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https://www.sueddeutsche.de/digital/google-mail-nichts-bereuen-1.540152
digital
Google-Mail - Nichts bereuen
00/05/2010
Nach einem Abend oder gar einer ganzen Nacht auf der Piste sieht die Welt oft ganz anders aus. Genau zu dieser Zeit fassen viele Menschen Mut, um zum Beispiel eine klärende E-Mail an die oder den Ex zu schreiben. Bekanntermaßen führt der alkoholbedingte Mitteilungsdrang aber schnell zu peinlichen Missverständnissen. Detailansicht öffnen Mail Goggles: Matheaufgaben sollen die geistige Verfassung des Nutzers testen. (Foto: Foto: Mail Goggles) Um dieses Szenario zu vermeiden, bietet der Google Email-Dienst Gmail seinen Nutzern jetzt eine Schutzfunktion an. Die Google Labs Entwicklung "Mail Goggles", was soviel bedeutet wie "Mail Schutzbrille", überprüft, ob der Nutzer wirklich in der Lage ist, ein E-Mail zu versenden. Der Nutzer kann hierfür Zeiten definieren in denen er besonders gefährdet ist, peinliche Nachrichten zu versenden. Will er dennoch in dieser Zeit eine E-Mail schicken, funktioniert das nur, wenn er innerhalb von einer Minute fünf leichte Matheaufgaben lösen kann. John Perlow, dem Entwickler des Programms, hätte eine solche Funktion schon unangenehme Situationen erspart, wie er im offiziellen Gmail Blog berichtet. "Manchmal verschicke ich Nachrichten, die ich nicht senden sollte. Wie damals, als ich einem Mädchen per Textnachricht meine Liebe gestand." Ein anderes mal habe er seine Ex-Freundin, um einen Neuanfang gebeten und es später bereut. Für deutsche Gmail-Nutzer ist der Service allerdings bisher nicht ohne Weiteres zugänglich. Wer es trotzdem versuchen möchte, muss zuerst die Spracheinstellungen auf English (US) stellen. Dann kann "Mail Goggles" unter dem Punkt Labs aktiviert werden.
Google-Mail testet den Geisteszustand der Nutzer: Die Funktion Mail Goggles soll davor schützen, peinliche E-Mails zu versenden.
https://www.sueddeutsche.de/digital/axel-springer-glaeserne-anzeigenkunden-1.534276
digital
Axel Springer - Gläserne Anzeigenkunden
00/05/2010
Über dessen Hamburger Anzeigenblatt-Tochter WBV Wochenblatt seien vom 1. September an wochenlang sensible persönliche Daten von Anzeigenkunden über das Internet abrufbar gewesen, berichtete der Spiegel. Per einfacher Google-Suche ließen sich demnach sogar von Kunden, die anonyme Chiffre-Anzeigen etwa in der Rubrik "Heiraten und Bekanntschaften" geschaltet hätten, komplette Datensätze mit Namen, Anschrift, Handynummer und den Kontodaten einsehen. Detailansicht öffnen Axel Springer: Datenpanne bei Anzeigenblättern (Foto: Foto: ddp) Es seien zunächst "einige tausend" derartiger Datensätze im Internet sichtbar gewesen, zitierte der Spiegel den WBV-Geschäftsführer Peter Prawdzik. Auf den im Netz auffindbaren Formularen waren dem Bericht zufolge sogar mehr als 18.000 Einträge vermerkt. Die Differenz erklärte Prawdzik demnach mit Dauerkunden, die mehrfach erfasst worden seien. Sein Unternehmen habe das Datenleck nach einem ersten Hinweis Ende September sofort behoben. Dennoch waren laut dem Nachrichtenmagazin über die Google-Cache-Funktion noch bis Freitagmittag mehrere hundert Kunden-Informationen abrufbar. Dem Bericht zufolge handelte es sich vor allem um Inserenten aus dem Hamburger und Berliner Raum, wo Springer jeweils mit rund zwei Dutzend lokalen Anzeigenblättern vertreten sei. Inzwischen seien auch die Cache-Daten gelöscht. "Wir bedauern den Vorfall außerordentlich", sagte Springer-Sprecher Dirk Meyer-Bosse dem Spiegel. Der Springer-Konzerndatenschutzbeauftragte informierte laut dem Bericht die zuständige Hamburger Datenschutzaufsicht kurz nach dem ersten Hinweis auf das Leck. Es sei "bedauerlich, dass so ein Programmierfehler durch unsere Qualitätskontrolle gelaufen ist", hieß es laut Spiegel in einem Schreiben an die Aufsicht vom 8. Oktober. Beim Hamburgischen Datenschutzbeauftragten werde der Fall derzeit untersucht.
Datenschutz-Probleme beim Medienkonzern Axel Springer: Zeitweise waren komplette Datensätze von Kunden abrufbar. Auch die aus der Rubrik Kontaktanzeigen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/dsl-anschluss-das-lange-warten-1.532488
digital
DSL-Anschluss - Das lange Warten
00/05/2010
Der Service bei DSL-Anbietern ist oft mangelhaft. Dies ist das Ergebnis einer Online-Umfrage von Verbraucherschützern. Häufig müssten die Kunden sehr lange auf ihren schnellen Internetanschluss warten, der Kundendienst sei schlecht erreichbar und die Mitarbeiter seien nicht kompetent, teilte der Bundesverband der Verbraucherzentralen am Montag in Berlin mit. Detailansicht öffnen Bis das Netzwerk am Internet hängt kann es dauern. (Foto: Foto: AP) Die Verbraucherschützer hatten 14.474 Verbraucher vom 1. Juli bis 7. September per Internet nach ihren Erfahrungen mit den Anbietern von Breitbandanschlüssen befragt. 93,3 Prozent der Befragten verfügten bereits über einen Breitbandanschluss, 2,3 Prozent hatten einen in Auftrag gegeben, und knapp vier Prozent hätten gern einen, jedoch ist in ihrem Wohnort keiner verfügbar. Mittlerweile hätten 28 Millionen Haushalte in Deutschland einen Internetanschluss, sagte Ursula Heinen (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverbraucherschutzministerium, das die Umfrage finanziert hat. Das entspreche 73 Prozent aller Haushalte. "Mit diesem rasanten Wachstum haben Leistung und Service nicht Schritt gehalten." Schlechte Tonqualität Ärger bereiteten den Kunden vor allem die langen Wartezeiten beim Wechsel eines Anbieters. Von 5489 Umfrageteilnehmern, die schon einmal ihren Anbieter gewechselt haben, hatte fast jeder Dritte nach eigenen Angaben einen Monat lang auf den neuen Anschluss gewartet. Weitere elf Prozent warteten länger als zwei Monate, acht Prozent drei Monate und fast sechs Prozent sogar mindestens sechs Monate. Die Ursache für die Wartezeit könne allerdings auch in der "Blockade" des bisherigen Anbieters gelegen haben, stellten die Verbraucherschützer klar. Sie kritisierten, dass die Kunden über die Ursachen der Verzögerung häufig im Unklaren gelassen würden. Fast 40 Prozent derjenigen, die ihren Anbieter schon einmal gewechselt haben, gaben an, die Gründe für die lange Wartezeit nicht zu kennen. Als Motivation für den Wechsel nannten 60 Prozent den günstigeren Preis, jeder Fünfte den besseren Kundendienst und jeder Vierte die höhere Geschwindigkeit.
Schlechter Service, geringe Leistung: Viele Kunden klagen über Probleme mit Internetanbietern. Verbraucherschützer fordern jetzt ein Sonderkündigungsrecht.
https://www.sueddeutsche.de/digital/spezial-kontroller-zwei-tasten-sind-nicht-genug-1.525914
digital
Spezial-Kontroller - Zwei Tasten sind nicht genug
00/05/2010
Ein rechteckiges Ding mit vielen Tasten in einer undefinierbaren Farbe, die zwischen Beige und Grau angesiedelt ist - so sieht die Allerwelts-Computer-Tastatur aus. Daneben dann noch eine Maus, die sich farblich daran anpasst, und schon ist das Kommandozentrum für die Bedienung des Rechners komplett. Jedenfalls wenn es sich um einen Durchschnitts-Nutzer handelt. Detailansicht öffnen Spezial-Kontroller: Mit kleinen Gewichten kann der Spieler die Maus nach Belieben verändern. (Foto: Foto: Raptor) Seit geraumer Zeit findet auf vielen Schreibtischen aber eine Veränderung statt: Mit dem Siegeszug der Computerspiele sind Zubehör-Hersteller dazu übergegangen, spezielle Tastaturen und Mäuse für Spieler anzubieten. Die kommen dann nicht nur in schickem Design daher, sondern auch mit etlichen Zusatzfunktionen. Ob solche Extras auch die meist merklich höheren Preise rechtfertigen, ist umstritten. Dass Anbieter mit ihren speziellen Spieler-Tastaturen tatsächlich Erfolge feiern können, zeigt das Beispiel der Marke Logitech. Denn wer einmal in den diversen Foren zu den verschiedensten Spielen stöbert, wird immer wieder auf eine Bezeichnung stoßen: G15. Diese Tastatur gilt manchem Gamer mittlerweile als Nonplusultra in Sachen Bedienung. "Das G15 Gaming Keyboard ermöglicht dem Gamer eine größere Spielkontrolle", erklärt Tatjana Nuding von Logitech in Germering. Diese Kontrolle drückt sich unter anderem in Form eines Displays aus, das verschiedene Informationen aus dem Spiel oder auch dem Computersystem anzeigt. Außerdem gibt es sechs programmierbare Tasten, auf denen sich komplexere Bedien-Abläufe in Form sogenannter Makros zusammenfassen lassen. Und damit die Finger nicht ins Dunkle tappen, gibt es in drei Helligkeitsstufen illuminierte Tasten. Maus und Tastatur für den Profi Wie weit die Spezialisierung bei Tastaturen und Mäusen geht, zeigt sich beim Anbieter Raptor Gaming Technology in Hückelhoven (Nordrhein-Westfalen): Zielgruppe ist hier nicht vornehmlich der Gelegenheits-Spieler, vielmehr sieht man sich als Spezialist für den wachsenden Bereich des E-Sports. Damit ist jener Bereich gemeint, in dem das Spiel längst kein Spiel mehr ist, sondern ein Wettkampf, bei dem es auch um hohe Preisgelder geht. "Bei solchen Wettbewerben kommt es auf Millisekunden an", sagt Raptor-Geschäftsführer Dirk Schunk. "Es gibt Spieler, die bis zu 600 Aktionen pro Minute ausführen." Und für diese Aktionen beziehungsweise Kommandos werden Tastatur und Maus genutzt. Damit dabei wirklich keine Zeit verloren geht, setzt man bei Raptor auch auf Edelmetalle. "Es gibt zum Beispiel Goldkontakte unter den Tasten, damit werden die Aktionen messbar um bis zu 30 Prozent schneller auf dem Bildschirm umgesetzt." Auch bei den Mäusen will man den Spielern Feintuning ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um verschiedene Größen oder die individuelle Einstellung der Gleiteigenschaften des Nagers auf dem Untergrund. Laut Dirk Schunk lässt sich bei bestimmten Modellen mit einsetzbaren kleinen Plättchen sogar das Gewicht der Maus in Stufen einstellen. So viel Detail-Verliebtheit führt auch dazu, dass sich der Hersteller nicht als bloßer Zubehör-Lieferant einstufen mag. "Wir sehen uns mehr als Sportgeräte-Hersteller", sagt Dirk Schunk. Auf der nächsten Seite: Was die Spezial-Kontroller kosten und worauf man vor dem Kauf achten sollte.
Die einfache graue Maus hat ausgedient: Mit immer komplexeren Computerspielen steigt auch der Anspruch an das Zubehör.
https://www.sueddeutsche.de/digital/arbeitnehmerschutz-rauchverbot-trickkiste-der-kompetenzen-1.524314
digital
Arbeitnehmerschutz: Rauchverbot - Trickkiste der Kompetenzen
00/05/2010
Ein Rauchverbot an jedem Arbeitsplatz in Europa - das ist in Brüssel keine neue Idee. Schon vor zwei Jahren überlegten die EU-Kommissare, wie sie eine europaweit einheitliche Regelung durchsetzen könnten. Bisher gelten in jedem Mitgliedstaat unterschiedliche Gesetze. In manchen Staaten gibt es gar keine Regelungen, Irland oder Italien haben dagegen ein fast vollständiges Rauchverbot. Detailansicht öffnen Qualmen verboten: Über den Arbeitnehmerschutz will die EU doch noch das allgemeine Rauchverbot durchsetzen - auch in Bars und Kneipen. (Foto: Foto: ddp) In Deutschland gibt es von Bundesland zu Bundesland andere Ausnahmen. Damit soll es jetzt vorbei sein. Die EU-Kommission hält die nationalen Regelungen nicht für ausreichend und will im kommenden Jahr eine Richtlinie vorlegen, die das Rauchen am Arbeitsplatz in ganz Europa verbietet. Auch Bars, Kneipen und Restaurants sollen nach den Vorstellungen der Kommission von der neuen Norm abgedeckt werden, sagte eine Sprecherin am Montag. "Dort wird schließlich auch gearbeitet." Trickkiste der Kompetenzen Um die Richtlinie voranzutreiben, müssen die Kommissare tief in die Trickkiste greifen, denn eigentlich liegt ein Rauchverbot nicht im Kompetenzbereich der EU. Für Gesundheitspolitik sind die Mitgliedstaaten weitgehend allein verantwortlich. Das weiß auch Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou, die regelmäßig vor der gesundheitsschädigenden Wirkung des Tabakkonsums und den Gefahren für Passivraucher warnt. In Kommissionskreisen heißt es, dass die Idee für das europaweite Rauchverbot von ihr stammt. Bereits ihr Vorgänger Markos Kyprianu, den sie im April dieses Jahres in der Kommission ersetzt hat, forderte ein Rauchverbot in allen 27 Staaten. Vassiliou führt diese Idee nun geschickt weiter: Sie hat den Arbeits- und Sozialkommissar Vladimir Spidla als Verbündeten gewonnen. Offiziell soll das Verbot nicht als gesundheitspolitische Maßnahme durchgesetzt werden, sondern zum Schutz der Arbeitnehmer. Denn dafür ist die EU zuständig. Noch seien die Überlegungen "vorläufig", sagte Spidlas Sprecherin. Ein Entwurf werde derzeit intern diskutiert, man sei mit Arbeitgebern und Gewerkschaften im Gespräch. Der Vorschlag für eine Richtlinie könne möglicherweise erst von der nächsten Kommission präsentiert werden, die im Herbst 2009 ihre Arbeit aufnimmt. Sollte sich die Behörde mit ihrer Vorstellung auch im Europaparlament und im Ministerrat durchsetzen, dann wäre auch Deutschland gezwungen, das Rauchverbot bundesweit einheitlich zu regeln. Doch das ist unwahrscheinlich, denn Brüssel muss mit Widerstand aus den Mitgliedstaaten rechnen. Selbst wenn diese in der Sache einverstanden sein sollten, werden sie diesen Versuch einer Kompetenzausweitung der Kommission kaum hinnehmen. Die Behörde hatte schon in der Vergangenheit Ähnliches versucht. 1998 wollte die Kommission ein Verbot von Tabakwerbung in Zeitungen durchsetzen. Hinter dem Vorstoß standen gesundheitspolitische Überlegungen, doch auch damals schützte die Kommission andere Argumente vor: Sie berief sich auf den Binnenmarkt, der durch unterschiedliche Regelungen gestört werde. Deutschland zog vor den Europäischen Gerichtshof, die Klage war erfolgreich. Aber nicht etwa, weil der Kniff, den Brüssel anwandte, als unzulässig galt, sondern weil die Beeinträchtigung des Binnenmarkts dem Gericht nicht klar genug erschien. Ein überarbeiteter Vorschlag hatte dann vor zwei Jahren aber prompt Bestand. Dass die EU damit ihre Kompetenzen überschritt, interessierte auch damals in Brüssel niemanden.
Die EU-Kommission sucht nach einer einheitlichen Regelung zum Rauchverbot. Dabei nutzt sie Ihre Kompetenzen bis aufs Äußerste.
https://www.sueddeutsche.de/digital/us-wahl-im-internet-basis-ersetzt-elite-1.522562
digital
US-Wahl im Internet - Basis ersetzt Elite
00/05/2010
Die Datenbank hat ein menschliches Gesicht. Im Hauptquartier von Barack Obama, hoch oben in einem Wolkenkratzer in der Michigan Avenue in Chicago, haben seine Mitarbeiter eine Pappwand aufgestellt und mit Passfotos der Mitglieder von Mybarackobama.com beklebt - das Foto-Mosaik zeigt nur ein paar tausend der knapp zwei Millionen Menschen, die Barack Obama auf der Online-Plattform mit Geld-Spenden und freiwilliger Arbeit unterstützt haben. Detailansicht öffnen Über die Website Mybarackobama.com knapp zwei Millionen Menschen Obama mit Geld-Spenden und freiwilliger Arbeit unterstützt. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Während das Wahlkampf-Team am Abend des 4.November feiert, hat die virtuelle Masse zumindest eine optische Präsenz - aber auf der Wand sind nicht nur Studenten und Afro-Amerikaner zu sehen, sondern auch Arbeiter, Männer mit Glatze, Teenager, die noch nicht einmal wählen dürfen, und eine 92-jährige Großmutter, die sich eigens einen Computer angeschafft hat, um E-Mails lesen und verschicken zu können. Die Fototapete ist eine Trophäe, die gefeiert wird, wie die Zahlen die über die TV-Bildschirme flimmern - "Wir haben eine Volksbewegung geschaffen." In der Wahlnacht reden die Talking Heads über die Motive der Wähler und die politischen Folgen des demokratischen Sieges - und nur in einem sind sich MSNBC, FoxNews, New Yorker und New York Post, Linke und Rechte, Intellektuelle und Krawallmacher einig: das Web, Smartphones und Medien-Software haben den Wahlkampf für immer verändert. Obama nahm im Wahlkampf mehr als 640 Millionen Dollar ein - einen Großteil davon über das Netz. Blogger und Bürgerjounalisten eroberten die Meinungshoheit im hysterischen, digitalen Diskurs. Basis ersetzt Elite Die DSL-Leitungen und Wifi-Netze bildeten eine Partizipationsarchitektur, in die sich die Menschen einloggen und so wieder mit dem politischen Prozess verbinden konnten - in den letzten drei Tagen vor der Wahl veranstalteten die Mybarackobama.com-Mitglieder mehr als 50000 Fundraising- und Support-Events, führten mehr als 1,3 Millionen Telefonanrufe für ihren Kandidaten - laut Exit Polls wurden 32 Prozent der Wähler vom "Obama Camp kontaktiert", nicht durch TV-Spots oder Robo-Calls, sondern von Mensch zu Mensch. Die New York Times schrieb kurz vor der Wahl beeindruckt: "Not since 1960, when John F. Kennedy won in part because of the increasingly popular medium of television, has changing technology had such an impact on the political campaigns and the organizations covering them." Der Bush-Berater Mark McKinnon meinte beeindruckt: "2008 war das Jahr, in dem wir in Lichtgeschwindigkeit gewechselt haben, in dem das Paradigma der Basis das Paradigma der Elite ersetzt hat."
Das Internet hat den Wahlkampf verändert. Möglicherweise schlägt diese Demokratisierung auch auf die Regierungsarbeit durch.
https://www.sueddeutsche.de/digital/sicherheit-sonderzeichen-fuer-sicherheit-1.519050
digital
Sicherheit - Sonderzeichen für Sicherheit
00/05/2010
Die Nachricht klingt durchaus bedrohlich: Funknetzwerke seien nicht mehr sicher, heißt es in Meldungen über ein russisches Computerprogramm. Es kann die Grafikkarte eines Rechners als Turbo nutzen, um bis zu hundertmal schneller die Passwörter zu knacken, mit denen in Drahtlos-Netzen (Wlans) der Datenstrom verschlüsselt wird. Sollte man sie also nun abschalten, die praktischen Geräte, die den Laptop auch im Garten mit Internetzugang versorgen, und zum lästigen, aber sicheren Kabel zurückkehren? Dazu besteht kein Anlass. Gefahr droht nur Nutzern, die einfache Sicherheitsregeln missachten. Detailansicht öffnen Wlan: Einfache Regeln machen das kabellose Surfen sicher. (Foto: Foto: AP) Die Geräte, die den Aufbau von Heimnetzen über Wlan ermöglichen, bieten gewöhnlich zwei Wege an, um den Funkverkehr zu verschlüsseln. Der erste, WEP, gilt schon seit Jahren als unsicher. Seine Verschlüsselung lässt sich mit geeigneter Software in unter einer Minute knacken. Sicherheitsexperten raten daher bereits länger von dieser Methode ab. Der zweite, WPA, ist so sicher wie die Passwörter, die dabei vergeben werden. Wählt man den Zugangscode lang genug und spickt ihn mit Sonderzeichen wie # oder $, müssten auch sehr leistungsfähige Computer noch sehr lange herumprobieren. Solche Passwörter lassen sich nur mit sogenannten brute-force-Attacken knacken, also mit dem stupiden Ausprobieren aller möglichen Kombinationen. Lieber kompliziert und lang Kurze Passwörter dagegen, vor allem solche mit Namen oder Begriffen, können schnell geknackt werden, warnen Sicherheitsexperten. Die dafür verwendeten Programme benutzen Listen von Wörter und Eigennamen. Man spricht daher von Wörterbuch-Attacken. Selbst die einfachste WPA-Variante lässt aber Passcodes mit einer Länge von bis zu 63 Zeichen zu. Wer die ausnutzt und dafür einen möglichst wirren Zeichensalat verwendet, ist noch lange auf der sicheren Seite. Daran ändert auch die neue Software nichts, welche die Möglichkeiten von neuen Grafikkarten ausnutzt, viele Rechenvorgänge parallel auszuführen. So bleibt es also dabei: Das schwächste Glied in der Kette ist nach wie vor der Mensch. Weil aber nicht jeder ein Experte sein kann, sollten es die Zugangsgeräte zumindestens erschweren, allzu zu einfache Passwörter zu setzen. Das aber ist immer noch weit verbreitet, bei vielen Wlan-Geräten ist die Verschlüsselung im Auslieferungszustand sogar abgeschaltet.
Tipps für den richtigen Schlüssel: Kabellose Netzwerke sind komfortabel, bei nicht ausreichender Verschlüsselung bieten sie Hackern aber ein leiches Ziel.
https://www.sueddeutsche.de/digital/twitter-viel-geschnatter-kein-gewinn-1.492503
digital
Twitter - Viel Geschnatter, kein Gewinn
00/05/2010
"Ich gehe jetzt zu Whole Foods", schreibt Jack auf seiner Webseite. Eine Stunde später ist der Einkauf erledigt. "Die Stadthalle schaut phantastisch aus heute Abend", teilt er der Welt wenig später mit. Doch wen interessiert das? Immerhin mehr als 16000 Leser. Es handelt sich nicht um irgendeinen Jack. Hier lässt Jack Dorsey an seinem Privatleben teilhaben. Detailansicht öffnen Kurzes Geschnatter: Auf 140 Zeichen teilen sich bis zu fünf Millionen Twitter-Nutzer mit, was sie gerade machen. (Foto: Foto: dpa) Der 30-Jährige hat den Internetdienst Twitter gegründet, eine Art SMS-Dienst im Netz, derzeit stark umjubelt. Am Dienstagabend erst war Twitter gefragt, als bei der Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama unzählige Twitter-Nutzer live von dem Moment berichteten. Doch auf die wichtigste Frage jedes Unternehmens hat das kalifornische Start-up noch keine Antwort: Wie wollen wir einmal Geld verdienen? Drei Jahre nach dem Start macht Twitter weder Umsatz noch Gewinn. Den Investoren war das bis dato egal. Twitter wiederholt im Internet den Erfolg von SMS-Kurznachrichten in Mobilfunknetzen: Auf 140 Zeichen - also kaum kürzer als in einer SMS auf dem Handy - können Twitter-Nutzer mitteilen, was sie momentan machen. Genau diese Frage - Was unternehmen die Freunde gerade? - war für Dorsey der Anlass, die Internetseite Twitter ins Netz zu stellen. Innerhalb von zwei Wochen war im März 2006 ein Prototyp programmiert. Im August ging das Projekt Twitter für alle online. Gezwitscher oder Geschnatter heißt der Firmenname ins Deutsche übersetzt - und genau darum geht es auf der Seite. Alle plappern durcheinander, und doch ist Twitter mehr als ein Sammelsurium an Belanglosigkeiten. Twitter-Nutzer als Krisenreporter Ob bei den Terroranschlägen in Indien, den Protesten in Griechenland oder zuletzt beim Flugzeugabsturz in den Hudson: Stets waren es Nutzer von Twitter, die als Erste vor Ort sind und die Weltöffentlichkeit informiert haben. "Da ist ein Flugzeug im Hudson. Ich bin auf einer Fähre, um die Leute aufzusammeln. Verrückt", schreibt Janis Krums am vergangenen Freitag um genau 12 Uhr 36 Ortszeit. Mit dieser Kurzmitteilung wurde er weltberühmt, denn Krums war der Erste, der ein Bild mit seinem iPhone-Handy geschossen und es in seinen Twitter-Nachrichten gespeichert hat, anzuschauen von jedermann.
Mit 140 Zeichen informieren Twitter-Nutzer blitzschnell die Welt. Doch noch sucht der Dienst nach einem erfolgreichen Geschäftsmodell.
https://www.sueddeutsche.de/digital/cebit-trends-2009-eingeborene-im-netz-1.490686
digital
Cebit-Trends 2009 - Eingeborene im Netz
00/05/2010
Wie war das früher? Da haben sich Kollegen wohl noch in ihren Büros besucht und Unterlagen vorbeigebracht, statt E-Mails mit Anhängen zu versenden. Wem ein Wort fehlte, der hat in einem Lexikon aus Papier nachgeschlagen - statt bei Google 266.000 Treffer in genau 0,2 Sekunden für das Fremdwort "Usance" zu finden, an erster Stelle Wikipedia, die neuzeitliche Online-Version einer Enzyklopädie. Detailansicht öffnen Drei Viertel der Zuwächse bei der Arbeitsproduktivität lassen sich schon jetzt direkt auf den Einsatz von Computer und Handy zurückführen. (Foto: Foto: AP) Und wer nach Feierabend schauen wollte, welche Nachrichten ihm Kollegen, Kunden oder Vorgesetzte geschickt haben, der musste ins Büro fahren, statt sein Blackberry-Handy einzuschalten und E-Mails zu checken. Keine Frage: Computer, Internet und Mobiltelefon haben das Arbeitsleben radikal umgekrempelt - und die Wirtschaftskrise beschleunigt den Wandel künftig noch. Drei Viertel der Zuwächse bei der Arbeitsproduktivität lassen sich in Europa laut einer Studie von Microsoft schon jetzt direkt auf den Einsatz von Computer und Handy zurückführen. Dabei dienen die modernen Werkzeuge der IT- und Telekommunikationsbranche schon lange nicht mehr nur den Büroarbeitern. Auch in traditionellen Handwerksberufen sind die Kollegen Computer und Mobiltelefon nicht mehr wegzudenken. Turbo-Internet und mobiles Surfen Während in den 70er und 80er Jahren der Einzug der Rechner das Arbeitsleben revolutioniert hat, in den 90ern und später das World Wide Web, zeichnen sich jetzt die nächsten Änderungen ab: durch das Turbo-Internet, mobiles Surfen und das Heranwachsen einer Generation von Beschäftigten, die mit dem Netz groß geworden sind. Tempo bekommt die Entwicklung noch durch die Rezession. Die kommenden Technologien versprechen wie schon der vorangegangene Wandel erneut sinkende Ausgaben. "Der Druck, Kosten zu sparen, ist auf der Prioritätenliste der Kunden von Stelle acht auf eins gestiegen", sagt Volker Smid, Deutschlandchef von Hewlett-Packard. Die heute 20- bis 30-Jährigen kennen sich aus: Das Telefonieren über Internet, im Branchenjargon Voice over IP, und Begriffe wie twittern - Twitter ist ein Kurznachrichtendienst im Netz - oder googeln für das schnelle Suchen gehören zum Alltag. Von "Digital Natives" ist bei dieser Generation die Rede, von Eingeborenen im Netz - die eine Welt ohne das Internet gar nicht mehr kennen. Die Generation Web legt höchsten Wert auf die neueste Technik, auch beim Arbeitgeber. In einer Studie der Unternehmensberatung Accenture sagen das 67 Prozent der Befragten. Für ihre Kommunikation spielen E-Mails längst eine untergeordnete Rolle. Fast die Hälfte der jungen Berufstätigen will lieber über Soziale Netzwerke wie Xing oder Facebook kommunizieren. Mehr als ein Drittel zieht Instant Messaging, das Verschicken von kurzen Chat-Nachrichten, der E-Mail oder dem Telefon vor.
Computer, Internet und Handy haben die Arbeitswelt revolutioniert. In der Krise wird sich der Wandel noch beschleunigen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/daten-auf-der-festplatte-richtig-loeschen-1.486058
digital
Daten auf der Festplatte - Richtig löschen
00/05/2010
Möchte jemand die Daten auf seiner Festplatte loswerden, greift er üblicherweise auf ein altbekanntes Verfahren zurück - das Formatieren. Solange er die Platte danach selbst weiterverwendet, ist das noch kein Problem. Gibt der Besitzer den Datenträger aber an Bekannte weiter oder bietet ihn zum Verkauf an, riskiert er damit die Preisgabe von sensiblen persönlichen Daten. Denn obwohl die Daten auf der Festplatte nach einer Formatierung nicht mehr angezeigt werden, lassen sie sich mit ein wenig Zeit und Können leicht wiederbeschaffen. Detailansicht öffnen Um die Festplatte richtig zu löschen, brauche der Besitzer spezielle Programme. (Foto: Foto: ddp) Zurzeit gebe es Fälle, bei denen die Käufer alter PCs überhaupt nicht an der eigentlichen Hardware interessiert sind, erklärt Günther Ennen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn. "Sie haben es lediglich auf die empfindlichen Restinformationen auf den Platten abgesehen." Dahinter stecke kriminelle Energie. Handelt es sich etwa um steuerliche Abrechnungen, persönliche Dateien oder sensible Krankheitsdaten, könne der Verkäufer leicht erpressbar werden. Auf persönliche Dateien zugreifen Damit niemand an die vorherigen Daten kommt, reiche es nicht aus, die Festplatte zu formatieren, erklärt Andreas Kroschel von der Computerzeitschrift PC-Welt in München. Dabei werde nur die Tabelle für die Dateien gelöscht. Man könne den Vorgang mit einem Buch vergleichen, aus dem lediglich das Inhaltsverzeichnis herausgerissen wird. "Wer wirklich an die Informationen kommen möchte, blättert solange, bis er sie findet." Mit ein bisschen Zeit und Wissen und den richtigen Tools kriege ein Fremder die Daten jederzeit wieder, sagt Kroschel. "Dritte können mit frei verfügbaren Programmen relativ einfach auf die persönlichen Dateien zugreifen", erklärt auch Sven Thomsen vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein in Kiel. Um die Festplatte richtig zu löschen, brauche der Besitzer spezielle Programme, die die Daten mit verschiedenen Mustern von Zeichen und Zufallsmustern überschreiben, so Kroschel. Denn beim Löschen werden die Daten mit beliebigen Zeichenfolgen überschrieben, erklärt Ennen. Für das Überschreiben eigneten sich verschiedene frei erhältliche Programme, die der Anwender einfach aus dem Netz herunterladen kann, sagt Thomsen. Das BSI zum Beispiel weist auf seiner Internetseite auf die Lösch-Tools "Eraser" und "Secure Eraser" hin. Fortgeschrittene Nutzer könnten auch das in Windows integrierte Wipe-Programm "cipher.exe" nutzen. Die Programme könne man entweder von einer anderen Festplatte oder von einer CD laden, erklärt Kroschel. Dabei sei es egal, ob der Nutzer ein Windows-Programm oder eine Linux-CD benutzt - "beide können die Daten zuverlässig löschen", sagt Thomsen.
Wer Daten auf seiner Festplatten loswerden will, formatiert diese normalerweise neu. Doch es gibt bessere Verfahren.
https://www.sueddeutsche.de/digital/digitalkameras-weg-vom-pixelwahn-1.484701
digital
Digitalkameras - Weg vom Pixelwahn
00/05/2010
Vorurteile können langlebig sein, vor allem dann, wenn sie aus Ziffern bestehen und den Verkauf von Produkten fördern. Auch auf vielen neuen Digitalkameras für den Hausgebrauch prangen noch immer Aufkleber, die angeben, wie viele Millionen Bildpunkte der elektronische Sensor einer Kamera hat. Dabei ist der Megapixelwahn in etwa genauso sinnvoll wie einen Kleinwagen mit 300 PS anzubieten. Aber die Zeiten scheinen sich zu ändern. Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas setzte sich die 2008 begonnene Abkehr vom Pixelwahn nun fort - mit durchaus erstaunlichen Ergebnissen. Detailansicht öffnen Neue Digitalkameras: Die Hersteller setzen auf Zusatzfunktionen wie Internetbrowser und Superzeitlupe für Videos. (Foto: Foto: Olympus) Konnten manche Kameras schon zu Zeiten des herkömmlichen Films das Datum in die Aufnahmen einblenden, geht die jetzige Technik einen ganzen Schritt weiter. Sony beispielsweise bietet im GPS-CS3KA ein kleines Zusatzgerät an, das man auf Reisen mitnehmen und seine Bilder über GPS-Satelliten mit exakten Breiten- und Längengraden versehen kann. Damit können sie später automatisiert an Dienste wie Google Earth weitergegeben werden. Das etwa zigarettenschachtelgroße batteriebetriebene Gerät für das sogenannte Geotagging soll für rund 140 Euro zu haben sein. Erste Kamera mit Internetbrowser Kameras mit einem Chip für Drahtlos-Netzwerke (Wlan) gibt es zwar schon länger, Sonys CybershotG3 allerdings ist die erste mit einem Internet-Browser, der beliebige Adressen ansteuern kann. Über diese Software lassen sich wie von einem Computer aus Bilder auf Fotoportale oder das eigene Blog übertragen. Casio hatte bereits vergangenes Jahr die Konkurrenz aufhorchen lassen und eine Kamera gezeigt, die nicht bloß Bilder schießt und Filmchen aufzeichnen kann, sondern auch beeindruckende Videos in Superzeitlupe. Die F1 lieferte extreme Zeitlupen mit bis zu 1200 Bildern pro Sekunde, kostete aber stolze 800Euro. Nun kommen in der FC100 und der FS10 zwei Geräte für weniger als die Hälfte dieses Preises auf den Markt, die sich davor kaum zu verstecken brauchen. Bei Extrem-Zeitlupen-Filmen etwa von platzenden Luftballons ist allerdings die Auflösung beschränkt. Filme mit 1000 Bildern pro Sekunde schaffen die Kameras nur noch mit 224mal 56 Bildpunkten. Für YouTube reicht das allerdings. Die Geräte sollen im Frühjahr auf den Markt gebracht werden. Auf der nächsten Seite: Wie Sofortbilder ihr Comeback erleben und Kompaktkameras auch weiter entfernte Motive heranzoomen können.
Lange wetteiferten die Hersteller von Digitalkameras um immer höhere Auflösungen. Jetzt setzen sie auf Modelle mit Extra-Fähigkeiten.
https://www.sueddeutsche.de/digital/regierung-beschliesst-internetsperren-vorbild-norwegen-1.482208
digital
Regierung beschließt Internetsperren - Vorbild Norwegen
00/05/2010
Die Bundesregierung will den Kampf gegen Kinderpornographie massiv verschärfen. Zu diesem Zweck will sie gemeinsam mit den führenden deutschen Internet-Providern elektronische Zugangssperren einrichten. Darauf haben sich die Bundesministerien für Familie, Inneres und Wirtschaft verständigt. Detailansicht öffnen Kinderpornographie im Internet: Von 2006 auf 2007 verdoppelte sich laut BKA die Zahl der Konsumenten in Deutschland. (Foto: Foto: dpa) Die federführende Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin, die Minister hätten sich mit den Providern sowie dem Dachverband der Internetbranche und dem Bundeskriminalamt (BKA) abgestimmt. Eine Arbeitsgruppe soll bis März Vereinbarungen mit der Internetbranche schließen. Bislang wehrten sich vor allem die Internetanbieter gegen Zugangssperren. Sie fürchteten, der Zugriff auf legale Internetseiten könnte blockiert werden, und die Haftung dafür würde bei ihnen liegen. Von der Leyen zufolge ist diese Sorge unbegründet. Das BKA werde die Seiten bewerten, die Politik die Verantwortung tragen, und die Provider würden allein die technische Arbeit leisten. Zehntausende Zugriffe verhindern Als Vorbild dient Norwegen. Das Land geht seit 2004 mit einem Internetfilter gegen die Kinderpornographie vor, und hat die internationale Polizeigruppe "Circamp" gegründet. "Hauptziel ist, dass Kinder nicht wieder und wieder zum Opfer werden", sagte der norwegische Polizist Björn-Erik Ludvigsen, der die Arbeit von "Circamp" in Berlin vorstellte. Die Erfolge der Zugangssperren seien beachtlich: Allein Norwegen verhindere damit bis zu 18.000 Mal pro Tag den Zugriff auf kinderpornographische Seiten. Anders als oft vermutet sei der Markt für kinderpornographisches Material laut Ludvigsen überschaubar: "Es handelt sich ungefähr um 1000 aktive Adressen." Diese Zahl lasse sich von der Polizei noch gut kontrollieren. Rechnet man die norwegischen Zahlen auf Deutschland hoch, dann muss man nach Angaben von der Leyens mit bis zu 350.000 Besuchern täglich rechnen. Entsprechend dringend sei die angestrebte Sperre. "Mit der Zugangsblockade möchte ich das Massengeschäft in Deutschland ganz empfindlich stören", sagte sie. Wichtig bleibe natürlich, auch die Täter zu ermitteln und die Kinder zu retten. Die Verbreitung von Kinderpornographie im Internet steigt in Deutschland rasant: Von 2006 auf 2007 verdoppelte sich laut BKA die Zahl der Konsumenten. Die Opfer werden immer jünger: 80 Prozent aller Kinder, die vor der Kamera missbraucht werden, sind jünger als zehn Jahre, 30 Prozent sogar jünger als drei Jahre.
Die Bundesregierung will Kinderporno-Seiten im Netz sperren lassen. Führende Internet-Provider haben dem Vorhaben jetzt zugestimmt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-macintosh-jubilaeum-der-erste-seiner-art-1.481896
digital
Apple Macintosh-Jubiläum - Der erste seiner Art
00/05/2010
Nach einem Vierteljahrhundert auf dem Markt gibt es für Apple-Macintosh-Computer wenig Grund für düstere Gedanken. Schade eigentlich. Man könnte sonst für die Geburtstagsrede schamlos das Rezept von Frank Capras klassischem Kitschfilm "Ist das Leben nicht schön?" kopieren. Darin steht der verzweifelte Wohltäter vor dem Selbstmord, bis ihm ein Engel zeigt, wie die Welt ohne ihn ausgesehen hätte: grau, kalt, chaotisch. Detailansicht öffnen Revolutionärer Rechner: der Apple Macintosh mit grafischer Beunutzeroberfläche. (Foto: Foto: allaboutapple.com) Andererseits ist der Gedanke zu schön, ihn aufzugeben, bloß weil sich Apple trotz der Auszeit des Übervaters Steve Jobs nicht in einer Krise befindet und keine Rettung braucht. Selbst auf die Gefahr hin, das nicht unbeträchtliche Ego der Manager im Firmensitz Cupertino zu bedienen, sei hier also die Frage gestellt: Wie hätte die Welt ohne den Apple Macintosh ausgesehen? Dabei sei ein wenig künstlerische Freiheit gestattet, zumindest bei der Interpretation der Fakten. Wo es hier in Sachen Apple zu arg wird, meldet sich die Stimme des Gewissens. Zuerst die Fakten. Angekündigt durch einen legendären Fernsehspot kam am 24. Januar 1984 der erste Apple Macintosh auf den Markt. Es war ein kleines, beiges Kistchen mit Schwarzweiß-Monitor und Diskettenlaufwerk, 128 Kilobyte Arbeitsspeicher, acht Megahertz Prozessortakt, ohne Festplatte und Gebläse zur Kühlung, mit einer klobigen Tastatur und einer Maus mit nur einer Taste. Preis: 2500 Dollar oder etwa 4000 Mark. Seither hat Apple der Computer-Industrie immer wieder durch Innovationen die Richtung vorgegeben. Was also wäre ohne den Macintosh aus der Branche geworden? Zeilenweise kryptische Befehle Ohne diesen Apple wäre der Computer an sich heute kein Gerät, das auf nahezu jedem Schreibtisch steht, das Kinder und Rentner sicher bedienen können und das ihnen den Zugang zu einem weltweiten Datennetz öffnet. Vor dem Ur-Macintosh nämlich musste der Benutzer seinem Computer zeilenweise kryptische Befehle eintippen. Der Apple hingegen hatte eine grafische Benutzeroberfläche. Der Bildschirm erinnerte an einen Schreibtisch, auf dem Dokumente lagen. Die Maus bewegte einen Zeiger auf dem Monitor, auf Klicks öffneten sich die Dokumente in eigenen Fenstern und konnten bearbeitet werden. Die Fenster legten sich zwanglos übereinander wie verschiedene Blätter Papier auf dem realen Schreibtisch. Wer eine Datei an anderem Ort speichern wollte, fasste sie mit dem Mauszeiger an und schob sie in den Zielordner; zum Löschen bugsierte man sie in den Papierkorb. Das erscheint heute banal, damals war es revolutionär. Apple hatte mindestens ein Jahr Vorsprung bei Rechnern, die auf den Konsumenten-Markt zielten. 1985 kamen Computer von Atari und der Commodore Amiga mit grafischer Bedienung heraus, erst 1990 schaffte Microsoft mit Windows-Version 3 etwas halbwegs Vergleichbares. Daher muss die Stimme des Gewissens einräumen: Auch ohne den Macintosh gäbe es heute wohl Computer mit Maus, Ordnern und Papierkörben. Entscheidend an der Entwicklung beteiligt waren schließlich kluge Köpfe der Stanford University und des benachbarten Xerox-Parc-Forschungszentrums in Palo Alto, Kalifornien. Irgendwann wäre Apples Konkurrenz von allein draufgekommen. Doch es war eben Steve Jobs, der die Entwicklung als Erster auf einen Konsumenten-Computer übertrug. Auf der nächsten Seite: Wie ein Apple-Werbespot eine Generation von Computer-Experten prägte.
1984 präsentierte Apple den Macintosh. Damit revolutionierte Steve Jobs nicht nur die Computerbranche - sondern auch die Werbung.
https://www.sueddeutsche.de/digital/netbook-tuning-kompaktes-kraftpaket-1.467104
digital
Netbook-Tuning - Kompaktes Kraftpaket
00/05/2010
Das Display ist klein, und die Rechenleistung entspricht der eines älteren PCs. Doch weil sie sich bestens für den mobilen Einsatz eignen - sei es auf dem Sofa oder im Zug -, sind Netbooks derzeit der Renner. Aber mit den preisgünstigen Mininotebooks ist es nicht anders als mit Desktop-Rechnern oder herkömmlichen Notebooks: Kaum sind sie gekauft, überlegen viele Anwender schon, wie sie noch etwas mehr aus den Geräten herausholen können. Und in der Tat lässt sich mit Netbooks einiges machen - auch ohne etwas an der Hardware zu verändern. Detailansicht öffnen Ohne Mühe lässt sich bei Netbooks der Strombedarf herunterregeln. (Foto: Foto: dpa) Viele der Geräte sind mit Drei-Zellen-Akkus ausgestattet, die in der Regel eine Steckdosen-unabhängige Laufzeit von maximal drei Stunden bringen. Beim Sechs-Zellen-Akku verdoppelt sich die Laufzeit. Für wirkliche lange Zugfahrten etwa reicht die Ladung aber auch damit nicht - also ist Stromsparen angesagt: "Um eine möglichst lange Laufzeit zu erreichen, kann der Anwender die Beleuchtung des Displays manuell an die Umgebungshelligkeit anpassen", erklärt Robert Perenz, Produktmanager für Netbooks beim Hersteller Acer. Bei vielen Modellen geht das mit einer bestimmten Tastenkombination wie "Strg/F5". Es genügt oft schon, die Helligkeit um zwei oder drei Stufen nach unten zu setzen, um die Akku-Laufzeit merklich zu verlängern. Dazu muss man wissen, dass die Helligkeit ab Werk oft auf das Maximum gesetzt ist, was gar nicht notwendig wäre. Und so merkt der Nutzer schon nach kurzer Zeit nicht mehr, dass die Helligkeit verringert wurde. Für WLAN gilt, wenn es gerade nicht benötigt wird: abschalten! Das ist bei den meisten Netbooks mit der Kombination "Strg/F11" blitzschnell erledigt. Genauso rasch lässt sich die Funkverbindung wieder aktivieren. Das gilt auch für Bluetooth. Sowohl dieses als auch WLAN verbrauchen nicht nur viel Energie: Beide bilden eine potenzielle Angriffsfläche für Hackerangriffe. Ohne Mühe lässt sich im Prinzip auch die Spannung des Prozessors und somit sein Strombedarf herunterregeln. Doch das würde auf Kosten der Leistungsfähigkeit geschehen. "Und das ist bei Netbooks, die ohnehin nicht die größte Leistung bringen, nicht besonders sinnvoll", sagt Fabian Schusdziara von der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift PC Praxis.
Längere Akkulaufzeit, größerer Speicher: Wer mehr Leistung aus seinem Netbook herausholen möchte, muss nicht einmal die Hardware verändern.
https://www.sueddeutsche.de/digital/backup-software-sicher-und-aufgeraeumt-1.461736
digital
Backup-Software - Sicher und aufgeräumt
00/05/2010
Viele wichtige Daten liegen auf dem Rechner. Doch was passiert mit Bildern, Dokumenten oder der Musikbibliothek, wenn die Festplatte den Dienst versagt? Wer seine Daten regelmäßig sichert, kann sich entspannen, denn ihm drohen allenfalls minimale Verluste. Bequem funktioniert das mit einem Backup-Programm. Detailansicht öffnen Wer seine Daten regelmäßig sichert, kann sich entspannen, denn ihm drohen allenfalls minimale Verluste. (Foto: Foto: ddp) In der Regel unterscheidet man zwischen drei Sicherungsvarianten: Beim Gesamt-Backup geht es um den kompletten Inhalt der Festplatte. Das dauert je nach Datenmenge ziemlich lange und wird daher von den meisten Nutzern nur in größeren Abständen vorgenommen. Schneller geht ein Differential-Backup: Dabei werden nur die Dateien gespeichert, die sich seit dem letzten Gesamt-Backup verändert haben. Am raschsten erledigt ist das Zuwachs- oder inkrementelle Backup. Es hat allerdings den Nachteil, dass bei Datenverlust alle einzelnen Backups in der Reinfolge ihrer Erstellung wieder auf die Festplatte gespielt werden müssen. Wer seine Daten dauerhaft schützen möchte, wählt am besten eine Kombination aus den drei Varianten. Damit das erste Gesamt-Backup nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt, empfiehlt es sich, vorher die Festplatte aufzuräumen und zu defragmentieren. Das Programm "PC Check & Tuning 2009", das auch beim Aufräumen hilft, kommt von Magix. Es stöbert mit wenigen Mausklicks temporäre Dateien auf, die sich dann löschen lassen. Sinnvoll ist es, zunächst eine komplette "Systemwartung" und "Basisprüfung" zu machen. Dabei wird das System eingehend getestet. Das Programm richtet sich an Einsteiger ebenso wie an Geübte, die nach einer Möglichkeit suchen, beispielsweise nach einem Systemabsturz den Rechner wieder stabil zum Laufen zu bringen. Für den Fall, dass das nicht klappt, liegt ein Gutschein für eine Profi-Systemanalyse bei. Die Oberfläche des Programms ist klar strukturiert, so dass die gewünschten Hilfestellungen schnell gefunden sind. Läuft alles rund, kann das Backup erstellt werden. Dabei unterscheidet das Programm, ob die Daten gebrannt oder auf einer externen Festplatte abgespeichert werden sollen. Beim Erstellen des Backups werden die Nutzer Schritt für Schritt durch ein Menü geleitet, in dem jeder Punkt erklärt wird. Das Programm kostet knapp 30 Euro.
Wer wertvolle Daten auf dem Rechner sichern will, sollte eine aktuelle Backup-Software nutzen. Sonst drohen große Verluste.
https://www.sueddeutsche.de/digital/kostenlose-musik-aus-dem-netz-das-prinzip-kassettenrekorder-1.454830
digital
Kostenlose Musik aus dem Netz - Das Prinzip Kassettenrekorder
00/05/2010
Meist läuft das Radio ja nur nebenbei, ob auf der Arbeit oder zuhause. Manchmal gibt es aber auch bestimmte Sendungen, die man einfach nicht verpassen möchte, sei es nun die aktuelle Hitsendung, ein klassisches Konzert oder das neueste Krimi-Hörspiel. Früher wurde dazu der Kassettenrekorder oder das Tonbandgerät eingeschaltet, heute übernimmt das eine Software im Computer. Ein sehr komfortables Programm, mit dem man das Radioprogramm immer voll unter Kontrolle hat, ist das kostenlose Clipinc von Tobit. Detailansicht öffnen Musik-Aufzeichnung am Computer: Vorteile gegenüber Kassetten. (Foto: Foto: iStock) Clipinc braucht eine Internetverbindung und zeichnet dann auf Wunsch die verfügbaren Web-Radiosender auf. Das sind nicht Exoten aus Überseee mit einem ganzspeziellen Pepertoire, sondern auch viele "klassische" öffentlich-rechtliche Sender. Mehr als 1.300 sind bei Clipinc schon voreingestellt. Um in diesem riesigen Angebot den Überblick zu behalten, sind die Sender schon nach den verschiedenen Musikrichtungen vorsortiert, von Rock und Pop über Dance bis zu Klassik ist alles dabei. Wer sich nicht ganz sicher ist, kann sich auch die Bewertungen ansehen und erfährt, was bei anderen Nutzern die beliebtesten Sender sind. Mit ein paar Mausklicks sind die Sender ausgewählt und die Aufnahme startet. Gespeichert wird alles im MP3-Format. In der kostenlosen Version von Clipinc können die sogenannten Streams (Datenströme) von bis zu drei Sendern gleichzeitig aufgenommen werden, beim kostenpflichtigen Clipinc.Fx Pro gibt es keine Grenzen. Die setzt höchstens die Festplatte, empfohlen werden rund 20 GB an Platz für das Programm. Eine Internet-Flat-Rate versteht sich dabei von selbst. Titel und Interpret werden automatisch ermittelt Läuft das Programm eine kleine Weile, dann kommt der Moment, wo sich die Vorteile von Computerprogrammen gegenüber Kassetten zeigen. Clipinc zeichnet nicht nur alles Gesendete auf, sondern sieht sofort nach, was der Sender sonst noch so bietet, zum Beispiel an Podcasts. So finden sich dann in der Übersicht des Senders Kategorien wie Musik, Nachrichten, Comedy und anderes mehr.
Musik aus dem Netz muss weder illegal noch teuer sein: Mit kostenlosen Programmen lassen sich Radiosendungen ganz einfach mitschneiden.
https://www.sueddeutsche.de/digital/kampf-gegen-internetsperren-das-netz-schlaegt-zurueck-1.452537
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Kampf gegen Internetsperren - Das Netz schlägt zurück
00/05/2010
Damit hatte Dieter Wiefelspütz wohl nicht gerechnet: Der Innenpolitiker der SPD gab der Berliner Zeitung ein Interview, in dem er sinngemäß forderte, die geplanten Internetsperren auch auf andere kriminelle Aktivitäten als die Kinderpornographie anzuwenden. Detailansicht öffnen Der digitale Protest bekommt Stimmen - auch für jene Politiker, die das Internet ignorieren möchten. (Foto: Foto: dpa/sueddeutsche.de) Der Aufschrei, der daraufhin durchs Netz ging, war so gewaltig, dass Wiefelspütz sich zu folgender Klarstellung veranlasst sah: "Ich bin strikt gegen Zensur." Das erste Zitat sei nur ein Missverständnis gewesen. Wiefelspütz dürfte damit eine Lektion gelernt haben, die derzeit auch Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) erfahren muss. Sie lautet: Das Netz ist mächtig, es hat die Kraft für gewaltige politische Kampagnen. "Ruf im Bundestag an", heißt eine Aktion des Blogs netzpolitik.org, wo im Minutenabstand über neue Aktionen gegen die geplanten Internetsperren nachgedacht wird. Telefonnummern von Politikern werden veröffentlicht. Der digitale Protest bekommt Stimmen - auch für jene Politiker, die das Internet ignorieren möchten. Spätestens am Tag der Bundestagswahl wird dies nicht mehr möglich sein: Seit klar ist, dass die Sperren nicht verhindert werden können, unterhalten sich Surfer auf dem populären Blog spreeblick.com darüber, dass sie nie wieder SPD wählen wollen. Beim Kampf gegen die Internetsperren stellen Blogger, Twitter-Benutzer und Forenbetreiber ihr Können als Gegenöffentlichkeit erstmals in Deutschland erfolgreich unter Beweis. Wer im Netz etwas auf sich hält, beteiligt sich an der Debatte, verbreitet Argumente, schreibt Texte oder stellt technische Hilfsmittel bereit. Die Netzgemeinde fühlt sich durch das Gesetzesvorhaben persönlich angegriffen. Für die Surfer ist es ihre digitale Freiheit, die eingeschränkt werden soll. Der Widerstand gegen die Pläne ist längst zu einer Art digitaler Bewegung geworden - durchaus humorvoll, aber mit Argumenten untermauert.
Wenn Youporn gegen "Zensursula" wettert: Internet-Nutzer organisieren Kampagnen gegen Kinderporno-Sperren - von schlagkräftig bis humorvoll.
https://www.sueddeutsche.de/digital/e-book-das-ding-1.452330
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E-Book - Das Ding
00/05/2010
Elektronische Lesegeräte, die man in der Hand halten kann, wurden in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert. Vor elf Jahren wurde das E-Book vorgestellt, nun ist der neuste Reader auf dem Markt: ein großformatiger Bildschirm auf eine steife, dünne Plattform gezogen - als würde man ein Clipboard in der Hand halten. Detailansicht öffnen Das Amazon Kindle soll sich zu einer modernen und günstigen Vertriebsplattform auch für Zeitungen entwickeln. (Foto: Foto: dpa) Die Verleger amerikanischer Zeitungen, die in der aktuellen Werbemarktkrise nach jedem Strohhalm greifen, hoffen nun, ein starkes Mittel entdeckt zu haben, um sich und ihre bedrohte Branche zu retten. Vergangene Woche stellte der Online-Händler Amazon seinen Kindle DX vor - DX steht für deluxe. Er soll sich zu einer modernen und günstigen Vertriebsplattform auch für Zeitungen entwickeln, mit seiner Hilfe sollen neue Leser gewonnen werden, vor allem aber soll er signalisieren, dass digitaler Inhalt, im Gegensatz zur noch verbreiteten Praxis, nicht ewig kostenlos verfügbar sein kann. Auch New-York-Times-Verleger Arthur Sulzberger Junior war bei der Präsentation des Kindle euphorisch, Sulzberger nannte das weiße Ding "wundervoll". Das Produkt ist für das Zeitungs- und Magazinbusiness deshalb interessant, weil es mit seinen Maßen von 18 mal 26 Zentimetern im Format näher an heutige Printprodukte heranreicht. Die bisherigen Modelle des E-Readers, ein gleichnamiges Produkt von Sony und der Original-Kindle, sind nicht einmal halb so groß. Sie waren von Anfang an nur auf das Buchformat zugeschnitten. Selbst Philip Meyer, ein anerkannter Vertreter des investigativen Journalismus und Autor des Buches Das Verschwinden der Zeitung, ist bereit, dem Neuling eine Chance zu geben. "Die Print-Industrie ist in so einem trüben Zustand, dass jedes Mittel einen Versuch wert ist", sagt er. Der Kindle DX soll 489 Dollar kosten und im Sommer auf den Markt kommen. Schon jetzt kann man mit dem Original-Kindle 34 Zeitungen und 24 Magazine zwischen zwei und 35 Dollar monatlich abonnieren, das reicht von Fortune und Time, der New York Times und der Washington Post bis hin zu europäischen Blättern wie Le Monde und dem Handelsblatt. Ein Abonnement für die New York Times kostet bei Amazon.com monatlich 14 Dollar. Das sind zwar deutlich weniger als für das Printprodukt bezahlt werden muss (42 Dollar), aber mehr als die kostenlose Webseite bietet. Dazu kommt, dass Zeitungen durch den Vertrieb mit dem E-Book bis zu 50 Prozent der bisherigen Kosten für Papier, Produktion und Zulieferung sparen können.
Elektronisch lesen: Der neue Kindle von Amazon weckt viel Hoffnung, doch wieviel Sinnlichkeit steckt im E-Book?
https://www.sueddeutsche.de/digital/politiker-testen-computerspiele-schlagkraeftige-argumente-1.451586
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Politiker testen Computerspiele - Schlagkräftige Argumente
00/05/2010
Wenn ein CSU-Abgeordneter durch die dunklen Straßen von Liberty-City cruist, ein Grünen-MdL mit Rollerblades von Rampe zu Rampe springt und das FDP-Mitglied ein Moorhuhn nach dem anderen erlegt - dann ist das nicht der Betriebsausflug in die Hauptstadt mit anschließendem Abstecher in die Lüneburger Heide, sondern der "Parlamentarische Computerspiele-Abend". Detailansicht öffnen Das Computerspiel Grand Theft Auto IV. (Foto: Foto: oh) Die CSU-Fraktion des Bayerischen Landtags hatte am Mittwoch zu dieser Veranstaltung ins Maximilianeum geladen - die Abgeordneten sollten einfach mal selbst ausprobieren, was Innenminister Joachim Herrmann verbieten will ("Killerspiele") oder für was die Kollegin Christine Haderthauer aus dem Sozialministerium die Jugendfreigabe verweigern will (für Online-Rollenspiele wie World of Warcraft). Spiele-Spätschicht Diese beiden Computerspieleexperten konnte der medienpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Eberhard Sinner, jedoch nicht begrüßen - letztlich eingefunden hatten sich rund 30 Abgeordnete aus vier Fraktionen. Einzig die Freien Wähler interessierten sich an diesem Abend nicht für Grand Theft Auto IV, Guitar Hero oder eines der anderen 63 präsentierten Spiele. "Sie haben zur Zeit andere Sorgen", kommentierte ein Mitglied des Landtags das Fernbleiben. Wer dagegen die Spiele-Spätschicht im Landtag nicht scheute, konnte sich über eine Medienaufmerksamkeit freuen wie sie derzeit höchstens Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu Teil wird. Um jeden der raren MdLs scharten sich sofort mehrere Kamerateams und Fotografen - sobald er oder sie auch nur eine Plastikgitarre oder einen Controller in die Hand nahm. Doch die bayerischen Volksvertreter ließen sich davon nicht aus der Fassung bringen - die Politik der ruhigen Hand wird inzwischen auch südlich des Mains praktiziert - zumindest beim virtuellen Ballern, Hüpfen und Autorennen fahren. "Zuhause habe ich lediglich ein Schachspiel auf dem Computer, hier kann ich neue Spiele kennen lernen", erklärte Alexander Radwan (CSU) sein Interesse am Spieleabend. Und tatsächlich versuchte sich der Parlamentarier auch an sogenannten Killerspielen wie Halo 3. Tobias Thalhammer (FDP) begeisterte sich vor allem für den Boxkampf mit der Wii Sport: "Schlagkräftige Argumente kann man nie genug haben." Bei der Diskussion um das Killerspielverbot waren sich die beiden über Fraktionsgrenzen einig. Zwar gebe es schädliche Spiele, der Staat solle aber nicht alles regeln, vielmehr seien die Eltern in der Pflicht, ihren Kindern die notwendige Medienkompetenz zu vermitteln. Doch nicht jeder Abgeordnete wollte seine pazifistischen Grundsätze für ein paar Minuten Spielspaß aufgeben. "Ich spiele nur Sportspiele, auf keinen Fall Shooter. Ich schieße nicht auf Menschen in der realen Welt, also werde ich das auch nicht in der virtuellen tun", sagte die Grüne Simone Tolle und sprang in Pixel-Blades von Rampe zu Rampe. Zum Glück transzendierten ihre Stürze nicht in die reale Welt - sonst hätte Tolle den Landtag mit doppeltem Schien- und Wadenbeinbruch verlassen müssen. Wer vom Sporteln oder Schießen genug hatte, schnappte sich eine Plastikgitarre und zupfte als "Guitar Hero" ein paar Akkorde. Und wie der freundliche Hersteller-Vertreter mitteilte, zeigten die Parlamentarier dabei großes Talent: "Ich habe den einfachsten Modus eingestellt, den 'Neuling' - so kann jeder Taktgefühl beweisen." Eventuell überträgt sich dieses Gefühl auch auf die nächste Landtagsdebatte zu Computerspielen.
Zwischen Grand Theft Auto IV, virtuellem Boxen und Guitar Hero: Wie sich bayerische Landtagsabgeordnete beim gemeinsamen Computerspiele-Abend geschlagen haben.
https://www.sueddeutsche.de/digital/illegale-downloads-laden-und-vorgeladen-werden-1.448531
digital
Illegale Downloads - Laden und vorgeladen werden
00/05/2010
Napster, Kazaa, iTunes, YouTube, kino.to und lastfm.com - das sind nur einige Programme oder Internetseiten, die genannt werden, wenn über Downloads von Musik, Filmen oder Software aus dem Internet gesprochen wird. Aber ist der Download über diese Programme und Websites legal? Als Faustregel gilt: Je vertrauenswürdiger die Quelle, von der heruntergeladen wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Download rechtmäßig ist. Wer illegal etwas heruntergeladen hat, dem drohen außer Strafen auch noch zivilrechtliche Schadensersatzklagen der Rechteinhaber. Detailansicht öffnen Als Faustregel für legale Downloads gilt: Je vertrauenswürdiger die Quelle, von der heruntergeladen wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Download rechtmäßig ist. (Foto: Foto: sueddeutsche.de) Lizenz erforderlich Der Download urheberrechtlich geschützter Werke wie Musik, Filme oder Software aus dem Internet ist grundsätzlich zustimmungspflichtig. Die Zustimmung erteilt der Rechteinhaber, indem er vertraglich ein Nutzungsrecht, eine Lizenz einräumt. Das deutsche Urheberrecht sieht aber auch gesetzliche Nutzungsrechte vor. Erlaubt Eine Lizenz erwirbt man beispielsweise beim Kauf von Musik, Filmen oder Software über eine kommerzielle Website (z.B. iTunes von Apple). Ein Nutzungsrecht wird auch beim Herunterladen von Freeware, Shareware oder Open-Source-Software gewährt. Stellt eine Band auf ihrer eigenen Website bestimmte Songs kostenlos zur Verfügung, so sind auch deren Download und das anschließende Anhören zulässig. Privatkopie Was aber gilt beim privaten Download urheberrechtlich geschützter Werke ohne vertragliche Lizenzgewährung? Privatnutzern ist es gestattet, bestimmte urheberrechtlich geschützte Werke wie Musik oder Filme zum privaten Gebrauch zu vervielfältigen und zu nutzen. Der Download, der aber nicht Software oder Datenbanken zum Gegenstand haben darf, ist eine solche Vervielfältigung. Privatkopien haben in der Vergangenheit als Rechtfertigung von Freundesnetzwerken, wie Napster oder Kazaa, gedient. Eigentlich war das aber nicht die Absicht dieser gesetzlichen Ausnahme. Vielmehr sollten sich Musikfreunde von Bekannten eine CD kopieren, eine Sicherungskopie von einer selbst erworbenen CD erstellen oder eine persönliche Best-of-Kassette aus dem Radio mitschneiden dürfen. Wegen der Ausweitung der Peer-to-Peer-Netzwerke hat der Gesetzgeber aber reagiert und das Recht zur Privatkopie eingeschränkt. Die Privatkopie ist dann nicht mehr zulässig, wenn das zum Download zur Verfügung gestellte Original offensichtlich rechtswidrig hergestellt oder offensichtlich rechtswidrig im Internet zur Verfügung gestellt wurde. Was dies bedeutet, ist weder gesetzlich noch von der Rechtsprechung festgelegt. Ob etwa der Download von Musikstücken über Kazaa legal ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Einiges spricht zwar dafür, dass Teilnehmer bei Kazaa kein Recht haben, Musik oder Filme anderen zum Download überhaupt zur Verfügung zu stellen. Wenn das so sein sollte, ist das Merkmal "rechtswidrig im Internet zur Verfügung gestellt" erfüllt. Die Frage ist aber, ob diese Rechtswidrigkeit auch "offensichtlich" ist.
Tauschbörsen, Internetradios, Kinoportale: Was darf man sich aus dem Internet legal auf den Rechner ziehen?
https://www.sueddeutsche.de/digital/globale-seekabel-sensible-schlagadern-1.445031
digital
Globale Seekabel - Sensible Schlagadern
00/05/2010
Wenn die Verbindung zum Internet abbricht, kann die Ursache in der Tiefsee liegen. Die globale Kommunikation hängt dort fast buchstäblich am seidenen Faden. Ein weltweites Geflecht aus haarfeinen Quarzglas-Strähnen, ummantelt mit Hüllen aus Metall und Kunststoff, bilden die Arterien von Internet und Telefon zwischen den Kontinenten. Zerreißen sie, werden mitunter ganze Staaten vom globalen Datenstrom abgeschnitten. Detailansicht öffnen Glasfaser-Netze in der Tiefsee sind die Hauptschlagadern des weltweiten Datenkreislaufs. (Foto: Foto: AP) Oft sind es Naturgewalten, die wichtige Verbindungen kappen. So zerriss im vergangenen Jahr zu Weihnachten ein Seebeben am Grund des Mittelmeers ein Kabel und zerstörte die Internetverbindung zwischen Indien und Nordafrika; Millionen Datenanschlüsse fielen aus. Ende 2006 brachen bei einem Beben im Indischen Ozean gleich mehrere Kabel. Hunderte Millionen Menschen in Asien litten drei Wochen unter dem Ausfall, von immensen wirtschaftlichen Verlusten wurde berichtet. Solche Zwischenfälle seien lediglich der Vorgeschmack für den ganz großen Blackout, warnen nun Geoforscher. Seebeben, Untermeer-Lawinen und Vulkanausbrüche könnten ganze Kontinente vom globalen Datenverkehr abschneiden, schreiben Dale Dominey-Howes und James Goff vom Australischen Tsunami-Forschungszentrum in Sydney im Fachblatt Natural Hazards and Earth System Sciences (Bd.9, S.605). Wie Datenkabel in der Tiefsee besser geschützt werden könnten, beraten Experten in dieser Woche in Bremen auf der Tagung von Ozean-Spezialisten der Internationalen Ingenieurvereinigung IEEE. Zweifel am Verstand der Ingenieure Verliefen Wasserleitungen an Land in ähnlichen Gefilden wie die Datenkabel in der Tiefsee, würden wohl Zweifel am Verstand der Ingenieure aufkommen. Ausgerechnet die interkontinentalen Kommunikationsleitungen - die Lebensadern der Industriegesellschaft - queren Erdbebenzonen und Vulkangebiete. Die Konstrukteure haben allerdings keine Wahl. Die Ozeane sind von Erdbebenzonen umringt und von einem 60.000 Kilometer langen Vulkangebirge durchzogen. Netze in der Tiefsee sind die Hauptschlagadern des weltweiten Datenkreislaufs. Probleme gab es dabei allerdings von Anfang an. Das erste Tiefseekabel, das im Ärmelkanal Nachrichten zwischen England und Frankreich übertragen sollte, verstummte 1850 gleich am ersten Betriebstag - und verschluckte eine Nachricht an Napoleon III. Und 1858 gelang es erst im fünften Versuch, zwischen Europa und den USA eine funktionierende Leitung zu verlegen. Doch die Glückwunsch-Telegramme zwischen Queen Victoria und US-Präsident Buchanan quälten sich 16 Stunden durch das Kabel, bevor dieses für immer seinen Dienst einstellte. Erst acht Jahre später entstand eine bleibende Nachrichtenverbindung zwischen den Kontinenten. Und bis zur ersten interatlantischen Telefonleitung dauerte es weitere 90 Jahre. Erst von 1956 an übertrug ein Tiefseekabel 36 Gespräche gleichzeitig. Trotz aller Widrigkeiten gibt es aber auch im Satelliten-Zeitalter keine Alternative zum Tiefseekabel. Moderne Glasfasern übertragen weitaus mehr und schneller Daten, als dies Satelliten tun. Durch die beiden haardünnen Quarz-Fäden einer Glasfaserleitung können rund eine Million Telefongespräche gleichzeitig laufen - mit Lichtgeschwindigkeit.
Die weltweite Kommunikation hängt am seidenen Faden: Naturkatastrophen könnten die fragilen Seekabel zerstören und ganze Kontinente vom Internet trennen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/abzocke-per-sms-chat-war-ne-tolle-nacht-sehn-wir-uns-wieder-1.408499
digital
"Abzocke per SMS-Chat - ""War 'ne tolle Nacht. Sehn wir uns wieder?"""
00/05/2010
Im Grunde ist Boris Hager ein Angler. Wen er am Haken hat, den lässt er nicht so einfach los. Klar, der ein oder andere Fisch entwischt ihm schon mal. Aber bei der großen Masse, bei den dicken Brummern, bei denen es sich lohnt, hartnäckig dranzubleiben, da lässt er nicht locker. Da ist Boris Hager knallhart. Trotz seines jungen Alters, gerade mal knapp über 20 ist er. Und trotz seines netten Auftretens. Geschäft ist nun mal Geschäft. Detailansicht öffnen SMS-Abzocke: Für jede Kurzmitteilung zahlt der Kunde 1,99 Euro (Foto: Foto: dpa) Boris Hager ist natürlich kein Angler im Wortsinne. Er ist, wie er sagt, im SMS-Business. Und sein richtiger Name lautet auch ganz anders. Weil es in diesem Geschäft rau zugeht, möchte er nicht, dass sein Name in der Zeitung auftaucht. "Sonst steht vielleicht mal einer mit 'nem Baseballschläger vor meiner Tür", sagt er. Berichten möchte er trotzdem. Darüber, wie dubiose Anbieter von SMS-Chats die Sehnsüchte von Menschen ausnutzen. Und darüber, mit welchen Tricks diese Branche arbeitet. "Chatte mit Julia (20)" Los geht es meist mit einem Werbespot, zum Beispiel auf einem Musiksender wie MTV. "Chatte mit Julia (20)", werben die Anbieter von sogenannten Telekommunikationsmehrwertdiensten in den Spots. Gezeigt wird meist eine attraktive junge Frau mit wahlweise blonden oder brünetten Haaren und einem mutmachenden Lächeln. "Sende 'Julia' an fünfmal die Fünf", sagt die Stimme im Spot. Und wer dann zum Handy greift, Julia eintippt und die SMS an fünfmal die Fünf schickt - ja, der zappelt schon im Netz von Boris Hager. Der junge Mann ist "Julia (20)". Er antwortet auf die SMS. Aber nur, sofern er Dienst hat. Wenn nicht, dann kann es auch sein, dass eine Hausfrau, Ende 30, reagiert. Oder ein Rentner. "Ich muss alles sein", sagt Hager. Julia (20) oder auch "Manuela (30)". Wenn Hager Dienst hat, dann bedient er mehrere SMS-Chats parallel. Hagers Ziel ist es, sein Gegenüber in einen Dauerdialog zu verwickeln. Denn für jede SMS, die der Fisch in Hagers Netz abschickt, kassiert der Chat-Anbieter, also Hagers Auftraggeber, etwas mehr als einen Euro. Hager muss sein Gegenüber dazu bringen, möglichst viele SMS zu senden. Denn für jede Kurzmitteilung zahlt der Kunde 1,99 Euro. Hager schickt eine SMS zurück: "Ich habe dir ein Bild von mir angehängt. Kannst du es sehen?", lässt er seine Julia fragen. "Natürlich hänge ich beim ersten Mal kein Bild an", sagt Hager. Und selbst wenn er ein Bild schickt, ist das eines aus einer großen Datenbank, auf die Hager von seinem PC zu Hause aus zugreifen kann. Dort geht er seiner Nebenbeschäftigung nach. Am Vormittag besucht Hager die Schule, macht Abitur. Nachmittags und abends schiebt er Dienst. SMS-Dienst. Kontakt mit anderen "SMS-Moderatoren", so nennen sich die Trickser und Täuscher, hat er kaum.
Über SMS-Chats zocken dubiose Anbieter Menschen mit ihren Sehnsüchten ab. Ein Aussteiger berichtet, mit welchen Tricks sie arbeiten.
https://www.sueddeutsche.de/digital/verbot-von-computerspielen-waffen-die-keiner-kontrollieren-kann-1.398919
digital
Verbot von Computerspielen - Waffen, die keiner kontrollieren kann
00/05/2010
Wer in die Videospielabteilung von Kaufhof in der Münchner Innenstadt möchte, muss ganz nach oben in den vierten Stock. Er muss nach hinten in die Ecke, vorbei an Süßigkeiten, Plüschtieren und Fernsehern. In drei kleinen Doppelregalen sind die Spiele sortiert, es gibt keine Werbeplakate, monströse Pappaufsteller oder Testgeräte wie in Fachgeschäften, es sieht eher nach Supermarkt aus. Detailansicht öffnen Der Prototyp gewalttätiger Videospiele: "Counter Strike". (Foto: Foto: ddp) Seit dem vergangenem Freitag sind es einige Produkte weniger geworden, die Warenhauskette hat alle Computerspiele aus dem Verkauf genommen, die ab 18 Jahren freigegeben sind. "Das ging schnell und ohne Aufhebens", sagt eine Mitarbeiterin. Das Unternehmen möchte, so eine Sprecherin, "in gesellschaftspolitischer Hinsicht ein Zeichen setzen", es reagiert auf den Amoklauf von Winnenden. Der Täter Tim Kretschmer soll sich am Abend zuvor die Zeit mit Far Cry2 vertrieben haben - ein Spiel ohne Jugendfreigabe, bei dem es darum geht, einen berüchtigten Waffenhändler in Afrika zu ermorden. "Dieses Spiel ist ab 18 Jahren freigegeben, Tim K. war 17 Jahre alt. Die Frage muss lauten, wie er an das Spiel gekommen ist", sagt Thomas von Treichel. Er ist Deutschlandchef der World Cyber Games, der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Computerspieler. Beim Finale im vergangenen November in Köln wurden auch die besten Akteure im Spiel Counter Strike ermittelt - jenem Ego-Shooter, der als Prototyp gewalttätiger Videospiele gilt und in keiner Diskussion um ein Verbot fehlt. Jeweils fünf Spieler einer Mannschaft versuchen, eine Bombe zu platzieren oder zu entschärfen. Es geht um Taktik, um Teamfähigkeit, aber auch ums Töten. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer will über einen erneuten Anlauf für ein Verbot entscheiden. Der Süddeutschen Zeitung sagte er: "Das ist ein Punkt, den ich auf jeden Fall für nötig halte." Unterstützt wird er vom Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer: "Es ist doch absurd, dass manche Jugendliche aufs Jahr gerechnet länger online spielen als in der Schule sitzen." Bei der Videospiel-WM saßen ausländische Spieler vor dem Bildschirm, die erst 16 Jahre alt waren. Dort wird der Jugendschutz wesentlich lascher behandelt als in Deutschland. Man fragt sich: Wie können sie schon zur Weltspitze gehören in diesem Spiel, das man monate-, ja jahrelang trainieren muss? Sie dürfen es offiziell doch erst seit wenigen Wochen besitzen. "Ehe man Spiele aus den Regalen nimmt, müsste man dafür sorgen, dass der bestehende Jugendschutz eingehalten wird", sagt von Treichel. Also kontrollieren, dass Jugendliche keinen Zugang haben zu Spielen, die nicht für sie geeignet sind. Die Frage ist nur, wie das funktionieren könnte.
Kaufhof nimmt brutale Videospiele aus dem Regal, Politiker diskutieren Verbote - doch wer spielen will, findet immer einen Weg.
https://www.sueddeutsche.de/digital/it-sicherheit-bitte-anschnallen-1.397512
digital
IT-Sicherheit - Bitte anschnallen
00/05/2010
Als das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf der Computermesse Cebit seinen jüngsten Bericht zur Sicherheitslage im Netz vorlegte, klang der alles andere als hoffnungsfroh: "Wir sind in einem ständigen Kampf", so Hartmut Isselhorst, Abteilungsleiter bei der Behörde. Heute gilt: "Sobald man im Internet ist, wird man angegriffen." Man müsse sich bewusst werden, dass hinter der Flut von Malware - Software mit bösen Absichten - Menschen steckten. Kriminelle, die auf Abwehrmaßnahmen mit Gegenattacken reagierten. Detailansicht öffnen Eine Firewall, ein Antivirenprogramm und regelmässige Updates des Betriebsystems sind die Grundlagen sicheren Surfens. (Foto: Foto: AP) Dabei stellt die Behörde fest: "Die Angriffe sind schwerwiegender geworden", sagt Isselhorst. Schon bloßes Surfen könne ein Problem sein. Es geht um Kreditkartennummern, Passwörter und um Spionage. Täglich hinterlegten Kriminelle auf etwa 15.000 Webseiten Malware, die versuche, Computer zu infizieren. Das BSI fordert daher in Analogie zum Straßenverkehr, Sicherheitsgurte fürs Surfen und ein Verhalten, das auch andere nicht in Gefahr bringe. Windows bleibt Hauptziel Gefährdet sind vor allem Rechner, die unter Windows laufen und - das ist das Entscheidende - deren Benutzer sich nicht ausreichend um den Schutz ihres Rechners kümmern. Dazu gehören vor allem drei Dinge: ein aktualisiertes Betriebssystem, ein Firewall gegen Attacken aus dem Netz und ein Antivirenprogramm. 14 Prozent der deutschen Internetnutzer wissen aber nicht, wie man das Betriebssystem aktualisiert, 22 Prozent haben es noch nie gemacht. Zwar haben dem Bericht zufolge etwa 92 Prozent aller Nutzer in Deutschland eine Antivirensoftware installiert. Ob die freilich immer die aktuellen Viren erkennt, ist damit auch nicht gesagt. Dazu müssen nämlich täglich die neuesten Steckbriefe der Malware, die sogenannten Signaturen, heruntergeladen werden. Viele Antivirenprogramme aktualisieren sich aber nur einige Monate lang - danach muss man für den Service bezahlen. Viele klicken die danach ständig aufklappenden Warnmeldungen einfach nur weg, ohne zu ahnen, dass sie gegen viele neue Bedrohungen aus dem Netz nicht mehr ausreichend geschützt sind.
Täglich hinterlegen Kriminelle auf etwa 15.000 Webseiten Viren. Sie wollen Bankdaten und Passwörter ausspionieren - und machen bereits das bloße Surfen gefährlich.
https://www.sueddeutsche.de/digital/computerschaedlinge-immer-mehr-hacker-angriffe-1.389531
digital
Computerschädlinge - Immer mehr Hacker-Angriffe
00/05/2010
Nach Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl der mit Schadprogrammen infizierten Computer in Deutschland dramatisch gestiegen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke: "Schätzungen gehen heute von etwa einer Million mit Schadprogrammen infizierten Rechnern in Deutschland aus." Das sei etwa ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Detailansicht öffnen Es muss nicht immer eine Liebesbotschaft sein: Schadprograme sehen immer unterschiedlich aus. (Foto: Foto: AP) Die Zahl der in Deutschland täglich von Kriminellen für ihre Zwecke ferngesteuerten Computer habe sich in diesem Zeitraum von 150.000 auf heute mindestens 350.000 sogar mehr als verdoppelt. "Das lässt erahnen, wie groß das Schadenspotenzial ist", sagte der BKA-Chef weiter. Neben Bankdaten hätten es Kriminelle heute zunehmend auf die digitale Identität der Bürger abgesehen. "Der Diebstahl von Kreditkartennummern, Zugangsdaten bei Auktionshäusern oder Passwörtern für soziale Netzwerke und Aktiendepots nimmt dramatisch zu", wurde der BKA-Präsident weiter zitiert. Das spiegele sich auch in den aktuellen Zahlen im Bereich der Informations- und Kommunikationskriminalität wider. "Hier hat es 2008 einen Anstieg um rund zehn Prozent auf mehr als 37.000 Fälle gegeben", sagte Ziercke. Mit großer Sorge beobachte man zudem, "dass die Schäden durch das Ausspähen privater Bankdaten drastisch zunehmen", betonte er. "2007 lag die Schadenshöhe pro Phishing-Fall noch bei 4500 Euro, jetzt registrieren wir, dass die Täter Beträge um die 10.000 Euro abphishen. Das ist ein Anstieg von mehr als 100 Prozent." Auch die Fallzahlen stiegen wieder, nachdem es 2008 einen Rückgang um fast 60 Prozent auf 1800 Angriffe gegeben habe. Die Datendiebe hätten sich inzwischen auf die neuartigen Sicherungsverfahren der Banken eingestellt.
Das BKA beklagt eine drastische Zunahme von Computer-Angriffen. Behördenchef Ziercke spricht von einer Million infizierter Rechner.
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-keynote-immerhin-trug-er-keinen-schwarzen-rolli-1.384953
digital
"Apple-Keynote - ""Immerhin trug er keinen schwarzen Rolli"""
00/05/2010
Eine an Höhepunkten arme Keynote markierte das Ende von Apples Beteiligung an der Macworld Expo in San Francisco. Statt Präsentationsgenie Steve Jobs kam "nur" Marketingchef Phil Schiller zur Abschiedsvorstellung. Detailansicht öffnen Der Ersatz für Steve Jobs: Marketingchef Phil Schiller (Foto: Foto: AP) In seiner Rede kündigte er vor allem Software-Neuheiten, ein neues Macbook Pro und als wichtigste Entscheidung das Ende des Kopierschutzes bei iTunes an. Von jetzt an können acht Millionen Songs ohne Kopierschutz gekauft werden, weitere zwei Millionen sollen bis zum Quartalsende folgen. Dagegen hatten sich fast alle anderen Spekulationen im Vorfeld der Messe als falsch erwiesen: Das neue Betriebssystem Snow Leopard blieb unerwähnt, ebenso die in Internetforen kolportierten Updates der iMac-, Mac-Mini- oder iPhone-Familie. "100 Mal so viele Besucher wie auf einer MacWorld" Gänzlich unkommentiert ließ Schiller Steve Jobs Abwesenheit und dessen am Montag publik gewordene Krankheit. Das Ende der Apple-Beziehung zur Macworld Expo sprach der Marketingchef lediglich in einer kurzen Randbemerkung an: "3,4 Millionen Konsumenten besuchen unsere Apple-Stores jede Woche. Das sind 100 Mal so viele Besucher wie auf einer Macworld", sagte Schiller. Für den emotionalsten Moment der Keynote sorgte nicht Phil Schiller, sondern der inzwischen 82-jährige Jazz-Sänger Tony Bennett am Ende des Vortrags. Er erhielt für seinen Auftritt die einzigen Standing Ovations während der Apple Keynote. "Prima gemacht" Da die Keynote traditionell auch auf Apple-Fan-Seiten im Internet gezeigt wird, sind hier nach dem Ende der Veranstaltung schon die ersten Stimmen zu finden. Die Fans sind uneins, wie sie den Abgang Steve Jobs und den Auftritt des Marketingchefs bewerten sollen. So schreibt ein User im Macintosh-Forum "Tolle Keynote. Ich finde, Phil Schiller hat es prima gemacht." Ein anderer dagegen widerspricht: "Insgesamt fand ich die Keynote ernüchternd. Klar, viele nette iLife- und iWork-Funktionen, aber einen komplett überarbeiteten Mac Mini hätte ich mir schon gewünscht." Auch der Person Phil Schiller kann er nicht viel abgewinnen: "Er hat lange nicht das Charisma von Steve. Er war sehr aufgeregt, nervös und irgendwie hektisch." Im Internetforum "Apfeltalk" sind die meisten User dagegen sehr angetan vom Auftritt des Marketingchefs: Ein "sehr netter Kerl" heißt es dort. Und die User kennen auch den Grund, warum der Apple-Chef nicht persönlich die Keynote bestritt: "Für die unwichtigen Softwareupdates und die Präsentation des überfälligen 17-Zoll-Macbook Pro braucht es wirklich keinen Steve Jobs. Eine extra Keynote dafür war übertrieben, diese Änderungen sind bestenfalls einen Newsletter wert", erkärt ein User. Hätte es tatsächlich eine wesentliche Neuerung gegeben, hätte sich Steve Jobs den Auftritt in San Francisco sicherlich nicht entgehen lassen. Besonders positiv fiel einem User das eigenständige Outfit Phil Schillers auf, der auch hier auf eine bloße Kopie von Steve Jobs verzichtete: "Immerhin hat er keinen schwarzen Rolli an."
Apples Marketing-Chef Phil Schiller musste seinen Chef Steve Jobs auf der MacWorld vertreten: Fans sind uneins: souveräner Auftritt oder Langeweile pur?
https://www.sueddeutsche.de/digital/der-neue-trend-twitter-tschilp-tschilp-bla-bla-1.383034
digital
Der neue Trend: Twitter - Tschilp, tschilp, bla, bla
00/05/2010
Manche Phänomene des Internets sind beides zugleich: absolut einfach und absolut unbegreiflich. Das Phänomen des sogenannten Mikro-Bloggings könnte jeder auf Anhieb begreifen. Denn technisch gesehen ist daran nichts Unverständliches. Man schreibt zum Beispiel eine SMS, diese wird ins Netz gestellt, und jeder der will, kann sie lesen. Detailansicht öffnen Die gewöhnliche Tonlage des Netz-Gezwitschers ist oft von ergreifender Schlichtheit. Ob diese beiden mehr zu sagen haben? (Foto: Foto: dpa) Unklar daran ist nur, warum man das tun sollte, warum man also überhaupt mikro-bloggen oder, wie man - benannt nach dem prominentesten Mikro-Blogging-Anbieter - inzwischen auch sagt, warum man "twittern" sollte. Blogger veröffentlichen im Netz Gedanken und Beobachtungen. Das tun sie in jeder beliebigen Länge, und sie tun es in selbstgewähltem Turnus. Das relativ neue Mikro-Blogging unterscheidet sich davon lediglich darin, dass die Textlänge der im Web veröffentlichten Beiträge in der Regel auf 140 Zeichen begrenzt ist. Man könnte darum einen einzelnen Mikro-Beitrag, der hier "Update" oder "Tweet" genannt wird, auch schlicht als eine SMS an die ganze Welt beschreiben. Und tatsächlich werden die meisten dieser Kurzmitteilungen, die dann über die Webadresse des Dienstes eingesehen werden können, per Handy eingespeist. Gedanken und Befindlichkeiten Die Webseite des kostenlosen, 2006 gegründeten Mikro-Blogging-Angebotes Twitter (Gezwitscher) ist eine der beliebtesten. Jeder kann sich hier registrieren und entscheiden, ob seine Beiträge, die "Tweets", dann öffentlich einsehbar oder nur von einem Kreis von Freunden abrufbar sein sollen. Außerdem kann man über die eigene Twitterseite verfolgen, was Freunde und Bekannte gerade so treiben, weil deren Einträge ebenfalls dort einlaufen, sofern man sie abonniert hat. Neben Twitter gibt es noch weitere Kurzmitteilungsplattformen im Web, etwa Jaiku, eine von Google übernommene finnische Seite oder das sogar auf 30 Zeichen Beitragslänge begrenzte "PhrazIt", auf der vor allem Kürzestkritiken veröffentlicht werden, von Filmen, Büchern, Restaurants. Die wirklich spannende Frage aber bleibt: Warum sollte man sein Leben, seine Gedanken und Befindlichkeiten für alle einsehbar ins Internet stellen? Denn, so viel ist auch schon klar: Die gerade heftig diskutierte Möglichkeit, dass der Dienst zur Verbreitung von Augenzeugen-Nachrichten aus Krisenregionen genutzt wird, so wie es vor wenigen Tagen aus den von Terrorangriffen heimgesuchten Luxushotels in Mumbai geschah, diese Anwendung ist eher die Ausnahme als die Regel.
Das große Rauschen: Twittern ist ein einfaches wie unbegreifliches Phänomen. Via SMS zwitschern die Mikro-Blogger Belanglosigkeiten ihres Alltags in die Web-Welt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/urteil-zu-klingeltoenen-kein-geld-fuer-fremde-ideen-1.378942
digital
Urteil zu Klingeltönen - Kein Geld für fremde Ideen
00/05/2010
Der Bundesgerichtshof hat dem Kläger zugestimmt - und dennoch hat dieser verloren. Der Komponist Frank Kretschmer hatte gegen einen Schweizer Klingeltonanbieter geklagt. Er war der Meinung, dass die im Wahrnehmungsvertrag festgelegte Lizenzgebühr an die Verwertungsgesellschaft Gema nicht ausreiche, sondern direkt vom Urheber lizensiert werden müsse. Detailansicht öffnen Klingelton-Anbieter dürfen sich freuen: Der Bundesgerichtshof hat die Verarbeitung von Popsongs zu Handyklingeltönen deutlich erleichtert. (Foto: Foto: dpa) Schließlich würden die Lieder zu Klingeltönen umgearbeitet und gekürzt, um sie für das Handy verwertbar zu machen. Bei der Nutzung für das Mobiltelefon würde man das Lied entfremden und das sinnlich-klangliche Erlebnis entfernen. Konkret ging es um den Song "Rock my life", mit dem Popsternchen Jeanette Biedermann im Jahr 2002 Platz drei der deutschen Singlecharts erreicht hatte . Das Gericht gab Kretschmer in seiner Klage recht, er darf eine erhöhte Lizenzgebühr verlangen - allerdings nur deshalb, weil Teile der Melodie als Klingelton verwendet wurden. Grund für dieses Urteil ist, dass der Komponist einen Altvertrag mit der Gema aus dem Jahr 1996 besitzt, in dem noch keine Rechte an Klingeltönen enthalten sind. Seit 2002 ist das aber anders und das Gericht stellte deutlich, dass es nach dem neuen Vertrag genügt, wenn Klingeltonanbieter die Lizenz von der Gema, der Verwertungsgesellschaft der Komponisten, erwerben. Alle Komponisten, die die Neufassungen von 2002, 2005 und 2007 unterschrieben haben, dürfen auf kein erhöhtes Lizenzgeld hoffen. Es ist ein richtungsweisendes Urteil des BGH, weil es klarstellt, dass ein Musikstück nicht entfremdet oder verzerrt wird, nur weil es als Klingelton angeboten wird. Es ist unerheblich, ob ein Song im Radio, auf einem MP3-Player oder einem Handy abgespielt wird. Das Urteil ist allein deshalb verständlich, weil die Qualität der Wiedergabe auf vielen Handys so hoch ist, dass man von einer Minderung oder gar Verfremdung nun wirklich nicht sprechen kann. Und wie lange ein Musikstück gespielt wird - 20 Sekunden als Klingelton oder in voller Länge - liegt nun wirklich im Ermessen des Hörers. Das Urteil ist auch eine Absage an die Musikbranche, die bei diesem Musterprozess gehofft hatte, ein Stück vom immer größer werdenden Download-Kuchen abzubekommen, um so die Einbrüche bei den CD-Verkäufen kompensieren zu können. Das wird nicht funktionieren. Der BGH stellte klar, dass es kein zweistufiges Lizenzverfahren geben wird. Die Musikbranche muss nun andere Wege finden, die Misere bei den Verkäufen auszugleichen. Bisher glänzte sie durch Ideenlosigkeit, sie ließ ihre Künstler bis zur Erschöpfung auf Tournee gehen und vermarktete alles rund um einen Interpreten - von T-Shirts bis Actionfiguren. Mehr fiel ihr bisher nicht ein. Es wäre nun ungerecht gewesen, wenn sie doppelt von den Ideen anderer profitiert hätte.
Der Bundesgerichtshof hat mit einem richtungsweisenden Urteil der Musikbranche eine Absage erteilt, ein Stück vom Download-Kuchen abzubekommen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/gestohlene-kreditkartendaten-grosser-datenhunger-1.378454
digital
Gestohlene Kreditkartendaten - Großer Datenhunger
00/05/2010
Der Appetit auf einen Weihnachtsstollen hat zu einem der größten Datenskandale in den vergangenen Jahren geführt. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main stahlen zwei Kuriere in der vergangenen Woche in einem Verteilungszentrum in Mainz den Kuchen und tauschten das Paket mit einer Sendung für die Landesbank Berlin (LBB) aus, die Zehntausende Kreditkartenabrechnungen enthielt. Die Mikrofilme erreichten schließlich per Zufall die Redaktion der Frankfurter Rundschau, die von einem Stuttgarter Elektrounternehmen eigentlich den Stollen bekommen sollte. Bei Bankkunden entstand kein Schaden. Detailansicht öffnen Auslöser des Datenskandals: Weihnachtsstollen (Foto: Foto: ddp) Staatsanwältin Doris Möller-Scheu erklärte am Freitag, die beiden Täter im Alter von 27 und 35 Jahren seien geständig. Gegen sie wird wegen Diebstahls ermittelt. Dazu könnte der Vorwurf des Unterdrückens von Postsendungen, also des Stollens, kommen, wie die Sprecherin der Behörde sagte. Die auf Mikrofolien gespeicherten Kundendaten waren auf dem Weg von der Archivierungsfirma Atos Worldline zur LBB. Die beiden Täter versandten fünf Pakete tatsächlich an das Bankhaus. Das sechste versahen sie mit dem Etikett des geöffneten Paketes, um ihre Tat zu vertuschen. "Der Fall konnte dank des engagierten und personalintensiven Einsatzes des zuständigen Fachkommissariats schnell geklärt werden, das noch nie mit so großem Personalaufwand den Diebstahl eines Weihnachtsstollens zu ermitteln hatte", erklärte Möller-Scheu. Bei Kunden kein Schaden entstanden Das Paket mit den 907 Folien, sogenannten Mikrofiches, enthielt Zehntausende Kreditkartenabrechnungen, acht ungeöffnete Briefe mit Geheimnummern von Karten, drei Lieferscheine und eine Rechnung von Atos an die LBB. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft entstanden Kunden keine Schäden, weil das Paket nur von der Zeitung und nicht von den Dieben geöffnet wurde. "Die konnten nicht ahnen, was in dem Päckchen ist", sagte Möller Scheu über die Täter.
Der Verlust Tausender Kreditkartendaten bei der Landesbank Berlin ist aufgeklärt: Zwei Kurierfahrer hatten zu viel Appetit auf Weihnachtsstollen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/windows7-betaversion-fruehe-abloesung-fuer-vista-1.376857
digital
Windows7-Betaversion - Frühe Ablösung für Vista
00/05/2010
Selten war der Start eines mit Spannung erwarteten und mit allen Mitteln der Werbung hochgejazzten neuen Produkts so schiefgegangen: Das Betriebssystem Windows Vista, der im Januar 2007 vorgestellte Nachfolger von Windows XP, brachte dem weltgrößten Softwarekonzern Microsoft jede Menge Ärger ein, und bis heute verkauft sich Vista schlecht. Zum einen ist das Betriebssystem schlicht zu üppig geraten, um es auf kleineren Rechnern wie den zurzeit beliebten Mini-Laptops laufen zu lassen. Zum anderen befanden es Hersteller von Druckern und anderen Peripherie-Geräten nicht für nötig, ihre Software schon zum Verkaufsbeginn von Vista an das neue Betriebsystem anzupassen. Detailansicht öffnen Window7: Die durchsichtigen Leisten kennen Vista-Nutzer von der Aero-Oberfläche. (Foto: Screenshot: Sueddeutsche.de) Hinzu kam: Viele Nutzer wollen auch einfach lieber auf die übernächste Windows-Version warten, weil sie sich mit Vista nicht anfreunden können. So wie es nun aussieht, wird diese Wartezeit kürzer als gedacht sein, und jeder, der es sich zutraut, kann von diesem Freitag an das neue Windows schon einmal als praktisch ausgereifte Testversion vor dem eigentlichen Verkaufsstart ausprobieren: Die "Beta-Version" von Windows7, wie das neue Betriebssystem schlicht heißt, steht kostenlos zum Herunterladen bereit. Aufgeräumte Benutzeroberfläche Was das neue Windows vor allem auszeichnet, wird bereits deutlich, wenn man es installiert. Auf einem neueren Rechner dauert es nur rund 20 Minuten, bis sich Windows7 betriebsbereit meldet. Wo Vista mit ständigen Nachfragen, mit einem Gewimmel von Meldungen in der Taskleiste am unteren rechten Bildschirmrand nervt, läuft Windows7 einfach ruhig dahin. Die auffälligsten Veränderungen betreffen die Benutzeroberfläche. Nicht nur bietet Windows7 mehr Möglichkeiten, deren Gestalt mehr als bisher den persönlichen Vorlieben anzupassen. Es lässt sich - entsprechend ausgerüstete Bildschirme vorausgesetzt - auch mit den Fingern bedienen. Man werde Tastatur und Maus zwar weiter einsetzen, wo es sinnvoll sei, sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer an diesem Donnerstag auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas, aber es würden auch verstärkt "natürliche Eingabemethoden" wie die menschliche Stimme oder eben berührungsempfindliche Bildschirme dazukommen. Manche Tätigkeiten am Computer, etwa das Surfen im Internet oder das Blättern in Text-Dokumenten, kann das tatsächlich erleichtern. Der Computerhersteller HP bietet bereits einen PC an, der in einem großen berührungsempfindlichen Monitor steckt. Damit zu arbeiten, erinnert an das iPhone von Apple - nur mit einem großen Bildschirm. Die Taskleiste am unteren Bildschirmrand von Windows7 schließlich zeigt nicht nur verkleinerte Vorschaubilder der Programme an, sondern öffnet auf Wunsch auch eine Liste der zuletzt geöffneten Dateien - was viel nervige Sucherei ersparen kann.
Heute veröffentlicht Microsoft die lang erwartete Vorabversion von Windows7. Erste Tests des Vista-Nachfolgers fallen positiv aus.
https://www.sueddeutsche.de/digital/langsame-computer-datenmuell-in-windows-1.376249
digital
Langsame Computer - Datenmüll in Windows
00/05/2010
So mancher Computer gönnt sich mit zunehmender Dauer beim Hochfahren eine Gedenkminute und führt selbst früher flüssige Arbeiten mit Programmen nun quälend langsam aus.Schuld ist Datenmüll, der Windows verlangsamt. Optimierungsprogramme versprechen Abhilfe, erreichen teilweise jedoch das Gegenteil. Müllvermeidung und Aufräumen in Eigenregie sind oft wirkungsvoller. Detailansicht öffnen Datenmüll sorgt oft für ein langsames Arbeiten unter Windows (Foto: Foto: AP) Verschiedene Ursachen sorgen für das schleichende Wachstum der Datenmüllhalde. "Viele Anwendungen stellen sich selbst so ein, dass sie mit dem Betriebssystem automatisch hochfahren, unter anderem um nach Updates zu suchen", erklärt Peter Knaak, Technikexperte der Stiftung Warentest in Berlin. "Das verlangsamt den Windows-Start erheblich." Übrig gebliebene Einträge gelöschter Programme oder Geräte-Treiber in der Registrierungsdatenbank könnten ebenfalls für Fehlfunktionen sorgen. Zudem hinterlassen manche Programme fälschlich Dateien auf der Festplatte, die nur temporär zur Installation nötig waren. Großreinemachen auf der Festplatte Ferner stellt die Fragmentierung - also die Zerstückelung von Dateien - auf der Festplatte ein Problem dar: Zu speichernde Daten werden auf dem Laufwerk dort abgelegt, wo Platz ist - mitunter an verschiedenen Stellen. "Dadurch braucht die Festplatte viel länger für den Zugriff", erläutert Jaroslav Smycek, Computerexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover. Ab und an bedarf es daher eines "Großreinemachens". Als komfortable Putzhilfe werden Optimierungsprogramme angeboten, die mit wenigen Mausklicks lahmenden Computern Beine machen sollen. Ein Test der Computer Bild von neun Produkten zwischen 20 und 50 Euro im Juni 2008 fiel jedoch ernüchternd aus: Einige Windows-XP-Optimierer verlangsamten den Start um fast eine Minute, statt ihn schneller zu machen. Nur zwei Vista-Optimierer beschleunigten in dem Test den PC in fast allen Disziplinen: "S.A.D TuneUp Utilities 2008" und "Marx Softwareentwicklung System Control 2007". Das restliche Testfeld schaffte keine oder nur minimale Verbesserungen. Im XP-Bereich gelang dies dem Programm "Data Becker Twin XP" noch am besten, aber auch nicht ohne Schwächen.
Mancher Computer arbeitet nach einiger Zeit quälend langsam. Optimierungssoftware verspricht Abhilfe, erreicht jedoch oft das Gegenteil.
https://www.sueddeutsche.de/digital/spam-viagra-aus-der-unterwelt-1.373736
digital
Spam - Viagra aus der Unterwelt
00/05/2010
Die blauen Pillen hätte Patrick Peterson auch seinen Kindern zum Lutschen geben können. Obwohl sie aussahen wie das Potenzmittel Viagra, enthielten die Tabletten aus dem braunen Packpapier-Umschlag mit indischem Absender keine Spur des Wirkstoffs Sildenafil. Anders die Pillen, die Peterson kurze Zeit später aus China bekam. Detailansicht öffnen Etwa 160 Milliarden Spam-Mails fließen jeden Tag durchs Internet. (Foto: Foto: iStock) Um bei Kontrollen nicht aufzufallen, steckten die Tabletten diesmal in einem kleinen Plastiksäckchen, das in eine Zeitschrift eingeklebt war. Sie waren zwar nicht blau, aber hätte Peterson sie geschluckt, wäre es gefährlich für ihn geworden: Die Pillen enthielten deutlich mehr von dem Wirkstoff als das Original-Viagra, das es auf Rezept vom Arzt gibt. Das Erstaunlichste an der Geschichte aber ist, dass Peterson die beiden Sendungen überhaupt erhielt. Er tat das, wovor alle Computerexperten warnen: Er reagierte auf unerwünschte E-Mails, auf sogenanntes Spam. Im Auftrag seines Arbeitgebers, der amerikanischen Sicherheitsfirma Ironport, hat er anhand des kriminellen Netzwerkes "Storm" ergründet, wie das weltweite Ökosystem der Pillenverkäufer und Spammer funktioniert. Spam wirkt tatsächlich Seine erste und wichtigste Einsicht: Spam wirkt tatsächlich. Es ist wie in der Natur. Damit ein großer Fisch heranwachsen kann, müssen riesige Mengen an Nachkommen in den Welt gesetzt werden, von denen nur wenige überleben. Die Menge an Spam-Mail, die pausenlos durch das Internet fließt, ist irrwitzig groß. Etwa 160 Milliarden Mails hat Ironport gemessen - pro Tag. Nur ein kleiner Teil davon schlüpft durch die Spamfilter, die nahezu jeder Mailanbieter inzwischen für seine Kunden eingerichtet hat. Peterson schätzt den Anteil auf fünf Prozent. Davon wiederum wird nur jede 10 000. bis 100 000. Mail überhaupt angeklickt. Von denen, die sich auf die Webseite eines Online-Pharma-Anbieters haben locken lassen, kauft aber immerhin noch jeder 40. ein. Das behaupten die Spammer auf ihren Webseiten. Peterson sieht diese Quote eher bei 1:60. Wie viele es auch tatsächlich sein mögen - die Branche lebt von dem Geschäft ausgezeichnet. Ob es wirklich so ist, dass die Online-Kriminellen mittlerweile mehr Umsatz machen als die weltweite Rauschgiftmafia, wie Valerie McNiven, IT-Beraterin des Weißen Hauses vor drei Jahren behauptete, ist schwer einzuschätzen. Tatsache ist, dass in Ländern wie Russland oder China, in denen viele Spam-Attacken ihren Ursprung haben, gut ausgebildete Menschen oft Mühe haben, auf legale Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit illegalen Internetgeschäften lassen sich hingegen Millionen verdienen, ohne dass man dabei große Gefahren einginge. Ein illegaler Pharmaversender im Internet macht nach Schätzungen von Ironport 150 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr und ist technisch auf der Höhe der Zeit.
Sie machen mehr Umsatz als die weltweite Rauschgiftmafia: Wie die illegalen Netzwerke von Spam-Versendern und Pillenfälschern funktionieren.
https://www.sueddeutsche.de/digital/nachrichten-aus-krisengebieten-wittern-und-twittern-1.372999
digital
Nachrichten aus Krisengebieten - Wittern und Twittern
00/05/2010
Um Vinukumar Ranganathan kommt niemand herum, der die Rolle der Mikroblogger bei den Anschlägen von Mumbai beschreiben will. Vinu, wie er sich im Internet nennt, ist Manager einer IT-Firma in der indischen Wirtschaftsmetropole. "Ich höre Schüsse", schrieb Vinu am vergangenen Mittwoch auf seiner Seite beim Internet-Kurznachrichtendienst twitter.com. Detailansicht öffnen Twitter: mit 140 Zeichen knapper als eine SMS (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Dann rannte er mit einer Kamera auf die Straße. Über Stunden informierte er die Nutzer der Seite mit seinem Mobiltelefon via SMS über das, was er auf den Straßen sah. Bilder, die er von der chaotischen Lage machte, stellte er bei der Foto-Community Flickr.com online. Und er war nicht der einzige. Ein Gewitter von Twitter-Alarmen ging über dem Netz nieder. Zeitweise erschien pro Sekunde mehr als eine Meldung mit dem Schlagwort "Mumbai" auf der Seite des Dienstes. Viele waren als Augenzeugen vor Ort und berichteten schneller als jedes klassische Medium aus erster Hand. Falschmeldung in Umlauf Die chassidischen Juden in New York, deren Rabbiner in Mumbai als Geisel genommen und später ermordet wurde, nutzten Twitter, um möglichst keine Information aus Indien zu verpassen. Viele schrieben aber auch nur ab, was sie im Fernsehen sahen, im Rundfunk hörten, im Internet lasen. Und brachten dabei manche Falschmeldung in Umlauf. Dazu gehörte ironischerweise wohl auch die Nachricht, die indische Regierung habe die Twitter-Betreiber darum gebeten, den Suchbegriff "Mumbai" zu sperren. Zu viele hätten Details der Polizeioperationen gemeldet und diese dadurch gefährdet. Der Name "Twitter" hat seinen Ursprung im englischen Verb "to tweet", zwitschern. Spontan und mit 140 Zeichen sogar knapper als eine SMS sind die Mikro-Blog-Einträge, so genannte "Tweets". Aber sie erreichen mindestens so viele Leser wie ein Weblog. Vom internetfähigen Handy lassen sie sich auch unterwegs bequem und mit Sekundenaufwand erstellen. In den zwei Jahren seines Bestehens ist Twitter so einerseits ein gigantischer Pausenhof geworden, auf dem Jugendliche aller Altersstufen die Welt über ihr Mittagessen und ihre Fernsehgewohnheiten auf dem Laufenden halten.
Mithilfe des Internet-Kurznachrichtendienstes Twitter informieren Augenzeugen schnell und direkt aus Krisengebieten. Entsteht so eine neue Nachrichtenkultur?
https://www.sueddeutsche.de/digital/messe-ces-leaving-las-vegas-1.371942
digital
Messe: CES - Leaving Las Vegas
00/05/2010
Der traditionelle Jahresauftakt der IT-Welt fällt diesmal deutlich bescheidener aus als sonst: Die internationale "Consumer Electronics Show" (CES) in Las Vegas steht unter dem Eindruck der Rezession. Manche fragen sich gar, ob die traditionelle Messepräsentation überhaupt noch der richtige Weg ist, um Produkte erfolgreich in den Markt zu bringen. "Ich spreche mit den Firmen, die Mitarbeiter zur Messe schicken, und diesmal kommen nur zwei statt bisher zehn", sagt James McQuivey vom Marktforschungsinstitut Forrester Research. "Die Messe wird nur ein Schatten ihrer selbst sein." Detailansicht öffnen Auf einer Nettofläche von 160.000 Quadratmetern präsentieren rund 2700 Aussteller ihre Neuheiten aus 30 Produkt-Kategorien. (Foto: Foto: AFP) Im vergangenen Jahr kamen 140.000 Besucher zur CES, wo die Angebote von 2.700 Ausstellern präsentiert wurden. Wenn die Messe am Donnerstag zum 42. Mal die Tore öffnet, werden es wieder ebensoviele Aussteller sein, die allerdings weniger Platz einnehmen als bisher. Messe-Manager Jason Oxman erklärt, dass einige Firmen lediglich Meeting-Räume zur CES gebucht hätten, aber keinen Stand. Sie seien vor allem an dem direkten Gespräch mit Kunden interessiert. Auf der Grundlage der bisherigen Registrierungen erwartet Oxman mehr als 130.000 Besucher. Aber die Registrierung war noch kostenlos - im Unterschied zu den Flügen und Hotelübernachtungen der Fachbesucher. Manche Interessenten könnten angesichts der Kosten daher doch noch von einem Messebesuch Abstand nehmen. Erstmals Absatzrückgang bei LCD-Fernsehern erwartet Auf der größten Handelsmesse der USA stehen Fernsehgeräte mit immer größeren Bildschirmen einmal mehr im Blickpunkt der technischen Neuerungen. Aber 2009 könnte der Absatz von Flachbildfernsehern erstmals seit ihrer Einführung vor einem Jahrzehnt rückläufig sein - so die Prognose des Marktforschungsinstituts DisplaySearch. In Erwartung sinkender Nachfrage hat Branchenriese Sony im Dezember angekündigt, 8.000 seiner 185.000 Stellen zu streichen und Investitionen in der Unterhaltungselektronik zurückzufahren. Bei LG Electronics sagt der Leiter der Produktentwicklung in den USA, Tim Alessi: "Wir betrachten die CES immer noch als ein bedeutendes Branchenereignis und als Auftakt." Der koreanische Hersteller zeigt 35 neue Flachbild-TV-Geräte. Alessi erwartet nicht, dass sich die Wirtschaftskrise schon bald auf die Gestaltung der Produktlinie auswirken wird - es werde also nicht etwa daran gedacht, sich jetzt auf kleinere TV-Größen zu konzentrieren. Bis Ende des vergangenen Jahres sei ja die Nachfrage auch noch recht lebhaft gewesen. Aber im November und Dezember war der Privatkonsum in den USA bereits deutlich abgeschwächt. Der Verkauf von elektronischen Geräten ging binnen Jahresfrist um fast 27 Prozent zurück, wie SpendingPulse festgestellt hat, eine Abteilung von MasterCard Advisors. Der Verkauf von Fernsehgeräten und Notebooks hat sich nach Einschätzung von Marktforschern bei der NPD Group noch relativ gut behaupten können. Aber diesmal gibt es keine neue Gerätekategorie, die für Belebung sorgt, wie im vergangenen Jahr mit Navis und GPS-Empfängern.
Die Rezession drückt bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas auf die Stimmung: Viele Aussteller schicken nur noch die Minimalbesetzung.
https://www.sueddeutsche.de/digital/kopierschutz-am-ende-falsche-revolutionaere-1.370799
digital
Kopierschutz am Ende - Falsche Revolutionäre
00/05/2010
Phil Schiller, der Marketingmanager des Elektronikkonzerns Apple, verkündete in dieser Woche, dass man Musik im Internet-Musikladen seiner Firma ab Ende März ohne Kopierschutz kaufen kann. Diese Bemerkung zementiert den Zeitenwandel im Kulturbetrieb. Ohne Kopierschutz lassen sich die Urheberrechte an digitalen Dateien mit Musik, Filmen oder Spielen nicht mehr kontrollieren. Ohne Urheberrechte aber funktioniert das traditionelle Geschäftsmodell der Kulturindustrie nur noch in einem äußerst begrenzten Rahmen. Detailansicht öffnen ITunes verkauft Musik ohne Kopierschutz (Foto: Foto: ddp) Die Reaktionen waren durchweg positiv. Von den unzähligen Foren und Blogs im Internet bis hin zur Meinungsseite der New York Times beurteilten Kommentatoren den Schritt von Apple als Befreiung von einem repressiven Kontrollsystem. Da sind allerdings ein paar Begrifflichkeiten durcheinander gekommen, die gerade im Kontext der Wirtschaftskrise sauer aufstoßen. Zeitgleich wurde ein massives Sinken der Ölpreise ganz im Ton der Krisenberichterstattung vermeldet. Grob vereinfacht wurde da auf der einen Seite die "Befreiung vom Kopierschutz" gefeiert, auf der anderen der "Einbruch des Ölpreises" beklagt, dabei sollte die Gewichtung eigentlich umgekehrt sein. Kulturelle Arbeit sollte bezahlt, der Profit aus Rohstoffverknappung gegeißelt werden. Doch was sich da unter der Flagge von Freiheit, Fortschritt und digitaler Innovation als vermeintlich revolutionäre Gegenkultur formiert hat, ist nichts anderes als die Annektierung des Kulturbetriebes durch eine Technikbranche. Mit fatalen Folgen, denn im Geschäftsmodell der digitalen Industrie war das Bezahlen für kulturelle Inhalte nie vorgesehen. Viele Namen hat sich die digitale Welt schon gegeben. Cyberpunk, Digerati, Free Culture. Das klang nach jugendfrischem Krawall, intellektuellem Diskurs oder nach jener unwiderstehlichen Mischung aus Adorno, Rock'n'Roll und Gruppensex, mit der die Ära der Hippies verklärt wird. So konnte Apple eben auch den betriebswirtschaftlichen Coup als revolutionären Akt verkaufen, die Kulturindustrie bei Verhandlungen um den Kopierschutz in die Knie gezwungen zu haben. Freiraum für Utopien Brillantes Marketing reicht da als Erklärung nicht aus. Der revolutionäre Gestus einer Industrie, deren Kerngeschäft daraus besteht, Rechner zu verkaufen, wurzelt in ihren Frühzeiten. Schon in den fünfziger Jahren beschäftigten sich die amerikanischen Gegenkulturen mit neuen Technologien. So kamen einige der wichtigsten Pioniere der digitalen Kultur aus der Hippiekultur. LSD-Guru Timothy Leary schwärmte von den transzendentalen Dimensionen virtueller Realitäten. Der Herausgeber des Whole Earth Catalogue Stewart Brand gründete einen der Vorläufer des World Wide Web namens The Well. Der Grateful-Dead-Songschreiber John Perry Barlow kämpfte mit seiner Electronic Freedom Foundation für die absolute Freiheit im elektronischen Netz. Und aus der People's Computer Company ehemaliger kalifornischer Friedensaktivisten gingen über zwanzig Gründer wichtiger Computerfirmen hervor, zu denen auch Apple gehört. Für sie war das Internet immer mehr, als nur ein Kommunikationsinstrument. Es war ein Freiraum für Utopien.
Apple verkauft Musik auf iTunes künftig ohne Kopierschutz. Doch die Aushebelung der Urheberrechte schafft ein Zweiklassensystem - inklusive kulturellem Prekariat.
https://www.sueddeutsche.de/digital/second-life-glaenzende-geschaefte-in-der-parallelwelt-1.368698
digital
Second Life - Glänzende Geschäfte in der Parallelwelt
00/05/2010
München - Muss man noch über Second Life reden? Mark Kingdon ist auf diese Frage vorbereitet, als neuer Chef der virtuellen Welt bekommt er sie dieser Tage häufiger gestellt. "Klar", sagt er und räuspert sich, "es gibt eine Menge interessanter Entwicklungen in Second Life." Detailansicht öffnen Second Life: Dem Online-Spiel fehlen Web-2.0-Anwendungen, wie sie aus Netzwerken bekannt sind. (Foto: Foto: dpa) Die nachgebildete Welt im Internet war zu Beginn des vergangenen Jahres der heißeste Trend - inzwischen hat sie sich weitestgehend geleert. Second Life ist nicht mehr so gefragt. Der 45-jährige Kingdon will das ändern und punktet mit einer erstaunlichen Erkenntnis: Von Konjunkturabschwung kann in der Web-Welt keine Rede sein. "Bei uns gibt es keine Finanzkrise", sagt Kingdon. Die Nutzer seien zwar weniger geworden, aber noch nie hätten sie so viel Geld ausgegeben wie im letzten Quartal. Second Life, das ist eine dreidimensionale Welt im Internet. Es gibt Berge, Täler, Ebenen, einen Himmel, das Meer, Häuser und Straßen. In dieser Landschaft bewegen sich Avatare, Computerfiguren mit meist menschlichem Aussehen, die von ihren Besitzern über den Computer gesteuert werden. Über eine an den Dollar gekoppelte Währung verfügt die Parallelwelt sogar über ein Wirtschaftssystem. Weil es zwar verschiedene solcher virtuellen Angebote im Internet gibt, echtes Geld zu verdienen bei den anderen aber bis dato nicht möglich war, sorgte die 2003 ins Netz gestellte Plattform für Aufsehen: Entsteht hier eine neue Form des Internet?
Viele Nutzer haben die hochgejubelte Internetplattform Second Life verlassen, doch der neue Firmenchef meldet Rekordumsätze.
https://www.sueddeutsche.de/digital/lesegeraet-aus-folie-elastisches-elektrobuch-1.366776
digital
Lesegerät aus Folie - Elastisches Elektrobuch
00/05/2010
Das Kunststoffmaterial, das Peter Fischer aus seiner Mappe holt, erinnert an Overhead-Folien. Es ist durchsichtig, biegsam und leicht. Ein Schwarzweißbild ist darauf zu sehen - mit einem Raster, wie es Laserdrucker ausgeben. Das Bild, ein VW Käfer, stehe schon Monate auf der Folie, sagt Fischer. Anders als bei Druckern ist es aber weder eingebrannt noch aufgesprüht. Detailansicht öffnen Elastisches Elektrobuch von Plasticlogic (Foto: Foto: Plasticlogic) Es steckt in 1,2 Millionen mikrofeinen Kügelchen in der Folie selbst. Ob ein Kügelchen schwarz erscheint oder weiß, steuern ein Netz aus organischen Halbleitern und kleine, seitlich befestigte Platinen. Fischer legt die Folie auf den Tisch und schlägt mit der Faust darauf. Nichts passiert. Der Käfer steht so ruhig da wie zuvor. Hübsches Gehäuse Es ist diese Technik, die einem Produkt mehr als 250 Millionen Dollar an Risikokapital sowie Preise eingebracht hat. Es hat noch nicht einmal einen Namen und man kann es noch nicht kaufen. Aber das Lesegerät für elektronische Bücher der Firma Plasticlogic bringt die Voraussetzungen dafür mit, den Markt zu erobern - wenn die vielversprechende Technik in ein hübsches Gehäuse gepackt und bedienbar gemacht wird. Das multinationale Unternehmen Plasticlogic ist als Ausgründung des britischen Cavendish Laboratory entstanden, wie die Physikalische Fakultät an der Universität Cambridge genannt wird. Forschung und Entwicklung werden in England betrieben, der Hauptsitz ist in Mountain View, Kalifornien, einem Ort im Silicon Valley, in dem auch der Googleplex liegt, die Firmenzentrale von Google. Gebaut werden sollen die Lesegeräte in Dresden. "Die Größe der Anzeige ist nicht begrenzt durch die Technik", sagt Fischer, Technischer Leiter bei Plasticlogic. Für das erste Gerät, das in den Verkauf kommen soll, habe man sich allerdings auf das amerikanische Letter-Format konzentriert. Das ist 21,6 mal 27,9 Zentimeter groß und damit ein wenig breiter als DINA4, dafür aber kürzer.
Ein Gerät wie ein überdimensionaler iPod: ein elektronisches Lesegerät aus Dresden überzeugt mit neuartigem Bildschirm.
https://www.sueddeutsche.de/digital/knfb-reader-fuer-blinde-ein-handy-liest-vor-1.363885
digital
Knfb-Reader für Blinde - Ein Handy liest vor
00/05/2010
Damit blinde Menschen den Alltag bewältigen können, müssen sie sich oft etwas vorlesen lassen: Kontoauszüge, Speisekarten, Telefonbuch-Einträge oder Türschilder. Diese Aufgabe kann nun erstmals ein Handy mit einer angenehmen Stimme erledigen. Detailansicht öffnen Mit dem "Knfb-Reader" können Handys blinden Benutzern vorlesen (Archivbild des TV-Handy N92). (Foto: Foto: ddp) Die amerikanische Firma Kurzweil Technologies hat dazu zusammen mit der US-Blindenvereinigung die Software "Knfb-Reader" vorgestellt (die Abkürzung steht für Kurzweil National Federation of the Blind). Das Mobiltelefon erfasst den Text dazu mit seiner Kamera, das Programm sucht das Bild nach Buchstaben ab, identifiziert sie und lässt den so entstandenen Text vorlesen. Bislang läuft die Software nach Angaben des Herstellers nur auf dem Nokia-Handy N82 optimal, das eine Fünf-Megapixel-Kamera eingebaut hat. Zudem benötigen blinde oder sehbehinderte Benutzer das bereits seit 2003 für Mobiltelefone mit dem Symbian-Betriebssystem angebotene Programm "Talks". Es liest nicht nur den Bildschirminhalt vor, sondern unterstützt auch den Umgang mit dem mobilen Internet und Navigationsprogrammen sprachlich. Ohne diese Hilfe könnten Blinde den Knfb-Reader schließlich kaum starten. Diese Software bietet dann zunächst einen Blickfeld-Assistenten an, der vor dem Fotografieren ansagt, ob der Benutzer das Handy und damit das Objektiv der Kamera höher oder tiefer halten, nach rechts oder links bewegen soll. Den erkannten Text zeigt das Handy auf dem eingebauten Bildschirm an und hebt das gelesene Wort hervor. Dies hilft Sehenden, mit denen Blinde die Inhalte der erfassten Texte vielleicht teilen möchten. Die Nutzer können sich Texte nicht nur unterwegs vorlesen lassen und die Lesegeschwindigkeit dabei nach Bedarf regeln. Das Handy kann die erfasste Schrift auch speichern und später auf den Computer zu Hause übertragen. Eine Filterfolie für das Objektiv erlaubt es, auch Schrift von Hochglanzpapier zu lesen. Nur bei einer Schriftgröße unter zehn Punkt kann es Erkennungsschwierigkeiten geben. Ein derart ausgestattetes Handy kostet derzeit allerdings über 2000 Euro: 400 bis 500 Euro für das Mobiltelefon, 270 Euro für das Sprach-Programm Talks und schließlich 1500 Euro für den Knfb-Reader. Vertrieben wird die Software in Deutschland von der Firma Handy-Tech in Horb.
Kontoauszüge, Speisekarten, Telefonbuch-Einträge: Ein neu entwickeltes Telefon fotografiert gedruckten Text und spricht ihn für Blinde.
https://www.sueddeutsche.de/digital/fernseh-blog-ein-kleiner-ritterschlag-1.359240
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Fernseh-Blog - Ein kleiner Ritterschlag
00/05/2010
Eigentlich läuft es andersherum. Fernsehformate landen, in kurzen Ausschnitten oder komplett, im Netz, in Mediatheken oder Videoportalen wie Youtube. Den anderen Weg haben bisher nicht viele Formate zurückgelegt. Dass es mit dem Elektrischen Reporter nun ein Weblog ins Fernsehen schafft, ist bemerkenswert. Detailansicht öffnen Elektrischer Reporter: Der Weblog hat den Sprung ins ZDF-Programm geschafft. (Foto: Screenshot: Elektrischer Reporter) Von diesem Freitag an werden die zehnminütigen Filme des Elektrischen Reporters wöchentlich sowohl im Digitalsender ZDF Infokanal und in der Mediathek, aber auch weiterhin unter elektrischer-reporter.de und unter handelsblatt.com, dem bisherigen Geldgeber des Blogs, laufen. In bisher 49 Filmen hat sein Macher Mario Sixtus die Welt des Internets erklärt und dafür den Grimme-Online-Award eingefahren. Doch die finanziellen Mittel waren begrenzt, was man dem Format bisweilen auch ansah. Da kam das ZDF offenbar wie gerufen. "Das Thema Netzwelt findet in unserem Sender bisher fast nicht statt", sagt Holger Meier, Leiter der ZDF-Zentralredaktion Neue Medien. Man könne aber nicht einfach ignorieren, was Millionen Menschen täglich machten. Und so hat die ZDF-Redaktion gemeinsam mit Handelsblatt-Online und Sixtus die Webfilme zu einem "online-getriebenen Fernsehformat" weiterentwickelt, das den digitalen Wandel einfangen soll. Für Sixtus, 43, ist die freundliche Übernahme durch das ZDF ein kleiner Ritterschlag. Bisher produzierte der Videojournalist den Elektrischen Reporter als "Einhandsegler", wie er sagt. Interviews mit Internetpromis wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales schafften schon mal mehrere tausend Klicks am Tag. Mit dem ZDF könnten nun auch Menschen erreicht werden, denen das Internet noch fremd sei. Das Internet im Fernsehen ausprobieren Ein großes Publikum wird er im digitalen Spartensender zwar nicht erreichen. Die Hoffnung sich mit dem Blogformat für junge Zuschauer schick zu machen, verbindet man im ZDF aber mit dem Versuch, das Internet im Fernsehen auszuprobieren. Die redaktionelle Hoheit liegt nun in Mainz; daraus kann man wohl auf den neuen Hauptkostenträger schließen. In der ersten Folge des ZDF-getunten Blogs beschäftigt sich Sixtus mit einem digitalen Trendthema: dem Microblogging-Dienst Twitter, mit dem man sich in 140 Zeichen langen Nachrichten online seiner Umwelt mitteilen kann. Die üblichen Verdächtigen wie Katharina Borchert, Chefredakteurin des WAZ-Online-Portals Der Westen, dürfen sich zwischen Comic-Illustrationen für "positiv verrückt" erklären, weil sie so viel "zwitschern". Twitter-Gründer Biz Stone erhebt seinen Dienst gar "zu einer Art sozialer Alchemie". Das ist zwar ein bisschen viel des Guten, doch die bedingungslose Begeisterung für alle positiven Interpretationen digitaler Medienphänomene war beim Elektrischen Reporter schon immer Programm. Und es ist schon fast wieder sympathisch, dass es offenbar nicht mal das öffentlich-rechtliche Fernsehen schafft, ihm genau die auszutreiben. Elektrischer Reporter, ZDF Infokanal, freitags, 19.35 Uhr.
Freundliche Übernahme: Das ZDF holt das preisgekrönte Weblog "Elektrischer Reporter" ins Programm. Die Blogbeiträge sollen junge Zuschauer ansprechen und das Internet im TV testen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/unternehmen-im-netz-hier-bloggt-der-chef-1.356141
digital
Unternehmen im Netz - Hier bloggt der Chef
00/05/2010
Die Geschichte des öffentlichen Raumes erinnert an eine lange Reise. Seit er die Grenzen des antiken Stadtstaat überschritten hat, fand er keinen festen Ort mehr. Zuletzt galt sogar das Internet als seine neue Adresse. Erst in den Chaträumen, dann in den Foren - wo immer Menschen miteinander sprechen. Detailansicht öffnen Im Daimler-Blog schreiben die Mitarbeiter. (Foto: Screenshot: Daimler-Blog) Das Internet-Forum trägt den Marktplatz sogar im Namen, auf dem die Römer ihre öffentlichen Angelegenheiten austrugen. Doch dann verwischt die Spur wieder: Der Weblog nämlich verdankt seine Bezeichnung der Seefahrt, dem Logbuch, denn er ist nur das Journal einer individuellen Anstrengung. Immerhin hat das Zusammenspiel der Millionen Blogs, die Kommentierung und Zitierung einen erkennbaren gemeinschaftlichen Raum erzeugt. "Einblick in einen Konzern" Auf diese sogenannte Blogosphäre haben die Netz-Utopisten zuletzt ihre Hoffnungen gesetzt. Wer einen Internetzugang hat, kann zu jedem Thema seine Meinung äußern; staatliche Zensur ist kaum möglich, und jede Stimme hat potentiell das gleiche Gewicht. Das mag noch kein idealer herrschaftsfreier Diskurs sein, aber das alte Konzept vom Bürgerjournalismus konnte sich nie stärker verwirklichen als hier. Blogs bilden eine Gegenöffentlichkeit - in manchen Ländern gar die einzig relevante - , und sie haben eine große Leserschaft. In der westlichen Welt haben bislang vor allem Großkonzerne ihre Macht zu spüren bekommen; nun versuchen sie, die Deutungshoheit über ihre Unternehmungen zurückzugewinnen. Zur obligatorischen Internetpräsenz ist der "Corporate Blog" hinzugekommen. Bei General Motors etwa bloggt der Vize-Chairman Bob Lutz, bei Daimler schreiben seit einigen Tagen die Mitarbeiter. Dass die Unternehmen sich in Webtagebüchern an die Verbraucher wenden, sich auf eine gemeinsame Ebene begeben, das klingt nach einer frohen Botschaft. Der Daimler-Blog verspricht sogar den "Einblick in einen Konzern". Zählt also die Meinung des Verbrauchers doch? Kann er hier auf die Politik des Unternehmens einwirken, wenn es um Umweltschutz oder Kinderarbeit geht?
Neben der obligatorischen Internetpräsenz haben Unternehmen das Bloggen entdeckt. Zählt also die Meinung des Verbrauchers doch?
https://www.sueddeutsche.de/digital/online-sucht-meine-virtuellen-freunde-1.355220
digital
Online-Sucht - Meine virtuellen Freunde
00/05/2010
Sophie hat "35 Seiten Freunde". Das 15-jährige Mädchen ist stolz darauf, 286 Menschen zum engeren Kreis ihrer Sympathisanten zu zählen. Die wenigsten dieser Leute kennt sie persönlich, denn sie existieren lediglich im Internet und haben mit ihr nur virtuell Freundschaft geschlossen. Wenn Sophie mittags von der Schule nach Hause kommt, geht sie zuerst an den Computer und schaut nach, ob sich einer der vielen Freunde gemeldet hat, bevor sie zu den echten Menschen in ihrer Umgebung "Hallo" sagt, sich an den Küchentisch setzt und etwas isst. Spätabends steht sie manchmal noch auf, nachdem sie schon fast eingeschlafen war, um noch ein letztes Mal die E-Mails zu checken. Während sie mit ihren Eltern kaum noch redet, verbringt Sophie mehrere Stunden täglich vor dem Computer, um mit ihren "Freunden" zu chatten. Die meisten Sozialkontakte spielen sich für das Mädchen im Netz ab, sie kommuniziert mit ihren Internet-Bekannten in der virtuellen Welt jedenfalls mehr als mit ihrer Familie. Die Generation der Zehn- bis Zwanzigjährigen lebt längst in einer Parallelwelt. Freunde finden, flirten, Beziehungen pflegen - das findet mittlerweile hauptsächlich per Chat und E-Mail statt, die wichtigsten Sozialkontakte sind virtualisiert. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Psyche - und möglicherweise auf lange Sicht für die Gesellschaft. "Das ist ein Thema, um das wir uns noch nicht ausreichend gekümmert haben", sagt Peter Falkai, Direktor der Göttinger Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Denn bei manchen Betroffenen kann das Abtauchen in die virtuelle Welt schwere Probleme auslösen. Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin befassten sich Falkai und seine Kollegen deshalb nun intensiv mit dem Thema Internet- und Computersucht. Psychische Schwierigkeiten Fast jeder verbringt täglich Zeit im Internet, um sich zu informieren, Bankgeschäfte abzuwickeln oder eine Zugverbindung herauszusuchen. Nur ein kleiner Teil der Nutzer entwickelt beim Umgang mit dem Netz psychische Schwierigkeiten. Fachleute beruhigen Bedenkenträger deshalb erst einmal. "Jugendliche machen gerne etwas exzessiv, auch für längere Zeit", sagt Sabine Grüsser-Sinopoli, Professorin für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Mainz, "es gibt Jungen, die jahrelang World of Warcraft spielen und dann von einem Tag auf den anderen aufhören, weil sie sich verliebt haben." Zwei Stunden Computernutzung sei heutzutage bei Jugendlichen normal, sagt Grüsser-Sinopoli, die sich seit einigen Jahren mit dem "Störungsbild Computersucht" befasst. Bei einer Online-Umfrage unter 7000 erwachsenen Internetnutzern hat ihre Forschungsgruppe bei zehn Prozent der Befragten Suchtmerkmale festgestellt. Auch eine Erhebung unter 360 Schülern aus 5. und 6. Klassen in Berlin habe bei zehn Prozent Zeichen einer Abhängigkeit gezeigt.
Reden, Flirten, Leute treffen - aber nur im Netz: Viele Jugendliche sind süchtig nach Internet-Kontakten.
https://www.sueddeutsche.de/digital/eu-plaene-gegen-den-website-terror-1.351204
digital
EU-Pläne - Gegen den Website-Terror
00/05/2010
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) unterstützt EU-Pläne zum Sperren von Internetseiten mit gefährlichem Inhalt. "Wenn es technische Möglichkeiten gibt, muss man die nutzen", sagte Schäuble am Montag nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Lissabon. Als Beispiel nannte Schäuble Webseiten mit Anleitungen zum Bombenbauen, aber aber auch mit Hasspropaganda gegen Israel, die "massiv" gegen deutsches Strafrecht verstoße. Damit geht Schäuble über Vorschläge von EU-Innenkommissar Franco Frattini noch hinaus. Der Italiener will Webseiten sperren lassen, die Terror-Zielen dienen. Einige EU-Staaten sehen hierdurch die Medienfreiheit bedroht. Detailansicht öffnen Begrüßt die EU-Pläne zur Sperrung gefährlicher Webseiten: Imnenminister Wolfgang Schäuble (Foto: Foto: AFP) Frattinis Vorschlag ist Teil des neuen Anti-Terror-Pakets, das er am 6. November vorstellen will. Aus Luxemburg und Österreich kam dagegen in Lissabon Kritik. Luxemburgs Justizminister Luc Frieden sagte, der Vorstoß des Kommissars entspreche "nicht unseren Auffassungen von Freiheit und Kommunikation, die wir ja sonst so gerne in der Welt verteidigen". Frattini entgegnete, eine Anleitung zum Bombenbau habe "nichts mit Meinungsfreiheit zu tun". Schäuble sagte, die Sicherheitsbehörden müssten im Wettrennen mit den Terroristen zumindest eine "klare rechtliche Basis" haben. Neben Schäuble sprach sich auch der portugiesische EU-Ratsvorsitzende Rui Pereira für weitgefasste Vorschriften aus. So gehöre etwa das Anwerben von Terroristen über das Internet verboten oder das Verherrlichen terroristischer Anschläge. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hält neue Gesetze zum Sperren von Internetseiten für überflüssig. Selbst wenn in Deutschland Seiten aus dem Netz genommen würden, könnten sie woanders auf der Welt wieder eingestellt werden, sagte sie am Montag nach einem Treffen der EU-Justizminister in Lissabon. "Das das ist auch unser größtes Problem bei der Bekämpfung neonazistischer Inhalte und von Kinderpornografie", sagte Zypries.
Bundesinnenminister Schäuble findet die EU-Pläne zum Sperren von gefährlichen Internetseiten richtig, Justizministerin Zypries hält dagegen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/google-maps-das-ungefaehr-navi-1.349805
digital
Google-Maps - Das Ungefähr-Navi
00/05/2010
Noch ist Navigation per Handy kaum verbreitet, nur wenige Geräte haben einen GPS-Chip zum Satellitenempfang eingebaut. Das könnte Googles neueste Idee für einige interessant machen. Der Suchmaschinenbetreiber hat jetzt eine Handy-Software vorgestellt, mit der man auch ohne GPS grob ermitteln kann, wo man gerade ist. Detailansicht öffnen Mit Google Maps auf Standortsuche (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Möglich wurde das durch Benutzer von Google Maps, die ein Telefon mit GPS-Unterstützung besitzen. Wann immer sie die Maps-Software verwenden, werden die zehnstelligen Kennziffern der Mobilfunkmasten mit der Position zusammengebracht, die per GPS bestimmt wurde. Der Rest ist Mathematik: Das Handy weiß, welche Mobilfunkmasten in seiner Nähe sind, Google weiß aus den gesammelten Daten der GPS-Handynutzer, wo sie stehen und errechnet aus Informationen wie der Signalstärke die ungefähre Position. Je mehr Masten in der Nähe sind, umso exakter wird die Position bestimmt. Während GPS auf einige Meter genau ist, liefert die Funkmasten-Methode allerdings nur eine grobe Schätzung. In dünn besiedelten Gebieten mit weniger Funkmasten kann der Bereich, in dem man sich möglicherweise befindet, an die zwei Kilometer groß sein. Um den Dienst überhaupt nutzen zu können, braucht man ein Handy, das Java-Programme ausführen kann. Als geeignet bezeichnet Google Geräte des Hersteller Blackberry, Geräte mit Symbian 60-Betriebssystem sowie jüngere Versionen von Windows Mobile. Sehr ratsam ist aber auch ein Handyvertrag mit einem Festpreis für Datenübetragung, da für die Kartendarstellung vergleichweise viel Daten übertragen werden. Auch ohne den Turbo-Datenfunk UMTS geht das aber einigermaßen schnell. Wenig überraschend plant Google, in den Dienst künftig auch Werbung zu integrieren. Die Position von Mobiltelefonen zu ermitteln, ist nicht neu. Seit der Einführung dieser Technik ist es den Betreibern möglich festzustellen, von welchem Mobiltelefon aus in welcher Funkzelle wie lange mit wem telefoniert wurde. Es gibt Firmen, die anbieten, Familienangehörige zu lokalisieren. Und diese Technik wurde auch dem Kopf der Entführer des Hamburger Millionärs Jan Philipp Reemtsma zum Verhängnis. Als er für ein Rockkonzert nach Argentinien kam und sein Mobiltelefon benutzte, griffen die Fahnder zu.
Wer kein Navigationsgerät sein Eigen nennt, kann jetzt mit dem Handy Google Maps nutzen. Zumindest die grobe Positionsbestimmung klappt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/auto-handy-navigationsgeraet-und-co-bitte-moeglichst-unverstaendlich-1.347682
digital
Auto, Handy, Navigationsgerät und Co. - Bitte möglichst unverständlich
00/05/2010
"Die dramatischsten Szenen", sagt Tim Bosenick, "spielen sich hinter dem Spiegel ab". Die halbdurchlässige Scheibe meint er, hinter der Ingenieure mit steigendem Blutdruck verfolgen, wie normale Menschen einfach nicht kapieren, wo sie bei einem neu entworfenen Gerät die richtigen Knöpfe finden. "Manch einer würde am liebsten laut rufen 'nun drück schon'!" Bosenick ist Geschäftsführer der Beratungsfirma Sirvaluse. Unzählige Male schon hat er solche Szenen im "Usability Lab" erlebt, Räumen, in denen Testpersonen genauestens dabei beobachtet werden, wie sie Geräte bedienen oder mit einer Shopping-Seite im Internet zurechtkommen. Egal wie schlecht der Test auch verläuft, einen Fehler haben die Firmen immerhin schon vermieden, die ihn absolvieren: "Bei der Industrie ist es noch nicht so richtig ins Bewusstsein eingesickert, wie wichtig die Bedienbarkeit ist", sagt Andreas Butz, Professor für Medieninformatik an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). "Da schaut kein normaler Menschen mehr drauf, bis das Gerät im Regal steht." Tagtäglich müssen die Menschen in industrialisierten Ländern mit immer mehr technischen Geräten umgehen, vom Radiowecker über das Mobiltelefon und Auto bis zum Computer im Büro. Bedienungsanleitungen für Waschmaschinen oder TV-Geräte ähneln vom Umfang her Telefonbüchern, und vor Fahrkartenautomaten sieht man lange Schlangen ratloser Bahnkunden, die ohne die Hilfe eines kundigen Mitarbeiters nicht in der Lage sind, ein Billett für die Fahrt von A nach B zu ziehen. Warum aber sind diese Geräte selbst für technisch Versierte oft so undurchschaubar? "Eigentlich sind Fahrkartenautomaten doch keine Geheimwissenschaft", sagt Medieninformatiker Butz, "wie man so etwas macht, lernen bei uns die Studenten im ersten Semester." Um benutzerfreundliche Geräte zu entwickeln, müsse man zunächst überlegen, wie Menschen das Gerät benutzen würden, Testpersonen müssten diese Schritte dann nachvollziehen. "Unsere Studenten basteln dazu Abfolgen von Bildschirmen auf Papier", sagt Butz, "da merkt man sehr schnell, wenn grundlegende Sachen schief gehen". Erst dann würden einfache Prototypen angefertigt, "und am Ende steht dann ein Produkt, bei dem schon im Entwicklungsprozess viele Fehler ausgemerzt werden". Wie aber sieht so ein Prozess eigentlich aus? Unkenntnis der Auftraggeber "Wir unterscheiden drei Ebenen", sagt der finnische Designer Paavo Pietola. Seine Firma Idem entwirft neue Handy-Modelle für gleich mehrere der großen Hersteller. Die erste sieht er geprägt von der Marke. Die Erwartungen, welche die Zielgruppe damit verbinde, und das Design prägen den Eindruck, den ein Käufer von einem Handy gewinne. Als nächstes stellen sich die Idem-Mitarbeiter Fragen wie: "Welches Problem soll es lösen, warum ist es darin besser als andere, wo wird es benutzt und wie?" Das sind keine ungewöhnlichen Fragen, Fragen, die man so ähnlich für die meisten Produkte stellen kann, aber "man glaubt nicht, wie viele Auftraggeber das gar nicht wissen", sagt Usability-Tester Bosenick. Er trifft diese Unkenntnis vor allem in Deutschland häufig an. "Das ist eine typisch deutsche Denke", sagt er, "wenn's technisch brillant ist, werden es die Benutzer schon lieben." In angelsächsischen Ländern dagegen gesellt sich zusätzlich zum Marketing Director längst der Customer Experience Director. Seine Aufgabe ist es, Kunden zu begeistern, sagt Bosenick, "im besten Fall betreiben die Kunden sogar positive Propaganda."
Egal wie raffiniert technische Produkte auch sein mögen - über den Erfolg entscheidet immer noch die Bedienbarkeit.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-fernsehen-gucken-und-kochen-1.345388
digital
Internet-Fernsehen - Gucken und kochen
00/05/2010
Während der Fernseher läuft, kann man bekanntlich auch viele halbwegs sinnvolle Dinge tun. Kochen, Spülmaschine ausräumen oder bügeln zum Beispiel. Wenn es nach Dominik Schmid geht, sollen die Menschen in Zukunft ruhig noch mehr lästige Pflichten hinter sich bringen, während sie sich berieseln lassen. Sie sollen ihren täglichen Spam aus dem E-Mail-Ordner löschen, die Telefonrechnung per Online-Banking zahlen. Detailansicht öffnen Ein Nebenbeimedium: das Internet-Fernsehangebot Zattoo (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Schmid, 48, Deutschland-Chef des neuen Internet-TV-Dienstes Zattoo, spricht viel über "Multitasking", wenn er über die Zukunft des Fernsehens philosophiert: "Unsere Nutzer schauen während der Arbeit oder sie nutzen den Dienst zuhause, während sie eigentlich etwas anderes machen." So offen haben bisher wenige Fernsehmanager ihr Angebot zum Nebenbeimedium erklärt. Schmid ist Schweizer und arbeitete vorher in Zug für die Sportrechteagentur Infront, bei der auch Günther Netzer als Geschäftsführer tätig ist. Fernsehen und Internet wachsen zusammen. Eine Symbiose ist seit dem 13. September in Deutschland auf Sendung. Der Name Zattoo (sprich: satu) stammt aus dem Japanischen und heißt so viel wie: "Menschenmenge". Das amerikanisch-schweizerischen Start-up bietet TV auf dem Computer ohne interaktiven Schnickschnack. Zu sehen gibt es in der deutschen Version bisher 21 Programme: Comedy Central, MTV, Viva, Tier TV, DMAX, internationale Sender wie CNN oder die englische Al Dschasira-Version. Das klassische Fernsehen wird eins zu eins auf den Computerbildschirm durchgeleitet, die Nutzung ist kostenlos. Finanzieren will sich Zattoo durch Werbung. Beim Umschalten dauert es ein paar Sekunden, bis sich das Bild des nächsten Senders aufbaut. Diese Werbezeit soll an Unternehmen verkauft werden. Die Häfte schaut aktiv Auf Sendung ist der Neustarter bisher auch in der Schweiz, Spanien, Dänemark und in einer abgespeckten Version in Großbritannien. In den nächsten Monaten sollen Belgien, Frankreich, Österreich, Polen und die USA ans Netz gehen. Bereits eine Million registrierte Nutzer zählt Zattoo. Etwa die Hälfte schaue aktiv, im Durchschnitt 180 Minuten in der Woche, berichtet Schmid. Die Installation auf dem Computer ist einfach: Nicht mal fünf Minuten dauert es, bis das orange Zattoo-Logo - ein runder Fernseher mit zwei Antennen - auf dem Bildschirm leuchtet. Die Bilder ruckeln ein wenig, es dauert fünf bis zehn Sekunden bis man bei Tattoo-Tipps im Männersender DMAX oder bei Berichten aus der Zweiten Fußball-Bundesliga im DSF landet. In Bierdeckelgröße läuft das Programm fast problemlos. Ein DSL-Anschluss reicht für den Empfang aus. Wenn man den Zattoo-Bildschirm vergrößert, leidet die Qualität allerdings erheblich. Das soll sich ändern: "Wir werden auch im großen Format bald DVD-Qualität bieten", behauptet Schmid. Zattoo schickt seinen Live-Videostream per peer-to-peer-Technologie (P2P) um die Welt. Einer Technik also, die bisher bei Musiktauschbörsen zum Einsatz kommt und auch von Zattoos Internet-TV-Konkurrenten Joost und Babelgum eingesetzt wird. Dabei greifen die Zuschauer nicht auf einen zentralen Server zu, sondern schicken, vereinfacht gesagt, die Inhalte von Rechner zu Rechner weiter. Bei Joost, dem neuen Projekt des schwedischen Internetunternehmers Niklas Zennström, und beim irischen Babelgum kann der Zuschauer TV-Serien, Shows, Nachrichten selbst zusammenstellen, wann immer er sie sehen will.
Der Internetdienst Zattoo bringt Fernsehen ins Netz - als "Nebenbeimedium". ARD und ZDF wollen auch dabei sein.
https://www.sueddeutsche.de/digital/computer-viren-die-tuer-ist-offen-1.342527
digital
Computer-Viren - Die Tür ist offen
00/05/2010
Internetkriminelle hätten es bedeutend schwerer, wären Computerbesitzer etwas sorgfältiger beim Schutz der Rechner gegen Attacken aus dem Netz. Dieser Schluss lässt sich aus einer Studie der Universität Mannheim ziehen. Gemeinsam mit Experten der Peking University beobachteten die Forscher ein Jahr lang, was sich in sogenannten Honeypots, als Lockvögel ungeschützt ans Internet angeschlossenen Computern, in China so alles an Schadsoftware ansammelte. Ihre Aufmerksamkeit richteten die Wissenschaftler vor allem auf Programme, die über das Internet in schlecht geschützte Rechner eindringen und versuchen, die befallenen Computer zu willfährigen Robotern, im Jargon Bots genannt, zu machen. Netze solcher ferngesteuerter Bots werden nach Erkenntnissen der Forscher eingesetzt, um durch massenhafte sinnlose Anfragen an Webserver die Internetpräsenzen missliebiger Firmen oder Organisationen lahmzulegen. Außerdem wird versucht, darüber an vertrauliche Informationen zu gelangen. Am meisten sind die Bots aber beschäftigt, sich weiterzuverbreiten. Sie nutzen dazu Einfallstore, von denen seit Jahren bekannt ist, wie man sie schließt. Viele Computernutzer sind sich dessen aber nicht bewusst. Oder aber sie haben Angst, beim Aktualisieren ihres Windows-Betriebssystems könnte auffallen, dass sie eine Schwarzkopie einsetzen.
Computerbesitzer machen es gefährlichen Viren oft zu einfach. Denn diese nutzen häufig schon bekannte Lücken.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-auktionen-dubiose-shopbetreiber-bei-ebay-1.341201
digital
Internet-Auktionen - Dubiose Shopbetreiber bei Ebay
00/05/2010
Keine Angaben zu grundlegenden Verbraucherrechten und falsche Informationen über den Anbieter: Bei einer Überprüfung von 80 Unternehmen, die über das Internauktionshaus Ebay Waren verkaufen, hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (Vzbv) teilweise gravierende Mängel entdeckt. Wie die Organisation am Donnerstag in Berlin berichtete, habe man in jedem untersuchten Fall mindestens einen Verstoß gegen bestehende Vorschriften gefunden. Detailansicht öffnen Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat bei Ebay teilweise gravierende Mängel entdeckt. (Foto: Foto: AP) So seien rund 20 Unternehmer als private Verkäufer aufgetreten, die in der Praxis nur schwer haftbar zu machen seien. Außerdem würden auch häufig Angaben zum Widerrufs- oder Gewährleistungsrecht vorenthalten. Insgesamt sprach der Verband 71 Abmahnungen aus und leitete 7 Klagen ein. Die Verbraucherschützer forderten das Auktionshaus auf, für ein effektives Qualitätsmanagement zu sorgen, die Verbraucherrechte zu überwachen und einen Missbrauch unverzüglich zu ahnden. "Ebay muss einen gewerblichen Online-Shop, der sich als Privatverkäufer tarnt, unverzüglich ausschließen", forderte Verbandschef Gerd Billen. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP erklärte das Unternehmen, es treffe zu, dass auch privat handelnde Nutzer einen Ebay-Shop betreiben könnten. "Eine Vorab-Prüfung, ob ein Shop-Betreiber privat oder tatsächlich gewerblich handeln will, ist bei Ebay nicht möglich", teilte das Auktionshaus mit. Sofern Beschwerden von Dritten einträfen, Unternehmen würden als Privatpersonen auftreten, "geht Ebay diesen Hinweisen grundsätzlich nach und fordert solche Nutzer zur Stellungnahme auf". Im Ernstfall würden auch Maßnahmen in die Wege geleitet. Durchschnittlich 5,3 Verstöße pro Anbieter Allein bei Informationspflichten vor Abschluss eines Vertrags zählten die Verbraucherschützer nach eigenen Angaben insgesamt 426 Verstöße, durchschnittlich also 5,3 pro Anbieter. Die vom Vzbv eingeleiteten Maßnahmen zeigten sogar schon Erfolge: Rund 60 Unterlassungserklärungen seien beim Verband eingetroffen, eine sogar aus Hongkong, hieß es. Gegen sieben Anbieter, die sich trotz eines Erinnerungsschreibens nicht geäußert oder eine Unterlassungserklärung verweigert hätten, sei Klage erhoben worden. In bislang vier Urteilen seien die Ansprüche des Verbands im vollen Umfang bestätigt worden. Das Auktionshaus wies aber darauf hin, dass es auch wegen der sich teilweise widersprechenden Rechtsprechung zum Internethandel schwierig sei, einen abmahnsicheren Online-Auftritt zu haben. Der Gesetzgeber sei gefragt, die komplizierte Rechtslage zu vereinfachen. Welche Probleme als Privatpersonen getarnte Profihändler machen können, bekamen die Verbraucherschützer selbst zu spüren: Zwar seien in 11 von 20 Fällen Abmahnungen möglich gewesen. Bei den übrigen konnte aber keine verwertbare Adresse ermittelt werden. "Leicht auszumalen, dass auch Reklamationen oder ein Widerruf hier ins Leere laufen", sagte Billen. Für die Untersuchung nahm der Vzbv die 80 Händler, zumeist "PowerSeller" oder Betreiber von "Premium"- oder "Top"-Shops, von September 2006 an ein Jahr lang unter die Lupe.
Verbraucherschützer mahnen eine stärkere Überwachung der Kundenrechte beim Internet-Auktionshaus Ebay an. Eine Untersuchung von 80 Verkäufern habe "gravierende Lücken" offenbart.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-radio-hoerfunk-aus-dem-hinterhof-1.337818
digital
Internet-Radio - Hörfunk aus dem Hinterhof
00/05/2010
Vollmundige Reportagen vom Frühstückstisch, polternde Politikkommentare aus dem Hobbykeller oder kecke Moderationen über dem Bügelbrett: Das Internetradio ermöglicht es jedem Menschen mit Breitbandzugang, seine eigene Radiostation ins Leben zu rufen. Detailansicht öffnen Radio für den Berliner Hinterhof: Backyard Radio (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Dass sich dabei vieles versendet und nicht beim Hörer ankommt, ist die Kehrseite der Medaille. Im Berliner Backyard Radio sollen deshalb fleißige Hobby-Broadcaster ihr Publikum nicht in den Weiten des Netzes, sondern in der Nachbarschaft finden. Hierbei bedienen sich die Macher bei Helfern aus der Freifunk-Bewegung, die in Berlin Hunderte von unverschlüsselten Drahtlosverbindungen installiert hat, um Menschen aus allen Schichten den kostenlosen Zugang zum Internet zu ermöglichen. Bis Ende des Jahres sollen 30 dieser Router umgerüstet werden: Mit Hilfe eines USB-Sticks können dann die Funksignale, die sonst für die drahtlose Datenübertragung verwendet werden, zu Kurzwellen-Transmittern werden. Tatsächlich haben diese Wellen, die dann unter der Frequenz 107,7 empfangbar sind, nur eine Reichweite von wenigen Metern - quasi vom Hinterhof bis zum Gehsteig. Die Organisatoren hoffen allerdings, dass dieses Netz von kleinen Küchensendern im Laufe der Zeit engmaschiger wird. "Wir glauben, dass sich eine Nische entwickeln könnte, ähnlich wie bei es bei den Musikfans immer noch Vinylsammler gibt", sagt Projektinitiator Pit Schultz. Der Vorteil eines solchen Minisenders liegt für ihn auf der Hand: Jeder Stadtteil, jede Straße hätte dann einen eigenen Sound und ein Programm, wie es lokaler nicht sein könnte. Ob Hartz IV-Empfänger im Wedding, Nachwuchsrapper in Kreuzberg oder erimetierter Professor in Charlottenburg: Sie alle könnten die Nachbarschaft an ihrer Lebenswelt teilhaben lassen, eine Karte im Internet zeigt, wer von wo sendet. Da nicht jeder Hobby-Radiomacher Zeit hat, durchgehend auf Sendung zu sein, stellt Backyard-Radio einen 24-Stunden-Stream zur Verfügung, der einsetzt, sobald das selbstgemachte Programm verstummt. Auf Dauer soll dieser gemeinsame Kanal mit den besten Sendungen ganz Berlin gefüllt werden, um so die Stadtteile miteinander zu verbinden..
Oma Kassupke als Radio-DJ: Mit dem Berliner Backyard Radio kann jeder auf einer eigenen UKW-Frequenz senden.
https://www.sueddeutsche.de/digital/digitales-lesegeraet-buch-2-0-1.337291
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Digitales Lesegerät - Buch 2.0
00/05/2010
Das englische Verb to kindle bedeutet entfachen, entflammen. Ein elektronisches Buch-Lesegerät so zu nennen, mag bei dem einen oder anderen unschöne Assoziationen wecken. Gemeint aber ist dies: Schon etliche Geräte waren ja angetreten, zwar nicht die Literatur abzuschaffen, wohl aber deren Darreichungsform. Doch "die Landschaft ist übersät mit den Leichen von E-Book-Lesegeräten". Der das eingesteht, glaubt nun ein Produkt geschaffen zu haben, das genügend Leidenschaft bei ausreichend vielen technikbegeisterten Lesern entflammt, ihre Bücher fortan digital zu lesen. Und nicht zuletzt weil er es ist, Jeff Bezos, der charismatische Gründer und Chef des Internethändlers Amazon, gibt es durchaus Grund, die Sache ernst zu nehmen. Detailansicht öffnen Digitale Zeitungen und Bücher nicht nur papier-, sondern jetzt auch kabellos. (Foto: Foto: Reuters) Drei Jahre hat man sich beim weltgrößten Versandhaus Zeit genommen, an Kindle herumzutüfteln, hat es Testpersonen in die Hand gedrückt, ganz bewusst ohne Handbuch. Herausgekommen ist ein weniger als 300 Gramm leichtes Gerät in neutralem Weiß, dessen Design einem etwas zu groß geratenen Taschenrechner ähnelt. Das wirklich Neue an Kindle jedoch ist die Technik in seinem Inneren. Um es zu benutzen, braucht man keinen Computer und kein Kabel zum Übertragen, Kindle ist über den schnellen mobilen Datendienst UMTS vollkommen autark. Ein Buch, das man im Kindle-Shop im Internet gekauft hat, lässt sich in weniger als einer Minute herunterladen. Der Bildschirm, etwa von der Größe einer Taschenbuchseite, arbeitet mit elektronischer Tinte, einer Flüssigkeit, die über elektrische Impulse gesteuert werden kann. Die Anzeige, die an die von Taschenrechnern mit Flüssigkeitskristall-Ziffern erinnert, hat einen reflektierenden Hintergrund und wird umso kontrastreicher, je heller die Umgebung ist. Amazon hat mit den meisten der großen Buchverlage Verträge abgeschlossen und kann beispielsweise von den 112 Titeln der New York Times-Bestsellerliste 100 zum Herunterladen anbieten, die meisten davon für 9,90 Dollar. Für die Datenübertragung fallen keine weiteren Kosten an, sie ist bereits im stattlichen Kaufpreis von 399 Dollar enthalten. Kostenpflichtig sind dagegen Abonnements von Tageszeitungen. Das Wall Street Journal etwa ist für 9,90 Dollar pro Monat zu haben. Etwa 200 Bücher kann das Gerät speichern. Mit Chipkarten, wie man sie von digitalen Fotokameras kennt, lässt sich die Kapazität weiter steigern. Einmal gekaufte Bücher speichert Amazon für seine Kunden. Kopieren und Weitergeben wird jedoch durch sogenanntes digitales Rechte-Management unterbunden. Vor allem deshalb und wegen der Bindung an nur einen Anbieter wird Kindle in Foren und Blogs bereits viel gescholten. Ob es auch in Deutschland auf den Markt kommt, darüber schweigt sich Amazon erklärtermaßen aus. Aber auch wenn es so wäre, die Verlage verfallen deshalb nicht in Angststarre. "Das wird mittelfristig nur für einen bestimmten Teil von Büchern interessant werden", sagt Markus Desaga, beim Verlag Random House unter anderem für die Sparten DVA und Manesse zuständig. "Die Märkte bestehen nebeneinander her." Auch Carsten Sommerfeldt vom Berlin-Verlag sieht Geräte wie das Kindle "eher als Zusatzoption". In welchem Umfang die Konsumenten diese Option ziehen, wird sich zeigen. Die Vorgänger der Konkurrenz, technisch unzulänglich und dazu auch noch teuer, scheiterten jedenfalls kläglich. ´
Internethändler Amazon bringt digitales Lesegerät auf den Markt. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern - die kläglich scheiterten - funktioniert Kindle ganz unabhängig dank UMTS.
https://www.sueddeutsche.de/digital/microsoft-steigt-bei-facebook-ein-der-junge-mit-den-latschen-bald-ist-er-milliardaer-1.334956
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Microsoft steigt bei Facebook ein - Der Junge mit den Latschen - bald ist er Milliardär
00/05/2010
Der Junge mit den Latschen - bald ist er Milliardär Microsoft hat sich gegen Google durchgesetzt. Der Konzern steigt mit einem Minderheitsanteil bei der Community-Website Facebook ein und wird für sie weiterhin die Werbung abwickeln, nun zusätzlich auch die internationale. Detailansicht öffnen Freut sich über den Einstieg von Microsoft: Mark Zuckerberg (Foto: Foto: AP) Der Software-Konzern zahlt für einen Anteil von 1,6 Prozent 240 Millionen Dollar, wie Facebook nach Börsenschluss am Mittwoch mitteilte. Das bewertet Facebook insgesamt mit 15 Milliarden Dollar. Google hatte Gespräche mit Facebook nie offiziell bestätigt, informierte Kreise hatten aber zuletzt immer wieder von einem Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Konzerne um die Gunst von Facebook gesprochen. Bei Facebook können Nutzer Seiten mit ihren Profilen anlegen und miteinander kommunizieren. Die Plattform hat mit 50 Millionen zwar weniger Nutzer als der bekanntere Konkurrent Myspace. Allerdings ist Myspace vor allem bei Teenagern populär, während unter den Facebook-Nutzern viele Studenten und junge Berufstätige sind, die als attraktivere Werbe-Zielgruppe gelten. In Deutschland wurde nach diesem Vorbild StudiVZ gestaltet. Gegründet hat Facebook der inzwischen 23-jährige Mark Zuckerberg im Jahr 2004 als Student in seinem Studentenwohnheim in Harvard. Zuckerberg hat mittlerweile sein Informatikstudium abgebrochen, um sich ganz dem Unternehmen zu widmen. Bei öffentlichen Auftritten trägt der Jungunternehmer gerne Adidas-Badelatschen, inzwischen sogar mit Socken. New-Economy-Blase? In diesem Jahr erwartet Facebook dem Wall Street Journal zufolge 30 Millionen Dollar Gewinn bei einem Umsatz von 150 Millionen. Der Kauf des Minderheitenanteils an Facebook, wirft bei Kritikern die Frage auf, ob man sich wieder in einer Blase wie im Jahr 2000 zu den Hochzeiten der New Economy befindet. So beschreibt das Wall Street Journal Facebook als Unternehmen mit "mehr Verheißung als Profit". Microsoft begibt sich mit dem Beteiligung an Facebook in beste Gesellschaft: Google kaufte im Oktober 2006 das Online-Videoportal YouTube für 1,65 Milliarden Dollar, Rupert Murdoch und seine News Corporation übernahmen Myspace für 580 Millionen Dollar und Holtzbrinck entschied sich im Januar dieses Jahres StudiVZ zu kaufen - für 50 Millionen Euro. Werden bestimmte Ziele erreicht, kann der Preis nachträglich auf bis zu 85 Millionen steigen.
Wie im Goldrausch: Community-Websites erzielen astronomische Preise. Microsoft zahlt für mickrige 1,6 Prozent an Facebook gigantische 240 Millionen Dollar.
https://www.sueddeutsche.de/digital/studivz-nutzer-ohne-nutzen-1.333787
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StudiVZ - Nutzer ohne Nutzen
00/05/2010
Wenn Studenten sich früher trafen, schlagen oder trinken gingen, führte sie ihr Weg schnurstracks zu Germania, Concordia, Borussia oder anderen Verbindungen. Politisch links verortete Eleven ohne Ambitionen auf Schmisse trafen sich schlicht in der Kneipe um die Ecke. Der moderne Student, ausgerüstet mit PC und Breitbandanschluss, braucht dagegen seine Bude nicht mehr zu verlassen, um Mitglied eines Zirkels, neudeutsch: soziales Netzwerk, zu sein. Detailansicht öffnen Die Nutzer des Studentenportals hatten massenweise mit Austritt gedroht. (Foto: Foto: Screenshot) Die größte Verbindung StudiVZ hat vier Millionen Mitglieder. Zum Vergleich: Im deutschsprachigen Raum gibt es 2,3 Millionen Studenten. Doch trotz der enormen Reichweite schreibt die Firma Verluste. StudiVZ leidet an der Krankheit fast aller Internet-Communitys: Laut Branchengerüchten können die Netzwerke pro sichtbarem Online-Werbe-Banner nur 20 Prozent des üblichen Preises erzielen. Denn der Nutzer solcher Portale ist einfach zu aktiv - er klickt auf sehr viele Seiten und bekommt daher Banner gleich mehrfach zu Gesicht, was den Preis drückt. Das dürfte vor allem den Verlags-Konzern Holtzbrinck auf Dauer nicht freuen. 50 Millionen Euro hatte der Konzern Anfang des Jahres für das Portal bezahlt. Deshalb soll nun endlich Gewinn gemacht werden. Zum Beispiel verkauft StudiVZ inzwischen Kalender mit Nacktbildern seiner schönsten Mitglieder. Und auch die persönlichen Daten der mehr als vier Millionen Nutzer sollen endlich Gewinn bringen - durch gezielte Werbung, das sogenannte Targeting. Werbungtreibende können "in Zukunft Merkmale auswählen wie Alter, Geschlecht, Wohnort/Uni-Standort und Studienfachrichtung und ihre Werbung gemäß dieser Kriterien steuern", erklärt Geschäftsführer Marcus Riecke. Das sei notwendig, um StudiVZ weiterhin als kostenloses Portal zu betreiben. Die Nutzer wurden am Donnerstag per E-Mail darüber informiert - und reagierten prompt. In Foren erklärten Mitglieder massenweise ihren Austritt, Datenschützer kritisierten die neuen Regelungen. Der Druck der eigenen Community war so groß, dass das Unternehmen am Wochenende zurückrudern musste. Am Samstag versuchte StudiVZ, seine Mitglieder mittels einer weiteren E-Mail zu besänftigen: "Wir haben beschlossen, die SMS- und Instant-Messenger-Werbung aus den Datenschutzerklärungen herauszunehmen. Diese Form der Werbung wird es damit bei StudiVZ auch zukünftig nicht geben." In zwei weiteren Kritikpunkten hat das Unternehmen seine Geschäftsbedingungen geändert. Ursprünglich sollten Beiträge von Aussteigern aus dem Netzwerk weiterhin öffentlich zugänglich bleiben. Jetzt will StudiVZ alle persönlichen Daten nach der Mitgliedschaft löschen. Zudem sollen die Mitglieder nun doch nicht sofort rausfliegen, wenn sie den neuen Geschäftsbedingungen nicht bis zum 9. Januar zustimmen: "Bis zum 31. März 2008 bleiben eure Profile für alle anderen Mitglieder sichtbar." StudiVZ tut sich trotz hoher Nutzerzahlen und großer Reichweite schwer, Geld zu verdienen - auch wenn sich kapitalkräftige Käufer und Investoren um die Web-2.0-Angebote reißen. Diese Erfahrung musste jüngst auch das amerikanische Original, die Studenten-Community Facebook machen, für die Microsoft im Oktober für einen Anteil von 1,6 Prozent 240 Millionen Dollar zahlte. Nach massiven Protesten gegen eine Werbeform, die das Nutzerverhalten auch außerhalb der Community ausspäht, räumte Facebook seinen Mitgliedern die Möglichkeit ein, diese ganz auszuschalten.
Nach heftigen Protesten korrigiert das Studentenportal StudiVZ seine Vermarktungspläne und nimmt Abstand von der gezielten Werbung.
https://www.sueddeutsche.de/digital/die-regeln-des-web-10-freitags-hat-die-e-mail-frei-1.333093
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Die Regeln des Web (10) - Freitags hat die E-Mail frei
00/05/2010
Regel 37: Das Internet braucht 'ne Pause Detailansicht öffnen (Foto: Collage: sueddeutsche.de) Fast schon eine eigene Regel: Das Internet mischt sich überall ein. Und natürlich gilt das auch für diese Kolumne. Dank eines Hinweises des Web Worker Daily mischen wir uns jetzt auch kurz ein - in die Themenbereiche der sueddeutsche.de-Job-Kolumne Mein Kollege sagt ... Dabei geht es uns um das Kommunikationsverhalten im Job. Weil es offenbar recht kompliziert ist, mit den neuen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation umzugehen, versucht man es in den USA jetzt mit Abstinenz: Das Wall Street Journal berichtet von Firmen, die freitags auf Mails verzichten (vgl Regel 3: Das Netz sind wir alle). "no email friday" heißt das ganze und hat das Ziel, einen Tag lang die interne Mailflut zu stoppen. Natürlich werden Anfragen von außen beantwortet, aber interne elektronische Post muss einen Tag lang pausieren. Vielleicht können die Kollegen vom Job-Ressort das auch mal ausprobieren und dann eine Mail schreiben, wie es war. Weiter zu Regel 38
Verzicht ist hip: Manche werfen den Fernseher aus der Wohnung oder essen neuerdings nur noch Abfallprodukte. Eine ganz neue Bewegung fordert jetzt einen neuen Fastentag: Einen Tag ohne Verkehr - E-Mail-Verkehr. Dies und mehr in unserer Netzwelt-Kolumne.
https://www.sueddeutsche.de/digital/online-durchsuchung-der-senat-laesst-es-krachen-1.331796
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Online-Durchsuchung - Der Senat lässt es krachen
00/05/2010
Dieses Gesetz ist verfassungswidrig, dass es kracht: So ein Satz gehört nicht zum Sprachgebrauch des höchsten Gerichts in Karlsruhe. Erstaunen, Verwunderung und Missbilligung äußern sich dort üblicherweise vornehmer, gedämpfter, verklausulierter - zumal dann, wenn erst verhandelt und noch nicht geurteilt wird. Und trotzdem hörte man es regelrecht krachen im Hohen Haus, als am Dienstag die Richter zu Gericht saßen über das neue nordrhein-westfälische Verfassungsschutzgesetz. Detailansicht öffnen Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe vor der Anhörung zum nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzgesetz (Foto: Foto: ddp) Binnen kurzer Zeit war jedem im Saale klar, dass dieses Gesetz - es ist das erste in Deutschland, das die heimliche Durchsuchung privater Computer erlaubt - den verfassungsrechtlichen Mindestanforderungen nicht genügt: Die Voraussetzungen für die Online-Durchsuchung sind in diesem Gesetz sehr vage und unklar geregelt, es gibt keine Kontrollvorschriften und keinerlei Regelungen, die den Persönlichkeitsschutz der Betroffenen gewährleisten. Heiterkeit im Saal Der Bevollmächtigte der Düsseldorfer Landesregierung, der Rechtsprofessor Dirk Heckmann versuchte zu retten, was nicht zu retten war. Erst erklärte er, das Gesetz wolle gar nicht auf die Festplatten der Computer zugreifen. Wenig später korrigierte er sich, und meinte, der Verfassungsschutz solle durchaus die Festplatten abgreifen können, aber nur die Inhalte, die zu Zwecken der Kommunikation gespeichert seien. Bei diesen hilflosen Versuchen, das Gesetz irgendwie schön zu reden, fuhr ihm Verfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier, der als Vorsitzender des Ersten Senats dies Sitzung leitete, mit sanfter Ironie in die Parade: ,,Gestatten Sie mir die Frage, ob wir vom gleichen Gesetz reden?'' Und als dann Heckmann mit seinen immer verzweifelteren, von Heiterkeit im Saale begleiteten Bemühungen fortfuhr, schob der Präsident noch die Bemerkung hinterher, dass er nun doch seine ,,leichte Skepsis kundtun'' wolle. Das ist fast das schwerste Unwerturteil das es in Karlsruhe, im Frühstadium einer Verhandlung, gibt. "Schande" für das Land Der SPD-Landtagsabgeordnete Karsten Rudolph, einer der wenigen nordrhein-westfälischen Parlamentarier, die sich nach Karlsruhe getraut hatten, sprach von einer ,,Schande'' für sein Land. Seine wenigen anwesenden Kollegen von der Regierungspartei CDU hatten es vorgezogen, sich beim Gericht gar nicht zu melden. Und die Düsseldorfer Landtagspräsidentin hatte wohl schon geahnt, was sich da in Karlsruhe gegen das nordrhein-westfälische CDU/FDP-Gesetz zusammenbraute: Sie kam erst gar nicht nach Karlsruhe. Das alles dürfte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der bei Verhandlung nicht anwesend war, bekümmern. Er weiß, dass die offensichtliche Verfassungswidrigkeit des NRW-Gesetzes Schatten wirft auf das Online-Durchsuchungs-Gesetz, das er selbst detailliert plant, und das in der Bundesregierung zwischen Union und SPD hochumstritten ist. Nicht der Verfassungsschutz wie in Nordrhein-Westfalen, sondern das Bundeskriminalamt (BKA) soll im Bundesgesetz für die Online-Durchsuchung zuständig sein. In Schäubles geplantem Regelwerk über die neuen Aufgaben und Befugnisse des Bundeskriminalamts (BKA-Gesetz) steht ein Paragrafen 20 k, ,,Verdeckter Zugriff auf informationstechnische Systeme'' - und darunter gleich der Hinweis ,,innerhalb der Bundesregierung noch nicht abgestimmt''. Dieser Paragraf formuliert so: ,,Das Bundeskriminalamt darf ohne Wissen des Betroffenen durch den automatischen Einsatz technischer Mittel aus informationstechnischen Systemen Daten erheben, soweit die Abwehr der dringenden Gefahr oder die Verhütung von Straftaten ... auf andere Weise aussichtslos ist oder wesentlich erschwert wäre''. Diese Online-Durchsuchung soll nur durch das Gericht, bei Gefahr im Verzug durch den BKA-Präsidenten angeordnet werden dürfen.
Bei der Anhörung zum nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzgesetz machen die Juristen deutlich, dass die Paragrafen ihren Anforderungen nicht genügen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/digitalkameras-die-pixel-luege-1.323530
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Digitalkameras - Die Pixel-Lüge
00/05/2010
Digitalkameras sind der Renner unter den Fotoapparaten. 106 Millionen Apparate wurden allein im Jahr 2006 weltweit verkauft, herkömmliche Kameras, die noch mit Film arbeiten, werden kaum mehr nachgefragt. Innerhalb von nur zehn Jahren haben kompakte Digitalkameras erstaunliche Leistungen entwickelt. Geräte, die locker hinter einer flachen Hand verschwinden, liefern gestochen scharfe Abzüge, die auch auf weit größerer Fläche als Postkartenformat noch überzeugen können. Detailansicht öffnen Nicht nur bei Japanerinnen beliebt: digitale Kompaktkameras (Foto: Foto: dpa) Und die Elektronik beginnt mitzudenken: Erste Geräte können nicht nur Gesichter erkennen, sondern auch, ob die anvisierte Person lächelt. Vor allem aber haben die Hersteller an einer Schraube kräftig gedreht: An der Zahl der Bildpunkte, die die Kameras pro Foto aufzeichnen können, den sogenannten Picture elements, landläufig als Pixel bekannt. Dem Kunden wird suggeriert, die Zahl der Pixel sei das oberste Qualitätsmerkmal und Kenngröße der modernsten Modelle. Doch bei genauem Hinsehen wird klar: Der Pixelwahn hat die Grenze der Vernunft überschritten. Viele moderne - und pixelstärkere - Kameras sind schlechter als ihre Vorgänger. Der Grund dafür, warum die Hersteller im Halbjahrestakt immer mehr Megapixel in die Kompaktkameras packen, kommt aus der Historie der digitalen Kameras. Die ersten Modelle konnten tatsächlich nur so wenige Bildpunkte erfassen, dass schon Abzüge auf Postkartengröße wie Grafiken eines Pointillisten wirkten und jede gerade Kante wie ein Treppchen aussah. "Zu Beginn der Digitalzeit brachten mehr Pixel mehr Qualität", sagt der Fotoingenieur Uwe Artmann, "das das hat sich bei den Käufern im Kopf festgesetzt." Artmann arbeitet bei der Frechener Firma Image Engineering, die seit zehn Jahren Kameras testet, im Auftrag von Fachzeitschriften und Herstellern. Grüner Matsch statt Grashalme Die unabhängigen Fachleute haben registriert, dass die Qualität kompakter Digitalkameras abnahm, nachdem die Hersteller begannen die lichtempfindlichen Bildsensoren mit mehr als sechs Millionen Pixel vollzupacken. Anstatt, wie in der Werbung verkündet, noch mehr Details zu liefern und größere Ausschnitte zu erlauben, ist die Qualität der Pixelmeister in Wahrheit oftmals schlechter. Feine Details wie Gras auf einer Wiese werden nicht feingezeichnet dargestellt, sondern als grüner Matsch. Einfarbige Flächen erscheinen schon bei geringen Ausschnittvergrößerungen grieselig. Um die Verbraucher aufzurütteln, haben Mitarbeiter der Firma Image Engineering die Webseite 6mpixel.org ins Netz gestellt. Dort wird versucht, gegen den überhand nehmenden Pixelwahn anzugehen. Auch bei der Stiftung Warentest ist schon von dem Problem die Rede. Allzu logisch erscheint vielen Kunden die Gleichung, wonach mehr Bildpunkte mehr Auflösung bedeuten. Der Grund für den Qualitätsschwund liegt in der gleichbleibenden Fläche der lichtempfindlichen Sensor-Chips hinter dem Objektiv. Diese Silizium-Plättchen sind sehr viel kleiner als etwa das Format eines herkömmlichen Kleinbildfilms. Die lichtempfindlichen Zellen sind in extremer Dichte aufgebracht. Eine gängige Größe von Sensoren in Digitalkameras für Normalanwender ist beispielsweise ein Chip von 5,76 mal 4,29 Millimeter.
Mehr Megapixel verheißen nicht unbedingt schärfere Fotos: Neue digitale Kompaktkameras machen oft schlechtere Bilder als ihre Vorgänger.
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-geruechtekueche-offline-1.321369
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Apple - Gerüchteküche offline
00/05/2010
Apple-Chef Steve Jobs stellt neue Produkte nicht einfach vor, wie das andere Chefs von Computerherstellern machen. Er inszeniert die Markteinführung der Geräte mit dem Apple-Logo regelrecht. Meist mit Rollkragenpulli und Jeans steht der 52-Jährige dann auf der Bühne und zeigt einem begeisternden Publikum eine Überraschung nach der anderen. Dabei muss alles perfekt laufen - und wehe, wenn im Vorfeld Informationen über die Produkte durchsickern. Besonders stört sich Jobs daher an Gerüchteseiten im Netz, die Neuigkeiten schon vorher petzen. Die prominenteste Seite names Think Secret muss nun auf Druck der Apple-Anwälte schließen. Detailansicht öffnen Meister der Inszenierung: Steve Jobs (Foto: Foto: Reuters) Lapidar teilte Nick Ciarelli auf der Think Secret-Seite vergangene Woche mit, dass er mit dem Computerkonzern Apple nun einen Vergleich geschlossen habe: Demnach wird er seinen Internetblog einstellen, im Gegenzug musste der 22-Jährige aber auch seine Quellen innerhalb von Apple nicht preisgeben. "Ich bin zufrieden, dass wir diese gütliche Einigung getroffen haben, und werde mich nun meinem College-Studium widmen können und weiteren journalisten Vorhaben." Apple ließ durch einen Sprecher zum Fall erklären: "Wir sind froh, dass wir das hinter uns haben." Zunehmend unbeliebt Alle glücklich also? Vorsorglich stellte Ciarelli auf seiner Internetseite die Kommentarfunktion zu der Meldung von der Schließung ab. In anderen Internetforen herrschte Unverständnis. "Apple macht sich mit zunehmenden Markterfolg (bei mir und sicher auch anderen) unbeliebt", schreibt ein Nutzer bei Mac Essentials, einer deutschen Informationsseite zum Konzern. "Apple: Hör auf, so gemein zu sein", schreibt Arik Hesseldahl, Journalist der Business Week, in seinem Internettagebuch. "Blogger zu verklagen wird dir keine Freunde bringen." Der Zorn von Jobs entzündete sich vor zwei Jahren an Insiderinformationen, die er auf Think Secret lesen konnte. Damals hatte Ciarelli herausgefunden, dass der Apple-Chef im Januar einen preisgünstigen Computer ohne Monitor vorstellen werde. Bis auf die technischen Details stimmte das Gerücht mit dem überein, was Jobs tatsächlich wenige Wochen später der Öffentlichkeit vorstellte. Apple verklagte daraufhin die Webseite, um herauszufinden, welche Mitarbeiter Firmengeheimnisse ausgeplaudert haben. Kurios an dem Fall ist, dass Ciarelli vor Gericht eigentlich gewonnen hatte. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass sich Apple die Schließung der Internetgerüchtküche einiges hat kosten lassen. Beide Seiten gaben dazu allerdings keine Details. In einem Interview zeigte sich Ciarelli glücklich, dass er nun andere Ziele verfolgen könne. Schließlich betreibe er die Internetseite schon, seit er 13 Jahre alt war. Die Gerüchte um die Auftritte von Jobs werden aber auch ohne Think Secret nicht verstummen. Apple-Jünger erwarten für den 15. Januar die nächste Rede des Konzernchefs. Dann wird er ein kleines Mac-Notebook vorstellen - berichtet Apple Insider.
Steve Jobs inszeniert Produkte gerne - und lässt eine Webseite schließen, die ihm die Show stiehlt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/funksignal-an-herzschrittmacher-hack-ins-herz-1.297308
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Funksignal an Herzschrittmacher - Hack ins Herz
00/05/2010
Der Redner bricht mitten im Satz ab, zuckt wie von einem Schlag auf die Brust getroffen zusammen und fällt schließlich bewusstlos zu Boden, während hinten im Saal eine unauffällig gekleidete Person den Deckel ihres Laptops schließt und im allgemeinen Tumult unbemerkt durch eine Tür nach draußen schlüpft. Detailansicht öffnen Ein Herzschrittmacher könnte per Funk angreifbar sein und Elektroschocks aussenden. (Foto: Foto: iStock) Später stellt sich heraus: Der Mann am Rednerpult trug einen implantierten Herzschrittmacher, der plötzlich verrückt spielte, weil er ein merkwürdiges Funksignal empfing. Ist dieses Szenario, das man sich gut als Eröffnungssequenz eines James-Bond-Films vorstellen könnte, neuerdings realistisch? Eine Studie, die neun Wissenschaftler dreier amerikanischer Universitäten jetzt veröffentlicht haben, scheint das auf den ersten Blick nahezulegen. Detailliert beschreibt das Team aus Informatikern, Elektrotechnikern und einem Kardiologen, wie es ihnen gelang, aus einem Gerät, wie es Millionen Patienten weltweit unter der Haut tragen, nicht nur Informationen auszulesen, sondern es auch per Funkbefehl dazu anzuregen, Elektroschocks abzugeben. Patienten, die einen implantierten Herzschrittmacher oder Defibrillator (ICD) tragen, in Deutschland sind das etwa 500.000, können aber beruhigt sein. Die Gefahr ist nur eine sehr theoretische. So wollen die Autoren ihre Arbeit auch verstanden wissen. Ihnen geht es vor allem darum, wie sie deutlich betonen, auf potentielle Gefahren aufmerksam zu machen. "Wenn ich einen Defibrillator bräuchte", sagt der an der Studie beteiligte Herzspezialist William Maisel, "würde auch ich einen mit Funktechnologie nehmen." Herzschrittmacher und Defibrillator in einem Die Geräte, um die es geht, sind etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Sie vereinen zwei Funktionen in sich: die des Herzschrittmachers und eines Defibrillators. Sie werden im Brustbereich unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut eingesetzt. Eine, bei manchen Geräten auch zwei Elektroden an dünnen Kabeln führen direkt ins Herz und fühlen anhand der elektrischen Signale des Herzmuskels, mit welcher Frequenz das Organ schlägt. Sie senden ihrerseits kleine Stromimpulse, um das Herz dazu zu veranlassen, sich regelmäßig und mit der richtigen Frequenz zusammenzuziehen. Schlägt das Herz zu langsam oder kommt es zum gefürchteten Flimmern, versuchen die Schrittmacher zunächst, das Herz mit kleinen Stromimpulsen wieder in den normalen Rhythmus zurückzubringen. Wenn das nicht funktioniert, wird mit dem eingebauten Defibrillator ein energiereicher Stromstoß erzeugt, der dafür sorgt, dass der Herzmuskel wieder in seinen normalen Takt kommt. Ist der ICD einmal eingesetzt, kann er er dort einige Jahre bleiben, bis die fest integrierte Batterie leer ist und das Gerät ausgetauscht werden muss. Die Elektroden können dabei oft weiterverwendet werden. Das Gerät überwacht aber nicht nur den Herzmuskel, es speichert auch Informationen. Mit einer eigens dafür vorgesehen Programmiereinheit kann der Arzt diese Informationen auslesen und das Gerät gegebenenfalls auf neue Werte einstellen. Das geschieht per Funk. Auf der nächsten Seite: Wie das Bewusstsein für digitale Gefahren geschärft werden soll.
Mit dem Computer hackten US-Forscher Herzschrittmacher. Es gelang ihnen sogar, die Geräte anzuweisen, Elektroschocks abzugeben. Droht hier Gefahr für Patienten?
https://www.sueddeutsche.de/digital/textverarbeitung-google-offline-1.296686
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Textverarbeitung - Google offline
00/05/2010
Der Softwareingenieur von Google trägt vorschriftsmäßig einen Helm, als er das Rad besteigt, das jedem Mitarbeiter der Internetsuchmaschine zusteht. Mit dem tragbaren Computer unter dem Arm fährt er zu einer nahegelegenen Parkbank. Dort klappt er das Notebook auf - und schreibt weiter an einem Text in der Anwendung Google Text und Tabellen. Eigentlich eine Unmöglichkeit, denn bisher benötigte das Produkt eine Internetverbindung. Mit dem kurzen Video beweist Google die neue Unabhängigkeit: Texte, Tabellen oder Präsentationen lassen sich nun auch ohne Internetzugang bearbeiten. Die Suchmaschine verstärkt damit die Konkurrenz zu Microsoft. Detailansicht öffnen Die Textprogramme von Google lassen sich jetzt auch im Grünen nutzen. Eine Internetverbindung ist nicht mehr nötig. (Foto: Foto: ap) Computerprogramme mussten bislang auf der Festplatte eines Computers gespeichert werden, damit sie der Nutzer auf dem Rechner verwenden konnte. Die Software von Google dagegen läuft im Internet. So lassen sich ein Textverarbeitungsprogramm, eine Tabellenkalkulation und eine Präsentationssoftware direkt im Netz nutzen. Der Softwarehersteller Microsoft liefert mit seinem Office-Paket dazu vergleichbare Produkte, die noch installiert werden müssen, arbeitet aber ebenso an Live-Programmen im Internet. Die Web-Nutzung liegt im Trend: Erst vor wenigen Tagen präsentierte Adobe seine populäre Bildverarbeitungssoftware Photoshop in einer Internetversion. Zusatzprogramme sind nötig Mit der Offline-Version seiner Software überbrückt die Suchmaschine Google nun das bislang größte Problem: die Unbenutzbarkeit der eigenen Programme, wenn keine Internetverbindung möglich ist, im Flugzeug beispielsweise oder in entlegenen Gebieten. Die Google-Dokumente lassen sich in solchen Fällen künftig auch bearbeiten, die Software synchronisiert die Änderungen mit den Netzrechnern von Google, wenn der Nutzer wieder online sein kann. Auf den Servern der Suchmaschine sind alle Dateien gespeichert.
Die Text- und Tabellenprogramme von Google funktionieren jetzt auch ohne Internetverbindung. Damit wildert die Suchmaschine im Revier von Microsoft.
https://www.sueddeutsche.de/digital/sekte-im-internet-hacker-erklaeren-scientology-den-krieg-1.295806
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Sekte im Internet - Hacker erklären Scientology den Krieg
00/05/2010
Ein Video kursiert derzeit im Internet und sorgt weiter für Aufregung. Es zeigt den Schauspieler Tom Cruise, der rund 5000 Scientologen fragt: "So what do you say? We'll clean this place up?" In der deutschen Übersetzung "Sollen wir die Welt säubern?" erkannte der ZDF-Hitler-Historiker Guido Knopp Parallelen zur berüchtigten Sportpalast-Rede, was ihn in Bild am Sonntag zum prägnanten Vergleich brachte: "Tom Cruise tritt auf wie Goebbels." Dem gleichen Tom Cruise überreichte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher jüngst einen eigens kreierten Bambi für "Mut". In der englischen und amerikanischen Internetszene ist man sich derzeit in der Beurteilung von Tom Cruise' Schaffen und seinen Diensten für Scientology weniger uneins: Hacker haben der Sekte den virtuellen Krieg erklärt. Der Anlass: Die Bemühungen der Sekte, das inkriminierende Tom-Cruise-Video bei Youtube und auf anderen Internseiten entfernen zu lassen. Die Kriegserklärung haben die Hacker in ein Video gepackt, das ebenfalls auf Youtube zu sehen ist. Untern dem Namen Project Chanalogy warnt die Gruppe, die sich selbst Anonymous nennt, vor den Gefahren und Gehirnwäsche-Taktiken der Sekte. Die Hacker belassen es aber nicht bei diesem Video. In den USA nahmen sie die Internet-Seite von Scientology ins Visier. Mit sogenannten Distributed Denial-of-Service-Attacken (DDoS) haben sie für kurze Zeit die Websites der Sekte lahmgelegt. Eine Flut von Seitenaufrufen sorgte dafür, dass die Surfer statt Ron Hubbards Weisheiten lediglich eine weiße Seite oder eine Fehlermeldung zu sehen bekamen. Für Scientology-Gegner hält die Gruppe auf der eigenen Website Tipps bereit, wie man die selbsternannte Kirche angreifen kann - zum Beispiel, indem schwarze Fax-Seiten an die Zentrale geschickt werden. Zu den Guerilla-Taktiken zählt auch die sogenannte Google-Bombe: Wer auf der englischen und der amerikanischen Google-Website die Begriffe "Dangerous cult" eingibt, bekommt als obersten Suchtreffer die offizielle Scientology-Website ausgespuckt. Auch in den Social Communities tobt der Kampf gegen Tom Cruise und seine Sektierer. Bei Facebook gibt es derzeit bereits zwei Anti-Scientology-Gruppen mit jeweils mehr als 3500 Mitgliedern. Und der Protest soll sich vom Internet auf die Straße verlagern: Am 10. Februar wollen die Sekten-Gegner in Großbritannien, USA, Kanada, Australien und auch Deutschland auf die Straße gehen. Scientology wappnet sich im Internet gegen seine Gegner. Um sich vor den virtuellen Angriffen zu schützen, hat die Sekte inzwischen Spezialisten beauftragt. Wer die IP-Pakete sowohl der deutschen als auch der amerikanischen Website verfolgt, landet bei Prolexic Technologies - einer Firma, die laut Eigenwerbung wirksame Hilfe gegen DDoS-Attacken verspricht. Zu den Vorgängen selbst will sich Scientology nicht äußern. "Wir geben dazu keine Kommentare ab", erklärte eine Sprecherin zu sueddeutsche.de und verweist auf eine Pressemitteilung zum alles auslösenden Tom-Cruise-Video. Die im Internet aufgetauchten Versionen seien zusammengeschnittene Raubkopien. Das vollständige, drei Stunden lange Video "kann in jeder Scientology-Kirche angesehen werden".
Mit rüden, aber kreativen Methoden greifen Hacker Scientology an: Mit virtuellen Bomben attackieren sie Tom Cruise' Glaubensgenossen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/gefaehrliche-drucker-dicke-luft-im-buero-1.294252
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Gefährliche Drucker - Dicke Luft im Büro
00/05/2010
Gesundheitsgefahren durch Laserdrucker sind nicht sicher auszuschließen und weitere Forschung ist dringend nötig - so lässt sich eine Studie zusammenfassen, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin am Donnerstag nach langer Verzögerung veröffentlichte. Die Pilotstudie, mit der das BfR den Umweltmediziner Volker Mersch-Sundermann beauftragt hatte, sollte Hinweisen auf Gesundheitsschäden durch Laserdrucker nachgehen und den Forschungsbedarf ermitteln. Sie war bereits im Sommer 2007 abgeschlossen worden. Detailansicht öffnen Feinstaub aus dem Drucker: ein Gesundheitsrisiko (Foto: Collage: sueddeutsche.de) Doch immer wieder wurde die Publikation verschoben. Die Ergebnisse müssten zunächst durch Experten bewertet werden, begründete das BfR die Verzögerung. Gestern präsentierte es nun die mehr als 300 Seiten dicke Studie der Öffentlichkeit - ohne jeden Kommentar. Den bisherigen Stellungnahmen des Bundesinstituts sei nicht hinzuzufügen, erläuterte die Sprecherin des BfR. Eine Bewertung werde ausschließlich für das Bundesumweltministerium erarbeitet. Dabei gibt es einen bemerkenswerten Widerspruch zwischen der Studie und früheren Äußerungen des BfR. "Ultrafeinstäube aus Laserdruckern und Fotokopierern enthalten offenbar keine Tonerpartikel", hieß es im Oktober in einer Erklärung des Bundesinstituts. In der Studie kann man jetzt lesen: "Elektronenmikroskopische Elementaranalysen der gefundenen Teilchen deuten bei einigen auf Dieselruß, bei anderen auf Tonerkomponenten hin." Ein Großteil der Kleinteilchen in der Büroluft war allerdings mit dem Elektronenmikroskop nicht zu untersuchen. Sie bestehen offenbar aus Zusammenballungen diverser Chemikalien aus dem Drucker. Bedenkliche Feinstaubbelastung Ob Druckerstaub und Chemiedunst im Büro krank machen, konnte die Studie nicht klären. Medizinische Tests zeigten aber, dass Angestellte, die über Beschwerden durch Drucker am Arbeitsplatz klagen, häufig unter einer Überempfindlichkeit der Atemwege leiden, wie sie im Frühstadium von Asthma auftritt. Die Beschwerden gleichen denen, die als "Sick Building Syndrom" beschrieben werden. Messungen der Luftqualität ergaben zudem: Laserdrucker blasen viele Substanzen in die Büroluft, vor allem zu Arbeitsbeginn entweichen Staubpartikel. Diese Feinstaubbelastung im Büro sei "hygienisch, wenn nicht gar gesundheitlich bedenklich", heißt es in der Studie. Hinzu kommen flüchtige organische Chemikalien. So stieg in einem Büroraum die Konzentration von Benzol auf das Dreifache, wenn der Drucker lief. Zwar wurde keine Einzelsubstanz in Mengen gefunden, die unmittelbare Gesundheitsgefahr befürchten ließ. Doch ist das ein schwacher Trost, da Laserdrucker ein Gemisch vieler unbekannter Stoffe absondern, deren gemeinsame Wirkung unklar ist, stellen die Autoren der Studie fest. Sie betonen: Um herauszufinden, ob Druckeremissionen die Beschwerden auslösen, seien weit umfangreichere Untersuchungen notwendig. So müssten Menschen kontrolliert mit Druckeremissionen konfrontiert und die Reaktionen gemessen werden. Wie giftig Absonderungen aus dem Laserdrucker sind, möchte Mersch-Sundermann an Zellkulturen untersuchen. Weiterhin müsse geklärt werden, woraus die ultrafeinen Partikel aus dem Laserdrucker, die sich nicht im Elektronenmikroskop identifizieren lassen, bestehen. Vor allem aber schlägt er eine große epidemiologische Studie vor. Sie sollte etwa klären, ob Büroarbeiter, die Feinstaub aus Laserdruckern ausgesetzt sind, häufiger an Herz-Kreislauferkrankungen leiden. Hierfür wäre allerdings mehr Probanden notwendig, als die 69 Freiwilligen, die in der Pilotstudie untersucht wurden. Ob auf die Pilotstudie überhaupt eine Hauptstudie folgen wird, scheint fraglich. Das BfR plant derzeit keine weiteren Untersuchungen zu Gesundheitsrisiken aus dem Laserdrucker.
Macht Toner-Staub krank? Die lang erwartete Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung klärt die Gefahren von Laserdruckern nicht.
https://www.sueddeutsche.de/digital/scam-mails-die-klugen-lassen-sich-betruegen-1.294151
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Scam-Mails - Die Klugen lassen sich betrügen
00/05/2010
Durch E-Mail-Betrügereien sind im Jahr 2007 Verluste von 4,3 Milliarden US-Dollar entstanden. Das ergab die neueste Untersuchung der niederländischen Firma Ultrascan, die seit 1996 E-Mail-Betrügereien auf den Grund geht. Detailansicht öffnen Wenn die Spam-Mails dubiose Geschäftsvorschläge beinhalten, sollte man lieber die Finger davon lassen. (Foto: Foto: iStock) Dabei ist der Nigeria-Betrug immer noch die erfolgreichste Masche, obwohl diese Art von Betrügereien schon seit 1970 betrieben wird - erst per Brief, dann per Fax und schließlich per E-Mail. Mit dem Betreff "Geschäftsvorschlag" erreicht die Empfänger ein Schreiben, das sie dazu auffordert, Geld vorzuschießen, um ein Geschäft zu ermöglichen. Mit großen Summen, die sie jedoch genauso wenig erhalten wie den vorgestreckten Betrag, locken die Betrüger ihre Opfer in die Falle. Doch der Bericht enthält noch ein weiteres verblüffendes Ergebnis: Ärzte, Architekten und Ingenieure lassen sich am leichtesten betrügen. Entgegen der Meinung, dass vor allem Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau auf die Masche hereinfallen, fand Ultrascan heraus, dass besonders Menschen mit akademischer Bildung den Betrügern auf den Leim gehen. Das wurde klar, als die 362 schwersten Betrugsfälle augewertet wurden, bei denen die Opfer mehr als 190.000 Euro verloren haben. Multinationales Netz von E-Mail-Betrügern Neben den Gebildeten schenken aber auch diejenigen den Betrugs-Mails Glauben, die in der letzten Zeit einen Schicksalsschlag in der Familie erleben mussten: 85 Prozent der Opfer verloren einen Elternteil durch Tod oder schmerzhafte Trennung. Die britische Times berichtete sogar von einem Mann, der seinen Vater mit zwälf Jahren durch einen Autounfall verlor und über 500.000 US-Dollar an die E-Mail-Betrüger zahlte. Über sieben Jahre schenkte er den Mails Glauben und Geld, obwohl er in dieser Zeit die Möglichkeit gehabt hätte, einen Doktortitel zu erwerben. Zu den Betrogenen gehören nach Informationen der Times auch angesehene Unternehmer, Kommissare und 17 Führungskräfte von börsennotierten Unternehmen. Besonders anfällig für die Betrugs-Spams seien Mediziner mit einem großen Selbstvertrauen, wenn ihnen vermittelt wird, dass sie etwas Gutes tun. Menschen aus den unteren Bildungsschichten ließen sich dagegen nur schwer verführen, weswegen sie mittlerweile nicht mehr zu der Zielgruppe der Betrüger gehören. Sie würden ihren eigenen Urteilen nicht trauen und bald feststellen, dass man ihnen eine Falle gestellt hat. Ein Grund dafür, dass diese Gruppe weniger auf die Angebote eingeht, dürfte jedoch auch darin zu suchen sein, dass sie im Gegensatz zu den Akademikern gar nicht über das nötige Geld verfügt. Ultrascan spricht von 300.000 Betrügern weltweit, was eine Steigerung von drei Prozent gegenüber 2006 bedeutet. Obwohl die Firma von einer "schnell wachsenden multinationalen Industrie in 69 Ländern" ausgeht, sollen allein 250.000 Nigerianer an den Betrügereien beteiligt sein. Das ganze Ausmaß sei jedoch nicht bekannt. 95 Prozent der Lotterie- und 88 Prozent der Scheckbetrügereien sollen außerdem auf das nigerianische Netzwerk zurückzuführen sein. Allein in Deutschland betrug der Schaden für Firmen und Privatpersonen im vergangenen Jahr 280 Millionen US-Dollar, besonders anfällig seien die Menschen in Großbritannien und Spanien gewesen. Einzelfälle von Verlusten in Millionenhöhe seien nicht außergewöhnlich, so Ultrascan. Welche Erfahrungen haben Sie schon mit Betrugs-Mails gemacht? Schreiben Sie uns.
Auf dubiose Geschäftsvorschläge, die ins Postfach flattern, fallen besonders Ärzte und andere Akademiker herein. Sie bescherten den E-Mail-Betrügern einen neuen Rekordgewinn in Milliardenhöhe.
https://www.sueddeutsche.de/digital/neues-internetportal-mitmach-nachrichten-1.293185
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Neues Internetportal - Mitmach-Nachrichten
00/05/2010
Es ist eines der Projekte, die Verleger Stefan von Holtzbrinck (Zeit, Handelsblatt, Tagesspiegel) am Herzen liegen. Es vergehe kaum ein Tag, an dem sich der 44-Jährige nicht persönlich per Mail mit einer Anregung melde, berichtet Peter Neumann, Geschäftsführer des neuen Nachrichtenportals Zoomer.de. Vier Minuten nach Mitternacht ist die Webseite in der Nacht zum Montag online geschaltet worden- seit Mai 2007 wurde an dem Projekt unter dem Namen Humboldt gearbeitet. 40 Journalisten sitzen in der Zoomer-Zentrale am Landwehrkanal in Berlin. Holtzbrinck investierte viel Geld, wohl mehrere Millionen Euro. "Das ist keine Billignummer", betont Neumann. Ob es ein Erfolg wird, ist angesichts der harten Konkurrenz fraglich. Detailansicht öffnen Mitmach-Nachrichten im Netz: zoomer.de (Foto: Screenshot) Das neue Nachrichtenportal unterscheidet sich schon in der Optik von Angeboten wie Spiegel.de oder Sueddeutsche.de. Die vorherrschenden Signalfarben sind ein sehr helles Grün und Grau. Fünf Themen stehen im Mittelpunkt, die jeweils mit großen Bildern aufgemacht sind. Darunter befindet sich für alle anderen Nachrichten eine Fotoleiste. Eine klare Ressortaufteilung gibt es nicht. Anders ist, dass die Nutzer selbst über die Relevanz der Themen mitbestimmen. Blaue Punkte, die von der Redaktion vergeben werden, stellen die Aktualität dar, grüne Punkte den Grad des Nutzerinteresses. Nach einem festgelegten Verfahren wird damit eine Gesamtpunktzahl errechnet, die über die Platzierung der jeweiligen Nachricht entscheidet. "Wir wollten etwas ganz anderes machen. Der User entscheidet mit über die Themen", sagt dazu Holtzbrinck-Manager Neumann, der wie Zoomer-Chefredakteur Frank Syré früher bei der Telekom gearbeitet hat. Angst, dass künftig die Masse entscheidet und immer Britney Spears ganz oben steht, hat er nicht. Umfragen hätten gezeigt, dass sich junge Menschen nicht nur für Boulevardthemen interessieren. "Wir machen keinen Gaga-Journalismus, sondern etwas Ernsthaftes", sagt Neumann. Am Montag stand lange - wie überall - die Steueraffäre rund um Liechtenstein ganz oben. Als "Anker des Seriösen" (Neumann), soll der frühere Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert dienen. Der 65-jährige Zoomer-Herausgeber hat auch eine Video-Kolumne. Im roten Pullunder präsentiert sich Wickert im Werbefilmchen im Kreis der Redakteure und duzt vertraulich die User: "Ihr entscheidet, was wirklich wichtig ist." Zoomer soll Nutzer zwischen 20 und 35 Jahren ansprechen, in Deutschland zwölf Millionen. Das ist die gleiche Zielgruppe, die Holtzbrinck auch mit den Kontaktbörsen StudiVZ und SchülerVZ im Visier hat. Der Zoomer-Geschäftsplan reiche zunächst über drei Jahre, sagt Neumann - eine Ewigkeit im Internet.
Holtzbrinck startet das Internetportal Zoomer für junge Nutzer - mit Ulrich Wickert als "Anker des Seriösen".
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Die Regeln des Web (21) - Eine ganz besondere Sorte Mensch
00/05/2010
Regel 81: Nerds schauen Fernsehen im Netz Detailansicht öffnen Bild: Sat1 "Unsere IT-Abteilung braucht dringend einen neuen Chef", erklärt Sky Dumont in der Rolle des Oswald Bornholm seiner neuen Mitarbeiterin Sandy Grünwald (gespielt von Britta Horn). Die weiß von Computern gerade so viel, dass man eine Maus doppelklicken kann, wird aber die neue Chefin des iTeams der Bornholm AG; von Sat1 im Untertitel der neuen Comedy-Serie "Die Jungs an der Maus" genannt. Die Computer-Comedy, deren erste Folge am Freitag im Fernsehen läuft - und bereits jetzt hier im Netz steht - ist eine Adaption der britischen Serie IT Crowd, die dort bereits erfolgreich in der zweiten Staffel läuft. Sat1 beschreibt die Hauptcharaktere - und die vermutlich gewünschte Zuschauerschaft - so: "Sie gehören zu jeder großen Firma und sind eine ganz besondere Sorte Mensch - die Computer-Nerds und -Freaks vom IT-Service." Unwahrscheinlich, dass diese Technik-Fachleute (vgl. Regel 36) Gefallen an der deutschen Version der IT-Crowd finden. In den Kommentare ("Mann ist das schlecht") im Blog Nerdcore wird jedenfalls eine sehr einfache Alternative vorgeschlagen: "Warum kaufen sie nicht das Original und synchronisieren es einfach?" Weiter zu Regel 82
Informationen im Netz sind so unübersichtlich, dass man in ihnen leicht ertrinken kann - deshalb werden die Schwimmflügel gleich mitgeliefert. Dies und mehr in unserer Netzweltkolumne.
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-es-liegt-etwas-in-der-luft-1.292466
digital
"Apple - ""Es liegt etwas in der Luft"""
00/05/2010
Apple wirbt seit einigen Tagen in San Francisco mit dem Slogan "Es liegt etwas in der Luft" für seine Hausmesse MacWorld Expo und heizt damit die Gerüchte um Neuheiten des Computer- und iPod-Herstellers weiter an. Die Fachmesse wird am Dienstag von Apple-Chef Steve Jobs eröffnet. Es wird erwartet, dass Apple einen extrem dünnen Laptop-Computer vorstellen wird, der nur halb so dick ist wie die aktuellen MacBook-Modelle. Branchenbeobachter spekulieren, dass Apples neuer Laptop statt mit einer herkömmlichen Festplatte mit einem besonders stromsparenden und kleinen Flash-Speicher ausgestattet sein dürfte. Als sicher gilt, dass Apple mit seinem Online-Service iTunes in den Onlineverleih von Kinofilmen einsteigen wird. Außerdem soll das Filmangebot bei iTunes auf Produktionen der Hollywoodstudios Warner Bros. und Fox ausgeweitet werden. Apples erstes Handy, das iPhone, hatte Jobs vor genau einem Jahr auf der MacWorld vorgestellt. Für dieses Jahr erwartet die Branche mehr neue Dienste als Geräte-Modelle. "Am kommenden Dienstag beginnt die eigentliche Feiertags-Saison", sagte Michael Gartenberg, Research Director des US-Marktforschungsinstituts Jupiter Research, mit Blick auf die 50.000 Besucher, die zur MacWorld Expo in San Francisco kommen werden. Zu dem Event haben sich über 800 Journalisten aus aller Welt angemeldet. Apple-Chef Jobs nutzt traditionell die MacWorld Expo, um in seiner Eröffnungsansprache Neuheiten anzukündigen. Die im Vorfeld der Messe regelmäßig auftretenden Gerüchte versucht das Unternehmen durch strenge Geheimhaltungsklauseln in Verträgen mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern einzudämmen. In den vergangenen Jahren hatte Apple auch immer wieder rechtliche Schritte gegen Websites unternommen, die vorzeitig Details zu neuen Apple-Produkten veröffentlicht hatten. Eine Erneuerung der Profi-Produktlinie hatte der Computerkonzern bereits vergangene Woche vorweggenommen und neue Modelle der Desktop-Computer Mac Pro und Server XServe veröffentlicht. Dieser Schritt heizte die Gerüchte an, dass Apple sich auf der MacWorld auf tragbare Rechner fokussieren wird. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte Apple 1,34 Millionen Laptops verkauft. Shaw Wu, Analyst bei American Technology Research, geht davon aus, dass Apple neben einem "MacBook mini" auch eine engere Partnerschaft mit Sony beim DVD-Nachfolgeformat Blu-ray ankündigen wird. Das von Sony initiierte High-Definition-Format hatte im Wettbewerb mit HD DVD vor einer Woche einen möglicherweise entscheidenden Durchbruch erzielt, nachdem das Hollywood-Studio Warner Bros. ankündigte, künftig keine Titel mehr im rivalisierenden Format HD DVD zu veröffentlichen. Hinter der Gruppe um HD DVD steht vor allem der japanische Computerkonzern Toshiba, aber auch Microsoft. "Ich gehe davon aus, dass zwei führende Unternehmen in der Branche sich verbünden, um gegen einen gemeinsamen Gegner vorzugehen."
Am Dienstag eröffnet Apple-Chef Steve Jobs die MacWorld Expo. Die Gerüchteküche um die Neuheiten des Computerherstellers brodelt bereits.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-fernsehen-nur-drei-minuten-1.292427
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Internet-Fernsehen - Nur drei Minuten
00/05/2010
Seit ein paar Tagen hat Reiner Calmund einen neuen Job. Das Internetportal sport1.de lässt den schwergewichtigen früheren Manager von Bayer 04 Leverkusen Videoclips unter dem Titel Calli.tv einspielen. In den kurzen Filmchen fläzt Calmund hinter dem Schreibtisch seiner Reiner Calmund GmbH und spricht rheinisch-frohsinnig über die Chancen der Clubs zum Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga. Detailansicht öffnen Bewegtes Sportbild: Reiner Calmund in Calli.tv (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Nicht alles, was in Internetportalen zu sehen ist, hat Qualität. Und vieles ist, wie im Fall von Calli.tv, nicht mal lustig. Für sport1.de-Chef Patrick Zeilhofer steht trotzdem fest: "Sport in bewegten Bildern ist der Internet-Content schlechthin." Viele Portale haben die Sport-Berichterstattung mit Videos und Clips ausgebaut - in der Hoffnung auf einen großen Wachstumsmarkt. Konkurrenz für Sportportale Automarken werben bereits vor den Fußballfilmchen des Marktführers sport1.de. Auch bei spox.com, dem Portal des Bezahl-Senders Premiere, spielen Filmausschnitte eine tragende Rolle. Die Champions-League wird bereits, die Rechte von Premiere an der Formel1-Berichterstattung sollen zukünftig auf spox.com weiterverwertet werden. Im April bekommen die Sportportale neue Konkurrenz: Spiegel Online, der Marktführer unter den Nachrichtenseiten, hat sich mit dem Fußball-Magazin Kicker zusammengetan. Eine tägliche moderierte News-Sendung ist geplant. Ein zusätzliches Hintergrundstück soll Relevantes in Wort und Bild liefern. Zu sehen sein werden die Beiträge auf spiegel.de und kicker.de. Als Produktionsfirma wurde Spiegel TV, die Fernsehtochter des Spiegel-Verlages, beauftragt. Vor allem Themen aus der Fußball-Bundesliga und aus europäischen Ligen sollen von Montag bis Freitag in drei Minuten langen Filmen ins Bild gesetzt werden. Die Arbeitsteilung soll folgendermaßen aussehen: Kicker-Redakteure dürfen Gehirnschmalz, Kontakte und Themengewichtung einbringen, Mitarbeiter von Spiegel TV die Beiträge zuliefern. "Wir wollen mit Kollegen zusammenarbeiten, die mit den großen Clubs wie Bayern München vertraut sind," sagt Matthias Ziemann, geschäftsführender Redakteur von Spiegel TV. Das Sportjahr 2008 - mit Bundesliga, Champions-League, Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen - soll auch online neue Werbeumsätze generieren.
Ist Sport in bewegten Bildern der Internet-Content schlechthin? Spiegel und Kicker glauben daran und starten Sportfernsehen im Netz.
https://www.sueddeutsche.de/digital/videoportale-im-netz-nur-hochladen-was-recht-ist-1.289042
digital
Videoportale im Netz - Nur hochladen, was Recht ist
00/05/2010
Online-Videoportale sind beliebt. Manche kehren dort ihr Innerstes nach außen und lassen sich von der ganzen Welt beim Leben zuschauen. Andere teilen im Netz gefundene Mini-Clips mit Freunden und allen anderen, die sie sehen wollen. Und kreative Nachwuchsfilmer nutzen das Netz als Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen. Die hochgeladenen Streifen dürfen aber die Rechte anderer nicht verletzen. Andernfalls kann der harmlose Multimedia-Spaß schnell ein juristisches Nachspiel haben. Detailansicht öffnen Beliebter Abspielort: Videoportale im Netz (Foto: Foto: AFP) "Grundsätzlich darf ein Nutzer nichts veröffentlichen, wofür er nicht die Erlaubnis hat", sagt Matthias Spielkamp vom Portal iRights.info mit Sitz in Berlin, das sich speziell mit Rechtsthemen aus der digitalen Welt beschäftigt. Viele Nutzer laden nach Erfahrung von Spielkamp aber sorglos Streifen hoch und tappen dabei in eine von vielen rechtlichen Fallen. So darf ein Video zum Beispiel nicht einfach im eigenen Namen auf eine Seite hochgeladen werden, nur weil es online schon an anderer Stelle zu finden und damit öffentlich zugänglich ist. "Es ist ein Irrglaube, dass man alles, was im Internet zur Verfügung steht, einfach weiter veröffentlichen kann", warnt Spielkamp. Es sei keine Privatangelegenheit, einen Film ins Netz zu stellen. Vielmehr handelt es sich um eine rechtlich geschützte Nutzungsart der bewegten Bilder. "Alles, was der Nutzer nicht in Eigenregie erstellt hat, ist prinzipiell tabu", sagt der Rechtsanwalt Carsten Ulbricht aus Stuttgart. Das gelte für Videoclips vom Lieblings-Popstar und Kinofilm-Trailer ebenso wie für TV-Sendungen und Werbespots. Selbst das eigene Urlaubsvideo mit einem Chart-Hit zu unterlegen, sei nicht erlaubt. Denn dabei werde das Urheberrecht des Künstlers verletzt. Auch Mitschnitte von Konzerten oder Fußballspielen dürfen nicht ohne weiteres veröffentlich werden. Denn nur die Ausrichter können über die Verwertung der Bilder entscheiden, erklärt Ulbricht, der in seinem Blog regelmäßig über Rechtsthemen rund um das Web 2.0 schreibt. Kürzlich habe deswegen zum Beispiel der Württembergische Fußballverband die Betreiber der Seite hartplatzhelden.de - ein Portal für Videos von Amateurfußballpartien - verklagt. Videos vom Arbeitsplatz sind ebenfalls bedenklich, wenn der Autor seine Verschwiegenheitspflicht damit nicht einhält: Der Chef könnte sich um Betriebsgeheimnisse sorgen. Und es gibt weitere Einschränkungen, selbst wenn grundsätzliche Kriterien das Hochladen nicht verbieten. Sind zum Beispiel auf dem Video einzelne Menschen zu erkennen, müssen auch sie einer Veröffentlichung zustimmen. Das kann indirekt geschehen, wenn die Gefilmten genau wissen, wozu die Streifen gedacht sind, sagt Ulbricht. "Durch schlüssiges Verhalten kann der Gefilmte seine Einwilligung signalisieren, ohne dass er sie ausdrücklich aussprechen muss."
Nachwuchsfilmer und Youtube-Freunde müssen aufpassen. Nicht alles was möglich ist, ist im Internet auch erlaubt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/streit-um-manipulationen-das-kreuz-mit-dem-computer-1.287007
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Streit um Manipulationen - Das Kreuz mit dem Computer
00/05/2010
Die umstrittenen Wahlcomputer, die am Sonntag bei der hessischen Landtagswahl erstmals zum Einsatz kamen, sorgen weiterhin für Diskussionen. Nach Beobachtungen des Chaos Computer Clubs (CCC) kam es zu gravierenden Problemen und Unregelmäßigkeiten mit den Wahlcomputern. In mindestens einer Gemeinde seien die Computer über Nacht in den Privatwohnungen von Parteimitgliedern gelagert worden, erklärte die Organisation in der Nacht zum Montag. Detailansicht öffnen Weiterhin umstritten: Wahlcomputer in Hessen. (Foto: Foto: ddp) Dies sei "gängige Praxis", bestätigten Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Wahlbeobachtern des CCC. So seien alle neun Wahlcomputer der Gemeinde Niedernhausen in privaten Wohnungen aufbewahrt worden. "Die Lagerung der Wahlcomputer über Nacht zu Hause bei Lokalpolitikern ist das Albtraum-Szenario für eine Innentäter-Manipulation, auch nach der Logik des hessischen Innenministeriums. So etwas haben selbst wir uns nicht vorstellen können", sagte der Sprecher des Chaos Computer Club, Dirk Engling. In zwei Wahllokalen waren Wahlbeobachter des CCC den Angaben zufolge für längere Zeit alleine mit den bereits angelieferten Wahlcomputern, bevor der Wahlvorstand eintraf. Manipulationen hätten problemlos vorgenommen werden können. In mindestens einem Wahllokal habe die sogenannte NEDAP-Technik versagt: Ein Wahlcomputer in Viernheim habe nach Inbetriebnahme um kurz vor 8.00 Uhr nur eine Fehlermeldung angezeigt. Eine normale Wahl sei somit unmöglich gewesen. Erst nach einer Stunde sei ein Ersatzcomputer im Wahllokal eingetroffen. In dieser Zeit hätten viele Wähler ihr Wahlrecht nicht ausüben können. Hilfestellung bei der Stimmabgabe Die Beobachtungen von mehr als 50 Wahlbeobachtern des CCC hätten weiterhin ergeben, dass ein großer Teil der älteren Wähler Probleme hatte, die Stimme an den Computern abzugeben. Viele seien so überfordert gewesen, dass Wahlhelfer ihnen bei der Stimmabgabe Hilfestellung hätten geben müssen. Der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel hält den Einsatz der Wahlcomputer bei der gestrigen Landtagswahl für unproblematisch. "Es ist nicht zu Manipulationen gekommen", sagte er zu sueddeutsche.de. "Die Ergebnisse in den Wahllokalen, in denen per Computer abgestimmt wurde, liegen voll im Trend. Laut den Wahlgerätegegnern hätte Roland Koch dort hohe Gewinne einfahren müssen, das ist aber nicht passiert." Dass die Wahlcomputer in einem Fall in einem Privathaushalt gelagert worden seien, findet Hannappel aber durchaus fragwürdig. "Das ist in der Tat ein Problem. Das darf nicht wieder vorkommen". Ein anderes Argument der Wahlcomputer-Gegner hält er dagegen für falsch: "Ich war am Sonntag selbst vor Ort in zwei Wahllokalen, in denen per Computer gewählt wurde. Das dort, wie gerne behauptet wird, ältere Menschen Probleme bei der Stimmabgabe hatten, konnte ich nicht feststellen." Wolfgang Hannappel glaubt nicht, dass ein Einspruch gegen die Wahl, wie es der Chaos Computer Club bereits im Vorfeld angekündigt hat, Erfolg haben wird. "Der Einspruch ist legitim, aber ich sehe keine Anhaltspunkte, die auf eine Manipulation hinweisen. Ob bei der nächsten Landtagswahl wieder Computer zum Einsatz kommen, mag Hannappel nicht vorhersagen. "Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Zulässigkeit von Wahlcomputern steht noch aus. Dann werden wir wissen, ob wir die elektronischen Wahlhelfer weiterhin verwenden können."
Der Chaos Computer Club beanstandet bei der Hessenwahl gravierende Probleme beim Einsatz der Wahlcomputer. Der Landeswahlleiter widerspricht.
https://www.sueddeutsche.de/digital/cebit-kuerzer-kleiner-gruener-1.285793
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Cebit - Kürzer, kleiner, grüner
00/05/2010
Um sich den Status als weltgrößte Messe für Informationstechnik und Telekommunikation zu behalten hat die Deutsche Messe AG in Hannover die Cebit um einen Tag verkürzt und im Werben um das Fachpublikum neue Akzente gesetzt. Detailansicht öffnen Die Konkurrenz des "Mobile World Congress" in Barcelona bekommt die Cebit vor allem im Hinblick auf die Mobilfunkneuheiten zu spüren. (Foto: Foto: ap) Allerdings haben sich bislang erst etwas mehr als 5500 Aussteller aus 75 Ländern angemeldet, das sind weniger als auf der Cebit im vergangenen Jahr (6153). Weit entfernt ist man von der 2001 erzielten Rekordbeteiligung von 8100 Ausstellern. Um sich trotz des rückläufigen Trends weiter als weltgrößte Computermesse präsentieren zu können, wollen die Veranstalter ihr Profil schärfen. Dazu gehören auch klarere inhaltliche Akzente, wie sie in diesem Jahr mit dem Thema "Green IT" gesetzt werden. Wirbel um Eintrittskarten Nach Russland ist in diesem Jahr Frankreich das Partnerland der Cebit. Zur Eröffnungsfeier am 3. März sind neben Bundeskanzlerin Angela Merkel auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Microsoft-Chef Steve Ballmer angesagt. Um die Eintrittskarten zur Cebit gibt es auch in diesem Jahr wieder einigen Wirbel. Einige Aussteller machen von der Möglichkeit Gebrauch, tausende von Cebit-Tickets unter ihrer Kundschaft zu verteilen, die sich so den hohen Preis von 38 Euro spart. Solche Aktionen stabilisieren zwar einerseits die Besucherzahl, gefährden aber andererseits das Konzept, vor allem Fachbesucher zur Cebit zu locken. "Die Cebit ist nach wie vor DER Marktplatz für Business und IT", sagt der Software-Chef von IBM Deutschland, Sebastian Krause. "Hier wird die Agenda der IT-Branche definiert." Auf Wunsch zahlreicher Unternehmen dauert die Cebit nur noch sechs statt sieben Tage. Damit sinken die Kosten für einen Messeauftritt, was sich allerdings nur für Aussteller aus dem Euro-Raum bemerkbar macht. Für Firmen aus den USA gleicht diese Verkürzung aber die Mehrbelastung aufgrund des hohen Euro-Kurses kaum aus. Vier zentrale Bereiche Anhaltend rege Nachfrage nach einer Cebit-Präsenz gibt es in China und Taiwan mit jeweils rund 500 Ausstellern in diesem Jahr. Mit der stärkeren Betonung von Themenschwerpunkten kommt die Messeleitung dem Trend zu Spezialmessen entgegen. Vor allem die Telekommunikation auf der Cebit leidet unter der Konkurrenz von Barcelona, wo auf dem "Mobile World Congress" im Februar schon alle Neuheiten der Mobilfunker vorgestellt wurden. Um die Angebote der Aussteller auf dem weitläufigen Messegelände im Süden von Hannover übersichtlicher zu präsentieren als bisher, hat die Messeleitung vier zentrale Bereiche eingerichtet: Bei den "Business Solutions" finden sich Angebote für Unternehmen, bei den "Public Sector Solutions" für die öffentliche Verwaltung. Dann gibt es noch die "Home & Mobile Solutions" für alles, was die Privatanwender interessiert, sowie Basis- und Netztechnologien im Bereich "Technology & Infrastructure". Erstmals nicht mit einbezogen ist die Halle 1, deren fest eingebaute Stände nicht mehr zum neuen Konzept gepasst haben.
Mit einem verkleinerten Konzept und inhaltlichen Schwerpunkten wie "Green IT" will die Computermesse dem Abwärtstrend entgegensteuern.
https://www.sueddeutsche.de/digital/illegale-musik-downloads-daempfer-fuer-musikindustrie-1.283206
digital
Illegale Musik-Downloads - Dämpfer für Musikindustrie
00/05/2010
Die Bemühungen zur Verfolgung der Nutzer von Musik-Tauschbörsen im Internet haben am Dienstag einen Dämpfer erhalten. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg erklärte eine Klage der spanischen Plattenlabel-Vereinigung Promusicae für nichtig, die den Internet-Anbieter Telefónica zur Herausgabe von Kundenadressen zwingen wollte. Nach spanischem Recht ist die Weitergabe solcher Daten nur im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen erlaubt, nicht aber zur Durchsetzung von Urheberrechtsansprüchen. Der EuGH erklärte das entsprechende spanische Gesetz für europarechtskonform. Nach den einschlägigen EU-Richtlinien seien die Mitgliedstaaten nicht gezwungen, Telekommunikationsunternehmen zur Weitergabe personenbezogener Daten für zivilrechtliche Verfahren zu verpflichten, erklärte der Gerichtshof in Luxemburg. Allerdings könnten die Mitgliedstaaten durchaus eine solche Verpflichtung vorschreiben, solange ein Gleichgewicht zwischen Urheberrechtsschutz auf der einen und Datenschutz auf der anderen Seite gewährleistet sei. Im Ergebnis hängt es also von der nationalen Gesetzgebung ab, ob Telekommunikationsfirmen bei Verdacht auf Urheberrechtsverletzungen personenbezogene Daten ihrer Kunden preisgeben müssen. Das Bundesjustizministerium bereitet nach Angaben eines Sprechers gegenwärtig einen Gesetzentwurf vor, der dies ausdrücklich ausschließt. Zu Strafverfolgungszwecken ist der Zugriff auf die Verbindungsdaten von Telekommunikationsfirmen dagegen erlaubt, dies schreibt das zum Jahreswechsel in Kraft getretene Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung vor.
Eine spanische Plattenlabel-Vereinigung wollte den Internet-Anbieter Telefónica zur Herausgabe von Kundenadressen zwingen. Der Europäische Gerichtshof hat die Klage jetzt abgewiesen.
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100-Dollar-Laptop - Buch mit Netzwerkanschluss
00/05/2010
An den Ohren muss man es packen, muss die grünen, mit dickem Gummi ummantelten Antennen aufstellen wie ein Wüstenfuchs die Lauscher. Dann ist es bereit, das Lernmittel für Entwicklungs- und Schwellenländer. In diesen Tagen erhalten Tausende von Kindern in Brasilien und Indien ebenso wie in der Mongolei den knuffigen, weiß-grünen XO-Rechner. Technisch gesehen ist der 100-Dollar-Laptop ein Computer, aber die Kinder, die mit ihm arbeiten und Spaß haben sollen, sollen mit dem Gerät vor allem eines lernen: das Lernen. Bei einem deutschen Mitarbeiter der Initiative One Laptop per Child (OLPC) konnten wir einen Blick auf einen der jüngsten Prototypen werfen. Pioniere wie der Piaget-Schüler Seymour Papert glaubten schon in den sechziger Jahren daran, dass Rechner irgendwann dazu verwendet werden könnten, die Bildungskluft zwischen arm und reich zu überwinden. Als Nicholas Negroponte schließlich 2005 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos seine Idee vom 100-Dollar-Laptop präsentierte, schlug Paperts Stunde. Auf den Geräten, die von den Regierungen an Kinder ausgegeben werden, läuft auch Turtle Art, eine Software, die er geschrieben hat. Man muss dabei eine Schildkröte dazu bringen, bunte Bilder auf den Bildschirm zu malen. Wie das geht? Nun, die Kindern müssen dafür programmieren, aber das funktioniert spielerisch - sie kapieren zwar das Prinzip, aber kriegen gar nicht mit, dass sie etwas Abstraktes wie Programmieren gelernt haben. Es ist dieses Prinzip eines spielerischen Lernens, von dem sich die Initiatoren des Projekts "Ein Laptop pro Kind" den größten Effekt erhoffen; das Pfund, mit dem sie bei den Regierungen der Partnerländer wuchern, damit diese ihr knapp bemessenes Geld für Bildung in die Ausstattung mit XO-Rechnern stecken. Dass das Projekt an diesem Laptop hängt, ist für die OLPC-Initiative aber eigentlich nur das Nebenprodukt - auch wenn dieses Nebenprodukt technisch wegweisend ist. Nicht nur, dass man den Rechner gegen Schläge, gegen Herunterfallen und Regengüsse geschützt hat. Ein Festplatte, die kaputtgehen könnte, hat der XO zum Beispiel gar nicht. Der Hauptprozessor, eine Geode-Prozessor von AMD, ist zwar kein Renner, braucht dafür aber nur sehr wenig Strom. Die entscheidende Neuerung steckt in den grünen Antennen. Ein XO-Nutzer ist nie allein, wenn er das nicht will. Jedes der 1,5 Kilogramm leichten Geräte funktioniert wie ein Fertigbaustein für ein Hochgeschwindigkeits-Mobilfunknetz. Der Schüler braucht sein Gerät bloß einzuschalten und sofort klinkt sich es sich ein in ein Netz aus Rechnern, die seinen Schulkameraden gehören. Bis zu zwei Kilometer weit können die einzelnen Laptops dabei voneinander entfernt sein und dennoch eine Videokonferenz aufbauen. Dieses sogenannte Mesh-Netz funktioniert auch dann, wenn die Geräte sich im Schlafmodus befinden und dabei extrem wenig Strom verbrauchen. Wenn die Kinder etwas mit ihrem Laptop tun wollen, können sie selbst entscheiden, ob sie sich alleine beschäftigen oder einen Klassenkameraden dazu einladen. Die vernetzte Software sorgt dafür, dass auf allen Geräten, die sich einer Aktivität angeschlossen haben, die Daten weitergereicht werden und immer die jüngste Version des Projekts angezeigt wird. Gibt es einen Internetanschluss, kann auch der genutzt werden. So kommt es dann, dass ein Schüler in Nigeria die Geburt eines Kalbes mit der Kamera seines Laptops filmt und dies zum Unterrichtsgegenstand in einer eher urban geprägten Klasse in Brasilien wird.
Was kann der 100-Dollar-Laptop, der für Kinder in armen Ländern entwickelt wurde? Wir haben ihn getestet.
https://www.sueddeutsche.de/digital/ebay-verkaufen-wird-teuer-1.280396
digital
Ebay - Verkaufen wird teuer
00/05/2010
Das Internetauktionshaus Ebay erhöht seine Preise für Privatleute. Zwar fällt für manche Auktionen die Startgebühr weg, dafür steigen die Provisionen und damit die Gebühren für Auktionen, bei denen das Höchstgebot bei mehr als 33 Euro liegt. Billiger wird es für viele gewerbliche Ebay-Händler, Profiverkäufer bekommen sogar Rabatt - aber nur, wenn sie den Ebay-eigenen Bezahldienst Paypal einsetzen, für den eigene Kosten anfallen. Detailansicht öffnen Ebay ändert seine Preisstruktur drastisch. (Foto: Foto: AP) So will Ebay mehr Angebote auf die Auktionsplattform holen und dieser den Flohmarktcharakter zurückgeben, Profihändler aber nicht verschrecken. "Wir setzen fort, was wir im September begonnen haben", sagte Ebay-Deutschland-Chef Stefan Groß-Selbeck der Süddeutschen Zeitung. Damals wurde die Einstellgebühr gesenkt. "Das ist so gut gelaufen, dass wir jetzt den nächsten Schritt gehen." Ab April übernimmt John Donahoe die weltweite Führung bei Ebay. Zuvor war er verantwortlich für das Auktionsgeschäft des Internetkonzerns im nordamerikanischen Heimatmarkt. Donahoe folgt auf Meg Whitman, die das Unternehmen nach zehn Jahren verlässt und es zuletzt nicht geschafft hat, dem Ebay-Marktplatz zu neuem Wachstum zu verhelfen. Analysten bemängeln schon seit geraumer Zeit, dass das Kerngeschäft des 1995 gegründeten Unternehmens lahmt. Umfassende Gebührenreform Zuwächse konnte Whitman vor allem in Randbereichen wie Paypal oder dem Internettelefondienst Skype verbuchen. Neuen Schwung auf den Marktplatz will Donahoe noch vor seinem Amtsantritt durch umgreifende Änderungen bei den Verkaufsprovisionen und dem Bewertungssystem bringen. Bei Ebay selbst spricht man weder von Gebührenerhöhung, noch -senkung, sondern von einer "Gebührenreform" - der umfassendsten seit fünf Jahren. Günstiger wird der Handel für Privatleute bei Ebay, wenn sich ihre Produkte nicht verkaufen oder das Höchstgebot unter 33 Euro liegt. Bislang fiel für eine Auktion zum Startpreis von einem Euro inklusive eines Galeriebildes eine Einstellgebühr von einem Euro an - diese erlässt Ebay ab dem 20. Februar. Vor sechs Monaten hatte das Unternehmen die Gebühr für diese im eigenen Jargon als "Volksauktion" bezeichnete Versteigerungsform gesenkt. Seither habe Ebay 100.000 neue Verkäufer gewonnen, erklärte Groß-Selbeck. Darunter seien sowohl solche, die zum ersten Mal auf der Auktionsplattform ihre gebrauchten Dinge eingestellt hätten, als auch Privatleute, die schon bei Ebay gemeldet waren und durch die Preissenkung wieder Lust auf eine eigene Auktion bekamen, sagte er. Der Wegfall der Einstellgebühr sei "ein Grund mehr, auf den Dachboden zu gehen", sagt Groß-Selbeck.
Das Internet-Auktionshaus Ebay ändert seine Gebühren drastisch - vor allem Privatanbieter müssen ab Ende Februar tiefer in die Tasche greifen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/ebay-amazon-und-co-steuersuender-suchmaschine-1.279592
digital
Ebay, Amazon und Co. - Steuersünder-Suchmaschine
00/05/2010
Ihre Modeboutique hatte die Besitzerin ordnungsgemäß als Kleinunternehmen beim Gewerbeamt angemeldet. Ihre Nebentätigkeit, einen florierenden Internethandel für DVD-Rekorder, verschwieg sie den Behörden allerdings. Folge: Für zwei Jahre musste sie 430.000 Euro Umsatzsteuer nachzahlen, zusätzlich kam noch die Ertragssteuer auf die Gewinne hinzu. Auf die Schliche gekommen sind ihr die Steuerfahnder durch den Einsatz der Suchmaschine Xpider. Mithilfe der Software scannen die Behörden täglich 100.000 Internetseiten, wie die Bundesregierung jetzt auf Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion mitteilte. Dabei durchsucht die Software systematisch Verkaufsplattformen aller Art, sammelt öffentlich zugängliche Daten und stellt Verbindungen zwischen Angeboten und Verkäufen eines Anbieters zusammen. Die so gewonnenen Informationen gleicht das Programm mit anderen öffentlichen Daten, wie Handelsregistereinträgen oder Umsatzsteuernummern ab. Ein besonderer Augenmerk ist dabei auf Internetauktions- und Handelshäuser wie Ebay oder Amazon gerichtet, weil dort die meisten Händler aktiv sind. "Verdächtige Profikäufer" werden dem Bundesfinanzministerium zufolge aber nicht ermittelt. Bei Ebay gibt man sich gelassen. "Wir weisen unsere Kunden schon seit Jahren daraufhin, dass sie ihre Einnahmen unter bestimmten Umständen versteuern müssen", sagt eine Ebay-Sprecherin. Einen Anstieg amtlicher Nachfragen habe sie nicht festgestellt. "Es kommen regelmäßig Anfragen der Steuerbehörden", sagt sie. Wenn die Voraussetzungen vorlägen, sei Ebay gesetzlich dazu verpflichtet, die Kontaktdaten und die Handelsaktivitäten an die Behörden herauszugeben. Das Bundeszentralamt für Steuern setzt die Software schon seit 2003 ein. "Wir beobachten auf diese Weise jede Form von unternehmerischer Tätigkeit im Internet", sagt ein Sprecher der Behörde. Die gesammelten Daten werden den für die Steuerermittlungen tätigen Landesbehörden zur Verfügung gestellt. Bei der Einführung habe man klarstellen wollen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sei.
Schwarzhändlern im Internet geht es an den Kragen: Mithilfe einer Software scannen Finanzbehörden täglich 100.000 Webseiten.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internetzensur-loecher-in-der-grossen-mauer-1.278577
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Internetzensur - Löcher in der Großen Mauer
00/05/2010
Die Macht der Bilder - wer sie zu fürchten hat, tut alles, damit sie ihre zersetzende Wirkung nicht entfalten kann. Als den Militär-Machthabern in Rangun klar wurde, wie sehr die Fotos und Videos von prügelnden Sicherheitskräften die Weltöffentlichkeit für die Opposition in Birma einnahmen, ließen sie den gesamten Internetverkehr blockieren; sogar Mobiltelefone funktionierten plötzlich nicht mehr. Auch China fürchtet nun den Eindruck, den die aktuellen Bilder aus Tibet hinterlassen, kann aber nicht so radikal vorgehen wie die birmanische Junta. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht im Fernen Osten braucht aus ökonomischen Gründen einen funktionierenden Anschluss an das Weltnetz. Detailansicht öffnen Vor Inhalte, die China für gefährlich hält, baut es einen virtuellen Stacheldrahtzaun. (Foto: Foto: iStock) Die kommunistische Regierung greift daher zu einer Mischung aus menschlicher und maschineller Überwachung. So will sie sicherstellen, dass das Internet nicht zur Verbreitung von Gedankengut benutzt wird, welches in ihren Augen subversiv ist, und dass die Benutzer keinen Zugang zu politisch unerwünschten Webseiten haben. Solange das Netz aber generell zugänglich bleibt, ist es unmöglich, diese Ziele zu erreichen. Wer sich auskennt, findet Tricks, den "Great Firewall" zu überwinden. So wird die Mauer der Zensur in Anlehnung an den "Great Wall" (englisch für die chinesische Mauer) genannt, die wie Computer-Firewalls in Firmen über den Datenaustausch wacht. Eine eigene Industrie gräbt Löcher in den Abwehrwall Jeglicher Datenverkehr in China wird über einen riesigen Verbund von Rechnern geleitet, der alle Seitenabrufe daraufhin überprüft, ob es sich um ein verbotenes Angebot handelt. Um eine unerwünschte Nachricht zu blockieren, genügt es, die entsprechende Internetadresse auf die schwarze Liste zu setzen. Jüngst geschehen ist das beim Videoportal www.youtube.com. Sobald eine Information abgerufen werden soll, die mit dieser Adresse beginnt, wird der Zugang verweigert. Eine der jüngeren Erweiterung des Great Firewall ist der "Goldene Schild", der seit dem Jahr 2006 voll in Betrieb ist. Unterstützt von Hardware aus dem Westen, überwachen bezahlte Spione das Internet auf verdächtige Begriffe in Blogs oder E-Mails. Längst hat sich in China aber eine Subkultur entwickelt - sogar eine kleine Industrie -, die nichts anderes tut als Löcher in dem bürokratischen Abwehrschirm zu suchen. Gegen Bezahlung bietet sie Hilfe beim Graben virtueller Tunnels durch die "Great Firewall" und erteilt Nachhilfe, wie man seine E-Mail verschlüsselt. Um an ungefilterte Suchergebnisse zu kommen, kann man auch ausländische Versionen von Suchmaschinen aufrufen. Wer fürchtet, dass der Datenverkehr aufgezeichnet wird, verwendet sogenannte Anonymisierer: Der Verkehr läuft dann über viele zwischengeschaltete Rechner, die angeordnet sind wie Zwiebelschalen. Von Schale zu Schale wird es schwieriger, den ursprünglichen Sender oder Empfänger festzustellen. Wen die Staatsmacht auf dem Kieker hat, der muss freilich auf alles gefasst sein. Als der deutsch-britische Journalist Oliver August einem Beamten von seinem nahezu fertigen Buch erzählte, soll der prompt geantwortet haben: "Ja, es hat mir gefallen." Wieder zu Hause, stellte August fest, dass sich jemand an seinem Computer zu schaffen gemacht hatte.
Mit Riesenaufwand versucht China, das Internet zu zensieren. Doch es hat sich schon eine Subkultur entwickelt, die Tunnels in den "Great Firewall" gräbt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/blu-ray-vs-hd-dvd-toshiba-gibt-auf-1.276450
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Blu-ray vs. HD-DVD - Toshiba gibt auf
00/05/2010
Der Formatkrieg um die nächste DVD-Generation dürfte beendet sein. Gewonnen hat Blu-ray, das Format von Sony. Blu-ray wird von Sharp, Hitachi, Panasonic, Samsung und der holländischen Philips unterstützt. Der Toshiba-Konzern, der zusammen mit NEC das Konkurrenzformat HD-DVD erarbeitet und dieses vor zwei Jahren auf den Markt gebracht hatte, wird diese Eigenentwicklung aufgeben, wie aus Unternehmenskreisen von Toshiba verlautete. Detailansicht öffnen Toshiba gibt auf: HD DVD hat den Formatkrieg gegen Blu-ray verloren. (Foto: Foto: AP) Damit legt die Video-Branche ihren Formatkrieg bei, bevor die Masse der Konsumenten zwischen Blu-ray und HD-DVD entscheiden musste. Das war beim Streit um die VHS- und Betamax-Videokassetten in den 80er Jahren der Fall. Bisher hat Toshiba weltweit etwa eine Million HD-DVD-Spieler verkauft. Die Entscheidung zugunsten von Blu-ray hat sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Sechs große Hollywood-Studios - unter ihnen Disney, MGM und 20th Century Fox - gaben vor kurzem bekannt, ihre Filme künftig nur noch als Blu-ray-Disc zu veröffentlichen. Kunden haben entschieden Am Freitag meldete dann der weltweit größte Einzelhändler Wal-Mart, dass er auf Blu-ray setzen wolle. Die Supermarkt-Kette kontrolliert 40 Prozent des amerikanischen DVD-Marktes. Wal-Mart begründete seine Entscheidung mit den Wünschen der Kunden. Das Toshiba-Format werde schrittweise aus den Regalen genommen. Schon am Montag voriger Woche hatte die amerikanische Netflix, der größte Video-Disc-Verleiher der Welt, entschieden, künftig exklusiv auf Blu-ray zu setzen. Bisher bot das Unternehmen beide Formate an. Netflix entschied sich gegen HD-DVD, obwohl viele ihrer Kunden mehr Filme im HD-DVD-Format ausleihen.
Der japanische Elektronikkonzern will aus dem Geschäft mit HD-DVD-Geräten aussteigen. Konkurrent Sony liegt mit seiner Blu-ray-Technik vorn.
https://www.sueddeutsche.de/digital/wikipedia-suchmaschine-wikia-search-momentan-noch-echter-mist-1.275840
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"Wikipedia-Suchmaschine ""Wikia Search"" - ""Momentan noch echter Mist"""
00/05/2010
Warum sollte nicht auch Jimmy Wales einmal richtig Geld verdienen? Ein Mann, den vielleicht nicht alle kennen, viele aber sein bisher größtes Projekt: Zusammen mit Larry Sanger gründete Wales 2001 das werbefreie Online-Lexikon Wikipedia - heute eine der meistbesuchten Angebote des Internets, mit mehr als neun Millionen Beiträgen in rund 250 Sprachen. Detailansicht öffnen Suchergebnisseite von Wikia Search (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de) Als der ehemalige Börsenhändler Wales vor einem Jahr ankündigte, er wolle mit einem kommerziellen Projekt den Suchmaschinengiganten Google angreifen, war ihm daher nicht nur Aufmerksamkeit sicher, er fand für "Wikia Search" auch potente Geldgeber wie den Internethändler Amazon oder den schwerreichen Erfinder des Netscape-Browsers, Marc Andreessen. "Google ist nicht so gut, wie eine Suchmaschine sein sollte", tönte Wales, und nicht wenige hörten es mit Genugtuung, glauben sie doch, der Konzern aus Mountain View in Kalifornien habe ohnehin zu viel Einfluss darauf, wie Internetnutzer die Welt sehen. Nun ist die Vorversion des neuen Google-Herausforderers online, die Reaktionen aber reichen von "totaler Reinfall" bis bestenfalls "warten wir's ab". Hat Wales alles falsch gemacht? Armselige Suchergebnisse Die Suchergebnisse sind in der Tat armselig. Bei der Suche nach dem Begriff Obama spuckt Wikia Search in der Grundeinstellung als erste beide Treffer zwei Einträge der japanischen Stadt gleichen Namens aus - und das mit japanischen Schriftzeichen in der Betreffzeile. Das kann nicht mithalten mit der vollmundigen PR-Strategie. Auch wenn Wales vorab immer wieder betonte, er werde nicht gleich mit einem voll konkurrenzfähigen Produkt auf den Markt kommen - es sind vor allem seine markigeren Sprüche in Erinnerung. Vom "Angriff auf Google" war da die Rede, den "größten Medienkonzern mit frei zugänglichen Inhalten" wollte er schaffen. Was aber nun online steht, ist ein Teil des Werkzeugs dazu. Und ausgerechnet der wichtigste Part fehlt. Anders als bei Google, wo letztlich alle Ergebnisse von mathematischen Algorithmen bestimmt werden, will es Wales andersherum machen. Nicht nüchterne Mathematik, sondern fühlende, denkende menschliche Nutzer sollen die Gewichtung der Suchergebnisse übernehmen. Das funktioniert bei der jetzt zugänglichen Version des Suchprogramms Wikia noch nicht. Das ist riskant, weil der Suchmaschinen-Monopolist Google zurzeit seine Dominanz mit schierer technischer Übermacht weiter ausbaut.
Der neue Google-Konkurrent Wikia erfüllt die hohen Erwartungen bislang nicht. Die Testversion enttäuscht bei den Trefferquoten.
https://www.sueddeutsche.de/digital/glasfaserkabel-die-schlagadern-des-internets-1.275522
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Glasfaserkabel - Die Schlagadern des Internets
00/05/2010
"Eigentlich", sagt Georges Krebs, "eigentlich ist es manchmal fast langweilig." So etwas darf nur jemand mit einem Job behaupten, für den man eine Art Abenteurer sein muss. Jemand, der nicht nur heute hier und morgen dort irgendwo auf den sieben Weltmeeren mit einem kraftstrotzenden Schiff Stürmen trotzen und dennoch Präzisionsarbeit verrichten muss. Detailansicht öffnen Glasfaserkabel wickeln 95 Prozent des weltweiten Datenverkehrs ab, (Foto: Foto: AP) Sondern der gegebenenfalls auch in der Lage sein sollte, den Hafenmeister eines exotischen Landes davon zu überzeugen, dass es schon seine Ordnung hat, wenn er seine Ladung quasi unterwegs verloren hat. Das nämlich ist sein Job: Der Franzose verlegt für den Konzern Alcatel-Lucent Kabel im Meer. Kabel, die dafür sorgen, dass sinkende Börsenkurse in Hongkong oder London Händlern auf dem gesamten Globus die Schweißperlen verzögerungsfrei auf die Stirn treiben können. Die den neuesten gestohlenen Hollywood-Blockbuster in DVD-Qualität über den Pazifik jagen, Geschäftsberichte und Mails und Telefonate. Obwohl viele Kommunikations-Satelliten im Orbit fliegen - Seekabel sind nicht nur die weitaus billigere Alternative, sie können auch viel mehr Daten transportieren. Hunderte gibt es davon weltweit, 95 Prozent des weltweiten Datenverkehrs wird darüber abgewickelt. Möglich wurde das mit der Erfindung der Glasfasertechnik. Die Lichtwellenleiter, die aus zwei Sorten geschmolzenem Glas gezogen werden, sind zwar dünner als ein menschliches Haar, können aber so viele Daten befördern wie Tausende Kupferkabel. Immer zwei davon ergeben eine Leitung. Pro Faserpaar können mit den jüngsten Produkten gut ein Terabit pro Sekunde an Daten, 1000 Milliarden Nullen und Einsen, transportiert werden. Modulierte Lichtwellen, die von einem Laser erzeugt werden, rasen in Lichtgeschwindigkeit durch die feinen Leitungen. Durch eine komplizierte Technik, Experten sprechen von Multiplexing, können über ein Faserpaar viele Datenströme auf einmal fließen. Im Gegensatz zu den armdicken alten Kabeln mit Kupferkern sind die neuen Glasfaserkabel, die mehrere Faserpaare enthalten, ziemlich dünn. Nur einen Durchmesser von 17 Millimetern haben die Strippen, die Georges Krebs und seine Crews in den Ozeanen der Welt versenken. Am einfachsten haben es die Verlegemannschaften, wenn sie das Kabel bei niedrigem Seegang auf dem offenen Meer ausbringen können.
Ohne sie geht nichts mehr: Unterseeische Kabel aus haarfeinen Glasfasern transportieren 95 Prozent des globalen Telefon- und Datenverkehrs.
https://www.sueddeutsche.de/digital/microsoft-spion-auf-dem-schreibtisch-1.273638
digital
Microsoft - Spion auf dem Schreibtisch
00/05/2010
Computer sind doof: Sie kapieren nicht, was ihre Benutzer wollen. Ohne korrekten Befehl klappt nichts, und nicht einmal einen häufig wiederholten Ablauf lernen sie selbständig auswendig. "Die Maschine versteht sehr wenig vom Kontext", haben jetzt auch Forscher des Software-Konzerns Microsoft erkannt. "Benutzer sind mit der lästigen Aufgabe belastet, jeden kleinen Aspekt ihrer Aktivität selbst zu managen." Diese Sätze stammen aus einem Patentantrag, den Microsoft im Sommer 2006 eingereicht hat. Ende Dezember 2007 hat das US-Patentamt das Dokument 20070300174 veröffentlicht. Ein mit dem darin beschriebenen "einzigartigen Überwachungssystem" ausgestatteter Computer soll verstehen, was sein Benutzer gerade vorhat. Das klingt wie eine Antwort auf die stillen Stoßgebete überforderter Computernutzer, könnte dem Software-Konzern aber viel Ärger eintragen. Schließlich wollen die Microsoft-Erfinder medizinische Sensoren und Kameras an den Rechner koppeln: Sie sollen Puls, Atmung, Blutdruck, Hautwiderstand und Muskelspannung erfassen - selbst Mimik und Gehirnströme sehen die Erfinder als Datenquelle. Lügendetektoren kommen mit weniger Sensoren aus. Immerhin, damit die Messfühler an Handgelenk oder Schläfe den Nutzer nicht an den Schreibtisch fesseln, sollen sie drahtlos arbeiten. Datenschützer kritisieren den Plan heftig: "Wenn jemand seine Mitarbeiter bis zum Puls kontrolliert, ist das nicht hinzunehmen", sagt der Vorsitzende des Datenschutzvereins Foebud, der den Künstlernamen "Padeluun" nutzt. "Das mag in der Raumfahrt üblich sein, aber im Büro verstößt es gegen die Moral." Die britische Zeitung Times spricht denn auch von einer Big-Brother-Software. Ein Verfahren mit zwei Seiten Wie so oft in der Elektronik hat das Verfahren zwei Seiten. Zum einen soll der Computer die Absicht seines Benutzers und dessen Fortschritte erkennen. Diesem Wissen passt sich die Maschine an und gibt bei Problemen hilfreiche Ratschläge. Dauern die Schwierigkeiten an, schlägt der Rechner, falls er in einem Büro steht, in einer Datenbank nach, wer von den Kollegen schon einmal etwas ähnliches gemacht hat. Diesen ruft er zu Hilfe, falls der Helfer schon in anderen Fällen erfolgreich eingegriffen hat und gerade zur Verfügung steht. Zum anderen speichert die Datenbank die Aktivität jedes einzelnen Nutzers. Daraus können sich Vorgesetzte bedienen, wie Microsoft explizit schreibt. Dem "Claim 20", dem letzten der patentrechtlichen Ansprüche zufolge kann das System die Arbeit verschiedener Benutzer bewerten und vergleichen. Aus den Hirnströmen, heißt es in einem um wenige Monate älteren Patentantrag, wollen die Software-Erfinder ablesen, ob jemand überrascht, befriedigt, konzentriert, frustriert oder überfordert ist. Microsoft betont aber auf Anfrage, die Privatsphäre sehr ernst zu nehmen. Besonders wichtig sei die Zustimmung der Nutzer zur Auswertung ihrer Daten. Ob aber diese Zustimmung von einem Arbeitnehmer überhaupt verweigert werden kann, bezweifeln Datenschützer. Tatsächlich könnten Arbeitgeber in Deutschland ihre Mitarbeiter verpflichten, medizinische Sensoren zu tragen. "Es muss unmittelbar der Arbeitsleistung dienen", sagt Volker Rieble, Arbeitsrechtler der Universität München. Kein Arbeitnehmer muss Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit dulden, aber wenn sich am Arm regelmäßig die Manschette eines Blutdruckmessers aufbläht, dann wäre das erlaubt.
Microsoft hat ein neues Patent angemeldet: Ein Computer mit einem "einzigartigen Überwachungssystem" soll verstehen, was der Benutzer gerade vorhat.
https://www.sueddeutsche.de/digital/apple-warten-auf-das-iphone-2-0-1.272949
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Apple - Warten auf das iPhone 2.0
00/05/2010
Nur noch wenige Tage: Dann fiebert der Apple-begeisterte Teil der Technikwelt wieder einigen Überraschungen von Steve Jobs entgegen, dem Chef des kalifornischen Computerherstellers. Am 15. Januar hält er, vermutlich wie immer im dunklen Rollkragenpulli mit Jeans, vor einigen tausend Enthusiasten im Konferenzzentrum The Moscone die Eröffnungsrede zur Apple-Messe Macworld - und wird das ein oder andere neue Produkt in petto haben. Ein Jahr ist es her, dass er am selben Ort in San Francisco das Mobiltelefon iPhone vorgestellt hat. Über kein Telefon wurde bislang so viel geschrieben, gestritten und gestaunt. Fans müssen sich dennoch gedulden: Branchenbeobachter gehen davon aus, dass neue Versionen des Gerätes erst zur Jahresmitte kommen. Der Überschwang um das iPhone-Handy seit der offiziellen Vorstellung am 9. Januar 2007 bleibt Branchenfremden oftmals unverständlich. Die Suchmaschine Google findet fast 20 Millionen Internetseiten, auf denen es um das Handy geht. Zum Vergleich: Der Begriff Nokia Communicator steht gerade einmal auf einer Million Webseiten - dabei handelt es sich um eine Geräteserie des weltweit größten Handy-Herstellers aus Finnland, nicht um das einzelne Produkt eines branchenfremden Konzerns. Schließlich gilt die Produktion von Computern weiter als das Kerngeschäft von Apple. Die iPod-Musikabspielgeräte und das iPhone-Handy sind Beiwerk. Mobiles Web Das iPhone ist vergleichsweise groß und schwer, kann nicht viel mehr als aktuelle Geräte der Konkurrenz, versteht sich noch nicht einmal auf den neuen Mobilfunkstandard UMTS, inzwischen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Was also ist das Besondere? "Das iPhone hat sowohl bei den Kunden als auch bei den Handy-Herstellern den bedienerfreundlichen Zugang zum mobilen Internet mit Hilfe eines schicken Endgerätes in den Blick gerückt", erklärt Roman Friedrich, Telekommunikationsberater bei Booz Allen Hamilton. "Die Demarkationslinie ist überschritten: Mobiles Internet macht endlich Spaß. Darauf wartet die Branche seit Jahren." Und wirklich: So leicht wie das iPhone lässt sich wohl kein zweites Mobiltelefon bedienen. Das Surfen im Internet, auf den kleinen Bildschirmen der Konkurrenz eine Qual, macht beim Apple-Gerät richtig Freude.
Apple-Chef Steve Jobs spricht im Januar wieder zu den Massen. Überraschungen sind garantiert, womöglich auch beim Kulthandy.
https://www.sueddeutsche.de/digital/community-der-naechste-klick-geht-auf-mich-1.270481
digital
Community - Der nächste Klick geht auf mich
00/05/2010
Ein Stammtisch macht keinen Spaß mehr. Das Rauchen ist verboten, das Bier ist teurer geworden, und die nette Bedienung hat gekündigt. Wie soll man da über Fußball und andere wichtige Dinge diskutieren? "Da kann ich gleich daheim bleiben", schimpft so manch ein Stammtischbruder. Viele tun das bereits und veranstalten einen Online-Stammtisch. Detailansicht öffnen Der Stammtisch im Hofbräuhaus - noch ohne Computeranschluss. (Foto: Foto: dpa) Kulturpessimisten werden nun die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Stammtisch im Internet und nicht mehr in der Kneipe? Das ist der letzte Schritt in die Virtualität. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wie nicht zuletzt der Abstieg der Online-Welt "Second Life" zeigt. Das gehypte Internetportal ist mittlerweile so langweilig wie Kaugummikauen, die Phantasie-Avatare ausgestorben wie Dinosaurier nach der Eiszeit. Die zehn Millionen angemeldeten Bewohner verstecken sich entweder gut - oder sind ausgezogen. Die Menschen wollen eben nicht als dreidimensionale Phantasie-Figuren durch Traumwelten schweben und eine Wolke als besten Freund haben, sondern Freunde treffen, die sie seit Jahren kennen. Das ist die Idee der virtuellen Stammtische. "Online-Stammtische sind die beste Gelegenheit, mit Freunden einen lustigen Abend zu haben, die weit weg wohnen", sagt Volker Höcht. Er studiert in Bayreuth, über das Internet kann er sich mit Freunden unterhalten, die mittlerweile in München, Augsburg und New York leben. Im wirklichen Leben sieht sich die Clique einmal pro Jahr - über Skype gibt es alle zwei Wochen ein Treffen. "Man diskutiert Neuigkeiten, alltägliche Probleme und vergisst dabei die räumliche Distanz zwischen den Stammtischlern. Außerdem muss man so sein Feierabendbierchen nicht alleine trinken", sagt Höcht. "Würden wir alle in einer Stadt wohnen, würden wir uns wohl in einer Kneipe treffen." Der virtuelle Stammtisch unterscheidet sich kaum vom traditionellen. Sogenannte "Instant Messenger" wie Skype, AIM und ICQ übernehmen die Rolle der Kneipe. Einmal angemeldet, zeigen die Portale den anderen Mitgliedern an, sobald man online ist - also das Wirtshaus betritt. Die Konferenz ist der Tisch, an dem die Freunde Platz nehmen. Wie in einer Bar gibt es bei den Messengern auch andere Gäste. Entdeckt man einen anwesenden Freund, lädt man ihn an den Tisch ein. Es entwickelt sich eine gemütliche Runde, über Videotelefonie kann man sich sogar zuprosten - mit einem Bier, das 50 Cent gekostet hat. Statt Bierzeltmusik gibt es aktuelle Musikvideos, die sich die Mitglieder zuschicken. Bei der Diskussion über den FC Bayern und den neuen Trainer Jürgen Klinsmann sehen sich die Stammtischler nebenher die besten Szenen bei YouTube an, manchmal spielen sie eine Runde Online-Schafkopf. "Wir haben vor zwei Wochen gemeinsam ein Logo für unsere Hobby-Fußballmannschaft entworfen. Jeder hat mitgeholfen", sagt Höcht. Früher hätten die Stammtischler einen Bierdeckel bemalt, heutzutage kritzeln sie eine Fotoshop-Datei voll. Billiges Bier, das Rauchen ist erlaubt - und die Freunde sind trotzdem mit dabei. "Manchmal ist es bequemer, daheim zu bleiben", sagt Höcht. "Ich muss nicht auf Freunde verzichten, nur weil ich zu Hause bleiben will."
Früher traf man seine Freunde auf ein Bier im Gasthaus, heute sind Online-Stammtische im Internet eine echte Alternative.
https://www.sueddeutsche.de/digital/drohungen-per-e-mail-bestechliche-killer-1.269848
digital
Drohungen per E-Mail - Bestechliche Killer
00/05/2010
Der Posteingang quillt wieder einmal über: Spam-Mails mit Anlagetipps und Werbung für Viagra-Pillen überschwemmen die Mail-Accounts. Doch jetzt hat das Phänomen in Amerika eine neue Dimension erreicht. Der Absender der E-Mail gibt vor, ein Killer zu sein. Wenn der Empfänger sich bereit erklärt, ihm einige tausend US-Dollar zu überlassen, wird er darauf verzichten, ihn zu ermorden, schreibt er. Detailansicht öffnen Der Killer vor dem PC. In E-Mails fordern Betrüger Geld dafür, die Empfänger nicht zu ermorden. (Foto: Foto: iStock) "Ich bin beauftragt, Sie zu töten, es ist einer Ihrer Freunde. Ich beobachte Sie. Jedoch ... ich glaube nicht, dass Sie getan haben, was die sagen und ich gebe Ihnen die Chance, mich zu bezahlen, damit ich Sie nicht töte ...", zitiert die Washington Post die E-Mail, die in den letzen Monaten vor allem Bewohner von Fairfax und Stafford County in ihrem Posteingang fanden. Die Personen, an die die E-Mail verschickt wurde, wiesen jedoch keinerlei Gemeinsamkeiten auf, sagte die Polizei. "Wer will mich umbringen?" Der Wortlaut der E-Mail war auch nicht bei allen Empfängern gleich und es wurde jedes mal eine andere Summe verlangt. Außerdem wimmelte es in den Schreiben nur so von Grammatik- und Rechtschreibfehlern. Für die Betroffenen bedeuteten die Mails Psychoterror: "Du sitzt da und zebrichst dir den Kopf darüber, wer dich umbringen wollen könnte", sagte die 28-jährige Jessica Walker der Washington Post. Sie dürfte nicht die einzige sein, die die Mail im ersten Augenblick ernst nahm. Für 15.000 Dollar versprach ihr der "Killer" die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen ihm und dem Auftraggeber. Doch die Killer-Mails sind nicht neu: Schon im Dezember 2006 waren ähnliche Schreiben verschickt worden. Passiert ist den Empfängern bisher nichts. Vor der wachsenden Kreativität solcher Mail-Betrüger wird aber heftig gewarnt. Neben den gewöhnlichen Fragen nach Kreditkartendetails, nehmen die Absender jetzt auch die Rolle von FBI-Agenten ein oder geben vor, US-Soldaten zu sein, die Hilfe brauchen. Während man die üblichen Spam-Mails einfach in den Papierkorb werfen sollte, müssen US-Bürger solche Mails bei einer Partnerinstitution des FBI für Internetkriminalität melden. Ist in der E-Mail jedoch der eigene Name oder Wohnort erwähnt, sollte man damit sofort zur Polizei gehen.
In den USA machen makabre Spam-Mails die Runde: Der Empfänger soll Geld dafür zahlen, dass er nicht ermordet wird.
https://www.sueddeutsche.de/digital/microsoft-abschied-vom-ur-nerd-1.268717
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Microsoft - Abschied vom Ur-Nerd
00/05/2010
Das hat man selten: Der Aufsichtsratsvorsitzende eines global agierenden, äußerst erfolgreichen Unternehmens verabschiedet sich von seinen Mitarbeitern mit einem Video, das ihn als kompletten Trottel zeigt. So geschehen vergangene Woche anlässlich der Ankündigung von Bill Gates, seine Führungspositionen bei Microsoft endgültig aufzugeben. Gates ist der Ur-Nerd, der Mann, der das Tortenwurfgesicht zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Und damit geht er nun äußerst offensiv um: Er kolportiert nicht die Peinlichkeit seines Reichtums, sondern den Reichtum seiner Peinlichkeit. Das Video zeigt einen unfassbar selbstironischen Gates, der sich ohne jede Kamerascheu selber zum Affen macht. So hat der Firmengründer bereits auf dem Weg zur Arbeit seine Aktentasche auf dem Autodach vergessen. Steve Ballmer, Gates' Nachfolger, gibt den Conferencier, der dazu kommentiert: "Bill ist wirklich bereit für die Rente, und er ist hochkonzentriert." Im Büro langweilt sich Gates zunächst, rotiert im Chefsessel. Doch dann kommt Schwung in die Sache: Ein Fitness-Coach lässt Gates mit Hanteln ohne Gewicht trainieren. Danach rutscht er vom Mental-Gummi-Ball. Seine Sorge um die Zeit nach Microsoft treibt Gates schließlich in ein Aufnahmestudio - und von da an wird das Video zur Star-Parade. Tatsächlich sitzt dort Rapper Jay-Z am Mischpult und raunt in die Kamera: "Irgendjemand muss es ihm sagen: Er ist furchtbar." Wir erleben den U2-Sänger Bono, den Gates von der Bühne holt, um ihm vorzuspielen: "Oh f.ck!", meint Bono. Wir sehen Steven Spielberg, der Gates aufklärt, dass man fehlendes Talent nicht kaufen könne. George Clooney lehnt es brüsk ab, in einer Bill-Gates-Verfilmung mitzuspielen, und Hillary Clinton wimmelt ihn als Nachwuchspolitiker ab. Barack Obama fragt nach: "Wer ist da am Apparat: Bill Shatner von Star Trek?" Al Gore lässt durchblicken, dass gerade eine wirklich "inconvenient time" für Anrufe sei. Am Ende verabschiedet Brian Williams von NBC den Firmenkapitän mit den Worten, er habe es doch immerhin fertig gebracht, sein Berufsleben mit einem 7-Dollar-Haarschnitt zu bestreiten. Das Video jongliert so souverän mit seinen Schrulligkeiten, dass Feinde von Gates es nun schwer haben dürften, noch irgendeinen Ansatzpunkt für billige Witzchen zu finden.
Vergangene Woche hat Bill Gates seinen endgültigen Rückzug von Microsoft bekannt gegeben. In einem selbstironischen Video übt er schon für die Zeit danach.
https://www.sueddeutsche.de/digital/protest-gegen-biometrischen-pass-hacker-club-veroeffentlicht-schaeubles-fingerabdruck-1.266308
digital
Protest gegen biometrischen Pass - Hacker-Club veröffentlicht Schäubles Fingerabdruck
00/05/2010
Der Chaos Computer Club (CCC) veröffentlicht nach eigenen Angaben in seinem Magazin einen Fingerabdruck von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Damit wolle Deutschlands größter Hacker-Verein die Speicherung von Fingerabdrücken in elektronischen Reisepässen und Personalausweisen anprangern, sagte CCC-Sprecher Frank Rosengart der AP in Berlin. Detailansicht öffnen Wolfgang Schäuble ist ein Befürworter des biometrischen Passes - ob es ihm allerdings gefällt, dass Folien mit seinem Fingerabdruck im Umlauf sind, ist fraglich (Foto: Foto: AP) Veröffentlicht wird der Fingerabdruck in der aktuellen Ausgabe der Datenschleuder. Das Magazin des Clubs war am Wochenende bereits per Post unterwegs. Rosengart bestätigte damit einen Bericht von Focus Online. Auf der letzten Seite der Datenschleuder haben die Hacker demnach ein "biometrisches Sammelalbum" abgedruckt, in dem auch Schäubles Fingerabdruck enthalten ist. Rosengart versicherte, dass der Abdruck echt sei. Ein Sympathisant des CCC sei auf einer öffentlichen Veranstaltung an ein Glas gelangt, aus dem der Minister getrunken hat. Rosengart sagte, die Aktion stelle auch aus Sicht des CCC einen "enormen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht Schäubles" dar, der sich in einer rechtlich wenig gesicherten Zone bewege. Der Club wolle aber eine Diskussion darüber anstoßen, in wieweit die Erfassung, Verwendung und Veröffentlichung von Fingerabdrücken zulässig sein soll. Als "Gimmick" legte der CCC dem Heft ein Negativ des Fingerabdrucks bei, mit dem man sich ohne großen Aufwand selbst eine Folie basteln kann. Wer sich diese Folie auf die Fingerkuppe klebt, soll damit an Fingerabdruck-Scannern als Wolfgang Schäuble durchgehen. Dieses Verfahren habe der CCC bereits erfolgreich getestet. "Wir wollen die Frage aufwerfen, ob ein Fingerabdruck überhaupt noch das richtige Sicherheitsmerkmal ist, denn jedermann hinterlässt täglich hunderte davon", sagte Rosengart. Neue Reisepässe sind seit dem 1. November mit elektronischen Fingerabdrücken des Eigentümers auf einem Chip versehen. Zentral oder in Meldeämtern werden die Abdrücke nicht gespeichert. Der CCC hatte davor gewarnt, dass die Datensicherheit nicht gewährleistet sei. Das Bundesinnenministerium war am Samstag für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Deutschlands größter Hacker-Verein CCC will den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen: Er publiziert Innenminister Schäubles Fingerabdruck.
https://www.sueddeutsche.de/digital/microsoft-mein-freund-der-hacker-1.265591
digital
Microsoft - Mein Freund der Hacker
00/05/2010
Was immer George Stathakopoulos tut, er tut es mit dem Herz und dem großen Gestus eines gebürtigen Griechen. Wenn er über sein Leben bei Microsoft erzählt, dann hört man sie noch, die wütenden Kunden: "Die haben mich richtig angeschrien bei Konferenzen", erzählt er. Warum ihre Computer nicht mehr funktionierten, wollten sie im Herbst 2001 von ihm wissen, dem Verantwortlichen für die Sicherheit der Microsoft-Produkte, und was der weltgrößte Softwarehersteller dagegen zu tun gedenke. Ein sich selbst vermehrender Computer-Virus namens "Nimda" hatte sich breitgemacht. Wenige Tage nach den Terroranschlägen des 11. September, war das einfach zu viel. Aber es war nicht alles. Detailansicht öffnen Gefahr aus dem Netz: Viren und Würmer (Foto: Foto: dpa) Druck von innen, Druck von außen Bereits einige Wochen zuvor hatte eine ähnlich gestrickte Schadsoftware namens "Code Red" eine Sicherheitslücke in einem Windows-Betriebssystem ausgenutzt, um in Computer einzudringen und sich selbst weiter zu verbreiten. Da hatte Stathakopoulos auch die Leute aus der eigenen Firmenzentrale in Redmond am Telefon gehabt, auch dort hatte es eine Menge von Rechnern erwischt. Druck von innen, Druck von außen und dazu das Hohngelächter externer Sicherheitsexperten - so konnte es nicht mehr weitergehen. Der Konzern verordnete sich selbst einschneidende Veränderungen bei der Art, wie die eigenen Programme zur Marktreife gebracht werden. "Früher", sagt Adrienne Hall, "ging es immer um mehr Leistung. Jedes neue Programm sollte mehr können als die Vorgängerversion". Die Sicherheit aber blieb dabei oft auf der Strecke. Und das zu einer Zeit, die mehr und mehr geprägt wurde von massenhaften Angriffen aus dem Internet: E-Mails, die mit gefährlichen Anhängen bestückt sind oder Internetseiten, die schon beim bloßen Aufruf versuchen, den Computer des ahnungslosen Webnutzers mit schädlicher Software zu verseuchen. Hall bekam deshalb den Auftrag, ein Verfahren einzuführen, das die Zahl von Schwachstellen in neu entwickelter Software minimieren und das Vertrauen der Anwender wiederherstellen sollte. Im Gebäude Nummer 27 auf dem riesigen Microsoft-Campus in Redmond im Nordwesten der USA arbeiten seither mehrere Hundert Experten ausschließlich an dieser Aufgabe. Es war ein Auftrag, der von ganz oben kam, wie Hall erzählt - mit dem Mandat, sich durchzusetzen. Eigentlich sollte das neue Betriebssystem Windows Vista sehr freizügig sein, zum Beispiel bei Zugriffen auf die Festplatte innerhalb des eigenen Heimnetzwerks. "Aber das kam schließlich nicht ins fertige Produkt - aus Sicherheitsgründen", erzählt Eric Bidstrup, einer von Halls Mitarbeitern. Das war die Folge einer weiteren Neuerung, einem Regelwerk für die Entwicklung sicherer Software. Es legt minutiös fest, wie Dutzende verschiedene Anforderungen an die Sicherheit und Qualität von Software-Produkten systematisch abgearbeitet werden.
Der Software-Konzern Microsoft nutzt jedes Mittel, um seine Programme gegen die zunehmenden Attacken aus dem Internet zu wappnen
https://www.sueddeutsche.de/digital/komplizierte-geraete-skype-mir-den-usb-stick-1.263896
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"Komplizierte Geräte - ""Skype mir den USB-Stick!"""
00/05/2010
Viele IT-Geräte sind für Anwender kaum zu verstehen. Denn zu selten werden Kunden von Herstellern nach ihrer Meinung gefragt. In vielen Firmen wollen die Angestellten deshalb mit Software und Computern arbeiten, die sie auch zu Hause einsetzen. Diese sogenannte Consumerization kann die Produktivität steigern, birgt aber auch eine Reihe von Gefahren. Detailansicht öffnen Zu viele Tasten, Hörer, Bildschirme? Die Hersteller wollen sich wieder stärker am Kunden orientieren und die Geräte einfacher gestalten. (Foto: Foto: ddp) Papier sparen sie zwar noch immer nicht, die Computer in den Büros, aber ihre Verbreitung hat das nicht aufgehalten. Das zeigt sich am augenfälligsten, wenn plötzlich der Strom ausfällt. Ganze Abteilungen, ja Firmen sind dann nahezu zur Untätigkeit verurteilt. Während einige sich noch immer nur widerwillig mit den neuen Arbeitsmitteln anfreunden mögen, können andere gar nicht genug davon bekommen von den mit Chips vollgepfropften Gerätschaften und von Software mit tausenderlei Funktionen. Unter dem Stichwort Consumerization werden längst die Chancen, aber auch die Gefahren diskutiert, die entstehen, wenn Mitarbeiter zum Beispiel Software im Büro einsetzen, die eigentlich aus dem privaten Umfeld kommt. Ein Musterbeispiel dafür ist das Programm Skype, eine Software, die es nicht nur erlaubt, mit anderen Skype-Nutzern kostenlos über das Internet zu telefonieren, sondern auch Textbotschaften nahezu verzögerungsfrei übermittelt. Darüberhinaus zeigt Skype auch an, wer von den Mitgliedern einer Gruppe gerade wie erreichbar ist: Nicht da, beschäftigt, anwesend. Natürlich können solche Programme die Produktivität steigern, wenn alle in einer Arbeitsgruppe sie begeistert einsetzen. Die Gefahr lauert auf dem Stick Die meisten IT-Verantwortlichen aber sehen sie mit Grausen. Manche Programme schaffen es mühelos, die mit teurem Geld angeschafften Sperren und Schutzeinrichtungen, die sogenannten Firewalls, der Unternehmen zu umgehen. Wie sie das aber machen, ist das Geheimnis der Programmierer. Was den Sicherheitsverantwortlichen besonders auf den Magen schlägt, ist, dass Skype auch von Benutzern installiert werden kann, die nicht über einen Administrator-Zugang verfügen - so wie es in den meisten Firmen aus Sicherheitsgründen gehalten wird. Für die IT-Abteilung wird es dadurch nicht einfacher. Software wie Skype ist aber nur ein Beispiel von vielen. Mindestens genauso zwiespältig sind auch die zahllosen mobilen Geräte zu sehen, die mittlerweile Einzug in die Büros gehalten haben. Das fängt bei den schon wieder im Aussterben begriffenen Hemdtaschen-Computern an und reicht bis zum einfachen USB-Stick. Welche Gefahren dabei drohen, dessen sind sich viele gar nicht bewusst. Sicherheitsfirmen erzählen immer wieder gerne die Geschichten von den auf einem Firmengelände absichtsvoll "verlorenen" USB-Sticks. Ein hoher Prozentsatz der wertvollen Speicherstäbchen tauchte bald wieder auf - an den Rechnern von Firmenangestellten. Die Sticks waren nämlich mit einer Software präpariert, die bereits beim bloßen Einstecken in den Computer aktiviert wird. Wäre es eine Schadsoftware gewesen, wäre sie womöglich ins Unternehmen eingeschleppt worden. Auf der nächsten Seite lesen Sie: Warum bei Handys weniger plötzlich mehr ist.
Komplizierte Geräte am Arbeitsplatz überfordern so manchen Mitarbeiter. Doch wenn er anfängt, Software und Hardware aus dem privaten Bereich mitzubringen, entsteht ein Sicherheitsrisiko.
https://www.sueddeutsche.de/digital/landtagswahl-in-hessen-elektronische-wahlhelfer-erlaubt-1.262468
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Landtagswahl in Hessen - Elektronische Wahlhelfer erlaubt
00/05/2010
Der Einsatz von Wahlcomputern bei der hessischen Landtagswahl am kommenden Sonntag ist zulässig. Der hessische Staatsgerichtshof wies in einem am Mittwoch veröffentlichten Beschluss einen Verbotsantrag zurück, der vom Chaos Computer Club sowie der "Piratenpartei" unterstützt worden war. Das Gericht erklärte, später nicht nachweisbare Manipulationen an den Wahlmaschinen seien nicht zu befürchten. Darüber hinaus wies das Gericht den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung aus formalen Gründen ab. Bedenken gegen den Einsatz der Wahlcomputer könnten erst nach dem Urnengang im Rahmen des Wahlprüfungsverfahrens überprüft werden. Der Chaos Computer Club hatte erklärt, die in Hessen eingesetzten Wahlcomputer wiesen gravierende Sicherheitsmängel auf. Aus diesem Grund seien alle Wahlmaschinen im September 2007 in den Niederlanden ausgemustert worden. Dagegen hatte der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel betont, die Wahlcomputer seien sicher und die Möglichkeit zur Manipulation bestehe nur theoretisch. Nach Angaben des Chaos Computer Clubs wollen insgesamt acht hessische Städte und Gemeinden diese Geräte einsetzen. Die Wahlmaschinen werden in Wahllokalen aufgestellt. Statt mit dem Kugelschreiber wird der Stimmzettel vom Wählenden an einem Computerbildschirm ausgefüllt. Nach Schließung der Wahllokale zählt der Rechner das Ergebnis in Sekundenschnelle aus.
Bei der Landtagswahl in Hessen dürfen Wahlcomputer eingesetzt werden. Das hat der hessische Staatsgerichtshof entschieden.
https://www.sueddeutsche.de/digital/virtual-surround-fuer-das-wohnzimmer-ohren-ausgetrickst-1.262149
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Virtual Surround für das Wohnzimmer - Ohren ausgetrickst
00/05/2010
Ein Krimi im Fernsehen: vorne rechts läuft der Gangster in die dunkle Nacht, von links sind entsetzte Schreie zu hören und von hinten der Klang der Polizeisirenen. Der Zuschauer hat mit der richtigen Ausstattung das Gefühl, mitten im Geschehen zu sitzen. Früher waren dafür fünf Boxen und ein Subwoofer nötig, ein sogenanntes 5.1-System. Mittlerweile gibt es Lösungen, die aus zwei oder nur einem Lautsprecher Raumklang erzeugen. Virtual Surround heißt diese Technik. "Virtual Surround überlistet das Gehirn und die Physik", sagt Georg Wilde, Presssprecher des Elektronikherstellers Philips in Hamburg. Vorteile von Virtual Surround sind, dass es gegenüber 5.1-Systemen weniger Platz wegnimmt und dass weniger Kabel verlegt werden müssen. Anders als bei herkömmlichen Surround-Systemen ist der Klang im Heimkino schon. "Aber insgesamt funktioniert es verblüffend gut", sagt Christine Tantschinez von der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift Audio. Am besten klingt Virtual Surround, wenn der Raum rechteckig oder quadratisch ist. Zu viele Nischen und Erker stören. Außerdem sind tapezierte Wände für den Sound besser als etwa Glas oder Fliesen. "Die Idee dahinter ist, die Schallwellen an der Wand abprallen zu lassen wie eine Billardkugel - durch die Reflektion wird der Raumklang erzeugt", erläutert Christine Tantschinez. Manche Systeme brauchen eine exakte Ausmessung des Raums, um die optimalen Einstellungen für den besten Klang ermitteln zu können. Einige Geräte müssen vor dem ersten Einschalten mit dem Fernseher abgestimmt werden. Ein übersichtliches Bildschirmmenü führt aber in aller Regel durch diesen Setup-Prozess. In einige Fernseher ist inzwischen sogar statt des normalen Lautsprechers ein Virtual-Surround-System eingebaut. Zu große oder sehr spartanisch eingerichtete Räume können das Virtual-Surround-Erlebnis schmälern. "Der Hall ist dort zu stark", sagt Matthias Rose vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. In Wohnzimmern bis zu fünfzig Quadratmetern lieferten die Systeme gute Tonqualität. "Es muss auch niemand anfangen, das Wohnzimmer umzuräumen", sagt Tantschinez. Doch wie beim echten Surround-Sound und im Kino gibt es auch bei den virtuellen Anlagen den sogenannten Sweet Spot. So wird jener Punkt genannt, an dem der Zuhörer sich mitten im Geschehen wähnt. Beim 5.1-System müssten die Lautsprecher etwa kreisförmig in einem bestimmten Abstand zum Hörer aufgestellt werden, damit er in optimaler Hörposition sitzt, sagt Rose. Das entfällt bei einem Virtual-Surround-System zwar. Dennoch hat nur ein Zuschauer auf der Couch das zentrale Klangerlebnis. "Wer in der Mitte sitzt, hört alles am besten", sagt Tantschinez. Alle anderen bekommen mehr von der Seite mit, auf der sie sitzen. Aber auch das ist nicht anders als bei den Surround-Systemen mit vielen kleinen Boxen.
Wer als Fernsehzuschauer mitten im Geschehen sitzen will, muss nicht mehr viele Lautsprecher aufstellen und unzählige Kabel verlegen: Virtual Surround machts möglich.
https://www.sueddeutsche.de/digital/handy-chips-spurensuche-in-der-asche-1.261879
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Handy-Chips - Spurensuche in der Asche
00/05/2010
Die wichtigste Spur steckte in einem Mobiltelefon. Das Handy fanden die Madrider Ermittler nach den Anschlägen auf Vorortzüge vom 11. März 2004 in einer Sporttasche mit Sprengstoff, der nicht explodiert war. Das Handy sollte eine Bombe zünden. Nun waren es vor allem die Daten auf dessen Chipkarten, die die Polizei zu den Tätern führten. Doch was wäre gewesen, wenn alle Bomben wie geplant in die Luft geflogen wären? Auch dann hätten die Ermittler mit etwas Glück die Daten lesen können. Die nur fingernagelgroßen Sim-Karten mit ihrem Kern aus Silizium sind härter im Nehmen als bisher gedacht. Wie hart, das haben zwei britische Wissenschaftler im Auftrag des Forensic Science Service erstmals systematisch untersucht. Früher eine Abteilung des britischen Innenministeriums, ist der Service nun privatisiert und bietet weltweit seine Dienste an, wenn es darum geht, Verbrechen aufzuklären. Die Chipkarten, die Benjamin Jones von der Brunel University und Tony Kenyon vom University College London auseinandernahmen, mussten einiges aushalten, wie die Forscher im Fachblatt Forensic Science International berichten. Erst ein Bad in Salpeter- oder Schwefelsäure und danach zehn Minuten Brutzeln bei bis zu 650 Grad Lufttemperatur - eigentlich sollte nach solch rauer Behandlung nicht mehr viel übrigbleiben von einem kleinen Chipkärtchen. Versuche unter Praxisbedingungen Weit gefehlt. Zwar sind die Karten relativ empfindliche Miniaturcomputer mit Datenleitungen, Prozessor und Betriebssystem, aber was die Ermittler wirklich interessiert, steckt in dem aus Silizium-Halbleitern aufgebauten Speicher. Und der erwies sich als ziemlich robust. Die Forscher orientierten sich bei ihren Versuchen im Labor an Bedingungen, wie sie in der Praxis wahrscheinlich sind, beispielsweise bei einem Zimmerbrand. Ein Gegenstand, der in Tischhöhe liegt, wird dabei Temperaturen von maximal 450 Grad ausgesetzt. Von einem Handy bleibt da schon nach wenigen Minuten nur noch ein zusammengeschnurrter Haufen Müll übrig. Auch das Subscriber Identity Module, kurz Sim-Karte genannt, ist auf den ersten Blick zerstört. Das betrifft aber nicht die Informationen, die auf den Halbleiter-Bausteinen abgelegt sind, dem Speicher des Moduls auf der Karte. Wer hat zuletzt angerufen, was waren die zuletzt gewählten Nummern, was der Inhalt der verschickten oder empfangenen SMS, wer steht im Adressverzeichnis? All diese Daten kann man auf den Kärtchen finden, und mit geeignetem Werkzeug lassen sie sich lesbar machen. "Am einfachsten ist es, wenn man nur die Drähte neu legen muss", sagt Tony Kenyon. Am schlimmsten für die Ermittler sei es, wenn die Speicherbausteine zu Bröseln zerschmettert seien, dann könnten selbst Spezialisten wie er nichts mehr ausrichten. In allen anderen Fällen aber werden die Ermittlungsergebnisse immer wichtiger für die Polizei, denn auch Verbrecher stützten sich in zunehmendem Maße auf mobile Geräte. Dazu gehören auch digitale Kameras und Musikspieler, die ebenfalls mit halbleiterbasiertem Speicher arbeiten. "Deren Speicherkarten", sagt Kenyon, "werden wir als nächste verbrennen."
Auch verbrannte Handy-Chips geben noch Daten preis. SIM-Karten mit ihrem Kern aus Silizium sind härter im Nehmen als bisher gedacht.
https://www.sueddeutsche.de/digital/brockhaus-ziegelsteine-unter-strom-1.260485
digital
Brockhaus - Ziegelsteine unter Strom
00/05/2010
Der Abschied von der Illusion des abgeschlossenen, vollständigen und vollständig verfügbaren Welt-Wissens kam schleichend: Erst packte man das, was man für geordnet und wahr hielt, auf CD-Rom und DVD, also auf Datenträger, deren Inhalte von Einzelplatzrechnern aufgerufen werden. Dann delegierte man es ins Web, überantwortete es anonymen, verstreuten Servern, die jederzeit ausbreiten, was an Wissensnotwendigkeit gerade so anliegt. Aus dem erwerbbaren Eigentum, einem wert- und kunstvollen, akribisch aufbereiteten Schatz ist jetzt schon eine anonyme Instantfunktion für den Alltag geworden, ebenso nützlich wie flüchtig. Detailansicht öffnen Die Brockhaus- Enzyklopädie war zwei Jahrhunderte so etwas wie die Bibel des deutschen Bildungsbürgertums. Das berühmteste deutsche Nachschlagewerk soll es künftig nur noch online geben. (Foto: Foto: dpa) Man muss sich diese gewaltige, für manchen vielleicht fürchterliche Veränderung in unserem Umgang mit dem Weltwissen, vielleicht auch in unserer Wertschätzung desselben klarmachen, der die Meldung begleitet, dass der Brockhaus Verlag der 21. Auflage seiner Enzyklopädie keine weitere gedruckte Ausgabe mehr folgen lassen wird. Wer künftig auf das aktuelle, redaktionell betreute Wissen aus Mannheim zugreifen will, muss dies im Internet tun. Und damit ist eben nicht nur der Medienbruch vom Gedruckten zum Digitalen endgültig beschlossen. Wiege des Gebrauchswissens Von Arno Schmidt stammt die ungeheuerliche Bemerkung, dass er "ein ganzes Konversationslexikon von 1845 mit 34 Bänden" zur Abfassung seines Opus magnum "Zettels Traum" habe "Wort für Wort" lesen müssen, "um mein Gehirn in die Falten jener Zeit zu legen". Schmidt meinte den "Pierer", doch die emphatische Attitüde der Verfügung über ein Universalwissen der Zeit, das zugleich seine Epoche abbildet, teilen alle großen Lexika-Projekte vom 18. bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, ganz gleich, ob sie unter den Namen "Brockhaus" (seit 1809), "Pierer" (seit 1822), "Meyer" (seit 1839), "Herder" (seit 1854) angegangen und aufgestellt wurden. Goethe mokierte sich noch über die damit einhergehende Wissensdemokratisierung: "Konversations-Lexikon heisst's mit Recht, / Weil, wenn die Konversation ist schlecht, / Jedermann / Zur Konversation es nutzen kann." Gleichwohl wurde das Konversationslexikon des 19. Jahrhunderts zur Inkunabel des modernen, aufgeklärten, bürgerlichen Gebrauchswissens. Die in Regalmetern gemessenen Ziegel der Enzyklopädiebände formten jene feste Burg des Fortschritts, gegen die roher Aberglaube und Mythos kraft- und wirkungslos anbranden durften.
Das Wissen wirft keine Zeitfalten mehr: Brockhaus wird sein Lexikon künftig nur noch online erscheinen lassen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/jugendschutz-sexverbot-fuer-google-1.259885
digital
Jugendschutz - Sexverbot für Google
00/05/2010
Ein weltweit führender Produzent von pornographischen Videos hat die großen Internetportale Google und Yahoo aufgerufen, sich stärker um Kinder- und Jugendschutz zu bemühen. "Keine der Suchmaschinen und Portale, vor allem Yahoo und Google, haben irgendeinen bedeutenden Schritt in diese Richtung unternommen", kritisierte Steven Hirsch, Mitbegründer von Vivid Entertainment, in einer am Donnerstag in San Francisco veröffentlichten Erklärung. Hirsch fügte hinzu, er wolle das Problem bei einem Vortrag an der Yale Managerschule anlässlich einer dort organisierten "Sex-Woche" zur öffentlichen Diskussion stellen. "Hier geht es nicht um Meinungsfreiheit, hier geht es darum, Kinder zu schützen", erklärte Hirsch, dessen Studio bei der Herstellung von Filmen für Erwachsene weltweit führend ist. Yahoo wies die Kritik in einer ersten Stellungnahme zurück. "Wir haben den Online-Schutz von Kindern zu einer Priorität gemacht, wir haben Hilfsmittel für Nutzer, um sich zu schützen, und wir unterstützen Bemühungen, Kinder, Eltern und Gruppen über geschützte Online-Erfahrungen aufzuklären", erklärte die Firma auf Anfrage. Yahoo habe sich auch einer Forschungsgruppe angeschlossen, die sichere Alterskontrollen im Internet entwickeln will. Google nannte als Beispiel die Möglichkeit der YouTube-Nutzer, unerwünschte Videos zu markieren, so dass diese nach einer Prüfung von der Seite genommen werden können. Außerdem arbeite die Firma mit gemeinnützigen Gruppen zusammen, um Familien und Lehrer über sicheren Internetgebrauch aufzuklären. "Wir sind sehr engagiert, um zur Sicherheit unserer Nutzer beizutragen", versicherte die Firma AFP. Pornomacher Hirsch verlangt scharfe Alterskontrollen bei Nutzern, die Internetinhalte herunterladen wollen. Seine Firma Vivid bietet allen Internetanbietern Zusammenarbeit an, um den Zugriff von Kindern auf Pornoseiten zu erschweren.
Ein Porno-Studio hat Google und Yahoo zu mehr Jugendschutz aufgerufen. Keines der großen Portale sorge für sichere Inhalte im Netz.
https://www.sueddeutsche.de/digital/freizeitgestaltung-naechte-mit-eve-1.249100
digital
Freizeitgestaltung - Nächte mit Eve
00/05/2010
Berlin, im August - Das Tor in den Weltraum tut sich zögerlich auf, es bockt, es zuckt, dann erst steht es still. Detailansicht öffnen Verbringt Nächte mit dem Onlinespiel Eve: Pascal Pollei (Foto: Foto: Eva Häberle) Name? Er tippt: Star-Force. Passwort? Er jagt seine Finger erneut über die Tastatur. In einer einzigen, fließenden Bewegung huschen sie über die Buchstaben, es sieht aus, als tanzten sie. Dann drückt Pascal Pollei die Enter-Taste. Das Tor in den Weltraum erstarrt, der Bildschirm wird schwarz, und eine warme, weibliche Stimme sagt: "Connecting." Das ist Aura. Sein Bordcomputer. Pascal Pollei lehnt sich zurück in seinen Sessel, einen mit weißem Kunstleder bezogenen Bürostuhl in der Mitte seines Kinderzimmers. Er hat die rechte Hand locker auf der Maus liegen, die linke vor der Tastatur, sein Blick ist fest auf den Bildschirm geheftet. Er wartet. Es war kein gutes Zeichen, dass das Tor in den Weltraum bockte. Vielleicht versuchen gerade viele ins All zu gelangen, vielleicht zickt die Verbindung. Wäre aber seltsam. "Ich habe ja eine Sechstausender", sagt Pascal Pollei. Er meint: eine stehende Leitung ins Internet, 6000 Kilobit pro Sekunde schnell. Dann, plötzlich, lässt ihn das System ein. Auf dem Bildschirm bilden sich die Umrisse eines Schlachtschiffs der Megathron-Klasse, mit Mikro-Warp-Antrieb und acht Geschützbuchten, jede bestückt mit schweren Elektronen-Blastern der Technologie-Stufe II. Er ist "Andrommeda" Pascal Pollei ist drin. Er existiert jetzt doppelt. Auf dem Bildschirm, im Cockpit seines Raumschiffes, da ist er "Andrommeda", eine langhaarige Kampfpilotin aus dem Volk der Amarr, berühmt und berüchtigt für die Spur der Vernichtung, die sie im All hinterlässt, 821 Abschüsse bis jetzt. Andrommeda lebt im Universum des Online-Computerspiels "Eve". Vor dem Bildschirm, an der Tastatur seines Computers, da ist er Pascal Pollei, ein junger Mann mit kurzem Haar, Zivildienstleistender der evangelischen Kirchengemeinde von Berlin-Rudow, 19 Jahre alt. Pascal Pollei lebt im RL. RL, das steht unter Online-Computerspielern für "Real Life", das echte Leben. "Dann mal los", sagt er. Im Weltraum dockt Andrommeda ihr Schlachtschiff ab, die Stimme des Bordcomputers Aura bestätigt die Aktivierung des Warp-Antriebs, die Kampfpilotin Andrommeda nimmt Kurs auf das Sonnensystem TXW-EI, Sicherheitsstatus 0.0, gesetzloses Gebiet. "Da geht immer was", sagt Pascal. Es war ein träger Tag vor vier Jahren, als Pascal Pollei das Spiel ,,Eve'' entdeckte. Es war Sommer, die zähe Zeit vor den großen Ferien, wenn die Schule schon gelaufen ist, aber noch nicht geendet hat. Der damals 15-Jährige sah fern, eine Computerspiel-Sendung, mehr so nebenbei, aus Langweile. Seinen ersten Computer hatte er mit sechs Jahren bekommen, mit zwölf spielte er jeden Tag drei Stunden am PC, mit 14 war er so weit gewesen, das Gerät nach seinen Wünschen umzubauen.
Sein Computer braucht Wasserkühlung und er den täglichen Kick - wie ein 19-jähriger Berliner als Kampfpilotin Andrommeda online Schlachten schlägt.
https://www.sueddeutsche.de/digital/amazon-und-google-das-e-book-kehrt-zurueck-1.247571
digital
Amazon und Google - Das E-Book kehrt zurück
00/05/2010
Die Internet-Giganten Amazon und Google wollen jetzt auch ins Geschäft mit elektronischen Büchern einsteigen: Amazon wird nach einem Bericht der "New York Times" vom Donnerstag im Oktober ein tragbares Lesegerät namens Kindle präsentieren, das eine drahtlose Verbindung zu einem Amazon-E-Buchladen im Internet herstellt - ein Anschluss an einen Computer wäre damit für das Online-Lesevergnügen nicht mehr nötig. Google will der Zeitung zufolge einen Bezahlservice für das Herunterladen von Büchern am Computer anbieten. Detailansicht öffnen Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon (Foto: Foto: AP) Mit Amazons Kindle, das für 400 bis 500 Dollar (rund 294 bis 367 Euro) auf den Markt kommen soll, können dem Bericht zufolge auch Zeitungen gelesen und - über eine Tastatur - Notizen eingegeben werden. Sogar das Internetsurfen soll möglich sein, allerdings nur in Schwarzweiß. Das Kindle dürfte dem von Sony 2004 vorgestellten Lesegerät Reader Konkurrenz machen, für das allerdings eine Computerverbindung nötig war. Viele Nutzer empfanden das als Nachteil. Google wolle die Einnahmen aus seinem geplanten kostenpflichtigen Bücherdownload mit den jeweiligen Buchverlagen teilen, berichtete die "New York Times" weiter. Bislang können urheberrechtlich geschützte Bücher mit Google nur auszugsweise gelesen werden. Weder Amazon noch Google bestätigten den Zeitungsbericht am Donnerstag.
Amazon und Google eröffnen gemeinsam einen E-Buch-Laden. Ein tragbares Lesegerät soll den Computeranschluss überflüssig machen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/iphone-preissenkung-apple-zahlt-geld-zurueck-1.245788
digital
iPhone-Preissenkung - Apple zahlt Geld zurück
00/05/2010
Nach der Preissenkung für sein Musikhandy iPhone entschädigt der Apple-Konzern die bisherigen Käufer. Jeder, der das Gerät bereits für 599 Dollar (438 Euro) gekauft hat, bekommt einen Gutschein über 100 Dollar, wie Apple am Donnerstag erklärte. Der Konzern hatte den Preis für das iPhone am Vortag um 200 Dollar auf 399 Dollar gesenkt. "Wir entschuldigen uns dafür, dass wir einige von euch enttäuscht haben", erklärte Apple-Chef Steve Jobs. "Wir tun unser Bestes, um den Erwartungen an Apple gerecht zu werden." Detailansicht öffnen Apple hat den Preis für das iPhone gesenkt. (Foto: Foto: AP) In Internet-Foren hatten sich viele Apple-Fans, die das iPhone in den vergangenen Monaten teurer gekauft hatten, enttäuscht über die Preissenkung gezeigt. Apple hatte den Preis für die Acht-Gigabyte-Variante des Geräts in den USA um 200 Dollar auf 399 Dollar gesenkt, die 4-Gigabyte-Variante dürfte vom Markt verschwinden. Bisher ist das iPhone nur in den USA zu kaufen. In Deutschland, wo das iPhone zum Jahresende auf den Markt kommen soll, könnte das Gerät damit ebenfalls billiger als erwartet in die Läden kommen.
Nach der Empörunge vieler iPhone-Käufer über die nachträgliche Verbilligung reagiert Apple. Steve Jobs entschädigt die Besitzer mit einem 100-Dollar-Bonus.
https://www.sueddeutsche.de/digital/ifa-trend-die-wiedergeburt-des-radios-1.240281
digital
IFA-Trend - Die Wiedergeburt des Radios
00/05/2010
Was als rauschender Röhrenempfänger begann, ist heute ein digitaler Zauberkasten: Das Radio. Die neuesten Geräte bieten nicht nur Hörfunk, sondern auch Verknüpfungen mit Bild, Grafik und Internet. Doch die digitale Vielfalt kann nur wenige Nutzer überzeugen. Die Erklärung dafür ist einfach, sagt Axel Rudolph, Sprecher der Initiative Marketing Digitalradio GmbH: "Warum soll man einen Digitalempfänger kaufen, wenn es keine neuen Programme gibt?" Detailansicht öffnen Das Radio: Heute ein digitaler Zauberkasten, früher ein rauschender Röhrenempfänger. (Foto: Foto: iStockPhoto) Der große Vorteil der Digitaltechnik ist ja gerade, dass mehr Programme gesendet werden können. Bislang war das nicht möglich, da die Anbieter nur einen Kanal nutzen konnten. Jetzt hat ihnen die Internationale Wellenkonferenz mehr Kanäle genehmigt, und ab 2009 sollen neue digitale Lokalradios auf Sendung gehen. Auch neue Spartenprogramme, etwa für Liebhaber von klassischer Musik, sollen entstehen. Die entsprechenden Empfangsgeräte sind längst entwickelt, doch sie verkaufen sich kaum: Der Verband privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) schätzt, dass in deutschen Haushalten bislang höchstens 300.000 Digitalempfänger für Radio stehen. Andere Schätzungen gehen von 100.000 Geräten aus. Dagegen liegt die Zahl bei UKW-Geräten bei etwa 300 Millionen. Viele kleine Hersteller wie Trinloc oder Pure Digital setzen aber darauf, dass sich der dümpelnde Digitalmarkt bald entwickelt. Mobile Alleskönner gefragt Damit die Radioangebote auch bei den Kunden ankommen, muss die Industrie die Wünsche der jüngeren Nutzer beachten. Eine Studie des Medienexperten Mathias Priebe über die Perspektiven des digitalen Radiomarktes kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: In Zukunft werden vor allem Digitalradios gefragt sein, die in Handys, mobile Computer oder MP3-Player integriert sind. "Der Trend geht in Richtung kleine, mobile Endgeräte, die alles können", so Priebe. Doch so weit ist der Markt noch lange nicht entwickelt. Zurzeit versuchen die Hersteller noch, den Kunden ihre nicht-mobilen Empfangsgeräte schmackhaft zu machen. Sie funktionieren in der Regel nach dem terrestrischen DAB-Standard (Digital Audio Broadcasting). Die Infrastruktur für DAB erreicht mittlerweile etwa 80 Prozent der Bevölkerung. Damit mehr Menschen sie auch tatsächlich nutzen, versprechen die Anbieter bessere Klangqualität als bei der analogen Technik. Noch bevor sich die Hörer aber mit DAB angefreundet haben, tüftelt die Industrie schon an der Erweiterung: DAB Plus ermöglicht die Übertragung von größeren Datenmengen, sodass zum Beispiel Bilder oder Text bequem mitgesendet werden können. So kann sich der Nutzer, während ein Musikstück läuft, über die Band informieren. Bis Jahresende sollen die ersten DAB-Plus-Geräte auf dem Markt sein. Sie funktionieren auch mit dem DAB-Standard.
Digitaler Hörfunk bietet viele Möglichkeiten, aber nur wenige neue Programme. Experten prophezeien dem dümpelnden Markt dennoch eine rasante Entwicklung
https://www.sueddeutsche.de/digital/wikipedia-symbolisches-kapital-1.235788
digital
Wikipedia - Symbolisches Kapital
00/05/2010
Wikipedia, die von einer Gemeinschaft aktiver Benutzer Stunde um Stunde fortgeschriebene, frei zugängliche Online-Enzyklopädie, hatte einen Vorläufer: Johann Heinrich Zedlers "Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste", in 64 Bänden und 4 Ergänzungsbänden zwischen 1732 und 1754 erschienen, war ebenfalls das Werk anonymer Autoren. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: dpa) In enger Anbindung an die Leser und Abonnenten, die zur Einsendung selbstverfasster Beiträge eingeladen waren, entstand auf 68 000 Seiten mit rund 300 000 Artikeln ein gigantisches Werk der Kompilations- und Plagiierungskunst. Ein bisschen Spaßguerilla war wohl auch damals schon mit dabei, wenn ausgerechnet ein Artikel, der sich mit dem Thema "Plagiat" befasste, aus einer ungenannten fremden Quelle abgekupfert worden war. Gleichwohl blieb und bleibt der "Zedler" ein unverzichtbares Handwerksinstrument zur Erforschung der Aufklärungsepoche. Auch er steht längst im Netz (www.zedler-lexikon.de), wo er soeben um ausgetüftelte Suchfunktionen zur Erschließung nach Sachgebieten ergänzt wurde. Nur ändern darf der Benutzer dort - anders als bei Wikipedia - heute nichts mehr. Dem Dialog zwischen Wikipedia und den Geisteswissenschaften war eine Tagung verpflichtet, zu der der Trägerverein "Wikimedia" gemeinsam mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur eingeladen hatte. Ulrich Johannes Schneider, Zedler-Experte und Direktor der Leipziger Universitätsbibliothek, lieferte hübsche Parallelen für das unvermeidliche Schicksal, das viele kollektiv verfassten und der Anonymität ihrer Teilnehmer verpflichteten alternativen Graswurzelprojekte teilen. Wer hat das Sagen? Als das Zedlersche Lexikon den Buchstaben "L" erreicht hatte, sorgte ein Redaktor namens Ludovici - einer der wenigen namentlich bekannten Macher - mit einem sich selbst gewidmeten biographischen Artikel dafür, dass fortan auch lebende Personen aufgenommen wurden. Erwartungsgemäß haftete an der Mainzer Diskussion über die Frage nach dem Wert von Wikipedia der akademische Hintergedanke, wie über die Mitwirkung an einem anonymen Projekt dennoch symbolisches Kapital in Gestalt persönlicher Meriten und wissenschaftlicher Reputation zu erlangen seien. Der Göttinger Philologe Markus Mueller, einer der Macher des Unternehmens Wikipedia, gab interessante Einblicke in die innere Struktur eines basisdemokratischen Projekts, das sich über eine Vielfalt von Selektionsmechanismen, die die Qualität, Überprüfbarkeit und Zuverlässigkeit der Inhalte herstellen und verbessern sollen, de facto längst zur "Meritokratie" entwickelt hat. Das eigentliche Sagen haben dort rund 200 von der Gemeinschaft der aktiven Benutzer gewählte "Administratoren", die allein über die entscheidenden technischen Funktionen dafür verfügen, Korrekturen und Ergänzungen zu genehmigen, sie zu sichern oder sie zurückzuweisen, Regelverletzer auszuschließen und besonders schutzwürdige Artikel durch Sperrung vor Übergriffen zu schützen.
Eine Mainzer Tagung untersucht das Verhältnis von Wikipedia und den Geisteswissenschaften und fördert erstaunliche Einsichten zu Tage.
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-betrug-phisher-verhaftet-1.233284
digital
Internet-Betrug - Phisher verhaftet
00/05/2010
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einer Betrügerbande das Handwerk gelegt, die über das Internet die Bankkonten zahlreicher Bürger ausgespäht und missbraucht hat. Bereits am Dienstag seien neun Büros und Wohnungen durchsucht sowie zehn mutmaßliche Täter festgenommen worden, teilten das BKA und die Staatsanwaltschaft Bonn am Donnerstag mit. Die Beamten griffen in Bad Homburg, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Elsmhorn zu. Den Schaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf 600.000 Euro in den bislang bekannten 109 Phishing-Fällen. Detailansicht öffnen Phishing - also das Ausspähen von Kontodaten war das Metier der jetzt verhafteten Internetbetrüger. (Foto: Foto: ddp) Die Kriminellen seien mit Hilfe sogenannter Trojaner-Programme an Kontozugangsdaten und Transaktionsnummern gekommen, die sie für Überweisungen ins Ausland nutzten. Dabei hätten sie sich angeheuerter Finanzagenten bedient und im Ausland das Geld über ein kompliziertes System geschleust, so dass sie am Ende vermeintlich sauber gewaschenes Geld in Deutschland abheben konnten. Die Spionageprogramme waren an E-Mails angehängt, die vorgeblich von Firmen und Behörden stammen sollten. Selbst im Namen des BKA hatten die Täter ihre Mails verschickt. Lebensstil mit Luxusreisen Gegen neun der zehn Verdächtigen wurde Haftbefehl erlassen. Eine 33 Jahre alte Frau durfte unter Auflagen nach Hause und bei einem 1953 geborenen Mann lagen keine Haftgründe vor. Die sonstigen Verdächtigen im Alter zwischen 20 und 36 Jahren stammen aus Deutschland, Russland und der Ukraine. Mit dem erschwindelten Geld sollen sie einen aufwendigen Lebensstil mit Luxusreisen, dicken Autos und hochwertiger Unterhaltungselektronik finanziert haben. Die Ermittler beschlagnahmten Bargeld und Wertgegenstände. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft werden weitere Betrugstaten der Gruppe noch aufgedeckt. Das BKA hat nach eigenem Bekunden während der 18 Monate währenden Ermittlung eine Vielzahl weiterer Betrügereien verhindert. BKA-Präsident Jörg Ziercke nahm den Fall als Beleg für die ständige Professionalisierung von Computerkriminellen, mit denen Justiz und Polizei Schritt halten müssten. "Das Internet darf sich nicht zu einem rechtsfreien Raum entwickeln", erklärte der BKA-Chef.
Das BKA zerschlägt eine Bande von kriminellen Konto-Ausspähern. Die Beamten nahmen in mehreren deutschen Städten zehn mutmaßliche Täter fest.
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Microsoft - Mehr Krampf als Kampf
00/05/2010
Bei einem heißen Reifen steigt schon mal Rauch auf, ungewöhnlich ist es aber, wenn weiße Schwaden aus dem Lenkrad strömen. Ebenfalls ungünstig ist es, wenn daran gar kein Auto hängt, sondern die Xbox. 50 Usern ist das in der letzten Zeit mit dem Wireless Racing Wheel passiert. Die Folge: Microsoft musste das Steuerungsgerät zurückrufen. Auch die Konsole ärgert ihre Besitzer zurzeit mit verstärktem Werkstattbesuch: Ein Entwicklungsfehler in der Hardware der Xbox 360 kostet Microsoft voraussichtlich mehr als eine Milliarde US-Dollar. Detailansicht öffnen Soll für einen besseren Verkauf der Xbox sorgen: der Shooter Halo 3. (Foto: Foto: dpa) Die eigenen Entwicklungsfehler sind jedoch nur eine Front, an der Microsoft mittlerweile kämpft. Während Sony und vor allem Nintendo mit familienkompatiblen Spielen Erfolg haben, setzt Microsoft nach wie vor stark auf Shooter. Auf der Games Convention hatte Microsoft ein Riesenrad aufgebaut. Einlass war ab 18 und in den Kabinen durfte sich der geneigte Gamer schon einmal mit dem ab September erhältlichen martialischen Science-Fiction-Shooter Halo 3 vertraut machen. Das Trendthema "Casual Games" will Microsoft mit dem Angebot namens Arcade abdecken. Hier können sich Nutzer Retrospiele und einfache Brettspiele, beispielsweise Carcassone oder Siedler, für die Xbox herunterladen. Mit der Produktlinie "Games for Windows" und 16 neuen Spielen wie Age of Empires: Asian Dynasties oder Viva Pinata will man all die Kunden ansprechen, die sich trotz Preissenkung keine Xbox 360 kaufen wollen. Pünktlich zur Games Convention hatte Microsoft die Preise für die Xbox 360 Core gesenkt. Die Redmonder hoffen, mit der Aktion neue Kunden zu gewinnen und preisen das Modell schon mal als "perfekt für alle Einsteiger, Familien und Freizeitspieler" an. Die Preissenkung begründet das Unternehmen mit dem Produktzyklus, keinesfalls habe sie mit Absatzschwierigkeiten zu tun: "Die Konsole ist jetzt 18 Monate am Markt, dadurch wird die Produktion einfach preiswerter", sagte Xbox-Pressesprecher Felix Petzel zu sueddeutsche.de. Gleichzeitig mit der Vergünstigung für das Familienmodell bringt Micosoft eine High-End-Konsole auf den Markt. Die schwarzlackierte Xbox Elite hat eine 120 Gigabyte große Festplatte und kostet stolze 449 Euro. Zum Weihnachtsgeschäft gibt es dieses Modell in der "Halo 3 Special Edition" inklusive Sonderfarbe. Das so genannte Spartanergrün beißt sich zwar mit dem Grün des Tannenbaums, die Konsole sollte aber, so hofft Microsoft, dennoch darunter Platz finden. Ob der Weihnachtsmann sich tatsächlich dafür entscheidet, bleibt abzuwarten.
Microsoft schreibt mit seiner Spielesparte rote Zahlen. Daran werden auch die auf der Games Convention präsentierten Neuheiten nichts ändern.
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Windows 7 - Oberflächliches zum künftigen Windows
00/05/2010
Wenn Steve Ballmer und Bill Gates zusammen auftreten, hat das, was gesagt wird, in der Regel Gewicht. Die Erwartungen waren daher groß, als bekannt wurde, dass der operative Microsoft-Chef Ballmer und der legendäre Gründer Gates ein Fenster zur Zukunft ihres wichtigsten Produktes, Windows, öffnen würden. Aber das, was die beiden dann auf der Konferenz "D: All Things digital" der Zeitung Wall Street Journal in San Diego zeigten, führt nicht unbedingt zu jenem Wow-Effekt, den schon Vista trotz anderslautender Werbekampagne vermissen ließ. Detailansicht öffnen Bill Gates (links) und Steve Ballmer haben im Rahmen der Konferenz D: All Things digital in San Diego das neue Windows 7 vorgestellt. (Foto: Screenshot: http://d6.allthingsd.com) Das neue Betriebssystem mit dem schlichten Arbeitstitel Windows 7, das für 2010 geplant ist, werde eine mit mehreren Fingern zugleich bedienbare Oberfläche für berührungsempfindliche Bildschirme, sogenannte Touchscreens, enthalten, lautete die wichtigste Botschaft. Eine Technik also, die Microsoft bereits für ihren mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten Computertisch "Surface" entwickelt hat. Zu kaufen gibt es den aber bis dato lediglich für ausgewählte Firmenkunden. Ansonsten sagten die Microsoft-Granden vor allem, dass sie nichts sagen wollen. Es habe Vista geschadet, dass Fähigkeiten der Software angekündigt wurden, die es dann doch nicht ins endgültige Produkt geschafft hätten. Es ist sicher nicht falsch, dass die wichtigsten Neuerung von Vista unter der Oberfläche stecken. Es brachte aber keine für den Nutzer klar erkennbaren oder gar bahnbrechenden Verbesserungen. Um dieselben Aufgaben so gut wie unter dem Vorgänger XP zu erledigen, benötigt man jedoch einen besseren Computer. Man nimmt daher Vista in der Regel hin, wenn man sich ohnehin ein neues Gerät kauft. Gründe, die dafür sprechen, es auf einem älteren Gerät zu installieren, gibt es nur wenige, aber viele dagegen. Da wäre zum Beispiel der Ärger mit älteren Programmen, die unter Vista nicht mehr laufen. Einem neuen Windows soll ein solches Debakel möglichst erspart bleiben. Das und nicht so sehr ein angebliches Konkurrenzprodukt mit Touchscreen von Apple ist der Grund dafür, dass man sich diesmal bei dem Wenigen, das man bekannt gibt, eher auf die Oberfläche konzentriert. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Microsoft-Chefs Ballmer und Gates haben erste Bilder des neuen Windows 7 vorgestellt. Aber der Wow-Effekt blieb aus.
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"PC-Spiel: ""Germany's Next Topmodel Deluxe"" - Germany's Next Flopmodel"
00/05/2010
Dass Heidi Klum als Vermarktungsikone Nummer eins gilt, ist bekannt. Auch haben wir uns längst daran gewöhnt, jeden Donnerstagabend mit "Germany's Next Topmodel" (GNTM) eine Dauerwerbesendung einzuschalten. Und wenn die Merchandise-Maschinerie erst mal läuft, muss es selbstverständlich auch ein PC-Spiel zur Show geben. Doch die Neuauflage des GNTM-Games ist noch schwächer als der Vorgänger. Detailansicht öffnen Nicht von dieser Welt: Traumsequenzartig, mit nach oben gedrehten Augen, entledigt sich das Topmodel auf dem Laufsteg seiner Ethno-Kleidung. (Foto: Screenshot: GNTM Deluxe-Edition) Wobei die grundsätzliche Idee des Spiels gar nicht schlecht ist. Die Hauptperson ist diesmal kein Model, sondern eine Studentin an der "Germany's Next Topmodel"-Modeakademie - ein Mittel um GNTM etwas Intellekt einzuhauchen? Stella muss für ihre Abschlussprüfungen Mannequins in Form bringen, das heißt Einkleiden, Schminken, Lauftraining und Fotoshooting. Je erfolgreicher die Modelle abschneiden, desto besser ist Stellas Abschlussdiplom. So weit so gut. Doch wenn man das Spiel tatsächlich beginnt, erwartet einen nur eine Aneinanderreihung von Wiederholungen, unnötigen Hindernissen und seichten Rahmenhandlungen: Permanent-penetrant untermalt von einer monotonen Telefon-Warteschleifen-Musik halten die Models ihre ausdruckslosen Gesichter in den Schminkspiegel oder eiern über den Laufsteg. Durch die Gleichzeitigkeit von Tastenkombinationen und Mausbewegungen, die das Programm nicht synchron verarbeiten kann, ist ein bruchloser Wechsel von Gehen und Drehen nicht möglich. Ein weiteres Manko: Die Kameraperspektive wechselt ständig. Das erschwert die Links-rechts-Orientierung. Stimmt die Laufrichtung allerdings nicht, stürzt das Model vom Laufsteg und schlägt mit lautem Klatschen auf dem Boden auf - eventuell ein makaberer Scherz der Programmierer? Ein weitere Fehler: Stellt man auf hohe Bildqualität, stolziert das Model plötzlich hüllenlos über den Catwalk? Bei einem ohne Altersbeschränkung freigegebenen Spiel wirkt das etwas befremdlich. Die Grafik-Verarbeitung ist so langsam, dass jedes Betreten eines neuen Raumes eine sekundenlange Ladepause beansprucht. Was Power-Queen Heidi Klum wohl dazu sagen würde? Wahrscheinlich: "Das ist nicht professionell." Nichts in der Deluxe-Edition hält das Niveau der hochprofessionellen GNTM-Show. Von vertikalem Catwalk, bei dem die Models möglichst galant eine Hauswand hinunterspazieren müssen, und Baywatch-Shootings kann man beim PC-Spiel nur träumen. Hier müssen sich die Models mit Ethno-Look oder Streetware begnügen, haben kantige Gesichter, kennen nur drei Foto-Posen und sehen so gar nicht nach dem Zeitalter der Animationsfilme aus. Vor sechs oder sieben Jahren wäre eine solche 3-D-Grafik vielleicht noch in Ordnung gewesen, im Jahr 2008 wirkt die Deluxe-Edition wie ein angestaubtes Retrospiel. Im Abenteuer-Modus des Spiels wechseln sich Phasen des Trainings mit animierten "Live"-Sequenzen ab. Hier muss sich Modeschülerin Stella mit ihren fiesen Mitstudenten Elena und Martin herumärgern, die ihr falsche Tipps geben, um sie aus dem Wettbewerb zu kegeln. Sie muss Kritik von Schulleiterin Saidenfels einstecken und sich beim ergrauten Modedesigner MacAlister - einer Art bärtigem Giorgio Armani mit Großvater-Charme - in der Bibliothek Rat holen und irgendwie herausknobeln, welcher mysteriöse Fremde die Akademie ruinieren will. Auf der nächsten Seite lesen Sie, welche interessanten Features das Spiel doch noch bietet.
Heidi Klums Model-Show lockt mit Drama und Glamour. Das PC-Spiel überrascht dagegen mit geräuschvollen Laufsteg-Unfällen und unfreiwillig hüllenlosen Mädchen.
https://www.sueddeutsche.de/digital/firefox-3-torte-fuer-den-fuchs-1.217932
digital
Firefox 3 - Torte für den Fuchs
00/05/2010
Nach dem erfolgreichen Start des neuen Internet-Browsers "Firefox 3" sind dessen Entwickler zuversichtlich, ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen zu werden. Sogar vom Rivalen Microsoft gab es Gratulationen: Wie die Entwicklergemeinde um die Mozilla Org. berichtet, sei eine große Glückwunsch-Torte von den Microsoft-Entwicklern des Internet Explorer eingetroffen. Am Donnerstag verzeichnete das Team knapp 11 Millionen Downloads der Software. Innerhalb der ersten 24 Stunden seit Veröffentlichung am vergangenen Dienstag habe man über acht Millionen Zugriffe gezählt, teilte Mozilla mit. Zunächst müssten die Zahlen noch von Mozilla selbst verifiziert und von Vertretern des Guinness World Records bestätigt werden. Auch wenn es eine solche Auszeichnung für einen Rekord an Downloads innerhalb 24 Stunden noch überhaupt nicht gebe, habe man keine Zweifel, entsprechend geehrt zu werden. Mozilla steht mit seinem Firefox in unmittelbarer Konkurrenz zum Marktführer Microsoft. Nach jüngsten Zahlen dominiert der Redmonder Softwarekonzern mit einem Anteil von 74 Prozent den Markt. Vor rund vier Jahren war Mozilla mit dem ersten Firefox an den Start gegangen, der anders als Microsofts Internet Explorer auf Open-Source-Software basiert. Trotz der beherrschenden Stellung von Microsoft hat es Firefox inzwischen auf einen Marktanteil von 18 Prozent gebracht, Tendenz steigend. Kollegiale Gesten von Microsoft wie Glückwunsch-Torten wären noch in den 90er Jahren undenkbar gewesen. Im heftigen Kampf mit dem früheren Marktführer Netscape hätten die rivalisierenden Entwicklerteams eher vor den Toren des Erzfeindes ihre Duftmarken mit riesigen Statuen, Logos und Spray-Aktionen gesetzt. Der freundliche Umgangston mit den Firefox-Entwickler sei allerdings nicht ganz neu, hieß es von Mozilla. Die erste Torte aus Redmond hätten die Programmierer bereits für den Firefox 2 bekommen.
Die Konkurrenz zeigt sich generös: Zum Download-Weltrekord des Firefox 3 schickte Microsoft eine Glückwunsch-Torte an Mozilla.
https://www.sueddeutsche.de/digital/yahoo-vs-flickr-lieber-mama-lieber-papa-1.217627
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Yahoo vs. Flickr - Lieber Mama, lieber Papa
00/05/2010
Der eine Kündigungsgrund hört auf den Namen Sonnet und feiert bald ersten Geburtstag. Die glücklichen Eltern Caterina Fake und Stewart Butterfield geben ihrer Tochter wegen ihren Job auf - zumindest offiziell. Fake und Butterfield haben den Online-Bilderdienst Flickr gegründet und seit der Übernahme ihrer Firma für das Internetportal Yahoo gearbeitet. Die Tochter wird daher nicht der einzige Grund für die Kündigung sein. Der andere: Entfremdung. Die beiden Gründer sind die jüngsten auf einer langen Liste von Abgängen im Spitzenmanagement des schwächelnden Internetpioniers Yahoo. In seinem bizarren Kündigungsschreiben erklärt Butterfield, warum er Yahoo für ein Unternehmen einer vergangenen Zeit hält. Der Lebensweg des ersten Kündigungsgrundes Sonnet lässt sich im Internet verfolgen, Bild für Bild. Anderthalb Minuten nach ihrer Geburt hat der Vater das erste Foto geschossen. Die ersten 30 Sekunden ihres Lebens hat die Kleine nicht geatmet. Auf dem Bild ist sie deshalb mit einer Atemmaske zu sehen - für die gesamte Welt. Auf der Internetseite Flickr ist sie eines von Zigtausenden Babys, das die Eltern Verwandten, Freunden oder Kollegen vorzeigen wollen. Derzeit werden mehr als 3000 Bilder mit allen möglichen Motiven auf die Seite geladen - jede Minute. Zwei Milliarden Fotos waren es im November. Doch Butterfield ist nicht irgendein Fotograf. Bevor er seiner Frau einen Heiratsantrag gemacht hat, schlug er ihr vor, ein Unternehmen zu gründen: Sie starteten gemeinsam mit der Idee zu Flickr. Fake und Butterfield entwickelten zu der Zeit, als die Blase um junge Internetfirmen an der Börse schon geplatzt war, gemeinsam ein Computerspiel. Es sollte sich ums Handeln, Kaufen und Verkaufen und das Zusammenspiel von Menschen über das Internet drehen. Die Idee zu Flickr, so erzählen sie, kam beiden auf einer Reise. Er wurde krank und konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Als sie am nächsten Morgen aufstand, sollen seine Worte gewesen sein: "Ich habe eine tolle Idee. Lass uns eine Internetseite zum Tausch von Fotos machen." Die Software dafür lag schon bereit: Fake und Butterfield nahmen das halbfertige Spieleprogramm und ersetzten alles, was einmal gehandelt werden sollte, durch digitale Bilder. Module wie der Austausch von Kurznachrichten zwischen den Nutzern waren auch schon programmiert. Nach drei Monaten Entwicklungszeit ging Flickr im Februar 2004 ins Netz.
Die Flickr-Gründer Caterina Fake und Stewart Butterfield verlassen den Mutterkonzern Yahoo. Wegen eines Babys, aber nicht nur.
https://www.sueddeutsche.de/digital/neuer-musikdienst-angriff-auf-itunes-1.217482
digital
Neuer Musikdienst - Angriff auf iTunes
00/05/2010
Der digitale US-Musikdienst Rhapsody hat einen Angriff auf den Rivalen iTunes des Marktführers Apple angekündigt. In Zusammenarbeit mit Yahoo und Verizon Wireless will das Unternehmen Lieder im MP3-Format zum Download anbieten. Geflankt werde der Vorstoß von einer 50-Millionen-Dollar-Marketingkampagne, teilte Rhapsody am Montag mit. Bislang hatte sich die Tochter von Real Networks und Viacoms MTV-Sparte auf unbegrenztes Streaming - Direktübertragungen im Internet - spezialisiert. Kunden hätten so jedoch nicht die Musik auf ihrem Apple iPod mitnehmen können, sagte Rhapsody Vize-Präsident Neil Smith. "Wir konkurrieren nicht mehr gegen den iPod" erklärte er die neue Strategie. "Wir haben uns ihm verschrieben." Apple hält in den USA mit iTunes 70 Prozent des Marktes für digitale Musik. Der Online-Laden ist inzwischen der größte Musik-Einzelhändler des Landes und hat seit seiner Einführung 2003 mehr als fünf Milliarden Stücke verkauft. Mehrere Unternehmen, darunter Napster, Wal-Mart und Amazon.com, haben eigene Online-Läden aufgebaut. Sie haben aber zu Apple bislang nicht aufschließen können.
Real Networks und MTV wollen Apple Konkurrenz machen: Der gemeinsame Musikdienst Rhapsody verkauft MP3-Files für den iPod.