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https://www.sueddeutsche.de/panorama/bambi-gefaengnis-wilderer-disney-1.4257789 | panorama | "Disney-Film: Wilderer muss im Gefängnis ""Bambi"" schauen" | 00/12/2018 | Ein Gericht im Bezirk Lawrence im US-Bundesstaat Missouri hat einen wiederholt straffällig gewordenen Wilderer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Als besondere Strafe muss der Mann hinter Gittern vor dem 23. Dezember erstmals den Disney-Filmklassiker "Bambi" gucken - und dann während seiner Haftstrafe jeden Monat mindestens ein weiteres Mal. Der 29-Jährige hatte zusammen mit seinem Vater und seinen beiden Brüdern gegen "eine Riesenliste" von Jagdgesetzen verstoßen und in den vergangenen drei Jahren Hunderte Hirsche getötet. Die Wilderer hätten die Köpfe der Tiere als Trophäen gesammelt, erklärte die Staatsanwaltschaft - und den Rest der Tierkadaver einfach liegen lassen. Die Behörden hatten dem Mann bereits wegen früherer Gesetzesverstöße seine Jagdlizenz entzogen. In dem Disney-Zeichentrickfilm "Bambi" aus dem Jahr 1942 geht es um das großäugige Hirschkalb Bambi, dessen Mutter von Jägern erschossen wird und das anschließend vom Vater großgezogen und von seinen tierischen Freunden Klopfer und Blume durchs Leben begleitet wird. Der Klassiker hat Generationen von Kinogängern zum Weinen gebracht - Kinder wie Erwachsene gleichermaßen. Randy Doman, Leiter der Naturschutzbehörde in Missouri, zeigte sich beeindruckt von der vom Richter verhängten Zusatzstrafe: Damit wolle der Richter die Taten des Verurteilten in einen größeren Zusammenhang stellen. | Weil er unerlaubt Hunderte Hirsche geschossen hat, muss ein 29-Jähriger für ein Jahr ins Gefängnis. Von der Zusatzstrafe ist der Leiter der Naturschutzbehörde beeindruckt. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/ibbenbueren-unfall-steinkohle-zeche-1.4257786 | panorama | Arbeiter stirbt bei Unfall in Steinkohle-Zeche | 00/12/2018 | Wenige Tage vor dem offiziellen Ende des deutschen Steinkohlebergbaus hat ein tödlicher Unfall in der bereits geschlossenen Zeche Ibbenbüren Entsetzen ausgelöst. Bei Arbeiten zur Nachbereitung in dem Bergwerk am Rand des Münsterlandes kam am Montag ein 29-jähriger Industriemechaniker ums Leben, teilte der Zechenbetreiber RAG mit. "So ein Unfall ist schrecklich und tragisch, nicht nur im Auslauf des Bergbaus", sagte ein RAG-Sprecher am Montagabend. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Es war laut RAG der erste tödliche Unfall im Steinkohlebergbau seit 2012. Das Opfer sei ein erfahrener Bergmann gewesen, der seit 2006 im Bergwerk beschäftigt gewesen sei. Er wurde nach ersten Erkenntnissen in einer schweren sogenannten Wettertür eingeklemmt und erlitt tödliche Verletzungen. Mit diesen Türen wird unter anderem die Belüftung eines Bergwerks gesteuert. Die Ermittlungen der Bergbaubehörden zu den Hintergründen liefen noch, teilte die RAG mit. Das Bergwerk hatte in diesem Jahr mit gut 800 Bergleuten noch mehr als 800 000 Tonnen besonders hochwertiger Anthrazitkohle gefördert. Die Kohle wurde vor allem in dem dortigen Steinkohlekraftwerk zur Stromerzeugung verbrannt. Vor zwei Wochen wurde das Bergwerk als vorletzte Anlage in Deutschland geschlossen. Die letzte noch laufende Zeche ist Prosper-Haniel in Bottrop im Ruhrgebiet. Dort soll an diesem Freitag der Abschluss des aktiven Förderbetriebs offiziell begangen werden. Nach dem Ende des Förderbetriebes braucht es noch viel Zeit, um die wertvollen Anlagen aus Tiefen von teils mehr als 1000 Meter nach oben zu holen. Sie werden oft ins Ausland verkauft. Außerdem muss unter Tage je nach Lage des Bergwerks noch Grubenwasser abgepumpt werden. | Er wurde dem Betreiber zufolge in einer schweren Tür eingeklemmt und erlitt tödliche Verletzungen. In wenigen Tagen schließt die letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/ruanda-bleichcremes-frauen-1.4257206 | panorama | Bleichcremes in Afrika - Gefährliches Schönheitsideal | 00/12/2018 | Die Namen der Cremes klingen harmlos, sie heißen "Fair Light", "Diamond White" oder "Whitenicious". Das Versprechen, das schon in den Namen steckt: Sie sollen die Haut heller machen, in afrikanischen Ländern finden sie reißenden Absatz. Aber so harmlos, wie sie klingen, sind die Produkte nicht. Manche der Lotionen sind gepanscht und enthalten Steroide oder Blei, besonders verbreitet sind Mittel mit Quecksilber. Solche Produkte seien "unter anderem" ziemlich ungesund, schrieb Ruandas Präsident Paul Kagame kürzlich auf Twitter. Ziemlich ungesund ist ziemlich untertrieben. Sie können schlimmste Verletzungen hervorrufen. Kagames Land ist nun das nächste, das die gefährlichen Aufheller verbietet. Insgesamt wurden mehr als 1000 Cremes und Pillen auf den Index gesetzt, Polizisten haben bereits große Mengen konfisziert. Verbote alleine reichten jedoch nicht, sagte Gesundheitsministerin Diane Gashumba in einem Interview, da die meisten Menschen, die Bleichcremes verwenden, gar nicht wüssten, was sie sich da auf die Haut schmieren. Mehr als 30 Prozent der Anwender leiden unter schweren Folgen, von Verbrennungen bis hin zu Hautkrebs. Manche der Cremes führen dazu, dass die Haut dünner wird und reißt. "Wir müssen vor allem auch Aufklärungsarbeit leisten", sagte Gashumba. In Senegal und Südafrika benutzen laut Weltgesundheitsorganisation ein Drittel der Frauen solche Produkte zum Aufhellen der Haut; in Togo sind es zwei Drittel und in Nigeria fast 80 Prozent. Vor allem junge Frauen und Mädchen eifern einem zweifelhaften Schönheitsideal nach, das Firmen wie Nivea propagieren. "Ich brauche ein Produkt, dem ich wirklich vertrauen kann, um meiner Haut ihre natürliche Schönheit zurückzugeben", erzählt eine schwarze Frau im Fernsehspot, während sie die Creme aufträgt und ihre Haut plötzlich einen Farbton heller wird. Die Werbekampagne brachte dem deutschen Unternehmen, das im Nahen Osten mit der ähnlich fragwürdigen Zeile "White is purity" warb, Boykottaufrufe aus der ganzen Welt ein. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent hat es immer wieder Versuche gegeben, die Mittel vom Markt zu nehmen. In Gambia, Uganda, Kenia, der Elfenbeinküste und Ghana sind sie verboten, in Nigeria zumindest giftige Inhaltsstoffe wie Quecksilber. Trotzdem sinkt die Nachfrage nicht. In Südafrika etwa, wo in den 1990er-Jahren eines der strengsten Gesetze weltweit verabschiedet wurde, läuft das Geschäft bestens, die Ware kommt auf dem Schmuggelweg aus dem Kongo ins Land. In Ruanda erntet die Regierung für das rigorose Vorgehen im Namen der Gesundheit nun allerdings gemischte Reaktionen. Manche Social-Media-Nutzer werfen Präsident Kagame Bevormundung vor. Einem Weißen würde man ja auch nicht verbieten, sich mit Selbstbräuner einzureiben. Andere reagieren positiver, loben das Vorgehen der Regierung als einen Schritt gegen koloniale Vorstellungen von Schönheit. Daher fordern nun einige eine Rückbesinnung auf die Ideale einer Bewegung, die in den 1960er-Jahren in den USA ihren Lauf nahm und anschließend den afrikanischen Kontinent erreichte. Ihre wichtigste Botschaft lautete: "Black is beautiful. | Ruanda verbietet Cremes und Pillen, die die Haut aufhellen sollen und zu schweren Hautschäden führen können. Doch das allein wird die Nachfrage nicht stoppen. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/dresden-zebras-zirkus-1.4256768 | panorama | Dresden: Vier Zirkus-Zebras unternehmen einen Ausflug | 00/12/2018 | Aktuell gastiert wieder der Dresdner Weihnachtszirkus in der sächsischen Hauptstadt. Die in den Shows zum Einsatz kommenden Tiere sind recht unterschiedlich. Lamas, Windhunde, Elefanten. Auch Zebras. Die haben nun schon zwei Tage vor der ersten Show auf die Anwesenheit des Zirkus aufmerksam gemacht. Vier der insgesamt sechs Tiere stoben am Vormittag am Landtagsgebäude vorbei in Richtung Altstadt, ein Abgeordneter postete ein Foto der ungewöhnlichen Szenerie bei Twitter. Wie die Dresdner Neueste Nachrichten berichten, sind die Tiere nach einer Probe durch ein offenes Tor ins Freie gelaufen. Eine Instagram-Nutzerin, die in der Nähe des Elbufers unterwegs war, postete, wie ein Zebra erst auf sie zurennt, dann aber doch einen Bogen macht und recht unbeeindruckt an ihr vorbeitrabt. Für ein Zebra endete der Ausriss tragisch: das Tier soll gestorben sein, nachdem es eingefangen und wieder zurück im Zirkus war. Auch für die Dresdner Polizei war die Angelegenheit aufreibend. Mehrere Beamte mussten dafür sorgen, dass die Tiere nicht zur Gefahr für Passanten und sich selbst wurden. In sieben Streifenwagen und zu Pferde waren die Beamten im Einsatz. Ein weiteres Video etwa zeigt, wie ein Streifenwagen in gemäßigtem Tempo auf der Elb-Promenade hinter einem galoppierenden Zebra herfährt. "Von den Tieren ging keine Gefahr aus, aber es galt, Schaden im Straßenverkehr zu vermeiden", erklärte ein Polizeisprecher. Die Schwierigkeit für die Kollegen habe darin bestanden, dass sie nicht im Quartett galoppierten. "Jedes Zebra rannte in eine andere Richtung." Eines sogar bis zur etwa fünf Kilometer entfernten Waldschlösschenbrücke. Bei der Einfang-Aktion wurde ein Polizist verletzt. "Ein Zebra hat zugetreten", sagte ein Sprecher. Anderthalb Stunden nach dem ersten Hinweis hieß es: "Sie sind wieder eingefangen." Ein Tier sei gestorben. Die Ursache dafür sei unklar, sagte ein Polizeisprecher. Wie die Dresdner Neueste Nachrichten berichten, waren die zwei übrigen Zebras schon zuvor freiwillig in ihr Gehege zurückgekehrt. | Vier entlaufene Tiere aus dem Dresdner Weihnachtszirkus haben für Aufregung gesorgt. Unter anderem trabten sie vorbei am Landtag. Für eines der Tiere endete die Sache tödlich. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/japan-sapporo-explosion-1.4256325 | panorama | Japan: Gewaltige Explosion in Lokal - 42 Verletzte | 00/12/2018 | Sieht man die Bilder, mag man kaum glauben, dass nicht weit Schlimmeres passiert ist: Bei einer gewaltigen Explosion in einem Lokal im japanischen Sapporo sind 42 Menschen verletzt worden. Wie japanische Medien unter Berufung auf die Behörden berichteten, wurden die Holzgebäude zerstört. Darin befanden sich außer dem Restaurant auch ein Maklerbüro und eine Klinik. Durch die Wucht der Detonation und des folgenden Brands zerbarsten Fensterscheiben umliegender Wohnhäuser und Restaurants, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Holztrümmer seien Dutzende Meter weit umhergeflogen. Viele Anwohner hätten zuerst gedacht, dass es sich um ein Erdbeben handelte. Bilder vom Unglücksort zeigten Flammen und dichte Rauchwolken. Die Feuerwehr brauchte Medienberichten zufolge Stunden, um das Feuer zu löschen. Die Explosion geht womöglich auf ein Gasleck zurück. Vor der Kneipe sowie vor dem Büro der Maklerfirma hätten sich mehrere Propangasflaschen befunden. Gasleitungen in den Holzgebäuden seien beschädigt, hieß es weiter. Ein Augenzeuge sagte dem Sender NHK, er habe Gas gerochen. Die Polizei ermittelt aber noch weiter zur Ursache. Detailansicht öffnen Von oben gesehen wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. (Foto: dpa) Todesopfer forderte die schwere Explosion nicht. Die meisten der Verletzten hätten nur oberflächliche Wunden, berichtet der Guardian unter Berufung auf die Polizei von Sapporo, der größten Stadt Hokkaidos. Ein Mensch soll schwer verletzt sein. Einer der Verwundeten sagte, die Gäste der "Izakaya"-Bar, wie dieser in Japan sehr beliebte Typus Gastronomiebetrieb heißt, hätten sich ins Freie gerettet, indem sie die dünnen Außenwände des Holzgebäudes eintraten. Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war fälschlicherweise die Rede vom "Izakaya"-Baustil. Der Begriff (s.o.) steht jedoch für eine bei Japanern beliebte Kneipenart. - d. Red. | Im japanischen Sapporo zerstört eine Explosion mehrere Gebäude, Fenster bersten. Angesichts der Wucht der Detonation haben viele Menschen offenbar enormes Glück gehabt. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/advent-licht-besticht-1.4255528 | panorama | Advent - Licht besticht | 00/12/2018 | Noch nie war so viel Licht wie heute. Nicht allein beim 23. Lichterfest in Costa Rica oder bei der "21. Berlin Christmas Biketour". Auch in Damaskus und Moskau strahlt und leuchtet es. Nun ist Licht, so würde man heute sagen, ein "Top-Thema" der bereits seit Jahrtausenden im Dunkeln umherirrenden Menschheit. Licht, das war lange Zeit vor allem Sonne und Mond, Blitz und Feuer, Helligkeit und Wärme. Da und dort vielleicht sogar Erkenntnis. Heute findet sich Licht in jedem Handy. Smombies, Smartphone-Zombies, so nennt man Menschen, deren Gesicht einen nach Einbruch der Dunkelheit in fahlem Apple- oder Samsung-Weiß an der Bushaltestelle erschrickt. Doch wo gibt es schon noch vollkommene Dunkelheit in einer Welt, die nichts anderes ist als eine leuchtende Bühne? (Jeder, der beispielsweise noch die erbarmungslose Dunkelheit leuchtreklamefreier DDR-Städte persönlich kennenlernen durfte, weiß das zu schätzen.) Licht besticht. An jedem Kaufhaus, in jedem Fenster, an jedem Glühweinstand. Wer wünscht sich da bitte noch Kerze, Lampe und Fackel zurück? Doch Vorsicht. Auch die größten Leuchten sind manchmal nichts anderes als das hier: depperte Funzeln. | Von Moskau bis Costa Rica feiert die Welt mit elektrischen Lichterketten und LED-Displays ihren Sieg über die Dunkelheit. Ach, wenn es mit der Erleuchtung doch nur so einfach wäre. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/stromdiebstahl-jugendlichen-droht-verfahren-weil-sie-handys-laden-wollten-1.4255677 | panorama | Jugendliche wollten Handys laden - Stafverfahren | 00/12/2018 | Ran an den Strom: Das müssen Smartphones in der Regel einmal am Tag. In Mainz sind am Samstagabend drei Jugendliche bei dem Versuch erwischt worden, ihre Handys an den Außensteckdosen fremder Häuser aufzuladen. Ein Fußgänger hatte der Polizei gemeldet, dass drei Personen mit Taschenlampen Grundstücke ausleuchteten. Die Beamten trafen dann auf die jungen Männer, die zugaben, nach Steckdosen gesucht zu haben, um die Akkus ihrer Handys aufzuladen. Auf einem Balkon fanden die Polizisten ein Mobiltelefon, das mit einer Steckdose verbunden war. Warum sie ausgerechnet dort nach Strom suchten, ist unklar. Was für manche nach einer Lappalie klingen mag, endet für die Jugendlichen nun in einem Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs und "Entziehung elektrischer Energie". So heißt nämlich ein Paragraph des Strafgesetzbuches. Wer unerlaubt und absichtlich Strom anzapft, kann dafür mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe belangt werden. Ob die Jugendlichen ihre Handys tatsächlich aufladen konnten, teilte die Polizei nicht mit. Für das Verfahren dürfte das auch keine Rolle spielen. Schon der Versuch, Strom abzuzweigen, ist strafbar. | Sie schlossen ihre Mobiltelefone unerlaubt an den Außensteckdosen eines fremden Hauses an, jetzt wird gegen sie ermittelt. Grund ist ein ziemlich unbekannter Paragraph gegen "Entziehung elektrischer Energie". |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/tuerkei-neben-der-spur-1.4253751 | panorama | Neben der Spur | 00/12/2018 | Es war der Tag, als die Türken erfuhren, dass ihr Land ins All aufbrechen will und eine "nationale Raumfahrtbehörde" gründen wird. Präsident Recep Tayyip Erdoğan verkündete zudem sein neues 100-Tage-Programm: noch mehr Großprojekte, Tunnel, Pipelines. Nur wenige Stunden zuvor war am Donnerstagmorgen um 6.36 Uhr, sechs Minuten nach der Abfahrt am Hauptbahnhof von Ankara, ein türkischer Hochgeschwindigkeitszug auf eine Lokomotive geknallt, die zur Gleisprüfung unterwegs war. Der Aufprall war so heftig, dass sich Teile des Zuges in die Luft schraubten, eine Fußgängerbrücke brach ein. Es gab neun Tote und 86 Verletzte. In dem Zug saßen 206 Menschen. Für die Strecke Ankara - Konya, knapp 300 Kilometer, braucht der Zug laut Fahrplan gewöhnlich eine Stunde und 48 Minuten. Es ist eine der wenigen neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken der Türkei. Auch deren Ausbau gehört zu Erdoğans ehrgeizigen Plänen. Kritiker mahnen dagegen seit Längerem: Die Türkei wolle zu schnell zum Übermorgenland werden, sie vernachlässige die Sicherheit im Hier und Heute. Nicht der erste schwere Zugunfall 2018 Auf dem Streckenabschnitt soll es keine funktionierende Signalanlage gegeben haben. Man habe sich auf Funkgeräte verlassen, sagte der Chef der Transportgewerkschaft BTS, Hasan Bektaş, türkischen Medien. Das Teilstück sei nach dem Bau übereilt für den Verkehr freigegeben worden. Die oppositionelle Zeitung Cumhuriyet erinnerte daran, wie die Regierung der ihr nahestehenden Baufirma für die "wundersame" schnelle Fertigstellung gedankt habe. Die Staatsanwaltschaft hat nun eine Untersuchung eingeleitet. Drei Mitarbeiter der staatlichen Eisenbahngesellschaft wurden festgenommen, ein Weichensteller, ein Fahrdienstleiter und ein Kontrolleur. Die Lokführer sind unter den Toten, wie auch ein deutscher Mitarbeiter der deutschen Entwicklungsagentur GIZ. Es ist nicht der erste schwere Zugunfall in der Türkei in diesem Jahr. Im Juli starben in Çorlu, im Nordwesten des Landes, 24 Menschen, 318 wurden verletzt, als ein Zug mit 362 Reisenden entgleiste. Regen hatte das Gleisbett unterspült. Der Abgeordnete Ömer Fethi Gürer von der größten Oppositionspartei, der CHP, hat erst jüngst die Regierung gefragt, wie viele Zugunfälle es seit 2003 gab, so lange regiert die AKP. In der Antwort des Verkehrsministers, die der SZ vorliegt, heißt es: Bei 4141 Unfällen starben 1418 Menschen. Im Durchschnitt habe es jedes Jahr 276 Unfälle gegeben. Diese Zahlen liegen so weit über den bislang bekannten Angaben über Bahnunfälle in der Türkei, dass man sich auch im Büro des Abgeordneten wunderte. "Das ist gigantisch", sagte eine Mitarbeiterin des Politikers am Freitag der SZ, "aber so steht es in der Antwort." Nur 1,5 Prozent des Passagierverkehrs werden in der Türkei auf der Schiene abgewickelt. Die Bahn wurde lange vernachlässigt. Einst war das Land stolz auf sein Schienennetz, mehr als hundert Jahre alte Bahnhöfe wie Sirkeci oder Haydarpaşa in Istanbul erinnern mit ihrem verblichenen Glanz an den Orient-Express oder die Bagdad-Bahn. In den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war es vor allem amerikanischer Einfluss, der die Türken glauben ließ, die Zukunft gehöre der Straße, Bus- und Luftverkehr wurden gefördert. Erst in jüngster Zeit setzt man wieder auf die Bahn. | Der schwere Unfall, bei dem zwei Züge nahe Ankara kollidierten, ist kein Einzelfall: Seit 2003 kamen in der Türkei 1418 Menschen bei Zugunglücken ums Leben. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/katholische-kirche-missbrauch-hildesheim-1.4253261 | panorama | "Bischof spricht von ""Strukturen des Bösen"" in Kirche" | 00/12/2018 | Mit drastischen Worten hat der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer die katholische Kirche zu einer konsequenteren Aufarbeitung ihres Missbrauchskandals aufgefordert. "Wir nehmen das Problem von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in der Kirche immer noch nicht ernst genug", sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Es gebe "Strukturen des Bösen". Der Missbrauch von Macht stecke "in der DNA der Kirche". "Wir können nicht mehr weitermachen wie bisher", sagte der 57-Jährige, der sich in seiner noch jungen Amtszeit als konsequenter Aufklärer im Missbrauchsskandal profiliert hat. Zu notwendigen Änderungen gehört seiner Ansicht nach mehr Partizipation für die Laien. "Um das Böse in der Kirche einzudämmen, brauchen wir eine wirksame Kontrolle der Macht in der Kirche. Wir brauchen Gewaltenteilung, wir brauchen ein System von 'Checks and Balances'." Wilmer forderte, in erster Linie Gerechtigkeit für die Opfer des sexuellen Missbrauchs zu schaffen. Ein "klammheimliches Verschwindenlassen in irgendwelchen Schubladen" werde es mit ihm nicht geben. "Wir brauchen auch dringend so etwas wie Wahrheitskommissionen." "Diese Kirche ist eine sündige Kirche" Der seit dem 1. September amtierende Wilmer hatte kürzlich von einem Versagen seiner Hildesheimer Amtsvorgänger gesprochen und diese auch namentlich benannt. Gleichzeitig äußerte er sich jetzt aber zurückhaltend zu schon seit Jahren bestehenden Forderungen, das Grab des unter Missbrauchsverdacht stehenden Bischofs Heinrich Maria Janssen aus dem Hildesheimer Dom zu entfernen. "Tote soll man ruhen lassen - ich habe die Sorge, dass dieses schwierige Thema das Bistum spalten könnte." Bereits 2015 hatte ein Mann dem verstorbenen Bischof Janssen sexuellen Missbrauch vorgeworfen und die Entfernung der sterblichen Überreste aus dem Dom gefordert. Zur Aufklärung der Vorwürfe gegen Janssen hat das Bistum Hildesheim das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung eingeschaltet. Ende September veröffentlichten Wissenschaftler auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda eine Studie zum sexuellen Missbrauch durch katholische Amtsträger zwischen 1946 und 2014. Demnach wurden 3677 Minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs, 1670 Kleriker sind der Taten beschuldigt. Wilmer sagte, als Vertreter der "Täterseite" habe auch er Schuld, auch wenn er selbst kein Täter sei. "Wir werden den Glauben an die 'heilige Kirche' in Zukunft nur noch dann redlich bekennen können, wenn wir mitbekennen: Diese Kirche ist auch eine sündige Kirche." | Der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer übt scharfe Kritik. Man nehme sexualisierte Gewalt "immer noch nicht ernst genug", sagt er. Missbrauch von Macht stecke "in der DNA der Kirche". |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/ankara-zugunglueck-unfall-1.4251408 | panorama | Türkei - Viele Tote bei Zugunglück in Ankara | 00/12/2018 | Bei einem schweren Zugunglück in der türkischen Hauptstadt Ankara sind mindestens neun Menschen getötet und 47 verletzt worden. Das sagte Transportminister Mehmet Cahit Turhan im Fernsehen. Unter den Toten seien einer der Zugführer aus einer Lokomotive sowie zwei Lokführer aus einem Schnellzug. 47 Menschen seien verletzt worden. Unter den Toten ist auch ein Deutscher, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Ein Hochgeschwindigkeitszug war gegen 6.30 Uhr (Ortszeit) engleist, weil er mit einer Lokomotive zusammengestoßen war, die auf demselben Gleis fuhr. Unter den Todesopfern sollen drei Lokführer sein. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, insgesamt seien zum Zeitpunkt des Unfalls 206 Menschen an Bord gewesen. Die bei dem Zusammenprall freigesetzten Kräfte schoben Wagons fast senkrecht in die Höhe und gegen eine Überführung. Das zeigen Fotos vom Unfallort. Die Konstruktion, die offenbar zu Teilen aus Metallträgern bestand, brach teilweise auf zwei Waggons herunter. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, der Schnellzug sei vor der Kollision mit einer Geschwindigkeit von rund 90 Kilometern pro Stunde gefahren. Die Aufnahmen vom Unfallort zeigen zwei umgestürzte Wagen, einer davon quer zu den Gleisen, und die ebenfalls von den Gleisen abgekommene schwere Lokomotive. Der Unfallort liegt nahe der Station Marşandiz. Ersten Informationen und Bildern zufolge liegt dort unter anderem eine Anlage zur Wartung von Zügen. Sie befindet sich nur wenige Kilometer westlich des Stadtzentrums von Ankara. Laut Provinz-Gouverneur Şahin war die Lokomotive für eine Kontrollfahrt unterwegs. Noch immer offen ist die Frage, warum gleichzeitig zwei Züge auf demselben Gleis fuhren. Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge hat die Staatsanwaltschaft in Ankara eine Untersuchung eingeleitet. Zugunglücke sind in der Türkei keine Seltenheit. Erst im Juli waren bei einem schweren Unfall in der Nordwesttürkei mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 300 Menschen mussten verletzt in Krankenhäuser gebracht werden. Der Zug mit 362 Reisenden an Bord war entgleist, nachdem Regenfälle das Gleisbett weggespült hatten. | Ein Hochgeschwindigkeitszug kracht am Morgen in eine Lokomotive. Es gibt Todesopfer und Dutzende Verletzte. Warum die Züge auf demselben Gleis unterwegs waren, ist unklar. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/niedersachsen-rezept-betrug-1.4251507 | panorama | Niedersachsen - Lehrerin ergaunert 900 000 Euro | 00/12/2018 | Es ist schwer zu glauben, dass niemand bemerkte, wie dreist sich eine Realschullehrerin ihr Gehalt aufbesserte. Schließlich lebte Gisela O. ihren unrechtmäßig erworbenen Reichtum nicht gerade heimlich aus: Mehr als 900 000 Euro hat sich die mittlerweile 66-Jährige pensonierte Beamtin durch Rezept- und Rechnungsfälschungen ergaunert. Vieles davon gab sie für Luxusartikel wie Designer-Handtaschen oder Füller aus. Das Osnabrücker Landgericht verurteilte sie nun wegen Beihilfebetrugs zu einer Freiheitstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten gefordert. Die Verteidigung sprach sich für eine Bewährungsstrafe aus. O. räumte die Vorwürfe schon zu Beginn des Prozesses ein. Ihr Eigentum, darunter Schmuck, Porzellan und 60 Designerhandtaschen, wurde beschlagnahmt - um den entstandenen Schaden wenigstens zum Teil auszugleichen. Die Gegenstände werden nun versteigert. Ihr Haus ist bereits für 488 000 Euro verkauft, das Geld ging vorerst an die Staatsanwaltschaft. Die Beamtin nutzte ihre chronische Krankheit aus, um die Beihilfestelle Niedersachsen zu betrügen. Sie bearbeitete ihre Originalrezepte und Rechnungen so, dass sie sie nicht nur einmal, sondern bis zu zehnmal bei der Beihilfestelle abrechnen konnte - ohne die angegebenen Medikamente bei der Apotheke abgeholt und gezahlt zu haben. Der Spiegel berichtete, dass der Verteidiger Frank Otten dazu vor Gericht gesagt haben soll: "Man wundert sich, dass das so fröhlich durchgewinkt wurde", und: "Wie kann das eigentlich sein?" Um die Arzneirezepte möglichst echt aussehen zu lassen, wurde die Frau handwerklich kreativ: Mit Nagelschere, Kopierer und einem Stempelabdruck bearbeitete sie die Rezepte - in Zeiten digitaler Bildbearbeitung nur schwer vorstellbar. In den Jahren zwischen 2012 und 2016 legte die Frau ganze 112 Mal die Nagelschere an. Die gebastelten Fälschungen reichte sie später bei der Beihilfestelle ein und forderte das vorgeblich ausgegebene Geld zurück. | Fast hätte es die mittlerweile pensionierte Beamtin zur Millionärin gebracht, indem sie sich nicht bezahlte Medikamente erstatten ließ. Jetzt wurde sie wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/einbrecher-china-restaurant-kamin-1.4251593 | panorama | USA: Mann steckt zwei Tage in Dunstabzugsschacht fest | 00/12/2018 | Es war nicht Santa Claus, der im Kamin rumorte. Und eigentlich handelte es sich auch gar nicht um einen Schornstein, sondern um den Kochdunstabzug eines chinesischen Restaurants im kalifornischen Städtchen San Lorenzo. In dem Dunstabzug hing ein Mann zwei Tage lang fest. Am Mittwoch halt ihm die Feuerwehr heraus. Dem 29-Jährigen gehe es den Umständen entsprechend gut, teilte die Polizei mit. Er sei erschöpft gewesen, dehydriert und über und über mit Fett und Schmutz überzogen. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Das Sheriffbüro des Bezirks Almeda prüft nun, wie der Mann in den Abzugschacht gelangte und geht der Frage nach: Was wollte er da? News Release: Man trapped in restaurant grease duct. https://t.co/4PrTK0m54G pic.twitter.com/Z6IcEoWVZO — Alameda County Sheriff (@ACSOSheriffs) 12. Dezember 2018 Dem San Francisco Chronicle sagte ein Polizeisprecher, es sei nicht das erste Mal, dass er "so etwas" sehe. Eine Andeutung darauf, dass es sich bei dem Feststeckenden um einen Einbrecher handeln könnte. Wenn dem so wäre, könnte der Mann versucht haben, durch den Schacht in das Gebäude zu gelangen. Ein Plan, bei dem wohl nicht mitbedacht worden war, dass der Metallschacht sich nach unten hin schmäler wird - und damit zur fettigen Falle. Der Polizei zufolge kamen die Retter gerade noch rechtzeitig. Eine dritte Nacht, so ein Sprecher, hätte der vermeintliche Dieb vielleicht nicht überlebt. Einem Bericht des Senders CBS zufolge soll ein Steuerberater, der in einem Büro neben dem Restaurant arbeit, auf die dumpfen, kaum wahrnehmbaren Hilferufe des Festsitzenden aufmerksam geworden sein. Daraufhin habe er Polizei und Feuerwehr gerufen. Die Befreiung des mutmaßlichen Einbrechers aus seiner misslichen Lage dauerte nach Polizeiangaben knapp eine Stunde. Dabei sei ein Schaden von etwa 10 000 Dollar entstanden. | Ein 29-Jähriger wollte offenbar übers Dach in ein chinesisches Restaurant einsteigen. Polizei und Feuerwehr befreiten ihn aus seiner misslichen Lage, gerade noch rechtzeitig. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/hochzeit-in-mumbai-bling-bling-fuer-100-millionen-dollar-1.4250814 | panorama | Hochzeit in Mumbai - Bling bling für 100 Millionen Dollar | 00/12/2018 | In Indien gibt es keinen wichtigeren Moment als die Hochzeit, viel zu groß und bedeutsam, als dass man ihn mit nur einem einzigen Festtag würdigen könnte. So halten es jetzt auch die Ambanis in Mumbai: Sie legten bereits am Wochenende los, mit einer glamourösen Feier vor der Feier. Die ganze Hochzeit strotzt nur so vor hemmungsloser Extravaganz, angeblich soll sie bis zu 100 Millionen Dollar kosten. Das allerdings ist nur eine vage Schätzung aus dem Umfeld der Familie der Braut, offiziell herrscht Stillschweigen über den Aufwand der einwöchigen Festlichkeiten. Höhepunkt war nun der Mittwoch. Isha Ambani, 27, und Anand Piramal, 33, Sohn eines indischen Immobilienbarons, sollten im Laufe des Abends nach hinduistischem Brauch das Hochzeitsfeuer "Saat Feere" umrunden. Dabei legen die Paare traditionell sieben heilige Versprechen für die Ehe ab. Braut und Bräutigam kennen sich seit der Kindheit, ihre Verlobung hatten sie im Herbst am Comer See gefeiert. Beide Familien zählen zu den superreichen Clans des Landes, wobei der Vater der Braut, Mukesh Ambani, als Chef von Reliance Industries das größere Geschäftsimperium aufgebaut hat. Er ist Indiens reichster Unternehmer, mit einem geschätzten Vermögen von 47,3 Milliarden Dollar. Dagegen wirken die vier Milliarden Dollar der Bräutigamsfamilie Piramal geradezu niedlich. Zur Vorparty am Wochenende waren mehr als 5000 Gäste in die Stadt Udaipur mit ihren historischen Palästen eingeflogen, sie belegten alle verfügbaren Fünf-Sterne-Hotels und ließen sich in Hunderten Luxuslimousinen umherchauffieren. Es kamen die Superstars aus Bollywood, inklusive Priyanka Chopra, die gerade erst Nick Jonas geheiratet hat und mit ihrer 22 Meter langen Brautschleppe noch nicht vergessen ist. Auch Hillary Clinton wurde unter den Gästen gesichtet, sie ist seit Jahren mit den Ambanis befreundet. Der Brautvater ließ Beyoncé zum Privatkonzert einfliegen Der Vater der Braut hatte es nicht leicht, musste er doch seiner Tochter ein Geschenk machen, das sie in all dem Überfluss noch beeindruckte. Also ließ er die Sängerin Beyoncé zum Privatkonzert einfliegen. Sie kam in einem gewagten hochgeschlitzten Kleid, extra tiefes Dekolleté, leuchtend roter Stoff, mit Gold und Spiegeln bestickt, ein kostbares Diadem übers Haupt gestülpt. Später schlüpfte sie in einem fransigen goldenen Bodysuit mit Overknee-Stiefeln, sang ihre Hits "Perfect" und "Crazy in Love", um die Hochzeitsgesellschaft bei Laune zu halten. Seit dem Wochenende quellen indische Medien über mit Fotos, auf denen die kostbarsten Kleider der Gäste zu sehen sind, kein glitzerndes Detail aus Gold und Edelsteinen und kein Designername wird ausgespart. Als am Mittwoch die ersten Fotos vom eigentlichen Hochzeitstag nach außen drangen, sah man die Brüder der Braut, Anant und Akash Ambani, mit Sonnenbrillen hoch zu Ross sitzen, so empfingen sie den Bräutigam vor der Antilia-Residenz, dem Palast des Clans. Der hat übrigens 27 Stockwerke und kostete Bauherr Ambani zwei Milliarden Dollar. Sechs Stockwerke sind allein für den Fuhrpark reserviert. | Die Tochter des reichsten Inders heiratet - und Heiraten bedeutet in diesem Fall, dass eine ganze Woche gefeiert wird. Doch was schenkt man als Vater einem Kind, das im Überfluss groß geworden ist? |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/fall-niels-hoegel-jede-zweite-oder-dritte-schicht-ein-toter-patient-1.4250600 | panorama | Niels Högel: Jede zweite oder dritte Schicht ein Opfer | 00/12/2018 | Vier ganze Prozesstage haben sich die Richter am Oldenburger Landgericht Zeit genommen, um den Mann zu befragen, der mutmaßlich mehr Menschen getötet hat als jeder andere in Deutschland seit 1945. Niels Högel, früherer Krankenpfleger, angeklagt wegen Mordes in 100 Fällen. An diesem Mittwoch hat Högel seine Aussage beendet. 43 Morde hat er gestanden. Am Ende seiner Aussage ging es um die Patientin Renate R., das letzte Opfer, das Högel vor seiner Verhaftung im Juni 2005 vergiftete, wie er einräumte. Gegen Högel wurde bereits lebenslange Haft verhängt. Er wurde aber bisher erst wegen sechs Taten verurteilt. Im neuen Prozess geht es um zahlreiche weitere Fälle. Der Staatsanwaltschaft zufolge hat der Angeklagte in den Jahren 2000 bis 2005 als Pfleger in den Kliniken Delmenhorst und Oldenburg regelmäßig Patienten Medikamente verabreicht, die zum Herzstillstand führten. Anschließend habe er versucht, sie wiederzubeleben, um bei der Reanimation vor seinen Kollegen als Held dazustehen. An die übrigen 57 Fälle, die er nicht gestanden hat, so Högel, könne er sich nicht mehr erinnern. Er könne aber nicht ausschließen, diese Patienten getötet zu haben. Das Gericht hatte Högel im Gefängnis Patientenakten studieren lassen, um seine Erinnerung zu aktivieren. Nach eigenen Angaben war er - vor allem zum Schluss in Delmenhorst - meist umnebelt von Alkohol und Schmerztabletten. Die Gesichter seiner Opfer erkannte im Prozess nicht, sondern - wenn überhaupt - nur Krankengeschichten oder Diagnosen. Högel sagte am Mittwoch aus, am Ende habe er es sogar darauf angelegt, dass Kollegen ihn dabei erwischten, wie er Patienten die todbringenden Medikamente spritzte. Zum Schluss habe er nicht mehr darauf geachtet, ob das Krankheitsbild zu einer Reanimation passte. Auch sei er zusehends "schlampig und verwahrloster" geworden. Högel sprach von "Gleichgültigkeit" und einem "Automatismus", der ihn habe weitermachen lassen. Am Ende habe er alle zwei bis drei Dienste einen Menschen vergiftet. Als die Polizei ihn schließlich festnahm, sei Högel erleichtert gewesen, wie er vor Gericht sagte. "Natürlich war ich schockiert und ängstlich. Aber ich war froh, dass es vorbei ist und dass ich endlich weg von dem Ganzen bin." Die Taten hat er trotzdem lange bestritten und viele erst nach und nach eingeräumt. Er sei beim ersten Polizeiverhör stark betrunken gewesen, erläuterte Högel vor Gericht. "Ich war damals auch nicht so weit, das zuzugeben, das alles auszusprechen." | 100 Menschen soll der frühere Krankenpfleger in Kliniken in Delmenhorst und Oldenburg ermordet haben. 43 hat er nun vor Gericht eingeräumt - an den Rest könne er sich nicht mehr erinnern. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/vatikan-papst-franziskus-kardinalsrat-entpflichtungen-1.4250416 | panorama | Katholische Kirche: Papst entpflichtet enge Berater | 00/12/2018 | Papst Franziskus hat drei Mitglieder seines engsten Beraterkreises entpflichtet. Die Kardinäle George Pell, 77, Laurent Monsengwo Pasinya, 79, und Francisco Javier Errazuriz Ossa, 85, gehören nicht mehr dem sogenannten "Consiglio di Cardinali" ("K9-Rat") an, teilte das vatikanische Presseamt mit. Die drei waren seit 2013 Teil der Gruppe von anfangs acht, dann neun Kardinälen, die den Papst bei Leitungsaufgaben und einer Kurienreform unterstützen sollten. Der Rat tagte von Montag bis Mittwoch in Rom und sollte "dem Heiligen Vater bei der Regierung der Weltkirche behilflich" sein "und mit ihm ein Revisionsprojekt für die Apostolische Konstitution Pastor Bonus über die Römische Kurie" ausarbeiten, hieß es damals vom Vatikan. Vatikansprecher Greg Burke sagte, Papst Franziskus habe dem Wunsch der drei Kardinäle nach Entpflichtung bereits Ende Oktober entsprochen und ihnen für ihren Einsatz über die vergangenen fünf Jahre gedankt. Als Grund für die Verabschiedung aus dem Beratergremium verwies der Papst demzufolge auf das fortgeschrittene Alter der drei. Nachnominierungen seien vorerst nicht vorgesehen. Die Kardinäle des Gremiums selbst können keine Entscheidungen fällen. Sie haben keinerlei Befugnisse gegenüber der Kurie und den Behörden des Vatikan. Papst Franziskus, der den Rat ins Leben gerufen hat, kann sich die Kardinäle zusammensuchen, die ihn bei seinen Anliegen beraten und unterstützen. Sie sind zur Diskretion aufgerufen, was die Inhalte ihrer Beratungen angeht. Auch Erzbischof Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, ist Mitglied im K9-Rat. George Pell bleibt trotz seiner Entpflichtung Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, einer der einflussreichsten Einrichtungen der römischen Kurie. Er galt als die Nummer Drei im Vatikan. Derzeit verteidigt sich der Australier vor Gericht gegen den Vorwurf, in den neunziger Jahren in Melbourne sexuell übergriffig gegen männliche Jugendliche geworden zu sein. In diesem Zusammenhang ist er seit Juni 2017 von seinen Aufgaben im Vatikan beurlaubt. Errazuriz hatte bereits früher angekündigt, seinen Posten im Kardinalsrat aufgeben zu wollen. Gegen ihn liegen in Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in Chile Anzeigen wegen Meineids und Falschaussage vor. Missbrauchsopfer werfen Errazuriz vor, als Erzbischof von Santiago von 1998 bis 2010 die Strafverfolgung eines später wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen jahrelang verhindert zu haben. Er selbst weist die Anschuldigungen zurück. Der Kongolese Monsengwo, einziger afrikanischer Kardinal im Beraterkreis, hatte zuletzt nur unregelmäßig an den Treffen teilgenommen. Anfang November nahm der Papst seinen altersbedingten Rücktritt vom Amt als Erzbischof von Kinshasa an. Vatikansprecher Burke hatte im Juni erklärt, die Mitgliedschaften im Kardinalsrat sollten voraussichtlich auch über die übliche vatikanische Ämterfrist von fünf Jahren hinaus bestehen bleiben. Franziskus kündigte hingegen wenig später einige personelle Erneuerungen an | Drei Mitglieder des Kardinalsrates scheiden aus. Unter ihnen ist auch George Pell, einst mächtiger Mann im Vatikan, aktuell vor Gericht wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/luftballons-plastikverbot-weihnachtsmarkt-1.4249129 | panorama | Plastikverbot: Sind Luftballons nicht mehr zeitgemäß? | 00/12/2018 | Und, peng, schon war auch dieser Traum geplatzt. Ein Shitstorm hatte das Stadtmarketing Elmshorn erreicht. Elmshorn, das ist eine reizende Stadt in Schleswig-Holstein mit knapp 50 000 Einwohnern und zwei Promis: Der Tennisspieler Michael Stich und der Koch Tim Mälzer stammen von hier. Es gibt drei Radwanderwege, ein Stadttheater und im Advent einen Lichtermarkt, von dem aus in den kommenden Tagen 500 bunte Luftballons mit Hunderten Kinderwünschen in den Himmel steigen sollten. Eigentlich. Doch Umweltschützer hatten was dagegen. Nach Plastiktüten und Fischernetzen nähmen Luftballons "Platz 3 des tödlichsten Meeresmülls ein", so stand es gerade in einer Erklärung des Bund Naturschutz, Landesverband Schleswig-Holstein. "Die Tiere strangulieren sich an den Schnüren oder verwechseln die Ballons und ihre Reste mit Futter." Also: Abstand nehmen von solchen Aktionen und lieber "Bändertänze" aufführen oder "Riesenseifenblasen" steigen lassen, so der Rat. "Unsere Aktion ist offenbar nicht mehr zeitgemäß", seufzt nun Manuela Kase vom Stadtmarketing Elmshorn. Mehr als hundert Protestmails habe sie wegen der Ballon-Idee erhalten. "Jetzt machen wir halt nichts - und dann überlegen wir mal." Kinder, es sieht nicht gut aus für den Luftballon! Dabei hat er einst so viele begeistert - von Hatschi-Bratschi bis Nena, von Michael Faraday bis Otto Lilienthal. Doch nun droht auch ihm das Ende. Dem Alu-Folienballon schon deshalb, weil er ständig in den Oberleitungen irgendwelcher S-Bahnen Kurzschlüsse verursacht. Und dem Gummiballon, weil er impotent macht, Krebs auslöst und Tiere tötet. Nur noch eine Frage der Zeit, bis Hochzeits-, Friedens-, Protest- und Gedenkballons, Wasserbomben und Furzkissen für immer verschwunden sind. Hätte Elmshorn nicht einfach chinesische Papiertüten in den Himmel steigen lassen können? Frau Kase grummelt: "Ach, die sind doch auch verboten." Nur Supermarkt-Bananen in Plastikschachteln sind erlaubt. Und Kondome. Wer weiß, wie lange noch. | Umweltschützer in Elmshorn, Schleswig-Holstein, stemmen sich dagegen, dass Luftballons mit Kinderwünschen in die Luft steigen dürfen - mit Erfolg. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/sek-einsatz-panne-luedenscheid-1.4249092 | panorama | SEK stürmt versehentlich Wohnung von Seniorin | 00/12/2018 | Sechs Uhr morgens: Es ist noch dunkel draußen, die Menschen erwachen langsam aus ihrem Schlaf. Zu so einer Zeit rechnet man nicht mit Telefonanrufen oder Besuchen und schon gar nicht mit einer schwer bewaffneten SEK-Einheit, die einem die Tür einrammt und auf dem Balkon eine Blendgranate zündet. So ist es aber am vergangenen Donnerstag einer Frau in einem Mehrfamilienhaus im westfälischen Lüdenscheid ergangen. Eigentlich sollte ein Mann der Rockergruppe "Freeway Riders" festgenommen werden, der im Verdacht steht, im Oktober ein Mitglied einer rivalisierenden Rockergruppe durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt zu haben. Doch statt eines mutmaßlich gefährlichen Rockers begegnete den Beamten nur eine ziemlich überraschte 88-Jährige. Die habe auf den ungebetenen Besuch "bemerkenswert tough" reagiert, sagt Gerhard Pauli von der Staatsanwaltschaft Hagen. Woran er das festmacht? "Sie hat keinen Herzinfarkt bekommen", sagt Pauli - und sie habe Scherze gemacht. Auch der Einsatz einer Seelsorgerin, die anschließend hinzugerufen wurde, sei nicht notwendig gewesen. Wie es zu der Panne kommen konnte, ist noch unklar. Sicher ist nur, dass die Beamten sich in der Adresse geirrt haben. "Menschen machen Fehler", sagt Pauli. Der Gesuchte wohnt eigentlich zwei Häuser weiter. Der hatte von dem falschen Einsatz offenbar nichts mitbekommen, denn er wurde später festgenommen, gemeinsam mit zwölf weiteren Männern. Der Einsatz war Teil einer Razzia im Rocker-Milieu in Nordrhein-Westfalen. Die Polizei beschlagnahmte Schusswaffen und Drogen. Auf dem Schaden bleibt die überrumpelte Seniorin nicht sitzen. Die zerstörte Tür werde ersetzt und die Frau bekomme einen Blumenstrauß, sagt Pauli. Anders als bei einem Fall aus dem Jahr 2011. Damals brach die Münchner Polizei die Tür einer Wohnung ein und durchsuchte sie, weil sie dort irrtümlich einen mutmaßlichen Dorgendealer vermutete. Die Bewohner zogen vor Gericht, weil sie den Schaden ersetzt haben wollten und scheiterten. Der Unterschied zum Fall der Seniorin in Lüdenscheid: Die Betroffenen hatten zufällig den gleichen Nachnamen wie der Beschuldigte. Und die Beamten hatten geklingelt und waren erst als niemand öffnete in die Wohnung eingedrungen. Die Bewohner hatten also Zeit, zu reagieren. Die hatte die 88-Jährige nicht. Mit Material der Nachrichtenagenturen | Eigentlich wollen die Spezialkräfte der Polizei einen Gesuchten aus dem Rocker-Milieu verhaften. Sie rammen die falsche Tür ein und zünden eine Blendgranate. Die 88-Jährige reagiert gefasst. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/usa-nonnen-casino-1.4248313 | panorama | USA - Nonnen unterschlagen Geld, um im Casino zu zocken | 00/12/2018 | Wenn nichts mehr geht: Am Ende landet Glückspiel-Geld meistens bei der Bank. Im Fall der beiden Nonnen aus Kalifornien, jedoch bei der falschen. "Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis." So steht es in der Bibel (1. Timotheus 6, Vers 9). Zwei Nonnen aus Kalifornien sind dieser Versuchung offenbar erlegen. Jahrelang zweigten sie Geld aus der Kasse ihrer katholischen Schule ab, um in Casinos ihr Glück zu versuchen. Entstandener Schaden: etwa 500 000 Dollar. Die Nonnen hatten jahrelang für die St. James School im Großraum Los Angeles gearbeitet. Mary K. war 29 Jahre lang Schulleiterin, Lana C. war Lehrerin, 20 Jahre lang. Beide waren vor kurzem in den Ruhestand gegangen. Ihr Diebstahl sei bei einer routinemäßigen Buchprüfung entdeckt worden, sagte ein Sprecher der Erzdiözese Los Angeles dem Sender CNN. Private Rechnungen sollen teilweise über das Konto der Schule beglichen worden sein. Außerdem sollen die Frauen per Scheck bezahlte Schulgebühren auf ein von ihnen genutztes Konto umgeleitet haben. Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren gingen die Nonnen offenbar immer wieder auf Reisen - und verbrachten dabei ihre Zeit mit Vorliebe in Casinos, zum Beispiel in Las Vegas. Die Frauen sind Mitglied des Ordens "Sisters of St. Joseph of Carondelet", der den Fall in einer Stellungnahme einräumte. Darin heißt es, man sei sehr "betroffen und traurig" und werde der Schule das Geld zurückerstatten. Die Nonnen hätten den Betrug eingeräumt und kooperierten mit den Ermittlern. Michael Meyers, Pastor der St. James School, sagte der BBC, die Nonnen hätten "tiefe Reue" gezeigt und um Vergebung gebeten. Man werde den Fall nicht zur Anzeige bringen, sondern den Fall intern lösen, erklärte die Erzdiözese Los Angeles, zu der die Schule gehört. Vielleicht kann man sich bei der Erzdiözese damit trösten, nicht als einzige in den USA von Glückspielsucht in den eigenen Reihen heimgesucht worden zu sein. Im Jahr 2013 hatte ein ähnlicher Fall für Schlagzeilen gesorgt. Im US-Bundesstaat New York hatte eine Nonne in zwei Kirchengemeinden etwa 130 000 Dollar unterschlagen. Auch sie war damit ins Casino gegangen. An Ostküste reagierte man jedoch weniger großmütig. Es kam zur Anklage, die Nonne wurde zu 90 Tagen Gefängnis verurteilt und dazu, das Geld zurückzahlen. | Die zwei Frauen sollen das Geld von einer Schule abgezweigt haben, für die sie arbeiteten. Jahrelang fiel das offenbar niemandem auf. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/spanien-koenig-felipe-1.4245404 | panorama | Spanische Königsfamilie - König? Nein danke | 00/12/2018 | Für König Felipe VI. sind es keine guten Tage, wieder einmal. Da hat er im Parlament die Festansprache zum 40. Jahrestag der Verfassung gehalten, die den Übergang von der Franco-Diktatur - der Caudillo herrschte von 1939 bis 1975 - zur Demokratie festgeschrieben hat. Wie üblich las er monoton vom Blatt ab, sogar seine Anhänger geben zu, dass er nicht den Hauch von so etwas wie Charisma hat. Doch die Schlagzeilen gehörten ohnehin den Gegnern der Monarchie. Die linksalternative Fraktion Podemos, geführt vom schlagfertigen Pferdeschwanzträger Pablo Iglesias, verweigerte dem König den Applaus, die Abgeordneten trugen Anstecker mit dem Wort "República". Tage zuvor hatte Premier Pedro Sánchez, der Chef der Sozialisten, den Verfassungsartikel über die politische Immunität des Königs infrage gestellt. Die Jungsozialisten fordern gar ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie, so wie es die Basken und Katalanen tun. Der Stadtrat von Barcelona hat beschlossen, die Straße der Bourbonen umzubenennen. Die Generation unter 30 lehnt Umfragen zufolge die Monarchie klar ab. Der junge, alerte Chef der Konservativen, Pablo Casado, hat deshalb eine Gegenmaßnahme vorgeschlagen: Die Spanier sollten bei öffentlichen Auftritten Felipes laut "Es lebe der König!" rufen. Ziemlich deutlich haben dem Ansehen der Monarchie die Berichte über die zahlreichen Seitensprünge von Felipes Vater Juan Carlos geschadet. Schlagzeilen machten auch die Millionen an Schmiergeld, die dieser von arabischen Potentaten für die Vermittlung von Aufträgen für die spanische Industrie bekommen haben soll. Auch meinen immer mehr Historiker, dass der heldenhafte Widerstand, den Juan Carlos angeblich bei dem Putschversuch von Franco-Anhängern 1981 geleistet hat, eine Legende sei. Verheerend war für das Königshaus der Finanzskandal um Iñaki Urdangarin, den zu knapp sechs Jahren Haft verurteilten Schwager Felipes. Zudem berichtet die Regenbogenpresse über Ehekrisen des Königspaars, Königin Letizia wirkt angespannt. Und dass Felipe der schüchternen zwölfjährigen Kronprinzessin Leonor einen hohen Orden verliehen hat, sorgte vor allem für spöttische Kommentare. Felipe habe damit klargestellt, wie volksfern er sei. Auch sein Engagement im Katalonien-Konflikt war kontraproduktiv: Durch eine unkluge Rede hat er ihn weiter verschärft. Die Monarchie in Spanien war eigentlich mit der Verfassung von 1931 abgeschafft worden, Felipes Urgroßvater Alfonso XIII. war ins Exil gegangen. Doch Franco hatte im Testament Juan Carlos als neuen König bestimmt. Das Referendum über die maßgeblich von Franco-Gefolgsleuten entworfene Verfassung von 1978 ließ den Wählern keine Alternative: Wenn sie Demokratie wollten, mussten sie König Juan Carlos akzeptieren. Wenn Felipe nun als "Verteidiger der Verfassung" auftritt, so lautet die Kritik, so verteidige er vor allem seinen Job und sein Luxusleben. Doch für eine Verfassungsänderung ist eine Dreiviertelmehrheit in beiden Kammern erforderlich. Das ist für die Republikaner kaum zu schaffen. Und trotz aller Kritik ist Felipe immer noch beliebter als alle Parteiführer von rechts bis links. | Finanzskandale, Seitensprünge, ungeschickte Reden: König Felipe VI. und seine Familie sind bei vielen Spaniern untendurch. Stimmen mehren sich, die eine Abschaffung der Monarchie fordern. |
https://www.sueddeutsche.de/panorama/shakira-steuerhinterziehung-spanien-strafanzeige-1.4245004 | panorama | Shakira droht Strafanzeige wegen Steuerhinterziehung | 00/12/2018 | Der kolumbianischen Pop-Sängerin Shakira droht in Spanien eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung in zweistelliger Millionenhöhe. Wie die spanische Tageszeitung El País unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, hat die zuständige Steuerbehörde ihre Untersuchungen abgeschlossen. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass Shakira dem spanischen Fiskus zwischen 2012 und 2014 etwa 14,5 Millionen Euro vorenthalten habe. Die Anwälte der 41-Jährigen weisen die Vorwürfe zurück. Die Sängerin schulde den spanischen Behörden keinerlei Geld, zitierte El País aus einer Mitteilung ihrer Sprecher. Die Künstlerin sei die meiste Zeit außerhalb Spaniens tätig gewesen und habe den größten Teil ihrer Einnahmen bei internationalen Tourneen erzielt, hieß es. Sie habe vorgegeben, auf den Bahamas zu leben Bereits im Januar war bekannt geworden, dass Shakira ins Visier der Agencia Tributaria, der spanischen Steuerbehörde, geraten war. Die Musikerin, die mit Songs wie "Hips don't lie" und "Waka Waka" bekannt wurde, ist seit 2010 mit dem spanischen Fußballstar Gerard Piqué vom FC Barcelona liiert. Das Paar hat zwei Kinder. Nach Auffassung der Behörden soll Shakira im fraglichen Zeitraum bereits mehr als sechs Monate pro Jahr in Spanien verbracht haben und deshalb dort steuerpflichtig gewesen sein. Sie habe aber vorgegeben, auf den Bahamas zu leben, schrieb El País am Freitagabend unter Berufung auf die Steuerbehörde. Die Sängerin ist seit 2015 offiziell in Spanien gemeldet. | Die kolumbianische Sängerin soll 14,5 Millionen am spanischen Fiskus vorbeigeschleust haben. Ihre Anwälte weisen die Vorwürfe zurück. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-van-gerwen-dominiert-anderson-und-steht-im-wm-finale-1.4270741 | sport | Van Gerwen dominiert Anderson - Finale gegen Smith | 00/12/2018 | Der niederländische Weltranglistenerste Michael van Gerwen hat mit einer Machtdemonstration den Einzug ins Finale der Darts-WM perfekt gemacht. Der niederländische Weltranglistenerste Michael van Gerwen hat mit einer Machtdemonstration den Einzug ins Finale der Darts-WM perfekt gemacht. "The Green Machine" besiegte in der Vorschlussrunde am späten Sonntagabend im Alexandra Palace in London seinen langjährigen Rivalen Gary Anderson deutlich 6:1. Damit steht van Gerwen zum vierten Mal im Endspiel des wichtigsten Turniers des Jahres. Van Gerwen will sich seinen dritten Titel nach 2014 und 2017 sichern. Im Finale trifft er an Neujahr (21.00 Uhr/Sport1 und DAZN) auf den Engländer Michael Smith, der zuvor Landsmann Nathan Aspinall 6:3 bezwungen hatte. Van Gerwen hat 25 von 31 bisherigen Duellen gegen Smith gewonnen. Der Sieger der 26. WM-Auflage der Professional Darts Corporation (PDC) erhält ein Preisgeld von 500 000 Pfund (etwa 555 000 Euro). "Momentan kann man schon sagen, dass wir die beiden besten Spieler der Welt sind. Wir beide haben die meisten Turnier in diesem Jahr gewonnen", sagte van Gerwen noch vor der Partie. Titelverteidiger Rob Cross (England), der bei der letzten WM im Endspiel Legende Phil Taylor in Rente geschickt hatte, war überraschend im Achtelfinale an seinem fünf Jahre jüngeren Landsmann Luke Humphries gescheitert. Auch andere Top-Favoriten waren früh aus dem Turnier ausgeschieden. Peter Wright aus Schottland patzte in seinem ersten Spiel ebenso wie der Niederländer Raymond van Barneveld und Simon Whitlock aus Australien. Auch Europameister James Wade aus England spielte im Turnier keine Rolle. | Der Weltranglistenerste lässt dem Schotten keine Chance und trifft im Endspiel auf den Engländer Michael Smith. Dann geht es um etwa 555 000 Euro Preisgeld. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/volleyball-lauter-verletzte-1.4269735 | sport | Lauter Verletzte | 00/12/2018 | Die gute Nachricht für die Bundesliga-Volleyballerinnen aus Straubing und Vilsbiburg war am Samstag, dass sie für jede Position eine Spielerin aufstellen konnten. Angesichts der derzeitigen Verletztensituation war das keine Selbstverständlichkeit. Für Vilsbiburg endeten die guten Nachrichten damit in dieser Woche allerdings auch schon. Im Verlauf des 0:3 (19:25, 20:25, 22:25) gegen Münster kamen nicht mehr allzu viele positive Erkenntnisse hinzu. Obwohl Trainer Timo Lippuner betonte, dass "unter diesen Umständen" mit sechs fehlenden Spielerinnen nicht mehr zu erwarten gewesen sei, ist Tabellenplatz acht mit lediglich zwei Zählern Abstand auf den Abstiegsrang nicht das, was er sich nach acht von 22 Spielen in der Hauptrunde vorgestellt hatte. Seine Hoffnungen ruhen auf dem Januar, wenn er fünf verletzte Spielerinnen nach und nach zurück im Training erwartet und die nachverpflichtete Außenangreiferin Channon Thompson vom Nationalteam zurückkehrt. "Wir waren auf einem guten Weg, bevor die Verletzungsmisere kam", sagte der 38-Jährige. "Und auf den müssen wir jetzt wieder zurück." | Münster ist zu stark für Vilsbiburg, Straubing feiert in Erfurt: Die Bundesligisten haben trotzdem ähnliche Voraussetzungen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-rekordbrecherin-1.4270231 | sport | Rekordbrecherin | 00/12/2018 | Es war nur angemessen, dass Mikaela Shiffrin ein unglaubliches Jahr am Zauberberg in Semmering beendete - und zwar mit einem weiteren historischen Tag ihrer schon jetzt beeindruckenden Karriere. Seit dem vergangenen Samstag ist die Amerikanerin die erfolgreichste Läuferin der Weltcup-Geschichte im Slalom, mit ihrem 36. Sieg in dieser Disziplin am Samstag hat sie ihr Vorbild Marlies Schild überholt. Wenn sie so weitermacht, wird sie bald auch den Rekord des legendären Schweden Ingemar Stenmark (40 Slalomsiege) brechen. Sie ist ja immer noch erst 23 Jahre alt. "Marlies ist mein größtes Vorbild neben Bode Miller", sagte Shiffrin nach ihrem 51. Weltcupsieg am Wochenende, "als ich jung war, wollte ich immer die beste Skifahrerin der Welt werden. Ich hatte da immer Marlies vor Augen - ich wollte immer so fahren wie sie." Später verneigte sie sich bei Twitter noch schriftlich vor der Österreicherin, die 2014 zurückgetreten war: "Marlies, ein herzliches Dankeschön dafür, dass du mich inspiriert hast. Ohne Dich wäre ich nicht da, wo ich heute bin." Shiffrin hat in diesem Kalenderjahr neun Slaloms gewonnen sowie 15 Rennen insgesamt, das ist weder Mann noch Frau zuvor gelungen. Dazu kamen Gold im olympischen Riesenslalom, Silber in der Kombination und zum zweiten Mal nacheinander der Gesamtweltcup. Die große Kristallkugel wird Shiffrin auch in diesem Winter kaum zu nehmen sein: Ins neue Jahr, das am 1. Januar in Oslo mit einem Parallelslalom beginnt, geht sie mit 466 Punkten Vorsprung auf Petra Vlhova (Slowakei), die am Samstag als Zweitplatzierte 0,29 Sekunden langsamer als Shiffrin war. Für die deutschen Läuferinnen verlief der Tag am Zauberberg wenig erfreulich. Am wenigsten für Christina Geiger. Nach dem ersten Lauf lag sie auf Rang sieben, Rang acht und damit die WM-Norm schienen möglich - doch dann schied sie im Finallauf bereits am dritten Tor aus. Beste Deutsche war Jessica Hilzinger auf Rang 23 -immerhin zwei Plätze vor der erschreckend schlechten Lena Dürr. | Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin stellt weiter munter Bestmarken auf. Ihre Serie in diesem Kalenderjahr ist zuvor weder Mann noch Frau gelungen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-in-oberstdorf-kobayashi-gewinnt-eisenbichler-starker-zweiter-1.4270650 | sport | Kobayashi gewinnt, Eisenbichler starker Zweiter | 00/12/2018 | Der deutsche Skispringer Markus Eisenbichler ist mit einem starken zweiten Platz in die 67. Vierschanzentournee gestartet. Der WM-Dritte musste sich in Oberstdorf nach Sprüngen auf 133 und 129 Meter einzig dem Topfavoriten Ryoyu Kobayashi aus Japan geschlagen geben. "Das ist großartig. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so aufgeht", sagte Eisenbichler. Rang drei ging an Doppel-Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich. Eisenbichler lag bereits nach dem ersten Durchgang auf Rang zwei. Doch schon zur Halbzeit kam er nicht am 22 Jahre alten Japaner Kobayashi vorbei, der bereits vor Beginn der Tournee als Favorit auf den Gesamtsieg gehandelt wurde. Er flog im ersten Durchgang auf 138 Meter, Eisenbichler blieb mit 133 Metern vergleichsweise deutlich dahinter - im zweiten Sprung sollten sich diese Verhältnisse aufgrund der Windbedingungen dann umkehren. Am Ende fehlen Eisenbichler umgerechnet nur 22 Zentimeter auf den Tagessieger. "Ich bleibe ganz entspannt. Ich weiß, dass ich in einer guten Form bin", sagte der von seinen Kollegen nur "Eisei" genannte Athlet. "Die vier Zehntel tun nicht so weh, weil der Markus auch das Niveau hat, woanders ein Springen zu gewinnen. Für uns ist es super. Es war ganz, ganz wichtig für ihn", lobte Bundestrainer Werner Schuster seinen Schützling. Freund und Wellinger scheiden vorzeitig aus Abseits der Top-Platzierung Eisenbichlers erlebte das deutsche Team jedoch schon im ersten Durchgang eine herbe Enttäuschung, als die früheren Tournee-Zweiten Severin Freund und Andreas Wellinger vorzeitig scheiterten und den zweiten Durchgang verpassten. Sie mussten alle Hoffnungen bei der Vierschanzentournee schon nach dem ersten Sprung begraben. "Das muss ich erst einmal sacken lassen, so etwas macht keinen Spaß", sagte ein genervter Wellinger in der mit 25 500 Zuschauern ausverkauften Arena am Schattenberg. "Das war eine ganz schlechte Leistung, schade. So einen Tag wie heute hätte ich mir nicht gewünscht", sagte Freund im Auslauf der Arena. Auch die übrigen DSV-Springer blieben hinter den Erwartungen zurück. Lokalmatador und Geheimfavorit Karl Geiger kam zwei Wochen nach seinem Sieg in Engelberg als zweitbester Deutscher auf Rang zwölf, direkt vor Stephan Leyhe. Richard Freitag, im vergangenen Jahr Zweiter in Oberstdorf, landete auf Rang 16. "Die ersten Meter fühlen sich bei mir derzeit nicht so schön an, da springe ich ins Leere. Ich habe das Gefühl, dass ich immer zu früh bin", sagte er. Enttäuschend lief das erste Springen der diesjährigen Tournee auch für Kamil Stoch aus Polen: Der Titelverteidiger wurde nach fünf Tournee-Einzelerfolgen am Stück diesmal nur Achter. Trotz seiner augenscheinlichen Dominanz der vergangenen Wochen kann sich der Sieger von Oberstdorf Kobayashi noch nicht in Sicherheit wiegen: Allzu oft stürzten die Oberstdorf-Sieger am Ende noch ab: Seit 1993 brachten nur zehn von 25 Springern ihre am Schattenberg eroberte Führung in der Gesamtwertung bis nach Bischofshofen. Der zweite Wettbewerb der Vierschanzentournee findet an Neujahr in Garmisch-Partenkirchen statt. | Der Deutsche startet mit dem besten Ergebnis seiner Karriere in die Tournee. Kobayashi untermauert mit dem Sieg in Oberstdorf seine Favoritenrolle. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-jaeger-und-gejagte-1.4269779 | muenchen | Jäger und Gejagte | 00/12/2018 | Die Zeit zwischen den Jahren ist eine seltsame Zeit. Formal gibt es sie ja gar nicht, denn was soll da schon sein zwischen dem 31. Dezember, 23:59:59 Uhr, und dem 1. Januar 0:00:00 Uhr. Nicht mal ein Wimpernschlag passt da hinein, geschweige denn das Öffnen einer Sektflasche oder das Zünden eines Böllers. Aber hier unterscheiden sich die Formalien mal wieder von der Historie. Dort könnte man jetzt zur Erklärung einen Bogen spannen vom Alten Ägypten über das Konzil von Tours bis hin zur Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. Man könnte in Länder wie England, Schweden, Schleswig oder Friesland schauen, wo von twelve nights, mellandagarna, twische de dage und twasche ujl en nai die Rede ist. Man könnte gar das Mondjahr hernehmen, das exakt elf Tage und zwölf Nächte kürzer war als das Sonnenjahr, weswegen die Zeit zwischen den Jahren ursprünglich zwölf Tage dauerte, vom 25. Dezember bis 5. Januar. Wieder andere haben das Mantra, dass die Zeit nur zwischen Weihnachten und Neujahr quasi stillsteht. Ob nun zwölf oder sieben Tage, es ist auch eine Wohlfühlzeit für Wald und Wild. Für den Wald, weil er nicht mehr fürchten muss, dass Abermillionen Nord- und Süd- und West- und Ostmanntannen aus seinem Herzen gerissen werden. Fürs Wild, weil in der Zeit zwischen den Jahren auch Jäger lieber Tee trinken. Zum Glück, kurz vor Weihnachten erreichten uns ja berührende Zahlen: Knapp 36 000 Tonnen Wildfleisch aus heimischen Wäldern haben Jäger im Jahr 2017/18 auf den Tisch gebracht, wie der Deutsche Jagdverband mitteilte. Spitzenreiter ist das Wildschwein: 19 737 Tonnen. Zweiter das Reh: 12 368 Tonnen. Dritter der Rothirsch: 2633 Tonnen. Womit man direkt bei den Alpenvolleys Haching wäre. Das sind die wilden Jäger von jenseits der großen Berge, die eine blütenweiße Weste in der Bundesliga hatten - bis sie kurz vor Weihnachten ihr erstes Spiel in Frankfurt verloren. Am Samstag haben sie wieder gewonnen, in Düren. Sie sind Tabellenführer und auf der Jagd nach dem Meistertitel. Der VfB Friedrichshafen ist ihr erster Verfolger. Er wird es schwer haben, sie noch einzuholen, zumal Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky selbst leidenschaftlicher Hobbyjäger ist. Anfang Januar reist er wieder in die slowakische Heimat, nach Male Zlievce, auf der Suche nach einem schönen Keiler oder Reh. Das verheißt nichts Gutes für 2019, weder fürs slowakische Wild noch für die Liga-Konkurrenz. | Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky ist Hobbyjäger, was dem Slowaken im Kampf um den Meistertitel gewaltig helfen dürfte. Dass er auf der Suche nach einem Keiler bald wieder in die Heimat reist, verheißt zudem nichts Gutes für die Verfolger. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/oberstdorf-vierschanzentournee-skispringen-1.4269534 | sport | Vierschanzentournee: 12 Deutsche Springer dabei | 00/12/2018 | Hoffnungsträger Karl Geiger hat die Nervenprobe souverän bestanden, Topfavorit Ryoyu Kobayashi schon die Muskeln spielen lassen: In der Qualifikation zum Auftaktwettbewerb der 67. Vierschanzentournee in Oberstdorf hielt sich Lokalmatador Geiger trotz mieser Windbedingungen schadlos und zog als einer von stolzen zwölf deutschen Springern in den Wettkampf der besten 50 am Sonntag (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) ein. Dort wird der Japaner Kobayashi der Mann sein, den es zu schlagen gilt. "Es war schon cool, hier zu springen. Aber irgendwie sind mir beim Warten ein wenig die Füße eingeschlafen. Der Sprung war nicht optimal, und dann wird es bei Rückenwind schwer. Morgen zählt es", sagte Geiger, der sich vor seinem Sprung von der Schattenbergschanze lange gedulden musste und letztlich mit 124,0 m Platz 23 belegte. Zum Vergleich: Der direkt vor Geiger gestartete Norweger Johann Andre Forfang, ebenfalls ein Kandidat auf den Gesamtsieg, vermied bei ähnlichen Bedingungen den K.o. mit 115,0 m und Platz 48 nur hauchdünn. Kobayashi sprang bei leicht besseren Bedingungen vor 15.500 Zuschauer (Qualifikations-Rekord im Weltcup) satte 138,5 m und musste sich nur dem weitengleichen Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich geschlagen geben, der sich nach dem bisherigen Saisonverlauf ein wenig unerwartet den Sieg in der Vorausscheidung und 5000 Euro Preisgeld sicherte. Bester DSV-Adler war überraschend David Siegel (Baiersbronn) als Siebter mit 138,0 m, eine Topplatzierung blieb somit für das deutsche Team am Samstag noch aus. "Das war ein guter Start in die Tournee, auch wenn der Ausreißer nach oben gefehlt hat. Ich bin zufrieden", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Olympiasieger Andreas Wellinger (Ruhpolding/130,0) hatte als Zehnter ebenfalls keine Mühe, um auf der von ihm nicht unbedingt geliebten Schanze dabeizubleiben. "Es geht in die richtige Richtung, aber nach oben reicht es noch nicht. Es fehlt nicht viel", sagte Wellinger. Eine gute Vorstellung bot Richard Freitag (Aue), der im Vorjahr als Gesamtweltcup-Führender angetreten war und die Qualifikation gewonnen hatte. Der Sachse, zuletzt von erneuten Hüftproblemen gehandicapt, flog mit 133,5 m auf Rang zwölf. "Ich war echt aufgeregt vor dem ersten Trainingssprung. Das war nicht einfach für den Kopf nach der Pause. Morgen sind die Top 6 für mich drin", sagte Freitag. Stephan Leyhe (Willingen) reichten bei schlechtem Wind 125,0 m zu Platz 17. Ex-Weltmeister Severin Freund (Rastbüchl), vor drei Jahren letzter deutscher Sieger am Schattenberg, qualifizierte sich als 24. mit 131,0 m sicher. Der WM-Dritte Markus Eisenbichler (Siegsdorf) zeigte einen mäßigen Qualifikationssprung und kam mit 127,5 m auf den 30. Platz. Prominentester Springer, der in der Qualifikation scheiterte, war Japans Oldie Noriaki Kasai (46), der nur Platz 53 belegte. Auch Sloweniens Jungstar Domen Prevc als 41. und der Pole Maciej Kot, Tournee-Vierter 2016/17, als 62. verabschiedeten sich und haben damit schon alle Chancen auf eine gute Gesamtplatzierung verspielt. Aus der nationalen Gruppe überstanden bei zum frühen Zeitpunkt guten Windbedingungen Constantin Schmid (Oberaudorf/14.), Pius Paschke (Kiefersfelden/15.), Felix Hoffmann (Goldlauter-Heidersbach/22.), Martin Hamann (Aue/34.) und Moritz Baer (Gmund-Dürnbach/36.) die Qualifikation. Lediglich Justin Lisso (Schmiedefeld/59.) schied aus. | 12 von 13 deutschen Skispringern bestehen die Qualifikation für das erste Vierschanzen-Springen erfolgreich - Tagessieger ist etwas überraschend ein Österreicher. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-und-dann-sprach-lucic-1.4269439 | sport | Und dann sprach Lucic | 00/12/2018 | Vladimir Lucic war es irgendwann zu leise, er ergriff kurz vor der Pause selbst das Wort in einer Auszeit. Der serbische Nationalspieler des FC Bayern ist der emotionale Anführer des deutschen Basketball-Meisters, er wollte mit deftigen Worten seine Mitspieler aufwecken, seltsam ermattet wirkten sie am Freitagabend gegen Buducnost Podgorica in der Euroleague und lagen mit 17 Punkten zurück, als Lucic mit seiner kurzen, aber lohnenswerten Ansprache begann. Am Ende hatte er die richtigen Worte gefunden, München gewann die Partie gegen den Tabellenvorletzten 93:88 (38:49) und schließt die Hinrunde in der höchsten europäischen Spielklasse mit 8:7 Siegen ab. Als bester Werfer kam Derrick Williams auf 21 Punkte. Für Bayern-Trainer Dejan Radonjic war es ein Duell gegen seine Vergangenheit: Der 48-jährige ist in Montenegros Hauptstadt geboren und aufgewachsen, für Podgorica hat er als Spieler und Trainer zahlreiche Titel gewonnen, bevor er sich aufmachte bei Roter Stern Belgrad den internationalen Basketball kennen zu lernen. Er hatte auch vor dem Spiel vor den drei Zugängen der Gäste gewarnt, aber er schien damit nicht bei seinen Spielern angekommen zu sein. Sie traten ziemlich zahm auf, ohne Körperspannung und Energie. Es wirkte fast so, als würden sie Podgorica unterschätzen, das bisher kein Auswärtsspiel gewinnen konnte. Dass die neuen Spieler wie Norris Cole und der hochbegabte 19 Jahre alte georgische Center Goga Bitadze das Niveau enorm anzuheben vermögen, zeigte sich schon in den ersten Minuten nach deren Einwechslung - Cole, 30, sammelte die ersten seiner 27 Punkte vor dem Ende des ersten Viertels zur 21:14-Führung. Der US-Amerikaner ist hochdekoriert, er gewann unter anderem mit den Miami Heat zweimal die NBA-Meisterschaft. Der Spielmacher ist aber kein Egozocker, sondern kann sich auch rechtzeitig vom Ball trennen und seine Mitspieler einsetzen. Mit seinen Punkten sieben und acht vergrößerte er den Vorsprung der Gäste auf 35:20 (15.). Und die Bayern? Hatten bis zur achten Minuten überhaupt nicht gefoult und erst kurz vor der Pause ihren ersten Dreier durch Derrick Williams verwandelt. Der frühere NBA-Profi monierte in der Halbzeit vor allem den fehlenden Arbeitsethos in der Verteidigung: "Wir haben in der ersten Hälfte überhaupt keine Defensive gespielt." Im dritten Viertel steigerten sich die Münchner. Ob es an Sido lag? Der deutsche Rapper performte in der Pause und musste vor allem Spielmacher Braydon Hobbs inspiriert haben. Der Amerikaner verwandelte allein vier Distanzwürfe und sorgte dafür, dass die Bayern den Abstand vor dem Schlussviertel auf fünf Punkte verringern konnten (65:70). In den letzten zehn Minuten spielte sich dann Williams in den Vordergrund, mit Dreiern, Drehungen und harter Defensive brachte er seine Mannschaft wieder in Führung, die sie nicht mehr abgeben sollten. Zeit, den Sieg genießen zu können vor dem Jahreswechsel bleibt nicht, am Sonntag (20.30 Uhr) steht bereits das Auswärtsspiel beim bayerischen Rivalen Brose Bamberg an. | Der FC Bayern besiegt Podgorica, obwohl das Team zwischenzeitlich mit 17 Punkten in Rückstand liegt. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-ab-in-den-hohen-norden-1.4268392 | muenchen | Ab in den hohen Norden | 00/12/2018 | Mit einigem Magengrummeln fliegen die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching an diesem Freitag Richtung Düren, zum letzten Bundesligaspiel des Jahres. Das hat nicht etwa mit verdorbenen Weihnachtsgänsen oder einem in die Jahre gekommenen Raclettekäse zu tun, dem Vernehmen nach sind die Volleyballprofis auch in kulinarischer Hinsicht gut durch Heiligabend und die Feiertage gekommen. Es liegt eher am 23. Dezember, jenem Tag, an dem die Alpenvolleys in Frankfurt ihr erstes Ligaspiel in dieser Saison verloren (0:3). Sie sind nun zwar immer noch Tabellenführer, aber der nur zwei Punkte zurückliegende VfB Friedrichshafen lauert in ihrem Windschatten. Und während Friedrichshafen die vermeintlich eher leichte Aufgabe in Königs Wusterhausen zu lösen hat, ist der Tabellenfünfte Düren am Samstag (19 Uhr) eine große Herausforderung für die Alpenvolleys. Zumal sie in Düren Anfang November bereits im Pokal-Achtelfinale mit 0:3 gescheitert sind. "Wir müssen das starke Service und die Angriffe unter Kontrolle bringen und noch einmal alles geben, damit wir auch weiterhin an der Tabellenspitze bleiben", sagt Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky. Düren hat sechs seiner acht Ligaspiele gewonnen und im Chilenen Sebastián Gevert nicht nur den unangefochtenen Topscorer der Liga (160 Punkte) in seinen Reihen, sondern auch die einstigen Nationalspieler Björn Andrej und Tim Broshog. Es kommt also auch auf die Defensivkünste von Alpenvolleys-Libero Florian Ringseis an, dem ein aufregender Jahreswechsel bevorsteht. Seit Mittwoch bereitet er sich mit Österreichs Nationalteam auf die EM-Qualifikation vor, er reist am Freitag von Wien aus direkt nach Düren und muss nach dem Spiel gleich wieder zurück für die Spiele gegen Albanien und Kroatien. Auch Herrschings Volleyballer ruhen nicht, sie reisen für ihr Samstagsspiel zu einem ähnlich schweren Gegner, aber noch weiter in den Norden als die Alpenvolleys - nach Lüneburg. Die Partie gegen den aktuellen Tabellendritten werde ein "schwieriges Spiel, Lüneburg ist für mich schon vor der Saison ein Geheimfavorit gewesen", sagt Herrschings Trainer Max Hauser: "Mit ein bisschen Glück und einem guten Aufschlag haben wir aber schon auch eine Chance." | Die Hachinger Alpenvolleys und der TSV Herrsching stehen zum Jahresende in der ersten Liga vor schweren Auswärtsaufgaben. Die einen müssen nach Düren, die anderen nach Lüneburg reisen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-favoriten-oberstdorf-skispringen-1.4268073 | sport | Die vier Favoriten der Vierschanzentournee | 00/12/2018 | Favorit 1: Ryoyu Kobayashi Dieser Ablauf hat sich eingeprägt: Ryoyu Kobayashi sitzt als Letzter auf dem Startbalken, justiert die Brille, fährt an, hebt ab und fliegt über die Schanze, bis die grüne Linie der Bestweite unter ihm auftaucht. Nun warten alle darauf, dass der Japaner mal etwas Schwäche zeigt, doch sogleich folgt der Moment, in dem klar wird, dass daraus wieder nichts wird: Denn Kobayashi ist schon drüber über der grünen Linie, sogar noch ein paar Meter weiter, und gewinnt. 22 Jahre ist er alt und sehr begabt, und momentan ist sein besonders weiter Flug bis in den weißen Bereich des Auslaufs das Bild der Saison. Vier Mal ist es ihm gelungen, als Bester des ersten Durchgangs und somit letzter Starter im zweiten alle anderen zu distanzieren. Zwei Mal erreichte er noch das Podest, nur neulich in Engelberg hatte er einen schlechten Tag, kam aber auch noch auf Platz sieben. Das alles deutet darauf hin, dass Kobayashi die 67. Vierschanzentournee gewinnen wird, womöglich mit großem Abstand. Im Gesamtweltcup hat er ja auch schon 556 Punkte, der Nächstbeste 111 weniger. Im vergangenen Winter war der jüngere Bruder von Junshiro Kobayashi, 27, noch nicht sonderlich aufgefallen, Platz 24 der Saisonwertung liegt in der Grauzone. Diejenigen aber, die Woche für Woche auf den Trainergerüsten des Weltcups stehen und einen Sprung nach dem anderen vor Augen haben, die erkannten Kobayashis Entwicklung schon früher. Auszusetzen gab es an seinen Vorführungen aus technischer Sicht nichts, "er macht automatisch viele Dinge richtig", sagt Stefan Horngacher, der Coach der Polen. Der Rest der Weltcup-Springer hat allerdings noch Grund zur Hoffnung. Denn der Drüberflieger aus der Provinz Iwate mag viele Dinge richtig machen, aber nicht alle. Seine Haltung in der Luft ist manchmal unsicher, und um zum Beispiel auf Rückenwind zu reagieren, fehlt ihm noch die Erfahrung. Die Tournee 2019 hat außerdem vier unterschiedliche und teils unangenehme Schanzen, für eine Umstellung ist kaum Zeit. Denn in diesem Jahr ist das Programm sehr straff, zwischen den acht Sprungtagen liegt am kommenden Mittwoch nur ein Ruhetag. | Ein junger Japaner, ein unbekannter Pole, ein sehr bekannter Pole und ein ruhiger Deutscher: Diese vier Springer stehen vor dem Wettkampf in Oberstdorf im Fokus. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-erbitterter-kampf-1.4267527 | sport | "FC Bayern - ""Erbitterter Kampf""" | 00/12/2018 | Mit dem Schwung der versöhnlichen Vorweihnachtssiege des FC Bayern will Niko Kovac ins neue Jahr starten. Nach seinen komplizierten ersten Monaten in München zeigt sich der Trainer angriffslustig, dem Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund kündigt Kovac einen "erbitterten Kampf" um die Meisterschaft an. Er habe "das Gefühl, dass wir wieder der FC Bayern vom Saisonstart sind, dass wir unsere Leichtigkeit und das Selbstbewusstsein zurückgeholt haben - und dass die Jungs heiß sind, in der Rückrunde alles aus sich rauszuholen", sagte Kovac auf der Internetseite des Serienmeisters. Der Abstand zu Dortmund beträgt sechs Punkte, doch mit Siegen gegen Bremen, Nürnberg, Hannover, Leipzig und Frankfurt sind die Bayern in der Adventszeit zumindest wieder auf Platz zwei vorgerückt. Nach glänzendem Start waren Kovac und das Team zuvor arg ins Straucheln geraten: "Vielleicht haben wir uns zu sehr von dem beeinflussen lassen, was uns suggeriert wurde: dass wir unschlagbar seien, dass wir wieder mit großem Abstand Meister werden. Das schleicht sich ins Bewusstsein ein - und dann reicht es in der Summe nicht mehr", sagte Kovac nun. Zur Stabilisierung, lobte der Trainer sich selbst, habe seine taktische Umstellung mit einem gestärkten Mittelfeldzentrum beigetragen: "Es war ein sehr wichtiger Punkt, dass wir uns entschieden haben, dass wir die Mitte unbedingt schließen müssen", denn so habe man auch "unsere starken Außenspieler besser ins Spiel gebracht". Auf den Außenpositionen wird es allerdings im Sommer personelle Wechsel bei den Bayern geben. Nach Arjen Robben hat auch Verteidiger Rafinha, 33, seinen Abschied angekündigt: "Mein Zyklus bei Bayern geht dem Ende entgegen. In den nächsten sechs Monaten können viele Dinge passieren, aber ich denke, es ist mein letztes Jahr", teilte der Brasilianer mit, der seit 2011 in München spielt. Auch Franck Ribéry könnte am Saisonende gehen. Doch der Franzose, dessen Vertrag ausläuft, will offenbar um einen Verbleib bei den Bayern kämpfen - vielleicht sogar erbittert. | Bayern-Coach Niko Kovac sieht seine Mannschaft wieder erstarkt und will Herbstmeister Borussia Dortmund in der Rückrunde attackieren - unterdessen kündigt Rafinha seinen Abschied nach der laufenden Saison an. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/koulibaly-rassismus-neapel-italien-inter-serie-a-ancelotti-1.4266785 | sport | Ancelotti reagiert auf Rassismus in der Serie A | 00/12/2018 | Fußballprofi Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel hat nach seinem Platzverweis bei der Auswärtsniederlage gegen Inter Mailand anhaltende rassistische Beleidigungen durch das Publikum beklagt. "Ich entschuldige mich für die Niederlage und vor allem dafür, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe", twitterte der Verteidiger nach der 0:1-Niederlage am Mittwochabend. "Aber ich bin stolz auf meine Hautfarbe, darauf, dass ich ein Senegalese bin, ein Franzose, Napolitaner: ein Mensch." Neapels Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich ebenfalls höchst verärgert. Aus seiner Sicht hätten die Beleidigungen schließlich dazu geführt, dass Koulibaly in der 81. Minute vom Platz gestellt wurde. Er hatte nach einer gelben Karte dem Schiedsrichter applaudiert. "Koulibaly war einfach gereizt", sagte Ancelotti. Mi dispiace la sconfitta e sopratutto avere lasciato i miei fratelli! Però sono orgoglioso del colore della mia pelle. Di essere francese, senegalese, napoletano: uomo. ⚽ #InterNapoli 1-0 🇸🇳 #KK26 #famiglia 💙 #ForzaNapoliSempre 💪🏿 #DifendoLaCittà pic.twitter.com/f9q0KYggcw — Koulibaly Kalidou (@kkoulibaly26) 26. Dezember 2018 Der frühere Bayern-Coach erklärte, er habe die Unparteiischen während des Spiels mehrmals aufgefordert, die Partie wegen der Beleidigungen zu unterbrechen. "Es gab zwar einige Durchsagen, aber das war nicht genug, sie (die Fans) haben einfach weitergemacht", sagte Ancelotti nach dem Spiel. "Das nächste Mal hören wir einfach auf zu spielen, auch wenn wir dadurch verlieren." Inter Mailand hatte das Verfolgerduell mit 1:0 (0:0) gegen den SSC Neapel gewonnen. Joker Lautaro Martinez gelang der Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+1). Der Rückstand des Tabellenzweiten Neapel auf Spitzenreiter Juventus Turin beträgt nun schon neun Punkte, Inter liegt auf Rang drei 14 Zähler hinter dem Rekordmeister. Ein Inter-Anhänger ist nach dem Spiel bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der 35-Jährige wurde in der Nähe des Giuseppe-Meazza-Stadions von einem Van überfahren und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen, wie die Polizei am Donnerstag bekannt gab. Am Steuer des Unfallwagens habe ein Gästefan gesessen, teilten die Behörden mit, die nun weiter ermitteln. Bei Zusammenstößen rivalisierender Fans im Anschluss an die Partie waren vier Neapel-Anhänger durch Messerstiche verletzt worden. In die Krawalle, die rund um das Stadion San Siro ausbrachen, waren nach Medienberichten circa 50 Fans verwickelt. Die Polizei musste eingreifen, um eine Eskalation zu verhindern. | Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel muss sich in Mailand beim Spiel gegen Inter offenbar Affenlaute von den Tribünen anhören. Nach dem Spiel kommt ein Fan von Inter Mailand ums Leben. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-rafinha-kuendigt-bayern-abschied-an-1.4266765 | sport | Fußball - Rafinha kündigt Bayern-Abschied an | 00/12/2018 | Fußball, FC Bayern: Auf Heimaturlaub in Brasilien hat Bayerns langjähriger Rechtsverteidiger Rafinha einen Abschied aus München und der Fußball-Bundesliga im Sommer konkretisiert. "Mein Zyklus bei den Bayern geht dem Ende entgegen. Es gibt viele Dinge, die in den kommenden sechs Monaten passieren können, aber ich denke, es ist mein letztes Jahr", verkündete der 33-Jährige, dessen Vertrag beim Meister Ende Juni ausläuft, am Rande eines Prominentenspiels in Uberlandia gegenüber SporTV. Eine Rückkehr nach Brasilien ist für Rafinha, der seit Juli 2011 an der Isar spielt, "eine Möglichkeit", aber es habe "aus Respekt vor den Bayern" noch keine Gespräche gegeben. Der dreimalige Selecao-Spieler versprach, "die letzten sechs Monate auszukosten". Laut kicker gibt es offenbar auch Interesse aus China an dem Brasilianer. Nach seinem Profidebüt bei Coritiba FC spielt Rafinha, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, seit 2005 mit Ausnahme der Spielzeit 2010/11 (FC Genua/Italien) in der Bundesliga. Dort bestritt er 153 Spiele (7 Tore) für Schalke 04 und bislang 172 Partien (5 Tore) für Bayern München. Mit den Münchnern wurde er sechsmal Meister, dreimal Pokalsieger, gewann 2013 die Champions League und die Klub-WM. Basketball, NBA: Basketballer Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben ihre Niederlagenserie in der nordamerikanischen NBA nach sechs Pleiten in Folge gestoppt. Die Texaner konnten sich am Mittwoch (Ortszeit) vor heimischer Kulisse mit 122:119 (67:64) gegen die New Orleans Pelicans durchsetzen. Der 40-jährige Nowitzki erzielte sieben Punkte in knapp zwölf Minuten auf dem Parkett. Landsmann Maxi Kleber, der in der Anfangsformation der Mavs stand, steuerte zehn Punkte zum Heimsieg bei. Nachwuchstalent Luka Doncic war mit 21 Punkten und zehn Assists Dallas erfolgreichster Werfer. Bei den Gästen überzeugte Centerspieler Anthony Davis (32 Punkte/18 Rebounds). Mit 16 Siegen und 17 Niederlagen liegen die Mavericks aktuell auf dem vierten Tabellenplatz der Southwest Division. Tennis: Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev (21) hat die Einführung des Tiebreaks im Entscheidungssatz bei den Australian Open kritisiert. "Ich mag die Änderung nicht so sehr, weil ich denke, dass es etwas Besonderes ist, wenn es im fünften Satz zum Beispiel 12:10 ausgeht", sagte der Weltranglistenvierte der Zeitung The Australian am Rande der Vorbereitung für den Hopman Cup in Perth, den er ab Sonntag an der Seite von Wimbledonsiegerin Angelique Kerber bestreiten wird. Ab 2019 wird beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres im fünften Durchgang des Herreneinzels als auch im dritten Satz der Damenkonkurrenz ein Tiebreak bis mindestens zehn Punkte ausgespielt. Bislang musste der Gewinner zwei Spiele Vorsprung haben. "Ich habe diese Situationen und Spiele wirklich genossen, auch wenn sie körperlich hart sind", sagte Zverev weiter: "Dafür spielen wir, und jetzt hat jedes Grand-Slam-Turnier außer Roland Garros einen Tiebreak, wovon ich kein Fan bin." In Wimbledon wird es ab 2019 bei 12:12 im letzten Durchgang einen Tiebreak bis sieben Punkte geben, der bei den US Open in New York bereits seit Jahren beim Stand von 6:6 ausgespielt wird. Nur bei den French Open in Paris wird der Entscheidungssatz noch ohne Tiebreak ausgespielt. | Der 33-jährige Brasilianer denkt, dass er im kommenden Juni in München aufhören wird. Dirk Nowitzki und Dalls beenden ihre Niederlagenserie. Alexander Zverev kritisiert die neuen Tie-Break-Regeln der Australian Open. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-glueckwuensche-nach-speyer-1.4266325 | sport | Kommentar - Glückwünsche nach Speyer | 00/12/2018 | Russland will jetzt doch Doping-Kontrolleure arbeiten lassen Russlands Sportminister Pawel Kolobkow erlaubt internationalen Doping-Kontrolleuren, Daten mit Proben von Sportlern zu kopieren und auszuwerten. "Russland ist bereit, Kopien der Datenbank zur Verfügung zu stellen, aber in Übereinstimmung mit dem russischen Gesetz", sagte er: "Es muss aber noch über technische Details und die Verwendung bestimmter Ausrüstung diskutiert werden." Experten der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) waren am Freitag mit leeren Händen aus Moskau abgereist. In einer Mitteilung danach hieß es, die russischen Behörden hätten überraschend gefordert, dass die Wada ihre Ausrüstung "nach russischem Recht zertifizieren" müsse. "Wir arbeiten jetzt mit der Wada zusammen. Ich bin mir sicher, dass wir eine gemeinsame Sprache finden und Entscheidungen treffen werden, die der russischen Gesetzgebung entsprechen und die die Wada zufriedenstellen", sagte der Minister. Hintergrund sind Auflagen für eine dauerhafte Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada). So muss Russland bis zum Jahresende Kontrolleuren den Zugang zum Moskauer Analyselabor und den dortigen Doping-Daten und -Proben gewähren. Anderenfalls wird die Entscheidung vom Herbst, die Rusada zuzulassen, wieder aufgehoben. dpa | Sechseinhalb Jahre alter Urin soll helfen, die Westen reinzuwaschen: Erneut bringen Nachkontrollen von London 2012 positive Proben. Es empfiehlt sich, Medaillenspiegel nur noch mit einigen Jahren Abstand zu studieren. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-aufschub-fuer-stefan-luitz-1.4266345 | sport | Aufschub für Stefan Luitz | 00/12/2018 | Skirennläufer Stefan Luitz muss die Entscheidung über ein Vorgehen gegen seine angekündigte Disqualifikation erst bis zum Freitag treffen. Der Ski-Weltverband FIS habe dem Antrag auf eine Fristverlängerung für die Stellungnahme um zwei Tage stattgegeben, bestätigte der Deutsche Skiverband (DSV). Der Aufschub sei gewährt worden, weil Luitz vor den Weihnachsfeiertagen fünf Rennen in sieben Tagen zu absolvieren hatte, ohne sich derweil mit dem Thema auseinandersetzen zu können. Luitz hatte bei seinem ersten Weltcupsieg am 2. Dezember in Beaver Creek/USA durch die Nutzung von Sauerstoff an der Rennstrecke gegen das Anti-Doping-Reglement der FIS verstoßen. Auf Anraten ihres Anti-Doping-Panels kündigte die FIS an, Luitz rückwirkend zu disqualifizieren. Luitz und der DSV können die Aberkennung des Sieges akzeptieren oder auf eine Anhörung bestehen und damit ein weiteres, wohl langwieriges Verfahren in Gang setzen. Der Verband hat den Verstoß eingeräumt und betont, er sei sich des Verbots von Sauerstoff durch die FIS an einer Rennstrecke nicht bewusst gewesen. Eine Nutzung im Training verbietet die FIS nicht. | Bis Freitag hat der Rennläufer nun Zeit, auf die angekündigte Aberkennung seines Sieges zu reagieren. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/schuerrle-fulham-premier-league-boxing-day-1.4266332 | sport | "André Schürrle in Fulham - ""Wir sind auf der Suche nach dem notwendigen Teamgeist""" | 00/12/2018 | Englischen Fußballklubs, die bei der Trainersuche zu träumen anfangen, kommt als erstes Claudio Ranieri in den Sinn. Seit seinem Meistertitel 2016 mit Leicester City, bei dem Ranieri gegen eine 5000:1-Wettquote der Buchmacher triumphierte, umgibt den Italiener auf der Insel die Aura eines Wunder-Trainers. Mit diesem Titel-Coup für die Ewigkeit hätte sich Ranieri vor zweieinhalb Jahren aus der Fußballwelt verabschieden können. Aber er konnte der Anziehungskraft nicht widerstehen, nach einem erfolglosen Intermezzo in der Vorsaison in Nantes in dieser verlockenden Branche weiter mitwirken zu dürfen. Während seiner 32 Trainerjahre - mit Jobs in fünf Ländern - hat ihn die Premier League als Tüftler, Witzbold und Gutmensch kennengelernt. Jetzt, mit 67 im Spätherbst seiner Karriere, ist er als Krisenmanager beim FC Fulham in Aktion. Im Gegensatz zu Leicester, wo es mehr oder weniger genügte, die Spieler in einem funktionierenden Team einfach machen zu lassen, muss Ranieri in Fulham richtig Hand anlegen. Nach nur einem Sieg in zwölf Ligaspielen mit mieser Tordifferenz überkam den Aufsteiger aus London im November die Angst vor dem Wiederabstieg. Mit dem Schachzug, nach der ersten Trainerentlassung der Saison in England den Aufstiegscoach Slavisa Jokanovic durch den Weltmann Ranieri zu ersetzen, fiel Fulham in ein bekanntes Muster zurück. Als die Londoner in ihrer Abstiegssaison 2013/ 2014 schon mal auf dem letzten Tabellenplatz angelangt waren, heuerte der Verein um Eigentümer Shahid Khan den Trainer Felix Magath an, der den Ruf hatte, ein erfahrener, erfolgreicher Abstiegsbekämpfer zu sein. Statt des erhofften Ligaerhalts fuhr Magath jedoch als erster deutscher Chefcoach in der Premier League den Verein vollends in den Keller. Bei Fulham liegt in solchen Fällen die Überlegung zugrunde, dass mit weit gereisten Trainer-Routiniers schon nichts schiefgehen könne. Als "risikofreie Lösung" bezeichnete Khan - ein pakistanischer Unternehmer, der den Verein von den USA aus nach Gutsherrenart führt - dann auch die Verpflichtung von Ranieri. Der hatte sich einst schon mal einen Job bei Juventus Turin verdient, weil er den kleinen AC Parma vor dem Abstieg bewahrt hatte. Bei seiner Vorstellung in Fulham bot Ranieri, der beim Essen selbst ein Feinschmecker ist, seinem neuen Team als Motivations-Prämie fürs erste Saisonspiel ohne Gegentor einen Besuch im Fast-Food-Restaurant an. Auf dem Trainingsplatz hingegen geht er seinen Spielern ganz schön auf die Nerven - mit seinen übergenauen, typisch italienischen Vorstellungen, wie eine Verteidigung auszusehen hat. Die sechswöchige Defensiv-Kur, die Ranieri dem Team in Fulham seit seinem Amtsantritt verordnet hat, zeigte zuletzt beim 0:0 in Newcastle zum ersten Mal Wirkung. Entgegen der von ihm bevorzugten Ausrichtung mit je einer Viererreihe in der Abwehr und im Mittelfeld, ließ Ranieri ganz hinten mit einer Fünferabwehr sowie mit vier weitere Spielern davor zur Absicherung spielen. Als einziger Angreifer blieb der Serbe Aleksandar Mitrovic übrig. | Der deutsche Stürmer steckt mit seinem Klub im harten englischen Abstiegskampf fest. Die Ideen des neuen Trainers Claudio Ranieri gehen auch zu seinen Lasten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sport-jahresrueckblick-momente-1.4253436 | sport | Sport-Jahresrückblick der SZ | 00/12/2018 | Thomas Dreßen bezwingt die Streif Im Augenblick seines größten Triumphes wähnt sich Thomas Dreßen in einem Streich von "Verstehen Sie Spaß". Als der deutsche Skirennläufer am 20. Januar 2018 im Ziel von Kitzbühel abschwingt und die Nummer eins hinter seinem Namen sieht, kann er nicht glauben, was ihm gerade widerfahren ist. Der erste Abfahrts-Sieg im Weltcup? Auf der Streif? "Ich dachte", erzählte Dreßen später, "die wollen mich verarschen." Es war dann doch kein Witz, und auch Moderator Guido Cantz tauchte nicht auf. Dreßens Sieg war echt, kein Fake. "Kitschiger geht's eigentlich nimmer", sagte er selbst. Der Mann vom SC Mittenwald hatte auf wundersame Weise das berühmteste Skirennen der Welt gewonnen. Als erster Deutscher seit 1979. Vielleicht ist es ganz gut, dass es Dreßen getroffen hat, diesen kernigen Oberbayer, der sich und den Skizirkus nicht allzu wichtig nimmt. Er hat früh lernen müssen, dass das Leben wirkliche Tragödien bereithält, die den Sieg oder die Niederlage im Sport so klein und nichtig erscheinen lassen. Sein Vater kam 2005 bei einem Seilbahnunglück in Sölden ums Leben. In Kitzbühel trägt nun eine Gondel seinen Namen, jeder Gewinner des Hahnenkammrennens erhält so eine Ehrung zur Belohnung. Dreßen wird im Januar aber nicht auf sie warten können, wenn die nächste Abfahrt dort ansteht, er ist verletzt, ein Kreuzbandriss zwingt ihn zu einer Pause. Glück und Trauer liegen eben eng beisammen, das weiß niemand besser als Thomas Dreßen. Matthias Schmid | Arthur Abeles Tränen, Kristina Vogels kämpferischer Auftritt und Uli Hoeneß, als ihn die Kritik trifft: Diese Momente haben das Sport-Jahr 2018 geprägt. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/eishockey-inkonsequent-bei-den-pinguinen-1.4264663 | muenchen | Inkonsequent bei den Pinguinen | 00/12/2018 | Der EHC Red Bull München hat sich selbst etwas unter den Weihnachtsbaum gelegt, auf das er gerne verzichtet hätte: ein Päckchen mit zwei Niederlagen. Auf die 1:3-Heimpleite am Freitag gegen Tabellenführer Mannheim folgte am Sonntagnachmittag ein 3:4 nach Verlängerung (1:2, 0:1, 2:0) bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven. Durch die dritte Niederlage in den vergangenen vier Spielen ist die Tabellenspitze für den Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erst einmal in weite Ferne gerückt. "Das war nicht unser bestes Spiel", sagte Nationalspieler Yasin Ehliz, "uns fehlt es ein bisschen an der Konsequenz vorne." Die Münchner hatten die vorweihnachtliche Reise nach Bremerhaven vorgewarnt angetreten. Nicht nur, weil sie schon die ersten beiden Saisonduelle gegen die Pinguins verloren hatten, sondern auch, weil die Norddeutschen die punktbeste Mannschaft der vorangegangenen zehn DEL-Spieltage waren. "Bremerhaven hat eine gute Mischung aus Spielern, die in Nordamerika Erfahrungen gesammelt haben", sagte EHC-Trainer Don Jackson. "Sie sind immer bereit für uns und immer gefährlich." Der Meister scheitert in Serie am gegnerischen Torwart Gegen die mit nur drei Angriffsreihen antretenden Bremerhavener erwischte der EHC dennoch einen starken Start: Verteidiger Keith Aulie schob die Scheibe aus kurzer Distanz zum 1:0 ins Tor (2.). Die Führung hielt aber nicht lange, da die Pinguins auch ihre erste Chance nutzten: Fedor Kolupaylos Schlagschuss rutschte Kevin Reich durch die Beine (5.). Reich spielte wie schon in den letzten 32 Minuten gegen Mannheim für Nationaltorhüter Danny aus den Birken, der krankheitsbedingt nicht nach Bremerhaven gereist war. Zwei Minuten später hätten die Pinguins nachlegen können, doch Reich vereitelte einen Alleingang ihres Topscorers Mark Zengerle. Die Münchner hatten immer wieder Chancen, scheiterten dabei aber an Fischtown-Torhüter Tomas Pöpperle. Fünf Sekunden vor Ende des Startdrittels übersahen sie allerdings Rylan Schwartz, der direkt vor Reich völlig freistehend das 2:1 für Bremerhaven erzielte. "Wir hatten einige Chancen, so müssen wir weitermachen", sagte Münchens zum Stürmer umfunktionierter Verteidiger Ryan Button nach den ersten 20 Minuten. Doch Bremerhaven schoss die Tore: Chad Nehring fälschte die Scheibe in Überzahl unhaltbar zum 3:1 ab (23.). Zwei weitere Strafzeiten verhinderten, dass der Meister Schwung aufnehmen konnte - erst gegen Ende des Mitteldrittels drängte er auf das 2:3, doch Kapitän Michael Wolf scheiterte in Überzahl zweimal an Pöpperle, und Cory Quirk kratzte die Scheibe nach einem Frank-Mauer-Schuss von der Torlinie (jeweils 39.). "Wir spielen simpel und arbeiten hart", fasste Bremerhavens Patrick Joseph Alber das Erfolgsrezept der Pinguine zusammen. Im Schlussdrittel ließen die Münchner eine 69-sekündige Fünf-gegen-Drei-Überzahlsituation ungenutzt, doch innerhalb von 44 Sekunden glichen sie spät aus: Erst verkürzte Daryl Boyle auf 2:3, dann erzielte Trevor Parkes ebenfalls aus kurzer Distanz das 3:3 (57.). Doch Schwartz schnürte in der zweiten Minute der Verlängerung das unangenehme Weihnachtspäckchen für den EHC, der bereits am 26. Dezember in Ingolstadt antritt. | Der EHC Red Bull München verliert nach seiner Heimpleite gegen Tabellenführer Mannheim nun auch noch in Bremerhaven gegen die Fischtown Pinguins. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-notfalls-unpopulaer-1.4264646 | sport | FC Ingolstadt - Notfalls unpopulär | 00/12/2018 | Marcel Gaus sah den Ball an sich vorbeirollen, der Ingolstädter Linksverteidiger grätschte also noch flugs nach dem Querpass in seinem Strafraum. Er kam aber nicht hin. Und weil er nun erst einmal aufstehen musste, verlor er gleich den Zweikampf mit dem Regensburger Angreifer Hamadi Al Ghaddioui. Der schoss den Ball ins FCI-Tor. "Hamadi wer?", fragten sich wohl noch einige Ingolstädter im Stadion, als ihnen der Stadionsprecher den Schützen des Siegtreffers vorlas. Al Ghaddioui. Ein Stürmer, der vom Drittligisten Lotte nach Regensburg kam und der gerade in der zweiten Liga ankommt, weil er sich "an die Intensität dort gewöhnt hat", wie sein Trainer Achim Beierlorzer sagt. Die zwei Top-Torschützen Marco Grüttner und Sargis Adamyan fehlten dem SSV Jahn Regensburg ja im Derby beim FC Ingolstadt. Doch dann traf beim 2:1 (1:1) am Samstag eben der 1, 90-Meter-Mann Al Ghaddioui zweimal, der wegen seiner roten Handschuhe, der Wendigkeit trotz seiner Größe und der Abschlussstärke so ein bisschen an den früheren Bayern-Stürmer Luca Toni erinnerte. Al Ghaddioui ist mitverantwortlich dafür, dass sein Verein mit 26 Punkten so gut wie nie dasteht nach 18 Spielen in der zweiten Liga - und er hat die Krise des FCI vergrößert. "Das Weihnachtsfest ist für uns alle am Arsch", sagte Gaus. Die Ingolstädter bleiben Tabellenletzter - mit nur zehn Zählern. "Vielleicht verstehen wir den Abstiegskampf nicht", sagte Almog Cohen. Seine Aussage lässt tief blicken, befindet sich sein Klub doch seit Monaten am Tabellenende. Daher überrascht es nicht, dass Trainer Jens Keller, der nach zwei Remis zum Einstand erneut nicht gewinnen konnte, nach seiner Analyse direkt an Winter-Transfers dachte: "Wir brauchen noch den einen oder anderen Charakter, der das Heft in die Hand nimmt." Den Spielern, die er schon hat, übermittelte er: "Wenn einer nicht richtig mitzieht, kriegt er das zu spüren." Die Rückendeckung dafür bekam er von Geschäftsführer Harald Gärtner. "Wir werden sehr kritisch prüfen, wer den Weg mit uns mitgeht. Dabei werden wir vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückschrecken, denn es geht um den Verein." Eine stade Zeit erwartet der FCI über die Feiertage also nicht. Angreifer Simon Hedlund von Union Berlin soll zu den Umworbenen gehören. "Das ist ein sehr interessanter Spieler", sagt Gärtner. Er weiß: Er ist mit seiner Zusammenstellung des Kaders, der sich nach dem Umbruch im Sommer nicht zum Team entwickelt hat, verantwortlich für die miserable Lage beim FCI. | Die 1:2-Niederlage der Ingolstädter gegen Regensburg vergrößert die Sorgen des Fußball-Zweitligisten. Nun kündigt der neue Trainer Jens Keller scharfe Maßnahmen an - und hofft auf Verstärkung. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/trainer-der-hinrunde-laufen-koennen-wir-immer-1.4265221 | sport | "Trainer der Hinrunde - ""Laufen können wir immer""" | 00/12/2018 | Christian Streich sah sehr müde aus, als er erklärte, dass seine Elf "müde, müde" sei. Nicht gut gespielt hätten seine Freiburger deshalb in Nürnberg, nicht einmal so gut wie der Tabellenletzte, der ihm deshalb "fast ein bisschen leid" tat: "Wir waren heute nicht die Besseren." Das stimmt, trotzdem haben sie ihr letztes Vorrundenspiel mit 1:0 gewinnen können. Wie es auch stimmt, dass diese Freiburger Mannschaft ihre 21 Punkte nicht gestohlen hat. Gegen Hoffenheim, Frankfurt, Bremen spielte sie bärenstark, holte aber nur einen Punkt. Zuletzt, gegen Düsseldorf, Hannover, Nürnberg spielte sie schwach, sammelte trotzdem derer vier - per Saldo gleicht sich da einiges aus. Wobei das mit dem Schwach-Spielen so eine Sache ist. Spielerisch ging wenig gegen das Trio aus dem Tabellenkeller, aber gerannt sind sie halt doch wie die Berserker. Sechs Kilometer mehr als Hannover, zwei mehr als Nürnberg. Nicht blind, sondern so, dass der Gegner kaum Räume bekommt. "Selbst wenn der Kopf leer ist, laufen können wir immer", sagt Streich. Dabei schätzt er destruktiven Fußball nicht sonderlich. Streich mag es, wenn die Jungs "kicken", also den zweiten Teil beim Fußball-Spielen erfüllen. Doch wenn das nicht geht, weil zu viele Spieler verletzt sind oder auf dem Zahnfleisch gehen, muss ein Trainer umschalten können. Streich kann das. Und er ist pragmatisch genug, auch Kampfspiele so minutiös vorzubereiten wie die berauschten Auftritte gegen Leipzig (3:0) oder Gladbach (3:1). Man kann diese Trainerleistung eigentlich nicht genug würdigen, schon gar nicht, wenn man sich seinen Kader anschaut, der ja vor jeder Saison aufs Neue zerrupft und gefleddert wird. In diesem Sommer wechselte Caglar Söyüncü für circa zwanzig Millionen Euro zu Leicester City nach England; im Sommer zuvor gingen die Stammkräfte Maximilian Philipp (Dortmund) und Vincenzo Grifo (damals Gladbach, jetzt Hoffenheim) für hohe Summen. Wenn sie in Freiburg nur immer einen Teil davon - für fünf Millionen kam Stürmer Luca Waldschmidt vom Hamburger SV - reinvestiert haben, dann hoffen sie auf den bekannten Effekt: Dass ihr Trainer es schaffen werde, den nächsten Spieler zu entwickeln, der zweistellige Millionenbeträge einbringen kann. Finanziell ungleich besser gestellte Vereine wie Hannover, Schalke, Stuttgart liegen in dieser Winterpause mal wieder hinter dem Sportclub, der vergangene Saison Köln, Wolfsburg und den HSV hinter sich lassen konnte. Dass der dienstälteste Bundesliga-Trainer (seit 2011 im Amt) ein bisschen was draufhat, hat sich herumgesprochen. Doch trotz einiger nicht uninteressanter Anfragen ist Streich immer noch bei dem Klub beschäftigt, bei dem er nach seinem Lehramtsstudium anheuerte. Weil es ihm Spaß macht, dafür zu sorgen, dass aus einem nicht ganz so talentierten Zwölfjährigen wie Christian Günter mit harter Arbeit einer der besten Linksverteidiger der Liga wird. Und weil ihn genau das antreibt, was er jüngst erzählt hat. Dass er es nach wie vor als sehr befriedigend empfindet, dafür zu sorgen, dass der SC Freiburg zu den besten 18 Teams des Landes zählt. | Christian Streich überwintert mit dem SC Freiburg auf Rang elf und damit oberhalb von vielen Bessergestellten. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-letzte-chance-gegen-den-truebsinn-1.4265167 | muenchen | Letzte Chance gegen den Trübsinn | 00/12/2018 | Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Es ist Heiligabend, ein paar Stündchen sollten die Geschäfte noch geöffnet haben - für Spätentschlossene. Damit ist es die allerletzte Gelegenheit, aus journalistischer Fürsorgepflicht heraus noch ein bisschen Einfluss zu nehmen auf all das süße Beiwerk, das in wenigen Stunden wieder neben großen und kleinen Geschenken unter den Christbäumen liegen wird - oder eben nicht. Letzteres (wegen der gebotenen Eile muss man es leider knallhart und ohne Umschweife sagen) wäre ein Fehler. Wer seiner Figur, seiner Gesundheit oder Fitness zuliebe in diesem Jahr darauf verzichtet hat, kiloweise Schokolade unter den Baum zu schaufeln, unterliegt einem Irrglauben. Denn diese rangiert im Reigen der gesündesten Lebensmittel neuerdings offenbar irgendwo zwischen Rotbarsch, Chia-Samen und Kürbiskernen. Mindestens. Behauptet nicht etwa eine von der Süßigkeitenindustrie freundlich unterstützte Studie, sondern die Kaufmännische Krankenkasse. Deren Pressemitteilung vom 6. Dezember hätten wir um ein Haar ausgerechnet den sportlichsten unserer Leser vorenthalten. Puh! Hier die Zusammenfassung: Forscher aus Halle (von dort kommen die Hallorenkugeln) haben entdeckt, dass Schokolade "hohe Mengen des lebenswichtigen Vitamins D" enthält, "wichtig für die Knochengesundheit". (Um den Tagesbedarf nur durch Schokolade zu decken, wären allerdings fünf Tafeln nötig, was angesichts von Zucker- und Fettgehalt wohl doch "nicht ratsam" wäre - aber das nur am Rande). Zudem könne Bitterschokolade "zellschädigende freie Radikale bekämpfen, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren und den Blutdruck senken". Und das Allerbeste: Ihr Genuss kann "gerade in der dunklen Jahreszeit" Trübsinn vertreiben, dank stimmungsaufhellender Inhaltsstoffe. Wer also noch Geschenke sucht für Fußballer in Heimstetten, Pipinsried, Ismaning, Unterföhring, Oberweikertshofen oder Neuried, für Volleyballerinnen in Planegg, Handballerinnen in Gräfelfing, für Judofans des TSV Großhadern oder andere von Trübsal Geplagte, gerade in dunklen Zeiten: Auf, auf, die Zeit drängt. Am besten eine Schubkarre mitnehmen. Und genügend Vorräte anlegen. Die Trainingslager werden lang sein. | Neueste Forschungen zeigen: Wer Schokolade isst, lebt gesünder. Noch auf der Suche nach Geschenken? Nur zu! |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leverkusen-herrlich-bosz-1.4264373 | sport | Bayer Leverkusen trennt sich von Herrlich, Bosz kommt | 00/12/2018 | Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat sich nach dem enttäuschenden Verlauf der Hinrunde von Trainer Heiko Herrlich getrennt. Das bestätigten die Rheinländer am Sonntagvormittag einen Tag nach Leverkusens 3:1-Sieg gegen Hertha BSC. Herrlich war seit dem 1. Juli 2017 beim Werksklub tätig. Damals unterschrieb der Ex-Nationalspieler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019. Die Nachfolge des 47-Jährigen übernimmt Peter Bosz. Der Niederländer hatte in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund gearbeitet, musste nach verheißungsvollem Start allerdings mit ansehen, wie seine Mannschaft immer weiter abbaute und in sechs Vorrundenspielen in der Champions League nur zwei Punkte holte. Schließlich wurde Bosz im Dezember wieder entlassen. Völler beklagt die "Stagnation in der Entwicklung des Teams" Trotzdem entschied sich die Bayer-Führung für Bosz als neuen Trainer. Dieser stehe "für offensiven, temporeichen und begeisternden Fußball. Er hat auf seinen Trainerstationen immer eine besondere Passion bei der Arbeit mit jungen Spielern gezeigt. Peter passt auch deswegen hervorragend zu uns, denn wir setzen seit vielen Jahren darauf, hochtalentierte Nachwuchskräfte weiterzuentwickeln", erklärte Sportdirektor Simon Rolfes. "Unter der sportlichen Leitung von Peter Bosz wollen wir versuchen, unseren ambitionierten Ansprüchen so schnell wie möglich wieder gerecht zu werden", sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Bayer-04-Geschäftsführung. Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich mit der "Stagnation in der Entwicklung des Teams. Auch wenn wir zum Jahresende hin wieder den Anschluss an die internationalen Plätze hergestellt haben, befinden wir uns nach der insgesamt nicht befriedigenden Halbserie in einer Situation, die einen Trainerwechsel aus unserer Sicht notwendig macht", sagte der für den Sport verantwortliche Geschäftsführer. Bayer, das im Sommer die Qualifikation für die Champions League als Saisonziel ausgerufen hatte, hat nach 17 Spielen lediglich 24 Punkte auf dem Konto und rangiert auf Platz neun. Im DFB-Pokal und der Europa League überwintert Bayer zwar, aber auch in diesen beiden Wettbewerben konnte Leverkusen bislang nicht vollends überzeugen. Unter Herrlich war die Königsklasse in der vergangenen Spielzeit als Tabellenfünfter nur knapp verpasst worden. | Trainerwechsel kurz vor Heiligabend: Bayer Leverkusen trennt sich von Heiko Herrlich. Für ihn übernimmt ein Coach, der bei Borussia Dortmund gescheitert war. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-schalke-tedesco-stuttgart-1.4264101 | sport | Bundesliga: Schalke bejubelt einen dreckigen Sieg | 00/12/2018 | Domenico Tedesco ist eher als kühler Fußballanalytiker bekannt, aber auch ihm dürfte vor der Partie gegen den VfB Stuttgart bewusst gewesen sein, dass beim FC Schalke 04 kühle Fußballanalysen alleine nicht mehr ausreichen. Manchmal braucht es auch das, was man nur mit einer gedanklichen Bitte heraufbeschwören kann, wie sein Sportvorstand Christian Heidel nach dem Spiel erzählte. "Bitte, gib uns mal ein bisschen Spielglück" habe dieser Gedanke gelautet, sagte Heidel, der aber nicht verriet, an wen er sich innerlich in der 48. Minute eigentlich gewandt hatte. Da nämlich hatte sein Torhüter Ralf Fährmann dem Stuttgarter Stürmer Nicólas Gonzalez den Ball direkt in den Fuß gespielt. Der hatte dann aber vor dem leeren Tor nur den Pfosten getroffen und so den Ausgleich zum 1:1 verpasst. "Natürlich war das Glück", sagte Tedesco und sprach davon, dass es schön gewesen sei, einen "dreckigen Sieg" einzufahren. Eine für den Schalke-Trainer eine recht untypische Form der Analyse einer Partie, die vor wenigen Monaten wohl noch als so etwas wie ein Spitzenspiel durchgegangen wäre. Doch weder der VfB Stuttgart noch der FC Schalke 04 konnten verbergen, dass sich beide Mannschaften inzwischen in einer anderen fußballerischen Realität befinden. Und so war es wenig überraschend, dass dieses Spiel dann nach genau dem aussah, was man erwarten konnte: ein von beiden Seiten hart geführtes Abstiegsduell, das vor allem von ungenauen Pässen und Nervosität geprägt war. Der Schalker Plan: In die Pause retten und dann kontern Mit dem besseren Ende für die Schalker, die in den entscheidenden Situationen eben jenes beschworene Spielglück hatten. In der siebten Minute etwa warf Schalke-Torwart Fährmann den Ball ohne Not in die Füße von Stuttgarts Mittelfeldspieler Erik Thommy, der gedankenschnell auf das leerstehende Tor schoss, aber weit drüber zielte. "Es wäre mehr drin gewesen, wenn wir durch sowas mal in Führung gegangen wären", sagte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke, bevor auch er sich dem Thema des Nachmittags widmete: "Wir haben aber auch definitiv kein Spielglück." Der weitere Verlauf der ersten Hälfte ließ sich anhand einer Situation exemplarisch zusammenfassen: Wieder hatte Fährmann den Ball, diesmal legte ihn sich aber seelenruhig zum Abstoß hin, ehe er für sich entschied, dass der Ball an einer anderen Stelle womöglich besser liegen würde. Also nahm Fährmann diesen wieder in die Hand, ging einige langsame Schritte und führte dann irgendwann auch den Abstoß aus. Das war in der 16. Minute. Schalke hatte inzwischen begonnen, seinen Vorsprung zu verwalten, notfalls auch mit Hilfe der Uhr. Selbst Heidel habe sich in dieser Phase gedacht: "Wir müssen uns irgendwie in die Pause retten." In der Zwischenzeit waren die Schalker nämlich in Führung gegangen, durch ihren einzigen flott vorgetragenen Angriff in der ersten Hälfte: Über Yevhen Konoplyanka und den aufgerückten Außenverteidiger Bastian Oczipka kam der Ball zu Stürmer Steven Skrzybsk, der diesen schließlich zur Führung ins Tor grätschte (10. Minute). | Stuttgart verliert, weil sich Stürmer Gonzalez einen Slapstick-Moment leistet. Schalke hat nach schweren Wochen endlich einmal Spielglück. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-bald-die-beste-aller-zeiten-1.4264119 | sport | Ski Alpin - Bald die Beste aller Zeiten | 00/12/2018 | Mikaela Shiffrin starrte ungläubig auf die Anzeigetafel im Zielraum von Courchevel. Hatte sie es wirklich geschafft und war mit ihrem Kindheitsidol Marlies Schild gleichgezogen? Ja, es stimmte: Die Ausnahmeathletin aus den USA holte im letzten Rennen vor Weihnachten ihren 35. Slalomsieg - so viele hat nur "Slalomkönigin" Schild. 50-mal hat Shiffrin nun im Weltcup gewonnen - so oft wie der legendäre Italiener Alberto Tomba. "Es ist unglaublich, wenn ich an solche Zahlen denke", sagte Shiffrin nach ihrer nächsten Fahrt in die Ski-Geschichtsbücher sichtlich baff, "aber das ist nicht der Grund, warum ich Rennen fahre." Das tue sie für den Moment, "in dem ich spüre, dass ich gut fahre. Aber natürlich reden jetzt alle über diese Rekorde." Aus gutem Grund: 50 Siege mit gerade einmal 23 Jahren - jünger als Shiffrin war beim Erreichen dieses Jubiläums niemand zuvor. "Als ich klein war, hatte ich mehrere große Träume", sagte Shiffrin in Courchevel: "Ich wollte den Gesamtweltcup gewinnen, Siege in allen Disziplinen und in einer Saison in jeder Disziplin gewinnen. Das habe ich alles geschafft und bin sehr stolz darauf." Fest steht: Bleibt Shiffrin gesund und lange genug aktiv, sprengt sie alle bestehenden Rekorde ihrer Sportart. Schon jetzt hat sie zweimal Gold bei Olympia, ist dreimalige Weltmeisterin und gewinnt mehr als jedes dritte Weltcup-Rennen, in dem sie antritt. Bei 49,29 Prozent ihrer Rennen landet sie mindestens auf dem Podest. Für ihren siebten Saisonsieg musste Shiffrin härter kämpfen als gewohnt. Winzige 0,04 Sekunden betrug ihr Vorsprung auf Petra Vlhova nach dem ersten Lauf, im Finale lag sie bei der letzten Zwischenzeit 0,04 Sekunden hinter der Slowakin zurück. Doch im flachen Schlussabschnitt spielte sie ihre Klasse aus und lag am Ende mit 0,29 Sekunden vorne. Olympiasiegerin Frida Hansdotter (Schweden/0,37) belegte Rang drei, Christina Geiger (Oberstdorf/3,88) wurde 21. Lena Dürr (Germering) schied im ersten Lauf aus. "Als ich ins Ziel gekommen bin, habe ich auf der Anzeigetafel gesehen: Minus, Minus, Plus", sagte Shiffrin: "Da dachte ich: Oh nein, ich bin hinten! Dann habe ich realisiert, dass ich doch vorne bin." Dass sie mit Schild gleichgezogen war, machte sie besonders stolz. Als junge Athletin hatte sie der großen Österreicherin nachgeeifert. "Marlies war die beste Slalom-Fahrerin ihrer Generation", sagte Shiffrin. Wenn sich Shiffrin in der kurzen Weihnachtspause nicht an einem Plätzchen verschluckt, dürfte sie Schild bereits am 29. Dezember in Semmering/Österreich überholen. Im Gesamtweltcup, den sie in den vergangenen beiden Wintern gewonnen hatte, hat Shiffrin bereits unglaubliche 501 Punkte Vorsprung. Und das nach nur einem Drittel der Saison (13 von 39 Wettbewerben) und obwohl sie zwei Rennen ausließ. Ganz anders die deutschen Starterinnen. "Das war nicht okay", sagte Geiger über ihren Auftritt, "ich weiß, dass ich es besser kann und besser machen muss. Irgendwas blockiert immer, ich muss mir mehr zutrauen." Dürr meinte: "Es ist nicht das Ziel, nur einen Durchgang zu fahren. Das ist immer hart." | Mikaela Shiffrin feiert beim Slalom in Courchevel ihren 50. Weltcupsieg. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis weitere Rekorde folgen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/leipzig-besiegt-bremen-ein-salzburger-unterm-weihnachtsbaum-1.4264104 | sport | Leipzig besiegt Bremen - Ein Salzburger unterm Weihnachtsbaum | 00/12/2018 | Mit dem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk an die Fans wartete Ralf Rangnick bis nach Spielende. Die Jubelgesänge im Stadion nach dem mühsamen 3:2 (2:0)-Erfolg gegen Werder Bremen waren kaum verklungen, da ließ der Sportdirektor von Fußball-Bundesligist RB Leipzig in den sozialen Medien die Winter-Verpflichtung von Wunschspieler Amadou Haidara aus Salzburg verkünden. Es ist der 15. Spieler der von Salzburg nach Leipzig wechselt, das dürfte auch den Trainer freuen, der übrigens auch Ralf Rangnick heißt. Einen schönen Abend hatte Rangnick in dieser Funktion ja schon zuvor: Durch den Sieg im "unglaublich intensiven und mitreißenden" Duell (Rangnick) mit Bremen hatte Leipzig Rang vier gefestigt und geht mit einer Champions-League-Platzierung in die Winterpause. "Unsere Willensleistung war großartig", sagte Rangnick, "Bremen war zu jeder Zeit gefährlich." Und am Ende doch nicht erfolgreich. Spielerisch überzeugend und mit offensiver Ausrichtung hatte Werder durch Kapitän Max Kruse (67.) und den eingewechselten Joshua Sargent (77.) die Treffer von Lukas Klostermann (22.) und Nationalspieler Timo Werner (44.) gekontert. Letztlich gelang Bruma (87.) der späte Siegtreffer, den auch Bremen verdient gehabt hätte. Aber es kam anders. 31 Zähler hat der schmale Leipziger Kader geholt, besonders im eigenen Stadion punktete das Rangnick-Team regelmäßig. Sieben Siege, nur sechs Gegentore, keine Niederlage: Die Heimstärke ist einer der Schlüssel für den Leipziger Erfolg. Stolz, Freude, aber auch Erschöpfung "31 Punkte kommen nicht von ungefähr", sagte Kapitän Willi Orban, der im Rennen um die Champions-League-Plätze von "einer super Ausgangslage" sprach. Ähnlich sah es Mittelfeldspieler Diego Demme: "Es ist einfach ein schöner Abschluss. Wir können zufrieden mit der Saison sein, sind eine richtige Einheit geworden." Stolz und Freude über das bisher Erreichte waren den Leipzigern anzusehen, ihre Erschöpfung ebenfalls. Das Aufeinandertreffen mit Bremen war aufgrund der mühseligen Europa-League-Qualifikation schon das 31. Pflichtspiel der Saison. "Man hat gemerkt, dass uns am Ende ein bisschen die Kräfte ausgegangen sind", sagte Demme. Auch Rangnick machte betonte die enorme Belastung der vergangenen Monate. "Nach 31 Pflichtspielen freut sich jeder auf Weihnachten und ein paar Tage Urlaub", sagte der 60-Jährige. Nach dem Trainingsauftakt Anfang Januar richtet sich der Fokus auf die erneute Qualifikation für den Europapokal. Rang vier soll verteidigt werden. Nur das unnötige Aus in der Gruppenphase der Europa League wurmt immer noch. Eine weitere schlechte Nachricht ist, dass Haidara, dem Rangnick eine ähnlich tragende Rolle wie einst Naby Keita zutraut, verletzungsbedingt wohl erst Ende März eingreifen kann. "Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Rückrunde spielen werden", sagte Rangnick. Dasselbe erwartet auch Werder-Trainer Florian Kohfeldt, der in Leipzig einzig mit dem Ergebnis haderte. "Wir hätten es verdient gehabt, etwas mitzunehmen", sagte Kohfeldt, der die Leistung als "eine Bestätigung für unseren Weg" empfand: "Wir haben verinnerlicht, mutigen Fußball zu spielen. Ich bin sicher, dass wir in der Rückrunde mehr Punkte holen." 22 davon sammelte Werder in der Hinrunde. Für den internationalen Wettbewerb müsste Bremen diesen Wert in der Rückrunde steigern. | Durch ein spätes Tor von Bruma überwintert RB Leipzig auf einem Champions-League-Platz - und verkündet wenige Minuten später den nächsten Zugang aus Salzburg. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/internationaler-fussball-city-und-chelsea-verlieren-united-glaenzt-nach-mourinho-aus-1.4264177 | sport | City und Chelsea verlieren - United glänzt nach Mourinho-Aus | 00/12/2018 | Die deutschen Fußball-Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan haben mit Manchester City im Titelkampf der englischen Premier League einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Citizens von Trainer Pep Guardiola unterlagen Crystal Palace am Samstag vor eigenem Publikum überraschend mit 2:3 (1:2). Gündogan brachte die Gastgeber in der 27. Minute in Führung, doch Jeffrey Schlupp (33.), Andros Townsend (35.) und Luka Milivojevic (51./Foulelfmeter) drehten die Partie zugunsten der Gäste. Der Anschlusstreffer des früheren Wolfsburgers Kevin de Bruyne fünf Minuten vor Schluss kam für Manchester zu spät. In der Tabelle liegt das Guardiola-Team nun vier Punkte hinter dem von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool auf Rang zwei. Der FC Chelsea musste mit einem 0:1 (0:0) gegen Leicester City ebenfalls eine bittere Niederlage hinnehmen. Jamie Vardy traf für den Ex-Meister. United wie befreit Im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Jose Mourinho setzte sich Manchester United mit 5:1 (3:1) bei Cardiff City durch. Interimstrainer Ole Gunnar Solskjaer steht nach seinem Debüt bei United auf Platz sechs, acht Punkte beträgt der Abstand zu den von ihm angepeilten Champions-League-Rängen. Marcus Rashford erzielte vor 33 028 Zuschauern in einer einseitigen Begegnung den frühen Führungstreffer für die Gäste (3.). Ander Herrera (29.), Anthony Martial (41.) und zweimal Jesse Lingard (57./Foulelfmeter, 90.) gelangen die weiteren Tore für United, Victor Camarasa (38./Handelfmeter) traf für Aufsteiger Cardiff. Aubameyang und Özil überzeugen bei Arsenal Der FC Arsenal hat nach seinem Ligapokal-Aus in der englischen Fußball-Meisterschaft wieder gewonnen. Drei Tage nach dem K.o. im kleinen Pokal-Wettbewerb gegen Tottenham Hotspur siegten die Gunners mit Ex-Nationalspieler Mesut Özil und Bayer Leverkusens Ex-Torhüter Bernd Leno in der Anfangsformation gegen Abstiegskandidat FC Burnley 3:1 (1:0) und zogen damit vorübergehend mit dem Tabellenvierten FC Chelsea gleich. Matchwinner der Gastgeber war der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang. Der ehemalige Stürmerstar von Borussia Dortmund sorgte durch seinen vierten Saisondoppelpack (14. und 48.) praktisch im Alleingang für Arsenals elften Saisonerfolg. Özil initiierte das 1:0 mit einem schönen Lupfer. Nachdem der Ex-Nationalspieler zuletzt von Trainer Unai Emery nicht berücksichtigt wurde und die Zeitung Times über eine mögliche Ausleihe im Winter berichtete, stand Özil an diesem Samstag wieder in der Startelf und lieferte eine überzeugende Leistung. Neben Aubameyang, für den nunmehr zwölf Saisontore zu Buche stehen, traf nach Burnleys zwischenzeitlichem Anschlusstor außerdem der Nigerianer Alex Iwobi in der Nachspielzeit (90.+1) nach einem abgeblockten Schuss von Özil. Liverpool überzeugt Jürgen Klopp bleibt mit dem FC Liverpool ungeschlagener Tabellenführer in der englischen Premier League. Der Spitzenreiter setzte sich am Freitagabend gegen Aufsteiger Wolverhampton Wanderers mit 2:0 (1:0) durch und feierte am 18. Spieltag bereits den 15. Saisonsieg. Die Treffer für die überlegenen Reds beim bisherigen Überraschungsteam der Saison erzielten Mohamed Salah (18. Minute) und Virgil van Dijk (68). Liverpool ist am zweiten Weihnachtsfeiertag (Mittwoch, 16 Uhr) im Heimspiel gegen Newcastle United wieder gefordert. | Pep Guardiola unterliegt Crystal Palace, Jamie Vardy trifft für Leicester City gegen den FC Chelsea. Gewinner des Spieltages sind Jürgen Klopp und Mesut Özil. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/internationaler-fussball-oezil-zaubert-aubameyang-trifft-1.4264141 | sport | Özil zaubert, Aubameyang trifft | 00/12/2018 | Der FC Arsenal hat nach seinem Ligapokal-Aus in der englischen Fußball-Meisterschaft wieder gewonnen. Drei Tage nach dem K.o. im kleinen Pokal-Wettbewerb gegen Tottenham Hotspur siegten die Gunners mit Ex-Nationalspieler Mesut Özil und Bayer Leverkusens Ex-Torhüter Bernd Leno in der Anfangsformation gegen Abstiegskandidat FC Burnley 3:1 (1:0) und zogen damit vorübergehend mit dem Tabellenvierten FC Chelsea gleich. Matchwinner der Gastgeber war der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang. Der ehemalige Stürmerstar von Borussia Dortmund sorgte durch seinen vierten Saisondoppelpack (14. und 48.) praktisch im Alleingang für Arsenals elften Saisonerfolg. Özil initiierte das 1:0 mit einem schönen Lupfer. Nachdem der Ex-Nationalspieler zuletzt von Trainer Unai Emery nicht berücksichtigt wurde und die Zeitung Times über eine mögliche Ausleihe im Winter berichtete, stand Özil an diesem Samstag wieder in der Startelf und lieferte eine überzeugende Leistung. Neben Aubameyang, für den nunmehr zwölf Saisontore zu Buche stehen, traf nach Burnleys zwischenzeitlichem Anschlusstor außerdem der Nigerianer Alex Iwobi in der Nachspielzeit (90.+1) nach einem abgeblockten Schuss von Özil. Liverpool überzeugt Jürgen Klopp bleibt mit dem FC Liverpool ungeschlagener Tabellenführer in der englischen Premier League. Der Spitzenreiter setzte sich am Freitagabend gegen Aufsteiger Wolverhampton Wanderers mit 2:0 (1:0) durch und feierte am 18. Spieltag bereits den 15. Saisonsieg. Die Treffer für die überlegenen Reds beim bisherigen Überraschungsteam der Saison erzielten Mohamed Salah (18. Minute) und Virgil van Dijk (68). Liverpool ist am zweiten Weihnachtsfeiertag (Mittwoch, 16 Uhr) im Heimspiel gegen Newcastle United wieder gefordert. | Der FC Arsenal schlägt den FC Burnley. Jürgen Klopp und der FC Liverpool führen weiter die Premier League an. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-bvb-goetze-reus-1.4263320 | sport | Der BVB besiegt Gladbach dank Reus und Götze | 00/12/2018 | Wenn zum Finale der Hinrunde die zwei torgefährlichsten Klubs der Liga aufeinandertreffen und auf beiden Seiten auch noch alle regulären Innenverteidiger ausfallen, dann erwartet man nicht viel weniger als ein Spektakel mit allerhand Toren. Es wurden nur drei - oder sollte man sagen: immerhin? Herbstmeister Borussia Dortmund distanzierte mit einem 2:1 (1:1) seinen Verfolger Mönchengladbach auf neun Punkte. Der schon nach einer guten halben Stunde für den verletzten Paco Alcácer eingewechselte Mario Götze bereitete beide Tore durch Jadon Sancho und Marco Reus vor. Für Sancho war es das sechste Saisontor, für Reus das elfte. "Man hat gemerkt in den letzten 20 Minuten, dass wir am Stock gehen", gab Reus zu. "Die ein, zwei Wochen Pause werden uns jetzt sehr gut tun, damit wir im neuen Jahr wieder angreifen können. Es ist erst der halbe Kuchen gegessen." Die torreichsten Spiele dieser Hinrunde sind bislang: Frankfurt-Düsseldorf (7:1) und Bremen-Leverkusen (2:6) mit je acht Treffern sowie Dortmund-Augsburg (4:3), Dortmund-Nürnberg (7:0) und Schalke-Nürnberg (5:2) mit je sieben. Dortmund war also bereits zwei Mal beteiligt. Gegen Gladbach genügte ihnen ein sachlicher Sieg, kein spektakulärer. Dortmund bleibt in 13 Heimspielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen und hat allein in diesen Partien 39 Tore geschossen. Gladbach, das in der Hinrunde alle acht Heimspiele gewonnen hat, bleibt auswärts mäßig. Von acht Gastspielen wurden nur zwei gewonnen. "In der ersten Halbzeit war es ein Schachspiel, da entscheiden Kleinigkeiten", bilanzierte Gäste-Trainer Dieter Hecking. "Wir hatten mehr Fehler drin, deshalb ist das 1:2 am Ende auch verdient." Götze wird eingewechselt und legt sofort ein Tor auf Die Defensiv-Ausfälle auf beiden Seiten waren markant: die Innenverteidiger Abdou Diallo, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou bei Dortmund und die Innenverteidiger Matthias Ginter und Nico Elvedi bei Gladbach. Beide Teams profitieren allerdings von einem großen Kader, weshalb beide Mannschaften nicht nur in der Stärke von elf Spielern auflaufen konnten, sondern auch mit kreativen Lösungen. Julian Weigl und Ömer Toprak bildeten die Innenverteidigung beim BVB, der 18-jährige Louis Jordan Beyer und der Mittelfeldmann Tobias Strobl die bei Gladbach. Es wurde schnell deutlich, dass die Gladbacher die Partien der Dortmunder gegen Brügge (0:0) und in Düsseldorf (1:2) gut studiert hatten und nun selbst mit einer sehr kompakten Neuner-Defensive spielten. Dortmunds Trainer Lucien Favre hatte Probleme gegen "kompakte Mannschaften" ja selbst eingeräumt. Dortmund spielte drei Tage nach der Blamage in Düsseldorf aber mit einer anderen Angriffsbesetzung und mit einer anderen Einstellung. Dass der frühere Gladbacher Reus in der 20. Minute nicht schon einschoss, verhinderte der Torwart Yann Sommer geistesgegenwärtig. Der zweite Ball, den Sommer halten musste, war ein Fernschuss von Axel Witsel nach einer halben Stunde. In der 34. Minute wurde Götze eingewechselt. Mittelstürmer Alcácer hatte sich den Oberschenkel gezerrt. Götze kam in ein Spiel, in dem man als zentraler Stürmer eine undankbare Rolle hat: viel Laufarbeit, wenig Ballbesitz, kaum Möglichkeiten. Immerhin gelang Götze aber zeitnah die Vorlage zum 1:0 in der 42. Minute. Ausgangs einer konterähnlichen Szene erhielt er im Zentrum von Reus den Ball und schob ihn weiter nach Rechts zu Jadon Sancho. | Der Sieg im Spitzenspiel geht an Borussia Dortmund - weil Mario Götze beim 2:1 gegen Gladbach beide Treffer vorbereitet und Marco Reus das Siegtor gelingt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-beim-comeback-aufs-podium-1.4263250 | sport | Beim Comeback aufs Podium | 00/12/2018 | Laura Dahlmeier ist schon wieder die Alte. Bei ihrem Weltcup-Comeback hat die Doppel-Olympiasiegerin den deutschen Biathletinnen überraschend auf Anhieb den ersten Podestplatz des Winters beschert. Die 25-Jährige lief nach einer schier unendlichen Krankheitspause am Freitagabend im Sprint im tschechischen Nove Mesto spektakulär auf den zweiten Platz. Sie musste sich nach einem Schießfehler mit 4,5 Sekunden Rückstand nur der makellosen Norwegerin Marte Olsbu Röiseland geschlagen geben. Platz drei belegte die ebenfalls fehlerfreie Slowakin Paulina Fialkova. Dahlmeier zeigte über 7,5 Kilometer die schnellste Laufzeit. "Ich habe mich gut gefühlt, aber ich wusste nicht, dass es so brutal gut wird. Das ist mega emotional für mich", sagte Dahlmeier im ZDF: "Ich wusste nicht, ob ich das durchstehe. Aber es hat zum Glück gereicht." Im Jagdrennen am Samstag (17 Uhr/ARD und Eurosport) hat die siebenmalige Weltmeisterin damit eine perfekte Ausgangsposition und beste Chancen auf ihren 20. Weltcupsieg. Zweitbeste Deutsche wurde Franziska Preuß (1 Fehler) als 16. "Ende September habe ich im Krankenhaus gelegen für eine Woche und habe nicht aufstehen können", sagte die frühere Gesamtweltcupsiegerin. "Ich habe nicht spazieren gehen können, ich habe mir nicht vorstellen können, jemals wieder Leistungssport zu machen, geschweige denn auf ein Podium zu kommen bei einem Weltcuprennen." Mit Blick auf das Rennen am Samstag sagte sie: "Ich muss schauen, wie ich mich regeneriere. Ich bin immer noch nicht bei 100 Prozent." Dahlmeier hatte sich für ihre Rückkehr nach der langen Leidenszeit einen für sie besonderen Platz ausgesucht. Im Herzen Tschechiens holte die siebenmalige Weltmeisterin 2015 ihren ersten Weltcup-Sieg und war erstmals bei einer WM dabei. "Es ist wirklich ein spezieller Ort. Und genau der richtige, um wieder anzugreifen", sagte sie. "Comeback! Laura Dahlmeier ist zurück", brüllte der Stadionsprecher um kurz nach 18 Uhr ins Mikrofon. Die meisten der 22 000 Zuschauer feierten die junge Deutsche. Unter dem Flutlicht und bei starkem Schneeregen lief Dahlmeier mit der Startnummer 84 als letzte der sechs DSV-Skijägerinnen los. Das erwies sich als Vorteil. Nachdem es zunächst stark geschneit hatte, wurde es auf der Strecke gegen Ende des Rennens bei Schneeregen schneller. Mit jedem Schritt, mit jedem Schuss verflogen die Zweifel. Dahlmeier traf im Liegendschießen alle Scheiben und ging zunächst in Führung. Stehend ließ sie eine Scheibe stehen, das reichte zu Platz zwei. | Die 25-jährige Biathletin Laura Dahlmeier läuft nach einer langen Krankheitspause in Nove Mesto auf Platz zwei. Ende September lag sie noch im Krankenhaus und konnte nicht aufstehen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/rummenigge-hoeness-fc-bayern-1.4263286 | sport | Bundesliga: Der FC Bayern verschiebt den Machtwechsel | 00/12/2018 | Der große Verlierer des herbstlichen, vielfach geforderten Umbruchs beim FC Bayern ist: die Autoindustrie. Präziser gesagt: der Volkswagen-Konzern samt seiner Tochter Audi. Denn während Franck Ribéry und Arjen Robben als Mittdreißiger bis auf Weiteres über die Flügel flitzen und ab und an sogar noch Spiele entscheiden (wie der Franzose jüngst beim 1:0 gegen RB Leipzig), haben die in der Dieselaffäre belasteten Top- Manager Martin Winterkorn und Rupert Stadler in der vorigen Woche ihre Posten offiziell geräumt. Beide sind aus dem Aufsichtsrat des Rekordmeisters ausgeschieden. Hinein kamen ein Geldinstitut (Michael Diederich, Unicredit-Bank) sowie doch wieder die Wolfsburger (Herbert Diess, VW-Vorsitzender). Sonst jedoch ist in der Schaltzentrale des Rekordmeisters nicht viel passiert, im Gegenteil. Am Dienstag kam die Kunde, dass Uli Hoeneß, 66, Vorsitzender des Aufsichtsrates bleibt, am Freitag folgte als eine Art vorweihnachtlicher Doppelpass die Nachricht, dass auch Karl-Heinz Rummenigge, 63, nicht amtsmüde ist und den ursprünglich bis 31. Dezember 2019 datierten Vertrag bereits jetzt bis Dezember 2021 verlängert. Das bedeutet: Rummenigge handelt weiterhin, Hoeneß passt auf. Manchmal, das ist historisch belegt, ist es umgekehrt. Die FC Bayern München AG bleibt eine Art Wirtschaftszone mit selbsterteiltem Sonderstatus. Ein Machtwechsel ist also zunächst verschoben. Und dies trotz der in den Saal gerufenen Unzufriedenheit vieler Klubmitglieder, mit der das ewige Münchner Führungsduo im November auf der Jahreshauptversammlung konfrontiert wurde. Nach hochdekorierten Laufbahnen als Spieler lenkt Hoeneß ja heute schon seit 1979 seinen Fußballverein (Weltrekord?), Rummenigge begleitet ihn seit 2002 als Vorstandsvorsitzender. Man würde die Herrschaften unterschätzen, würde man unterstellen, sie wüssten nicht, dass sie die Nachfolgefrage konkret angehen müssen. Begonnen haben sie schon vor langer Zeit: Mit Kandidaten wie Christian Nerlinger und Matthias Sammer, die im Managerjob getestet wurden, ging es nach langer Probezeit auseinander. Mit Philipp Lahm kam man nach einem Hoeneß-Veto nicht zusammen, als der Kapitän aus der kurzen Hose sofort in den Anzug schlüpfen wollte. Frisches Personal wird es nur auf dem Rasen geben Favorit auf die perspektivische Rolle "Gesicht des Vereins" ist, nach allem, was zuletzt undementiert blieb, Oliver Kahn, 49. Der Torwart hat heute einen Kommentatorenjob beim ZDF, es hieß aber, er habe Lust, selbst wieder die Dinge zu gestalten. Auf jener turbulenten Jahreshauptversammlung sah sich Hoeneß herausgefordert, die Lage konkret zu beschreiben: "Oliver Kahn kommt dann infrage, wenn Karl-Heinz aufhören sollte. Und bis dahin werden wir uns in Ruhe gedulden und ihn warmhalten." Kahn müsste demnach bis Ende 2021 auf der Warmhalteplatte sitzen, falls die vorher keiner ausstellt. Frage ist: Will er das? Geduld, das weiß jeder, der ihn im Tor erlebte, galt nicht als herausragende Eigenschaft. Frisches Personal wird Vorstand Rummenigge also zunächst auf dem Transfermarkt finden müssen. Bekannt wurde soeben, dass die Bayern um Frankreichs Weltmeister Lucas Hernández, 22, mitbieten. Für den hat Atlético Madrid die Ablöse auf 80 Millionen Euro festgeschrieben. Geld haben die Münchner, an liquiden Mitteln fehlt es ihnen gerade am allerwenigsten. | Der FC Bayern verschiebt seinen Machtwechsel: Nach Aufsichtsratschef Hoeneß verlängert auch Vorstandsboss Rummenigge - mindestens bis 2021. Ob sich Oliver Kahn so lange gedulden will? |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-dhb-prokop-1.4263238 | sport | Handball: Prokop nominiert WM-Kader | 00/12/2018 | Es ist kein Jahr her, dass sich der junge Bundestrainer Christian Prokop, 39, mit der Handballnation angelegt hat. Es war der Tag, an dem Prokop den Kader für sein erstes großes Turnier als Nationalcoach bekannt gab: Für die Europameisterschaft 2018 strich er in Finn Lemke und Fabian Wiede zwei Stammkräfte aus dem Kader, die zwei Jahre zuvor massiv mitgeholfen hatten, diesen Titel zu gewinnen. Stattdessen berief Prokop zwei Spieler ohne internationale Erfahrung, die Leipziger Bastian Roscheck und Maximilian Janke, die er zuvor als Vereinstrainer betreut hatte. Es war eine Nominierung mit Geschmäckle, insbesondere die Ausbootung von Abwehrchef Lemke stieß auf heftige Kritik. Prokop ging, da waren sich alle einig, ohne Not ein hohes Risiko ein. Es war ein zu großes Risiko, denn die Titelverteidigung missriet bei der EM komplett. Obwohl Prokop den Abwehrchef Lemke im Turnierverlauf zurückholte (per Anruf mitten in der Nacht auf Fuerteventura), fiel Deutschland auf Rang neun zurück. Die Frage nach dem Hauptschuldigen war beantwortet: Es war Prokop, der an der Seitenlinie überfordert wirkte. Er habe ein erfolgreiches Team "regelrecht zerlegt", wie Axel Geerken, Geschäftsführer von Bundesligist MT Melsungen stellvertretend für einen Großteil der entsetzten Zunft befand. Obwohl viele seine Ablösung forderten, durfte Prokop im Amt bleiben, und so stand er an diesem Freitag erneut vor der Aufgabe, einen Kader zu rechtfertigen, diesmal für die Heim-WM 2019, die am 10. Januar in Deutschland und Dänemark beginnt und das erste sportliche Großereignis des Jahres werden wird. Prokop ist weiterhin ein junger Bundestrainer, allerdings hat er aus den Turbulenzen offenbar Lehren gezogen. Diesmal hat er deutlich weniger draufgängerisch nominiert, die Nichtberücksichtigung von Kai Häfner (Hannover-Burgdorf) ist die einzige kleine Überraschung. Ansonsten ist es eine gradlinige Berufung jener 18 Handballer, die man aktuell durchaus für die gesündesten und besten des Landes halten kann. Prokop hatte seine Fehler jüngst selbst zugegeben. Er habe vor der EM "viele Spieler überfordert" und den ein oder anderen "vor den Kopf gestoßen", sagte Prokop dem sid - so konnte man das durchaus formulieren. Sein aktueller 18er-Kader (aus dem Prokop noch zwei Spieler streichen muss) liest sich als Konsequenz aus dem eigenen Handeln zwölf Monate zuvor. Nicht nur, dass Abwehrchef Lemke und Rückraummann Wiede von Beginn an dabei sind: Fast alle beständigen Größen sind nominiert, angefangen bei den Torhütern Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, dem bewährten Kreisläufer-Trio Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Jannik Kohlbacher, den Weltklassekräften auf den Außenpositionen, von Uwe Gensheimer über Patrick Groetzki bis Tobias Reichmann. In Linkshänder Franz Semper und Mittelmann Tim Suton sind nur zwei Spieler ohne nennenswerte Turniererfahrung dabei. Der Kader sei "in sich logisch", urteilte DHB-Präsident Andreas Michelmann, auch sein Vize Bob Hanning, der nach der verpatzten EM für den Verbleib von Prokop kämpfte, sagte: "Jeder Spieler hat seine Daseinsberechtigung", als sei das vor zwölf Monaten noch anders gewesen. | Das deutsche Handball-Team für die Heim-WM steht: Anders als bei seinem ersten großen Turnier nominiert Bundestrainer Christian Prokop diesmal deutlich weniger draufgängerisch. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-koenig-artem-1.4263385 | muenchen | Sport in der Region | 00/12/2018 | Seit Freitag ist es nun also offiziell: Artem Sushko, der verloren geglaubte Königstransfer von Trainer Max Hauser, kehrt zu Herrschings Volleyballern zurück - und ist bereits am Samstag gegen Königs Wusterhausen (19 Uhr, Nikolaushalle) spielberechtigt. Sushko war kurz vor Saisonbeginn als einer der kuriosesten Fälle in Herrschings Transferhistorie eingegangen. Der 2,02 Meter große Russe hatte sich schon mit seiner Frau und seinem kleinen Kind am Ammersee eingelebt, als der südkoreanische Profiklub Suwon bei den Herrschingern anrief, um Sushko abzulösen - mit einer satten fünfstelligen Summe. Die Herrschinger willigten ein, Hauser sagte später, dass Sushko bei Suwon "pro Monat das Vierfache dessen, was er bei uns im ganzen Jahr bekommen hätte", verdiene. Nur erlitt der 24-Jährige dort dann gleich zweimal eine Bauchmuskelverletzung. In Südkorea, wo dreimal am Tag trainiert wird, ein K.-o.-Kriterium. Sein Vertrag wurde aufgelöst, und der TSV, der mit Sushko in Kontakt geblieben war und dringend einen durchschlagskräftigen Außenangreifer brauchte, holte ihn zurück - samt Abholdienst durch Teammanager Fritz Frömming. Sushko wurde schon beim jüngsten Heimspiel vor zwei Wochen gegen die Alpenvolleys auf der Tribüne gesichtet, er unterschreibt in Herrsching nun - erneut - einen Zweijahresvertrag. Und feiert dort an Heiligabend seinen 25. Geburtstag. | Er kommt, er kommt nicht, er kommt: Herrschings Volleyballer holen den russischen Angreifer Artem Sushko zurück aus Südkorea. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/schwimmen-amerikanisches-modell-1.4263246 | sport | Amerikanisches Modell | 00/12/2018 | Nach dem Rücktritt von Chef-bundestrainer Henning Lambertz und der Führungskrise im Verband planen die deutschen Schwimmer, mit einem "Team Tokio 2020" in die nächsten Olympischen Spiele zu gehen. Lambertz' Arbeit sollen künftig die Bundesstützpunkttrainer und die persönlichen Trainer der Top-Schwimmer unter sich aufteilen und auch einen neuen Chefcoach aus ihren Reihen bestimmen. Experten aus den Bereichen Gesundheitsmanagement, Trainings- und Ernährungswissenschaft sollen dem Team ebenfalls angehören, wie Thomas Kurschilgen, Direktor Leistungssport im Deutschen Schwimm-Verband (DSV), in einer Mitteilung vom Freitag ausführt. Weitere Experten sollen die Athleten ärztlich und physiotherapeutisch unterstützen. Das neue synergetische Konzept ist stark an das erfolgreiche US-amerikanische Modell angelehnt, in dem das Schwimm-Nationalteam wie eine Art Unternehmen mit straffem Management geführt wird. Zugleich prognostizieren einstige Spitzenschwimmer wie Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen ihrem Sport eine düstere Zukunft: "Der DSV ist nun ein verlassenes Waisenkind. Ich hoffe, es gibt einen Neustart, der anders ist als das, was bisher als ,neu' galt", sagte Steffen der Deutschen Presse-Agentur. Am Donnerstag war Lambertz nach sechs Jahren als Bundestrainer zurückgetreten. Der 48-Jährige hatte familiäre Gründe für seine Entscheidung angeführt, tags darauf im Deutschlandfunk aber auch die Installation des "Team Tokio" durch Kurschilgen kritisiert, das faktisch zu seiner Entmachtung geführt habe: "Der neue Sportdirektor hat andere Ideen und Strategien, als ich sie hatte, wie er mit dem Verband erfolgreich sein möchte. Diese Ansätze waren nicht mit mir kompatibel." Der Auslöser für seine Entscheidung sei dann der Rückzug von DSV-Präsidentin Gabi Dörries vor knapp zwei Wochen gewesen. Seine Mentorin und Fürsprecherin hatte beim Verbandstag ihr Amt niedergelegt, nachdem die Entscheidung über die Erhöhung des Mitgliederbeitrags vertagt worden war. Das deutsche Schwimmen steckt seit Jahren in einer Strukturkrise, erst recht nach den Rücktritten seiner Leuchttürme Paul Biedermann und Britta Steffen. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio gewannen die Beckenschwimmer keine Medaille, Lambertz wurde zuletzt immer häufiger kritisiert. Ihm warfen auch Spitzenathleten wie Biedermann vor, sich zu sehr in ihr Training mit den Heimcoaches einzumischen sowie keine stringenten Kriterien für die Qualifikation zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen aufzustellen. Auch Lambertz' öffentliche Kritik an jungen Athleten während der Olympischen Spiele 2016 und sein neues Kraftkonzept riefen Unverständnis hervor. | Nach dem Rücktritt von Chef-bundestrainer Henning Lambertz planen die Deutschen, mit einem "Team Tokio 2020" zu Olympia zu fahren. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/dahlmeier-comeback-biathlon-weltcup-1.4263961 | sport | Laura Dahlmeier: Zum Comeback gleich in die Weltspitze | 00/12/2018 | Laura Dahlmeier hat für die deutschen Biathletinnen bei ihrem Weltcup-Comeback überraschend den ersten Podestplatz des Winters geholt. Die Doppel-Olympiasiegerin lief nach ihrer langen Krankheitspause am Freitagabend im Sprint im tschechischen Nove Mesto auf den zweiten Rang. Die 25-Jährige musste sich nach einem Schießfehler mit 4,5 Sekunden Rückstand nur der Norwegerin Marte Olsbu Røiseland geschlagen geben. Platz drei belegte die ebenfalls fehlerfreie Slowakin Paulina Fialkova. Dahlmeier hatte im Ziel nach 7,5 Kilometern sogar die schnellste Laufzeit. "Es ist mega emotional, dass es gleich wieder so brutal gut ging", sagte Dahlmeier in der ARD. "Das heute ist so ein großes Geschenk für mich." Im Sommer hatte Dahlmeier mehrere körperliche Rückschläge einstecken müssen und sich nur schlecht auf die Saison vorbereiten können: eine Radsport-Verletzung und eine Zahn-Operation mit nachfolgender Infektion. "Das Immunsystem ist aktuell ziemlich geschwächt," hieß es damals vom Teamarzt. Vor dem heutigen Rennen sagte Dahlmeier: "Ich möchte Spaß haben, ich möchte einfach zeigen, was ich kann." Sie habe "nicht gewusst, kann ich überhaupt wieder Hochleistungssport auf dem Niveau betreiben, wie ich es gerne machen würde." Nur fit werden wollte sie wieder: "Egal für was es dann reicht. Ob das jetzt Leistungssport ist, ob das Biathlon ist, oder einfach der Alltag. Das war eine Situation, ein Gefühl, das wünsche ich keinem." Im Jagdrennen am Samstag (17 Uhr/ARD und Eurosport) hat die siebenmalige Weltmeisterin nun sogar eine gute Chance auf ihren 20. Weltcupsieg. Zweitbeste Deutsche wurde Franziska Preuß (1 Fehler) als 15. In der Männer-Verfolgung (15 Uhr) haben Benedikt Doll und Arnd Peiffer die besten Chancen. Der Weltmeister und der Olympiasieger haben aber großen Rückstand auf den momentan überragenden Sprint-Sieger Marte Olsbu Røiseland aus Norwegen. | Im Sprint von Nove Mesto legt die Doppel-Olympiasiegerin nach ihrer langen Krankheitspause völlig überraschend die beste Laufzeit hin. Wegen eines Schießfehlers reicht es knapp nicht zum Sieg. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fc-pipinsried-sein-vorvorvorvorvorvorvorvorvorvorgaenger-1.4263081 | muenchen | Sein Vorvorvorvorvorvorvorvorvorvorgänger | 00/12/2018 | Roman Plesche hatte Dutzende E-Mails und Anrufe bekommen in den vergangenen Wochen, nachdem Manfred Bender als Trainer beim FC Pipinsried zurückgetreten war. Umgekehrt hatte der Geschäftsführer des Fußball-Regionalligisten natürlich auch selbst einige bekannte Trainer angefragt, darunter Peter Gaydarov vom Landesligisten SpVgg Landshut, der ablehnte (er wechselt in die Jugend des 1. FC Nürnberg). Nach dieser langwierigen Suche lag die Lösung letztlich quasi unmittelbar vor der Haustür: Denn der gesuchte neue Co-Trainer von Spielercoach Fabian Hürzeler wird nun Marcel Richter, der erst Anfang November überraschend beim Bayernligisten TSV 1865 Dachau als Sportdirektor zurückgetreten war. Für Plesche ist es ein naheliegender Schritt, nicht nur aus geografischen Gründen. "Marcel ist ein super Typ, das passt auch charakterlich, und das können wir jetzt brauchen", ist sich Plesche im Hinblick auf den bevorstehenden Abstiegskampf sicher. Außerdem sei Richter einer, der "sofort den Zugang zur Mannschaft hat", auch deshalb, weil er aus seiner Dachauer Zeit mehrere Spieler kennt, die jetzt für Pipinsried kicken, zum Beispiel Oliver Wargalla. Richter selbst sagt, er habe nach seinem nicht ganz harmonischen Abschied in Dachau überlegt, ob er überhaupt wieder ins Fußballgeschäft einsteigen wolle, oder ob er nicht einfach mal eine Pause macht. Auch er spricht von zahlreichen Angeboten, zwei davon seien attraktiv gewesen. Darunter war der Trainerposten beim Landesligisten VfB Hallbergmoos. Aber in der Regionalliga zu arbeiten, sei natürlich sehr reizvoll, sagt Richter, wenngleich nun ein "hartes Stück Arbeit" auf ihn warte beim Tabellenvorletzten. Dass er sich selbst nun in sehr kaltes Wasser schmeißt, macht ihm nichts aus, sagt der 37-Jährige. Interessante Angebote gebe es ja nur dann, wenn "irgendwo was passiert ist". Auch wenn er die Regionalliga persönlich noch nicht kennt, bringt er trotzdem reichlich Trainererfahrung mit. Streng genommen ist Richter ein Rückkehrer, denn unter Präsident Konrad Höß war er beim FC von 2007 bis 2009 Spielertrainer, ehe der gelernte Angreifer 1865 Dachau von der Bezirks- bis in die Bayernliga schoss und coachte. Neun Trainer später engagierte Pipinsried dann Hürzeler. Es ist eine ideale Symbiose, denn in Pipinsried kann es Trainer nur als Duo geben. Hürzeler hat wegen seines Engagements als Co-Trainer der U-20-Nationalmannschaft häufig zeitliche Probleme, außerdem wird seine Erfahrung ja auch im defensiven Mittelfeld gebraucht. Richter wiederum hat keinen Trainerschein und dürfte das Team auf Dauer ohnehin nicht allein trainieren. Gekannt hat sich das Duo vorher kaum, obwohl beide mal für 1860 München spielten. Allerdings ist Richter zwölf Jahre älter als Hürzeler. Die Arbeitsaufteilung soll ähnlich sein wie zwischen Hürzeler und Bender: Richter wird das Training leiten und während der Spiele von der Seitenlinie aus coachen. Für die Feinabstimmung stehen im Januar Gespräche an. Dem FC Pipinsried war es wichtig, die Personalie so rasch wie möglich und vor Weihnachten bekannt zu geben. "Damit die Spieler Bescheid wissen", so Plesche. Es schade auch nicht bei der nächsten Suche: Zwei Akteure will der FC noch verpflichten, um für die Restrunde die Abwehr zu stabilisieren. Aber man schaffe im Vorweihnachtstrubel ja nie alles, was auf der Liste steht. | Marcel Richter wird künftig Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler assistieren. Bis 2009 lenkte der 37-Jährige noch selbst das Spiel des Regionalligisten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-bundesliga-18-spiele-18-siege-fuer-flensburg-1.4262325 | sport | Handball-Bundesliga - 18 Spiele, 18 Siege für Flensburg | 00/12/2018 | Handball, HBL: Die Siegesserie der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga hält an. Dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang setzte sich der deutsche Meister am Donnerstagabend mit 35:28 (14:16) gegen GWD Minden durch. Beste Werfer Flensburgs waren Marius Steinhauser und Rasmus Lauge mit je sieben Toren. Für Minden war Christoffer Rambo sechsmal erfolgreich. Nach dem 18. Sieg im 18. Spiel bleibt die Mannschaft von Trainer Maik Machulla auf Titelkurs. Saisonübergreifend war es bereits der 26. Bundesliga-Sieg Flensburgs in Serie. Erster Verfolger sind nun vorerst die Rhein-Neckar Löwen. Die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen holte beim 34:29 (17:14) gegen den TVB Stuttgart den sechsten Bundesliga-Sieg in Serie und zog in der Tabelle an Rekordmeister THW Kiel vorbei. Allerdings haben die Kieler ein Spiel weniger absolviert und könnten mit einem Sieg am Samstag in Bietigheim wieder den zweiten Platz übernehmen. Bester Werfer der Partie war Stuttgarts Manuel Späth mit neun Toren. Für die Löwen war Nationalspieler Jannik Kohlbacher mit sieben Toren am erfolgreichsten. Die MT Melsungen bleibt zumindest in Reichweite der Europapokalplätze. Die von Verletzungssorgen geplagten Hessen gewannen beim VfL Gummersbach mit 28:23 (14:12). Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Melsunger hatten die beiden Nationalspieler Finn Lemke und Tobias Reichmann mit jeweils fünf Treffern. Bester Werfer des Spiels war aber VfL-Akteur Ivan Martinovic mit zehn Toren. Spanien, Barcelona: Der spanische Fußball-Meister FC Barcelona hat den kolumbianischen Innenverteidiger Jeison Murillo (26) vom FC Valencia zum 1. Januar ausgeliehen. Dies bestätigten beide Klubs am Donnerstagabend. Nach Medienberichten soll die Leihgebühr für den Südamerikaner zwei Millionen Euro betragen. Die Katalanen sicherten sich außerdem eine Kaufoption für 25 Millionen Euro. Barcelona reagierte damit auf die verletzungsbedingten Ausfälle von Thomas Vermaelen und Weltmeister Samuel Umtiti im Abwehrzentrum. Biathlon, Weltcup: Die deutschen Biathleten haben bei einer Gala-Vorstellung des Norwegers Johannes Thingnes Bö das nächste Top-Resultat verpasst. Im Sprint von Nove Mesto/Tschechien reichte es für Weltmeister Benedikt Doll als besten DSV-Athleten über 10 km nach einer Strafrunde nur zum elften Rang. Zuletzt waren die deutschen Männer dreimal in Folge auf das Podium gestürmt. Doll war dennoch "sehr zufrieden. Ich glaube, ich habe auf der Strecke sehr viel Zeit verloren", sagte er der ARD: "Die Abstände sind ja nicht so groß." Das war aber nur die halbe Wahrheit. Der Scharzwälder lag im Ziel satte 1:12,5 Minuten hinter Bö, was aber tatsächlich ein wenig täuschte. Denn der fehlerfreie Skandinavier, der im Herzen Tschechiens bereits seinen vierten Saisonsieg feierte, verwies auch den Russen Alexander Loginow (+21,0 Sekunden) und den Schweden Martin Ponsiluoma (+54,2) für Sprintverhältnisse deutlich auf die Plätze. Darts, WM: Mitfavorit Mensur Suljovic ist bei der Darts-WM in London überraschend bereits an seiner Auftakthürde gescheitert. Der Österreicher verlor am späten Donnerstagabend mit 1:3 gegen den Engländer Ryan Searle. Suljovic hatte große Probleme beim Finish, auf die Doppelfelder traf er nur sechs seiner 25 Würfe. Nach Peter Wright aus Schottland und dem niederländischen Ex-Weltmeister Raymond van Barneveld ist der 46-Jährige schon der dritte Favorit, der beim wichtigsten Turnier des Jahres in seinem ersten Spiel scheitert. Suljovic ist trotz seines Aufstiegs in die Weltspitze bei der WM noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen. | Handball-Meister Flensburg-Handewitt baut seine imposante Serie aus. Der FC Barcelona leiht einen Mexikaner aus, bei der Darts-WM scheitert der nächste Mitfavorit. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/franck-ribery-der-solist-wirbt-fuer-sich-1.4261396 | sport | Der Solist wirbt für sich | 00/12/2018 | Das zweite Mal an diesem Abend half Renato Sanches seinem routinierten Kollegen Franck Ribéry, indem er noch schneller und noch emotionaler reagierte. Es lief bereits die Nachspielzeit im Heimspiel des FC Bayern gegen RB Leipzig, als Stefan Ilsanker rabiat in Thiago hineinrutschte. Sofort rannten mehrere Bayern-Spieler auf Ilsanker los, Sanches erreichte ihn als Erster, schubste ihn, Ilsanker fiel zu Boden. Ilsanker sah die rote Karte, Sanches die gelb-rote. All die anderen, die noch herbeieilten, drückten einander und schimpften aufeinander, sie gerieten jedoch nicht mehr in Gefahr, ebenfalls verwarnt zu werden. Einer von ihnen war Ribéry, dessen Abend so von einem unrühmlichen Ende verschont blieb. Der Abend von Ribéry war dadurch weiter ein glanzvoller: Erst auf der Bank, eingewechselt für Serge Gnabry (Muskelfaserriss im Oberschenkel), lange unauffällig, aber dann hatte er einen genialen Moment, der zum Tor des Abends führte. Es war der Moment, vor dem ihm Sanches erstmals geholfen hatte. Der ebenfalls eingewechselte Portugiese versorgte eine von taktischer Strategie geprägte Partie mit etwas Anarchie, er rannte einfach mal los, sieben Minuten vor Schluss, in den Strafraum hinein. Seinen Schuss konnte Leipzigs Torwart Peter Gulacsi zwar noch abwehren, doch in der Gästeabwehr herrschte nun ein Chaos, das Ribéry ausnutzen konnte. Eine Körpertäuschung, ein platzierter Schuss, Tor. Es war für Ribéry auch Werbung in eigener Sache, der bald 36 Jahre alte Franzose würde seinen auslaufenden Vertrag gerne verlängern. Und in diesem "Murkskick" (Joshua Kimmich) konnte er noch einmal nachweisen, wie wertvoll sein Können als Solist sein kann. Im Zweifel reicht ihm weiterhin ein genialer Moment. | Mit seinem Tor gegen Leipzig beweist der 35-jährige Franzose, dass er weiterhin wertvoll sein kann für die Münchner Fußballer. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/solskjaer-manchester-united-1.4260816 | sport | Ole Gunnar Solskjær soll ManUnited einen | 00/12/2018 | Dieses Tor bekommt man nicht aus dem Kopf, es ist zur Legende geworden durch seine Wirkung. Es fiel in der Nachspielzeit des Champions-League-Finales 1999, es war das Siegtor für Manchester United gegen den FC Bayern. Wer es gesehen hat, wird sich immer daran erinnern, wie David Beckham den entscheidenden Eckball ausführte. Wie Teddy Sheringham den Ball am Fünfmeterraum zu Ole Gunnar Solskjær weiterköpfte. Und wie dieser Solskjær dann mit einem rechten Ausfallschritt den Ball über die Torlinie drückte. Die Bewegung machte den ehemaligen norwegischen Angreifer umgehend zu einer Vereinsikone. Wegen seines jugendlichen Aussehens und gnadenlosem Torinstinkt gilt Solskjær auf der Insel als baby-faced assassin, der Killer mit dem Babyface. In elf Jahren zwischen 1996 und 2007 erzielte Solskjær für den englischen Rekordmeister 126 Tore in 366 Einsätzen. Selbst zwei Jahrzehnte nach dem gewonnenen Finale gegen die Bayern löst sein Name in Manchester sofort wieder Wohlbefinden aus - und deshalb hat ihn der Klub jetzt zurückgeholt. Denn die Arbeitsatmosphäre im Verein ist nach der Niederlage in Liverpool am Wochenende auf dem bisherigen Saisontiefpunkt angelangt. ManUnited hofft auf den Stimmungswandel Nur einen Tag nach der Entlassung von José Mourinho gab Manchester United bekannt, dass Ole Gunnar Solskjær, 45, als Interimstrainer bis Saisonende einspringen wird. Am Mittwochabend traf Solskjær im Innenstadthotel The Lowry ein, in dem Mourinho während seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit in einem Apartment gelebt und sich am Dienstag verabschiedet hatte. Der Verein einigte sich mit Molde FK auf ein Ausleihgeschäft bis Mai 2019, nachdem Solskjær vor einem Monat in seiner Heimat einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben hat. Die kürzlich zu Ende gegangene Spielrunde beendete Molde auf dem zweiten Platz, fünf Punkte hinter Meister Rosenborg Trondheim. "Die Anfrage ist ein Ereignis und eine Anerkennung für uns", sagte Moldes Vorstandschef Oystein Neerland. Ob der norwegische Klub eine Entschädigung für die Abwesenheit von Solskjær erhält, ist unklar. Am Donnerstag wird Solskjær in jedem Fall mit seinem Assistenten Mike Phelan, einst im Trainerteam bei Sir Alex Ferguson, die erste Übungseinheit abhalten, bevor er am Freitag auf der Pressekonferenz offiziell bei United vorgestellt wird. Von der Verpflichtung erhofft sich Manchester United einen Stimmungswandel. Der 67-malige Nationalspieler soll durch seine zugängliche Persönlichkeit und seine nach vorne ausgerichtete Spielweise die von Mourinho vergraulten Profis wieder gütig stimmen und zu einem Team einen. Seit Monaten müht sich der Verein vergeblich, die im Juni 2020 auslaufenden Verträge mit dem spanischen Weltklassetorwart David de Gea und dem derzeit besten Torschützen Anthony Martial zu verlängern. Sofern das nicht bis Saisonende gelingt, droht United der Verlust zweier Leistungsträger. | Interimstrainer Ole Gunnar Solskjær soll bei ManUnited die vergraulten Profis wieder gütig stimmen - der Klub hofft auf die zugängliche Persönlichkeit des Ex-Profis. Und darauf, dass Leistungsträger ihre Verträge verlängern. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-leipzig-ribery-1.4260667 | sport | FC Bayern siegt dank Ribéry gegen Leipzig | 00/12/2018 | Für einen Moment sah es so aus, als könnte Franck Ribéry den Zeitlupenmodus einschalten. Mit dem linken Fuß stoppte er im Strafraum den Ball, eine ganz sanfte Berührung, mehr brauchte er nicht. Dann, bereits im Zeitlupenmodus, sah er, dass zwei Verteidiger heran rutschten, noch eine sanfte Berührung mit links, die Verteidiger waren aus seiner Schussbahn herausgerutscht. Ribéry schaltete den Zeitlupenmodus aus. Er beschleunigte sein Denken, all seine Bewegungen, ein dritter Verteidiger rutschte heran, doch dann hatte Ribéry den Ball schon geschossen, zu schnell für alle anderen. Tor. Der FC Bayern München befindet sich gerade in einem mitunter aufreibendem Umbruch, doch an diesem Mittwochabend war der FC Bayern noch einmal jener FC Bayern, der er im vergangenen Jahrzehnt so oft gewesen war. Er war der FC Bayern von Franck Ribéry. "Er war da, wo wir ihn gebraucht haben, danke Franck", sagte Thomas Müller nach dem Spiel . 1:0 (0:0) gewann die Mannschaft das Spitzenspiel gegen RB Leipzig, es war über lange Strecken eine von beiden Teams konzentriert geführte Partie, mit wenig Fehlern, aber auch wenigen Höhepunkten. Keine Mannschaft wollte diejenige sein, die zuerst zuckt und dafür bestraft wird. "Wir haben uns mit Ball nicht ganz so viel zugetraut, weil wir natürlich um die Stärken der Leipziger wussten", sagte Müller. Und so entschied diesen Abend ein Einzelkönner, Ribéry, mit seinem Tor in der 83.Minute. Die Teams überbieten sich in ihrer Verhaltenheit Die Ausgangslage vor dieser Partie war für den FC Bayern so klar wie schon lange nicht mehr. Ein Sieg, und die Mannschaft von Niko Kovac hätte den Rückstand auf Dortmund auf sechs Punkte verkürzt, nachdem der Tabellenführer am Dienstag überraschend beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verloren hatte. Ein Unentschieden, und die Mannschaft hätte eine hervorragende Chance verpasst. Eine Niederlage, und sie wäre obendrein in der Tabelle abgerutscht, überholt von Leipzig Trainer Niko Kovac wählte aus diesem Anlass die wohl seriöseste Aufstellung, die ihm sein Kader gerade ermöglicht; es war unverändert die vom vergangenen Samstag, vom lässigen 4:0-Sieg in Hannover. Es spielten also zum Beispiel Kingsley Coman, Thiago und Mats Hummels. Franck Ribéry zum Beispiel saß dadurch zunächst erneut auf der Ersatzbank. Entsprechend der Ausgangslage führten die Mannschaften die Partie auch ausgesprochen seriös. Keine Mannschaft wagte sich zu sehr ins Risiko. Leipzig attackierte die Bayern früh, worauf der Gastgeber reagierte, indem er den Spielaufbau konsequent am eigenen Strafraum eröffnete, allerdings ohne überraschende Ideen, sondern überwiegend behäbig. Ein Großteil der Begegnung spielte sich in der Münchner Hälfte ab, bei Münchner Ballbesitz wohlgemerkt. Und weil sich die Mannschaften in ihrer Verhaltenheit gegenseitig überboten, gab es nur wenige Torgelegenheiten. In der vierten Minute schlenzte Leon Goretzka nach einem Getümmel im Leipziger Strafraum den Ball am Tor vorbei. Eine Minute später schoss Konrad Laimer auf das Tor des FC Bayern, allerdings direkt auf Manuel Neuer. Den lautesten Applaus in der ersten Hälfte der ersten Hälfte verdiente sich Bayerns Verteidiger Niklas Süle durch eine erfolgreiche Grätsche gegen Timo Werner an der Seitenlinie. | Durch einen späten Treffer des Franzosen gewinnt der FC Bayern 1:0 gegen Leipzig und verkürzt den Rückstand auf Tabellenführer Dortmund. Allerdings verletzt sich Gnabry - und Sanches fliegt vom Platz. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-fc-bayern-leipzig-1.4260775 | sport | Fußball-Bundesliga - Ribéry schießt Bayern zum Sieg über Leipzig | 00/12/2018 | Ein lange ideenloses Bayern München hat den Ausrutscher von Borussia Dortmund mit etwas Glück genutzt und sich im Meisterschaftsrennen dem Tabellenführer bis auf sechs Zähler genähert. Der drittplatzierte Fußball-Rekordmeister kam im Verfolgerduell gegen RB Leipzig zu einem spielerisch nicht überzeugenden, aber eminent wichtigen 1:0 (0:0) und dürfte nun wieder Titelluft wittern. Im letzten Heimspiel des Jahres 2018 gelang dem eingewechselten Franck Ribéry (83.) der späte Siegtreffer für die Mannschaft von Trainer Niko Kovac. Dank eines Sturmlaufs in der zweiten Halbzeit hat Werder Bremen im Kampf um einen Europapokalplatz eine Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim doch noch abwenden können. Ein Kopfballtreffer des Tschechen Theodor Gebre Selassie in der 57. Minute reichte den Hanseaten noch zu einem 1:1 (0:1). Vor dem Seitenwechsel hatten sich die Gäste Vorteile erarbeitet und waren durch Geburtstagskind Leonardo Bittencourt in Führung gegangen. Die Fußballprofis von Hannover 96 müssen weiter um ihren Weihnachtsurlaub bangen. Die abstiegsbedrohten Niedersachsen kamen nicht über ein 1:1 (1:1) beim SC Freiburg hinaus. Luca Waldschmidt (3. Minute/Handelfmeter) hatte die Freiburger vor 23 500 Zuschauern früh in Führung gebracht. Anschließend kam Hannover durch Abwehrspieler Felipe (14.) zum verdienten Ausgleich. Trotz eines Doppelpacks von Torjäger Luka Jovic hat Eintracht Frankfurt auch im elften Anlauf den ersten Bundesligasieg beim FSV Mainz 05 verpasst. Beim 2:2 (2:2) egalisierte der Serbe mit seinen Saisontoren Nummer elf und zwölf (31./45.+1 Minute) die zweimalige Mainzer Führung durch Robin Quaison (10./36.). In Kürze mehr auf SZ.de | Die Münchner verkürzen damit den Rückstand auf Tabellenführer Dortmund. Bremen spielt Unentschieden gegen Hoffenheim, Hannover holt einen Punkt in Freiburg. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-maenner-luitz-kaempft-1.4260294 | sport | Ski alpin - Männer - Luitz kämpft | 00/12/2018 | Stefan Luitz hat beim Riesenslalom von Saalbach einen Podestplatz nur knapp verpasst und seine aufsteigende Form bestätigt. Zwei Tage nach seinem fünften Platz im Parallel-Riesenslalom von Alta Badia fehlten dem 26-Jährigen am Mittwoch als Vierter 0,08 Sekunden auf das Podest. "Es war echt ein brutaler Kampf. Aber ich habe ihn angenommen und bin echt zufrieden mit mir", sagte Luitz nach dem langen Wettkampf mit schwierigen Sichtbedingungen: "Es war schon extrem heftig, unten geht dir schon ein bisschen der Saft aus." Cheftrainer Mathias Berthold lobte die "psychisch sehr starke Leistung" seines Schützlings, der wegen der Affäre um die Nutzung von Sauerstoff in Beaver Creek vor knapp drei Wochen unter Druck steht und seinen ersten Erfolg im alpinen Weltcup zu verlieren droht. Zan Kranjec aus Slowenien holte sich in Österreich den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere, vor Loic Meillard (Schweiz) und Mathieu Faivre ( Frankreich). Der Österreicher Marcel Hirscher, in Alta Badia noch überlegener Sieger, kam nur auf Rang sechs. Damit verpasste der beste Skirennfahrer der Welt nach zuletzt 18 Podestplätzen in Serie im Riesenslalom das Podium. "Der Hirscher ist auch nur ein Mensch. Er hat heute ein paar Fehler gemacht", sagte Luitz. "Klar tut das gut, aber man weiß, was der Hirscher drauf hat und, er wird auf jeden Fall nächstes mal wieder zurückschlagen. Da darf man sich nicht drauf ausruhen." Luitz war der einzige Deutsche in den Punkten. Alexander Schmid schied im zweiten Lauf aus, alle anderen hatten das Finale verpasst. Am Donnerstag folgt noch ein Slalom, auch Felix Neureuther will dann wieder am Start sein. | Stefan Luitz meldet sich nach der Sauerstoff-Affäre mit Platz vier im Riesenslalom zurück. Beim Slalom am Donnerstag will auch Felix Neureuther wieder starten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-dank-heinevetter-nach-hamburg-1.4260553 | sport | Dank Heinevetter nach Hamburg | 00/12/2018 | Silvio Heinevetter war nicht mehr zu bremsen. Der Torhüter der Füchse Berlin sprang wie aufgedreht durch seinen Sechsmeterraum und zappelte wild mit Armen und Beinen. Die verrückte Aufholjagd im Pokal-Krimi gegen den Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen löste bei Heinevetter Ekstase aus. "Mann, wir sind im Halbfinale, Final Four - perfekt", jubelte Heinevetter nach dem 37:35 (30:30, 14:17)-Erfolg nach Verlängerung im Viertelfinale. Vier Tore hatten die Füchse sechs Minuten vor dem Ende zurückgelegen, ehe Heinevetter heiß lief. "Man muss nicht immer so viele halten, aber zum Schluss ein paar Wichtige", sagte der 34-Jährige. Drei Wochen vor der Heim-WM befindet sich Heinevetter in Top-Form. Das freut vor allem Bundestrainer Christian Prokop. Auch wenn der DHB-Coach jüngst Andreas Wolff als Nummer eins im Tor ausrief, freut er sich diebisch über seine Trumpfkarte Heinevetter. "Silvio ist ein Torhüter, der durch ein unorthodoxeres Torhüterspiel besticht. Mal liegt er quer in der Luft, mal macht er gar keine Bewegung. Der Gegner kann das schwer analysieren", sagte Prokop. Zudem sei Heinevetter imstande, "eine Halle so richtig mitzunehmen, denn auch er ist ein sehr emotionaler Torhüter". Genau mit diesen Emotionen und den spektakulären Paraden, die die Berliner Schmeling-Halle am Dienstagabend in ein Tollhaus verwandelten, könnte Heinevetter im Januar tatsächlich zu einem entscheidenden Faktor werden. Zumal die fünf Vorrundenspiele allesamt in Heinevetters Wahlheimat stattfinden. Eine Heim-WM? "Was Schöneres kann es nicht geben", sagte Heinevetter kürzlich: "Vor so einer Kulisse zu spielen, kann Kräfte freisetzen." Der Druck werde "enorm sein, aber wir haben erfahrene Leute. Als Mannschaft sind wir so weit, dass wir zum großen Wurf ausholen wollen". Solche Worte hört Prokop gern. Der 39-Jährige betonte, er setze in seine Torhüter "große Hoffnungen. Sie haben in Verbindung mit unserem Abwehrspiel eine herausragende Bedeutung für den Erfolg des Teams". Von der Bedeutung Heinevetters profitierten am Dienstag einmal mehr die Füchse. Dabei hatte der Keeper keinen guten Start erwischt. "Ich war nicht zufrieden mit Heine, habe ihm aber gesagt: ,Jetzt kommst du wieder rein und bringst uns nach Hamburg', und er hat daran geglaubt", verriet Trainer Velimir Petkovic nach der Partie. | Handball-Nationaltorwart Silvio Heinevetter zeigt sich beim knappen Viertelfinal-Erfolg im Pokalspiel der Füchse Berlin über Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen schon in spektakulärer WM-Form. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-funkels-schmetterlinge-1.4260266 | sport | Kommentar - Funkels Schmetterlinge | 00/12/2018 | Wer Fortuna Düsseldorfs Resultate gegen die ambitionierten Bundesligaklubs Dortmund (2:1), München (3:3), Leipzig (1:1), Berlin (4:1) und Hoffenheim (2:1) sieht, sucht die Fortuna womöglich auch im Achtelfinale der Champions League. Gut möglich, dass die Rheinländer dort epische Schlachten abliefern könnten. Doch die tapferen Düsseldorfer, die dem Tabellenführer BVB die erste Saisonniederlage beibrachten, sind oft Hasenfüße: 0:2 gegen Schalke, 0:3 gegen Nürnberg, 1:7 gegen Frankfurt. Die tabellarisch schlechteste Elf, gegen die Düsseldorf siegen konnte, ist der SC Freiburg. Gegen alles darunter tat man sich schwer. Bei Kontrahenten von relevanter Qualität verwandelt sich die Fortuna in einen flirrenden Schmetterling - sonst ist sie meist eine Raupe. Apropos Raupe: Düsseldorfs Mittelfeldspieler Kevin Stöger, zum prototypischen Underdog-Fußballer ausgebildet in Paderborn und Bochum, hat gegen Dortmund mit 13,65 Kilometern Laufleistung einen neuen Liga-Saisonrekord aufgestellt. Damit verkörpert er exemplarisch jene intensive Stilistik, mit der der Trainer Friedhelm Funkel einen auf diesem Niveau anfangs überforderten Aufsteiger in der Bundesliga zu halten versucht. Den durch Leidenschaft und Willen errungenen Sieg gegen Dortmund nennt er stolz "eine Energieleistung". Dass Fleiß über Talent triumphieren kann, haben die Düsseldorfer der Liga nun schon mehrmals demonstriert. Nicht mal für Funkel, mit 65 Jahren der älteste und mit 473 Liga-Spielen als Trainer der Erfahrenste seiner Zunft, zählen Sternstunden wie beim Remis in München und jetzt gegen Dortmund zum Alltag. Aus seiner Hymne auf die Mannschaft sprach auch Ungläubigkeit, weil die Matchpläne in seiner 30-jährigen Trainerkarriere bisweilen nicht so grandios aufgegangen sind wie am Dienstag. Mit dem Gebrauch solcher Adjektive wie "großartig", "hervorragend" und "fantastisch" binnen weniger Minuten brach auch Funkel einen klubinternen Saisonrekord. So viel Überschwang wird in Düsseldorf sonst nur im Karneval gemessen. Doch die Rolle als Spannungs-Regulator an der Tabellenspitze kann der Fortuna nicht gefallen, solange sie selbst in akuter Existenznot schwebt. Vor sechs Jahren stiegen die Düsseldorfer nach einer Saison sofort wieder ab, diesmal wäre der Verbleib realistisch, wenn sie auch in Kellerduellen anfingen, großartig, hervorragend, fantastisch zu spielen. Die nächste Chance: Samstag in Hannover. Düsseldorfer Zyniker sprechen bereits von einer unlösbaren Herausforderung. | Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel demonstriert der Bundesliga, dass Fleiß und Hingabe über Talent triumphieren können. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-dahlmeier-kehrt-in-den-weltcup-zurueck-1.4259345 | sport | Biathlon - Dahlmeier kehrt in den Weltcup zurück | 00/12/2018 | Biathlon: Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier kehrt in den Biathlon-Weltcup zurück. Im Sprint von Nove Mesto bestreitet die siebenmalige Weltmeisterin am Freitag (17.30 Uhr) ihr erstes Weltcup-Rennen in diesem Winter. "Laura hat in den vergangenen Wochen recht gut trainieren können und ist gesundheitlich wieder voll belastbar", sagte Florian Steirer, der Disziplin-Trainer der deutschen Biathlon-Damen am Mittwoch in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV). Mitte Oktober hatte Dahlmeier nach mehreren gesundheitlichen Rückschlägen angekündigt, zunächst kürzertreten zu müssen. Ihr Immunsystem war zu geschwächt, wie die Ärzte damals mitteilten. Nach der Zwangspause war die Ausnahme-Skijägerin erst Anfang November moderat ins Training eingestiegen, um sich an die Belastungen zu gewöhnen. "Auch wenn Laura jetzt etwas früher als gedacht in den Weltcup zurückkommt, halten wir aber an unserem langfristigen Plan fest und werden mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf ganz sicher nichts überstürzen", sagte Steirer. Eishockey-Nationalmannschaft: Der ehemalige finnische Nationalspieler Toni Söderholm wird offenbar neuer Eishockey-Bundestrainer. Die Verpflichtung des früheren Verteidigers als Nachfolger von Marco Sturm ist nach Informationen der Deutschen-Presse-Agentur perfekt. Der 40 Jahre alte Söderholm soll am Donnerstag vorgestellt werden. Bis dahin will sich der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) offiziell nicht äußern. Die Vertragslaufzeit ist ebenso noch unklar wie das Trainerteam, mit dem Söderholm den Olympia-Zweiten von Pyeongchang fortan betreuen wird. So gut wie sicher ist die Einbindung von Silbermedaillengewinner Christian Ehrhoff. Anders als sein Vorgänger Sturm, der 2015 ohne Trainer-Erfahrung überraschend Bundestrainer geworden war, kann Söderholm als Coach Praxis-Erfahrung vorweisen, obwohl er vom SC Riessersee aus der dritten Liga kommt. Der gut deutsch sprechende Finne stand eigentlich beim deutschen Meister EHC Red Bull München unter Vertrag und sollte dort zum Nachfolger von Erfolgscoach Don Jackson (62) aufgebaut werden. Zu Münchens Kooperationspartner Riessersee war Söderholm lediglich abgestellt. Mit dem Traditionsclub wurde er in der Vorsaison Hauptrunden-Meister und erreichte das Playoff-Finale. In der DEL2 wurde er auch zum "Trainer des Jahres" gewählt. Der SCR hatte sich dann aus finanziellen Gründen in die Oberliga zurückgezogen. | In Nove Mesto tritt die Doppel-Olympiasiegerin erstmals in dieser Biathlon-Saison an. Toni Söderholm übernimmt offenbar das Amt des Eishockey-Bundestrainers. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-duesseldorf-bundesliga-1.4259121 | sport | Fortuna Düsseldorf ärgert Borussia Dortmund | 00/12/2018 | Die Frage war, ob der aktuell älteste und erfahrenste Trainer der Bundesliga gegen die derzeit beste deutsche Mannschaft etwas ausrichten kann? Die überraschende Antwort: Aber hallo! Just der Abstiegskandidat Fortuna Düsseldorf hat dem Tabellenführer Borussia Dortmund beim 2:1 (1:0) sensationell die erste Saisonniederlage in der Liga beigebracht. Friedhelm Funkel verfügt über die Erfahrung von 65 Lebensjahren und 473 Bundesligaspielen als Trainer, und alles, was er seinen Fortunen gegen den BVB mit ins Spiel gegeben hatte, haben sie brillant umgesetzt: vor allem Räume verengen und Konter eiskalt ausspielen. Dabei haben die individuell eigentlich stärkeren Borussen ja auch einen sehr erfahrenen Trainer: Lucien Favre ist mit 244 Bundesliga-Spielen als Trainer und 61 Jahren hinter Funkel der derzeit zweitälteste Übungsleiter in der Bundesliga. Die Dortmunder aber spielten lange viel zu passiv und zu pomadig und verpassten ihren siebten Ligasieg nacheinander. Düsseldorf überraschte nach einem 1:1 in Leipzig, einem 2:1 gegen Hoffenheim und einem 3:3 in München schon zum vierten Mal. Paco Alcácer erzielt erneut sein obligatorisches Tor - 21 Minuten nach seiner Einwechslung Erst zum zweiten Mal in dieser Saison (nach dem Spiel gegen Schalke) war das Stadion am Rhein mit 52 000 Zuschauern ausverkauft. Trainer Funkel hatte seine zwischenzeitliche Enttäuschung über die schleppende Euphorie in der Stadt mit dem Gedankenspiel therapiert, dass man das erste Heimspiel des Jahres 2018 gegen Aue absolviert habe und das letzte nun gegen Dortmund - und dass dieser Kontrast im Grunde alles verrate über den Aufschwung des Düsseldorfer Fußballs. So ein Heimspiel gegen den BVB spielen zu dürfen, ist zwar eine stolze Sache, aber man stößt halt auch schnell an seine Grenzen. Die Düsseldorfer taten das diesmal aber überraschender Weise überhaupt nicht. Es half ihnen zunächst, dass Favre zu Spielbeginn seine Topstürmer Paco Alcácer und Jadon Sancho auf die Bank setzte und statt ihrer auf der rechten Seite Christian Pulisic und als zentralen Stürmer Mario Götze aufbot. Beide enttäuschten. Auf den defensiven Außenpositionen durften die Altmeister Lukas Piszczek und Marcel Schmelzer ran und taten sich in der Rückwärtsbewegung auch schwer. Die taktische Ausrichtung der Düsseldorfer war gut daran zu erkennen, dass Offensivkräfte wie Benito Raman, Marvin Duksch, Kenan Karaman und Rouwen Hennings zu Spielbeginn alle auf der Bank saßen. Der Konterstürmer Dodi Lukebakio (alle drei Tore in München) vereinte im erstaunlich aggressiven 4-4-2 alle Torhoffnung auf sich. Und tatsächlich gab der 21-jährige, vom FC Watford ausgeliehene Belgier in der dritten Minute den allerersten Torschuss der Partie ab. In der zehnten Minute durfte es auch Takashi Usami versuchen, aber auch er verzog. Man hatte beinahe Mitleid mit den tapfer aufspielenden Düsseldorfern, als Marco Reus in der 16. Minute ins Fortuna-Tor einschoss, allerdings stand dabei Dortmunds Pulisic dem Torwart Michael Rensing im Weg, so dass das Tor wegen Abseits zurecht nicht gegeben wurde. Und es kam noch dicker für die Westfalen. Als sie das Spiel gerade unter Kontrolle zu bringen schienen, verlor Jacob Bruun Larsen den Ball, und die weitaufgerückten Dortmunder mussten hilflos mit ansehen, wie Lukebakio einen mustergültigen Konter in der 22. Minute mit seinem siebten Saisontor zum 1:0 einschoss. | Beim unerwarteten 1:2 in Düsseldorf spielt der BVB lange Zeit zu pomadig und kassiert vor dem Topspiel gegen Gladbach die erste Liga-Niederlage - die Bayern wird's freuen. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/schwimmen-bronze-fuer-roas-1.4259015 | muenchen | Bronze für Roas | 00/12/2018 | Das neu formierte Schwimm-Team der SG Stadtwerke München ist wie erwartet mit einem deutlich schwächeren Ergebnis als im Vorjahr von der deutschen Kurzbahn-Meisterschaft in Berlin zurückgekehrt. Bei den Erwachsenen gewann Johanna Roas die einzigen beiden Medaillen für München. Die 25-Jährige holte zweimal Bronze, über 50 Meter Rücken wurde sie in 27,61 Sekunden ebenso Dritte wie auf der 100-Meter-Rücken-Strecke, die sie in 59,76 Sekunden bewältigte. Neben Roas überzeugte auch Manuel Genster, der am Münchner Stützpunkt trainiert, aber für die SG Oberland-Penzberg startet. Genster wurde über 100 Meter Schmetterling deutscher Junioren-Meister. "Grundsätzlich bin ich ganz zufrieden, mit sehr viel mehr hatten wir nicht gerechnet", sagte die neue SG-Cheftrainerin Sheela Schult. Im Vorjahr hatte alleine Alexandra Wenk vier Titel für die SG gewonnen, Roas holte damals zweimal Gold und einmal Silber, Max Nowosad sicherte sich einen Titel. Wenk, die in Berlin diesmal drei Medaillen, aber keinen Titel gewann, startet wie Nowosad inzwischen für die SG Neukölln Berlin, wo sie sich bessere Perspektiven für die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio erhofft - es wären ihre dritten nach 2012 und 2016. Aus demselben Grund wechselt auch Roas ab Januar nach Berlin, allerdings behält sie vorerst das Startrecht für München. Roas reiste nach der DM weiter zu einem Wettkampf nach Lausanne. Derweil fuhr Trainerin Schult mit dem Nachwuchs zu einem Pokal-Wettkampf nach Magdeburg, wo die SG-Talente drei Gold-, 14 Silber- und sieben Bronzemedaillen gewannen. | Die Münchner Schwimmerin überzeugt bei der deutschen Kurzbahn-Meisterschaft mit zwei dritten Plätzen - und wechselt nach Berlin. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-sternzeichen-marienkaefer-1.4258531 | sport | Kommentar - Sternzeichen: Marienkäfer | 00/12/2018 | Wenn ein Löwe in meiner Abwehr spielt", sprach einst der französische Nationaltrainer Raymond Domenech, "halte ich bei jeder Ballberührung die Luft an." Wer würde das nicht tun angesichts eines Raubtiers auf dem Platz? Was, wenn ein Angreifer gefressen wird? Doch Domenech, in Fachkreisen "Astro-Ray" genannt, spielte aufs Sternzeichen an: Löwen hielt er für unberechenbar, erst recht als Verteidiger. Spätestens seit dieser wunderliche Herr mit seinen an Horoskopen ausgerichteten Teams Les Bleus bei der WM 2010 in den Untergang manövrierte, sollte allen klar sein: Astrologie ist Mumpitz. Zumal im Fußball. Doch es gibt sie immer noch, die Anhänger der Sternendeuterei. Gerade kursiert eine Pressemitteilung, in der ein Wettanbieter absondert: "Im Herbst geborene Kinder haben die schlechtesten Aussichten, Fußballprofi in der Bundesliga zu werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, welche die Kader der 18 Vereine untersucht hat. Demnach sind nur 4,6 Prozent der Spieler im Tierkreiszeichen des Schützen geboren, gefolgt von je 6,3 Prozent Skorpionen und Waagen." Nun könnte man diese Mitteilung getrost zu all den anderen schieben, die einem täglich um die Ohren fliegen: in den Papierkorb. Schützen! Skorpione! Waagen! Krypto-mythologischer Quatsch. Doch auch wenn die Falschen es mit den falschen Worten sagen, so treffen sie zufällig das Richtige. "Im Herbst geborene Kinder" haben es tatsächlich schwerer, im Fußball mitzuhalten. Nicht weil sie als Schützen, Skorpione oder Waagen charakterlich ungeeignet wären. Sondern schlichtweg, weil sie kleiner sind und schwächer als die anderen. Zwischen einem im Januar und einem im Dezember geborenen Kind liegt fast ein Jahr Entwicklung. Trotzdem finden sie sich in einer Altersgruppe wieder, vom Verband einsortiert in dieselbe G-Jugend. Mit der Folge, dass der Jüngere in jedem Vergleich unterliegt, im Sprint, im Zweikampf, im Kopfballduell - und sogar in der Einstellung zum Spiel selbst: Es ist ihm noch nicht so wichtig wie dem Älteren, den Sieg davonzutragen. Verlieren wir halt, denkt der Knirps: Hauptsache, es gibt Pfannkuchen zum Abendessen. Schmächtige Fünfjährige inmitten von robusten Sechsjährigen sehen drollig aus. Wie Marienkäfer liegen sie oft auf dem Rücken, zappeln mit den Beinen und ernten dafür noch Komplimente: "Der Kleine! Wie süß!" Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele von ihnen recht erfolglos sind - und es bleiben. So wie sie eben auch die Kleinsten bleiben, in der F-, E-, D-Jugend und fürderhin. Irgendwann purzeln sie durchs Raster. Werden aussortiert von Trainern, denen es nicht um den Spaß am Spiel geht, sondern um den Triumph in der Kreisklasse. Oder sie sortieren sich selbst aus, weil sie keine Lust mehr haben, im Training überrannt zu werden und ihre Samstage auf der Ersatzbank zu verbringen. So scheitern viele Karrieren, bevor sie überhaupt beginnen können, an banaler körperlicher Unterlegenheit. Und so betrügt der Fußball sich selbst um ein Viertel seines Nachwuchses, Jahrgang für Jahrgang. Erstaunlich, dass die Funktionäre das noch nicht erkannt haben. Vielleicht suchen sie ja in den Horoskopen nach den Ursachen. | Viele Karrieren im Fußball enden, bevor sie überhaupt beginnen können, an banaler körperlicher Unterlegenheit. Der Fußball betrügt sich selbst. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-hoeness-aufsichtsrat-1.4258576 | sport | FC Bayern: Uli Hoeneß bleibt Chef des Aufsichtsrats | 00/12/2018 | Präsident Uli Hoeneß wird auch in den kommenden vier Jahren dem Aufsichtsrat der FC Bayern München AG vorstehen. Wie der Fußball-Rekordmeister am Dienstag erklärte, sei Hoeneß auf der konstituierenden Sitzung des am Montag neu gewählten Aufsichtsrates im Amt bestätigt worden. Am Montag war das Gremium bei der AG-Hauptversammlung für die kommenden vier Jahre neu zusammengestellt worden. Hoeneß, der im Zuge der harschen Kritik auf der Jahreshauptversammlung des e.V. Ende November seine Zukunft beim FC Bayern grundsätzlich infrage gestellt hatte, hat sich seinem Lebenswerk damit wohl auch mittelfristig verschrieben. Im Jahr 2019 steht beim FC Bayern die Wahl des Präsidenten an und mit der Entscheidung vom Dienstag erhöht Hoeneß die Wahrscheinlichkeit, nochmals zu kandidieren. Der amtierende VW-Chef Herbert Diess übernimmt anstelle des ehemaligen Audi-Bosses Rupert Stadler den Posten als zweiter stellvertretender Vorsitzender. Der frühere Adidas-Boss Herbert Hainer ist erster Stellvertreter, Werner Zedelius (Allianz) dritter Stellvertreter. "Wir sind sehr glücklich darüber, wieder einen so hochkarätig besetzten Aufsichtsrat zu haben. Im Namen des gesamten Vorstandes freue ich mich auf eine erneut gute, harmonische und loyale Zusammenarbeit", sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Hoeneß lobt Winterkorn: "Immer ein Freund unseres Vereins" Der frühere Chef des Volkswagen-Konzerns Martin Winterkorn verlässt den Aufsichtsrat. Wie die Münchner erklärten, habe der 71-Jährige bei der AG-Hauptversammlung am Montag nicht mehr kandidiert. Winterkorn gehörte dem Gremium fast 16 Jahre an. Sein Platz geht an Michael Diederich (Vorstandssprecher der UniCredit Bank AG). Der FC Bayern habe Winterkorn als "kritisch-konstruktives, dabei immer loyales Mitglied über die Maßen geschätzt", hieß es in der Erklärung. Aufsichtsratschef Hoeneß sagte, Winterkorn sei ein "herausragendes" Mitglied des Gremiums gewesen: "Er hatte eine enorme Bedeutung für die Entwicklung des FC Bayern." Winterkorn werde "immer ein Freund unseres Vereins und auch von mir persönlich bleiben", fügte Hoeneß hinzu. | Der Präsident des FC Bayern bleibt für vier weitere Jahre an der Spitze des Kontrollgremiums. Ein weiterer prominenter Aufsichtsrat scheidet dagegen aus. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/hannover-breitenreiter-bundesliga-1.4258460 | sport | Bundesliga: Breitenreiter droht mit Urlaubssperre | 00/12/2018 | Andre Breitenreiter nahm auf dem Podium Platz, schenkte sich ein Glas Wasser ein und holte tief Luft für eine außergewöhnliche Pressekonferenz. Der 45-Jährige präsentierte sich vor dem so wichtigen Spiel des Tabellenletzten beim SC Freiburg hochemotional. Breitenreiter bezog mit bemerkenswerten Worten Stellung zum Disput mit Niclas Füllkrug und verteidigte die Androhung einer Urlaubssperre über die Feiertage. "Wir haben gemeinsam beschlossen, es etwas rauer anzugehen", sagte der Coach von Hannover 96 vor der Partie am Mittwoch (20.30 Uhr/Liveticker SZ.de) im Breisgau und zählte seine Mannschaft öffentlich an. Sie habe sich zuletzt zweimal "wehrlos ergeben", sagte er: "Ich vergleiche es mit der Schule. Es stehen die Halbjahreszeugnisse an, und da steht: Die Versetzung ist stark gefährdet." Also greift Breitenreiter mit dem Rücken zur Wand zu besonderen Maßnahmen. Wenn seine Mannschaft nicht mindestens drei Punkte aus den Duellen in Freiburg und gegen Fortuna Düsseldorf am Samstag holt, stehen statt entspannter Stunden unter dem Tannenbaum harte Einheiten auf dem Trainingsgelände an. "Ich würde die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr auch lieber mit meiner Familie alleine verbringen, aber es geht um 96", sagte Breitenreiter. Bei den Niederlagen gegen Hertha BSC (0:2) und zuletzt gegen Bayern München (0:4) hatte der 45-Jährige auch Probleme in Sachen "Mentalität und Einstellung" erkannt. Alarmierende Worte Die alarmierenden Worte sprudelten nur so aus Breitenreiter heraus, der seine schwerste Phase bei 96 seit seinem Amtsantritt im März 2017 erlebt. Noch stehen Präsident Martin Kind und Manager Horst Heldt zu ihrem Trainer. Wie angespannt die Atmosphäre am Maschsee aber ist, zeigte sich beim Training am Sonntag, als Breitenreiter seine Angriffshoffnung Füllkrug nach dessen genervter Reaktion auf ein unpräzises Zuspiel des Athletiktrainers zusammenstauchte. Breitenreiter wählte zur Erklärung seines Verhaltens am Dienstag den Vergleich mit einem Schuljungen, der mit einer Sechs in Mathe nach Hause kommt und mit dem die Eltern die Klausur geduldig besprechen. Dann komme das Mittagsessen auf den Tisch. "Und es gibt nicht das gewünschte Rinderfilet sondern vielleicht eine Nudelsuppe", sagte Breitenreiter, er blieb weiter im Bild: "Und das Kind quittiert die Nudelsuppe mit: 'Ey, Alte, was hast du denn hier heute für ein Essen auf den Tisch gebracht?' Was machen Sie dann als Vater? Stehen Sie Ihrer Frau zur Seite und greifen Sie ein, weil es kein respektvoller Umgang ist?" Ihm gehe es um Prinzipien, der Tabellenstand haben in diesem Fall keine Rolle gespielt. Füllkrug soll dagegen schnell wieder eine Rolle spielen, Breitenreiter braucht die Tore des 25-Jährigen für eine Trendwende. "Ich habe eine sehr, sehr hohe Meinung von Niclas Füllkrug. Wir sind gemeinsam einen exzellenten Weg gegangen und werden das auch in Zukunft tun", sagte Breitenreiter: "Er hat einen Fehler gemacht, ich musste eingreifen. Das ist abgehakt, und weiter gehts." | Bei Hannover 96 ist die Stimmung im Keller. Trainer Andre Breitenreiter muss in der englischen Woche dringend Punkte liefern - und droht mit ungewöhnlichen Schritten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/manchester-mourinho-entlassung-1.4257963 | sport | Fußball: Manchester United wirft Trainer Mourinho raus | 00/12/2018 | Manchester United hat sich von Teammanager José Mourinho getrennt. Dies teilte der englische Fußball-Rekordmeister am Dienstag mit. United belegt nach dem 17. Spieltag der Premier League mit 19 Punkten Rückstand auf den von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool nur den sechsten Platz. Am Sonntag hatte Manchester 1:3 gegen Liverpool verloren. Manchester United has announced that Jose Mourinho has left the Club. We would like to thank him for his work during his time at Manchester United and wish him success in the future. #MUFC — Manchester United (@ManUtd) 18. Dezember 2018 Als Wunschkandidat auf die Nachfolge galt zuletzt Zinédine Zidane, der seit seinem dritten Champions-League-Sieg mit Real Madrid Ende Mai arbeitslos ist. Weil United allerdings bekannt gab, bis Saisonende eine Interimslösung installieren zu wollen, fällt auf der Insel nun ein anderer Name: Mauricio Pochettino, der argentinische Coach von Tottenham Hotspur. Zunächst soll laut Medienberichten Michael Carrick übernehmen. Der frühere englische Nationalspieler hatte seine Karriere im März nach zwölf Jahren bei ManUnited beendet. Mit United gewann Mourinho immerhin die Europa League Mit Mourinho ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am viel zu schweren Erbe von Teammanager-Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Der Portugiese hatte seinen Posten bei den Red Devils im Sommer 2016 angetreten. Der Kontrakt lief noch bis zum Ende der laufenden Saison und enthielt eine Option auf weitere Zusammenarbeit. Mourinho ist einer der erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt. "The Special One" gewann in vier europäischen Ligen insgesamt zehn Meistertitel. Mit dem FC Porto (2004) und Inter Mailand (2010) triumphierte Mourinho in der Champions League. Mit United gewann er 2016/17 die Europa League, Porto führte er 2003 zum Titel im Vorgängerwettbewerb Uefa-Cup. Mit Real Madrid und dem FC Chelsea blieben ihm trotz großer Erfolge auf nationaler Ebene internationale Triumphe versagt. | Der Premier-League-Klub erklärt die Zusammenarbeit mit dem Portugiesen für beendet. Zum Verhängnis wurde ihm eine Niederlage am Wochenende gegen Jürgen Klopp. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/champions-league-bayern-liverpool-1.4257361 | sport | Bayern-Gegner FC Liverpool wirkt restlos komplett | 00/12/2018 | Um seinen Jubel wie geplant vollziehen zu können, musste Xherdan Shaqiri beschleunigen. Hinter ihm hatten die Mitspieler schon die Verfolgung aufgenommen. An erster Stelle befand sich Roberto Firmino, aber als der Brasilianer freudig vor die Füße des Torschützen grätschte, war der Schnappschuss bereits im Kasten. Mit verschränkten Armen posierte Shaqiri im Stile eines Genießers vor den Fans, ruhig stehend ließ er seinen Blick in den Himmel schweifen. So hatte sich Shaqiri das immer ausgemalt nach seinem Vereinswechsel zum FC Liverpool im Sommer. Das Solo-Foto lief rauf und runter auf den sozialen Medienkanälen des Offensivspielers, versehen mit Herzen und Feuerzeichen - sowie zwei Fußbällen, die seine beiden Tore repräsentieren sollten. Als zweitem Spieler in der Historie des prestigeträchtigsten Duells der Premier League gelangen Shaqiri, 27, zwei Tore in seinem ersten Spiel für Liverpool gegen Manchester United. Bislang war das lediglich dem von Nottingham Forest verpflichteten Nigel Clough im Januar 1994 vorbehalten, der mit seinen beiden Toren damals ein Unentschieden einleitete, bei dem Liverpool mit drei Treffern zurückgelegen hatte. Für seinen Doppelpack benötigte Shaqiri am Sonntag lediglich zehn Minuten: Auf seine Einwechslung folgte nach 143 Sekunden die Führung, weitere 472 Sekunden danach die Entscheidung. Beide Male wuchtete der Schweizer Nationalspieler mit Hilfe seiner Gegenspieler den Ball ins Ziel - erst fälschte Ashley Young seinen Schuss unhaltbar ab (73.), dann war es Eric Bailly (80.). Beim 1:0 musste sogar der eigene, viel besser postierte Mitspieler Nathaniel Clyne zur Seite weichen, um Platz zu schaffen für den 1,69 Meter großen Muskelprotz. Klopp hat nun gegen alle Premier-League-Klubs gewonnen Dessen Initialen XS23 lesen sich wie das neueste Modell eines Geländewagens - der über alles hinweg walzt, was sich ihm in den Weg stellt. Das Bild eines Jeeps, der durch nichts und niemand aufzuhalten ist, passt zur gegenwärtigen Verfassung der Reds aus Liverpool, die vor nichts und niemandem Halt machen. Der ungeschlagene Tabellenführer der Premier League hat sich zu einem Kraftmeier entwickelt, dem die Energie bei keiner Gelegenheit auszugehen scheint. Durch das 3:1 über Manchester United hat Jürgen Klopp in seiner drei Jahre andauernden Trainerzeit in Liverpool nun jeden der 26 Vereine mindestens einmal besiegt, auf die er in der Liga getroffen ist. Als verbliebene Bastion galt bis zum Schluss der englische Rekordmeister mit Trainer José Mourinho. Dem Portugiesen schien es stets zu gelingen, seine Spieler auf dem Platz zu einer Verteidigungsmauer zu verknüpfen, an der sich sogar Liverpool die Zähne ausbiss. Mit dem immer gleichen Vorgehen arbeiteten sich die Reds in den vorigen Begegnungen an United ab, bis sie nichts mehr nachlegen konnten. Dem wilden Drauflosstürmen folgte in der ersten Halbzeit der Frontalangriff durch die Mitte und daraufhin das nüchterne Zurechtlegen des Gegners. Einen Angriff reihte Liverpool an den nächsten mit dem Selbstverständnis, dass irgendwann schon einer ins Ziel führen werde. Denn neben den Stürmern sind die Mittelfeldakteure und Verteidiger ebenso in der Lage, ein Tor zu schießen - neuerdings auch die Einwechselspieler. Seit dieser Saison ist Liverpool restlos komplett ausgestattet, nicht nur mit dem für Klopp-Teams typischen Tatendrang, sondern auch mit: Spielern, Formationen, Strategien. | Beim Bayern-Gegner in der Champions League überrascht der frühere Münchner Xherdan Shaqiri in neuer Rolle. Seine Gegner legt sich das Team nüchtern zurecht. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/wetten-app-gegen-manipulation-1.4257191 | sport | Wetten - App gegen Manipulation | 00/12/2018 | Im Kampf gegen Spielmanipulationen werden Bundesliga-Profis künftig noch mehr sensibilisiert. Nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) zu Saisonbeginn eine Schulungsverpflichtung für Lizenzmannschaften eingeführt hatte, soll in der nächsten Woche eine frei verfügbare App auf den Markt kommen. Dort können Hinweise anonym gemeldet werden. "Egal, wie gut man durch hohe Gehälter und eine hohe Medienpräsenz abgeschirmt ist: Wir haben immer eine Restgefahr", sagte Carsten Thiel von Herff, der unabhängige Ombudsmann der DFL und des DFB, am Montag in Frankfurt. Vor allen junge Spieler wollen die Verantwortlichen über die Hintergründe und Gefahren von Spielsucht und Manipulationen aufklären. Man müsse in den bundesweit 36 Leistungszentren ansetzen und die Talente für solche Vorkommnisse sensibilisieren und das Verantwortungsbewusstsein schärfen, sagte der DFL-Direktor für Sport und Leistung, Andreas Nagel. Bisher seien die Schulungen in 32 Klubs durchgeführt worden. So stehen die 3000 Spieler der U16 bis U23 der Nachwuchsleistungszentren im Blickpunkt der Präventionsarbeit. "Was ganz wichtig ist, ist den Spielern deutlich zu machen, dass die sich nicht den eigenen Ast absägen mit Aktionen, mit Wetten, mit Spielmanipulationen", sagte Nagel. Verstoße ein Spieler gegen die Regeln, sei seine Karriere vorbei. Spieler dürfen nach den Regeln des DFB nicht wetten oder Spiele manipulieren. Zudem dürfen sie kein Insiderwissen weitergeben und unterliegen einer Meldepflicht: Werden sie auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam oder haben Hinweise auf eine geplante Manipulation, können sie sich jederzeit telefonisch unter 0800-OMBUDSMANN oder mit der neuen App bei Thiel von Herff melden. Sein Telefon klingele "bevorzugt montags". Dann kämen auch viele E-Mails rein. Nach Angaben der DFL ist auch die Umstellung auf einen Hashtag ein erfolgreicher Schritt und helfe, die Nachwuchstalente anzusprechen. Wetten auf Fußballspiele der ersten und zweiten Bundesliga sind ein boomendes Geschäft und stellen den Fußball vor große Herausforderungen. Alleine 2017 wurden weltweit 40 Milliarden Euro von lizenzierten Wettanbietern in Deutschland gesetzt. Auf Partien von A-Junioren wurden im vergangenen Jahr gar 252 Millionen Euro gewettet, bei Spielen von B-Junioren waren es 46 Millionen. | Zocker setzen weltweit immer mehr Geld auf deutsche Spiele. 2017 waren es 40 Milliarden Euro, sogar bei Junioren werden Millionen gesetzt. Die Deutsche Fußball Liga präsentiert nun neue Maßnahmen im Kampf gegen Betrug. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-wm-anastassija-dobromyslowa-1.4254893 | sport | Anastassija Dobromyslowa - Letzte Frau bei der Dart-WM | 00/12/2018 | Der einstige Kneipensport Darts ist längst aus seiner Nische gekommen und hat sich zu einem veritablen Eventsport entwickelt. Pfeilewerfen ist Show. Ein Zeichen der gelungenen Symbiose: Die Werfer führen Spitznamen, die in einem anderen Eventsport, dem Wrestling, gebräuchlich sein könnten, so wie Mighty Mike, Snakebite, The Iceman und The Wizard. Der Name "From Russia with Love" (angelehnt an den englischen Titel des James-Bond-Films "Liebesgrüße aus Moskau") lässt im Vergleich dazu etwas Griffigkeit vermissen. Ihm fehlt aber vor allem eines: Maskulinität. Das verwundert nicht, wenn man weiß, wer hinter dem Namen steckt: die Russin Anastassija Dobromyslowa. Sie ist die letzte verbliebene Frau bei der Darts-WM in London, die gerade im Alexandra Palace (Spitzname "Ally Pally") stattfindet. Vor einem Jahr noch waren auf der Bühne des wichtigsten Darts-Wettbewerbs nur Männer zu sehen - zumindest bis auf ein paar lächelnde Frauen, die die Spieler auf die Bühne führten. Die sogenannten Walk-on-Girls sind seit diesem Jahr aber abgeschafft. Ein Resultat der gesellschaftlichen Debatte rund um die MeToo-Bewegung. Es ist eine positive Entwicklung, die vom Darts-Verband PDC vorangetrieben wurde, auch aus Gründen der Vermarktung. Für diese WM gab es im 96er-Feld erstmals zwei Plätze, die Frauen vorbehalten waren. An sich waren Spielerinnen schon immer spielberechtigt, doch weil deutlich weniger Frauen Darts spielen als Männer, qualifizierte sich nie eine Spielerin regulär. Dobromyslowa ist nicht nur Liebe vergönnt Bei den Frauen-Qualifikationsturnieren vor der WM setzten sich dann die Favoritinnen Dobromyslowa und Lisa Ashton durch. Für Ashton endete das Turnier allerdings am vergangenen Donnerstag in der ersten Runde unter dem Applaus der Fans. Dobromyslowa, 34, wird am Montagabend gegen 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit die Bühne betreten. Auf der Erhöhung im "Ally Pally" hatte sie schon einmal ihre Pfeile geworfen. 2009 blieb es aber bei einem einzigen Auftritt. Das Turnier endete durch eine knappe Niederlage gegen Remco van Eijden in Runde eins. Dobromyslowa hatte es nicht leicht bei ihrer ersten WM-Teilnahme vor zehn Jahren. Sie durfte nur dank einer Wildcard starten, weil ein anderer Spieler zurückgezogen hatte. Eric Bristow, der mittlerweile verstorbene fünfmalige Weltmeister, hatte heftig kritisiert, dass zum zweiten Mal in der WM-Geschichte der PDC eine Frau warf. Das "russische Mädchen" solle nicht antreten, seien seine Worte gewesen, erinnert sich Dobromyslowa beim Guardian. Ob sich seitdem etwas verbessert hat, wurde sie von der englischen Zeitung noch gefragt. "Wahrscheinlich, aber nicht alle Menschen haben sich verändert. Am Ende hat jeder ein Recht auf seine eigene Meinung", sagte sie vor dem Turnier. Aber was die Kritiker sagen, interessiere sie nicht, "weil ich getan habe, was ich tun musste, um mich zu qualifizieren". | Die sogenannten Walk-on-girls sind abgeschafft, Frauen treten bei der Darts-WM in diesem Jahr als Werferinnen an. An der Geschichte der Russin Anastassija Dobromyslowa zeigt sich die Entwicklung des Sports. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-hannover-hummels-1.4255975 | sport | FC Bayern München - Nur Mats Hummels grollt | 00/12/2018 | Pirmin Schwegler gehörte zu denen, die selbst drin waren in diesem Albtraum vor 49 000 Zuschauern. Er hatte mintgrüne Hemden gesehen, die sich in hoher Geschwindigkeit bewegten, weiße Hosen von hinten, Fersen von Fußballschuhen, und ab und zu auch einen Ball, der wie eine unerreichbare Beute über den Rasen schnellte. Dieses Spiel gegen den FC Bayern kam dem Mittelfeldspieler von Hannover 96 vor wie ein Ereignis zwischen Wirklichkeit und schlechter Fantasie. Er konnte nur versuchen, den Außenstehenden zu erklären, wie es gewesen war da draußen in den Fängen des Rekordmeisters. Sein Bericht war kurz, aber präzise. "Man will sich wehren. Man läuft viel hinterher." Ob die Leute ihn verstanden? Er wusste, was sie gesehen hatten. "Aber glaubt mir", sagte er mit matter Stimme, "auf dem Platz hat es sich noch beschissener angefühlt." Dieser 4:0-Sieg des FC Bayern beim Abstiegskandidaten Hannover 96 ist so einseitig gewesen, dass er schon wieder interessant war. Was sagt ein Spiel, bei dem sich jede Spannung in einer Art Einbahnstraßen-Erfahrung auflöst? Was bedeutet eine derart klare Angelegenheit für die Widersacher? Wenn ein Rekordmeister auf ein Team aus dem Ligakeller trifft, sind die Rollen im Grunde klar verteilt. Hannovers Trainer André Breitenreiter hatte vor der Partie selbst gesagt, eine 96-Niederlage sei "das Normalste der Welt". Aber dieses Null-vier war nicht mehr normal. Es war die Aufführung zweier sehr unterschiedlicher Formzustände. Die Bayern strahlten eine Präsenz aus, die von der ersten bis zur letzten Minute andauerte. Sie kombinierten, sie rannten, sie ließen nicht nach. Nur vier Tage nach dem anstrengenden 3:3 in Amsterdam zeigten sie dem Rest der Liga, dass sie das Dominieren nicht verlernt haben. Und Hannover 96? Die vier Gegentore durch Joshua Kimmich (2.), David Alaba (29.), Serge Gnabry (53.) und Robert Lewandowski (62.) waren noch eine gnädige Strafe für ihr kraftloses Wirken. Andere Zahlen zeigten die Dimension der Chancenlosigkeit besser: 0:14 Ecken. 2:17 Flanken aus dem Spiel. 62:173 Ballaktionen. Nur 42 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Breitenreiter sah seine Mannschaft derart bloßgestellt, dass er schon gar nicht mehr über Fehler sprechen wollte. "Wir brauchen da nicht so viel analysieren. Weil da gibt's nicht so viel." Er sagte: "Wir haben uns zu wenig gewehrt." Die Niederlage offenbarte, dass der neue Tabellenletzte derzeit nicht einmal die Kampfkraft besitzt, einer spielerischen Übermacht zu trotzen. Die Begegnung war für beide Mannschaften so etwas wie ein Brückenspiel, eine Pflichtaufgabe zwischen den wichtigeren Kämpfen in ihren jeweiligen Preisklassen. Freiburg und Düsseldorf sind Hannovers letzte Gegner vor der Winterpause, zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf. Der FC Bayern spielt am Mittwoch gegen Leipzig, am Samstag in Frankfurt, gegen zwei Vertreter der Spitzengruppe also, gegen welche die Münchner bestätigen müssen, dass sie ihre Schwächephase überwunden haben. In solchen Brückenspielen geht es weniger um Punkte als um die richtigen Zeichen. Deshalb waren die Hannoveraner so niedergeschlagen nach der Begegnung - und die Münchner so gut gelaunt. | Nach dem 4:0 in Hannover ist die Stimmung beim wiedererstarkten FC Bayern bestens. Die Beteiligten sehen allerlei positive Zeichen - die Hierarchie im Team hat sich verschoben. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sportler-des-jahres-kerber-lange-und-die-eishockey-helden-1.4255733 | sport | Kerber, Lange und die Eishockey-Helden | 00/12/2018 | Angelique Kerber und Patrick Lange standen auf der Bühne des mondänen Benazetsaals und strahlten. Die Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres war für die Tennisspielerin und den Triathleten der passende Abschluss nach herausragenden Monaten. Als beste Mannschaft 2018 wurden bei der feierlichen Gala im Kurhaus von Baden-Baden die Olympiahelden der Eishockey-Nationalmannschaft geehrt: "Das zeigt die Wertschätzung unserer Leistung. Es setzt dem Ganzen die Krone auf", sagte Kapitän Christian Ehrhoff, der seine Karriere nach dem Silber-Coup von Pyeongchang beendet hatte. Ironman-Weltmeister Lange freute sich über "die höchste nationale Auszeichnung" am Ende eines Jahres, in dem Kerber mit dem Sieg in Wimbledon ihren "Tennis-Traum wahrgemacht" hatte. Die 30-jährige Kerber, die bereits 2016 zur Sportlerin des Jahres gewählt worden war, setzte sich mit 1732 Punkten knapp durch gegen Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel (1704), die nach einem schweren Trainingsunfall querschnittgelähmt ist, und Vorjahressiegerin Laura Dahlmeier (Biathlon/1358), die in Südkorea zwei Goldmedaillen gewonnen hatte. Lange (1529) gewann vor Doppel-Olympiasieger Eric Frenzel (Nordische Kombination/1139) und Zehnkampf-Europameister Arthur Abele (1021). Der 32-Jährige hatte im Oktober auf Hawaii mit einem Fabelweltrekord von unter acht Stunden gewonnen. Noch im Zielbereich machte er seiner Freundin einen Heiratsantrag. Kerber hatte vor ihrer ersten Auszeichnung 2016 sogar eine noch erfolgreichere Saison gespielt. Damals reiste die beste deutsche Tennis-Spielerin der vergangenen Jahre mit ihren ersten beiden Grand-Slam-Titeln (Melbourne und New York) im Gepäck nach Baden-Baden, sie war zwischenzeitlich zur Nummer eins der Welt aufgestiegen. Aber Wimbledon ist eben Wimbledon, "das Turnier der Turniere", wie es Kerber formulierte. Ihr Matchball gegen die große Serena Williams auf dem heiligsten aller Tennis-Rasen ist schon jetzt ein Stück deutsche Sportgeschichte. In die Geschichte waren im Februar auch die Eishockey-Männer eingegangen. Dem eingeschworenen Team um Ehrhoff, das sich bei der Wahl mit 2510 Punkten gegen die Eiskunstlauf-Olympiasieger Aljona Savchenko und Bruno Massot (1661) sowie gegen den Ruder-Achter (1011) durchsetzte, fehlten in Südkorea zwar 55,5 Sekunden zum größten aller Erfolge. Doch mit ihrem historischen Lauf ins Finale (3:4 nach Verlängerung gegen Russland) rückte die Mannschaft ihren Sport auf spektakuläre Art und Weise ins Rampenlicht. Als Newcomer des Jahres wurde Vinzenz Geiger (Oberstdorf) ausgezeichnet, der mit den Kombinierern Olympia-Gold im Teamwettbewerb gewonnen hatte. Der Titel als Trainer des Jahres ging an Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel. | Bei der Wahl zum Abschluss des Jahres werden die Wimbledon-Siegerin, der Ironman-Weltmeister und die Olympia-Zweiten geehrt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sportler-des-jahres-kerber-lange-vogel-1.4256310 | sport | Kerber und Lange sind „Sportler des Jahres“ | 00/12/2018 | Tennisspielerin Angelique Kerber und Triathlet Patrick Lange sind "Sportler des Jahres 2018". Als beste Mannschaft wurde bei der Gala im Kurhaus von Baden-Baden die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft geehrt. Die 30-jährige Kerber war bereits 2016 zur Sportlerin des Jahres gewählt worden. In diesem Jahr lag sie vor der Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel, die nach einem schweren Trainingsunfall querschnittgelähmt ist. Vogel wurde später mit dem "Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport" ausgezeichnet. Biathletin Laura Dahlmeier, die bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea zwei Goldmedaillen gewonnen hatte, lag auf dem dritten Platz. Deutschlands beste Tennisspielerin hatte sich im Sommer mit einem Finalerfolg über die US-Amerikanerin Serena Williams zur ersten deutschen Wimbledonsiegerin seit Steffi Graf vor 22 Jahren gekürt. Bei ihrer Wahl zur "Sportlerin des Jahres" richtete Kerber das Wort an Vogel. "Du hast so viel Willensstärke gezeigt", sagte Kerber. "Ich denke, heute gehört dir die Bühne." Bei den Männern gewann Triathlet Lange vor Doppel-Olympiasieger Eric Frenzel (Nordische Kombination) und Zehnkampf-Europameister Arthur Abele. Der 32-Jährige hatte im Oktober auf Hawaii den Ironman mit einem Weltrekord von unter acht Stunden gewonnen. "Für mich ist das eine unglaubliche Ehre", sagte er. "Das ist eine weitreichende Wahl und in Deutschland die höchste Auszeichnung, die man als Sportler erhalten kann. Das rundet das Jahr perfekt ab." Auch Lange zollte Vogel seinen Respekt: "Es kann gar nicht genug gesagt werden, was Kristina Vogel für den Sport geleistet hat", sagte er. Fragezeichen hinter der Zukunft des deutschen Eishockeys Mit dem Titel "Mannschaft des Jahres" beendet die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang schaffte das Team von Trainer Marco Sturm sensationell den Einzug ins Finale und stand gegen Russland dicht vor Olympia-Gold. Derzeit stehen aber wieder Fragezeichen hinter der Zukunft des deutschen Eishockeys, Marco Sturm hat sich als Assistenzcoach in die nordamerikanische Eishockeyliga (NHL) verabschiedet. Als Newcomer des Jahres wurde Vinzenz Geiger ausgezeichnet, der mit den Kombinierern in Pyoengchang Olympia-Gold im Teamwettbewerb gewonnen hatte. Der Titel als Trainer des Jahres ging an Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel. | "Ich denke, heute gehört dir die Bühne", sagt die Wimbledon-Siegerin und auch der Triathlon-Weltmeister zollt der Athletin seinen Respekt. Die deutschen Eishockeyspieler werden zur Mannschaft des Jahres gekürt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/volleyball-die-naechste-bitte-1.4255888 | sport | Die Nächste, bitte | 00/12/2018 | Die entscheidende Szene im Bundesliga-Derby gegen Straubing, die Vilsbiburgs Volleyballerinnen in den kommenden Tagen beschäftigen wird, ereignete sich nicht, als die 18-jährige Paula Hötschl nach knapp 80 gespielten Minuten ein Ass zum 3:0-Matchgewinn servierte (26:24, 25:13, 25:23). Es war vielmehr jenes Missgeschick, das dazu geführt hatte, dass sich die Angreiferin aus Vilsbiburgs Reserve überhaupt auf dem Feld befand. Beim Stand von 15:13 im dritten Satz war Außenangreiferin Laura Künzler - nach langer Knöchelverletzung erst kürzlich genesen - umgeknickt und weinend zur Bank gehumpelt. Ob und wie lange sie den Roten Raben Vilsbiburg fehlen wird, sollen Untersuchungen am Montag zeigen. "Wenn man jeden Fall einzeln anschaut, sind es dumme Zufälle." Dass die Verletzung am Samstagabend die Freude über den dritten 3:0-Erfolg im dritten Heimspiel der Saison derart trübte, lag daran, dass derlei beim neuen Tabellen-Siebten momentan eher die Regel als eine Ausnahme ist. "Wenn man jeden Fall einzeln anschaut, sind es dumme Zufälle - aber alles auf einmal ist mir ein bisschen viel", sagte Vilsbiburgs Trainer Timo Lippuner hörbar genervt, und lobte die Leistung der gesunden Spielerinnen: "Unter diesen Voraussetzungen 3:0 zu spielen, war ganz großes Kino." Die Niederbayerinnen hatten bereits vor dem Spiel umbauen müssen, nachdem sich Libera Myrthe Schoot im Training am Knie verletzt hatte. Für das Spiel gegen Straubing fand sich in Trainingsgast Lenka Dürr prominenter Ersatz: Die National-Libera ist auf der Suche nach einem Verein. Seit November trainiert sie bei ihrem ehemaligen Klub mit und sprang einmalig ein. Je nach Ausgang der diversen Arztbesuche, die für den halben Vilsbiburger Kader anstehen, könnte sich dieses Engagement aber nun womöglich verlängern. Denn die zweite Libera Annika Kummer befindet sich im Reha-Prozess, und Außen-Annahme-Spezialistin Daria Przybylak fällt mit einer Schulterverletzung mindestens bis Mitte Januar aus und kann folglich weder im Angriff noch als Libera helfen. Neben Künzler knickte gegen Straubing auch noch Diagonalangreiferin Maria Dancheva um - auch für sie gab es am Samstag keinen etatmäßigen Ersatz, weil Iris Scholten wegen einer Entzündung in der Hüfte pausierte. Somit stand Lippuner am Abend für drei Planstellen im Diagonal- und Außenangriff in der Topscorerin des Abends, Vanessa Agbortabi, lediglich noch eine gesunde Spielerin aus dem ursprünglichen Kader sowie keine Spielerin mehr für die Libero-Position zur Verfügung. Sollte Schoot länger ausfallen, "würden wir das Gespräch mit Lenka Dürr suchen, bevor wir uns anderweitig umschauen", sagte Lippuner. Bereits sicher sei, "dass wir im Angriff reagieren werden". Verpflichtet werden soll eine Außen-Annahme-Spielerin mit Schwerpunkt im offensiven Bereich, die auch auf der Diagonalposition spielen kann. "Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Tagen jemanden finden", sagte Lippuner. Es mag auch mit dem geringen Budget zu tun haben, dass Lippuners Gegenüber diesen Optimismus bezüglich der in Straubing seit Wochen vakanten zweiten Position im Mittelblock nicht teilte. "Wir haben bisher aus unterschiedlichen Gründen nur Absagen bekommen", sagte Trainer Benedikt Frank. In Vilsbiburg spielte erneut die erst 15 Jahre alte Außenangreiferin Valbona Ismaili. "Dafür, dass das Mädchen 15 Jahre alt ist, bin ich sehr zufrieden", sagte Frank, "aber das darf kein Dauerzustand sein." In diesem Punkt waren sich an diesem Abend wohl vereinsübergreifend alle einig. | Bundesligist Vilsbiburg gewinnt gegen Straubing, doch neue Verletzungen trüben die Freude: Ausfälle sind inzwischen keine Ausnahme mehr. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/shaqiri-liverpool-klopp-1.4256277 | sport | FC Liverpool gewinnt gegen Manchester United | 00/12/2018 | England: Der FC Liverpool mit Teammanager Jürgen Klopp hat das Spitzenspiel der Premier League gegen Manchester United gewonnen und die Tabellenführung zurückerobert. Die Reds setzten sich gegen das Team von Jose Mourinho am 17. Spieltag mit 3:1 (1:1) durch und liegen in der Tabelle mit nun 45 Punkten einen Zähler vor Verfolger Manchester City. ManUnited ist mit 26 Zählern Sechster. Sadio Mane (24.) brachte die bis dahin komplett überlegenen Liverpooler in Führung. Ausgerechnet ein Fehler des zuletzt gefeierten Torwarts Alisson begünstigte Jesse Lingard beim Ausgleich (33.). In der zweiten Halbzeit erlöste der ehemalige Münchner Xherdan Shaqiri die drückenden Reds (73.) nach starker Vorarbeit von Mane. Wiederum Shaqiri sorgte sieben Minuten später für den Endstand. Der frühere RB-Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl hat bei seinem Heimdebüt als Trainer des FC Southampton einen Achtungserfolg gefeiert. Gegen den zuvor in 14 Premier-League-Spielen ungeschlagenen FC Arsenal siegten seine Saints mit 3:2 (2:1). Danny Ings (20./44. Minute) mit einem Doppelpack und Charlie Austin (85.) trafen für die Saints, die eine starke Leistung zeigten und am Ende von einem Fehler von Gunners-Keeper Bernd Leno profitierten. Der ehemalige Dortmunder Henrich Mchitarjan (28./53.) erzielte zweimal den zwischenzeitlichen Ausgleich für Arsenal. Ein weiteres Tor von Shane Long (75.) für Southampton zählte wegen einer Abseitsposition nicht. Hasenhüttl hatte das Traineramt beim FC Southampton am 5. Dezember übernommen und einen Vertrag über zweieinhalb Jahre unterschrieben. Durch den Sieg gegen die Gunners verließ der Club vorerst die Abstiegszone und verbesserte sich vom 18. auf den 17. Tabellenplatz. Bei Arsenal kehrte der deutsche Ex-Nationalspieler Mesut Özil zurück, der nach Angaben seines Clubs wegen Rückenbeschwerden einige Spiele verpasst hatte. Der Mittelfeldspieler, um den es in britischen Medien zuletzt Wechselgerüchte gab, wurde rund 20 Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit eingewechselt. Der FC Chelsea setzte sich mit 2:1 (2:0) bei Brighton & Hove Albion durch. Pedro (17.) und Eden Hazard (33.) trafen für die Blues, die auf Platz vier bleiben. Das Tor für Brighton schoss Solly March (66.). Spanien: Champions-League-Sieger Real Madrid, Klub von Nationalspieler Toni Kroos, hat mit einem akuten Zuschauereinbruch bei Heimspielen zu kämpfen. Nach dem Wechsel von Superstar Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin im vergangenen Sommer ist der Besucherzuspruch dramatisch zurückgegangen. Beim 1:0-Erfolg gegen Rayo Vallecano am Samstag waren nur 55.229 Fans im 81.044 Besucher fassenden Estadio Santiago Bernabeu. In der Liga ist der Zuschauerschnitt um 5509 pro Spiel zurückgegangen, in der Königsklasse gar um 11.000 pro Partie. Bei der 0:3-Heimpleite gegen ZSKA Moskau unter der Woche in der Champions League kamen nur 51.636 Besucher. In der laufenden Saison war noch kein einziges Heimspiel von Real ausverkauft. Die Bestmarke sind die 78.672 im Derby gegen Atletico. In sieben von zwölf Begegnungen im Bernabeu-Stadion wurden weniger als 60.000 Fans verzeichnet. | Liverpool besiegt ManUnited dank zwei Treffern des Schweizers. In Southampton profitiert Ralph Hasenhüttl von einem Fehler von Bernd Leno. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-abspecken-mit-alonso-1.4255922 | muenchen | Abspecken mit Alonso | 00/12/2018 | "Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel." James Henry Leigh Hunt hatte so eine Ahnung. Allerdings wird er nicht im Traum daran gedacht haben, dass der Durchschnittsdeutsche in diesem Jahr 472 Euro und 30 Cent für Weihnachtsgeschenke ausgeben wird, was gerade in einer Studie festgestellt wurde. Wie sollte er auch. Der englische Schriftsteller und Dichter ist im Jahr 1859 gestorben. Zwar war zu diesem Zeitpunkt das Weihnachtsfest von der Industrie als fester Geschenktermin längst entdeckt, doch seinerzeit standen hölzerne Schaukelpferde, Puppen oder Tröten unter dem Christbaum - man gab sich in Zeiten der industriellen Revolution noch einigermaßen genügsam. Heutzutage? Liegen unbezahlbare Klamotten von seltsamen Modedesignern unter dem LED-beleuchteten Plastikbäumchen, neben teurem Elektronik-Schnickschnack, versprechen Virtual-Reality-Brillen ein Abtauchen in ferne Galaxien - mindestens. Wer sehnt sie nicht zurück, die Zeiten, als sich der Herr Papa über eine Laterna Magica freute, die Mama mit Engelshaar zufriedenzustellen war. Tempi passati. Und nun? Jedes Jahr die selben Fragen: was schenken, was wünschen? Eine Lakritzstange für den Filius würde die Vater-Sohn-Beziehung ernsthaft auf die Probe stellen, man sollte sich Besseres überlegen. Das Töchterchen von Tom Cruise durfte sich mal über ein viktorianisches Puppenhaus mit Strom und fließend Wasser freuen, Angelina Jolie schenkte ihrem Brad Pitt in glücklicheren Tagen einen Wasserfall in Kalifornien, Profi-Boxer Floyd Mayweather bekam einen seltenen indischen Tiger zum Fest (der nicht als Braten gedacht war) und der weltberühmte Popo von Jennifer Lopez durfte sich über eine brillantbesetzte Klobrille freuen, ausgedacht von Ehemann Ben Affleck. Ob das der Grund für die baldige Scheidung war? Es geht auch heutzutage ein bisschen bodenständiger. Dejan Radonjic wünscht sich zunächst mal Gesundheit für seine Lieben. Ist das schon alles? Na ja, ein Gefühl vielleicht noch, dass er nach der Saison Zufriedenheit verspüre. Das reicht? Sein Grinsen verrät, dass Erfüllung bei einem Trainer des FC Bayern in der Regel mit dem ein oder anderen Pokal einhergeht. Und es geht noch bescheidener, Frank Schmöller zum Beispiel. Ein Titel würden ihm ohnehin nichts bringen, Aufsteigen ist in Pullach verboten. Der Trainer des Fußball-Bayernligisten ist wirklich genügsam: Er wünscht sich nicht etwa ein Stadion zu Weihnachten, was ja geradezu auf der Hand läge. Sondern: Ein unzerstörbares Leuchthalsband für seinen Hund Alonso. Der geht wohl nicht sonderlich pfleglich mit seinem Halsgeschirr um und könnte so bei Dunkelheit nicht mehr ausbüchsen. Na, dem Mann sollte doch zu helfen sein, nicht wahr liebes Christkind? Und weil der Herr Schmöller gar so genügsam ist, gab's schon mal vorab ein kleines Präsent: einen Stürmer. Menelik "Chaka" Ngu'Ewodo, der zur besonderen Freude des Trainers ein bisschen viel Weihnachtsgebäck gefuttert hat. Für die Rückrunde muss der Torjäger wieder fit werden, was dem Herrn Schmöller, so hört man jedenfalls, besonders viel Freude bereitet: Spieler in Form zu bringen. Da wird Herr Chaka statt Plätzchen wohl Kilometer fressen. Vielleicht läuft Alonso ja mit. Dann wären beide auch noch gut zu finden, wenn es mal etwas länger dauert. Frohe Weihnachten! | Was soll man sich als erfolgreicher Fußballtrainer zu Weihnachten wünschen? Vielleicht einen Stürmer? Oder doch eher ein Hundehalsband? |
https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-ginczek-trifft-1.4256041 | sport | 1. FC Nürnberg | 00/12/2018 | Die Szene passte bestens zu einem Abend, der aus Nürnberger Sicht nur deprimierend war. Sebastian Kerk, kurz zuvor eingewechselt, um aus einem 0:1 irgendwie einen Ausgleich zu zaubern, verdaddelte in der 93. Minute den Ball in der Vorwärtsbewegung. Der Rest war ein Wolfsburger Pass in die Tiefe, der 0:2-Endstand durch Josip Brekalo und eine niederschmetternde Botschaft: Der Club tut viel, um trotz aller Widrigkeiten den Klassenerhalt zu schaffen - aber es könnte am Ende nicht reichen. Auch, weil man sich die Gegentore so leicht fängt wie gegen Wolfsburg: Nach einem Ballverlust wie eben jenem von Kerk oder sogar nach eigenem Freistoß wie vor dem 0:1 durch Daniel Ginczek (58.). "Wenn dann drei, vier Spieler im Abwehrverbund unterschiedliche Ideen haben, wird's schwer", seufzte Club-Trainer Michael Köllner, der sich ansonsten Mühe gab, Optimismus zu verbreiten. Der Kollege Bruno Labbadia äußerte sich hingegen ähnlich abgeklärt, wie seine Mannschaft zuvor gespielt hatte. Doch wer den Trainer in der Endphase der vergangenen Saison erlebt hat, als er den in einem desolaten Zustand übernommenen VfL erst in der Relegation gegen Holstein Kiel retten konnte, merkte bei jedem seiner Sätze, wie angenehm das Dasein in Wolfsburg inzwischen geworden ist. Seit der Niederlage in Hannover am 9. November siegte der VfL dreimal und holte ein Remis. Berauschend spielten die Niedersachsen selten, in Nürnberg schon gar nicht, aber effektiv und clever. So wie beim 1:0, als sich Ginczek geschickt von seinem Gegenspieler löste, kurz verzögerte und platziert abschloss. Oder wie beim 2:0, das Brekalo ähnlich abgebrüht erledigte. Wolfsburgs Einwechselspieler blieb natürlich im Schatten von Ginczek, der in den letzten drei Partien getroffen hat und nach Ansicht seines Trainers "wenn er fit ist zu den besten Abschlussspielern" des Landes gehört. Um das mit der Fitness nach diversen Verletzungen hinzubekommen, hat sich Ginczek im Sommer gequält und musste sich von Labbadia dennoch immer wieder anhören, er sei noch nicht so weit. Die ersten vier Saisonspiele verbrachte Ginczek auf der Bank, auch danach gehörte er bis zum neunten Spieltag nur einmal zur Startformation. "Er brauchte am Anfang hier viel Geduld", erklärt Labbadia: "Er hat natürlich mit den Hufen gescharrt." Der Mann wollte spielen. Jetzt darf er es und trifft. Nur allzu gerne hätten sie sich in Nürnberg im Sommer auch mal eben einen Ginczek geleistet, sie hätten ihm nicht einmal den Weg zum Valznerweiher erklären müssen, denn als der gebürtige Dortmunder 22 Jahre alt war, kickte er für ein Jahr beim Club. Doch so viel Geld, um einen Mann seines Kalibers zu halten, hatten sie in Franken nicht. Und viel Geld werden sie auch im Winter nicht haben. Auch wenn sie wohl wüssten, wo sie nachjustieren würden, um die Klasse halten zu können: sicher in der Offensive, dem seit neun Spielen sieglosen Aufsteiger gelingen einfach viel zu selten Tore. Und so blieb dem Club nur jenes simple Fazit, mit dem Angreifer Federico Palacios den Frust beschrieb: "Wolfsburg war ja heute nicht gut, das müssen wir eigentlich gewinnen." | Ausgerechnet ein einstiger Club-Stürmer verschärft die Lage der Nürnberger am Tabellenende. Beim 2:0 des VfL Wolfsburg in Franken ragt Daniel Ginczek heraus. Dem Club hingegen fehlt, was er verkörpert: Torgefahr! |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-augsburg-leises-laecheln-1.4255884 | sport | Leises Lächeln | 00/12/2018 | Daniel Baier spielt seit fast neun Jahren beim FC Augsburg, es ist schwer bis unmöglich, sich die Mannschaft des Bundesligisten ohne den Mittelfeldspieler vorzustellen, der seit eineinhalb Jahren zudem ihr Kapitän ist. Baier, 34, organisiert, gewinnt die wichtigen Zweikämpfe, leitet Angriffe ein - und foult, wenn es sein muss. Vor allem aus letzterem Grund ging es nach dem 1:1 gegen Schalke am Samstag auch um ihn, als sie beim FCA nach der Antwort auf die Frage suchten, warum es wieder nicht mit einem Sieg gekappt hatte. Baier hatte in der zweiten Halbzeit, als Augsburg die Führung verspielte, nicht mehr mitgemacht. Er hatte in der ersten Hälfte den Schalker Amine Harit zweimal gefoult, einmal hatte er ihm im wahren Wortsinn den Schuh ausgezogen und deshalb die gelbe Karte gezeigt bekommen. Dann hatte er selbst eingesehen, dass er vom Platzverweis bedroht war - und sich zur Pause auswechseln lassen. "Wenn ich weitergespielt hätte, weiß man nicht, wie's ausgegangen wäre", sagte Baier, was man in beide Richtungen interpretieren konnte, also Richtung Sieg oder Richtung Niederlage zu zehnt. "Er fehlt natürlich extrem", sagte Rani Khedira über seinen Kollegen im defensiven Mittelfeld. Es gab aber auch noch andere Erklärungsansätze, warum der FCA das sechste Ligaspiel in Serie nicht gewann. Die Mannschaft sei in der ersten Halbzeit sehr viel gelaufen, schlug Manager Stefan Reuter vor. "Wenn man sieht, dass wir nur einmal zu null gespielt haben: Da müssen wir anfangen", warf Khedira ein: "Das Tor muss nicht unbedingt fallen." Er hatte den Ausgleich, der durch einen Fernschuss von Daniel Caligiuri fiel, mit einem Fehlpass selbst eingeleitet. Baier sagte, seine Kollegen hätten in der Aktion "gefühlt schon sechsmal den Ball geklärt", beim siebten Schalker Versuch lag er im Netz. Andreas Luthe im Tor kam an den platzierten Schuss mit den Fingerspitzen nicht heran. "Ich vermisse es schon, am Tag nach dem Spiel in die Gesichter meiner Jungs zu schauen und ein Lächeln zu sehen, weil sie drei Punkte geholt haben", sagte Trainer Manuel Baum. Doch wer genau hinsah, der erkannte in einigen Augsburger Gesichtern durchaus ein Lächeln. Denn der FCA hatte zuvor ja nicht nur fünf Spiele in Serie nicht gewonnen, sondern gar vier in Serie verloren und sich gefährlich dem Relegationsplatz angenähert. Der ist durch die Siege der Konkurrenz aus Düsseldorf und Stuttgart zwar nun nur noch zwei Punkte entfernt - doch die Leistung gegen Schalke hatte gar nicht ausgesehen wie die einer Mannschaft, die um die Berechtigung fürchten muss, erstklassig Fußball zu spielen. Augsburg war Schalke eine Stunde lang überlegen gewesen, Stürmer Alfred Finnbogason näherte sich seiner Bestform an, eine Chance bereitete er mit der Hacke vor. Und Michael Gregoritsch erzielte nach mehr als zwei Monaten wieder ein Tor. "Man hat von außen das Gefühl gehabt, sie wollen den Gegner wirklich auffressen", sagte Baum über sein Team: "Man hat nicht gemerkt, dass sie kein Selbstbewusstsein gehabt hätten oder nervös waren." Am Dienstag gegen Berlin, "da geht mit Sicherheit was". Dann ist ja auch Daniel Baier wieder dabei. | Eine Stunde lang überlegen: Das 1:1 gegen Schalke bestätigt das Selbstvertrauen des FC Augsburg - trotz der Tabellensituation. Die Schwaben sind 14. und haben das sechste Spiel in Serie nicht gewonnen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/haengende-spitze-go-vw-trabi-go-1.4255977 | sport | Hängende Spitze - Go VW-Trabi, go | 00/12/2018 | Typisch deutsche Autoindustrie. Tut immer so fortschrittlich, und dann kommen die guten Ideen doch wieder aus dem Ausland. In diesem Fall von einem Schweizer Fußballprofi, der immerhin im Automobil-Bundesland Niedersachsen spielt: Pirmin Schwegler hat seinen Klub Hannover 96 zwar nicht vor dem 0:4 gegen den FC Bayern bewahren können. Dafür hat er einen überzeugenden Beitrag zum Thema "Auto der Zukunft" geleistet, indem er das Kräfteverhältnis zwischen Bayern und Hannover 96 mit dem Unterschied zwischen einem vollgetankten Lamborghini und einem leeren "VW-Trabi" beschrieb. Der VW-Trabi. Am Horizont erscheint in scharfen Umrissen eine Vision. Die Kreuzung aus Volkswagen und Trabant wäre ein Produkt, das fast 30 Jahre nach dem Mauerfall ein Zeichen setzt. Der Westen hat nach der Wende nie Kompromisse gemacht, weil er immer davon ausging, dass er alles besser mache. Der Trabi war ein Symbol für die Zukunftsvergessenheit der DDR. Dabei hätte sich gerade VW was abschauen können vom Humor, für den der Trabi durchaus auch stand. Die meiste Zeit seiner Fertigung zwischen 1957 und 1991 galt er als veraltet, laut und dreckig, und im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau war man so souverän, daran nichts zu ändern. Der Ruf der VW-Fahrzeuge war und ist besser, was allerdings auch auf Kosten eines Dieselskandals ging. Der neue VW-Trabant könnte sich zu seinen miesen Abgaswerten bekennen und trotzdem eine Brücke schlagen zwischen Ostalgie und Marktwirtschaft. Für die Umwelt wäre das schlecht, aber großartig für die moralische Hygiene im vereinten Deutschland. Natürlich müsste der Wagen den Namen seines Ideengebers tragen. VW-Trabant Schwegler. Allerdings sollte er besser laufen als Hannover 96, sonst wird die Vision zum Ärgernis. | Hannovers Pirmin Schwegler leistet einen Beitrag zum Thema "Auto der Zukunft", indem er den "VW-Trabi" erfindet - ein Produkt, das 30 Jahre nach dem Mauerfall ein Zeichen für moralische Hygiene setzen könnte. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/gentner-vater-tod-hertha-1.4255987 | sport | Vater von Christian Gentner stirbt in Stuttgart | 00/12/2018 | Es lief die 76. Minute in Stuttgart, Mario Gomez passte auf die rechte Seite zu Christian Gentner, der legte sich den Ball kurz zurecht, flankte dann zurück auf den Kopf des Mittelstürmers, der inzwischen in den Strafraum gelaufen war. Tor für den VfB Stuttgart, es war der zweite Treffer von Gomez beim 2:1-Sieg gegen Hertha BSC. Gomez ließ sich feiern, und er hatte auch allen Grund, sich feiern zu lassen, immerhin hatten er und seine Mannschaft zähe Wochen und eine genauso zähe erste Hälfte hinter sich. Kapitän Gentner feierte natürlich mit, nach dem Schlusspfiff wurde vor der Cannstatter Kurve gesungen und gesprungen. Das war die eine Geschichte dieses Spiels: Mit gesenkten Köpfen und begleitet von Pfiffen waren die Stuttgarter Spieler zur Halbzeit in die Kabine geschlichen, die Berliner führten da noch verdient mit 1:0 durch ein Tor von Maximilian Mittelstädt. Dann aber spielten die Schwaben so mutig und wuchtig nach vorne, wie sie es vielleicht in der gesamten Saison noch nicht getan hatten, sie drehten - angeführt von Gomez und Gentner - die Partie und versöhnten sich mit den Anhängern. Die andere Geschichte dieses Spiels war aber so bedrückend, dass all das später nur noch eine Randnotiz war. Während die Stuttgarter Spieler noch feierten, machte sich im Stadion allmählich eine Nachricht breit. Eine Person sei auf der Tribüne zusammengebrochen, hieß es, und etwas später konkretisierte sich diese Meldung: Die Person war der Vater von Christian Gentner. Der VfB-Kapitän eilte aus dem Kabinentrakt, rannte vorbei an den anwesenden Medienvertretern in Richtung des Business-Bereichs im Stadion. Zu diesem Zeitpunkt wurde sein Vater, 65, dort noch von einem Notarzt behandelt, während die Stadionbesucher aufgefordert wurden, wegen eines medizinischen Notfalls das Stadion schnellstmöglich zu verlassen. Kurz darauf musste der Verein aber mitteilen: Herbert Gentner sei "unmittelbar nach dem Heimspiel im Stadion verstorben", der Verein stehe "in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie". Über das Spiel sprechen wollte dann selbstverständlich keiner mehr. Alle Stuttgarter Spieler blieben in der Kabine, auch Sportvorstand Michael Reschke stand für Gespräche über sportliche Banalitäten nicht zur Verfügung. Nur VfB-Trainer Markus Weinzierl hatte noch die obligatorische Pressekonferenz zu absolvieren. Nun ist Weinzierl ja ohnehin nicht gerade bekannt dafür, dass sich in seinem Gesicht überschwängliche Emotionen abzeichnen, wenn sein Team gewonnen hat, so wichtig der Sieg auch gewesen sein mag. Ihm war aber anzusehen: Auch er hatte etwas mitbekommen von einem Zwischenfall im Stadion. Vom Tod des Vaters seines Kapitäns konnte der Trainer noch nichts wissen, dafür war es noch zu früh an diesem Abend. Weinzierl stellte sich souverän dem Pflichtprogramm eines Bundesligatrainers nach einem Bundesligaspiel. Für ihn war dieser Sieg "keine Selbstverständlichkeit", die Reaktion seiner Elf in der zweiten Hälfte könne man "gar nicht hoch genug bewerten". Damit hatte er auch die personellen Probleme angedeutet, die sein Trainerleben in Stuttgart derzeit erheblich erschweren. | Welch eine Tragik in Stuttgart: Der Tod des Vaters von Christian Gentner überschattet den VfB-Sieg gegen Hertha. Über Fußball will hinterher kaum jemand reden. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/gentner-vater-tot-bundesliga-1.4254947 | sport | Christian Gentner trauert um seinen Vater | 00/12/2018 | Als Kapitän Christian Gentner wenige Minuten nach dem Schlusspfiff aus dem Kabinenbereich eilte, wurde beim VfB Stuttgart alles andere zur Nebensache. Die Erleichterung über das befreiende 2:1 und die zwei Tore von Mario Gomez gegen Hertha BSC wichen dem Schock. Gentners Vater Herbert war im Stadion zusammengebrochen und musste behandelt werden. Nach bedrückenden zwei Stunden veröffentlichte der Fußball-Bundesligist die bestürzende Todes-Nachricht. "Der Vater unseres Mannschaftskapitäns Christian Gentner ist unmittelbar nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC im Stadion verstorben", heißt es in den knappen Zeilen, die auf der Website des Vereins von VfB-Vereinsfahnen in blassen Grautönen unterlegt sind. "Der VfB Stuttgart ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner." Die tiefe Trauer überdeckte an diesem Samstagabend einen der wenigen Erfolgsmomente der kriselnden Schwaben in dieser Saison. Dass Gomez nach zwei Monaten endlich wieder getroffen hatte, dass der VfB mit einem Kraftakt der Partie gegen die Berliner nach einem 0:1-Rückstand noch eine verdiente Wende gab und mit dem Sieg den Abstiegs- Relegationsplatz verließ - all das rückte ganz weit in den Hintergrund. Am Sonntag sagte der Club alle bis zum Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) geplanten Medienaktivitäten ab. Dies betrifft sowohl die Pressekonferenz am Montag wie auch einen geplanten Besuch von Sportvorstand Michael Reschke in der SWR-Sendung "Sport im Dritten" am Sonntagabend, wie ein Sprecher sagte. "Wir denken, dass wir mit der medialen Zurückhaltung angemessen auf dieses Ereignis reagieren." Ob Gentner in Wolfsburg spielt, sei noch nicht besprochen worden. Schon kurz nach Ende der Partie hatte der Verein entschieden, dass sich angesichts der tragischen Umstände kein Spieler oder Verantwortlicher mehr äußert. Anschließend wurden alle Stadionbesucher per Durchsage aufgefordert, wegen eines medizinischen Notfalls das Stadion zu verlassen. Den einzigen Kommentar eines VfB-Spielers gab es unmittelbar nach dem Abpfiff noch auf dem Spielfeld am Mikrofon des TV-Senders Sky: Von Christian Gentner, der sich dort noch über seine Vorarbeit zum 2:1-Siegtreffer von Gomez freuen konnte. Es sei schön, "dass wir heute mal wieder dazu beigetragen haben, dass wir gewonnen haben", sagte der 33-Jährige. Noch am späten Samstagabend reagierten Vereine und Profis der Bundesliga auf den tragischen Vorfall in Stuttgart. "Sehr, sehr traurig. Mein herzliches Beileid, Christian Gentner! Viel Kraft", twitterte Nationalspieler Jérôme Boateng. Auch Gentners Ex-Club VfL Wolfsburg bekundete via Twitter sein Beileid. "Wir trauern mit unserem ehemaligen Spieler Christian Gentner um seinen Vater, der heute unerwartet verstorben ist. Lieber Christian, wir wünschen dir und deiner Familie in diesen schweren Stunden viel Kraft und sind in Gedanken bei euch." Wenn Wolfsburg und Stuttgart am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) im direkten Duell aufeinandertreffen, wird dieses Spiel auch unter dem Eindruck des traurigen Vorfalls am Samstagabend stehen. Der VfB könnte mit einem Erfolg in Wolfsburg noch vor der Winterpause den Abstand auf die Abstiegsränge ausbauen. An sportliche Erfolge dürfte bei den Stuttgartern im Moment aber wohl keiner denken. | Beim Spiel gegen Hertha kommt es zu einem tragischen Zwischenfall im Stadion. Aus der Bundesliga gelangen viele gute Wünsche ins Ländle. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-bundesliga-herbstmeister-1.4255973 | sport | Dortmund ist Herbstmeister in der Bundesliga | 00/12/2018 | Die Dortmunder hätten vor Stolz platzen müssen, stattdessen gaben sich fast schon grotesk schmallippig. "Herbstmeister? Ist mir schnuppe!", behauptete der Angreifer Marco Reus nach dem 2:1 gegen Bremen. "Jetzt schon die Hinrunde bilanzieren? Nä!", sagte absichtlich schnoddrig der Sportdirektor Michael Zorc. Neun Punkte Vorsprung zwei Spiele vor Hinrunden-Ende - und allen Dortmundern soll das egal sein? "Herbstmeister ist ja gar kein Titel", sagt Zorc nonchalant. Allerdings zeigen Tabelle und Statistik, dass der BVB nun eben doch der klare Favorit auf den Meistertitel ist. 1994, 1995 und 2010 war Dortmund Herbstmeister und wurde am Saisonende Meister. 2006 war Dortmunds Trainer Lucien Favre mit dem FC Zürich Herbstmeister und wurde am Saisonende Meister. Das sind neben dem überragend erfolgreichen Fußball vier hübsche Argumente für den sechsten Meistertitel des BVB und vier schlechte Nachrichten für die Verfolger Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Zwei Spiele dauert die Hinrunde noch, trotzdem ist die starke Statistik des BVB bereits bilanzierungswürdig. Dortmund hat 41 Tore geschossen, mit Abstand die meisten. Zwar haben sie mit 193 Torschüssen im Ligavergleich nur eine mittelmäßige Zahl erreicht, dafür haben sie aber klar die beste Trefferquote. Paco Alcácer, der auch gegen Bremen zur Führung traf, benötigte für seine elf Tore nur 21 Torschüsse. Da ist jeder zweite Schuss ein Treffer. Außerdem spielte er nur 440 Minuten, das macht im Schnitt einen Treffer alle 40 Minuten. Jadon Sancho hat neun Tore vorbereitet. Axel Witsel hat mit 95 Prozent die beste Passquote der Liga. Die Dortmunder erhielten nur 18 gelbe Karten, keine Mannschaft erhielt weniger. Und interessant: Weil sie sich dem gegnerischen Tor fast ausschließlich mit flachen Pässen nähern, hat Dortmund die wenigsten Flanken der Liga geschlagen - nur 105 in 15 Spielen. Hinzu kommen die sogenannten soft skills. "Wir haben eine perfekte Mischung aus Talent und Erfahrung", analysiert Witsel. Der Belgier im defensiven Mittelfeld und Marco Reus (gegen Werder Schütze zum 2:0) im offensiven Mittelfeld sind die wichtigsten Spieler im hochkarätigen Kader - auch wenn die Vollstrecker Alcácer und Sancho die spektakulärsten sein mögen. Reus, in der Vergangenheit oft von Verletzungen geplagt, spielt die beste Halbserie seiner Karriere. "Ich bin gesund und spiele in einem guten System auf meiner Lieblingsposition", erklärt er den Erfolg. Die letzteren beiden Argumente sind Komplimente an den Trainer Favre. Unter ihm hatte Reus auch in Mönchengladbach schon überragenden Fußball gezeigt, weshalb die Dortmunder ihn einst überhaupt erst verpflichteten. "Ich bin momentan sehr glücklich", sagte Reus am Wochenende, das war abseits all der ermüdenden Debatten über den Wert der Herbstmeisterschaft ein Satz, der viel verrät über die Stimmung im Kader. | Dortmunds Verantwortliche geben sich Mühe, den großen Vorsprung auf die Verfolger nicht zu euphorisch zu kommentieren - die Fans dagegen sind weitaus optimistischer. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-augsburg-bundesliga-1.4254840 | sport | FC Schalke 04 enttäuscht auch beim 1:1 in Augsburg | 00/12/2018 | Zentimeter fehlten, und Schalke 04 hätte eine versöhnliche Geschichte zu erzählen gehabt. Eine Geschichte, die all die Debatten um Expertise bei der Zusammenstellung des Kaders zumindest vorerst beruhigt hätte, Debatten um den Absturz des Tabellenzweiten der Vorsaison in den Abstiegskampf. Die Geschichte: Stürmer Haji Wright, 20, der zuletzt für die U23 in der Oberliga West spielte, schießt das Siegtor zum 2:1 beim FC Augsburg. Und wer solche Stürmer befördert, dem kann es ja nicht am Fachwissen mangeln, oder? Wright stand allerdings in der 84. Minute ein paar Zentimeter im Abseits, als er nach einem der wenigen schönen Angriffe des Tages den Ball über die Linie drückte. Und so spielte Schalke nur 1:1 in Augsburg. Trainer Domenico Tedesco musste die Fans nach einem schwachen Spiel mit dankenden Worten beschwichtigen. Und die Debatten gehen weiter. Sie kreisten in den Tagen vor dem Spiel um Schalkes Manager Christian Heidel, nachdem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies öffentlich den Gedanken formuliert hatte, ihm nach dem Vorbild von Matthias Sammer bei Tabellenführer Borussia Dortmund einen externen Berater für die Kaderplanung zur Seite zu stellen. "Ich sehe keinen Sinn in der Geschichte, einen externen Berater, der einmal im Monat vorbeikommt, zu beschäftigen", sagte Heidel bereits im TV-Interview vor dem Anpfiff, einen Vertrauensbruch mit Tönnies allerdings bestritt er. Nach dem Spiel ergänzte er: "Ich stehe allen Dingen, die Schalke helfen, sehr offen gegenüber." Überhaupt: Er entscheide ja nicht allein. Er tausche sich mit Peter Knäbel aus, dem Technischen Direktor. Und neulich, zählte er auf, habe er sich mit den Brüdern Erwin und Helmut Kremers, Rüdiger Abramczik, Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Huub Stevens unterhalten, also mit zahlreichen Protagonisten der jüngeren und älteren Vereinsgeschichte. "Jetzt könnte ich natürlich sagen, das sind alles unsere Berater. Wir sehen uns ungefähr so häufig, wie das in Dortmund der Fall ist." Heidel, das wurde deutlich, wollte ein Thema beenden, dass die Lage auf Schalke in unruhigen Tagen unruhiger macht. Doch ungünstigerweise hatte ihm das Spiel dabei nicht unbedingt geholfen. Die Problemposition im Kader ist der Angriff, vier Stürmer sind verletzt. Die beiden, die am Samstag begannen - Cedric Teuchert und Steven Skrzybski, sind auch gerade erst wieder gesund geworden. Er habe seine Spieler angewiesen, die beiden eher kleinen Angreifer mit flachen Pässen ins Spiel einzubinden, erklärte Tedesco. Doch brauchbare Pässe spielten zunächst nur die Augsburger, was für große Überlegenheit reichte und zum Führungstreffer durch Michael Gregoritsch nach einem Fehler von Torwart Ralf Fährmann. "Wir wurden ein bisschen aufgefressen", so lautete Tedescos Fazit der ersten Halbzeit. Und: "Wir waren körperlich unterlegen." Heidel sagte: "Jeder Augsburger war jedem Schalker überlegen. Das war sicherlich nicht unser Plan." Erst eine Umstellung verhilft Schalke zu ein wenig Struktur Auch Augsburg müht sich derzeit ja in den hinteren Regionen der Tabelle um Punkte. Doch die Mannschaft von Trainer Manuel Baum machte den Eindruck, den Kampf gegen den Abstieg zum Ende der Hinrunde ernst zu nehmen. Auf Seiten der Schalker misslangen dagegen oft schon einfache Ballannahmen und Pässe über fünf Meter. Erst als Tedesco seine Dreierkette aufgab und auf ein 4-2-3-1-System umstellte, ergab der Fußball der Gäste wieder ein wenig Sinn. | Nach dem 1:1 in Augsburg wird die unruhige Lage auf Schalke noch unruhiger - was nicht nur am Spiel, sondern an Diskussionen um Manager Heidel liegt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/duesseldorf-gewinnt-2-0-jubel-ueber-den-buhmann-1.4254841 | sport | Düsseldorf gewinnt 2:0 - Jubel über den Buhmann | 00/12/2018 | Erst verletzt, dann krank, dann außen vor - und nun der Held für einen Samstag: Nach einer persönlichen Leidenszeit feierte Fortuna Düsseldorfs Abwehrchef Kaan Ayhan am Samstag ein eindrucksvolles Comeback. Zum ersten Mal seit sechs Wochen kam der 24-Jährige bei Fortuna Düsseldorf zum Einsatz - und prompt erzielte er beim wichtigen 2:0 (0:0) gegen den SC Freiburg beide Tore (55./79.). "Im einen Spiel ist man der Buhmann, im nächsten der Matchwinner. So schnell geht es im Fußball", sagte der türkische Nationalspieler und ergänzte schmunzelnd: "Um als Verteidiger einen Doppelpack machen, muss schon viel zusammenkommen. Ich zocke relativ oft Fifa. Da stelle ich mich immer in den Sturm. Vielleicht bringt das was." Ein schöner Tag sei es schon gewesen, als er von seiner Rückkehr in die Startelf erfahren habe. "Aber so habe ich mir das nicht einmal erträumt", sagte der frühere Schalker: "Ich wollte über einfachen Fußball meinen Job erledigen. Dass am Ende Doppelpack Ayhan auf der Anzeigetafel steht, tut aber gut für die Seele." Denn nach drei Niederlagen mit 1:13 Toren war Ayhan von Trainer Friedhelm Funkel als zwischenzeitlicher Schwachpunkt ausgemacht und ausgerechnet an seinem 24. Geburtstag gegen Hertha BSC auf die Bank gesetzt worden. Nachdem sein Team 4:1 gewonnen hatte, fiel Ayhan aus und saß nach der Genesung weiter auf der Bank. Am Samstag sah Funkel die Bedenkzeit für beendet an. Sein erstes Bundesliga-Tor erzielte er ebenfalls gegen Freiburg Er habe Ayhan zurück ins Team beordert, "weil er der bessere Fußballer ist" als Stellvertreter Robin Bormuth, sagte Funkel. Ayhan meinte, es seien zuletzt "eben komische Umstände gewesen. Zunächst war es abgesprochen, dass ich für ein Spiel eine Pause bekomme. Dann war ich verletzt, dann wurde ich krank, dann sagte der Trainer, die Innenverteidigung habe es gut gemacht." Dafür habe er Verständnis gehabt: "Ich habe nicht das Recht zu sagen, ich sehe es anders. Heute hat sich der Trainer für mich entschieden und wurde belohnt. Ich kann aber nicht versprechen, dass ich jetzt immer einen Doppelpack mache." Für Ayhan war es im 43. Bundesliga-Spiel der zweite und dritte Treffer. Den ersten hatte er 2014 für den FC Schalke 04 ebenfalls gegen Freiburg erzielt. Auch das kommentierte Ayhan ironisch und sagte: "Ich habe ja schon so ein bisschen die Befürchtung, dass ich immer nur noch gegen Freiburg treffe." Durch den dritten Saisonsieg verbesserte sich die Fortuna, bei der am Montag der neue Sportdirektor Lutz Pfannenstiel seinen Dienst antritt, mit zwölf Punkten auf Rang 16. Die Freiburger verpassten mit 17 Punkten die große Chance, sich merklich von den Abstiegsplätzen abzusetzen. Christian Streich (seit 2011 im Amt) verlor damit das Duell des dienstältesten Trainers der Liga gegen den ältesten Funkel, 65. Und übte dann bemerkenswerte Selbstkritik. "Die Mannschaft war schwach. Und ich war es wohl auch. Sonst spielt eine Mannschaft nicht so", sagte der 53-Jährige: "Ich weiß nicht, warum wir so unsicher waren. Es hat vor der Pause angefangen und danach nicht aufgehört mit den Missverständnissen." | Der Defensivspieler Kaan Ayhan erlebte bei der Fortuna unangenehme Zeiten und landete zuletzt sogar auf der Ersatzbank. Doch gegen Freiburg erzielt der ehemalige Schalker beide Tore. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-hannover-bundesliga-kovac-1.4254835 | sport | FC Bayern - „Die beste Leistung in dieser Saison“ | 00/12/2018 | Sören Storks ist ein Schiedsrichter mit gutem Gefühl für den Augenblick. Am Samstag war er beim Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und dem FC Bayern im Einsatz. Umsichtig leitete er die einseitige Partie, die sich schnell zu einer bitteren Verlusterfahrung für die Heimmannschaft entwickelte. Der FC Bayern gewann 4:0, er blieb bis zum Schluss dominant und torfreudig, Hannovers Spieler hingegen quälte ihre Aussichtslosigkeit in der Dezemberkälte vor 49 000 Menschen im ausverkauften Heimstadion. Und so kam es ihnen sehr entgegen, dass Storks auf die Nachspielzeit verzichtete und das Leiden der 96er nach exakt 90 Minuten beendete. Matt und niedergespielt blickten sie auf den letzten Tabellenplatz, auf den sie nun zurückgefallen waren. "Wir waren chancenlos", klagte Trainer André Breitenreiter, während sich sein Kollege Niko Kovac beim FC Bayern über "die beste Leistung in dieser Saison" freute. Breitenreiter schien tatsächlich froh zu sein darüber, dass Storks die Begegnung nicht länger als nötig hatte laufen lassen. Vor dem Spiel fiel der erste Blick auf die Abwehrreihe des FC Bayern. Spielte Mats Hummels? Oder würde Kovac ihn wieder draußen lassen und damit den Eindruck verstärken, dass der Weltmeister von 2014 aus Sicht des Trainers nicht mehr ganz auf der Höhe ist? Die Bayern wirkten ohne Personalwechsel zuletzt wieder stabiler, Hummels saß gleichzeitig auf der Bank. Ein Zusammenhang? Kovac verkaufte Hummels' Nichtberücksichtigung als ein Stück Rekordmeister-Realität ("Du musst bei Bayern damit rechnen, dass du auch mal auf der Bank sitzt"). Sofort setzt Bayern ein Zeichen Aber in Hannover ersparte er sich und dem Verteidiger weitere Spekulationen. Hummels stand in der Startelf. Jérôme Boateng, ein weiterer Weltmeister, nahm auf der Bank Platz. Auch die zuletzt eingewechselten Kingsley Coman und Thiago spielten von Anfang an; für Thiago rückte Joshua Kimmich von der Sechser-Position zurück auf seinen Stammplatz am rechten Flügel. André Breitenreiter war während der Woche damit beschäftigt gewesen, seinen Leuten die Angst vor der Aufgabe zu nehmen. Das Bayern-Spiel verkaufte er als eine Art Mutprobe ohne Risiko. Eine Niederlage sei "das Normalste der Welt", sagte er. Ob das wirklich ein kluger Dreh war, einen Heimmisserfolg als erwartbares Ereignis zu beschreiben? Hannovers Spieler vermittelten auf dem Rasen jedenfalls von der ersten Minute an das Gefühl, dass sie gar nicht erst an ihre Chance glaubten. Mit großer Selbstverständlichkeit übernahmen die Bayern die Kontrolle und setzten sofort ein Zeichen. Ein Abpraller fiel Joshua Kimmich vors Schussbein. Der zielte richtig, und schon nach wenig mehr als einer Minute schlug der Ball links unten im Hannoverschen Tor ein. Breitenreiter rügte eine ganze Kette früher Unaufmerksamkeiten in seiner Mannschaft und sagte: "Wenn man schon nach 1:10 Minuten in Rückstand gerät, dann verleiht das dem Gegner Flügel." - "Das erleichtert vieles", bestätigte Kovac. Hannover 96 kam kaum aus der eigenen Hälfte, und der FC Bayern machte das, was man halt so macht als unterforderter Rekordmeister: Kombinierte sich lässig Richtung Strafraum, erarbeitete sich Chancen, legte nach. Nach 29 Minuten schlug der Ball rechts oben im Tor von Hannover 96 ein: David Alaba war der Absender dieses 20-Meter-Dropkicks. "Schönes Tor", urteilte der Schütze selbst. | Bayern-Trainer Niko Kovac lobt nach dem 4:0 gegen Hannover die Spielfreude seiner Elf. Auch Mats Hummels darf nochmal von Anfang an spielen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/dortmund-bremen-bundesliga-herbstmeister-1.4254953 | sport | Bundesliga - Dortmund ist Herbstmeister | 00/12/2018 | Borussia Dortmund ist vorzeitig Herbstmeister in der Fußball-Bundesliga. Die immer noch ungeschlagene Mannschaft von Trainer Lucien Favre besiegte Werder Bremen mit 2:1 (2:1) und hat bei noch zwei ausstehenden Spielen in diesem Jahr neun Punkte Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Für den BVB ist es die vierte Herbstmeisterschaft. In den Spielzeiten 1994/95, 1995/96 und 2010/11 sind die Dortmunder am Ende auch immer deutscher Meister geworden. "Für den Titel kriegt man nichts, ihn zu haben, ist psychologisch aber nicht schlecht", hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits vor der Begegnung betont. Torjäger Paco Alcácer (20.) und Kapitän Marco Reus (27.) sorgten für eine Zwei-Tore-Führung. Max Kruse (35.) verkürzte für die Gäste noch vor der Pause. Favre veränderte sein Team im Gegensatz zum Champions-League-Sieg in Monaco (2:0) auf gleich acht Positionen. Unter anderem kehrten Reus, Axel Witsel und Jadon Sancho zurück. Bei Bremen stand der Ex-Borusse Nuri Sahin, der vor der Begegnung nachträglich verabschiedet wurde, in der Startelf. Vor 81 365 Zuschauern in Dortmund begannen die Gastgeber stürmisch. Nach einem Lupfer von Paco Alcácer über Torhüter Jiri Pavlenka rettete Davy Klaassen spektakulär auf der eigenen Linie (7.). Allerdings verletzte sich der Niederländer bei dieser Aktion und musste in der 18. Minute ausgewechselt werden. Zwei Minuten später ging der BVB in Führung. Einen Freistoß von Raphael Guerreiro köpfte Paco Alcácer zu seinem elften Saisontor ein. Der Schiedsrichter-Assistent hatte zunächst eine Abseitsposition erkannt, doch Referee Guido Winkmann gab den Treffer nach Rücksprache mit Video-Assistent Robert Hartmann. Die Bremer versteckten sich nicht, boten aber bei Kontern immer wieder große Räume. Reus nutzte dies aus und erzielte nach schönem Zusammenspiel mit Sancho sein zehntes Saisontor. Offensiv blieb Werder aber gefährlich. Nach einer halben Stunde lautete das Eckenverhältnis 5:0 für Bremen. BVB-Schlussmann Roman Bürki parierte gegen Kevin Möhwald noch stark (32.), war gegen Kruses sehenswerten Schuss aus knapp 20 Metern aber machtlos. Bremen traf damit auch im 15. Saisonspiel. Auf der anderen Seite verhinderte Pavlenka gegen Reus (40.) und Witsel (41.) einen weiteren Gegentreffer. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Nach einer verunglückten Kopfballabwehr von Abdou Diallo verhinderte Bürki gegen Kruse den Ausgleich (47.). Im Gegenzug scheiterte Reus an Pavlenka. Dortmund war in der Folge etwas zielstrebiger. Sancho vergab aber frei vor Pavlenka die Entscheidung (68.). | Die Dortmunder gewinnen durch Treffer von Paco Alcácer und Marco Reus 2:1 gegen Werder Bremen. Dabei hätte der Sieg noch höher ausfallen können. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-gomez-gelingt-ein-doppelpack-1.4254890 | sport | Bundesliga: Gomez gelingt ein Doppelpack | 00/12/2018 | Stuttgart dreht das Spiel Angeführt von Mario Gomez hat der VfB Stuttgart einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga geholt. Die Stuttgarter drehten die Partie gegen Hertha BSC und setzten sich mit 2:1 (0:1) durch. Die Berliner verpassten den dritten Sieg in Folge. Ex-Nationalstürmer Gomez war mit seinen ersten Toren seit über zwei Monaten (64. und 76.) für den VfB erfolgreich. Tor-Debütant Maximilian Mittelstädt (38.) traf für die Berliner. Düsseldorf ist nicht mehr Letzter Fortuna Düsseldorf hat dank Kaan Ayhan den dringend benötigten Befreiungsschlag gelandet und den dritten Saisonsieg gefeiert. Der Aufsteiger erkämpfte sich ein 2:0 (0:0) gegen den SC Freiburg und verließ mit nun zwölf Punkten den letzten Platz. Abwehrchef Ayhan (55., 79.) schoss die Fortuna zum insgesamt verdienten Erfolg und belohnte Düsseldorf für eine vor allem im zweiten Durchgang ordentliche Leistung. Freiburg dagegen enttäuschte und kassierte seine vierte Auswärtsniederlage. Gladbach torlos bei Hoffenheim Borussia Mönchengladbach hat wichtige Punkte liegen gelassen. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking kam bei der TSG Hoffenheim nur zu einem 0:0 - rettete damit aber immerhin den Status als BVB-Jäger Nummer eins. Aufgrund der besseren Torbilanz belegen die Gladbacher mit 30 Punkten vor dem FC Bayern weiterhin den zweiten Platz. Schalke schwächelt weiter Vizemeister Schalke 04 kommt in der Fußball-Bundesliga einfach nicht in Tritt. Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco kam nach einer abermals ernüchternden Darbietung beim FC Augsburg nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:1) hinaus und muss sich zunehmend mit dem Wort Abstiegskampf auseinandersetzen. Immerhin gelang es den Schalkern, den jetzt seit sechs Ligaspielen sieglosen FCA auf Distanz zu halten. 15 Punkte nach ebenso vielen Begegnungen bleiben allerdings eine schwache Bilanz. Michael Gregoritsch (13.) brachte die Augsburger nach einem Fehler von Schalke-Kapitän Ralf Fährmann in Führung. Daniel Caligiuri (53.) gelang der schmeichelhafte Ausgleich für S04. | Der Angreifer schießt beim Stuttgarter 2:1 gegen Hertha beide Tore - nach sieben Bundesligaspielen ohne Treffer. Düsseldorf gewinnt gegen Freiburg, Gladbach spielt 0:0 bei Hoffenheim, Schalke schwächelt weiter. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-maekaeraeinen-siegt-hildebrand-beste-deutsche-1.4254800 | sport | Biathlon - Mäkäräinen siegt, Hildebrand beste Deutsche | 00/12/2018 | Biathlon, Hochfilzen: Biathletin Franziska Hildebrand hat beim Weltcup in Hochfilzen in der Verfolgung als beste Deutsche den neunten Platz belegt. Die 31-Jährige leistete sich am Samstag in Österreich einen Schießfehler und landete nach zehn Kilometern 25,4 Sekunden hinter der siegreichen Finnin Kaisa Mäkäräinen (3 Fehler). Den zweiten Platz sicherte sich Paulina Fialkova (2) aus der Slowakei vor der Italienerin Dorothea Wierer (4). Zweitbeste Deutsche wurde Vanessa Hinz (4) als 21. mit einem Rückstand von 1:34,9 Minuten. Zum Abschluss steht für die Frauen in Hochfilzen am Sonntag (11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) das erste Staffelrennen des Winters auf dem Programm. Dabei fehlen wird weiterhin die im Weltcup pausierende zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. Basketball, BBL: Der US-Amerikaner John Bryant, zweimal wertvollster Spieler (MVP) der Basketball Bundesliga (BBL), hat seinen deutschen Pass. Der Kapitän der Giessen 46ers nahm seine Urkunde bereits am Freitag im Büro von Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz entgegen. Damit belastet der 31-Jährige, der seit 2010 in Deutschland sein Geld verdient, bei seinem Klub nicht mehr das Ausländerkontingent. "Ich bin sehr glücklich, die doppelte Staatsangehörigkeit erhalten zu haben. Ich habe Deutschland - neben den USA - immer als mein Heimatland angesehen. Nun bin ich ein Gießener und sehr stolz darauf", sagte "Big" John Bryant, 2012 und 2013 MVP im Trikot von ratiopharm Ulm sowie 2014 deutscher Meister mit Bayern München: "Ein toller Tag für meine Familie und mich, den ich nicht so schnell vergessen werde." Gießens Trainer Ingo Freyer kann nun in der BBL auf alle Spieler zurückgreifen. Vor Bryants Einbürgerung standen sieben US-Amerikaner im Aufgebot, die Ligastatuten erlauben im Spielberichtsbogen maximal sechs ausländische Profis. Olympia: Das US-amerikanische Olympiakomitee USOC hat Salt Lake City als möglichen Kandidaten für eine Bewerbung um die Winterspiele 2030 ausgewählt. Dies gab das USOC am Freitag (Ortszeit) nach einem Meeting in San Francisco bekannt. Noch ist unklar, wann es zur offiziellen Kandidatur kommt. Salt Lake City, Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah, war bereits Gastgeber der Olympischen Spiele 2002 und setzte sich nun gegen den Konkurrenten Denver/Colorado durch. "Diese Entscheidung ermöglicht es dem USOC und Salt Lake City, den Dialog mit dem Internationalen Olympischen Komitee voranzutreiben", hieß es in einer USOC-Mitteilung. Dadurch, dass die Sportstätten von 2002 noch nutzbar sind, könnten die Spiele in Salt Lake City weniger kostspielig werden als die der vergangenen Jahre. Dies war einer der Vorteile gegenüber Denver. Zuletzt hatte die kanadische Stadt Calgary ihre Bewerbung um die Winterspiele 2026 wegen der zu erwartenden hohen finanziellen Belastungen für die Bürger zurückgezogen. Nur noch Mailand/Cortina d'Ampezzo und Stockholm sind im Rennen. 2022 findet das Großevent in Peking statt. | Die deutschen Biathletinnen können in der Verfolgung nicht in Podestnähe laufen. Salt Lake City ist ein möglicher Kandidat für Olympia 2030. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-muenchen-guter-junge-1.4254679 | sport | FC Bayern München | 00/12/2018 | Vor einer Woche, auf der Weihnachtsfeier des FC Bayern, trat der Trainer Niko Kovac einmal als Ehemann in Erscheinung. Wobei: Ganz stimmt das mit der Erscheinung doch nicht - Kovac und seine Frau Kristina nahmen einen Seiteneingang. Auch bei der Weihnachtsfeier achtete der Trainer des FC Bayern also darauf, dass er in der Öffentlichkeit nur als der Trainer des FC Bayern gesehen wird. Sein Leben als Privat- und Ehemann schützt er penibel, was übrigens für die meisten Privat- und Ehemänner gut nachvollziehbar ist. Umso überraschender war es daher, dass Kovac am Freitag von sich aus einen Einblick in sein Eheleben gewährte. "Diejenigen, die verheiratet oder liiert sind", sagte der seit fast 20 Jahren verheiratete Kovac, "wissen, dass es in einer Ehe auch unterschiedliche Meinungen gibt". Gesprochen hatte er dabei jedoch nicht über seine Frau. Sondern über Hasan Salihamidzic. Salihamidzic, der Sportdirektor, und Kovac hatten nach dem 3:3 am Mittwoch in Amsterdam doch sehr unterschiedliche Meinungen zum Spiel geäußert. Der Trainer wollte seiner Mannschaft "nur ein Kompliment" machen, Salihamidzic sagte etwas umständlich, dass er "das Spiel nicht gut gesehen" habe. Es waren überraschend gegensätzliche Aussagen. Salihamidzic und Kovac gelten als Freunde; der Sportdirektor betont gerne, dass er immer hinter dem Trainer gestanden sei. (In den Phasen, in denen das besonders interessant zu erfahren gewesen wäre, hatte Salihamidzic allerdings geschwiegen.) Doch diese unterschiedlichen Meinungen zeigen auch, dass sich die Freunde gerade in Profilierungswochen befinden. Es gebe einen "good boy" und einen "bad boy", sagte Kovac, er selbst sieht sich selbstverständlich nicht als den bösen Buben. "Natürlich gab es Situationen, die der Brazzo auch richtigerweise angesprochen hat, die mir auch nicht gefallen haben. Doch in dem Moment war es nicht wichtig, das Negative hervorzuheben, sondern das viele Positive." Der Trainer zählte auf: Das Team habe sich nach dem zwischenzeitlichen 1:2 "wiedergefunden", überhaupt sei es "ein tolles Spiel" gewesen, mit "guten Umschaltmomenten", er habe "Mentalität und Leidenschaft" gesehen. Er, Kovac, habe daher "das Gute" angesprochen, "der Brazzo" eben "das nicht so Gute". Dass er "Brazzo" sagte und nicht das seriöser klingende "Hasan", das war bestimmt nur ein Zeichen dafür, dass die Vertrautheit zwischen den beiden früheren Mitspielern nach wie vor hoch ist. An diesem Samstag spielt der FC Bayern in Hannover. Für die Mannschaft geht es dabei darum zu zeigen, ob sie die Krise tatsächlich abgeschüttelt hat. Für Trainer und Sportdirektor wird es weiter darum gehen, das eigene Profil zu schärfen. Zu diesem Zweck nutzte Kovac am Freitag auch die Geschichte mit Arjen Robben. Der Flügelspieler fällt wegen einer Oberschenkelverletzung für die letzten drei Spiele des Jahres aus. Und Kovac fragte: "Hatten wir überhaupt schon eine Muskelverletzung?" Die Antwort gab er selbst: "Ich glaube nicht." Dies spreche "für eine Trainingssteuerung auf hohem Niveau". Wieder hatte er das Gute gesehen, der good boy. | Trainer Niko Kovac schärft weiter sein Profil. Nach dem Spiel gegen Amsterdam haben er und Sportdirektor Salihamidzic unterschiedliche Meinungen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/snowboard-anna-gasser-1.4252398 | sport | Snowboard: Die gewagten Sprünge der Anna Gasser | 00/12/2018 | Die Entscheidung fiel erst in den letzten Minuten, sagt Anna Gasser, ganz spontan. Erst als sie alles geprüft hatte, Wind und Wetter auf dem Gletscher, Anlaufspur, Beschaffenheit des Kickers, Bindung und Snowboard, erst als alles passte und sie das Gefühl hatte, dass sie wirklich bereit war für diesen monumentalen Sprung, fasste sie den Entschluss: dass sie jetzt ein wenig Sportgeschichte schreiben würde. Im Grunde war das alles so nicht ganz geplant gewesen, zumindest nicht neulich, bei dieser Trainingseinheit auf dem Stubaier Gletscher. "Eigentlich macht man so etwas später in der Saison", sagte Gasser; wenn so früh etwas schiefgehen würde, wäre ja alles zerbröselt, der ganze Winter, die WM im kommenden Februar. Aber wenn Gasser von etwas überzeugt ist, dann verschreibt sie sich dem mit aller Kraft, und so probierte sie ihn halt schon damals, den Cab Triple Underflip 1260, einen dreifachen Rückwärtssalto mit halber Schraube. Es gibt ein Video davon, man sieht, wie Gasser lächelt, bevor sie losfährt, wie ein Kind, das gleich sein Geburtstagspräsent auspackt. Dann wirbelt sie durch die Luft, dreimal rückwärts mit Schraube, und landet sicher, als erste Snowboarderin überhaupt. "Ich habe schon meine Ziele, aber keinen genauen Plan" Kaum eine olympische Disziplin hat sich in den vergangenen Jahren so massiv entwickelt wie das Freestyle-Snowboarden, und kaum eine Athletin steht für diesen Trend wie Anna Gasser, 27, aus Millstatt in Österreich, die ihren Spaß daran gefunden hat, gegen Schwerkraft und Vorurteile zu rebellieren. Als die Szene vor fünf Jahren glaubte, eine Frau werde nie zwei Rückwärtssaltos mit Drehung schaffen, sprang sie zwei Saltos mit Drehung. Als es hieß, bei zweieinhalb sei Schluss, stand sie zweieinhalb. Als sich alle einig waren, dass drei Saltos nun wirklich die Grenze seien, widerlegte sie auch das. Gasser hat auch sonst so ziemlich alles gewonnen in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Big Air, einem Sprung über einen großen Kicker: WM-Gold 2017, die Weltcup-Gesamtwertung der Freestyler, Gold bei den Olympischen Winterspielen im vergangenen Februar. "Ich habe schon meine Ziele, aber keinen genauen Plan", sagt Gasser, so habe sie es fast immer gehalten: "Mein Ziel ist es, einfach besser zu werden. Da setzt man sich automatisch keine Grenzen." Ein paar Wochen nach ihrem Eintrag in die Sportgeschichtsbücher erzählt Gasser am Telefon, wie das so ist, die Grenzen in ihrem Sport zu verschieben. Sie spricht über die drei Rückwärtssaltos, die sie schon Ende des vergangenen Winters schaffen wollte, obwohl ihr das nur wenige zutrauten. "Wenn ich mir manche Jungs anschaue, die das schon geschafft haben", sagt Gasser, "sind die auch nicht viel kräftiger gebaut als ich. An physikalischen Grenzen kann es also nicht liegen." Sie tat das, was sie vor jedem großen Vorhaben tat, zerlegte den Sprung in seine Einzelteile, studierte ihn auf dem Trampolin, dann auf dem Landekissen. Und schließlich, als sie dieses Kribbeln spürte, das von Vorfreude und dem eigenen Können kündet, nachdem sie den Sprung noch einmal in Gedanken durchgegangen (und natürlich gelandet) hatte, probierte sie es im Schnee. Der eigene Kopf kann die größte Hürde eines Sportlers sein, oder die größte Hilfe. | Sie ist die erste Snowboarderin, die einen dreifachen Rückwärtssalto mit halber Schraube landet: Anna Gasser rebelliert gegen Schwerkraft und Vorurteile - und hat noch viel mehr vor. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-thiago-coman-1.4252525 | sport | FC Bayern: Neue Hoffnung dank Thiago und Coman | 00/12/2018 | Was für ein listiger Mann Robert Lewandowski ist, das lässt sich auch an der Abwehrarbeit erkennen, die er in der vordersten Linie für seine Mannschaft leistet. Die zeitgemäße Lehre schreibt bekanntlich vor, dass ein Angreifer der erste Abwehrspieler zu sein hat, auch Lewandowski hat offensichtlich Kenntnis von dem Dogma, was allerdings nicht heißt, dass er es bei jeder Gelegenheit für geboten hält. Am Mittwochabend beim Treffen des FC Bayern mit Ajax Amsterdam im Johan-Cruyff-Stadion bestand eine der Attraktionen zunächst darin, Lewandowski beim Vortäuschen von Defensivbemühungen zuzusehen: Wie er den Anschein erweckte, gegnerische Passwege zu blockieren oder Gegner anzulaufen, und wie er dabei nicht mehr Energie aufwendete als jemand, der seinen alten Dackel ausführt, das war wirklich sehr amüsant anzuschauen. Der ökonomische Einsatz des Mittelstürmers reihte sich in das Bild zweier Parteien ein, die das Spiel nicht ohne Engagement und trotzdem eher wie eine Nebensache als wie ein Finale um den Gruppensieg angingen. Nach der Führung durch Lewandowski (13.) begnügten sich die Bayern gegen ein arg verspieltes Ajax damit, auf den endgültigen Konter zu warten, und so entstand der Verdacht, das Vorprogramm sei mal wieder der aufregendste Teil des Abends gewesen (unter anderem gehörte dazu eine Blaskapellenhymne, die so klang, als hätten die Musiker psychedelische Pilze gegessen). Die Bayern kämpfen immer noch mit inneren Gegensätzen Bis die Partie in der zweiten Halbzeit explodierte und zur Freude des Publikums eine inflationäre Menge an Unterhaltungselementen ausschüttete - fünf weitere Tore, zwei Platzverweise, zwei Elfmeter, alles gerecht aufgeteilt, sodass Karl-Heinz Rummenigge in seiner Bankettrede ein weises Urteil fällte: "Es ist korrekt, dass wir keinen Verlierer gesehen haben." Unentschieden, das war in jeder Hinsicht die Bilanz, mit der die Bayern nach Hause fuhren. Fest stand lediglich, zumindest für ihn selbst, dass Robert Lewandowski als Held des Abends davonging. Weniger wegen seiner Abwehrarbeit als wegen der beiden Tore, die ihn mit acht Treffern zum Schützenkönig der Champions-League-Vorrunde machten, vor einem gewissen Lionel Messi (sechs Tore). Das mache ihn stolz, erklärte Lewandowski, und das war gewiss keine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Andererseits hatte auch Lewandowski durch seine nicht nur beim Vorneverteidigen trägen Momente Anteil daran, dass Hasan Salihamidzic die Gelegenheit wahrnehmen durfte, das Rollenprofil als Sportdirektor zu schärfen. Nachdem Niko Kovac von einem "absolut guten Fußballspiel" auf beiderseits hohem Niveau geschwärmt und lächelnd das Haus verlassen hatte, trat Salihamidzic im alten Matthias-Sammer-Gewand des Mahners und Warners in Erscheinung. Er habe das Bayern-Spiel "nicht gut gesehen". Und während der Trainer den ersten Platz als Erfolgsmeldung feierte ("Wir haben unser Ziel erreicht"), teilte der Sportbeauftragte betont streng mit: "Gruppensieger - aber wir wissen, dass es besser geht." Recht hatten irgendwie beide. "Heute - das ist ein sehr gutes Spiel zum Analysieren", deutete Lewandowski elegant den Zwiespalt an. Auf der Tribüne dürfte der Vorstandschef Rummenigge seine Ansprache fürs Mitternachtsmahl mehrmals umgeschrieben haben, von der Lobeshymne zur Brandrede und zurück und abermals aufs Neue, als Nicolás Tagliafico den Ausgleich erzielte. | Der FC Bayern erholt sich von den Selbstzweifeln der Krise - auch dank Thiago und Coman. Doch noch immer hat das Team mit inneren Gegensätzen zu kämpfen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/timo-boll-tischtennis-suedkorea-1.4250545 | sport | Tischtennis: Timo Boll reist mit Schmerzen nach Südkora | 00/12/2018 | Timo Bolls vielleicht bester Ballwechsel überhaupt dauerte nur zehn Sekunden und umfasste bloß sieben Schläge. Doch damit demonstrierte er am 1. Juni in Shenzhen gegen den Chinesen Liang Jingkun, wie genial er auch noch mit 37 Jahren Tischtennis spielen kann. Auf zwei normale Rückhand-Blocks folgten zunächst zwei normale Vorhand-Topspins - aber dann wechselte Boll den Schläger zum nächsten Vorhand-Topspin blitzschnell von seiner starken linken in die schwache rechte Hand und sofort wieder zurück, mit der Rückhand ging er auf Angriff und gewann den Ballwechsel mit einem unglaublichen Windmill-Shot einen Meter neben dem Tisch, bei dem er den Schläger wie einen Windmühlenflügel seitwärts wischte. Mit dieser artistischen Einlage war Boll beim Weltverband in der Auswahl für den "Ballwechsel des Jahres". Und am Freitag trifft er in Incheon bei den Grand Finals, dem höchstdotierten Tischtennis-Turnier der Welt, in der ersten Runde ausgerechnet auf: Liang Jingkun. Boll hat sich als 16. Teilnehmer so gerade eben noch für das allein im Männereinzel mit 445 000 Dollar dotierte Turnier qualifiziert, aber er ist am Dienstag mit Rückenbeschwerden nach Südkorea geflogen, mit seit Wochen nur langsam abklingenden Schmerzen in allen Winkeln der Hüfte. Im Grunde bräuchte er eine ausgiebige Pause, aber den Saison-Höhepunkt lässt man nicht einfach sausen, auch nicht, wenn schon in der ersten Runde ein Chinese als Gegner wartet. 8560 Kilometer hin, womöglich nur ein Match von 30, 40 Minuten, und dann 8560 Kilometer wieder zurück - es gibt angenehmere Unternehmungen im Advent. "Diese Gefahr hat man aber bei jedem Turnier", sagt Boll. Außerdem habe er trotz verschiedener körperlicher Probleme in diesem Jahr mehrmals überraschend erfolgreich gespielt. | Deutschlands bester Tischtennisspieler Boll tritt mit Handicap beim höchstdotierten Turnier in Südkorea an. Für den Saison-Höhepunkt hält er einiges aus - sogar eine sagenhaft lange Reise. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-wm-schindler-scheitert-in-der-ersten-runde-1.4253106 | sport | Schindler scheitert in der ersten Runde | 00/12/2018 | Darts, WM: Martin Schindler ist gleich am ersten Tag der Darts-WM ausgeschieden. Der 22-Jährige aus Strausberg unterlag im Londoner Alexandra Palace in der ersten Runde dem Neuseeländer Cody Harris 2:3. Bei seinem WM-Debüt im vergangenen Jahr war Schindler ebenfalls zum Auftakt an Simon Whitlock gescheitert. Deutschlands Hoffnungsträger Max Hopp steigt als gesetzter Spieler erst am Samstag in der zweiten Runde gegen Danny Noppert (Niederlande) oder Royden Lam (Hongkong) ein. Titelverteidiger Rob Cross (England) setzte sich zum Auftakt nach 0:1-Satzrückstand mit 3:1 gegen den Niederländer Jeffrey de Zwaan durch. Ebenfalls erst am Samstag greift Robert Marijanovic in seinem Erstrundenduell gegen Richard North (England) in das mit umgerechnet 2,8 Millionen Euro dotierte Turnier ein. WM-Debütant Gabriel Clemens startet am Sonntag gegen Aden Kirk (England). Erstmals hatten sich vier deutsche Spieler für die WM qualifiziert. Die Engländerin Lisa Ashton (48) verlor gegen den Niederländer Jan Dekker 1:3 und verpasste damit den ersten Sieg einer Frau bei der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). Basketball, NBA: Dirk Nowitzki hat acht Monate nach seiner Fuß-OP sein Comeback in der nordamerikanischen Profiliga NBA gegeben. Der 40-Jährige kam im Auswärtsspiel der Dallas Mavericks bei den Phoenix Suns im ersten Viertel von der Bank und schrieb damit Geschichte. Der Würzburger ist damit der erste Spieler der NBA-Historie, der in 21 NBA-Saisons für denselben Klub zum Einsatz gekommen ist. Nowitzki kam drei Minuten vor Ende des ersten Abschnitts auf das Parkett, 40 Sekunden später traf er gleich bei seinem ersten Wurf. Bei einem Dreier wenig später verfehlte er dagegen sein Ziel. Der wichtigste Spieler ("MVP") der NBA-Saison 2007 hatte sein letztes Spiel für Dallas am 3. April absolviert, anschließend hatte er sich einer Knöchel-Operation unterziehen müssen. Eishockey, Bundestrainer: Der Finne Toni Söderholm soll überraschend neuer Eishockey-Bundestrainer werden. Das berichten das Fachmagazin Eishockey News und die Bild. Der 40-Jährige trainiert derzeit den Oberligisten SC Riessersee und hatte seine Spielerkarriere erst 2016 beim EHC Red Bull München beendet. In der vergangenen Saison war Söderholm zum Trainer des Jahres in der zweiten Liga gewählt worden. Der Club musste aufgrund finanzieller Probleme in die Drittklassigkeit. Der Finne genießt in der Branche einen guten Ruf, auch DEL-Clubs sollen an ihm interessiert gewesen sein. Söderholm assistieren soll Matt McIlvane, Co-Trainer des deutschen Meisters EHC Red Bull München. Der 33 Jahre alte US-Amerikaner war bereits beim Gewinn der olympischen Silbermedaille im Februar Co-Trainer von Marco Sturm, der sich in die NHL verabschiedet hatte, um dort als Assistenzcoach zu arbeiten. Schwimmen, Kurzbahn-WM: Marius Kusch und Sarah Köhler haben sich bei der Kurzbahn-WM im chinesischen Hangzhou im Vorlauf keine Blöße gegeben. Der Essener Kusch qualifizierte sich als Dritter über 50 m Schmetterling (22,59) für das Halbfinale am Freitagmittag (MEZ). Köhler sicherte sich auf Platz sechs über 400 m Freistil (4:02,79) ein Finalticket. Auch die Freistilstaffel der Männer mit Kusch als Startschwimmer zog über 4x50 m auf Rang acht (1:26,22) in den Endlauf ein. | Der Deutsche verliert gleich zum Auftakt der Darts-WM, auch Titelverteidiger Rob Cross hat Startschwierigkeiten. Dirk Nowitzki schreibt NBA-Geschichte. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/frankfurt-leipzig-leverkusen-europa-league-1.4253029 | sport | Leipzig blamiert sich, Frankfurt mit Rekord weiter | 00/12/2018 | Zwei der drei deutschen Teams stehen in der Zwischenrunde der Europa League. Sowohl Eintracht Frankfurt als auch Bayer 04 Leverkusen haben am Donnerstagabend den Einzug in die nächste Runde geschaft. RB Leipzig scheiterte dagegen überraschend. Trotz der Schützenhilfe des Bruderklubs FC Red Bull Salzburg ist RB Leipzig ausgeschieden. Gegen den zuvor punktlosen norwegischen Rekordmeister Rosenborg Trondheim lieferten die Leipziger ein schwaches Spiel ab. Sie kamen am finalen Vorrundenspieltag nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Matheus Cunha (47.) hatte RB zunächst in Führung gebracht, ehe Tore Reginiussen (86.) der Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick die Stimmung verdarb. Zum Erreichen der K.o.-Runde hätte Leipzig zwingend einen Sieg gegen die Trondheimer gebraucht. Da half es auch nicht, dass Gruppensieger Red Bull Salzburg bei Celtic Glasgow Hilfe leistete und 2:0 gewann. Die Schotten sind als Zweiter für die nächste Runde qualifiziert, Leipzig bleibt nur Rang drei. In der Vorsaison war der Tabellenvierte der Bundesliga noch ins Viertelfinale des zweithöchsten europäischen Klubwettbewerbs vorgedrungen. Frankfurt mit Rekord weiter Eintracht Frankfurt hat sogar den sechsten Sieg im sechsten Gruppenspiel gefeiert. Das Team von Fußballtrainer Adi Hütter gewann bei Lazio Rom mit 2:1 (0:0). Nach dem Führungstor der Italiener durch Joaquim Correa (56. Minute) drehten Mijat Gacinovic (65.) und Sebastien Haller (71.) die Partie am Donnerstagabend vor 20 000 Zuschauern innerhalb von sechs Minuten. Der Bundesliga-Fünfte hatte sich bereits für die Runde der letzten 32 Mannschaften qualifiziert und hat nun als erster deutscher Klub alle sechs Gruppenpartien in der Europa League gewonnen. "Wir haben Geschichte geschrieben. Das haben wir uns gemeinsam verdient", sagte Sportdirektor Bruno Hübner. Sportlich war die Begegnung bedeutungslos, Lazio war ebenfalls schon für die K.o.-Runde qualifiziert, die am Montag ausgelost wird. Leverkusen jubelt auf Zypern Vor der Partie war es zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden fünf Eintracht-Fans festgenommen. Sie sollen unter anderem Knallkörper auf Lazio-Anhänger geworfen haben. Dabei habe es Verletzte gegeben. Auch während der Partie zündeten Frankfurter Pyrotechnik, die Polizei marschierte im Innenraum auf. Zusammenstöße zwischen römischen und hessischen Problemfans wurden zudem aus der Umgebung des Kolosseums gemeldet. Auch Bayer Leverkusen hat die Gruppenphase in der Europa League als Spitzenreiter beendet. Das Team von Trainer Heiko Herrlich gewann am sechsten und letzten Spieltag der Gruppe A 5:1 (2:1) bei AEK Larnaka auf Zypern und verteidigte damit erfolgreich Platz eins vor dem FC Zürich. Die Treffer für Leverkusen, das auf der Mittelmeerinsel ohne neun Stammspieler angetreten war, erzielten Dominik Kohr (28./68.), Lucas Alario (41., Foulelfmeter/86.) und Paulinho (78.). David Catala (26.) hatte die Gastgeber zuvor in Führung gebracht. | RB Leipzig scheidet nach einer schwachen Vorstellung in der Europa League früh aus. Weiter sind dagegen die anderen beiden deutschen Teams, Frankfurt stellt dabei sogar eine neue Bestmarke auf. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-drittligist-endlich-am-ziel-1.4253040 | sport | Endlich am Ziel | 00/12/2018 | Jetzt sei man "einen Schritt weiter", sagte Manfred Schwabl am Donnerstagabend um 20.23 Uhr bescheiden. Da hatte der Präsident des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching ein jahrelang verfolgtes Ziel erreicht: Der Verein hat seinen Fußballbetrieb von der Profimannschaft bis hinunter zur U16 in eine KgaA ausgegliedert, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. 131 der 132 anwesenden Mitglieder stimmten der Ausgliederung zu, ein Mitglied enthielt sich. Drei Enthaltungen gab es bei der anschließenden Abstimmung, die Anteile auf die neue Kapitalgesellschaft zu übertragen. Die neu gegründete "Spielvereinigung Unterhaching GmbH & Co. KGaA" beginnt mit einem Grundkapital von drei Millionen Euro und nimmt rückwirkend zum 1. Juli 2018 den Betrieb auf. Im neu konstituierten Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Robert Perchtold und dem Stellvertreter Dirk Monheim sitzen unter anderem der Investor Christian Näther sowie der Geschäftsführer des aktuellen Hauptsponsors "frostkrone", Frédéric Dervieux. Vereinspräsident Schwabl bedankte sich für das Vertrauen und nannte die Abstimmung eine "Riesenmotivation". Der Präsident, der in den vergangenen Jahren selbst rund 700 000 Euro in den Klub steckte, hat als Ziel den Aufstieg in die zweite Liga innerhalb der kommenden drei Jahre ausgegeben. | Die SpVgg Unterhaching gliedert ihren Spielbetrieb von den Profis bis hinunter zur U16 aus - in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. Bald soll der sportliche Aufstieg in die zweite Liga folgen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/muellers-platzverweis-kung-fu-unfall-1.4252531 | sport | Müllers Platzverweis - Kung-Fu- Unfall | 00/12/2018 | Bei Thomas Müllers erstem Platzverweis in einem Pflichtspiel hieß sein Trainer noch Louis van Gaal. Müller war 20 Jahre alt und kurz davor, zum Nationalspieler aufzusteigen. Nach seiner gelb-roten Karte gegen Girondins Bordeaux im September 2009 war er so geknickt, dass er sich in der Kabine vor versammelter Mannschaft entschuldigte. Die Bayern hatten 1:2 in Bordeaux verloren, er habe dem Verein mit der "dummen Aktion" geschadet, sagte Müller, was van Gaal in seiner typisch menschelnden Art zu aufmunternden Worten veranlasste: Müller habe einen "Lernmoment" erlebt, sagte der Coach, "aber für Bayern war der teuer". Allein der Umstand, dass es bis zum nächsten Platzverweis neun Jahre, einen Monat und 22 Tage dauern sollte, sprach Müller am Mittwochabend frei von einem Generalrüpelverdacht. Er wurde von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß auch nicht als "geisteskrank" bezeichnet, wie Hoeneß es vor wenigen Monaten beim Leverkusener Karim Bellarabi getan hatte, nach dessen Brutalo-Tritt gegen den Münchner Rafinha. Absicht wollte Müller nach dem 3:3 in Amsterdam niemand unterstellen - aber eine rote Karte, ja, das war es schon. Glatt rot, ganz und gar verdient. Da wollte ihn anschließend auch kein Mitspieler in Schutz nehmen. Man müsse sich nur ansehen, "wie der Junge aussah", bemerkte Müllers Kollege Leon Goretzka - er meinte den Amsterdamer Nicolás Tagliafico, den Müller in der 75. Minute im Mittelfeld übel erwischt hatte, in einer Art Kung-Fu-Sprung mit gestrecktem Bein mit den Stollen gegen die Stirn. Tagliafico wurde minutenlang behandelt, er blutete und wurde noch auf dem Platz vom Mannschaftsarzt getackert. Immerhin erholte sich der junge Argentinier schnell, am 3:3 für sein Team in der Nachspielzeit war er schon wieder maßgeblich beteiligt. Die Fans feierten ihren Schmerzensmann mit "Nico, Nico"-Rufen. Zu diesem Zeitpunkt weilte Müller längst in den Katakomben, ihm tat die Aktion offensichtlich leid. Er hatte seinen Blick beim Laufweg vor dem Foul nur auf den Ball gerichtet, schon während des Stollenkontakts mit Tagliaficos Gesicht hob er entschuldigend die Hände in die Luft - zu spät. Müller verließ den Platz mit einem ironischen Lächeln, denn grundsätzlich war er ja der Ansicht, dass es sich um einen fußballerischen Unfall gehandelt hatte. "Ganz glasklar" sei die rote Karte gewesen, sagte Trainer Niko Kovac allerdings. Müller habe seinen Gegenspieler "nicht kommen sehen", so viel zu den mildernden Umständen, "aber damit muss man rechnen". Niederländischen Medien zufolge machte sich Müller später auf den Weg zur Ajax-Kabine, um sich zu entschuldigen, er traf Tagliafico dort aber nicht an. Wenn die Bayern nun am Montag die Auslosung für das Achtelfinale (im Februar/März) erwarten, dann mit der Befürchtung, dass es zwei Spiele ohne Müller werden dürften. Zwar hoffte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Amsterdam, Müller könnte nur für die erste Partie gesperrt werden: "Ein Spiel wäre genug", befand Salihamidzic mit Blick auf Müllers tadellose Vorgeschichte, er fügte aber auch realistisch an: "Mehr als zwei Spiele werden es nicht sein." Hatte Müller nach seinem Platzverweis 2009 noch zu einer öffentlichen Verteidigungsrede angesetzt, beließ er es diesmal bei einem knappen Statement. Ob er sich zum Foul äußern wolle? "Nee, nee", sagte Müller und winkte ab. Die wichtigste Botschaft schob er aber nach: "War natürlich keine Absicht." | Nationalspieler Thomas Müller fehlt den Bayern im Achtelfinale, weil er zum ersten Mal in seiner Karriere rot sieht. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-und-aus-1.4252415 | sport | 1. FC Nürnberg | 00/12/2018 | Vor einer Woche hatten sie in Nürnberg gehofft, eine neue Zeitrechnung würde beginnen. Seit 26 Jahren hat der Club nicht mehr gegen den FC Bayern München gewonnen. An jenem Dezembersamstag sollte das Warten auf wundersame Weise vorbei sein. War es nach dem 0:3 dann doch nicht, und Kapitän Georg Margreitter musste anerkennen: "Unsere Mannschaft ist da vielleicht auch ein Stück weit zu unerfahren, um auf so einer Bühne zu spielen." Dass die Bühne zu groß war, lag am Gegner, und auch daran, dass es nicht die eigene war. Aber: neue Woche, neue Hoffnung, auch beim 1. FC Nürnberg. Am Freitagabend (20.30 Uhr) ist gegen den VfL Wolfsburg, gegen den der letzte Sieg nicht 26 Jahre her ist, sondern nur sechs, die Bühne wieder die eigene. Das macht Mut, zumindest ein bisschen. "Gegen Wolfsburg werden wir mehr offensive Spieler auf den Platz bringen als in München", sagte Trainer Michael Köllner am Donnerstag, der auch Innenverteidiger Ewerton wieder einsetzen kann. "Wir brauchen nicht drumherum reden: Wir streben morgen einen Heimsieg an." Neun von bisher elf Punkten hat der Tabellenfünfzehnte der Fußball-Bundesliga im Max-Morlock-Stadion geholt und dabei nur acht Gegentore bekommen. Mit insgesamt 33 ist Nürnberg jedoch die schlechteste Defensivmannschaft der Liga. Die Niederlage gegen München löste erneut eine Diskussion um die Position des Torwarts aus, in deren Zentrum Fabian Bredlow steht. Für ihn hatte sich dieser Arbeitstag so ernüchternd angefühlt, als hätte er den Ball noch öfter durchgelassen. Wie beim 0:7 gegen Dortmund oder beim 0:6 gegen Leipzig. Der 23-Jährige hatte eine Ecke falsch eingeschätzt und einen Schuss zwischen seinen Beinen durchgelassen. Er hat sich das alles noch mal angeschaut. Weil er solche Fehler vermeiden will, weil er besser werden will - und muss. Von den 33 Gegentoren hat Bredlow 23 aus nächster Nähe mitbekommen. Trotzdem vertraut Köllner weiter auf ihn. Er hatte erst abwarten wollen, wie Bredlow den Rückschlag wegsteckt und kam dann zu seinem Fazit: "Da wird nichts gedreht, das wäre für Fabi ein K.-o.-Schlag." Diese pädagogische Fürsorge muss sich Köllner auch deswegen leisten, weil Christian Mathenia, an den Bredlow das Nürnberger Tor zwischenzeitig abgeben musste, aufgrund einer Knieverletzung in den letzten drei Spielen des Jahres gegen Wolfsburg, Mönchengladbach und Freiburg fehlen wird. Die Nummer 3, Patric Klandt, stellt offenbar keine Alternative dar. "Er", sagte Köllner über Bredlow, "ist unser Torwart und Aus." So ein Vertrauensausspruch kann beflügeln, darauf wird auch Köllner hoffen. Fabian Bredlow ist sich der Situation seiner Mannschaft ja durchaus bewusst, die nun schon seit acht Spielen auf drei Punkte wartet. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alles nach Plan läuft", sagte er. "Es gibt Spiele, in denen wir punkten müssen. Am Freitag ist eines dieser Spiele." Besonders aus seiner Sicht. Für ihn geht es gegen Wolfsburg durchaus um den Beginn einer neuen Zeitrechnung, sonst dürfte Mathenia seinen Platz wieder einnehmen. Aber ist Grün nicht die Farbe der Hoffnung? | Vor dem Spiel gegen Wolfsburg steht Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow im Fokus. Vorerst genießt er das Vertrauen von Trainer Michael Köllner. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/ehc-red-bull-muenchen-mit-einem-auge-auf-die-tabelle-1.4252216 | muenchen | EHC Red Bull München - Mit einem Auge auf die Tabelle | 00/12/2018 | Die Aufregung darüber, was da am Dienstag in Malmö geschehen war, hatte sich bei den Spielern und Verantwortlichen des EHC Red Bull München auch zwei Tage später noch nicht gelegt. "Das war richtig emotional, die Freude war einfach riesengroß", sagte Verteidiger Andrew Bodnarchuk. Der erstmalige Einzug ins Halbfinale der Champions Hockey League, der durch das spektakuläre 5:5 bei den Malmö Redhawks perfekt gemacht wurde, wirkte noch nach. Am Donnerstag teilte der EHC mit, dass Eintrittskarten für das Hinspiel gegen den Bruderklub EC Red Bull Salzburg (8. Januar, Olympia-Eissportzentrum) ab sofort erhältlich sind. Maximilian Kastner war die Vorfreude auf dieses Duell direkt nach dem Spiel in Schweden anzumerken. Doch der Stürmer, der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den roten Helm des Topscorers trägt, blickte schnell nach vorne. "Jetzt müssen wir die Champions League abhaken", sagte er, "und auch in der Liga konzentriert bleiben." Die letzten DEL-Auftritte waren weniger erfolgreich gewesen. Am vergangenen Wochenende verlor der EHC beide Partien und erzielte dabei in Nürnberg (1:4) und gegen Mannheim (0:1 nach Penaltyschießen) nur ein Tor. "Wir haben immer ein Auge auf die Tabelle", sagte Kastner und dieses verriet ihm, dass die Münchner mittlerweile zwei Mannschaften vor sich haben. "Die wollen wir wieder einholen", betonte der Angreifer. Der Rückstand auf Tabellenführer Mannheim beträgt zwar nur vier Punkte, doch der EHC ist mittlerweile auf Platz drei abgerutscht und hat nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Rang fünf. Diesen belegen die Kölner Haie, die am Freitag (19.30 Uhr) in München zu Gast sind. Die Rheinländer könnten im direkten Duell am EHC vorbeiziehen. Die Haie müssen zwar weiterhin verletzungsbedingt auf den ehemaligen Münchner Steve Pinizzotto verzichten, reisen aber mit viel Selbstvertrauen an: Fünf Mal haben sie zuletzt in Folge gewonnen, in den letzten zwölf Spielen blieben sie nur einmal ohne Punkte. Haie-Trainer Peter Draisaitl, der nach dem schwachen Saisonstart seines Teams in der Kritik stand, kann wieder gelassener in die Zukunft schauen: "Das Wichtigste in unserem Geschäft ist, dass man immer die Ruhe bewahrt", sagte der 53-Jährige. "Mit Panik kommt man keinen Schritt weiter." Am Sonntag wird es für den EHC schon wieder emotional: Dann treten die Münchner zum Derby bei den Augsburger Panthern an, die in der Tabelle auf Platz zwei vorgeprescht sind - und ihren Höhenflug mit Bodenständigkeit erklären. "Wenn wir ein Verein in der Fußball-Bundesliga wären, würden jetzt alle von Europa sprechen. Aber Gott sei Dank sind wir der AEV und wollen einfach weiter unsere Hausaufgaben machen", sagte Angreifer Christoph Ullmann der Augsburger Allgemeinen. Im Fokus wird in Augsburg Trevor Parkes stehen, in Malmö mit drei Treffern der Matchwinner. Der Stürmer kehrt erstmals als Gegner ins Curt-Frenzel-Stadion zurück; beim ersten Duell in der Fuggerstadt in dieser Saison hatte er noch verletzt gefehlt. Der Kanadier wird die 60 Kilometer lange Anreise über die A8 mit noch breiterer Brust als sonst und einem Grinsen antreten, bereit für den nächsten emotionalen Höhepunkt. | Nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League warten auf den deutschen Meister gegen Köln und in Augsburg in der DEL die nächsten schweren Brocken. |