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mlsum_de-train-1500
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Die Bikerszene wünscht sich eine schöne Saison 2010, die gebeutelte Motorradindustrie dagegen steigende Verkaufszahlen. BMW hat sich richtig ins Zeug gelegt und stellt mit der S 1000 RR das mit 193 PS stärkste Supersportmotorrad der Welt auf die Räder. Der Überflieger ist mit vier verschiedenen Fahrmodi versehen, die den weiß-blauen Renner bei Bedarf zähmen oder ihn von der Leine lassen. Gegen Aufpreis ist die S 1000 RR mit den hochwirksamen elektronischen Hilfen Race-ABS und Traktionskontrolle zu haben, womit sie aller Erfahrung nach vom Kunden auch ausgestattet wird. Dann erhöht sich der Basispreis von stolzen 15.500 Euro auf gut 17.000 Euro. Dem Verkaufserfolg wird dies jedoch keinen Abbruch tun, da die einst schier übermächtige japanische Konkurrenz in diesem Jahr keinen wirklich neuen Supersportler an den Start schiebt.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/motorradsaison-2010-das-prinzip-hoffnung-1.23849
Motorradsaison 2010 - Das Prinzip Hoffnung
00/03/2010
Die Bikerszene wünscht sich eine schöne Saison 2010, die gebeutelte Motorradindustrie dagegen steigende Verkaufszahlen.
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mlsum_de-train-1501
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Die Biker holen ihre Maschinen wieder aus der Garage - und wir stellen die neuesten Modelle für diesen Frühling vor. Langsam wird es wärmer, der letzte Schnee schmilzt und die ersten Schneeglöckchen zeigen sich. Auch im motorradaffinen Menschen sorgt der Frühling für einen steigenden Zwei- und Viertakt-Puls. Selbst wenn es draußen noch ungemütlich ist, schleicht sich nun so mancher Biker in die Garage, tätschelt den Tank oder streicht über die Sitzbank, um auf diese Weise die quälende Wartezeit bis zur ersten Ausfahrt des Jahres etwas erträglicher zu gestalten. Andere kompensieren ihre Leidenschaft mit intensiver Lektüre von Fachpublikationen. Und besonders Ungeduldige machen sich daran, ihr Motorrad aus dem Winterschlaf zu wecken, um bei passender Gelegenheit die erste Tour nach der langen Winterpause sofort starten zu können. Dass dieser Lust-Entzug viel mehr Menschen trifft als gedacht, belegen die gestiegenen Besucherzahlen der Frühjahrsmessen in München und Dortmund; das Interesse hierzulande scheint ungebrochen. Die Industrie, die 2009 unter stark rückläufigen Umsätzen zu leiden hatte, lässt das hoffen: Insgesamt verkauften die Hersteller mit 86.305 Motorrädern fast 17 Prozent weniger als im Jahr zuvor - und schon da waren die Zahlen schlecht. In diesem Jahr tat der lange Winter ein Übriges, sodass in den ersten zwei Monaten 2010 nur noch halb so viel Bikes verkauft werden konnten, wie im Vergleichszeitraum 2009. Vor allem bei den vier großen japanischen Produzenten Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki herrschte Absatzflaute; sie reagierten mit rigiden Sparprogrammen, Werksschließungen und abgespecktem Neuheitenprogramm.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/motorraeder-2010-das-prinzip-hoffnung-1.6733
Motorräder 2010 - Das Prinzip Hoffnung
00/03/2010
Die Biker holen ihre Maschinen wieder aus der Garage - und wir stellen die neuesten Modelle für diesen Frühling vor.
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mlsum_de-train-1502
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Griechenland verdoppelt die Strafe bei verspäteter Bezahlung, in Italien wird das Auto versteigert und Spanien droht gleich mit dem Knast - wie teuer Verkehrsstrafen im Ausland sein können. Mit Tabelle Osterzeit ist Urlaubs- und Reisezeit. Aber Vorsicht: Wer mit dem Auto im europäischen Ausland unterwegs ist, sollte sich strikt an die Verkehrsvorschriften des Gastlandes halten. Denn schon relativ harmlose Delikte werden in vielen Ländern mit wesentlich höheren Strafen als in Deutschland geahndet. Hinzu kommt, dass ab dem 1. Oktober 2010 nichtbezahlte Bußgelder aus sämtlichen 26 EU-Ländern in Deutschland vollstreckt werden, was bisher nur bei österreichischen Bußgeldern möglich ist. Davon könnten unter Umständen auch bereits Geldbußen von der Urlaubsreise betroffen sein. In Norwegen zum Beispiel werde besonders hohe Gebühren für zu schnelles Fahren (ab 450 Euro) sowie Rotlicht- und Überholverstöße (650 Euro) verhängt. Auch in den anderen skandinavischen Ländern geht man mit Verkehrssündern nicht gerade zimperlich um. In Dänemark zahlt man für das Fahren unter Alkoholeinfluss bis zu einem Monatsverdienst, in Finnland mindestens 15 Tagessätze, die sich ebenfalls nach dem Monatsverdienst bemessen. In Schweden werden bereits bei 0,2 Promille hohe Bußen fällig, nicht selten ist dort auch die Verhängung von Haftstrafen.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/verkehrsstrafen-im-ausland-teure-urlaubsgruesse-1.7173
Verkehrsstrafen im Ausland - Teure Urlaubsgrüße
00/03/2010
Griechenland verdoppelt die Strafe bei verspäteter Bezahlung, in Italien wird das Auto versteigert und Spanien droht gleich mit dem Knast - wie teuer Verkehrsstrafen im Ausland sein können. Mit Tabelle
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mlsum_de-train-1503
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Die ersten Spyder sind in den USA, werden aber zurückgehalten. Porsche hat einen vorläufigen Auslieferungsstopp angeordnet: Das Dach könnte Probleme bereiten. Um einen alten Spliff-Song abzuwandeln: Da fliegt mir doch das Dach weg ... Damit genau das nicht passiert, hat Porsche North America gestern einen Auslieferungsstopp für alle Boxster-Spyder-Modelle angeordnet. Für Porsche-Aficianados und Porsche-Händler in den USA ein bitterer Vorgang: Sie wissen, dass die Fahrzeuge da sind, sie sehen sie zum Teil in den Häfen beim Zoll stehen - die Autos werden aber nicht freigegeben und können so auch nicht an die Kunden ausgeliefert werden. Freilich: Es handelt sich um die ersten Spyder-Modelle, die vom Fließband rollten. Und es ist auch klar, dass diese Autos sofort auf die Schiffe gehen, um die weiter entfernten Märkte möglichst früh zu erreichen. Routine ist es aber auch, dass in dieser Zeit die sogenannten "Lifecycle-Tests" natürlich weiterlaufen: Das neue Modell wird dabei den simulierten Strapazen eines kompletten Autolebens unterworfen - und da zeigte das Dach plötzlich Schwächen. Die Empfehlung der Mechaniker: Der Verschlussmechanismus des Verdecks sollte härter eingestellt werden. Pech nur, dass zu diesem Zeitpunkt die ersten Modelle bereits weit weg waren.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/porsche-boxster-spyder-porsche-muss-nachbessern-1.10496
Porsche muss nachbessern
00/03/2010
Die ersten Spyder sind in den USA, werden aber zurückgehalten. Porsche hat einen vorläufigen Auslieferungsstopp angeordnet: Das Dach könnte Probleme bereiten.
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mlsum_de-train-1504
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Emotion? Sportwagen? Fahrspaß? Das waren nicht immer Eigenschaften, für die ein Peugeot stand. Doch die Löwenmarke will sich neu erfinden - der RCZ ist der erste Schritt. Peugeot kämpft an vielen Fronten um die Zukunft der Mobilität. Elektroautos und Hybridsysteme, großes Engagement im Zweirad-Markt und sogar ein eigenes Mobilitätskonzept in Form eines erweiterten Car-Sharings stehen auf der Agenda. Die Emotionen sollen aber nicht auf der Strecke bleiben - ein ganz schöner Spagat, den die Franzosen da hinlegen müssen. Doch er kann durchaus glücken, wie das Beispiel des Peugeot RCZ zeigt. Das 4,3 Meter lange, 1,8 Meter breite und 1,36 Meter hohe Sportcoupé schmiegt sich nicht nur höchst elegant an den Asphalt und spielt im Dämmerlicht mit seinen hübschen Rundungen, es hat auch innere Werte. Man sitzt bequem in den straffen Sportsitzen, Kopf- und Kniefreiheit sind üppig. Die hinteren Sitze degradieren die Fond-Passagiere zwar zu Sardinen in der Dose, aber als Viersitzer wird den Wagen ja auch keiner kaufen. Man nutzt den Fond besser als erweiterten Gepäckraum, denn bei umgeklappten Rücksitzlehnen steigt das Kofferraumvolumen von 321 - auch schon nicht schlecht für einen Sportwagen - auf 639 Liter. Die Schattenseite der schicken Karosserie ist die schlechte Übersichtlichkeit nach hinten.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/peugeot-rcz-angriffslustiger-loewe-1.22304
Peugeot RCZ - Angriffslustiger Löwe
00/03/2010
Emotion? Sportwagen? Fahrspaß? Das waren nicht immer Eigenschaften, für die ein Peugeot stand. Doch die Löwenmarke will sich neu erfinden - der RCZ ist der erste Schritt.
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mlsum_de-train-1505
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GM hat eine Zukunftsvision für das Jahr 2030: Eiförmige Elektro-Zweisitzer sollen Umweltprobleme und Parkplatznot vergessen machen - sie fahren vollautomatisch und sind total vernetzt. "Flucht ins 23. Jahrhundert" ist ein Klassiker des Science-Fiction Films. Die Menschen leben in einer perfekt durchregulierten Gesellschaft in großen Biosphären-Kuppeln. Wer von A nach B will, steigt nicht etwa ins Auto oder den Bus: Er lässt sich in einem zweisitzigen Mini-Fahrzeug nieder, das einzeln oder im Verbund mit anderen durch endlose Röhren geschickt wird. Die Mini-Shuttles fahren vollautomatisch. Keine sinnlose Umweltverschmutzung, keine Verschwendung von Transportkapazitäten - die perfekte Form der Fortbewegung. An diesen Film wird man erinnert, wenn man die neuen Mobilitätsideen von General Motors betrachtet. Der GM EN-V, der auf der World Expo 2010 in Shanghai präsentiert wird, ist eine chinesisch-amerikanische Vision für das Jahr 2030 und hat mit einem Automobil nur noch wenig zu tun. EN-V steht für Electric Networked-Vehicle. Das drollige Gefährt hat zwei Räder und zwei Sitzplätze, es fährt mit Elektromotoren und vollautomatisch - Lenkrad, Gas oder Bremse haben im Fahrzeug der Zukunft keinen Platz mehr. Inspiriert wurde der Einachser vom Konzeptfahrzeug P.U.M.A, das GM zusammen mit Segway entwickelte und im April 2009 präsentierte. Wie beim Segway wird der EV-N während der Fahrt dynamisch stabilisiert. Der Clou des EN-V ist die intelligente Vernetzung. Per GPS-Verbindung wird das Elektro-Ei durch den Verkehr gelotst und kann auch mit anderen Fahrzeugen kommunizieren. Kameras und Sensoren haben die komplette Umgebung immer im Blick - wenn ein Fußgänger vors Auto läuft, bremst das EN-V sofort. Die Passagiere haben rund um die Uhr Internetverbindung und können während der Fahrt zur Arbeit gleich eine Videokonferenz abhalten. Mit einem Handheld lässt sich das EN-V auch von außen automatisch einparken.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/general-motors-das-autonome-auto-ueberraschungsei-elektrisch-1.17966
General Motors: das autonome Auto - Überraschungsei, elektrisch
00/03/2010
GM hat eine Zukunftsvision für das Jahr 2030: Eiförmige Elektro-Zweisitzer sollen Umweltprobleme und Parkplatznot vergessen machen - sie fahren vollautomatisch und sind total vernetzt.
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mlsum_de-train-1506
mlsum_de-train-1506
Geht es nach Autoindustrie und IT-Branche, steht das Internet auf vier Rädern vor dem Durchbruch. Das iPhone soll als Initialzündung herhalten. Das kommende Mega-Medium heißt Internet-to-go. Die Zukunft gehört den mobilen, allseits verfügbaren, lokal basierten und personalisierten Datendiensten. Doch im Auto ist noch kaum jemand online. Nach wie vor reisen wir in isolierten Blechbüchsen und nutzen Handys bloß zum Telefonieren oder als tragbare Musikspeicher. Dabei kann der Datenfluss durch den Äther für eine Vielzahl von Infotainment-, Navigations- und Kommunikationsfunktionen genutzt werden. Beispiel Ford: Die Kölner wollen die nächste Focus-Generation 2011 zum Hotspot machen. Wenn Ford Sync als Sonderausstattung an Bord ist, können die Mitfahrer unterwegs per Laptop drahtlos surfen. Sinnvoll wird dieses Angebot aber erst, wenn die vierte Mobilfunkgeneration startet. In Stockholm ist 4G bereits in Betrieb, in Kürze werden hierzulande die nötigen Mobilfunkfrequenzen versteigert. Die hohen Übertragungsraten für mobile Anwendungen sollen deutschlandweit verfügbar sein. Dann ist die Zeit reif für das Autofahren 2.0. Unterwegs richtig Gas geben auf der Datenautobahn, das ist bisher nur ein Traum. Das aktuelle UMTS-Netz ist ein Flickenteppich, in dem man sich nicht zu schnell bewegen darf. Wer im Auto fährt und Daten abruft, fällt leicht in ein Funkloch. Der optionale Internetzugang in Verbindung mit dem BMW Navigationssystem Professional verzichtet daher auf die 3G-Option. Doch bei Übertragungsraten im Tempo eines Telefonmodems werden Erinnerungen an alte Webzeiten wieder wach: www bedeutet warten, warten, warten. Dabei drängen eine Vielzahl zusätzlicher Datendienste auf den Markt. Auf der IAA 2009 hat BMW erstmals das Konzept eines Application Stores gezeigt. Wie bei Apples iPhone soll das Bordsystem zur (teilweise) offenen Kommunikationsplattform werden: Immer neue, individuell auswählbare Zusatzprogramme verwandeln die uniforme Radio-Navigations-Einheit in einen cleveren persönlichen Assistenten. Zudem bliebe das Fahrzeug über die gesamte Lebensdauer auf dem neuesten Softwarestand: Die langsamen Modellwechsel der Auto-Hardware würden so mit den rasenden Entwicklungszyklen der Unterhaltungselektronik synchronisiert.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/internet-im-auto-im-netz-unterwegs-1.21307
Internet im Auto - Im Netz unterwegs
00/03/2010
Geht es nach Autoindustrie und IT-Branche, steht das Internet auf vier Rädern vor dem Durchbruch. Das iPhone soll als Initialzündung herhalten.
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mlsum_de-train-1507
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Volvo schickt eine warme Brise aus dem kühlen Norden. Das große Schweden-Cabrio C70 wurde neu gestaltet und auch günstiger. Unterm Blech bleibt allerdings alles beim Alten. Neue Front, neues Heck, neue Scheinwerfer - bei einem Facelift ändert sich in der Regel nur wenig. Der Volvo C70 allerdings hat eine sehr effektvolle Umgestaltung hinter sich, die ihn dynamischer erscheinen lässt. Das neue Markengesicht mit dem großen Logo und der keilförmigen Frontpartie steht dem schwedischen Coupé-Cabrio gut, und auch das Heck mit seinen LED-Rückleuchten kann sich sehen lassen. Der Volvo mit seinem automatischen Blechdach gehört zu den Autos, die bei schlechtem Wetter nicht wie ein Cabrio mit Verdeck aussehen, sondern wie ein echtes Coupé. Allein die klobige Antenne am Heckdeckel stört den eleganten Gesamteindruck. Das dreiteilige Hardtop-Dach ist immer noch etwas schwerfällig, es benötigt für den Faltvorgang eine halbe Minute. Außerdem frisst es die Hälfte des Kofferraums, das ordentliche Stauvolumen von 404 Litern schmilzt so auf 200 Liter. Und trotz einer Länge von 4,6 Metern bleibt für die Fond-Passagiere nicht mehr viel Kniefreiheit übrig. Einmal in Fahrt gebracht, überzeugt der Volvo mit einem hohen Federungskomfort - abgesehen von gelegentlichem Stuckern an der Vorderachse. Die leichtgängige Lenkung dürfte um die Mittellage herum direkter sein, und der große Wendekreis des Wagens macht dem Fahrer beim Rangieren zu schaffen.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/volvo-c70-freiluft-eleganz-1.12789
Volvo C70 - Freiluft-Eleganz
00/03/2010
Volvo schickt eine warme Brise aus dem kühlen Norden. Das große Schweden-Cabrio C70 wurde neu gestaltet und auch günstiger. Unterm Blech bleibt allerdings alles beim Alten.
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mlsum_de-train-1508
mlsum_de-train-1508
Bis jetzt hat die Öffentlichkeit nur wenig mehr gesehen als ein großes Plastikmodell. Neulich etwa stand das in den Ausstellungshallen der Singapore Air Show und die interessierten Besucher konnten die Neuigkeit von allen Seiten betrachten. In Wirklichkeit existiert immerhin schon ein Teil der Flugzeugnase, den die Ingenieure zum Test dieses aerodynamisch besonders kniffligen Bereichs zusammengenietet haben. Das Modell und die dazugehörigen Pläne genügen aber, um den aktuellen Marktführern im zivilen Flugzeugbau, Airbus und Boeing, Respekt einzuflößen. Denn: Die Globalisierung hat nun endgültig auch im Flugzeugbau Einzug gehalten. Was die Messebesucher bewundern durften, ist nicht etwa die neueste Modellreihe aus Toulouse oder Seattle, sondern der Erstling aus Shanghai. In vier Jahren schon soll der erste Prototyp der C919 starten und etwa zwei Jahre später an den ersten Kunden ausgeliefert werden. Die Ära, in der Airbus und Boeing den zivilen Flugzeugbau alleine dominierten, nähert sich ihrem Ende; überall auf der Welt tauchen neue Konkurrenten auf. In Brasilien baut Embraer schon seit längerem erfolgreich große Regionalflugzeuge, Mitsubishi will künftig nicht nur Autos, sondern auch Flugzeuge fabrizieren. Die südkoreanische Industrie will ebenso wie Indien eigene Jets entwickeln. Und auch die traditionsreiche russische Luftfahrtbranche versucht gut 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs einen Neustart. Doch keinem trauen weltweit die Experten so viel zu wie den Chinesen. Einen Regionaljet namens ARJ-21 haben sie schon als eine Art Übungsjet entwickelt - ob dieses Flugzeug ein technischer und kommerzieller Erfolg wird, ist dabei fast schon egal. Denn die staatliche chinesische Luftfahrtbranche hat Größeres vor und brauchte ein Objekt zum Üben. Mit der C919 aber wird der neu gegründete Konzern Comac (Commercial Aircraft Corporation of China) Airbus und Boeing erstmals direkt angreifen.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/china-jet-comac-c919-durchstarten-im-reich-der-mitte-1.10659
China-Jet Comac C919 - Durchstarten im Reich der Mitte
00/03/2010
Mit dem neuen Mittelstreckenjet C919 will der chinesische Staatskonzern Comac gegen Airbus und Boeing antreten.
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mlsum_de-train-1509
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Mehr als mit jedem anderen Modell zuvor betreten die traditionsbewussten Briten mit dem XJ Neuland - und machen Jagd auf die Luxuskarossen von Audi, Mercedes und BMW. "Wir haben zu lange in den Rückspiegel geschaut. Retro bringt uns nicht weiter", erzählt Jaguar-Geschäftsführer Mike O'Driscoll und blickt auf den neuen XJ. "In der Vergangenheit liegt keine Zukunft." Ein Satz, der so noch vor drei Jahren undenkbar gewesen wäre. Doch bei Jaguar gehen die Uhren nicht erst seit der Übernahme durch den indischen Tata-Konzern anders. Früher gab es bei Jaguar in erster Linie Retro-Styling, grüne Lackierungen, beiges Leder und trinkfreudige Benziner; heute wird Aluminium bei Karosserie und im Innenraum verwendet, Hightech-Armaturen und Dieselmotoren. Der einstige Nobelableger von Ford hat wieder Mut geschöpft und blickt nach vorn. Neue Modelle, neue Motoren und nunmehr einen Tata-Motors-Chef in Person von Carl-Peter Forster, der als ausgemachter Car-Guy gilt. Die Briten sind trotz der weltweit schwierigen Marktlage hoffnungsvoll. Das Aushängeschild XJ ist dabei nicht ganz unwichtig. Der XJ ist ein Aufbruch in eine neue Zukunft - und spaltet dabei die Jaguar-Fans. Die einen schaudert's beim Anblick des klobigen Hinterteils, sie weinen dem altem Vieraugen-Gesicht oder klassischen Formen mehr als eine Träne nach. Doch gerade Neukunden zollen Applaus für das mutige Design aus der Feder von Ian Callum. Jaguar im Jahre 2010 ist neu - und anders. Die Zeiten könnten besser sein, denn Konkurrenten Mercedes S-Klasse und Lexus LS trommeln ohrenbetäubend; zudem konnten sich die neuen Versionen von 7er BMW und Audi A8 als wahre Hightech-Mobile positionieren. Schwere Zeiten also für einen neuen Jaguar XJ, in den man sich nicht auf den ersten Blick verlieben muss. Doch so sehr das Äußere polarisiert, so schnittig zeigen sich die inneren Werte. Ein Highlight ist das visionäre LCD-Cockpit, dass sich der XJ vom Konzernbruder Range Rover abgeschaut hat. Analoguhren für Tacho, Tankanzeige und Drehzahlmesser sind Vergangenheit. In das 12,3 Zoll große Multifunktionsdisplay kann sich der Fahrer zahlreiche Informationen hineinprojizieren lassen. Klimatisierte Sitze, Assistenten für Abstand und Überholvorgänge sind in dieser Klasse längst nichts Neues - mit einem Kopfnicken nimmt der Fahrer sie zur Kenntnis.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/jaguar-xj-retro-war-gestern-1.14442
Jaguar XJ - Retro war gestern
00/03/2010
Mehr als mit jedem anderen Modell zuvor betreten die traditionsbewussten Briten mit dem XJ Neuland - und machen Jagd auf die Luxuskarossen von Audi, Mercedes und BMW.
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mlsum_de-train-1510
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Retro-Musclecars wie Dodge Challenger und Chevrolet Camaro erfreuen sich großer Beliebtheit. Jetzt aber entsteht eine echte V8-Ikone als Nachbau neu: Der Shelby Mustang GT 500. Detroit hatte es nicht leicht in letzter Zeit. Absatzeinbruch, Insolvenzen, Markensterben - würde nicht Toyotas unendliche Gaspedal-Geschichte gerade die Schlagzeilen beherrschen und auch weidlich ausgeschlachtet werden, kämen die US-Autobauer wohl gar nicht mehr aus dem Tal der Verlierer heraus. Wie zum Trotz schicken die "Big Three" selbst vier Jahrzehnte nach dem großen Sterben der Muscle Cars - schärfere Abgasbestimmungen, horrende Versicherungsprämien und hohe Spritpreise machten den V8-Monstern damals den Garaus - mehr Retro-Boliden denn je auf die Straße. Ford hat den Mustang, Dodge den Challenger und Chevrolet den Camaro. Die Autos haben ihre Fans, doch es bleiben eben Retro-Modelle, die den Originalen wohl nie den Rang ablaufen können. So bleiben die Preise für die echten Muscle Cars aus den späten sechziger und frühen siebziger Jahren trotz Wirtschaftskrise auf Rekordniveau. Und wer einen originalen Shelby GT 500 aus dem Jahr 1967 sein Eigen nennt, der besitzt so etwas wie die Blaue Mauritius der Hubraum-Sammler. Nun bekommen Freunde des verbrannten Gummis eine zweite Chance. Das Unternehmen Classic Recreations aus Oklahoma bringt den Über-Shelby wieder auf die Straße. Optisch entspricht der Wagen dem Original, doch Firmengründer Jason Engel lässt modernere Technik unter die Karosse stopfen.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/shelby-gt-500-cr-rueckkehr-der-power-ponys-1.10697
Shelby GT 500 CR - Rückkehr der Power-Ponys
00/03/2010
Retro-Musclecars wie Dodge Challenger und Chevrolet Camaro erfreuen sich großer Beliebtheit. Jetzt aber entsteht eine echte V8-Ikone als Nachbau neu: Der Shelby Mustang GT 500.
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mlsum_de-train-1511
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Die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit sollen Schiene, Straße und Wasser enger verknüpfen und so den Osten stärken. Sie stehen aber in der Kritik. Eine dichte Staubwolke folgte dem Donnergrollen, das lautstark das Ende der Vortriebsarbeiten in der sechseinhalb Kilometer langen Röhre am Saubach verkündete. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) persönlich drückte den roten Knopf, um im Beisein eines Sprengmeisters den letzten Durchschlag in der Weströhre des Bibratunnels zu vollziehen. Beim offiziellen Termin vor wenigen Tagen ging nichts daneben. Überschattet wurden die Feierlichkeiten trotzdem - vom Einsturz eines 1000 Tonnen schweren Betonvorschubteils auf einer 50 Kilometer entfernten Baustelle der selben ICE-Trasse. An der Saale-Elster-Brücke wurden zwölf Arbeiter zum Teil schwer verletzt. Deutschlands derzeit größtes Infrastrukturprojekt - die mit 27 Tunnelbauwerken und 35 Brücken 500 Kilometer lange ICE-Neubaustrecke von Berlin über Leipzig/Halle und Erfurt nach Nürnberg - wird zehn Milliarden Euro kosten. Viel Arbeit und viel Geld. Aber in der Liste der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE), die kurz nach dem Mauerfall 1991 in Angriff genommen wurden, firmiert diese Hochgeschwindigkeitstraße als Nummer Acht. Diese fortlaufende Nummerierung dürfte aber auch schon das einzige sein, was hier der Einfachheit gezollt wurde. Denn gut die Hälfte der Strecke besteht aus Brücken und Tunnels. Vom Jahr 2016 an sollen dann zwischen München und der Hauptstadt die Züge mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde unterwegs sein. Was entlang der Trasse nicht nur Begeisterung auslöst, denn: Ein einstmals von Bundesverkehrsminister Günther Krause lanciertes Beschleunigungsgesetz betraf weniger das Tempo der Züge, sondern eher die Geschwindigkeit, in der Einsprüche von Bürgern abgeschmettert werden konnten. Hinter dem Kürzel VDE verbergen sich groß angelegte Bauprojekte für Verkehrsverbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland, von denen man sich positive Auswirkungen auch auf die Regionalplanung und Infrastruktur auf dem Gebiet der ehemaligen innerdeutschen Grenze versprach; enger verknüpft werden sollen die unterschiedlichen Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasser.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/verkehrsprojekte-deutsche-einheit-alle-wege-fuehren-nach-berlin-1.22832
Verkehrsprojekte Deutsche Einheit - Alle Wege führen nach Berlin
00/03/2010
Die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit sollen Schiene, Straße und Wasser enger verknüpfen und so den Osten stärken. Sie stehen aber in der Kritik.
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mlsum_de-train-1512
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Audi stellt das ultimative Sommerspielzeug vor: den R8 Spyder. Geld darf aber kein Thema sein: Der Roadster ist der teuerste Audi, den es je gab. Die erste Ausfahrt. Nur eines können die Ingolstädter - noch - nicht: gutes Wetter via Aufpreisliste mitliefern. Man eben nicht alles haben. Also nahmen wir mollige zehn Grad und viel Wind in Kauf, als wir die ersten Kilometer mit dem neuen R8 Spyder an der Côte d'Azur zurücklegten - Cabriofahren bei Schlechtwetter und Regen. Egal, die Optik des Autos stimmt (hat Audi je einen schöneren Sportwagen gebaut?), die Stoffmütze - klein, fesch, nur 1,7 qm groß und in 19 Sekunden hinter den Sitzen verstaut - musste trotzdem erst mal runter. Raus auf die Küstenstraße - und schon drohten die ersten Asphaltstopper. Erstaunlich lässig und schaltfaul lässt sich der Spyder hier fahren, fast schon nachsichtig federt er über die künstlichen Bodenwellen. Aber wehe, wenn das Kraftwerk im Kreuz des Fahrers losgelassen wird: Dann ist man gut beraten, das unten abgeflachte Lenkrad mit beiden Händen kräftig zu umfassen, vor allem auf den kurvigen Straßen im gebirgigen Hinterland von Nizza. Fast ansatzlos stürmt da der 525-PS-Bolide nach vorne, krallt sich in den Asphalt, lenkt spontan ein, verzögert bei Bedarf brutal und springt willig aus den Kurven wieder heraus. Momente, in denen die Lamborghini-Gene des R8 mehr als nur durchschimmern. Auch beim Klang. Wer den Sound des Zehnzylinders in vollen Zügen genießen will, muss aber nicht unbedingt offen fahren. Bei schlechtem Wetter und geschlossenem Verdeck lässt sich das Heckfenster versenken - der Geräuschkulisse zuliebe. Wer trotz verschärfter Kurvenarbeit und Zehnzylinder-Gewitter dann noch telefonieren möchte, kann die drei winzigen Gurtmikrofone (!) für die Freisprechanlage nutzen. Ein nettes Gimmick.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/audi-r8-spyder-der-wonne-entgegen-1.25014
Audi R8 Spyder - Der Wonne entgegen
00/03/2010
Audi stellt das ultimative Sommerspielzeug vor: den R8 Spyder. Geld darf aber kein Thema sein: Der Roadster ist der teuerste Audi, den es je gab. Die erste Ausfahrt.
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mlsum_de-train-1513
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Meist waren es amerikanische Präsidenten, die öffentlich bewegte Klage führten über diese Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit. Aber auch von anderen Spitzenpolitikern ist bekannt, wie sehr sie nach ihrer Wahl in die Führungsposition etwas vermissten, was für Millionen ihrer Wähler eine alltägliche Selbstverständlichkeit ist: selbst ein Auto zu chauffieren, anstatt zur Untätigkeit verdammt hinten im Fonds zu sitzen. Eine weltberühmte Spitzenkraft freilich kennt dieses Problem nicht: Die englische Königin Elisabeth hat zwar offiziell keinen Führerschein, darf aber als einzige Britin auch ohne fahren. Und sie hat es sich noch nie nehmen lassen, sich hinters Steuer zu setzen und Gas zu geben - bislang absolut unfallfrei versteht sich. Die Queen liebt das Autofahren ebenso wie die Autos selbst. Und seitdem sie als Armeehelferin im Zweiten Weltkrieg eine entsprechende Ausbildung erhalten hat, kann sie sogar kleinere Reparaturen an älteren Modellen selbst ausführen. Dies freilich wird bei jener Limousine nicht nötig sein, die soeben im Internet (hmthequeensdaimler.com) versteigert wird: Denn der dunkelgrüne Jaguar Daimler Majestic V8 war von 2001 bis 2004 das persönliche Fahrzeug der Queen - kaum bewegt und stets sorgfältig gepflegt. Es ist das erste Mal, dass ein Privatauto der Königin auf dem Markt ist. Die Monarchin steuerte den Acht-Zylinder durch den Park von Schloss Windsor, inkognito durch London, und sonntags auch schon mal zum Kirchbesuch in Schloss Sandringham in Norfolk.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/unterm-hammer-der-jaguar-der-queen-souveraene-befoerderung-1.19319
Unterm Hammer: der Jaguar der Queen - Souveräne Beförderung
00/03/2010
Kaum bewegt und stets sorgfältig gepflegt: Der Jaguar, den die britische Königin Elisabeth selbst gefahren hat, wird versteigert - Handtaschenhalter und Hundehaare inbegriffen.
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mlsum_de-train-1514
mlsum_de-train-1514
Ein Retro-Manta könnte kommen: Hat der Wagen tatsächlich eine Lücke in Deutschland hinterlassen oder droht die Wiederkehr der Geschmacklosigkeit? Der Opel-Betriebsrat hat eine Neuauflage des Kultmodells Manta ins Gespräch gebracht. "Ich kann mir gut einen Retro-Manta oder einen Retro-GT vorstellen", sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz der Zeitschrift AutoBild. Die Überlegung des Herrn Franz: Die nächste Modernisierung des Insignia stehe ohnehin in rund drei Jahren an, man könnte den Manta dann ja auf dessen Basis bauen. Mit dem Konzept eines Volks-Sportwagens wie beim Ur-Manta hätte dieses Coupé dann wohl nichts mehr zu tun. Zudem müsste Opel laut Unternehmenschef Nick Reilly davon in Europa mindestens 50.000 Autos verkaufen, damit es sich lohnt. Nur: Gerade eben hat eine Studie Opel bescheinigt, dass sie für Jugendliche eine der uninteressantesten Automarken ist. Ob es da hilft, dass Franz ausgerechnet ein Auto wiederbeleben möchte, dass fast nur noch in abfälligen Witzen weiterlebt? Also: Was spricht dafür, was dagegen? Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht - pro und contra.
auto
https://www.sueddeutsche.de/auto/opel-manta-comeback-pro-und-contra-fuer-das-beste-im-mann-1.6745
Opel-Manta-Comeback: Pro und Contra - Für das Beste im Mann
00/03/2010
Ein Retro-Manta könnte kommen: Hat der Wagen tatsächlich eine Lücke in Deutschland hinterlassen oder droht die Wiederkehr der Geschmacklosigkeit?
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mlsum_de-train-1515
mlsum_de-train-1515
Der legendäre Citi-Golf ist Geschichte, VW präsentiert den Nachfolger: Der Polo Vivo soll den Uralt-Golf als günstiges Einsteigerauto ersetzen. Gleichzeitig will Volkswagen Südafrika als Exportland stärken. Die Redaktion von sueddeutsche.de sieht sich um - im "Weltspiegel": Welche Autos fahren die anderen? Wie reagieren andere Länder und Hersteller auf den Klimawandel und die Krise? Wer steigt auf alternativ angetriebene Fahrzeuge um? In Südafrika lebt der Golf scheinbar ewig. Noch immer rollen tausende Citi Golf am Kap, basierend auf dem Ur-Golf der ersten Generation und nach wie vor enorm populär. So schnell wird die Kult-Kante von den Straßen nicht verschwinden, doch gebaut wird er nicht mehr: Mit einer Schlussedition von 1000 Sondermodellen hat VW die unendliche Geschichte im Januar nach einem Vierteljahrhundert schließlich doch noch beendet. Insgesamt wurden 377.484 Citi-Golfs gebaut. Das Modell war 1984 auf den Markt gekommen und wurde über all die Jahre als günstiges Einstiegsmodell parallel zu den folgenden Golf-Generation angeboten. Nun übernimmt der Polo Vivo den Staffelstab. Mit dem Wagen wolle man "erschwingliche und erreichbare Mobilitätauf dem südafrikanischen Markt sicherstellen", heißt es in einer Pressemitteilung des VW-Konzerns. Der Wagen rollt im Werk Uitenhage vom Band und besteht laut VW zu 70 Prozent aus Teilen lokaler Zulieferer. Das Auto basiert auf dem Vorgänger des aktuellen Polo. Es wird als Zwei- und Viertürer sowie als Fließheck und Stufenheck angeboten. Optisch wurde der Wagen durch einen schwarzen, direkt mit den Scheinwerfern verbundenen Kühlergrill näher an das aktuelle VW-Design gebracht.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/weltspiegel-28-vw-polo-vivo-kapstadt-kaefer-reloaded-1.5499
Weltspiegel (28): VW Polo Vivo - Kapstadt-Käfer reloaded
00/03/2010
Der legendäre Citi-Golf ist Geschichte, VW präsentiert den Nachfolger: Der Polo Vivo soll den Uralt-Golf als günstiges Einsteigerauto ersetzen. Gleichzeitig will Volkswagen Südafrika als Exportland stärken.
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Noch ist der Winter nicht ganz vorbei - weswegen Mercedes sein neues E-Klasse-Cabrio für alle Fälle auch mit eingebautem "Frostschutz" anbietet. Limousine, Kombi, Coupé und das Freiluft-Spaßauto zum Schluss: Die E-Klasse Familie ist nun komplett. "Das Cabrio kann man auch noch offen fahren, wenn andere schon ihr Hardtop ans Auto basteln", freut sich Thomas Weber. Der "Frostschutz" habe bei der offenen E-Klasse ganz oben auf der Agenda gestanden, betont der Entwicklungschef des Daimler-Konzerns. Der Kälteschutz besteht vor allem aus zwei Systemen, die mit dem 1249 Euro teuren Komfort-Paket an Bord kommen. Die Kopfraumheizung "AirScarf" umspült den Nacken von Fahrer und Beifahrer mit warmer Luft, was auch bei hohem Tempo gut funktioniert. Das "AirCap" wiederum ist ein kleiner Spoiler, der per Knopfdruck aus dem oberen Windschutzscheibenrahmen ausfährt und zusammen mit dem kleinen Windschott zwischen den hinteren Kopfstützen die Luftverwirbelungen reduziert. "Unter dem AirCap sitzen die Passagiere sozusagen im Auge des Sturms", sagt Entwicklungschef Weber. Auch das funktioniert in der Praxis gut, hat aber einen Haken: Die Verwirbelungen im Passagierraum nehmen zwar ab, dafür stört das laute Strömungsgeräusch des AirCaps vor allem im Bereich des Beifahrers. Dank der ausgeklügelten Windabweisungs-Strategien baden die Insassen der offenen E-Klasse in so genannten "Warmluftseen", die dazu noch die Arbeit der Lüftung erleichtern. Nett gemacht ist auch der Schalter, mit dem das dreilagige Stoffverdeck in 20 Sekunden geöffnet oder geschlossen wird. Die Bedieneinheit findet sich verborgen unter einer Klappe auf der Mittelkonsole, ähnlich wie die Telefon-Tastatur in der S-Klasse. So bleibt die Handauflage erhalten, wenn man mit dem zentralen runden Controller das Navigationssystem bedient.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/mercedes-e-klasse-cabrio-im-auge-des-sturms-1.7162
Mercedes E-Klasse Cabrio - Im Auge des Sturms
00/03/2010
Noch ist der Winter nicht ganz vorbei - weswegen Mercedes sein neues E-Klasse-Cabrio für alle Fälle auch mit eingebautem "Frostschutz" anbietet.
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Ein Allradmonster war der Touareg nie. Anders als der technisch verwandte Cayenne von Porsche, sah er auch nicht aus, als würde er die Luft verpesten und Kleinwagen zum Frühstück fressen. Das hat ihn in SUV-feindlicher Zeit vor der sozialen Ächtung bewahrt und ihm außerdem eine Menge Anhänger beschert. Seit er 2002 auf den Markt kam, verkaufte Volkswagen etwa 500.000 Stück, mit gutem Gewinn, darf man vermuten. Aus dem gewohnten "Größer-Stärker-Schneller-Prinzip" der deutschen Autobauer ist inzwischen ein Flirt mit dem Zeitgeist geworden. Wie intensiv, das sieht man jetzt am neuen Touareg. Fast könnte man meinen, hier sei eine Elfe auf Rädern entstanden, so schwelgen die Pressetexte in Beschwörungsformeln der Verkleinerung: Leichter sei der Touareg geworden, sparsamer die Motoren, die Form schlanker, der Auftritt eleganter. Und dann, die Krönung: Mit Hybrid gibt es ihn jetzt. Alles richtig, nur, neu erfunden hat man den Touareg nicht. Das war auch gar nicht nötig. Die Karosse: Vier Zentimeter länger ist der Touareg geworden und eine Idee breiter. Um zu erkennen, dass der Neue 1,7 Zentimeter niedriger ist als der Vorgänger, braucht es allerdings ein geschultes Auge. Dennoch kaschiert das Design gekonnt die schiere Wucht - neben dem ausdrucksvollen, horizontal betonten Markengesicht das Verdienst einiger ausgeprägter Kanten und deutlich betonter Radläufe. Die sanfte Taillierung belebt außerdem die Seitenflächen. Mehr Größe, mehr Gewicht, das galt bisher. Nicht mehr beim Touareg. Bis zu 222 Kilo, je nach Modell, wurden ihm abtrainiert, abgemagert ist er aber trotzdem nicht, immerhin liegt das Leergewicht nach wie vor deutlich über zwei Tonnen. Dennoch sollen die diversen Motoren im Schnitt etwa 20 Prozent weniger verbrauchen als die bisherigen.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/vw-touareg-2010-flirt-mit-dem-zeitgeist-1.10115
VW Touareg 2010 - Flirt mit dem Zeitgeist
00/03/2010
Länger, breiter, komfortabler - und deutlich sparsamer: VW hat seinen großen Allradler Touareg gründlich überarbeitet.
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Nach Limousine und Touring hat BMW nun auch das Cabrio der 3er Reihe zum Lifting geschickt, ein neuer Basismotor drückt den Einstiegspreis. Die erste Ausfahrt Millionen Autofahrer auf Deutschlands Straßen können den Schnee langsam nicht mehr sehen. Es wird Zeit für Frühlingsgefühle, und zum Glück rollen immer mehr neue Cabrios an den Start. Das Maserati GranCabrio machte den Anfang, auch die E-Klasse wirft ihr Häubchen ab und BMW schickt ab sofort den überarbeiteten 3er ins offene Rennen. Optisch bleiben die Retuschen dezent, die Änderungen an Frontschütze, Haube oder Scheinwerfern fallen erst auf den zweiten Blick ins Auge. Von der Seite tragen immerhin die geänderten Leuchten und leicht verlängerten Überhänge zu einer etwas gestreckteren Silhouette bei. Mit seinem dreiteiligen und elektrisch versenkbaren Hardtop-Dach macht das 3er Cabrio sowohl offen als auch geschlossen eine sehr dynamische Figur. Das Platzangebot im Fond ist eher bescheiden. Die Kopffreiheit genügt auch größeren Passagieren, doch an den Knien wird es bei zwei Erwachsenen hintereinander eng. Dafür wird das Klappdach-Cabrio bei geschlossenem Verdeck zum vollwertigen Coupé mit guter Geräuschdämmung. Im offenen Zustand stören nur wenige Luftverwirbelungen das Freiluft-Vergnügen. Nervig ist aber, dass man das Verdeck nicht während der Fahrt öffnen kann.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/bmw-335i-cabrio-fruehjahrsputz-1.6001
BMW 335i Cabrio - Frühjahrsputz
00/03/2010
Nach Limousine und Touring hat BMW nun auch das Cabrio der 3er Reihe zum Lifting geschickt, ein neuer Basismotor drückt den Einstiegspreis. Die erste Ausfahrt
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Neues E-Klasse Cabrio hin oder her: Schon vor vier Jahrzehnten war ein 280 SE 3.5 Cabriolet mit Automatik und V8-Motor der Traum aller Sonnenanbeter - eine Ausfahrt mit dem seltenen "Flachkühler". Wenn der berühmte Fernseh-Detektiv Columbo einen Mörder jagt, fährt er dabei mit einem verbeulten Peugeot Cabrio durch die Gegend. Seine Widersacher hecken ihre Pläne dagegen mit Vorliebe am Steuer eines teuren Mercedes aus - teuflisch raffiniert, aber mit ganz viel Stil und überheblicher Eleganz. Und auch wenn der Inspektor die Missetäter immer überführt, bleibt er am Ende doch an seiner verbeulten Klapperkiste hängen. Große Mercedes-Cabriolets waren nicht nur in den USA schon immer ein Statussymbol für die Eleganten, Reichen und Schönen. Wer vor 40 Jahren bei uns am Steuer eines Mercedes 280 SE 3.5 Cabriolet saß, der hatte es auf der Karriereleiter ohne Zweifel ganz nach oben geschafft. "Guten Tag, Herr Direktor", waren wohl die Worte, die W 111-Piloten beim Aussteigen am häufigsten hörten. Das Coupé war ein echter "Gentleman's Express", doch mehr Spaß hatte man natürlich in der offenen Ausführung des großen Sternträgers. Das Top-Modell der Baureihe W 111 / 112 wurde zwischen 1969 und 1971 nur 1232 Mal gebaut. Die Wagen werden auch Flachkühler genannt, denn ihr Kühlergrill war nach einem Facelift etwas breiter und niedriger als bisher. Zudem trugen die Stoßstangen nun Gummileisten. Der portalartige Grill, der trotz seiner Größe nicht protzig wirkt, ist in der Tat das Aushängeschild des 4,9 Meter langen und 1,8 Meter breiten Cabriolets.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/autoklassiker-25-mercedes-280-cabrio-wenn-der-chef-faehrt-1.22588
Autoklassiker (25): Mercedes 280 Cabrio - Wenn der Chef fährt
00/03/2010
Neues E-Klasse Cabrio hin oder her: Schon vor vier Jahrzehnten war ein 280 SE 3.5 Cabriolet mit Automatik und V8-Motor der Traum aller Sonnenanbeter - eine Ausfahrt mit dem seltenen "Flachkühler".
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Die meisten Autopremieren lassen den Mut zur wirklich neuen Form vermissen, nur zwei gelten als rundum gelungen: eine Bilanz des Genfer Salons. Ja, es ist schön. Und es macht Spaß. Das ist die Botschaft des Genfer Automobilsalons 2010, der gerade zu Ende ging. Souverän und gut gelaunt zeigte sich die Autoindustrie, frech wie ein Schüler, der seine Hausaufgabe - vernünftigere Autos zu bauen - erledigt hat und dann glaubt, alles sei in Butter. Dabei ähnelte der Vorgarten der Show weniger einer Weltausstellung als einem überdimensionalen McDonalds: hier ein aufblasbares Riesenmodell des Dacia Duster, Renaults neuestes Aldi-SUV, dort der gelbblaue Tesla Roadster von RWE mit passender Stromsäulenattrappe. "AntiRetro" annonciert Citroën mit Bildtapeten des neuen DS3 in Knallgelb. Drinnen war alles klein wie eh und je. Doch der Eindruck bleibt: Je weniger gezeigt wird, desto mehr will das Auto sein. Die Quintessenz des Phänomens stellte Audi dar. Der A1, Ingolstadts Kleinster, wurde als "ein ganz großes Automobil" mit "charaktervollem Design, kompromissloser Qualität und wegweisenden Effizienztechnologien" propagiert. Der A1 stellte sogar den neuesten A8 in den Schatten, auch das ist ein Paradigmenwechsel. Der stilsichere Luxusliner wurde fast versteckt präsentiert. Seine Formgebung neigt zum Unsichtbaren. Als ob man den Unterschied zum kaum kürzeren A4 nicht wirklich zeigen wolle. Die Zeiten, in denen Statusymbolik von oben nach unten dekliniert wird, scheinen vorbei zu sein. Jetzt spielt die Musik im Erdgeschoss: Der A1 beginnt mit einem kühlen Machogesicht im pursten Audi-Stil, das sich der Seite entlang in Richtung Mamma, Bambini & Fiat 500 entwickelt, um dann in einem ganz speziellen Po, muskulös und mollig zugleich, zu enden.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-autodesign-design-im-dilemma-1.15274
Genf 2010: Autodesign - Design im Dilemma
00/03/2010
Die meisten Autopremieren lassen den Mut zur wirklich neuen Form vermissen, nur zwei gelten als rundum gelungen: eine Bilanz des Genfer Salons.
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Großstadtindianer fahren gerne im bulligen Geländewagen durch den Asphaltdschungel. Doch je größter das Dickschiff ist, um so schneller eckt man mittlerweile an. Nicht nur im beengten Parkhaus, m noch bei den politisch korrekten Zeitgenossen. Die beliebten SUV müssen und dürfen nun gerne eine Nummer kleiner ausfallen. Die Studie cX, die Mitsubishi auf der IAA 2007 vorgestellt hat, traf den Nerv der Zeit und wurde unter dem Namen ASX serienflott gemacht. In Japan ist es schon gestartet, jetzt stellt es sich auf dem Genfer Autosalon vor. Auch der Neue weist eindeutig SUV-Charakter auf. Der ASX ist knapp 35 Zentimeter kürzer als der Geländegänger Outlander, verfügt mit 2,67 Metern aber über den gleichen Radstand wie der große Bruder. In Sachen Design gibt sich das Crossover dynamisch, kraftstrotzend und selbstbewusst. Die Front wird vom markanten Jetfighter-Grill dominiert, der das Markenzeichen der meisten europäischen Mitsubishi-Modelle ist. Beim ASX wird die Kühlerpartie durch eine Einfassung und den plastischen Übergang in die Fronthaube zusätzlich akzentuiert. Moderat zeigt sich die eher niedrige und breitenbetonte Heckansicht mit den schlanken, schräg angesetzten LED-Rückleuchten.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-mitsubishi-asx-familienzuwachs-1.3706
Genf 2010: Mitsubishi ASX - Familienzuwachs
00/03/2010
Der Mitsubishi Outlander bekommt ab Sommer kompakten Nachwuchs. Der neue ASX soll Nissan Qashqai und Nissan Juke angreifen.
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Nur zwei Monate nach Freigabe der Autobahn bröckelt die Asphaltdecke weg: Der Ausbau der A 1, das bislang größte Gemeinschaftsprojekt von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, droht zum Desaster zu werden. Schwere Unfälle, kilometerlange Staus und genervte Autofahrer: Die A 1 als wichtigste Verkehrsschlagader zwischen Bremen und Hamburg schafft immer neue Negativ-Schlagzeilen. Zu den Dauerbaustellen beim sechsspurigen Ausbau der Autobahn kommen jetzt noch zahlreiche Löcher im neuen Asphalt. Und wie bei den Pfusch-Vorwürfen beim U-Bahn-Bau in Köln und Düsseldorf taucht auch dort der Name eines Mannheimer Baukonzerns auf: Bilfinger Berger. "Der oberste Belag bröselt einfach weg", beschreibt Heiko Gerken von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Verden die Probleme. "Die Fahrbahndecke löst sich vier Zentimeter tief auf." Zweieinhalb Monate nach der Freigabe wird ein Autobahn-Teilstück bei Bremen damit schon wieder zum Sanierungsfall. Umfang der Schäden, Kosten und Dauer der Reparatur sind bisher nicht abzusehen, heißt es bei den Behörden. Das Desaster wirft einen Schatten auf das bisher größte Gemeinschaftsprojekt von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft (Public Private Partnership) in der Bundesrepublik: Das Konsortium "A1-mobil" finanziert den Ausbau der 73 Kilometer langen Strecke sowie deren Betrieb und Erhaltung. Wesentlich beteiligt sind der internationale Baukonzern Bilfinger Berger (Mannheim) und die Bunte-Gruppe (Papenburg). Bilfinger Berger steckt seit Wochen tief im U-Bahn-Bauskandal. Die Bunte-Gruppe hatte sich den Zuschlag für den Bau des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven erklagt und prozessiert derzeit wegen Mehrkosten.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/schaeden-auf-a-1-in-norddeutschland-marode-fahrbahn-1.9098
Schäden auf A 1 in Norddeutschland - Marode Fahrbahn
00/03/2010
Nur zwei Monate nach Freigabe der Autobahn bröckelt die Asphaltdecke weg: Der Ausbau der A 1, das bislang größte Gemeinschaftsprojekt von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, droht zum Desaster zu werden.
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"Noch mehr Emotionalität": Seat-Chefdesigner Luc Donckerwolke über genetische Datenbanken, den Unterschied zwischen normalen und Elektroautos und das Geheimnis guten Designs. Der Belgier Luc Donckerwolke, 45, ist seit Oktober 2005 Chefdesigner der spanischen Marke Seat, die innerhalb des VW-Konzerns zur Audi-Gruppe gehört. Seine Karriere begann 1990 bei Peugeot, zwei Jahre später wechselte er zu Audi nach Ingolstadt. Nach einem Gastspiel bei Škoda kehrte er 1996 zu Audi zurück und verantwortete bis 2005 das Design von Lamborghini. Aus seiner Feder stammen unter anderem Autos wie der Audi A4 Avant, Škoda Octavia, Lamborghini Murciélago, Gallardo Spider und Concept Miura. Von den neueren Modellen gehören der Seat Ibiza und Ibiaz SC zu seinen Werken. Der Belgier gewann drei Mal den Red-Dot-Award und wurde vom britischen Magazin Autocar zum "Designer of the Year" gekürt. sueddeutsche.de: Worauf haben Sie bei der Seat-Studie Ibe besonderen Wert gelegt? Luc Donckerwolke: Das Wichtigste war, eine neue DNA für alle zukünftigen Seat-Modelle zu entwickeln. Zehn Jahre nach dem Seat Salsa war es wichtig zu zeigen, wo die Reise von Seat hingeht - der Ibe ist quasi die genetische Datenbank des zukünftigen Seat-Designs. sueddeutsche.de: Was unterscheidet eine Studie mit Verbrennungsmotor von einer mit Elektro-Antrieb? Luc Donckerwolke: Wir können bei Fahrzeugen mit Elektroantrieb die Proportionen der Autos verbessern, sie ganz neu zeichnen. Denn anders als konventionelle Antriebe müssen Elektromotoren nicht unter der Motorhaube eingebaut sein. Wir sind bei Positionierung der Komponenten freier, denn der Motor kann auch in den Radnarben untergebracht werden. Das alles sieht man beim Ibe: Die Studie ist sehr flach, nur 1,22 Meter hoch. Auch die Länge von 3,78 Meter ist sehr kompakt. Damit ist die Studie 25 Zentimeter kürzer als der Seat Ibiza. Mit seiner Breite von 1,80 Meter steht das Auto dennoch kraftvoll auf der Straße. Der Ibe ist zwar ein Stadtauto, sieht aber nicht so aus und wirkt weitaus sportlicher als bisher bekannte City-Mobile. Mit der Studie zeigen wir, dass ein Auto mit Elektroantrieb duchaus attraktiv sein kann. sueddeutsche.de: Wodurch soll sich das neue Design von anderen Marken unterscheiden? Luc Donckerwolke: Wir wollen mehr Emotionalität. Seat ist jung, sportlich und designorientiert. Das soll nicht nur bleiben, sondern sogar noch verstärkt werden. Wir wollen die Funktionalität emotionaler verpacken und Autos mit spannenden Linien bauen. Ein Seat soll künftig noch eindeutiger als Seat erkannt werden. Dazu kommt, dass wir dank unserer Konzernzugehörigkeit Spitzentechnik anbieten können.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-seat-die-dna-fuer-seat-1.22831
Genf 2010: Seat - Die DNA für Seat
00/03/2010
"Noch mehr Emotionalität": Seat-Chefdesigner Luc Donckerwolke über genetische Datenbanken, den Unterschied zwischen normalen und Elektroautos und das Geheimnis guten Designs.
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Der Abschied. Im Schnee steckt eine Champagnerflasche, vor dem Bugrad stehen aufgereiht die Flugbegleiterinnen und Piloten und halten rote Nelken in den Händen. Die Maschine ist gerade aus Jekaterinburg gekommen, die Nacht bricht an, die Passagiere sind schon fort, nur die Crew harrt einsam aus für ein Erinnerungsfoto. Es ist Silvester, der letzte Tag des Jahres, der letzte Tag der Tupolew. Aeroflot-Flug 735 nach Moskau, das war es nun. Es gab dichten Schneefall auf dem Weg vom Ural, sonst war alles normal. Außer für Nikolaj Tschuprun. "Ich war traurig", sagt er. 18 Jahre lang ist der russische Pilot die Tupolew Tu-154 geflogen, er sagt, sie ist ihm zur Freundin geworden. Jetzt muss er sich von ihr trennen. Aeroflot, Russlands größte Fluglinie und so etwas wie die Mutter aller anderen im Land, hat die letzte heimische Tupolew aussortiert. Tschuprun klappt seinen Laptop wieder zu, auf dem er das Erinnerungsfoto gespeichert hat. Er sitzt in einem Nebengebäude des Moskauer Flughafens Scheremetjewo-1, in dem das Aeroflot-Museum untergebracht ist. Der Stolz der russischen Luftfahrt ist hier zusammengefasst auf alten Bildern, in Büchern und Flugzeugmodellen. Auf einem Schwarz-Weiß-Foto steht der Konstrukteur Andrej Tupolew mit Mütze, Mantel und strenger Brille. In Russland wird er verehrt. Berühmt ist sein Grabstein auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof, in das mehrere Flugzeuge eingraviert sind. Sein Name steht für russische Ingenieurskunst, und doch hat er arg gelitten seit Beginn der neunziger Jahre. Für viele ist er sogar zum Schrecken geworden.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/das-ende-von-tupolew-der-traum-vom-fliegen-1.17652
Das Ende von Tupolew? - Der Traum vom Fliegen
00/03/2010
Tupolews hatten nie den besten Ruf, dass nun auch noch Aeroflot sie ausrangiert, verletzt die russische Seele.
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Als das Reisen schnell wurde: Vor 50 Jahren stellte die Lufthansa mit einer Boeing 707 ihren ersten Jet in Dienst. Es war der 2. März 1960, Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel, exakt 11.51 Uhr. "Das riesige Flugzeug schoss aus dem Himmel herab und setzte auf. Man hörte zunächst kaum etwas. Erst als die Maschine auf das Hallenvorfeld rollte, begriff man, was die kopfhörerartigen grauen Dinger, die das Bodenpersonal trug, sollten: Es waren schlicht Ohrenschützer. Und das war nötig. Die Gäste mussten sich mit eigenen Händen behelfen", so kommentierte einer der Reporter den Moment, in dem die Lufthansa (LH) ein neues Kapital ihrer Firmengeschichte aufschlug. Denn vor jetzt 50 Jahren begann für die Airline mit der Landung ihrer ersten Boeing 707 - Kennung D-ABOB - das Jetzeitalter. Neun Stunden und 47 Minuten hatten der damalige Chefpilot Rudolf Mayr und Flugkapitän Werner Utter, später Vorstandsmitglied der Lufthansa, gebraucht, um mit der nagelneuen 707 rund 8100 Kilometer vom Boeing-Werk in Seattle an die Elbe zu fliegen. Gemessen an der Geschwindigkeit der bis dahin auf Langstrecken eingesetzten Lockheed Super Constellation ein unerhörtes Tempo. Denn die Boeing schaffte auf ihrem Ablieferungsflug durchschnittlich 830 km/h, während die viermotorige Propellermaschine Super Connie mit etwa 480 km/h nur gut halb so schnell unterwegs war. "Die Boeing fraß die Entfernung", so erinnert sich Werner Utter in seinen Memoiren, "wir wussten, dass wir mit diesem Jungfernflug Akteure eines neuen Abschnitts in der Geschichte der Lufthansa und der zivilen Luftfahrt in Deutschland waren."
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https://www.sueddeutsche.de/auto/der-erste-jet-der-lufthansa-start-in-eine-neue-dimension-1.5046
Der erste Jet der Lufthansa - Start in eine neue Dimension
00/03/2010
Als das Reisen schnell wurde: Vor 50 Jahren stellte die Lufthansa mit einer Boeing 707 ihren ersten Jet in Dienst.
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Kündigt Alfa Romeo endlich wieder einen puristischen Spider an? Das Designstudio Pininfarina zeigt schon mal, wie er aussehen könnte. Erste Bilder, erste Fakten Bei Alfa Romeo dreht sich zurzeit alles um das neue Modell Giulietta, das ganz dezent mit Retro-Elementen spielt. Doch auf dem Genfer Salon stahl dem kompakten Italiener ein anderer Alfa die Show. Aus dem berühmten Designbüro Pininfarina rollte ein betörend schöner Roadster auf die Messe, vom dem viele Alfisti wahrscheinlich nur eins hoffen: dass daraus so schnell wie möglich ein Serienmodell wird. Denn der aktuelle Alfa Spider ist zwar komfortabler und stärker, aber auch größer, schwerer und behäbiger geworden als der schlanke Flitzer, der er einst war. Und für einen 8C Spider hat nun einmal nicht jeder das nötige Kleingeld übrig. Der 4,2 Meter lange 2uettottanta sieht dagegen fast grazil aus und wirkt wie die Neuinterpretation des Alfa Spider Duetto von 1966. Bei dem hatte wie bei vielen Alfas natürlich auch schon Pininfarina die betörend schöne Hülle des Wagens gezeichnet. Der 2uettottanta ist durch sein scudetto, den V-förmigen Kühlergrill, sofort als Alfa Romeo zu erkennen. Die leicht geschwungene, aber völlig schnörkellose Seitenlinie läuft in einer dezenten Falz nach hinten, zwei schmale LED-Scheinwerfer blitzen unter der breiten Haube hervor. Das Heck erinnert an ein schnittiges Motorboot und geht in Richtung Cockpit fließend in zwei Höcker über, die vor den Kopfstützen abschließen. Ein Radstand von 2,5 Metern, kurze Überhänge und die typischen Alfa-Felgen vollenden den optischen Hochgenuss. Der 2uettottanta wirkt aus jeder Perspektive einfach - schön.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-pininfarina-2uettottanta-arbeitsauftrag-schoenheit-1.6578
Genf 2010: Pininfarina 2uettottanta - Arbeitsauftrag: Schönheit
00/03/2010
Kündigt Alfa Romeo endlich wieder einen puristischen Spider an? Das Designstudio Pininfarina zeigt schon mal, wie er aussehen könnte. Erste Bilder, erste Fakten
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mlsum_de-train-1527
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Der VW Sharan ist eines der ältesten Autos auf dem deutschen Markt: Vor rund 15 Jahren läutete er den Van-Trend in Deutschland ein. Jetzt kommt endlich der neue. Erste Bilder, erste Fakten Die Zeit für große Vans scheint vorbei zu sein. Renault hadert mit dem Nachfolger des Urgesteins Espace und auch der Chrysler Voyager ist vom einstigen Familienliebling zum Nebendarsteller geworden. Die Euro-Vans von Fiat, Lancia, Peugeot und Citroën führen ein Schattendasein und auch andere Konkurrenten positionieren ihre Familienvans lieber ein bis zwei Klassen tiefer als bisher. Der VW Sharan war bislang kein Einzelkämpfer. Die unklare Marktlage und fehlende Produktionskapazitäten brachten es mit sich, dass Ford, Seat und Volkswagen beim Familienvan-Projekt Anfang der neunziger Jahre miteinander ins Bett gingen und mit Galaxy, Alhambra und Sharan drei nahezu identische Fahrzeuge auf den Markt brachten. Sie unterschieden sich nur durch Markenlogos, Lichteinheiten und ihren Kühlergrill. Die ungewöhnliche Zusammenarbeit war fruchtbar und aufgrund der überschaubaren Modellpflege-Maßnahmen auch überaus ertragreich. Ford stieg dann als Erster aus und präsentiert mit dem Van-Doppel aus Galaxy und S-Max eine eigene Linie. Mit großer Verspätung schickt VW auf dem Genfer Salon einen Nachfolger des Sharan ins Rennen. Der Druck, den erfolgreichen Siebensitzer vom Markt zu nehmen, heilt sich jahrelang in engen Grenzen. Der alte Van lief trotz der überlangen Produktionszeit prächtig, der Ertrag war groß und wer es moderner wollte, konnte innerhalb des eigenen Hauses immer noch zum VW Touran greifen.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-vw-sharan-abgang-auftritt-1.14487
Genf 2010: VW Sharan - Abgang, Auftritt
00/03/2010
Der VW Sharan ist eines der ältesten Autos auf dem deutschen Markt: Vor rund 15 Jahren läutete er den Van-Trend in Deutschland ein. Jetzt kommt endlich der neue. Erste Bilder, erste Fakten
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Der VW Sharan ist eines der ältesten Autos auf dem deutschen Fahrzeugmarkt. Seit rund 15 Jahren transportierte er Familien durch Welt, Wald und Flur und läutete als erster echter Konkurrent von Renault Espace und Chrysler Voyager den Van-Trend in Deutschland ein. Der neue Sharan debütiert jetzt in Genf. Die Zeit für große Vans scheint vorbei zu sein. Renault hadert mit dem Nachfolger des Urgesteins Espace und auch der Chrysler Voyager ist vom einstigen Familienliebling zum Nebendarsteller geworden. Die Euro-Vans von Fiat, Lancia, Peugeot und Citroën führen ein Schattendasein und auch andere Konkurrenten positionieren ihre Familienvans lieber ein bis zwei Klassen tiefer als bisher.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-vw-sharan-abgang-auftritt-1.24085
Genf 2010: VW Sharan - Abgang, Auftritt
00/03/2010
Der VW Sharan ist eines der ältesten Autos auf dem deutschen Markt: Vor rund 15 Jahren läutete er den Van-Trend in Deutschland ein. Jetzt kommt endlich der neue. Erste Bilder, erste Fakten
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mlsum_de-train-1529
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Vor 30 Jahren stand der Audi Quattro auf dem Genfer Salon. Dieses Jubiläum kann man aber schlecht am grünen Tisch feiern: eine Fahrt mit Walter Röhrl im Rallye-Quattro von 1984. Ein eisiger Wind pfeift durch die Baumwipfel der französischen Seealpen. Der Audi Rallye-Quattro steht auf einer vereisten Straße am Col de Turini, dem legendären Abschnitt der Rallye Monte Carlo. Der Fünfzylinder brabbelt im Leerlauf vor sich hin, der Turbolader ist in Lauerstellung. Walter Röhrl drückt einen Knopf auf seiner Stoppuhr. Es ist eine Marotte des Rallye-Profis, er stoppt immer die Zeit, bei jeder Fahrt und sogar beim Joggen. Dabei geht es heute am Col de Turini eigentlich um nichts. "Ich wollte einfach wissen, ob ich es noch kann", sagt Röhrl, der mit 63 noch so drahtig wirkt wie eh und je. Röhrl gibt Gas, und nach wenigen Metern jagt der Quattro schon durch die nächste Kurve. Doch mit brachialem Rallyesport hat das nichts zu tun, als Beifahrer muss man sich trotz des hohen Tempos nicht an der grifflosen Tür festklammern. Röhrl prügelt den Quattro nicht etwa im Schweden-Stil über die Strecke und nutzt dabei die Schneewand als Bande. Er zirkelt stattdessen mit rasanten, aber flüssigen und minutiös dosierten Lenkbewegungen um die Kurven. Sobald es die Traktion zulässt, schiebt er den Wagen mit Vollgas aus der Kurve. Durch das Bremsen mit dem linken Fuß lässt sich das Turboloch überlisten, weil der rechte Fuß auf dem Gas bleiben kann, und der Allradler wird in der Kurve stabilisiert. Die nächste Kehre kommt, Röhrl bringt die Räder schon vorher in die richtige Position, damit der Quattro seine 450 Newtonmeter Drehmoment sofort in ungehemmten Vortrieb verwandelt.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/30-jahre-audi-quattro-die-praezisionsmaschine-1.21637
30 Jahre Audi Quattro - Die Präzisionsmaschine
00/03/2010
Vor 30 Jahren stand der Audi Quattro auf dem Genfer Salon. Dieses Jubiläum kann man aber schlecht am grünen Tisch feiern: eine Fahrt mit Walter Röhrl im Rallye-Quattro von 1984.
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Probleme bei Toyota und General Motors: Millionen Autos haben Mängel, weil die Hersteller sparen. Der Eindruck, dass es immer öfter Rückrufe gibt, trügt dennoch. Stolze Konzernchefs und edle Karossen - zum Auftakt des 80. Internationalen Automobilsalons in Genf an diesem Donnerstag zeigt sich die Branche wieder von ihrer besten Seite. Manager ziehen seidene Tücher von polierten Wagen und beschreiben umweltfreundliche Technik in den schillerndsten Farben. Zwei große Konzerne allerdings haben wenig Grund zum Feiern beim Treffen am Lac Leman: Toyota und General Motors (GM), denn beide plagen Rückrufaktionen für Millionen Autos. Bei den Japanern sind es diesmal undichte Ölschläuche an Toyota- und Lexus-Modellen, die für Aufregung sorgen. Zuletzt mussten wegen klemmender Gaspedale weltweit 4,2 Millionen Autos des Konzerns in die Werkstätten gerufen werden, allein in Deutschland mehr als 200.000 Fahrzeuge. Nun handele es sich aber nicht um einen Rückruf, ist in Genf zu hören. Die Ölschläuche würden bei der regelmäßigen Wartung in den Werkstätten ausgetauscht, ein Sicherheitsproblem bestehe nicht. Aber man wolle natürlich Konsequenzen aus der Häufung technischer Defekte ziehen. So sagte Alain Uyttenhoven, Toyota-Chef in Deutschland, der SZ, der Konzern werde von Ende März an in allen Regionen der Welt sogenannte Quality Officer einsetzen, Fachkräfte also, die die "Qualitätskontrolle deutlich erhöhen" sollen. Aufregung gibt es auch bei GM: 1,3 Millionen Fahrzeuge muss der Hersteller in den USA, Kanada und Mexiko in die Werkstätten rufen. Ein Elektromotor in der Servolenkung muss ersetzt werden. Fällt dieser Motor aus, bleibt das Auto zwar lenkbar, doch lässt es sich bei niedrigen Geschwindigkeiten schwerer steuern. Betroffen sind die Marken Chevrolet und Pontiac der Baujahre 2005 bis 2010. Bisher seien, so GM, 14 Unfälle mit dem Defekt in Zusammenhang zu bringen, ein Mensch sei verletzt worden. Im Video: Der US-Autohersteller General Motors ruft in Kanada 250.000 Kleinwagen wegen Problemen mit der Servolenkung zurück. Weitere Videos finden Sie hier
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https://www.sueddeutsche.de/auto/rueckrufaktionen-pfusch-ab-werk-1.16544
Rückrufaktionen - Pfusch ab Werk
00/03/2010
Probleme bei Toyota und General Motors: Millionen Autos haben Mängel, weil die Hersteller sparen. Der Eindruck, dass es immer öfter Rückrufe gibt, trügt dennoch.
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Porsche bekommt wieder einen Supersportwagen - erst mal als Studie. Der 918 Spyder soll Lust machen auf Elektro-Power und sich für Nordschleife wie auch Stadtverkehr eignen. Nach dem Carrera GT war erst mal Schluss. Den 612 PS starken Über-Porsche ereilte das gleiche Schicksal wie den Mercedes SLR - beide werden nicht mehr produziert. Doch während Mercedes mit dem Flügeltürer SLS einen legitimen Nachfolger mit echten Sportwagenambitionen folgen ließ, gab es in Zuffenhausen erst einmal - nix. Bis jetzt: Auf dem Genfer Salon steht neben dem neuen Porsche Cayenne und dem 911 GT3 R Hybrid ein weiteres Elektrospielzeug: der Porsche 918 Spyder. Ein offener Straßenrenner, mit dem sich Porsche - auch - als Ökomarke präsentieren will. Denn das grandiose Aussehen als Mix aus Carrera GT und einem knackigen Boxster ist nur das eine: Unter dem knapp sitzenden Blechkleid in CFK-Bauweise gibt es nicht nur Motorleistung ohne Grenzen, sondern auch einen hoch effizienten Hybridantrieb. Dass der Renner mit dem sexy Auftritt grandiose Fahrleistungen bietet und mehr als 320 km/h Spitze laufen soll, mag schon angesichts von Design und Abstammung nicht weiter überraschen. Auf Basis des ausgelaufenen Rennwagens RS Spyder wurde das 3,4 Liter große V8-Triebwerk überarbeitet und leistet vor der Hinterachse liegend mehr als 500 PS. Der Verbrenner bekommt aber tatkräftige Unterstützung aus der Elektro-Fachabteilung. Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leisten weitere 160 kW / 218 PS. Das soll je nach Betriebsart nicht nur einen Minimalverbrauch von drei Litern auf 100 Kilometern, sondern auf der Nordschleife des Nürburgrings auch Rundenzeiten von weniger als 7:30 Minuten garantieren.
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https://www.sueddeutsche.de/auto/genf-2010-porsche-918-spyder-funkenflieger-1.24523
Genf 2010: Porsche 918 Spyder - Funkenflieger
00/03/2010
Porsche bekommt wieder einen Supersportwagen - erst mal als Studie. Der 918 Spyder soll Lust machen auf Elektro-Power und sich für Nordschleife wie auch Stadtverkehr eignen.
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Die Lamborghini-Fans warten auf ein völlig neues Auto. Doch der nächste Murciélago lässt noch auf sich warten. So muss es auf dem Genfer Salon eine aufgefrischte Version des Gallardo richten. Ein Lamborghini Gallardo Superleggera (übersetzt: superleicht) ist nicht ganz neu. Den gab es zuletzt vor drei Jahren schon einmal. Doch die strengen Diätmaßnahmen gingen im Nachfolger Gallardo 560-4 nahezu unbemerkt auf. Jetzt speckte der jüngst erstarkte Italo-Sportler nochmals um 70 Kilogramm ab und macht Lust auf den neuen Supersportwagen Lamborghini Murciélago, der bereits am Horizont aufblitzt. Da eine dritte Baureihe bei dem polarisierenden Sportwagenhersteller mit dem Stier bis auf weiteres fehlt, müssen nachgeschärfte Sonderversionen die Kunden bei Laune halten. Zugleich unterstreicht ...
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Genf 2010: Lamborghini Gallardo Superleggera - Nimm's leicht
00/03/2010
Die Lamborghini-Fans warten auf ein völlig neues Auto. Doch das lässt auf sich warten. So muss es vorläufig eine aufgefrischte Version des Gallardo richten.
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Über den Sinn des Satzes "Liebe geht durch den Magen" habe ich immer wieder gerätselt. Angesichts der Stapel an Kochbüchern in den Buchhandlungen oder der Kochsendungen im Fernsehen, wo jeden Abend ein Sternekoch ein raffiniertes Menü mit frischesten Zutaten der Saison zubereitet, drängt sich der Eindruck auf, dass die Deutschen ein Volk exzellenter Köche, sprich wunderbarer Liebhaber, sind. Ein Spaziergang durch die Supermärkte offenbart eine andere Welt. Die Gefrierschränke nehmen ganze Wände ein, mehr Platz als die Regale mit frischem Obst und Gemüse. Öffnet man eine Tür, packt einen die herauswabernde Kälte am Kragen. Tiefgefrorene Erbsen, Karotten und Mischpilze, Brokkoli und Blumenkohlröschen, Rahmgemüse und Blattspinat, Fertigpizzen und Fischstäbchen. Servierfertig in zehn Minuten. In den Einkaufswagen türmen sich eingeschweißte Tortellini mit Schinken-Sahne-Sauce; Salat in Kunststofftüten, den man angeblich nicht einmal mehr zu waschen braucht, dazu ein Dressing nach Geschmack; Königsberger Klopse, vakuumverpackt, mit glibbriger Instantsoße. Ein Schlaraffenland, wo aber der Appetit nicht so recht aufkommen mag. Flaniert man dagegen durch die Goethestraße in München, versteht man Thilo Sarrazins Eifersucht auf die türkischen Gemüsehändler ein wenig besser. Ein Obst- und Gemüseladen reiht sich an den anderen. Auf dem Bürgersteig drängen sich die Kunden. Orangen und Mandarinen werden hier nicht stück-, sondern kistenweise gekauft, Auberginen, Artischocken, Paprika und Zucchini in riesigen Mengen. Es scheint, als würde in den Küchen türkischer Familien von früh bis Abend nur geschält, geschnippelt und gekocht. Tatsächlich steht das Essen durchaus im Mittelpunkt des Lebens, wie auch Aziz Nesin in seiner satirischer Erzählung "Greift doch bitte zu" schildert. Da prahlt die Hauptfigur, seine deutschen Gäste "verlieren den Verstand, wenn sie unsere gefüllten, gewickelten Spezialitäten, unsere Fleisch- und Käsepasteten, unsere Joghurt-, Blätterteig- und Honigpasteten essen. Wenn meine Frau einen Blätterteig ausrollt, kann man durch den Teig durchsehen, als würde man durch einen Tüllvorhang blicken. Wenn man diese Teigpastete im Wasserdampf zubereitet, kann man davon zwei Kilo hintereinander essen, und es kommt einem vor, als hätte man nur zweihundert Gramm davon gegessen. Und erst recht die mit Mandeln gefüllte Honigpastete, sie löst sich noch im Mund auf." In türkischen Supermärkten steht tatsächlich die Tiefkühltruhe als ein kleiner bescheidener Kasten verwaist in einer Ecke. Beim Kochen in Deutschland kommt nicht nur Tiefkühlkost, sondern auch Technik zur höchsten Geltung. Die Küche muss eine Granitoberfläche haben, einen Edelstahl-Doppel-Kühlschrank, eine Espressomaschine, da kommen schnell mal zwanzigtausend Euro zusammen. Doch das Lieblingsgerät in deutschen Küchen ist nicht der Kochherd, sondern die Mikrowelle. Die aber macht jede Liebe durch den Magen kaputt. An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Celal Özcan arbeitet für die türkische Zeitung Hürriyet.
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https://www.sueddeutsche.de/service/mein-deutschland-lieblingsgeraet-mikrowelle-1.2128
Mein Deutschland - Lieblingsgerät Mikrowelle
00/03/2010
Beim Einkauf greift der Deutsche auch gerne in die Tiefkühltruhe.
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Meine Heimat Italien ist ein komisches Land. Dort benehmen sich Politiker wie Komiker und Komiker wie Politiker. Zugegeben, bisher ist kein Politiker im Bel Paese auf die Idee gekommen, selbst auf die Bühne zu treten und als Kabarettist eine Show anzubieten, wie es der Münchener Ultrabürgermeister Christian Ude tut. Aber das ist auch gar nicht notwendig. Berlusconis unerschöpfliche Schaffenskraft beim Erzählen immer neuer Witze, in denen der Premierminister gerne selbst die Hauptrolle spielt, ist unübertrefflich, zumal er dies nicht in seiner Freizeit, sondern vor allem im Amt tut. Politische Gegner mögen diese Späße verachten, Berlusconis Wähler schätzen jedoch die unbekümmerte Witzelei. Denn sie fühlen sich darin bestätigt, dass der Scherzkeks Silvio ein Mensch wie du und ich geblieben ist, obwohl er doch steinreich und beinahe so mächtig ist wie ein Monarch. Manchmal treffen jenseits des Brenners sogar Politiker und Humoristen aufeinander, wie im neuen Buch des Senators, ehemaligen Staatsanwalts und Führers der Oppositionspartei "Italien der Werte", Antonio Di Pietro, das eine Vorrede des bissigen Bloggers und Komikers Beppe Grillo enthält. Solche Entwicklungen bringen mich nicht unbedingt zum Lachen, da Satire sich durchaus mit Politik beschäftigen darf, die Satiriker sich aber von Politikern egal welcher Couleur tunlichst fernhalten sollten, um ihre Unabhängigkeit bewahren zu können. Anderenfalls laufen sie Gefahr, sich instrumentalisieren zu lassen und dabei Sprachrohr statt Kritiker der Politiker zu werden, wie im Fall jener Zeitungen, die der Familie Berlusconi gehören und die regierungstreuen Humor betreiben. Was nichts anderes ist als pervertierte Satire. Umgekehrt sollten Politiker immer im Stande sein, die gegen sie gerichteten Witze als Tribut an die Demokratie mit einer mehr oder weniger guten Miene zu ertragen, auch wenn der Ton der falsche ist. Zweifelsohne kann man den KZ-Vergleich von Bruder Barnabas beim diesjährigen Nockherberg tadeln und ihn ungeschickt, wenn nicht gar plump finden. Man darf sich sogar darüber empören, wie es verständlicherweise die Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, tat. Dass aber Außenminister Guido Westerwelle sich eine weitere Einladung für die Veranstaltung verbeten hat, zeugt von einem sonderbaren Politikverständnis. Wäre Fastenprediger Michael Lerchenberg aus innerer Überzeugung zurückgetreten, hätte man das verstehen und sogar schätzen können. Dass er aber wegen des politischen Drucks, wie er selbst sagte, die Kutte ausziehen musste, ist ein Pyrrhussieg für die Demokratie. Zumal Barnabas-Hauptzensor Westerwelle Führer einer Partei ist, die die Freiheit auf ihre gelb-blauen Fahnen geschrieben hat. An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Alessandro Melazzini arbeitet als Kulturkorrespondent für die italienische Tagezeitung Il Sole 24 Ore.
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https://www.sueddeutsche.de/service/mein-deutschland-scherzkeks-silvio-1.10268
Mein Deutschland - Scherzkeks Silvio
00/03/2010
In Italien benehmen sich Politiker wie Komiker und Komiker wie Politiker.
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Ich gehe gerne zu Fuß an den Quais der Seine entlang. Jahrhunderte intakter Architektur ziehen vor meinen Augen vorbei. Und wenn ich am Louvre angekommen bin, scheinen die Jahrhunderte zu verschmelzen: Die Pyramide von Pei steht da unverrückbar, im Schoß des sehr alten Palais. Ganz anders ist es Unter den Linden in Berlin, wo man an wenigen alten, authentischen Gebäuden vorbeiläuft. Dafür an vielen Plattenbauten, scheußlichen Überbleibseln der DDR, an einigen zeitgenössischen Bauten, die mehr oder weniger gelungen sind. Ein sonderbares Durcheinander, auch wegen der Fälschungen. Die skandalöseste: Das Adlon, nachgebaut, damit auch Berlin seinen alten Palast hat. Risse sind an die Decken gemalt worden, und man hat meterweise alte Bücher gekauft, um die Wände der Salons zu schmücken. Und als ob das Adlon nicht reichte, um die große Sehnsucht der Berliner nach ihrer Vorkriegsstadt zu stillen, haben sie beschlossen, ein paar hundert Meter weiter ein barockes Schloss zu bauen, das aus dem Playmobil-Kasten zu kommen scheint. Seit Jahren tobt der Streit über den Wiederauferstehung des Stadtschlosses. Und seit Jahren beobachten wir Ausländer mit einer Mischung aus Spott, Rührung und Erstaunen die Argumente und Ideen. Seltsam, wie die Deutschen mit ihrer Geschichte umgehen. Nun ist es einfach, sich als Franzose, Italiener oder Engländer zu mokieren, weder Paris noch Rom sind bombardiert worden, auch London hat sein früheres Aussehen behalten. Nicht nötig also, die verschwundenen Bauten nachzuahmen. Nicht nötig, im historisierenden Stil wiederaufzubauen. Unsere Hauptstädte spiegeln die Vergangenheit. Anders dagegen Berlin, das zu Kriegsende nur noch ein Haufen Ruinen war. Doch warum klammert man sich an Vergangenes statt Neues zu wagen? Warum verbeißt man sich darin, eine fade Attrappe wiederaufzubauen? Warum dieses Schloss aus falschen Steinen, vielleicht mit falschen Rissen entlang der Mauern? Die nicht enden wollende Geschichte des Stadtschlosses hat nun eine absurde Wendung genommen. Weil jeder daran zweifelt (aber kaum jemand wagt, es laut zu sagen), dass das gigantische Vorhaben in diesen Krisenzeiten überhaupt noch zu finanzieren ist - zumal in einer Stadt, die sexy, aber sehr arm ist - hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer einen surrealistischen Vorschlag gemacht: Warum nicht auf die Kuppel verzichten? Mit dem eingesparten Geld könne man zehn Ortsumgehungen oder acht Kilometer vierspuriger Autobahn bezahlen, beeilte sich der Minister zu versichern, um seinem Argument eine Prise Menschenverstand zu verleihen. Nein, das ist kein Witz. Das Schloss der Hohenzollern ohne Kuppel - das wäre wie die Tour Eiffel ohne Spitze oder das House of Parliament ohne Big Ben. Ein kastriertes Denkmal, ein kümmerlicher Stummel mitten in der Hauptstadt. Wenn man schon den Geschmack eines zweifelhaften Kitsches hat, ein Schloss zu rekonstruieren - dann bitte ganz und akribisch. Warum aber nicht ein wenig Mut beweisen und mitten in Berlin eine zeitgemäße Architektur wagen? Ich würde die Briten Norman Foster und David Chipperfield bitten, die ein paar hundert Meter weiter Wunderschönes erschaffen haben, die Sache dringend in die Hand zu nehmen. Sie sollten diesen symbolischen Platz nach ihrem Geschmack gestalten. Die Welt, allen voran die Deutschen, wäre erleichtert. An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Pascale Hugues arbeitet für das französische Nachrichtenmagazin Le Point (Foto: Nelly Rau-Häring).
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https://www.sueddeutsche.de/service/mein-deutschland-berliner-stadtschloss-1.11776
Mein Deutschland - Berliner Stadtschloss
00/03/2010
Seit Jahren tobt der Streit über die Wiederauferstehung des Berliner Stadtschlosses.
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Für Oskar Lafontaine, Linken-Chef auf Abruf, geht es bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auch um sein politisches Erbe. Die Linke steht vor einem schwierigen Führungswechsel, weil neben Lothar Bisky auch der Ko-Parteichef Oskar Lafontaine sein Amt im Mai abgibt. Bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen muss die Partei beweisen, ohne Lafontaine den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen. Für den Vorzeige-Linken aus dem Westen geht es um sein politisches Vermächtnis: Eine gesamtdeutsche Partei links von den Sozialdemokraten. sueddeutsche.de sprach mit dem früheren SPD-Chef und Finanzminister über die Ambitionen und Chancen seiner Partei in NRW, schwarz-gelben "Murks" und überaschende Gemeinsamkeiten von Linken und Liberalen. Detailansicht öffnen Linken-Chef Oskar Lafontaine zeigt sich vor der Landtagswahl in NRW angriffslustig: "Wir stehen im Wettbewerb mit allen anderen Parteien, auch mit SPD und Grünen". (Foto: Foto: ddp) sueddeutsche.de: Herr Lafontaine, CDU und FDP glauben, dass Nordrhein-Westfalen künftig von SPD, Grünen und Ihrer Linkspartei regiert werden könnte - diese Ansicht teilen Sie doch auch. Oskar Lafontaine: Ja. Aber nur dann, wenn so der Sozialabbau im Bundesrat gestoppt wird. Schwarz-Gelb fürchtet sich vor der Schlüsselwahl in Nordrhein-Westfalen. Denn Deutschland blüht so einiges: Wenn CDU und FDP am 9. Mai gewinnen sollten, wollen Merkel und Westerwelle vermutlich vorschlagen, im Sozialhaushalt zu kürzen. Ein starkes Abschneiden der Linken ist die einzige Chance, soziale Grausamkeiten zu verhindern. sueddeutsche.de: Sie wollen behaupten, SPD und Grüne würden soziale Kürzungen abnicken? Lafontaine: Das beweisen die letzten Jahre. Die Grünen haben die Agenda 2010 mitgetragen, die SPD hat Hartz IV und die Rente mit 67 erfunden und ist mitverantwortlich für Praxisgebühr, Zuzahlungen und Zusatzbeiträge. sueddeutsche.de: Rot-Grün ist seit 2005 nicht mehr an der Regierung, die heutige SPD-Führung geht inzwischen selbstkritisch mit der Agenda-Politik und der Rente mit 67 um. Lafontaine: Die SPD schließt vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen nicht aus, mit Rüttgers zu koalieren und hat schon oft erklärt, mit FDP und Grünen unter Umständen eine Ampelkoalition bilden zu wollen. Das zeigt, dass die SPD ebenso wie die Grünen bereit ist, Grundsätze über Bord zu werfen, wenn es um die Macht geht. sueddeutsche.de: Sie spielen auf Ihre Heimat an, das Saarland. Dort haben sich die Grünen mit CDU und FDP zusammengetan. Lafontaine: Im Saarland waren die Grünen schon vor der Landtagswahl von einem Unternehmer mit FDP-Parteibuch eingekauft worden. In Nordrhein-Westfalen sind sie, hoffe ich, nicht gekauft. Aber sie liebäugeln massiv mit der Rüttgers-CDU - allen Affären zum Trotz. Dabei weist die Sponsoring-Affäre auf ein Megathema der parlamentarischen Demokratie hin. Die Frage lautet: Ist Politik käuflich? sueddeutsche.de: Wie lautet Ihre Antwort darauf? Lafontaine: Rüttgers' Leute haben bei interessierten Unternehmen Nähe zu einem Ministerpräsidenten gegen einen Batzen Geld angeboten. Unternehmer zahlen solch hohe Beträge nur, wenn sie Entgegenkommen erwarten - siehe die Mövenpick-Spende an FDP und Union. Deshalb fordert die Linke, wie in Frankreich, Spenden aus der Wirtschaft zu verbieten und die Spenden von Einzelpersonen zu begrenzen. Nebeneinkünfte von Amtsträgern durch Funktionen bei Verbänden und großen Unternehmen sollten ebenso nicht erlaubt sein. Schwarz-Gelb zeigt, wohin solche Verflechtungen führen. sueddeutsche.de: Die eigentlichen Gegner der Linken heißen also inzwischen Union und FDP? Lafontaine: Wir stehen im Wettbewerb mit allen anderen Parteien, auch mit SPD und Grünen. sueddeutsche.de: Warum arbeiten Sie sich nach wie vor am eigenen Lager ab? Die Linke will regieren - und ohne die SPD wird sie das nicht schaffen. Lafontaine: Es gibt keine linke Mehrheit in Deutschland ohne die SPD, das stimmt. Aber sie ergibt erst dann Sinn, wenn sich die SPD programmatisch erneuert und die Linke als den Partner begreift, mit dem sie allein den zerstörten Sozialstaat wieder aufbauen kann. SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft will die Linke aus dem Düsseldorfer Landtag heraushalten. Sie ist dabei, ein Eigentor zu schießen. sueddeutsche.de: Die SPD will eben keine Stimmen an die Linke verlieren. Lafontaine: Wenn die Linke nicht über fünf Prozent kommt, hat Frau Kraft nach den meisten Umfragen keine Chance, Ministerpräsidentin zu werden. sueddeutsche.de: Hat sie das Zeug für diesen Job? Lafontaine: Es kommt darauf an, was man unter diesem Job versteht. Wenn sie es auch als ihren Job ansieht, den Sozialabbau im Bundesrat zu verhindern, dann taktiert sie zurzeit sehr ungeschickt.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/oskar-lafontaine-die-spd-ist-dabei-ein-eigentor-zu-schiessen-1.933500
"Oskar Lafontaine im Interview - ""Die SPD ist dabei, ein Eigentor zu schießen"""
00/04/2010
Für Oskar Lafontaine, Linken-Chef auf Abruf, geht es bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auch um sein politisches Erbe.
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Der Papst wird zur tragischen Person. Er ist kein Reaktionär oder Fundamentalist, er ist: fremd der Welt. Der Aufbruch, der nötig wäre, scheint mit ihm unmöglich zu sein. Fünf Jahre ist Papst Benedikt XVI. im Amt, es ist ein Jubiläum ohne Jubel. Es fällt in jene Tage, da immer neue Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche bekannt werden, in denen Joseph Ratzinger von Buße und Umkehr spricht, von Schuld und Scham. Und doch kann er die Glaubwürdigkeitskrise nicht beenden, in die seine Kirche da geraten ist. Am 19. April 2005 trat ein schüchtern lächelnder Benedikt auf den Balkon des Petersdoms und rührte die Menschen unten auf dem Platz. Heute feiert in Rom ein müder Mann den Ostergottesdienst. Im 13.Jahrhundert wählten die Kardinäle den zeitweiligen Einsiedler Petrus von Murrone zum Papst. Er nannte sich Coelestin V., und die Leute sprachen von ihm als Papa Angelicus, dem Engelspapst. Weltfremd, wie er war, wollte er die Kirche erneuern, weigerte sich, die Kriegsschiffe des Königs zu segnen, dankte nach nur fünf Monaten Amtszeit wieder ab. Vor fünf Jahren wählten die Kardinäle den Papa Theologicus, den Theologenpapst, weil sie hofften, dass mit ihm die Kirche Antworten finden würde auf die Herausforderungen der Postmoderne, auf die Suche vieler Menschen nach dem knappen Gut Sinn, auf die religiösen Konflikte in der Welt. Doch wenn heute vom Papst die Rede ist, dann geht es nicht um das Verhältnis von Glauben und Vernunft, den Dialog der Religionen, die Gottesfrage. Es geht darum, was Benedikt von welchem Missbrauchsfall gewusst haben könnte, was er mit den traditionalistischen Piusbrüder vorhat, welches Zitat ihm warum misslungen ist. Es geht nicht ums Grundsätzliche, es geht ums Klein-Klein. Der Papa Theologicus, der vor fünf Jahren ins Amt kam, ist ein weltfremder Papst, manchmal wie der Engelspapst Coelestin. Das ist eine Stärke von Papst Benedikt XVI. Er ist dem Betrieb der Welt fremd, er steht für das Transzendente, für die andere Seite der Wirklichkeit. Er bringt das Fremde ins allzu Weltbekannte; er steht in der Zeit des Traditionsabbruchs für die zweitausendjährige Geschichte der größten, ältesten Institution der Welt. Des Papstes erste Enzyklika "Deus Caritas est" ist das beste Beispiel für den Wert dieses Weltfremden. Da schreibt der Papst von Gott, der die Liebe ist und so alle Maßstäbe der Welt durchbricht; den Menschen Mut gibt, diese Maßstäbe zu durchbrechen, gegen die Diktatur des Nächstliegenden das unerhört Gute zu tun. Ja, auch dort verkündet der Papst, die sexuelle Liebe habe nur in der katholischen Ehe ihren Platz. Aber Benedikts erstes Lehrschreiben wirbt um die Menschen, lädt ein, stellt die innerweltlichen Heilsoptimismen in Frage. Doch solche Momente sind zu selten in diesem Pontifikat. Es gab den lächelnden Papst auf seinen Reisen nach Deutschland, die bewegenden Besuche in Moscheen und Synagogen. Zunehmend aber wirkt die negative Seite von Benedikts Weltfremdheit. In ihr begrenzt er sich selber, bleibt in seiner In-sich-Logik gefangen. Er betrachtet die geistige Entwicklung jenseits von Augustinus und Thomas von Aquin mit Misstrauen; aus seiner Sicht haben Martin Luther und die Aufklärer einem bedenklichen Individualismus Vorschub geleistet, ist die Welt beherrscht von der "Diktatur des Relativismus", gegen die sich die Kirche in der Burg des Dogmatischen verrammeln muss. Es ist ein Welt-Pessimismus, der relativiert, was Benedikt in seiner Liebes-Enzyklika sagt. Ein Papst kann heute kein reiner Papa Theologicus mehr sein, jedenfalls nicht so wie Ratzinger es ist. Seit er mit seiner Regensburger Rede die Muslime empörte, kämpft er mit unglücklichen Zitaten und Entscheidungen, die jenseits der päpstlichen Gedankengänge auf Unverständnis und Zorn stoßen. Der Papst hat die alte tridentinische Messe aufgewertet und die Exkommunikation der traditionalistischen Pius-Bischöfe aufgehoben, weil er diesen Teil der Tradition für die Kirche retten wollte. Doch er, der Weltgelehrte, hat nicht begriffen, was es bedeutet, wenn in der katholischen Kirche wieder für die Bekehrung der Juden gebetet wird, wenn unter den begnadigten Piusbrüdern einer ist, der den Holocaust leugnet. Und weil er es nicht begriffen hat, wundert er sich, wenn Kritik kommt. Zu anderen Zeiten wäre diese Missverstehensspirale nur ein Zeichen dafür gewesen, wie desaströs schlecht der Vatikan den Papst berät. Nun aber, da die katholische Kirche durch den Missbrauchsskandal Verletzerin und verletzt zugleich ist, wird der weltfremde Papst zur tragischen Person. Er verurteilt die Taten so klar wie nur irgend möglich; doch in der Welt wirkt es wie die nachgeschobene Entschuldigung eines Mannes, der zu lange selbstherrlich über die Sexualität anderer urteilte, dem zu lange die Institution wichtiger war als der Mensch. Er lächelt, der Theologenpapst - wenn er bei den Audienzen Menschen trifft, die ihn verehren, ihm zujubeln. Joseph Ratzinger hat gesagt, dass ihm eine Kirche der kleinen, aber treuen Schar lieber sei als die große Menge der Halbentschiedenen. Nun könnte diese Vision Wirklichkeit werden, ohne dass Benedikt sie zum Programm erhoben hätte. Er ist kein Reaktionär oder Fundamentalist, er ist - fremd der Welt. Der mutige Aufbruch, der nötig wäre, scheint mit ihm unmöglich zu sein.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-benedikt-xvi-fuenf-jahre-im-amt-nicht-von-dieser-welt-1.20482
Papst Benedikt XVI. fünf Jahre im Amt - Nicht von dieser Welt
00/04/2010
Der Papst wird zur tragischen Person. Er ist kein Reaktionär oder Fundamentalist, er ist: fremd der Welt. Der Aufbruch, der nötig wäre, scheint mit ihm unmöglich zu sein.
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Zehntausende Polen erweisen Präsident Kaczynski und seiner Frau beim Begräbnis in Krakau die letzte Ehre. Das vor acht Tagen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene polnische Präsidentenpaar ist am Sonntag im engen Familienkreis in der Königs- und Heldenkrypta der Wawel-Kathedrale von Krakau beigesetzt worden. An der Totenmesse in der Marienkirche auf dem Krakauer Hauptmarkt hatten zuvor auch höchste ausländische Staatsgäste teilgenommen. Allerdings hatten mehr als fünfzig Delegationen ihre Teilnahme wegen des Flugverbots über Mitteleuropa wieder absagen müssen, darunter jene des amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Auch kamen weder die dänische Königin noch die Könige Norwegens, Schwedens und Spaniens in die alte polnische Königsstadt. Berlin wurde durch Bundespräsident Horst Köhler und Bundesaußenminister Guido Westerwelle vertreten, die mit Hubschraubern anreisten. Auch 23 Streicher der Berliner Philharmoniker samt Dirigent Sir Simon Rattle flogen mit. Aus Solidarität mit Polen spielten sie in Krakau die Metamorphosen von Richard Strauss. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte hingegen nicht rechtzeitig von einer USA-Reise zurückkehren können. Am Tag zuvor hatten rund 100.000 Menschen in der Warschauer Innenstadt an einer Trauerfeier für alle 96 Opfer des Unglücks unweit des Militärflughafens der russischen Großstadt Smolensk teilgenommen. Fünfzehn Stunden Schlagestehen Seit vergangenen Dienstag hatten überdies Zehntausende im Warschauer Präsidentenpalast dem Präsidentenpaar die letzte Ehre erwiesen, zum Teil hatten die Menschen fünfzehn Stunden Schlange gestanden, bis sie in der Kapelle des Palais neben der Warschauer Altstadt angelangt waren. Die polnische Delegation war am vergangenen Samstag unterwegs zu einer Gedenkfeier für die Opfer der Ermordung von rund 4500 polnischen Offizieren in der Nähe des russischen Dorfes Katyn durch die sowjetische Geheimpolizei vor 70 Jahren. Premierminister Donald Tusk nannte den Absturz die größte Tragödie der polnischen Nachkriegsgeschichte. Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski, das amtierende Staatsoberhaupt, appellierte an die Polen, in diesen schweren Stunden zusammenzustehen. "Nur selten gibt es Augenblicke in der Geschichte einer Nation, in denen wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen", sagte er. "Die Katastrophe bei Smolensk war ein solcher Augenblick." Das Flugzeug war bei dichtem Nebel abgestürzt. Es wird vermutet, dass ein Pilotenfehler die Ursache war. Mit dem Bus auf die Burg Bei strahlendem Sonnenschein wurden am Sonntag die beiden Sarkophage, begleitet von einer militärischen Ehrenformation, durch die Krakauer Altstadt zur Wawelburg gebracht. Zehntausende säumten den Trauerzug. Aus der Menge wurden weiße und rote Nelken auf den Konvoi geworfen. Viele Menschen schwenkten weiß-rote Fahnen. Die Staatsgäste wurden in Bussen in die Burg gebracht, wo sie den Angehörigen der Verunglückten ihr Beileid aussprachen, an erster Stelle Marta Kaczynska, der 30-jährigen Tochter des Präsidentenpaars, sowie Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski, dem Zwillingsbruder des toten Präsidenten.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/kaczynski-beerdigt-der-moment-in-dem-die-polen-zusammenstehen-1.18747
"Kaczynski beerdigt - ""Der Moment, in dem die Polen zusammenstehen"""
00/04/2010
Zehntausende Polen erweisen Präsident Kaczynski und seiner Frau beim Begräbnis in Krakau die letzte Ehre.
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In der Affäre um den pädophilen Priester Peter H. in der Erzdiözese München und Freising hat das Ordinariat den früheren Generalvikar Gerhard Gruber möglicherweise zur alleinigen Schuldübernahme gedrängt. Vertraute Grubers schildern einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zufolge, er stehe unter großem Druck und solle wohl als Sündenbock für den Papst herhalten. Es sei darum gegangen, den Papst "aus der Schusslinie zu nehmen". Der Sprecher der Erzbistums wies den Bericht am Sonntag entschieden zurück. An der Spitze des Ordinariats stand Anfang der achtziger Jahre, als H. trotz massiven sexuellen Missbrauchs von Kindern erneut als Seelsorger eingesetzt wurde, Erzbischof Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI. Ratzinger leitete dem Bericht zufolge auch die Sitzung, in der über H.s Aufnahme in München entschieden wurde. Als die Affäre H. Mitte März aufflog, sei er am Telefon eindringlich "gebeten" worden, die volle Verantwortung zu übernehmen, soll der Ex-Generalvikar Freunden geklagt haben. In einem Brief an seine Vertrauten schreibt Gruber, er habe eine fertig formulierte Stellungnahme zugefaxt bekommen und Änderungswünsche anmerken können. Über die Darstellung des Bistums und darüber, dass man ihm "eigenmächtiges Handeln" im Fall H. vorwarf, empfinde er jedoch großen Unmut. Auch der Ausdruck "Eigenmächtigkeit" sei nicht mit ihm abgesprochen gewesen. Bernhard Kellner, Sprecher des Erzbistums, hat derweil diese Darstellung entschieden zurückgewiesen. "Das ist frei erfunden", sagte er am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Dem Erzbistum liege eine Erklärung Grubers vor, in der er darlege, dass die Geschichte im Spiegel falsch sei. Er sei nicht vom Erzbistum dazu gedrängt worden, Ratzinger in Schutz zu nehmen. Vielmehr habe Gruber von sich aus die Verantwortung dafür übernommen, dass Pfarrer H. wiederholt in anderen Gemeinden eingesetzt wurde. Kellner sagte weiter, die nun zitierten Behauptungen seien bereits vor zwei Wochen in einem Brief aufgetaucht. Nach SZ-Informationen stammt dieser Brief von ehemaligen Absolventen des Germanicums, einem Ausbildungsseminar für Priester in Rom, das einst auch Gruber besucht hatte. Gruber sei zu keinem Zeitpunkt zu irgendetwas gezwungen worden, betonte Kellner. Jedoch habe Gruber für seine Stellungnahme Formulierungshilfen übernommen - dies aber nach gemeinsamer Absprache.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/katholische-kirche-missbrauch-erzwungenes-gestaendnis-1.14328
Katholische Kirche: Missbrauch - Erzwungenes Geständnis
00/04/2010
Sündenbock für den Papst? In der Affäre um den pädophilen Priester Peter H. wurde ein früherer Generalvikar möglicherweise zur Schuldübernahme gedrängt.
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mlsum_de-train-1540
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Residenz der polnischen Monarchen, Schaltzentrale des Nazi-Mörder Hans Frank, und Ort, wo Karol Wojtyla seine erste Messe hielt: Die Königsburg Wawel ist eng mit der wechselhaften Geschichte Polens verknüpft.. Der Wawel-Hügel in der Königsstadt Krakau war über die Jahrhunderte ein Spiegel der bewegten polnischen Geschichte: Von ihrer Burg auf dem Kalkstein-Hügel oberhalb der Weichsel lenkten die polnischen Könige 500 Jahre lang die Geschicke ihres Landes bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Fast alle Herrscher wurden in der Kathedrale nebenan gekrönt und später auch dort beigesetzt. In der Krypta der Kathedrale hielt Karol Wojtyla - der spätere Papst Johannes Paul II. - 1946 seine erste heilige Messe. Wojtyla stammte aus der Kleinstadt Wadowice bei Krakau. In der Gruft unter der Kathedrale, wo der bei einem Flugzeugabsturz verunglückte Präsident Lech Kaczynski und seine Frau Maria beigesetzt wurden, ruhen schon viele berühmte Polen: Der Nationalheld und legendäre Militärkommandeur Tadeusz Kosciuszko, der Architekt der polnischen Unabhängigkeit von 1918, Jozef Pilsudski. Der Ministerpräsident der polnischen Exilregierung im Zweiten Weltkrieg, Wladyslaw Sikorski. Und der Nationaldichter Adam Mickiewicz. Der Nazi-Funktionär Hans Frank residierte ab 1939 als Generalgouverneur des besetzten Polen auf der Wawel-Burg, bis er Krakau im Januar 1945 verlassen musste. In den Nürnberger Prozessen wurde Frank, der als "Judenschlächter von Krakau" in die Geschichte einging, als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt und 1946 hingerichtet. Die Krakauer Juden hatten sich nach ihrer ersten Vertreibung aus der Stadt im 15. Jahrhundert im nahen, damals noch selbstständigen Kasimierz angesiedelt. Unter der deutschen Besatzung wurden fast alle jüdischen Bewohner des Viertels in den Konzentrationslagern Plaszow und Auschwitz ermordet. Heute gehört das alte jüdische Wohnviertel mit seinen schmalen Gassen, Synagogen und jüdischen Friedhöfen zu Krakau. In Kasimierz wurden Teile des Spielfilms Schindlers Liste gedreht.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/stichwort-wawel-koeniglicher-stammsitz-schaltzentrale-der-nazis-1.14441
Stichwort Wawel - Königlicher Stammsitz, Schaltzentrale der Nazis
00/04/2010
Residenz der polnischen Monarchen, Schaltzentrale des Nazi-Mörder Hans Frank, und Ort, wo Karol Wojtyla seine erste Messe hielt: Die Königsburg Wawel ist eng mit der wechselhaften Geschichte Polens verknüpft..
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"So schnell wie möglich raus aus Afghanistan": Die Sozialdemokraten nähern sich der Position der Linken an. Nach den tödlichen Anschlägen auf die Bundeswehr in Afghanistan fordern nun erste SPD-Spitzenpolitiker den raschen Abzug der deutschen Soldaten. Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, und der schleswig-holsteinische Landeschef Ralf Stegner verlangten am Wochenende einen Rückzug "so schnell wie möglich" und näherten sich damit der Position der Linken an. Bislang hatte die SPD für eine Fortsetzung des Einsatzes plädiert. Sellering sagte im Sender NDR: "Aus meiner Sicht sollten wir aus Afghanistan so schnell wie nur irgend möglich raus." Der Einsatz dort habe sich gewandelt. "Man mag das völkerrechtlich anders einordnen, aber es ist Krieg. Es fallen deutsche Soldaten", sagte Sellering. Ähnlich äußerte sich Stegner bei Spiegel Online. "Wir müssen so schnell wie möglich raus", sagte er und fügte hinzu: "Je früher, desto besser." Die militärische Logik gehe nicht auf. Zuletzt hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier trotz der neuen Todesfälle in Afghanistan für eine vorläufige Fortsetzung des Einsatzes plädiert. Die Linke begrüßte den Vorstoß der beiden SPD-Politiker. Vorstandsmitglied Christine Buchholz sagte: "Ich wünsche mir sehr, dass sich Positionen wie die von Sellering in der SPD durchsetzen." Union bleibt auf Kurs Dagegen will sich die Union nicht von ihrem Kurs abbringen lassen. "Wir müssen jetzt Festigkeit beweisen", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Ruprecht Polenz (CDU), der Süddeutschen Zeitung. CDU-Fraktionschef Volker Kauder warnte ebenfalls vor einem schnellen Rückzug: Wenn man das Land jetzt verlasse, "würde das nicht zu einer Beruhigung, sondern zu einem gefährlichen Konflikt mit dem Charakter eines Bürgerkriegs führen". Derweil versprach Außenminister Guido Westerwelle (FDP) den Soldaten in der Bild am Sonntag die "bestmögliche Ausrüstung, die sie benötigen". Er fügte hinzu: "Bundeswehr und Bundesregierung werden alles tun, um das sicherzustellen." Guttenberg auf Landweg nach Berlin Der auf dem Rückweg aus Afghanistan wegen der Aschewolke in Istanbul zwischengelandete Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kam am Sonntagnachmittag in Berlin an, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Wegen des Flugverbots musste der Minister den Landweg nutzen und ließ die fünf zum Teil schwer verletzten Soldaten in Istanbul zurück. Drei der Verletzten seien transportfähig, zwei müssten weiter in der Türkei behandelt werden. Bei dem Anschlag waren am Donnerstag vier Bundeswehrsoldaten getötet worden. Die Trauerfeier in Deutschland soll voraussichtlich am 23. April in Ingolstadt stattfinden. An ihr werde der Minister selbstverständlich teilnehmen, sagte der Sprecher. Der Kommandeur des Regionalkommandos für Nord-Afghanistan, Frank Leidenberger, hatte bereits vor dem tödlichen Bundeswehr-Einsatz schwere Bedenken dagegen vorgebracht. Er habe darauf hingewiesen, "dass aufgrund eines Kontingentwechsels keine maximale Unterstützung für die Operation zu diesem Zeitpunkt möglich wäre", bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums einen Bericht der Bild am Sonntag. Die Einsatzzentrale, die dem Kommandeur der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), US-General Stanley McChrystal, untersteht, habe jedoch auf einem zeitnahen Beginn der Operation bestanden. Der Vorfall dürfte auch Thema bei einem von Montag auf Dienstag verschobenen Treffen zwischen McChrystal und Guttenberg in Berlin sein. Ob das Gespräch tatsächlich stattfindet, war allerdings wegen des Flugverbots noch unklar. Derweil meldete das afghanische Innenministerium, dass bei Luftangriffen im Rahmen einer Offensive der internationalen Streitkräfte in der nordafghanischen Provinz Baghlan innerhalb von vier Tagen mindestens 29 Aufständische getötet worden seien. Zwei niederländische Soldaten kamen in der südafghanischen Provinz Urusgan in einer Sprengfalle ums Leben.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-einsatz-spd-spitzenpolitiker-fuer-raschen-abzug-1.4588
Afghanistan-Einsatz - SPD-Spitzenpolitiker für raschen Abzug
00/04/2010
"So schnell wie möglich raus aus Afghanistan": Die Sozialdemokraten nähern sich der Position der Linken an.
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Mahnung für die Zukunft: Hunderte Überlebende erinnern an die Befreiung deutscher Konzentrationslager vor 65 Jahren. Für viele der Überlebenden der deutschen Konzentrationslager ist es eine letzte Reise an den Ort gewesen, an dem sie die wohl schrecklichste Zeit ihres Lebens verbrachten. An den früheren Lagern Bergen-Belsen, Ravensbrück und Sachsenhausen gedachten am Sonntag Hunderte ehemalige Häftlinge ihrer Befreiung durch die Alliierten vor 65 Jahren. "Es ist kaum zu glauben, dass seit unserer Befreiung bereits 65 Jahre vergangen sind", sagte der Präsident des Weltverbandes der Bergen-Belsen-Überlebenden, Sam Bloch. "Unsere offenen Narben sind kaum zu heilen", meinte er. Knapp 200 Schicksalsgenossen waren wie er nach Bergen-Belsen gekommen - viele begleitet von Kindern oder Enkelkindern. "Das Lager war die Hölle auf Erden, ein Ort der Hoffnungslosigkeit", sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Bergen-Belsen in Niedersachsen. "Bergen-Belsen ist ein Ort deutscher Schuld, aber es hat lange gedauert, bis das Land sich die Schuld eingestanden hat." Deutschland werde nun aber alles tun, um die Erinnerung stets wachzuhalten. "Wir müssen heute und in Zukunft jeder Form von Ausgrenzung entgegentreten", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Tausende starben nach der Befreiung Er erinnerte an die dramatische Lage in dem Konzentrationslager unmittelbar vor der Befreiung. "Nur die Überlebenden wissen, welchen Unterschied vor 65 Jahren ein Tag, ein paar Stunden, oft genug Minuten vor und nach der Befreiung ausmachten." Das von den britischen Befreiern eilends herbeigeschaffte Wasser und Essen konnte vielen nicht mehr helfen - 14.000 starben an Entkräftung bald nach der Befreiung. Im Konzentrationslager Bergen-Belsen wurden während des Zweiten Weltkriegs rund 120 000 Menschen interniert. Mindestens 52 000 von ihnen starben während der Haft, darunter auch Anne Frank, deren Schicksal durch ihre Tagebücher weltbekannt wurde. Seit 1952 ist auf dem Gelände eine Gedenkstätte eingerichtet. Bei der Gedenkveranstaltung in Fürstenberg sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) zu rund hundert abgereisten Überlebenden aus Europa und den USA: "Ihre Leidensgeschichte bleibt uns ewige Mahnung." Wer das Leid erfassen wolle, gerate an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) betonte in Fürstenberg: "Das Eintreten für ein solidarisches Miteinander darf nie infrage gestellt werden." Die grausame Vergangenheit sei Teil deutscher Geschichte und Identität, sagte Schavan. Daraus erwachse eine "immerwährende Verantwortung". Die Gesellschaft müsse wachsam sein - gerade auch mit Blick auf begangene Anschläge auf Synagogen. "Solange dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen." Die Beendigung des Nazi-Terrors durch die Alliierten im April vor 65 Jahren sei ein Neubeginn für die Überlebenden, Deutschland und Europa gewesen. Die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, Annette Chalut, betonte, dass Erinnern und Gedenken auch nach dem Tod der Zeitzeugen erhalten bleiben müssten. Sie appellierte, dass künftig in Ravensbrück auch an das Männerlager erinnert und das sogenannte Jugendschutzlager Uckermark in unmittelbarer Nähe bewahrt werden müsse. Platzeck versicherte, dass dafür eine "angemessene Lösung" gefunden werde. Schavan, die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vertrat, betonte mit Blick auf ganz Deutschland: "Der Erhalt der Gedenkstätten ist Pflicht." Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee etwa 3000 in dem Lager zurückgelassene Häftlinge. Der Großteil der Gefangenen war zuvor von der SS auf Todesmärsche getrieben worden. Von 1939 bis 1945 waren in dem Konzentrationslager rund 152 000 Frauen, Kinder und Männer eingesperrt.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/gedenken-an-kz-befreiung-unsere-narben-sind-kaum-zu-heilen-1.6235
"Gedenken an KZ-Befreiung - ""Unsere Narben sind kaum zu heilen"""
00/04/2010
Mahnung für die Zukunft: Hunderte Überlebende erinnern an die Befreiung deutscher Konzentrationslager vor 65 Jahren.
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Ein Land nimmt Abschied: Polen erweist seinem verunglückten Präsidenten Kaczynski die letzte Ehre, auch Russlands Staatschef Medwedjew fliegt trotz Aschewolke zur Trauerfeier - ein Zug, der im russophoben Polen gut ankommt. Mit Gedenkminuten und Sirenengeheul über der ganzen Stadt hat in Krakau das Staatsbegräbnis für den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und dessen Frau Maria begonnen. Dann zogen die Trauernden zu den Klängen von Mozarts Requiem in die Marienkirche ein, darunter auch Russlands Staatschef Dmitrij Medwedjew. Der Kremlherr war einer der wenigen namhaften internationalen Größen, die nach Krakau gekommen sind. Zu dem Staatsbegräbnis hatten sich ursprünglich zahlreiche Präsidenten, Regierungschefs und gekrönte Häupter angesagt. Doch dann brach der isländische Vulkan Eyjafjalla aus, dessen Aschewolke nach Mitteleuropa zog - und für die Sperrung weiter Teile des europäischen Luftraums sorgte. Aus diesem Grund sagten unter anderem US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Teilnahme an Kaczynskis Trauerakt ab. Anders Dmitrij Medwedjew: Unbeeindruckt von der Aschewolke traf der russische Präsident am Sonntagmittag noch mit einer Sondermaschine in Krakau ein - es war ihm offensichtlich besonders wichtig, an der Trauerveranstaltung teilzunehmen. Medwedjews Mission heisst: Annäherung vorantreiben. Im Gespräch mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk sagte Medwedjew vor der Messe, die Trauer habe beide Nationen verbunden. Auch künftig sei das russische Volk bereit zur Zusammenarbeit. Medwedjew legte in der Marienkirche einen Strauß scharlachroter Rosen nieder und zündete eine Kerze an. Das russische Staatsfernsehen übertrug das Staatsbegräbnis direkt. Die Teilnahme des Kremlchefs an der Beerdigung wurde als neues Zeichen der Solidarität mit Polen gewertet - die seit Jahren angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Warschau hatten sich in letzter Zeit deutlich verbessert. Die glaubwürdige Anteilnahme der russischen Staatsspitze nach dem Flugzeugabsturz war in Polen wohlwollend aufgenommen worden, dies wurde auch beim Trauergottesdienst am Samstagabend deutlich. Der Primas der katholischen Kirche Polens, Erzbischof Henryk Muszynski, rief in der Warschauer Johanneskathedrale dazu auf, die "einmalige Chance" zur polnisch-russischen Aussöhnung zu nutzen. Er verwies auf das "aufrichtige Mitgefühl und die menschliche Solidarität", die Russland nach dem Absturz gezeigt habe. Nie dagewesener Ansturm in Krakau Das Wort des Primas hat im tief katholischen Polen besonderes Gewicht. Ähnlich äußerte sich der Metropolit von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz. Der Geistliche rief angesichts der Flugkatastrophe in Smolensk mit fast hundert Toten Polen und Russen zur Versöhnung auf. Die Tragödie vor einer Woche habe viel Gutes in beiden Nationen freigesetzt, sagte Dziwisz bei der Trauermesse: "Ich richte diese Worte direkt an Präsident Medwedew." - Anerkennung für den Kremlchef, der an der Trauermesse in der Marienkirche teilnahm. Medwedjew trotz Flugverbots nach Krakau gekommen ist, dürfte in Polen besonders positiv aufgenommen werden. Aus Deutschland waren Bundespräsident Horst Köhler und Bundesaußenminister Guido Westerwelle per Hubschrauber angereist. Die Angehörigen der Kaczynskis, Übergangspräsident Bronislaw Komorowski und Ministerpräsident Donald Tusk reisten im Zug nach Krakau. Nach der Messe sollte sich der Trauerzug um 15.30 Uhr zur Wawel-Burg in Marsch setzen. Dort soll das Paar in einem Sarkophag in der Gruft der Wawel-Kathedrale an der Seite von polnischen Königen und Nationalhelden die letzte Ruhe finden. Dass der erzkonservative Präsident Lech Kaczynski auf dem Burgberg Wawel, der ehemaligen Königsresidenz in Krakau und einem der bedeutendsten nationalen Symbole, zur letzten Ruhe gebettet wird, ist umstritten. Kritiker argumentieren, dass er nicht neben Königen und Nationalhelden beerdigt werden sollte. Bereits am Morgen waren die Menschen in die historische Altstadt von Krakau geströmt. Zehntausende Polen hatten sich versammelt, um dem Präsidentenpaar die letzte Ehre zu erweisen. Die Särge waren am Vormittag vom Krakauer Flughafen Balice in die Marienkirche am Hauptmarkt der Altstadt gebracht worden. Die Stadtverwaltung hatte sich auf einen nie dagewesenen Ansturm eingestellt. Die Beerdigung werde das größte Ereignis sein, dass die Stadt seit Hunderten Jahren gesehen habe, sagte Stadtsprecher Filip Szatanik. Schon Samstag hatten bis zu 100.000 Menschen auf der offiziellen Trauerfeier im Zentrum Warschaus der Kaczynskis und der 94 zumeist hochrangigen polnische Politiker und Militärs gedacht, die mit dem Präsidentenpaar an Bord der Unglücksmaschine waren und ebenfalls starben. "Wir sind hier, um ihrer zu gedenken. Polen ist hier, um ihrer zu gedenken. Wir werden es nicht vergessen", sagte Tusk. "Sie alle hatten ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft ihrer Heimat." Es sei ein ernster Test für die Polen, die Hoffnungen der Toten zu verstehen und in die Zukunft mitzunehmen. "Das ist das Beste, was wir tun können", erklärte Tusk, der lange Zeit als politischer Rivale Kaczynskis galt. Das Ehepaar Kaczynski und 94 weitere Mitglieder der polnischen Führung waren am Samstag vergangener Woche beim Anflug auf die russische Stadt Smolensk abgestürzt. Sie wollten im nahe gelegenen Katyn der 22.000 polnischen Offiziere und Intellektuellen gedenken, die dort 1940 vom sowjetischen Geheimdienst ermordet worden waren.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/polen-trauerfeier-in-krakau-abschied-von-kaczynski-medwedjews-mission-1.6010
Polen: Trauerfeier in Krakau - Abschied von Kaczynski - Medwedjews Mission
00/04/2010
Ein Land nimmt Abschied: Polen erweist seinem verunglückten Präsidenten Kaczynski die letzte Ehre, auch Russlands Staatschef Medwedjew fliegt trotz Aschewolke zur Trauerfeier - ein Zug, der im russophoben Polen gut ankommt.
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Papst Benedikt XVI. betet mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester. Tief bewegt spricht er von Scham und äußert Bedauern - und das zum fünften Amtsjubiläum. Seit fünf Jahren steht Papst Benedikt XVI. an der Spitze der katholischen Kirche - dazu haben ihm jetzt die deutschen katholischen Bischöfe gratuliert und ihm zugleich "uneingeschränkte Solidarität" zugesichert. Das Kirchenoberhaupt hatte sich angesichts der jüngsten Skandale um den massenhaften Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche massive Kritik gefallen lassen müssen. Lob und Rückhalt In einem Glückwunschschreiben dankte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, dem Papst für seinen Einsatz und die Leitung der universalen Kirche. "Auch wenn wir derzeit schwere Zeiten erleben, dürfen wir nicht kleinmütig werden", schrieb der Freiburger Erzbischof. "Wir danken Ihnen für Ihre Mut machenden Worte, die ein Zeugnis des lebendigen Glaubens an unseren Herrn sind", heißt es in dem Brief. Zollitsch versichert Benedikt, "dass die Kirche in Deutschland auch die kommenden Jahre Ihres Pontifikats im Gebet und mit voller Unterstützung begleiten wird. Sie dürfen sich unserer uneingeschränkten Solidarität sicher sein." Zum Jahrestag der Wahl des deutschen Papsts schrieb Zollitsch auch einen Beitrag für die Vatikan-Zeitung L'Osservatore Romano. Darin heißt es, mit seinem feinen, sicheren Gespür weise Benedikt gerade auch auf die modernen Gefährdungen des menschlichen Lebens hin, die sich etwa hinter der Globalisierung und Fortschrittsgläubigkeit verbärgen. "Dazu gehört auch die Gefahr eines ungezügelten Kapitalismus genauso wie die vielfachen Bedrohungen durch einen scheinbar grenzenlosen Machbarkeitswahn auf dem Gebiet der Bio-Technologien", schreibt Zollitsch. Ein "brillanter Intellektueller" Zudem suche Papst Benedikt XVI. ganz bewusst den Dialog zu den anderen Religionen. "Religion darf nicht Anlass von Hass und Gewalt sein und nicht zu politischen Zielen missbraucht werden, hieß seine eindringliche Botschaft beim Besuch in der großen Moschee von Amman." Und auch mit dem Judentum wisse sich das Kichenoberhaupt tief verbunden, "allen Wirren um die Williamson-Affäre zum Trotz". Der schmeichelnden Worte nicht genug, bezeichnete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den Papst gegenüber der Nachrichtenagentur dpa gar als "brillanten Intellektuellen". Zollitsch räumte ein, dass es im vergangenen Jahr im Zusammenhängen mit den Missbräuchen in der katholischen Kirche "das eine oder andere Problem in der Kommunikation" gegeben habe. Der Freiburger Erzbischof hob jedoch den Papst-Brief an die irischen Katholiken hervor, der "über Irland hinaus fundamentale Aussagen" getroffen habe. Auch habe sich der Pontifex "persönlich mit Opfern getroffen". Treffen mit Missbrauchsopfern Wie um die lobenden Worte aus Deutschland zu bestätigen, traf sich Benedikt am Sonntag in Malta mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester. Der Papst sei von den Erfahrungsberichten der maltesischen Männer tief bewegt gewesen und habe Scham und Bedauern ausgedrückt, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst traf die heute 30 bis 40 Jahre alten Männer in der Kapelle der Apostolischen Nuntiatur, sprach mit jedem und betete auch mit den Missbrauchsopfern. Die 25-minütige Begegnung sei "intensiv und emotional" verlaufen, aber in gelöster Atmosphäre, beschrieb Lombardi das Treffen, bei dem Medien ausgeschlossen waren. Der Papst versicherte den Männern, dass die Kirche weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun werde, "um Anschuldigungen (zu sexuellem Missbrauch) zu untersuchen, Verantwortliche der Justiz zuzuführen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die junge Menschen in der Zukunft schützen sollen". Das Gebet des Papstes richtete sich auf "Heilung und Versöhnung" bei allen Missbrauchopfern, damit diese mit neuer Hoffnung voranschreiten könnten, so eine Mitteilung des Vatikans. "Wir haben alle geweint, aber jetzt sind wir alle sehr glücklich", sagte eines des Missbrauchsopfer, der 38-jährige Joe Magro. "Wir taten dem Papst wirklich leid, diese ganze Erfahrung war sehr beeindruckend", ergänzte Magro, der nach seinen Angaben von 1988 bis 1990 in einem katholischen Waisenhaus missbraucht worden war. "Ich bin erleichtert und befreit von einem großen Gewicht", sagte auch Lawrence Grech. "Wir haben dem Papst sehr gedankt", erklärte er als Sprecher der Missbrauchsopfer unter Tränen. Die maltesischen Missbrauchsopfer hatten um eine persönliche Begegnung mit dem Papst gebeten. Jedoch sollte das Gespräch nicht vor den Medien geführt werden, hatte Vatikan-Sprecher Lombardi betont.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-trifft-missbrauchsopfer-intensiv-und-emotional-1.3131
"Papst trifft Missbrauchsopfer - ""Intensiv und emotional"""
00/04/2010
Papst Benedikt XVI. betet mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester. Tief bewegt spricht er von Scham und äußert Bedauern - und das zum fünften Amtsjubiläum.
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Rückschlag für den Friedensprozess auf Zypern: Der Hardliner Dervis Eroglu gewinnt die Wahl im türkischen Teil der Insel. Kurzmeldungen im Überblick. Rückschlag für den Friedensprozess auf der geteilten Mittelmeerinsel Zypern: Der politische Hardliner Dervis Eroglu ist nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis knapp Sieger der Präsidentenwahl im türkischen Teil der Insel geworden. Nach Berichten aus Nikosia erhielt er knapp 50,4 Prozent der Stimmen und ließ damit den gemäßigten Amtsinhaber Mehmet Ali Talat mit rund 42,3 Prozent deutlich hinter sich. Griechen und internationale Vermittler erwarten nun neue Hindernisse auf dem Weg zu einer Vereinigung der seit 1974 geteilten Insel. Zypern gehört seit dem 1. Mai 2004 zur Europäischen Union. Das EU-Recht gilt aber vorerst nur im griechisch-zyprischen Süden der Mittelmeerinsel. Nur Ankara erkennt die Türkische Republik Nordzypern als Staat an. Anhänger Eroglus begannen mit Siegesfeiern, noch bevor ein Wahlsieg amtlich bestätigt wurde. Eroglu erklärte im Norden: "Ich setze die Gespräche in Zusammenarbeit mit der Türkei fort und glaube, dass wir innerhalb einer gewissen Zeit (...) zu einer Einigung kommen werden." Er hat sich aber immer wieder gegen eine Vereinigung ausgesprochen. Der zyprische Regierungssprecher Stefanos Stefanou sagte: "Die Wahl Eroglus ist zweifellos eine negative Entwicklung wegen seiner Thesen. Was jetzt Vorrang hat ist zu sehen, wie wir auf dieser neuen Basis arbeiten und Lösung suchen." Andros Kyprianou, Generalsekretär der linken Partei AKEL, sagte: "Wir haben neue, sehr negative Gegebenheiten." Talat sucht seit September 2008 mit dem Präsidenten der Republik Zypern, Dimitris Christofias, nach einer föderativen Lösung. Zypern soll in Form einer Bundesrepublik wiedervereinigt werden. Diese soll aus zwei Ländern - dem türkisch-zyprischen im Norden und dem griechisch-zyprischen im Süden - gebildet werden. Die Nationale Einheitspartei von Regierungschef Eroglu hat dagegen eine Zwei-Staaten-Lösung gefordert. Die Türkei hat Eroglu bereits signalisiert, er könne bereits vereinbarte Punkte nicht aufkündigen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte noch einen Tag vor der Wahl, die Türken auf Zypern würden sich "für die Zukunft" entscheiden. Der Streit um Zypern erschwert der Türkei eine weitere Annäherung an die EU. Bischof Richard Williamson hat Berufung gegen die Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung eingelegt, in Pakistan sterben erneut zahlreiche Menschen bei einem Selbstmordanschlag und in Afghanistan kommen zwei niederländische Soldaten durch eine Sprengfalle ums Leben: Lesen Sie auf den nächsten weitere Kurzmeldungen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-tuerkische-hardliner-feiern-wahlsieg-auf-zypern-1.21564
Türkische Hardliner feiern Wahlsieg auf Zypern
00/04/2010
Rückschlag für den Friedensprozess auf Zypern: Der Hardliner Dervis Eroglu gewinnt die Wahl im türkischen Teil der Insel. Kurzmeldungen im Überblick.
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Mit ihrem starren Blick in die Vergangenheit sind Polens Präsident Lech Kaczynski und sein Bruder Jaroslaw politisch brutal gescheitert. Doch nun ist der Präsident auf dem Weg nach Katyn tödlich verunglückt - ein symbolischer Schicksalsschlag für viele Polen. Das Staatsbegräbnis an diesem Sonntag könnte zu einem Wendepunkt für das Land werden. Polen soll an diesem Wochenende die größte Trauerfeier seiner Geschichte erleben. Einige veritable Könige werden in der alten Königsstadt Krakau erwartet, dazu vom Volk gewählte Staats- und Regierungschefs gleich dutzendweise. Die Trauer um den Tod so vieler Vertreter der politischen und militärischen Elite des Landes, mit Präsident Lech Kaczynski an der Spitze, wird ihren Höhepunkt erreichen. Die meisten Polen sehen den Absturz der Präsidentenmaschine nicht als ein normales Flugzeugunglück, sondern als einen symbolischen Schicksalsschlag. Denn der Tod ereilte die Menschen an Bord ja auf dem Weg nach Katyn, einem Ort des polnischen Martyriums im Zweiten Weltkrieg. Es ist vor allem diese geschichtsträchtige Verbindung, die die Massentrauer für einen zu seinen Lebzeiten unpopulären Präsidenten erklärt. Doch schon vor Ablauf der Staatstrauer wurde an dem heftig ausgetragenen Streit um den Begräbnisort ein weiteres Mal offenbar, welch tiefe Gräben sich durch die polnische Gesellschaft ziehen. Die Königs- und Heldenkrypta der Wawel-Kathedrale sei kein Ort für einen glücklos agierenden Präsidenten, sagen die Kritiker. In einem Punkt allerdings herrscht Einigkeit unter den polnischen Intellektuellen: "Durch den Tod des Präsidenten erfährt die ganze Welt von Katyn." Dieser Satz zeigt, worin das historische Denken wohl der Mehrheit der Polen wurzelt. Es ist die Idee vom Sinn des Leidens der Nation, eine Vorstellung, die im 19. Jahrhundert die Elite beherrschte. Polen existierte nicht als Staat, die drei Nachbarn hatten es unter sich aufgeteilt. Damals verbreitete der Dichter Adam Mickiewicz das Wort vom "Christus der Völker": Polen müsse erst leiden, bevor es erlöst werde. Der Opernkomponist Stanislaw Moniuszko kämpfte mit den Zensurbehörden der Teilungsmächte, um polnische Sitten und Gebräuche auf die Bühne zu bringen. Und der Maler Jan Matejko stellte die großen Momente der polnischen Geschichte, vor allem die Siege über die Nachbarn, in Monumentalgemälden dar. Bis heute zählen diese künstlerischen Zeugnisse zu den wichtigsten Werken der polnischen Kultur. Doch den Nachbarn sagen sie wenig; in den Kanon der Weltkultur gingen Mickiewicz, Moniuszko und Matejko nicht ein.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/polen-nach-dem-tod-von-praesident-kaczynski-trauer-die-ein-land-veraendert-1.23137
Polen nach dem Tod von Präsident Kaczynski - Trauer, die ein Land verändert
00/04/2010
Mit ihrem starren Blick in die Vergangenheit sind Polens Präsident Lech Kaczynski und sein Bruder Jaroslaw politisch brutal gescheitert. Doch nun ist der Präsident auf dem Weg nach Katyn tödlich verunglückt - ein symbolischer Schicksalsschlag für viele Polen. Das Staatsbegräbnis an diesem Sonntag könnte zu einem Wendepunkt für das Land werden.
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Die Amerikaner sollen in Afghanistan Warnungen der deutschen Einsatzleitung in den Wind geschlagen haben. Die Folge: vier Bundeswehrsoldaten kamen ums Leben. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der vergangenen Woche in Washington mit US-Präsident Obama zusammentraf, wurde deutlich: Die Staatsoberhäupter verstehen sich - nach Anlaufschwierigkeiten - manchmal auch mit wenigen Worten. Die deutsch-amerikanische Kommunikation in Afghanistan scheint indes problematisch. Als im September 2009 bei einem von dem deutschen Oberst Georg Klein befohlenen Luftangriff bei Kundus US-Kampfjets auch Zivilisten töteten, sollen die Amerikaner Zweifel an dem Feuerbefehl angemeldet haben. Diese wurden jedoch von deutscher Seite ignoriert. Nun wurde bekannt, dass es auch vor der Operation, bei der am vergangenen Donnerstag vier deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind, zu deutsch-amerikanischen Differenzen gekommen sein soll. Deutsche Bedenken wurden ignoriert Die Bild am Sonntag berichtet von schweren Bedenken der deutschen Einsatzleitung in Nordafghanistan gegen die Operation, die der Kommandeur des Regionalkommandos für Nord-Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, schriftlich beim Joint Command in Kabul geltend gemacht habe. Die Einsatzzentrale, die dem Kommandeur der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf), US-General Stanley McChrystal, untersteht, soll jedoch auf einem zeitnahen Beginn der Operation bestanden haben. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte im Grundsatz die Differenzen. Ein Sprecher von Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte der Bild am Sonntag: "Der Kommandeur des Isaf-Regionalkommando-Nord hat darauf hingewiesen, dass aufgrund eines Kontingentwechsels keine maximale Unterstützung für die Operation zu diesem Zeitpunkt möglich wäre und sie durch andere Kräfte von Verbündeten ausgeglichen werden müsse." Offenkundig sah nach dem Bericht der Zeitung General Leidenberger seine Truppe, die gerade einen alle paar Monate fälligen Komplettaustausch bewältigt hatte, dem Auftrag nicht gewachsen. Die deutschen Bedenken gegen den Beginn der Operation Taohid richteten sich nicht nur gegen den Zeitpunkt, sondern auch gegen die Zuverlässigkeit der verbündeten afghanischen Armee (ANA). Statt der zugesagten 1300 ANA-Soldaten waren zu Beginn der Operation nach Bild am Sonntag-Informationen nur einige Hundert verfügbar. Ein deutscher Offizier sagte der Zeitung: "Das ist immer so. Wir wissen nie, wie viele ANA-Soldaten wirklich kommen." Unverständnis herrscht im deutschen Kontingent nicht nur über das Vorgehen des Joint Command in Kabul in der Operation Taohid. Wenig Verständnis habe man dort auch für die Vorschrift, dass alle größeren Operationen der Isaf-Truppen 24 Stunden vorher den afghanischen Behörden gemeldet werden müssen. Damit soll die Zivilbevölkerung die Chance erhalten, sich in Sicherheit zu bringen. Doch häufig seien dadurch auch die radikalislamischen Taliban-Kämpfer über den Verbleib der deutschen Soldaten informiert. Um Verständigung bemüht scheint indes Afghanistans Präsident Hamid Karsai und kommt dem Westen in einer anderen Streitfrage entgegen: Er will die umstrittene Wahlkommission des Landes neu besetzen. So gehören künftig neben einem ehemaligen Richter und einem Gelehrten aus Afghanistan auch zwei ausländische Vertreter der Kommission an, teilte ein Sprecher Karsais mit. Das Gremium soll die für September vorgesehenen Parlamentswahlen überwachen. Bei der Wiederwahl Karsais im Vorjahr war es zu Unregelmäßigkeiten gekommen: Geberländer hatten damit gedroht, Hilfsgelder für die Parlamentswahl zurückzuhalten, wenn nichts gegen eine mögliche Wiederholung getan würde. Karsais Sprecher forderte die Länder dazu auf, die vorgesehenen Hilfen nun so bald wie möglich freizugeben. Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Staffan de Mistura, kündigte nach der Entscheidung Karsais an, er werde den Geberländern die Auszahlung der Gelder empfehlen. Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nicht von einem Krieg in Afghanistan sprechen will.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-hat-die-us-fuehrung-deutsche-bedenken-ignoriert-1.6194
Hat die US-Führung deutsche Bedenken ignoriert?
00/04/2010
Die Amerikaner sollen in Afghanistan Warnungen der deutschen Einsatzleitung in den Wind geschlagen haben. Die Folge: vier Bundeswehrsoldaten kamen ums Leben.
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Wenn der Protokollchef machtlos ist: Wie der Regierungs-Airbus den Flug aus den USA erlebt, Merkels Heimreise zur Busfahrt nach Südtirol wird - und dann auch noch ein Reifen platzt. Die Rückreise von Kanzlerin Angela Merkel aus den USA wird dank der Aschewolke zum Abenteuer durch Europa. Nachdem die Kanzlerin am Freitagabend in Lissabon landen musste, ging es am Samstag um 12 Uhr wieder mit dem Flugzeug weiter - allerdings nach Rom. In der italienischen Hauptstadt landete die Regierungsmaschine um 15 Uhr. Mit drei Bussen und einer gepanzerten Limousine für die Kanzlerin will sich die Reisegruppe nun ihrem Ziel nähern. In Deutschland ankommen wird die Kanzlerin am Samstag indes nicht: Es ist noch eine Übernachtung in Bozen geplant. Doch auch der Roadtrip dorthin bleibt nicht pannenfrei. SZ-Korrespondent Nico Fried hat die Kanzlerin auf ihrer USA-Reise begleitet. Als Teil der 60-köpfigen Reisegesellschaft ist er bei Merkels Irrfahrt live dabei. Karl Wokalek ist ein kräftiger älterer Herr, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Er war mal Botschafter im Kongo, was schon einige Gelassenheit erfordert. Jetzt ist er der Protokollchef der Bundeskanzlerin. Das heißt: Karl Wokalek ist dafür verantwortlich, dass es pünktlich zugeht auf den Reisen von Angela Merkel. Am besten auf die Minute. Da sind gute Nerven hilfreich. Am Donnerstagnachmittag steht Wokalek auf dem Campus der Universität Stanford nahe San Francisco und sagt ganz gemütlich, alles sei im Plan. Die Vulkanasche aus Island werde den Abflug nach Deutschland nicht beeinträchtigen. Der Protokollchef behält Recht. Um 17.30 Uhr Ortszeit (Freitag, 2.30 Uhr deutscher Zeit) hebt der Regierungs-Airbus in San Francisco ab. Und knapp drei Stunden später landet er sogar fünf Minuten früher als geplant auf dem Luftwaffenstützpunkt Grand Forks, nördlich von Chicago. Hier wird noch mal aufgetankt: 59.000 Liter Kerosin. Nur eines ist offen: Wohin die Maschine nun eigentlich fliegt. Ein Flugbegleiter sagt, die Route über Nordeuropa sei gesperrt, es geht im Süden über den Atlantik, bei Nantes wird das Flugzeug europäisches Festland erreichen. Und dann mal sehen. Der Flughafen Berlin-Tegel, das eigentliche Ziel der Rückreise, ist geschlossen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm weiß auch nicht, wo die Maschine am Ende landen wird, bietet aber trotzdem an, Busse zu bestellen, um Delegation und Journalisten nach Berlin zu bringen. Von wo auch immer. München ist im Gespräch, Nürnberg, wenn es dumm läuft Wien. Erfahren Sie auf der nächsten Seite, warum Merkel der Schlaf noch im Gesicht hängt.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/merkel-auf-dem-weg-nach-bozen-roadtrip-mit-hindernissen-1.18727
Merkel auf dem Weg nach Bozen - Roadtrip mit Hindernissen
00/04/2010
Wenn der Protokollchef machtlos ist: Wie der Regierungs-Airbus den Flug aus den USA erlebt, Merkels Heimreise zur Busfahrt nach Südtirol wird - und dann auch noch ein Reifen platzt.
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Der Befreiungstheologe Leonardo Boff wurde einst durch seinen Streit mit Kardinal Ratzinger weltberühmt. Seit fünf Jahren nun ist Ratzinger Papst - und hat in Boffs Augen als Hirte der Katholiken völlig versagt. Leonardo Boff, Befreiungstheologe und Schriftsteller, zählt zu den bekanntesten Kirchenkritikern weltweit. Der 71-Jährige, der in München studiert hat, lebt in der brasilianischen Stadt Petropolis. SZ: Als Joseph Ratzinger 2005 zum Papst gewählt wurde, haben Sie gesagt: Es wird schwer sein, diesen Papst zu lieben. Gibt es fünf Jahre danach etwas, was Sie an Benedikt XVI. schätzen? Boff: Was ich bewundere? So gut wie nichts. Allenfalls die Hartnäckigkeit mit der er sein Projekt der Restauration verfolgt, indem er das erste vatikanische Konzil wichtiger als das zweite Konzil nimmt. Das heißt, er stellt den Papst in den Mittelpunkt und nicht die christliche Gemeinschaft. Er hat große Angst. Er sollte mehr an den Geist glauben als an Traditionen und Doktrinen. Meine Aussage von 2005 gilt noch immer. Während seiner mehr als zwanzigjährigen Zeit als Leiter der Glaubenskongregation hat Ratzinger mehr als hundert Theologen verurteilt. Die Befreiungstheologie hat er nie verstanden, viele Bischofskonferenzen unterzog er einer strengen Kontrolle. Die fünf Jahre seines Pontifikats sind von Konflikten gekennzeichnet: mit den Muslimen, den Juden, den nichtkatholischen Kirchen, denen er den Status als Kirche abspricht, mit der anglikanischen Kirche, den Anhängern Lefebvres, mit den Frauen, den Homosexuellen. Beim Regieren hat er zahlreiche Fehler gemacht. Gemäß den Evangelien ist es seine Aufgabe, die Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken. Das gelingt ihm nicht. SZ: Das klingt vernichtend. Boff: Ich habe ihn in Deutschland an der Universität als Theologieprofessor gehört. Ein Mann wie er ist nicht dafür geschaffen, eine Gemeinschaft von mehr als einer Milliarde Menschen zu leiten, zu koordinieren und mit Leben zu erfüllen. Er schafft es nicht, den Lehrer sein zu lassen und sich ganz als Hirte zu begreifen. Es mangelt ihm quasi an allem, insbesondere aber an Charisma. Wenn er ein bisschen Marx und weniger Augustinus und Bonaventura gelesen hätte, dann hätte er die Unterdrückung der Armen und die Theologie der Befreiung besser verstanden, denn sie hat den Schrei des Unterdrückten und den Schrei der Erde gehört. SZ: Wegen Ihrer Kritik an der Kirchenhierarchie saßen Sie 1984 vor Ratzinger auf demselben Ketzer-Stuhl, auf dem schon Galileo Galilei Platz nehmen musste. Wie sehr tragen Sie ihm diese Demütigung bis heute nach? Boff: Ich hege weder Groll, noch habe ich Narben davongetragen von dieser traurigen Reise in das dunkle und hässliche Befragungszimmer. Das ist keine besondere Tugend. So bin ich eben strukturiert. Ich war davon überzeugt, dass mein Anliegen gerechtfertigt war. Und es war die Gelegenheit, um ihn davon zu überzeugen, dass die Unterdrückten eine Herausforderung für eine neue, befreiende Verkündigung sind. Aber es war alles vergebens. Er hat sich nicht geändert, er ist nur noch schlimmer geworden. SZ: Auf ironische Weise könnten Sie Ratzinger doch sogar dankbar sein: Die Auseinandersetzung mit ihm hat Sie weltberühmt gemacht. Boff: Ruhm bringt keinen Vorteil, schon gar nicht für Menschen wie mich, die es verabscheuen in der Öffentlichkeit zu stehen. Die Ruhe zum Arbeiten ist weg, sei es als Schriftsteller, der 82 Bücher geschrieben hat, sei es als Wissenschaftler oder Lehrer. Die Auszeichnungen haben mir mehr Ärger als Freude eingebracht. SZ: Sie sind ein Mitbegründer der Befreiungstheologie. Wie sehr sollte sich die Kirche in die Politik einmischen? Boff: Die Befreiungstheologie ist für diesen Papst zu einer Obsession geworden. Erst im März hat er vor Bischöfen aus dem Süden Brasiliens wieder die marxistische Befreiungstheologie kritisiert. Aber diese Theologie existiert nur in seinem Kopf und nicht in der Realität. Er tritt damit auf einen toten Hund ein. Seit dem Fall der Berliner Mauer spricht niemand mehr vom Marxismus in der Befreiungstheologie. Das Schlimmste daran ist, dass er damit aber die Armen in den Basisgemeinden vor den Kopf schlägt, die nun sagen: ´"Der Papst spielt das Spiel unserer Feinde, die uns unterdrücken. Er verurteilt unsere Verbündeten, die Theologen der Befreiung. Wir müssen für den Vater beten, weil er von seinem Weg abgekommen ist." Ich glaube, dass die Kirche sich schon immer in die Politik eingemischt hat. Aber sie darf es nur aus ethischen und nicht aus parteilichen Gründen tun. Sie muss sich dabei wie eine soziale Kraft unter anderen benehmen, die Trennung von Staat und Kirche respektieren, die Pluralität der Gesellschaft anerkennen, deren Geist stärken und nicht nur Privilegien verteidigen. Im Vatikan konzentriert man sich mehr auf Politik als auf die Verkündung der christlichen Botschaft. SZ: Zeigt nicht die Diskussion um religiösen Fundamentalismus, dass sich die Kirche besser ganz aus der Politik heraushalten sollte, auch wenn sie in noch so guter Absicht handelt? Boff: Nein, dass glaube ich nicht. Ich halte katholische Parteien für falsch. Katholiken können Mitglied in allen Parteien sein, in denen christliche Werte lebendig sind. Aber die institutionelle Kirche - insbesondere unter diesem Papst - weist fundamentalistische Züge auf, wenn sie für sich reklamiert, dass nur sie die Kirche Christi sei und anderen Kirchen den Titel Kirche abspricht. Damit bringt sie zum Ausdruck, dass andere Religionen nicht zur Erlösung des Menschen fähig sind. Es ist die Wiederbelebung der mittelalterlichen Idee, wonach es außerhalb der Kirche keine Erlösung gibt. Das ist eine nicht zu überbietende Arroganz und beleidigt alle anderen. Benedikt XVI. verwechselt Bayern mit dem Vatikan und den Vatikan mit der Welt. SZ: Inwieweit spiegelt sich im Skandal um Missbrauch auch die Krise der katholischen Kirche? Boff: Pädophilie ist nicht bloß eine Sünde, wie die Kirche es interpretiert hat. Eine Sünde kann immer vergeben werden, dann fängt alles wieder von vorne an mit der Versetzung des Sünders an einen anderen Ort. Die kirchlichen Autoritäten versuchen die Fakten zu verheimlichen, damit ihre Glaubwürdigkeit erhalten bleibt. Diese Einstellung ist falsch und pharisäerhaft. Pädophilie ist ein Verbrechen, das vor die Strafgerichte gehört. Von der Kirche wurde das nur aufgrund des Drucks der Weltöffentlichkeit eingestanden. Die Kirche hat sich dadurch total unglaubwürdig gemacht. Auch die Gläubigen verlieren das Vertrauen in die Priester, denen sie ihre Kinder zur Erstkommunion anvertraut haben. Man muss aber nicht nur die Täter, sondern auch die Opfer sehen. Die moderne Kultur widmet ihnen große Aufmerksamkeit - zum Beispiel, wenn es um den Völkermord an Ureinwohnern geht, um Kinderprostitution, um internationalen Frauenhandel, um Sklavenarbeit auf den großen Farmen in Brasilien. Nur um Vergebung zu bitten und zu beten, das reicht nicht. Den Opfern der Pädophilie muss Gerechtigkeit widerfahren, indem kriminelle Priester bestraft werden. Es sind grundlegende Reformen nötig, um solche Verbrechen zu verhindern.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/kritik-am-papst-es-mangelt-ihm-an-allem-1.21345
"Kritik am Papst - ""Es mangelt ihm an allem"""
00/04/2010
Der Befreiungstheologe Leonardo Boff wurde einst durch seinen Streit mit Kardinal Ratzinger weltberühmt. Seit fünf Jahren nun ist Ratzinger Papst - und hat in Boffs Augen als Hirte der Katholiken völlig versagt.
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Nach seinem Ohrfeigen-Geständnis sieht sich der Augsburger Bischof Walter Mixa mit immer mehr Kritikern konfrontiert - darunter auch Geistliche aus der katholischen Kirche. Nach dem Ohrfeigen-Geständnis des Augsburger Bischofs Walter Mixa will sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, persönlich um Aufklärung in dem Fall Mixa bemühen. Am Rande der Auftaktveranstaltung zur "Woche für das Leben" kündigte Zollitsch in Frankfurt am Main ein weiteres Gespräch mit dem Augsburger Bischof an. Zollitsch sagte nun, er werde alles tun, was zu einer Aufklärung beitragen könne. Mixas Nachfolger, Stadtpfarrer Josef Beyrer von Schrobenhausen, kritisierte den Bischof. "Es wäre hilfreich gewesen, wenn Mixa seine Handgreiflichkeiten 14 Tage früher eingeräumt hätte", sagte Beyrer. Mixa hatte nach ersten Misshandlungsvorwürfen von ehemaligen Heimkindern im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen erklärt, er habe niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewendet und habe ein "reines Herz". Am Freitag hatte er dann eingeräumt, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen doch Ohrfeigen ausgeteilt zu haben. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Mixa in seienr Zeit als Stadtpfarrer Gelder einer Waisenhausstiftung zweckentfremdete. Hektische Sitzungen Nach Informationen der Augsburger Allgemeinen wird in Kreisen der Diözesanleitung "in hektischen Krisensitzungen" nun über das weitere Vorgehen beraten. Sitzungen verschiedener Gremien Anfang nächster Woche gelten offenbar als entscheidend für die Frage, "ob Mixa noch weitermachen kann". Wie viel Rückendeckung der Bischof noch in der eigenen Priesterschaft habe, sei unklar, hieß es. Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Jürgen Koppelin, forderte Mixa auf, seine Aufgaben als Militärbischof niederzulegen. Seine Autorität sei untergraben und schwer beschädigt. Die öffentliche Diskussion sei für ihn zu einer Belastung als höchster katholischer Geistlicher für die Bundeswehr geworden. Statt offen mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen umzugehen, habe Mixa zu lange geschwiegen. Inzwischen liegen sieben eidesstattliche Erklärungen früherer Heimkinder vor, die Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) brutale Prügelattacken vorwerfen. Der Schrobenhausener Sonderermittler Sebastian Knott hatte von einem weiteren Fall berichtet, bei dem Mixa 1976 einen damals 16-Jährigen "mit voller Wucht brutal ins Gesicht" geschlagen haben soll. Dies habe der Betroffene ebenfalls in einer eidesstattlichen Erklärung bekräftigt. Mixa hat über einen Münchner Rechtsanwalt dem Sonderermittler mitgeteilt, er stehe nach wie vor zu einem Gespräch mit den mutmaßlichen Opfern zur Verfügung. Das lehnen diese aber ab. Eine 47-jährige Frau sagte der Nachrichtenagentur dpa, sie sei auf keinen Fall zu so einem Gespräch bereit und wisse von anderen Betroffenen, dass sie das Gesprächsangebot gerade nach Mixas Ohrfeigen-Geständnis ablehnen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/vorwuerfe-gegen-bischof-mixa-der-druck-waechst-1.10576
Vorwürfe gegen Bischof Mixa - Der Druck wächst
00/04/2010
Nach seinem Ohrfeigen-Geständnis sieht sich der Augsburger Bischof Walter Mixa mit immer mehr Kritikern konfrontiert - darunter auch Geistliche aus der katholischen Kirche.
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Wegen des Flugverbots sind die Soldaten, die an Bord der Maschine von Minister Guttenberg in die Heimat gebracht werden sollten, weiterhin in einer Istanbuler Klinik. Wegen des Flugverbots in Deutschland sitzen die fünf in Afghanistan verletzten Bundeswehrsoldaten weiter in Istanbul fest. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der mit den Verletzten von Afghanistan nach Istanbul geflogen war, machte sich seinem Ministerium zufolge am Samstagnachmittag auf den Rückweg nach Deutschland. "Der Gesundheitszustand der am Donnerstag in der Nähe der nordafghanischen Stadt Baghlan verletzten Soldaten sei weiterhin "stabil". Die Deutsche Flugsicherung hat den Luftraum über Deutschland wegen der Vulkanasche aus Island bis auf weiteres gesperrt. Die deutschen Soldaten waren in der Nacht zum Samstag an Bord des Minister-Flugzeugs aus Masar-i-Sharif ausgeflogen worden und waren in Istanbul gelandet. Dort wurden sie ins Amerikanische Krankenhaus am Bosporus gebracht. Das Verteidigungsministerium in Berlin machte keine Angaben darüber, ob die Verletzten in Istanbul operiert wurden. Die Männer waren am Donnerstag bei Gefechten in Nordafghanistan verwundet worden. Die Überführung der vier getöteten Soldaten verschiebt sich ebenfalls wegen der Aschewolke über Europa vermutlich auf Montag. Das Flugzeug, das die Toten und Generalinspekteur Volker Wieker abholen solle, könne wahrscheinlich erst am Sonntag starten, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Die Trauerfeier in Masar-i-Scharif für die Gefallenen werde daher wohl ebenfalls erst am Montag stattfinden. Afghanistan-Debatte in Deutschland geht weiter Die politische Diskussion um den Einsatz in Afghanistan geht unterdessen weiter. Als einer der ersten führenden SPD-Politiker hat der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, nach den tödlichen Anschlägen auf die Bundeswehr einen baldigen Abzug der deutschen Soldaten gefordert. "Aus meiner Sicht sollten wir aus Afghanistan so schnell wie nur irgend möglich raus", sagte der SPD-Politiker am Samstag in NDR Info. Der Einsatz dort habe sich gewandelt. "Es ist Krieg. Das wird ja jetzt auch deutlich beim Namen genannt. Man mag das völkerrechtlich anders einordnen, aber es ist Krieg. Es fallen deutsche Soldaten", sagte Sellering. Er wolle sich nicht daran gewöhnen, und er wolle auch nicht, dass sich die Deutschen daran gewöhnen müssten, Nachrichten von im Kriege gefallenen Soldaten zu hören. Es müsse der Tatsache Rechnung getragen werden, dass sich der Einsatz gewandelt habe. "Es hat keine Abstimmung darüber gegeben, keine klare Entscheidung in Deutschland, ob wir diesen Krieg führen wollen oder nicht" kritisierte der SPD-Politiker: "Wir sind in einen anderen Einsatz gegangen, der sich jetzt zum Krieg gewandelt hat." Nun müsse diese politische Entscheidung gefällt werden, forderte der Ministerpräsident. Diese Entscheidung müssten die Deutschen für sich allein treffen, unabhängig von den Diskussionen in den Isaf-Partner-Ländern. Sellering betonte: "Ich möchte diesen Krieg nicht, und ich nehme wahr, dass die Mehrheit der Deutschen ihn auch nicht will." Dagegen hatte zuletzt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier trotz der neuen Todesfälle in Afghanistan für eine vorläufige Fortsetzung des Bundeswehr-Einsatzes plädiert. Allerdings sei die Politik verpflichtet, das Engagement und die Dauer des Einsatzes immer wieder zu überdenken, sagte der frühere Außenminister.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-in-afghanistan-verletzte-soldaten-bleiben-in-istanbul-1.6097
Bundeswehr in Afghanistan - Verletzte Soldaten bleiben in Istanbul
00/04/2010
Wegen des Flugverbots sind die Soldaten, die an Bord der Maschine von Minister Guttenberg in die Heimat gebracht werden sollten, weiterhin in einer Istanbuler Klinik.
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Walter Mixa hat der katholischen Kirche mit seinen Lügen schwer geschadet. Er tritt nicht zurück - trotzdem hat das Bistum Augsburg keinen Bischof mehr. Es ist keine zwei Wochen her, dass der Augsburger Bischof Walter Mixa sein "reines Herz" beschwor und erklärte, nie habe er Gewalt gegen Kinder ausgeübt, denn, so der Bischof, Gewalt und Priestertum passten nicht zusammen. Er drohte denen, die sich an solche Gewalt von seiner Hand dennoch sehr deutlich erinnerten, sogar damit, sie vor Gericht zu bringen. Und er warf den ehemaligen Heimkindern dreiste Lügen vor, die ihn bezichtigten, er habe sie einst geprügelt und geohrfeigt. Nun, zwei Wochen später und unter dem Druck seiner eigenen Priester, gibt er zu, dass es schon sein könne, dass er früher mal "die eine oder andere Watschn" verteilt habe. Bischof Mixa ist ein Mann der Kirche, und er kennt das achte Gebot: "Du sollst nicht falsch Zeugnis geben wider deinen Nächsten." Vulgo: Du sollst nicht lügen. Denn so wie Gewalt und Priestertum nicht zusammenpassen, so wenig passen Lüge und Bischofsamt zusammen. Dass Mixa gelogen hat, ist eindeutig - trotz seiner verschwiemelten Rechtfertigungsversuche, früher hätten doch alle kräftig zugelangt. Nicht nur Mixa hat nun ein Problem. Der Bischof von Augsburg hat in einer für die Kirche höchst kritischen Situation den größten anzunehmenden Unfall verursacht: Er hat alle Beteuerungen der katholischen Würdenträger Lügen gestraft, von nun an Missbrauchs- und Gewaltvorwürfe offensiv und transparent zu klären. An seinem Beispiel zeigt sich, wie ungeniert manche Kirchenleute über die ihnen anvertrauten Kinder und das ihnen anvertraute Spendengeld verfügen. Nun redet er seine Missgriffe als "finanztechnisch unklare Zuordnungen von Ausstattungsgegenständen" schön. Diese Rückzugsgefechte sind ärgerlich, seine Erklärungen Zeugnis verbohrter Abgehobenheit. Hier ist einer schon lange nicht mehr von dieser Welt. Mixas moralisches Urteil über andere fällt oft rigoros aus. Er selber sieht sich als Seelsorger, als Kinderfreund. Sein Wort, der Ausbau von Kinderkrippen degradiere Frauen zu Gebärmaschinen, hat sich ins Gedächtnis eingegraben. Ein Mann wie Mixa muss sich an seinen eigenen Aussagen messen lassen. Die evangelische Bischöfin Margot Käßmann hat vorgemacht, wie man mit einer Verfehlung umgeht: Sie trat nach einer Trunkenheitsfahrt von ihren Ämtern zurück. Das hat Maßstäbe gesetzt, auch für die Katholiken in Deutschland. Wer so offensichtlich gelogen hat wie Bischof Mixa, wer sich an dem Geld bedient hat, das für Waisenkinder gedacht war, der muss persönlich Konsequenzen ziehen. Wollten die Bischöfe und der Papst den Schaden für die Kirche begrenzen, müssten sie Mixa umgehend zum Rücktritt drängen. Doch selbst wenn sich Mixa in seinem Amt hält, ändert das nichts daran, dass das Bistum Augsburg keinen Bischof mehr hat. Da ist nur noch ein Mann im Bischofsornat, aber es fehlt ihm das, was dieses Amt auszeichnen soll: Glaubwürdigkeit, Autorität, Integrität und Würde.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/vorwuerfe-gegen-walter-mixa-des-bischofs-steinernes-herz-1.10772
Vorwürfe gegen Walter Mixa - Des Bischofs steinernes Herz
00/04/2010
Walter Mixa hat der katholischen Kirche mit seinen Lügen schwer geschadet. Er tritt nicht zurück - trotzdem hat das Bistum Augsburg keinen Bischof mehr.
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Die britische Labour-Partei ist nach der Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten in der Gunst der Wähler auf den dritten Platz hinter die Liberaldemokraten zurückgefallen. Einer am Freitag veröffentlichten Erhebung zufolge würden lediglich 28 Prozent der Befragten die Regierungspartei von Premierminister Gordon Brown wählen. Die traditionell dritte Kraft im Land, die Liberaldemokraten, legten auf 30 Prozent zu, während die Konservativen von Oppositionschef David Cameron auf 33 Prozent abrutschten, wie die Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Zeitung Sun ergab. In der ersten Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten in einem britischen Unterhaus-Wahlkampf hatte sich der Parteichef der Liberaldemokraten, Nick Clegg, in der Wahrnehmung der Zuschauer gegen Brown und Cameron durchgesetzt. Zahlreiche Kommentatoren urteilten deshalb, die Debatte habe eine neue politische Ära auf der Insel eingeläutet. Traditionell landen die Liberaldemokraten bei Unterhauswahlen abgeschlagen auf dem dritten Platz, weil das britische Wahlrecht bei der Sitzvergabe faktisch die beiden großen Parteien begünstigt. Thailand liefert sich mit einem Nachbarn wieder Feuergefechte, in Polen ist ein Nobelpreisträger bereit, wieder in die Politik einzusteigen - und die schwarz-gelbe Koalition einigt sich auf eine gemeinsame Linie. Auf den nächsten Seiten lesen Sie weitere Kurzmeldungen im Überblick.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-labour-partei-rutscht-auf-dritten-platz-1.12808
Politik kompakt - Labour-Partei rutscht auf dritten Platz
00/04/2010
Neuer Tiefpunkt für die Partei Gordon Browns: Neben den Tories haben auch die Liberaldemokraten Labour in Umfragen überholt. Kurzmeldungen im Überblick.
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Säulensockel für den Garten, Wein für ein Kinderheim, kostbarer Schmuck: Bischof Mixa hat in seiner Zeit als Stadtpfarrer jahrelang das Geld einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet. Zehn Seiten lang ist der Zwischenbericht des Ingolstädter Anwalts Sebastian Knott. Zehn Seiten lang berichtet der sogenannte Sonderermittler der Katholischen Waisenhausstiftung über Schläge im Kinderheim Schrobenhausen und über finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Stiftung. Knott berichtet von Weinrechnungen, Geschenken an Neupriester und Kirchenteppichen, die auf Kosten des Kinderheims gekauft wurden. Und von einem Bischofsring aus Feingold, mit Insignien graviert, der 3854, 34 Mark kostete und ebenfalls von der Stiftung bezahlt wurde. All diese Details lösen unter den Journalisten im Pfarrsaal St. Jakob Schweigen und Kopfschütteln aus angesichts einer solchen Verwendung von Stiftungsgeld, das eigentlich für benachteiligte Kinder gedacht war. Doch dann plötzlich müssen die Pressevertreter lachen. Gespür für Kunstwerke Es ist die Stelle, auf Seite acht, an der Sebastian Knott zitiert, wie Bischof Walter Mixa in einem Brief den Ankauf von Antiquitäten auf Rechnung des Kinderheims begründete: "Die Kinder und Jugendlichen sollten durch eine entsprechende Ausgestaltung des Hauses ein Gespür für Kunstwerke und für das Schöne entwickeln." Mit diesen Worten rechtfertigte Mixa die Anschaffung einer Marien-Ikone für 15.000 Mark, eines vermutlich gefälschten Piranesi-Stiches für 43.000 Mark und eines Kreuzes mit zwei Leuchter-Engeln für 70.500 Mark. Die Frage, ob diese Dinge für ein Kinderheim nötig sind, lässt Knott offen. Er berichtet in seiner betont sachlichen Art lediglich, dass Mixas Nachfolger als Stadtpfarrer diese Ankäufe schon 1999 schätzen ließ. Das Ergebnis: Was für 128.500 Mark eingekauft wurde, war nur 60.000 Mark wert. Der überteuerte Einkauf von vermeintlichen Kunstwerken ist nur einer von vielen Vorwürfen gegen Walter Mixa, den ehemaligen Stadtpfarrer von Schrobenhausen und heutigen Bischof von Augsburg. Ob Mixa oder der damalige Heimleiter für die "satzungswidrige Verwendung von Finanzmitteln" der Stiftung verantwortlich ist, lässt Knott offen. "Die eine oder andere Watsch'n" Fakt ist, dass Mixa von 1975 bis 1996 als Stadtpfarrer und Chef des Kuratoriums der Katholischen Waisenhausstiftung verantwortlich für die Finanzen war. Und Knott bestätigt, dass viele Rechnungen von Mixa unterschrieben wurden. Kurz vor Knotts Pressekonferenz hat Mixa am Freitag erstmals zugegeben, dass er entgegen seiner wochenlangen Beteuerungen eben doch Heimkindern Ohrfeigen verpasste. "Ich will ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n von vor zwanzig Jahren natürlich nicht ausschließen kann", heißt es in einer Pressemitteilung, die das Bistum ausgewählten Medien zusendete. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig." Mixa wird von inzwischen acht ehemaligen Heimkindern vorgeworfen, er habe sie in den siebziger und achtziger Jahren geschlagen - teils mit Faust, Stock oder Teppichklopfer. Alle Betroffenen sind bereit, ihre Vorwürfe vor Gericht unter Eid zu bezeugen. Mixa bleibt jedoch bei seiner Aussage, "schwere körperliche Züchtigung hat es durch mich nie gegeben." Sonderermittler Knott hat nach eigener Aussage zweimal vergeblich versucht, eine "Audienz" beim Bischof zu bekommen. Sein Antrag blieb zweimal unbeantwortet, beim dritten Mal wurde er an einen Münchner Anwalt verwiesen. Knott sagte: "Dieser teilte mir mit, dass der Herr Bischof sein Gesprächsangebot an die Betroffenen aufrecht erhält und bei der Aufklärung der finanziellen Ungereimtheiten behilflich sein wird." Es gibt tatsächlich noch großen Aufklärungsbedarf bezüglich all der Rechnungen, die die Waisenhausstiftung beglichen hat. So wurden zwischen 1993 und 1996 Weine im Wert von 5386,51 Mark ans Heim geliefert. "Alkohol ist im Heim verboten", sagt Sebastian Knott. 1992 zahlte die Kinderheimstiftung 5457 Mark für Säulensockel, die im öffentlich nicht zugänglichen Pfarrgarten aufgestellt wurden. Noch ungeklärt ist, warum Mixa 40.000 Mark an Rudolf Koletzko überwies, einen umstrittenen Strippenzieher im Vatikan. Auf dem Zahlungsträger steht: "Koletzko (diverse Wertgegenstände)." Eine Anfrage, wofür dieses Geld verwendet wurde, läuft. "Ein Stück Feigheit" Politiker der SPD und der Grünen haben den Bischof inzwischen zum Rücktritt aufgefordert. Auch unter den Katholiken im Bistum Augsburg wird immer mehr Kritik laut: Der Militärdekan Anton Tischinger spricht von einer "Katastrophe, die über die Kirche von Augsburg hereingebrochen" sei. Tischinger fordert von seinem Chef: "Es muss jetzt endlich von den Opfern her gedacht und gehandelt werden. Neben Reue und Umkehr erwarten wir eine Entschuldigung sowie behutsames seelsorgerliches Bemühen um die verletzten Seelen der Opfer." Die Memminger Diözesanrätin Elisabeth Mantlik wirft Mixa "Heuchelei" vor: "Er hätte sich zu den Prügel-Vorwürfen gleich offen und ehrlich äußern sollen, auch wenn es peinlich und schmerzlich gewesen wäre", sagt die Lehrerin. "Diese Heuchelei ist unerträglich und auch ein Stück Feigheit."
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/neue-vorwuerfe-gegen-bischof-mixa-ein-gespuer-fuers-teure-1.22425
Neue Vorwürfe gegen Bischof Mixa - Ein Gespür fürs Teure
00/04/2010
Säulensockel für den Garten, Wein für ein Kinderheim, kostbarer Schmuck: Bischof Mixa hat in seiner Zeit als Stadtpfarrer jahrelang das Geld einer Waisenhausstiftung zweckentfremdet.
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Klartext statt "Wortwolken": Nach dem Tod vier deutscher Soldaten fordern SPD und Grüne von Kanzlerin Merkel, den Einsatz zur Chefsache zu machen. Da ist sie wieder: Eine Diskussion um Angela Merkels Führungsqualitäten. Anders als zu Jahresbeginn kommen die kritischen Töne nicht aus Reihen der Union, sondern aus der Opposition. Dort herrscht Unmut darüber, wie die Kanzlerin das Thema Afghanistan handhabt. Einen Tag nachdem bekannt wurde, dass vier deutsche Soldaten beim Einsatz am Hindukusch gefallen sind, vermissen die verteidigungspolitischen Sprecher von SPD und Grünen klare Aussagen der Regierungschefin. Merkel und die spitzen Finger "Angela Merkel darf das Thema Afghanistan nicht länger mit spitzen Fingern anfassen", sagt Rainer Arnold zu sueddeutsche.de. Merkel müsse die Bundeswehr-Mission "zur Chefsache machen", fordert der Sozialdemokrat. Auch Omid Nouripour, der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, verlangt, dass Merkel klare Kante in der Causa Afghanistan zeigt: "Merkel darf sich nicht länger hinter Wortwolken verstecken", sagt Nouripour im Gespräch mit sueddeutsche.de: "Sie muss 'Leadership' zeigen." Mit ihrem "Hang zum Ungefähren" helfe Merkel am wenigsten den Soldaten in Afghanistan, so der Grüne. "Die erwarten klare Worte und eine Perspektive: eine realistische Abzugsstrategie." Grundvoraussetzungen für eine Abzugsperspektive sei, dass die Bundesregierung eine "ehrliche Analyse" der Lage in Afghanistan durchführe. Nouripour erinnerte daran, dass Karl-Theodor zu Guttenberg als Abgeordneter 2008 eine solche Evaluation gefordert hat - "damit hatte er Recht", lobte der Grüne den Christsozialen. Nun könne Guttenberg als Verteidigungsminister eine solche Erhebung selbst durchsetzen. Nouripour sieht allerdings Merkel in der Hauptverantwortung für den Abzugsplan der Bundeswehr. Die CDU-Vorsitzende sei in der Pflicht dafür zu sorgen, dass eine solche Strategie organisiert wird. "Das hat sie definitiv zu erledigen." Dabei gehe es nicht darum Jahreszahlen, sondern konkrete Wegmarken zu benennen. Merkel stellt sich hinter Einsatz Ähnlich äußert sich Rainer Arnold: Es reiche nicht, wenn Kanzlerin und Verteidigungsminister von "Krieg" sprechen, kritisiert Arnold: "Wichtig ist, welche Schlüsse sie daraus ziehen." Wenn die Regierung "Krieg" in Afghanistan sehe, reiche die Begründung für diesen Einsatz nicht mehr aus. Dann sei ein neues Mandat notwendig, so wie es SPD-Chef Sigmar Gabriel gefordert hat. Die Kanzlerin hat inzwischen klargemacht, dass sie auch nach den jüngsten blutigen Zwischenfällen in Afghanistan keinen Anlass dafür sieht, ihre Afghanistan-Politik grundlegend zu ändern. Merkel stellte sich demonstrativ hinter den Einsatz, für den es nach allen Umfragen in der Bevölkerung keine Mehrheit gibt. Merkel sagte kurz vor dem Ende ihrer USA-Reise: "Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben, ob der Einsatz richtig ist. Doch ich will auch sagen, dass ich ganz bewusst hinter diesem Einsatz stehe, damit das Land stabilisiert wird und selbst für seine Verantwortung sorgen kann." Inzwischen wurde bekannt, dass die vier Deutschen im Alter von 24 bis 38 Jahren bei zwei verschiedenen Anschlägen starben. Drei der Soldaten wurden in der Nähe der nordafghanischen Stadt Baghlan durch die Explosion einer ferngezündeten Sprengfalle getötet - und nicht durch einen Raketenangriff, wie es zunächst geheißen hatte. Der vierte Soldat, ein Sanitäts-Offizier, kam erst vier Stunden später durch eine Granate ums Leben, als er auf dem Weg zum Schauplatz des ersten Angriffs war. Für die Todesopfer soll es sowohl in Afghanistan als auch in Deutschland Trauerfeiern geben.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-kritik-an-kanzlerin-merkel-muss-leadership-zeigen-1.4453
"Afghanistan Kritik an Kanzlerin - ""Merkel muss Leadership zeigen"""
00/04/2010
Klartext statt "Wortwolken": Nach dem Tod vier deutscher Soldaten fordern SPD und Grüne von Kanzlerin Merkel, den Einsatz zur Chefsache zu machen.
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mlsum_de-train-1556
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"Die eine oder andere Watschn kann ich nicht ausschließen": Bischof Walter Mixa räumt nun doch ein, dass er früher als Stadtpfarrer in Schrobenhausen Kinder geschlagen haben könnte. Der Augsburger Bischof Walter Mixa schließt nicht länger aus, dass er in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer Kinder geschlagen hat. "Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann", sagte Mixa der Bild am Sonntag, wie die Zeitung vorab mitteilte. Bislang hatte er Misshandlungsvorwürfe stets zurückgewiesen. "Das war damals vollkommen normal, und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch", wird Mixa weiter zitiert. Er bedauere dies heute, betonte der Bischof. "Meine Einladung zum Gespräch an die Frauen und Männer, die Vorwürfe gegen mich erhoben haben, bleibt bestehen." Der Landtagsabgeordnete Franz Maget, der auch der Arbeitsgemeinschaft "Kirche und SPD" in der Münchner SPD vorsitzt, fordert nun einen offenen und aufrichtigen Umgang mit den bekannt gewordenen Verfehlungen Mixas. Nur so könne die Kirche ihre beschädigte Autorität wiederherstellen. "Der Bischof soll sein Amt ruhen lassen" Maget dringt darauf, dass der Augsburger Bischof sein Amt zumindest bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe ruhen lässt. Im Vorfeld der Frühjahrsversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in München sagte der Landtagsvizepräsident: "Jeder Bischof hat das Recht, jederzeit sein Amt niederzulegen, davon sollte Bischof Mixa jetzt Gebrauch machen, um weitern Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden." Der oberste Laienvertreter der deutschen Katholiken, Alois Glück, wies Rücktrittsforderungen dagegen als "gegenwärtig grundfalsch" zurück. "Jetzt muss bedingungslose Klarheit geschaffen werden über den tatsächlichen Sachverhalt. Dann kann man sich ein Urteil bilden", forderte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in München. "Ich denke, dass er nicht gut beraten war", fügte Glück hinzu. "Eine tiefe Arroganz" Auch Grünen-Chefin Claudia Roth forderte Mixa zum sofortigen Rücktritt auf. Mixa habe gelogen, Kindern Gewalt angetan und müsse nun "schleunigst" die Konsequenzen ziehen, sagte Roth am Freitag. Andernfalls nehme die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche Schaden. "Wenn er nicht selbst den Schritt geht, fordere ich die Deutsche Bischofskonferenz auf, ihn zum Rücktritt zu bewegen." Roth verlangte von Mixa ausdrücklich den Rückzug aus all seinen Ämtern, auch von seiner Rolle als katholischer Militärbischof. Der gleichen Meinung ist Ulrike Gote, die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bayerischen Landtag: "Walter Mixa hat sich in seinem Amt völlig untragbar gemacht." Mixa habe auf die Vorwürfe, Heimkinder geschlagen zu haben, schlichtweg gelogen, sagte Grote, die auch religionspolitische Sprecherin ihrer Partei ist. "Damit hat der Bischof den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt." "Unerträgliche Verharmlosung" Unerträglich nannte Gote insbesondere die Verharmlosung, die in Mixas Eingeständnis liege: "Offensichtlich findet Mixa auch im Nachhinein seine Watschn so unbedeutend, dass er sich bislang gar nicht daran erinnern wollte. Damit offenbart der Augsburger Bischof eine tiefe Arroganz gegenüber den Opfern, die ihm jede Eignung als Seelsorger abspricht." Noch vor zwei Wochen hatte Mixa versichert, dass er "zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt habe". Er sprach in diesem Zusammenhang von "einem reinen Herzen". Mixa bestreitet aber weiterhin schwere körperliche Züchtigungen von ehemaligen Heimkindern in Schrobenhausen. Mehrere Opfer hatten ihm in eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen, sie verprügelt zu haben. Solche Prügel habe es "durch mich nie gegeben", sagte Mixa.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/pruegelvorwuerfe-gegen-bischof-mixa-gibt-ohrfeigen-zu-1.24294
Prügelvorwürfe gegen Bischof - Mixa gibt Ohrfeigen zu
00/04/2010
"Die eine oder andere Watschn kann ich nicht ausschließen": Bischof Walter Mixa räumt nun doch ein, dass er früher als Stadtpfarrer in Schrobenhausen Kinder geschlagen haben könnte.
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Im Januar hat das Bundesverteidigungsministerium sich von ersten größeren Zweifeln noch nicht irritieren lassen. Jetzt dagegen hat das Ministerium die schärfste aller Konsequenzen gezogen - und die Verhandlungen mit dem Opferanwalt Karim Popal abgebrochen. Popal vertritt nach eigenen Angaben die Hinterbliebenen der Opfer des verheerenden Luftangriffs im nordafghanischen Kundus. Er hatte mehrfach mit Vertretern des Ministeriums verhandelt, wähnte sich dabei Mitte März sogar auf gutem Wege zu einer Einigung - und reagiert jetzt voller Zorn auf das Ende der Gespräche. Für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist das nicht schön: Neben den vielen anderen Baustellen bekommt er auch noch Krach mit dem Anwalt, der ihm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schwerste Vorwürfe bis hin zur Lüge machte. Veränderte Sicht der Dinge Wer in dieser Sache warum und wie agiert und dabei auch Fehler gemacht hat, ist nicht mit absoluter Sicherheit zu klären. Richtig aber ist, dass es im Verteidigungsministerium wiederholt Zweifel gab, ob Popal der richtige sei für Verhandlungen, in denen es nicht um persönliche Entschädigungen geht, sondern um eine Förderung zahlreicher Projekte in exakt jener Gegend, in der vor gut einem halben Jahr, am 4.September 2009, bis zu 142 Afghanen durch einen Bombenangriff ums Leben kamen. Als Mitte Januar schon einmal Unsicherheiten auftraten, erklärte ein Sprecher Guttenbergs noch, man stehe zu den Gesprächen und sehe in Popal einen rechtmäßigen Vertreter der Opferinteressen. Er sagte: "Popal ist ein in Deutschland zugelassener Rechtsanwalt, der nachweisen konnte, dass er Opfer vertritt; deshalb verhandeln wir mit ihm weiter." Diese Sicht auf die Dinge hat sich inzwischen offenbar geändert. Laute Reaktion Hintergrund ist die Sorge, dass das Geld - einige Millionen Euro - bei einer weiteren Kooperation mit Popal nicht wirklich an den richtigen Stellen und zum Nutzen der richtigen Leute eingesetzt worden wäre. Entsprechende Zweifel wurden zuletzt während einer Reise von Staatssekretär Christian Schmitt nach Afghanistan in der vergangenen Woche deutlich, bei der Schmitt als Reaktion auf die Bedenken die Verbindung zum Unabhängigen Afghanischen Flüchtlingskomitee ausgebaut hat. Nun will Guttenbergs Ministerium künftig vor allem mit deren Vertretern verhandeln. Für Popal ist das ein Rückschlag. Entsprechend laut reagiert er. So wirft er Guttenberg Arroganz vor, weil er, Popal, aus der Zeitung vom Abbruch der Gespräche erfahren habe. Und er behauptet, Guttenberg sei vor dem Druck der Nato eingeknickt, die im Falle deutscher Zugeständnisse einen Präzedenzfall auch für andere Länder fürchte. Doch während diese Behauptung des Anwalts einfach so im Raum steht, will Popal an anderer Stelle konkret werden. Wie es heißt, bereite er nun eine Entschädigungsklage vor.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-kundus-affaere-der-zorn-des-opfer-anwalts-1.21143
Afghanistan: Kundus-Affäre - Der Zorn des Opfer-Anwalts
00/04/2010
Karim Popal will Opfer des Bundeswehr-Luftangriffs bei Kundus vertreten. Das Verteidigungsministerium zweifelt an dem Anwalt. Der verschärft den Ton - und provoziert Krach mit Guttenberg.
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Das Regensburger Amtsgericht befasst sich an diesem Freitag mit dem Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson. Wegen Volksverhetzung hat die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl über 12.000 Euro gegen den 70 Jahre alten Geistlichen, der der umstrittenen Piusbruderschaft angehört, beantragt. Da Williamsons Anwalt Matthias Loßmann dagegen Beschwerde eingelegt hat, werden die Vorwürfe nun in einem öffentlichen Verfahren verhandelt. Laut dem Verteidiger wird Williamson aber nicht selbst zu dem Prozess kommen. Williamson hatte im November 2008 am Rande einer Diakonweihe im Priesterseminar der Piusbruderschaft im oberpfälzischen Zaitzkofen einem schwedischen Fernsehteam ein Interview gegeben und dabei die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern angezweifelt. Der Bischof behauptete, die historische Evidenz spreche gegen die Existenz von Gaskammern zur NS-Zeit. Es seien nicht sechs Millionen Juden, sondern 200.000 bis 300.000 von den Nazis ermordet worden. Die zuständige Amtsrichterin muss nun klären, ob der Strafbefehl, der 120 Tagessätze zu je 100 Euro umfasst, angemessen ist. Der Papst hatte im Januar 2009 Williamson und drei weitere exkommunizierte Bischöfe der Bruderschaft Pius X. wieder in die katholische Kirche aufgenommen. Da gerade zu dieser Zeit auch der Inhalt des Interviews mit Williamson bekannt wurde, war die Entscheidung des Vatikans weltweit heftig kritisiert worden. Wer zehn Jahre Haft wegen eines Mordkomplotts gegen Obama erhält, was das Ehepaar Obama im vergangenen Jahr verdiente und warum eine UN-Untersuchung schwere Vorwürfe gegen die ehemalige Regierung Musharraf erhebt: Auf den nächsten Seiten lesen Sie weitere Kurzmeldungen im Überblick.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-prozessauftakt-gegen-bischof-williamson-1.6789
Prozessauftakt gegen Bischof Williamson
00/04/2010
Das Regensburger Amtsgericht muss klären, ob der Strafbefehl gegen den Holocaust-Leugner angemessen ist. Kurzmeldungen im Überblick.
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Nach dem Tod von vier Soldaten in Afghanistan zeigt Angela Merkel Verständnis für die Zweifler. Doch die Bundeskanzlerin hält am Truppeneinsatz fest. Unter dem Eindruck der erneuten tödlichen Angriffe auf die Bundeswehr in Afghanistan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Verständnis für Zweifel an dem Einsatz geäußert. "Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben, ob der Einsatz richtig ist. Doch ich will auch sagen, dass ich ganz bewusst hinter diesem Einsatz stehe, damit das Land stabilisiert wird und selbst für seine Verantwortung sorgen kann", sagte Merkel in der Nacht zum Freitag bei einem Besuch der Eliteuniversität Stanford im US-Bundesstaat Kalifornien. Es war die letzte Station ihrer viertägigen USA-Reise vor dem Rückflug nach Berlin. Am Donnerstag waren in Afghanistan vier deutsche Soldaten bei einem Einsatz gegen die radikalislamische Taliban südlich von Kundus getötet worden. Bei der Begrüßung Merkels in Stanford legten Studenten und Professoren eine Schweigeminute für die Getöteten ein. Ihre Rede in der Eliteuniversität begann Merkel mit grundsätzlichen Bemerkungen zu der Afghanistanmission. Die Kanzlerin erinnerte daran, dass der internationale Einsatz am Hindukusch als Reaktion auf die Anschläge auf die USA am 11. September 2001 beschlossen worden war. Die Kanzlerin mahnte, die Mission werde nur Erfolg haben, wenn die internationale Gemeinschaft die Afghanen überzeugen könne, dass sie an deren Seite steht. "Die Afghanen sind unsere Partner." Die Sicherheitspolitik müsse stärker darauf ausgerichtet werden, Freiheit, Solidarität und Partnerschaft zu verbinden. Auch der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels warnte davor, den Einsatz infrage zustellen. "Das ist tragisch, ändert aber nichts daran, dass der Einsatz in diesem gefährlichen Land weiter nötig ist", sagte Bartels der Mitteldeutschen Zeitung. "Man darf Afghanistan nicht den Taliban überlassen." Anders als der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, bezweifelt der SPD-Politiker Bartels auch, dass die Debatten über den Einsatz der Sache nutzen. Eher habe er den Eindruck, dass die radikalislamischen Taliban mit ihren Angriffen erst auf die Debatten reagierten. Am Donnerstag waren vier deutsche Soldaten durch einen Angriff radikalislamischer Taliban getötet und fünf weitere verletzt worden. Der Beschuss ihrer beiden gepanzerten Fahrzeuge - darunter eines Sanitätswagens - ereignete sich im Rahmen einer Operation von Bundeswehr, anderen ISAF-Truppen und afghanischen Soldaten in der Provinz Baghlan südlich von Kundus. Die Verletzten, darunter zwei Schwerverletzte, wurden im Feldlazarett in Kundus und Masar-i-Scharif behandelt. Laut Berichten des Nachrichtensenders N24 sind sie mittlerweile außer Lebensgefahr.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-einsatz-ich-weiss-dass-viele-menschen-zweifel-haben-1.8126
"Afghanistan-Einsatz - ""Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben"""
00/04/2010
Nach dem Tod von vier Soldaten in Afghanistan zeigt Angela Merkel Verständnis für die Zweifler. Doch die Bundeskanzlerin hält am Truppeneinsatz fest.
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Ob das die Initialzündung war, die sich Britanniens Politiker für den Wahlkampf erhofft hatten? Zwischen Apathie und Antipathie schwankt die Stimmung bei den Wählern mehr als eine Woche nach Beginn des Wahlkampfs. Nun sollte die erste von drei Fernsehdebatten der Führer der drei größten Parteien wenn schon nicht Sympathien so doch Interesse wecken. Geschlagene 90 Minuten diskutierten Premierminister Gordon Brown, Konservativenchef David Cameron und der Führer der Liberaldemokraten Nick Clegg vor einem handverlesenen Studiopublikum in Manchester und vor Millionen von Zuschauern am Bildschirm. Noch nie hatte es ein derartiges Zusammentreffen vor Kameras in Britannien gegeben, und entsprechend nervös waren alle Beteiligten. Anderthalb Stunden währt auch ein Fußballspiel, nur dass die TV-Debatte subjektiv länger zu dauern schien, was wohl auch dem Umstand geschuldet war, dass es keine erholsame Halbzeitpause gab. Ein spannendes Spiel lieferten sich Brown, Cameron und Clegg nicht unbedingt. Denn neue Argumente hatten sie nicht zu bieten. Sie spulten im Wesentlichen die bekannten Standpunkte ihrer Parteien ab. Aber spielen Inhalte wirklich eine entscheidende Rolle bei einem solchen Schlagabtausch? Oder sind es nicht Auftreten, Aussehen, Charisma, auf die Zuschauer achten? Oder auf jenen Moment, in dem einer der Protagonisten sich einen entscheidenden Schnitzer leistet? Äußerlichkeiten waren ja schon zu Beginn der Woche entscheidend, als die drei Parteien ihre Wahlprogramme vorstellten. Es wird nicht viele Wähler geben, die sich in diesen Zeiten von Soundbites, Twitter-Häppchen und ultrakurzen Video-Clips die Mühe machen, solche oft in undurchdringlicher Politprosa verfasste Dokumente durchzulesen. Britanniens Parteien aber machten es den Wählern leicht. Ein Blick auf den Umschlag der Manifeste genügte, um zu wissen, was sich in ihnen verbarg. Labour entschied sich für eine Art von realsozialistischem Plakatmotiv, auf dem eine glückliche Familie einen Sonnenaufgang bestaunt. Die Botschaft: In krisenhaften Zeiten ist nur auf den Staat Verlass. Das Wahlprogramm der Torys erinnerte an den Jahresbericht eines Unternehmens: Hardcover statt broschiert, in seriösem, nüchternen Dunkelblau. Kein Bild schmückt den Einband, sondern nur der schmucklose Titel "Einladung in die britische Regierung". Jeder Bürger sollte wohl das Gefühl haben, dass er nur dieses Büchlein vorweisen müsse, um sich um einen Kabinettsposten zu bewerben: Alle Macht dem Bürger, denn er weiß besser, was für ihn richtig ist, als eine gesichtslose Staatsbürokratie. Die kleinen Liberaldemokraten verpackten ihre Wahlversprechen in einer Publikation, die an jene Broschüren erinnert, die in den Warteecken von Arbeits- oder Sozialämtern herumliegen: mit nichtssagendem Streifenmuster in Pastellfarben. Wir meinen es gut, wir sind vernünftig, sagte dieser Titel, aber leider sind wir auch ein wenig langweilig. Weder diese Programme noch die Debatte dürften die Wähler in den 650 Wahlkreisen zwischen Cornwall im Südwesten und den Shetland-Inseln im Nordosten elektrisiert haben. Gleichgültigkeit oder gleich Zorn über eine als korrupt und selbstsüchtig verschrieene Politikerkaste überwiegen wohl weiterhin das Interesse an Programmen. Klare Verhältnisse bevorzugt Großes Vertrauen bringen die Wähler keiner Partei und ihren Führern entgegen. Der Spesenskandal, der die unehrlichen Bereicherungsversuche von Hunderten von Abgeordneten aller Parteien enthüllte, hat lediglich den Zynismus verschärft, den viele Briten ohnehin der Politik entgegenbringen. Nur vier Prozent der Befragten vertrauen laut einer Umfrage darauf, dass die Steuerpläne der Parteien glaubwürdig sind. Ungewöhnlich ist zudem, dass sich fast jeder dritte Wähler nach dem Wahltag eine Situation wünscht, in der keine Partei eine Mehrheit hat. In diesem Fall, so die Überlegung, wären Brown oder Cameron zu einer Art Koalition mit Cleggs Liberaldemokraten gezwungen. Bislang galt ein sogenanntes "hung parliament" als Horrorszenario in einem Land, das klare Verhältnisse bevorzugt. Es ist möglich, dass die Fernsehdebatte eine derartige Situation einen Schritt näher gebracht hat. Denn der offenkundige Sieger der ersten Fernsehdebatte war fraglos Nick Clegg. Er war sympathischer, überzeugender, einfach mehr ein Mensch aus Fleisch und Blut als seine wächsern wirkenden Konkurrenten. Vor allem Tory-Führer Cameron schien zu merken, welch gefährlicher Rivale ihm da zu erwachsen droht. Dies spürte offenkundig auch der Premierminister. Doch Gordon Brown zog daraus andere Konsequenzen: Ganz unverhüllt umwarb er den Liberaldemokraten: Nick, so schmeichelte er ihm ein ums andere Mal, stimme doch mit ihm überein, nicht wahr? Am 7. Mai wird man wissen, ob er damit recht behält.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/wahl-in-grossbritannien-der-lachende-dritte-1.17301
Wahl in Großbritannien - Der lachende Dritte
00/04/2010
Die erste Fernsehdebatte der britischen Spitzenkandiaten gewinnen weder Premier Brown noch Tory-Chef Cameron - sondern Clegg, der Chef der Liberaldemokraten, überzeugt.
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Nach dem blutigen Volksaufstand in Kirgistan flieht der Ex-Präsident ins Exil nach Kasachstan. Angeblich ist er sogar zurückgetreten. Kurzmeldungen im Überblick Durchbruch in Kirgistan: Der gestürzte Präsident Kurmanbek Bakijew ist eine Woche nach dem blutigen Volksaufstand ins Nachbarland Kasachstan geflogen. Nach Angaben der Übergangsregierung unterschrieb er dort auch eine Rücktrittserklärung. Das sagte eine "hochrangige Quelle" in der Hauptstadt Bischkek der Agentur Itar-Tass. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Zuvor hatte US-Vizeaußenminister Robert Blake in Bischkek gesagt, es seien Gespräche mit Kasachstan geführt. Das autoritär regierte Kasachstan hat derzeit als erste Ex-Sowjetrepublik überhaupt den Vorsitz bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) inne. Bakijew hatte zuvor bei einem Auftritt vor Anhängern in Osch im Süden des Landes bereits erklärt, dass der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew ihn "eingeladen" habe. Wie Reporter der kirgisischen Nachrichtenagentur Akipress berichteten, war es dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Tausenden Gegnern und ein paar Hundert Anhängern Bakijews gekommen. Bakijew, dessen Leibwächter ihm mit Schüssen in die Luft Gehör verschaffen wollten, hatte sich nach kurzer Zeit zurückgezogen. Neuer Missbrauchsfall in der katholischen Kirche sowie Sechser-Gespräche zum iranischen Atomprogramm in New York: Auf den nächsten Seiten lesen weitere Kurzmeldungen im Überblick.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-gestuerzter-bakijew-ausgeflogen-1.16389
Gestürzter Bakijew ausgeflogen
00/04/2010
Nach dem blutigen Volksaufstand in Kirgistan flieht der Ex-Präsident ins Exil nach Kasachstan. Angeblich ist er sogar zurückgetreten. Kurzmeldungen im Überblick
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Fast nebenbei hat am Donnerstag Papst Benedikt XVI. zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Bezug genommen. "Wir Christen haben auch in jüngster Zeit oft das Wort Reue vermieden, weil es uns als zu hart erschienen ist", sagte Papst Benedikt XVI. am Donnerstag. "Aber "jetzt, unter den Angriffen der Welt, die von unseren Sünden spricht, sehen wir, dass es eine Gnade ist, Buße tun zu können. Und wir sehen, wie notwendig es ist, Buße zu tun und zu erkennen, was falsch ist in unserem Leben." Das Kirchenoberhaupt fuhr fort: "Der Schmerz der Reue bedeutet Reinigung und Veränderung." Der Papst hat keinen spektakulären Anlass gesucht, um zumindest im Ansatz die Worte zu finden, auf die so viele seit Wochen gewartet haben. Benedikt XVI. sprach sie in einer Predigt während einer Messe in der Paolinischen Kapelle des Vatikan vor Mitgliedern der Päpstlichen Bibelkommission aus. Diese Mahnung zu Reue und Buße des Papstes stand in Zusammenhang mit einer Ausführung zum Thema "Primat des Gehorsams vor Gott". Der Text wurde von der italienischen Agentur Ansa verbreitet, Radio Vatikan veröffentlichte ihn unter der Überschrift: "Der Gehorsam gegenüber Gott macht den Menschen wirklich frei, auch, um sich der Diktatur des Konformismus zu widersetzen." Die Passage, in der Papst Benedikt XVI. offenkundig Bezug nimmt auf die Angriffe, unter denen die Kirche wegen der zahlreichen Missbrauchsfälle durch Priester und andere Kirchenbedienstete in vielen Ländern steht, taucht dort jedoch erst gegen Schluss des Beitrages auf. Demonstration für den Papst Das Kirchenoberhaupt sagte am Donnerstag weiter, es gehe darum, sich dem Vergeben zu öffnen, sich auf die Vergebung vorzubereiten, sich verändern zu lassen. Deutlicher hat sich der Papst bisher nur in seinem Hirtenbrief an die Gläubigen in Irland vom 20. März. geäußert. Am Wochenende fliegt Benedikt XVI. nach Malta, es ist seine erste Auslandsreise seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale. Auch dort gibt es mehrere Dutzend Opfer. Einige von ihnen haben gebeten, dass der Papst sich mit ihnen treffen soll. Unterdessen hat wegen der Vorwürfe gegen den Papst die vatikanische Kleruskongregation die Priester weltweit zu einer Solidaritätsdemonstration für das Kirchenoberhaupt aufgerufen. Die Kundgebung soll am 11.Juni auf dem Petersplatz in Rom stattfinden. Kardinal Claudio Hummes, rief in einem Brief an 400.000 Geistliche aus aller Welt zu der Aktion auf. "Es geht darum, unserem geliebten Papst Benedikt XVI. unsere Solidarität, unsere Unterstützung, unser Vertrauen zu zeigen", schrieb er in dem Brief, den die Glaubenskongregation am Donnerstag im Internet veröffentlichte. Eine ähnliche Aktion plant das italienische Bündnis laizistischer Gruppen für Mitte Mai.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-benedikt-zum-missbrauchsskandal-ein-bisschen-reue-1.19774
Papst Benedikt zum Missbrauchsskandal - Ein bisschen Reue
00/04/2010
Eher nebenbei äußert sich Papst Benedikt zum Missbrauchsskandal. Der Vatikan will unterdessen Hunderttausende Priester in Rom für ihr Oberhaupt demonstrieren lassen.
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Erzbischof Joachim Zollitsch erklärt sich bei einem Treffen mit der Justizministerin bereit, über finanzielle Entschädigungen für Missbrauchsopfer zu diskutieren. Die katholische Kirche ist grundsätzlich bereit, bald über die Frage finanzieller Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs zu diskutieren. Bei einem Treffen mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) erklärte sich der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Joachim Zollitsch, bereit, an dem runden Tisch zum Kindesmissbrauch, der nächste Woche erstmals tagt, über eine, wie es hieß "angemessene Anerkennung des Leides der Opfer" zu reden. Konkrete Formen der Entschädigung seien bei dem Gespräch im Justizministerium kein Thema gewesen, sagten Teilnehmer. Aus Kirchenkreisen hieß es, die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahrzehnte seien sehr unterschiedlich, ebenso die Bedürfnisse der Opfer. Es gebe keine Patentlösungen, die einst missbrauchten Kinder bräuchten individuelle Unterstützung. Auch müsse geklärt werden, welche Entschädigungen die einst in Heimen misshandelten Kinder erhielten; diese beiden Gruppen dürften nicht fundamental unterschiedlich behandelt werden. Zollitsch sagte der Ministerin nach Teilnehmerangaben auch zu, in Missbrauchsfällen eng und schnell mit der Justiz zusammenzuarbeiten. Die innerkirchlichen Leitlinien aus dem Jahr 2002 zum Umgang mit Verdachtsfällen würden präzisiert. Darin heißt es bislang, in solchen Fällen werde "gegebenenfalls das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft gesucht". Das Wort "gegebenenfalls" solle gestrichen werden, teilte Zollitschs Sprecher Matthias Kopp mit. Die katholische Kirche möchte sich aber weiter vorbehalten, die Justiz nicht einzuschalten, wenn die Opfer darauf bestehen. Sei Gefahr im Verzug sei, solle dies aber nicht gelten. Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, forderte die katholische Kirche auf, in Deutschland bald einheitliche Regelungen zum Umgang mit Missbrauchsfällen durchzusetzen. "Es muss, unabhängig vom Kirchenrecht, einen klaren einhelligen Weg geben", sagte Glück mit Blick auf den viel beachteten Beschluss der bayerischen Bischöfe, in Zukunft bei jedem Missbrauchsverdacht die Justiz einzuschalten. Konkreter Anlass des Treffens Leutheusser-Schnarrenbergers mit Zollitsch war ein Streit der beiden am Jahresanfang. Die Justizministerin hatte der katholischen Kirche vorgeworfen, die Strafverfolger nicht zügig genug zu informieren. Zollitsch hatte dies empört bestritten und Leutheusser-Schnarrenberger ein Ultimatum zur Rücknahme ihres Vorwurfs gestellt. Teilnehmer beider Seiten sprachen nun von einem sachliches Treffen in guter Atmosphäre. Die frühere Verwerfung sei nicht mehr zur Sprache gekommen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/missbrauch-in-der-katholischen-kirche-signal-an-die-opfer-1.8781
Signal an die Opfer
00/04/2010
Erzbischof Joachim Zollitsch erklärt sich bei einem Treffen mit der Justizministerin bereit, über finanzielle Entschädigungen für Missbrauchsopfer zu diskutieren.
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Während sich die Politik in Deutschland absurde Debatten leistet, wird in Afghanistan gestorben. Man reagiert zäh und viel zu ängstlich auf neue Gefahren für die Soldaten - das kostet Leben. Während sich das innenpolitische Personal in Deutschland absurde Debatten über Kriegsterminologien und Waffentypen leistet, wird in Afghanistan gestorben. Vier deutsche Soldaten ließen nun ihr Leben, viele wurden schwer verletzt. Der April 2010 ist der schlimmste Einsatzmonat, seitdem die Bundeswehr 2002 erstmals den Fuß nach Afghanistan setzte. Im ersten Einsatzjahr starben ebenfalls sieben deutsche Soldaten, als ihr Hubschrauber nahe Kabul abstürzte. Niemals zuvor aber wurden so viele Soldaten im Gefecht oder durch Anschläge getötet wie in diesen Tagen. Bevor nun wieder schrille Abzugsdebatten geführt und Details der Ausrüstung der Prüfung durch die Nation unterworfen werden, sollten das Land und seine politische Führung kurz innehalten. Denn um dem verständlichen Wunsch nach einem schnellstmöglichen Abzug aus Afghanistan nachzukommen, muss das größte, den Einsatz überschattende Übel beseitigt werden: Die Soldaten und ihre Kommandeure müssen von dem politische Druck befreit werden, der den Einsatz seit der ersten Minute belastet. Denn die Angst vor dem politischen Fehlverhalten, vor der Gefährdung eines Ministers oder einer Koalition hat inzwischen zur Gefährdung der Soldaten geführt. Wären die Kommandeure frei gewesen, die Truppe und ihre Ausrüstung den tatsächlichen Bedürfnissen für Afghanistan anzupassen, dann hätte die Bundeswehr viel früher abschreckend wirken und womöglich eine Eskalation der Kämpfe im Einsatzgebiet verhindern können. So aber kämpft eine nachholende Truppe, deren Zuschnitt, deren Rotationsprinzip, deren Ausrüstung und deren Einsatzregeln den Bedürfnissen des politischen Betriebs in Berlin, nicht aber der militärischen Situation in Kundus oder Baghlan angepasst sind. Zwar wurde diese Zwangsjacke in den vergangenen Monaten kontinuierlich gelockert, aber immer nur unter Druck und in kleinen Dosen. Noch immer reagieren Parlament und Ministerium mit gefährlicher Zeitverzögerung, die am Ende Leben kostet. All das bedeutet nicht, dass keine Opfer zu beklagen wären, stünden nun 8000 Soldaten in zahlreichen Kampfeinheiten mit besseren Panzerfahrzeugen, Hubschraubern, Aufklärungsdrohnen und Haubitzen in Nordafghanistan. Aber vielleicht hätte die dramatische Stärkung der Taliban unterbunden werden können. Die Bundeswehr bleibt in der Defensive, solange nicht der Feind in Afghanistan, sondern die öffentliche Meinung die größte Gefahr für die Koalition welcher Couleur auch immer darstellt. Wenn nun immer mehr pensionierte (und intern wohl auch aktive) Generale die Deckung verlassen und nach mehr militärischer Handlungsfreiheit verlangen, dann sollte die Politik auf sie hören. Entweder man vertraut der Bundeswehr, dass sie ein Fiasko abwenden kann, oder aber der politische Mut ist zu gering. Dann aber gibt es keinen Grund, auch nur einen Moment länger in Afghanistan zu bleiben.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-in-afghanistan-die-afghanische-falle-1.24756
Bundeswehr in Afghanistan - Die afghanische Falle
00/04/2010
Während sich die Politik in Deutschland absurde Debatten leistet, wird in Afghanistan gestorben. Man reagiert zäh und viel zu ängstlich auf neue Gefahren für die Soldaten - das kostet Leben.
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mlsum_de-train-1565
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Am 24. April wählt Österreich den Bundespräsidenten. Noch nie hat ein Herausforderer gegen ein amtierendes Staatsoberhaupt gewonnen. Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) hat folglich keinen eigenen Kandidaten gegen den Amtsinhaber Heinz Fischer aufgestellt, einen einst führenden Sozialdemokraten. Die Führungsebene der Christsozialen empfiehlt ihren Anhängern, zur Wahl zu gehen, aber eine ungültige Stimme abzugeben. Die rechtsradikale Freiheitliche Partei (FPÖ) wiederum nutzt den Fehlstart ihrer Kandidatin zur Bereinigung interner Frontlinien. Der Dritte im Bunde ist ein Außenseiter, ein christlicher Kandidat, der mit seiner demonstrativen Frömmelei sogar die Abwehr der Kirche herausfordert. Keine Erstattung von Wahlkampfkosten Die ÖVP war nicht nur zu ängstlich, den würdevoll und vorsichtig amtierenden Heinz Fischer herauszufordern. Es gibt auch keine Wahlkampfkostenerstattung. Die Partei weigert sich jedoch, Fischers Wiederwahl zu empfehlen. Hohe ÖVP-Provinzfunktionäre orakelten, "bürgerliche Wähler" würden angesichts des "Altsozialisten" Fischer doch lieber die von den Rechtsradikalen aufgestellte Barbara Rosenkranz wählen. Diese Aussage verstört viele Österreicher. Barbara Rosenkranz wird oft zugeschrieben, dass sie im Windschatten nationalsozialistischen Gedankengutes segelt. Wiens Israelitische Kultusgemeinde nannte Rosenkranz' Nominierung eine Beleidigung der Opfer der Judenverfolgung. Rosenkranz zweifelt an Strafen für Nazis So hat die ÖVP-Führung auf Bundesebene nun mehr oder minder deutlich ihren Leuten geraten, ungültig zu stimmen. Die Grünen, die ihren Anhängern raten, Fischer zu wählen, sehen darin einen bösen Fauxpas: Wer zur Kandidatin Rosenkranz nichts zu sagen habe, verharmlose den Nationalsozialismus, finden sie. Amtsinhaber Fischer selbst aber nehmen die Grünen übel, dass er nicht eindeutig ausschließen will, je eine Bundesregierung mit FPÖ-Beteiligung zu vereidigen. Die zehnfache Mutter Rosenkranz hatte zunächst die Zustimmung der Neuen Kronen Zeitung, des bestimmenden, ultrakonservativen Revolverblattes des Landes. Dann zweifelte sie am Verbotsgesetz, das Betätigung im Sinne des Nationalsozialismus mit hohen Strafen bedroht. Krone-Herausgeber Hans Dichand verlangte von ihr eine eidesstattliche Erklärung, dass sie die Gräuel der NS-Zeit nicht anzweifele - die Rosenkranz prompt abgab. Es hatte in der Krone-Redaktion sogar einen Aufstand gegen den Kurs des Herausgebers gegeben, ein bis dato unerhörter Vorgang. Mit ihrer Demutsgeste hat Rosenkranz für ihre Anhänger an Glaubwürdigkeit verloren. Erfahren Sie auf Seite 2 mehr über Barbara Rosenkranz und den Kandidaten der Christlichen Partei Österreichs, der seinen Wahlkampf mit einer katholischen Messe eröffnete.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-braeunliche-bewerberin-1.7642
Österreich - Bräunliche Bewerberin
00/04/2010
Österreichs rechtsradikale FPÖ schickt die zehnfache Mutter Barbara Rosenkranz ins Rennen ums Präsidentenamt. Ihre eindeutigen Parolen verstören viele Wähler.
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Ein rätselhaftes Amateurvideo beschäftigt die polnischen Behörden. Auf dem Film, der kurz nach dem Absturz der Präsidentenmaschine aufgezeichnet wurde, sind Schüsse zu hören. Der polnische Militärstaatsanwalt Krzysztof Parulski hat erstmals den Medien über die Auswertung der Flugschreiber der verunglückten Präsidentenmaschine berichtet. Die Daten wurden von russischen und polnischen Experten gemeinsam ausgewertet. Die Piloten hätten Sekunden vor dem Aufprall der Maschine in einem Waldstück noch versucht, durchzustarten, sagte Parulski. Nach Mitteilung russischer Mitglieder der Untersuchnungskommission, die die Moskauer Zeitung Kommersant zitierte, herrschten am Samstagmorgen nur 200 Meter Sicht im Gebiet des Flughafens. Die Geschwindigkeit des Flugzeuges habe im Landeanflug 180 Meter pro Sekunde betragen. In der Untersuchungskommission, die Premier Wladimir Putin leitet, sei man sich einig darüber, dass der Pilot schwere Fehler begangen habe. Er hätte die Warnungen der Fluglotsen beachten und auf einem Ausweichflughafen landen sollen. Nach Parulskis Worten haben sich keine Hinweise darauf ergeben, dass ein militärischer Vorgesetzter der Piloten oder gar Staatspräsident Lech Kaczynski die Landung in Smolensk befohlen haben könnte. Die polnischen Behörden untersuchen auch einen ins Internet gestellten Amateurfilm, der von einem Unbekannten, der vor den Einsatzkräften an der Absturzstelle eintraf, gemacht wurde. Darauf sind brennende Trümmer der Maschine zu sehen, dann sind Schüsse zu hören, eine Stimme ruft auf Russisch: "Verschwindet hier!" Nach Angaben der Experten dürfte es sich bei den Schüssen um die Detonation der Munition gehandelt haben, die die Personenschützer des Präsidenten mit sich führten. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko machte in einer Stellungnahme Kaczynski für den Absturz seines Flugzeugs verantwortlich. Wenn ein Staatschef mit seiner Maschine unterwegs sei, werde er vom Piloten über außergewöhnliche Vorkommnisse informiert. Die Presseagentur Interfax zitierte Lukaschenko mit den Worten: "Der Präsident hat das letzte Wort, er entscheidet, ob das Flugzeug landen soll, aber die Piloten müssen nicht gehorchen." Die weißrussische Presse hatte gemeldet, dass die Behörden des Landes darauf eingestellt gewesen seien, die polnische Delegation in der Hauptstadt Minsk zu empfangen und ihre rasche Weiterfahrt zur Gedenkfeier nach Katyn zu ermöglichen. Minsk ist der Katyn am nächsten gelegene internationale Flughafen, er verfügt über Flugleitsysteme für Landungen bei schlechtem Wetter. Ein Sprecher des polnischen Generalstaatsanwaltes kündigte die Veröffentlichung sämtlicher Aufzeichnungen der Flugschreiber an. Es müsse verhindert werden, dass von Medien Versionen über den Unglückshergang verbreitet würden, die auf keinem Fall der Wirklichkeit entsprächen. Im Internet kursieren diverse Versionen von einem Anschlag auf Kaczynski. Die Täter sind dabei aber meist nicht auf russischer Seite zu suchen, sondern im Lager Tusks, der innnenpolitischer Gegner Kaczynskis war.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/polen-flugzeugunglueck-schuesse-nach-dem-absturz-1.24396
Polen: Flugzeugunglück - Schüsse nach dem Absturz
00/04/2010
Ein rätselhaftes Amateurvideo beschäftigt die polnischen Behörden. Auf dem Film, der kurz nach dem Absturz der Präsidentenmaschine aufgezeichnet wurde, sind Schüsse zu hören.
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Israels früherem Ministerpräsidenten Ehud Olmert droht neuer Ärger: Diesmal geht es um ein umstrittenes Bauprojekt. Wieder soll Schmiergeld geflossen sein. Israels Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert ist einer der Hauptverdächtigen in einem neuen Korruptionsskandal - dem möglicherweise größten der israelischen Geschichte. Medien berichteten am Donnerstag nach der teilweisen Aufhebung einer Nachrichtensperre, der 64-Jährige werde verdächtigt, für die Genehmigung eines umstrittenen Bauprojekts in Jerusalem Bestechungsgelder in Höhe von 3,5 Millionen Schekel (etwa 700.000 Euro) angenommen zu haben. Insgesamt sollen in der Affäre Bestechungsgelder bis zu 15 Millionen Dollar (elf Millionen Euro) geflossen sein - auch an Entscheidungsträger in der Jerusalemer Stadtverwaltung. Der ehemalige Regierungschef steht bereits wegen Korruptionsvorwürfen in anderen Fällen vor Gericht. Der frühere Bürgermeister Jerusalems, Uri Lupolianski, wurde am Mittwochabend unter dem Verdacht festgenommen, von der Holyland-Baufirma mehr als drei Millionen Schekel (umgerechnet etwa 600.000 Euro) angenommen zu haben. Lupolianski beschuldigte hingegen seinen Amtsvorgänger Olmert, die Verantwortung zu tragen. Die Polizei, die den Berichten zufolge über einen Kronzeugen verfügt, will Olmert zu den Vorwürfen befragen. Olmert und Lupolianski beteuern ihre Unschuld. Die Polizei geht davon aus, dass die Baufirma in den Jahren 1999 bis 2008 Riesensummen an ranghohe Mitarbeiter der Jerusalemer Stadtverwaltung gezahlt hat. Lupolianski war zwischen 1993 und 2003 stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Bauausschusses in der Stadtverwaltung. Im Jahr 2003 löste er Olmert ab, der bis dahin Bürgermeister von Jerusalem gewesen war. Bei der Wahl 2008 trat Lupolianski nicht mehr an. Während seiner Amtszeit wurde das sogenannte Holyland-Bauprojekt im Malcha-Viertel im Südwesten Jerusalems gebilligt, obwohl Hunderte von Einwände vorlagen. Gegner des Großbauprojekts hatten es als architektonischen Schandfleck verurteilt, der nicht mit dem Jerusalemer Baustil harmoniert. Ein Mitglied des Jerusalemer Stadtrats, Meir Turjeman, sagte dem israelischen Armeesender am Donnerstag: "Dies ist nur der Anfang." Er rief die Behörden auf, ähnliche Großbauprojekte der vergangenen Jahre in Jerusalem auf Korruption zu untersuchen. Olmert steht derzeit in einem Betrugsprozess vor Gericht, in dem er ebenfalls seine Unschuld beteuert. Ihm werden Betrug, Vertrauensmissbrauch, Verwendung von Fälschungen und Steuerflucht zur Last gelegt. Nach Einschätzung seines Anwalts wird der Prozess mehrere Monate dauern, insgesamt sollen rund 280 Zeugen gehört werden.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-korruptionsvorwuerfe-olmert-im-visier-der-ermittler-1.13553
Israel: Korruptionsvorwürfe - Olmert im Visier der Ermittler
00/04/2010
Israels früherem Ministerpräsidenten Ehud Olmert droht neuer Ärger: Diesmal geht es um ein umstrittenes Bauprojekt. Wieder soll Schmiergeld geflossen sein.
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Der Streit um das Grab des Präsidenten spaltet die Nation: Tausende Polen protestieren gegen eine Bestattung auf dem Wawelberg, polnische Medien sprechen schon von "Krieg". Die Diskussion um die Frage, ob das verunglückte Präsidentenpaar in der Wawelkathedrale beigesetzt werden soll, weitet sich zu einer gesellschaftlichen Großdebatte aus: Immer mehr prominente Polen äußern sich ablehnend zu der Entscheidung, das verunglückte Ehepaar Kaczynski in der Grabstätte der polnischen Könige beizusetzen. "Polnisch-polnischer Krieg" Die polnische Tageszeitung Dziennik titelt gar "Polnisch-polnischer Krieg um den Wawel" und mutmaßt: "Keine Seite wird gewinnen, aber Polen wird in die Geschichte eingehen als Staat, der sogar im Angesicht der Tragödie nicht in der Lage ist, einen Kompromiss zu finden." So laufen einerseits die Vorbereitungen für die feierliche Grablegung in Krakau, an der unter anderem Kanzlerin Merkel, Russlands Premier Wladimir Putin und US-Präsident Barack Obama teilnehmen werden. Außerdem erwartet die Stadt eine halbe Million Besucher. Gleichzeitig wird der Ton der Proteste schärfer: So demonstrierten am Dienstag und Mittwoch Hunderte in Warschau und Krakau gegen die Beisetzung in der Wawelkathedrale, sie hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Warschau ja, Wawel nein" oder "Frau Präsidentin, bleiben Sie in Warschau". Der Facebook-Gruppe "Nein zur Bestattung der Kaczynskis auf dem Wawel" haben sich innerhalb von zwei Tagen mehr als 42.000 Anhänger angeschlossen, und eine Petition gegen den Staatsakt haben bereits über 16.000 Unterstützer unterschrieben. Die Haltung ist klar: Auf dem Wawel liegen Könige, Generäle, Nationaldichter, die die polnische Geschichte entscheidend beeinflusst habe - das Ehepaar Kaczynski sei einfach bei einem tragischen Unglück ums Leben gekommen, mehr nicht. Auch Filmregisseur Andrzej Wajda, der unter anderem den Film Das Massaker von Katyn geschaffen und einen Oscar für sein Lebenswerk erhalten hat, und seine Frau Krystyna Zachwatowicz-Wajda haben sich nun in einem offenen Brief gegen die Beisetzung der Kaczynskis auf dem Wawel ausgesprochen. Sie schreiben: "Präsident Lech Kaczynski war ein guter, bescheidener Mann, aber es gibt keinen Grund, ihn auf dem Wawel inmitten der polnischen Könige zu bestatten." Das Paar warnt in dem auf der Homepage der Gazeta Wyborcza veröffentlichten Brief davor, dieser Schritt könnte eine "solche Spaltung der polnischen Gesellschaft wie zuletzt die Unabhängigkeitsbewegung 1989 provozieren". Sie appellieren an die Kirchenführer, die als Urheber und Vorantreiber der Idee gelten, "diese unglückliche und in einer Zeit der Trauer und des Mitgefühls übereilt getroffene Entscheidung zurückzuziehen". Lesen Sie auf Seite 2 mehr über die Proteste gegen die Grablegung auf dem Wawelberg.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bestattung-von-lech-kaczynski-polen-gegen-polen-1.6491
Bestattung von Lech Kaczynski - Polen gegen Polen
00/04/2010
Der Streit um das Grab des Präsidenten spaltet die Nation: Tausende Polen protestieren gegen eine Bestattung auf dem Wawelberg, polnische Medien sprechen schon von "Krieg".
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Israels geheime Atomwaffen sind die schwache Flanke von US-Präsident Obama im Kampf gegen Irans Bombe. Warum soll Jerusalem geduldet werden, was Teheran verboten ist? Ein Tabu ist ein Gebot zur Heimlichkeit, dessen Verletzung schlimme Folgen hat. So glauben es jedenfalls viele Völker, die heutzutage eher als Wilde gelten. Doch auch in den höheren Gefilden der Weltpolitik, wo den Akteuren ansonsten wenig heilig ist, gibt es Tabus: gefährliche Dinge, die am besten nicht angetastet werden. Ein solches Tabu sind - zumindest in Israel und im befreundeten Westen - auch die israelischen Atomwaffen. Jeder weiß, dass es sie gibt, aber keiner darf darüber reden. Nicht einmal der mächtigste Mann der Welt. Obama macht es fast wie seine Vorgänger So machte US-Präsident Barack Obama auch nicht gerade eine souveräne Figur, als er zum Abschluss seines anti-atomaren Weihefestes in Washington von einem Journalisten nach dem Unsagbaren gefragt wurde, nach Israels Nuklearprogramm. "Lassen Sie uns über die USA reden", beschied er den Fragesteller, "denn ich werde mich zu deren Programm nicht äußern." Türen zu, Klappen dicht - genau so haben es immer auch alle Vorgänger Obamas gemacht. Doch am Ende seiner Ceterum-censeo-Ausführungen zur amerikanischen Abrüstungsverpflichtung kam Obama dann doch noch einmal auf Israel zu sprechen, ganz freiwillig. Er rief die Regierung in Jerusalem zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags auf. Und er nannte das Land in einem Atemzug mit den anderen spätgeborenen Atommächten Indien, Pakistan und Nordkorea, die alle stolz zur Bombe stehen und deshalb dem von 189 Staaten unterschriebenen Abkommen bislang ferngeblieben sind. Man könnte daraus ableiten, dass dieser US-Präsident eben anders ist alle seine Vorgänger. Das mag sein. Vor allem aber sind die Zeiten anders - und das bedeutet, dass Obama gar nicht mehr daran vorbeikommt, an das Tabu zu rühren. Ironischerweise haben nämlich gerade die USA und Israel selbst das Atomthema wieder auf die Tagesordnung gebracht, auf dem Umweg über Teheran. Denn Israels Bombe ist die schwache Flanke in dem von beiden Staaten angeführten Kampf gegen Irans Bombe. Tiefe Kluft zwischen Vision und Wirklichkeit Je größer der Druck auf Präsident Mahmud Ahmadinedschad wird, desto lauter wird gefragt: Warum soll in Jerusalem erlaubt oder zumindest geduldet sein, was in Teheran verboten ist? Die Frage liegt nahe, doch Israelis wie Amerikaner haben sich bislang vor einer Antwort gedrückt. Denn diese Antwort führt tief hinein in die Widersprüche der Weltpolitik, und sie zeigt besonders deutlich, welch tiefe Kluft sich auftut zwischen den visionären Postulaten des US-Präsidenten und der rauen Wirklichkeit.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/obama-iran-und-die-atommacht-israel-das-israelische-tabu-1.20498
Obama, Iran und die Atommacht Israel - Das israelische Tabu
00/04/2010
Israels geheime Atomwaffen sind die schwache Flanke von US-Präsident Obama im Kampf gegen Irans Bombe. Warum soll Jerusalem geduldet werden, was Teheran verboten ist?
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Der scheidende Wehrbeauftragte Robbe grollt, Deutschland lasse versehrte Soldaten im Stich - die Wut hat auch mit seiner Familiengeschichte zu tun. Am 12. Mai beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Reinhold Robbe. An diesem Tag wird der Wehrbeauftragte sein Amt an Hellmut Königshaus übergeben. Politiker, deren Nachfolger schon feststehen, gelten meistens als lame duck, als "lahme Ente", einer, der nurmehr verwaltet, aber nicht länger agiert. Anders Robbe: Seitdem klar ist, dass der Sozialdemokrat seinen Posten verliert, haut der Mann aus Ostfriesland rhetorisch kräftiger denn je auf die Pauke. Prangerte er in seinem letzten Jahresbericht vor allem Missstände bei der ärztlichen Versorgung der Bundeswehr an (was auch daran liegen mag, dass Robbe und der zuständige Sanitätsinspekteur nicht die besten Freunde sind), stellt er nun verwundete Soldaten in den Mittelpunkt. Genauer: der Umgang des Staates mit denjenigen Männern und Frauen in Uniform, die im Dienst versehrt und traumatisiert werden. Drastisch beklagt Robbe nun das Schicksal solcher Angehörigen der Bundeswehr, die jahrelang und häufig vergeblich darum kämpfen, dass ihr Anspruch auf Wehrdienstentschädigung anerkannt wird. Ein "Skandal" sei das, grollt der 55-Jährige in einem Report des ARD-Magazins Panorama, diese Soldaten würden "im Stich gelassen". Vor allem solche mit "Posttraumatischen Belastungsstörungen" (PTBS) stünden mit ihrer Erkrankung oft alleine da - meistens sind es Soldaten, die aus Afghanistan zurückkommen. Hunderte traumatisierte Soldaten, Zahl steigend In den ersten Jahren des deutschen Einsatzes am Hindukusch war es in den Regionen, in denen die Bundeswehr stationiert ist, relativ friedlich. Die Bundeswehr hatte in der zugewiesenen Nordregion kaum Probleme. Schwere Gefechte wie an Karfreitag oder an diesem Donnerstag, als mindestens vier Deutsche Soldaten fielen, waren nicht denkbar. Lebensgefährlich ist die Mission der Deutschen in Kundus, Mazar-i-Sharif und Faizabad inzwischen schon seit längerem. Seitdem die Taliban und andere militante Gruppen auch im "deutschen Norden" des Landes operieren, schnellt auch die Zahl der traumatisierten Bundeswehrsoldaten in die Höhe: 2009 wurden 466 Angehörige der Truppe wegen PTBS behandelt - fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Es sind Fälle, die Reinhold Robbe besonders wütend machen - weil ihm diese Schicksale besonders nahe gehen. "Ich bin da persönlich berührt", sagte er einmal in einer Diskussionsrunde und erzählte die Geschichte seines Vaters. Der zog in den Zweiten Weltkrieg als Soldat und wurde schwer verwundet. Er überlebte, die Schatten des Grauens verzogen sich nie wieder. Im Alter drückten seinen Vater schwere Depressionen, erzählte Robbe. Das "Kriegszittern" kannte man schon aus dem Ersten Weltkrieg, doch bis es eingehend untersucht wurde, vergingen viele Jahre: Erst nach dem Vietnamkrieg gab es Studien zu dem Syndrom, das den Namen PTBS erhielt. Es dauerte bis 1994, also 80 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, bis PTBS als eingenständige Krankheit behandelt wurde. Robbes Vater erhielt keine Hilfe: "Im Grunde starb er an den Folgen der traumatischen Belastungen, die im Alter wieder ausbrachen", sagt der Wehrbeauftragte im März. Kritik an Guttenberg Nun, kurz vor seinem Ausscheiden, nennt er konkrete Fälle wie den von dem Stabsgefreiten, dessen Haut in Afghanistan großflächig verbrannte und der deshalb nicht in seinen erlernten Lackerier-Beruf zurückkehren kann - die geschädigte Haut verträgt keine Lösungsmittel. Da sein Behinderungsgrad knapp unter 50 liege, wird er nicht als Ersatzversehrter weiterbeschäftigt, zürnt Robbe. Solche Fälle bringen den Norddeutschen in Wallung - er wittert System hinter fehlender Kulanz und mangelnder Sensibilität. Robbe moniert in dem Panorama-Beitrag Gutachten, die zumeist zu Ungunsten des Betroffenen ausfallen. Die Verantwortung sieht er ganz oben, bei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, auch wenn er den CSU-Politiker nicht beim Namen nennt: "Hier muss unterstellt werden, dass der Dienstherr, der einen Auftrag gibt, ein bestimmtes Ergebnis haben will", wettert Robbe. Sein letzter Monat im Amt hat nun begonnen, bald endet vermutlich seine politische Karriere. Mit 16 ist Robbe in die SPD eingetreten, er saß als Abgeordenter elf Jahre im Bundestag, bevor er 2005 Wehrbeauftragter wurde. Seine Berufung scheiterte damals fast, weil einige Parteifreunde dem konservativen SPD-"Seeheimer" Robbe vorhielten, nicht gedient zu haben. Damals in den siebziger Jahren, während des Kalten Krieges, verweigerte er, weil er nicht im Ernstfall auf Verwandte aus Thüringen schießen wollte. Inzwischen, sagte er mal, würde sich Reinhold Robbe als Wehrpflichtiger für die Armee entscheiden, die in Afghanistan steht. Der Einsatz der Deutschen in dem Bürgerkriegsland dauert inzwischen länger als der Krieg, an dem Robbes Vater zerbrochen ist.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/kritik-an-bundeswehr-robbe-guttenberg-und-das-kriegszittern-1.7483
"Kritik an Bundeswehr - Robbe, Guttenberg und das ""Kriegszittern"""
00/04/2010
Der scheidende Wehrbeauftragte Robbe grollt, Deutschland lasse versehrte Soldaten im Stich - die Wut hat auch mit seiner Familiengeschichte zu tun.
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"Mir geht es um den Schutz des Feldlagers" Den künftigen Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), bewegen die Ausrüstungsmängel in Afghanistan. Süddeutsche Zeitung: Herr Königshaus, für Ihren Vorschlag, Leopard-Kampfpanzer ins afghanische Kundus zu schicken, hagelt es jetzt Kritik. Fühlen Sie sich missverstanden? Hellmut Königshaus: Ja. Ich habe ja nicht gefordert, was jetzt kritisiert wird. Ich habe vorgeschlagen, die Panzer zum Schutz des Feldlagers und des Flughafens einzusetzen, nicht sie auf Patrouille zu schicken. Und ich wollte auf die bestehenden Ausrüstungsmängel hinweisen. Die sind vielfach angesprochen worden. SZ: Warum äußern Sie sich überhaupt zu diesen Fragen? Königshaus: Neue Herausforderungen verlangen neue Antworten. Auch Unionspolitiker fordern Ähnliches. SZ: Warum überlassen Sie es denn nicht der militärischen Führung, über die Ausrüstung der Einsatzkräfte zu entscheiden? Königshaus: Wir haben es in Afghanistan mit einer neuen Gefahrenlage zu tun, das dürfen wir als Abgeordnete nicht ignorieren. Die Soldatinnen und Soldaten sind vom Deutschen Bundestag entsandt worden. Ich habe bei den Entscheidungen über die Afghanistanmandate stets zugestimmt, und ich fühle mich deshalb sehr persönlich dafür verantwortlich, dass unseren Soldaten alles für ihren Schutz zur Verfügung gestellt wird. SZ: Selbst höchste Offiziere sagen, die Leopard-Panzer seien zu schwer und zu unbeweglich für den Einsatz im Raum Kundus. Königshaus: Niemand behauptet, dass irgendein Einsatzmittel für alle Situationen optimal einsetzbar wäre. Es geht mir um einen vernünftigen Mix, den der Kommandeur vor Ort je nach Situation bestimmen muss. Aber dafür muss er die Mittel erst einmal zur Verfügung haben. Und wenn die bestgeeigneten Einsatzmittel nicht, jedenfalls noch nicht in genügender Stückzahl, zur Verfügung stehen, dann muss man eben sehen, was man stattdessen bereitstellen kann. SZ: Experten sagen auch, schwere Waffen eignen sich zur Bekämpfung befestigter Ziele, nicht aber für den Guerillakampf? Königshaus: Das ist ja auch nicht der Kern meiner Forderung. Mir geht es um den Schutz des Feldlagers und des Flugplatzes in Kundus. Durch den Einsatz des Leopard könnten andere Fahrzeuge für Patrouillenfahrten freigesetzt werden. Im Übrigen haben die kanadischen und die niederländischen Verbündeten im Süden mit ihren schweren Waffen gute Erfahrungen gemacht. SZ: Wie kommen Sie zu Ihrer Einschätzung, die so stark von der Meinung der Bundeswehr-Führung abweicht? Königshaus: Ich stütze mich zunächst auf die Erfahrungen, die wir im Kosovo-Einsatz gemacht haben. Damals wurde auch der Leopard 2 eingesetzt, und zwar in weit ungünstigerem Gelände. Die kanadischen, niederländischen und dänischen Verbündeten setzen in Afghanistan ebenfalls mit großem Erfolg auf einen Mix von Einsatzmitteln. Neulich in Halifax haben mich kanadische Offiziere gefragt, warum wir Deutschen denn auf diejenigen Mittel verzichten, die sie von uns geleast haben und nun selbst mit großem Erfolg einsetzen, also die Leos. SZ: Wäre es nicht besser, mehr geschützte Fahrzeuge wie den Dingo oder den Schützenpanzer Marder zu beschaffen? Vor allem für die Ausbildung an diesen Fahrzeugen in der Heimat vor dem Einsatz fehlt doch das Gerät. Königshaus: Der Verteidigungsminister hat angekündigt, die Bundeswehr werde noch in diesem Jahr bis zu 200 weitere gepanzerte Fahrzeuge nach Afghanistan verlegen. Das begrüße ich sehr. Aber auch in der Heimat werden die Fahrzeuge, die im Einsatz benutzt werden, für die Ausbildung der Soldaten benötigt. SZ: Geht die Debatte nicht in die falsche Richtung? Man diskutiert, wie ein Krieg gewonnen werden kann. Von zivilem Aufbau ist mittlerweile keine Rede mehr. Königshaus: Da haben Sie recht. Wir sind in Afghanistan, um aufzubauen. Wir schützen den Aufbau, nicht umgekehrt. Aber ohne Sicherheit gibt es eben auch keinen Aufbau.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-ausruestung-mir-geht-es-um-den-schutz-des-feldlagers-1.9599
"Bundeswehr-Ausrüstung - ""Mir geht es um den Schutz des Feldlagers"""
00/04/2010
Hellmut Königshaus, der künftige Wehrbeauftragte des Bundestags, verteidigt die Idee, Kampfpanzer nach Kundus zu schicken.
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Leere Kirchen - und jetzt auch noch ein Skandal: Fünf Jahre nach der Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. steckt die katholische Kirche in der tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation. Verehrte Bischöfe, Joseph Ratzinger, jetzt Benedikt XVI., und ich waren 1962-1965 die beiden jüngsten Konzilstheologen. Jetzt sind wir die beiden ältesten und einzigen noch voll aktiven. Mein theologisches Schaffen verstand ich stets auch als Dienst an der Kirche. Deshalb wende ich mich am 5. Jahrestag der Amtseinsetzung von Papst Benedikt in einem Offenen Brief an Sie, in Sorge um diese unsere Kirche, die in der tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation steckt. Eine andere Möglichkeit, an Sie zu gelangen, habe ich nicht. Ich habe es sehr geschätzt, dass Papst Benedikt mich, seinen Kritiker, bald nach seinem Amtsantritt zu einem vier Stunden langen Gespräch einlud, das freundschaftlich verlief. Dies hat mir damals Hoffnung gemacht, dass Joseph Ratzinger, mein früherer Kollege an der Universität Tübingen, doch den Weg finden würde zur weiteren Erneuerung der Kirche und ökumenischen Verständigung im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils. Verpasste Gelegenheiten Meine Hoffnungen und die so vieler engagierter Katholikinnen und Katholiken wurden leider nicht erfüllt, und ich habe dies Papst Benedikt in unserer Korrespondenz auch verschiedentlich wissen lassen. Er hat zweifellos seine alltäglichen päpstlichen Pflichten gewissenhaft erfüllt und uns auch drei hilfreiche Enzykliken über Glaube, Hoffnung und Liebe geschenkt. Aber was die großen Herausforderungen unserer Zeit betrifft, so stellt sich sein Pontifikat zunehmend als einer der verpassten Gelegenheiten und nicht der genützten Chancen dar: - Vertan die Annäherung an die evangelischen Kirchen: Sie seien überhaupt keine Kirchen im eigentlichen Sinn, deshalb keine Anerkennung ihrer Ämter und keine gemeinsamen Abendmahlsfeiern möglich. - Vertan eine nachhaltige Verständigung mit den Juden: Der Papst führt eine vorkonziliare Fürbitte für die Erleuchtung der Juden wieder ein und nimmt notorisch antisemitische schismatische Bischöfe in die Kirche auf, betreibt die Seligsprechung Pius' XII. und nimmt das Judentum nur als historische Wurzel des Christentums und nicht als fortbestehende Glaubensgemeinschaft mit eigenem Heilsweg ernst. Empörung von Juden weltweit über Benedikts Hausprediger in der päpstlichen Karfreitagsliturgie, der Kritik am Papst mit antisemitischer Hetze vergleicht. - Vertan der vertrauensvolle Dialog mit den Muslimen: Symptomatisch Benedikts Regensburger Rede, in der er, schlecht beraten, den Islam als Religion der Gewalt und Unmenschlichkeit karikiert und damit anhaltendes Misstrauen unter Muslimen bewirkt. - Vertan die Versöhnung mit den kolonisierten Urvölkern Lateinamerikas: Der Papst behauptet allen Ernstes, sie hätten die Religion ihrer europäischen Eroberer "ersehnt". Kampf gegen Aids - Vertan die Chance, den afrikanischen Völkern zu helfen: im Kampf gegen Überbevölkerung durch Bejahung der Empfängnisverhütung und im Kampf gegen Aids durch Erlaubnis von Kondomen. - Vertan die Chance, mit den modernen Wissenschaften Frieden zu schließen: durch unzweideutige Anerkennung der Evolutionstheorie und differenzierte Bejahung neuer Forschungsgebiete wie Stammzellenforschung. - Vertan die Chance, den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils endlich auch im Vatikan zum Kompass der katholischen Kirche zu machen und ihre Reformen voranzutreiben. Der letzte Punkt, verehrte Bischöfe, ist besonders schwerwiegend. Immer wieder relativiert dieser Papst die Konzilstexte und interpretiert sie gegen den Geist der Konzilsväter nach rückwärts. Er stellt sich sogar ausdrücklich gegen das Ökumenische Konzil, das nach katholischem Kirchenrecht die höchste Autorität in der katholischen Kirche darstellt: - Er hat außerhalb der katholischen Kirche illegal ordinierte Bischöfe der traditionalistischen Pius-Bruderschaft, die das Konzil in zentralen Punkten ablehnen, ohne Vorbedingungen in die Kirche aufgenommen. - Er fördert mit allen Mitteln die mittelalterliche Tridentinische Messe und feiert selber die Eucharistiefeier gelegentlich auf Latein mit dem Rücken zum Volk. - Er realisiert nicht die in offiziellen ökumenischen Dokumenten (ARCIC) vorgezeichnete Verständigung mit der Anglikanischen Kirche, sondern versucht verheiratete anglikanische Geistliche durch Verzicht auf die Zölibatsverpflichtung in die römisch-katholische Kirche zu locken. - Er hat durch Ernennung antikonziliarer Chefbeamter (Staatssekretariat, Liturgiekongregation u. a.) und reaktionärer Bischöfe in aller Welt die antikonziliaren Kräfte in der Kirche gestärkt. Auf der nächsten Seite: Die katholische Kirche und der Missbrauchskandal - Hans Küng rät zur Offenheit.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/theologe-kueng-offener-brief-historischer-vertrauensverlust-1.4154
Theologe Küng: Offener Brief - Historischer Vertrauensverlust
00/04/2010
Leere Kirchen - und jetzt auch noch ein Skandal: Fünf Jahre nach der Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. steckt die katholische Kirche in der tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation.
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Eine Straßen-Maut ist längst überfällig. Die Experten des Umweltbundesamtes allerdings setzen auf die falsche Strategie. Denn am besten wären höhere Spritsteuern. Wie schön doch die Welt ist, wenn man sie sich einfach malen kann. Dann funktioniert auch so ein komplexes Mautsystem, wie es die Experten im Umweltbundesamt erdacht haben. Jeder Kilometer zählt, so lautet der Kerngedanke in dem Planspiel, welche das Amt in einer Studie zusammengefasst hat. Drei bis vier Cent soll demnach jeder Kilometer kosten. Dank eines satellitengestützten Erfassungssystems könnte auf vielbefahrenen Straßen und zu Stoßzeiten mehr verlangt werden. Auf dem platten Land, wo ohne Auto oft nichts geht, würde es billiger. Angebot und Nachfrage sollen den Kilometerpreis bestimmen. Willkommen im Straßenkapitalismus. Es ist längst überfällig, die Straßennutzer stärker zur Kasse zu bitten. Der Autoverkehr kostet den Staat jährlich 47 Milliarden Euro mehr als er durch Kfz- und Spritsteuer wieder reinholt. Das ist eine ungeheure Subvention, die sich der Staat nicht länger leisten kann. Es kann bei einer Maut aber nicht nur darum gehen, möglichst schnell möglichst viel Geld aus den Autofahrern herauszuquetschen. Auch eine Steuerungswirkung sollte damit verbunden sein. Wer viel fährt, zahlt mehr. Wer ein sparsames Auto fährt, weniger. So gesehen ist das Umweltbundesamt mit seinen Vorschlägen prinzipiell auf dem richtigen Weg. Doch dessen Experten schießen weit über das Ziel hinaus. Ihr System verlangt eine kilometergenaue Erfassung sämtlicher automobiler Bewegungen auf allen deutschen Straßen. Mal ganz abgesehen vom technischen Aufwand bedeutet das: totale Überwachung. George Orwell lässt grüßen. Schon die Erfassungssysteme bei der Lkw-Maut wecken in den Sicherheitsbehörden Begehrlichkeiten. Sie wollen, dass die von den Mautbrücken über den Autobahnen automatisch erfassten Daten der Nummernschilder länger gespeichert werden, damit flüchtende Verbrecher leichter gefasst werden können. Mit einem satellitengestützten Mautsystem kann dagegen das Bewegungsprofil eines einzelnen Autofahrers von der Garage bis zum Arbeitsplatz erstellt werden. Dass das dem Grundgesetz widersprechen könnte, zeigt in Ansätzen das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Vorratsdatenspeicherung. Die Straßennutzung zu verteuern ist richtig. Doch nur wenn das System einfach ist, transparent und ohne unerwünschte Nebenwirkungen auskommt. Sehr leicht und sehr transparent wäre es, schlicht die Spritsteuern massiv zu erhöhen und im Gegenzug die Kfz-Steuer abzuschaffen. Dann zahlt mehr, wer mehr fährt. Wer mit einem verbrauchsarmen Auto unterwegs ist, kann sparen. Wer nur auf Durchreise ist, der müsste eine Vignette kaufen. Der große Vorteil: So ein System ließe sich sofort umsetzen. Ein Satellitensystem dagegen müsste erst entwickelt, getestet und für viel Geld aufgebaut werden. Da können Jahre ins Land gehen. Natürlich könnte der Tanktourismus dann zunehmend zum Problem werden. Doch der Nutzen dürfte am Ende überwiegen. Schon jetzt fahren die Menschen spürbar weniger Auto, wenn die Spritpreise mal wieder in die Höhe schnellen. Wenn es sich finanziell lohnt, steigen viele auf Bus und Bahn um. Gerade wenn es auch noch bequemer ist, als mit dem Auto im Stau zu stehen. Recht hat das Umweltbundesamt mit seiner negativen Bewertung einer Maut-Vignette für alle - nach dem Motto: Ein Mal zahlen gleich freie Fahrt auf allen Straßen. So ein Modell hätte null Lenkungswirkung und würde Vielfahrer und Besitzer von übermotorisierten Pkw noch belohnen. Dummerweise ist dies anscheinend das Modell, das Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer von der CSU trotz aller Vetos insgeheim bevorzugt. Vermutlich, um nicht die Heerscharen von Berufspendlern gegen sich aufzubringen. Unterm Strich aber ist aus Umweltsicht jede Maut besser als keine. Solange die Einnahmen nicht ständig in neue Straßenbauprojekte investiert werden. So manche Umgehungsstraße wäre unnötig, wenn es gelänge, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen und die ländlichen Regionen besser mit Bussen und Bahnen auszustatten. Wie wäre es mit einer Vision: Zehn-Minuten-Takt für alle. Mit 47 Milliarden Euro jährlich ließe sich da einiges anstellen. Der derzeitige Bundesverkehrsminister scheint aber andere Prioritäten zu setzen. Ramsauer nennt es "Entideologisierung der Straße", wenn er frisches Geld in neue Straßenprojekte pumpt. In einer Gesellschaft, die sich immer mehr auf Ballungsräume konzentriert und in der in manchen ländlichen Gebieten die Bevölkerung massiv schrumpft, kann Straßenbau nicht die Lösung sein. Die Mobilitätsfragen der Zukunft verlangen eindeutig nach intelligenteren Antworten.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/maut-debatte-zehn-minuten-takt-fuer-alle-1.22821
Maut-Debatte - Zehn-Minuten-Takt für alle
00/04/2010
Eine Straßen-Maut ist längst überfällig. Die Experten des Umweltbundesamtes allerdings setzen auf die falsche Strategie. Denn am besten wären höhere Spritsteuern.
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mlsum_de-train-1574
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Der Wagen mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzeck durfte die Grenze nach Israel nicht passieren. Wohl weil der Fahrer Palästinenser war. Bei der Nahost-Reise des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) hat sich ein diplomatischer Zwischenfall ereignet. Platzecks Wagen durfte am Mittwoch nicht die Grenze zwischen den Palästinensischen Autonomiegebieten und Israel passieren, wie das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte. Der deutscher Botschafter in Tel Aviv habe mit den israelischen Behörden Kontakt aufgenommen. Das RBB-Nachrichtenmagazin "Brandenburg" hatte zuvor berichtet, israelische Sicherheitskräfte hätten dem Ministerpräsidenten auf der Rückreise vom palästinensischen Ramallah nach Tel Aviv die Grenzpassage in seinem Fahrzeug untersagt. Möglicher Grund sei, dass der Fahrer des Wagens Palästinenser gewesen sei. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass Platzeck den Wagen verließ und den Kontrollpunkt zu Fuß überquerte. Platzeck stieg in den Bus der Wirtschaftsdelegation, um nach Tel Aviv zurückzufahren. Platzeck hatte demnach in Ramallah an einem brandenburgisch-palästinensischen Wirtschaftstreffen teilgenommen. Einem Bericht der Märkischen Oderzeitung zufolge waren die Fahrzeuge von der deutschen Vertretung in den palästinensischen Gebieten gestellt worden.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/diplomatischer-zwischenfall-platzeck-zu-fuss-nach-israel-1.6079
Diplomatischer Zwischenfall - Platzeck zu Fuß nach Israel
00/04/2010
Der Wagen mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzeck durfte die Grenze nach Israel nicht passieren. Wohl weil der Fahrer Palästinenser war.
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mlsum_de-train-1575
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Wäre Walter Mixa nicht Bischof, sondern Politiker, hätte er längst zurücktreten müssen. Der Papst kann fehlbare Würdenträger aus dem Amt drängen - macht es aber nicht. Was einen guten Bischof ausmacht, das findet sich in jenem Brief des Neuen Testaments, den angeblich der Apostel Paulus an seinen Schüler Titus geschrieben hat. "Ein Bischof muss unbescholten sein, weil er das Haus Gottes verwaltet", heißt es da, "er darf nicht überheblich und jähzornig sein, kein Trinker, nicht gewalttätig oder habgierig." Vielmehr solle ein Bischof "das Gute lieben", gastfreundlich, fromm und gerecht sein, das "wahre Wort der Lehre halten". Und seine Kinder - ein Bischof soll "nur einmal verheiratet sein" - müssten sich auch benehmen können. "Man soll ihnen nicht nachsagen können, sie seien liederlich und ungehorsam." Es war offenbar also nie ganz einfach, ein Bischof zu sein. Nach katholischem Verständnis ist ein Bischof auf Lebenszeit geweiht. Er steht in der direkten Nachfolge der Apostel, er ist also nicht einfach Chef eines Bistums, Vorbild für die Gläubigen oder Person des öffentlichen Lebens. Er steht für die gesamte katholische Kirche, die sich als wahr und heilig beschreibt, er steht für den Glauben an Jesus Christus. Jeder Mensch muss da an seine Grenzen kommen. Doch was ist, wenn ein Hirte der Glaubwürdigkeit seiner Kirche schadet? Was ist, wenn der Augsburger Bischof Walter Mixa mit Vorwürfen konfrontiert ist, er habe Kindern und Jugendlichen Gewalt angetan, wenn er zugeben muss, schlecht gewirtschaftet zu haben: ausgerechnet er, der höchste moralische Ansprüche formuliert und sich als konservativer Kulturkritiker profiliert, ausgerechnet in einer Zeit, in der seine Kirche mit der größten Glaubwürdigkeitskrise seit Jahrzehnten kämpft? Die katholische Antwort auf die Fragen lautet: Meistens passiert in solchen Fällen nichts. Wäre Bischof Mixa ein Politiker, hätte er wohl schon Ende 2001 zurücktreten müssen, als der mazedonische Zoll im Handgepäck Mixas fast 400.000 Mark entdeckte, die der Militärbischof - auch das ist der Augsburger Hirte - angeblich im Auftrag des Bischofs von Skopje undeklariert nach Deutschland bringen wollte. Doch das blieb genauso folgenlos wie zum Beispiel die verfehlte Finanzpolitik des Berliner Kardinals Georg Sterzinsky, der sein Bistum 2002 ums Haar in den Ruin getrieben hätte. Devisenvergehen oder Misswirtschaft wertet die römische Kurie noch lange nicht als Grund, einen Mann zu maßregeln, der die höchste Weihe der Kirche empfangen hat.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bischof-mixa-in-der-kritik-wenn-hirten-irren-1.11400
Bischof Mixa in der Kritik - Wenn Hirten irren
00/04/2010
Wäre Walter Mixa nicht Bischof, sondern Politiker, hätte er längst zurücktreten müssen. Der Papst kann fehlbare Würdenträger aus dem Amt drängen - macht es aber nicht.
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mlsum_de-train-1576
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Im Eilverfahren bestellt die Bundeswehr nach einem Medienbericht 60 gepanzerte Fahrzeuge aus der Schweiz. 90 weitere sollen folgen. Als Reaktion auf die verschärfte Sicherheitslage in Afghanistan bestellt die Bundeswehr angeblich im Eilverfahren 60 gepanzerte Fahrzeuge. Die Financial Times Deutschland berichtete vorab unter Berufung auf das Verteidigungsministerium, ein Vertrag mit dem Schweizer Hersteller Mowag solle in dieser Woche unterzeichnet werden. Für 2011 sei die Bestellung weiterer 90 geschützter Fahrzeuge vom Typ Eagle IV vorgesehen. Derzeit verfüge die Bundeswehr in Afghanistan über rund 975 geschützte Fahrzeuge verschiedener Hersteller und Modelle, schrieb die Zeitung. Das Verteidigungsministerium gehe allerdings davon aus, dass angesichts der verschärften Bedrohungslage durch Sprengfallen und Angriffe auf Konvois 600 davon "baldmöglichst" ersetzt werden müssten. Dies verlaute aus einem entsprechenden Brief der Ministeriumsspitze an die Bundestagsfraktionen. Zudem habe Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach dem tödlichen Angriff auf die Bundeswehr bei Kundus am Karfreitag angekündigt, 150 bis 200 weitere gepanzerte Fahrzeuge nach Afghanistan zu verlegen. Zur Deckung des "vordringlichsten Bedarfes", das sich auch durch die Aufstockung des deutschen Kontingents von 4500 auf 5350 Mann ergibt, sei die Beschaffung von 60 Eagle IV schnellstmöglich erforderlich. Die Kosten für die Fahrzeuge und zusätzliche Spezialausrüstung wie Waffenstationen, Störsender und Funktechnik habe das Ministerium auf 61,5 Millionen Euro beziffert. Finanziert werden solle dies über den einsatzbedingten Sofortbedarf aus dem Verteidigungsetat. Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Angriff auf die Bundeswehr bei Kundus will Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg außerdem zusätzlich schwere Waffen nach Afghanistan schicken. Bei seinem überraschenden Besuch in Kundus kündigte der CSU-Politiker am Mittwoch an, umgehend zwei Panzerhaubitzen 2000, zusätzliche Marder-Schützenpanzer sowie Panzerabwehrraketen des Typs Tow in das Krisengebiet zu verlegen, wie ein Ministeriumssprecher sagte. Guttenberg wurde auf seinem Kurzbesuch von Abgeordneten aller Fraktionen mit Ausnahme der Linken begleitet. Die neuen Waffen änderten nicht den Charakter des Afghanistan-Einsatzes, betonte Guttenberg in der ARD. "Es sind Ausrüstungsgegenstände, die den mandatierten Einsatz auch so ermöglichen sollen, dass die Soldaten möglichst gut geschützt, aber auch möglichst wirkungsvoll vorgehen können", wenn das erforderlich sei. Natürlich müsse man mit den schweren Waffen auch verantwortungsvoll umgehen, sagte der CSU-Politiker. Zu Forderungen nach einem Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan erklärte Guttenberg: "Das Risiko für unsere Sicherheit wird genau dann größer, wenn wir Afghanistan zum jetzigen Zeitpunkt sich selbst überlassen würden." Die Lage in der Region sei sehr instabil, "wir müssen Stabilität schaffen". An einen Abzug sei zu denken, "wenn die Ausbildungserfolge sichtbar sind, so dass auch die Afghanen einen Teil ihrer Sicherheit selbst übernehmen können". Im ZDF-Heute-Journal sagte der Verteidigungsminister, der bereits zum dritten Mal in seiner Amtszeit nach Afghanistan reiste, der Einsatz bleibe gefährlich und risikoreich. "Von daher ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es in Afghanistan auch zu Verlusten und zu Verwundeten kommen kann." Sein Ministerium rechtfertigte derweil den Abbruch der Gespräche mit dem Anwalt Karim Popal, der eigenen Angaben zufolge 79 Opfer des vom deutschen Oberst Georg Klein befohlenen Luftschlags vom 4. September vertritt. Robbe kritisierte Umgang mit im Dienst verletzten Soldaten Es habe Zweifel an der Mandatslage gegeben, erklärte Sprecher Christian Dienst. Jetzt werde nicht mehr über Anwälte, sondern direkt verhandelt. Die Gesprächsfäden müssten neu geknüpft werden. Durch die bisherige Gesprächsführung habe man sieben Monate Zeit verloren. Man werde sehen, ob es bestimmte Projekte oder im Einzelfall auch finanzielle Entschädigungen geben werde. Der scheidende Wehrbeauftragte Reinhold Robbe kritisierte den Umgang mit im Dienst verletzten Bundeswehrsoldaten scharf. Sie müssten oft jahrelang und häufig vergeblich um die Anerkennung ihrer Wehrdienstbeschädigung kämpfen, sagte er dem ARD-Magazin Panorama. Das sei "verheerend" und ein "Skandal". Betroffene Soldaten würden von der Bundeswehr "im Stich gelassen". Vor allem Soldaten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) stünden mit ihren Erkrankungen oft allein da, sagte der SPD-Politiker. Bis heute haben nach Auskunft des Wehrbeauftragten rund 600 Soldaten mit PTBS-Erkrankungen einen Antrag auf Wehrdienstbeschädigung eingereicht. Lange Verfahrensdauer, geringe Anerkennungsquote Weniger als ein Drittel der Anträge seien anerkannt worden. Wie das Verteidigungsministerium auf Anfrage von Panorama mitteilte, ist die Zahl solcher Verfahren rasant gestiegen. Seien es im ganzen Jahr 2009 noch 109 Verfahren gewesen, so liege die Zahl schon jetzt bei 197. Zur Anerkennungsquote machte das Ministerium jedoch keine Angaben. Typisch für diese Fälle sind dem Bericht zufolge eine lange Verfahrensdauer und eine geringe Anerkennungsquote. Dabei spielten die Voten externer, ziviler Gutachter eine offenbar erhebliche Rolle. Für solche gutachtlichen Stellungnahmen seien bei der Bundeswehr nur drei Mitarbeiter fest eingeteilt, während insgesamt 22 Außengutachter für diese Aufgabe eingesetzt würden, hieß es unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Robbe kritisierte die Vergabe von Gutachten "an Sachverständige, die von militärischer Materie offensichtlich keine Ahnung haben" massiv. "Hier muss unterstellt werden, dass der Dienstherr, der einen Auftrag gibt, ein bestimmtes Ergebnis haben will." Offenbar, so Robbe weiter, stecke System dahinter. Er müsse manchmal den Eindruck haben, dass in den "Wehrdienstbeschädigungsverfahren immer erst einmal für den Staat entschieden wird und gegen den betroffenen Patienten." Zustimmung der Deutschen für Bundeswehr-Einsatz sinkt Nach dem tödlichen Angriff auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan am Karfreitag wünschen sich nach einer Umfrage immer mehr Bundesbürger einen Abzug der deutschen Truppen vom Hindukusch. 62 Prozent und damit so viele wie noch nie zuvor bei einer Forsa-Umfrage plädierten für den Rückzug, wie die Befragung für das Hamburger Magazin Stern ergab. Im September 2009, nach den Bombardements von Kundus, waren den Angaben zufolge 55 Prozent für einen Rückzug der deutschen Truppen gewesen. Sehr hoch (61 Prozent) war die Ablehnung des Einsatzes zuletzt im Juni 2009 gewesen, nachdem drei Bundeswehrsoldaten nach einem Feuergefecht mit den Taliban in ihrem Transportpanzer verunglückt und ums Leben gekommen waren. Befragt wurden Anfang April 1.004 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-einsatz-bundeswehr-in-schweizer-ruestung-1.24481
Afghanistan-Einsatz - Bundeswehr in Schweizer Rüstung
00/04/2010
Im Eilverfahren bestellt die Bundeswehr nach einem Medienbericht 60 gepanzerte Fahrzeuge aus der Schweiz. 90 weitere sollen folgen.
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Eloquent, unabhängig, elitär: Richard von Weizsäcker ist noch immer der beliebteste Bundespräsident der Deutschen - eine Würdigung zum 90. Geburtstag Es war eine Köpenickiade von besonderer Art: Einen Tag nach der Maueröffnung 1989 überquerte Richard von Weizsäcker zu Fuß den Potsdamer Platz in Richtung DDR. Er bemerkte, dass DDR-Grenzer ihn durch ein Fernglas beobachteten, und war neugierig, was nun wohl geschehen werde. In seinen Erinnerungen schrieb er: "Dann löste sich der Kommandoführer, ein Oberstleutnant, von seinem Trupp, ging auf mich zu, machte eine korrekte Ehrenbezeugung und sagte in ruhigem Ton: 'Herr Bundespräsident, ich melde: keine besonderen Vorkommnisse.'"' Präsident aller Deutschen Zu dem Zeitpunkt war Weizsäcker aber gar nicht Bundespräsident der Ostdeutschen, das wurde er erst mit der Vereinigung. Dass er schon zuvor durch ein stillschweigendes Plebiszit zum Präsidenten aller Deutschen gemacht wurde, hatte er - anders als der Hauptmann von Köpenick - nicht dem Rock zu danken, den er trug, sondern - darin glich er dem Hauptmann von Köpenick - seinem überzeugenden Auftreten. Egon Bahr schrieb später, es sei "die größte Auszeichnung" gewesen, die Weizsäcker "unverliehen erhalten hat". Unverliehen, aber nicht unverdient. Seit 1984 hatte er den Bundespräsidenten so überzeugend dargestellt, dass es 1989 undenkbar schien, einen anderen an seine Stelle zu setzen. Der Sohn des Diplomaten Ernst von Weizsäcker lernte im Hause seiner Eltern gute Manieren, Selbstkontrolle und Zurückhaltung, er lernte, dass ein Mann von Welt sich in kulturellen Dingen auszukennen hat und dass er nicht aus jedem Disput als Sieger hervorgehen muss. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg Und er lernte auch , dass man mitunter einen Gegner in seiner eigenen Ignoranz versauern lassen kann: Missbilligendes Verstummen ist eine schärfere Waffe als Eloquenz. Verbindlichkeit hingegen ist die Form, mit der man sich Freunde schafft, ohne sich zu ihnen bekennen zu müssen. Weizsäcker wurde, mit den Worten des Journalisten Jürgen Leinemann ausgedrückt, dazu erzogen, "sich das Leben aufs gediegenste vom Leibe zu halten". Wer das vermag, erfüllt eine wichtige Voraussetzung für ein repräsentatives Amt, in dem subjektive Ansichten oder gar Ausbrüche nicht gefragt sind. Den Zweiten Weltkrieg hat er vom ersten Tag an mitgemacht. Als Soldat des überwiegend aus dem Adel bestückten Potsdamer Infanterie-Regiments 9, aus dem die Attentäter des 20. Juli hervorgingen, marschierte er am 1. September 1939 in Polen ein. Kummer über den gefallen Bruder Einen Tag später fiel sein älterer Bruder Heinrich. Der Kummer über dessen Tod hat Weizsäcker seither begleitet; als Soldat betrachtete er das freilich als eine Privatangelegenheit, die seinen Pflichten nicht in die Quere kommen durfte. Er hat später nicht versucht, sich zu einem Skeptiker der ersten Stunde zu stilisieren. Im Gegenteil: "Wir jungen Soldaten", schrieb er, "verstanden das wenigste und glaubten das meiste." Im Lauf des Krieges fühlten die "Neuner" sich zunehmend vom Oberkommando der Wehrmacht für falsche Zwecke missbraucht. Obgleich Weizsäcker selbst nicht zu den Widerständlern gehörte, konnte er sich doch nach Kriegsende sagen, auf der richtigen Seite gestanden zu haben. Lesen Sie auf Seite 2, wie RIchard von Weizsäcker damit umging, dass sein Vater mit dem Regime Hitlers kollaboriert hatte.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/weizsaecker-wird-90-erster-buerger-seines-staates-1.4401
Weizsäcker wird 90 - Erster Bürger seines Staates
00/04/2010
Eloquent, unabhängig, elitär: Richard von Weizsäcker ist noch immer der beliebteste Bundespräsident der Deutschen - eine Würdigung zum 90. Geburtstag
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Ein Freund von Walter Mixa stellt sich als Hochstapler heraus und bringt den Augsburger Bischof in die Bredouille. Einmal mehr droht Mixa über seine eigenen moralischen Anforderungen zu stolpern. Kunstexperten, von denen es im Land nicht wenige gibt, wollten ihren Augen nicht trauen. Da hat doch ausweislich einer Quittung vom 13. Januar 1995 der heutige Bischof von Augsburg, Walter Mixa, einem Freund in Rom 43.000 Mark für einen angeblichen Originalstich aus der Zeit des italienischen Künstlers Giovanni Battista Piranesi bezahlt. Aus der ganzen Republik melden sich seitdem Kunstkenner bei dieser Zeitung und weisen darauf hin, dass ein echter Piranesi aus dem 18. Jahrhundert weder damals noch heute mehr als 4500 Mark wert ist. Wo der Stich heute hängt, darüber gibt es widersprüchliche Aussagen. "Dieser Preis von 43.000 Mark ist jenseits jeglicher Realität", urteilt ein Experte. Eine peinliche Expertise für den Augsburger Oberhirten, der sich selbst für kunstsinnig hält, sich in diesem Fall aber womöglich bereitwillig übers Ohr hauen ließ. Denn der Verkäufer des Stichs ist Rudolf Paul Koletzko, ein langjähriger Freund des Bischofs, der schon Mixas Vorvorgänger Josef Stimpfle achteinhalb Jahre als Sekretär gedient hatte, ehe er zu Beginn der achtziger Jahre plötzlich nach Rom entschwand. Um diese Personalie gab es im Bistum Augsburg schon damals viele Spekulationen. Offiziell wurde erklärt, Bischof Stimpfle habe Koletzko nach Rom geschickt, damit er dort für das Priesteramt studieren könne. Koletzko war bis dato der erste Laie im Amt des Bischofssekretärs gewesen, und er agierte dort, wie sich Pfarrer erinnern, wie der "Generalbevollmächtigte des Bistums". Doch für ein Studium in Rom fehlte dem ehemaligen Verwaltungsangestellten aus dem schwäbischen Mering eine entscheidende Voraussetzung: das Abitur. Und so ist aus dem Priesterstudium nie etwas geworden. Aber Koletzko verstand es geschickt, sein kirchliches Insiderwissen und seine Vernetzung in der CSU, die er sich als JU-Funktionär erworben hatte, nutzbringend in Rom anzuwenden. Dabei ging der eloquente Schwabe nach dem Motto vor: Du musst den Leuten was vorgaukeln, dann geht auch was. Und für Koletzko ging immer mal wieder was, obwohl er keinen Beruf ausübt, sich jedoch großspurig Generalsekretär der Stiftung Rotonda Romana nennt. Einer Stiftung, die freilich eher wie ein Verein wirkt und vor allem dazu diente, CSU-Landräten und Sparkassenchefs etwas Glanz in der Heimat zu verleihen, weil ihnen Koletzko in Rom Fototermine mit dem Papst oder italienischen Politikern ermöglichte. Drei Jahre lang ging es Koletzko gut, weil ihm der Bayerische Rundfunk monatlich 4000 Mark für "Beraterdienste" in Rom bezahlte. Den Job hatte ihm Mitte der achtziger Jahre CSU-Generalsekretär Gerold Tandler verschafft. Wie der Stern vor Jahren berichtete, hatte Koletzko als Gegenleistung für Tandler und dessen Frau eine Teilnahme an der Frühmesse von Papst Johannes Paul II. vermittelt. 1989 beendete der BR die Zusammenarbeit mit Koletzko, weil der im Namen des österreichischen Kardinals Alfons Stickler einen bösen Brief an den BR geschrieben hatte, von dem der mittlerweile gestorbene Kardinal nach eigenen Angaben nichts wusste. Ein paar Monate später hat Koletzko für einen anderen Brief die Unterschrift des hohen Kirchenmannes nach eigenen Worten einfach "abgepaust". Zwischendurch aber hatte der frühere Bischofssekretär Geldprobleme, weshalb er vor Jahren einen Bettelbrief verschickte mit dem Hinweis, man habe ihm die Wohnung ausgeraubt. Koletzko-Kenner halten es deshalb für gut möglich, dass der hohe Kaufpreis für den Piranesi-Stich wohl mehr ein Freundschaftsdienst von Mixa für seinen langjährigen Bewunderer war. Der Bischof musste den Kunstgegenstand, der von Rudolf Paul Koletzkos Mutter stammen soll, ja nicht bezahlen. Das Geld kam von der Katholischen Waisenhausstiftung in Schrobenhausen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/bischof-mixa-in-bedraengnis-wer-s-glaubt-wird-selig-1.14241
Bischof Mixa in Bedrängnis - Wer's glaubt, wird selig
00/04/2010
Ein Freund von Walter Mixa stellt sich als Hochstapler heraus und bringt den Augsburger Bischof in die Bredouille. Einmal mehr droht Mixa über seine eigenen moralischen Anforderungen zu stolpern.
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Das Umweltbundesamt will den Verkehr in den Griff bekommen - und plädiert für eine flächendeckende Pkw-Maut. Auf Autofahrer könnten Zusatzkosten von mehreren hundert Euro jährlich zukommen. Das Umweltbundesamt spricht sich für die Einführung einer flächendeckenden und von der Fahrstrecke abhängigen Pkw-Maut in Deutschland aus. Dadurch lasse sich am besten der Autoverkehr steuern und die Umwelt entlasten, heißt es in einer noch unveröffentlichten Studie der Dessauer Behörde, die der Berliner Zeitung nach eigenen Angaben vorliegt. Auf Autofahrer könnten durch eine solche Maut Zusatzkosten von mehreren hundert Euro jährlich zukommen. Der Präsident des Amtes, Jochen Flasbarth, sagte der Zeitung zufolge: "Die streckenbezogene Maut ist die gerechteste Lösung, weil die Kosten dort bezahlt werden, wo sie entstehen." Derzeit kostet der Pkw-Verkehr laut Umweltbundesamt (UBA) den Staat jährlich 47 Milliarden Euro mehr, als er über Benzin- und Kfz-Steuern sowie Parkgebühren einbringt. Die Einnahmen der Maut könnten in den Bau und Erhalt von Straßen fließen oder in die Modernisierung des Bahnnetzes. Die flächendeckende Maut nach Fahrleistung ist aus Sicht des UBA auch ideal, um den Verkehr ökologisch zu steuern. So ließen sich die Sätze für saubere und leise Autos senken, sagte der UBA-Chef. Für die Nutzung stark belasteter oder schutzwürdiger Regionen könnten sie steigen. "Wenn der Kölner Ring morgens verstopft ist, wird es dort zu dieser Zeit teurer. Das führt zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Straßen, auch das ist gut für die Umwelt", erklärte Flasbarth, der Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) berät. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) reagierte ablehnend auf die Idee. "Der Koalitionsvertrag gibt dazu keinen Auftrag", sagte Ramsauer am Donnerstag bei der Konferenz der Verkehrsminister von Bund und Ländern in Bremen. Auch seine Länderkollegen lehnten dies ab. "Eine Pkw-Maut halte ich nicht für einführbar", sagte der Vorsitzende der Konferenz, Thüringens Verkehrsminister Christian Carius (CDU).
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/vorstoss-vom-umweltbundesamt-maut-fuer-alle-1.10190
Vorstoß vom Umweltbundesamt - Maut für alle
00/04/2010
Das Umweltbundesamt will den Verkehr in den Griff bekommen - und plädiert für eine flächendeckende Pkw-Maut. Auf Autofahrer könnten Zusatzkosten von mehreren hundert Euro jährlich zukommen.
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Es steht auf Messers Schneide: Kommt Kirgistan zur Ruhe oder droht ein "zweites Afghanistan"? Der Staat ist schwach - auch, weil Amerika und Russland zu kurzsichtig agierten. Krimi in Kirgistan. Wird der gestürzte Präsident Kurmanbek Bakijew mit Gewalt gestellt oder darf er sich in ein komfortables Asyl zurückziehen? Kommt Kirgistan zur Ruhe oder droht, wie Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew warnt, ein "zweites Afghanistan"? Es steht auf Messers Schneide in Bischkek und Jalalabad, und wer dem Verlautbarungszickzack der Übergangsregierung folgt, der sieht die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang schwinden. Der Staat ist schwach in dieser Gesellschaft, deren Menschen jahrtausendelang als Nomaden durch die Steppe zogen, die Islam, Sowjetunion und Kapitalismus nur touchierten, aber nie durchdrangen und die bei aller freundlichen Schüchternheit zu überraschenden Gewaltausbrüchen fähig sind. Das hat der Umsturz gezeigt, der innerhalb von Stunden 80 Tote forderte. Aber Kirgistan wird auch auf andere Weise geschwächt. Amerika hat zum Ärger der Kirgisen für die Sicherung des Truppennachschubs nach Afghanistan dem Bakijew-Clan Millionen für Pacht und Treibstoff in den Rachen geworfen und behandelt Kirgistan sonst kaum als eigenständigen Staat, sondern nur als Teil des "nördlichen Nachschubnetzes". Moskau hätte sich in Kirgistan gern ein strategisches Monopol erkauft und hat, als dies gescheitert ist, beleidigt die Zahlungen eingestellt. Spätestens nachdem russische Medien eine Anti-Bakijew-Kampagne entfesselten, war dessen Schicksal so gut wie besiegelt. Und die Großmächte haben nichts gelernt. Sie belauern sich, bieten hier ein paar Millionen, dort ein paar distanzierte Worte, stützen weder Bakijew noch die Übergangsregierung. Wenn Kirgistan explodiert, werden sie begreifen, wie kurzsichtig diese Strategie war.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/nach-blutigem-umsturz-kartenspiel-mit-kirgistan-1.8380
Nach blutigem Umsturz - Kartenspiel mit Kirgistan
00/04/2010
Es steht auf Messers Schneide: Kommt Kirgistan zur Ruhe oder droht ein "zweites Afghanistan"? Der Staat ist schwach - auch, weil Amerika und Russland zu kurzsichtig agierten.
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Sachverständige bestätigen die Echtheit von John Demjanjuks Dienstausweis für das Vernichtungslager Sobibor. Doch die Verteidiger des mutmaßlichen NS-Verbrechers wollen nicht daran glauben. Er liegt gut gesichert in einem Tresor und gilt als eines der zentralen Beweisstücke im Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk: der Dienstausweis mit der Nummer 1393. Das Dokument aus dem Jahr 1942, das Demjanjuk als Wachmann im NS-Vernichtungslager Sobibor benennt, ist schon durch viele Expertenhände gegangen. Zuletzt hat ein Urkundenspezialist vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) den vergilbten Karton untersucht. Am Mittwoch fasste der Sachverständige Anton Dallmayer im Schwurgericht München II zusammen: "Der fragliche Dienstausweis ist als authentisch zu betrachten." John Demjanjuk ist erst vor wenigen Tagen 90 Jahre alt geworden. Vor 68 Jahren soll der gebürtige Ukrainer als Kriegsgefangener von der SS rekrutiert und im SS-Ausbildungslager Trawniki in der Nähe von Lublin als Wachmann ausgebildet worden sein. Vor dort wurden die sogenannten Trawnikis, wie die nichtdeutschen Wachmänner auch genannt wurden, in die Konzentrations- und Vernichtungslager im besetzten Polen geschickt. Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen? Demjanjuk soll von März bis September 1943 in Sobibor Dienst geleistet haben, wo bis zu 250.000 Juden vergast wurden. Die Anklage wirft Demjanjuk Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen vor. Der Angeklagte hat die Vorwürfe stets bestritten. Aus Sicht der Ankläger ist er aber bereits durch den Dienstausweis überführt, der im Besitz der Amerikaner ist und von diesen am Dienstag mittels Boten dem Gericht übergeben wurde, ausdrücklich nur für drei Tage. Gelagert wird das Original in einem Tresor des Landgerichts. Der LKA-Experte Dallmayer hatte das Dokument bereits im März vorigen Jahres auf seine "urkundentechnische Echtheit" überprüft. Dabei hatte er den Demjanjuk zugeordneten Ausweis mit drei anderen Original-Dokumenten von Trawnikis verglichen, die ihm ebenfalls von den Amerikanern übergeben worden waren. Alle vier Ausweise weisen nach Angaben von Dallmayer besondere Merkmale auf, die bei allen gleich seien. So seien etwa Umlaute per Hand eingefügt und handgefertigte SS-Runen eingetragen. Eine nachträglich angefertigte Kopie sei damit praktisch ausgeschlossen. "So etwas kann man auch mit modernsten reprographischen Methoden nicht wieder herstellen", erklärte der Experte. Als Schreibmaschine sei wahrscheinlich eine deutsche Olympia Typ 12 verwendet worden, ein Modell, das von 1930 an hergestellt wurde. Die verwendete Tinte und das Papier lassen aus Sicht des Sachverständigen hingegen keine verwertbaren Rückschlüsse zu. Die Tinte sei noch bis heute im Einsatz, das Papier sei "von geringer Qualität", ohne Wasserzeichen. Anders sehe es bei den Stempel- und Siegelabdrücken aus: Sie weisen dem Experten zufolge individuelle Merkmale auf, die "nur sehr schwer zu rekonstruieren wären". Das Lichtbild von Demjanjuk sei mit zwei Siegeln gesichert, die allerdings etwas verrutscht seien. "Das Lichtbild muss mal draußen gewesen und dann wieder eingeklebt worden sein", sagte Dallmayer. Er sehe aufgrund bestimmter Merkmale aber keinen Hinweis, dass dabei das Foto ausgewechselt wurde. Im Vergleich mit den drei anderen Dokumenten sei der Demjanjuk-Ausweis "als authentisch" zu bewerten: "Alle vier Dokumente stammen aus einer Hand." Auf die Nachfrage von Richter Ralph Alt, ob die vier Ausweise beispielsweise auch in Moskau hergestellt worden sein könnten, antwortete der Sachverständige lapidar mit Ja. "Kompetenzen überschritten" Die Verteidiger halten den Ausweis nach wie vor für eine mutmaßlich vom sowjetischen Geheimdienst erstellte Fälschung. Rechtsanwalt Ulrich Busch lehnte den Experten am Mittwoch wegen "Besorgnis der Befangenheit" ab. Aus seiner Sicht habe sich Dallmayer "zum Richter gemacht und seine Kompetenzen überschritten". Mit seinem Gutachten habe er gegen elementare Regeln verstoßen: Er habe die drei vom US-Justizministerium übergebenen Vergleichsausweise einfach als authentisch übernommen, ohne deren Echtheit zu überprüfen. Bereits am Dienstag hatten sich die Richter mit dem Lichtbild Demjanjuks auf dem Ausweis beschäftigt. Auch dessen Echtheit wird von den Verteidigern in Zweifel gezogen. Ein mittlerweile pensionierter Beamter des Bundeskriminalamtes hatte das Foto mit sieben anderen Bildern Demjanjuks aus der Zeit zwischen den Jahren 1941 und 1986 verglichen. Anhand von 24 Gesichtsmerkmalen kam er zu dem Ergebnis, dass das Bild "sehr wahrscheinlich" Demjanjuk zuzuordnen sei. Der Prozess wird an diesem Donnerstag mit der weiteren Vernehmung des Sachverständigen Dallmayer fortgesetzt.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/prozess-gegen-john-demjanjuk-zoff-um-den-ausweis-1.7049
Prozess gegen John Demjanjuk - Zoff um den Ausweis
00/04/2010
Sachverständige bestätigen die Echtheit von John Demjanjuks Dienstausweis für das Vernichtungslager Sobibor. Doch die Verteidiger des mutmaßlichen NS-Verbrechers wollen nicht daran glauben.
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Verdient es der verstorbene Präsident, in einer Reihe mit den Größten der polnischen Geschichte zu stehen? Eine Kontroverse spaltet Polen - Schuld ist die Kirche. Das Flugzeugunglück, bei dem der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski an der Spitze einer Delegation wichtiger Politiker und höchster Militärs umgekommen ist, schien in den letzten Tagen die ganze Nation in Trauer zu einen. Die überwältigende Mehrheit seiner Landsleute sah es Kaczynski nach, dass er als Präsident oft ungeschickt gehandelt hatte und auch bei den europäischen Nachbarn nicht gut angesehen war. Denn der Tod hatte ihn auf dem Weg nach Katyn ereilt, dem Ort polnischen Martyriums, wo im Zweiten Weltkrieg Tausende ermordet worden waren. Doch schon drei Tage später spaltet die Kontroverse um den angemessenen Begräbnisort das Land. Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, einst Privatsekretär des polnischen Papstes, ist offenbar ohne Absprache vorgeprescht und hat die Wawel-Kathedrale als letzte Ruhestätte bestimmt. Dort liegen die größten Könige sowie die bedeutendsten Freiheitskämpfer des Landes begraben. Die Regierung befindet sich in einem Dilemma. Sie wird einerseits von den Gegnern Kaczynskis gestellt, andererseits würden ihr Einwände gegen den Wawel als Mangel an Patriotismus angekreidet. Doch auch Intellektuelle und Künstler, allen voran der Regisseur des Katyn-Films, Andrzej Wajda, sind strikt dagegen, den als Präsidenten glücklos agierenden Kaczynski in eine Reihe mit den Größten der polnischen Geschichte zu stellen. Dies würde die Leistung aller anderen schmälern, die in der Wawel-Krypta ruhen. So spricht nun alles dafür, dass ausgerechnet ein Kardinal, der nach eigenen Worten die "Erziehung zum Patriotismus" als Aufgabe der Kirche sieht, in der Woche der großen Trauer Unfrieden unter den Polen gesät hat.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/begraebnis-fuer-kaczynski-die-letzte-unruhe-1.22689
Begräbnis für Kaczynski - Die letzte Unruhe
00/04/2010
Verdient es der verstorbene Präsident, in einer Reihe mit den Größten der polnischen Geschichte zu stehen? Eine Kontroverse spaltet Polen - Schuld ist die Kirche.
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Erst die Politik, dann das Persönliche: Lange Zeit fand Angela Merkel keinen Zugang zu US-Präsident Barack Obama - doch mittlerweile verstehen sie sich beinahe blind. Der Präsident ist sehr zufrieden. Man habe einen außergewöhnlich produktiven Tag verbracht, freut sich Barack Obama am Ende der Konferenz zur nuklearen Sicherheit. "Vieles kann nicht von den USA alleine gelöst werden, aber amerikanische Führung ist notwendig", sagt Obama und er meint damit wohl nicht weniger als die Welt und ihre Probleme als Ganzes. Der Fortschritt an vielen Stellen werde nicht in Stunden oder Tagen gemessen, sondern mehr Zeit beanspruchen. Die Worte des Präsidenten klingen wie: Es gibt viel zu tun, packen wir's an. Und als nächstes steht Angela Merkel auf dem Programm. Ein Messgerät für die Bedeutung in der Außenpolitik Kaum eine politische Zweierbeziehung wird in Deutschland traditionell so intensiv beobachtet, interpretiert und bewertet wie die zwischen Bundeskanzler und US-Präsident. Die Beachtung, die der Mann im Weißen Haus der deutschen Regierung schenkt, ist wie ein Messgerät für die Bedeutung Deutschlands in der Außenpolitik. Das gilt auch, wenn die Beachtung in Verachtung umschlägt, wie bei Gerhard Schröder und George W. Bush - eine Zeit, in der die Deutschen mehr denn je in 60 Jahren Bundesrepublik in Opposition zur amerikanischen Politik standen und sich dabei außerordentlich wichtig vorkamen. Angela Merkel bemüht sich sehr darum, ihr Verhältnis zu Obama als eine Arbeitsbeziehung erscheinen zu lassen. Pragmatisch, sachlich, vernünftig und möglichst wenig Personenkult. Zweimal hat sie Obama schon im Weißen Haus besucht, jetzt trifft sie ihn nach der Nuklearkonferenz. Man redet am Rande von G-8- oder G-20-Treffen, auf dem Klimagipfel und vielleicht sogar am Samstag, wenn sich Merkel und Obama bei der Trauerfeier für Präsident Lech Kaczynski und die anderen Absturzopfer in Polen schon wieder begegnen werden. Auch nach dem Treffen in Washington am Dienstagabend ist zu hören, dass man in 45 Minuten eine ganze Reihe Themen besprochen habe: Die Lage in Afghanistan, neue Sanktionen gegen Iran, die Blockade im Nahen Osten. Die griechische Haushaltskrise haben Merkel und Obama genauso gestreift wie den Streit um die Swift-Daten. Zügig soll es in diesen Gesprächen zwischen Kanzlerin und Präsident zugehen, heißt es, so vertraut, dass manchmal sogar Stichworte reichen. Und Zeit, um mal einen Scherz zu machen, bleibt angeblich auch noch. Über Häftlinge aus Guantanamo sprachen sie nicht. Aber da lässt Merkel Obamas Satz vom Fortschritt, der länger braucht, einfach auch für sich selbst gelten. Angela Merkel hat in viereinhalb Jahren als Kanzlerin ein geradezu anti-zyklisches Verhältnis zu US-Präsidenten gepflegt. Nach dem Irak-Krieg und dem Ende der Kanzlerschaft Schröders suchte und fand sie einen guten Draht zu George W. Bush, dem in Deutschland vielleicht unbeliebtesten US-Präsidenten aller Zeiten. Allen Anfeindungen zum Trotz machte sie ganz bewusst politische auch zu persönlichen Fragen, grillte mit Bush ein Wildschwein in Trinwillershagen und bewunderte Bushs eigenhändig angelegten Kräutergarten auf dessen Ranch im texanischen Crawford. Als sich abzeichnete, dass Barack Obama Präsident werden könnte, sprach Merkel standhaft protokollarisch nur vom Senator aus Illinois, verwahrte sich gegen einen Auftritt Obamas am Brandenburger Tor und erlebte nahezu fassungslos die anschwellende Heilserwartung an den Kandidaten. Nicht an Worten, sondern an Taten wollte sie ihn messen. Mit dem russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew hat sie sich mal über das, was man Obamania nannte, ein bisschen lustig gemacht - zwei eher spröde Politikernaturen, vereint im Unverständnis. Je mehr der neue US-Präsident jedoch in Schwierigkeiten geriet, je mehr Enttäuschte sich von ihm abwandten, desto deutlicher unterstützte die Kanzlerin Obama. Der geerdete, auf Normalmaß gestutzte Politiker war für Merkel einfacher zu fassen. Einen besseren Präsidenten könne man nicht haben, war eine ihrer Aussagen, wobei die leise Zweideutigkeit der Formulierung möglicherweise nicht unabsichtlich gewählt war. Als Obama die Gesundheitsreform durchgesetzt hatte, gratulierte ihm Merkel - eine ungewöhnliche außenpolitische Geste für einen innenpolitischen Erfolg. Doch Merkel ahnt, wie viel Kraft das Projekt dem Präsidenten abverlangt, der mit einer Finanzkrise, zwei Kriegen und weiteren Problemen fertig werden muss. Obamas Satz, dass Amerika nichts alleine lösen kann, aber führen muss, würde Merkel sofort unterschreiben. Erst kommt die Politik, später Persönliches Merkel und Obama haben beide ihr Verhältnis von allzu viel Symbolismus freigehalten. Erst kommt die Politik, später vielleicht Persönliches. Aber Merkel befindet sich da nicht im Rückstand zu Staats- oder Regierungschefs anderer Mittelmächte. Sie selbst sieht die Bedeutung Deutschlands in einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Realitätssinn. Aus ihrer Sicht sind die USA im Iran-Konflikt, in Afghanistan oder im Nahen Osten auf Europa angewiesen, wobei sie gelegentliche Forderungen, gerade Deutschland dürfe hie und da noch mehr machen, geflissentlich ignoriert. Andererseits hat die Kanzlerin keine Illusionen, dass Europa für die USA zum Beispiel in Relation zu China an Bedeutung verliert. Um dem entgegenzuwirken will Merkel gemeinsam mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und dem britischen Premierminister Gordon Brown regelmäßige Videokonferenzen mit Obama einführen. Vor dem Klimagipfel in Kopenhagen reichte ein solches Gespräch nicht, um einen Erfolg vorzubereiten. Mittlerweile hat das Quartett weitere Male miteinander konferiert. Praktisch ist das für Merkel, Sarkozy und Brown, weil drei nicht mehr ganz so wichtige europäische Länder zusammen dann doch wieder dreimal so wichtig sind wie eins - und Obama kommt sicher entgegen, dass er nicht alles dreimal erzählen muss.
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https://www.sueddeutsche.de/politik/merkel-und-obama-zeit-der-zaertlichkeit-1.24675
Merkel und Obama - Zeit der Zärtlichkeit
00/04/2010
Erst die Politik, dann das Persönliche: Lange Zeit fand Angela Merkel keinen Zugang zu US-Präsident Barack Obama - doch mittlerweile verstehen sie sich beinahe blind.
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Auf dem Wawelberg in Krakau sind Polens Könige begraben. Nun soll dort auch Präsident Lech Kaczynski beigesetzt werden - viele Polen protestieren. Es sei eine große Ehre für Krakau, jubelte Stanislaw Dziwisz, Erzbischof der früheren polnischen Königsstadt, als Jaroslaw Kaczynski die Entscheidung getroffen hatte. Die Entscheidung, seinen Bruder, den verstorbenen Präsidenten Lech Kaczynski, und dessen Frau Maria in der Wawel-Kathedrale in Krakau zu beerdigen. Dort, wo auch fast alle polnischen Könige, bedeutende polnische Generäle und die Nationaldichter Adam Mickiewicz und Juliusz Slowacki ihre letzte Ruhestätte haben. Trotz allgegenwärtiger Anteilnahme und Trauer sind viele Polen von dieser Wahl als Grabstätte überhaupt nicht begeistert: In den Medien und im Internet äußern sie ihre Bedenken, rufen zu Protesten auf, polemisieren den Fall. Selbst Polens größte Tageszeitung Gazeta Wyborcza bezeichnet die Entscheidung offen als "übereilt" und veröffentlicht auf ihrer Internetseite die abschlägigen Kommentare zahlreicher prominenter Persönlichkeiten - Historiker, Politiker, Geistliche und andere gesellschaftlich relevante Größen. "In der Wawel-Kathedrale liegen Könige, Königinnen, aber kein Präsident. Präsidenten werden in der Hauptstadt begraben" - und das sei nun einmal Warschau, schreibt etwa Bischof Tadeusz Pieronek. Und Tomasz Nalecz, Geschichtsprofessor, früherer stellvertretender Parlamentspräsident und Kandidat für die Präsidentenwahl im kommenden Herbst, sagte der Zeitung im Interview: "Ich weiß nicht, ob der Mensch Lech Kaczynski, der so ein hervorragendes Feingefühl für Geschichte hatte, sich selbst unter den Königen auf dem Wawel gesehen hätte." Bei Facebook haben Gegner am Dienstag eine Gruppe gegründet, die diesen Staatsakt verhindern will, Titel: "Nein zur Bestattung der Kaczynskis auf dem Wawel". Innerhalb der ersten 36 Stunden haben sich etwa 30.000 Menschen auf der Seite als Fans registriert. Bereits am Dienstagabend fanden spontane Demonstrationen, unter anderem in Krakau, statt. Für Mittwoch hat die Facebook-Gruppe zu Informationsveranstaltungen in Krakau, Warschau, Poznan (Posen) und Wroclaw (Breslau) geladen. Auf einer anderen Internetseite haben bereits mehr fast 10.000 Unterstützer eine Petition unterzeichnet, die sich an die Präsidialkanzlei, die Kanzlei des Premierministers und die Krakauer Kurie wendet und sich ebenfalls gegen die Bestattung des "tragisch verstorbenen Lech Kaczynskis auf dem Wawel" richtet. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen in Berlin, hat Verständnis für die Diskussion um die Grablegung des Präsidentenpaares: "Ich hätte mich gewundert, wenn es die Debatte nicht gegeben hätte", sagte er im Gespräch mit sueddeutsche.de, denn der Wawel sei eben ein sehr ungewöhnlicher Ort. Jährlich besuchen Tausende Touristen den gleichnamigen Hügel, der zwischen der Altstadt Krakaus und der Weichsel liegt, besichtigen das Schloss und die Kathedrale. Die Entscheidung der Familie Kaczynski, das Paar nicht in Warschau, sondern auf dem Wawelberg zu bestatten, sei "durchaus etwas unerwartet" ausgefallen, stellt der Botschafter fest. Prawda wisse zwar nicht, wann die Idee aufgekommen und wie der Entscheidungsprozess abgelaufen sei. Aber sie sei "in einem psychologischen Ausnahmezustand gefallen": "Wir sind alle sehr erschüttert, und in diesem Zustand wachsen die Bedürfnisse, den Vorfall angemessen zu würdigen."
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/begraebnis-von-lech-kaczynski-polen-streitet-ueber-das-grab-des-praesidenten-1.24633
Begräbnis von Lech Kaczynski - Polen streitet über das Grab des Präsidenten
00/04/2010
Auf dem Wawelberg in Krakau sind Polens Könige begraben. Nun soll dort auch Präsident Lech Kaczynski beigesetzt werden - viele Polen protestieren.
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Gerade erst sind die Leichen Lech Kaczynskis und seiner Frau in Polen eingetroffen, schon versuchen abgebrühte Geschäftsleute, aus der Trauer über den Tod des Präsidenten Kapital zu schlagen. Viele Deutsche beobachten mitfühlend und ein wenig erstaunt, mit welcher Anteilnahme die Polen ihres verstorbenen Präsidenten gedenken. Immer noch zünden Trauernde Kerzen an und legen frische Blumen vor dem Warschauer Präsidentenpalast und auf den öffentlichen Plätzen im Land aus. Gleichzeitig versuchen abgebrühte Geschäftsleute bereits, aus dem Tod Lech Kaczynskis und der anderen verunglückten Passagiere Kapital zu schlagen. Geradezu skrupellos mutet ein Fall an, von dem Polens größte Tageszeitung Gazeta Wyborcza und das Internetforum internauci.pl berichten. So bieten einerseits viele öffentliche Einrichtungen und seriöse Medien die Möglichkeit, den Angehörigen zu kondolieren - direkt auf den Homepages, per SMS oder E-Mail kann jeder seiner Betroffenheit mit einigen Sätzen Ausdruck verleihen. Doch mindestens ein Internetanbieter hat versucht, über diesen Weg schlicht Geld zu verdienen. "Wenn Du möchtest, dass Deine Beileidsbekundung im Historischen Kondolenzbuch abgedruckt wird, schicke eine SMS mit dem Inhalt AP.smierc ..." - mit dieser Aufforderung soll sich der Anbieter bereits kurz nach dem Flugzeugabsturz an die erschütterten Polen gewandt haben. Im Gegenzug versprach die Seite, die Kondolenz in einem Buch abzudrucken, das täglich auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast in Warschau ausgelegt werden sollte. Für diesen Service habe der Betreiber der - mittlerweile nicht mehr zugänglichen - Internetseite zlokondolencje.pl ("goldene Kondolenz) 30,50 Zloty berechnet. Das sind umgerechnet knapp acht Euro, in Polen ein stolzer Preis. Allerdings sitzt der Anbieter laut Gazeta Wyborcza auf den Komoren, einem Inselstaat im Indischen Ozean - höchst unwahrscheinlich also, dass die Initiatoren die Möglichkeit haben, ein solches Buch täglich auszudrucken und in Warschau auszulegen. Lesen Sie auf Seite 2, wie andere versuchen, die Trauer der Polen auszunutzen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/nach-dem-tod-von-praesident-kaczynski-makabre-geschaefte-1.21883
Nach dem Tod von Präsident Kaczynski - Makabre Geschäfte
00/04/2010
Gerade erst sind die Leichen Lech Kaczynskis und seiner Frau in Polen eingetroffen, schon versuchen abgebrühte Geschäftsleute, aus der Trauer über den Tod des Präsidenten Kapital zu schlagen.
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Sie fliegt nur im Learjet und hält ohne gebogene Strohhalme keine Rede: Peinliche Enthüllungen gefährden die politische Karriere von Sarah Palin. Doch vielleicht stört sie das gar nicht. Über Sarah Palins Ambitionen auf das Weiße Haus wird viel spekuliert. Sie selbst sagte dazu kürzlich, sie erwäge, bei der nächsten Wahl anzutreten, wenn sie der Ansicht sei, dass dies das Richtige für ihr Land und ihre Familie sei. Auch dass sie ihre Biographie und ihr Weltbild als Buch veröffentlicht hat, gilt als Indiz, dass sie die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2012 anstrebt. Going Rogue hat sich inzwischen mehr als zwei Millionen Mal verkauft und Palin hat schon als Vorschuss 1,25 Millionen Dollar für das Werk kassiert. Als Gouverneurin von Alaska hatte sie ein jährliches Einkommen von 125.000 Dollar. Ihre Kandidatur als Vizepräsidentin von John McCain katapultierte sie 2008 ins Rampenlicht - und sie hatte nach der Wahlniederlage anscheinend nicht die geringste Lust, in Alaskas Hauptstadt Juneau zurückzukehren und die wenig glamouröse Aufgabe, für die sie gewählt wurde, zu Ende zu bringen. Sie schmiss den Gouverneursjob hin, was viele für einen Riesenfehler hielten. Ein Präsident, der unmittelbar zuvor kein politisches Amt innehatte? Unvorstellbar. Doch die New York Times glaubt, eine Antwort für Palins unlogisches Verhalten gefunden haben: Sie wolle gar nicht Präsidentin werden, sondern lieber die nächste Oprah Winfrey. Das scheint zu funktionieren. Palin ist heute ein nationales "Ein-Frau-Medien-Unternehmen" (New York Times) mit lukrativen Buchverträgen, absurd hohen Vortragsgagen und einem Vertrag als Moderatorin beim konservativen TV-Sender Fox. Wie groß Palins Starstatus tatsächlich ist, haben nun zwei Studenten an der Stanislaus University in Kalifornien aufgedeckt, indem sie im Müll wühlten. Die Universität hatte die konservative Kultfigur als Rednerin eingeladen und schon im Vorfeld wollten Lokalpolitiker der Demokraten mehr über die Bedingungen ihres Engagements wissen. Ihre Agentur gab nichts heraus - doch ein unachtsamer Angestellter der Universität warf eine Kopie des Vertrages in den Papierkorb. So sind nun zahlreiche Details bekanntgeworden, wie zum Beispiel, dass Sarah Palin neben ihrem Rednerpult jederzeit zwei Gläser stilles Wasser mit umgebogenen Strohhalmen haben will. Auf dem Weg zum Veranstaltungsort möchte die Ex-Politikerin mit SUVs chauffiert werden und für den Flug von Alaska aus kommen nur Plätze in der ersten Klasse in Frage - oder ein Privatflugzeug von mindestens der Größe eines Learjets. Außerdem nächtigt Palin ausschließlich in Hotels der Deluxe-Klasse, wo sie zwei Einzelzimmer und eine Suite benötigt, in der Laptop und Drucker voll funktionsfähig zur Verfügung stehen. Das erinnert an die Extrawünsche von Hollywood-Diven und Popsängerinnen. Christina Aguilera verlangt zum Beispiel immer, dass ausreichend Sojamilch in all ihren zwölf Garderoben zur Verfügung steht, Nicole Kidman möchte ausschließlich von Glühbirnen mit 40 Watt bestrahlt werden und Mariah Carey betritt nur rote Teppiche - über andere Bodenbeläge schreitet das Goldkehlchen nicht. Um in dieser Liga mitzuspielen, muss sich La Palin noch ein paar Extravaganzen zulegen. Wie wäre es mit einem Montblanc-Tintenroller für die Stichworte auf dem Handballen, eine diamantenbesetzte Magnum im Nachtkästchen und ein Fernglas, um von jedem Hotelbalkon der Welt Russland suchen zu können? Einer Politikerin werden solche Sperenzchen jedoch selten verziehen, vor allem, wenn sie sich bisher als bodenständige Hockey-Mom inszeniert haben. Mit mehr als zwölf Millionen Dollar auf dem Konto und lukrativen Medienverträgen hat sich Sarah Palin Lichtjahre von ihrer Wählerschaft entfernt - und damit vom Weißen Haus.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/palin-wird-diva-sarah-superstar-1.6067
Palin wird Diva - Sarah Superstar
00/04/2010
Sie fliegt nur im Learjet und hält ohne gebogene Strohhalme keine Rede: Peinliche Enthüllungen gefährden die politische Karriere von Sarah Palin. Doch vielleicht stört sie das gar nicht.
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Grün light als Nachfolgekandidat für die FDP und Abwehrschild gegen die SPD? Worüber die Grünen mal nachdenken sollten, bevor sie sich in ein Bündnis mit der Union stürzen. Joachim Raschke, Jahrgang 1938, lehrte Politikwissenschaft an der Universität Hamburg. Seine Schwerpunkte sind die Parteien- und Strategieforschung. Grenzüberschreitung ist immer sympathisch, aber nicht immer klug. Schwarz-Grün war bisher eine Frage des Preises. Das muss es bleiben, wenn die Grünen dabei überleben wollen. Ein Bündnis über das eigene Lager hinaus ist das Riskanteste, was eine Kleinpartei bundespolitisch unternehmen kann. In 60 Jahren Bundesrepublik hat die FDP einmal das bürgerliche Lager verlassen (1969). Später ist sie zurückgekehrt (1982). Mehr war nicht. Und beides waren Zerreißproben für Partei und Wählerschaft. Dabei war die Distanz zwischen FDP und SPD damals geringer als heute zwischen Grünen, CDU und CSU. Das ist etwas für große Steuerleute, mindestens vom Rang und der Advokatenschläue Hans-Dietrich Genschers. Haben die Grünen das? Sie brauchen diese Steuerungskunst schon intern, weil es nun doch wieder eine Spaltung bei den Grünen gibt: die Parteilinke will das Linksbündnis, die Realos wollen Schwarz-Grün. Die Realos, die sich heute Reformpolitiker nennen, sind geradezu in einem schwarz-grünen Taumel. Auch die Linken kennen nur eine Richtung: Rot-Rot-Grün. Für beide ist die Koalitionsfrage eine Art Ideologie-Ersatz. Die Grünen haben hier nur Überzeugungstäter. Gerade das kann man beim Koalieren am wenigsten gebrauchen. Die Realos wollen Schwarz-Grün Man muss unterscheiden: Kommune und Land - da ist fast alles möglich. Selbst in den Ländern ist die Ent-Ideologisierung so weit fortgeschritten, dass Bündnisfragen keine Grundsatzfragen mehr sind. Und selbst dort braucht es viel Klugheit für den Wechsel. In Nordrhein-Westfalen bereitet ein mehrheitlich linker Landesverband nun Partei und Wähler auf Schwarz-Grün vor. Dort macht man vieles richtig. Man bekennt sich zur Priorität Rot-Grün und hält den Preis hoch, zu dem man der CDU die große Koalition erspart. Eine moderate Linke als Spitzen-Grüne erhöht die Glaubwürdigkeit des Lagerwechsels. In Hamburg forciert man das Aufbrechen des "ständischen Schulsystems", wie es der CDU-Bürgermeister Ole von Beust sagt - ein großes Projekt. Im Bund ist alles unendlich viel schwieriger. Da gibt es viele große Themen und die anhaltende Wirkungskraft politischer Lager. Ausgerechnet dort drängen Realos zu Schwarz-Grün, als hätten sie gerade auf dieses Bündnis gewartet, emotional entschieden, bevor ein Diskurs begonnen hat. Suche nach substantiellen Angeboten Nixon goes to China, wie es seit den siebziger Jahren und dem damals sensationellen Besuch des konservativen US-Präsidenten in Peking heißt: Der ideologisch Unverdächtige muss überraschen. Vom entgegengesetzten Pol, nicht von der näherliegenden Position her den grundlegenden Kurswechsel vornehmen. Also müsste einer wie Jürgen Trittin es machen. Und die Spitzen-Realo Renate Künast müsste die Option zu einem Linksbündnis glaubwürdig offen halten. Wo wären die substantiellen Angebote? Man kann sich doch nicht auf den Vorschlag des CDU-Umweltministers Norbert Röttgen einlassen, zwar aus der Atomenergie auszusteigen, aber acht Jahre später als von Rot-Grün beschlossen - und dann den "endgültigen" Atomausstieg noch einmal feiern. Oder soll vielleicht die Etat-Sanierung das grüne Projekt werden? Hat sich Merkel, außer durch Worte, denn bisher hervorgetan bei der Schaffung wirklich neuer Regeln für das Finanzsystem - warum sollte sie sich in dieser grundlegenden Frage gerade mit der Weltmacht Grüne verbünden? Von allem ein bisschen, aber kein großes Projekt: Wäre das für die Grünen genug? Nur wenn man ein paar Grundbedingungen grünen Erfolgs nicht aus dem Auge verliert, könnte man das völlig neue bundespolitische Spiel auch gewinnen, das nach einem Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen losginge. Dazu gehören die Realitäten bei den Wählern.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/schwarz-gruen-der-risikofaktor-merkel-1.6651
Schwarz-Grün - Der Risikofaktor Merkel
00/04/2010
Grün light als Nachfolgekandidat für die FDP und Abwehrschild gegen die SPD? Worüber die Grünen mal nachdenken sollten, bevor sie sich in ein Bündnis mit der Union stürzen.
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Klartext vom Rektor des Canisius-Kollegs: Jesuitenpater Mertes, der den Missbrauchskandal ins Rollen gebracht hat, fürchtet eine abgehobene Kurie in Rom - und greift Bischof Mixa an. Mitte Januar hat Rektor Klaus Peter Mertes einen Brief geschrieben, addressiert an etwa 600 Absolventen seines Elite-Gymanisiums. Der Brief hatte einen brisanten Inhalt, doch die Wirkung, die sein Schreiben auslösen würde, hat er wohl nicht erwartet. Klaus Peter Mertes ist Jesuitenpater und Leiter des Berliner Canisius-Kollegs. Der Brief, den er vor fast drei Monaten verschickt hat, war der Auslöser, der die Enthüllungen über unzählige Missbrauchsfälle und Misshandlungen in katholischen Einrichtungen ins Rollen brachte. Nun meldet sich Mertes wieder zu Wort - und greift als erster namhafter deutscher Kirchenfunktionär den Augsburger Bischof Walter Mixa an. "Wir dürfen Opfer nicht diskreditieren, wie er es tat", sagte Mertes in der Zeit vom kommenden Donnerstag mit Blick auf den erzkonservativen Bischof. Gegen Mixa werden Vorwürfe erhoben, er habe als Dorfpfarrer Heimkinder geschlagen. Der Bischof weist die Behauptungen zurück, die mehrere seiner Zöglinge in der Süddeutschen Zeitung geschildert haben. Schulleiter Mertes betonte nun, dass ein Missbrauch durch einen Pfarrer als schlimmer zu bewerten sei als etwa Taten eines Sportlehrers. "Da ist die Fallhöhe höher als bei Missbrauch durch einen Sportlehrer, denn der Priester handelt nach katholischem Verständnis in persona Christi." "In der Kirchenkritik die Liebe zur Kirche entdecken" Kritisch äußerte er sich in diesem Zusammenhang auch über die deutschen Bischöfe: Diejenigen, "die sich selbst als Opfer darstellen, diskreditieren die gesamte Kirche". Derweil will die Empörung über Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nicht enden, der einen Zusammenhang von Homosexualität und Pädophilie sieht. Der vatikanische Chefdiplomat sage Schändliches und lüge wissentlich, warf der Präsident der italienischen Homosexuellen-Organisation Arcigay, Franco Grillini, Bertone vor. Es sei wissenschaftlich absurd, Homosexualität und Pädophilie so in einen Zusammenhang zu bringen, erklärte Grillini, der auch Abgeordneter der Partei Italia dei Valori (Italien der Werte) ist. Die Kirche sei wegen des Skandals um sexuellen Missbrauch unter Druck und versuche die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Er kündigte eine Protestkundgebung beim Vatikan an. Proteste von Homosexuellen gegen Bertones Vergleich Auch die Schwulenorganisation GayLib, die politisch konservativ ausgerichtet ist, und Politiker der größten linken Oppositionspartei PD (Demokratische Partei) verurteilten Bertones Äußerungen. "Der Vatikan sollte sich auf der UN-Generalversammlung vor der Welt und der Geschichte entschuldigen", erklärte GayLib. Neben chilenischen Schwulen protestierten auch französische Homosexuelle gegen Bertones Vergleich. Der Parlamentarische Geschäftsführer der deutschen Grünen, Volker Beck, fordert eine Entschuldigung des Vatikans. Auch die Deutsche Bischofskonferenz solle klarstellen, dass "diese Diffamierung der Homosexuellen als Pädophile nicht ihrer Auffassung entspricht", sagte Beck. Bertone, die rechte Hand von Papst Benedikt XVI., hatte bei einem Besuch in Chile einen Zusammenhang zwischen der Ehelosigkeit der Priester - dem Zölibat - und Pädophilie verneint. Dann sprach er über Studien, die aber durchaus einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie sähen. Im Zuge des sexuellen Missbrauchsskandals in Deutschland war zwar von Verteidigern der Kirche auch auf Homosexualität gezeigt worden, bisher allerdings nicht von hoher vatikanischer Stelle aus. Mertes bezeichnete die Kurie als ein "Raumschiff ..., das den Bodenkontakt zu verlieren droht". Vor Papst Benedikt XVI. habe er "großen Respekt", weil der in der Frage des Missbrauchs keine Angst vor der Wahrheit gezeigt habe. "Ich wünsche ihm, dass er in Kritik an der Kirche noch mehr auch Liebe zur Kirche entdecken kann", sagte Mertes. Der Papst neige jedoch dazu, die Moderne schlechtzureden. Er wirke manchmal wie von der Welt verletzt. "Das macht ihn schwerhörig dafür, dass Gott auch durch die säkulare Welt zur Kirche spricht."
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/kritik-an-mixa-kurie-und-papst-raumschiff-vatikan-1.17983
Kritik an Mixa, Kurie und Papst - Raumschiff Vatikan
00/04/2010
Klartext vom Rektor des Canisius-Kollegs: Jesuitenpater Mertes, der den Missbrauchskandal ins Rollen gebracht hat, fürchtet eine abgehobene Kurie in Rom - und greift Bischof Mixa an.
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Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider hat die umstrittenen Äußerungen seiner zurückgetretenen Vorgängerin Margot Käßmann zur Afghanistan-Politik verteidigt. "Die jüngsten Vorfälle zeigen, dass Margot Käßmann mit ihren Predigten zum Thema Afghanistan völlig richtig lag", sagte Schneider der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Zugleich forderte er die Politik auf, sich Gedanken über eine Rückzugsstrategie zu machen. Käßmanns Einwurf habe heute noch Bestand: "Da ist vieles noch nicht gut", sagte Schneider laut Vorabmeldung unter Anspielung auf die Neujahrspredigt der früheren Vorsitzenden des EKD. In dieser prekären Situation sei es um so dringlicher, eine genaue politische Strategie zu entwickeln, wie es mit Afghanistan weitergehe. "Noch immer wird zu wenig über Ziele, Mittel und die Beendigung des Einsatzes nachgedacht", sagte der EKD-Ratsvorsitzende: "Da muss die Politik mal viele kluge Leute zusammentrommeln, um die Gesamtsituation ganz genau zu erfassen, auch um über eine Abzugsstrategie zu reden." Der rheinische Präses begrüßte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Trauerfeier für die drei getöteten Bundeswehrsoldaten "umgangssprachlich" von Krieg gesprochen habe, auch wenn man völkerrechtlich den Konflikt anders beschreibe. "Man kommt nicht weiter, wenn man die Dinge nicht beim Namen nennt. Wir haben in Afghanistan einen Krieg", unterstrich Schneider. Der Bundeswehrverband forderte unterdessen eine offene Debatte über den Afghanistan-Einsatz im Bundestag. Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Wolfgang Schmelzer sagte der Augsburger Allgemeinen, "sprachgebrauchlich" könne dort "von einem Guerillakrieg gesprochen werden".
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/ekd-und-afghanistan-kaessmann-lag-voellig-richtig-1.22315
"EKD und Afghanistan - ""Käßmann lag völlig richtig"""
00/04/2010
EKD-Präses Schneider wiederholt die Kritik seiner Vorgängerin Käßmann zur Afghanistan-Politik.
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Die israelische Regierung hat neue Aufenthaltsbestimmungen für die 2,4 Millionen im besetzten Westjordanland lebenden Menschen erlassen. Sie könnten die Ausweisung oder die Festnahme von Tausenden Palästinensern zur Folge haben. Die Anordnung gilt für im Westjordanland lebende Palästinenser, die im von der Hamas regierten Gazastreifen geboren wurden oder in deren Ausweis eine Adresse im Gazastreifen vermerkt ist, berichtete die Zeitung Haaretz. Betroffen seien auch die Angehörigen dieser Palästinenser, selbst wenn sie aus dem Ausland stammen. Mit dem Dekret, das am Dienstag in Kraft trat, sollen Menschen ausgewiesen werden, die sich nach israelischer Sicht "illegal" im Westjordanland aufhalten. Verstöße sollen mit bis zu sieben Jahren Haft und einer Geldstrafe von 7500 Schekel (1500 Euro) geahndet werden. Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad warf Israel vor, Zehntausende Menschen deportieren zu wollen. Die beiden Militärerlasse seien so weit gefasst, dass Israel ganze Landstriche von ihren Bewohnern befreien könne. Nach Ansicht von Fajad besteht auch die Gefahr, dass Tausende in Ostjerusalem lebende Familien zwangsweise abgeschoben werden. Fajad warf Israel einen Verstoß gegen das internationale humanitäre Völkerrecht sowie Entscheidungen des UN-Sicherheitsrates vor. Israel wolle mit der Maßnahme seine Besatzung verschärfen, zusätzliches Land der Palästinenser enteignen und den Ausbau von Siedlungen vorantreiben. Zehn israelische Menschenrechtsorganisationen haben inzwischen den israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak aufgefordert, die Militärbefehle auszusetzen. Auch die Europäische Union verlangt Aufklärung über die neuen Bestimmungen. Dies sagte der spanische Außenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Miguel Ángel Moratinos am Dienstag nach einem Treffen mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fajad in Madrid. Der Erlass war am 13. Oktober 2009 von dem für das Westjordanland zuständigen Kommandeur Gadi Schamni unterzeichnet worden und muss sechs Monate später - also an diesem Dienstag - in Kraft treten. Bisher haben die israelischen Zivilgerichte Ausweisungen dieser Art abgelehnt. Allerdings unterstellt das Dekret diese Verfahren laut Haaretz nun Militärgerichten, die den Anweisungen der Armee-Spitze verpflichtet sind.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/palaestinenser-im-westjordanland-drakonische-aufenthaltsregeln-1.1854
Palästinenser im Westjordanland - Drakonische Aufenthaltsregeln
00/04/2010
Israel erlässt Bestimmungen für die Bewohner des Westjordanlands. Theoretisch können Tausende Palästinenser ausgewiesen werden. Menschenrechtsgruppen laufen Sturm.
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Während Polen von Präsident Kaczynski Abschied nimmt, suchen Experten weiter nach der Unglücksursache: Hinweise auf Fehler der Piloten verdichten sich. Zehntausende Polen haben am Dienstag von dem bei einem Flugzeugunglück zu Tode gekommen Staatspräsidenten Lech Kaczynski und seiner Frau Maria Abschied genommen. Die Särge wurden im Präsidentenpalast neben der Warschauer Altstadt aufgebahrt. Aus der Präsidialkanzlei wurde bekannt, dass das Präsidentenpaar am Sonntag in der Wawelkathetrale in Krakau beigesetzt werde - das Einverständnis der Familie vorausgesetzt. Die Kathedrale war die Begräbnisstätte der polnischen Könige, hier befinden sich auch die Gräber von herausragenden Politikern und Künstlern. Vor dem Staatsbegräbnis soll in einer Trauerfeier, zu der hohe Staatsgäste aus aller Welt erwartet werden, auch der anderen 94 Opfer des Flugzeugabsturzes in Russland gedacht werden. Kaczynski stand an der Spitze einer polnischen Delegation, die am vergangenen Samstag auf dem Gräberfeld von Katyn aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung von etwa 4500 polnischen Offizieren durch den sowjetischen Geheimdienst der Opfer gedenken wollte. Die Präsidentenmaschine ist im dichten Nebel beim Landeanflug in einem Waldstück etwa zwei Kilometer vor dem Militärflughafen der russischen Großstadt Smolensk zerschellt. Niemand an Bord hat überlebt. Zu den Opfern gehörten wichtige Politiker, darunter drei stellvertretende Parlamentspräsidenten und sechs Staatssekretäre sowie die fünf höchsten Generäle Polens. Hinweise auf Pilotenfehler Gleichzeitig verdichteten sich die Hinweise auf einen schweren Fehler des Piloten, eines 36 Jahre alten Hauptmanns der polnischen Luftstreitkräfte. Der russische Vizepremier Sergej Iwanow gab bekannt, dass Feuer oder Explosion an Bord als Unglücksursache ausgeschlossen werden könnten. Auch habe die bisherige Auswertung der Flugschreiber keine Hinweise auf technische Mängel ergeben. Russische und polnische Experten untersuchten auch am vierten Tag nach dem Unglück das Waldstück Smolensk. Kräne verluden Wrackteile auf Schwertransporter, alle Teile, die über einen Quadratkilometer verstreut liegen, sollen zur weiteren Untersuchung an einen Ort gebracht werden. Die Leitung der russischen Untersuchungskommission hat Regierungschef Wladimir Putin an sich gezogen. Der Leichnam der Präsidentengattin Maria Kaczynska wurde am Dienstag von der polnischen Luftwaffe nach Warschau geflogen, zwei Tage nach den sterblichen Überresten ihres Mannes. Die Zeremonie auf dem Warschauer Flughafen fand in privatem Rahmen statt, zugegen waren Jaroslaw Kaczynski, der Zwillingsbruder des toten Präsidenten, sowie die 30-jährige Tochter des Präsidentenpaares, Marta Kaczynska. Als der Leichenwagen in das Zentrum zum Präsidentenpalast fuhr, säumten Tausende die Straßen, um den Leichenwagen zu sehen und Blumen darauf zu werfen. Beliebte Präsidentengattin Die 66-jährige Maria Kaczynska war in Polen außerordentlich beliebt. Sie hielt sich zwar bei offiziellen Anlässen stets im Hintergrund, doch wussten ihre Landsleute von ihrer Schlagfertigkeit und ihrem Humor. Sie sprach im Gegensatz zu ihrem Mann mehrere Fremdsprachen, konnte sich also auch mit den meisten Staatsgästen unterhalten. Zweimal hat sie sich öffentlich in die Politik eingemischt: Das erste Mal, als sie mit dem Hinweis, sie sei als Tochter eines Försters in einem Wald aufgewachsen, für die Umweltschützer eintrat, die den Bau einer Autobahn durch ein Naturschutzgebiet verhindern wollten. Ausgerechnet ihr Schwager Jaroslaw, damals Regierungschef, wollte dieses Projekt durchsetzen. Das zweite Mal wandte sie sich in einer Debatte mit Journalistinnen am Internationalen Frauentag gegen eine weitere Verschärfung des in Polen ohnehin strengen Abtreibungsverbotes. Sie wurde damit zum Hassobjekt des Leiters des nationalistischen Senders Radio Maryja, des Paters Tadeusz Rydzyk. Dieser sagte in einer geschlossenen Veranstaltung der von ihm gegründeten Journalistenschule, dass Maria Kaczynska eine "Hexe" sei, die sich selbst der "Euthanasie unterziehen" sollte. Ein Mitschnitt dieses Vortrags geriet in die Presse, das Nachrichtenmagazins Wprost legte ihn eine Ausgabe sogar als CD bei. Die Angriffe des umstrittenen Paters auf die Präsidentengattin trugen einiges zu ihrer Popularität bei und führten auch zum Bruch zwischen ihm und den Zwillingen. "Maria Kaczynska war sehr sensibel und hatte einen großen Einfluss auf ihren Mann", sagte der ehemalige Regierungschef Tadeusz Mazowiecki im Radio.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/lech-kaczynski-letzte-ruhe-neben-polens-koenigen-1.4685
Lech Kaczynski - Letzte Ruhe neben Polens Königen
00/04/2010
Während Polen von Präsident Kaczynski Abschied nimmt, suchen Experten weiter nach der Unglücksursache: Hinweise auf Fehler der Piloten verdichten sich.
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"Unbezahlbar", "ökonomisch unsinnig": Das abgespeckte Steuerkonzept der FDP steckt Kritik von vielen Seiten ein - FDP-Wirtschaftsminister Brüderle hält dagegen. Ihr deutlich entschärftes Steuerkonzept hat der FDP bisher mehr Tadel als Lob eingebracht - jetzt hat sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hinter das abgespeckte Konzept gestellt. Er sagte im Deutschlandfunk: "Wir sind überhaupt nicht umgefallen - das ist dummes Zeug." Im Koalitionsvertrag sei eine Gesamt-Steuerentlastung von 24 Milliarden Euro vorgesehen. Rechne man das Wachstumsbeschleunigungsgesetz mit an, werde dieses Ziel erreicht, argumentierte Brüderle. Auch der jetzt anvisierte Zeitpunkt für die Steuerreform im Jahr 2012 sei immer als Möglichkeit in Betracht gekommen. Steuerentlastungen und Haushaltskonsolidierung seien "zwei Seiten einer Medaille". Lob für das Konzept kam auch aus den Reihen der CDU. So sagte der finanzpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Michael Meister (CDU), am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur, das sei eine "deutliche erfreuliche Bewegung der FDP" und ein "massiver Fortschritt". Das Papier sei eine "gute Grundlage, um im Sommer zu gemeinsamen Ergebnissen zu kommen". Meister begrüßte vor allem das Entgegenkommen der FDP sowohl beim Zeitplan als auch beim Entlastungsvolumen. "Die Richtung stimmt" Zustimmung kam auch von Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU): "Die FDP hat sich bewegt. Die Richtung stimmt", sagte er der Passauer Neuen Presse (Mittwoch). "Beim Zeitplan für die Steuerreform sind die Liberalen jetzt flexibler. Im nächsten Jahr wird es noch keine weiteren Steuerentlastungen geben. Da sind wir uns jetzt einig. Auch beim Stufentarif kommt uns unser Koalitionspartner nun entgegen." Schwarz-Gelb werde nach der Steuerschätzung Anfang Mai prüfen, wie viel Spielraum es für eine Entlastung gebe. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) vermisst bei der FDP hingegen weiterhin Realitätssinn. "In Anbetracht der Haushaltssituation halte ich es nur schwer für möglich, ein solches Entlastungsvolumen zu stemmen", sagte er der Financial Times Deutschland (Mittwoch). "Ökonomisch unsinnig" und "unseriös" Kritik kam auch vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg schrieb im Kölner Express (Mittwoch), angesichts der katastrophalen Finanzlage der Städte und Gemeinden seien die FDP-Steuerpläne nicht verkraftbar. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte das FDP-Konzept ebenfalls. "Frei nach dem Motto rechte Tasche, linke Tasche ist das FDP-Steuerkonzept sozial ungerecht und ökonomisch unsinnig", sagte DGB-Chef Michael Sommer den Ruhr Nachrichten (Mittwoch). "Was netto mehr auf dem Lohnzettel steht, wird den Bürgerinnen und Bürgern durch staatliche Ausgabenkürzungen, höhere Gebühren, höhere Medikamentenzuzahlungen oder einen teureren Nahverkehr gleich wieder genommen." "Wichtige Weichenstellung" Kritisch sehen auch Wirtschaftswissenschaftler die FDP-Steuerpläne. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger bezeichnete sie in den Ruhr Nachrichten als eine unseriöse Art der Finanzpolitik. Die FDP mache den zweiten Schritt vor dem ersten. Zunächst gelte es, die strukturelle Verschuldung von 90 Milliarden Euro abzubauen. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, sagte dem Blatt: "Die FDP hat die Realität immer noch nicht akzeptiert. Sie weicht ihr aus." 16 Milliarden Euro Entlastung seien immer noch zu viel. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) begrüßte das FDP-Steuerkonzept dagegen als "wichtige Weichenstellung". Zu seiner Finanzierung seien aber Ausgabenkürzungen ab 2011 unverzichtbar, sagte sein Präsident Hans Heinrich Driftmann der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwoch). Mit der schrittweisen Beseitigung der kalten Progression und des sogenannten Mittelstandsbauchs nehme die FDP die zentralen Schwächen der Einkommensbesteuerung ins Visier. Nach den Plänen der FDP sollen kleine und mittlere Einkommen um etwa 16 Milliarden Euro entlastet werden. Anstelle des bislang propagierten Modells aus drei Steuerstufen sieht der Vorschlag nun fünf Stufen vor - angefangen bei 14 Prozent für Einkommen bis zu 12.500 Euro. Die Veränderungen sollen spätestens 2012 in Kraft treten.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/debatte-um-fdp-steuerkonzept-fdp-wehrt-sich-gegen-umfaller-image-1.23106
Debatte um FDP-Steuerkonzept - FDP wehrt sich gegen Umfaller-Image
00/04/2010
"Unbezahlbar", "ökonomisch unsinnig": Das abgespeckte Steuerkonzept der FDP steckt Kritik von vielen Seiten ein - FDP-Wirtschaftsminister Brüderle hält dagegen.
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Das neue Steuerkonzept der FDP ist bescheidener als die Wahlversprechen - doch manch eine Forderung verkommt zur Farce. Vor der Partei liegt noch ein langer Reifeprozess. Wenn jemand klüger wird, sollte man ihn dafür nicht tadeln. Das gilt auch für Guido Westerwelle, dem dieser Tage vorgeworfen wird, er sei klammheimlich von seiner Forderung nach einer großen Steuerreform abgerückt und damit "umgefallen". Zwar stimmt es, dass die Liberalen die Bürger neuerdings nicht mehr um 19,5 Milliarden, sondern nur noch um gut 16 Milliarden Euro entlasten wollen. Das aber ist angesichts der katastrophalen Haushaltslage bei Bund, Ländern und Gemeinden kein Rück-, sondern ein Fortschritt. Ebenso erfreulich ist, dass das Steuersenkungskonzept der FDP stark auf die mittleren Einkommen abzielt. Hauptprofiteure wären also jene Leistungsträger, über die Politiker in Sonntagsreden gerne sprechen, die sie im Alltagsgeschäft aber oft vergessen. Viel mehr Gutes allerdings lässt sich über die Vorschläge der Liberalen nicht sagen. Zwar darf der alte Steuerfuchs Hermann Otto Solms endlich seinen Traum von der Einführung eines Stufentarifs verwirklichen. Die Mehrwertsteuer-Farce Anders als von ihm behauptet, löst das aber kein einziges Problem: Die Steuerbelastung im unteren Einkommensbereich bleibt überproportional hoch, das Ärgernis der kalten Progression wird in manchen Fällen sogar noch drastisch verschärft. Ebenso unzureichend sind die Ideen zur Finanzierung der Reform, die von der Eindämmung des Steuerbetrugs bis zur Verringerung der Schwarzarbeit reichen. Geradezu eine Farce ist, dass Parteivize Pinkwart einerseits den Abbau von Sondervergünstigungen bei der Mehrwertsteuer fordert, andererseits aber das gerade eingeführte, widersinnige Steuerprivileg für Hoteliers für tabu erklärt. Der Reifeprozess der FDP hat begonnen - mehr aber auch nicht.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/steuerreform-pubertaere-fdp-1.9101
Steuerreform - Pubertäre FDP
00/04/2010
Das neue Steuerkonzept der FDP ist bescheidener als die Wahlversprechen - doch manch eine Forderung verkommt zur Farce. Vor der Partei liegt noch ein langer Reifeprozess.
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Irans UN-Botschafter geißelt die neue US-Nukleardoktrin, Staatschef Ahmadinedschad richtet nettere Worte an Präsident Obama. Der drängt auf "mutige" Sanktionen gegen Iran. Der zweitägige Washingtoner Gipfel zur Atomsicherheit ist im Konsens zu Ende gegangen, dissonante Töne kamen von einem Staat, dessen Vertreter bei der Konferenz fehlten: Iran. Über weite Strecken überlagerte der Atomstreit mit Teheran den Gipfel, zuletzt durch einen Brief des iranischen UN-Botschafters Mohammad Khazaee. Teherans Mann bei den Vereinten Nationen warf im Namen seines Landes den USA "atomare Erpressung" vor. Washingtons neue Nukleardoktrin sähen ausdrücklich den Einsatz von Atomwaffen gegen Staaten vor, die nicht solche Waffen haben, heißt es in einem in New York veröffentlichten Schreiben Khazaees an Sicherheitsrat, Vollversammlung und Generalsekretär der Vereinten Nationen. Amerikanische Politiker hätten die neue Politik zudem als "starke Botschaft an den Iran" bezeichnet. "Solche aufrührerischen Äußerungen sind gleichbedeutend mit nuklearer Erpressung gegen einen Nicht-Atomwaffen-Staat", schrieb Khazaee. Die "wahre Gefahr" In ihrer vor einer Woche vorgestellten neuen Nukleardoktrin verpflichten sich die USA entgegen ihrer bisherigen Strategie erstmals dazu, keine Atomwaffen gegen Nicht-Atommächte einzusetzen, die sich an den Atomwaffensperrvertrag halten. Khazaee sprach jedoch von "grundlosen Beschuldigungen gegen das friedliche Atomprogramm" Irans. Die neue Atomstrategie der USA sei die "wahre Gefahr" für den internationalen Frieden. Die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland beraten in diesen Tagen in New York darüber, wie sie den Iran zur Öffnung seines angeblich friedlichen Atomprogramms für unabhängige Kontrolleure bringen können. Während Diplomat Khazaee harsche Kritik übte, kamen von Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad harmonischere Töne. Der Staatschef wandte sich direkt an US-Präsident Barack Obama. Vorteile für beide Seiten Ahmadinedschad forderte seinen Amtskollegen auf, die amerikanischen Beziehungen zu Iran auszubauen. "Beide Seiten werden von einer Anerkennung des Iran (durch Obama) profitieren", sagte Ahmadinedschad an diesem Dienstagabend im staatlichen Fernsehen. Sein Land sei nicht auf Konfrontation aus, beteuerte der Staatschef. Allerdings hatte ein iranischer Außenamtssprecher zuvor erklärt, die Beschlüsse des Washingtoner Gipfels werden an den Nuklearprojekten Teherans nichts ändern. US-Präsident Obama sprach sich zum Abschluss der Konferenz für rasche und mutige UN-Sanktionen gegen den Iran wegen seines Atomprogramms ausgesprochen. Er wolle nicht monatelang verhandeln, sagte Obama. Er verwies aber auch darauf, dass China, das im UN-Sicherheitsrat ein Vetorecht hat, Bedenken hegt. "Ich denke, die Verhandlungen können schwierig werden", sagte Obama. Insgesamt zog er eine positive Bilanz des Gipfeltreffens, an dem 47 Staats- und Regierungschefs teilnahmen. Es seien Maßnahmen vereinbart worden, die den USA und dem Rest der Welt mehr Sicherheit brächten. Diplomatie als Königsweg im Atomstreit Obama dankte Chinas Präsident Hu Jintao dafür, dass die Volksrepublik zugestimmt habe, über neue UN-Sanktionen gegen den Iran zu verhandeln. Die Länder des Westens dringen auf solche Strafmaßnahmen. Dazu benötigen sie aber die Unterstützung Chinas und Russlands, die mit ihrem Veto im Sicherheitsrat Sanktionen verhindern können. Die USA und andere Staaten befürchten, dass der Iran unter dem Deckmantel eines Programms für zivile Zwecke nach der Atombombe strebt. Iran bestreitet dies. Chinas Vize-Außenminister Cui Tiankai mahnte, Sanktionen dürften nicht die wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran beschädigen. China sei überzeugt, dass der beste Weg im Atomstreit die Diplomatie sei. Die Volksrepublik sei aber bereit, auch andere Mittel zu diskutieren, wenn diese nicht die wirtschaftlichen Beziehungen beeinträchtigten und dem Wohl des iranischen Volkes schadeten. Der Iran, der nicht an dem Treffen in Washington teilnahm, ist der drittgrößte Erdöllieferant Chinas. Der russische Präsident Dmitri Medwedjew unterstrich in Washington, Sanktionen sollten sich auf die Weitergabe von Atommaterial konzentrieren. "Sie dürfen nicht das Volk bestrafen", sagte Medwedjew. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy drängt dabei auf eine rasche Entscheidung über Sanktionen gegen den Iran. Die Frage nach "gezielten Sanktionen" müsse bis spätestens Ende Mai entschieden werden, "nicht später", sagte er beim Atomgipfel.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/nukleardoktrin-von-barack-obama-teheran-wirft-usa-atomare-erpressung-vor-1.19767
"Nukleardoktrin von Barack Obama - Teheran wirft USA ""atomare Erpressung"" vor"
00/04/2010
Irans UN-Botschafter geißelt die neue US-Nukleardoktrin, Staatschef Ahmadinedschad richtet nettere Worte an Präsident Obama. Der drängt auf "mutige" Sanktionen gegen Iran.
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mlsum_de-train-1595
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Lob von Merkel, Freundschaftsbekundungen von Medwedjew und kooperative Signale von Chinas Präsident in Sachen Iran-Sanktionen: US-Präsident Obama kann mit den Ergebnissen des von ihm initiierten Atomgipfels zufrieden sein - auch wenn das Abschlusskommuniqué lediglich eine Absichtserklärung ist. Als Barack Obama vor die Presse trat und den Abschluss des Washingtoner Atom-Gipfels kommentierte, wirkte er ernst - und doch konnte der Präsident mehr als zufrieden sein. Nach dem ersten holprigen Amtsjahr konnte Obama in den vergangenen Wochen einen Teil seiner politischen Ernte einbringen: Der Präsident brachte seine Gesundheitsreform nach vielen Mühen und Abstrichen durch den Kongress, mit Russland konnte er schneller und reibungsloser einen neuen START-Vertrag abschließen. Und nun brachte Obama Spitzenpolitiker aus knapp 50 Staaten dazu, über atomare Abrüstung zu sprechen - und zu handeln: Sie beschlossen bei der von Obama initiierten Atomkonferenz, gemeinsam die atomaren Gefahren einzudämmen. Es ist eine Absichtserklärung, und doch ist es ein Erfolg Obamas, den auch andere anerkennen: Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte das Washingtoner Treffen als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Atomterrorismus. US-Präsident Barack Obama habe mit der Zusammenkunft von Spitzenpolitikern aus knapp 50 Ländern einen Prozess angestoßen. Die Konferenz sei ein "erster wichtiger Schritt" auf dem Wege zu gemeinsamem internationalen Handeln, unterstrich die Kanzlerin. Die Gefahr, dass Terroristen mit Atommaterial Anschläge verüben wollten, sei real. Auf der Konferenz vereinbarten die Teilnehmer Schritte, damit spaltbares Nuklearmaterial nicht in die Hände von Terroristen fällt. Der Gipfel stellte sich hinter Obamas erklärtes Ziel, binnen vier Jahren sämtliches Nuklearmaterial zu sichern. So einigte sich der Gipfel in seinem Abschlusskommuniqué unter anderem auf schärfere Strafen für Atomschmuggler, mehr Sicherheit bei der Lagerung von Nuklearmaterial, weniger hoch angereichertes Uran in Reaktoren. "Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen für die internationale Sicherheit", hieß es. Folglich wollen sich die Teilnehmer darum "bemühen", dass alle bestehenden Verpflichtungen zur Nuklearsicherheit eingehalten werden und sich andere Staaten ihnen anschließen. Allerdings handelt es sich dabei um unverbindliche Absichtserklärungen. Immerhin: Eine Reihe von Ländern sagten konkrete Schritte zu, die Gefahr zu bändigen. So will die Ukraine will ihr gesamtes hoch angereichertes Uran bis 2012 entsorgen.US-Außenministerin Hillary Clinton und ihr russischer Amtskollege Sergej Lawrow unterzeichneten am Rande des Gipfels ein Abkommen zur Vernichtung von je 34 Tonnen Plutonium ab 2018. Das ist genügend Material zur Herstellung von 17.00 Atombomben. Obama begrüßte darüber hinaus die Ankündigung Moskaus, den letzten russischen Reaktor zur Plutonium-Herstellung stillzulegen. Nach dem Gipfel traf Merkel noch mit Obama zusammen. Dabei wollte sie mit dem Präsidenten über Afghanistan und die Ausrüstung der einheimischen Streitkräfte dort sprechen zu wollen. Überdies sollte der Klimaschutz und die Reform des Finanzsystems Thema sein. Nächste Station Merkels nach Washington ist Los Angeles. Die Kanzlerin will dort Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger treffen. Anschließend reist sie nach San Francisco weiter. Obama lobt China Der russische Präsident Dmitri Medwedjew hob das verbesserte Verhältnis zu den USA hervor. "Ich bin froh, dass wir im vergangenen Jahr die Atmosphäre in den amerikanisch-russischen Beziehungen geändert haben", sagte der Kremlchef am Dienstag auch mit Blick auf den kürzlich unterzeichneten START-Abrüstungsvertrag. Zwar seien sie "nicht ganz ohne Wolken". Doch gebe es "positive Entwicklungen". Präsident Obama nannte das größte Gipfeltreffen in den USA seit 60 Jahren ebenfalls einen Erfolg, der greifbare Ergebnisse hervorgebracht habe. "Wir haben echte Fortschritte im Bemühen erzielt, die Welt sicherer zu machen", betonte er zum Abschluss. Durch die verabredeten Schritte "wird das amerikanische Volk sicherer sein, wird die Welt sicherer sein". Kanzlerin Merkel nannte es ein "Symbol", dass die Nachfolgekonferenz des Gipfels 2012 in Südkorea stattfinden soll. Diese Region habe mit der Weiterverbreitung von Atomwaffen "ihre ganz besonderen Probleme", sagte sie. Der zweitägige Gipfel war über weite Strecken vom Atomstreit mit dem Iran überlagert. Obama und auch Merkel werteten es dabei als Fortschritt, dass der chinesische Staatspräsident Hu Jintao in Washington im Ringen um Iran-Sanktionen Zusammenarbeit signalisierte. Der US-Präsident sprach sich für rasche und mutige UN-Sanktionen gegen den Iran wegen seines Atomprogramms ausgesprochen. Er wolle nicht monatelang verhandeln, sagte Obama in seinem Abschlussstatement. Obama wandte sich auch an Israel, dessen Premier Benjamin Netanjahu seine Teilnahme am Washingtoner Nukleargipfel hatte. Es sei wichtig, sagte Obama, dass alle Länder dem Atomwaffensperrvertrag angehörten, auch Israel. Der Präsident ist ungeduldig. Barack Obama braucht den nächsten Erfolg.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/obamas-atomkonferenz-staatenbuendnis-bannt-illegalen-nuklearhandel-1.16736
Obamas Atomkonferenz - Staatenbündnis bannt illegalen Nuklearhandel
00/04/2010
Lob von Merkel, Freundschaftsbekundungen von Medwedjew und kooperative Signale von Chinas Präsident in Sachen Iran-Sanktionen: US-Präsident Obama kann mit den Ergebnissen des von ihm initiierten Atomgipfels zufrieden sein - auch wenn das Abschlusskommuniqué lediglich eine Absichtserklärung ist.
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US-Präsident Obama glaubt, einen Erfolg feiern zu können. Um einen nuklearen Terroranschlag zu verhindern, versprechen die 47 Teilnehmer-Staaten des Washingtoner Atomgipfels, spaltbares Material besser zu sichern. Das allerdings unverbindlich. Die Welt soll künftig besser vor Atomschmuggel und möglichen Terroranschlägen mit Nuklearwaffen geschützt werden. Darauf verständigten sich am Dienstag die 47 Teilnehmerstaaten des Atomgipfels in Washington. In einer Abschlusserklärung betonten sie die Pflicht aller Staaten, Nuklearmaterial vor dem Zugriff krimineller oder terroristischer Gruppen zu schützen, "um die nukleare Sicherheit zu stärken und die Bedrohung durch Atomterrorismus zu reduzieren". In der allerdings unverbindlichen Erklärung versprachen die Teilnehmerstaaten, unter ihnen Deutschland, innerhalb von vier Jahren alle bisher noch unzureichend geschützten Quellen spaltbaren Materials zu sichern. In einem siebenseitigen Arbeitsplan vereinbarten sie unter anderem, den Informationsaustausch und die Internationale Atomaufsichtsbehörde IAEA zu stärken. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte die mögliche Bedrohung durch Atomterroristen eine "sehr reale Gefahr". Die Konferenz wertete sie als Erfolg. US-Präsident Barack Obama erklärte, die Vereinbarungen brächten "dem amerikanischen Volk und der Welt" mehr Sicherheit. Sollten Terroristen in Besitz von Atommaterial gelangen, bedeutete das eine "Katastrophe für die Welt". Bereits zu Beginn des zweiten Konferenztages am Dienstagmorgen hatte Obama eine Nachfolgekonferenz in zwei Jahren in Südkorea angekündigt. Der Wahl des Ortes kommt politische Symbolik zu: Nordkorea verweigert sich einer internationalen Kontrolle seines Atomprogramms und ist im Besitz der Atombombe. Neben Iran zählt es nach US-Auffassung zu jenen Ländern, welche die Gefahr der Weiterverbreitung von Nuklearmaterial besonders fördern. Ein internationales Nukleartribunal? Schon am ersten Tag des Gipfels hatten mehrere Staaten zugesagt, auf ihre Bestände waffenfähigen Spaltmaterials zu verzichten. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch kündigte an, sein Land werde sich bis 2012 von allem hochangereicherten Uran trennen, das für mehrere Atombomben reichen würde. Auch Kanada und Chile wollen ihren hochangereicherten Brennstoff abgeben. Die Niederlande schlugen die Schaffung eines Sondergerichtshofes in Den Haag vor. Ein solches internationales Nukleartribunal könnte Staaten zur Rechenschaft ziehen, die Terroristen Zugang zu atomarem Material ermöglichen oder gegen Absprachen zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen verstoßen. Kanzlerin Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy regten die Schaffung eines internationalen Rechtssystems zur wirksamen Sicherung von Atommaterial vor dem Zugriff von Terroristen an. Die Deutsche hatte darauf hingewiesen, dass in dem Bereich "gar keine juristischen Mechanismen" existieren. Sarkozy machte allerdings auch klar, dass Frankreich sein Atomarsenal nicht weiter verringern wird. "In einer so gefährlichen Welt wie heute werde ich die Atomwaffe nicht einseitig aufgeben."
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/atomgipfel-abschlusserklaerung-obama-freut-sich-ueber-unverbindlichen-atom-schutz-1.6734
Atomgipfel: Abschlusserklärung - Obama freut sich über unverbindlichen Atom-Schutz
00/04/2010
US-Präsident Obama glaubt, einen Erfolg feiern zu können. Um einen nuklearen Terroranschlag zu verhindern, versprechen die 47 Teilnehmer-Staaten des Washingtoner Atomgipfels, spaltbares Material besser zu sichern. Das allerdings unverbindlich.
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Zehn somalischen Seeräubern soll in Hamburg der Prozess gemacht werden. Das ist ebenso neu wie kompliziert - denn die Piraten könnten im stabilen Deutschland um Asyl bitten. Zuletzt kaperten somalische Piraten am vergangenen Sonntag ein Schiff in der Nähe der Seychellen. Die Rak Afrikana fuhr unter der Flagge von St.Vincent und den Grenadinen und hatte einen Maschinenschaden, kurz bevor die Kidnapper an Bord kamen. Drei Tage zuvor überfielen Seeräuber in den gefährlichen Gewässern ein türkisches Schiff, verließen es aber bald wieder - es war nichts Wertvolles an Bord. Längst nicht mehr jede Meldung wird überhaupt weltweit verbreitet, es sind einfach zu viele: Hier gerät ein Schiff in Gefangenschaft, dort wird eines gegen Millionenzahlungen ausgelöst, an anderer Stelle eines von Soldaten befreit. Die moderne Piraterie ist ein Geschäftsmodell im Golf von Aden - die Schwere des Verbrechens solch hinterhältiger Angriffe gerät dabei beinahe in den Hintergrund. Der Prozess gegen zehn mutmaßliche somalische Piraten könnte nun diese Routine durchbrechen: Es wäre die erste Gerichtsverhandlung dieser Art in Deutschland. Mindestens fünf Jahre Haft stehen auf versuchten räuberischen Menschenraub und den Angriff auf den Seeverkehr. Die Männer hatten Anfang des Monats den unter deutscher Flagge fahrenden Frachter Taipan überfallen. "Es handelt sich bei den Tatvorwürfen um ein schweres Verbrechen", sagt Ulrich Staudigl, Sprecher des Bundesjustizministeriums. Ohne einen Prozess im Hamburger Landgericht bliebe es womöglich ungesühnt. Nach Informationen des Bundesjustizministeriums ereignete sich der Überfall auf die Taipan außerhalb der 500-Meilen-Zone, in der das Mandat der multinationalen EU-Anti-Piraten-Mission "Atalanta" gilt. Piraten, die in diesem Gebiet festgenommen werden, kamen bisher in Kenia vor Gericht. Mit dem Land hat die EU entsprechende Abkommen getroffen. Bisher, so der Justizsprecher, "hat eine Auslieferung nach Deutschland deshalb noch nie zur Debatte gestanden". Das ist jetzt anders. Die Somalier, die die Taipan geentert hatten, waren von der Besatzung des niederländischen Marineschiffs Tromp verhaftet worden. Die internationale Besatzung des deutschen Schiffes mit Heimathafen Hamburg blieb unversehrt, ein Soldat wurde leicht verletzt, die Seeräuber wurden festgenommen. Politisch brisant und medienwirksam Außerhalb der Atalanta-Grenzen fühlt sich jedoch weder die ohnehin überlastete Justiz Kenias noch die eines anderen afrikanischen Landes zuständig, ebenso wenig wie die niederländischen Behörden, die nur Überfälle auf Schiffe unter ihrer Flagge zur Anzeige bringen. Deshalb kam die Hamburger Justiz, Gerichtsort für Überfälle auf Hamburger Schiffe, ins Spiel - und erließ Haftbefehle mit Auslieferungsgesuch an die niederländischen Behörden. Noch befinden sich die Piraten dort in Obhut, sie werden laut Staatsanwaltschaft womöglich noch diese Woche in den Niederlanden eintreffen. Erst dann werde über den Auslieferungsantrag entschieden. Hätte Hamburg die Haftbefehle nicht ausgestellt, "wäre wohl keine Strafverfolgung gewährleistet gewesen", sagte der Justizsprecher. Daher habe die Bundesregierung gegen einen Auslieferungsantrag keine Bedenken erhoben. Diese Zustimmung musste sich das Land Hamburg in einem solch politisch brisanten und medienwirksamen Fall holen. Lieber in der Zelle als in der Heimat Ohne Auslieferungsantrag hätten auch die Niederländer die Piraten wahrscheinlich nicht in ihrer Obhut behalten, geschweige denn nach Europa gebracht. So hatten die Niederländer erst im Dezember 13 Piraten freilassen müssen, weil niemand ihnen den Prozess machen wollte. Sie hatten tansanische Fischer gekidnappt. Das Bundesjustizministerium wehrt sich unterdessen gegen die Darstellung, bisher habe sich die Bundesregierung gegen solche Auslieferungsverfahren gesträubt. "Es waren noch nie solche Diskussionen notwendig", sagte Staudigl - weil sich die vergangenen Fälle innerhalb des Atalanta-Mandats ereigneten und daher die kenianische Justiz die Gefangenen übernommen habe. Die an Atalanta beteiligten Nationen werden so davor bewahrt, somalische Piraten erst in ihren Gefängnissen aufnehmen und ihnen dann womöglich Asyl gewähren zu müssen. Bei einem Prozess in Rotterdam hatten fünf Somalier erklärt, lieber in niederländischen Zellen als in ihrer ausgezehrten Heimat leben zu wollen. Auch diese Seite dürfte ein Prozess beleuchten: Viele somalische Männer sehen in der Piraterie ihre einzige Überlebenschance. Nach Überstellung der Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft sechs Monate Zeit, Anklage zu erheben. Wann der Prozess beginnen könnte, ist offen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/frachter-taipan-piraten-vor-gericht-1.14422
Frachter Taipan - Piraten vor Gericht
00/04/2010
Zehn somalischen Seeräubern soll in Hamburg der Prozess gemacht werden. Das ist ebenso neu wie kompliziert - denn die Piraten könnten im stabilen Deutschland um Asyl bitten.
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Nach Ansicht des SPD-Chefs muss die Bundesregierung das Mandat für den Afghanistan-Einsatz neu beantragen. Kurzmeldungen im Überblick. Die Bundesregierung sollte nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel das Bundestagsmandat für den Afghanistan-Einsatz überdenken. Er sagte der Frankfurter Rundschau, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Einsatz für einen "Krieg" halte, müsse die Regierung einen neuen Einsatzbeschluss beantragen. "Dann würde mit Sicherheit die Abstimmung anders verlaufen", sagte er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Deutsche Bundestag einem Kriegseinsatz im Sinne des Völkerrechts zustimmt." Merkel hatte am Freitag bei der Trauerfeier für die drei nahe Kundus getöteten Bundeswehrsoldaten gesagt, die meisten Soldaten würden den Einsatz in Afghanistan inzwischen Krieg nennen. Sie fügte hinzu: "Ich verstehe das gut." Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wurde deutlicher und sprach erstmals ohne jegliche Umschweife und Einschränkungen von Krieg: "Was wir am Karfreitag bei Kundus erleben mussten, das bezeichnen die meisten verständlicherweise als Krieg - ich auch." Gabriel sagte weiter: "Ich verstehe jeden Bürger und jeden Soldaten, der sagt: Was bitte ist das anderes als Krieg?" Die Kanzlerin und der Verteidigungsminister müssten sich entscheiden. "Wenn sie der Überzeugung sind, dass das Mandat der Vereinten Nationen nicht mehr ausreicht, dann müssen sie das sagen, und die Bundesrepublik Deutschland muss entscheiden, ob sie sich an einem Krieg beteiligen will." Er könne nur davor warnen, aus "Feigheit" vor der öffentlichen Debatte die Begriffe zu verwischen, sagte Gabriel. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte am Dienstag im Deutschlandfunk, die Bundesregierung versuche, "sich auf neue Begrifflichkeiten einzustellen", anstatt das zu tun, was notwendig sei. "Es hilft unserer Soldatinnen und Soldaten überhaupt nicht, wenn wir neue Begriffe dafür erfinden, was da stattfindet." Vielmehr sei es nötig zu überprüfen, ob die Soldaten den bestmöglichen Schutz hätten und diesen gegebenenfalls zu verbessern. Warum Politiker von CSU und FDP neue Flug-Regeln für die Regierung fordern und Chinas Präsident bei Auslandsreisen auf Jubel-Empfang verzichtet: Lesen Sie auf den nächsten Seiten weitere Kurzmeldungen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-gabriel-fordert-neue-abstimmung-ueber-krieg-1.13775
"Gabriel fordert neue Abstimmung über ""Krieg"""
00/04/2010
Nach Ansicht des SPD-Chefs muss die Bundesregierung das Mandat für den Afghanistan-Einsatz neu beantragen. Kurzmeldungen im Überblick.
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mlsum_de-train-1599
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Würden Terroristen eine Bombe mit Nuklearmaterial zur Explosion bringen, der Schaden wäre unermesslich. Deshalb müssen alle Staaten jeglichen Umgang mit Strahlenstoffen genau kontrollieren - von Absichtserklärungen wird sich etwa al-Qaida nicht abhalten lassen. Sicherheitspolitik ist in den Demokratien des Westens in erster Linie Risikovorsorge. Sie muss darauf zielen, die körperliche Unversehrtheit der Bürger zu garantieren, ihr Eigentum und nicht zuletzt eine Gesellschaftsordnung, in der Freiheitsrechte respektiert werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass dabei eine Abwägung getroffen werden muss: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt? Und wie groß würde dann der Schaden sein? Wenn Terroristen eine Atomwaffe zur Explosion bringen sollten, dann würde der Schaden derart unermesslich sein, dass jeder verantwortungsbewusste Staatsführer gut daran tut, die Wahrscheinlichkeit so weit wie nur möglich zu minimieren, selbst wenn sie eh schon sehr gering erscheint. Deswegen also ist es nötig, waffenfähiges Nuklearmaterial zu sichern. Das ist nicht billig, doch es wird keinen Schaden anrichten, zieht man das gefährliche Material aus dem Verkehr. Kein ziviler Nutzer ist auf den Stoff angewiesen. Sollten Terroristen nur eine einzige Atomwaffe einsetzen, würden Zehntausende Menschen ihr Leben verlieren und Hunderttausende verletzt und verstrahlt werden. Die Reaktion auf den internationalen Terrorismus hat weltweit - auch in Deutschland - dazu geführt, dass Freiheitsrechte erheblich eingeschränkt wurden. Es ist nicht auszudenken, was mit dieser Welt nach einem nuklearen Attentat geschähe - sie wäre nicht mehr die gleiche. Staaten beziehen ihre Legitimität vor allem daraus, dass sie ihren Bürgern Sicherheit garantieren. Nach einem Nuklear-Angriff würde das bereits verschobene Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit endgültig ins Kippen geraten. Ob eine westliche Demokratie solch einen Schlag überhaupt verkraften könnte, ist nicht ausgemacht. US-Präsident Obamas Verdienst liegt zunächst darin, viele Staaten überzeugt zu haben, dass es in ihrem ureigenen Interesse liegen muss, Nuklearmaterial zu sichern. Dazu reichen aber keine Absichtserklärungen. Sie schaffen zwar eine nützliche politische Dynamik, Terroristen vom Schlage al-Qaidas lassen sich davon aber nicht beeindrucken. Also ist es ist wichtig, Staaten zu konkreten Zusagen zu drängen. Obama kann als Erfolg verbuchen, dass die Ukraine und Chile ihr hochangereichertes Uran aufgeben werden. Es bleibt dennoch ein ambitioniertes Ziel, alles waffenfähige Material binnen vier Jahren zu sichern. Es wäre allerdings kurzsichtig, sich allein auf waffenfähiges Material zu konzentrieren. In Krankenhäusern, auf Baustellen in Forschungslabors gibt es zuhauf strahlende Stoffe. Als schmutzige Bombe mit konventionellem Sprengstoff in die Luft gejagt, entfachen sie kein neues Hiroshima. Der Schaden wäre also geringer - dafür aber ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine solche Bombe explodiert. Viele Staaten sind nachlässig bei der Sicherung der strahlenden Stoffe. Die Bundesregierung sollte ihnen sanft Hilfe aufdrängen, nötige Gesetze und Kontrollbehörden zu schaffen sowie Personal auszubilden. Schlamperei und Dilettantismus sind meist die Ursache, wenn solches Material verschwindet. Bedauerlicherweise aus dem Blick geraten ist eine drittes Problem, das Aufmerksamkeit braucht, will man verhindern, dass immer mehr strahlende Stoffe durch die Welt vagabundieren: die wachsende Verbreitung von Nukleartechnik. Brennstäbe lassen sich nicht einfach zu Bomben umschmieden, aber vieles was man für zivile Programme braucht, taugt zum Bombenbau - besonders Anreicherungs- und Wiederaufarbeitungstechniken. Bei Exporten wäre also mehr Sensibilität nötig, nicht nur in Deutschland, auch bei jenen Staaten, die Kernkraftwerke in alle Welt verhökern, wie etwa Frankreich. Zudem muss illegaler Handel mit der Technologie noch strikter unterbunden werden, durch bessere Gesetze und schärfere Kontrollen.
politik
https://www.sueddeutsche.de/politik/angst-vor-atomterrorismus-der-stoff-fuer-albtraeume-1.20170
Angst vor Atomterrorismus - Der Stoff für Albträume
00/04/2010
Würden Terroristen eine Bombe mit Nuklearmaterial zur Explosion bringen, der Schaden wäre unermesslich. Deshalb müssen alle Staaten jeglichen Umgang mit Strahlenstoffen genau kontrollieren - von Absichtserklärungen wird sich etwa al-Qaida nicht abhalten lassen.
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