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https://www.sueddeutsche.de/sport/vfb-reisst-seine-sorgenkinder-mit-warten-auf-ludo-1.926546
sport
VfB reißt seine Sorgenkinder mit - Warten auf Ludo
00/05/2010
Ronaldinho kam immer noch nicht. Es dauerte und dauerte, die Journalisten wurden immer nervöser. Sie balgten sich um die besten Plätze, und einer, der einen besonders guten Platz hatte, rief plötzlich: "Er kommt!" Er kam wirklich, ein ganz normaler Mensch, die Sporttasche geschultert. "Wartet Ihr auf mich?" fragte er in fast akzentfreiem Deutsch, und das war ebenso verwunderlich wie die Tatsache, dass er gar nicht wie Ronaldinho aussah. Ronaldinho aus der Schweiz Er sah eher aus wie Ludovic Magnin, der Linksverteidiger des VfB Stuttgart, der eigentlich längst nicht mehr der Linksverteidiger des VfB Stuttgart sein sollte. Zweimal war er schon fast verkauft in dieser Saison, im Sommer zum AS Rom, im Winter zu Betis Sevilla, aber als sich die Transferfenster schlossen, war Ludovic Magnin, genannt Ludo, immer noch da. Es ist in Stuttgart noch nicht oft vorgekommen, dass sich die Journalisten um einen Schweizer Abwehrspieler drängeln, als wäre er ein brasilianischer Weltstar. An diesem Tag aber war einiges durcheinandergeraten, unter anderem war es so, dass Magnin das 1:0 von Hilbert (3.) mit einer scharfen, flachen Effetflanke vorbereitete, auf die Ronaldinho ebenso stolz gewesen wäre wie auf diesen kunstvollen Effetschuss zum 3:1 (33.), den der Linksbeiner Magnin mit rechts vom linken Strafraumeck abfeuerte. Durch nichts zu kränken In der Wahl zum schönsten Tor des Tages hatten sich beide Tore aber enormer innerbetrieblicher Konkurrenz zu erwehren: So darf sich Mario Gomez' 2:0 (14.) nach einer Prachtkombination über Hilbert und Cacau ebenso Chancen ausrechnen wie Marco Strellers 4:1 (86.) nach spektakulärer Vorarbeit von Gomez. Der VfB ist im Moment durch nichts zu kränken, nicht einmal durch Länderspiele der Schweiz. "Dieses Spiel ärgert mich immer noch", sagte Magnin, der praktischerweise Clemens Fritz wiedertraf und diesen so schwindlig spielte, wie der ihn am Mittwoch beim 3:1-Sieg der Deutschen schwindlig gespielt hatte. Der VfB ist gerade so begeistert von sich und seinem Spiel, dass er seine Sorgenkinder einfach mitreißt. Es wird wieder vom Titel geträumt Magnin, 27, hat ja eine sehr unauffällige Vorrunde hinter sich, meist saß er auf der Bank, und wenn er spielte, preschte er mit Riesenschritten seine Seite entlang und schoss Flanken hinters Tor. Nun platzt er fast vor Tatendrang, aber es ist ein Tatendrang, der Ziel und Richtung kennt, und so ist Magnin die stellvertretende Figur für einen VfB, dem zurzeit ein Fußball gelingt, der gleichermaßen geordnet und abenteuerlustig ist. Auch Timo Hildebrand hat sich nicht wehren können gegen den Stuttgarter Lauf, er hat sich zur besten Torwartleistung der Saison inspirieren lassen und später stolz "über die Schlüsselszene des Spiels" referiert. Beim Stand von 3:1 ist ihm bei Tim Borowskis Schuss aus Kurzdistanz eine so unwirkliche Parade unterlaufen (70.), dass er sich hinterher traute, auch jene Träume auszusprechen, die sonst keiner ausspricht. Ob man jetzt an mehr denken könne, an den Titel oder gar - psst! - ans Double? Manager Horst Heldt lehnt Aussagen dazu strikt ab, womit er seinen Torwart aber nicht täuschen kann. "Er sagt nichts, weil er weiß, was ihr Medien draus macht", sagte Hildebrand und grinste. Dann ging er, aber die Journalisten blieben noch. Sie warteten auf Ludovic Magnin.
Die Verwandlung: Ludovic Magnin zeigt sich von seiner brasilianischen Seite und euophorisiert sein Team - und die Journaille.
https://www.sueddeutsche.de/sport/anne-kathrin-elbe-weil-es-richtig-war-1.927288
sport
Anne-Kathrin Elbe - Weil es richtig war
00/05/2010
Anne-Kathrin Elbe, die Hürdensprinterin, hat sich da noch so einen kleinen Ärger aufbewahrt aus dieser Saison, die längst zu Ende und in Analysen verarbeitet ist. Detailansicht öffnen Anne Kathrin Elbe bei ihrer Ankunft im Amtsgericht in Magdeburg am 9. Januar 2006. (Foto: Foto: AP) So einen Sportlerärger, der eher ein Symptom für ihren Ehrgeiz ist als eine echte Verbitterung. Von tausend Starts geht vielleicht einer mal daneben, sagt sie, "und dann im Halbfinale der U-20-WM". Himmel. Hätte das nicht bei einem Abendsportfest passieren können: Dass sie die Nerven nicht bewahren konnte und zu langsam aus den Blöcken kam? Klar, sie war nicht ganz gesund, wie die meisten im deutschen Team, die in China Magen-Darm-Probleme hatten. Aber das war's nicht, sagt Anne-Kathrin Elbe, 19: "Weil ich selber schuld bin." Und damit ist die Saison nur noch "durchwachsen" gewesen für sie, obwohl sie sich doch ordentlich aus der Affäre gezogen hat mit neuen Bestzeiten und Titeln, gerade in der Hallensaison, als der Doping-Prozess gegen ihren früheren Trainer Thomas Springstein lief, in dem sie die Hauptzeugin war. Tabletten als Sportschülerin Das reicht natürlich nicht, um Sportlerin des Jahres zu werden, und wenn der Hochadel des deutschen Sports am Sonntag in Baden-Baden die Wahlergebnisse zu Deutschlands größtem Athleten feiert, wird das mit Anne-Kathrin Elbe wenig zu tun haben. Trotzdem hätte sie es verdient. Immerhin, sie hat ein paar Stimmen bekommen, was zumindest ein dezenter Hinweis auf die Verdienste ist, die sie sich erworben hat, als sie ihrem Bundestrainer Thomas Kremer etwas zeigte: Tabletten, die sie als Magdeburger Sportschülerin von Springstein bekommen hatte. Sie stellten sich als Dopingmittel mit dem Wirkstoff Testosteron-Undecanoat heraus und veranlassten den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) dazu, Springstein anzuzeigen. DLV-Präsident Clemens Prokop hat Anne-Kathrin Elbes Aussage ein "Jahrhundertereignis" genannt. Fürs nächste Jahr plant er, ihr zu Ehren einen Fairplay-Preis auszuloben. Der Fall Springstein ist mehr als ein Urteil Er weiß um den Wert ihrer Aussage, sie hat eine Antidoping-Offensive des DLV ermöglicht, die weit über die Grenzen der Sportgerichtsbarkeit hinausweist: Als Springstein im März wegen Minderjährigen-Dopings zu 16 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war, beantragte Prokop die Prozessakten. Mit den Erkenntnissen daraus zeigte er den Athleten-Manager und mutmaßlichen Doping-Netzwerker Jos Hermens an und leitete ein Dopingverfahren gegen die früheren Springstein-Athleten Nils Schumann und Grit Breuer ein. Längst ist der Fall Springstein mehr als nur ein Urteil. Befürworter eines Antidopinggesetzes, das dopende Sportler zur Verantwortung zieht, haben mit Interesse verfolgt, wie die Staatsanwaltschaft Hinweise aus dem Prozess auf Gendoping und Netzwerke ungenutzt ließ, weil ihr der strafrechtliche Rahmen fehlte.
Die eigentliche Sportlerin des Jahres: Anne-Kathrin Elbe verarbeitet die Turbulenzen ihrer Doping-Aussage gegen Trainer Springstein.
https://www.sueddeutsche.de/sport/g14-krieg-in-der-familie-1.885912
sport
G14 - Krieg in der Familie
00/05/2010
Zuletzt ist Joseph S. Blatter immer tiefer in sein Arsenal der Kampf-Rhetorik hinabgestiegen. Am Anfang wurden nur "die Messer gewetzt", dann fiel "eine Bombe", und nun ist die Situation eskaliert, da Blatter zu Wochenbeginn verkündete: "Wenn sie wollen, können sie einen Weltkrieg haben." Detailansicht öffnen Die Champions League als geschlossene Gesellschaft? Fifa-Chef Joseph Blatter findet die Idee der G14 garnicht gut. (Foto: Foto: AFP) Da ist ihm die Rhetorik doch aus dem Ruder und gegen die eigenen Interessen gelaufen, denn Weltkriege finden zwischen Mächten statt, und das ist genau jener Status, den Blatter den Aufständischen, einer Gruppe mit dem Kürzel G14, niemals zuerkennen will. Womöglich kramt er aus seinem Arsenal bald den Begriff "terroristische Vereinigung" hervor, der passt besser, da die G14 eine Verbindung im Rechtsrahmen des von Blatter befehligten Fußball-Weltverbandes Fifa ist. "Blatter ist ein glänzender PR-Mann. Er versucht, wenn man in seiner Sprache bleiben will, die Geschütze gegen die reichen Klubs zu richten", sagt Karl-Heinz Rummenigge, verbunden mit der Frage: "Welcher Klub ist denn überhaupt noch reich, welcher arbeitet profitabel?" PR-Desaster gegen PR-Mann Der FC Bayern, dessen Vorstandschef Rummenigge ist, zählt zu den wenigen schuldenfreien Vereinen, und deshalb richtet sich so mancher Speer aus Blatters Arsenal auch gegen den deutschen Meister. Zumal die Münchner weiterhin eine starke Stimme in der G14 sind, auch wenn sich sportliche Limitierungen jüngst beim Achtelfinal-K.o in der Champions League gegen den AC Mailand offenbarten. Die G14 ist die Interessenvertretung von mittlerweile 18 europäischen Spitzenklubs (inklusive der Gründungsmitglieder Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen), und diese Gruppe hat in ihrem weit verästelten Konflikt mit der Fifa und Europas Fußball-Verband Uefa, der schon mehrere Gerichte beschäftigt, soeben gegen den PR-Mann Blatter ein PR-Desaster erlebt. Das Desaster wurde Mitte März eingeleitet durch ein "G14 Vision Europe" betiteltes Thesenpapier, das die Londoner Tageszeitung Guardian veröffentlichte. Ein von den Vereinen gesteuertes Rechtsgebilde könne künftig die noch unter Uefa-Hoheit stehende Champions League organisieren, hieß es. "Sich nur die Rosinen herauszupicken, geht doch nicht." Zudem konnte herausgelesen werden, es solle eine geschlossene Liga nach US-Vorbild entwickelt werden, verbunden mit der Abschaffung der Qualifikation und damit des sportlichen Risikos für die Spitzenklubs. Steiler konnte die Vorlage nicht sein, die kurz darauf auf dem Uefa-Kongress in Budapest direkt verwandelt und in eine einstimmige Resolution umgesetzt wurde: "Die Uefa stellt sich keinem in den Weg, der die Fußball-Familie verlassen will, weil er unsere sportlichen Werte nicht teilt... Sich nur die Rosinen herauszupicken, geht doch nicht." Bayern-Chef Rummenigge würde das Papier wohl am liebsten im hauseigenen Schredder versenken, denn selbst wenn es nur eine Maximalforderung war, die da formuliert wurde, ist der Imageschaden gewaltig. Die G14-Klubs stehen wieder als Gierschlunde und Separatisten da, was das Erreichen ihrer politischen Ziele erschwert, von denen Rummenigge nur für den FC Bayern zwei als vorrangig bezeichnet: a) die Wiedereinführung einer Zwischenrunde in der Champions League und b) die Klärung der Frage, ob die Nationalspieler von den Vereinen für Länderspiele und die großen Turniere kostenfrei zur Verfügung gestellt werden müssen, wie es die Fifa-Regularien verlangen.
Scharfe Rhetorik, verschärfte Prozesslust: Der Kampf der Großklubs mit Fifa und Uefa um die Verteilung der Fußball-Milliarden eskaliert.
https://www.sueddeutsche.de/sport/eiskunstlauf-em-joubert-jubelt-1.925500
sport
Eiskunstlauf-EM - Joubert jubelt
00/05/2010
Ein fitgespritzter Stefan Lindemann hat bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Warschau einen Tag nach dem miserablen Kurzprogramm seine sportliche Talfahrt vorerst stoppen können. Geplagt von heftigen Rückenbeschwerden kämpfte sich der sechsmalige deutsche Meister in der Kür noch vom 17. auf den elften Platz vor und gab mit 176,17 Punkten dem Berliner EM-Neuling Philipp Tischendorf knapp das Nachsehen. Der deutsche Vize-Meister kam mit 162,94 Zählern vor 3500 Zuschauern auf Rang 15. Detailansicht öffnen Europameister im Eiskunstlauf: Brian Joubert (Foto: Foto: AFP) Die Goldmedaille ging zum zweiten Mal nach 2004 an Brian Joubert. Der 22 Jahre alte Olympia-Sechste aus Frankreich gewann mit einer souveränen Kür und 227,12 Punkten hochüberlegen vor dem nach dem Kurzprogramm noch führenden Tschechen Tomas Verner (212, 69), Rang drei ging an den Belgier Kevin van der Perren (204,85). Titelverteidiger und Olympiasieger Jewgeni Pluschenko aus Russland hat mittlerweile seine Laufbahn beendet, der Schweizer Weltmeister Stephane Lambiel verzichtete wegen Motivationsproblemen auf einen Start in der polnischen Hauptstadt. Ausdrucksstark, aber nicht fehlerfrei Obwohl Lindemann von der europäischen Spitze noch ein gutes Stück entfernt ist, wertete der Zeitsoldat die EM im Torwar-Eispalast als Schritt in die richtige Richtung. ,,Wegen des Rückens habe ich schon an Aufgabe gedacht, bin nun aber doch froh, dass ich mich durchgebissen habe'', sagte der 26-Jährige, der für sein Durchhaltevermögen mit der Qualikation für die Welttitelkämpfe Ende März in Tokio belohnt wurde. Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, blieben die Probleme Lindemann mit dem dreifachen Axel nicht verborgen, dennoch sah auch er einen Aufwärtstrend bei dem ehemaligen WM-Dritten, der im Herbst mehrere Wochen wegen einer langwierigen Virusinfektion mit dem Training hatte aussetzen müssen: ,,Der Weg zurück an die Weltspitze ist noch weit, aber Warschau war ein erster Schritt nach vorne.'' Mit einem ausdrucksstarken, aber nicht fehlerfreien Tango hatten bereits am Nachmittag die deutschen Meister Nelli Ziganschina und Alexander Gazsi (Chemnitz/Berlin) ihren 16. Platz (64,00) in der Eistanz-Konkurrenz behauptet. ,,Wir hatten einen Wackler bei der parallelen Schrittfolge. Das war ärgerlich und hat Punkte gekostet'', sagte Gazsi, der mit seiner russischen Partnerin in Moskau trainiert. Vorsprung ausgebaut Sowohl der 22-Jährige als auch Ziganschina mussten allerdings ihren Tango mit einer Handverletzung bestreiten. Gazsi laboriert seit Tagen an einer Kapselverletzung der rechten Hand, die regelmäßig gespritzt werden muss. Die 19-Jährige zog sich an der linken Hand kurz nach Beginn des Programms eine Schnittwunde zu und verließ das Eis mit einer blutig verschmierten Hand. An der Spitze tanzen Isabelle Delobel und Olivier Schoenfelder ihrem ersten europäischen Titel entgegen. Die Franzosen bauten im Originaltanz ihren Vorsprung aus der Pflicht weiter aus und führen mit 100,28 Punkten vor den ehemaligen Junioren-Weltmeistern Oksana Domnina und Maxim Schabalin aus Russland (95,12). Kaum noch Siegchancen haben die drittplatzierten bulgarischen Weltmeister Albena Denkowa und Maxim Stawiski (95,12). Die europäischen Titelkämpfe werden am Freitag (12.15 Uhr) mit dem Kurzprogramm der Damen fortgesetzt.
Brian Joubert aus Frankreich ist Europameister im Eiskunstlauf. Der fitgesprizte Deutsche Lindemann kämpfte sich auf Rang elf.
https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-doch-nur-ein-mensch-und-keine-maschine-1.926762
sport
Doping - Doch nur ein Mensch und keine Maschine
00/05/2010
Die Sonne schien über den Champs Élysées, als Helfer hastig das Siegerpodest auf den Pariser Prachtboulevard schoben. Hier, auf Höhe des Grand Palais, der Nationalgalerie am Place Clemenceau, entstehen am Schlusstag der Tour de France jene schönen Bilder, auf denen der Gewinner des schwersten Radrennens der Welt zu sehen ist, zusammen mit dem Arc de Triomphe am Horizont. Detailansicht öffnen Lance Armstrong - vom Radsport-Mythos zum Doping-Fall (Foto: Foto: dpa) Lance Armstrong ist dieses Bild vertraut, siebenmal hat der Amerikaner das Spektakel gewonnen, wohl kein Mensch wird das jemals wiederholen können. Doch von Armstrong heißt es ja ohnehin, er sei kein Mensch. Sondern eine Maschine. Die Maschine aus Fleisch, Wasser und Blut steigt im Juli 2005 ein letztes Mal auf das gelbe Siegerpodest, sie trägt erneut das Maillot Jaune, das berühmte Gelbe Trikot. Wieder hat Armstrong spielend alle Gegner fertig gemacht, und nun beendet er seine Karriere als vermeintlich großartigster Radsportler aller Zeiten. Er hat seine drei Kinder dabei, die beiden Mädchen tragen gelbe Kleider, am Ende der Zeremonie lässt sich der Daddy ein Mikrofon reichen. Armstrong hält eine Rede, kein Toursieger hat das jemals getan, doch aus den Lautsprechern dringen zum Adieu keine persönlichen Worte eines gerührten Champions, sondern Sätze, die wie eine letzte Abrechnung klingen. "Mir tun die Leid, die nicht an Wunder glauben können und nicht an den Radsport", sagt er. "Dabei ist dieses Rennen die Hölle, ich bitte euch: Vertraut diesen Fahrern." Die Bombe im Kühlschrank Gut einen Monat ist das nun her, und am Montag haben Armstrong seine seltsamen Abschiedsworte eingeholt. Viele haben ja in all den Jahren am Seriensieger aus Austin, Texas, gezweifelt, sie misstrauten ihm und hielten ihn nur für den Weltmeister der Betrüger. Doch an Lance Armstrong waren stets alle Dopingverdächtigungen abgeprallt, obwohl die Vorwürfe zuletzt immer konkreter geworden waren. Meist ließ er seine Ankläger zurück wie die matte Konkurrenz auf einer Schlacht in Frankreichs Bergwelt. Doch jetzt steht Lance Armstrong, 33, tatsächlich als größter Schurke des Sports da. Als Blender. "Die Armstrong-Lüge", hat Frankreichs renommierte Sportzeitung L'Équipe an diesem Dienstag getitelt. Denn die Maschine ist wohl doch nicht allein mit Fleisch, Wasser und Blut in Betrieb gewesen. Lance Armstrong hat offenbar gedopt. Die Wissenschaftler des französischen Dopinglabors in Châtenay-Malabry lassen jedenfalls keinen Zweifel, dass Armstrong bei seinem ersten Toursieg 1999 mit der Modedroge seines Metiers unterwegs gewesen ist. Sie haben im vergangenen Sommer im Rahmen wissenschaftlicher Forschungsarbeiten Urinproben untersucht, die fünf Jahre im Kühlfach gelagert waren. In zwölf Proben wiesen sie Spuren des synthetischen Blutdopingmittels Erythropoetin (kurz: Epo) nach; Epo ist eine Art Blutbeschleuniger, der die Sauerstoffaufnahme verbessert. Anhand von Kontrollnummern konnten sechs Positivtests Armstrong zugeordnet werden. Dem Sport droht damit der größte Skandal seit der Entlarvung des kanadischen Sprinters Ben Johnson 1988.
Mit viel Verspätung ist der siebenmalige Tour-Sieger Lance Armstrong als Epo-Sünder enttarnt, und eine hollywoodreife Heldengeschichte gerät zum Schurkenstück.
https://www.sueddeutsche.de/sport/dirk-nowitzki-staatsanwaltschaft-erhebt-anklage-gegen-mentor-1.927664
sport
Dirk Nowitzki - Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Mentor
00/05/2010
Dem Mentor des NBA-Stars wird Steuerhinterziehung vorgeworfen, teilte der Leiter der Staatsanwaltschaft Hof, Gerhard Schmitt, am Mittwoch mit. Über die Höhe der angeblich hinterzogenen Steuern wollte er unter Verweis auf das Steuergeheimnis aber keine Angaben machen. Geschwindner hatte im vergangenen Jahr mehr als einen Monat lang in Untersuchungshaft gesessen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Sommer 2005 erklärt, Geschwindner habe an Nowitzkis Erfolg in den USA partizipiert, die Einnahmen aber nicht versteuert. Der Anwalt Geschwindners, Dieter Hoffmann, hatte damals allerdings erklärt, es sei nicht um einen Millionenbetrag, sondern nur um 300 000 Euro gegangen. "Und auch da handelt es sich unserer Auffassung nach nicht um Geld, das Holger Geschwindner zu versteuern gehabt hätte", sagte Hoffmann damals. Nowitzkis großer Förderer Das Verfahren soll laut Schmitt vor dem Steuerschöffengericht in Hof verhandelt werden. Geschwindner saß im vergangenen Jahr vom 19. Juli bis 24. August wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Nowitzki hatte deshalb seine EM-Teilnahme in Frage gestellt. Der heute 60-jährige Geschwindner spielte mehr als 150 Mal in der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Er wurde vier Mal deutscher Meister und war 1972 Kapitän der deutschen Olympia-Mannschaft. 1995 wurde Geschwindner in Würzburg auf Dirk Nowitzki aufmerksam und förderte ihn. Nowitzki scheint die Anklage nur wenig zu belasten: Im Rennen um den ersten Platz der Western Conference in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA bleibt er mit seinen Dallas Mavericks den San Antonio Spurs auf den Fersen. Die Texaner besiegten am Dienstag (Ortszeit) die Sacramento Kings mit 127:101 und feierten damit nach ihrer Minikrise von drei Niederlagen den zweiten Sieg in Serie. Allerdings gewannen auch die Spurs (58 Siege/16 Niederlagen) ihre Partie bei den Utah Jazz mit 95:86 und haben damit weiter zwei Siege mehr auf dem Konto als die Mavericks (56/19). Nets bleiben Mannschaft der Stunde Den Grundstein für den Erfolg legte Dallas in der Offensive. 127 Punkte und eine Trefferquote von 61,3 Prozent bedeuteten ausgerechnet gegen die defensivstarken Kings die beste Offensivleistung in der laufenden Saison. Nowitzki war mit 29 Punkten erneut erfolgreichster Werfer seiner Mannschaft. Zudem steuerte der Würzburger sieben Rebounds zum 56. Saisonsieg bei. Neben dem 27-Jährigen waren Josh Howard (23 Zähler) und Jason Terry (18) die besten Werfer bei den Mavericks. Topscorer der Partei war allerdings Sacramentos Bonzi Wells mit 30 Punkten. "Wir waren heute sehr aggressiv. Zudem ist die Rückkehr von Josh Howard sehr wichtig für uns", sagte Nowitzki nach der Begegnung. Mannschaft der Stunde in der NBA bleiben die New Jersey Nets. Gegen Atlanta gewannen die Nets mit 96:94 und feierten den 13. Sieg in Serie. Damit stellte New Jersey die bislang längste Erfolgsserie der Saison von den Dallas Mavericks ein. Zudem sicherten sich die Nets, bei denen Vince Carter mit 27 Punkten bester Werfer war, zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren den Titel in der Atlantic Division. New Jersey profitierte dabei auch von der 91:124-Niederlage der Philadelphia 76ers bei den Cleveland Caveliers, für die LeBron Jones 37 Punkte warf. Erfolgreichste Mannschaft der NBA bleiben die Detroit Pistons, die beim 101:93-Erfolg gegen New Orleans ihren 60. Saisonsieg feierten.
Die Staatsanwaltschaft Hof hat gegen den Entdecker von Basketball-Star Dirk Nowitzki, Holger Geschwindner, Anklage erhoben.
https://www.sueddeutsche.de/sport/stasi-kontakte-die-vergangenheit-schlaegt-zurueck-1.908637
sport
Stasi-Kontakte - Die Vergangenheit schlägt zurück
00/05/2010
Dünn bedrucktes Papier ging um im Presseraum des Münchner Olympiastadions, und darauf fanden sich die Namen, die bei Olympia in Turin der deutsche Sport sein werden. Gerade war die letzte Nominierungssitzung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zu Ende gegangen, Generalsekretär Bernhard Schwank und Präsident Klaus Steinbach präsentierten die neuesten Ergebnisse, und sie durften sich sicher sein, dass sie mit ihrer Verkündigung ein paar Männer und Frauen glücklich machten. Detailansicht öffnen Eiskunstlauftrainer Ingo Steuer (re.) jubelt mit seinen Chemnitzer Schützlingen Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy im Januar 2006 (Foto: Foto: AP) Vor allem vier Sportler, die als so genannte Einzelfallentscheidungen aus Anerkennung ihrer Jugend und teilweiser Normerfüllung sozusagen gnadenhalber Aufnahme gefunden hatten ins deutsche Olympia-Team: die Snowboarderin Anna-Lena Zuck, 17, Alpin-Skifahrer Felix Neureuther, 21, Eisschnellläuferin Judith Hesse, 23, und Ski-Freestyler Christoph Stark, 25. 162 Deutsche werden insgesamt in Turin starten, vielleicht sogar 164, falls die Skifahrer Isabelle Huber und Andreas Ertl bei den Weltcups am Wochenende die Nominierungskriterien erfüllen, so viele wie noch nie jedenfalls. Und doch interessierte bald weniger, wer dabei sein darf bei den Spielen. Sondern vor allem, wer nicht dabei sein darf. Henry Glaß weicht freiwillig Das Präsidium hatte nämlich auch ein bisschen aktive Vergangenheitsbewältigung betrieben, eine Disziplin also, in welcher der deutsche Sport gerade nach der Wende nicht nur geglänzt hat. Drei Trainer oder Betreuer hatten die NOK-Funktionäre wegen ihrer Tätigkeit als Inoffizielle Mitarbeiter für die Staatssicherheit in der DDR ausgemustert, nach eingehender Prüfung und unter Mithilfe der so genannten Birthler-Behörde, die eigentlich Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR heißt. Schwank und Steinbach wollten nicht sagen, wer die Verbannten sind, sie wollten nicht einmal genau Auskunft darüber geben, was den Betroffenen zur Last gelegt wird. Aber bald nach ihrem Auftritt kursierten Namen und ein Dementi. Die Zeitung Die Welt vermeldete, bei dem Trio handle es sich um den Eiskunstlauf-Trainer Ingo Steuer sowie die Assistenztrainer Henry Glaß (Skisprung) und Harald Böse (Biathlon). Kurz darauf berichtigte der Deutsche Skiverband (DSV): Harald Böse werde in Turin nicht fehlen. Das ist kein geringes Problem für einen Verband, wenn ihm so kurz vor dem Höhepunkt ein Trainer wegbricht. Glaß, schon drei Mal bei Olympia im Einsatz, ist einer von zwei Assistenten des Skisprung-Bundestrainers Peter Rohwein, Ersatz ist nicht so leicht zu finden. Ingo Steuer hatte die Medaillenkandidaten Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy unter sich. Und wenn man herumtelefonierte, um bei den Verbänden in Erfahrung zu bringen, wer wirklich der dritte Ausgemusterte sein könnte, traf man etwa bei Stefan Krauß, Generalsekretär des Bob- und Schlittenverbandes Deutschland, auf helle Empörung. "Lächerlich" findet er diese Stasi-Recherche 16 Jahre nach der Wende und "einfach nicht mehr zeitgemäß": "Diese Trainer sollen Sportler zum Erfolg führen."
Das NOK nominiert 162 Athleten für Olympia in Turin und mustert drei Trainer wegen Stasi-Kontakten aus.
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-virtuosen-des-knappen-satzes-1.908403
sport
Vierschanzentournee - Virtuosen des knappen Satzes
00/05/2010
Zwei Schweiger trafen am Fuße der Olympia-Schanze aufeinander und gratulierten sich stumm. Detailansicht öffnen Mühsamer Arbeitstag: Skispringer der Vierschanzentournee. (Foto: Foto: dpa) Jakub Janda aus Tschechien, der introvertierte Sportsoldat von Dukla Frenstad, hatte gerade seinen Vorsprung aus dem ersten Durchgang beim Neujahrsspringen ins Ziel gerettet, und Janne Ahonen, der Titelverteidiger aus Finnland, ein Virtuose des knappen Satzes, hatte freundlich dazu applaudiert. Jetzt sahen sie sich in die Augen, und natürlich wussten sie, dass sie nun eine besondere Geschichte verband. Janda und Ahonen haben nach der zweiten Etappe der 54. Vierschanzentournee so viel Raum zwischen sich und die anderen Skispringer gelegt, dass von dem ehemals großen Kreis der Favoriten nicht mehr als ein Duell übrig geblieben ist. Man sah viele fähige Bewerber zu Tale fliegen in Garmisch-Partenkirchen, Matti Hautamäki etwa, den Drittplatzierten aus Finnland, den Schweizer Andreas Küttel, der sich nach seinem 20. Platz von Oberstdorf als Vierter rehabilitierte, auch Deutschlands Michael Uhrmann, den Siebten. Aber Ahonen und Janda hatten ihre eigene Liga aufgemacht. Ihren Künsten kann in diesen Tagen keiner etwas erwidern. Prominente Aussetzer Das ist schon wieder eine tückische Angelegenheit gewesen im Ortsteil Partenkirchen, was einerseits am Profil der alten Olympia-Schanze lag, die erst bis zum Neujahrsspringen 2008 renoviert sein soll und bis dahin einen steilen Anlauf mit einem ziemlich scharfen Übergang zum Schanzentisch ausweist. Auf der anderen Seite könnte auch das Wetter gestört haben, am Samstag warm und sonnig, am Sonntag nasskalt und bewölkt, der Schnee jeweils aufgeweicht. Schon in der Qualifikation erlebte man einige prominente Aussetzer: den viermaligen deutschen Weltmeister Martin Schmitt etwa (siehe Bericht unten) oder Norwegens Tournee-Gewinner von 2004, Sigurd Pettersen, den sein Nationaltrainer Mika Kojonkoski prompt nach Hause schickte. Sogar aus der vorqualifizierten Gruppe der besten 15 Weltcup-Starter gab es Opfer auf dem historischen bau: Der hoch begabte Österreicher Morgenstern blieb bei 107,5 Metern als 52. hängen, der Slowene Kranjec, beim Weltcup-Auftakt in Kuusamo noch Sieger, als 60. bei 104,5. Janda schien gewarnt, er ließ die Qualifikation aus. Strenge Worte vom Bundestrainer Auch Michael Uhrmann hatte zunächst Mühe. Nassschnee ist überhaupt nicht seine Spezialität, er probierte ein bisschen mit seinem Material herum im Training an Silvester, sah dabei keineswegs souverän aus und musste sich später ein paar strenge Worte vom Bundestrainer anhören.
Allein der Tscheche Jakub Janda, Sieger des Neujahrsspringens, kann den Finnen Janne Ahonen noch ernsthaft herausfordern.
https://www.sueddeutsche.de/sport/skiflug-wm-beguenstigt-von-boeen-1.908463
sport
Skiflug-WM - Begünstigt von Böen
00/05/2010
Peter Rohwein, der deutsche Skisprung-Bundestrainer, hatte ein paar Hoffnungen mitgebracht an die Schanze, und wenn er sich zum Abschluss der Skiflug-Weltmeisterschaften am Kulm überlegte, was davon übrig geblieben war, so durfte er feststellen: gar nicht so wenig. Detailansicht öffnen Georg Späth, Michael Neumayer, Michael Uhrmann und Alexander Herr feiern den dritten Platz. (Foto: Foto: dpa) Sein Bester, Michael Uhrmann, hatte sich am Samstag mit soliden Sprüngen auf den ehrenwerten fünften Platz geschlichen, sein Zweitbester, Michael Neumayer, war immerhin 13. geworden. Und nach dem Mannschaftswettbewerb am Sonntag stand Rohwein sogar mit einer Bronzemedaille da, die sein Team sich für Platz drei hinter Norwegen und Finnland verdient hatte. Peter Rohwein lächelte. Es ist allerdings ein ziemlich glücklicher Gewinn gewesen, begünstigt von Böen, die ausgerechnet dem Gastgeber böse mitspielten. Österreich schien der sichere Gold-Kandidat zu sein nach den Plätzen zwei, drei und vier durch Andreas Widhölzl, Thomas Morgenstern und Martin Koch im Einzel. Doch dann ruderte der Innsbrucker Andreas Kofler hilflos durch die bewegte Luft. Absturz und Enttäuschung. 95 Meter, Österreich war weg, Deutschland musste das Geschenk nur noch annehmen. "Opfer einer Windhose" Die Österreicher fluchten, Nationaltrainer Alex Pointner sah Kofler als "Opfer von einer Windhose von hinten". Und ohne Schadenfreude bekundete der Deutsche Alexander Herr, der später seinen ersten 200-Meter-Satz stand (203,5), sein Beileid. Am Freitag hatte der unstete Wind ihn aus der Bahn geblasen, auf Platz fünf liegend nach dem ersten Durchgang, und damit alle seine Aussichten zerstört. Jetzt sah er den armen Kofler achselzuckend den Aufsprunghang hinunterfahren. "Ich find's halt nicht korrekt", sagte Alexander Herr. Aber wen würde das am nächsten Tag noch interessieren? "Eine Medaille ist eine Medaille", sagt Peter Rohwein ganz richtig, "so ein Ding gibt einem ruckzuck einen Schub an Selbstvertrauen." Und Selbstvertrauen hat er zuletzt nicht sehr viel gefunden bei seinen Springern, die ständig irgendwelche sprungtechnischen Mängel gezeigt hatten. Glückwünsche an den Wind "Ich hab' das Gefühl, dass die Jungs von Sprung zu Sprung zu viel gut machen wollen", sagte Rohwein. Sie wirkten verkrampft auf ihn, er wünschte ihnen "so ein bisschen Leck-mich-am-Arsch-Gefühl", mehr Leichtigkeit im Umgang mit ihren eigenen Schwächen also. Und so durfte er nun die Hoffnung haben, dass dieser zählbare Erfolg seinen Leuten wieder etwas von dem Gefühl vermittelte, dass sie sich nicht umsonst bemühen. Sie durften sich nur nicht zu genau überlegen, wem sie diesen Gewinn zu verdanken hatten. Glückwünsche gingen jedenfalls auch an den Wind.
Das Glück kehrt zurück: Die deutschen Springer gewinnen am Kulm in Bad Mitterndorf überraschend Bronze im Mannschaftswettbewerb.
https://www.sueddeutsche.de/sport/krise-bei-real-medrid-das-naechste-mal-lasse-ich-beckham-verrecken-1.926872
sport
"Krise bei Real Medrid - ""Das nächste Mal lasse ich Beckham verrecken"""
00/05/2010
Die Krise bei Real Madrid hat sich verschärft und sogar Ottmar Hitzfeld aus der Reserve gelockt. Die Einkaufspolitik von Real-Präsident Florentino Pérez sei völlig verfehlt, meinte der frühere Bayern-Trainer. Beim mageren 1:1 des spanischen Fußball-Rekordmeisters im Champions-League-Spiel gegen Olympique Lyon forderten die Madrider Zuschauer die Entlassung von Coach Vanderlei Luxemburgo. Das Sportblatt "As" schrieb am Donnerstag mit großen Lettern auf der Titelseite: "Das Publikum im Bernabéu-Stadion hat sein Urteil gefällt: Raus!" Die Zeitung "El Mundo" meinte: "Dieses Real gibt nichts mehr her." Detailansicht öffnen Vor dem Abschuss: Reals Trainer Vanderlei Luxemburgo (Foto: Foto: ap) In Hitzfeld machte ein möglicher Luxemburgo-Nachfolger sein Sanierungskonzept öffentlich und brachte mit seinem früheren Schützling Michael Ballack einen Heilsbringer ins Spiel. "Wenn Ballack zu Real wechseln sollte, kann er dort Akzente setzen und die Anderen können sich an seiner Seite steigern", sagte Hitzfeld dem Fernsehsender "Premiere". Bayern-Profi Ballack will erst im Januar das Rätsel um seine Zukunftspläne beenden. Vom FC Barcelona vorgeführt "Ich warte schon ein paar Jahre darauf, dass Real etwas in der Defensive macht. Sie kaufen Spieler, die nicht die absolute Klasse haben, um auch im Abwehrbereich überragende Leistungen zu bringen", meinte Hitzfeld. Am Starensemble ließ er kein gutes Haar: "Man muss innerhalb der Mannschaft neue Strukturen schaffen. Roberto Carlos ist überaltert, Michel Salgado schon über 100 000 Kilometer gelaufen und Raúl ist ebenfalls etwas ausgelaugt. Zidane war super, wird aber auch etwas langsamer. Und Ronaldo muss man erstmal zum Abspecken schicken, der hat fünf Kilo Übergewicht. Es ist schade, dass eine so große Mannschaft so große Probleme hat." Die "Königlichen" waren am Samstag bei ihrer 0:3-Heimschlappe gegen den FC Barcelona vom Erzrivalen gnadenlos vorgeführt worden. Kapitän Raúl fällt für etwa drei Monate verletzt aus. Die Führung des spanischen Rekordmeisters wollte in einer Krisensitzung über die Zukunft des Trainers entscheiden. Die Presse ging aber davon aus, dass der umstrittene Coach zumindest noch bis zum Punktspiel am Wochenende bei Real Sociedad San Sebastián im Amt bleiben wird. Luxemburgo spielt den Fans zu defensiv Nach einer Umfrage des Sportblatts "Marca" verlangt die Mehrheit der Fans die Rückkehr des ehemaligen Erfolgstrainers Vicente del Bosque. An zweiter Stelle rangiert der Italiener Fabio Capello (Juventus Turin). Hitzfeld taucht in den Spekulationen der Madrider Presse über einen möglichen Nachfolger Luxemburgos derzeit nicht auf. Dem Real-Coach wird vorgehalten, im Heimspiel am Mittwochabend sechs Abwehrspieler aufgeboten und dem Team einen "Angsthasenfußball" verordnet zu haben. "Dies ist ein Verrat an den traditionellen Werten des Vereins, der mit seinem offensiven Stil zu einer Legende wurde", monierte "El País". Die Proteste unter den 67 000 Besuchern gegen den Coach erreichten ihren Höhepunkt, als Luxemburgo den Engländer David Beckham vom Feld holte und für ihn den Verteidiger Michel Salgado einwechselte. "Damit beging Luxemburgo Harakiri", meinte "As". Der Coach begründete die Auswechselung damit, dass Beckham über Rückenschmerzen geklagt habe. "Das nächste Mal lasse ich ihn auf dem Platz verrecken", erklärte der Brasilianer trotzig. Zugleich räumte er aber ein: "Wenn ich Zuschauer gewesen wäre, hätte ich auch den Trainer ausgepfiffen."
Nach dem mageren 1:1 gegen Olympique Lyon wird die Luft für Trainer Luxemburgo immer dünner. Vor allem die defensive Taktik wird kritisiert
https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-affaere-springstein-ich-bin-mir-keiner-schuld-bewusst-1.927177
sport
"Doping-Affäre Springstein - ""Ich bin mir keiner Schuld bewusst"""
00/05/2010
Der unter Verdacht stehende Coach hat die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurückgewiesen. Er sei während seines Urlaubs von der Nachricht überrascht worden. "Ich war geschockt. Das hat mich getroffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel", sagte Springstein gegenüber der Zeitschrift Super Illu. Bei einer Durchsuchung seines Hauses war vergangene Woche das Doping-Mittel Testosteron-Undecanoat gefunden worden. Testoteron-Fund Trotz des Vorwurfs gegen den inzwischen suspendierten 46-jährigen Magdeburger Coach, diese Doping-Substanz an minderjährige Sportler weitergegeben zu haben, will die 400-m-Europameisterin Breuer weiter zu ihrem Freund halten. "Wir haben uns geschworen: Da gehen wir gemeinsam durch, das packen wir!", sagte die 32-Jährige. Sie selbst hat noch nicht auf die Aufforderung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) reagiert, zu erklären, warum sie am 29. September nicht für einen unangemeldeten Doping-Test auffindbar war. Springstein ein "begeisterter Bodybilder?" Nicht gerechtfertigt sind die Doping-Verdächtigungen gegen Springstein nach Auffassung seines Rechtsanwalts Peter-Michael Diestel. Was bei der Hausdurchsuchung an Mitteln gefunden worden seien, "sind Substanzen, die ganz leicht nachzuweisen sind", sagte der frühere DDR-Innenminister. Herr Springstein sei ein intelligenter Mann und nicht umsonst 2002 zum "Trainer des Jahres" gewählt worden. "Wenn etwas in der Wohnung lagert, hängt das zu hundert Prozent nicht mit seinem Beruf zusammen." Die Substanzen könnten zum Beispiel Bodybuilder nutzen. "Und Thomas Springstein ist begeisterter Bodybuilder", sagte Diestel.
Der umstrittene Magdeburger Leichtathletik-Trainer hat sich erstmals zu den Doping-Vorwürfen geäußert. Er soll Testosteron an jugendliche Sportler weitergegeben haben.
https://www.sueddeutsche.de/sport/deutschland-ist-handball-weltmeister-ihr-groesstes-spiel-1.925513
sport
Deutschland ist Handball-Weltmeister - Ihr größtes Spiel
00/05/2010
Sie trugen Kronen aus Pappe und vor allen Dingen trugen sie Bärte, und dereart gewandet marschierten sie ein in die Kölnarena wie Triumphatoren. Eben hatten die deutschen Handballer Polen im Endspiel der WM 29:24 (17:13) besiegt, und nun schritten sie zur Siegerehrung. Torwart Henning Fritz ging an Krücken, er hatte sich im Spiel verletzt, und so kam er nun als humpelnder König. Christian Schwarzer hatte die Rührung die Tränen in die Augen getrieben, er kam als weinender König, und nachdem Markus Baur dem Bundestrainer Heiner Brand einen schönen Schuss Champagner ins Haar geschüttet hatte, stand dieser als begossener König in der tosenden Halle. Nach dem Abpfiff hatte er kurz allein im Siebenmeterkreis gestanden und den Blick schweifen lassen, und in diesem Moment erinnerte er an Franz Beckenbauer, der nach dem Sieg bei der Fußball-WM 1990 allein über den Rasen des Römer Olympiastadions gelaufen war. Brand hat nun das gleiche geschafft, er war 1978 Weltmeister als Spieler und nun ist er auch Weltmeister als Trainer. Als der Champagner aus seinem Haar troff, griff er sich kurz ans Herz, wie um sich zu vergewissern, dass alles noch am rechten Fleck liegt. Die Spieler präsentierten ihre zwar angeklebten, aber dennoch prächtigen Bärte. Vor drei Jahren, nach dem EM-Sieg in Slowenien, hatte Brand sich seinen Schnäuzer abrasiert. Diesmal war es also an den Spielern, etwas zu tun, und sie verbeugten sich vor ihrem Trainer, indem sie nun ihrerseits mit Gesichtsschmuck herumliefen. Manchen stand der Bart richtig gut, Florian Kehrmann zum Beispiel entpuppte sich als Naturtalent im Schnurrbarttragen. Und auch Torsten Jansen - der beste Mann dieses Finales - trug den Bart mit einiger Anmut, bis er ihm einfach aus dem Gesicht fiel. Der Weg bis zu dem Punkt, an dem die Spieler sich Bärte ins Gesicht kleben konnten, war sehr weit. Schwierige Spiele liegen hinter dem Team, und auch das gegen Polen war eines, obwohl es so fulminant begann, dass der polnische Trainer Bogdan Wenta seine erste Auszeit nach zehn Minuten genommen hatte, weil er sah, dass es so nicht weiterging. Erst lief alles wie erwartet: Die Polen trafen aus dem Rückraum, die Deutschen erspielten sich geduldig eine Lücke oder kamen per Tempogegenstoß zum Erfolg.
Die Deutschen gewinnen mit einem 29:24 gegen Polen den Titel - am Ende sogar ohne den verletzten Henning Fritz.
https://www.sueddeutsche.de/sport/ralf-rangnick-im-interview-ich-bin-kein-schlechter-verlierer-1.891779
sport
"Ralf Rangnick im Interview - ""Ich bin kein schlechter Verlierer"""
00/05/2010
Ralf Rangnick steht mit seiner Mannschaft TSG Hoffenheim auf Platz eins der Bundesliga. Während der Bundesliga-Herbstmeister im Trainingslager in La Manga übt (bis 18.Januar) und am Sonntag ein Testspiel gegen den VfL Bochum 0:2 (0:1) verlor, hat Mäzen Dietmar Hopp verraten, er habe in seinen Heimatklub bisher 175 Millionen Euro investiert. Im Interview spricht Trainer Ralf Rangnick über seinen Ehrgeiz, die Rückrunde und Kritik von Uli Hoeneß. Detailansicht öffnen Ralf Rangnick sieht den FC Bayern als klaren Meisterschaftskandidaten Nummer eins. (Foto: Foto: ddp) Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das komplette Gespräch finden Sie in der Montags-Ausgabe. Ralf Rangnick über seinen Ehrgeiz: "Ich bin kein schlechter Verlierer. Ehrgeiz ist sicher etwas, das von klein auf in mir steckt, aber ich betrachte das nicht als schlechte Charaktereigenschaft. Man kann's ja auch andersherum sehen: Jahrelang wurde geschrieben, was für ein rationaler Typ dieser Rangnick ist. Wir liegen in Bremen 1:4 hinten, holen auf zum 4:4 und verlieren am Ende doch. Hinterher warte ich in der Kabine vergeblich auf die Spieler. Nach fünf Minuten habe ich zu einem meiner Assistenztrainer gesagt, er soll bitte nachschauen, wo die Jungs stecken. Die Spieler waren noch auf dem Rasen und haben sich feiern lassen. Die haben mit den Bremern fröhlich Trikots getauscht und mit den Werder-Fans La Ola gemacht. Als die Spieler in die Kabine kamen, habe ich ihnen gesagt, was ich davon halte. Ich habe sie gefragt, ob wir jetzt einen auf Harlem Globetrotters machen und uns vom Gegner feiern lassen. Ich habe sie gefragt, ob jetzt jeder ein schönes Werder-Trikot als Trophäe hat und ob wir jetzt alle zufrieden nach Hause fahren können. Das war kein gespielter Zornausbruch. Mich hat dieses Spiel total verärgert - und am meisten war ich sauer, weil sich meine Spieler auf die falsche Fährte haben locken lassen." Rangnick über die Rückrunde: "Ich habe da überhaupt keine Angst. Wir werden versuchen, nochmal 35 Punkte zu holen, dann wären wir am Ende wohl unter den ersten Drei. Aber es wäre auch kein Beinbruch, wenn wir keine 35 Punkte holen. Wichtig ist, dass wir unsere unbekümmerte Spielweise beibehalten, die uns so viele Sympathien eingebracht hat, nicht nur in Deutschland. Ich war gerade im Urlaub auf Mauritius und war total überrascht: Einheimische kannten Hoffenheim."
Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick über seinen nicht zu stillenden Ehrgeiz, Attacken von Uli Hoeneß und die Pflege des Betriebsklimas.
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-nationalmannschaft-herz-und-rhythmus-werden-geliefert-1.885772
sport
Fussball-Nationalmannschaft - Herz und Rhythmus werden geliefert
00/05/2010
München - Das Erbe, das Rudi Völler seinem Nachfolger hinterlassen hat, ist eine Geste. Wer nur die laufenden Fernsehbilder nach dem Ausscheiden der Nationalelf in Portugal sah, könnte sie vielleicht sogar verpasst haben. Ein Augenblick nur, in dem sich Völler vor der deutschen Fankurve ins Hohlkreuz wirft, den Kopf zur Seite legt, die Arme gen Himmel hebt - ihr habt's ja gesehen. Hab alles versucht. Hat nicht gereicht. Und dann, ein paar Nachtruhen später, das nachgereichte Bekenntnis: "Ich würde auf jeden Fall auch im Nachhinein nichts anders machen." Heißt das auch: Mehr geht nicht? Mehr ist mit dieser verlierenden Generation nicht drin? Nicht jetzt, nicht in den zwei Jahren bis zur WM vor eigenen Toren? Ist Völlers schnelle Geste als Foto - schockgefrostet - ein Denkmal der fußballsportlichen Kapitulation? Jürgen Klinsmann will daran nicht glauben. In einer ersten Programmkonferenz sagte der Völler-Nachfolger bereits: "Ich bin persönlich davon überzeugt, dass die Mannschaft Potential hat." Persönlich!? Klinsmann weiß, dass viele andere nicht überzeugt sind, dass Lobby- und PR-Arbeit Kern seiner Aufgabe sein wird. Nur wo kann diese bewältigt werden, über welche Spiele lässt sich Image polieren, welche Siege stärken wirklich den Ruf? Nachteil des Vorteils Der Vorteil, eine WM veranstalten zu dürfen, beinhaltet den Nachteil, in den 24 Monaten zuvor nicht ein einziges Spiel unter extremen Wettkampfbedingungen austragen zu können. Als Gastgeber ist die Elf des Deutschen Fußball-Bundes gesetzt, zwei Jahre sind es bis zum nächsten Ernstfall, dem WM-Eröffnungsspiel am 9. Juni 2006 in München. Bis dahin: Testspiele in Freundschaft, Freundschaftsspiele als Test, wie man es dreht, es beschreibt ein Problem. Zumal ja nicht, da der freundliche Herr Klinsmann aus Kalifornien naht, plötzlich alle Dünkel und Klubinteressen den Forderungen für die Nationalelf nachgeordnet werden. Im Gegenteil, die Bundesliga hat Egoismus und eigene Sorgen. Und da ist es gewiss kein Zufall, dass Felix Magath, der neue Bayern-Trainer, momentan Interview auf Interview gibt, in denen er auf die Belastungen und Überforderungen der Nationalspieler hinweist. Seine Argumente liegen damit auch auf dem Tisch, während Klinsmann beim DFB den Spielraum für seine Pläne auslotet und verhandelt. Magath will die Zeit für Länderspiele beschneiden, am liebsten würde er die Asien-Reise im Dezember streichen und stattdessen seinen Profis Urlaub/Regeneration verordnen. Diese Asien-Reise aber ist einer der wenigen Termine, zu dem Klinsmann die Spieler über mehrere Tage versammelt und etwas Revolutionäres einstudieren könnte. Die sich abzeichnende Debatte zwischen dem neuen DFB-Teamchef und dem neuen Bayern-Trainer ist richtungsweisend, sie wird die Einstimmung auf die WM 2006 dominieren. So kreativ das neue DFB-Trio Klinsmann/Osieck/Bierhoff auch sein mag, die Bauteile ihrer Mannschaft werden hauptsächlich aus der Bundesliga geliefert, vornehmlich vom FC Bayern. Komplette Spielerblöcke geliefert Dessen Transferpolitik führte dazu, dass nun Ballack, Deisler, Frings und Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld miteinander konkurrieren. Gelingt es Magath, sie harmonisch zu verbinden, wird das ein Signal für die Nationalelf sein. Dann werden Herz wie Rhythmus geliefert, wird es womöglich wie früher sein, als der FC Bayern die Nationalelf mit kompletten Spielerblöcken komfortabel bedienen konnte.
Der Abhängige: Jürgen Klinsmann hat als neuer Teamchef der Nationalelf womöglich weniger Spielraum, als er glaubt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/leichtathletik-den-lauf-des-schicksals-veraendert-1.926646
sport
Leichtathletik - Den Lauf des Schicksals verändert
00/05/2010
Mit der Zeit hatte Hicham El Guerrouj verstanden, dass alles eine Frage des Schicksals ist, dass er dem Leben seinen Lauf lassen und demütig sein müsse. Er hatte damals verzweifelt nach Antworten gesucht, als er diese Weisheit fand, und sie half ihm, mit der Niederlage umzugehen, die ihn fast um den Verstand gebracht hätte. Detailansicht öffnen "Man kann sagen, das ist historisch": Hicham El Guerrouj (Foto: Foto: AP) "Alles was geschehen soll, steht geschrieben", sagte der Koran. "Was nützt es also, den Lauf der Dinge ändern zu wollen?", sagte Hicham El Guerrouj, und doch begann er sich zu fürchten, als das Schicksal sich aufs Neue bedrohlich vor ihm aufbaute und seine Träume in Frage stellte. Er zog sich zurück und kämpfte, denn natürlich hatte er die Hoffnung, dass sich das bevorstehende Unheil doch noch abwenden ließe. Und so ist es gekommen. Hicham El Guerrouj, der überragende Mittelstreckenläufer der Gegenwart, hat sein Trauma besiegt, das ihn acht Jahre lang verfolgte, und damit die letzte Ehre erreicht, die ihm noch fehlte. Hicham El Guerrouj, Olympiasieger über 1500 Meter - das klingt so selbstverständlich, wenn man seine Dominanz in den vergangenen Jahren bedenkt, seinen Weltrekord von 3:26,00 Minuten, seine vier WM-Titel, seine Bilanz nach den Spielen von Sydney 2000, die bis zu diesem Sommer makellos war. Aber das ist es nicht, im Gegenteil, Hicham El Guerrouj war als tragische Figur nach Athen gekommen. In Griechenlands Hauptstadt war für ihn die undankbarste Rolle im Welttheater der Leichtathletik vorgesehen: die des angeschlagenen Volkshelden, der zum Sieg verpflichtet, aber vor seinen Verfolgern nicht mehr sicher ist. Zweimal schon war er bei Olympia gescheitert: 1996, als er stürzte, 2000, als der Kenianer Noah Ngeny ihn überspurtete. Nun standen die nächsten Spiele bevor und er hatte Schwächen gezeigt, die man von ihm nicht kannte: Platz acht in Rom, ein mühevoller Sieg in Lausanne, Besserung in Heusden-Zolder, schließlich eine Niederlage in der schnellen Olympia-Generalprobe von Zürich, als Bernard Lagat aus Kenia ihn im Sprint der letzten Meter überholte.
1500-Meter-Olympiasieger Hicham El Guerrouj befreit sich in dreieinhalb Minuten von einem Leiden, das kein Psychologe zu lindern vermochte: dem Selbstzweifel.
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sport
Schwimm-EM - Gold für Janine Pietsch
00/05/2010
Janine Pietsch hat sich in Budapest mit dem EM-Titel über 50 Meter Rücken einen Traum erfüllt. "Super, ich bin wahnsinnig zufrieden. Das war alles spitzenmäßig", freute sich die Ingolstädterin nach ihrem Coup, "ich hatte einen schlechten Anschlag, sonst hätte es Weltrekord geben können." Detailansicht öffnen Antje Buschschulte (links) und Janine Pietsch umarmen sich nach dem Finale über 50 Meter Rücken. Pietsch gewann Gold, Buschschulte Bronze. (Foto: Foto: dpa) Die Medaillen-Sammlung der deutschen Power-Frauen bei den Schwimm-Europameisterschaften komplettierten am vorletzten Wettkampftag Annika Liebs mit Silber über 200 Meter Freistil und Antje Buschschulte mit Bronze über 50 Meter Rücken. Der Weltrekord von Franziska van Almsick über 200 Meter Freistil bleibt stehen. Helge Meeuw musste sich über 200 Meter Schmetterling mit Platz fünf begnügen und verlor seinen Europarekord. Im Synchronspringen vom Turm verwiesen die russischen Weltmeister Dimitri Dobroskok und Gleb Galperin die Deutschen Heiko Meyer und Sascha Klein auf Platz zwei. Weltrekord verfehlt Ditte Kotzian und Katja Dieckow sprangen in das Finale vom Drei-Meter-Brett. Weltrekordlerin Janine Pietsch entschied das deutsche Duell über 50 Meter Rücken klar für sich. "Ich war nach dem Vorlauf sehr aufgeregt, weil ich da meine Nerven nicht im Griff hatte", sagte die 24 Jahre alte Bürokauffrau. Im Finale ließ sie in 28,36 Sekunden keine Zweifel mehr aufkommen. "Immerhin ist es nach meinem Weltrekord die zweitbeste Zeit." Antje Buschschulte gratulierte: "Sie hat es verdient." Die Magdeburgerin holte in 28,73 Sekunden Bronze. "Ich habe alles rausgeholt, was ging. Mehr war nicht drin." Annika Liebs schwamm zwei Tage nach Staffel-Gold und Weltrekord in einem unglaublichen Endspurt über 200 m Freistil in 1:57,48 Minuten noch an Frankreichs Star Laure Manaudou vorbei zu Silber. Helge Meeuw verliert Europarekord Helge Meeuw musste sich zwei Tage nach seinem Europameistertitel über 50 m Rücken über 200 m als entthronter Europarekordhalter in schwachen 1:59,70 Minuten mit Platz fünf begnügen. "Der Sieger war extrem schnell. Ich habe alles gegeben, aber ich war nicht so flott unterwegs", sagte der 21 Jahre alte Wiesbadener. Der Russe Arkadi Wjatschanin schwamm in Europarekordzeit von 1:55,44 Minuten zum Titel. Das Männer-Quartett über vier Mal 200 Meter Freistil mit Paul Biedermann, Benjamin Starke, Jan Wolfgarten und Stefan Herbst kam in 7:18,61 Minuten auf Platz sieben. Europameister wurde Italien in der Europarekordzeit von 7:09,60 Minuten. "Reinspringen, Glück haben und anschlagen." Britta Steffen hat nach einem Tag Pause ihre Titel-Jagd wieder aufgenommen. Nach Gold mit Weltrekord über 100 Meter Freistil empfahl sich die 22 Jahre alte Berlinerin über 50 Meter als Halbfinal-Schnellste in 24,89 Sekunden. Ihre Devise für den Endlauf an diesem Sonntag: "Reinspringen, Glück haben und anschlagen." Annika Mehlhorn schied an ihrem 23. Geburtstag als Halbfinal-Neunte über 200 Meter Schmetterling aus. Über 50 Meter Brust machte Janne Schäfer als Vierte den Einzug in den Endlauf perfekt. Simone Weiler scheiterte im Halbfinale. Über 50 Meter Brust gab es in Oleg Lisogor (Ukraine) und dem Italiener Alessandro Terrin in 27,48 Sekunden zwei Sieger.
Medaillen für Deutsche Schimmer: Bei der Europameisterschaft in Budapest erschwimmt Janine Pietsch Gold. Annika Liebs, Heiko Meyer und Sascha Klein holen Silber, Antje Buschschulte bekommt Bronze.
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-zur-nationalelf-im-land-der-tausend-ansichten-1.887151
sport
Kommentar zur Nationalelf - Im Land der tausend Ansichten
00/05/2010
Zwar ist Müller neben den amtlich anerkannten Gurus und Ex-Gurus nur ein Mini-Guru, dennoch ist seine Idee interessant. Ein junger Scholl hätte dem Oldtimer-Modell einiges voraus: Er weist noch keine Verschleißschäden auf, vermutlich ließen sich sogar beim modernen Mehmet die baulichen Mängel der Originalversion vermeiden; er ist 90 bis 120 Minuten vielseitig verwendbar, menschlich eine Bereicherung und - anders als der alte Scholl - prinzipiell bereit, an Länderspielen teilzunehmen. Forderung nach einer festen Elf Natürlich hat Hansi Müller nur eine irreale Sehnsucht ausgesprochen, warum nicht? Allerdings reiht sie sich erstaunlich gut in die bierernst gemeinten Beiträge ein, die in die neuerdings wieder aufgeregte Debatte um die Nationalelf geworfen werden. So kam bei den Diskussionen über die Arbeiten am Projekt 06 oft der Vorwurf auf, Jürgen Klinsmann und Joachim Löw stifteten durch ihre personellen und strategischen Experimente Verwirrung, woraus miese Spiele wie in Rotterdam und Bratislava resultierten. Sie sollten gefälligst eine feste Elf bilden und selbige bis zum WM-Finale durchspielen lassen. Zugleich wird dann aber der dauerhafte Einsatz von Juniorkickern wie Sinkiewicz und Jansen gefordert, was selbst ein Mondkalb als Experiment erkennen würde. Tatsächlich sind ja Experimente in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Auswahl unumgänglich. Es wird sich gar nicht vermeiden lassen, sie bis zur unmittelbaren WM-Vorbereitung fortzusetzen, was zwangsläufig auch weitere Tests im Mittelfeld erfordert. Eine dermaßen grüne Abwehrreihe wie beim Spiel gegen Südafrika besitzt zwar eine Menge Zukunft - die sich aber erst in fünf Jahren ideal entfalten wird. Auch in der Torwartfrage muss jetzt keineswegs eine Lösung her. Der zum Drama stilisierte Konkurrenzkampf ist ein Wagnis, doch er hat bisher seinen sportlichen Wert erfüllt. Eine Million Gurus Selbstredend gibt es zu solchen Themen nicht bloß zwei, sondern zirka tausend Ansichten in der Fußballgemeinde. Das sorgt für Härten und Hektik im öffentlichen Meinungsbild und mag den Betroffenen auf die Nerven fallen. Doch sollten besonders die beiden Trainer fähig sein, solche Konflikte auszuhalten. Souverän war das nicht, wie empfindlich beleidigt Klinsmann auf die Reaktionen nach dem Slowakei-Spiel reagierte. Dass ihn schon ein solches Kritikerstürmchen zu heftigen Grundsatzbeschwerden animierte, ist beunruhigend: Wie soll das erst werden, wenn es wirklich hysterisch wird und die Gurus in Stellung gehen? Wie er die nötige Geduld und Beherrschung unter nervlicher Hochbelastung aufbringt, könnte Klinsmann bei seinen Torhütern Oliver Kahn und Jens Lehmann erfahren.
In der Frage, wie man den als Spielgestalter, Führungsfigur, Torjäger, Fahnenträger und Idol strapazierten Kapitän Michael Ballack entlasten könne, brachte der Experte Hansi Müller im kicker den Wunsch nach "einem jungen Scholl" zum Ausdruck.
https://www.sueddeutsche.de/sport/deutschlandfussball-wir-weltmeister-1.885562
sport
Deutschlandfußball - Wir Weltmeister
00/05/2010
Für uns Studenten waren die Tickets der Schwarzhändler rund um das Olympiastadion leider zu teuer, ein ganzer Monat Bafög oder noch mehr, und deshalb saßen wir am Nachmittag des 7. Juli 1974 mit den Freunden in einer Untergiesinger Kneipe vor einem großen Farbfernsehapparat. Ungefähr beim zweiten Bier flankte Rainer Bonhof in die Mitte, Gerd Müller stoppte den Ball und schoss ihn am Standbein des holländischen Torwarts vorbei ins Netz. Es war das 2:1, der alles entscheidende Treffer, doch Gerd Müller bejubelte dieses größte seiner Tore nicht anders als all die kleinen gegen Rotweiß Oberhausen oder Tennis Borussia Berlin. Er hüpfte ein bisschen in die Höhe und schwang den rechten Arm durch die Luft, als wolle er mit einem Lasso ein Kälbchen einfangen. In der Kneipe, die etwa drei Weitschüsse entfernt vom Geburtshaus Franz Beckenbauers in der Zugspitzstraße lag, wurde auch gefeiert. Alle sprangen auf von den Wirtshausstühlen, brüllten "Tooor" und vielleicht hat irgendeiner dem Nebenmann auf die Schulter gehauen. Aber nicht ein Bierglas ging zu Boden, sogar die Tischdecke blieb, wo sie hingehörte. Eine Stunde später waren wir Weltmeister. Die im Stadion saßen erschöpft auf einem Podest und winkten den Fotografen zu. Keiner wäre, wie heute üblich, auf den Gedanken gekommen, sich eines Teils seiner Berufskleidung zu entledigen. Ein paar Meter daneben nahm Kapitän Beckenbauer den WM-Pokal mit einem heiter-gelassenen Lächeln in Empfang, als habe er ohnehin nichts anderes erwartet. Die Politprominenz war kaum vertreten So ging es uns in der Kneipe übrigens auch. Zwei Jahre vorher hatte Beckenbauers Nationalelf alle Gegner an die Wand gespielt und war souverän Europameister geworden, und ein paar Tage vor der WM hatte der FC Bayern endlich das Ajax-Monopol gebrochen und den Amsterdamern den Europapokal der Landesmeister abgejagt. Wer also hätte dieser Mannschaft den Weltmeistertitel streitig machen können? Dann schwenkten die Fernsehkameras zur Ehrentribüne, wo die spärlich vertretene Politprominenz - Bundespräsident Walter Scheel und Kanzler Helmut Schmidt hatten sich ein paar Stunden Zeit vom Regieren genommen - gemessen applaudierte. Auch wir freuten uns noch ein bisschen, und der Höhepunkt an Ausgelassenheit war erreicht, als die Wirtin zu einer Polonaise rund um den Block aufforderte.
Wird die WM das Land retten? Bestimmt nicht. Aber das Land wird ein Fest feiern. Hoffentlich.
https://www.sueddeutsche.de/sport/patrick-owomoyela-von-rechts-aussen-in-den-mittelpunkt-1.885661
sport
Patrick Owomoyela - Von rechts außen in den Mittelpunkt
00/05/2010
Patrick Owomoyela sagt, er neige zum Zweckpessimismus, "denn dann kann ich nicht negativ überrascht werden". Das hat er auch beim Fußball immer so gehalten. Owomoyela ist erst seit eineinhalb Jahren Profi. Vorher hat er in der Regionalliga gespielt in Lüneburg, Osnabrück und Paderborn, und als er im Sommer 2003 zum Zweitligisten Arminia Bielefeld gewechselt ist, da hat er erzählt, dass er eigentlich nie so richtig mit einem Wechsel in den Profifußball gerechnet habe. Detailansicht öffnen Patrick Owomoyela (Mitte) wird von Schalkes Jörg Böhme, Levan Kobiashvili und Christian Pouslen (v.l.) bedrängt. (Foto: Foto: dpa) "Ich habe früher gedacht, dass ich ein bisschen Verbandsliga spiele, dafür ein Taschengeld kriege, meine Ausbildung fertig mache - und das war's." Jetzt stellt sich heraus: Das war's noch lange nicht. Im Sommer ist Owomoyela mit der Arminia in die Bundesliga aufgestiegen. Bielefeld ist nach 15 Spielen überraschend Tabellensiebter, und Owomoyela nicht minder unerwartet Stammspieler auf der rechten Außenbahn. Der 25-Jährige hat binnen eineinhalb Jahren den Sprung aus der Regionalliga in die Bundesligaspitze geschafft, und jetzt ist er noch ein Stück weiter gehüpft, denn am Donnerstag wurde er ins Nationalteam berufen. Thema Nigeria erledigt Er darf vom 13. bis 22. Dezember mit der DFB-Auswahl nach Asien reisen und für Deutschland spielen, und das ist in gleich dreifacher Hinsicht bemerkenswert: Erstens, weil seine Entwicklung wirklich rasant verlaufen ist, zweitens, weil Arminia Bielefeld zum ersten Mal seit fünfeinhalb Jahren wieder einen deutschen Nationalspieler hat, und drittens, weil zuletzt alles viel mehr danach ausgesehen hatte, als würde Owomoyela künftig für die Nationalmannschaft von Nigeria spielen.
Die rasante Karriere eines Zweckpessimisten: Bereits nach 15 Bundesligaspielen für Bielefeld spielt Owomoyela im Nationalteam.
https://www.sueddeutsche.de/sport/leichtatlethik-wm-in-helsinki-deutsche-sprinter-im-finale-1.925474
sport
Leichtatlethik-WM in Helsinki - Deutsche Sprinter im Finale
00/05/2010
Unbeeindruckt von Wind und Wetter sind die Sprinter Kirsten Bolm und Tobias Unger bei der Leichtathletik-WM in die Finals gestürmt. Die Hürdenspezialistin und der 200-Meter-Rekordhalter sorgten damit in Helsinki für Lichtblicke an einem Tag, an dem einige deutsche Athleten im Regen standen. "Ich habe morgen nichts mehr zu verlieren und kann locker rangehen. Ich denke, dass ich um die Plätze fünf und sechs kämpfen werde", sagte der Schwabe Unger. Der Olympia-Siebte fordert nun im Endlauf an diesem Donnerstag vier Amerikaner heraus. Über die Stadionrunde ist Tonique Williams-Darling die schnellste Frau der Welt. Die Olympiasiegerin von den Bahamas entthronte auf den 400 Metern Titelverteidigerin Ana Guevara aus Mexiko, der nur Bronze blieb, und siegte in 49,55 Sekunden vor der Amerikanerin Sanja Richards. Titelverteidigerin ausgeschieden Die Mannheimerin Kirsten Bolm kam als Zweite ihres Hürden-Halbfinals in 12,95 Sekunden sicher weiter, obwohl sie bei Temperaturen um die 15 Grad ordentlich zitterte. "Ich hatte furchtbar Angst beim Start. Es war schweinekalt", sagte sie. Mit Perdita Felicien aus Kanada muss sie nicht mehr rechnen: Die Titelverteidigerin schied aus. Während Unger jubelte, war sein Disziplinkollege Sebastian Ernst nur noch Zuschauer. Der Schalker scheiterte im Zwischenlauf in schwachen 21,54 Sekunden. Am Tag nach dem Wolkenbruch hat Dreispringer Charles Friedek für ein neues WM-Tief im Olympiastadion gesorgt. Der Leverkusener fiel wieder einmal aus - und anschließend aus der Rolle. "Ihr wollt mich nur wieder fertig machen. Aber ich halte meinen Arsch gerne hin", sagte der 33-Jährige und lud seinen Frust mit harschen Worten bei den Medien ab. Die Schuld am kläglichen Aus trug der Weltmeister von 1999 aber allein. Mit 15,75 Meter hatte er seinen besten Versuch in den Sand gesetzt. Zu allem Übel zog er sich beim letzten Sprung auch noch einen Innenbandriss im linken Knöchel zu. Auf dem Weg der Besserung Hürdensprinter Thomas Blaschek hatte seine Teamkollegen zum Auftakt des fünften Wettkampftages mit einem starken Rennen motiviert. Der 24 Jahre alte Leipziger kämpfte nicht nur erfolgreich gegen den starken Wind von 5,1 m/Sek. an, er besiegte sogar den verdutzten viermaligen Weltmeister Allen Johnson (USA) und zog in 13,86 Sekunden sicher ins Halbfinale ein. Claudia Marx erfüllte ebenfalls ihre Pflichtaufgabe. Die Erfurterin wurde im Vorlauf über 400 Meter Hürden zwar nur Fünfte ihres Vorlaufs, kam aber über die Zeit von 56,60 Sekunden in die Zwischenrunde. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sah sich zur WM-Halbzeit auf dem Weg der Besserung. "Es ist der Trend zu einer positiven Entwicklung zu sehen, da bisher fast alle Athleten ihre Saisonbestleistung gezeigt haben", bilanzierte DLV-Präsident Clemens Prokop am Mittwoch: "Das ist perspektivisch wichtiger als Medaillen zählen." Chef-Bundestrainer Jürgen Mallow lieferte die Fakten zur Zwischenbilanz: "Von 25 angetretenen Athleten sind ganze vier in der ersten Runde ausgeschieden." Danach erhöhten aber Friedek und die Frankfurter Hammerwerferinnen Betty Heidler und Kathrin Klaas die Ausfall-Quote. Klaas blieb in der Qualifikation ohne gültigen Versuch. Die Olympia-Vierte und deutsche Meisterin Betty Heidler kam nach zwei Fehlversuchen nur auf 61,91 Meter. Sie blieb bei schwierigen Windbedingungen deutlich hinter ihrer Bestleistung von 72,73 zurück. Wenigstens die Frankfurterin Susanne Keil ist bei der Entscheidung noch dabei. (dpa)
Tobias Unger jubelt über den Einzug ins 200-Meter-Finale. Auch Kirsten Bolm ist im Endlauf dabei. Tonique Williams-Darling aus den Bahamas holt unterdessen Gold über die 400 Meter.
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-nationalmannschaft-alles-auf-genf-1.927191
sport
Fußball-Nationalmannschaft - Alles auf Genf
00/05/2010
Noch hat der Deutsche Fußball-Bund die Zimmer nicht verteilt. Vielleicht sind sie einfach noch nicht dazu gekommen, vielleicht müssen sie aber auch noch ein wenig recherchieren. Es ist nämlich so, dass man heutzutage keiner Zimmernummer mehr trauen kann. Wenn jetzt zum Beispiel jemand auf die Idee käme, im Hotel Belvedere in Spiez am Thuner See das Zimmer 313 zu buchen, dann könnte er das zwar gerne machen. Nur würde er dann nicht das Zimmer erwischen, in dem Sepp Herberger nächtigte. Das Zimmer, in dem der Weltmeistertrainer vor 52 Jahren seinen Geist von Spiez zusammenbaute, trug damals zwar die Nummer 313. Heute aber ist es die 301. Die Schweiz und der deutsche Fußball, das ist eine alte Geschichte. Wenn man das richtig verstanden hat, geht die Geschichte so, dass die Bundesrepublik am 4. Juli 1954 erst so richtig zu existieren begann, weil die deutschen Fußballer einer ganzen Nation den WM-Sieg gegen das hoch favorisierte Ungarn schenkten. Und wenn man das auch richtig verstanden hat, wird einer der Gründungszwecke dieser Republik gerade nachgeliefert: Es handelt sich hierbei um die Fußball-WM 2006, auf die die Republik seit Jahren so hinfiebert, als würde das Land nach Abpfiff des Finales zugeschlossen. Kleiner Schritt, großer Schritt Vielleicht folgt es also einer inneren historischen Logik, dass sich die aktuelle deutsche Nationalelf vor der WM wieder in der Schweiz einquartieren wird, am Genfer statt am Thuner See. Vom 21. bis 30. Mai wird der DFB-Tross im Genfer Hotel La Réserve Quartier beziehen, und wer den Verantwortlichen vor und nach dem Länderspiel gegen die USA zugehört hat, sieht am Horizont schon einen neuen Mythos aufziehen. "Wir haben heute einen kleinen Schritt nach vorne gemacht", sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach dem 4:1-Sieg, "aber der große Schritt wird erst in der Vorbereitung in Genf kommen." Michael Ballack sagte: "In Genf können wir an unseren Schwächen arbeiten und dann gut vorbereitet in die WM gehen." Und Oliver Kahn sagte: "Die Vorbereitung in Genf ist unsere Chance, da müssen wir hundertprozentig darauf bauen, dass wir einen Geist entwickeln, der uns zusammen mit den Zuschauern sehr weit treibt." Genf, Genf, Genf. Es ist das neue Zauberwort im deutschen Fußball, und am liebsten wäre den Verantwortlichen, wenn der Geist von Genf am Ende im Wunder von Berlin aufgehen würde. Aber in Wahrheit ist Jürgen Klinsmann nichts fremder als Vergangenheitstümelei. In Wahrheit ist Genf nur die letzte Zuspitzung seiner Strategie. Er weiß, dass er einen nicht unbegabten, aber ziemlich unvollendeten Kader verantwortet, dessen Zeit eigentlich noch nicht gekommen ist, und deshalb jagt er ihn in Genf durch die Zeitmaschine.
Kondition bimsen, Viererkette üben, Turnier-Chip einpflanzen - die deutsche Nationalelf soll in der WM-Vorbereitung im Zeitraffer lernen, wie man Weltmeister wird
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sport
Boxen - Halmich gewinnt Jubiläumskampf
00/05/2010
Mit einem 2:1-Punktsieg (94:96, 98:92, 96:94) über die Spanierin Maria Jesus Rosa hat Regina den WIBF-Weltmeistertitel im Fliegengewicht verteidigt. "Das war Reginas bester Kampf", schwärmte Promoter Klaus-Peter Kohl nach dem Kampf. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: AP) Die alte und neue Weltmeisterin sah ihre Leistung etwas kritischer. "Es gab schon Gegnerinnen, die mir besser lagen, aber auch schon welche, die mir schlechter lagen", meinte die 28 Jahre alte Karlsruherin. Nun ist der Weg frei für den Rückkampf mit der Amerikanerin Elena Reid, gegen die Regina Halmich im September 2004 umstritten unentschieden geboxt hatte. "Im Dezember oder Januar wird der Rückkampf kommen. Ich will diesen Kampf." Hohe Einschaltquote Eigentlich hatte die deutsche Nummer eins Elena Reid bereits zum Jubiläumskampf von ihrem Universum-Management gefordert, Promoter Kohl schob den Kampf jedoch noch auf. "Im Januar haben wir immer die besten Einschaltquoten", begründete er seine Entscheidung. Regina Halmich bestand allerdings auf eine "bärenstarke Gegnerin" für ihr Heimspiel - und bekam sie. 5,72 Millionen Zuschauer (27,9 Prozent Marktanteil), die den Kampf live im ZDF verfolgten, bescherten der Weltmeisterin eine hohe Einschaltquote. Maria Jesus Rosa, selbst Welt- und Europameisterin im Junior-Fliegengewicht, marschierte pausenlos nach vorne und suchte den Nahkampf. Sie gönnte Regina Halmich in zehn Runden keine Pause. Die konterte geschickt, traf immer wieder mit dem linken Haken zum Kopf und der Rechten zum Körper. "Sie hat sehr variabel geboxt", lobte Trainer Torsten Schmitz. "So stelle ich mir Frauenboxen vor." Seit zehn Jahren Weltmeisterin Obwohl Maria Jesus Rosa - mit 1,54 Meter Körpergröße sechs Zentimeter kleiner als ihre Gegnerin - das hohe Tempo bis zum Schluss durchhielt, waren es gerade die letzten Runden, die auf zwei der drei Punktzettel den Ausschlag für Regina Halmich gegeben haben dürften. "Es war spannend bis zur letzten Runde. Letztendlich hat sich aber die Erfahrung durchgesetzt. Ich bin froh, hier in Karlsruhe so einen harten Kampf bestritten zu haben", befand die gefeierte Lokalmatadorin. 403 Runden lang stand Regina Halmich nun als Profiboxerin im Ring, das ist Weltrekord. Seit zehn Jahren ist sie Weltmeisterin, ihre letzte und bislang einzige Niederlage liegt ebenfalls zehn Jahre zurück. Der Rückkampf mit Elena Reid soll aber nicht der Abschied werden. "Mein nächster Kampf wird nicht mein letzter sein", stellte Regina Halmich klar. Das nächste Jubiläum wolle sie dennoch nicht in Angriff nehmen. "60 Kämpfe werde ich sicher nicht bestreiten. Ich habe immer gesagt: Mit 30 Jahren sollte man etwas anderes machen."
Deutschlands Box-Queen behielt auch nach dem Jubiläumsauftritt ihre Krone: Regina Halmich verteidigte in ihrem 50. Profikampf den Weltmeistertitel und begeisterte ihre Verehrer.
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Golf - Mit Zip, Pop und Köpfchen
00/05/2010
Die Geschichte des Masters 2006 handelt von einem langen Zusammenrücken, einem ungewöhnlichen Getümmel an der Spitze und dem langsamen Auseinanderbröseln der Gruppe in der letzten Phase des Finales. Übrig geblieben ist am Ende Phil Mickelson, nach 2004 zum zweiten Mal Sieger des wichtigsten Golfturnier - diesmal mit einem Gesamtergebnis von 281 Schlägen und sieben unter Par. Detailansicht öffnen Vorjahressieger Tiger Woods hilft Phil Mickelson ins Champion-Jacket (Foto: Foto: AP) Mit einer Führung von einem Schlag war er am Sonntagnachmittag in die Finalrunde des 70. Masters auf dem Platz von Augusta National in Georgia gestartet, am Ende betrug der Vorsprung auf den Südafrikaner Tim Clark zwei Schläge. "Ab dem 15. Loch wusste ich, dass ich es hatte", resümierte der 35-Jährige am Ende des Tages. "Es ist ein unheimlich befriedigendes Gefühl zu wissen, dass ich dieses starke Feld geschlagen habe." Tatsächlich wurde dem Weltranglistenzweiten auf den letzten Löchern kein Gegner wirklich gefährlich. Seltene Dichte und Niveau Doch was am Ende wie ein routinierter Erfolg aussehen konnte, war lange ein Kampf mit unerwartet vielen Gegnern: 15 Spieler hatten nach einer mehr als vierstündigen Regenunterbrechung am Samstag die dritte Runde Sonntag am späten Vormittag innerhalb von vier Schlägen beendet. Die Top Fünf der Weltrangliste waren allesamt unter den ersten Zwölf des Feldes platziert. Hoffnungsvoller Nachwuchs wie der Amerikaner Chad Campbell oder der Südafrikaner Clark war Mickelson direkt auf den Fersen. Scheinbar überalterte Routiniers wie Fred Couples oder José Maria Olazábal begannen die Jagd nach dem Titel. Vier Masters-Champions fanden sich allein in den letzten vier Paaren - selten hat ein Feld ähnliche Dichte, auch ähnlich hohes Niveau gezeigt. Als Rocco Mediate, Vierter nach der dritten Runde, Loch elf und damit Amen Corner erreichte, war noch immer nichts entschieden: Elf Spieler lagen innerhalb von drei Schlägen, die Frage nach dem Titelträger blieb offen. Doch dann begann sich einer nach dem anderen aus der Spitze zu verabschieden, am dramatischsten Mediate: Ihm unterlief am kurzen Loch zwölf eine zehn, sieben Schläge über Par, drei Bälle landeten im Wasser, katapultierten ihn zurück unter Ferner liefen.
Phil Mickelson gewinnt zum zweiten Mal das Masters in Augusta, weil er sich unter Kontrolle hat und die wenigsten Fehler begeht.
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HSV - Schalker mit Augenringen
00/05/2010
Im weißen Polohemd erschien Frank Rost zum Couchgespräch, etwa in der Höhe seines Herzens leuchtete eine kleine Raute auf blauem Grund. Wie er sich so fühle, mit dem Vereinsemblem des Hamburger SV auf der Brust, wurde er gefragt, und Rost hätte den vornehmlich aus Norddeutschland angereisten Begleitern des HSV ganz sicherlich unfallfrei Schwärmereien über seinen neuen Arbeitgeber diktieren können. Detailansicht öffnen Der HSV trainiert für die Rückrunde. Die Körpersprache sagt: Es gibt noch viel zu tun. (Foto: Foto: dpa) Rost, 33, gilt jedoch als Mann aufrichtiger Worte, wahrscheinlich ist er gerade deshalb jetzt im Trainingslager des HSV am Persischen Golf und nicht in Gelsenkirchen, wo sich Schalke 04 auf die Rückrunde vorbereitet. Ich bin kein Hamburger "Ungewohnt" sei diese Raute, antwortet also Rost, "ich kann nicht sagen: ,Ich bin Hamburger', das kann ich nicht." Schalker sei er eher schon, "ein Sympathie-Schalker". Es ist nun doch alles schnell gegangen mit Rost und dem HSV, obwohl der Deal natürlich schon länger feststand, wie der Torhüter selbst einräumte. Der Abschied aus Schalke, wo er eigentlich seine Karriere beenden wollte, ehe ihn Trainer Mirko Slomka im Oktober ausmusterte und ihm den Jüngling Manuel Neuer, 20, vorzog - dieser "schwere Abschied" habe für ihn nach dem letzten Hinrundenspiel festgestanden. In Bremen habe er damals hinter Oliver Reck auch warten müssen, sagt Rost. "Mit 20 kannst du die Spannung eben noch halten - aber wenn du immer gespielt hast, fällt es dir schwer." Zuzusehen. 7.30 Uhr: Frühsport Seit Freitagnacht ist Rost nun in Dubai, um drei Uhr kam er an und erschien um 7.30 Uhr zum Frühsport mit Trainer Thomas Doll. Noch hat Rost deshalb Augenringe und zudem die königsblaue Episode nicht gänzlich verarbeitet. Man habe ihm vorgeworfen, zu viel Kontakt zum auf Schalke nicht mehr sonderlich geliebten ehemaligen Manager Rudi Assauer unterhalten zu haben. "Mit sportlichen Dingen hatte das nichts zu tun", glaubt er weiterhin. Mehr Schlechtes wolle er jedoch über Schalke, wo er 130 Ligaspiele absolvierte, nicht sagen. In Hamburg ist er die Nummer eins, obwohl er auf dem Rücken die "35" tragen wird. Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, einst sein Kollege in Bremen, habe sich früh bemüht und von großem Vertrauen gesprochen. Seine Vorgänger Stefan Wächter und Sascha Kirschstein hatten nicht mehr Dolls Vertrauen. Wächter geht Wächter, 28, zuletzt Stammkeeper, wurde jetzt mitgeteilt, dass Kirschstein, 26, künftig Nummer zwei sei. Kirschstein steht noch bis 2011 unter Vertrag, Wächters Kontrakt endet im Juli. "Enttäuscht" sei er, sagte Wächter, der wohl noch im Januar gehen wird. Aachen und Bochum haben Interesse. Frank Rost will jetzt in Hamburg seine Karriere beenden, "denn drei Vereine reichen mir". Bis 2009 hat er unterschrieben, auch für die zweite Liga. Er möchte mithelfen, "dass man auch nach einem Rückschlag, der sicher kommen wird, die Nerven behält". Er sei aber ganz sicher, dass der HSV trotz Rang 17 zu gut sei für den Abstieg, "und er hat sehr viel Tradition und gehört weiter zu den Topklubs". Rosts Zuhörer aus Norddeutschland haben ihm darauf gleich das Du angeboten.
Torhüter Frank Rost tritt seinen Dienst beim Hamburger SV an. Und zeigt wenig Liebe zu Hamburg.
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sport
Beckenbauer - Das nächste Spiel ist immer das schönste
00/05/2010
Das bisher letzte große Solo Franz Beckenbauers, es ist erst wenige Tage her - und der Fußballmensch brauchte nicht einmal seine Füße dazu. Beckenbauer nämlich saß auf einem Podium in Berlin, bei einer Pressekonferenz zum Kunstprogramm der WM 2006, und sollte nun so etwas sprechen wie ein Grußwort. Er saß zwischen Otto Schily und André Heller, und Robert Wilson, der Theaterzauberer, war nur ein paar Stühle entfernt. Detailansicht öffnen Franz Beckenbauer beim FC Bayern (1976) - jugendlicher Altmeister mit 18 Jahren. (Foto: Foto: dpa) Wohl jeden hätte eine solche Nachbarschaft eingeschüchtert, Beckenbauer nicht, im Gegenteil. Er legte gleich lustig los und zeigte, was eine freie Rede ist. Zuerst erzählte er von einer kuriosen New Yorker Begegnung mit dem Maler Andy Warhol. Und dann lobte er die Künste und das große Kunstprogramm sehr. Fragte dann aber jählings grollend, wo denn der Fußball bleibe, bei all der schönen Fußball-Kunst, und plötzlich schien aus dem Grußwort ein Gewitter, aus dem Lobgesang ein Wutanfall zu werden. Eine Kunstbeschimpfung womöglich. Aber natürlich ging wieder einmal alles gut, Beckenbauer brachte seinen rhetorischen Sololauf heiter zuende, ohne dass ein Amoklauf daraus wurde, und am Ende freuten sich alle, die Freunde des Fußballs und die Liebhaber der Kunst. Alle Gedanken freilassen So kann nur einer reden, Beckenbauer. Weil er seine Gedanken nicht ängstlich ordnet, sondern sie freilässt, alle auf einmal, im schönsten Durcheinander. Als würde jemand einen großen Vogelkäfig öffnen, und alle Vögel fliegen hinaus, ins Himmelblaue, Freie. Es hätte schon schief gehen können mit dieser kleinen Berliner Rede, aber es ging natürlich alles gut, aus einem vermutlich einfachen Grund: Der Redner hatte keinerlei Angst, dass etwas schiefgehen könnte. Und wenn doch? Auch egal. Ihm nimmt niemand etwas übel. Das hat für das Leben des Franz Beckenbauer eine beinahe märchenhafte Konsequenz: Alle müssen sich verstellen, er darf so sein, wie er ist. Man freut sich über alle seine Tore. Und über seine Eigentore auch. Jetzt läuft die Zeit rückwärts, und wir sind im Juni des Jahres 1964. Der FC Bayern möchte dorthin, wo die Lokalrivalen vom TSV 1860 schon sind, in die Erste Bundesliga. In der Aufstiegsrunde debütiert ein junger Spieler, 18 Jahre alt, er kommt aus München-Giesing und heißt Franz Beckenbauer.
Mehr Glück geht nicht: Ein Lobgesang zum 60. Geburtstag des Fußball- und Lebenskünstlers Franz Beckenbauer.
https://www.sueddeutsche.de/sport/scoreboard-rekordgewinn-und-verletzungen-1.743391
sport
Scoreboard - Rekordgewinn und Verletzungen
00/05/2010
Der Stuttgarter Serdar Tasci hat seine Teilnahme an den Länderspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Wales und gegen Rumänien abgesagt. Der Verteidiger leidet an einer Adduktorenverletzung und konnte deshalb am Dienstag nicht zum Treffpunkt nach Köln reisen. Tasci stand zum zweiten Mal im Aufgebot und hätte gerade im Testspiel gegen Rumänien am 12. September eine gute Chance auf sein Debüt im DFB-Dress gehabt. Bundestrainer Joachim Löw nimmt dafür Offensivmann David Odonkor von Betis Sevilla mit zum EM-Qualifikationsspiel in Wales am Samstag. Der 23-Jährige war bisher nur für die Teilnahme am Fitnesstest am Dienstag in Köln vorgesehen. Detailansicht öffnen Real Madrid: Rekordgewinn. (Foto: Foto: dpa) Real Madrid hat in der vergangenen Saison nicht nur die spanische Fußball-Meisterschaft gewonnen, sondern auch einen Rekordgewinn von 44 Millionen Euro erzielt. Die Einnahmen stiegen 2006/2007 im Vergleich zur vorangegangenen Spielzeit um 20 Prozent auf 351 Millionen Euro. Dies geht aus der Bilanz hervor, die der Vereinsvorstand in knapp zwei Wochen auf einer Mitgliederversammlung vorlegen wird.
Warum Didier Drogba nicht zu Uli Stielike reist und Real Madrid keine Sorgen hat: Das Wichtigste aus der Welt des Sports in aller Kürze
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sport
"Dirk Nowitzki - ""Nicht die Führungspersönlichkeit, die er glaubt zu sein!"""
00/05/2010
Die Dallas Mavericks sind derzeit in der NBA durch nichts zu beeindrucken - weder auf dem Feld noch außerhalb. Während die Texaner am Sonntagabend bei den Philadelphia 76ers mit 106:89 gewannen, verlor Verfolger Phoenix Suns sein Heimspiel gegen die Chicago Bulls mit 103:116. Und genauso gekonnt reagierten die Mavericks auf das Störfeuer aus Miami. Deren Superstar Dwyane Wade hatte sich negativ über Dirk Nowitzki geäußert. Detailansicht öffnen Reaktion auf dem Parkett: Dirk Nowitzki. (Foto: Foto: AP) Der Deutsche hatte im Sommer nach den verlorenen Finalspielen gesagt, dass Miami den Titel nicht gewonnen, sondern Dallas die Meisterschaft verloren habe. Wade, der in der Finalserie, die Miami im Juni 2006 nach einem 0:2-Rückstand noch mit 4:2 gewann, zum wertvollsten Spieler gewählt wurde, gab darauf jetzt seine Antwort. "Der Grund, warum Dallas verloren hat, war, dass Dirk in den entscheidenden Momenten nicht die Führungspersönlichkeit war, die er glaubt zu sein", sagte Wade. Nowitzki ließ dies nahezu unkommentiert und betonte nur, dass ihn solche Aussagen zusätzlich motivieren. Mavericks-Coach Avery Johnson schenkte Wades Worten ebenso wenig Beachtung. "Wenn du Champion bist, kannst du halt sagen, was du willst", sagte Johnson diplomatisch. Lediglich der für seine lockere Zunge bekannte Besitzer der Mavericks, Mark Cuban, konterte. "Dwyane Wade ist nicht in der Lage, über Führungspersönlichkeiten zu sprechen. Er hat keine Ahnung, was für ein großartiger Spieler Dirk ist." Gegen Houston steuerte der Würzburger 15 Punkte zum Heimsieg bei. Für Dallas war es der 41. Saisonerfolg und der 17. nacheinander in der heimischen Arena. Damit verbesserte das Team den eigenen Vereinsrekord. Mit dem 95:74 feierten die Texaner bereits den 17. Sieg in diesem Jahr. Somit haben die "Mavs" allein in den vergangenen sechs Wochen mehr Spiele gewonnen als die Boston Celtics und die Memphis Grizzlies in der gesamten bisherigen Saison. "Wir haben gegen Houston sehr gut verteidigt, das war ein gutes Zeichen", sagte Avery Johnson. Ganz anders ist die Stimmung beim ärgsten Verfolger, den Phoenix Suns. Das Team aus Arizona verlor nach einem kurzen Intermezzo an der NBA-Spitze vor zwei Wochen drei der vergangenen sechs Spiele. Am Freitag blamierten sich die Suns in der eigenen Arena mit 111:120 gegen die Atlanta Hawks. Trainer Mike D'Antoni sprach anschließend davon, dass sein Team einen Schritt zurückgegangen sei und bestimmte Spieler derzeit nicht die Erwartungen erfüllen können. Auffällig ist vor allem die Abhängigkeit der Mannschaft von ihrem Spielmacher Steve Nash. Der Kanadier plagt sich seit einer Woche mit Schulterproblemen herum und fiel zuletzt aus. Am Sonntag gegen die Chicago Bulls will er sein Comeback geben. Mit 39 Siegen haben die Suns zwei Spiele weniger gewonnen als die Dallas Mavericks. Eine Heimniederlage mussten am Samstagabend (Ortszeit) die Seattle Supersonics hinnehmen. Gegen die Sacramento Kings unterlag das Team des deutschen Assistenztrainers Detlef Schrempf trotz 29 Punkten von Ray Allen mit 93:114.
Dwyane Wade lästert über den deutschen Superstar. Der gibt die Antwort darauf auf dem Platz.
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sport
Transfers - FC Bayern stellt Toni und Ribery vor
00/05/2010
Mit großem Brimborium hat Bayern München das teuerste Investment-Paket der Vereinsgeschichte der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem italienischen Torjäger Luca Toni, für den elf Millionen Euro Ablöse und ein Gehalt von angeblich fünf Millionen Euro netto pro Jahr fällig werden, präsentierte der deutsche Rekordmeister auch den kurzerhand eingeflogenen Franzosen Franck Ribery. Der 24 Jahre alte Nationalspieler, für die Ablöse von 25 Millionen Euro von Olympique Marseille verpflichtet, soll rund vier Millionen Euro netto Jahresgehalt bekommen. Beide Spieler unterschrieben Vierjahres-Verträge. Detailansicht öffnen Zwei neue und ein alter Bayer: Luca Toni (links), Franck Ribery und Uli Hoeneß. (Foto: Foto: Reuters) 57 Millionen Euro allein für Ablösesummen sind schon ausgegeben Vor 13 Kamerateams und rund 50 Medienvertretern wurden Weltmeister Toni sowie Vizeweltmeister Ribery Trikots mit der Rückennummer "9" sowie 7" überreicht, und Bayern-Manager Uli Hoeneß betonte: "Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, zwei Weltstars nach München zu holen." Zugleich erklärte er, dass mit den sechs feststehenden Neuzugängen, der fast sicheren Rückkehr von Ze Roberto und dem angestrebten vorzeitigen Transfer von Nationalstürmer Miroslav Klose, der schon vor dem feststehenden Wechsel 2008 nach München kommen soll, "unsere Einkauspolitik" beendet ist. Summen wollte Hoeneß weder dementieren noch bestätigen, sagte aber: "Wir haben unsere Schatulle aufgemacht." Ein Eigenkapital von 159 Millionen Euro und eine freie Liquididät von knapp 95 Millionen Euro hatte der FC Bayern zum Ende des Geschäftsjahres 2005/2006 ausgewiesen - auch in der abgelaufenen Saison soll Gewinn gemacht worden sein. Ein Großteil des Geldes ist nun verplant, für Ablösen und Gehälter. Für die Superstars Toni und Ribery, außerdem für die Neuzugänge Marcell Jansen, Jose Ernesto Sosa (beide zehn Millionen Euro Ablöse), Jan Schlaudraff (eine Million), der jetzt erst einmal verletzt ausfällt (Bandscheibenoperation), Hamit Altintop (ablösefrei) und aller Voraussicht nach Ze Roberto: Er soll einen Zweijahresvertrag erhalten, noch sind aber Details zu klären. Unter anderem soll der Brasilianer auf Einsätze in der Nationalmannschaft verzichten. 57 Millionen Euro allein für Ablösesummen sind schon ausgegeben, 26 Millionen Euro kommen jedoch durch den Verkauf von Owen Hargreaves an Manchester auch wieder herein. Bleibt noch Spielraum für einen weiteren Transfer. Klose, der 2008 auf jeden Fall ohne Ablöse nach München kommen wird, ist den Bayern bei einem angestrebten vorzeitigen Wechsel wohl 10 Millionen wert. "Wir haben selbstverständlich noch Geld", versicherte Vorstandsmitglied und "Finanzminister" Karl Hopfner mit einem Schmunzeln: "Für genau solche Situation haben wir Geld zurückgelegt." Eventuelle Verkäufe von Roy Makaay und Roque Santa Cruz könnten weitere Einnahmen bringen. "Wir haben gesagt, wir wollen die Mannschaft nach dem schwierigen abgelaufenen Jahr namhaft verstärken, dafür haben wir gewisse Regeln, die wir in den vergangenen 20 Jahren aufgestellt haben, gebrochen", sagte Hoeneß zu den Investitionen. Zugleich bat er um ein wenig Geduld für den neuen Kader: "Wir haben den Mund sehr voll genommen", räumte er ein, stellte aber auch klar: "Sicher wird es einige Zeit brauchen, bis sich die Mannschaft gefunden hat. Aber wir sind guter Dinge, dass es mit der Qualität des Kaders gelingen wird, unsere Ziele zu erreichen." Weltmeister Toni gab schon mal die Richtung vor: "In den nächsten Jahren wird hier sicher Großes passieren."
Uli Hoeneß ist stolz: Zwei "Weltstars" in München. Die beiden Nationalspieler unterschreiben Vierjahres-Verträge bei den Bayern.
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sport
Auf alten Pfaden - VfB an Elber interessiert
00/05/2010
Der 31-Jährige steht zwar noch bis 30. Juni 2005 beim französischen Meister Olympique Lyon unter Vertrag, möchte aber gerne wieder nach Deutschland, wo er bis zum vergangenen Jahr beim FC Bayern München unter Vertrag stand. Nach Angaben des Blattes müsste der VfB eine Ablösesumme von zwei bis drei Millionen Euro bezahlen. Detailansicht öffnen In Stuttgart ein alter Bekannter: Giovane Elber (Foto: Foto: dpa) Etwa diese Summe würden die Schwaben erhalten, falls ihr brasilianischer Abwehrchef Marcelo Bordon bereits in der neuen Saison für den FC Schalke 04 spielen würde. Der Wechsel steht offenbar unmittelbar bevor. "Noch ist es nicht spruchreif", sagte VfB-Präsident Erwin Staudt, "aber man kann keinen Menschen zwingen, hier zu bleiben, der in Gedanken schon weg ist. Jetzt geht es darum, wenigstens finanziell gut wegzukommen." Bordon hat in Gelsenkirchen einen von 2005 an gültigen Vertrag unterschrieben, machte jedoch nach der verpassten Champions-League-Qualifikation des VfB keinen Hehl daraus, dass er den Verein bereits jetzt verlassen möchte. Als Ersatz für den Routinier ist Martin Stranzl vom Absteiger 1860 München im Gespräch. Elber spielte bereits von 1994 bis 1997 in Stuttgart und schaffte damals als Mitglied des "Magischen Dreiecks" mit Krassimir Balakow und Fredi Bobic den Durchbruch. Der Bundesliga-Torschützenkönig von 2002/'03 befindet sich derzeit im Heimaturlaub in Brasilien. Er soll beim VfB auch den Schweizer Nationalstürmer Marco Streller ersetzen, der wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs ein halbes Jahr ausfällt.
Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart will nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung den brasilianischen Stürmer Giovane Elber zurückholen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-dfl-verbietet-team-manager-1.735851
sport
Fußball - DFL verbietet Team-Manager
00/05/2010
Da die Deutsche Fußball Liga (DFL) ab dieser Saison keine Ausnahmegenehmigungen für Trainer ohne die im Profibereich erforderliche Fußballlehrer-Lizenz mehr erteilt, ist bei den drei Zweitliga-Aufsteigern große Unruhe ausgebrochen. "Warum kommt die DFL damit kurz vor dem Start? Wir werden dadurch in große Schwierigkeiten gebracht", sagte Paulis Vizepräsident Andreas Wasilewski der Hamburger Morgenpost. Stürmer Marvin Braun kann sich einen Saisonstart ohne den Aufstiegscoach erst gar nicht vorstellen: "Das wäre eine Katastrophe." Als neuer Trainer ist der zuletzt in Emden erfolgreiche Marc Fascher im Gespräch. Detailansicht öffnen Wenn einer gehen muss, darf der andere kommen: Djuradj Vasic ist wieder Trainer in Wehen. (Foto: Foto: dpa) Stanislawski, der aufgrund fehlender B- und A-Lizenz noch gar nicht zur Fußball-Lehrer-Ausbildung zugelassen werden kann, macht sich aufgrund seiner guten Kontakte zu DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus, der einst selbst in St. Pauli spielte, noch Hoffnungen auf eine Kehrtwende: "Mal sehen, ob wir die Kuh irgendwie vom Eis kriegen. Ich kenne ihn ja ganz gut. Das ist eine Ausnahmesituation, ich bin damals wie die Jungfrau zum Kinde zum Traineramt gekommen." Hieronymus nimmt dem Kumpel aus alten Tagen aber direkt den Wind aus den Segeln. "Es gibt keine Ausnahmen mehr. Wir brauchen nicht über Einzelfälle zu sprechen", sagte der Ex-Profi dem kicker. Ohnehin dürfte die DFL-Maßnahme eigentlich keinen der drei Klubs unvorbereitet treffen. Bereits im Zuge des Lizenzierungsverfahrens im April waren die betroffenen Klubs nach Angaben der DFL davon informiert worden, dass in Zukunft Ausnahmeregelungen wie bei Thomas von Heesen (Arminia Bielefeld), Jürgen Klopp (FSV Mainz 05), Petrik Sander (Energie Cottbus) und Edmund Becker (Karlsruher SC) ab der Spielzeit 2007/2008 nicht mehr möglich sind. Vasic für Hock Während St. Pauli den erst kürzlich vereinbarten Zweijahresvertrag mit Stanislawski nun aller Voraussicht nach auflösen muss, hat Mit-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden bereits vor wenigen Wochen in weiser Voraussicht gehandelt und Ex-Coach Djuradj Vasic als Teammanager verpflichtet. Der wird nun anstelle von Christian Hock, der bislang nur die A-Lizenz besitzt, das Traineramt bei den Taunussteinern übernehmen. Ursprünglich wollte Ex-Profi Hock, der zumindest im Besitz einer A-Lizenz ist, erst im Januar 2008 den Fußball-Lehrerschein erwerben. Augrund des in dieser Sasion rigoros umgesetzten DFL-Statuts will Hock aber nun umgehend mit der Ausbildung beginnen. Sobald der ehemalige Mainzer dann im Besitz der Fußball-Lehrerlizenz ist, soll er Vasic als Chefcoach wieder ablösen. Unterdessen will der VfL Osnabrück trotz der fehlenden Lizenz von Aufstiegscoach Claus-Peter Wollitz vorerst Ruhe bewahren. Auch wenn Wollitz ab Juli an der Sporthochschule Köln seine Ausbildung absolvieren muss, soll er Trainer an der Bremer Brücke bleiben. "Selbstverständlich bleibt er unser Trainer", sagte Manager Lothar Gans der Neuen Osnabrücker Zeitung. VfL-Präsident Dirk Rasch untermauerte: "Egal, wie das Problem gelöst wird. Pele Wollitz hat unsere uneingeschränkte Unterstützung."
Der SV Wehen muss seinen Trainer entlassen, St. Pauli und Osnabrück droht das gleiche Schicksal. Nur noch Fußballlehrer dürfen Profi-Vereine trainieren.
https://www.sueddeutsche.de/sport/dfb-bestaetigt-podolski-wechselt-zu-bayern-muenchen-1.735656
sport
DFB bestätigt - Podolski wechselt zu Bayern München
00/05/2010
Der Wechsel von Fußball-Nationalstürmer Lukas Podolski vom Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln zum Meister FC Bayern München ist so gut wie perfekt. "Bis auf Kleinigkeiten sind wir uns einig. Wir sind alle mit der Lösung zufrieden", bestätigte Kölns Präsident Wolfgang Overath am Donnerstag einen Bericht der "Bild"-Zeitung. "Es waren faire Verhandlungen mit dem FC Bayern und mit dem Ergebnis können alle gut leben", sagte Overath. "Wir wünschen Poldi bei Bayern München alles Gute." Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte aber: "Es ist noch nichts unterschrieben." Detailansicht öffnen Bald Teamkollegen: Podolski und Schweinsteiger. (Foto: Foto: dpa) Zur Höhe der Ablösesumme für den 20-jährigen Stürmer, dessen Vertrag in Köln bis 2008 datiert war und 2007 einen Ausstieg für eine Million Euro möglich gemacht hätte, wollte Overath keine Auskunft geben. Geschätzt wird jedoch, dass der Transfer dem FC Bayern rund zehn Millionen Euro wert sein dürfte. Sein Gehalt soll pro Saison bei etwa 2,5 Millionen Euro liegen. "Wir hätten ihn zwingen können, noch ein Jahr bei uns zu bleiben. Doch die Frage ist, ob er sich in der Zweiten Liga hätte motivieren können", meinte Overath. "Und Bayern München ist nun mal die Nummer eins in Deutschland." Er werde seinen Weg machen, auch wenn es in dem guten Kader der Bayern nicht ganz leicht sein werde, sich durchzusetzen. "Lukas ist das größte Talent in Deutschland seit 20 Jahren. Er ist ein glänzender Fußballer, muss sicher aber noch einiges lernen", sagte Overath und fügte an: "Poldi wird immer ein Kölner Junge bleiben." Podolski, der seit 1995 das Trikot der "Geißböcke" trägt, hatte keinen Zweifel an seinen Wechselabsichten gelassen. "Es weiß doch jeder, dass Bayern der beste Club in Deutschland ist", sagte der Nationalspieler. Die Münchner hatten zugleich den Druck immer wieder erhöht. "Eine Klasse-Spieler muss auch in einer Klasse-Mannschaft spielen", sagte Rummenigge. Auch Bayern-Präsident Franz Beckenbauer plädierte vehement für den Wechsel: "Das passt nicht: Lukas Podolski spielt erst die WM und dann die 2. Liga. Er muss zu einen Erstligisten."
Die Verantwortlichen von Bayern München und dem FC Köln haben sich am Mittwoch auf eine Ablösesumme einigen können.
https://www.sueddeutsche.de/sport/89-tour-de-france-man-hat-auch-mal-schlechtere-jahre-1.735687
sport
"89. Tour de France - ""Man hat auch mal schlechtere Jahre."""
00/05/2010
"Herr Godefroot, Telekom hat in den drei Tour-Wochen nur durch Erik Zabel geglänzt, darüberhinaus war wenig zu sehen. Stellt Sie der Auftritt Ihrer Mannschaft zufrieden?"Walter Godefroot: "Immerhin beneiden uns viele andere Teams um einen Erik Zabel. Auf ihn war wie immer Verlass, und die Mannschaft musste viel für ihren Kapitän arbeiten. Wenn man einen Jan Ullrich, einen Andreas Klöden und einen Alexander Winokurow hat, aber keinen von ihnen zum Saison-Höhepunkt aufbieten kann, ist das aber sicher eine Enttäuschung." "Sie sprechen Ullrich an. Wird er im nächsten Jahr bei Telekom sein Comeback feiern?" Walter Godefroot: "Das hängt von vielen Dingen ab. Wir können ihm nur den Weg zeigen, aber er muss erklären, wohin er gehen will." "Es sind immer wieder Namen möglicher Neuverpflichtungen für die kommende Saison im Gespräch. Wird zum Beispiel ein Santiago Botero von Kelme zu Telekom wechseln?" Walter Godefroot: "Es gibt nur zwei Fahrer, mit denen wir uns einig sind, und das sind Mario Aerts von Lotto und Christian Werner von Nürnberger. Ansonsten gibt es sieben, acht Leute, die sicherlich interessant wären. Wenn wir davon nur einen oder zwei verpflichten könnten, wäre das schon sehr gut. Aber es gilt weiter, dass wir an keinen herantreten, der für das nächste Jahr noch einen Vertrag hat." "Nach vielen erfolgreichen Jahren befindet sich Ihr Team an einem Tiefpunkt. Wie fühlen Sie sich persönlich nach all den Rückschlägen in diesem Jahr?" Walter Godefroot: "So tief ist das Tal auch wieder nicht. Man hat eben auch mal schlechtere Jahre." (sueddeutsche.de/sid)
Walter Godefroot spricht über das Abschneiden bei der Tour und über Neuverpflichtungen beim Team Telekom.
https://www.sueddeutsche.de/sport/flucht-namhafter-sportler-der-comandante-und-seine-deserteure-1.735576
sport
Flucht namhafter Sportler - Der Comandante und seine Deserteure
00/05/2010
Das Faible des Fidel Castro für den Sport ist schon länger bekannt. Doch dass die "Reflexionen" - die seit März erscheinenden Kolumnen des kranken, greisen Chefrevolutionärs von Kuba - zuletzt um die am Sonntag beendeten Panamerikanischen Spiele in Rio de Janeiro kreisten und also die Sportseiten der Parteiblätter Kubas schmückten, hat manchen Beobachter durchaus überrascht. Anfangs war noch so etwas wie kindliche Begeisterung des 80-Jährigen herauszulesen; in seinem Enthusiasmus über die Erfolge der kubanischen Delegation vergesse er bisweilen, pünktlich zu essen oder die Pillen einzuwerfen, schrieb der máximo líder, der wegen der Folgen einer lebensbedrohlichen Erkrankung seit dem 26. Juli 2006 nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen war. Seit einer Woche jedoch hat sich die Laune des Comandante verschlechtert. Er wettert gegen "den abstoßenden An- und Verkauf'' von Sportlern. Der Grund: die "Desertation'', also Fahnenflucht von namhaften Sportlern, wie die Flucht in der offiziellen Sprachregelung des kommunistischen Eilands heißt. Mindestens vier Delegationsmitglieder nahmen in Rio die Gelegenheit wahr, abzutauchen: Hasta siempre, comandante. Auf immer, Fidel. Detailansicht öffnen Freund des Sports: Fidel Castro (Foto: Foto: AFP) "Der Raub von Talenten" Dass unter den Abtrünnigen auch die Faustkämpfer Guillermo Rigondeaux und Erislandy Lara waren, nahm Castro besonders persönlich. "Söldner", rief Castro den beiden Kämpfern hinterher, weil sie sich lieber von einer "deutschen Box-Mafia" aushalten ließen, statt den Prinzipien der Revolution treu zu bleiben. Dies illustriert vor allem, wie sehr der kubanische Sport in seinem Nerv getroffen wurde. Denn: Die Box-Weltmacht Kuba steht nunmehr ohne einen einzigen aktiven Box-Olympiasieger da. Schon im Dezember hatten sich die Goldmedaillengewinner Odlanier Solis (Schwergewicht), Yan Barthelmy (Super-Bantam) und Yuriorkis Gamboa (Leicht) abgesetzt. Sie wurden - wie nun auch Rigondeaux und Lara - von dem Mitte 2006 gegründeten Hamburger Boxstall Arena von Ahmed Öner verpflichtet. "Was ist aus technologischer und wirtschaftlicher Sicht das größte Problem der armen Länder? Der Raub von Gehirnen. Was aus patriotischer und erzieherischer Sicht? Der Raub von Talenten", schrieb Fidel.
Kuba lässt seine Delegation bei den Panamerikanischen Spielen überstürzt abreisen - angeblich wollten weitere Sportler flüchten.
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-endlich-fussball-1.735332
sport
Bundesliga - Endlich! Fußball!
00/05/2010
Der Fußball drängt mit Macht zurück ins öffentliche Bewusstsein. Die Zeit der Sommerpause ist nun wirklich vorbei, die Nachrichten jagen über den Ticker, man kommt kaum noch mit. Da, schon wieder eine: ,,Toni freut auf sich auf Saisonstart'', vermeldet die Deutsche Presseagentur. Das klingt so brisant, dass man sofort weiterlesen muss. Man liest: ,,Der italienische Fußball-Weltmeister Luca Toni fiebert dem Saisonstart in der Bundesliga entgegen.'' Allmählich wird es ernst. Detailansicht öffnen Luca Toni: mit Toren zum Erfolg bei den Frauen. (Foto: Foto: dpa) Derweil spucken die Ticker unentwegt weitere Nachrichten vom Fußball aus, immer nur vom Fußball. Aaron Galindo ist verletzt. Galindo? Das ist der Mann aus Mexiko, den Eintracht Frankfurt schnell eingekauft hatte, weil sich so viele Spieler verletzt haben; zuletzt glaubte man: alle. Nun ist auch Galindo verletzt, was die Menschen in Offenbach freut, weil sie sich über jedes Frankfurter Missgeschick freuen. Der Rest Deutschlands leidet mit Galindo. Noch mehr Fußball: Der VfB Stuttgart hat sich mit dem italienischen Klub ACSiena über einen Transfer des Stürmers Danijel Ljuboja geeinigt. Das ist wahre Meisterschaft, denn wenn man einen wie Ljuboja einmal hat, dann wird man ihn nie wieder los. In der vergangenen Saison hatten die cleveren Schwaben Ljuboja an die unbedarften Hamburger ausleihen können (Der HSV büßte mit einem schlimmen Absturz, bis Ljuboja nicht mehr spielte), dann gaben die lernfähigen Hamburger Ljuboja wieder zurück, fast unbenutzt, so gut wie neu. Der Mensch Ljuboja mag ein unwahrscheinlich dufter Typ sein, aber der Fußballer Ljuboja - nun ja, jedenfalls haben sie sich beim HSV damals gefühlt, als hätten sie eine hochmotorisierte Mercedes-S-Klasse geleast und einen Smart mit Schmuckspoiler bekommen. In St. Pauli lachte man über den HSV, aber bald werden ganz Deutschland (selbst Stuttgart) und ganz Italien vereint sein im Mitleid mit Siena. Immer weiter läuft der Ticker, wie soll das erst werden, wenn wieder gespielt wird? Da: ,,Fußball-Profi Christoph Metzelder sieht nach seinem Wechsel zu Real Madrid den Stammplatz in der deutschen Nationalmannschaft nicht in Gefahr.'' Schon wieder die Deutsche Presseagentur. Man hatte erwartet, dass er seinen Stammplatz so sehr in Gefahr sieht, dass er nachts oft weint und ans Karriere-Ende denkt, aber nun weiß man es besser. Herrlich, diese Zeit, in der der Fußball zurückkehrt. Eine Meldung besser als die andere. Da, ein alter Bekannter: ,,Bayerns ,Il Bomber': Frauenschwarm Toni will für Tore geliebt werden.'' Fast ganz Deutschland fragt sich, warum Luca Toni so gut aussieht. Die Meldung dazu müsste jeden Moment kommen. Da.
Die Ticker der Nachrichtenagenturen spucken vor dem Start der Bundesliga minütlich neue Meldungen aus, die sich an Unfassbarem übertreffen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tommy-haas-ein-grand-slam-titel-bleibt-mein-traum-1.735486
sport
"Tommy Haas - ""Ein Grand-Slam-Titel bleibt mein Traum"""
00/05/2010
Im Finale von Memphis gewann der gebürtige Hamburger in nur 61 Minuten mit 6:3, 6:2 gegen den US-Amerikaner Andy Roddick und verteidigte damit seinen Vorjahrestitel erfolgreich. Detailansicht öffnen Kann sich freuen: Tommy Haas. (Foto: Foto: dpa) "Im Moment klappt einfach alles", sagte Haas, der im gesamten Turnierverlauf in seinen insgesamt 47 Aufschlagspielen nicht einen einzigen Breakpunkt abwehren musste. Eine Tatsache, die dem unterlegenen Andy Roddick großen Respekt abnötigte: "Ich habe auch schon Turniere ohne Satzverlust und 100 Aufschlagspiele hintereinander gewonnen, aber nicht ohne einen einzigen Breakpunkt. Das ist wirklich stark." Wenn er seine Form halten kann, da ist Haas ganz sicher, "werde ich in diesem Jahr schwer zu schlagen sein". Das Ziel ist klar formuliert: "Mein großer Traum ist es nach wie vor, ein Grand-Slam-Turnier und den Daviscup zu gewinnen." Im Daviscup wartet am Osterwochenende in Belgien die zweite Hürde nach dem souveränen Auftaktsieg gegen Kroatien. Nachdem Haas 1999 in Memphis bereits seinen ersten Turniersieg als Profi gefeiert hatte, gelang ihm dort nun als erst zweiter Spieler der insgesamt dritte Erfolg. Dieses Kunststück war zuvor nur Roddicks Trainer Jimmy Connors gewonnen, dessen Name sogar viermal in den Siegerlisten von Memphis steht. In diesem Jahr stand Haas bereits im Halbfinale der Australian Open und führte die deutsche Daviscup-Mannschaft mit zwei Einzelerfolgen gegen Kroatien erstmals seit sechs Jahren wieder ins Viertelfinale. Seine Saisonbilanz steht bei 9:2, die beiden Niederlagen kassierte er in Melbourne gegen den Chilenen Fernando Gonzalez und im Viertelfinale von Delray Beach gegen Vince Spadea (USA). In Memphis hat er von 32 Turnierspielen erst 6 verloren. Beim Frauenturnier an gleicher Stelle gewann derweil die frühere Weltranglistenerste Venus Williams bei ihrem Comeback nach über viermonatiger Verletzungspause auf Anhieb den 34. WTA-Titel ihrer Karriere. Die 26-jährige Kalifornierin entschied das Finale gegen die topgesetzte Israelin Shahar Peer mit 6:1, 6:1 für sich. Für Williams war es der erste Turniersieg seit dem dritten Wimbledon-Triumph 2005.
Tommy Haas hat seine seit Wochen überragende Form mit dem elften Turniersieg seiner Karriere eindrucksvoll bestätigt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/slalomfahrerin-annemarie-gerg-brille-1.735441
sport
Slalomfahrerin Annemarie Gerg - Brille
00/05/2010
"Dass man etwas sieht, ist das Wichtigste beim Skifahren: Denn man hat ständig unterschiedliche Unterlagen in unterschiedlichem Gelände, dem muss man seinen Schwungansatz anpassen, und ohne Sicht ist das problematisch. Außerdem tränen mir die Augen, wenn es schnell dahin geht. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: Reuters) Ich habe meinen eigenen Vorrat von Brillen und richte mir vor dem Rennen die Scheiben selbst, putze sie und habe alles parat: Ein Spiegelglas für schönes Wetter, gelbes Glas, wenn die Sicht diffus ist - wichtig für mich, denn ich habe schlechtes Kontrastsehen, dann noch ein rosa Glas, das stellt sich auf die Sichtverhältnisse ein. Die Auswahl ist jedem selbst überlassen, der eine mag es lieber dunkler, der andere heller. Ich habe vier Brillenrahmen mit unterschiedlichen Farben: Den roten nehme ich, wenn ich aggressiv sein möchte, den goldenen werde ich bei Olympia tragen, dann noch einen grau-silbernen und einen schwarzen. Ich weiß nicht genau, was sie kosten, ich muss sie mir ja nicht kaufen, aber zirka 80 Euro schon. Ohne Brille ist es schwierig, das sah man neulich in Cortina, als Nikki Hosp ihre verlor. Ein Grund abzuschwingen ist das nicht - ich denke, dass ich es auch ohne Brille durchziehen würde, aber eine Beeinträchtigung wäre es ohne Frage."
Für jede Stimmung, den richtigen Rahmen - warum Skifahrer soviel Wert auf ihre Brillen legen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-training-im-dschungel-der-buerokratie-1.735313
sport
golf training - Im Dschungel der Bürokratie
00/05/2010
Im Lauf der Zeit und der immer zahlreicher werdenden Anhänger des Golfspiels wurde es dann komplizierter. Die besseren Spieler wollten als solche erkannt werden, die weniger Guten wollten Chancengleichheit, beispielsweise beim Zocken. Eine Vorgaberegelung musste her. Der Schotte Sean Mc - Elroy aus Auchmithie, oberhalb von Arbroath nicht weit von Carnoustie gelegen, und in grauer Golf-Vorzeit ein Spitzenspieler, ließ sich mit dem Brandeisen, mit dem sie sonst das Vieh markierten, drei Streifen auf den Oberarm brennen. Das war damals die Handicapklasse 1. Er zeigte die Brandmale mit Stolz, erzählt man. Man darf Sean McElroy und seinen Clan mit Fug als Erfinder des Handicaps bezeichnen. Ja, man sollte McElroy in einem Atemzug mit Golflegenden wie Mulligan und Stableford nennen. Detailansicht öffnen (Foto: Illustration: Rita Berg) Nur, die Geschichte ist nicht zweifelsfrei erwiesen. Ich habe sie in einem dunklen Pub in Carnoustie gehört und der Mann, der sie mir zugerufen hat, hatte dem Whisky schon etwas zugesprochen. Aber so könnte es gewesen sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in der Menschheitsgeschichte es die Stärkeren immer den Schwächeren zeigen wollten - allen Zivilisationsbemühungen zum Trotz. Inzwischen ist man, Golfneulinge seien beruhigt, von derlei schmerzhaften Kennzeichnungen abgekommen, aber das Vorgabesystem bereitet einem Normalspieler immer noch Magenschmerzen und Kopfzerbrechen. Vor allem, wenn er es verstehen oder gar erklären soll. Und gerade ist es wieder geändert worden. Mit Blick auf die europäischen Golfkameraden soll es einheitlicher und gerechter werden. Der Satz könnte gut aus Brüssel von den EU- Bürokraten stammen, wo man schon über die Formgebung von Traktorensitzen und die Größe von ostdeutschen Aprikosen jahrelang gestritten und dann im Sinne von Vereinheitlichung und Gerechtigkeit mutig entschieden hat. Bisher konnte ich immerhin einem Golflaien das Handicap, das Heraufspielen und Herunterspielen, grob erklären. Dies unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen und einem Notizblock DIN A4 und das Ganze im Lauf einer knappen Stunde. Die neue Regelung habe ich allerdings selbst nicht verstanden, obwohl der Manager meines Clubs ein geduldiger und gebildeter Mann ist und sich wirklich Mühe mit mir gab. Erst nach vier oder fünf von mir spendierten Weißbieren kam es dann flüssiger aus ihm heraus. Die erweiterte Abseitsregel im Fußball, diesen Eindruck hatte ich, ist jedenfalls eine matte Sache im Vergleich zum Competition Stableford Adjustment (CSA), das noch viel Compassion mit und unter uns Golfern auslösen wird. Es entfällt dafür jetzt die Zehn-Prozent-Regel. Dieser weine ich überhaupt nicht nach, ich habe sie ehrlich gesagt bisher auch gar nicht gekannt.
Eine neue Stableford-Regel soll Golfen gerechter machen. Früher war alles schön einfach. Vor allem beim Golf. Es gab eigentlich nur eine Regel: Wer am wenigsten Schläge brauchte, um den Ball ins Loch zu befördern, der hatte gewonnen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-kleine-baelle-heiss-und-laut-1.734853
sport
golf spielen - Kleine Bälle, heiß und laut
00/05/2010
Eine Stadt voller verschiedener Welten, Kontraste, wie man sie vor allem im westlichen Europa nicht mehr kennt: Da hinten, der Eingang in der düsteren Nebenstraße, er führt in einen Restaurant-Raum, der nur Tarnung ist, weil im Hinterzimmer die illegal kopierten DVDs in den Regalen lagern. An der Hauptstraße 20 Meter weiter ein riesiger Tommy Hilfiger-Laden, daneben der US-Coffee-Shop. Einen Kilometer Luftlinie entfernt der Xiang Yang-Markt,Mekka der illegalen Kopierer. Golfschläger jeglicher Marke sind Teil des Angebots, 100 Euro für Driver, Hölzer, Bag und Eisen - alles erscheint möglich in Shanghai. Detailansicht öffnen Profigolf von der Skyline von Shanghai (Foto: Foto: DDP) Die Tischtennis-WM wird gerade hier veranstaltet. Bei der Auto Shanghai 2005 drängeln Chinesen um den neuesten BMW herum, der Europäer verharrt ungläubig vor der kopierten Karosse des Rolls Royce. Rote Fahne nennt sich das Modell aus China. Demnächst will man es nach Europa exportieren. Später abends Menschenmassen und aufgeregte Berichterstattung im Fernsehen: Lien Chan, der Chef der nationalistischen Kuomintang von Taiwan, ist auf einem achttägigen Staatsbesuch in China. Das ewige Thema - das Verhältnis zwischen dem Festland China und den Business-Inseln Taiwan und Hongkong - wird wieder hoch gekocht. China also irgendwo mittendrin: zwischen Kommunismus und Öffnung zum Westen, Seidenraupenverarbeitung und weltgrößtem Handymarkt. Zwischen Teezeremonie und neuen, aufregend unbekannten Hobbys. Golf zum Beispiel. Das Spiel mit der kleinen weißen Kugel ist den Chinesen fast völlig fremd. Bei 200.000 Spielern und 205 Golfplätzen, bezogen auf eine Bevölkerungszahl von 1,3 Milliarden ist die Rede von einem Minderheitensport, wie ihn selbst Deutschland in diesem Extrem nie erlebt hat. Herr Hu, Vizepräsident der China Golf Association, sieht das sehr gelassen. Sein Zuständigkeitsbereich der "kleinen Bälle" umfasst Tischtennis mit zehn Millionen Spielern ebenso wie die Randsportart Hockey und eben Golf.
Die European Tour setzt auf den Wachstumsmarkt Asien. In Shanghai gibt sich sogar Colin Montgomerie zugänglich.
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-streit-um-thurk-eskaliert-1.734819
sport
Bundesliga - Streit um Thurk eskaliert
00/05/2010
Schon vor dem Saisonstart der Fußball- Bundesliga kracht es zwischen den benachbarten Rivalen Eintracht Frankfurt und FSV Mainz 05. Grund der Dissonanzen ist der Mainzer Stürmer Michael Thurk, an dem die Frankfurter öffentlich ihr Interesse bekundeten und der sich zudem selbst einen Wechsel zum Lokalrivalen vorstellen kann. "Warum nicht? Frankfurt ist eine gute Adresse, hat große Ambitionen und ich bin Frankfurter", sagt Thurk. Detailansicht öffnen Vor dem Abflug? Michael Thurk. (Foto: Foto: rtr) Doch ein Wechsel zum UEFA-Cup-Teilnehmer kommt nach Meinung der Mainzer nicht in Frage. "Wir werden Michael Thurk definitiv nicht verkaufen. Wir suchen schließlich selbst noch einen Angreifer", sagte FSV-Manager Christian Heidel am Montag, nachdem mit dem Blondschopf im Trainingslager gesprochen hatte. "Ich habe ihm die Situation genau geschildert, obwohl ich dazu eigentlich gar nicht verpflichtet bin. Nun erwarte ich, dass er öffentlich zurückrudert", sagte Heidel. Dem Mainzer Manager war besonders Thurks Äußerung übel aufgestoßen, wonach der Verein den Angreifer belogen habe. "So etwas geht einfach nicht. Michael soll auch mal daran denken, was der Verein schon für ihn getan hat", erklärte Heidel, der nun die Reaktion des Anreifers abwarten will. Thurk, in der vergangenen Saison mit zwölf Treffern bester Torschütze bei den Rheinhessen, besitzt in Mainz noch einen Vertrag bis 2008.
Der Stürmer bezichtigt Mainz 05 der Lüge und bezeichnet Frankfurt als interessanten Verein. Nun erwarten die Mainzer eine öffentliche Entschuldigung.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-de-france-drunter-und-drueber-1.734857
sport
Tour de France - Drunter und drüber
00/05/2010
Die Tour-Organisation ASO plant eine Reform der Frankreich-Rundfahrt ohne den Radsport-Weltverband UCI. ASO-Chef Patrice Clerc sagte am Samstagmittag, dass es Ende Oktober ein Treffen geben werde, "mit allen, die eine Veränderung in dem Sport wollen". Nach jetzigem Stand soll die UCI nicht dabei sein. "Der UCI fehlt jede Klarheit, jede Transparenz und sie ist zutiefst gewissenlos", sagte Clerc und forderte die UCI-Oberen zum Rücktritt auf. Detailansicht öffnen Reformpläne: Patrice Clerc und Christian Prudhomme. (Foto: Foto: afp) "Da ist lächerlich", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid der Nachrichtenagenur Reuters. "Es steht ihm nicht zu, das zu verlangen. Nur der UCI-Kongress kann das." Die ASO wirft dem Weltverband vor, die Unterlagen bereits vor dem Tour-Start in der Hand gehabt zu haben, die zum Skandal um den ausgeschlossenen Führenden Michael Rasmussen (Dänemark/Rabobank) führten. "Ich bin von den Führungskräften verraten worden", meinte Tour-Chef Christian Prudhomme. Die ASO will nun ein unabhängiges System aufbauen mit einem eigenen Ethik-Code. Nähere Einzelheiten nannte Clerc nicht. "Wünschenswert wäre es natürlich, wenn möglichst viele Teams unterschreiben. Aber wenn weniger Teams am Start sind, dann soll es so sein", sagte der Franzose. Clerc und Prudhomme hatten der UCI bereits in den vergangenen Tagen immer wieder Versagen im Anti-Doping-Kampf vorgeworfen.
Tour-Organisator Patrice Clerc will die Frankreich-Rundfahrt ohne den Radsport-Weltverband durchführen. Deren Präsident Pat McQuaid nennt die Pläne "lächerlich".
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-muenchen-demonstrativ-gelassen-1.734745
sport
Bayern München - Demonstrativ gelassen
00/05/2010
Vor dem Spiel bei Borussia Dortmund (Freitag, 20.30 Uhr) demonstriert der FC Bayern pure Vorfreude. Dass die Winterpause ausgerechnet jetzt endet, wo der Winter in Deutschland erst beginnt, stört die Münchner nicht. ,,In den engen, geschlossenen Stadien bekommt man heutzutage vom Winter doch gar nichts mehr mit'', sagte Torwart Oliver Kahn mit ungewohnt entspannter Miene. ,,Wir sind alle froh, dass es wieder wettkampfmäßig zur Sache geht.'' Detailansicht öffnen (Foto: Foto:) Beim finalen Test beim Hamburger SV haben die Münchner an Selbstvertrauen noch einmal zugelegt. ,,Das war unheimlich ballsicher, technisch auf höchstem Niveau, mit höchstem Tempo'', fand Kahn. ,,Wir sind wesentlich weiter als in der Vorrunde.'' Ein Testspiel sei zwar nie so ernst zu nehmen, ,,aber ein bisschen ein Gefühl bekommt man schon.'' Und Trainer Felix Magath hat ,,im ganzen Klub eine ganz andere Verfassung'' festgestellt. Niederlagen gegen schwächere Gegner, wie sie in der Hinrunde zum Alltag der Bayern gehörten, sollen nicht mehr vorkommen. ,,Wir sind körperlich viel besser drauf, deshalb werden wir in den englischen Wochen mit dem dritten Spiel nicht mehr so große Probleme haben'', versprach Magath. ,,Das heißt, dass wir auch gegen Bielefeld oder so gewinnen werden.'' Die zahlreichen Personaldebatten spielten laut Kahn keine Rolle bei der Vorbereitung: ,,Bei uns beschäftigt sich keiner mit irgendwelchen Umbrüchen.'' Neben den Personaldebatten sorgen vor dem Spiel noch einige Aussagen aus Dortmund für Gesprächsstoff. Im Hinspiel im August hatte Hasan Salihamidzic Sebastian Kehl gefoult, Kehl fiel daraufhin in der kompletten Vorrunde aus und wird wohl auch diesmal noch fehlen. ,,Dieses Bayern-Foul kostet uns zehn Millionen'', wurde Großaktionär Florian Homm in einem Boulevardmagazin zitiert. Salihamidzic habe ,,eine Verletzung in Kauf genommen''. Kehl sagte: ,,Er wollte damals ein Zeichen setzen, weil das Spiel der Bayern nicht gut lief.'' Die Bayern demonstrierten Verärgerung über diese Aussagen. ,,Eine Unart, so etwas macht man nicht'', sagte Magath. Kahn fand es zwar ,,unverständlich, dass von Dortmunder Seite wieder Öl ins Feuer gegossen wird'', behielt seine demonstrative Gelassenheit aber bei: ,,Wenn die Stimmung aufgeheizt ist, macht das nichts, dann spielen wir besonders gut.'' Die Vorfreude der Bayern auf die Restsaison ist offenbar unerschütterlich.
Die Bayern ignorieren ihren Umbruch und die BVB-Attacken. Scheinbar völlig ruhig blasen sie zur Attack auf Spitzenreiter Werder Bremen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-reisen-magie-am-see-1.734404
sport
golf reisen - Magie am See
00/05/2010
Wahrscheinlich gibt es ungefähr zehn Mal so viele Golfausreden, wie es Golfspieler auf der Welt gibt. Bundespräsident Horst Köhler hat zu Beginn der Saison bei seiner Neujahrsansprache im Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee diesen mutmaßlich zehn Mal sechs Millionen Ausreden eine interessante Variante hinzugefügt. - Bandscheibenprobleme? Schwungumstellung? Neuer Großkopf-Driver und zu kurze Tees? Das alte Schlackerknie? Oder war einfach nur wieder einmal viel zu viel Schnee im letzten Winter zum Trainieren? - Nein: Gerhard Schröder ist Schuld. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: G & IC Berlin-Wannsee) Dwight Eisenhower, der ein lausiger Hacker gewesen sein soll, hat einmal gesagt: "Mein Golfspiel wird erkennbar besser. Ich treffe zurzeit immer seltener die Zuschauer." John F. Kennedy spielte, als ihm keine guten Ausreden mehr einfielen, nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Seitdem gilt das Handicap des Präsidenten als Staatsgeheimnis, jedenfalls zu Amtszeiten. Bill Clinton - wie wir heute wissen, ein Single-Handicaper - hat es erklärt: Wenn das Handicap des Präsidenten hoch ist, denken die Wähler, nicht mal Golf spielen kann der Kerl. Ist es niedrig, sagen sie, der hat wohl nichts Wichtigeres zu tun als Golfen. "Es gab kaum Lücken zum Spielen in meinem Dienstkalender", sagte Horst Köhler also am 21. Februar, "und wenn es durch großen Aufwand an Organisation und Disziplin doch mal eine Lücke gab, dann schlug mir der Bundeskanzler Gerhard Schröder vor, den Bundestag aufzulösen." Da haben die 600 Mitglieder, die zum Neujahrsempfang gekommen waren, sehr gelacht. Und stolz sind sie im Golfclub Wannsee sowieso. Mag ja sein, dass alle Präsidenten der Vereinigten Staaten seit Theodore Roosevelt Golf gespielt haben. Dafür sind alle Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, die überhaupt Golf gespielt haben, Mitglied im Golfclub Wannsee.Walter Scheel und Horst Köhler also. 1980, als die ersten German Open am Wannsee ausgetragen wurden, als die Berliner Arnold Palmer bestaunen durften und Tony Jacklin, Nick Faldo, Sandy Lyle und Greg Norman, waren Walter Scheel und Steve Ballesteros das Top-Team beim Pro-Am- Turnier. Den 23-jährigen Bernhard Langer, der mit einem bescheidenen 43. Rang zurück ins Clubhaus kam, beachtete damals ja noch keiner. Und Horst Köhler, der 2004 gemeinsam mit seiner Ehefrau Mitglied wurde, kommt, wenn er nicht gerade den Bundestag auflöst, meistens morgens schon sehr früh und fast ohne Bodyguard. Damit ihn keiner sieht.
In Berlin ist Deutschlands ältester Golfclub zu Hause. Auch Bundespräsident Horst Köhler ist dem historischen Zauber des Wannsee-Clubs erlegen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/thomas-hitzlsperger-bitte-kein-durchbruch-1.734500
sport
Thomas Hitzlsperger - Bitte kein Durchbruch!
00/05/2010
Nach einer Viertelstunde ist das Spiel entschieden. Fünf zu eins steht es da schon, das kann kein Mensch mehr aufholen. Horst Heldt sitzt auf der Terrasse des Stuttgarters Klubheims, und er würde jetzt gerne diesen Gedanken zu Ende bringen. Der Anfang des Gedankens hatte sich vielversprechend angehört, aber über den Mittelteil kommt der Gedanke nicht hinaus. Herr Heldt, könnat Sie mei'm Bub a Autogramm schreiba?, fragt eine Frau. Heldt kann, er lächelt und schreibt. Der Gedanke ist zwar weg, aber immerhin, es steht jetzt sechs zu eins. Später verkürzt Thomas Hitzlsperger auf zwei zu sechs, aber ernsthaft gefährden kann er den Manager nicht mehr. Eine Stunde sitzt er auf der Terrasse und muss nur zwei Autogramme schreiben. Detailansicht öffnen The Hammer: Thomas Hitzlsperger nach einem Tor. (Foto: Foto: dpa) Thomas Hitzlsperger ist kein Star, er ist nur der Mann, der die deutsche Meisterschaft entschieden hat. Erstens hat er im letzten Saisonspiel gegen Cottbus einen Eckball von Pavel Pardo volley genommen und mit einer kühnen Mischung aus Spann und Außenrist ins Netz gefeuert. Zweitens hat der Schalker Trainer Slomka später gesagt, der VfB sei vor allem ,,wegen der Torgefahr aus dem Mittelfeld'' Meister geworden. 13 Tore erzielte das Schalker Mittelfeld, 20 Tore das des VfB. Für die Differenz kam Hitzlsperger persönlich auf - er schaffte sieben Saisontore, und wenn man es genau nimmt, hieß der Unterschied zwischen Titel und Nicht-Titel also: Hitzlsperger. Thomas Hitzlsperger sitzt jetzt hier auf der Klubterrasse, kein Autogrammjäger kommt, und er nimmt sich Zeit für diesen Gedanken, der in etwa so kompliziert ist wie ein Volleyschuss nach einem Eckball. Mit einer kühnen Mischung aus Selbstbewusstsein und Demut spricht Hitzlsperger über Hitzlsperger, und über das, was er geschafft hat im vergangenen halben Jahr. "Diese Meisterschaft ist eine Bestätigung dafür, dass ich was richtig gemacht habe", sagt er selbstbewusst. "Man muss aber auch differenzieren: Ich war nicht immer gut, wenn die Leute das so gesehen haben'', sagt er demütig. Er hat etwas geschafft, was man im Branchenjargon Durchbruch nennt - und jetzt versucht er, diesen Durchbruch bloß ja keinen Durchbruch sein zu lassen. "In meiner Karriere gab's noch nie einen Durchbruch, und da kommt auch keiner mehr'', sagt Hitzlsperger, "für einen Durchbruch bin ich zu alt.'' Er ist 25.
Allwetterspieler als Meisterschüler: Der unerwartete Titelgewinn mit dem VfB Stuttgart hat den ungewöhnlichen Karriereplan des Mittelfeldarbeiters Thomas Hitzlsperger durcheinandergebracht
https://www.sueddeutsche.de/sport/nach-doping-gestaendnissen-spannung-vor-t-mobile-pressekonferenz-1.734495
sport
Nach Doping-Geständnissen - Spannung vor T-Mobile-Pressekonferenz
00/05/2010
In Bonn will sich der Radrennstall zu seiner Zukunft äußern. Neben Teammanager Bob Stapleton und Kommunikationschef Christian Frommert wird mit besonderer Spannung auch Sportdirektor Rolf Aldag erwartet. Detailansicht öffnen Geständig: die Ärzte Heinrich (l.) und Schmid. (Foto: Foto: dpa) Laut Stapletons Ankündigung im Interview mit der SZ will sich Aldag zu seiner Vergangenheit im Team Telekom äußern. Die Fortsetzung des Engagements der Deutschen Telekom im Radsport gilt nach den Geständnissen ihrer Ex-Profis Bert Dietz und Christian Henn keineswegs mehr als sicher. Stapleton kündigte im Interview ein Doping-Geständnis des früheren Telekom-Profis Aldag an. Er wisse, dass sich Aldag "schon in den vergangenen zwei Wochen mit dem Gedanken getragen hat, sich zu offenbaren. Er wollte es tun und hat nach einem Weg gesucht, sich umfassend und nachvollziehbar zu äußern", sagte Stapleton. "Ich glaube, dass Rolf heute sehr engagiert ist und sehr zu dem steht, was wir jetzt tun. Es hat eben auch bei ihm Momente der Schwäche gegeben, und jetzt müssen wir versuchen, dass wir da rauskommen und mit ihm weitermachen können", antwortete Stapleton auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass Aldag ihm gegenüber "das Doping-Geständnis nicht viel früher gemacht hat". Dennoch will der Teamchef an seinem Sportdirektor festhalten: "Meine Absicht ist es, mit Rolf weiterzuarbeiten." Aldag gehörte 1997 bei der Tour de France zur Telekom-Mannschaft mit dem siegreichen und mittlerweile ebenfalls unter Doping-Verdacht stehenden Jan Ullrich. Die Doping-Enthüllungen um das Team Telekom hatten am Mittwochabend mit den Geständnissen der Mediziner Schmid und Heinrich noch mehr an Dramatik gewonnen. "Ich räume ein, in den 90er Jahren das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben", sagte Schmid. Ausdrücklich stellte Schmid klar, "dass das Nachfolgeteam T-Mobile nicht betroffen" sei. "Ich habe den Radsportlern auf Anforderung Dopingsubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht", gab Schmid zu. Er habe Dopingmittel aber "niemals einem Sportler ohne dessen Wissen oder gar gegen seinen Willen" verabreicht. sueddeutsche.de berichtet ab 11.15 Uhr live von der Pressekonferenz.
Nach den jüngsten Doping-Geständnissen der Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich sowie früherer Telekom-Profis erhält die Pressekonferenz von T-Mobile eine besondere Brisanz.
https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-opfer-gedenken-an-einen-gefangenen-1.734548
sport
Doping-Opfer - Gedenken an einen Gefangenen
00/05/2010
Es war die 13. Etappe, es war der 13. Juli, und um die schrecklichen Vorzeichen zu vervollständigen, hätte es eigentlich ein Freitag sein müssen. Es war aber ein Donnerstag, an dem der Radrennfahrer Tom Simpson, 29, starb, vor vierzig Jahren, während der Tour de France. Den Mont Ventoux hatte er besiegen wollen, den Gipfel der Provence. Unten, wo noch Bäume am Straßenrand wachsen, schlingerte er schon; weiter oben, wo alles kahl ist, fiel er vom Rad, ließ sich wieder in den Sattel setzen, quälte sich ein paar Meter weiter, fiel erneut, hielt den Lenker noch umklammert, bevor er starb, dehydriert, überhitzt, überanstrengt. Herzversagen. In die Ergebnislisten wird in solchen Fällen DNF eingetragen, did not finish. Detailansicht öffnen Tom Simpson starb am Mont Ventoux. Er war 29 Jahre alt. (Foto: Foto: dpa) Am Mont Ventoux gibt es diesen Gedenkstein, und wer mit dem Fahrrad hier vorbeikommt, hinterlässt ein Schweißband oder eine Trinkflasche; gedenkt auf seine Weise einem Mann, der für die Fans ein Märtyrer ist. Dabei war er Täter, bevor er Opfer wurde. Vollgepumpt mit Amphetaminen ging er auf die Strecke, in seiner Trikottasche fanden sich Tablettenröhrchen. Erst das Doping hatte sein körpereigenes Kontrollsystem außer Kraft gesetzt. Tom Simpson war kein Märtyrer, er war - wie man das heute gern nennt - der Gefangene eines Systems. Er war ein Sportler, der Weltmeister gewesen war und sich seine große Zeit zurückwünschte. Er war ein Aufsteiger, Sohn eines Bergmanns; befeuert vom selbstzerstörerischen Ehrgeiz vieler Aufsteiger. "Los, los, los" stöhnte er, als sie ihn, den Halbtoten, nochmal aufs Rad hievten. Tom Simpson war charakterlich denen ähnlich, die heute bei der Tour im Sattel sitzen. Prestige, Geld, Aufstieg, Ruhm. Die Jahre verändern nicht die Dimensionen des Leistungssports. In den Jahren nach seinem Tod hat es genug Journalisten und Fahrerkollegen und Betreuer gegeben, die bereit waren, alles Mögliche für die Tragödie verantwortlich zu machen: sein Herz zu schwach, die Lungen zu klein, die Hitze so brennend, der Berg so brutal. Das Thema Doping klammerten sie aus. So wie es noch heute gern ausgeklammert wird, von Fahrern, Betreuern, Journalisten, Fans; von Gefangenen des Systems, die oft Mitwisser und damit Verantwortliche sind. Der kahle Gedenkstein am kahlen Mont Ventoux und das alte Bild des verzweifelten Fahrers, aufgenommen wenige Augenblicke, wenige Kilometer vor seinem Ende, erinnern nicht nur an Simpson, auch an die vielen anderen Sportler, die jung waren, als sie starben - und bei deren Obduktion Greisenherzen zum Vorschein kamen. Wer über Doping spricht, benutzt oft das Vokabular von Juristen. Unschuldsvermutung. Anfangsverdacht. Dabei geht es eigentlich um Leben und Tod.
Vor 40 Jahren starb Tom Simpson beim Aufstieg zum Mont Ventoux. Charakterlich war er denen ähnlich, die heute bei der Tour im Sattel sitzen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/karl-heinz-rummenigge-fast-ein-bisschen-hass-stimmung-1.734284
sport
"Karl-Heinz Rummenigge - ""Fast ein bisschen Hass-Stimmung"""
00/05/2010
"Speziell auswärts wird gegen uns extrem engagiert zu Werke gegangen werden. Da wird fast ein bisschen Hassstimmung gegen uns aufkommen, die schon jetzt von Teilen der Boulevard-Presse geschürt wird: Der große FC Bayern wird als unschlagbar hingestellt, den es zu besiegen gilt. Ich hoffe, dass die Dinge nicht überdreht werden", sagte der Vorstandschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Detailansicht öffnen Karl-Heinz Rummenigge: Hassstimmung gegen den FC Bayern? (Foto: Foto: ddp) In einem Doppel-Interview mit Stuttgarts Sportdirektor Horst Heldt forderte Rummenigge auch die Bundesliga-Konkurrenz zu mehr Investitionen auf. "Wenn wir international wieder wettbewerbsfähig werden wollen, brauchen wir mehr Spieler der Kategorie Ribéry und Toni. Nur so kann man eine Liga kreieren, die mehr Geld aus dem TV-Topf erhält", sagte Rummenigge. Die Bayern waren in diesem Jahr von der bisherigen Transferpolitik abgewichen. "Es wird interessant, wie die neue Bayern-Philosophie wirkt. Hat sie Erfolg, nimmt der Druck auf die anderen Clubs zu, einen Transfer in einer anderen Größenordnung zu machen. Ist das System FC Bayern nicht erfolgreich, haben wir ein Problem." Heldt sprach sich gegen die Möglichkeit der Übernahme von Clubs durch ausländische Groß-Investoren aus. "Die Mehrheit sollte beim Verein bleiben. Ich halte es für nicht gut, wenn ein US-Millionär über einen Verein hier entscheidet", betonte Heldt und Rummenigge ergänzte: "Welche Interessen haben die Glazers und Abramowitschs? Sie sind doch keine Freunde des Fußballs, sie machen das Invest nicht für Chelsea oder ManU. Ich würde da gerne zehn Jahre in die Zukunft schauen: Sind die dann noch da?", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern. "Ich verweigere mich keinen Neuerungen, aber wir brauchen klarere Regularien, als es sie zurzeit in England und Italien gibt."
Nach den Groß-Investitionen für das neue Starensemble befürchtet Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der in drei Wochen beginnenden Bundesliga-Saison eine Anti-Bayern-Stimmung.
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sport
FC Bayern - Rudelbildung zu Kuschelzwecken
00/05/2010
Dass Hasan Salihamidzic der militanteste Knuddler auf dem Feld war? Geschenkt. Kein Wunder, dass der gut drauf war: erstes Saisontor gemacht, auch noch mit dem Kopf, ein sehr wichtiges dazu. Fünf Minuten vor Schluss durfte der Dauerwuseler Feierabend machen, stand aber kurz darauf schon wieder auf dem Platz: Makaay hatte mit freundlicher Unterstützung des Arbeitskollegen Krstajic endlich mal wieder ins Eckige getroffen - da hielt es den Brazzo weder auf der Bank noch in der Coaching-Zone. Detailansicht öffnen Rot-weißer Jubel: Owen Hargreaves, Roy Makaay und Willy Sagnol (v.li.). (Foto: Foto: ddp) Nach dem Schlusspfiff durfte er endlich seinen Kumpels um die Hälse fallen - selten innige Szenen spielten sich nach dem 3:0 gegen Schalke ab. Und es hub an ein einziges Drücken und Herzen, das weit über das gewöhnliche Abklatschen hinausging: Rudelbildung zu Kuschelzwecken. Die ach-so-coolen-immer-Gewinner wollten gar nicht mehr voneinander lassen, so froh waren sie, auch das 19. der letzten 20 Heimspiele gewonnen zu haben. Der FC Bayern hatte vor dem Spitzenspiel nämlich eine harte Zeit hinter sich: nur ein Sieg aus den vergangenen fünf Spielen. Drohender Autoritätsverlust, nicht nur auf internationaler Bühne. Dazu der Wettskandal-Ärger mit diesem Münchner Boulevardblatt. Dann die ungefähr 117. Hiobsbotschaft aus dem Hause Deisler. Verletzte zuhauf, dass gar der paraguayanische Novize Julio dos Santos erstmals beim Warmlaufen gesichtet wurde. Und wer dem einmal mehr verhinderten Champions-League-Sieger in der ersten Halbzeit zusah, sich für die nächste Saison noch Michael Ballack wegdachte, dem konnte Angst und Bange werden. Planloses Gerumpele beim Tabellenführer, ein Spiel, das flehentlich nach Mehmet Scholl zu schreien schien. Natürlich hatte es nichts zu bedeuten, dass Stefan Effenberg zuvor am Spielfeldrand stand; er wird bei der WM den TV-Experten geben. Frau Claudia übrigens auch: als Lifestyle-Reporterin. Doch die glamourösen Zeiten sind vorbei. Die derzeit eher blasse Besetzung verdiente sich eins der berüchtigten kaiserlichen Halbzeit-Statements: "Das ist Untergiesing gegen Obergiesing", wetterte Franz Beckenbauer zum ungefähr 118. Mal, "ich habe keine einzige vollständige Aktion gesehen. Das Spiel ist eine Katastrophe." Sogar der allzeit zuversichtliche Felix Magath räumte später ein: "Die letzten Ergebnisse haben uns natürlich viel Selbstvertrauen gekostet. Deshalb waren wir am Anfang sehr nervös, hatten kaum klare Aktionen. Wir haben langsam ins Spiel gefunden." Was sich mit dem überraschenden 1:0 durch Salihamidzic schnell änderte: "Danach haben wir spitzenmäßig gespielt", so Magath. Zumindest was die Chancenauswertung angeht, wird ihm niemand widersprechen: Das gerade erst eingewechselte Ex-Phantom Makaay legte für Pizarro auf: 2:0, Spiel entschieden, Meisterschaft wohl auch. Fabian Ernst analysierte treffend: "Je länger das Spiel dauerte, desto mehr haben wir den Faden verloren." Er dachte dabei wohl vor allem an die 89.Minute, als es auch für Roy Makaay Zeit für Geschenke war: Krstajic nötigte ihm den ersten Treffer seit Mitte Februar praktisch auf.
Nach dem überraschend glatten 3:0 gegen Verfolger Schalke 04 haben sich die ach-so-coolen-immer-Gewinner mal so richtig lieb. Doch die Zukunftspläne von Vorstands-Chef Rummenigge klingen weniger harmonisch.
https://www.sueddeutsche.de/sport/radsport-wir-haben-doch-frueher-alle-gedopt-1.734294
sport
"Radsport - ""Wir haben doch früher alle gedopt"""
00/05/2010
Das Team T-Mobile steht nach den Doping-Geständnissen von Bert Dietz und Christian Henn, die beim Vorgänger-Team Telekom gefahren waren, stark unter Druck. Doch dass Betrug im Radsport schon vor dem Einstieg des Bonner Sponsors scheinbar an der Tagesordnung war, bekräftigte erneut der ehemalige Fahrer Dietrich Thurau. . "Wir haben doch früher alle gedopt", sagte der 52 Jahre alte Thurau nun mehreren Zeitungen. Detailansicht öffnen 14 Tage in Gelb bei der Tour de France 1977: der "blonde Engel" Didi Thurau, hier ein Bild von 1988. (Foto: Foto: dpa) Thurau hatte bei der Tour de France 1977 14 Tage lang das Gelbe Trikot getragen und war in Deutschland als "blonder Engel" gefeiert worden. Doch allein mit natürlicher Muskelkraft ging schon damals nicht viel. Die ersten vier Jahre als Profi habe man noch Vitamine bekommen, erzählt Thurau. Dann allerdings sei der Druck, mit den Besten mitzuhalten, so groß geworden, dass er zu unerlaubten Mitteln griff. Damals, so Thurau, habe der Hausarzt die Mittel verschrieben, die man dann in der Apotheke gekauft habe. Zunächst Testosteron, später Steroide. Das "Geständnis" Thuraus ist allerdings nicht neu. Der seit 1989 nicht mehr aktive Frankfurter hatte bereits früher in Interviews Doping eingestanden. Mit einer "normalen Ernährung" sei bei längeren Rundfahrten nicht weiterzukommen, sagte er: "Sonst gehst Du nach sieben Tagen in die Luft. Du wirst zwangsläufig mit Doping konfrontiert, wenn Du ans Limit kommst." Und Thurau ist auch erwischt worden. 1980 wurde er von der Tour ausgeschlossen, weil er zum dritten Mal in der Saison eine positive Doping-Probe hatte. 1987 dann beendete Thurau seine letzten Tour de France vorzeitig, weil ihm Anabolika-Konsum nachgewiesen wurde. Der Heidelberger Doping-Experte Werner Franke sagte einmal zu Thurau: "Natürlich war der vollgedröhnt wie tausend Bomber." Zur aktuellen Situation und den Doping-Geständnissen der früheren Telekom-Profis Bert Dietz und Christian Henn sagte Thurau: "Es ist nicht fünf vor 12, es ist weit nach 12." Das Radsport-Idol der siebziger Jahre empfiehlt dem unter Dopingverdacht stehenden Jan Ullrich in diesem Zusammenhang, "seine Fehler einzugestehen". Der ehemalige Radprofi Marcel Wüst hat unterdessen die Idee einer Amnestie für geständige Doping-Sünder begrüßt. "Es geht ja nicht mehr darum, die Leute jetzt dafür zu bestrafen, was vor zehn Jahren war", sagte der Radsport-Experte im WDR 2 Morgenmagazin. Jetzt gehe es darum, "die Rennfahrer, die auch sauber unterwegs sein wollen im Radsport und auch in allen anderen Sportarten - dass man denen hilft, diese Sauberkeit wahren zu können". Wüst: "Da wäre sicherlich eine konsequente Aufarbeitung dessen, was vor zehn, 15 Jahren war, ganz wichtig." Er selbst habe nie verbotene Mittel genommen, betonte der Ex-Profi. Wüst: "Man hat mir zu meiner Zeit nichts angeboten. Das lag sicher zum einen daran, dass ich nicht im Tour-de-France-Team war. Zum anderen bin ich aber fest davon überzeugt, wenn ich danach gefragt hätte - wenn ich also als Rennfahrer hin gegangen wäre und hätte gesagt, hört mal, ich will auch was haben, ich brauche was, dann hätte ich auch was kriegen können." Die späte Doping-Offenbarung von ehemaligen Profis erklärte Wüst mit der Existenzbedrohung, die für die Betroffenen damit einher gehe.
Der früherer Rad-Profi Didi Thurau bekräftigt, dass bereits zu seiner aktiven Zeit in den siebziger Jahren flächendeckend gedopt wurde. Unterdessen fordern einige Amnestie für die Geständigen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-training-die-psyche-aufwaermen-1.734026
sport
golf training - Die Psyche aufwärmen
00/05/2010
Wer kennt das nicht: Sie freuen sich die ganze Woche auf das Turnier am Samstag, und kaum stehen Sie am ersten Abschlag, haben Sie wieder so ein flaues Gefühl im Magen. Auf der Driving Range sind die Bälle nicht geradeaus geflogen, die Probeputts auf dem Übungsgrün sind auch nicht ins Loch gefallen. Und zu allem Überfluss stehen auch noch eine ganze Menge Leute um den ersten Abschlag und schauen zu. Eine typische Situation. Hier meine Tipps, wie Sie mit diesen Problemen besser umgehen können. Detailansicht öffnen Thomas Gögele (Foto: Foto: Pauk und Gögele Golfmarketing\Frey) Wenn die Bälle auf der Range nicht fliegen Natürlich ist es unangenehm, wenn man die Bälle vor der Runde auf der Range nicht so gut trifft. Aber letztendlich sind weder gute noch schlechte Schläge beim Aufwärmen eine Garantie für den Verlauf der nächsten fünf Stunden. Theoretisch könnte man davon ausgehen, dass eine Runde, vor der Sie auf der Übungswiese jeden Ball treffen, ganz bestimmt eine gute wird und umgekehrt. Das wäre auch sehr nahe liegend. Man kann aber auch ganz anders argumentieren: Wenn Sie jeden Ball auf der Range treffen, haben Sie eine hohe Erwartungshaltung an die Runde:"Genau so geht's jetzt weiter", denkt man und lässt die Demut gleich mit den guten Schlägen auf der Range. Bei dem ersten mittelmäßigen Schlag kommt man dann ins Grübeln, verliert das Vertrauen, und die Runde ist futsch. Treffen Sie die Bälle vor der Runde nicht so gut, kann der erste halbwegs gute Schlag Ihr Vertrauen stärken, Sie werden im Laufe der Runde immer sicherer und spielen am Ende vielleicht ein gutes Ergebnis. Mir ist es öfters so ergangen. Nehmen Sie das Einschlagen als das, was es ist: Aufwärmen. Sie gewöhnen Ihren Körper an die Golfbewegung und bauen ein Gefühl auf. Was Sie nicht machen sollten: Ihre Schläge bewerten und Schlüsse daraus ziehen. Weder im Guten noch im Schlechten. Genauso verhält es sich beim Putten. Eine Zeit lang habe ich mit einem Psychologen gearbeitet, der mich auch auf den Turnieren betreut hat. Nach einer Runde kam er zu mir und gratulierte mir zu meiner guten Leistung, besonders zu meinem sehr guten Putten. Er zeigte sich aber erstaunt, dass ich auf den Grüns sehr erfolgreich war, denn wie er beobachtet hatte, war ich vor der Runde auf dem Putting- Grün nicht besonders zielsicher. Wie konnte ich auf dem Platz gut putten, wenn es vor der Runde schlecht war? Kann passieren. Zwar hatte ich vor der Runde alles vorbei geschoben, aber glücklicherweise habe ich gespürt, warum. Das heißt nicht, dass ich überzeugt war, auf der Runde die Putts zu lochen. Ich hatte nur gutes Feedback, mit dem ich auf die Runde gehen konnte. Und so bekam ich nach dem ersten Putt, der ins Loch fiel, langsam immer mehr Vertrauen, das bis zum Ende der Runde anhielt.
Aufgeregt vor dem ersten Schlag des Turniers? Gut so! Nervosität schärft die Sinne. Ein Profi erklärt,wie mit ihr umzugehen ist.
https://www.sueddeutsche.de/sport/baseball-geheimnisvoller-gyroball-1.734153
sport
Baseball - Geheimnisvoller Gyroball
00/05/2010
Es ist gut, dass Daisuke Matsuzaka noch nicht Englisch sprechen kann. Denn dann wäre das Geheimnis womöglich schon gelüftet, niemand würde mehr darüber reden, und die amerikanischen Baseballanhänger müssten sich mit dem schnöden Alltag beschäftigen. Und das will zurzeit wirklich niemand. Detailansicht öffnen Der Gyroball. Wie er funktioniert? Weiß nicht einmal der Werfer. (Foto: Foto: rtr) Das Geheimnis heißt ,,Gyroball'', ist im Grunde schon zwölf Jahre alt, aber immer noch lost in translation - es gibt keine passende Übersetzung dafür. Der Gyroball hat nichts zu tun mit einem griechischen Drehspießimbiss, lediglich mit dem griechischen Wort für Kreisel. Er ist auch keine Erfindung eines talentierten Werfers, sondern das Ergebnis japanischer Ingenieurstüftelei. Ein Erfinder namens Kazushi Tezuka hatte die Idee, für einen Baseballwurf ein einfaches Prinzip anzuwenden, mit der sich auch eine Frisbeescheibe in der Luft hält: Was sich dreht, fliegt länger. Er baute eine Maschine, die dem über 150 Kilometer pro Stunde schnellen, sogenannten Fastball einen zusätzlichen, seitlichen Dreh mitgibt. Doch lange fehlte der Mensch auf dem Spielfeld, um mit diesem Wurf Schlagmänner in die Verzweiflung zu treiben. Daisuke Matsuzaka ist der erste, der den Gyroball beherrscht. Angeblich. Die Vermutung reichte den Boston Red Sox schon. Sie zahlten im vergangenen Jahr für den Transfer des 26-Jährigen von den Seibu Lions 103 Millionen Dollar. Kurz zuvor war er mit Japan Weltmeister geworden, die zusätzliche Auszeichnung als bester Spieler hatte seinen Preis in die Höhe getrieben. So ziemlich jeder Strikeout, den er in Japan warf, wurde mit einem Gyroball begründet, was die Diskussion noch verworrener machte. Matsuzaka lächelt meist verschmitzt, wenn er danach gefragt wird, und lässt über seinen Dolmetscher ausrichten, dass er auch nicht genau wisse, wie das gehe mit dem Gyroball, er werfe ihn eher unabsichtlich oder gar falsch. Das ist es womöglich, was den Gyroball so gefährlich macht: Eine schlecht geworfene Version scheint noch weniger unberechenbar zu sein als eine gute. Wie gut er den Drehwurf nun beherrscht, ist für Matsuzaka selbst gar nicht wichtig, er ist auch so einer der besten Werfer der Welt. Das alleine hätte aber womöglich nicht gereicht, ihn zum Medienereignis in den USA zu machen. Alle Beteiligten haben etwas davon: Die Boston Red Sox dürfen sich auf globale Mehreinnahmen im Merchandising freuen; das Wall Street Journal hat ausgerechnet, dass der Verein allein durch TV-Beteiligungen jährlich zehn Millionen Dollar mehr einnehmen wird. Matsuzaka hat für sechs Jahre unterschrieben.
Der Japaner Daisuke Matsuzaka verblüfft Amerikas Baseballszene - mit einem Wurf, den er selbst nicht genau beschreiben kann.
https://www.sueddeutsche.de/sport/aethiopien-die-heile-welt-der-schlechten-strassen-1.734083
sport
Äthiopien - Die heile Welt der schlechten Straßen
00/05/2010
Meseret Defar steht vor der wilden Landschaft ihrer Kindheit und zeigt ins Tal, in das aus schwarzem Fels eine Quelle springt. Dort, wo kein Weg ist, ist sie einst gelaufen, über Steine und grobes Gras, um für die Familie Wasser zu holen. Und in den Eukalyptus-Wald, der damals noch nicht den Ausläufern der wuchernden Millionenstadt Addis Abeba zum Opfer gefallen war, lief sie, um Brennholz zu suchen. Detailansicht öffnen Ein Held Äthiopiens: der zweimalige Olympiasieger und 22-malige Weltrekordler Haile Gebrselassie. (Foto: Foto: AP) Sie lief auch auf den zerklüfteten Pfaden, welche die Hütten aus Holz und Erde säumten, barfuß und um die Wette mit den Kindern der Nachbarschaft. Sie lief, weil sie berühmt werden wollte wie Derartu Tulu aus Bekoji, von deren Olympiasieg sie im Radio gehört hatte, als sie acht Jahre alt war. Sie lief, obwohl ihre Eltern das für ein Mädchen nicht schicklich fanden. Sie lief, bevor ihre Brüder zur Schule gingen, damit sie deren Schuhe benutzen konnte. Sie lief, nachdem sie die Aufgaben im Haus, welche die Mutter ihr auftrug, eilig erledigt hatte. Es stimmt, sagt Meseret Defar, 23, ihre Kindheit war eine, die im Laufschritt verging. Bis sie eines Tages ihren Traum eingeholt hatte. Olympiasieg, Weltrekord, Reichtum. Und nun schaut Meseret Defar mit gemischten Gefühlen auf ihr geliebtes verfluchtes Land, das sie zu jener Zeit quälte, aber sie gleichzeitig so stark gemacht hat, wie sie heute ist. 49 Prozent Arbeitslosigkeit und eine schwindelnd hohe Aids-Rate Wenn die Armut überhaupt einen Vorzug hat, dann jenen, dass sie ein Ansporn ist, ihr zu entkommen. Äthiopien ist arm, und weil es arm ist, ist es reich. Das ist ein unmögliches Urteil, aber auf einer Reise zu den Läufern dieses weiten ostafrikanischen Landes kann man leicht dazu kommen. Es ist eine tröstliche Reise. Sie scheint zurückzuführen zur Natur menschlicher Bewegung jenseits von Doping und Betrug. Sie lenkt ab von den Problemen des schwarzen Kontinents mit Krieg und Hunger, die auch Äthiopien kennt mit seinem 70-Millionen-Volk, 49 Prozent Arbeitslosigkeit und einer schwindelnd hohen Aids-Rate. Die Reise zeigt ein starkes Afrika. Keine andere Nation hat den Langstreckenlauf bei Weltmeisterschaften und Olympia derart dominiert wie Äthiopien. Ein Äthiopier war der erste Afrikaner, der den Bonzen des Nordens zeigte, dass der schwarze Kontinent auch überlegen sein kann: Abebe Bikila, Leibwächter des Kaisers Haile Selassie, der den Olympiamarathon von Rom 1960 barfuß gewann. Und heute beherrschen Bikilas Nachkommen die 5000- und 10.000-Meter-Rennen: Meseret Defar und Tirunesh Dibaba führen die jüngste Generation äthiopischer Siegläuferinnen. Kenenisa Bekele, Nachfolger des Nationalhelden Haile Gebrselassie, hat mit 25 schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sie alle kommen aus der Armut.
Äthiopiens Weltklasseläufer waren schon immer zum Laufen gezwungen. Durch neuen Reichtum gerät die Überlegenheit in Gefahr.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-der-france-zum-siegen-verdammt-1.734054
sport
Tour der France - Zum Siegen verdammt
00/05/2010
"Das ist das Dreckigste'', empörte sich der Dopingexperte Werner Franke letztes Jahr, als die Machenschaften des spanischen Arztes Eufemiano Fuentes aufflogen, "das ist das Dreckigste, was ich bisher erlebt habe.'' Die dänische Zeitung B.T. sah nach dem Geständnis Jörg Jaksches die Radwelt in einem "Fass voller Ekel'' versinken. Für den österreichischen Kurier löste das Geständnis ein "Erdbeben'' aus. In was für einer gemütlichen Welt fern aller tagtäglichen Rauheiten leben Kommentatoren, die ihren Hinterwald erbeben sehen und sich vor Ekel winden, weil Radfahrer dopen? Es muss wohl jenes Krähwinkel sein, das Jean Paul beschrieb. Wenn diese Machenschaften schon das Dreckigste wären, was man zur Zeit in diesen Breitengraden erlebt, wäre es um unser Heil trotz allem nicht schlecht bestellt. Detailansicht öffnen Jan Ullrich: einer der Protagonisten zur Hochzeit des Radsports. (Foto: Foto: dpa) Natürlich gibt die Dopingpraxis, die immer detailreicher zu Tage tritt, ein Bild des Radsports ab, das keine "lupenreine'' Sportlichkeit offenbart: unfair, kriminell, heuchlerisch und betrügerisch, gesundheitsschädlich und verantwortungslos. All diese Übel charakterisieren den epidemischen Gebrauch illegaler leistungssteigernder Substanzen unter den Radsportlern. So verblendet kann der leidenschaftlichste Aficionado des Radsports nicht mehr sein, dass er die Verseuchung abstreiten könnte. Aber so realitätsfern muss auch kein Kritiker mehr sein, dass er das Maß der Empörung und Verachtung nicht ins Verhältnis setzen könnte zu den sonstigen Schweinereien dieser Welt. Mit der Eskalation der Abscheurhetorik sollte es nun mal gut sein. Nur in Krähwinkel bauscht man auf, was schon bei nüchterner Betrachtung unschön genug ist. Denn das Schlimme und für seine Akteure wie für seine Anhänger so Quälende ist ja, dass der professionelle Radrennsport auf absehbare Zeit in einem düsteren Zwischenreich fortbestehen muss, in einer unbehaglichen Sphäre zwischen Ruhm und Schande, Faszination und Abstoßung. Ein wahres Unglück, eine großartige Sportart ist zur andauernden Dämmerung verurteilt. Sie wird -trotz radikaler Forderungen, den Spitzensport mangels Aussicht auf Heilung abzuschaffen - nicht untergehen, sie wird aber auch nicht mehr wirklich triumphieren.
Götterdämmerung in Etappen: Tiefer als von Dopingmitteln war der Radrennsport schon immer von seiner eigenen Schizophrenie vergiftet
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-tore-aus-dem-freibad-1.733922
sport
Kommentar - Tore aus dem Freibad
00/05/2010
Angeblich hat Carsten Jancker am Wochenende fast ein Tor geschossen. Ein paar Tage zuvor hat er sogar ganz ein Tor geschossen, und wenn Romario nicht aufpasst, wird ihm dieser Jancker irgendwann noch mal gefährlich. Carsten Jancker hat Romarios Trick nämlich durchschaut, er lässt sich jetzt auch so weit nach unten transferieren, bis er automatisch trifft. Er spielt inzwischen für Mattersburg in, ähem, Österreich, ganz nach dem Vorbild des großen Romario, der im letzten Jahr erst 20 Tore für den FC Miami erzielte und dann zwecks weiterer Aufbesserung der Torquote einen Vier-Spiele-Vertrag beim australischen Erstligisten Adelaide FC unterschrieb. Detailansicht öffnen Carsten Jancker (hier noch im Udine-Dress): Tore für Mattersburg. (Foto: Foto: dpa) Romario hat nicht mehr viel Zeit, er braucht jedes Tor. Er ist 41 und will endlich die 1000-Tore-Marke erreichen, und immerhin hat er einen recht beruhigenden Vorsprung auf Jancker. Obwohl: Wer Janckers Lebenstorquote hochrechnet, kommt zu dem Ergebnis, dass er nicht sehr viel älter als Johannes Heesters werden müsste, um 1000 Tore zu schaffen. Um ein paar Jahrzehnte zu sparen, könnte Jancker noch ein paar Treffer hinzuzählen, die er als Kind an der heimischen Garage sowie im Freibad gelandet hat. Er könnte diese Treffer dann auf eine Liste schreiben und an die Fifa schicken. So ähnlich hat Romario das nämlich auch gemacht, und nach eigener, streng objektiver Zählung ist er am Wochenende nach einem Hattrick im Trikot von Vasco da Gama bei Treffer 998 angelangt. So sieht das zum Glück auch die Fifa; die Vertreter dieser menschenfreundlichen Vereinigung haben Romario am Montag vehement gegen die brasilianische Sportzeitschrift Placar in Schutz genommen, die Romario 101 Tore aberkennen will. So sollen neun Tore aus Romarios Eindhovener Zeit nicht mal im Archiv des holländischen Klubs auftauchen, aber die Holländer sind bestimmt nur neidisch, dass Romario Elfmeter schießen kann. Außerdem stören sich die Bedenkenträger daran, dass Romario 71 Tore aus Jugendzeiten mitgerechnet hat, außerdem 13 Tore aus Prominentenspielen sowie sieben aus Spielen der mit Romario verstärkten Juniorenelf von Vasco da Gama. Man muss der Fifa danken, dass sie Romario ihre Unterstützung bei seinem Goal Projekt zugesichert hat, denn die Vorwürfe sind ja wirklich lächerlich. So soll Romario auch ein Tor mitgezählt haben, das im Zuge eines Schiedsrichterskandals annulliert wurde, aber Skandale gibt es ja gar nicht, das weiß niemand besser als die Fifa. Romario möchte später Politiker werden, hat er mal gesagt, zum Einstieg böte sich ein Job bei der Fifa an. Als Erstes könnte er sich dann mal um Janckers Liste kümmern.
Was haben Carsten Jancker und Romario gemeinsam? Beide schießen Tore bei niederklassigen Vereinen und erhöhen so ihre Quote.
https://www.sueddeutsche.de/sport/stuttgart-im-glueck-viermal-rot-zweimal-elfmeter-1.733635
sport
Stuttgart im Glück - Viermal Rot, zweimal Elfmeter
00/05/2010
Erst sah der deutsche Meister doppelt "Rot", dann kam er dank zweier Elfmeter von Roberto Hilbert doch noch mit einem blauen Auge davon. Nach der in letzter Minute 2:1 (0:0) gewonnenen Pokal-Schlacht beim couragierten Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden herrschte beim VfB Stuttgart große Erleichterung über den mühevollen Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde. "Das war eine heiße Partie, ein Pokalfight mit allen Emotionen. Aber egal, wir sind weiter", sagte VfB-Sportdirektor Horst Heldt. Knapp eine Woche vor dem Bundesliga-Auftakt gegen Schalke 04 präsentierte sich der arg ersatzgeschwächte Titelverteidiger allerdings noch weit von seiner Bestform entfernt. Detailansicht öffnen Schluss mit dem Geschrei: Roberto Hilbert verwandelt seinen zweiten Elfmeter, der Meister ist in der zweiten Runde. (Foto: Foto: AP) Nicht nur Heldt musste nach dem Fußball-Krimi erst einmal tief durchatmen. Vier Feldverweise und vor allem der umstrittene Strafstoß in der Nachspielzeit lieferten jede Menge Diskussionsstoff nach einem denkwürdigen und dramatischen Spiel. "Das war ein normaler Zweikampf. Es ist bitter, dass die Partie dadurch entschieden wurde", sagte Wehens Kapitän Sandro Schwarz, der in der 90. Minute Serdar Tasci im Strafraum nur leicht touchiert hatte und auch noch mit Gelb-Rot bestraft wurde. "Ich hätte losheulen können", beschrieb Trainer Christian Hock seine Gefühle in der Sekunde der späten Entscheidung. VfB-Coach Armin Veh zeigte Verständnis, ließ am Verdienst des Erfolges aber keine Zweifel aufkommen. "Der Siegtreffer ist von der Zeit her glücklich gefallen, aber er war verdient", stellte Veh fest. Er haderte dagegen mit der Roten Karte gegen Fernando Meira (85.). "Da habe ich mich das einzige Mal aufgeregt. Was der Benjamin Siegert da veranstaltet hat, mag ich gar nicht. Sicher war es ein Foul, aber der dreht sich fünf Mal am Boden und schlägt die Hände vor das Gesicht, als ob die Nase gebrochen wäre", kritisierte Veh das Verhalten des Gefoulten. Deutliche Worte wird sich in den nächsten Tagen aber auch sein Neuzugang Gledson anhören müssen, der wegen einer Tätlichkeit an Wehens Stürmer Valentine Atem kurz nach der Pause vom Platz flog. "Mit solch einer Aktion wird es schwer, in die Stammelf zu kommen", befand Veh. "Dafür haben wir kein Verständnis. Darüber müssen wir reden", kündigte Heldt eine Aussprache mit dem von Hansa Rostock gekommenen Brasilianer an. Dessen Fauxpas hätte die Schwaben fast das Weiterkommen gekostet, denn Hajrudin Catic versenkte den folgenden Freistoß im Tordreieck zum 1:0 (49.). Wenig später hätte Atem auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber an VfB-Torwart Raphael Schäfer. Erst als dessen Gegenüber Adnan Masic nach einer Notbremse gegen Ciprian Marica (58.) ebenfalls Rot sah und Hilbert fünf Minuten später per Foulstrafstoß ausglich, bekam der Meister die Partie wieder in den Griff. Der Nationalspieler zeigte dann auch in der Nachspielzeit keine Nerven vom Punkt und bescherte dem Pokalfinalisten ein Happy End.
Meister VfB Stuttgart gewinnt in der ersten Pokalrunde in Wehen durch einen umstrittenen Strafstoß in der Nachspielzeit. Zugang Gledson nach einer Tätlichkeit in der Kritik.
https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-verdacht-wenn-evander-in-die-apotheke-geht-1.733529
sport
Doping-Verdacht - Wenn Evander in die Apotheke geht
00/05/2010
Evander Holyfield, 44, weiß natürlich von nichts. Nur, dass er Samstag nächster Woche in Corpus Christi, Texas, gegen einen gewissen Vinny Maddalone antreten soll. Ansonsten gelte für den ehemaligen Schwergewichtsweltmeister im Profiboxen das Übliche: ,,Ich nehme keine Steroide und haben noch nie welche genommen'', weshalb er sich empört gab darüber, dass sein guter Name im Zusammenhang mit dem jüngsten Dopingskandal des US-Sports genannt wurde. Es war natürlich ein ganz anderer, der 2004 bei einer Internetapotheke in Orlando Wachstums- und Sexualhormone geordert hatte, nämlich ein gewisser Evan Fields, geboren am 19.Oktober 1962 - komischerweise der Tag, an dem auch Evander Holyfield das Licht der Welt erblickte. Als Adresse verwendete er 794Evander, Fairfield, Georgia - eine ganz ähnliche hat Holyfield. Und wer die Herrn Fields zugeordnete Telefon-Nummer anruft - landet bei Holyfield. Detailansicht öffnen Kräftiger Bursche: Evander Holyfield. (Foto: Foto: AP) Der schlecht chiffrierte Herr Fields hatte im Juni 2004 Testosteron, das Potenzmittel Glukor und Injektionsbestecke bestellt, drei Wochen später orderte er fünf Fläschchen des Wachstumshormons HGH. Im September 2004 wurde er bei seinem Urologen vorstellig wegen Hypogonadismus (Unterfunktion der Hoden), womit zumindest sein Bedarf an zusätzlichem Sexualhormon hätte begründet werden können. Der Preisboxer wurde nicht als einziger Spitzensportler auffällig, als die Strafverfolger vergangene Woche gegen Internetapotheken zuschlugen, deren Hauptgeschäft offenbar der Handel mit Dopingsubstanzen ist. ,,Schlimmer als Drogen-Dealer'' ,,Unser Ziel ist es, diese Kanäle dicht zu machen'', sagte David Soares, Distrikts-Staatsanwalt von Albany County. Nach der Vorarbeit seiner Behörde fanden Razzien in Apotheken in Orlando/Florida und einer weiteren in Mobile/ Alabama statt, acht Personen wurden verhaftet, 24 müssen mit einer Anklage rechnen. Am härtesten ins Gericht gehen will Senator Charles Schumer mit jenen Ärzten, die den Internet-Dealern zuarbeiten. ,,Diese Leute, welche die Patienten nie gesehen haben, für die sie Rezepte schreiben, sind schlimmer als Drogendealer'', grollte der Politiker. Gary Matthews ist Baseballprofi und hat eben mit den Los Angeles Angels einen Fünf-Jahres-Vertrag geschlossen, der ihm 50 Millionen Dollar einbringen wird. Die auffällige Leistungssteigerung des Outfielders vergangenes Jahr (damals noch bei den San Francisco Giants) steht in einem ganz anderen Licht, seitdem auch er als Kunde einer der obskuren Internet-Pharmazien gilt: Im August 2004 ließ er an die Adresse eines ehemaligen Teamkollegen das Wachstumshormonpräparat Genotropin schicken. Schwerwiegende Konsequenzen hat er allerdings nicht zu fürchten: Zu jener Zeit war in Amerikas höchster Baseball-Liga die Manipulation mit Wachstumshormonen nicht verboten. Auf der Liste der Verdächtigen stehen mehrere Baseball-Kollegen: Grimson (Arizona), Hairston (Texas), Bell (Philadelphia), ferner Kurt Angle, Ringer-Olympiasieger von 1996, und auch ein Arzt des Footballteams Pittsburgh Steelers. Dr. Richard Rydze überwies der Apotheke in Orlando im vergangenen Jahr 150000 Dollar für Testosteron und Wachstumshormone. Vermutlich hat er das Zeug alles selbst konsumiert, anders kann es sich jedenfalls Steelers-Präsident Art Rooney nicht vorstellen: ,,Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Dr. Rydze einem unserer Spieler Hormone verschrieben oder besorgt hat'', verkündete der Klubchef aus voller Brust: ,,Dr.Rydze hat mir versichert, dass das nie geschehen ist und auch nie geschehen wird.'' Dann ist ja alles gut.
Razzien bei Internet-Apotheken bringen amerikanische Sportler unter Verdacht: Sie sollen sich im Netz Steroide und Wachstumshormone bestellt haben.
https://www.sueddeutsche.de/sport/der-praesident-ruft-und-keiner-geht-hin-1.733577
sport
· - Der Präsident ruft - und keiner geht hin
00/05/2010
Bundespräsident Horst Köhler hat am Montagmittag bei einem Festakt im Schloss Bellevue in Berlin die deutschen Fußball-Nationalspieler für ihre Verdienste bei der Weltmeisterschaft ausgezeichnet. Detailansicht öffnen Horst Köhler zeichnet Jens Lehmann aus. (Foto: Foto: dpa) Nur - und das hat Köhler in seiner Amtszeit wohl auch noch nicht erlebt - waren die wichtigsten und meistdiskutierten Personen gar nicht da. So fehlten Jürgen Klinsmann, Michael Ballack und Oliver Kahn. Also der Trainer, der Kapitän und der große Titan, der während der WM für große Gesten zuständig war. Für den Rest hatte Köhler warme Worte parat. "Sie haben auf dem Spielfeld, aber auch außerhalb, einen Stil entwickelt, den wir alle lange vermisst hatten und der uns dann alle angesteckt hat. Ja, es war in erster Linie die Art und Weise Ihres sportlichen und menschlichen Auftretens, es war Ihr Stil, der nach meiner Überzeugung diese Begeisterung überall hervorgerufen hat. Von diesem Teamgeist und von diesem Stil, Fußball zu spielen und sich zu präsentieren, ging eine Ausstrahlung aus, die das ganze Land erfasst hat", sagte Köhler in seiner Laudatio. Der Bundespräsident stellte insbesondere aber die Arbeit des ehemaligen Bundestrainers Klinsmann heraus, der der Zeremonie bewusst ferngelieben war, um nicht die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. `Ich schmälere niemandes Leistung, wenn ich sage, dass für diesen frischen Stil natürlich in erster Linie ein Name steht, Jürgen Klinsmann. Er hat etwas wirklich Großes ins Werk gesetzt, er hat - gegen viele Widerstände, das sollten wir auch nicht vergessen! - innerhalb von zwei Jahren etwas geschafft, was kaum jemand vorher geglaubt oder für möglich gehalten hätte", lobte Köhler. Klinsmann soll im Herbst zudem noch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden.
Horst Köhler hat die Nationalspieler mit dem silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Komisch: die entscheidenden Protagonisten dieser WM waren nicht anwesend.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-makellose-charity-greens-1.733535
sport
golf spielen - Makellose Charity-Greens
00/05/2010
Das Gewissen ist die innere Stimme, die dir zuflüstert, was die andern tun sollten. Es ist auch jener Störenfried, der uns zwar nicht abhält, etwas nicht ganz Lupenreines zu tun, aber das Vergnügen daran erheblich schmälert. Erich Kästner meinte zu diesem Thema: Das Gewissen ist eine Uhr, die immer richtig geht. Nur wir gehen manchmal falsch. Detailansicht öffnen Egal ob bei eigenen Turnieren oder als Gast: Wenn Franz Beckenbauer antritt fällt für die Charity einiges ab. Hier mit Pro Marcel Siem und Stefan Hütte von der Postbank. (Foto: Foto: Postbank) Wir stellten fest: Golfer gehen richtig. Ihr Gewissen ist rein, denn sie spenden durch ihr sportliches Hobby Geld für Menschen, die der Hilfe dringend bedürfen. Also ein gutes Gewissen gegen Spendenquittung? Warum nicht. Privatinitiative wird in unserem Land immer notwendiger und wichtiger. Schnelle und unbürokratische Hilfe erfordert Solidarität und Aktivität des einzelnen. Charity hier, Benefiz dort, Wohltätigkeit überall. Trotzdem setzt golf spielen die Hitparade der guten Taten in dieser Ausgabe fort, um möglichst viele für die nächste Saison zu inspirieren. Mögen die Spenden auch nur der vielzitierte Tropfen auf dem heißen Stein sein, ist er doch für die in Not geratenen Menschen oftmals von existenzieller Bedeutung. Kritiker schimpfen: Zu viel Tamtam mit Prominenz und Medien, zu wenig Sportlichkeit, der Heimatclub sperrt für diese Turniere meinen Platz, und wer weiß schon, ob das Geld der angekündigten Stiftung voll gespendet wird. Mag sein, dass im Laufe der Jahre das eine oder andere schwarze Schaf auf den makellosen Charity Greens graste. Ich glaube es nicht. Falls doch, erginge es ihm wie einem entdeckten Falschspieler. Einmal erwischt, wäre er für alle Zeiten "out of bounds". Die Organisatoren und Firmen müssen sich heutzutage etwas Besonderes einfallen lassen, um ihre Gäste zum Spenden zu animieren. Das Geld sitzt nirgends mehr locker und die Anzahl der Wettspiele für einen guten Zweck wächst und wächst. Event-Manager Frank Schlageter drückte es kürzlich bei der Unesco-Charity in der Steiermark mit Witz und Esprit aus: "Wir wollen nur Ihr Bestes, nämlich Ihr Geld." Er präsentierte dafür in Schloss Pichlarn nicht nur prominente Gäste und die engagierte Charity-Queen Ute-Henriette Ohoven, sondern auch zwei Shao-Lin-Mönche aus China und professionelle Mental-Energie-Trainer. Das Tages-Seminar "Die Kraft des Denkens" vor dem Turnier beeindruckte mit Erkenntnissen der westlichen Psychologie in Verbindung mit uraltem asiatischem Wissen. Der Erlös für die Unesco dank zugkräftiger Idee: 55.000 Euro.
Zu viel Tamtam, zu viel Prominenz, zu viele Medien? Von wegen. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-jeder-mit-jedem-1.733612
sport
golf spielen - Jeder mit jedem
00/05/2010
Das Schöne am Golf ist, dass Leute mit den unterschiedlichsten Handicaps miteinander spielen können. Bei Pro-Am- Turnieren spielen sogar Amateure mit einem Professional. Das geht. Der Meister schlägt weiter hinten ab und man trifft sich auf alle Fälle wieder auf dem Grün. Und, das ist wichtig, alle schießen (möglichst) in die gleiche Richtung. Man stelle sich beim Tennis ein Freizeitdoppel gegen Nadal und Federer vor. Lebensgefährlich! Oder Eislaufen der Paare. Die Fortgeschrittene springt den zweifachen Rittberger, der Anfänger in die Bande. Boxkampf - selbst mit Kopfschutz abzuraten. Fußball - wie sollte man an Lucio unversehrt vorbeikommen, den kleinen Lahm bremsen, wenn er schon wieder zehn Meter weg ist? Und ein Kopfballduell mit Klose, auweh. Alles aussichtslos. Detailansicht öffnen (Foto: Iillustration: Rita Berg) Golfer aller Klassen können miteinander spielen. Nur, ob es eine erfüllte Runde wird, das ist die Frage. Viele mittlere Handicaps, und das sind die meisten, haben eine Heidenangst vor Cracks, andere fürchten Anfänger im Flight. Ideale Mitspieler sollten also nicht sehr viel besser, aber auch nicht sehr viel schlechter sein. Deshalb werden ja bei Turnieren im Club die Leute nach Handicaps vorsortiert. Aber nun besteht der Golf-Alltag nicht aus Turnieren. Man trifft am Abschlag auf Leute, die man nicht kennt oder wird - gerade auch im Urlaub - von einem Starter eingeteilt, dessen Bestreben einfach darin liegt, vier Leute in den Flight zu packen. Was also tun, wenn man ganz gute und ganz schlechte Mitspieler meiden will? Kommt ein Spieler zum ersten Tee, der seine Tasche auf dem Rücken schleppt, handelt es sich wahrscheinlich um ein einstelliges Handicap. Ist er auch noch sehr jung, wird er gleich die Bälle ganz unverschämt hinausdreschen. Figürlich sollte man sich nicht täuschen lassen. Eine sportliche Gestalt spricht noch nicht für spielerischen Gehalt. Es gibt großartige Athleten mit Wampen und lange, knochige, die keinen Ball treffen. Obwohl: Bei den guten Spielern sind die langen, knochigen deutlich in der Überzahl. Wer nicht sicher ist, schaut sich ein paar Probeschwünge an. Ist der Schwungradius groß, der Durchschwung rund, rasant und doch irgendwie gelassen, dann wird man gleich vor Neid erblassen - oder sich vor der Runde drücken.
Das Wunderbare am Golf ist, das alle miteinander spielen können. Aber es macht nicht mit allen richtig Spaß
https://www.sueddeutsche.de/sport/manchester-rom-francesco-totti-sorgt-fuer-aerger-1.733796
sport
Manchester - Rom - Francesco Totti sorgt für Ärger
00/05/2010
Manchester United wollte nach dem 1:2-Rückfall in Portsmouth erst gar keine Katerstimmung aufkommen lassen. "Gegen Rom werden wir ein anderes Manchester United sehen", versprach Coach Sir Alex Ferguson, der auf den rotgesperrten Paul Scholes verzichten muss, "mein Team ist heiß. Wir haben es selber in der Hand. Wenn nicht jetzt, wann dann?" Detailansicht öffnen Francesco Totti lästert über England. (Foto: Foto: AP) Es wäre Manchesters erste Halbfinal-Teilnahme seit der Saison 2001/2002. Die abfälligen Bemerkungen von Romas Kapitän Francesco Totti über England und den englischen Fußball nahmen Ferguson und Kollegen persönlich. "Ich mag weder England noch den englischen Fußball. Außerdem ist das Wetter dort immer schlecht", hatte Totti gelästert. "Der kann sich auf einen netten Empfang gefasst machen", kündigte Manchesters Abwehrchef Rio Ferdinand an. Aus sportlicher Sicht geht Rom mit breiter Brust in die von Trainer Luciano Spalletti zum "Spiel des Lebens" hochgepuschte Partie. "Die beste Vorbereitung ist ein Sieg", sagte Spalletti nach dem 2:0-Erfolg in der Serie A bei Catania Calcio, bei dem der Coach seine Stars um Weltmeister Francesco Totti schonte. Mehr Sorgen als Spalletti hat sein Gegenüber Sir Alex Ferguson, der ohne Nemanja Vidic, Gary Neville, Mikael Silvestre (alle verletzt) und Paul Scholes (gesperrt) auskommen muss.
Der Roma-Star lästert über den englischen Fußball. ManU-Abwehrspieler Rio Ferdinand kündigt deshalb einen besonderen Empfang für Totti an.
https://www.sueddeutsche.de/sport/wett-skandal-ermittlungsverfahren-gegen-juergen-jansen-eingestellt-1.733316
sport
Wett-Skandal - Ermittlungsverfahren gegen Jürgen Jansen eingestellt
00/05/2010
Die Strafverfolger gaben bekannt, dass sie "nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit" hätten klären können, ob an Jansen im Zusammenhang mit dem Bundesligaspiel 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Freiburg (3:0) am 27. November 2004 Gelder gezahlt worden seien. Der DFB will jetzt den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Jansen zunächst als Schiedsrichter bei zwei Regionalliga-Begegnungen einsetzen - danach kann Jansen auf einen Neustart in der Bundesliga hoffen. Detailansicht öffnen Darf wieder pfeifen: Schiedsrichter Jürgen Jansen. (Foto: Foto: ddp) Jansen war im Wettskandal durch Aussagen des Kronzeugen der Anklage, des einstigen Schiedsrichters Robert Hoyzer und des Berliner Zockers Ante Sapina in Bedrängnis geraten. Hoyzer wollte mitbekommen haben, dass Jansen für eine Manipulation des Spiels auf dem Betzenberg etwa 25000 Euro erhalten hatte. Sapina hatte bei einer Vernehmung den Ermittlern erklärt, dass er vor dem Spiel dem Dresdner Schiedsrichter-Betreuer Wieland Ziller eine Anzahlung in Höhe von 15000 für eine Manipulation des Spiels in Kaiserslautern geboten habe. Ziller habe 25000 Euro verlangt. Ziller habe kurz darauf Sapina versichert, dass Jansen "bereit" sei, heißt es in der 290Seiten dicken Anklageschrift der Berliner Ermittler. Ziller habe Sapina angeblich berichtet, dass Jansen schon früher ein Spiel manipuliert habe. Damals habe dieser aber seinem Geld mehrere Wochen hinterher laufen müssen. Im Fall Sapina sei Jansen angeblich beeindruckt gewesen, wie glatt das gelaufen sei. Der Anklage ist zu entnehmen, dass Sapina versucht hat, direkten Kontakt zu Jansen zu bekommen. Ziller habe ihm dann erklärt, dass es keinen direkten Kontakt zu Jansen geben werde. In einem Geständnis im Frühsommer dieses Jahres hatte Ziller eingeräumt, die 25000 Euro für sich behalten zu haben. Er habe keinerlei Kontakt zu Jansen aufgenommen, der von dem Deal nichts gewusst habe. Jansen gab eine eidesstattliche Erklärung ab, derzufolge er keinerlei Einfluss auf den Spielausgang in Kaiserslautern genommen habe. Weder persönlich noch über Dritte habe er Kontakt zu einer Berliner Wettmafia gehabt. Dem Spielbericht ist zu entnehmen, dass Jansen die Note 8,3 für das Kaiserslautern-Spiel erhielt, was bedeutet, dass er die Begegnung sehr gut im Griff gehabt haben soll. Auffällig war allerdings, dass die Zocker in Berlin 42 Wettscheine auf den richtigen Ausgang der Begegnung in Kaiserslautern abgegeben hatten. Jansen wurde dann von Ziller total entlastet. Zillers Einlassung vor den Ermittlern sei "kunstvoll auf die Aktenlage zurechtgeschnitten" gewesen, heißt es in der Anklage.
Der durch den Wettskandal belastete Schiedsrichter Jürgen Jansen (Essen) wird vermutlich in der neuen Saison wieder Bundesliga-Spiele pfeifen dürfen. Am Freitag hat die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Jansen eingestellt..
https://www.sueddeutsche.de/sport/werder-bremen-der-schwierigste-transfer-1.733032
sport
Werder Bremen - Der schwierigste Transfer
00/05/2010
Auch am Sonntag wollte Werder Bremens Manager Klaus Allofs "keinen Kommentar zum Thema Carlos Alberto" abgeben. Es gelte noch immer, was er vergangene Woche sagte, nämlich dass man "in den letzten Tagen viel gearbeitet habe und nun gucke, was passiert". Man werde erst "etwas verkünden, wenn die Verträge wirklich unterzeichnet sind". Schließlich sei man nach den letzten Wochen "sehr vorsichtig". Kurz danach ging alles plötzlich sehr schnell: Radio Bremen meldete, der Brasilianer sei eingetroffen. Am Montag werde er die sportärztliche Untersuchung hinter sich bringen und danach der Öffentlichkeit vorgestellt. Detailansicht öffnen Carlos Alberto (hinten) wäre auch gern bei Fluminense in Brasilien geblieben. (Foto: Foto: Reuters) Nur die zweite Adresse Womöglich wird Allofs schon bald sagen, dass der teuerste Transfer der Werder-Vereinsgeschichte (knapp acht Millionen Euro, bis dato war Carlos Albertos Landsmann Diego mit sechs Millionen der Teuerste) auch der schwierigste war. Auch, wenn Trainer Thomas Schaaf, der sich mit dem 22-jährigen Spieler auf Englisch unterhielt, "einen guten Eindruck hatte" und ihn lobte als "Offensivspieler mit einer hohen individuellen Qualität", ist Werder nicht unbedingt der Wunschverein jenes Spielers, der schon als 19-Jähriger mit dem FC Porto die Champions League gewann. Vielmehr stimmt offenbar, was Carlos Alberto selbst neulich äußerte, dass er am liebsten weiterhin für Fluminense Rio de Janeiro um die "Copa Libertadores", die südamerikanische Champions League, gespielt hätte. Bremen ist also trotz der bei Werder außerordentlich erfolgreichen Landsleute Naldo und Diego nur die zweite Adresse. Das Problem ist nämlich, dass der Ausnahmespieler weder Fluminense gehört, an die er von Corinthians Sao Paulo wegen eines Streits mit dem Trainer nur ausgeliehen wurde, noch den Corinthians. Carlos Alberto ist im Besitz der in London sitzenden "Media Sports Investment" (MSI), und die hatte verfügt, dass er nun wieder nach Europa müsse, um die Sache zu einem erfolgreichen Investment zu machen. Hätte es nicht das Bremer Kaufangebot gegeben, hätte ihn MSI sogar ausgeliehen. Aber nicht an Werder, die ursprünglich auch nicht kaufen wollten, sondern an den Hamburger SV. HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer hatte mit den Agenten längst ausgehandelt, dass er Carlos Alberto über ein Jahr für 1,1 Millionen geleast hätte. "Und daran wollte sich MSI trotz höherer Angebote auch halten", sagt Beiersdorfer, weshalb beim Bremer Präsidenten Jürgen L. Born der Verdacht aufkam, der HSV habe sein Angebot stets nachgebessert, was die derzeit ziemlich klammen Hamburger ziemlich aufbrachte. Die Londoner wiederum waren ebenfalls zunächst ärgerlich, weil die Bremer direkt mit Carlos Alberto Kontakt aufgenommen hatten und, wie MSI kolportierte, auch dessen Mutter Geld geboten hätten, was die Bremer allerdings unkommentiert ließen.
Die Norddeutschen müssen Carlos Alberto von der Finanzfirma MSI abwerben. Der rätselhafte Investor kann dabei mit einer hohen Rendite rechnen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/skispringen-ikarus-vorm-fernseher-1.733273
sport
Skispringen - Ikarus vorm Fernseher
00/05/2010
Es gibt keinen Sport, der sich weniger fürs Fernsehen eignet als Skispringen. Wer ist nur auf die absolut unverantwortliche Idee gekommen, diese Pseudo-Fliegerei in die Wohnzimmer zu übertragen. Da sitzen die Zuschauer dann feinfaul im Warmen und sehen zu wie ein alter Menschheitstraum zugrunde gesprungen wird: Der Wunsch, fliegen zu können, ist zu einem grelllaut inszenierten Staffelsprung verkümmert. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: dpa) Nur dem Start der Springer wohnt noch Größe inne. Voller Entschlossenheit rasen sie auf den Abgrund zu. Aber dann - was für eine lächerliche Figur geben sie ab, sobald sie den Boden unter den Füßen verlieren. Die Beine seltsam ungelenk gespreizt, die Arme nach hinten gebogen, den Kopf nach vorne gereckt und den Po nach oben gestreckt - hingen sie nicht in der Luft, man könnte fast meinen, sie würden sich robbend fortbewegen. Ihre ganze Körperhaltung verrät, dass sie nicht nach oben zum Himmel streben, sondern stur entschlossen dem Aufprall entgegen fliegen. Aber was erwartet sie schon auf dem Boden? Zahlen-Schacherei um ein paar Meter mehr oder weniger. Bestenfalls endet der Flug auf einem Siegertreppchen, ein paar Zentimeter über dem Boden. Dort stehen sie dann, die Sieger-Flieger, schmächtig wie Gemüsebrühe ohne Einlage. Als könnten nur halbe Portionen ein paar Meter durch die Lüfte segeln. Dabei bräuchte es dafür etwas ganz anderes als Magerkost: die Freude am Flug und die Begierde nach dem Himmel. Doch die hat ja keiner mehr, weder Skispringer noch Zuschauer. Die Lust am Fliegen ist dem Jetztzeitler irgendwo zwischen Gangways, Economy-Sitzen und Bord-Menü verloren gegangen. Was Ikarus zur Sonne trieb und in den Abgrund stürzte, überkommt heute nur noch den unverbildeten Teil der Menschheit: Kinder. Ein beobachteter Skisprung im Fernsehen genügt und sie stellen sich auf die nächste Tischkante, schwingen die Arme in die Höhe und stürzen sich in die Wohnzimmer-Lüfte. So kommt dem Skispringen als Fernsehsport wenigstens eine Auszeichnung zu: Für die großen Zuschauer mag er so überflüssig wie ernüchternd sein. Für die Kleinen ist er: lebensgefährlich.
Seid schlau und lasst die Glotze aus! Skispringen im Fernsehen ist voller Gefahren für manche Zuschauer.
https://www.sueddeutsche.de/sport/interview-wir-arbeiten-die-stammtischparolen-ab-1.732541
sport
"Interview - ""Wir arbeiten die Stammtischparolen ab"""
00/05/2010
Jürgen Klopp, 37, ist seit Februar 2001 Cheftrainer bei Mainz 05, wo er vorher zwölf Jahre lang als Profi spielte. Nach zwei dramatisch verpassten Aufstiegen in den beiden Vorjahren gelang ihm mit seinem Klub im Mai erstmals der Aufstieg in die Bundesliga. Im SZ-Interview spricht Klopp über Kajak-Touren in Schweden, die Freuden des englischen Fußballs und den Spaß im Abstiegskampf. Detailansicht öffnen Jürgen Klopp will Spaß am Fußball vermitteln. (Foto: Foto: dpa) SZ: Herr Klopp, Sie haben mit ihrem Team während der Vorbereitung eine Paddeltour durch die schwedische Wildnis gemacht. Wurde dort das Überleben in der Bundesliga geübt? Klopp: Nein, es ging darum, dass sich ein Team aufgrund gemeinsamer Erlebnisse bildet. Je extremer sie sind, um so deutlicher sind die Auswirkungen auf die Mannschaft. Das haben wir vor zwei Jahren schon mal im Schwarzwald so gemacht, aber in Schweden war es verschärft. Dort hat es ständig geregnet, und wir hatten kein festes Dach über dem Kopf, sondern mussten erst mal Zelte aufbauen, wenn wir irgendwo ankamen. SZ: "Es gehört dazu, den Trainer mal richtig zu hassen", haben Sie gesagt. Das dürfte Ihnen gelungen sein. Klopp: Ja, sehr schnell. Aber ich bin dabei kein Beobachter oder gebe Anweisungen. Wir wollten gemeinsam etwas stemmen, und das haben wir auf beeindruckende Weise geregelt. SZ: Sie haben herausgefunden, dass ihre Spieler "echte Kerle" sind, die Holz hacken und Brot backen können. Das sind eigentlich nicht die klassischen Fähigkeiten im Abstiegskampf, oder? Klopp: Der Trip nach Schweden wird uns keine Tore schießen und keine verhindern. Aber man muss für seinen Einsatz nicht direkt alles zurückzubekommen, es gibt auch Langzeitwirkungen. Dieses Erlebnis wird uns zu verstehen helfen, dass man eine riesengroße Chance hat, gemeinsam alles zu regeln. SZ: Die Chance suchen Sie mit 14 Spielern ohne Bundesligaerfahrung und der Routine von insgesamt 258 Bundesligapartien. Ist das nicht zu wenig? Klopp: Es sind von Klubs in unserer Situation schon hundertmal irgendwelche Spieler mit Erfahrung verpflichtet worden, aber wir haben niemanden gefunden, der zu uns passt. Mainz 05 muss gesund wachsen, und wir wollen unsere finanziellen Möglichkeiten nicht überstrapazieren. Andererseits brauchen wir niemanden mit Routine, der mit der Grubenlampe vorneweg läuft, dem aber das Feuer fehlt, das wir brauchen.
Jürgen Klopp, Trainer des Aufsteigers Mainz 05, über mangelnde Bundesliga-Erfahrung, Grubenlampen im Abstiegskampf und die Vorbereitung auf extreme Erlebnisse.
https://www.sueddeutsche.de/sport/sturmpartner-makaay-podolski-zweckdienliche-zweisamkeit-1.732735
sport
Sturmpartner Makaay/Podolski - Zweckdienliche Zweisamkeit
00/05/2010
Am Sinn und Zweck des Sturmpaares Roy Makaay/Lukas Podolski haben schon viele Experten Zweifel geäußert. Tatsächlich liegt der Gedanke nahe, dass die Kombination der beiden Mittelstürmer ungefähr dem Effekt entspricht, als ob man gleichzeitig zwei gleichlange, gleichfarbige Hosen aus dem gleichen Material anziehen würde. Detailansicht öffnen Im Gleichschritt ins Viertelfinale (Foto: Foto: ddp) Und sieht man die beiden bei gegnerischem Ballbesitz an der Mittellinie herumstreichen wie zwei Gelegenheitsdiebe, dann scheint sich dieser Verdacht zu bestätigen. Trotzdem führte Ottmar Hitzfeld die beiden Gleichgesinnten beim Spiel gegen Real Madrid erneut zusammen, und er tat gut daran. Das vermeintlich widersinnige Modell bewährte sich als starke Angriffswaffe. Während der ersten Halbzeit waren es abwechselnd Makaay und Podolski, die vor Reals Torwart Iker Casillas auftauchten. Nur der mangelnde Ertrag verhinderte einstweilen die vollendete Erfolgsmeldung. Zwar machte Makaay nach nur elf Sekunden mit seinem 29. Treffer im Wettbewerb einen weiteren Fortschritt in der Torschützenliste der Champions League. Doch hätte später auch ohne weiteres Nummer 30 folgen können, nachdem ihn van Bommel auf die Reise geschickt hatte. Podolski hatte wenige Minuten zuvor eine ähnlich gute Chance vergeben. Der herrliche Pass aus dem Mittelfeld, der den 21-Jährigen in Schussposition gebracht hatte, stammte von - Roy Makaay. Dass der Trainer die Fähigkeiten der beiden Artverwandten besonders schätzt, machte er bereits am Dienstag deutlich, als er bei der Auflistung seiner Very Important Players ihre Namen in einem Atemzug nannte, neben den bekannten Stützen Kahn, Lúcio, van Bommel und Hargreaves. Außer einer demonstrativen Aufbauhilfe für den in München lange Zeit zagenden Podolski enthielt dieser Hinweis auch eine Botschaft an Makaay. Der Niederländer hatte lange Zeit misstrauisch auf seinen aus Köln geholten Konkurrenten geschaut. Er hatte Anlass, sich vor dem Publikumsliebling zu fürchten. Podolski gehört die Zukunft, Makaay, dessen Vertrag im vergangenen Frühjahr um ein Jahr bis 2008 verlängert wurde, kommt in die Jahre, in denen das Toreschießen auf höchstem Niveau schwerer fällt. Erstaunlich weite Wege Aber schon am Samstag in Berlin bewiesen die beiden, dass sie sich arrangieren können. Zumal sich die beiden die Stilkritik ihres Trainers und ihrer Mitspieler offenbar zu Herzen genommen haben: Oft staunt man ja, wie viel Teilnahmslosigkeit sie sich gelegentlich mitten in einer umkämpften Partie erlauben. Im Spiel gegen Real gingen jedoch beide weite Wege, tauschten häufig die Positionen in der Angriffsspitze und machten sich durch ständige Bewegung gegenseitig Platz. Auch ihre Gestensprache ließ auf verbesserte Kommunikation schließen. Indem sie sich abwechselnd ins Mittelfeld fallen ließen, beteiligten sich beide gleichermaßen am Aufbauspiel, wozu sie wegen ihrer schnellen Auffassungsgabe für die Situation und ihr Gefühl für präzise Pässe gute Voraussetzungen besitzen. Für einen Flankenwechsel auf Salihamidzic erhielt Podolski sogar Szenenapplaus, auf diesen Ball wäre auch der - höchstselbst anwesende - Lothar Matthäus stolz gewesen. In der 69. Minute beendete Hitzfeld die neue Zweisamkeit. Er schickte Pizarro ins Spiel und nahm Makaay heraus. Der guckte nicht begeistert, es wäre aber übertrieben, dies auf den Schmerz über die Trennung von seinem neuen Partner Podolski zurückzuführen. Kein Profi lässt sich gern auswechseln, und Roy Makaay schon gar nicht.
Das vermeintlich widersinnige Modell, die beiden artverwandten Stürmer Roy Makaay und Lukas Podolski einzusetzen, bewährt sich als starke Angriffswaffe.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-die-vollkommene-golfehe-1.732382
sport
golf spielen - Die vollkommene Golfehe
00/05/2010
Selbstverständlich haben Männer und Frauen ein Problem mit Golf. Es ist ein großes Problem. Und es ist eigentlich nicht lösbar: Entweder er spielt Golf und sie nicht. Dann wird es nicht gut gehen. Oder er spielt Golf und sie spielt auch Golf. Dann geht es erst recht nicht. Und umgekehrt ist alles noch viel schlimmer. Detailansicht öffnen (Foto: Illustration aus dem im List-Verlag erschienenen Golfbuch "Schönes Spiel" von Evylin Roll) Der Reihe nach: Wenn er Golf spielt und sie nicht, dann wird dieses romantische Hochzeitsfest mit allen Freunden und Verwandten im Mai 1997 das letzte Wochenende gewesen sein, an dem sie ihn gesehen hat. Erst hat er sich möglicherweise noch verstellt, hat behauptet, dass Golf nur die zweitschönste Sache der Welt ist, die schönste allerdings, die man angezogen tun kann. Das hört auf. Bald wird sie merken, dass er sie im Mai 1997 zur Witwe gemacht hat. Und sie sollte sich bei anderen Golfwitwen erkundigen, was das bedeutet: Für den Rest ihres Lebens - oder eben auch nur für den Rest dieser kurzen Ehe - wird sie sich darauf einstellen müssen, die Wochenenden, den Mittwochnachmittag und alle Abende, an denen es noch einigermaßen schön und warm ist, für sich allein zu haben. Die übrige Zeit ist er ja sowieso im Büro. Er wird von diesem schönen Wochenende im Mai 1997 an ständig mit einem schrecklich schlechten Gewissen herumlaufen. Er war auf dem Golfplatz, als das erste Kind geboren wurde. Er war auf dem Golfplatz, als das zweite Kind geboren wurde. Er ist auf einer als Dienstreise getarnten Golftour, wenn beide Kinder Masern haben. Und wenn Elternabend ist, muss er aber wirklich mal ins Büro, weil er vom letzten Golf- Sommer noch eine Menge nachzuarbeiten hat. Er wird sich ständig Ausreden einfallen lassen müssen. Er wird schon im Januar schlecht schlafen, weil er den Wettspielkalender im Internet gesehen und verstanden hat, dass er auch den achten Hochzeitstag wieder versäumen wird für diesen dämlichen Mai-Becher. Es wird ihn das alles schrecklich quälen. Kinder und Frau werden mit Geschenken und Wiedergutmachungen überhäuft werden. Und auf dem Golfplatz wird er sein schlechtes Gewissen hinter dröhnenden Witzen verbergen: Wenn ich mich zwischen Golf und meiner Frau entscheiden müsste? Nun, ich würde sie wirklich vermissen. Eines Tages wird er wieder einmal mit so einem monströsen Pokal nach Hause kommen und schon an der Haustür rufen: "Schatz, freu dich, ich bin Clubmeister geworden. Dafür darfst du dir etwas besonders Schönes wünschen." Und wenn sie dann sagt:"Etwas besonders Schönes? Dann wünsch' ich mir die Scheidung", wird er Schwierigkeiten haben, zugeben zu müssen, dass er an so etwas Teures eigentlich nicht gedacht hatte. Falls sie aber bleibt, falls es ihr gelingt, sich als Golfwitwe zu arrangieren, wird sie ein wunderschönes Leben haben, mit viel Zeit für sich, für ihren Beruf und für die Tennisfreundinnen, mit vielen großzügigen Geschenken. Nur eben ohne Ehemann. Und über Liebhaber sprechen wir nicht. Noch nicht.
Er darf sie nicht belehren. Sie darf ihn nicht bemuttern. Und ganz wichtig: kein gemeinsames Turnier spielen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-de-france-wer-sagt-uns-dass-es-nicht-fuenf-weitere-fuentes-gibt-1.732239
sport
"Tour de France - ""Wer sagt uns, dass es nicht fünf weitere Fuentes' gibt?"
00/05/2010
"Wer sagt uns, dass es nicht fünf weitere Fuentes' gibt? Andreas Burkert ist Sportredakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Seit mehreren Jahren berichtet er über Radsport und sportpolitische Themen. Er befindet sich derzeit in London, um die Vorbereitungen und den Start der Tour de France zu verfolgen. Für sueddeutsche.de beantwortet er drei Fragen zum Tour-Start. Detailansicht öffnen In London interessiert sich kaum jemand für die Radfahrer. Auch wenn Tour-Chef Christian Prudhomme vor einem Bus-Werbung posiert. (Foto: Foto: dpa) 1. Jörg Jaksche meint, heute gebe es weniger Doping im Radsport als vor zehn Jahren. Wie glaubwürdig ist eine solche Einschätzung? Schwierig. Im Grunde habe ich jedoch erhebliche Zweifel, dass dies der Fall ist angesichts der massiven Abgründe, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten wieder aufgetan haben - auch dank Jaksches Offenbarung. Epo beispielsweise mag inzwischen nachweisbar sein - und dennoch ist davon auszugehen, dass dieser Beschleuniger weiterhin eifrig benutzt wird, wenn auch in geringeren Dosen; es wird nun eben vermeintlich clever an die Grenzen herangedopt, vor allem in der Vorbereitung. Oder Blutdoping - die Fuentes-Methode -, auch für sie exisitiert bisher kein autorisiertesTestverfahren. Und wer sagt uns, dass es nicht fünf weitere Fuentes' gibt? Was für Jaksches These sprechen könnte, sind die trotz aller Schwächen doch verbesserten Kontrollen. Andererseits deutet die schier endlose Serie von Positvtests darauf hin, dass die Herren wirklich nichts dazu lernen. Wie gesagt: schwierig. 2. Nach all den Geständnissen und gegenseitigen Vorwürfen: Wie ist die Stimmung bei Organisatoren und Fahrern der Tour de France? Den Fahrern und Teamchefs ist anzumerken, welch ein Problemjahr ihr Sport hinter sich gebracht hat. Für manchen dürfte die Tour in diesem Jahr eine leidige Pflichterfüllung sein. Tourchef Prudhomme ist dagegen guter Dinge, sein Rennen werde auch das nächste Erdbeben überstehen; zumindest vermittelt er recht glaubhaft diesen Eindruck. Nur London bekommt von der Tour nichts mit. Null. Ein Plakat habe ich seit Dienstag entdeckt, in den Zeitungen füllen eher Zehenzerrungen von Drittligafußballern die Sportseiten als ein Hinweis auf den Prolog - die Tour findet nicht statt. 3. Auch die Medien werden dafür kritisiert, dass sie noch über die Tour de France und den Radsport generell berichten. Wie lösen Sie den Konflikt, über sportliche Leistungen zu berichten, die unter dem ernsten Verdacht stehen, mit Doping erreicht worden zu sein? Ich bin der Meinung, dass man sich allerspätestens im vergangenen Jahr eine Berichterstattung mit dem angemessenen Zungenschlag antrainieren konnte. Wer im Radsport eine einschlägige Vergangenheit aufweist, wer sich seltsam - oder gar nicht - zu recht einfachen Fragen über das Thema des Metiers äußert, der ist grundsätzlich zurecht verdächtig - dies hat leider die Vergangenheit gezeigt. Heldengeschichten und endlose Etappenbeschreibungen wird es deshalb nicht geben, nicht geben können. Denn Radprofis haben damit zu leben, dass sie im Zweifelsfall mit Argwohn bedacht werden; und der Generalverdacht, von dem nun die Rede ist, wird fraglos nicht zu unrecht erhoben. Und daran sind nicht die Medien schuld. Sondern die Fahrer selbst.
Am Samstag beginnt die Tour de France - diesmal ohne Heldengeschichten. Drei Fragen an SZ-Sportredakteur und Berichterstatter Andreas Burkert.
https://www.sueddeutsche.de/sport/leichtathletik-ruinoese-systeme-1.732322
sport
Leichtathletik - Ruinöse Systeme
00/05/2010
Die prekäre Lage der amerikanischen Leichtathletin Marion Jones ist ein abschreckendes Beispiel, was Athleten widerfahren kann, denen offensichtlich alle Mittel recht sind, um zu Ruhm, Ehre und Geld zu kommen und unter allen Umständen behalten zu wollen. Dass die dreimalige Olympiasiegerin und viermalige Weltmeisterin ihre Erfolge auf unsaubere Weise errungen hat, darf als sicher gelten, auch wenn es nur einen halben positiven Dopingtest von ihr gibt: 2006 wurde in einer A-Probe das verbotene Epo gefunden, in der B-Probe seltsamerweise nicht mehr. Detailansicht öffnen Marion Jones: zahlungsunfähig. (Foto: Foto: dpa) Auf Dutzende von bestandenen Dopingtests als Unschuldsbeweis legt Frau Jones immer noch höchsten Wert, aber dass eine negative Probe quasi wertlos ist, ist hinreichend bekannt: In der so genannten Balco-Affäre in den USA - in die Jones verwickelt ist - wurde offenkundig, dass es leistungssteigernde Mittel gibt, die nicht von Anti-Doping-Laboren entdeckt werden. Die jüngsten Geständnisse deutscher Radprofis bestätigen das. Er habe gedopt, weil er wusste, er könne nicht erwischt werden, hat der T-Mobile-Mann Rolf Aldag zugegeben. In diesem Bewusstsein hat sich offensichtlich auch Marion Jones in das medizinische System des Dopings begeben und mit außergewöhnlichen Leistungen viel Geld verdient, in ihren besten Jahren 75.000 Dollar pro Rennen, dazu Millionen von Sponsoren. Geblieben sind ihr nun Gerichtsakten zufolge 2000 Dollar. Den Großteil ihres Vermögens hat sie in das juristische System des Dopings investiert, in dem Anwälte mit meist nur formalen Argumenten versuchen, das Image vom sauberen Athleten (und damit weiteren Geldfluss von Sponsoren) aufrechtzuerhalten. Dieses System bemüht im übrigen auch der ebenfalls schwer verdächtige Radheld Jan Ullrich. Am Ende könnte ein formaljuristischer Sieg auch ihn teuer zu stehen kommen. Von Ruhm, Ehre und Geld bleiben den Sündern womöglich nicht einmal die Medaillen. Es gab Fälle, wo einst hochdotierte Athleten ihr Edelmetall verhökerten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Moral aus dem Fall Jones könnte also sein: Wer dopt, riskiert den finanziellen Ruin; wer nicht dopt, steht am Ende seiner Karriere vermutlich besser da. Wobei der finanzielle Kollaps sogar das kleinere Übel sein könnte. Marion Jones muss froh sein, dass das medizinische System ihre Gesundheit noch nicht ruiniert hat. Die stets vom Dopingverdacht begleitete Florence Griffith-Joyner überlebte ihre Sprint-Olympiasiege jedenfalls nur zehn Jahre. 1998 starb sie unter nie restlos geklärten Umständen. Die Folgen von Anabolika-Missbrauch konnten damals selbst die besten Anwälte nicht ausschließen.
Marion Jones ist zahlungsunfähig, weil sie den Großteil ihres Vermögens in das juristische System des Dopings investiert hat. Dieses System bemüht auch Jan Ullrich.
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-nordisch-wm-in-sapporo-schneesturm-bremst-angerer-1.732388
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Ski-Nordisch-WM in Sapporo - Schneesturm bremst Angerer
00/05/2010
Sapporo - Selten dürfte ein Medaillengewinner bei einer Weltmeisterschaft derart missgestimmt gewesen wie Tobias Angerer. Der Langläufer aus Vachendorf in Bayern litt im Rennen über 15 Kilometer Freistil in Sapporo als letzter Starter unter dem starken Schneefall, schaffte durch einen famosen Endspurt aber noch Platz drei. "Es ist schon ärgerlich. Da läufst du ein perfektes Rennen und hast einfach keine Chance. Auf der einen Seite freue ich mich über die Medaille, auf der anderen Seite bin ich traurig über den verpassten Titel", sagte Angerer. Detailansicht öffnen Verloren im Schneefall, dennoch Dritter: Tobias Angerer. (Foto: Foto: ap) Diesen WM-Titel holte völlig überraschend der Norweger Lars Berger. Er ist der erste Biathlet, der einen Langlauf-Einzeltitel errang. Dabei profitierte Berger bei den Schneestürmen von seiner niedrigen Startnummer. In 35:50,0 Minuten verwies er den Weißrussen Leonid Karnejenko auf den zweiten Platz. Mit einem Rückstand von 52,4 Sekunden holte Angerer die Bronzemedaille. Axel Teichmann (Bad Lobenstein) wurde Fünfter. Franz Göring (Zella-Mehlis) kam auf den siebten Rang. Teichmann sah die Umstände des Rennens nicht ganz so verbissen. "Wir sind eine Freiluftsportart und müssen mit solchen Verhältnissen leben. Lars hat seine Chance genutzt und ist damit ein würdiger Weltmeister", betonte der Titelträger in der Doppelverfolgung. Bundestrainer Jochen Behle haderte hingegen mit dem Reglement: "Dann muss man sich eben den Bedingungen der Zeit anpassen und ein Massenstartrennen veranstalten. Dann hätten alle gleiche Bedingungen gehabt", bemerkte der Coach.
Der 29-Jährige gewinnt über 15 Kilometer Freistil Bronze - und ist dennoch verärgert. Der Sieger ist eigentlich ein Biathlet.
https://www.sueddeutsche.de/sport/beachvolleyball-acosta-hat-gespuert-dass-er-an-grenzen-stoesst-1.732103
sport
"Beachvolleyball - ""Acosta hat gespürt, dass er an Grenzen stößt"""
00/05/2010
Die Beachvolleyballer erregten vor zwei Jahren bei der WM in Berlin Aufsehen, als sie sich gegen den diktatorischen Weltverbands-Präsidenten Ruben Acosta (Mexiko) auflehnten, indem sie einen Spielerstreik inszenierten. Stein des Anstoßes war der bei den Athleten verhasste ,,Code of Conduct'', der die Spieler einer Vielzahl ihrer Rechte beraubt. Okka Rau, 30, gehörte beim Aufstand zu den Aktivposten. Mit Stephanie Pohl startete sie mit einem Sieg und zwei Niederlagen in die gerade laufende Beachvolleyball-WM in Gstaad; die beiden erreichten dennoch als einer der acht besten Gruppendritten die K.o.-Phase der 32 besten Duos. Im Interview resümiert Rau, ob die Initiative von 2005 der Szene mehr Demokratie gebracht hat. Detailansicht öffnen Mit Glück in der K.o.-Runde der WM: Okka Rau (Bild) und Partnerin Stephanie Pohl. (Foto: Foto: ddp) SZ: Frau Rau, zur Zeit schlagen Sie bei der WM im Schweizer Alpenstädtchen Gstaad auf. Ist es überhaupt möglich, sich in diesem Idyll an die brisanten Geschehnisse vor zwei Jahren zu erinnern? Okka Rau: Ich selbst beschäftige mich damit überhaupt nicht mehr, weil ich in meinem Sport jedes Jahr von vorn beginne und die alten Dinge abhake. Aber ich werde immer wieder von Außenstehenden angesprochen, die mir sagen: ,,Mensch, da war doch was.'' SZ: Der deutsche Verbandspräsident Werner von Moltke hat damals in Berlin gesagt, dass Verbandspräsident Acosta mit den Spielern verhandeln müsse, sei, als würde der Papst das Zölibat aufheben. Waren Sie sich der Tragweite Ihres Handelns bewusst? Okka Rau: In dem Moment war es den meisten Spielern nicht bewusst, weil sie gar nicht so genau wussten, wer dieser Acosta ist, welche Machtfülle er hat und wie dieser Verband strukturiert ist. Mir selbst war die Bedeutung schon klar, weil ich mich mit der Materie intensiv auseinandergesetzt hatte. SZ: Hat sich bei den Spielern inzwischen so etwas wie ein politisches Bewusstsein entwickelt? Okka Rau: Leider nein, genauso schnell, wie wir uns damals zusammengetan haben, sind wir auch wieder auseinandergegangen. Die Spieler sind unpolitisch, aber das will ich gar nicht verurteilen. Sie sehen Beachvolleyball als ihren Job an und wollen damit Geld verdienen. Solange es genug Turniere gibt und Geld fließt, sehen sie keinen Grund, sich aufzuregen. SZ: Also war der Streik ein Sturm im Wasserglas? Okka Rau: Genau so ist es, und das ist schade. Wir hätten bestimmt noch einiges erreichen können, wenn wir an diesem Punkt weitergemacht hätten, doch diese Chance haben wir verpasst. Als Spielervertreterin habe ich festgestellt, dass du chancenlos bist, wenn das Engagement nicht von allen getragen wird, weil sie dich schnell isolieren. Ich akzeptiere das, auch wenn es mich traurig stimmt.
Vor zwei Jahren bestreikten die Beachvolleyballer ihren Präsidenten. Okka Rau resümiert, ob das der Szene Demokratie brachte.
https://www.sueddeutsche.de/sport/radprofi-jaksche-gesteht-die-mannschaftsleitung-wusste-alles-1.731773
sport
"Radprofi Jaksche gesteht - ""Die Mannschaftsleitung wusste alles"""
00/05/2010
Radprofi Jörg Jaksche hat in seiner Karriere jahrelang gedopt. Dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel sowie Spiegel TV sagte der 30-Jährige außerdem, er wolle sich nun den Sportverbänden und deutschen Ermittlungsbehörden als Kronzeuge zur Verfügung stellen. Zudem gestand er als erster Rennfahrer, dass er sich als Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes von 2005 an verbotenen Eigenbluttherapien unterzogen habe, um seine Leistung zu steigern. Detailansicht öffnen Jörg Jaksche will sich nach seinem Geständnis den Ermittlern als Kronzeuge zur Verfügung stellen. (Foto: Foto: dpa) "Ich glaube, dass es wichtig ist für die Zukunft dieses Sports, dass einer mal sagt: Okay, so läuft das hier", sagte Jaksche. In den Rennställen Polti, Team Telekom, Once, CSC und Liberty Seguros, für die Jaksche seit 1997 fuhr, sei das Doping teilweise aktiv von der Mannschaftsführung betrieben worden. "Natürlich hat mir niemand den Arm für die Spritze festgehalten, aber die Teamleiter, die sich früher an dir bereichert haben, die dir die Sachen besorgt haben, ausgerechnet die tun plötzlich so, als würden sie alle für einen sauberen Radsport eintreten", sagt er. "Es ist pervers, aber das Doping-System ist gerecht, weil alle dopen. Radsport ohne Doping ist nur gerecht, wenn wirklich niemand mehr dopt", sagte Jaksche , "mir hat ein Fahrer erzählt, dass es wegen der Trainingskontrollen Deals geben soll zwischen ein paar Mannschaften und dem Weltradsportverband. Da muss man annehmen, dass es kein generelles Umdenken gibt. Das hat mir dieser Fahrer stolz erzählt. Da wusste ich: Nichts hat sich geändert." Bereits in seiner ersten Profisaison sei er vom damaligen Chef des Polti-Teams, Gianluigi Stanga, zum Doping gebracht worden. "Stanga sagte, er wolle jetzt anfangen mit der Behandlung. Er wollte herausfinden, was bei mir wirkt", sagte Jaksche. Stanga, heute Chef des Teams Milram, nannte die Vorwürfe in einer Stellungnahme gegenüber dem Spiegel absurd. Von der Tour de Suisse im Juni 1997 an habe Jaksche Epo genommen, ein im Leistungssport verbotenes Hormon, das die Produktion von roten Blutkörperchen stark anregt. Schon im zweiten Profijahr habe es keine Skrupel mehr gegeben. "Die Logik ist: Du passt dein Leistungsniveau dem Rest an, weil jeder es tut. Im Radsport lebst du in einer Parallelwelt." Nachdem Jaksche für die Saison 1999 ins Team Telekom gewechselt war, an die Seite von Jan Ullrich, sei er von den Ärzten der Freiburger Uni-Klinik mit Medikamenten versorgt worden. Walter Godefroot, der belgische Rennstallchef, sei über das Doping informiert gewesen, sagte Jaksche: "Die Mannschaftsleitung wusste alles. Es war ein fest installiertes System." Godefroot bestreitet dies. "Godefroot ging es nicht darum, auszuschließen, dass jemand dopt, sondern dass er ungeschickt dopt", sagte Jaksche. Bjarne Riis, der jetzige Teamchef von Jens Voigt "wusste über Doping Bescheid, er sagte, was Sache ist." Wegen zunehmender Kontrollen, sei die Gefahr immer größer geworden, beim Doping mit Epo erwischt zu werden, sagte Jaksche weiter. Deshalb habe er mit Fuentes zusammengearbeitet, der ein logistisch hochanspruchsvolles Programm für Eigenblutdoping installiert habe. Einmal habe er dafür auch bei einem Arzt in Deutschland Blut abgegeben, das ihm später, als eine Touretappe in Karlsruhe endete, wieder zugeführt wurde.
Wie angekündigt, hat der Ansbacher Radprofi Jaksche jahrelanges Doping zugegeben. Doping sei beim Team Telekom ein "fest installiertes System" gewesen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-starker-start-1.731726
sport
golf spielen - Starker Start
00/05/2010
Das Jahr 2006 hat gut angefangen für Ernie Els. Das Golf-Jahr, um genau zu sein, das für die ehemalige Nummer eins der Weltrangliste mit drei Turnieren in seiner Heimat Südafrika bereits im Dezember 2005 begonnen hat. Keine sechs Monate nach seinem Kreuzbandriss, den sich Ernie Els beim Segeln im Mittelmeer eine Woche nach der British Open zugezogen hatte. Detailansicht öffnen (Foto: Fotos: AP) Die bemerkenswerte Bilanz der drei Turniere: Ein ordentlicher neunter Rang zum Auftakt, danach ein Turniersieg und dann ein Kopf-an-Kopf-Finish bei der zweitältesten Golf Open der Welt, der South African Airways Open auf dem Links Course des Fancourt Resorts in George, bei dem sich Els letztendlich wegen eines um einen Zentimeter vorbei geschobenen Eagle-Putts am Schlussloch gegen seinen Landsmann Retief Goosen hauchdünn geschlagen geben musste. Trotz dieses knapp verpassten Sieges bei der SAA Open kann Ernie Els sicher zufrieden sein mit dem sportlichen Auftakt seines Golf-Jahres 2006. Geblieben ist die Gewissheit, dass er wieder Turnier-Golf auf höchstem Niveau spielen kann, was vor einem halben Jahr noch fraglich war. Schließlich schien die Weiterführung seiner Golf-Karriere nach der komplizierten Knieoperation im Sommer mehr als fraglich. Und auch kurz vor dem Turnier kämpfte Els wieder mit Schmerzen, so dass ihm Ärzte von der Teilnahme an der SAA Open abrieten. Ausgerechnet bei dem Turnier hätte Ernie Els also auf den Start verzichten sollen, bei dem er mit seinem Sieg als 22-Jähriger den großen Durchbruch geschafft hatte. Gespielt auf dem Links Course im legendären Fancourt Resort, dem geplanten Stützpunkt seiner "Ernie Els Foundation"; nur einen Abschlag entfernt von seinem Haus in George, wo er jedes Jahr mit seiner Frau Liezl und seinen Kindern Samantha und Ben Weihnachten und Silvester feiert. Ein Turnier, dessen Termin er extra verlegen ließ, damit es besser in seinen Zeitplan passt. Nein, Ernie Els hörte nicht auf den Ratschlag der Ärzte, ließ lediglich das Pro-Am ausfallen; beim Turnier selbst stand er seinen Mann. Und wie! "Er ist der beste Botschafter unseres Landes" sagt auch Taxifahrer Mike auf der Fahrt vom Flughafen zum Fancourt Resort. Und, so Mike weiter, "er steht noch mit beiden Beinen auf dem Boden. Ernie kann problemlos am gleichen Tag mit einem König oder Präsidenten zu Mittag essen und dann am Abend in einer normalen Bar mit Einheimischen ein Bier trinken".
Ernie Els zeigt bei den ersten Turnieren der Saison, dass er zu alter Form zurück gefunden hat
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-reisen-die-heimat-des-superlativs-1.731645
sport
golf reisen - Die Heimat des Superlativs
00/05/2010
Superlative werden bei der Beschreibung von Golfanlagen gern genommen. Wie soll das bei La Manga Club anders sein."Eines der großartigsten Golfresorts der Welt" prangt es unter dem Bild der symbolhaften Palmen auf der Titelseite des voluminösen Hochglanzprospektes. Man muss noch gar keinen Ball geschlagen, sondern nur die dreiseitige Golfkleiderordnung überflogen haben, um zu wissen, auf dem sechs Quadratkilometer großen Gelände in einem wunderschönen Tal an der Costa Cálida am äußersten Südostzipfel der Iberischen Halbinsel geht es ganz besonders exklusiv zu. So müssen Schirmmützen mit der Spitze nach vorne, Hemden, natürlich nur mit Kragen, in der Hose getragen werden, die wiederum gut sitzen und für das Golfspiel geeignet sein soll. Ebenfalls ausschließlich gut geschnittene Bermuda-Shorts sind nur in Verbindung mit weißen Socken erlaubt. Bei Zuwiderhandlung droht sofortige Vertreibung aus dem Paradies. Ein Resort, das seit seiner Gründung 1971 durch den Amerikaner Robert Dean Austragungsort der Spanish Open war, in dem Golflegenden wie Gary Player (1973 bis '77) oder Seve Ballesteros (1980 bis '85) schlicht als "Head Pro" ihre Weisheit weitergaben, und weltweite Prominenz wie Nigel Mansell, Uschi Glas oder Michael Schumacher eine der inzwischen 2.000 Luxusunterkünfte auf dem Gelände bevölkerte, kann sich derart rigide Kleidungsvorschriften durchaus leisten. Detailansicht öffnen La Manga Golf Club (Foto: Foto: La Manga) Bermuda-Shorts erlaubt - gut geschnitten und in Verbindung mit weißen Socken Weitere Nachweise für den Superlativ gefällig? Das "Hyatt Regency La Manga" samt Casino zählt zu den besten Hotels Spaniens. Die pompöse Wohnanlage Las Lomas, selbstverständlich auch aus der Top-Kategorie, weist seit neuestem ein riesiges Spa mit allen erdenklichen Anwendungsmöglichkeiten und einen 25-Meter-Indoor-Pool auf. Topgepflegte Fußball-, Rugbyund Kricket-Plätze gehören genauso zum La Manga Club wie eine der größten und schönsten Tennisanlagen, die schon so manche Davis- und Fed-Cup-Begegnung gesehen hat. Und dann erst die Golfplätze: Drei sind es an der Zahl. Der South Course, 1972 von Robert D. Putman gebaut und 20 Jahre später von Arnold Palmer von Grund auf überarbeitet und in einen beispielhaften Zustand versetzt, ist ohne Zweifel das Filetstück von La Manga. Auf dem Par-73-Platz, dort, wo die großen Meisterschaften ausgetragen wurden, wollen sie alle spielen, und wenn sie sich auch einen heftigen Frust holen. Denn die 18 Spielbahnen sind selbst für niedrige Handicapper eine echte Herausforderung. Die ergibt sich schon allein aus der Länge von 6.499 Metern (Championship Tees, Slope 138, CR 74,3) und immer noch 6.127 Metern (Slope 134, CR 72,5) von den gelben Abschlägen. Neben Länge ist auch noch Akkuratesse gefragt, sonst landen die Bälle in einem der zahlreichen Wasserhindernisse oder in den einschüchternden Bunkern rund um die großen Grüns.
Im noblen La Manga Club wuchern die Engländer mit ihren Pfunden - die ganze Region Murcia setzt jetzt auf Golf.
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sport
Big Brother Bundesliga - DFB ermittelt gegen Wörns und Micoud
00/05/2010
Im hektischen Kampf um Champions League, UEFA-Cup und Klassenerhalt bleiben derzeit bei einigen Bundesliga-Profis die guten Manieren auf der Strecke. Christian Wörns und Johan Micoud hießen die letzten prominenten Übeltäter, die seit Montag auch den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beschäftigen. Da in den öfter auftretenden Spielerrudeln die Schiedsrichter nicht immer den Überblick behalten können, kommt ausgerechnet dem umstrittenen Fernsehbeweis in der Schlussphase der Saison wachsende Bedeutung zu. Detailansicht öffnen Der DFB ermittel: Johan Micoud und Christian Wörns. (Foto: Foto: dpa) Der jüngste Fall war am Sonntagabend Johan Micoud. In der 30. Spielminute im Duell mit Schalke 04 greift Werders Spielmacher zunächst Schalkes Brasilianer Lincoln ins Gesicht und danach dessen Mannschaftskollegen Christian Poulsen zwischen die Beine. Während der erste Fehlgriff des Franzosen von Schiedsrichter Knut Kircher mit der Gelben Karte geahndet wurde, blieb der zweite unentdeckt. "Micoud hat mich klar im Unterleib getroffen. Das muss Rot geben", schimpfte Poulsen. "Das ist ein Szene aus 90 Minuten", kommentierte hingegen Micoud, ohne sich detaillierter zu äußern. Stattdessen versuchte er die Angelegeheit herunterzuspielen: "Es waren viele Emotionen im Spiel, es ging um viel." Werder-Manager Klaus Allofs kritisierte das theatralische Fallen des Dänen nach dem Vorfall und sagte: "Wenn es für Micoud eine Sperre geben sollte, müsste Poulsen mehrere Sperren nachträglich bekommen." Unschön endete auch die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg. In der Nachspielzeit fuhr der verhinderte Nationalspieler Christian Wörns seinen Ellenbogen aus und traf damit den Nürnberger Stefan Kießling im Gesicht. Auch in diesem Fall hatte der Schiedsrichter den Vorfall nicht gesehen und machten erst die Fernsehbilder das Ausmaß von Wörns' Verfehlung deutlich. Dass Wörns nach dem Spiel zudem noch äußerte, es habe keine Tätlichkeit vorgelegen und Kießling der Schauspielerei bezichtigte, macht deutlich, wie weit sich viele Bundesliga-Spieler in der hektischen Saisonendphase vom Fairplay entfernt haben. "Diejenigen,die von einer Tätlichkeit sprechen, brauchen eine Brille", hatte Wörns noch am Sonntag gesagt. Bereits eine Woche zuvor war Bayern-Verteidiger Valérien Ismael mit einer Tätlichkeit gegen den Bielefelder Radomir Dalovic negativ aufgefallen und vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes nachträglich für drei Bundesligaspieler gesperrt worden. Auch hier wurde der Übeltäter erst durch den Fernsehbeweis überführt. Dass dieser zuletzt immer häufiger Anwendung findet, obwohl ihn vor allem die Schiedsrichter nicht wollen, macht die derzeitige Situation mebenso speziell wie die Tatsache, dass in Ismael, Micoud und Wörns drei Stars der Liga betroffen sind. Schalkes Trainer Mirko Slomka sagte nach den Provokationen und Handgreiflichkeiten in Bremen: "Solche Sachen wollen wir nicht mehr sehen." Sein Bremer Kollege Thomas Schaaf meinte: "Wir müssen alle daran arbeiten, dass kein Gerangel vorkommt und keine Tätlichkeiten und Schwalben aufkommen." Werder-Manager Allofs empfiehlt allen Beteiligten einen Blick nach England. "Was man sich zum Beispiel aus der englischen Liga abschauen kann ist, dass keiner einen Salto rückwärts macht, der in einem Gerangel mal berührt wird."
Der Fernsehbeweis wird immer wichtiger: Christian Wörns und Johan Micoud müssen nach ihren Aktionen harte Strafen befürchten.
https://www.sueddeutsche.de/sport/leverkusen-voeller-loest-augenthaler-ab-1.731174
sport
Leverkusen - Völler löst Augenthaler ab
00/05/2010
Offen blieb dabei, ob der Klub überhaupt einen anderen Trainer als Nachfolger für den nach der 0:1-Heimpleite im UEFA-Pokal gegen ZSKA Sofia verpflichten wird. Völler stellte seine Position jedoch eindeutig klar: "Ich sehe mich weiter eher in der Sportchef-Rolle. Ich springe jetzt nur aus Loyalität zum Verein in einer Not-Situation ein." Detailansicht öffnen (Foto: Foto: AP) Der Weltmeister von 1990 war im Vorjahr bei der EM in Portugal nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft von nach vierjähriger Amtszeit als Teamchef des dreimaligen Weltmeisters zurückgetreten. Im vergangegen Herbst war der frühere Stürmerstar auf seinen Posten als Bayer-Sportchef zuzrückgekehrt. In der Bundesliga war der gebürtige Hanauer in der Saison 2000/01 nach der Entlassung von Christoph Daum schon einmal Interimstrainer bei den Leverkusenern. Damals holte Bayer in vier Spielen unter seiner Regie drei Siege und ein Unentschieden, bevor Völler den Platz für Berti Vogts räumte. Leverkusen verbuchte in der Bundesliga mit nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen den schwächsten Saisonauftakt seit 22 Jahren. In der Tabelle belegt der Werksklub momentan nur den zehnten Platz. Die Beurlaubung von Augenthaler, der seit dem 13. Mai 2003 bei Bayer arbeitete, ist der erste Trainer-Wechsel in der laufenden Saison. Seit Gründung der Eliteklasse 1963 hatten zuvor 285 Coaches ihre Posten vorzeitig räumen müssen.
Der Sportchef fungiert bei Bayer Leverkusen nach der Trennung vom bisherigen Cheftrainer bis auf weiteres als Interimscoach.
https://www.sueddeutsche.de/sport/radsport-im-zentrum-angekommen-1.731381
sport
Radsport - Im Zentrum angekommen
00/05/2010
Montagabend, eine Viertelstunde vor Sendebeginn, schaltete Udo Sprenger den Anrufbeantworter ein. Er wolle ja "nicht die ganze Nacht Interviews geben", hatte der unlängst pensionierte Kriminalbeamte aus Wiesbaden der SZ gesagt und kurz bekräftigt, was er schon den Fragestellern von der ARD für "Report Mainz" in die Kamera gesagt hatte: Von organisiertem Doping beim damaligen Radrennstall Team Nürnberger, dessen Manager er war, wisse er nichts. Er könne diese Vorwürfe "nur auf die Aussagen unseres früheren Radprofis Bert Dietz beziehen" - der hatte jüngst behauptet, nicht nur bei Team Telekom, sondern später auch bei Team Nürnberger systematisch gedopt zu haben. Detailansicht öffnen Bisher bescheidene Gegenwehr: BDR-Vizepräsident Udo Sprenger. (Foto: Foto: AP) Insofern fiel Sprengers Gegenwehr gestern bescheiden aus. Zu messen ist sie ja an der Wucht von Betrugsvorwürfen, die nun das Zentrum des deutschen Radsports erreicht haben. Denn Udo Sprenger ist auch Vizepräsident im Bund Deutscher Radfahrer (BDR), und der Spitzenfunktionär soll nach Aussagen eines ehemaligen Betreuers als Manager des Team Nürnberger jahrelang Doping in der Mannschaft geduldet und unterstützt haben. Eidesstattliche Versicherungen "Report Mainz" berief sich auf Eidesstattliche Versicherungen. Sprenger hielt dagegen, die Informationen seien "mit Sicherheit falsch", die Zeugen würden "lügen". Es müssten also Lügen sein, die den früheren Betreuer ziemlich teuer zu stehen kommen - schließlich erzählt der klipp und klar: "Während meiner Zeit bei Team Nürnberger wurde Doping aktiv praktiziert. Dies geschah und wurde praktiziert im Auftrag der Mannschaftsleitung." Zur Finanzierung des organisierten Betrugs hätten "schwarze Kassen" gedient, "die aus den Startgeldern für bestimmte Rennen generiert wurden". Verwaltet habe die Kassen "definitiv" Teammanager Sprenger. Der Mann also, der zu jener Zeit auch bei der Drogenpolizei tätig war - und am Wochenende Chef des Organisationskomitees der Deutschen Straßenmeisterschaft in Wiesbaden ist. Brisante Akten der Stasi "Sprenger muss mehr erklären, als er bisher gesagt hat", meinte Sylva Schenk gestern abend zur SZ, sie war bis 2004 Präsidentin des BDR. Denn der Betreuer sagt auch: "Ich war live dabei, wie Medikamentenabrechnungen mit ihm abgerechnet wurden." Auch ein zweites ehemaliges Mitglied von Nürnberger bestätigte schriftlich das Doping. Vorwürfe gibt es auch gegen einen im Auftrag des BDR tätigen Dopingkontrolleurs. Der Mediziner Roland Müller soll zu DDR-Zeiten systematisches Doping als Radsport-Verbandsarzt umgesetzt haben. Dies gehe aus Akten des DDR-Geheimdienstes hervor. Müller lehnte laut "Report" eine Stellungnahme ab. Überdies wird der vom BDR als Rennarzt eingesetzte Heinz Löbl von dem ehemaligen DDR-Bahnradfahrer Uwe Trömer beschuldigt, ihm regelmäßig Dopingmittel gespritzt zu haben. Trömer habe den BDR wiederholt darüber informiert - ohne jede Wirkung. Löbl wies die Vorwürfe zurück. Peter Danckert (SPD), Chef des Bundestag-Sportausschusses, kündigt Folgen für die Förderung des Radsports an, der dieses Jahr 2,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln erhält. "BDR-Chef Scharping muss sofort Konsequenzen ziehen, damit die Deutschland-Tour und die Straßen-WM in Stuttgart nicht massiv gefährdet" seien, so Danckert zur SZ. Innenminister Schäuble habe angekündigt, "dass diese bei weiteren Dopingfällen gefährdet" seien. Für Wiesbaden am Wochenende gelte dasselbe; auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen müsse überlegen, ob es die Übertragung absetzt.
Der Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer, Udo Sprenger, soll als Team-Manager organisiertes Doping betrieben haben. Schwere Vorwürfe auch gegen einen BDR-Rennarzt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-totale-dominanz-1.731007
sport
golf spielen - Totale Dominanz
00/05/2010
Wir stellen uns jetzt einmal vor, Tiger Woods wäre in der Schweiz geboren worden. Ein Basler, gruezi Herr Woods! Er wäre aufgewachsen in einer grundsoliden Angestelltenfamilie und verheiratet mit einer aus Tschechien stammenden Golfspielerin, die auch seine Geschäfte regelt. Gleichzeitig stellen wir uns vor, der Tennisspieler Roger Federer sei in Long Beach/Kalifornien aufgewachsen, ein All American Hero: Spross eines schwarzen Oberstleutnants der US Army, einstmals Vietnam-Kämpfer, und einer thailändischen Mutter, damit Idol eines mulikulturellen, modernen Amerika. Wenn in den USA nun eine Diskussion toben würde, wer als überragender Sportler seiner Zeit zu gelten habe, wen würde man dort zum Favoriten küren? Detailansicht öffnen (Foto: Foto: DDP) In der realen Welt ist natürlich Tiger Woods der Favorit der USMedien. Das Urteil lautet überwiegend: Federer, Gewinner dreier Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr und Finalist im vierten, im Alter von 25 Jahren Gewinner von mittlerweile neun Grand-Slam- Turnieren - dieser Schweizer sei zwar ein genialer Tennisspieler, habe aber keine ernsthafte Konkurrenz, kein besonderes Flair in seinem Spiel, sei als Person ein Langweiler und habe nichts zu sagen. Dieses Urteil könnte man aus europäischer Sicht genauso gut auf Woods münzen - aber damit soll es genug sein. Der Kommerzsport ist eine amerikanische Domäne, und wer zahlt, hat im Zweifelsfall Recht. Zumal sich Woods als Repräsentant der Großmacht sehr viel größerer medialer Belagerung ausgesetzt sieht als der Schweizer Kollege, was die Dinge nicht leichter macht. Ohnehin darf man froh sein, dass solche Debatten überhaupt geführt werden: Es gibt das Wunder zu bestaunen, dass im hochgezüchteten Profisport begnadete Athleten den wie besessen arbeitenden Rest des Feldes scheinbar nach Belieben beherrschen - Genies ihres Sports, Jahrhundertalente auch in ihrer Körpersprache, deren Taten man schon jetzt in historischen Dimensionen würdigt. Dem 30 Jahre alten Tiger Woods setzen die Golfchronisten drei Hürden. Wird er 2007 alle vier Majors gewinnen wie 1930 Bobby Jones? Wann wird er Jack Nicklaus überflügeln, der mit 18 Major-Titeln noch das Maß aller Dinge im Golfsport ist; Woods schraubte seine Marke in diesem Jahr mit dem Gewinn von British Open und PGA Championship auf zwölf. Und, Frage drei, wird es Woods schaffen, die inzwischen 61 Jahre alte Marke des Ende September gestorbenen Byron Nelson zu erreichen, der elf Turniere am Stück gewann?
Tiger Woods kennt dieses Jahr nur die Geschichte als Gegner - und einen Tennisspieler, der sich ebenfalls unschlagbar fühlt
https://www.sueddeutsche.de/sport/nach-dem-ausstieg-von-ard-und-zdf-gegen-den-willen-des-volkes-1.730746
sport
"Nach dem Ausstieg von ARD und ZDF - ""Gegen den Willen des Volkes"""
00/05/2010
Radprofi Jens Voigt hat den ARD- und ZDF-Rückzug von der Tour de France am Donnerstag scharf kritisiert. "Ich halte die Entscheidung für völlig überzogen, sie hilft keinem. Das ist ja wie früher in der DDR: Zwei Leute entscheiden gegen den Willen des Volkes, schließlich haben sich zwei Drittel der Fernsehzuschauer gegen den Ausstieg ausgesprochen", sagte Voigt. Detailansicht öffnen Jens Voigt: "Entscheidung völlig überzogen". (Foto: Foto: dpa) "Wir Gebührenzahler" seien "ja schließlich die Arbeitgeber des Fernsehens. Es sollte doch jedem selbst überlassen bleiben, ob er die Tour sehen will oder nicht. Warum ist das Fernsehen nicht rausgegangen, als Ben Johnson bei den Olympischen Spielen positiv war?", fragte der 35-jährige Profi des dänischen CSC-Teams, der in seiner Karriere zwei Tour-Etappen (2001 und 2006) gewann und zweimal das gelbe Trikot trug. Voigts Ausreißversuch auf der 10. Tour-Etappe von Tallard nach Marseille am Mittwoch, der für den in Berlin lebenden Profi mit einem fünften Platz endete, bekamen die ARD-Zuschauer wegen des Boykotts bereits nicht mehr mit. Sollte die B-Probe den Zweitplatzierten der Deutschen Meisterschaft Sinkewitz nicht entlasten, sieht ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender keine Chance auf eine Wiederaufnahme der Übertragung bei der diesjährigen Tour. "Der Bildschirm in Deutschland bleibt schwarz", titelte am Donnerstag die L'Équipe, die ausschließlich kritische Kommentare von Verantwortlichen und Fahrern zum Fernseh-Ausstieg der deutschen Sender veröffentlichte. Nach dem Boykott der Live-Berichterstattungen von ARD und ZDF haben viele Radsportanhänger wie erwartet zum TV-Sender Eurosport umgeschaltet. Dessen Einschaltquoten stiegen am Mittwochnachmittag auf das Dreifache gegenüber dem Vortag an. Nach Angaben des Senders verfolgten im Schnitt 931.000 Zuschauer die Übertragung der 10. Etappe. Das entsprach einem Marktanteil von 8,5 Prozent. Bei Eurosport nimmt man die deutliche Steigerung erfreut zur Kenntnis. "Wir freuen uns natürlich, wenn die Zuschauer bei uns einschalten und mit unserer Berichterstattung zufrieden sind", sagte Sprecher Werner Starz. Form und Inhalt der Sendungen würden wie bisher fortgeführt. Als "schweren Rückschlag" für den Radsport hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) den Ausstieg von ARD und ZDF bezeichnet. Der Boykott gehe auf das Fehlverhalten eines einzelnen Fahrers zurück und habe mit der Frankreich-Rundfahrt nichts zu tun, sagte BDR-Vizepräsident Harald Pfab, der sich als Vertreter des in China weilenden Verbandspräsidenten Rudolf Scharping äußerte. "Die Tour de France wird bestraft, obwohl bisher alle auf der Tour genommenen Doping-Proben negativ ausgefallen sind", sagte Pfab. Auch Patrice Clerc, Präsident der Tour-Organisation ASO, kritisierte die Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sender. "Es ist schon paradox. Es wird ein Rennen bestraft, obwohl es große Entschlossenheit im Kampf gegen Doping zeigt. Sollen wir lieber gar nicht kontrollieren und dann über ein sauberes Rennen sprechen? Viele Sportarten machen dies. Wir gehen einen anderen Weg", sagte Clerc.
Radprofi Jens Voigt fühlt sich in die DDR zurückversetzt, der Tour-Präsident sieht sich zu Unrecht bestraft. Und Eurosport freut sich über die Quote.
https://www.sueddeutsche.de/sport/radsport-jan-ullrich-erwirkt-einstweilige-verfuegung-gegen-franke-1.730498
sport
Radsport - Jan Ullrich erwirkt einstweilige Verfügung gegen Franke
00/05/2010
Vor dem Landgericht Hamburg hat der von seinem Rennstall T-Mobile entlassene Ullrich eine Einstweilige Verfügung gegen Professor Werner Franke erwirkt. Danach darf der Molekular-Biologe aus Heidelberg nicht mehr behaupten, dass Ullrich in einem Jahr allein 35 000 Euro zur Anschaffung von illegalen Substanzen ausgegeben hat. Bei Zuwiderhandlung drohen Franke bis zu 250 000 Euro Geldstrafe oder sechs Monate Haft. Das teilte der Wahl- Schweizer Ullrich auf seiner Internetseite mit. Detailansicht öffnen Jan Ullrich wehrt sich gegen Anschuldigungen. (Foto: Foto: dpa) Der Doping-Experte Franke hatte in einem Fernsehinterview am 3. August erklärt, dass Ullrich bei Fuentes in einem Jahr 35 000 Euro für Dopingmittel ausgegeben habe. "Ich habe die Akte von Herrn Ullrich aus Madrid hier dabei, so viel Dreck habe ich schon lang nicht gesehen", hatte Franke dem Sender rheinmaintv gesagt. Der Wissenschaftler hatte damals nach eigenen Angaben Einsicht in die Akten der spanischen Behörden, die unmittelbar vor dem Start der Tour de France zu Ullrichs Ausschluss führten und die Kündigung seines bisherigen Arbeitgebers T-Mobile nach sich zogen.
Radprofi Jan Ullrich wehrt sich mit juristischen Mitteln gegen die Dopingvorwürfe im Zusammenhang mit dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-spielen-der-seltsame-gast-1.730613
sport
golf spielen - Der seltsame Gast
00/05/2010
Neulich hatten wir einen Gast, der nicht Golf spielt. Er benahm sich zunächst keineswegs auffällig, packte die Blumen für die Hausherrin ordentlich aus, gesellte sich zu den anderen, trank nicht übermäßig und schien ein durchaus friedfertiger Mensch. Gerade als wir gefesselt an den Lippen eines guten Freundes hingen, der die unglaublich spannende Geschichte eines Zwölf-Meter-Putts erzählte, der ihm im Oktober 1973 selbstverständlich trotz Gegenwind und schwierigsten Bedingungen ein wichtiges Birdie rettete, warf der Gast eine Bemerkung in die Gesprächspause, die uns anderen den Atem stocken ließ. Er sagte:"Müssen wir denn die ganze Zeit über dieses Spiel reden?" Detailansicht öffnen (Foto: Foto: Photodisc) Einen Moment lang herrschte Stille im Raum - man hätte die berühmte Nadel fallen hören. Ich versuchte die Peinlichkeit der Situation zu überspielen: "Worüber lohnt es sich denn sonst schon zu reden - hahaha!" Der seltsame Gast grummelte: "Wenn ein Spiel vorbei ist, ist es vorbei - kein Mensch interessiert sich nachher noch dafür!" Er hätte genauso gut die Diktatur ausrufen oder seine Bekleidung ablegen können - der Protest wäre nicht größer gewesen. Der Freund mit dem Zwölf- Meter-Putt dozierte mitleidsvoll: "Golf ist nur für den vorüber, der es nie spielte. Der wirkliche Spieler erinnert sich an jeden Schlag seines Lebens!" Der sonderbare Gast blieb bei seinen Einwänden: "Wer will denn schon erfahren, dass der andere einen Ball in den Wald schlug - das passiert täglich tausend Mal!" Als guter Gastgeber versuchte ich, Frieden und Verständnis zu stiften: "Natürlich ist dieses persönliche Schicksal nicht so besonders spannend - aber wenn ich dem anderen nicht zuhöre, wird er mir auch nicht zuhören, wenn ich meine Geschichte erzählen will!"
Ein echter Golfer spielt nicht nur - vor allem redet er darüber. Von der Peinlichkeit, einen Nicht-Golfer zum Abendessen einzuladen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-reisen-natuerlich-schoen-1.730266
sport
golf reisen - Natürlich schön
00/05/2010
Die Costa del Sol, der Küstenabschnitt von Malaga bis vor Estepona, ist in den vergangenen 20 Jahren aufgestiegen zu der Golfregion Südeuropas mit den meisten Plätzen auf engstem Raum. Der Bauboom rund um Marbella, jenem ehemals so exklusiven Tummelplatz der Reichen und Schönen, scheint kein Ende zu nehmen. Die Küste ist inzwischen komplett zersiedelt, die rund 30 Golfplätze innerhalb von 35 Kilometern sind in der Mehrzahl umbaut von mehr oder weniger gelungenen Urbanisationen, die sich immer weiter in die andalusischen Berge fressen. Die Costa del Sol ist längst zur Costa del Golf geworden, begünstigt durch ein Klima, das für optimale Bedingungen auch in jenen Monaten sorgt, in denen in Mitteleuropa Regen, Kälte und Schnee die Golfer von den Fairways treiben. Das Tal des Golfes bei Marbella begründete den Weltruf einer Region, die zuvor nur vom Sommer-Sonnen-Tourismus lebte. Das Ensemble klangvoller Namen wie Las Brisas, Aloha, Los Naranjos, Guadalmina, La Quinta und Atalaja, um nur einige zu nennen, hat nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Detailansicht öffnen La Cala Golf, Nordkurs (Foto: Foto: La Cala Golf) Doch inzwischen erwächst der nicht mehr ganz so Schönen am Meer Konkurrenz in der Nachbarschaft. Mijas, eines der "weißen Dörfer" Andalusiens, ist eine der reichsten Gemeinden Südspaniens. Oberhalb Fuengirolas, in den Hügeln der Sierra de Mijas gelegen, reicht der Grundbesitz bis hinunter zur Küste, bis zum ehemaligen Fischerdorf La Cala de Mijas. Bisher sind auf dem Gemeindegrund sechs Golfplätze entstanden. Mijas Golf mit den attraktiven Kursen Los Lagos und Los Olivos zählt traditionell zu den am stärksten frequentierten Anlagen der Sonnenküste. Das Resort La Cala, in den Bergen gelegen, mit einer herrlichen Aussicht aufs Meer, bietet neben einem Fünf-Sterne-Hotel drei höchst unterschiedliche Meisterschaftsplätze. Dazwischen ist der auf einer ehemaligen Avocado-Farm angelegte Santana Golfplatz seit seiner Öffnung vor zwei Jahren zu einem Erfolgsmodell geworden. Zu Mijas gehören noch das sehr bergige Alhaurin Golf und die allerdings weniger attraktive Neun-Loch- Anlage La Noria oberhalb der Carretera.
Das "weisse Dorf" Mijas macht Marbella Konkurrenz und will die beste Golfregion an der Costa del Sol werden.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tennis-am-rothenbaum-federer-entthront-nadal-1.730269
sport
Tennis am Rothenbaum - Federer entthront Nadal
00/05/2010
Roger Federer hat die unglaubliche Siegesserie von Sandplatzkönig Rafael Nadal beendet und zum vierten Mal das ATP-Mastersturnier in Hamburg gewonnen. Detailansicht öffnen Roger Federer (Foto: Foto: Reuters) Der Weltranglistenerste aus der Schweiz triumphierte vor 12.600 begeisterten Zuschauern mit 2:6, 6:2, 6:0 gegen den 20 Jahre alten Mallorquiner und brachte ihm nach 81 siegreichen Spielen auf Sand die erste Niederlage seit April 2005 bei. Für Federer war es außerdem der erste Erfolg auf der roten Asche im sechsten Duell mit dem Weltranglistenzweiten. Er feierte damit seinen vierten Turniersieg in diesem Jahr und beendete zugleich seine Negativserie von zuvor vier Turnieren ohne Titelgewinn. Federer kassierte für seinen etwas überraschenden Triumph ein Preisgeld von 340.000 Euro. Vor den French Open in Paris war für ihn allerdings die gelungene Generalprobe gegen den zweimaligen Champion wichtiger. Das Turnier in Roland Garros ist das einzige Major, das Federer noch nicht gewinnen konnte. Nadal musste sich mit 170.000 Euro trösten. Er verpasste durch die Niederlage eine historische Bestmarke: Noch nie hat ein Spieler die drei Mastersturniere auf Sand in Monte Carlo, Rom und Hamburg in einer Saison gewinnen können. Im Doppel setzten sich zuvor die topgesetzten US-Zwillinge Bob und Mike Bryan mit 6:3, 6:4 gegen Paul Hanley und Kevin Ullyet aus Australien und Simbabwe durch. Das weltbeste Doppel feierte damit bereits seinen sechsten Turniersieg in dieser Saison. Sie treten ab Montag für ihr Land nun beim Arag World Team Cup in Düsseldorf an.
Roger Federer hat das Tennisturnier in Hamburg gewonnen und die beeindruckende Siegesserie von Rafael Nadal gestoppt.
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sport
Wimbledon - Krimis, Pitbulls und Spielplan-Stümpern
00/05/2010
Mit Kampfgeist und einer ordentlichen Portion Glück hat Federer-Herausforderer Rafael Nadal in Wimbledon auch den zweiten Fünfsatz-Krimi nacheinander überstanden. Nur einen Tag nach dem Zitterspiel gegen den Schweden Robin Söderling profitierte der Vorjahresfinalist aus Spanien am Donnerstag von einer Verletzung des Russen Michail Juschni, der sich mit starken Rückenschmerzen herumplagte und die Achtelfinalpartie nach starkem Beginn mit 6:4, 6:3, 1:6, 2:6, 2:6 verloren geben musste. Detailansicht öffnen Rafael Nadal: glücklicher Sieger. (Foto: Foto: dpa) Der von Fortuna verfolgte Nadal trifft im Viertelfinale des Grand-Slam-Tennisturniers in London nun auf Halle-Gewinner Tomas Berdych. Der Tscheche bezwang den ältesten Spieler im Turnier, den 35-jährigen Schweden Jonas Björkman, mit 6:4, 6:0, 6:7 (6:8), 6:0. Venus Williams setzte unterdessen ihre beeindruckende Siegesserie fort und erreichte nach einer neuerlichen Klasseleistung zum sechsten Mal das Halbfinale. Wie schon tags zuvor gegen Maria Scharapowa zermürbte die Amerikanerin in Swetlana Kusnetzowa auch die nächste Russin auf ihrem Weg zum erhofften vierten Titelgewinn nach 2000, 2001 und 2005. Mit hammerharten Schlägen setzte sich die nur noch auf Platz 31 der Weltrangliste notierte 27-Jährige durch und verwandelte begleitet von Wind und dunklen Wolken am Himmel über London ihren fünften Matchball zum 6:3, 6:4-Erfolg. Im einsetzenden Sprühregen beendete Marcos Baghdatis sein Achtelfinale gegen den Russen Nikolai Dawidenko mit einem 7:6 (7:5), 7:6 (7:5), 6:3-Sieg, während auf dem Center Court die Serbin Ana Ivanovic und Nicole Vaidisova aus Tschechien eine halbstündige Pause einlegten. Die Siegerin trifft in der Vorschlussrunde auf Venus Williams. Halle-Finalist Baghdatis, der schon im Vorjahr im Halbfinale von Wimbledon gestanden hatte, bekommt es in der Runde der letzten Acht mit dem Australier Lleyton Hewitt oder Kiefer-Bezwinger Novak Djokovic aus Serbien zu tun. Nach weniger als 24 Stunden Ruhezeit seit dem starken Auftritt gegen Scharapowa meinte Venus Williams: "Es war eine ganz besondere Herausforderung für mich, und ich bin froh darüber, wie ich sie bestanden habe. Dass ich keinen Tag Pause hatte, war nicht so schlimm. Das ist eben Wimbledon." Von der Klasse seiner Tochter, die sich zuletzt mehr um ihr Architektur-Studium als um ihre Tennis-Karriere gekümmert hat, war Richard Williams ohnehin überzeugt. "Meine Töchter sind mental so stark wie Pitbull-Hunde", meinte der eigenwillige Tennis-Vater. Altstar John McEnroe hat sich unterdessen zum Sprachrohr der Frustrierten bei den Regen-Festspielen in Wimbledon gemacht. Der Amerikaner schimpfte am Mikrofon der BBC auf die "Spielplan-Stümper", die sich die missliche Situation selbst zuzuschreiben hätten. "Warum haben sie am mittleren Sonntag nicht gespielt und die vertagten Matches wenigstens am folgenden Tag als erste Spiele angesetzt?", fragte der dreimalige Wimbledonsieger und unkte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bis Sonntag fertig werden." Noch allerdings sieht es danach aus, als könnte der Zeitplan eingehalten werden.
Rafael Nadal schafft mit Glück den Einzug ins Viertelfinale, Venus Williams präsentiert sich stark und John McEnroe motzt wie in besten Zeiten.
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sport
Wimbledon - Kiefer und Haas locker in der dritten Runde
00/05/2010
Nach Regen, Tristesse und bitteren Pleiten haben Nicolas Kiefer und Thomas Haas in Wimbledon für einen Sonnentag des deutschen Tennis gesorgt. Die beiden Rekonvaleszenten, die es nach langer Verletzungszeit bei den All England Championships "einfach nur versuchen" wollten, kämpften sich am Donnerstag mit großem Willen und erstaunlicher Spielstärke in die dritte Runde. Detailansicht öffnen Frei nach Boris: Die Kiefer-Faust. (Foto: Foto: AP) Für Debütant Michael Berrer aus Stuttgart war das Grand-Slam-Turnier in London dagegen in der zweiten Runde zu Ende. Der Stuttgarter unterlag mit 6:4, 4:6, 4:6, 4:6 dem Russen Dimitri Tursunow, der nun an diesem Freitag auf Haas trifft. Ebenso ausgeschieden ist Florian Mayer. Der 23 Jahre alte Daviscup-Spieler aus Bayreuth verlor am Donnerstag nach einem umkämpften Fünf-Satz-Match 6:3, 3:6, 6:7 (2:7), 6:2, 3:6 gegen den an Position 18 gesetzten Jarkko Nieminen aus Finnland. Bei den Frauen ist Martina Müller als letzte von sieben gestarteten deutschen Tennisspielerinnen gescheitert. Die bei dem Turnier erstmals an Nummer 32 gesetzte Hannoveranerin gab in ihrem Zweitrunden-Match gegen Agnieszka Radwanska aus Polen beim Stand von 1:6, 0:4 wegen einer Verletzung am Oberschenkel auf. Vor der 24-Jährigen hatten sich Anna-Lena Grönefeld, Sandra Klösel, Tatjana Malek, Greta Arn, Angelique Kerber und Julia Schruff in der ersten Runde verabschiedet. Nicolas Kiefer setzte sich überlegt und doch aggressiv mit 6:4, 6:3, 6:4 gegen Fabrice Santoro durch. Haas, der nach siebenwöchiger Verletzungspause erst sein zweites Match überhaupt bestritt, kam gegen den Tschechen Tomas Zib zu einem 6:3, 7:6 (7:5), 6:4-Erfolg, der die rund 2000 Zuschauer streckenweise zu Beifalls-Stürmen hinriss. In bester Becker-Manier hechtete der Hamburger nach Bällen, die er in früheren Jahren noch hätte passieren lassen. Nur eine kurze Schwächephase zu Beginn der Partie, die tags zuvor im Dauerregen nach dem ersten Durchgang unterbrochen worden war, leistete sich der beste deutsche Tennisprofi - doch dann lief alles wie geschmiert. "Fabrice ist mein Lieblingsgegner", hatte Kiefer vor seinem dritten Match nach 373 Tagen Verletzungspause angekündigt. Nächster Gegner wird nun am Samstag der an Nummer vier gesetzte Serbe Novak Djokovic oder Amer Delic aus den USA sein. Auf Tommy Haas wartet in der dritten Runde ein neuerliches Duell mit Tursunow, dem er nur im letzten von vier Vergleichen voriges Jahr beim Masters-Turnier in Toronto unterlegen war. Nachrücker Berrer, der dank der Absage des Österreichers Jürgen Melzer zu seiner Premiere gekommen war, durfte sich nach der Niederlage gegen den Russen mit seinem ersten Wimbledon-Preisgeld über 24.000 Euro trösten. Sollte Haas auch die Hürde Tursunow meistern, käme es aller Voraussicht nach zum Duell mit Titelverteidiger Roger Federer aus der Schweiz, der nach einem 6:2, 7:5, 6:1 gegen den Argentinier Juan- Martin del Potro nun auf den Russen Marat Safin trifft.
Die beiden Deutschen siegen jeweils glatt in drei Sätzen. Michael Berrer, Martina Müller und Florian Mayer scheiden hingegen aus.
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sport
Kanu-WM in Duisburg - Zuerst Wein und Bier, dann viermal Gold
00/05/2010
Mit dem Heimvorteil im Rücken haben die deutschen Kanuten am goldenen Nachmittag vier Titel gewonnen und in fünf Olympia-Disziplinen das Ticket für Peking gelöst. Souverän gewann am Samstag in Duisburg der Damen-Kajak-Vierer über 500 Meter den Titel, völlig überraschend holte sich der Kajak-Vierer der Herren über die doppelte Distanz die Goldmedaille. Nach einem packenden Finish sicherten sich auch die Olympiasieger Christian Gille/Tomasz Wylenzek (Leipzig/Essen) den obersten Platz auf dem Podest. Der dreimalige Olympiasieger Andreas Dittmer (Neubrandenburg) verpasste über 1000 Meter im Canadier-Einer als Vierter die erhoffte WM-Medaille. Detailansicht öffnen Erster WM-Sieg bei der Heim-WM: Carolin Leonhardt, Conny Wassmuth, Katrin Wagner-Augustin und Maren Knebel (von vorne) im Vierer-Kajak. (Foto: Foto: Getty) Im nicht-olympischen Bereich holte sich der Kajak-Zweier Gesine Ruge/Judith Hörmann (Leipzig/Karlsruhe) über 1000 Meter den Sieg. Silber gab es über den Kilometer für den Canadier-Vierer um Schlagmann Robert Nuck (Leipzig) und Friederike Leue (Magdeburg) im Kajak-Einer. Schon jetzt haben die deutschen Kanuten mit vier Mal Gold genau so oft gesiegt, wie vor einem Jahr während der gesamten WM in Szeged. In fünf der sechs am Samstag ausgefahrenen olympischen Disziplinen buchte der Deutsche Kanu-Verband (DKV) den Olympia-Startplatz. Über 1000 Meter muss der DKV nur im Kajak-Einer der Herren im kommenden Jahr auf die EM hoffen. An diesem Sonntag soll die Medaillen Bilanz über 200 und 500 Meter weiter aufpoliert werden - 15 weitere Chancen gibt es. Dazu wollen Dittmer & Co. in den sechs weiteren olympischen Klassen über 500 Meter den Startplatz für Peking 2008 sichern. Ein Bierchen für die Männer und ein Glas Wein für die Damen, hatte Bundestrainer Reiner Kießler seinen Kanuten am Vorabend erlaubt - und die Mannschaft erwischte bei strahlendem Sonnenschein einen Traumstart. Souverän holte sich der Kajak-Vierer der Damen den Titel vor 2006er Weltmeister Ungarn. "Das ist der Hammer, das ist gigantisch - vor allem vor der Heimkulisse", sagte Maren Knebel, die gemeinsam mit den Olympiasiegerinnen Carolin Leonhardt aus Mannheim und Katrin Wagner-Augustin aus Potsdam sowie der Magdeburgerin Conny Waßmuth den Startschuss zur Titeljagd setzte. Vom Publikum wurde der Canadier-Zweier in einem packenden Finish nach vorne gepeitscht. "Wer weiß, wie es ohne Zuschauer ausgegangen wäre", sagte Gille, der ebenso wie Wylenzek völlig fertig war nach dem Rennen. Ebenso waren die Kanuten aus dem Kajak-Vierer an die Grenze gegangen. "Mit dem Sieg haben wir überhaupt nicht gerechnet", sagte Schlagmann Lutz Altepost (Potsdam), der nach Krankheit erst in letzter Sekunde ins Boot zurückgekehrt war. "Wir wissen selber nicht, warum es so gut lief." Äußerlich gefasst nahm Dittmer bei seiner Abschieds-WM den verpassten Medaillen-Coup hin. "Ich hätte gerne auf dem Treppchen den Fans zugejubelt. Aber es gibt ja eine weitere Chance", sagte der 35-Jährige mit Blick auf das Finale über den halben Kilometer am Sonntag. Überraschend holten sich auch Ruge/Hörmann den Sieg. "Aus unserer Sicht war es nicht realistisch, dass wir die Ungarinnen schlagen", erklärte Ruge. Wie Dittmer verpasste der Kajak-Zweier Andreas Ihle/Rupert Wagner (Magdeburg/Essen) als Vierter einen Podestplatz.
Am ersten Finaltag der Kanu-Weltmeisterschaft in Duisburg erleben die deutschen Sportler einen goldenen Nachmittag. Nur ein 35-jähriger Medaillensammler enttäuscht.
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-das-war-mittelklasse-1.729370
sport
"Vierschanzentournee - ""Das war Mittelklasse"""
00/05/2010
Im Schatten der überragenden Senkrechtstarter Anders Jacobsen und Gregor Schlierenzauer haben die deutschen Skispringer kaum Hoffnungen auf einen erfolgreichen Auftakt bei der Vierschanzentournee wecken können. Als bester DSV-Starter landete Michael Uhrmann am Freitag in der Qualifikation für den ersten Wettbewerb in Oberstdorf auf einem enttäuschenden 18. Platz. Detailansicht öffnen Enttäuschte auf ganzer Linie: Georg Späth. (Foto: Foto: ddp) Der Bayer lag 24,4 Punkte hinter dem Norweger Jacobsen, der mit dem weitesten Satz auf 139 Meter seine Favoritenstellung eindrucksvoll untermauerte. Der 16 Jahre alte Österreicher Schlierenzauer wurde mit 138 Metern knapp dahinter Zweiter. 10 000 Fans an der Schattenbergschanze hofften vergeblich auf einen Befreiungsschlag der deutschen Springer. Uhrmann erfüllte mit einem Sprung auf 126 Meter am ehesten die Erwartungen, konnte aber mit den Top-Springern nicht mithalten. "Es ist schön, dass die Zuschauer uns trotzdem auf die Schulter klopfen und Mut zusprechen. Gerade weil so viel Kritik auf uns einprasselt. Wir wissen, dass wir derzeit nicht Spitze sind", sagte Uhrmann. Das musste auch Martin Schmitt erkennen, der seine guten Trainingsleistungen nicht umsetzen konnte und nach einem Sprung auf 122 Meter nur 24. wurde. "Ich bin nicht zufrieden. Das war Mittelklasse", räumte der Routinier ein. Der viermalige Weltmeister vom SC Furtwangen war dennoch froh, den Einzug in den Wettbewerb geschafft zu haben. "Im Hinterkopf hat man immer, dass man ausscheiden könnte. Deshalb war ich etwas verkrampft", sagte Schmitt. Auch der Oberhofer Jörg Ritzerfeld konnte mit 120 Metern und Platz 34 nicht überzeugen. "In den Probedurchgängen haben die Jungs gezeigt, was sie drauf haben. In der Qualifikation haben sie dann Nerven gezeigt. Wir werden am Samstag auf Angriff springen", sagte Bundestrainer Peter Rohwein. Völlig von der Rolle präsentierte sich einmal mehr Georg Späth. Der Lokalmatador schied mit einem Sprung auf 107,5 Meter aus und muss in dieser Verfassung um seinen Platz im Team bangen. Christian Ulmer und Maximilian Mechler qualifizierten sich auf dem geteilten 44. Platz gerade noch für den Wettbewerb am Samstag. "Es ist für mich unverständlich, warum eine Nation mit solchen Mitteln nicht zu Siegen zurückfindet", sagte Weltcup-Spitzenreiter Simon Ammann und kritisierte damit schon vor dem Auftakt die deutsche Mannschaft. Die wartet immerhin seit zwei Jahren auf einen Podestplatz bei der Traditionsveranstaltung. Der letzte Sieg durch Sven Hannawald liegt sogar schon vier Jahre zurück. Und ein Ende der Leidenszeit ist derzeit nicht absehbar. "Sicher hat das deutsche Skispringen schon bessere Zeiten erlebt. Aber wir dürfen nicht in Panik verfallen, dann werden wir auch wieder erfolgreichere Zeiten erleben", sagte Schmitt. In Oberstdorf dürfte dies noch nicht der Fall sein.
Bei der Qualifikation in Oberstdorf haben die DSV-Springer enttäuscht: Martin Schmitt gab sich zerknirscht, Georg Späth präsentierte sich völlig außer Form.
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sport
golf spielen - Schmerzen hier, Aua da
00/05/2010
Die stärksten Szenen spielen sich nachher in der Dusche ab. Nach 15 Stunden leichtem Nieselregen haben auch die meisten wasserdichten Schuhe längst aufgegeben und so schälen sich aus durchnässten Socken überall seltsam weiße und grotesk verschrumpelte Klumpen heraus. "Sagte man sonst nicht Füße dazu?" fragt einer. Ein anderer weiß: "So was kennt man sonst nur aus dem Leichenschauhaus im Tatort." Detailansicht öffnen (Foto: Foto: Hansmann PR) 41 Mann und keine Frau waren morgens ab 5 Uhr 30 im Golfresort Bitburger Land zum 7. Eifel Iron Man gestartet. Drei Plätze an einem Tag, 54 Loch, vorgabewirksam. Vorher hatten sie ihre Startzeiten erfragt mit Anrufen wie "Guten Tag, ich bin einer der Verrückten für Samstag" oder "Wann geht es los für die Golfkranken?" Neu waren im Dämmerlicht die guten Wünsche im Plural:"Na denn: Schöne Spiele!" Mitspieler Christoph, als Volksbanker berufsbedingt ein Mann der Zahlen, hat nach Verlassen des ersten Grüns schon ausgerechnet: "Übrigens, nur noch 53 Loch." Achim blickt mitten in der zweiten Runde sinnend Richtung Flight vor uns:"Da geht der Erste aber auch schon ziemlich unrund." Dann chipt der 22-Handicaper zwei Mal nacheinander aus großer Distanz zum Birdie ein. "Ich fass es nicht", sagt er. Klarer Fall von strategischem Spiel: Der Verzicht auf den Putter spart Kraft. In Bitburg haben die Bahnen hübsche Namen wie "Stoßgebet" oder "Lieber nicht im Wasser als zu tief im Sand". Der GC Baustert ist sehr kurz - gut so, denn das macht einen Kilometer weniger Fußmarsch. Auf dem schönen Platz Kyllburger Waldeifel in Burbach hört der Regen nach zehn Stunden erstmals für eine volle halbe Stunde auf. Dann kommt er als Schauerwetter zurück. Wir spielen, spielen, spielen. Es wird zu Trance in Konzentration. Halt, waren wir hier nicht schon mal? Nein, das Grün ist nur so ähnlich grün wie die 5 in Bitburg. Bitburg? Ewigkeiten her! Am schönsten war Loch 10 in Kyllbach zu Burbach. Oder war es doch die 11 in Baustertburgbach? Kyll that golf! Es geht sogar noch marathonesker als in der Eifel: In Bad Saarow bei Berlin spielen sie ein Mal im Jahr 63 Loch, in Davos und St. Gallen sogar 72. Auf dem Rasmushof bei Kitzbühel geht es beim "100-Loch-Marathon" über elf Runden auf der Neun- Loch-Anlage (inklusive eigener Turnierärztin); hinzu kommt das finale Einlochen an Loch 100, welches "traditionsgemäß die Clubbar darstellt".
Marathon-Golf findet immer mehr Anhänger. Meditativ wird der Sport erst ab 54 Loch pro Tag.
https://www.sueddeutsche.de/sport/nach-der-pruegelei-in-new-york-es-schmerzt-dass-kinder-das-sahen-1.729335
sport
"Nach der Prügelei in New York - ""Es schmerzt, dass Kinder das sahen"""
00/05/2010
"Ich entschulige mich bei den Fans, den Denver Nuggets, der NBA, meiner Mutter und meiner Familie, ihnen eine solch peinliche Situation bereitet zu haben", teilte Anthony am Sonntagabend (Ortszeit) mit, nachdem er am Samstag beim 123:100-Erfolg seines Clubs auswärts gegen die New York Knicks ausgerastet war. Detailansicht öffnen Wilde Schlägerei in New York. (Foto: Foto: rtr) "Ich bitte alle um Vergebung", sagte der Profi. Die NBA wollte sich nach den Ausschreitungen, in die alle zehn zum Zeitpunkt der Keilerei auf dem Parkett befindlichen Spieler involviert waren, offiziell zunächst keine Frist bis zu einer Entscheidung setzen. Es ist aber davon auszugehen, dass ein Urteil bis zu den nächsten Partien beider Mannschaften Anfang dieser Woche gefällt werden dürfte. Und es könnte hart ausfallen: 2004 war Ron Artest für 73 Spiele gesperrt worden, nachdem es zwischen Spielern der Indiana Pacers und Fans der Detroit Pistons zu einer heftigen Schlägerei gekommen war. Was die ganze Sache noch schmerzvoller mache, sei die Tatsache, dass die vergangene Woche eine der wichtigsten in seinem Leben gewesen sei, meinte Anthony. Mit der Eröffnung des Youth Centers in Baltimore auf seinen Namen sei einer seiner größten Träume wahr geworden. "Der Gedanke, dass nun Tausende Kinder den Vorfall im TV gesehen haben, tut weh. Das ist nicht das Beispiel, das ich sein wollte." Die Auseinandersetzung sei weiter eskaliert, als sie es gedurft habe. "Ich übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln", sagte Anthony, der nach einem Foul von Mardy Collins an einem Mitspieler 75 Sekunden vor der Schlusssirene ausgeflippt war und den Gegner geschlagen hatte. Auch an Collins und dessen Familie richtete Anthony eine persönliche Entschuldigung. "Meine Aktionen waren unentschuldbar. Ich hoffe, dass wir so etwas nie wieder geschehen lassen."
NBA-Topscorer Carmelo Anthony hat nach seinen Faustschlägen bei der Massenkeilerei in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga reumütig um Vergebung gebeten.
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sport
Basketball-Bundesliga - Alles oder nichts in Köln
00/05/2010
Für die einen wäre es die Fortsetzung eines Märchens, für die anderen die große Chance, den Titel zu verteidigen. Während Bamberg im Finale wartet, müssen die Artland Dragons aus Quakenbrück und Titelverteidiger RheinEnergie Köln am Donnerstagabend noch einmal ran. Der Außenseiter Artland - der im Viertelfinale bereits Favorit Alba Berlin ausschaltete - hofft im entscheidenden fünften Spiel der Halbfinalserie der Basketball-Bundesliga auf die nächste Sensation. Detailansicht öffnen Filiberto Rivera und die Artland Dragons wollen in Köln die nächste Überraschung schaffen. (Foto: Foto: dpa) Artlands Trainer Chris Fleming sieht beide Mannschaften "auf Augenhöhe". Als Schlüssel zum Erfolg nennt er typische Playoff-Tugenden: "Es kommt drauf an, in der Schlußphase große Energie aufzuwenden und die freien Bälle zu holen." Im vierten Spiel taten die Quakenbrücker genau das: Der Schlussabschnitt ging mit 26:9 klar an die Dragons. Sorgen bereitet Fleming die aufgeladene Athmosphäre in Köln: "Es wird sehr laut in der Halle werden. Wir dürfen uns keine Phasen erlauben, in denen wir hektisch agieren." Bisher haben beide Teams in der Serie jeweils ihre Heimspiele gewonnen. Aufbauspieler Filiberto Rivera, der im vierten Spiel mit 16 Punkten, hervorragender Wurfquote und acht Assists maßgeblich am 87:70-Sieg der Quakenbrücker beteiligt war, wird seine Mannschaft wieder antreiben. Der Plan des Puerto-Ricaners ist denkbar simpel: "Wir müssen runter fahren und einfach das Spiel gewinnen." Die deutliche Niederlage vom Dienstag hat Sasa Obradovics Glauben an seine Kölner nicht erschüttert. "Ich habe viel Vertrauen in Qualität und Erfahrung meiner Mannschaft und bin überzeugt, dass wir die Serie gewinnen", sagt der Trainer des Titelverteidigers. 600 Fans aus Quakenbrück werden mit neun Reisebussen ihre Mannschaft nach Köln begleiten, die Karten für den Gästeblock waren anderthalb Stunden nach Verkaufsstart vergriffen. Artlands Manager Marko Beens kann von der Saison gar nicht genug bekommen: "Wir haben unser Saisonziel schon weit übererfüllt. Das Glas ist zwar voll, aber wir schenken immer noch nach." Chris Fleming will noch nicht an ein mögliches Finale denken. Auch nicht daran, ob die Euphorie in Quakenbrück noch steigerbar ist: "Man kann sich aber vorstellen, dass hier so einiges los sein würde." Im Finale warten die bereits qualifizierten Bamberger auf den Sieger des Spiels. Die EnBW Ludwigsburg legte allerdings Protest gegen die Wertung des vierten Halbfinalspiels (65:60 für Bamberg) ein. Eine offizielle Begründung liegt zwar noch nicht vor, laut Bundesliga-Spielleiter Dirk Horstmann geht es darum, "dass Ludwigsburg ein Korberfolg aberkannt wurde, weil die Spieluhr noch nicht in Gang gesetzt worden war". Im dritten Viertel war die Uhr nach Freiwürfen nicht wieder angelaufen, die Ludwigsburger erzielten einen Korb. Die Schiedsrichter setzten den Spielstand zurück und ließen die Begegnung mit einem Einwurf fortsetzen. Egal ob der Erfolg hat oder nicht: Nach Angaben von Liga-Sprecher Dirk Kaiser wird die Finalserie in jedem Fall am Sonntag gestartet. Der Vorrundenzweite aus Ludwigsburg muss den Protest noch schriftlich bestätigen. "Ob wir das tun, wird sich im Laufe des Donnerstags entscheiden", sagte Ludwigsburg-Manager Rene Beck, der betonte, "nicht als schlechter Verlierer dastehen zu wollen."
Außenseiter gegen Meister: Nach einer packenden Playoff-Serie kämpfen Quakenbrück und Köln im fünften und entscheidenden Spiel um den Einzug ins Finale.
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sport
1. FC Köln - Overath holt Stevens
00/05/2010
Der Fußball-Weltmeister von 1974 gab auf der außerordentlichen Jahreshauptversammlung des Klubs die Trennung von Coach Marcel Koller bekannt, der beim Bundesliga-Absteiger noch einen Vertrag bis 2006 hatte. Kollers Nachfolger beim ersten Bundesliga-Meister ist der Niederländer Huub Stevens, der im vergangenen Dezember bei Hertha BSC Berlin entlassen worden war. Detailansicht öffnen Überraschte gleich mit neuem Trainer: Wolfgang Overath (Foto: Foto: dpa) Stevens erhielt einen Einjahresvertrag, der sich im Falle des direkten Wiederaufstiegs der Kölner automatisch um ein Jahr verlängert. "Die Entscheidung ist mir schwer gefallen. Ich glaube, dass Marcel Koller ein guter Trainer ist. Ich glaube aber nicht, dass er dem Druck nach ersten Niederlagen standhält", sagte Wolfgang Overath zu den Gründen für den Wechsel. Koller war am 2. November an den Rhein gewechselt, hatte dort aber wenig glücklich agiert. In 23 Bundesligaspielen unter seiner Regie kam der FC nur zu vier Siegen. Von Kollers Nachfolger Huub Stevens hält Overath viel: "Wir haben einen guten Trainer zu einem vernünftigen Preis. Ich habe die Entscheidung bewusst erst nach meiner Wahl bekannt gegeben. Huub Stevens hat sich fair verhalten und keine Forderungen gestellt." Nicht nur auf der Bank, auch in der Führungsetage wurden am Montag die Personen ausgetauscht. Die Wahl des 60-jährigen Overath fiel mit überwältigender Mehrheit unter den 1313 anwesenden Mitgliedern aus. Damit tritt das Kölner Fußball-Idol die Nachfolge des glücklosen Albert Caspers an. Neben Overath wurden zudem Friedrich Neukirch und Ex-Profi Jürgen Glowacz in den Vorstand berufen. Beide bekleiden das Amt des Vizepräsidenten, genauso wie Dr. Bernd Steegmann, der von seinem Amt nicht zurücktreten wollte. Als erklärtes Ziel gab Overath den sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga an. "Das ist eine neue und ungewohnte Rolle für mich. Ich tue dies aus voller Überzeugung. Der FC ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich verdanke dem Klub sehr, sehr viel. Es hat für mich nie einen anderen Verein gegeben", sagte Overath nach der Wahl. Wolfgang Overath, der jahrelang eine Funktion im Klub verweigert hatte, ist der insgesamt achte Präsident in der FC-Historie. Der Weltmeister von 1974 absolvierte insgesamt 409 Bundesligaspiele zwischen 1963 und 1977 für die Geißböcke und erzielte dabei 83 Tore. Dabei holte er mit dem FC die deutsche Meisterschaft und den DFB Pokal. In der Nationalmannschaft war Overath 81-mal im Einsatz und nahm an drei Weltmeisterschaften teil.
Eben erst zum Präsidenten gewählt, präsentierte Wolfgang Overath mit Huub Stevens einen Holländer als neuen Trainer.
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sport
Wimbledon - In der Sprache des Stammtischs
00/05/2010
Amélie Mauresmo ist eine Siegerin, und einer Siegerin will es nicht einleuchten, dass sie im Schatten von Verlierern stehen soll. ,,Ich bin nicht angemessen gewürdigt worden'', sagt die Französin im Rückblick auf ihren Wimbledon-Sieg 2006. Und warum? Weil die französischen Fußballer am Tag nach Mauresmos Triumph über Justine Henin das Finale der Weltmeisterschaft verloren. Die Montagszeitungen waren voll von gescheiterten Männern, überall Bilder vom ausgerasteten Zidane, der wie ein wilder Stier den Italiener Materazzi rammt. Detailansicht öffnen Endlich gleichberechtigt: Titelverteidigerin Amélie Mauresmo. (Foto: Foto: Reuters) Das allerdings konnte Amélie Mauresmo noch leichter verschmerzen als die Diskriminierung, die sie beim Blick auf ihren Siegerscheck empfand. Sie bekam nur 903.140 Euro vergütet, der Kollege Roger Federer aber 946.450. Die Französin kämpfte jahrelang für gleiche Bezahlung unter dem Motto der Frauen-Tennistour: ,,Es ist nur fair.'' Sie hat jetzt endlich gesiegt. In Wimbledon zahlen sie erstmals Männern und Frauen gleiches Preisgeld; die Sieger erhalten jeweils eine Million Euro. ,,Eine wichtige Botschaft in die Gesellschaft hinein'', findet Amélie Mauresmo. Eine Fußball-WM gibt es dieses Jahr auch nicht. Ist nun alles fair? Es regnete am Montag zu Beginn des Wimbledon-Turniers 2007, da blieb Zeit, sich mit grundsätzlichen Dingen zu befassen. Zum Beispiel mit der Frage, ob der kleine Unterschied, den sie in Wimbledon all die Jahre beim Preisgeld machten, nicht doch irgendeinen Sinn hatte. Rechtzeitig zum Start des Turniers wurden in London die Ergebnisse einer Studie zum Geschlechterverhalten im Profitennis bekannt. Am Rande des Nervenzusammenbruchs Der Wirtschaftswissenschaftler Marco Daniele Paserman von der Hebräischen Universität in Jerusalem hat statistisches Material von Spitzen-Matches bei den Grand-Slam-Turnieren der Jahre 2005 und 2006 gesammelt; die finden nun großen Widerhall in Londoner Zeitungen. In die Sprache des Stammtisches übersetzt, könnte das Ergebnis heißen: Männer haben Nerven wie Drahtseile. Frauen spielen am Rande des Nervenzusammenbruches und kollabieren, wenn es hart auf hart kommt. Die Studie kommt zu verblüffenden Schlüssen. ,,Die Neigung von Frauen, leichte Fehler zu machen, steigt signifikant mit der Bedeutung des Punktes, während die entsprechende Neigung der Männer unabhängig ist von der Wichtigkeit des Punktes.'' So steht das bei Paserman, und er geht noch weiter. Es gebe einen ,,robusten Geschlechter-Unterschied bei Leistung unter Druck'', was eine Erklärung dafür sein könne, dass Frauen weniger Führungspositionen in der Wirtschaft einnehmen. Der Wissenschaftler vermutet, die unterschiedliche Fähigkeit, Drucksituationen standzuhalten, sei Ergebnis unterschiedlicher Erziehung von Jungen und Mädchen. Das wäre, um mit Mauresmo zu sprechen, eine Botschaft in die Gesellschaft hinein.
Beim Tennis-Turnier in London erhalten Frauen erstmals das gleiche Preisgeld wie Männer. Das löst erneut eine Geschlechterdebatte aus mit teilweise gewagten Thesen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/golf-reisen-hoheit-laesst-golfen-1.728600
sport
golf reisen - Hoheit lässt golfen
00/05/2010
Kürzlich war der marokkanische König hier. Er hat sein Bett mitgebracht. Und weil auch seine Wandteppiche wichtig für sein persönliches Wohlbefinden sind, hat er sie auch in den Privatflieger stecken lassen. Im "Hotel Emirates Palace" in Abu Dhabi, in einer der königlichen Suiten, hat sein Personal die guten Stücke dann ruckzuck an die Wand gehängt und deshalb ein bisschen gebohrt. Zu dumm, dass die Wände versilbert waren. Als der König anderentags wieder abreiste, blieben nur die ruinierten Silberwände zurück. So ist das eben mit Gästen der extravaganten Sorte. Detailansicht öffnen Man fragt sich ob man auf Sindbad trifft, oder wo Ali Baba steckt. Das Emirates Palace - wie aus 1001 Nacht. (Foto: Foto: Emirates Palace) In Abu Dhabis neuester Luxusherberge gehen sie ein und aus. Schließlich ist das "Emirates Palace", das der Regierung von Abu Dhabi und damit eigentlich Scheich Chalifabin Zayid Al Nahyan und seiner Familie gehört, die imposante Antwort auf den benachbarten Prachtschuppen "Burj Al Arab" in Dubai.Weil sie in Abu Dhabi nichts hatten, was an Unterkunfts- und Tagungsmöglichkeiten über die Fünf-Sterne-Kategorie hinausging, haben sie das "Emirates Palace" gebaut, das bei genauer Betrachtung ein Zwischending aus Palast, Hotel und Sehenswürdigkeit ist. Nächtens jedenfalls, angeleuchtet von zig Glühbirnen sieht es aus wie in Tausendundeiner Nacht: Ein Palast mit einer Kuppel in der Mitte, die es mit dem Petersdom aufnimmt, mit zwei Flügeln von je einem halben Kilometer Länge, mit 113 kleineren Domen, einer bezaubernden Gartenlandschaft, dahingestreckt an 1,3 Kilometer Strand. Ein Bauwerk, in dem man sich allem Gold und Marmor zum Trotz ganz einsam fühlen kann, weil die Gäste aus 302 Zimmern und fast 100 Suiten verloren gehen auf all' den Gängen, in den Sälen. Es braucht ein Weilchen den einen Kilometer vom Westende zum Ostende zu laufen und weil dazwischen zwei riesige Beautysalons liegen, zig Restaurants und Geschäfte, dazu an den Decken insgesamt 1002 Kristallleuchter von Svarovski hängen, vertrödelt man hier eben eine Minute und dort eine Viertelstunde einfach nur mit Gucken. In den Sommermonaten mag das eine ganz clevere Taktik sein, weil das "Emirates Palace" dann zwar einigermaßen erschwinglich ist, Abu Dhabi dann aber in trockenster Wüstenhitze vor sich hinbrütet. Nein, einem Golfer würden wir diese Jahreszeit für einen Besuch nicht empfehlen. Abu Dhabi spielt seine Trümpfe im Frühjahr, Herbst und Winter aus, wenn es immer noch reichlich warm ist - aber eben erträglich.
Abu Dhabi steht abseits des Touristenrummels von Dubai. Hier stößt der Drang nach Modernem auf feste arabische Traditionen. Weshalb die Scheichs neben der Falknerei auch das Golfspiel als Hobby entdeckt haben
https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-im-radsport-weiter-so-t-mobile-1.728581
sport
Doping im Radsport - Weiter so, T-Mobile!
00/05/2010
Hurra, Radsport, Rettung naht: Telekom bleibt im Rennen! Team T-Mobile hat sich nach kasteiender Selbstbefragung und vertraulichsten Konsultationen bis ins Kanzleramt zu einem markigen ,,Weiter-So!'' durchgerungen, und nicht auszuschließen ist, dass es dafür ein wenig gedämpften Beifall erwartet, zumindest eine kleine Respektsbekundung für den mutigen Schritt. Detailansicht öffnen Prost, auf weitere Jahre: Marcus Burghardt von T-Mobile. (Foto: Foto: Getty) Mutig ist er. So mutig, wie sich der unverwüstliche Vorzeige-Stall, der ja schon einmal als Bastion teutonisch seriöser Sauberkeit inmitten brodelnder Dopingsümpfe galt, nun zum Lordsiegelbewahrer des neuen Reinheitsgebots aufgeschwungen hat. Bevor wir das Knie beugen, werfen wir rasch einen prüfenden Blick auf die Haben-Seite der rundgeläuterten Radsporthelden. Wurde da alles getan, was erwartet werden darf von brutalstmöglichen Betrugsbekämpfern? T-Mobile hat sich ein internes Blutkontroll-Programm verordnet. Das ist gut. Dass es unerheblich ist, wenn einer dopen will, ist seit Sinkewitz bekannt: Der hat halt Testosteron appliziert. Und leider kam der Kontrolleur. Moral von der Geschicht' ist aber: Man kann per Selbstkontrolle zwar ein paar Türchen zuwerfen, keineswegs aber verhindern, dass ein Betrugswilliger auf anderer Basis weiterdopt. Wenn er clever ist, bedient er sich einfach aus der Vielzahl von Substanzen, die nicht nachweisbar sind, nicht mal zehn Sekunden nach der Einnahme. Nicht bekämpft aber hat der fromme Rennstall alles, was den Systemzwang fördert; damit die Betrugsmentalität. Wenn ein Fahrer über 600.000 Euro im Jahr kassiert, ist dies womöglich auch als (unfreiwilliger) Dopinganreiz zu verstehen - wie soll einer verdammtnochmal sonst akzeptabel mithalten in einem Spitzensportbetrieb, dessen Besten bei der jüngsten Tour die steilsten Bergpässe in nie dagewesenem Tempo hinaufgejagt sind? Überdies teilt T-Mobile mitnichten den klaren Konsens, der immer mehr Sünder und Geständige eint: dass der Radsport vorm Neuanfang strikt gesäubert gehört von Führungskräften aus der Hochdoperphase (die ja haarscharf vor der Verjährungsfrist endet). Vielmehr sind die Fernmelder überzeugt, mit Teamleiter Aldag die Null-Toleranz vorleben zu können, der Rolf hat immerhin im Fernsehen ausgepackt. Wie wollen sie von anderen Teams Konsequenzen fordern, warum sollte Stanga, Riis, Godefroot oder sonstwer den Radzirkus verlassen müssen? Peinlich wird's, zieht man den Ethikcode der ProTour-Teams heran, den T-Mobile wie eine Monstranz vor sich herträgt. Dort wird, unter Prinzipien der Selbst-Suspendierung, beschrieben, wann eine solche in Kraft treten und das komplette Team eine Auszeit nehmen sollte: Wenn binnen zwölf Monaten zwei positive Tests und/oder ,,anormale'' Blutwerte vorliegen. Oder wenn binnen 24 Monaten drei Postivtests bzw. ,,anormale'' Werte vorliegen. Während das mit vier Dopingfällen gebeutelte Astana-Team gerade in Besinnungspause ging, hat T-Mobile vielleicht falsch ausgezählt. Es erfüllt ja - mit dem Dopingfall Sinkewitz sowie den anormalen Blutwerten des (darob sogar geschassten) Fahrers Sergei Gontschar - sowohl Fall eins als auch, nimmt man Ullrichs per DNS-Abgleich identifizierten Blutbeutel samt Inhalt dazu, Fall zwei. Von Selbst-Suspendierung ist nichts bekannt. Ansonsten aber: Weiter so, T-Mobile. Wird doch irgendwie sauber werden, der Radsport. Ihr macht das schon.
Der Rennstall des Telekommunikations-Unternehmens gibt sich als Vorreiter im Anti-Doping-Kampf. Bei genauem Hinsehen regen sich allerdings Zweifel.
https://www.sueddeutsche.de/sport/nach-bassos-gestaendnis-der-verdacht-faehrt-mit-1.728555
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Nach Bassos Geständnis - Der Verdacht fährt mit
00/05/2010
Der erste Rad-Profi ist unter dem Druck von Justiz und Öffentlichkeit zusammengebrochen. Ivan Basso hat zugegeben, Blutdoping zumindest geplant zu haben. Der Giro-d'Italia-Sieger hat das Schweigen in der Szene gebrochen, wenngleich bezweifelt wird, dass er seine Helfer nennt. Oder weitere Fahrer, die ebenfalls dopen. Er will nur schnell zurück in den Sattel und hofft durch das Geständnis auf Strafmilderung, heißt es. Detailansicht öffnen Ende des Schweigens: Ivan Basso. (Foto: Foto: ap) Dennoch, das System Radsport, in dem offenbar seit Jahren systematisch manipuliert wird, bricht langsam aber sicher zusammen. Zuletzt wurde dem deutschen Helden Jan Ullrich nachgewiesen, dass er Beutel voll mit seinem Blut bei dem spanischen Sportarzt Eufemiano Fuentes lagerte, sehr wahrscheinlich zum Zweck des Eigenblut-Dopings. Ullrich streitet indes weiterhin alle Vorwürfe gegen sich ab, hat seine Karriere aber beendet. Man könnte nun glauben, die Zuschauer wenden sich langsam vom im Dopingsumpf versinkenden Radsport ab. Wer will schon fahrenden Apotheken zujubeln? Doch das interessiert scheinbar wenig. Etwa eine Million Zuschauer zählten die Veranstalter am 1. Mai in Hessen, als die Rad-Profis "Rund um den Henninger Turm" kreisten. Eine Million Zuschauer. Am Ende feierten sie den Erfolg des in Fulda geborenen Patrik Sinkewitz, es herrschte Volksfeststimmung. Doch uneingeschränkt freuen kann man sich auch über den Erfolg des Patrik Sinkewitz nur, wenn man Folgendes ausklammert: Vor einem Jahr hatte Sinkewitz eine Zusammenarbeit mit dem sehr umstrittenen Sportarzt Michele Ferrari zugegeben. Ferrari ist in der Radsportszene als "Dottore Epo" bekannt, wurde schon mehrfach in Italien angeklagt, gegen das dortige Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben. Sinkewitz musste den Kontakt auf Druck seines T-Mobile-Teams beenden, weil das Team sich ausschließlich "medizinisch in der Uni-Klinik Freiburg versorgen lässt", wie damals ein Sprecher sagte. Vor kurzem allerdings trennte sich T-Mobile von den dortigen Sportmedizinern Andreas Schmid und Lothar Heinrich, weil gegen sie massive Dopingvorwürfe bekanntgeworden waren. Und so reiht sich Patrik Sinkewitz nahtlos unter viele seiner Radsportkollegen ein, denen noch nie der Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln nachgewiesen wurde, bei denen der Verdacht aber gerade bei schönen Erfolgen erbarmungslos mitfährt. Trotz des offensichtlichen Betrugs im Radsport wird am 7. Juli die 94. Tour de France beginnen, das berühmteste Rennen der Welt, Millionen werden die Strecke säumen, die Medien fast rund um die Uhr berichten. Egal, wie viele Sportler bis dahin noch überführt werden, unerlaubte Mittel zu nutzen, um mit einem Höllentempo über Pyrenäen und Alpen zu radeln. Ganz im Sinne zum Beispiel von Franco Ballerini, Chef der italienischen Rad-Nationalauswahl. Der sagte zum Fall Basso: "Ivan ist kein Verbrecher. Er hat einen Fehler gemacht, hat ihn eingesehen und muss dafür zahlen, er darf jedoch nicht kriminalisiert werden."
Seit Jahren wird im Radsport offenbar systematisch gedopt. Nur die Zuschauer interessiert das bislang wenig, weiterhin strömen Millionen Besucher zu den Rennen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/french-open-verrat-am-vaterland-1.728498
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French Open - Verrat am Vaterland
00/05/2010
Frankreichs Stolz ist so leicht nicht zu erschüttern, aber diese eine Demütigung war zu viel. Marion Bartoli, letzte Hoffnung der Gastgeber im Achtelfinale der French Open, ließ einen Betreuer an ihrem breiten Rücken herumhantieren, um einen rebellischen Wirbel einzurenken; währenddessen schloss sich ihre Gegnerin, die Serbin Jankovic, an ihren MP3-Player an und lachte herzlich. Detailansicht öffnen Auf Wiedersehen Frankreich: Marion Bartoli verschiedet sich als letzte heimische Spielerin aus dem Turnier. (Foto: Foto: Reuters) Mit einem kapitalen 6:1, 6:1 katapultierte sie danach Frankreichs 36.und letzte Hoffnung aus dem Turnier. In der Sportzeitung L'Équipe stand anderntags, Mademoiselle Bartoli solle doch bitteschön nicht jedes Wehwehchen zum Drama aufbauschen. Es sei ja bekannt, dass Frankreichs Tennisspieler zu den wehleidigsten der Welt gehörten. Der Autor nahm dabei Bezug auf eine Umfrage, der zufolge französische Touristen zu den unbeliebtesten in Europa zählen. Das eine hat mit dem anderen zwar nicht das geringste zu tun, doch sollte die Verbindung wohl die Schwere der Anklage unterstreichen. Verrat am Vaterland. Deutsche Tennisprofis, von denen es keiner in die dritte Runde geschafft hat, würden auf solche Kritik mit Presseboykott reagieren. Und tatsächlich stellt sich die Frage, ob man die Ergebnisse von berufsbedingten Egomanen wie Tennisprofis aufaddieren kann und ob die Summe etwas aussagt über das Land, aus dem sie kommen. Eine gängige Theorie geht so: Den Jugendlichen in Deutschland geht es zu gut. Sie haben nicht die Aufsteigermentalität wie jene aus ost-europäischen Ländern, nicht Arbeitsethos und Korpsgeist der Spanier. Dieselbe Klage zieht sich nun durch die französischen Zeitungen. Immerhin hat der französische Verband 36 Spielerinnen und Spieler ins Turnier geschickt, im Vergleich zu den neun deutschen Startern ist das eine imposante Zahl, Ergebnis einer breit angelegten Nachwuchsarbeit. Den letzten Schritt an die Spitze aber muss jeder alleine gehen, egal, wo er herkommt. Oft ist der Erfolg das Ergebnis von Familienprojekten, wie im Fall der Serben. Ein Land, das über keinerlei Tennisstruktur verfügt, stellt nun drei Top-Ten-Spieler, allesamt haben sie in Paris die Runde der besten Acht erreicht. Ihre Siege führen nun dazu, dass Mädchen und Jungen in Serbien Tennis spielen, dass Tennishallen und Tennisschulen entstehen. Das deutsche Tennis, so scheint es, hat erst einmal den Anschluss verloren. Für das Juniorenturnier der French Open hat der DTB eine einzige Meldung abgegeben. Und über eine letzte Hoffnung wie Marion Bartoli würde man sich in Deutschland herzlich freuen.
Die Franzosen beklagen die Wehwehchen ihrer Spieler, die Deutschen beklagen fehlenden Nachwuchs. Dafür blickt die Tenniswelt auf Serbien.
https://www.sueddeutsche.de/sport/wladimir-klitschko-ein-schneller-k-o-1.728447
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Wladimir Klitschko - Ein schneller K.O.
00/05/2010
Wladimir Klitschko wünscht sich am Samstag nur Kurzarbeit. "Ich möchte einen kurzen Kampf haben, je deutlicher, desto besser", erklärte der Box-Weltmeister im Schwergewicht nach Version des Verbandes IBF vor seiner Titelverteidigung in Mannheim (22.45 Uhr/live bei RTL) gegen US-Herausforderer Ray Austin, "in welcher Runde Schluss ist, werden die Zuschauer sehen." Detailansicht öffnen Wladimir Klitschko: wie einst Muhammad Ali kündigt er ein schnelles Ende an. (Foto: Foto: ddp) Für den Kampf sind nur noch etwa 500 Tickets in der 16.000 Zuschauer fassenden Arena erhältlich, obwohl der 30 Jahre alte Ukrainer gegen seinen sechs Jahre älteren Herausforderer klarer Favorit ist und diese Rolle mit ungewohnter Offenheit und großem Selbstvertrauen annimmt: "Ich werde Austin nicht unter- aber auch nicht überschätzen. Man sollte ihn nicht größer machen als er ist." Der in der unabhängigen Weltrangliste an 22 notierte Texaner hielt sich dagegen auffällig zurück, das von vielen erwartete verbale Ballyhoo in einem Nobelhotel in Heidelberg blieb deshalb aus. "Ich bin hier um zu gewinnen, meine Antwort werde ich im Ring geben", erklärte Austin. Der Mann aus Cleveland/Ohio hat in seiner Karriere lediglich 24 von 31 Kämpfen gewonnen und steht in seinem ersten bedeutenden Titelkampf. Klitschko bestreitet bereits seinen 51. Profikampf, 47 davon konnte er gewinnen. Den IBF-Titel verteidigt er zum zweiten Mal, nachdem er sich den Gürtel am 22. April ebenfalls in Mannheim durch einen überzeugenden K.o.-Sieg über Champion Chris Byrd holte. "Ich freue mich auf Mannheim, hier habe ich gute Erfahrungen gemacht", sagte der Weltmeister, dessen Ziel weiterhin die Vereinigung mehrerer WM-Titel ist: "Ich habe noch viel Arbeit vor mir, um nicht nur Weltmeister, sondern ein richtiger Champion zu sein."
Der Box-Weltmeister wünscht sich bei seiner Pflichtverteidigung gegen Ray Austin ein schnelles Ende des Kampfes.
https://www.sueddeutsche.de/sport/nba-playoffs-ueberragender-nowitzki-1.728285
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NBA Playoffs - Überragender Nowitzki
00/05/2010
Der Würzburger war am Dienstagabend (Ortszeit) beim 118:112-Heimsieg im fünften Playoff-Spiel gegen die Golden State Warriors endlich in der Form, in der ihn seine "Mavs" brauchen, um den ersehnten Titel zu holen. Als die Gäste drei Minuten vor dem Ende mit 112:103 führten und Dallas fast schon aus den Playoffs war, übernahm Nowitzki Ball und Verantwortung. Mit zwölf Punkten drehte der Deutsche in der Schlussphase die fast schon verloren geglaubte Partie und verhinderte somit ein vorzeitiges Aus. Detailansicht öffnen Dirk Nowitzki: zwei Dreier zum Sieg. (Foto: Foto: rtr) "Wir wollten unsere sehr gute Vorrunde nicht einfach so wegwerfen, sondern ein sechstes Spiel erzwingen. Das haben wir geschafft und jetzt geht es am Donnerstag in Oakland weiter", sagte Nowitzki, der mit 30 Punkten bester Schütze der Mavericks war und zudem zwölf Rebounds holte. "Wir haben uns an seinen Rücken geklammert und er hat uns rausgezogen. Wir haben die ganze Saison gekämpft und das werden wir auch im nächsten Spiel tun", betonte Devean George. Durch den Sieg konnte Dallas in der Serie "Best of Seven" auf 2:3 verkürzen. Vor der Rekordkulisse von 21 041 Zuschauern spielte der Titelfavorit in der ersten Halbzeit so, wie er es in der regulären Saison getan hatte. Von Angst vor dem Playoff-Aus war nichts zu spüren, stattdessen begeisterten die Gastgeber ihre Fans und führten zwischenzeitlich mit 21 Punkten. Angstgegner Golden State kam jedoch, angeführt von dem überragenden Baron Davis, im zweiten Durchgang Zähler für Zähler heran und löste vor allem mit zahlreichen Drei-Punkte-Würfen Verunsicherung bei den Hausherren aus. Zudem verteidigten die Kalifornier gegen Nowitzki exzellent. So bekam der 28-Jährige bis zu seiner grandiosen Schlussphase in der gesamten zweiten Halbzeit nur zwei Würfe. "Ich habe versucht, trotz der Doppeldeckung aggressiv zu bleiben. Ich habe zwar kaum Bälle bekommen, aber da haben halt andere Spieler die Punkte gemacht. Insgesamt haben wir heute viele gute Würfe gehabt", befand Nowitzki. Nun habe Golden State jede Menge Druck, blickte Dallas-Trainer Avery Johnson auf das nächste Duell voraus. Die Arena in Oakland ist für sein Team bislang jedoch keine Ruhmeshalle gewesen. In den vier Auswärtsspielen verloren die Mavericks in dieser Saison vier Mal. Wie Dallas konnten auch die Toronto Raptors auf 2:3 verkürzen. Die Kanadier gewannen ihr Heimspiel gegen die New Jersey Nets mit 98:96.
Als Dallas ihn unbedingt brauchte, war Dirk Nowitzki zur Stelle. Dank ihres überragenden Deutschen geht die Saison für die Dallas Mavericks bis Donnerstag weiter.
https://www.sueddeutsche.de/sport/alles-ist-luxus-1.727896
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· - Alles ist Luxus
00/05/2010
Die Provence hat immer schon die Phantasie der Menschen beflügelt. Eine Landschaft, die mit Farben und Düften prangt, voller Kontraste, zwischen tief eingeschnittenen Flusstälern, bewaldeten Hügeln und sanften Feldern mit ihren historischen Städten, aber auch abgelegenen, halb verfallenen Dörfern von geheimnisvollem Reiz. Seit Jahrhunderten inspirierte das uralte Kulturland zwischen dem Mittelmeer, dem Rhônetal und den Seealpen Maler und Dichter. Warum also nicht auch einen erfolgreichen Unternehmer? Detailansicht öffnen (Foto: Fotos: Four Season Resort Provence at Terre Blanche) Auch Sean Connery wollte hier bauen - er plante zu bombastisch. Dietmar Hopp, einer der Mitbegründer von SAP, verwirklichte sich dort, wo der rustikale Charme der Provence auf die französische Riviera trifft, einen Traum. Die Domaine Terre Blanche, unterhalb von Fayence und Tourrettes gelegen, ein 266 Hektar großes Landgut, eine gute Autostunde vom Flughafen Nizza entfernt, in der Nähe von Grasse und dem Erholungsgebiet Lac de St-Cassien, hat vor Jahren schon Sean Connery zu großen Plänen beflügelt. Für die örtlichen Politiker zu groß. Nachdem der schottische Schauspieler sein bombastisches Hotel mitten in den alten Eichen- und Pinienwäldern nicht bauen durfte, hat er das Gelände 1999 verkauft. Hopps Vorstellungen fanden Gefallen. Kein Wunder, hält der es doch mit Oscar Wilde, der da meint:"Ich habe einen ganz einfachen Geschmack, ich will immer nur das Beste." Nach diesem Motto entstand innerhalb von vier Jahren ein Resort, das in Europa seinesgleichen sucht. Es beginnt mit dem Hotel. Four Seasons musste es sein, jene weltweit operierende kanadische Hotelkette, zu der in Frankreich sonst nur noch das legendäre George V in Paris gehört. Die Four- Seasons-Philosophie steht für höchste Qualität und einnehmend freundlichen Service in Fünf-Sterne-Hotels mittlerer Größe. Passt genau! Wer das streng bewachte Eingangstor passiert hat und nach der langen Auffahrt in der prachtvollen, jedoch nicht protzigen Hotelhalle vom Personal empfangen wird, fühlt sich sofort heimisch. Den Münchner Architekten Neumayer & Partner ist mit dem Hauptgebäude mit Restaurant und Tagungsräumen sowie der angrenzenden großzügigen Poollandschaft ein großer Wurf gelungen. Die geschmackvolle Einrichtung, die täglich wechselnden Blumenarrangements, die Skulpturen, von Chefpatissier Nicolas Denis aus Schokolade modelliert, all das schafft Atmosphäre. Beinahe selbstverständlich, dass sich Küchenchef Philippe Jourdin einen seiner zwei Sterne aus dem Moulin de Mougins in kürzester Zeit auch im Terre Blanche wieder erkocht hat. Zum Resort gehören 115 Suiten in 50 über das hügelige Gelände weit verstreuten Villen, allesamt erbaut und eingerichtet im provenzalischen Stil. Die kleinste hat 60 Quadratmeter und kostet zwischen 200 Euro (Nebensaison Januar bis März) und 450 Euro (von Mai bis August). In der mit 300 Quadratmetern größten verwohnt man pro Nacht 9.900 Euro.
Dietmar Hopp hat sich in der Provence einen Traum erfüllt. Seine Domaine Terre Blanche folgt einem einfachen Prinzip: nur das Beste.
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-weltmeisterschaften-von-oldies-und-prinzessinnen-1.727994
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Ski-Weltmeisterschaften - Von Oldies und Prinzessinnen
00/05/2010
TOPS: ANJA PÄRSON. Sie krönte sich gleich zum WM-Auftakt zur Ski-Königin und legte mit zwei weiteren Titeln nach. Gold in Super-G, Abfahrt und Kombination. Sie ist damit die erste Skirennfahrerin überhaupt, die WM-Siege in allen fünf Disziplinen verbuchen konnte. Außerdem überholte die 25-Jährige in der Zahl der WM-Siege (7) sogar Schwedens Legende Ingemar Stenmark (5). Detailansicht öffnen So gewinnt man keine Medaille: Die Slalomfahrerin Resi Stiegler aus den USA. (Foto: Foto: dpa) AKSEL LUND SVINDAL. Im Weltcup-Winter führt er dank konstanter Mittelfeld-Plätze die Gesamtwertung an, bei der WM war Schluss mit Mittelmaß. Svindal sicherte sich nicht nur als erster Norweger die Krone in der Königsdisziplin Abfahrt, sondern holte sich auch noch den Titel im Riesenslalom. "Es ist ein guter Tag für Aksel und Norwegen." KÖNIGSHAUS. Der sportbegeisterte König Carl XVI. Gustaf war Dauergast bei den Wettkämpfen. Gemeinsam mit seiner Gattin Silvia sah er die erfolgreichen Auftritte von Anja Pärson. Seine Tochter Victoria nahm nicht nur die vielen Eindrücke, sondern auch die Startnummer von Felix Neureuther mit nach Hause. SCHWEIZ. Vor zwei Jahren ging die Schweiz noch leer aus, jetzt durften die Eidgenossen angeführt von Kombinations-Weltmeister Daniel Albrecht gleich sechs Mal Edelmetall feiern. Auch der 31-Jährige Oldie Didier Cuche holte seine erste WM-Medaille. WINTERTRAUM. Der Schnee blieb in Mitteleuropa weitestgehend aus, dafür hatte Are weißes Gold im Überfluss. Bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad präsentierte sich der Wintersportort in Mittelschweden zeitweilig als wahres Wintermärchen. FLOPS: BODE MILLER. Fünf Mal ging der US-Skistar an den Start, fünf Mal enttäuschte er. Bestes Ergebnis: Platz sechs im Super-G. Zum sechsten Start, dem im Teamwettbewerb, kam es nicht mal. Wegen einer Meniskusverletzung sagte er die Mannschaftswertung ab. DEUTSCHE GEHEIMFAVORITEN. Eingeplant waren Medaillen ohnehin nicht, die deutschen Geheimfavoriten konnten auch nicht für eine Überraschung sorgen. Alois Vogel schied im Slalom ebenso aus wie Annemarie Gerg. Für Maria Riesch kam die WM in ihrer Comeback-Saison noch etwas zu früh. Felix Neureuther erreichte auf Silber-Kurs im zweiten Lauf des Slaloms ebenfalls das Ziel nicht. "Das ist nicht nur Pech. Man hat die Dinge selber in der Hand", sagte Sportdirektor Wolfgang Maier. HERRENSLALOM. Ausfälle im Minutentakt. Nur 25 von 74 Teilnehmern erreichten beim Herrenslalom das Ziel, die Ausfallquote lag demnach bei rund 66 Prozent: WM-Rekord. Eine derart hohe Ausfallquote hatte es zuletzt am 8. Februar 2004 im Weltcup-Slalom in Adelboden gegeben. 37 der 76 Teilnehmer schieden im ersten Lauf aus, im Finale der besten 30 erwischte es acht weitere Fahrer.
Jubelnde Norweger, charmante Schwedinnen und enttäuschte Deutsche: Die Tops und Flops der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Are.
https://www.sueddeutsche.de/sport/nach-den-gestaendnissen-die-tour-der-traenen-1.727875
sport
Nach den Geständnissen - Die Tour der Tränen
00/05/2010
Im Hauptquartier des Team-Sponsors am Bonner Landgrabenweg rieselt Beruhigungsmusik von Van Morrison aus den Lautsprechern, und zur Versorgung der Hundertschaften Reporter gibt es Brötchen, Mineralwasser, Apfelschorle und Obst. Ein garantiert sportgerechtes Büffet an einem sonnigen Donnerstagvormittag, an dem noch oft vom Ende des Sports die Rede sein wird - des Radsports zumindest. Aber vielleicht ist das, was die Radprofis Rolf Aldag und Erik Zabel im ,,T-Mobile-Forum'' offenbaren, ja auch nur der Anfang eines großen Enthüllungs- und Geständnisreigens im Hochleistungssport. Nicht nur die Radfahrer haben ein Drogenproblem. Detailansicht öffnen Rolf Aldag gestand seine Doping-Vergangenheit. (Foto: Foto: dpa) Als es dann los geht um kurz nach halb zwölf, begrüßt der Kommunikationschef des Hauptsponsors die Journalisten und die über zig Fernsehkanäle zuschauenden Zeugen mit dem ernstesten Gesichtsausdruck, den er seinem Mienenspiel abzuringen weiß. ,,In diesen Tagen ist ein Engagement im Radsport sicher nicht imagefördernd'', erklärt Christian Frommert im Namen seines Arbeitgebers und lässt ein Bekenntnis folgen, das erste an diesem Tag: Es ist weitreichend und wichtig für den Bestand des Profiradteams T-Mobile, aber harmlos im Vergleich mit den Bekenntnissen, die noch folgen werden. ,,Wir haben eine Vereinbarung bis ins Jahr 2010'', sagt Frommert, ,,und wir gedenken, diese fortzusetzen.'' Dann ist die Reihe an den Hauptdarstellern Aldag und Zabel, die jahrelang für die aus Bonn finanzierte Vorzeige-Mannschaft gefahren sind und dabei, wie hier längst jedem bewusst ist, illegale Hilfsmittel benutzt haben. Für sie ist der Anfang ihrer Rede ungleich schwieriger. Wie gesteht man vor einem Millionenpublikum, dass man jahrelang betrogen hat? Dass man auf stets dieselben Fragen stets dieselben Lügen serviert hat? Aldag und Zabel haben - unter dem Druck einer unaufhaltsamen Entwicklung, aber immer noch freiwillig - entschieden, nicht länger Ausflüchte zu suchen, sie haben sich selbst auf die Anklagebank gesetzt, und nun müssen sie irgendwo anfangen mit ihrer traurigen Drogen-Geschichte. Aldag, 38, beginnt ganz vorn, als er im Jahr 1994, gerade in den Dienst des noch ziemlich bescheiden ausgestatteten Team Telekom eingetreten war und nach irgendeinem erfolglos beendeten Provinzrennen am Rinnstein saß und sich fragte: Wie soll das weitergehen? Und die Lösung seiner jugendlichen Sinnkrise sah er dann ganz einfach darin, dass er jetzt das tun würde, was sowieso alle wahren Profis tun. Sich künstlich beschleunigen. ,,Da hat es Klick gemacht'' ,,Ich habe aktiv nachgefragt und mich aktiv fürs Doping entschieden'', fasst Aldag in Bonn zusammen, wie er den Fitmacher Epo kennen und wegen seiner eklatanten Wirkung schätzen lernte. Es klingt technokratisch, aber so ist es nicht gemeint. Später sagt er: ,,Für mich war Epo die Wunderdroge. Ich dachte, das ist unsere Sache, das bringt uns nach vorne im Ausdauersport.'' Bis ins Jahr 2002 ging das, dann brachte ihn eine Lieferung aus Holland, die wie Schmuggelware getarnt war, ins Grübeln. ,,Da hat es Klick gemacht. Das war der Schlussstrich.'' Als er endet mit seiner Erzählung, gibt es Beifall. Warum, das wissen nur die, die applaudieren. Immer noch begleiten eine Menge Romantiker den Radsport. Lesen Sie im zweiten Teil: Was Jan Ullrich sagt.
Aldag gesteht, Zabel gesteht, Bölts gesteht: Warum die Radprofis nun den Weg zur Wahrheit suchen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-de-france-fifty-fifty-1.727809
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Tour de France - Fifty-fifty
00/05/2010
Den Start der 94.Tour hat Jörg Croseck ausgelassen, ihm war die Angelegenheit einfach zu riskant. Wegen des Bombenterrors in den Tagen vor dem Prolog stornierte die Geschäftsführung der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG die Dienstreise nach Britannien und versäumte somit denkwürdige Impressionen für die Firmengeschichte vor den Prachtbauten Londons. Eine rationale Entscheidung für oder gegen die Leidenschaft Radsport steht dem Firmenvorstand Croseck bald erneut bevor, denn nach der Tour will das Unternehmen über den Fortbestand ihres Engagements entscheiden. Unternehmenssprecher Stefan Goebel deutet auch hier eine eher defensive Haltung an, wenn er zur Tendenz sagt: "Fifty-fifty". Detailansicht öffnen Medienkontakte zählen: Erik Zabel beim Interview. Vielleicht wird es sein Team Milram nicht mehr lange geben. (Foto: Foto: dpa) Bis 2008 ist der Vertrag mit Teammanager Hans-Michael Holczer gültig, ein Jahrzehnt ist die Firma dann in der Krisenbranche des Sports engagiert. Angefangen hat alles ehedem beim kleinen Vorgängerteam Bayer Worringen. Inzwischen zählt Holczers Sportgruppe zur Elitekategorie, doch nicht nur dessen Freude am Radsport ist sichtbar geschrumpft seit der Offenlegung eines Dopingsumpfes durch Spaniens Justiz. Der Marketingmann Goebel analysiert nüchtern: "Wir sind ein integres Team, aber der Radsport wackelt - und damit unsere Kommunikations-Plattform." Croseck und Goebel verstehen sich als Wirtschaftsmanager, sie reden im üblichen Fachsprech und sagen "Benchmark" anstatt Zielvorgabe; mit Absatzzahlen können sie auch nach zwei Gläsern Champagner kundig jonglieren. Dieser Ansatz unterscheidet sie von jenen Sponsoren, die etwa Tourchef Christian Prudhomme gerne auf seiner Seite sähe im Antidoping-Kampf. Doch Croseck sagt dazu: "Wir sind sicher nicht dazu da, den Radsport zu retten. Das muss er selbst tun." Er unterscheidet da ganz genau. "Zwischen Mäzenatentum und Sponsoring." Und das, was Sponsoren derzeit erhalten für ihre vielen Fördermillionen, sind ja nicht nur die üppigen Übertragungszeiten von den Frankreichfahrten. Es geht derzeit ja mehr um das Image eines Sammelbeckens von Betrügern, das irgendwann zwangsläufig abfärben wird. Gerolsteiner führt dazu seit einigen Wochen regelmäßige Befragungen durch, "und das Thema Doping hat sich bisher nicht auf die Marke niedergeschlagen", berichtet Goebel. So ganz traut er dem Trend aber nicht, denn Goebel erzählt auch von einer Rückholaktion des Unternehmens, damals habe man 500.000 Flaschen einsammeln müssen. 500.000 Flaschen, "das ist eine überschaubare Menge", findet Goebel. Das Zerstörungspotenzial des Radsports dagegen, das will er wohl sagen - es ist für Sponsoren nicht mehr kalkulierbar.
Gerolsteiner steht vor dem Ausstieg aus der Krisenbranche Radsport. Auch andere Sponsoren denken über einen Rückzug nach.