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https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/turnen-der-deutsche-meister-kehrt-heim-1.4252214 | muenchen | Der deutsche Meister kehrt heim | 00/12/2018 | Das Trikot befinde sich gerade noch in Zustellung, erzählte Michael Bastier am Donnerstagvormittag. Auf den Empfänger werde dann am Abend in Köln ein wenig Arbeit warten: Er solle das Päckchen öffnen (natürlich würde er sich nicht im Geringsten über das Kuhfleckendesign wundern, das er ja seit so vielen Jahren schon kennt); er würde das Kunstfasertextil also auspacken, überstreifen, sich darin fotografieren lassen und ein kleines Video drehen, für Facebook und für Instagram. Es ist schließlich nicht irgendein Wechsel, um den es hier geht, sondern einer, den sie auf ihren sozialen Kanälen angemessen bewerben wollen: Jakob Paulicks wird zur nächsten Saison zurückkehren. Vor nicht mal zwei Wochen ist Paulicks, 28, mit der KTV Obere Lahn deutscher Mannschaftsmeister geworden, von der nächsten Saison an wird er wieder für die Turngemeinschaft Exquisa Oberbayern antreten, mit der sein Heimatverein TSV Unterhaching seit Jahren in der zweiten Bundesliga turnt. "Natürlich haben wir immer irgendwie darauf gewartet, dass sich dieser Moment mal ergibt", sagt Bastier, der Vorsitzende und Mannschaftsführer des oberbayerischen Turnteams. Und nicht nur bei ihm, dem Sohn des Hachinger Abteilungsleiters - auch Marcel Nguyen, Lukas Dauser und Felix Remuta sind in der Deutschen Turnliga ja für diverse Erstligisten aktiv. Bei Paulicks hat es nun gepasst. Nach beendetem Studium als Umweltingenieur hat in Köln sein Berufsalltag begonnen, die Trainingsintensität wird vermutlich etwas geringer werden, und die KTV Obere Lahn hat ihre erste Mannschaft mit dem Titelgewinn zurückgezogen. Überhaupt habe er immer im Hinterkopf gehabt, dass er irgendwann zurückkehren wolle zu seinen alten Trainingskollegen. "Ich habe nicht lange überlegen müssen", sagt Paulicks, trotz anderer Angebote auch aus der ersten Liga. "Ich freue mich riesig darauf", sagt er, "ich kenne die Jungs ja alle, für mich ist das Heimat pur." Den ein Jahr älteren Bastier zum Beispiel kenne er ziemlich genau seit dem fünften Lebensjahr, seit er nämlich angefangen habe mit dem Turnen. Dass Bastier ihm nun also "Leberkas und zwei Weißbier" in Aussicht stellt als Willkommensgeschenk, hätte es ganz sicher nicht gebraucht, um Paulicks zurückzulocken. Was seine neue alte Mannschaft von Jakob Paulicks erwartet, ist ziemlich leicht zusammengefasst: "Ich denke, er wird der beste Deutsche sein an den Geräten, die er für uns turnt", schätzt Bastier, das seien auf alle Fälle mal der Barren und das Reck. Höchstens ein paar der zugekauften Ausländer bei den Gegnern könnten stärker sein. Und dann muss man ja auch nicht lange um das künftige Saisonziel herumreden: "Wir wollen auf jeden Fall Meister werden", sagt Bastier. Ob es dann im Finale auch für den Aufstieg in Liga eins reiche, müsse man natürlich abwarten, "aber wir würden sicher zum Finale fahren und unser Bestes geben." | Jakob Paulicks wird künftig wieder für den Zweitligisten Exquisa Oberbayern turnen. Vor knapp zwei Wochen hat er mit der KTV Obere Lahn noch die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/1860-ismaik-merkel-1.4250682 | sport | "TSV 1860 München - ""Write something about Merkel""" | 00/12/2018 | Es war absehbar gewesen, dass sich Hasan Ismaik auf Facebook melden würde. Nachdem Präsident Robert Reisinger die Geschäftsführung des Fußball-Drittligisten 1860 München angewiesen hatte, frisches Geld von Ismaik nur noch in Form von Sponsoring zu akzeptieren und erst auszugeben, wenn es tatsächlich auf dem Konto angekommen ist, reagierte der Investor, der nicht mehr investieren darf - allerdings anders als erwartet. Zwar betonte er mal wieder: "Ich kann nur immer wieder betonen: Diejenigen, die glauben, mich provozieren zu können, verschwenden ihre Kräfte. Erfolg zu haben mit den Löwen, ist weiterhin mein Ziel, auch wenn immer wieder versucht wird, mich rauszudrängen." Das war erwartbar. Aber nicht, dass Ismaik eine Würdigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel verfassen würde. Zwei Interpretationen machen die Runde "Ich finde Merkels Wirken großartig", hieß es in dem Statement, und: "Ich würde sie sehr gerne kennenlernen, das wäre ein großes Ereignis für mich." Zwei Interpretationen machten die Runde: Merkel hatte in ihrer auf Ismaiks Seite verlinkten Abschiedsrede als CDU-Vorsitzende erklärt, sie habe die Mottos der Parteitage immer "auf den allerletzten Drücker" festgelegt; Reisinger hatte Ismaik dafür gerügt, "auf den letzten Drücker" überwiesen zu haben. Die Abendzeitung schlussfolgerte: "Ismaik vergleicht sich mit Angela Merkel." Andere Insider vermuteten, der Investor habe bei seiner PR-Agentur in Wahrheit einen Text über Max Merkel verlangt, den Meistertrainer des TSV 1860, der am 7. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, und dabei nur mitgeteilt: "Write something about Merkel." | 1860-Investor Hasan Ismaik lobt in einem Statement die Bundeskanzlerin. Warum? Dazu gibt es sehr unterschiedliche Theorien. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-russland-hochfilzen-1.4251489 | sport | Österreichische Polizei bei russischem Biathlon-Team | 00/12/2018 | Der Doping- und Korruptionsskandal hält die Biathlon-Welt weiter in Atem. Am Rande des Weltcups in Hochfilzen haben österreichische Behörden im Zuge des laufenden Ermittlungsverfahrens zehn Mitglieder des russischen Teams wegen möglicher Dopingverstöße ins Visier genommen. Dies bestätigte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien am Donnerstag dem SID. Gegenstand der Untersuchungen sind die Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen, wo reihenweise russische Biathleten gedopt an den Start gegangen sein sollen - und unbehelligt blieben. Die seit Monaten laufenden Ermittlungen erstreckten sich am Donnerstag auf "fünf Betreuer des russischen Biathlon-Teams wegen der Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings" sowie "fünf Sportler dieses Teams wegen schweren Betruges im Zusammenhang mit Doping", teilte die WKStA in einem Statement mit. Die Beschuldigten wurden gemäß der österreichischen Strafprozessordnung über die Ermittlungen verständigt. Durchsuchungen oder Vernehmungen am Rande des am Donnerstag gestarteten Weltcups wurden jedoch laut der WKStA nicht vorgenommen. Dies hatte der russische Verband zuvor in einem Statement behauptet. Der Weltverband IBU teilte mit, dass er den Vorfall zur Kenntnis genommen habe. Dies taten auch die deutschen Athleten vor Ort. "Wenn die IBU Proben hat, die positiv sind, gehört das bestraft. Wenn nicht, dann gehe ich davon aus, dass alles okay ist", sagte Ex-Weltmeister Erik Lesser in Hochfilzen. Es sei "natürlich auch ein bisschen Argwohn dabei", ergänzte er mit Blick auf die Dopingproblematik im Biathlon, "aber das musst du ausblenden." Die russischen Biathleten reagierten erwartungsgemäß verärgert. "Ich stehe auf der Liste der verdächtigten Personen, die gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen haben sollen. Der nächste Skandal!! Wir sind sauber...", schrieb Jewgeni Garanitschew auf Instagram und postete ein Foto einer Liste, die die zehn betroffenen Personen zeigen soll. Neben dem Olympiadritten im Einzel von Sotschi befinden sich darauf auch die beiden Staffel-Olympiasieger Alexei Wolkow und Anton Schipulin sowie Alexander Loginow und Irina Starych. "Ich habe nie verbotene Substanzen verwendet. Ich habe nie eine einzige Anti-Doping-Regel verletzt", schrieb Schipulin, der sich nicht in Hochfilzen befindet, auf Instagram: "Ich bin wütend und aufgebracht über die laufende Hexenjagd. Alle möglichen Anschuldigungen gegen mich, ja sogar alle Gerüchte, sind Nonsens." Schipulin gehörte wie Garanitschew im Februar zu den russischen Athleten, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zugelassen worden waren. Die WKStA ermittelt seit Monaten wegen des Doping- und Korruptionsskandals rund um den Biathlon-Weltverband IBU. Im Zentrum der Ermittlungen steht der mittlerweile zurückgetretene Präsident Anders Besseberg (Norwegen), der unter anderem russische Dopingfälle vertuscht haben soll. Als Gegenleistung für die Forcierung der WM-Vergabe an die russische Stadt Tjumen soll sich Besseberg laut eines Berichts der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA unter anderem mit bezahlten Jagdausflügen bestechen lassen haben. Besseberg bestreitet alle Vorwürfe. Der russische Biathlon-Verband RBU selbst ist seit Dezember vergangenen Jahres nur provisorisches Mitglied in der IBU. Bei einem Treffen Mitte November in Moskau erlegte die IBU-Spitze um den neu gewählten Präsidenten Olle Dahlin (Schweden) der RBU zwölf Richtlinien zur Wiedererlangung der vollwertigen Mitgliedschaft auf. | Beim Weltcup in Hochfilzen befassen sich die Behörden mit Russlands Athleten. Es geht um Unregelmäßigkeiten bei der WM 2017. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/heidel-schalke-toennies-1.4250565 | sport | Schalke 04 - Heidel und der sportliche Berater | 00/12/2018 | Laut Christian Heidel sind schon Bewerbungen eingegangen, ehe überhaupt eine Stelle ausgeschrieben wurde. Weitere Interessenten können sich die Mühe allerdings sparen. Eine Annonce der Art "Schalke 04 sucht einen Sportmanager, der den Vorstand entlastet und um spezifisches Fachwissen bereichert, an der Kaderplanung mitwirkt sowie dem Trainer beratend zur Seite steht" wird es nicht geben. Heidel hat festgelegt, "dass da kein Bedarf besteht. Punkt". Seit zweieinhalb Jahren ist der vormalige Manager des FSV Mainz 05 in Gelsenkirchen tätig, nun sieht es so aus, als ob er Schalke, wie es leibt und lebt und kracht, endlich richtig kennenlernt. Daran ist er selbst nicht unschuldig. In Reaktion auf die sportliche Krise ist Unruhe entstanden in der Schalker Gemeinde. Man hat mitbekommen, wie sich der ungeliebte Nachbar Borussia Dortmund mit neu vereinten Kräften erfolgreich reformiert hat und fragt sich: Warum nicht auch auf Schalke? Vereinsoberhaupt Clemens Tönnies hat diesen Gedanken aufgegriffen, nachdem vor einer Woche der Aufsichtsrat mit Heidel über dessen Transferpolitik und Arbeitsweise diskutiert hatte. Heidel klang einerseits gönnerhaft, andererseits beleidigt und insgesamt schroff Der Manager ist darüber erbost. Er findet es nicht gut, dass Tönnies das Thema öffentlich gemacht hat, und noch viel weniger gefallen ihm Überlegungen, seine Kompetenzen zu teilen. Es sei ja legitim, dass Tönnies "sich mal Gedanken macht, vielleicht auch eine Idee hat" - aber bitte nicht solche Ideen, ließ Heidel wissen. Das klang einerseits gönnerhaft, andererseits beleidigt und insgesamt schroff. Wonach diese Sätze nicht geklungen haben: danach, dass sich Heidel selbst mal Gedanken macht. Ein Kaderplaner, wie es andere Vereine vorgemacht haben? Nur so viel: "Für mich gab es das Thema nicht", und deswegen sei es für ihn "erledigt". Diese starken Worte kommen in einer Zeit, in der Heidel keine guten Argumente vorweisen kann. Die Zweifel an dem Ergebnis seiner Transfers resultieren nicht aus Lust an Intrigen, sondern aus dem sportlichen Geschehen. Interessant auch, dass nicht wie üblich der Trainer, sondern der Manager ins Gespräch gekommen ist. Auch darüber könnte Heidel nachdenken: dass es nicht um Eitelkeiten gehen sollte, sondern darum, eine sportliche Führung einzurichten, die Domenico Tedesco bestmöglich unterstützt. | Braucht der Manager des kriselnden FC Schalke 04 einen sportlichen Berater? Viele glauben ja, aber Christian Heidel lehnt das brüsk ab. Er sollte sich nochmal Gedanken machen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/thomas-mueller-rot-ajax-1.4251579 | sport | Müller sieht Rot in der Champions League | 00/12/2018 | Beim ersten Pflichtspiel-Platzverweis des Thomas Müller hieß sein Trainer noch Louis van Gaal, Müller war 20 Jahre alt und kurz davor, zum Nationalspieler aufzusteigen. Nach seiner gelb-roten Karte gegen Girondins Bordeaux war Müller im September 2009 so geknickt, dass er sich in der Kabine vor versammelter Mannschaft entschuldigte. Die Bayern hatten 1:2 in Bordeaux verloren, er habe dem Verein mit der "dummen Aktion" geschadet, sagte Müller, was van Gaal zu ein paar aufmunternden Worten veranlasste. Müller habe einen "Lernmoment" erlebt, sagte der Coach, "aber für Bayern war der teuer". Allein der Umstand, dass es bis zum nächsten Platzverweis neun Jahre, einen Monat und 22 Tage dauern sollte, sprach Müller am Mittwochabend frei vom Generalrüpelverdacht. Er wurde von Klubpräsident Uli Hoeneß auch nicht als "geisteskrank" bezeichnet, wie Hoeneß es vor wenigen Monaten bei Leverkusens Karim Bellarabi getan hatte, nach dessen unmöglichem und vermutlich vorsätzlichen Tritt gegen Rafinha. Absicht wollte Müller nach dem 3:3 in Amsterdam niemand unterstellen, aber eine rote Karte war es schon. Glatt rot, ganz und gar verdient. Da wollte ihn anschließend auch kein Mitspieler in Schutz nehmen. Man müsse sich nur ansehen, "wie der Junge aussah", bemerkte Leon Goretzka, er meinte Amsterdams Nicolás Tagliafico, den Müller in der 75. Minute im Mittelfeld übel erwischt hatte: in einer Art Kung-Fu-Flugsprung mit gestrecktem Bein mit den Stollen ins Gesicht. Tagliafico wurde minutenlang behandelt, er blutete, wurde dem Vernehmen nach auf dem Platz vom Mannschaftsarzt genäht. Immerhin holte sich der junge Argentinier schnell, an Ajax' 3:3 in der Nachspielzeit war er schon wieder entscheidend beteiligt. Die Fans feierten ihren Schmerzensmann mit "Nico, Nico"-Rufen. Da weilte Müller längst in den Katakomben, ihm tat die Aktion offensichtlich leid. Er hatte seinen Blick beim Laufweg vor dem Foul bloß auf den Ball gerichtet, schon während des Stollenkontakts mit Tagliaficos Visage hob er entschuldigend die Hände in die Luft - zu spät. Müller verließ den Platz mit einem ironischen Lächeln, denn grundsätzlich war er ja der Ansicht, dass es sich um einen fußballerischen Unfall gehandelt hatte. "Ganz glasklar" sei die rote Karte gewesen, sagte Trainer Niko Kovac dagegen. Müller habe seinen Gegenspieler "nicht kommen sehen", soviel zu den mildernden Umständen, "aber damit muss man rechnen". Als Müller gehen musste, sang die Arena "Auf Wiedersehen". Niederländischen Medien zufolge machte sich Müller auf den Weg zur Ajax-Kabine, um sich zu entschuldigen, traf Tagliafico dort aber nicht an. Wenn die Bayern nun am Montag die Auslosung fürs Achtelfinale betrachten, dann mit der Gewissheit, dass es Spiele ohne Müller werden dürften. Zwar hoffte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Amsterdam noch, Müller könnte nur für eine Partie gesperrt werden. "Ein Spiel wäre genug", befand Salihamidzic mit Blick auf Müllers fast tadellose Vorgeschichte, "mehr als zwei Spiele werden es nicht sein." Hatte Müller nach dem Platzverweis 2009 noch zu einer öffentlichen Verteidigungsrede angesetzt, beließ er es diesmal bei einem knappen Statement. Ob er sich zum Foul äußern wolle? "Nee, nee", sagte Müller und winkte ab. Die wichtigste Botschaft brachte er dann doch noch unters Volk: "War natürlich keine Absicht." | Thomas Müller sieht beim 3:3 in Amsterdam zum ersten Mal in seiner Karriere Rot. Nach dem Spiel sucht er die Ajax-Kabine auf - im Achtelfinale wird er trotzdem fehlen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-muenchen-ajax-champions-league-1.4251417 | sport | Champions League: Bayern besteht gerade so in Amsterdam | 00/12/2018 | Karl-Heinz Rummenigge machte einen zufriedenen Eindruck bei seiner Bankettrede, das allein war eine Nachricht wert aus dieser Nacht in Amsterdam. "Feiert heute", rief er den Spielern zu, "ein bisschen", schränkte er noch ein, doch er wird beim ein oder anderen Glas, das an diesem späten Abend getrunken wurde, nicht zu streng hingesehen haben. "Das war sicherlich eine extrem emotionale Europapokalnacht, die wir erlebt haben", konstatierte der Vorstandschef des FC Bayern, und bevor er das Bankett eröffnete, vergaß Rummenigge auch den Gegner nicht: Das 3:3 gehe absolut in Ordnung, weil Ajax Amsterdam einfach gut gespielt habe. Es sei "korrekt, dass wir keinen Verlierer gesehen haben". Zuvor hatten auch die Zuschauer in der Johan-Cruyff-Arena ein feines Gespür bewiesen, was sich an diesem Fußballabend abgespielt hatte. Klar, ihre Mannschaft hatte knapp den Champions-League-Gruppensieg verpasst, Ajax droht nun im Achtelfinale auszuscheiden, wenn es gegen einen der Gruppenersten geht. Doch die Zuschauer sangen und applaudierten bis weit nach Schlusspfiff, feierten ihre Spieler für einen bemerkenswerten Kampf. Für ein Unentschieden, das eigentlich eine Niederlage war, sich aber wie ein kleiner Sieg anfühlte. Es war ein wildes Spektakel, dieses Dreidrei. Ein zackiges Hin und Her mit zwei Elfmetern, zwei glatt roten Karten, vier späten Toren - das letzte, der finale Ausgleich der Amsterdamer, erst in der fünften von insgesamt sieben Minuten in der Nachspielzeit. Eine "Achterbahnfahrt", beschrieb es David Alaba. Er werde an diesem Abend wohl "mit leichten Herzrhythmusstörungen" ins Bett gehen, klagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Puh", sagte er noch, und ja, er habe gelitten auf der Bayern-Bank. Das Spiel ließ sich in verschiedene Richtungen deuten, bei den Münchnern überwog grundsätzlich die Erleichterung: Sie sind Gruppensieger, dieses erklärte Ziel ist erreicht. Im Achtelfinale, das am Montag ausgelost wird, geht Bayern damit den ganz mächtigen Brocken wie Paris Saint-Germain, Manchester City oder Juventus Turin zunächst aus dem Weg, kann dafür auf leichtere Kaliber wie AS Rom oder Tottenham Hotspur hoffen. 14 von 18 möglichen Punkten sind in der Champions League zudem eine sehr ordentliche Bilanz, vor allem nach einer Halbserie, die alles andere als wunschgemäß für den Verein lief. "Lieber Niko, dir und deiner Mannschaft herzlichen Glückwunsch dazu", wandte sich Rummenigge spätnachts direkt an Trainer Kovac, der ebenfalls schwere Wochen hinter sich hat. Andererseits haben die Bayern die Gewissheit, dass es mit einer wie der gezeigten Leistung schwer werden dürfte, das Achtelfinale zu überstehen, zumal auch hier Gruppenzweite wie Atlético Madrid oder der FC Liverpool als Gegner drohen. "Ajax war ganz klar die bessere Mannschaft", erklärte Joshua Kimmich in überraschender Deutlichkeit. Salihamidzic bemängelte vor allem den frühen Chancenwucher in der Partie. "Wenn es früh 3:0 steht, dann ist Ruhe", urteilte der Sportchef. In der Tat hatten Serge Gnabry und Robert Lewandowski beste Gelegenheiten gegen anfangs völlig konfuse Niederländer, bestraften diese aber nicht. "Wenn wir richtig abgezockt sind..." bemerkte auch Leon Goretzka, ließ das Endes des Satzes offen. Nein, abgezockt waren die Münchner nicht aufgetreten, und so wurde es am Ende wieder einmal knapp. | Die Bayern atmen nach dem 3:3 gegen Ajax erleichtert durch - ahnen aber, dass es schwer werden könnte, das Achtelfinale der Champions League zu überstehen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-ajax-amsterdam-champions-league-1.4250983 | sport | FC Bayern spielt in Amsterdam Remis | 00/12/2018 | Manchmal ist Stillstand ein Vorteil. Robert Lewandowski stand ein paar Schritte vom Elfmeterpunkt entfernt, er lief an, verzögerte, lief weiter, verzögerte, er hatte nun so lange gepokert, dass sein Gegenüber nicht mehr wusste, wie ihm gerade geschah. Lewandowski schoss den Ball präzise und flach ins linke Eck, André Onana, der Mann im Tor von Ajax Amsterdam, war chancenlos. Und der FC Bayern war von dieser 87. Spielminute an der Sieger der Champions-League-Gruppe E. Es war ein unterhaltsamer, turbulenter, niemals langweiliger Fußballabend am Mittwoch in Amsterdam. Gastgeber Ajax spielte flott nach vorne, der FC Bayern setzte ganz auf die eigene Coolness - das reichte für ein abwechslungsreiches 3:3 (0:1), das den Gästen aus München zum Gruppensieg genügte. "Wir haben ein sensationell gutes Spiel gesehen, das war Werbung für den Fußball", sagte Niko Kovac, der Trainer des FC Bayern. Nach zuletzt drei Siegen war die Partie in Amsterdam, in der es sportlich nur noch um den ersten Platz ging, für den FC Bayern vor allem ein Test für die Nachhaltigkeit des jüngsten Aufschwungs. Kovac, der in den vergangenen Wochen die schwerste Krise seiner noch jungen Karriere als Trainer überwunden zu haben scheint, sah die Sinnhaftigkeit dieses Tests ebenfalls, er vertraute zum dritten Mal in Serie auf die identische Startelf. Es galt ja, etwas gutzumachen. Die Bayern konzentrieren sich auf eine stabile Defensive Das 1:1 im Hinspiel war für die Konkurrenz der Abend, an dem zu erkennen gewesen war, wie der FC Bayern in seinem Umbruch zu erwischen ist: mit Geschwindigkeit. Das korrigierte System, auf das Kovac inzwischen vertraut, soll genau dieses Defizit ausgleichen, doch in den Spielen zuletzt gegen Lissabon, Bremen und Nürnberg verzichteten die Gegner freundlicherweise auf Schnelligkeit. Ajax dagegen setzte auch im letzten Spiel der Gruppenphase ganz auf den Faktor Tempo, das eröffnete beiden Teams Möglichkeiten. Den Gästen aus München, weil Ajax in der Defensive erschreckend viele Räume offen ließ; nach gerade einmal 60 Sekunden schlüpfte Serge Gnabry durch diese hindurch, sein Distanzschuss verfehlte das Tor. Den Gastgebern eröffnete es Möglichkeiten, weil sie verdammt schnell kombinieren können; in der zweiten Minute prüfte nach einer solchen Passfolge in Hochgeschwindigkeit Donny van de Beek FCB-Torwart Manuel Neuer. Der Kapitän bestand den Test. Die Bayern agierten für sie untypisch, sie konzentrierten sich auf eine stabile Defensive, in ihren eigenen Angriffen vertrauten sie auf Konter. Ajax, das vom früheren FCB-II-Trainer Erik ten Hag angeleitet wird, setzte die Gäste früh in deren Spielfeldhälfte unter Druck, versuchte so, deren Verteidigung zu erwischen, wenn diese nicht komplett sortiert war. Beide Taktiken waren zunächst aussichtsreich, beide Teams hatten in der Anfangsphase weitere kleine Gelegenheiten. Den Unterschied machte, zumindest in diesen ersten Minuten, die Abgezocktheit aus. Und die lag nicht bei den jungen, leidenschaftlichen Gastgebern. Sondern beim Favoriten aus München. In der 13. Minute passte Gnabry zwischen zwei Verteidigern hindurch, in einer erstaunlich offenen Ajax-Abwehr stand Lewandowski ganz frei, der Angreifer traf kühl ins kurze Eck, es war sein siebter Treffer im sechsten Spiel der Gruppenphase. | Der FC Bayern erkämpft ein 3:3 in Amsterdam und schafft den Gruppensieg in der Champions League. Es ist ein turbulenter Fußballabend - mit zwei roten Karten, zwei Elfmetertoren und vier späten Treffern. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sane-hoffenheim-champions-league-1.4251297 | sport | Champions League: Sané ist zu gut für Hoffenheim | 00/12/2018 | Ein Klassetag von Leroy Sané hat den Traum der TSG Hoffenheim vom Premierensieg in der Champions League zum Platzen gebracht. Der deutsche Nationalspieler Leroy Sané war mit seinem Doppelpack der Spielentscheider beim 2:1 (1:1) des englischen Meisters Manchester City gegen den Bundesligisten. Den "Trostpreis" Europa League hätte Hoffenheim nur bei einem Sieg beim vorerst letzten Königsklassen-Auftritt gewinnen können. Sané sorgte mit seinen Toren (45.+1 und 61.) dafür, dass Hoffenheim in der Gruppe F am Ende mit lediglich drei Punkten den letzten Platz belegte. Daran änderte auch der Treffer des kroatischen Vize-Weltmeisters Andrej Kramaric (16.) per Foulelfmeter nichts. Die Europacup-Bilanz der Kraichgauer bleibt desaströs: In insgesamt 14 Partien (inklusive Europa League) gab es nur einen Sieg. Real verliert 0:3 gegen ZSKA Moskau Titelverteidiger Real Madrid hat derweil die höchste Heimniederlage seiner Europapokal-Geschichte kassiert. Die Königlichen unterlagen mit einer stark verjüngten Elf dem russischen Vizemeister ZSKA Moskau deutlich mit 0:3 (0:2). Real hatte im eigenen Stadion international zuvor höchstens mit zwei Toren Unterschied verloren, unter anderem im Februar 2000 gegen Bayern München (2:4). Fedor Tschalow (37.), Georgij Schtschennikow (43.) und Arnor Sigurdsson (73.) trafen im Bernabeu-Stadion für die Russen, die schon das Hinspiel 1:0 gewonnen hatten. Moskau verpasste dennoch den dritten Platz in der Gruppe G, da Viktoria Pilsen gegen AS Rom 2:1 (0:0) gewann. Der tschechische Meister spielt somit kommendes Jahr in der Europa League weiter. Madrids Trainer Santiago Solari schonte gegen ZSKA zahlreiche Bekanntheiten, Toni Kroos wurde erst in der 58. Minute eingewechselt. Juve und Manchester United verlieren Olympique Lyon hat sich als letzter Club für das Achtelfinale qualifiziert. Den Franzosen reichte ein 1:1 (0:1) in Kiew gegen Schachtjor Donezk. Lyon zieht damit als Gruppenzweiter hinter Manchester City in die Runde der besten 16 Teams ein, die am Montag ausgelost wird. Neben Pep Guardiolas Manchester City sind dann trotz Niederlagen auch Real Madrid und Juventus Turin als Gruppensieger gesetzt. Juve gewann seine Gruppe trotz eines 1:2 bei den Young Boys Bern, weil Manchester United beim FC Valencia zeitgleich mit 1:2 verlor. Guillaume Hoarau (30./Foulelfmeter/68.) traf doppelt für Bern, Paulo Dybala gelang noch der Anschlusstreffer (80.). In Valencia waren Carlos Soler (17.) und Phil Jones (47./Eigentor) für die Gastgeber sowie Marcus Rashford (87.) die Torschützen. United war ebenso wie Juve schon vor der Partie für das Achtelfinale qualifiziert. Donezk führte lange durch ein Tor des Brasilianers Junior Moraes (22.), ehe Weltmeister Nabil Fekir den verdienten Ausgleich erzielte (65.). | Fast eine Halbzeit lang träumt die TSG noch von der Europa League, doch dann schießt ein Deutscher ManCity zum Sieg. Real Madrid kassiert eine historische Heimpleite, Lyon hat Glück. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-champions-league-ajax-gruppensieg-1.4251295 | sport | FC Bayern schafft Gruppensieg in der Champions League | 00/12/2018 | Der FC Bayern hat sich zum Gruppensieg in der Champions League gezittert. Durch das 3:3 (1:0) am Mittwoch beim ebenfalls schon für das Achtelfinale qualifizierten Team von Ajax Amsterdam sicherten sich die Münchner zum insgesamt 15. Mal den ersten Platz zum Ende der Vorrunde. Die Bayern verbuchten mit 14 Punkten aus sechs Spielen eine Bestmarke - so gut war noch kein deutscher Verein. Robert Lewandowski (13. Minute) brachte die Bayern vor 45 000 Zuschauern mit seinem siebten Saisontreffer in der Fußball-Königsklasse in Führung, nach dem Ausgleich durch Dusan Tadic (61.) wurde es spannend. Berechtigte Platzverweise gegen Amsterdams Österreicher Maximilian Wöber und den Münchner Thomas Müller, Strafstoßtreffer durch Tadic zum 2:1 (82.) für die Gastgeber und Lewandowski (87.) zum 2:2 sowie Kingley Comans Tor zum 3:2 für die Gäste (90.) und Nicolas Tagliaficos 3:3 (90.+5) prägten eine mitreißende Schlussphase. Als Gewinner der Gruppe E gibt es für die Münchner im Achtelfinale im nächsten Jahr kein Duell gegen Real Madrid, den FC Barcelona, Paris Saint Germain oder Manchester City. Bei der Auslosung am Montag in Nyon bekommen die Bayern einen Gruppenzweiten zugelost, darunter sind aber auch starke Teams wie der FC Liverpool oder Tottenham Hotspur. Gespielt wird die erste K.o.-Runde am 12./13. oder 19./20. Februar und am 5./6. oder 12./13. März. Der deutsche Meister hat das entscheidende Rückspiel zu Hause. Mit folkloristischen Gesängen bereitete das Publikum den Mannschaften einen stimmungsvollen Empfang in der Johan-Cruyff-Arena. Das Engagement auf den Rängen, wo sich angeführt von Nationaltrainer Ronald Koeman und Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal viel holländische Fußballprominenz versammelt hatte, wirkte ansteckend auf den Tabellen-Zweiten der Ehrendivision. Die Amsterdamer um die europaweit begehrten Talenten Matthijs de Ligt, 19, und Frenkie de Jong, 21, drängten den deutschen Rekordmeister häufig tief in dessen Hälfte und erwiesen sich als echter Prüfstein für die Bayern. Doch den Münchnern boten sich damit auch Räume, die häufig der agile Serge Gnabry nutzte. Der Offensivspieler scheiterte mit zwei Flachschüssen, setzte dann aber Lewandowski glänzend in Szene. Der Pole, den Kovac zuvor als "eine Art Lebensversicherung" bezeichnet hatte, erzielte seinen siebten Treffer im laufenden Wettbewerb. Gegen die naiv verteidigenden Hausherren vergab Lewandowski anschließend aber eine große Chance, als er bei einem Konter aus sechs Metern Distanz Torwart André Onana traf (27.). Den Nachschuss setzte der von de Ligt hart attackierte Joshua Kimmich hoch über das Tor. Kurz zuvor war Donny van de Beek mit einem Kopfball an Manuel Neuer gescheitert (26.). Die Szene war symptomatisch für weite Strecken des Ajax-Spiels: gewitzt, nett anzuschauen, aber letztlich mit zu wenig Durchschlagkraft. Die Münchner, die Trainer Niko Kovac zum dritten Mal nacheinander in der selben Formation aufs Feld geschickt hatte, bekamen die Partie nach einer von Hektik geprägten ersten halben Stunde etwas besser in den Griff. Doch souverän war das Spiel der Gäste nicht, dem Passspiel fehlte die Präzision. | Die Münchner holen durch ein 3:3 in einem wilden Spiel bei Ajax Amsterdam den Sieg in der Champions-League-Gruppe E. Beide Teams beenden das Spiel nur zu zehnt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-kretzschmar-interview-1.4249039 | sport | "Stefan Kretzschmar: ""Bei der WM müssen alle liefern""" | 00/12/2018 | Stefan Kretzschmar, 45, ist neben dem früheren Bundestrainer Heiner Brand, 66, der bekannteste Handballer des Landes. Der 218-malige Nationalspieler blieb auch nach seiner Laufbahn präsent als Fernsehexperte, Aufsichtsrat des Bundesligisten SC DHfK Leipzig, Botschafter für die WM 2019, die Deutschland und Dänemark im Januar gemeinsam ausrichten. Jüngst hat Kretzschmar seine Erlebnisse in einem Buch veröffentlicht, der Titel "Hölleluja!" verrät, dass es nicht nur um schöne Erfolge geht. Von denen hat der Linksaußen freilich viele gefeiert: Mit dem SC Magdeburg gewann er 2001 die deutsche Meisterschaft und 2002 die Champions League, mit der Nationalmannschaft Silber bei der EM 2002, der WM 2003 und bei Olympia 2004. In die Bundestrainer-Ära Brand fallen zudem deutsche Triumphe bei der EM 2004 und der WM 2007. "Dazu werde ich auch häufig beglückwünscht", sagt Kretzschmar - dabei hat er bei beiden Titelgewinnen gefehlt. Ein Gespräch über Verletzungsausfälle, Spielertypen sowie Stärken und Schwächen des deutschen WM-Kaders, den der aktuelle Bundestrainer Christian Prokop am Montag präsentiert hat. | Stefan Kretzschmar, Olympia-Zweiter von 2004, spricht über das anstehende Turnier, eine deutsche Mannschaft auf Bewährung und was er aus seiner aktiven Zeit bereut. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-de-france-medienkonzern-sky-steigt-ueberraschend-aus-radsport-aus-1.4249764 | sport | "Tour de France - Medienkonzern ""Sky"" steigt überraschend aus Radsport aus" | 00/12/2018 | Radsport, Tour de France: Die Ära des britischen Radsport-Teams Sky geht nach der Saison 2019 zu Ende. Der Medienkonzern wird nach dem kommenden Jahr aus dem Sponsoring aussteigen, wie das Unternehmen am Mittwochmorgen auf seiner Homepage verkündete. Das Team soll unter einem anderen Namen auch in der Saison 2020 an den Start gehen, wenn ein neuer Geldgeber gefunden wird. Sky engagiert sich seit 2008 im Radsport und startete damals mit einer Kooperation mit dem Verband British Cycling. Das Team Sky, das mit Geraint Thomas, Christopher Froome und Bradley Wiggins in den vergangenen Jahren mehrere Tour-de-France-Sieger stellte, war im Februar 2009 gegründet worden. "Das Team tritt während der gesamten Straßensaison 2019 zum letzten Mal als Team Sky an", hieß es in der überraschenden Mitteilung vom Mittwoch. Noch in der Nacht hatte das Team auf seiner Twitter-Seite sämtliche interne Gewinner für das vergangene Radsport-Jahr genannt. So wurde Thomas als Sieger der Frankreich-Rundfahrt zum Fahrer des Jahres gekürt, Froome gelang mit seinem Ritt beim Giro d'Italia der "Sieg des Jahres". Am Morgen danach verschickte das Team einen offenen Brief an seine Fans. "Es ist der Beginn eines neuen Kapitels für das Unternehmen, und manchmal ist es unvermeidlich, dass Veränderungen weitere Veränderungen mit sich bringen. Das ist hier passiert", schrieb das britische Team mit Sitz in Manchester. Die Mannschaft befindet sich derzeit im Trainingslager auf Mallorca. "Seien sie versichert, dass wir noch nicht fertig sind", hieß es in dem Brief an die Anhänger. Fußball, FC Bayern: Franck Ribery hat sich offenbar noch nicht mit seinem Ende bei Bayern München abgefunden. Am Dienstag hatte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic bekräftigt, dass der Franzose den Fußball-Rekordmeister im Sommer wahrscheinlich verlassen werde. "Schauen wir mal", sagte Ribery, als er von der Bild-Zeitung darauf angesprochen wurde. "Ich fühle mich gut, spiele gut, habe keine Probleme. Es ist für mich wichtig, dass ich Spaß habe. Das andere ist kein Thema. Kein Stress", sagte der 35-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Tags zuvor hatte Salihamidzic über den Abschied zum Saisonende gemeint: "Der Präsident hat davon gesprochen. Ich denke, so wird es auch sein", sagte Salihamidzic. "Es ist ein Jahr der Veränderungen. Aber ich freue mich, dass Franck noch so gut spielt aktuell. Er ist einer unserer Leistungsträger." Ribery spielt seit 2007 für den FC Bayern. Für 2019 wollen sich die Bayern neu aufstellen. Dabei könnten die Niederländer Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong von Bayerns Champions-League-Gegner Ajax Amsterdam (Mittwoch, 21.00 Uhr/Sky) eine Rolle spielen. Salihamidzic bestätigte das zwar nicht, er nannte die beiden aber "gute Spieler". Fußball, Barcelona: Der spanische Fußball-Meister FC Barcelona hat durch das 1:1 (1:0) gegen Tottenham Hotspur einen 16 Jahre alten Champions-League-Rekord von Bayern München egalisiert. Die Katalanen sind nun in 29 Heimspielen in Folge ungeschlagen. Eine solche Serie hatte zuvor nur der deutsche Rekordmeister zwischen 1998 und 2002 geschafft. Seine letzte Heimniederlage in der Königsklasse hatte Barcelona 2013 kassiert - beim 0:3 im Halbfinale gegen die Bayern. | Der Sponsor des Teams, das die vergangenen vier Tour-de-France-Sieger stellte, kündigt seinen Rückzug an. Franck Ribéry hat sich noch nicht mit seinem Ende beim FC Bayern abgefunden. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-salihamidzic-hoeness-rummenigge-amsterdam-1.4249049 | sport | FC Bayern München: Brazzo heißt jetzt Hasan | 00/12/2018 | In den vergangenen Tagen konnte man Hasan Salihamidzic nicht entkommen. Vor der Abreise des FC Bayern nach Amsterdam meinte Salihamidzic zum Beispiel, dass sie beim FC Bayern "große Stücke" auf den Spieler Coman hielten, der "am Anfang einer langen Karriere" stehe. Coman habe sich nach seiner Verletzung "wieder herangekämpft", sagte Salihamidzic, er habe "hervorragend gearbeitet" und sei überhaupt "ein guter Junge". Tadellose Sätze waren das, das kann man alles so senden. Dennoch sind diese paar harmlosen Sätze aus aktuellem Anlass mehr als nur ein paar harmlose Sätze. Sie sind Teil einer größeren Debatte, die sich zuletzt unter anderem darum drehte, ob Salihamidzic zum Beispiel überhaupt sprechen kann. Wo denn in der Krise die Stimme des Bayern-Sportdirektors sei und was der den ganzen Tag eigentlich so mache, solche Fragen wurden gestellt, und es spricht zunächst mal überhaupt nicht gegen Salihamidzic, dass solche Fragen zum Beispiel von Stefan Effenberg gestellt wurden, von dem man auch nicht mehr genau weiß, was er so macht, seit er vor Jahren das Mittelfeldzentrum verlassen hat. Was schon eher gegen Salihamidzic zu verwenden war: dass ihm Karl-Heinz Rummenigge bei jener legendären Pressekonferenz vor versammelter Presse über den Mund gefahren war. Dass der Chef des Hauses schnurstracks das Wort ergriff, als eine etwas kompliziertere Frage an Salihamidzic erging. Und als Uli Hoeneß kürzlich nach einem Spiel sagte, man habe beschlossen, dass "heute mal der Hasan sprechen" solle, trug das auch nicht zur Profilschärfung des jungen Sportdirektors bei. Es klang eher wie: Hasan hat sich wieder herangekämpft, er hat hervorragend gearbeitet und ist überhaupt ein guter Junge. Mit auffällig vielen Salihamidzic-Sätzen sind die Münchner nach Amsterdam gereist, es sind in jedem Fall zu viele Sätze, um das für Zufall zu halten. Am Wochenende hatte der Sportdirektor in einem Interview mit der Welt am Sonntag aufhorchen lassen, etwa mit dem Satz, er habe in seiner "bisherigen Arbeit wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern". Und weil er schon mal dabei war, schloss er auch gleich aus, sich einem noch zu findenden Sportvorstand unterzuordnen. "Für mich kommt es überhaupt nicht infrage, unter einem Sportvorstand zu arbeiten", sagte er - aber klar, mit Oliver Kahn könne er sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Salihamidzic, 41, war ein sehr guter Fußballer, und er konnte unermüdlich von hier nach dort rennen. In dieser Fußballerlogik ist Salihamidzic aber eher etwas komisch rum gerannt in den vergangenen Tagen, er hat ein paar Angriffe gestartet und ist dann auf halbem Weg wieder umgedreht und hat den Ball brav nach hinten gespielt. Ich arbeite unter keinem Sportvorstand (Angriff)! Okay: Unter Kahn vielleicht schon (Umkehr). Ich habe mehr erreicht als meine Vorgänger (Angriff)! Und dann wieder der brave Rückpass: Er habe "auf gar keinen Fall jemanden persönlich angreifen wollen", sagte Salihamidzic vor dem Flug nach Amsterdam, "das ist nicht meine Absicht gewesen, weil ich sie sehr schätze". Sie, das sind seine Vorgänger Christian Nerlinger und Matthias Sammer, von denen der eine das sog. Finale dahoam erreichte und der andere das sog. Triple. | Wie der FC Bayern auf rührende, aber auch arg gönnerhafte und durchschaubare Art und Weise versucht, dem Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu mehr Profil zu verhelfen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/siege-fuer-schalke-und-den-bvb-hoewedes-weint-1.4249596 | sport | Siege für Schalke und den BVB - Höwedes weint | 00/12/2018 | Benedikt Höwedes wischte sich die Tränen aus den Augen, als er alleine vor der Nordkurve stand und von den Schalker Fans gefeiert wurde. Dann ging der Weltmeister von 2014 in seiner alten Heimat ein letztes Mal auf eine Ehrenrunde. Nur ein Sieg war dem Verteidiger von Lokomotive Moskau beim 0:1 (0:0) im fast bedeutungslosen Gruppenspiel der Champions League am Dienstag beim FC Schalke 04 nicht vergönnt. "Es war sehr emotional. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich habe so viele schöne Momente in diesem Stadion erlebt. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich hier auf dem Platz stand. Das tut schon weh", sagte Höwedes bewegt. Vergessen haben die Schalker ihren langjährigen Kapitän jedenfalls nicht. "Die Fans wissen das Ganze zu würdigen. Das hat er sich verdient", sagte Schalkes Trainer Domenico Tedesco über seinen ehemaligen Spieler, der vor einem Jahr den Klub verlassen hatte, nachdem ihn sein Trainer auf die Ersatzbank gesetzt hatte. Nun die Rückkehr, wenngleich ohne Erfolgserlebnis: Ein Tor von Alessandro Schöpf in der Nachspielzeit besiegelte den Erfolg der Königsblauen in einer über weite Strecken trostlosen Partie. "Es war wichtig, dass wir nach der Derby-Niederlage ein Erfolgserlebnis gefeiert haben", sagte Torschütze Schöpf beim TV-Sender Sky. Trainer Domenico Tedesco äußerte sich angetan: "Wir sind sehr froh über diesen Sieg. Den wollten wir unbedingt, und das tat verdammt gut." Doch ein Glanzauftritt war es nicht, wie auch Höwedes meinte: "Es war kein berauschendes Spiel. Es wurde kein Feuerwerk abgefackelt." Das Schalker Tor fiel unmittelbar vor dem Schlusspfiff, als Schöpf nachsetzte und aus kurzer Entfernung traf. Weniger der biedere Auftritt vor 48 833 Zuschauern als vielmehr die Verletzung von Hamza Mendyl dürfte Trainer Domenico Tedesco geärgert haben. Der schnelle marokkanische Zugang musste bereits nach gut einer Viertelstunde vom Feld, nachdem er vom Russen Dimitri Barinow übel von den Beinen geholt worden war. Damit haben sich die Personalprobleme der Schalker, denen weiterhin fünf Stürmer fehlten, weiter verschärft. Scheinbar wie von selbst läuft es derweil beim Rivalen Borussia Dortmund. Auch ohne etliche Stars wurde das Ziel erreicht. Der BVB hat sogar mit seiner B-Elf den Höhenflug fortgesetzt und sich doch noch den Gruppensieg gesichert. Dank des 2:0 (1:0)-Erfolgs bei AS Monaco zog der Bundesliga-Primus noch an Atlético Madrid vorbei, das in Brügge nicht über ein 0:0 hinaus kam. "Wenn wir das ganze Spiel betrachten, war der Sieg verdient. Und mit dem Gruppensieg ist es noch schöner. Wir haben ein bisschen darauf spekuliert, dass Atlético nicht gewinnt", sagte Ersatzkapitän Mario Götze. | Die Schalker Fans feiern ihren ehemaligen Kapitän Benedikt Höwedes nach einem 1:0-Sieg bei der Champions-League-Partie gegen Moskau. Der BVB wird Gruppensieger. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sieg-gegen-lokomotive-moskau-schalkes-millionen-tor-in-der-91-minute-1.4249692 | sport | Sieg gegen Lokomotive Moskau - Schalkes Millionen-Tor in der 91. Minute | 00/12/2018 | Als Benedikt Höwedes nach Spielende vor der Schalker Nordkurve stand und mit den Tränen kämpfte, war der späte Sieg des deutschen Vizemeisters gegen Lokomotive Moskau schon in den Hintergrund gerückt. "Irgendwie bin ich froh, dass das Spiel 'rum ist. Es war schon merkwürdig, in die andere Kabine zu gehen", sagte der langjährige S04-Kapitän nach dem 1:0 (0:0)-Sieg seines Ex-Teams und nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche. 577 Tage nach seinem Abschied kehrte Höwedes mit Moskau zum sportlich bedeutungslosen letzten Champions-League-Gruppenspiel in sein altes Wohnzimmer zurück. Dort wurde er Teil einer mäßigen Partie. "Ich fand nicht, dass es ein berauschendes Spiel war. Es wurde kein Feuerwerk abgefackelt. Schalke ist nicht viel eingefallen, um uns gefährlich zu werden. Dann passen wir einmal nicht auf und werden bestraft", sagte Höwedes zum späten Siegtreffer durch Alessandro Schöpf (90.+1), der zudem aus abseitsverdächtiger Position fiel. Das erhoffte Selbstvertrauen tankte der kriselnde Vizemeister Schalke 04 so jedenfalls nicht. Drei Tage nach der 1:2-Pleite im Revierderby gegen Borussia Dortmund boten die Königsblauen, die schon zuvor als Tabellenzweiter der Gruppe D und damit als Achtelfinalteilnehmer festgestanden hatten, über weite Strecken eine schwache Leistung. Immerhin: Dank des Tores holten sich die Schalker eine Siegprämie von 2,7 Millionen Euro. Bei einem Unentschieden wären es 900 000 Euro Prämie gewesen. Ernst wird es für die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Augsburg, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch drei Punkte. Vor dem Anpfiff war Höwedes zusammen mit dem Ex-Schalker Jefferson Farfan vom Schalker Vorstand und dem Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies mit einem Blumenstrauß und Foto-Collage mit Verspätung offiziell verabschiedet worden. Szenen seiner 16 Jahre in Königsblau wurden auf dem Videowürfel eingespielt. "Du bleibst ein Schalker Junge", sagte Tönnies unter tosendem Beifall. "Benni-Höwedes"-Sprechchöre schallten durch die Arena. Mit Moskau steht der 30-Jährige als Tabellenfünfter in Russland deutlich besser da als sein Ex-Klub, der auf Rang 13 in der Bundesliga abgestürzt ist. Weil der Einzug in die K.o.-Runde bereits feststand, wechselte Tedesco fast das komplette Team aus. Nur Torhüter Ralf Fährmann, Abwehrspieler Matija Nastasic und Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf blieben von der Derby-Startelf übrig. Sein Debüt bei den Profis gab der 19-jährige Benjamin Goller. Die nur 48.883 Zuschauer sahen aber eine schwache erste Halbzeit. Die umgekrempelte Heimmannschaft tat sich schwer, gegen den defensiv stabilen russischen Meister in den Strafraum vorzudringen. Nach 16 Minuten musste zudem Hamza Mendyl verletzt vom Platz, für ihn kam Abdul Rahman Baba. Auch die Gäste begannen sehr verhalten, hatten aber die einzige Torchance der ersten Hälfte durch Igor Denissow (45.+3). Auch nach der Pause hatte Moskau die erste nennenswerte Möglichkeit: Alexej Mirantschuk scheiterte an Fährmann (53.). Erst nach gut einer Stunde prüfte Konopljanka erstmals Keeper Guilherme (61.). Für die Schlussphase wechselte Tedesco das 18-jährige Sturmtalent Ahmed Kutucu ein (72.). Die beste Schalker Gelegenheit bot sich in der 75. Minute, als sowohl Suat Serdar als auch Nastasic bei einer scharfen Hereingabe zu spät kamen. Schöpf sorgte in der Nachspielzeit aus spitzem Winkel doch noch für den Sieg. | Weil Alessandro Schöpf in der Nachspielzeit gegen Moskau noch ein Tor schießt, kassiert Schalke die volle Champions-League-Siegprämie von 2,7 Millionen Euro. Die Fans verabschieden Ex-Kapitän Benedikt Höwedes emotional. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/champions-league-doppelpack-guerreiro-dortmund-ist-gruppensieger-1.4249714 | sport | Doppelpack Guerreiro: Dortmund ist Gruppensieger | 00/12/2018 | Borussia Dortmund hat dank eines Doppelpacks von Raphael Guerreiro doch noch den begehrten Gruppensieg in der Champions League gefeiert. Der Bundesliga-Tabellenführer kam bei AS Monaco mit einer B-Elf zu einem verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg. Da zudem der FC Brügge gegen Atletico Madrid Schützenhilfe leistete, dürfen die Westfalen bei der Achtelfinal-Auslosung am Montag auf eine leichtere Aufgabe hoffen. Der BVB geht europäischen Schwergewichten wie Titelverteidiger Real Madrid oder dem FC Barcelona aus dem Weg. Raphael Guerreiro schoss mit seinen Toren in der 15. und 88. Minute den achtmaligen deutschen Meister zum Sieg beim abstiegsbedrohten französischen Vizemeister. Dabei mussten die Gäste im Fürstentum auf zahlreiche Stars wie Kapitän Marco Reus (Oberschenkelprobleme), Axel Witsel (Schonung) und Jadon Sancho (Sonderurlaub nach Trauerfall) verzichten. Dafür feierte Ex-Kapitän Marcel Schmelzer nach längerer Verletzungspause ein gelungenes Comeback. Trainer Lucien Favre warf daher im Stade Louis II die Rotationsmaschine an. In Abdou Diallo und Achraf Hakimi standen lediglich noch zwei Spieler in der Startelf, die auch der Anfangsformation im Revierderby beim Erzrivalen Schalke 04 (2:1) angehört hatten. Der BVB übernahm vor nur 8731 Zuschauern gegen schwache Gastgeber, die in der Ligue 1 auf dem vorletzten Platz stehen, von Beginn an das Kommando. Ersatz-Kapitän Mario Götze vergab in der dritten Minute die erste Chance zur Führung. Die Gäste blieben gegen einen tief stehenden Gegner spielbestimmend. Nach einer gelungenen Kombination über Christian Pulisic und Maximilian Philipp schob Guerreiro den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Nach der Führung schlichen sich aber einige Ungenauigkeiten ins Spiel der Westfalen ein. Der Ball lief nicht mehr so flüssig durch die eigenen Reihen, die Fehlpässe häuften sich. Dennoch hätte die Pausenführung deutlicher ausfallen können. Philipp (16.), Diallo (33.) und Schmelzer (37.) brachten das Tor des ehemaligen Wolfsburgers Diego Benaglio in Gefahr. Die Mannschaft des Ex-Weltmeisters Thierry Henry fand in der Offensive fast überhaupt nicht statt. Glück hatte die Borussia allerdings, dass der englische Schiedsrichter Craig Pawson bei seiner Champions-League-Premiere nach einem Handspiel des Innenverteidigers Diallo nicht auf Elfmeter entschied (27.). Nach dem Wechsel wäre der BVB beinahe kalt erwischt worden. Nach einer Ecke von Youri Tielemans köpfte Kamil Glik aus kurzer Distanz aber freistehend drüber (47.). Die Gastgeber, bei denen der Ex-Leverkusener Benjamin Henrichs in der Startelf stand, attackierten nun früher und agierten etwas mutiger. Technische und spielerische Defizite waren aber weiterhin nicht zu übersehen. Dortmund verwaltete den knappen Vorsprung in dieser Phase nur noch, offensiv taten sich die Gäste mit zunehmender Spieldauer immer schwerer. Das Niveau der Begegnung war daher überschaubar. | Dank eines Sieges in Monaco und eines Patzers von Atlético Madrid beendet der BVB die Gruppe noch auf Platz eins. Schalke siegt ebenfalls und verabschiedet Ex-Kapitän Benedikt Höwedes emotional. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/kingsley-coman-nicht-ueberdrehen-1.4249051 | sport | """Nicht überdrehen""" | 00/12/2018 | Karl-Heinz Rummenigge hat Außenstürmer Kingsley Coman nach dessen Aussagen in Schutz genommen. "Ich würde ihm nicht empfehlen zu überdrehen und schon über ein mögliches Karriereende nachzudenken", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern am Dienstag am Rande einer Presseveranstaltung in der Arena. Coman, 22, hatte in der französischen Fernsehsendung Telefoot über ein frühzeitiges Karriereende im Falle einer weiteren Verletzung gesprochen. "Vielleicht ist mein Fuß nicht für das hohe Niveau gemacht", sagte Coman, der zuletzt zweimal hintereinander mit einem Syndesmosebandriss für längere Zeit ausgefallen war. Im Jahr 2018 bestritt er bisher nur 14 Spiele, die WM in Russland verpasste er. "Wenn ich eine dritte Operation brauche, glaube ich nicht, dass ich es machen würde", kündigte der Franzose an. Rummenigge äußerte sich verständnisvoll: "Ohne die erste Verletzung wäre er vermutlich heute Weltmeister, deshalb muss man Verständnis haben", sagte er, ergänzte aber: Es sei nicht zu verhindern, dass man "beim heutigen Fußball, der sehr schnell und zum Teil aggressiv" sei, auch mal verletzt pausieren müsse. Wichtig sei, "mit neuem Spirit" zurückzukommen: "Wenn er demnächst mal wieder drei, vier Spiele gemacht hat, wird er auch wieder über den angenehmen Part des Fußballspiels nachdenken", sagte Rummenigge. | Nachdem der oft verletzte Franzose Kingsley Coman finstere Gedanken über ein Karriereende äußert, spricht Münchens Vorstandvorsitzender Rummenigge ihm Mut zu. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-athleten-gegen-funktionaere-1.4249043 | sport | Kommentar - Athleten gegen Funktionäre | 00/12/2018 | Dieses Mal sind es also einige Schwimmer, die den Aufstand proben, und es sind durchaus prominente Namen dabei. Die dreifache ungarische Olympiasiegerin Katinka Hosszu sowie die beiden US-Amerikaner Michael Andrew und Tom Shields haben beim Bezirksgericht in San Francisco eine Sammelklage gegen den Schwimm-Weltverband Fina eingereicht. Ihr Ziel: die Macht der Fina zu brechen - und mehr Geld und mehr Rechte für die Athleten. Der Anlass für die Klage ist der Umgang des Weltverbandes mit einem Event, an dem einige der besten Schwimmer teilnehmen wollten. Seit geraumer Zeit treibt der ukrainische Oligarch Konstantin Grigorischin eine Wettkampfreihe namens International Swimming League (ISL) voran, am 20. Dezember sollte sie in Turin beginnen. Für viele Athleten klingt sie lukrativ, weil die ISL eine üppige finanzielle Beteiligung verspricht. Doch die Fina untersagte einen Start, Hosszu & Co. zogen vor Gericht - und in einem weiteren Verfahren übrigens auch die ISL. Und so geht es jetzt formal um die Frage, ob der Weltverband Athleten verbieten kann, an solchen unabhängigen Wettkämpfen teilzunehmen. Es ist die Eskalation einer schon länger schwelenden Entwicklung, und es ist keine Überraschung, dass die Ungarin Hosszu an der Spitze einer solchen Klage steht. Sie hat zwar nicht schlecht profitiert vom jetzigen System, zur ersten Preisgeld-Millionärin des Schwimmsports war sie aufgestiegen. Aber sie hat sich in den vergangenen Jahren schon oft mit Funktionären angelegt: Im Vorjahr verfasste sie Brandbriefe gegen die Fina-Führung und organisierte die Gründung einer Schwimmer-Gewerkschaft; nun erfolgt der nächste Schritt. Doch zugleich bettet sich der Vorgang in einen größeren Kontext ein. Proteste von Sportlern gegen Verbände mag es immer schon gegeben haben, aber es ist auffallend, wie geballt das derzeit in der olympischen Welt passiert. 2017 etwa hat die EU-Kommission zwei niederländischen Eisschnellläufern recht gegeben, die sich von ihrem Weltverband ISU nicht die Teilnahme an einem Privatrennen in Dubai verbieten lassen wollten. In Deutschland führt das Bundeskartellamt ein Verfahren gegen den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und das Internationalen Olympische Komitee (IOC) - wegen zu restriktiver olympischer Werbe-richtlinien. Und Athleten-Organisationen diverser Länder drängen auf mehr Beteiligung an den Gewinnen des IOC. Es ist ein nachvollziehbarer Trend. Unzählige Milliarden generiert die olympische Unterhaltungsindustrie, aber ein vergleichsweise überschaubarer Teil landet bei den Sportlern, die doch eigentlich im Mittelpunkt des Ganzen stehen sollten. Von den Athleten als "Nutzobjekten" sprach der deutsche Skirennfahrer Felix Neureuther einmal treffend. Und wenn das IOC und seine befreundeten Spitzenverbände das nicht von selbst aus ändern, wird es eben Zeit, dass sich verstärkt Gerichte und andere staatliche Stellen damit beschäftigen. | Eine Gruppe von Schwimmern probt den Aufstand gegen den Weltverband - und folgt damit einem Trend im Spitzensport. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tischtennis-wm-erfahrung-1.4249211 | muenchen | Sport in der Region | 00/12/2018 | Laura Tiefenbrunner saß am Flughafen. Eigentlich hätte sie an ihrem 17. Geburtstag ein Punktspiel gehabt, das Spitzenspiel ihres TSV Schwabhausen in der zweiten Tischtennis-Bundesliga gegen den TuS Uentrop. Stattdessen hockte sie nun hier im Kreise des Jugend-Nationalteams, mit Bundestrainerin Dana Weber, bei einem Frühstück, das so feierlich war, wie es an einem Flughafen eben nur sein kann. Aber auch das wird eine bleibende Erinnerung sein, genauso wie die Jugend-Weltmeisterschaft in Bendigo, Australien, zu der die Reisegruppe gerade aufbrach. Die Feier ist nun schon ein paar Tage her, die WM ist für Tiefenbrunner inzwischen zu Ende gegangen. Viel bewegt hat sie nicht in Bendigo, eher Erfahrungen gesammelt. Sie verpasste die Hauptrunde mit Niederlagen in der Gruppenphase gegen Tania Plaian (Rumänien) und Marharyta Baltushite (Weißrussland). Vor allem beim 3:4 gegen Plaian war ein Sieg greifbar. "Laura hat ganz gute Spiele gemacht, aber gegen Plaian hat sie in den entscheidenden Momenten ihre Führungen nicht genutzt", urteilte Bundestrainerin Weber. Zwei Sätze hatte sie in der Verlängerung verloren. Besser lief es im Doppel, in dem sie mit Franziska Schreiner (Busenbach) in der Runde der letzten 32 eine französische Paarung bezwang, ehe sie in einem knappen Achtelfinale einem Duo aus Serbien unterlag; der erste Satz endete 18:20. Weber lobte "eine starke Leistung" der beiden. Daniel Rinderer vom Regionalligisten FC Bayern München wird seine erste WM-Teilnahme wohl in guter Erinnerung behalten. Das Abschneiden im Teamwettbewerb in Bendigo (für den die deutschen Mädchen nicht qualifiziert waren) war mit Rang zwölf eher mäßig, im Einzel lief es besser - auch wenn er ebenfalls nicht aus der Gruppe kam. Seine Siege gegen den französischen Team-Europameister Leo de Nordrest (4:1) und den Hongkong-Chinesen Chong Marice Kai Ning (4:0) kamen überraschend. "Ein sehr gutes Ergebnis für ihn", fand Sportdirektor Richard Prause. Im Doppel mit Fang Bo Meng (Maberzell) war Rinderer in Runde eins gegen zwei Japaner chancenlos. Für Rinderer ist es das erste Jugendjahr, seinen 17. Geburtstag hat er noch vor sich. Vielleicht feiert er ihn ja auch am Flughafen. Ein Punktspiel hat er an diesem Tag jedenfalls nicht. | Laura Tiefenbrunner vom TSV Schwabhausen und Daniel Rinderer vom FC Bayern haben bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Australien Achtungserfolge erzielt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-kader-deutschland-1.4247282 | sport | Handball-WM: Der deutsche Kader steht fast | 00/12/2018 | Der Handball-Bundestrainer Christian Prokop hat am Montag seinen erweiterten Kader für die bevorstehende Weltmeisterschaft bekanntgegeben und damit die entscheidende Phase der Vorbereitung auf das Turnier eingeleitet, das im Januar von Deutschland und Dänemark gemeinsam ausgerichtet wird. 28 Spieler hat Prokop dem Weltverband IHF gemeldet, mit 16 Akteuren darf er am 10. Januar in Berlin gegen eine gesamtkoreanische Auswahl in die WM starten. Der Kreis der Auserwählten zeichnet sich freilich schon jetzt ab: Für das Länderspiel gegen Polen am Mittwoch in Rostock, den ersten von nur noch drei Tests vor der WM, hat Prokop 17 Spieler eingeladen. Und die, so verriet er, haben "einen kleinen Vorsprung gegenüber den anderen" aus dem 28er-Kader: "Die WM-Mannschaft nimmt klare Züge und klare Konturen an." Wobei natürlich auch Kapitän Uwe Gensheimer noch zu berücksichtigen ist. Der fehlt in Rostock, weil ihm sein Klub Paris Saint-Germain die Freigabe für das Freundschaftsspiel verweigert hat. Aber auf den derzeit wohl besten Linksaußen der Welt wird Prokop kaum verzichten bei der Heim-WM. Der 39-Jährige ist ja sowieso kaum ein Risiko eingegangen bei der Kader-Zusammenstellung, ganz anders als noch bei seinem Turnier-Debüt als Bundestrainer im vergangenen Januar. Kurz vor der Europameisterschaft in Kroatien hatte Prokop den Abwehrchef Finn Lemke aus dem Aufgebot gestrichen, den 2,10-Meter-Mann, der beim EM-Triumph zwei Jahre vorher die Defensive zusammengehalten hatte. Dafür hatte er zwei seiner früheren Spieler vom SC DHfK Leipzig mitgenommen, den Kreisläufer Bastian Roschek und den Rückraumspieler Maximilian Janke, beides Länderspiel-Neulinge. Die Folge war eine sichtbare Verunsicherung innerhalb der Mannschaft und der Absturz des Titelverteidigers auf Platz neun. Aus diesen Turbulenzen hat Prokop offensichtlich gelernt. Roschek und Janke gehören nun jedenfalls nicht einmal mehr zum erweiterten Kader; Lemke hatte der Coach ja noch während der EM zurückgeholt, als es leider schon zu spät war. Diesmal ist die einzige Überraschung, dass sich unter den 28 nominierten Spielern tatsächlich noch ein Weltmeister von 2007 befindet, als das globale Championat zuletzt in Deutschland ausgetragen wurde. Damals war Johannes Bitter einer der drei WM-Torhüter, diesmal ist der mittlerweile 36 Jahre alte Profi nur die Nummer vier im Aufgebot. Er dient als letzte Absicherung für den schlimmsten Fall, nämlich den, dass sich die drei anderen berufenen Torhüter allesamt noch Verletzungen zuziehen sollten, erklärte Prokop seine Überlegungen: "Jogi ist ein Spieler, der über ganz starke Akzeptanz und Erfahrung verfügt. Er ist zu 100 Prozent motiviert." Mit der Berufung von Johannes "Jogi" Bitter war auch deshalb nicht zu rechnen gewesen, weil der Schlussmann das bislang letzte seiner 144 Länderspiele vor viereinhalb Jahren bestritten und sich dann zugunsten seiner Familie von der internationalen Bühne zurückgezogen hat. In der Szene war eher über ein Comeback von Michael "Mimi" Kraus spekuliert worden, Bitters Klubkollege beim TBV Stuttgart und ein ebenfalls noch aktives Mitglied der Weltmeisterschaft-Mannschaft von 2007. | Bundestrainer Christian Prokop hat aus der missglückten EM gelernt: Bei der Zusammenstellung seines erweiterten WM-Kaders überrascht er lediglich auf der Torwartposition. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/salihamidzic-bayern-sammer-nerlinger-1.4248633 | sport | Salihamidzic relativiert Aussagen über seine Vorgänger | 00/12/2018 | Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat Aussagen über seine Amtsvorgänger relativiert. Er habe lediglich ein Bewusstsein dafür wecken wollen, "dass die Leistung eines Managers nicht nur nach der Anzahl der Worte, die er nach außen sagt, bemessen werden soll. Sondern daran, wie er nach innen arbeitet", sagte Salihamidzic: "Ich wollte auf gar keinen Fall jemanden persönlich angreifen. Das ist nicht meine Absicht gewesen, weil ich sie sehr schätze." Im Interview mit der Welt am Sonntag hatte Salihamidzic einen Vergleich mit seinen Vorgängern Matthias Sammer und Christian Nerlinger gezogen und gesagt: "In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern." Vor dem Abflug zum letzten Gruppenspiel bei Ajax Amsterdam führte der 41-Jährige am Dienstag an, dass seine Aufgaben "viel umfangreicher" seien als die seiner Vorgänger. Daher sollte die Arbeit eines Managers daran bemessen werden, "was er im Verein macht, wie viele Verträge er verhandelt", sagte Salihamidzic: "Wie viele Spieler oder Trainer er verpflichtet und wie viele Strukturen er schafft, die der Mannschaft oder dem Verein helfen." "Unser Sportdirektor arbeitet mit Volldampf an der Zukunft des FC Bayern" Zudem bekräftigte er, dass Franck Ribéry die Münchner im Sommer höchstwahrscheinlich verlassen wird. "Der Präsident hat davon gesprochen. Ich denke, so wird es auch sein", sagte Salihamidzic: "Es ist ein Jahr der Veränderungen. Aber ich freue mich, dass Franck noch so gut spielt aktuell. Er ist einer unserer Leistungsträger." Bayer-Präsident Uli Hoeneß hatte kürzlich bereits betont, dass Ribéry (im Klub seit 2007) und Mitspieler Arjen Robben (im Klub seit 2009) "sehr wahrscheinlich ihr letztes Jahr beim FC Bayern" absolvieren. Für 2019 wollen sich die Bayern neu aufstellen. Dabei könnten die beiden Niederländer Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong von Bayerns Champions-League-Gegner Ajax Amsterdam (Mittwoch, 21.00 Uhr/Sky) eine Rolle spielen. Salihamidzic bestätigte das zwar nicht, er nannte die beiden aber "gute Spieler". Karl-Heinz Rummenigge betonte: "Unser Sportdirektor arbeitet mit Volldampf an der Zukunft des FC Bayern. Und ich weiß, dass er auch den ein oder anderen Spieler von Ajax im Blickfeld hat. Aber es ist noch ein bisschen zu früh." | Der Bayern-Sportdirektor hatte in einem Interview gesagt, er habe mehr bewegt als seine Vorgänger. Nun relativiert er die Aussagen - und bekräftigt den Abschied von Ribéry. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/eiskunstlauf-sagitowa-wachstumsschub-1.4247286 | sport | Eiskunstlauf: Wachstumsschub bei der Olympiasiegerin | 00/12/2018 | Platz zwei: Alina Sagitowa ist um sieben Zentimeter gewachsen, in Vancouver unterlag sie nun der Japanerin Rika Kihira, die auch erst 16 Jahre alt ist. Sieben Zentimeter Unterschied: Ein enormes Stück hat Alina Sagitowa laut Maßband binnen weniger Monate an Länge zugelegt. Denn auch ein Olympiasieg verhindert das Wachstum nicht, jedenfalls nicht, wenn eine Eiskunstläuferin bei ihrer Goldkür erst 15 Jahre alt ist. Sie habe sich an ihren "neuen Körper" erst gewöhnen müssen, erzählte Sagitowa zu Beginn des Winters, besonders beim ersten großen Schub unmittelbar nach den wunderbaren Tagen von Pyeongchang. Denn sieben Zentimeter Unterschied bedeuten für eine Kufenkünstlerin nicht nur, dass die Ärmel des Paillettenkleidchens nicht mehr passen. Die Beine werden länger, die Schlittschuhe größer und schwerer, und es vergehen ein paar Millisekunden mehr, ehe die längeren Arme geschlossen sind und der Körper bei den Luftrotationen um die eigene Achse spindelt. Auch was nach großer Anmut aussieht, folgt schlichten physikalischen Gesetzen. Und diese führten dazu, dass die russische Olympiasiegerin Alina Sagitowa ihr Sprungrepertoire neu lernen musste. Selbstverständlich hat sie auch das gemeistert, sie hat in ihrer noch jungen Karriere ganz anderen Widrigkeiten getrotzt, Arm- und Beinbrüchen etwa bei Trainingsstürzen auf spiegelglattem Untergrund schon im Kindesalter. Und dennoch kann die Biomechanik möglicherweise helfen zu erklären, warum sich Alina Sagitowa, inzwischen 16 Jahre alt, beim Finale der Grand-Prix-Serie in Vancouver am Wochenende einer Besseren hat geschlagen geben müssen. Den ersten Saisonhöhepunkt des nacholympischen Winters entschied die Japanerin Rika Kihira für sich, ebenfalls 16 Jahre alt, weil sie in der Kür sogar noch spektakulärer sprang. Die russischen Eiskinder werden kaum einzuholen sein Rika Kihira, voriges Jahr noch Juniorin, setzte einen Dreifach-Axel auf das Eis - das ist der mit Abstand schwerste Sprung, weil dabei nach vorn abgehoben wird und er deshalb, genau genommen, dreieinhalb Umdrehungen erfordert. Beim ersten Versuch touchierte sie bei der Landung mit den Händen das Eis; dann wiederholte sie das Kunststück und hängte noch einen zweifachen Toeloop an. Kihira hält das Patent bei den Frauen auf diese Kombination: Vor einem Jahr beim Junioren-Grand-Prix hatte sie die Verbindung von Dreifach-Axel und Dreifach-Toeloop zur Uraufführung gebracht. Spätestens jetzt dürfte diese Kombi-Nummer endgültig im Wettbewerb der Erwachsenen angekommen sein. Denn tatsächlich ist die Evolution der Sprünge kaum aufzuhalten, wie Viola Striegler, die Bundestrainerin vom Stützpunkt Berlin, bestätigt: "Die Mädchen haben tüchtig nachgelegt." Dreifache Axel, sagt sie, beherrschen heute viele Läuferinnen, "auch die Vierfachen wird man bald häufiger sehen". Wie zum Beweis hat in Vancouver beim dort ebenfalls ausgetragenen Junioren-Finale die erst 14 Jahre alte Alexandra Trussowa einen vierfachen Lutz und vierfachen Toeloop hingezaubert; sie wurde Zweite, weil Alena Kostornaia, 15, aus derselben Moskauer Eislaufschule ihre Dreifachen sauberer landete. Die russischen Eiskinder, die die ersten fünf von sechs Plätzen unter sich ausmachten, werden kaum einzuholen sein, glaubt Viola Striegler, weil, anders als hierzulande, das Schulsystem dem Training untergeordnet ist: "Wir können da nur versuchen mitzuhalten." Allerdings, sagt sie, hätten auch die besten deutschen Juniorinnen inzwischen "die Palette der Dreifachen" im Programm. Das Dumme ist, dass man sie nach jedem Wachstumsschub meist neu lernen muss. | Sieben Zentimeter in wenigen Monaten: Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Alina Sagitowa muss einen Wachstumsschub meistern - und ihr Sprungrepertoire neu erlernen. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tus-fuerstenfeldbruck-so-ein-gekrampfe-1.4247294 | muenchen | """So ein Gekrampfe""" | 00/12/2018 | "Wir stecken in einer ganz schwierigen Phase", sagt Martin Wild, womit er nicht einmal die jüngste Niederlage in Haßloch meint. Dort haben seine Drittliga-Handballer mit 26:27 Toren verloren, was aus mehreren Gründen nicht zu erwarten war. Zum einen der Tabellenstand: Die Pfälzer befanden sich in bedrohlicher Nähe zur Abstiegszone, der TuS hingegen durfte sich nach oben orientieren. Zudem lichtet sich sukzessive das Lazarett der Brucker. In Haßloch war Matthias Hild wieder dabei, der zusammen mit dem in der Vorwoche zurückgekehrten Max Horner ein starkes Linkshänder-Duo im Rückraum bildet. Auch Yannick Engelmann und Falk Kolodziej sind seit kurzem zurück, was den Kader deutlich verstärkt. Außerdem war Haßloch ein Gegner, "gegen den wir immer gut ausgesehen haben", erklärt der Coach, doch es half alles nichts: "Wir haben die bisher schlechteste Leistung der ganzen Saison gezeigt." Schön für Haßloch, das sich ein kleines Polster nach hinten verschafft hat. Blöd für den TuS, der den Anschluss an die Spitze vorerst verpasst hat. Womit man bei der kitzligen Phase wäre: "Wir haben drei ganz schwere Auswärtsspiele vor der Brust", sagt Wild, zwischendrin gastiert Zweitligaabsteiger Saarlouis in der Wittelsbacher Halle. Die rote Zone ist zwar beruhigende zwölf Zähler entfernt, aber drei, vier Niederlagen könnten alle gesetzten Ziele schnell in Gefahr bringen, Platz sechs etwa, der die DHB-Pokalteilnahme bringt. Der Trainer jedenfalls war reichlich angefressen, denn er musste den Eindruck gewinnen, dass sein Team "nicht zu 100 Prozent bei der Sache" war - früh lagen die Brucker 3:7 zurück. "Wir haben nicht am Limit gespielt", so Wild, was sich angesichts der spielerischen Klasse "bei uns nach wie vor rächt". Der TuS ist dann am stärksten, wenn die Mannschaft kämpft, vor allem in der Defensive. Haßloch ist mit seinen wuchtigen Rückraumwerfern eigentlich ein dankbarer Kontrahent der offensiven TuS-Deckung, zur Halbzeit (11:13) war Bruck wieder dran. Es blieb knapp, Hild traf zum 26:27, den letzten Angriff hatten die Gäste. Aber er verpuffte eigenartig emotionslos, bezeichnend für den gesamten Auftritt, fand Wild. Entsprechend fiel sein Fazit zur Schlussphase aus: "So ein Gekrampfe." Der TuS ist zum Abschluss der Hinrunde Siebter, vier Punkte fehlen auf Rang zwei. "Damit kann ich leben", sagt Wild, wäre da nicht "der Makel vieler verpasster Chancen". | Der Handball-Drittligist enttäuscht bei der unnötigen 26:27-Niederlage in Haßloch und verliert den Anschluss zur Spitze. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/hcd-groebenzell-bedrohliche-stille-1.4247296 | muenchen | Sport in der Region | 00/12/2018 | Man muss nicht immer brüllen, um gut verstanden zu werden. So leidenschaftlich Hendrik Pleines während eines Spiels seiner Mannschaft an der Seitenlinie werden kann, so ruhig und reflektiert äußert sich der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen für gewöhnlich in kleinerem Kreise. Auch nach der 27:29-Niederlage des HCD bei der Zweitligareserve der TSG Ketsch war kein Gebrüll aus der Kabine zu vernehmen, vielmehr teilte Pleines seinem Team mit, dass er wenig Lust verspüre, fortan mit Spielerinnen zu arbeiten, deren Arbeitsethos zu wünschen übrig lasse. Zum Wortlaut wollte er nichts sagen, es war aber so deutlich, dass sein Appell auf Verständnis stoßen werde. In den vergangenen Wochen habe er eine arg nachlässige Herangehensweise im Training feststellen müssen, was sich nun erstmals auf dem Spielfeld fortgesetzt habe. "Das waren die ersten beiden komplett unnötigen Minuspunkte", stellte Pleines erbost fest, die Niederlagen in Freiburg und zu Hause gegen Allensbach waren knapp und seien gegen Spitzenteams passiert, die jüngste beim Vorletzten Ketsch II dagegen war das Resultat eines pomadigen Auftritts, so Pleines: "Wir waren überheblich und nicht in der Lage, den Kampf anzunehmen." Besonders ärgerte es den Coach, weil er sein Personal explizit vor einem bissigen Gegner gewarnt hatte. "Die haben um jeden Zentimeter gekämpft und wir dachten, das wird eine lockere Kiste." Auch dass in Verena Oßwald, die aus Gröbenzell nach Ketsch gewechselt ist, und Elena Fabritz zwei Spielerinnen im Kader waren, die dem Zweitligakader entstammen, kam nicht überraschend: "Beide haben schon in den vergangenen Spielen in der Reserve gespielt", so Pleines, in den Griff bekam seine Mannschaft das Duo dennoch nicht: Oßwald traf sieben Mal, Fabritz gelangen gar neun Treffer. Ketsch ging schnell 3:0 in Führung, Gröbenzell kam zwar immer wieder auf, lag zur Halbzeit (11:12) nur ein Tor im Rückstand und hatte drei Minuten vor dem Ende durch Beatrice Mazzuccos fünften Treffer zum 26:27 aufgeschlossen. Aber Ketsch zeigte sich entschlossener, willensstärker und gewann verdient. Pleines beklagte hernach das Fehlen von kampfstarken Spielerinnen wie eben Oßwald, Katrin Friedrich, die zum Zweitligisten Herrenberg wechselte, Svenja Jaenicke, die ihre Karriere beendet hat, oder die verletzte Verena Obermeier. Auch dass Sina Fischer nicht eingesetzt werden konnte, habe sich negativ auf das Spiel ausgewirkt. So wollte Pleines lediglich die unermüdlich rackernde siebfache Torschützin Vera Bassel von seiner Kritik ausnehmen, sowie Amelie Bayerl (3 Tore), die sich nach Kräften mühte, Struktur ins Spiel zu bringen. Der Anschluss an die Spitzenteams Freiburg und Allensbach (je 17:3 Punkte) ist vorerst dahin, freilich ist mit der dritten Niederlage des HCD (14:6) kaum ernsthafter Schaden entstanden. Pleines erwartet schon im nächsten Training "maximalen Einsatz". Der erkennbaren Einsicht "müssen nun Taten folgen", fordert der Coach unmissverständlich, der seinen Spielerinnen indes einen Aussetzer zugesteht: "Ich möchte jetzt auch nicht den Stab über die Mannschaft brechen." | Hendrik Pleines, Trainer der Drittliga-Handballerinnen, übt nach der Niederlage bei Ketsch II deutliche Kritik an der Einstellung seines Teams. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fortuna-duesseldorf-weltenbummler-1.4247275 | sport | Fortuna Düsseldorf | 00/12/2018 | Spielte für 25 Vereine in 13 Ländern und soll jetzt in Düsseldorf als Sportchef sein Wissen einbringen: Lutz Pfannenstiel. Lutz Pfannenstiel wurde einst im Amazonas von einem Delfin gebissen. Er hat mit Ureinwohnern Maden gegessen, saß in Singapur im Gefängnis und wurde in Albanien von Fans mit Steinen beworfen. Der 45-Jährige - ewiger Dienstname: "Weltenbummler" - hat auf allen Kontinenten als Torwart Fußball gespielt, unter anderem in Finnland, Namibia, Neuseeland und Brasilien. Jetzt folgt seine nächste Herausforderung - in einem Kulturkreis, in dem man zu dunklem obergärigem Bier gebratene Blutwurst isst: Pfannenstiel wird Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Nachdem der gebürtige Niederbayer aus Zwiesel seine ereignisreiche Laufbahn 2010 beendet hatte, arbeitete er als Experte beim ZDF, als Assistenztrainer der namibischen Nationalelf, als Sachverständiger für Entwicklungsländer beim Deutschen Fußball-Bund sowie hauptsächlich als Scout bei der TSG Hoffenheim. Sein offizieller Titel dort lautete: Leiter Internationale Beziehungen. "Fortuna Düsseldorf ist ein spannender Verein, bei dem sich viel bewegen lässt", sagt Pfannenstiel nun über den Tabellenletzten der Bundesliga, der vom kommenden Sommer an womöglich wieder in der zweiten Liga spielt. Der Posten im Klub war zuletzt zweieinhalb Jahre lang nur ehrenamtlich besetzt, durch den früheren DFB-Trainerausbilder Erich Rutemöller, 73. Mit Wolf Werners Nachfolgern Helmut Schulte und Rachid Azzouzi war Düsseldorf seit dem Bundesliga-Abstieg 2013 nicht recht glücklich geworden, der Verein glaubte, auf einen hauptamtlichen Sportdirektor erst einmal verzichten zu können. Jetzt sieht man aber doch wieder die Notwendigkeit für eine zusätzliche Kraft. Pfannenstiel bildet künftig zusammen mit dem Vorstandschef Robert Schäfer, dem für Organisation und Spielbetrieb zuständigen Sven Mühlenbeck sowie mit Rutemöller einen Vier-Mann-Vorstand. "Wir sind gut aufgestellt, wollen uns aber strukturell weiterentwickeln", sagt der Düsseldorfer Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst. "Wir haben in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit Kandidaten geführt. Lutz Pfannenstiel hat uns mit seiner Fachkompetenz und Persönlichkeit überzeugt." Pfannenstiels Dienstantritt erfolgt an diesem Sonntag - nach dem kommenden Fortuna-Spiel gegen den SC Freiburg. Sein Vertrag gilt zunächst für drei Jahre. Es gibt nicht allzu viele Experten in der Branche, die weltweit so gut vernetzt sind wie er. Pfannenstiel hat in 13 Ländern für 25 Vereine gespielt. Von seinen Erlebnissen erzählte er in dem Buch: "Unhaltbar - Meine Abenteuer als Welttorhüter". In Singapur saß er wegen angeblicher Beteiligung an Spielmanipulationen 101 Tage im Gefängnis. Der Internationale Gerichtshof, beteuert Pfannenstiel, habe den Fall geprüft und das Urteil nicht anerkannt: "Mein polizeiliches Führungszeugnis ist einwandfrei." Gut zu wissen für die Verantwortlichen bei Fortuna Düsseldorf. Sie benötigen Pfannenstiels Expertise - bereits bei geplanten Wintertransfers. | Er spielte für 25 Vereine in 13 Ländern, nun wird Lutz Pfannenstiel Sportvorstand beim Tabellenletzten der Bundesliga. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/finale-madrid-river-plate-boca-juniors-1.4247260 | sport | Copa Libertadores: Sündenfall River vs Boca | 00/12/2018 | Das also soll das mit allen Superlativen überfrachtete Finale gewesen sein? Das längste Endspiel der Welt, der ultimative Superclásico zwischen River Plate und Boca Juniors, der aus Südamerika nach Madrid verpflanzt worden war und durch Verschiebungen und Suspendierungen 28 Tage dauerte? Nimmt man die reine Qualität der 120 Minuten, die mit Rivers 3:1-Sieg endeten, so ließe sich leicht die Nase rümpfen: Auf der Bühne namens Estadio Santiago Bernabéu wirkten die Aktionen mitunter so deplatziert wie Auftritte autodidaktischer U-Bahn-Musiker in der Scala. Nur: Was hatte man erwartet? Lateinamerika, vor allem Argentinien und Brasilien, war einst für den Weltfußball das, was Potosí für die spanischen Kolonisatoren war. Ein Ort, wo aus unerschöpflichen Minen scheinbar unendlich viel Silber zu schürfen war. In Potosí, Bolivien, ist heute kaum mehr als Zinn zu holen - ein Sinnbild dafür, dass Lateinamerika ein Kontinent mit offenen Adern ist. Auch im Fußball: Zurzeit verdienen rund 2000 argentinische Profis ihr Geld im Ausland. Diejenigen, die im Lande blieben, auch bei Kultklubs wie den Libertadores-Finalisten, sind weit davon entfernt, zu den besten Interpreten des Landes zu zählen. Es waren Kicker von der Resterampe, die in Madrid aufspielten; gelähmt von der Angst zu verlieren. Und voilà: Wegen ihres Reichtums an Nervosität, Ungenauigkeit, Fehlern erinnerte das Megafinale an zweitklassige Partien, mit Vintage-Elementen wie dem hierzulande vergessenen indirekten Freistoß im Strafraum. Und doch war es ein historisches Finale. Weil es ein komplett entwurzeltes Endspiel war. Dass das Libertadores-Finale über den Atlantik verschoben wurde, war den Gewalttätigkeiten vor dem ersten (von dann zwei abgeblasenen) Rückspielterminen geschuldet. Logische Reaktionen des Verbandes wären gewesen, das Finale abzusagen und Boca wegen der Angriffe von (angeblich) River-Fans zum Sieger zu erklären. Oder hinter verschlossenen Türen zu spielen. Doch die TV-Sender drohten, bei Absage die Gelder zu sperren. Ausländische Großsponsoren lockten den Verband Conmebol in ihre jeweiligen Heimatländer, wegen der angeblichen Unfähigkeit der Argentinier, die Sicherheit zu garantieren. Nun klopft Spaniens Innenminister seiner Polizei auf die Schulter, weil Ausschreitungen ausblieben. Das freilich war kein Wunder: Auch Randale bedarf eines gesellschaftlichen Kontexts, und Spanien ist nun mal nicht das krisengeplagte Argentinien. Spanien erhielt den Zuschlag nicht wegen seines Organisationstalents. Sondern vor allem, weil die Großbank Santander ein wichtiger Libertadores-Sponsor ist, und weil Florentino Pérez als Präsident von Real Madrid das Bernabéu gratis zur Verfügung stellte. Wobei Pérez' Altruismus weniger beeindruckend wirkt, wenn man um die millionenschweren Geschäftsinteressen seiner Baufirma ACS in Argentinien weiß. Oder um seine engen Beziehungen zum früheren Boca-Präsidenten und heutigen Staatschef Mauricio Macri, der wiederum - welch Zufall! - just am Tag des Zuschlags für Madrid ein Dekret veröffentlichte, das eine ACS-Tochter gegen die Abwertung des argentinischen Peso panzert. Ein Privileg, von dem argentinische Fans nur träumen können. Die gleichen Fans, die ohnmächtig zusehen müssen, wie nicht nur Fußballer exportiert werden, sondern ganze Wettbewerbe. Ein Sündenfall - mit dem fatalen Segen der Fifa von Gianni Infantino. | Das Endspiel der Copa Libertadores in Madrid zeigt: Nicht nur Fußballer, auch ganze Wettbewerbe werden nun aus Südamerika auf andere Kontinente exportiert. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/mls-atlanta-gressel-1.4246169 | sport | Atlanta United - Aus der Regionalliga Bayern zum US-Champ | 00/12/2018 | Die Akteure der amerikanischen Fußball-Franchise Atlanta United waren dann doch ein bisschen verblüfft über den Laufweg ihres deutschen Kollegen Julian Gressel. Sie standen den taktischen Vorgaben der Profiliga MLS gemäß in einer geschlossenen Formation auf dem Spielfeld in der derzeit wohl prächtigsten Sportarena der Welt, doch Gressel, dieser Schlingel, stibitze den Pokal für die Meisterschaft und schlich sich einfach davon. Er flitzte über den Rasen seines Heimstadions, ganz allein, zu den Fans des erst vor zwei Jahren gegründeten Vereins, dann stellte er diese Trophäe ab, als Geschenk für Leute dieser Stadt, die seit mehr als 20 Jahren auf einen Titel in einer bedeutsamen Sportart warten mussten. Gressel, 24, ist der erste Deutsche, der diesen Titel gewinnen konnte. Es haben sich schon andere versucht, Lothar Matthäus bei den New York MetroStars, die mittlerweile Red Bulls heißen, Torsten Frings (Toronto FC), Arne Friedrich (Chicago Fire), Frank Rost (Red Bulls). Bastian Schweinsteiger wird es in der kommenden Spielzeit noch einmal mit Chicago probieren. Klangvolle Namen, die in der Nationalelf gespielt und in Europa Titel gewonnen haben - und dann gewinnt da einer den MLS Cup, dessen höchste Spielklasse in Deutschland die Regionalliga Bayern gewesen ist? Vielleicht musste es so kommen. Vor 15 Jahren haben sie einen deutschen Fußballer noch milde belächelt, wenn er an eine amerikanische Uni gewechselt ist. Klar, gibt ein Stipendium, vielleicht sogar an einer Elite-Uni, kann man schon machen - aber fußballerisch wurde das Abenteuer als fragwürdig angesehen. "Ich wollte schon Profi werden, aber ich glaube, dass ich damals nicht so weit gewesen bin", sagt Gressel. Er stammt aus Neustadt an der Aisch, hat den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth durchlaufen und danach beim FC Bamberg und TSV Neustadt/Aisch gespielt. Vor fünf Jahren ging er in die USA, an das Providence College: "Ich wusste, dass ich dort drei oder vier Jahre sein würde. Das hat den Druck ein bisschen genommen, ich bin schließlich schon immer ein Spätzünder gewesen." Detailansicht öffnen "Ich glaube, dass ich damals nicht so weit gewesen bin": Julian Gressel (li.), früher Regionalligaspieler und College-Fußballer, im MLS-Finale. (Foto: Mark J. Rebilas/USA TODAY Sports) Um zu verstehen, warum das nun bedeutsam ist, dass Gressel der erste deutsche Fußballer mit dem MLS-Pokal im Arm ist, sollte man die Geschichte dieser Fußballfranchise in Atlanta kennen. Nur der Baseballverein Braves (1914, 1957, 1995) hat bislang Titel gewonnen, in den Sportarten Eishockey (Thrashers, bis 2001) und Basketball (Hawks) hat es bislang noch nicht einmal für eine Finalteilnahme gereicht, die Falcons (Football) verloren den Super Bowl vor zwei Jahren auf dramatische Weise nach Verlängerung gegen die New England Patriots. | Julian Gressel gewinnt mit Atlanta als erster Deutscher die US-Fußballliga. Vor fünf Jahren spielte er noch beim TSV in Neustadt an der Aisch. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/superclasico-kroenung-in-madrid-1.4246549 | sport | Superclasico - Krönung in Madrid | 00/12/2018 | Der argentinische Traditionsklub River Plate hat sich nach einigen Querelen, mit reichlich Verspätung und 10 000 Kilometer fernab der Heimat die Fußballkrone Südamerikas aufgesetzt. 15 Tage nach dem ursprünglich in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires angesetzten Final-Rückspiel um die Copa Libertadores triumphierte River Plate im Estadio Santiago Bernabeu von Madrid nach Verlängerung mit 3:1 (1:1, 0:1) über den Stadt- und Erzrivalen Boca Juniors. Für die Entscheidung im 236. Superclasico, dessen geräuschvolle Verlegung aufgrund von Gewaltexzessen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigt hatte, sorgten in der Verlängerung der Kolumbianer Juan Quintero in der 109. Minute mit einem fulminanten Schuss unter die Latte (im Bild) und Gonzalo Martinez (120.+2). Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios sah in der 92. Minute Gelb-Rot. Das Hinspiel war 2:2 ausgegangen. Das Spiel wurde zwar wie erwartet heißblütig geführt, die befürchteten Gewaltexzesse außerhalb des Rasens blieben aber bis zum Schlusspfiff aus - Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Fußballparty mit Tausenden mitgereisten Fans. River Plate gewann das südamerikanische Pendant zur Uefa Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln. Das Rückspiel zwischen den Erzrivalen hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River Plate stattfinden sollen. Bei der Anfahrt wurde der Boca-Mannschaftsbus allerdings von River-Anhängern attackiert und unter anderem mit Steinen beworfen, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, wurden verletzt. Doch die Entscheidung des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol, das Derby zwischen Boca, dem Klub der Arbeiterklasse, und "Los Millonarios" in die Stadt mit der größten argentinischen Gemeinde außerhalb Argentiniens zu verlegen, sorgte für Empörung: Der Begriff "Copa Conquistadores" (Pokal der Eroberer) geisterte durch Argentinien - eine Anlehnung an die spanischen Eroberer aus dem 16. Jahrhundert. Boca setzte zudem juristisch alle Hebel in Bewegung, den Copa-Sieg am Grünen Tisch zugesprochen zu bekommen. Ein Verfahren am Internationalen Sportgerichtshof Cas läuft noch. Für die Sicherheitskräfte in Madrid war der Klassiker schlicht "das Aufeinandertreffen mit dem größten Risiko in der Geschichte der Stadt", wie die Zeitung El Pais kommentierte. Deshalb waren mit 5000 Polizisten fast doppelt so viele Kräfte im Einsatz wie beim spanischen Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Boca begann im Stadion von Champions-League-Sieger Real gegen den favorisierten Erzrivalen überaus couragiert. River Plate mit dem Ex-Nürnberger Javier Pinola in der Innenverteidigung hatte zwar mehr Spielanteile, entwickelte aber lange zu wenig Torgefahr. Kurz vor der Halbzeitpause ging Boca nach einem Traumpass von Nahitan Nandez auf Benedetto in einem rustikal geführten Spiel in Führung. Nach dem Seitenwechsel drehte River Plate auf. Nachdem der uruguayische Schiedsrichter den Weiß-Roten in der 59. Minute einen Strafstoß versagte, glich Pratto neun Minuten später verdient aus. In Überzahl waren die weiteren Treffer für River Plate fast nur eine Frage der Zeit. | River Plate gewinnt den Superclasico gegen den Erzrivalen Boca Juniors im Finale der Copa Libertadores nach Verlängerung 3:1. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/river-plate-boca-juniors-copa-libertadores-1.4246529 | sport | River Plate gewinnt Copa Libertadores gegen Boca | 00/12/2018 | Eine Szene bekamen sie noch, die Blaugelben, die wackeren Männer von den Boca Juniors, deren Träume sich in diesen Augeblicken zu zerschlagen drohten. Also legte Leonardo Jara alles hinein in diesen einen, allerletzten Schuss. Ein Volley nach einer Kopfballkerze im Sechzehner, der Ball verließ seinen rechten Fuß - und klatschte an den Außenpfosten. Es war der Moment sterbender Hoffnung für Boca, den einen großen Klub aus Buenos Aires, der das Finale der Copa Libertadores letztlich mit 1:3 verlor. Der andere übergroße Verein aus Buenos Aires ist nun der Sieger: River Plate, die Mannschaft in Rot und Weiß, bei denen der alte Stahlarbeiter Javier Pinola auf seine ewigen Tage noch einmal ein Highlight feiern durfte - den Triumph in Südamerikas wichtigstem Klub-Wettbewerb. "Superclasico" nennen sie in Argentinien dieses Stadtduell, das Derby aller Derbys in Südamerika, dessen höchst umstrittene Verlegung aufgrund von Gewaltausbrüchen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigt hatte. Und in der 36. Auflage dieses Emotionsspiels der Gauchos sorgte in der Verlängerung ausgerechnet ein Kolumbianer für die Entscheidung zugunsten Rivers: Juan Quintero, der in der 109. Minute einen fulminanten Schuss unter die Latte des Boca-Tores jagte, als alle schon mit dem Penaltyschießen gerechnet hatten. Er und Gonzalo Martinez (120.+2, der ins leere Tor traf) waren es letztlich, die Rivers Fans endgültig beschenkten, als das Bernabeu-Stadion in Madrid in Rot und Weiß versankt. Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios, ein verblüffend unsubtiler Allesgrätscher, hatte in der 92. Minute Gelb-Rot gesehen, es half ja alles nichts für die Juniors, die im Hinspiel am 10. November immerhin ein 2:2 erreicht hatten. Auch jenes Rückspiel wurde nun zwar wie erwartet geführt wie ein Streetfight in den ärmeren Vierteln der argentinischen Hauptstadt, die befürchtete Randale außerhalb des Rasens blieb aber bis zum Schlusspfiff aus - Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Invasion mit Tausenden mitgereisten "hinchas", wie die Fans am Rio de la Plata heißen. River Plate gewann das südamerikanische Pendant zur Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln. Das Rückspiel zwischen den Erzrivalen Boca und River hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River stattfinden sollen. Doch damals ging einiges - wenn nicht sogar alles - schief. Bei der Anfahrt attackierten gegnerische Anhänger den Boca-Mannschaftsbus, es flogen Steine, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, verletzten sich, das Volk war beschämt und aufgewühlt zugleich. Argentinien erlebte eine Schande wie selten zuvor, weil alle Welt sah, dass das Land Fußball als Spiel um Leben und Tot interpretiert. Buenos Aires, ja, ein ganzes Land, war wegen seiner übertriebenen Leidenschaft für den Fußball diesem Duell nicht gewachsen. | Selten gab es solch ein Drama um ein Finale: Im nach Madrid verlegten Libertadores-Endspiel jubelt River Plate gegen Boca Juniors - doch es bleiben tiefe Wunden. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/kurze-ecke-alles-banane-1.4245725 | muenchen | Kurze Ecke - Alles Banane! | 00/12/2018 | Die Banane ist eine der vielseitigsten Früchte. Das sollte man rechtzeitig würdigen, ehe sie von den Pilzsporen der Panama-Krankheit dahingerafft wird. Dem Osten Deutschlands galt sie als Symbol für Freiheit und Überfluss des Westens; gleichzeitig charakterisierte sie als eine Art Vorsilbe ganze Republiken als von Korruption durchzogen. (Wieso sich der Begriff Bananenorganisation für internationale Sportverbände nie durchgesetzt hat, ist unklar.) Schon früheste Komiker rutschten auf ihren Schalen durchs Schwarz-Weiß-Bild, und der Ausdruck, etwas oder jemand sei "völlig Banane", kann von schlecht über durchgeknallt bis cholerisch alles bedeuten. Im Tischtennis ist die Banane ein eigener Schlag, der nur auf der Rückhandseite existiert, weil man sich für ihr Pendant auf der Vorhand das Handgelenk brechen müsste. Und im Fußball ist sie als Flanke patentrechtlich durch Manni Kaltz geschützt. Fast immer geht es aber um: krumme Dinger. So gesehen passt Anna Bergmoser vom TSV Eching gar nicht recht in diesen Kontext. Die 26-Jährige steht für den Bayern-Treffer des Monats zur Wahl, mit einem wuchtigen Distanzschuss aus knapp 30 Metern, wie man ihn im Frauenfußball selten sieht. Wieso sie beim Bayerischen Fußball-Verband "Änna Banäna" als Spitznamen angibt, erschließt sich also nicht. Ihr Schuss schlägt schnurgerade neben dem Pfosten ein. | Anna Bergmoser vom TSV Eching steht für den Bayern-Treffer des Monats zur Wahl - mit einem wuchtigen, schnurgeraden Distanzschuss aus knapp 30 Metern. Der Spitzname der 16-Jährigen: Änna Banäna. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/boxen-aufgeschobene-traeume-1.4245727 | muenchen | Aufgeschobene Träume | 00/12/2018 | Kakande Muzamiru hatte sich alles schon so schön zurechtgelegt: Der Boxer des Münchner Faustzweikampf e.V. wollte bei den deutschen Meisterschaften in der vergangenen Woche in Mühlhausen überzeugen, am besten gewinnen, dadurch wollte er sich für die deutsche Auswahl qualifizieren, und dann hätte er, selbstverständlich, an Olympischen Spielen teilgenommen. Und ja, warum hätte er diese dann nicht auch gleich noch gewinnen sollen? Der 24 Jahre alte Boxer, der aus Uganda geflüchtet war und seit einem Jahr im Münchner Boxwerk trainiert, musste dann jedoch bei den am Wochenende zu Ende gegangenen Meisterschaften feststellen, dass es ganz so einfach doch nicht geht. Das Achtelfinale hatte er souverän gewonnen, im Viertelfinale boxte er gegen Nick Bier, der seit Freitag 19 Jahre alt ist. Muzamiru dominierte das Duell, er war mit einem klaren Vorhaben in den Ring gestiegen: Er wollte boxen. Das Problem bei diesem Vorhaben: Bier wollte nicht boxen. Das Talent wich Muzamirus Attacken aus, unterband diese durch Umklammerungen. Ganz selten nur konterte er, gelegentlich traf er dabei auch. Die Punktrichter sahen in einem umstrittenen Urteil Bier mit 4:1 Stimmen vorne. Der Bayerische Amateur-Box-Verband (BABV) bezeichnete dies auf seiner Homepage als "krasses Fehlurteil". Andreas Selak, Muzamirus Trainer, sagt dagegen: "Für uns war das dennoch ein Riesenerfolg. Jeder hat gesehen, wie stark wir sind." Die großen Pläne des Münchner Weltergewichtlers, sie sind jetzt eben erst einmal aufgeschoben. Zum besten Boxer des Turniers wurde dennoch ein BABV-Boxer gewählt, der 36 Jahre alte Sharafa Raman vom BC Eichstätt. Der Routinier im Bantamgewicht gewann all seine Kämpfe mit den Stimmen aller Punktrichter, nur einen nicht. Den gewann er vorzeitig. | Der Münchner Boxer Kakande Muzamiru, der einst aus Uganda nach Deutschland flüchtete, verliert unglücklich im DM-Viertelfinale. Der Bayerische Amateur-Box-Verband spricht auf seiner Homepage von einem "krassen Fehlurteil". |
https://www.sueddeutsche.de/sport/zabel-radsport-doping-katusha-1.4245719 | sport | Zabel zurück bei Katusha-Alpecin | 00/12/2018 | Erik Zabel kehrt nach mehr als fünf Jahren Zwangspause wegen seiner Doping-Sünden in den Radsport zurück. Der ehemalige Sprint-Spezialist des Telekom-Teams wird in der kommenden Saison "Performance Manager" bei Katusha-Alpecin, jenem Rennstall, bei dem er 2013 im Zuge seines zweiten Doping-Geständnisses den Posten des Sportdirektors abgeben musste. "Im besten Fall hilft ein Performance-Direktor den fitten Athleten, ihre beste Leistung zu bringen, und sorgt dafür, die besten Teams zu den Rennen zu bringen", sagte Zabel über seine neue Tätigkeit, die zunächst auf ein Jahr ausgelegt ist. Der 48-Jährige soll mit seinem Know-how vor allem dem erfolgreichsten deutschen Tour-Etappensieger Marcel Kittel helfen, der zuletzt arg schwächelte. Zabel zeigte sich bei seinem ersten Auftritt, der Teampräsentation in Koblenz, am Freitag gut gelaunt, will aber lieber im Hintergrund arbeiten. "Ich hätte die Runde hier nicht gebraucht. Der Fokus soll auf den Sportlern wie Marcel Kittel liegen. Um mich wird es hoffentlich ein bisschen weniger gehen", sagte Zabel. 2013 hatte der einstige Topsprinter - sechsmal Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France - ein weiteres Doping-Geständnis ablegen müssen, nachdem er im Zuge eines Berichts des französischen Senats als Epo-Sünder bei der Tour 1998 aufgeflogen war. Danach verlor Zabel seine Jobs im Radsport und trat nur noch als Privatier und Vater seines Sohnes Rick auf, der ebenfalls für Katusha fährt. "Ich bin ein wenig nervös deswegen", sagte der 24-Jährige über die künftige Zusammenarbeit mit seinem Vater: "Wir sind zwei starke Persönlichkeiten, die auch mal aneinander geraten. Dem Team wird er sportlich weiterhelfen. Für mich wird es einen Tick schwerer." Kittel, der sich im Anti-Doping-Kampf mit einer klaren Meinung profiliert hat, zeigte sich offen: "Ich denke, wir können von Eriks Rennerfahrung profitieren. Seine Tipps sind eine große Hilfe." Die kann Kittel nach der Saison 2018 gebrauchen. Der 30-Jährige, den sie in Frankreich nach insgesamt 14 Etappensiegen bei der Tour ehrfürchtig "Le Kaiser" nannten, blickt auf ein schwieriges erstes Jahr bei seinem neuen Team zurück. Selbst bei kleineren Rundfahrten war er bei Sprintetappen weit abgeschlagen, bei der Tour wurde er sogar wegen Zeitüberschreitung vorzeitig aus dem Rennen genommen. "Mein Ansporn ist, dass wir es 2019 besser machen. Auch darum bin ich bei Katusha geblieben. Ich will nicht so gehen", betonte Kittel. Seine Karriere verlief zuletzt wellenförmig. Nach triumphalen Jahren 2013 und 2014 lief 2015 nichts zusammen, ehe er beim Quick-Step-Rennstall zu alter Stärke zurückfand. Im Herbst hatte Kittel längere Zeit pausiert, in Asien testete er sich zuletzt wieder heran. Im neuen Jahr sollen dann erneut Siege folgen. | Nach seinem zweiten Doping-Geständnis trat Erik Zabel 2013 beim Katusha-Team zurück. Nun wird er dort "Performance Manager", betreut Top-Sprinter Marcel Kittel - und seinen eigenen Sohn Rick. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/haengende-spitze-das-leben-zu-kurz-die-spiele-zu-lang-1.4246161 | sport | Hängende Spitze - Das Leben zu kurz, die Spiele zu lang | 00/12/2018 | Der Römer an sich ist wahrscheinlich der geduldigste Mensch der Welt (von der Römerin reden wir ein andermal). Wenn man in einer Stadt lebt, die ewiger ist als alle Cäsaren und Päpste, dann weiß man, dass alles Menschliche eitel und vergänglich ist - auch und besonders jene Irren, die neuerdings urbi et orbi regieren. Als lebenskluges Subjekt der Weltgeschichte lässt sich der Römer prinzipiell nicht aus der Ruhe bringen, außer im Straßenverkehr und im Stadion. Was an diesem Spieltag in den Arenen zu Cagliari und Rom geschah, löste tatsächlich ein großes Haareraufen aus - in seltener Eintracht zelebriert vom stadtrömischen Anhang der AS Roma und deren stets ein wenig belächelten "Vettern", den angeblichen "burini" (Bauern) von Lazio. Zuerst machte sich die Roma im Stadion von Cagliari zum Gespött, indem sie gegen die Sarden nicht nur einen 2:0-Vorsprung verspielte, sondern das Ausgleichstor auch noch in der 100. Spielminute kassierte, als Cagliari dank zweier Platzverweise nur noch neun Mann auf dem Rasen hatte - und den Trainer auf der Tribüne. Das 2:2 erzielte ein gewisser Marco Sau, aber Cagliari hatte nicht einfach nur Schwein gehabt, sondern die Römer gekonnt ausgetrickst. Peinlich, peinlich, bruttissima figura. Eine Schande, wie der Klubpräsident aus Amerika dröhnte, schlimmer noch: "Ein Witz!" Schwacher Trost, dass die Vettern von Lazio nachzogen, mit ihrem 2:2 im heimischen Olympiastadion gegen Sampdoria Genua. Der gegnerische Ausgleichstreffer kam in Minute 99, mit Sampdoria in Unterzahl. Brutta figura, auch hier. Das Leben ist zu kurz und manche Fußballspiele sind einfach zu lang. Angeblich wackeln jetzt die Trainerposten bei beiden römischen Klubs. Dabei ist die Roma immerhin schon für's Achtelfinale in der Champions League qualifiziert. Okay, Marco Sau wird in der Ewigen Stadt kein Ehrenbürger werden. Aber schon am Tag nach dem Desaster erinnerte sich Rom an einen seiner schönsten Sprüche. Der da lautet: Ein großes Gelächter wird uns eines Tages beerdigen. | Das Leben ist kurz und manche Fußballspiele sind einfach zu lang: Beide Klubs aus Rom vergeben ihre Siege in der sehr, sehr späten Nachspielzeit. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/dortmund-kontrollierte-emotionen-1.4246136 | sport | Kontrollierte Emotionen | 00/12/2018 | Hochgradig exaltierte Stimmung herrschte in Dortmund, als die Derbysieger am Samstagabend nach Hause kamen. Hunderte von Fans empfingen Borussia Mannschaft und ihren staunenden Trainer Lucien Favre mit Leuchtfeuern und pyrotechnischem Zauber, der ausnahmsweise von keinem Sicherheitsbeauftragten beanstandet wurde. Das alles sah aus, als ob der BVB auf Schalke einen legendären Triumph errungen hätte, der den ganzen Klub in Glücksgefühle versetzt hätte. Doch so war es nicht. Selbst Mitarbeiter des Hauses beschrieben eine "seltsam emotionslose Atmosphäre" nach dem Wiedersehen mit den ungeliebten Nachbarn, die dem BVB in der vorigen Saison zweimal einen schweren Schlag versetzt hatten. Marco Reus findet, Schalke hätte "einen komischen Fußball" gespielt Selbstredend wurde vorschriftsmäßig gefeiert und getanzt vor der Kurve, doch Triumph- oder gar Revanchegefühle blieben der Fankurve vorbehalten. Dass sich die Freude ansonsten eher in Grenzen hielt, lag einerseits daran, dass die Schalker, wie Marco Reus sagte, "einen komischen Fußball" gespielt hatten - nämlich quasi keinen Fußball. Und andererseits daran, dass sich der BVB damit begnügte, einen Arbeitssieg zu sichern. Dieses 2:1 sah aus wie einer der vielen namenlosen Erfolge, die Ottmar Hitzfeld einst beim FC Bayern aneinanderzureihen pflegte. Man ist kampfbereit, geht aber weitgehend ökonomisch vor. Man schießt möglichst früh ein Tor - wie Thomas Delaney am Samstag in der siebten Minute - und lässt dann die anderen machen. Im Falle eines Notfalls legt man noch ein Tor nach. So wie am Samstag der BVB, der nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich sofort die Fahrtrichtung änderte und wieder den Schalker Strafraum ansteuerte. Jadon Sanchos 2:1 in der 74. Minute war die logische Folge des Spielgeschehens. "Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert", stellte Sportchef Michael Zorc zufrieden fest. Ein Lob für den Torschützen gab es auch noch: Er ziehe "den Hut vor einer Ausnahmeleistung". Abgesehen von der cool und gekonnt genutzten Chance zum 2:1, als er im Zusammenspiel mit Guerreiro die halbe gegnerische Abwehr stehen ließ, hat Sancho schon bessere Partien für den BVB bestritten. Aber dass der junge Angreifer überhaupt auf dem Platz stand, das verschaffte ihm schon eine Menge Anerkennung in den eigenen Reihen. Am Donnerstag hatte der 18-Jährige beim Training gefehlt, weil er in die Heimat nach England gereist war. Ein Trauerfall in der Familie, hieß es. Am Samstagabend teilte Sancho per Twitter mit: "Dieses Tor widme ich meiner Großmutter, sie ist kürzlich gestorben. Ich werde sie immer lieben, und ich weiß, dass sie mit einem Lachen auf mich blicken wird." Sancho habe trotzdem "unbedingt" spielen wollen, sagte Trainer Lucien Favre. Mit seinem fünften Saisontreffer bescherte der Nationalspieler den Dortmundern den ersten Sieg auf Schalke seit fünf Jahren. Sein Jubel war eine Geste: Er blickte hinauf in den Himmel über der Schalker Sporthalle. | Cool und gekonnt: Borussia Dortmund gewinnt das Revierderby mit möglichst ökonomischem Fußball. Protagonist ist einmal mehr der junge Jadon Sancho. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-wahnsinn-an-schwalbe-1.4246152 | sport | """Wahnsinn an Schwalbe""" | 00/12/2018 | Hannover 96 und Trainer André Breitenreiter haben nach einem fragwürdigen Elfmeter den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpasst. Die Niedersachsen kamen am Sonntag beim FSV Mainz 05 nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Hendrik Weydandt (12. Minute) sorgte für den Führungstreffer der Gäste. Doch Daniel Brosinski gelang mit einem umstrittenen Strafstoß noch der Ausgleich (86.). Jean-Philippe Mateta war im Strafraum zu Boden gegangen, obwohl ihn Hannovers Matthias Ostrzolek kaum oder gar nicht berührt hatte. Dennoch entschied Schiedsrichter Robert Hartmann ohne das Einschreiten des Videoassistenten auf Elfmeter. "Das ist ja ein Witz, das war der Wahnsinn an Schwalbe", schimpfte 96-Sportchef Horst Heldt und sprach von einer "glasklaren Fehlentscheidung". "Wieso mischt er sich da nicht ein und sagt, das ist eine klare Schwalbe? Ich verstehe es nicht mehr. Es ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß", schimpfte Heldt in Richtung des Videoreferees in Köln. Ostrzolek beteuerte, Mateta nicht berührt zu haben und meinte, dass der Franzose nach dem Spiel selber zugegeben habe, dass es eine Schwalbe war. "Ich weiß nicht, wer da in Köln gesessen hat heute, das war eine ganz klare Fehlentscheidung", sagte Ostrzolek nach der turbulenten Partie. In der vierten Minute der Nachspielzeit köpfte Anthony Ujah den Ball ins Netz - doch der Mainzer Stürmer stand dabei im Abseits. Hannovers Oliver Sorg sah in der Schlussphase die gelb-rote Karte (90.+7). Weil die Partie kurz nach dem Wiederanpfiff wegen des Zündens von Pyrotechnik und großer Rauchentwicklung für mehrere Minuten unterbrochen werden musste, ließ Hartmann acht Minuten nachspielen. 96-Trainer Breitenreiter überraschte im ersten Spiel nach dem 0:2 gegen Hertha BSC mit einer umfassenden Rotation und einer auf sieben Positionen veränderten Startformation. Er bot die bislang enttäuschenden Zugänge Kevin Wimmer, Genki Haraguchi und Takuma Asano auf und gab Henrik Weydandt den Vorzug vor Bobby Wood. Das Wagnis, den 23-jährigen Weydandt aufzubieten, zahlte sich aus. Der noch bis 2014 für den Kreisliga-Club TSV Groß Munzel spielende Angreifer erzielte nach einer vom Mainzer Aaron Martin abgefälschten Flanke von Genki Haruchi volley aus kurzer Distanz die Führung. Danach konnten die elanvoll gestarteten Gäste keine weiteren Chancen bis zur Pause mehr herausspielen. Die Mainzer hatten in der 8. Minute durch einen Kopfball von Mateta, den 96-Torwart Michael Esser noch aus dem Torwinkel fischte, und Pierre Malong Kunde (14.) ihre besten Möglichkeiten. Der Kameruner schoss fast vom Elfmeterpunkt unbedrängt den Ball in den Himmel. Nach dem Rückstand erhöhten die Gastgeber zwar den Druck, konnten aber bis zur Halbzeit kaum noch in den gegnerischen Strafraum eindringen und die organisierte Abwehr der Hannoveraner in Not bringen. Auch der Videobeweis half den Mainzern nicht. Sie hatten in der 23. Minute ein Handspiel von Kevin Wimmer reklamiert, doch Schiedsrichter Hartmann ließ ohne Elfmeterpfiff weiterspielen. | Hannover 96 spielt nach einem umstrittenen Elfmeter nur 1:1 in Mainz. Sportchef Horst Heldt kritisiert den Videoassistenten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/tsv-1860-muenchen-keine-konsequenz-1.4245677 | sport | TSV 1860 München | 00/12/2018 | 0:7, 0:6, 0:0, 0:3 - und nun wieder 0:0: Seit fünf Ligaspielen hat Fortuna Köln mittlerweile kein Tor mehr geschossen, und nicht einmal im zwischenzeitlichen Mittelrheinpokalspiel beim Regionalliga-Letzten TV Herkenrath gelang ein Treffer in der regulären Spielzeit (5:3 n.E.). In der Nachspielzeit der Partie gegen den TSV 1860 München wäre es allerdings fast so weit gewesen. Sechzigs Torhüter Marco Hiller wollte einen Flachpass auf Adriano Grimaldi spielen; sein Kollege rechnete allerdings nicht damit, und so lag der Ball verwaist da. Zum Glück für die Münchner erkannten diese Situation zwei Kölner zugleich, Nico Brandenburger und Michael Eberwein rauschten beide heran und behinderten sich gegenseitig beim Versuch, das Spielgerät ins verwaiste Tor zu lupfen. "Das hätte noch gefehlt", meinte Trainer Daniel Bierofka, als er sich die Szene bei Telekom Sport noch einmal ansah. Und auch hinterher bei der Pressekonferenz zeigte sich Bierofka alles andere als angetan vom Auftritt seiner Mannschaft und dem torlosen Remis. "Das Spiel kann man unter die Überschrift ,Fehlende Konsequenz' setzen", meinte er, "trotzdem hatten wir noch gute Torchancen oder hätten sie haben können, wenn wir die letzte Konsequenz gehabt hätten, einfach mal präsent zu sein im Strafraum, gerade bei den Flanken." Die beste Szene der ersten Hälfte entsprang dementsprechend einem Schuss aus der Distanz, Philipp Steinhart verfehlte das Tor aus 25 Metern nur knapp (25.). Tim Lorenz schoss über den Querbalken (30.), Nico Kargers gefährliche Hereingabe verpassten die Mitspieler knapp (32.). Die gelb-rote Karte gegen Kölns Maik Kegel (55.) kam den Löwen eher nicht gelegen, denn danach verlegte sich die Fortuna noch stärker darauf, mit Mann und Maus zu verteidigen. Bis auf einen schwachen Kopfball von Stefan Lex (64.) passierte lange nichts, und auch die Schlussoffensive mit den eingewechselten Benjamin Kindsvater und Grimaldi brachte nichts mehr ein. Die Löwen stehen weiter auf dem neunten Tabellenplatz, allerdings trennen sie nur vier Zähler von den Abstiegsrängen. Das Heimspiel gegen den Drittletzten Carl Zeiss Jena am Sonntag (13 Uhr) sollten sie also gewinnen, und bis dahin will Bierofka "die Bissigkeit vor dem Tor im Training reinprügeln". | Sechzig schafft nur ein 0:0 bei Fortuna Köln. Bis zum Heimspiel gegen Jena will Trainer Bierofka "die Bissigkeit vor dem Tor im Training reinprügeln". |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-kein-durchkommen-1.4245721 | sport | Kein Durchkommen | 00/12/2018 | Die deutschen Handballerinnen haben bei der Europameisterschaft in Frankreich einen Rückschlag im Kampf um die Medaillen hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener verlor ihr zweites Hauptrundenspiel gegen den EM-Zwölften Ungarn 25:26 (10:12), kann mit nun 4:4 Punkten aber nach wie vor auf die erste Teilnahme an einem EM-Halbfinale seit zehn Jahren hoffen. Voraussetzung dafür ist ein Sieg im abschließenden Spiel gegen die Niederlande am Mittwoch (21 Uhr/sportdeutschland.tv); zudem ist die junge deutsche Mannschaft auf Schützenhilfe angewiesen. Die besten Torschützinnen in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag in Nancy waren Alicia Stolle mit neun Treffern und Xenia Smits mit sechs. Die bis dato beste deutsche Werferin, Emily Bölk, hatten die Ungarinnen hingegen im Griff; der 20-Jährigen gelang nur ein Tor. Zum Auftakt in die zweite Turnierphase hatte sich Deutschland am Freitag gegen Spanien (29:23) durchgesetzt, in der Vorrunde hatte es zudem ein unerwartetes 33:32 gegen Titelverteidiger Norwegen gegeben. Die erste Niederlage im Turnier hatte die DHB-Auswahl gegen Rumänien (24:29) hinnehmen müssen. | Die deutschen Frauen erleiden bei der EM in Frankreich gegen Ungarn einen Rückschlag. Der Halbfinaleinzug ist aber noch möglich. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-hannover-videobeweis-1.4246233 | sport | Mainz und Hannover bieten 98 Minuten Bundesliga-Irrsinn | 00/12/2018 | Hannover 96 und Trainer André Breitenreiter haben nach einem fragwürdigen Elfmeter den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpasst. Die Niedersachsen kamen am Sonntag beim FSV Mainz 05 nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Vor 23 305 Zuschauern sorgte Hendrik Weydandt (12. Minute) für den Führungstreffer der Gäste. Doch Daniel Brosinski gelang mit einem umstrittenen Strafstoß noch der Ausgleich (86.). Jean-Philippe Mateta war im Strafraum zu Boden gegangen, obwohl ihn Hannovers Matthias Ostrzolek kaum oder gar nicht berührt hatte. Dennoch entschied Schiedsrichter Robert Hartmann ohne das Einschreiten des Videoassistenten auf Elfmeter. "Das ist ja ein Witz, das war der Wahnsinn an Schwalbe", schimpfte 96-Sportchef Horst Heldt und sprach im TV-Sender Sky von einer "glasklaren Fehlentscheidung". "Wieso mischt er sich da nicht ein und sagt, das ist eine klare Schwalbe? Ich verstehe es nicht mehr. Es ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß", wetterte Heldt in Richtung des Videoreferees in Köln. Ostrzolek beteuerte, Mateta nicht berührt zu haben und meinte, dass der Franzose nach dem Spiel selber zugegeben habe, dass es eine Schwalbe war. "Ich weiß nicht, wer da in Köln gesessen hat heute, das war eine ganz klare Fehlentscheidung", sagte Ostrzolek nach der packenden und turbulenten Partie. In der vierten Minute der Nachspielzeit köpfte Anthony Ujah den Ball ins Netz - doch der Mainzer Stürmer stand dabei im Abseits. Hannovers Oliver Sorg sah in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte (90.+7). Weil die Partie kurz nach dem Wiederanpfiff wegen des Zündens von Pyrotechnik und großer Rauchentwicklung für mehrere Minuten unterbrochen werden musste, ließ Hartmann acht Minuten nachspielen. 96-Trainer Breitenreiter überraschte im Spiel eins nach der blamablen 0:2-Heimpleite gegen Hertha BSC mit einer umfassenden Rotation und einer auf sieben Positionen veränderten Startformation. Er bot die bislang enttäuschenden Neuzugänge Kevin Wimmer, Genki Haraguchi und Takuma Asano auf und gab Henrik Weydandt den Vorzug vor Bobby Wood. Das Wagnis, den 23-jährigen Weydandt aufzubieten, zahlte sich aus. Der noch bis 2014 für den Kreisliga-Club TSV Groß Munzel spielende Angreifer erzielte nach einer vom Mainzer Aaron Martin abgefälschten Flanke von Genki Haruchi volley aus kurzer Distanz die Führung. Danach konnten die elanvoll gestarteten Gäste keine weiteren Chancen bis zur Pause mehr herausspielen, offenbarten aber nach dem 1:0 auch kaum Lücken in der Abwehr. Die Mainzer hatten in der 8. Minute durch einen Kopfball von Mateta, den 96-Torwart Michael Esser noch aus dem Torwinkel fischte, und Pierre Malong Kunde (14.) ihre besten Möglichkeiten. Der Kameruner schoss fast vom Elfmeterpunkt unbedrängt den Ball in den Himmel statt ins Gehäuse. Nach dem Rückstand erhöhten die Gastgeber zwar den Druck, konnten aber bis zur Halbzeit kaum noch in den gegnerischen Strafraum eindringen und die gute organisierte Abwehr der Hannoveraner in Not bringen. Auch der Videobeweis half den Mainzern nicht. Sie hatten in der 23. Minute ein Handspiel von Kevin Wimmer reklamiert, doch Schiedsrichter Hartmann ließ ohne Elfmeterpfiff weiterspielen. Nach der Unterbrechung nach der Pause setzten die Platzherren das Power Play fort - und hatten in der 61. Minute Pech, als Danny Latza mit einem Schuss aus 22 Metern nur den linken Pfosten traf. Erst der umstrittene Elfmeterpfiff bescherte den Mainzern den Ausgleich. | Wieviele Aufreger passen in ein Fußballspiel? Das 1:1 zwischen Mainz und Hannover bietet kuriose Tore, zwei umstrittene Videobeweise und einen Platzverweis - Horst Heldt regt sich mächtig auf. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-04-nach-dem-revierderby-zeichen-von-ueberforderung-1.4246138 | sport | Tedesco bei Schalke 04: Überfordert im Derby gegen BVB | 00/12/2018 | Naldo hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch die Enttäuschung war ihm trotzdem anzusehen, als die letzte Chance auf seine Einwechslung dahin war. An seiner Stelle hatte Yewgen Konopljanka das Zeichen zur Einwechslung erhalten. Mit dem Kollegen Stambouli sammelte Naldo noch die bunten Plastikhütchen zum Warmlaufen des Ersatzpersonals ein, dann begab er sich mit trägen Schritten zur Bank, um die letzten 17, 18 Minuten des Spiels zu schauen. Außer einem Pfostentreffer der Gegenseite (Guerreiro, 85.) bekam er nicht mehr viel geboten. Borussia Dortmund brachte den 2:1-Vorsprung ungefährdet ins Ziel, eine Schlussoffensive der Hausherren fand nicht statt, lediglich bei einem Frei- und einem Eckstoß in der Nachspielzeit näherte sich Schalke 04 noch mal dem gegnerischen Tor. Dies wären womöglich die Momente für Naldo gewesen. Über Ein- und Auswechslungen wird nach Fußballspielen oft zu viel diskutiert. Die meisten Wechsel haben auf das Spielgeschehen keinen großen Einfluss. Manchmal aber geht vom Austausch einzelner Akteure eine ansteckende Wirkung aus, die sich gar nicht überschätzen lässt. So wie am Samstag, als Domenico Tedesco in der 36. Minute den Linksverteidiger Hamza Mendyl für den verletzten Mittelstürmer Guido Burgstaller einsetzte, um dann in der 76. Minute anstelle des Kopfballspezialisten Naldo den Flügel- und Konterstürmer Konopljanka zu bringen. Mangels reeller Torchance darf es als Kunst gelten, dass trotzdem der Ausgleich glückte Tedesco wurde später befragt, was er sich dabei gedacht hatte, den ungelernten Mendyl ins ungewohnte Einsatzgebiet zu entsenden, zumal dieser dort einen weiteren Ungelernten antraf: den defensiven Mittelfeldspieler Weston McKennie, der infolge der Schalker Stürmerkrankheit (Guido Burgstaller ist der vierte verletzte Angreifer) ebenfalls umgezogen war. "Hamza ist der Schnellste in der Truppe", erklärte der Trainer, "davon haben wir nicht viele - leider." Ein Satz, der tief blicken lässt: In die Verzweiflung des Trainers - und in die Nöte, die ihm sein unterversorgter Kader aufzwingt. Tedesco spekulierte darauf, dass Mendyls Tempo all die Defizite übertreffen würde, die der 20-Jährige seit dem Sommer regelmäßig nachgewiesen hatte. Mendyl mag seine Begabungen haben, aber bisher hält er sie gut verborgen: Die Bundesliga ist für ihn eine Welt, in der er sich noch nicht zurechtgefunden hat. Tedesco wusste das - und hat ihn trotzdem eingewechselt. Man kann aus diesem strategischen Gedanken Kühnheit lesen, man kann ihn aber auch als Ausdruck der Überforderung interpretieren. Das Derby legt nahe, dass der junge Trainer Gefahr läuft, sich in seinen eigenen Theorien zu verstricken und zu verlieren. Nächstes Indiz: dass Tedesco in Reaktion auf den erneuten Dortmunder Führungstreffer nicht den turmlangen Naldo - den doppelten Derbyhelden der Vorsaison - in die Offensive schickte, sondern den Flügelmann Konopljanka, den er zuletzt aus guten Gründen (u.a. Mangel an Pferdestärken) ignoriert hatte. Tedesco hätte mit Naldo sowohl ein Signal der Ermutigung an Team und Publikum senden, als auch eine seriöse Sturmoption eröffnen können, jeder Trainer überall auf der Welt hätte das getan, weil es ein obligatorischer Schachzug war. Tedesco aber tat es nicht. | Die Auswechslungen und die Taktik von Domenico Tedesco beim 1:2 im Derby gegen Dortmund lassen tief blicken: in die Verzweiflung des Schalker Trainers - und die Nöte, die ihm sein Kader aufzwingt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/salihamidzic-fc-bayern-transfer-frenkie-de-jong-ajax-1.4245454 | sport | "Salihamidzic über de Jong: ""Kenne ihn schon lange""" | 00/12/2018 | Hasan Salihamidzic sieht sich in seiner Rolle als Sportdirektor beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München verkannt und größten Herausforderungen gewachsen. "In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern", sagte Salihamidzic der Welt am Sonntag. Der direkte Vorgänger des 41-Jährigen war Matthias Sammer, der die Münchner Ende April 2016 aus gesundheitlichen Gründen verließ. Vor Sammer war Christian Nerlinger Sportchef der Bayern (bis 2012). Salihamidzic übernahm den Posten am 31. Juli 2017. Er schloss auch aus, beim FC Bayern womöglich ins zweite Glied zu rücken. Zwar könne er sich vorstellen, mit Oliver Kahn zusammenzuarbeiten, "aber für mich kommt es überhaupt nicht infrage, unter einem Sportvorstand zu arbeiten.", sagte Salihamidzic. Wenn überhaupt, werde Kahn als Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge als neuer Vorstandschef kommen. Zwar gehe er in München durch "ein Stahlbad", betonte Salihamidzic, seine Autorität werde dabei aber intern nicht infrage gestellt. Auch gegenüber den Bossen spreche er Klartext. "Im Verein weiß jeder, dass ich nichts verschenke und mich durchsetzen kann", sagte er. Zu seinen Aufgabengebieten sagte Salihamidzic, er kümmere sich nicht nur um die Profis, sondern gestalte auch die Kaderentwicklung, ein dazu passendes Scoutingsystem sowie die Nachwuchsausbildung - auch im Bereich Ärzte, Physiotherapie und Videoanalyse. Zudem habe er entschieden, Miroslav Klose als Trainer der U17 einzustellen. Das, sagte er, "war im Übrigen sehr gut". Salihamidzic denkt auch durchaus an Transferaktivitäten in der Winterpause. "Wir sind an einigen Sachen dran und werden versuchen, etwas zu machen", sagte er am Samstagabend nach dem 3:0-Heimsieg des deutschen Rekordmeisters in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg. Man halte die Augen offen. "Wir werden schauen, ob etwas möglich ist. In dem Wintertransferfenster ist das schon schwer", schränkte er ein. Salihamidzic wurde auch konkret angesprochen auf Frenkie de Jong. Der 21 Jahre alte niederländische Mittelfeldspieler wird allerdings schon für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag als Neuzugang bei Paris Saint-Germain gehandelt. "Das ist ein guter Spieler, keine Frage. Dann wäre Paris noch stärker", kommentierte Salihamidzic. "Ich kenne ihn schon lange. Er hat sich sehr gut entwickelt. Er spielt in der Nationalmannschaft, er spielt bei Ajax hervorragend", sagte der Sportdirektor. Am Mittwoch spielen die Bayern in Amsterdam gegen Ajax und de Jong um den Gruppensieg in der Champions League. Hasan Salihamidzic unterstützte auf der Weihnachtsfeier die neuen Maßnahmen von Niko Kovac: Rotationsstopp, neue Doppelsechs und Thomas Müller auf der Zehnerposition. "Das sieht gut aus, ist erfolgreich, das unterstütze ich. Die Mannschaft hat sich gefunden", erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Prominente Bankdrücker wie Mats Hummels oder Javi Martínez als Verlierer der Münchner Wendewochen gehören dazu. Dort richtete auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Worte an die Mannschaft: "Hört gut zu, Burschen! Vier Spiele, idealerweise gewinnt ihr alle vier! Dann haben wir schöne Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr - und dann schauen wir mal, was im nächsten Jahr noch alles möglich ist auf dem Platz." | Der Sportdirektor verteidigt seine Arbeit und schließt Wintertransfers nicht aus. Er spricht nach dem Spiel gegen Nürnberg konkret über Frenkie de Jong von Ajax Amsterdam. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/guardiola-manchester-city-chelsea-1.4245032 | sport | "Pep Guardiola über Citys 0:2 - ""Ich bereue nichts""" | 00/12/2018 | Pep Guardiola hatte gerade zum ersten Mal in dieser Saison verloren, aber darüber wollte er nicht sprechen. Er war ausgekontert worden, aber darüber wollte er auch nicht sprechen. Er hatte gerade auch die Tabellenführung an den FC Liverpool verloren, aber darüber wollte er wahrscheinlich erst recht nicht sprechen. Pep Guardiola hat am Samstagabend mit Manchester City 0:2 gegen den FC Chelsea verloren. Und er sagte: "Wir haben bis auf wenige Minuten unglaublich gespielt. Ich bereue nichts." Der Spieltag in der Premier League hatte mittags damit begonnen, dass der FC Liverpool seine Absicht unterstrich, in dieser Saison den Titel zu gewinnen. Mit dem höchsten Auswärtssieg der Saison schlugen die Reds Bournemouth mit 4:0, dabei gelang Mohamed Salah sein erster Dreierpack in dieser Spielzeit. Liverpool zog mit einem Punkt an der Tabellenspitze an Manchester City vorbei. Der Vorjahresmeister hätte nun im Spitzenspiel an der Stamford Bridge zurückschlagen können. Beim Versuch das Ergebnis des Rivalen aus Liverpool zu kontern, ist Manchester City jedoch selbst ausgekontert worden. Durch die erste Saisonniederlage in der Premier League ist City aus dem Fußballhimmel zumindest zeitweise wieder auf die Erde herabgestiegen. Oder war es gar ein Aufprall? War es vielleicht ein Indiz, dass City seine Ausnahmestellung auf der Insel eingebüßt hat? Chelsea trift mit dem ersten Torschuss Chelsea lockte City mit einer feinen Defensivtaktik in die eigene Hälfte. Im Gegensatz zum sonst eher ästhetisch anspruchsvollen Angriffsstil verordnete der italienische Trainerfuchs Maurizio Sarri seiner Mannschaft eine Kontertaktik, die vorsah, das Mittelfeld personell zu verstopfen und die beiden Seiten des Platzes mit je zwei Spielern abzudecken. Damit verhinderte Sarri, dass die Spielgestalter bei City vor der eigenen Abwehr an den Ball kamen. 61 Prozent Ballbesitz hatte City am Ende, 14 Torschüsse und 13 Ecken. Doch mit jeder torlosen Minute nahm Guardiolas Ungeduld zu, einen Spieler nach dem anderen beorderte er nach vorne. Und darauf hatte Chelsea gewartet. Chelseas Verteidiger David Luiz schlug am eigenen Strafraum einen 70 Meter weiten diagonalen Pass in den Fuß des Außenstürmers Pedro. Der Ball flog über acht City-Spieler hinweg. Und das zurückgebliebene Abwehrduo aus John Stones und Aymeric Laporte verlor die Orientierung. Eden Hazard legte brillant für den nachrückenden N'Golo Kante auf - und der traf (45.). Der Angriff glich der perfekten Umsetzung einer in der Theorie ideal ausgedachten Kombination. Für Chelsea war es der erste Torschuss in der Partie. "Ich bin sehr glücklich über den Sieg, weil es nie einfach ist, gegen Guardiola zu gewinnen", sagte Sarri. Den zweiten Treffer besorgte Luiz nach einem Eckball mit dem Kopf. Bei seinem Jubellauf zu den Fans kamen ihm einige entgegen, indem sie auf die Tribünenbrüstung stiegen. Durch den Erfolg ist Chelsea auf sieben Punkte an City herangerückt. Ob es ein Pechtag für Manchester City gewesen sei, wurde Pep Guardiola gefragt. "Wer so denkt, hat das Spiel nicht gesehen. Normalerweise hat Chelsea etwa 75 Prozent an Ballbesitz, aber gegen uns haben sie das nicht geschafft." Was Chelsea allerdings geschafft hat: ManCity die erste Niederlage in der Liga seit acht Monaten und einem Tag beizubringen. | Pep Guardiola verliert gegen den FC Chelsea erstmals in dieser Saison mit Manchester City - und ist nur noch Zweiter. Hinterher überrascht der Trainer mit seiner Analyse. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/gladbach-stuttgart-18-uhr-langschlaefer-1.4245027 | sport | Gladbach - Stuttgart (18 Uhr) - Langschläfer | 00/12/2018 | Zum Aufwärmprogramm der Mönchengladbacher Fußballer vor dem Anpfiff sollten ab sofort ein paar gescheite Überkreuzübungen gehören. Dabei berühre man beispielsweise erst das rechte Knie mit dem linken Ellbogen und dann das linke Knie mit dem rechten Ellbogen, dann reibe man das linke Ohr mit der rechten Hand und danach das rechte Ohr mit der linken Hand. Sieht ziemlich albern aus und dürfte gegnerischen Fans auch einigen Spott abringen - soll aber gut gegen Konzentrationsstörungen helfen. Die Gladbacher machen in dieser Saison bislang nicht so ganz viel falsch. In zehn ihrer 15 Pflichtspiele haben sie das 1:0 geschossen und dann acht dieser zehn Spiele auch gewonnen. In den anderen fünf Spielen haben sie das 0:1 kassiert, was nicht weiter schlimm wäre, wenn diese fünf ersten Gegentreffer nicht alle gleich in der ersten Viertelstunde und teils noch viel früher gefallen wären: In Augsburg nach zwölf Minuten, gegen Leverkusen nach fünf Minuten, in Leipzig nach zwei Minuten, in Freiburg nach einer Minute und gegen Hannover nach 22 Sekunden. Vier dieser fünf frühen Gegentore fielen in den vergangenen sechs Wochen. Jetzt fragen sie sich bei der Borussia, was da los ist in den ersten Minuten. Von diesen fünf Spielen mit den fünf frühen Gegentoren haben die Gladbacher nur eines gewonnen (4:1 gegen Hannover) und eines remisiert (1:1 in Augsburg). Die anderen drei gingen verloren. Eigentlich müssten jetzt alle direkt von Beginn an bereits sehr aufmerksam sind. Selbst ohne Überkreuzübung. Hecking möchte über das Thema nicht reden Der Leipziger Trainer Ralf Rangnick sagte nach dem jüngsten 2:0-Sieg gegen Gladbach, man habe um diese anfängliche Schwäche der Borussen gewusst und deshalb sogleich besonders Gas gegeben. Gladbachs Trainer Dieter Hecking sagte zuletzt, er wolle über dieses Defizit seiner Mannschaft gar nicht groß reden, weil er die Ursache dafür nicht kenne und weil sich das Problem sicher wieder gebe. Es klang fast wie eine gewollte Pointe, als er sagte: "Meine Mannschaft macht einen sehr stabilen Eindruck auf mich. Sie würde auch am Sonntag nicht unruhig werden, wenn es mal länger 0:0 steht." An diesem Sonntagabend empfangen die Gladbacher den VfB Stuttgart. Die Schwaben tun sich mit dem Toreschießen in dieser Saison schwer. Sie haben in 13 Ligaspielen nur neun Tore geschossen und sind nur zwei Mal 1:0 in Führung gegangen: Einmal beim 2:1 gegen Bremen erzielte Anastasios Donis in der 19. Minute und das zweite 1:0 zum 1:0-Sieg gegen Augsburg wieder Donis in der 39. Minute. Daraus ergibt sich folgende Strategie für den VfB in Mönchengladbach: Die Stuttgarter sollten, vor allem wenn die Borussen im Aufwärmprogramm ihre Überkreuzübungen schwänzen, in der ersten Viertelstunde des Spiels so oft es nur irgendwie geht ihren Angreifer Donis anspielen. Gelingt ihm binnen der ersten 15 Minuten ein Tor, dann hätte Stuttgart rein statistisch gute Chancen auf einen Sieg. Gegen diese Theorie sprächen freilich einige andere, vor allem widerspräche ihr der Umstand, dass die Gladbacher bislang alle sechs Liga-Heimspiele gewonnen und die Stuttgarter fünf von sieben Auswärtsspielen verloren haben. Aber eine bessere Gelegenheit, als die Borussen gleich am Anfang zu überwältigen, gibt die Verfassung des VfB momentan wohl kaum her. | Zu den wenigen Gladbacher Schwächen dieser Saison gehören die ersten Spielminuten. Ein Glück, dass es jetzt gegen den VfB geht. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-liverpool-ueberholt-manchester-city-1.4245123 | sport | Premier League - Liverpool überholt Manchester City | 00/12/2018 | England Teammanager Jürgen Klopp hat mit dem FC Liverpool den ersten Patzer von Titelverteidiger Manchester City genutzt und die Tabellenführung übernommen - Ralph Hasenhüttl ist bei seinem Premier-League-Debüt mit dem FC Southampton dagegen leer ausgegangen. Der ehemalige Bundesligacoach verlor mit seiner Mannschaft das Kellerduell bei Cardiff City 0:1 (0:0), Southampton bleibt Tabellenvorletzter. Hasenhüttl war erst am Donnerstag in Southampton vorgestellt worden. Beim Debüt blieb er ohne Erfolg, auch weil dem Gegentor durch Callum Paterson (74.) ein schwerer Patzer des ehemaligen Bundesligaprofis Jannik Vestergaard vorausging. Dagegen durfte Klopp mit Liverpool jubeln. Zunächst über Offensivspieler Mohamed Salah, der beim 4:0 (1:0) beim AFC Bournemouth dreimal traf, anschließend über die erste Liga-Niederlage von Meister ManCity in dieser Saison. Im Spitzenspiel verlor die Mannschaft von Teammanager Pep Guardiola beim FC Chelsea mit Nationalspieler Antonio Rüdiger 0:2 (0:1). Für die Gastgeber trafen N'Golo Kante (45.) und David Luiz (78.), der zuletzt in Topform spielende Leroy Sané konnte sich nicht entscheidend in Szene setzen. Durch den Ausrutscher des Konkurrenten übernahm Liverpool mit 42 Punkten die Spitzenposition vor City (41), Chelsea ist mit 34 Zählern Dritter. Gegen Bournemouth war Salah in der 25., in der 48. und in der 77. Minute erfolgreich, zudem traf Steve Cook (68.) ins eigene Netz. "Das ganze Spiel von ihm war großartig - nicht nur die Tore", sagte Klopp der BBC. Salah steht mit zehn Ligatreffer nun gleich auf mit dem ehemaligen Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang auf Platz eins der Torjägerliste. Erneut ohne Mesut Özil gewann der FC Arsenal gegen Huddersfield Town mit Teammanager David Wagner 1:0 (0:0). Arsenal hat nach dem Treffer von Lucas Torreira (83.) nun 34 Punkte und ist Vierter. Manchester United setzte sich gegen den FC Fulham mit Weltmeister André Schürrle 4:1 (3:0) durch. Für United trafen Ashley Young (13.), Juan Mata (28.), Romelu Lukaku (42.) und Marcus Rashford (83.), bei den Gästen war Aboubakar Kamara (67.) per Elfmeter erfolgreich. Spanien Der FC Sevilla hat in der spanischen Primera Division den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Das Team von Trainer Pablo Machin kam beim FC Valencia nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus und liegt nun punktgleich mit Titelverteidiger FC Barcelona (28) auf Platz zwei. Mouctar Diakhaby (90.+3) glich für die Gastgeber die Führung durch Pablo Sabaria (55.) spät aus. Die Katalanen spielen am Abend (20.45 Uhr) im Derby bei Stadtrivale Espanyol. Borussia Dortmunds Champions-League-Gruppengegner Atletico Madrid zog nach Punkten erst einmal mit Barcelona gleich. Das Team von Diego Simeone gewann gegen Deportivo Alaves 3:0 (1:0) Nikola Kalinic (25.), der französische Weltmeister Antoine Griezman (82.) und Rodrigo (87.) trafen für Atletico | Das Team von Jürgen Klopp gewinnt durch einen Dreierpack von Mohamed Salah gegen Bournemouth - und profitiert von Citys Niederlage bei Chelsea. Ralph Hasenhüttl verliert beim Debüt mit dem FC Southampton. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-freiburg-leipzig-1.4245075 | sport | Bundesliga - Freiburg überrumpelt Leipzig | 00/12/2018 | Freiburg schießt Leipzig ab Die Auswärtsschwäche von RB Leipzig wird immer mehr zum chronischen Problem der Sachsen. Ohne große Gegenwehr gingen die Leipziger mit 0:3 (0:2) beim SC Freiburg unter und verpassten damit den Sprung auf Platz zwei. Es war die vierte RB-Pflichtspielpleite in der Fremde in Folge. Nils Petersen (12.), Luca Waldschmidt (45.+1) und Mike Frantz (52.) trafen für die Breisgauer, die nach vier Partien ohne Sieg wieder einen Dreier einfahren konnten. Dabei hatte RB vor 23 800 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion fast in Bestbesetzung antreten können, lediglich Emil Forsberg und Bruma fielen verletzt aus. Leverkusen gewinnt gegen Augsburg Mit seinem ersten Saisontreffer hat Joker Lucas Alario bei Bayer Leverkusen die erhoffte Aufholjagd eingeläutet. Der Argentinier machte knapp zwei Minuten nach seiner Einwechslung in der 75. Minute den verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Lieblingsgegner FC Augsburg perfekt, der auch im 17. Anlauf gegen Bayer nicht gewinnen konnte und nach seiner vierten Niederlage in Serie weiter Richtung Abstiegszone abrutschte. Alario sorgte nicht nur für den erst dritten Liga-Heimsieg der Leverkusener in dieser Saison sondern zugleich dafür, dass Bayer erstmals seit September 2017 wieder zwei Dreier in Folge vor heimischem Publikum feiern konnte. Kramaric bringt Hoffenheim einen Punkt Der Videoschiedsrichter hat der TSG Hoffenheim wenigstens zu einem Punkt im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg verholfen. Stürmer Andrej Kramaric erzielte am Samstag in der 71. Minute das Tor zum 2:2 (1:2)-Endstand in dieser turbulenten Partie, musste danach aber längere Zeit warten, bis er auch jubeln durfte. Denn zunächst hatten Schieds- und Linienrichter im Stadion auf Abseits entschieden, ehe per Funk die Ansage von ihrem Videoassistenten am Bildschirm kam: Das Tor war korrekt. Vor 20 602 Zuschauern waren die Hoffenheimer bereits in der vierten Minute durch einen schönen Volleyschuss von Ishak Belfodil in Führung gegangen. Danach wäre dieses Spiel aus ihrer Sicht beinahe gekippt. Denn binnen zwei Minuten trafen Ermin Bicakcic per Eigentor zum 1:1 (29.) und Daniel Ginczek (31.) zum 2:1 für Wolfsburg. Beide Teams mussten sich am Ende vorwerfen, nach ihren Führungstreffern jeweils zu wenig getan und den Gegner dadurch wieder aufgebaut zu haben. Hertha BSC nun punktgleich mit Frankfurt Mit dem vierten Heimsieg der Saison hat Hertha BSC den Höhenflug von Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga endgültig gestoppt und ist nach Punkten mit den Hessen gleichgezogen. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai setzte sich am Samstagabend mit 1:0 (1:0) gegen die auswärtsstarke Eintracht durch und hat nun ebenfalls 23 Punkte. Der Serbe Marko Grujic avancierte vor 42 678 Zuschauern im Berliner Olympiastadion mit seinem Kopfballtreffer in der 40. Minute zum Matchwinner. Es war sein erstes Bundesliga-Tor. Die Eintracht kassierte nach dem 1:2 gegen Wolfsburg in der Vorwoche die zweite Niederlage in Serie. | Das Team von Christian Streich gewinnt überraschend mit 3:0. Leverkusen feiert einen wichtigen Heimsieg. Hoffenheim verliert durch zwei kuriose Tore. Hertha BSC setzt sich gegen Eintracht Frankfurt durch. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-schalke-bvb-derby-1.4245083 | sport | Revierderby: Der BVB erobert Gelsenkirchen | 00/12/2018 | All die Spiele zwischen Schalkern und Dortmundern, die noch kommen, müssen sich an jenem wirbelsturmhaften 4:4 aus dem November 2017 messen lassen, als die Gesetzmäßigkeiten jeder normalen Fußballpartie mit Füßen getreten wurden. 4:4 nach 4:0, das letzte Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit - verglichen damit war das Aufeinandertreffen der Pottklubs an diesem Samstagnachmittag eine Enttäuschung: Diesmal fielen keine acht Tore, sondern nur drei. Diesmal kam auch kein später Naldo angerauscht. Eine Enttäuschung war es vor allem für Schalke, das 1:2 (0:1) im eigenen Stadion verlor und in der Tabelle immer weiter abrutscht. Es war natürlich keine Enttäuschung für den BVB, dem der knappe Sieg an diesem Tag absolut genügte, um ungeschlagener Tabellenführer zu bleiben. Thomas Delaney (7.) hatte die frühe Führung besorgt, nach dem Ausgleich durch Daniel Caligiuri (61., Elfmeter) war Jadon Sancho der gefeierte Dortmunder Siegtorschütze (74.). Für den BVB war es der erste Sieg auf Schalke seit 2013. "Es ist schon geil", sagte Delaney bei Sky: "Ein hartes Spiel, nicht so schön, aber mit viel Intensität." Schalkes Caligiuri klagte: "Nach dem 1:1 waren wir am Drücker, aber dass Dortmund gut kontern kann, haben sie bewiesen." Sané lässt Delaney laufen und schimpft Die Voraussetzungen waren aber auch ganz anders als vor fast genau einem Jahr. Die Dortmunder rückten nicht als flatterhaftes Peter-Bosz-Team an, sondern als echte Spitzenmannschaft, merklich stabilisiert vom neuen Trainer Lucien Favre. Die Schalker dieser Spielzeit haben ebenso wenig mit den Schalkern der vergangenen Runde gemein: Obwohl der Trainer geblieben ist, Domenico Tedesco, sind die Abstiegsplätze gerade näher als die Europapokalränge. Beim BVB begann Paco Alcácer als Startstürmer, der zuletzt oft nur eingewechselt wurde, weil die Luft nicht für 90 Minuten reichte, was ihn trotzdem nicht davon abhielt, bislang zehn Saisontore zu erzielen (neun davon als Joker). Beim frühen Führungstreffer des BVB verzichteten seine Mitspieler aber auf die Mithilfe des Spaniers: Freistoßflanke von Marco Reus, Kopfball Delaney, das 1:0 für Dortmund (7.). Schalke schaute zu, insbesondere Abwehrspieler Salif Sané, der zwar mit den Mitspielern schimpfte, aber selbst ausdrücklich aufs Verteidigen verzichtet hatte. Kurz darauf forderte ganz Gelsenkirchen Elfmeter, weil Axel Witsel der Ball an den Arm gesprungen war, bekam ihn aber nicht, obwohl Schiedsrichter Daniel Siebert sogar bei den Assistenten in Köln nachfragte. Die Derby-Stimmung schwoll an; dazu trug auch Lukasz Piszczek bei, der Schalkes Amine Harit umsenste und früh Gelb sah (13.). Es blieb für längere Zeit die einzige Dortmunder Unbeherrschtheit, denn der BVB kontrollierte ziemlich locker die Partie. Alcácer verzog von der Strafraumgrenze und vergab das mögliche 2:0, seine fabelhafte Quote - zuletzt ein Treffer alle 28 Minute - litt an diesem Nachmittag. Bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute traf er gar nicht. | Erstmals seit 2013 gewinnt Borussia Dortmund beim ungeliebten Nachbarn: Delaney und Sancho treffen, Schalke ist am Ende chancenlos. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/werder-bremen-fortuna-duesseldorf-3-1-bundesliga-1.4244936 | sport | Bremen besiegt Düsseldorf - Zwei Minuten bis zum Glück | 00/12/2018 | Dafür, dass die Fans von Werder Bremen seit zwei Monaten keinen Heimsieg mehr erlebt hatten, machten sie am Freitagabend im nasskalten Weserstadion einen ganz schön erwärmenden Eindruck. Nach zuvor drei Heimniederlagen war auch das Spiel gegen den Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf lange eine zähe Angelegenheit, die Rheinländer sind ja uneitel genug, der Bundesliga nicht in spektakulärer Hinsicht gefallen zu wollen. Die Bremer benötigten in der 71. und 78. Minute die Hilfe zweier erst kurz zuvor eingewechselter Spieler, als zunächst Martin Harnik das 2:1 und dann der 18 Jahre junge US-Amerikaner Joshua Sargent nach seinen allerersten beiden Bundesliga-Minuten das Tor zum 3:1 (1:1)-Sieg erzielte. Werder beendete damit eine Negativserie von fünf sieglosen Spielen mit nur einem Punkt und 14 Gegentreffern. Die Zuversicht der Fans wurde belohnt. Bei Werder waren vor dem Spiel noch Erinnerungen an die Blamage gegen Leverkusen aufgekommen - dem ersten Spiel dieser Serie von fünf nicht gewonnenen Partien. Bei jenem 2:6 damals hieß, genau wie diesmal, der Schiedsrichter Marco Fritz, und damals spielten, genau wie diesmal, in der Startelf Sebastian Langkamp und Marco Friedl nebeneinander in der Innenverteidigung. Trainer Florian Kohfeldt hatte aber keine Wahl: Milos Veljkovic war verletzt, Niklas Moisander gesperrt - und weil Angreifer Yuya Osako krank war, durfte der 40 Jahre alte Claudio Pizarro zum zweiten Mal in dieser Saison von Beginn an ran. Düsseldorf spielte mit jener Startelf, die auch beim 3:3 in München aufgelaufen war, mit Dodi Lukebakio als Spitze. Die Bremer wussten also, worauf sie zu achten haben, leisteten sich anfangs aber schmerzliche Ballverluste im Spielaufbau. Mehrere solche unterliefen ausgerechnet dem erstmals in der Startelf stehenden Kevin Möhwald, den Kohfeldt auch auf Empfehlung des Mittelfeldspielers Nuri Sahin an dessen Stelle aufgeboten hatte. Dies hatte Kohfeldt vor dem Spiel mit großem Respekt vor Sahin erzählt, und noch mehr wunderte sich Werders Trainer, als just dieser vormalige Nürnberger Möhwald in der 20. Minute auf Vorlage von Max Kruse mit seinem ersten Werder-Tor die 1:0-Führung erzielte. Anders als die Düsseldorfer hatten die Bremer keine gute Erinnerung an ihr Bayernspiel, nach der 1:2-Heimpleite vor einer Woche war Kohfeldt wütend. Die Konsequenz gegen Düsseldorf war ein seriöser Auftritt mit großem Aufwand, aber überschaubaren Chancen, so dass den unterlegenen Düsseldorfern eine Szene genügte, um kurz vor der Pause den überraschenden Ausgleich zu erzielen. Langkamp hob im Luftduell den Arm und berührte den Ball, was Referee Fritz aber erst beim Blick auf den Monitor erkannte. Den Elfmeter verwandelte in der 43. Minute Lukebakio zu seinem sechsten Saisontor und provozierte eine Bremer Rudelbildung, weil er den Ball nicht mehr hergeben wollte. Es gab Gelb für ihn und für Bremens Theodor Gebre Selassie. Die Gastgeber waren auch verbittert, weil ihnen nach einem Handspiel von Fortunas Marcin Kaminski in der 25. Minute ein Elfmeter verweigert worden war. Zu Beginn der zweiten Hälfte witzelte Max Kruse trotzdem noch mit dem Schiedsrichter. Vielleicht hatte Werders Kapitän ja eine Vorahnung. Kohfeldts Einwechslungen entschieden die Partie. Bremen kann den Sieg recht gut gebrauchen, denn die weiteren Gegner noch vor Weihnachten heißen Dortmund, Hoffenheim und Leipzig. | Werder Bremen beendet gegen den Tabellenletzten eine sieglose Serie von fünf Spielen. Trainer Florian Kohfeldt beweist ein feines Gespür bei der Einwechslung eines 18-Jährigen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-luitz-sieg-in-gefahr-1.4243953 | sport | Luitz' Sieg in Gefahr | 00/12/2018 | Stefan Luitz droht wegen eines Regelverstoßes die nachträgliche Disqualifikation für den Riesenslalom in Beaver Creek und damit auch der Verlust seines ersten Weltcupsieges. Der 26 Jahre alte deutsche Skirennfahrer hatte zwischen den beiden Läufen des Rennens am vergangenen Sonntag Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet und damit gegen das Reglement des Skiweltverbandes (Fis) verstoßen. Die Fis bestätigte am Freitagabend eine Untersuchung, machte zu möglichen Konsequenzen aber keine Angaben. Der betroffene Fahrer dürfe bis zu einer Entscheidung an allen Wettkämpfen teilnehmen, sagte Rennchef Markus Waldner. Einem Start von Luitz im Riesenslalom am Samstag in Val d'Isère steht damit nichts im Wege. In den Anti-Doping-Regeln der Fis mit Stand Juli 2016 ist festgehalten, dass ein Verstoß gegen diese Regeln automatisch eine Disqualifikation zur Folge hat. Allerdings erlaubt die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) in ihrer Liste der verbotenen Substanzen und Methoden von 2018 das Einatmen von Sauerstoff. "Wir haben einen Fehler gemacht, dazu stehen wir auch. Weil wir nicht wussten, dass die Fis ihr Reglement an den internationalen Wada-Code nicht angepasst hat", sagte der DSV-Alpinchef Wolfgang Maier: "Wir akzeptieren, wenn man sagt, wir haben einen Regelverstoß gemacht. Aber nicht, dass wir gedopt haben. Wir betrügen nicht." | Wegen eines Regelverstoßes droht Stefan Luitz die nachträgliche Disqualifikation für den Riesenslalom in Beaver Creek. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-bayernliga-wieder-vereint-1.4243755 | muenchen | Sport in der Region | 00/12/2018 | So richtig glücklich ist Menelik Chaka Ngu' Ewodo bislang eigentlich nur bei einem Verein geworden: Das war zwischen Sommer 2015 und dem Jahreswechsel 2016/17, damals ging der mittlerweile 23 Jahre alte Fußballer für den SV Pullach auf Torejagd - und traf in 46 Bayernligaspielen sage und schreibe 28 Mal. Nun könnte der Mittelstürmer, den alle "Chaka" rufen, ein weiteres Erfolgskapitel im Isartal schreiben: Denn er kehrt nach zwei Jahren zurück an die Gistlstraße, nachdem er seinen Vertrag beim Bayernliga-Tabellenführer SV Türkgücü-Ataspor nach nur einem Einsatz zu Saisonbeginn (ausgerechnet beim 0:2 gegen Pullach) mittlerweile aufgelöst hat. "Ich hatte noch nie so viel Spaß am Fußball", rief Ngu'Ewodo im August 2016 nach einem Doppelpack beim 4:3-Sieg gegen Sonthofen aus, er schwärmte damals von der Zusammenarbeit mit Trainer Frank Schmöller, der selbst in seiner aktiven Zeit Stürmer war: "Herr Schmöller ist eine total coole, aber sehr strenge Respektsperson." Er käme gar nicht auf die Idee, dessen Anweisungen zu hinterfragen, sagte er beinahe ehrfurchtsvoll. Obwohl er beim Sportverein seine sportliche Heimat gefunden hatte, trennten sich die Wege: Ewodo wagte den Sprung in den bezahlten Fußball, er versuchte es vergeblich beim Drittligisten Hansa Rostock und bei seinem Jugendklub TSV 1860 München, wo er nur neunmal in der Reserve zum Zug kam. Über Türkgücü geht es nun also zurück zum SV Pullach, wo man sich auf den Rückkehrer freut: "Wir wollten eine zusätzliche Option für die Offensive und ich bin sehr dankbar, dass Theo Liedl das möglich gemacht hat vor dem Hintergrund der Nachrichten der letzten Tage", sagt Coach Frank Schmöller und spielt damit auf seine Ankündigung an, sein Traineramt am Saisonende zur Verfügung zu stellen. Schmöller will sein Werk in Pullach unbedingt gebührend mit einem Spitzenplatz in der Abschlusstabelle zu Ende führen, Manager Liedl spricht gar von "mindestens Platz zwei" - und dabei könnte ihnen Ngu'Ewodo durchaus eine Hilfe sein. "Chaka braucht einen Trainer, der auf ihn setzt, und er muss absolut fit sein, um seine Leistung zu bringen", sagt der Coach, der seinen Rückkehrer deshalb gleich mal mit einem üppigen Trainingsplan für die Winterpause ausgestattet hat. "Er hat länger nicht gespielt, deshalb müssen wir ihn erst körperlich auf ein entsprechendes Niveau bringen. Wenn das klappt, werden wir viel Spaß an ihm haben. | Der SV Pullach holt seinen ehemaligen Torjäger Menelik Chaka Ngu'Ewodo zurück, der sonst nirgends so richtig glücklich wurde. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-sprint-pokljuka-1.4244146 | sport | Biathlon - Bö gewinnt Sprint von Pokljuka | 00/12/2018 | Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und der amtierende Sprint-Weltmeister Benedikt Doll haben beim Biathlon-Weltcup in Pokljuka in ihrer stärksten Disziplin das Podest verpasst. Während es für Peiffer über 10 Kilometer nach zwei Schießfehlern nur zu Rang 30 reichte, belegte Doll nach einem Schießfehler den fünften Platz. "Es hat irgendwie nicht geklappt, das Liegendschießen war ein bisschen frustrierend, das hat mir mein Ergebnis verhagelt", sagte Peiffer der ARD. Doll meinte: "Wenn man auf die Laufzeiten schaut, war es wohl okay. Es ging allerdings vom Gefühl her noch ein bisschen schwer und ich denke, dass mehr möglich gewesen wäre." Der Sieg ging trotz einer Strafrunde an den Norweger Johannes Thingnes Bö, der in der vergangenen Saison im Gesamtweltcup knapp hinter Martin Fourcade (Frankreich, diesmal 23.) gelandet war. Bö lag im Ziel vor den fehlerfreien Antonin Guigonnat (Frankreich/+16,1 Sekunden) und Alexander Loginow (Russland/16,4). Doll fehlten 16,4 Sekunden zu Platz drei. Die weiteren Deutschen landeten weit abgeschlagen noch hinter Peiffer. Simon Schempp (40.), Erik Lesser (44.), Philipp Horn (46.) und Johannes Kühn (48.) nehmen viel Rückstand mit in das Verfolgungsrennen. Der erste Weltcup dieser Saison wird am Samstag mit dem Sprint der Frauen fortgesetzt, ehe zum Abschluss am Sonntag noch die Verfolgungsrennen anstehen. | In Pokljuka läuft der Biathlet aus Norwegen allen davon, Martin Fourcade patzt. Auch die deutschen Athleten machen viele Fehler - mit einer Ausnahme. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/superclasico-madrid-boca-river-1.4242836 | sport | Superclásico in Madrid: Sogar Diego Maradona zürnt | 00/12/2018 | Fans von Boca Juniors feiern ihr Team auf dessen Weg im Bus zum internationalen Flughafen in Buenos Aires, von wo es nach Madrid aufbrach. Die beiden Fußballmannschaften sind nun tatsächlich in Spanien angekommen, das ist schon mal gut. Nach zwölf Stunden Flug erreichte am Mittwochnachmittag zuerst der "Club Atlético Boca Juniors" den Aeropuerto Barajas, am Donnerstagmorgen landete dann der "Club Atlético River Plate". Beide haben Hotels in Stadionnähe bezogen, trainieren aber dreißig Kilometer voneinander entfernt: River auf dem Gelände von Real Madrid im Vorort Valdebebas im Osten, Boca auf der Anlage des spanischen Fußballverbandes in der Gemeinde Las Rozas im Nordwesten. Was in Buenos Aires misslang, soll am Sonntagabend (20.30 Uhr) in 10 000 Kilometern Entfernung endlich glücken: das Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, abzuschließen, in dem sich erstmals Argentiniens Erzfeinde gegenüberstehen. Zur Erinnerung: Nach dem 2:2 im Hinspiel in der Bombonera (Pralinenschachtel) genannten Arena im Viertel "la Boca" von Buenos Aires sollte das Rückspiel am vorvergangenen Samstag in Rivers Estádio Monumental steigen. Doch als Fanatiker den Boca-Bus mit Steinen bewarfen, brach Chaos aus. Scheibensplitter und Tränengas verletzten Spieler, zwei mussten ins Krankenhaus. Nach stundenlangem Durcheinander wurde die Partie verschoben, tags darauf dann abgesagt. Schon jetzt das "längste Finale der Welt" Dann zauberte der südamerikanische Fußballverband Conmebol das Estádio Santiago Bernabéu aus dem Hut. Spanien sei bereit und in der Lage, das Endspiel sicher auszurichten, twitterte Regierungschef Pedro Sanchez ausgerechnet auf der Reise nach Buenos Aires, wo der G20-Gipfel dann reibungslos verlief. Das von Spöttern so getaufte "längste Finale der Welt" (ein Unwetter verzögerte schon das Hinspiel um 24 Stunden) muss zu einem Ende gebracht werden. Der neue Titelträger soll schon in anderthalb Wochen in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei der Klub-WM antreten - der Weltverband Fifa macht entsprechend Druck. Conmebol-Boss Alejandro Dominguez aus Paraguay versuchte den Argentiniern das Derby im Exil mit dem Hinweis schmackhaft zu machen, dass 250 000 Landsleute in Spanien die größte Kolonie außerhalb des Heimatlandes bilden. Doch ganz Lateinamerika schrie Zeter und Mordio. Diego Maradona dachte im Schock an das eigene Portemonnaie: "Um ein Boca - River zu sehen, muss ich mit meiner Familie nach Madrid reisen? Wisst Ihr, was das kostet?", schimpfte Argentiniens Nationalheld und schloss gewohnt differenziert: "Hurensöhne!" Die Sportzeitung Olé berichtete im Internet tagelang unter der Kopfzeile "Copa Libertadores/el escandolo". Der Skandal. Boca würde am liebsten gar nicht mehr spielen, River nur im eigenen Stadion. | Der von Argentinien nach Spanien verlegte Superclásico zwischen Boca Juniors und River Plate wird für die Polizei zur Jahrhundertaufgabe. Die Fans wittern eine Verschwörung - auch Diego Maradona zürnt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-euroleague-nervenspiel-mit-gutem-ende-1.4242428 | sport | Nervenspiel mit gutem Ende | 00/12/2018 | Die Basketballer des FC Bayern haben vor 4517 Zuschauern im Audi Dome einen wichtigen Sieg in der Euroleague gelandet: Nach dem 72:65 gegen Khimki Moskau bleiben die Münchner bei 5:6 Siegen aussichtsreich im Rennen um die K.o.-Runde. Den Bayern war nach der doch überraschend hohen 71:95-Niederlage in Tel Aviv vor Wochenfrist die Nervosität anzumerken, zumal diese Partie eine gewisse Bedeutung hatte. Beide Mannschaften lagen mit einer Bilanz von 4:6 einen Sieg hinter dem achten Platz zurück, Heimspiele gegen vermeintlich gleichwertige Kontrahenten sollten also gewonnen werden, um die Runde der letzten Acht nicht vorzeitig aus den Augen zu verlieren. So waren es die Guards der Münchner, die den Takt vorgaben. Maodo Lo (im Bild links) brachte mit feinen Dribblings Struktur und Punkte, auch Stefan Jovic wusste zu überzeugen. Khimki verteidigte sehr aggressiv, was vor allem den Distanzschützen Probleme bereitete. Moskau traf besser, obwohl Alexej Shved verletzt fehlte, der beste Punktesammler der Euroleague. Dennoch gelang es den Bayern in einer sehr intensiven Partie, trotz vieler Ballverluste und vergebener Chancen, mit einem 31:28-Vorsprung in die Pause zu gehen. Auch nach dem Wechsel bestimmten die Gastgeber das Spiel, erkämpften sich immer wieder Vorteile, die sie aber immer wieder hergaben. Khimki holte einen zweistelligen Rückstand (32:43, 25. Minute) auf, und war vor dem abschließenden Viertel beim 50:54 wieder dran. Somit war klar, dass die letzten zehn Minuten zur Nervenschlacht würden, in denen die Bayern, angeführt von Lo, Jovic (je 9 Punkte), Derek Williams (10), Vladimir Lucic (13) und Nihad Djedovic (14) bewiesen, dass sie aus Niederlagen lernen können. | Bayerns Basketballer halten dank des 72:65-Sieges gegen Moskau Anschluss an die Runde der letzten Acht. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-der-frauen-knapp-weiter-1.4241645 | sport | Handball: WM der Frauen - Knapp weiter | 00/12/2018 | 25 Jahre nach dem ersten und bisher einzigen gesamtdeutschen WM-Titel haben Deutschlands Handball-Frauen mit dem Einzug in die Hauptrunde ihr erstes EM-Ziel erreicht. Durch ein 30:28 (16:16) gegen Tschechien im letzten Vorrundenspiel der Gruppe D buchte die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener am Mittwochabend in Brest das Ticket für die nächste EM-Phase. Nach dem 33:32-Sensationssieg gegen Titelverteidiger Norwegen und der 24:29-Niederlage gegen Rumänien nimmt die DHB-Auswahl 2:2 Punkte mit. Im Kampf um den Einzug in die Medaillenrunde trifft das deutsche Team in Nancy auf den WM-Dritten Niederlande, Spanien sowie Ungarn. Die jeweils beiden besten Teams der zwei Hauptrundengruppen ziehen ins Halbfinale am 14. Dezember in Paris ein, die Drittplatzierten spielen am gleichen Tag um Platz fünf. Beste DHB-Werferin gegen Tschechien war Meike Schmelzer mit sieben Toren. Daneben zeigte Torfrau Dinah Eckerle ihre mit Abstand beste Turnierleistung. Im Nervenduell mit Tschechien ging die junge deutsche Equipe in der ersten Hälfte durch ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem passablen Start ging nach der 6:5-Führung für fast zehn Minuten nichts mehr, die Tschechinnen zogen auf 12:7 davon. Die DHB-Frauen bekamen vor allem Iveta Luzumova vom Thüringer HC nicht in den Griff. Erst als Torfrau Eckerle sich steigerte, drehte sich das Blatt. | Die deutschen Handballerinnen haben durch ein hart erarbeitetes 30:28 gegen Tschechien im französischen Brest die WM-Hauptrunde erreicht. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/hannover-96-zumindest-die-ultras-singen-wieder-1.4240727 | sport | Hannover 96 - Zumindest die Ultras singen wieder | 00/12/2018 | Sogenannte Netzreaktionen muss man nicht überbewerten. Aber die Empörung war schon massiv, als der Vorstand von Hannover 96 am Montag eine außerordentliche Mitgliederversammlung ablehnte, obwohl die Interessengemeinschaft "ProVerein 1896" mit 1310 Stimmen (notwendig wären 1145 gewesen) das größte Votum der Vereinsgeschichte abgehalten hatte. 1310 Stimmen für "mehr Demokratie", wie es der oppositionelle Aufsichtsrat Ralf Nestler ausdrückte. Einer schrieb, die Verweigerung dieser Versammlung sei eine "Vorstands-Diktatur", ein anderer, der Vorstandschef Martin Kind brächte "das Fass zum Überlaufen" und würde der Eskalation am Ende "nicht standhalten". Natürlich gab es auch jene, die Kinds Verdienste hervorhoben. Einer hat den Gegnern vorgehalten, nicht zu erkennen, dass dieser aus einem "hoch verschuldeten Chaos-Verein" einen "etablierten Bundesligaverein" gemacht habe. Sonst würde 96 in der Regionalliga spielen. Dort, wo Kind den Klub 1997 übernommen hatte. Doch Kinds unerbittlicher Versuch, für Hannover die 50+1-Regel außer Kraft zu setzen (nach der im deutschen Fußball die Stammvereine die Mehrheit gegenüber Geldgebern behalten müssen) und Mehrheitseigner bei 96 zu werden, hat zu großer interner Opposition geführt. Derzeit ist kein Profiklub so zerstritten wie der Tabellenletzte. Der Umgang untereinander ist alles andere als herzlich. Der Aufsichtsrat Nestler, Anwalt für Steuer- und Insolvenzrecht, hat nicht das Gutachten des Kölner Kollegen Paul Lambertz studieren können, das der Vorstand ein "unabhängiges Rechtsgutachten" nannte und das die außerordentliche Versammlung als "nicht statthaft" taxierte. Auch sonst ist Nestler von etlichen Informationen ausgeschlossen. Dass die Versammlung mit dem Argument abgelehnt wurde, sie koste den Klub 80 000 Euro, hält die Opposition für überzogen. Sie beziffert die Belastung auf wenige tausend Euro, darunter 100 Euro für Stimmzettel. Wie sehr das vereinsinterne Klima gelitten hat, haben nicht nur Kind und Manager Horst Heldt beklagt. Nestler wirft Kind vor, die Einigkeit aufs Spiel zu setzen und mit seiner Sturheit "die Mannschaft im Stich zu lassen". Also ein klassisches Abstiegsszenario anzuzetteln, nur um irgendwann unabhängig von den Mitgliedern wichtige Entscheidungen treffen zu können. Die Profis könnten solche Auseinandersetzungen nicht völlig ausblenden. Es erschwere zudem, im Winter Verstärkungen zu holen. Die Gefahr für Kind, den mächtigen Geschäftsführer mehrerer 96-Töchter, den Einfluss zu verlieren, ist tatsächlich so groß wie nie. | Die Opposition gegen die Pläne von Vorstandschef Martin Kind wird immer stärker - nun droht bei Hannover 96 der Verlust seiner Unterstützer im Aufsichtsrat. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/boxen-gold-und-geld-1.4240777 | sport | Gold und Geld | 00/12/2018 | Beim ersten oder vielleicht auch beim zweiten Glas Champagner am Frankfurter Flughafen fragte Michael Müller, der Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes, die Weltmeisterin, was sie als nächstes vorhabe. Party? Urlaub? Nein, nein, sagte Ornella Wahner. Ausruhen wolle sie sich, das schon, aber sie erwarte vor allem gespannt einen Termin. Bei einer MRT-Untersuchung wolle sie schauen, wie ihre Hände die Strapazen mitgemacht haben, ob kleine Haarrisse oder ähnliches ausgeheilt werden müssen. Oder ob sie, die erste deutsche Weltmeisterin im Amateurboxen, wieder voll ins Training einsteigen kann. Auch knapp eineinhalb Wochen nach dem Titelgewinn der 25 Jahre alten Wahner sind sie beim DBV ganz angetan von ihrer neuen Vorzeigeathletin. Müller schwärmt noch einmal, wie prächtig sich Wahner entwickelt habe. Von einem Talent, das U19-Europameisterin geworden war, zu einer Athletin, die zunächst mit den Erwartungen nicht zurecht kam, die unter permanenten Trainerwechseln litt - die aber immer weiter an sich arbeitete. So habe Wahner, sagt Müller, "sehr klug" seine Empfehlung aufgenommen, von Berlin nach Schwerin zu ziehen, um dort bei Michael Timm zu trainieren. "Wie sie durch Täler geschritten ist, ohne ans Aufgeben zu denken, das macht sie für alle deutschen Boxerinner zu einem Vorbild", sagt Müller, übrigens auch für alle deutschen Boxer. "Was sie nach oben gebracht hat, ist ihre seltene Eigenschaft, alles aus eigenem Antrieb zu machen", sagt Müller, siehe die freiwillige Untersuchung ihrer Hände. Nach oben gebracht haben Wahner, so sieht das Müller, auch Maßnahmen des Verbandes. Der DBV habe dem Deutschen Olympischen Sport (DOSB) "vorgeführt, wie erfolgreiche Förderung aussehen kann". Vor diesem Jahr habe der Verband 45 Prozent der Gelder aus dem Budget der Männer "zu den Frauen rübergeschoben", dadurch konnten die Athletinnen Lehrgänge besuchen, auf Turniere reisen und sich vor der WM in Neu-Delhi vier Tage lang akklimatisieren. "Ich denke, dass wir mit diesem Programm viele gute Argumente geliefert haben." Verbänden, die keine Medaillen vorzeigen können, kürzt der DOSB im Zweifel die Fördergelder, wer weniger Gelder bekommt, hat noch weniger Chancen auf Medaillen. Kurz nach Wahners WM-Sieg war Müller in der DOSB-Zentrale, was er dort gehört habe, sei jedoch "sehr ernüchternd" gewesen. Am Samstag entscheidet der DOSB, welcher Verband welche Gelder erhält - Müller hofft, dass dem Boxen nichts gestrichen wird; auch für das nächste Jahr wäre dadurch eine knappe Million Euro gesichert. Dabei wären die Gelder so wichtig. Ornella Wahner zum Beispiel dürfte in ihrer Gewichtsklasse 57 Kilogramm wiegen, kommt aber oft nur auf 55 Kilogramm. "Mit gezieltem Training durch Experten könnte sie noch Muskelpakete zulegen, ohne an Beweglichkeit zu verlieren", sagt Müller, "käme Schlagkraft zu ihrer Intelligenz und ihrer Technik, wäre für sie viel möglich." Müller macht eine Pause, er korrigiert sich: "nicht viel, alles!" Er meint: einen Olympiasieg 2020 in Tokio. | Die 25-jährige Ornella Wahner ist die erste deutsche Amateur-Boxweltmeisterin. Ihr Aufstieg soll dem Verband helfen, weiter Geld vom DOSB für die Förderung zu bekommen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-sanes-brust-tor-1.4240750 | sport | Sanés Brust-Tor | 00/12/2018 | Der deutsche Nationalstürmer Leroy Sané ist für Manchester City derzeit so wertvoll wie noch nie: Er trifft mit links, er trifft mit rechts - und jetzt sogar mit der Brust. Mit seinem nächsten Kunststück, dem Treffer zur 1:0-Führung, brachte der 22-Jährige City am Dienstagabend beim 2:1-Liga-Auswärtssieg in Watford auf die Siegerstraße. Sané drückte den Ball nach Flanke von Riyad Mahrez hoch in der Luft stehend aus fünf Metern zielgerichtet mit dem Oberkörper durch die Beine von Torhüter Ben Foster. Die Fans aus Manchester feierten ihn mit "Leroy"-Sprechchören, die Sun lobte sein Tor als Ausdruck "individueller Brillanz" und schrieb: "Pep Guardiola traute seinen Augen nicht, als er das sah." Dabei weiß der City-Trainer genau, was er an seinem deutschen Flügelstürmer hat: "Wegen seines Alters und Potenzials kann er hoffentlich noch viele, viele Jahre bleiben", hatte Guardiola vor dem Spiel gesagt; Sanés Vertrag läuft bis 2021. In den jüngsten vier Begegnungen, in denen er über 90 Minuten ran durfte, erzielte der ehemalige Schalker vier Tore und legte weitere vier auf. Dem Treffer in Watford (40.) folgte seine Mitarbeit an der Vorlage zum 2:0 von Mahrez (51.). "Zurück nach Manchester mit drei Punkten in der Tasche", schrieb er selbst im Internet. Als Tabellenführer ist Manchester City schon seit 21 Begegnungen in der Premier League (seit April!) ungeschlagen. | Vier Tore, vier Vorlagen in den vergangenen vier Spielen: Die englische Presse feiert Leroy Sané, sein Trainer Pep Guardiola zeigt sich entzückt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/trainer-tuchel-klopp-hasenhuettl-ausland-1.4240724 | sport | Weshalb deutsche Trainer lieber ins Ausland gehen | 00/12/2018 | Die Geschichte der deutschen Trainer in der Premier League, sie beginnt mit einem Stück Käse. Als Brede Hangeland, Verteidiger des FC Fulham, wegen Oberschenkelproblemen ausfiel, wollte ihn der Vereinsarzt mit einem konservativen Programm behandeln, Massagen, dazu viel Ruhe. Der Trainer dagegen empfahl Hangeland, sich ein Stück Käse auf den Oberschenkel zu halten, einen Nachmittag lang. Der Spieler hielt es mit dem Käse nicht lange aus, auch in Fulham nicht mehr. Und auch der deutsche Trainer blieb nicht lange. Fulham stieg 2014 unter einem gewissen Felix Magath ab, rutschte auf den letzten Platz der zweiten Liga, wenig später wurde der Trainer entlassen. Danach häuften sich die wildesten Geschichten über Magaths Monate in Fulham, die schönste ist die mit dem Käse; wenngleich bedauerlich ist, dass nicht überliefert wurde, ob es sich um einen englischen Blauschimmelkäse oder einen gewöhnlichen Gouda gehandelt hat. Magath hat sich jedenfalls von diesem Engagement noch nicht erholt. Kurzzeitig durfte er in China arbeiten, außerdem wurde er beim Hamburger SV gehandelt; aber das war selbst dem HSV zu abenteuerlich. Es spricht für die Premier League, dass sie sich von Magath gut erholt hat. Am Mittwoch verkündete der FC Southampton, dass Ralph Hasenhüttl Trainer des Klubs wird - was zwei Trends bestätigte. Erstens kaufen die englischen Klubs mit ihrem Geld nicht nur die besten Beine der Bundesliga (zum Beispiel Leroy Sané bei Manchester City), sondern auch das größte Know-how. Jürgen Klopp hat den FC Liverpool ins Finale der Champions League geführt, David Wagner hat Huddersfield Town immerhin in der Liga gehalten. Der Bundesligatrainer als Exportschlager - was zum zweiten Trend führt. Warteten vereinslose Trainer vor wenigen Jahren in Deutschland auf einen Anruf aus, zum Beispiel, Stuttgart oder Schalke, genügt das inzwischen vielen nicht mehr. Nicht nur die Bundesliga-Trainer werden für das Ausland reizvoller, auch das Ausland wird für die Trainer reizvoller. Thomas Tuchel sagte lieber in Paris zu, statt auf den FC Bayern zu warten. Hasenhüttl lehnte eine Anfrage aus Leverkusen ab, um in England gegen den Abstieg zu coachen. Sollte er nun in Southampton ähnlich erfolgreich arbeiten wie Klopp in Liverpool oder Tuchel in den ersten Monaten in Paris, dürfte die Attraktivität deutscher Trainer weiter steigen - und die von mittelklassigen Bundesligaklubs bei ambitionierten Trainern abnehmen. Zerstört werden diese Trends übrigens auch nicht dadurch, dass Hasenhüttl in Graz geboren ist - in Österreich hat er als Trainer bislang nicht gearbeitet. Dabei machen sie in seiner Heimat, der Steiermark, den ganz ausgezeichneten Ennstaler Steirerkas aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch, bevorzugt verzehrt in zerbröselter Form. Das mit dem Käse, wehrte sich übrigens Magath, sei, genau: "Käse". Er habe Hangeland nur empfohlen, es "mit dem alten Hausrezept Quark" zu versuchen. | Tuchel in Paris, Klopp in Liverpool, Hasenhüttl in Southampton: Bundesliga-Trainer sind neuerdings Exportschlager - ihr Knowhow wird immer gefragter. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/hasenhuettl-southampton-premier-league-1.4239730 | sport | Premier League: Hasenhüttl kommt nach Southampton | 00/12/2018 | In der Premier League ließ sich in der laufenden Saison der Eindruck gewinnen, dass es sich die Vereine mehr oder weniger gemütlich gemacht haben auf ihren jeweiligen Tabellenplätzen. Jeder der Klubs findet sich bisher in etwa auf einer Position wieder, die seinem Leistungsvermögen entspricht. Im Vergleich zur Vorsaison, in der zehn Vereine ihre Trainer bis Weihnachten entließen, dauerte es daher nun bis in den November hinein, ehe sich der FC Fulham als erster Verein entschied, das Traineramt neu zu besetzen: Mit dem 67 Jahre alten Claudio Ranieri, dem Meistercoach 2016 von Leicester City, vertraute sich Fulham einer in England bewährten Fachkraft an. Auf der Insel werden die Abstiegskandidaten vorwiegend von den erfahrensten Trainern der Liga geführt: vom 65 Jahre alten Manuel Pellegrini (West Ham United), dem 70 Jahre alten Neil Warnock (Cardiff City) und dem 71 Jahre alten Roy Hodgson (Crystal Palace). Das Durchschnittsalter aller derzeit tätigen Cheftrainer lag am Wochenende in der Premier League bei knapp über 53 Jahren - das ist der Höchstwert im Vergleich zu den restlichen europäischen Topligen. Der FC Southampton widersetzt sich nun als erster Klub diesem Trend, um den Abstieg aus der ersten Liga zu verhindern. Mit der Verpflichtung des bislang nur in Deutschland tätigen Trainers Ralph Hasenhüttl präsentiert Southampton keinen jener altgedienten Soforthelfer, die darauf spezialisiert sind, in die Abstiegszone geratene Teams zu retten. Nach der Entlassung des walisischen Trainers und Ex-FC-Bayern-Profis Mark Hughes, dessen Siegesquote mit 13,6 Prozent die mieseste aller länger tätigen Trainer in Southampton war, steht Hasenhüttl vor der Aufgabe, den Klub aus dem Schlamassel zu führen - und ihm wieder eine Identität zu geben. Southampton wirtschaftete lange seriös - bis der Substanzverlust zu groß wurde Wie der Klub am Mittwoch mitteilte, erhält Hasenhüttl einen Vertrag bis Sommer 2021 und wird schon am Samstag das für Southampton wegweisende Duell im Tabellenkeller gegen Cardiff leiten. Das Auswärtsspiel bei Tottenham Hotspur am Mittwochabend übernimmt noch Interimscoach Kelvin Davis, der Hasenhüttl dann künftig assistieren wird. Genauso wie Torwarttrainer Dave Watson und der Sportwissenschaftler Alek Gross. Entgegen den Gerüchten um eine mögliche Tätigkeit beim FC Bayern hatte Hasenhüttl nach seinem Abschied aus Leipzig ein Engagement in England anvisiert. Sein lebhafter Spielstil und seine mitreißende Art brachten ihm in Deutschland den Rufnamen "Alpen-Klopp" ein, in Anlehnung an den Liverpool-Coach. | Der Premier-League-Klub wirtschaftet seriös und kompensiert Weggänge stets mit besseren Zugängen. Weil das in diesem Jahr nicht funktioniert, soll jetzt Ralph Hasenhüttl den Verein retten. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leipzig-boss-kuendigt-wintertransfers-an-1.4239860 | sport | Leipzig-Boss kündigt Wintertransfers an | 00/12/2018 | Bundesliga, RB Leipzig: Fußball-Bundesligist RB Leipzig plant im Januar eine Offensive auf dem Transfermarkt. "Wir haben einen kleinen, feinen Kader. Im Sommer haben manche Verpflichtungen nicht geklappt, die wir gerne realisiert hätten. Das mussten wir akzeptieren und waren uns dieser Situation auch bewusst", sagte RB-Boss Oliver Mintzlaff der Sport Bild: "Im Winter werden wir das nun nachholen und uns definitiv verstärken. Wir sind handlungsfähig." Angeblich stehen bis zu 35 Millionen Euro für neue Profis bei den Sachsen zur Verfügung. Die Mittelfeldspieler Tyler Adams (19/ablösefrei aus New York) und Amadou Haidara (20/15 Millionen von RB Salzburg) stehen bereits als Zugänge fest, weitere sollen folgen. VfB Stuttgart, Buchwald: Der frühere Fußball-Weltmeister Guido Buchwald hat sich für seine kritischen Aussagen über Sportvorstand Michael Reschke entschuldigt und bleibt dem Aufsichtsrat des VfB Stuttgart erhalten. Das teilte der Bundesligist nach einer turnusmäßigen Sitzung des Kontrollgremiums am Dienstagabend mit. "Ich habe mit dem Präsidenten, dem Präsidium und dem Vorstand intensive Gespräche geführt und erklärt, dass meine aus einer Emotion heraus getätigten medialen Äußerungen ein Fehler waren, den ich sehr bedauere", sagte Buchwald. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in die Arbeit von Michael Reschke, seinen Vorstandskollegen und der Vereinsführung." Der 57-jährige Buchwald hatte in einem Anfang November bei Sport1 veröffentlichten Interview Manager Reschke unter anderem für die verlängerten Verträge mit Ex-Trainer Tayfun Korkut und Abwehrspieler Holger Badstuber kritisiert. Zudem hatte er sich für eine breitere sportliche Kompetenz im Verein ausgesprochen. Mit seinen Aussagen war Buchwald damals bei VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und auch bei Reschke auf Unverständnis gestoßen. "Dennoch nehme ich die Entschuldigung unseres verdienstvollen VfB-Ehrenspielführers an und vertraue wieder auf eine gute Zusammenarbeit", sagte Reschke. 2. Bundesliga, Montagsspiele: Auch in der 2. Fußball-Bundesliga gehören Montagsspiele ab der Saison 2021/2022 der Geschichte an. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstagabend ab 20.15 Uhr ausgetragen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der 2. Bundesliga seit 1993. Vorausgegangen waren Diskussionen um die Ausschreibung der nationalen Medienrechte ab der Saison 2021/2022. Laut DFL fiel die Entscheidung am Montag bei "einem intensiven Gespräch und Meinungsaustausch über diverse Themen" in Frankfurt. Der Dialog über strukturelle und inhaltliche Fragen soll im Januar fortgesetzt werden.Erst Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung der ungeliebten Montagsspiele beschlossen. Die fünf Partien pro Spielzeit sollen dann auf Sonntage verteilt werden. Die Zweitligisten beschlossen in Frankfurt für die Saison 2018/2019 zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern). Dazu wird jeder Verein einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100.000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66.667 Euro (bei zwei Absteigern) beitragen. | Man werde die Mannschaft "definitiv verstärken", kündigt Mintzlaff an. Die Zweitligaklubs schaffen die Montagsspiele ab, Guido Buchwald entschuldigt sich beim VfB Stuttgart. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handballer-ohne-gensheimer-1.4239037 | sport | Handballer - Ohne Gensheimer | 00/12/2018 | Die deutsche Handball-Nationalmannschaft startet ohne ihren Kapitän Uwe Gensheimer in die heiße Phase der Vorbereitung auf die Heim-WM im Januar 2019. Der Linksaußen ist für seinen Verein Paris Saint-Germain im Einsatz, während seine DHB-Teamkollegen im Rahmen eines Lehrgangs am 12. Dezember auf Polen treffen. "Wir wollen in der gemeinsamen Zeit unser Profil schärfen. Die Konturen des WM-Teams werden klarer", sagte Bundestrainer Christian Prokop, der 16 Spieler plus fünf Reservisten nominierte. Am kommenden Montag muss Prokop dem Weltverband bereits einen erweiterten Kader von 28 Spielern melden. Aus diesem Kreis kann er später das 16 Spieler zählende WM-Team zusammenstellen. Vor dem WM-Auftakt am 10. Januar in Berlin gegen eine gemeinsame Mannschaft aus Süd- und Nordkorea absolviert die DHB-Auswahl noch einen Kurzlehrgang (28. bis 30. Dezember) in Barsinghausen. Es folgen Länderspiele gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinien (6. Januar in Kiel). Tor: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin). - Linksaußen: Musche (Magdeburg), Schiller (Göppingen). - Rückraum: Böhm (Hannover-B.), Lemke (Melsungen), Fäth (Rhein-Neckar Löwen), Strobel (Balingen-W.), Wiede (Berlin), Weinhold (Kiel), Semper (Leipzig). - Rechtsaußen: Reichmann (Melsungen), Groetzki (Löwen). - Kreis: Pekeler, Wiencek (bd. Kiel), Kohlbacher (Löwen). - Reserve: Quenstedt (Magdeburg), Drux (Berlin), Suton (Lemgo), Häfner (Hannover), Hornke (Lemgo). | Die deutsche Handball-Nationalmannschaft muss bei der Vorbereitung auf die Heim-WM im Januar 2019 auf Kapitän Uwe Gensheimer verzichten. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-ausschwitzen-achtelfinale-1.4238709 | muenchen | Ausschwitzen, Achtelfinale! | 00/12/2018 | Sie schwebten am Dienstag immer noch, zwei Tage nach ihrem fulminanten 3:0-Erfolg über den deutschen Volleyball-Meister Berlin. Zumindest über den wolkenverhangenen Alpen im Flugzeug auf dem Weg von Innsbruck via Wien nach Belgrad. Dort wurde der Tross der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching von einem Reisebus in die 80 Kilometer entfernte Donaustadt Novi Sad gebracht. Zeit für eine Besichtigung der Festung Petrovaradin oder der Altstadt hat der Bundesliga-Tabellenführer aber kaum. Dienstag und Mittwochmorgen waren noch Trainings angesetzt, bevor die Alpenvolleys sich am Abend im Rückspiel des CEV-Cup-Sechzehntelfinales mit Vojvodina Novi Sad messen. Die Serben waren am Donnerstag im Hinspiel in Unterhaching, das sie nur mit 2:3 verloren, ein absolut ebenbürtiger Gegner. Allerdings erst, nachdem die Hachinger die ersten beiden Sätze recht deutlich gewonnen und dann im Angesicht des vermeintlichen Sieges an Spannung verloren hatten. Dieser Fehler passierte ihnen im Spitzenspiel der Bundesliga gegen Berlin am Sonntag nicht, nach dem überraschenden Sieg lief die Mannschaft der Stunde geschlossen im Vip-Raum der Innsbrucker Olympiaworld ein, wo der starke Diagonalspieler Kirill Klets und seine Kollegen von überschäumendem Applaus begrüßt wurden. Apropos überschäumend: Ein paar Tropfen Alkohol sollen auch geflossen sein, aber diesen konnten die Profis am Montag beim verordneten Saunagang schnell wieder herausschwitzen. "Wir haben das erste Mal drei Sätze auf hohem Niveau gespielt", sagte Trainer Chrtiansky noch am Montag vor der Abreise nach Serbien, und: "Die Motivation stimmt." Anderes wäre auch fahrlässig, denn das Spiel beim aktuellen Tabellenführer der serbischen Liga wird eine Herausforderung. Die Mannschaft um ihren kubanischen Topscorer Lázaro Raydel Fundora Travieso hat in Unterhaching gezeigt, dass sie über einigen Kampfgeist verfügt, in eigener Halle vor ihren heißblütigen Fans dürfte dieser zusätzlich angefacht werden. Und auch die rechnerische Ausgangslage ist verzwickt; jedenfalls hilft der 3:2-Erfolg im Hinspiel den Alpenvolleys nur bedingt. Verlieren sie 0:3 oder 1:3, sind sie nach der CEV-Cup-Arithmetik ausgeschieden, verlieren sie 2:3, gibt es direkt im Anschluss einen entscheidenden "golden set". Nur bei einem Sieg sind sie direkt im Achtelfinale, wo wahrscheinlich Klub-Weltmeister Trentino Volley wartet. Auch deshalb hofft nicht nur Alpenvolleys-Sportdirektor Mihai Paduretu auf einen Erfolg. Der Einzug in die nächste Runde würde das Budget - 40 000 Euro sind fürs Zuschussgeschäft CEV-Cup hinterlegt - übrigens nicht sprengen. Ihr Ziel war ohnehin der Viertelfinal-Einzug. Auf Livebilder auf dem Weg dorthin müssen Daheimgebliebene aber verzichten. Die CEV hält die Rechte, zeigt aber nur ausgewählte Spiele. Und den Wunsch, die Partie auf Youtube oder woanders zu zeigen, untersagte der europäische Volleyball-Verband den Alpenvolleys. | Die Alpenvolleys Haching Tirol treffen nach dem 3:0-Sieg gegen Berlin im CEV-Cup-Rückspiel auf Novi Sad. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-montagsspiele-werden-abgeschafft-1.4239725 | sport | Zweite Liga - Montagsspiele werden abgeschafft | 00/12/2018 | Von der Saison 2021/2022 an wird in der zweiten Bundesliga nicht mehr am Montag gespielt. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstag um 20.15 Uhr angepfiffen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der zweiten Bundesliga seit 1993. Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung ihrer Montagsspiele beschlossen; die fünf Partien pro Spielzeit sollen auf Sonntage verteilt werden. Bei der Sitzung am Montag wurde zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds für die Absteiger in die dritte Liga in Höhe von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern) für die Saison 2018/2019 vereinbart. Dazu wird jeder Klub einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100 000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66 667 Euro (bei zwei Absteigern) leisten. Im Vorjahr hatten die Zweitligisten erstmals einen solchen Solidarfonds eingerichtet und die Absteiger Kaiserslautern und Braunschweig mit je 600 000 Euro unterstützt. | Die Zweitligisten verständigen sich auf die Abschaffung der Montagsspiele von der Saison 2021/2022 an. Auch ein Solidaritätsfond wird aufgelegt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/missbrauch-im-sport-13-vorfaelle-1.4239064 | sport | Missbrauch im Sport | 00/12/2018 | Es war eine kleine Lawine, die Nicola Werdenigg lostrat, als die ehemalige Skirennläuferin aus Österreich im November 2017 erstmals über sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch im Skisport sprach. In der Folge meldeten sich weitere mutmaßliche Opfer, die von Übergriffen an Internaten und im Österreichischen Skiverband (ÖSV) in den 1960er und 70er-Jahren sprachen, worüber auch die Süddeutsche Zeitung berichtete. Das Bundesland Tirol setzte damals eine Kommission ein, um jene 13 gemeldeten Vorfälle zu untersuchen, die sich am Skigymnasium Stams und in der Skihauptschule Neustift ereignet haben sollen. In dem finalen Bericht, den die Kommission jetzt vorlegte, wurden diese Vorwürfe nun bestätigt. Andrea Wibmer-Stern leitete das unabhängige Gremium, dem Experten aus Justiz, Bildung und Sport angehörten. Sie steht dem Bezirksgericht Kufstein vor, arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Familienrichterin und hat über viele Missbrauchsfälle geurteilt. "Wir sind bei unserer Arbeit auf eine doppelte Abhängigkeit der Schüler gestoßen", sagt Wibmer-Stern auf Anfrage. Da manche Lehrer damals auch Trainer waren, sei die Abhängigkeit damals noch intensiver gewesen. Ansonsten habe es zwischen beiden Systemen, dem Sport und der Schule, nur eine geringe Kooperation gegeben. "Ich muss aber auch betonen, dass das mittlerweile ganz anders ist. In der Gegenwart gibt es seit Jahren einen regen Austausch", so Wibmer-Stern. Ob in den untersuchten Fällen weiter ermittelt wird, entscheiden nun Staatsanwaltschaft und Justizministerium. Im Fall der ehemaligen Skihauptschule Neustift stehen zwei einstige Lehrkräfte im Fokus. Ein ehemaliger Heimleiter soll in den 1970er-Jahren Jungen sexuell missbraucht haben. Bei einer Sitzung, in der ein Vorfall damals offenbar thematisiert wurde, war laut einem Protokoll auch ein hochrangiger ÖSV-Funktionär anwesend (was der Betroffene abstreitet). Das hatte der Standard berichtet, der auch Werdeniggs Aussagen veröffentlicht hatte. Ein zweiter Lehrer machte nach Übergriffen Ende der 1990er-Jahre weiter Karriere im Schuldienst. In Stams kam es damals zu Vorfällen unter Schülern. Der ÖSV, der sich gerne für die Nachwuchsarbeit an den Schulen gerühmt hatte, stritt eine "institutionelle Mitverantwortung" stets ab. Eine Schnittmenge habe es aber natürlich schon gegeben, sagt Wibmer-Stern, "der Verband kooperiert ja mit den Skischulen." | Im österreichischen Skisport ist es laut einer offiziellen Untersuchung zu Missbrauch gekommen. Eine Kommission unter dem Vorsitz einer Familienrichterin bestätigt 13 Fälle, unter anderem auch am Skigymnasium Stams. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/luka-modric-hattrick-und-eklat-1.4239025 | sport | Hattrick und Eklat | 00/12/2018 | Detailansicht öffnen Familienfoto mit dem "Ballon d'Or": Luka Modric mit Ehefrau und Kindern bei der Gala in Paris. (Foto: Franck Fife/AFP) Man verliert leicht den Überblick bei all diesen persönlichen Auszeichnungen, die der globale Fußball für seine besten Kicker ausgeheckt hat. Insofern können sich Luka Modric und mit ihm alle Fußballbeobachter freuen, dass auch in diesem Jahr niemand lange rätseln muss, wer eigentlich mit welchem Individualpreis ausgezeichnet worden ist. Denn praktischerweise hat der kroatische Mittelfeldspieler einfach alle drei wichtigen gewonnen (so wie in den beiden Vorjahren jeweils Cristiano Ronaldo). Zu "Europas Fußballer des Jahres" war er schon gekürt worden, zum "Weltfußballer des Jahres" ebenfalls, und seit Montagabend darf er noch den "Ballon d'Or" sein Eigen nennen, den goldenen Ball. Das ist zwar nicht die formal höchste Auszeichnung, weil sie nicht (mehr) der Weltverband verleiht, sondern wieder wie früher alleine die französische Fachzeitung France Football. Aber erstens ist sie sehr prestigeträchtig, und zweitens trägt sie sicher den klangvollsten Namen. Und es ist auch eine ziemlich unumstrittene Wahl nach einem Jahr, in dem Modric, 33, sehr erheblichen Anteil daran hatte, dass Kroatien ins WM-Finale kam und Real Madrid den dritten Champions-League-Titel nacheinander holte. Direkt hinter ihm landete Cristiano Ronaldo (Juventus Turin), danach kamen die französischen Weltmeister Antoine Griezmann (Atletico Madrid) und Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain). Außerdem passte die Wahl noch zu einer anderen für Modric erfreulichen Nachricht, die er am Montag erhielt. Er muss nun keine Verurteilung wegen Meineides mehr fürchten. Im Sommer 2017 hatte er im Rahmen des Korruptionsprozesses gegen den kroatischen "Fußball-Paten" Zdravko Mamic als Zeuge ausgesagt und nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht in allen Punkten die Wahrheit geäußert. Doch das Gericht folgte dem nicht. In der U 21-Kategorie wiederum triumphierte bei der Wahl zum "Ballon d'Or" erwartungsgemäß Mbappé, der Amerikaner Christian Pulisic von Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund kam auf Platz zwei. Bei der Premiere des "Goldenen Balls" für Frauen erreichte die deutsche Nationalelf-Kapitänin Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon) Rang drei. Mehr Stimmen sammelten nur ihre siegreiche Klubkollegin Ada Hegerberg aus Norwegen und die dänische Europa-Fußballerin Pernille Harder vom deutschen Double-Gewinner VfL Wolfsburg. Dabei kam es allerdings bei der Preisverleihung zu einem Eklat, als der Moderator Martin Solveig die Siegerin fragte, ob sie "twerken" wolle, also tief in der Hocke mit dem Po wackeln. Die Empörung darüber war immens. Er habe doch nur einen Witz machen wollen, und Hegerberg habe das auch als Witz begriffen, verteidigte sich Solveig hinterher - entschuldigte sich aber gleichwohl. | Der Kroate gewinnt nach diversen Auszeichnungen nun auch den "Ballon d'Or". Bei der Ehrung der Frauen kommt es zu einem Eklat. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/arsenal-emery-oezil-1.4237419 | sport | FC Arsenal: Unai Emery tritt aus Wengers Schatten | 00/12/2018 | Um nicht gleich den Unmut der führenden Spieler auf sich zu ziehen, stellte Unai Emery nach seiner Ankunft beim FC Arsenal die Hierarchie im Team erst mal nicht infrage. Als Kapitän bestätigte er im Sommer den an der Achillessehne verletzten Laurent Koscielny in seinem Amt. Dahinter formierte der Trainer in Petr Cech, Mesut Özil, Aaron Ramsey und Granit Xhaka ein Quartett an Vertretern. Aus diesem Pool an Alternativen hat sich allerdings ein Spieler nach dem anderen entbehrlich gemacht. Während Cech das Torwartduell der Generationen mit Bernd Leno verlor, war bei Özil und Ramsey schnell klar, dass die defensive Stabilität des Teams bloß einen der zwei Freigeister in der Startelf vertragen kann. Im Stadtduell gegen Tottenham Hotspur am Sonntag war nun sogar für keinen mehr Platz. Kurzfristig hatte sich Özil fürs Spiel zum zweiten Mal in dieser Saison mit Rückenschmerzen abgemeldet, bei seinem dritten Ausfall in 14 Ligaspielen soll ihn eine Krankheit am Mitwirken gehindert haben. Die Daily Mail attestierte Özil dagegen als Befund, dass seine Tage bei Arsenal gezählt zu sein scheinen. Und so führte die Gunners erstmals in einer prestigeträchtigen Partie ein Spieler aufs Feld, der nicht zu den langjährigen Weggefährten von Emerys Vorgänger Arsène Wenger gehört: der frühere Gladbacher Xhaka. "Das bedeutet mir sehr viel, weil ich oft untendurch musste in England", sagte Xhaka. "Mit uns ist zu rechnen in der Saison", sagt Torwart Leno Der denkwürdige Erfolg über Tottenham bringt Arsenal den Beweis, dass sich die Mannschaft mit Emery als neuem Anführer emanzipiert hat von Wengers 22 Jahre dauernder Amtszeit. Der Debüterfolg im Duell mit einem direkten Konkurrenten um einen der ersten vier Plätze, die Arsenal nach zwei Jahren wieder zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würden, lässt die Rivalen aufhorchen. Nach 19 Pflichtspielen ohne Niederlage hintereinander hat Arsenal mit dem vierten Platz vor den Spurs seine beste Saisonplatzierung erreicht: acht Punkte hinter Tabellenführer Manchester City, aber dafür mittendrin im Verfolgerfeld. Mit Chelsea, Arsenal und Tottenham haben sich die drei führenden Klubs in London jeweils gegenseitig geschlagen. "Mit uns ist zu rechnen in der Saison, das Ziel ist das Erreichen der Champions League", sagte Torwart Leno: "Die Atmosphäre im Stadion war schon sehr speziell. Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt. Bei Siegen drehen alle durch in England." Beim 4:2 gegen die Spurs am Sonntag stellte Emery sein Portfolio als Trainer zur Schau, als er mit seinen Umstellungen die Kontrolle über ein Spiel gewann, das 33 Torschüsse zu bieten hatte, 32 Fouls, genauso viele Tore wie Formationswechsel (drei auf jeder Seite), mehrere Handgemenge, einen Platzverweis (für Tottenhams Jan Vertonghen, 85.) - und einen Eklat. Mit einem Salto bejubelte Pierre-Emerick Aubameyang seinen Führungstreffer nach Elfmeter (10.) unmittelbar vor den gegnerischen Fans. Aus dem Pulk bewarf ein Zuschauer wohl aus rassistischen Gründen den gabunischen Nationalspieler mit einer Bananenschale. Der englische Fußballverband hat den Übeltäter ermittelt und ihm ein Stadionverbot erteilt; die Polizei nahm den Mann vorübergehend fest. | Der FC Arsenal spielt unter dem neuen Trainer erfolgreich und emanzipiert sich von der Ära Wenger. Fraglich ist, ob Mesut Özil noch gebraucht wird. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/lara-gut-ski-interview-1.4235350 | sport | Lara Gut-Behrami im Interview | 00/12/2018 | Lara Gut war 16 Jahre alt, als sie als Dritte der Abfahrt von St. Moritz auf die große Bühne des alpinen Skiweltcups stürmte. Die Erwartungen an die junge Schweizerin wuchsen bald in schwindelerregende Höhen, und Gut benötigte eine Weile, ehe sie damit zurechtkam. Vor zwei Jahren gewann sie zum ersten Mal den Gesamtweltcup, bei der WM 2017 in St. Moritz holte sie Bronze im Super-G, stürzte dann während der Kombination und erlitt einen Kreuzbandriss. Seitdem kämpft die mittlerweile 27-Jährige um den Anschluss an die Weltspitze - in der Abfahrt in Lake Louise am Freitag wurde sie 14, in der zweiten Abfahrt am Samstag reichte es nicht für eine Platzierung unter den besten Zwanzig. Ärgerlich? Sicher. Schlimm? Vermutlich nicht wirklich. Ihr Blick auf den Rummel um ihre Person hat sich enstpannt, sagt sie. Auch, weil sie im Sommer den Fußballer Valon Behrami geheiratet hat und als Lara Gut-Behrami in den Winter gestartet ist. | Die Schweizerin Lara Gut-Behrami, Gesamtweltcupsiegerin von 2016, kennt sich bestens aus im Ski-Zirkus. Ein Gespräch über eine Rolle, die sie nie wollte, Hassbriefe und ihren neuen Namen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/sexismus-hegerberg-twerking-1.4238349 | sport | Fußball: Sexismus-Eklat beim Ballon d'Or | 00/12/2018 | Seit 1956 vergibt die Fachzeitschrift France Football jedes Jahr den Ballon d'Or - eine Auszeichnung für den Weltfußballer des Jahres in Form eines goldenen Balls. In diesem Jahr gab es bei der Verleihung in Paris ein Novum: Erstmals wurde auch die beste Fußballerin des Jahres geehrt. Die Norwegerin Ada Hegerberg von Olympique Lyon konnte die von der Fifa unabhängige Wahl für sich entscheiden. Die 23-Jährige hatte mit ihrer Mannschaft die Saison 2017/2018 der Division 1 Féminine gewonnen. Beim Ballon d'Or setzte sich Hegerberg gegen die Dänin Pernille Harder vom VfL Wolfsburg und ihre Teamkollegin und deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán durch. So weit, so fortschrittlich. Denn dass Sexismus im Sport trotz einer Trophäe für die beste Fußballerin immer noch ein Thema ist, zeigte sich traurigerweise bereits kurz nachdem Hegerberg die Bühne verlassen hatte. Dort wurde sie von einem der Moderatoren des Abends, dem französischen DJ Martin Solveig, in Empfang genommen. Diesem fiel offenbar keine bessere Frage an die Preisträgerin ein, als diese nach ihren Twerking-Künsten zu fragen. Bei dem Tanz geht es vereinfacht ausgedrückt darum, möglichst effektvoll mit dem Hintern zu wackeln. Martin Solveig really asked Ada Hegerberg, the first ever Ballon D'Or winner, to twerk. The absolute disrespect bruh. pic.twitter.com/Mtc5DBjS7a — A West (@ayyy_west) 3. Dezember 2018 Hegerberg reagierte sichtlich entnervt und wandte sich mit einem entschiedenen "Nein!" von ihrem Gesprächspartner ab. In Videoausschnitten aus dem Saal ist ein Raunen des Publikum zu hören. Auch der französische Nationalspieler Kylian Mbappé, der die Auszeichnung als bester Nachwuchsspieler gewann, scheint die Szene mit Befremden zu beobachten. Ein offensichtlich "schlechter" Scherz In den sozialen Medien sorgte der Zwischenfall für Entsetzen. Einer der prominentesten Kritiker war der britische Tennis-Star Andy Murray. "Ein weiteres Beispiel für den lächerlichen Sexismus, den es noch immer im Sport gibt", schrieb der zweimalige Wimbledonsieger: "Warum müssen sich Frauen immer noch mit solchem Scheiß abgeben?" Solveig selbst versuchte sich via Twitter in Schadensbegrenzung. In einem ersten Video-Post sagte der Musiker, er habe mit seiner Frage niemanden kränken wollen. Es habe sich um einen Scherz gehandelt, offensichtlich um einen "schlechten". Als Entschuldigung führte er seine mangelnden Kenntnisse der englischen Sprache und Kultur an (die Frage hatte Solveig Hegerberg allerdings auf Französisch gestellt). Im späteren Verlauf der Verleihung hatte Hegerberg eingewilligt, einen normalen Tanz mit Solveig vorzuführen. I explained to @AdaStolsmo the buzz and she told me she understood it was a joke. Nevertheless my apologies to anyone who may have been offended. Most importantly congratulations to Ada pic.twitter.com/DATdg0TfQk — Martin Solveig (@martinsolveig) 3. Dezember 2018 Später postete er noch ein Foto von sich und der Fußballerin, inklusive Trophäe. Dazu schrieb er, dass er mit Hegerberg über den Aufruhr gesprochen habe - diese habe ihm versichert, dass sie verstanden habe, dass das Ganze als Witz gemeint gewesen sei. "Dennoch entschuldige ich mich bei allen, die möglicherweise beleidigt wurden", fügte Solveig hinzu. Die Veranstalter, die mit dem Abend ein Zeichen für Gleichberechtigung im Sport setzen wollten, dürften sich wohl trotzdem zweimal überlegen, ob sie den DJ ein weiteres Mal buchen. | Eigentlich sollte die erstmalige Auszeichnung einer Weltfußballerin beim Ballon d'Or zeigen, dass die Gleichberechtigung auch im Sport angekommen ist. Doch einer der Moderatoren hatte das wohl noch nicht mitbekommen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/montagsspiel-remis-im-nuernberger-regen-1.4238331 | sport | Remis im Nürnberger Regen | 00/12/2018 | Im Dauerregen von Franken hat Bayer Leverkusen beim 1. FC Nürnberg den Anschluss ans obere Tabellendrittel der Fußball-Bundesliga verpasst. Trotz klarer spielerischer Vorteile im vom Fanboykott begleiteten ersten Montagsspiel dieser Saison musste sich die Werkself mit einem 1:1 (1:0) begnügen und versagte Trainer Heiko Herrlich zum 47. Geburtstag den zweiten Bundesligasieg nacheinander. Der Club belohnte sich nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte vor 32 238 Zuschauern zumindest mit einem Punkt, wartet aber dennoch seit sieben Partien auf einen Dreier. Immerhin bleiben die Franken auf dem 15. Tabellenplatz, die Leverkusener verbesserten sich auf Rang elf. Nationalspieler Kai Havertz brachte Bayer in der 30. Minute auf dem heftig durchnässten Rasen mit einem gefühlvollen Schuss in Führung. Georg Margreitter (56.) bewahrte den FCN vor der sechsten Niederlage am Stück gegen Leverkusen. Der Punkt ist für Nürnberg schmeichelhaft, weil Leverkusen über weite Strecken besser war. Trotz teilweise großer Pfützen kombinierten die Gäste in der Offensive schneller und spielten sich früh die ersten Chancen heraus. Erst scheiterte Karim Bellarabi (9.) aus spitzem Winkel an FCN-Keeper Fabian Bredlow, der den verletzten Christian Mathenia ersetzte. Eine Minute später ging ein abgefälschter Schuss von Sven Bender an die Latte - und nach einer halben Stunde folgte die verdiente Führung. Nach einem Patzer von Kevin Goden spielte Bayer seine offensive Klasse aus: Über Initiator Julian Brandt landete der Ball nach einer zu kurzen Faustabwehr von Bredlow vor den Füßen von Havertz, der den Ball locker ins Tor hob. Die Mannschaft von Trainer Michael Köllner kam kaum zur Entlastung. Zwar hatte Club-Vorstand Andreas Bornemann seinem Coach vor dem Spiel nicht zum ersten Mal das Vertrauen selbst für den Fall des Abstiegs in die 2. Liga ausgesprochen. Die Jobgarantie für Köllner zeigte aber an diesem Abend keine Wirkung. | Leverkusen hat in Nürnberg einen Sieg verschenkt. Die Werkself war im Dauerregen dem Aufsteiger überlegen, aber der Club rettete ein 1:1. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/hasenhuettl-fc-southampton-trainer-1.4237417 | sport | Hasenhüttl soll Trainer bei FC Southampton werden | 00/12/2018 | Daumen hoch für Southampton? Ralph Hasenhüttl wird wohl in Kürze wieder als Trainer arbeiten. Als der Fußballtrainer Mark Hughes im Mai mit dem FC Southampton den Klassenerhalt in der Premier League geschafft hatte, bekam er zum Dank einen neuen Dreijahresvertrag überreicht. Der ist jetzt quasi sein Abschiedsgeschenk. Bereits neun Monate nach seiner Verpflichtung hat Southampton den 55 Jahre alten Hughes am Montag schon wieder freigestellt. In 14 Saisonpartien gelang Southampton unter Hughes nur ein Erfolg, mit neun Punkten steht der Verein auf einem Abstiegsplatz. In der Vorsaison hatte der Waliser die Saints, die Heiligen, im März übernommen, nachdem der Klub aus der englischen Hafenstadt am Ärmelkanal mit dem argentinischen Trainer Mauricio Pellegrino in Abstiegsnot geraten war. Doch im Anschluss an die Rettungstat schaffte es Hughes nicht, ein Konzept zu präsentieren, das der Mannschaft eine offensive Spielidee vermittelt und zudem die talentierten Jugendspieler der hauseigenen Akademie mit einbindet. Nach SZ-Informationen soll diese Aufgabe nun Ralph Hasenhüttl, 51, übernehmen, der bis zum Sommer bei RB Leipzig tätig war und als nächsten Schritt in seiner Trainerkarriere schon länger eine Tätigkeit in der Premier League anvisierte. Am Samstag hat Hasenhüttl bereits in Southampton im Stadion das 2:2 gegen Manchester United begutachtet. Bislang ist allerdings kein Vertrag unterschrieben, die Verhandlungen zwischen beiden Parteien laufen noch. An diesem Mittwoch, beim anstehenden Auswärtsspiel von Southampton gegen Tottenham Hotspur, wird Hasenhüttl noch nicht auf der Bank sitzen. Dann soll es aber schnell gehen. Als bislang größter Erfolg des Trainers Hasenhüttl gelten Rang zwei in der Bundesliga mit RB Leipzig in der Saison 2016/17 sowie der Erstliga-Aufstieg mit dem FC Ingolstadt 2015. Nun sieht es danach aus, dass der in Graz geborene Hasenhüttl der erste österreichische Trainer in der Premier League wird. | Vor einem Jahr galt er als Kandidat für den FC Bayern, jetzt steht der ehemalige Trainer von RB Leipzig davor, den FC Southampton zu übernehmen - die Verhandlungen laufen. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tischtennis-unerklaerlich-gut-1.4237088 | muenchen | Sport in der Region | 00/12/2018 | Versbach, Uentrop und Bendigo haben nicht viel gemeinsam. Am ehesten vielleicht, dass keiner dieser Orte zum Allgemeinwissen zählt. Versbach ist ein Ortsteil von Würzburg, Uentrop gehört zu Hamm, Bendigo wiederum liegt 200 Kilometer von Melbourne entfernt und ist am ehesten durch den victorianischen Goldrausch bekannt. Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass ungeachtet aller Bodenschätze die Tischtennisspieler Daniel Rinderer (FC Bayern München) und Laura Tiefenbrunner (TSV Schwabhausen) klar für Bendigo gewesen wären, wenn sie sich ihren Aufenthaltsort für das vergangene Wochenende hätten aussuchen können. Denn dort werden zurzeit die Jugend-Weltmeisterschaften ausgetragen. Und beide haben es dorthin geschafft. Für den FC Bayern hatte Rinderers Fehlen am Wochenende keine Auswirkungen. Das Regionalliga-Spitzenspiel der Münchner beim noch ungeschlagenen SB Versbach ist um drei Wochen nach hinten verlegt worden. Rinderer kam in Bendigo bislang einmal im Teamwettbewerb zum Einsatz, beim 3:0 in der Vorrunde gegen Argentinien gewann er sein Einzel. Laura Tiefenbrunner muss sich in Australien noch etwas länger gedulden: Das deutsche Mädchen-Team ist nicht qualifiziert, die 16-Jährige wird aber in Einzel, Doppel und Mixed starten. Ihr Fehlen hatte durchaus Auswirkungen auf ihren Verein, denn dessen Zweitliga-Heimspiel gegen Tabellenführer TuS Uentrop am Samstag fand statt - allerdings hat Schwabhausen den Ausfall seiner Jüngsten locker weggesteckt. Mit 6:2 gewannen die Gastgeberinnen die Partie deutlich und schoben sich damit auf Rang zwei vor, einen der beiden Aufstiegsplätze. "Es ist schwer zu erklären", sagte Alexander Yahmed später beinahe ratlos. Er habe eigentlich immer das Gefühl gehabt, "dass die anderen besser sind", doch irgendwie sei es dann zum ersten Mal so richtig gut gelaufen. Dabei seien die Gäste, die vor einem Jahr ihren Rückzug aus der zweiten Liga mangels Geld verkündet und nach einer Rettungsaktion später wieder zurückgenommen hatten, zurzeit "die stärkste Mannschaft". Und noch nach den verlorenen Auftaktsätzen seiner beiden Doppel habe er befürchtet: "Oh, oh, heute gibt es Prügel." Doch beide Schwabhauser Duos drehten ihre Partien in 3:1 Sätzen. Die seit Wochen formstarke Nummer eins Mateja Jeger erhöhte zum 3:0-Zwischenstand. Damit stand Uentrops estnische Spitzenspielerin Airi Avameri gewaltig unter Druck. Das nutzte Schwabhausens Abwehrspielerin Alina Nikitchanka zu einem 3:1-Sieg. Die Weißrussin war für Tiefenbrunner ins vordere Paarkreuz gerutscht, die dort in dieser Saison ohnehin einen schweren Stand hat. Nachdem die Gäste durch Siege gegen Sarah Mantz und Christina Feierabend auf 2:4 verkürzt hatten, machten erneut Jeger und Nikitchanka den deutlichen Sieg perfekt. "Alina versteht immer besser, was ich von ihr erwarte", sagte Yahmed, vor allem mehr Variationen, um unberechenbarer zu werden. "Sie hat viel umgesetzt." Noch immer weiß der TSV nicht, ob er am Saisonende überhaupt aufsteigen will. Aber sportlich hat er nun wieder einen Platz eingenommen, der ihn dafür qualifizieren würde. | Die Zweitligafrauen des TSV Schwabhausen bezwingen Tabellenführer Uentrop überraschend klar. Dabei fehlt ihnen eine ihrer Jugendnationalspielerinnen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-frischer-schwung-1.4237427 | sport | Frischer Schwung | 00/12/2018 | Nach ihrem durchwachsenen Saisonstart hat sich Viktoria Rebensburg mit einem Podestplatz im Super-G von Lake Louise zurückgemeldet. Die beste Athletin des Deutschen Skiverbands (DSV) musste sich am Sonntagabend nur der Amerikanerin Mikaela Shiffrin und Ragnhild Mowinckel aus Norwegen geschlagen geben. Shiffrin war 0,83 Sekunden schneller als Rebensburg und trug sich mit dem ersten Weltcup-Sieg im Super-G in ihrer Karriere in die Sportgeschichtsbücher ein: Sie hat nun in allen fünf klassischen Disziplinen mindestens ein Mal gewonnen (Slalom, Riesenslalom, Super-G, Abfahrt, Kombination). Nimmt man die noch jungen Parallelrennen hinzu, ist Shiffrin sogar der erste alpine Skiprofi, der in allen Disziplinen erfolgreich war. Auf die Norwegerin Mowinckel fehlten Rebensburg nur sechs Hundertstelsekunden. Nach einem vierten Platz zum Auftakt des WM-Winters in Sölden als bislang bestes Ergebnis gelang der Olympiasiegerin von 2010 in Kanada nun der erste Vermerk unter den besten Drei. Rebensburg sorgte damit auch für das zweite deutsche Podestresultat in Lake Louise. Am Freitag war Kira Weidle in der Abfahrt Dritte geworden und erstmals in ihrer Karriere zu einem Podiumsplatz gefahren. Am Sonntag verpasste die 22-Jährige aus Starnberg im Super-G - wie alle anderen DSV-Fahrerinnen außer Rebensburg - die Punkteränge. "Das war eine gute und solide Fahrt", sagte Rebensburg zu ihrer Leistung. "Im unteren Teil war ich nicht die Allerschnellste, da wäre noch Luft nach oben gewesen. Mikaela hat gezeigt, dass das Limit bei mir nicht ausgereizt war." Nach dem wechselhaften Saisonstart hatte sich die routinierte Athletin am ersten Speedwochenende des neuen Winters frisches Selbstvertrauen verschaffen wollen - und landete in den beiden Abfahrten zunächst auf den enttäuschenden Rängen 16 und 18. Mit dem Schwung vom Super-G will Rebensburg nun auch am nächsten Wochenende beim Super-G von St. Moritz überzeugen. Die Speed-Rennen am Wochenende darauf in Val d'Isère wurden am Montag wegen Schneemangels abgesagt. In der Disziplin habe sie "ein gutes Gefühl in diesem Jahr", sagte Rebensburg. Der Super-G zählt zwar zu den schnelleren Wettbewerben, kommt der Deutschen aber mehr entgegen als vielen klassischen Schnellfahrerinnnen, weil die 29-Jährige auf den kurvigeren Kursen ihre Kompetenz als Riesenslalom-Fahrerin einbringen kann. Nicht zu schlagen war Weltcup-Gesamtsiegerin Shiffrin, die auch eher eine Technik-Spezialistin ist - und nun die siebte Skirennfahrerin der Geschichte, die in allen fünf klassischen Disziplinen siegte. Das Kunststück war vor ihr nur ihrer aktuell verletzten Teamkollegin Lindsey Vonn, den Schwedinnen Pernilla Wiberg und Anja Pärson, Janica Kostelic aus Kroatien, der Österreicherin Petra Kronberger und Tina Maze aus Slowenien gelungen. "Ich kann es gar nicht glauben", sagte die 23 Jahre alte US-Athletin, die mit ihrem 46. Sieg im alpinen Skiweltcup ihren Vorsprung in der Gesamtwertung der noch jungen Saison weiter ausbaute. | Viktoria Rebensburg wird im Super-G von Lake Louise Dritte - und holt sich nach ihrem durchwachsenen Saisonstart neues Selbstbewusstsein. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/luitz-riesenslalom-weltcup-1.4236851 | sport | Stefan Luitz gewinnt Riesenslalom in Beaver Creek | 00/12/2018 | Stefan Luitz schmeißt sich nicht sofort in den Schnee, als er die Ziellinie überquert hat und erkennt, dass er soeben Historisches vollbracht hat. Im Stehen ballt er seine Fäuste, er lächelt und schreit, weil er sieht, dass hinter seinem Namen die Eins aufleuchtet. Er hat den Riesenslalom in Beaver Creek/USA gewonnen, sein erstes Weltcuprennen überhaupt. Ein paar Meter weiter steht Marcel Hirscher, der beste und erfolgreichste Skifahrer der Gegenwart klatscht aufrichtig, die Ovationen gehören Luitz, dem Skirennläufer aus Bolsterlang im Allgäu. Erst jetzt beginnt er zu realisieren, was geschehen ist, er steigt aus der Bindung und wirft sich rücklings in den Schnee, da liegt er nun, alle Viere von sich gestreckt, erschöpft, überglücklich. Ein kurzer Moment des Innehaltens. Zu kurz aber, um alles begreifen zu können. "Es ist unbeschreiblich", bringt er im ersten Interview nur heraus, "unglaublich, ich bin so happy." Es ist nicht übertrieben, zu behaupten, dass der Sieg von Luitz im ersten Riesenslalom des Winters schon jetzt eine der erstaunlichsten Geschichten der alpinen Skisaison ist. Vor knapp einem Jahr hatte er sich in Alta Badia das Kreuzbrand gerissen, er war zuvor in der Form seines Lebens, hatte die Plätze zwei und drei im Weltcup belegt - und dann verletzte er sich so schwer, dass für ihn der Winter im Dezember bereits beendet war. Ein Winter mit Olympia in Pyeongchang. Jetzt kehrt Luitz plötzlich als Weltcupsieger zurück, erst als dritter deutscher Skirennläufer in dieser technischen Disziplin nach Max Rieger (1973/Mount St. Anne) und Felix Neureuther (2014/Adelboden). Sein Sieg ist keine Sensation, Luitz gehört schon seit Längerem zu den wenigen Skifahrern der Welt, die einen extrem schnellen Schwung fahren können, aber der Zeitpunkt kommt dann doch sehr überraschend, weil es sein erstes Rennen nach seiner langen Verletzungspause ist. "Es war ein harter Weg", gibt er später zu, als die Siegerehrung vorüber ist, "so eine Verletzung dauert ihre Zeit, aber ich wusste, dass ich stärker zurückkommen kann." "Es ist Stefan von Herzen zu gönnen", sagt Marcel Hirscher Der 26-Jährige ist schon immer ein Siegfahrer im Konjunktiv gewesen, aber er hat sich lange selbst im Weg gestanden, weil er mehr riskierte, als er musste, er ist ein Instinktskiläufer mit einem bemerkenswerten Fahrgefühl. Aber immer dann, wenn es um den Sieg im Weltcup oder eine Medaille ging (wie bei den Winterspielen 2014 in Sotschi), baute er einen kapitalen Schnitzer ein, stürzte oder kam mit Verspätung ins Ziel. Auch sein zweiter Durchgang in Beaver Creek blieb nicht fehlerfrei, er hatte Hakler drin, es war keine Fahrt wie auf Schienen, die Ski ruckelten gewaltig, standen schon mal kurz quer. "Es hat sich nicht schnell angefühlt", gab Luitz zu, "weil ich große Fehler gemacht habe." Aber er zog sein enge Linie auf dem Eis und im Steilhang mit einer Brutalität durch, die auch seine Konkurrenten erstaunte und die ihm vor allem zeigte: Sein repariertes Knie hält. "Es ist Stefan von Herzen zu gönnen, weil er sich immer verletzt hat, wenn er auf dem Sprung war. Er hat mit den schwersten Weg aller Weltcup-Fahrer gehen müssen", sagte Hirscher anerkennend, der vor dem Schweizer Thomas Tumler den zweiten Platz belegte. | Der Skirennläufer holt in Beaver Creek seinen ersten Weltcup-Sieg im ersten Rennen nach seinem zweiten Kreuzbandriss. Es ist eine erstaunliche Geschichte, die nun zum Vorbild für Neureuther und Dreßen taugt. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/alpenvolleys-3-0-in-innsbruck-1.4236355 | sport | Alpenvolleys - 3:0 in Innsbruck | 00/12/2018 | "Die Punkte-Trauben hängen hoch", mit diesem etwas merkwürdigen Bild auf ihrer Homepage sind die Berlin Volleys nach Innsbruck gereist, zum Spitzenspiel des deutschen Meisters gegen den in der Liga ungeschlagenen Tabellenführer Alpenvolleys Haching. Ein Duell in der Bundesliga in Österreich - so ungewöhnlich das klingen mag, so normal ist das inzwischen. Die Alpenvolleys spielen dort ihre zweite Saison, seit sie im vergangenen Jahr per Wildcard mit ihrem Kooperationsverein TSV Unterhaching, der als deutscher Klub die Lizenz hält, in der Bundesliga angekommen sind. Die Hälfte der Heimspiele tragen sie in Unterhaching aus, die andere Hälfte in Innsbruck. Auf Anhieb sind sie in der vorigen Saison Dritter geworden, und aktuell läuft es noch besser, wie sie am Sonntagabend gegen Berlin eindrucksvoll unter Beweis stellten. Die Alpenvolleys zerpflückten den Meister, als wäre er eine Ansammlung überreifer Weintrauben, und gewannen die Partie vor 1200 Zuschauern mit 3:0 (25:19, 25:22, 25:16). Dabei lagen die Gäste im ersten Satz schnell in Führung. Diese hielt lange, bis die Alpenvolleys beim 17:16 den Satz und damit das ganze Spiel drehten. Denn von da an gelang den Berlinern fast nichts mehr - und den Alpenvolleys fast alles. Mit einer 8:2-Rallye gewannen sie den Satz, in den beiden folgenden Sätzen demontierten sie den Favoriten mit einer angriffslustigen Mannschaftsleistung, ihrem gewitzten Zuspieler Danilo Gelinski und dem starken jungen Diagonalmann Kirill Klets. Die Berlin Volleys reisten gedemütigt zurück in die Hauptstadt, dafür aber mit dem schalen Gefühl, dass ihnen neben Friedrichshafen jenseits der Grenze ein ernst zu nehmender Titel-Konkurrent erwächst. Ohnehin ist den Berlinern in Innsbruck auf sehr schmerzhafte Weise klar geworden, dass sie in dieser Verfassung sicher nicht um den Titel mitspielen werden. Ihr langjähriger Manager Kaweh Niroomand sagte der SZ: "Dieses Auseinanderbrechen, dass sich überall Baustellen auftun, macht mir langsam Sorgen. Das ist noch keine Mannschaft, wir haben keine Verantwortlichkeiten, keine Führungsspieler, keine Hackordnung. Und ich sehe da leider auch keinen Fortschritt." Dagegen haben die vom Slowaken Stefan Chrtiansky trainierten Alpenvolleys nun all ihre sechs Ligaspiele gewonnen, sie liegen drei Punkte vor Friedrichshafen und schon sechs vor Berlin, das enttäuschender Fünfter ist. Nur im DVV-Pokal ist das Projekt aus Bayern und Tirol bislang gescheitert, im europäischen CEV-Cup besiegte der Klub, der vom Innsbrucker Bauunternehmer Hannes Kronthaler gemanagt wird, am Donnerstag im Sechzehntelfinal-Hinspiel Novi Sad mit 3:2. Nun haben sie erstmals Berlin, die "Lokomotive" der Volleyball-Bundesliga, wie sich der Hauptstadt-Klub gerne bezeichnet, geschlagen. Und können nach einer verdienten Pause am Dienstag sehr selbstbewusst zum Europacup-Rückspiel nach Serbien reisen. | Das Spitzenspiel der Volleyball-Bundesliga fand in Innsbruck statt. Und die Alpenvolleys Haching, die mit deutscher Lizenz in Österreich antreten, demontierten den deutschen Meister Berlin. Dessen Manager zeichnet danach ein düsteres Bild. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fc-bayern-muenchen-ii-wintersonne-1.4236157 | muenchen | FC Bayern München II - Wintersonne | 00/12/2018 | Die Mannschaft von Trainer Holger Seitz stand unter Druck. Drei Spiele in Serie hatte der FC Bayern II nicht mehr gewonnen. Um die Chance zu wahren, auf Platz eins in der Regionalliga Bayern zu überwintern, mussten die Münchner beim FV Illertissen gewinnen. Keine leichte Aufgabe, denn seit Marco Küntzel Trainer ist, läuft es bei Illertissen richtig gut. "Wir wussten, dass wir gegen eine hervorragend eingestellte Mannschaft spielen würden. Ihr 3:0-Sieg gegen Eichstätt war für uns Warnung genug", sagte Seitz. Es war eine zähe erste Halbzeit. Die Bayern waren zwar überlegen, doch Illertissen ließ kaum Chancen zu. Die beste hatte Kwasi Okyere Wriedt, doch der Stürmer scheiterte an Torwart Felix Kielkopf. Auf der anderen Seite hätte auch der FV die Möglichkeit gehabt, in Führung zu gehen. Schiedsrichter Thomas Ehrnsperger konnte einen Zweikampf im Strafraum der Münchner nicht eindeutig bewerten und fragte bei Illertissens Maurice Strobel nach, ob er gefoult worden sei. Strobel verneinte. "Das möchte ich wirklich herausheben. Maurice Strobel hat in dieser Szene wirklich gezeigt, dass er einen tollen Charakter hat. Das ist nicht selbstverständlich, das war wirkliches Fair Play", lobte Seitz. 66 Minuten warteten die Zuschauer auf das erste Tor. Drei Minuten später war die Partie entschieden: Meritan Shabani brachte Bayern in Führung, Wooyeong Jeong erhöhte auf 2:0 (69.). Der 19-jährige Südkoreaner hatte am Dienstag in der Champions League debütiert, was laut Seitz keinerlei Einfluss auf seine Arbeitseinstellung hatte: "Der Junge braucht keine zusätzliche Motivation. Der geht immer ans Limit, gibt in jedem Spiel, in jedem Training Vollgas. Er ist ein sehr zielstrebiger Spieler." Es blieb beim 2:0 für die Münchner. Ein Ergebnis, mit dem Seitz zufrieden sein kann. Die Bayern liegen noch immer hinter dem VfB Eichstätt, der allerdings schon drei Spiele mehr absolviert hat und nächste Woche nicht spielt. Am kommenden Freitag kann der FCB dank des besseren Torverhältnisses an Eichstätt vorbeiziehen. "Wir sind in einer tollen Situation: Wir haben Heimspiel und alles in unserer Hand. Schweinfurt ist zwar ein starker Gegner, aber unser Ziel ist ein Sieg - dann sind wir am sonnigen Platz in der Tabelle", so Seitz. Am Dienstag beginnt für den Kader die Vorbereitung auf das Spitzenspiel. Zusätzliche Motivation dürften dafür weder Wooyeong Jeong noch seine Kollegen brauchen. | Die U23 des Rekordmeisters schlägt den FV Illertissen mit 2:0 durch Tore von Shabani und Jeong und kann am Freitag dank des besseren Torverhältnisses wieder die Tabellenspitze vom VfB Eichstätt übernehmen. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/sv-heimstetten-rote-laterne-zum-fest-1.4236155 | muenchen | Rote Laterne zum Fest | 00/12/2018 | Sebastiano Nappo hat auch diesmal wieder nach dem Spiel mit seinen Ex-Kollegen gescherzt, das Verhältnis zum SV Heimstetten ist immer noch sehr gut. Dabei tut Nappo alles dafür, dass der SVH ihm böse sein könnte. Am Freitag erzielte der Stürmer den 2:1-Siegtreffer für den FC Augsburg II, wodurch Heimstetten als Tabellenletzter der Regionalliga in die Winterpause geht. "Wir wurden zweimal vom Ex-Spieler gekillt", sagte SV-Trainer Christoph Schmitt - schon in der Hinrunde hatte Nappo das Duell entschieden. Die Heimstettener waren gut ins letzte Spiel des Jahres gestartet. "Wir haben in der ersten Halbzeit vieles sehr gut umgesetzt, gut verteidigt und waren offensiv immer wieder gefährlich", sagte Schmitt. Der Lohn dafür war das 1:0 von Moritz Hannemann (22.), der fast das 2:0 nachgelegt hätte. In Hälfte zwei dauerte es aber nur 80 Sekunden, ehe der Bundesliga-erfahrene Markus Feulner ausglich und die Gäste damit ins Grübeln brachte. "Wir hatten danach keinen richtigen Zugriff mehr", sagte Schmitt, "die Abstände haben nicht mehr gestimmt und wir hatten viele Ballverluste." Dass es Nappo sein musste, der das bestrafte (77.), passte ebenso ins Bild der letzten Wochen wie die Aktion in der Schlussphase, als die Augsburger den Ball nach einem Schuss von Lukas Riglewski noch von der Torlinie kratzten. Nach nur einem Sieg in 14 Spielen kann dem Aufsteiger die Winterpause eigentlich nur gut tun. Die Spieler verabschiedeten sich nach der Weihnachtsfeier am Samstag, "jetzt sind uns die Jungs ein paar Wochen los", sagte Schmitt. Jeder Spieler bekam ein Laufprogramm mit auf den Weg, ab Mitte Januar wird wieder gemeinsam trainiert. Die Winter-Vorbereitung wird allerdings eine andere werden als die vergangene. Sie werde "mit Sicherheit intensiver", sagte Schmitt. Er stellte die Team-Fitness nicht völlig in Frage, aber es sei selten, "dass bei uns zehn Mann fleißig gegen den Ball arbeiten." Das soll sich ändern. Das inhaltliche Hauptthema für die Rückrunden-Trainingsarbeit ist leicht auszumachen: die Defensivarbeit. "Wir müssen besser verteidigen", betonte Schmitt, 46 Gegentore in 21 Spielen zeigten, dass sein Team in diesem Bereich "massiven Aufholbedarf" habe. Er verriet auch, dass er schon Schlüsse über den Kader gezogen habe und kündigte Änderungen an. "Ob über Abgänge oder Zugänge", werde sich zeigen, sagte Schmitt. | Regionalliga-Aufsteiger Heimstetten will in der Winterpause vermehrt an seiner Fitness und an seiner Defensive arbeiten. Auch das letzte Spiel vor dem Jahreswechsel beim FC Augsburg II geht verloren. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-goden-als-option-1.4236694 | sport | Goden als Option | 00/12/2018 | Vom Fanboykott hält Nürnbergs Trainer Michael Köllner herzlich wenig - und auf lautstarke Unterstützung kann auch das Leverkusener Geburtstagskind Heiko Herrlich nicht vertrauen. Aus Protest gegen fan-unfreundliche Anstoßzeiten wollen Anhänger beim Montagsspiel (20.30 Uhr) in der ersten Hälfte unter anderem keine Gesänge anstimmen. "Ich habe Verständnis, dass Fans ihren Unmut über die Kommerzialisierung des Fußballs und gewisse Regularien zeigen. Allerdings schaden sie mit solchen Aktionen der Mannschaft", hatte Köllner schon lange vor dem Duell klargemacht. Zumal seine Mannschaft lautstarke Unterstützung von Beginn an wirklich gut gebrauchen könnte. Nach sechs sieglosen Bundesligapartien am Stück geraten die Franken zunehmend in Bedrängnis. Sein Team müsse gegen "eines der Schwergewichte der Liga", so beschrieb Köllner den Rivalen, mit "viel Herz, Laufstärke und Kampfgeist" auftreten. Der FCN muss dabei personell umbauen: Nach dem Ausfall der Rechtsverteidiger Enrico Valentini und Robert Bauer ist eine kreative Lösung gefragt. "Es ist keine einfache Situation, wenn beide ausfallen", räumte Köllner ein. Der 19-jährige Kevin Goden, im Sommer vom 1. FC Köln gekommen, sei eine Option. Im Tor hat sich Köllner festgelegt. Aufstiegstorwart Fabian Bredlow wird Christian Mathenia ersetzen, der sich gegen Schalke eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte. "Wir haben uns nicht von ungefähr vor der Saison für ihn als Nummer eins entschieden", sagte Köllner zu Bredlow, der nach mehreren unglücklichen Vorstellungen am achten Spieltag seinen Platz an Mathenia verloren hatte. "Wir dürfen gegen Leverkusen nicht nur einen Plan im Kopf haben, ein guter Rhythmuswechsel wird nötig sein. Und wir müssen weit über unsere Grenzen gehen und unsere Fehler minimieren", sagte Köllner. Wenn seine Spieler all das umsetzen, wird er am Ende auch den Stimmungsboykott der Anhänger verschmerzen können. | Sorgen auf der Rechtsverteidigerposition: Der 1. FC Nürnberg muss gegen Leverkusen auf Enrico Valentini und Robert Bauer verzichten. Trainer Köllner macht seiner Mannschaft dennoch Mut. |
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/del2-konstantes-auf-und-ab-1.4236095 | muenchen | Konstantes Auf und Ab | 00/12/2018 | Die guten Nachrichten hielten sich am Freitag in Grenzen für die Tölzer Löwen, aber immerhin: Es gab welche. Trotz einer 1:4 (0:1, 0:2, 1:1)-Niederlage standen sie auch am Samstag noch auf Rang neun der DEL2, auf einem Platz, der nach der Hauptrunde für die Pre-Playoffs reichen würde; Platz sechs, der die sichere Qualifikation für das Viertelfinale bedeutet, war nur zwei Zähler entfernt. 2011 Zuschauer sahen dieses 1:4 gegen die Lausitzer Füchse aus Weißwasser, fast doppelt so viele wie am vergangenen Dienstag, als gerade einmal 1040 Zuschauer die 5:0-Gala gegen den EHC Freiburg im Stadion verfolgten. Der lange verletzte Verteidiger Valentin Gschmeißner war zurück, der Kader damit komplett. Und am Sonntag waren die Löwen spielfrei, was ihnen nach einer Englischen Woche eine willkommene Pause verschaffte, ehe sie am nächsten Freitag im dritten Heimspiel nacheinander auf Aufsteiger Deggendorf treffen werden. Das war es dann aber auch an positiven Inhalten, die die Löwen aus diesem 1:4 destillieren konnten. Denn auch nach unten sind die Abstände in der Tabelle extrem eng. Einem Sieg folgt eine Niederlage folgt ein Sieg folgt eine Niederlage. Trainer Markus Berwanger, wie immer um den Betriebsfrieden bemüht, sagte: "Wir haben es nicht besonders gut gemacht, aber auch nicht besonders schlecht. Weißwasser hat es einfach sehr, sehr gut gemacht." Kann man ja mal anerkennen. Natürlich war das nur ein schwacher Trost nach einer Partie, in der Tölz das schönste Tor des Tages vorgelegt hatte. Florian Strobl jubelte nach einer Direktkombination über drei Stationen über das 1:0. Nach Videostudium erkannten die Schiedsrichter den vermeintlichen Treffer aber nicht an: Die Scheibe hatte sich lediglich im Außennetz verfangen. Als Strobl wenig später auf die Strafbank musste, traf David Kuchejda einwandfrei zur Führung für Weißwasser (18.), und die Partie drehte sich. Das zweite Drittel ging klar an die Sachsen, Jeff Hayes (25., 32.) schraubte die Führung der Füchse auf 3:0. Kevin Wehrs weckte mit einer Schlagschuss-Direktabnahme zwar noch Hoffnung (55.). Doch dann unterlief Routinier Casey Borer im Spielaufbau bei Tölzer Überzahl ein fataler Fehler an der eigenen Blauen Linie, den Fabian Dietz mit dem 1:4 (57.) bestrafte. Drei Tage nach ihrem ersten Shutout, als sie sich in jeden Schuss geworfen hatten, leisteten sich die Löwen am Freitag zu viele individuelle Nachlässigkeiten. Torhüter Ben Meisner, am Dienstag noch "Man of the Match", musste diesmal zusehen, wie sein Freund und Gegenüber Olafr Schmidt zum Matchwinner wurde. Meisners Frust entlud sich nach der Schlusssirene. Zornig schmetterte der Deutschkanadier seine Trinkflasche aufs Eis. "Wir haben im letzten Drittel alles versucht. Aber zwanzig Minuten sind zu wenig, um gegen eine Topmannschaft Punkte zu holen", sagte Berwanger. Das war weder gut noch schlecht noch neu. Aber es war die eigentliche Botschaft des Abends: Die Konstanz fehlt. | Dem ersten Shutout dieser Saison beim Tölzer 5:0-Sieg gegen Freiburg folgt eine 1:4-Heimniederlage gegen Weißwasser. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/spvgg-greuther-fuerth-lernerfolg-im-misserfolg-1.4236359 | sport | Lernerfolg im Misserfolg | 00/12/2018 | Die Frage eines Fürther Journalisten war eigentlich freundlich gemeint gewesen. Ob sein Team beim 0:4 denn wirklich um vier Tore schlechter gewesen sei als der 1. FC Köln, wollte ein Reporter der Fürther Nachrichten von Sascha Burchert wissen. Der verneinte das auch prompt, schob aber Überraschendes nach: "Ich glaube, wir waren um sechs oder sieben Tore schlechter." Das war nun etwas arg negativ, denn zumindest im ersten Durchgang hatte Fürth bei konzentrierten und offensiven Kölnern noch ganz ordentlich mitgespielt. Doch dann passierten ein paar Dinge, die nun gar nicht gut liefen für die Franken. Zum ersten, dass Köln immer stärker wurde. Und zum zweiten, dass der Schiedsrichter Sören Storks ein paar Wahrnehmungsprobleme zu viel hatte. Vor dem Kölner 1:0 durch Dominick Drexler standen zuerst Passgeber Simon Terrodde und dann der Schütze abseits. Und das relativ deutlich. Zunächst wehrte sich Fürth weiter, doch nach dem 2:0 durch einen verwandelten Foulelfmeter von Terodde war das Spiel entschieden. Denn gefoult hatte der junge Maximilian Bauer, und da der zuvor bereits verwarnt worden war, flog er damit vom Platz. "Wenn du 2:0 gegen Köln zurückliegst und zu zehnt auf dem Platz bist, wird's halt sauschwer", fand Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi, was Verteidiger Mario Maloca auch so sah: "Nach dem 2:0 wusste jeder im Stadion, dass es vorbei ist." Pro forma ließen Jhon Cordoba und Terrodde noch die Treffer drei und vier folgen. Danach ging es nur noch darum, nicht mehr in den Dimensionen zu verlieren, in denen der Lokalrivale aus Nürnberg in Leipzig und Dortmund unterging (mit sechs bzw. sieben Gegentoren). Dass die neun Fürther Feldspieler ab der 75. Minute dementsprechend konzentriert in der eigenen Hälfte blieben, freute dann auch niemanden mehr als den Keeper: "Ich war froh, dass wir dann nicht mehr so vorne drauf gegangen sind und nicht mehr so naiv gespielt haben." Burchert, mit 29 Jahren eine Art Vaterfigur in der jungen Fürther Mannschaft, lag damit ganz auf der Linie von Trainer Damir Buric, der schon nach dem Sieg gegen Magdeburg in der vergangenen Woche seine Mannschaft durchaus liebevoll als "lieb" und "zu gut" bezeichnet hatte. Zu wenige taktische Fouls, zu wenige Schauspielereien, zu wenig Zeitspiel, all das meinte Buric. Und all das sah er auch am Samstag nicht, was man ja auch ganz sympathisch finden kann: "Wir haben bei den Kölner Angriffen zu viele Fehler gemacht. Aber darüber, dass das erste Tor gegeben wurde, bin ich immer noch sauer." Der Lernerfolg der jungen Fürther bestand in Köln also vielleicht darin, nicht auch noch ein fünftes oder sechstes Gegentor bekommen zu haben. Zumal sich nach so einem 0:4 vielleicht schon mehr herleiten lässt als ein Spieltagsfazit. Man sei wohl gut präpariert für eine sorgenfreie Saison, die auch im ersten Tabellendrittel enden könne, prognostizierte Burchert. Aber für ganz oben werde es nicht reichen. Das Gute an dieser Prognose: Man läge damit weit über dem gesteckten Saisonziel, das nur eine Saison ohne langes Zittern vorgesehen hatte. | Für ganz oben wird es nicht reichen: Fürth verabschiedet sich nach dem 0:4 in Köln von großen Träumen. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/riesenslalom-maerchenhaftes-comeback-1.4235864 | sport | Riesenslalom - Märchenhaftes Comeback | 00/12/2018 | Stefan Luitz hat sensationell den Riesenslalom von Beaver Creek gewonnen und nach fast einem Jahr Verletzungspause eine märchenhaftes Comeback hingelegt. Der Skirennfahrer aus dem Allgäu raste am Sonntag den Topfavoriten auf und davon und feierte den ersten Weltcupsieg seiner Karriere. Und das im ersten Rennen in seiner Paradedisziplin nach dem Kreuzbandriss in der vorigen Saison. Nach zwei beherzten Durchgängen verwies Luitz den österreichischen Olympiasieger Marcel Hirscher (+0,14 Sekunden) und Überraschungsmann Thomas Tumler aus der Schweiz (+0,51) auf die Plätze. "Das ist unglaublich", stammelte der Sieger im Ziel. "Verrückt." Nach seinem Coup hatte sich der 26-Jährige strahlend in den Schnee fallen lassen, alle Viere von sich gestreckt und dann die Glückwünsche der Kollegen angenommen. Luitz ist nun der 14. Deutsche, der im Weltcup mindestens einen Sieg erringen konnte. Er hatte in der Saisonvorbereitung mit starken Trainingseindrücken aufhorchen lassen und bestätigte dies nun in seinem ersten Riesenslalom seit dem von Alta Badia im Dezember 2017: Damals riss er sich nach wenigen Toren ohne Sturz das Kreuzband. "Alles ist wieder zurückgekommen, das hat so Spaß gemacht", sagte er nach der Bestzeit in Lauf eins. Auch voriges Jahr hatte er in Beaver Creek nach dem ersten Durchgang geführt und war am Ende Dritter geworden. "Ich habe gewusst, dass ich einen schnellen Schwung fahren kann", sagte er. Im Slalom von Levi konnte er das mit hoher Startnummer nicht zeigen. Luitz zeigte auf der WM-Strecke von 2015 in Beaver Creek überhaupt keine Nervosität, profitierte im ersten Lauf im Vergleich zu Hirscher und anderen Top-Fahrern aber wohl auch von etwas besseren Lichtverhältnissen. Im Finale steckte er nicht zurück und holte den vor ihm gestarteten Hirscher noch ein. "Luitz kann es, Wahnsinn, der Typ!", meinte Hirscher im Sender ORF zum Comeback des Athleten vom SC Bolsterlang. Auch im letzten Rennen vor seiner Verletzung hatte Luitz den Österreicher hinter sich gelassen, als er in Val d'Isère Zweiter geworden war. Der Riesenslalom in Frankreich steht am nächsten Samstag an. Für die anderen deutschen Rennfahrer im Finale reichte es nicht für die Top Ten: Alexander Schmid wurde 17. und verpasste damit knapp die halbe WM-Norm. Fritz Dopfer, der in der vergangenen Saison mit den Folgen eines Schien- und Wadenbeinbruchs zu kämpfen hatte, belegte Rang 24. Nach dem schweren Unfall von Streif-Sieger Thomas Dreßen haben auch die Frauen die Stimmung im DSV-Alpinteam wieder heben können: Viktoria Rebensburg ist beim Super-G von Lake Louise in Kanada Dritte geworden und hat den ersten Podestplatz ihres Weltcup-Winters gefeiert. Kira Weidle, 22, aus Starnberg hatte am Freitag als Dritte der Abfahrt den größten Erfolg ihrer Karriere gefeiert; beim zweiten Rennen wurde sie Elfte. | gewonnen. Der erste Weltcup-Sieg gelang dem Skirennfahrer aus dem Allgäu im zweiten Rennen nach einer langen, fast einjährigen Verletzungspause. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/haengende-spitze-die-woche-faengt-erst-dienstag-an-1.4236085 | sport | Hängende Spitze - Die Woche fängt erst Dienstag an | 00/12/2018 | "Gerade eben hab' ich noch geträumt, küsste Valentino an einem kristallblauen italienischen Fluss. Aber ich darf nicht zu spät kommen, weil ich sonst kein Geld kriege. Das sind die Tage, an denen du dir wünschst, dein Bett wäre schon gemacht", singen The Bangles in ihrem Lied "Manic Monday". Auch bei Kater Garfield ("I hate mondays") geht am Montag stets alles schief, er fand gar mal eine Tretmine im Fressnapf. Und der polnische Regisseur Tadeusz Chmielewski drehte bereits 1971 seinen Film "Ich hasse Montage" (DDR-Titel: "Die Woche fängt erst Dienstag an"). Der Montag ist überall unbeliebt. Das ist ungerecht, denn er ist ja nicht schlimmer als der Dienstag oder der Mittwoch, höchstens ein bisschen schlimmer als der Freitag. Dennoch werden Fahrzeuge mit Produktionsfehlern als Montagsautos bezeichnet, und sogar die sonst seriöse Apotheken-Umschau behauptete, dass es normal sei, "montags immer müde" zu sein. Psychologen haben festgestellt, dass der Hass auf den Montag durch Hashtags und Bilder in sozialen Netzwerken noch verstärkt wird. Besonders unbeliebt ist er bei Fußballfans, denn noch schlimmer, als wieder arbeiten zu müssen, ist: wieder arbeiten zu müssen, wenn am Abend ein Auswärtsspiel ist. Was bislang nicht bekannt war, ist, dass auch der Dortmunder Trainer Lucien Favre ungern am Montag zur Arbeit geht: "Ich verstehe total die Leute, die protestieren, hier und überall", sagte er nun. "Ich würde alle Spiele am Montag total, total verbieten. Das ist lächerlich. Lächerlich!" Favre muss sich wohl nicht mehr lange echauffieren. Was die erste Liga angeht, werden die Montagsspiele ab 2021 total verboten, jedenfalls: wieder abgeschafft. "Die Einführung war sowieso kalter Kaffee", sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unlängst, wohlwissend, dass kalter Kaffee jeden Tag noch schlimmer macht. In der zweiten Liga hingegen bleiben die Montagsspiele bestehen ("Scheiß DSF"). Man könnte also von weiser Voraussicht sprechen, wenn die Anhänger des 1. FC Nürnberg an diesem Montagabend gegen Bayer Leverkusen 45 Minuten lang aus Protest schweigen. | Der Montag ist seit jeher unbeliebt. Das ist ungerecht, aber jetzt gibt es einen neuen Wortführer: Dortmunds Coach. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/stuttgart-gewinnt-der-dosierte-donis-1.4236057 | sport | Stuttgart gewinnt - Der dosierte Donis | 00/12/2018 | Die Worte des Kritikers waren für Markus Weinzierl absolut überzeugend. "So etwas machst du normalerweise nicht", rief der Kritiker dem Trainer Weinzierl zu, er bezog sich darauf, dass Weinzierl im Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg Anastasios Donis eingesetzt hatte. "Man hat ja gesehen, dass er noch Trainingsrückstand hat", formulierte der Kritiker offen seinen Vorwurf. Seine Kritik entschärfte der Kritiker allerdings selbst, er fügte versöhnlich hinzu: "Aber er hat ein Tor gemacht." Überzeugend waren diese kritischen Worte für den Trainer Weinzierl hauptsächlich deshalb, weil der Kritiker in diesem Fall einen guten Einblick in die Abläufe vor der Partie und im Verein überhaupt hat, der Kritiker war schließlich Markus Weinzierl selbst. Dass der Trainer den Spieler Donis trotz dieser Bedenken einsetzte, zeigt, wie groß die Not beim VfB Stuttgart zurzeit ist. Und es zeigt, wie sehr die Mannschaft von dem 22 Jahre alten Offensivsprinter abhängt. Durch das 1:0 (1:0) gegen Augsburg hat der VfB Stuttgart die Abstiegsplätze erst mal verlassen, nach zähen Wochen am Tabellenende; auf den FCA, den früheren Klub von Weinzierl, beträgt der Rückstand nur noch zwei Punkte. Der Sieg, gestand der Trainer, war wichtig "für uns und auch für mich", ihn störte es auch nicht, dass es spielerisch ein wenig ansehnlicher Nachmittag war. Weinzierl schwärmte von einem "tollen Fight", er forderte, dass "diese Leidenschaft auch die Basis für die nächsten Spiele sein muss". Die fußballerischen Glanzmomente, das war am Samstag zu erkennen, kehren in das Spiel des VfB ganz automatisch zurück, wenn einer mitwirken darf: Anastasios Donis. Tayfun Korkut, Weinzierls Vorgänger, hatte sich selten getraut, den flinken Griechen einzusetzen, er zog die defensive Absicherung der offensiven Wucht vor. Weinzierl konnte auf Donis zunächst nicht zurückgreifen, da dieser wegen eines Muskelbündelrisses fehlte. Gegen Augsburg war der Rückkehrer dann zwar weit von seiner dynamischen Bestform entfernt, ein Geistesblitz genügte ihm jedoch. In der 39. Minute schoss er den Ball nicht kraftvoll aufs Tor, er schob ihn überlegt und präzise ins Eck. "Ich bin ein wichtiger Spieler. Ich kann Spiele gewinnen und der Mannschaft helfen", sagte Donis, er sprach damit an, woran es dem VfB weiterhin mangelt: an Spielern, die mit einer ähnlichen Selbstüberzeugung auftreten. Und die diesen großen Worten dann noch größere Taten folgen lassen. Und so lastet der Großteil der Hoffnungen für den Rest des Jahres auf den noch nicht vollständig erstarkten Muskeln des Flitzers Donis. Zur Halbzeit wechselte Weinzierl den Rückkehrer dann wieder aus, es war eine Maßnahme, die den Kritiker in ihm besänftigen sollte. Und eine, die Donis klaglos akzeptierte: "Ich hatte keine Kraft mehr. Wir wollten kein Risiko eingehen." Gerade im Abstiegskampf müssen so seltene Fähigkeiten gefühlvoll dosiert werden. | Ein Rückkehrer zeigt, wie sehr der VfB Stuttgart von der Offensivkraft abhängt. Trainer Weinzierl atmet auf. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-em-der-frauen-furioser-auftakt-1.4235872 | sport | Handball-EM der Frauen - Furioser Auftakt | 00/12/2018 | Am Sonntag waren Henk Groener und Emily Bölk ins Rathaus der französischen Stadt Brest eingeladen. Leider durften sie sich dort nicht ins Goldene Buch eintragen, dazu sind unverständlicherweise noch größere Heldentaten erforderlich. Die beiden Repräsentanten jenes deutschen Teams, dem zum EM-Auftakt ein überraschender 33:32-Sieg gegen Titelverteidiger Norwegen gelungen ist, waren dort Gäste bei einem Empfang der Europäischen Handballföderation. Den Pflichttermin konnten der Bundestrainer und seine beste Rückraumspielerin aber trefflich genießen mit dem Wissen um einen überragenden Auftritt am Vortag. Zehn Siege in zehn EM-Spielen nacheinander hatten die Norwegerinnen als Europameisterinnen 2014 und 2016 (sowie Weltmeisterinnen 2015) zuletzt hingelegt, als sie nun auf jenes deutsche Team trafen, das in den vergangenen Jahren bei Turnieren mit ihren Nerven meist auch die relevanten Spiele verloren hatte. Was diese halberneuerte Equipe unter dem neuen Bundestrainer Groener dann aber ablieferte, war erstens ziemlich unglaublich und zweitens genau das, worauf man beim Deutschen Handball-Bund seit vielen Jahren wartet. Mit einem weiteren Sieg an diesem Montag gegen Rumänien (18 Uhr, Eurosport) könnte man nicht nur den Einzug in die Zwischenrunde perfekt machen, sondern womöglich auch die Maximalausbeute von vier mitzunehmenden Punkten. 23 Sekunden vor dem Ende eines ausgeglichenen und spannenden Auftaktspiels in Brest hat die 20-jährige Bölk vom Thüringer HC das Tor zum 33:32 erzielt, und neun Sekunden vor dem Ende parierte die Torhüterin Isabell Roch vom TuS Metzingen den letzten Wurf der Norwegerinnen. Als die Schlusssirene schrie, hüpften die deutschen Handballerinnen im Kreis, als hätten sie schon das Finale erreicht. Ein ganz kleines bisschen so fühlte sich dieser Triumph aber auch an. Mit neuem Trainer und sechs EM-Debütantinnen war das Team hoffnungsvoll, aber ohne übertriebene Erwartungen ins Turnier gestartet. Diese Druckentlastung half. Bölk mit fünf Toren und 59:49 Minuten Einsatzzeit, Xenia Smits (vier Tore/50:37 Minuten) sowie Julia Behnke (vier/37:10) waren die Stützen. Groß auftrumpfen konnten zudem die Debütantinnen Roch und Ina Großmann. Letztere, 28-jährige Linksaußen vom Thüringer HC, stahl den Norwegerinnen zwei Minuten vor Schluss bei 31:31 den Ball und warf mit ihrem fünften Treffer im Gegenzug die Führung heraus, während Roch in ihrem 24-minütigen Auftritt fast ein Drittel aller norwegischen Würfe parierte. Bölk, Smits, Behnke und Alicia Stolle bildeten im Zentrum der Abwehr zumeist auch jene Mauer, mit der sich die Norwegerinnen schwer taten. Nach geblockten Versuchen spielten die deutschen Frauen meist blitzschnell nach vorne. "Es hat Mega-Spaß gemacht", schwelgte Bölk, mit ihren 20 Jahren eine der jüngste Spielerinnen im 16er-Kader. Die Tochter der deutschen 1993er-Weltmeisterin Andrea Bölk saß nach dem Schluss lange auf der Bank und versuchte, das Ergebnis auf der Anzeigetafel zu begreifen. "So richtig fassen kann ich's noch nicht", sagte sie, "das hat niemand erwartet, aber zum Glück sind wir cool geblieben, als es eng wurde." Und so war auch der Niederländer Groener, 58, am Ende begeistert. Das Team "hat unglaublich gekämpft und super gespielt", lobte er. "Wir haben es geschafft, Norwegens Tempospiel zu unterbinden und im Angriff Lösungen zu finden." In der Zwischenrunde in Nancy winkt ihm ein Wiedersehen mit jenen Niederländerinnen, die er 2015 ins WM- sowie 2016 ins EM-Finale geführt hatte. | Die deutschen Handballfrauen besiegen Titelverteidiger Norwegen nach einem lange ausgeglichenen Krimi. Die Skandinavier waren zuvor bei Europameisterschaften jahrelang ungeschlagen gebleiben. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-bremen-robben-1.4236003 | sport | Bayern-Sieg in Bremen: Robben geht im Sommer | 00/12/2018 | "Absolut locker" sei er, sagte Hasan Salihamidzic, während er von einem Fuß auf den anderen trippelte wie ein Musikstudent beim Vorspielen. Salihamidzic, der Sportdirektor des FC Bayern, stand nach dem 2:1 (1:1)-Sieg der Münchner im Erdgeschoss des Bremer Weserstadions, und irgendwo in dieser ungastlichen Kulisse aus Beton und Kunstlicht stand auch Oliver Kahn. Also nicht, dass sich der Titan hinter einer der Säulen versteckt hätte - dafür wäre die markenrechtlich geschützte Torwartlegende eindeutig zu groß. Er stand eher: im Raum. Gegner, die man nicht sehen kann, sind allerdings die schlimmsten, und so entschied sich Salihamidzic also einfach mal dafür, "absolut locker" zu sein. Nützt ja nix. Der Sportdirektor der Bayern, über den die Chefs Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am Abend zuvor bei der Jahreshauptversammlung gesprochen hatten wie über einen Auszubildenden im ersten Lehrjahr ("geht durch ein Stahlbad", "wird daraus lernen", "wird daran wachsen", etc. pp.), er sollte erklären, was das Erscheinen eines möglichen Vorstandschefs Oliver Kahn am Horizont seines Vereins wohl für ihn zu bedeuten hätte. "Das ist nicht mein Thema", sagte Salihamidzic, total locker, er mache seinen Job "wie immer", das mit Kahn sei eine "Idee vom Vorstand", er aber, der Brazzo, habe einen "sehr guten Draht zu Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, wir funktionieren richtig gut zusammen". Außerdem werde er weiter "engagiert arbeiten", und Kahn, ja mei, der käme ja eh erst, wenn Rummenigge aufhört. Hasan Salihamidzic klang in diesem Moment tatsächlich so locker wie der Trainer eines Abstiegskandidaten, dessen möglicher Nachfolger gerade auf der Tribüne gesichtet worden ist - und letztlich beschreibt das die Situation dieses FC Bayern im Herbst 2018 ja auch ganz gut. "Für die Tabellensituation, für uns, für das Gefühl ganz wichtig" sei das verdiente 2:1 in Bremen gewesen (nach dem schönen 5:1 gegen Benfica Lissabon), sagte Thomas Müller. Die Münchner haben damit gerade so noch einmal die Kurve gekriegt, bevor alles infrage gestellt worden wäre. Besser: bevor alles sofort infrage gestellt worden wäre. Denn dass beim FC Bayern kein Stein auf dem anderen bleiben wird, das hat Uli Hoeneß, der noch immer amtierende Präsident und Vorsitzende des Aufsichtsrats, während der Jahreshauptversammlung noch einmal wiederholt: Investitionen "im großen Stil" hat er angekündigt, als würde das Christkind die Geschenke diesmal zwar erst im kommenden Sommer bringen, dafür dann aber gleich lastwagenweise. Nur, was macht man, wenn der Advent plötzlich sieben Monate dauert? Den Bayern ist jetzt so oft eingeredet worden, dass sie eine Mannschaft, womöglich sogar ein Verein im Umbruch seien, dass es fast schon komisch wirkte, was Florian Kohfeldt über die Münchner zu sagen hatte. Kohfeldt ist Trainer von Werder, das gerade zum 16. Mal in Serie gegen die Münchner ohne Punkt geblieben ist. Das ist eine dermaßen einmalig unterirdische Bilanz, dass es dafür nicht mal eine der beliebten Tasmania-Berlin-Kategorien gibt. "Das waren fast wieder die alten Bayern", sagte Kohfeldt, sie hätten "richtig gut gespielt heute", "sie haben wieder durchs Zentrum kombiniert, was man lange nicht gesehen hat", und sie hätten "bessere Bewegungen in den Achter-Räumen" gehabt. | Der fixe Abschied von Robben und Ribéry, Transferoffensive 2019, ein Sportdirektor als Azubi - und ein vorerst geretteter Trainer Kovac. Der FC Bayern kämpft sich in den Winter hinein. |
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-robben-bundesliga-1.4236485 | sport | Arjen Robben kündigt Abschied von Bayern an | 00/12/2018 | Arjen Robben wird den FC Bayern nach zehn erfolgreichen Jahren 2019 verlassen. "Das ist mein letztes Jahr beim FC Bayern", sagte der 34-Jährige am Sonntag bei einem Fanklub-Treffen laut Algemeen Dagblad: "Es waren zehn wundervolle Jahre. Und dann ist es auch gut. Die Entscheidung habe ich schon vor ein paar Wochen getroffen." Zuvor hatte bereits Präsident Uli Hoeneß angedeutet, dass für Robben, aber auch für Franck Ribéry die Zeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister im kommenden Sommer abgelaufen ist. "Ribéry und Robben machen sehr wahrscheinlich ihr letztes Jahr beim FC Bayern", kündigte Hoeneß am Sonntag an. Der FC Bayern werde stattdessen die Mannschaft "auf einigen Positionen verändern. Wir werden eine sehr offensive Transferpolitik machen. Die Kassen sind gut gefüllt", betonte Hoeneß erneut. Erst am Freitag hatten Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eine Lanze für ihre "Rentnerband" (Rummenigge) gebrochen. "Das Duo Robbery bekommt ein eigenes glorreiches Kapitel in unserer Geschichte. Sie haben über 700 Spiele absolviert, dabei 261 Tore geschossen und 289 Vorlagen gegeben. Sie sind Legenden des FC Bayern", sagte Rummenigge bei der Jahreshauptversammlung. Was über Ribéry (35) und Robben (34) in den vergangenen Wochen geschrieben worden sei, "war ungehörig, manchmal sogar schäbig. Gerade deshalb habe ich mich für sie am Dienstag unheimlich gefreut. Man sollte sie nicht am Alter, sondern an ihrer Qualität messen", ergänzte Rummenigge. Beim 5:1 gegen Benfica Lissabon in der Champions League hatte Robben zwei Tore erzielt, Ribéry traf einmal. Die Verträge von Ribéry, seit 2007 im Verein, und von Robben (2009) laufen im kommenden Sommer aus. | Jetzt ist es fix: Mit Arjen Robbens Weggang endet im kommenden Sommer eine Ära in München - der Holländer verkündet seinen Abschied. Es dürfte nicht der einzige beim FC Bayern sein. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/games-highlights-2018-red-dead-redemption-fortnite-1.4268896 | digital | Games: Das waren die besten Computerspiele 2018 | 00/12/2018 | Fortnite Kein Spiel hat 2018 so geprägt wie "Fortnite". Ob auf Schulhöfen oder während der Fußball-WM in Russland - der quietschbunte Shooter 2018 groß im Gespräch. Dabei ist er schon im Sommer 2017 erschienen. Der Erfolg des Spiels hängt zum einen mit einem Spielmodus zusammen. In "Battle Royale" kämpfen bis zu hundert Spieler auf einer immer weiter schrumpfenden Fläche auf Leben und Tod gegeneinander. Zu ihrem Schutz können sie Treppen, Wände und Bodenplatten in wenigen Sekunden errichten. Gewinnen sie ein Duell, können sie ihre Spielfigur in Fortnite tanzen lassen. Diese virtuellen Tänze sind so ikonisch, dass Fußballstars wie Antoine Griezmann mit ihnen ihre Tore bejubeln und sich um die Urheberrechte ein Streit entfacht hat. Zum anderen haben es die Entwickler von Epic Games geschafft, dieses martialische Spielprinzip deutlich harmloser darzustellen, als es klingen mag. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat das Spiel ab zwölf Jahren freigegeben und Epic Games damit den Weg in deutsche Kinderzimmer freigeräumt. Auch in 2019 dürfte das Battle Royale einer der großen Gaming-Trends bleiben. Immer mehr Spieleentwickler planen eine eigene Interpretation des Genres oder haben bereits eine auf den Markt gebracht, wie Activision mit "Call of Duty: Black Ops 4". Link-Tipps: Wie die Jubeltänze in Fortnite zum neuesten Trend der Popkultur wurden, analysiert Dorion Weickmann für die SZ. Vom 19-Dollar-Entwickler zum Milliardär: Wie Fortnite den Epic-Gründer Tim Sweeney in wenigen Monaten reich machte. "Fortnite" ist für Nintendo Switch, PC, Playstation 4 und Xbox One erhältlich. | "Fortnite" dominierte in Kinderzimmern und sogar während der Fußball-WM, mit "Red Dead Redemption 2" kann sich der Spieler in der Prärie austoben. Unsere Gaming-Highlights des Jahres. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/smartphone-android-daten-1.3803235 | digital | Android: So löschen Sie Daten von alten Smartphones | 00/12/2018 | Weihnachtszeit ist Geschenkezeit, und unter vielen Christbäumen lagen auch dieses Jahr neue Smartphones. Manche Menschen verkaufen ihre alten Geräte, andere verschenken oder verschrotten sie. Eins sollten Sie nicht vergessen: alle Daten darauf gründlich zu sichern und anschließend zu löschen. Denn nahezu jedes Handy enthält sensible Informationen, die nicht in die falschen Hände gelangen sollten. Backup erstellen Zuerst empfiehlt sich ein Backup, um die Daten auf dem alten Gerät nicht zu verlieren, etwa Fotos, Videos, Kontakte oder SMS. Falls Sie ein Google-Konto besitzen, nutzen Sie dafür am besten die Synchronisierung Ihres Accounts. Wenn Sie sich auf einem neuen Gerät mit ihren Nutzerdaten einloggen, können viele Daten automatisch wiederhergestellt werden. In den Einstellungen des Geräts sehen Sie unter "Konten" (bei einigen Herstellern und Android-Versionen kann die Bezeichnung geringfügig abweichen), welche Daten mit Ihrem Google-Account synchronisiert werden. Tippen Sie dazu auf Ihren Account und anschließend auf "Kontosynchronisierung". So werden viele, aber nicht alle App-Daten gesichert. Spezielle Backup-Apps sind oft umfangreicher, etwa das kostenlose Programm Helium. Es funktioniert auch ohne Google-Account. Noch mächtiger ist Titanium Backup. Dafür benötigen Sie aber sogenannte Root-Rechte. Das ist nur erfahrenen Nutzern zu empfehlen. Für manche Apps können Sie eigene Backups anlegen, etwa für den Chatverlauf von Whatsapp. Gehen Sie dazu in die Whatsapp-Einstellungen, wählen Sie "Chats" und anschließend "Chat-Backup". Auch die Nachrichten anderer verschlüsselter Messenger wie Threema oder Signal lassen sich über die jeweiligen App-Einstellungen exportieren und auf einem neuen Smartphone einspielen. | Wer ein altes Android-Smartphone verkauft, sollte darauf achten, alle Daten sicher zu löschen. Mit dieser Anleitung vermeiden Sie, dass Fotos und Nachrichten in die falschen Hände geraten. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/amazon-alexa-datenskandal-dsgvo-1.4261117 | digital | Amazon verschickte intime Sprachdateien an Wildfremden | 00/12/2018 | Was weiß Amazon dank seiner "smarten" Sprachsoftware Alexa alles über seine Nutzer und wie geht der Konzern mit den vielen aufgezeichneten Sprachdateien um? Wie das Computermagazin c't in seiner neuesten Ausgabe aufdeckt, hat der US-Konzern Tondateien aus Bad und Schlafzimmer eines Nutzers aufgezeichnet und an eine fremde Person geschickt. Das sei ein Versehen, sagt Amazon. Die c't schreibt, ein Nutzer habe nach der neuen EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine Selbstauskunft bei Amazon angefordert. Zwei Monate nach der Anfrage Anfang August habe er diese auch erhalten und zwar in Form eines Download-Links zu einer 100 MB großen Zip-Datei. In dem Datensatz befanden sich allerdings nicht nur seine getrackten Suchverläufe, sondern auch rund 1700 WAV-Dateien, also Sprach-Aufnahmen, und ein PDF mit Abschriften, was von diesen Sprachdateien Alexa offenbar verstanden hatte. Allerdings hatte der Nutzer nach eigenen Angaben überhaupt kein Alexa-fähiges Gerät zu Hause. Befehle an Dusch-Thermostat und Wecker aufgezeichnet Auf eine Nachricht an Amazon, dass er da offenbar Sprachnachrichten eines fremden Nutzers bekommen habe, bekam der Nutzer keine Antwort. Der Downloadlink zur Selbstauskunft funktionierte allerdings kurze Zeit später nicht mehr. Daraufhin wandte sich der Nutzer, der die Daten gespeichert hatte, an die Redakteure der c't. Diesen gelang es, den Alexa-Nutzer ausfindig zu machen, dessen Sprachnachrichten Amazon dem Unbefugten geschickt hatte. Die Software hatte zum Beispiel Befehle an Dusch-Thermostat und Wecker sowie Fahrplanabfragen aufgezeichnet und mit diesen auch Orte, Vornamen und in einem Fall einen Nachnamen. Die Redaktion kontaktierte daraufhin den Betroffenen. "Er schluckte hörbar, als wir ihm berichteten, welche seiner höchst privaten Daten Amazon.de an einen Fremden weitergereicht hatte", schreibt das Magazin. Die c't konfrontierte Amazon mit dem Fall, allerdings ohne zu erwähnen, dass die Betroffenen identifiziert und kontaktiert worden seien. Das Magazin wollte wissen, ob Amazon die Panne den Betroffenen und den Datenschutzbehörden gemeldet habe, wie es Pflicht wäre. Auf die Fragen ging Amazon nicht ein, das Unternehmen berief sich auf einen "menschlichen Fehler" und beteuerte, das Problem mit beiden Kunden geklärt zu haben. Man sei dabei, die entsprechenden Prozesse zu verbessern. Beide Betroffenen bekamen drei Tage nach der c't-Anfrage einen Anruf von Amazon-Mitarbeitern: Zu der Panne sei es gekommen, weil beide ungefähr zur selben Zeit eine DSGVO-Abfrage gestellt hätten. Amazon speichert Daten, um seine KI zu trainieren Tatsächlich erklärt Amazon in seinem Datenschutz-FAQ, dass die Sprachaufzeichnungen nicht zeitnah gelöscht, gepeichert werden, um Amazons künstliche Intelligenz kontinuierlich zu verbessern. Der Kunde könne die Aufzeichnungen jedoch überprüfen und einzeln oder auf einmal löschen. Allerdings ist die Frage, wer diese Option unter amazon.de/alexaprivacy kennt und nutzt. Zudem bleibt die Frage offen, ob diese Datenpanne tatsächlich einmalig war und ob die Datenschutzbehörden nun Sanktionen gegen Amazon ergreifen. Denn Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, Datenpannen innerhalb von 72 Stunden einer Aufsichtsbehörde zu melden. Bei einer Verletzung dieser Vorgaben können die Datenschutzbehörden ein Bußgeld verhängen. Nach den Regeln der DSGVO kann es bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes des Unternehmens betragen. Bei einem Jahresumsatz von 177,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 wäre das wohl eine Milliardensumme. | Wer Alexa nutzt, muss damit rechnen, dass seine Daten gespeichert werden. In mindestens einem Fall gab der Konzern Sprachaufzeichnungen weiter. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/kurzvideo-app-wie-tiktok-wieder-spass-ins-netz-bringen-moechte-1.4245789 | digital | Wie Tiktok wieder Spaß ins Netz bringen möchte | 00/12/2018 | In der digitalen Welt geht es zunehmend gleichförmiger zu. Es ist kein Zufall, dass es inzwischen Instagram-Accounts wie insta_repeat gibt, die ähnliche Motive anderer Nutzer zu einem Mosaik der Massenkultur zusammenstellen. Hier sieht man Dutzende Fotos, die kaum voneinander zu unterscheiden sind. Egal, ob pastellige Tischauflagen, Füße am Sandstrand oder dramatische Posen auf hohen Berggipfeln - alles schon mal dagewesen. Individualismus funktioniert einfach nicht, vor allem wenn seine Ausprägungen in leicht indizierbaren Suchbegriffen wie #travel, #goodlife oder #whereiwokeup daherkommen. Hinein in die konformistische Trostlosigkeit platzt nun Tiktok, eine Kurzvideo-App, die seit vergangenem Sommer die App-Stores der Welt von hinten aufrollt. Ein paar Hundert Millionen Mal ist das Programm inzwischen heruntergeladen worden. Aktive Nutzer gibt es aber deutlich weniger. Die App funktioniert ähnlich wie das vor einiger Zeit von Twitter aufgegebene Video-Projekt Vine, auch ein Quäntchen Snapchat ist in der Formel enthalten, jedenfalls wird den Nutzern eine Vielzahl von Bearbeitungsfunktionen und Filtern für ihre Filmchen geboten. Pausenhof-Atmosphäre Man muss die kurzen Filmchen nicht mögen. Trotzdem sind sie erst mal erfrischend. Vielleicht auch nur deshalb, weil man hier all das nicht vorfindet, was ein handelsübliches soziales Netzwerk in den vergangenen Jahren so schwierig gemacht hat. Es gibt hier weder auf den Nutzer zugeschnittene Inhalte noch penetrante Werbung und gesponserte Beiträge, es werden auch keine Blogeinträge geteilt, die auf die eine oder andere Seite des politischen Spektrums einschlagen. Hasserfüllte Posts sieht man ebenso selten wie Influencer, die irgendein obskures Produkt anpreisen, und das auch noch Arbeit nennen. Anders gesagt: Tiktok wäre ein kleines digitales Paradies - wenn es Nutzer gäbe, die älter als zwanzig sind. Entsprechend herrscht Pausenhof-Atmosphäre, wenige Peinlichkeiten werden ausgelassen. Die Nutzer zeigen Tanz-Choreografien zu aktuellen Hits, führen Zaubertricks auf oder liefern kleine Slapstick-Einlagen, und man sitzt davor und schämt sich fremd. Die New York Times schrieb dazu zuletzt sardonisch, Tiktok bringe den "Spaß zurück in die sozialen Medien". Wie es mit dem Portal weitergeht, ist schwer zu sagen. Das Geschäftsmodell ist mindestens unklar, helfen mag, dass hinter der App die chinesische Firma Bytedance steht, die mit einem Wert von mehr als 100 Milliarden Dollar derzeit als wertvollstes Start-up der Welt gilt. Das beste Zeichen dafür, dass es sich hier doch um ein Portal handeln könnte, das Potenzial für mehr hat, findet man allerdings bei der Konkurrenz: Facebook hat vor ein paar Wochen seinen eigenen Tiktok-Klon gestartet. | Mitten in die konformistische Trostlosigkeit platzt eine Kurzvideo-App namens Tiktok, hinter der Bytedance steckt, das derzeit wertvollste Start-up der Welt. Bringt Tiktok die Leichtigkeit zurück ins Netz? |
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-pay-bezahlen-kreditkarte-1.4248233 | digital | Apple Pay einrichten und nutzen | 00/12/2018 | Mit Apple Pay zu zahlen ist ab heute in Deutschland möglich. Allerdings bleiben viele Bankkunden außen vor. Bezahlen mit Apple Pay ist seit heute auch für iPhone-Besitzer in Deutschland möglich. Die Anmeldung dauert nur wenige Minuten und man benötigt nicht einmal eine extra App. iPhone-Nutzer öffnen auf ihrem Handy das Wallet - die digitale Brieftasche. Dort wird man direkt auf den neuen Bezahldienst hingewiesen. Um den Dienst nutzen zu können, braucht der Nutzer allerdings eine Kreditkarte, die von Apple Pay unterstützt wird. Welche das aktuell sind, erfährt man direkt beim Einrichten. Folgende Geldhäuser kooperieren aktuell mit Apple: Comdirect, Deutsche Bank, American Express, Boon, Bunq, Fidor Bank, Hanseatic Bank, Hypo Vereinsbank/Unicredit, N26, O2 Banking, Ticket Restaurant Edenred, Vimpay. Die Kreditkarte wird dann entweder über die Kamera eingescannt, oder man tippt die Daten manuell ein. Alles recht einfach und selbsterklärend - außer man ist kein Kunde bei einer der bereits kooperierenden Banken. Und das dürften in Deutschland einige sein, zum Beispiel alle Kunden von Sparkassen oder Volksbanken. Diesen Menschen bleibt nur das Hintertürchen über Dienste, die virtuelle Prepaid-Kreditkarten anbieten. Sparkassenkunden müssen einen Umweg gehen Der bekannteste Anbieter dafür ist Boon. Zuerst muss die Boon-App auf dem Handy installiert werden. Noch bevor man sich mit seinen persönlichen Bankdaten registriert, kommt bereits die erste Ernüchterung: Boon möchte nach drei kostenlosen Monaten eine Gebühr von 1,49 Euro pro Monat. Ist der Nutzer bereit, das zu zahlen, kann er mit der App eine virtuelle Kreditkarte erstellen, die dann wiederum im Apple-Wallet hinterlegt werden kann. Das funktioniert technisch einwandfrei. Allerdings ist Boon keine echte Kreditkarte, sondern ein Prepaid-System. Das bedeutet, der Kunde muss die virtuelle Kreditkarte in der Boon-App mit Guthaben aufladen - zum Beispiel über ein Kreditkartenkonto oder ein Girokonto bei seiner Hausbank. Im Basic-Paket geht das gerade mal mit hundert Euro pro Monat. Will man mehr Geld auf seine virtuelle Kredikarte buchen, muss man die Boon-Plus-Mitgliedschaft freischalten. Dafür braucht es dann Identitäts- und Adressnachweise, die man über die App hochladen muss. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert die App Vimpay. Auch darüber kann man eine Prepaid-Kreditkarte aktivieren und mit einem Bankkonto verknüpfen, um am Ende über Apple Pay bezahlen zu können. Die Basisversion ist kostenlos und erlaubt einen Umsatz von 2500 Euro pro Jahr, am Tag kann man maximal hundert Euro einzahlen. Will man größere Beträge über Vimpay verwalten, kostet die App 4,99 Euro pro Monat. Der größte Nachteil dieser Apps: Der Kunde muss vor dem Bezahlen mit Apple Pay immer erst sicherstellen, dass sein Guthaben auf der virtuellen Kreditkarte für den Einkauf ausreicht - oder die Karte aufladen. Beim Apple-Konkurrenten Google, der mit Google Pay bereits seit diesem Sommer ein kontaktloses Bezahlsystem per Smartphone anbietet, ist die Liste der kooperierenden Banken zwar noch kürzer. Dafür bietet Google seit Oktober die Möglichkeit, ein Paypal-Konto als Zahlungsmittel zu nutzen, wenn man ein Bankkonto bei Paypal hinterlegt hat. Der US-Zahlungsdienst kann prinzipiell von jedem genutzt werden und hat laut eigenen Angaben in Deutschland aktuell mehr als 20 Millionen Nutzer. | Apple Pay auf dem iPhone einzurichten, geht in wenigen Minuten - wenn man die richtige Kreditkarte hat. Google ist seinem Konkurrenten auch hier einen Schritt voraus. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/50-jahre-computermaus-1.232009 | digital | 50 Jahre Computermaus: Das nächste große Ding nach LSD | 00/12/2018 | Am Anfang war das Holzkästchen Vor 50 Jahren erblickte die Welt die erste Computermaus - lange bevor die ersten Personal Computer auf den Markt kamen. "X-Y Position Indicator for a Display System" nannte Computerpionier Douglas C. Engelbart seine Erfindung, die er am 9. Dezember 1968 auf einer Konferenz in San Francisco erstmals präsentierte. Von einem Teilnehmer ist die Äußerung überliefert, das kleine Gerät sei "das nächste große Ding nach LSD". Außerhalb des anwesenden Fachpublikums stieß das kleine Gerät vorerst auf nur wenig Begeisterung. Mit heute gängigen Computermäusen hatte das erste Exemplar noch wenig Ähnlichkeit. Der Prototyp bestand aus einem klobigen Holzkästchen mit einer roten Taste zum Klicken und einem Rad, das die Bewegungen des Geräts auf dem Bildschirm umsetzte. Die Bezeichnung "Maus" kommt übrigens von Erfinder Engelbart selbst, weil ihn das Kabel an dem Holzkästchen an einen Mäuseschwanz erinnerte. Engelbart arbeitete später als Berater für Sun Microsystems. Der Mäuse-Erfinder gilt heute als einer der großen Pioniere des Informationszeitalter. Er starb 2013 im Alter von 88 Jahren. | Etwas ungelenk, aber dafür mit Holzverkleidung: Vor 50 Jahren bewegte sich erstmals eine Computermaus. Erfunden wurde sie aber weder von Microsoft, noch von Apple oder Logitech. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/kuenstliche-intelligenz-algorithmen-ethik-1.4235816 | digital | "Algorithmen ""Made in Germany"" - KI braucht Ethik" | 00/12/2018 | Am Thema künstliche Intelligenz (KI) scheiden sich die Geister. Die einen befürworten eine intensive Nutzung von KI, darunter zum Beispiel der Facebook-Gründer Marc Zuckerberg. Er propagiert neue gesellschaftlich wünschenswerte Anwendungen wie etwa den Einsatz in der medizinischen Diagnose und Therapie. Eine große Zahl von Beratungsfirmen baut KI-Abteilungen auf und verdient damit viel Geld. Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Erik Brynjolfsson vom Massachusetts Institute of Technology bezeichnet künstliche Intelligenz als die bedeutendste "General Purpose Technology" (Basistechnologie) unserer Zeit. Die unzähligen Möglichkeiten, KI im Alltag oder branchenübergreifend in Unternehmen anzuwenden, scheinen ihm recht zu geben. Hinzu kommt, dass die Algorithmen viele Jobs in der Regel sehr gut erledigen: Sie analysieren auf Basis von CT-Bildern Krankheiten, sagen Aktienkurse vorher, erkennen Gesichter oder verhindern Cyberangriffe. Detailansicht öffnen Peter Buxmann, 54, ist Universitätsprofessor für Wirtschaftsinformatik, Software & Digital Business an der TU Darmstadt und leitet dort auch das Innovations- und Gründungszentrum HIGHEST. (Foto: OH) Auf der anderen Seite gibt es viele Kritiker, Tesla-Chef Elon Musk etwa, und auch das verstorbene Physik-Genie Stephen Hawking gehörte dazu. Die Befürchtung: KI könnte sich eines Tages selbst verbessern, sodass in einem sich verstärkenden Kreislauf eine Superintelligenz entsteht - ein Intellekt also, der dem Menschen in allen Bereichen überlegen ist und ihn beherrscht. Zukunftsforscher Ray Kurzweil ist angeblich sogar in der Lage, ein Datum zu nennen, wann dies passieren wird: im Jahr 2045. Ob die Prognose seriös ist, darf bezweifelt werden. Algorithmen sind bisher nur sehr beschränkt einsetzbar Algorithmen oder Roboter, die der Menschheit überlegen sind, sind seit Jahrzehnten ein beliebtes Thema und Gegenstand von Dystopien oder Science-Fiction-Filmen wie "Alien", "Blade Runner" oder "Terminator". Herbert A. Simon, einer der Väter der KI, sagte schon 1965 voraus, dass es nur noch zwanzig Jahre dauern werde, bis Maschinen in der Lage seien, jede Arbeit zu erledigen, die bislang Menschen vorbehalten war. Der Status quo der KI-Anwendung sieht dagegen so aus: Algorithmen sind darauf spezialisiert, bestimmte Probleme zu lösen; darin sind sie kaum zu schlagen, aber kein Algorithmus würde auf die Idee kommen, sein Anwendungsgebiet zu erweitern. Es gibt auch keine erfolgversprechenden Ansätze, die in der Lage wären, eine solche Superintelligenz mit eigenem Bewusstsein zu entwickeln. Ist also alles in bester Ordnung? Können wir sorglos in eine Zukunft blicken, in der KI uns bei vielen Tätigkeiten und Entscheidungen unterstützt und unsere Gesellschaft dadurch verbessert? So einfach ist es leider nicht. Wir müssen beachten, dass es sich bei den meisten KI-Algorithmen um "Black Boxes" handelt. Sie geben häufig nicht preis, warum sie wie entschieden haben. Das mag in manchen Fällen unproblematisch sein, in vielen anderen ist es das aber nicht. In einigen Unternehmen sind heute schon KI-Lösungen bei der Auswahl von Personal im Einsatz. Arbeitet der Algorithmus nach dem Black-Box-Prinzip, können wir die Auswahlentscheidung nicht erklären. Zudem wissen wir nicht, ob der Algorithmus Parameter wie Geschlecht, Hautfarbe oder Religion in seine Entscheidung einbezogen hat. Wollen wir solche Algorithmen? Die Antwort muss heißen: nein. | Deutschland muss versuchen, den technologischen Abstand zu China und den USA zu verringern. Auf ethische Standards sollten wir dabei aber auf keinen Fall verzichten. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/facebook-nutzer-daten-e-mails-1.4241578 | digital | Facebook: Interne E-Mails belasten Manager | 00/12/2018 | Die Dokumentensammlung hat 250 Seiten: interne E-Mails des Facebook-Managements, Präsentationen. Unten am Rand jeder Seite steht "Confidential" oder "Highly Confidential", vertraulich oder streng vertraulich. Doch seit diesem Mittwoch finden sich diese Firmeninterna des amerikanischen Online-Netzwerks auf der Webseite des britischen Parlaments. Der Ausschuss für Digitales, Kultur und Medien hat sie veröffentlicht. Die Parlamentarier untersuchen, wie der Konzern mit persönlichen Daten umgeht. Und nach Ansicht von Damian Collins, dem Vorsitzenden des Gremiums, zeigen die Papiere, dass die Kalifornier die Privatsphäre ihrer Nutzer nicht ausreichend schützen. Anlass der Untersuchung ist der Skandal um die inzwischen insolvente britische Beratungsgesellschaft Cambridge Analytica. Das Unternehmen erstellte für Werbekunden Profile von Internetnutzern, um Reklame maßschneidern zu können. Dabei erhielt Cambridge Analytica unrechtmäßig Zugang zu den Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern. Eine App, ein Mini-Programm, das von manchen Facebook-Nutzern verwendet wurde, sammelte nicht nur die Daten derjenigen, sondern auch die von deren Freunden in dem Internet-Netzwerk. Die meisten dieser Freunde hatten aber nie ihre Einwilligung dafür erteilt. Die E-Mails sind Beweismittel in einem Prozess Facebook behauptet, solche Praktiken seit 2015 nicht mehr zu erlauben. Doch die Papiere, die das Parlament veröffentlichte, sollen belegen, dass Facebook bestimmten Unternehmen, die für den Konzern als Geschäftspartner wichtig sind, danach weiterhin Zugang zu den Daten der Facebook-Freunde von Nutzern gewährt hat. Zu den genannten Firmen gehören Airbnb, der Fahrdienst-Anbieter Lyft, Netflix und die Dating-Apps Badoo und Bumble. Die E-Mails sind Beweismittel in einem Gerichtsprozess in Kalifornien. Dort verklagt der Entwickler einer App, die Firma Six4Three, den Konzern. Das Gericht entschied, dass die E-Mails und Präsentationen geheim bleiben sollen. Doch als ein Mitarbeiter von Six4Three zuletzt London besuchte und die Dateien dabei hatte, schaute im Hotelzimmer ein Abgesandter des Serjeant-at-Arms vorbei: Das ist der Sicherheitsbeauftragte des Unterhauses. Der Beamte konnte den Six4Three-Beschäftigten überzeugen, lieber die Dateien auszuhändigen, weil ihm ansonsten Gefängnis droht. Ein Sprecher von Facebook bestreitet nicht, dass die Dokumente authentisch sind, sagt aber, sie seien aus dem Zusammenhang gerissen und zeichneten ein falsches Bild. | Das britische Parlament hat E-Mails von Facebook-Managern veröffentlicht. Sie sollen belegen, dass der Konzern deutlich länger sensible Nutzerdaten an externe Firmen weitergegeben hat als bisher behauptet. |
https://www.sueddeutsche.de/digital/games-november-battlefield-5-football-manager-2019-1.4233485 | digital | Games-Rückblick: Diese Spiele waren im November wichtig | 00/12/2018 | The Quiet Man Die Lippen des Gangsters in dem grünen Hoodie bewegen sich, er sieht wütend aus. Worte kommen beim Spieler allerdings nicht an: Dane, der Protagonist in dem Action-Adventure "The Quiet Man", ist taubstumm. Auch als der Gangster und seine Kollegen auf ihn zustürmen und auf ihn einschlagen, hört man nur ein dumpfes Wummern, sonst bleibt es ruhig. Die animierten Spielszenen, in denen sich Dane meist mit irgendwelchen zwielichtigen Gestalten prügelt, werden von Zwischensequenzen mit echten Schauspielern unterbrochen. Das ist ein eher ungewöhnliches Stilmittel in Zeiten, in denen Computerspielgrafik immer realistischer aussieht. Die Szenen sollen die Geschichte verständlicher machen. Das gelingt allerdings nicht so richtig. Auch sonst bleibt es nur bei einem spannenden Ansatz ohne Spieltiefe. Die Kämpfe sind schwerfällig, die Charaktere sind allzu holzschnittartig und auch die Schauspieler verhelfen ihnen durch ihre Darstellung nicht zu mehr Glaubwürdigkeit. "The Quiet Man" ist am 1. November 2018 für PC und Playstation 4 erschienen. | "Battlefield 5" verzichtet auf Revolutionäres, "Fallout 76" versucht zu vieles gleichzeitig zu sein, und Football Manager gibt es erstmals auf Deutsch: Der November aus Gamer-Sicht. |
https://www.sueddeutsche.de/karriere/beruehrungen-buero-1.4249676 | karriere | Körperkontakt am Arbeitsplatz: Eine Typologie | 00/12/2018 | Der High-Five Ob nach dem Abschluss eines erfolgreichen Projekts oder beim Tischkickern in der Mittagspause: Der High-Five, der vor allem im Sport verbreitet ist, hat längst auch Einzug ins Büro gehalten. Allerdings ist dieses Abklatschen mit erhobenen Händen stark von Unternehmenskonventionen abhängig. "In den meisten deutschen Unternehmen herrscht eine streng hierarchische Struktur", sagt Arbeits- und Organisationspsychologin Mareike Schmidt. "Dort kann man sich eher nicht vorstellen, den Chef mit High-Five abzuklatschen." Anders kann das in modernen Unternehmen sein, in Start-ups und kleineren Firmen. "Wenn das als Ersatz für den etwas konservativeren Händedruck in einem jungen oder dynamischen Team gilt, dann ist das genauso okay als Begrüßung", sagt Knigge-Coach Inge Wolff, schränkt aber ein: "solange es nicht zu dicht vor dem Körper des anderen stattfindet," wie auch beim Handschlag. Doch der High-Five wirkt vertrauter als das förmliche Händeschütteln. Zu beobachten war das beim G20-Gipfel in Buenos Aires, als Russlands Präsident Wladimir Putin den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman mit einem kumpelhaften Handschlag begrüßte. Unangenehm kann der High-Five werden, wenn die dargebotene Hand nicht abgeklatscht wird. Noch unangenehmer, wenn man ihn wie der britische Labour-Politiker Jeremy Corbyn ausführt: In der Freude über den Wahlerfolg wollte er mit einer Kollegin einschlagen, die hatte ihre Hand aber schon weggezogen. Corbyns flache Hand traf stattdessen ihre Brust. | Auf den Handschlag können sich alle einigen. Doch was ist mit anderen Berührungen am Arbeitsplatz? Eine Typologie. |
https://www.sueddeutsche.de/karriere/aktionstag-begabungen-ausschoepfen-1.4241791 | karriere | Begabungen ausschöpfen | 00/12/2018 | Eines Tages soll der "Tag der Bildung" so etwas werden wie der "Girls' Day", mit 10 000 Firmen und 100 000 Teilnehmern im Jahr. Das jedenfalls schwebt den drei gemeinnützigen Organisationen vor, die vor vier Jahren den "Tag der Bildung" ins Leben gerufen haben: der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer und die Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Sie wollen mit dem Aktionstag das Thema Bildung in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Denn ihrer Arbeit liegt ein zentraler Gedanke zugrunde: Jeder Mensch soll die Chance erhalten, das Beste aus seinen Begabungen und seinem Leben zu machen - unabhängig von seiner Herkunft. Doch bis der "Tag der Bildung", der an diesem Samstag in ganz Deutschland stattfindet, so viele Menschen anzieht wie andere Aktionstage, ist es noch ein weiter Weg. Bisher haben sich erst zehn Veranstalter auf einer Mitmach-Karte eingetragen. Doch mit der Vernetzung vieler Initiativen, einer groß angelegten Social-Media-Aktion und engagierten "Bildungsbotschaftern" ist ein Anfang gemacht. www.tag-der-bildung.de | Der "Tag der Bildung" wirbt seit vier Jahren für Chancengleichheit und dafür, das Beste aus seinen Begabungen zu machen. |
https://www.sueddeutsche.de/karriere/bewerbung-verhandlung-befoerderung-planw-1.4233639 | karriere | Karriere - Wo haben Frauen gleiche Chancen? | 00/12/2018 | Bewerbung: Wer darf rein? Das Bauchgefühl ist immer dagegen. Gegen Frauen. Gegen Migranten. Gegen Behinderte. Vorurteile spielen bei Bewerbungen eine Rolle. Das zeigen viele Studien, und das sagen Personaler selbst. Obwohl sie wissen, dass ein ausländischer Name nichts über Deutschkenntnisse aussagt. Obwohl sie wissen, dass nicht jede Frau Kinder kriegen will. Sie stellen unbewusst lieber Menschen ein, die ihnen ähnlich sind. Solange die meisten Personalchefs männlich sind, sind Frauen also im Nachteil. Maßnahmen dagegen gab es bisher wenig. Beim Symphonieorchester in Boston kam man aber schon in den Siebzigerjahren zu dem Schluss: Frauen können genauso gut Geige, Posaune und Flöte spielen wie Männer. Irgendwas muss also schieflaufen, wenn im Orchester fast nur Männer sitzen. Von da an mussten alle Bewerber hinter einem Vorhang spielen, und der Dirigent konnte nicht sehen, ob er einen Mann oder eine Frau hört. Plötzlich kamen viel mehr Frauen durch die Vorrunde, das Orchester wurde weiblicher. In der Wirtschaftswelt merken viele Entscheider erst jetzt, dass sie sich beim Bewerbungsprozess besser austricksen sollten. In manchen Branchen bleibt kein geeigneter Kandidat mehr übrig, wenn nur Männer mit deutschen Namen und guten Noten eingeladen werden. Der Fachkräftemangel ist das beste Argument gegen Vorurteile - und die Digitalisierung das beste Mittel gegen Diskriminierung. Onlineplattformen wie Instaffo bieten Bewerbern und Arbeitnehmern gewissermaßen einen digitalen Vorhang an: Auf der einen Seite können Bewerber ihre Kompetenzen und Erfahrungen auflisten. Auf der anderen Seite beschreiben Unternehmen, was der gesuchte Mitarbeiter können muss. Ein Algorithmus ermittelt die Übereinstimmung und meldet die Treffer. Will die Firma mehr über einen Kandidaten wissen, kann der sich zu erkennen geben. Taledo funktioniert so ähnlich, fragt Arbeitgeber und Jobsuchende aber vor allem nach Wünschen. So finden sich Bewerber und Firmen, die nicht gedacht hätten, dass sie zueinanderpassen. Am Ende entscheiden dann zwar wieder Personaler, ihr Bauchgefühl wird aber von Fakten herausgefordert. Und die sagen vielleicht: Die Kandidatin passt zu 93 Prozent auf das Stellenprofil, der Kandidat nur zu 76. | Weil Männer die Regeln der Arbeitswelt aufgestellt haben, sind sie für Frauen oft ungerecht. Fünf Aspekte, auf die sie bei der Jobsuche achten sollten. |
https://www.sueddeutsche.de/karriere/bundesweite-netzwerke-bildungshelfer-1.4238468 | karriere | Bundesweite Netzwerke - Bildungshelfer | 00/12/2018 | Bundesweit gibt es eine Vielzahl von Initiativen, die Kindern und Jugendlichen aus "Risikolagen" bessere Bildungschancen verschaffen möchten. Zu Risikolagen rechnet der Bericht "Bildung in Deutschland 2018": ein bildungsfernes Elternhaus, eine soziale Risikolage, das heißt, kein Elternteil ist erwerbstätig, sowie eine finanzielle: Das Familieneinkommen beträgt weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens. Etwa drei Prozent aller Kinder wachsen in allen drei Risikolagen auf. Im Folgenden eine Auswahl von Initiativen: Bei der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2014 ins Leben gerufenen "Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement" kooperieren neun Transferagenturen in einem bundesweiten Netzwerk. Sie unterstützen kreisfreie Städte und Landkreise beim Aufbau verbesserter Bildungsmanagementstrukturen. Sie orientieren sich an regionalen Aspekten und verfolgen zugleich thematische Schwerpunkte, darunter "Diversität und soziale Lage": Näheres unter www.transferinitiative.de. Die Bund-Länder-Initiative "Bildung durch Sprache und Schrift" ist ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm. Sie überprüft die in den Ländern eingeführten Angebote zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung für Kinder und Jugendliche auf ihre Wirksamkeit und entwickelt sie weiter. Dafür arbeiten Verbünde aus Kindertageseinrichtungen und Schulen eng zusammen, setzen Maßnahmen der Sprachbildung und Sprachförderung um und tauschen ihre Erfahrungen darüber aus: Kontakt: www.biss-sprachbildung.de. Die gemeinnützige Stiftung "Haus der kleinen Forscher" engagiert sich für die Bildung von Kindern des Kita- und Grundschulalters in den Bereichen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik. Als bundesweit größte Frühbildungsinitiative lebt das "Haus der kleinen Forscher" vom Engagement am jeweiligen Ort: Mehr als 220 lokale Netzwerke arbeiten eng mit der Stiftung zusammen; Informationen unter www.haus-der-kleinen-forscher.de. Das Programm "Kultur macht stark" unterstützt außerschulische Projekte der kulturellen Bildung. Die freiwillige Beschäftigung mit Kultur eröffnet nach Ansicht der Initiatoren gerade benachteiligten Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 18 Jahren neue Zugänge zur Bildung. Die Projekte bauen eine Brücke zu öffentlichen Lernwelten wie Museen, Theatern, Bibliotheken. 33 Partner setzen das Programm bundesweit um; Kontakt: www.buendnisse-fuer-bildung.de. Die Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration (KAUSA) fördert die duale Ausbildung in Unternehmen von Migranten. Ziel ist, mit bundesweiten Partnern mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Zudem will man bei Unternehmern die Bereitschaft zur Integration der Jugendlichen steigern. Laut BMBF scheitert das Schaffen von Ausbildungsplätzen häufig an mangelnden Informationen, bürokratischen Hürden sowie an fehlenden Erfahrungen mit dem dualen System der Berufsbildung. Während durchschnittlich jeder vierte Betrieb in Deutschland ausbildet, beschäftigt Schätzungen zufolge nur jeder siebte Selbständige mit Migrationshintergrund Auszubildende. Detaillierte Informationen unter dem folgenden Link: www.bmbf.de/de/kausa-migranten-bilden-aus-1093.html | Viele Programme unterstützen benachteiligte junge Menschen in ganz Deutschland. Manche Angebote fokussieren auf bestimmte Fächer. Die Möglichkeiten zur Lernförderung beginnen schon im Kita-Alter. |
https://www.sueddeutsche.de/bildung/promotion-armer-kranker-doktor-1.4261459 | bildung | Promotion - Armer, kranker Doktor | 00/12/2018 | Über deutsche Promotionsordnungen hat sich bisher niemand beschwert. Schließlich sind sie in der allerbesten Bürokratensprache formuliert und lassen keinen Raum für Missverständnisse. Nur haben die Universitäten vor lauter Paragrafen auf einen Warnhinweis verzichtet: Wer promoviert, schadet der eigenen Gesundheit. Es häufen sich die Berichte, wonach eine Promotion nicht nur einen Titel bringt, sondern in vielen Fällen auch krank macht. Eine Harvard-Studie stellte erst kürzlich fest, dass 18 Prozent der untersuchten Elitestudenten an einer psychischen Störung leiden. Das deckt sich mit anderen Untersuchungen. Wer einen Doktortitel anstrebt, hat demnach ein sechsmal höheres Risiko depressiv zu werden als Menschen ohne akademischen Titel. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Es kann extrem frustrierend sein, jahrelang an einem Nischenthema zu forschen, das vermutlich nicht einmal den eigenen Doktorvater groß juckt und das schon gar nicht in den einschlägigen Journals zitiert wird. Nur ein Viertel der Promovierenden hat überhaupt das Gefühl, an einer für die Gesellschaft nützlichen Sache zu arbeiten. Verglichen mit der übrigen Bevölkerung ist das eine katastrophal kleine Zahl. Wenn dann noch ins Bewusstsein sickert, dass angehende Wissenschaftler trotz der ganzen Anstrengung bestenfalls mit einer prekär bezahlten und befristeten Anstellung rechnen dürfen, ist das Elend komplett. Da hilft es auch nicht, mit der Freiheit zu argumentieren, die auf die Doktoranden angeblich wartet. Die Studenten sollten sich lieber fragen, ob sie sich auf so ein fragwürdiges System einlassen wollen. Und die Universitäten müssen sich fragen, ob sie ungeeignete Akademiker weiter mit falschen Versprechen anlocken wollen. Bei inzwischen 30 000 jährlich in Deutschland vergebenen Doktortiteln ist jedenfalls ausgeschlossen, dass alle Studenten angemessen betreut werden. Das sogenannte Betreuungsverhältnis findet in vielen Fällen nur auf dem Papier statt. Außer man versteht darunter ein jährliches Treffen in der Kneipe, wie es manchem Professor nachgesagt wird. Ehrlicher wäre es, die Promotion all jenen zu ersparen, die keine Chance oder keine Ambitionen auf eine akademische Karriere haben. Das würde viel Leid verringern. Mag sein, dass so manches Forschungsprojekt gefährdet wäre. Wenn die Zahl der Doktoranden sinkt, fehlen billige Arbeitskräfte im Labor. Schwer vorstellbar, dass Forschungseinrichtungen darauf verzichten wollen. Zumindest sollten sie aber die Promotionsordnung erweitern - und auf Risiken und Nebenwirkungen hinweisen, wie bei einem Beipackzettel für Medikamente. | Wer einen Doktortitel anstrebt, leidet häufiger unter psychischen Störungen. Da hilft nur eins: den Allermeisten die Promotion zu verbieten. |
https://www.sueddeutsche.de/bildung/schulranzen-schule-schueler-ergonomie-1.4255295 | bildung | Schule - Revolution beim Schulranzen | 00/12/2018 | Zwei Kinder auf dem Weg zur Schule in den 1950er-Jahren: Damals waren die Tornister noch einheitlich aus Leder, nicht so bunt wie heute. Muss ein Firmengründer Ahnung von der Sache haben? Nicht unbedingt, er kann auch ohne Fachkenntnis sehr erfolgreich werden. So jedenfalls erzählt Sven-Oliver Pink die Geschichte seines Unternehmens. Im Jahr 2010 gründete er mit zwei Freunden den Schulrucksack-Hersteller Ergobag. Nicht etwa, weil die Jungs besonders viel über Schulrucksäcke gewusst hätten. Die drei Betriebswirte wollten einfach gerne gründen. Und ergonomische Tornister für Grundschüler hatten sie als Marktlücke ausgemacht. "Den Prototypen haben wir in vier Tagen zusammenbaut", sagt Pink. Vieles sei sicher nicht optimal gewesen. Doch die Motivation war größer als etwaige fachliche Bedenken. "Wir haben die Rucksäcke mit Leidenschaft vertrieben", sagt Pink. Acht Jahre später muss der 39-Jährige ein paar Mal grinsen, wenn er die Geschichte erzählt. Schließlich ist alles gut gegangen, und das ist noch eine Untertreibung. Mit 6000 Taschen fing es in der ersten Fertigung an. Danach haben die Gründer von Köln aus die Grundschulen des Landes erobert. Und sie wollen mehr. Neben Ergobag versuchen Pink und seine Partner mittlerweile, sechs weitere Marken zu etablieren. Rucksäcke für alle Generationen sind im Programm, dazu Bekleidung, alles läuft unter Dachmarke "Fond of". Martin Voegels war einer der ersten Händler, die Ergobags ins Sortiment nahmen. Mit Taschen kennt er sich aus, schließlich betreibt seine Familie seit mehr als 90 Jahren ein Fachgeschäft in der Kölner Innenstadt. Als die Gründer ihn zum ersten Mal besuchten, sei er skeptisch gewesen, sagt Voegels. Ein neuer Anbieter war kaum vorstellbar: "Die Eltern haben für Grundschüler entweder Scout, McNeill oder Step by Step gekauft." Doch der neue Ansatz interessierte Voegels. Das Tragesystem von Ergobag ist Modellen für Bergsteiger nachempfunden. Beckenflossen verlagern einen Teil des Gewichts von den Schultern auf die Hüfte. Durch ein verstellbares Rückenstück wächst der Rucksack mit dem Schüler. So soll sich die Tasche optimal an die Wirbelsäule anpassen. Der Schutz vor Haltungsschäden habe die Eltern überzeugt, sagt Voegels: "Mittlerweile haben alle Konkurrenten mit vergleichbaren Angeboten nachgezogen." Über Jahre sei der Markt zuvor recht konservativ gewesen. Veränderungen gab es nicht. Viele von Voegels Kollegen waren Neulingen gegenüber nicht aufgeschlossen. Es lief ja - Scout für die Kinder, 4You in der weiterführenden Schule. Das Mantra hatte lange Bestand. Zunächst versuchten die Großen daher, Ergobag zu ignorieren. Doch die jungen Kölner erzwangen den Neustart einer lahmen Branche. Nicht nur mit dem Tragesystem setzten sie die Etablierten unter Druck, auch beim Design. Viele Kinder finden den teuren Tornister alter Art rasch doof. Zur Einschulung sind die Einhörner noch das Coolste, zwei Jahre später gibt es nichts Schlimmeres. Ergobag bietet wechselnde Motive zum Ankletten. Auch diese Idee hat die Marke nicht mehr exklusiv. | Drei Kölner Firmengründer haben den Markt für Schulrucksäcke aufgemischt. Sie setzen auf Ergonomie und wechselndes Design. Inzwischen werden sie sogar nachgeahmt. |
https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-privatschule-schueler-1.4258364 | bildung | Schule: Privatschulen werden beliebter - und elitärer | 00/12/2018 | Manuela Schwesig musste sich rechtfertigen. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern - eine sozialdemokratische Politikerin - schickt ihr Kind nicht auf eine öffentliche Schule. Ihre Beteuerung, die Privatschule sei eben die nächstgelegene, half Schwesig nur bedingt gegen die Welle aus Empörung und Häme, die vor einem Jahr über sie hereinbrach. Denn kaum ein bildungspolitisches Thema erregt die Deutschen so sehr wie Privatschulen. Die Debatte ist emotional, auch weil immer mehr Schüler eine Privatschule besuchen. Heute ist es fast jeder zehnte - das sind doppelt so viele wie Anfang der Neunzigerjahre. Die einen sehen darin einen Zuwachs an Vielfalt, die anderen eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, die der Süddeutschen Zeitung exklusiv vorliegt, dürfte die Debatte anheizen. Privatschulen werden demnach nicht nur immer beliebter, sie werden auch elitärer: Der Anteil von Akademikerkindern in Schulen in freier Trägerschaft hat seit Mitte der Neunzigerjahre deutlich zugenommen. Das gilt besonders für Ostdeutschland, wo sich ein weiterer Trend zeigt: Gerade zwischen Dresden und Rostock werden diese Privatschulen zunehmend zu Bildungsstätten für Besserverdiener. "Die soziale Segregation zwischen den privaten und öffentlichen Schulen wird immer größer", fassen die Autoren der Studie zusammen. Für die Privatschulen ist das ein heikler Befund. Das Grundgesetz billigt ihre Existenz zwar ausdrücklich, doch es verpflichtet sie auch darauf, dass "eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird". Zudem werden auch Privatschulen ihrem Namen zum Trotz zum Großteil aus öffentlichen Mitteln finanziert. Die Forscher um C. Katharina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am DIW, stützen ihre Analyse auf Daten des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels. Diese Umfrage erhebt seit mehr als 30 Jahren Informationen zum Leben Tausender Menschen in Deutschland, um langfristige gesellschaftliche Trends sichtbar zu machen. So liefern die Daten auch detaillierte Ergebnisse über Privatschüler. Sie kommen im Schnitt aus gebildeteren und wohlhabenderen Elternhäusern als Kinder an öffentlichen Schülern. Und sie haben seltener einen Migrationshintergrund. Im Osten zeigen sich diese Unterschiede deutlich stärker als im Westen. Beispiel Bildungshintergrund: 12 Prozent der Kinder an einer öffentlichen Schule kommen aus einem Akademikerhaushalt - an einer Privatschule sind es im Westen 21, im Osten sogar 35 Prozent. Beispiel Einkommen: Etwa eins von fünf Kindern an einer öffentlichen Schule kommt aus einer Familie, die dem Einkommen nach zum obersten Fünftel der Bevölkerung gehört; an einer Privatschule trifft das im Westen auf jeden dritten Schüler zu (33 Prozent), im Osten sogar auf nahezu jeden zweiten (49 Prozent). | Schüler der nichtöffentlichen Lehranstalten kommen zunehmend aus besser verdienenden und gebildeten Familien. Für die Privatschulen ist diese Entwicklung heikel. |
https://www.sueddeutsche.de/bildung/digitalpakt-schule-bundesrat-1.4253469 | bildung | Digitalpakt - Länder rufen Vermittlungsausschuss an | 00/12/2018 | Fünf Milliarden Euro will Berlin für die Digitalisierung der Schulen zahlen. Doch die dafür vorgesehene Verfassungsänderung lehnen die Länder ab. Die Länder haben die vom Bund angestrebte Grundgesetzänderung für Finanzhilfen zur Schul-Digitalisierung vorerst gestoppt. Der Bundesrat beschloss einstimmig, den gemeinsamen Vermittlungsausschuss mit dem Bundestag für eine "grundlegende Überarbeitung" anzurufen. In der Sitzung der Länderkammer machten mehrere Ministerpräsidenten über Parteigrenzen hinweg grundlegende Vorbehalte gegen die Pläne des Bundes deutlich. Dies sei ein "Frontalangriff auf unsere föderale Ordnung", sagte der baden-württembergische Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne). "Wir wollen keine Verzwergung der Länder." Bei der digitalen Ausstattung der Schulen gelte es, richtig Gas zu geben. Mit der geplanten Grundgesetzänderung hätten Bundesregierung und Bundestag aber einen falschen Weg eingeschlagen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigte sich verärgert, "wie durch die Hintertür das Selbstbestimmungsrecht der Länder beschnitten werden soll". Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) mahnte: "Das Grundgesetz ist viel zu wichtig, als dass man in einem Schnelldurchlauf jetzt wesentliche Änderungen dort trifft." Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) warnte vor einer dauerhaften Zerstörung des Föderalismus. "Das ist ein vergiftetes Geschenk der schlimmsten Art." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, mit der Bildung als Urkompetenz der Länder werde "der föderale Nerv getroffen". Der Bundestag hatte die umstrittenen Pläne Ende November beschlossen, nachdem sich die große Koalition mit FDP und Grünen geeinigt hatte. Demnach soll das Grundgesetz geändert werden, so dass der Bund die geplante Digitalisierung der Schulen fördern kann, obwohl nicht er für die Schulen zuständig ist, sondern die Länder. Der Bund will den Ländern dafür in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Euro überweisen. Er will aber auch ein Mitspracherecht bei Qualität und Personal der Schulen haben. Das wollen viele Länder allerdings nicht. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte bereits vor der Bundesratssitzung der Rheinischen Post, sie hoffe auf eine vernünftige und zügige Einigung im Vermittlungsausschuss. Auch die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, rief zu einem raschen Ende des Streits auf. "Es ist wichtig, dass der Vermittlungsausschuss sich rasch zusammensetzt und ein gemeinsames Ergebnis findet", sagte sie. "Der Digitalpakt und wichtige Investitionen in Bildung dürfen nicht politisch verstolpert werden." | Damit kann auch der Digitalpakt zur finanziellen Unterstützung der Schulen durch den Bund vorerst nicht in Kraft treten. |
https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-digitalpakt-winfried-kretschmann-1.4246541 | bildung | Digitalpakt - Kretschmann attackiert Bundesregierung | 00/12/2018 | Im Streit um den "Digitalpakt Schule" zweifelt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Kompetenz des Bundes in der Schulpolitik grundsätzlich an. "Wieso sollte der Bund für Bildungsaufgaben kompetenter sein?", sagte Kretschmann der Süddeutschen Zeitung. Die Länder seien "die Experten für Schulpolitik". Der Bund dagegen habe mit Schulen gar keine Erfahrung und auch keine Behörden für diesen Bereich. Warum sollte er, sagte Kretschmann, "besser Bescheid wissen als wir, wie man Schulen digitalisiert?" Selbst da, wo der Bund tatsächlich zuständig sei, überzeuge er oft nicht. "Ich sage nur: Bamf, Kraftfahrzeugbundesamt, Eisenbahnbundesamt, Bundeswehr", so Kretschmann. Die von der Bundesregierung als Voraussetzung für den Digitalpakt geforderte und vom Bundestag bereits beschlossene Grundgesetzänderung lehnt Kretschmann ab. Sie sei "ein grundsätzlicher Eingriff in die Selbständigkeit der Länder. Das geht nicht." Die Grundgesetzänderung hätte den Bund legitimiert, künftig flächendeckend Milliardensummen in Schulen investieren zu können, genauso wie in den sozialen Wohnungsbau und die Verkehrsinfrastruktur. Die 16 Bundesländer wollen die Grundgesetzänderung an diesem Freitag im Bundesrat scheitern lassen und den Vermittlungsausschuss anrufen. Baden-Württemberg sowie die vier unionsgeführten Länder Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen werten die Gesetzesänderung vor allem als Angriff auf die föderale Grundstruktur. Kretschmann führt den Widerstand an - und verärgert damit auch Politiker aus der eigenen Partei Sie warnen davor, dass der Bund Einfluss auf die Schulbildung nehmen könnte. Die übrigen Länder stoßen sich eher daran, dass sie bei Bund-Länder-Kooperationen in der Bildung ab 2020 zu jedem Euro vom Bund einen Euro aus eigenen Mitteln beisteuern sollen. Mit dieser 50-50-Regelung sei den ärmeren Bundesländern nicht geholfen, so die Kritik. Kretschmann steht an der Spitze des Widerstands der Länder - und positioniert sich damit zugleich gegen grüne Parteikollegen in der Bundestagsfraktion. Neben den Regierungsparteien hatten auch Grüne und FDP die Grundgesetzänderung mit ausgehandelt und im Bundestag verabschiedet. Die innerparteiliche Abstimmung sei "in keiner Partei gelungen", sagte der baden-württembergische Landeschef. "Hier stoßen die Interessen von Bund und Ländern hart aufeinander." Die Bundespolitiker hätten gemerkt, dass die Bildung in den vergangenen Jahrzehnten ein Top-Thema geworden sei. "Jedenfalls wollen sie mitmischen", sagte Kretschmann. Dennoch glaubt Kretschmann, dass der "Digitalpakt Schule" noch zu retten ist - auch ohne Grundgesetzänderung. Der Bund könne den Ländern die fünf Milliarden Euro "ohne weiteres über die Umsatzsteuer geben", so Kretschmann. "Dann geht der Digitalpakt blitzschnell über die Bühne." Zugleich dämpfte er aber die Erwartungen an das Programm, dessen Mittel in die digitale Ausstattung der Schulen fließen sollen, in WLAN, Computer, interaktive Tafeln, Schulserver und anderes. "Mit diesen fünf Milliarden können Sie umgerechnet auf alle Schulen mal gerade zwei Tablets je Klasse finanzieren. Wer glaubt, der Digitalpakt sei ein Riesending, irrt", so Kretschmann. | Der Bund will das Grundgesetz ändern, um flächendeckend und direkt in Schulen investieren zu können. Baden-Württembergs Ministerpräsident leistet Widerstand - und zweifelt die Kompetenz des Bundes an. |