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https://www.sueddeutsche.de/geld/warum-es-die-wirtschaft-ins-freizuegige-zug-zieht-eine-puppenstube-mit-nettovorteil-1.881099
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Warum es die Wirtschaft ins freizügige Zug zieht - Eine Puppenstube mit Nettovorteil
00/05/2010
Den Sitz einer Weltfirma stellt man sich anders vor. Aber es muss hier sein: Untermüli 6 steht als Adresse der North European Gas Pipeline Company AG auf dem Handelsregisterauszug. Es ist ein Zweckbau in einem Hinterhof. Detailansicht öffnen So hoch die Berge - so niedrig die Steuern. (Foto: Foto: AP) An die Fassade von Untermüli 6 hat jemand einen Freak gesprüht, der ein bisschen wie ein Außerirdischer aussieht und an einem riesigen Joint zieht. "This shit is good", steht in der Sprechblase. Im Erdgeschoss hängen die Auspuffrohre eines Autohauses wie Blechwürste in der Auslage. An einem Briefkasten sind unter dem Namen "Office Connection" 132 Firmen auf einem DIN-A4-großen Blatt aufgelistet. In Untermüli 6 bekommt man einen Eindruck von Briefkasten-Firmen Von ABC Management Consulting AG bis zur ZLC AG. Wenn man bis dahin nicht recht wusste, was eine Briefkasten-Firma ist, in Untermüli 6 bekommt man einen ganz guten Eindruck davon. Vorne, an der lärmenden Ausfallstraße Richtung Zürich, steht eine Tankstelle und eine Autoreparatur-Werkstatt, daneben "Huber's Café", in dem die Frau des Werkstattchefs für eilige Gäste Würstchen auf der Camping-Herdplatte warm macht. Schröder? Die Wirtin klatscht den Senf auf den Teller: "Dää wird eher nit do si." Suche nach Gerhard Schröder Auf der Suche nach Gerhard Schröder - nicht als Bahnschlichter, nicht als Memoirenschreiber, nicht als Vater eines zweiten russischen Adoptivkindes, sondern als zunächst Aufsichtsratchef und nun Vorsitzender des Aktionärsausschusses der Nord Stream. Bis vor kurzem war die Firma besser bekannt als North European Gas Pipeline Company, kurz NEGP. Man konnte ihn auf einem unvorteilhaften, von unten beleuchteten Bild sehen, zusammen mit dem Gas-Oligarchen Alexej Miller bei der Vertragsunterzeichnung in Moskau. 1200 Kilometer Gasleitung bis 2010 Man sah ihn zuletzt auf einem weiten Feld in Lubmin am Greifswalder Bodden stehen, wo er mit Feldherrengeste die Landschaft maß, in der die große Röhre einmal am deutschen Festland anlegen soll. 1200 Kilometer Gasleitung sollen bis 2010 verlegt sein, um zunächst 27,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Westeuropa zu befördern, später einmal die doppelte Menge. 2,5 Milliarden Euro wird allein der erste Strang der Pipeline kosten. Ein großes Geschäft und eine große Sache, sagen die einen, die Deutschlands Energiebedarf so strategisch gesichert sehen. Nicht in Ordnung, finden andere. Zum Beispiel FDP-Chef Guido Westerwelle, der Schröders Engagement für Russlands Präsidenten Wladimir Putin schwer kritisiert hatte, bis ihm Schröder auf dem Rechtswege verbieten ließ, seine Integrität als ehemaliger Bundeskanzler in Frage zu stellen. Empörung in der SPD Die SPD hatte es vor Empörung fast zerrissen, und der damalige Chef Matthias Platzeck hatte alle Hände voll zu tun, dass die Partei nicht über den eigenen Ex-Kanzler herfällt. Vor rund einem Jahr sah es so aus, als ob Schröder unmittelbar nach dem Ende seiner Amtszeit höchstpersönlich mit der Demontage seiner selbst beginne. Firmensitz der Nord Stream ist Zug. Im Handelsregisterauszug des Schweizer Städtchens liest sich lapidar: "Planung usw. einer Pipeline, welche Gas von der russischen Küste bis zur deutschen Küste durch die Ostsee transportiert." Eine Firma mit viel Macht, viel Geld und Gerhard Schröder als Vorsitzendem des Aktionärsausschusses. Für ein offizielles Salär von 250 000 Euro im Jahr.
Firmen vermehren sich hier schneller als Einwohner. Auch Gerhard Schröders Arbeitgeber schätzt die guten Aussichten im Steuerparadies Zug.
https://www.sueddeutsche.de/geld/ruege-vom-bundespraesidenten-koehler-geisselt-finanzkapitalismus-1.936644
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Rüge vom Bundespräsidenten - Köhler geißelt Finanzkapitalismus
00/05/2010
Angesichts der dramatischen Schuldenkrise in der Europäischen Währungsunion hat Bundespräsident Horst Köhler die Finanzindustrie scharf angegriffen. Detailansicht öffnen Der moderne Finanzkapitalismus steigere "seine eigenen Renditen ohne Rücksicht darauf, ob das dem Wohlergehen der Nationen nutzt" - sagt Köhler. (Foto: Foto: dpa) Der moderne Finanzkapitalismus steigere "seine eigenen Renditen ohne Rücksicht darauf, ob das dem Wohlergehen der Nationen nutzt". Köhler forderte die europäischen Regierungen auf, strenge Regeln aufzustellen und "einige Geschäftsarten schlicht zu verbieten". "Die internationale Finanzindustrie hat mit sogenannten Finanzinnovationen ihre eigenen Gewinne in schwindelnde Höhen getrieben und nicht nach den Risiken gefragt", sagte Köhler am Donnerstag beim Munich Economic Summit in München. "Die Gewinne haben wenige gemacht, die Verluste muss die Allgemeinheit tragen", kritisierte der Präsident. Der vorherrschende Finanzkapitalismus könne kein Leitbild mehr sein, weil er vor allem auf Pump und Wetten aufbaue. Abgabe auf Finanztransaktionen Köhler forderte drastische Konsequenzen für Banken und Investoren. Verboten gehörten etwa Geschäfte mit riesiger Hebelwirkung. Für solche "Massenvernichtungswaffen brauchen wir Abrüstung", sagte Köhler. Alle Arten von Finanzgeschäften müssten wieder mit ausreichend Kapital unterlegt werden. Kein Finanzakteur dürfe mehr zu groß zum Scheitern sein. Köhler sprach sich für eine Abgabe auf internationale Finanztransaktionen aus, um die Branche an den Kosten der Krise zu beteiligen. Auch die Opposition im Bundestag verlangte abermals stärkere Finanzmarktkontrollen. Die SPD gab allerdings ihre Forderung auf, schon im Gesetz für das in der nächsten Woche geplante Hilfsprogramm für Griechenland entsprechende Regelungen festzuschreiben. Ihr Vorsitzender Sigmar Gabriel kündigte an, die SPD werde das von Union und FDP geplante parlamentarische Eilverfahren nicht blockieren und sei bereit, dem Gesetz zuzustimmen. "Wir tragen die Entscheidung mit, die der Stabilisierung des Euro dient und damit im Interesse Deutschlands ist", sagte Gabriel der Süddeutschen Zeitung. Im Gegenzug verlangte er von Merkel verbindliche Zusagen, sich in der EU für eine Steuer auf Finanzgeschäfte einzusetzen. Das fordern auch die Grünen, die sich dem Gesetz ebenfalls nicht widersetzen wollen. Die Linken halten sich eine Zustimmung bislang offen, die designierte Parteichefin Gesine Lötzsch sagte, man müsse Griechenland retten, müsse gleichzeitig aber die Finanzmärkte regulieren. Die spanische EU-Ratspräsidentschaft wies Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung zurück. Es sei "verständlich und nachvollziehbar", dass die Bundesrepublik, die ohnehin Europas größter Zahlmeister sei, nicht sofort Geld zugesagt habe, sagte der spanische Außenminister und amtierende EU-Ratspräsident Miguel Angel Moratinos. Das deutsche Zögern sei sogar "sehr hilfreich" gewesen, um die Regierung in Athen "wirklich zum Sparen zu zwingen". Moratinos zeigte sich zuversichtlich, dass Deutschland am Ende einsehen werde, "dass es Geld geben muss". EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn sagte in Brüssel, das griechische Reform- und Sparpaket sei so gut wie fertig. Die Experten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Weltwährungsfonds arbeiteten in Athen ununterbrochen, um das über mehrere Jahre laufende Abkommen "in den nächsten Tagen" vorzulegen. Das Abkommen ist Voraussetzung für Finanzhilfen des Weltwährungsfonds und der Euroländer.
Der Finanzkapitalismus dürfe kein Leitbild mehr sein, poltert Bundespräsident Horst Köhler. Er fordert drastische Konsequenzen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/investor-christopher-hohn-der-wegzauberer-1.890884
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Investor Christopher Hohn - Der Wegzauberer
00/05/2010
"Wir machen uns mit dem, was wir tun, nicht immer Freunde", sagt Christopher Hohn. Das ist eine leichte Untertreibung. Hohn und der von ihm gegründete britische Hedge-Fonds The Children's Investment Fund (TCI) sind längst zum Synonym für skrupellose Firmenjäger geworden, die vor nichts zurückschrecken. So hat der aggressive Investor wesentlich zur anstehenden Zerschlagung der niederländischen Großbank ABN Amro beigetragen, deren Tradition 183 Jahre zurückreicht. Das begann mit einem Brief Hohns im April 2006 an ABN-Aufsichtsratschef Arthur Martinez: Darin war von verfehlten strategischen Entscheidungen die Rede, ebenso wie vom zu schwachen Abschneiden an der Börse. Über die Reaktion des bedächtigen Martinez ist nichts bekannt. Hohn jedenfalls ließ nicht locker. Obwohl sein Fonds nur drei Prozent der ABN-Anteile besaß, forderte er die Aufspaltung der Bank und die Entlassung ihres Chefs Rijkman Groenink. Hoher Gewinn für TCI Am Ende einer spektakulären Übernahmeschlacht, in dessen Verlauf Groenink erfolglos versuchte, unter das Dach der britischen Großbank Barclays zu schlüpfen, ist Hohn Sieger. ABN wird jetzt von einem Konsortium unter Führung der Royal Bank of Scotland (RBS) übernommen und zerschlagen. TCI kann einen hohen Gewinn einstreichen: Als Hohn Anfang des Jahres Groenink direkt angriff, stand die ABN-Aktie bei 25 Euro. Nachdem RBS den Plan zur größten Bankübernahme der Geschichte präsentierte, kostet sie 37,81 Euro. Das wird Hohns Ehefrau Jamie freuen, die die gemeinnützige Kinder-Hilfsorganisation Children's Investment Fund Foundation (CIFF) führt. Ein Drittel der Managementgebühren-Einnahmen überweist TCI automatisch an die Stiftung, die damit unter anderem aidskranke Kinder in der Ditten Welt unterstützt. Geburtsort Jamaika Was treibt den Mann an, der mit seinen Attacken gegen ABN nach eigener Aussage sogar Todesdrohungen von Bankmitarbeitern in Kauf genommen hat? Die britische Zeitung Times nannte ihn einen "ruchlosen Philanthropen", der 150-prozentig von seiner Mission überzeugt sei. Andere britische Medien stilisieren ihn zum Zaubermeister eines neuen Finanz-Kapitalismus. Vielleicht auch, weil der 40-Jährige mit seinen verstrubbelten, schwarzbraunen Haaren und der randlosen Brille ausseht wie der große Bruder von Harry Potter. Doch der schüchterne und öffentlichkeitsscheue Hedge-Fonds-Manager betreibt keine schwarze Magie, sondern verfolgt eine geschickt ausgetüftelte Investmentstrategie. Damit gelingt es ihm immer wieder, als rebellierender Anteilseigner Schwachpunkte von großen und schwerfälligen Firmen anzugreifen. Eine Strategie, die er bereits vor zwei Jahren praktizierte, als er gegen die Pläne der Deutschen Börse zur Übernahme der Londoner Börse (LSE) zu Felde zog und den damaligen Börsenchef Werner Seifert aus dem Amt jagte.
Der Hedge-Fonds-Manager Christopher Hohn sieht aus wie der Bruder von Harry Potter. Wo er auftritt, verschwinden mitunter ganze Konzerne.
https://www.sueddeutsche.de/geld/produkttest-ab-75-000-euro-ohne-gebuehren-und-ohne-zinsen-1.772116
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Produkttest - Ab 75.000 Euro ohne Gebühren - und ohne Zinsen
00/05/2010
Nachdem die HypoVereinsbank (HVB) im vergangenen Jahr ein neues Girokontenmodell ohne monatliche Grundgebühr für Privatkunden unter dem Namen "WillkommensKonto" eingeführt hat, bringt sie an diesem Montag eine "Business"-Version für Geschäftskunden heraus. Dieses neue Konto wird parallel zum bisherigen Geschäftskonto angeboten. Lohnt sich für HVB-Kunden der Umstieg auf dieses Modell? Und lohnt sich ein Umstieg für Geschäftsleute, die Kunden bei anderen Banken sind? Im Vergleich zum bisherigen Konto schneidet das neue zunächst deutlich schlechter ab. Statt 12,50 werden nun 15,00 Euro Grundgebühr im Monat verlangt. Damit diese Gebühr entfällt, wird bislang ein Durchschnittsguthaben von 10.000 Euro im Quartal erwartet. Beim neuen sind es 75.000 Euro. Gab es bis jetzt 0,50 Prozent Zinsen bis 5.000 Euro und 0,75 Prozent bei Guthaben bis 14 999 Euro, so sind es nun 1,00 Prozent ab 10.000 Euro. Nur die 20 Euro für die Eurocard fallen beim neuen Konto weg. Ein Ding der Unmöglichkeit Interessant könnte dieses Konto nur für diejenigen sein, die auf dem Geschäftskonto und allen Privatkonten bei der HVB zusammengerechnet mindestens 30.000 Euro stehen lassen und kein separates Tagesgeldkonto führen wollen. Denn ab diesem Betrag gibt es eine Guthabenverzinsung von stattlichen 3,00 Prozent - natürlich nur für das Geld, das auf dem Geschäftskonto steht. Aber in diesem Fall kostet das Konto immer noch 3,00 Euro im Monat. Es wird - wie gesagt - erst gebührenfrei, wenn man mindestens 75.000 Euro im Quartalsdurchschnitt anlegt. Aber seltsamerweise gibt es für Beträge über 75.000 Euro gar keine Zinsen mehr! Um optimal abzuschneiden, sollte man also möglichst exakt diese Summe im Quartalsdurchschnitt erreichen - ein Ding der Unmöglichkeit. So ärgert man sich entweder, dass man im Durchschnitt knapp unter den 75.000 Euro liegt und Gebühren zahlt, oder man ärgert sich über die Beträge darüber, die unverzinst bleiben. Geschäftsleute, die meist sehr viele Buchungen im Monat haben, werden sich einen Bankwechsel wegen des hohen Aufwands ohnehin mehrmals überlegen, zumal die Geschäftspost neu zu drucken wäre. Ob einem die mögliche Ersparnis das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für Freiberufler, die mit ihrem Namen für die Firma einstehen, also nicht als GbR oder GmbH firmieren, ist die Netbank eine interessante Alternative. Beim gebührenfreien Onlinekonto dieses Instituts ohne monatlichen Mindestbetrag gibt es 2,50 Prozent Zinsen ab dem ersten Euro.
Das "HVB WillkommensKonto Business": Geschäftskunden müssen genau kalkulieren, um Vorteile zu nutzen. Fast ein Ding der Unmöglichkeit.
https://www.sueddeutsche.de/geld/ueberstunden-deutsche-arbeiten-immer-laenger-1.794181
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Überstunden - Deutsche arbeiten immer länger
00/05/2010
Wiel die Konjunktur boomt, machen die Deutschen mehr Überstunden. In diesem Jahr werden es nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg 1,474 Milliarden bezahlte Überstunden sein - 334 Millionen mehr als 2006. Für 2008 erwartet das mit der Bundesagentur für Arbeit verbundene Institut sogar einen weiteren Anstieg auf 1,508 Milliarden. Ein Sprecher der Nürnberger Einrichtung bestätigte eine Meldung der Bild-Zeitung, wonach damit statistisch gesehen in diesem Jahr jeder Arbeitnehmer 41,8 Überstunden leistet. Nach Einschätzung von Experten kommt auf jede bezahlte im Schnitt eine weitere unbezahlte oder statistisch nicht erfasste weitere Überstunde hinzu. Viele Überstunden werden nicht bezahlt Vor allem im Dienstleistungsbereich werden im Unterschied zur gewerblichen Arbeit die Überstunden oft nicht berechnet und vielfach auch nicht bezahlt. Auch bei Gleitzeit oder Arbeitszeitkonten fließen sie in der Regel nicht in die Berechnungen ein. Somit dürfte die Zahl der tatsächlich geleisteten Überstunden also doppelt so hoch sein wie in der Statistik ausgewiesen. Der Sprecher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Wolfgang Braun, erläuterte, dass die Zahl der Überstunden als wichtiger Indikator für die Konjunktur gilt. Viele Firmen stellen bei verbesserter Auftragslage nicht gleich neue Mitarbeiter ein, sondern lassen erst einmal die vorhandenen länger arbeiten. Auf die Kalenderwoche umgerechnet, machen die Deutschen im Durchschnitt dieses Jahr 1,02 Überstunden, im vorigen waren es 0,99, und für 2008 erwarten die Experten im Schnitt 1,03 Überstunden in der Woche.
Der brummenden Wirtschaft sei Dank: Deutsche Arbeitnehmer machen 2007 fast 1,5 Milliarden Überstunden. Die unbezahlten nicht mitgerechnet.
https://www.sueddeutsche.de/geld/110-milliarden-euro-finanzhilfe-griechen-sparen-europa-zahlt-1.942729
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110 Milliarden Euro Finanzhilfe - Griechen sparen, Europa zahlt
00/05/2010
Griechenland bekommt von seinen europäischen Partnern über drei Jahre bis zu 110 Milliarden Euro Nothilfe. Im Gegenzug hat die Regierung in Athen ein radikales Sparprogramm aufgelegt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte auf dem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel, das Programm sei eine "gute Grundlage", um die Hilfe freizugeben. Deutschland muss bis zu 23 Milliarden Euro übernehmen. Detailansicht öffnen Finanzminister Schäuble glaubt, dass die Bundesrepublik mit den Krediten an Griechenland sogar Geld verdienen könne. (Foto: Foto: dpa) Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, der auch die Euro-Gruppe leitet, gab am Sonntagabend in Brüssel bekannt, dass die Mitglieder der Euro-Zone 80 Milliarden Euro und der Internationale Währungsfonds (IWF) 30 Milliarden bereitstellen werden. Das Geld wird auf drei Jahre verteilt ausgezahlt, davon 30 Milliarden in diesem Jahr; die ersten Beträge noch vor dem 19. Mai, wenn griechische Schulden fällig werden. Die Regierung in Athen hatte ihre Verhandlungen mit dem IWF, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) über ein Sanierungsprogramm am Samstagabend abgeschlossen und damit die wichtigste Bedingung für den Erhalt der Kredite erfüllt. EU-Kommissionschef José Manuel Barroso empfahl daraufhin, die Hilfe zu gewähren. Das vereinbarte Paket sei "solide und glaubwürdig". Athen habe tiefgreifende Reformen zugesagt, "um das Vertrauen wiederherzustellen".
Griechenland benötigt offenbar Kredite von 150 Millionen Euro - Papandreou kündigte harte Einschnitte an, Finanzminister Schäuble sieht "gute Grundlage" für Unterstützung.
https://www.sueddeutsche.de/geld/riester-vertraege-abgezockte-sparer-1.935986
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Riester-Verträge - Abgezockte Sparer
00/05/2010
Den Verbrauchern entsteht jedes Jahr ein finanzieller Schaden in Höhe von über 700 Millionen Euro durch ineffiziente Riester-Verträge, zu hohe Dispozinsen und überhöhte Abhebegebühren an Geldautomaten. Diese Summe haben Fachleute der Stiftung Warentest und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV) errechnet. Detailansicht öffnen Tief in den Sparstrumpf gegriffen: 700 Millionen Euro zahlen deutsche Sparer für ineffiziente, überteuerte Finanzprodukte und Transaktionen. (Foto: Foto: dpa) Sie fordern eine bessere Finanzmarktaufsicht. Besonders dramatisch seien die finanziellen Schäden für Verbraucher bei der privaten Altersvorsorge, so die Experten: Vergleiche der Stiftung Warentest zeigen, dass viele Riester-Produkte zu teuer sind. Fällt die durchschnittliche Rendite dadurch auch nur ein Prozent niedriger aus, seien die Verluste enorm. Bezieht man dies auf die staatlichen Zulagen, die bis einschließlich 2009 gezahlt wurden, summieren sich die Verluste für die Verbraucher auf 115 Millionen Euro. Nimmt man weiter eine konstante Zulagen-Summe von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr an, so wachsen die Verluste bis 2020 auf mehr als drei Milliarden Euro, bis 2030 sogar auf über elf Milliarden Euro. Leitzins sank, die Dispozinsen nicht Ein weiteres Ärgernis seien die überhöhten Dispozinsen. Wegen der niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen die Geschäftsbanken derzeit besonders günstig an Geld. So betrug der EZB-Leitzins im September 2008 4,25 Prozent; im Februar 2010 war es nur noch ein Prozent. Dagegen sanken die durchschnittlichen Zinsen für Überziehungskredite an private Haushalte nach Angaben der Stiftung Warentest im gleichen Zeitraum lediglich von 11,98 auf 10,28 Prozent. Das Kreditvolumen lag im Februar 2010 bei rund 41,8 Milliarden Euro. Bezogen auf diese Summe entstehe den Verbrauchern ein finanzieller Schaden von etwa 650 Millionen Euro im Jahr, so die Berechnungen. Auch die Schäden durch Abhebegebühren an Automaten seien immens. Bafin könnte Fehlentwicklungen entgegenwirken So heben Verbraucher in Deutschland laut der EZB pro Jahr rund zwei Milliarden Mal Geld am Automaten ab. Unterstellt man auch nur ein Prozent Fremdabhebungen, so finden jährlich 20 Millionen Transaktionen statt, bei denen Gebühren anfallen. Die Kosten für eine Fremdabhebung betragen inzwischen durchschnittlich sieben Euro. Geht man davon aus, dass die tatsächliche Belastung der Banken bei maximal zwei Euro liegt, so entsteht den Verbrauchern pro Abhebung ein Schaden von fünf Euro, hochgerechnet auf alle Transaktionen sind das 100 Millionen Euro pro Jahr. Sowohl der VZBV wie auch die Stiftung Warentest fordern deshalb, den Schutz des Verbrauchers in der Finanzaufsicht zu verankern. Die Aufsichtsbehörde Bafin könnte dann solchen Fehlentwicklungen entgegenwirken. Es reiche nämlich nicht aus, vernünftige Gesetze zu machen; die Einhaltung der Gesetze müsse gerade bei Finanzprodukten ebenfalls kontrolliert werden, argumentieren die Verbraucherschützer.
Hohe Dispozinsen, teure Riester-Produkte, übertriebene Abhebegebühren: Fachleute errechnen jährlichen Schaden von 700 Millionen Euro - und fordern stärkere Kontrolle.
https://www.sueddeutsche.de/geld/gold-das-heisse-ende-der-eheringe-1.792968
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Gold - Das heiße Ende der Eheringe
00/05/2010
Das Frontgebiss mit den abgewetzten Goldkronen trägt keine Gravur. Der zerkratzte Ehering daneben schon: Willi, 20. 9. 1974 steht darauf, auf der Innenseite des Armreifs darüber heißt es Ricarda H., das Datum ist unleserlich. Der Schmuck und die Zähne sind Abfall, aber dennoch wertvoll. So wertvoll, dass ihre Besitzer damit schon in kleinen Mengen gutes Geld verdienen können. "Wir bekommen sehr viele Behältnisse voll solcher edelmetallhaltiger Abfälle täglich", sagt Thomas Lampert. Sie werden recycelt, um das enthaltene Gold, Silber, Platin und Palladium in Reinheit zurückzugewinnen. Lampert arbeitet bei Heraeus im hessischen Hanau, einem der führenden Edelmetallverarbeiter in Europa. Apothekersohn Wilhelm Carl Heraeus hatte 1856 in seiner Einhorn-Apotheke als erster auf der Welt ein Verfahren entwickelt, in großen Mengen das sehr hitzeresistente Platin bei 1772 Grad Celcius zum Schmelzen zu bringen. Auf dieser Expertise im Umgang mit Edelmetallen fußt heute ein Firmenimperium mit 11300 Mitarbeitern und 12 Milliarden Euro Umsatz. Lampert muss den Edelmetallgehalt der angelieferten Abfälle bestimmen und sie dann wieder in mehreren chemischen Scheideprozessen in ihre Bestandteile zerlegen. "Kostenstellenleiter für die Probeentnahme" nennen sie hier seinen Job. Dazu schmilzt er täglich ohne Rücksicht auf Form und Herkunft Edelmetallhaltiges im Wert von einigen Hunderttausend Euro ein und gießt daraus Barren. Seit 26 Jahren hantiert der 44-jährige Chemiker mit den wertvollsten Metallen der Welt. Er ist damit einer der dienstältesten Goldeinschmelzer bei Heraeus. 1100 Tonnen aus Altgold-Recycling Derzeit hat Lampert besonders viel zu tun. Die Preise für Edelmetalle steigen immer höher. Recycling ist ein wichtiger Bestandteil im Geschäft mit Edelmetallen geworden. Als der Chemiker 1981 seinen Job angetreten hatte, war der letzte große Edelmetallboom gerade zu Ende gegangen. Der Goldpreis hatte sich von seinem Rekordhoch im Februar 1980 bei 870 Dollar je Feinunze nahezu halbiert, Silber war von knapp 50 Dollar auf weniger als 15 Dollar je Unze gefallen und Platin, damals wie heute das wertvollste Edelmetall, kostete weniger als 500 statt der vorherigen 1050 Dollar. Folglich spielte das Recycling von Gold in den nächsten zwei Jahrzehnten eine untergeordnete Rolle. "Heute werden sogar die Späne nach dem allabendlichen Saubermachen konsequent wiederverwertet", sagt Lampert. Seltenheit hat ihren Preis Der Abbau von Vorräten in der Erde wird dagegen immer schwieriger. Zum Teil gibt es die Edelmetalle nur noch in großer Tiefe, die Neugewinnung stagniert. Im vergangenen Jahr umfasste zum Beispiel das Gesamtangebot an Gold rund 4000 Tonnen, davon stammten aber 1100 Tonnen bereits aus dem Altgold-Recycling, Tendenz steigend.
Bei Heraeus, einem der bedeutendsten Goldschmelzer Europas, zählt jedes Gramm - je höher die Preise für Edelmetalle steigen, desto wichtiger wird das Recycling.
https://www.sueddeutsche.de/geld/thannhuber-opfer-der-albtraum-vom-aufstieg-1.880121
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Thannhuber-Opfer - Der Albtraum vom Aufstieg
00/05/2010
Am 3. September 1987, morgens um halb neun, begann Heike Angermanns erster Arbeitstag als Sekretärin bei Klaus Thannhuber. Am 19.Juli 2006, neun Uhr, stand eine Gerichtsvollzieherin bei ihr vor der Tür und wollte 1,5 Millionen Euro kassieren. Wie das zusammenhängt? Die Antwort lautet vereinfacht so: Weil Heike Angermann vor 19 Jahren den Job bei Klaus Thannhuber antrat und in seinen Firmen einige Posten annahm, naht heute ihr Ruin. "Es ging alles den Bach runter", sagt sie und drückt die Tränen weg. "So kann's gehen. Mit 53 ist man fertig mit der Welt." Detailansicht öffnen Auf den Aufstieg gehofft - doch es kam der Absturz. (Foto: Foto: dpa) Es ist die Geschichte einer Frau, die auf den Aufstieg hoffte und nun mit dem Absturz fertig werden muss. Einer Frau, die in der Nähe des Münchner Immobilien-Investors Klaus Thannhuber arbeitete, anfangs beeindruckt, heute resigniert und beinahe ruiniert. Einer Frau, die sich Verantwortung übertragen ließ und doch Spielfigur blieb. Heute sieht Heike Angermann - wie viele Opfer Thannhubers-, dass dessen Firmenimperium zerfällt. Finanzielle Probleme von kaum vorstellbarer Dimension Thannhubers "Privatbank Reithinger" musste auf Anweisung der Behörden schließen. Der von ihm gegründete DBVI-Konzern, der auch die Münchner Schrannenhalle aufbaute, türmt enorme Verluste auf. Und mehr als sechzigtausend Anleger müssen sich darauf einstellen, Geld zu verlieren - manche ein paar hundert Euro, manche größere Summen. Und einige - wie Heike Angermann - haben nun finanzielle Probleme, deren Dimension kaum vorstellbar ist. Heike Angermann, deren wirklicher Name anders lautet, wurde 1953 im fränkischen Kitzingen geboren; der Vater hatte einen kleinen Handwerksbetrieb. Sie wurde Anwaltsgehilfin, dann stieg sie - es war die Zeit der Bauherren-Modelle - bei einem Bauträger ein. Dort lernte sie die Szene der Makler, Verwalter und Immobilien-Dealer kennen und fand irgendwann, dass sie als Sachbearbeiterin unter ihren Möglichkeiten blieb. Jener Klaus Thannhuber bot ihr Arbeit an; er wirkte, wie sie heute sagt, seriös und gewinnend, arbeitsam und intelligent. Man blieb beim "Sie" Frau Angermann war ehrgeizig; sie arbeitete samstags und sonntags, frühmorgens und spätabends. Sie vertraute ihrem Chef, wurde aber nie zu seiner Vertrauten. Man blieb beim "Sie", und bei vielen Gesprächen schloss Thannhuber die Tür zum Sekretariat. Aber er bot ihr bald eine neue Position an. Sie sollte die Mieter mehrerer Immobilien betreuen. Heike Angermann verließ das Vorzimmer, zog in ein eigenes Büro. "Ich war stolz, dass meine Arbeit anerkannt wurde", sagt sie heute. Im April 1997 starb ein langjähriger Partner Thannhubers bei einem Unfall. Wieder wartete eine neue Aufgabe: In der "Beamten-Selbsthilfe in Bayern & Co. - Realwert KG" sei der Posten des persönlich haftenden Gesellschafters zu besetzen. Ob sie nicht Komplementärin werden wolle?
Wie eine Sekretärin in die Geschäfte ihres Chefs Klaus Thannhuber einstieg - und nun Millionenschulden hat.
https://www.sueddeutsche.de/geld/schuldenstaat-griechenland-thilo-sarrazin-athen-aehnlich-wie-bremen-1.935479
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Schuldenstaat Griechenland - Thilo Sarrazin: Athen ähnlich wie Bremen
00/05/2010
In Griechenland gerät die Finanzwelt aus den Fugen, und 2000 Kilometer nordwestlich warten im Festsaal des Münchner Nobelhotels Bayerischer Hof mehr als hundert Menschen auf klärende Worte des Bundesbankers Thilo Sarrazin - dem ja zu allem etwas einfällt, selbst zu "Kopftuchmädchen". Detailansicht öffnen Angesichts der Probleme Griechenlands gefällt dem ewigen Provokateur Thilo Sarrazin nun einmal die Rolle des düsteren Mahners. (Foto: Foto: ddp) Einige nippen an einem Glas Mineralwasser, der Viertelliter zu 4,10 Euro. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler hat geladen und präsentiert den streibaren Bundesbank-Vize. Ja, es soll um die öffentlichen Finanzen gehen, und damit natürlich auch um Griechenland und die Europäische Währungsunion. Das Problem ist, dass Griechenland jahrelang, ähnlich wie die USA, über seine Verhältnisse gelebt hat. Man könnte sagen, hier wurde zu oft Wasser für 4,10 Euro pro Viertelliter konsumiert. Die Lage ist kompliziert. Und die Hoffnung der Zuhörer im Bayerischen Hof ist, dass Thilo Sarrazin die griechische Schuldensituation verständlich analysieren und glaubhaft einen Weg aus der Misere aufzeigen kann. Schließlich hat der streitfreudige SPD-Politiker als Berliner Finanzsenator einst das Kunststück vollbracht, die Kassenlage der Bundeshauptstadt in geordnete Bahnen zu bringen. "Wenn Sie einschlafen, ist das nicht schlimm" Thilo Sarrazin hat von den Ereignissen, die sich am frühen Dienstagabend zugetragen haben, nichts mitbekommen. Er weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Ratingagentur Standard & Poor's die griechischen Anleihen als "Ramsch" deklariert hat. Er hat nicht mitbekommen, dass der Dax in Frankfurt zum Handelsschluss eingebrochen und der Euro auf den tiefsten Stand seit zwölf Monaten gerutscht ist. So etwas kümmert Thilo Sarrazin auch nicht weiter - denn er ist nicht nach München gekommen, um in Manier des RTL-Schuldenfachmanns Peter Zwegat den Kassensturz Athens einzuleiten. Nein, der Bundesbanker knöpft sich die Europäische Gemeinschaft vor. In Stile einer volkswirtschaftlichen Vorlesung im überheizten Hörsaal widmet er sich dem Weg Athens ins Debit-Dilemma. 50 Powerpoint-Folien hat Sarrazin mitgebracht, von denen er allerdings nur 39 vorführt. Sie zeigen Grafiken, Zeitleisten, Tabellen und jede Menge Zahlen. Keine Kopftuchmädchen-Rhetorik, keine Hartz-IV-Provokation. Einige Zuhörer sacken auf ihren Stühlen zusammen. "Wenn Sie jetzt einschlafen, ist das auch nicht schlimm", sagt Sarrazin. Die Sache mit dem Euro und Athen ist kompliziert. Alle, die sich ein Nickerchen im Festsaal gönnen, verpassen eine Abrechnung mit dem Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt. Die ist im Vokabular für sarrazinistische Verhältnisse zwar weitgehend harmlos, in der Sache jedoch umso schonungsloser. Der Referent aus Frankfurt bemängelt die Wirkungslosigkeit der Maastricht-Abmachungen, die nicht vorhandenen Verfahren zur Bekämpfung des Schulden-Wahnsinns - und das Fehlen einer funktionierenden Kontrolle der EU-Partner. All das habe er im Kleinen als Finanzsenator in Berlin auch erlebt, sagt Sarrazin. Damals habe auch keiner nachgeprüft, ob die Zahlen, die Bremen vorgelegt hat, tatsächlich stimmten. Egal, ob Bremen oder Griechenland - irgendwie scheinen sich die politischen Muster quer durch Hierarchien und Institutionen zu gleichen. Lesen Sie auf Seite 2, warum Griechenland nach Ansicht von Sarrazin auch bei großen Sparbemühungen und ansehnlichem Wirtschaftswachstum weiter im Schuldensumpf versinken wird.
Thilo Sarrazin analysiert die griechische Tragödie. Als Gast von CSU-Politiker Gauweiler gefällt sich der Bundesbanker als düsterer Mahner.
https://www.sueddeutsche.de/geld/investment-oeko-das-geld-waechst-im-gruenen-besser-1.879782
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Investment Öko - Das Geld wächst im Grünen besser
00/05/2010
Geldanleger, die ein gute Investition tätigen wollten, hielten sich bisher eher an traditionelle Ideen und Portfolios - von einem philanthropischen Ansatz war da selten die Rede. Das könnte sich bald ändern. Schon seit Jahren gibt es das so genannte "Greencapital", also grünes Geld - das sind Fonds und Anlagemodelle, die sich speziell mit Umwelttechnologien befassen. Vor allem die neue Sensibilität für das Klima und ein gesteigertes Umweltbewusstsein beflügeln diesen Markt. Die Großen sind schon lang dabei Der Bundesverband Erneuerbare Energien rechnet vor, dass 2006 die Stromproduktion aus ökologischen Quellen 71,5 Milliarden Kilowattstunden betrug - das sind immerhin 11,6 Prozent des Bruttostromverbrauchs der Bundesrepublik. Der Energiemarkt wird allerdings immer mehr von den "Großen" der Branche erobert. Vor allem Wind- und Solarkraftanlagen werden von Eon und anderen Energieriesen aufgekauft. "Die großen Energiebetreiber kaufen schon seit einiger Zeit diese ökologischen Technologien ein - es wird nur nicht von der Öffentlichkeit so sehr wahrgenommen", sagt Jörg Weber, Chefredakteur des Onlineinformationsportals EcoReporter. Viele dieser teuren Wind- und Solarkraftprojekte wurden vor einigen Jahren mit Investitionsgeldern von Privatanlegern finanziert. Als sie fertig gestellt waren, verkaufte man sie an zahlungskräftige Kunden. Neue Technologien als Zugpferd Schon öfter sind Öko-Geldanlagen ein wichtiges Wirtschaftsthema gewesen. "Es hielt sich aber nie lang genug für einen richtigen Trend", sagt Experte Weber. Jetzt könnte es anders sein. "Es gibt im Augenblick sehr viele junge Unternehmen, die lösen einen richtigen Boom aus", erzählt Andrew Murphy vom Anlageberater Murphy&Spitz. Ein Privatkunde kann schon mit 10.000 Euro eine lukrative Investition tätigen und sich dann etappenweise nach oben arbeiten. In den vergangenen acht Monaten war eine Wertsteigerung von etwa zwölf Prozent beim "Green Capital" zu beobachten gewesent. Dabei seien allerdings nicht unbedingt traditionelle Bereich wie die Energiegewinnung betroffen, sondern vor allem neue Entwicklungen, so Experte Murphy: "Solarkühlung ist ein großer Renner", führt er aus, "es geht hier eher um kleine Teilmodule als um große Gesamtprojekte". Nachdem es bei Titeln der reinen Wind- und Solarenergie eine gewisse Überhitzung des Marktes, weichen die Anleger aus - sie interssieren sich vor allem für Neuentwicklungen. Gewinner sind die Technologiehersteller Aus den USA wird bald eine Welle von billigem Ökostrom erwartet, der auf den internationalen Markt kommt. Das dürfte den Strompreis nach unten drücken. Der Gewinner dabei ist für Berater Murphy der Herstellermarkt : "Deutsche Technologie ist auf dem Gebiet sehr weit. Die Internationalen Anleger scheinen darauf zu vertrauen." Im Ausland sind schon Rentenfonds auf diesen Zug aufgesprungen und pumpen viel Geld in diesen Wirtschaftszweig. Journalist Weber: "Das Geld ist da, eher mangelt es an interessanten Projekten, in die es sich zu investieren lohnt." Für ihn liegen die neuen Trends hauptsächlich im Bioenergie- und Biokraftstoffmarkt. Auch könnte ein Arbeitskräftemangel den Boom etwas bremsen. Die Elektrizitätswerke Schönau, führend auf dem Gebiet der Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen, leiden offenbar schon heute am Fachkräftemangel. "Aber das sind ja immer Zyklen, die sich einpegeln", sagt Weber.
Gut Geld verdienen und Umweltschutz fördern - Investitionen in "Green Capital" sind ein rentables Geschäft.
https://www.sueddeutsche.de/geld/finanzfirmen-auf-kundenfang-zwielichtige-geschaefte-am-telefon-1.879786
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Finanzfirmen auf Kundenfang - Zwielichtige Geschäfte am Telefon
00/05/2010
"Herzlichen Glückwunsch", spricht die freundliche Stimme ins Telefon. "Sie haben kürzlich bei einem Preisausschreiben mitgemacht. Für den ersten Preis hat es leider nicht gereicht, aber sie haben eine kostenlose Wirtschaftsprüfung gewonnen. Am besten wir machen gleich einen Termin aus." Tausende solcher Telefonate hat Bastian Müller (Name geändert) geführt. Drei Jahre lang arbeitete er für eine Versicherungsfirma, die per Telefon ihren Kundenkreis erweitern wollte. Im Idealfall besuchte Müller seine Gesprächspartner nach dem Telefonat persönlich und vermittelte ihnen eine neue Police. Detailansicht öffnen Call Center haben zur Zeit viel Arbeit. Die Werbeanrufe sind jedoch verboten. (Foto: Foto: AP) Die Telefonmasche ist nicht neu, aber unheimlich erfolgreich. Viele kennen die lästigen Anrufe, mit denen Gewinne, günstige Telefonverträge, ausgeklügelte Steuersparmodelle oder Versicherungsverträge angeboten werden. Müller sagt, die Policen seiner Firma seien einwandfrei. Häufig beinhalten die Lockanrufe lediglich leere Versprechungen. Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Mehrere Gerichtsurteile haben die Telefonakquise für illegal erklärt - egal, ob der Anruf in betrügerischer Absicht erfolgt oder über ein seriöses Produkt informieren soll. Im Juli 2004 wurde das Verbot ausdrücklich ins Gesetzbuch geschrieben. Aufträge für Call Center Doch seit das Verbot Gesetz ist, gibt es sogar noch mehr Werbeanrufe als vorher. Die Verbraucherschützer sind ratlos. "Bisher konnten wir das Problem nicht in den Griff bekommen", gibt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg zu. Sie erklärt die Telefonoffensive der Marketingstrategen mit dem Boom der Call-Center-Branche. Bundesweit gibt es heute 350.000 Arbeitsplätze in etwa 5500 Telefonzentralen. Pro Jahr verzeichnet der Wirtschaftszweig ein Wachstum von sieben Prozent. Mit der Akquise-Anrufe verdienen sie viel Geld. Die Trick-Telefonierer gehen durchaus raffiniert vor. Die Anrufer sind psychologisch geschult und kennen Kniffe, mit denen sie ihre Gesprächspartner fesseln. Vornehmlich abends oder am Wochenende wählen sie potentielle Kunden an. Die sind dann in der Regel gut zu erreichen.
Werbeanrufe per Telefon sind verboten, dennoch nutzen selbst renommierte Firmen die dubiose Marketingmethode. Verbraucherschützer sind ratlos.
https://www.sueddeutsche.de/geld/tchibo-abschied-von-der-massenware-1.908253
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Tchibo - Abschied von der Massenware
00/05/2010
Früher war die deutsche Hausfrau noch recht einfach zu überzeugen: 15 Jahre lang kam der nette, etwas füllige Herr im schwarzen Dreiteiler und mit Bowler auf dem Kopf übers Fernsehen direkt in die Wohnstube und versicherte treuherzig, weder Kosten noch Mühen zu scheuen, um für die Tchibo-Kunden die besten Bohnen der Welt einzukaufen. Der Marke Tchibo, so sollte Mr. Pithey vermitteln, konnte man vertrauen. Detailansicht öffnen Manches gibt es bei Aldi besser und billiger - Tchibos Angebote sind nicht mehr so beliebt wie früher. (Foto: Foto: dpa) Doch Mr. Pithey gibt es schon seit 30 Jahren nicht mehr. Heute hat Tchibo-Chef Markus Conrad viel Respekt vor der "Hausfrau mit dem Scanner-Blick", die durch die Tchibo-Filiale streift und sekundenschnell zwischen Neuem und Altbekanntem unterscheidet. Sie sucht dort nicht etwa Kaffee, sondern Toaster, Bettwäsche oder Puschen, möglichst billig natürlich. Zu viele Ladenhüter In den letzten Jahren, weiß Conrad, haben Kunden beim Scannen der Regale aber allzu viele Ladenhüter entdeckt. Und schlimmer noch: Sie fanden dort allerlei, was sie auch schon bei Aldi gesehen hatten. Einst stand die Marke Tchibo für das Besondere, aber das stimmt offenbar nicht mehr. Der Kaffee, die Wurzel des Hamburger Familienunternehmens, spielt eine Nebenrolle. Seit Jahresbeginn ist Conrad als Sprecher des Vorstands der Tchibo GmbH damit beschäftigt, die Flurschäden einer wilden Expansion zu beseitigen. "Wir haben uns vom Kern entfernt und dadurch dem Wettbewerb angenähert", sagt er im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Das Geschäft mit Konsumgütern wurde so strapaziert, dass schließlich der Name Tchibo auch für Massenware stand und das Unternehmen nun auf einem Berg von Restposten sitzt. Künftig Knappheit statt Überfluss Künftig soll wieder Knappheit statt Überfluss das Angebot bestimmen. Das Ergebnis wird sein, dass der Umsatz in diesem Jahr stagniert und das Ergebnis schrumpft, sagt Conrad. 2005 war der Umsatz mit Kaffee und Gebrauchsartikeln um sechs Prozent auf vier Milliarden Euro gewachsen, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stieg um 17 Prozent auf 380 Millionen Euro, was zum Teil auf eine Kaffee-Preiserhöhung zurückzuführen war. Eine Differenzierung zwischen Kaffee und dem so genannten Nonfood macht Tchibo nicht mehr. Doch auch im Stammgeschäft mit der braunen Bohne sieht Conrad erheblichen Restrukturierungsbedarf für den Marktführer. Im Schatten des expansiven Nonfood-Geschäfts sei der Kaffee etwas vernachlässigt worden. Mit fatalen Folgen, denn am Markt wuchs das Espresso-Segment zum Beispiel im vergangenen Jahr um 40 Prozent und das Segment mit den trendigen Pads um bis zu 80 Prozent - beides Sparten, in denen Tchibo nur schwach vertreten ist. Bessere Margen Das soll sich jetzt ändern - zu Gunsten besserer Margen. Denn der Filterkaffee macht zwar in den Menge 85 Prozent des Marktes aus, Espresso zehn Prozent und die Pads fünf Prozent. Aber bezogen auf die Margen ist das Bild genau umgekehrt. Beim Filterkaffee hat Tchibo als Marktführer einen Anteil von etwa 28 Prozent, beim Espresso aber nur von zehn Prozent. Conrads Ziel liegt bei 25 bis 30 Prozent. Außerdem werde Tchibo in den Pads-Markt einsteigen und strebe auch dort die Führung an. Die noch aus der Eduscho-Übernahme kommende Marke Gala soll "sehr zügig" ausgebaut werden und das komplette Sortiment anbieten.
Bei Tchibo müssen die Flurschäden einer wilden Expansion behoben werden: Jetzt heißt es Schrumpfen für bessere Margen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/kampf-gegen-spekulanten-560-milliarden-fuer-klamme-euro-staaten-1.941498
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Kampf gegen Spekulanten - 560 Milliarden für klamme Euro-Staaten
00/05/2010
Die Euroländer wollen ihre gemeinsame Währung mit einem Hilfspaket im Umfang von 560 Milliarden Euro gegen Spekulanten verteidigen. Wie am Sonntagabend aus Kreisen der EU-Staaten verlautete, sollte das Programm noch vor Öffnung der Finanzmärkte am Montagmorgen bekanntgegeben werden. Detailansicht öffnen Die Euroländer wollen die Angriffe gegen den Euro abwehren - mit unvorstellbar viel Geld. (Foto: Foto: AFP) Es ähnelt dem Rettungsschirm für die Banken, wie ihn die Bundesregierung und zahlreiche andere Staaten nach dem Ausbruch der Weltfinanzkrise im Herbst 2008 aufgespannt hatten. Die Koalitionsspitzen in Berlin wollten noch in der Nacht über das neue Programm beraten. Nach Angaben aus den Kreisen umfasst das Paket zunächst 60 Milliarden Euro, die die EU-Kommission direkt aus dem Gemeinschaftshaushalt zur Verfügung stellen wird. Womöglich muss sie dafür Geld auf den Kapitalmärkten aufnehmen. Hinzu kommen bilateralen Kredite und Garantien der Euroländer sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Volumen von bis zu 500 Milliarden Euro, die als zweite Verteidigungslinie dienen sollen. Die genaue Aufteilung der Mittel stand zunächst noch nicht fest, im Gespräch war ein Anteil von etwa 350 Milliarden Euro für die Euro-Staaten und von 150 Milliarden Euro für den IWF. Auf die Bundesregierung könnten damit Bürgschaften in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro zukommen. "Kraftvolles Signal" Begründet wurde das Rettungspaket damit, dass nach Griechenland in den vergangenen Tagen mehrere andere Staaten an den Finanzmärkten erheblich unter Druck geraten seien. Der schwedische Finanzminister Anders Borg bezeichnete die Spekulanten als "Wolfsrudel", die die "schwächeren Länder zerreißen werden", wenn sie nicht gestoppt würden. Als nächste mögliche Opfer der Spekulation gelten Portugal, Spanien und womöglich Italien. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sei deshalb zu dem Schluss gekommen, dass den Märkten über das Hilfspaket für Griechenland hinaus ein "kraftvolles Signal" gegeben werden müsse. "Die Märkte testen, ob die Euro-Zone handlungsfähig ist, und wir geben die entsprechende Antwort", hieß es in Koalitionskreisen. Die Bundesregierung werde schon in Kürze ein Gesetz in den Bundestag einbringen, das dafür sorge, dass Deutschland einen "ganz wesentlichen Beitrag" zum Rettungsschirm der EU-Länder leisten könne. Merkel hatte am Samstag nicht nur mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy über das Paket beraten, sondern auch mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Euroländer, die Hilfen der Partner erhalten wollen, müssen nach Angaben aus den EU-Kreisen schon im Vorfeld eigene Sparanstrengungen unternehmen und im Anschluss ein strenges Sanierungsprogramm mit dem IWF aushandeln. Die Bundesregierung verlangt zudem, dass der Europäische Stabilitätspakt verschärft wird, damit Krisen in Zukunft möglichst vermieden, zumindest aber besser handhabbar gemacht werden können.Über die Einzelheiten berieten am Sonntagabend die EU-Finanzminister. Im Kanzleramt tagte eine Krisenrunde mit mehreren Ministern.
Die EU befürchtet das Schlimmste: Mit gigantischen Summen wollen die Euro-Länder die Gemeinschaftswährung vor Spekulanten retten.
https://www.sueddeutsche.de/geld/bgh-urteil-lebensversicherung-enterbte-erben-bekommen-mehr-geld-1.935041
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BGH-Urteil: Lebensversicherung - Enterbte Erben bekommen mehr Geld
00/05/2010
Gesetzliche Erben können künftig mehr von Lebensversicherungen profitieren, als dies bislang der Fall war. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am Mittwoch seine Rechtsprechung geändert und den Wert der Lebensversicherung höher angesetzt als bisher. Detailansicht öffnen Auch wenn es ein Testament gibt, können Kinder und Ehepartner in aller Regel nicht vollständig enterbt werden. (Foto: Foto: dpa) Danach gilt jetzt der Rückkaufswert der Lebensversicherung als Berechnungsgrundlage, nicht mehr allein die Prämien, die der Erblasser in seine Lebensversicherung eingezahlt hatte. Der Rückkaufswert liegt in der Regel höher als die reinen Prämienzahlungen. Im konkreten Fall hatte ein Vater seinen einzigen Sohn enterbt und seinen Bruder zum Alleinerben eingesetzt. Auch seine im Jahr 1995 abgeschlossene Lebensversicherung sollte seinem Bruder zukommen. Als der Vater 2003 starb, wurde diesem die Versicherungssumme über 41.000 Euro ausgezahlt. Der übergangene Sohn verlangte nun vom Onkel den Pflichtteilsergänzungsanspruch. Kinder und Ehepartner können nämlich in aller Regel nicht vollständig enterbt werden, sondern haben einen Pflichtteilsanspruch. Der beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs. Hat der Erblasser zu Lebzeiten Schenkungen an Dritte gemacht, können die Pflichtteilsberechtigten von den Beschenkten ihren Anteil fordern. Der Sohn verlangte nun von seinem Onkel seinen Pflichtteil aus den ausgezahlten 41.000 Euro. Oberlandesgericht prüft konkreten Anspruch Die Berechnungsgrundlage war bisher umstritten. Früher galt in der Rechtsprechung, dass ein Pflichtteilsberechtigter seinen Anteil nicht aus der ausgezahlten Versicherungssumme fordern könne, sondern nur aus den zu Lebzeiten gezahlten Versicherungsprämien des Erblassers. Im konkreten Fall hatte der verstorbene Vater lediglich 18.000 Euro Prämien eingezahlt. In jüngster Zeit wurde die Berechnungsgrundlage unterschiedlich beurteilt. Einige Gerichte wollten die gesamte Versicherungssumme zugrunde legen, andere weiterhin nur die Prämieneinzahlungen. Der für das Erbrecht zuständige IV. Zivilsenat entschied sich für den Mittelweg. Entscheidend sei in der Regel der Rückkaufswert der Lebensversicherung am Todestag. Denn der Erblasser habe seinem Bruder zu Lebzeiten den Wert geschenkt, den die Versicherung an seinem Todestag hatte. Die volle Lebensversicherungs-Summe könne dagegen nicht Basis sein. Denn die werde erst mit dem Tod fällig und gehöre folglich nicht zu dem zu Lebzeiten an Dritte verschenkten Vermögen des Erblassers. Wie viel der übergangene Sohn nun konkret erhält, muss das Oberlandesgericht Düsseldorf prüfen. Das muss den Rückkaufswert der Versicherung am Todestag feststellen und daraus seinen Anteil berechnen. Auch ein zweiter Fall, in dem die Lebensversicherung die zweite Frau erhielt und die Kinder aus erster Ehe nichts, wurde zur Neuberechnung zurückverwiesen. In den vorliegenden Fällen ging es jeweils um enterbte Söhne aus Berlin und Nordrhein-Westfalen.
Wegweisendes Urteil: Enterbte Kinder können künftig höhere Pflichtteilszahlungen erwarten - wenn der Verstorbene eine Lebensversicherung hatte
https://www.sueddeutsche.de/geld/nur-wenige-produkte-wirklich-empfehlenswert-teure-fehler-bei-privatrente-1.879648
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Nur wenige Produkte wirklich empfehlenswert - Teure Fehler bei Privatrente
00/05/2010
Wer sich vor dem Abschluss einer privaten Rentenversicherung genau informiert, kann im Alter mehrere tausend Euro gutmachen. Wie die Stiftung Warentest am Dienstag mitteilte, liegen Welten zwischen "sehr guten" und schwachen Angeboten. So kann man aus einer Sparsumme von 100 Euro pro Monat über 30 Jahre eine monatliche Rente von bis zu 360 Euro machen - oder aber mit nur 240 Euro abgespeist werden. Detailansicht öffnen Wer die richtige Rentenversicherung auswählt, kann im Alter mehrere tausend Euro gutmachen. (Foto: Foto: ddp) Wenige Bestnoten verteilt Von 55 getesteten Produkten für Männer und Frauen erreichte nur jedes elfte die Bestnote, wie der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest, Hermann-Josef Tenhagen, berichtete. Ganz vorne lagen demnach die Anbieter CosmosDirekt, Interrisk, WGV, Debeka und Europa. Mit einem schwachen "ausreichend" fanden sich unter anderem die Produkte der Victoria, AachenMünchener, BBV und Inter am Ende des Felds. Warentest hatte ausschließlich Versicherungen bewertet, die eine lebenslange Rente garantieren. Die Prognose, wie viel Geld im Alter fließt, umfasst eine garantierte Summe sowie die erwarteten Gewinnanteile. Unterstellt wurde bei dem Test, dass die Versicherung im Alter von 35 Jahren abgeschlossen wird und über 30 Jahre hinweg jeweils 1200 Euro fließen. Bewertet wurden die Höhe der garantierten Rente, die von den Versicherern erwirtschaftete Rendite sowie die Übersichtlichkeit der Informationen vor Vertragsschluss. Ein "sehr gut" erhielten Versicherer demnach, wenn sie bei der genannten Sparsumme für Frauen eine Rente von 200 Euro und für Männer mindestens 216 Euro im Monat garantierten - Frauen erhalten wegen ihrer längeren Lebenserwartung immer eine geringere monatliche Auszahlung. Kein "Renditeknüller" Konnten die Anbieter weniger als 185 Euro für Frauen oder 199 Euro für Männer garantieren, wurde dies mit "mangelhaft" bewertet. Bei der Rendite gab es für weniger als vier Prozent "mangelhaft", für mehr als 5,8 Prozent pro Jahr hingegen "sehr gut". Tenhagen wies darauf hin, dass private Rentenversicherungen nicht unbedingt für jeden empfehlenswert sind. Sie seien kein "Renditeknüller". Falls wegen längerer Arbeitslosigkeit oder sonstiger Schwierigkeiten die verabredeten Raten nicht fließen, könnten sie sogar ein richtig schlechtes Geschäft werden. Denn die Raten der ersten Jahre gingen zum Großteil für die Provisionen der Verkäufer drauf.
Wer sich beim Abschluss einer privaten Rentenversicherung schlecht informiert, verschenkt unter Umständen Tausende von Euro.
https://www.sueddeutsche.de/geld/riester-versicherung-gut-fuer-treue-sparer-1.910303
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Riester-Versicherung - Gut für treue Sparer
00/05/2010
Rentenversicherungen sind die am besten verkauften Verträge der staatlich geförderten Altersvorsorge. Mehr als 5,5 Millionen Kunden haben inzwischen eine klassische Riester-Rentenversicherung. Klassisch meint, die Sparer erhalten eine Zinsgarantie von 2,25 Prozent auf den Sparanteil im Beitrag. Und ihr Geld fließt überwiegend in sichere Kapitalanlagen. Finanztest hat 35 dieser Verträge genau untersucht und miteinander verglichen. Zwei haben mit dem Qualitätsurteil "sehr gut" und acht mit "gut" abgeschnitten. Detailansicht öffnen Gleiche Rente für Mann und Frau Testsieger sind die Angebote von Cosmos Direkt und Hanse Merkur. Beide überzeugen besonders mit ihrer Rentenzusage, die mit 50 Prozent Gewicht ins Qualitätsurteil einging. Für Riester-Produkte hat der Gesetzgeber Unisex-Tarife vorgegeben. Das heißt zwischen Männern und Frauen gibt es beim Ansparen und bei der Auszahlung keine Unterschiede. Unterschiede bei garantierter Rente Als Beispiel haben die Tester einen Riester-Sparer ohne Kinder gewählt, der Ende dieses Jahres seinen 40. Geburtstag feiert. Brutto verdient er im Jahr 30 000 Euro. Für 2007 zahlt er einen Jahreseigenbeitrag von 786 Euro. Dafür bekommt er 114 Euro Grundzulage. Diese Zulage ist der staatliche Zuschuss, den er auf Antrag bekommt. Von Jahr 2008 an spart er immer 1 046 Euro jährlich, dazu kommen 154 Euro Zulage. Ab 65 Jahren will der Modellkunde die lebenslange Rente beziehen. Trotz standardisiertem Modellfall bieten ihm die Versicherer eine ganz unterschied­lich garantierte Rente. Die Zulagen eingerechnet lagen die Rentenzusagen zwischen monatlich 159 Euro und nur 130 Euro. Die Cosmos Direkt kam auf 151 Euro, die Hanse Merkur auf 152 Euro. Überschüsse kommen dazu Im Gegensatz zur garantierten Rente sind die zusätzlichen Anteile aus Überschüssen dem Kunden nicht sicher. Diese Überschüsse hängen weitgehend vom Erfolg des Versicherers am Kapitalmarkt ab. Bewertet haben die Tester, wie viel eine Gesellschaft mit Guthaben, das den Sparern zuzurechnen ist, in den vergangenen drei Jahren erwirtschaftet hat. Die beiden Testsieger bekamen für ihren Anlageerfolg ein "gut". Spitzenreiter hier ist die Debeka mit einer Rendite von durchschnittlich 5,8 Prozent pro Jahr. Dagegen brachte es die Itzehoer nur auf 4 Prozent. Im Alter bringen solche Differenzen richtig Geld. Die Debeka prognostiziert dem Modellkunden mit 215 Euro Gesamtrente plausibel 50 Prozent Aufschlag auf die Garantierente inklusive staatlicher Zulagen. Die Itzehoer dürfte das nach Betrachtung der vergangenen drei Jahre bei weitem nicht erreichen. Ein unflexibles Produkt Die Riester-Rentenversicherung braucht den disziplinierten Sparer. Denn die Kunden lassen sich oft mit Vertragsschluss auf hohe Abschlusskosten für den Vermittler ein. Einen vorzeitigen Ausstieg oder Umstieg zu einem anderen Anbieter müssen sie teuer bezahlen. Diese Kosten werden nämlich oft nur über die ersten fünf Jahre verteilt in voller Höhe von den Kundenbeiträgen abgezogen. Wer wechselt, hat viel zu viel für Kosten ausgegeben. Wer dagegen bis zum Ende der Vertragslaufzeit durchhält, kann bei "sehr guten" und mit Abstrichen bei "guten" Angeboten eine attraktive Zusatzrente bekommen. Kunden werden nicht nach Wunsch beraten Testkunden haben bei verdeckten Erhebungen festgestellt, dass die Angaben der Anbieter teilweise sehr unübersichtlich sind und mit den Kundenwünschen nicht übereinstimmen. Häufig sind ihnen trotz ihres ausdrücklichen Wunsches, keine Fonds-Investments abzuschließen, genau diese angeboten worden.
Wer Disziplin mitbringt, kann mit einer Riester-Rentenversicherung sinnvoll sparen. Doch die Qualität der Offerten unterscheidet sich erheblich.
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TecDax auf Rekordkurs - Der Aufstieg des Sonnen-Index
00/05/2010
Es war ein schwieriger Anfang. Als die Deutsche Börse den TecDax im März 2003 ins Leben rief, wollten die meisten Anleger von Technologiewerten nichts mehr wissen. Zu viele hatten mit High-Tech- und Internetaktien am Neuen Markt, dem damaligen Börsensegment für junge Wachstumsunternehmen, viel Geld verloren. Heute, gut vier Jahre später, hat sich der TecDax als Erfolgsgeschichte entpuppt: Am Montag sprang der Nachfolgeindex für den Nemax 50, der den in Schimpf und Schade untergegangenen Neuen Markts einst repräsentierte, erstmals über die Schwelle von 1000 Punkten. Das liegt nicht zuletzt am Boom der Sonnenenergiewerte. Der TecDax ist auf Aufholjagd. Zunächst hinkte er den großen Geschwistern Dax und MDax hinterher. Doch der Abstand ist seit Gründung des TecDax am 24. März 2003 deutlich geringer geworden: So legte der Deutsche Aktienindex (Dax) in diesem Zeitraum mit einem Plus von etwa 214 Prozent nur wenig mehr zu als der TecDax mit einem Gewinn von 199 Prozent. Größer ist die Differenz zum MDax. Der Mittelwerte-Index gewann in den vergangenen viereinhalb Jahren immerhin knapp 280 Prozent. In diesem Jahr hat sich die Reihenfolge aber verschoben. Seit Anfang Januar hat der TecDax fast 35 Prozent an Wert gewonnen, viel mehr als Dax (+ 21 Prozent) und MDax (+ 14 Prozent). Keine Blase bei Solarwerten erwartet Die überdurchschnittlich starken Kursgewinne des Technologieindex führt Fondsmanager Peter Conzatti von der Fondsgesellschaft Lupus alpha in erster Linie auf die hervorragende Entwicklung der Aktien zurück, die im Geschäftsfeld erneuerbare Energien tätig sind. Dazu zählen die fünf Solartitel Conergy, Ersol, Q-Cells, Solarworld und Solon zusammen mit dem Windenergie-Produzenten Nordex. Das Sextett hat allein einen Anteil von etwa 36 Prozent am TecDax, den manche Beobachter deshalb bereits als SunDax, als Sonnen-Index bezeichnen. "Dieses Übergewicht führt bei der Berechnung des Index zu gewissen Verzerrungen", sagt Conzatti, der bei Lupus alpha für die Anlage in deutsche Kleinst- und Mittelwerte verantwortlich ist. Dieser Trend könnte sich in Zukunft sogar noch verstärken, wenn der Ölpreis weiter anzieht. Eine Blase wie bei vielen Internet- und Medienwerten am Neuen Markt sieht der Fondsmanager bei den Solarwerten aber nicht. "Die Unternehmen machen Gewinne und erzielen teilweise Umsatzsprünge von 100 Prozent und mehr", sagt Conzatti. Die Anbieter von regenerativen Technologien müssten es allerdings in den nächsten Jahren schaffen, bei einem Wegfall der Subventionen am Markt die Basis für wettbewerbsfähige Strompreise zu schaffen. Wie sehr der Aufstieg des TecDax vom Solarboom abhängt, zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung der anderen Mitglieder. Von den 30 Titeln weisen seit Jahresanfang immerhin neun ein Minus auf. Teilweise kam es zu erheblichen Verlusten wie etwa bei GPC Biotech, die sich um mehr als die Hälfte verbilligten, weil die für August erhoffte Zulassung eines Prostatakrebsmittels nicht erfolgte. Die meisten Experten sehen den TecDax weiter im Aufwärtstrend. So könnten 2008 gerade kleinere Firmen stärker als Dax-Konzerne von der Senkung der Unternehmenssteuern profitieren, weil sie ihre Gewinne zum Großteil noch hierzulande versteuern. Aber selbst wenn der Index weiter steigen sollte, wird er den Rekord seines Vorläufers so schnell wohl nicht erreichen. Der Nemax 50 notierte am 10. März 2000 bei 9632 Punkten - dann begann sein Niedergang.
Der Technologie-Index TecDax profitiert vom Boom der Solarwerte und knackt erstmals die Marke von 1000 Punkten. Der hohe Ölpreis verstärkt den Trend.
https://www.sueddeutsche.de/geld/steuer-enkel-sollen-weniger-erbschaftsteuer-zahlen-1.769616
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Steuer - Enkel sollen weniger Erbschaftsteuer zahlen
00/05/2010
In der Großen Koalition wird erwogen, die Erbschaftsteuer für die engsten Familienangehörigen spürbar zu senken. Davon profitieren würden vor allem Enkel, die bisher im Vergleich zum Ehepartner oder zu den Kindern des Verstorbenen schon auf vergleichsweise geringe Erbschaften Steuern zahlen müssen. Hintergrund der Überlegungen ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Ende Januar. Es führt dazu, dass vor allem auf Häuser und Grundbesitz spätestens von 2009 an mehr Erbschaftsteuer erhoben werden muss. Nach einer Vereinbarung von Union und SPD soll es jedoch bei dem bisherigen Steueraufkommen von etwa vier Mrd. Euro pro Jahr bleiben, das allein den Ländern zusteht. Deshalb müssen die Steuersätze sinken oder die Freibeträge steigen. Die Union will nun erreichen, dass die Steuersenkungen nicht allen Erben, sondern in erster Linie den engsten Familienangehörigen zugute kommen. "Wir wollen die Steuersätze für die direkten Angehörigen senken oder die Freibeträge erhöhen oder beides tun", sagte der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt, der Süddeutschen Zeitung. Bislang kann der Ehepartner eines Verstorbenen mit einer Kombination aus dem persönlichem Freibetrag und dem sogenannten Versorgungsfreibetrag bis zu 563.000 Euro steuerfrei erben. Bei Kindern greift der Fiskus je nach Alter bei Beträgen oberhalb von 205.000 bis 257.000 Euro zu. "Das Pferd nicht von hinten aufzäumen" Enkelkinder hingegen müssen sich bislang mit einem persönlichen Freibetrag von 51.200 Euro begnügen. "Diese starke Unterscheidung trägt der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte nicht Rechnung. Die Menschen werden immer älter, und immer häufiger vermachen sie zumindest Teile ihres Hab und Guts nicht mehr den oft ebenfalls schon betagten eigenen Kindern, sondern deren Nachkommen", sagte Bernhardt. "Deshalb wollen wir den Freibetrag für Enkelkinder mindestens auf 100.000 Euro verdoppeln." Die SPD hält ein solches Modell für denkbar, warnt aber vor überhasteten Beschlüssen. "Ich kann dem Gedanken etwas abgewinnen, wir sollten das Pferd aber nicht von hinten aufzäumen", sagte der rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel der SZ. "Es sind noch so viele technische und verfassungsrechtliche Fragen offen, dass gar nicht klar ist, wie viel Spielraum am Ende für eine Erhöhung der Freibeträge besteht." Das gilt um so mehr, als Union und SPD parallel die Frage erörtern müssen, ob das geplante Gesetz zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge nach dem Urteil der Karlsruher Richter angepasst werden muss. Der entsprechende Regierungsentwurf liegt derzeit auf Eis, da es große technische Probleme gibt. Die Reform sieht einen jährlichen zehnprozentigen Erlass der Erbschaftsteuerschuld vor, wenn ein Firmenerbe den Betrieb fortführt. Nach zehn Jahren wären damit alle Ansprüche des Staats erloschen. Die Arbeitsgruppe von Bundesregierung, Bundestag und Bundesländern wird ihre Arbeit in Kürze aufnehmen. Geleitet werden soll sie von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, Barbara Hendricks (SPD), und Baden-Württembergs Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU). Angesichts der Brisanz des Themas sei es aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Kommission noch "eine Etage höher" angesiedelt werde, sagte Bernhardt.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung plant die Koalition, engste Familienangehörige besserzustellen. Allerdings warnt die SPD vor überhasteten Beschlüssen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/archaisch-und-undemokratisch-putin-ruegt-welthandels-organisationen-1.769346
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"""Archaisch und undemokratisch"" - Putin rügt Welthandels-Organisationen"
00/05/2010
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die internationalen Wirtschaftsorganisationen als "archaisch, undemokratisch und unflexibel" bezeichnet. Dies gelte generell für Strukturen in der heutigen Welt, deren Organisationen auf eine kleine Zahl von Mitgliedern ausgerichtet seien, sagte Putin am Sonntag auf dem Internationalen Wirtschaftsforum von St.Petersburg. "Das ist eindeutig am Beispiel der Welthandelsorganisation WTO und der Doha-Runde zur Liberalisierung des Welthandels zu sehen, die in ernsthaften Schwierigkeiten ist, um es nett auszudrücken", betonte der Staatschef. Viele der WTO-Gründerstaaten handelten selber protektionistisch, kritisierte er. Putin sprach sich für Alternativen aus, die die Interessen von Entwicklungs- und Schwellenländern begünstigten. Er schlug außerdem die Gründung von "regionalen eurasischen Institutionen für den Freihandel" vor. Russland versucht seit Jahren, der WTO beizutreten, doch die Verhandlungen ziehen sich hin. Zum Abschluss sprach Russlands Präsident sich für eine größere Rolle regionaler Währungen in der Finanzpolitik aus. Die globalen Finanzmärkte würden zu sehr von "ein oder zwei Währungen" geprägt - eine Anspielung auf Dollar und Euro. An dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg nahmen die Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) sowie ranghohe Vertreter der Politik und Investoren teil, unter ihnen die Geschäftsführer von BP, Chevron, Coca-Cola und der Deutschen Bank. Auch der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hielt eine Rede. Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew kündigte eine Initiative zur Stärkung der GUS an. Unter anderem durch die Bildung einer Entwicklungsbank solle die Region zu "einer der wichtigsten der Welt" werden. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Sergej Iwanow kündigte eine Diversifizierung der von Öl- und Gasexporten geprägten Wirtschaft an. Russland werde bis 2020 mindestens zehn Prozent der weltweiten Produktion in der Atomkraftnutzung, in Luft- und Raumfahrt, Schiffsbau, Software und Nanotechnologie kontrollieren und zu den fünf größten Industrienationen gehören, sagte Iwanow, der als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Putins gilt. Demonstration bleibt friedlich Die russische Opposition nutzte das Forum, um mit einer Demonstration die Aufmerksamkeit der Forumsteilnehmer auf die Schwächen von Putins Wirtschaftskurs zu lenken. 2000 Gegner der Politik des Präsidenten demonstrierten in St. Petersburg. Auf der Abschlusskundgebung des Bündnisses unter der Führung des früheren Schachweltmeisters Garri Kasparow forderten sie ein "anderes Russland". Die Polizei griff nicht ein. Im April hatten Sicherheitskräfte in St.Petersburg und Moskau nicht genehmigte Demonstrationen gewaltsam aufgelöst.
Russlands Präsident fordert eine Öffnung der WTO und mehr Einfluss für Schwellenländer. Viele der Gründerstaaten handelten selber protektionistisch, so Putin.
https://www.sueddeutsche.de/geld/goldman-sachs-bekenntnisse-des-fabelhaften-fab-1.934784
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"Goldman Sachs - Bekenntnisse des ""fabelhaften Fab"""
00/05/2010
Die Sprache des Bankers ist zynisch, dreist und unverschämt. Und sie lässt tief in die verkommene Unternehmenskultur an der Wall Street blicken. In den USA sind am Wochenende bisher unveröffentlichte E-Mails des Goldman Sachs-Mitarbeiters Fabrice Tourre aufgetaucht. Detailansicht öffnen Banker von Goldman Sachs sollen Kunden faule Wertpapiere angedreht haben. (Foto: Foto: Reuters) Die Börsenaufsicht SEC hat Tourre und seinen Arbeitgeber wegen Anlagebetrugs verklagt. Die Bank und der Banker, der sich selbst den "fabelhaften Fab" nennt, sollen Klienten, darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB, faule Wertpapiere angedreht haben. Die nun ans Licht gekommenen E-Mails bestärken diesen Verdacht. Sein Chef habe ihm gesagt, das Immobiliengeschäft sei "vollkommen tot", schreibt Tourre im März 2007, als er die Anlageprodukte vom Typ Abacus zusammensetzte, die im Prinzip eine Wette auf eine positive Entwicklung des Häusermarktes waren. All die "armen kleinen sozialschwachen Kreditnehmer" würden das "nicht mehr all zu lange aushalten". Zerstörter Ruf In einer anderen E-Mail jubelt der heute 31-Jährige: "Mir ist es gelungen, ein paar Abacus-Papiere an Witwen und Waisen zu verkaufen, die ich am Flughafen getroffen habe." Gelegentlich wurde allerdings selbst der "fabelhafte Fab" nachdenklich: "Wir haben ein Ding erschaffen, das keinen Sinn erfüllt und hoch theoretisch ist." Das erinnere ihn an Frankenstein, der sich gegen seinen Schöpfer wende. Mit dieser Metapher sollte Tourre Recht behalten: Die Immobiliendeals haben sich gegen Goldman gewendet. Sie könnten zu empfindlichen Strafzahlungen führen und drohen, den Ruf des Instituts zu zerstören. Am Dienstag soll Goldman-Chef Lloyd Blankfein vor einem Senatsausschuss vernommen werden. Blankfein hatte bislang behauptet, nicht auf den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes spekuliert zu haben. Doch nun hat der Senat ein internes Schreiben des Goldman-Chefs veröffentlicht. "Natürlich sind auch wir nicht von dem Hypotheken-Chaos verschont geblieben", heißt es darin. Damit nicht genug: Dem Wall Street Journal zufolge verkauften fünf Goldman-Manager Unternehmensanteile, als sie von der Börsenaufsicht im Juli 2009 über die Ermittlungen in Kenntnis gesetzt wurden. Später trennten sie sich von Goldman-Aktien im Wert von 65,4 Millionen Dollar. Insiderdeal nennt man so etwas.
Die US-Börsenaufsicht wirft Goldman Sachs Anlagebetrug vor. Pikante E-Mails offenbaren nun die Verstrickungen der Banker.
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Wohnen auf dem Wasser - Das Ende der schwimmenden Schrebergärten
00/05/2010
Hausbootsiedlungen erwecken meist den Eindruck, als hätten ihre Besitzer die Moderne verschlafen. Karierte Vorhänge hinter kleinen Fenstern, Blumenrabatten, Holzaufbauten mit Giebeldächern und dekorative Rettungsringe, so liegen sie an bröckelnden Kaimauern. Bewohnt werden diese Kleingarten-Idyllen auf flüssigem Grund von Gunter Gabriel, der Kelly-Family und alternativen Studienräten. Aus billigen Wohnprovisorien nach dem Krieg sind emotionale Notunterkünfte für Menschen geworden, denen das Leben in der Stadt zu kalt und zu schnell ist. Detailansicht öffnen Ein Floating Home in Hamburg. (Foto: Foto: Klaus Frahm/Artur Architeturbilder) Soweit das romantische Vorurteil. Denn seit einigen Jahren bekommt die liebevoll renovierte Schute starke Image-Konkurrenz. Leben auf dem Wasser gilt neuerdings als elegante Lebensführung mit ökologischem Gewissensbonus. Die Suche des Immobilien-Sektors nach originellen Angeboten und die zeitweise Unterbeschäftigung der Architektenbranche haben den neuen Trend ebenso beflügelt wie die Prognosen des Klimawandels mit steigenden Wasserpegeln und die Diskussionen um vernünftige innerstädtische Verdichtung. Kein Badeatoll ohne Design Seit Ole von Beust (CDU) in Hamburg die politischen Geschäfte leitet, führt die Hansestadt eine massive Imagekampagne für den Wirtschaftsstandort Hamburg mit Stadtentwicklungsprojekten. Die Hafen-City und die Internationale Bauaustellung (IBA) in Wilhelmsburg zeugen von einem cleveren Imagetransfer aus den Bereichen Pop und linke Politik, mit dem die konservative Stadtregierung ihre Glaubwürdigkeit aufgemöbelt hat. Glamouröse Projekte wie die Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron oder das Science-Center von Rem Koolhaas demonstrieren selbstbewusste Internationalität. Doch erst flankiert durch ökologische Prinzipentreue und ernsthafte Bürgerbeteiligung, wie Hamburg sie bei der Umsetzung seiner Pläne behauptet, entsteht politische Seriösität, die ideologiefrei und innovativ wirkt.
Kühl, chic, ökologisch: Hamburg fördert das Wohnen auf dem Wasser und liegt damit im internationalen Trend.
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"""Perverses System"" - wenn ein Banker auspackt"
00/05/2010
In gut einem Monat beginnt sein Prozess. Höchste Zeit für Jérôme Kerviel, mit Interviews und einem Buch um Sympathien zu werben. Denn Banker wie er stehen gerade nicht hoch im Kurs, und es wäre verwunderlich, wenn die öffentliche Meinung nicht die Atmosphäre im Prozess beeinflussen würde. Detailansicht öffnen Viel Neues verrät der heute 33-jährige Kerviel in seinem Buch nicht. Sein Anwalt verspricht derweil schon "weitere Enthüllungen" für den Prozess. (Foto: Foto: Reuters) Für ihn, den ehemaligen Händler der Société Générale, steht viel auf dem Spiel. Um fünf Milliarden Euro soll er die französische Bank Anfang 2008 mit betrügerischen Geschäften gebracht haben. Das wirft ihm die Bank, aber auch die Staatsanwaltschaft vor, und darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft. Kerviel, 33, ist freilich anderer Meinung. Er hält sich für einen "Sündenbock" und für ein kleines Rädchen in einem kaputten System. Das Buch, das an diesem Mittwoch in Frankreich erscheint, trägt deswegen den Titel L'engrenage - Mémoires d'un trader, auf Deutsch: "Das Räderwerk - Memoiren eines Börsenhändlers". Auf 270 Seiten steht dort, was Kerviel seit zwei Jahren und in diesen Tagen vor allem auch in etlichen Interviews beteuert: "Ja, ich trage einen Teil der Verantwortung, aber ich bin nicht schuldig im strafrechtlichen Sinn. Was ich getan habe, war vielleicht nicht erlaubt, es war aber geduldet und sogar erwünscht von meinen Vorgesetzten und dem Topmanagement. Denn es brachte der Bank viel Geld." Vergleiche mit Prostituierten Kerviel gewährt in mehreren Kapiteln Einblicke in das Alltagsleben von Aktienhändlern, er erzählt von deren "abgeschottetem Dasein" und ihrer "Realitätsferne", von den "phänomenal großen Summen", mit denen sie in Sekundenschnelle jonglieren, und von der "Perversität" des Systems. Er bedient dabei auch Klischees. Zum Beispiel vergleicht er die Händler mit Prostituierten. Am Ende des Tages heiße es: "Zählerstand ablesen! Na, wie viel hast du heute gemacht? Ah, du warst heute eine gute Geldmaschine." Auf dem Buchtitel blickt der Bretone Kerviel ernst und abgehärmt. Er ist nicht der einzige entzauberte Börsenhändler, der aus seinem persönlichen Scheitern oder dem Absturz der Finanzmärkte Kapital schlagen will, indem er nun Insider-Geschichten in Buchform auftischt und sich zum Anwalt der Kritiker macht.
Frankreichs berüchtigtem Banker Kerviel drohen fünf Jahre Haft. Mit einem Enthüllungsbuch wirbt er um Sympathien.
https://www.sueddeutsche.de/geld/produkttest-citicard-index-sparbuch-der-citibank-1.769061
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Produkttest - Citicard Index Sparbuch der Citibank
00/05/2010
"Jetzt revolutioniert die Citibank das Sparen und verbindet die Sicherheit Ihres Sparbuchs mit den Chancen der Aktienmärkte." So wirbt die Citibank auf ihrer Internetseite. Und weiter heißt es da: "Das Citicard Index Sparbuch: So spart man heute." Dabei handelt es sich um ein Sparbuch ohne feste Grundverzinsung. Anleger erhalten stattdessen eine "attraktive Bonusgutschrift", wenn der Index für Standardaktien aus dem Euro-Land (der Euro Stoxx 50) im Vergleich zum Vormonat steigt. Fällt der Index in einem Monat, wirkt sich das nicht negativ auf die bisherige Einlage des Sparers aus. Der Sparer bekommt für diesen Zeitraum nur keine Zinsen. Die Citibank definiert den Bonus als "% Bonus p.a. bei 80 % Partizipation". Bei unkritischen Kunden könnte damit der Eindruck entstehen, dass eine Zunahme des Euro Stoxx 50 um zum Beispiel 5,0 Prozent innerhalb eines Monats, wie im Juli 2006, bei einer Partizipation von 80 Prozent einen Zinsbonus von 4,0 Prozent im Monat bedeutet. So suggeriert es auch eine Tabelle im Internet. Aber: Diese 4,0 Prozent beziehen sich auf das ganze Jahr - "% Bonus p.a. bei 80 % Partizipation". Der Zins wird jedoch monatlich verrechnet. Das heißt: Die Partizipation muss jedesmal noch durch zwölf geteilt werden. So schrumpft die 80-prozentige Partizipation am Index-Anstieg generell auf eine geringe 6,7-prozentige zusammen. Der Anleger erhält für den Juli 2006 folglich nur 0,33 Prozent. Aus 10 000 Euro wären konkret 10 033 Euro geworden statt 10 500 Euro, die dem Indexanstieg um 5,0 Prozent entsprochen hätten. Durchschnittsrendite 2005: 1,88 Prozent Daraus resultiert dann auch die geringe durchschnittliche Rendite pro Jahr. Diese gibt die Citibank für 2004 in der Fußnote mit 1,49 Prozent an. Der Euro Stoxx 50 ist im gleichen Zeitraum von 2721,57 Punkten auf 2955,11 Punkte geklettert - ein Plus von 8,6 Prozent oder fast sechsmal mehr Rendite, als das Citibank Index Sparbuch geboten hat. Für 2005 kommt es noch dicker: Die Durchschnittsrendite des Sparbuchs beträgt laut Citibank 1,88 Prozent. Der Index stieg von 2955,11 Punkte auf 3605,12 Punkte um rund 22 Prozent - knapp zwölfmal mehr. Kaum besser sind die aktuellen Renditen: So zog laut Citibank der Euro Stoxx 50 von Januar bis Ende August 2006 von 3605,12 auf 3806,81 Punkte an - immerhin 5,6 Prozent Plus. Aus 10 000 Euro wären demnach 10 560 Euro geworden. Dem steht beim Citibank Index Sparbuch nur ein Anstieg auf rund 10 107 Euro gegenüber. Die Sicherheit eines Sparbuchs ist beim Citibank Index Sparbuch wohl gegeben, und das Geldhaus informiert auf seiner Internetseite auch über die Renditen des Citibank Index Sparbuchs. "Revolutioniert" hat die Citibank das Sparen aber nicht gerade. "Attraktiv", wie es die Werbung suggeriert, sind diese Bonusgutschriften keineswegs. Sicherheitsorientierte Anleger sollten besser Top-Sparbücher und Spitzen-Tagesgeldkonten bevorzugen. Die haben in den vergangenen Jahren nahezu doppelt so viele Zinsen gebracht.
In der Werbung klingt das Produkt verlockend - doch in der Realität sind die Bonusgutschriften keineswegs attraktiv.
https://www.sueddeutsche.de/geld/finanzamt-teure-hilfe-1.879280
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Finanzamt - Teure Hilfe
00/05/2010
Finanzämter dürfen künftig für verbindliche Auskünfte an Steuerpflichtige Gebühren verlangen. Darauf weist der Neue Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL) in Berlin hin. Detailansicht öffnen Verbindliche Auskünfte des Finanzamtes kosten künftig Bares. (Foto: Foto: dpa) Eine entsprechende Neuregelung sehe das Jahressteuergesetz 2007 vor, das vom Bundestag in der vergangenen Woche beschlossen worden ist. Vorgeschlagen hatte die Gebührenpflicht der Bundesrat, der dem Gesetz jetzt noch zustimmen muss. Mindestens 100 Euro Die neue Gebühr ist laut NVL vom Antragsteller vorab zu begleichen und richte sich nach dem Gegenstandswert, den der Steuerpflichtige selbst zu ermitteln habe. Kann der Wert nicht bestimmt werden, greife eine Zeitgebühr. Diese beträgt nach Angaben des Verbandes 50 Euro je angefangene Stunde und mindestens 100 Euro. Unverbindliche Auskünfte, bei denen Steuerpflichtige jedoch keinen Rechtsanspruch auf die Richtigkeit haben, sollen dagegen weiterhin gebührenfrei bleiben. Der Pressesprecher des bayerischen Landesamtes für Steuern erklärt auf Anfrage von sueddeutsche.de den Charakter einer rechtsverbindlichen Auskunft: Derartige Anfragen würden meist von Unternehmen gestellt, die beispielsweise ein anderes Unternehmen erwerben wollten und die steuerlichen Auswirkungen zuvor prüfen ließen. Doch dies will Uwe Rauhöft, Geschäftsführer von NVL, so nicht gelten lassen. Zwar sei es korrekt, dass verbindliche Anfragen bisher nur von "sehr wenigen" Privatpersonen getätigt worden seien, doch er glaubt, dass der Bedarf steige. Wichtige Entscheidungshilfe "Vor allem für Investitionsentscheidungen von Privatpersonen wie Umbau des Arbeitszimmers oder den Ausbau eines Dachgeschosses zur Untervermietung sind verbindliche Anfragen beim Finanzamt eine wichtige Entscheidungshilfe." Der NVL wies auch darauf hin, dass auf Grund der Komplexität des Steuerrechts mit einer steigenden Zahl von Anträgen zu rechnen sei. Gerade vor dem Hintergrund der erst kürzlich beschlossenen Einschränkung des Abzugs von Steuerberatungskosten kritisiert der Verband die Gebührenpflicht: Das Steuerrecht werde immer komplizierter, und viele Menschen seien auf Rat angewiesen. Verbindliche Auskünfte des Finanzamtes dürften nicht kostenpflichtig sein, denn schließlich gehe es darum, die Auffassung der zuständigen Finanzbehörde zum eigenen Besteuerungssachverhalt zu erfahren.
Ein kleiner Passus im Jahressteuergesetz 2007 stiftet Verwirrung: Kostet eine Anfrage beim Finanzamt künftig Geld?
https://www.sueddeutsche.de/geld/zoff-um-datenschutz-bei-ec-karten-die-supermarkt-spione-1.940565
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Zoff um Datenschutz bei EC-Karten - Die Supermarkt-Spione
00/05/2010
Bargeldloses Zahlen ist eine praktische Sache. Kein mühsames Rumgefummel mit einzelnen Cent-Stücken, keine Diskussionen mit der Kassiererin um falsch rausgegebenes Wechselgeld. Bargeldloses Zahlen kann aber auch eine gefährliche Sache sein, sagen die Konsumentenschützer vom Bundesverband der Verbraucherzentralen - besonders für Kunden der Handelskette Famila. Detailansicht öffnen Bargeldloses Zahlen kann eine gefährliche Sache sein - wenn Kunden mit EC-Karte und Unterschrift zahlen. (Foto: Foto: ddp) Ein Viertel des Gesamtumsatzes im deutschen Einzelhandel wird mit EC-Kartenzahlung abgewickelt, Tendenz stark steigend. Die Kunden kennen dabei meist zwei verschiedene Varianten: Entweder tippen sie ihre Geheimzahl direkt in das Gerät an der Kasse. Oder sie bekommen den Beleg zur Unterschrift vorgelegt - und das sei in vielen Fällen der Anfang allen Ärgers, kritisieren die Verbraucherschützer. Denn die meisten Kunden hätten gar keine Zeit, genau zu lesen, was sie denn da eigentlich unterschreiben, heißt es beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Zerknirschter Händler Bei Famila aber stünde auf dem Zettel weit mehr als bloß die Freigabe der Zahlung: Dass man einverstanden sei, dass die Kontodaten an Dritte weitergereicht würden, zum Beispiel. Wer genau auf welche Daten Zugriff bekomme, sei auf dem Zettel nicht ersichtlich, kritisiert die zuständige VZBV-Juristin Jana Brockfeld. Die Verbraucherschützer reichten deshalb Klage beim Kieler Landgericht ein: wegen missbräuchlicher Verwendung von Kundendaten. Bei Famila gab man sich am Freitag zerknirscht: Man wolle die Kunden keinesfalls verunsichern, sagte eine Unternehmenssprecherin. Alle Filialen würden deshalb mit sofortiger Wirkung ihr Zahlungssystem umstellen: künftig wird bei Famila die Geheimzahl abgefragt. Ob die Famila-Gruppe, die vor allem in Norddeutschland ein dichtes Filialnetz betreibt, damit den Prozess abwenden kann, ist fraglich. Die Verbraucherschützer wollen einen Musterprozess durchziehen. Denn ähnliche Vorwürfe wie gegen Famila erhebt die Konsumentenschutzorganisation auch gegen die Rewe-Kette und deren Discounter-Tochter Penny. "Absolut inakzeptabel" Anders als Famila weist Rewe die Vorwürfe allerdings als "haltlos" zurück: Die Praxis entspreche den Regeln des Lastschriftverfahrens und sei mit Datenschützern abgestimmt, erklärt eine Firmensprecherin. Lediglich Daten, die für die Abwicklung der Zahlung notwendig seien, würden verwendet - dies umfasse Ort und Zeit des Einkaufs, den Betrag und die Kontonummer. "Personenbezogene Daten wie Name und Vorname werden nicht weitergegeben", argumentiert Rewe. Der Dienstleister, der sich um die Zahlungsabwicklung kümmere, dürfe diese Daten auch zu keinem anderen Zweck verwenden, dies sei "vertraglich ausgeschlossen". Eine Argumentation, die Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragter Thilo Weichert nicht gelten lässt: Über andere Auskunfteien, etwa die Schufa, sei es einfach, die Datensätze zu ergänzen und Profile etwa über die Zahlungsfähigkeit der Kunden anzulegen. Dies sei "absolut inakzeptabel". Verbraucherschützer empfehlen daher, Systeme mit Geheimzahleingabe zu bevorzugen, sie seien deutlich sicherer. Weil sie für die Einzelhändler aber auch deutlich teurer sind, bieten viele Firmen nur die Variante mit Unterschrift an.
Wer mit EC-Karte und Unterschrift bezahlt, riskiert, dass sensible Daten weitergegeben werden. Verbraucherschützer sind entsetzt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/handel-mit-gebrauchten-lebensversicherungen-rendite-aus-zweiter-hand-1.879085
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Handel mit gebrauchten Lebensversicherungen - Rendite aus zweiter Hand
00/05/2010
Es gibt einige Gründe, seine Lebensversicherungspolice zu kündigen: etwa plötzliche Arbeitslosigkeit oder Geldnot. Vielleicht auch die späte Einsicht, dass eine Kapitalversicherung nicht das passende Investment ist. "Durchschnittlich wird jede zweite Lebensversicherung vorzeitig gekündigt", sagt Stefan Kleine-Depenbrock, Vorstandschef von Cash.life, einem Aufkäufer von Versicherungen. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: ddp) Im vergangenen Jahr haben die Versicherer Kunden nach Vertragskündigungen etwa 13 Milliarden Euro überwiesen. Für Policensparer ist der vorzeitige Ausstieg oft ein schlechtes Geschäft. "In der ersten Zeit haben Kapitalversicherungen einen vergleichsweise geringen Rückkaufswert", sagt der unabhängiger Finanzberater Matthias Helfesrieder. Ein Teil des Geldes fließt in den Risikoschutz Die Assekuranzen begleichen direkt nach Vertragsabschluss mit den Kundenbeiträgen vor allem die Provisionen der Vermittler sowie allgemeine Kosten. Ein Teil des Geldes fließt in den Risikoschutz und so nähert sich das Guthaben auf dem Versicherungskonto nur langsam der zuvor überwiesenen Beitragssumme. Aus dieser Differenz in den ersten Vertragsjahren resultiert eine Geschäftsidee: der Handel mit Lebensversicherungen aus zweiter Hand. Darauf spezialisierte Unternehmen kaufen kündigungswilligen Versicherungskunden die Policen ab und bezahlen die Beiträge bis zum Laufzeitende. Der Verkäufer erhält mehr als den vom Versicherer ausgerechneten Rückkaufswert. Der Käufer als Investor setzt darauf, dass er in der verbliebenen Zeit mit dem Vertrag eine ansehnliche und sichere Rendite erreicht. Lange Tradition in Großbritannien Bei uns in Deutschland steht der Handel mit gebrauchten Lebenspolicen noch am Anfang. In Großbritannien hingegen hat er bereits Tradition. Lange bevor jemand bei uns auf die Idee kam, Stornoware von Allianz & Co. aufzukaufen und an Investoren weiter zu reichen, konnten Anleger bereits gebrauchte Versicherungen von den britischen Inseln kaufen. Bereits seit Ende der 80er Jahre werden den deutschen Privatanlegern so genannte TEPs (Trabed Endowment Policies) angeboten. "Eine Fondsbeteiligung ist der beste Weg, um die Renditechancen britischer TEPs zu nutzen", meint Michael Ide, Vorstandsmitglied des Fondsanbieters Ideenkapital, nicht ganz uneigennützig. Die Düsseldorfer bringen - wie andere Emissionshäuser hierzulande auch - regelmäßig geschlossene Fonds mit britischen Second-Hand-Policen auf den Markt.
Jede zweite Lebensversicherung wird vorzeitig gekündigt. Mittlerweile kaufen spezialisierte Firmen diese Policen auf - ein lukratives Geschäft.
https://www.sueddeutsche.de/geld/bravourstueck-spaetgotischer-baukunst-das-statikwunder-aus-kalkstein-1.828581
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"""Bravourstück spätgotischer Baukunst"" - Das Statikwunder aus Kalkstein"
00/05/2010
Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml kann mit dem weißen Dom, den er von seiner Wohnung aus sieht, "auch ganz gut leben". Viel lieber als über den umstrittenen weißen Putz spricht er aber über den spirituellen Wert des Prachtbaus, der heuer 600 Jahre alt und mit einem Jubiläumsprogramm gefeiert wird - unter anderem mit Führungen und einer Ausstellung. Detailansicht öffnen Stolz präsentiert der Passauer Dombaumeister Michael Hauck ein Gipsmodell des jetzt wieder freigelegten Konsolpfeilers, der die Fachwelt immer noch in Staunen versetzt. (Foto: Foto: Thym) "Der Dom", sagt der Bischof mit sich hebender Stimme, "ist das Herzzentrum der Stadt Passau, er möchte die Leute mitnehmen in die Höhe, in den Himmel. Wir müssen den Leuten bloß helfen, dass sie den Zugang finden." Was diesen Zugang betrifft, so gibt es außerhalb des Glaubens auch noch einen geographischen, der wiederum zu einer Besonderheit der 600-Jahr-Feier führt: Den Erbauern des Doms haben die besonderen räumlichen Verhältnisse eine wagemutige Konstruktion abverlangt, die - so sieht es der Dombaumeister Michael Hauck - "in Mitteleuropa einzigartig ist". Es geht um einen Konsolpfeiler, der vor kurzem bei einer kirchlichen Feier samt Bauhüttenfest mit Bier, Imbiss und Jazzmusik enthüllt wurde und nun erstmals seit 1967 wieder sichtbar ist. Die Freilegung dieses "Bravourstücks spätgotischer Baukunst" - so bewundert Dombaumeister Michael Hauck das Können seiner Vorvorvorgänger - ist einer der Höhepunkte des Domjubiläums. Platz für die hohen Herren Frappierend allerdings ist der banale Grund für die Konstruktion jenes Pfeilers, dem der Dombaumeister so viel Respekt und Anerkennung erweist: Das statische Wunderding wurde nur deshalb erfunden, um großen Pferdefuhrwerken die Passage zur einstigen Bischöflichen Residenz zu ermöglichen, die heute die örtlichen Justizbehörden beherbergt. Wenn nämlich der nötige Dompfeiler nach den üblichen Regeln gebaut worden wäre, so hätten nur noch kleine Karren hindurchgepasst. Nicht aber sechsspännige Kutschen, die schon aus protokollarischen Gründen erforderlich waren, wenn die damaligen Würdenträger in der Bischofsresidenz hohe und höchste Gäste empfingen. Weil also den Zelebritäten keinesfalls ein paar Meter Fußweg zuzumuten war, mussten sich die Baumeister dringend eine Lösung einfallen lassen. Den an dieser Stelle aus Gründen der Statik eigentlich nötigen dicken Pfeiler aus Kalkstein bauten sie deutlich schmaler als die Nachbarpfeiler. Erst in einer Höhe von etwa siebeneinhalb Metern zogen sie über die Fassade hinausragende Steinplatten ein, die sich nach unten in einer Konsole verjüngen, vergleichbar einem halbrunden Trichter. Dieses gewagte Stützsystem, unter dem nichts mehr war, hat die beachtliche Last von 60 Tonnen zu tragen. Darunter war genügend Platz für die Sechsspänner, und alle waren es zufrieden - bis 1967. Da erschien den damaligen Waltern über den Dom die "anspruchsvolle und formal einzigartige Lösung", wie der heutige Dombaumeister Hauck den Konsolpfeiler nennt, als zu gefährlich. Aus Furcht um die Statik des Domgebäudes wurde der erst in luftiger Höhe beginnende Pfeiler bis auf das gepflasterte Trottoir verlängert. Weil zunächst einmal der Druck abgefangen werden musste, wurden drei stählerne Stützen samt hydraulischer Hebegeräte eingemauert. Verblendet wurde alles mit Steinquadern. Auf der nächsten Seite erfahren Sie, weshalb Haucks Arbeit bisweilen der eines Chirurgen ähnelt und wie lange im Dom noch ein Gerüst stehen wird.
Ein wieder freigelegter Konsolpfeiler des Passauer Doms lässt Experten staunen - er trägt 60 Tonnen Last.
https://www.sueddeutsche.de/geld/anlagebetrug-wohnrecht-fuer-mama-1.889364
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Anlagebetrug - Wohnrecht für Mama
00/05/2010
Das Unternehmen, seit Anfang des Jahres insolvent, versprach Käufern seiner Inhaberschuldverschreibungen hohe Zinsen - und sammelte so bei mehr als 4600 Sparern fast 45 Millionen Euro ein. Detailansicht öffnen First Real Estate Grundbesitz gab vor, Anlegergeld unter anderem in Dubai zu investieren (hier das dortige Hotel Burj al Arab). (Foto: Foto: AFP) Inzwischen ist klar: Von dem Geld ist nicht mehr viel übrig und der Hauptverantwortliche verschwunden. Nachzulesen ist das in einem kürzlich vorgelegten Bericht des Düsseldorfer Insolvenzverwalters Winfrid Andres, der einen aufschlussreichen Einblick in die Welt von potentiellen Anlagebetrügern bietet. FRE gab vor, das Kapital der Sparer in Immobilien zu stecken, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dubai. Viel scheint dort aber nicht angekommen zu sein: In seiner Bilanz beziffert Andres die Vermögenswerte des Unternehmens auf etwa 7,5 Millionen Euro. Denen stehen Insolvenzforderungen von mehr als 52 Millionen Euro gegenüber. Wo ist also der Rest hingeflossen? Sicher ist: Ein Teil ging für die hohen laufenden Kosten drauf, zu denen nicht zuletzt die Führung von FRE beitrug. Ferrari und Bentley Offizielle Geschäftsführerin der Firma war bis September 2006 Anna Cmok. Nach Angaben des Insolvenzverwalters agierte sie aber nur als Strohfrau - für den faktischen Geschäftsführer, ihren Lebensgefährten Michael Böhle. Beide ließen sich üppig bezahlen: Cmok erhielt im Jahr 2006 Gehalts- und Provisionszahlungen in Höhe von rund 232.000 Euro. "Nachvollziehbare Arbeitsleistungen" seien von ihr aber nicht erbracht worden, merkt der Insolvenzverwalter an. Bei ihrem Partner Böhle durfte es noch ein bisschen mehr sein: Er kassierte im vergangenen Jahr insgesamt rund 333.350 Euro. Darunter waren umfangreiche Provisionszahlungen, die der Insolvenzverwalter ebenfalls als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet. Als Geschäftswagen nutzte das Duo diverse Luxusautos, zum Beispiel einen Ferrari F 360 Modena und einen Bentley Continental GT. Besonders großzügig zeigte sich Böhle jedoch gegenüber seiner Mutter. 2003 kaufte FRE im niederrheinischen Kaarst einen Bungalow mit einer Wohnfläche von 166 Quadratmetern. Den Wert der Immobilie schätzt Andres auf knapp 400.000 Euro. Das Wohnrecht in dem Einfamilienhaus erhielt Böhles Mutter - allerdings "ohne die Vereinbarung einer Gegenleistung", wie Rechtsanwalt Andres in seinem Bericht anmerkt. Per Haftbefehl gesucht Nun fordert der Insolvenzverwalter von Böhle und Co. im Interesse der Gläubiger Millionen zurück. Große Hoffnungen macht er sich dabei allerdings nicht. Es sei davon auszugehen, heißt es in seinem Bericht, "dass Herr Böhle seine privaten Vermögenswerte aufgrund seines aufwendigen Lebensstils in großem Umfang bereits verbraucht hat beziehungsweise diese dem Gläubigerzugriff entzieht". Böhle, gegen den ein Haftbefehl vorliegt, ist nach Angaben des Insolvenzverwalters derzeit "flüchtig". Vermutlich hält er sich im arabischen Emirat Dubai auf. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen den Mann seit 2005 wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug und Insolvenzverschleppung. Mit dem Haftbefehl ließen sich die Ermittler aber offenbar zu viel Zeit. "Es ist traurig, dass erst jetzt Haftbefehl erlassen wurde, obwohl eigentlich seit Monaten offensichtlich war, dass Böhle der Verantwortliche für das Desaster ist", sagte der Berliner Rechtsanwalt Walter Späth. Vorerst könnte das Spiel also weitergehen: Böhle gilt als ein Hintermann mehrerer neuer Unternehmen, die wieder Anlegergeld einsammeln.
Der Fall der Düsseldorfer Anlagefirma First Real Estate Grundbesitz (FRE) belegt, wie leicht sich das Geld gutgläubiger Anleger verprassen lässt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/maerkte-trends-von-den-schluesselthemen-des-21-jahrhunderts-profitieren-1.95764
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Märkte & Trends - Von den Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts profitieren
00/05/2010
Weltweite Anlagechancen clever nutzen Anleger sollten weltweite Anlagechancen in ihre Überlegungen einbeziehen. Gutes Potenzial bieten Unternehmen, die globale Trends und Schlüsselthemen in ihr Geschäftsmodell integrieren. Experten gehen nämlich davon aus, dass Zukunftsmärkte wie Rohstoffe, Energie, Klimawandel, Wasser, Infrastruktur, Nanotechnologie oder Biotechnologie langfristig Bestand haben und nachhaltige Wertsteigerungen mit sich bringen. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: Datastream) Schwellenländer stehen im Rampenlicht Trends bilden sich durch strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft. Themen, die in den vergangenen Jahren durch die fortschreitende Industrialisierung großer Schwellenländer angestoßen worden sind, werden durch die Turbulenzen der Subprimekrise nicht wirklich aufgehalten. Auf der Suche nach aussichtsreichen Trends fielen in der Vergangenheit vor allem die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) mit ihrer positiven wirtschaftlichen Entwicklung auf. Inzwischen gibt es weitere Schwellenländer, die sich ähnlich positiv entwickeln - darunter Ägypten, Südafrika oder Indonesien. Zu den Trends zählen etwa Bevölkerungswachstum und Urbanisierung. Daraus lassen sich interessante Investitionsmöglichkeiten für den Anleger ableiten. Trends: Das i-Tüpfelchen im Depot Laut einer UN-Studie wird die Weltbevölkerung von heute sechs auf rund neun Milliarden im Jahr 2050 anwachsen. In Deutschland steigt der Anteil der über 60-jährigen auf 35%. Die steigende Weltbevölkerung und die in den Industrieländern hohe Zahl älterer Menschen sind Ursachen dafür, dass der Gesundheitssektor - insbesondere die Biotechnologie - als gute Anlagemöglichkeit gesehen wird. Darüber hinaus entsteht durch die steigende Weltbevölkerung auch ein höherer Bedarf an Agrarrohstoffen (Weizen, Raps etc.) und Nahrungsmitteln. Gleichzeitig muss das begrenzte Land künftig effizienter genutzt werden - gute Aussichten für Anleger, die zum Beispiel in Hersteller hochwertiger Saat-, Dünge- und Pflanzenschutzmittel investieren. Sind die Güter produziert, ergibt sich eine weitere Anlagemöglichkeit: Investitionen in Infrastrukturanlagen. Denn erst über Straßen, Flughäfen oder Telekommunikationsnetze gelangen die Produkte und Dienstleistungen zum Konsumenten. Ein weiterer bisher unterschätzter Trend, von dem Anleger profitieren können: die Wasserknappheit. Wasser bedeckt zwar den größten Teil der Erdoberfläche, ist in trinkbarer Form jedoch nur zu einem Prozent verfügbar. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) verfügt ein Drittel der Weltbevölkerung über keinen Zugang zu frischem Trinkwasser. Daher müssen verstärkt Maßnahmen getroffen werden, um eine bessere Wasserversorgung zu gewährleisten.
Schlüsselthemen, die das 21. Jahrhundert prägen, gewinnen immer mehr an Bedeutung und eröffnen Top-Chancen für den Anleger.
https://www.sueddeutsche.de/geld/marktforscher-planen-mit-fuer-jeden-die-passende-wohnung-1.909076
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Marktforscher planen mit - Für jeden die passende Wohnung
00/05/2010
Das Schreckgespenst hat einen Namen: "Hedonist". Wenn er sich in einem Wohnhaus eingenistet hat, dann geht es bergab. Wo und wie er wohnt, ist ihm nicht sehr wichtig, Hauptsache er kann billig leben. Dann bleibt ihm mehr Geld für seine Markenklamotten und sein elektronisches Spielzeug. Für diese Statussymbole gibt er sein eher schmales Einkommen gerne aus, für Miete weniger gern. Deshalb vergisst er die Monatszahlung durchaus einmal, schlimmstenfalls zieht er eben um. Detailansicht öffnen Wohnen hinter dieser bunten Fassade "Hedonisten"? (Foto: Foto: AP) Als Benjamin Poddig vom Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung (vhw) seine Milieustudie einem Kreis von Vertretern der Wohnungswirtschaft vorstellte, waren sich alle Zuhörer einig: Wir müssen unsere Häuser so gestalten, dass diese Hedonisten einen Bogen darum machen. Sie könnten andere Mieter vergraulen und ihresgleichen anziehen. Immerhin elf Prozent der deutschen Bevölkerung werden dem Milieu zugeordnet, das vor allem deshalb eine Wohnung braucht, "damit der DVD-Spieler nicht nass wird", so zitierte Poddig einen Branchenscherz. Viele Datenquellen Um die richtigen Kunden anzusprechen, informieren sich Investoren und Eigentümer großer Wohnanlagen aus den fast unerschöpflichen Datenquellen, die ihnen amtliche Statistik, Wissenschaft und Marktforschung zur Verfügung stellen. Die Untersuchungen erfassen Alter, Kaufkraft, Haushaltstyp, Wahlverhalten oder auch Wanderungsbewegungen. Dazu kommen Milieustudien, die immer mehr Beachtung in der Immobilienbranche finden. Sie basieren auf Daten wie denjenigen von Sinus Sociovision. Die Marktforscher haben 17,8 Millionen Adressen in ihrer Datenbank erfasst. Sie befragen jährlich mehr als 50000 Menschen nach ihren Einkaufs- und Freizeitgewohnheiten, nach Familienleben oder Zukunftsplänen. Daraus leiten sie genau definierte Typen ab, die Etiketten erhalten wie "Traditionsverwurzelte", "Moderne Performer" oder eben auch "Hedonisten". Diese Gruppe lebt gerne billig und anonym - gut gepflegte, überschaubare Wohnanlagen könnten also ein Gegenmittel sein. Dienstleister wie der vhw oder das Institut für Innovatives Bauen (IIB) entwickeln auf dieser Basis Analysen für die Immobilienwirtschaft. So erarbeitet der Verband vhw Stadtpläne, die für jedes Viertel angeben, wie stark die sozialen Gruppen dort vertreten sind. "Wir nützen diese Untersuchungen zur Zielgruppenfindung", erläutert Jürgen Probst, Geschäftsführer der Corpus Immobilien Makler in Köln. Bevor die Corpus Immobilien Gruppe ein Grundstück entwickelt, ein Gebäude kauft oder saniert, muss sie wissen, wer dort einziehen soll. "Unser Ziel ist es, eine hohe Umschlagsgeschwindigkeit zu haben." Überregionale Unternehmen wie Corpus ziehen auch Informationen über die Wirtschaftsstruktur und die Branchenentwicklung zu Rate. Daraus lassen sich mitunter unerwartete Schlüsse ziehen. Eine deutschlandweite Studie über die Zukunftsregionen der Exportwirtschaft bewertete die Autoindustrie mit ihrer Massenfertigung kritisch. Für Jürgen Probst bedeutet dies in der Konsequenz: "Stuttgart sehen wir immer noch positiv, aber wir werden intensiver hinsehen, bevor wir etwas kaufen. Premium-Preise sind nicht realistisch."
Mieter werden etikettiert: Als "Traditionsverwurzelt", "Moderner Performer" oder "Hedonist". Wie Investoren und Vermieter persönliche Informationen über ihre künftigen Kunden sammeln.
https://www.sueddeutsche.de/geld/abgeltungsteuer-umbruch-am-finanzmarkt-1.789137
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Abgeltungsteuer - Umbruch am Finanzmarkt
00/05/2010
Die Kurse stiegen, das Volumen fiel: Obwohl der Deutsche Aktienindex (Dax) seit Jahresbeginn um etwa 15 Prozent zulegen konnte, erwärmten sich die Wertpapiersparer bisher nicht so recht für Aktienfonds. Rund zwölf Milliarden Euro zogen Anleger nach Angaben des Fondsverbands BVI in den ersten sieben Monaten dieses Jahres aus Aktienfonds ab, wobei der Löwenanteil der Mittelabflüsse vor dem Ausbruch der US-Hypothekenkrise geschah. Ebenfalls auf der Verliererseite standen Rentenfonds, die Anlegergeld im Volumen von circa acht Milliarden Euro abgeben mussten. Dennoch muss sich die Fondsbranche insgesamt nicht als Verlierer am Finanzmarkt fühlen, denn die Verluste im Aktien- und Rentenbereich konnten mit Zugewinnen in anderen Fondskategorien mehr als ausgeglichen werden. Allein die Geldmarktfonds konnten neue Guthaben in Höhe von mehr als 30 Milliarden Euro einsammeln, und auch Dach- und Mischfonds verbuchten Zuflüsse in Milliardenhöhe. Anleger suchen Sicherheit Eine regelrechte Renaissance erlebten die in den vergangenen Jahren geschmähten offenen Immobilienfonds, denen die Sparer etwa 6,5 Milliarden Euro neu anvertrauten. Die Zahlen zeigen, dass viele Anleger instinktiv richtig gehandelt und mit den Höchstständen am Aktienmarkt im Frühjahr ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben. "Die Verteilung der neu angelegten Mittel belegt das ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis", sagt ein BVI-Sprecher. Verunsichert dürfte hingegen so mancher Fondsanleger von den von 2009 an geltenden neuen Steuerregeln sein. Dann nämlich wird der heute noch geltende Sparerfreibetrag abgeschafft und durch eine Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge in Höhe von 25 Prozent ersetzt. Besonders bitter ist dabei für Fondsanleger, dass auch Kursgewinne steuerpflichtig werden. Derzeit sind die Kurssteigerungen von den im Fonds enthaltenen Aktien steuerfrei, wenn die Fondsanteile mindestens zwölf Monate lang gehalten werden. Allerdings wird es nach derzeitigem Stand der Gesetzgebung eine Stichtagsregelung geben. Wurden die Fondsanteile vor dem 1. Januar 2009 erworben, bleiben die Kursgewinne auch nach Einführung der Abgeltungsteuer steuerfrei, wenn die Anteile wenigstens zwölf Monate im Depot ruhen. Damit haben diejenigen, die sich noch in diesem oder im nächsten Jahr für die langfristige Einmalanlage in einen Fonds entscheiden, gegenüber den späteren Anlegern einen steuerlichen Vorteil. Lesen Sie weiter, was Analysten für die kommenden Monate erwarten
Viele Anleger fürchten die Abgeltungsteuer, die ab 2009 greift. Fondsgebundene Versicherungen und Dachfonds können steuerliche Vorteile bringen.
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China - Investoren kuscheln mit chinesischen Staatsfonds
00/05/2010
Als der amerikanische Finanzinvestor Blackstone im Frühjahr den chinesischen Staatsfonds China Investment Corp an Bord holte, galt dies als revolutionär. Erstmals beteiligte sich der neo-kommunistische Staat direkt an einem westlichen Finanzinvestor. Detailansicht öffnen Wachstumsmarkt Asien: Chinesische Firmen stehen weit oben auf ihrer Wunschliste westlicher Investoren. (Foto: Foto: ddp) Mittlerweile macht das Beispiel Blackstone offenbar Schule: In Finanzkreisen heißt es, auch andere große Beteiligungsgesellschaften - unter ihnen KKR, Carlyle und TPG - verhandelten mit den Chinesen über einen Einstieg. Carlyle-Chef David Rubenstein hatte bereits im August gesagt, angesichts der Kreditkrise sei es denkbar, dass Carlyle ausländische Staatsfonds als neue Geldgeber an Bord holt. Jetzt führt er offenbar Gespräche mit Chinas Social Security Fund (SSF), der mehr als 40 Milliarden Dollar verwaltet. Auch der Konkurrent KKR, der derzeit einen Börsengang vorbereitet, soll über eine Zusammenarbeit mit den Chinesen nachdenken. Investoren wollen Kapitalbasis erweitern In Finanzkreisen hieß es, es könne dabei sowohl um eine direkte Beteiligung des SSF an der Management-Gesellschaft gehen, als auch um gemeinsame Investments auf der Ebene einzelner Fonds. So baut KKR derzeit das Asiengeschäft mit einem großen Fonds aus, als einer der Zielmärkte gilt China. Eine Überlegung könnte sein, heißt es, dass KKR und chinesische Fonds gemeinsam in Konglomerate investieren, die privatisiert und zerlegt werden sollen. Der Schmusekurs chinesischer Staatsfonds und westlicher Finanzinvestoren hat für beide Seiten ihren Reiz. China verfolgt auch in der Finanzbranche die Strategie, sich über Beteiligungen und Partnerschaften westliches Know-how einzukaufen. Außerdem sucht das Land Anlagemöglichkeiten für die enormen Devisenreserven, die es in den vergangenen Jahren angehäuft hat. Die Beteiligungsgesellschaften suchen ihrerseits Zugang zu den rasch wachsenden Märkten Asiens, chinesische Firmen stehen weit oben auf ihrer Wunschliste. Zudem sind sie ständig darum bemüht, ihre Kapitalbasis zu erweitern, die Kreditkrise hat diesen Prozess beschleunigt. So dürften chinesische Staatsfonds und Finanzinvestoren künftig häufiger zusammenkommen - obwohl die erste Zweckehe für die Chinesen bislang ernüchternd verlief: Ihre Blackstone-Aktien haben seit Juni gut 20 Prozent an Wert verloren.
Während China über Beteiligungen westliches Know-how einkaufen und Devisen anlegen will, suchen westliche Investoren Zugang zum Wachstumsmarkt Asien.
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US-Land-Banking - Wundersame Geldvermehrung
00/05/2010
Fernsehzuschauer, die das Uefa-Pokalspiel Bayer Leverkusen gegen Blackburn Rovers verfolgten, konnten am vergangenen Mittwoch eine in der deutschen TV-Geschichte wohl einmalige Bandenwerbung sehen. "US-Land-Banking. Verdoppeln Sie Ihr Kapital in 4 Jahren. Grundbuchgesichert!!!", war dort zu lesen. Detailansicht öffnen Die US-Metropole New York ist Anziehungspunkt für Immobilienkäufer. (Foto: Foto: dpa) Hinter dieser Werbung steckt ein deutscher Geschäftsmann. Sein Name: Ulrich Engler. Mit einem ähnlichen Slogan warb der 43-Jährige bereits in Anzeigen in der SZ und der FAZ um Privatanleger. Doch die sollten dem Mann kein Geld anvertrauen. Dazu raten zumindest die österreichische Finanzaufsicht und deutsche Anlegerschützer. "Am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt" Engler scheint viel von sich zu halten. Er rühmt sich, in den USA langjährige Beziehungen "zu Partnern aus Regierung, Banken und privaten Großgrundbesitzern" zu haben. Deshalb könne er dort "Land in Wachstumsgebieten zu besonderen Konditionen erwerben". Man müsse nur "am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt" Bauerwartungsland kaufen. Dann ließe sich das Kapital sehr leicht verdoppeln, hieß es in seinen Anzeigen. Auch beim Daytrading, also beim sehr schnellen Handel mit Aktien, hält sich der 43-Jährige offenbar für besonders schlau: "Wenn normale Trader den Aufwärtstrend erst erkennen und kaufen, verkaufen wir die Aktien bereits wieder mit Gewinn", doziert Engler auf seiner Homepage. "Investmentbanker des Jahres" Möglich sei dies durch innovative Software, mit der sich alle fünf Sekunden etwa 35.000 amerikanische Aktien analysieren ließen. Der Geschäftsmann will so zum Beispiel im Januar 2007 ein Plus von 14,85 Prozent für seine Kunden erwirtschaftet haben. Im Mai 2006, als die Kurse nach unten gingen, sollen es sogar 17,34 Prozent gewesen sein. Folgerichtig nennt sich Engler auch "Investment-Banker des Jahres 2006". In der Finanzbranche ist der Mann, der seine Karriere bei der Schweizer UBS Bank begonnen und danach 21 Jahre als Chefhändler für Derivate bei der Chase Manhattan Bank gearbeitet haben will, allerdings gänzlich unbekannt. Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (Dias) in Berlin, mahnt zur Vorsicht: "Eine derart wundersame Geldvermehrung schließt grundsätzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus." Selbst wenn an Kunden Geld ausgezahlt werde, könnte die ausgeschüttete Rendite bei einem solchen System aus dem Geld neuer Kunden stammen, sagt Pietsch. Finanzaufsicht warnt Österreichs Finanzaufsicht warnte bereits Ende 2006 vor Engler. Da er keine Konzession besitze, dürfe er auch kein Geld von Kunden verwalten, hieß es in der Mitteilung. Engler sagte dazu der SZ, der österreichische Markt spiele für ihn keine Rolle. Deshalb habe er kein Interesse gehabt, sämtliche Geschäftsunterlagen für eine entsprechende Erlaubnis vorzulegen. Er habe bereits in ganz Europa 4000 Anleger mit einem Kapital von 150 Millionen US-Dollar gewonnen. Der deutschen Finanzaufsicht (Bafin) sind "Investorenwarnungen" wie in Österreich untersagt. Die Bafin darf aber nach einer Prüfung darauf bestehen, dass bestimmte Anbieter ihre Geschäfte in Deutschland unterlassen. Bisher liegt eine solche Verfügung jedoch noch nicht vor. Die Österreicher sind weniger zurückhaltend. Die Wiener Behörde spricht von einem "angeblichen Geschäftssitz" in Florida. Bei der Geschäftsadresse handelt es sich um eine Briefkastenanschrift, die man bei UPS mieten kann. Engler sagt dazu, in dem Gebäude hätten mehrere Firmen einen Büroservice gemietet. Seine Händler würden selbstverständlich direkt an der Börse in New York aktiv sein.
Ein Banker wirbt mit exorbitanten Renditen für Geschäfte mit Aktien und Bauland - Anlegerschützer und Finanzaufsicht warnen.
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Luxuslabel Loft - Wohnen im XXL-Format
00/05/2010
Lofts liegen im Trend. So sehr, dass sogar neue gebaut werden, zum Beispiel in München: Fünf Meter hoch sind die Steidle Lofts in den Lenbachgärten, bis zu 330 Quadratmeter groß die Arrangements in den geplanten Isarlofts samt eigenem Lichthof. Detailansicht öffnen Licht von allen Seiten: ein Entwurf für ein Haus in den Lenbachgärten. (Foto: Abb.: Steidle Architekten) Immer mehr Großraumwohnungen drängen auf den Markt. Andererseits springen immer mehr Anbieter auf den fahrenden Zug. Sie versprechen sich vom Label Loft Gewinn. Ist ihre Wohnung nicht 2,40 Meter hoch, sondern 2,50 Meter, gilt sie bereits als Loft. Jedes Dachgeschoss beherbergt plötzlich ein potenzielles Loft, jedes Penthouse sowieso. Erst elende Künstlerschuppen, dann Statussymbol für Yuppies Wie sich die Zeiten doch ändern. Lofts, das waren früher elende, kaum sanierte Schuppen, billige Behausungen für Künstler und soziale Randgruppen, in den achtziger Jahren Statussymbol der Yuppies, die einen Drink mit Blick auf Manhattan schlürften, heute verbirgt sich hinter dem Begriff die schwammige Bezeichnung für große Wohnungen. Was ist überhaupt ein Loft? Ein ,,schönes, helles, modernes Dachgeschoss-Appartement im vierten Obergeschoss eines sanierten Altbaus'' mit 70 Quadratmetern, wie es eine Anzeige verspricht? Sven-Thorsten Stiller, Geschäftsführer des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter e.V., erklärt, dass es keine rechtliche Definition gebe und ,,Lofts sehr wohl im Trend liegen.'' Muck Petzet, Münchner Architekt, weiß es genauer: ,,Ein großer, ungeteilter Raum mit eingestellten Körpern.'' Zwei Zimmer auf 250 Quadratmetern Petzet hat zusammen mit seinem Kollegen Josef Peter Meier-Scupin solche ,,Räume mit Körpern'' geschaffen. Mitten in Sendling, in einer ehemaligen Schaltzentrale der Post. Wo einst die Fräulein vom Amt stöpselten, leben nun Mieter in fließenden Raumschöpfungen. Der Aufwand dafür war enorm: Im Rückgebäude mussten die Architekten sogar die Richtung des Tragwerks drehen, um durchgesteckte Wohnungen von 250 Quadratmetern zu erhalten. Zwei Zimmer, mehr nicht. Spätere Unterteilung möglich. ,,Die Sehnsucht nach Lofts ist groß'', glaubt Petzet, und mit ihnen gehe ,,die Orientierung nach Amerika'' einher. Loft heißt Luxus. Und die Ansprüche steigen. Wenn es um ,,großzügige und ausgefallene Wohnlösungen'' geht, wie einige Anbieter werben, geht nichts über XXL. Loft ist im Grunde keine Bezeichnung für Immobilien, sondern für einen Zustand, einen Geisteszustand: offen, abgehoben, über den Dingen stehend. Die Größe der Wohnung zeigt die Größe ihrer Besitzer. Sie leben das, was sich der Durchschnitt nicht mehr leisten kann: 300 Quadratmeter Raum mit Kücheninsel, Badbox und vielleicht einem abgetrennten Schlafzimmer.
Von der preiswerten Industriehalle zur neugebauten Großraumwohnung: Lofts bieten mittlerweile mehr teuren Luxus als improvosierte Industrieromantik.
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Radikaler Wandel in der Finanzindustrie - Anleger fliehen aus Aktienfonds
00/05/2010
Trotz der Hausse an den Börsen haben Anleger in den ersten zehn Monaten des Jahres im großen Stil Geld aus Aktienfonds abgezogen. Allein der Marktführer DWS meldete am Dienstag in Frankfurt Abflüsse von 1,9 Milliarden Euro aus Aktienfonds. Detailansicht öffnen Die Skyline der Finanzmetropole Frankfurt. (Foto: Foto: AP) Insgesamt zogen Investoren aus Fonds des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) 4,9 Milliarden Euro ab. "Anleger investieren eben nicht mehr nur über Fonds in Aktien sondern auch über strukturierte Produkte", sagte Klaus Kaldemorgen, Sprecher der Geschäftsführung der DWS. "Wenn die Anleger Megapearls statt Waschpulver wollen, bieten wir ihnen das eben an." DWS-Geschäftsführer Stephan Kunze ergänzte, die DWS sehe sich nicht mehr in erster Linie als Fondsgesellschaft sondern als Vermögensverwalter, der Anlageprodukte in verschiedenen Verpackungen anbiete. Dieser Wandel in der Unternehmenskultur der DWS hatte sich vor kurzem auch in einem Wechsel an der Spitze der DWS ausgedrückt. Axel-Günter Benkner schied zum 30. November als Sprecher der Geschäftsführung aus und wurde ersetzt durch Kaldemorgen. Benkner ist jetzt Geschäftsführer der DWS-Tochter DVG. Trotz Abflüssen DWS weiter Marktführer Trotz der Mittelabflüsse aus Aktienfonds konnte die DWS über alle Anlageklassen hinweg ihre führende Marktposition in Deutschland ausbauen. Die Deutsche-Bank-Tochter verwaltet knapp 125 Milliarden Euro (+ 14 Prozent), ein Viertel des Fondsvermögens aller BVI-Mitglieder. Von 17,8 Milliarden Euro, die 2006 in Fonds des BVI flossen, gingen 60 Prozent an die DWS. Doch auch beim Marktführer zeigt sich, dass Anleger ihr Verhalten geändert haben. Geld, das sie früher auf Aktien- und Rentenfonds verteilten, streuen sie nun breiter. Bei der DWS flossen aus Rentenfonds 1,5 Milliarden Euro ab. Dagegen steckten Anleger 1,6 Milliarden Euro zusätzlich in Mischfonds, 500 Millionen Euro in Hedge-Fonds und 750 Millionen Euro in Garantiefonds. Den größten Zulauf hatten Geldmarktfonds, die elf Milliarden Euro zusätzlich erhielten. "15 Prozent Kursanstieg sind drin" Angesichts seit vier Jahren steigender Aktienkurse parken Anleger ihr Geld offenbar häufiger kurzfristig, um sichere Zinsen zu erhalten. Kaldemorgen rechnet aber auch 2007 mit einem guten Aktienjahr. "Zehn bis 15 Prozent Kursanstieg sind drin", sagte der DWS-Chef. Die DWS will sich künftig stärker auf das veränderte Anlegerverhalten einstellen. Man werde sich zum einen auf so genannte Absolut-Return-Produkte konzentrieren, bei denen der Erfolg nicht an einem Vergleichsindex sondern in absoluter Rendite gemessen wird. Ein zweiter Wachstumsbereich werde das Geschäft mit strukturierten Produkten sein. Drittens wolle man verstärkt Altersvorsorge-Produkte anbieten. 2007 plant die DWS ein neues Riesterrentenangebot. Die Fondsgesellschaft kündigte zudem an, das Fondsmanagement in Frankfurt um zehn Prozent aufzustocken. Derzeit arbeiten 252 Fondsmanager in Frankfurt.
Ausgerechnet mitten im Börsenboom laufen den großen Fondsgesellschaften die Kunden weg. Mittlerweile sind andere Papiere gefragt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/wohnen-um-muenchen-ambach-1.908955
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Wohnen um München - Ambach
00/05/2010
Die schönste Art, Zaungast zu sein. Dieser Gedanke stellt sich ein beim Spaziergang entlang der Seeuferstraße in Ambach, am Ostufer des Starnberger Sees gelegen. Die schmale Ortsdurchfahrt, die zugleich auch Spazierweg ist, ist durchweg durch eingezäunte Ufergrundstücke vom Strand getrennt. Bäuerliche Holzpalisaden, schmiedeeiserne Gitter und Flechtwerk trennen die Flaneure vom Seeufer. Aber niemand regt sich sonderlich darüber auf, denn die Ausblicke auf das Wasser und die Einblicke in Gärten und Bootshäuschen entschädigen. Und schließlich hat man ja auch noch Wichtigeres zu tun als sich zu ärgern, Leute gucken nämlich: Radler, Rollerblader, Surfer, Spaziergänger, Dauercamper, Wirtshausbesucher, Sonnenhungrige und Frischluftfanatiker. Die meisten der Ausflügler sind Wiederholungstäter, nur 30 Autominuten auf der Garmischer Autobahn trennen die Ambach-Aficionados von München. Fest in der Hand von Eigentümern Wer indes am Zaun rüttelt und "Ich will da rein" ruft, sieht sich mit Schwierigkeiten konfrontiert. Denn die Idee, nach Ambach zu ziehen, hatten schon viele, ihre Verwirklichung aber ist eine Gedulds-, eine Zeit- und nicht zuletzt eine Preisfrage. Geduld braucht der Interessent, denn auf dem freien Markt ist, so Carlheinz Bartsch von Bartsch Immobilien in Wolfratshausen, "grundsätzlich wenig im Angebot". Denn Ambach, das zur Großgemeinde Münsing zählt, ist fest in der Hand von Eigentümern, und die wohnen dort lieber selbst als zu vermieten. Man müsste sich schon als Kindermädchen oder Gärtner arbeiten, um in den Genuss einer kleinen Einliegerwohnung zu kommen, über die viele der Villen verfügen, erzählt Bartsch. "Es kommt ab und zu mal vor, dass Erben etwas veräußern", so Bartsch - aber wer will darauf schon warten? Auch Neubaugebiete, so ist bei der Gemeinde Münsing zu erfahren, sind leider nicht ausgewiesen im 450-Seelen-Dorf, in dem es nur einen Tante-Emma-Laden gibt. Die nächsten Schulen, Kindergärten, Discounter, Ärzte, Behörden sind in Münsing oder in Wolfratshausen. Ausflügler-Lokal und Einheimischen-Stammtisch Aber der See, "der zieht die Leute", sagt Anita Naß vom Einwohnermeldeamt in Münsing, und auch der "Fischmeister", das Wirtshaus am Dampfersteg, in dem schon fast rituell jeder Ausflug nach Ambach endet. Obwohl, wie wir von Anita Naß als Einheimischer erfahren, dort eher die Münchner und die Schickimicki-Leute einkehren. Die Alteingesessenen gehen ins "Landhotel Huber", dort gibt es einen noch Stammtisch. Rein vernunftmäßig spricht also wenig für einen Umzug nach Ambach, und doch kann man diesem Ort verfallen, der weder S-Bahn-Anbindung noch Einkaufsmöglichkeiten bietet. Der bestenfalls für kinderlose Freiberufler, Pensionäre und Menschen mit Hauspersonal geeignet ist. Aber die alten Bäume am Ufer, das Spiel des Sonnenlichts auf dem Wasser, der Fischer als Nachbar, bei dem man sich mal schnell frische Renken holen kann, all das ist wie ein Versprechen von heiler Welt. Und jedesmal aufs Neue versetzt es den Träumer für kurze Zeit in eine euphorische Was-wäre-wenn-Stimmung, um sich anschließend wieder klaglos in die Rolle des geduldeten Zaungasts zu fügen.
450 Seelen und ein Tante-Emma-Laden: Wem das bereits vollauf genügt, der sollte vielleicht nach Ambach ziehen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/skandal-um-bayernlb-managern-der-bayernlb-drohen-haftstrafen-1.939155
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Skandal um BayernLB - Managern der BayernLB drohen Haftstrafen
00/05/2010
Mehrere Manager der Bayerischen Landesbank (BayernLB) und einer Tochterbank in Berlin müssen damit rechnen, wegen mutmaßlich krimineller Geschäfte bei der Übernahme der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) zu Gefängnisstrafen verurteilt zu werden. Detailansicht öffnen BayernLB: Wegen mutmaßlich krimineller Geschäfte bei der Übernahme der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) drohen Managern Gefängnisstrafen. (Foto: Foto: ddp) Das ist Justizunterlagen zu entnehmen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Bei Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft hat sich der Verdacht auf Korruption beziehungsweise Beihilfe hierzu erhärtet. Die BayernLB soll 2007 den damaligen, mittlerweile verstorbenen Kärntner Regierungschef Jörg Haider bestochen haben, um die Hypo Alpe Adria kaufen zu können. Kärnten war Hauptaktionär der HGAA. Frühzeitig eingefädelt Bei den Ermittlungen stellte sich auch heraus, dass die Übernahme der Kärntner Finanzgruppe entgegen den bisherigen Angaben beteiligter Bankmanager offenbar frühzeitig eingefädelt worden war und private Investoren so hohe Gewinne erzielen konnten. Die Landesbank machte mit der Hypo Alpe Adria später 3,7 Milliarden Euro Verlust, für den Bayerns Steuerzahler aufkommen müssen. Hauptbeschuldigter ist der frühere BayernLB-Chef Werner Schmidt, der den Kauf der Hypo Alpe Adria vorangetrieben und vollzogen hatte. Schmidt sagte bei der Staatsanwaltschaft aus, Haiders Bedingung für den Verkauf der HGAA an die Landesbank sei ein Sponsoring des neuen Fußballstadions in Kärntens Hauptstadt Klagenfurt gewesen. "Korruption im Spiel" Im Vorstand der BayernLB hätten das alle als "ekelig" empfunden. Man habe diese "Kröte" schlucken müssen, um das Geschäft nicht zu gefährden. Bezahlt wurde das Sponsoring in Höhe von fünf Millionen Euro dann von der HGAA und einer Berliner Tochterbank der BayernLB, der Deutschen Kredit Bank (DKB). Schmidt sagte dazu aus, seiner Ansicht nach habe die HGAA damals erkannt, dass hier "Korruption im Spiel" gewesen sei. Nach Schmidts Vernehmung sollen mehrere Manager von BayernLB und DKB versucht haben, pikante Details des Fußball-Sponsorings zu vertuschen. Die Staatsanwaltschaft erwirkte daraufhin Haftbefehle gegen den Chef der Konzernentwicklung der Landesbank, den Vorstandschef der DKB und weitere Beschuldigte. Diese sagten umfassend aus und blieben von Untersuchungshaft verschont. Der DKB-Chef gab zu, das Fußball-Sponsoring sei ein schlechtes Geschäft gewesen. Man habe es nur gemacht, weil Landesbank-Chef Schmidt großen Druck ausgeübt habe. In den nicht vollzogenen Haftbefehlen steht, die Beschuldigten hätten am Ende des Verfahrens Freiheitsstrafen zu erwarten. Gewinnträchtiger Verkauf nach wenigen Monaten Bei einer zweiten Vernehmung gab Schmidt zu, bereits Ende 2006 Gespräche über einen Kauf der HGAA geführt zu haben. Einige Tage später stiegen private Investoren bei der Hypo Alpe Adria ein und verkauften ihre Anteile nach wenigen Monaten mit hohem Gewinn an die BayernLB. Schmidt und andere Beteiligte hatten bisher behauptet, die Investoren um den Vermögensverwalter Tilo Berlin hätten HGAA-Anteile gekauft, bevor die BayernLB ihr Interesse bekundet habe. Die Strafverfolger werfen Schmidt vor, bei einer direkten Übernahme der Hypo Alpe Adria ohne den Umweg über die Investoren hätte die BayernLB viel Geld sparen können. Schmidt habe durch sein Vorgehen Vermögen der Landesbank veruntreut.
Beim Kauf der Hypo Alpe Adria sollen kriminelle Forderungen des damaligen Kärntner Regierungschefs Haider erfüllt worden sein.
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USA: Bankenreform blockiert - Republikaner lassen Obama auflaufen
00/05/2010
Der US-Senat hat ein Gesetz zur schärferen Kontrolle der Finanzmärkte vorerst gestoppt. Den Demokraten fehlten am Montag drei Stimmen, um die Debatte über den von ihnen ausgearbeiteten Gesetzentwurf in der Parlamentskammer aufzunehmen. Da vor den Kongresswahlen im November jedoch keine Partei als Freund der unbeliebten Finanzindustrie dastehen will, könnte dies nur ein vorübergehender Rückschlag sein. Beide Parteien äußerten ihren Willen, eine Finanzmarktreform auf den Weg zu bringen. Bereits gegen Ende der Woche könnte die Reform wieder Thema im Senat sein. Detailansicht öffnen Präsident Barack Obama äußerte sich in einer Erklärung "tief enttäuscht" über den Ausgang des Votums. (Foto: Foto: dpa) Präsident Barack Obama zeigte sich in einer Erklärung "tief enttäuscht" über den Ausgang des Votums. Die Republikaner würden das Verfahren verzögern, um hinter verschlossenen Türen, wo die Lobbyisten der Finanzwelt die Reform schwächen oder sogar kaputtmachen können, die Diskussionen weiter zu führen. "Die Reform, an der beide Parteien ein Jahr lang gearbeitet haben, würde eine weitere Finanzkrise verhindern. Ich bitte den Senat dringend darum, die Arbeit daran wieder aufzunehmen und die Interessen des Landes vor die der Parteien zu stelle", hieß es in der Erklärung weiter. Schärfere Regeln geplant Den traditionell der Wirtschaft nahestehenden Republikanern gehen die Reformpläne der Demokraten zu weit. Sollte sich Obama durchsetzen, würden für Finanzinstitute künftig schärfere Regeln gelten. So sollen eine neue Aufsicht für Hedgefonds und Derivate gegründet, riskante Bankengeschäfte teils eingedämmt und ein größerer Schutz der Verbraucher eingeführt werden. Das Vorhaben stößt bei vielen Wählern auf Zustimmung, weshalb die Republikaner zuletzt ihre Positionen aufweichten. Neuen Druck brachte ein Betrugsfall bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. 57 Senatoren stimmten am Montag für eine Eröffnung der Debatte, 41 dagegen. Alle anwesenden Republikaner votierten mit Nein, Unterstützung erhielten sie von zwei Demokraten, darunter auch Fraktionschef Harry Reid. Er sagte aus prozeduralen Gründen Nein - ein taktischer Schachzug, der es ihm ermöglicht, zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine neue Abstimmung über die Aufnahme der Debatte anzusetzen. Nächster Termin ist nach Angaben des Senders CNN der kommende Mittwoch.
Schwerer Rückschlag im Kampf um eine schärfere Bankenkontrolle: Der US-Senat hat die Finanzmarktreform gestoppt - Präsident Obama ist "tief enttäuscht".
https://www.sueddeutsche.de/geld/hausbau-foerderung-tatenlos-mit-ganzer-kraft-1.827794
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Hausbau-Förderung - Tatenlos mit ganzer Kraft
00/05/2010
Die Homepage des Bundesbauministeriums wirkt hübsch. Wer zum Beispiel den Begriff Wohnraumförderung anklickt, sieht Bauarbeiter auf Gerüsten herumturnen, Hochhäuser tauchen auf, viel Text mit Fachbegriffen und Überschriften strahlt den Betrachter an, so- dass der Besucher den Eindruck hat: Große Koalition - die tut was beim Wohnungsbau und der Eigenheimförderung. Ganz anders blickt Andreas J. Zehnder auf das Wirken der Regierung. In einem Aufsatz warf der Hauptgeschäftsführer der Privaten Bausparkassen Union und SPD vor kurzem beim Wohnungsbau Tatenlosigkeit vor. Im Grunde habe die Koalition außer einigen Förderprogrammen nicht mehr viel zu bieten, es dränge sich der Eindruck auf, dass Wohnungsbaupolitik "heute nur noch als lästiger Appendix der Finanzpolitik behandelt wird", meinte Zehnder. In der Hand der Länder Natürlich erklärt sich das harsche Urteil auch mit dem Lobbyinteresse dieses Verbands. Nahezu jeder Wirtschaftsverband buhlt um die Gunst der Politik, und dazu gehört auch öffentliche Kritik, weil erst darauf manch Regierender reagiert. Dennoch zeigt sich, dass der Bund beim Wohnungsbau tatsächlich weniger tatkräftig ist. Ein Grund dafür ist die Föderalismusreform: Die Politiker vereinbarten, dass die Kompetenzen für den sozialen Wohnungsbau vom Bund auf die Länder übertragen werden. Diese sollen dann die entsprechenden Gesetze erlassen, wofür sie Bundesmittel in Höhe von 518 Millionen Euro pro Jahr bis 2013 erhalten. Wie die Länder mit Geld und neuer Macht umgehen, ist noch unklar. Kritiker befürchten negative Folgen, weil sich die einzelnen Regionen unterschiedlich entwickeln. In den Süden Deutschlands zieht es viele Menschen, während die Städte und Gemeinden des Ostens immer leerer werden. Gewinner und Verlierer könnten nun verschärft konkurrieren, weil die Länder mit ihrer neuen Macht verstärkt um ansiedlungswillige Betriebe und Bewohner werben. Im Ausland billiger Tatenlos ist die Koalition auch bei der Eigenheimzulage. Union und SPD haben sie abgeschafft, die Zulage erhält nur noch, wer sie vor dem 31. Dezember 2005 beantragt hat. Im Koalitionsvertrag versprachen Union und SPD einen Ersatz, weil sie den Erwerb der eigenen Immobilie weiter fördern wollten. Die Deutschen leben schließlich viel seltener in eigenen vier Wänden als es zum Beispiel Spanier, Briten oder US-Amerikaner tun. Bislang ist aber unklar, wie die neue Förderung aussehen soll, weil sich Union und SPD zerstritten haben. Anlass ist der "Wohn-Riester". Dabei geht es darum, wie sich mit der Riester-Rente eine Eigentumswohnung finanzieren lässt. Das heutige Verfahren soll sich ändern, zugleich herrscht Streit über wichtige Details. Die SPD will zum Beispiel die Wohnungsbauprämie streichen, was die Union ablehnt. Unklar ist auch, wie die mittels Wohn-Riester erworbene Immobilie besteuert werden soll. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Stagnation muss allerdings nicht schaden. Nach Ansicht von Fachleuten hängt es ohnehin nicht vom Staat ab, wie viele Menschen in den eigenen vier Wänden wohnen. Ulrich Pfeifer vom Forschungsinstitut Empirica, das die Eigenheimförderung in Europa untersucht hat, verweist auf die "unterschiedlichen Angebotsbedingungen" in den einzelnen Ländern. Was bedeutet: Im Ausland konnte der Bauherr über lange Zeit viel billiger bauen als in Deutschland.
Als Ausgleich für die abgeschaffte Eigenheimzulage hat die Große Koalition viel versprochen. Und bisher nichts gehalten.
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Kinder unerwünscht - Lieber Hundegebell als Spielgeräusche
00/05/2010
Die Kinderfeindlichkeit in der Bevölkerung nimmt zu. Da ist es erfreulich, dass die Rechtsprechung dagegen hält. "Kinderlärm ist Zukunftsmusik" ließ kürzlich das Landgericht München verlauten und schmetterte eine Beschwerde über zu lautes Kindergeschrei im Treppenhaus ab. Ähnlich reagieren inzwischen viele andere deutsche Gerichte. Die Tendenz zur kinderfreundlichen Rechtsprechung dürfte allerdings daher rühren, dass sich auch die Klagen gegen "zu laute" Kinder häufen. "Es gibt immer weniger Toleranz. In Wohnanlagen mit Wohnungen von 60 bis 70 Quadratmetern und einer Pro-Forma-Schaukel im Hof, findet man kein Kind mehr. Und wenn doch, dann stört es", meint Rudolf Stürzer, Vorsitzender von Haus+Grund München. In weniger als 16 Prozent aller Münchner Haushalte leben Kinder. "Kinder sind inzwischen etwas Unnormales und für viele kein gewohntes Geräusch mehr." Zwar hätte die Lärmempfindlichkeit insgesamt bei der Bevölkerung zugenommen - es gibt auch immer mehr Geräusche - aber über Kindergeschrei rege man sich mehr auf, als über Laubsauger oder Hundegebell. "Das ist grotesk", kommentiert Stürzer. Grotesk, aber alltäglich. Viele Hausordnungen oder Mietverträge verlangen beispielsweise immer noch, dass mittags stundenlang Ruhe gehalten wird, Kinderwägen nicht im Flur abgestellt werden oder den Spielplatz nur zu bestimmten Zeiten zu nutzen. Rückenwind für Kinderfeinde? "Man kann die Nutzung des Spielplatzes zu einer bestimmten Zeit untersagen, aber das heißt nicht, dass Kinder in dieser Zeit im oder vor dem Haus nicht laut sein dürfen", erklärt Stürzer. Toleranz und Rücksicht Dabei treffe es manchmal auch den Falschen. "Oft werden Vermieter als kinderfeindlich hingestellt. Zu Unrecht", wie Stürzer bemerkt, "denn der Vermieter wohnt meistens gar nicht im Haus und das Kindergeschrei per se stört ihn nicht. Aber er wird ständig mit Beschwerden der Mieter konfrontiert, die mit Mietminderungen und Anwaltsschreiben drohen." Da sei dann irgendwann die Überlegung da, ob er beim nächsten Mal nicht doch an Kinderlose vermieten sollte.
Die Bevölkerung wird allmählich von jungen Familien "entwöhnt". Intoleranz wird vor allem im Wohnumfeld virulent.
https://www.sueddeutsche.de/geld/geld-wenn-kreditkarten-richtig-teuer-werden-1.786742
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Geld - Wenn Kreditkarten richtig teuer werden
00/05/2010
Mit flotten Sprüchen preisen Geldhäuser Kreditkarten mit Teilzahlungsfunktion an. Diese sogenannten "Revolving''-Produkte, bei denen sich der Kredit quasi ständig erneuert, sind in den USA schon lange üblich. Die Banken versprechen den Kunden meist bequeme Rückzahlungsmodalitäten und einen hohen finanziellen Spielraum. Für die Kartenbesitzer können die Angebote jedoch teuer werden, warnen Verbraucherschützer. Wer nicht ständig seinen Kontostand kontrolliere, könne schnell den Überblick über seine Schulden verlieren. Bei diesen Bankprodukten werden die Kreditkartenkonten nicht mehr monatlich automatisch per Lastschrift ausgeglichen, wie es bei der klassischen Kreditkarte üblich ist. Stattdessen vereinbart der Kunde mit dem Geldhaus die Abbuchung monatlicher Raten. Den jeweiligen Restbetrag kann der Kunde innerhalb eines individuellen Kreditrahmens nach Belieben abzahlen. Doch diese Flexibilität hat ihren Preis. Während die Banken den Kunden bei der klassischen Kreditkarte vom Tag der Zahlung bis zur nächsten Abrechnung praktisch einen zinslosen Kredit gewähren, kann das System mit Teilzahlungsfunktion hohe Kosten verursachen. Denn für die nicht ausgeglichenen Schulden werden saftige Kreditzinsen fällig. "Die Banken bauen auf Unkenntnis" Verbraucherschützer vermuten, dass hinter den Angeboten eine ganz bestimmte Absicht steht: "Die Banken bauen auf die Unkenntnis und Trägheit der Kunden, die nicht jeden Monat aktiv das Kreditkonto ausgleichen. Dann können sie vom Kunden kräftige Überziehungszinsen kassieren", beschreibt Rechtsanwalt Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen das Geschäft mit den Revolving-Kreditkarten. In den Werbetexten der Kartenanbieter liest sich das freilich ganz anders. "Die schönen Momente des Lebens spontan genießen und dabei finanziell beweglich bleiben'', preist beispielsweise die Deutsche Bank ihre "WorldFlexCard'' an. Mit der finanziellen Beweglichkeit ist es allerdings nicht weit her, und der Gebrauch der Karte kann hohe Kosten mit sich ziehen. Denn Inhaber der Karte können die Höhe der automatischen Ratenzahlung nicht frei wählen. Sie können lediglich bestimmen, ob sie fünf oder zehn Prozent des Schuldenstandes, mindestens aber 25 Euro, automatisch abbuchen lassen. Für den Rest der Kontenüberziehung zahlt der Deutsche-Bank-Kunde stolze 14,48 Prozent Effektivzins, wenn er nicht selber initiativ wird und auch die Restschulden begleicht. Nicht immer günstig für Kunden verläuft auch die Ratenrückzahlung beim vergleichbaren Modell der Direktbank ING-Diba. "Bei Teilzahlung zahlen Sie monatlich nur fünf Prozent des Saldos zurück und gleichen den Rest aus, wann Sie wollen. Das kostet Sie weniger als die meisten Dispokredite", heißt es in der Werbung. Dabei bucht das Institut mindestens 50 Euro ab, für den Rest werden effektiv 10,9 Prozent Zinsen fällig. Damit Diba-Kunden möglichst häufig mit der Karte bezahlen, gibt es ein Geldgeschenk: 50 Cent Sofortbonus für jeden Einkauf ab 20 Euro schreibt die Bank den Kunden gut. Ausgleichen kann der Bonus die Kosten für die Teilzahlung jedoch nicht immer - wer etwa drei Mal etwas für 250 Euro kauft, erhält eine Gutschrift über 1,50 Euro und zahlt 5,45 Euro Zinsen. Unterm Strich bleiben Kosten von 3,95 Euro.
Banken trommeln für Kreditkarten mit Teilzahlungsfunktion - sogenannte Revolving-Produkte. Wer nicht aufpasst, zahlt horrende Zinsen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/us-hypothekenkrise-weitet-sich-aus-jagd-nach-den-verlorenen-milliarden-1.765163
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US-Hypothekenkrise weitet sich aus - Jagd nach den verlorenen Milliarden
00/05/2010
Mehrere große Kreditinstitute verlangen von bedrängten Hypothekengesellschaften ihr Geld zurück. Sowohl die Aktienkurse als auch der Dollar waren am Dienstag, wie schon am Tag zuvor, wegen der Auswirkungen der Krise unter Druck. New Century, einer der größten Hypotheken-Verkäufer der USA, kündigte an, seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können. Ob die Firma Gläubigerschutz nach Artikel elf des amerikanischen Konkursrechts beantragen wird, war am Dienstagabend noch offen. An der New Yorker Börse war der Handel mit den Aktien den zweiten Tag in Folge ausgesetzt. Das Papier hatte seit Jahresbeginn 90 Prozent seines Wertes verloren. Hohes Risiko - hohe Zinsen New Century ist der zweitgrößte Anbieter so genannter Subprime Loans, also von Hypotheken-Krediten an Hauseigentümer mit schlechter Bonität. Bei diesen Krediten verlangt die Bank nur wenige Auskünfte über das Einkommen des Schuldners und prüft auch nicht, ob dieser jemals Chancen hat, seinen Kredit zurückzuzahlen. Das hohe Risiko lässt sich die Bank mit hohen Zinsen entgelten. Ein weiterer wichtiger Anbieter von Subprime Loans, die Firma Accredited Homelenders, meldete am Dienstag dringenden Kapitalbedarf an. Dessen Aktienkurs halbierte sich daraufhin bei Börsenöffnung. Mehrere kleinere, nicht börsennotierte Hypotheken-Anbieter haben bereits schließen müssen. Die Preise für Wohnimmobilien sind in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Deshalb schrumpft der Beleihungswert der Objekte, und viele Besitzer müssen automatisch ihre Kredite zuirückzahlen. Auch waren manche Kredite so unseriös, dass die Schuldner nicht einmal die erste Rate bedienen konnten. Generell kommen immer mehr Hauseigentümer mit geringem Einkommen in Zahlungsverzug und bringen damit auch die Hypothekenbanken in Schwierigkeiten. Jedes zehnte entsprechende Darlehen sind inzwischen notleidend. Brisant für die Wall Street ist diese Entwicklung vor allem deshalb, weil viele große Banken den Hypothekenhändlern große Summen zur Verfügung gestellt haben, um selbst an dem Geschäft mit seinen hohen Margen teilhaben zu können. Sie kauften die Hypotheken, bündelten sie und brachten sie zum Teil als Wertpapiere, so genannte Mortgage Backed Securities, in den Handel.
Nervosität an der Wall Street: Banken versuchen, der amerikanischen Immobilienkrise in letzter Minute noch Herr zu werden.
https://www.sueddeutsche.de/geld/vermoegenswirksame-leistungen-da-wird-vermoegen-vernichtet-1.712456
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"Vermögenswirksame Leistungen - ""Da wird Vermögen vernichtet"""
00/05/2010
Vermögenswirksame Leistungen (VL) sind für Millionen Arbeitnehmer in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Die höchste Förderung gibt es für Investmentfondssparer: Wer die Einkommensgrenzen nicht überschreitet, dem schießt der Staat sechs Jahre lang 18 Prozent auf eine Investition von bis zu 400 Euro pro Jahr zu. Detailansicht öffnen Sonst bleibt am Ende nichts übrig: Wer vermögenswirksame Leistungen in Fonds anlegen möchte, sollte gut auswählen. (Foto: Foto: dpa) Doch von den VL-Fonds wollen immer weniger Geförderte etwas wissen, denn nur wenige der Anlagen werfen tatsächlich die anvisierten Gewinne ab. So ist die Zahl der vermögenswirksam in Investmentfonds Sparenden zuletzt unter die Zahl von vier Millionen gesunken. Drei Jahre zuvor meldete der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) noch fast sechs Millionen Sparer. Sinkende Beliebtheit Das Vermögen, das Arbeitnehmer in VL-Fonds angelegt haben, beziffert der Verband per 30. Juni 2008 nur noch auf 4,8 Milliarden Euro. Der höchste Wert war Ende 2005 mit mehr als zehn Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch. "Die Arbeitnehmer haben offenbar die Nase voll vom Aktiensparen", heißt es in Betriebsratskreisen. "Da wird kein Vermögen gebildet. Da wird Vermögen vernichtet", urteilt etwa Günter Weber, Chef von mehr als 100 Mitarbeitern der Verlagsgruppe Markt Intern in Düsseldorf. "Die Beschränkung der Höchstförderung auf das Investmentfondssparen sollte abgeschafft werden", heißt es auch in Berliner Oppositionskreisen. Das Bundeskabinett hat jedoch gerade beschlossen, die Förderung sogar auszuweiten. Dass das geförderte Sparen in Fonds immer weniger Anhänger hat, überrascht. Schließlich hat der Branchenverband BVI die Rendite der VL-Fonds gerade auf stolze 13 Prozent pro Jahr für die jüngste Anlageperiode berechnet. Das ist der beste Wert seit dem Jahr 1995. Doch das schöne Ergebnis für den Zeitraum 2001 bis 2007 ist durch die gute Entwicklung der Börsen seit 2003 begünstigt. Hier zeigt sich die positive Wirkung des Cost-Average-Effekts: Die anfangs zu Tiefpreisen gekauften Fondsanteile wurden Ende des vergangenen Jahres zu Höchstkursen bewertet. So günstig wie zuletzt schnitten VL-Sparer aber selten ab. So wird sich zum Beispiel das schlechte Aktienjahr 2008 negativ auf den Wert der Anteile auswirken, die in den vergangenen sechs Jahren angeschafft wurden und nun - laut den gesetzlichen Vorschriften - mindestens noch ein Jahr lang liegen bleiben müssen, bis die Anleger sie wieder verkaufen dürfen. Enttäuschendes Ergebnis In drei Sieben-Jahres-Perioden, nämlich, die 2002, 2003 und 2004 endeten, haben VL-Sparer am Ende sogar weniger herausbekommen, als ihre Arbeitgeber und sie selbst eingezahlt hatten. Auch 1973 und 1974 hatten solche Pläne mit Verlusten geendet. Das schlechte Abschneiden ist darauf zurückzuführen, dass die Sparpläne endeten, als die Börse schlecht lief. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein Resümee der letzten 50 Jahre bringt schlechte Ergebnisse.
Wer mit vermögenswirksamen Leistungen in Aktienfonds anspart, bekommt manchmal weniger raus, als er eingezahlt hat.
https://www.sueddeutsche.de/geld/hypo-real-estate-das-schweigen-der-banker-1.709400
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Hypo Real Estate - Das Schweigen der Banker
00/05/2010
Die Herren Anzugträger haben es eilig in diesem Moment. Um die Mittagszeit vor der Hauptverwaltung der Hypo Real Estate in der Unsöldstraße im vornehmen Münchner Stadtteil Lehel: Vereinzelt kommen Mitarbeiter aus einem Seiteneingang und biegen scharf nach rechts oder links ab, vermutlich zu ihrem jeweiligen Lieblingsrestaurant für die Mittagspause. 600 Mitarbeiter in München Vermutlich, denn was die Herren und Damen bewegt, darauf kann man lediglich aus den äußeren Umständen dieses Montags schließen. Auffällig einheitlich schauen die Mitarbeiter zielgerichtet nach vorn. Nein, man könne nichts sagen. Nein, man könne auch nicht einen kurzen Moment stehenbleiben und sich eine Frage anhören. Verschwiegene Mitarbeiter - wenn ein Unternehmen negative Schlagzeilen macht, ist das nichts Ungewöhnliches. Im Falle der sehr negativen Schlagzeilen über den Immobilienfinanzierer, der auf einen Risikoschirm von 35 Milliarden Euro angewiesen ist, ist die Lage doch nicht so gewöhnlich. Anscheinend sind die Mitarbeiter der Hypo Real Estate instruiert, sich auf keinen Fall mit Unbekannten auf der Straße zu unterhalten. Zirka 600 Mitarbeiter hat das Unternehmen in München. Ob sie sich nach den Hiobsbotschaften Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen müssen? Vom Unternehmen ist dazu nichts zu hören, auch die Gewerkschaft hat keine rechte Antwort: "Ich weiß es nicht, und es steht mir nicht zu, jemanden zu beruhigen oder auch zu beunruhigen", sagt Klaus Grünewald, der bei Verdi Bayern für den Finanzsektor zuständig ist. Erfahrungsgemäß müsse aber immer die Belegschaft für Managementfehler büßen. Schlecht vernetzt Die Mitarbeiter der Hypo Real Estate in München seien "schlecht vernetzt" mit der Gewerkschaft, sagt Grünewald. Was heißen soll, dass Verdi dort nur wenige Mitglieder hat. "Manche meinen, sie bräuchten keine Gewerkschaft, weil sie alles selber geregelt kriegen", sagt Grünewald. Es klingt sarkastisch. Das Unternehmen Hypo Real Estate ist in München auf fünf Standorte verteilt. Das soll sich jedoch ändern. Im Frühjahr 2009 will das Unternehmen umziehen. Wenige hundert Meter von der heutigen Hauptverwaltung entfernt, entsteht dazu das "Lehel-Carré", ein Gebäudekomplex, in dem dann die gesamte Belegschaft arbeiten soll. Was die aktuelle Krise für den Umzug im Speziellen und für München als Finanzplatz im Allgemeinen bedeutet, muss sich freilich noch zeigen. Mit wenig Gutem rechnet Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Der tat vor zwei Wochen die Sorge kund, dass der Finanzsektor seiner Stadt erheblich in Gefahr sei. "Der Dienstleistungssektor wird zum ersten Mal schrumpfen", sagte Ude in einer Rede vor protestierenden Bankmitarbeitern. Das sei für die gesamte Stadt ein Problem, denn in der Vergangenheit habe dieser Teil des Arbeitsmarktes Verluste in anderen Bereichen stets ausgleichen können. Gewerkschaftsfunktionär Grünewald beschert die Finanzkrise schon Mehrarbeit. "Wir haben genügend dicke Bretter in München: der geplante Stellenabbau bei der Hypo-Vereinsbank, die Fusion von Dresdner und Commerzbank, all das bringt uns schönen Mitgliederzuwachs." Auf der Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real, die kommende Woche in München beginnt, wird die Krise der HRE wohl das bestimmende Thema sein. "Wenn die wackelt, zittern auch die anderen", sagt ein mit den Vorgängen vertrauter Manager.
Szenen vor der Hypo-Real-Estate-Zentrale: Die 600 Mitarbeiter in München dürfen offenbar nicht über die Krise reden.
https://www.sueddeutsche.de/geld/folgen-der-finanzkrise-bayernlb-in-der-klemme-1.708619
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Folgen der Finanzkrise - BayernLB in der Klemme
00/05/2010
Die Stimmung dürfte ziemlich bescheiden gewesen sein, als sich am Dienstagmorgen die Kontrolleure der Bayerischen Landesbank (BayernLB) trafen, um über die Lage des halbstaatlichen Finanzinstituts zu beraten. Dem Verwaltungsrat der BayernLB gehören mehrere Abgesandte der CSU-Regierung an, von denen einige noch nicht wissen, was nach dem Desaster bei der Landtagswahl aus ihnen wird. Bei den übrigen Mitgliedern des Aufsichtsgremiums handelt es sich um Vertreter der bayerischen Sparkassen. Und die befürchten mehr denn je, bald für die horrenden Risiken geradestehen zu müssen, die der BayernLB aus internationalen Kreditgeschäften entstanden sind. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: dpa) "Eine Milliarde Euro plus X" könnte Ende des Jahres fällig werden, hatte Sparkassenpräsident Siegfried Naser zuvor in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gesagt. Naser ist Vizechef des Verwaltungsrats. Das viele Geld müssten die Sparkassen und der Freistaat Bayern dann je zur Hälfte aufbringen. Im Verlauf der Sitzung am Dienstagmorgen zeichnete sich offenbar ab, dass es keine Alternativen mehr gibt. Alle anderen Lösungen seien eigentlich hinfällig, hieß es aus Bankkreisen. "Wir sind in einer Strategieklemme." Das dürfte eine noch recht freundliche Umschreibung der Lage sein. Die BayernLB ist in der Klemme, und das nicht nur mit ihrer Strategie. Geld muss her. Signale aus Brüssel Die aktuelle Nachrichtenlage aus Brüssel sorgte für betrübte Mienen im Verwaltungsrat. Die EU-Kommission will angeblich die geplanten Garantien der Sparkassen und des Freistaats in Höhe von insgesamt 4,8 Milliarden Euro für gefährdete Finanzanlagen vorerst nicht genehmigen. Die EU werde stattdessen ein langwieriges Verfahren einleiten, das viele Monate dauere, war nach der Verwaltungsratssitzung aus Bankkreisen zu hören. Ohne die Garantien käme die BayernLB am Jahresende in Bedrängnis. Internationale Agenturen, die Banken bewerten, würden die BayernLB dann herabstufen. Anschließend müsste die Landesbank höhere Zinsen für Darlehen zahlen, die sie sich für ihre Geschäfte am internationalen Kreditmarkt besorgt. "Das würde uns im nächsten Jahr 300 bis 400 Millionen Euro kosten, die im Budget nicht vorgesehen sind", wird in der Bankspitze eingeräumt. Um eine Herabstufung zu vermeiden, müssten Sparkassen und Freistaat dann zusätzliches Kapital in Höhe von "einer Milliarde Euro plus X" bereitstellen, lautet die Lagebeschreibung in Bankkreisen. Viele Sparkassenfunktionäre sehen die Lage weit düsterer. Das werde wohl nur die erste Rechnung sein, am Ende könnten insgesamt mehrere Milliarden Euro fällig werden. Auf die beiden anderen Alternativen - eine Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg zu einer SüdLB oder den Einstieg privater Investoren - setzt in Kreisen der Sparkassen und der BayernLB wohl kaum noch jemand. Über eine SüdLB wird zwar gesprochen, auch hat Bayerns CSU-Regierung ihre Einwände gegen einen solchen Zusammenschluss offenbar zurückgezogen. Doch jetzt sei es, anders als vor einem Jahr, für eine solche Fusion zu spät, wird in Kreisen der BayernLB und der Sparkassen eingeräumt. Infolge der weltweiten Finanzkrise seien die Voraussetzungen entfallen. Gleiches gelte auch für den Einstieg privater Investoren. Sparkassen skeptisch Bleibt wahrscheinlich nur noch eine Kapitalerhöhung durch den Freistaat und die Sparkassen. Dem wollen führende Sparkassen in Bayern allerdings so ohne weiteres nicht zustimmen. "Wir brauchen Gegenleistungen", sagt ein Sparkassenmann. Die BayernLB solle einige ihrer profitablen Tochterfirmen den Sparkassen verpfänden oder überlassen. Womöglich muss die Landesbank also schrumpfen, um die Krise zu überstehen.
Ein Fass ohne Boden: Bei der BayernLB wird mangels Alternativen wohl schon bald frisches Kapital nötig - Sparkassen und Freistaat drohen damit weitere Belastungen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/anlageberatung-schlechte-noten-fuer-bankberater-1.707749
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Anlageberatung - Schlechte Noten für Bankberater
00/05/2010
Die Beratungsqualität von Banken und Sparkassen ist nach einer Studie der Universität Bamberg oft mangelhaft. Privatanleger werden in Sachen Geldanlage fast immer unzureichend und nicht selten sogar falsch informiert, lautet das Ergebnis der Untersuchung unter Leitung des Wirtschaftswissenschaftlers Andreas Oehler. Detailansicht öffnen Zur Beratung in einer Bank sollten Kunden bereits informiert erscheinen. (Foto: Foto: dpa) Banken unter der Lupe "Die Berater nehmen sich in der Regel nur sehr wenig Zeit für den Kunden, es mangelt an einer Aufklärung zu den Risiken, und ob die empfohlenen Produkte tatsächlich passen, ist eher vom Zufall abhängig", sagt Oehler, der den Lehrstuhl für Finanzwirtschaft an der Universität Bamberg leitet. Nach den Untersuchungsergebnissen sei eine gute Anlageberatung die absolute Ausnahme. Für ihre Studie führten die Wissenschaftler anonym 90 Beratungsgespräche in mehreren süddeutschen Städten und ländlichen Regionen durch. Dabei nahmen sie alle großen Kreditinstitute unter die Lupe. Bei den Gesprächen gaben die Tester an, 50.000 Euro aus einer Erbschaft anlegen zu wollen. Dabei wurden drei verschiedene Anlegertypen dargestellt, darunter zwei risikoscheue und in Finanzfragen unsichere Anleger sowie ein erfahrener und risikobereiter Kunde. Beschämendes Testergebnis Das Ergebnis der Gespräche dokumentierten die Tester in einem vereinheitlichten Protokollbogen. Bewertet wurden dabei unter anderem die Qualität der Kundenbefragung, die Aufklärung über Risiken der Geldanlage und die empfohlenen Produkte. Das Ergebnis ist beschämend für die Banken. So dauerten die Beratungsgespräche im Schnitt nur rund 40 Minuten. "Das reicht kaum für eine Kundenbefragung aus, geschweige denn für eine ganze Anlageberatung", sagt Oehler. Nur in jedem zweiten Beratungsgespräch wurden Einkommenssituation und Renditewünsche des Kunden erfragt. Zugleich informierten sich nur zehn Prozent der Berater über das verfügbare Einkommen und lediglich vier Prozent fragten die Testkunden nach ihren Kenntnissen von Anlagerisiken. Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Sie sich zu einem gelungenen Anlagegespräche verhelfen können.
Schwaches Ergebnis für die Banken: Bei 90 Prozent der Beratungsgespräche registrierten Experten zum Teil erhebliche Mängel.
https://www.sueddeutsche.de/geld/energiehaushalt-nicht-ganz-dicht-1.707340
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Energiehaushalt - Nicht ganz dicht
00/05/2010
Heizen ist so teuer wie selten zuvor. Vor dem Winter fragen sich daher viele Hausbesitzer, wie sie ihre Kosten senken können. Eine Möglichkeit ist, das ganze Gebäude aufwendig zu modernisieren. Die Heizkostenrechnung lässt sich aber auch bereits mittels kleiner Sofort-Maßnahmen senken, die ein Heimwerker selbst ausführen kann. Detailansicht öffnen Eine gute Abdichtung der Fenster fängt oft schon beim Verputzen an. (Foto: Foto: Andreas Heddergott) Gegen ungewolltes Dauerlüften durch Fugen und Ritzen helfen spezielle Dichtungen für Fenster und Türen. "Durch das Abdichten von Fenstern lassen sich bis zu 15 Prozent Heizenergie einsparen", sagt Frank Michel, Geschäftsführer der DIY-Academy in Köln. Zuerst sollte der Heimwerker klären, woher die Zugluft kommt. Am einfachsten gehe dies mit einer brennenden Kerze, die dort flackert, wo es durch Ritzen zieht. "In die Fenster können Heimwerker Schaumdichtungsband und Gummidichtungen kleben", erklärt Michel. Diese gibt es passend zur Spaltengröße mit verschiedenen Profilen. Bevor sie angebracht werden, muss die Rahmenfläche mit Spiritus gründlich von Fett und Schmutz befreit werden, rät die Stiftung Warentest in Berlin. Die Bänder sollten so verklebt werden, dass an den Ecken keine Ritzen bleiben. Kalte Luft dringt durch jede kleinste Öffnung Manchmal sind falsch eingestellte Fensterscharniere die Ursache von Zugluft. In solchen Fällen sei es ratsam, das Fenster von einem Tischler nacharbeiten zu lassen, sagt Michel. Denn diese Arbeit setze viel Fachwissen voraus. Kälte dringt auch häufig unter Türen in das Haus ein. "Handelt es sich um Innentüren, sollte man den Spalt zwischen Tür und Fußboden mit einer Bürstendichtung schließen", rät Michel. Besonders viel Energie kosten nicht bodenbündige Haustüren. Zieht es zwischen drinnen und draußen, sollte ebenfalls ein Schreiner für mögliche Abdichtungsarbeiten zu Rate gezogen werden. "Schlimmstenfalls muss die komplette Tür ersetzt werden." Auch über dem Fenster eingebaute Rollladenkästen gelten als energetische Schwachstellen, wenn sie nicht wärmegedämmt und luftdicht sind. Die meisten Rollladenkästen können - so die Deutsche Energie Agentur (dena) in Berlin - innen mit Dämmmaterial ausgekleidet werden. Auch Fugen und Gurtdurchführungen lassen sich mit Klebebändern, speziellen Gummistopfen oder Bürsten abdichten. Mehrere Schichten sorgen für gute Dichtung Nischen für Heizkörper sind ebenfalls Schwachstellen im Wärmeschutz. Einerseits ist die Außenwand meist erheblich dünner, andererseits ist unmittelbar hinter dem Heizkörper die Temperatur besonders hoch. "Daher sollte hinter dem Heizkörper eine Dämmschicht an die Wand geklebt werden", rät Michel. Zusätzlich könnten noch Folien aus Aluminium angebracht werden, die Wärme reflektieren. In vielen Ratgebern wird das nachträgliche Dämmen der Kellerdecke und der obersten Geschossdecke von unbeheizten Kellern und Dachböden in Eigenregie empfohlen. Hier rät der Architekt Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung in Berlin aber zur Vorsicht. Unter oder auf Decken dürfe nicht einfach Dämmstoff geklebt oder ausgerollt werden, da hier bauliche Fehler auftreten könnten. Statt beliebige Einzelaktionen zu starten, sollte ein Hausherr bei solch großen Projekten zuerst ein Gesamtkonzept mit einem Fachmann erstellen. Denn ohne Konzept brächten die meisten Energiespar-Maßnahmen nur wenig.
Einfache Wege zur besseren Wärmespeicherung - wie Hausbesitzer mit wenig Aufwand viel Energie sparen können.
https://www.sueddeutsche.de/geld/studie-ueber-bankenaufsichtsraete-sie-wissen-nicht-was-sie-tun-1.706907
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Studie über Bankenaufsichtsräte - Sie wissen nicht, was sie tun
00/05/2010
"Wer nichts wird, wird Wirt." Oder Aufsichtsrat. Am besten bei einer öffentlich-rechtlichen Bank. Eine Untersuchung des Ifo-Instituts in München zeigt: Aufsichtsräten öffentlich-rechtlicher Banken mangelt es an Sachverstand. Ihre Kollegen im Privatsektor verfügen über deutlich mehr Finanzmarkt- und Bankerfahrung und schnitten nun bei einer Studie erheblich besser ab. Detailansicht öffnen Frankfurt am Main von oben: Von Kritikern gerne "Bankfurt" genannt, ist die hessische Metropole "die" Finanzstadt Deutschlands. (Foto: Foto: dpa) Für ihre Untersuchung haben die beiden Professoren Harald Hau und Marcel Thum Lebensläufe von 426 Aufsichtsratsmitglieder der 29 größten deutschen Banken ausgewertet. Am Ende zahlt der Steuerzahler die Zeche Gerade in den Aufsichtsräten der untersuchten staatlichen Landesbanken und öffentlichen Förderbanken sei die Finanzkompetenz nur schwach ausgeprägt, bilanzieren die beiden Wissenschaftler. Die These ist brisant - waren zuletzt doch vor allem die staatliche KfW-Bank und mehrere Landesbanken nach Milliardenverlusten in den Sog der Finanzkrise und damit massiv in die Kritik geraten. Schließlich zahlt der Steuerzahler für Fehlspekulationen auf dem US-Hypothekenmarkt am Ende die Zeche. Die Ifo-Wissenschaftler hatten unterschiedliche Kriterien aufgestellt, die unter anderem die Ausbildung, aber auch Erfahrungen auf den Finanzmärkten oder im Management berücksichtigten. Das Ergebnis: "Bei allen 14 Kriterien weisen die Aufsichtsräte der privaten Banken ein deutlich höheres Kompetenzniveau auf als die Aufsichtsratsvertreter bei öffentlichen Banken." So hätten in privaten Banken mehr als ein Drittel der Kontrolleure Erfahrungen im Finanzmarkt gesammelt, bei den öffentlich rechtlichen Banken seien es weniger als zehn Prozent. Auch an Management-Erfahrung hapert es: "Während ungefähr ein Drittel der Aufsichtsräte in privaten Banken über Erfahrungen im Top-Management verfügt, waren bei den öffentlich-rechtlichen Banken nur 11,4 Prozent im Top-Management." Für ihre Schlussfolgerung finden die Ökonomen Hau und Thum drastische Worte: "Moderne Finanzmärkte sind komplex und jede Kontrollfunktion von Bankaufsichtsräten wird illusorisch, wenn die Mitglieder keine hinreichende Finanzkompetenz besitzen." Im Klartext heißt das so viel wie: Weil viele nicht wissen, was sie tun, geht es auch nicht gut. Für die öffentlich-rechtlichen Banken ziehen die Wissenschaftler ein vernichtendes Urteil. Die geringe Finanzkompetenz dieser Kontrolleure erklärt einen Teil der horrenden Verluste im internationalen Finanzgeschäft. Das wird vermutlich kein Kontrolleur einer staatlichen Landesbank und einer öffentlichen Förderbank hören wollen. Darauf ein Bier.
Ifo geißelt Banker: Die Kontrolleure öffentlicher Geldinstitute seien nur ungenügend ausgebildet und trügen Mitschuld an der massiven Kapitalvernichtung.
https://www.sueddeutsche.de/geld/warren-buffett-der-gute-geist-des-kapitalismus-1.706762
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Warren Buffett - Der gute Geist des Kapitalismus
00/05/2010
Warren Buffett wird unter Anlegern auf der ganzen Welt oft wie ein Heiliger behandelt. Zumindest gilt der Investor aus Omaha im Mittleren Westen als der gute Geist des Kapitalismus, den man in schwierigen Zeiten immer wieder anruft. Buffett machte die jüngsten Exzesse der Finanzmärkte nicht mit, weder die Internet-, noch die Immobilienspekulation. Und er zeigte immer wieder, dass man mit ganz normalen, altmodisch geführten Unternehmen viel Geld verdienen kann. Aus seiner Verachtung für die Wall Street machte Buffett nie einen Hehl - und doch tritt er jetzt als deren Retter auf. Detailansicht öffnen Warren Buffett isst ein Eis auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway. (Foto: Foto: Reuters) Der Meister riskiert Geld Die Sensation wurde am Dienstag nach Börsenschluss an der New York Stock Exchange bekannt: Buffetts Holding Berkshire Hathaway steigt mit fünf Milliarden Dollar bei der früheren Investmentbank Goldman Sachs ein. Die Reaktion der Märkte kam prompt: Im nachbörslichen Handel schoss die Goldman-Aktie um 6,5 Prozent in die Höhe. Wobei die eigentliche Nachricht nicht so sehr die Summe war, mit der Buffett sich engagiert, sondern die Tatsache selbst, dass der Meister Geld an der Wall Street riskiert. Goldman-Chef Lloyd Blankfein nutzte den damit verbundenen Vertrauensschub umgehend und kündigte eine Kapitalerhöhung um 2,5 Milliarden Dollar in einem beschleunigten Verfahren an. Am Mittwoch war das Angebot so überzeichnet, dass Goldman das Volumen auf fünf Milliarden Dollar verdoppeln konnte. Die Kernkapitalquote steigt somit von zuletzt 11,6 auf mehr als 14 Prozent. Die Quote wird berechnet durch das Verhältnis des Kapitals einer Bank zu seinen Risikoanlagen; sechs Prozent gelten als absolutes Minimum. Goldman hat also eine sichere Kapitaldecke. Wertpapiere als Massenvernichtungswaffen Damit hat sich Buffetts Engagement für die Bank schon ausgezahlt, auch wenn der Vertrauensbeweis aus Omaha einen Preis hat: Konkret erwirbt Berkshire Hathaway für fünf Milliarden Dollar stimmrechtslose Vorzugsaktien. Sie können nicht in normale Aktien umgewandelt werden, sind aber mit einer hohen, garantierten Dividende von zehn Prozent verbunden. Außerdem bekommt Berkshire Bezugsrechte im Wert von fünf Milliarden Dollar für den Erwerb stimmberechtigter Aktien zu einem Preis von 115 Dollar. Am Mittwochvormittag wurde die Goldman-Aktie zu knapp 128 Dollar gehandelt. Hätte Buffett das Bezugsrecht bereits an diesem Tag ausgeübt, hielte er einen Anteil von knapp zehn Prozent an Goldman Sachs. Warren Buffett hatte sich immer wieder über die Praktiken im Finanzsektor lustig gemacht. Die komplizierten Wertpapiere, die der Wall Street schließlich zum Verhängnis wurden, nannte er schon früh Massenvernichtungswaffen. In seinem letzten Aktionärsbrief schrieb er: "Wenn das Wasser zurückgeht, merkt man, wer keine Badehose anhat. Und was wir jetzt bei einigen unserer größten Finanzinstituten sehen, ist sehr hässlich." Trotzdem hofften Anleger immer wieder, dass Buffett zu Hilfe eilen würde. Vor einem Jahr gab es Gerüchte, er könne bei Bear Stearns einsteigen. Er tat es nicht, und die Investmentbank ging in diesem März unter. Im Februar bot er an, in großem Umfang Anleihen zu versichern, das Geschäft kam aber nicht zustande. Auf der nächsten Seite: Wie Warren Buffett vor zwanzig Jahren schon einmal Verlust mit einer Investmentbank machte
Warren Buffett, der legendäre Investor aus Omaha, mag die Wall Street nicht und steigt doch bei Goldman Sachs ein.
https://www.sueddeutsche.de/geld/verfahren-gegen-markus-frick-80-millionen-eingefroren-1.706150
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Verfahren gegen Markus Frick - 80 Millionen eingefroren
00/05/2010
Der selbsternannte Börsenexperte Markus Frick gerät immer stärker unter Druck. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat im Rahmen des Verfahrens gegen Frick wegen des Verdachts auf Kursmanipulation 80 Millionen Euro eingezogen. Detailansicht öffnen Markus Frick: Der frühere Bäckermeister hatte mit seinen Empfehlungen an Anleger zunächst großen Erfolg. (Foto: Foto: dpa) Anleger verloren Millionen Dieser Arrest diene dazu, Gewinne von Beschuldigten abzuschöpfen und vorläufig sicherzustellen, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde. Ein Arrest wird dann erlassen, wenn die Gefahr besteht, dass diejenigen, die der Arrest trifft, Vermögen beiseiteschaffen. Der frühere Bäckermeister Frick war im Sommer 2007 in die Kritik geraten, weil drei von ihm empfohlene Rohstoffwerte sich als wertlose Gesellschaften ohne erprobten Geschäftsbetrieb entpuppten. Dabei handelte es sich um die Firmen Stargold, Star Energy und Russoil, die Frick in seiner kostenpflichtigen E-Mail-Hotline empfohlen hatte. Mehrere tausend Anleger dürften mit den Papieren einen dreistelligen Millionenbetrag verloren haben, schätzt der Berliner Rechtsanwalt Walter Späth, dessen Kanzlei etwa 150 Frick-Anleger betreut. Die Staatsanwaltschaft ließ am Dienstag offen, ob das arrestierte Geld von Frick direkt oder von Firmen stammt, die zu seinem Einflussbereich gehören. Details über Fricks Geschäfte sind einem Beschluss des Landgerichts Berlin vom Mai 2008 zu entnehmen, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Verdacht weitet sich aus Darin heißt es: "Der Beschuldigte habe als Bevollmächtigter eines in Mauritius ansässigen Unternehmens bei einer deutschen Privatbank vor - und in der Zeit alsbald nach - Beginn der jeweiligen Empfehlung Aktien der von seinen Börseninformationsdiensten empfohlenen Gesellschaften eingeliefert und diese vor dem Zusammenbruch der Kurse verkaufen lassen." Aus dem Beschluss geht weiter hervor, dass Richter Arreste nicht nur wegen dreier Aktientipps anordneten. Vielmehr wurde demnach die Arrestsumme erhöht, "wegen der Empfehlung von zehn weiteren Gesellschaften". Dies sei ein Indiz dafür, "dass Frick inzwischen nicht nur wegen der Firmen Stargold, Star Energy und Russoil im Visier der Staatsanwaltschaft ist", sagt Anwalt Späth. Das Landgericht Berlin spricht bei den eingefrorenen Beträgen von "Verkaufserlösen". Frick hatte dagegen stets bestritten, sich mit Aktien der von ihm empfohlenen Firmen eingedeckt zu haben. Die Münchner Kanzlei CLLB Rechtsanwälte hat unterdessen für einen Anleger einen Arrestbefehl gegen Frick persönlich erwirkt. Die Anlegeranwälte werden sich nun darum bemühen, auf die von der Staatsanwaltschaft eingefrorenen 80 Millionen Euro Zugriff zu erhalten. "Frick ist einer der wenigen Fälle, in denen Anleger nicht nur gute Chancen haben, Schadensersatzprozesse zu gewinnen, sondern auch die erworbenen Ansprüche zu realisieren", sagt Rechtsanwalt István Cocron von der Kanzlei CLLB. "Es ist ja erhebliches Vermögen vorhanden."
Der Skandal um den Börsenguru Markus Frick zieht Kreise: Die Staatsanwaltschaft zog sicherheitshalber 80 Millionen Euro aus Fricks Umfeld ein.
https://www.sueddeutsche.de/geld/fragen-zur-finanzkrise-sind-einige-banken-sicherer-als-andere-1.704221
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Fragen zur Finanzkrise - Sind einige Banken sicherer als andere?
00/05/2010
Die Finanzkrise verunsichert viele Sparer. Auch bei der SZ gehen zahlreiche Fragen von Lesern ein. Die zwölf häufigsten werden hier beanwortet: Von Marco Völklein, Hannah Wilhelm und Markus Zydra Detailansicht öffnen (Foto: Foto: AP) Ist das Geld bei der Bank sicher? Deutschlands Bankensystem hat drei Säulen: Privatbanken (etwa Deutsche oder Commerzbank), Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken). Jede Säule hat ein eigenes Sicherungssystem: Bei den Privatbanken steht ein Fonds bereit, der die Einlagen bei einer Bankpleite absichert. Bei Sparkassen und Genossenschaften greifen gesunde Häuser schwächelnden Banken unter die Arme. Es gibt Zweifel, ob die Sicherungssysteme bei einer Pleitewelle wirklich helfen - aber mit einer solchen Welle rechnet niemand. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hält nicht nur deshalb die Zweifel für unbegründet: "Kleine Banken werden sicher aufgefangen, bei großen wird der Staat einspringen." Gibt es Unterschiede bei Banken? Vorsicht ist angebracht bei ausländischen Häusern, die derzeit Kunden mit guten Tagesgeld-Angeboten locken. Einige gehören nicht dem Privatbanken-Fonds an und bieten nur den gesetzlichen Mindestschutz. Der schreibt vor, dass 20.000 Euro pro Kunde gegen eine Bankpleite gesichert sind. Nauhauser rät, bei diesen Häusern nicht mehr als diesen Betrag zu investieren. Sollte man jetzt aus Aktien oder Aktienfonds aussteigen? Niemand weiß, wann die Aktienkurse wieder anziehen. Historisch war es bislang so, dass Börsen langfristig tendenziell ansteigen. Dieser Erfahrungswert macht es aber auch nicht leichter, denn was heißt langfristig? So traurig es ist, jeder muss die Entscheidung nach Rücksprache mit Experten selbst treffen. Ein wichtiges Entscheidungskriterium ist das Lebensalter des Anlegers: Hat er noch viele Jahre bis zur Rente vor sich, kann er die Verlustphasen besser verkraften, weil der nächste Kursaufschwung auf jeden Fall kommt. Braucht der Anleger das Geld bald, und kann er sich weitere Verluste nicht mehr leisten, sollte er über einen Verkauf nachdenken. Auf der nächsten Seite: Lebensversicherung und Riester-Rente
Institute brechen zusammen, die US-Regierung muss eingreifen: Die Kreditkrise ängstigt viele Sparer. Fragen und Antworten für Anleger.
https://www.sueddeutsche.de/geld/usa-in-der-finanzkrise-die-ganze-welt-sieht-zu-1.702834
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"USA in der Finanzkrise - ""Die ganze Welt sieht zu"""
00/05/2010
Das staatliche Rettungspaket für den US-Finanzmarkt nimmt konkrete Konturen an. Aus Kreisen des Kongresses verlautete, eine Abstimmung im Repräsentantenhaus über das Gesetzespaket sei schon am Mittwoch oder Donnerstag möglich. Detailansicht öffnen Fed-Chef Bernanke fordert den Kongress zu raschem Handeln auf (Foto: Foto: AFP) Zuversicht machte sich auch an der Börse breit: An der Wall Street stieg der Dow Jones im frühen Geschäft um ein halbes Prozent. Größter Gewinner war der Versicherer AIG, dessen Papiere um mehr als zehn Prozent zulegten. Finanzminister Henry Paulson und Notenbankchef Ben Bernanke riefen den Kongress zu raschem Handeln auf. Die beiden Architekten des Rettungsplans mussten sich am (heutigen) Dienstag in einer Anhörung im Bankenausschuss des Senats stellen. Wenn man die Probleme auf den Finanzmärkten nicht in den Griff bekomme, seien düstere Konsequenzen für die amerikanische Wirtschaft die Folge, warnten Paulson und Bernanke laut vorbereitetem Redetext vor dem Ausschuss in Washington. Sollte sich die derzeitige Lage länger hinziehen, müsse die gesamte Wirtschaft mit "ziemlich widrigen" Auswirkungen rechnen, sagte Bernanke. "Stabiler Plan" Paulson erklärte, die USA müssten das Scheitern weiterer Finanzinstitutionen verhindern. US-Präsident George W. Bush zeigte sich zuversichtlich, dass der Kongress das notwendigen Gesetze für das geplante Rettungspaket mit den veranschlagten atemberaubenden Kosten von rund 700 Milliarden Dollar verabschiedet. Das Paket sei "ein stabiler Plan, um mit ernsthaften Problemen umzugehen", sagte Bush in New York. Auch wenn es Ideen für Änderungen gebe, solle das Paket zügig geschnürt werden. Die Kongressmitglieder wollen angesichts der Milliardensumme genau wissen, wie die Stabilisierung der Finanzmärkte aussehen soll und wie dies die Steuerzahler belastet. Wie der Verhandlungsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Barney Frank, am Montag erklärte, hat die Regierung schon einigen Bedingungen des Kongresses zugestimmt. Darunter seien staatliche Hilfen für Hausbesitzer und eine starke Kontrollfunktion für den Kongress. Es seien aber auch noch viele Fragen offen. Zwangsvollstreckungen verhindern Ein mit den Verhandlungen vertrauter Regierungsbeamter erklärte, die Regierung habe zugestimmt, einen Plan aufzulegen, um Zwangsvollstreckungen bei Hypotheken zu verhindern, die sie im Rahmen des Finanzpakets aufkaufen will. Die US-Regierung braucht für ihr Vorhaben, den Steuerzahler 700 Milliarden Dollar zur Stabilisierung der Banken aufbringen zu lassen, das Einverständnis des Kongresses, in dem die Demokraten die Mehrheit haben. Frank sagte nach den Gesprächen am Montagabend, die Regierung habe mit der Ankündigung des Hilfspakets große Erwartungen hervorgerufen und damit bereits Fakten geschaffen. Bush hatte den Kongress wenige Stunden vorher zu raschem Handeln aufgefordert und erklärt: "Die ganze Welt sieht zu." Die Demokraten fordern in den Verhandlungen mit Paulson auch, dass der Staat einen Anteil an den Unternehmen erhält, denen er mit dem beispiellosen Rettungspaket hilft. So soll der Steuerzahler auch von möglichen Gewinnen der Unternehmen in der Zukunft profitieren. Zudem soll die Initiative bereits Ende dieses Jahres auslaufen und nicht wie von Bush geplant eine zweijährige Laufzeit haben. Die Demokraten verlangen außerdem, dass die Vorstände der von der Regierung unterstützten Unternehmen nicht mit einem "goldenen Handschlag" verabschiedet werden - das heißt, mit millionenschweren Abfindungen.
US-Präsident Bush, Finanzminister Paulson und Fed-Chef Bernanke schwören den Kongress auf das 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaket ein. Ansonsten drohten "ziemlich widrige" Auswirkungen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/steinbrueck-lehnt-ab-hausgemachtes-problem-1.702870
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"Steinbrück lehnt ab - ""Hausgemachtes Problem"""
00/05/2010
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) ist ein Mann der Krise. Für die Feinheiten des Haushalts und das Kleinklein der Steuergesetzgebung kann er sich nur schwer begeistern. Ihn interessiert eher das Große und Ganze, die internationale Perspektive. Trotz aller Gefahren für die deutsche Wirtschaft und für seine Haushaltsplanung kommen ihm diese Zeiten also gelegen, in denen es fast jeden Tag von Neuem darum geht, den internationalen Finanzmarkt vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Detailansicht öffnen Finanzminister Steinbrück deutete schon am Sonntag an, dass es keine Beteiligung am Rettungsfonds geben werde. Bis Montagnachmittag hatte er auch die anderen Finanzminister der G 7 überzeugt. (Foto: Foto: dpa) Kalte Schulter Seit Tagen telefonieren er und sein für den Finanzmarkt zuständiger Staatssekretär Jörg Asmussen mit dem amerikanischen Finanzministerium, mit den Kollegen in Frankreich, in Großbritannien und auch in Japan. Auf Arbeitsebene gibt es nach Angaben aus dem Ministerium in Berlin täglich mindestens zwei Gespräche, eines am Tag, um die europäische Situation abzustimmen, und eines in der Nacht, um mit den Amerikanern und den Kanadiern zu verhandeln. Während die "Deputies", also die Gehilfen der Minister, die technischen Details abklären, obliegt es den Ministern vor allem, die Stimmung auszutesten und die Vorstöße zu harmonisieren. Der jüngste Kraftakt der internationalen Finanzdiplomatie vollzog sich über das Wochenende. Nach Angaben aus der Bundesregierung wollte US-Finanzminister Henry Paulson Deutschland und andere Regierungen dazu verpflichten, sich am Aufbau des 700 Milliarden Dollar schweren Finanztopfs zu beteiligen, den seine Regierung zur Rettung der Finanzbranche auflegen will. Zumindest aber forderte er von den führenden Industrienationen (G 7) die Auflage eigener Fonds, mit denen die Not betroffener Banken gelindert werden könnte. Deutsches Bankensystem noch solide Doch die Deutschen zeigten Paulson die kalte Schulter. Steinbrück machte das auch umgehend deutlich. Er betonte in mehreren Interviews, dass es sich vor allem um ein hausgemachtes Problem der amerikanischen Wirtschaft handele. Dass das deutsche Bankensystem von der Krise nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen sei. Damit sagte er nicht offiziell "nein", doch er gab den Amerikanern seinen Unwillen mehr als deutlich zu verstehen. Auch die Sprecher der Bundesregierung versorgten die Journalisten mit der Botschaft: Ohne uns. In der Zwischenzeit oblag es Asmussen und der Finanzmarktabteilung im Ministerium, die deutsche Position international abzustimmen. Zunächst mit den europäischen Staaten innerhalb der G 7 und wiederum vor allem mit Frankreich und Großbritannien. Auch Vertreter der Bundesbank und die der nationalen Notenbanken anderer Länder wurden einbezogen. In der Nacht zum Montag dann wurde das Thema auf G-7-Ebene behandelt und Paulsons Leute mussten erkennen, dass die anderen Nationen nicht mitziehen. Die letzte telefonische Abstimmung auf Ministerebene in dieser Frage gab es am frühen Montagnachmittag. Keine Rede mehr von Geld aus Europa 45 Minuten lang sprachen die Finanzminister miteinander. Paulson stellte noch einmal sein Hilfspaket in aller Ausführlichkeit vor. Danach erklärten die Finanzminister der G7, dass sie das Vorhaben der Amerikaner begrüßten. Von einer Beteiligung am Rettungsfonds oder vom Aufbau eigener Geldtöpfe ist indes in der Erklärung keine Rede mehr. Übrig blieb lediglich die Zusage der G-7-Staaten, wann immer es nötig ist, jede Art von Maßnahme zu ergreifen, um die Stabilität des internationalen Finanzmarktsystems zu gewährleisten.
Bundesfinanzminister Steinbrück macht den USA seinen Unwillen deutlich, sich am geplanten Rettungsfonds zu beteiligen - und überzeugt davon auch die G-7-Finanzminister.
https://www.sueddeutsche.de/geld/geldmarktfonds-ausweg-aus-der-abgeltungsteuer-versperrt-1.702843
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Geldmarktfonds - Ausweg aus der Abgeltungsteuer versperrt
00/05/2010
Deutsche Anleger sind um eine Hoffnung ärmer, der neuen Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf Kapitalerträge zu entgehen. Wegen eines Vorstoßes des Bundesrats ist zu erwarten, dass bestimmte Geldmarktfonds bei der Neuanlage ihre Steuervorteile verlieren. Detailansicht öffnen Die Steuerbedingungen für einige Geldmarktfonds sollen im letzten Moment geändert werden. (Foto: Grafik: SZ) Dabei handelt es sich um populäre Anlagen: In die Fonds sind nach Branchenangaben mindestens 60 Milliarden Euro investiert, mehr als die Hälfte aller Mittel, die in Geldmarktfonds stecken. Die sogenannten steueroptimierten Geldmarktfonds wie der Uni Opti 4 von Union Investment sind kurzfristige Anlagen, die mit Festgeld oder Bundespapieren konkurrieren. Zinsähnliche Erträge werden zum Beispiel über die Anlage in Derivate in Kursgewinne umgewandelt. Diese bleiben steuerfrei - anders als etwa Zinsen, die ein Anleger bei Festgeld kassiert. Die Deutschen haben in den vergangenen Jahren gerne in diese Fonds der großen Gesellschaften Deka, DWS oder Union investiert, wegen der Schwankungen an den Aktienmärkten und weil durch die Absenkung des Sparerfreibetrags immer mehr Erträge versteuert werden mussten. Wer sich bis Jahresende diese Fonds kauft, konnte bisher damit rechnen, dass er in den nächsten Jahren steuerfreie Kapitalerträge hat - nach Einführung der Abgeltungsteuer Mangelware bei der Geldanlage. Diesen Steuerkniff wird der Bundesrat aber nun wahrscheinlich mithilfe des Bundestags stoppen. "Wir müssen damit rechnen, dass Neuinvestments in diese Fonds nicht mehr steuerfrei sind", sagt Wolfgang Mansfeld, Präsident des Bundesverbands Investment (BVI). Das würde bedeuten: Wer ab einem bestimmten Zeitpunkt in diese Fonds investiert, womöglich ab dem Vorstoß des Bundesrates am 19. September, muss Steuern zahlen. Der Steuerausweg wäre versperrt. BVI-Präsident Mansfeld warnt Anleger davor, ihr Investment überstürzt zu verkaufen. Wer die Fonds bereits besitzt, soll nach derzeitigem Stand eine Übergangsfrist von zwei Jahren bekommen. Das würde bedeuten: Wer die Fonds in den nächsten zwei Jahren verkauft, kann die Kursgewinne steuerfrei behalten. Thomas Richter, Geschäftsführer der Deutsche-Bank-Tochter DWS, übt grundlegende Kritik: "Es ist nicht in Ordnung, in bestehende Fondsverträge einzugreifen". In der Branche gehen viele aber davon aus, dass sich nicht mehr herausholen lässt als eine Übergangsfrist. Branche hofft auf Boom Die Investmentbranche hofft darauf, dass Anleger in den nächsten Monaten massiv in andere Fonds investieren, um der Abgeltungsteuer zu entgehen. Wer vor dem Jahresende etwa Aktienfonds kauft, kann den Kursgewinn beim späteren Verkauf steuerfrei kassieren. Bei Investments ab nächstem Jahr müssen die Kursgewinne versteuert werden. Klar scheint aber, dass die meisten Anleger nur investieren werden, wenn sich die Lage an den Börsen beruhigt und die Auswirkungen der Finanzkrise beherrschbarer scheinen. Die vergangenen zwölf Monate waren wenig ermutigend (Grafik): Auf Jahressicht haben sich Aktienfonds negativ entwickelt, egal ob sie national oder international investieren. Selbst die Wertentwicklung bei Renten- und Geldmarktfonds, die in Euro anlegen, war wenig berauschend. Die positive Ausnahme waren offene Immobilienfonds mit einer Rendite von fünf Prozent, wozu die geringeren Leerstände bei deutschen Büros wesentlich beitrugen.
Änderung auf den letzten Drücker: Finanzpolitiker wollen noch schnell die Steuervorteile einiger populärer Geldmarktfonds kippen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/investmentfonds-direkt-in-fondsanteile-investieren-1.701455
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Investmentfonds - Direkt in Fondsanteile investieren
00/05/2010
Von der Abgeltungsteuer ausgenommen sind sie nicht, die Investmentfonds. Auch bei Fonds gilt, dass sowohl die laufend erwirtschafteten, ausgezahlten Erträge sowie mögliche Gewinne aus dem Verkauf von Fondsanteilen bei ab 2009 erworbenen Produkten der Abgeltungsteuer unterliegen. Dennoch sprechen mit Blick auf die neue Pauschalsteuer einige Gründe dafür, nicht in Einzelwerte, sondern in einen Fonds zu investieren - und dies nicht nur, weil damit eine breitere Risikostreuung möglich ist. Detailansicht öffnen Erfahrenen Investoren setzen aufgrund der geringen Kosten auf passiv gemanagte Fonds, die bestimmte Indizes abbilden. (Foto: Foto: Photocase/flohbox) Auch für Fonds gilt: Am besten noch im Jahr 2008 einsteigen, da dann die entsprechenden Fondsanteile weiter dem bislang geltenden Steuerrecht unterliegen - und dies bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Anleger die Anteile verkauft. Dabei kann der Fondsmanger das verwaltete Vermögen auch innerhalb eines Fonds umschichten, ohne dass damit der steuerliche Bestandsschutz verloren geht. Wie Gewinne das Fondsvermögen stärken können "Viele Fonds sind Einzelwerten gegenüber privilegiert, da realisierte Kursgewinne bei Umschichtungen nicht der Abgeltungsteuer unterliegen", sagt der Steuerexperte der Münchner Kanzlei Peters Schönberger & Partners, Maik Paukstadt. "Allerdings müssen Anleger hier darauf achten, dass die Fonds am besten allgemein, zumindest aber hinsichtlich der Veräußerungsgewinne thesaurierend sind." Thesaurierend meint dabei, dass Gewinne nicht an die Anleger ausgeschüttet, sondern wieder innerhalb des Fondsvermögens angelegt werden. Dies ist im Hinblick auf die Steuerbelastung wichtig, da sonst bei jeder Ausschüttung 25 Prozent Abgeltungsteuer anfallen. Auch Gebühren schmälern die Rendite Keinesfalls sollte man aber nur aus steuerlichen Gründen in ein Produkt investieren. Der Steueraspekt allein sei noch nie ein guter Anlageberater gewesen, mahnte vor einiger Zeit der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Investment und Asset Management, Stefan Seip. Gerade die vielfach im Hinblick auf die Abgeltungsteuer empfohlenen Dachfonds - Investmentfonds, die sich wiederum an verschiedenen Fonds beteiligen, erzielten häufig eine geringe Rendite bei relativ hohen Kontoführungs- und Depotgebühren, rechnen die Anlageexperten vom Internet-Portal ihre-vorsorge.de vor. Welcher Fonds für wen interessant ist, hängt aber stark vom Finanzwissen des jeweiligen Anlegers ab. So empfiehlt Paukstadt erfahrenen Investoren aufgrund der geringen Kosten passiv gemanagte Fonds, die bestimmte Indizes abbilden. Für unerfahrene Anleger dagegen seien Dachfonds trotz aller berechtigten Kritik sinnvoll. Bei deren Auswahl empfehle es sich, genau auf die Kosten zu sehen. Dabei spielen nicht nur die Gesamtkosten des Dachfonds eine Rolle, sondern auch die Kosten der Zielfonds, in die der Dachfonds investiert. Ein besonderes Augenmerk rät Paukstadt auf konservativ ausgerichtete Fondsprodukte zu legen, welche den überwiegenden Teil ihres Vermögens in festverzinslichen Papieren anlegen. "Hier sollten die Kosten doppelt hinterfragt werden, um hinterher keine Enttäuschung zu erleben", sagt der Steuerberater.
Ab dem 1. Januar 2009 gilt: Zinserträge, Dividenden Kurs- und Zwischengewinne werden direkt mit einer pauschalen Abgeltungsteuer belegt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/medwedjew-greift-durch-finanzspritze-fuer-russische-wirtschaft-1.701208
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Medwedjew greift durch - Finanzspritze für russische Wirtschaft
00/05/2010
Mit Milliardenzuschüssen und Handelspausen an der Börse will Russlands Führung die schlimmste Finanzkrise seit zehn Jahren in den Griff bekommen. Am Donnerstag ordnete Präsident Dmitrij Medwedjew an, bis zu 500 Milliarden Rubel (13,7 Milliarden Euro) zur Stützung des Aktienmarktes bereitzustellen. Banken melden Liquiditätsprobleme, ausländische Investoren ziehen Milliarden aus dem russischen Markt ab. Detailansicht öffnen Russischer Präsident Medwedjew: Wirtschaft in der Krise. (Foto: Foto: dpa) Auf einer außerordentlichen Sitzung im Kreml versuchte Medwedjew, der Panikstimmung in der Finanzwelt entgegenzuwirken: "Wir haben genügend Reserven und eine starke Wirtschaft, und dies ist die sicherste Garantie vor irgendwelchen Erschütterungen." Der Handel an den russischen Börsen RTS und Micex soll frühestens am Freitag wieder aufgenommen werden. Er war am Mittwoch ausgesetzt worden, nachdem der in Rubel handelnde Micex um fast 17 Prozent nachgegeben hatte. Die russischen Börsen müssen schließen, sobald einer der Indizes um mehr als zehn Prozent fällt. Die Krise trifft vor allem den Bankensektor. Als erstes Finanzinstitut hatte am Mittwoch die seit langem angeschlagene Investmentbank KIT Finance gemeldet, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber anderen Banken nicht mehr nachkommen könne. KIT Finance wird nach Angaben des Unternehmens von Leader, einem Tochter-Fonds des staatlichen Energiekonzerns Gazprom, übernommen. Rote Liste mit gefährdeten Banken Russische Medien meldeten am Donnerstag, die Zentralbank führe eine "rote Liste" mit 15 Banken, die ebenfalls gefährdet seien. Die drei großen staatlichen Banken, Sberbank, VTB und Gazprombank, haben vorübergehend fast ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt. Das Finanzministerium hatte angekündigt, dass die Zentralbank sie mit 31 Milliarden Euro stützen werde. Sie sollten das Geld wiederum an kleinere Banken weiterreichen. Andere Banken erhielten über Auktionen Finanzspritzen von umgerechnet fast elf Milliarden Euro. Inzwischen erreicht die Krise nach russischen Medienangaben auch den Immobilienmarkt. Russische Entwickler legten "massenhaft" geplante Projekte auf Eis. Russlands Börsen leiden nach Ansicht von Beobachtern nicht nur unter den Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise und des fallenden Ölpreises, sondern auch unter einer Reihe innerer Ursachen. Konflikte wie jene um den britisch-russischen Öl-Konzern TNK-BP oder der Absturz der Aktie des Bergbaukonzerns Mechel nach der drastischen Kritik des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin spielten dabei ebenso eine Rolle wie der Krieg mit Georgien und die abgekühlte Beziehung zum Westen. 420 Milliarden Euro Reserven Ausländische Investoren, wegen eines unterentwickelten russischen Finanzwesens die wichtigsten Geldgeber, haben Milliarden aus dem russischen Markt abgezogen. Nun herrschen Liquiditätsprobleme. Hinzu kommen eine Inflation von 15 Prozent und steigende Löhne, mit denen die Produktivität nicht Schritt hält. Dennoch steht Russland besser da als vor zehn Jahren, als die Regierung sich für zahlungsunfähig erklären musste, viele Banken eingingen und Millionen Russen ihr Erspartes verloren. Mit fast 420 Milliarden Euro verfügt es über die weltweit dritthöchsten Währungsreserven. Die dramatischen Entwicklungen schüttelten die Kapitalmärkte den vierten Tag in Folge kräftig durch. Im Kampf gegen eine weltweite Börsenpanik pumpten die großen Zentralbanken am Donnerstag gemeinsam mehr als 180 Milliarden Dollar (etwa 125 Milliarden Euro) in den Geldmarkt und stoppten damit vorerst die Talfahrt der Aktienkurse.
Panik an Russlands Geldmärkten: Banken kollabieren und Investoren ziehen sich zurück. Mit einer Milliardenhilfe versucht Präsident Medwedjew, gegenzusteuern.
https://www.sueddeutsche.de/geld/wirtschaftskrise-in-russland-putin-pipelines-petrodollars-1.700506
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Wirtschaftskrise in Russland - Putin, Pipelines, Petrodollars
00/05/2010
Vielleicht ist Wladimir Putin, der jüngste in einer langen Reihe autokratischer russischer Herrscher, ja bei einem Italiener in die politische Schule gegangen. Niccolò Machiavelli jedenfalls war überzeugt: "Es ist weit sicherer, gefürchtet als geliebt zu werden." Ein Satz, der Putin gefallen dürfte. Detailansicht öffnen Über dem Kreml ziehen Wolken auf: Während der Konflikt mit Georgien noch immer nicht gelöst ist, brechen in Moskau die Aktienkurse ein. (Foto: Foto: dpa) "Anleger sind in Scharen geflohen" Der Krieg in Georgien und der bissige Wortwechsel zwischen dem Kreml und der amerikanischen Regierung haben die Anleger an der Börse Moskau verschreckt. Binnen weniger Wochen hat der russische Aktienindex RTS dramatische Einbußen erlebt. Seit Jahresanfang verlor er beinahe 30 Prozent an Wert. "Spekulativ gesonnene Anleger sind in Scharen geflohen", sagt Odeniyaz Dzhaparov, Manager des DWS Russia Fonds. Er nimmt es gelassen. Schon oft hat er beobachtet, wie der russische Aktienmarkt gebeutelt wird von Politik und Ölpreis. Und doch hat der RTS-Index in den vergangenen acht Jahren mehr als 1000 Prozent gewonnen. Mutige, die bereits vor zehn Jahren, gleich nach der Russlandkrise, dort Geld an der Börse investiert haben, konnten im Durchschnitt gut 35 Prozent jährlich verdienen - mit dem Fonds von F&C beispielsweise, der in diesem Jahr allerdings auch etwa 25 Prozent eingebrochen ist. Vielen Anlegern wurde wieder einmal bitter klar, dass Moskau eine riskante Schwellenlandbörse bleibt, von der sich viele professionelle Vermögensverwalter schon allein deshalb fernhalten, weil Russland die Eigentumsrechte der Unternehmen und ihrer Aktionäre regelmäßig mit Füßen tritt. Immer wieder mischt sich der Staat in die Wirtschaft ein - politische Ereignisse haben auf dem Parkett schon oft Entsetzen ausgelöst. Und auch die Rubelkrise ist nicht vergessen: Am 17. August 1998 wertete die Landeswährung dramatisch ab, Staatsanleihen wurden praktisch wertlos und der Aktienindex stürzte in die Tiefe. Der massiven Kapitalabfluss löste eine Wirtschaftskrise aus. Staat ohne Schulden Heute, ein Jahrzehnt später, steht Russland unvergleichlich besser da - und das ist vor allem dem Rohstoffreichtum und dem jahrelangen Anstieg der Öl- und Metallpreise zu verdanken. Die Wirtschaft wächst mit einer gesunden Rate von rund sieben Prozent. Die meisten Unternehmen berichten steigende Gewinnen. Statt klaffender Löcher zeichnen Staatshaushalt und Außenhandel kräftige Überschüsse aus. Der Staat ist praktisch schuldenfrei. Die Gold- und Devisenreserven sind so eindrucksvoll wie die Öl- und Gasreserven Russlands. Das Land ist zweitgrößter Erdölproduzent der Welt. Staat und Unternehmen haben kräftig vom Anstieg der Energiepreise in den vergangenen Jahren profitiert - und mit ihnen die Börse, die zu drei Vierteln von Energie- und Rohstoffwerten beherrscht wird. Zu den Schwergewichten auf dem Parkett gehören die Öl- und Gastitel von Gazprom, Rosneft und Lukoil. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Russland ist der billigste Aktienmarkt der Welt.
Kaukasus-Konflikt, billiges Öl und staatliche Angriffe auf Unternehmen: Die Anleger fliehen aus dem russischen Aktienmarkt.
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Dresdner Bank - Krematorien und ein teurer Lehrling
00/05/2010
Die Nachricht kam überraschend. Im September 1977 kündigte Hans Friderichs seinen Rückzug aus der Politik an und wechselte in den Vorstand der Dresdner Bank. Der FDP-Politiker und langjährige Wirtschaftsminister sollte aufgebaut werden zum neuen Chef. Zwei Monate zuvor war Jürgen Ponto, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, von der RAF erschossen worden. Friderichs hatte einen guten Ruf, doch als Bankchef musste der Jurist noch einiges lernen. Die Kollegen gaben ihm neun Monate. Im Mai 1978 übernahm Friderichs - nach eigenen Worten "der teuerste Banklehrling aller Zeiten" - die Spitzenposition, die er innehatte bis 1985, als er wegen der Flick-Spendenaffäre zurücktrat. Dresdner als SS-Bank Schon diese Episode macht deutlich, dass die Dresdner Bank mitunter sehr nahe dran war an dem politischen Geschehen im Lande. Mitunter stand das Kreditinstitut auch mitten drin, im Dritten Reich etwa, als sich die Dresdner als SS-Bank etablierte. Das will so gar nicht passen zu ihrer späteren Werbebotschaft, die bieder Kunden köderte und Vertrauen einwarb "mit dem grünen Band der Sympathie". Die Details aus den Nazijahren kamen sehr spät ans Tageslicht, die Bank hatte sich lange geweigert, Fehler zuzugeben. Erst Druck aus den USA und die Furcht vor Sammelklagen zwangen das Institut 1997 dazu, die Archive zu öffnen. Im Jahr 2006 veröffentlichte ein Team von Historikern den Bericht "Die Dresdner Bank im Dritten Reich", in dem die Verstrickungen mit dem Naziregime deutlich wurden. Wie die Forscher herausfanden, war das Geldinstitut Großaktionär einer Firma, die das Vernichtungslager Auschwitz mitgebaut hat: Huta, eines der führenden Bauunternehmen der NS-Zeit, errichtete mindestens zwei Krematorien für die industrielle Menschenvernichtung, außerdem Wirtschafts-, Wohn- und Entlausungsbaracken. Seit 1910 stellte die Bank immer wieder den Vorsitzenden des Huta-Aufsichtsrats. Darüber hinaus verdiente die Hausbank der SS stark an der Ostexpansion des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg. Unter Ponto zur Universalbank Gegründet wird die Bank am 12.November 1872. Sie beginnt mit einem Aktienkapital von acht Millionen Talern, also zwölf Millionen Euro, und 30 Mitarbeitern in den Räumen des ehemaligen Bankhauses Kaskel in der Wilsdruffer Straße in Dresden. Vom 7. Januar 1873 an notiert die Dresdner-Bank-Aktie an der Berliner Börse. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands zieht das Institut nach Frankfurt am Main um. Besonders unter der Führung Jürgen Pontos von 1969 an wuchs der Konzern stark und wandelte sich zu einer Universalbank. Unter seiner Leitung steigerte sich die Bilanzsumme von 25 Milliarden Mark 1970 auf 54 Milliarden Mark 1976. Am 30.Juli 1977 öffnete Ponto, ohne es zu wissen, einem RAF-Kommando die Haustür. Susanne Albrecht, die Tochter eines mit der Familie Ponto befreundeten Ehepaars, kam zusammen mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Ponto wurde erschossen. Steuern hinterzogen Sein Nachfolger Friderichs bekam Mitte der achtziger Jahre Ärger mit der Justiz. Das Magazin Spiegel hatte aufgedeckt, dass der Flick-Konzern Geld an Parteien und diesen nahestehende Organisationen gezahlt hatte, ohne die Summen beim Finanzamt korrekt abzurechnen. 1983 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Bestechlichkeit, später auch wegen Steuerhinterziehung. 1987 sprach ihn das Landgericht vom Vorwurf der Bestechlichkeit frei, verurteilte Friderichs aber wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe dazu während seiner Zeit als Wirtschaftsminister und Chef der Dresdner Bank zu 61.500 Mark Geldstrafe.
Die Geschichte der Dresdner Bank ist eng mit der Historie Deutschlands verknüpft - ein Abschied nach 136 Jahren.
https://www.sueddeutsche.de/geld/weltfinanzkrise-wie-sicher-ist-mein-geld-1.698776
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Weltfinanzkrise - Wie sicher ist mein Geld?
00/05/2010
Die Finanzkrise ist endgültig in Deutschland angekommen. Nach der staatlichen Rettung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) und anderer europäischer Banken fragen sich immer mehr Menschen, wie sicher ihr Geld bei heimischen Banken ist. Anleger und Kreditnehmer sollten in der jetzigen Lage alle Konten und Anlageformen prüfen. Was dabei zu beachten ist: Detailansicht öffnen Wann ist die Finanzkrise endlich ausgestanden? Ein Aktienhändler in Frankfurt am Main zeigt Humor - mit einem verfremdeten Dollar. (Foto: Foto: dpa) Einlagensicherung Deutschlands Banksystem ist in drei Säulen organisiert: Sparkassen, Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken) sowie die privaten Institute. Alle drei haben eigene Sicherungssysteme. Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken funktioniert das so: Gerät ein Institut in Schieflage, springen die anderen bei und sichern so dessen Überleben ("Institutssicherung"). Die Privatbanken zahlen jährlich in einen Sicherungsfonds ein. Das System ist jedoch darauf ausgelegt, bei der Pleite einzelner Banken zu helfen. Bei einer Welle von Bankinsolvenzen käme wohl auch der Sicherungsfonds an seine Grenzen. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Die EU verordnete allen Mitgliedsstaaten eine zusätzliche Mindestreserve. Diese ist gesetzlich garantiert. Sämtliche deutsche Banken, die nicht einer "Institutssicherung" angehören, müssen seit 1998 in diesen Topf einzahlen - die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken. Sie sichert 90 Prozent der Einlagen eines Sparers pro Bank, höchstens aber 20000 Euro. Sollte das Geld in dem Topf nicht ausreichen, hätten die anderen Banken eine "unbegrenzte und sehr rigide Nachschusspflicht", heißt es beim Bundesverband deutscher Banken (BdB). Girokonten, Tages- und Termingeld Für diese Einlagen gelten die jeweiligen Sicherungssysteme. Sollte die Finanzaufsicht Bafin aber ein Moratorium verhängen, weil ein Institut seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, haben Kunden keinen Zugriff mehr auf ihre Konten. Die EC- und Kreditkarte funktioniert nicht mehr. "Danach hat das betreffende Institut sechs Wochen Zeit, seine Liquiditätsprobleme zu lösen, ansonsten tritt der Entschädigungsfall ein", erklärt eine Sprecherin des BdB. Im jüngsten Entschädigungsfall der Bremer Weserbank im Frühjahr 2008 habe es dann noch weitere zwei Monate gedauert, bis die Kunden vollständig entschädigt wurden. Nach Angaben der Bundesverbände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken hat es bislang noch nie einen Fall gegeben, in dem Kunden wegen einer Schieflage eines Instituts keinen Zugriff mehr auf ihre Konten hatten. Fazit: Wer mehrere Bankverbindungen hat, etwa bei einer Sparkasse, Volksbank und bei einem privaten Institut, hat die größte Gewähr, immer liquide zu bleiben. Auf der nächsten Seite: Geldmarktfonds, Bundeswertpapiere, Lebensversicherungen.
Lebensversicherungen, Bundeswertpapiere, Zertifikate - in der Finanzkrise sollten Kunden ständig prüfen, was mit ihren Anlagen passieren kann.
https://www.sueddeutsche.de/geld/schutz-gegen-staatsfonds-banken-warnen-vor-ueberreaktion-1.698337
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Schutz gegen Staatsfonds - Banken warnen vor Überreaktion
00/05/2010
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat die Regierung vor einem übertriebenen Vorgehen gegen die milliardenschweren Staatsfonds anderer Länder gewarnt. "Wir dürfen nicht unterschätzen wie die Debatte im Ausland wirkt", sagte BdB-Vorstand Manfred Weber der Süddeutschen Zeitung am Dienstag in Berlin. Detailansicht öffnen Befürchtet Irritationen im Ausland: Manfred Weber vom Bundesverband deutscher Banken. (Foto: Foto: AP) Irritationen im Ausland Er stelle immer wieder fest, dass es durch die Diskussionen über das Thema Irritationen gebe. Schließlich seien freie Kapitalmärkte ein zentraler Baustein des Wohlstandes. Weber drückt damit Sorgen aus, die die Regierungspläne in der gesamten deutschen Wirtschaft auslösen. Zuvor hatte bereits der Bundesverband der Deutschen Industrie heftige Kritik an dem Vorhaben geübt. Das Kabinett will am Mittwoch eine Reform des Außenwirtschaftsgesetzes beschließen, und dabei eine Art staatliches Veto-Recht verankern. Sie behält sich vor, künftig einen maßgeblichen Einstieg - die Grenze liegt bei 25 Prozent - eines Investors zu untersagen. Das kann innerhalb von drei Monaten auch noch rückwirkend geschehen. Nach Angaben des federführenden Wirtschaftsministeriums soll dies aber nur geschehen, wenn die Sicherheit und Ordnung der Bundesrepublik gefährdet ist. Weber bezeichnete es als nachvollziehbar, dass die Regierung Risiken durch nicht allein wirtschaftliche agierende Investoren im Auge behalten wolle. Jedoch sei Planungsicherheit für die Kapitalgeber wichtig. Er plädierte deshalb für maßvolle Regulierung: "Durch die Ausgestaltung des Gesetzes und vor allem bei der späteren Anwendung muss Vertrauen zurück gewonnen werden." Sorge vor politischem Einfluss Nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst & Young verfügen die 45 größten Staatsfonds inzwischen über ein Kapital von 3900 Milliarden Dollar. Sorge bereitet der Bundesregierung vor allem, dass die Finanzvehikel in China und in Russland weiter wachsen. Sie befürchten, dass die Länder über den Einstieg eines Fonds versuchen könnten, politischen Einfluss in Deutschland zu gewinnen. Während sich die russischen Fonds vor allem aus den Einnahmen aus dem Ölgeschäft speisen, lenken die Chinesen ihre Währungsreserven in die Fonds. Die meisten und aktivsten haben ihren Sitz jedoch in den arabischen Ländern. Zwischen 2005 und 2008 stiegen insgesamt drei Fonds in neun hiesige Unternehmen ein oder übernahmen sie. So erwarb etwa die DubaiHold 2007 einen Anteil von 2,2 Prozent an der Deutschen Bank. Zwei Jahre vorher kaufte sie ebenfalls einen Anteil von 2,2 Prozent an DaimlerChrysler. Nach der Ernst&Young-Erhebung nehmen die Aktivitäten der Staatsfonds beständig zu. Einen vorläufigen Höhepunkt hätten sie im vierten Quartal 2007 erreicht. Die Finanzexperten halten es für unwahrscheinlich, dass sie aktiven Einfluss auf die Unternehmen nehmen wollten. Dazu hätten die meisten nicht die personellen Möglichkeiten.
Die Regierung soll behutsam gegen Staatsfonds vorgehen, raten die Banken. Sie befürchten Irritationen im Ausland.
https://www.sueddeutsche.de/geld/umzug-mit-haustieren-wildwechsel-1.697036
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Umzug mit Haustieren - Wildwechsel
00/05/2010
"Weil die Tiere sehr sensibel sind, muss jeder Ortswechsel gut vorbereitet werden", sagt Steffen Beuys vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Detailansicht öffnen "Nein, ein Auszug kommt hier nicht in Frage", scheinen diese beiden Hauskatzen signalisieren zu wollen. Sie ersparen sich damit viel Stress. (Foto: Foto:ddp) Vor allem der Umzugstag selbst kann für Hunde, Katzen und Kleintiere zu einer großen Anstrengung werden. "Deshalb empfiehlt es sich, die Tiere während des Umzugs bei Freunden oder Bekannten zu lassen", sagt die Tierärztin Ursula Breuer aus Ostfildern. Das schone die Nerven und bewahre auch vor möglichen Unfällen. Wird kein Tier-Sitter gefunden, sollte ein Helfer dabei sein, der ausschließlich auf das oder die Tiere aufpasst. "Falls das Haustier am Umzugstag dabei sein muss, ist es ratsam, einen sofort griffbereiten Extrakarton zu packen", sagt Beuys. Darin sollten sich alle für das Tier wichtigen Utensilien befinden: Dazu gehören Telefonnummern vom bisherigen Tierarzt und dem am neuen Wohnort, ebenso ausreichend Futter für die ersten Tage nach dem Umzug. Zudem sollten der gewohnte Fressnapf dabei sein, die Lieblingsspielzeuge, Körbchen, Decke und notwendige Pflegeutensilien. "Man sagt immer: Die Katze hängt an Haus und Hof, und der Hund an seinem Besitzer", erläutert Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. "Die Veränderung selbst macht Hunden daher im Allgemeinen nicht viel aus, aber auch sie können ein ausgeprägtes Territorialverhalten zeigen und sind an ihre Rituale gewöhnt, zum Beispiel beim Spaziergang." Den Radius erweitern Auch Hunde müssen sich erst orientieren. "Daher ist es ratsam, noch vor dem Umzug an den künftigen Wohnort zu fahren und sich mit dem Hund den neuen Nachbarn vorzustellen, um ein angenehmes Klima zu schaffen", sagt Kopernik. Die Nachbarn seien dann schon vorbereitet und der Hund lerne das Umfeld kennen. Auch nach dem Umzugstag ist die Unruhe oft noch nicht vorbei, weil Wochen danach immer noch Kisten ausgepackt und Möbel aufgebaut werden. "Einen Ausgleich kann der Halter für den Hund schaffen, indem er sich die Zeit nimmt, sich so intensiv wie gewohnt mit dem Tier zu beschäftigen", sagt Kopernik. "Während man dabei die neue Umgebung in Ruhe kennenlernt, sollte man den Radius beim Gassigehen immer mehr vergrößern, damit die Hunde lernen, sich auch dort zurechtzufinden." Noch sensibler als Hunde reagieren Katzen auf einen Ortswechsel. "In der alten Wohnung sollten die Halter während der Umzugsvorbereitungen versuchen, einen Raum, in dem sich die Katze aufhält, möglichst lange unverändert zu lassen - inklusive Katzenklo und allem, was ihr sonst so wichtig ist", erklärt Tierärztin Breuer. So könne sie so lange wie möglich in vertrauter Umgebung bleiben.
Kisten packen, renovieren, organisieren - für Menschen ist ein Umzug eine anstrengende Angelegenheit. Stress empfinden auch die Haustiere.
https://www.sueddeutsche.de/geld/experten-nach-dem-lehman-beben-die-krise-wird-sich-ausbreiten-1.695206
geld
"Experten nach dem Lehman-Beben - ""Die Krise wird sich ausbreiten"""
00/05/2010
Der Tag nach dem Kollaps ist der Tag der Analysen: Langsam begreifen New York und die ganze Welt das Drama um die US-Investmentbank Lehman Brothers. Langsam verarbeiten Experten die Bandbreite des Bebens an der Wall Street. Langsam versuchen sie sich in Analysen. Detailansicht öffnen Fallende Börsenkurse: Experten glauben jedoch, der Höhepunkt der Finanzkrise ist überstanden. (Foto: Foto: AFP) Ein gemeinsames Einschreiten von Regierungen und Finanzinstituten fordert der US-Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz. Nur so könne noch verhindert werden, dass die aktuellen Finanzturbulenzen das Ausmaß einer Weltwirtschaftskrise wie 1929 erreichen. "Es ist allgemeine Ansicht, dass wir jetzt die Instrumente haben und wissen, wie eine weitere große Depression zu verhindern ist", sagte Stiglitz. "Allerdings wird dieses Wissen nicht immer in Handlungen umgesetzt." Der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank erwartet, dass sich die aktuelle Krise auf den internationalen Finanz- und Immobilienmärkten weiter ausbreiten wird. Damit werde aber auch das Risiko gestreut, sagte Stiglitz. Die Lage wäre seiner Ansicht nach "deutlich schlimmer", wenn die USA alleine "all diese Verluste auffangen" müssten. Eine Kettenreaktion durch den Gläubigerschutz für die US-Bank Lehman Brothers fürchtet Stiglitz nicht: Die US-Notenbank Fed und das US-Finanzministerium hätten "die Risiken abgewogen, bevor sie sich entschieden haben, Lehman nicht herauszukaufen", sagte er. Er sei deshalb "zuversichtlich, dass es kein kurzzeitiges Systemrisiko gibt". An eine "echte Krise, bei der eine große Zahl von Finanzinstitutionen pleite geht", glaube er nicht. "Wahrscheinlich" sei aber, dass die Krise weltweit zu einer "starken Verlangsamung" der Konjunktur führen werde. "Geringe Auswirkungen auf das Wachstum" Die Forderung nach mehr Gelassenheit kommt von Thomas Straubhaar, dem Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. "Wenn der Dax um vier Prozent abstürzt, heißt das noch lange nicht, dass die deutsche Konjunktur in gleichem Maße betroffen sein wird", sagte Straubhaar der Zeitung Die Welt. In Deutschland müsse ganz bestimmt keine Panik ausbrechen. "Diese neue Welle der Finanzkrise wird hierzulande allenfalls geringe Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Wachstumsprognosen werden maximal um einige wenige Zehntelpunkte nach unten zu revidieren sein", sagte Straubhaar. Die Reaktionen der Investoren an der Börse könne man nicht mit der realen Wirtschaft gleichsetzen. "Dort geht es um Erwartungen und dramatische Reaktionen einzelner Akteure". Die meisten Ausschläge seien auf einige wenige Papiere und Unternehmen zurückzuführen. Die Masse der mittelständischen Betriebe werde deshalb nicht in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung gebremst werden, sagte der Ökonom. "Vielleicht wird es hier und da teurer, einen Kredit zu bekommen, oder es wird hier und da schwieriger, Leistungen abzusetzen. Das wird primär in den USA der Fall sein. Aber auch in den USA wird sich die Finanzkrise in der realen Welt vermutlich nicht so dramatisch auswirken, wie die Börsen das heutzutage androhen", sagte Straubhaar. Lesen Sie im zweiten Teil die wie sich die Politik um Geschlossenheit bemüht - und welche Lehren Experten aus dem Debakel an der Wall Street ziehen.
Nach dem Beben an der Wall Street kehrt langsam Optimismus zurück. Experten warnen vor Panikmache - und die Politik fordert Geschlossenheit.
https://www.sueddeutsche.de/geld/dienstwagen-langversionen-nur-fuer-minister-1.695322
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Dienstwagen - Langversionen nur für Minister
00/05/2010
Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) regt sich gern über Angeber mit großen Autos auf. Kürzlich schimpfte Gabriel beispielsweise, es sei kaum vorstellbar, dass es in Berlin so viele Landwirte und Förster gebe, wie in der Hauptstadt Geländewagen als Dienstwagen unterwegs seien. Doch Geländewagen sind nun einmal "in" - und ein großes, teures Auto, das weiß nicht nur der Umweltminister, zählt Klimaschutzappellen zum Trotz immer noch als Prestigeobjekt. Detailansicht öffnen Umweltminister Gabriel und sein Dienstwagen: Das Auto als Prestigeobjekt. (Foto: Foto: ddp) Das ist in der Bundesregierung nicht anders. Das zeigen die Regeln für die "Ausgaben für die Beschaffung von Dienstkraftfahrzeugen", die Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) alljährlich mit der Haushaltsaufstellung an die obersten Bundesbehörden und Ministerien schickt. Sie machen deutlich, dass auch hier gilt: Je höher der Rang, umso protziger darf das Auto sein. So darf ein Dienstwagen von Gabriel und seinen Ministerkollegen laut Haushaltsplanung im nächsten Jahr 48.500 Euro kosten. Das sind keine Kleinwagenpreise und zudem 3000 Euro mehr als noch 2007. Staatsminister, parlamentarische Staatssekretäre und Ihresgleichen dürfen bald 39.100 Euro für ihren Wagen ausgeben, 2400 Euro mehr als im letzten Jahr. Bei Botschaftern, Ministerialdirektoren und anderen höheren Beamten sind es bis zu 26.800 Euro und damit 1800 Euro mehr als 2007. "Egal, ob Geld oder Energie, Sparen ist für die Bundesregierung immer das Sparen der anderen", sagt der Finanz-Politiker Volker Wissing von der FDP, der die Zahlen von der Regierung erfragt hat. Hierarchie auf der Autobahn Die Darstellung der Beschaffungsregeln erstreckt sich über mehrere Seiten, und sie ist bemerkenswert detailreich. Anzuschaffen seien nur schadstoffarme Fahrzeuge, ist dort etwa zu lesen. Weiter wird ausgeführt: "Langversionen bleiben grundsätzlich den Bundesministern vorbehalten." Die Hierarchie will auch auf der Autobahn gewahrt sein. Die Regularien unterscheiden zwischen personengebundenen Autos und solchen Wagen, die nicht einer bestimmten Person zugeordnet sind. Für diese gelten niedrigere Preisklassen als für die Minister- und Beamtenriege: 23.700 Euro für Fahrzeuge, die überwiegend für Fernfahrten im Einsatz sind; 19.600 Euro für vor allem im Nahverkehr eingesetzte Autos. Standheizung für 1500 Euro Ausnahmen bestätigen die Regel: Kleinbusse zum Beispiel dürfen teurer sein. Kleinbusse sind "in der Regel Fahrzeuge mit 8 Sitzen + Fahrer", so die Erläuterung, um Irrtümer zu vermeiden. Ein Bus kann angeschafft werden, wenn er "bei bestehenden Fahrbereitschaften" wirtschaftlich ist. Auch an die kalte Jahreszeit ist in den Vorschriften gedacht. So darf eine Standheizung eingebaut werden, wenn das "dienstlich notwendig ist". Auch hier sind die finanziellen Grenzen festgelegt, Heizung und Einbau dürfen maximal 1500 Euro kosten, 2007 waren es hundert Euro weniger. Andere Sonderausstattungen dürfen nicht veranschlagt werden, Ausnahme: Funkeinrichtung, Autotelefon, Anhängerkupplung. Eigene, penibel aufgeführte Regularien gelten für Fahrzeuge, die das Bundeskriminalamt (BKA) schützt. Bei der Wagen-Auswahl redet das BKA mit. Bei den Kosten hört die Kooperation aber auf. Ausgaben für "Kraft- und Schmierstoffe sowie Fernmeldegebühren für Autotelefone" seien jeweils von den einzelnen Häusern zu bezahlen, so eine der letzten Vorschriften des Regelwerks. "Ob diese Form des Kastenwesens auf die Beschäftigten in den Bundesministerien und -behörden leistungsfördernd wirkt, sei dahingestellt", zweifelt FDP-Mann Wissing an dem Wert des Vorschriftenkatalogs. Andererseits: Das Aufreger-Potential wäre wohl weit größer, wenn es keine Richtlinien gäbe.
48.500 Euro für eine Ministerkarosse: Die Regierung hat den Dienstwagen-Kauf penibel geregelt - und dabei sogar ans Prestige gedacht.
https://www.sueddeutsche.de/geld/finanzkrise-aig-desaster-belastet-luftfahrt-1.695070
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Finanzkrise - AIG-Desaster belastet Luftfahrt
00/05/2010
Als Steven Udvar-Hazy sein Flugzeugleasing-Unternehmen ILFC 1990 an den Versicherungskonzern American International Group (AIG) verkauft hat, glaubte er, das Geschäft seines Lebens gemacht zu haben. Mit den unschlagbaren Kreditbedingungen, die der Firma als AIG-Tochter zur Verfügung stünden, würde er Flugzeuge bald günstiger finanzieren können als jeder andere. Detailansicht öffnen Die Finanzkrise sorgt auch in der Luftfahrtbranche für Turbulenzen. (Foto: Foto: dpa) 18 Jahre lang ging die Rechnung prächtig auf. Doch nun zittert der gebürtige Ungar um sein Lebenswerk - und mit ihm die ganze Luftfahrtbranche. Denn auch wenn der amerikanische Versicherungskonzern für den Moment durch einen 85-Milliarden-Dollar-Kredit der US-Regierung gerettet ist, so ist doch die Zukunft des mit Abstand größten Leasinganbieters in der Luftfahrt alles andere als gesichert. Die Boeing-Aktie verlor am Mittwoch fast acht Prozent, auch das Papier von Airbus-Mutterkonzern EADS ging seit Anfang der Woche um fast sechs Prozent zurück. Lebenswerk in Gefahr Für ILFC, als Teil von AIG, sind die Zinsen seit Jahresbeginn von vier auf acht Prozent gestiegen. Grund dafür ist die schlechte Finanzlage des Gesamtkonzerns. Die Flugzeugleasingfirma hat Verbindlichkeiten von mehr als 30 Milliarden Dollar. Bewerten die Ratingagenturen AIG nicht auf absehbare Zeit wieder wie früher, droht ILFC seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Hazy, der auch nach dem Einstieg von AIG Chef des Unternehmens geblieben ist, sucht bereits nach Investoren, die mit ihm gemeinsam ILFC aus dem schlingernden Konzern herauskaufen könnten. Die Konsequenzen der Krise gehen weit über das Unternehmen hinaus. Hazys Leasingfirma, Marktführer in ihrem Bereich, ist für Airbus und für Boeing der größte Einzelkunde mit einer Flotte von mehr als 1000 Flugzeugen. Beide Hersteller haben bislang darauf setzen können, dass ILFC immer dann neue Maschinen bestellte, wenn es den Airlines gerade schlechtging. Dieser Effekt dürfte nun ausbleiben. Denn ILFC hat sowieso noch Jets im Wert von 18 Milliarden Dollar bestellt und gerade andere Sorgen, als sich neue Flugzeuge zu beschaffen. Wenn ILFC ein schlechteres Kredit-Rating behält, müsste das Unternehmen die Leasingraten erhöhen. Doch die sind zuletzt um bis zu zehn Prozent gefallen. Bei einem möglichen Verkauf hat ILFC zwei Probleme: Kaum einer der üblichen Finanzinvestoren kann in diesen Tagen die fünf bis acht Milliarden Dollar aufbringen, auf die der Preis für den Leasingspezialisten geschätzt wird. Und für seine Konkurrenten ist das Unternehmen schlicht zu groß.
Der größte Flugzeugleasing-Anbieter ILFC könnte mit seinem Mutterkonzern AIG in den Abgrund rutschen. Davor zittert die Luftfahrtbranche.
https://www.sueddeutsche.de/geld/nachbarstreit-finnen-aergern-sich-ueber-reiche-russen-1.694229
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Nachbarstreit - Finnen ärgern sich über reiche Russen
00/05/2010
Knapp 69 Jahre nach der ersten russischen Invasion rollen derzeit erneut Blechlawinen mit Lkws über die finnische Grenze. Das Ziel der reisenden Nachbarn hat sich nicht geändert: Sie wollen finnisches Land. Detailansicht öffnen Die Russen haben finnische Ferienhäuser für sich entdeckt - zum Argwohn der Einheimischen. (Foto: Foto: iStock) Doch diesmal nutzen die Russen ihren neuen Wohlstand, um Ferienhäuser und Eigenheime in Skandinavien zu kaufen. Allein im vergangenen Jahr haben russische Käufer Immobilien im Wert von 76 Millionen Euro erworben. Damit stammen drei Viertel aller Immobilienkäufer aus dem ehemaligen Zarenreich, während sie vor vier Jahren gerade einmal ein Viertel ausmachten. "Sie sind gefährlich" Für Finnland ist die Beziehung mit seinem großen Nachbarn allerdings ein zweischneidiges Schwert. Russland versuche sich bei europäischen Entscheidungen einzumischen, so Kritiker des Systems Putin, Finnland halte sich dagegen politisch lieber zurück. Je mehr Russland seine Machtpolitik ausbaue, egal ob durch ökonomische, politische oder militärische Mittel, desto vorsichtiger agiere Finnland, sagt Risto Penttilae, Direktor des finnischen Business and Policy Forums EVA. Wirtschaftlich ist Russland für die Finnen enorm wichtig: Zwei Drittel der importierten Energie stammt aus Russland - Finnland bezieht die gesamte Verbrauchsmenge an Erdgas von dort. Damit ist Russland zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Finnlands größter Handelspartner. Nicht zuletzt deswegen ist Finnland der Nato ferngeblieben und damit einer von gerade mal sechs Staaten aus der Europäischen Union, die sich so entschieden haben. Außerdem unterstütze der Nordstaat den Bau der Ostsee-Pipeline vor der finnischen Küste, damit russisches Erdgas nach Deutschland strömen kann, sowie Russlands Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO), betont der finnische Ministerpräsident Matti Taneli Vanhanen. Finnen ärgern sich Doch die neue Invasion reicher Russen stößt bei der Bevölkerung Finnlands auf wenig Akzeptanz. Die Grenzbewohner stören sich zum Beispiel an den Lkw-Schlangen, zwischen denen sich die Einheimischen wie eingequetscht vorkommen. "Sie sind gefährlich. Jetzt haben wir endlich neue Straßen, und die Russen verwandeln sie in Parkplätze für ihre Laster. Das ist nicht richtig", empört sich Reijo Litmanen aus Lappeenranta. Allein in Savonlinna, 335 Kilometer nordöstlich von Helsinki, haben Russen 15 Prozent aller im vergangenen Jahr zum Verkauf stehenden Immobilien erworben, so eine Studie des finnischen Katasteramts, das alle Grundstücke des Landes erfasst.
Russische Oligarchen verbingen ihren Urlaub gern im Nachbarland Finnland und kaufen eifrig Ferienhäuser. Die Gastgeber fühlen sich jedoch ausgenutzt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/banker-aus-franken-herr-lehmann-herr-goldmann-herr-sachs-1.693287
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Banker aus Franken - Herr Lehmann, Herr Goldmann, Herr Sachs
00/05/2010
Rimpar/Trappstadt - Das kleine unterfränkische Örtchen Rimpar bangt. "Es ist traurig, wirklich traurig", sagt der Apotheker der 7500-Seelen-Gemeinde im Vorbeigehen, er zuckt resigniert mit den Schultern und verschwindet in seinem Laden. Ja, die Bankenkrise ist traurig und nun sie ist auch in Rimpar bei Würzburg angekommen. Detailansicht öffnen Das Geburtshaus der drei Lehmann-Brüder im unterfränkischen Rimpar. Hier lebten die Drei, bis sie nach Amerika auswanderten und die Bank Lehman Brothers aufbauten. Auch Marcus Goldmann, Gründer der Investmentbank Goldman Sachs, stammt aus Unterfranken - aus der Gemeinde Trappstadt. (Foto: Foto: AP) Rimpar ist der Geburtsort von Heinrich Lehmann, dem Gründer der US-Investmentbank Lehman Brothers. Hier, im Haus, in dem nun die Apotheke ist, wuchs er auf, bevor er 1844 im Alter von 23 Jahren auswanderte, ins ferne Amerika, wo er zunächst einen Gemischtwarenladen in Alabama aufmachte. Darauf war man so stolz hier - und jetzt? Hühner in der ehemaligen Synagoge Ganz in der Nähe der Apotheke wohnt Ludwig Heldwein und er hat es auch schon gehört: Lehman ist pleite, im Radio kam es, sagt er. Der kräftige Mann kratzt sich am Kopf, fährt mit der Hand durch die weißen Haarborsten und schließt eben schnell sein Hoftor auf, denn dahinter verbirgt sich ein besonderer Schatz, die Synagoge, die Heinrich Lehmann als Kind besucht hat. Der Putz bröselt von der Decke, die rostroten Wandbemalungen sind nur noch schwach zu erkennen. Staub kitzelt in der Nase. Aufgeschreckt flattern und gackern 30 Hühner durch die ehemalige Synagoge. Sie leben hier. "Ich bin Geflügelzüchter", sagt Heldwein und schält die blaue Plastikplane von einem Denkmal für die vier jüdischen Rimparer, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. "Ich muss es mit der Plane schützen, damit die Hühner nichts kaputt machen", erklärt er. Träume vom Geld aus New York In guten Zeiten, da hat Bürgermeister Burkard Losert mal davon geträumt, dass die große Investmentbank aus New York vielleicht ein bisschen Geld rausrückt, damit die alte Synagoge renoviert werden kann. Aber aus, vorbei, das wird wohl nichts. Das weiß auch Bürgermeister Losert. Ein paar Millionen hätte die Gemeinde für das Projekt schon gebraucht. Aber Lehman Brothers hat Konkurs angemeldet, die Bank wird abgewickelt, am Schluss hatte sie viele Milliarden Dollar Schulden. Da bleibt auch für die Träume eines unterfränkischen Bürgermeisters kein Geld mehr. Die 300 Millionen, die die staatliche Förderbank KfW noch am Tag der Pleite an Lehman überwiesen hat - aus Versehen, wie die Radionachrichten gerade vermelden - die hätten locker gereicht für die Renovierung der Synagoge. "Also, wie so etwas passieren kann", ärgerlich schüttelt Losert den Kopf, "unser Stadtkämmerer, der schaut jeden Tag in die Zeitung, und wenn da über eine Insolvenz von einem Unternehmen berichtet wird, da überweisen wir von der Gemeinde keinen Cent mehr. Das ist doch klar." Nein, sagt Losert, dem Stadtkämmerer von Rimpar wäre so ein Missgeschick nicht passiert. Auf der nächsten Seite: Drei große Bankengründer aus Unterfranken
Drei Franken gründeten in Amerika Geldhäuser von Weltruhm. Jetzt kratzt der Bankenkrach an ihrem Erbe. Eine Spurensuche
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Riester-Rente - Tipps
00/05/2010
Vertragstyp: Riesterverträge gibt es außer als Rentenversicherung als Fondssparplan, als Banksparplan und als Fondsversicherung. Gute Fondssparpläne bieten auf lange Sicht die besten Renditechancen. Wenn bis zur Rente noch mindestens 25 Jahre Zeit ist, bringen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den höchsten Ertrag. Banksparpläne bieten von Anfang an eine zwar bescheidene, aber sichere Rendite. Sie sind richtig, wenn nicht mehr viel Zeit zum Sparen ist oder zwischenzeitlich ein Wechsel, eine Kündigung oder die Entnahme von Geld für eine Immobilie nötig werden könnte. Fondsversicherungen sind Rentenversicherungsverträge, bei denen der Anbieter das nach Abzug der Kosten verbleibende Geld in Fonds steckt. Sie kombinieren die Vor- und Nachteile von Fondssparplänen und Versicherungsverträgen. Auswahl: "Sehr gute" Verträge für eine klassische Riester-Rentenversicherung bekommen Sie bei CosmosDirekt und HanseMerkur. Der Tarif der Debeka verfehlte das Finanztest-Qualitätsurteil "sehr gut" nur knapp. Wählen Sie auf jeden Fall einen Anbieter, der sein Angebot offengelegt hat. 24 Versicherungsgesellschaften haben sich unserem Test nicht gestellt. Einige Versicherungsgesellschaften wie die Axa bieten nur fondsgebundene Riester-Rentenversicherungen an und fehlen deshalb im Test. Tarif: Prüfen Sie das Angebot eines Versicherer darauf, ob darin tatsächlich der von Finanztest getestete Tarif genannt ist. Vergleichen Sie den Tarifnamen mit dem in der Tabelle Klassische Riester-Rentenversicherung. So stellen Sie auch sicher, dass Ihnen statt der gewünschten ­klassischen Rentenversicherung keine fondsgebundene Riester-Rentenversicherung angeboten wird. Jahresbeitrag: Zahlen Sie Ihren ­Beitrag möglichst immer jährlich im Voraus, nicht monatlich oder einmal im Vierteljahr. Sonst zahlen Sie Ratenzuschläge - auch bei den beiden "sehr guten" Tarifen im Test. Förderung: Achten Sie bei Vertragsschluss vor Jahresende 2008 darauf, dass Sie noch 2008 einen kompletten Jahres­beitrag einzahlen. Nur so sichern Sie sich noch die volle Förderung für ­dieses Jahr.
Die Riester-Rentenversicherung bietet konditionsstarken Sparern mit Sicherheit Rendite. Wer vorzeitig aufgibt, schneidet allerdings schlecht ab.
https://www.sueddeutsche.de/geld/wall-street-absturz-der-goldjungs-1.691370
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Wall Street - Absturz der Goldjungs
00/05/2010
Es gab eine Zeit, da hatte die Welt der Nadelstreifenanzüge und der fest gebundenen Krawatten etwas Verführerisches; sie bot die reizvolle Aussicht auf Geld und Glamour. Nicht nur Geld wie Heu, sondern wie am Spieltisch, es kam nur darauf an, den Haufen noch größer zu machen. Wie es aussieht, ist dieser Haufen jetzt verzockt - die zu Herren des Universums Ernannten haben ihre Welt selbst entzaubert. Detailansicht öffnen Händler in Chicago: Abschied von den goldenen Zeiten. (Foto: Foto: Reuters) Vor allem die Investmentbanker an der New Yorker Wall Street und in der Londoner City waren jene "Masters of the Universe", wie sie Tom Wolfe in seinem Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten" beschrieben hat. Sie hatten, was sie ersehnten: Luxus, Macht, Geld. Michael Douglas spielte 1988 in "Wall Street" so einen risikobereiten, eiskalten Glücksritter, den wenig sympathischen, aber ungeheuer erfolgreichen Spekulanten Gordon Gekko. Mit streng zurückgegelten Haaren, Hosenträgern zum Hemd samt weißem Kragen ist Gekko bis heute die Personifizierung der Gier an den Finanzmärkten. Eben diese Gier hat nun zu einer Bilanz geführt, die so manchen die Legitimität unseres Wirtschaftssystems in Frage stellen lässt. Dabei wurde der angelsächsische Investmentbanker lange als Messias des globalen Finanzsystems gefeiert. Banker, überall auf der Welt, eiferten diesem Bild nach. Die Investmentbanker brachten das, was ihnen und ihrem Arbeitgeber wichtig war: Geld. Manchmal wurden sie gehasst, manchmal geliebt, aber immer bewundert. Sie jonglierten unvorstellbar viel Geld anderer Leute und vermehrten es. Sie finanzierten Firmenübernahmen, Konzernzerschlagungen und verdienten Milliarden. Sogar bei der Deutschen Bank wurden zeitweise drei Viertel des Profits mit Investmentbanking erwirtschaftet. Anshu Jain, der für dieses Geschäft zuständige indische Statthalter in London, verdiente mehr als Konzernchef Josef Ackermann in der Frankfurter Zentrale. "Neue" Wertpapiere aus Baudarlehen Der Absturz der Goldjungs in diesen Tagen folgt einem Boom, wie ihn die Welt des großen Geldes noch nie erlebt hatte. Allein in den Jahren 2002 bis 2006 verdreifachten die fünf großen Investmentbanken ihre Gewinne auf 30 Milliarden Dollar. Heute, zwei Jahre später, sagt der New Yorker Ökonom Nouriel Roubini: "Dies ist das Ende der Wall Street der unabhängigen Investmentbanken." Und Journalisten, die vor zwei Jahren noch von der "Geldmaschine Investmentbank" schwärmten, zitieren Warren Buffetts Satz von den "Massenvernichtungswaffen auf den Finanzmärkten". Alan Greenspan, ehemals das Orakel der US-Notenbank, meint schlicht, aber drastisch: "Eine Jahrhundertkatastrophe!" Wie ist es passiert, dass die einst als Glücksbringer gefeierten Investmentbanker ihre eigene Welt zum Einsturz bringen? Am Anfang verdienten die Investmentbanken vor allem bei Börsengängen und bei Übernahme- und Verkaufsverhandlungen. Dann entdeckten sie ein altes Instrument der Finanzindustrie wieder: die Verbriefung. Die Banker kauften zum Beispiel Baudarlehen von regionalen Banken und machten daraus neue "Wert"-Papiere, die sie weiterverkauften. Das Risiko übernahmen dann Manager wie die der deutschen IKB. Die sagen heute, dass sie die Zusammensetzung solcher Papiere nicht verstehen und nie verstanden haben - aber sie haben sie eben dennoch gekauft. Lesen Sie im zweiten Teil, was junge Investmentbanker machen müssen, um 100.000 Euro Jahresgage zu verdienen.
Gehasst, geliebt, bewundert: Mit dem Kollaps der Wall Street stirbt der Mythos des erfolgsverwöhnten Investmentbankers.
https://www.sueddeutsche.de/geld/krankenhausstreit-ulla-schmidt-bleibt-hart-1.690195
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Krankenhausstreit - Ulla Schmidt bleibt hart
00/05/2010
Im Streit über die künftige Finanzierung der deutschen Krankenhäuser bleibt Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) unnachgiebig. Trotz heftiger Kritik der Länder und des Bundeskanzleramtes korrigierten die Experten ihres Hauses den zur Neuregelung notwendigen Referentenentwurf nur geringfügig. Damit dürfte eine schnelle Einigung auf die Reform ausgeschlossen sein. Detailansicht öffnen (Foto: Foto:) Schmidt hält in dem der Süddeutschen Zeitung vorliegenden Regelwerk grundsätzlich an ihren Plänen fest, den Länderanteil der Klinikfinanzierung auf Pauschalen umzustellen. Derzeit kommen die Mittel für die Krankenhäuser aus zwei Quellen. Etwas mehr als 50 Milliarden Euro stellen die Krankenversicherungen zur Verfügung, um die Behandlung der Patienten abzudecken. Aufgabe der Länder ist es, den Einrichtungen ausreichend Geld für Investitionen zur Verfügung zu stellen, also für Ausbauten, Renovierungen oder die Anschaffung moderner technischer Geräte. Obwohl der Bedarf steigt, sind die Investitionen der Länder seit Jahren beständig gesunken. 2007 stellten sie nur noch knapp 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Nach Berechnungen des Gesundheitsministeriums deckt das gerade 60 Prozent der notwendigen Ausgaben. Boykott der Sondersitzung Mit dem Referentenentwurf will Schmidt diesen Missstand beheben und den Ländern genau vorschreiben, welche Investitionen sie zu leisten haben. Dafür soll eine Art Mindestsumme festgesetzt werden, die Investitionspauschale. Vor allem die unionsgeführten Länder wehren sich dagegen, weil sie das Vorhaben als Eingriff in ihre Kompetenzen betrachten. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen wollen aus diesem Grund eine für Ende August geplante Sondersitzung der Gesundheitsminister boykottieren und nicht an den Verhandlungen teilnehmen. Auch das Kanzleramt hatte das Vorhaben Schmidts zurückgewiesen. Intern hieß es, man wolle keinen monatelangen Krach mit den Ländern riskieren. In der jüngsten Version ihres Referentenentwurfs stellt Schmidt deshalb einen entscheidenden Paragrafen des Vorhabens zur Disposition. Er findet sich dort in eckige Klammern gefasst. Nach den Spielregeln der Politik signalisiert sie damit den anderen Ressorts und den Ländern, dass sie an ihren Absichten festhält, aber bereit ist, darüber zu verhandeln. An anderer Stelle des Entwurfs verzichtet sie darauf, als Berechnungsgrundlage für die Investitionspauschale die Ausgaben des laufenden Jahres festzusetzen. Auch das stellt ein Entgegenkommen dar, wenn auch ein geringes. Die Zeit für eine Reform der Klinikfinanzen drängt, denn die Krankenhäuser klagen seit Monaten über akute Geldnot. Durch die hohen Tarifabschlüsse und die stark gestiegenen Preise für Energie zeichnet sich nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft für 2008 und 2009 eine Finanzierungslücke von sieben Milliarden Euro ab. Etwa 700 Kliniken stünden vor der Pleite. Mit der Reform will die Politik diese Not lindern. Der Referentenentwurf sieht deshalb vor, den etwa 2100 Krankenhäusern im kommenden Jahr insgesamt drei Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Die Hälfte davon war den Kliniken allerdings schon zu einem früheren Zeitpunkt zugesagt worden. Krankenhausbetreiber, Ärzte, Schwestern und Pfleger wollen in einer Großdemonstration am 25. September in Berlin auf ihre Lage aufmerksam machen. Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) halten die Aussagen der Krankenhausgesellschaft für übertrieben. Durch die Reformpläne werden die Beitragszahler nach Aussagen des GKV-Spitzenverbandes über Gebühr belastet, ohne dass es echte Reformen gebe.
Die Gesundheitsministerin ignoriert die Kritik der Bundesländer am Entwurf zur Klinik-Finanzierung. Eine schnelle Einigung scheint deshalb ausgeschlossen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/einkommensteuer-das-weiterleben-der-anlage-kap-1.689693
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Einkommensteuer - Das Weiterleben der Anlage KAP
00/05/2010
Ein positiver Aspekt der Abgeltungsteuer ist die pauschale Besteuerung. Statt wie bislang mühevoll bei der Einkommensteuererklärung die Anlage KAP für Einkünfte aus Kapitalvermögen auszufüllen, ist mit der direkten Einbehaltung der Steuer durch die Bank oder Investmentgesellschaft eigentlich alles geregelt. In den meisten Fällen wird dies auch tatsächlich so sein. Allerdings werden auch nach 2008 etliche Anleger ihre Kapitalerträge in der Steuererklärung angeben - teils freiwillig, teils weil sie dies aufgrund von Ausnahmeregelungen müssen. Freiwillig dazu entschließen werden sich all diejenigen, die mit der pauschalen Abgeltungsteuer von 25 Prozent schlechter fahren als bei der individuellen Besteuerung, also diejenigen, deren Steuersatz unter 25 Prozent liegt. Detailansicht öffnen Nicht alle privaten Anleger sind durch die kommende Abgeltungsteuer von der Anlage KAP für ihre Steuererklärung befreit. (Foto: Foto: iStockphoto) Dies ist bei einem zu versteuernden Einkommen von weniger als 15.000 Euro bei Ledigen beziehungsweise 30.000 Euro bei Verheirateten mit gemeinsamer Steuerveranlagung der Fall, sagt der Steuerexperte der Akademischen Arbeitsgemeinschaft, Wolfgang Lager. Auch viele Rentner haben aufgrund der nur teilweisen Besteuerung ihrer Renten oftmals einen niedrigeren Steuersatz. Die Vergleichsrechnung der Finanzämter Im Zweifelsfall, also, wenn man sich über den persönlichen Steuersatz nicht ganz sicher ist, lohnt die Abgabe der ausgefüllten Anlage KAP. Denn schlechter stellen kann sich ein Anleger durch diese nicht. Das Finanzamt nimmt automatisch eine Vergleichsrechnung vor, die sogenannte Günstigerprüfung. Ergibt diese, dass die Abgeltungsteuer über der persönlichen Einkommensteuer für die Kapitaleinkünfte, also für Kapitalerträge abzüglich des Sparer-Pauschbetrags, liegt, erstattet das Finanzamt die Differenz. Im umgekehrten Fall bleibt es dagegen bei der Abgeltungsteuer. Weitere Gründe, freiwillig eine Steuererklärung hinsichtlich seiner Kapitaleinkünfte zu machen, sind beispielsweise nicht gestellte oder nicht komplett genutzte Freistellungsaufträge, wodurch der Sparer-Pauschbetrag von 801 Euro für Ledige beziehungsweise 1602 Euro für Verheiratete nicht voll ausgeschöpft wird, oder vorhandene Altverluste. Auch wer verschiedene Depots bei unterschiedlichen Banken unterhält, kann eine bankübergreifende Verlustverrechnung nur mittels Steuererklärung erreichen. Lesen Sie auf der nächsten Seite, wann die Anlage KAP zwingend erforderlich ist.
Die Abgeltungsteuer wird die Steuererklärung vereinfachen. Doch etliche Einkünfte aus Kapitalvermögen sind auch weiterhin gesondert aufzuführen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/zweiklassenmedizin-geld-oder-warten-1.688997
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Zweiklassenmedizin - Geld oder Warten
00/05/2010
Kassenpatienten müssen länger auf einen Termin beim Arzt warten als Privatpatienten. Sitzt der gesetzlich Versicherte erst einmal in der Praxis, muss er Zeit und Demut mitbringen. Langsamer ins Sprechzimmer wird er nämlich auch gebeten. Hausärzte praktizieren diese ungleiche Behandlung weit weniger häufig als ihre Kollegen, die sich auf ein Fachgebiet spezialisiert haben. Detailansicht öffnen Wer weniger warten will, muss mehr zahlen - sagt eine Studie der Kassenärztlichen Vereinigung. (Foto: Foto: AP) Diese Erkenntnisse sind ungefähr so überraschend wie das Erlebnis der Nässe beim Eintauchen in ein Wannenbad. Man lebt, man lernt. Und trotzdem hat sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Mühe gemacht, diesen nicht gerade spärlich dokumentierten Umstand erneut aufzuarbeiten. Sie beauftragte dazu die renommierte Forschungsgruppe Wahlen, die insgesamt mehr als 6100 Patienten befragte - nach der Zufriedenheit der Deutschen mit ihren Medizinern (sehr hoch), nach der Einschätzung der Kompetenz (sehr hoch), nach ihrem Vertrauensverhältnis (gut bis sehr gut) und eben nach den Wartezeiten. Lange Wartezeiten 30 Prozent aller gesetzlich Versicherten bekommen sofort einen Termin. Bei den Privatpatienten sind es 39 Prozent. Etwa doppelt so viele Kassenversicherte müssen drei Wochen oder länger auf einen Termin warten, und das obwohl manche von ihnen über akute Beschwerden klagen. In der Praxis sehen 51 Prozent der Privatpatienten innerhalb von 15 Minuten den Arzt aber nur 39 Prozent der Kassenversicherten. Dennoch, so bilanziert KBV-Chef Andreas Köhler zufrieden, 80 Prozent sei es egal gewesen, dass sie auf Termine warten mussten. Weil im deutschen Gesundheitswesen alles relativ ist, fällt die KBV-Umfrage um einiges freundlicher aus als die Anfang April veröffentlichte des Instituts für Gesundheitsökonomie der Universität Köln. Die Wissenschaftler kamen zum Ergebnis, dass Kassenpatienten etwa dreimal so lange beim Arzt warten müssen wie Privatversicherte und bilanzierte eine "Zweiklassenmedizin". Der - derzeit beurlaubte - Direktor des Instituts ist der SPD-Abgeordnete und Buchautor Karl Lauterbach ("Der Zweiklassenstaat"). Lauterbach setzt sich seit Jahren für die Abschaffung der privaten Krankenversicherung ein, um die Unterschiede in der Behandlung zu beenden. Kostenlose Arbeit Klar, dass der Ärztevertreter Köhler diesen Weg für den falschen hält. In der Analyse über die Ursachen der unterschiedlichen langen Wartezeiten stimmt er allerdings mit dem in der Ärzteschaft wohl bestgehassten Politiker Deutschlands überein: Es hängt am Geld. "Privatversicherte sind für die meisten Praxen lebensnotwendig, weil es dort keine Budgets gibt und die Vergütung besser ist", sagt er. Durch den Kostendeckel auf den Ärztehonoraren müssten die Mediziner etwa 30 Prozent ihrer Arbeit umsonst erledigen, so behaupten die Standesvertreter. Falle die Ausgabengrenze weg und könnten die Ärzte die Behandlung der Kassenpatienten so abrechnen wie die der Privatversicherten, werde es auch keine Unterschiede mehr bei den Wartezeiten geben. Der niedrigste Honorarsatz reiche dafür aus. Kostenpunkt des Vorschlages: etwa 7,6 Milliarden Euro. Mehr Geld oder weiter warten - so lautet offenbar die Devise der Ärzteschaft. Wären damit Unterschiede zwischen den Versicherten endlich angeglichen? Natürlich nicht, denn der Arzt nimmt vom Privatpatienten in der Regel den 2,3-fachen Satz, und damit mehr, als von Köhler vorgeschlagen. Um das zu finanzieren, müsste noch einmal ein zweistelliger Milliardenbetrag her. Also: Der Kassenpatient wartet weiter.
Nachteil für Kassenpatienten: Wer privat versichert ist wartet kürzer auf einen Termin beim Arzt. Mehr Honorar bedeutet offenbar eine kürzere Wartezeit.
https://www.sueddeutsche.de/geld/umweltschonendes-bauen-oeko-rentiert-sich-1.688216
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Umweltschonendes Bauen - Öko rentiert sich
00/05/2010
"Grüne Gebäude" - das bezieht sich weder auf den Anstrich der Fassade noch auf Efeuranken, die vielleicht einen Büroturm verschönern. Vielmehr geht es um ökologische, nachhaltige Bauten. Angesichts steigender Preise für Öl, Gas, Strom und Wasser erkennen zunehmend mehr Unternehmen, dass sich ökologisches Bewusstsein bei Immobilien rechnet. Detailansicht öffnen Dieses Niedrigstenergiehaus wird getragen von einer Stahlskelett-Konstruktion, besteht aus Holz, Zellulose, Glas/Plexiglas und verzinktem Stahl. Anfallender Erdaushub wird für Dach und Wände genutzt. Regenwasser wird in einem Teich oder einer Brauchwasserzisterne gesammelt und wiederverwendet. Heizenergie liefert teilweise ein Solarabsorber auf dem Dach. Auf Holzschutz- und Konservierungsmittel wurde verzichtet. Als Dämmschutz wird Zellulose verwendet. (Foto: Foto: AP) Zwei Drittel des Kohlendioxid-Ausstoßes von Gebäuden Denn Gebäude sind die größten Umweltverschmutzer der Welt: Fast alles, was einem zum Thema Energieverbrauch einfällt, vom Heizen über Standby-Schalter am Computer bis hin zur Glühlampe, hat mit Immobilien zu tun. Hier verbrauchen die Menschen 40 Prozent aller genutzten Energie. In Städten sind Gebäude sogar für bis zu zwei Drittel des Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich. Als Vorreiter bei nachhaltigen Gebäuden gelten die USA, wo bereits viele Konzerne oder öffentliche Einrichtungen nur noch in Büros einziehen, die als "green buildung", also grüne Häuser, zertifiziert sind. Auch in Deutschland wächst die Nachfrage nach Bauten mit Öko-Qualität, auch deshalb, weil zum 1. Januar 2009 der Energiepass für Gewerbeimmobilien Pflicht wird. Darauf müssen sich die Vermieter einstellen - allen voran die offenen Immobilienfonds, die hierzulande zu den größten Vermietern von Büros gehören. Doch Sonja Knorr, Analystin für offene Immobilienfonds bei der Ratingagentur Scope, sagt: "Bei vielen Fonds gilt: Schön, wenn man energiesparende oder zertifizierte Gebäude im Portfolio hat. Die Immobilien werden aber nicht gezielt danach ausgewählt." Noch überwiegten rein wirtschaftliche Interessen die ökologischen Kriterien: "Wenn sich die ökologischen Aspekte messen lassen, zum Beispiel in geringeren Heizkosten, oder wenn eventuell Folgekosten drohen, weil gesetzlich festgelegte Energiestandards nicht eingehalten werden, dann zählt das als Argument." In Deutschland hat sich bislang hauptsächlich der Anbieter Union Investment, der insgesamt drei offene Immobilienfonds für Privatanleger betreibt, mit grünen Gebäuden im Portfolio hervorgetan. Grüne Gebäude bedeuten Imagegewinn für Unternehmen Dabei wollen einer Umfrage des Beratungsunternehmens Jones Lang Lasalle zufolge künftig mehr als 40 Prozent der Unternehmen in Deutschland bei der Suche nach Büros oder anderen Gebäuden verstärkt auf den Klimaschutz achten. Bislang spielte dieser Aspekt eine untergeordnete Rolle. Bestimmt lassen sich nicht alle Vorzüge grüner Gebäude - zum Beispiel der Imagegewinn für das mietende Unternehmen - in wirtschaftlichen Kennzahlen messen. Fest steht, dass sie geringere Nebenkosten verursachen und zu einem höheren Preis wiederverkauft werden können.
Die Nachfrage nach Gebäuden mit Nachhaltigkeits-Siegel steigt. Doch die offenen Immobilienfonds zögern noch mit Investitionen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/gesundheitsfonds-die-herren-der-umverteilungsmaschine-1.687305
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Gesundheitsfonds - Die Herren der Umverteilungsmaschine
00/05/2010
Hier also schläft ein bürokratisches Monster: Ein Büro, etwa 15 Quadratmeter groß, weiße Wände. Rechts reingequetscht ein Konferenztisch mit sieben Stühlen, links ein Arbeitsplatz mit Computer, dazwischen eine Yukka-Palme. Vom Fenster aus kann man den platten Hügel betrachten, den die Bonner Venusberg nennen. Hier soll also der berüchtigte Gesundheitsfonds verwaltet werden? Irgendwie enttäuschend. Detailansicht öffnen Der Gesundheitsfonds ist für die Gegner schon jetzt ein bürokratisches Monster. Für Kliniken ist er überlebenswichtig - denn mit dem Fonds kommt das Geld in die Krankenhauskasse. (Foto: Foto: AP) "Was hatten Sie erwartet", fragt Bernd Marschewski, der in diesem Zimmer sitzt und den man mit Fug und Recht als Herrn des Fonds bezeichnen kann. Gute Frage. Mehr natürlich. Einen gigantischen Verwaltungskomplex vielleicht, gilt der Gesundheitsfonds doch als undurchschaubare Umverteilungsmaschine. Hatte es nicht Anfragen von Abgeordneten des Bundestages gegeben, den Fonds in ihrem Wahlkreis anzusiedeln? In stillgelegter Kasernen? Ein Rechenzentrum mit Großcomputern und dicken Daten-Leitungen - das wäre das Mindeste gewesen für ein Vorhaben, das seit mehr als zweieinhalb Jahren für erbitterten Streit in der Politik und im Gesundheitswesen sorgt und das die Arbeitsweise der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) umwälzen wird wie kein anderes in ihrer 125-jährigen Geschichte. Fehlanzeige. In diesem kleinen, unscheinbaren Büro im Bundesversicherungsamt auf dem Weg von Bonn nach Bad Godesberg, soll es Anfang 2009 starten, das letzte große Projekt der großen Koalition. Ein Projekt, von dem manche befürchten, es könne ein solches Chaos auslösen wie die Umstellung von Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe auf HartzIV. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihr politisches Geschick an den Fonds gebunden, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) ebenso. Merkel machte ihren CDU-Parteifreund, den ehemaligen saarländischen Gesundheitsminister Josef Hecken, vor allem deshalb zum Chef der Bonner Behörde, um eine reibungslose Umsetzung des Gesundheitsfonds zu gewährleisten. Im Bundesversicherungsamt arbeiten insgesamt 21 Leute daran. 155 Milliarden auf dem Konto Der Fonds hat viele Gegner, ja sogar Feinde. Es sind Wissenschaftler, Kassenvorstände, Ärztevertreter und Krankenhaus-Lobbyisten. Einige von ihnen versammelten sich am vergangenen Dienstag in Berlin auf Einladung von FDP und Grünen zu einem mehrstündigen Expertengespräch. Es gab Schnittchen und Plunderteilchen und die einhellige Auffassung, dass der Fonds ins Chaos führt - selbst wenn er kein bürokratisches Monster ist. Sie warnen vor steigenden Beiträgen für Mitglieder von sehr günstigen Kassen. Sie prognostizieren einen Wettbewerb unter den Kassen, der auf Kosten der Versicherten geht, eine schlechtere Versorgung auslöst. Der FDP-Gesundheitsexperte Daniel Bahr bietet sogar Wetten an, dass der Fond doch nicht zum Jahresanfang eingeführt wird. Auch unter den Gesundheitsexperten der großen Koalition gibt es kaum jemanden, der den Fonds noch für sinnvoll hält, öffentlich darüber reden will kaum einer. Lesen Sie weiter: Warum der Staat Ähnlichkeit mit Oma besitzt.
Der Gesundheitsfonds hat viele Gegner: Wissenschaftler, Kassenvorstände, Lobbyisten. Ein Besuch im Bundesversicherungsamt, das den Fonds verwaltet.
https://www.sueddeutsche.de/geld/private-geldanlage-was-bewirkt-die-abgeltungsteuer-1.687016
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Private Geldanlage - Was bewirkt die Abgeltungsteuer?
00/05/2010
Eine Steuerreform löst oft eine große Unsicherheit bei den betroffenen Steuerzahlern aus. Genaue Details und ihre Auswirkungen auf die zukünftige Vermögensplanung in Bezug auf die Abgeltungsteuer sind bei vielen privaten Anlegern noch nicht angekommen. Experten fordern eine umfassende, mit großem Fachwissen unterlegte Information der Steuerpflichtigen. Detailansicht öffnen Welche Anlageformen sind in welcher Art und Weise von der Abgeltungsteuer betroffen? (Foto: Foto: Photocase/MongognoM) "Die meisten Anleger wissen noch gar nicht, was mit der Abgeltungsteuer auf sie zukommt", sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. "Sie empfinden zwar ein gewisses Unbehagen, aber was die Steuer tatsächlich bedeutet, ist weithin unbekannt." Welche Auswirkungen hat die Abgeltungsteuer auf das private Einkommen? Sind die neuen Steuervorschriften wirklich einfach, transparent und gerecht, wie es im Mai der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück formuliert hatte? Banken im Dienste des Staates Die Einführung der Abgeltungsteuer ist letztlich eine Angleichung an die steuerliche Situation in vielen Ländern, in denen mit der Quellensteuer die direkten Abgaben an den Staat nur einen anderen Namen haben - und zumeist eine niedrigere Dimension als die in Deutschland geplanten 25 Prozent. Konkret bedeutet die neue Steuer für den einzelnen Anleger, dass künftig die Zinserträge, Dividenden und Kursgewinne aus nach dem 1. Januar 2009 gekauften Aktien, Investmentfonds oder anderen Wertpapieren mit pauschal 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag plus Kirchensteuer zu versteuern sind - was insgesamt knapp 28 Prozent ausmacht. Diese pauschalen Abzüge werden direkt von der Bank einbehalten und anonym an den Staat abgeführt. Höhere Freibeträge für Sparer Von den Abgaben ausgenommen sind alle Kapitalerträge, die unter dem künftigen Sparer-Pauschbetrag von 801 Euro für Ledige und 1602 Euro für steuerlich gemeinsam veranlagte Verheiratete liegen, sofern ein entsprechender Antrag bei der Bank gestellt ist. Der Pauschbetrag ist dabei der Nachfolger des Sparerfreibetrags, der um den bisherigen Werbungskostenpauschbetrag für Kapitaleinkünfte aufgestockt wurde. Die Möglichkeit Depotgebühren und ähnliche Kosten anzurechnen entfällt. Neben dem Sparerfreibetrag wird es künftig auch die zwölfmonatige Spekulationsfrist nicht mehr geben. Für realisierte Kursgewinne von Papieren, die ab dem 1. Januar 2009 erworben werden, sind die pauschalen 25 Prozent als Steuerabgabe fällig - gleichgültig ob die betreffenden Titel ein Jahr oder zwei Tage zuvor gekauft wurden. Was auch immer die Anleger von den neuen Abgaben an den Staat halten mögen: Der Abgeltungsteuer auf legalem Wege entgehen können Anleger nicht.
Unabhängig von der Höhe des privaten Einkommens werden Zinsen, Dividenden und Kursgewinne ab 2009 pauschal versteuert.
https://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-die-grossen-spekulanten-7-es-war-als-handelte-man-mit-seifenblasen-1.600371
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"SZ-Serie: Die großen Spekulanten (7) - ""Es war, als handelte man mit Seifenblasen"""
00/05/2010
Allein sein letzter Berufstag: Wie er da, im eigenen Adrenalin schwimmend, eine viertel Milliarde Dollar Verlust einfährt, indem er allein gegen den Weltmarkt wettet. Wie er danach einen Post-it an seinen Bildschirm klebt, auf dem nur steht "I'm sorry", seine ahnungslose Frau abholt, mit ihr in einen Flieger steigt und ihr dann am Pool eine Hotels auf Borneo gesteht, dass er die Barings Bank im Alleingang zerstört hat. Wie er gleichzeitig im fernen England Diana und Charles von den Titelseiten verdrängt, das Pfund auf Talfahrt schickt und das Unterhaus zu einer Krisensitzung veranlasst - kein Wunder, dass Nick Leesons Geschichte verfilmt wurde. Der Film freilich, mit Ewan Mc Gregor in der Hauptrolle, fängt auch nicht ansatzweise ein, wie verrückt, überdreht und dilettantisch die ganze Geschichte wirklich war. Detailansicht öffnen Der Mann mit dem goldenen Händchen machte 220 Millionen Dollar Verlust an einem Tag. (Foto: Foto: dpa) Dabei fing alles recht harmlos an, im Frühjahr 1992. Der junge Nick Leeson reduzierte, kaum angestellt bei der Londoner Barings Bank, die Wertpapieraußenstände der Bank um 90 Millionen Pfund. Begabter Mann, aus einfachen Verhältnissen stammend, 27 Jahre alt, warum sollte man den nicht nach Singapur schicken, um dort sogenannte Arbitrage-Geschäfte zu betreiben. "Wir saßen sozusagen auf dem Zaun", erklärte er in seiner Autobiographie diese Art von Geschäften, bei der man minimale Preisdifferenzen an verschiedenen Börsen ausnutzt. "Wir beobachteten beide Märkte und stiegen nach Belieben mal hier, mal dort ein und aus." Leider reichte es ihm nicht, solch ein Zaungast zu sein. Im Gegenteil. Leeson, der Sohn eines kleinen Stukkateurs, wollte unbedingt das ganz große Rad drehen. "Teufelsbraten und brillanter Mann" Er begann selbst mit dem Geld der Bank zu spekulieren, obwohl ihm das strikt verboten war, und stieg im großen Stil in den Derivatehandel ein, indem er auf die Entwicklung von Börsenindizes und Zinssätzen spekulierte. Durch gefälschte Briefe und Faxe täuschte er der Londoner Zentrale Geschäftsbeziehungen zu Dritten vor, in deren Auftrag er die Spekulationen durchführte. Das war ihm deshalb so leicht möglich, weil Leeson Händler und Abwickler in einer Person war. Niemand kontrollierte ihn. Noch als interne Prüfer dringend rieten, jemanden abzustellen zur Überprüfung von Leesons Aktivitäten, winkten die Londoner Manager ab. Das sei "zu teuer". So wusste nur Leeson allein, "was vorne im Börsensaal und hinten im Büro passierte. Wahrscheinlich war ich der einzige Händler auf der Welt, der sich selber kontrollierte. Im Juli 1992 richtete Leeson ein Konto mit der Nummer 88888 ein; die acht ist im Chinesischen die Zahl des Glücks. Schon im Dezember 1993 hatte er Verluste von 23 Millionen Pfund auf diesem Konto versteckt. Im selben Monat wurde er für seine hervorragende Arbeit vom Londoner Hauptquartier mit einer Prämie von 135 000 Pfund belohnt und in einer Rede jungen Traderkollegen gegenüber als Teufelsbraten und brillanter "Mann mit goldenem Händchen" vorgestellt: Die Gewinne, die er nach London meldete, machten auf dem Papier ein Fünftel des Gewinns der Gesamtbank aus. In Singapur nannten ihn die Kollegen "Lucky Leeson", alle verfolgten, was der Broker in den auffallend bunten Sakkos machte. Die Terminbörse Simex ehrte ihn als besten Händler.
Nick Leeson richtete eine 223 Jahre alte Bank zugrunde, die einst als sechste Großmacht Europas galt und die Millionen der britischen Queen verwaltete.
https://www.sueddeutsche.de/geld/investmentfonds-auf-experten-vertrauen-1.599482
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Investmentfonds - Auf Experten vertrauen
00/05/2010
Ein möglicher Weg zum Geschäftserfolg besteht darin, Aufgaben, die ein anderer besser erledigen kann, zu delegieren. Eine Art, diese Strategie bei der Geldanlage umzusetzen, ist die Anlage in einen Investmentfonds. Dieser wird von einer Kapitalgesellschaft aufgelegt, die in ihm das Geld vieler Investoren sammelt. Dieses wird dann in dem für den Fonds definierten Rahmen investiert. Detailansicht öffnen Die Bezahlung der Dienstleistung für eine Fondsbeteiligung geschieht über die Begleichung von Verwaltungskosten oder durch eine Erfolgsbeteiligung des Fondsmanagements. (Foto: Foto: iStockphoto) Was ein Investmentfonds dabei auf jeden Fall besser kann als der normale Anleger, ist diversifizieren. Aufgrund der eingesammelten Mittel ist es der Fondsgesellschaft möglich, eine wesentlich breiter gestreute Palette an Werten zu halten, als dies ein einzelner tun könnte, wenn er nicht gerade Investmentlegende und Multimilliardär Warren Buffet ist. Natürlich legt eine Kapitalgesellschaft einen Fonds nicht aus reiner Nächstenliebe auf, sondern will wie jeder Dienstleister für seine Arbeit bezahlt werden. Bei einem Fonds geschieht das in Form von Verwaltungskosten sowie teilweise durch eine Erfolgsbeteiligung des Fondsmanagements. Der Ausgabeaufschlag, der normalerweise beim Kauf eines Fondsanteils anfällt, lässt sich im Falle, dass der Anleger ohne Beratung weiß, was er will, oftmals durch den Kauf bei einer Direktbank vermeiden. Weitere Kosten entstehen durch das die Fondsanteile verwahrende Depot, das allerdings auch bei den meisten anderen Anlageformen zu bezahlen ist, sowie bei Aktienfonds für Umschichtungen innerhalb des Fonds, das heißt, wenn Werte im Fonds-Portfolio gegen andere ausgetauscht werden. Investmentfonds werden in Deutschland immer beliebter Im Hinblick auf die erwarteten Leistungen werden die Kosten allerdings zunehmend bereitwilliger getragen. Dies legen zumindest statistische Zahlen des Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) nahe. Nach dessen Angaben hatte jeder Bundesbürger Ende 2007 im Schnitt knapp 8900 Euro in Investmentfonds angelegt. Dies entsprach einer Steigerung um 300 Prozent im Vergleich zum Stand zehn Jahre zuvor. International betrachtet liegt Deutschland damit aber immer noch hinter den Pro-Kopf-Investmentvermögen in Österreich oder Frankreich zurück. Spitzenreiter sind hier nach BVI-Angaben die USA mit einem pro Kopf in Investmentfonds angelegten Vermögen von rund 27.600 Euro. Lesen Sie weiter, welche Vorteile Fondssparpläne haben.
Auch im Bereich Vermögensbildung gibt es Dienstleister. Bei Investmentfonds übernehmen professionelle Investoren viele Entscheidungen für den Anleger.
https://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-die-grossen-spekulanten-6-wie-der-weltoekonom-millionen-machte-1.597965
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (6) - Wie der Weltökonom Millionen machte
00/05/2010
Lord Keynes hat der Nachwelt viele gute Sprüche hinterlassen. Broker, so schrieb er 1944 seinem Neffen David Hill, lägen immer falsch. Wären ihre Ratschläge wirklich so gut, wie sie behaupteten, dann hätten sie diese längst selbst beherzigt und wären reich und im Ruhestand. Außerdem neigten alle dazu, ihren Kunden die gleichen Ratschläge zu geben. "Daher sind die Aktien jener Unternehmen, deren Verkauf sie empfehlen, immer zu billig, die Aktien, die sie zum Kauf vorschlagen, immer zu teuer. Wenn man also herausfinden könnte, was die Broker ihren Kunden vorschlagen und dann das genaue Gegenteil täte, wäre dies ein sicherer Weg zum Wohlstand." Ähnliches ließe sich auch heute über die Beratungsqualität mancher Analysten sagen. Zweifel an der Selbstheilung Der britische Ökonom John Maynard Keynes (1883 bis 1946) revolutionierte in den dreißiger Jahren die Wirtschaftswissenschaften. Er zog die Selbstheilungskraft der Märkte in Zweifel und begründete eine völlig neue Schule der Wirtschaftspolitik. Sein Erbe ist umstritten, aber bis heute überaus wirksam. Derzeit bereitet die amerikanische Regierung ein Konjunkturprogramm ganz im Stil von Keynes vor. Aber Keynes war nicht nur Ökonom, sondern auch ein leidenschaftlicher Spekulant. Und was auch viele Anhänger von Keynes übersehen: Seine Erfahrungen an der Börse flossen direkt in seine Wirtschaftstheorie ein. Ohne den Spekulanten Keynes gäbe es vermutlich auch den Theoretiker Keynes nicht. Während seines ganzen Lebens hat Keynes die Veränderung im eigenen Wertpapierdepot genau dokumentiert. Sein erstes Geschäft tätigte er kurz nach dem Examen am King's College in Cambridge: Am 6. Juli 1905 erwarb er an der London Stock Exchange vier Aktien der "Marine Insurance Company", einer Schiffsversicherung, für 160 Pfund und sechs Schillinge, was heute der Kaufkraft von ungefähr 9000 Euro entsprechen würde. Das Geld stammte aus verschiedenen akademischen Preisen und den Zuschüssen, die Keynes während des Studiums alljährlich zum Geburtstag von seinem Vater bekam. Am Ende des Ersten Weltkrieges hatte Keynes sein Vermögen bereits auf 16431 Pfund verhundertfacht. Dabei ging er für damalige Verhältnisse erhebliche Risiken ein; zeitweise erwarb er die Hälfte seiner Wertpapiere auf Pump. Keynes' Spekulationserfolge sind insofern erstaunlich, als zwischen seinem persönlichen Leben, der Börse und der Ökonomie immer eine gewisse Spannung herrschte. Keynes wurde in eine hochgebildete Familie in Cambridge geboren. Als junger Mann schloss er sich dem Bloomsbury-Kreis an, einer Gruppe von Intellektuellen um die Schriftstellerin Virginia Woolf, die sich den überlieferten Normen der englischen Gesellschaft konsequent entzogen. Kunst, Ästhetik und Philosophie waren für die Bloomsburys immer wichtiger als Geld, Prestige oder gar die Börse; weder die protestantische Arbeitsethik noch die überkommene Sexualmoral bedeuteten ihnen etwas. Keynes war offen homosexuell, mit dem Maler Duncan Grant verband ihn eine lange und leidenschaftliche Liebesbeziehung. Als er 1924 schließlich doch die Balletttänzerin Lydia Lopokova heiratete, war Grant sein Trauzeuge. Im Gegensatz zu den anderen Bloomsburys - und zu deren Missfallen - blieb Keynes jedoch auch immer im normalen bürgerlichen Leben verankert, als Ökonom, als Angestellter der britischen Regierung und eben als Spekulant. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass Keynes die Motive der Spekulanten so kritisch und selbstzweiflerisch reflektierte.
John Maynard Keynes spekulierte sich an der Börse reich - und zog daraus wichtige Schlüsse für seine revolutionäre Wirtschaftstheorie.
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Steueraffäre Liechtenstein - Kaffee und Kuchen für die Ermittler
00/05/2010
"Es ist eine Ehre, dass Sie selbst kommen", sagte ein Münchner, als morgens die Bochumer Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen, 53, mit einem Tross von Steuerfahndern in der Tür stand. Er habe, versicherte der ältere Mann, schon viel von ihr gehört. Nur Gutes? Bei einem Verdächtigen gab es sogar Kaffee und Kuchen für die Ermittler. Und einige reiche, ältere Herrschaften wussten zu berichten, dass sie über die Aufdeckung ihres Liechtenstein-Schatzes geradezu erleichtert seien: "Nun kann ich sterben und das Problem in Liechtenstein ist gelöst", sagte ein bayerischer Millionär. Das klingt schizophren. Das Liechtenstein-Verfahren läuft, bislang zumindest, völlig anders als normale Steuerstrafverfahren. Viele Gespräche drehen sich ums Erbe, um Selbstanzeigen, um die Zukunft der Kinder, die nicht "mit so was belastet werden sollten", wie ein Kunde der LGT-Bank den Ermittlern eröffnete. Erben von Familienstiftungen beteuerten, sie hätten das Ansehen ihrer verstorbenen Eltern "nicht durch eine Selbstanzeige beschmutzen wollen". Das klingt nett, aber auch die Ermittler wissen nicht, ob das die ganze Wahrheit ist. Auf der Sonnenseite Die Bochumer Strafverfolgerin Lichtinghagen, die Dezernentin des Verfahrens ist, beginnt bei solchen Hausbesuchen Gespräche gern mit einem Hinweis: "Sie stehen doch auf der Sonnenseite des Lebens, warum verhalten Sie sich dann sozialschädlich?" Normalerweise bekommt sie dann patzige Antworten. Nicht so im jüngsten Liechtenstein-Fall. Es ist für ein solch großes Verfahren schon sehr ungewöhnlich, dass nur drei oder vier der Verdächtigen sich bislang widerborstig zeigten. Die Ermittler notierten in den ersten Tagen gleich 91 Geständnisse. Mehr als 40 weitere Beschuldigte waren auf Reisen, als die Fahnder kamen. Zumeist über Steuerberater nahmen die Ermittler mit ihnen Kontakt auf. Sie erwähnten die Möglichkeit, Haftbefehle zu beantragen, wenn sich die Verdächtigen nicht bald stellten. Kaum belastendes Material im Haus Solcher Hinweise, sagt ein Ermittler, bedurfte es "eigentlich gar nicht". Wenn die Beschuldigten angetroffen wurden, holten die Fahnder deren Anwälte und Steuerberater hinzu. Im Beisein der Ermittler telefonierten die geständigen Steuersünder mit der Bank in Liechtenstein, nannten ihr Codewort und ließen sich den aktuellen Kontostand ihrer Stiftung faxen. Bei den Razzien wurden kaum belastende Unterlagen gefunden, weil die Liechtensteiner Banken angeblich ihren Kunden empfehlen, nichts Verdächtiges zu Hause aufzubewahren. Bis zum Freitag lagen bei Finanzämtern weit mehr als 100 Selbstanzeigen vor. Viele haben nichts mit Liechtenstein zu tun. "Die Leute wollen sich nach der jüngsten Berichterstattung nur steuerehrlich machen", sagt ein Ermittler. "Sie wollen keine Fahnder im Haus haben". Viele Selbstanzeigen kommen zu spät. Etwa zehn Minuten, nachdem die Fahnder aus dem Ruhrgebiet ein sehr traditionsreiches Münchner Bekleidungshaus betreten hatten, traf bei dem zuständigen Münchner Finanzamt eine Selbstanzeige ein. Zu spät, wie die Faxkennung zeigte. "Da war die Pechmarie unterwegs", sagt ein Beamter. Aber auch dieser Fall, da sind sich die Ermittler sicher, wird noch hakelig werden. Allein bei vier von fünf in Deutschland heimgesuchten Banken wurden Verfahren gegen Sachbearbeiter wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung eingeleitet, weil die Geldleute systematisch Liechtenstein-Transfers auf als Familienstiftungen getarnte Anlegerkonten vermittelt und organisiert haben sollen. "Die werden uns nicht zu Kaffee und Kuchen bitten", mutmaßt ein Ermittler. "Da wird wieder gekämpft werden."
Die Steuerflüchtlinge in der Liechtenstein-Affäre sind anders als andere Steuersünder: Die Ermittler erleben manche Überraschungen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/investivlohn-kapitalismus-fuer-alle-1.594091
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Investivlohn - Kapitalismus für alle
00/05/2010
Ab 2009 will der Staat die Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland stärker fördern, um damit mehr Arbeitnehmer am Erfolg ihrer Betriebe teilhaben zu lassen. Doch die Gefahr ist groß, dass die an sich gute Idee an viel Bürokratismus und zu starren Anlagekonzepten scheitert. Detailansicht öffnen Mitarbeiter der Salzgitter AG am Hochofen: Mitarbeiter sollen stärker am Erfolg eines Unternehmens beteiligt werden. (Foto: Foto: dpa) Einmal ihm Jahr müssen die börsennotierten Unternehmen in Deutschland ihre Bilanzen und damit auch die Bezüge der Manager offenlegen. Dann werden stets Forderungen laut, man müsse die Arbeitnehmer stärker am Erfolg der Unternehmen beteiligen. Ausnahmsweise sind bei diesem Thema Union und SPD einer Meinung. Eine Arbeitsgruppe der großen Koalition unter der Leitung von Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) und CSU-Chef Erwin Huber hat jetzt nach monatelangen Diskussionen und Streitereien einen Entwurf vorgelegt. Die Mitarbeiterbeteiligung soll demnach mit staatlichen Zuzahlungen und steuerlichen Anreizen gefördert werden. Deshalb erhöht sich im kommenden Jahr die Arbeitnehmersparzulage für vermögenswirksame Leistungen, die in betrieblichen Beteiligungen angelegt werden, von 18 auf 20 Prozent. Solche Beteiligungen können Belegschaftsaktien oder Genussscheine sein. Die Einkommensgrenze, bis zu der die Sparzulage gezahlt wird, steigt von 17.900 (Verheiratete 38.500) Euro auf 20.000 (40.000) Euro, um so den Kreis der Berechtigten ein wenig zu vergrößern. Außerdem sind statt der bisherigen 135 Euro künftig 360 Euro im Jahr lohnsteuer- und sozialabgabenfrei, sofern diese Summe in die Mitarbeiterbeteiligung fließt. Millionen vom Staat Auch die alte SPD-Forderung nach einem Deutschland-Fonds findet sich in dem Referentenentwurf wieder, wenn auch etwas abgeändert. Vorgesehen ist die Schaffung von Beteiligungsfonds, in die Arbeitnehmer zwecks Mitarbeiterbeteiligung investieren können. Diese neue Fondskategorie, die von Kapitalanlagegesellschaften aufgelegt und von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwacht wird, unterliegt allerdings engen Anlagegrenzen. So müssen nach einer Anlaufphase von zwei Jahren 75 Prozent des Fondsvermögens in das Unternehmen investiert sein, dessen Mitarbeiter in den Fonds einzahlen. Die restlichen 25 Prozent dürfen gestreut in andere Aktien, Anleihen oder am Geldmarkt angelegt werden. Der Staat lässt sich diese neue Förderung bis zu 300 Millionen Euro im Jahr kosten. Allerdings ist fraglich, ob damit das ehrgeizige Ziel der Koalition erreicht wird, aus den derzeit rund zwei Millionen Arbeitnehmern in Deutschland, die an ihren Betrieben beteiligt sind, mittelfristig drei Millionen zu machen. Denn die Beteiligungsfonds funktionieren nur dann, wenn der Arbeitgeber ebenfalls mitmacht und etwa das Investment in den Fonds aus der Firmenkasse finanziert. Lesen Sie im zweiten Teil, warum die Modelle zum Investivlohn kritisiert werden - und wer die Kritiker sind.
Arbeitnehmer sollen künftig stärker am Erfolg ihres Unternehmens teilhaben. Doch der Investivlohn hat auch seine Tücken.
https://www.sueddeutsche.de/geld/eu-und-liechtenstein-vor-der-einigung-das-bankgeheimnis-broeckelt-1.593753
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EU und Liechtenstein vor der Einigung - Das Bankgeheimnis bröckelt
00/05/2010
Darauf laufen Rechtsänderungen hinaus, die zur Zeit vorbereitet werden. In Vaduz trafen Vertreter Liechtensteins und der EU-Kommission zu einer Verhandlungsrunde über das sogenannte Betrugsabkommen zusammen. Eine baldige Einigung sei in Sicht, hieß es am Wochenende auf beiden Seiten. Die Schweiz hat ein ähnliches Abkommen auf Drängen Brüssels bereits abgeschlossen. Bis es in Kraft tritt werden allerdings noch Monate vergehen. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: AP) Den Schwarzen Peter hält dabei die EU. Etwa die Hälfte ihrer Mitgliedsstaaten hat das Abkommen noch nicht ratifiziert. Ergänzende Regeln sind jetzt aber bereits in Kraft. Entgegen dem Titel geht es bei dem Betrugsbekämpfungsabkommen nicht nur um Betrug, sondern auch um Fälle einfacher Steuerhinterziehung, sofern Mehrwertsteuer, andere indirekte Steuern oder Zölle im Spiel sind. Per Amtshilfe können deutsche Behörden beispielsweise künftig Auskünfte über "Alpenkonten" erhalten, wenn auch Mehrwertsteuer hätte bezahlt werden müssen. Wenn es allerdings nur um einige 100 Euro geht, muss der Steuersünder nach wie vor keine Sorge haben: Rechtshilfe, sagen Schweizer Regierungsexperten, müsse die Eidgenossenschaft bei Hinterziehung indirekter Steuern auch künftig nur in gravierenden Fällen leisten. Nur eine Ordnungswidrigkeit Bisher haben Liechtenstein und die Schweiz das Bankgeheimnis nur bei Betrug aufgehoben, nicht aber bei bloßer Steuerhinterziehung. In beiden Staaten ist Hinterziehung ohne Urkundenfälschung oder ein "spezielles Lügengebäude", wie Experten in Bern es formulieren, keine Straftat, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit. Liechtensteins Regierungschef Otmar Haslinger bezeichnete die Verhandlungsrunde als "wichtigen Schritt". Ein Sprecher des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (Olaf) sagte: "Wir sind zuversichtlich, dass es auf jeden Fall noch in diesem Jahr, vielleicht sogar noch vor der Sommerpause, zu einem Vertragsabschluss kommt." Für ein schnelleres Verhandlungstempo sorgt die deutsch-liechtensteinische Steueraffäre vom Februar. Dabei hatten deutsche Staatsanwälte Daten über Liechtenstein-Konten Hunderter Bundesbürger erhalten. In der Kernfrage sind sich beide Seiten jedoch noch nicht einig: Die EU verlangt, dass Liechtenstein die Rechtshilfe auch bei Hinterziehung von Einkommensteuer leistet. Vaduz wehrt sich dagegen mit dem Argument, dass es auch in der EU Staaten mit laxeren Vorschriften gebe. Auch die Schweiz hat es verstanden, das Bankgeheimnis gegenüber der EU im Fall von Einkommensteuer-Hinterziehung zu erhalten. Auskünfte erteilt Bern dagegen - sofern es um amerikanische Bürger geht - dem US-Fiskus.
Das Bankgeheimnis Liechtensteins und der Schweiz wird eingeschränkt. Deutsche und andere europäische Behörden erhalten aber auch künftig nicht so weitreichend Auskunft wie der amerikanische Fiskus.
https://www.sueddeutsche.de/geld/wassergeschaeft-bringt-kaum-profit-alles-im-fluss-1.593368
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Wassergeschäft bringt kaum Profit - Alles im Fluss
00/05/2010
Insgesamt ist die Wasserversorgung in Deutschland aber immer noch größtenteils in den Kommunen geregelt. Während der Strom- und Gasmarkt in Deutschland weitgehend privatisiert wurde, ist mehr als 90 Prozent der Wasserversorgung in kommunaler Hand. Einen richtigen Wettbewerb gibt es nicht, Preise werden festgelegt. Zwar gab es in den neunziger Jahren einige Privatisierungen. Doch weil die Gewinne nicht wie erhofft sprudelten, haben die privaten Energieversorger sich aus dem Wassergeschäft weitgehend wieder zurückgezogen- nachdem sie die Preise erhöhten. Detailansicht öffnen Trinkwasser hat deutschlandweit je nach Kommune einen anderen Preis. (Foto: Foto: AP) Zum Beispiel RWE. Dem Energiekonzern aus Nordrhein-Westfalen und dem französischen Versorger Veolia Water gehören seit 1999 die Hälfte der Berliner Wasserbetriebe. Außerdem kaufte RWE im Jahr 2001 die britische Firma Thames Water, kurz darauf das US-Unternehmen America Water. Doch vor zwei Jahren trennte sich der Energiekonzern von seiner britischen Tochterfirma - wegen zu geringer Rendite. Auch America Water soll so schnell wie möglich verkauft werden. Sogar die Zukunft der Berliner Wasserbetriebe bei RWE ist ungewiss: Im Sommer 2007 starteten zwei Berliner Bürgerinitiativen ein Volksbegehren gegen die Privatisierung ihrer Wasserversorgung unter dem Titel "Schluss mit Geheimverträgen - Wir Berliner wollen unser Wasser zurück". In der Begründung wird dargelegt, dass der Wasserpreis zwischen 2004 und Anfang 2008 um fast 25 Prozent gestiegen ist. Nach Privatisierung zurückgekauft Das größte Problem des Wassergeschäfts sind die Kosten: Eine vernünftige Versorgung ist nur durch hohe Investitionen zu erreichen. Der regional stark unterschiedliche Wasserpreis erklärt sich also mit der teuren Infrastruktur und den kilometerlangen Leitungen. "Der Profit aus dem Wassergeschäft hält sich insgesamt sehr in Grenzen", sagt etwa Jochen Stemplewski, Präsident der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW). Deshalb kaufen manche Kommunen ihre ehemals privatisierte Wasserversorgung wieder zurück. Jetzt haben zum Beispiel die Stadtwerke Potsdam wieder die Anteile von Eurawasser. Einen Schritt weiter gingen Dortmund und Bochum. Die Städte kauften Ende 2003 Gelsenwasser auf, den damals größten privaten Wasserversorger Deutschlands. Ganz lassen sich die privaten Wasserversorger aber nicht vertreiben. Sie wittern noch immer in den Schwellen- und Entwicklungsländern ihre Chance auf große Gewinne. Investiert wird in Osteuropa oder Chile, Peru und Kolumbien. Denn eines scheint sicher zu sein: Wegen des Klimawandels wird die Ressource Wasser immer wichtiger, und schon heute leidet ein Drittel der Weltbevölkerung unter Wassermangel.
Bei Wasser ist es wie bei Strom und Gas: Trotz Privatisierung wird der lebensnotwendige Rohstoff teurer.
https://www.sueddeutsche.de/geld/moderne-bausuenden-vom-koenig-lernen-1.593053
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Moderne Bausünden - Vom König lernen
00/05/2010
Wie im Straßenverkehr, so ereignen sich auch auf den Baustellen der Architektur täglich Unfälle. Dabei geht es nur selten um Tote und Verletzte. Detailansicht öffnen Lindenoper zu Berlin: Die Rokoko-Oper befindet sich seit Jahren in baufälligem Zustand. Im Zuge der Sanierung sollten zwei Schwachpunkte der Oper beseitigt werden: die schlechte Akustik und die mangelhaften Sichtverhältnisse. Aber so weit kam es erst gar nicht. (Foto: Foto: dpa) Aber dafür sind die ästhetischen Schäden, die in unseren Wohnungen und Büros oder auf den Straßen und Plätzen angerichtet werden, massenwirksam. Architektur, die "öffentlichste aller Künste" (Woods) geht, wie Adolf Loos sagte, alle an: "Man kommt ihr nicht aus." Ein Buch kann man weglegen, einen Film muss man sich nicht anschauen. Aber von Häusern und Städten ist man auf Dauer umgeben. In unserem urbanen Millennium, in dem sich die Verstädterung zum unumkehrbaren Prozess verdichtet hat, wird es in absehbarer Zeit keinen Menschen geben, der nicht der Architektur ausgeliefert wäre. Auf dem Terrain der Baukultur werden unsere räumlichen Lebensgrundlagen verhandelt. Wobei die Bedingungen, unter denen Architektur als sichtbarster Teil der Baukultur entsteht (oder als ihr Gegenteil: als hässliche, dysfunktionale Zumutung), vor allem von zwei Akteuren zu definieren sind - von Architekten und Bauherren. Es ist die Qualität ihres Dialogs, die über die Qualität unserer Räume entscheidet. Idealerweise befinden sich Bauherr und Architekt im Gleichgewicht. Zuletzt war allerdings viel mehr Negatives über die eine Seite zu erfahren als über die andere. Die Krise der Architekten ist offenkundig. Man weiß, dass diese Berufsgruppe in Deutschland im Allgemeinen schlecht bezahlt wird und - unter Akademikern - überproportional von Arbeitslosigkeit bedroht ist. Es gibt ein regelrechtes Architektensterben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Bisweilen liegen sie auch auf Seiten der Architekten selbst, die sich nicht so recht entscheiden können, ob sie sich als kreative Baukünstler oder als technisch und ökonomisch versierte, dienstleistende Baumanager positionieren sollen. Immer fatalere Unfälle In Wahrheit müssen sie, wie seit Vitruvs Zeiten vor 2000 Jahren, beides sein: Künstler und Ingenieure. Zwischen beiden Bereichen gehen manche Architekten unter. Die Architektenschaft hat, auch infolge der rasant ausschreitenden und immer komplexer werdenden Bautechnologie und des osmotischen Ineinandergreifens von Architektur, Design und Urbanismus, ihr über die Jahrhunderte gewachsenes berufliches Selbstverständnis verloren - und muss sich nun eine neue Identität erst noch schaffen. Aber das ist bekannt. Weniger prominent ist dagegen die Krise im Reich der Bauherren, wobei die Unfälle, die sich auf dieser Seite der Baukultur-Produktion ereignen, mittlerweile immer fataler ausfallen. Etwa in Berlin, wo aus dem stilistischen Richtungsstreit um den Umbau der Lindenoper eine Posse geworden ist. Zur Erinnerung: Die Rokoko-Oper befindet sich seit Jahren in baufälligem Zustand. Im Zuge der Sanierung sollten zwei Schwachpunkte der Oper beseitigt werden: die schlechte Akustik und die mangelhaften Sichtverhältnisse. Man schrieb einen Wettbewerb aus und kürte einen Sieger: Klaus Roth. Dessen Entwurf geriet aber zwischen die üblichen Fronten aus Modernisten und Traditionalisten. Das Ergebnis dieser Debatte: Der Wettbewerb wurde für nichtig erklärt.
Bürgermeister und Manager versagen als Bauherren zusehends. Die Entgleisungen, die sich in zeitgenössicher Architektur ereignen, fallen mittlerweile immer fataler aus.
https://www.sueddeutsche.de/geld/steuerbetrug-wann-das-steuernsparen-kriminell-wird-1.592973
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Steuerbetrug - Wann das Steuernsparen kriminell wird
00/05/2010
Die Republik treibt eine Frage um: Wer sind die anderen 700 möglichen Steuersünder, die im Zuge des prominenten Falles Zumwinkel ins Visier der Steuerfahnder geraten sind? Statt auf andere zu zeigen, "könnten viele Bürger auch bei sich selber kehren", sagt Johann Seipl, Experte für Steuerstrafrecht bei der Münchner Kanzlei Wannemacher & Partner. "Viele Steuerpflichtige haben schon einmal mehr oder weniger bewusst weniger Steuer bezahlt, als sie hätten müssen. Das ist nichts anderes als Steuerhinterziehung, auch wenn nur ein Bruchteil der Fälle geahndet wird." Seipl beschäftigt sich seit 14 Jahren als Anwalt mit dem Steuerstrafrecht. Davor war er als Leiter einer Betriebsprüfungsstelle für das Finanzamt unterwegs. Die SZ erläutert mit seiner Hilfe, wann und womit man sich strafbar machen kann. Detailansicht öffnen Ein bisschen bescheißen tun viele - ab wann wird es kriminell? (Foto: Foto: dpa) Was genau ist Steuerhinterziehung? Wer vorsätzlich eine Steuererklärung mit Fehlern abgibt, die zu einer niedrigeren Steuer führt, als tatsächlich angemessen wäre, hinterzieht Steuern. Darauf steht je nach Höhe der vorenthaltenen Steuer und den Motiven eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe. Steckt keine Absicht dahinter, sondern ein Versehen, spricht man von leichtfertiger Steuerverkürzung. Sie wird weniger streng geahndet. "In der Praxis sind die meisten Steuererklärungen und auch die Steuerbescheide objektiv falsch", sagt Anwalt Seipl. "Was strafrechtlich aufgegriffen wird, hängt von einer Mischung aus Willkür und Zufall ab." Was passiert, wenn die Steuererklärung nicht oder zu spät kommt? Wer zur Einkommensteuer veranlagt wird und seine Erklärung nicht bis zum 31. Mai des Folgejahres beim Fiskus einreicht, kann sich bereits strafbar machen. Weil dies aber die meisten Bürger wären, wird in der Regel eine Fristverlängerung bis 31. Dezember gewährt. Das heißt, wer vor Ablauf einer verlängerten Frist seine Erklärung einreicht, dem passiert nichts. Im Juni 2009 aber ist Veranlagungsschluss für 2007. Danach gelten die Steuern als hinterzogen, und der Fall kann strafrechtlich verfolgt werden. Wenn schon Daten zum Steuerpflichtigen bekannt sind, ergeht zudem ein Schätzungsbescheid, der ohne Einspruch nach einem Monat verbindlich wird, egal, wie hoch die Steuerschuld ist. Postchef Klaus Zumwinkel könnte eine Liechtensteiner Stiftung zum Verhängnis werden. Sind Anlagen in Steuerparadiesen per se steuerrechtlich bedenklich? Man kann sein Vermögen anlegen, wo und wie man will, ist aber natürlich verpflichtet, die Erträge zu versteuern. Der Kauf etwa von Publikumsfonds, die zum Beispiel in Luxemburg aufgelegt sind, kommt häufig vor und ist an sich unproblematisch. Eine solche Anlageentscheidung kann viele Gründe haben, etwa ein höheres Renditeversprechen des Anbieters oder die Tatsache, dass es so ein Wertpapier oder eben einen Fonds in Deutschland nicht gibt. Selbst das Motiv, einen Teil seines Vermögens im Ausland als ,Notgroschen' für schlechte Zeiten anzulegen, ist eine legitime Absicht. "Problematisch wird es, wenn Firmengelder erst kurz vor der Pleite eines Unternehmens ins Ausland geschafft werden, das kann dann ein betrügerischer Bankrott sein", erklärt Rechtsanwalt Seipl. Lesen Sie auf der nächsten Seite, ab wann Sie sich strafbar machen.
Nicht nur Chefmanager, auch viele Otto-Normalverbraucher betrügen den Fiskus - ab wann wird es kriminell?
https://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-die-grossen-spekulanten-12-der-spieler-der-aus-mallorca-kam-1.592033
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (12) - Der Spieler, der aus Mallorca kam
00/05/2010
Ich bin selbst ein Spieler. Das fühlte ich in diesem Augenblick. Meine Hände und Beine zitterten, in meinem Gehirn hämmerte es." (Der Spieler, Fjodor M. Dostojewski) Detailansicht öffnen Seit September 2007 verschwunden: Hedge-Fonds-Manager Florian Homm. (Foto: Foto: ddp) Er habe Dostojewskis Roman über die selbstzerstörerische Spielsucht des Alexej Iwanowitsch als Jugendlicher verschlungen, hat Florian Homm einmal gesagt. Das Werk fasziniere ihn noch heute, bekannte der Mann, der wohl Deutschlands berühmtester Hedge-Fonds-Manager ist. Oder war. Man weiß das nicht genau. Denn an einem Dienstag im September 2007 ist Homm verschwunden. Es war vorerst das letzte Kapitel in seinem persönlichen Drama. Bis heute ist der 48-Jährige nicht wieder aufgetaucht. 15 Jahre lang hat Homm mal auf steigende, mal auf fallende Aktien spekuliert. Mal vervielfachte er seinen Einsatz, dann wieder verspielte er sein Geld und das seiner Kunden. Eines aber blieb immer gleich: Seit Homm 1993 die Bühne betrat und mit dem Amerikaner Kevin Devine die Firma VMR gründete, irritierte er die Finanzwelt. "Florian Homm wird von keinem Hedge-Fonds-Investor mehr ernst genommen", sagt ein Dachfonds-Manager heute. Und das kam so. "Es ist offensichtlich, dass ich eine andere Investment- und Managementphilosophie teile als das aktuelle und das frühere Management von ACMH. Deshalb habe ich entschieden, dass es Zeit für mich ist, die Firma zu verlassen, die ich gegründet habe." So begründete Homm in einem Brief an Aktionäre und Investoren der Hedge-Fonds-Firma Absolute Capital Management Holding (ACMH) seinen Ausstieg. Drei Jahre zuvor hatte er ACMH mit dem Iren Sean Ewing auf Mallorca - wo er bis zu seinem Verschwinden lebte - gegründet, zu einer Investmentfirma mit mehr als drei Milliarden Euro Vermögen ausgebaut und an die Börse gebracht. Es war vielleicht die beste Zeit in seiner Karriere. "ACMH war für ihn ein Lichtblick. Dort wurde er eingebunden in feste Strukturen und ferngehalten von dem etwas halbseidenen Milieu, in dem er sich oft bewegte", sagt ein Vertrauter Homms. Doch der Spieler Homm ließ sich nicht in Strukturen binden, und heute ist klar, dass sie bei ACMH gar nicht so genau wussten, was ihr Gründer, Großaktionär und Chefinvestor so trieb. Einen Großteil der Kundengelder hatte Homm, anders als in den Fondsprospekten beschrieben, in amerikanische Mini-Aktien investiert, die oft nur außerhalb der Börse gehandelt wurden. Der amerikanische Investor Jack Grynberg hat Homm deshalb Anfang des Jahres vor einem Bezirksgericht in Colorado verklagt. Grynberg wirft Homm auch vor, sich über die von ihm gehaltene Broker-Firma Hunter World Markets an Aktiengeschäften für ACMH bereichert zu haben. Solange die Fonds Gewinne abwarfen, hinterfragte niemand genau, was Homm tat. Doch als im Sommer 2007 in den USA die Kreditkrise ausbrach, kamen an den Börsen als erstes kleine und schwer handelbare Aktien unter Druck. Wenige Tage nach Homms Abschied war die ACMH-Aktie um mehr als 90 Prozent abgestürzt, Fondsanleger zogen panisch ihr Geld ab.
Florian Homm war das Enfant Terrible der europäischen Hedge-Fonds-Branche - seit einem halben Jahr ist er verschwunden
https://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-die-grossen-spekulanten-9-der-playboy-und-die-fatale-gier-nach-reichtum-1.591960
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (9) - Der Playboy und die fatale Gier nach Reichtum
00/05/2010
In Paris, hinter der Comédie Française, so erzählten jene, die dabei waren, gab es im Spätherbst 1708 einen Salon, der gehörte einer berühmten Schauspielerin, und in diesem Salon stand ein Spieltisch, und an dem saß, wenn er da war, immer ein Schotte, spielte Karten, steckte Goldmünze um Goldmünze in seinen Lederbeutel und stand im Morgengrauen immer als Gewinner vom Tisch auf. Detailansicht öffnen John Law: in Edinburgh als Sohn eines Goldschmiedes geboren, in Frankreich als Erfinder der Volksaktie geliebt und gehasst und in Vendig erkrankt und gestorben. (Foto: Getty Images) Der Glücksritter aus dem Nichts Wenn der Schotte nicht da war, dann geschah in diesem Salon hinter der Comédie Française nichts, woran man sich erinnern müsste. Die Besucher tratschten über die neuesten Liebesaffären, der Hunger der Armen interessierte sie nicht. Wenn aber der Schotte da war, konnten die Damen ihre Blicke nicht von ihm lassen: 1,80 Meter, lange schwarze Locken, Samtrock mit weiten Schößen, stets aufgeknöpft, damit ja alle die Weste aus Damast und die Halsbinde aus Brüsseler Spitze sehen konnten. Die Männer bestaunten sein geschicktes Spiel. Beides, Spiel und glamouröser Look, öffneten ihm den Zugang zur Pariser Hautevolee. Sein Name: John Law. Zwölf Jahre nach seinen Gastspielen im Salon hinter der Comédie Française ist Law der reichste Mann der Welt. Er, der Ausländer, führt die größte Bank Frankreichs und bestimmt die finanziellen Geschicke des mächtigsten Landes Europas. Seine Geschichte ist die eines eitlen Playboys, der die Gier der Menschen erkennt und sie nutzbar macht: Durch die Erfindung der Volksaktie, die er zu einer der ersten riesigen Spekulationsblasen der Neuzeit steigert, bei der er unfassbar reich wird. Zunächst. Bevor John Law ein Volksheld wird, tötet er, flüchtet und lernt akzentfrei Französisch. 1671 als Sohn eines Goldschmieds in Edinburgh geboren, zieht er mit Anfang 20 nach London und sucht Anschluss an die Upper Class. Er liebt teure Kleidung und schöne Frauen - beides kostet verdammt viel. Law bezahlt mit dem, was er beim Glücksspiel gewinnt. Und er gewinnt fast immer. Das liegt an seiner Gabe, Gewinnchancen blitzschnell vorausberechnen zu können. Ein Schotte verzaubert die Welt Als er einer Dame der höheren Gesellschaft nachstellt, fordert ihn sein Nebenbuhler Beau Wilson zum Duell heraus. Law trifft den bekannten Salonlöwen mit einem Schwert, Wilson stirbt. Law wird des Mordes beschuldigt, vor Gericht gezerrt und zum Tod durch Erhängen verurteilt. Der Schotte bricht aus dem Gefängnis aus, flieht auf einem Schiff in die Niederlande und taucht auf dem Festland unter. Zehn Jahre ist er ein Dandy auf Reisen und setzt sich an die Spieltische der High Society von Brüssel, Genf, Wien und Venedig. Er inszeniert sich als den vom Pech verfolgten Gentleman, den die Aura einer skandalösen Vergangenheit umgibt. Man merkt ihm an, was für ein Vergnügen es ist, Ende zwanzig und berühmt zu sein.
John Law erfindet im Frankreich des 18. Jahrhunderts die Volksaktie, sprengt so die sozialen Ketten und initiiert den Traum vom schnellen Geld.
https://www.sueddeutsche.de/geld/deutsche-post-zumwinkel-geht-ohne-geld-1.591530
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Deutsche Post - Zumwinkel geht - ohne Geld
00/05/2010
Der frühere Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel erhält nach seinem unrühmlichen Abgang im Zuge der Steueraffäre keine Abfindung und auch kein weiteres Gehalt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus der Konzernzentrale in Bonn. Als Nachfolger von Zumwinkel übernahm der bisherige Logistik-Vorstand Frank Appel erwartungsgemäß das Spitzenamt. Der Aufsichtsrat hatte ihn am Montagabend einstimmig und innerhalb von nur vier Tagen nach dem überraschenden Auftauchen der Steuerfahnder bei Zumwinkel ernannt. Mit seiner Entscheidung, sein Amt vorzeitig niederzulegen, verzichte Zumwinkel auch auf die restlichen Bezüge aus dem regulär bis November laufenden Vertrag, hieß es es aus dem Konzern. Das wären schätzungsweise deutlich mehr als eine Million Euro gewesen. Noch in der Reserve: Aktien-Optionen Eine Abfindung habe gar nicht zur Debatte gestanden, da Zumwinkels Vertrag ohnehin bald ausgelaufen wäre. Allerdings verfügt Zumwinkel noch über Aktienoptionen und sogenannte Aktien-Wertsteigerungsrechte in Millionenhöhe, die in den vergangenen Jahren Teil seiner Gesamtvergütung waren und die er noch zu Geld machen kann. Für den nach rund 18 Jahren an der Post-Spitze zurückgetretenen Zumwinkel gab es einen stillen Abschied. Er selbst trat nicht mehr in Erscheinung. Aufsichtsratschef Jürgen Weber dankte ihm für seine "hervorragenden Leistungen" und sagte: "Den Verdiensten dieses Mannes für das Unternehmen ist schwer in kurzen Worten gerecht zu werden." Zumwinkel hat sich bisher öffentlich nicht zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert. Auch den Beschäftigten gegenüber habe er sich nicht erklärt, hieß es aus der Konzernzentrale. Noch immer seien viele Mitarbeiter aus seinem Umfeld fassungslos über die überraschenden Vorgänge. Sein Büro im 40. Stock des Post Towers habe Zumwinkel inzwischen für Appel geräumt.
Rückzug ohne Abfindung: Klaus Zumwinkel erhält nach seinem Rückzug vom Post-Vorstand keine Abfindung und auch kein weiteres Gehalt.
https://www.sueddeutsche.de/geld/sz-serie-die-grossen-spekulanten-27-reich-an-geld-frauen-und-kindern-1.591663
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (27) - Reich an Geld, Frauen und Kindern
00/05/2010
Es war Krieg. Seit zwei Wochen flogen die japanischen Ki-21-Bomber fast rund um die Uhr eine Angriffswelle nach der anderen über Hongkong. Der Flughafen war zerstört. Die ersten japanischen Truppen standen bereits in den New Territories. Es war Dezember des Jahres 1941. Stanley Ho war 21 Jahre alt. Er hatte viele Nächte in den Bombenkellern verbracht, er wollte seine Heimat nicht verlassen. Doch er spürte, dass es nur noch Tage dauern konnte, bis die Soldaten der englischen Kolonialmacht vor den Japanern kapitulieren mussten. Detailansicht öffnen Casino-Tycoon Stanley Ho mit seiner vierten Ehefrau Angela Leong. (Foto: Foto: AFP) Ho entschied sich zu fliehen. In letzter Minute fand er Platz auf einem Boot, das ihn in Sicherheit bringen sollte. Die Überfahrt nach Macao dauerte 16 Stunden. Aus ganz Asien strömten die Flüchtlinge damals in die portugiesische Kolonie, die schwüle enge Halbinsel. Katholische Missionare hatten Notlager organisiert. Als Ho von Bord kletterte, hatte er gerade zehn Dollar in seiner Tasche. Doch seinen Traum hatte er mitgenommen: Er wollte reich werden. Er brauchte ein Jahr, um Millionär zu werden. Und 30 Jahre, um zu den wohlhabendsten Unternehmern in Asien zu gehören. Stanley Ho ist heute 86 Jahre alt. In Macao und Hongkong sieht man ihn oft durch die Stadt fahren, im Fond seines silbernen Rolls-Royce mit dem Kennzeichen "HK 1". Er trägt fast immer einen dunklen Anzug mit Schlips. Seine Haare sind schütter geworden, streng nach hinten zurückgekämmt. Auch seine Bewegungen sind in den letzten Jahren langsamer geworden, doch er wirkt dadurch nicht alt. Eher besonders vornehm und erhaben. Könige bewegen sich so. Hos Vermögen wird inzwischen auf sieben Milliarden Dollar geschätzt. Ihm gehören Schifffahrtslinien, der Flughafen und die Fluggesellschaft von Macao, Hotels, Golfplätze, Elektrizitätswerke, Straße, Brücken, ein Hafen, ein Fernsehnetzwerk; er ist der unangefochtene Monarch des Glücksspiels in Asien. Er hat sein Ziel erreicht, er könnte sich zurücklehnen und den Reichtum genießen. Doch aufhören kann er nicht.
Stanley Ho wurde mit Glücksspielen zu einem der wohlhabendsten Chinesen, heiratete viermal und zeugte 17 Nachkommen - mindestens.
https://www.sueddeutsche.de/geld/liechtensteiner-finanzaffaere-steuer-razzia-in-ganz-deutschland-1.590838
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Liechtensteiner Finanzaffäre - Steuer-Razzia in ganz Deutschland
00/05/2010
Mit einer bundesweiten Großrazzia sind Fahnder der Bochumer Staatsanwaltschaft am Montag gegen Steuerbetrüger vorgegangen. In Hamburg, Frankfurt und Stuttgart kam es zu Durchsuchungen von Wohnhäusern und Geschäften. Schwerpunkt der Aktionen war der Großraum München. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will den Skandal beim Besuch des liechtensteinischen Ministerpräsidenten in Berlin ansprechen. Die Oberfinanzdirektion in München bestätigte "erste Durchsuchungen", nannte aber keine Details. "Wir wollen der öffentlichen Hatz keinen Vorschub leisten und eine Schnitzeljagd der Journalisten verhindern", sagte der zuständige Bochumer Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek der Süddeutschen Zeitung. Die Bochumer Ermittler waren bereits am Sonntagabend nach München gereist. Die Münchner Kollegen leisten Amtshilfe. Nach SZ-Informationen will die Fahndungsgruppe aus Nordrhein-Westfalen bis zum Freitag in Bayern bleiben, um dort zahlreiche Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken. Die Rede war von "fünf bis zehn Durchsuchungen pro Tag". Am Montag standen offenbar Objekte im wohlhabenden Vorort Grünwald im Mittelpunkt der Fahndungen. Außerdem durchsuchten Fahnder eine Niederlassung der Privatbank Metzler in München, wie ein Sprecher des Unternehmens bestätigte. Durchsucht wurde nach SZ-Informationen auch das private Bankhaus Hauck & Aufhäuser in München. Strikte Geheimhaltung als Reaktion Außer in München wurden am Montag in Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und Ulm Steuerfahnder gesichtet. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart sagte bis zum Mittag, in Stuttgart gebe es keine Razzien - da waren die Fahnder aber wohl schon längst in der Stadt und bei der Arbeit. Die strikte Geheimhaltung der Bochumer Ermittler scheint auch eine Reaktion auf die Umstände der quasi öffentlichen Festnahme von Postchef Klaus Zumwinkel am vergangenen Donnerstag zu sein. Bochumer Staatsanwälte kritisierten die Aggressivität der Medien. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die Staatsanwälte durch ihr Vorgehen den Druck auf Verdächtige erhöhen wollen, sich selbst anzuzeigen. Nach wie vor ist nämlich ungeklärt, wie gerichtsfest die Grundlage der Durchsuchungen ist, der Kauf der Daten von einem Informanten des Bundesnachrichtendienstes (BND) für fünf Millionen Euro. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte am Montag, "Es gibt keinen Zweifel bei allen Beteiligten, dass die Daten strafrechtlich verwertbar sind." Die Aktivitäten des BND sollen in einer Sitzung des unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKG) des Bundestags am Mittwoch erörtert werden. Die Anwaltskanzlei des zurückgetretenen Postchefs Zumwinkel kritisierte dagegen, dass die aus Liechtenstein stammenden Daten offenbar von einem Informanten beschafft worden seien, "der eine Straftat begangen hat", sagte Martin Wulf von der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm. Der Anwalt äußerte auch Zweifel an der Verwertbarkeit der Daten. Wie inzwischen bekannt wurde, hatte Zumwinkel bereits am Donnerstag vier Millionen Euro per Blitzüberweisung an die Verwahrkasse der Staatsanwaltschaft Bochum gezahlt. Merkel kündigte an, sie wolle den Steuerskandal mit dem liechtensteinischen Ministerpräsidenten Otmar Hasler besprechen, der am Mittwoch zu einem Besuch nach Berlin kommt. Die SPD-Spitze forderte nach einer Präsidiumssitzung, dass Steuerbetrug in großem Umfang auf jeden Fall vor Gericht verhandelt werden müsse. Sogenannte "Deals", bei denen das Verfahren mit einer Geldbuße beendet werde, dürfe es nicht geben, sagte der Parteivorsitzende Kurt Beck. Zugleich will die SPD prüfen, ob das Strafmaß für Steuerhinterziehung von derzeit höchstens zehn Jahren Haft verschärft werden soll. Beck und andere führende SPD-Politiker verurteilten Steuerbetrug von Managern, Gutverdienern und gesellschaftlichen Vorbildern scharf.
Bochumer Staatsanwälte ermitteln in mehreren Großstädten, ein Schwerpunkt ist München. Nach SZ-Informationen wollen die Fahnder aus Nordrhein-Westfalen bis Freitag in Bayern bleiben, um etliche Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken.
https://www.sueddeutsche.de/geld/geklaute-kreditkarten-neue-identitaet-fuer-einen-dollar-1.588428
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Geklaute Kreditkarten - Neue Identität für einen Dollar
00/05/2010
Wegen des Diebstahls von Kreditkartennummern und des Verkaufs der Daten über das Internet hat ein Gericht in Boston elf Hacker angeklagt. Der Bande aus Amerikanern, Osteuropäern und Asiaten wird vorgeworfen, sich Zugang zu insgesamt 40 Millionen Kreditkartennummern durch das Abhören von Geschäften in den USA mit Lauschvorrichtungen verschafft zu haben. Anschließend hätten sie die Informationen auf Computern in den Vereinigten Staaten und Europa versteckt und damit gehandelt. Laut Justizangaben ist es der bislang größte Fall von Identitätsdiebstahl. Deutsche sind von diesem Verbrechen nicht betroffen. Allerdings versuchen Kriminelle auch hierzulande, an Kartendaten zu gelangen. Detailansicht öffnen (Foto: Foto: dpa) Reger Handel im Internet Bei dem Hauptangeklagten im aktuellen Fall handelt es sich um Albert Gonzalez. Wird er in allen Punkten schuldig gesprochen, droht ihm lebenslange Haft. Mit seinen Komplizen war der Mann aus Miami wahllos durch die Gegend gefahren und hatte Ausschau nach Funknetzen von Händlern gehalten. Entdeckten die Hacker ein Sicherheitsleck in einem solchen Netz, wählten sie sich ein und installierten ein Programm, um den Datenverkehr abzuhören. Fündig wurden sie unter anderem bei der Buchhandelskette Barnes&Noble, den Sportgeschäften von Sports-Authority und dem Bürogroßhandel Office Max. Auf diese Weise verschafften sich die Kriminellen nicht nur Zugang zu Kreditkartennummern - sie kamen auch in den Besitz von Geheimzahlen, die eigentlich nur dem Eigentümer der Karten bekannt sein dürfen. Im Internet herrscht ein reger Handel mit solchen Zahlungsinformationen. Laut dem Sicherheitsunternehmen Symantec sind Kreditkartendaten schon für 0,40 Dollar zu bekommen, maximal werden 20 Dollar pro Karte fällig, je nachdem wie viel Guthaben auf dem Konto hinterlegt ist. Mengenrabatt ist möglich. Auch Zugangsinformationen für Girokonten, zu E-Mail-Postfächern oder Einwahldaten für das Online-Auktionshaus Ebay sind im Netz zu haben. Eine vollständige Identität - inklusive Sozialversicherungsnummer - ist schon für einen Dollar zu haben. Höherwertige Daten kosten bis zu 15 Dollar. Damit lassen sich dann etwa Bankkonten eröffnen. Obschon der aktuelle Diebstahl die USA betrifft: "Das Internet ist ein weltweites Netz, daher können solche Fälle auch in Deutschland auftreten", erklärte ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). So wurden etwa schon Manipulationen an Geldautomaten oder an EC-Karten-Terminals bei Händlern festgestellt, um an Kartendaten zu gelangen. Von Seiten der Banken und Kreditkarteninstitute wird daher empfohlen, regelmäßig die eigenen Kontoauszüge zu prüfen. Bei Auffälligkeiten sollte der Verbraucher sofort seine Bank informieren und die Karte sperren lassen. Im Schadensfall verhielten sich die Institute in der Regel kulant, sagte ein Sprecher der Kreditkartenfirma Visa. Am sichersten fährt man jedoch mit einer der ältesten Möglichkeiten, für seine Waren aufzukommen: "Zahlen Sie bar", heißt es beim BSI.
Von wegen Datenschutz: Hacker haben US-Einzelhändler ausspioniert und 40 Millionen Kreditkartendaten gestohlen - es ist der bislang größte Fall von Identitätsdiebstahl.
https://www.sueddeutsche.de/geld/zumwinkel-nachfolge-der-chefmacher-1.587285
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Zumwinkel-Nachfolge - Der Chefmacher
00/05/2010
Es war dem Anlass angemessen ein rauschendes Fest. Die Lufthansa hatte in Washington einen riesigen Saal schmücken lassen und viele derjenigen eingeladen, die Jürgen Weber in seiner Karriere begleitet hatten. Es kamen Hunderte Kollegen, vor allem die Vertreter seiner Star Alliance, um dem Vorstandschef der Lufthansa kurz vor seiner Pensionierung noch einmal die Aufwartung zu machen. Und als die große Party vorbei war, zog sich der sichtlich gerührte Weber mit seinen Vertrauten in die Kellerbar seines Hotels zurück und erzählte noch lange von alten Zeiten. So wie das eben ist, wenn einer glaubt, dass das Arbeitsleben in der ersten Reihe langsam vorbei ist. Detailansicht öffnen Regelt die Nachfolge von Zumwinkel: ehemaliger Lufthansa-Chef Jürgen Weber. (Foto: Archivfoto: AP) Die nächtlichen Reflexionen an der Hotelbar sind fünf Jahre her, aber dass Jürgen Weber seither aus der ersten Reihe zurückgetreten sei, kann man kaum ernsthaft behaupten. Sein Einfluss in der deutschen Wirtschaft dürfte eher größer als kleiner geworden sein. Weber ist Aufsichtsratschef der Lufthansa und sitzt unter anderem in den Kontrollgremien der Allianz Lebensversicherungs-AG, der Bayer AG und der Deutschen Bank. Doch sein derzeit wichtigstes Mandat rückt den 66-Jährigen plötzlich wieder ins Rampenlicht: Weber muss als Aufsichtsratschef der Deutschen Post einen Nachfolger für Klaus Zumwinkel finden, der wegen der Steueraffäre als Vorstandschef zurücktreten musste und der zu allem Überfluss auch noch ein enger Freund ist. Lufthansa vor der Pleite bewahrt Webers Verdienste um die Lufthansa stehen außer Frage: Er hat das Unternehmen Anfang der neunziger Jahre vor der Fast-Pleite bewahrt und aus dem einst einer Behörde ähnelnden Gebilde einen privaten Konzern mit für ihr Ergebnis selbst verantwortlichen Geschäftsfeldern gemacht. Die von ihm mitgegründete Star Alliance ist für die gesamte Branche stilbildend geworden: In den vergangenen Jahren haben sich mit wenigen Ausnahmen alle wesentlichen Fluggesellschaften in solchen Bündnissen formiert. Wenn es aber einen Bereich gibt, bei dem Weber als Lufthansa-Chef nicht immer eine glückliche Hand gehabt hat, dann sind es Personalentscheidungen. Alle neuen Konzernsparten sollten in ihren Märkten möglichst absolute Spitze werden und kräftig expandieren. In zwei Bereichen ging das zumindest zwischenzeitlich daneben. Die Cateringtochter LSG Skychefs expandierte unter ihrem damaligen Vorstandschef Helmut Woelki - intern auch "Küchen-Napoleon" genannt - koste es, was es wolle. Woelki schloss, um die LSG in Skandinavien und gegen die damalige Swissair-Tochter Gate Gourmet zu etablieren, offenbar so ungünstige Verträge, dass die Lufthansa später über die Haftpflichtversicherung für Manager einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zurückholen wollte. In der Touristik wollte Weber die damalige C&N Touristik (heute Thomas Cook AG) ganz groß herausbringen und machte seinen langjährigen Vertrauten Stefan Pichler - damals bekannt als "Deutschlands ehrgeizigster Manager" - zum Konzernchef. Marketingexperte Pichler erwies sich in der großen Branchenkrise nach 2001 als überfordert. Im Herbst 2003 entließ ihn der Aufsichtsrat, und Weber konnte ihn nicht retten.
Eigentlich geht der ehemalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber in Rente - tatsächlich ist er mächtiger denn je und regelt nun gleich dreimal die Zumwinkel-Nachfolge.
https://www.sueddeutsche.de/geld/reden-wir-ueber-geld-13-edgar-most-gelernt-mit-dem-kapital-zu-tanzen-1.584476
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"Reden wir über Geld (13): Edgar Most - ""Gelernt, mit dem Kapital zu tanzen"""
00/05/2010
Edgar Most, 67, hat mehr als 50 Jahre beruflich mit Geld zu tun gehabt: In der DDR war der gebürtige Thüringer mit 24 Jahren der jüngste Bankdirektor, an ihrem Ende war er Vizepräsident der Staatsbank. Nach der Wiedervereinigung stieg er zum Chef der Deutschen Bank in Berlin und damit zum höchsten Deutschbanker aus dem Osten auf. Most redet gern, viel und ungeschminkt über die deutsch-deutschen Zustände. Der Banker im Ruhestand sieht sich seinem Namen gemäß als aktiver Brückenbauer zwischen Ost und West. Most bedeute im Russischen Brücke, sagt er. SZ: Herr Most, reden wir über Geld: Was haben Sie verdient, als Sie 1954 in Bad Salzungen mit der Banklehre anfingen? Most: Damals war ich gerade 14 Jahre alt und bekam 45 Mark der DDR im Monat. Meine Schulfreunde fuhren wie die meisten der jungen Leute aus unserer Gegend zur Lehre in den Kalischacht und bekamen 90 und im zweiten Lehrjahr sogar 120 Mark. Als Banker warste im Osten eine kleine Nummer. SZ: Auch als Staatsbanker? Most: Nicht, was die Verantwortung betrifft, beim Gehalt dagegen waren wir bis zum Ende der DDR eher Durchschnitt. Jeder Handwerker hatte mehr, jedenfalls indirekt. Viele ruhten sich während ihrer acht Stunden Arbeit aus und arbeiteten nach Feierabend schwarz. Und so haben das mit der Zeit in der DDR immer mehr gemacht, Feierabendarbeit wurde ja im Osten nicht bestraft. SZ: Jetzt schon. Most: Du kriegst die Schwarzarbeit im Osten dennoch nicht weg, die Leute sind einfach trainiert darin. Ein Unrechtsbewusstsein haben sie dabei eher nicht, schließlich sind viele von ihnen nach der Wende ohne eigene Schuld arbeitslos geworden. SZ: Zu DDR-Zeiten waren die Leute darauf trainiert, sich Westgeld zu verschaffen. Was war daran so schlimm? Most: Schlimm daran war, dass mit dieser Zweitwährung eine Zweiklassengesellschaft geschaffen wurde, die die DDR immer mehr spaltete und in der Bevölkerung Unmut erzeugte, weil man sich mit dem sauer verdienten Ost-Geld vieles nicht leisten konnte, oft nicht mal den Handwerker. Das hat ihren Leistungswillen verschlissen. Selbst die Kriminellen haben sich bei uns lieber in einem Laden bedient als eine Bank ausgeräumt. SZ: Wie wichtig war Ihnen Geld? Most: Ich bin Thüringer und sparsam erzogen worden. Geld spielte immer eine wichtige Rolle bei uns. Meine Mutter hatte drei Tassen im Schrank. In der einen war das Geld für den täglichen Verbrauch, in der zweiten das für die Anschaffungen, und in der dritten hatte sie ihre eiserne Reserve. Genauso habe ich es immer gehalten, nur haben meine Frau und ich die Tassen bald mit Konten vertauscht. SZ: Die Mauer fiel am 9. November, wann haben Sie Ihre 100 Westmark Begrüßungsgeld abgeholt. Most: Das war erst Ende November in Westberlin. Ich hatte anderes zu tun, alles war im Umbruch, wir hatten doch damals revolutionäre Zeiten. SZ: Die Revolution auf den Straßen machte vor den Bankschaltern nicht halt? Most: Sie haben ja keine Ahnung, was zu jener Zeit bei uns in der Staatsbank los war und wie sich mein Leben quasi über Nacht veränderte. SZ: Erzählen Sie. Lesen Sie weiter, warum die DDR-Tresore leer waren
DDR-Notenbanker Edgar Most über Schwarzarbeit im Osten, Geldsäcke in einem alten russischen Moskwitsch und arbeitslose Freunde.
https://www.sueddeutsche.de/geld/steuerhinterziehung-handeln-statt-hadern-1.583307
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Steuerhinterziehung - Handeln statt hadern
00/05/2010
Wenn ein Staat aus Eigennutz den Steuerhinterziehern anderer Länder hilft, wenn er die Reichen anlockt, die in ihrer Heimat das Gemeinwohl missachten, dann lebt dieser Staat auf Kosten der anderen. Wenn sich dann noch herausstellt, dass sowohl die Bank, die der Fürstenfamilie gehört, als auch jene, die mehrheitlich im Besitz der Allgemeinheit ist, jahrelang solche Geschäfte gedeckt haben, dann liegt dahinter ein System, ein Staatsplan. Dazu gehört in Liechtenstein, aber auch in der benachbarten Schweiz, die strikte Handhabung des Bankgeheimnisses und der Widerstand gegen jegliche Rechtshilfe bei Steuerhinterziehung. Mitten in Europa endet an der Grenze jede Kooperation. Detailansicht öffnen Steuerparadies Liechtenstein - ein herzliches Willkommen für Steuersünder. (Foto: Foto: dpa) Dieses eigennützige Verhalten wird in beiden Ländern gern philosophisch überhöht: Das Bankgeheimnis genieße nun mal einen hohen Stellenwert, heißt es, eine geradezu viktorianische Diskretion sei deshalb geboten. Das Recht auf Geheimnisse verkörpere das Vertrauen des Staates in die Steuerehrlichkeit seiner Bürger, und natürlich müsse das auch für die Fremden gelten. Zudem befinde sich die einheimische Finanzbranche im Standortwettbewerb. Verlässlichkeit und Berechenbarkeit seien zu schützen, denn sonst müssten die Kunden ja nach Hongkong oder Singapur ausweichen. Wenn die Beweise fehlen Diese Argumentation hatte immer schon den Vorteil, dass sie eigentlich niemanden täuschte und nichts verschleierte. Sie kam nur ein bisschen augenzwinkernd daher. Jeder wusste, dass organisierte Beihilfe zur Steuerhinterziehung stattfand. Viel zu lange konnten die Gehilfen ungehindert ihren Geschäften nachgehen. Zwar ging die deutsche Finanzverwaltung bei Kontakten ihrer Steuerpflichtigen nach Vaduz von missbräuchlicher Nutzung dortiger Banken und Stiftungen aus. Meist aber fehlten dafür die Beweise. Jetzt liegen die Methoden der Fürstenbank und der Landesbank zum ersten Mal offen. Die Politik muss daraus Konsequenzen ziehen. Dass es nicht reicht, den Missstand nur zu beklagen, zeigt gerade der US-Senat. Er hat unlängst die Schweizer Großbank UBS vorgeführt. Ein Vertreter des Geldhauses musste untertänigst versprechen, die Bank werde auf Offshore-Geschäfte mit US-Bürgern verzichten. Aus der Schweiz heraus würden also keine Bank- oder Wertschriftengeschäfte mehr mit in den USA ansässigen Kunden gemacht. Dieser Verzicht kam nicht freiwillig, denn der demokratische Senator Carl Levin drohte, "die Mauer des Bankgeheimnisses zu zerschlagen". Die Schweizer ahnten, dass sie am Ende die Banklizenz in den USA verlieren könnten. Die Europäische Union hadert stattdessen nur, ebenso die Bundesregierung. In Brüssel und Berlin jammert man darüber, dass die Geldhäuser am Rande der Alpen Steuerflüchtlinge anlocken, aber wirkliche Konsequenzen sind bislang noch nicht gefolgt. Dabei ist es bei fortgesetzter Beihilfe eine durchaus angemessene Sanktion, mit dem Entzug der Banklizenz zu drohen.
Mitten in Europa endet an der Grenze jede Kooperation: Liechtenstein und die Schweiz helfen Steuerhinterziehern noch immer. Es wird Zeit für Sanktionen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/steuerhinterziehung-paradiese-am-pranger-1.582576
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Steuerhinterziehung - Paradiese am Pranger
00/05/2010
Das Verfahren, das die Bochumer Staatsanwaltschaft unter dem Aktenzeichen 35 Js 220/07 betreibt, läuft "Gegen Dr. Feuerstein u.A. wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bzw. der Beihilfe". U. A. - das sind mindestens siebenhundert Bundesbürger (wie etwa Ex-Postchef Zumwinkel), die in Liechtenstein viel Geld vor dem Finanzamt versteckt haben sollen. Dr. Feuerstein steht für Nicola Feuerstein. Der Schweizer Jurist stand von 2001 bis 2004 der LGT Treuhand in Vaduz vor, die im Mittelpunkt der großen Steueraffäre steht. Gegen ihn und einige seiner Kollegen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Ermittlungen sogar in Australien Dass ein früherer Bankmanager aus Liechtenstein im Mittelpunkt einer der größten deutschen Steueraffären steht, ist kein Zufall. Die Strafverfolger wollen neben den deutschen Steuersündern auch deren mutmaßliche Helfer und, wenn möglich, auch die Anstifter anklagen. Die Affäre um Steuerhinterziehung mit Hilfe von Konten in der kleinen Alpenfeste zieht international immer weitere Kreise und sie zielt auf den Finanzplatz Liechtenstein, der lange Zeit unangreifbar schien. Weltweit verdächtigen Fahnder Steuerhinterzieher, über Stiftungen des Fürstentums Geld am jeweiligen Fiskus vorbei geschleust zu haben. Mittlerweile haben neben Deutschland auch Schweden, Großbritannien, Italien, Frankreich und sogar Australien Ermittlungen eingeleitet. Die Zahl der Fälle in den jeweiligen Ländern liegt zwischen 20 und 200. Zuletzt gab die US-Steuerbehörde IRS in Washington bekannt, dass sie die Liechtenstein-Konten von mehr als hundert Amerikanern untersucht. Während die ersten Verdächtigen schon Besuch von der Steuerfahndung erhalten haben, ist noch ziemlich unklar, welche politischen Konsequenzen den Steuerparadiesen drohen. Liechtensteins Regierungschef Otmar Hasler musste sich unlängst in Berlin deutliche Worte anhören, doch es ist nicht ausgemacht, dass die Bundesregierung auch eine internationale Koalition gegen Steuerflucht und Steuerbetrug zusammenbringt. An diesem Donnerstag wird in Brüssel das Protokoll über den Beitritt Liechtensteins zum Schengen-Raum unterzeichnet, das Papier muss dann von allen Schengen-Staaten ratifiziert werden. Das ist durchaus ein Druckmittel: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bereits angedeutet, dass der Bundestag sich damit schwer tun könnte, falls Liechtenstein in Steuerfragen nicht kooperiert. Merkel könnte auch beim EU-Gipfel am 13. und 14. März in Brüssel versuchen, eine gemeinsame Erklärung gegen Steuerparadiese zu erreichen. Es wird aber erwartet, dass sich Luxemburg oder Österreich dagegen stemmen: Wegen fehlender Transparenz in Steuerfragen stehen sie selbst schon lange in der Kritik. Auch aus den USA droht den Steuerparadiesen Ungemach. Die Washingtoner Steuerbehörde IRS hat bereits im Jahr 2007 Daten von einem Informanten erhalten, bei dem es sich wohl um den Zuträger des Bundesnachrichtendienstes handelt: Heinrich K. Politisch hat sich die US-Regierung zwar bisher zurückgehalten, das Parlament aber hat Steueroasen längst als Ärgernis ausgemacht. Der Senator Carl Levin hat bereits eine Untersuchung zum Fall Liechtenstein angekündigt, im Jahr 2006 legte er einen 400-Seiten-Bericht darüber vor, wie Amerikaner ihr Geld etwa auf den Cayman-Inseln vor dem Fiskus verstecken.
Auch in den USA wächst der Unmut über Steueroasen: Im Kongress liegt bereits ein Gesetzentwurf gegen Betrüger.
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Lebensmittel Wasser - Verschwendung im Olivenhain
00/05/2010
Auf den Golfplätzen an der spanischen Küste herrscht in den Sommermonaten Hochbetrieb. Erholungssuchende aus aller Welt vertreiben sich in den kühlen Morgen- und Abendstunden gern die Zeit bei einem gepflegten Spiel auf grünem Rasen. Dass dieser Luxus in einer der wasserärmsten Regionen Europas zu Lasten der Umwelt geht, darüber machen sich die wenigsten Gedanken. Detailansicht öffnen Olivenhain beim andalusischen Cordoba. (Foto: Foto: dpa) Wasserschlucker Golfplatz Dabei wäre der Bedarf an kühlem Nass, der für die Bewässerung einer Golfanlage notwendig ist, ausreichend, um eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern zu versorgen. Bei mehr als 300 Golfplätzen in ganz Spanien kommen große Mengen zusammen. In anderen Mittelmeerländern sieht es nicht besser aus. Der Tourismus boomt. Beispiel Türkei: Allein hier sind 100 neue Golfanlagen in Planung. In der Rangliste der größten Wasserverbraucher liegen die Mittelmeerländer Spanien, Italien und Portugal gleich hinter Australien, Kanada und dem Spitzenreiter USA, wo jeder Bürger im Schnitt 1.730.000 Liter Wasser im Jahr beansprucht. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Deutschen erweist sich dazu im Vergleich mit 460.000 Litern pro Jahr noch als relativ gering. Die reichen Länder verbrauchen mehr Im internationalen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im hinteren Mittelfeld unter den Industrienationen. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass es nach wie vor die reichen Länder dieser Erde sind, die weitaus mehr Trinkwasser verbrauchen als viele Schwellen- und Drittweltländer. Der Großteil an Frischwasser verschwindet jedoch nicht etwa in den Touristenhochburgen. Es ist die Landwirtschaft, die mit Abstand am meisten benötigt. Nach Berechnungen der Umweltstiftung WWF Deutschland versickern 70 bis 80 Prozent der kostbare Ressource auf Ackerböden. Weitere 10 bis 15 Prozent landen in der Industrie, der Rest in den Privathaushalten. "Vor allem die Bewässerungslandwirtschaft hat stark zugenommen ", sagt Martin Geiger, Wasserexperte des WWF. Unschlagbar sind die Amerikaner In Frankreich, Griechenland und Spanien sei die bewässerte Agrarfläche innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel auf 7,5 Millionen Hektar angewachsen. Schuld daran ist auch die Subventionspolitik der EU, die Wasserverschwendung nicht bestraft, sondern durch die Förderung einer höheren Produktion sogar noch begünstigt. So kommt es, dass Olivenhaine unter brennend heißer Sonne mit Wasser geflutet werden. Der größte Teil davon findet erst gar nicht den Weg zu den Wurzeln, sondern verdunstet noch an der Oberfläche. Unschlagbar in Sachen Wasserverbrauch sind die US-Amerikaner. Neben der Landwirtschaft tragen dort auch die Privathaushalte zum hohen Verbrauch bei. Metropolen wie Las Vegas und Los Angeles liegen in extremen Trockengebieten. Trotzdem zählt hier ein eigener Swimmingpool zur Grundausstattung eines Haushalts. Das Wasser dafür muss über Tausende Kilometer herangeschafft werden. Der chronische Mangel gilt deshalb seit Jahren als größtes Problem dieser stark wachsenden Städte.
Amerikaner verbrauchen besonders viel Wasser, doch auch im Mittelmeerraum versickern große Mengen einfach auf Ackerflächen und Golfplätzen.
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (24) - Der König der Streichhölzer
00/05/2010
Der Mann betritt den Waffenladen. Sein Gesicht ist ernst, kühl, so kennt ihn die Welt. Kaum ein Foto, auf dem Ivar Kreuger lächelt oder gar lacht. Er lässt sich Zeit, kauft er eine Pistole, eine 9-Millimeter Browning, halbautomatisch, dazu Munition. Dann verlässt er den Laden und seine Spur verliert sich im Gewirr der Pariser Straßen, an diesem späten Freitagnachmittag. Am nächsten Morgen ist Ivar Kreuger tot. Ein Mitarbeiter findet den 52-Jährigen in seiner Wohnung in der Rue Victor Emmanuel Nr. 5. Er liegt auf dem Bett, erschossen, die 9-Millimeter Browning hält er in seiner linken Hand. Es ist Samstag, der 12. März 1932, und einer der mächtigsten Finanzmagnaten der Welt ist nicht mehr am Leben. Sein Leben, das waren die Streichhölzer. Diese kleinen Stückchen Holz mit den roten Köpfchen. Sie haben ihn unglaublich reich gemacht - unvorstellbar in unserer heutigen Zeit, wo man leere Feuerzeuge wegwirft wie Zigarettenkippen. Doch in den zwanziger Jahren sind Zündhölzer wichtig, überlebenswichtig. Monopolstellung erkauft Schon Ivar Kreugers Großvater Peter stellt in Schweden Zündhölzer her und kauft mehrere Fabriken auf. Sein Vater Ernst vergrößert das Familienunternehmen weiter und übergibt es 1913 an Ivar. Er ist 33 Jahre alt, ausgebildeter Bauingenieur, hat bereits eine Baufirma gegründet und gutes Geld verdient. Doch dann nimmt er die Aufgabe an, kauft weiter Streichholzfabriken hinzu. Bald gehören ihm schwedische Wälder, Minen, Papierfabriken. Schweden ist ihm nicht genug. Nach seinem Studium hat er die Welt bereist. England, Afrika, Indien, Mexiko und vor allem: Amerika. Die große Welt soll seine Bühne sein - der Schwede Ivar Kreuger will hoch hinaus. Die labile politische Lage während und kurz nach dem ersten Weltkrieg macht es ihm leicht. Viele Staaten brauchen Geld - und das nutzt er für seine Zwecke. Kreuger geht stets gleich vor: Erst steigt er in einem Land in den Wettbewerb um Streichhölzer ein, provoziert Preiskämpfe und kauft Firmen auf. Dann macht er der Regierung ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Er leiht ihr hohe Geldbeträge zu guten Konditionen. Im Gegenzug bekommt er das Monopol für Zündhölzer. Bald beherrscht der Mann mit dem ernsten Gesicht Frankreich, Ungarn, Griechenland, Polen, Jugoslawien, außerdem einige südamerikanische Staaten. Ivar Kreuger ist der König der Zündhölzer. Die Klatschblätter lieben ihn: Er ist nicht verheiratet und reich. Beste Voraussetzungen also für Spekulationen aller Art. Außerdem lebt er glamourös, besitzt Luxuswohnungen in vielen wichtigen Städten. In Stockholm lebt er in der teuersten Privatwohnung des Landes in der Villagatan 13: 700 Quadratmeter, verteilt auf zwei Etagen und 23 Zimmer. In New York wohnt er in der Park Avenue, in Berlin am Pariser Platz. Seine schlesische Hausdame muss die Berliner Wohnung täglich mit frischen Blumen schmücken, ob Kreuger da ist oder nicht. Er liebt Blumen, in seiner Pariser Wohnung will er angeblich einen japanischen Wintergarten anlegen lassen. Auf der nächsten Seite: Welches Angebot die Weimarer Republik erhält
Ivar Kreuger baute mit Zündhölzern ein weltweites Monopol auf - scheiterte und starb. Wahrscheinlich erschoss er sich selbst.
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SZ-Serie: Die großen Spekulanten (5) - Die Frau, die aus der Kälte kam
00/05/2010
Kein schwerer Brilliantschmuck, keine glitzernde Rolex-Uhr: Elena Shaftan hält nicht viel von den Statussymbolen der Neureichen in der Londoner City, dem Finanzdistrikt. Sie trägt einen dezenten Hosenanzug und sitzt so fast ein wenig unscheinbar in ihrem Büro am Londoner Hyde Park - eine zierliche junge Frau mit auffallend roten Haaren. Doch der zurückhaltende Auftritt täuscht. Messerscharf kommen Worte wie "Umsatzrentabilität", "Cash-flow" und "Kurs-Gewinn-Verhältnis" über ihre Lippen. Sie blinzelt zum Fenster hinaus. Draußen tobt der Verkehr. "Ich liebe diese Stadt", sagt die in Riga geborene Lettin. Dann wechselt sie schnell das Thema. "Ich gehe die Dinge analytisch an", sagt sie. Ihr Englisch hat einen harten, aber durchaus wohlklingenden Akzent. Detailansicht öffnen Die Londoner Börse: "Ich liebe diese Stadt", sagt Fonds-Managerin Elena Shaftan. (Foto: Foto: dpa) Die 37-Jährige gehört zu den erfolgreichsten Fonds-Managern an Europas größtem Finanzplatz. Diese Position hat sie mit Investments in den gewinnträchtigen, aber auch riskanten Märkten des Ostens erreicht: Vor fünf Jahren legte sie für die Finanzgesellschaft Jupiter Asset Management den Fonds "Jupiter Emerging European Opportunities" auf. Seitdem erzielte der Fonds, der vor allem mit Aktien osteuropäischer und russischer Unternehmen bestückt ist, eine Wertsteigerung von mehr als 400 Prozent. Er zählt zu den Spitzenreitern im Vergleich zu anderen Osteuropa-Fonds. Inzwischen managt Shaftan zusammen mit einer Kollegin vier weitere Fonds, die auf die Region spezialisiert sind. "Ich mache meinen Job. Und den so gut wie möglich" Die konservative britische Tageszeitung Daily Telegraph kürte sie unlängst zur "Super-Frau" der City. Von solchen Attributen will Shaftan allerdings nichts wissen. "Ich mache meinen Job. Und den so gut wie möglich", gibt sie sich bescheiden. Schon gar nicht will sie sich als Ikone der Frauenemanzipation dargestellt sehen. Shaftan weiß, dass dies im Haifischbecken einer von Männern beherrschten Finanzwelt zu falschen Schlüssen führen kann. Auf den einschlägigen Partys von Hedge-Fonds- und Private-Equity-Managern werden erfolgreiche Kolleginnen häufig wie eine Art Wesen von einem anderen Stern begafft oder gerne wegen ihrer eisernen Durchsetzungskraft mit Lady Thatcher verglichen, der früheren Premierministerin. Letzteres ist dann meist wenig schmeichelhaft gemeint. "Es ist gut, wenn es Wettbewerb gibt. Gerade in der Londoner Finanzbranche will jeder ständig der Beste sein. Doch das Ganze sollte nicht auch noch zu einer geschlechtsspezifischen Frage hochstilisiert werden", meint Shaftan. Damit umreißt die professionelle Spekulantin zugleich ihr Verhältnis zur spekulativen Geldvermehrung. "Mir geht es persönlich nicht um Reichtum. Mich motiviert der Sportsgeist, im Fondsmanagement ganz vorne mitzumischen. Das ist wie beim 100-Meter-Lauf", sagt Shaftan.
Elena Shaftan lässt mit ihren Osteuropa-Fonds die männliche Konkurrenz weit hinter sich - in Sibirien hat sie einst gelernt, sich durchzusetzen.
https://www.sueddeutsche.de/geld/kinder-freizeitstudie-kicken-oder-klicken-1.575765
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Kinder-Freizeitstudie - Kicken oder klicken?
00/05/2010
Am Computer zu spielen, im Internet mit Freunden zu chatten, sich via Handy und SMS miteinander zu verabreden - das ist für die meisten Kinder heute selbstverständlich. Doch höher im Kurs stehen immer noch klassische Freizeitaktivitäten wie Freunde treffen, radeln, lesen oder kicken. Zu diesem Ergebnis kommt die Kids-Verbraucheranalyse 2008, die der Egmont Ehapa Verlag in Berlin vorstellte. Für die repräsentative Studie wurden 1631 Kinder und jeweils ein Erziehungsberechtigter befragt. Detailansicht öffnen Teures Hobby: Mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13 Jahren besitzen ein eigenes Handy. (Foto: Foto: ddp) Danach haben heute bereits 2,2 Millionen Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13 Jahren ein eigenes Handy - Tendenz steigend. Unter den Zehn- bis Dreizehnjährigen besitzen zwei Drittel ein Mobiltelefon, bei den Jüngeren immerhin schon 13 Prozent. Kostenpunkt: Im Schnitt 295 Euro pro Jahr. Rund vier der knapp sechs Millionen Kinder nutzen zu Hause einen Computer, über die Hälfte geht damit auch ins Internet. Für die Autoren der Studie ist das kein Anlass für Kulturpessimismus. Handy und Computer gehören für die befragten Kinder zum Alltag. Dennoch gaben rund 80 Prozent an, dass sie am liebsten Zeit mit ihren Freunden verbringen. Computer: Eltern setzen klare Grenzen Nur 18 Prozent der Kinder haben der Studie zufolge einen eigenen Computer. Die meisten Eltern setzen ihren Kindern im Umgang damit klare Grenzen. Viele Erwachsene machen ihren Schützlingen klare Zeitvorgaben oder verbieten Internet-Chats. Mädchen haben bei der Computernutzung stark aufgeholt. Doch Computerspiele schaffen es bei ihnen noch nicht einmal unter die Top Ten der beliebtesten Freizeitaktivitäten. Großzügig sind die Eltern bei der Unterhaltungselektronik im Kinderzimmer. 40 Prozent der Kinder besitzen eine Stereoanlage und 33 Prozent einen Fernseher. Absolute Renner sind MP3-Player, die sich inzwischen schon in jedem dritten Kinderzimmer wiederfinden. Trotzdem bleibt auch das Lesen eine feste Größe. Rund vier Millionen Jungen und Mädchen greifen zu Kinderzeitschriften, hinzu kommen Bücher und Magazine. Die Nutzung ist allerdings stark abhängig vom Bildungsgrad. So lesen zwar fast die Hälfte der Gymnasiasten, aber nur 20 Prozent der Hauptschüler regelmäßig Bücher. Taschengeld: Maß für soziale Kluft Mit rund 6,4 Milliarden Euro ist die Finanzkraft der Sechs- bis Dreizehnjährigen in Deutschland noch einmal deutlich gestiegen. 2,6 Milliarden Euro Taschengeld und Geldgeschenken geben sie vor allem für Süßwaren, Zeitschriften und Eis aus. Weitere 3,8 Milliarden Euro liegen auf den Sparkonten. Über ihr monatliches Taschengeld von durchschnittlich 23,30 Euro (gegenüber rund 22 Euro im Vorjahr) darf die Mehrheit der Kinder frei verfügen. Für Bekleidung geben die Familien pro Kind im Schnitt 319 Euro jährlich aus, für Taschengeld 279 Euro, für Spielzeug 180 und für Geldgeschenke 153 Euro. Für die steigende Zahl von Kindern in Deutschland, die im Armut lebt, spiegelt dies sicherlich nicht den Alltag wider. "Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst", räumt Ingo Höhn ein, der Geschäftsleiter Anzeigen beim Egmont Ehapa-Verlag. Dies bedeute, dass die Kinder aus wohlhabenderen Familien einen überproportionalen Anteil an dem Wachstum hätten. Ein kleiner Trost bleibt: Auch in ärmeren Familien werde an den Kindern immer zuletzt gespart.
Sind deutsche Kinder ein Jungvolk von Computer-Junkies? Eine Freizeitstudie bringt erstaunliche Einblicke in die Kinderzimmer.
https://www.sueddeutsche.de/geld/immobilienmarkt-ostdeutschland-aufkauf-ost-1.575247
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Immobilienmarkt Ostdeutschland - Aufkauf Ost
00/05/2010
Der Kontrast könnte größer nicht sein: Die weite mecklenburgische Landschaft gegen die Großstadt London. Doch Rolf Elgeti kann mit diesen Extremen gut umgehen. Der Kontrast habe seinen Verstand geschärft, sagt der sportliche 1,90-Meter-Mann. Er habe gelernt, die Dinge mit einer gewissen Gelassenheit zu betrachten, dann aber auch schnell und klar Schlussfolgerungen zu ziehen.Vielleicht muss man dazu aufgewachsen sein in einem Landstrich, den Otto von Bismarck einst so beschrieb: "Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Mecklenburg, denn dort geht sie 50 Jahre später unter". Elgeti hat den umgekehrten Weg genommen: Er ist aus dem kleinen Nest Broderstorf nahe Rostock in Europas Finanzmetropole gekommen, um den unternehmerischen Erfolg zu suchen. Detailansicht öffnen Elgeti, 31, geht mit Jeans und offenem Hemd ins Büro nahe dem Londoner Piccadilly Circus. Dort hängt ein Stadtplan von Berlin, auf dem er interessante Straßen mit Stecknadel markiert. Elgeti hofft auf Preissteigerungen in Berliner Hinterzimmern wie Wedding und Neukölln, auch wenn das dauert: "Der Immobilienmarkt ist ein Tanker, kein Schnellboot", sagt er. (Foto: Foto: old) Locker und leger Ein glänzendes Messingschild in der Dover Street nahe des Piccadilly Circus weist auf die Immobilien-Investmentgesellschaft Elgeti Ashdown hin. Rolf Elgeti, 31, residiert in einem eleganten Bürohaus. Doch die Arbeitsatmosphäre ist locker und leger. Der Firmengründer trägt ein offenes Hemd und Jeans und sagt dann Sätze wie: Es sei spannend, den "brutalen angelsächsischen Kapitalismus" mit ostdeutschen Immobilien zusammenzubringen. Elgeti deutet auf einen Berliner Stadtplan, der an der Wand in seinem Büro hängt. Mit Stecknadeln hat er seine "Claims", seine Schürfstellen, markiert. Eine Menge roter Plastikköpfe verteilt sich über die deutsche Hauptstadt. Es sind nicht die neureichen Viertel in Berlin-Mitte, die ihn interessieren, sondern die Berliner Hinterzimmer wie Neukölln und Wedding. Dort, zwischen Currywurst-Buden, Billigläden und TV-Satellitenschüsseln, sucht er nach Immobilienschätzen. Die bündelt Elgeti in Fonds und bietet britischen Investoren Anteile an. Gerade nicht die besten Lagen Während die meisten Branchenexperten "Lage, Lage, Lage" predigen, argumentiert Elgeti dagegen an: "Ich schaue mir an, was künftig zu einer erstklassigen Lage werden kann. Es gibt viele interessante Objekte in weniger bekannten Lagen, die ein erhebliches Wertsteigerungspotenzial haben", sagt er. Den schnellen Euro könne man so nicht machen. Doch Elgeti setzt auf langfristige Rendite: "Der Immobilienmarkt ist ein Tanker, kein Schnellboot", sagt er.
Rolf Elgeti kauft von London aus ostdeutsche Immobilien und verspricht den Briten ein gutes Geschäft.
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China auf der Überholspur - Neue Spieler im Rohstoff-Monopoly
00/05/2010
Weltweit boomt die Rohstoffbranche. Die Preise für Erdöl, Eisenerz, Kupfer, Zink und Nickel brechen einen Rekord nach dem anderen. China ist zu einem der mächtigen Mitspieler am Markt aufgestiegen. Chinas boomende Wirtschaft lechzt nach Rohstoffen. Schon heute ist das Reich der Mitte hinter den USA der zweitgrößte Ölverbraucher. Doch Maos Erben wollen sich nicht mit der Rolle eines Handelspartners westlicher Öl- und Rohstoffkonzerne zufriedengeben. Sie schicken ihre Unternehmen rund um den Globus auf die Jagd nach dem schwarzen Gold und wertvollen Erzen. Detailansicht öffnen Der Fall Unlocal: Im Jahr 2005 scheiterte die Übernahme durch die chinesische Cnooc. Unlocal wurde an Chevron-Texaco verkauft - und blieb amerikanisch. (Foto: Foto: dpa) Chinas führende Öl- und Rohstoffkonzerne sind Petrochina, China National Offshore Oil Corporation (Cnooc), China Petroleum and Chemical Corporation (Sinopec), Aluminium Corporation of China (Chinalco), Sinosteel und Baosteel. Sie sind zu ernsthaften Konkurrenten von Exxon-Mobil, BP, Royal Dutch und BHP Billiton aufgestiegen. Obwohl die chinesischen Unternehmen an der Börse notiert sind, bleiben sie de facto Staatsbetriebe. Die kommunistische Regierung will das Zepter nicht aus der Hand geben. Führungs- und Entscheidungsstrukturen werden von Peking aus gesteuert. Jeder Topmanager hat den Segen der Partei. Damit sind die Konglomerate auch integraler Bestandteil der chinesischen Außen- und Sicherheitspolitik. Jagd nach Öl und Erzen Der "hungrige Drache", wie das britische Wirtschaftsmagazin Economist China bezeichnete, hat keine Skrupel, sich mit Potentaten und Diktatoren einzulassen, wenn es den wirtschaftlichen Interessen dient. Vor allem Afrika wird immer stärker zum Rohstofflieferanten. Angola, eines der korruptesten Länder des Kontinents, exportiert mittlerweile mehr Öl nach China als Saudi-Arabien. Aus Sambia kommt Kupfer, Gabun liefert Mangan. Peking lockt diese Länder mit großzügiger Wirtschaftshilfe. Gleichzeitig nutzen die roten Konzernherren die Gelegenheit, um lukrative Geschäfte mit despotischen Regimes abzuschließen. Menschenrechte und Umweltschutz sind zweitrangig. Umgerechnet etwa sechs Milliarden Euro haben chinesische Unternehmen Brancheninformationen zufolge in Afrika investiert, der Großteil davon in Ölförder- und Rohstoffprojekte. Zwar haben die westlichen Konkurrenten nach wie vor beim Einsatz komplizierter Technik einen Vorsprung. Doch dieser wird von Jahr zu Jahr geringer. Chinas Konzerne lernen rasch und vor allem haben sie den Vorteil, dass sie bei ihrer weltweiten Expansion weniger politische Rücksichten nehmen müssen. Petrochina, Schwergewicht an der Börse in Hongkong und Shanghai, hat nach Angaben der amerikanischen Energieberatungsfirma PFC Energy 20,5 Milliarden Barrel Ölreserven. Übertrumpft werden die Chinesen nur noch von Exxon-Mobil. Der weltweit größte Ölkonzern hat 22,8 Milliarden Barrel Reserven in seinen Büchern. Petrochina schickt seine Ingenieure und Explorationsteams in die venezolanischen Urwälder ebenso wie in die Steppe Kasachstans. Lesen Sie im zweiten Teil, wieso es für chinesische Konzerne schwierig ist, im Ausland zu expandieren.
Shell, Exxon und Rio Tinto müssen sich warm anziehen: Chinesische Konzerne sind zu ernsthaften Konkurrenten der Konzerne aufgestiegen.