkenbrüche am Samstag vier Menschen. 13 weitere wurden vermisst, nachdem Flusse über die Ufer getreten waren und Häuser mit sich gerissen hatten. Im Bundesstaat Odisha wurden laut Nachrichtenagentur Reuters bislang 120.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Die indische Meteorologiebehörde prognostizierte für die kommenden beiden Tage weitere schwere bis sehr schwere Regenfälle in der Region. In der von Juni bis September dauernden Monsun-Zeit kommt es in der Himalaya-Region im Norden Indiens zwar ohnehin häufig zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Wissenschaftler erwarten aber, dass diese im Zuge der Erderwärmung - die zum Abschmelzen der Gletscher beiträgt - noch häufiger werden. Im vergangenen Jahr waren bei flutartigen Überschwemmungen in Uttarakhand fast 200 Menschen ums Leben gekommen.
1asien
Es geht um die gewaltsamen Versuche, das Herz der US-amerikanischen Demokratie zu stürmen. Um die Szenen vom 6. Januar 2021, als Hunderte Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump gewaltsam in den Sitz des US-Kongresses in Washington eindrangen. Von Anfang an mit in der Menge vor dem Kapitol: Stewart Rhodes, Anführer der rechtsextremen Miliz "Oath Keepers". Rhodes, heute 57, war früher Fallschirmjäger der US-Armee, wurde später an der Universität Yale zum Anwalt ausgebildet. Er hat die "Oath Keepers" 2009 gegründet. Jetzt steht Rhodes mit vier Mitangeklagten vor Gericht, beschuldigt der "aufrührerischen Verschwörung". Gemeint ist der Versuch, die Regierung der Vereinigten Staaten gewaltsam zu stürzen. Darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft.Laut Anklageschrift hat Rhodes die Erstürmung des Kapitols von langer Hand geplant, Mitglieder seiner Gruppierung per Telefon und Textnachrichten dirigiert und auch nach dem 6. Januar weiter Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände für einen Umsturzversuch beschafft. Der frühere Sprecher der "Oath Keepers", Jason van Tatenhove, der sich inzwischen von der Miliz distanziert hat, sagte im Juli vor dem Kongress-Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung:Der Extremismus-Forscher Keven Ruby von der Universität von Chicago betont, die "Oath Keepers" hätten im Vergleich zu anderen rechtsextremen Gruppen besonders viele ehemalige Soldaten, Polizisten und andere Sicherheitskräfte rekrutiert:Die Antisemitismus-Forscherin Jessica Reaves von der Anti-Defamation League hat zuletzt eine Liste von angeblich 38.000 Mitgliedern der "Oath Keepers" analysiert. Viele Namen auf der Liste stünden nur in loser Verbindung zu der Gruppierung, als aktive dauerhafte Mitglieder könne man eher rund 5000 Personen bezeichnen. Reaves betont im PBS-Interview aber auch, dass die "Oath Keepers" in praktisch allen US-Bundesstaaten vertreten und organisiert sind: "Deshalb kann man die Gruppierung und ihre Ansichten in gewisser Weise als Mainstream, als weit verbreitet bezeichnen", so Reaves. "Das ist erschreckend. Vor allem wenn man als weiteres Ergebnis unserer Forschungen heranzieht, dass eine grundsätzliche militante Skepsis gegenüber der Regierung, eine Anti-Regierungs-Haltung weit verbreitet ist. Die Saat des regierungsfeindlichen Extremismus ist ziemlich tief eingepflanzt."
0amerika
Inmitten der Ferienzeit sind wegen eines Streiks des spanischen Kabinenpersonals bei den Billig-Airlines Easyjet und Ryanair am Samstag 15 Flüge von und nach Spanien ausgefallen. Bei rund 200 weiteren Spanien-Flügen kam es zu Verspätungen, wie die Gewerkschaften mitteilten. Von den Ryanair-Streiks sind zahlreiche Flughäfen betroffen: Neben Madrid, Barcelona und Mallorca auch Málaga, Sevilla, Alicante, Valencia, Girona, Ibiza und Santiago de Compostela. Bei Ryanair begann der Streik am 24. Juni und soll zwölf weitere Tage dauern. Laut der spanischen Gewerkschaft USO sind drei weitere Male Ausstände für jeweils vier Tage an den zehn spanischen Flughäfen geplant, die von der irischen Fluggesellschaft angeflogen werden. Gestreikt wird demnach vom 12. bis 15. Juli, vom 18. bis 21. Juli und vom 25. bis 28. Juli. Die Beschäftigten fordern bessere Arbeitsbedingungen für die 1900 spanischen Mitarbeiter des Kabinenpersonals. Das irische Unternehmen bringt nach eigenen Angaben die meisten Passagiere nach Spanien und bietet "mehr als 650 Verbindungen" von 27 spanischen Flughäfen an.  Bei der Fluggesellschaft Easyjet sind in Spanien knapp 450 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter an diesem Wochenende zum Streik aufgerufen, außerdem vom 15. bis 18. Juli sowie vom 29. bis 31. Juli. Sie verlangen dieselben Arbeitsbedingungen wie für Easyjet-Mitarbeiter in anderen EU-Ländern.  Auch auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden Dutzende Flüge gestrichen. Die Feuerwehr war bereits am Donnerstag in einen Streik getreten, weshalb mehrere Start- und Landebahnen als Vorsichtsmaßnahme geschlossen wurden. Zwischen 7.00 Uhr morgens und 14.00 Uhr mittags wurde am Samstag nach Angaben des Flughafenbetreibers ADP jeder fünfte Flug gestrichen. Am Donnerstag und Freitag war jeder sechste Flug annulliert worden. Der Pariser Flughafen Orly war nicht von dem Streik betroffen. In Frankreich beginnen in der kommenden Woche die Sommerferien.Neben Streiks ist es hauptsächlich der Personalmangel an den Flughäfen, der für teils chaotische Zustände bei der Abfertigung sorgt. Neben dem Personenverkehr trifft es nun auch den Luftfrachtverkehr am Frankfurter Flughafen.Der Betrieb der Frachtairline Lufthansa Cargo sei durch den Personalmangel "empfindlich" gestört, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft der Nachrichtenagentur dpa. Am Freitag habe es demnach vier Flugstreichungen bei Frachtverbindungen sowie einige Verspätungen gegeben. Um Last aus dem System zu nehmen, sei nun außerdem bis zum 10. Juli ein Embargo auf verschiedene Tiere gesetzt. "Wir analysieren die Situation am Hub Frankfurt weiterhin sehr genau und werden weitere Maßnahmen ergreifen, falls erforderlich", sagte die Sprecherin. Doch nicht nur in Europa ist die Situation im Luftverkehr angespannt. Auch in den USA spüren die Passagiere den Personalmangel auf den Flughäfen. Allein am Samstag wurden bis zum Nachmittag (Ortszeit) mehr als 600 Flüge gestrichen, wie die auf Flugverbindungen spezialisierte Website flightaware.com berichtete. Dabei handelte es sich um Inlandsflüge sowie um internationale Flüge mit US-Städten als Ziel- oder Startort. Weitere mehr als 3300 Flüge waren am Samstag verspätet. Bereits am Freitag waren der Website zufolge 587 US-Flüge gestrichen worden. Auch für den Sonntag zeichnete sich ab, dass erneut viele Passagiere an den Airports festsitzen würden - bereits mehr als 100 Flüge wurden abgesagt.  Der Ansturm der Reisenden auf den Flughäfen ist an diesem Wochenenden wegen des Unabhängigkeitstages in den USA besonders groß. Die Passagierzahlen entsprechen in etwa wieder denen von vor der Pandemie.
5unternehmen
Der seit Jahren von den USA gesuchte Drogenboss und Gründer des berüchtigten Guadalajara-Kartells, Rafael Caro Quintero, ist in Mexiko festgenommen worden. Wie die mexikanische Marine mitteilte, soll er an die USA ausgeliefert werden.Caro Quintero steht auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Kriminellen. Auf Hinweise zu seiner Ergreifung hatte die US-Bundespolizei im Jahr 2018 ein Kopfgeld von 20 Millionen Dollar ausgesetzt. Laut mexikanischen Medienberichten wurde Caro Quintero im nördlichen Bundesstaat Chihuahua von Marinesoldaten gefasst. Die US-Ermittler beschuldigen Caro Quintero, für die Entführung, Folter und Ermordung eines Sonderfahnders der US-Antidrogenbehörde DEA im Jahr 1985 verantwortlich zu sein. Der Vorfall belastete die Beziehungen zwischen den USA und Mexiko schwer. Die Antidrogenbehörden beider Länder brauchten Jahrzehnte, um wieder gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Caro Quintero hatte wegen des Mordes an dem DEA-Agenten Enrique Camarena in Mexiko bereits 28 Jahre im Gefängnis gesessen. Er kam dann im Jahr 2013 auf Anordnung eines mexikanischen Gerichts frei. Zwar widerrief das Oberste Gericht später die Entscheidung - doch da war der "Drogenboss der Drogenbosse" bereits untergetaucht. 2016 gab Quintero aus dem Untergrund ein Interview, in dem er jegliche Verwicklung in den Mord an Camarena abstritt. "Ich habe ihn nicht entführt, nicht gefoltert, nicht getötet", sagte Quintero darin. "Ich entschuldige mich bei der mexikanischen Gesellschaft für die Fehler, die ich begangen habe." Er ergänzte, er wolle nun "in Frieden" als Viehzüchter leben. Nach Ansicht der DEA führte Quintero aber weiterhin eine Untergruppe des berüchtigten Sinaloa-Kartells. Die Festnahme des ehemals mächtigsten Drogenbosses Mexikos findet wenige Tage nach einem offiziellen Besuch des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador in Washington statt, bei dem er von seinem US-Kollegen Joe Biden empfangen wurde. Sie könnte als Geste des guten Willens von Mexiko gegenüber Washington interpretiert werden, nachdem es zu Spannungen in den Bereichen Sicherheit, Investitionen und Migration gekommen war.Das Guadalajara-Kartell, zu dessen Gründern Quintero zählen soll, war in den 1980er-Jahren besonders mächtig. Es gilt als Vorbild für moderne mexikanische Drogenkartelle und arbeitete als eines der ersten mit kolumbianischen Drogenbossen dabei zusammen, Kokain aus Kolumbien in die USA zu transportieren. Die Auflösung des Guadalajara-Kartells führte zum Aufstieg des von Joaquin "El Chapo" Guzmán angeführten Sinaloa-Kartells. Mexiko lieferte Guzmán im Jahr 2017 an die USA aus. Dort sitzt er derzeit eine lebenslange Haftstrafe ab. Seit dem Jahr 2006 setzt Mexiko das Militär im Kampf gegen Drogenhändler ein. Im Land sind seither mehr als 340.000 Menschen durch von Drogenkartellen verübten Gewalttaten ums Leben gekommen. 
0amerika
Man kann Joe Biden viel vorwerfen. Aber nicht, dass er sein Fähnchen nach dem Wind dreht. Beharrlich betont der US-Präsident wieder und wieder, dass er voll und ganz hinter seiner Entscheidung steht, den Afghanistan-Einsatz beendet zu haben.Nach 20 Jahren habe er auf die harte Tour gelernt, dass es niemals einen geeigneten Zeitpunkt für einen US-Truppenabzug geben würde. Doch nicht dass er abzog ist seinen Landsleuten nachhaltig unter die Haut gegangen, sondern: wie er abzog."Das war ein völliges Desaster monumentalen Ausmaßes", so der republikanische Kongressabgeordnete Michael McCaul: Nie habe er sich eine bedingungslose Kapitulation vor den Taliban vorstellen können.Zum Jahrestag waren sie wieder auf allen Kanälen zu sehen, die Bilder von den Verzweifelten am Flughafen von Kabul. Sie haben sich eingebrannt in das kollektive Gedächtnis der Amerikaner. Bidens vermasselter Afghanistan-Abzug sei der erstaunlichste Ausdruck an Inkompetenz, den er je gesehen habe, ätzt Biden-Vorgänger Donald Trump bei jeder Gelegenheit, "die größte nationale Demütigung aller Zeiten".Doch Trumps Stimmungsmache ist in Teilen scheinheilig: Ihm selber konnte der Abzug nicht schnell genug gehen. Die Trump-Regierung hatte im Februar 2020 mit ihrem Doha-Abkommen die Grundlage gelegt: Eine Vereinbarung zwischen den USA und den Taliban, ohne Beteiligung der damaligen afghanischen Regierung. Bidens Außenminister Anthony Blinken legt Wert darauf, dass es die Trump-Regierung war, die die Radikal-Islamisten hoffähig machte. Als Biden im Januar 2021 ins Amt kam, da erbte er die Trump-Verpflichtung gegenüber den Taliban, bis Mai 2021 abgezogen zu sein.Dennoch: Biden hätte nach der Amtsübernahme zu einer anderen Einschätzung der Sicherheitslage kommen und den Plan ändern können. Der damalige Oberbefehlshaber General Kenneth McKenzie räumt rückblickend Fehler ein: "Wir hätten viel früher mit der Evakuierung beginnen müssen", so General McKenzie in einem NPR-Radiointerview, "und nicht erst ganz zum Schluss!" Der lang angekündigte Untersuchungsbericht der Biden-Regierung zu solcherlei strategischen Fehlern steht noch aus.Vorerst versuchen Regierungsmitglieder, wie hier der Außenamtssprecher Ned Price, dem Schlussstrich vor einem Jahr einen positiven Spin zu verleihen: "In der Konsequenz können wir uns jetzt auf die neuen globalen Herausforderungen konzentrieren", argumentiert Price, "allen voran auf die russische Aggression in der Ukraine und auf die Spannungen mit China."Die republikanische Hoffnung, mit dem Thema Afghanistan-Desaster bei den Midterm-Wahlen im November punkten zu können, scheint auch nicht aufzugehen. In aktuellen Umfragen bezeichnen die Amerikaner als wichtigste Wahlkampfthemen: Wirtschaft, Kriminalität, Umwelt und Einwanderung. Terrorismus und Krieg finden sich auf abgeschlagenen Plätzen.
0amerika
Die Airline-Branche atmet weiter auf: Steigende Fluggastzahlen lassen die Fluggesellschaften wieder in Richtung alter Umsätze wachsen. Am Frankfurter Flughafen war der abgelaufene Ferienmonat August ein voller Erfolg für Flughafenbetreiber und Airlines. Dank der hohen Nachfrage nach touristischen Flügen sind im August knapp 5,2 Millionen Fluggäste vom Flughafen Frankfurt an- oder abgeflogen, wie Fraport heute mitteilte. Das entspricht einem Plus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Allerdings liegt der Wert noch knapp 25 Prozent unter dem des Jahres 2019, also vor der Corona-Pandemie. Der Abstand zum Niveau vor der Pandemie hat sich im Vergleich zu den Juli-Zahlen aber weiter verringert. Im Juli war das Geschäft allerdings unter anderem von einem Lufthansa-Streik belastet worden. Das Frachtaufkommen sank indes im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent. Gründe hierfür seien vor allem der wegen des Ukraine-Krieges beschränkte Luftraum und die Corona-Maßnahmen Chinas.Die steigende Nachfrage nach Reisen per Flugzeug wird in den kommenden Monaten und Jahren aber wohl mit steigenden Ticketpreisen einhergehen. Nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr würden die Fluggesellschaften "nicht wieder heruntergehen zu den Niveaus, die wir vor der Pandemie gesehen haben", so Spohr auf einer Veranstaltung in Berlin. Das Preislevel - etwa Tickets für neun, zehn oder 20 Euro - sei zu niedrig und unverantwortlich gewesen, betonte Spohr mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz der Billigflieger. "Wir werden in den nächsten Jahren sehr stabile oder vielleicht sogar steigende Ticketpreise sehen." Steigende Preise seien für Lufthansa und die gesamte Branche positiv. In der Corona-Krise seien die Margen zu gering gewesen, darunter hätten auch die Investitionen gelitten.Obwohl Spohr auch für den Heimatmarkt Deutschland zuversichtlich ist, sei eine Rezession wohl nicht zu vermeiden, und dies dämpfe die Kaufkraft der deutschen Passagiere tendenziell. Die wegen des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiekosten seien zwar eine Belastung. Allerdings gelte dies für alle Airlines, deshalb sei die Chancengleichheit gewahrt, so Spohr.Die Lufthansa hatte jüngst einen Streik der Piloten zumindest bis Ende Juni 2023 abgewendet. Das Unternehmen und die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit vereinbarten in der vergangenen Woche eine Übergangslösung, die eine Friedenspflicht bis zum 30. Juni 2023 enthält. In dieser Zeit sollen im vertraulichen Rahmen die offenen Themen besprochen werden, wie die Parteien gestern mitteilten. Es bleibt damit in der aktuellen Tarifrunde vorerst bei einem Streiktag der Piloten vom 2. September.
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Auf den früheren rechtskonservativen japanischen Regierungschef Shinzo Abe ist ein Anschlag verübt worden. Das teilte ein Sprecher der japanischen Regierung mit. "Auf den früheren Regierungschef Abe wurde gegen 11.30 Uhr in Nara geschossen", sagte Regierungssprecher Hirokazu Matsuno vor Journalisten. Zuvor hatten bereits mehrere Medien über den Angriff während einer Wahlkampfrede Abes berichtet. Demnach soll der mutmaßliche Täter am helllichten Tag von hinten auf den 67-Jährigen geschossen haben. Über Abes Zustand gab es nach dem Angriff keine konkreten Angaben seitens der Regierung. Der öffentlich-rechtliche Sender NHK gab an, Abe sei nach dem Angriff bewusstlos gewesen. Er habe am Hals geblutet und soll demnach keine Vitalfunktionen mehr gezeigt haben. Der 67-Jährige sei von zwei Kugeln getroffen worden - am Hals und in der Brust. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete ebenfalls, Abe sei durch eine Kugel am Hals verletzt worden.Wie ARD-Korrespondent Ulrich Mendgen berichtete, schoss der mutmaßliche Täter offenbar von hinten zweimal auf den früheren Regierungschef. Abe sei schwer verletzt auf den Boden gefallen und anschließend mit einem Helikopter in eine Klinik gebracht worden. Seitdem würden mehrere Medien übereinstimmend über einen Herzstillstand des Ex-Ministerpräsidenten berichten.Der mutmaßliche Schütze wurde Regierungsangaben zufolge festgenommen. Bei dem Verdächtigen soll es laut ARD-Korrespondent Mendgen um einen 41 Jahre alten Mann handeln, der vor Jahren Mitglied der japanischen Streitkräfte gewesen sei. Das sei ein Hinweis darauf, dass sich der Verdächtige im Umgang mit Waffen ausgekannt habe, so Mendgen weiter. Um welche Art von Waffe es sich handele, sei noch unklar. Im japanischen Fernsehen werde ein "mit Klebeband umwickelter Gegenstand" gezeigt. Die Waffe könne also manipuliert oder gar selbst gebaut gewesen sein.Das mögliche Motiv des Schützen sei noch recht unklar, sagte Mendgen weiter. Bei seiner Festnahme habe er angeben, er sei "unzufrieden" mit Abe gewesen und habe ihn "gezielt töten wollen".Abe habe Japan zwar am längsten als Regierungschef vorgestanden und sei damit wohl auch der bekannteste Ministerpräsident, so Mendgen, aber inzwischen sei er bereits seit etwa zwei Jahren nicht mehr im Amt. Trotzdem sei Abe als eine Art "graue Eminenz" der Liberaldemokratischen Partei (LDP) noch ein mächtiger Mann in Japan. Schwere Verletzungen oder gar der Tod Abes würden den politischen Betrieb des Landes vorübergehend lahmlegen, schätzt Mendgen - und das kurz vor den Wahlen zum Oberhaus am Wochenende. Der amtierende Regierungschef Fumio Kishida unterbrach seinen Wahlkampf, nachdem er über den Anschlag auf Abe informiert wurde. Medien zufolge machte er sich von der nördlichen Präfektur Yamagata sofort auf den Weg zurück zum Regierungssitz in Tokio. Die Regierung hat demnach bereits einen Krisenstab eingerichtet. Laut Kabinettssekretär Matsuno befinden sich auch alle anderen Kabinettsmitglieder auf den Rückweg in die Hauptstadt. Kishida gab an, Abe befinde sich in einem ernsten Zustand. Er bete dafür, dass Abe diese "Tortur" überlebe, so der amtierende Regierungschef. Der Angriff auf seinen Amtsvorgänger sei "unverzeihlich" und "auf das Schärfste zu verurteilen".Japans Verteidigungsminister, Nobuo Kishi, der auch Abes Bruder ist, prangerte das Attentat als "Sakrileg gegen die Demokratie" an. Man habe ihm mitgeteilt, dass Abe Bluttransfusionen erhalte und alle Anstrengungen unternommen würden, um dessen Leben zu retten.Auch der Präsident des japanischen Parlaments sprach von einem "Angriff auf die parlamentarische Demokratie", der nicht toleriert werden könne. Ein Vertreter der Kommunistischen Partei verurteilte den Anschlag scharf: "Gewalt gegen politische Aktivitäten ist absolut inakzeptabel."Abe hatte Japan vom Dezember 2012 bis September 2020 regiert. Unter ihm war Japan deutlich nach rechts gerückt. Abe gehört zu den entschiedenen Verfechtern einer Revision der pazifistischen Nachkriegsverfassung. Im Artikel 9 der Verfassung verzichtet Japan "für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation und auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten".In Japan finden am Sonntag Wahlen zum Oberhaus statt. Es wird erwartet, dass die LDP einen haushohen Sieg erringen wird. Damit könnte die Debatte um einen Verfassungsänderung an Fahrt gewinnen. Das Inselreich Japan hat mit die schärfsten Waffengesetze weltweit und gilt als eines der sichersten Länder der Welt überhaupt.
1asien
Eine Verstaatlichung des Energiekonzerns Uniper steht allem Anschein nach kurz bevor. Zuletzt verdichteten sich die Hinweise, dass der angeschlagene Gasimporteur mehrheitlich vom Bund übernommen wird. Währenddessen geht die Debatte über die staatliche Gasumlage weiter. Ein neues Stabilisierungspaket sieht einen Kauf der derzeit vom finnischen Energiekonzern Fortum gehaltenen Uniper-Aktien durch den Bund vor, wie Deutschlands größter Gasimporteur mitteilte. "Im Ergebnis ist vorgesehen, dass der Bund damit eine signifikante Mehrheitsbeteiligung an der Uniper erhält", hieß es weiter. Geplant ist demnach außerdem eine Kapitalerhöhung in Höhe von acht Milliarden Euro, die ausschließlich durch den Bund gezeichnet werden soll. Der Konzern betonte gleichzeitig, eine finale Vereinbarung sei noch nicht geschlossen. Man befinde sich noch in abschließenden Gesprächen mit dem Bund und Fortum. Der finnische Konzern hält derzeit knapp 78 Prozent an Uniper. Über den möglichen Kaufpreis wurde nichts bekannt. Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn begrüßte die bevorstehende Verstaatlichung - es brauche aber Klarheit über Kosten und die Rolle des finnischen Großaktionärs. Spahn sagte im Fernsehsender Welt: "Wir wollen gerne mal sehen, welche Milliardensummen mittlerweile insgesamt für Uniper aufgewendet worden sind. Und eines ist auch ziemlich klar: Die Gasumlage braucht es dann erst recht nicht mehr, wenn es ein Staatsunternehmen ist, dann sollte eben auch der Staat dort entsprechend über Bürgschaften zum Beispiel die Gaslieferungen absichern, aber nicht die Bürger zusätzlich belasten. Die Gasumlage gehört abgeschafft. Das ist spätestens jetzt klar." Auch nach Ansicht des energie- und klimapolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Andreas Jung (CDU), ist die Umlage nicht mehr zu halten. "Wenn schon ihr Erfinder sogar die Rechtmäßigkeit in Frage stellt, gibt es kein Halten mehr", sagte er der "Rheinischen Post". "Die Gasumlage muss weg. Die Ampel muss jetzt zurück auf Los und das Gesamtgebäude von Stützung und Unterstützung in der Energiekrise neu bauen." Angesichts der möglichen Verstaatlichung Unipers hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zuvor "finanzverfassungsrechtliche Zweifel" geäußert. Auch soll Habeck demnach angedeutet haben, dass der Finanzierungsbedarf für die Gasversorger deutlich höher liege als noch bei der Aushandlung des ersten Rettungspakets für Uniper. Es werde zunehmend deutlich, dass die instabile Lage "die Macht und die Garantie des Staates sowie alle Finanzkraft des Staates" brauche, die nötig sei, hieß es. Die finale Prüfung und Zuständigkeit für das Finanzverfassungsrecht obliege aber dem Finanzministerium. Vom Bundesfinanzministerium hieß es am Dienstagabend: "Es bestehen keine Rechtsbedenken. Wirtschaftsminister Habeck kann wie geplant die von ihm vorgeschlagene Gasumlage einführen." Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek, sagte der "Rheinischen Post": "Sollte der Bund kurzfristig gezwungen sein, mit weiteren Milliarden eine Mehrheitsbeteiligung von Uniper anzustreben, ist in der Folge der Großteil des Gas-Einkäufermarkts in staatlicher Hand." Das schaffe auf der einen Seite zusätzliche Stabilität in Krisenzeiten. "Gleichzeitig muss das Bundesfinanzministerium nun abschließend und schnell klären, ob eine Gasumlage unter diesen Umständen finanzverfassungsrechtlich unbedenklich bleibt. Alternativ ist eine direkte Stützung durch Haushaltsmittel immer noch ein gangbarer Weg, den wir als Grüne nie ausgeschlossen haben." FDP-Fraktionschef Christian Dürr forderte schnelle Klärung vom Wirtschaftsminister. "Bundeswirtschaftsminister Habeck hat die Gasumlage ins Spiel gebracht, und ich gehe davon aus, dass er in Kürze Klarheit schaffen wird, auf was sich die Verbraucherinnen und Verbraucher einstellen müssen. Nichtstun ist in keinem Fall eine Option", sagte er der "Rheinischen Post". Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) dringt auf ein Aus der Umlage. Sie sei von Beginn an mit "heißer Nadel gestrickt und von handwerklichen Fehlern durchzogen" gewesen, sagte der BVMW-Bundesvorsitzende Markus Jerger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viele Unternehmen hätten für die Erklärungen zur Gasumlage aus dem Bundeswirtschaftsministerium nur noch Unverständnis übrig. Der Verbandschef forderte die Bundesregierung auf, mehr für eine preisliche Entlastung bei der Energie zu tun. Mit der Gasumlage sollen Importeure gestützt werden, die wegen der hohen Einkaufspreise in Schwierigkeiten geraten. Derzeit ist die Umlage für alle Gasnutzer auf rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde festgelegt. Die ersten Abschlagszahlungen sollen nach aktuellem Stand frühestens im November an Unternehmen gehen. Eingeführt werden soll die Umlage zum 1. Oktober. Der Energiekonzern E.ON hat sich für ein Festhalten an der Gasumlage zur Entlastung der Energieimporteure ausgesprochen. Die Umlage sei "sinnvoll", weil sie zusätzliche Kosten "gleichmäßig und berechenbar verteilt" und "insbesondere die Stadtwerke in der Fläche vor Insolvenzen bewahren kann", sagte ein Unternehmenssprecher der "Rheinischen Post". Bei der Konstruktion der Umlage sei zwar nicht alles richtig gelaufen. "Wir halten sie dennoch von allen bisher diskutierten Optionen für den gangbarsten Weg, insbesondere in Kombination mit dem dritten Entlastungspaket", verdeutlichte der Sprecher. 
5unternehmen
Das deutsche Team verlor am Dienstag (06.09.2022) in Köln gegen Slowenien mit 80:88 (36:44). Sloweniens NBA-Star Luka Doncic machte den Unterschied mit 36 Punkten und vielen wichtigen Aktionen - es war der bisher beste EM-Auftritt des Führungsspielers der Dallas Mavericks. "Wie er gespielt hat in der Offensive - das ist schon anders", sagte Deutschlands Maodo Lo von Alba Berlin der Sportschau. "Das war wirklich eine andere Performance."Außerdem verteidigten die Titelverteidiger so effektiv, dass das deutsche Team viele Würfe von der Dreier-Linie nahm und dabei, abgesehen von der Schlussphase, eine schwache Quote hatte. "Wir waren nicht so physisch und so clever wie die Slowenen, hatten viel zu viele Fouls, sie sind zu oft an die Freiwurflinie gegangen. Und dann haben wir auch nicht so gut getroffen", sagte Franz Wagner. Der NBA-Shooting-Star kam dieses Mal nur auf acht Punkte, verwertete lediglich zwei seiner sieben Versuche aus dem Feld.Trotz der Niederlage hat Deutschland noch eine Chance, als Gruppensieger ins Achtelfinale einzuziehen. Voraussetzung ist ein Sieg am Mittwoch gegen Schlusslicht Ungarn, das bisher all seine Partien verloren hat. Gleichzeitig wäre eine Niederlage der Slowenen gegen Frankreich nötig. Die Achtelfinal-Duelle finden am Samstag und Sonntag, 10. und 11. September, statt. Das deutsche Team war vor 18.017 Zuschauern nervös und wenig treffsicher gestartet. Die ersten sieben Drei-Punkte-Würfe flogen allesamt daneben, Slowenien ging trotz ebenfalls mauer Trefferquote mit 12:6 in Führung (7. Minute). Maodo Lo brach anschließend im achten Versuch den Bann von der Dreier-Linie, aber die Partie blieb fahrig. Doncic beendete das erste Viertel mit zwei verwandelten Freiwürfen und sorgte so für eine 21:14-Pausenführung für Slowenien.Vor neun Tagen hatte Deutschland die Slowenen in der WM-Qualifikation noch überraschend dominiert und 90:71 gewonnen. Doch im EM-Duell waren die Kräfteverhältnisse anders: Slowenien dominierte und setzte sich auf 31:17 (14.) ab. Anschließend beendete Schröder, der zuvor vier Distanzwürfe vergeben hatte, seine Flaute mit zwei Dreiern in Folge. Sein NBA-Rivale Doncic konterte mit mehreren starken Bewegungen und Würfen, sodass Slowenien mit 44:36 in die Halbzeitpause ging. Im dritten Viertel entwickelte sich ein Duell Deutschland gegen Doncic. Die Gastgeber steigerten sich geschlossen, angeführt von Kapitän Schröder, der mit 19 Punkten bester deutscher Werfer wurde. In der 27. Minute betrug der Rückstand nur noch zwei Punkte (52:54). Doch Doncic riss die Partie immer wieder an sich, präsentierte seinen unwiderstehlichen Zug zum Korb und hatte großen Anteil daran, dass Slowenien auch nach dem dritten Viertel führte (55:61).Im finalen Durchgang startet Slowenien zunächst ohne Doncic, verteidigte die Führung aber souverän. Deutschland fand spät zwar die Treffsicherheit von außen wieder und kam kurz vor Schluss auf fünf Punkte heran. Aber Franz Wagner vergab von der Dreierlinie, Schröder kassierte noch ein technisches Foul - die knappe, aber verdiente Niederlage war besiegelt.Quelle: sportschau.de
4sportschau
Eines muss man Friedrich Merz lassen: Er bleibt sich treu. Dass er zur Hochzeit von Christian Lindner im eigenen Privat-Flugzeug anreist: typisch Merz. Dass er Hohn und Spott ernten würde, wusste er, bevor er abhob, das war einkalkuliert. Mehr als das: Merz gefällt es zu provozieren - durch solche Bilder genauso wie durch verbale Attacken im politischen Alltag. Merz bleibt Merz: authentisch, wo immer er auftritt. Und doch ist er wandelbar. Als Merz sein Amt als Parteivorsitzender der CDU übernahm, sagt er voraus, dass er Entscheidungen treffen werde, die kaum jemand von ihm erwarten würde. Und in seinem Umfeld munkelten einige, dass am Ende eher diejenigen enttäuscht sein könnten, die ihn zum Parteichef gewählt haben, als die, die ihn nicht gewählt haben. Und genau so könnte es kommen. In der CDU rumort es wegen der Frauenquote. Merz will mehr Frauen für die Partei gewinnen und hat seine einstige Abneigung gegen die Quote abgelegt. Im September soll der Parteitag darüber abstimmen. Dass es überhaupt dazu kommt, erzürnt ausgerechnet die größten Fans von Merz: die Mittelstandsunion und die Junge Union. Ist das noch ihr Merz, der konservative Hardliner? Er ist es, sein politisches Profil passt eben nicht auf einen Bierdeckel. Merz hat erkannt, dass er keine Schubladenpolitik machen kann, wenn er die CDU wieder stark machen will. Daher wirbt er um mehr Frauen für die Partei, deshalb buhlt er um die Grünen. Das ist auch ein Punkt, der manchen im konservativen Lager Schmerzen bereitet - selbst in seiner Heimat, dem Hochsauerland.Dort ringen einige mit sich und ihm, den sie doch am liebsten wie einen wahren Häuptling auf einem Schild über die Dörfer tragen würden. Dass die CDU in NRW mit den Grünen regiert, können manche immer noch nicht glauben, Merz hatte diese Koalition abgesegnet.Merz spricht gern von sich. "Ich" ist sein bevorzugtes Pronomen. Die Wahlerfolge in Schleswig-Holstein und vor allem in Nordrhein-Westfalen schreibt er auch sich zu, was man ihm nicht verdenken kann. Bundesweit sehen alle Umfragen die Union vorn. Man hört so etwas wie Genugtuung heraus, wenn Merz sich dazu äußert. Er hat die Partei dorthin gebracht, davon ist er überzeugt. Dass er selbst in Umfragen nur im hinteren Mittelfeld liegt, daran arbeitet er noch. Er bemüht sich, auch eine andere Seite zu zeigen. Beim Sommerfest der Unionsfraktion tanzte er zu Lady Bump von Penny McLean, ließ sich filmen und teilte die Bilder auf Instagram. Seine Botschaft: Seht her, so kann ich auch. Die einen staunten, die anderen spotteten. Merz wird immer polarisieren, egal, was er tut. Er fuhr nach Kiew und brüskierte den Kanzler, weil er sich als Vermittler gab. Per Twitter teilte er mit: "Ich bin Präsident Selenskyj sehr dankbar, dass er meiner Bitte um eine Einladung des Bundespräsidenten gefolgt ist. Der Weg ist frei für persönliche Begegnungen des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers mit Präsident Selenskyj in Kiew." Das wurde allerdings von vielen als Anmaßung empfunden. Gerade ist Merz nach Polen gefahren und viele witterten neuen Unmut. Aber nein. Merz macht es diesmal anders: keine Provokation, keine Polemik. Merz ist der erste CDU-Vorsitzende, der von der Basis bestimmt wurde. Das Establishment hatte ihn zuvor verhindert, so hatte Merz es behauptet. Jetzt ist er selbst politisches Establishment, gibt als Oppositionsführer den Takt an. Bundestagsdebatten sind wieder hörenswert und hallen nach, wenn Merz den Kanzler attackiert, bleibt immer ein Echo. Merz treibt Olaf Scholz und die Ampel vor sich her. Dabei überzieht er auch schon mal, wenn er zum Beispiel nichts damit zu tun haben will, dass die Union ihren Anteil daran hat, dass die Deutschen so sehr von russischem Gas abhängen. Er persönlich war ja nicht dabei. Aber würde ein gewisses Maß an Selbstreflexion und Selbstkritik Merz' öffentliches Ansehen nicht weiter aufpolieren? Aber so viel Wandelbarkeit ist dann eben doch nicht. In der Unionsfraktion stehen sie jedenfalls hinter ihm. Und manch einer träumt davon, dass in drei Jahren Merz auf der Regierungsbank sitzt, ganz auf dem Kanzlerstuhl. Merz will sich dazu noch nicht äußern. Nur, so ein Theater wie zwischen Markus Söder und Armin Laschet will er nicht noch einmal erleben. Wenn andere nach vorne drängen, würde er sich dann tatsächlich zurückziehen, um im Sauerland Golf zu spielen? Sein Handicap ist jedenfalls ausbaufähig.
3innenpolitik
Sonne, Strand und Meer, Gastfreundschaft und Schnäppchen - das sind die Markenzeichen des Urlaubsziels Türkei. Das bleibt alles in allem auch so. Nur muss man erstmal ins Land reinkommen, bevor man sparen kann. Denn Flüge seien in diesem Jahr deutlich teurer geworden, erklärt der Chef des Reiseveranstalters Ben Tour, Deniz Ugur. Das mache sich vor allem in der Hochsaison bemerkbar: "400 Euro für hin und zurück ist realistisch, momentan sowieso", sagt Ugur. "Wer so spät bucht, der wird das kaum günstiger finden."Im Gegenteil, an manchen Tagen könnten die Preise für Hin- und Rückflug auf bis zu 800 Euro steigen, erwartet der Türkeireisen-Experte. Die Gründe: Zum einen müssen Fluglinien durch den Russland-Ukraine-Krieg mehr für Kerosin bezahlen. Und zum anderen geht es schlicht nach Angebot und Nachfrage, so Ugur. Zwar könnten die Preise auch kurzfristig noch einmal sinken - etwa dann, wenn die Preisrechner feststellten, dass ein Flug schlecht ausgelastet sei. "Das macht der aber nicht, wenn er beispielsweise bereits 60 bis 70 Prozent erreicht hat", so Ugur, und konstatiert: "Durch die hohe Nachfrage und den Kerosinzuschlag haben wir historisch hohe Preise."Im Land angekommen, bekommen auch Urlauber die immense Inflation von zuletzt fast 80 Prozent zu spüren. Unabhängige Experten sehen sie sogar bei rund 160 Prozent. Das macht sich zum Beispiel beim Mietwagen bemerkbar oder im Taxi. Allerdings: Ausländische Urlauber etwa aus Deutschland bekommen das nicht so stark zu spüren, denn die türkische Währung hat extrem an Wert verloren. Vor einem Jahr haben sie noch zehn Lira für einen Euro bekommen, dieses Jahr ist es fast doppelt so viel. Früher konnten sie für sehr kleines Geld lecker und üppig Essen gehen. Das ist etwas teurer geworden. Richtig teuer wird es allerdings beim Alkohol, warnt Yüksel Yilmaz, Chef von Caria Pan, einem Veranstalter für Outdoorreisen: "Da sollte man die Finger davon lassen, ansonsten verbrennt man sich bei Alkoholpreisen." Ein Bier koste im Supermarkt inzwischen 30 Lira, das sind umgerechnet knapp zwei Euro. Und das habe nicht nur mit der Inflation zu tun, erklärt Yilmaz seinen Kunden, sondern auch mit der hohen Steuer auf Alkoholika. "In den Restaurants sind die Bierpreise sehr unterschiedlich." Sie lägen zwischen drei und sechs Euro, "am Flughafen bis zu acht Euro."Yilmaz ist mit seinen Gästen in der Regel abseits der großen Bettenburg-Zentren wie Antalya unterwegs, zum Beispiel im Osten der Türkei. Da ist es oft noch etwas günstiger. Ähnliches berichtet der Reiseveranstalter Deniz Ugur: "Man profitiert umso mehr man nicht in touristischen Regionen reist, weil dann natürlich eher die Marktpreise regional gelten. Je mehr man dann in touristische Zentren geht, desto mehr wird dann in Euro kalkuliert. Aber ich sage mal, man kann schon günstig essen - definitiv, und auch günstig Kleider einkaufen."Die Schnäppchen, die viele Türkei-Urlauber schätzen, gibt es also noch. Man muss nur vielleicht ein bisschen länger suchen. Auch insgesamt ist die Türkei im Vergleich zu anderen Mittelmeer-Urlaubsländern günstiger, sagt Ugur, der beispielsweise auch Griechenland und Spanien-Urlaub anbietet. Und Yüksel Yilmaz lobt: "Ich war jetzt vor Kurzem mal in Belek in so einem Fünf-Sterne-Hotel und habe mir angeschaut, was die da anbieten. Für die Preise, was die da anbieten - das ist gewaltig." Wegen des Russland-Ukraine-Kriegs hatte die türkische Reisebranche Angst, dass nach Corona die nächste schwache Saison auf sie zukommt. Denn Urlauber aus den beiden Ländern waren zusammen mit denen aus Deutschland in den vergangenen Jahren am stärksten vertreten. Russen kommen nach wie vor und Deutsche wieder deutlich mehr als in den Pandemie-Jahren, heißt es aus den Touristenzentren. Bis Oktober ist man gut gebucht, so Ugur.  Seit Anfang des Monats sind die Schilder "Saldi", also Schlussverkauf, überall in Italien zu sehen. "In Anbetracht der Kosten und der Preise, die überall gestiegen sind - Gas, Strom und so weiter - haben wir auf den Ausverkauf gewartet, um ein paar Einkäufe zu machen", sagt eine Passantin. Bei acht Prozent lag die Inflation im Juni, es war der höchste Wert seit 1986. Besonders die Strompreise sind in die Höhe geschnellt. Die Folgen dieser Entwicklung spürten auch die Hotels in Apulien, erzählt der Präsident des dortigen Hotelverbandes Federalberghi, Francesco Caizzi. "Ich möchte daran erinnern, dass sich die Energiekosten für uns vervierfacht haben", sagt er. "Ein Hotel, das gestern 100.000 Euro in der Saison für den Strom bezahlt hat, wird heute nun 400.000 Euro bezahlen. Natürlich wird sich das auf die Kosten für den Aufenthalt auswirken."So bezahlt eine Familie mit zwei Kindern für eine Woche im Hotel am Meer durchschnittlich fast ein Viertel mehr als vor einem Jahr - das hat die Verbraucherschutzvereinigung Federconsumatori herausgefunden. Noch stärker sind die Preise in den Städten gestiegen, etwas weniger in den Bergen. Alle haben während der Corona-Pandemie extrem wenig Geschäft gemacht. Die kleinen "Bed and Breakfast"-Betriebe traf es hart. Deshalb hätten sie in den Kulturstädten, so der Verband Altroconsumo, die Preise besonders stark erhöht. Doch es gibt in Italien Regionen, in denen der Urlaub günstiger kommt. Davon ist Gianluca Di Ascenzo überzeugt, der Präsident des Verbraucherverbandes Codacons. "Ganz sicher findet man in Süditalien noch Urlaubsorte, wo man weniger ausgibt, weil das Leben im Allgemeinen im Süden etwas weniger kostet", sagt er. Und natürlich gebe es auch berühmte, luxuriösere Urlaubsorte - "die werden die Krise nicht merken".Gerade der Urlaub am Stand ist beliebt, bei den Italienerinnen und Italienern genauso wie bei den Touristen. In dieser Saison müssen alle tiefer in die Tasche greifen. Wer sich einen Sonnenschirm und zwei Liegen mieten will, sollte sich auf Preissteigerungen zwischen vier und zehn Prozent einstellen. Am Wochenende werden rund 30 Euro für einen Tag fällig, in der höheren Kategorie können es schon mal 100 Euro sein. Auch Essen und Getränke kosten mehr, ob nun direkt am Strand oder am Abend in der Pizzeria. Oder auch ein kühles Eis - denn die rund 39.000 Eisdielen im Land müssen selbst mehr Geld für Energie, Milch, Zucker und Eier ausgeben.Vor allem aber schlagen die Ausgaben für die Verkehrsmittel zu Buche, ob nun für den Flug, die Fähre oder die Fahrt mit dem eigenen Auto. Und das, obwohl die italienische Regierung bereits seit März die Verbrauchssteuern auf Benzin und Diesel gesenkt hat. "Wir haben ausgerechnet, dass ein zehntägiger Urlaub im Vergleich zum vorigen Jahr zehn bis 15 Prozent mehr kostet. Das bedeutet pro Person 200 Euro mehr", sagt Di Ascenzo vom Verbraucherverband Codacons.Doch Urlauber können auch sparen und umsteigen, beispielsweise auf die Bahn. Die sei nicht nur billiger. "Wir haben berechnet, dass die Preise um etwa neun Prozent gesunken sind. Es gibt Angebote, Vereinbarungen bei den Preisen, sodass der Schienenverkehr nachhaltiger ist als der Straßenverkehr", so Di Ascenzo. "Außerdem gibt es immer mehr Orte, die man mit besonderen, mit historischen Zügen erreichen kann, wo also schon die Fahrt ein wunderbarer Urlaub ist."Alles ist teurer geworden - das spüren in diesem Jahr nicht nur die Spanier selbst, sondern auch viele Touristen aus dem Ausland. Eine Woche Spanienurlaub im August ist eineinhalb Mal so teuer wie noch vor zwei Jahren. Schuld sind die hohe Nachfrage nach zwei Jahren Corona-Pandemie und die steigende Inflation als Auswirkung des Ukraine-Kriegs. Das bekämen auch die Hotelinhaber auf Mallorca zu spüren, sagt Maria Frontera vom Hotelverband. "Die Kosten sind total explodiert. Und wir wissen auch, dass die deutschen Touristen unter dem Preisanstieg leiden". sagt Frontera. "Die Inflation in Spanien ist zweistellig, höher als in den Nachbarländern. Das macht die Situation noch komplizierter."Die Regierung versucht auch in Spanien gegenzusteuern - mit einem Tankrabatt zum Beispiel, der aber erst an der Kasse abgezogen wird. 20 Cent pro Liter, auch für Touristen. Man sollte deshalb auf dem Kassenzettel kontrollieren, ob man den Rabatt auch wirklich bekommen hat.Die Hotelpreise sind um mindestens 15 Prozent gestiegen. Auf der Baleareninsel können dieses Jahr sogar einfache Unterkünfte zu besonders begehrten Terminen mehrere Hundert Euro die Nacht kosten.Eva und ihre Familie haben einen Lösung gefunden: Wenn die Übernachtungen schon teuer sind, dann in eine Gegend fahren, wo das Drumherum noch relativ preiswert ist. "Wir fahren in der zweiten Augustwoche nach Cádiz. Die Restaurants dort sind nicht teuer", sagt Eva. Teuer seien die Unterkünfte.Cádiz zählt mit Mallorca und Barcelona zwar zu den teuersten Urlaubszielen in Spanien, was Übernachtungen angeht - aber bei der Verpflegung ist es aber relativ günstig. Abendessen für zwei im Zentrum der Stadt kostet im Schnitt 24 Euro, ein Kaffee um die 1,60 Euro.Raquel arbeitet in einem Reisebüro. Sie hat den Überblick über die Preise. “Die Flugtickets und die Hotelpreise sind gestiegen. Auch die Transportkosten insgesamt sind gestiegen wegen der Treibstoffpreise und Energiekosten. Die Nachfrage ist gestiegen und so auch die Preise." Sprit und Mietwagen sind das teuerste am Urlaub. Im Durchschnitt kostet die Mittelklasse für eine Woche 422 Euro.Wie kann man sonst noch Geld sparen, wenn alles teurer wird? Das sei schwierig, aber nicht unmöglich, findet Raquel. Sie sitzt an ihrem Computer im Reisebüro und scheint gut beschäftigt zu sein. "Die Leute sollten früh buchen, nicht erst Last Minute. Das ist die beste Art, um die günstigsten Preise zu finden." Mit "früh buchen" meint sie: mindestens zwei Monate im Voraus. Außerdem empfiehlt sie, in den Portalen nach flexiblen Terminen zu suchen. Bei der Suche nach Unterkünften ist Downsizing angesagt: Eher Camping statt Hotel und eher drei statt vier Sterne. Die günstigsten Reiseziele sind Gran Canaria, Santa Cruz auf Teneriffa und Sevilla.Trotz der Preise möchten die Deutschen aber ganz offensichtlich auch dieses Jahr nicht auf ihren Sangría in Spanien verzichten. Allein im April 2022 reisten mehr als sechs Millionen Touristen nach Spanien. Die meisten aus Deutschland.
6verbraucher
Wie außergewöhnlich diese Zeiten sind, illustrieren zwei Zahlen, die heute über die Nachrichtenticker liefen: Erstmals seit mehr als 40 Jahren lag die Inflationsrate in den USA wieder über neun Prozent. Und erstmals seit 20 Jahren war ein Euro wieder weniger als einen Dollar wert.Mit 9,1 Prozent stiegen die Preise in den USA im Juni noch stärker als befürchtet. Das ist die höchste Teuerungsrate seit November 1981. Von Reuters befragte Experten hatten für die mit Spannung erwartete Inflationsrate mit 8,8 Prozent gerechnet. Entsprechend schwach starteten die US-Börsen in den Tag. Der Dow Jones konnte seine Verluste im Tagesverlauf aber verringern und schloss nur noch 0,7 Prozent tiefer.Der Technologieindex Nasdaq 100 ging sogar nur 0,1 Prozent niedriger aus dem Handel, nachdem er zunächst deutlich stärker als die Standardtitel verloren hatte. "Jetzt ist es raus", mag sich mancher Marktteilnehmer angesichts der vollendeten Tatsache gedacht haben. Nun erwarten die meisten Beobachter, dass die US-Notenbank den Leitzins auf ihrer Sitzung am 26. und 27. Juli um einen weiteren großen Schritt erhöht. Der US-Notenbanker Raphael Bostic schließt nach den jüngsten Daten sogar eine Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt nicht aus. "Alles steht zur Debatte", sagte der Chef des Fed-Ablegers von Atlanta. An der Terminbörse CME ging am Abend auch eine deutliche Mehrheit der Marktteilnehmer von einem solchen historischen Schritt aus. Noch vor einer Woche hatte kaum ein Marktteilnehmer dieses Szenario auf dem Schirm."Die Märkte sind in Sorge, dass die Notenbanken zu stark an der Zinsschraube drehen und damit die Industrieländer in die Rezession führen", fasste Norbert Frey, Fondsexperte der Fürst Fugger Privatbank die Lage zusammen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir eine Rezession haben werden, weil die Fed aggressiv handeln muss", sagte Chris Zaccarelli, Investmentexperte bei Independent Advisor Alliance. Die Ökonomen der Bank of America prognostizieren einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den USA um 1,4 Prozent im vierten Quartal.Auch die US-Notenbank selbst spricht von einem mäßigeren Wachstum. "Mehrere Distrikte berichteten über zunehmende Zeichen für eine Verlangsamung der Nachfrage", teilte die Fed in ihrem am Abend veröffentlichten Konjunkturbericht "Beige Book" mit. In fünf der zwölf Bezirke seien Sorgen über ein erhöhtes Rezessionsrisiko laut geworden. Die Konsumausgaben hätten sich unter dem Strich abgeschwächt, weil die Einkommen der privaten Haushalte unter den hohen Lebensmittel- und Benzinpreisen litten.Neue Impulse könnte in dieser Lage am ehesten die nun anlaufende Berichtssaison zum zweiten Quartal bringen. Morgen werden der US-Branchenprimus JPMorgan und die Investmentbank Morgan Stanley den Zahlenreigen der Großbanken eröffnen. Die Märkte erwarten bereits deutliche Gewinnrückgänge wegen der steigenden Kreditvorsorge.Nach Veröffentlichung der US-Daten um 14.30 Uhr ging auch der deutsche Aktienmarkt auf Tauchstation. Hatte der DAX zuvor nur leicht im Minus gelegen, rauschte er danach um bis zu 2,1 Prozent auf 12.633 Punkte nach unten. Zum Handelsende konnte der deutsche Leitindex sein Minus auf 1,2 Prozent eindämmen.In Deutschland verharrt die Teuerung ebenfalls auf hohem Niveau. Die Verbraucherpreise legten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,6 Prozent zu. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit am Morgen ihre erste Schätzung. Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 7,9 Prozent gelegen. Gedämpft wurde der Anstieg der Verbraucherpreise im Juni von dem zu Monatsbeginn eingeführten Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket. Der Euro hat heute erstmals seit 20 Jahren weniger als einen Dollar gekostet. Nach den US-Inflationsdaten fiel die europäische Gemeinschaftswährung für einen kurzen Moment unter die Parität. Daraufhin erholte sich der Euro wieder etwas. Die Aussicht auf eine Rezession infolge eines Gasmangels hatte den Euro bereits in den vergangenen Wochen massiv belastet.Auch der Goldpreis reagierte heftig auf die US-Daten. Die Aussicht auf noch stärker steigende Zinsen ließ die Notierung zunächst fast bis auf 1700 Dollar pro Feinunze abstürzen. Höhere Zinsen machen das Edelmetall als Anlageform, die keine Zinsen abwirft, tendenziell unattraktiver. Darauf konnte sich der Goldpreis aber deutlich erholen und notierte am Abend wieder bei 1735 Dollar.Im DAX litt die Aktie von Bayer unter einem erneuten Dämpfer bei den Glyphosat-Klagen. Ein US-Berufungsgericht rollt eine Klage wegen angeblicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters wieder auf. Die Fluggastzahlen am Frankfurter Flughafen haben im Juni einen neuen Höchstwert seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht. Mit rund fünf Millionen Fluggästen hat sich das Aufkommen am größten deutschen Flughafen fast verdreifacht. Das liegt allerdings rund 24 Prozent unter dem Vorkrisenniveau vom Juni 2019. Auch das für Fraport wichtige Auslandsgeschäft erholt sich weiter. Die Lufthansa-Aktie fiel etwas stärker als der MDAX. Wegen der aktuellen Abfertigungsprobleme streicht die Gesellschaft rund 2000 weitere Flüge. Betroffen seien Verbindungen von Frankfurt und München bis Ende August, sagte ein Unternehmenssprecher. Man habe in der vergangenen Woche gesehen, dass man mit gezielten Streichungen den verbleibenden Flugplan stabilisieren könne. Dies habe man nun für die nächsten Wochen analysiert und umgesetzt. Es handelt sich bereits um dritte Welle von Flugabsagen der Lufthansa in diesem Sommer. Nach starken Zuwächsen im zweiten Quartal sieht sich Hugo Boss auf Rekordkurs. Der im MDAX notierte Modekonzern hob am Abend seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr an. Er prognostiziert nun einen Konzernumsatz zwischen 3,3 und 3,5 Milliarden Euro. Für das operative Ergebnis (Ebit) wird ein Anstieg auf 285 bis 310 Millionen Euro erwartet. Im zweiten Quartal legte der währungsbereinigte Konzernumsatz angetrieben durch eine starke Nachfrage auf vorläufiger Basis um 34 Prozent auf 878 Millionen Euro zu. Das Ebit betrug 100 Millionen Euro und lag damit deutlich über dem Vorjahresniveau von 42 Millionen Euro.Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im Juni so viele Maschinen ausgeliefert wie seit März 2019 nicht mehr. Im vergangenen Monat wurden insgesamt 51 Flugzeuge an Kunden übergeben, wie das Unternehmen gestern mitteilte. Darunter seien auch 43 Maschinen des Modells Boeing 737 MAX gewesen, das nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten fast zwei Jahre lang aus dem Verkehr gezogen worden war. Die Gerresheimer-Aktie führte die Gewinnerliste im MDAX an. Der Verpackungsspezialist steigerte den Umsatz im zweiten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) im Jahresvergleich um knapp 18 Prozent auf 444,6 Millionen Euro. Dabei profitierten die Düsseldorfer von einer guten Nachfrage nach Spezialglas etwa für Medikamentenampullen, nach Kunststoffverpackungen sowie Inhalatoren. Die Aktie profitiert heute aber auch von Unternehmensaussagen, wonach höhere Kosten infolge einer Gaspreisumlage über höhere Preise an Kunden weitergegeben werden sollen.Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 aus dem SDAX hat im zweiten Quartal zwar mit 166.100 Fahrzeugen 16,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor verkauft. Die Aktie drehte dennoch ins Minus. Für das zweite Quartal rechnet der Vorstand im Privatkundenbereich (Retail) mit einem Rohergebnis - also Verkaufserlös minus Ankaufpreis - je Fahrzeug von mehr als 980 Euro. Das wäre deutlich mehr als noch im Vorquartal. Twitter fordert von Tech-Milliardär Elon Musk vor Gericht, die vereinbarte Übernahme des Online-Dienstes umzusetzen. Dafür reichte der Online-Dienst wie angekündigt eine Klage im Bundesstaat Delaware ein, wie Verwaltungsratschef Bret Taylor gestern mitteilte. Das zuständige Gericht kann den Vollzug einer Übernahme anordnen. Das fordert Twitter auch ausdrücklich in der gut 60-seitigen Klageschrift. Musk hatte am Freitag mitgeteilt, dass er von der Vereinbarung zum Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar zurücktrete.
2finanzen
In Kanada sind bei einer Serie von Messerangriffen in der ländlichen Provinz Saskatchewan mindestens zehn Menschen getötet worden. 15 Verletzte seien zudem zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Polizei bei einer Pressekonferenz mit."Wir haben 13 aktive Tatorte, an denen wir ermitteln", sagte Polizistin Rhonda Blackmore. "An einigen dieser Tatorte gab es also möglicherweise keine verstorbene Person, sondern verletzte Personen, die nicht verstorben sind." Weitere Verletzte könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Zu einem Motiv konnte die Polizei zunächst keine Aussage machen. "Es hat den Anschein, dass einige der Opfer gezielt und einige zufällig ausgewählt wurden", sagte Blackmore. "Daher wäre es zum jetzigen Zeitpunkt äußerst schwierig, ein Motiv zu nennen."In einer Erklärung der indigenen Vertreter hieß es, dass die Angriffe möglicherweise mit Drogen im Zusammenhang stehen. "Dies ist die Zerstörung, die wir erleben, wenn gefährliche illegale Drogen in unsere Gemeinschaften gelangen", sagte die Federation of Sovereign Indigenous Nations. Die Gruppe vertritt 74 indigene Gruppen in Saskatchewan. Die Opfer seien an zwei Orten in der Provinz Saskatchewan angegriffen worden - im für indigene Einwohner ausgewiesenen Reservat "James Smith Cree Nation" und im Dorf Weldon, erklärte Blackmore. Der erste Notruf sei am Morgen um 5.40 Uhr eingegangen, in den darauffolgenden Minuten seien weitere Angriffe von Tatorten in der Nähe gemeldet worden. Kurz nach sieben Uhr habe die Polizei eine erste Warnung an die Bevölkerung herausgegeben. Vier Stunden später sollen die beiden Verdächtigen in der knapp 300 Kilometer weiter südlich gelegenen Provinzhauptstadt Regina gesehen worden sein. Der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Marco Mendicino, teilte mit, die Polizei in Saskatchewan setze alle verfügbaren Ressourcen für die Suche nach den beiden Verdächtigen ein und werde die Öffentlichkeit über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten. Die Polizei suchte in Saskatchewan sowie in den angrenzenden Provinzen Manitoba und Alberta nach zwei männlichen Verdächtigen.Die Fläche dieser drei Provinzen in der Mitte Kanadas ist mehr als fünfmal so groß wie die Fläche Deutschlands. Allein Saskatchewan ist knapp doppelt so groß wie Deutschland, aber mit nur knapp 1,2 Millionen Einwohnern sehr dünn besiedelt. "Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Hinweise darauf, dass sie in eine andere Provinz gereist sind", teilte Blackmore mit Blick auf die Verdächtigen mit. Besonderes Augenmerk liege auf der Provinzhauptstadt Regina mit etwa 230.000 Einwohnern. Dort waren die Menschen aufgerufen, an einem sicheren Ort zu verbleiben und keine Anhalter mitzunehmen. Es seien außerdem zusätzliche Einsatzkräfte zu einem Spiel in einem Football-Stadion beordert worden, hieß es. Kanadas Premierminister Justin Trudeau zeigte sich schockiert. "Die heutigen Angriffe in Saskatchewan sind schrecklich und herzzerreißend. Ich bin in Gedanken bei denen, die einen geliebten Menschen verloren haben, und bei denen, die verletzt wurden", schrieb Trudeau auf Twitter. "Wir beobachten die Situation genau und bitten alle, die aktuellen Informationen der örtlichen Behörden zu verfolgen. Ich danke allen tapferen Ersthelfern für ihren Einsatz vor Ort." Der Premierminister der Provinz sprach im Namen seiner Regierung sein Beileid aus. "Ganz Saskatchewan trauert mit den Opfern und ihren Angehörigen", schrieb Scott Moe von der konservativen Saskatchewan-Partei auf Twitter.
0amerika
Die Seestreitkräfte der USA und von Südkorea haben ein gemeinsames Manöver begonnen. Die viertägige Übung vor der koreanischen Halbinsel solle "die Entschlossenheit beider Bündnispartner demonstrieren, auf nordkoreanische Provokationen zu antworten", teilte Südkoreas Marine mit. Auch soll es die Fähigkeit beider Marinen zur Durchführung gemeinsamer Einsätze verbessern. Für ihr Manöver im Japanischen Meer (Ostmeer) mobilisieren die beiden Länder mehr als 20 Marineschiffe einschließlich Zerstörern sowie Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Nach Angaben der südkoreanischen Marine sind unter anderem Übungen von Spezialkräften sowie zur U-Boot-Abwehr geplant. Auch der Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" ist beteiligt. Er war samt Begleitschiffen am Freitag in Südkorea eingetroffen.Washington ist Seouls wichtigster militärischer Verbündeter. Rund 28.500 US-Soldaten sind in Südkorea stationiert. Der im Mai vereidigte südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol möchte angesichts der anhaltenden Spannungen mit Pjöngjang die Zahl der gemeinsamen Manöver mit den USA erhöhen. Die nun begonnene Übung solle "Nordkorea von Drohungen mit Atomwaffen und Raketen abschrecken", hatte es aus dem südkoreanischen Verteidigungsministerium geheißen.  Die letzte gemeinsame Militärübung dieses Ausmaßes gab es 2017 als Reaktion auf nordkoreanische Atom- und Raketentests. Seither wurde die Größe solcher Übungen zurückgefahren, um Verhandlungen mit Nordkorea zu unterstützen. Diese Gespräche sind jedoch mittlerweile zum Stillstand gekommen. Nordkorea hat in diesem Jahr eine Rekordzahl von Raketen getestet. Die Seeübung startet einen Tag nach einem erneuten Raketentest durch Nordkorea. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs handelte es sich um eine ballistische Kurzstreckenrakete. Die Rakete sei 600 Kilometer weit nach Osten ins offene Meer gefeuert worden. Experten zufolge hätte das Geschoss auch den südkoreanischen Hafen erreichen können, in dem die "Ronald Reagan" zuvor angelegt hatte. Der Test wurde auch als Reaktion auf die erste Entsendung eines US-Flugzeugträgers nach Südkorea seit fast vier Jahren und das bereits vorher geplante Manöver gesehen. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten - was von beiden Ländern bestritten wird. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen. UN-Resolutionen verbieten dem weithin abgeschotteten Land die Erprobung jeglicher Art von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Südkorea warf dem Nachbarland Provokation vor. Die Spannungen in der Region haben nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea in diesem Jahr zugenommen. Südkorea befürchtet, dass der Norden demnächst auch wieder eine U-Boot-gestützte ballistische Rakete testen könnte. Am Samstag wurde der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol nach Angaben seines Büros darüber informiert, dass es Anzeichen für entsprechende Vorbereitungen in Nordkorea gebe. Die USA und Südkorea befürchten zudem seit längerem einen neuen Atomtest des Regimes in Pjöngjang. Der Atomstreit mit dem Land wird auch ein Schwerpunkt der geplanten Gespräche von US-Vizepräsidentin Kamala Harris in Seoul sein, die dort am Donnerstag erwartet wird.
1asien
Angesichts der steigenden Preise können die Deutschen nach Einschätzung von Banken zunehmend weniger Geld zurücklegen. Die Mehrheit der Bundesbürger kommt demnach wegen der hohen Inflation an finanzielle Grenzen - und diese Entwicklung nehme zu. "Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte - oder mehr - monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis, der "Welt am Sonntag". Vor einem Jahr waren laut Sparkassen-Vermögensbarometer lediglich 15 Prozent nicht in der Lage, Geld zurückzulegen. Auch Volks- und Raiffeisenbanken beobachten einen geringeren Spielraum der Kunden. Der Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Andreas Martin, sagte der Zeitung: "Die hohe Inflation entzieht den Verbrauchern Kaufkraft, dadurch sinkt die Sparfähigkeit."Noch profitierten viele von Ersparnissen, die sich während der Corona-Zeit wegen fehlender Konsummöglichkeiten angesammelt hätten. "Der Spitzenwert der Sparquote lag bei rund 16 Prozent im Jahr 2020, für 2022 erwarten wir eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von elf Prozent", sagte Martin. Bei den Sparkassen rechnet man insbesondere im Herbst und Winter mit einer deutlichen Verschärfung der Situation, gerade bei Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Die angespannte Lage zeigt sich laut DSGV bereits bei der Überziehung des Girokontos. Wer den sogenannten Dispositionskredit nutze, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, der schöpfe den Rahmen im Durchschnitt inzwischen "deutlich weiter aus".Die Grünen fordern, die Höhe der Dispozinsen zu begrenzen, die im Schnitt aktuell bei knapp zehn Prozent liegen. "Grundsätzlich halten wir Grüne es für notwendig, Dispozinsen gesetzlich zu deckeln", sagte der grüne Finanzpolitiker Stefan Schmidt der "Welt am Sonntag". Der Zinsdeckel solle die Menschen vor ausufernden Kosten schützen.
6verbraucher
Friedrich Merz blickt dem heute beginnenden Parteitag mit Zuversicht und Süffisanz entgegen. "Es gibt eine gewisse Schwarmintelligenz auch in der CDU Deutschlands." Die CDU Deutschlands hat schließlich ihn zum Vorsitzenden gewählt. Zwar erst im dritten Anlauf, aber immerhin. Seitdem sind die Personaldebatten verstummt, es geht seit vielen Monaten auf einem Parteitag mal wieder um Inhalte. Die Delegierten sollen ihrem Chef nun im Schwarm folgen, intelligent abstimmen, also Ja sagen - auch zur Frauenquote. Die ist in keiner Partei so umstritten wie in der CDU. Ausgerechnet Merz will mehr Frauen in der Parteiführung - und das per Quote. Aber Merz ist eben nicht mehr einfach nur Merz. Er ist weit entfernt von Merkel, aber das bisschen "Merzel" reicht. Einzelne Konservativen kommen nicht mehr mit, sagt Karin Prien, eine von Merz' Stellvertreterinnen. "Es gibt einzelne Enttäuschte, die offenbar erwartet hatten, dass Friedrich Merz nur ihr Vorsitzender werden würde, aber das war natürlich nicht zu erwarten."Zu erwarten war, dass Merz zunächst mal den Oppositionsführer gibt. Und das macht er auch. Fraktionschef Merz - das funktioniert. Er treibt die Regierung und lockt den Bundeskanzler aus der Reserve. In der Partei sieht es anders aus. Da funktioniert die One-Man-Show nicht. Merz braucht ein Team, aber das Team um ihn herum ist blass. Oder wer sind noch gleich seine fünf Stellvertreter und Stellvertreterinnen? Hinzu kommt, dass Generalsekretär Mario Czaja eher Sekretär als General ist, Attacke ist seine Sache nicht. Dabei geht es gerade jetzt darum, der Regierung Paroli zu bieten, aber auch der Partei ein Programm zu geben, festzulegen, wofür die Merz-CDU eigentlich steht. "Ich bin nicht der Vorsitzende, der von oben anordnet, wohin die Partei zu laufen hat", sagt Merz. Wohin sie zu laufen hat, soll eine Kommission festlegen. Sie arbeitet ein Grundsatzprogramm aus. Carsten Linnemann, übrigens einer der fünf Stellvertreter, spielt dabei eine entscheidende Rolle und gibt das Ziel vor. "Wir müssen attraktiver werden, für junge Menschen, für Frauen, für Zugewanderte, wir müssen viel attraktiver werden."Attraktiver will die Partei auch für junge Wähler werden, das heißt: Die CDU muss deren Themen besetzen. Merz und viele andere in der Partei können sich vorstellen, ein soziales Pflichtjahr für junge Leute einzuführen, aber ob das die Generation Z überzeugt, CDU zu wählen? Die Junge Union jedenfalls ist nicht begeistert von der Idee. Ihr Verhältnis zu Merz ist nicht mehr das, was es mal war. Die Euphorie in der größten Fanbase ist verflogen. Auch die Mittelstandsunion fällt nicht mehr in Ekstase, wenn Merz den Raum betritt. Sie will keine Frauenquote und nimmt es in Kauf, ihrem Parteichef in der Abstimmung eine Niederlage beizubringen - und das kurz vor der nächsten Landtagswahl. Aber wer weiß, vielleicht kommt es ja anders und Merz hat recht mit seiner süffisanten Zuversicht der "Schwarmintelligenz" in der Partei.
3innenpolitik
Die geplante Gasumlage führt zu offenem Streit in der Ampelkoalition. Bundesfinanzminister Christian Lindner erklärte, die Umlage müsse nicht weiter geprüft werden, der Prozess sei abgeschlossen. Dies sei allgemein in der Regierung bekannt: "Vergangene Woche Freitag hat die Bundesregierung entschieden, dass sie keine Rechtsbedenken gegenüber der Gasumlage hat - auch im Falle einer Verstaatlichung von Uniper", so Lindner. Damit widerspricht er Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der zuvor gesagt hatte, die Gasumlage werde zwar erhoben, allerdings sei noch eine finanzverfassungsrechtliche Prüfung nötig. Das Wirtschaftsministerium wies die Versicherungen von Lindner als unzureichend zurück. "Es liegt bislang kein schriftliches juristisches Gutachten des zuständigen Finanzministeriums vor, das die finanzverfassungsrechtlichen Zweifel ausräumt", sagte eine Sprecherin Habecks. Hintergrund der Debatte über die Einführung der Gasumlage ist die rechtlich unklare Frage, ob Staatsunternehmen die Ausgleichsgelder aus der Gasumlage kassieren dürfen. Der angeschlagene Energiekonzern Uniper wird verstaatlicht. Insofern würde nach der Verstaatlichung ein Staatsunternehmen von den Geldern profitieren. Ob die Umlage zu dem Zeitpunkt, wenn Uniper ein Staatsunternehmen sei, noch verfassungskonform erhoben werden könne, sei eine berechtigte Frage, so Habeck. Finanzverfassungsrechtliche Prüfungen dazu liefen auf Hochtouren. Man habe aber rund drei Monate Zeit, da erst dann die Uniper-Verstaatlichung abgeschlossen sei.Mit der Gasumlage sollen Importeure gestützt werden, die wegen der hohen Einkaufspreise in Schwierigkeiten geraten. "Der Staat wird, das zeigen wir ja, alles Nötige tun, um die Unternehmen immer stabil am Markt zu halten", sagte Habeck. Das gelte für Uniper, aber auch für andere, systemrelevante Gasimporteure. "Ein Weg, um den Staat nicht alles tun zu lassen, ist die Gasumlage." Damit könnten die Gasimporteure vorgezogen ihre höheren Kosten bereits weitergeben. Derzeit ist die Umlage für alle Gasnutzer auf rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde festgelegt. Die ersten Abschlagszahlungen sollen nach aktuellem Stand frühestens im November an Unternehmen gehen. Eingeführt werden soll die Umlage zum 1. Oktober. Habeck bemüht sich, den Kreis berechtigter Firmen so einzuschränken, dass nur Unternehmen in Not profitieren.
5unternehmen
Zum zweiten Mal in Folge waren im Juli weniger als 60 Prozent der Fernzüge der Deutschen Bahn pünktlich. Wie der Konzern mitteilte, kamen lediglich 59,9 Prozent der Fahrten pünktlich ans Ziel. Zum Vergleich: Im Vormonat war mit 58 Prozent der schlechteste Wert seit 2010 erreicht worden. Damit ist der deutliche Abwärtstrend seit Jahresbeginn zwar vorerst gestoppt. Vom einst ausgerufenen und längst kassierten Pünktlichkeitsziel von durchschnittlich 80 Prozent im laufenden Jahr ist das Unternehmen aber weit entfernt. Als Grund für die vielen Verspätungen bei Fernzügen nannte der Konzern zwei Gründe: Bauarbeiten am gesamten Schienennetz und eine hohe Auslastung der Züge und der zentralen Schienenwege. Beides wirke sich stark auf die Pünktlichkeit von Fernzügen aus.Die Statistik dürfte dabei noch nicht alle Unannehmlichkeiten des vergangenen Monats bei Fernzügen widerspiegeln: Der Konzern zählt einen Fernzug nämlich noch als pünktlich, wenn er nicht mit mehr als sechs Minuten Verzögerung am Ziel ankommt. Auf Nachfrage von tagesschau.de erklärte ein Sprecher des Konzerns, ausgefallene Züge würden weiterhin nicht in die Statistik eingerechnet. Fährt ein Zug also gar nicht erst ab, schlägt sich das nicht nieder.Von Unpünktlichkeit betroffen sind allerdings nicht nur Fernzüge: Auch im Regionalverkehr müssen Reisende und Beschäftigte derzeit einiges aushalten. Laut der Statistik kamen in dem Segment 89,6 Prozent der Bahnen unter sechs Minuten Verspätung an und wurden damit als pünktlich eingestuft. Im Juni war die Pünktlichkeit bei den Regiobahnen bereits auf deutlich unter 90 Prozent gerutscht - für dieses Segment ein besonders niedriger Wert. Grund hierfür dürfte neben der deutlich gestiegenen Nachfrage - unter anderem aufgrund des 9-Euro-Tickets - auch der aktuell hohe Krankenstand sein, der allerdings nicht nur die Deutsche Bahn betrifft.
5unternehmen
Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Basketball-EM ihr zweites Gruppenspiel am Samstag (03.09.2022) gegen Bosnien-Herzegowina mit 92:82 (18:20, 24:27, 28:11, 22:24) gewonnen und feierte damit den zweiten Erfolg in der Gruppe B.Dabei hatte das DBB-Team in der ersten Halbzeit große Probleme. Ganz anders als beim Sieg über Frankreich kam das Team von Gordon Herbert lange Zeit offensiv überhaupt nicht in die Partie. Defensiv stellten die Bosnier das Team vor allem mit den beiden Stars im Team, Dzanan Musa und Jusuf Nurkic vor Probleme. Die beiden waren es auch, die das DBB-Team im ersten Viertel, immer wieder ins Hintertreffen brachten. Nach dem ersten Viertel lag Deutschland mit 18:20 hinten. Damit nicht genug: Musa stand bereits nach zwölf Spielminuten im zweistelligen Scorer-Bereich. Denn das zweite Viertel eröffnete der Spieler von Real Madrid mit einem Dreier. "Wir haben nicht gut verteidigt in der ersten Halbzeit", erklärte Deutschlands Franz Wagner beim Sender "Magenta Sport". Es blieb aber insgesamt ein enges Spiel mit kleinem Vorsprung für Bosnien-Herzegowina. Zur Halbzeit stand es 42:47.In der Halbzeit schien Bundestrainer Gordon Herbert die richtigen Worte gefunden zu haben: Das DBB-Team startete wie verwandelt in den dritten Abschnitt. In der Verteidigung agierten die Gastgeber nun deutlich konzentrierter, die Offensive um NBA-Star Dennis Schröder kam endlich besser in Fahrt. Ein 12:0-Lauf bescherte Deutschland die erste Führung und ließ das Team nun viel selbstsicherer auftreten. Im Anschluss rückten die Schiedsrichter etwas mehr in den Vordergrund: Einige umstrittene Foul-Pfiffe sorgten dafür, dass Deutschlands Franz Wagner und Johannes Voigtmann mit bereits vier persönlichen Fouls vorerst auf der Bank blieben, um ein vorzeitiges Ende der Beiden zu verhindern. Punktemäßig sah es jedoch nun gut aus - Deutschland ging mit 70:58 in den Schlussdurchgang. Das DBB-Team war jetzt voll da - und die Halle auch: Als bei 77:62 Jonas Wohlfarth-Bottermann mit einem grandiosen Block einen bosnischen Wurf verhinderte, saß auf der Tribüne keiner mehr. Alles sah nun nach einem deutschen Erfolg aus. Doch Bosnien-Herzegowina wehrte sich und kämpfte sich drei Minuten vor dem Ende auf sechs Punkte heran. Wieder war es ein Block, der das Momentum auf die Seite der Deutschen zurückzog: Franz Wagner verhinderte den Wurf von Nurkic, anschließend gab es sogar Freiwürfe für das DBB-Team. 57 Sekunden vor dem Ende zog Herbert seine Auszeit bei sieben Zählern Vorsprung. Wagner sorgte mit einem verwandeleten Dreier schließlich für die Entscheidung. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Mehrere SPD-Verbände wollen gegen die Entscheidung einer Schiedskommission vorgehen, dass Altkanzler Gerhard Schröder trotz heftiger Kritik in der Partei verbleiben kann.Wie die "Rheinische Post" berichtet, wollen mindestens sechs der insgesamt 17 Ortsvereine und Kreisverbände, die das Parteiordnungsverfahren gegen den früheren Bundeskanzler angestoßen hatten, das Votum der Schiedskommission anfechten. Vier Parteigliederungen sehen von einer Berufung ab, bei den restlichen sieben Verbänden stehe eine Entscheidung noch aus.Am 8. August hatte die zuständige Schiedskommission seines SPD-Unterbezirks Region Hannover entschieden, dass Schröder mit seiner Tätigkeit für russische Staatskonzerne nicht gegen die Parteiordnung der SPD verstoße. Daher sah sie von einer Rüge oder gar einem Parteiausschluss des Altkanzlers ab.Schröder steht seit Langem wegen seiner Nähe zu Russland und dessen Präsident Wladimir Putin in der Kritik. Er war über Jahre für russische Energiekonzerne aktiv und arbeitet seit Ende seiner Amtszeit 2005 als Aufsichtsratsvorsitzender für die Nord Stream AG, die mit Pipelines durch die Ostsee russisches Gas nach Westeuropa bringt.Die SPD-Spitze hatte Schröder seit Kriegsausbruch gedrängt, seine Posten bei russischen Energieunternehmen abzugeben. Im Mai hatte Schröder dann seinen Position im Aufsichtsrat des russischen Energiekonzerns Rosneft aufgegeben und eine Nominierung für einen Sitz im Aufsichtsrat des russischen Gasriesen Gazprom abgelehnt.Der Haushaltausschuss des Bundestages hatte beschlossen, das Büro des 78-Jährigen mit zuletzt vier Beschäftigten abzuwickeln, weil er keine Verpflichtungen mehr als Altkanzler für Deutschland wahrnehme.Gegen die Entscheidung der Schiedskommission können SPD-Verbände binnen zwei Wochen Berufung einlegen. Diese muss zunächst schriftlich eingereicht und anschließend nochmals schriftlich begründet werden. Diese Frist würde am Montag ablaufen.
3innenpolitik
Er grinst wie ein kleiner Junge, der endlich das große Schiff steuern darf: Lars Klingbeil, SPD-Parteivorsitzender, steht am Steuer der "MS Jantje", unweit des LNG-Terminals vor Wilhelmshaven. Gerne würde er damit zeigen, wie er durch die Krisen führt - etwa seine Partei, die nach aktuellen Umfragen wieder schlecht abschneidet. Solche Bilder sollen auch Zuversicht versprühen: Klingbeil, der Kümmerer aus Niedersachsen, der sich Gedanken macht um die Energiesicherheit und der die Sorgen der Wählerinnen und Wähler mit nach Berlin nimmt. Die See ist rau, Windstärke sieben bis neun ist angesagt, als Klingbeil auf dem Schiff im Naturpark Wattenmeer zur Energie der Zukunft aufbricht. Am LNG-Terminal vor Wilhelmshaven wird derzeit noch gebaut, zum Jahresende soll es fertig sein und durch importiertes Flüssig-Erdgas die Abhängigkeit vom russischen Erdgas reduzieren. Vor Jahren wäre der Bau dieses Terminals zwar möglich, aber politisch nicht gewollt gewesen, heißt es auf dem Schiff.  Es ist immer das eine bestimmende Thema, das den Wahlkampf in Niedersachsen dominiert: Energiesicherheit, die Unsicherheit vor explodierenden Preisen. Und immer wieder fällt dieser eine Satz von Politikern vor Ort: Industrie folgt Energie. Nur, wenn der Standort Deutschland schnell reagiere, man Energiesicherheit gewährleiste und schnell auf Alternativen setze, nur dann wanderten die Unternehmen nicht ab, gingen nicht insolvent und die Arbeitsplätze blieben erhalten. Der Unmut ist groß und es stellt sich für viele die Frage, ob die Bundesregierung - und damit die SPD - auch wirklich rechtzeitig gegensteuern und helfen. Sei es bei den Bäckern in Niedersachsen, die plötzlich zu Tausenden geschlossen auf die Straße gehen, weil sie angesichts der steigenden Preise nicht mehr können. Sei es bei den vielen kleinen Unternehmern, die den SPD-Vorsitzenden Klingbeil bei jedem Treffen auffordern, nun endlich schnell zu handeln. Klingbeil ist auf Sommerreise in Niedersachsen unterwegs. Und je kürzer und kälter die Tage werden, desto mehr steigt vielerorts die Nervosität. So sitzen auch schon im Theater Wrede in Oldenburg erwartungsvoll Bürgerinnen und Bürger, als der Parteivorsitzende leicht verspätet den Saal betritt. "Klingbeil im Gespräch" ist ein neues Format, das er sich vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil abgeschaut hat. Aber eigentlich ist es Klingbeil im Kreuzverhör. In der guten Stunde prasseln die Fragen nur so auf ihn ein. Zur Energie natürlich - das ist das Thema der Stunde. Wie kann man Kinder gut durch die Energiekrise bringen? Aber auch zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Und warum bitte soll es ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr geben, aber keine 100 Milliarden Euro für die Pflege?  Es hilft vermutlich in Zeiten wie diesen, wenn man sich nicht treiben lässt. Wenn man sturmerprobter Niedersachse ist - wie Klingbeil. Die sind auch noch erdverwachsen, wenn man dem Niedersachsenlied glauben mag. Klingbeil jedenfalls strahlt stoische Unerschütterlichkeit aus, egal, wo er gerade auftritt. Stoisch gibt er auch immer ein Versprechen ab: Der Gasmarkt soll überprüft werden, dafür gibt es nun eine Expertenkommission. Soviel konnte man beim Koalitionspartner FDP noch herausverhandeln in der Nacht, als über das dritte Entlastungspaket diskutiert wurde. Jetzt soll also auch an den Gaspreis herangegangen werden. Die Erfolgsaussichten sind ungewiss.  Ebenfalls ungewiss: das Wahlergebnis in Niedersachsen. Es wird ein knappes Rennen. Jede Stimme zähle, sagt Klingbeil im Dialog mit den Bürgern im Oldenburger Theater - und bittet um deren Unterstützung. Zwar liegt SPD-Ministerpräsident Weil nach Umfragen knapp vor dem CDU-Kandidaten Bernd Althusmann. Dieser lässt aber keine Gelegenheit aus, auf ein Versagen der Ampel-Koalition im Bund hinzuweisen. Auch FDP-Spitzenkandidat Stefan Birkner macht Stimmung gegen die Regierung, verweist auf die Sicherheit von Stromnetzen und befeuert die AKW-Debatte.  Für die SPD und ihren Vorsitzenden Klingbeil steht einiges auf dem Spiel: Nach den verlorenen Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ist der Druck groß. Sollte die SPD kein gutes Ergebnis einfahren und der sozialdemokratische Ministerpräsident Weil aus dem Amt gewählt werden, könnten die Zeiten für den SPD-Chef noch stürmischer werden als die See im Naturpark Wattenmeer. 
3innenpolitik
Als Kraft in Afghanistan ist sie schon seit langen Jahren geschwächt, und welche operative Rolle al-Sawahiri noch im Alltagsgeschäft von Al Kaida gespielt hat, ist umstritten. Es drängt sich ein bisschen der Eindruck auf, dass er sich mit 71 Jahren ein wenig zur Ruhe gesetzt hatte. Seine konkrete Tätigkeit bei der Planung von Anschlägen ist nicht klar. Von daher schwächt es ein ohnehin geschwächtes Netzwerk von terroristischen Unterorganisationen.Ein Schlag gegen Al Kaida erlaubt Joe Biden, sich als Heerführer der Entschlossenheit zu präsentieren und Zustimmungswerte in die Höhe zu treiben. Heute Morgen sieht es danach aus - das Presseecho und das Echo der politischen Klasse in Washington auf dieses Vorgehen sind sehr positiv. Von daher hat es weniger mit operativer Schwächung einer Terrororganisation in Südasien zu tun, sondern vor allen Dingen auch mit amerikanischer Innenpolitik.Es wäre ein Fehlschluss gewesen, zu diagnostizieren, dass die USA ihr Interesse an Afghanistan verloren hätten, gar keine Terrorismusbekämpfung mehr machen würden, vor allem keine militärische Terrorismusbekämpfung mehr. Dem hat Biden hier deutlich eine Absage erteilt und unter Beweis gestellt, dass die USA nicht nur handlungsfähig, sondern auch handlungswillig sind.Das konnte schlecht verifiziert werden. Aber jetzt haben wir letztlich den Beweis, dass sie sich an diese Vereinbarung nicht gehalten haben. Das lässt zumindest weitere Zusicherungen, die die Taliban seit ihrer Machtergreifung vor knapp einem Jahr gegeben haben, in einem anderen Licht erscheinen; Zusagen, die sie der internationalen Gemeinschaft gemacht haben, zur Bildungsgerechtigkeit von Mädchen, zur Gewährung von Menschenrechten, zur Inklusivität der politischen Macht in Afghanistan und anderes mehr. Anders formuliert: Sie haben als Partner der internationalen Gemeinschaft deutlich an Glaubwürdigkeit verloren.Das Gespräch führte Gerrit Derkowski, tagesschau24. Das Interview wurde für die schriftliche Form leicht angepasst.
1asien
Die Verhandlungen über ein Rettungspaket des Bundes für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper befinden sich offenbar auf der Zielgeraden. Das meldete die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung aus Regierungskreise. Auch das "Handelsblatt" berichtete, die Bundesregierung habe die Eckpunkte für die Rettung des Gasversorgers nahezu finalisiert. Demnach sollen aller Voraussicht nach heute Mittag die Grundlagen des Pakets vorgestellt werden. Für den Mittag berief Bundeskanzler Olaf Scholz inzwischen eine Pressekonferenz in Sachen Uniper ein.Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete ebenfalls, dass das Rettungspaket für den angeschlagenen Gas-Importeur Uniper Insidern zufolge einen entscheidenden Schritt näher gerückt sei. Der Uniper-Mehrheitseigner Fortum, der wiederum mehrheitlich dem finnischen Staat gehört, habe dem Paket im Prinzip zugestimmt, das unter anderem einen Einstieg des Staates und einen höheren Kreditrahmen für den Düsseldorfer Konzern vorsieht, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur. Ein Paket könnte den Einstieg des Bundes bei Uniper mit bis zu 30 Prozent beinhalten, wie aus einem Papier für den Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie hervorging. Außerdem sind weitere Maßnahmen geplant: So sollen die bestehenden Kredite der staatlichen KfW-Bank von zwei auf acht Milliarden Euro aufgestockt werden. Das Ganze wird laut Reuters voraussichtlich noch heute besiegelt, nur letzte Details seien noch offen.Angesichts der nahenden Rettung haben die Aktien von Uniper nach anfänglichen Verlusten ins Plus gedreht. Sie gewannen am Vormittag zeitweise 2,8 Prozent auf 10,79 Euro. Vor Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine hatten die Uniper-Papiere noch um die 40 Euro gekostet. Die Titel des Mutterkonzerns Fortum stiegen an der Börse in Helsinki um mehr als fünf Prozent.Uniper steht durch die verminderten Gas-Lieferungen des russischen Monopolisten Gazprom unter Druck und muss die fehlenden Mengen durch teure Zukäufe am Gas-Markt ersetzen, um den Verpflichtungen gegenüber Kunden nachzukommen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Täglich türmen sich hohe Verluste auf, eine milliardenschwere Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW ist bereits komplett ausgeschöpft. Ratingagenturen wollen zudem die Kreditwürdigkeit von Uniper neu bewerten - die Bonität ist entscheidend für die Zukunft des Unternehmens. Eine Abstufung würde die Aufnahme neuer Gelder am Kapitalmarkt verteuern.Uniper, das eine zentrale Rolle für die deutsche Energieversorgung spielt und viele Stadtwerke und Industrieunternehmen mit Gas beliefert, hatte deshalb staatliche Hilfen beantragt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatten dem Versorger Unterstützung zugesichert. Die Bundesregierung erwägt, mehr als fünf Milliarden Euro zu investieren und könnte im Anschluss an die Verhandlungen eine Sperrminorität von bis zu 30 Prozent an Uniper halten, hatte Bloomberg am Mittwoch berichtet. Dabei seien neben dem Kauf von Stammaktien zum Nennwert auch so genannte hybride Wertpapiere eine Option, die von Experten ähnlich wie Eigenkapital eingestuft werden.Denkbar ist auch, dass die Bundesregierung im Zuge des Rettungspakets für Uniper eine Umlage für alle Gaskunden beschließt, damit der Versorger Preissteigerungen weitergeben kann und damit finanziell wieder Luft bekommt. Das Unternehmen selbst will derweil weiterhin den Füllstand der eigenen Gasspeicher senken, bis sich seine finanzielle Situation stabilisiert hat. "Uniper entnimmt derzeit bestimmte Mengen Erdgas aus seinen Speichern, um seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Kunden nachzukommen", sagte ein Konzernsprecher der "Rheinischen Post".
5unternehmen
Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen hat die Anleger heute weiter aus dem Aktienmarkt getrieben. Der DAX fiel zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit November 2020, ehe er zum Schluss seine Verluste dann noch etwas eingrenzte. Deutlich abwärts ging es am Ende trotzdem - auf 12.284 Punkte, ein Tagesverlust von 1,97 Prozent. Auf Wochensicht ergibt sich für den deutschen Leitindex ein deutlicher Verlust von knapp 3,6 Prozent, mit dem Rutsch von heute ist der DAX in diesem Jahr nun schon fast 23 Prozent im Minus. Noch stärker erwischte es den industrie- und exportlastigen MDAX, den Index der Nebenwerte. Dieser ging bei 22.541 Punkten aus dem Handel, ein hoher Tagesverlust von 3,12 Prozent. Ursächlich für den Abwärtsdruck ist die derzeitige Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken weltweit, allen voran durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die Geldpolitiker wollen damit die ausufernde Inflation eindämmen, dies schürt aber gleichzeitig Inflationsängste. Die Anleger verunsichert dabei vor allem, mit welchem Tempo und mit welcher Vehemenz die Währungshüter gegen die anhaltend hohe Teuerung vorgehen. Damit hatten viele bis vor kurzem noch nicht gerechnet. Gleichzeitig werden festverzinsliche Wertpapiere durch die höheren Zinsen attraktiver, wodurch der Aktienmarkt von zwei Seiten in die Zange genommen wird. Für Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank steht fest, dass die Aktienmärkte erst dann wieder Impulse nach oben bekommen werden, "sobald das Ende der Zinstreppe absehbar ist". Kurzfristig geschehe das jedoch nicht. "Dass zumindest Europa in eine Rezessionsphase eintritt, wird inzwischen nur noch von den wenigsten bezweifelt", sagte Analyst Jens Herdack von der Weberbank. Da die heimische Wirtschaft sowohl unter den Zinserhöhungen der Notenbanken als auch unter der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise leide, werde der Abschwung voraussichtlich deutlicher ausfallen als in den USA.Nachdem das bisherige Jahrestief bei 12.390 Punkten heute unterschritten wurde, steigen auch die markttechnischen Risken. "Bei einem Unterschreiten des Jahrestiefs würden die runde 12.000 und anschließend das Verlaufstief aus dem Oktober 2020 bei 11.450 Punkten ins Blickfeld rücken", so Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. In New York stehen die führenden Aktienindizes ebenfalls tief in der Verlustzone und weiten ihre Verluste immer weiter aus. Der Leitindex Dow Jones rutscht dabei unter die Marke von 30.000 Punkten und verliert derzeit deutlich 1,9 Prozent. Nach dem dritten großen US-Zinsschritt in Folge sorgen sich die Anleger noch mehr vor einer Rezession als Kollateralschaden im Kampf gegen die hohe Inflation. Auch an der zinssensitiven Nasdaq-Börse geht es erneut stärker bergab um rund 2,1 Prozent. "Steigende Zinsen, steigende Schmerzen", schlussfolgerte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets. Mit der Aussicht auf zwei weitere Zinsschritte bis Jahresende habe die US-Notenbank Fed die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit elf Jahren katapultiert. Das mache Aktien unattraktiver. "Die Anleger sehen sich mit einer Zinswende in noch nie dagewesenem Tempo konfrontiert und bleiben dem Aktienmarkt fern", schrieb Molnar. Vor diesem Hintergrund senkten die Experten der US-Bank Goldman Sachs die Prognose für den marktbreiten S&P 500 Index. Weil die Zinsanstiege die US-Aktien nach unten ziehen, dürfte der Index laut den Experten bis Jahresende 16 Prozent tiefer liegen als bisher angenommen. Anleger seien gut beraten, vorerst in der Deckung zu bleiben.Weiter stetig bergab geht es auch mit dem Euro, der seine Tagesverluste vor allem am Vormittag immer weiter ausgebaut hat und sich mittlerweile unter der Parität zum Dollar einzurichten beginnt. Er steht damit so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung zeitweise nur 0,9707 Dollar. Aktuell werden nur noch 0,9726 Dollar für einen Euro bezahlt. Offensichtlich glaubten die Marktteilnehmer nicht mehr daran, dass die EZB mit dem Zinstempo der Fed mithalten kann, was den Druck auf die Gemeinschaftswährung verstärkt, hieß es von Experten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9754 (Donnerstag: 0,9884) Dollar fest.Die Ölpreise sind heute ebenfalls kräftig gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Nachmittag 85,78 US-Dollar. Das waren 4,68 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 5,07 Dollar auf 78,42 Dollar. Damit liegt der WTI-Preis erstmals seit Januar unter 80 Dollar.Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank werden die Ölpreise durch "hohe Konjunkturrisiken" in Schach gehalten. Analysten verwiesen auf mehrere Notenbanken, die im Laufe der Woche ihre Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation deutlich angehoben haben. Durch die steigenden Zinsen gibt es unter Anlegern die Sorge, dass die Konjunktur weiter an Fahrt verliert und die Nachfrage nach Rohöl sinken könnte. Weitere Rezessionsanzeichen kamen heute von den Einkaufsmanagern. Denn die deutsche Wirtschaft schrumpft im September wegen hoher Inflation und steigender Zinsen so stark wie seit den Anfängen der Corona-Pandemie vor fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Service-Sektor zusammen - sank um 1,0 auf 45,9 Punkte. Das sei der niedrigste Stand seit Mai 2020, teilte der Finanzdienstleister S&P Global am Vormittag zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 800 Unternehmen mit. Damit liegt das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer merklich unter der Marke von 50, ab der es ein Wachstum signalisiert."Angesichts der beschleunigten Talfahrt und der sich weiter eintrübenden Frühindikatoren dürfte die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal 2022 schrumpfen", kommentierte S&P-Ökonom Phil Smith die Entwicklung. "Und der Ausblick für das vierte Quartal ist ebenfalls wenig positiv." Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im September ebenfalls weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,7 Punkte auf 48,2 Zähler. Der Indikator liegt damit so tief wie seit 20 Monaten nicht mehr. "Angesichts der sich verschlechternden Geschäftslage und des zunehmenden Preisdrucks infolge steigender Energiekosten ist mit einer Rezession in der Eurozone zu rechnen", erklärte S&P-Chefökonom Chris Williamson.DAX-Mitglied Daimler Truck baut erstmals Mercedes-Benz Lastwagen in China. In dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Hersteller Foton Motor in Huairou nördlich von Peking wurde am Freitag der Startschuss für die lokale Produktion von Sattelzugmaschinen des Modells Actros gegeben. "China ist der größte Markt für schwere Lkw der Welt und bietet ein erhebliches Wachstumspotenzial", sagte Karl Deppen, Asienchef und Vorstandsmitglied von Daimler Truck. Es seien die ersten Mercedes-Lastwagen, die "in China für China hergestellt" werden.Das Werk des Beijing Foton Daimler Automotive (BFDA) genannten Joint Ventures umfasst zwei Produktionslinien für die Sattelzugmaschinen mit zwei Antriebsvarianten, die auf der globalen Plattform von Daimler Truck entwickelt wurden. Seit der Markteinführung des Actros 1996 wurden weltweit mehr als 1,5 Millionen Einheiten dieses Modells verkauft. In dem 2012 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen bauen Daimler Truck und Foton bisher gemeinsam Lastwagen der Marke Foton Aumann.Die Aktie des Finanzdienstleisters Hypoport brach im SDAX dramatisch um fast 46 Prozent ein. Das Unternehmen hat wegen der schwachen Nachfrage die Jahresziele ausgesetzt. Die derzeitige Jahresprognose werde "deutlich verfehlt", teilte Hypoport am Vorabend nach Börsenschluss in Berlin mit. Es sei nicht prognostizierbar, ob die Zurückhaltung der Verbraucher in der privaten Immobilienfinanzierung im weiteren Jahresverlauf beendet sei. Das zweite Halbjahr zeige bisher eine sehr schwache Nachfrage. Für das dritte Quartal werde auf vorläufiger Basis mit einem Umsatz leicht unter dem Vorjahresniveau und einem ausgeglichenen Ergebnis vor Zinsen und Steuern gerechnet. Analyst Simon Keller von Hauck Aufhäuser Investment Banking sprach in einer heute vorliegenden Studie von einer "verheerenden Gewinnwarnung". Er stufte die Aktie von "Hold" auf "Sell" ab und drittelte nahezu das Kursziel von 205 auf 70 Euro. Der Luftfahrtkonzern Boeing wird im Streit mit der US-Börsenaufsicht SEC nach den zwei Abstürzen des Unglücksjets 737 Max eine hohe Millionensumme zahlen. Die SEC hatte dem Konzern und dem damaligen Boeing-Chef Dennis Muilenburg vorgeworfen, Investoren über die Sicherheit seiner 737 Max getäuscht zu haben. Die Börsenaufsicht teilte am Donnerstag (Ortszeit) mit, dass Boeing 200 Millionen US-Dollar (rund 203 Millionen Euro) Strafe zahlen müsse und Muilenburg eine Million US-Dollar Strafe. Weder Boeing noch Muilenburg haben ein Fehlverhalten zugegeben, beide stimmten der Zahlung aber zu.Der Airbus-Rivale hatte sich mit dem Justizministerium Anfang 2021 wegen Betrugs- und Verschwörungsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Skandal auf Strafzahlungen von mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar geeinigt. Boeing war nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten schwer in die Kritik geraten - der Konzern rutschte in eine Krise. Der Problemflieger 737 Max war nach den zwei Abstürzen lange mit Startverboten belegt.In Zürich rutschten die Titel von Credit Suisse um bis zu 8,3 Prozent ab und waren mit 4,26 Franken so billig wie nie. Insidern zufolge lotet die krisengeschüttelte Bank die Bedingungen für eine Kapitalerhöhung aus. Analyst Christian Schmidinger von der Züricher Kantonalbank bezifferte den Kapitalbedarf auf bis zu vier Milliarden Franken (4,2 Milliarden Euro).
2finanzen
Deutschlands Stadtwerke rechnen nach Angaben des Verbandes kommunaler Unternehmen im kommenden Jahr mit erheblich höheren Strompreisen. Bisher seien diese zwar geringer gestiegen als die Gaspreise. Beim Gas müssten Endkunden der Stadtwerke derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent mehr zahlen als vor dem Ukraine-Krieg, teils sogar das Doppelte.Aber auch beim Strom seien weitere Steigerungen zu erwarten, sagte ein Sprecher des Verbandes der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Nachdem die Preise bisher um etwa 10 Prozent gestiegen seien, werde für das Jahr 2023 ein Zunahme um die 60 Prozent erwartet. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck prognostiziert sogar eine Verdoppelung der Preise für Strom. "Wenn wir gut sind, reformieren wir das System jetzt und verhindern genau das", meinte Habeck in einem Interview mit dem ARD-und ZDF-Programm Funk in Anspielung auf die Pläne, eine Strompreisbremse einzuführen.Dabei sei er jedoch zuversichtlich, dass die hohen Preise im kommenden Jahr wieder sinken werden: "Wenn wir diesen Winter bestehen, haben wir eine gute Chance, im nächsten Sommer und im nächsten Winter deutliche Entspannung in Deutschland hinzubekommen." Beim Gas sei mit vierstelligen Zahlen zu rechnen, die die Menschen im Durchschnitt in den kommenden Monaten stemmen müssten, sagte Habeck auch.Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich optimistisch, dass die Energiepreise in Deutschland absehbar sinken. Die Koalition hatte vereinbart, dass Privathaushalte sowie kleine und mittlere Unternehmen die Strommenge für einen Basisverbrauch zu einem vergünstigten Preis erhalten. Diese Strompreisbremse hält Scholz für schnell umsetzbar.Finanziert werden soll die Preisbremse mit Einnahmen aus einer Erlösobergrenze für Energieunternehmen. Auch die EU-Kommission hatte einen Gesetzesvorschlag präsentiert, nach dem Energiefirmen einen Teil ihrer zuletzt stark gestiegenen Gewinne abgeben sollen. Ebenfalls bereits vereinbart hatten die Koalitionsspitzen, dass eine Kommission sich Gedanken über Preisdämpfungsmodelle für Wärme machen soll. Scholz kündigte an, dass das Gremium noch im Oktober Ergebnisse vorlegen werde. Ein Energiepreisdeckel muss auch nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig schnell kommen. "Ich finde, man kann viele Modelle diskutieren, aber ich glaube, dass das jetzt nicht noch mehrere Wochen gut geht", sagte Schwesig in der Talksendung "Maybrit Illner". Den Unternehmen und Bürgern stehe das Wasser bis zum Hals.Mehr als jeder dritte Deutsche rechnet einer Umfrage zufolge mit Bezahlproblemen bei Energierechnungen im kommenden Winter. Fast 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, Strom und Gas nicht oder mit erheblichen Schwierigkeiten bezahlen zu können, wie am Donnerstag aus dem DeutschlandTrend im ARD-Morgenmagazin hervorging. Zudem rechneten mehr als acht von zehn Befragten damit, dass wegen der hohen Gas- und Strompreise Arbeitsplätze verlorengingen. Knapp 60 Prozent gingen allerdings davon aus, dass es in den Wintermonaten nicht zu Ausfällen in der Strom- und Gasversorgung kommen werde.
6verbraucher
Wieder sorgt Sedat Peker für Schlagzeilen. Vergangenes Wochenende wurden rund fünfzig Kurznachrichten auf einem Twitterkanal veröffentlicht, der dem türkischen Ex-Mafia-Boss zugeschrieben wird. Es geht um schmutzige Geschäfte und es geht um die Regierungspartei AKP. In den Nachrichten werden unter anderem eine Abgeordnete der Erdogan-Partei AKP, ein Berater des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der frühere Chef der Kapitalmarkt-Aufsichtsbehörde der Korruption beschuldigt. Das englischsprachige Nachrichtenportal "Duvar" schreibt von einem regelrechten Korruptionsnetzwerk, zu dem mindestens zehn Personen gehören sollen. Im Zentrum der Vorwürfe stehen die Abgeordnete Zehra Taskesenlioglu und ihr Bruder. Die beiden hätten zwölf Millionen Lira, das entspricht nach derzeitigem Wechselkurs etwa 660.000 Euro, von dem Unternehmen Marka Investment Holding gefordert, heißt es. Nachdem die Firmenspitze dies ablehnte, habe sich der Präsidentenberater Serkan Taranoglu eingeschaltet und seine Beratung angeboten, um die Bestechung doch noch zum Erfolg zu führen. Peker veröffentlichte auf Twitter Fotos von Texten, die die Vorwürfe belegen sollen. Der frühere berüchtigte Anführer einer kriminellen Bande war vor rund zweieinhalb Jahren aus der Türkei geflohen und lebt inzwischen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In der Türkei ist er zur Fahndung ausgeschrieben. Von Dubai aus hat er im vergangenen Jahr zahlreiche Videos auf YouTube veröffentlicht, die millionenfach in der Türkei angesehen wurden. Auch darin ging es um Korruption und schmutzige Geschäfte von führenden Vertretern der AKP. So beschuldigte er den türkischen Innenminister Süleyman Söylu, mit türkischen Kriminellen gemeinsame Sache zu machen. Schließlich untersagten ihm die Behörden der Emirate weitere Veröffentlichungen von YouTube-Videos. Ein von Ankara gestelltes Auslieferungsgesuch ignorierte Abu Dhabi bisher. Was an den neuesten Vorwürfen Pekers dran ist, ist schwer zu beurteilen, auch seine Motive bleiben undurchschaubar. Aber: Mine Tozlu Sirenen, Chefin des Unternehmens Marka Investment Holding, beklagte sich am Samstagabend im türkischen Fernsehen zur besten Sendezeit. Dort erklärte sie sichtlich aufgebracht dem Moderator, die Kapitalmarkt-Aufsichtsbehörde habe ihr Unternehmen acht Monate lang von der Börse verbannt, nachdem sie die Vermittlungsbemühungen des Präsidentenberaters abgelehnt habe. Ein Journalist der Tageszeitung "Hürriyet" und ein Journalist eines Börsenportals hätten eine Negativkampagne gegen Marka Investment Holding durchgeführt, ergänzt sie. Dass die Schlammschlacht noch nicht zu Ende sein könnte, darauf deutet ein Hinweis der Marka-Chefin Sirenen hin. Sie sagte am Samstagabend im Fernsehen, andere Unternehmen, von denen ebenfalls Geld gefordert wurde, würden sich in Kürze äußern. Abgeordnete der Oppositionspartei CHP stellten am Montagvormittag Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Ankara. Ob es tatsächlich zu ernsthaften Ermittlungen kommt, ist bisher unklar. Die regierungskritische Tageszeitung "Cumhuriyet" titelte am Montag mit der Frage: "Gibt es keinen mutigen Staatsanwalt?". Am Wochenende war einer der meistgelesenen Hashtags im türkischen Twitter "ein mutiger Staatsanwalt wird gesucht" - offenbar sind die in der Türkei derzeit schwer zu finden. Mustafa Karadag, ehemaliger Vorsitzender der Gewerkschaft der Richter, moniert, Staatsanwälte hätten deshalb noch keine ernsthaften Ermittlungen in der Sache begonnen, weil sie auf ein Zeichen der politischen Führung warteten, wie sie mit dem Vorgang umgehen sollen. Die Peker zugeschriebenen Veröffentlichungen sind für Präsident Erdogan und die AKP nicht nur ein Ärgernis. Die Umfragewerte des Präsidenten und seiner Partei fallen im Zuge der türkischen Wirtschafts- und Finanzkrise seit Monaten. Immer mehr Türkinnen und Türken haben Zweifel, dass Erdogan das Land erfolgreich regiert. Korruptionsvorwürfe, die mit seinem Umfeld in Verbindung gebracht werden, dürften das Vertrauen in sein politisches Geschick weiter beschädigen.
1asien
Das 9-Euro-Ticket hat die Debatte über ein bundesweites Angebot für ein günstiges Ticket für Bus und Bahn befeuert. Derzeit sind mehrere Varianten für ein Nachfolge-Ticket im Gespräch. Die Bundes-SPD etwa hat ein bundesweites 49-Euro-Ticket ins Spiel gebracht, die Grünen wollen das um ein regionales Monatsticket für 29 Euro ergänzen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wiederum hatte sich für ein 69-Euro-Ticket ausgesprochen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte zunächst eine Vereinfachung der Tarifstrukturen - sprach sich aber auch für ein weiteres Ticket aus, ohne Details zu nennen.Während die Debatte über ein deutschlandweites Ticket noch läuft, haben einzelne Bundesländer beziehungsweise Verkehrsunternehmen bereits eigenen Nachfolge-Lösungen angekündigt. Welche Modelle und Aktionen gibt es? Als erster Landkreis hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen ein 365-Euro-Ticket ab September im Angebot. Die Buslinien im Kreis können damit ein Jahr lang genutzt werden. Die Kommune ist damit eine von insgesamt ein Dutzend Modellregionen für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Deutschland. Hierfür erhält sie Förderung vom Bund.Im Landkreis Kehl in Baden-Württemberg wird das 9-Euro-Ticket für zwei Monate bis Ende Oktober verlängert. Es gilt allerdings nur für den "On-Demand"-Angebot "KEXI" mit dem der Personennahverkehr auf Abruf per Bus möglich ist. In der Hauptstadt Berlin soll das 9-Euro-Ticket nach Aussage der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey zumindest temporär durch eine regionale Variante für die Monate Oktober bis Dezember abgelöst werden. Am Donnerstag soll laut RBB dazu ein Fachgespräch mit Vertretern des Landes Brandenburg, der Berliner Verkehrsbetriebe und des Verkehrs-Verbundes Berlin-Brandenburg geben. Zum Preis des neuen Tickets gibt es aber noch keine Angaben.Unklar ist unter anderem noch die Finanzierung. Schätzungen zufolge könnte ein dreimonatiges Neun-Euro-Ticket alleine für den Tarifbereich Berlin) Zuschüsse des Landes von rund 300 Millionen Euro notwendig machen.In Nordrhein-Westfalen können nach dem Auslaufen des bundesweiten 9-Euro-Tickets die Kunden des Öffentlichen Nahverkehrs kostenlos ein landesweites Wochenend-Ticket im gesamten Bundesland nutzen, wenn sie ein Abo-Ticket eines der lokalen Verkehrsverbünde besitzen. Die Aktion gilt bis Ende Oktober.An Wochenenden, Feiertagen und in den Herbstferien können Abokarten-Inhaber in diesem Zeitraum den kompletten NRW-Nahverkehr nutzen. Das Ticket gilt dann für zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder - oder für zwei Erwachsene und bis zu zwei Fahrräder. Es ist gültig auch für Züge auf einigen Strecken nach Osnabrück, Rheinland-Pfalz und in die Niederlande.In Hamburg will der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) Kunden unter anderem mit einem "Flex-Abo" an sich binden. Wer noch kein Abonnement hat und bis Mitte September eines abschließt, fährt dann bis Ende des Monats gratis. Erst ab 1. Oktober wird der Abopreis fällig. Außerdem können Abo-Bestandskunden im September an Wochenenden und werktags ab 11 Uhr das gesamte HVV-Gebiet nutzen, unabhängig Geltungsbereich ihrer Tickets. Dabei können sie eine weitere Person und 3 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren mitnehmen. Neu eingeführt wird im Hamburg eine 5er-Tageskarte zum Preis von 29,50 Euro (für die Tarifzonen Hamburg AB). Damit können HVV-Kunden 23 Prozent sparen gegenüber dem Kauf fünf einzelner Tageskarten.
6verbraucher
Ein Berg Kisten, sorgfältig verschweißt. Ihr Inhalt: Einbauküchen. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie die internationalen Lieferketten derzeit aus dem Takt geraten sind. Seit einem Vierteljahr stehen sie nun schon beim Logistikdienstleister Euro-Cargo-Logistik am Hamburger Hafen und blockieren dort Arbeitswege. Eigentlich hätten sie längst nach Mexiko weitertransportiert werden sollen. Doch Betriebsleiter Patrick Rauschenbach fürchtet, dass sie gar nicht mehr abgeholt werden. Nun beanspruchen sie dringend benötigten Platz. Das Verhältnis von Warenaufkommen zu Lagerplatz liege derzeit bei 90 zu zehn, sagt Rauschenbach. Die Ursachen für die gestörten Lieferketten sind vielfältig: Container-Mangel, Lockdowns in China, fehlende Lkw-Fahrer, corona-bedingte Krankheitsausfälle, der Krieg in der Ukraine - und das alles bei einer gleichzeitig stark gestiegenen Nachfrage vor allem im E-Commerce. Während früher die durchschnittliche Lagerung eines Containers zwei bis drei Tage betrug, sind es mittlerweile sieben Tage. Das treibt auch die Transportkosten in die Höhe.  Für Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass Vorprodukte und Rohstoffe pünktlich kommen, ist dieser Zustand eine Katastrophe. Das Unternehmen Munk aus Günzburg bei Ulm hat daraus nun Konsequenzen gezogen: Mehr Lagerhaltung ist die neue Devise. Rund 400 Mitarbeitende stellen hier Leitern und Gerüste her, über 400.000 Leiterteile laufen jährlich von den Maschinen. Das Unternehmen Munk hat bereits seit Monaten mit Lieferengpässen zu kämpfen. Vor dem Ukraine-Krieg gab es vor allem Lieferengpässe bei Vorprodukten aus China - zum Beispiel beim Weichmacher, der für die Produktion des Leiterschuhs aus Gummi benötigt wird. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind vor allem Lieferengpässe bei Stahl und Schrauben das Hauptproblem. Bei Munk denkt man nun um. Diese Woche weiht Inhaber Ferdinand Munk feierlich eine neue Halle ein, die er in den letzten Monaten für sechs Millionen Euro hat bauen lassen. In dieser Halle werden künftig Materialien und Vorprodukte wie Gummischuhe und Schrauben eingelagert, um bei Lieferengpässen Vorrat zu haben. Noch vor Jahren wäre das undenkbar gewesen, denn lange Zeit galt "Just in Time"-Produktion mit möglichst wenig Lagerhaltung in der deutschen Wirtschaft als Maß aller Dinge. "'Just in Time' ist tot“, sagt Munk. Um die Produktion nicht zu gefährden, sei verstärkte Lagerhaltung dringend erforderlich. So wie hier ist bei vielen Unternehmen in den vergangenen Monaten die Erkenntnis gereift: Sicher produzieren ist wichtiger als billig produzieren. Neben verstärkter Lagerhaltung sind Diversifizierung der Lieferketten und Rückverlagerung der Produktion von Fernost nach Europa weitere Trends. Die Lieferengpässe halten nun schon seit rund zwei Jahren an. Damit hätte kaum einer gerechnet, sagt Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut in München. Im vergangenen Jahr seien viele Unternehmen davon ausgegangen, dass sich die Lieferengpässe innerhalb des nächsten Quartals auflösen - doch das hat sich als Irrtum erwiesen. Derzeit gingen die Unternehmen davon aus, dass die Lieferengpässe mindestens bis April 2023 erhalten blieben. Das treibe auch die Preise nach oben, sagt Experte Wohlrabe. Die Unternehmen könnten nicht das produzieren, was eigentlich nachgefragt wird. Knappes Angebot bei hoher Nachfrage führe dann automatisch zu steigenden Preisen. Dazu kommen noch die gestiegenen Energiepreise, die Unternehmen auch zum Teil an die Verbraucher weitergeben. Immerhin: Die Inflation könnte ihren Höhepunkt bereits erreicht haben. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen wollen, hat laut einer ifo-Umfrage im zweiten Monat in Folge abgenommen. Dennoch plant derzeit immer noch knapp jedes zweite Unternehmen, die Preise zu erhöhen.
5unternehmen
Der Vorstoß des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, ist parteiübergreifend auf Kritik gestoßen. Auch führende FDP-Politiker gingen klar auf Distanz. Eine Sprecherin von FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner sagte in Berlin, dieser halte Kubickis Vorschlag "für falsch und abwegig".FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai verwies darauf, dass Russland Energiepolitik "als Waffe" einsetze. Die Entscheidung Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen "war richtig und ist richtig", sagte er dem "Spiegel". Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff verwies auf Twitter ebenfalls darauf, dass Russland Gas ebenso durch andere Pipelines wie Nord Stream 1 oder Jamal liefern könne. Wenn aber Nord Stream 2 in Betrieb genommen würde, würde Deutschland damit "im Alleingang den politischen Konsens in NATO und EU zerstören", was ein "Debakel" wäre.Nord Stream 2 sei "schon immer ein Alleingang" gewesen, mit dem Deutschland "unsere osteuropäischen Nachbarn vor den Kopf stieß", erinnerte FDP-Fraktionsvize Gyde Jensen auf Twitter. "Nord Stream 2 ist tot", erklärte die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und stellte mit Blick auf Kubicki klar: "Es darf keine Unterstützung von Kriegsverbrechern geben."Kubicki hatte unter anderem in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) gefordert, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. "Kommt auf diesem Weg mehr Gas bei uns an, vielleicht sogar die komplette vertraglich zugesicherte Menge, wird das helfen, dass Menschen im Winter nicht frieren müssen und unsere Industrie nicht schweren Schaden nimmt", hatte Kubicki erklärt. Dafür zu sorgen, sei oberste Pflicht der Bundesregierung. "Wir sollten Nord Stream 2 jetzt schleunigst öffnen, um unsere Gasspeicher für den Winter zu füllen", verlangte er. Kubicki argumentierte, es sei "nicht unmoralischer", russisches Gas auf diesem Weg zu beziehen als wie bisher durch die Pipeline Nord Stream 1. Für die Bundesregierung wies Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner dies zurück. Nord Stream 2 sei "aus guten Gründen" gestoppt worden "und eine Wiederaufnahme des Projekts steht zurzeit nicht zur Debatte." Büchner sowie auch das Bundeswirtschaftsministerium wiesen darauf hin, dass genug andere Pipelinekapazitäten zur Verfügung stünden, um russische Lieferverpflichtungen zu erfüllen.Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte Kubickis Vorstoß auf Twitter "total irrational". Der FDP-Vize ignoriere die "verheerenden Folgen", die damit verbunden wären."Einmal mehr übernimmt Herr Kubicki die russische Propaganda und macht sich zum Handlanger Putins", sagte der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid dem Portal t-online.de. Dessen "politischen Erpressungsversuch sollten wir nicht auch noch unterstützen."Die Forderung nach der Öffnung der Pipeline sei "Teil der psychologischen Kriegsführung" von Russlands Machthaber Wladimir Putin, erklärte der SPD-Außenpolitiker Michael Roth auf Twitter. Er warnte davor "wieder in eine von Putins Fallen zu tappen". Russland könnte liefern, "will aber nicht", sagte auch er.Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sagte zu Kubickis Vorstoß: "Nord Stream 2 zu beerdigen war eine der Maßnahmen des Westens, auf diesen Angriff zu reagieren", sagte der SPD-Politiker. An dieser Stelle klein beizugeben wäre eindeutig ein Sieg Putins, ohne eine Sicherheit zu haben, dass sich für den Westen die Energiesicherheit zum Besseren wende.Grünen-Chef Omid Nouripour wies Kubickis Forderung als sinnlos zurück. Wenn der russische Putin nicht liefere, dann liefere er eben nicht, sagte der Grünen-Co-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist völlig egal, wie viele leere Pipelines da gerade offen sind", so Nouripour. "Wenn Putin liefern wollte, er hätte Jamal, er hätte die Ukraine-Route, er hätte Nord Stream 1", sagte Nouripour mit Blick auf weitere russische Pipelines. "So ein Vorschlag stärkt falsche Narrative", sagte die Grünen-Verteidigungspolitikerin Sara Nanni dem Portal t-online.de. Die Verknappung von Gas habe nichts mit Nord Stream 2 zu tun, sondern "ist eine politische Entscheidung Russlands". Eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 "würde dem Kriegsverbrecher Putin in die Hände spielen" und sei "ein irrer und gefährlicher Vorschlag", schrieb Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger.Es mangle nicht an Röhren, sondern am Willen der russischen Staatschefs Putin, Deutschland durch diese Röhren ordentlich mit Gas zu versorgen, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in Düsseldorf.Dagegen begrüßte der AfD-Europapolitiker Maximilian Krah auf Twitter, dass Kubicki "unsere außenpolitische Positionierung" übernehme. "Nord Stream 2 starten!", forderte auch AfD-Chef Tino Chrupalla. Die Bundesregierung hatte nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine entschieden, Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen.
3innenpolitik
Es ist eine interessante Karte, die Japan zu den chinesischen Manövern veröffentlicht hat. China und die autonom regierte Insel Taiwan sind darauf farblich beide in grün markiert - dazu kommen rote Punkte und Linien mit den Flugbahnen von Raketen der Volksbefreiungsarmee. Eine davon geht auch direkt über einen gelben Punkt - daneben steht Taipeh. Eine oder mehrere Raketen sind danach also direkt über die Hauptstadt geflogen. Die taiwanische Regierung hat das bisher weder bestätigt noch dementiert. Präsidentin Tsai-Ing-wen bezeichnete die Übungen mit scharfer Munition als "verantwortungslosen Akt" und machte ein weiteres Mal die Entschlossenheit Taiwans deutlich. Mehrmals waren chinesische Raketen auch über die Mittellinie, die indirekt als Grenze gilt, hinweggeflogen. Verteidigungsexperten hatten bereits erwartet, dass China bei seinen Manövern versuchen würde, diese Linie weiter aufzuweichen, um seinem aus ihrer Sicht legitimen Anspruch auf die Insel Nachdruck zu verleihen. Die Raketen über Taipeh indes flogen offenbar in großer Höhe – aber was, wenn es das nächste Mal Kampfflugzeuge wären, die deutlich niedriger fliegen. Präsidentin Tsai Ing-wen sagte am späten Abend ganz generell: Man sei ruhig und besonnen, versuchte sie vermutlich auch das Volk zu beruhigen. Das war, ob durch nationalistische chinesische Hacker oder durch das kommunistische Regime, in den letzten Tagen immer wieder mit Falschmeldungen konfrontiert, in denen bereits von einem Krieg die Rede war. Auch gab es großflächige Cyberangriffe. Dass Japan eine so genaue Karte von den chinesischen Militärübungen veröffentlicht hat, kommt indes nicht von ungefähr. Das ostasiatische Land ist einer der wichtigsten Unterstützer eines freien Indopazifik - und war deshalb alles andere als begeistert, als es feststellen musste: China hat gestern hintereinander neun ballistische Raketen abgefeuert. Fünf davon landeten in Japans exklusiver Wirtschaftszone. Und das zum ersten Mal, wie Verteidigungsminister Nobue Kishi erklärte:Der Auslöser für die jüngste Eskalation, die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, ist unterdessen in Japan angekommen und hat sich mit Regierungschef Fumio Kishida getroffen. Der forderte China im Anschluss  eines Gesprächs zum sofortigen Stopp sämtlicher militärischer Aktivitäten auf.
1asien
Per Brief hat die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner ihren Präsidenten um Hilfe gebeten. Sie fürchte, vielleicht nie mehr nach Hause zurückkehren zu können, appelliert Griner in dem handgeschriebenen Dokument an Joe Biden. Verhaftet wurde die 31-Jährige vor viereinhalb Monaten. Die gebürtige Texanerin bat Biden, sie und andere festgehaltene Amerikanerinnen und Amerikaner nicht zu vergessen. "Während ich hier in einem russischen Gefängnis sitze - allein mit meinen Gedanken und ohne den Schutz von meiner Frau, Familie, Freunden, Olympia-Trikot oder anderen Errungenschaften -, habe ich Angst, dass ich für immer hier sein könnte", heißt es in dem Brief. Das Weiße Haus bestätigte dessen Eingang. Auszüge aus dem Schreiben wurden von Griners Umfeld verbreitet - parallel zum Unabhängigkeitstag, der in den USA am 4. Juli gefeiert wird. Normalerweise begehe sie den Feiertag im Kreis ihrer Familie, wird sie weiter zitiert. Dort würden jene geehrt, die für die Freiheit gekämpft hätten. "Es schmerzt, daran zu denken, wie ich diesen Tag normalerweise feierte, weil Freiheit für mich in diesem Jahr etwas ganz anderes bedeutet", schreibt die Sportlerin an Biden, für den sie bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 nach eigenen Worten gestimmt hatte. Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Adrienne Watson, verwies darauf, dass die US-Regierung mit allen Mitteln daran arbeite, Griner nach Hause zu bringen. Die Beziehungen zwischen den USA und Russland befinden sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf einem Tiefpunkt. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte zum Prozessauftakt Anschuldigungen zurückgewiesen, der Prozess gegen Griner sei politisch motiviert. Griner befindet sich wegen des Vorwurfs des Drogenbesitzes seit dem 17. Februar in russischem Gewahrsam. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP ging es um Cannabisöl, das sie bei sich gehabt haben soll, als sie zu einem Spiel ihrer russischen Mannschaft zurückkehrte. Am Freitag begann der Prozess gegen Griner, fortgesetzt wird er am Donnerstag. Die Untersuchungshaft wurde zuletzt bis zum 20. Dezember verlängert. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die zweifache Olympiasiegerin spielt für die US-amerikanische Basketballmannschaft Phoenix Mercury, war aber auch in Russlands Liga aktiv.
0amerika
Es ist der Satz einer jungen Teheranerin, der vielen im Iran aus der Seele sprechen dürfte, ob konservativ oder nicht: "Die da oben kümmern sich einfach nicht um uns."Dabei gäbe es genug zu kümmern. Die Armut im Land wird immer schlimmer, weil die Preise selbst für Grundnahrungsmittel wie Reis so stark steigen, dass sie auch Menschen aus der früheren Mittelschicht kaum noch bezahlen können. Hinzu kommt die Isolation des Landes. Wegen der US-Sanktionen sind Geschäfte mit dem Ausland nur noch über diverse teure Umwege möglich, Iranerinnen und Iraner haben große Probleme, Visa für andere Länder zu bekommen, hinzu kommt Vetternwirtschaft - und dergleichen mehr.Aber statt das Atomabkommen wiederzubeleben, das zumindest ein bisschen Abhilfe schaffen könnte - und damit auch dem Wahlversprechen nachzukommen -, ziehen Präsident Ebrahim Raisi und die Strippenzieher in Teheran die Verhandlungen mit den verbliebenen Partnern und indirekt auch mit den USA immer wieder in die Länge.Dabei sagen manche Iranerinnen und Iraner: Es geht ihnen nicht primär um die Führung. Was sie wollen, ist ein besseres Leben ohne Existenzkampf, schließlich hat der Iran Bodenschätze, also Gas und Öl. Und sie wollen mehr Freiheiten. Ein paar Monate lang hatte es so ausgesehen, als würde die Führung zumindest in dem Punkt ein winziges Ventil lassen, um den wirtschaftlichen Druck auszuhalten. Entgegen den Erwartungen nach der Wahl des ultra-konservativen Raisi schritt die Sittenpolizei nicht ein, als Frauen nach und nach ihr Kopftuch immer weiter nach hinten rutschen ließen, als sie Blusen, die kaum über den Po gingen, bauchfreie T-Shirts mit großem Ausschnitt anhatten. Anfang des Sommers hat Teheran aber radikal und brutal klargemacht, dass damit Schluss ist. Man setzt auf pure Unterdrückung, um den Menschen keine Chance zum Atmen zu lassen.Sie bekommen angebliche Koran-Regeln etwa zu züchtiger Kleidung mit Kopftuch im wahrsten Sinn des Wortes eingebläut. Mit dem Ergebnis, dass der Iran - so formulierte es mal ein Iraner - ein muslimisches Land ohne Muslime ist. Das mag vielleicht nicht für ländliche Regionen gelten und auch nicht für ganz Teheran, beschreibt aber die Distanz zwischen religiöser Führung und Volk. Die Religion ist vielen, vor allem jungen Menschen zuwider. Dafür bestraft sie ihre Regierung Tag für Tag, versetzt ihnen einen Nackenschlag nach dem anderen. Angst, Verzweiflung und Depression sind im Land mit Händen zu greifen. Viele haben kaum noch Kraft, um all das auszuhalten, geschweige denn sich dagegen zu wehren, auf die Straße zu gehen. Sie würden ihr Leben riskieren. Mahsa Amini musste wohl sterben, weil sie noch genug Kraft hatte, sich nicht der Gehirnwäsche einer Sittenpolizei zu ergeben. Es wäre höchste Zeit, dass sich der Oberste Führer Khamenei, Raisi und die übrigen endlich wirklich um ihr Volk kümmern - nur sind sie davon himmelweit entfernt.
1asien
Die Tötung von Al-Kaida-Anführer Aiman al-Sawahiri am Sonntagmorgen in Kabul hat die Aufmerksamkeit der Welt wieder auf einen Krieg gelenkt, den die USA einst nach dem 11. September 2001 begannen. George Bush Jr. erklärte damals einen Ausnahmezustand, der es den USA erlauben sollte, jederzeit und an jedem Ort Terroristen zu töten, die sie als Bedrohung für die USA sahen. Dieser Ausnahmezustand dauert nun fast 21 Jahre an - und es gibt keine Anzeichen für ein Ende. Im Gegenteil: Joe Biden hatte es bereits während des Truppenabzugs aus Afghanistan angekündigt. Am vergangenen Wochenende machte er diese Ankündigung wahr. Der Angriff auf al-Sawahiri war der erste seit Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. "Wir haben die Fähigkeiten über dem Horizont. Wir können Zielpersonen ausschalten ohne eigene Soldaten vor Ort," sagte Biden im August vergangenen Jahres. Die Tötung al-Sawahiris ist für US-Präsident Biden daher ein großer Erfolg. Auch sein Vorgänger Barack Obama, der das US-Drohnenprogramm einst massiv ausgeweitet hatte, unterstrich in einem Statement auf Twitter, dieser Angriff sei der Beweis, die USA könnten Terroristen ausschalten, ohne eigene Soldaten zu gefährden. Und das mit offenbar geradezu chirurgischer Präzision. Drohnen scheinen nun mehr denn je das Mittel der Wahl für die USA, um im "Krieg gegen den Terror" punktuell zuzuschlagen. Denn schon seit Jahren ist eine Mehrheit der US-Bevölkerung gegen die Präsenz von US-Truppen etwa in Afghanistan oder dem Irak. Das Töten per Fernsteuerung unterstützt dagegen die Mehrheit der US-Amerikaner. Krieg, aber ohne eigene Gefahr, dafür sind Drohnen ideal - und dazu im Einsatz auch deutlich günstiger als bemannte Kampfjets oder gar Bodentruppen. Ex-US-Präsident Donald Trump hatte die Zahl der Angriffe massiv erhöht, etwa in Somalia, da Trump gewisse Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz von Zivilisten kurzerhand aufgehoben hatte. Biden führte diese Vorsichtsmaßnahmen sofort nach Amtseintritt wieder ein. Dementsprechend weniger Angriffe flogen das US-Militär und die CIA seither im Nahen Osten und Afrika. Trotzdem kam es auch unter Biden zu tödlichen Fehlern. Im August 2021 etwa, als Tausende Menschen sich am Kabuler Flughafen drängten und vor den Taliban flüchten wollten. Das US-Militär fürchtete einen Anschlag auf die eigenen Truppen und die Menschenmenge. Sie hatten die Information, dass ein IS-Attentäter mit einer "weißen Limousine" den nächsten Anschlag durchführen wollte. Aufgrund zusätzlicher Verdachtsmomente, wie etwa gefüllten Kanistern im Kofferraum, schossen sie eine Hellfire-Rakete auf ein solches Auto, das gerade in einem Wohngebiet in der Nähe des Flughafen einparkte. Auch hier vermeldete das US-Militär zunächst, dass ein Terrorist erfolgreich getötet wurde. Wochen später kam nach Recherchen afghanischer Journalisten und der "New York Times" heraus, dass bei dem Angriff sieben Kinder und drei unschuldige Erwachsene getötet wurden. Der vermeintliche IS-Terrorist war in Wahrheit Esmarai Ahmadi, ein afghanischer Mitarbeiter einer US-Hilfsorganisation. Solche Meldungen haben in den vergangenen 20 Jahren immer wieder das Argument der Präzision untergraben. Ein Argument, das alle US-Präsidenten für den Einsatz von Drohnen angeführt haben. Und das Pentagon tat offenbar alles dafür, solche Unfälle nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Im Dezember veröffentlichte die "New York Times" nach mehrjähriger Recherche die "Civilian Casualty Files". Anhand von Dokumenten des Pentagon wurde aufgezeigt, dass die USA zivile Opfer immer wieder wissentlich in Kauf nahmen und auch nachdem intern Fehler ermittelt wurden, fast nie jemand zur Verantwortung gezogen wurde. Auch zuvor waren interne Dokumente geleakt worden, die einen fragwürdigen Umgang mit den wahren Opfern der eigenen Angriffe zeigten: 2014 etwa eine militärinterne Untersuchung, die zu dem Ergebnis kam, dass 90 Prozent der Getöteten bei Drohnenangriffen nicht die eigentlichen Zielpersonen waren, sondern sogenannte "Bystander" - also Menschen, die gerade daneben standen, die aber wegen ihrer Nähe zum Ziel nicht als Zivilisten gezählt wurden. Wenn es Jungen über 15 Jahren waren, zählte das US-Militär sie häufig auch als feindliche Kämpfer, als "Military Age Males", also "Männer in wehrfähigem Alter". Im Fall al-Sawahiri betonte US-Präsident Biden, er habe einen "Präzisionsschlag" gegen den Al-Kaida-Anführer genehmigt. Nach Einschätzung von Experten kamen dabei möglicherweise Hellfire-Raketen eines neuen Typs zum Einsatz. Auf Bildern in Sozialen Netzwerken, die offenbar al-Sawahiris Unterschlupf im Kabuler Viertel Scherpur nach dem Angriff zeigen, sind lediglich Schäden an wenigen Fenstern des oberen Stockwerks zu sehen, der Rest des Gebäudes scheint intakt. Das deutet auf den Einsatz von Hellfire-Raketen vom Typ R9X hin: Diese Raketen explodieren nicht beim Einschlag, sondern fahren messerähnliche Klingen aus und zerfetzen ihr Ziel. Menschen in der Nähe seien dadurch weniger gefährdet. Nach Angaben der US-Regierung wurde al-Sawahiri getötet, als er auf den Balkon des Hauses trat. Keiner seiner Familienangehörigen, die sich mit ihm im Haus aufgehalten hätten, sei verletzt worden. Hinzu kommt allerdings: Völkerrechtlich fehlt jede Grundlage für solche Angriffe. Außerhalb eines erklärten Kriegs und ohne unmittelbar vorliegende Gefahr sind gezielte Tötungen illegal. Auch dann, wenn sie, wie im Fall al-Sawahiri, offenbar "den Richtigen" treffen und - soweit bekannt - keine Zivilisten. 2013 wurde erstmals bekannt, dass der Militärstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zentral für die US-Drohnenangriffe ist. Seither wird auch im Bundestag immer wieder über den politischen Umgang in dieser Sache debattiert. Die Grünen waren dabei in erster Reihe der Kritiker und forderten die damaligen Regierungen und das Auswärtige Amt immer wieder dazu auf, sich gegen völkerrechtswidrige Tötungen über Ramstein einzusetzen. Kommenden Donnerstag veröffentlicht das ARD-Magazin Panorama eine mehrjährige Recherche zu dem Thema. Darin wird es auch um die aktuelle Position der Außenministerin Annalena Baerbock gehen.
0amerika
Die Investitionen des Bundes in die deutsche Schieneninfrastruktur haben ein Rekordhoch erreicht. "Mit 124 Euro pro Einwohner hat die Bundesrepublik im vergangenen Jahr so viel in das Schienennetz investiert wie noch nie", sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege heute in Berlin. Das bedeutet ein Plus von rund 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2020 hatten die Pro-Kopf-Ausgaben für die Schiene noch bei 88 Euro gelegen.Der Interessenverband zeigte sich dennoch nicht zufrieden: Im europäischen Vergleich hinke Deutschland weiter hinterher. Deutschland habe "immer noch einen Keller-Platz", so Flege. Denn auch andere europäische Staaten hätten die staatlichen Investitionen ins Gleisnetz "deutlich gesteigert". "Immerhin hat Deutschland beim Pro-Kopf-Vergleich 2021 erstmals Italien überholt", sagte Flege mit Verweis auf die Vorjahreszahlen. Für das vergangene Jahr hat sich Deutschland im Europa-Vergleich auf Platz neun vorgearbeitet. Spitzenreiter im Jahr 2021 war Luxemburg mit 607 Euro pro Einwohner, gefolgt von der Schweiz mit 413 Euro. Mit Pro-Kopf-Investitionen von 315 Euro landete Norwegen erstmals auf Platz drei. Diese drei Länder geben somit rund 150 bis knapp 400 Prozent mehr für ihre Schieneninfrastruktur aus als Deutschland. Dabei sind die Eisenbahnnetze in den jeweiligen Ländern nicht immer ohne Weiteres miteinander vergleichbar. In der Schweiz etwa herrschen andere topographische Bedingungen als in Deutschland, die sich auch auf den Preis von Schienenbauprojekten auswirken. Hinzu kommt: Deutschland profitierte für das vergangene Jahr von einem Sondereffekt, wie Allianz-pro-Schiene herausstreicht. Dieser belief sich auf zwölf Euro pro Kopf und stammt aus der Eigenkapitalerhöhung für die Deutsche Bahn, die der Bund für 2020 beschlossen, aber erst ein Jahr später ausgezahlt hatte. "Nach diesem Sondereffekt ist ein erneutes Zurückfallen Deutschlands bei den Pro-Kopf-Investitionen im Jahr 2022 bereits vorprogrammiert", sagte Flege. "Das Schlimme ist, auch bei der Digitalisierung des Schienennetzes hinkt Deutschland im EU-Vergleich weit hinterher", ergänzte die Geschäftsführerin von SCI Verkehr, Maria Leenen. Die auf Bahn und Logistik spezialisierte Unternehmensberatung hatte in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern bis 2030 kaum nennenswerte Maßnahmen plant. Die Bundesrepublik dürfte daher ihr selbstgestecktes Ziel, bis 2035 die kompletten Bundesschienenwege mit dem European Train Control System (ETCS) auszurüsten, deutlich verfehlen. Die moderne Leit- und Sicherungstechnik soll langfristig die über 20 verschiedenen Zugbeeinflussungssysteme in Europa ablösen.
6verbraucher
Monate vor der Durchsuchung im Anwesen des früheren US-Präsidenten Donald Trump musste dieser mehr als 700 Seiten vertraulicher Dokumente an das US-amerikanische Nationalarchiv aushändigen. Das zeigt ein Brief des Archivs an Trumps Anwalt Evan Corcoran vom 10. Mai, den die "New York Times" nun veröffentlicht hat.Das Nationalarchiv habe im Jahr 2021 fortlaufende Gespräche mit Trumps Vertretern über mutmaßlich fehlende Geheimdokumente gehabt, die im Januar zur Übergabe von 15 Kisten voller Material geführt haben, schreibt Archivistin Debra Steidel Wall in dem Brief.In einer ersten Sichtung habe das Nationalarchiv Dokumente gefunden, die vertrauliche Informationen über die nationale Sicherheit enthielten, darunter auch solche, die als "Top Secret" markiert waren, so Steidel Wall. Die Regierung müsse eine Bewertung des potenziellen Schadens vornehmen, der sich aus der offensichtlichen Art und Weise ergibt, in der diese Materialien gelagert und transportiert wurden.Aus dem Brief geht hervor, dass Trumps Anwälte sich Zeit erbeten hatten, um herauszufinden, ob und wie viele Dokumente von seinen Befugnissen als Präsident geschützt waren. Untersuchungen durch das FBI, das Justizministerium und Geheimdienste seien dadurch verzögert worden.Vor zwei Wochen hatte das FBI Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida durchsucht und dabei weitere teils als geheim eingestufte Dokumente sichergestellt. Trump sagte dazu, er habe die Dokumente aus seiner Zeit als US-Präsident selbst freigegeben. Es habe eine dauerhafte Anweisung für alle Dokumente gegeben, die er mit nach Hause gebracht hat.Laut US-Gesetzen ist die Mitnahme und Aufbewahrung geheimer Dokumente an nicht zuvor genehmigten Orten verboten. Als Vergehen gilt auch ein unsachgemäßer Umgang mit vertraulichen Akten. Amtierende Präsidenten haben weitreichende Befugnisse, die Geheimhaltung aufzuheben. Für die Freigabe von Dokumenten ist dennoch ein formelles Verfahren mit mehreren Schritten nötig.Erst am Montag berichtete die "New York Times", dass die Behörden mehr als 300 vertrauliche Akten aus Mar-a-Lago geholt hätten, seitdem Trump im Januar 2021 aus dem Amt schied.Trump kündigte am Montag an, das FBI von einer Prüfung der Dokumente abhalten zu wollen. Stattdessen solle ein "neutraler Gutachter" die Unterlagen einsehen, hieß es in einer Klageschrift, die Trumps Anwälte einreichten. Gleichzeitig solle die Prüfung durch die staatlichen Ermittler bis dahin eingestellt werden.
0amerika
Ausgerechnet am Jahrestag der beiden verheerenden Erdbeben von 1985 und 2017 hat ein Erdstoß der Stärke 7,4 den Westen Mexikos erschüttert. Das Zentrum des Bebens lag 59 Kilometer südlich von Coalcoman im Bundesstaat Michoacán an der Pazifikküste, teilte das Nationale Seismologische Institut mit. US-Erdbebenwarte USGS maß eine Stärke 7,6 in einer Tief von 15 Kilometern.Auch in der Hunderte Kilometer entfernten Hauptstadt Mexiko-Stadt waren die Erschütterungen zu spüren. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten von schwankenden Gebäuden. Es seien allerdings zunächst keine Schäden gemeldet worden, erklärte die Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum Pardo. Auch der Betreiber der lokalen U-Bahn teilte mit, man habe die notwendigen Überprüfungen vorgenommen, und die Züge könnten normal verkehren. US-Experten erklärten in einer ersten Stellungnahme, ein Tsunami sei nicht auszuschließen. Mexiko grenzt an den Atlantischen und den Pazifischen Ozean und ist eines der seismisch aktivsten Länder der Welt. Das Staatsgebiet erstreckt sich über insgesamt fünf tektonische Platten.  Am 19. September 1985 wurden bei einem Beben der Stärke 8,1 in Mexiko-Stadt mehr als 10.000 Menschen getötet und Hunderte von Gebäuden zerstört. Am 19. September 2017 starben bei einem Beben der Stärke 7,1 rund 370 Menschen, die meisten in der Hauptstadt.
0amerika
Viele Börsen-Profis schütteln den Kopf über die aktuelle Entwicklung an den Aktienmärkten. Seit Wochen steigen die Kurse - trotz der anhaltenden Rezessionsrisiken und der Zinserhöhungswelle. Seit dem Tief von Mitte Juni hat der US-Leitindex Dow Jones gut 15 Prozent aufgeholt. Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda fragt sich, "wie lange das noch gutgeht, selbst wenn die Inflation etwas von ihren Höchstwerten zurückkommt". Erlam: "Die Rezessionen rund um den Globus werden kommen, und die Inflation fällt nicht schnell genug." Auch heute ging es weiter aufwärts. Der Dow Jones kletterte um 0,7 Prozent auf über 34.000 Punkte und markierte den höchsten Stand seit fast vier Monaten. Angetrieben wurde er vor allem von guten Zahlen und erfreulichen Ausblicken der US-Einzelhandelsriesen Walmart und Home-Depot. Die Aktien von Walmart zogen um über fünf Prozent an. Die Wall Street zeigte sich insgesamt aber uneinheitlich. Der breiter gefasste S&P 500 schloss 0,2 Prozent höher bei 4305 Punkten. Dagegen gab der technologielastige Nasdaq um 0,2 Prozent auf 13.102 Zähler nach. Die unerwartet guten Zahlen der Einzelhändler befeuerten Spekulationen auf einen stärkeren Zinsschritt der Fed. Das trieb die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf 2,84 Prozent. Darunter litten besonders Technologiewerte. Mit Spannung werden daher nun die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Protokolle der jüngsten US-Notenbank-Sitzung erwartet. Investoren erhoffen sich, aus den sogenannten Fed-Minutes Hinweise auf das Ausmaß des nächsten Zinsschritts ziehen zu können. Ein abnehmender Preisdruck in den USA hatte zuletzt Spekulationen angeheizt, dass die US-Notenbank Fed das Tempo im Zinserhöhungszyklus etwas zurückfahren könnte. Zumal die Gefahr besteht, dass die Zinserhöhungen der Fed die Wirtschaft in eine Rezession abgleiten lassen könnte. Beflügelt vom starken Dow Jones setzte der DAX seine Sommer-Rally fort. Der deutsche Leitindex schloss 0,7 Prozent höher bei 13.910 Zählern, den höchsten Stand seit zwei Monaten. Zeitweise näherte er sich bis auf gut 50 Punkte der runden Marke von 14.000 Punkten an. Seit dem Juli-Tief bei etwa 12.391 Punkten hat der DAX damit rund zwölf Prozent gewonnen.Negative Konjunktursignale ließen die Kursgewinne zwischenzeitlich etwas schmelzen. Tatsächlich hat sich die Stimmung der Finanzexperten weiter eingetrübt. Der vom Mannheimer Forschungsinstitut durchgeführte ZEW-Index, der auf einer Umfrage unter Finanzexpertinnen und Finanzexperten beruht, fiel im August um 1,5 auf minus 55,3 Punkte, den niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft seien düster, kommentierte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, die Daten: "Die Gefahr einer ernsten Energiekrise ist nicht gebannt, und die hohen Teuerungsraten entziehen den Verbrauchern Kaufkraft."Angesichts der wieder aufgeflammten Konjunktursorgen griffen die Anleger erneut zum Dollar, der als "sicherer Hafen" angesehen wird. Der Dollar-Index stieg gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen um 0,3 Prozent auf einen Wert von 106,80. Im Gegenzug gab der Euro zeitweise bis auf 1,0120 Dollar nach, konnte sich dann aber wieder erholen und tendierte am Abend etwas fester bei 1,0170 Dollar. Die Ölpreise haben derweil ihre Talfahrt fortgesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober verbilligte sich um 3,4 Prozent auf unter 92 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel gar um 3,8 Prozent und notierte bei unter 86 Dollar. Bei den Einzelaktien stach der Essenslieferdienst Delivery Hero mit einem Kurssprung von bis zu 14,4 Prozent positiv heraus. Delivery Hero sieht sich bei seinem Profitabilitätsziel auf Kurs. Im dritten Quartal dürfte das Geschäft rund um die Vermittlung und Auslieferung von Essensbestellungen auf Basis des bereinigten Ebitda schwarze Zahlen schreiben, kündigte das MDax-Unternehmen an. Allerdings rechnet Delivery Hero mit einer Konsumflaute in den kommenden Monaten. Der Bruttowarenwert (GMV) des dritten Quartals dürfte laut den Angaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um sieben Prozent auf 10,6 Milliarden Euro steigen. Der Chef des Münchner Chip-Konzerns Infineon, Jochen Hanebeck, rechnet nicht mit einem schnellen Ende der Halbleiterkrise. Die starke Nachfrage in der Elektromobilität und bei erneuerbaren Energien komme zusammen, sagte Hanebeck. "Wir stehen zwar auf dem Gaspedal und bauen die Kapazität aus. Aber ob wir die hohe Nachfrage bedienen werden können, ist unsicher", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Sorgen mache ihm auch die Zuspitzung des Konfliktes um Taiwan. Europa sei von Halbleitern aus Taiwan noch abhängiger als von Energie aus Russland, sagte Hanebeck. Hohe Rohstoffpreise haben dem australischen Bergbauriesen BHP einen Gewinnsprung von 26 Prozent beschert. Das Ergebnis für das bis Ende Juni dauernde Geschäftsjahr stieg auf 21,32 Milliarden Dollar. BHP übertraf damit die Analysten-Schätzungen von 20,89 Milliarden Dollar. Das knappe Angebot und die geopolitischen Spannungen trieben die Kohle- und Kupferpreise. Die Schlussdividende lag mit 1,75 Dollar je Aktie unter dem Rekordwert des vorherigen Bilanzjahres von 2,00 Dollar pro Anteilsschein.Im Sog der guten BHP-Zahlen waren heute auch die heimischen Stahlaktien gefragt. So legten die Papiere des Kupferkonzerns Aurubis deutlich zu. Im Blickpunkt standen die US-Einzelhandelsriesen Walmart und Home Depot, die heute Zahlen vorlegten. Besonders Walmart beruhigte die Anlegerinnen und Anleger mit einem geringeren Rückgang beim Jahresgewinn als zuletzt befürchtet. Der Einzelhandelsriese konnte die durch die Inflation gebeutelten Kunden mit Rabatten locken. Die Aktien von Walmart zogen um 5,3 Prozent an. Erst vergangenen Monat hatte Walmart Investoren mit einer herabgesetzten Gewinnprognose erschreckt. Auch der Baumarktkonzerns Home Depot überzeugte die Anleger mit einem Rekordquartal. Die Aktien stiegen um 4,1 Prozent. "Im zweiten Quartal haben wir den höchsten Quartalsumsatz und -gewinn in der Geschichte unseres Unternehmens erzielt", freute sich Unternehmenschef Ted Decker. Das Unternehmen profitiert von einer anhaltend hohen Heimwerker-Nachfrage.Sehr begehrt waren ebenfalls die Aktien des Kreuzfahrt-Anbieters Carnival Cruise. Sie verteuerten sich im späten US-Handel um rund fünf Prozent. Das Unternehmen teilte mit, dass sich die Buchungen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie in etwa verdoppelt hätten. Grund seien weniger strenge Testauflagen für Passagiere. Außerdem sei die Nachfrage nach Reisen auf Kreuzfahrt-Schiffen nach der Zwangspause im Zuge der Corona-Pandemie groß.Die Aktien der US-Einrichtungskette Bed Bath & Beyond setzten ihren unglaublichen Höhenflug an der Wall Street fort. Im späten New Yorker Handel kletterten sie um 66 Prozent nach oben. Die Titel sind vor allem bei Kleinanlegern beliebt - ähnlich wie Game Stop. Den Aktien kräftig Auftrieb gab eine Mitteilung des aktivistischen Investors Ryan Cohen zugriffen. Dessen Anlagevehikel RC Ventures erwarb Call-Optionen, die im Januar 2023 auf 1,67 Millionen Aktien auslaufen. Der Investor geht davon aus, dass die Anteilsscheine von Bed Bath & Beyond an Wert gewinnen werden.
2finanzen
Nachdem die Fleischpreise monatelang überdurchschnittlich gestiegen sind, zeichnet sich nun eine mögliche Wende ab: Der Discounter Aldi verbilligte zu Wochenbeginn zahlreiche Frischfleischprodukte. Man gebe damit sinkende Einkaufspreise an die Kundinnen und Kunden weiter, sagte ein Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd. Der Preis für 500 Gramm gemischtes Hackfleisch sank demnach von 4,59 Euro auf 3,99 Euro. Bratwurst vom Schwein in der 400 Gramm-Packung verbilligte sich von 3,49 auf 2,99 Euro. Der Preis für ein Kilo Rindersteaks sank von 27,99 Euro auf 24,99 Euro.Der Schritt von Aldi dürfte auch Auswirkungen auf große Teile des übrigen Handels haben. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka kündigte bereits an: "Auch wir legen Wert auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und werden die Preise für einige Fleischprodukte in den kommenden Tagen an die neue Marktsituation anpassen."Ob mit der Ankündigung schon eine Trendumkehr einhergeht, ist noch unklar. Die Preise für Fleisch und Wurstwaren waren in den ersten fünf Monaten des Jahres deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Im Mai betrug die Teuerung für Fleisch und Fleischwaren 16,5 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt Mitte Juni mitgeteilt hatte. Das war doppelt so hoch wie die Inflationsrate von 7,9 Prozent und auch stärker als die Preise für Nahrungsmittel, die um 11,1 Prozent stiegen.Die hohe Inflation und die besonders starken Preisanstiege beim Fleisch scheinen den Menschen die Lust auf Wurst und Steaks zu verderben. Schon im Jahr 2021 sank der preisbereinigte Umsatz des Einzelhandels mit Fleisch und Fleischwaren auf den tiefsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994, wie das Statistische Bundesamt am Morgen mitteilte. Gegenüber dem Höchststand im Jahr 1996 sei das ein Minus von 67,1 Prozent.Die größeren Betriebe der Branche mit mindestens 20 Beschäftigten machten im vergangenen Jahr noch 40,6 Milliarden Euro Umsatz. Das waren knapp neun Prozent weniger als im Jahr 2020, wie das Statistische Bundesamt berichtete.
6verbraucher
Die Koalition erhöht angesichts des öffentlichen Drucks das Tempo bei den Beratungen über weitere Entlastungen für die Bevölkerung. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios will der Koalitionsausschuss bereits am Samstagmorgen zusammenkommen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Dem Ausschuss gehören Vertreter von SPD, Grünen und FDP aus Partei, Fraktion und Bundesregierung an. Auch die in der kommenden Woche anstehenden Beratungen im Bundestag über den Bundesetat für das kommende Jahr steigern den Zeitdruck, einen konkreten Fahrplan für Mehrausgaben festzulegen, die durch ein weiteres Entlastungspaket entstehen werden.SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zeigte sich im Gespräch mit NDR Info zuversichtlich, dass sich die Koalitionspartner noch an diesem Wochenende auf "belastbare Ergebnisse" in puncto Entlastungen einigen können. Gerade mit Blick auf die am Dienstag beginnende Haushaltsdebatte sei es wichtig, dass nun "Verlässlichkeit" einziehe. Mützenich sprach von schwierigen Monaten, die bevorstünden, doch aktuell gehe es darum, kurzfristige Maßnahmen zu ergreifen. Der Fraktionschef stellte dabei nicht nur finanzielle Hilfen, sondern auch "strukturelle Maßnahmen" in Aussicht.Schon Anfang der Woche war die Ampel-Koalition bei ihrer Kabinettsklausur in Meseberg darum bemüht, in Sachen weitere Entlastungen Geschlossenheit und Optimismus zu demonstrieren. Doch gewisse Streitpunkte blieben, etwa beim Schlagwort Übergewinnsteuer oder in der Frage, wieviel sich die Bundesregierung das dritte Maßnahmenpaket denn kosten lassen will. Die ersten beiden Entlastungspakete umfassten insgesamt ein Finanzvolumen von rund 30 Milliarden Euro. Wenn es nach Bundesfinanzminister Christian Lindner geht, ist auch im kommenden Jahr wieder ein zweistelliger Milliardenbetrag für Entlastungsmaßnahmen drin. Im laufenden Jahr jedoch könne nicht mehr als ein einstelliger Milliardenbetrag aufgebracht werden. Für die Grünen ist das zu wenig - sie zweifeln daran, dass eine solche Summe bis Jahresende genügt.Für Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, sollten mit einem dritten Entlastungspaket vor allem auch mittlere und kleine Einkommen entlastet werden - etwa durch weitere Einmalzahlungen. Auch einen Gaspreisdeckel schließt die Wirtschaftsweise nicht aus, wie sie auf der Klausur der Unionsfraktionsspitze in Bayern sagte.Abhilfe in der Energiekrise bieten aber vor allem alternative Energiequellen zu russischen Ressourcen. Darum plädierte Grimm dafür, die Laufzeit für Atommeiler zu verlängern. Atomkraftwerke sollten fünf Jahre länger am Netz bleiben, zumindest die drei AKW, die derzeit noch an das deutsche Netz angeschlossen seien, so Grimm. Die Bundesregierung will für die Entscheidung über eine Laufzeitenverlängerung erst die Ergebnisse eines Stresstests für den Weiterbetrieb der Kraftwerke abwarten. Ergebnisse dieses Tests liegen Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge bislang aber nicht vor.Auch Frank Werneke, Chef der Gewerkschaft Ver.di, drängt auf einen deutlich höheren Finanzrahmen für das geplante Entlastungspaket. "Um die finanziellen Härten durch die Energiepreis-Explosion auszugleichen, muss der Staat noch einmal 20 bis 30 Milliarden Euro in diesem Jahr zusätzlich in die Hand nehmen", forderte er in der "Augsburger Allgemeinen". Sollte die Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger aus Sicht der Gewerkschaft nicht ausreichend entlasten, droht Ver.di damit, sich bundesweit an Protesten zu beteiligen. Schon jetzt befinde sich Ver.di mit anderen Gewerkschaften und Sozialverbänden im Gespräch, um mögliche Demonstrationen und Protestaktionen vorzubereiten. "Wann, wenn nicht jetzt, sollen Menschen ihre Forderungen auf die Straße und die Marktplätze tragen", betonte Werneke weiter.
3innenpolitik
Auf Betreiben der Arbeitnehmervertreter treffen sich heute die Kontrolleure der Lufthansa zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung. Thema ist das Chaos an deutschen Flughäfen, das zu stundenlangen Warteschlangen, teils verspäteteten oder ersatzlos gestrichenen Flügen führt. Dahinter steht aber nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter ein hausgemachtes Problem: Die größte deutsche Airline habe während der Corona-Pandemie zu viel Personal entlassen, teils mit hohen Abfindungen. Nun müssen nach Ansicht der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo zu wenige Mitarbeiter am Boden, in der Kabine und im Cockpit die hohe Passagiernachfrage stemmen, größtenteils bis zur Belastungsgrenze. Man habe die Pandemie genutzt, um zu restrukturieren und dabei übers Ziel hinausgeschossen, sagte ein UFO-Sprecher tagesschau.de.In einem vor der heutigen Aufsichtsratssitzung verfassten Brief, den die Mitarbeitervertretungen verschiedener Lufthansa-Töchter unterschrieben haben und der tagesschau.de vorliegt, wird deutlich, wie angespannt das Verhältnis zwischen Lufthansa-Mitarbeitern und Management schon seit längerem ist. Die Personalvertreter unter anderem von Lufthansa, Lufthansa Cargo, City Line und Germanwings werfen der Führung darin "Fehlentscheidungen" vor. Man habe Kürzungs- und Kündigungsprogramme durchgezogen, obwohl schon zu Jahresbeginn eine Erholung der Nachfrage für den Sommer erkennbar gewesen sei. Neben dem Vorwurf, der Konzernvorstand spiele die Beschäftigten gegeneinander aus, um Kosten zu sparen, finden die Mitarbeiter klare Worte, welche Folgen diese Sparpolitik für das Image der Fluglinie habe. Im Brief heißt es: "Wir verspielen unseren guten Ruf und auf Dauer wird Lowcost-Service und -zuverlässigkeit zu Premiumpreisen sicher nicht funktionieren."Lufthansa selbst gibt zumindest in Teilen zu, beim Personalabbau während der Pandemie Fehler gemacht zu haben. So äußerte sich Konzernchef Carsten Spohr selbstkritisch in einem Brief an die Mitarbeiter, man habe es unter dem Druck der hohen Verluste durch die Pandemie mit dem Sparen an der einen oder anderen Stelle sicher übertrieben. Das dürfte sich auch auf die Abfindungsverträge für Piloten beziehen. Lufthansa hatte im Zuge der Pandemie weit über 300 Piloten mit hohen Abfindungen aus der Firma entlassen. Piloten, die nach Ansicht der Gewerkschaften nun im Cockpit fehlen. Nach Ansicht der Piloten-Gewerkschaft Cockpit geht das nun zu Lasten der übrigen Piloten, da es eine deutlich spürbare Arbeitsverdichtung mit sich bringe. Auch das Bodenpersonal ist überlastet.Auf Anfrage nach der Mitverantwortung des Konzerns für das derzeitige Chaos an den Flughäfen verweist ein Lufthansa-Sprecher darauf, dass es die gesamte Branche derzeit betreffe. Man habe zwar absehen können, dass die Menschen irgendwann wieder fliegen möchten. Aber es sei nicht absehbar gewesen, dass es so zügig und in diesem Volumen wieder losgehe. Von Seiten des Vorstands hieß es in einem internen Interview für die Mitarbeiter: "Die Hauptursache ist dabei, dass wir einen Sprung im Verkehrsvolumen von über 90 Prozent innerhalb weniger Monate erleben. Auch wenn dies nach der langen Zeit der fehlenden Kunden eigentlich erfreulich ist, überfordert dieser noch nie da gewesene Anstieg das gesamte System weltweit."Aus Sicht der Gewerkschaften kam die hohe Nachfrage nicht so überraschend. Bereits zu Jahresbeginn habe man das anhand der hohen Buchungszahlen für den Sommer voraussehen können. Auch das Osterwochenende mit massiven Problemen beim Catering sei ein Vorbote gewesen. Außerdem habe die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo bereits Ende 2020 darauf hingewiesen, dass man auf die Fluglizenzen des Kabinenpersonals achten müsse. Aktuell säßen zahlreiche Flugbegleiter zu Hause und könnten nicht fliegen, weil es an Schulungskapazitäten fehle, so ein Ufo-Sprecher. Zudem arbeiten immer weniger Menschen in der Flugbranche. Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts ist im April die Zahl der Beschäftigten im Flugpassagierverkehr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015 gesunken. Im April arbeiteten 6,6 Prozent weniger Menschen in diesem Bereich der Luftfahrt als ein Jahr zuvor. Verglichen mit dem April 2019 waren es sogar 11,3 Prozent weniger. Zugleich steigen die Passagierzahlen aber deutlich an. Im April wurde ein Plus von 359 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat registriert.Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht das aktuelle Chaos im Teilen des europäischen Luftverkehrs als Folge des überzogen harten Wettbewerbs zu Lasten der Beschäftigten. Nach Ansicht der Verdi-Vertreterin Christine Behle, die auch an der heutigen Lufthansa-Aufsichtsratssitzung teilnimmt, habe die Corona-Pandemie die Situation zwar noch verschärft, aber grundsätzlich seien die Probleme schon zuvor offen sichtbar gewesen. Der Nachrichtenagentur dpa sagte Behle: "Das System ist ziemlich marode. Die Tickets decken nicht die Kosten und wir haben unterirdische Arbeitsbedingungen. Irgendjemand muss für das Fliegen zahlen. Bislang war es das Personal. Das kann nicht so bleiben." Verdi vertritt die Interessen der Flughafenmitarbeiter am Boden - hier sind größtenteils die Flughafenbetreiber verantwortlich. Und auch hier fehlt derzeit vor allem eins: Personal.Der Betreiber des größten deutschen Flughafens in Frankfurt ist Fraport. Dessen Vorsitzender Stefan Schulte sagte gestern Abend in einem Pressegespräch, die zurzeit massive Störung des Betriebs wegen fehlender Arbeitskräfte werde die nächsten zwei, drei Monate anhalten. "Das Problem wird nach vorne, obwohl wir einstellen, nicht kleiner werden. Das sage ich sehr offen", so Schulte. Fraport hat nach dem Abbau von rund 4000 Beschäftigten in der Pandemie bisher fast 1000 neue Mitarbeiter für Bodendienste wieder eingestellt. Selbst wenn einige Hundert neue Mitarbeiter oder Aushilfskräfte aus dem Ausland zum Einsatz kämen, bessert sich die Lage Schulte zufolge nicht. Zugleich liegt die Krankheitsquote mit 15 Prozent auch wegen Corona höher als gewöhnlich und das mitten in den Sommerferien, in einigen Bundesländern beginnen sie erst in den kommenden Wochen. Aus Sicht der Arbeitnehmervertreter kommt die heutige Lufthansa-Aufsichtsratssitzung fast schon zu spät. Mitarbeiter der Fluglinie hätten sich viel früher ein aktives Zugehen der Lufthansa-Führung auf die Mitarbeiter gewünscht. Statt "stoisch ein Spardiktat durchzuziehen" hätte sich die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo Gespräche über flexible Arbeitszeiten und auch Kompensationszahlungen gewünscht. "Mehrarbeit muss bezahlt werden." Aber es sei nicht nur das, es gehe generell um die Frage, wer bei solchen Arbeitszeiten und Belastungen diesen Job noch machen wolle. Ganz am Ende stellt sich laut Ufo und Verdi dann auch die Frage, wie billig eigentlich Fliegen sein darf.
5unternehmen
Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat weiterhin offen gelassen, ob sie auf ihrer Asienreise auch Taiwan besuchen wird. Bestätigt wurden dagegen Besuche in Singapur, Malaysia, Südkorea und Japan. "Heute reist unsere Kongressdelegation in den indopazifischen Raum, um Amerikas starkes und unerschütterliches Engagement für unsere Verbündeten und Freunde in der Region zu bekräftigen", teilte Pelosi mit. Im Mittelpunkt stehe "die gegenseitige Sicherheit, die wirtschaftliche Partnerschaft und die demokratische Regierungsführung in der indopazifischen Region."Die 82-jährige Pelosi ist die Nummer drei in den USA, nach Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. Auf ihrer Reise wird sie von Kongressabgeordneten der Demokraten begleitet.Die Möglichkeit eines Besuchs von Pelosi in Taiwan verstärkt die Spannungen zwischen den USA und China, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet, die mit dem Kernland wiedervereinigt werden soll. Um diesen Anspruch zu unterstreichen, hält China derzeit ein Militärmanöver in der Provinz Fujian ab, die Taiwan direkt gegenüber liegt. Das chinesische Militär versuchte, den Druck zu erhöhen. Die Luftwaffe flog Patrouillen nahe Taiwan. Ein Sprecher erklärte in einer Parteizeitung, dass die chinesische Luftwaffe den Willen und die Fähigkeiten besitze, Chinas "nationale Souveränität" zu verteidigen. Die USA hingegen verlegten einen Flugzeugträgerverband ins Südchinesische Meer, bezeichneten dies aber als "Routinepatrouille", die bereits länger geplant gewesen sei. Chinas Führung empfindet Besuche ausländischer Politiker in Taiwan als Provokation. Der letzte Besuch eines Politikers des US-Repräsentantenhauses fand 1997 statt. Für den Fall eines Taiwan-Besuchs der Demokratin Pelosi hatte Peking mit schweren Konsequenzen gedroht. Bei einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden am Donnerstag warnte Staats- und Parteichef Xi Jinping seinen Amtskollegen: "Diejenigen, die mit dem Feuer spielen, werden daran zugrunde gehen."
1asien
Welche Richtung die Aktienmärkte auch immer einschlagen - bis zum Ende des Börsentages am Mittwoch wird dort keine echte Ruhe einkehren. Angesichts der laufenden Welle drastischer Zinserhöhungen blicken die Marktteilnehmer gebannt in die USA, wo die Notenbank Federal Reserve über ihren nächsten Zinsschritt entscheidet. Nicht nur das Ausmaß der Zinserhöhung, sondern auch die Hinweise der Geldpolitiker auf den künftigen Zinspfad werden über die weitere Tendenz entscheiden.Laut dem Fed Watch Tool der CME Group rechnen aktuell 82 Prozent der Marktteilnehmer mit einer Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte; 18 Prozent erwarten sogar einen Zinsschritt um einen vollen Prozentpunkt. Insofern ist noch eine Menge Unsicherheit im Markt, auch wenn sich die Stimmen in den USA mehren, dass eine Leitzinsanhebung von 0,75 Prozentpunkten schon "eingepreist", also in den Kursen verarbeitet sei. Die Standardtitel des Dow Jones konnten jedenfalls ein Tagesplus von 0,64 Prozent verbuchen.Bei den Technologietiteln, die wegen ihrer höheren Schuldenquote als zinssensitiver gelten, war die Erholung noch etwas stärker. Der Nasdaq 100 ging 0,77 Prozent höher aus dem Handel.Außer der Fed entscheiden in dieser Woche nicht weniger als zwölf Notenbanken rund um den Globus über ihre Zinspolitik. "Wir stehen vor einer der aggressivsten Zinserhöhungsphasen der Geschichte", warnen die Analysten der Bank of America. "85 Prozent der Zentralbanken sind in einem geldpolitischen Straffungsmodus."Überraschend schwankungsfreudig ist der DAX in die neue Woche gestartet. Nach anfänglichen Verlusten erholte sich der deutsche Leitindex am Nachmittag deutlich und schloss 0,49 Prozent über seinem Schlussstand vom Freitag. Das deutet ebenfalls darauf hin, dass die für den Mittwoch erwartete Zinserhöhung der Fed schon zu einem gewissen Teil in den Kursen enthalten ist.Mit seiner Kurswende hat der DAX auch seine technische Lage etwas verbessert. Denn das Tagestief von 12.606 Punkten und das Tief von Anfang des Monats von 12.603 Punkten bilden nun einen "doppelten Boden", der kurzfristig etwas Stabilität verspricht. Größere Belastungen wird diese kleine Bastion aber nicht aushalten können. Im Tagesverlauf konnte sich der Euro etwas von den aktuellen Zinserwartungen lösen und überschritt am Nachmittag wieder die Parität zum Dollar. Für einen Euro wurden am späten Abend 1,0020 Dollar bezahlt.Auch die Ölpreise setzten sich im Verlauf von ihren Tagestiefs ab. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent lag am Abend 0,4 Prozent höher 91,80 Dollar. Die Feinunze Gold notierte am Abend nur noch leicht schwächer bei 1675 Dollar. In der vergangenen Woche war der Preis für das gelbe Edelmetall bis auf 1653 Dollar und damit auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen. Wegen der Aussicht auf drastische Zinserhöhungen der großen Notenbanken zogen sich Anleger aus riskanten Anlageklassen wie Kryptowährungen zurück. Der Bitcoin fiel zwischenzeitlich um sieben Prozent auf ein Dreimonatstief von 18.322 Dollar. Ethereum rutschte um fast elf Prozent ab und war mit 1285,20 Dollar so billig wie zuletzt vor rund zwei Monaten. Im DAX stand Volkswagen in den Mittelpunkt. Der bisherige Alleineigentümer VW will seine Tochter Porsche AG (nicht zu verwechseln mit der Volkswagen-Mutter Porsche SE) an die Börse bringen. Der Sportwagenbauer soll dabei mit bis zu 75 Milliarden Euro bewertet werden. VW legte die Preisspanne für die stimmrechtslosen Porsche-Vorzugsaktien am Sonntagabend auf 76,50 bis 82,50 Euro fest. Mit dem Börsengang kann der Konzern 8,7 bis 9,4 Milliarden Euro einnehmen. Es wäre der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. 1996 hatte die Deutsche Telekom nach Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv umgerechnet 9,65 Milliarden Euro erlöst. Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will den Elektroantrieb künftig auch stärker im Schwerlastfernverkehr auf die Straße bringen. Dazu stellten die Schwaben im Vorfeld der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover gestern einen ersten entsprechenden Batterie-Lkw für den Fernverkehr vor. Das Fahrzeug mit dem Namen "eActros LongHaul" soll 2024 serienreif sein und eine Reichweite von rund 500 Kilometern mit einer Batterieladung liefern. Der Biosprit-Hersteller CropEnergies bekommt den Kostendruck durch steigende Energie- und Rohstoffpreise zu spüren. Hinzu komme, dass höhere Ethanol-Einfuhren in die EU und Großbritannien aus Brasilien und den USA die Absatzpreise für den Biokraftstoff schmälerten, teilte die Südzucker-Tochter mit. Daher stelle der Vorstand die Kapazitäten auf den Prüfstand. Es werde erwogen, die Fertigung ab Januar 2023 zu reduzieren oder sogar vorübergehend stillzulegen. Das erst im März aus dem DAX in den MDAX abgestiegene Energieunternehmen Siemens Energy ist heute in den deutschen Leitindex zurückgekehrt Ausscheiden musste dafür der Kochboxenlieferant HelloFresh, der nun im Index der mittelgroßen Werte zu finden ist. Drei Aktien aus dem SDAX finden sich ab heute im MDAX: der US-Telekomausrüster Adtran sowie die beiden Autozulieferer Stabilus und Hella. Der schwer angeschlagene Energiekonzern Uniper, Grand City Properties und der IT-Dienstleister Cancom sind aus dem MDAX in den SDAX abgestiegen. Außerdem ist der Windkraftanlagenhersteller Nordex in den SDAX zurückgekehrt. Er war im Juni herausgeflogen, da er seinen Quartalsbericht nicht fristgerecht veröffentlicht hatte. Neu hinzugekommen sind zudem der Wind- und Solarparkentwickler Energiekontor, die Südzucker-Tochter CropEnergies und SGL. Ausgeschieden sind dafür die Immobilienkonzerne Deutsche Euroshop und Adler Group sowie die Aareal Bank und der B2B-Versandhändler Takkt. Im TecDAX haben außerdem Adtran und Nordex die Plätze von Kontron und 1&1 eingenommen. Bei United Internet konkretisieren sich die Börsenpläne für die Webhosting-Tochter Ionos. Der Börsengang sei für 2023 geplant, teilte der Internet- und Mobilfunkanbieter heute mit. An der Cloud-Tochter ist der Finanzinvestor Warburg Pincus mit 24,9 Prozent beteiligt. United Internet will ein internationales Bankenkonsortium mit den Vorbereitungen beauftragen. Von der Mandatierung bis zur Erstnotiz dauert es in der Regel fünf bis sechs Monate. United Internet legt sich aber nicht auf einen Zeitpunkt fest. Der MDAX-Konzern hatte die Börsenpläne für Ionos im Herbst 2021 öffentlich gemacht, musste sie wegen der Turbulenzen an den Märkten aber auf die lange Bank schieben. Ionos konkurriert mit Cloud-Anbietern wie GoDaddy und OVHCloud. Beim Telekommunikationsanbieter 1&1 stockt der Ausbau des eigenen Mobilfunknetzes. Das Zwischenziel von 1000 5G-Antennenstandorten bis Ende 2022 werde nicht erreicht, teilte der Konzern am Freitagabend mit. Grund seien Lieferprobleme beim wichtigsten Ausbaupartner, der die Bereitstellung von rund zwei Drittel der Standorte zugesichert habe. Das Zwischenziel werde nun voraussichtlich erst im Sommer 2023 erreicht. Papiere von Valneva fielen auf das tiefste Niveau seit Ende 2020. Das französische Unternehmen hat einen Auftrag für die deutsche Firma IDT Biologika zur Produktion seines Covid-19-Totimpfstoffs storniert. "Das ist die Bestätigung, dass Valneva keine großen Mengen des Impfstoffs produzieren oder verkaufen wird", sagte Analyst Max Herrmann vom Brokerhaus Stifel, Nicolaus & Co.
2finanzen
Fahrgäste der Deutschen Bahn können ihre Reisen in den kommenden Jahren womöglich in zahlreichen neuen Zügen verbringen. Denn der Konzern plant das bislang größte Modernisierungsprogramm für ihre Fahrzeugflotte. Bis 2030 will die Bahn mehr als 19 Milliarden Euro in neue Lokomotiven und Züge stecken, wie Vorstandschef Richard Lutz heute auf der Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin ankündigte. Das seien einige Milliarden Euro mehr als noch 2019 geplant. "Wir investieren jetzt in die Züge der Zukunft", erklärte der Bahnchef. Mit der Rekordsumme schaffe man die Kapazität für eine noch höhere Nachfrage. Moderne Fahrzeuge machten die Bahn, die zuletzt wieder Gewinn erzielt hatte, klimafreundlicher, zuverlässiger und kundenfreundlicher. Hinzu kommen Investitionen in die Werkstätten.Damit mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen können, sollen 2030 nach Unternehmensangaben rund 450 ICE durch Deutschland fahren - das sind etwa 100 mehr, als bis Ende dieses Jahres angepeilt sind. Nächstes Jahr kommen jeden Monat drei neue ICE aufs Gleis. Unter anderem erweitert die Bahn danach ihre ICE-Flotte mit dem neuen ICE L, der vergangene Woche vorgestellt wurde. Allein für den Fernverkehr kauft die Bahn in den nächsten Jahren Züge für rund zehn Milliarden Euro. Der Großteil davon entfällt dabei auf den ICE 4. Rund 2,5 Milliarden Euro sind für 73 ICE 3 Neo vorgesehen, von denen der erste im Dezember in Betrieb geht. "An der Nachfrage wird die Verkehrsverlagerung nicht scheitern, das zeigen gerade die letzten Monate", sagte Lutz. Das Ende der Corona-Beschränkungen und die Einführung des 9-Euro-Tickets Anfang Juni hatten zuletzt für einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen gesorgt. Im ersten Halbjahr 2022 seien fast 4,8 Milliarden Fahrgäste im Linienverkehr gezählt worden, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Das waren gut ein Drittel (36 Prozent) mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Einen besonders ausgeprägten Anstieg habe es im zweiten Quartal gegeben - etwa Nahverkehrszüge beförderten in den drei Monaten fast zwei Drittel (64 Prozent) mehr als im Vorjahr. Trotzdem sind im ersten Halbjahr 21 Prozent weniger mit Bus und Bahn gefahren als noch vor der Corona-Krise 2019.Parallel zu den Investitionen in die Fahrzeuge muss laut Bahnchef Lutz auch die Infrastruktur fit gemacht werden. Der Staatskonzern hatte eine Generalsanierung und einen Ausbau für mehr Kapazität auf seinen wichtigsten Schienenkorridoren ab 2024 angekündigt. Trotz deutlich gestiegener Preise hielten die Bahn und der Bund an dem Kurs fest, sagte Lutz. Allerdings sei das in den Haushalten noch nicht hinterlegt. In diesem und im nächsten Jahr wolle der Staatskonzern das Notwendige daher erst einmal aus eigener Tasche finanzieren. Für die Zeit ab 2024 wolle die Bahn dann gemeinsam mit dem Bund als Eigentümer überlegen, wie eine nachhaltige Finanzierung aussehen könne. Die Bahn ist ein wichtiger Teil der von der Ampel-Koalition angestrebten Mobilitätswende und Klimapolitik. Das marode Schienennetz soll bis 2030 umfangreich saniert werden.Auf der Bahntechnikmesse in Berlin zeigt die Bahn derweil, wie der Regiozug der Zukunft aussehen kann. In einem speziell umgebauten Doppelstockwagen werden ab Frühjahr 2023 erstmals Fahrgäste in Bayern unterwegs sein. Räumlich abgetrennte Bürokabinen und ein großzügiger Familienbereich seien Beispiele dafür, wie das Reisen im Regionalverkehr noch bequemer werde und Passagiere ihre Zeit an Bord noch besser für sich nutzen könnten, hieß es vom Staatskonzern.
5unternehmen
Mónica Díaz kann sich nicht erinnern, wann zuletzt ein Kunde mit Bitcoin gezahlt hat. In ihrem Elektrogeschäft in San Salvador akzeptiert sie die Kryptowährung zwar - aber niemand interessiere sich dafür, sagt sie. Vor einem Jahr gaben die Kunden immerhin die 30 Dollar Startguthaben aus, die ihnen die Regierung beim Download der Chivo-App in Bitcoin schenkte. Mit der App werden in El Salvador Bitcoin-Geschäfte abgewickelt - und 30 Dollar sind hier eine Menge Geld. Seitdem allerdings herrscht Bitcoin-Flaute. Ein Jahr nach der Einführung als Zahlungsmittel ist die Bilanz ernüchternd. Präsident Nayib Bukele versprach zwar vollmundig mehr Investitionen und Wohlstand. Die Kryptowährung sollte helfen, die Ungleichheit zu bekämpfen und Jugendliche ohne Perspektive und ohne Bankkonto davon abhalten, sich kriminellen Banden anzuschließen. Doch fast nichts davon hat sich erfüllt, kritisiert Ökonom Ricardo Castaneda vom Instituto Centroamericano de Estudios Fiscales: "Wir haben sehr viel Propaganda erlebt und wenig Ergebnisse." Bukele, der sich selbst als "CEO von El Salvador" bezeichnet, ficht die Kritik nicht an. Vor seinen Anhängern legt er dramatische Auftritte als Avatar hin und träumt von einer Bitcoin-Stadt, einer Art Sonderwirtschaftszone, in der Investoren kaum Steuern zahlen. Die Energie fürs Schürfen der Digitalwährung soll der Conchagua-Vulkan liefern. Die Krypto-Gemeinde feiert Bukele dafür und ist überzeugt, der Bitcoin könne El Salvador aus der Misere helfen.Die Menschen im Land dagegen waren von Beginn an skeptisch. Ein Teil der Landbevölkerung hat nicht mal Zugang zu Elektrizität, geschweige denn zu einem Handy oder Datenvolumen. Nur ein kleiner Teil kann Geld langfristig investieren, noch dazu in eine hoch volatile Währung. Drei Millionen Menschen sollen die Chivo-App zwar heruntergeladen haben - aber oft nur, um das Startgeld einzustreichen. Dass der Kurs unter die Marke von 20.000 US-Dollar abrutschte, befeuert zusätzlich die Angst vor der Kryptowährung. 70 Prozent der Menschen arbeiten im informellen Sektor, ohne Arbeitsvertrag und Absicherung. "Wenn sie 25 Cent verlieren, kann das bedeuten, dass sie nichts zu essen kaufen können", erklärt Ökonom Castaneda. Mónica Díaz aus dem Elektroladen hatte aus Spaß 20 Dollar in Bitcoin gesteckt. Als die sich im Wert halbierten, tauschte sie den Rest schnell in harte Währung um. Dass der Staat Steuergeld in Bitcoin investiert, findet sie fragwürdig. Zumal nicht transparent ist, was das Abenteuer El Salvador kostet. Der Präsident, der am liebsten per Twitter kommuniziert, hatte verbreitet, dass das Land gut 225 Millionen Dollar investierte. Das entspricht den Mitteln der einzigen öffentlichen Uni des Landes oder einem Viertel des Budgets des Gesundheitsministeriums - und das in Pandemie-Zeiten, rechnet Ökonom Castaneda vor. Durch die Kurs-Abstürze habe das Land theoretisch 60 Millionen Dollar verloren. Mittel, die man in Bildung oder den Kauf von Lebensmitteln stecken könnte.Und auch das Versprechen von mehr Investitionen habe sich nicht erfüllt. El Salvador habe in der ersten Jahreshälfte die wenigsten ausländischen Investitionen in Mittelamerika angezogen, sagt Castaneda: "Die Investoren sehen ja auch, was hier im Land passiert."Tatsächlich regiert Präsident Bukele unberechenbar. Zu Beginn seiner Amtszeit wechselte er unliebsame Richter aus. Immer wieder schüchtert er kritische Journalisten ein. Und im Kampf gegen Bandengewalt verhängte Bukele Ende März einen Ausnahmezustand, der nun Monat um Monat verlängert wird. Das Versammlungsrecht ist seitdem eingeschränkt und Polizisten können Verdächtige ohne Begründung festnehmen. In fünf Monaten wurden laut Behörden 50.000 Menschen festgenommen. Das regierungskritische Online-Portal "El Faro" hatte berichtet, dass zahlreiche Verhaftungen willkürlich seien. Vor Gefängnissen versammeln sich Angehörige, die Informationen über ihre inhaftierten Familienmitglieder verlangen. Wie Francisco Portillo, dessen Tochter Anfang Mai mitgenommen wurde, wegen angeblicher Banden-Mitgliedschaft. "Wir wissen nicht, wie es ihr geht, ob ihr etwas fehlt", klagt er, "selbst die Generalstaatsanwaltschaft weigert sich, uns Informationen zu geben." Passt der Bitcoin zu einem Land wie El Salvador? Ökonom Castaneda findet klar "nein": Einerseits, weil Institutionen ausgehöhlt werden und die Korruption nicht entschieden bekämpft werde. Anderseits wegen der Finanzprobleme - die Kryptowährung entpuppe sich hier nicht als Lösung, sondern Teil des Problems.Wenn El Salvador einen Kredit brauche, müsse das Land wegen seines Risikoprofils nun deutlich höhere Zinsen zahlen, sagt Castaneda. Unterdessen hätten zwei Millionen Menschen nicht mal genug Geld, die nötigsten Lebensmittel zu kaufen. Wem aber nützt die Kryptowährung und wer verliert? Nach einem Jahr analysiert Castaneda es so: Gewonnen haben die Erfinder der Chivo-App und diejenigen, die die Bitcoin-Automaten aufgestellt haben. Verlierer seien dagegen alle Bürger von El Salvador, deren Steuergeld für das Experiment eingesetzt wurde.
0amerika
Die Menschen in Deutschland haben durch den Kurssturz an den Börsen infolge des Ukraine-Krieges in den ersten drei Monaten des Jahres in der Summe Milliarden verloren. Ende März lag das Geldvermögen der privaten Haushalte bei 7,588 Billionen Euro und damit 36 Milliarden Euro unter dem Niveau vom Vorquartal, wie Deutsche Bundesbank errechnet hat. Die Behörde zählt Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen zum Geldvermögen.Zu dem Rückgang trugen laut der Bundesbank maßgeblich Bewertungsverluste von Wertpapieren bei. "Diese Bewertungsverluste waren vor allem auf die Kursstürze am Kapitalmarkt zurückzuführen und betrafen besonders Aktien und sonstige Anteilsrechte (minus 50 Milliarden Euro) sowie von Anteilen an Investmentfonds (minus 42 Milliarden Euro)", erläuterte die Bundesbank. Allein der deutsche Leitindex DAX hatte im ersten Quartal zehn Prozent eingebüßt.Im vergangenen Jahr hatten Privatanleger noch von steigenden Börsenkursen profitiert. Das Geldvermögen war auch dank der Sparanstrengungen der Menschen Ende vergangenen Jahres auf den Rekordwert von rund 7,625 Billionen Euro gestiegen.Im Gegensatz zum Vermögen legte die Verschuldung privater Haushalte leicht zu. Mit 2,062 Billionen Euro lagen sie 19 Milliarden höher als drei Monate zuvor. "Das Wachstum der Verbindlichkeiten lag in etwa im Trend der vergangenen Jahre", teilte die Bundesbank mit. Die Verschuldungsquote, also die Summe der Verbindlichkeiten in Relation zur Wirtschaftsleistung, sank erneut leicht auf 56,7 Prozent. Die Bundesbank führt die Entwicklung auf die gestiegene wirtschaftlichen Leistung zurück.
2finanzen
An der Wall Street haben die Anleger zum Wochenschluss neuen Mut geschöpft und Aktien gekauft. Der Leitindex Dow Jones gewann 1,27 Prozent und schloss bei 33.761 Punkten. Stärker bergauf ging es an der besonders zinssensitiven Technologiebörse Nasdaq, die ebenso wie der Auswahlindex Nasdaq 100 gut 2,0 Prozent vorrückte. Der marktbreite S&P-500-Index legte ebenfalls deutlich um 1,73 Prozent zu auf 4280 Zähler. Investoren hofften darauf, dass die US-Notenbank Fed das Tempo im Zinserhöhungszyklus drosseln werde, sollte der Preisauftrieb auf breiter Front nachlassen. Warnungen treten derzeit in den Hintergrund, so dass die Börsenbullen das Handeln bestimmen. Zuletzt waren die Verbraucher- und Produzentenpreise im Juli nicht mehr ganz so rasant gestiegen wie zuletzt. Diese Hoffnung hat heute nicht nur der Wall Street zu Kursgewinnen verholfen, auch in Europa ging es mit den Kursen aus dem gleichen Grund bergauf. Der DAX legte ebenfalls zu. "Die weitere Entwicklung der Ölpreise und anderer Verbraucherpreise unterliegt vielen Unwägbarkeiten, aber der Höhepunkt der Inflation liegt eindeutig hinter uns," sagte John Vail von Nikko AM. Die entscheidende Frage sei nun, wie weit und wie schnell sie fallen werde. Vermutlich dürften die Zentralbanken eine restriktivere Haltung einnehmen als allgemein angenommen.Die Fed hatte die ausufernde Inflation zuletzt mit ungewöhnlich großen Zinsschritten bekämpft. Sie will nächsten Monat nachlegen. Der Leitzins liegt aktuell in der Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.Von der Konjunkturseite gab es am Nachmittag fundamentalen Rückenwind für die Börse. Denn die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im August stärker als erwartet aufgehellt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima stieg zum Vormonat um 3,6 Punkte auf 55,1 Zähler, wie die Universität nach einer ersten Umfragerunde mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 52,5 Punkte gerechnet. Im Juni war die Verbraucherstimmung noch auf ein Rekordtief von 50,0 Punkten gefallen. Hauptursache für die zuletzt schwache Stimmung der Verbraucher war die hohe Inflation. Apple sorgte an der Wall Street mit Aussagen zur iPhone-Fertigung für Zuversicht. Dem Konzern zufolge sollen in diesem Jahr mindestens genauso viele iPhones der neuesten Generation hergestellt werden wie im vergangenen Jahr. Apple setzt dabei auf betuchte Kunden und einen schwindenden Wettbewerb, um dem globalen Abschwung in der Elektronikindustrie zu trotzen. Für die Apple-Aktien, die auch im US-Leitindex Dow Jones enthalten sind, ging es deutlich um 2,14 Prozent hoch.Das jüngste Zwischenhoch am Aktienmarkt hatte auch am letzten Handelstag der Woche weiter Bestand. Der DAX bleibt damit vorerst auf hohem Niveau. Im späten Geschäft attackierte der deutsche Leitindex im Sog einer anziehenden US-Börse nochmals die Marke von 13.800 Punkten. Der DAX schloss letztlich bei 13.795 Punkten, also ganz knapp darunter - und 0,74 Prozent im Plus. Auf Wochenbasis ergibt sich damit ein Zuwachs von rund 1,6 Prozent. Die überschaubare Bandbreite lag heute zwischen 13.705 und 13.813 Zählern. Die geringere Volatilität deutet darauf hin, dass die Nervosität der Anleger nachlässt. Angetrieben wird der heimische Markt derzeit wie in den Vereinigten Staaten von der Hoffnung, die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könne die Leitzinsen möglicherweise etwas moderater erhöhen. Fakt ist, die US-Zahlen sinken zwar, absolut bleiben sie aber weiter hoch und deutlich über den Zielsetzungen der Fed. Die Verbraucherpreise waren zuletzt im Juli im Jahresvergleich um 8,5 Prozent gestiegen nach 9,1 Prozent im Juni. Die US-Notenbank hält eine Rate von 2,0 Prozent für inflationsneutral. Kein Wunder also, dass Experten und Zentralbanker noch keine Entwarnung im Kampf gegen die Inflation geben können und wollen. "Der Jubel an den weltweiten Börsen könnte ein wenig verfrüht gewesen sein", schrieb Analyst Christian Henke von IG Markets. Die Fed könne ihre straffere Geldpolitik noch eine Weile fortführen. Der Kurs des Euro ist im Handelsverlauf unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung wird im Us-Handel mit 1,02562 US-Dollar gehandelt. Am Morgen hatte der Euro noch über 1,03 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0285 (Donnerstag: 1,0338) Dollar festDie Gemeinschaftswährung ringt derzeit mit der Marke von 1,03 Dollar. Bereits am Mittwoch hatte der überraschend starke Rückgang der allerdings immer noch sehr hohen Inflation in den Vereinigten Staaten den Dollar belastet und im Gegenzug den Euro über 1,03 Dollar getrieben. Am Vormittag erhielt der Euro noch etwas Unterstützung durch überraschend robuste Konjunkturdaten aus der Eurozone. Die dortigen Industrieunternehmen hatten ihre Produktion im Juni deutlich stärker als erwartet ausgeweitet. Zudem wurde die Zahl für den Mai deutlich nach oben revidiert. Die Ölpreise sind zum Wochenschluss deutlich gefallen. geben nach ihren Vortagesgewinnen mittlerweile deutlicher nach. Am Freitag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 97,91 US-Dollar. Das waren 1,65 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 2,05 Dollar auf 92,27 Dollar.Gestern hatte die erhöhte Prognose der Internationale Energieagentur (IEA) für die Ölnachfrage in diesem Jahr die Preise um mehr als vier beziehungsweise drei Prozent nach oben getrieben. Für Verunsicherung sorgte jedoch, dass die Opec wegen der konjunkturellen Unsicherheiten von einer geringeren Ölnachfrage ausgeht und ihre Prognose bereits zum dritten Mal seit April gekürzt hat. Es gebe derzeit viel Ungewissheit im Markt bezüglich der Nachfrage, sagte Justin Smirk von Westpac. Und solange dies anhalte, bleibe der Markt volatil.Commerzbank-Experte Carsten Fritsch zeigt sich skeptisch mit Blick auf die weitere Preisentwicklung: "Die jüngste Erholung der Ölpreise nach dem massiven Rücksetzer in der Vorwoche dürfte ins Stocken geraten." Schließlich sollte der Ölmarkt vorerst mehr als reichlich versorgt sein. "Wir haben deshalb, aber auch aufgrund der zu befürchtenden Rezession in vielen Industrieländern, unsere Ölpreisprognose nach unten revidiert", schreibt Fritsch. Die Commerzbank erwarte gegen Jahresende nur noch einen Brentölpreis von 90 Dollar.Der monatelange Absatzrückgang bei Volkswagen hat im Juli deutlich an Schärfe verloren. Insgesamt lieferte der Konzern 725.400 Autos an die Kunden aus. Das sind gerade einmal 200 weniger als vor Jahresfrist. In den vergangenen Monaten hatten die Wolfsburger noch deutlich stärkere Rückgänge verzeichnet, insgesamt zwölf Monate in Folge. Seit Jahresauftakt summieren sich die Auslieferungen auf 4,6 Millionen Fahrzeuge, das ist knapp ein Fünftel weniger als im gleichen Zeitraum 2021.Bayer-Aktien waren heute Tagessieger im DAX mit einem deutlichen Plus von 4,6 Prozent. Denn im Streit um eine Transaktion aus dem Jahr 2018 muss Bayer dem Chemieriesen BASF keinen milliardenschweren Schadenersatz zahlen. Ein Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris habe eine Klage von BASF im Zusammenhang mit der Übernahme von Saatgutgeschäften von Bayer abgewiesen, teilte Bayer mit. Bayer hatte sich im Zuge der Monsanto-Übernahme aufgrund von Auflagen der Kartellbehörden von Unternehmensteilen aus dem Bereich Crop Science trennen müssen. BASF übernahm die Saatgutgeschäfte und zahlte rund 7,4 Milliarden Euro. Bayer habe aber nicht richtig über die Kostenstruktur der Bereiche informiert, hatte BASF dann kritisiert. Der Streitwert lag einem Insider zufolge bei rund 1,7 Milliarden Euro plus Zinsen. Der Energiekonzern EnBW kämpft im Vertriebsgeschäft für Strom und Gas mit den stark gestiegenen Beschaffungskosten. Im ersten Halbjahr sei das operative Ergebnis des Gesamtkonzerns um 3,7 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro geschrumpft. Im Vertriebsgeschäft brach das Ergebnis um 49 Prozent auf rund 115 Millionen Euro ein. Im Handel belasteten hohe Ersatzbeschaffungskosten für die fehlenden Gas-Mengen in Folge der gedrosselten Lieferungen Russlands das Ergebnis. Die Ökostromgeschäfte konnten hingegen um 43 Prozent auf 547 Millionen Euro zulegen. Dies sei insbesondere besseren Windverhältnissen bei den Offshore- und Onshore-Windparks, höheren Preisen und der Inbetriebnahme neuer Solarparks zu verdanken gewesen. Beim Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich sind die Auftragsbücher zur Mitte des Jahres voll. Wie das MDAX-Unternehmen mitteilte, erhöhte sich der Auftragseingang im ersten Halbjahr leicht und betrug bis Ende Juni knapp 2,5 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Davon blieben als operativer Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 162 Millionen Euro allerdings etwas weniger als ein Jahr zuvor. Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse hat im zweiten Quartal wegen Problemen in China und dem Rückzug aus dem russischen Markt weniger Gewinn gemacht. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss fiel im Jahresvergleich um gut ein Drittel auf 105,8 Millionen Euro. Die Münchener haben besonders damit zu kämpfen, dass chinesische Zugbetreiber ihre Ausgaben wegen der regionalen Covid-Lockdowns und der niedrigeren Auslastung zusammengestrichen haben, auch der chinesische Lkw-Markt leidet darunter. Zudem belasteten Kosten für den Rückzug aus Russland wegen der Sanktionen infolge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Dank guter Geschäfte mit Biosprit hat der Agrarkonzern Südzucker zum zweiten Mal in zwei Monaten seine Gewinnprognose erhöht. Für das Geschäftsjahr 2022/23 werde "aufgrund der deutlich verbesserten Prognose für das Segment CropEnergies" nun bei 8,9 bis 9,3 (Vorjahr 7,6) Milliarden Euro Umsatz ein operatives Konzernergebnis von 450 bis 550 (Vorjahr 332) Millionen Euro erwartet. Südzuckers börsennotierte Tochtergesellschaft CropEnergies produziert den pflanzlichen Kraftstoff Bioethanol, wie er dem Autobenzin beigemischt wird.Drei Monate vor den Zwischenwahlen zum US-Kongress will der Kurznachrichtendienst Twitter Funktionen zur Verhinderung von falschen und irreführenden Posts wiederbeleben. Das teilte das Unternehmen mit. Damit wird eine 2018 eingeführte Richtlinie aktiviert, die Nutzern die Verbreitung irreführender Inhalte verbietet, die Wähler von der Stimmabgabe abhalten sollen. Zudem sind Behauptungen untersagt, die das Vertrauen in die Wahl untergraben sollen. Dazu gehören auch Fehlinformationen über das Wahlergebnis.
2finanzen
Einer seiner Söhne bestätigte auf Twitter, dass es Salman Rushdie besser gehe. "Trotz seiner schwerwiegenden und lebensverändernden Verletzungen bleibt sein üblicher kämpferischer und aufsässiger Sinn für Humor intakt", schrieb Zafar Rushdie. Seine Angehörigen seien sehr erleichtert, dass der Schriftsteller am Wochenende vom Beatmungsgerät genommen wurde. Der Zustand seines Vaters bleibe aber weiter kritisch. Der 75-Jährige wird derzeit in einem Krankenhaus in Pennsylvania behandelt. Rushdie war bei einer Veranstaltung zum Thema "Autoren im US-Exil" in der als sicher geltenden Bildungseinrichtung Chautauqua im Bundesstaat New York angegriffen worden. Er hatte gerade auf der Bühne Platz genommen, als der Angreifer auf ihn losging, beschreibt ein Augenzeuge: "Die Arena verfiel in Panik. Die Menschen schrien. Wir konnten das Messer nicht sehen. Es war alles so unwirklich."Der Angreifer wurde an Ort und Stelle überwältigt und festgenommen. Gegen ihn wird wegen versuchten Mordes und Körperverletzung ermittelt. Der 24-jährige Täter sitzt laut Polizeiangaben in Untersuchungshaft, ohne dass derzeit eine Möglichkeit zur Freilassung gegen Kaution besteht. Er plädierte vor einem Haftrichter auf "nicht schuldig". New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul verurteilte bei einer Gedenkstunde in Chautauqua die Tat als feigen Angriff auf die Meinungsfreiheit. "New York wird immer aufstehen, um die Meinungs- und Redefreiheit zu schützen und wir verurteilen den feigen Anschlag auf Salman Rushdie."Zum Motiv des Täters gab es keine Angaben. Doch die Ermittler gehen der Vermutung nach, dass der Angriff mit dem Todesurteil in Verbindung steht, das seit 1989 über Rushdie hängt. Für seine angebliche Gotteslästerung in seinem bis heute berühmtesten Buch "Die Satanischen Verse" hatte der iranische Religionsführer Khomeini eine Fatwa gegen den vermeintlichen Lästerer über den Islam verhängt. Rushdie tauchte unter. In den späten 1990er-Jahren entspannte sich die Lage, nachdem die Regierung des Iran erklärte, Rushdies Ermordung nicht zu unterstützen. Zurückgenommen wurde die Fatwa jedoch nicht. Auf Rushdies Kopf waren inzwischen drei Millionen US-Dollar ausgesetzt. Der Angreifer ist erst Jahre nach Verhängung der Fatwa geboren. Lokale Medien berichten jedoch, dass der Mann in der Vergangenheit "Sympathien für schiitischen Extremismus" gezeigt haben soll. Polizei und FBI durchsuchten seine Wohnung in Fairview in New Jersey. Eine Anwohnerin ist schockiert: "Furchtbar. Das ist beängstigend."Die Fahnder fanden bei dem Attentäter offenbar einen gefälschten Führerschein. Darauf nutzt er den Namen eines getöteten Hisbollah-Terroristen. Die Ermittler suchen auch nach Hinweisen darauf, ob es Hintermänner gab. Die iranische Regierung schweigt bislang zu der Tat - wenngleich mehrere Medien in dem Land sie feierten. US-Außenminister Antony Blinken kritisierte den Iran heftig: Salman Rushdie sei immer wieder für die universellen Rechte der Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit eingetreten, sagte Blinken in Washington. Doch "böse Kräfte" versuchten, diese Rechte durch Hassrede und Aufwiegelung zur Gewalt zu unterminieren. Speziell staatliche iranische Einrichtungen hätten über Generationen zu Gewalt gegen den Schriftsteller aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft müsse geschlossen gegen diejenigen vorgehen, die allgemeine Rechte infrage stellten.
0amerika
Vor dem Hintergrund der weltweiten Sorgen über ein neues atomares Wettrüsten hat die japanische Stadt Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 77 Jahren gedacht. "Krisen mit ernsten nuklearen Untertönen breiten sich schnell aus - vom Nahen Osten über die koreanische Halbinsel bis hin zur russischen Invasion in der Ukraine", sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei einer Gedenkzeremonie im Friedenspark von Hiroshima. "Die Menschheit spielt mit einer geladenen Waffe". Beim Abwurf der US-Atombombe seien "Zehntausende Menschen in dieser Stadt im Bruchteil einer Sekunde getötet" worden, "Frauen, Kinder und Männer verbrannten in einem höllischen Feuer", so Guterres. Überlebende seien wegen der radioaktiven Strahlung an Krebs erkrankt. Atomwaffen garantierten keine Sicherheit, "nur Tod und Zerstörung". "Ein Dreivierteljahrhundert später müssen wir fragen, was wir von der Pilzwolke gelernt haben, die 1945 über dieser Stadt aufstieg." Man müsse "die Schrecken von Hiroshima jederzeit im Auge behalten und erkennen, dass es nur eine Lösung für die nukleare Bedrohung gibt: überhaupt keine Atomwaffen zu haben", sagte der UN-Generalsekretär.Es war das erste Mal seit zwölf Jahren, dass ein UN-Chef an Hiroshimas jährlichem Gedenken teilnahm. Russland und sein Verbündeter Belarus waren nicht dazu eingeladen. Um 8.15 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt, als der US-Bomber Enola Gay am 6. August 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe mit dem Namen "Little Boy" über Hiroshima abgeworfen hatte, legten die Menschen in Hiroshima eine Schweigeminute ein. Zehntausende Menschen waren damals sofort ums Leben gekommen, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise 140.000 Menschen. Drei Tage nach Hiroshima hatten die USA eine zweite Atombombe über Nagasaki abgeworfen. Kurz danach kapitulierte das japanische Kaiserreich. Hiroshima ist heute ein weltweites Symbol für Krieg - und auch für Frieden. "Wir müssen sofort alle nuklearen Knöpfe bedeutungslos machen", sagte der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui. Er erwähnte in seiner Rede vor Vertretern von 98 Nationen sowie der Europäischen Union ausdrücklich den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, dem unschuldige Zivilisten zum Opfer fielen. "Weltweit gewinnt die Vorstellung an Bedeutung, dass Frieden von nuklearer Abschreckung abhängt", sagte Matsui. Russland hatte kürzlich bekräftigt, keinen Atomkrieg starten zu wollen. "Wir gehen davon aus, dass es in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er niemals begonnen werden darf", schrieb Präsident Wladimir Putin in einem Grußwort an die bis 26. August laufende Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. Die atomare Abrüstung war aber schon vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ins Stocken geraten. Jetzt wird die Reduzierung der knapp 13.000 Atomwaffen weltweit noch schwerer.
1asien
"Die Wahrheit ist, dass ich nicht der bin, für den Sie mich halten", sagte der viermalige Leichtathletik-Olympiasieger in vorab veröffentlichten Auszügen der Sendung mit dem Titel "The Real Mo Farah" (Der echte Mo Farah). 2012 bei den Heim-Spielen in London und 2016 in Rio gewann er jeweils Gold über 5.000 und 10.000 Meter.Der aus Somalia stammende 39-Jährige gab an, als Hussein Abdi Kahin geboren worden zu sein in einer Region, die sich inzwischen als Somaliland weitgehend selbstständig gemacht hat. Anders als früher von ihm dargestellt, hätten seine Eltern nie in Großbritannien gelebt, sagte Farah.Stattdessen sei sein Vater im Bürgerkrieg ums Leben gekommen und er von seiner Mutter getrennt worden. Als Neunjähriger reiste er schließlich ins Vereinigte Königreich. "Ich wurde illegal unter dem Namen eines anderen Kindes als Mohamed Farah nach Großbritannien gebracht", so der Spitzensportler. Dass er sich nun an die Öffentlichkeit wende, sei von seinen eigenen Kindern inspiriert gewesen, erzählte Farah. "Familie bedeutet mir alles, und als Eltern bringt man seinen Kindern bei, ehrlich zu sein. Aber ich fühlte immer, dass ich immer dieses Geheimnis hatte, nie ich selbst sein konnte und erzählen, was wirklich geschehen war." Ihm sei es nun wichtig, die Wahrheit erzählen zu können, so Farah weiter.Über das Schicksal des echten Mohamed Farah weiß der Sportler nichts. Er hoffe, es gehe ihm gut, fügte er hinzu. Ein Anwalt warnt Farah in der Dokumentation, er könne womöglich durch die Offenbarung seine britische Staatsbürgerschaft verlieren. Doch laut der britischen Nachrichtenagentur PA gab das Innenministerium in London bereits zu erkennen, dass er nichts zu befürchten habe. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Mehr als 450 Menschen sind nach einem starkem Schneesturm in den Anden zwischen Argentinien und Chile gerettet worden. Dies berichtete die argentinische Zeitung "La Nación" unter Berufung auf Rettungskräfte. Die Betroffenen wurden der Nachrichtenagentur "Telam" zufolge zur medizinischen Versorgung und Verpflegung mit Lebensmitteln in das Kulturzentrum der Hochoase Uspallata in der Provinz Mendoza gebracht, das in eine Notunterkunft umfunktioniert wurde. Die meisten unter ihnen seien Touristen aus Mendoza gewesen, die im Hochgebirge unterwegs waren, aber auch Lkw-Fahrer wurden von dem Unwetter überrascht. "Die letzten 60 Personen werden bereits mit Lastwagen und Raupenmobilen heruntergebracht", twitterte die Regionalregierung Mendozas. Auf der argentinischen Seite der Grenze waren bereits am frühen Morgen 120 Menschen von Polizei und Militär gerettet und in Notunterkünfte in nahegelegenen Städten gebracht worden.Der Sturm hatte am Samstag nach einer plötzlichen Winddrehung eingesetzt. Mehr als 300 Fahrzeuge waren auf einer Verbindungsstraße zwischen Argentinien und Chile in einem Vorgebirge der Anden eingeschneit worden und steckengeblieben. "Die Menschen waren schockiert, weil sie die ganze Nacht im Freien verbracht hatten, bei starkem Wind und Minusgraden. Es war schrecklich für die Kinder", zitierte "La Nación" Fabián Tello, den Leiter des von der Gemeinde Las Heras eingerichteten Krisenstabs. Auch auf der chilenischen Seite steckten Dutzende Fahrzeuge fest. Der Gebirgspass "Paso Cristo Redentor" auf 3200 Metern Höhe, der Mendoza und die chilenische Hauptstadt Santiago de Chile verbindet, blieb bei minus elf Grad geschlossen. Die Provinz Mendoza liegt rund 1200 Kilometer westlich von Buenos Aires. Die Region erlebt derzeit eine polare Kältewelle, ein trotz des Winters eher unübliches Phänomen.
0amerika
Mexiko und Deutschland wollen eine engere Kooperation zur Lieferung von Flüssiggas in die Bundesrepublik ausloten. Der mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador habe ihm eine intensivere Zusammenarbeit angeboten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Gesprächen in Mexiko-Stadt. Mexiko habe ohne Zweifel Ressourcen und auch Erfahrungen im Gasexport, insbesondere Richtung USA. Nun sollten Experten ausloten, was davon realistischerweise nach Europa zu bringen sei und ob man möglicherweise Einrichtungen in den USA nutzen könne.Anschließend rief Steinmeier vor dem mexikanischen Senat zu einer engeren Zusammenarbeit der demokratischen Staaten angesichts des Ukraine-Kriegs auf. "Damit wir, Deutsche und Mexikaner, damit die demokratische Welt gestärkt aus dieser Auseinandersetzungen hervorgeht, gilt es, jetzt eine gemeinsame Linie zu halten", sagte Steinmeier vor der für Außenpolitik zuständigen Kammer des mexikanischen Kongresses. "Wir müssen einig sein in der Antwort auf einen Aggressor, der versucht, die Macht des Rechts durch das Recht der Macht zu ersetzen", forderte er. "Wenn wir im Geleitzug der Demokraten zusammenstehen, können wir, da bin ich sicher, den Mechanismen der Eskalation auch widerstehen." Mexiko hat bislang eine ambivalente Haltung zum Ukraine-Krieg gezeigt. Zwar verurteilte das nordamerikanische Land den russischen Angriff im UN-Sicherheitsrat. An Sanktionen gegen Russland beteiligt es sich jedoch nicht und lehnt auch Waffenlieferungen in die Ukraine ab. Zuletzt kündigte Mexiko an, einen Friedensdialog und Waffenstillstand vorantreiben zu wollen - was aus der Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt wird.
0amerika
Der Begriff Hartz IV ist für große Teile der SPD längst zu einem roten Tuch geworden. Mit den 2005 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder beschlossenen Reformen verbinden viele Menschen soziale Kälte und den Abschied eines fürsorgenden Sozialstaats. Nun aber könnte das Hartz-IV-System bald der Vergangenheit angehören. Als neue Grundsicherung will die Ampelkoalition das sogenannte Bürgergeld einführen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die Eckpunkte seines Gesetzentwurfs vorgestellt. "Wir wollen ein größeres Miteinander schaffen", dieser Satz fiel bei der Präsentation immer wieder. So sollen die Jobcenter in Zukunft großzügiger mit der Lebenssituation von Leistungsempfängern umgehen, damit diese sich vor allem darum kümmern können, möglichst schnell wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen.Konkret heißt das: In den ersten zwei Jahren des Bezugs von Bürgergeld sollen Leistungsempfänger in jedem Fall in ihren Wohnungen wohnen bleiben dürfen, diese werden in die Berechnungen nicht miteinbezogen. Zudem sollen Vermögen von bis zu 60.000 Euro nicht angetastet werden. Die Sorge vieler Menschen, im Fall von längerer Arbeitslosigkeit Wohnungen aufgeben oder ihr Erspartes aufbrauchen zu müssen, könnte damit wegfallen - zumindest für die ersten zwei Jahre. Danach soll wie bislang auch überprüft werden, ob zum Beispiel die Wohnsituation angemessen ist.Große Kritik hatte es in der Vergangenheit immer wieder an den Sanktionen gegeben, die Hartz-IV-Empfänger befürchten mussten, wenn sie sich beispielsweise nicht an Vereinbarungen mit dem Jobcenter halten. Die Grünen hatten im vergangenen Bundestagswahlkampf noch gefordert, die Sanktionen komplett abzuschaffen. Das soll nun nicht passieren. Das Prinzip von Fördern und Fordern wird nicht abgeschafft. Allerdings sieht der Vorschlag von Hubertus Heil eine Neuregelung der Sanktionsmöglichkeiten vor. So soll ab Bezug des Bürgergelds eine sechsmonatige Vertrauenszeit gelten, in der verringerte Leistungen ausgeschlossen sind. Nur, wer gar nicht mit dem Jobcenter kooperiert, muss negative Konsequenzen fürchten: "Für Menschen, die chronisch keine Termine wahrnehmen, kann es nach wie vor Rechtsfolgen haben", sagte Heil.Mehr Möglichkeiten und Anreize für Weiterbildung, auch das beinhaltet Heils Vorschlag zur Reform des Grundsicherungssystems. Unter anderem sollen Menschen bei Bedarf mehr Zeit für den Erwerb eines Berufsabschlusses bekommen: drei statt bisher zwei Jahre. Neben einem besseren Miteinander zwischen Staat und Bürgern, versprach der Arbeitsminister, dass die Regelsätze für die Grundsicherung ab dem 1. Januar 2023 "angemessen steigen" sollen. Was genau unter "angemessen" zu verstehen ist, sagte er indes nicht. Dazu will Heil erst Berechnungen des Statistischen Bundesamts abwarten. Auf deren Grundlage soll dann im September in Abstimmung mit den Koalitionspartnern von Grünen und FDP die Neuberechnung der Regelsätze erfolgen. Klar ist bislang nur: Das bisherige Prinzip, wonach die Regelsätze anhand der Lohn- und Preisentwicklung in den beiden Vorjahren berechnet werden, soll reformiert werden. Der bisherige Mechanismus führe gerade in Zeiten einer steigenden Inflation zu einem großen zeitlichen Verzug, sagte Heil. An diesem Vorstoß des Ministers hatte es zuletzt bereits Kritik von Seiten der FDP gegeben.   Recht vage blieb der Minister mit Blick auf die Finanzierung des neuen Bürgergelds. Inwiefern beispielsweise die Rücklagen des Bundesfinanzministers für substanziell höhere Regelsätze ausreichen, bleibt zumindest fraglich. Hier könnten der Koalition in den kommenden Wochen noch intensive Debatten bevorstehen. Immerhin ist nach den zahlreichen Sonderausgaben in Folge des Krieges gegen die Ukraine der finanzielle Spielraum begrenzt. Der Gesetzentwurf des Arbeitsministers geht nun in die Abstimmung der einzelnen Ministerien. Im September soll ihn das Kabinett verabschieden. Bundestag und Bundesrat könnten das Bürgergeld noch in diesem Herbst beschließen, am 1. Januar 2023 könnte es in Kraft treten.Könnte. Denn noch gibt es einige offene Fragen zu klären, bis aus dem ungeliebten Begriff Hartz IV wirklich das Bürgergeld wird - und die SPD eines ihrer größten Traumata überwinden kann.
3innenpolitik
Für die allermeisten Flüge, die von einem Flughafen eines EU-Staates angetreten werden, gilt die EU-Fluggastrechte-Verordnung. Diese gibt Reisenden weitgehende Ansprüche gegen die Fluglinien. Und zwar dann, wenn der Flug kurzfristig ausfällt, überbucht ist oder mindestens drei Stunden zu spät am Ziel ankommt. In diesen Fällen kann jeder auf den Flug gebuchte Passagier eine pauschale Ausgleichszahlung von 250 bis zu 600 Euro verlangen.Wie viel es im Einzelfall gibt, richtet sich nach der Länge der Flugstrecke. Daneben behalten die Tickets natürlich ihre Gültigkeit. Wenn man im Falle einer Annullierung also einen Ersatzflug antritt, muss der nicht "nochmal" gezahlt werden. Wird der Alternativflug umgehend angeboten und ist er (bei kurzen Strecken) maximal zwei Stunden, bei langen Strecken maximal vier Stunden später am Ziel, können die Fluglinien die genannten Ausgleichszahlungen um 50 Prozent kürzen. Gar nicht zahlen müssen die Fluglinien, wenn eine Flugannullierung auf außergewöhnliche Umstände zurückgeht, die sich "auch dann nicht hätten vermeiden lassen, wenn alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen worden wären". Das ist etwa bei unvorhersehbaren Naturereignissen der Fall. Nicht aber bei Umständen, die von der Fluglinie selbst zu vertreten sind, wie etwa fehlendes Personal im Flugzeug oder beim Check-In. Verpasst der Fluggast seinen Flug aus eigenem Verschulden, etwa weil er zu spät am Flughafen war, muss die Airline natürlich nicht zahlen.Verspätet sich der Abflug erheblich, sind die Airlines in jedem Fall verpflichtet, ihre Passagiere während der Wartezeit zu unterstützen. So haben Fluggäste Anspruch auf zwei kostenlose Telefonate und auf unentgeltliche Mahlzeiten und Erfrischungen "in angemessenem Verhältnis zur Wartezeit". Gerade bei heißen Temperaturen kann man also etwa kostenlose Getränke verlangen. Macht die Verspätung eine Übernachtung nötig, so muss die Airline auch die Kosten für ein Hotel übernehmen - sowie für den Transport dorthin.Viele Urlaubsreisende buchen ihre Flüge nicht separat bei der Fluglinie, sondern als Teil eines Gesamtpakets bei einem Reiseveranstalter. In diesen Fällen stellen Flugausfälle und erhebliche Verspätungen Reisemängel dar. Hier kann dann ein Anspruch auf Herabsetzung des Gesamtreisepreises bestehen. Voraussetzung ist, dass man als Reisender oder Reisende den Mangel (also die Verspätung) anzeigt und Gelegenheit gibt, diesen zu beseitigen. Das wird bei verspäteten Flugzeugen wohl kaum gelingen. Je nachdem, was man erreichen will, können Pauschalurlauber also aussuchen, gegen wen sie vorgehen wollen: den Reiseveranstalter oder die Airline. Doppelt kassieren können sie natürlich nicht. Um diese Rechte auch effektiv durchsetzen zu können, empfiehlt es sich generell, frühzeitig Beweise zu sichern. Denn nicht immer sind Airlines besonders kooperativ, wenn es darum geht, ihre Passagiere zu entschädigen. So ist es ratsam, die Verspätung oder Annullierung zu dokumentieren, sich gegebenenfalls eine Bestätigung der Airline aushändigen zu lassen oder auch Kontaktdaten mit Mitreisenden auszutauschen, um die näheren Umstände bezeugen lassen zu können. In den vergangenen Jahren haben mehrere Anbieter ein Geschäftsmodell entwickelt, bei der Durchsetzung dieser Rechtsansprüche gegen entsprechende Bezahlung mitzuwirken. Zu den Pflichten des Reiseveranstalters oder der Fluglinie zählt natürlich auch der pünktliche und sichere Transport des Gepäcks. Kommt ein Gepäckstück gar nicht oder deutlich verspätet am Zielort an oder wird während des Fluges beschädigt, so begründet das in der Regel einen Anspruch gegen Airline oder Reiseveranstalter. Im Fall der Pauschalreise redet man wieder von einem Reisemangel. Für die Zeit, die Reisende ohne Koffer am Zielort verbringen, kann dann wiederum der Gesamt-Reisepreis entsprechend gemindert werden. Die Höhe der Minderung bemisst sich nach den Umständen des Einzelfalls. Ähnlich ist es bei Individualflügen, hier haftet die Fluglinie. Wenn ein Koffer nicht ankommt, können sich Reisende vor Ort in jedem Fall mit dem Nötigsten (Kleidung, Hygieneartikel) selbst versorgen und die Kosten dann in Rechnung stellen. Auch bei Beschädigung eines Koffers oder dessen Inhalts können Reisende Entschädigung verlangen. Ersetzt wird der Zeitwert, also das, was der Koffer beziehungsweise der Inhalt "noch wert ist". Bleibt der Koffer ganz verschwunden, wird dies genauso behandelt. Es gibt allerdings eine Höchstgrenze für solche Entschädigungen. Diese liegt laut dem sogenannte Montrealer Abkommen aktuell bei rund 1400 Euro pro Person. Beim Gepäck ist es ganz besonders wichtig, Schäden und Verlust schnell zu melden, am besten direkt vor Ort. Als Beleg dafür, dass Gepäck aufgegeben wurde, gilt der Gepäck-Aufkleber auf der Bordkarte. Kommt es zum Streit über den Wert von Koffer oder Kleidung sind aufbewahrte Kaufbelege von Vorteil. Natürlich ist es unrealistisch, die Quittungen für sämtliche mitgeführten Kleidungsstücke oder Geräte zu haben - aber vielleicht gibt es noch Nachweise für besonders teure oder neu angeschaffte Dinge. Bei einer Beschädigung muss spätestens nach sieben Tagen eine Schadensmeldung aufgegeben werden, der Verlust eines Gepäckstücks muss spätestens nach 21 Tagen angezeigt werden. Man sollte damit also in keinem Fall zu lange warten.
6verbraucher
Der US-Internetriese Amazon startet heute seinen freien Streaming-Channel "freevee" in Deutschland. Das Unternehmen bietet Nutzern die Inhalte des neuen Kanals kostenlos an, die Filme und Serien sollen sich über Werbung finanzieren. In den USA und in Großbritannien gibt es das Angebot bereits. Österreich soll als weiteres europäisches Land zu einem späteren Zeitpunkt folgen.Freevee ist dabei als eigenständiger Channel in die Amazon-Website eingebunden. Solche Kanäle können in der Regel kostenpflichtig hinzugebucht werden. Im Unterschied zum Bezahl-Angebot Amazon Prime werden Filme und Serien auf freevee aber mit Werbeunterbrechungen gezeigt. Nutzer müssen dafür kein Abonnement abschließen. Voraussetzung für das Streamen der Serien und Filme auf dem freevee-Kanal ist jedoch ein Amazon-Konto, die Anmeldung ist nicht kostenpflichtig. Ein Amazon-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir bieten Nutzern ein Angebot an, das sie typischerweise hinter einer Paywall erwarten würden." Es werde ein Mix sein aus eigenen Produktionen, Filmproduktionen anderer Unternehmen und Serien, die über Lizenzen im Portfolio seien. Perspektivisch sei auch die Ausstrahlung linearer TV-Kanäle geplant. Auf dem freevee-Kanal sind aktuell sowohl Klassiker zu finden wie "Wer die Nachtigall stört" als auch Serien wie "Parks and Recreation" oder "Peaky Blinders". Eine Zielmarke für Amazon-freevee-Kunden in Deutschland nannte der Konzern nicht, auch keine Umsätze. Erst kürzlich hatte der Konzern angekündigt, die Abo-Preise für den Streaming-Dienst Amazon Prime ab dem 15. September um fast ein Drittel zu erhöhen - von jährlich 69 Euro auf 89,90 Euro.
5unternehmen
Ein gefährlicher Krieg werde noch gefährlicher: Jens Stoltenberg sieht eine Eskalation des Kriegs durch Putins Ankündigung. Sie demonstriere, dass der Krieg nicht nach Plan des russischen Präsidenten verlaufe. Eine Teilmobilmachung bedeute mehr Tote, mehr Leid - und zwar auf beiden Seiten, sagte der NATO-Generalsekretär dem ARD-Studio New York. Putins Drohung, gegebenenfalls auch Atomwaffen einzusetzen, sei fahrlässig und gefährlich.Die Unterstützung der Ukraine durch die NATO und damit auch Deutschland müsse aufgestockt werden - alle sollten darauf vorbereitet sein, dass dieser Krieg länger dauern werde. Die Frage nach der Lieferung schwerer Waffen sei noch in der Diskussion, so Stoltenberg. In diesem Konflikt habe Russland als Aggressor seinen Nachbarn Ukraine überfallen. Die NATO und ihre Alliierten unterstützten die Ukraine, um sich selbst zu verteidigen. Die Ukraine habe gemäß der UN-Charta das Recht auf Selbstverteidigung. Und die NATO habe das Recht, die Ukraine dabei zu unterstützen. Und das tue sie.
0amerika
Außenministerin Annalena Baerbock hat sich bei den Vereinten Nationen zur deutschen Beteiligung an atomarer Abschreckung bekannt, sich gleichzeitig aber für Abrüstungsschritte stark gemacht. "Der brutale Angriffskrieg Russlands macht deutlich, dass Nuklearwaffen leider eine bittere Realität sind", sagte sie nach ihrer Ankunft in New York. "Der Einsatz für nukleare Nichtverbreitung und nukleare Abschreckung sind in diesen Zeiten kein Widerspruch."Das Ziel einer nuklearen Abrüstung müsse weiterverfolgt werden, betonte die Grünen-Politikerin. Sie verurteilte Russland und Nordkorea für "nukleare Drohgebärden" und den Iran für den Ausbau seines Atomprogramms. Auch wüchsen Chinas Arsenale. Gerade in solchen Zeiten sei es umso wichtiger, dass die Staatengemeinschaft für internationales Recht und nukleare Abschreckung einstehe. Sie setze sich daher auch für eine Stärkung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ein.Baerbock nimmt in New York an einer Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags teil. Dieser besagt, dass nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien Atomwaffen besitzen dürfen. Die vier anderen mutmaßlichen Atommächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind dem Vertrag entweder nicht bei- oder wieder ausgetreten. Ziel des Vertrags ist es, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, nukleare Abrüstung voranzutreiben und die friedliche Nutzung von Kernenergie zu fördern.Alle fünf Jahre ist eine Überprüfung darüber vorgesehen, inwieweit die Ziele des Atomwaffensperrvertrags erfüllt wurden. Die zehnte Überprüfungskonferenz sollte bereits 2020 stattfinden, wurde wegen der Corona-Pandemie aber verschoben.US-Präsident Joe Biden rief Russland und China zu Gesprächen auf. Seine Regierung sei bereit zu Verhandlungen über eine neue Rahmenvereinbarung für die Rüstungskontrolle, um das 2026 auslaufende New START-Abkommen zu ersetzen, erklärte Biden an Russland gerichtet. "Aber Verhandlungen erfordern einen willigen Partner, der in gutem Glauben handelt." Russlands "brutale und unprovozierte Aggression in der Ukraine" habe jedoch den Frieden in Europa zerstört, so Biden. Mit dem New START-Abkommen haben sich die USA und Russland verpflichtet, ihre Atomwaffen zu reduzieren.Die Regierung in Moskau müsse sich bereit zeigen, die Arbeit an der nuklearen Rüstungskontrolle mit den USA wieder aufzunehmen, schrieb Biden weiter. China wiederum solle an Gesprächen teilnehmen, um "das Risiko einer Fehleinschätzung" zu reduzieren.Ein russischer Regierungsvertreter zeigte sich verwundert über den US-Vorschlag. "Ist das eine ernst gemeinte Aussage, oder ist die Website des Weißen Hauses gehackt worden?", sagte der Mitarbeiter des Außenministeriums, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Wenn das ernst gemeint ist, mit wem wollen sie es besprechen?"Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin vor einem atomaren Konflikt gewarnt. In einem Atomkrieg könne es "keine Gewinner" geben, ein solcher Krieg dürfe "niemals entfesselt werden", erklärte Putin in einer Botschaft an die Teilnehmer. Er versicherte, dass Russland "den Buchstaben und dem Geist" des Vertrags treu bleiben werde. Die USA, Großbritannien und Frankreich warfen indessen Russland in einer gemeinsamen Erklärung eine "unverantwortliche und gefährliche" Rhetorik über Atomwaffen vor.Kurz nach dem Überfall auf die Ukraine am 24. Februar hatte Putin befohlen, die Atomstreitkräfte des Landes in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen. Zudem drohte er seither mit Reaktionen "schnell wie der Blitz" im Fall einer direkten westlichen Militärintervention im Ukraine-Krieg.
0amerika
Die Stimmung bei der Pressekonferenz der "Crew5", wie das neue Team für die Internationale Raumstation ISS genannt wird, war heiter. Ein tolles Team freut sich auf eine tolle gemeinsame Zeit dort oben, so der Tenor. "Wir sind aufgeregt und demütig, dass wir Teil dieser Erfahrung sein dürfen. Los geht's 'Crew5'", feuerte Nicole Mann, die Kommandeurin des Crew Dragon Raumschiffs, ihre Teamkollegen an. Das sind: Josh Cassada von der NASA, Koichi Wakata von der japanischen Raumfahrbehörde Jaxa und Anna Kikina aus Russland, von der russischen Weltraumorganisation Roskosmos.Der Flug wird später als ursprünglich geplant starten, voraussichtlich Ende September. Als Grund dafür nannte die den Flug durchführtende Raumfahrtfirma SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk einen Schaden an der Trägerrakete. Diese war bei einem Transport mit einer Brücke kollidiert, darum habe man sich kümmern müssen, sagte SpaceX-Manager Benjamin Reed bei der Pressekonferenz. "Alles läuft nach Plan, die Besatzung ist sicher. Sie kann sicher starten und am Ende der Mission wieder sicher zu ihren Familien zurückkehren."Mit Anna Kikina ist zum ersten Mal eine russische Kosmonautin an Bord eines kommerziellen NASA-Flugs. Mitte Juli hatten sich Russland und die USA auf eine engere Zusammenarbeit bei der Raumfahrt verständigt - trotz gegenseitiger Sanktionen nach Einmarsch der Russen in die Ukraine. Die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS sollen demnach ab September mit einer gemischten Besatzung entweder in einem russischen oder amerikanischen Raumschiff stattfinden. Damit soll sichergestellt werden, dass immer jeweils ein US-Astronaut und ein russischer Kosmonaut auf der ISS sind, um die jeweiligen Systeme warten zu können - auch, wenn sich der Raketenstart bei einem der Partner mal verzögern sollte. So soll Mitte September dann auch ein NASA-Astronaut mit einer russischen Sojus-Kapsel auf die ISS fliegen. Aber es gab einen Rückschlag: Vergangene Woche gab die Roskosmos bekannt, ab 2024 aus der ISS aussteigen zu wollen, um eigene Pläne für eine Raumstation zu verfolgen. Die NASA-Verantwortlichen gaben sich bei der Pressekonferenz eher zurückhaltend, was das Thema angeht. Sergei Krikalev von Roskomos blieb ebenfalls vage, wenn auch ein bisschen hoffnungsvoll: "Wir arbeiten daran, länger auf der ISS zu bleiben. Aber wir wissen noch nicht, wie lange nach 2024. Bis dahin werden wir die Arbeit auf normale Weise und in Übereinstimmung mit den internationalen Vereinbarungen fortsetzen." Die Stimmung wollen sich die Astronauten und die Kosmonauten von politischen Verstimmungen jedenfalls nicht verderben lassen. NASA-Astronaut Josh Cassada plant lustige Filmabende im All - jeden Freitag einen Streifen aus den 1980er-Jahren. Sein Kollege aus Japan will Origamipapier zum basteln mitnehmen. Und dann stellte - natürlich - ein Journalist noch die obligatorische Frage nach der letzten Mahlzeit am Boden und erwischte Kommandeurin Nicole Mann eiskalt. "Ganz ehrlich: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht." Was ziemlich überraschend sei, weil sie ziemlich viel esse. Schützenhilfe gab Crew-Kollege Josh Cassada, und man einigte sich auf Pizza. Die ist international beliebt und dagegen haben dann wahrscheinlich auch der Kollege aus Japan und die Raumfahrerin aus Russland nichts.
0amerika
Die Lufthansa muss wegen des Pilotenstreiks am Freitag 800 Flüge streichen. Das seien nahezu alle Flüge von und nach Frankfurt und München, teilte die Fluggesellschaft mit. Der Streik habe massive Auswirkungen in der Hauptrückreisezeit zum Ende der Schulferien in mehreren Bundesländern. Betroffen seien voraussichtlich 130.000 Fluggäste. Auch am Wochenende könne es vereinzelt zu Ausfällen und Verspätungen kommen. Fluggäste würden gebeten, sich über www.lufthansa.com fortlaufend zu informieren. Die Gesellschaften Eurowings und Eurowings Discover sind von dem Streikaufruf nicht betroffen und sollen planmäßig fliegen. Auch Lufthansa-Flüge von nicht-deutschen Startpunkten finden statt, sofern Flugzeuge und Crews bereits im Ausland sind.Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die mehr als 5000 Cockpitbeschäftigten von Lufthansa und Lufthansa Cargo zum ganztätigen Streik ab 0.01 Uhr am Freitag aufgerufen. Die Verhandlungen über höhere Tarifgehälter waren aus Sicht der Gewerkschaft gescheitert.Bestreikt werden sollen sämtliche Abflüge aus Deutschland der Kerngesellschaft Lufthansa sowie der Lufthansa Cargo, wie die VC mitteilte. Das habe der Vorstand nach intensiven Verhandlungen mit dem Unternehmen und auf Antrag der Tarifkommission beschlossen, sagte ein Sprecher. "Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen", sagte VC-Tarifchef Marcel Gröls. Offizieller Anlass des Arbeitskampfes sind die aus Sicht der Gewerkschaft gescheiterten Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Auch eine Sondierungsrunde hinter verschlossenen Türen und ein verbessertes Angebot des Unternehmens aus der vergangenen Woche hatten keinen Durchbruch gebracht. Zuletzt waren an diesem Mittwoch Gespräche ergebnislos geblieben. Die Lufthansa habe den Termin nicht für ein verbessertes Angebot genutzt, erklärte die VC. Sie verlangt für die rund 5000 Kapitäne und Ersten Offiziere Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich vom kommenden Jahr an. Das Unternehmen kritisierte den Streikaufruf der Piloten-Gewerkschaft. "Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC", sagte Personalvorstand Michael Niggemann am Morgen. "Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht - trotz der nachwirkenden Lasten der Corona-Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft." Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline mit der internen Bezeichnung "Cityline 2" soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.Laut VC stimmten bei der Urabstimmung in der Lufthansa-Passage 97,6 Prozent für den Arbeitskampf, bei der kleineren Lufthansa Cargo waren es sogar 99,3 Prozent. Die Beteiligung lag laut Gewerkschaft in beiden Flugbetrieben über 93 Prozent. Erforderlich war eine Zustimmung von mehr als 70 Prozent aller Stimmberechtigten. Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb von Lufthansa für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1000 Flüge aus und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. In der anschließenden Verhandlungsrunde erreichte die Gewerkschaft für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten Gehaltssteigerungen, die insbesondere in den unteren Lohngruppen deutlich zweistellig ausfielen. Der vorerst letzte Pilotenstreik bei Lufthansa endete im Februar 2017 nach 14 Runden und einer letztlich erfolgreichen Schlichtung. Der 2012 begonnene Arbeitskampf kostete die Lufthansa nach damaligen Angaben mindestens 500 Millionen Euro.
5unternehmen
Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält das Ziel eines Gasspeicherfüllstands von 90 oder 95 Prozent zum 1. November für unrealistisch. Wenn es dabei bleibe, dass durch die Gaspipeline Nord Stream 1 nur 40 Prozent der Lieferkapazität fließe, seien im besten Fall maximal 80 bis 85 Prozent zu erreichen, sagte Müller nach Angaben von Teilnehmern bei einem Krisengipfel der baden-württembergischen Landesregierung . Derzeit liege der Füllstand bei rund 66 Prozent. In einem Tweet hatte Müller diesen Stand als ordentlich bezeichnet. Das nächste Ziel sei es, zum 1. September 75 Prozent Füllstand zu erreichen.Das Ziel der Bundesregierung und der Netzagentur sei es, 20 Prozent Gas einzusparen, um sich für den Winter vorzubereiten. "Wir liegen im Moment bei etwa 14 Prozent Einsparung. Ohne zusätzliche Anstrengung kommen wir da im Winter nicht hin", sagte Müller, der per Video bei den Beratungen zugeschaltet war. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann warnte angesichts der Zahlen vor einer Spaltung der Gesellschaft. "Wenn wir in eine Gasnotlage 'reinlaufen, werden die Fliehkräfte groß sein. Größer als bei Corona, und dieses Problem haben wir ja noch zusätzlich an der Backe", sagte der Grünen-Politiker.Er betonte ebenfalls, es müsse das Ziel sein, 20 Prozent der Energie einzusparen - dann werde Deutschland nicht in eine Gasmangellage kommen. Es müsse also weitere Sparanstrengungen geben. "Wir haben es selber in der Hand. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch schaffen." Auch andere Teilnehmer des Gipfels betonten die Geschlossenheit und Stärke der Gesellschaft. Gleichzeitig warnten aber auch mehrere Redner, Deutschland stehe ein harter Winter bevor. Ein möglicher Gasmangel sei das größte Problem, aber die Verbraucher müssten sich auch auf eine "Preisexplosion" einstellen. Experten rechnen mit einer Verdoppelung bis zu einer Verdreifachung des Preises. Derweil betonte der Kreml, Russland sei "ein verantwortungsbewusster Gaslieferant". Mit Blick auf Nord Stream 1 versicherte Sprecher Dmitri Peskow, dass eine wichtige Turbine eingebaut werde, sobald Siemens Energy die dazugehörigen Dokumente übergebe. "Und dann beginnt das Pumpen in dem Umfang, der technisch möglich ist."Er wies zugleich darauf hin, dass es Störungen bei anderen Aggregaten gebe. Die Bundesregierung sieht die Moskauer Darstellung als Vorwand, um die geringeren Gaslieferungen nach Deutschland zu rechtfertigen.Allerdings erklärte Peskow in der selben Rede, die Lage könne sich jederzeit ändern, wenn die EU weiter zu Sanktionen greife.
6verbraucher
Deutschland hat zum Abschluss der Nations-League-Spielzeit mit zwei Toren gegen England geführt, lag dann zurück und spielte am Ende doch remis. Das sei, sagte Doppeltorschütze Kai Havertz im ARD-Hörfunk-Interview "vielleicht ein weiterer Tag zum Lernen".Ilkay Gündogan (52. Spielminute) und Havertz (67.) brachten Deutschland in Führung, ehe Luke Shaw (72.), Mason Mount (75.) und Harry Kane (83.) die Partie zugunsten der Engländer drehten.Vieles sprach nun für eine Niederlage der DFB-Auswahl, dann traf Havertz noch einmal (87.). Am Ende stand es 3:3 (0:0). Deutschland schließt die Nations League damit als Gruppendritter vor Absteiger England ab. Am Tag vor dem Spiel gegen die Engländer hatte der Bundestrainer Hans-Dieter Flick, den alle nur Hansi nennen, noch einmal über die Niederlage gegen Ungarn gesprochen und daraus gleich auch einen Auftrag abgeleitet. "Wir haben ein bisschen was gutzumachen", sagte Flick. Er hatte dann eine auf vier Positionen veränderte Startelf nominiert. Einer der Neuen war Jamal Musiala, er sollte mit seinen Bewegungen und seiner Technik für Überraschungsmomente sorgen. Der Plan ging auf, nur ging er nicht direkt auf. In der ersten Hälfte war Musiala noch nicht ganz so auffällig, dafür war er später umso stärker.Es begann in der 51. Spielminute, als Englands Innenverteidiger Harry Maguire im Strafraum einen Fehlpass direkt zu Musiala spielte. Als Maguire dieses Missgeschick bereinigen wollte, traf er nicht den Ball, sondern das Schienbein von Musiala. Schiedsrichter Danny Makkelie ließ zunächst weiterspielen, bekam aber ein Signal aufs Ohr und schaute sich die Szene noch einmal in Ruhe an. Dann gab er den Elfmeter, den Gündogan sicher verwandelte (52.). Eine Viertelstunde später kam es noch einmal zum Duell zwischen Maguire und Musiala - in England würden sie das sicher gerne vergessen. Maguire tauchte weit in der deutschen Hälfte mit Ball am Fuß auf, nur stibitzte ihm Musiala das Spielgerät. Es folgte ein Konter der deutschen Mannschaft, den Havertz mit einem wunderbaren Schlenzer links oben ins Eck vollendete.Dass es trotzdem nicht zum Sieg reichte für Deutschland, hatte viel mit einer Phase zu tun, die dem Bundestrainer Flick gar nicht gefallen haben dürfte. Erst fand Reece James mit einer Flanke Shaw, der am Fünfmeterraum freistehend vor Marc-André ter Stegen auftauchte und auf 1:2 verkürzte (72.). Dann tanzte der eingewechselte Bukayo Saka gleich drei deutsche Nationalspieler aus und legte ab für Mount, der mit dem rechten Fuß oben rechts ins Eck traf (75.). Und als wäre das aus Sicht des Bundestrainers Flick nicht schon Ärgernis genug, traf sechs Minuten später Nico Schlotterbeck im Strafraum nicht den Ball, sondern nur Gegenspieler Jude Bellingham. Wieder ließ Schiedsrichter Makkelie weiterspielen - und wieder revidierte er seine Entscheidung nach einem Signal und einem Besuch in der Review-Area. Beim Strafstoß von Kane war ter Stegen im richtigen Eck, trotzdem war er ohne Abwehrchance. Zu platziert war der Schuss, zu wuchtig auch. Fortan jubelten in Wembley all jene, die es mit den Engländern hielten. Nur jubelten sie nicht sehr lange. In der 87. Minute fiel tatsächlich noch der Ausgleich für Deutschland. Einen Schuss von Serge Gnabry ließ Torhüter Nick Pope nach vorne vor die Füße von Havertz abprallen, der aus kurzer Distanz vollendete. Quelle: sportschau.de
4sportschau
Auch in der neuen Woche wirkt das jüngste Signal der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), dass die hohen Zinssätze bis 2023 anhalten könnten, weiter nach. Die Aussicht auf weiter anziehende Zinsen trübt die Gewinnerwartungen der Unternehmen, die wieder deutlich mehr für Fremdkapital ausgeben müssen. Rund um den Globus ist damit die Angst vor einer zinsgetriebenen Rezession verbunden. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte weitere 1,1 Prozent ein.Am Freitag war der Dow Jones bereits um 1,6 Prozent auf 29.590 Punkte gefallen - damit lag er rund 20 Prozent unter seinem Rekordstand von Anfang Januar. Für charttechnisch orientierte Anleger ist das ein schlechtes Omen, das den Eintritt in einen sogenannten Bärenmarkt markiert, in dem die Pessimisten das Ruder übernehmen. Der Technologiewerteindex Nasdaq 100 verlor unterdessen moderatere 0,5 Prozent.Der deutsche Aktienmarkt litt vor allem unter den zunehmenden Hinweisen auf eine bevorstehende Rezession. Der DAX schloss nach einer wechselvollen Sitzung 0,46 Prozent tiefer. Der ifo-Geschäftsklimaindex, Deutschlands wichtigster Konjunkturfrühindikator, brach im September auf 84,3 Punkte ein. Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2020. Experten hatten mit einer Eintrübung gerechnet, allerdings nur auf 87 Punkte. "Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession", kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest."Dieser wichtige Frühindikator deutet mehr denn je auf eine Rezession im Winterhalbjahr", ist auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, überzeugt. "Deutschland ist durch die massiv verteuerten Energieimporte ärmer geworden. Wir stehen vor einem wirtschaftlich schwierigen Winter." Auch die so genannte Gemeinschaftsdiagnose der vier führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, die offiziell am Donnerstag vorgelegt wird, geht offenbar von einer Rezession aus. In ihrer Konjunkturprognose erwarten die Experten für 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent, wie das "Handelsblatt" aus Regierungskreisen erfuhr. Für 2022 prognostizieren sie nur noch ein kleines Wachstum von 1,4 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Institute noch mit einem Wachstum von 2,7 Prozent in diesem und von 3,1 Prozent im kommenden Jahr gerechnet. Die deutsche Wirtschaft wird aber zunehmend von der Energiepreiskrise belastet.Doch nicht nur fundamental, auch technisch haben sich die Aussichten für den DAX zuletzt deutlich eingetrübt. Mit seinem Rutsch auf ein neues Jahrestief von 12.180 Punkten am vergangenen Freitag hat der Index ein Verkaufssignal gesendet und signalisiert einen intakten Abwärtstrend. Investoren sollten daher die Unterseite im Blick behalten: "Die nächste wichtige Unterstützung ergibt sich erst wieder in Form des Tiefs vom Oktober 2020 bei 11.450 Punkten", betont Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC.Auf den Rechtsruck bei der Italien-Wahl haben die Rentenmärkte recht gelassen reagiert. Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gegenüber Bundespapieren stiegen am Morgen um bis zu sechs Basispunkte und damit eher moderat. "Die Mehrheit der Anleger hatte den Erfolg der rechten Parteien erwartet und den Ausgang bereits im Vorfeld weitestgehend eingepreist. Auch sind die Investoren insofern erleichtert, dass das rechte Bündnis eine verfassungsändernde Zweidrittelmehrheit verpasst hat", erklären die Experten der DZ Bank.Weitaus turbulenter ging es heute am Devisenmarkt zu. Das angekündigte Fiskalpaket der neuen britischen Regierung löste einen Ausverkauf beim britischen Pfund aus. Die britische Währung stürzte auf ein Rekordtief von 1,0350 Dollar ab. Die Experten der Commerzbank sprachen von einem "Truss-Schock". Spekulationen auf eine außerplanmäßige Zinserhöhung der Bank von England sorgten dann wieder für eine Erholung des Pfundes. "Die große Sorge ist jetzt, dass die Bank of England gezwungen sein wird, in den nächsten Tagen mit einer Not-Zinserhöhung auf den Absturz des Pfunds zu reagieren", sagte Rob Gill vom Hypothekenmakler Altura Mortgage Finance. "Eine Währung im freien Fall, steigende Kreditkosten und eine Regierung und eine Zentralbank, die nicht an einem Strang ziehen, sind der Stoff, aus dem eine Bananenrepublik gemacht ist."Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend fort. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 84,13 Dollar. Damit ist der Brent-Preis erstmals seit Januar unter 85 Dollar gefallen. Grund sind die zunehmenden Rezessionserwartungen. Eine schwächere Wirtschaftsentwicklung dämpft auch die Nachfrage nach Rohöl. Hinzu kommt der starke US-Dollar, der Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer macht.Trotz der herrschenden Risikoaversion an den Finanzmärkten musste der Goldpreis auch zum Wochenstart Federn lassen. Das gelbe Edelmetall leidet weiter unter den weltweit steigenden Zinsen, die andere risikoarme Anlagen zunehmend attraktiv werden lassen. Mit Notierungen unter 1624 Dollar erreichte der Goldpreis Tiefststände, die seit dem Frühjahr 2020 nicht mehr zu sehen waren.Die Nachrichten vom voraussichtlich größten Börsengang des Jahres am Donnerstag halfen dem Gesamtmarkt zeitweilig ins Plus. Volkswagen kann die Aktien der Porsche AG beim bevorstehenden Börsengang offenbar am oberen Ende der Preisspanne ausgeben. Eine der beteiligten Banken teilte mit, Aufträge unterhalb von 82,50 Euro je Aktie würden möglicherweise nicht berücksichtigt. Die Emission sei auf diesem Niveau mehrfach überzeichnet. Wegen der hohen Nachfrage will Volkswagen die Bücher offenbar schon morgen schließen und nicht erst am Mittwoch. Der bisherige Alleineigentümer des Stuttgarter Sportwagenherstellers bietet 113,9 Millionen Porsche-Vorzugsaktien in einer Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro an.Gegen den Trend konnten zahlreiche Technologiewerte wie SAP im DAX oder Aixtron im MDAX zulegen. Nach dem Kursrutsch sehen die Strategen von JPMorgan bei Wachstumswerten wie etwa im Bereich der Technologie einen taktischen Einstiegszeitpunkt gekommen. "Jetzt, wo die Kurse hier nach unten gehandelt wurden, könnte sich eine Gelegenheit für einen neuen taktischen Aufschwung ergeben", schrieb der Analyst Mislav Matejka von der US-Bank in einer Strategiestudie. Der Energiekonzern RWE hat in den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Vertrag über die erste Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) Ende Dezember unterzeichnet. Die Vereinbarung mit der staatlichen Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) sieht die Lieferung von rund 140.000 Kubikmeter Gas vor - die erste Lieferung, die über das schwimmende LNG-Importterminal in Brunsbüttel abgewickelt wird. RWE sprach von einem "Meilenstein" für den Aufbau einer LNG-Versorgungsinfrastruktur in Deutschland und einer diversifizierten Gasversorgung. Volkswagen und der belgische Recycling-Konzern Umicore investieren gemeinsam drei Milliarden Euro in den Aufbau von Produktionskapazitäten für Batteriematerialien. Dazu gründeten die VW-Tochtergesellschaft PowerCo, in der der Wolfsburger Konzern seine Batterieaktivitäten zusammengefasst hat, und der belgische Konzern ein Gemeinschaftsunternehmen, wie die beiden Partner heute mitteilten.Wegen der hohen Nachfrage nach dem ID.Buzz denkt die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter VWN über eine Ausweitung von Teilen der Produktion nach. Viele Kunden müssen aber wohl erst einmal noch eine Weile auf die bestellten Elektrobusse warten. "Wir könnten uns allerdings gut vorstellen, eine Drehscheibe für den ID.Buzz in einem unserer beiden Werke in Polen einzurichten", deutete der Markenchef Carsten Intra an. Der Wohnungskonzern Vonovia will sein Wachstum künftig auch durch externe Investoren finanzieren. "Die alte Art der Akquisitionsfinanzierung, also Ausgabe neuer Aktien, verbietet sich bei dem niedrigen Aktienkurs", sagte Konzernchef Rolf Buch der "Börsen-Zeitung". An den Beständen in Schweden und Baden-Württemberg sollen Partner beteiligt werden. Nach dem Kursverfall der vergangenen Monate kehren immer mehr Anleger zu Uniper zurück. Die Aktie des Gasversorgers konnte um 22,7 Prozent auf 4,34 Euro zulegen, nachdem sie in der vergangenen Woche auf ein Rekordtief von 2,55 Euro gefallen war. Das Unternehmen war wegen ausbleibender russischer Lieferungen in Schieflage geraten und wird verstaatlicht. Die Papiere von Varta, die am Freitag wegen gekippter Gesamtjahresziele um mehr als ein Drittel eingebrochen waren, gaben weiter nach. Sie verloren 4,2 Prozent und notieren nun so tief wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Analyst Robert-Jan van der Horst von Warburg Research kommentierte, kurzfristig sei zwar nach dem Kursrutsch kein positiver Nachrichtenfluss zu dem Batteriehersteller zu erwarten, längerfristig sollten die negativen Nachrichten aber bekannt sein. Der Experte senkte das Kursziel für den MDAX-Titel von 65,20 auf 53,00 Euro.Der US-Handy-Hersteller Apple wird sein neuestes Smartphone iPhone 14 in Indien bauen. "Die neue iPhone 14-Reihe führt bahnbrechende neue Technologien und wichtige Sicherheitsfunktionen ein. Wir freuen uns, das iPhone 14 in Indien herzustellen", teilte Apple heute mit. Analysten von JPMorgan erwarten, dass Apple ab Ende 2022 etwa fünf Prozent der iPhone-14-Produktion nach Indien verlagern wird, das nach China der zweitgrößte Smartphone-Markt der Welt ist.Katar beteiligt den französischen Energiekonzern TotalEnergies an einem weiteren Bereich eines Flüssiggasprojekts, mit dem das arabische Land seine Exportfähigkeit an Flüssiggas (LNG) erheblich steigern will. Der französische Konzern wird damit in dem nach eigenen Angaben weltgrößten Flüssiggasprojekt der erste internationale Partner von Katar. Der Billigflieger Ryanair will angesichts von teurem Sprit die Preise anheben. "Der durchschnittliche Preis für ein Ryanair-Ticket dürfte in fünf Jahren von 40 auf 50 Euro steigen", sagte Deutschland-Chef Andreas Gruber der Deutschen Presse-Agentur. Mit der angekündigten Preiserhöhungen steht Ryanair nicht alleine da: Die Lufthansa hat in den vergangenen Monaten bereits von teureren Tickets profitiert und für das weitere Jahr höhere Flugpreise angekündigt.
2finanzen
Das deutsche Recht setzt eine europäische Richtlinie um. Danach hat ein Kriegsdienstverweigerer unter bestimmten Bedingungen ein Anrecht auf Asyl. Im Grundsatz gilt: Nicht jede Art der Kriegsdienstverweigerung führt zu einer asylrechtlichen Anerkennung. Denn: "Nach dem Völkerrecht hat jeder Staat das Recht, eigene Angehörige zum Kriegs- oder Wehrdienst heranzuziehen“, so Winfried Kluth. Kluth ist Professor für öffentliches Recht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und spezialisiert auf Asylrecht. Die Grenze besteht dort, wo Menschen, die zum Kriegsdienst verpflichtet wurden, mit hoher Wahrscheinlichkeit an Kriegsverbrechen teilnehmen müssen. Das hat der europäische Gerichtshof in einer Grundsatzentscheidung festgelegt (26.2.2015, C-472/13)."Und nach allem, was wir über die russische Kriegsführung in der Ukraine wissen, besteht ja eine hohe Wahrscheinlichkeit, an Verbrechen mitzuwirken", so Kluth. Dabei müsse diese Mitwirkung nicht unmittelbar erfolgen. Es genüge, wenn der Asylsuchende etwa als Fahrer eingesetzt wird. In dem konkreten Fall vor dem EuGH ging es um einen US-amerikanischen Soldaten, der in Deutschland stationiert war. Als ausgebildeter Wartungstechniker für Hubschrauber sollte er an dem Irak-Krieg teilnehmen.  Er verließ jedoch die Armee, da er den damaligen Krieg für rechtswidrig hielt. Er wollte nicht mehr an den Kriegsverbrechen teilnehmen, die dort nach seiner Ansicht begangen wurden. Auch wenn es ein ganz anderer Krieg war, dürften die Grundsätze übertragbar sein. "Aus Sicht des EuGH genügte es also, als Mechaniker eines Helikopters am Krieg teilnehmen zu müssen, um Asyl in Deutschland zu erhalten. Im Falle russischer Kriegsdienstverweigerer wäre dies deshalb auch so", glaubt Kluth. Ausschlaggebend ist jedoch immer eine Prüfung im Einzelfall.Nach Ansicht von Kluth nicht unbedingt. "Eine normale Sanktion wird völkerrechtlich zugelassen, weil ja anerkannt wird, dass ein Staat seine Bürger grundsätzlich zu Verteidigungszwecken verpflichten kann." Relevant würde es nach den Maßstäben der Genfer Flüchtlingskonvention dann, wenn die Strafe unverhältnismäßig hoch ist oder willkürlich verhängt wird - etwa wenn Straflager angeordnet wird. Um einen Asylantrag in Deutschland stellen zu können und somit eine Entscheidung im Einzelfall überhaupt zu erlangen, müssten Betroffene erst einmal nach Deutschland einreisen können. Dafür ist aber ein Visum nötig, etwa aus humanitären Gründen.  Ein derartiges Visum könnte die Bundesregierung russischen Kriegsdienstverweigerern erteilen - was bislang in Europa und in Deutschland in der Regel nicht geschieht. Sollten solche Visa vergeben werden, wäre das für Kluth "eine politische Kehrtwende um 180 Grad." Rudi Friedrich arbeitet für den Verein Connection e.V., der Kriegsdienstverweigerer berät und unterstützt. Hauptprobleme für flüchtige Russen sieht er in den geschlossenen EU-Grenzen: "Wir fordern deshalb die Chance auf ein Visum, um überhaupt ins Land zu kommen und Schutz für Wehrdienstflüchtige." Nach Angaben des Vereins, der sich auf Rosstat bezieht, haben 420.000 Menschen Russland im ersten Halbjahr 2022 verlassen. Davon seien 100.000 Männer auf irgendeine Weise Militärdienstpflichtig gewesen. Asyl in der Europäischen Union hätten jedoch lediglich 1000 Menschen beantragt, der Rest sei in andere Länder geflohen. Länder, in denen keine Visumpflicht bestünde, wie etwa Armenien.Neben dem Asylverfahren könnte die EU noch andere Maßnahmen ergreifen, bei denen keine Einzelfallprüfung nötig ist. Zum Beispiel könnte sie bestimmten Personengruppen einen vorübergehenden Schutz gewähren. Dort reicht die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe aus, wie etwa bei den Geflüchteten aus der Ukraine. Als Alternative zum Asylverfahren könnte auch ein Sonderaufnahmeprogramm für russische Kriegsdienstverweigerer in Frage kommen - wie etwa für die russischen Medienschaffenden oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ob man so etwas will, ist eine politische Frage.
3innenpolitik
Der Taifun "Nanmadol" soll im Südwesten Japans mindestens einen Menschen das Leben gekostet haben. Mindestens 60 Menschen sollen verletzt worden sein. Dem Fernsehsender TBS zufolge wurde ein Mann bewusstlos aus seinem überschwemmten Auto geborgen und später für tot erklärt. Ein Mensch wurde der Nachrichtenagentur AP zufolge außerdem vermisst, nachdem ein Haus von einem Erdrutsch erfasst worden war. Der Wirbelsturm traf am Sonntag in der Region Kyushu auf Land, ließ Flüsse über die Ufer treten und überschwemmte Straßen und Häuser. Der inzwischen 14. Taifun der Saison gilt als beispiellos gefährlich. "Nanmadol" erreichte nach Angaben der japanischen Wetterbehörde Windgeschwindigkeiten von knapp 110, in den Böen sogar 160 Kilometern pro Stunde. Zehntausende Menschen verbrachten die Nacht in Turnhallen und anderen Notunterkünften, weil gefährdete Häuser vorsorglich evakuiert worden waren. Hochgeschwindigkeitszüge und Fluggesellschaften stellten den Betrieb ein. Die Behörden warnten vor der Gefahr durch Erdrutsche und steigende Pegel in Flüssen. Mehr als vier Millionen Haushalte auf Kyushu und im Westen Japans waren aufgerufen, sich vor den Sturmböen und heftigen Regenfällen in Sicherheit zu bringen. In Hunderttausenden Haushalten fiel zeitweise der Strom aus. Der öffentliche Verkehr war beeinträchtigt, Hunderte Flüge mussten gestrichen werden. Im Südwesten des Landes blieben Lebensmittelgeschäfte und Lieferdienste vorübergehend geschlossen. Einige Autobahnen wurden gesperrt, die Mobilfunkverbindungen waren teilweise gestört. Das japanische Fernsehen zeigte Bilder von umgestürzten Bäumen, beschädigten Hausfassaden und überschwemmten Straßen. Später schwächte sich der Taifun zu einem Tropensturm ab und drehte in Richtung Norden. Es wird erwartet, dass er am Dienstag auf der Hauptinsel Honshu, auf der auch die Hauptstadt Tokio liegt, für starke Regenfälle sorgen wird. In den vergangenen Wochen hatten wiederholt starke Niederschläge weite Teile des Inselreiches heimgesucht und teils schwere Überschwemmungen verursacht. Naturgewalten wie Erdbeben und Taifune sind in Japan nicht ungewöhnlich. Infolge der globalen Klimaerwärmung nehmen heftige Regenfälle in dem Inselstaat aber zu. Dadurch kommt es in dem bergigen Land auch immer häufiger zu Erdrutschen.
1asien
"Hinnamnor" war der elfte und bislang stärkste Taifun über Südkorea in diesem Jahr: Wie Medien des Landes berichteten, wurden durch den Taifun und seine Folgen mindestens zehn Menschen getötet. Sieben Todesopfer gab es allein in einer überschwemmten Tiefgarage in der südöstlichen Küstenstadt Pohang. Neun Personen seien dort bei einer längeren Rettungsaktion aus der Tiefgarage geborgen worden. Zwei von ihnen waren demnach bei Bewusstsein und überlebten, sieben wurden leblos gefunden und später für tot erklärt. Sie hätten versucht, ihre Fahrzeuge vor den Wassermassen zu retten. Zuvor war bereits von drei Todesopfern infolge des Taifuns berichtet worden. Der Taifun hatte am Dienstagmorgen das Festland erreicht. In den am stärksten betroffenen Gebieten im Süden des Landes wurden Straßen und Felder überflutet und zahlreiche Gebäude sowie andere Infrastruktur beschädigt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, fast 90.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Südkorea hatte zuvor eine Taifun-Warnung ausgegeben und zahlreiche Schutzvorkehrungen getroffen, etwa die Schließung von Schulen und Kindergärten. Hunderte von Inlandsflügen wurden gestrichen, viele Fischerboote mussten in den Häfen bleiben. Nach zweieinhalb Stunden mit heftigem Wind und starkem Regen zog der Sturm von Südkorea aus weiter in nordöstlicher Richtung. Die koreanische Halbinsel wird jeden Sommer und Frühherbst von Wirbelstürmen getroffen. Durch den Klimawandel gibt es nach Experteneinschätzung zwar nicht mehr tropische Wirbelstürme pro Jahr, sie sind aber teilweise stärker und zerstörerischer.
1asien
Mit dem Urteil gegen einen ehemaligen Anführer der Roten Khmer in Kambodscha hat das Sondergericht zur Ahndung der Verbrechen des mörderischen Pol-Pot-Regimes nach 16 Jahren seine Arbeit beendet. Das von den Vereinten Nationen gestützte Tribunal in Phnom Penh lehnte den Berufungsantrag des letzten Überlebenden der damaligen Staatsführung, Khieu Samphan, ab.Der heute 91-Jährige ist der letzte überlebende ranghohe Vertreter der Roten Khmer. 2018 war er wegen des Völkermords an ethnischen Vietnamesen verurteilt worden - die Ermordung der kambodschanischen Bevölkerung wurde nicht als Genozid eingestuft. Im vergangenen Jahr hatte er dagegen Berufung eingelegt. Er hat stets bestritten, in die ihm zur Last gelegten Taten verwickelt gewesen zu sein.Richter Kong Srim wies in seinem Urteil die Versicherungen des ehemaligen Staatschefs zurück. Khieu Samphan habe "direkte Kenntnis von den Verbrechen gehabt" und das Ziel der anderen führenden Vertreter der Roten Khmer geteilt, sagte der Vorsitzende der außerordentlichen Kammer des Obersten Gerichts. Das Gericht weise deshalb die Argumente der Verteidigung zurück.Selbst bei einem Freispruch wäre Khieu Samphan aber im Gefängnis geblieben, da er bereits 2014 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Das Urteil wurde 2016 bestätigt. Khieu Samphan wohnte der zweieinhalbstündigen Urteilsverkündung im Rollstuhl bei. An ihr nahmen auch ungefähr 500 Angehörige von Opfern, Überlebende, Diplomaten sowie Vertreter der kambodschanischen Regierung teil. Gerichtssprecher Nth Pheaktra sprach anschließend von einem "historischen Tag".Das Tribunal zur Aufarbeitung der Herrschaft der Roten Khmer unter Diktator Pol Pot war 2006 gegründet worden. Insgesamt hat das Gericht drei mutmaßliche Drahtzieher der Roten Khmer schuldig gesprochen und verurteilt: Den 2019 gestorbenen Chefideologen Nuon Chea, den 2020 gestorbenen früheren Chef des Foltergefängnisses S-21, Kaing Guek Eav alias Duch und Ex-Staatschef Khieu Samphan.Berichten zufolge sollen die Gerichtskosten mehr als 330 Millionen Euro betragen haben. Gegen vier Verdächtige, bei denen es sich um Rote-Khmer-Funktionäre mittleren Rangs gehalten haben soll, wurde wegen Differenzen unter den Juristen des Gerichts kein Prozess abgehalten.Das Tribunal war so aufgebaut, dass kambodschanische und internationale Juristen zusammenarbeiteten. Damit es zu einem Prozess kam, mussten sie sich einig werden. Die internationalen Vertreter wollten die vier Verdächtigen vor Gericht stellen.Doch die Kambodschaner lehnten das ab, nachdem der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen erklärt hatte, es werde keine weiteren Strafverfolgungen geben, weil diese zu Unruhen führen könnten. Hun Sen, der seit 37 Jahren in Kambodscha regiert, war einst selbst ein Kommandeur der Roten Khmer mittleren Rangs gewesen.Nach dem Abschluss seines letzten Falls wird sich das Sondertribunal voraussichtlich in drei Jahren auflösen.
1asien
Mit einem Appell zur Abschaffung aller Atomwaffen in der Welt hat die japanische Stadt Nagasaki der Opfer des Atombombenabwurfs vor 77 Jahren gedacht. Angesichts der weltweiten Sorgen, Russland könnte bei seinem Angriffskrieg in der Ukraine womöglich Atomwaffen einsetzen, forderte Bürgermeister Tomihisa Taue die Atomwaffenstaaten zum Handeln auf. Sie sollten konkrete Wege aufzeigen, die Waffen abzuschaffen, forderte Taue bei einer Gedenkzeremonie im Friedenspark von Nagasaki. Zugleich müsse sich Japan für eine atomwaffenfreie Zone in Nordostasien einsetzen, erklärte Taue. Russlands Krieg gegen die Ukraine habe der Welt gezeigt, dass ein weiterer Atomangriff nicht "grundlos", sondern "eine greifbare und gegenwärtige Krise" sei. "Wir müssen einsehen, dass uns Atomwaffen zu entledigen die einzige realistische Möglichkeit ist, die Erde und die Zukunft der Menschheit zu schützen", sagte Taue. Der Glaube, dass man Atomwaffen nicht zum tatsächlichen Einsatz, sondern zur Abschreckung besitzen könne, "ist ein Hirngespinst, nichts weiter als eine bloße Hoffnung". Auch der japanische Premierminister Fumio Kishida äußerte sich und sagte, Japan werde seine "lange Geschichte des Nichteinsatzes von Atomwaffen fortsetzen und Nagasaki weiterhin zum Ort des letzten Atombombenanschlags machen". Es dürfe nach Nagasaki keinen weiteren Ort eines Atomwaffenangriffs geben. Kishida ist in Hiroshima aufgewachsen, dort befindet sich auch sein Wahlkreis. Um 11.02 Uhr, dem Zeitpunkt, als am 9. August 1945 die von einem US-Bomber abgeworfene Atombombe "Fat Man" über Nagasaki explodierte, legten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung eine Schweigeminute ein. Allein in Nagasaki wurden damals etwa 70.000 Menschen getötet, 75.000 weitere verletzt. Drei Tage zuvor hatten die USA bereits Hiroshima durch eine Atombombe mit geringerer Sprengkraft verwüstet. Unter dem Eindruck der Zerstörungen kapitulierte das Kaiserreich Japan am 15. August 1945. Hiroshima und Nagasaki wurden als die ersten von einer Atombombe verwüsteten Städte weltweit als Symbol für den Frieden bekannt.
1asien
Der Double Asteroid Redirection Test (DART) ist der erste Versuch in der Raumfahrtgeschichte, einen Asteroiden von seiner Flugbahn abzulenken. Einfach formuliert schießt die NASA mit einem sehr schnellen, satellitenähnlichen Würfel von gerade mal gut einem Meter Größe auf ihn. Die Mission trägt daher abgekürzt auch passenderweise den Namen DART. Entwickelt wurden die Mission und das kleine Raumfahrzeug vom Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins-Universität in Zusammenarbeit mit der NASA. Kostenpunkt: mehr als 300 Millionen US-Dollar.Seinen Anfang nahm die Mission bereits am 24. November 2021. An diesem Tag startete DART an der Spitze einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ins Weltall. Seitdem befindet sich der kleine Würfel auf dem Weg zu dem 163 Meter großen Asteroiden Dimorphos, der in einem Orbit um den noch größeren Asteroiden Didymos kreist. Elf Millionen Kilometer liegen zwischen der Erde und dem Doppel-Asteroiden. DART soll um 19:14 Uhr Ostküstenzeit (1:16 Uhr MESZ) Dimorphos mit rund 23.800 Kilometern pro Stunde treffen, zerschellen und durch die Kraft des Aufpralls die Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos verändern. Die Weltraumforscher sind sich sicher, dass sie dadurch auch die Flugbahn des Asteroidenpaares ändern werden. Beide Asteroiden würden also von ihrem bisherigen Weg durchs All abgelenkt.Das DART-Raumfahrzeug findet sein Ziel dabei automatisch mithilfe von hochauflösenden Kameras, die immer wieder die Entfernung, Größe und Form des Asteroiden analysieren und die Flugbahn des Würfels anpassen, um das Ziel nicht zu verfehlen. Um den Aufprall beobachten und Messdaten sammeln zu können, fliegt ein kleiner Satellit, den die italienische Raumfahrtagentur entwickelt hat, hinterher.Gelingt dieser Test, hätte die NASA einen zentralen Bestandteil ihres planetaren Verteidigungssystems erstmals erfolgreich durchgeführt. Hinter DART steckt nämlich das Ziel, die Erde vor gefährlichen Asteroiden- oder Kometeneinschlägen schützen zu können, indem sie nicht zerstört, sondern von der Erde weggeleitet werden.Ob DART erfolgreich war, werden die Forscher frühesten drei Tage nach dem Aufprall wissen. 2024 soll dann eine weitere Mission ins All starten, um die beiden Asteroiden genauer zu untersuchen.
0amerika
Nur noch wenige Banken und Sparkassen bieten Girokonten ohne Bedingungen kostenlos an. Das hat eine aktuelle Erhebung der Zeitschrift "Finanztest" ergeben, die zur Stiftung Warentest gehört. Auch Girokonten mit geringen Grundgebühren werden seltener. Insgesamt 432 Konto-Modelle von 165 Banken und Sparkassen haben die Tester überprüft. Davon waren nur noch zwölf Gehalts- oder Rentenkonten ohne Bedingungen kostenlos. Vor einem Jahr waren es noch 14. Als kostenlos definiert die Stiftung Warentest Konten, bei denen keine Grundgebühr erhoben wird und Kontoauszüge, Buchungen, die Girocard und das Geldabheben am Automaten im eigenen Bankenpool ohne Gebühren möglich sind. Außerdem darf es keine Bedingungen, wie etwa einen regelmäßigen Geld- und Gehaltseingang in einer bestimmten Höhe, geben.Auch die Zahl der "günstigen" Konten geht zurück - sie sank von 77 auf 67. Darunter versteht Finanztest Konten, deren Grundgebühr maximal 60 Euro pro Jahr beträgt. Die teuerste ausgewertete Kontoführung kostet 360 Euro im Jahr. Die Stiftung Warentest, die in staatlichem Auftrag derzeit eine kostenlose Webseite zum Girokontenvergleich betreibt, wertete die Konditionen von Gehalts- und Rentenkonten mit Gültigkeit bis 31. August aus. Untersucht wurden alle bundesweiten Institute sowie Direkt- und Kirchenbanken, alle Sparda- und PSD-Banken und die größten Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken in jedem Bundesland. Sie decken, gemessen an der Bilanzsumme, etwa 70 Prozent des Marktes ab. Laut der Zeitschrift werden von den Banken mittlerweile auch Gebühren auf bislang kostenlose Dienste erhoben. So werde inzwischen die Girocard bepreist, sagt Finanztest-Expertin Heike Nicodemus. Anzeichen für neue kostenlose Girokonten sieht Nicodemus trotz steigender Zinsen im Euroraum derzeit nicht. "Der Trend geht momentan eher in die andere Richtung." Laut den Testern sind die vorgeschriebenen Entgeltinformationen für Kunden auf der Homepage oft sehr schwer zu finden und häufig nicht aktuell.Viele Banken tun sich auch schwer, unrechtmäßige Gebührenerhöhungen aus den vergangenen Jahren zu korrigieren. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im vergangenen Jahr geurteilt, dass Kreditinstitute bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Geldhäuser mussten daher nachträglich um Zustimmung zu aktuellen Gebühren bitten. Zudem können Bankkunden Gebühren zurückfordern, die Institute ohne ausdrückliche Einwilligung erhoben haben. Bei der Umsetzung des Urteils gibt es allerdings weiterhin Ärger. So gingen bei der Finanzaufsicht BaFin allein von April bis Juni rund 200 Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein, wie die Behörde mitteilte. Es ging dabei insbesondere um Frage der Erstattung von Gebühren. In den ersten drei Monaten dieses Jahres zählte die BaFin 750 Beschwerden.
6verbraucher
Die Einstellung der russischen Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 wird die Einspeicherung von Gas in die deutschen Speicher zwar bremsen, aber nicht stoppen. Die Gasspeicherbetreiber rechnen damit, dass trotz Lieferunterbrechung aus Russland weiterhin Erdgas in Deutschland eingespeichert werden kann. Dies könne aber in leicht reduzierten Umfang geschehen, wie der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), Sebastian Bleschke, der Nachrichtenagentur dpa sagte. Der Staatskonzern Gazprom hatte angekündigt, wegen Wartungsarbeiten vom 31. August bis zum 2. September kein Gas nach Deutschland zu pumpen. Danach sollen laut Gazprom täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat. Die Lieferungen aus Russland machten in den vergangenen Tagen aber bereits nur noch einen Teil der eingespeicherten Mengen aus. Am Samstag etwa wurden nach Angaben der Europäischen Gasspeicherbetreiber in Deutschland rund 1336 Gigawattstunden Erdgas eingespeichert. Über Nord Stream 1 flossen an diesem Tag etwa 347 Gigawattstunden russisches Erdgas nach Deutschland. Zum Vergleich: Aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden kamen am Samstag nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2750 Gigawattstunden Erdgas nach Deutschland. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Nur ein Teil des importierten Gases wird eingespeichert, alles andere wird direkt über ein zusammenhängendes Gas-Fernleitungsnetz und auf lokaler Ebene dann über Verteilnetze zu den Verbrauchern geleitet. Die Folgen der angekündigten Wartung von Nord Stream 1 durch Russland lassen sich der Bundesnetzagentur zufolge noch nicht abschätzen. "Wir werden sehen, was die Konsequenzen dieser Wartung sind", sagte der Chef der Regulierungsbehörde, Klaus Müller, gestern. "Das kann noch niemand vorhersagen", fügte er hinzu. Es würde aber der Versorgungssicherheit in Deutschland helfen, wenn auch danach mindestens 20 Prozent der Kapazität weiter durch die Pipeline fließen würden. "Ob das der Fall sein wird, wissen wir nicht." Ob Gazprom die Lieferungen tatsächlich wieder aufnimmt, ist offen. Russland hatte vor wenigen Tagen mit einem kompletten Stopp der Gaslieferungen nach Deutschland gedroht, ein derartiges Embargo wäre angesichts der "unbegründeten Anschuldigungen gegen Russland bezüglich der Energiekrise in Europa und des Verbots von Nord Stream 2" gerechtfertigt, erklärte der russische Vize-Regierungschef Alexander Nowak im staatlichen Fernsehen. "Wir haben das volle Recht, eine 'spiegelgerechte' Entscheidung zu treffen und ein Embargo zu verhängen." Die deutschen Gasspeicher sind mittlerweile zu rund 83 Prozent gefüllt. Eine Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85 Prozent und am 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein sollen. "Das Füllstandsziel von 95 Prozent ist sicherlich herausfordernd. Bei einem kompletten Ausfall von Nord Stream wäre es noch ein bisschen schwerer, das zu erreichen", so Verbandschef Bleschke. Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen erreichen, dass die Gasspeicher in Deutschland zu Beginn der Heizperiode fast voll sind. Deutschland soll damit im Winter besser gegen einen Totalausfall russischer Lieferungen gewappnet sein. Die bei einem Füllstand von 95 Prozent gespeicherte Gasmenge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch der beiden Monate Januar und Februar 2022.
6verbraucher
Mit Helmen, Panzerfäusten und Handgranaten ging es los, doch inzwischen hat Deutschland auch schwere Waffen an die Ukraine geliefert. Da ist zuerst der Gepard zu nennen: 20 dieser Flakpanzer hat die Regierung in Kiew mittlerweile bekommen. Zehn weitere sollen folgen. So steht es auf einer Liste, die die Bundesregierung regelmäßig aktualisiert. Bei den Geparden handelt es sich um ausgemusterte Panzer, die die Industrie instandgesetzt hat. Außerdem hat Deutschland zehn Panzerhaubitzen 2000 geliefert - aus Bundeswehrbeständen. Das schwere Artilleriegeschütz gilt als hochmodern. Es ähnelt einem Panzer, wird aber formal nicht zu dieser Waffenkategorie gezählt. Darüber hinaus auf der Liste der gelieferten Systeme: drei Mehrfachraketenwerfer MARS mit Munition. Damit können die ukrainischen Einheiten Ziele bekämpfen, die bis zu 84 Kilometer entfernt sind. Neu dazugekommen ist vor Kurzem das Ortungsradar Cobra. Das System ermöglicht es, gegnerische Artilleriestellungen ausfindig zu machen. Und auch drei Bergepanzer wurden mittlerweile geliefert. Auf das Luftverteidigungssystem Iris-T wartet die Regierung in Kiew noch. Wie der Gepard kommt es aus deutschen Industriebeständen. Für diese Art der Waffenlieferungen hat die Bundesregierung einen eigenen Geldtopf eingerichtet - die sogenannte Ertüchtigungsinitiative. Zwei Milliarden Euro stehen im laufenden Jahr zur Verfügung.
3innenpolitik